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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 142
Freitag, den 25. Mai 1923
186. Jahrgang
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Aufruhr. Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung
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von Schadenerſatz. Bei Konhurs oder gerichtlicher
Beitreibung fällt jeder Rabatt weg
Poincaré demiſſioniert.
Paris, 24. Mai. (Wolff.) 8.30 Uhr abends. Das
Kabi=
nett, das um 8 Uhr unter dem Vorſitz Poincarés
zuſam=
mengetreten iſt, um über den Beſchluß des Senats in der
Ange=
legenheit Cachin und Genoſſen zu beraten, beſchloß, ſeine
Demiſſivn einzureichen, da es in dem
Senatsbe=
ſchluß ein Mißtxauensvotum erblickt, durch das das
Kabinett außerſtande geſetzt wird, der kommuniſtiſchen
Machen=
ſchaften Herr zu werden. Die Miniſter haben ſich ſofort zum
Elyſé begeben. Der Präſident der Republik hat die
Demiſſion abgelehnt.
Paris, 24. Mai. (Wolff.) Der als Staatsgerichtshof
kon=
ſtituierte Senat hat ſich nach dreieinhalbſtündiger Beratung in
der Angelegenheit Cachin und Genoſſen als unzuſtändig
erklärt. Dieſer Beſchluß iſt mit etwa 30 Stimmen Mehrheit
ge=
faßt worden.
Baldwins Hauptſorge.
London, 24. Mai. (Wolff.) Reuter meldet: Das
Ka=
binett wird im allgemeinen unveränder: bleiben.
Bald=
wins Hauptſorge, iſt die Beſetzung des Amtes des
Schatzkanzlers; der vormalige Schatzkanzler Sir Robert
Horne hat die Annahme des Poſtens abgelehnt.
TU. London, 24. Mai. Sir Robert Horne hat den
Eintritt in das neue engliſche Kabinett endgültig abgelehnt.
TU. London, 24. Mai. Geſtern galt es noch als
ziem=
lich ſicher, daß die Perſonalien des neuen Kabinetts morgen
be=
kanut gegeben werden. Wie aus anderen Quellen verlautet,
nimmt ſich jedoch Stanley Baldwin genügend Zeit, um ſein
Ka=
binet zu bilden. Er geht dabei von der Abſicht aus, die
Kon=
ſervative Partei wieder in ſich zu vereinigen und unter ſeiner
Präſidentſchaft ein Kabinett zu ſchaffen, dem auch verſchiedene
ſeparatiſtiſche Mitglieder der Partei angehören werden, die ſich
aus Anhänglichkeit an Lloyd George bisher von ihr getrennt
haben.
Vom Tage.
Von dem neuen 500 Mark=Hartgeld follen insgeſamt 90 Milliarden
Mark ausgegeben werden. Vorausſichtlich werden auch
Tauſend=
markſtücke geprägt werden.
Wie verlautet, wuird in dieſen Tagen eine Vevordnung des
Reichs=
arbeitsminiſteriums veröffentlicht werdeu, durch die die ſeit April
geltenden Höchſtſätze der Erwerbsloſenunterſtützung keiten des Auslandes iſt mir in letzter Woche die Frage geſtellt
mit Wirkung vom 14. Mgi um ein Drittel erhöht werden.
Zur Stunde finden in Gelfenkirchen zwiſchen den Vertretern
der Stadt. Vertretern der Gewerkſchaften und der politiſchen Parteien
Beſprechungen ſtatt, wvorin beſonders die Bildung eines
Ordnungsdienſtes beraten werden ſoll.
Ueber den franzöſiſch=belgiſchen Einmarſch ins Ruhrgebiet hat die
Reichsvegierung ſoeben die dritte Folge der Aktenſtücke
her=
ausgegeben. Sie gibt die einzelnen Gewalttaten der
Be=
werden können.
Pariſer Zeitungen melden, daß der zum Tode verurteilte
Kauf=
mann Schlageter erſchoſſen worden iſt.
Die neuen franzöſiſchbelgiſchen Vephandlungen
in Paris werden am Sonntag ihren Anfong nehmen. Ueber den
Gegenſtand der bevorſtehenden Verhandlungen erfährt der
Intran=
ſigeant, daß es ſich darum hanbele, für das Ruhrgebiet ſtrenge
Ver=
haltungsmaßnahmen feſtzuſetzen. Man vvolle die Exträgniſſe der
Ruhr=
ausbeute ſteigern.
Der franzöſiſche Senat hat die Einführung der
Sommer=
zeit beſchloſſen. Die Regierung mußte die Vertrauensfrage
ſtellen. Bei der Abſtimmung waren 151 Senatoven für und 86
Sena=
toren gegen die Vorlage, bei 59 Stimmenthaltungen. Die Sommerzeit
tritt in der Nacht vom Samstag zum Sonntag in Kraft.
An der polniſch=litauiſchen Grenze iſt es zu einem heftigen
Zu=
ſammenſtoß zwiſchen Litauern, die ein Dorf beſetzt hatten,
und dolniſcher Grenzwache gekommen. In einem
mehr=
ſtündigen Feuergefecht wurden die Litquer mit unbekannten Verluſten
vertrieben. Auf polniſcher Seite gab es drei Tote und einen
Ver=
wundeten.
Dollarkurs in Frankfurt am 24. Mai,
abends //7 Uhr: 54 500.
Anarchiſche Zuſtände in Geſſenkirchen. — Das Polizeipräſidium in Brand. — Sinnloſe
Zerſtörung von Akten. — Begünſtigung des Terrors durch die Franzoſen.
Gelſenkirchen, 2. Mai. (Wolff.) Die blutigen
Ereig=
niſſe, die ſich am Mittwoch hier abgeſpielt haben, ſind die
Fol=
gen der Vertreibung der deutſchen
Schutzpoli=
zei durch die Franzoſen. Wie erinnerlich, hatte gerade die
Gel=
ſenkirchener Schutzpolizei, die mit der Bevölkerung in beſtem
Einvernehmen ſtand, den beſonderen Zorn der franzöſiſchen
Be=
ſatzungstruppen hervorgerufen, die ſeinerzeit mit großem
Auf=
gebot eine militäriſche Expedition nach Gelſenkirchen unternahm,
die Schutzpolizei entwaffnete, mißhandelte und verhaftete. Der
von Gelſenkirchener Bürgern gebildete Selbſtſchutz konnte
auch im Verein mit der ſtädtiſchen Feuerwehr im Ernſtfall einen
wirkſamen Erſatz für die Schutzpolizei nicht abgeben.
Die Mißſtimmung über die Preisſteigerung
der letzten Tage, die ſich im Ruhrgebiet in verſtärktem Maße
be=
merkbar machte, wurde von kommuniſtiſchen Hetzern benutzt, um
die Erregung in Gelſenkirchen zu ſteigern. Die Bildung
wilder Kontrollkommiſſionen veranlaßte den
Selbſt=
ſchutz zum Eingreifen. Nunmehr traten die proletariſchen
Hun=
dertſchaften aus Gelſenkirchen und Umgebung in Aktion.
Die=
ſen Hundertſchaften der Kommuniſtn ſchloß ſich verbrecheriſches
Geſindel in großer Zahl an. Nachdem es den Aufrührern in
den Abendſtunden gelungen war, das Gelſenkirchener
Poli=
zeipräſidium zu beſetzen, wurde verſucht, das Gebäude
in Brand zu ſtecken. Dieſer Verſuch hätte, wenn er voll
gelungen wäre, für die Stadt die furchtbarſten Folgen haben
können, da Gelſenkirchen zurzeit auch ohne jeden Feuerſchutz iſt.
Die Aufrührer begnügten ſich damit, ſämtliches
Aktenmate=
rial der Polizei, Schreibmaſchinen und Lebensmittel aus den
Fenſtern zu werfen und auf der Bankſtraße zu verbrennen.
Dieſes ſinnloſe Zerſtörungswerk fand indeſſen bei der
Arbeiter=
ſchaft heftigen Widerſpruch, die ihre Beſchlüſſe zur gegenwärtigen
Lage heute faſſen dürfte.
Mißhandlung von Feuerwehrſeuten.
In den heutigen Morgenſtunden, wurde das vollſtändig
ausgebrannte Polizeipräſidium von den
Aufrüh=
rern noch beſetzt gehalten. Die Stadtverwaltung
Gelſen=
kirchen nahm den Dienſt wieder auf. Das Rathaus iſt noch
un=
beſetzt. In der Stadt herrſcht nach wie vor große Erregung, da
bei dem Fehlen jeglicher ſtaatlichen Machtmittel die Entwickelung
der Dinge unberechenbar iſt. Die in Gelſenkirchen ſeit wenigen
Tagen einquartierten franzöſiſchen Truppen haben,
wie aus einwandfreien Zeugniſſen Gelſenkirchener Bürger und
Arbeiter hervorgeht, die Herbeiführung der jetzigen
auarchiſchen Zuſtände begünſtigt. Die proletraiſchen
Hundertſchaften wurden bei ihrem Anrücken von den
franzöſi=
ſchen Soldaten mit lebhaften Zurufen begrüßt. Die franzöſiſchen
Soldaten ermunterten die aufrühreriſche Menge geradezu zur
Plünderung des Polizeipräſidiums und wieſen im beſonderen
auf die Zerſtörung der Akten hin. Wie verlautet, ſind
Mitglie=
der des Selbſtſchutzes von den franzöſiſchen Beſatzungstruppen
verhaftet worden. Der ſtellvertretende Oberbürgermeiſter von
Gelſenkirchen, v. Wendelſtädt, erhob bei den franzöſiſchen
Beſatzungsorganen Beſchwerde, weil von den Franzoſen die
Ordnungsmannſchaften der Stadt tätlich angegriffen wurden.
So ſind u. a. zwei Feuerwehrleute durch Bajonettſtiche
und Kolbenſchläge von franzöſiſchen Soldaten ſchwer
mißhandelt und verletzt worden.
Die Zahl der Opfer.
Gelſenkirchen, 24. Mai. (Wolff.) Heute nacht ſind
noch zwei von den geſtern Schwerverletzten ihren Verletzungen
erlegen, ſo daß ſich die Zahl der Toten auf ſieben er=
höht. Heute zeigt die Stadt äußerlich ein ruhiges Ausſehen.
Die Geſchäfte und Wirtſchaften ſind noch geſchloſſen. Die
Stra=
ßenbahn aber verkehrt wieder. Der Brand im Polizeipräſidium
konnte heute morgen gelöſcht werden. Das obere Stockwerk iſt
ausgebrannt. Der Platz vor dieſem Gebäude iſt durch Stricke
abgeſperrt. Mehrere 15= bis 20jährige Jünglinge mit roten
Armbinden verſehen den Ordnungsdienſt. Heute vormittag
rück=
ten aus der Umgebung mehrere Hundertſchaften an, die ſich auf
einer Wieſe verſammelten, ſich aber wieder zurückzogen, als ſie
hörten, daß mit der Stadtverwaltung wegen der
Ueber=
nahme des Schutzes der Stadt durch die
Arbei=
ter Verhandlungen im Gange ſeien.
TU. Gelſenkirchen, 24. Mai. Die Zahl der Opfer in
Gelſenkirchen hat ſich auf 11 Tote, darunter einer auf Seiten des
Ordnungsſchutzes, und mehrere Schwerverletzte und auf über 70
ins Krankenhaus eingelieferte Verletzten erhöht. Heute
mor=
gen iſt es zu großen Unruhen und Plünderungen nicht gekommen.
Ausbreitung des kommuniſtiſchen Terrors.
TU Bochum, 24. Mai. Die Kommuniſten verſuchen, auch
das Bochumer Revier in den Ausſtand zu treiben. In
verſchie=
denen Landgemeinden, ſo auch in Weitmar, treten kommuniſtiſche
Banden auf. Der Kommuniſtenführer Falkus hielt heute früh
auf den Zechenplätzen, der Zeche „Präſident I”, eine Hetzrede
unter völliger Entſtellung der blutigen Gelſenkirchener
Vor=
gänge. Auf mehreren Zechen, ſo auf „Prinz von Preußen”,
„Karoline” und „Bochum”, wurden die Bergleute von den
Kom=
muniſten aus den Förderkörben getrieben und die Maſchiniſten
gezwungen, die Förderung einzuſtellen.
Das Langendreerer Revier befindet ſich infolge des
kommu=
niſtiſchen Terrors im Ausſtand. Auf den Zechen „Heinrich”,
„Guſtav” und „Mansfeld” ruht die Arbeit. Auf den Zechen
„Präſident”, Schacht 1, „Prinz von Preußen” und „Karoline‟
arbeiteten die Morgenſchichten nicht. Auf mehreren Schächten
ſind die Verſuche der Kommuniſten, die Belegſchaften in den
Ausſtand zu treiben, geſcheitert. Auf allen Werken der
Bochu=
mer Eiſeninduſtrie wird heute gearbeitet.
Eine Verſammlung der Arbeiterſchaft der „Rombacher
Hütte” hat geſtern mit großer Mehrheit beſchloſſen, nicht in den
Ausſtand zu treten. Heute morgen zogen mehrere Hunderte von
Kommuniſten, durchweg junge Burſchen, auf den Bochumer
Wochenmarkt und zwangen die Händler, die Preiſe
herabzu=
ſetzen. Zwei Buden wurden umgeworfen. Darauf verließen
ſämtliche Händler den Markt, und die Geſchäftshäuſer der
um=
liegenden Straßen ſchloſſen die Lokale. Zu weiteren Auftritten
kam es jedoch am Vormittag nicht. Immerhin weilen noch
etwa 100 junge Burſchen auf dem Altmarkt. Heute nachmittag
hielten die Kommuniſten eine Verſammlung ab.
Ein Arbeiter=Sicherheitsdienſi.
Gelſenkirchen, 24. Mai. (Wolff.) Bei den
Ver=
handlungen im Rathauſe wurde folgendes vereinbart: Es
ſoll eine viergliedrige Kommiſſion gebildet werden, beſtehend aus
je einem Vertreter des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes, des
Aü=
gemeinen Deutſchen Gewverkſchaftsbundes, des
Gewerkſchafts=
ringes und der Union der Hand= und Kopfarbeiter. Dieſer
Kom=
miſſion, die den Schutz der Stadt übernimmt, wird als
fachmän=
niſcher Berater Polizeiinſpektor Frederking zur Seite geſtellt.
Für den Schutz der Stadt haben zu ſtellen: die Freien
Gewerk=
ſchaften 100, die Unioniſten 100, die Chriſtlichen 75 und die
Hirſch=Dunckerſchen Gewerkſchaften 75 Mann. Die neue
Organi=
ſation tritt morgen in Kraft.
Die Beantwortung der Noten.
Von
Geſandten a. D. L. Raſchdau.
Von drei berſchiedenen, uns nicht übelwollenden
Perſönlich=
worden: Warum zahlen die Deutſchen nicht? Es waren Leute,
die Zeitungen zu leſen pflegen, die den Willen haben, ſich
auf=
zuklären, und die dennoch ſolche — man kann nichts anders
ſagen — einfältige Frage ſtellten. Unſer Statiſtiſches Amt hat
letzthin eine Zuſammenſtellung unſerer Leiſtungen
herausgege=
ben, die ſolchen Fragern in die Hand gegeben werden ſollte und
weiteſte Verbreitung verdient. Es gibt wohl, auch in den uns
einſt feindlichen Ländern, ſo beſonders in England, Organe, die
ſatzungsmächte wieder, ſoweit ſie einwandfrei aktenmäßig belegt mit Sachkenntnis von dieſen Dingen reden, aber ſie ſind in der
Minderheit. Die anderen Blätter wiſſen von den wirtſchaftlichen
und ſozialen Zuſtänden Deutſchlands nichts, oder wollen davon
nicht ſachgemäß reden. Es mag als Beiſpiel hier ein Satz aus
einem der verbreitetſten Blätter Englands wiedergegeben
wer=
den, der einen erſchreckenden Beweis für den Tiefſtand des
eng=
liſchen Leſers gibt, den jenes Blatt vorausſetzt, um ſolches Zeug
ihm zu bieten.
Es war in dem Artikel entwickelt, wie Deutſchland es
ver=
ſtanden habe, Milliarden ſeiner wertloſen Noten im Auslande
unterzubringen und auf dieſe Weiſe ſeine gewaltige
Kriegs=
ſchuld dieſem aufzuhalſen. In dieſem Verfahren brauche es nur
zu beharren, um ſchließlich feiner Laſten ſich zum Nachteil des
Auslandes zu entäußern, während es für ſeine bei niedrigem
Lohn hergeſtellten Waren das Gold des Auslandes heranziehe.
Der Artikel ſchließt wörtlich:
„So ſvürde es (bei Fortſetzung dieſer Entwicklung) mit
England als Induſtrieland vollſtändig aus ſein. Hungersnot
und in der Folge Hinſterben würden aus England einen
Kirch=
hof mnachen, die Ueberlebenden würden zum Ackerbau gezwungen,
eventuell von Deutſchland annektiert werden, und ihr Lano
würde nur als Haltepunkt für die Ueberſchwemmung von Nord=
und Südamerika dienen.”
So ſchreibt während der tiefſten deutſchen Not die Daily
Mail, und den ganzen Artikel fand ich wieder in einer mir aus
Amerika zugeſandten Wochenſchrift (Literary Digeſt), die ihn
einfach abdruckt. Man wende nicht ein, daß es eins der uns
feindſeligſten Blätter Englands iſt, das fo ſpricht. Etwas von
dem Geiſte wohnt auch in dem maßvoller denkenden Engländer.
Er wird beherrſcht von der Sorge von einer zu ſchnellen
wirt=
ſchaftlichen Wiedererhebung Deutſchlands. In der
verhältnis=
mäßig geringen Ziffer unſerer Erwerbsloſen, in der Steigerung
der Erträgniſſie unſerer Großinduſtrie — ſo trügeriſch auch dieſes
Bild iſt —, in dem Wachstum der deutſchen Handelsflotte glaubt
der durchſchnittliche Engländer ebenſo eine Gefahr zu erblicken,
wie der Franzoſe in der zunehmenden Bevölkerung Deutſchlands,
und es entſpricht daher dem Willen der Mehrheit in der
öffent=
lichen Meinung Englands, wenn ſeine Staatsmänner die
finan=
ziellen Verpflichtungen Deutſchlands in das Unerfüllbare zu
ſteigern trachten. Gewiß, auch die engliſche Regierung wünſcht
die Wiederherſtellung des Friedens, und zwar im Unterſchiede
von Frankreich ohne weitere Veränderungen der politiſchen
Grenzen, aber in der Frage der wirtſchaftlichen Belaſtung des
einſt ihm gefährlichen Nehenbuhlers zeigt ſie in ihrer letzten Note
keine Schonung. Es machen ſich in unſerer Preſſe Stimmen
be=
merkbar, die dem harten Text der Note mildernde Umſtände
be=
willigen, indem ſie daraus das Bemühen erklären wollen,
Frank=
reich an der Stange zu halten und die Fortſetzung der
Ver=
handlungen zu ſichern. Möglich, daß dem ſo iſt, und jedenfalls
iſt es die Haltung Englands in den letzten Tagen geweſen, die
das Pariſer Kabinett veranlaßt hat, auf die urſprünglich
beab=
ſichtigte ſofortige Abweiſung weiterer Verhandlungen zu
ver=
zichten. Schon aus dieſem Verhalten werden wir daher jetzt
nicht den Schriftwechſel abbrechen dürfen, und wäre es nur aus
dem Grunde, Poincaré zum Bekenntnis ſeiner Ziele zu nötigen.
Denn ſchließlich werden unſere Gegner nicht bloß beanſpruchen
dürfen, daß wir in unſerem Angebot das Höchſtmaß unſerer
Leiſtungen bezeichnen, ſondern ſie werden ihrerſeits das
Mindeſt=
maß ihrer Forderungen kundgeben müſſen. Und da werden wir
ja ſehen, wie weit ſich die franzöſiſche Regierung tatſächlich zu
den Darigeſchen Plänen bekennt, die ja doch auch die engliſchen
Staatsmänner abweiſen. Der jetzige Schriftwechſel hat
weſent=
lich den Zweck, vor der Welt feſtzuſtellen, ob es überhaupt ein
deutſches Angebot gibt, das der franzöſiſchen Gewaltpolitik ein
Ende zu ſetzen vermag.
Aber freilich, wir werden jetzt vor die hochnotpeinliche Frage
geſtellt, wie weit wir unſer bisheriges Geldangebot erhöhen und
welche Bürgſchaften wir leiſten können. Wenn wir von dem
Führer der politiſchen Partei, der der Reichskanzler am nächſten
ſteht, die Auffaſſung vertreten hören, daß die Wahl zwiſchen
namigare und vivere, d. h. zwiſchen der Erhaltung des Staates
und der Schonung des materiellen Beſitzes, nicht zweifelhaft ſein
könne, ſo läßt ſich theoretiſch dagegen ſicher nichts einwenden.
Aber praktiſch nähern wir uns immer mehr der Gefahr, daß das
Uebermaß der Forderungen uns ſchließlich weder das navigare
noch das rivere geſtatten wird. Und hierauf ſollte doch in der
Antwort, die wir der engliſchen und der italieniſchen Regierung
geben, hingewieſen werden. Wir ſollten in eindrucksvoller Kürze
in einige der im Auslande noch immer nicht genug bekannten
Einzelheiten eintreten, ſollten von neuem hervorheben, daß
unſere Leiſtungen bereits die 50 und mehr Milliarden Goldmark
erreicht haben, daß in einem großen Teil des Reiches 50 Prozent
der Bevölkerung unterernährt iſt, dahinſiecht und
leiſtungs=
unfähig wird, daß die Vergewaltigung des Ruhrgebiets unſere
Lage ſeit den Januarvorſchlägen der engliſchen Regierung weiter
beträchtlich verſchlimmert hat. Wir ſollten in dieſem
Zuſam=
menhang uns nicht ſcheuen, das Ruhrproblem, dem die fremden
Noten ſo ängſtlich aus dem Wege gehen, anzuſchneiden, da es ja
doch innig zuſammenhängt mit der Möglichkeit, die zugeſagten
Leiſtungen zu erfüllen und die Wiederherſtellung der Ordnung
an der Ruhr auch im Intereſſe der Italiener und
Englän=
der liegt.
Es heißt, daß die deutſche Regierung jetzt einige Vorfragen
in London ſtellt, bevor ſie an die Abfaſſung ihrer Antwort
gehen will. Sie hätte gut getan, dieſe Vorfragen zu ſtellen, bevor
ſie das erſte Angebot auf den Rat des britiſchen Kabinetts
er=
ließ. Jetzt bleibt nichts übrig, als auf die Gründe einzugehen,
die jenes Angebot rechtfertigen. Der Ernſt unſerer
Bereitwillig=
keit wird ſich mit einem ſolchen Nachweis, der ſich auch vor der
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 25. Mai 1923.
Numter 142.
Ueberprüfung durch Sachverſtändige neutraler Herkunft nicht
ſcheut, erfolgreicher erweiſen, als eine erzwungene und damit
unſichere Erhöhung der Bedingungen. Nicht ſowohl um ein
höheres Angebot ſollte es ſich jetzt für uns handeln, als um den
Nachweis unſerer Zwangslage, die uns ein Mehr nicht geſtattet.
Und auch bei dieſer Gelegenheit wird es in unſevem Intereſſe
liegen, an das immer wiederkehrende Schuldproblem zu rühren.
„Die öffentliche Meinung eines Teils des Auslandes,” ſo können
wir in unſerer Antwort wohl ſprechen, ſcheint immer noch ſelbſt
die härteſte Behandlung des Beſiegten aus dem Grunde zu
bil=
ligen, daß ihm die Alleinſchuld an dem furchtbarſten aller Kriege
beizumeſſen ſei. Inzwiſchen aber haben ſeit Verſailles die
zahl=
reichen Enthüllungen aus den geheimen Archiven dargetan, daß
ſich dieſe Anklage nicht mehr aufrecht erhalten läßt, ſind doch jetzt
in faſt allen Landern und nicht zum wenigſten auch in
Frank=
reich, zahlreiche Hiſtoriker und Politiker von Ruf aufgeſtanden,
die das Unzutreffende jenes Vorwurfs eindringlich bekannt
haben.” Gegenüber dem hochfahrenden Tone, den die fremden
Noten gegen uns gebrauchen, erſcheint ein ſolches Wort, das ſich
jeder direkten Anklage enthält, wie eine berechtigte ſachliche
Ver=
teidigung.
Die Vorbereitung der deutſchen Antwori.
* Berlin, 24. Mai. (Priv.=Tel.) Heute nachmittag findet
eine Beſprechung der an der Reparationsfrage beteiligten
Reſ=
ſorts ſtatt, in der zu den verſchiedenen Referentenentwürfen für
die deutſche Antvort auf die letzte Note der Ententemächte
Sellung genommen werden dürfte. Von parlamentariſcher Seite
verſtärkt ſich der Druck auf die Reichsregierung, um ſie zu einer
baldigen Herausgabe einer eingehend fundierten Antwort zu
veranlaſſen. Ohne daß von Unſtimmigkeiten geſprochen werden
kann, ſcheinen doch innerhalb des Kabinetts noch verſchiedene
Meinungen über den geeigneten Zeitpunkt und die gebotene
Form dieſer Antwort zu herrſchen. Schon aus dieſem Grunde
iſt anzunehmen, daß der Oeffentlichkeit früheſtens in der nächſten
Woche die gefundenen Richtlinien bekannt gegeben werden.
Einige Schwierigkeiten dürften die Verhandlungen mit den
Län=
dern ergeben, deren Beſitz an Sachwerten bei der Löſung der
Garantiefrage in Rechnung zu ſtellen iſt.
Man ſpricht in politiſchen Kreiſen davon, daß auf eine
Lon=
doner Anregung hin, auch die Heranziehung der Zölle,
der Reichsmonopole und der Einnahmen der
Reichseiſenbahn geprüft wird. Weiter dürften in Kürze
ſehr ſchwerwiegende Verhandlungen mit der Induſtrie
aufge=
nommen werden, die unter ganz beſtimmten Geſichtspunkten
be=
reit iſt, über ihre Stellungnahme zur Garantiefrage zu beraten.
Es iſt nicht unmöglich, daß in der für heute angeſetzten
Präſi=
dialſitzung des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie ein
da=
mit zuſammenhängender Beſchluß gefaßt wird, deſſen
Einzel=
heiten ſich allerdings bis zur Fertigſtellung der deutſchen
Ant=
wort der Kenntnis der Oeffentlichkeit entziehen werden. Die
In=
duſtrie hat bereits bei früherer Gelegenheit ihre Bereitwilligkeit
zu erkennen gegeben, auch mit ihrer Subſtanz hinter eine Aktion
der Regierung zu treten, wenn die Sicherheit gegeben wird, daß
auf dieſe Weiſe eine endgültige Reparationsregelung erfolgen
kann und dieſe Stützungsaktion einen Eingriff in den inneren
Geſchäftsgang und den Verwaltungsbetrieb ausſchließt.
In dieſem Zuſamnenhang wird die Frage der Möglichkeit
einer Produktionsſteigerung erneut aktuell werden. Große
Schwierigkeiten bereiten ferner das Finden eines
Verteilungs=
ſchlüſſels für die Belaſtungen, die in gleichem Maße wie von der
Induſtrie auch von Finanz und Handel, Landwirtſchaft und
ſtädtiſchem Haus= und Grundbefitz übernommen werden müſſen.
Die Löſung aller dieſer Fragen, die den Kernpunkt der deutſchen
Antwort umfaſſen, wird noch geraume Zeit erfordern, da dieſe
aller Vorausſicht nach davon abſehen wird, das Anleiheproblem
erneut in die Debatte zu ziehen und auch in bezug auf die zu
nennende Ziffer keine neuen Momente vorbringen dürfte. Dieſe
Zeit muß ja auch der deutſchen Regierung in Anbetracht der
Be=
deutſamkeit dieſes Schrittes von der Gegenſeite zugebilligt
wer=
den, zumal die Programerkündung des neuen engliſchen
Kabi=
netts in den nächſten Tagen noch nicht zu erwarten iſt.
Internationales lichtſcheues Geſindel.
Zu den kommuniſtiſchen Unruhen wird von=
zu=
ſtändiger Stelle mitgeteilt: Seit der Auflöſung der Schutzpolizei
des Ruhrgebiets durch die Franzoſen hat ſich in dieſem Gebiet
zahlreiches internationales lichtſcheues Geſindel
zuſammengefunden. Dieſe Elemente unterſtützen die Ziele der
deutſchen und ruſſiſchen kommuniſtiſchen Provokateure, um im
Trüben fiſchen zu können. Die Auflöſung der Schutzpolizei macht
es der preußiſchen Regierung unmöglich, Ruheſtörern wirkſam
entgegenzutreten. Dagegen wurden ſämtliche Behörden,
insbe=
ſondere die Polizeibeamten des unbeſetzten Gebietes,
angewie=
ſen, mit allen Mitteln gegen etwa auftretende
kommuniſtiſche Hundertſchaften vorzugehen.
Ausdehnung der Streikbewegung.
TU. Dortmund, 24. Mai. Der Zechen= und
Metallarbei=
terſtreik hat ſeit heute morgen größeren Umfang angenommen.
Es ſtreiken heute die Belegſchaften der Zechen „Miniſter Stein”
und „Hardenberg”, „Kurl”, „Kaiſerſtuhl 1 und 2‟, „Freie Vogel”
und „Unverhofft” ſowie „Neu=Iſerlohn” Auf der Zeche „
Tre=
monia” arbeiten Dreiviertel der Belegſchaft, auf Zeche „Holland”
die Hälfte, auf Zeche „Preußen” 2200 Mann unter dem Schutze
der Schupo. Die Arbeiter der Eiſenwerke ſtreiken faſt vollzählig.
Heute vormittag 9 Uhr fand eine Verſammlung der Arbeiter
des Eiſenwerkes Höſch ſtatt, in der beſchloſſen wurde, weiter zu
ſtreiken, bis die Forderungen erfüllt ſind. Es wurde dagegen
proteſtiert, daß der Streik ein politiſcher Kampf ſei. Die
Ver=
waltung des Werkes hat die Zuſage gemacht, 60 000 Mk.
Teue=
rungszulage und 25 Prozent Lohnerhöhung zu zahlen.
U Gelſenkirchen, 24. Mai. Die Stillegungsaktion
durch Stoßtrupps der Kommuniſten ging auch in den
erſten Nachmittagsſtunden weiter vor ſich. Indeſſen wurde von
andern kommuniſtiſchen Trupps eine regelrechte Jagd auf
Mitglieder des Selbſtſchutzes ausgeführt. Während
es einem Teil dieſer Selbſtſchutzleute gelang, ſich in Sicherheit
zu bringen, konnten dennoch von den Kommuniſten mehrere
feſt=
genommen werden. Ihr jetziger Aufenthalt iſt unbekannt. In
einer heute nachmittag um 4 Uhr ſtattfindenden
Belegſchaftsver=
ſammlung ſoll der Generalſtreik ſämtlicher Zechen des
Betriebs=
bezirkes Gelſenkirchen proklamiert werden.
In Remſcheid haben 3000 Arbeiter der Metallinduſtrie
wegen Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt.
Der Ruhrkrieg.
Mülheim, 24. Mai. (Wolff.) Das hier liegende
franzö=
ſiſche Bataillon iſt am Sonntag um eine Kompagnie Alpenjäger
verſtärkt worden; heute traf ein weiteres Bataillon ein, das
im Stadtteil Dümpten untergebracht wurde. Für ein weiteres
drittes Bataillon wurde die Schule in der Nähe der Kaſerne
an=
gefordert. Für zwei Kompagnien Pioniere müſſen
Unter=
künfte in der Nähe des Bahnhofes bereitgeſtellt werden.
Eſſen, 24. Mai. (Wolff.) Die Franzoſen
beſetz=
ten heute morgen mit einem großen Aufgebot von Panzerwagen
und Tanks den Bahnhof Eſſen=Weſt. Der Verkehr nach
Mülheim und Borbeck iſt damit ſtillgelegt.
Duisburg, 24. Mai. (Wolff.) Wie aus Angerwünde
berichtet wird, erfolgte geſtern abend an der Angerbrücke
ſüdlich des Bahnhofs Angermund eine Sprengung, wodurch
die Brücke erheblich beſchädigt wurde. Der
Eiſen=
bahnverkehr mußte vorübergehend eingeſtellt werden.
TU. Recklinghauſen, 24. Mai. Die Franzoſen
drangen geſtern nachmittag in die Eiſenbahnhauptwerkſtätte ein,
deren Türen ſie gewaltſam öffneten. Sie beſchlagnahmten
75 Eiſenbahnwaggons, die ſie abrollten.
EU. Blankenſtein, 24. Mai. Die Franzoſen haben der
Stadt Blankenſtein und der Gemeinde Oſt=Herbede
eine Sanktion von 50 Millionen auferlegt, da
verſchie=
dene Sprengungen in der letzten Zeit auf den Anlagen der
mili=
tariſierten Bahnſtrecke in dieſer Gegend vorgenommen
wor=
den ſind.
Ludwigshafen, 24. Mai. (Wolff.) Zwiſchen 12 und
1 Uhr heute mittag iſt der Betrieb des Telephon= und
Telegraphenamtes Ludwigshafen eingeſtellt
wor=
den, weil die Franzoſen weitere Räume des Poſtamts beſetzten.
Wie von Beamten des Poſtamts mitgeteilt wird, iſt die
Einſtel=
lung des Telephon= und Telegraphenverkehrs auf vorläufig 48
Stunden beſchlofſen worden. Der Brief= und
Paket=
verkehr iſt unbehindert.
TU. Ludwigshafen, 24. Mai. Ohne jede Aufſicht
deut=
ſcher Sachberſtändiger haben die Franzoſen die reichhaltigen und
wertvollen Farbenlager der Badiſchen Anilin= und
Sodafabrik in grauenhafter Weiſe durchwühlt und
große Farbenvorräte abtransportiert. Da
deut=
ſche Arbeiter und Erwerbsloſe trotz aller Bemühungen ſich den
Franzoſen nicht zur Verfügung geſtellt haben, geſchieht die
Ver=
ladung durch belgiſche und elſäſſiſche Arbeiter. Mehrere Lager
ſind bereits völlig geräumt. Auch das Stickſtoffwerk in
Oppau wurde beſchlagnahmt und mit dem Abtransport
von Stickſtofferzeugniſſen begonnen.
Holländiſche Perteidiger für deutſche Ruhrgefangene.
Haag, 24. Mai. (Wolff.) Das Kerreſpondenzbureau
er=
fährt, daß die Rechtsanwälte, bei dem Hohen Rat der
Nieder=
lande, dee oberſten Berufungsinſtanz des Landes, van
Hou=
ten und Curtius, von deutſcher Seite erſucht
wur=
den, die Verteidigung eines Teiles der Deutſchen zu
überneh=
men, die im Ruhrgebiet vor franzöſiſche Kriegsgerichte geſtellt
werden ſollen. Die beiden Genannten haben die Aufgabe
ange=
nommen; Curtius iſt bereits nach dem beſetzten
Gebietabgereiſt.
Darmſtädter Erinnerungen.
Von Dr. Jur. et phil. Karl Eſſelborn.
XIII.
Das ſcharf beobachtende Auge des bildenden Künſtlers
ber=
rät die Schilderung des geſamten Darmſtädter
Lebens, insbeſondere des geiſtigen und künſtleriſchen, wie ſie
der am 2. März 1837 in Darmſtadt geborene Maler Karl
Raupp, der treffliche Schilderer des Chiemſees, in ſeinen
Lebenserinnerungen „Aus meinem Leben und meiner
Zeit” (Nürnberg 1907, S. 1—10, auch Heſſiſche Chronik Bd. 1
1912, S. 228—232, 245—248) gemacht hat. Beſonders
charakteri=
ſiert werden darin Auguſt Lucas, Karl Seeger, die Gebrüder
Heinrich und Jakob Felſing, ſowie Joſeph Hartmann. In
das=
elbe Milieu verſetzt uns der Aufſatz des am 7. Mai 1841 zu
Darmſtadt geborenen Kunſtmalers Heinrich Kröh „Aus
mei=
ner Jugendzeit” (Heſſiſche Heimat, Bd. 2, S. 56—63), deſſen
Verfaſſer ein Schüler von Lucas und Seeger, ſowie
ſpä=
ter in Nürnberg von Karl Raupp war.
Nach Darmſtadt zur Zeit des
Rebolutions=
jahres 1848 führen eine ganze Anzahl Erinnerungen. So
die des Staatsrats Reinhard Karl Theodor
Eigen=
brodt „Meine Erinnerungen aus, den Jahren
1848, 1849 und 1850‟ Ghsg. von Ludwig Bergſträßer,
Darmſtadt 1914), worin namentlich die Vorgänge im März 1848
geſchildert ſind (S. 27—36); dieſen Aufzeichnungen liegt jedoch
die Abſicht des Verfaſſers zugrunde, ſein amtliches Wirken zu
rechtfertigen, und es fehlt ihnen daher oft die Friſche und
Leben=
digkeit der Darſtellung. Ebenfalls in den März 1848 verſetzen
die Bruchſtücke des Tagebuchs des Oberſtleutnants Adolf
Freiherrn von Rotsmann (1829—1897), die Karl Noad
in ſeiner Ausgabe des ſatiriſchen Romans „Leben, Wirken und
Ende des Generals Leberecht vom Knopf” von Wilhelm von
Ploennies (Darmſtadt 1909, S. 241 f.) veröffentlicht hat,
ins=
beſondere die Schilderung von der Freilaſſung des verhafteten
Korzorals Ihm am 19. März 1848 durch den General von Stoſch.
Die Volksverſammlung in Kranichſtein am
23. Juni 1848 beſchreibt Heinrich Waſſerburg (1827 bis
1897) in ſeinem Buche „Zwei Monate auf der Feſtung
Darm=
ſtadt” (Mainz 1874, S. 85 f.). Die Geſchicke eines infolge
ſei=
ner politiſchen Anſchauungen und ihrer Betätigung verfolgten
Hofgerichtsakzeſſiſten, dem zwar im Oktober 1848 von dem im
Ballſaal des Darmſtädter Hofes tagenden Schwurgerichte ein
reiſprechendes Erkenntnis zuteil, aber drei Jahre wegen
ſtaats=
feindlicher Geſinnung der Akzeß an den heſſiſchen Gerichten ent=
zogen wurde, ſchildert Alex Büchner in dem ſchon
genann=
ten Buche „Das tolle Jahr” (S. 191—202). Den ihm nach
ein=
jähriger Unterſuchungshaft im September 1850 gemachten
Pro=
zeß — der Aſſiſenſaal befand ſich nun in dem Neubau des
Darmſtädter Hofs — und die daran anſchließende Verbüßung
einer ſechsmonatigen Korrektionshaft in dem Korrektionshaus
in der Rundeturmſtraße zu Darmſtadt, das Leben daſelbſt und
die Aburteilung eines diebiſchen Sträflings durch ſeine
Mit=
gefangenen beſchreibt Büchners intimer Freund und politiſcher
Geſinnungsgenoſſe Rudolf Fendt (1826—1877) in dem anonym
erſchienenen Buche „Von 1846 bis 1853” (Darmſtadt 1875,
S. 154—176, 204—219).
Seine Schulzeit hat kurz beſchrieben der am 20. September
1842 in Darmſtadt geborene und ſpätere Tübinger
Mathematik=
profeſſor Alexander Brill, der von 1853 bis 1860 das
Darmſtädter Gymnaſium beſuchte (Darmſtädter Tagblatt Nr. 265
vom 25. September 1917).*) Erl gedenkt darin des Direktors
Karl Dilthey, des Muſikdirektors Karl Amand
Man=
gold, des Turnlehrers Adolf Spieß, des Zeichenlehrers
Karl Rauch, des Geometrielehrers Oberbaurat Müller,
des Sprachlehrers Friedrich Haas, des Philologen
Friedrich Zimmermann, der „Latt” und Diltheys
Nach=
olgers Ludwig Boßler. Durch die fakultativen Fächer des
Lehrplans — darunter auch Italieniſch — zeichnete ſich das
Gym=
naſium „vor den meiſten Schweſternanſtalten aus. Auch wer
ich alle dieſe Gelegenheiten, ſein Wiſſen zu erweitern, zu Nutz
machte, war darum mit Lehrſtoff nicht überbürdet. Der
latei=
niſche Aufſatz ſpielte ſelbſt in den Oberklaſſen nur eine
beſchei=
dene Rolle. Die Feinheiten der griechiſchen Sprache” führt
Brill aus, „haben uns die Köpfe nicht warm gemacht, Akzente
haben wir niemals ſetzen gelernt. Wohl aber haben wir durch
die eingehende Bekanntſchaft mit Homer, Sophokles und Platon,
mit Cäſar und Horaz, wie ſie nur die Lektüre in der Urſprache
vermittelt, einen unvergänglichen Schatz fürs Leben
geſam=
melt. . . In die Oden und die ars pootica des Horaz führt uns
geiſt= und geſchmackvoll Direktor Boßler ein. Indem er manche
Stelle dem Gedächtnis einzuprägen empfahl, gab er uns eine
Fülle von Lebensweisheit in der gedräugten Sprache des alten
Römers mit hinaus ins Leben”.
In dieſelbe Zeit führen die Jugenderinnerungen des aus
Oſthofen in Rheinheſſen gebürtigen Komponiſten Wendelin
*) Es wäre zu begrüßen, wenn ſich recht viele ehemalige Schüler
des Gymnaſiums bereit fänden, ihre Schulerinnerungen zu Papier zu
bringen; zu einer Sammlung vereinigt, ergäben ſie eine ſchöne und
ſinnreiche Feſtgabe zu dem im Jahre 1929 ſtattfindenden
dreihundert=
jährigen Jubelfeſte der Anſtalt.
Unterbindung der Kindertransporte.
Eſſen, 24. Mai. (Wolff.) Seit geſtern verweigern
die Belgier allen Staats= und Kommunalbeamten.
Lehrperſonen, Geiſtlichen, Pflegerinnen uſw. die
Abſtempe=
lungder Päſſe und damit die Ausreiſe ins unbeſetzte
Ge=
biet. So konnte geſtern nachmittag ein größerer
Kindertrans=
port, der nach Augsburg abfahren wollte, die Ausreiſe nicht
an=
treten, weil die Begleiter, meiſt Lehrperfonen, nicht zugelaſſen
wurden. Es ſcheint faſt, daß damit auch die ſyſtematiſche
Un=
terbindung der Kindertransporte eingeleitet
wer=
den ſoll.
Neue Ausweiſungen.
wd. Mainz, 24. Mai. Nachdem die Franzoſen einige Zeit
die Stadt mit Ausweiſungen verſchont hatten, haben ſie am
ver=
gangenen Mittwoch erneut eine große Zahl Ausweiſungen
ver=
fügt. 30 Eiſenbahner der Reichsbahndirektion Mainz
muß=
ten mit Familie und nur mit etwas Wäſche und Kleidung
ver=
ſehen die Stadt verlaſſen. Außerdem wurden ausgewieſen: der
Vorſitzende der Sozialdemokratiſchen Partei Groß=Mainz und
Geſchäftsführer des Bquarbeiterverbandes Leinert, der
Vor=
ſitzende des Betriebsrats der Firma Opel, Licht,
ſozialdemo=
kradiſcher Stadtverordneter in Mainz, ferner der frühere
demo=
kratiſche Landtagsabgeordnete Rechtsanwalt Dr.
Pagen=
ſtecher, Möbekhändler Eppſtein und Rektor Wilhelm.
Der Stadtverordnete Licht wurde von der Ausweiſung betroffen,
gerade als er von der Beerdigung ſeines Vaters zurückkehrte.
wd. Darmſtadt, 24. Mai. Aus Mainz wurden geſtern
folgende Eiſenbahnbeamte und =bedienſtete ausgewieſen:
Eiſenbahnſekretär P. Appel, Betriebsaſſiſtent Ph. Dewald,
Eiſenbahnamtmann K. Hölzer, Eiſenbahnſekretär Eliſabeth
Frey, Eiſenbahnamtmann H. Fuhr, Eiſenbahninſpektor J.
Rauſchenberger, Eiſenbahningenieur H. Woog,
Eiſen=
bahningenieur A. Saches, Oberinſpektor Jakob
Schmelz=
eiſen, Oberinſpektor Joſ. Sartory, Sekretär A.
Mön=
nich, Oberſekretär K. Lingsfelder, Oberinſpektor A.
Korrell, Oberinſpektor R. Beaury, Oberinſpektor Georg
Zipes, Eiſenbahninſpektor A. Reiber, Eiſenbahnaſſiſtent
A. Mirnberg, Eiſenbahnaſſiſtent L. Gimbel,
Eiſenbahn=
aſſiſtent Elſe Köhler, Oberinſpektor L. Reinhardt,
Eiſen=
bahningenieur E. Spitzfaden, Eiſenbahnamtmann Georg
Lichtenberger Eiſenbahnamtmann Franz Fleckner,
Eiſenbahnſekretär R. Drews, Eiſenbahninſpektor W.
Pir=
mann (Ehefrau), Oberinſpektor W. Herrmann,
Oberſchaff=
ner E. Bortz, Eiſenbahnſekretär J. Birkle, Mechaniker K.
Götter, Betriebsaſſiſtent A. Steinhauer (Amöneburg).
Ferner: Schloſſer W. Bender=Wallerſtädten,
Eiſenbahninſpek=
tor L. Dietz=Eltville, Eiſenbahninſpektor Gg. Hofmann=
Wiesbaden, Vorſchloſſer Franz Saſſenroth=Niederolm,
Schaffner Franz Hahne=Budenheim und Rottenmeiſter P.
Warthels=Budenheim.
wd. Warms, 24. Mai. Von den Franzoſen wurde der
hier wohnende Arbeiter Hölſch verhaftet und ſeine Familie
ausgewieſen. Die Ausweiſung trifft eine Frau mit 10
unmün=
digen Kindern.
wd. Bingen, 24. Mai. Folgende hier wohnhafte
Eiſen=
bahner tpurden geſtern ausgewieſen: Eiſenbahninſpektor Th.
Reck, Eiſenbahninſpektor W. Schink, Betriebsaſſiſtent Fr.
Tempelhoff, Eiſenbahnſekretär Gg. Köhler, Reſerve=
Lokomotivführer K. Zander, Hilfsſchaffner J. Zinſer,
Vor=
ſchloſſer V. Zimmermann.
Frankfurt a. M., 24. Mai. (Wolff.) Heute iſt der
ſo=
jaldemokratiſche Parteiſekretär. Dämiſch in
Höchſt a. M. ausgewieſen worden. Seine Famlie muß
innerhalb vier Tagen folgen.
Mülheim, 24. Mai. (Wolff.) Geſtern wurden die erſten
56 Eiſenbahner aus der Kolonie Weddau
ausgewie=
en. Sie wurden auf Autos nach Wülfrath gebracht und von
dort ins unbeſetzte Gebiet abgeſchoben. Die Familien müſſen
ihnen in den nächſten Tagen folgen. Die Räumung der beiden
Eiſenbahnerkolonien, wovon etwa 500 Familien betroffen
werden, wird etappenweiſe vor ſich gehen. Die Ausgewieſenen
müſſen ihr Mobiliar zurücklaſſen.
Eine Oollar=Anleihe für Oeſterreich.
Paris, 24. Mai. (Wolff.) Nach einer Meldung des Neu=
York Herald teilt das Bankhaus Morgan mit, daß es den
Zuſammenſchluß eines Syndikats zur Flüſſigmachung einer
Anleihe von 25 Millionen Dollars für
Oeſter=
reich in die Wege zu leiten beabſichtige. Es handelt ſich um
einen Teil einer internationalen Anleihe von zuſammen 130
Millionen Dollars.
Weißheimer (1838—1910), der mit dreizehn Jahren auf die
Realſchule nach Darmſtadt kam. Er berichtet in ſeinen „
Erleb=
niſſen mit Richard Wagner, Franz Liſzt und vielen anderen
Zeitgenoſſen” (Stuttgart und Leipzig 1898, S. 1—8) über die
am 23. Oktober 1853 unter Leitung des Kapellmeiſters Louis
Schindelmeißer im Darmſtädter Hoftheater ſtattgefundene
erſte Aufführung von Wagners Tannhäuſer, und die ein
knap=
pes halbes Jahr ſpäter, am 1. April 1854, daſelbſt erfolgte erſie
Lohengrin=Aufführung, ſowie über den Einfluß, den der mit
Richard Wagner befreundete Schindelmeißer, ſein Klavierlehrer,
der Hofmuſikus Chriſtian Wieſe, und ſein „genialer Profeſſor
der Mathematik, Dr. Zehfuß, zugleich ein heimlicher
Violon=
celliſt” auf ſeine Entwicklung als Muſiker ausübten.
In dieſem Zuſammenhang darf auch angeführt werden die
866 erſchienene „Auto=Biographie” des ſeit 1817, zuerſt als
ranzöſiſcher Sprachlehrer, dann auch als Paukenſchläger am
Stadttheater und ſpäter zugleich als Korrepetitor in Frankfurt
wirkenden Karl Gollmick (1796—1866), der eine Menge
Opernterte verfaßt, überſetzt und bearbeitet hat. Er erwähnt
darin (2. Teil, S. 110 f.) die freundſchaftlichen Beziehungen, die
er zur Darmſtädter Bühne unterhielt, insbeſondere zu dem
Direktor Karl Teſcher, dem Oekonomie=Inſpektor und
Dramaturgen Ernſt Pa squé, dem Maſchinenmeiſter Karl
Brandt, dem Bariton Ludwig Cramolini, dem
Re=
giſſeur Auguſt Pirſcher dem Dichter Karl Dräxler=
Manfred, den Brüdern Kapellmeiſter Wilhelm
Man=
gold und Muſikdirektor Karl Mangold und dem
Kammer=
muſikus Auguſt Müller.
Hector Berlioz (1803—1869) gab am 23. Mai 1843
mit der Sängerin Marie Martin=Recio, ſeiner ſpäteren zweiten
Frau, am Schluſſe ſeiner Reiſe in Deutſchland am Darmſtädter
Hoftheater ein Konzert, bei dem von ſeinen Werken Stücke aus
der dramatiſchen Symphonie „Romeo und Julia”, die
Sympho=
nie „Harald” und von dem Baſſiſten Joſeph Reichel=Reichel
(1801—1854) die Ode „Der fünfte Mai” vorgetragen wurde.
Ueber ſeinen Aufenthalt in Darmſtadt hat Berlioz ſelbſt
be=
richtet (Voyage musical en Allemagne et en
Italie, Paris 1844, Tome 1, S. 233—237, Muſikaliſche
Wan=
derung durch Deutſchland. Aus dem Franzöſiſchen von Aug.
Gathy, Hamburg und Leipzig 1844, S. 85 f., Literariſche Werke,
Bd. 2, Memoiren I., Leipzig 1905, S. 129—131). Der Prinz
Emil bereitete ihm den reizendſten Empfang und erreichte
für ſein Konzert beim Großherzog Ludwig II. mehr als er zu
hoffen gewagt hatte: er überließ ihm die ganze Einnahme und
hielt ihn außerdem vollſtändig von allen Koſten frei. Der
Konzertmeiſter Louis Schlöſſer (1800—1886) — Berlioz
ſchreibt irrtümlich Schloſſer — war von Paris her mi
Rummer 142.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 25. Mai 1928.
Geite 3.
Der engliſcheruſſche Konſit.
Eine verſöhnliche Note Rußlands.
„
verſöhnlichem Lone gehalten. In der Note wird die Käßner aus Offenbach zur Lehrerim an der Volksſchule daſelbſt.
Bereitſchaft erklärt, unverzüglich eine Vereinbarung zu ſchließen,
regierung bereit, für die Gefangennahme britiſcher Untertanen,
ſowie für die in einem Falle erfolgte Hinrichtung eine Entſchädi=
Fiſcher entſchädigt werden. Ferner zieht die Räteregierung, ent= d. J. Als letzter Schultag kommt der 13. Juli in Betracht.
ſprechend der britiſchen Forderung, zwei von Weinſtein geſandte
rück. Endlich wird der Vorſchlag gemacht, die Frage der
bolſche=
wiſtiſchen Propaganda durch Verhandlungen zu regeln. Als
ruſſiſcher Unterhändler wird Tſchitſcherin genannt, der bereit ſei,
die Angelegenheit mit britiſchen Vertretern zu erörtern.
London, 24. Mai. (Wolff.) Reuter zufolge wird die
ruſ=
unternommen werden kanm.
Die Times ſchreibt, die bolſchewiſtiſche Antwortnote
komme den Bedingungen Lord Curzons nicht nach. Zweifellos
werde die britiſche Regierung geſchloſſen auf der
voll=
ſtändigen Erfüllung der britiſchen
Forderun=
gen beſtehen.
Freundliche Aufnahme in England.
London, 24. Mai. (Wolff.) Zur ruſſiſchen
Ant=
wortnote gibt die hochkonſervative Morning Poſt in
das Foreign Office zu Verhandlungen führen wollten, was an
ſich ſchon eine Anerkennung der Sowjetregierung
bedeuten würde.
Der Daily Expreß hebt den verſöhnlichen Ton der
ruſſi=
ſchen Antwort hervor, der die Spannung in den Beziehungen
zwiſchen den beiden Ländern beſeitigen müſſe.
Die Weſtminſter Gazette führt aus, man könne nicht
unbeachtet laſſen, welche Anſtrengungen Rußland gemacht habe,
um einen Bruch zu vermeiden. Ein Bruch mit Rußland ſei
nun=
mehr nicht mehr denkbar. Die Sowjetregierung habe faſt in
allen Punkten nachgegeben. England habe, wenn es mit
Ruß=
land breche, nichts zu gewinnen.
Das Arbeiterblatt Daily Herald erklärt, Baldwins
Staatskunſt werde gleich am Anfang auf die Probe geſtellt.
An=
ſcheinend ſehe Curzon die ruſſiſche Antwortnote nicht als
vollkommen befriedigend an. Er habe Kraſſin mitgeteilt, daß
er die Note dem Kabinett unterbreiten müſſe und in einigen
Tagen mitteilen werde, ob ſie annehmbar ſei oder nicht. Nach
dem Daily Herald wäre es jetzt an Baldwin, zu erklären, ob
ein vorſätzlicher Bruch mit Rußland erfolgen ſolle. Sollte
Bald=
win enttäuſchen, werde die Arbeiterſchaft ihre Stimme mit
Macht erheben.
Zur engliſchen Regierungsbildung.
* Paris, 24. Mai. (Priv.=Tel.) Wie aus London gemeldet
wird, bleiben im Kabinet alle Mitglieder der früheren
Regie=
rung in ihren Stellungen. Für den Poſten des Schatzkanzlers
ſoll, falls Sir Robert Horne bei ſeiner Ablehnung verbleibt,
Chamberlain gewonnen werden. Chamberlain iſt aus
Süd=
frankreich, wo er ſich auf Urlaub befand, telegraphiſch nach
Lon=
don zurückberufen worden, und geſtern dort angekommen,
Bald=
win hat das Beſtreben, im Einvernehmen mit der Mehrheit der
Konſervativen eine Wiedervereinigung der Parteien mit den
früheren unioniſtiſchen Mitgliedern des Kabinetts Lloyd
Geor=
ges herbeizuführen. Man hofft, auf dieſe Weiſe die Gegenſätze
innerhalb dieſer Parteien, die ſeit dem Sturze des Kabinetts
Lloyd Georges beſtehen, auszugleichen. Am kommenden Montag
mittag treten die Konſervatiben zur Wahl ihres neuen Führers
zuſammen, und es unterliegt leinem Zweifel, daß Baldwin
ge=
wählt wird. ....
3..4.
Paris, 24. Mai. (Wolff.) Nach einer Havas=Meldung aus
Lauſanne, hat der Vorſchlag eines Kompromiſſes
zur Regelung der türkiſch=griechiſchen
Meinungsverſchiedenhei=
ten durch die Abtretung der Stadt Karagatſch feſte
Formen angenommen. Die engliſche Delegation habe die
Exiſtenz dieſes Vorſchlags beſtätigt, aber hinzugefügt, daß er
nicht von ihr ſtamme. Es ſtehe feſt, daß der Vorſchlag der
grie=
chiſchen und der türkiſchen Delegation unterbreitet worden ſei,
die dann ihren Regierungen darüber berichtet hätten. Es ſei
eine leichte Entſpannung zu verzeichnen.
befreundet und erwies ſich ihm als guter, hilfsbereiter und
gaſtfreundlicher Kamerad. Fünf Proben wurden für das
Kon=
zert gehalten. Berlioz rühmt dem gut zuſammengeſetzten und
vom beſten Geiſte beſeelten Orcheſter nach, daß es ſich, anſtatt zu
den Proben bitten zu laſſen, lieber deren noch mehrere gehabt
hätte. Bis auf den Doppelchor der vom Feſte heimkehrenden
jungen Capuletti, deren Aufführung eine vollkommene
geſang=
liche Niederlage bildete, ging alles gut. Im Orcheſter war nur
der Harfenſpieler, der Hofmuſikus und Hofmaler Franz
Backofen, der ſpätere Photograph, „trotz all ſeiner
Anſtren=
gungen und ſeines guten Willens niemals ſicher, ſeine
Ausfüh=
rung farbenreich zu geſtalten. Als bedeutenden und genialen
Künſtler hebt Berlioz den rieſenhaften Baßgeigenſpieler Auguſt
Müller (1808—1867) hervor, der ſein Rieſeninſtrument ernſt
und edel ſingen ließ und ihm Töne von ſeltener Schönheit zu
entlocken wußte‟. An einem muſikaliſchen Abend bei dem
be=
kannten Arzte Dr. Bernhard Huth (1783—1843), dem erſten und
ſehr einflußreichen Muſikliebhaber Darmſtadts, hörte er ihn ein
fehr ſchönes Adagio von Karl Amand Mangold (1813 bis
1889) „ſo geſangvoll ſpielen, daß eine ſtrenge Zuhörerſchaft tief
davon ergriffen wurde‟. Mangolds Bruder, der Kapellmeiſter
Wilhelm Mangold (1796—1875), ein geſchickter und
aus=
gezeichneter Mann”, der einen großen Teil ſeiner muſikaliſchen
Ausbildung in Paris genoſſen hatte und als Schüler Reichas
ein Mitſchüler von Berlioz war, behandelte dieſen als ſolchen.
Um die etwo dreißig Mann ſtarke Militärkapelle, die rein,
ſtil=
voll und mit einem ſelbſt den Trommelpartien Intereſſe
ver=
leihenden Gefühl für den Rhythmus ſpielte, beneidete der
Mei=
ſter den Großherzog.
Der Heidelberger Altertumsforſcher Friedrich
Creu=
zer 1771—1858) hatte mehrfache Beziehungen zu Darmſtadt,
wo ſein Stiefſohn Karl Wilhelm Leske (1784—1837) eine
Ver=
lags= und Sortimentsbuchhandlung betrieb. Daher erwähnt er
Darmſtadt an verſchiedenen Stellen ſeiner Erinnerungen „Aus
dem Leben eines alten Profeſſors” (Leipzig und
Darmſtadt 1848, S. 27. 58, 194 ff.). Seine „Symbolik und
Mythologie der alten Völker” (ebd. 1810—1812) brachte ihn in
brieflichen und dann auch in perſönlichen Verkehr mit dem als
Kryptokatholiken geltenden Oberhofprediger und Konſiſtorialrat
Johann Auguſt von Stark (1741—1816), „einem Manne von
großer Welterfahrung”, in deſſen Umgange er nicht wenige
Unterhaltung fand. Im Jahre 1845 beſuchte er die in
Darm=
ſtadt vom 1.—4. Oktober tagende Verſammlung deutſcher
Philo=
ſophen und Schulmänner, wo „alle Vorbereitungen vortrefflich
waren und Hof und Stadt, Behörden, Gelehrte und Künſtler
miteinander wetteiferten, den Gäſten die nur zu ſchnell
ver=
fließenden Tage angenehm und lehrreich zu machen”.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Mai.
— Ernannt wurden am 1. Mai durch Entſchließung des Heſſiſchen (S. Anzeige.)
London, B. Mai. (Wolff.) Reuter. Die ruſſiſche Landesamts für das Bildungsweſen der Studienveferendar Reinhard
Antwort auf bie britiſche Note, die heute Curzon Müller zum Studienaſſeſſor; am 18. Mai die Lehrer D. Komo zu 1861 beginnt am 28. und 31. Mai, abends 8 Uhr, neue Anfängerkurſe
von Kraſſin überreicht wurde, gibt den meiſten britiſchen Forde= Mühlheim a. M. Leonhard Ripper zu Steimbuch zu Lehrern an der in Stempgraphie nach Gabelsberger für Damen und Herren.
Fort=
rungen nach und iſt gegenüber den übrigen Forderungen in ſehr Vollsſchule zu Offenbach a. M. die Schulamtsanwäuterin Hermine bildungskurſe jederzeit. (Siehe heutige Anzeige.)
durch die britiſchen Untertanen geſtattet wird, außerhalb der zirkskonſumbeteins Darmſtadt am Samstag, 26. Mai, nachmittags rung, die Benutzung der durch die Franzoſen beförderten Züge zu ver=
Dreimeilenzone zu ſiſchen, his die Streitfrage durch eine inter= 319 Uhr. Treffzunkt im Hofe Eſcholberücker Straße 25. Beteiligung iſt
für jedermann, Hörer und Mitglieder, frei. Anmeldungen vorher einem Erlaß den Reichsbahndirektionen den Verbauf von Fahrkarten
nationale Konferenz geregelt wird. Ferner erklärt ſich die Räte= ſchriftlich oder perſönlich in der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 3.
gung zu zahlen. Ebenſo ſollen die gefangen genommenen Stadt Darmſtadt beginnen am 14. Juli und endigen am 4. Auguſt Ausgabe von Fahrkarten nach Stationen der nechts des Rheins liegen=
Noten, die die britiſche Regierung für beleidigend erachtet, zu= Langen. Die Müllerſchs Mädchenklaſſe aus Langen kommt am Unſallgefahr keine franzöſiſchen Züge. Die Reichsbahn lehnt jede
11 Uhr mit neuen Volkstänzen im Kleinen Haus auftreten.
ſiſche Antwortnote in einer Vollſitzung des britiſchen (Goro), Hoefflin (Ymadori), Kuhn (Onkel Bonze). Die Oper iſt in dem Reiſebureau Krupp in Eſſen zu beziehende Notfahrplam der Reichs=
Kabinetts erwogen werden müſſen, bevor irgend eine Aktion Szene geſetzt von Dr. Friedrich Schramm; muſikaliſche Leitung Walther
Beckl. ,Butterflty” kmn in dieſer Spielzeit außerdem nur noch einmal erſchödfende Auskunft.
gegeben werden.
iſt in dieſer Spielzeit die letzte.
Muſik zu „Haſſan”, Frederik van Delius, der am 29. Jan.
d. J8. 60 Jahre alt und aus dieſem Anlaß in der Muſikyreſſe
außer=
ordentlich gefeiert wurde, hat zum „Haſſan” eine ausführlichz
Bühnen=
muſik geſchrieben, die gleichzeitig mit dem Drama im Landstheater unter
der Leitung von Jeſef Roſenſtock zur Urauführung gelangt.
einem Leitartikel der Anſicht Ausdruck, daß Kraſſins Vorſchläge die Gewerbe zu erleichtern, finder am Freitag, den 25. Mai,
nach=
mitlags 6 Uhr, im Leſeziumer de: Bibliothek eine Führung ſtatt,
bei der die Direktion des Gewery znuſeums den Teilnehmern im
An=
lichen wird.
RDV. Die Einreiſe ins beſetzte Gebiet. Die Internationale
Rheinlandkommiſſion hat, des Proteſtes der deutſchen Regierung
nicht achtend, eine neue Verordnung erlaſſen, nach der die Ein=
und Ausreiſe im beſetzten, und zwar auch im Einbruchsgebiet
einem ſcharfen Viſumzwang unterworfen wird; die im
be=
ſetzten und Einbruchsgebiet anſäſſigen Deutſchen, die ins
unbe=
ſetzte Deutſchland reiſen wollen, müſſen im Beſitze eines
beſon=
deren, von dem Delegierten der Interallierten
Rheinlandkom=
miſſion im Kreiſe ihres Wohnortes auf ihrem Perſonalausweis
oder ihrem Paß erteilten Vermerkes ſein. Außerhalb des
beſetz=
ten Gebietes wohnende Deutſche müſſen bei dem Oberdelegierten
einen Einreiſeausweis anfordern. Dieſer Anforderung ſind das
Datum und der Ort der Ein= und Ausreiſe ſowie der vorgeſehene
Reiſeweg und die Namen und Adreſſen der Leute beizufügen,
bei denen man zu wohnen beabſichtigt, oder die in der Lage ſind,
Auskunft über den Antragſteller zu erteilen. Diefem Antrage
ſind ein Paß oder Perſonglausweis, eine polizeiliche
Wohnungs=
beſtätigung, zwei Lichtbilder, die Briefmarkengebühr für die
Antwort und eine Ausſtellungsgebühr von 2000
Mark beizufügen. Nur die Reiſenden, die das beſetzte Gebiet
in der Bahn kreuzen oder berühren, ſind von dieſem
Ausweis=
zwang befreit. Auf den Kontrollſtationen wird ihr
Perſonal=
ausweis mit einem 24 Stunden gültigen Datumsvermerk
ver=
ſehen, der jedoch nicht zum Verlaſſen der im beſetzten Gebiet
lie=
genden Bahnhöfe berechtigt.
Dienſtjubiläum. Herr Polizeikommiſſär Luis Schneider iſt
am 25. Mai 1898 bei der hieſigen Schutzmamſchaft eingetreſten und
hat ſonach am B. d. M. eine Bjährige Dienſtzeit bei der Polizei
zu=
rückgelegt. Herv Schneider, der jetzt im 53. Lebensjahre ſteht, wurde
nach Ableiſtung einer 71½jährigen Militärdienſtzeit um 25. Mai 1898
zur Dienſtleiſtung beim 4. Polizeirebier eingeſtellt und dann zum 1.
und 2. Polizeirevier und zur Kriminglabteilung verſetzt. Am 1. Febr.
1914 erfolgte ſeine Beförderung zum Polizeioberwachtmeiſter. Als
ſolcher hat Herr Schneider bei der Dienſtaufſicht und bei dem 1. und
2. Polizeirevier Dienſte gelefſtet. Am 1. Juli 1922 wurde er zum
Polizeikommiſſär ernannt und ihm die Leſtung des 3. Polizeireviers
übertragen. Herr Schneider iſt ein tüchtiger, pflichtgetreuer und gegen
jedermann zuvorkommender Beamter. Er genießt ſowohl im
Puhli=
kum als auch bei ſeinen Vorgeſetzten, Kollegen und Untergebenen große
Achtung.
— Preisgekrönt. In dem Preisausſchreiebn des badiſchen
Arbeits=
miniſteriums zuv Erlangung von Entwürfen für Pleinſtwohnungen hat
das Preisgericht dem Architekten H. Moll hier, Waldſtraße 22. für
den Entwurf mit dem Kennwort „Querlüftung” einen Preis in Höhe
von 100 000 Mk., und für den Entwurf mit dem Kennwort „Zum
Andenken Oſtendorfs” einen Ankauf in Höhe von zweimal 40 000 Mk.
— zuſammen 180 000 Mk., zuerkannt, und das badiſche
Arbeitsmini=
ſterium hat dieſer Entſcheidung zugeſtimmt.
Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung des Kreisausſchufſes des
Kreiſes Darunſtadt am Montag, den B. Mai, nachmittags 3 Uhr: „Mitglieder der „Jugendgruppe, da die eingeladenen benachbarten
1. Errichtung einer Holzſchneiderei auf dem Grundſtück des Friedrich
Ganß zu Darmſtadt, Lahnbehrſtraße 21.
Deutſche Kunſt 1923.
auf der Mathildenhöhe gab. Sie ſollte nach dem
Katalogvor=
wort Wilhelm Michels beſagen, daß man heutige deutſche Kunſt
überſicht ein vorwviegend nachexpreſſioniſtiſcher Torſo der
heu=
gemeinſchaft für Kunſt hatte, Einladungen auch an die großen
ladungen nicht viel Erfolg beſchieden ſein würde. Die Träger. Namen geſetzt worden, die man bei objektiver Beurteilung doch
von Namen, wie der rorſtehenden, verkaufen heute ihre Arbeiten wohl nicht als repräſentative Vertreter deutſcher Kunſt
an=
von der Staffelei weg zu jedem von ihnen geforderten Preis, ſprechen kann? Dieſe Ausführungen ſollen nur den Endeffekt
und ſind deshalb nicht dafür zu haben, ein halbes Dutzend ihrer der monatelangen Arbeit feſtſtellen, der ſich der Arbeitsausſchuß,
markanteſten Werke auf die Gefahr hin nach Darmſtadt auf Rei= in dem viele Namen von gutem Klang vertreten ſind, leider ohne
ſen zu ſchicken, ſie nach faſt ſechs Monaten unverkauft zurückzu= den gewünſchten Erfolg unterzogen hat. Das Unzulängliche
die=
erhalten. Mitbeſtimmend für das Ausbleiben dieſer Künſtler ſes Ergebniſſes iſt ungemein zu bedauern. Denn man müßte
war wohl auch der Umſtand, daß, wenn auch zu Unrecht, in der
regiſtriert wurde. So ſind die verſchwindend wenigen Werke tatſächlich das wäre, was ſie werden ſollte, in ihrer heutigen
dieſer Richtung offenbar teils aus dem Kunſthandel, teils aus Geſtalt aber — Gott ſeis gedankt— nicht iſt:
Privatbeſitz herangebracht worden. Dabei ſind es keineswegs
beſte und neueſte Schöpfungen, die von der Ueberzahl moderner
und modernſter Malereien völlig erdrückt werden. Dieſe
Aus=
laſſungen ſollen nun nicht etwa zu einer Beſprechung der ganzen
Ausſtellung werden, ſie ſollen nur eine kurze kritiſche Beleuch= Ausführungen nicht reſtlos unterſchreiben. Anerkannt muß wer=
Auch hier nur einige wenige Stichproben: Die teils der Ba= ſchau noch eingehend benichten.
zillenkunde, teils der Geometrie entlehnten farbigen Konſtruktio=
— Die Stenographen= Vereinigung „Gabelsberger”;
Eliſabethen=
ſtraße 52, eröffnet neue Kurſe in Stenographie und
Maſchinen=
ſchreiben unter bewährter Leitung. Es iſt hiermit jedem Gelegenheit
geboten, das tauſendfach bewährte Syſtem Gabelsbergers zu erlernen.
— Neue Stenographie=Kurſe. Der Stenographenverein Darmſtadt
R.D.V. Keine Fahrkarten nach den beſetzten Stationen im Ein=
— Volkshochſchule. Beſichtigung der Bäckerei des Be= bruchsgebiet. Um zu vermeiden, daß dem Beſtreben der
Reichsregie=
hindern, entgegengearbeitetz wird, hat der Reichsverkehrsminiſter in
nach allen Stationen links des Rheins — mit Ausnahme der in der
Die diesjährigen Sommerferien für ſämtliche Schulen der engliſchen beſetzten Zone belegenen — ſtreng verbotzen. Ebenſo iſt die
den militariſierten Strecken unterſagt. In den Abteilen der Züge nach
dem Weſten wird ein Aushang angebracht: „Benutzt im beſetzten Ge=
— Hefiſches Landestheater. Müllerſcher Mädchenchor biet aus vaterländiſchen Gründen und wegen der außerordentlichen
Sonntag, N. Mai, wvieder nach Darmſtadt. Sie wird vormittags um Haftpflicht ab. Ueber die Verkehrsmöglichkeiten geben die
Auskunſts=
bureaus Aufſchluß. — Die genaue Untervſchtung der Auskunſtsſtellen
„Madame Butterflt” In der heutigen erſten Aufführung über die Verkehrsverhältniſſe im beſetzten und Einbruchsgebiet wird
der Neuinſzenierung von „Madame Buterfly” ſind beſchäftigt, die den Reichsbahndirektionan zur Plicht gemacht. Im übrigen erteilen
Damen Albrecht (Butterfly), Boerkel (Kate Limkerton) Liebel (Suzuki”, der im Verlag von Dumont=Schauberg im Einvernehmon mit der
ſowie dis Herren Enehielm (Linkerton), Heuſer (Sharples) Siegfried Reichsbahndirektion Köln herausgegebene Notfahrplan, ſowie der von
bahndirektion Eſſen über die Verkehrsmöglichkeiten im beſetzten Gebiet
RDV. „Funkbriefe” nach Amerika. Das Reichspoſtminiſterium hat,
„König Nikolo‟. Die heutige Aufführung jon „König Nikolo”, wie die „Neichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung” mitteilt eine
neue Einrichtung getroffen, um den Nachrichtenaustauſch zwiſchen
Deutſch=
land und Amerika zu beſchleunigen; es iſt eine neue Art des
Brieſtele=
gramms. „Funkbriefe” genannt; ſie können jederzeit bei allen deutſchen
Telegraphenanſtalten aufgeliefert werden und müſſen das Kennzeichen
L.I. (Radio=Letters) tragen; ſie werden dann, ſobald die vollbezahlten,
die Preſſe= und Ueberſeetelegramme zu halber Gebühr abgewickelt ſind,
nach Neg=York gefunkt. Funkbriefe ſind nach allen Orten in den Ver=
D Gewerbemuſeum. Um den hieſigen Handwverkan und Gewerbe= einigten Staaten von Amerika und nach allen Ländern über Neu=York
treibenden die Benützung der Vibliothek der Zentralſtelle für „inaus zuläſſig. Von der Aufgabeanſtalt in Deutſchland bis Neu=York
oder von Neu=York bis zur Beſtimmungsanſtalt in Deutſchland werden
ſie telegraphiſch, jenſeits Neu=Yorks als Brief mit der Poſt befördert.
Aus dieſem Grunde ſind nur bei Funkbriefen nach Neu=York (Stadt)
ſchluß an vorgelegte Werke den Aufbau der Bübliothek veranſchau= abgekürzte Telegrammanſchriften zugelaſſen. In der Richtung
Deutſch=
land ſind abgekürzte Telegrammanſchriften allgemein zugelaſſen. Die
Funkbriefe ſind dadurch weiter beſchleunigt worden, daß ſie in Neu=York
(Stadt) ſchon am Nachmittag, nach dem Tage der Auflieferung dem
Empfänger zugeſtellt werden. Die in Berlin bis Mitternacht
eingehen=
den Funkbriefe werden ſo weitergeleitet, daß ſie ebenfalls im allgemeinen
am Nachmittag nach dem Tage der Abgabe von Neu=York in die Hände
des Empfängers gelangen. Dieg geringe Wortgebühr von 30 Pfg.
Grund=
wert bedeutet gegenüber den Gebühren, für vollbezahlte Telegramme
(nach Neu=York z. B. 1,25 Mk. Grundgebühr für das Wort) und für
Ueberſeetelegramme zu halber Gebühr eine ganz beträchtliche
Gebühren=
erſparnis.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen find ausfchließtich als Hinweiſe auf Anzeigen zu bekrachten,
in keinen Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritl.
w. Wartburgverein Darmſtadt. Auf vielſeitigen
Wunſch wird am Sonntag abend im Gemeindehauſe Kiesſtraße 17 das
Wartburg=Orcheſter und der altbekannte Wartburg=Poſaunenchor unter
gütiger Mitwirkung der Sängerin Frau Horn=Stoll ſeinen Muſikabend
wiederholen. Die Veranſtaltung iſt zum Beſten der Jugendabteilung
des Wartburgbereins.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei Darmſtadt. Mitgliedsbeiträge.
Die Mitglieder der Partei werden gebeton, den Mitgliedsbeitrag für
das zweite Vierteljahr 1923 auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5
(hierfür geöffnet von 9—1, 3—6 Uhr, außer Samstag nachmittag), zu
bezahlen. Da in nächſter Zeit die Einziehung der noch rüchſtändigen
2. Quartalsbeiträge durch die Bezirksvorſteher oder deren Beauftragte,
ſtraßenweiſe, in den Häuſern beginnt, werden die Mitglieder der
Pat=
tei dringend gebeten, vorher noch recht zahlreich zur Erleichterung des
ganzen Geſchäftsverkehrs ihre Beiträge auf der Geſchäftsſtelle
einzu=
zahlen. Die Mitgliedskarte für 1923 iſt hierbei mitzubringen. Vor
allem werden diejenigen Mitglieder der Partei, bei denen ſeitens der
Bezirksvorſteher ſchon einmal aus irgend einem Grunde wegen der
Einziehung des Beitrages umſonſt vorgeſppochen wurden, gebeten, den
Beitrag auf der Geſchäftsſtelle einzuzahlen.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Wie
ſchon mitgeteilt, werden am nächſten Sonntag, den 27. Mai etwa 50
Dortmunder Frennde, von Heidelberg kommend, unſere Gäſte ſein
und vom Sonntag zum Montag hier übernachten, um Montag früh
nach achtägiger Wauderung wieder nach Hauſe zu fahren. Wir wollen
ihnen einen frohen Tag bereiten und ihnen die Schönheiten der
Berg=
ſtraße zeigen. Dazu treffen ſich um 10 Uhr morgens in Bensheim
alle umliegenden Jugendgruppen, wobei fogar auch Karlsruhe erſcheinen
wird, zu einer gemeinſamen Wonderung nach Auerbach, Auerbacher
Schloß, Alsbacher Schloß, Jugenheim, Bickenbach. Abfahrt der
hieſi=
gen Gruppe 7.51 Uhr Hauptbahnhof (18 Uhr pünktlich zur Stelle);
Rückkehr ab Bickenbach 6.40 Uhr. an hier 7 Uhr 4 Min. Nach dem
Abendeſſen iſt ein gemitliches Zuſammenſein in Ausſicht genommen,
worüber Näheves am Tage ſelbſt bekanntgegeben wird. Den verehrten
Parteifreunden, die in liebenswürdiger Weiſe Quartier zur Verfügung
geſtellt haben, ſei hiewnit noch kurz geſagt, daß ſie alle mit Zuweiſung
eines Gaſtes rechnen können. Im übrigen wird erwartet, daß ſich die
Freunde ſehr zahlreich zugeſaat haben, vollzählig beteiligen oder ſich
abends zur Führung der Gäſte zur Verfügung ſtellen.
nen Waſſily Kandinskys, von deren künſtleriſcher Berechtigung
mich bisher ſelbſt autorative Verfechter der Moderne noch nicht
zu überzeugen vermochten. Weiter der wie Schaubudenmalerd
* Wir erhalten folgende Zuſchrift: Das war die hochtönende, anmutende Stil von Otto Dir, der durch ſein Porträt von Dr.
vielverheißende Firma, die man dem diesjährigen Unternehmen. Stadelmann beweiſt, daß er auch beſſeres leiſten kann; im
übri=
gen verdienen, aber die von ihm unter der Maske billiger Kritik
behandelten abſtoßenden Motive (34 und 36), die vielleicht
be=
durch Werke ausgewählter Könner zu belegen gedachte. Bei dem wußt den Widerſpruch des „Spießers” herausfordern ſollen,
Geſicht aber, das die Ausſtellung im Olbrichbau hat, kann wohl nicht die Bezeichnung als Gemälde, ſie tragen beſtenfalls den
nicht beſtritten werden, daß es mißlungen iſt, das urſprünglich Charakter von Illuſtrationen, die aber unter allen Umſtänden an
aufgeſtellte Programm zu verwirklichen. Denn das, was die dieſer Stelle der Ausſtellung oder vielmehr in ihr überhaupt fehl.
Mathildenhöhe jetzt bringt, iſt anſtelle einer umfaſſenden Geſamt= am Orte ſind. Auch den Freiherrn Günther von Berg (Nr. 57)
kann man nur herzlich bedauern, daß er bei der Auswahl ſeines
tigen deutſchen Malerei. Man geht doch wohl nicht fehl in der Porträtmalers ausgerechnet auf Felirmüller verfallen iſt. In
Annahme, daß bei den Intentionen, die die Heſſiſche Arbeits= der gleichen Richtung ließe ſich noch vieles aufführen, das würde
aber über den Rahmen und den Zweck dieſer Zeilen
hinaus=
anerkannten deutſchen Meiſter, wie Görinth, Erler, Herterich, gehen. Nur die eine Frage wäre noch an die Kommiſſion zu
Max Liebermann, Leo Samberger, Slevogt, Stuck, Zügel u. a., ſtellen, die dieſe Schau vorbereitet hat: Sind auf die Liſte der
ergangen ſind. Allerdings war vorausſehbar, daß dieſen Ein= nach hier Einzuladenden nicht doch auch eine ganze Reihe von
aufrichtige Trauer empfinden über den Tiefſtand und die
Ab=
auswärtigen Tagespreſſe mehrmals die Beſetzung Darmſtadts wegigkeit der heutigen deutſchen Malerei, wenn die Ausſtellung
Deutſche Kunſt 1923!
*
Wir möchten ausdrücklich bemerken, daß wir die vorſtehenden
tung deſſen ſein, was tatſächlich zuſtande gekommen iſt. Trotz= den der prinzipielle Standpunkt, daß die diesjährige Darmſtädter
dem ſoll ja allgemein anerkannt werden, daß auch diesmal eine Ausſtellung nicht den Anſpruch erheben darf, als ein Querſchnitt
Anzahl ernſter und kinſtleriſch hochſtehender Arbeiten eingegan= durch die deutſche Malerei der Gegenwart angeſehen zu werden.
gen iſt. Man muß aber ſchon ſuchen, um ſie zu finden. Genannt Es fehlen Namen von beſtem Klang, nicht nur ſolche der älteren,
ſeien hier nur als Beiſpiele Sachen von Kanold, Jäckel, Molt, ſondern auch der jüngeren Generation. Beſonders auffallend iſt,
Ewald. Demgegenüber enthält die Ausſtellung ſehr viele Er= daß auch heſſiſche Künſtler von Ruf nicht vertreten ſind. Wir
zeugniſſe, die mit wahrer, echter Kunſt nichts mehr gemein haben, werden ſelbſtverſtändlich über die diesjährige Darmſtädter Kunſt=
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 25. Mai 1923,
Rummer 142.
Oer ſtädtiſche Voranſchlag für 1923.
Der Milliardenvoranſchlag.
* Die geſtrige Verſammlung der Stadtväter und =mütter
befaßte ſich ausſchließlich mit dem Voranſchlag für das Jahr
1923. Ein Milliardenvoranſchlag! Das iſt an ſich nicht ſchlimm.
Wir ſind an Millionen= und Milliardenziffern ſo gewohnt, daß
dieſe Zahlen uns nicht wehr ſchrecken, weil ſie unſerer
Vorſtel=
lung kein greifbares Bild mehr geben. Ein treffendes Beiſpiel
dafür war der Kommuniſtenvertreter Herr Bienſtadt, der in der
Ausſprache in all ſeinen Klagen fortgeſetzt von Milliarden
ſprach, wenn er Millionen meinte.
Der Referent, Herr Dr. Noellner, ließ ſeine
Ausfüh=
rungen zum Etat von einem geſunden Optimismus tragen.
Darmſtadt habe ſchon früher Voranſchläge von 10—11
Mil=
lionen gehabt, und die heutige Summe von 26 Milliarden
entſpreche, durch 4 dividiert, nur etwa 6½ Millionen
Frie=
denswark. Alſo ſei das gar nicht ſo ſchlimm, und man ſolle ſich
durch die Zahlen nicht abſchrecken laſſen, die im übrigen ja auch
gar nicht mehr ſtimmen, denn die Markentwertung iſt ja
ſeit Aufſtellung des Voranſchlags rapid fortgeſchritten.
Dem=
gegenüber aber berfüge Darmſtadt auch über Betriebe, die „ins
Geldhineinwachſen”, und ſein Vermögen ſei
erfreulicher=
weiſe doch imer noch erheblich größer als ſeine Schulden.
Kurz: Darmſtadt könne ſeinen Voranſchlag ſehen laſſen.
Aller=
dings lehren uns die Zahlen immer wieder eines: Wir müſſen
arbeiten! Müſſen beſtrebt ſein, unſere Einnahmen zu
ver=
größern und die Ausgaben zu verringern.
Das haben denn auch die übrigen Redner betont, und vom
Oberbürgermeiſter kamen doch enſte Worte, die darin
ausklan=
gen, wir müiſſen aus dem ganzen Entwickelungsgang die
Konſe=
quenz ziehen:
Wir ſind arm!
Wir müſſen uns beſcheiden lernen. Müſſen lernen, auf
man=
chen Wunſch verzichten. Nur eines dürfen wir nicht laſſen:
Wir müſſen Wohnungen bauen! So erfreulich unſer
Vermögens=
ſtand ſei, ſo ſchwer ſei er zu Geld zu machen. Flüſſige Mittel
können immer nur durch Anleihen beſchafft werden, und das
geht nicht ſo weiter. Die Reichsgeſetzgebung muß
end=
lich fortſchreiten und die Bedürfniſſe des Landes mit denen der
Gemeinden mehr identifizieren. Es müſſen dem Gemeinden
Einnahmequellen erſchloſſen werden, wenn ſie nicht ganz
zu=
grunde gehem ſollen.
Das klang ſchon ernſter und ernſter noch, was Herr
Aß=
muth ſagte, der von der Not im allgemeinen ſprach und
drin=
gend warnte, die ſtädtiſchen Betriebe, wie Gas= und Waſſerwerk,
noch mehr auszunützen. Schon jetzt ſeien dieſe Preiſe faſt die
höchſten im ganzem Reich und für die Einwohner kaum noch zu
erſchwingen. Wen Herr Aßmuth aber ſagt, wir müſſen
heute ein Einkommen von 2½ Millionen monatlich haben, und
haben nur ein ſolches von ½ bis 1 Million, ſo ſcheint er doch
nicht ganz über die Einkommen, beſonders der geiſtigen Arbeiter,
unterrichtet. Wir könnten ihm manches unter ½ Million
nach=
weiſen.
Im übrigen waren alle Redner ſich darüber einig, daß es
anders werden müſſe, aber es wurde kein Finanzgenie
ge=
boren, das den Weg zeigen konnte, der zur Geſundung der
Fi=
nanzen führen könnte.
Herr Dr. Oſann ſprach bei der Gelegenheit über die
Aus=
ſtellung deutſcher Kunſt 1923. Es war kein
ſchmeichel=
haftes Urteil, das er abgab, bei aller Anerkennung für die
Be=
rechtigung anderer Beſtrebungen in der Kunſt. Aber er gab wohl
die Anſicht weiter und ſicher nicht der verſtändmisärmſten Kreiſe
wieder:
Im übrigen leſe man den ausführlichen Bericht. **
*
4
TA
b.r. Darmſtadt, 24. Maf.
Die heutige Stadtverordnetenſitzung beſchäftigte ſich ausſchließlich
wit dem ſtädtiſchen Voranſchlag für 1923, über den Stadtv. Dr.
Noellner eingehend referiert. Der Bericht des
Finanz=
ausſchuſſes har folgenden Wortlaut:
Einem Beſchluß der Stadtvevondnetenwerſcmmlung entſprechend,
wurde
der Vorünſchlag der Stadt Darmſtadt für 1923
wegen der beträchtlichen Druckkoſten nicht in dem ſeitherigen Umfange
gedruckt. Die Stadtverwaltung hat dagegen auf Grund des von ihr
nach dem Stand vom November 1922 geſertigten handſchriftlichen
Vor=
anſchlags unterm 28. Februar 1923 nur eine Ueberſicht über die
Ein=
nahmen und Ausgabem für 1923 nebſt Erläuterugen vorgelegt.
Ueber die
ſprunghafte Steigerung der Ansgaben
gibt die dem Voranſchlag beigefügte „Ueberſicht über die Verteilung
der Ausgaben nach Verwendungszwecken” ein anſchauliches Bild.
Wäh=
rend die Veranſchlagung der Ausgaben auf Grund der von den
ein=
zelnen Aemtem und Betriebsverwaltungen im Monat November 1922
gelieferten Unterlagen eine Geſamtſumme von 5 803 800 000 Mk. ergab,
enhöht ſich der Etat infolge der Geldentwertung in der Zeit vom
November 1922 bis Februar 1923 auf nahezu das Vierfache. Der im
November 1922 feſtgeſtellte voranſchlagsmäßige
Fehlbetrag von 200 Millionen Mk. ſtieg im Februar 1928
auf eine Milliarde Mk.
Hieraus ergibt ſich, daß auch die Einmahmen der Geldentwertung
an=
gebaßt wurden und daß ſomit der im Februar 1923 errechnete
Fehl=
betrag im gleichen Verhältnis zu der Ausgabenſteigerug ſteht.
Zur Deckung des Fehlbetrags muß von Staat oder
Reich Unterſtützung gewährt werden, da andernſalls ohne ausreichende
Hilfe von dieſen Seiten die Stadt ihre Zahlungsfähigkeit nicht aufrecht
ewhalten bann. Die gleichen Verhältniſſe liegen auch bei vielen anderen
deuutſchen Städtzem vor, die heute bekanntlich alle under finanziellen
Schwierigkeiden zu leiden haben.
Verfolgt wan zunächſt die auf Seits 20 des Voramſchlags vom
28. Februar 1923 gegebene Darſtellung der Ausgaben nach
Verwen=
dungszwecken, ſo erſcheint, abgeſehen von dem Bedarf für Brennſtoffe
für die ſtädtiſchen gewerblichen Betriebe mit 11,5 Milliarden Mark,
wofür durch entſprechende Einnahmen voller Eyſatz geleiſtet wird
als Hauptausgabe der
Aafwand für perſönliche Goſten im Betrage von
5,7 Milliarden Mk.
Hierzu iſt zu bemerken, daß von den in dieſer Summe enthaltenen
Gehältern der Beamten und Bedienſteten, der Ruhegehalte, Witwen=
und Waiſengelder 75 Prozend vom Reich erſtattet werdenn; die
jeweili=
gen Erfätze ſind unter den einzelmen Rubriben in Einnahme geſtellt.
Dagegen wird zu den Aufwendungen für Arbeitslöhne ein Zuſchuß
vom Reich nicht geleiſtet. Dieſe rund 2,5 Milliarden Mk. betragenden
Koſten hat die Stadt allein außubringen. — Im übrigen werden
gefordert für:
Steuern. Pächte Mieten uſw. • * 009 Mälliarden,
014
Gebäudeunterhaltung.
„ -
Heizung, Beleuchtung und Waſſerverbrauch . . 0.90
„
Maſchinen= und Mobiliarunterhaltumg . . . . 2,50
„
009
Bureaubedürfniſſe, Lehrmittel, Bücher . ..
Zuſchüſſe u. Beiträge an Lehranſtaltem. Vereine,
Dheater ..
0.12
„
Underſtützungen, Wohlfahrts= u. Geſundheitspflege 0,56
„
Schuldendienſt, Abſchreibungen,
Werkerhaltungs=
rücklagen
*„
. 0,76
Ausgaben verſchiedener Art .. .. . . . 550
Von den
zur Beſtreitung der laufenden Ausgaben
hauptſächlich in Betracht kommenden Verwaltungseinmahmen find dieg
Erträge aus dem ſtädtiſchen Grundbeſitz, aus den werbenden Betrieben
— Gaswerk, Waſſerwerk —, ſowie aus Gemeindeſteuern hervorzuheben.
Aus verpachtetem und in Selbſtbewirtſchaftung befindlichem Grundbeſitz,
aus Waldungen und Jagden wird eine Mehreinnahme
gegen=
über den Ausgaben von 273 Milliomen Mark
er=
wartgt. Von dieſem Ueberſchuß ſollen 100 Millionen als Rücklage
für den forſtlichen Wirtſchaftsfonds Verwendung finden. Gas= und
Waſſerwerk werfen Ueberſchüſſe von 112 Millionen und
54 Millionen Mk. zugunſten der Stadt ab und ſtellen noch beträchtliche
Beträge für die Ermeuerung und die Werkerhaltung zurück.
Außer=
dem werden durch einen zufolge Beſchluſſes der
Stadtverordnetenver=
ſammlung imn den jeweiligen Gas= bzu, Waſſerpreig einzurechnenden
Zuſchlag von 5 Prozent zugunſten der Stadt für die Bereitſtellung
der Betriebsanlagen 125 Millionen Mk. und 25 Millionen Mr. gleich
150 Millionen Mk. erhoben. Bei dem Braunkohlenbergwark
und dem Schlachthof ſind die Einnahmen derart bemeſſen, daß
daraus die Betriebs= und Verwaltungskoſten beſtritten werden können.
Dagegen können die Einnahwen des Hallenſchwimmbades
nicht in dem Maße geſteigert werden, daß ſie zur Deckung der beträchtlich
geſtiegenen Betriebskoſten hinreichen. Hier wird eine Zuſchußleiſtung
der Stadt von 56 Millionen Mk. erforderlich.
Zu dem Kavitel „Gemeindeſteuern” iſt zu bemerken, daß
die Stadt vom Rechnungsjahre 1923 ab auf die Erhebung beſonderer
Gebühren für die Reinigung der Straßen, die Mülllabfuhr und die
Kanalbenutzung verzichtet, dagegen die Mättel für dieſe Leiſtungen durch
eine entſpyechende Erhöhung des Ausſchlagsſatzes für die Grundſteuern
aufzubringen beabſichtigt. Der zu 18 Mk. auf je 100 Mk.
Grundver=
mögen vorgeſehem geweſene Ausſchlagsſatz ſoll zu dieſem Zwecke um
167 Mk. erhöht werden.
Für die Grundſteuer iſt ein Ausſchlagsſatz von 12 Mk. (
ſeit=
her 8 Mk.) für je 100 Mk. Vermögen beantragt. Die Einnahme an
Vermögensſteuer vom Grundbeſitz und Gewerbeetrieb iſt auf 859 432000
Mark veranſchlagt. Als Anteöl der Stadt an der Reichs=
Einkommen= ud an der Körperſchaftsſteuer ſind 500
Millionen Mk. eingeſtellt. Der eingetretenen Geldemawertuung
ont=
ſprechend wird der Steueranteil vorausſichtlich in dieſer Höhe entfallen,
beſonders auch mit Rückſicht darauf, daß der Anteil der Länder und
Gemeinden on der Einkommen= und Körperſchaftsſteuer numehr von
zwei Dritzeim auf drei Viertel erhöht werden ſoll, und daß die
Ge=
meinder — ſtatt der Ueberweiſung eines feſten Anteils — nunmehr an
dem Veranlagungsergebnis des laufendem Jahres beteiligt werden
ſollen. Weiter ſind unter Rubrik „Gemeindeſteuern” noch die
folgenden Emmahmen vorgeſehen: Umſotzſteuer 30 Millionen Mk.,
Grunderwerbsſteuer 1,5 Millionen Mk., Zuwachsſteuer 1 Million Mk.,
Vergwügungsſteuer 12 Millionen Mk., Fremdenſteuer 10 Millionen M.,
Wohnungs=Luxusſteuer 200 000 Mk. und Hundeſteuer rund 6 Millionen
Mark. Aus der „Verbrauchsabgabe” wird eine Einnahme von 20
Millionen Mk. ewwartet.
Für die Schulen iſt der Bedarf zu 1 152 982 000 Mk. veranſchlagt:
es entfallen hiervon auf Volksſchulen 313 485 000 Mk., auf höhere
Schut=
len 712882000 Mk., und auf Fortbildungs= und Fachſchulen 126 615 000
Mark. Durch Einnahmen aus Beiträgen des Staates und des Reichs,
aus Schulgeld uſw. werden von den Geſamtausgaben 543 968 000 Mk.
Deckung finden, ſo daß ſich für die Stadt der Aufwand für das
Schul=
weſen auf 609 014 000 Mk. ſtellen wird. — Unter Abſchnittz
„Kunſt und Wiſſenſchaft”
Leſe= und Bücherhalle, Stadtmſeum, Landestheater, Akademie für
Tonkunſt — ſind die Ausgaben zu 138 971 000 Mk. und die Einnahmen
zu 91 793 000 Mk. veranſchlagt. Für das Landestheater iſt
hier=
unter eine ſtädtiſcher Zuſchuß von 30 Millionem Mark
und für die Akademie für Tonkunſt ein ſolcher von 4 Millionen Mark
enthalten. Das Wohlfahrtsweſen erfordert 4 167 330 000
Mark; durch Erſatzleiſtungen des Reichs und ſonſtiger Pflichtigen
ſollen hiervon 3 167 845 000 Mk. gedeckt werden, ſo daß aus ſtädtiſchen
Mitteln für das Wohlfahrtsweſen rund eine Milliavde Mk.
zuzuſchießen iſt. Dieſe bedeutende Belaſtung der Stadt iſt teils
auf Erhöhung der Unterſtützungen, teils auch auf die der Stadt
er=
wachſenen neuen Pflichten infolge des Vermögensverfalls ganzer
Be=
völkerungsklaſſen zurüickzuführen. — Außerdem erfordert auch das
Stadokrankenhaus einen beträchtlichen ſtädtiſchen Zuſchuß.
Aus dem „Vevmögensteil”, der im Einnachme und Ausgabe mit
1518 000 000 Mk. abſchließt, iſt hervorzuheben, daß an Mitteln .
zur Behebung der Wohnungsnot 326 250 000 Mk. vorgefehen
ſind, und zwar für Verzinſung und Tilgung der für den
Wohnungs=
bau aufgenommenen Kapitalie 3 690 000 Mark. Anteil des Reiches an
der Wohngsbquabgabe 1 700 000 Mk., Ausgaben verſchiedener Art
(auch uneinbringliche Wohnungsbauabgabe) 80000000 Mk., für den
Wohnurngsbau 200 000 000 Mk. und für eimem Ausgleichsſonds 13,8
Milläonen Mk. Durch Erhebung von Abgaben für den Wohmungsbau
wird eine Einmahme von 195 500 000 Mk. erwartet während an neu
aufizunehmenden Kapitalien ein Betrag von 120250 000 Mark
ein=
geſtellt iſt.
Da, wie in den Erläuterungen der Stadtverwaltung zu dem
Vor=
anſchlag bereits treffend nusgeführt iſt, bei der Unüberſichtlichkeit der
gegewwärtigen Verhältniſſe die weitere Entwickelung der ſtädtiſchen
Finanzwirtſchaft ſich im voraus nicht beſtimmen läßt, ſo kaun auch der
vorliegende Voranſchlag nicht als maßgebende
Grund=
lage, für das kommende Verwaltmgsjahr, wie dies im früheren
Jahren der Fall war, gelten. Bei einem weiteren Fallen des
Wertes der Marb wird mit einer Steigerung des
Fehlbetrages zu rechnen ſein, da die Einnahmen dem
ſprung=
haften Fortſchreiten der Ausgaben nicht folgen können. Durch
ein=
ſchneidende Sparmaßnahmen auf allen Gebieten muß daher
verſucht werden, den Fehlbetrag in mäßigen Grenzen zu halten. Auch
ſollte durch Bewilligung von Krediten für im Voranſchlſag nicht
vor=
geſehene Herſtellungen uſw. im Laufe des Jahres eine weitere
Be=
laſtung vemieden werden.
Nachdem die Unterlagen des Hauptvoranſchlags, ſowie die
Sonder=
boranſchläge durch die betreffenden Ausſchüſſe und Deputationen bereits
begutachvet und etwaige Aenderungen in dem Entwurf des
Hauptvor=
anſchlags berückſichtigt worden ſind, und machdem auch inr übrigen mach
eingehender Prüfung Aenderungen im den Zahlemengebniſſen nicht
vorzuſchlagen ſind, empfiehlt Stadtv. Dr. Noellner, den
vor=
liegenden Voranſchlag wie im Entwurf gutzuheißen.
Den Reigen der Ausſprache eröffnete Stadtv. S ames (Dem.).
Er wünſcht, daß die Verwaltung alsbald mit ihren Anforderungen zu
der Gewerbeſteuer herauskommt.
Stadtv. Aßmuth (Sog.) fordert, daß das Reich den Gemeinden
einen größenen Anteil an dem Erträgnis der Einkommenſteuer
zukom=
men laſſe. Das Geld im Lande wüßte mehr hevangezogen werden.
Vor allem müßte die Landwirtſchaft ihren Steuerverpflichtungen mehr
nachkommen. Die Stadt wißte daran denken, ihre Verhältniſſe zu
ſonieren, ſonſt gehe es bei der Schuldenwirtſchaft immer mehr dem
Ruin entgegen. Redner erklärt, daß ſeine Fraktion bereit iſt, den
unreellen Handel zu bekämpfen und das reelle Geſchäft zu unterſtützen.
Zu dieſem Zweck wüißten die Maſſen der Verbraucher auf eine geſunde
Eikommensbafis geſtellt werden.
Stadtv. Götz (Wirtſch. Vgg.) beantragt, eine Komiſſion
einzu=
ſetzen, die ſich mit Sparmaßmahmen befaſſem ſoll. Dem Wohnungsamt
foll durch Zuwahl von Mitzgliedern eine Kommiſſion angegliedert
wer=
dem, um den Wünſchen der Wohnungſuchenden Rechnung zu tragen.
Stadtv. Binſtadt (Komm.) kritiſiert die einzelnen Punkte des
Vovanſchlags, an dem er kein gutes Haar läßt. Seine Fvaktion lehnt
den ganzen Voyanſchlag ab, da, wie er in der Begründung anführt,
der Beſitz geſchont wird, während den Arbeitnehmern der ganze Ballaſt
aufgebürdet wird.
Stadtv Stemmer fordert Beſeitigung der Verbyauchsabgabe,
Der Obepbürgenmeiſter fondert weiteſte Einſchränkung.
Die Gemeinden können ſich nur mit Mühe über Waſſer halten. Schuld
an dem Nichtzuſtandekommen des Landesſteuergeſetzes ſind die Parteien
des Reichstages, die ſich bisher micht einigen konnten. Die Gemeinden
allein ſind nicht imſtande, zurechtzukommen. Die Reichsgeſetze miſſen
entſprechend geändert werden. Die Verhältniſſe der Inflation ſind
kaum zu löſen. Was der Stadt fehlt, das ſind die Einnahmen, die ſie
nicht aus eigener Kraft ſich verſchaffen kann, da die Gemeinden hierbei
zu ſehr von den obeve Behörden abhängig ſind. Die Stadt iſt nicht
mehr imſtande, die Laſten für die höheren Schulen zu tragen. Es i
auuf die Dauer nicht möglich, von Krediten zu leben. Die Wahrheit
muß geſagt werden. Alle ſind verpflichtet, aus den heutigen
Verhält=
niſſen die Konſequenzen zu ziehen.
Stadt. Dr. Oſanm (D. Vpt.) weiſt darauf hin, daß Beſtrebungen
i Heſſen im Gange ſind, die darauf abßielen, die Gewerbeſteuer den
Gemeinden zu mehmen und dem Lande zuzuführen. Das dürfe nicht
ſein, ſo lange wicht das Landesſteuergeſetz in Kraft getreten ſei. Der
Redner kommt dann auf die Ausſtellung auf der Mathildenhöhe zu
ſpreihen und gibt ſeiner Entrüſtung über die Ausſtellung Ausdruck.
Die neue Kunſt ſei nicht imſtande, zu befriedigen. Darmſtadt laufe
Ge=
fahr, durch dieſe Ausſtellung feinen Ruf als Kunſtſtadt zu verlieren.
Das ſei der Emdruck, der ſich den meiſten Ausſtellungsbeſuchern
auf=
dränge. Das müſſe öffentlich feſtgeſtellt werden.
Auf die verſchiedenen Erwägungen und Einwände wird von
Ver=
waltugsſeite geantwortet.
Burgermeiſter Mueller fühlt ſich für die Ausſtellung
perſön=
lich verantwortlich, wen auch die Auswahl der Gemälde einem
Künſt=
lerausſchuß oblag. Das beanſtandete Bild komte nicht zurückgeſchickt
werden, da wan die Künſtler zur Beſchickung eingeladen hatte und eine
Jury nicht eingeſetzt war. Redner weiſt da auf hin, daß wan in
anderen Kunſtſtädten weniger ſenſibel iſt als hier. Durch den lauten
Proteſt mache man nur emſige Reklame; das zeige ſich ſchon am Beſuch
der Ausſtellung, der gut ſei. Bürgermeiſter Mutellen lehnt eing Kom=
miſſion, die zu Ausſtellungszwecken ſeiner Leitung beigegeben wüirde,
ebenſo beſtimmt wie höflich ab.
Stadtv. Leuſchner (Soz.) meint, daß wan den Ausſtellern, die
doch Männer vom Ruf ſind, mit etwas mehr Achtung, Zurückhaltung
und Vorſicht begegnen müſſe. Im Zuſamenhange damit erhebt der
Redner Einſpruch gegen den Beſchluß des Landtages in der
Theater=
frage auf Schaffung einer Kommiſſion. Sollte die Kommiſſion beſtehen
bleiben, dann mwiſſe imn derſelben jede Fraktion vertreten ſein.
Stadtv. Wagner (Soz.) bezeichner die deutſche Kunſt als rein
expreſſiv, und nennt das Werbeplakat mit dem Hochzeitsturm als das
Wahrzeichen der Darmſtädter Spießer.
Stadtv. Dr. Oſann: Die Kunſt iſt für die Allgemeinheit da,
und jeder hat die Berechtigung, ſeiner Kritik Ausdruck zu gebem. Was
gut iſt, wird ſich im Laufe der Zeit ſchon durchſetzen. Aber was auf
der Mathildenhöhe dargeſtellt wird, iſt zu kritiſieren. Und dieſes Recht
laſſen wir uns nicht nehmen. Das muß geſagt ſein im Intereſſe des
Kunſtrufes unſerer Stadt, und um dieſen Ruf willen nehmen wir auch
das Odium des vückſtändigen biedermeierſchen Standpunktes auf uns.
Damit ſchließt die Debatte. — Der Voranſchlag wird
gegen die Kommuniſten angenommen.
*DasUrteil des Oberlandesgerichts Darmſtadt
vom 18. Mai, das wir vollinhaltlich in Nr. 138 abzudrucken in der
Lage waren, wird in allen Kreiſen, die ſich mit der Frage der
Geldentwertung zu befaſſen veranlaßt ſind, und weit über das
ſtädtiſche Weichbild hinaus einem lebhaften Intereſſe begegnen.
Auch Zuſchriften, die uns aus dem Leſerkreiſe zugegangen ſind,
beſtätigen, mit welcher Aufmerkſamkeit die Entwicklung der
Rechtſprechung auf dieſem juriſtiſch als Neuland
anzuſprechen=
den Gebiete verfolgt wird. Es darf dabei aber nicht außer Acht
gelaſſen werden, darauf hinzuweiſen, daß es nicht angängig ſein
dürfte, aus dem entſcheidenden Teil des Erkenntniſſes
Folgerun=
gen zu ziehen, die ebenſo wenig mit dem dem Gericht zur
Ent=
ſcheidung vorgelegenen Tatbeſtand, als mit den vom Gerichtshof
ausgeſprochenen Rechtsgrundſätzen zu vereinbaren wären. Die
von der Hypothekargläubigerin erhobene Klage begehrte die
Feſt=
ſtellung des Rechtsverhältniſſes dafür, daß die vom Schuldner
be=
tätigte Darlehenskündigung unberechtigt und Schuldner nicht
be=
fugt ſei, die Darlehen von zuſammen 54 000 Mark durch Zahlung
von 54 000 Papiermark zu tilgen. In dieſem Sinne hat das
Ge=
richt die Kündigung, weil unter Ausnützung der Notlage des
Gläubigers erfolgt, für nichtig erklärt und feſtgeſtellt, daß die
Schuld nur durch Zahlung eines Betrages getilgt werden kann,
der die Nachteile der Geldentwertung angemeſſen zwiſchen den
Parteien ausgleicht. Eine weitergehende Entſcheidung konnte im
Rahmen des Klageantrages auch garnicht getroffen werden. Eine
Anfrage, die ein Leſer an uns richtet, möchte nun Aufklärung
darüber haben, ob nun der Gläubiger, geſtützt auf das
höchſt=
richterliche Urteil, nicht höhere Zinſen, der Markentwertung
ent=
ſprechend, verlangen und Zahlung zu höherem Zinsfuße
erzwin=
gen könne. Es iſt durchaus abwegig, dieſe Frage mit der im
Urteil entſchiedenen zu vermengen, mit der ſie garnichts zu tun
hat. Die jeweils fälligen Hypothekzinſen ſind in der zurzeit
gel=
tenden Währung zu zahlen und an dem vereinbarten Zinsfuß
kann ein Vertragsteil einſeitig nicht rütteln. Aus den
Erträg=
niſſen des Hauſes — insbeſondere den Mietzinſen — erwachſen
dem Eigentümer die Mittel, die Schuldzinſen zu tilgen, nur im
Rahmen dieſer Mittel kann er nach wirtſchaftlichen Grundſätzen
dieſe Laſten abtragen. Dieſe Mietzinſen ſind zudem — nach
Ein=
führung des Reichsmietegeſetzes — geſetzlich und behördlich
feſt=
gelegt und der Hausbeſitzer an ſie gebunden. Es würde gegen
Treu und Glauben verſtoßen, wollte man dem
Hypothekenſchuld=
ner unter den heutigen zerrütteten Wirtſchaftsverhältniſſen die
Verpflichtung aufbürden, höhere Zinſen anläßlich der
Geldent=
wertung zu zahlen, zu deren Abführung an den Gläubiger ihm
entſprechende Erträge aus dem verpfändeten Grundbeſitze nicht
zur Verfügung ſtehen.
Porlamentgriſches.
— Der Geſetzgebungsausſchuß des Landtages
ſetzte geſtern die Bevatung über das Fideikoynißgeſetz fokt und nahm
ſchließlich die Vorlage mit geringen redaktionellen Aenderungen an.
(Siehe auch geſtrigen Bericht.) — Im weiteren Verlauf der Sitzung
wurde der Entwurf über die Abänderung des Felldbereinigungsgeſetzes
beraten. Hierzu machten die Vertreter der einzelnen Miniſterien
län=
gere Ausführungen. Die Artikel 1—4 wurden angenommen, mit
Aus=
nahme der Regelung über die Zuziehung der Waldſtücke. Ueber dieſen
Punkt wurde die Abſtimmung ausgeſetzt, um den Fraktionen nochmals
Gelegenheit zur Beſprechung zu geben. — Fortſetzung am Freitag
vormittag.
r. Pfungſtadt, 24. Mai. Wegen des Rathausumbaues
ſind nunmehr die Büros im Rathauſe geräumt und die Geſchäftslokale
der Bürgermeiſterei in die Borngaß=Schule verlegt worden.
(*) Aus dem Kreiſe Heppenheim, 23. Mai. Die
Frühjahrs=
konferenzen und Probelektionen der Lehrer und
Lehrerin=
nen des Kreiſes werden wie folgt abgehalten: Am Diestag, den 29. Mai,
in Heppenheim; am Freitag, den 1. Juni, in Viernheim; am
Dienstag, den 5. Juni, in Birkenau; am Freitag, den 8. Juni, in
Rimbach; am Dienstag, den 12. Juni, in Waldmichelbach und
am Freitag, den 15. Juni, in Hirſchhorn und zwar in den
Schul=
häuſern der betr. Gemeinden mit nachfolgender Tagesordnung:
Natur=
lehre (Arbeitskunde), Amtliche Mitteilungen, Erhebung der Beiträge für
die Kreislehrerbibliothek und für den Tierſchutzverein.
() Aus dem Weſchnitztal, 23. Mai. Einbruch. In der Nacht vomr
erſten auf den zweiten Pfingſtfeiertag wurde in der Wirtſchaft „Zur
Roſe” in Nieder=Liebersbach eingebrochen und ein Schinken, Butter,
Käſe, Eier, Bigaretten und Kleidungsſtücke im Werte von etwa 400 000
Mk. geſtohlen. Der Schinken war kurz vorher für Mk. 100 000 gekauft
worden. Die energiſch angeſtellten Nachforſchungen nach den Dieben
blieben bis heute ohne jeden Erfolg. Man nimmt an, daß die Diebe
mit den inneren Räumen der Wirtſchaft, die überall durchſucht wurden,
ſehr vertraut ware
n.
Aus dem Odenwald, 24. Mai. Pfingſt kirchenmuſik”
beſon=
derer Art vermittelte die „Geſellſchaft der Muſikfreunde
im Odenwald, Sitz Erbach i. O.” nicht weniger als fünf
Ge=
meinden im Kreiſe Erbach. Eine Schar von Künſtlerinnen und Künſtlern
aus der alten Muſenſtadt Heidelberg hatte ſich der anſtrengenden, aber
auch hochbefriedigenden Aufgabe unterzogen, am Pfingſtſonntag
nachmit=
tags und abends ſowie am Pfingſtmontag vormittags, nachmittags und
abends in Kirch=Brombach, Vielbrunn, Würzberg, Michelſtadt und König
Werke großer Tonmeiſter zur Wiedergabe zu bringen und über 2000
Hörern eine echte und rechte Pfingſtfreude zu bereiten. Die Vortragsfolge
war mit Vorbedacht ſo gewählt worden, daß die einzelnen Werke dem
Verſtändnis der Hörer angepaßt waren. Von dem Grundſatz, nur
wirk=
liche Kunſt zu bieten und einem leider vielfach verbildeten minderen
Ge=
ſchmack keinerlei Zugeſtändniſſe zu machen, brauchte darum keineswegs
abgewichen zu werden. Das Programm wurde eingeleitet durch die
köſtliche Kantate von Heinrich Schütz „Was betrübſt du dich” für
Frauen=
chor, Streichtrio und Orgel. Der Altmeiſter Bach kam mit einer Arie
für Alt mit Violine ſowie mit drei Chorälen für gemiſchten Chor,
darun=
ter einem mit Orgel zu Wort. Ein Duett von Mendelsſohn ſowie von
Mozart der langſame Satz aus dem Quartett Es=dur und das köſtliche
„Ave verum” für Chor und Quartett vervollſtändigten das ebenſo ſchöne
wie allgemein verſtändliche Programm. In Michelſtadt, wo eine große
Orgel zur Verfügung ſteht, wurden zum Eingang und zum Schluß
größere Orgelwerke von Bach und Reger geſpielt. Die Ausführenden, die
ausnahmslos der nicht nur um das Heidelberger Muſikleben
hochverdien=
ten „Heidelberger Kammerorcheſter=Vereinigung”
angehören oder ihr naheſtehen, wetteiferten, ihr Beſtes zu bieten.
Vor=
trefflich die Soliſtin Eliſabeth Keilmann (Sopran), Martha Vadenbach
(Alt), Hermine Reuſch=Weiß (Orgel), E. L. v. Knorr (Violine), das
Streichquartett dnter Führung Knorr’s und Mitwirkung Inge Niſſens,
Robert Stolzens und Dr. Keilmanns. Die ſtimmfriſchen und mit echter
Muſizierfreude ſingenden Chöre unter Paul Gies, des ausgezeichneten
Muſikers, zielbewußter Stabführung. Alles in allem bedeutet das
Unter=
nehmen, das nur Dank der tatkräftigen Mitwirkung der Herren
Geiſt=
lichen und ſonſtiger kunſtbegeiſterter Perſönlichkeiten gelingen konnte, die
zum Teil erhebliche Opfer für die gute Sache brachten, einen vollen
Er=
folg, der alle aufgewandte Mühe der Vorbereitung und Durchführung
reichlich lohnte. Beſonderer Anerkennung wert iſt die Hingabe und
Spannkraft der Mitwirkenden, die in der kurzen Zeitſpanne von nur
29 Stunden 5 Konzerte ausführten. Da die Konzerte an geweihter
Stätte ſtattfanden, konnte ſich der Beifall der Hörer nicht laut äußern.
Der Dank für das Gebotene war darum nicht minder herzlich. Die „
Ge=
ſellſchaft der Muſikfreunde im Odenwald” hat mit ihrer „
Pfingſtkirchen=
muſik 1923” einen neuen Weg in der ländlichen Muſikpflege beſchritten
und es wäre dringend zu wünſchen, wenn die eingeſchlagene Bahn weiter
begangen würde, um weiteſten Kreiſen des Landes wahre Kunſt durch
wirkliche Künſtler zu vermitteln.
Rummer 142.
Darmſtidter Tagblatt, Freitag, ben 25. Mai 1923.
Beite 5.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Im Streit erſchoſſen. Eine ſchwer Bluttaat ſpielte ſich im
Lokal des Oekonomen Arthur Witt am Tegeler Weg 74—75 ab. Der
Reſtaurateur Richard Dietrich hatte in Witts Volkspark die Kafffeeküche
gepachtet. Seit längerer Zeit herrſchte zwiſchen den Beiden Unfrieden,
weil Witt ſeinem Pächter gekündigt hatte, um, wie dieſer annahm, die
Kaffeeküche ſelbſt zu betreiben oder ſie einem guten Freunde zu
über=
geben. Am erſten Feiertage kam es nach Geſchäftsſchluß wieder zu einer
heftigen Auseinanderſetzung. Plötzlich griff Dietrich zum Revolver und
gab auf ſeinen Gegner drei Schüſſe ab. Witt brach ſofort tot
zuſam=
men. Diertich wurde von der alarmierten Polizei feſtgenommen. — Zu
einer wilden Schießerei kam es am Pfingſtmontag früh im
Nor=
den Berlins. Dort bemerkte ein Wächter, wie ſich ein Mann mit einem
Dietrich Eingang in das Haus Elſaſſer Straße 90 zu verſchaffen ſuchte.
Der Wächter holte ſich einen ihm befreundeten Maurer herbei, um den
Verdächtigen feſtzunehmen. Dieſer zog jetzt einen Revolder und gab
mehrere Schüſſe auf die Beiden ab, ohne jedoch zu treffen. Als jetzt
Beamte der Schupopolizei herbeieilten, ergriff der Einbrecher die Flucht
wobei er wiederholt auf ſeine Verfolger ſchoß. Es gelang ſchließlich
den Flüchtling in der Kleinen Hamburger Straße zu ſtellen, wo er erſt
nach heftigem Kampfe dingfeſt gemacht werden konnte. Der Verhaftete,
ein 24 Jahre alter, obdachloſer Arbeiter Fritz Sch, wurde ſchon ſeit
Monaten ſteckbrieflich geſucht. — Eine weitere Schießerei fand in der
Nacht zum erſten Feiertag an der Ecke der Jahnſtraße und Haſenheide
ſtatt. Hier wurde der Arbeiter Schneider aus der Urbanſtraße von
dem Schloſſer Schellin augeſchoſſen und ſchwer verletzt. Der Täter, der
feſtgenommen werden konnte, hatte im ganzen ſechs Schüffe abgegeben.
Das ſtürmiſche Wetter, hatte eine Reihe ſchwerer
Boots=
unfälle im Gefolge. So kent
n am Pfingſtmontag nachmittag
meh=
rere Boote auf dem Seddiner See. Von dem einen Boot werden ein
Kaufmann Kolokewitſch aus Neukölln, Hobrechtſtr. 67, und Fritz Petzner
aus Charlottenburg, Kaiſerin=Auguſta=Allee 51, vermißt. Das Boot
ge=
hörte keinem Segelklub an, die Inſaſſen waren des Schwvimmens
unkun=
dig. Außerdem kenterte die Segelgig „Undine” vom Ruderklub „
Vor=
wwärts”. In dieſem Falle wird ein Mechaniker Erich Schwarz vermißt.
Schließlich ſchlug noch ein weiteres Segelboot „Iberti” vom Segelklub
„Friſia” an der Kleinen Krampe bei Schmöckwitz um. Die Infaſſen,
vier Perſonen, vermochten ſich durch Schwimmen zu retten. Auch auf
dem Zeuthener See kenterte ein Segelboot „Javo‟. Die beiden
In=
ſaſſen wurden durch Ruderer gerettet. Nach den Vermißten iſt bisher
ohne Erfolg geſucht worden.
Die Bundestagung des Reichsbundes Deutſcher Technik e. V.
wird vom 14. bis 16. Juniin Kiel ſtattfinden. Außer den planmäßigen
Sitzungen findet am 14. Jun: ein Empfangsabend ſtatt, des weiteren
wer=
den eine Reihe von bedeutſauen Filmvorträgen abgehalten und
Beſich=
tigungen der Kieler Werften ſowie der Schleuſenanlagen des Kaiſer=
Wilhelm=Kanals vorgenommen werden. Am 17. Juni wird den
Tagungs=
mitgliedern Gelegenheit zur Deilnahme an den Kieler Segelregatten
ge=
geben. Auskünfte durch den Vorſtand des R.D.X. (Stadtbaumeiſter
Schultes, Kiel, Rathaus).
Der Deutſchamerikaner tätige Hilfe.
D.A.I. Das große Hilfswerk für die Notleidenden in Deutſchland
und Oeſterreich wird, wie das in Oregon erſcheinende St. Joſephs=Blatt
berichtet, in neue Bahnen gelenkt. In den Jahren 1921 und 1922 hat ein
Komitee amerikaniſcher Bürger deutſcher Abkunft mit dem Hauptſitz in
Philadelphia eine Sammlung veranſtaltet, um die bis dahin von den
Quäkern durchgeführte Kinderſpeiſung in Deutſchland fortzuſetzen, und
das Ergebnis von 1 289 000 Dollar wurde insgeſamt für dieſen Zweck
verwendet. Mit dem Jahr 1923 hat nun das Zentral=Komitee mit dem
Sitz in Neu=York unter dem Vorſitz des Herrn Karl Nagel, früherer
Staatsſekretär für Handel und Arbeit, in St. Louis eine neue und
er=
weiterte Sammlung unternommen, und zwar „für Kinderſpeiſungen bis
zu 1 Million Kinder täglich, für Bekleidung und Ausrüſtung armer
Kinder, und Ausrüſtung von Hoſpitälern und Wohltätigkeitsanſtalten,
Mittelſtandshilfe und Hilfe für bedürftige Einzelperſonen, vor allem
auch für Studenten, ſowie (als vorübergehenden Zweck) zur Linderung
der Not im Ruhrgebiet‟. Der Aufruf zeigt auf Grund ſtatiſtiſcher
An=
gaben, wie die Not in Deutſchland und Oeſterreich infolge der
Geldent=
wertung immer höher geſtiegen iſt, er ſchildert mit beredten Worten das
Elend unter den Kindern, von denen kaum die Hälfte mit ausreichender
Ernährung und Kleidung verſehen iſt, die Nor der Studenten, von denen
zwei Drittel auf Lohnerwerb neben ihren Studien, oder auf
Unter=
ſtützung angewieſen ſind, des Mittelſtands, der durch die ökonomiſchen
Verhältniſſe aufs ſchwerſte gefährdet iſt, ſowie der Kranken= und
Wohl=
tätigkeitsanſtalten, die nur durch Ueberweiſung außerordentlicher
Bei=
träge von Lebensmitteln und Verbandſtoffen, Kleidungsſtücken oder Geld
ſich halten laſſen. Präſident Harding hat in einem Brief an das
Zen=
tral=Komitee ſeine Befriedigung über das Hilfswerk ausgedrückt und
betont, daß die Nachrichten aus den betroffenen Ländern die
Notwen=
digkeit einer freigebigen und ſofortigen Hilfe ergeben. Den gleichen
Standpunkt nimmt auf Grund ſeiner eigenen Beobachtungen der
ameri=
kaniſche Borſchafter in Berlin, Herr Houghton, ein. „Unter dieſen
Um=
ſtänden, ſo ſchließt der Aufruf, iſt es eine Pflicht der Menſchlichkeit und
Nächſtenliebe, der Aufforderung des Zentral=Komitees und deſſen
Zweig=
organiſationen im ganzen Lande Folge zu leiſten und nach Kräften für
das Hilfswerk einzutreten.” Mgöe dieſer Aufruf ein lautes Echo finden.
Ein Lob der deutſchen Schule zu Lettland.
DAI. Der Bildungsminiſter Lettlands, Herr Gailit, erklärte kurz
vor den Oſtertagen dem Vertreter einer lettiſchen Zeitung gegenüber, daß
am Bildungsminiſterium eine Kommiſſion beſtehe, die die Lehrerſchaft
auf ihren Bildungsgrad hin zu prüfen habe. Es ſei beabſichtigt, alle
in Lettland beſchäftigten Lehrer in einer einzigen ſtaatlichen Kommiſſion
zu prüfen, doch würden bei der Prüfung von Lehrern an
Minderheits=
ſchulen Vertreter dieſer Minderheiten hinzugezogen werden. Die
zahl=
reichen, in Lettland tätigen ausländiſchen Lehrkräfte müßten, ſoweit ſie
nicht bereits eine Lehrerlaubnis haben, bis zum 1. Juli ein Geſuch um
Genehmigung ihrer Lehrtätigkeit beim Bildungsminiſter einreichen.
Auf Grund der bisherigen Erfahrungen könne feſtgeſtellt werden,
daß mit Ausnahme der deutſchen Schulen der Unterricht in der lettiſchen
Sprache und Literatur geradezu kläglich ſei. Die Beſtimmung des
Schul=
geſetzes, daß der Unterricht nach einem, vom Bildungsminiſter beſtätigten
Programm durchgeführt werde, werde nur in den deutſchen Schulen
ein=
gehalten, während alle anderen Minderheitenabteilungen nach eigenem
Ermeſſen verfahren. Um den daraus entſtandenen Mängeln abzuhelfen,
werde das beſtätigte Programm des deutſchen Bildungsweſens noch in
dieſem Jahre bei allen Prüfungen an den anderen Minderheitsſchulen
zugrunde gelegt werden.
Eine Reform des Mittelſchulweſens, die der Miniſter ankündigte
beabſichtigt die Schaffung einer Reihe von Fachſchulen zur Vorbereitung
der Zöglinge auf praktiſche Berufe. Dies ſei hauptſächlich deswegen
nötig, um den Zudrang ungeeigneter Elemente zur Univerſität und die
damit zuſammenhängende Auswanderung der Intelligenz einzuſchränken.
Sport, Spiel und Turnen.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Die Abteilungen der Turnſchüler und Turnſchülerinnen haben am
Samstag, den 26. Mai, zu den üblichen Zeiten Turnſtunde. H.M.
Schwimm=Abteilung der Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt.
In einer im vorigen Monat ſtartgefundenen Verſammlung wurde
die Schwimm=Abteilung neu gegründet und Abteilungsleiter ſowie ein
Schwimunart gewählt. Eine Anzahl Schwimmer und Schwimmerinnen
ſind eifrig bewiht,, die Abteilung auf die Höhe zu bringen. — Die
Schwimmſtunden finden vorerſt noch im Hallenbad ſtatt; bei Eintritt
beſſerer Witterung jedoch im Woog. Die Uebugsſtunden finden under
der Leitung des Gauſchwimmwarts ſtatt.
Sportvereinigung Arheilgen 04 E. V. — Spielabtlg. b. Turngde. 1860
„Union”=Beſſungen.
Morgen Samstag, nachm. halb 7 Uhr, treffen ſich auf der Rennbahn
(Heidelbergerſtraße) die erſten und am Arheilger Mühlchen die dritten
Mannſchaften obiger Vereine zum Preisabſpiel. Bei der jetzigen Stärke
und den letzten Leiſtungen der beteiligten Mannſchaften iſt man auf den
Ausgang der beiden Spiele geſpannt.
Vereinskampf Bensheim—Seeheim—Ober=Ramſtadt.
Alle Sportfreunde machen wir nochmals auf den am Sonntag, den
27. d. M., um halb 2 Uhr beginnenden Vereinskampf in Ober=Ramſtadt
aufmerkſam.
Große Erfolge der Kraftſportvereinigung 1835 Darmſtadt.
Bei dem 21. Kreisfeſt des 2. Kreiſes (Mittelrhein) im Deutſchen
Athletik=Sportverband, das am 19., 20. und 21. Mai im Städtiſchen
Schloßgarten zu Dieburg ſtattfand, beteiligte ſich auch die
Kraft=
ſportvereinigung 1895 Darmſtadt mit 23 Mayn. Es gelang denſelben,
nicht weniger wie 17 Preiſe, darunter allein ſieben 1. Preiſe, und vier
1. Meiſterſchaften, zu erringen. Im Stemmen der Federgewichtsklafſe
errang M. Groh den 1. Preis im Klaſſenſtemmen und die 1.
Meiſter=
ſchaft, L. Rühl den 4. Preis; J. Otto im Leichtgewichtſtemmen den
9. Preis, ſowie 3. Preis im Ningen Leichtgewicht mit ſieben Siegen,
Im Stemmen Altersriege Schwergewicht 1. Preis M. Hauffemeher,
und 2. Preis W. Harff. Im Ringen Altersriege Schwergewichr
Hauffemeher 3. Preis, und Leichtgewicht Altmeiſter M. Eckerl 1. Pr.
mit vier Siegen. J. Marloff 14. Preis im Ringen Federgewicht. Ganz
beſonders gut ſchnitt auch die Boxabteilung der Kraftſportvereinigung
ab, gelang es ihr doch, von den ausgeſchriebenen achr Gewichtsklaſſen
drei Meiſterſchaften mit nach Hauſe zu bringen. In der Klaſſe
FGe=
gengewicht erhielt Bock die Meiſterſchaft und Kurtz den 3. Preis. Beide
Jugendklaſſe, ließen es ſich nicht nehmen, mit den Alten den Kampf
aufzunehmen. Sie ſiegten überlegen. — Im Bantamgewicht erhielt
Debus die erſte Meiſterſchaft. Dieſer hatte bei guter Beſetzung der
einzelnen Klaſſen harte Kämpfe auszufechten. Im Leichtgewicht
er=
vang ſich Jährling den 2. Preis. Im Weltergewicht errang ſich ebenſo
wie im vorigen Jahre Scholz die 1. Meiſterſchaft und Boeck den
vierten Preis. Auch den 1. Vereinspreis=Pokal erhielt die
Kraftſport=
vereinigung 1895 Daumſtadt für die meiſten Siege. Das ſind ſchöne
Erfolge bei 600 gemeldeten Teilnehmern, wovon 54 ſich am Boxem,
100 am Geſwichtsheben und die übrigen ſich am Ringen beteiligten.
Turnverein Nieder=Ramſtadt.
Die Kyaftſportabteilung des hieſigen Turnvereins veranſtaltet am
nächſten Sonutag, den 27. Mai, einen C
oßkampftag. Um 2 Uhr findet
ein Sporkwerbezug der Turn= und Sportvereine durch die Ortsſtraßen
ſtatt. Um 3 Uhr beginnen im Gaſthaus „Zur Poſt” die äußerſt
ſpan=
nenden Kämpfe der auswärtigen und bieſigen Sportabteilungen. Die
Einwohner Nieder=Ramſtadts werden gebeten, ihre Häuſer zu ſchmücken.
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 26. Mai. Vorabend 7 Uhr 40 Min. — Morgens
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 9 Uhr 15 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Abends 8 Uhr,
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 26. Mai:
Mäßig warm, Weſtwind; zeitweiſe wieder leichte Negenfälle. Seit
Mitte Mai ziehen ununterbrochen Depreſſionen im Norden vorüber,
Die Kette dieſer Depreſſionen iſt noch nicht zu Ende.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende nach 5½
Uhr (Sondermiete 712): „Madame Butterfly”. Kleines Haus,
An=
fang 7 Uhr, Enbe 10 Uhr (Zuſatzmiete TV9): „Nönig Nikolo”.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovor=
ſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verautwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange
ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Ruwmer hat 8 Seiten
Die glückliche Gebert eines
gesunden Jungen zeigen
hoch-
erfreut an
Dipl. Ing. Angust Huss u. Frau
Hagda, gob. Bianchi
A
Gretel Stromberger
August Franke
VERLOBTE
Darmstadt, 24. Mai 1923
Roßdörterstr, 32 Lichtenbergstr, 77
A 4
Ihre am Sonntag, 27. Mai,
nachm. 2 Uhr, in der
Mar-
tinskirche stattfindende
Trau-
ung beehren sich anzuzeigen
Sophie Hottmann
Heinrich Karst
Liebfrauenstraße 74
(*14596
Todes=Anzeige.
Mittwoch Nacht 10½ Uhr
ver=
ſchied meine liebe Frau, unſere
treuſorgende Mutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Lina Ihrig
geb. Kolmer
nachlangemmitGeduld ertragenem
Leiden im Alter von 40 Jahren.
Darmſtadt, den 24. Mai 1923,
Karlſtraße 50,
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Jakob Ihrig u. Kinder.
Die Beerdigung finder Samstag.
den 26. Mai, nachm. 4 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt, (*14613
Kf
und ſonſtige
Verpackungsmate=
riglien, zum Verpacken von
Blechbüchſen geeignet, zu billig.
Preiſen abzugeben, (4156mf
L. C. Bittich’ſche Sofbuchdruckerei
Todes=Anzeige.
Heute berſchied nach längerem
Leiden meine liebe Frau, unſere
liebe Mutter, Großmutter,
Schwie=
germutter, Schwägerin und Tante
Anna Lupus
geb. Steingäſſer
im 76, Lebensjahre,
Im Namen der Hinterbliebenen:
Direktor Frliedrich Lupus.
Darmſtadt, den 23. Mai 1923.
Die Einäſcherung finder Samstag,
den 26. Mai, 11 Uhr vorm., auf
dem Waldfriedhof ſtatt. (*14571
Lebensmittel=
haus
in beſter Lage
Darm=
ſtadts mit groß.
Lager=
räumen und Doppel=
Laden ſucht
Ueber=
nahme von Vertre
tungen erſter Firmen
in der
Lebensmittel=
branche.
Zuſchr. unt. L. 93
an die Geſchſt. (*14592
Wanderer=Motorrad
verkauft
Autohaus
Willy Neuroth
Eliſabethenſtr. 49
Tel. 1060. (*14520
Empfehle
Ta Limburger
Käſe
im Stein 4800 Mk.
per Pfund. (*14616
Phil. Müller, Ecke
Inſel u. Kaplaneigaſſe.
Spangen=,
Kämme=
Reparaturen
werd. ſaub. ausgeführt
Parfümerie Tillmann,
Eliſabethenſr. 21, 12599
für (1,4205
Jahntgohnt
Baffrocnaiß
Onerdick A Herzal
Frankfart a. HI.
droße dallustraße 10, II.
Ia Ausführung.
Bestes Material.
Pünktliche Lieferung.
Von der Reise
zurück!
Dr. 9. Oppenheimer
Hals-, Nasen- und
Ohrenarzt
Kasinost,. 2, II. (Mu mt
Heirat.
Landwirt. Witwer
wünſcht mit einem
häuslichen Mädchen
od. Witwe ohne
Ver=
mögen zwecks ſofort.
Heirat bekannt zu
werden. Angeb. u.
L. 53 Geſchſt. (*14502
Bitte nochmals
Ant=
wort. War verreiſt. (*
Verloren
Sonntag nachm. au
den Wege v. Ober
waldhaus —
Taunus=
ſtr., elektr. Halteſtelle
Elfenbein=Gammet
Broſche/Biedermeier=
Kopf) mit vergold
Faſſung.
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haus bei Vorms. Die Bilanz des erſten Geſchäftsjahres weiſt
nach reichlichen Abſchreibungen und Rückſtellugen von 10 Millionen
Mark auf Werkerhaliungskonto einen Reingewinn von 7 980 214 Mk.
auf. Die ordentliche Generalverſammlung beſchloß die Verteilung von
50 % Dividende und 50 % Bonus, ſowie die Verdoppelung des
Grundkapitals von 6 auf 12 Millionen Mk. durch Ausgabe von 6000
Inhaberaktien zu 1000 Mk. Nennwert wit Dividendenberechtigung ab
1. Januar 1923. Die Aktien werden von einem Konſortium unter der
Führung der Filiale Mainz der Dresdener Bank zum Kurſe von 100
Prozent übernommen mit der Verpflichtung, den alten Aktionären
3 Millionen Mk. im Verhältnis von 2:1 zum Kurſe von 100 N
ſpeſenfrei anzubieten und die reſtlichen 3 Millionen Mt. im Intereſſe
der Geſellſchaft freihändig zu verwerten. Ueber den derzeitigen
Ge=
ſchäftsgang wurde mitgeteilt, daß dieſer bis jetzt trotz der ſchwierigen
Verkehrsverhältniſſe als gut zu bezeichnen iſt. In das neue
Geſchäfts=
jahr war man mit einem guten Auftvagsbeſtand übergegangen, und die
Geſellſchaft konnte in den erſten Monaten ihre Vorräte günſtig
ab=
ſtoßen. Der Neubau des Fabrik, der auch der Herſtellung teerfreier
Dachpappe dienen ſoll, wird in zirka zwei Monaten ferkiggeſtellt und
auf das modernſte eingerichtet ſein, ſo daß eine erhebliche Steigerung
der Produktion unter gleichzeitiger Verbilligung der Produktionskoſten
ermöglicht iſt, die auch für das laufende Jahr einen befriedigenden
Abſchluß bringen dürfte.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Der Ausweis der Reichsbank vom 15. d. M. zeigt
eine neue außerordentlich ſtarke Steigerung der Inanſpruchnahme der
Bank, die diesmal zum größeren Teil auf Anſprüche der privaten
Wirt=
ſchaft zurückzuführen iſt. Die geſamte Kapitalanlage der Bank nahm
um 786,4 Milliarden Mark auf 10 162,2 Milliarden zu: und zwar wuchs
das Schatzanweiſungskonto infolge Einlieferungen ſeitens des Reichs wie
durch Rückgang des Abſatzes von Schatzanweiſungen am offenen Markte
um 580,5 Milliarden Mark, die Wechſelbeſtände der Bank ſtiegen um
185,7 Milliarden Mark, die Lombardforderungen um 20,4 Milliarden
Mark. Auf der anderen Seite vermehrten ſich die fremden Gelder der
Bank um 474,2 auf 4453,7 Milliarden Mark.
Erhöhter Bedarf an Zahlungsmitteln führte zu einer Zunahme des
Banknotenumlaufs um 389,7 Milliarden Mark auf 7112,8 Milliarden
Mark, während der Umlauf an Darlehnskaſſenſcheinen ſich durch
Rück=
flüſſe aus dem Verkehr in Höhe von 0,1 Milliarden Mark auf 12,4
Mil=
liarden Mark ermäßigte.
Der im Ausland ruhende Teil des Goldbeſtandes wurde mit
einem Darlehn in Höhe von 12 Millionen Goldmark neu belaſtet, damit
ging das unbelaſtete Golddepot auf 212 Millionen Mark zurück.
Gleich=
zeitig wurden in der Berichtstvoche zwecks Deckung der am 15. d. M.
fälligen, ſeinerzeit an Belgien begebenen Schatzwechſel des Reichs, für
deren Einlöſung die Reichsbank durch ihre Unterſchrift Garantie
ge=
leiſtet hat, 60 Millionen Goldmark dem Goldkaſſenbeſtande der Bank
entnommen, der demgemäß auf 629,9 Millionen Mark zurückging. De
A
geſamte im Metallvorrat der Bank ausgewieſene Goldbeſtand
vermin=
derte ſich ſomit um 72 Millionen Mark auf 841,9 Millionen Mark. Die
Kaſſenbeſtände an Münzen aus unedlem Metall erhöhten ſich um 0,3
Milliarden ark auf 13,8 Milliarden Mark.
Die Darlehnsbeſtände der Reichsdarlehnskaſſen ſtiegen in
der zweiten Maiwoche um 86 Milliarden Mark auf 1737,8 Milliarden.
Die Darlehnskaſſen führten einen ihren Neuausleihungen entſprechenden
Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen an die Reichsbank ab, ſo daß ſich deren
Beſtände an ſolchen Scheinen unter Berückſichtigung der aus dem Verkehr
aufgenommenen Summe um 86,1 Milliarden Mark auf 1725,3 Milliarden
Mark gehoben haben.
Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer,
Aktien=
geſellſchaft, Frankfurt a. M. Der Abſchluß für 1922 weiſt
einen Rohgewinn von 175,867 Mill. Mk. aus gegen 44,659 Mill. Mk.
im Vorjahr. Hierbei iſt zu berückſichtigen, daß die Geſellſchaft vorweg
einige Abſchreibungen auf Neuanlagen vorgenommen haben dürfte. Im
Geſchäftsbericht wird mitgeteilt, daß das neuerworbene Werk 4 ſeiner
Vollendung entgegen geht. Außerdem wurden in Frankfurt a. M.,
Ber=
lin und Königsberg je ein neues Grundſtück übernommen.
Infolge=
deſſen erſcheinen die Zugänge auf Anlagekonto mit insgeſamt 32,854
Mill. Mk. verhältnismäßig gering. Zu einer Dividendenausſchüttung in
Höhe von 130 Prozent werden 146,25 Mill. Mk. erforderlich bei einem
Aktienkapital von 100 Mill. Mk. voll= und 50 Mill. Mk. ½
dividenden=
berechtigter Stammaktien. Inzwiſchen hat die Geſellſchaft im neuen Jahr
eine weitere Kapitalserhöhung um 105 Mill. Mk. Stammaktien
vorge=
nommen. Die G.=V. am 30. 5. ſoll über nochmalige Vermehrung des
Aktienkapitals um 167 Mill. Mk. Stamm= und 3 Mill. Mk.
Vorzugs=
aktien Beſchluß faſſen, ſo daß nach Durchführung dieſer Transaktionen
das Geſamtkapital ſich auf 422 Mill. Mk. Stamm= und 8 Mill. Mk.
Vor=
zugsaktien beziffern wird. Das Friedensaktienkapital betrug 13 Mill. Mk.
In der Bilanz per 31. Oktober 1922, die jedoch infolge der inzwiſchen
vorgenommenen Kapitalserhöhung und durch auch ſonſt ſtark veränderte
Verhältniſſe etwas veraltet angeſehen werden muß, erſcheinen
Waren=
beſtände mit 430,727 Mill. Mk., Bankguthaben mit 101,155 Mill. Mk.
Debitoren mit 395,585 Mil. Mk. und geleiſtete Anzahlungen mit 55,14
Mill. Mk. Kreditoren erſcheinen in Höhe von 585,731 Mill. Mk. Der
Geſchäftsbericht erwähnt, daß die Werke im abgelaufenen Geſchäftsjahr
durchweg zufriedenſtellend beſchäftigt waren.
* Veithwerke Aktien=Geſellſchaft, Frankfurt
a. M. Die Geſellſchaft bietet die laut G.=V. vom 13. 4. zur Ausgabe
gelangenden, für das laufende Geſchäftsjahr voll dividendenberechtigten
Stammaktien zum Bezug an. Das Bezugsrecht iſt bei Vermeidung des
Verluſtes bis Freitag, den 1. 6. 23 einſchließlich bei der Darmſtädter
und Nationalbank, Kommanditgeſellſchaft auf Aktien in Darmſtadt,
Frankfurt a. M. und Berlin auszuüben. Auf eine alte Stamm= oder
Vorzugsaktie entfällt eine neue Stammaktie zum Kurſe von 3000 Prozent
zuzüglich Bezugsrechtſteuer und Schlußnotenſtempel. Die
Bezugsrecht=
ſteuer wird noch beſonders bekannt gegeben.
* Nordd. Lloyd, Bremen. Die Geſellſchaft, die für das
ab=
gelaufene Geſchäftsjahr 30 Prozent Dividende verteilte, erzielte einen
Reingewinn in Höhe von Mark 703 822 878. Für Abſchreibungen wurden
Mk. 44 673 718, für Ueberweiſung an Erneuerungsrücklagen M
113 825 000, für Rückſtellungen und verſchiedene Steuern 250 Mill. Mk.
verwandt. Handlungsunkoſten erforderten Mk. 172414 413,
Anleihe=
zinſen Mk. 2196 875. Für ſatzungsgemäße Gewinnanteile wurden Mk.
7 902 772 verwandt. Bei einem Grundkapital von 600 Mill. Mk. betragen
die Rücklagen Mk. 236 175 000, Schiffe, Leichter uſw. ſtehen mit Mk.
279 534 160, Grundbeſitz, Gebäude und Anlagen mit Mk. 12 180000,
Wertpapiere mit Mk. 105 684 001, Kaſſe und Bankguthaben mit Mt.
9 474 739 190 und Vorräte mit Mk. 1 373 926 982 zu Buche. Schuldner
und Uebergangspoſten erſcheinen in Höhe von Mk. 8 160 399 059. Dieſen
Aktivpoſten ſtehen andererſeits Gläubiger= und Uebergangspoſten in Höhe
von Mk. 18 400 410 520 gegenüber. Die Obligationsſchuld erſcheint in
Höhe von 49 Mill. Mk.
* Vereinigte Faßfabriken, A.=G., Caſſel. Die
Geſell=
ſchaft führt zurzeit eine Kapitalsverdoppelung durch. Nach Umwandlung
von Mk. 650 000 6proz. Vorzugsaktien in Stammaktien unter Zuzahlung
von je 8000 Proz. pro Vorzugsaktie fordert die Geſellſchaft zum Bezug
der einem Konſortium überlaſſenen neuen Aktien auf. Die alten
Stamm=
aktionäre (einſchließlich der Beſitzer der in Stammaktien inzwiſchen
um=
gewandelten Vorzugsaktien) können die jungen für 1922/23
volldividenden=
berechtigten Aktien im Verhältnis 1:2 zu 1000 Proz. beziehen. Das
Be=
zugsrecht iſt vom 18. 5. bis 8. 6. inkl. auszuüben.
Stahlwerk Oeſe A.=G., Oeſe. Die Generalverſammlung
ſetzte die Dividende auf 250 Prozent für alte und 62 Prozent für die
jungen Aktien feſt und beſchloß Erhöhung des Aktienkapitals von 28
Mill. Mk. auf 150 Mill. Mk. durch Ausgabe von 120 Mill. Mk. Stamm=
und 2 Mill. Mk. 20proz. Vorzugsaktien mit 30fachem Stimmrecht. Die
neuen Aktien werden von der Rheinhandelskonzern A.=G. zu 2500 Proz.
übernommen und den Aktionären der Stahlwberk Oeſe im Verhältnis 1:3
zu 3000 Prozent zum Bezug angeboten. Die Verwaltung teilt mit, daß
ſie ſich zu günſtigen Preiſen mit Rohſtoffen (Schrott und Kohlen)
einzu=
decken beſtrebt war, und deshalb größere Bankkredite in Anſpruch
genom=
men habe. Um dieſe Bankkredite abzudecken, erfolge jetzt die
Kapitals=
erhöhung. Ueber die Geſchäftslage wurde berichtet, daß das
Unterneh=
men für 6—7 Wochen mit Rohſtoffen verſehen ſei. Der Auftragsbeſtand
ſei reichlich, und da das Werk im unbeſetzten Gebiet liege, ſei die
Er=
ledigung dieſer Aufträge nicht behindert. Der monatliche Umſatz habe im
abgelaufenen Geſchäftsjahr durchſchnittlich 1,5 Milliarden betragen.
Dode
25. Mai 1923 Nr. 142
* Maſchinenbau A.G. Balke, Bochum. Die
General=
verſammlung genehmigte die Verteilung einer Dividende von 500 Proz.
Wie der Geſchäftsbericht mitteilt, hat im abgelaufenen Jahre der Umſatz
nicht nur ziffernmäßig, ſondern auch der Menge nach bedeutend
zuge=
nommen, ſo daß für ſämtliche Werkabteilungen volle Beſchäftigung
wäh=
rend des ganzen Jahres vorhanden war. Der Rohgewinn für das
abgelaufene Geſchäftsjahr iſt mit 221,383 Mill. Mk. gegen 7,807 Mill.
Mk. im Vorjaher ausgewieſen. Für Ausſchreibungen wurden im
Zu=
ſammenhang mit den Neubauten 54,199 Mill. Mk. verwandt, ſo daß ein
Reingewinn von 167,340 Mill. Mk. gegen 6,119 Mill. Mk. im Vorjahre
verbleibt. 105 Mill. Mk. gelangen zur Ausſchüttung an die Aktionäre,
einer Sonderrücklage werden 3,966 Mill. Mk. zugeführt, für
Werkerhal=
tung 6,5 Mill. Mk. und für Unterſtützungen 10 Mill. Mk. zurückgeſtellt,
während an Tantieme 38,821 Mill. Mk. verausgabt wurden. Die Bilanz
zeigt im Zuſammenhang mit dem erweiterten Ausbau des Unternehmens
größere Veränderungen auf den Anlagekonten. Die Geſellſchaft bemerkt
dazu, daß Erweiterungsbauten des Werkes für Holzbearbeitungen und
Apparatebau in Hamme und der Werke in Frankenthal und Neu=Beckum
vorgenommen wurden. Die Neuanlagen kamen Ende des Berichtsjahres
zur Auswirkung. Das Grundſtückskonto iſt von 1,917 Mill. Mk. auf
4,253 Mill. Mk. geſtiegen. Größere Zugänge weiſt das Gebäudekonto
und das Werkeinrichtungskonto mit 31,987 Mill. Mk. bezw. mit 13,588
Mill. Mk. auf, die jedoch wieder abgeſchrieben wurden, ſo daß beide
Kon=
ten mit je Mk. 5 bilanzieren. Die Warenvorräte erſcheinen in Höhe von
622,823 Mill. Mk. gegen 19,127 Mill. Mk. im Vorjahre. Sie ſind „
vor=
ſichtig” bewertet. Außenſtände erſcheinen in Höhe von 804,003 Mill. Mk.
gegen 17,769 Mill. Mk. im Vorjahre und das Bankguthaben hat ſich
er=
höht von 5,260 Mill. Mk. im Vorjahr auf 114,334 Mill. Mk. Für
An=
zahlungen wurden 100,302 Mill. Mk. geleiſtet. Dieſen Aktippoſten ſtehen
Gläubiger mit 897,419 Mill. Mk., Anzahlungen mit 319,959 Mill. Mk.,
Bankſchulden mit 174,857 Mill. Mk. und Akzepte mit 24,5 Mill. Mk.
gegen=
über. Der Bericht bemerkt hierzu, daß die fortgeſetzte Geldentwertung
im Verein mit den erhöhten Umſätzen eine weitere ſtauke Anſpannung
der Betriebsmittel zur Folge hatte, ſo daß erhebliche Kredite bei den
Banken in Anſpruch genommen werden mußten. Die Geſellſchaft ſah ſi
deshalb veranlaßt, die Erhöhung des Grundkapitals um 23 Mill. Mk.
Stamm= und 4 Mill. Mk. 6proz. Vorzugsaktien auf zuſammen 50 M
Mk. vorzunehmen. Die neuen Aktien nehmen ab 1. 1. 23 an der
Divi=
dende teil. Die geſetzliche Rücklage hat ſich durch Zuführung des Agios
um 3,226 Mill. Mk. auf 35,19 Mill. Mk. erhöht. Wie im
Geſchäfts=
bericht weiter mitgeteilt wird, gibt der Beſtand an Aufträgen, die in das
neue Geſchäftsjahr herüber genommen wurden, nebſt den inzwiſchen
hin=
zugekommenen großen Beſtellungen der Werften für längere Zeit volle
Beſchäftigung.
* Nähmaſchinen= und Fahrräderfabrik Bernhard
Stoewer A.=G., Stettin. Die Geſellſchaft, die für das abgelaufene
Geſchäftsjahr eine Dividende von 250 Prozent (50 Goldpfennig)
vor=
ſchlägt, weiſt für das abgelaufene Geſchäftsjahr bei 9 Mill. Mk.
Aktien=
kapital einen Reingewinn von Mk. 27 348 346 aus. Für Abſchreibungen
wurden Mk. 1 365 568 verwandt. In der Bilanz erſcheinen Grundſtücke
und Gebäude mit Mk. 1 541 230, Schuldner mit Mk. 557 433 149, Wechſel
mit Mk. 60 346 750, Kaſſe mit Mr. 12 103 361 und Effekten mit Mk.
9 092, während Warenbeſtände in Höhe von Mk. 45 610 977 ausgewieſen
ſind. Die Reſerve erſcheint in Höhe von Mk. 900 000, gleich den
geſetz=
lichen 10 Prozent des Aktienkapitals. Ferner erſcheint ein Betrag als
Extrareſerve mit Mk. 100 000 und ein Bau= und Erneuerungsfonds mit
50 Mill. Mk., während auf Delkrederefonds 20 Mill. Mk. verbucht ſind.
Venig höher als die Debitoren erſcheinen die Kreditoren und zwar in
Höhe von Mk. 564 584 407. Die Geſellſchaft berichtet über volle
Beſchäf=
tigung während des abgelaufenen Geſchäftsjahres in allen Abteilungen.
Um die zahlreichen Aufträge erledigen zu konnen, wurde regelmäßig in
Doppelſchichten gearbeitet. Während die Verkaufspreiſe in Deutſchland
der Teuerung bei weitem nicht folgten, hatte das Exportgeſchäft auf das
Ergebnis beſonders günſtig eingewirkt. Auch im neuen Geſchäftsjahr ſei
der Geſchäftsgang bis jetzt befriedigend, doch ließen ſich angeſichts der
durch die politiſchen Verhältniſſe und die Markſtützung geſchaffenen Lage
über die weitere Entwicklung nichts ſagen.
* Verginigte Ullramarin=Fabviken vormals
Leverkuſen, Zeltner u. Co., Kölm. Die Geſellſchaft
ver=
doppelt ihr Akvienkapital durch Ausgabe von 28 Millionen Mark
Stammaktien, die im Verhältnis 1:1 zu 8000 % den ſeitherigen
Stamm=
aktionären zum Bezug angeboten werden. Die Kapitalserhöhung
wurde mit der Geldemtwertung begvündet, zumal die Geſellſchaft evtl.
auf Lager werde arbeiten müſſen, ſo daß auch hier die Beſchaffung
neueſr Mittel wotwendig würde. Ferner wurde der Erhöhung des
Stimmrechts der Vorzugsaktionäre unter Beſchränkung der bekannten
drei Fälle zugeſtimmt.
b. Anbauverſuchausländiſcher Tabake in
Deutſch=
land. In Baden, Heſſen, der Rheinpfalz und einigen anderen Ge,
bietsteilen wird in erheblichem Maße Tabak angebaut. Der deutſche
Tabak iſt aber nicht von derſelben guten Qualität wie der orientaliſche
und ſonſtige Auslandstabake. Es ſollen nun Verſuche mit Anpflanzung
ausländiſcher Tabake gemacht werden. Die Tabakbauern können aber
die hierfür nötigen Koſten nicht allein beſtreiten. Der
Zentrumsabge=
orte Erſing hat daher im Haushaltungsausſchuß des Reichstags
bean=
tragt, daß das Reich zur Förderung des Anbaues ausländiſcher Tabake
in Deutſchland 50 Millionen Mark zur Verfügung ſtellen ſolle. Der
An=
trag wurde angenommen.
* Stahlu. Nölke A.=G. für Zündwarenfabrikation,
Caſſel. — Deutſche Zündholzfabriken in Caſſel.
Beide Geſellſchaften berufen zum 9. 6. a. G.=V., die über weitere
Erhöh=
ung des Aktienkapitals Beſchluß faſſen ſoll.
* Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken, A.=G.,
Elber=
feld. Die Geſellſchaft, die für das abgelaufene Geſchäftsjahr 300 Proz
Dividende auf Stamm= und 6 Proz. auf Vorzugsaktien zahlte, weiſt
einen Neingewinn in Höhe von Mk. 589 875 831 aus, bei einem
Aktien=
kapital von 100 Mill. Mk. Stamm= und 10 Mill. Mk. Vorzugsaktien.
Der Bilanz der Geſellſchaft entnehmen wir folgende Ziffern: Grundſtück
und Gebäude, die per 31. Dezember 1921 mit Mk. 5 292 824 zu Buche
ſtanden, erhöhten ſich durch Zugänge im verfloſſenen Geſchäftsjahre in
Höhe von Mk. 140 182 auf Mk. 5 433 006. Dieſer Poſten wurde bis auſ
Mk. 4 abgeſchrieben. Kraftanlagekonto, das mit Mk. 2 in der Bilanz
per 31. 12. 21 erſchien und einen Zugang in Höhe von Mk. 4 866 970
aufweiſt, wurde ebenfalls auf Mk. 2 abgeſchrieben. Das Mobilienkonto,
das mit Mk. 3 per 31. Dezember 1921 zu Buche ſtand und einen Zugang
von Mk. 215 834 aufweiſt, iſt gleichfalls auf Mk. 3 abgeſchrieben.
Uten=
ſilien, Werkzeug= und Patentkonto erſcheinen mit je Mk. 1 und das
Bahnanſchlußkonto mit Mk. 2. Somit ſind ſämtliche Grundſtücks=
Fabrikations= und Mobilienwerte auf den Mindeſtbetrag abgeſchrieben.
Kaſſebeſtand iſt mit Mk. 16907 373, Wechſelkonto in Höhe von Mk.
165 358 637, Effektenkonto mit Mk. 12 170 086 ausgewieſen. An
Roh=
materialien ſind ausgewieſen Mk. 200 685 902, Betriebsmaterialienkonto
mit Mk. 359 474, Fabrikations= und Warenkonto mit Mk. 15 423 018,
Bankguthaben erſcheinen mit Mk. 377 436 044, dauernde Beteiligungen
mit Mk. 98 606 941. Die geſetzliche Rücklage erſcheint mit Mk. 19 981 408,
ferner ein Sonderrücklagenkonto mit Mk. 22 008 782, ein
Erneuerungs=
konto in Höhe von Mk. 150 Mill., ein Delkreterekonto mit Mk. 350000
und ein Dividendenkonto mit Mk. 267 030. Debitoren in Höhe von Mk.
1 268 861 340 ſtehen Kreditoren in Höhe von Mk. 1 247 391 650 gegenüber.
* Hochfrequenz=Maſchinen A.=G. für drahtloſe
Telegraphie, Berlin. Unſerem Bericht betreffs
Kapitalsver=
doppelung der Geſellſchaft laſſen wir die Bilanzzahlen für das
abge=
laufene Geſchäftsjahr nachſtehend folgen: Bei einem Aktienkapital von
8 Mill. Mk. betrug der Reingewinn Mk. 7 985 107, Mobilien= und
Patent=
konto erſcheinen in Höhe von je Mk. 1, Effekten und Beteiligungen mit
Mr. 12 619 906, Kontokorrentkonto mit Mk. 10 102 145, Kaſſebeſtand mit
Mk. 97 042 und Poſtſcheckguthaben mit Mk. 14 196. Bei einem
Aktien=
kapital von Mk. 8 Millionen ſind die Reſerven Mk. 6 780300. Für das
abgelaufene Geſchäftsjahr brachte die Geſellſchaft 75 Prozent Dividende
zur Verteilung.
Verkehrsnachrichten.
* Juni=Fahrplan des Nonddeutſchen Lloyd
Bremen. 1. Bremen-Neu=York. a) Bremen—Southampton—
Cher=
bourg—Neu=York: „George Waſhington” am 6. Juni, „Preſident
Rooſevelt” am 13. Juni, „America” am 16. Juni, „Preſident Fillmore‟
am 21. Juni, „Preſident Harding” am 27. Juni; — b) Bremen-Neu=
York divekt: „Sehdlitz” am 2. Juni, „Yorck” am 9. Juni. „Bremen”
am 15. Juni, „München” am 21. Juni, „Hannover” am 30. Juni.
Bremen-Philadelphia-Baltimore: „Porta” am 11. Juni, „Eiſenach”
am 29. Juni. — Bremen—La Plata: „Gotha” am 16. Juni. —
m
Bremen—Braſilien: „Hornfels” ab Bremen am 2. und ab Hamburg am
Juni. „Erfurt” ab Bremen am 16., ab Hamburg um 22. Juni. —
Bremen—Oſtaſien: „Ludwigshafen” ab Bremen am 9., ab Hamburg
am 16. Juni, „Lycaon” ab Bremen am 20., ab Hamburg am 27. Juni.
„Oldenburg” ab Bremen am 30. Junf, ab Hamburg am 7. Juli. —
Bremen—Auſtralien: „Aachen” ab Bremen am 16. Juni.
Preisaufſchläge.
h. Erhöhter Mehlpreis. Der Richtpreis für Weizenmenhl
Spezial=Null wurde von 300 000 Mk. auf 310 000 Mk. pro Doppelzentner
mit Sack ab Mühle erhöht.
Dividendenvorſchläge.
* Zellſtoffabrik Waldhof. G.=V. 9. 6. Die Dividende ſoll
in Höhe von 300 Prozent gegen 30 Prozent im Vorjahre zur Ausſchüttung
gelangen.
* Vereinigte Eiſen= und Maſchinenbau=A.=G.,
Barmen. Die ebenfalls zum Rheinhandelskonzern gehörende
Geſell=
ſchaft, aus der ſeinerzeit die Stahlwerk Oeſe A.=G. als ſelbſtändiges
Unternehmen ausſchied, bringt 200 Prozent Dividende gegen 60 Prozent
im Vorjahre zur Verteilung. Außerdem ſoll eine neue Kapitalserhöhung
beabſichtigt ſein. Im Zuſammenhang hiermit wird berichtet, daß die
Verwaltung des Unternehmens und die Ver altung der gleichfalls zum
Rheinhandelskonzern gehorenden Gußſtahlwerk Spannagel und Sievers
A.=G. die Vereinigung beider Unternehmen beſchloſſen habe. Die
Ver=
ſchmelzung wurde damit begründet, daß Letztere mit Aufträgen
über=
häuft ſei, ſo daß eine erhebliche Betriebserweiterung erforderlich ſei, wozu
bei der erſteren Geſellſchaft die Vorbedingungen gegeben ſeien. Die
Fuſion ſoll drart erfolgen, daß für jegliche Aktie des Gußſtahlwerks
Spannagel und Sievers drei Aktien der Vema gewährt werden ſollen.
Außerdem ſollen bei der neuen Kapitalserhöhung der Vema den
Aktio=
nären beider Geſellſchaften ein Bezugsrecht eingeräumt werden.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Nachdem am Vormittag
die Stimmung am Produktenmarkt wegen der Abſchwächung der Deviſen
eher etwas matter geweſen war, zeigte ſich ſpäter ein Anſatz zur
Be=
feſtigung. Umſätze fanden aber bei allſeitiger Zurückhaltung nur wenig
ſtatt, und der Preisſtand blieb im weſentlichen unverändert. Roggen
wurde zu den geſtrigen Preiſen in Waggonware geſucht. Für Hafer
waren zu niedrigeren Preiſen Käufer am Markte.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Für den
Schlacht=
viehmarkt am Mittwoch betrug der Auftrieb: 89 Ochſen, 77 Bullen, 352
Kühe und Rinder, 248 Kälber, 0 Schafe, 816 Schweine. Bezahlt wurden
pro 50 Kilo Lebendgewicht für: Ochſen 1. Kl. 440—460 000 Mk., 2. Kl.
400—420 000 Mk., 3. Kl. 340—380 000 Mk., 4. Kl. 300—340 000 Mk.;
Bullen 1. Kl. 360—400 000 Mk., 2. Kl. 340—360 000 Mk., 3. Kl. 320 bis
340 000 Mk.; Kühe und Rinder 1. Kl. 460—480 000 Mk., 2. Kl. 420= bis
440 000 Mk., 3. Kl. 360—380 000 Mk., 4. Kl. 320—360 000 Mk., 5. Kl.
300—340 000 Mk.; Kälber b 480—500 000 Mk., c 460—480 000 Mk.,
d 440—460 000 Mk., e 400—440 000 Mk.; Schweine a 510—520 000 Mk.,
b. 510—520000 Mk., c 500—510 000 Mk., d 490—500 000 Mk.,
e 480—500 000 Mk.; Sauen 480—500 000 Mk. Tendenz: mit Großvieh
und Kälbern lebhaft, geräumt; mit Schweinen mittelmäßig, ausverkauft.
h. Mannheimer Pferdemarkt. Für den Pferdemarkt am
Mittwoch waren aufgetrieben: 15 Wagenpferde, 190 Arbeitspferde, 22
Schlachtpferde. Bezahlt wurden pro Stück für: Wagenpferde 3—10
Millionen, Arbeitspferde 3—12 Millionen und Schlachtpferde 600= bis
1 800 000 Mk. Tendenz: Mit Pferden aller Gattungen mittelmäßig.
Börſen.
wb. Frankfurter Börſenſtimmungsbilb. Die
Ge=
ſchäftstätigkeit am Deviſen= und Notenmarkt war in den erſten
Morgen=
ſtunden weſentlich ruhiger als in letzter Zeit. Dollarnoten ermäßigten
ihren Preis. Er wurde mit 53 600, 54 000 gehandelt und ſtellte ſich bei
Beginn des amtlichen Verkehrs auf 54 775—55 500. Im Effektenverkehr
war das Geſchäft bei größerer Zurückhaltung äußerſt ſtill. Die Kurſe
fielen teilweiſe einer Abſchwächung anheim, hervorgerufen durch
Be=
fürchtungen hinſichtlich einer neuen Verſteifung des Geldmarktes. Im
Verkehr von Büro zu Büro war die Umſatztätigkeit ebenfalls recht
be=
ſcheiden. Nachfrage beſtand nur nach einigen Spezialwerten. Begehrter
waren Taunus Schuhmaſchinenfabrik, Elberfelder Kupferwerke, Baldur=
Pianoforte=Fabrik, letztere wurden mit 24 000 erſtmals offiziell notiert.
Es herrſchte für dieſe Aktie auch heute wieder reger Begehr. Später
trat ein Umſchwung ein. Mäßig erholt zeigten ſich Zolltürken
zirka 105 000, Bagdad 195—200 000, leere Budapeſter Stadanleihe 46 500
bis 48000. Api ſehr geſucht 53 500. Man hörte ferner noch Daimler
auf ſpekulative Käufe 30 500, A. E. G. 65 000, Julius Sichel 54——56= bis
55 000. Scheideanſtalt 90—93000—104 000, Benz lebhafter 64—75 000,
Mez Söhne 28 000, Ufa 37—38—41 000, Inag heute letzte Notiz im
Frei=
verkehr mit 22 500, vom 25. 5. ab gelangen dieſe Aktien, zur amtlichen
Notierung. Brown Boveri 19 000, Emelka 16 000, Grovag 2100.
Der Schluß, geſtaltete ſich auf Deckungskäufe feſt. —
Dollarſchatz=
anweiſungen 56 375—57 500.
Frankfurter Abend=Deviſen vom 24. Mai. Die
Deviſenlage bleibt weiter unſicher. Die Preiſe ſind gegen den Stand der
Mittagsbörſe nur wenig verändert. Dollarnoten 54 750, Polennoten
99,75, Belgien 3150, Holland 21 500, London 253 000, Paris 3650, Schweiz
9900, Italien 2625, New=York 54 500.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Mäßige Abgaben
bewirkten im Deviſenhandel am Vormittag zunächſt ein weiteres
Nach=
laſſen der Kurſe. Die Bewegung ſchlug aber ſofort ins Gegenteil um,
als ſich ein Ueberwiegen der Nachfrage herausſtellte. Nachdem der Dollar
bis ziemlich auf 52 000 gewichen war, zog er in ununterbrochener
Stei=
gerung bis zur amtlichen Feſtſtellung auf 55 000 an. Dieſer Stand, dem
ſich die übrigen ausländiſchen Zahlungsmittel anpaßten, konnte ſich auch
ſpäter behaupten bei Neigung zu weiterer Aufwärtsbewegung. Für
Effekten herrſchte im allgemeinen eine feſte Stimmung, ohne daß ſich
jedoch beſondere Unternehmungsluſt hervorwagte. Offenbar veranlaßt
das Schwanken der Deviſenkurſe zur Vorſicht.
2
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10 Norwegen ... . . ...... ....... 8840.: 8884.,6‟ 1812: 8822.— Schweben .. .. ..... ..... . . ." 1446: 36.25 14686.65 Helſingfors ... . . . . .. .. ... ... 496.25 1.2 18.80 New=Bork ...... . .. .... ..... 54737 35
55 60 55688.40 Deutſch=Oſterreich (abg.) . . . . . . 7730 1 768 1 79 R
9— Budapeſt . . . . . . . . . . . . ... .... 10.10 10.1 5— Prag ............ .. .. ... ... 165 16
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5.85 1654.15 Agram. . . . . . . . . . . . . . . .. ...." 423. 426.05 w. Deviſenmarkt. Berlin, 24. Mai Telegr. Auszahlungen für: wr
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(5 77.77* 7. Prag ................ . . .. .. 32.90 1641.88 (50.13 apeſt .. .......... .. .. .." — enos=Aires .. . . . .. . . . . .... 99= 397 19650. 9 Bulgarien ... ........... . . .. 56.14 511 Fapan .. ................... 28433. 26566.3 2343 265 66.25 Rio de Janeiro ............" 56 5664.1 86.- 514. Belgrad. .. . . . . . . . . . . . .. ... 572.53 575.44 577.55 580.45 [ ← ][ ][ → ]
Rummer 142.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 25. Mai 1923.
Seite 7.
Der junge Tod.
Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
9)
(Nachdruck verboten.
Wenn ich allein war, ſtellte ſich ungeſucht immer von
neuem die Erinnerung an meine Kindheit und Jugend ein,
ich ſah Mutter einen Anzug für mich herrichten, ihn mir
an=
ziehen. Hübſch war der Kittel, und Mutter betrachtete mich
und lächelte, und dann wieder ſaß ſie an meinem Bett und
pflegte mich, als ich krank war. Wir waren uns ferner
gekom=
men in ſpäteren Jahren, Mutter wünſchte, daß ich fromm ſei,
kirchlich, und allzu peinlich in der Arbeit. Das konnte ich nicht.
Wie ſich dieſe ſtrenge Art bei ihr immer ſchärfer ausgeprägt
hatte, ich begriff es, denn mir fiel Vaters Liebſchaft ein. Die
arme Frau hatte gelitten, und ich hatte mich von ihrem grauen
Ernſt doppelt entſchieden abgewandt zur Lebensfreude des
Mannes. Dann aber war da eine Stunde geweſen, die hätte
alles ausgleichen können. Als die hübſche Grete, die Tochter
des Arztes, mit mir endgültig brach, um ſich zu verloben nach
einer tollen erſten Liebſchaft von ſechs Wochen — ich hatte ſie
geliebt wie eine richtige ſentimentale erſte Liebe — und ich
hoff=
nungslos zerſchlagen nach Hauſe kam, nachts um zwei Uhr, und
es nicht hindern konnte, daß ich ſchluchzte wie ein krankes
Tier, da war Mutter zu mir gekommen — wie ſie’s von ihrem
treit entfernten Zimmer aus gemerkt hatte, was vorging, ich
weiß es nicht — hatte ſich zu mir geſetzt, mich in den Arm
genommen, zur Nuhe gebenet und ohne zu reden, ohne zu
fragen, bei mir geſeſſen, ſtundenlagg, mir die Stirn geſtreichelt
und die Haare. Aehnlich, wie ich bei Marie Loniſe geſeſſen
hatte in der Nacht damals.
Wie ich das ſo lange hatte vergeſſen können.
Als ich klein war, hatte mich Vater ſehr lieb gehabt, da
ritt ich auf ſeinen Schultern, oder er trug mich als Vierfüßler
durchs Zimmer, Löwe oder Hund, ging mit mir ins Theater
zum Freiſehütz und ſang mir nachher alle Melodien vor, die
Hn
G
K .3
da ertönt waren, zog mit mir am Sonntag vormittag in den
Wald oder ſegelte auf dem Wannſee. Dann, wie ich älter
wurde, ließ die Beſchäftigung mit mir nach; aber wenn eine
Stunde abfiel, wie fruchtbar war die, wie gingen mir da die
Augen auf, mochte er über Naturwiſſenſchaft und Technik oder
über Kunſt ſprechen, Goetheſche Verſe rezitieren oder Dantes
Strophen in der klingenden italieniſchen Sprache, die er ſo
liebte. Vor allem, wie ſtellte er ſich immer mir gegenüber als
der Freund, der ältere erfahrene wohl, aber nie als der
Er=
zieher. Er riet und befahl nicht, erklärte, aber ſtieß keine
Dro=
hungen aus noch Scheltworte. Nie wieder habe ich einen Mann
geſehen, der ſo ſehr in ſeinem äußeren Sein wie in der
Ge=
ſinnung ein Edelmann war. Und ſein Verhältnis zu Mutter,
nun, mir kam es am wenigſten zu, darüber zu urteilen.
So ritterlich wie er zu einem Kinde ſich verhalten, war
wunderſchön, und ſo verzichtend liebevoll, wie es Mutter doch
einmal ganz deutlich, vielleicht recht oft, ohne daß ich es
be=
merkte, gekonnt hatte, war es auch.
In leichten Schwingungen ſchlang ſich ein Band, ein
Ge=
winde voll Zartheit, von den Eltern zu mir, von mir zu
meinem Kinde, von den Eltern zu Marie Louiſe, und ich
empfand dieſe Eingliederung zwiſchen Vergangenheit und
Zukunft als eine wohltnende Verankerung an einem Platze,
den mir nichts und niemand würde nehmen können, nachdem
ſich bisher noch jeder Beſitz als zeitlich erwieſen hatte.
Wie weit weg war jetzt Nina, die nervöſe vielgeſtaltige
Weltdame, dies rauſchend treibende Paris, in dem ich die letzte
Zeit mit ihr verlebt hatte. Jetzt konnte ich Viertelſtunden
damit zubringen, dem wippenden Gange einer Bachſtelze
zu=
zuſehen und mit Marie Louife zu üerlegen, ob ſie nun rechts
über die Steine oder links über den herabhängenden Birken= weitereilen würde. Auch laufende Ameiſen, die
Holz=
ſtücke ſchleppten oder Gefangene transportierten, konnte ich
lange beobachten und Marie Louiſe erzählen von ihrem Tun
und von ihren Staaten. So ſchön waren die geraden
wage=
rechten wuchtigen Zweige der Eiche, die kein Sturm bewegen
konnte, und auch die ſo ganz anderen ſchmalgliedrigen feinen,
hoch empor zum Lichte langenden Aeſte der Ulme.
Sommerniittag lag warm und golden, ſonnenſchwer über
der Welt, kein Wind rührte ſich, die flimmernde heiße Luft
ſpielte in langen Wellen; überall gedieh das Leben, überall
geſtaltete ſich das Sein in unerſchöpflich mannigfachem
Reich=
tum, eine urgewaltige Bejahung war um inich her. Da würde
in mir ein Ruf wach, der in mir geklungen, einmal, als ich fehr
jung war, irgendivo, ein Nachklang vielleicht aus
längſtver=
gangenem Jahrhundert, ſchlummernd in mir von einem fernen
Ahnen her, der mich begeiſtert hatte und heute begeiſterte: Er
lebt, der große Pan. Ich fühlte die Gottheit.
Golden und rot und violett ging die Sonne hinab in die
ſchwarzblauen Wälder. Da war noch die glühende Scheibe
und jetzt nur noch der leuchtende Schein, der von ihr erzählte,
als ſie im Lichte geweſen, ein roſa Schimmer dann, und nun
allein am Himmel der ſtahlblau harte Ton des Spätabends,
der Dämmerung. Unbarmherzig war der, kalt und abweiſend.
Dann aber kam neues Licht, groß und warm ſchien der erſte=
Stern in den Abend. Da wußte ich; es iſt Hoffnung in der
Welt.
Marie Loniſe blühte auf in dieſen Wochen, ihre Wangen
zeigten ein geſundes Rot, und die großen dunkelblauen Augen
unter den ſchwarzen Haaren verloren die tiefere Färbung und
hatten den Ton des Sommerhimmels am klaren Nachmittag.
Eine Unterhaltung aus dieſen Tagen muß ich noch
erwäh=
nen. Wir hatten nachmittags im Freien vor dem Gaſthauſe
Tee und Milch getrunken, dringen im Hauſe ſang
während=
deſſen eine Frau. Auf die Frage, was für ein Stück das ſei,
ſagte ich es Marie Leuiſe: die Ballade der Senta aus den=
Fliegenden Holländer. Ich ſah ſogleich, daß die Worte der
„Fliegende Holländer” ſie aufhorchen ließen, aber, wie das bei
ihr zu ſein pflegte, ſchwieg ſie zunächſt; nachher, als wir durch
den Wald gingen, bat ſie mich, ich möchte ihr doch den Inhalt
des Fliegenden Holländers erzählen. Zunächſt wollte ich ihr
erwidern, das ſei keine Geſchichte für ſie, aber ſolche
Zurecht=
weiſungen ſind immer töricht, ich erzählte ihr die Fabel von dem
Mädchen, das ihr Leben opfert, um den Geliebten vom Fluche
zu erlöſen, für ihr Verſtändnis zurechtgeſchnitten, ſo gut es
ging, und da wir gerade recht viel Zeit hatten, ſo ſchmückte
ich manche Einzelheiten breit aus und ſprach lange.
(Foxtſetzung folgt.)
die Geſchſt.
Tüchtiges
Fräulein
wünſcht ſich von 8-3
Uhr im Haushalt zu Aelt., tücht. (4163mt
betätigen. Ang, unt.
I. 61 Gſchſt. (14512 Mädchen
Gß
2 Madels
ſchneid, tätig, ſuchen arbeit übernimmt, z
paſſ. Stellung. Ar
u. L, 72 Geſchſt. (*145! Hügelſtraße 35, I.,
Landwirtstochter
End 20er,
ſucht
halt. Schriftl.
An=
geb. unt, L, 54 an d.
Geſchäftsſt. (*14497
Mf
Noch ſehr rüſt., penſ.
Vitäu
dm
Mitnarbeuutter
trauensſtellg. Kaution
kann geſtellt werden, muß etwas Haus=
Angeb. unt. L 62 an
die Geſchſt. (*14517
Mann
21 Jahre alt, ſucht in H. Haushalt in
irgendwelche
Beſchäf=
tigung. Gefl.
An=
geb. unt, I. 85 an d.
Geſchäftsſt. (*14585
Beſtempfohl., ſelbſtändig, ſtraße 24, Samstag
Bäcker= und
22 J., ſ. Stellung ſof. SpolllliKt
od ſpäter, auch
außer=
halb. Angebote unt
L 90 an d.
Geſchäfts=
ſtelle d. Bl. (*14587fg
öfene Steieng
Me
Lehrmädchen
per ſofert geſucht.
Schuhhaus
J. G. Jacob jr.
Darmſtadt
Holzſtraße 11. (*14503
Lehrmädchen
(Verkauf) geſ. (*14518
Hau, Ludwigſtr. 7.
aus der Kurz=, Galan=
Branche für Verkau
u. Lager geſ. (*14552
A. UAllmann.
R
Taillenarbeiterit
ſof. geſucht. Tariflohn
Loeſv=Wienold,
Hoffmannſtr. 5. (*17
Jücht. Arbeiterin
f. feine
Damenſchnei=
derei ſofort geſucht
Ernſt=Ludwigſtr. 18
2. Stock. (*14570
Mädchen
bei hohem Lohn geſ.
Nied.=Ramſtädterſtr.
Nr. 152, Ecke
Kekulé=
ſtraße. (*13785mdl
.4
Tücht. Mädchen
nachm. geſ. Zeitgem. tätig ſein. Anfragen
Lohn und Vergünſtig,
Näh.Eliſabethenſtr. 27
im Geſchäft, (*14553
hft
Puhftau
oder ſchulentlaſſene=
Jg. Dame Mädchen vormittag.
Stellg, als Sprech=/3 Stunden bei gute
ſtundenhilfe, Geſell=/Bezahlung geſucht.
Rheinſtr. 23,
Seitenbau, 2. Stock Aeltere Frau
in frauenloſ. Haushalt
(Vater u. 2 erwachſ,
Söhne) für Hausarb.
(3-4 Std. täglich) bei
gut. Lohn geſ. (*14500
Rhönring 127, III. ung=
NNS
Mürn ge8 Mudchen
für Hausarhe u. zur
leberwachung eines
kleinen Kindes ſofort
geſ. Heinrichſtr. 6, pt.,
nachm. 3,4 1Uühr. (rus= das Liebe zu Kindern
von 4 und 2 Jahrer
läng. Zeit in Herren=ſhat u. etwas Haus= bei Brugal.
Kindergärtnerin
oder beſſeres junges
telle Mäochen zu 2 Kin=
in geordnetem Haus= dern, 6 u. 8 Jahre,
per1. Juninach Worm= Beſ Hausmädch.
1. Juni geſ. Näheres bei hoh. Lohn geſucht
Dr. Ollendorff
Frankfurterſt. 42. (*1zn Saubere Frau zur
Mithilfe im Haushalt
mehr. Stund, täglich
geſucht bei hoh. Lohn/
Eugen=Bracht=Weg 4
geſucht. Sich wenden / (Hohler Weg=Viertel, (4u! an Haas, Neckax=
ſtraße 20. (*14504
Beſſeues
Mädchen
z. Pflege einer leidend.
kriegsbeſch, ſucht Ver= /Dame geſ. Dasſelbe Lauffrau
täglich 2—3 Stunden
(*14621 *
geſucht
Liebigſtr. 7, II. Waſchfrau
für einmal in der „
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ſtadt: Abteilungsleiter Peter Jenſen in
Darmſtadt iſt zum Geſamtprokuriſten in
der Weiſe beſtellt, daß er befugt iſt,
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meinſchaftlich mit einem anderen
Pro=
kuriſten der Firma zu zeichnen. — Am
14. Mai 1923: Süddeutſche Glas=
Werhe (vorm. Naſt & Co.),
Gefell=
ſchaft mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Durch Beſchluß der
Geſell=
ſchafter vom 23. Februar 1923 iſt der
Geſellſchaftsvertrag geändert. Das
Stammkapital iſt um 9000000 Mark
erhöht und beträgt jetzt 10 000 000 Mark.
Die Firma iſt geändert in Süddeutſche
Glaswerke, Geſelſchaft mit
be=
ſchränkter Haftung. Die frühere
Be=
kanntmachung iſt damit berichtigt.
Am 22. Mai 1923: Ibel & Lotz,
Ge=
ſellſchaft mit beſchränkter Haftung,
Plaßat=, Eilboten= und
Reinigungs=
inſtitut, Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma
iſt auf Kaufmann Philipp Lotz in
Darm=
ſtadt als Einzelkaufmann übergegangen.
Die Vertretungsbefugnis des Liquidators
Philipp. Lotz iſt beendet. Die Firma
wird hier geſöfcht.
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Darmſtadt, den 22. Mai 1923.
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ſtellung oder Beſchränkung der Arbeit
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kürzungen erfahren, bei der Kaſſe nach
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jenigen Grundlohn verſichert, der für ſie
ohne Kürzung der Arbeitszeit maßgebend
wäre. Der Arbeitgeber kann ihnen nur
die Beitragsteile abziehen, die auf ſie bel
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Die Gemeinde hat dem Arbeitgeber
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dreiflam. Gasherd entfallenden Mehrbetrag zu erſtatten.
Eine Meldung über verkürzte Arbeits=
2. Stock, links. (14513 zeit iſt künftig nicht mehr erforderlich.
Dieſe Verordnung tritt am 30. April
1923 in Kraft und gilt vorläufig bis zum
(4191
31. Dezember 1923.
Darmſtadt, den 23. Mai 1923,
Der Porſtand; Knoblauch,
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 25. Mai 1928.
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