Darmstädter Tagblatt 1923


20. Mai 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 438
Sonntag, den 20. Mai 1923
186. Jahrgang

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Die nächſte Nummer des Tagblatts erſcheint Dienstagfrüh

* Deutſche Pfingſten.
Von
Otto Thiel, M. d. R.,
2. Vorſitzender des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes.
Das Pfingſtfeſt bietet den Chriſtenmenſchen auf dem ganzen
Erdenrund Anlaß, den Blick von den kleinen Sorgen und
Nöten des Alltags zu erheben, um in Gottes herrlicher, der=
jüngter
Natur ſich von allem Zeitlichen frei zu machen, um die
Ahnung vom Ewigen ſtärker als ſonſt zu empfinden. Auch
denen, die ſich nicht an den Buchſtaben der Heiligen Schrift
klammern, tritt in den Mittelpunkt der feierlichen Stimmung
die Apoſtelgeſchichte des Lukas von der Ausgießung des heili=
gen
Geiſtes und der Sprachengabe. Vor unſerem geiſtigen Auge
entrollt ſich das bekannte bibliſche Bild, wie Menſchen, die
geſtern noch nichts voneinander wußten, heute, vom heiligen
Geiſt erfüllt, ſich nicht nur verſtehen, ſondern verſtändigen
und gemeinſamen höchſten Zielen zuſtreben. Ihre Güter und
Habe verkauften ſie und teilten ſie aus unter alle, nach dem
jedermann Not war.
Ariſtoteles lehrte ſchon im vierten Jahrhundert vor Chriſti,
daß Politik die Lehre vom Gemeinſchaftsleben der Menſchen
ſei. Was heute in den Auseinanderſetzungen der Staatsmänner
der größten Völker der Welt zutage tritt, iſt nicht mehr Politik
in dieſem weiten Sinne. Auch wer auf dem Boden der An=
ſchauung
ſteht, daß die Völker die tragenden Säulen der
Menſchheit ſind, und wer ſich höchſte Blüte menſchlicher Kultur
nur vorſtellen kann auf dem Wege über die Pflege arteigener
Kultur unabhängiger Völker, wird aus der Geſchichte der
Menſchen die Lehre ziehen können, daß es nicht der Wohlfahrt
eines Volkes dienlich iſt, den Bogen nationaler Machtgelüfte zu
überſpannen. Er wird erkennen können, daß es ſich bitter
rächt, wenn ein Staatsmann ſeine Hand dazu bietet, einem
großen lebenskräftigen Volke um augenblicklicher Vorteile tvil=
len
die unentbehrlichſten Lebensgüter zu rauben. Den Staats=
männern
der Entente wäre daher zu wünſchen, daß ſie von dem
Geiſte heimgeſucht werden möchten, der die Menſchen aller
Zungen einträchtig zuſammenführt, zu deſſen Lob und Preis
ſeit zweitaufend Jahren das Pfingſtfeſt gefeiert wird. In=
deſſen
, nichts ſpricht dafür, daß ſolche Wünſche bald in Erfül=
lung
gehen. Frankreichs und Belgiens Ziel iſt in ihrer ver=
blendeten
Machtgier nicht Verſtändigung; ſie wollen Ver=
nichtung
Deutſchlands um jeden Preis. Englands Außen=
miniſter
, Lord Curzon, hat trotz Erkenntnis des Notwendigen
offenbar nicht den Bekennermut, für ſeine beſſere Einſicht nach=
drücklich
einzutreten. Er ſteht ganz im Banne der franzöſiſchen
Politik. Noch in ſeiner bekannten Rede, die den Anſtoß zu
der Abſendung der deutſchen Note bildete, hat er ein gewiſſes
Verſtändnis für die Not und die Lebensbedürfniſſe des deut=
ſchen
Volkes zu erkennen gegeben. Insbeſondere hat er gegen
die politiſchen Ziele Frankreichs Bedeutſames zu ſagen gewußt.
Aber die Vorgänge im Orient ſcheinen ihm jetzt zu verbieten,
im Sinne ſeiner Politik, die durch ſeine bekannte Rede ein=
geleitet
worden war, ſich ernſthaft einzuſetzen. Vor aller Welt
offenbart ſich in den Widerſprüchen die engliſche Politik in
ihrer ganzen Größe und Tragik, die in ihren verhängnisvollen
Folgen noch unabſehbare Schwäche Englands gegen=
über
Frankreich; eine Frucht der Niederboxer=Politik, die
England gegenüber Deutſchland während des Krieges getrieben
und in Verſailles mitgemacht hat. Es wird die Zeit kommen,
da das engliſche Volk und die ganze Menſchheit die engliſchen
Staatsmänner verfluchen werden, die die Verantwortung dafür
zu tragen haben, daß ſie Frankreich haben ſo ſtark werden laſſen.
Was wird nun ſerden? England ſieht in der Vertretung
des deutſchen Rechts und ſeiner eigenen Intereſſen auf dem
europäiſchen Feſtlande da die äußerſte Grenze, wo eine ernſte
Gefahr für den Fortbeſtand der franzöſiſch=engliſchen freund=
ſchaftlichen
Beziehungen beginnt. Frankreich zeigt noch keinen
Verſtändigungswillen. Aufgabe der Deutſchen wird es ſein,
durch entſchloſſene Fortſetzung des paſſiven Widerſtandes auf
der ganzen Linie den Franzoſen an Rhein, Ruhr und Saar
die Erfolge nach wie vor ſtreitig zu machen, ohne die auf die
Dauer die franzöſiſche Politik in Frankreich nicht vertretbar
iſt. Daneben muß aber unſere innere und äußere Politik auf
die Abwehr der Zermürbungsverſuche eingeſtellt werden, die
Frankreich mit gewohntem Geſchick betreibt. Gelingt uns das,
dann wird der Tag kommen, an dem die Franzoſen ſchließlich
den Weg der Verſtändigung als den einzig möglichen Weg er=
kennen
, um der Wohlfahrt des eigenen Landes zu dienen.
Wann wird es ſoweit ſein? Noch iſt das nicht abzu=
ſehen
. Nicht zuletzt hängt es davon ab, wie ſtark wir Deutſche
ſelbſt uns in der inneren Politik und in den Gegen=
ſatzkämpfen
unſeres Wirtſchaftslebens, vom
Pfingſtgeiſte beherrſchen laſſen. Der Reichstag bot in
ſeinen kurzen außenpolitiſchen Verhandlungen am 16. d. Mts.
einmal ein erfreulicheres Bild als ſonſt. Der ſozialdemokra=
tiſche
Redner fühlte offenbar ſeine Verantwortung ſtärker als
bei früheren ähnlichen Anläſſen, und auch der deutſchnationale
Redner nahm Veranlaſſung, faſt Satz für Satz die Rede des
Sozialdemokraten zu unterſtreichen! Anders ſteht es um das
Verantwortungsbewußtſein eines gewiſſen Teiles der deutſchen
Preſſe. So las man in verſchiedenen Blättern in den letzten
Tagen das törichſte Zeug über eine kommende Regierungs=
kriſe
. Was dieſes Geſchwätz ſoll, wäre unverſtändlich, wenn es
ſich nicht um Blätter handelte, die immer auffällig übereinſtim=
men
in dem Wunſche der berufsmäßigen Börſenſpekulation.
Für die jetzige Zeit gilt für die Beurteilung der Handlungen
der deutſchen Regierung mehr als je das Wort Bismarcks:
Der Staatsmann kann nichts anderes tun, als warten, bis der
Schritt Gottes durch die Geſchichte hallt, und dann ſeinen
Mantel beim Zipfel nehmen.
Wenn Deutſchland frei werden will, dann wird es ſchwere,
drückende Zahlungsverpflichtungen anerkennen und einlöſen
müſſen. Woher ſollen die ungeheueren Summen kommen?
Zwar darf offen ausgeſprochen werden, daß unſere heutige
Steuergeſetzgebung infolge der ungeheueren Geldentwertung
weit davon entfernt iſt, bei den wirtſchaftlich Leiſtungsfähigſten
die Steuerkraft und natürliche Steuerpflicht voll auszuſchöpfen,

Vom Tage.
Gegen die Entſcheidung des Düſſeldorfer Oberkriegsgerichts, wonach
die Reviſion im Krupp=Prozeß bis auf den Fall des Be=
triebsratsmitglieds
Müller verworfen wurde, iſt Rekurs beim
Kaſſationshof in Paris erhoben worden.
Das Echo de Paris meldet aus Mainz: Aufgrund des Beſchluſſes
der Rheinlandkommiſſion, die ſtaatlichen Weinbeuge in
den Rheinlanden zu befchlagnahmen, ſei der Forſt=
direktionsausſchuß
mit der Uebevnahme des Betriebes betraut worden.
Die Reparationskommiſſion hat beſchloſſen, Deutſch=
land
einen Auftrag zur Lieferung von Stickſtoff in einer
Menge von 16000 Tonnen für Frankreich, Belgien und Italien für
das am 1. Mai 1923 beginnende Jahr zu übermitteln. Der Beſchluß
wurde mit 3 gegen eine Stimme gefaßt.
Tſchitſcherin hat an die Lauſamer Konferenz ein langes
Telegramm gerichtet, in dem er aufs lebhafteſte gegen die Er=
mordung
Worowfkis proteſtiert.
Nach dem Maun beſteht in alliierten Konferenzkreiſen, in
Laufanne die Befürchtung, daß die Verhandlungen durch den Ab=
bruch
der türkiſch=griechiſchen Reparationsvar=
handlungen
zu Komplikationen führen könnten.
Nach einer Havasmeldung aus Konſtantinopel haben die interalli=
ierten
Oberkommiſſare, Generäle und Admiräle in einer Konferenz
Maßnahmen errötert, um die Intereſſen ihrer Staatsangehörigen zu
wahren angeſichts der Unſicherheit der Lage, die ſich aus der
Verſchleppung der Konferenz aus Lauſanne ergibt.
Die Oberkommiſſare werden ihre Beſchlüſſe ihren Regierungen unter=
breiten
.
Reuter meldet, daß Gerüichte, daß Bonar Laws Rückwritt aus
Geſundheitsrückſichten bevorſtehe, wieder allgemein in Umlauf gekomgen
ſeien. In zuſtändigen Kreiſen glaube man, daß dieſe Gerüchte fehr
übertrieben ſeien. Allgemein werde in politiſchen Kreiſen angenom=
men
, daß Bonar Laws Rücktritt im Jul; erwartet werden könne.

ſo daß in allernächſter Zeit grundlegende Aenderungen erfor=
derlich
ſein werden. Man würde ſich aber einer groben Selbſt=
täuſchung
ſchuldig machen, wenn man annehmen wollie, daß
ohne eine ganz ſyſtematiſche umfaſſende Umſtel=
lung
unſerer ganzen Wirtſchaft ſolche Laſten auch
nur annähernd aufgebracht werden könnten, wie ſie ſeitens
unſerer Regierung in ihrer Rote als Kriegskontribution ange=
boten
worden ſind. Mit dem vielfach ſehr oberflächlichen Ge=
rede
vom Problem des Achtſtundentages iſt es keinesfalls getan.
Die Aufgabe iſt viel, viel größer und ſchwieriger. Wenn nicht
älle Zeichen trügen, iſt jetzt der letzte Zeitpunkt gekommen, wo
noch im Wege der Verſtändigung zwiſchen Arbeitgeber= und
Arbeitnehmeroxganiſationen die Frage beantwortet werden
kann: wie bauen wir die uns verbliebenen Reſte an Wirt=
ſchaftskraft
gemeinſam aus, damit ſie nicht unter der Laſt zu=
ſammenbricht
, die uns beim Abſchluß eines endgültigen Frie=
densvertrages
mit unſeren Gegnern auferlegt werden? Wie
ſind insbeſondere Arbeitsfreudigkeit und Wirkungsgrad der
Arbeitsleiſtung auf das höchſte erreichbare Maß zu ſteigern?
Welche Maßnahmen und Umſtellungen ſind erforderlich, um
die Gegenſätze zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ſo zu
mildern, daß die gemeinſame Front ſich gegen verantwortungs=
loſe
Elemente im eigenen Lager und gegen den äußeren Feind
wenden kann? Kommen wir nicht zu einer klaren Beant=
wortung
dieſer Fragen, dann wird auch das beſte Ergebnis,
das die Regierung aus Verhandlungen mit den Gegnern ein=
bringen
mag, nichts nützen: denn wir ſtänden bald vor der
Tatſache, daß eingegangene Verpflichtungen nicht gehalten wer=
den
könnten.
Wie ſteht es um die Vorausſetzungen für eine glückliche
Löſung der hier bezeichneten Aufgaben? Wer gewiſſenhaft
prüft, hat zu großem Optimismus keinen Anlaß. Zwar bin ich
davon überzeugt, daß bei einer ganzen Reihe führender Unter=
nehmer
der Arbeitsgemeinſchaftsgedanke ernſthaft gepflegt und
für ſeine Verwirklichung viel getan wird. Aber bis heute ſehen
wir auch noch nicht einmal die ſchwächſten Anfänge für eine
klare, organiſatoriſche Trennungslinie zwiſchen dem verantwor=
tungsbewußten
Unternehmertum, das ehrlich die Arbeitsgemein=
ſchaft
will, und denjenigen im Arbeitgeberlager, die ſich mit
allen Mitteln dagegen ſträuben. Im Arbeitnehmerlager ſteht
der Deutſche Gewerkſchaftsbund mit ſeinem poſitiven Willen
zur Arbeitsgemeinſchaft als achtunggebietende und vielfach
ausſchlaggebende Gruppe im offenen Kampfe gegen die Gegner
der Gemeinſchaftsarbeit. In dem ſozialdemokratiſchen Gewerk=
ſchaftslager
gibt es weite Kreiſe, die ſich zum Arbeitsgemein=
ſchaftsgedanken
offen bekennen. Aber auch hier iſt nichts drin=
gender
erforderlich, als eine reinliche Scheidung von
denen, die alles daranſetzen, um den Arbeitsgemeinſchaftsge=
danken
zu diskreditieren und die Arbeit der Arbeitsgemein=
ſchaften
zu untergraben. Die große Gefahr, die in dem
unſchlüſſigen Fortwurſteln ſowohl auf Arbeitgeber= wie auf
Arbeitnehmerſeite der deutſchen Wirtſchaft und damit der gan=
zen
deutſchen Zukunft droht, ſcheint nur wenigen Zeitgenoſſen
klar zum Bewußtſein gekommen zu ſein. Deshalb halte ich es
für meine Pflicht, ganz offen auszuſprechen, was ich voraus=
ſehe
: wird nicht das Arbeitgeber=Arbeitnehmer=Problem in der
allernächſten Zeit von verantwortungsbewußten Führern auf
beiden Seiten einer großzügigen Löſung entgegengeführt, dann
ſtehen wir im Zeitpunkte der bedeutſamſten außerpolitiſchen
Entſcheidungen vor innerpolitiſchen Exploſionen und einer ern=
ſten
ſozialen Revolution.
Wer dieſe Dinge ſieht, der weiß, daß alle die großen Opfer
an Rhein und Ruhr und Saar vergeblich gebracht ſein würden,
daß alle Hoffnung auf beſſere Zeiten für unſer Volk unerbitt=
lich
zerſchellen müßte, wenn nicht viel weitere Volkskreiſe, ins=
beſondere
, die beiden ſtärkſten Faktoren unſeres Wirtſchafts=
lebens
, auch jetzt noch nicht von dem Pfingſtgeiſte erfaßt werden
ſollten, der ihren Apoſteln den inneren Drang zur Verſtändi=
gung
und eine im gegneriſchen Lager verſtändliche und ver=
träucnerweckende
Sprache verleiht.
Vier oder gar fünf Generationen unſeres deutſchen Volkes
erbauten ſich am Pfingſtfeſte an dem gemeinſamen Feſtlied, das
auch als Mahnung ſich uns nach dieſer außen= und innenpoli=
tiſchen
Umſchau gewaltſam aufdrängt und dieſen Betrachtungen
ihren Abſchluß geben möge:
O heil’ger Geiſt, kehr' bei uns ein,
Und laſſ uns Deine Wohnung ſein,
O komm, o Herzensſonne!

Die Woche.
Am vergangenen Sonntag wurde dem deutſchen Botſchafter
in London die britiſche Antwort auf das deutſche Reparations=
angebot
überreicht. Die deutſche Regierung bietet als geſamte
Bezahlung ihrer anerkannten Schulden eine Summe an, die
weit unter dem mäßigen Betrag liegt, der die Grundlage des der
Pariſer Konferenz im letzten Januar unterbreiteten britiſchen
Zahlungsplanes bildete; und daher von vornherein als für die
allierten Regierungen völlig unannehmbar hätte erkannt wer=
den
müſſen. Daß die engliſche Regierung das deutſche Angebot
nicht akzeptieren werde, hatten wir an dieſer Stelle bereits vor
acht Tagen erörtert. Lord Curzon, der engliſche Außenminiſter,
hat zwar in ſeiner bekannten Rede die Anregung dazu gegeben,
daß die deutſche Regierung nochmals ein konkretes Reparations=
angebot
machen ſolle. Wenn dieſe Anregung im erſten Augen=
blick
vielleicht auch wie der Verſuch einer ernſthaften engliſchen
Vermittlung ausſehen konnte, ſo mußte man doch ſehr bald zu
der Ueberzeugung kommen, daß die engliſche Regierung weſent=
lich
andere Ziele verfolgte. Der deutſchen Reichsregierung war
das ſelbſtverſtändlich durchaus bekannt. Wenn man ſich trotz=
dem
zu dem ſchweren Schritt entſchloß, in dieſem Augenblick
nochmals in einem neuen Angebot die Bereitſchaft Deutſchlands
zu erklären, die geforderten Kriegsentſchädigungen zu zahlen,
ſo geſchah das ſicherlich weniger in der Erwartung, daß man
dadurch einen weſentlichen Schritt weiterkommen werde, als wie
in der Erwägung, daß durch eine Nichtbeachtung der engliſchen
Anregung der engliſchen Regierung gewiſſe Handhaben gegeben
worden wären. Wenn es noch einer Beſtätigung dieſer Auffaſ=
ſung
von der Natur der Curzonſchen Anregung bedurft hätte,
der Ton der engliſchen Antwortnote würde ſie geben. Der Ton,
den die enliſche Regierung anſchlägt, hat in Paris auch offen=
ſichtlich
die beabſichtigte Wirkung nicht verfehlt. Der letzte
Notenwechſel hat ene ſtarke Annäherung zwiſchen London und
Paris bewirkt, ſo wird in London offiziös erklärt. Es wäre
ehrlichei, zu ſagen, die ſtarke Annäherung, die in der letzten Zeit
zwiſchen London und Paris ftattgefunden hat, kommt auch in
der Form der engliſchen Note an Deutſchland zum Ausdruck.
Immer mehr wird England zum getreuen Sekundanten Heirn
Poincarés, und insbeſondere bemerkenswert in dieſer Hinſicht
iſt ein offenbar amtlich inſpirierter Artikel des Daily Telegraph
vom 16. Mai. Auch er ſtellt die ſtarke Verbeſſerung der engliſch=
franzöſiſchen
Beziehungen feſt und fährt dann fort: Die deutſche
Note war ein Werk von Politikern, die von Natur aus unfähig
waren, die öffentliche Meinung und die pſychologiſchen Bedin=
gungen
des Landes zu beurteilen, an das ſie ſich wandten. . ."
Die Auſgabe der Regierung Cund beſteht jetzt darin, ein An=
gebot
zu machen, welches annehmbarer iſt als dasjenige, von
dem ſie bereits poſitiv erklärt hat, daß es das letzte iſt, was, zlt
machen ſie in der Lage ſei. Es iſt außerordentlich ſchwer, zu er=
kennen
, wie eine derartige Offerte von der deutſchen Regierung
in ihrer gegenwärtigen Zuſammenſetzung kommen konnte. Dr.
Cuno hat ſich perſönlich für die Feſtſtellung verantwortlich ge=
macht
, daß die angebotene Geſamtſumme nicht vergrößert wer=
den
könne, aber die Alliierten befinden ſich in voller Uebereinſtim=
mung
, wenn ſie in erſter Linie gerade die lächerliche Unzuläng=
lichkeit
der vorgeſchlagenen Totalſumme ablehnen. . . . Die
Wahrheit iſt, daß in Berlin in dieſem Augenblick niemand der
Möglichkeit eines Regierungswechſels ins Geſicht ſehen möchte,
aber die einzige Partei, die überhaupt in der Lage ſein dürfte,
ſchließlich eine Regelung herbeizuführen, iſt die Sozialdemo=
kratie
, die außerhalb der Regierung iſt, und die es begreif=
licherweiſe
nicht eilig hat, die Verantwortung zu übernehmen.
Der Uebereifer hat hier wieder einmal allzu offenherzig ge=
macht
. Da die Regierung Cuno, die es verſtanden hat, die
Kräfte des geſamten Volkes zuſammenzufaſſen gegen franzöſiſche
Vergewaltigung, nicht zu den Abſichten der gegenwärtigen eng=
liſchen
Politik paßt, möchte man ſie durch eine willfährigere Re=
gierung
erſetzen und glaubt die gewünſchte Willfährigkeit bei
einer ſozialdemokratiſchen Reichsregierung zu finden. Sehr,
ehrend iſt dieſes Zutrauen für die deutſche Sozialdemokratie
gerade nicht, und daß es auch durchaus unbegründet iſt, war er=
freulicherweiſe
den Ausführungen des ſozialdemokratiſchen Red=
ners
bei der letzten Reichstagsdebatte zu entnehmen. Das Ziel
aller Verhandlungen muß die Räumung des Ruhrgebiets in kür=
zeſter
Friſt ſein. Nicht die Feſtſetzung der Kriegsentſchädigungs=
ſumme
bietet die größte Schwierigkeit bei der ganzen Frage, ſon=
dern
die machtpolitiſchen Ziele Frankreichs, die Annexionsgelüſte
an Rhein und Ruhr. Sollte man das in England wirklich nicht
zviſſen? Das ziffernmäßige Angebot der deutſchen Regierung
iſt völlig unannehmbar, ſo ſagt die engliſche Note. Der Vor=
ſchlag
aber der Regierung Cuno, die deutſche Leiſtungsfähigkeit
durch wirtſchaftliche Sachverſtändige feſtſtellen zu laſſen, wird
auch nicht mit einem einzigen Worte erwähnt. Lord Curzon
iſt enttäuſcht daß das deutſche Angebot nicht die Zahlen des
engliſchen Zahlungsplanes vom Januar erreicht. Die ſchweren
wirtſchaftlichen Folgen des franzöſiſchen Ruhreinbruchs, denen
die deutſche Regierung ſelbftverſtändlich Rechnung tragen muß,
ſcheinen in der Downing=Street nicht bekannt zu ſein.
Eine Löſung der Reparationsfrage kann nur dann gefunden
werden, wenn Frankreich auf ſeine Expanſionspläne endgültig
verzichtet. Das iſt die Vorbedingung für jede Verhandlung. Iſt
ſie gegeben, ſo ſind die Hauptſcwierigkeiten behoben. Das deut=
ſche
Volk iſt zu den ſchwerſten Opfern wirtſchaftlicher Art bereit,
wenn es damit Freiheit und Frieden erkaufen kann. Ueber wirt=
ſchaftliche
Löſungen kann man verhandeln, über die Freiheit des
deutſchen Volkes, insbeſondere unſerer deutſchen Volksgenoſſen
an Rhein und Ruhr gibt es keine Verhandlung. Darüber gibt
es keine Meinungsverſchiedenheiten in Deutſchland, und weil
dem ſo iſt, liegt wahrlich keine Veranlaſſung vor, die Nerven zu
verlieren. Nicht in deutſcher Hand liegt es, ob in abſehbarer
Zeit der Friede einkehrt in Europa, ſondern lediglich in der
Hand Herrn Poincarés und ſeiner Freunde. Aber auch er wird
mit den gegebenen Tatſachen rechnen müſſen, und daß dieſe nicht
immer ganz erfreulich für ihn ſind, zeigt uns u. a. ein in der
Humanité veröffentlichter Brief eines franzöſiſchen Soldaten:
Das Infanterie=Regiment Nr. 160 (Saarburg) proteſtiert
gegen die weitere Zurückhaltung des Jahrgangs . . . In Cha=

Hypothekenſchulden und Geldentwertung.
gine wichtige Entſcheidung des Oberlandesgerichts Darmſtadt, Seſte 3.

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Nummer 138.

Seite 2.

lons rüſten die Soldaten zu einem Proteſtſtreik. Die Offiziere
drohen ihnen mit den Tanks . . . Der Geſang der Internatio=
nale
auf dem Marſch und in den Kaſernen iſt an der Tagesord=
nung
. Wegen des Geſanges der Internationale wurden bei ver=
ſchiedenen
Regimentern ſofortige Gefängnisſtrafen verhängt. In
der Vorſtadt Drechen bei Dortmund verweigerten die franzöſi=
ſchen
Alpenjäger den Gehorſam, als ſie den Dienſt antreten ſoll=
ten
. Sie blieben ſitzen und ſangen gemeinſam mit den deutſchen
Kommuniſten die Internationale. Daraufhin wurden die fran=
zöſiſchen
Soldaten abkommandiert . . ."
Für das deutſche Volk gibt es keine Wahl. Gewillt, nach
Kräften beizutragen zu einer Befriedung Europas, wird es für
ſeine Freiheit geſchloſſen eintreten bis zum äußerſten. A.

Neue deutſche Noten in Vorbereitung.
U. Berlin 19. Mai. Das Reichskabinett kann im
Hinblick auf die lebenswichtigen Fragen, die es im Augenblick
beſchäftigt, auch während der Feiertage nicht in Ferien gehen.
Heute vormittag ſind ſämtliche Miniſter und der Reichspräſident,
der mit dem Innenminiſter Oeſer heute früh aus Frankfurt a. M.
zurückgekehrt iſt, in Berlin wieder anweſend. Der Reichskanzler
Dr. Cuno hatte zwar die Abſicht, während der Feſttage zu ver=
reiſen
, doch ſteht es noch dahin, ob ihm dies möglich ſein wird.
Jedenfalls gehen die Arbeiten an der Vorbereitung der in der
nächſten Woche zu erlaſſenden Antworten an die Entente wäh=
rend
der Feſttage ununterbrochen weiter.

Poincarés falſche Rechnung.
U. Berlin 19. Mai. Halbamtlich wird zu den Ausfüh=
rungen
Poincarés über die Ruhrkohlenlage eine Richtigſtellung
verbreitet, in der es heißt: Die deutſchen Kohlenlieferungen an
Frankreich einſchließlich Luxemburg haben in der Zeit vom
10. Januar bis 30. April 1922 aus dem Ruhrgebiet, dem Aache=
ner
und Kölner linksrheiniſchen Gebiet insgeſamt 3 383 690 Ton=
nen
betragen, während die franzöſiſche Regie in der gleichen Zeit
des Jahres 1923 nur 261 504 Tynnen herausgeſchafft hat. Damit
hat Frankreich nur 10 Prozent der freiwilligen Reparations=
kohlenlieferungen
erhalten. Wenn auch eine geringe Steigerung
der Koksausfuhr erzielt worden iſt, ſo dürfte ſich die tägliche
franzöſiſche Kohlenabfuhr aus dem Ruhrgebiet jetzt auf höchſtens
10 000 Tonen ſtellen.. Dieſe Abfuhr iſt aber nur ſolange möglich,
bis die Menge des aufgeſtapelten Kokſes abgebaut iſt.
Ein franzöſiſch=britiſcher Verſuchsballon.
London, 19. Mai. (Wolff.) Der Berliner Berichterſtatter
der Times betont, daß die Vorſchläge für einen Waf=
fenſtillſtand
im Ruhrgebiet auf der von dem Pariſer
Berichterſtatter der Times vorgeſchlagenen Grundlage keiner=
lei
Widerhall in Deutſchland erweckt haben. Sie
ſeien im Gegenteil mit Argwohn als ein franzöſiſch= bri=
tiſcher
Verſuchsballon aufgenommen worden, und man
ſei der Anſicht, daß ihr Endzweck der Verſuch ſei, Deutſchlands
einzige Verteidigungswaffe zu beſeitigen. Das deutſche Volk
wolle keinen neuen Waffenſtillſtand von der Art wie 1918 haben.
Es werde betont, daß die franzöſiſchen Streitkräfte, falls ſie aus
dem Ruhrgebiet zurückgezogen werden ſollten, leicht wieder zu=
rückbefohlen
werden könnten, während der paſſive Widerſtand,
zenn er einmal aufgegeben ſei, niemals wieder aufgenommen
werden könne. Aus dieſem Grunde ſcheine die Anſicht Deutſch=
lands
augenblicklich jedem derartigen Plan vollkommen entgegen=
geſetzt
zu ſein.
Der diplomatiſche Sonderberichterſtatter des Daily Telegraph
ſchreibt, es ſei bemerkenswert, daß nach der Anſicht, die in aus=
wärtigen
diplomatiſchen Kreiſen in Berlin vorherrſche, Reichs=
kanzler
Cuno und ſein Kabinett keineswegs ſo
unpopulär in Deutſchland ſeien, wie in der letzten
Zeit außerhalb Deutſchlands angenommen worden ſei. Selbſt
die ſozialiſtiſchen Kritiker der gegenwärtigen deutſchen Regierung
auf der einen Seite und auf der anderen Seite ihre nationaliſti=
ſchen
Gegner ſeien jetzt dazu geneigt, das Kabinett Cuno mit
Rückſicht zu behandeln und ihm ſogar den Weg leicht
zu machen für die peinliche Aufgabe, ein neues Angebot
an die Alliierten zu formulieren.
Ein Eingeſtändnis Poincarés.
Paris 19. Mai. (Wolff.) Der Abgeordnete Léon Blum,
der der Sitzung der vereinigten Kammerausſchüſſe für Finanzen
und auswärtige Angelegenheiten beigewohnt hat, in der Poin=
caré
zur Kreditvorlage, für die Beſetzung des Ruhrgebietes
ſprach, ſtellt im Populaire feſt, daß Miniſterpräſident Poincaré
und der Finanzminiſter im Gegenſatz zu dem nach der Sitzung
ausgegebenen Communiqué zu dem Eingeſtändnis ge=
nötigt
waren, daß die Einnahmen keineswegs die
Koſten der Beſetzung decken. Zunächſt habe Poincars
ſich wohl gehütet, unter den durch die Beſetzung verurſachten
Koſten den erheblichen Fehlbetrag der Eiſenbahn=
regie
aufzuführen, der in vollem Umfange zu Laſten Frank=
reichs
falle. Dagegen rechne das Communiqué die Einnah=
men
aus Kohle und Koks völlig falſch an. Dieſer
Verkaufserlös gehöre nicht Frankreich und könne keineswegs auf
das Spezialkonto der Ruhrbeſetzung geſetzt werden, da er an das
Reparationskonto abgeführt und Deutſchland gutgeſchrieben
werde. Er diene nicht zur Deckung der Beſatzungsausgaben im
Nuhrgebiet, ſondern auf Grund der im Verſailler Vertrag vor=
geſehenen
Priorität zur Deckung der Beſatzungskoſten auf dem
linken Rheinufer.
Kommuniſtiſche Umtriebe.
Dortmund, 19. Mai. (Wolff.) Im Anſchluß an eine
Verſammlung ſtreikender Bergarbeiter kam es geſtern auf dem
Steinplatz zu Angriffen der zurückkehrenden Demonſtranten
gegen Polizeibeamte. Dabei wurde ein Ziviliſt ſchwer verletzt.
Auf den vom Streik betroffenen Zechen ſind die Belegſchaften
heute nur zu einem kleinen Teil angefahren. Weitere Zechen
haben, ſoweit bekannt geworden iſt, ſich bisher nicht zum Streik
bewegen laſſen. In einer Funktionärverſammlung der Ver=
bände
ſoll darüber beraten werden, ob ſich die übrigen Ver=
bände
den kommuniſtiſchen Forderungen anſchließen, oder ob
die Arbeit auf den vom Streik betroffenen Zechen am Dienstag
wieder aufgenommen werden ſoll. Die Morgenſchicht des
Eiſen= und Stahlwerks Union erſchien heute nicht zur Ar=
beit
. Sie demonſtrierte vor dem Verwaltungsgebäude, um die
Forderung nach einer Wirtſchaftsbeihilfe durchzuſetzen. Die
Verhandlungen mit der Direktion blieben bis jetzt erfolglos.
Berlin, 19. Mai. Geſtern abend verließen die Teilneh=
mer
an einer kommuniſtiſchen Mitgliederverſammlung in
der Königſtadt=Brauerei die Verſammlung in militäriſch geord=
neten
Gruppen. Als ein Wachtmeiſter der Schutzpoli=
zei
das Marſchieren in militäriſch geordneten Kolonnen verbot,
wurde er ſchwer mißhandelt, ebenſo ein ihm zu Hilfe
eilender Kamerad. Erſt als zahlreiche Beamte ihrem bedrängten
Kameraden Luft verſchafften, flohen die Täter, indem ſie ihre
verletzten Genoſſen mit fortſchleppten. Es iſt nicht gelungen,
die Teilnehmer an der Gewalttat feſtzuſtellen.

Die Beamtenbezüge.
Berlin 19. Mai. (Wolff.) Der Haushaltsaus=
huß
des Reichstags genehmigte in ſeiner heutigen
Sitzung die Auszahlung der erhöhten Beamten=
ezüge
in der mit den Spitzenverbänden vereinbarten Höhe.
Die Teuerungszuſchläge ſind danach für die Zeit vom 1. bis
). Mai auf 1220 Prozent und vom 18. Mai ab auf 1700 Prozent
eſtgeſetzt worden. Das ergibt eine Erhöhung gegenüber den
Fabruarbezügen um eta 47 Prozent für den Monat Mai. Das
gereits gezahlte 13. Monatsgehalt wird dadurch nicht berührt.
die Frauenzulage wurde von 12000 auf 16000 Mark erhöht.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Mai 1923

Trier, 19. Mai. (Wolff.) Heute vormittag drangen, wäh=
rend
die Belegſchaft des ſtädtiſchen Elektrizitätswerkes eine
Betriebsverſammlung abhielt, größere Abteilungen von
Smeets=Leuten, an ihrer Spitze die Smeets=Führer
Marzen, Reuter; Gerhard und Lehnert in das Elek=
trizitätswerk
ein. Die teils mit Revolvern ausgerüſteten Put=
ſchiſten
, von denen die obengenannten im Dienſte der Fran=
zoſen
ſtehen, bemächtigten ſich gewaltſam der Telephonzentrale,
vertrieben das Perſonal und drangen in die Bureaus, aus denen
ſie den Direktor Blechmann mit vorgehaltenem Revolver ver=
trieben
. Die raſch herbeigeeilten Polizeimannſchaften
warfen die Verräterbande ſchleunigſt aus dem Werk hinaus. An=
geſichts
der ſich alsbald in der Umgebung des Elcktrizitätswerkes
anſämmelnden Arbeitermaſſen aus den benachbarten Betrieben
hielten es die Smeets=Anhänger für geraten, ſich aus dem
Staube zu machen und auf den beabſichtigten Putſch für heute
zu verzichten. Wie inzwiſchen ſeiter bekannt wurde, beabſich=
tigten
die Smeets=Anhänger, den radikalen Teil der Arbeiter=
ſchaft
aus dem Elektrizitätswerk zu ſich herüberzuziehen, um mit
ihrer Hilfe in einem Demonſtrationszug durch die Stadt zu zie=
hen
, ſich der öffentlichen Gebäude zu bemächtigen und die rhei=
niſche
Republik auszurufen. Bemerkenswerterweiſe war
den Anführern von den Franzoſen die Abhaltung eines Demon=
ſtrationszuges
geftattet tvorden, ohne daß der Stadt und ihren
Polizeiorganen Mitteilung gemacht worden war.
Verbreiterte Abwehrfront.
Eſſen 19. Mai. (Wolff.) Aus gut unterrichteten Kreiſen
des Ruhrgebiets wird uns mitgeteilt: Poincarés Bericht
über die Ruhrbeſetzung, der vor dem Kammerausſchuß
erſtattet wurde, hat im Ruhrgebiet berechtigtes Erſtaunen her=
vorgerufen
. Man gibt ſich hier über den Stand der Dinge im
Ruhrgebiet keiner Täuſchung hin. Die Kampfmittel der Fran=
zoſen
werden hinſichtlich ihrer Wirkungen durchaus gewürdigt,
indeſſen iſt ſo viel ſicher, daß es den Franzoſen bisher nicht
gelungen iſt, die Beſetzung des Ruhrgebiets tatſächlich pro=
duktiv
zu geſtalten. Der über die Pariſer Kammerſitzung ver=
breitete
Bericht gibt deshalb ein durchaus unzutreffendes
Bild über die gegenwärtige Lage im Einbruchsgebiet.
Poincaré verzichtet wohlweislich darauf, ſein Material der
Kammer in voller Offenheit vorzutragen. Alsdann hätte ſich
Gelegenheit geboten, mit der gleichen Offenheit und auf Grund
zahlenmäßiger Unterlagen die franzöſiſchen Behauptungen im
einzelnen zu prüfen und richtigzuſtellen. Abſolut unſinnig
iſt die Behauptung, daß die Kohlen= und Koksmengen, die von
den Halden abbefördert werden, zurzeit die Tonnenzahl ereicht
hätten, die Deutſchland vor der Beſetzung geliefert habe. Außer
durch den Abtransport von Haldenbeſtänden wird im übrigen
das Ruhrgebiet franzöſiſcherſeits ausgebeutet durch Weg=
nahme
von ſtaatlichen Geldern, inssbeſondere Gel=
dern
zur Erwerbsloſenfürſorge, durch Wegnahme von
Privatgeldern der Reichsbank und Lohngeldern
der großen Werke. Zu dem Raub von Erzeugniſſen einzelner
Fabriken kommt die Wegnahme von Waren, die wegen
Nichtbezahlung der Einfuhrzölle in franzöſiſche Hände ge=
fallen
ſind.
Endlich ſetzt ſich die franzöſiſche Einnahme noch zuſammen
aus der willkürlichen Beſchlagnahme von Laſt= und Luxus=
autos
, der Eintreibung der von den Kriegsgerichten verhängten
Geldſtrafen und der den Gemeinden und Zechen auferlegten
Sühnezahlungen, die ebenfalls zwangsweiſe eingetrieben
werden müſſen, ſowie der Einbehaltung des Haus=
rates
der Ausgewieſenen. Die Rückſichtsloſigkeit der
Beſchlagnahmungen und Eintreibungen kann nicht beſtrit=
tenwerden
. Die Behauptung Poincarés, daß durch die fran=
zöſiſchen
Maßnahmen im Ruhrgebiet eine Periode der Stabi=
liſierung
erzielt worden iſt, entſpricht in keiner Weiſe den Tat=
ſachen
. Richtig iſt dagegen, daß in der gegenwärtigen Periode
die Franzoſen im Begriffe ſind, die bisherige Planloſigkeit
in der Wahl der Maßnahmen durch ein kombiniertes Syſtem zu
erfetzen, bei dem die politiſchen und wirtſchaftlichen Druckmittel
gleichzeitig und mit voller Schärfe zur Anwendung kommen
ſollen. Dieſem Zweck dienen die Truppenverſtärkun=
gen
und die Belegung von Städten wie Gelſenkirchen,
die bisher frei von Truppen waren.
Zu dieſem Syſtem gehört auch die geſteigerte Aus=
weiſung
von Beamten, insbefondere von Eiſenbahnern.
Ebenſo ſind die Franzoſen jetzt dabei, Bergwerksdirektoren zu
verhaften, die bisher die Kohlenfteuer nicht an die Franzoſen
entrichteten, ſowie die Betriebsführer auf den Zechen, die ſich
weigern, die Kokereien wieder in Betrieb zu ſetzen. Weiter ſoll
jetzt die Stillegung großer Betriebe dadurch erzwun=
gen
werden, daß in großer Anzahl die Verbindungsgleiſe zwi=
ſchen
den Zechen und Hütten zur Heranführung der notwendigen
Kohlenmengen zerſtört werden. Die Erſchwerung des
Verkehrs ſoll durch die Sperre von Straßen und Eiſenbahn=
und Straßenbahnlinien, ſowie durch die Beſetzung von Bahn=
höfen
und Blockſtellen gegenüber dem bisherigen Zuſtande noch
geſteigert werden.
Die Paß=Verordnung wird nach den bisherigen
Nachrichten in den meiſten Städten des Reviers ebenſo ſchikanös
gehandhabt, wie ſie erlaſſen worden iſt. So werden die Be=
wohner
der Fabriken, die ihre Ausweiſe ſtempeln laſſen wollen,
nach ſtundenlangem Warten einer inquiſitoriſchen Vernehmung
unterzogen. In einer großen Anzahl von Fällen wurde die
Stempelung ohne Grund verweigert. Endlich verſuchen die
Franzoſen auch jetzt wieder den Verkaufsboykott durch
erneute Entſendung von Provokationskomman=
dos
um jeden Preis zu brechen. Zu dieſem Syſtem
gehört ſchließlich auch der ſinnloſe Kampf gegen die
deutſche Aufklärungsarbeit und die Steigerung der
franzöſiſchen Propaganda, die ſeit einigen Tagen wieder durch
zentnerweiſe Verbreitung von Flugblättern bei der Bevöikerung
Eindruck zu machen verſucht.
Die Gewaltmaßnahmen der Franzoſen gegen die friedliche
Berölkerung werden im Ruhrrevier in keiner Weiſe unterſchätzt.
Der Ernſt der Lage wird von allen beteiligten Kreiſen voll aner=
kannt
. Der Druck der Beſetzung iſt für jeden einzelnen fühlbar
geworden, dementſprechend wird jetzt auch die friedliche Waffe
der paſſiven Abwehr von jedem einzelnen ſinngemäß angewandt.
Das kombinierte Syſtem der franzöſiſchen Gewaltmittel hatte
eine verbreiterte Abewehrfront der geſamten Bevöl=
kerung
zur Folge, die durch die franzöſiſchen Anſtrengungen
nicht erſchüttert, ſondern gefeſtigt worden iſt.

Der Kohlen= und Koksraub im April.
Berlin, 19. Mai. (Wolff.) Aus einer Ueberſicht über
die Kohlen= und Koksausfuhr aus dem Ruhrgebiet
nach Frankreich und Belgien vor und nach dem Ruhreinbruch er=
gibt
ſich, daß im Monat April die Abfuhr von Kohlen und
Koks durch Frankreich und Belgien 9495 Wagen auf dem
Eiſenbahnwege betrug, während Deutſchland dor dem Ruhr=
einbruch
im ſelben Monat auf dem Eiſenbahnwege und auf den
Waſſerſtraßen an dieſe beiden Länder 56 499 Wagen (davon
allein auf dem Eiſenbahnwege 44900 Wagen Kohlen und Koks)
lieferte. Was die Franzoſen an Kohlen und Koks im April auf
dem Waſſerwege abgefahren haben, ſteht noch nicht feſt,
kann aber nicht erheblich ſein.

Die ſelbſiherrliche Eiſenbahnregie.
Paris, 19. Mai. Havas meldet aus Koblenz, die franzö=
ſich
=belgiſche Eiſenbahnregie werde die Waren, die bei der
Bahn durch Verſagen des deutſchen Perſonals ſtecken geblieben
ſeien, zum Verkauf bringen. Die Reklamationen bezüg=
lich
dieſer Waren ſeien vor dem 10. Juni an das franzöſiſche
Reſtitutionsamt in Wiesbaden zu richten. Nach dieſem Tage
würden die Waren verkauft werden. Den Eigentümern werde
eine Friſt von einem Jahr gewährt werden, während welcher
ſie ſich den Verkaufspreis erſtatten laſſen könnten. Für den
Schaden, den ſie durch die deutſche Verwaltung (!) erlitten, wür=
den
ihnen der letzteren gegenüber alle Rechte vorbehalten.
Neue Eiſenbahner=Verurteilungen.
Mainz, 19. Mai. (Wolff.) Wegen Verlängerung bzw.
Begünſtigung des Eiſenbahnerſtreiks im beſetzten Gebiet durch
Auszahlung von Geldern, die als Streikunter=
ſtützung
anzuſehen ſeien, wurden vom franzöſiſchen Kriegs=
gericht
verurteilt: der Eiſenbahnbedienſtete Weitzel aus Bieb=
rich
zu 6 Monaten Gefängnis und 3 Millionen Mark Geldſtrafe,
Heinrich Fehl aus Biebrich zu 6 Monaten Gefängnis und
4 Millionen Mark Geldſtrafe, und der Friſeur Georg Ehr=
hard
aus Biebrich, der ſein Lokal zur Verfügung geſtellt hatte,
zu 8 Monaten Gefängnis und 5 Millionen Mark Geldſtrafe.
Der Eiſenbahnarbeiter Saſſenwoth in Niederolm, bei dem
eine Liſte mit der Anweiſung, an beſtimmte Eiſenbahner je
400000 Mark auszuzahlen, gefunden worden war, wurde zu
einem Monar Gefängnis und 2 Millionen Mark Geldſtrafe
verurteilt.
Mainz, 19. Mai. (Wolff.) Am 8. März ſtieß auf der
Straße MainzAlzey zwiſchen Gonſenheim und Finthen in=
folge
nicht geſchloſſener Schranken ein Laſtauto mit einem von
franzöſiſchen Eiſenbahnern gefahrenen Perſonenzug zuſammen,
wobei mehrere in dem Auto ſitzende deutſche Perſonen getötet
und eine Anzahl lebensgefährlich verletzt wurden. Als für den
Unfall verantwortlich wurde der Schrankenwärter H. Noll aus
Gonſenheim verhaftet, auf Grund der Sabotageverordnung der
Interalliierten Rheinlandkommiſſion unter Anklage geſtellt und
nunmehr von dem franzöſiſchen Kriegsgericht zu 12 Jahren
Gefängnis verurteilt.
Eſſen, 19. Mai. (Wolff.) Rechtsanwalt Dr. Klink=
hardt
, der ſeit Beginn der Ruhrbeſetzung ſich um die Ver=
teidigung
der von den Beſatzungsorganen angeklagten Deutſchen
allgemein anerkannte Verdienſte erworben hat, wurde heute vom
Polizeigericht in Werden nach langſtndiger Verhandlung zu
einer Gefängnisſtrafe von drei Monaten und einer Geld=
ſtrafe
von einer Million Mark verurteilt. Die Anklage
baute ſich auf eine im Geſpräch gefallene Aeußerung auf, die er
gegenüber dem franzöſiſchen Gerichts arſonal getan haben ſoll
und die ihm als ſtrafbare Handlung ausgelegt wurde. Es wurde
ſofort Berufung eingelegt.
Bahnhofsbeſetzungen und Plünderungen.
Wetzlar, 19. Mai. (Wolff.) Die Bahnhöfe Stegburg,
Honnef, Sayn und Limburg wurden beſetzt und die
Stationskaſſen ausgeplündert.
Münſter, 19. Mai. (Wolff.) Heute morgen haben bel=
giſche
Soldaten den Bahnhof Karnap beſetzt. Der Betrieb
ruht. In Dortmund haben heute vormittag auf der Zeche
Kaiſerſtuhl neue Zuſammenrettungen der Streikenden, welche
die Arbeitswilligen an der Arbeit hindern wollten, ſtattgefunden.
Die Polizei ſäuberte zunächſt die Umgebung der Zeche. Die
Gewerkſchaftsvertreter erklärten ſich geſtern dem Regierungsprä=
ſidenten
gegenüber bereit, nötigenfalls aus ihren Reihen die
Polizei zu verſtärken.
Frankfurt a. M., 19. Mai. (Wolff.) Der Verkehr auf
der Weſterwaldbahn von Staffel bei Limburg=Montabaur=
Siershahn=Flammersfeld, auf den Strecken Siershahn=Sayn
und Höhe=Grenzhauſen=Hillſcheid iſt heute morgen von den Fran=
zoſen
ſtillgelegt worden. Ob die Militariſierung der Strecke
beabſichtigt iſt oder ob die Strecken tot liegen bleiben ſollen, iſt
nicht bekannt. Mit der Stillegung der Weſterwaldbahn iſt die
letzte Verbindung mit Koblenz geſtört.
Milliardenraub in Koblenz.
U. Frankfurt a. M., 19. Mai. Die Franzoſen ſind in
Koblenz in die Räume der Reichsbankſtelle einge=
brochen
und haben mit allen Mitteln moderner Einbrecher,
wie Brecheiſen, Sauerſtoffapparate uſw., die Treſors er=
brochen
und ſechs Milliarden Mark erbeutet. Die
Neichsbankſtelle war ſeit vielen Monaten für den Verkehr ge=
ſchloſſen
.
Türkiſch=polniſche Verhandlungen.
Lauſanne, 18. Mai. (Wolff.) Heute nachmittag wur=
den
die türkiſch=polniſchen Verhandlungen eröff=
net
. Jsmet Paſcha hielt dabei eine Anſprache, in der er ſeinemr
Wunſch Ausdruck gab, daß die Konferenz in ihrem Beſtreben,
Frieden und Freundſchaft zwiſchen der Türkei
und Polen herzuſtellen, erfolgreich ſei. Der polniſche Bevoll=
mächtigte
Modzelewski entgegenete, er ſei überzeugt, daß die
künftigen Beziehungen die alten Bande der Freundſchaft wieder
herſtellen würden. Beide Redner dankten der ſchweizeriſchen
Eidgenoſſenſchaft für ihre Gaſtfreundſchaft. Dann wurden drei
Ausſchüſſe gebildet für politiſche Fragen, für juriſtiſch= konſula=
riſche
und für Handelsangelegenheiten.
Lauſanne.
Lauſanne, 19. Mai. (Wolff.) Im politiſchen Komitee
wurden heute die neuen Faſſungen der Artikel 19 und 26 ange=
nommen
. Art. 19 regelt das Optionsrecht der Bewohner
Zyperns. Art. 26 ſtellt den Grundſatz der Abſchaffung der
Kapitulationen unter anderen Geſichtspunkten auf. Ferner
wurde der Artikel über die Vorrechte der alliierten
Schulen, religiöſen und ähnlichen Einrichtungen im Sinne
der türkiſchen Forderungen geregelt. Die Frage der türkiſchen
Wohlfahrtseinrichtungen in den abgetretenen Gebie=
ten
ſoll jedoch erſt nach Eintreffen der Sachverſtändigenberichte
gelöſt werden. Ueber die Amneſtie wurde im allgemeinen
eine Einigung erzielt. Offen bleibt jedoch noch auf Wunſch
Englands die Frage der Amneſtie für türkiſche Staatsangehö=
rige
, die während der alliierten Beſetzung Attentate gegen die
Beſatzungstruppen begangen haben, ſowie auf Forderungen von
Veniſelos die Frage der Amneſtie für griechiſche Militärs. Die
Rückkehr der ſchriftloſen Griechen und Armenier
türkiſcher Nationalität, die beim Einmarſch der kemaliſtiſchen
Truppen in Konſtantinopel flüchteten und deren Schickſal beſon=
ders
den Engländern am Herzen liegt, wird erſt nach Eintreffen
von Inſtruktionen aus Angora geregelt werden. Die türkiſche
Forderung, 150 Perſonen von der Amneſtie auszunehmen und
ihnen die Rückkehr in das türkiſche Gebiet zu verweigern, wurde
bewilligt; die Engländer forderten aber, daß die Namen dieſer
Perſonen im Vertrag angeführt und eine Friſt von einem Jahre
für die Liquidierung ihres Beſitzes bewilligt werde. Auch hier=
über
ſchweben noch Verhandlungen.

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Rummer 138.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 20. Mai 1923.
Seite 3.

In obiger Frage hat der erſte Zivilſenat des Oberlandes=
gerichts
Darmſtadt unterm 18. Mai 1923 in der Sache U 219/23
folgendes Urteil verkündet:
Auf die Berufung der Klägerin wird das Urteil des Land=
gerichts
Darmſtadt, Zivilkammer I, vom 13. März 1923, auf=
gehoben
und auf die Klage feſtgeſtellt:
1. Die Kündigung der beiden unter Nr. 2 genannten
hypothekariſchen Darlehen der Klägerin, die der Beklagte unterm
30. November 1922 für den 1. März 1923 erklärt hat, iſt nichtig.
2. Die beiden im Juli und November 1907 von der Klä=
gerin
gegebenen und von dem Beklagten bei dem Kaufe des
verpfändeten Hauſes übernommenen Darlehen von 34800 Mk.
und 19200 Mk. kann der Beklagte nicht durch Zahlung von
54 000 Papiermark, ſondern im Rahmen des klägeriſchen An=
ſpruchs
nur durch Zahlung eines Betrags tilgen, der die Nach=
teile
der Geldentwertung angemeſſen zwiſchen den Parteien
ausgleicht.
Der Beklagte trägt die Prozeßkoſten beider Inſtanzen.
Dieſes Urteil iſt vorläufig vollſtreckbar.
Tatbeſtand:
De Eigentümer der Hofreite Xſtraße Nr. 3. in N. gab
die Klägerin am 30. Juli und 15. November 1907 Darlehen von
34 800 Mk. und 19200 Mk., zuſammen 54000 Mk., und beide
wurden durch Hypothekeneintrag auf das bezeichnete Grund=
ſtück
geſichert. Die beiden Darlehen waren drei Monate nach
der jedem Teil freiſtehenden Kündigung nach Maßgabe der
geſetzlichen Beſtimmungen in Reichswährung zurückzuzahlen.
Am 20. März 1919 hat der Beklagte das verpfändete Haus
gekauft. Von dem Kaufpreis von 90 000 Mk. waren 20000 Mk.
bar bei der Uebergabe, 54 000 Mk. durch Uebernahme der kläge=
riſchen
Hypotheken, und weitere 12 000 Mk. durch Uebernahme
einer ihnen nachſtehenden Hypothek zu entrichten. Der Reſt=
betrag
von 4000 Mk ſollte bei pünktlicher Zinszahlung 10 Jahre
lang durch den Verkäufer unkündbar ſein. Der Beklagte hat die
beiden Hypotheken am 30. November 1922 zur Rückzahlung am
1. März 1923 gekündigt und lehnte es ab, einen Anſpruch auf
ſpäteren Erſatz des durch die Geldentwertung verurſachten
Schadens anzuerkennen, den ſich die Klägerin durch Schreiben
vom 2. Dezember 1922 vorbehielt. Da hiernach der Beklagte die
Tilgung der beiden Hypotheken durch Zahlung von 54 000 Mk.
in Papiergeld beabſichtigte, erhob Klägerin Klage mit dem An=
trage
, feſtzuſtellen,
daß Beklagter nicht berechtigt ſei, die auf den 1. März
1923 gekündigten Hypothekſchulden in Papiergeld im Betrage
von 54 000 Mk. zurückzuzahlen und daß die von ihm aus=
geſprochene
Kündigung nichtig ſei.
Wegen der tatſächlichen und rechtlichen Begründung des
Antrags wird ebenſo wie hinſichtlich der Ausführungen des Be=
klagten
auf das angefochtene Erkenntnis verwieſen. Dem An=
trage
des Beklagten entſprechend hat das Landgericht die Klage
abgewieſen. Es nahm auf Grund eingehender Darlegungen an,
daß die Kündigung einen Verſtoß gegen die guten Sitten nicht
enthalte und daß gegenüber dem Währungscharakter der Papier=
mark
eine Aufwertung nach § 242 BGB. nicht verlangt werden
könne. Das Geſetz, das ſolche entſchädigungsloſe Entrechtung
des Gläubigers herbeiführe, ſei unſittlich, aber der Richter müſſe
ſich daran halten.
Gegen dieſes Urteil vom 13. März 1923 hat die Klägerin
Berufung verfolgt. Sie beantragte, es aufzuheben und nach
Klagantrag zu erkennen. Der Beklagte läßt Abweiſung der Be=
rufung
beantragen. Das angefochtene Urteil wurde vorgetragen
und die einſchlägigen Kaufakten lagen dem Gerichte vor. Die
Parteivertreter haben das Streitverhältnis ſachlich und rechtlich
wiederholt erörtert. Die Ausführungen des klägeriſchen Ver=
treters
deckten ſich ſachlich mit denen ſeines Schriſtſatzes in Bl.
11 der Akten. Er hob hervor, daß die Rückzahlung der Darlehen immer weiterem Umfange Rechnung getragen. Zunächſt unter
zur Zeit nicht verlangt und in höherem als dem ſiebenfachen
Papiermarkbetrage überhaupt nicht beanſprucht werde. Der
Vertreter des Beklagten wies demgegenüber darauf hin, daß die
Beſchränkung des Anſpruchs auf einen Betrag unter der Rebi=
ſionsſumme
von 500 000 Mk. wohl im Hinblick darauf erfolge,
daß die demnächſtige Stellungnahme des Reichsgerichts un=
gewiß
, die Aufſaſſung des Berufungsgerichts dagegen aus dem
Beſchluß W. 72/23 vom 29. März ds. Js. erſichtlich ſei. Der
Vertreter des Beklagten führte weiter aus, daß nach einem
übergebenen Preſſebericht der Reichswirtſchaftsrat die geſetzliche
Regelung der Angelegenheit abgelehnt habe, und wies darauf
hin, daß eine Aufwertung der Hypothekforderungen ſich als Un=
billigkeit
gegenüber anderen Goldgläubigern darſtelle. Die
Frage, ob der Beklagte auch die weitere Hypothek von 12000
Mark und den Reſtkaufſchilling von 4000 Mk. gekündigt und ge= das Reichsgericht (V. 229/22) unterm 31. Januar 1923 (vgl. auch
tilgt habe, wurde mit Nichtwiſſen beantwortet.
Gründe.
Der Kaufpreis, um den der Beklagte zu Anfang 1919 das
belaſtete Haus erworben hat, entſpricht deſſen Vorkriegswert.
Der Betrag der übernommenen Hypotheken der Klägerin ſtellte
beim Kaufe Botel des Hauswertes dar. Nach den Sach= und
Preisverhältniſſen, die als gerichtsbekannt beſonderen Beweiſes
nicht bedürfen, kann der Beklagte für das Haus zur Zeit min=
deſtens
50 Millionen Papiermark erlöſen. An die Stelle des
Verhältniſſes 54:90 tritt ſomit ein ſolches von 54:50 000. Könnte
der Beklagte die Hypotheken durch 54 000 Papiermark tilgen,
ſo würde die Klägerin durch weit weniger als den Wert eines
Zehnmarkſtückes abgefunden und der Beklagte um etwa /otel
des beim Kauf übernommenen Wertbetrags freier Eigentümer S. 830 f. Profeſſor Dr. Hehmann, Berlin, eine Aufwertung der
des belaſteten Hauſes. Seine Bereicherung würde erhöht,
wenn er auch die Nachhypothek von 12000 Mk. und den Reſtkauf= langt, daß eine ſolche den Immobiliarkaufpreiſen zuerkannt werde.
preis von 4000 Mk. in entwertetem Papier getilgt hätte.
Den Gründen, aus denen das Landgericht die beiden Feſt=
ſtellungsklagen
zuläßt, ſtimmt das Berufungsgericht zu. In der
Rechtswürdigung des Tatbeſtandes tritt es dagegen dem ange=
fochtenen
Urteil nicht bei. Nach 8 138 BGB. iſt ein Rechtsge=
ſchäft
nichtig, das gegen die guten Sitten verſtößt. Wenn hin=
ſichtlich
des Begriffs der guten Sitte 8 138 nicht auf beſonderes
Feingefühl abſtellt, ſo iſt doch auch nicht das robuſte Empfinden
desjenigen maßgebend, der alles für ſittlich erlaubt hält, was
ihn mit dem Strafgeſetz nicht in Berührung bringt. Dem nor=
malen
Anſtands= und Billigkeitsgefühl aber läuft es zweifellos
zuwider, wenn derjenige, der Goldwert empfangen hat und in
Geſtalt eines Sachwerts fortbeſitzt, die Markentwertung und die
allgemeine Notlage ausnützt, um ſich zum möglichen Ruin ſeines
Gläubigers auf deſſen Koſten ungerechtfertigt zu bereichern. Daß
die Kündigung vom 30. November 1922, wie ſich bei etwa jahr=
zehntelang
beſtehenden Hypotheken und gleichzeitiger Kündigung
mehrerer ſolcher ohne weiteres ergäbe, nur zu dem bezeichneten
Zweck erfolgt iſt, nimmt das Gericht als erwieſen an. Denn ſie
erfolgte mit dem Beginn des Marktiefſtandes und diſſen Aus=
beutung
durch weite Schuldnerkreiſe. Der Beklagte hat einen
anderweiten Grund für ſein Tun nicht angegeben und die Frage,
wurde mit Nichtwiſſen beantwortet. Daß der Beklagte von einem
vertragsmäßigen Kündigungsrechte Gebrauch gemacht hat, ſteht
der Nichtigkeit ſo wenig wie das Beſtehen des Rechtes im Falle
des § 226 BGB. entgegen. Denn ſubjektiv lommt die Sitten=
widrigkeit
des Motivs und objektiv der Umſtand in Betracht, Geldforderung nicht im Wege. Wie der Rechtsgrundſatz, daß
daß das Recht unter ganz anderen Verhältniſſen begründet war
und ſeine Geltendmachung deshalb dem Vertragswillen zu=
widerläuft
und gegen Treu und Glauben verſtößt. Daß es ſich
bei dem Tun ſolcher Schuldner um ein Gegenſtück des Wuchers
nach § 138 Abſ. 2 BGB. handelt, wird in der J. W. 1923, S. ſetze vom Auguſt und September 1914 unterſtellte, längſt nicht
111 dargelegt. Und wie der Gläubigerwucherer ſich nicht auf die
geſetzliche Vertragsfreiheit berufen kann, kann der Schuldner=

wucherer der Nichtigkeit nicht durch Berufung auf die Geſetze von
1909 und 1914 begegnen. Beide erſtreben wucheriſche, d. h.
ſolche Vermögensvorteile, die in auffälligem Mißverhältnis zur
Gegenleiſtung ſtehen. Die Vorſchrift des § 138 Abſ. 2 ſchließt
den Begriff des Schuldnerwuchers nicht aus, da die Faſſung
insbeſondere den Gläubigerwucher nur als ein einzelnes Bei=
ſpiel
ſittlich verwerflicher Rechtshandlung erſcheinen läßt.
Obwohl das Gericht hiernach die Nichtigkeit der Kündigung
feſtſtellt, hatte es auch die weiter von der Klägerin begehrte Feſt=
ſtellung
zu prüfen. Denn da eine rechtswirkſame Wiederholung
der Kündigung oder eine ſolche durch die Klägerin ſelbſt nicht
ausgeſchloſſen iſt, hat dieſe auch an ihr ein rechtliches Intereſſe.
Aus folgenden Gründen war ſie ebenfalls zu treffen: Seit der
Bankgeſetznohelle vom 1. Juni 1909 und den Geſetzen vom Auguſt
und September 1914 ſind die Reichsbanknoten und Reichskaſſen=
ſcheine
gleich der Goldmark geſetzliches Zahlungsmittel und des=
halb
Währung. Das Währungsgeld aber muß grundfätzlich nicht
nur an ſich, ſondern auch zum Nennwert in Zahlung genommen
werden. Dieſer Grundſatz erfährt eine Ausnahme inſoweit, als
die Macht des Verkehrs ihn außer Kraft geſetzt hat. Iſt dies der
Fall, ſo iſt der Kurswert des gemeinen Verkehrs entſcheidend
(Enneccerus=Kipp, Bürg. Recht, Bd. II, 8 231). Solange die
Reichsbanknoten gedeckt und der Kredit von Reich und Reichs=
bank
unerſchüttert waren, ſtanden Gold= und Papiermark einan=
der
gleich. Mit dem Schwinden dieſer Vorausſetzungen ſchwand
in immer weiterem Umfange die Gleichheit und das Verhältnis
der Papiermark zur Goldmark, die ihre Parität bewahrt hat,
kommt im Dollarkurſe, den Indizen, dem Goldankaufspreiſe, den
Preiſen der wertbeſtändigen Anleihen u. a. m. zum Ausdruck.
Da die gleichzeitige Gleichheit und Ungleichheit von Gold= und
Papiermark widerſinnig iſt, läßt ſich die Meinung, daß der Ver=
kehr
den Nennwertzwangskurs der Papiermark beſeitigt habe,
vertreten. Verneint man die Frage, ſo ſtehen der Tilgung alter
Goldſchulden durch Papiermark vom gleichen Nennbetrage die
§§ 133, 157 und 242 BGB. entgegen. Daß es nach Treu und
Glauben bei Darlehen der Vertragsabſicht nicht entſpricht, daß
der in Gold oder vollwertigem Papier hingegebene Betrag in
nahezu wertloſem Papier vom gleichen Vennwert erſtattet wer=
den
kann, bedarf ſchon im Hinblick auf 8 607 BGB. keiner Dar=
legung
. Daran wird auch dadurch, daß die Rückerſtattung in
Reichswährung bedungen iſt, nichts geändert. Denn die Ver=
tragsteile
hatten die zur Zeit des Vertragsſchluſſes beſtehende
Gold= oder gedeckte Papierwährung im Auge und konnten an
einen Zuſtand, wie Krieg und Revolution ihn geſchaffen haben,
nicht denken.
Nach § 242 BGB. iſt die geſchuldete Leiſtung ſo zu bewirken,
wie Treu und Glauben mit Rückſicht auf die Verkehrsſitte es
erfordern. Die Tilgung einer Goldſchuld durch Papiermark vom
Bruchteil eines Tauſendſtels der Kaufkraft des Empfangenen
ſteht aber mit Treu und Glauben jedenfalls dann im Wider=
ſpruch
, wenn der Schuldner das Empfangene oder ſeinen Wert
noch beſitzt. Dies träte beſonders deutlich zutage, wenn beiſpiels=
weiſe
der Schuldner von 60 000 Mark die empfangenen 3000
Doppelkronen noch beſäße und mit einer derſelben ſeine Schuld
mit dem Verlangen tilgen wollte, daß ihm vom Gläubiger
25 000 Papiermark herausgegeben werden. Ganz ebenſo verhält
es ſich aber, wenn der Schuldner das Empfangene in Geſtalt
don Grundbeſitz, Geſchäftsinventar. Maſchinen oder Waren uſw.
fortbeſitzt, die er damit angeſchafft hat. Daß die bezeichneten
Verſtöße gegen Treu und Glauben auch mit der Verkehrsſitte
nicht im Einklang ſtehen, ergibt ſich aus den Prozeſſen und dem
Zuſammenſchluß der Eläubiger, die die Kündigungen der letzten
Monate im Gefolge hatten. Das Reichsgericht, das der Berück=
ſichtigung
der Geldentwertung infolange widerſtrebt hat, als ſie
verhältnismäßig gering war, hat ihr mit ihrem Wachſen in
immer mehr gemilderten Vorausſetzungen bei beiderſeits uner=
füllten
Lieferungsverträgen und dann auch bei fortbeſtehenden
Vertragsverhältniſſen, wo der Richter eingreifen ſoll, wenn Treu
und Glauben dies erfordern. Unterm 27. Juni 1922 hat dann
das Reichsgericht in einem Pachtfalle die buchſtäbliche Durch=
führung
des § 589 Abſ. 3 ausgeſchloſſen, da Gold= und Papier=
mark
trotz ihrer geſetzlichen Gleichſtellung wirtſchaftlich nicht
vergleichbar ſeien und eine einfache Ausgleichung der Mark=
beträge
ohne zuvorige Umrechnung der Geldmark in Papiermark
den mit § 589 Abſ. 3 verfolgten Zweck nicht erfüllen könne. Daß
die Erwägungen, die dieſer Entſcheidung zugrunde liegen, auch
bei der Erfüllung alter Goldſchulden Platz greifen, wird unter
beſonderem Hinweis auf das Darlehen in J. W. 1923, S. 111
dargelegt. Im Gegenſatz zu der Entſcheidung V. 484/20 hat dann
d. Urt. d. K. G. vom 11. 5. 1923 im Abendblatt d. Frkf. Ztg. v.
12. 5. 23) die Berückſichtigung der Geldentwertung auch bei Vor=
kriegsverträgen
über Grundſtücke gefordert. Es erkennt in der
Entſcheidung ausdrücklich an, daß die vor Jahren bedungene
Geldleiſtung heute nur noch einen geringen Bruchteil ihres frü=
heren
Wertes darſtellt, und daß deshalb der Gläubiger gegen
Treu und Glauben verſtößt, wenn er die verſprochene Sach=
leiſtung
für den ſeinerzeit vereinbarten Betrag verlangt. Ganz
ebenſo wie nach dem Vorſtehenden der Sachgläubiger, handelt
aber auch der Schuldner einer reigen Geldſchuld, insbeſondere
der Hypotheken= und ſonſtige Darlehensſchuldner, gegen Treu
und Glauben, wenn er ſich durch Zahlung eines verſchwinden=
den
Wertbruchteils des Empfangenen von ſeiner Schuld be=
freien
will. Dementſprechend hat ſchon in der J. W. von 1921,
Hypotheken für den nach Obigem jetzt eingetretenen Fall ver=
Wenn das Reichsgericht dem bisher nicht entſprochen, ſondern
die durch die Geldentwertung gebotene Abhilfe, abgeſehen vom
Valutaverzugsſchaden, im weſentlichen auf die voraufgeführten
Fälle beſchränkt hat, ſo ſteht dies mit der Billigkeit ebenſo wie
mit den Forderungen namhafter Juriſten im Widerſpruch und
erſcheint dem Gericht auch im Geſetz nicht begründet. Wo es
Abhilfe gewährt, ſtützt ſich das Reichsgericht, wie erwähnt, auf
die 88 157 und 242 BGB. Von einer Beſchränkung dieſer Vor=
ſchriften
auf beiderſeits unerfüllte oder laufende Verträge iſt aber
im Geſetz ebenſowenig wie von einer ſolchen auf ſynallagmatiſche
Verträge die Rede. Insbeſondere kommt dem Synallagma, wie
dies auch Senatspräſident Lobe in der D.J.3. 1923, S. 130 an=
erkennt
, nicht die Bedeutung einer Vorausſetzung für die An=
wendung
der 85 157 und 242 BGB. zu. Es bearündet vielmehr
lediglich die Vermutung für die beabſichtigte Aeguivalenz oder
doch ein beſtimmtes Wertverhältnis von Leiſtung und Gegen=
leiſtung
, deren grundlegende Verſchiebung durch die Geldent=
wertung
die unveränderte Durchführung des Vertrages mit
Treu und Glauben unvereinbar macht (E. 3. 103. S. 179). Die
beabſichtigte Wertgleichheit ſteht aber durch 8 607 BGB. beim
Darlehen in weit ſicherer Weiſe ſeſt, und die Frage, ob eine
Papiermarkleiſtung im Nennbetrage der Goldforderung mit
ob auch die Beträge von 12 000 und 4000 Mk. gekündigt ſeien, Treu und Glauben m Einklang ſteht, kann leicht auch ſonſt
außerhalb des Synallagmas feſtgeſtellt werden. Auch der Um=
ſtand
, daß die Bankgeſetznovelle vom 1. Juni 1909 und die Ge=
ſetze
vom 4. Auguſt 1914 die Papiermark zum geſetzlichen Zah=
lungsmittel
gemacht haben, ſteht einer Aufwertung der reinen
Verträge zu halten ſind, müſſen auch die Vorſchriften, die die
Papiermark zum geſetzlichen Zahlungsmittel machen, dem Ein=
fluß
der 88 157, 242 BGB. unterliegen. Um ſo mehr, als die
Aequivalenz der Papiermark, die man noch beim Erlaß der Ge=
mehr
zutrifft und, wie ſich aus der Begründung insbeſondere
des Geſetzes vom 28. September 1914 ergibt, der Geſetzgeber

mit den Auguſt= und Septembergeſetzen die entſchädigungsloſe
Enteignung und ungerechtfertigte Vermögensverſchiebung, die
ihre unveränderte Anwendung zur Folge haben, keineswegs be=
abſichtigte
. Und um ſo mehr, als die Fiktion, daß der Geld=
gläubiger
das Riſiko der Währung übernommen habe, gegen=
über
einem ſo kataſtrophalen Markſtürze nicht aufrechtzuerhalten
ift. Selbſtverſtändlich können die 88 157, 242 BGB. die Papier=
mark
ihrer Eigenſchaft als Zahlungsmittel in guali nicht ent=
kleiden
. Aber das Quantum der Zahlung muß im Verhältnis
der Geldentwertung geändert werden. Und ſo geht ja auch das
Reichsgericht innerhalb der von ihm eingehaltenen Grenzen vor.
Es wertet die Papiermark auf und knüpft da, wo es den Rück=
tritt
des Sachſchuldners geſtättet, dieſen an die Vorausſetzung
verweigerter Aufwertung (E. 3. 103, S. 328 ff.). Die Feſtſtellung
über die Tilgung der Darlehen hatte ſich nicht auf die Negative
zu beſchränken. Da aber die Klägerin eine Aufwertung zur Zeit
nicht begehrt, genügte die Angabe des Maßſtabes, und es war
deſſen Anwendung auf den vorliegenden Fall nicht veranlaßt.
Daß eine Aufwertung in nur ſiebenfächem Betrage ohne weiteres
zuzubilligen wäre, ergibt ſich aus dem dermaligen Verkaufswerte
des Unterpfandes. Das Landgericht verkennt nicht, daß
ſein Urteil ein unbilliges Ergebnis zeitigt. Es meint
aber, dieſes ſei durch klare Geſetze bedingt, über die ſich
der Richter nicht aus wirtſchaftlichen Gründen wegſetzen
dürfe. Auch das Berufungsgericht verwirft das Freirecht. Es
kommt aber auf Grund des Geſetzes ſelbſt zu einem Ergebnis,
das mit der Billigkeit im Einklang ſteht. Sein Erkenntnis wird
auch durch die im Urteile des Landgerichts angezogene Ent=
ſcheidung
des Oberlandesgerichts Hamburg in Verbindung mit
dem voraufgeführten Urteile des Reichsgerichts vom 31. 1. 1923
geſtützt. Im Anſchluß an die frühere Rechtſprechung des Reichs=
gerichts
verneint das Oberlandesgericht Hamburg (Lpz. Ztſchr.
1922 S. 658 f.), daß durch die Geldentwertung und die durch
ſie bedingte Steigerung des Papiermarkwertes der Grundſtücke
das früher eingeräumte Recht, ein Grundſtück zu einem be=
ſtimmten
Preiſe zu erwerben, unwirkſam wird. Billigkeits=
gründe
, wie die in E. 3. 100 S. 139 aufgeführten, dürften nicht
auf Fälle ausgedehnt werden, in denen die Leiſtung bereits
bei Vertragsſchluß beſchaffungsbereit zur Verfügung des Schuld=
ners
war und wo das Aushalten des Vertrags für ihn nur
die nachteilige Folge habe, daß er als Entgelt die ausbedungene
Summe Geldes erhalte, die infolge der Entwertung der Papier=
mark
zwar wirtſchaftlich keinen Gegenwert für ſeine Leiftung
mehr darſtelle, aber rechtlich das ſei, was vereinbart war.
Eine gegenteilige Entſcheidung bedeute, daß die Rechtſprechung
auf dieſem Wege die aufrecht erhaltene Identität der Währung
beſeitige. Das Oberlandesgericht Hamburg führt dann weiter
aus: Mit demſelben Recht könnte man ſonſt den Darlehens=
ſchuldner
für verpflichtet erklären, nicht die geſchuldete, ſondern
eine der Geldentwertung entſprechende größere Markſumme zu=
rückzuzahlen
. Denn auch der Darlehensgläubiger habe Gold=
werte
hingegeben und erhalte infolge der Identität der Wäh=
rung
wirtſchaftlich nur einen Bruchteil zurück. Nun hat aber
das Reichsgericht, abgeſehen von dem, was es in einer Vor=
entſcheidung
in dem Fall des Pachtinventars (J. W. 1922
S. 910,6) über das Verhältnis des Rechts zu den von ihm
geſchützten wirtſchaftlichen Intereſſen ausführt, in ſeiner oben
wiedergegebenen Entſcheidung vom 31. Januar 1923 den Grund=
ſtückspreis
aufgewertet. Und deshalb muß nach ſeinen eigenen
Darlegungen das Oberlandesgericht Hamburg die Aufwertung
aller Hypothekenforderungen anerkennen.
Dauach war, unter Anwendung der 88 91, 708 3. 7 Z.P.O.
der zuläſſig erfolgten Berufung ſtattzugeben.
Die Bedeutung der Entſcheidung, von der ein Einzelfall
vorſtehend behandelt wurde, und die ungeheuerlichen, wirtſchaft=
lich
und rechtlich unbegründeten Vermögensverſchiebungen, die
ſie bisher im Gefolge hatte, gebieten im Hinblick auch auf die
oben wiedergegebenen Hinweiſe des Vertreters des Beklagten
der Begründung des Einzelfalles folgendes anzufügen. Um ſo
mehr, als daraus zugleich hervorgeht, daß die Entſcheidung
nicht etwa, wie der Vertreter des Beklagten behauptet, auf
anderen Gebieten Unbilligkeiten und Unzuträglichkeiten herbei=
führt
. Die Bevölkerung kann es nach dem Vorſtehenden mit
Recht nicht verſtehen, weshalb bei Darlehens= und anderen
reinen Geldforderungen die tatſächlich faſt wertloſe Papiermark
als vollwertiges Zahlungsmittel behandelt wird, während auf
Grund einer im Geſetz nicht begründeten Theorie beim Synal=
lagma
die Minderwertigkeit derſelben Papiermark den Sach=
ſchuldner
zum Rücktritt oder zur Aufwertung berechtigt. Auch
verſteht man es nicht, daß der Goldgläubiger dieſelbe Papier=
mark
als Goldmark annehmen muß, die er dann nur mit der
Kaufkraft eines kleinen Pfennigbruchteils verwenden kann. Zur
Vermeidung von Prozeſſen, da der Richter nur denen, die ihn
anrufen, helfen kann, und das Gerichtskoſtengeſetz vom März
dieſes Jahres die Rechtsverfolgung in bedenklicher Weiſe er=
ſchwert
, wäre eine geſetzliche Sonderregelung dringend er=
wünſcht
. Die Gründe, aus denen die Reichsregierung dieſe bis=
her
abgelehnt hat, ſind anläßlich des Antrags Düringer durch
die Preſſe und dann durch die Verhandlungen des Reichswirt=
ſchaftsrats
bekannt geworden. Sie gehen dahin:
1. Das beantragte Sperrgeſetz ſchaffe den Hypothekengläu=
bigern
ein Privileg, das ihnen nicht zukomme. Die anderen In=
tereſſenten
, insbeſondere die Kommunalſchuldgläubiger, wür=
den
ſich durch eine Aufwertung benachteiligt fühlen. Jasbeſon=
dere
würde es diejenigen verbittern, die ihre Hypotheken gekün=
digt
hätten, um dafür Kriegsanleihen zu zeichnen.
2. Der Entwurf bedeute eine Ungerechtigkeit gegen diejeni=
gen
, die vor dem zu erlaſſenden Geſetz ſich ihre Hypotheken in
niedriger Valuta hätten auszahlen laſſen.
3. Dem Sperrgeſetz ſtehe auch der Umſtand entgegen, daß
bei der zu erwartenden Kreditnot die Hypothekenſchuldner ein
beſonderes Intereſſe an einem bereinigten Grundbuchblatt z. B.
auch zu dem Zweck hätten, um ausländiſche Valutakredite
aufzunehmen.
4. Wenn weder das Valoriſierungsgeſetz noch die Stabili=
ſierung
der Mark innerhalb der Dauer des Sperrgeſetzes zu=
ſtande
kämen, könne das Sperrgeſetz ohne Valoriſierung leicht
zu einer trügeriſchen Irreführung für das Volk werden.
5. Das Geſetz werde lediglich eine Hebung der Hypotheken=
banken
und eine Steigerung ihrer Aktien zur Folge haben.
Zu dieſen Einwendungen gegen den Antrag Düringer iſt
zu bemerken:
Der erſte Grund ficht gegen Windmühlen. Nach Text und
Begründung des Entwurfs begehrt Düringer nur eine Sperre,
keine Aufwertung. Faſt keinem deutſchen Staate iſt es aber
bisher eingefallen, den Tiefſtand der Mark zur Entrechtung
ſeiner Anleihegläubiger auszubeuten. Auf das gegenteilige Tun
der Induſtriegeſellſchaften, die ihre Obligationen entſchädigungs=
los
enteignen wollen, wird unten zurückgekommen. Jedenfalls
ſtünde nichts entgegen, durch Erſtreckung des Sperrgeſetzes auch
dem Treiben der Obligationsſchuldner einen Riegel vorzuſchie=
ben
. Uebrigens war die beſondere Berückſichtigung der Hypo=
thekengläubiger
im Antrage Düringer dadurch gerechtfertigt,
daß gerade ihnen im Kriege zu einer Zeit, zu der ſie zu ihrem
vollen Gelde kommen konnten, die Kündigung ohne Zuſtimmung
der Schuldner unterſagt war. Wie erwähnt, fordert Düringer
nur eine Sperre, keine Valoriſierung. Aber auch einer Aufwer=
tung
zugunſten der Hypotheken= und Induſtrieobligationengläu=
biger
ſtünde nicht entgegen, daß ſie den Reichs=, Staats= und
Kommunalgläubigern nicht zuteil werden kann. Denn bei der
erſteren greift § 242 BGB. deshalb Platz, weil die grundloſe
Bereicherung der Grundbeſitzer, Aktiengeſellſchaften und anderer
Fertbeſitzer des mit den Anleihen Beſchafften, die ihre Schulden

[ ][  ][ ]

Rummer 158.

Seite 4.

mit dem Bruchteil eines Tauſendſtels des Empfangenen tilgen
wollen, gegen Treu und Glauben verſtößt. Auch Reich, Staat
und Kommunalverbände haben Goldwerte empfangen. Aber
Krieg und Revolution haben ſie ihres Beſitzes beraubt, und ab=
geſehen
von ihrer beſchränkten Zahlungsfähigkeit iſt es min=
deſtens
bezüglich des Reichs und der Staaten zweifelhaft, ob der
Feindbund ihnen die Auſwertung ihrer Verbindlichkeiten ge=
ſtatten
würde. Deshalb aber auch die noch bereicherten Schuld=
ner
von der durch Recht und Billigkeit gebotenen Aufwertung
zu befreien, iſt ſo wenig gerechtfertigt, wie es die Befreiung aller
übrigen Schuldner eines Kaufmanns deshalb wäre, weil einer
von ihnen zahlungsunfähig wird. Es iſt zudem etwas ganz an=
deres
, ob der Verluſt des Gäubigers der Allgemeinheit zugute
kommt oder ob durch ihn einzelne Schuldner ungerechtfertigt
bereichert werden. Sodann kommt in Betracht, daß jeder ver=
ſtändige
Verwalter ſein Vermögen in verſchiedenen Wertarten
anlegt. Der Gläubiger aber, der ſich für ſeine Kriegsanleihen
uſw. mit Paptermark begnügen muß, wird ſich die angemeſſene
Auftrertung ſeiner Hypothekenforderungen und Induſtrieobli=
gationen
gern gefallen laſſen.
Die zweite Einwendung bedarf kaum einer Widerlegung.
Es iſt bedauerlich, daß, die bisherige Untätigkeit der Reichsgeſetz=
gebung
ungeheure Schädigungen verurſacht hat. Aber ſoll man,
weil ſchon viele ertrunken ſind, auch die ertrinken laſſen, deren
Rettung noch möglich iſt? Sodann iſt es etwas ganz anderes,
ob Hypotheken bei einem Dollarſtande von 20, 100 oder 400,
oder bei einem ſolchen von 20=, 30= oder 40 000 in Papiermark
getilgt werden. Auch das Reichsgericht, das anfangs völlig ver=
ſagte
, hat den Umfang ſeiner Hilfe der Markentwertung immer
weitergehend angepaßt.
Seltſam klingt der Einwand des bereinigten Grundbuch=
blatts
. Einer Nachbelaſtung ſteht das Sperrgeſetz nicht im Wege.
Denn auch wenn man mit einer Aufwertung der Goldhypothe=
ken
rechnet, würde dieſe höchſtens im Verhältnis des geſtiegenen
Grundſtückswertes erfolgen und die Rechtslage des Eigentümers
deshalb nicht verſchlechtern. Im übrigen iſt zu bemerken: Das be=
laſtete
Grundſtuck, das zum Teil mit fremdem Geld angeſchafft
wurde, gehört wirtſchaftlich dem Eigentümer und dem
Hypothekengläubiger im Verhältnis ihrer Aufwendungen ge=
meinſam
. Es ſteht deshalb mit Treu und Glauben ſowie mit
den guten Sitten im Widerſpruch, wenn der Eigentümer die
Markentwertung ausbeutet, um den Hypothekengläubiger ſeines
Wertanteils faſt entſchädigungslos zu berauben. In Gegenſatz
zu der Reichsregierung, die ſolchem Tun trotzdem nicht entgegen=
tritt
, ſtellt ſich der oberſte Gerichtshof in Warſchau. Nach ſeinem
letzthin (J. W. 1923 S. 332) mitgeteilten Urteil läßt er es, weil
im Widerſpruch mit Treu und Glauben, nicht zu, daß durch
Zahlung in entwertetem Papier der Gläubiger ſeines Kapitals
faſt völlig beraubt wird und das Grundſtück, das die Sicherung
dieſes Kapitals darſtellt, um ein Nichts in den Händen des be=
liehenen
Eigentümers bleibt. Uebrigens ſchließt auch ein Sperr=
geſetz
die Rückzahlung der Schuld nicht aus. Es ſoll ſittenwid=
rigem
Schuldnerwucher, nicht aber einer anſtändigen Regelung
vorbeugen. Einer ſolchen wird ſich kein verſtändiger Hypotheken=
gläubiger
widerſetzen. Dabei iſt nicht an eine Aufwertung nach
dem Goldwert oder dem Lebenshaltungsindex, ſondern an einen
angemeſſenen Ausgleich zwiſchen den widerſtreitenden Intereſ=
ſen
der Beteiligten gedacht.
Auch von einer Enttäuſchung durch ein Sperrgeſetz ohne
Valoriſierung kann nicht die Rede ſein. Denn wenn der Gläubi=
ger
an eine künftige Markwertbeſſerung oder an eine Aufwertung
nicht glaubt, kann er trotz der Sperre der Rückzahlung zuſtimmen
oder ſeinerſeits kündigen. Daß Grundbeſitz, Induſtrie und
Städte das eine oder andere für wahrſcheinlich halten, geht aus
den Maſſenkündigungen hervor, die ſeit etwa ſechs Monaten ein=
geſetzt
haben. Und beſonders daraus, daß die Ausſteller von
Inhaberſchuldverſchreibungen die alten 3= bis 4prozentigen kün=
digen
, um ſolche zu 10 bis 20 Prozent aufzunehmen. Das kann
ein vernünftiger Menſch nur aus der Ueberzeugung tun, daß es
bei der Rückzahlung von alten Goldſchulden in Papier um ſo
weniger dauernd bewenden kann, als dieſe alten Schulden den
jetzt vielfach aufgenommenen wertbeſtändigen Anleihen innerlich
völlig gleichſtehen.
Daß Sperrgeſetz und Aufwertung auch den Hypotheken=
banken
und den Sparkaſſen nützen, iſt zweifellos. Inwiefern
daraus aber ein Bedenken gegen beide hergeleitet werden kann,
iſt nicht erfindlich. Um ſo weniger, als die Verbeſſerung der Lage
der Hypothekenbanken und Sparkaſſen ſelbſtverſtändlich auch den
Pfandbriefgläubigern und Einlegern zugute kommt. Es kommt
hinzu, daß alle Hypothekenbanken, die ſoziale Intereſſen verfolgt
haben, durch die gehäuften Kündigungen der Pfandbriefgläubiger
in Zwangsliquidation gedrängt werden, wenn nicht ſchleunigſt
Hilfe kommt.
Aus dem Vorſtehenden erhellt, daß die Gründe der Reichs=
regierung
wenig überzeugend ſind: So wenig, daß die Ver=
mutung
, das Verhalten der Reichsregierung werde weſentlich
durch andere Gründe beſtimmt, naheliegt. Um ſo mehr, als mit
Zuſtimmung des Reichsjuſtizminiſters und im Hinblick auf den
don ihm bezeichneten Zweck Dr. Hilferding es im Reichswirt=
ſchaftsrat
als den einzigen erfreulichen Erfolg der
Geldentwertung bezeichnet hat, daß Induſtrie und
Landwirtſchaft ihre Goldhypotheken und Goldobligationen um
ein Nichts abſtoßen könnten. Je mehr hiernach die Juſtizver=
waltung
verſagt, deſto mehr iſt es Sache des von politiſchen Ein=
flüſſen
unberührten Richters, im Intereſſe des Anſehens der
Rechtspflege dem bedrängten Rechte zum Siege zu verhelfen.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Mai

Darmſtadt, 20. Mai.
Pfingſfen.
Die Natur ſteht in buntem Schmuck, getaucht in Frühlingsſonne,
tut, die ſich aus den Furchen des erſten zarten, ſaatengrünen Frühlings=
kommen
können, das K zmen und Wachſen, das Blühen und das neue
Leben, das jedesmal von neuem wie ein Wunder erſcheint? Der leben=
ſchaffende
Geiſt der Schöpfung iſt’s geweſen, der das Wunder hervor=
brachte
, der Odem Gottes, ſein ſchöpferiſcher Geiſt, der Leben weckt und
Kräfte auf= und niedergehen läßt, wie er die Knoſpen ſchwellt und die
Baumkronen rundet, können wir merken. Trotzdem uns dieſes ſich im=
mer
wieder durch unſichtbare Kräfte, vor unſeren Augen vollziehende
Wunder auf den Geiſt hinweiſt, weiß unſere Zeit mit dem Geiſt nicht
mehr viel anzufangen. Nur was man ſehen und fühlen, was man mit
viel Geld kaufen oder verkaufen kann, hat Geltung, Wert oder Wirklich=
keit
. Geiſtige Kräfte ſtehen wie die ſeeliſchen und ſittlichen und wie die
religiöſen von Gott geſchenkten Herzensgüter im Mißkredit, weil ſie zu
wenig als Wirklichkeit erſcheinen. Aber iſt denn der Geiſt wirklich ſo
wenig etwas Wirkliches und Greifbares? Kommt nicht auf ihn alles an?
Iſt nicht der Geiſt, wie er einem großen Demonſtrationszug aufrühre=
riſcher
, umſtürzender Menſchen innewohnt, oder wie er in unſerem
tapferen Heer lebte, als es ſingend durch die deutſchen Bahnhöfe nach
Frankreich fuhr, um dort Sieg auf Sieg zu erringen, eine Wirklichkeit,
mit der man rechnen muß? Die ganze Wirklichkeit unſeres Volkslebens
iſt doch durch den Geiſt beſtimmt, von dein die Schichten unſeres Volkes
beſeelt werden. Es iſt doch darum das Bild unſeres Volkes ein ſo er=
ſchreckendes
, unharmoniſches, ſchwüles, weil es von einem Geiſt durch=
drungen
iſt, der jedenfalls nicht heiliger Geiſt iſt. Und iſt es mit der
ganzen Welt anders? Der Geiſt brutaler Selbſtſucht, unbeugſamer Härte
herrſcht, die wildeſten Leidenſchaften ſind entfeſſelt, alle ſittlichen Grenzen
ſcheinen verſchoben, in ſinnlichem Lebensgenuß, der das Fleiſch feiert,
aber den Geiſt totſchlägt, werden die Geſichter zu Masken, zu Fratzen,
die Seelg iſt leer, das Tingeltangel des in raffiniertem Sinnenrauſch
gelebten Lebens, verbirgt wohl nur noch auf kurze Zeit die furchtbare
Oede des inneren Lebens, das unangebaut blieb. Ja, der Geiſt, der
eine Großmacht geworden iſt, iſt der unheilige Geiſt. Soll und kann
der uns durch der Zeiten Wirrwar und durch unſerer Seele Erſchütte=
rungen
hindurchtragen zur Erfüllung unſerer Sehnſüchte? Jeſus nennt
dieſen unheiligen Geiſt Fleiſch und ſagt: Das Fleiſch iſt nichts nütze.
Der Geiſt iſt’s, der lebendig macht. Das iſt der heilige Geiſt, der
Gottesgeiſt, den Chriſtus gehabt hat, den ſeine Jünger in ſeinen Nähe
atmen durften, deſſen Wehen wir ſpüren, wenn Jeſut unvergängliche
Worte unſer Ohr treffen, wenn uns die Geſtalt dieſer einzigartigen,
reinen, heiligen, gottverwandten Perſönlichkeit vor die Seele tritt, wenn
wir ſchauen, was ſein Geiſt in Verſuchungszeiten, im tiefſten Herzelcid,
unter der Not des Alltags aus Menſchen macht, in denen Jeſu Geiſt
lebendig iſt. Sind das nicht Wirklichkeiten? Am erſten Pfingſtfeſt iſt der
Geiſt zu der Wirklichkeit geworden, die wir die Gemeinde die Kirche
nennen. Durch faſt zwei Jahrtauſende hat denr Geiſt ſie bald ſtärker,
bald ſchwächer durchweht, Segnungen, die nicht nur die Herzen der ein=
zelnen
, ſondern auch ganze Zeiten und Völker und Verhältniſſe geheilt
und geheiligt haben, ſind von ihr ausgegang, und Gott hat durch ſeinen
lebendigen Geiſt immer dafür goſorgt und wird es weiter tun, daß nicht
Menſchenwort und Menſchenauge das Leben des Geiſtes in ſeiner Kirche,
in der Gemeinde der Gläubigen erſticke. Die Kirche ſoll ſein die Ge=
meinde
der Heiligen, in der Jeſu Geſinnung, von den Seinen gelebt
wird, in der ſich die Früchte des Geiſtes finden, die da ſind: Liebe,
Freude, Friede Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut,
Keuſchheit. Wie ſtimmt dieſes Bild zu der Wirklichkeit der Welt, un=
ſeres
Volkes, der getauften Chriſtenheit? Pfingſten zwingt uns auf die
Knig; wie wir in dürren Zeiten um Regen flehen, wollen wir um
Ströme göttlichen Geiſtes beten, die neues Leben in der geiſtloſen Menſch=
heit
ſchaffen und mit heiligem Feuer die unheiligen, ſchwelenden Feuer=
brände
erſticken, die der Erdgeiſt anzündete:
Komm, o komm du Geiſt des Lebens,
Wahrer Gott von Ewigkeit.
Deing Kraft ſei nicht vergebens,
Sie erfüll uns jederzeit,
So wird Geiſt und Licht und Schein
In den dunkſen Herzen ſein. Amen,

Ernanut wurden au 29. März 1933 der Lehrer Heinrich Land=
zettel
zu Groß=Gerau zum Lehrer an der Volksſchule zu Darmſtadt;
am 9. April 1923 der Schulamtsanwärter Julius Wörner aus Rod=
heim
d. d. H. zum Lehrer an der Volksſchule zu Weinolsheim, Kreis
Oppenheim; am 13. April 1923 der Schulamtsanwärter Paul Groß=
mann
aus Frankfurt a. M. zum Lehrer an der Volksſchule zu Uden=
heim
, Kreis Oppenheim; am 14. April 1923 die Schulamtsanwärterin
Marie Diefenthäler aus Spiesheim, Kreis Oppenheim, zur Leh=
rerin
an der Volksſchule daſelbſt: die Schulamtsanwärterin Luiſe
Schaus aus Pfeddersheim mit Wirkung vom 14. April 1923 ab zur
Lehrerin an der Volksſchule zu Dalheim, Kreis Oppenheim: am 9. Mai
1923 der Schulamtsanwärter Wilhelm Weiskopf aus Eichloch zum
Lehrer an der Volksſchule zu Rehbach (Kreis Erbach i. O.); am 11. Mai
1923 der Schloſſer Wilhelm Jung zu Gießen mit Wirkung vom 1.
April 1923 ab zum Maſchiniſten an der Chirurgiſchen Klinik der Landes=
univerſität
Gießen; am 16. Mai 1923 Oberſteuerſekretär Hans Burt=
ſchell
zu Offenbach a. M. (Finanzamt=Stadt) zum Oberzollſekretär.
Uebertragen wurde am 11. Mai 1923 dem Dipl.=Ing. Scherp=
ner
in BadNauheim die Vorſtandsſtelle für das ſtaatliche Kraſtwerk
in Wölfersheim mit der Amtsbezeichnung Direktor.
Kirchliche Dienſtnachricht. Dem Pfarraſſiſtenten Paul Becker
zu Gießen wurde die evangeliſche Pfarrſtelle zu Schwanheim übertragen.
Von der Techniſchen Hochſchule. Die Diplom=Ingenieure Joſef
Kronenberger aus Klein=Welzheim, Heinrich Maurach aus Pfirt und
Max Raudnitz aus Frankfurt a. M. haben ſich an der Techniſchen Hoch=
ſchule
Darmſtadt der mündlichen Doktor=Ingenieurprüfung in der Ab=
teilung
für Maſchinenbau unterzogen und dieſelbe mit gut beſtanden.
Die gleiche Prüfung legten die Diplom=Ingenieure Otto Kleeberg aus
Mühlhauſen in Thüringen (Abteilung für Architektur) und Rudolf Gün=
ther
aus Mainz (Abteilung für Chemie) mit Auszeichnung ab.

Wochenſpielplan des Landestheaters vom 20. bis 27. Mai.
Großes Haus. Pfingſt=Sonntag, 5 Uhr: Die Meiſterſinger
von Nürnberg. B 25. (3000 bis 21 000 Mk.) Pfingſt=Montag,
6 Uhr: Fiesko, Schauſpielmiete 12, Sondermiete 14 (14).
(1500 bis 10 500 Mk.) Dienstag, 6½ Uhr: Die Fledermaus.
Sondermiete 8 (12). (2000 bis 14000 Mk.) Mittwoch, 7 Uhr:
und macht unſere Herzen aufjauchzen und jubilieren, wie es die Lerche Hagith, hierauf Petruſchka. B 26. (2000 bis 14 000 Mk.)
Donnerstag: Geſchloſſen. Freitag, 7 Uhr: Neu einſtudiert:
ackers trillernd hinauf ins Himmelsblau ſchwingt. Wie hat das alles ſo Madame Butterfly Oper von Puccini. Sondermiete 7 (12).
(2000 bis 14000 Mk.) Samstag, 7 Uhr: Der fliegende Hol=
länder
, Sondermieten 5 (12) und 12 (12). (2000 bis 14 000 Mk.)
Sonntag, 6 Uhr: Der ferne Klang. Sondermiete 4 (12).
erhält. Niemand hat dieſen Geiſt geſehen, nur wig er die Säfte und (2000 bis 14 000 Mk.) Kleines Haus. Pfingſt=Sonntag,
6½ Uhr: König Nicolo. C 23, für diejenigen C=Mieter, die
nicht zugleich Zuſatzmiete III haben. (2000 bis 12000 Mk.)
Pfingſt=Montag, 6 Uhr: Figaros Hochzeit. Sonntags= Fremden=
miete
F T (12) rot. (3000 bis 18 000 Mk.) Dienstag, 7 Uhr:
Die Freier, Luſtſpiel von J. v. Eichendorff. A 26, für diejeni=
gen
A=Mieter, die zugleich Zuſatzmiete I haben. (2000 bis
12000 Mk.) Mittwoch, 3 u. 5 Uhr: Puppenſpiele Der geſtie=
felte
Kater (500 bis 2000 Mk.) Donnerstag, 7 Uhr: Die
beiden Schützen kom. Oper von Lortzing. Zuſatzmiete III (10).
(2000 bis 12000 Mk.) Freitag, 7 Uhr: König Nicolo. Zuſatz=
miete
TV (9). (2030 bis 12000 Mk.) Samstag, 3 Uhr: Bun=
bury
, Komödie von Oskar Wilde. Fremdenmiete P III (11)
blau. (1000 bis 6000 Mk.) Abends 8 Uhr: Tanzzyklus, 6. Abend:
Tanzabend Aenne Osborn. (1000 bis 4000 Mk.) Sonntag,
vorm. 11 Uhr: Neue Volkstänze des Müllerſchen Mädchenchors,
Langen. (500 bis 2000 Mk.) Nachm. 3 Uhr: Puppenſpiele Der
geſtiefelte Kater, (500 bis 2000 Mk.) Abends 7 Uhr: Rauſch
Schauſpiel von Strindberg. A 26, für diejenigen A=Mieter, die
nicht zi gleich Zuſatzmiete I haben. (2000 bis 12000 Mk.)
Marionettenſpielplan. Die Puppenſpielbühne im Kleinen Haus
des Landestheaters gibt als nächſtes Stück Der geſtiefelte Ka=
ter
. Aufführungen ſind am Mittwoch, den B., nachmittags 3 und
6 Uhr, am Sonntag, den N. nachmittags 3 Uhr, und am Mittwoch,
den 30. Mai, nachmittags 3 Uhr. Preiſe 500, 1000 und 2000 Mark.
Das Gewerbemuſeum bleibt am Pfingſtſonntag geſchloſſen.
Am 2. Feiertag ſind die Samnlungen von 11 bis 1 Uhr geöffnet.
Stabtverordneten=Verſammlung. Aufder Tagesordnung
am Donnerstag, den 24. Mai 1923, nachmittags 5 Uhr, ſteht als erſter
und einziger Punkt der öffentlichen Sitzung der Voranſchlag für 19B.
Fürforge=Ausſchuß der Darmſtädter Nothilfe. Die Ge=
ſchäftsſtelle
des Ausſchuſſes iſt bis anſangs Juni ge=
ſchluzſen
. Auch etwa durch Vermittlung der Organiſationen
der freien Wohlfahrtspflege geſtellte Anträge werden in dieſer
Zeit weder angenommen noch erledigt.
Der Evangeliſche Kirchengefangverein für Heſſen feiert ſein 39.
Jahresfeſt am erſten Sonntag nach Trinitatis, 3. Juni, in Birkenau,
Tagesordnung: 81 Uhr Hauptprobe, 10 Uhr Feſtgottesdienſt, 11½ Uhr
Hauptverſammlung und Ausſchußſitzung, 2 Uhr Nachfeier. Anmeldun=
gen
an Herrn Pfarrer Müller in Birkenau erwünſcht.
Aus bem Wartburgverein Darmſtadt ſchreibt man uns: Zu einem
feinen Miſſionsabend geſtaltete ſich der vom Wartburgverein veranſtal=
tete
Vortragsabend von Direktor Ahlmann. Der Redner führte ſeine
Zuhörer in Diaſpora und zeigte an Hand praktiſcher Erfahrungen, wie
eng Heimat= und Auslandsarbeit auf dem Gebiete der chriſtlichen Liebes=
tätigkeit
verbunden ſind. Er führte hinein in die deutſchen chriſtlichen
Heime in Cannes (Südfrankreich), Paris und London, und zeigte, wie
nötig an den Orten, wo im Frieden Hunderttauſende von deutſchen jun=
gen
Männern ohne Anſchluß waren, chriſtliche Jungmänner=Arbeit war.
Beſonders eines Standes gedachte der Redner, der vielen deutſchen Kell=
ner
und Gaſthofangeſtellten, die draußen auch mit Kulturträger des deut=
ſchen
Gdankens ſind und waren. Die großen deutſchen Heime, die die
Kellnermiſſion an all den Orten des Auslandes gegründet hatte, ſind
uns heute verſchloſſen, aber unſere deutſchen Brüder im Ausland dürfen
wir nicht vergeſſen, wir ſind ihre Schuldner, das war ſein Appell an
die Zuhörer. Mit warmem Herzen wußte er Verſtändnis für die große
deutſche Kellnermiſſionsſache zu wecken und auch hier in Darmſtadt da=
für
zu intereſſieren. Der Ertrag des Abends war der, daß der hieſige
Wartburgverein dieſen Arbeitszweig, dem er in der Vorkriegszeit ſeinen
Dienſt widmete, wieder aufnehmen wird. Wer ſich dafür intereſſiert,
kamn Näheres erfahren durch Bibliothekar Weber, Stadtbibliothek. Dank=
bare
Zuhörer und freundliche Spender halfen die Arbeit finanziell
unterſtützen und möge das angefangene Bächlein auch zum Segensſtrom m
unſerer Städt werden.
Steuerbeträge, die in den letzten Tagen des April den
Finanzkaſſen überwieſen worden ſind, werden vielfach wegen
der Ueberlaſtung der Banken erſt nach mehreren Tagen den
Finanzkaſſen gutgeſchrieben. Auch ſonſt ſind Schwierigkeiten im
Zahlungs= und Ueberweiſungsverkehr entſtanden, die zu einem
von den Beteiligten nicht verſchuldeten Eingang von Steuer=
zahlungen
nach dem 30. April führen konnten. Mit Rückſicht hier=
auf
hat der Reichsminiſter der Finanzen angeordnet, daß die bis
zum 30. April zu leiſtenden Nachzahlungen auf
die Einkommenſteuer, wenn ſie im Mai bei den
Steuerkaſſen eingehen, noch als rechtzeitig be=
wirkt
gelten und den Verzugszuſchlägen des
Geldentwertungsgeſetzes nicht unterworfen
werden ſollen. Die Nachſicht wird lediglich bei den am
30. April fällig gewordenen Nachzahlungen auf die Ein=
kommenſteuer
gewährt; in Zukunft müſſen Zahlungen und Ueber=
weiſungen
ſo rechtzeitig bewirkt ſein, daß die Gutſchrift bei der
Finanzkaſſe vor Ablauf der Zahlungsfriſt erfolgt iſt. Die Nach=
ſicht
gilt auch nicht für die Zwangsanleihe; bei ihr muß die Zeich=
nung
bis zum 30. April vorgenommen ſein. Preſſemitteilungen,
die von einer allgemeinen Verlängerung der Steuer=
friſten
und einer Nichterhebung des Verzugszuſchlages
für einen Monat bei Zahlungen im zweiten Monat reden, ſind
unzutreffend.

Der ewige Pfingſi=Hymnus.
Von Alfred Richard Meyer.

Es war im Jahre 1820, als der faſt 71jährige Goethe in
ſeinem Haus am Weimarer Frauenplan, das vier Jahre vorher
die Hausfrau, die kleine Freundin Chriſtiane Vulpius, ver=
loren
hatte, das Buch des Paradieſes (Chuld Nameh) als Ab=
ſchluß
, des Weſt=Oeſtlichen Divans ſchrieb, aus dem uns Su=
leikas
Bild (Marianne von Willemer) für immer hervorleuchtet
und das, nach des Dichters eigenen Worten, die Frucht lebens=
länglicher
Bemühung iſt, den ſittlich=poetiſchen und geſchichtlichen
Gehalt des Orients, als des Urſprunglandes aller menſchlichen
Kultur, und der erſten und einzigſten Nachrichten der Ur=
geſchichte
, als der Stätte des Paradieſes des jugendlichen Men=
ſchen
, ſeines erſten Falles und ſeiner erſten Erneuerung, zu er=
faſſen
und ſich anzueignen.
Der Tag war ganz erfüllt geweſen mit rein redaktionellen
Arbeiten am zweiten und dritten Heft zur Naturwiſſenſchaft und
Morphologie, am fünften und ſechſten Heft von Kunſt und Alter=
tum
. Aber dazwiſchen waren immer wieder Verſe aufgeklungen
wie dieſe:

Ich wollt’ es beſchwören, ich wollt’ es beweiſen,
Du haſt einmal Suleika geheißen
und dann öfters noch jene, die er erſt geſtern auf das Papier

ebrgcht hatte:
Denn ich bi:: ein Menſch geweſen,
Und das heißt ein Kämpfer ſein.
Marianne von Willemer nicht weniger wie Minna Herzlieb,
1s Mädchen der Wahlverwandtſchaften, das bedeutete für
n: Kampf der Entſagung, ſo daß er nur wenige Wochen ſpäter
iun Freund Zelter ſchrieb: Vier Gedichte zum Divan, und zwar
im Buch des Paradieſes, haben mich ſelbſt überraſcht, deshalb
ch nicht zu ſagen wüßte, wie ſie gerathen ſind. Ein Abend in
er Gerkermühle bei Frankfurt am Mein vor fünf Jahren, da
r der alten Heimat einen Beſuch abgeſtattet hatte, trat vor
Zoethes Augen: Sommerliches Grün, Blumengirlanden, der mit
unten Lampen geſchmückte Bolkon, der ſchimmernde Fluß, das
Heiligenhäuschen aus Bafalt mit dem Wappenring 1508, der
Zeheimrath von Willemer und ſeine Gattin Marianne, damals
31jährig, die ehemalige Aktrice in Singſpielen und Zauberpoſſen
des Balletenſembles Traub und Tänzerin, der Medizinalrath

Dr. Ehrmann, der es ſelbſt wagte, dem Geheimrath aus Weimar
den Orden der verrückten Hofräthe zu verleihen Sommer
am Main, pfingſtliche Erfüllung der Natur, liebe kleine Verſe,
der goldene Elfer Wein .."
Fröſtelnd ſchloß der Greis das Fenſter, durch den die Kühle
des Frühlingsabends kam, und trat in das Zimmer zurück. Es
war noch Zeit, bis ſeines Sohnes Auguſt Gattin Ottilie ihm
den Abendtiſch bereitet haben würde. Er griff nach einem
Folianten, blätterte darin und fand wie zufällig den alten latei=
niſchen
Hymnus: Veni ereator spiritus oder, wie er hier
überſchrieben war: Hymnus in die Pentecoſtes für den
Tag der Pfingſten, las Verfaſſer unterzeichnet mit Carolus
Magnus. Und ſeine Gedanken gingen die Jahrhunderte rück=
wärts
zu einem anderen Pfingſtfeſt, da der große deutſche Kaiſer
im Jahre 802 zu Aachen ſeinen erſten Reichstag abhielt und als
Ermahnungsrede ſein Glaubensbekenntnis geſprochen hatte,
Worte ſo ehern, daß man ſie wohl für die Monumenta Germa-
niae
historica vorſchlagen konnte, deren Herausgabe eben der
Miniſter von Stein angeregt hatte, und deſſen Initiative die
Gründung der Geſellſchaft für äliere deutſche Geſchichtskunde zu
verdanken war. Und dem Glaubensbekenntnis von 802 war
dann der kaiſerliche Pfingſthymnus desſelben Jahres gefolgt,
von dem allerdings die neuere Forſchung behauptet, daß Mag=
nentius
Rabanus Maurus, der Diakon von Tours und ſpätere
Erzbiſchof von Mainz, Alkuins Flaceus Freund, es gewefen ſei,
der dieſe Verſe ſeinem kaiſerlichen Herrn geſchenkt habe.
Veni ereator spiritus,
Mentes tuorum visita,
Imple superma gratia
Guae tu ereasti peotora‟
ſprach Goethe ſtill vor ſich hin; und ihm war, wie wenn ſich ein
unſichtbares Feuer auf ſeinen grauen Scheitel lege, ihn durch
den ganzen Körper durchſtröme und aufwärtsrecke.
Wieder nahmen ſeine Gedanken den rückwärtigen Lauf, die=
ſesmal
aber noch nicht einmal das Drittel eines Jahrtauſends.
Aus der Dunkelheit des Zimmers wuchs die maſſige Figur
Martin Luthers, aus der Zeit, da er ſeine Freunde Franz
von Sickingen und Ulrich von Hutten verloren hatte und ſich
die Neuordnung des Gottesdienſtes angelegen ſein ließ, da er,
jetzt vor 400 Jahren, alle lateiniſchen Kirchengeſänge auf ihre
Anwendbarkeit für die neue Religion prüfte. Und wieder ſprach

Goethe vor ſich hin, glühender im Innerſten dieſesmal die
Worte des großen Reformators:
Kom Gott ſchepffer heyliger geyſt
Beſuch das hertz der menſchen deyn
Mit gnaden ſie füll wie du weyſt
Das deyn geſchepff vorhyn ſeyn."
Heiß fühkte er, wie ſich in ihm der Kreis eines Jahrtauſends
ſchloß, wie die Neuformung alter gläubiger Worte über alle
Religionen hinaus aus ſeinem bewegten Herzen hinausſtrebte,
ſichtbarſte Geſtalt in Schrift, klingende Muſik werden mußte.
Das enge Zimmer ſchien plötzlich, da nur noch Tage das Feſt der
Pfingſten fern hielten, in zuckenden Flammen zu ſtehen, die ſich
über den eben noch ganz ſchwarzen Gatten ausdehnten, die ſich
über die Stadt ergoſſen, Blumen in Gärten aufleuchten ließen
und allen Mondſchein zu toter Scheibe verlöſchten. Und dann
zuckten auch ſchon die Worte über das Papier:
Komm. heiliger Geiſt, du Schaffender,
Komm, deine Seelen ſuche heim;
Mit Gnaden=Fülle ſegne ſie,
Die Bruſt, die du geſchaffen haſt.
Geſchenk und Tröſtung war das, Quell und Flut, Salbung
heiliger Geiſteskraft, die da wirkt von Ewigkeit zu Ewigkeit, die
auch ihm, dem Dichter, der da an ſeine Sendung glaubte, noch
die Jahre geben würde, ſein Lebenswerk, den Fauſt zu voll=
enden
. Er würde wieder auf Reiſen gehen, nach Karlsbad fahren
in den Sommer, der die Ernte des Herbſtes vorbereitete.
Arbeiten, die eben noch trocken und rein pflichtgemäß erſchienen,
lockten in lebendigſtem Material, beſeelt von der vorpfirgſtlichen
Abendſtunde. In ſeltſamer Verklärung leuchtete, das dunkle
Zimmer. Von allen Bücherregalen wiſperte es geheimnisvoll,
bis eine Stimme von der Treppe her laut ward: Ottilie, die
zur Abendmahlzeit mahnte.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Guſtav Frenſſen hatte im vorigen Jahre auf Einladung
des Central Relief Comitees in Neu=York eine fünfmonatige Vortrags=
reiſe
zum Beſten der Kinderhilfe durch die Vereinigten Skaaten gemacht.
Seine Erlebniſſe und Beobachtungen über Land und Leute werden nun
in einem demnächſt bei G. Grote in Berlin erſcheinenden Buche Briefe
aus Amerika veröffentlicht werden.

[ ][  ][ ]

Rammer 138.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Mak 1923.

Geite 5.

Darmſtadt im Zeichen der Kunſt.

* In zwei Tagen Eröffnung von 5 Kunſtausſtellungen, das iſt be=
merkenswert
ſelbſt unter Berückſichtigung der Tatſache, daß drei dieſer
Ausſtellungen private Unternehmen ſind, denn auch als ſolche ſind ſie
qualifizien und ſpielen im Leben einer Kunſtſtadt eine nicht zu unter=
ſchätzende
Rolle, ja ſie ſind als ſtäudige Ausſtellungen und Kauf=
vermittelungen
oft von entſcheidender Mitbeſtimmung des Charakters
einer Kunſtſtadt. Die Deutſche Kunſt 1923 umfaßt diesmal
für Darmſtadt zwei räumlich getrennte Ausſtellungen, deren erſte, die
der heſſiſchen Künſtler, bereits am Freitag ihre Hallen geöffnet hat,
während die zweite, die die deutſche Kunſt umfaſſen ſoll, geſtern
vormittag im Olbrich=Tempel auf der Mathildenhöhe feierlich eröffnet
wurde. Materiell und in der Katalogiſierung gehören dieſe beiden
Ausſtellungen zuſammen, in rein künſtleriſcher Beziehung unterſcheiden
ſie ſich erheblich. Zur Eröffnung der
Ausſtellung auf der Mathildenhöhe
hatten fich die geladenen Gäſte in außerordentlich großer Zahl einge=
funden
. Der Reichsminiſter Dr. Oeſer, Reichskunſtwart Redslob und
andere Vertreter des Reiches, die erwartet wurden, hatten allerdings
in letzter Stunde wegen dringender Beſprechungen in Berlin abſagen
müſſen. Dafür vertrat Reichsminiſter Dr. David die Reichsregie=
rung
. Neben ihm waren erſchienen Staatspräſident Ulrich, die Mi=
niſter
, zahlreiche ſonſtige Vertreter der Staats= und ſtädtiſchen Behör=
den
, des Landtags und der Stadtverordnetenverſammlung, Künſtler und
Kunſtfreunde.
Im großen Eckſaal war diesmal das Rednerpult aufgeſchlagen, der
ſogen. Ehrenſaal war zu klein, um alle Teilnehmer zu faſſen. Der
Vorſitzende des Ausſtellungsausſchuſſes,
Bürgermeiſter Mueller,
hielt folgende Anſprache:
Meine Damen und Herren! Nicht ohne eine beſtimmte Abſicht
nehmen wir die alljährliche Eröffnung unſere Ausſtellung auf der
Mathildenhöhe als eine kleine Feierſtunde in Anſpruch. Sie gibt uns
die willkommene Gelegenheit, nicht nur die Kunſtwerke von den Wän=
den
und Sockeln zu empfänglichen Menſchen reden zu laſſen das
iſt natürlich die Hauptfache , ſondern auch ein Wort über die Künſtler, ; ſehen, daß für Literatur, und namentlich Muſik, die Herzen noch emp=
und über die bildende Kunſt überhaupt und über ihren Platz im Leben
zu ſagen. Wir hatten gehofft, daß die Teilnahme der Berliner Herren
unſerer diesjährigen Ausſtellung eine ganz beſondere Weihe geben
würde. Leider haben die Berliner Herren in letzter Stunde wegen
einer dringenden Kabinettsſitzung ihre Zuſage zurücknehmen müſſen.
Ich möchte aber doch feſtſtellen, daß da3 Intereſſe der Reichsregierung
an unſeren Beſtrebungen in zunehmendem Maße gewachſen iſt und leider zu beſcheiden; im Format legen ſich alle Künſtler heute aus
zunmehr eine Intenſität erreicht hat, die wir mit Freuden begrüßen.
Denn wir ſehen in dieſem Jutereſſe mehr als eine Auszeichnung. Wir
nehmen und deuten es als ein wertvolles Bekenntnis. Es erweiſt wir=
kungsvoll
den feſten Willen unſerer vaterländiſchen Negierung, die
hohen künſtleriſchen Traditionen, die das deutſche Volk zu wahren hat,
trotz aller Sorgen und Nöte zu pflegen und kraftvoll fortzuführen. Und
es gibt wohl niemanden, der dieſen Eutſchluß nicht billigte, in der rich=
tigen
Erkenntnis, daß im Geiſtigen und Kulturellen die unverſiegliche
Quelle unſerer Kraft liegt, die kein Feind uns rauben kann.
Ich benutze darum freudig die Gelegenheit, die Herren Vertreter
der Reichsregierung namens der Heſſiſchen Arbeitsgemeinſchaft für
bildende Kunſt, die dieſe Ausſtellung veranſtaltet, vorzugsweiſe zu be=
grüßen
und ihr unſeren geziemenden Dank zu ſagen, namentlich auch
für die reiche materielle Unterſtützung unſeres Unternehmens. Entſpre=
chender
Dank richtet ſich an die Adreſſe des Herrn Staatspräſidenten und
an die Heſſiſche Regierung, insbeſondere das Landesamt für das Bil=
dungsweſen
, ſowie an die Verwaltung und Vertretung unſerer Stadt:
für die ebenmäßige nachhaltige Förderung unſerer Beſtrebungen und
das Erſcheinen der hier anweſenden Vertreter.
Auf dem neutralen Boden der Kunſt, auf dem Gebiete des Schönen
und des Geiſtigen, reichen ſich Vergangenheit und Gegenwart friedlich
die Hand. Denn die Kunſt an ſich iſt zeitlos und unabhängig von allen
den Strömungen und Leidenſchaften, die die Welt und die Menſchen
bewegen und entzweien, unabhängig von Haß und Liebe, Politik und
Religion. Eben darum kann nichts beſſer die große allgemein menſch=
liche
Aufgabe einer Verſöhnung der Gegenſätze erfüllen, als die Kunſt.
Weun alle Glieder des Volkes in einer großen und wichtigen Frage
einig ſind, auf dem Gebiete des geiſtigen und künſtleriſchen Lebens,
daun kann und ſollte dieſe Einigung auch einmal eine Brücke ſein für die Wenige ſei. Demgegenüber muß betont werden, daß die Kunſt ein
Verſtändigung auf politiſchem und ſozialem Gebiet; um ſo mehr, als Lebensbedürfnis für die Geſamtheit des Volkes iſt, daß die Wiſſenſchaft
der ſchwere außenpolitiſche Druck mehr denn je eine ſolche Verſtän=
digung
im dringendſten Intereſſe aller Volksgenoſſen erheiſcht.
Freilich iſt es nur bedingt richtig, zu ſagen, daß die Kunſt von der
Zeit unabhängig ſei. Es gilt nur für den Begriff der Kunſt über=
haupt
. Die einzelne Kunſtäußerung wird durchaus von den Zeiterſchei= ſchwerſter materieller Not und größter finanzieller Armut es für ſeine
nungen beeinflußt. Ja noch mehr: In jedem echten Kunſtwerk ſpie=
gelt
ſich geſvollt oder ungewvollt die Weltanſchauung ſeines Schöp=
fers
wieder. Sei es im Gegenſtändlichen, ſei es in der Richtung. Ein
verſpürt. Denn es iſt ein Irrtum, anzunehmen; die Geſetze der Kunſt
ſeien ein= für allemal feſtgezogen. Das Weſen der bildenden Kunſt
liegt nicht im Nachſchaffen, ſondern im Neuen ſchaffen. Und Neues
ſchaffen iſt Rückſchritt, wenn es Stillſtand iſt; Vorwärtsſtreben nur,
wenn es Entwickelung zeigt, wie jede geſunde ſchöpferiſche Erſcheinung
im Leben der Völker. Womit gewiß nicht geſagt werden ſoll, daß Ent=
wickelung
in jedem Falle mit Fortſchritt identiſch ſei. Was Fortſchritt,
alſo Qualität, iſt, darüber werden die Meinungen allerdings ſtets aus=
einandergehen
. Wer iſt nun aber zur Entſcheidung darüber berufen?
Ich teile nicht den Standpunkt mancher Künſtler, die erklären, daß nur
ſie allein die Qualität beurteilen könnten. Aber man wird anderer= ſammengehörigkeit feſtigen und ſtärken. Hoffen wir, daß es trotz allem
ſeitsſagen müſſen, daß auh nur das geiſtig und kulturell geſchulte und
mit allgemein menſchlicher Empfindung durchſetzte Urteil ernſthafte
Geltung beanſpruchen kann. Nicht ſo ſehr der ſogenannte gute Ge=
ſchmack
des Publikums. Jedenfalls kann er für den Künſtler niemals
Nichtſchnur ſein. Denn, was iſt ſchließlich Publikum? Ich beleidige
den einzelnen Menſchen nicht, wenn ich ſage, daß Publikum kaum mehr
D

Konzeri.
E.N. Einen Sonatenabend zur Feier des 90. Geburts=
tages
von Johannes Brahms veranſtalteten geſtern Herr
Konzertm iſter Otto Drumm (Violine), Herr Konzertmeiſter
Hugo Andreae (Violoncello) und Herr Kapellmeiſter Joſeph
Roſenſtock (Klavier). Während den Zeitgenoſſen von Brahms
deſſen Kammermuſik noch fremdartig herb und ſpröde vorkam,
iſt uns nach wenigen Jahrzehnten Brahms ſchon zum Klaſſiker
geworden, und ſeine Muſik ſpricht unmittelbar warm zu uns.
Von den Violinſonaten hörten wir die beiden wertvolleren:
G=Dur (Opus 78) und D=Moll (Opus 108). Die erſte, die
Regentropfen=Sonate, der Brahms ein eigenes Lied unter=
legte
, iſt durch ihren geſchloſſenen Aufbau, ihre prachtvolle Wärme
bei allem Ernſt uns beſonders lieb geworden. Abgeſehen von
einigen kleinen Schwankungen in der Geſtaltung des erſten
Satzes wuurde ſie von Herrn Drumm prachtvoll geſpielt, ſchon der
zweite Satz gelang meiſterhaft.
Noch zurückhaltender, feiner, dabei von größerer Reife und
Vertie ung iſt die D=Moll=Sonate. Beſonders der Vergleich
der Leilen langſamen Sätze zeigt die größere Verinnerlichung
in dem gänzlichen Sichhinwegwenden von jeder reinen Klang=
freudigleit
, die in der G=Dur=Sonate noch ab und zu zwiſchen
ſubjeltivem Stimmungsgehalt durchbricht. Herr Drumm hatte
ſich ganz in das Werk eingelebt, ſo daß die Sonate wie aus
einem Guß erklang.
Zwiſchen beiden Werken ſtand die anders geartete Sonate
für Violoncello E=Moll (Opus 38). Ihr anderer Geiſt zeigt ſich
ſchon in dem Verzicht auf einen langſamen Satz, in dem Sich=
begnügen
mit dem lyriſchen Trio innerhalb eines humorvollen
Scherzos. Friſch, jugendlich=männlich iſt die Grundſtimmung
der ganzen Kompoſition, frei vom üblichen ſentimentalen Cello=
ton
. Herr Andrege führte ſie ganz im Brahmsſchen Geiſte aus
in vorzüglichem Spiel, beſonders fein gelangen ihm der erſte
Satz und das Scherzo. Herr Roſenſtock begleitete wie immer
echt muſikaliſch und mit größtem Geſchick.
Die fühlbare Freude der drei Künſtler am gemeinſamen
Müſizieren übertrug ſich raſch auf die Zuhörer, die nach jedem
Werk ſehr herzlich Beifall ſpendeten. Trotz des Vorabends von
Pfingſten war das Kleine Haus für einen Kammermuſikabend
recht gut beſucht.

bedeutet wie Maſſe. Und die Maſſe als ſolche hat weder Seele noch
Kultur, geſchweige denn kann ſie Kulturrichter ſein.
Der Künſtler darf nur ſeinem eigenen Gewiſſen folgen. Sein
Beſtes iſt ſeine Freiheit. Die Kunſt wird mit Knüppeln erſchlagen,
wenn der Laie ihr die Richtung vorſchreiben will. Wenn gar paritä=
tiſch
zuſammengeſetzte Kommiſſionen durch Mehrheitsbeſchlüſſe darüber
abzuſtimmen ſich für berufen halten. Nein, das Verhältnis des Laien
zum Künſtler muß ganz anders betrachtet werden. Sie ſtehen ſich
keineswegs als Feinde gegenüber. Freilich auch nicht im trivialen
Sinne als Freunde. Der Küinſtler iſt der gebende, der Laie der
empfangende Teil. Der Künſtler kann und darf dem Laien nicht die
Kritik verbieten. Der Laie ſoll es ſich aber verſagen, dem Künſtler
Lehren zu geben. Er wolle auch nicht fordern, daß die Kunſt die Auf=
gabe
habe, zu erheben und zu erbauen. Das ſind Gemeinplätze. Warum
ſoll ein Kunſtwerk nicht auch einmal fortreißen, ja aufreizen, ſelbſt ab=
ſtoßen
wenn es etwa einmal einen notoriſchen Mißſtand karikierend
geißelt und damit doch auch eine kulturhiſtoriſche Miſſion erfüllt, ja
erzieheriſch wirkt? Will man ihm dem Charakter des Kunſtwerks nur
deshalb abſprechen, weil dem Beſchauer das Gegenſtändliche nicht zu=
ſagt
? Was man der alten Kunſt ohne weiteres zugeſteht und der=
zeiht
, ſollte man doch auch der neuen Kunſt nichr vorenthalten. Da
freilich liegt der Haken. Man kann wohl ſagen, daß ein ſehr großer
Teil der Bevölkerung zur neueren Kunſt noch keine Einſtellung gefun=
den
hat. Gewiß braucht die Schuld daran nicht lediglich am Laien zu
liegen. Andererſeits hat der Künſtler von heute gewiß nicht die Ueber=
zeugung
, daß vor ſeiner Leiſtung die Werke der alten Kunſt verblaſſen
müßten. Er verlangt keine Begeiſterung, denn auch er weiß, daß alle
menſchliche Leiſtung Stückwerk iſt. Aber er verlangt ernſthafte Be=
trachtung
, wenigſtens den Verſuch, ſich in ſeine Gedankenwelt, ſeine
Nöte und ſeine Leidenſchaften hineinzufühlen. Und er kann das
verlangen, ebenſo gut, wie jeder andere Menſch, der mit ſeinen beſten
Kräften eine Leiſtung vollbringt. Gewiß leben wir in einer Zeit, da
der Materialismus Triumphe feiert, und andererſeits die Sorge um
das tägliche Brot jede Schönheitsregung zu erſticken droht. Aber wir
fänglich ſind. Möchte doch auch die moderne bildende Kunſt mehr an
dieſem allgemeinen Intereſſe teilhaben als bisher.
Mit dieſem Wunſche möchte ich nunmehr auch den nichtheſſiſthen
Teil unferer diesjährigen Kunſtausſtellung für eröffnet erklären. Die
Zahl der ausgeſtellten Werke iſt infolge des höchſt ſchmerzlichen Aus=
falls
aus dem beſetzten Gebiet beſcheiden, auf dem Gebiete der Plaſtik
naheliegenden Gründen Beſchränkungen auf. Es bedarf aber keiner
großen äußeren Mittel, um ein Bild von der Bedeutung der zeitgenöſ=
ſiſchen
Kunſt zu geben. Es kam dem Ausſchuß, bei dem Träger deut=
ſcher
Namen von gutem Klang mitgewirkt haben, darauf an, eine Aus=
leſe
von Künſtlern aller Richtungen zu treffen, die zum Teil im deut=
ſchen
Kunſtleben wohlbekannt und anerkannt ſind, zum anderen Teil
noch um Anerkennung ringen. Ob das Ergebnis allen Erwartungen
entſpricht, mag die Kritik entſcheiden. Einiges erſcheint ver=
altet
, anderes überlebt, wieder anderes als ein
kaum gelungener Verſuch, auch Maniriertes findet
ſich. Wenn aber auch nur Weniges ſchönſte und reifſte Kunſt iſt, und
ich glaube, es ſind echte Perlen darunter, dann iſt dieſe Ausſtellung
deutſcher Kunſt nicht umſonſt mit vielem Fleiß und Mühe und mit
großen Opfern eingerichtet worden.
Reichsminiſter Dr. David
entſchuldigte nochmals den Herrn Reichspräſidenten und Reichsminiſter
Dr. Oeſer, die ihn, Redner, mit der Vertretung der Reichsregierung
beauftragt und ihn gebeten haben, ihr Bedauern zum Ausdruck zu
bringen, daß wichtige politiſche Verhandlungen ſie hindern, der Er=
öffnung
dieſer bedeutſamen Ausſtellung beizuwohnen, deren Bedeutung
erhöht werde durch die Tatſache, daß ſie hier, wenige Minuten von der
Grenze des ſchwver leidenden beſetzten Gebiets, ſtattfindet. Wie die
Stadt Darmſtadt und das Land, ſo hat auch das Reich ihr lebhafteſtes
Intereſſe zugewendet und ſie materiell unterſtützt. Es herrſcht in man=
chen
Kreiſen die Meinung, daß es eine Luxusausgabe ſei, die Kunſt zu
fördern, und daß man ſich fragen müſſe, ob es gerechtfertigt ſei, daß
das Reich in einer Zeit, wo die materielle Not ſo viele Volkskreiſe be=
herrſcht
, Mittel für Kunſtausſtellungen bewillige. Die das beſtreiten,
gehen von der falſchen Auffaſſung aus, daß die Kunſt ein Luxus für,
und die Kunſt ein wichtiger Beſtandteil einer Staats= und Kultur=
gemeinſchaft
ſind und ſein müſſen, daß ſie beide berufen ſind, die gei=
ſtigen
Kräfte zu klären und zu ſtärken, die unſere einzigen Kräfte ſind,
Widerſtände zu überwinden. Von dieſem Geſichtspunkt aus bedarf es
keiner weiteren Rechtfertigung, daß auch das Reich in dieſer Zeit aller=
Pflicht anſieht, die geiſtigen, künſtleriſchen und kalturellen Bedürfniſſe
des Volkes nicht Schaden leiden zu laſſen. Die geiſtigen und künſt=
leriſchen
Güter müſſen Gemeingut des Volkes werden. Sie bedeuten
Werk, das davon nichts erkennen läßt, hat den Hauch der Muſe nicht den Kraftquell für die Stärkung des nationalen Lebens und ſeiner
Behauptung nach dußen. Eine ſtarke Volksgemeinſchaft, die ihre Lebens=
rechte
wahren will, muß auch in ſich ein geiſtig bedeutſames Leben
führen in allen ihren Gliedern. Das iſt ein hervorragender Quell
nationalen Lebens. Wir leben hier im Randgebiet. Wenige Minuten
von der Grenze ſtehen feindliche Soldaten, ausgerüſtet mit allen tech=
niſchen
Mitteln moderner Kriegführung. Die Willkür= und Gewalt=
herrſchaft
im beſetzten Gebiet hat es unmöglich gemacht, daß Künſtler
aus den Rheinlanden ihre Werke hierherſenden konnten, und die
Willkür dieſer fremden Macht hindert Tauſende daran, hierher zu
kommen. Gerade aber die Rückſicht auf den beſetzten Teil unſerer Hei=
mat
macht die Ausſtellung ſo bedeutſam. Sie ſoll das Gefühl der Zu=
vielen
auch von drüben möglich ſein wird, hierher zu kommen. (Beifall.)
An die Reden ſchloß ſich ein
Rundgang.
Das Geſamtniveau wird nicht unintereſſant charatteriſiert durch Teile
der Rede des Bürgermeiſters Mueller, wie auch durch Wilhelm
Michels Vorwort zum Katalog, der an einer Stelle ſagt: Die Aus=
ſtellung
trägt die Züge des Augenblicks. Zwar trifft einſiedleriſche
Sammlung mit heftiger Kulturkritik zuſammen, Dienſt an einer inner=
lich
geſchauten Schönheit mit ungebärdiger Zeit= und Tagesregung, eine
mehr oder minder echte Idealität mit einem erbitterten, nachexpreſſio=
niſtiſchen
Naturalismus. Doch wie im Geſicht des Augenblicks dieſe Züge
nahe beiſammen liegen, ſo treffen ſie ſich auch an dieſen Wänden nicht
als platte, bare Widerſprüche, ſondern als ſinnvolle, organiſch be=
gründete
Bezogenheiten. Die Ausſtellung enthält beſonders viel
Geſchriebenes, ſie hat einen erörternden, ſchriftſtelleriſchen Zug, der
für die Geiſteslage der Zeit bezeichnend iſt. Das bedeutet, daß die
Ausſtellung auch ihr inneres Ziel im ganzen erreicht hat: die Zeit durch
Kunſt lesbar zu machen.
Tatſächlich iſt das Niveau der Ausſtellung überraſchend. Wenn ſie
tatſächlich ein Spiegelbild unſerer Zeit gibt, muß dieſe Zeit doch noch
ſehr krank ſein. Wir verkennen ſicher nicht, daß ſie Gutes enthält,
aber nach den Perlen muß tief geſchürft werden, und man muß ſehr
guten Willens ſein. Wir werden in den folgenden Beſprechungen ver=
ſuchen
, die Perlen zu finden. Eins iſt ſicher: Aufſehen wird die
Ausſtellung erregen, die Plaſtik iſt leider nur ſchwach vertreten.
Kunſt und Keramik
hat am Nachmittag ebenfalls eine neue bedeutſameAlusſtellung eröffnet. Die
Kunſt vertreten u. a. Schels, Kienmeyer, mit ausgezeichneten
keramiſchen Erzeugniſſen Fayence, Steingut, Majolika, Porzellan,
Kriſtall ſind vertreten die Manufakturen Darmſtadt, Wien, München.
Karlsruhe, beſonders intereſſant Nymphenburg.
Kunſtſalon Sonnthal
hat ſeinen Ausſtellungsſaal angefüllt mit wertvollen Kollektionen von
Carl Mons=Kaſſel, ferner ſind mit charakteriſtiſchen Werken ver=
treten
Marcei Richter, Prof. Kröh, Prof. Horſt, Prof. Jobſt,
Prof. Illner, W. Reitzel, die Münchener Aug. Röſcher,
Nath. Schultheis, und mit einer umfaſſenden Kollektion Plaſtiken
Frau Federn=Staudinger.
Die Firma K. Remlinger
(in der Wilhelminenſtraße) endlich bringt als Neuerung für Darmſtadt
den Verſuch einer Verbindung zwiſchen Blumen= und Kunſthandel. In
geſchmackvollen Zuſammenſtellungen und Gruppierungen ſind neben
reizvollen Erzeugniſſen japaniſchen Kunſtgewerbes, japaniſcher Malerei
und Blumenkunſt, reiche Arrangements exotiſcher Schnittblumen und Ge=
wächſe
, Bilder und Plaſtiken ausgeſtellt. Neben bekannten und unbe=
kannten
alten Meiſtern haben hier ausgeſtellt Frl. Schubarth=
Alsbach, Ernſt Eimer, Kurt Kempin, Walter Illner. W.
Reitzel, W. Horſt, J. Scheld, Vielmetter, Beck=
mann
u. v. a.
Auf Einzelheiten kommen wir zurück.
M. St.

Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunſer erſcheinenden Notizen ſind ausſchließtich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritl.
Am 1. Feiertag im Programm des Promenadekonzerts u. a.:
Choral: Lobe den Herrn; Ouvertüre zur Oper Dichter und Bauer
von Suppé; Fantaſie aus Traviata von Verdi; Einzug der Götter
in Walhall von R. Wagner; Mondnacht auf der Alſter, Walzer von
Fetras; Marſch aus Nibelungenmotiv von Sonntag.
Programm für das Promenadekonzert im
Herrngarten am 2. Feiertag (Aenderungen vorbehalten): Choral:
Ein feſte Burg iſt unſer Gott; König Heinrichs Aufruf und Gebet aus
Lohengrin; Quvertüre zur Oper Das Modell von Suppé; Themen
aus Rigoletto von Verdi; Schatz=Walzer (Zigeunerbaron) von Strauß;
Friedericus Rex, Marſch von Nadecke.
Die Donnerstags=Konzerte im Saalbaugarten
ſollen demnächſt ihren Anfang nehmen, und zwar ſobald es die Witte=
rung
geſtattet, den Abend im Freien zu verbringen. In die muſita=
liſche
Leitung der Konzerte teilen ſich die Herren Obermuſikmeiſter
Hauske, Mickley und Weber. Eine begrüßenswerte Bereicherung wer=
den
die Programme durch die öftere Mitwirkung künſtleriſcher Solo=
kräfte
uſw. erfahren. Näheres in den bezüglichen Anzeigen.
Aus den Perteien.
Achter politiſcher Abend, der Deutſchen Volts=
partei
. Die Mitglieder und Freunde der Deutſchen Volkspartei ſeien
bereits jetzt auf den 8, politiſchen Abend der Ortsgruppe Darmſtadt ver=
wieſen
, der am Mittwoch, den 30. Mai 1923, abends 8 Uhr, bei Sitte
ſtattfindet. Der Vortrag findet diesmal Mittwochs, nicht wie ſonſt üb=
lich
Dienstags, ſtatt. Frau Hübner ſpricht über das Reichsjugendwohl=
fahrtsgeſetz
.
Deutſche Demokratiſche Partei. Der Kommunalpoli=
tiſche
Abend findet der Feiertage wegen diesmal am Dienstag, den B2.
ds. Mts., abends 8½ Uhr, im Parteilokal, Waldſtraße 45, ſtatt. Auf der
Tagesordnung ſteht die Voranſchlagsberatung. Alle Parteifreunde ſind
willkommen. Jugendgruppe. Am letzten Heimabend ſprach Herr
Finanzrat Lucius über das Thema: Das Siedlungsweſen, wobei der
Redner zunächſt einen kurzen, geſchichtlichen Rückblick gab und dann in
feiner, leichtverſtändlicher Weiſe das Typiſche und Weſentliche der Sied=
lung
. Die ſich anſchließende Ausſprache verlief ſehr rege, ein Beweis
dafür, daß die Ausführungen des Redners das größte Intereſſe hervor=
riefen
. Am nächſten Heimabend, am 23. Mai, wird Herr Lehrer Ger=
mann
über Politiſche Ideale und Parteien ſprechen. Wir bitten un=
ſere
Jugendmitglieder, pünktlich um 8 Uhr erſcheinen zu wollen. Außer=
dem
wird Freund Humpoletz über den Verlauf und das Ergebnis der
Frankfurter Tagung berichten.

ei- Offenbach, 18. Mai. Die Perlenarbeiteninduſtrie,
die beſonders in den umliegenden Ortſchaften Groß=Steinheim uſw.
zu Hauſe iſt, hat nach einem längeren Rückgang ſich ſeit Heutigem wie=
der
gehoben und eine reiche Ausfuhrtätigkeit entwickelt. Die Waren
werden größtenteils nach Oſtaſien ausgeführt.
N. Offenbach, 18. Mai. Die Stadtverordneten nahmen
geſtern eine weitere Erhöhung der Verpflegungsſätze im Stadtkranken=
haus
vor und bewilligten dabei gegen die bürgerlichen Stimmen mit
knapper Mehrheit der Ortskrankenkaſſe eine Ermäßigung von 15. v. H.
auf dieſe neuen Sätze. Ein bürgerlicher Antrag, den Betriebskranken=
kaſſen
und der Kaſſe ſelbſtändiger Handwerker bei Behandlung ihrer
Mitglieder im Stadtkrankenhaus die gleiche Vergünſtigung zu gewähren,
wurde mit den ſozialiſtiſchen und kommuniſtiſchen Stimmen abgelehnt,
Die Notſtandsarbeiter erhalten künftig die Löhne der ungelernten Ar=
beiter
. Ein Antrag der Kommuniſten, den Notſtandsarbeitern auch
eine Zulage für den Weg zur Arbeit (Wegzulage) zu gewähren, wurde
mit großer Mehrheit abgelehnt. Einſtimmig wurden 6 Millionen Mark
bewilligt, woraus den Notſtandsarbeitern eine einmalige Zulage noch
vor Pfingſten gereicht werden ſoll. Die Kommuniſten hatten hierfür
12 Millionen beantragt. Der Kontrollausſchuß berichtete über die ver=
zögerte
Abfuhr von Hol= für Minderbemittelte aus oberheſſiſchen
Waldungen, noch von der Ernte 1922 herrührend, die zum Nachteil der
Stadt geſchehen ſei. Eine Verfehlung der ſtädtiſchen Verwaltung ſtellte
der Bericht nicht feſt. Die ſozialiſtiſche Mehrheit der Verſammlung
lehute trotzdem einen bürgerlichen Antrag, den Bericht nicht zur
Kenntnis zu nehmen, ſondern geſchäftsordnungsmäßig
zu behandeln, ab und nahm einen ſozialdemokratiſchen Antrag an, nicht
in eine Beſprechung des Gegenſtandes einzutreten. Sehr aufmerkſam
wurden die Darlegungen des Oberbürgermeiſters über ſeine Anſih=
ten
zur Siedlungsfrage angehört, bald von Beifall von rechts, bald von
links begleitet. Er meinte, es ſei ihm immer klarer geworden, daß
man neue Wohnungen durch Aufnahme von Anleihen nicht herſtellen
könne. Es gäbe in der heutigen Zeit niemand Geld dazu. Es werde
nötig fein, die Wohnungsbauabgabe ſo zu erhöhen, daß man damit
das Bauen beſtreiten könne. Der Oberbürgermeiſter geſtand damit ein,
daß die ſeitherige Wohnungspolitik verfehlt ſei, während man bisher
von Sozialbemokraten das Gegenteil hören konnte. Die Erhöhung der
Wohnungsbauabgabe wird im Ausſchuß nochmals geprüft werden.
he. Butzbach, 18. Mai. Einbruchsdiebſtahl. In einem
hieſigen Tuchgeſchäft iſt ein ſchwerer Einbruchsdiebſtahl verübt wor=
den
. Den Dieben ſind für mehrere Millionen Mart Stoffe und Be=
kleidungsſtücke
in die Hände gefallen.
R. Lauterbach (Oberh.), 18. Mai. Todesfall. Der älteſte Mit=
bürger
unſeres Ortes, Kammerkaſſierer i. P. Sandmann, iſt im Alter
von nahezu 100 Jahren (ſeinen 100. Geburtstag hätte er im Septem=
ber
I. J. begehen können) geſtorben.

Sport, Spiel und Turnen.
Verein für Raſenſpiele e. V., Darmſtadt
* An Pfingſten ſtattet F. 9. Sport 06 Ketſch dem V. f. N.,
der an Oſtern den V.f.R. empfing, einen Gegenbeſuch ab, und tritt
am zweiten Feiertage vormittags auf dem V.f.N.=Platz (Exerzierplatz)
gegen den V.f.R. an. Die Gäſte, die gleich dem V.f.N. Bezirksmeiſter
ihres Bezirks im Neckargau und ſozuſagen Leidensgenoſſen des V.f.R.
ſind, da auch ihnen mißliche Umſtände den A=Gaumeiſtertitel vorent=
hielten
, treffen bereits am erſten Feiertag hier ein, um ſich mit Darns
ſtadts Sehenswürdigkeiten vertraut zu machen. Sie ſind hier inſoferv
bekannt, als ſie ſeit Jahren zu den ſtärkſten Vereinen des Neckargaucck
zählen und in den Meiſterſchaftsſpielen ſtets an hervorragender Stel
ſtanden. Ihre letzten Spiele ſtellten ihre Spielquglität neuerlich
unter Beweis, und kein Geringerer als unſer A=Gaumeiſter, Olympia=
Lorſch. erlag erſt vor kurzer Zeit dem Können des zuhauſe von der
Begeiſterung faſt der geſamten Einwohnerſchaft getragenen F.K. Spoit
06==Ketſch. Auch V.f.R. mußte an Oſtern, allerdings in ſehr ſchwa=
cher
Beſetzung, mit 4:0 die Superiorität Ketſchs anerkennen. Er wird
diesmal verſuchen, ſich für ſeine Niederlage zu rebanchieren, und da
auch die Gäſte wohldiſzipliniert ſind, darf mit qualitatiben Leiſtungeir
und fainem Sport gerechnet werden. Füir Darmſtadts Sportgemeinde
ſteht mithin ein hochintereſſantes Spiel in Ausſicht, und beſonders
Torhungerige werden dam auf ihre Rechnnug kommen, wenn es dem
V. f. R. nicht gelingt, dem ſchußgewaltigen und =freudigen Sturme
Ketſchs von ſeiner Gefährlichfeit zu nehmon. Der V.f.R., der bei den
Gäſten in großer Dankesſchuld ſteht, wird ihnen während ihres Hier=
ſeins
einen angenehmen Aufenthalt bereiten und ruft ihm ein herz=
liches
Willlommen in Darmſtadt zu.
A. HI.
Sportverein Darmſtadt 1898 E.V.Verein für Raſenſpiele Heilbronn.
e Am erſten Pfingſtfeiertage ſteht die Ligamannſchaft des Sport=
vereins
Darmſtadt der Ligamannſchaft des Vereins für
Naſenſpiele aus Heilbronn gegenüber. Heilbronn, in der
Oberliga des Kreiſes Württemberg des Verbandes Süddeutſcher Fuß=
ballvereine
an dritter Stelle ſtehend, erzielte bei den letzten von ihnen
ausgetragenen Spielen glänzende Reſultate. Der Altmeiſter Waldhof
mußte mit 9:0. Verein für Raſenſpiele Karlsruhe mit 6:0 und die
Würzburger Kikers mit 7:3 die Waffen ſtrecken. Die vorgenannten Re=
ſultate
zeigen zur Genüge die überragende Leiſtungsfähigkeit dieſer
Mannſchaft, ſodaß zu erwarten ſteht, wenn ſich die Darmſtädter Mann=
ſchaft
nicht tüchtig ins Zeug legt, eine Niederlage unvermeidlich iſt. Die
Erfahrung bei Spielen gegen gute Gegner hat aber bei den Einheimiſchen
gezeigt, daß ſie garade in ſolchen Fällen ehrenvoll beſtanden. Heilbronn
tritt in Darmſtadt mi kompletter Mannſchaft an, und hat in Rücker I
und II, Thury, Scholl und Bräuninger Spieler, die wiederholt bei reprä=
ſentativen
Spielen mitgewirkt haben. Das will in einem ſo ſpielſtarken
Kreiſe wie Württemberg außerordentlich viel heißen. Aus allen dieſen
Gründen ſteht ſicher zu erwarten, daß allen Beſuchern des Stadions au
erſten Pfingſtfeiertag ein intereſſantes Spiel geboten wird, umſomehr,
da auch Heilbronn bei den guten Beziehungen zu den Einheimiſchen ſich
angelegen ſein läßt, am Abend des erſten Pfingſtfeiertages mit dem
Sportverein einige Stunden in Geſelligkeit zu verleben.
Rund um die Ludwigshöhe am 27. Maf.
Um den vielen Anfragen gerecht zu werden, ſei mitgeteilt, daß
das Rennen Rund um die Ludwigshöhe, veranſtaltet vom Velociped=
klub
1899, erſt am 27. Mai ſtattfindet. Schon jetzt iſt die reſtloſe Betei=
ligung
der geſamten Rennmannſchaft des Veloeipedklubs ſichergeſtellt, ſo=
daß
zirka 40 Fahrer ſtarten werden. Das Rennen führt über die 16,4
Kilometer lange Strecke Böllenfalltor (Start)Nieder=Ramſtadt- Mühl=
tal
EberſtadtHeidelberger StraßeLandskronſtr.Böllenfalltor (Ziel),
die in der Juniorenklaſſe 5mal, in der Seniorenklaſſe 3mal durchfahrei
werden muß.

[ ][  ][ ]

Beite 6.

D
Tagblatt, Sonntag, den 20. Mai 1923.

Rurzwer 138.

UnfonSportverein 98.
(Ligaſpiel am 2. Feiertag nachm. 3½ Uhr auf der Rennbahn
an der Heidelberger Straße.)
Lokaltreffen das erſte derartige Treffen nach dem Zuſammenſchluß
der Darmſtädter Fußballer. Die Spielabteilung Union der Turn=
gemeinde
Beſſungen 1865 e. V., die für die Pfingſtfeiertage eine Reiſe
in die Pfalz beabſichtigt hatte, mußte dieſe wegen der derzeitigen Paß=
ſchwierigkeiten
fallen laſſen und wurde dadurch ſpielfrei. In echt ſport=
licher
Art hat ſich deshalb Sportverein 98 bereit erklärt, geleitet von
dem Gedanken, daß ein Zuſammenarbeiten, ſo wie dies von den hieſigen
Fußballvereinen beſchloſſen wurde, im Intereſſe unſerer Sache liegt, ein=
zuſpringen
. Das Spiel ſelbſt wird auch den Charakter der Einigkeit
unter ſich tragen und alle unſchönen Erſcheinungen, wie ſie ſonſt bei die=
ſen
Derbys leider üblich waren, werden verſchwinden. Union tritt
mit ſeiner eingeſpielten Ligaelf an, während Sportverein 98, der durch
Abweſenheit einzelner Spieler gezwungen iſt, Erſatz aus der Ensgraber,
Mannſchaft, die ja bekanntlich aus ehemaligen Liggkämpen beſteht, zu
entnehmen. Ein Beſuch der Begegnung beider Vereine empfiehlt ſich,
da ein intereſſantes Spiel zu erwarten iſt. Vor dem Ligaſpiel treffen
ſich die Liggerſatzmannſchaften der Spielabteilung und des Fußballklubs
Oberurſel.
A.
Spielvereinigung Fürth in Offenbach.
Heute, am 1. Feiertag, ſtehen ſich in Offenbach auf idealem Sport=
blatz
am Bieberer Berg die Fürther und der V.fN. Kickers im Pokal=
ſpiel
in folgender Aufſtellung gegenüber:
Fürth:
Lohrmann,
Müller, Wellhöfer,
Hagen, Lang, Kleinlein,
Höger, Franz, Seiderer, Kißling, Aſcherl.
Lottka, Knoch, Maßmann, Gröner, Bälder,
Beſt, Heller, Rech.
Fiedler, Heiderreich,
Offenbach:
Müller.
Das Spiel, das ob ſeines ungewiſſen Ausgangs in ganz Süddeutſch=
land
und auch hier in der Umgebung berechtigtes Aufſehen erregt, be=
ginnt
um 3 Uhr. Zum Schluſſe ſei noch auf das erſtmalige Wiederauf=
treten
von Lang hingwieſen.
Spektator.

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9

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Der Briefträger kommt
und Kaſſiert in den Tagen vom 18.23.
ds. Monats die Bezugsgelder für das
Darmſtädter Tagblatt bei den Poſt=
beziehern
für den nächſten Mongt.
Wir bitten beim erſten Vorzeigen der
Poſtquittung den Betrag zu bezahlen,
damit in der Zuſtellung der Zeitung keine
Unterbrechung eintritt. Nach den neueſten
Poſt=Beſtimmungen wird der Briefträger
die Quittung nur einmal vorzeigen, bei
Nichteinlöſung muß der Betrag alsdann
am Poſtſchalter bezahlt werden. (1447a
Der Verlag des Darmſtädter Tagblattes.

Todes=Anzeige.

Heute nahm uns Gott unſere heißgeliebte, teure
(4140
Mutter und Schwiegermutter

geb. Gutenberg
nach ſchweren Leiden.
In tiefem Schmerze:
Dipl.=Ing. Theodor Dornbuſch u. Frau
Hanna Dornbuſch
Mathide Dornbuſch
Darmſtadt (Eliſabethenſtr, 26), den 19. Mai 1923.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 22. Mai, vormittags
11 Uhr, vom iſrgelitiſchen Friedhof aus ſtatt,
Blumenſpenden dankend verbeten.

H
Landestheater, Großes Haus. Anfang 5 Uhr. Ende gegen 10 Uhr
(B 25): Die Meiſterſinger von Nürnbetg. Kleines Haus, Anfang
6½ Uhr, Ende 9/= Uhr (C 2, die nich zugleich Zuſatzmiete III haben)
König Nicolo. Orpheum 734 Uhr abends: Abſchiedsvorſtel=
lung
. Herzngarten 11 Uhr: Promenadekonzert. Rum=
melbräu
: Konzert. Stadian, nachm. 3 Uhr. V. f. N. Heil=
bronn
gegen Sportverein Darmſtadt 98. Union=, Reſidenz=, Zentral=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Tageskalender, Montag, 21. Mai.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 9½ Uhr
(Schauſpielmiete 112, Sondermiete 141): Die Verſchwörung des
Fiesko zu Genua. Kleines Haus, Anfang 6 Uhr. Ende 9½ Uhr
(Sonntags=Fremdenmiete P 112 rot): Figaros Hochzeit‟. Or=
pheum
, 734 Uhr abends: Abſchiedsvorſtellung. Mathilden=
höhſagl
, 5 Uhr: Tanz. Saalbau, 7 Uhr: Tanz. Union=,
Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſ=Lichtſpiele: Ainovorſtel=
lungen
.
D
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Stree
z für den Inſeratenteil: Pauk
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[ ][  ][ ]

Rummer 138.

Tagblatt, Sonntag, den 20
Darmf
1923.

O

Die Verlobang ihrer Kinder
L Tont and Fritz beehren
sich anzuzeigen
Postinspekter Wilhelm Bopf
I. Frau Bmilie, geb. Sehneider
Frokurist Franz Anders
u. Frau Anna, geb. Schad
Mainz
Darmstadt

TONI BOPR
FRITZ ENDERS
Dipl.-Ing.
VERLOBTE
Pfingsten 1923

Darmstadt
Taunusstr. 37

Malaz
Holzstr. 37
(4104

Kag3
KAR
STATT KARTEN.

Die Veslobttag unsrer Tochter
Henny mit, Herrn Heinrich
Wolf geben bekannt

Johs, Fritsch u. Frau
Marte, geb. Rapp
Groß-Zimmern
Pfingsten 1923

Meine Verlobung mit Frävl.
Henny Fritsch zeige ich hier-
durch
an.

Heinrich Wolf

Höchst k. O.
(*13831

K6
O4
STATT KARTEN.

Die Verlobung unsrer Tochter Meine Verlobung mit Fräu-
Eise mit Herrn Poltzei- Haupt-
mann
Ludwig Hofmann be- gebenst an.
ehren wir uns anzuzeigen.
Pfarrer Friedrich Althen
u. FrauEmilte, geb. Norsch
Drevenack b. Wesel Pfingsten 1923

lein Else Althen zeige ich er-
Ludwig Hofmann
Polizei-Hauptmann

Die Verlobung ihrer älteſien
Tochter Emma mit dem Kauf=
mann
Herrn Wilhelm Meyer
beehren ſich hiermit anzuzeiger

Meine Verlobung mit Fräu=
lein
Emma Marburg zeigze ich
hierdurch ergebenſt an.

Franz Marburg u. Frau
Emmh, geb. Hilke
Darmſtadt, Pfingſien 192.

Wilhelm Mege=

(*14122

Statt Karten.

Die Verlobung unſerer Nichte
Eliſabeih Spies mit Hrn. Kauf=
mann
Ofto Ohler beehren wir
uns anzuzeigen.

Ferdinand Welſer u. Frau
Pfingſiten 1923
Darmſtadt
Obergaſſe 2

Meine Verlobung mit Fräu=
lein
Eliſabeth Spies zeige ich
hierdurch an.
Otto Ohler

Ludwigſtr. 8
(*14149

5 Die gltcklichc Cebert einer
S gesunden Pfingstmädels zeigen
hocherfreut an
Studienrat Dr. Hermann Poepperling
und Frau Elisabeth, geb. Diehl
Kiesstraße 102
(*14148

Thekſa Müller
Willy Gänger
Verlobte
Darmſtadi, Pfingſten 1923
Wilhelmine Treffert
Arthur Vater
Verlobte
Dieburger Straße 72 Breslau
pfingſten 1923
(*14142
ELISABETH MOSER
KARI. GLASER
VERLOBTE
Pfingsten 1923
Herdweg 17

Statt Karien
Erneſtine Leibner
Aloys Bayer
Verlobte

Pfingſten 1923

As3

Greichen Fritſch
Franz Dietz
Verlobte
Darmſtadt
Roßdorf
Wienerſtr. 20
Pfingſten 1923

Aße

Erna Foshag
Fritz Walter
Verlobte

Darmſtadt

Pfingſten 1923

GRETEL. BRITZ
KARL. KOGEI.
VERLOBTE
Pankratiusste, 53 Arheilgerstr. 31
Pfiagsten 1923
Afc
ALICE BREMMER
REINHARD HAHN
VERLOBTE
Lindheim

Darmstadt

Offenbach a. M.

Darmstadt, Pfingsten 1923
Mauerstraße 34, 2. St.

All 3

Cläre Jansen
Hermann Steinmeier
VERLOBTE
Darmstadt 1923 Köln a, Rh.
Bismasckstr. 82
A
Statt Karten
Wilhelmine Kopf
Hans Kallenbach
Torfwerk-Betrtebsleiter
und Oberleutnant a. D,
Verlobte
Seeshaupt 1.Obb., Pfingsten 1923
A

Elly Metzler
Karl Hassenpflug
VERLOBTE
Darmstadt, Pfiagsten 1923
Michaelirstraße 18 Wedekindwes 10
Wist4

Statt Kasten
BETTT NASSAU
FRITZ IAGER
VERLOBTE
Niede--Ramstädter Straße 65
Sandbergstraße 9
Af. 23

Statt Karten
Ottilte Heil
Ludwig Mlittelstädt
VERLOBTE
Ktesbergstr. 62 Bruchwiesenstr. 4

A. 53

EMILIE THOMAS
LUDWIG BAUER
beehren sich ihre VERLOBUNG
anzuzeigen.
Darmstadt, Pfingsten 1923
Friedrichstraße 26
Holzstraße 15
Af55

Statt Karten
LILLI DITTMAR
HANS RUGNER
beehren sich ihre VERLOBUNG
anzuzeigen.
Darmstadt, den 20. Mat 1923
Mauerstraße 32
Katpstraße 46
1*14109

Ihre Vermählung beehren
sich anzureigen
Leonhard Straub
Eva Straub
geb. Weicker
Darmstadt

Statt Karten
CARL. PRESSER
MAFA PRESSER
geb. Schmitt
VERMAHLTE

Darmstadt, Neue Niederstraße 4
Pfingsten 1923

Hierdurch die traurige Mittei=
lung
, daß unſer innigſtgeliebter
Sohn, Bruder, Schwager und
Onkel, der Poſtinſpektor
Ludwig Bender
am 17. Mai d. J., nach kurzem,
ſchwerem Leiden im39, Lebensjahre
in Frankfurt a. M. verſtorben iſt,
Um ſtilles Beileid bitten:
Heinr. Vender I., N.=Ramſtadt
Fam. Heinr. Bender 1I.,
Alb. Herusdorf.
Die Beerdigung findet am Diens=
tag
, den 22. d. Mts., nachmittags
3 Uhr, vom Waldfriedhof Frank=
(*14150
furt a. M. aus ſtalt.

Todes=Anzeige.

Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige Mit=
teilung
, daß unſer lieber Vater

von ſeinem langjährigen Leiden
erlöſt wurde.
Die trauernden Kinder.
14164)
Die Beerdigung findet am Diens=
tag
, den 22. Mai, nachmittags 3
Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt=

neue Garderobe, Gardinen, Teppiche usw.
leisten. Wir reinigen u. färben Ihre ab-
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Heute verſchied nach langem,
mit unendlicher Geduld ertragenem
Leiden unſere gute, liebe Tochter,
Mutter und Schweſter
Anna Fuchs, geb. Kunkel.
Die tleftrauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Kunkel u. Kinder.
Darmſtadt, Stiftſtr. 79.
Die Beerdigung findet Diens=
tag
, nachm. 3 Uhr auf dem Wald=
(*14187
friedhof ſtatt.

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[ ][  ][ ]

Darmffädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
* Bahnbedarf A.=G., Darmſtadt. Die G.=V. vom 14. Mai
genehmigte 70 Prozent Dividende nach Abſchreibungen von 22 759 802,27
Mark. Der Reingewinn beträgt 22 576 459,06 Mk. Vorgetragen wer=
den
54 603,36 Mk. Die Bilanz nannte: Warenvorräte und Halbfabri=
kate
im Werte von 592 573 439 Mk. Aktienkapital 44 000 000 Mk. Rez
ſervefonds 35 859 18,51 Mk., Werkerhaltungsfonds 136 012 135 Mk.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Linke Hofmann Lauchhammer A. G. Die Gefell=
ſchaft
, die im abgelaufenen Geſchäftsjahre eine Fuſion mit der Lauch=
hammer
=A. G, durchführte und in Intereſſengemeinſchaft mit der A. C. G.
ſteht, weiſt für das abgelaufene Geſchäftsjahr einen Rohgewinn von
3,743 Milliarden Mk. aus. Dieſes Ergebnis iſt bei einem Umſatz von
24,58 Milliarden Mk. erzielt ſorden, ſo daß glſo der ausgewieſene
Rohgewinn rd. 15 %o des Umſatzes beträgt. Zu Abſchreibungen dienen
insgeſamt 24 Milliarden Mk. In der Bilauz ſind die Anlagen der
Lauchhammer=A. G. nach dem Stland vom 30. Juni 1921 auf die ein=
zelnen
Konten übertragen worden; daneben erſcheinen Zugang von
239 Milliarden Mk. Im Geſchäftsbericht wird hierzu nur angegeben,
daß in Köln ein Grundſtück von zürka 53 Hettav erworben wurde,
und daß der große Zugaug auf Moſchinenkonto (1,27 Milliarden Mk.)
hauptſächlich von dem Ausbau der Werke Nieſa und Gröditz für die
Zwecke der Herſtellung von Baurſtoffen und Bauteilen für die Eiſen=
bahnfahrzeuge
herrühre. Durch die Abſchreibungen des Jahres 1922
iſt aber das Maſchinenkonto bereits wieder auf 1 Mk. gebracht wor=
den
; ebenſo das Konto Oefen, während das Konto Werkzeuge und
Geräte überhaupt keinen Zugang aufveiſt, fo daß die neuen Anſchaf=
fungen
wohl vorweg als Unkoſten verbuct wurden. Auf Gebäude=
konto
werden 95 % abgeſchrieben und die geſamten Anlagen, der ver=
einigten
Werke ſtehen nur noch mit zirka 62,69 Millionen Mk. zu Buch.
Darin ſind alle Grundſtücke im Ausmaße von 2515 Hektar enthalten,
einſchließlich zirka 950 Hektar Kohlenfeldemn. Neben den bereits er=
wähnten
Rücklagen iſt noch zu hemerken, daß dem Wertberechtigungs=
Konto 440 Millionen Mk. überwieſen werden, ſo daß es mit 500 Mil=
lionen
Mk. zu Buch ſteht. Um wiebiel jedoch der Rohgewinn vorweg
durch ſtille Rücklagen über das normale Maß hinaus verbürzt worden
iſt, läßt der Geſchäftsbericht nicht erſehen. Bei einem Dividendenſatz
von 240. %, in welcher Höhe er für das abgelaufene Geſchäftsjahr
vorgeſchlagen iſt, gelangt von dem Nohgewinn des venrgangenen Jahrs
eine Quote von nur zirka 18 %o des Jahreserträgniſſes zur Ausſchüt=
tung
an die Aktionäre, während 72. % dem Unternehmen verbleiben.
Die Vorräte bilanzieren mit 6,66 Milliarden Mk., die Debitoren, ſind
mit 13,22 Milliarden Mk. ausgewieſen, etwa ebenſo hoch euſcheinen
Greditoren in Höhe von 13,39 Milliarden Mk., neben Anzahlung von
429 Milliuarden Mk. Die Geſellſchaft ſcheint Wert darauf zu legen,
nicht mehr Außenſtände im Papiermark zu haben, als Schuldner, denn
ſie erwähnt im Geſchäftsbericht ausdrücklich, daß ſich, abgeſehen von
den Anzahlungen für im Auftrag befindliche Waren, die Schuldner und
Gläubiger die Wage halten. Erwähnt wird, daß die Bewertung der
Forderung oder Verpflichtung in ausländiſcher Währung mit der
gebotzenen Vorſicht erfolgt. Wertpapiere und Beteiligungen ſtehen
mit 187,7 Millionen Mk. zu Buch, gegen 169,14 Millionem in der
Bilanz von Linke=Hofmann Ende 1921. Eine Veränderung des Be=
ſtandes
iſt dadurch erfolgt, daß die Beteiligung an dem Werdohler
Stanz= und Dampfhammer=Wer Adolf Schleſinger und der Beſitz an
Kuxen der Neuroder Kohlen= und Tonwerke hinzugekommen ſind, wäh=
rend
andererſeits 99 Millionen Mk. Aktien der Stuhl= und Walzweuke
A.G. Henningsdorf vom der Eiſenbahnmaterial=Leich=Anſtalt. A.G.
übernommen wurden, deren Aktien ſich bekanntlich zu etwa dreiviertel
im Beſitze der Linke=Hofmann=Lauchhammer A.G. befinden. Die geſetz=
liche
Rücklage erſcheint in Höhe von 618,94 Millionen Mk. gegen 168,12
Millionen Mk. im Vorjahre. Ueber die Fuſion mit Lauchhammer ſelbſt
wird im Geſchäftsbericht geſagt, daß die Werkprogramme ſich in über=
aus
glücklicher Weiſe ergänzen, ſo daß die Geſellſchaft nunmehr in der
Lage ſei, Giſenbahnwagen, Lokomotiven und Maſchinen und alle ihre
Teile in eigenen Werkſtätten auf der Grundlage von Schrott, Roheiſen
und Holz zu erzeugen. Um ihre Materialbaſis weiter auszubauen, hat
die Linke=Hofmann=Lauchhammer=A.G. vor einigen Wochen mit der
Oberſchleſiſchen Eiſeninduſtrie Caro=begenſcheidt eine Intereſſengemein=
ſchaft
abgeſchloſſen, die ſpäter zur völligen Verſckhmelzung der Werke
führen ſoll.
* Compania Hiſpano Americano de Eleetriei=
dad
S. a. Bruttogewinn 509 Millionen Pefeten, Unkoſten und die
Steuern erfordern 8 Millionen. Zinſen aus Obligationen und Ren=
tenbonds
13,72 Millionen und Abſchreibungen 15,2 Millionen Peſeten.
Gegen 9. % Dividende im Vorjahre ſollen für das abgelaufene Ge=
ſchäftsjahr
eine Dividende in Höhe von 11. % abzüglich der ſpaniſchen
Steuer zur Verteilung gelangen.
* Karoſſeriewerke Schebera Handel A. G. Die Ge=
ſellſchaft
, die für das abgelaufene Geſchäftsjahr eine Dividende in der
Höhe von 500 %o zahlte und deven Aktien ſeither im Berliner Frei=
verkehr
gehandelt und ſich letzihin einer regen Nachfrage epfreuten
(geſtriger Kurs bis zu 40 000 %), foll den Abſchluß einer neuen In=
tereſſengemeinſchaft
planen. Verhandlungen wegen Uebemahme eines
großen Aktienpaketes einer alten ſüddeutſchen Firma, die als Gegen=
wert
vorausſichtlich junge Schebera=Aktien erhalten dürfte, ſollen an=
geknüpft
ſein. Die im Zuſammenhange hiermit notwendig weudende
Kapitalserhöhung bei Schebera dürfte ein großes Ausmaß annehmen.
Man könnte damit rechnen, daß das zurzeit 45 Millionen Mk. betra=
gende
Aktienkatital eine Erhöhung auf 120150 Mällionen Mk. er=
fahren
dürſte. Außer der genannten Transaktion ſei eine Verſtärkung
der Betriebsmittel notwendig, wobei den bisherigen Aktionären ein
günſtiges Bezugsrecht zufallen dürſte. Aus den Bilanz der Geſellſchaft
entnehmen wir folgende Zahlen: Grundſtücke bilonzieren in Höhe von
220 000 Mk. für Gebäude, und zwar 2) Fabrikgebäude Tempelhof,
b) Fabrikgebäude Neukölln, Berlinerſtraße, und e) Tempelhof, Duncan=

Handelsbia

höhe von 215 932 130 Mk., Halb= und Ganzfabrikate in der Höhe von
179 548575 Mk., Wertpaviere und Beteiligungen mit 71 170 000 Mk.
und Kaſſenbeſtand mit 4 176 126 Mk., Außegſtände mit 449 700 475 Mk.,
Bankguthaben mit 140 320 819 Mk. und Vorauszahlungen mit 71 926 450
Mark aufgeführt. Der geſetzliche Neſerdefonds weiſt 2 Millionen Mk.
ein beſonderer Reſervefonds 20 Millionen Mk., Rückſtellungen für
Beamtenhäuſer 20 Millionen Mk. und Rückſtellungen für Steuer 50
Millionen Mark auf. Die Kreditoren Anzahlungen) ſtehen
mit 931 069 099 Mk. zu Buch. Der Reingewinn für das abgelaufene
Geſchäftsjahr beträgt 137 955 476 Mk., außerdem wie vorerwähnt.
eine Dividende in Höhe von 500 % auf ein Aktienkapital von 20 Mil=
lionen
Mk., die zur Auszahlung gelangte.
* Dyckerhoff u. Widmann A. 6. Bjebrich a. Rh.
Die Gewinn= und Verluſtrechnung weiſt nach 23,35 Millionen Mk. Ab=
ſchreibungen
einen Neingewinn von 24101 Millionen Mk. auf. Die
Baurücklage beträgt 3 Millionen Mk. bei 129 Millionen Mk. Vor=
tnag
; Gläubiger evſcheinen mit 1 731 230 000 Mk., Schuldner in Höhe
von 1 452,64 Millionen Mk. Waren mit 14739 Millionen Mk., Holz
und Material mit 720.15 Millionen Mk., Kaſſe und Wechſel mit 10,9
Millionen Mk., und Wertpapiere mit 6,66 Millionen Mk. Angaben
über Höhe von Banbverpflichtungen und Bankguthaben fehlt. Das

aus der Neuemiſſion bis Ende 1822 erzielte Agio iſt mit 266,23 Mil=
lionen
Mk. der Reſerve zugeführt worden, die ſich mummehr auf 287,6
Millionen Mk. beziffert. Nach dem Bericht von 1922 waren ſämtliche
Werke reichlich beſchäftigt. Die Auslandsbetriebe der Geſellſchaft wur=
den
in einer holländiſchen Geſellſchaft N. V. Bouw=Maatſchappif Oyk=
kerhoff
u. Widmann den Haag zuſammengefaßt, deren Erträgniſſe im
Bericht nicht angegeben ſind. Der G.=V. (30. Mai) wird vorgeſchlagen,
die beſtehenden 6 Millionen Mk. Vorzugsaktien Lit. 4 derart in
Stammaktien umzuwandeln, daß auf dieſelben eine Zuzahlung von
75 % des am letzten Börſentage in Verlin vor ihrer Anmeldung zur
Umwandlung notierten Kurſes der Stammnaktie gezahlt wird. Diefeni=
gen
Vorzugsaktien, die nicht zur Umwandlung angemeldet werden,
ſollen ſatzungsgemäß gekündigt und mit je 20 %0, zuzüglich Stückzinfen,
zur Einlöſung gelangen. Gleichzeitig wird der G.=V. vorgeſchlagen,
das Aktienkapital um den Betrag an Stammaktien zu erhöhen, um den
es durch die nicht angemeldeten und daher gekündigten Borziugsaktien
verringert worden iſt. Für dieſe neu auszugebenden Stammaktien foll=
das
Bezugsrecht der Aktionäre ausgeſchloſſen ſein und die Aktien zu
Gunſten der Geſellſchaft Verwendung finden.
* Deutſche Kabel=A.=G. Berlin. Die Geſellſchaft berich=
tet
über gute Beſchäftigung im abgelaufenen Geſchäftsjahr bei einer
Steigerung der Produktion in Menge und Wert. Ziffernmäßige An=
gabe
über die Höhe des Umſatzes fehlt. Bei einem Bruttogewinn von
543,96 Milllionen Mk. verbleiben nach Abzug der Unkoſten in Höhe von
400,868 Millionen Mk., nach Abſchreibungen in Höhe von 98,679 Mk.
inkl. Vortrag in Höhe von 96,750 Mk. ein Neingewinn von 143,094 Mil=
lionen
Mk., außerdem eine Dividende in Höhe von 100 Prozent zur
Verteilung vorgeſchlagen werden ſoll. In der Bilanz erſcheinen ſämt=
liche
Anlagen bis auf Grundſtücke und Gebäude wieder mit einer Mark,
wobei erwpähnt iſt, daß ſämtliche Anlagen wieder bedeutend vergrößert
worden ſind. Außerdem wird im Geſchäftsbericht mitgeteilt, daß die
Bauarbeiten in Ketſchendorf weiter fortgeſchritten ſind, und daß zu
hoffen ſei, im Laufe dieſes Jahres den Betrieb dort aufnehmen zu kön=
nen
. Trotzdem haben ſich die Materialien, Grundſtücke und Gebäude
nur mit 25 000 Mk. bezw. 30 000 Mk. auf je 2 Millionen Mk. erhöht.
Es ſind alſo offenbar vorweg große Abſchreibungen vorgenommen wor=
den
. Waren und Vorräte, die von 33,958 Millionen Mk. auf 334,269
Millionen Mk. geſtiegen ſind, dürſten vorſichtig bewertet ſein. Wert=
papiere
und Beteiligungen erſcheinen mit 2948 Millionen Mk. Be=
merkt
wird im Geſchäftsbericht, daß die Geſellſchaft ihren Beſitz an An=
teilen
der Cyklon=Maſchinenfabrik G. m. b. H. verkauft, ſich dagegen an
der neu gegründeten Cyklon=Auto=Werke A.=G. beteiligt hat. Letztere
verteilt für das abgelaufene Geſchäftsjahr 100 Prozent Dividende. Ob
die 1,5 Millionen Mk. Aktien dieſes Unternehmens ſchon im Beteili=
gungskonto
enthalten ſind, läßt die Bilanz uicht erkennen. Beteiligt iſt
die A=G. ferner an der Deka=Pneumatik G. m. b. H., welche Produktion
und Abſatz weſentlich ſteigern konnten und ebenfalls 100 Prozent Divi=
dende
in Vorſchlag bringt. Die Beteiligung bei der früheren engliſchen
Tochtergeſellſchaft iſt aus dem Beteiligungskonto ausgeſchieden. Abrech=
nung
von Seiten des Reichs iſt bisher nicht erfolgt. Die von Seiten des
Reichs in Ausſicht ſtehende Entſchädigung dürfte im Verhältnis zu dem
verlorenen Geldwert in Höhe von 100 000 C gering ſein. Debitoren er=
ſcheinen
in Höhe von 747,29 Millionen Mk., Bankguthaben mit 41,16
Millionen Mk., während die Bilanz von 1921 7,351 Millionen Mk. Bank=
ſchulden
verzeichnete, Gläubiger=Forderungen haben ſich mit 20,957 Mil=
lionen
Mk. im Vorjahr auf 796,166 Millionen Mk. erhöht. Der Reſerve=
fonds
weiſt 27 325 Millionen aus, bei 11 823 Mk. im Vorjahr. Die Ge=
ſellſchaft
erhöhte im verfloſſenen Geſchäftsjahr, das Aktienkapital auf
80 Millionen Mk. volldividendenberechtigte Stammaktien. Man ſei mit
einem reichlichen Auftragbeſtand in das neue Geſchäftsjahr eingetreten,
doch ſei das Auslandsgeſchäft infolge der hohen Geſtehungskoſten zurzeit
erſchwert. Die Verwaltung hofft, auch im neuen Geſchäftsjahr ein be=
friedigendes
Ergebnis erzielen zu können.
Banken.
Ed- Rheiniſche Bauernbank A.=G., Köln. Die Ver=
waltung
der Rheiniſchen Bauernbank A.=G. in Köln beantragt eine Ka=
pitalserhöhung
von 100 auf 300 Millionen Mk., davon 8 Millionen Mk.
mehrſtimmige Vorzugsaktien. Der Nennwert der kleinen Aktien foll
erhöht und die Namensaktien in Inhaberaktien umgewandelt werden.

Anleihen.

* Die Neckar=Goldanleihe iſt eine 5prozentige, wert=
beſtändige
, reichsmündelſichere Anleihe der NeckarA.=G. Die Anleihe
wird zum Kurſe von 93½ Prozent ausgegeben und iſt rückzahlbar vom
Jahre 1928 b. Zinstermine ſind der 1. Mai und der 1. November,
Für die Anleihe bürgen geſamtſchuldneriſch das Deutſche Reich, Würt=
temberg
, Baden und Heſſen mit dem Recht auf dingliche Sicherſtellung.
Zeichnungen nehmen alle deutſchen Banken, Bankiers und Sparkaſſen
entgegen, woſelbſt ausführliche Proſpekte aufliegen.

Dividendenvorſchläge.

* Dyckerhoff u. Widmann A.=G. Biebrich a. Rh. Die
Geſellſchaft beantragt nach 200 Millionen Mark, Rückſtellungen für
Unterhaltungskonto 100 Prozent Dividende.
Ed. Carbonit A.=G., Hamburg. (Priv.=Tel.) Die zum
Nobel=Dynamitkonzern gehörige Carbonit A.=G., Hamburg, teilt im
Jahresbericht 1922 mit, daß gegen Ende des Jahres die Hauptfabrik in
Schliebuſch recht ſtark beſchäftigt war, ſodaß Produktion und Abſatz der
Sprengſtoffe beinahe die Menge der Vorkriegszeit erreicht habe. Nach
der Abrechnung wurde ein Ueberſchuß aus Fabrikation nud Beteiligungen
erzielt von 23,78 Millionen gegen 2,39 Millionen Mk. im Vorjahr; nach
Abſchreibung von 17,89 (1.80) Millionen Mk. wird ein Reingewinn aus=
gewieſen
von 5,95 (0,58) Millionen Mk. Hieraus ſollen 170 (17) Proz.
Dividende verteilt werden.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Die Börſenwoche ſtand
wieder einmal vollſtändig unter dem Einfluß der Deviſenſteigerungen
und der Noten Englands und Italiens, die das deutſche Angebot eben=
falls
als ungenügend bezeichnen. Es foll alſo noch mehr aus Deutſch=
land
herausgeholt werden, und das kann nur aus der deutſchen Wirt=
ſchaft
geſchehen. Die politiſchen Verhältniſſe und die einſchränkenden
Maßnahmen des Verſailler Vertrages hindern die deutſche Wirtſchaft
aber an ihrer vollen Ausdehnungsfähigkeit, ja ſie wird durch neue
Schranken im beſetzten Gebiet noch mehr eingeengt. Mit dem, was
aus dem Inland herausgewirtſchaftet wird, können aber keine Repa=
rationen
geleiſtet werden, ſondern nur durch Ausfuhr nach dem Aus=
land
. Vorbedingung für die deutſche Wirtſchaft iſt deshalb die Be=
ſchaffung
ihrer vorkrieglichen Bewegungsfreiheit, damit Deutſchland
von ſeiner heutigen paſſiven Handelsbilanz zu einer aktiven kommt.
Getreide. Die Preiſe gehen unaufhaltſam aufwärts, die Ab=
wärtsſchwankungen
der Deviſen ſind ſtets von ſo kurzer Dauer, daß ſie
bei dem etwas langſameren Apparat an den Warenbörſen gar nicht
in Erſcheinung treten können. Das Ungeſunde in unſerer Wirtſchaft
iſt, daß nicht mehr Angebot und Nachfrage die Preiſe regelt, ſondern
daß einfach der Deviſeuſtand für ſie maßgebend iſt, ſo daß alſo am
Markt vollſtändia unitereſſierte Deviſenſpekulanten ſozuſagen die
Preiſe auf den Warenmärkten diktieren. Die Preisſteigerungen haben
vohl etwas mehr Ware an den Markt gebracht, die aber nur wenig

20. Mai 1923 Nr. 138

Beachtung fand, einmal wegen des Hin= und Herſchwankens der Debi=
ſenkurſe
, was ſo wieder jedes feſte Angebot unmöglich macht und auch
zu große Riſiken in ſich birgt, zum andern, weil die Käufer bei dem
jetzigen hohen Stand der Preiſe Zurückhaltung üben. Das Geſchäft
war deshalb ſehr ſtill, zumal auch die großen Handelsmühlen alle im
beſetzten Gebiet liegen und an ihrer freien Betätigung gehindert ſind.
Deutſcher Weizen zog im Preiſe von 158160 000 auf 168178 000 Mk.,
Roggen von 120 000 auf 150152 000 Mk., Gerſte von 112120 000
auf 128135 000 Mk., inländiſcher Hafer von 85110 000 auf 110000
bis 125 000 Mk. und Mais vom 140145 000 auf 160170 000 Mk. pro
100 Kilo bahnfrei Mannheim an. Der für die Brotverſorgung am drin=
gendſten
benötigte Roggen weiſt den Rekord der Steigerung mit 32000
Mark auf, wozu die Aufkäufe der Reichsgetreideſtelle viel beitrugen.
Mehl. Der Weizenmehlpreis der ſüddeutſchen Mühlen iſt be=
reits
an der 300 000 Mk.=Grenze für den Doppelzentner gegen 250 000
Mark in der Vorwoche angekommen. Wenn auch die zweite Hand noch
zu 270280 000 Mk. und mitteldeutſches Mehl zu 255260 000 Mk.
ab dertige Stationen anbitet, ſo hat die Nachfrage doch angeſichts ſolch
hoher Preiſe ſtark abgenommen, da der Konſum bei einem Kleinhandels=
preis
von 13001500 Mk. pro Pfund mit dem Verbrauch zurück=
halten
muß.
Kolgnialwaven. Der von dem Deviſenſtand mit ſeinen Aus=
landsprodukten
vollſtändig abhängige Maukt zeigte durchweg ſehr feſt=
Tendenz und wiederum bebeutend erhöhte Preiſe. Man notierte Kaffee
Santos Superior roh 2830 000 gegen 2426 000 Mk., gewaſchenter
32 50037 000 gegen 2832 000 Mk., Tee mittel 5659 000 gegen
3842 000 Mk., Tee gut 60 63 000 gegen 4347 000 Mk., und Tee fein
6467 000 gegen 4852 000 Mk, inländiſcher Kakao 76007800 gegen
7500 Mk., holländiſcher Kakao 88009200 gegen 80008500 Mk., Burma=
Reis 3800 gegen 3000 Mk. und Auslandszucker 6000 gegen 4500 Mk. in
der Vorwoche pro Kilo ab Mannheim. Die Umſätze beſchränkten ſich
auf den notwendigen Bedarf.
Futtermittel. Die Nachfrage hat bei den geſteigerten Prei=
ſen
nachgelaſſen und Abſchlüſſe wurden nur im reinen Bedaufsgefchüft
erzielt. Die am hauptſächlichſten gehandelten Artikel koſteten: Weizen=
kleie
7075 000 Mk., Biertreber und Malzkeime 75 000 Mk., Rohmelaſſe
5456 000 Mk. dro 100 Kilo waggonfrei Mannheim. Der Rauhfutter=
markt
zeigte ruhigeres Geſchäft. Heu iſt vollſtändig vom Markt der=
ſchwunden
, da bei dem günſtigen Grünfutterſtand jetzt nur Grünfutter
deu Viel verabreicht wird. Von Stroh notierte Preßſtroh 4850 000
Mark, Bundſtroh, 4546 000 Mk. pro Doppelzentner waggonfrei
Maurheim.
Wein. Das Regenwetter und die kalten Tage wirkten nicht ge=
rade
günſtig auf die Reben ein. Die Blütenentwickelung war zum
Stilſtand gekommen. Die Frühjahrsweinverſteigerungen nahmen ihren
Fortgang. Bei einer Weinderſteigerung des Verbandes deutſcher
Naturweinverſteigerer wurden für 1921er Weißwein 1260 000 Mk., für
1922er Weißweine 322910 000 Mk. pro Hektoliter in Mittelbaden eu=
löſt
. Die Winzergenoſſenſchaft Wachenheim erzielte für 19Bder Weiß=
weine
4.111 Mill. Mk., 1921er Weißweine 18.152 Mill. Mk., in
Haardt bei Neuſtadt einige Weingutsbeſitzer für 1921er Weißweine 18
bis 15 Mill. Mk., für 192der Rotweine 2 2,8 Mill. Mk. pro 1000 Liter,
für 1921er Rotweine 9000 Mk. pro Flaſche.
Tabak. Die Marktlage iſt ſehr feſt, das Geſchäft war etwas leb=
hafter
. Von 1922er Tabaken wurden ſeitens der Pflanzev einige hun=
dert
Zentner zu 320350 000 Mk., etwas Nachtabak, ſogen. Geize, zu
150 000 Mk. pro Zentner verkauft. Aber ſelbſt bei dieſen hohen Prei=
ſen
halten die Pflanzer mit der Abgabe noch zurück. Für die fertigen,
verarbeitungsfähigen 1922er Tauake fordern die Händler und Tabak=
fabrikanten
auch dementſprechend hohe Preiſe, und wpurden zu dieſen
Sätzen größere Abſchlüſſe getätigt. Eine Preiserhöhung der Fabrikate
wird nicht ausbleiben. Um ſich vorher noch zu den billigeren Offerten
einzudecken, hat der Handel bei den Fabriken größere Aufträge erteilt,
ſo daß noch weiter von einer beſſeren Beſchäftigung der Fabrikation
zu berichten iſt. Rippen werden wvieder mehr gefragt und die Preiſe
ziehen an. Für die in den Beeten ſitzenden Pflanzen iſt das feuchte
Wetter günſtig, aber die Kälte laſſen ſie doch nicht kräftig genug wer=
den
. Das Ausſetzen wird allgemein in 810 Tagen beendet ſein; der
Boden hat genügend Feuchtigkeit, um ein ſofortiges Anwachſen zu er=
möglichen
.
Schiffahrt und Kohlen. Die Schiffahrtsverhältniſſe wären
bei dem hohen Waſſerſtand günſtig. Bei dem nun ſchon ſo lange
dauernden Stillſtand der deutſchen Schiffahrt durch den Eingriff der
Franzoſen liegt ein großer deutſcher Wirtſchaftszweig, ja ein ſo bes
deutender Lebensnero wie die Rhein=, Main= und Neckarſchiffahrt brach.
Neben dem darin inveſtierten, nicht arbeitenden Kapital ſind, auch viele
dabei beſchäftigte Perſonen unbeſchäftigt und bedürfen der Unter=
ſtützung
. Braunkohlen, Briketts und ausländiſche Kohlen werden
genügend angeboten. Auch bei ihnen macht ſich die Deviſenſteigerung
und die allgemeine Teuerung durch höhere Preiſe geltend.
Börſen.
* Börſenbericht für die Zeit vom 14.18. Mai.
(Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) Der un=
günſtige
Eindruck, den zu Beginn der Woche die Veröffentlichung der
engliſchen und italieniſchen Antwort auf das deutſche Neparations=
angebot
hervorrief, veranlaßte auf dem Deviſenmarkte eine Hauſſe
ſtärkeren Umfanges. Der Dollar wurde in raſcher Folge von 45 000
auf 48 000 geſteigert, gab jedoch im Verlaufe auf 46 50046 000 nach.
Da die Nachfrage voll befriedigt würde, und ſich ſpäterhin eine etwas
beſſere Meinug über die Ausſichten für neue Reparationsverhand=
lungen
bemerkbar machte, unterlag der Dollarkurs ſpäter einer aller=
dings
nicht ſehr ſtarken Abſchwächung. Der Effektenmarkte ſchwächte
ſich nach feſterem Beginn infolge von Geldſorgen atwas ab. Eine
Ausnahme machten Darmſtädter und Nationalbank, Rheinſtahl, Hugo
Schneider, ſowie einige ſonſtige Spezialwerte, die ſich durch beſonders
Feſtigkeit auszeichneten. Am Rentenmarkt begegneten türkiſche Werte
ſehr ſtarker Nachfrage, beſonders ſtanden Anatolier, die mit einer
gewaltigen Kursſteigerung eröffneten, im Mittelpunkt des Intereſſes.
Im weiteren Verlauf war die Haltung nicht ganz einheitlich, doch
nahmen die Rückgänge nicht beſonders großen Umfang an. Die Börſe
blieb gut gehalten, und es waren bald größere Kursſteigerungen zu
bemerken. Durch große Lebhaftigkeit fielen wieder Darmſtädter und
Nationalbank=Aktien auf die ihren Kurs bis 36 000 erhöhten. Ferner
waren ſtark genannt Phoenix bis 205 000, Buderus 91 500, Deutſche
ruhiger, jedoch war die Kaufluſt ſehr rege und konnten die Kurſe
Bank 39 000. Hapag 100 000. Gegen Schluß der Woche zeigte der
Deviſemmarkt bei weiter anziehenden Kurſen eine ſehr feſte Haltung.
Die Effektenbörſe ſchloß infolge der mehrtägigen Unterbrechung etwas
ruhiger, jedoch war die Kaufluſt ſehr rege und konnten die Kurſe
überall ſtärker anziehen. Das Intereſſe für türkiſche Werte hielt wei=
ter
an, und es ſchloſſen Bagdad bei 180 000, Zolltürken bei 105 000,
II. Anatolier bei 295 000. Gute Meinung erhielt ſich für A.G.G.
(69 000) ſowie für Felten u. Guilleaume 102 000 (plus 1000 %), Voigt
u. Haeffner plus 1000; Gummipeter lagen wieder 2000 % (22 000)
fiſter. Am Einheitsmarkte wurden beſonders Emaillier Ullrich, Jetter
u. Scherer, Gebrüder Lutz und Memeler Zelſtoff gengnnt. Am Frei=
verkehrsmarkte
begegneten Beckerſtahl 37 000, Beckerkohle 34 000, Krü=
gershall
49 000, Mez Söhne 22 000, Ufa 31 500, beſonderer Nachfrage.
Die Börſe beſchloß die Woche, trotz der bevorſtehenden Feierhage vor
welchen ſich ſonſt meiſt Realiſationsluſt beobachten läßt, in ſehr feſter
Haltung.

Toamteihe
Neaut

Eine Million Goldmark (4,20 Goldmark 1 Dollar)
5% wertbeſtändige reichsmündelſichere Anleihe der Neckar=Aktiengeſellſchaft
91/0
Zinstermine: 1. Mai und 1. November
Rückzahlbar vom Jahr 1928 ab.
Musgaberafs dw 200
Geſamtſchuldneriſch verbürgt durch das Deutſche Reich, Württemberg, Baden und Heſſen, mit dem Recht auf dingliche Sicherſiellung.
Zeichnungen werden von allen deutſchen Banken, Bankiers und Sparkaſſen entgegengenommen.
Ausführlicher Proſpekt bei den Zeichnungsſtellen.
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1 Luisenplatz

[ ][  ][ ]

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
5)
(Nachdruck verboten.)
Erna Grim war ich unter dem Eindrucke ihrer künſtleri=
ſchen
Leiſtung an jenem Nachmittage nähergekommen, die auf
mich in empfänglicher Stunde ſtark eingewirkt hatte, ich beſuchte
ſie öfter, las ihr Einiges aus meinem entſtehenden Werke vor
und folgte ihren muſikaliſchen Uebungen, die gerade damals in
einem glücklichen Fortgange ihre Begabung zu größerer Höhe
führten. Erna war ein hochgewachſenes, braunhaariges Mäd=
chen
mit blanken, braunen Augen, deutſch, geſund, tüchtig und
voll Lebenskraft, geradezu im Weſen, ohne das Schillernde, das
ſonſt Frauen ihres Berufes eigen iſt. Sie kleidete ſich gut, aber
in ſtrenger Art, alles in allem konnte man ſie für eine wohl=
habende
und geſchmackvolle junge Offiziersfrau halten. Die Be=
ſuche
bei Erna Grimm koſteten viel von der Zeit, die mir zur
freien Verfügung ſtand.
Im Frühjahr erkältete Marie Louiſe ſich, wurde bettlägerig,
genas, aber nachdem ſie kaum wieder hergeſtellt war, ſtellte ſich
eine neue, und diesmal ſchwerere Krankheit ein, das Scharlach=
fieber
ergriff ſie in heftiger Form.
Ich hatte mittags in der Stadt gegeſſen und kam nach Hauſe,
um mich zum Beſuche einer Geſellſchaft anzukleiden, da erſchien
Fräulein Kernke verſtört und brachte mir die Nachricht von der
Erkrankung, die ſie mir nicht früher hatte zugehen laſſen können.
Was ſagt der Arzt?
Es ſei bisher nicht gefährlich.
Scharlach iſt eine häßliche Krankheit, dachte ich, während ich
zu Marie Louiſe ging, aber wieviele Zehntauſende überftehen
ſie, ohne irgendeinen Schaden. Marie Louiſe lag im verdunkel=
ten
Zimmer, war ſehr rot und heiß, erkannte mich nicht und
phantaſierte. Der Arzt hatte für den Abend einen nochmaligen
Beſuch in Ausſicht geſtellt; ich überlegte, was ich nun tun ſollte,
und beſchloß, zu Hauſe zu bleiben, dann ging ich in mein Ar=
beitszimmer
und las.
Am nächſten Tage ſtieg das Fieber auf vierzig Grad, Marie
Louiſe klagte über Kopfſchmerzen und Hitze und war ſehr matt,
eine Krankenpflegerin übernahm ihre Wartung, ich war öfter
bei dem Kinde und ſagte meine Verabredungen ſoweit wie
möglich ab. Fein und ſchlank und zart lag das arme kleine
Mädchen in ſeinem Bette, die Fieberphantaſien hatten ſich ver=
loren
. Trotz aller Gequältheit war ſie gemeſſen in ihren Aeuße=
rungen
und Bewegungen, von einer Harmonie des Weſens, wie
ich ſie nur bei wenigen Menſchen geſehen hatte. Ich freute mich
ihrer, die Krankheit beängſtigte mich auch heute nicht eigentlich.
Zum Scharlach trat die Diphtherie hinzu. Nun machte der
Arzt ein ernſtes Geſicht und ſagte, daß eine gewiſſe Sorge nicht

von der Hand zu weiſen ſei. Eine zweite Pflegerin kam abends
und löſte die Tagesſchweſter ab. In der Nacht mußte der Arzt
geholt werden, Marie Louiſe war ſehr ſchwach; ſie erhielt meh=
rere
Einſpritzungen. Ich ſah, die Gefahr war gewachſen. Flie=
gende
Glut und teilnahmsloſe Mattigkeit wechſelten miteinan=
der
auf dem Antlitze des Kindes, der arme junge Körper wurde
von Schauern geſchüttelt, bis ihn ein Zuſtand der halben Er=
ſtarrung
ergriff. Es war kein Zweifel, jeder Augenblick konnte
eine Kataſtrophe bringen.
Ich ſaß eine Stunde im Krankenzimmer, mehr erſtaunt als
ängſtlich; wie war das: nun ſollte das kleine Mädchen vielleicht
davongehen, ehe ich ſie mir eigentlich auch nur recht deutlich an=
geſehen
hatte." Ich dachte, wenn ſie ſtürbe, würde wohl eben=
ſowenig
eine Lücke bei mir eintreten wie nach der Trennung
von Nina. Aus dem Krankenzimmer ging ich ins Haus, ſtieg
zum Garten hinab und ſuchte die friſche Luft.
Marie Louiſe würde nicht viel verlieren mit dem Leben.
Was beſaß denn das arme Ding? Aeußere Verwöhnung und
Lurus; aber wie war die Endwicklung ihrer Zukunft geſichert?
Wie würde ihr Weſen ſich formen, das doch mit ſchwierigen
oder gar unheildrohenden Eigenſchaften von Nina und auch von
mir her belaſtet zvar. Würde ſie nicht im Hinblick auf ihre ge=
ſchiedene
Mutter ſpäter mit großen Vorurteilen zu kämpfen
haben? Wer liebte Marie Louiſe? Fräulein Kernke hatte
Marie Louiſe ſehr gern, aber das war nicht genug; die Mutter,
die bedurfte nicht der Erwähnung, ſie ahnte nichts von der
Krankheit, und ich hatte nach einigem Ueberlegen den Gedanken,
ſie zu benachrichtigen, als unangebracht verworfen; blieb ich.
Gewiß, ich hatte Zeiten des Intereſſes für Marie Louiſe gehabt,
ich empfand Mitleid für ſie, ein Wohlgefallen an dem lieblichen
Gebilde, eine allgemeine menſchliche Abneigung gegen Tod und
Krankheit und eine ebenſolche Hoffnung, daß ſolche Kriſen gut
vorübergehen möchten, ich hatte ſie lieb, gewiß.
Würde Marie Louiſes Tod eine Lücke in mir hinterlaſſen?
Von der Straße kam der Arzt zu mir herein, ich begleitete
ihn, er ſtellte eine kleine Beſſerung feſt; wenn die Nacht gut
vorüberginge, könne man hoffen.
Wieder kam der Gedanke: Würde Marie Louiſes Tod in
mir eine Lücke reißen? Ich wollte dieſer Selbſtquälerei in ihrer
Sinnloſigkeit nicht Raum laſſen, fragte die Wärterin, wie ſie
den Zuſtand beurteile, und als die mich beruhigte, legte ich mich
ins Bett, nahm ein Schlafmittel, denn ich hatte ein paar Nächte
wenig geruht und machte auch die daraus folgende Abſpannung
für meinen offenbar gereizten Zuſtand verantwortlich, und
ſchlief, nachdem ich zuvor der Wärterin dringend eingeſchärft
hatte, mich ſofort zu rufen, wenn irgendwie Gefahr ſich zeigte.
Spät wachte ich auf und ſprang aus dem Bette. Marie
Louiſe hatte gut geſchlafen, und als der Arzt kam, ſagte er:
Nun können wir annehmen, daß wir über den Berg ſind, aber
es ſah ſchlimm aus.
Die nächſten Tage brachten eine allmähliche und ununter=

brochene Beſſerung im Befinden des Kindes. Ich fühlte mich
matt, meinte, die Anſtrengung der letzten Tage machte ſich gel=
tend
, aber bald zeigte ſich, daß ich mir eine Halsentzündung zu=
gezogen
hatte, wie es bei Erwachſenen, die mit Scharlachkranken
in Berührung kommen, oft der Fall ſein ſoll. Ich fieberte hoch
und mußte eine Woche im Bette zubringen. Schwäche und Fie=
ber
machten mich ſeeliſch wenig widerſtandsfähig, immer wieder
bedrängte mich die Vorſtellung, ich hätte im Augenblicke der Ge=
fahr
empfunden, daß ich Marie Louiſes Verluſt verwinden
würde.
Erna Grimm beſuchte mich, als es mir beſſer ging, ſie war in
freundlicher Weiſe um mich beſorgt. Mir iſt, als quäle Sie
etwas, meinte ſie." Ich war hemmungsloſer als ſonſt, es war
mir lieb, mich auszuſprechen, ich ſagte: Ich habe darüber nach=
gedacht
, was das Kind für mich bedeutet.
Erna Grimm ſah mich prüfend an, ſie erwartete, daß ich
fortfahren würde, und als ich das nicht tat, ſagte ſie: Marie
Louiſe iſt ein reizendes Kind, aber ich glaube, ſo lieb man
ſolch nettes Mädel haben kann und muß, wenn man ihm nahe
ſteht, ein Künſtler, ein produktiver Menſch hat zu viel mit
ſich ſelber zu tun, als daß er einem Kinde wirklich das Rechte
bieten könnte. Sie ſchwieg, und da ich nicht antwortete, fuhr
ſie fort: Das ſoll kein Lob ſein, eher ein Tadel, aber es iſt ſo,
und es hat keinen Sinn, die Dinge anders haben zu wollen, als
ſie nun einmal ſind.
Trifft für mich das zu, was für Künſtler ſtimmen mag?
fragte ich.
Ja, du mein Gott, ſagte Erna Grimm, wiſſen Sie nicht,
daß Sie ein Künſtler ſind? Um das zu ſein, braucht man doch
nicht Gedichte zu ſchreiben oder zu malen und zu ſingen.
Was braucht man denn?
Aber das wiſſen Sie doch, daß Sie ein Künſtler ſind, rief
Erna Grimm.
Unſer Geſpräch nahm eine andere Richtung.
Am Tage darauf beſuchte mich meine Schweſter.
Weißt Du, ſagte ich, daß ich oft an unſere Unterhaltung
nach meiner Rückkehr aus Paris gedacht habe. Du hatteſt doch
nicht ſo Unrecht. Es iſt ſchwer für mich, gegenüber Marie Louiſe
die richtige Stellung zu finden.
(Fortſetzung folgt.)

* keinen Wert mehr, ſagen Viele. Weit gefehlt;
Das Geld hat man muß es nur richtig anwenden. Wer
Kleider, Bluſ n. Gardinen uſw. nur mit den weltberühmten echten
Heitmann’s Farben, Marke Fuchskopf im Stern, ſelbſt färbt, wird an
dem prachtvollen Erfolg erkennen, welchen hohen Wert ſogar der
verausgabte kleine Betrag hatte. Heitmann’s Farbe ſpart den Färber.

Bebauungsplan.
Der auf Grund Verfügung Mimi=
ſteriums
des Innern vom 3. ds. Mts.
feſtgeſtellte Bebauungsplan über
Aenderung der Straßenfluchtlinien
auf der Weſtſeite der Hobrecht=
ſtraße
zwiſchen Ohly= und Schieß=
hausſtraße
liegt bei dem Städt. Hoch=
bauamt
zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 18. Mai 1923. (st4124
Der Oberbürgermeiſter.

Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſter
B bei der Firma: Heſſiſche
Automobil=Geſellſchaft Aktienge=
ſellſchaft
in Darmſtadt: Durch Beſchluß
der Generalverſammlung vom 15. De=
zember
1922 und des Aufſichtsrats vom
8. März 1923 iſt der Geſellſchaftsvertrag
geändert. Die in der erſteren Verſamm=
lung
beſchloſſene Erhöhung des Grund=
kapitals
iſt hinſichtlich weiterer 27500000
Mark durchgeführt. Das Grundkapital
beträgt jetzt 60 000 000 Mark. Es wer=
den
ausgegeben 27 500 Stück neue Stamm=
aktien
auf den Inhaber lautend, über je
1000 Mk. zum Kurſe von 220%- (4106
Darmſtadt, den 17. Mai 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Einträge in das Handelsregiſter 4:
Neu folgende Firmen: Am 11. Mai 1923:
Willi Schlier, Darmſtadt. Inhaber:
Willi Schlier, Innen=Architekt, Darm=
ſtadt
. Am 15. Mai 1923: Braun &
Lohrmann. Immobilienverwer=
tung
, offete Handelsgeſellſchaft, Sitz
Darmſtadt. Perſönlich haftende Geſell=
ſchafter
: Ferdinand Braun, Immobilien=
agent
, Darmſtadt Robert Lohrmann,
Kaufmann, Darmſtadt. Die Geſellſchaft
hat am 1. Januar 1923 begonnen.
Bei folgenden Firmen: Am 11. Mai 1923:
W. Dember Nchf., Darmſtadt: Ge=
ſchäft
ſamt Firma iſt auf Kaufmann
German Guby in Darmſtadt überge=
gangen
. Die Prokura der Georg Seibel
Ehefrau iſt zrloſchen. Die Firma iſt ge=
ändert
in W. Dember Nchf. German
Guby. Am 12. Mai 1923: Fried=
rich
Barfels, Darmſtadt: Die Fitma
iſt erloſchen. Am 14. Mai 1923:
Chocoladenhaus Fritz Eichberg,
Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma iſt auf
die Schokoladenhaus Fritz Eichberg Ge=
ſellſchaft
mit beſchränkter Haftung in
Darmſtadt übergegangen. Die Firma
(4107
wird hier gelöſcht.
Darmſtadt, den 17. Mai 1923.
Amsgericht Darmſtadt I.

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Darmſtadt, den 18. Mai 1923.
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1 Glasau ſatz, antik;
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matratzen
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Betten, 1 Ruhebett, 3 Diwans, 2 Ped=
digrohrſeſſel
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mit Marmorplatte;
2 Zylinderpulte, 1 Schreibtiſch,
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Rotländ ,22er,6 Lege=
hühner
zu verkaufen
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tiſch erwünſcht) zu mieten. Angebote unter
K 102 a. d. Geſchäftsſtelle.
(*44168

Der Valutaprolet.
XIV.
(TI.4112
(Aufheben!)
(Schluß folgt.)
Piedeeubiste verwendete 150 Franken zum Einkauf von
Kukirol und Kukirol-Fußbad, mit dem er in Antwerpen soviel
verdienen kann, daß er das nächste Mal mit seiner Frau nach
Berlin kommen und dann zwar weniger Seitensprünge, aber desto
größere Geschäfte machen will. Als er dem Portier seines Hotels
2 Franken Trinkgeld in die Hand drückt, ist dieser so ungeschickt,
seine Füße in die Nähe von Piedecnbistes Kubikfüßen zu
bringen. Auf sein Wehegeheul steht sofort der Straßenverkehr
still, Sicherheitspolizei eilt herbei, und es verbreitet sich das Ge-
rücht
, es sei im Hotel ein entsetzlicher Raubmord geschehen.
Piedecubiste fügt deshalb seinem Trinkgeld noch eine Schachtel
des millionenfach bewährten, ärztlich empfohlenen Kukirol bei,
das den Schmerz von Hühneraugen sehr schnell lindert und sie
in kurzer Zeit schmerzlos und sicher entfernt. Er mahnd dle
Umstehenden, auch fleißig das ebenso bewährte Kukirol-Fußbad
zu gebrauchen, da es die Füße warm und trocken hält, Schwell-
geruch
verhütet, Wundlaufen und Brennen der Füße beselblsb,
zußerdem aber Nerven und Sehnen stärkt. Dann begibt er Steil
im Auto zum Bahnhofe. Die umliegenden Apotheken und
Drogerien haben aber in der nächsten Viertelstunde ihre Saml-
lichen
Vorräte an Kukirol und Kukirol-Fußbad ausverkaufn ung
müssen neu bestellen bei der
Kukirol-Fabrik Groß-Balze bei Magdeburg
Kaufen Sie aber nur das echte, millionentach benährte Kuktrol
welches scheinbar etwas teurer ist als andere Hühneraugen-Mittel,
aber nur scheinbar, denn mit einer Schachtel Kukirol können
Sie 10 Hühneraugen absolut sicher beseitigen, während billigere
Mittel nur zur Bepflasterung von 5 Hühneraugen ausreichen,
aber nicht zur Beseitigung.

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Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. Mai 1923.

Nummer 138.

Falast- Lichrspiele
1. Pfünretketertag:
Der Fald Teh
Sensations-Abenteuererfilm in 6 Akten!
mit Louis Ralph u. Heinrich Peer

Das Enenaradies
Lustspiel in 3 Akten mit

Gurt Vespermann.

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2. Plinsstkelertas:
Die Gassenkänfein
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5 Akten mit Traute Trauneck
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Kriminelles Abenteuer in 5 Akten mit
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2410s

Ludwigshöhe‟
Telephon 591
Telephon 591
1. Pfingſtfeiertag,
nachm. 4 uhr Konzert
Leitung: Obermuſikmeiſter Weber.
2. Pfingſtfeiertag,
nachm. 4 uhr Konzert
Leitung: Obermuſikmeiſter Mickley.
Anſchl. Tanz im gr. Sagl. B4009

Rummelbräu.
Rheinſtraße 101 :: Telephen 2519
1. u. 2. Pfingſtfeiertag
Großes Konzert
Anfang 4 Uhr! (*14129) Ende 11 Uhr!
Im Feſtſaal 2. Feiertag Tanz
Saalöffnung 5 Uhr!
Ende 1 Uhr

Stadtiſcher Saalbau
Pfingſtmontag, den 21. Mai 1923
roßes Tanzfeſt
Anfang: 7 Uhr
Kein Weinzwang
Bier
(14127

Gewerkſchaftshaus
Bismarchſtraße 19
Großer Tanz
mit den üblichen Überraſchungen
am 2. Pfingſtfeiertag
von nachmittags 6 Uhr ab im großen Saale,
Sgalöffnung 5 Uhr. (*14034

I.

Orpheum
Beide Felertage:
abends 734 6
Die Bajadere
Kart.: Berkehrsbür.
10½.12) Orph.=
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So iſt das Leben
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Preiſe: 2000-12000 M.
Montag, 21. Mai.
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Preiſe: 1500-10 500 Mk.
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Sonntags= Fremdenmiete
B1½ (rat).
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Anf. 6, Ende 9½ Uhr.
Preiſe: 300018 000 Mk.

Sonntag, 27. Mai.
vormittags 11 Uhr
Kleines Haus
Neue

Volkstänze
des
Müller’ſchen
Mädcenchors
Langen
(4120
Preig 500 2000 M.

Montag, 21. Mai (2.Pfingſtfeiertag)
Großer
Maientanz
unter Mitwirkung der beliebten
Kapelle Weſp, 12 Mann Blas= und
(14128
Streichorcheſter.
Saaleröffnung 5 Uhr.
Dazu wird freundlich eingeladen.
Schul’s Felſenkeller
Am 1. und 2. Feiertag von 4 Uhr
nachmittags ab
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Ernſt Eimer
Walter Reitzel
Marcel Richter
Georg Altheim
Ernft Habermann
von Szankowslh
Marie Stegmaher
Hans Theis
Edw. Diefenbach

Carl Mons
Herm. Zernin
Roll=Kichler
Claus Bergen
Aug. Roeſeler
Natalie Schultheis
Otto Dill
Franz Kuth
Carl Scheld
Wilh. Nagel
Maria Nyl.
Oto Feld

Bronzen /Keramik

Prof. H. Jobſt
L. Habich
L. Vierthaler

Federn=Staudinger
Bodewig=Pallenberg
Kemper

Radierungen

Ernſi Oppler
Walter Klemm
Wilſy Geiger
Ferd. Stgeger
Herm. Struck

Sepp Frank
Phil Frank
Georg Breuer
Eugen Ritter
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DieTrauerfeier derDreizehn von Essen
Im Trauerzug die kürzlich von d.Franzosen
verurteilten Direktoren der Kruppwerke,
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Um Liebe und Thron
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II. Feiertag: Um Liebe und Thron
Zirk.-u. Sens.-Schausp. 6 Akte, m. IIa Loth
Seepiraten II. Teil:
Verborgene Gefahren. Mit Eddie Polo.
Harry Piel in dem Aben-
U.-X. teurer Drama in 6 Akten
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[ ][  ][ ]

Von
Reinhold Braun.
Pfingſten das heißt:
Bewährung im Geiſt!
In einem Gedichte des Prinzen Schönaich=Carolath iſt die
Rede von einem der Korrekten, der von dieſer Erde abſcheidet
und nun glaubt, infolge ſeiner guten Taten den Himmel erwor=
ben
zu haben. Da tritt ihm auf ſeinem Wege der dunkle Seraph
der Not entgegen und zeigt ihm, was er eigentlich auf Erden
geweſen ſei, nämlich einer von den Lauen und vor ſich ſelbſt
Wohlgefälligen, einer von den Phariſäiſchen.
Der dunkle Seraph ſpricht:
Ich bin die Not, der Menſchheit Not benannt.
Wohl ſtand ich oft mit kummerfahlen Wangen
im Marktgewühl; du biſt vorbeigegangen.
Da hilflos ich, verachtet, unbekleidet,
haſt du dein Herz im Schauſpielhaus geweidet;
als mich gewürgt des Hungers hagre Kralle,
haſt du für mich geſpeiſt beim Armenballe ....
Du warſt der Mann des lauen Unterlaſſens.
Du warſt kein Held des Liebens und des Haſſens!
Der dunkle Seraph der Not geht durch unſere Zeit und vor
einem jedem bleibt er ſtill und blickt ihm prüfend und fragend
ins Auge. Kannſt du vor ihm beſtehen? Oder ſpricht ſein Blick
dasſelbe, was er zu dem Manne in dem erwähnten Gedichte
ſpricht? Dann wehe über dir! Denn der Philiſter iſt über
dir, die Lauheit und innere Erbärmlichkeit und gingſt du auch
äußerlich mit der Geſte des Heroiſchen. Du weiſt nichts vom
Geiſte der Pfingſten, haſt keine, auch nicht die leiſeſte Beziehung
zu ihm, du Unpfingſtlicher! Das iſt die Wahrheit! Und Pfing=
ſten
läßt ſich nur in der Wahrheit erleben! Pfingſten iſt Ent=
ſcheidung
! Das große Entweder=Oder flammt gigantiſch über
das Land hin!
Notpfingſten unſeres deutſchen Volkes! Wer es erleben
will, der muß zu den Entſchiedenen gehören, zu denen, die vor
dem dunklen Seraph der Not beſtehen, ja, ihm folgen mit dem
Herzen, voll Pfingſtlichkeit und mit dem Willen zum Heldentum
mitten im Alltag, im harten ſturmwehen deutſchen Alltag! Groß
im Lieben und im Haſſen! In der Liebe zum Deutſchen und
im Haſſe gegen alles, was wider den Geiſt des Guten und
Echten, Undeutſchen und Unheiligen iſt! Wir leiden am Zu= viel=
unterlaſſen
. Wir leiden an der Stumpfheit. Pfingſten erleben
heißt: Wach ſein, aus der innerſten Lebendigkeit glühen! Pfing=
ſten
iſt Aufrüttelung, Sonnenſturm in innerſten Gefilden, daß
die letzte Falte mit Licht und neuer Kraft erfüllt werde! Pfing=
ſten
heißt ſich der Gewvalt eigener Herzenstiefen einmal bewußt
werden, ſich Rechenſchaft geben über das innerſte Haben an
ſtarkem echten Menſchentume. Zu Pfingſten muß man ſeine
Quellen fühlen und ihre feinen Gewalten. Man muß ſich mit=
ten
hineinſtellen in das: Eins iſt not! Man muß wachſen darin, die folgen ſollen, werden u. a. Themen behandelt ſein, wie eine
Man muß ſich ſammeln zu ſich ſelber und ſeinen Kräften; man
muß ſich im innerſten Kerne ſelber einmal ganz erfaſſen. In
dieſem Geſamterlebmis erſt iſt man der wirklich pfingſtliche und
auch pfingſtwürdige Menſch! Nur ſo kann man ſich und der Ge= der Bevölkerung des Moskauer Gouvernements.
ſamtheit zum Segen das große Notpfingſten unſeres Volkes
erleben, nur ſo glüht man ſich hinein in das machtvolle Empor
und Hindurch! Ja, hindury! Das iſt das Leitwort dieſer
Pfingſten! Um das Wort müßten Flammen wehen, ſieghaft und
ſchier unirdiſch. Und hineingeworfen in die Flammen all das lagsbuchhandlung, Stuttgart) äußerſt intereſſante Angaben über
Laue und Geſtrige, Philiſterhafte und Kleinliche! Das Neue
muß werden, und wenn es nicht bald wird, dann kommt das
große Zerbrechen.
Geiſt der Pfingſten, erfülle das ringende Volk!

C.K. Ein ruſſiſches mediziniſches Werk über den Weltkrieg.
Als die erſte Regierung aller am Kriege beteiligten Länder hat
die ruſſiſche ein amtliches Werk über die Wirkungen des Welt=
krieges
auf die Volksgeſundheit erſcheinen laſſen. Wie E.
Rösle in der Deutſchen Mediziniſchen Wochenſchrift aus=
führt
, ſetzte das ruſſiſche Volkskommiſſariat für Geſundheits=
weſen
eine beſondere Studienkommiſſion ein, um an der Hand
der noch vorhandenen Materialien den Einfluß des Krieges
auf die Volksgeſundheit in Rußland zu unterſuchen. Der erſte
Band, der erſchienen iſt, enthält Abhandlungen über den Ein=

O Heiliger Geiſt, kehr bei uns ein.
Von Hans Benzmann.
Den alten Pfingſt= und Troſtgeſang
hub an mein Herz zu ſingen,
als mich wie Schmerz die Luſt durchdrang,
mit der die Ströme gingen,
mit der das ganze deutſche Land
weithin in voller Blüte ſtand . . ."
Wer wollte da nicht fröhlich ſein!
Doch mein Herz wollt zerſpringen,
ich denk an Deutſchlands Schmach und Pein,
mir wollt kein Freud gelingen,
kein Liebes= und kein Lobgeſang,
ich ging am Rand der Welt entlang
und ſah den ſiebenfarbenen Schein
ſich heben von den Dingen
leer iſt das Sein, der Menſch allein,
die Kräfte ſinnlos ſchwingen!
Da ſtürz ich auf mein Angeſicht
und ſchrie und hör mein Schreien nicht . ..
Und ſchrie, ſchrie nach Gerechtigkeit
Hob mich entſetzt von der Heiden
Da war’s, als hätt’ mich der Schmerz befreit,
daß ich das tiefe Leiden
als wie ein höchſtes Glück empfand
So ſah ich wieder rings das Land
im Frühlingsglanz, ſah Freud bei Frohn,
gen Himmel gehn die Pfade,
ſah eine goldene Paſſion
und eine große Gnade:
allmächtig ſtrömte auf mich ein
der Dinge geiſterfülltes Sein
Geſchah mit gewaltigen Windes Braus
und ſprach mit tauſend Zungen
Da breit ich meine Arme aus
und hab mit Macht geſungen
den alten Pfingſt= und Lobgeſang
zu Deutſchlands geiſterhaftem Gang:
O heiliger Geiſt kehr bei uns ein
und laß uns deine Wohnung ſein! ..

fluß des Krieges auf das Wachstum der Bevölkerung, genaue
Angaben über die Kriegsverluſte, Statiſtiſches über Verwun=
dungen
, Krankheiten und Invalidität u. a. In den Bänden,
Ueberſicht über die Epidemien in Rußland, die Aenderungen
im Sanitätsweſen während des Krieges, das Fleck= und Rück=
fallfieber
, der Einfluß des Krieges auf den Geſundheitszuſtand
nk. Das Herz ein Perpetuum mobile. Das fauſtgroß: Herz
des Menſchen iſt ein Zehntel von ihm, und doch iſt ſeine Ar=
beitskraft
gewaltig und läßt nicht nach. F. Kahn hat in ſeinem
neueſten Werk Das Leben des Menſchen (Franckhſche Ver=
die
Tätigkeit des menſchlichen Herzens gemacht, aus dem ſich
folgendes entnehmen läßt: Seine Vergleiche ſind verſchiedener
Art, ſo geht er z. B. von dem Betrieb eines kleinen Fahrſtuhles
aus und findet, daß ein ſolcher durch die Kraft unſeres Herzens
in jeder Minute um 35 Zentimeter, in jedem Tag um 500 Meter,
in 10 Tagen auf die Höhe des Montblanc emporgetragen wer=
den
würde. Dann geht er von dem Herzen eines Neugeborenen
aus und baut es als Motor in eine gläſerne Kugel von 1 Kilo=
graunm
Gewicht, ſtellt es nun auf die Straßen einer Stadt, ſo
wird dieſes Kugelautomobil von der Kraft des ſchlagenden
Herzens getrieben und rollt in jeder Sekunde 1½ Meter dahin,
genau ſo ſchnell wie ein rüſtig marſchierender Wanderer. Das
Herz des Menſchen iſt ein Perpetuum mobile, es braucht nicht
Ruhe und Schlaf, gehr Tag und Nacht ſeinen regelmäßigen
Gang, wäre als Kugelautomobil in 24 Stunden über 100 Kilo=
meter
gerollt, käme in 5 Tagen von Berlin nach München, in
14 Tagen nach Rom und zwei Wochen ſpäter nach Afrika. Gegen
Oſten liefe es um den Aequator und wäre gerau nach einem
Jahr wieder im Weſten. Jahraus, jahrein läuft ſo das Heiz
als Perpetuum mobile um den Aequator der Erde, und da=

mit in einem Menſchenleben 70mal in gewaltigem Kreis von
40 000 Kilometer um dieſe. Nun beginnt die Kugel in dieſen
Jahren langſamer und langſamer zu laufen, ſchleicht nur noch
träge dahin, kommt nach Griechenland und Kleinaſien, ſtöckend
und zitternd durch Perſien, Afghaniſtan, Tibet, um vielleicht
hinten in der Mandſchurei, in einer aſiatiſchen Wüſte, ſtehen zu
bleiben. Das Herz hätte ſeine Arbeit getan, das Perpetuum
mobile des Lebens kam zum Stillſtand, zerfällt und kehrt ſtaub=
geboren
zum Staube zurück.
Dr. Bl.

Der Naturfreund

nl. Markierungspunkte des Vogelzuges. Bekanntlich
richten ſich die Vögel auf dem Zuge nicht an beſtimmte Zug=
ſtraßen
, ſondern die Mehrzahl von ihnen zieht in breiter Front
nach dem Süden. Nur beſtimmte Punkte, Markierungspunkte‟,
nennt ſie Dr. Wilh. Eckhardt=Eſſen in den Ornithologiſchen
Monatsheften ſcheinen ſich dem Gedächtnis der Zugvögel be=
ſonders
einzuprägen, ſie müſſen auf dem Zuge von ihnen paſ=
ſiert
werden. Derartige Oertlichkeiten, an denen ſich die Zug=
vögel
zuſammendrängen, ſind z. B. Roſitten, der Bosporus,
oder die Landenge von Panama. Das Herausfinden dieſer
Oertlichkeiten, ſchreibt Eckhardt, beruht vielleicht auf intellektu=
ellen
Fähigkeiten der Vögel: mögen nun einzelne alte Indivi=
duen
gewiſſer Vogelarten dieſe Punkte ihres Zugweges aus
Erfahrung kennen, oder mag die Wahl dieſes beſtimmten Zug=
verlaufes
bei anderen Arten auf einer Fähigkeit der Vögel be=
ruhen
, dieſe für ihren Zug als ganz beſonders geeignete Punkte
herauszufinden.

ck. Hand und Charakter. Die Frage, ob der Handdeute=
kunſt
ein berechtigter Kern zugrunde liegt, beſchäftigt in
unſeren Tagen wieder in ſehr ernſthafter Weiſe die Geiſter.
Man braucht dabei nicht an irgendwelche Geheimwiſſenſchaf=
ten
zu glauben, ſondern es laſſen ſich eine Fülle exakter Be=
obachtungen
anführen, auf denen die Chiromantik beruht. In
der Leipziger Illuſtrierten Zeitung weiſt Hans Freimark auf
dieſe durchaus nicht irgendwie myſtiſchen Zuſammenhänge hin.
Die Zukunft läßt ſich frrilich aus den Verſchiedenheiten der
Handbildung nicht entſchleiern; ebenſowenig laſſen ſich Erbſchaf=
ten
und reiche Heiraten vorausſagen. Was die Hand, ſowohl
in der Bildung ihrer Form wie im Linienverlauf der Innen=
hand
, anzeigt, ſind Charaktereigenſchaften, Fähigkeiten, und
von dieſen ausgehend kann man dann alle möglichen Beſtrebun=
gen
und Befürchtungen kombinieren. Aus Anlaß jedes Denk=
und Empfindungsprozeſſes entſtehen Zitterbewegungen der
Hand, die im Unterbewußtſein verlaufen, und es iſt durch Ex=
perimente
gezeigt worden, daß ſich das Volumen von Arm und
Hand durch phyſiologiſche und pſychologiſche Reizeinwirkungen
verändert. Beſonders haben die langjährigen, ebenſo gründ=
lichen
wie ſachlichen Unterſuchungen des franzöſiſchen Pſycho=
logen
Vaſchide gezeigt, daß die Hand einen Spiegel ſeeliſcher
und körperlicher Erlebniſſe und Neigungen darſtellt. Durch=
gemachte
Erkrankungen, ſtarke ſeeliſche Erlebniſſe, Tendenzen
des Unterbewußtſeins, Alter, Geſchlecht, Stand uſw. drücken
ſich in den feinen Abweichungen der Handbildung aus, und
zwar kann man ſolche Deutungen aus einem bloßen Abdruck
oder Abguß der Hand gewinnen, um die Wirkung des Geſamt=
eindruckes
der unterſuchten Perſönlichkeit auszuſchalten.

Allerlei Weisheit.
Der Redner, der bisher am längſten ſprach, nämlich un=
unterbrochen
26 Stunden lang, war ein Dr. Kosmos in Britiſch=
Columbia. Die Rede fand im Jahre 1880 ſtatt.
Kein Vogel fliegt gern, wenn er einen ſtarken Wind im
Rücken hat. Bei Sturm verkriechen ſich faſt alle Vögel.
In Irland vererbt ſich das Brautkleid viele Generatio=
nen
hindurch.
In Bahern gibt es ohne die ca. 14 000 Hektar großen
Seeflächen rund 27 000 Fiſchteiche.
In Neufundland gibt es keine Reptilien. Dort iſt noch
niemals eine Schlange, ein Froſch, eine Eidechſe oder ſonſt der=
gleichen
geſehen worden.
In Dänemark können ſich alle Mädchen gegen Eheloſig=
keit
verſichern. Sie erhalten dann in einem beſtimmten Alter
die verſicherte Summe ausgezahlt.

Geiſt und Geiſter.
Ein Pfingſtkapitel aus der Religionsgeſchichte.
Von
Theodor Kappſtein.
Goethes Zauberlehrling hängt uns allen von unſerer
Schulzeit her noch im Gedächtnis feſt: Hat der alte Hexenmeiſter
ſich doch einmal wegbegeben, und nun ſollen ſeine Geiſter auch
nach meinem Willen leben! Seine Wort’ und Werke merkt’ ich
und den Brauch, und mit Geiſtesſtärke tu’ ich Wunder auch.
Der Beſen wird zum Knechtsdienſt beſtellt, der Waſſerſchlepper
rüſtet das Bad, das Haus droht zu erſaufen; der den feuchten
Spender wiederum entkörpernde Bannſpruch iſt dem vorwitzigen
Lehrling entfallen. In ſeiner Angſt greift er zur Axt, die das
Beſenſtielweſen in zwei Hälften ſpaltet; zwei Waſſerträger
ſtatt des einen verüben weiteres Unheil mit dem allzu erfri=
ſchenden
Element. Bis in höchſter Not der Helfer naht als
Geiſter ruft euch nur, zu ſeinem Zwecke, erſt hervor der alte
Meiſter. Die Wahrheit leuchtet auf: Der Zauberlehr=
ling
wird die Geiſter, die er beſchwört, nicht
wieder los; der Zaubermeiſter gebietet ihnen.
Geiſt iſt immer, wo er aufblitzt, eine Kraft, die wir nicht
ſinnhaft greifen können. Geiſt ſteckt in der Materie, Gott iſt
Geiſt, wir ſind Geiſt, jede Zeit und jedes Volk bilden ſich ihren
Geiſt heraus. Geiſt verbindet und ſcheidet. Brütend ſchwebte
der Geiſt über den Urwaſſern und half das Chaos zum Kosmos
geſtalten. Der Geiſt macht lebendig zur Freiheit,
Abex die Geiſter? Wir kennen die dienſtwilligen Kölner
Heinzelmännchen, die zur Nacht ſo menſchenfreundlich ſich be=
tätigten
, bis das neugierige Schneiderweib die guten Gnomen
vertrieb. Oder wir denken an Goethes getreuen Eckart: Das
köſtliche Bier in den Krügen nimmt kein Ende, ſo lange die
Kinder den gütigen Geber (nach dem Raube ihrer Habe durch
das wilde Heer der durſtigen Unholdinnen in der Luft) als
gewieſenes Geheimnis hüten. Auch bei den Geiſtern iſt Dis=
kretion
Ehrenſache‟ Wer das keck mißachtet, muß es büßen.
In Goethes Fauſt gibt es die Umgangsregeln für den Umgang
mit den Geiſtern: Die Geiſterwelt iſt nicht verſchloſſen; du
gleichſt dem Geiſt, den du be reifſt, nicht mir, dem Erdgeiſtr 8 iſt
ein Geſetz der Teufel und Geſpenſter; wo ſie hereingeſchlüpft,

da müſſen ſie hinaus; die Hölle ſelbſt hat ihre Rechte. Einen
Zaubermantel zünſcht ſich Fauſt, den die Geiſter lockend um=
ſchweben
, der ſollt’ ihm um die köſtlichſten Gewänder, nicht feil
um einen Königsmantel ſein. Zum Zaubermantel kommt in
der Hexenküche der Zauberſpiegel, darin er die Schönheit des
Weibes ſchaut, und der verjüngende Zaubertrank, mit dem im
Leibe Fauſt Helena ſieht in jedem Weibe. Fehlen auch nicht
Mephiſtos Zauberſchlüſſel, die den dunklen Weg öffnen zu den
Müttern, zum Urgrund der Geſtalten, Ideen, Kräfte im Schat=
tenreich
, zum Mutterſchoß für alles Schöne, das dort ſchlummert,
das der Menſch allein zum Licht zu rufen vermag. Denn es iſt der
Geiſt, der ſich den Körper baut der Geiſt, der alle Tiefen durch=
forſcht
.
Geiſt ſchafft Feuerzungen, trunken wie von ſüßem Wein.
Geiſt macht Vogelſprache kund, weisheitsfroh wie Salomo.
Geiſter gingen um in jenen Sehern der isrgelitiſchen Antike, die
wir Propheten nennen: nicht, weil ſie die Zukunft vorausſagten,
ſondern weil ſie ihre Gegenwart zu deuten wußten. In ihrer
Seele, zweier Zeiten Schlachtgebiet, erlebten dieſe Dämoniſchen
die Berührung mit dem Urgrund des Kosmos, elementar bricht
das Wogen der Kräfte aus ihnen heraus. Einer, namens Amos,
ein ländlicher Schafzüchter, ſieht einen Heuſchreckenſchwarm das
friſche Frühlingsgras ſreſſen; wiederum ſchaut er ein Feuer, das
den Ozean auszutrocknen droht. Gott erſcheint auf der Stadt=
mauer
, ein Lotblei in der Hand, er zeigt ſeinem Vertrauten einen
Korb mit reifem Obſt. Jahve tritt vor den Altar und läßt den
Propheten an den Säulenknauf ſchlagen. Wunderliche Geſichte.
Anderthalb Jahrhunderte vor der babyloniſchen Gefangenſchaft
ſchaut der geniale jüdiſche Seher Jeſaja den Herrn der Heer=
ſcharen
auf hohem Thron ſitzend, ſeine Säume füllen den Tem=
pel
, die Erzengel rufen das Dreimalheilig aus. Und ſein exili=
ſcher
Kollege Jeremia erblickt viſionär einen Mandelbqumzweig
und einen ſiedenden Topf die Geiſter ſagen an: das Unheil
ſchäumt, frühe bricht es auf wie die Blüte des Mandelbaums,
das Gericht Gottes locht über wie das Mittagsgericht auf dem
Herde. So haben die Geiſter die Propheten geſchüttelt, von der
Viſion des jungen Moſe an, den der Geiſt des Bundesſtamm=
gottes
im feurigen Dornbuſch zum Befreier und Führer des
Volkes berief, bis zu dem Propheten, der den Geiſt ſich ergießen
hörte, daß Alt und Jung weisſagen, jeder von Gott gelehrt,
keine Unterweiſung mehr vonnöten; und nochmals bis zur ſoge=
nannten
Offenbarung des Johannes im Neuen Teſtament, der

ſeine ſchreckhaften Geſichte auf der Inſel Patmos in glänzenden
Farben malt: ſieben Sterne ſind ſieben Geiſter ...."
Indiens Weltreligion der weiſen Entſagung und der heiter=
gelaſſenen
Leidenswilligkeit führen Buddhas Anhänger auf ihres
Meiſters Innenſchau zurück, dem unter dem Feigenbaum der
Geiſt der Erleuchtung des Daſeins Sinn deutete und ſeinen Weg
ihm vorzeichnete zur Selbſterlöſung von der Maja, dem bunt=
ſchillernden
Schein des Welttruges, und von aller Laſt der eig=
nen
Luſt. Und in der geiſternden Berghöhe bei Mekka über=
bringt
der Engel geheimnisſchwere Schriftrolle an Mohammed
und heißt ihn leſen im Auftrag Allahs, ſo daß der Religions=
ſtifter
hinfort ſchwört bei den Planeten, der heranrückenden Nacht
und der Morgenröte: der Koran iſt die Wahrheit. Geiſt und
Wind bilden in der griechiſchen und der hebräiſchen Sprache die
gleiche Vokabel; Geiſt und Wind bewegen ſich nach ihrem Eigen=
geſetz
: man ſpürt ihre Wirkung, doch man weiß nicht, woher und
wohin. Der Geiſt der Furcht kennzeichnet den Sklaven, der zu=
verſichtliche
Sinn erfüllt die Kinder des Hauſes; der Geiſt der
Kraft bewährt ſich als Liebe und Zucht, als ſittliche Reinheit und
als brüderliche Haltung. Die unruhigen Geiſter in der Chriſten=
gemeinde
zu Korinth, die in Zungen redeten, rief der Apoſtel
Paulus zur Ordnung doch er ſelber erlebte abſonderliche
Nervenzuſtände, von deren Zuckungen er nicht genau ausſagen
konnte, ob er während ſolcher Ekſtaſen in ſeinem Leibe geweſen
ſei oder außerhalb des Körpers. Bis in den dritten Himmel,
(nicht ſiebenten) ſei er entrückt worden, Unausſprechbares habe
er vernommen. Denn die Geiſter der Propheten ſind nicht im=
mer
den Propheten untertan.
In Phrygien wucherte gegen Ende des zweiten chriſtlichen
Jahrhunderts eine ſchwärmeriſche Geiſterbewegung, die wir den
Montanismus nennen. Ihr Führer, ein früherer Prieſter der
Göttin Kybele, beſchreibt das Pfingſtfeſt ſeiner Seele mit den
poetiſchen Bildworten: Siehe, der Menſch iſt wie eine Leyer;
ich fliege herzu wie das Stäbchen, das die Leyer ſchlägt, der
Menſch ſchläft und ich wache. Gott verſetzt in Verzückung die
Herzen der Menſchen, derſelbe, der das Herz den Menſchen gibt.
Martin von Tours nährte ſich an der liguriſchen Küſte als
Eremit von Wurzeln; der böfe Geiſt bedrängte ihn in rotbren=
nender
königlicher Pracht. Der fromme Einſiedler befragt den
Teufel nach Chrifti Wundmalen da entweicht der Arge, Rauch
und unliebliche Düfte hinterlaſſend, Gottes Geiſt jedoch entreißt

[ ][  ]

Nummer 19

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgang 1923

Die Welt der Frau

Alſerlei Haustyrannen.
(Der Mann.)
Er iſt meiſt Hypochonder und als ſolcher kann er dem Leben
keinen Reiz abgewinnen. Weil das aber der Fall iſt, kann ihm
auch niemand etwas recht machen. Seine Tadelſucht fängt beim
Erwachen an, um erſt dann zu enden, wenn der Schlaf ſich auf
ſeine Lider ſenkt. Immer iſt gerade das Gegenteil von dem,
was er genießt, das ihm Erwünſchte. Nie iſt er zufrieden zu ſtel=
len
. Immer hat er zu tadeln und ein Wort des Lobes kommt
ſelten nur oder nie über ſeine Lippen. Die größte Zärtlichkeit
ſeiner Kinder, die liebevollſte Sorge ſeiner Gattin laſſen ihn kalt
und gefühllos. Entweder ſind dieſe für ihn ſelbſtverſtändlich,
oder er bemerkt ſie überhaupt nicht und empfindet ſie gar als
läſtig. Der Vater kommt! iſt ein Ruf, der die Kinder ſchredt,
und den die Frau fürchtet. Statt freudig erwartet zu werden,
zittert man vor ihm und atmet heimlich auf, wenn er das Haus
endlich verläßt.
(Die Frau.)
Meiſt gibt ſie Nervoſität als Urſache ihrer ſo unleidlichen
Eigenſchaften an. Mit Nervoſität ſucht ſie zu entſchuldigen, daß
ſie entweder die Kinder unabläſſig ermahnt und ſchilt oder zu
äußerſter Ruhe verurteilt. In Nervoſität wurzelt ihre ungleiche
Behandlung der Dienſtboten und ihre oft zu Tage tretende Un=
gerechtigkeit
dieſen gegenüber. Dieſes Leiden führt ſie an, wenn
ſie vom Reinlichkeitsteufel beſeſſen iſt und ſich und ihre Um=
gebung
durch das nicht endenwollende Reinigen des Hauſes in
immerwährender Unruhe hält. Auf dasſelbe Leiden führt ſie es
zurück, wenn ſie tagelang kein Wort ſpricht oder durch immer=
währendes
Tadeln Mann und Kinder quält und tyranniſiert.
Nervoſität iſt ihrer Meinung nach auch Schuld daran, wenn ſie
den Frohſinn des Mannes und ihrer Kinder nicht verträgt und
herbe, tadelnde Worte findet, wo dieſe auf volles Verſtändnis
rechneten. Die tyranniſche Frau iſt es auch, weiche den Mann
zum Pantofſelhelden macht, der ſchließlich um des lieben Friedens
willen ſich ihren Herrſchergelüſten beugt.
(Das Kind.)
Der Grund zur Tyrannei wird meiſt ſchon in früher Jugend
gelegt. Entweder iſt es das Einzige unter Geſchwiſtern vom
anderen Geſchlecht, das Neſthälchen oder ein beſonders ſchwäch=
liches
Kind. Als ſolches tat man ihm von Anfang an ſeinen
Willen, und die Macht der Gewohnheit führte dazu, daß es ſchon
nach kurzer Zeit zum Tyrannen der Familie wurde. Es iſt
ſchwer zufrieden zu ſtellen, weint und trotzt, wenn es ſeinen Wil=
len
nicht gleich durchſetzt. Will beſonders behandelt ſein, fühlt
ſich leicht zurückgeſetzt, erhebt ſich gern über die anderen Ge=
ſchwiſter
, hat viel beſondere Wünſche und keine beſondere
Lebensluſt. Nichts iſt ihm recht zu machen. Es tadelt am Eſſen,
am Trinken, den gebotenen geiſtigen Genüſſen, fürchtet Anſtreng=
ungen
, kurzum iſt blaſiert in jeder Beziehung. Gegen Verwandte
unhöflich, oft direkt ungezogen, den Eltern gegenüber ewig un=
dankbar
, hat es wenig Spielgefährten und kann doch die Verein=
ſamung
nicht vertragen, durch die es meiſt noch unleidlicher wird.
Wenn man dieſe drei Arten Haustyrannen näher betrachtet,
ſo meint man anfangs, daß ſie grundverſchieden ſeien. Das iſt
aber ein Irrtum, und das Heilmittel bei allen dreien iſt das
gleiche und heißt: Charakterfeſtigkeit und maßvoller Widerſtand.
Wenn der Mann die erſten Anzeichen ſeiner Haustyrannei zeigt,
dann ſollte ihn die Frau in maßvoller Weiſe auf das Unrecht
aufmerkſam machen, das er ihr oder anderen damit antut. In
gleicher Weiſe ſollte der Maun der Tyrannei der Frau einen
Damm entgegenſetzen. Daß aber ein Kind garnicht zum Tyran=
neir
werden kann und zu werden braucht, wenn man ihm und
ſeinen Neigungen nicht nachgibt oder ihnen, woſie ſchon entwickelt
ſind, mit Feſtigkeit und Ernſt begegnet, iſt ſelbſtverſtändlich. Nur
Fügſamkeit der Familienmitglieder ift ſchuld daran, wenn die
Tyrannei einzelner für ſie zur Laſt wird, denn:
Nicht die Tyrannen machen Sklaven. Nein,
die Sklaven ſelbſt erziehen die Tyrannen
ſagt Duclos.
Die Mode von heute.
Was unſere Frauenwelt im Sommer tra=
gen
wird. Frau Mode fordert vom ſchönfen Geſchlecht em=
ſigſte
Rührigkeit, unahläſſigen Fleiß und Ausdauer, wenn ſie
ſich mit all dem Schönen ſchmücken will, was ſie ihr für die kom=
mende
Sommermode zugedacht. Jedenfalls muß alles hand=
gearbeitet
ſein, was als Schmuck und Garnitur an der Sommer=
kleidung
die perſönlichen Reize der Trägerin unterſtreichen ſoll.
Neben reinweißen Sommerkleidern wird auch das buntgeſtickte
in gleichem Umfange, wenn nicht noch mehr wie jene, in Er=
ſcheinung
treten. Kreuz=, Blatt= und die verſchiedenen Zierſtich=
ſtickereien
zu ganzen breiten Borten, ſenk= und wagerecht auf dem
Rocke geordnet, oder zu einzelnen gefälligen Motiven zuſammen=
gefügt
und dann nur die breite Vorderbahn ſymmetriſch ſchmük=
kend
, können ſchon jetzt in Angriff genommen werden. Das

noch immer ziemlich tief gegürtete Leibchen an dieſen beſtickten
Sommerkleidern wird als weſentliche Veränderung am Halſe
vielfach eine breite, von innen nach außen umgeſchlagene Borte
zeigen, die entweder in Form geſchnitten oder gereiht, vereinzelt
auch mehrmals eingeſchlitzt, den Halsausſchnitt umgibt und
natürlich an den Rändern Gelegenheit zur Anbringung von
Handarbeiten bietet. Neben dem halb= oder dreiviertellangen
Glockenärmel, zeigt ſich ein mehrfach geſchlitzter weiter Bluſen=
ärmel
, der nur von hinten her den Arm in ſeiner ganzen
Länge deckt, um unten am Handgelenk mehrmals eingereiht oder
in ein Bündchen gefaßt zu werden, während zwei oder drei
ſchmale Stickereiſtreifen loſe nebeneinander herlaufend, bei jeder
Bewegung des Armes dieſen vollſtändig preisgeben. Eine reiz=
volle
Neuheit, die namentlich an heißen Sommertagen hochwill=
kommen
ſein wird. Den Leibchenſchluß markiert entweder ein
nur mäßig breiter Gürtel oder nur ein ſchmaler, zur Stickerei
angepaßter, farbiger Vorſtoß, während einzelne kleine, meiſt qug=
dratiſche
Motive in gleichmäßigen Abſtänden reihenweiſe nach oben
abſtufend, gleich einem dreieckigen Keil vom Leibchenrande auf=
wärts
, die ſonſt glatte Fläche desſelben recht reizvoll unterbrechen.
Derſelben Beliebtheit werden ſich aber auch am duftigen
Sommerkleide wieder all die derſchiedenen Ziernähte, Zierſpin=
nen
, feinen Häkeleien und Einſätze, erfreuen, die ſchon einmal vor
Jahren an jedem eleganten Sommerkleide ſein mußten. Ver=
einzelt
zeigen ſie ſich auch in farbiger Ausführung am weißen
Gewande oder in weißer am farbigen, hellblauen, lachsfarbigen,
altroſa, hellgrünen, flieder= und zartbeilchenfarbigem Sommer=
kleide
, wie denn auch das reinweiße Gewand irgenowie oder =too,
ſei es rechts oder links ſeitlich am Gürtelrande, ſei es am ſpitzen
Ausſchnitt der vorn geſchlitzten und zurückgeſchlagenen Bluſe ir=
gend
einen farbigen Effekt aufweiſen muß, um vollſtändig
modegerecht zu ſein. Das Neuefte iſt zu dieſem Zwecke ein ent=
zückendes
, völlig naturgetren gehäkeltes Sträußchen aus Woll=
blumen
mit Draht geſteiften, natürlich ebenfalls gehäkelten oder
umſponnenen Stielen, das mittels Kohinoors raſch angebracht
werden kann, ohne daß, wie bei Verwendung der bisher üblichen
M.
Sicherheitsnadeln der Stoff beſchädigt wird.
Der zeitgeinäße Haushalt.
Verblaßte Sportanzüge aufzufriſchen. Be=
kanntlich
leiden die blauen, grauen und grünen Leinenanzüge
dermaßen unter der Einwirkung von Luft, Licht und Sonne,
daß ſie oft nur ihres ſchlechten Ausſehens wegen ergänzt wer=
den
, obgleich ſie noch außerordentlich haltbar ſind. Weniger be=
kannt
iſt aber, daß ſie auch durch ſtarke Tranſpiration in der Halt=
barkeit
weſentlich beeinträchtigt werden und deshalb öfter als es
geſchieht, gewaſchen werden ſollten. Am beſten verwendet man
dazu ein gutes, fettes Seifenwaſſer, in dem man ſie gründlich
durchreibt und ſtaucht, worauf man ſie nochmals mit kochend=
heißem
Waſſer überbrüht, um jeden Schweißreſt zu entfernen.
Nun werden ſie ſchließlich durch eine gute warme Löſung von
Citocol im gewünſchten Farbton wieder aufgefriſcht. Etwas
Salz der Löſung beigefügt, ſowie nachfolgendes Spülen in leich=
tem
Eſſigwaſſer, bis dieſes klar bleibt, erhöht noch die Dauer
des erneuten Ausſehens. Man hänge ſie triefend naß ohne Aus=
winden
auf und bügle ſie noch halbfeucht von links trocken.
Fellvorleger gründlich auszuſchütteln und
aufzulockern. Man ſchüttle zur Staubentfernung die Felle
ſtets dergeſtalt aus, daß man ſie gegen den Haarſtrich anfaßt, ſo
daß beim Schütteln die Haare zurückſchlagen und durch die eigene
Schwere des Felles gelockert werden. Ein Ausſchütteln mit
dem Strich, alſo die Haare nach abwärts fallend, entfernt nur
die Hälfte des Staubes, und dieſer trägt noch nach und nach bei
ſtändigem Gebrauch des Felles zum Verfilzen der Haare bei. K.
Elberfelder Kringel. Ein Viertelpfund zerlaſſenes
Fett, 1 Ei, 1 geſtrichenen Teelöffel Trockenei, 1 Eßlöffel Zucker
und 1 Eßlöffel heißaufgelöſten Süßſtoff rühre man mit 1 Meſſer=
ſpitze
gemahlenem Zimmt recht ſchaumig und gibt dieſe Miſch=
ung
zu einem Hefeſtück, das man aus 35 Gr. friſcher Hefe, einer
Taſſe Milch oder Milchwaſſer und einem halben Pfund Mehl
alles leicht angewärmt) bereitete. Den gut bearbeiteten Teig
rolle man kleinfingerdick aus, beſtreiche ihn gleichmäßig mit
Marmelade, rolle ihn zuſammen, drehe die Rolle wie eine Schnur
in zwei Enden zuſammen, forme ſie zu einem Kranz, laſſe ſie
aufgehen und mit Milch beſtrichen dreiviertel bis eine Stunde
bei guter Mittelhitze backen. Verfeinern kann man den Geſchmack
noch, indem man die Marmeladefüllung mit geriebenen Nüſſen
oder Mandeln beſtreut, ebenſo den Kranz von außen damit ver=
ſchönt
.
E.
Speifezettel.
Sonntag (1. Pfingſtfeiertag): Ochſenſchwanzſuppe, Hammel=
braten
mit Miſchgemüſe, Rhabarberſüßſpeiſe mit
Vanilleſoße.
Montag (2. Pfingſtfeiertag): Kerbelſuppe, Spargelgemüſe mit
Kalbskoteletts.
Dienstag: Weiße Bohnen, ſüßſauer.
Mittwoch: Möhren mit grünen Erbſen und Abſtechklößchen.
Donnerstag: Graupen mit Kohlrabi und Peterſilie.
Freitag: Kartoffelſalat mit Rapunzchen und gebackenem
Seelachs.
Samstag: Kartoffelmus mit Zwiebelſoße.

den Asketen ſeinen Anfechtungen in Abrahams Schoß. Dieſe ver=
ſuchlichen
Geiſter entſtiegen den überreizten Sinnen und reiz=
ſamen
Nerven; Unterernährung und körperliche wie ſeeliſche
Marterung zerrütteten den Organismus; dann ſahen ſie den
Himmel ſich öffnen und die Hölle ihren Rachen aufſperren. Nicht
anders wirken die Geiſter, wenn der unbefriedigte Liebesdrang
himmelshungriger Jungfrauen ſie unter Faſtennot und Geißel=
ſtriemen
in die purpurne Flut taucht, ſo daß ſie ihr Herz mit
dem Herzen des Chriſtus tauſchen und der Himmelsbräutigam
ſeiner Erdenbraut, die ſich ſeine Wundzeichen (Stigmata)
anempfand, den myſtiſchen Verlobungsring mit ſeligem Kuß an
den Finger ſteckt. Jgnaz von Loyola, der ſpaniſche Begründer
des Jeſuitenordens, ſah den Geiſt Gottes als weißen Strahl
herabſteigen in die Hoſtie, alle Geheimniſſe entſchleiern ſich
ſeiner weltabgewandten Seele. Den nordiſchen Denker Emanuel
Swedenborg umgaben und bedrängten nach ſeinen ſeltſamen
Aufzeichnungen beſtändig die Geiſter, ſie deckten ihm die Zukunft
auf und hinderten ihn an einem rechtſchaffenen Lebenswerk.
Im Wunderland der Legende atmen wir in der Pfingſt=
geſchichte
der urchriſtlichen Apoſtelgeſchichte (Kap. 2). Wir leſen
die farbigen Bilder von den Himmelsfeuerzungen und dem
Brauſen und dem trunkenen Lallen in allen Weltſprachen und
wir verſtehen: Religion iſt tiefes, zwingendes
Leben.) Nichts Erklügeltes und nichts Gewolltes. Man kann
es ſich nicht geben, es kommt über uns. Die Quellen brechen auf,
die Lebensmächte als ſchaffende Gewalten, die unſer Daſein trei=
ben
und erhöhen. Das ergreift den ganzen Menſchen, das klingt
und klagt, das denkt und will im Geiſt. Und zwingt zur Arbeit
an Menſch und Volk; dieſer Erweis von Geiſt und Kraft ſchafft
die Gemeinde und wandelt die Welt.
Unſer Leben baut ſich in zwei Stockwerken auf (Fr. Th.
Viſcher); im Unterſtock des Naturbezirks herrſcht Not und Teu=
felei
: allenthalben lauern die Kobolde verſteckt, die uns jeden
Schabernack zufügen durch Stiche, Püffe, Ränke. Auch der hoch=
ſtrebende
Menſch bleibt abhängig vom Niedrigen und Häßlichen,
Zufälligen und Nichtigen. Dieſer Tücke des Objekts können wir
uns nicht entwinden. Aber darüber erbaut ſich die ſittliche Welt,
in der ſich das Moraliſche immer von ſelbſt verſteht: auch hier
herrſchen Geſetze, feſt über der Willkür, nicht fragend nach Luſt
und Unluſt, ein Unbedingtes, an ſich Wahres, Zeitloſes. In
ihrem treuen Dienſt überwinden wir als Humoriſten der Welt=
anſchauung
die Tragikomik unſerer Natur.
Geiſt und Geiſter! Singen die Geiſter über den
Waſſern von des Menſchen Seele, die wie das reine Naß vom
Himmel kommt, zum Himmel ſteigt und wieder erdwärts muß,
ewig wechſelnd . . =

Die Reiſe um die Erde.
Eine Legende von Fritz Martin Rintelen.
Als der Menſch an Gottes Hand das Gehen erlernt hatte,
wveitete ſich vor ſeinen jungen Füßen die Erde bis an den
goldenen Himmelsrand. Der Menſch verließ den freundlichen
Garten Gottes, brach einen Stab aus einer Hecke, wanderte,
um ſich die Ferne zu gewinnen. Aber das Ziel blieb immer
fern. Vor ſeinen Füßen, die müde und wund wurden, weitete
ſich die Erde unermeßlich; ſank der Menſch in die Kni=, hob
ſeine Arme, flehte: Gott gib mir, was ſchneller als meine
Füße iſt! Gott ſprach: Tor, warum eilſt du? Der Menſch
aber rief wieder: Gib mir, was ſchneller als meine Füße iſt!
Gott führte ihm das geſattelte und gezäumte Pferd zu; jauchzte
der Menſch im Sprung in den Sattel, jauchzte im verwegenen
Jagen über die Ebenen, hetzte das Pferd bergauf, über Buſch
und Graben, um ſich die Ferne zu gewinnen. Aber das Ziel
blieb immer fern. Vor den Hufen des erſchöpften Tieres
rauſchte das unermeßliche Meer, ſtieg der Menſch aus dem Sat=
tel
, hob ſeine Arme, flehte: Gott, gib mir, was über das Waſ=
ſer
ſeringt wie das Pferd über Land!"
Gott ſprach: Tor, warum eilſt Du, das Ende der Erde zu
finden? Der Menſch aber rief wieder: Gib mir, was über
das Waſſer ſpringt wie das Pferd über Land! Gott führte über
die bezwungenen Wogen das Schiff heran. Der Menſch
ſpannte die Segel über den Wind, flog über das Meer, um die
Ferne zu gewinnen. Aber das Ziel blieb immer fern. Jenſeits
des Meeres lag neues Land. Dort fiel der Menſch in die Knie,
hob ſeine Arme, flehte: Gott, nun gib mir, was ſchneller als
das Pferd iſt! Gott zürnte: Tor, warum eilſt du? Der Menſch
aber rief wieder: Gib mir, was ſchneller als das Pferd iſt!
Gott ſchuf einen Wagen, der ohne Pferde doch ſchneller als die
Kraft vieler Pferde war. Der Menſch ſprang auf den Führer=
ſitz
, ergriff das Steuer. Ratternd raſte das Automobil, um die
Ferne zu gewinnen. Aber das Ziel blieb immer fein. Ohne die
Schnellfahrt anzuhalten, flehte der Menſch: Gott, gib mir, was
ſchneller als dieſer Wagen iſt!
Gott ließ dem Motor Flügel wachſen; hob ſich der Menſch im
Flugzeug ſauſend in die blaue Luft, jagte vor dem Wind, ſchrie
ſeinem Flug in Funken blitzſchnell voraus. Aber das Ziel blieb
immer fern. Keuchte der Menſch im Strm der Luftfahrt:
Gott, gib mir, was ſchneller als dieſes Flugzeug iſt!
Gott aber ſchleuderte ſeine Flammen aus den Wetter=
wolken
, ſtürzte der Menſch jäh zur Erde, fand ſich am Ende der
Reiſe am Ort ſeines Ausgangs; und Gott ſprach zu ihm im
Donner des Zorns: Gehe!

Nummer 1
Mit der heutigen Nummer des Unterhaltungsblattes eröff=
uen
wir eine regelmäßige wöchentliche Schachecke. In erſter
Linie wird es uns um die Pflege der Schachproblemkunſt
zu tun ſein; wir werden beſtrebt ſein, gute, teilweiſe auch noch
nicht veröffentlichte Aufgaben zu bringen, die den Löſern
mancherlei Anregung bieten ſollen. Insbeſondere wird die neue
deutſche Problemſchule berückſichtigt werden. Früheſtens 4
Wochen nach dem Erſcheinen der Aufgaben werden die Löſungen
bekanntgegeben; die Namen von Einſendern richtiger Löſungen
werden wir veröffentlichen. Gelegentlich wird auch die eine
oder die andere intereſſante Partie gebracht werden.
Beiträgen aus dem Leſerkreis ſehen wir dankbar entgegen.
Wir freuen uns, zu Beginn mit einem wohlgelungenen
Urorntck des bekannten heſſiſchen Problemmeiſters aufwarten zu
können.
Aufgabe 1
Dr. Ado Kraemer in Gießen.
(Urdruck)
d

Prüfſtellung: Weiß: Kg2 Dd6 Le3 (3);
Schwarz: Ka5 Tb4 La3 Ba4 b5 c4 d3 (7), 3 +.
Aufgabe 2
Erich Zeplex in Evingſen.
(2. Preis im Kockelkorn=Gedenkturnier des Kölner Schachklubs 1921.)
Weiß: Kh8 De7 Tc2 e3 Lg1 g2 Sd8 (7);
Schwarz: Kd4 Dg4 Td1 d5 Le8 h6 Sg3 Bb5 c4 g7 h5 (11).
Matt in zwei Zügen.
Anfragen, Beiträge, Löſungen u. dgl. nur an die Redaktion
des Darmſtädter Tagblatts mit der Aufſchrift Schach.

Spiel und Rätſel

Röſſelſprung=Königszug.

mai im ſoll man men freu= bie= men wenn die vor ſo de lär= ſchwär= nen

Man beginne mit einem Röſſelſprung und ſetze abwechſelnd
mit einem Königszug und Röſſelſprung fort.
Carl Deubel.
Buchſtaben=Scharade.
Der Erſte iſt in Afrika,
Der Zweite iſt in Aſien,
Der Dritte in Auſtralien.
Der Vierte in Amerika.
In jedem Erdteil kennt
Man, was das Ganze nennt.
C. D.
Was iſt das?
Mit i ſoll es ſtets mit e erkennen;
Mit ü kanns ſchneller als ein Eilzug rennen.
Den kecken Buben, der es wagt, uns zu vollbringen,
Den werden wir hernach, als Straf, zur Buße zwingen.
Rätſel.
518. Streiche in einem Stück Hausrat verſchiedene Zeichen, doch
ſtell nicht Andere um! Du wirſt immer andere Sachen
erhalten: Zweierlei Tiere, auch einen Verſchluß, ein gro=
ßes
Stück Leinen, Ferner zwei Flüſſe, ein Maß und zu=
letzt
einen Zeitvertreib auch noch.
513. Nennt mir das Ding, deſſen Mehrzahl dasſelbige iſt wie
die Einzahl. Schulkinder ſpielen mit ihm und nicht min=
der
die eitelen Damen.
520. Die erſten zwei Drittel, das folgende Drittel, Das Ganze
ſind alle drei Nahrungsmittel. Die erſten zwei Silben
ergibt Silbe drei, Das ganze bleibt jedesmal übrig dabei.
Auflöfungen.
Füll=Rätfel: 1. Iris. 2. Mandel. 3. Wiedehopf. 4. Univerſität.
5. Nitroglyzerin. 6. Dipleidoskop. 7. Eiſernes Kreuz. 8. Renaiſſance.
9. Stereoſkop. 10 Chamiſſo. 11. Hantel. 12 Oſterreich. 13. Nachen.
14. Eiſenerz. 15. Nachmittag. 16. Magnetismus. 17. Obſervatorium.
18. Nebukadnezar. 19. Auerheiligen. 20 Thermometer. 21. Maulbeere.
22. Achſel. 23. Jſar. Im wunderſchönen Monat Mai.
Darmſtädter Silbenrätſel: 1. Dehli. 2. Aſchaffenburg.
3. Siak. 4. Haller. 5. Ehe. 6. Jalu. 7. Lorenz. Das Heiligkreuz.
Viſitenkarten=Rätſel: In einem kühlen Grunde‟.
Was iſt das?: Paſtorenkinder, Strauß.
Rätfel: 514. Kleinholz, kein Holz. 515. Gefallen, gefallen.
516. groß, Groß. 517. Menſch.

Verantwortlich; Max Streeſe,