Darmstädter Tagblatt 1923


16. Mai 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 134
Mittwoch, den 16. Mai 1923
186. Jahrgang

Japans Antwort auf das deutſche Angebot.
Berlin, 15. Mai. (Wolff.) Die japaniſche Botſchaft hat
heute nachmittag dem Auswärtigen Amt folgende Antwortnote
ihrer Regierung auf die Note der Reichsregierung vom 2. Mai
übermittelt:
Die japaniſche Regierung unterzog das neue Angebot, das
die deutſche Regierung in ihrem Memorandum vom 2. Mai Ja=
pan
, den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Ita=
lien
und Belgien vorlegte und das die geſamte Reparations=
frage
umfaßt, einer ſorgfältigen Prüfung. Die japaniſche Re=
gierung
iſt nicht in der Lage, ſowohl in Rückſicht auf den Geſamt=
betrag
der Reparationsſumme wie auch die Modalität der Zah=
lungen
, den Garantien im Reparationsplan, der den Hauptteil
des oben erwähnten Angebots ausmacht, ihre Zuſtimmung zu
geben. Angeſichts der Tatſache, daß Japans gegenwärtiges In=
tereſſe
in der vorliegenden Frage nicht ſo groß und nicht ſo vital
iſt, wie das der anderen Alliierten, an die die Note gerichtet iſt,
nimmt die japaniſche Regierung Abſtand, ſich über die Einzel=
heiten
des neuen deutſchen Vorſchlages zu äußern. Sie möchte
indeſſen den lebhaften Wunſch ausdrücken, die deutſche Regierung
möge weitere geeignetere Schritte in der Richtung unternehmen,
daß eine baldige freundſchaftliche Regelung der Reparations=
frage
auf einer billigen Grundlage erleichtert wird.
Parteiführer=Empfang beim Reichskanzler.
TU. Berlin, 15. Mai. Der für heute abend angeſetzte
Aelteſtenrat des Reichstags konnte nicht ſtattfinden, da der
Reichskanzler erſt am Mittwoch früh 9 Uhr die Vertreter der
Sozialdemokratſchen Partei und gegen 10 Uhr die Vertreter der
bürgerlichen Parteien zu einer Ausſprache über die po=
litiſche
Lage empfangen wird. Der Aelteſtenrat wird erſt
unmittelbar vor der Plenarſitzung zuſammentreten, und dann
erſt wird es ſich entſcheiden, ob es noch vor den Pfingſtferien zu
der großen politiſchen Ausſprache kommen wird.

Vom Tage.
Die Beſetzung der Anilinwerke in Ludwigshafen durch franzöſiſche
Beſatzungstruppen ſtellt einen neuen groben Rechts= und Vertragsbruch
dar. Die deutſche Regierung wird ſofort entſprechende Rechtsverwah=
rung
einlegen.
Die Fahrpreisermäßigung für Schülerfahrkarten wird Studieren=
den
nach wie vor nur zu den Semeſter= und Weihnachtsferien, nicht
aber auch zu den Pfingſtferien gewährt.
Wegen des Landens deutſcher Fiſcherboote in Aberdeen iſt in Lon=
18 deutſche Boote, in der übrigen Zeit 14 deutſche Boote wöchentlich
in Aberdeen landen dürfen. Wie bekannt, war wegen des Landens
deutſcher Fiſcherboote ein Streik der Aberdeener Fiſcher ausgebrochen.
Das engliſche Kabinett beſchloß, unverzüglich Schritte zu unter=
nehmen
, um die Freilaſſung aller nach Irland deportierten Perſonen
ſicherzuſtellen. Die Regierung werde eine Vorlage einbringen, durch
die dem Staatsſekretär des Innern, der die Deportierungsbefehle unter=
zeichnete
, Idemnität gewährt werde.
Der König und die Königin ſind aus Italien nach London zurück=
gekehrt
.
Bonar Law wird in England von ſeiner Erholungsreiſe zurück=
erwartet
.
getroffen und nach London weitergereiſt.
Wie Reuter aus Hankau meldet, iſt in der Umgebung der Stadt
eine Bande von etwa tauſend Räubern aus Hunan erſchienen, die als
Preis ihres Abzuges 150 000 Dollar und die Lieferung von Munition
fordert. Die Bewohner haben die Forderungen der Räuber abgeſehnt.
Die Ausländer ſind in großer Sorge und erwarten Unruhen. Jeder
Zug der Strecke PekingHankau führt einen Panzerwagen mit 40 Sol=
daten
und Maſchinengewehren mit ſich.
Dollarkurs in Frankfurt am 15. Mai,
abends /a7 Uhr: 44000.

Zweck der Beſetzung: Beſchlagnahme von Farbſioffen.

* Ludwigshafen, 15. Mai. (Priv.=Tel.) Heute mor=
gen
kurz nach 5 Uhr haben franzüſiſche Truppenteile die hier ge=
legenen
Werkanlagen der Badiſchen Anilin= und
Sodafabrik beſetzt. Den Arbeitern, die ihre Arbeits=
ſtätten
erreichen oder verlaſſen wollten, wurden die Ausweiſc
zum Betreten des Werkes nach anderen uns zugegangenen
Mitteilungen ſoll es ſich um die Päſſe handeln abgenom=
men
. Wie wir weiter erfahren, ſind außer den Direktions= und
Verwaltungsgebäuden auch die Fabrikanlagen in Ludwigshafen
und Oppau, ſowie die zum Werk gehörende Beamtenkolo=
nie
Frieſenheim von den Franzoſen beſetzt worden. Vor
dem Haupteingang des Ludwigshafener Werkes ſind Maſchi=
uengewehre
zur Aufſtellung gebracht worden. Die Be=
amten
= und Arbeiterſchaft wurde von den Beſatzungs=
truppen
aufgefordert, ihre Arbeitsſtätte zu verlaſſen.
Wie uns von Augenzeugen berichtet wird, ſollen franzöſiſche Offi=
ziere
ſich dahin geäußert haben, daß die Beſetzung des Werkes
nur von vorübergehender Dauer ſein werde. Von einer amt=
lichen
Stelle in Ludwigshafen wird uns noch mitgeteilt, daß die
Franzoſen in der Weiſe das Werk abgeſperrt halten, daß ſie
niemand hinein, aber auch niemand heraus laſſen.
* Ludwigshafen, 15. Mai. (Priv.=Tel.) Ueber die
militäriſche Beſetzung der Badiſchen Anilin= und
Sodafabrik wird noch folgendes mitgeteilt: Heute morgen
ſiegen 4 Uhr wurde franzöſiſche Kavallerie in de:
Jähe des am Rhein gelegenen Bezirksamtes zur Beſetzung der
Fabrik bereitgeſtellt. Gegen ½6 Uhr früh wurde der Oberbürger=
meiſter
von Ludwigshafen, Dr. Weiß, der Rechtsrat und der
Polizeirat der Stadt Ludwigshafen, ſowie der Bezirksamtmann
von Dolmetſchern benachrichtigt, daß ſie ſich um 7 Uhr früh bei
den franzöſiſchen Bezirksdelegierten in Ludwigshafen einzufin=
den
hätten. Den Spitzen der Stadtverwaltung und dem Be=
zirksh
auptmann wurde von dem franzöſiſchen Bezirksdelegierten
eine Mitteilung über die Beſetzung der Badiſchen Anilin= und
Sodafabrik und deren Zweck gemacht.
In dem in der Nähe des Oppauer Werkes gelegenen Städt=
chen
Oggersheim iſt eine Abteilung Infanterie in Stärke
von 500 Mann eingetroffen. Dieſe Truppenabteilung dient allem
Anfchein nach gleichfalls der Beſetzung der Badiſchen Anilin=
und Sodafabrik.
Beſchlagnahme von Milliardenwerten.

Auch die Farbwerke von Höchſt und Biebrich beſetzt.
Ueber den Zweck der heute vormittag erfolgten Beſetzung
der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik durch franzöſiſche Trup=
pen
wird von der Beſatzungsbehörde in Ludwigshafen mitgeteilt,
daß die Beſetzung erfolgt iſt zur Beſchlagnahme und zum
Abtransport der Farbenprodukte, die Deutſchland gemäß
dem Friedensvertrage an Frankreich und Belgien ſchulde. Die
Beſetzung erfolgte
1. um die Frankreich und Belgien geſchuldeten Produkte feſt=
zuſtellen
und
2. um die geſchuldeten Produkte zu beſchlagnahmen und ab=
zutransportieren
.
ie Operation dürfte etwa acht Tage in An=
ſpruch
nehmen. Während dieſer Zeit würden die Fabrik=
gebracht
ſind, beſetzt bleiben. Die Arbeiter und Angeſtellten
dieſer Fabrikbetriebe dürften während der Zeit der Be=
ſetzung
ihre Arbeitsſtätte nicht betreten. Wie die franzöſiſche
Beſotzungsbehörde in Ludwigshafen weiter mitteilt, ſoll es ſich
bei der Beſetzung der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik nicht
umeine Sanktionsmaßnahme, ſondern um eine ſoge=
der
franzöſiſche Bezirksdelegierte in Ludwigshafen weiter mit=
teilt
, ſind heute früh zu dem gleichen Zwecke, d. h. zur Beſchlag=
nahme
ven Farbvorräten, die Farbwerke von Höchſt a. M.
und Biebrich a. Rh. von franzöſiſchen Truppen beſetzt
worden.
Um Anſammlungen in der Nähe der Fabrik während der
heute früh erfolgten Beſetzung zu vermeiden, waren von den
Beſatzungsbehörden verſchiedene Sicherheitsmaßnah=
men
gerroffen. Der geſamte Straßenbahnverkehr im Stadtteil
Nord in Ludwigshafen, in dem die Badiſche Anilin= und Soda=
fabrik
liegt, war in der Zeit von 5 bis 8 Uhr vormittags ein=
geſtellt
. Außerdem war der geſamte Verkehr im Stadtteil
ſpontane Anſammlungen in dem Stadtteil und vor allem
vor dem Haupteingang der Fabrik zu vermeiden. Der Ver=
kehr
im Stadtteil Nord iſt ſeit 8 Uhr vormittags wieder normal.
Einzelne Poſtenketten dienen lediglich der Aufrechterhaltung der
Ruhe und Ordnung innerhalb der Stadt.
U. Uerdingen, 15. Mai. Die chemiſchen Fabri=
ken
Weiler ter Meer ſind heute morgen von franzöſiſchen
Truppen beſetzt worden.
Zur Beſetzung der Höchſter Farbwerke.

* Ludwigshafen, 15. Mai. (Priv.=Tel.) Da von den
geſamten Betrieben der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik ſo=
wohr
von dem alten Werk als auch von dem Werk Oppau wegeni
der durch die franzöſiſche Rheinzollgrenze hervorgerufenen Aus=
führſperre
ins rechtsrheiniſche Deutſchland und ins Ausland
ſeit vier Monaten faſt nur auf Lager gearbeitet werden konnte,
ſind die Vorräte an Farbſtoffen und Stickſtoffen in den Silos
der Fabrik ſehr groß. Es handelt ſich um Milliardenwerte.
Gehaltszahlung der Angeſtellien unmöglich.
* Ludwigshafen, 15. Mai. (Priv.=Tel.) Die Direk=
tion
der Badiſchen Anilin= und Sodawerke iſt von der Beſetzung
nicht benachrichtigt worden. Es iſt ihr bis jetzt auch keine offi=
zielle
Mitteilung über die Beſetzung zugegangen. Die unvorher=
geſehene
Beſetzung macht die am 15. Mai fällige Gehaltszahlung
an die Beamten und Angeſtellten heute unmöglich, da die Beam=
ten
der Hauptkaſſe wegen der Beſetzung nicht zu den zur Gehalts=
zahlung
beſtimmten Geldern gelangen können.

m. Höchſt, 15. Mai. Die Höchſter Farbwerke ſind heute
nacht militäriſch beſetzt worden. Es wurde der verſchärfte Be=
lagerungszuſtand
erklärt. Die Franzoſen forderten geſtern abend
von den Farbwerken fünf Perſonenautomobile an. Die Direk=
tion
verweigerte die Herausgabe. Daraufhin umzingelten die
Franzoſen dieſe Nacht die Werke mit Truppen, Tanks und Mi=
nenwerfern
und verweigerten heute früh den 12 000 Arbeitern
den Zutritt. Unter den Arbeitern verbreiteten ſie Flugblätter,
die von der Ablehnung des Verlangens nach Automobilen aus=
gehend
, von einer Sabotagegeſinnung der Induſtrieleitung über=
haupt
ſprechen und die Arbeiter auffordern, der Stinnesgruppe‟
keine Gefolgſchaft zu leiſten. Die Arbeiterſchaft bewahrte völlige
Ruhe und ſuchte nach Hauſe zu gelangen.
m. Höchſt 15. Mai. Heute früh wurde Landrat Zimmer=
mann
des Kreiſes Höchſt von den Franzoſen für abgeſetzt erklärt
und durch den Separatiſten Schulinſpektor Dr. Hindrichs, erſetzt,
deſſen Einſetzung als Landrat die Franzoſen, ſchon 1919 ver=
ſuchten
.

Die politiſchen Sicherungen
Einige Tatſachen.
Von
Dr. Bruno Rückert, Berlin.
Der beiſpielloſe Aufſchwung Deutſchlands nach dem deutſch=
franzöſiſchen
Kriege 1870/71 legte ſich wie ein Alp auf das fran=
zöſiſche
Volk, obwohl Deutſchland niemals eine aggreſſive Politik
don eine Vereinbarung getroffen worden, wonach von März bis Juni gegen Frankreich betrieb, wenngleich die deutſche Regierung mehr
als einmal vor 1914 Gelegenheit hatte, einen Präventivkrieg zu
führen, deſſen für Deutſchland glücklichen Ausgang man mit
Sicherheit vorausſagen konnte. Das Deutſche Reich hat vor dem
Kriege niemals ſeine Wehrmacht in einer Weiſe vermehrt, daß
man daraus Angriffsabſichten auf ſeine Nachbarn, ſpeziell Frank=
reich
, entnehmen konnte.
Bei Ausbruch des Krieges betrug die Friedensſtärke der
franzöſiſchen Armee 2 Prozent der Geſamtbevölkerung, die deut=
ſche
Amnee noch nicht einmal 1 Prozent der deutſchen Bevölke=
rung
. Die Wehrkraft des deutſchen Volkes war nicht voll aus=
geſchöpft
; auch nach Durchführung der Wehrvorlage von 1913
hätte 1915 die deutſche Wehrmacht erſt 1,15 Prozent der Geſamt=
Kraſſin iſt in Begleitung mehrerer Sekretäre in Folkeſtone ein= bevölkerung Deutſchlands ausgemacht. Die geſamte Wehrmacht
Deutſchlands und Frankreichs im Mobilmachungsfalle war gleich
groß, wobei man berückſichtigen muß, daß die Bevölkerung
Deutſchlands von 1871 bis 1910 auf über das Doppelte ange=
wachſen
war, diejenige Frankreichs faſt ſtagnierte. Der fran=
zöſiſche
General Buat ſchreibt ſelbſt, es ſei falſch, zu behaupten,
daß Deutſchland in Ausnutzung der Reſerven ſoweit gegangen ſei
wie Frankreich. Ferner iſt in Anſchlag zu bringen die geo=
graphiſche
Lage und der militäriſche Wert der beiden Bündnis=
ſyſteme
, wie ſie ſich im Weltkriege tatſächlich gegenüberſtanden,
wobei nur roch zu ungunſten Deutſchlands hervorgehoben wer=
den
muß, daß Italien und Rumänien für uns immer ein un=
ſicherer
Faktor waren, während ſie theoretiſch mit ihrer Wehr=
macht
der unſeren und Oeſterreichs hinzugerechnet wurden.
Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn verfügten im Sommer 1914
über ein Friedensheer von 1 239 000 Mann, Rußland und Frank=
reich
über 2 239 000 Mann, alſo über eine volle Million mehr
(nach Montgelas). Frankreich hatte alſo nicht den mindeſten
Grund, ſich vor 1914 durch Deutſchland bedroht zu fühlen.
Ebenſo ſind die Vorwürfe, Deutſchland habe den Gedanken
der Abrüſtung auf den Haager Konferenzen ſabotiert, gegen=
ſtandslos
, wie Graf Montgelas quellenmäßig in Deutſchland
und die Schuildfrage (Verlag für Politik und Wirtſchaft 1923)
nachweiſt. Allenfalls könnte der Vorwurf gerechtfertigt ſein,
Deutſchland habe auf der zweiten Haager Konferenz (1907) den
obligatoriſchen Schiedshof zu Fall gebracht. Aber es ging
in dieſer Frage völlig gleich mit acht anderen Staaten; ganz
abgeſehen davon, daß der vorgeſchlagene Schiedshof in erſter
Linie nur eine Inſtanz zur Löſung juriſtiſcher Streitfragen ſein
ſollte. Der Vorwurf wurde auch erſt im Weltkriege gegen uns
erhoben, als man ihn aus Propagandazwecken brauchte. Weſent=
lich
anders erteilte man unmittelbar nach Abſchluß der Konfe=
renz
, ſo die Times vom 30. Juli 1907: Aber die Vertreter der
größeren Staaten haben ſtändig die Ziele im Auge behalten, die
praktiſch erreichbar ſind. Dieſe Anerkennung muß den Vertretern
aller Großmächte und nicht zuletzt Englands gezollt werden.
Es ergibt ſich alſo, daß das Verhalten Deutſchlands vor dem
Kriege ſeinen Nachbarn, ſpeziell Frankreich, gegenüber durch die
gebäude, in denen die in Betracht kommenden Produkte unter= Weltkriegspropaganda in ihr Gegenteil verkehrt wurde. Mag
man dieſe Propaganda vom Geſichtspunkt der nationalen Ver=
teidigung
unſerer ehemaligen Gegner im Kriege verſtehen, ſo iſt
ihr Verhalten nach dem Kriege um ſo unverſtändlicher. Denn
wie geſtalteten ſich die Verhältniſſe nach dem Kriege?
Der Frieden ſollte geſchloſſen werden auf Grund der 14
Punkte Wilſons (8. Januar 1918) und der ſpäter von ihm ver=
liquute
Wiedererſtattungsmaßnahme handeln. Wie tretenen Grundſätze (4. Juli 1919 und 29. September 1918). Die
alliierten Regierungen hatten dieſe Grundſätze in einer Note an
den Präſidenten von Amerika angenommen als Friedensbafis
genau wie die deutſche Regierung. Sie erklärten ihre Bereit=
ſchaft
zum Friedensſchluß mit der deutſchen Regierung auf
Grund der Friedensbedingungen, die in der Anſprache des Prä=
ſidenten
an den Kongreß vom 8. Januar 1918, ſowie der Grund=
ſätze
, die in ſeinen ſpäteren Anſprachen niedergelegt ſind‟. Das
bedeutete, daß die Alliierten ſich bereit erklärten, volle Garan=
tie
zuzuſichern, daß die Rüſtungen der Nationen auf das kleinſte
Maß, das zur inneren Sicherheit nötig iſt, beſchränkt werden.
Was geſchah nun wirklich?
Deutſchland wurde entwaffnet, darf nur ein genau in allen
Nord in der Zeit von 5 bis 8 Uhr militäriſch verboten, um Einzelheiten vorgeſchriebenes Heer von 100 000 Mann halten
(Teil V des Verſailler Vertrages). Zu gleicher Zeit, als man
ſich bei der Formulierung der Friedensbedingungen in Verſail=
les
völlig einig war in der Frage der deutſchen Abrüſtung, daß
ſie näanlich reſtlos und rückſichtslos durchgeführt werden müſſe,
war Frankreich beſtrebt, ſich ſchleunigſt noch Sicherungen nach
ſeinem Wunſche zu verſchaffen. Foch verlangte den Rhein als
Sicherheitsgrenze (als ob der Rhein eine militäriſche Siche=
rung
in einem modernen Krieg bedeuten könnte!) und Loucheur
ſorderte als Korrelat zur militäriſchen Entwaffnung die wirt=
ſchaftliche
Kontrolle der Rüſtungs= und Munitionserzeugung,
Ueberwachung der deutſchen Induſtrie durch Ententeofſiziere
(beſonders der chemiſchen Induſtrie!), abſolute Kontrolle der
Kruppſchen Fabriken, des größten Teiles der rheiniſch= weſtfäli=
ſchen
Kohlengruben ſowie der abhängigen Metallinduſtrie durch
eine militäriſche Beſetzung Eſſens. Dieſen Forderungen gegen=
über
hatte Wilſon in Paris ſeine Grundſätze zu verteidigen, er
nannte das Programm der Franzoſen ein Programm der
Panik und verſteifte ſich auf gegenſeitige politiſche Sicherungen.
Der amerikaniſche General Tasker H. Bliß ſchlug vor, Deutſch=
land
zu entwaffnen bis auf ein Truppenkontingent, das zur
Aufrechterhaltung der Ordnung nötig ſei. Die Neutralität
Deutſchlands ſollte von allen Mächten garantiert werden, bis
Deutſchland in den Völkerbund aufgenommen ſei, wo es durch
dieſen geſchützt ſei (Art. X, XI der Völkerbundsakte). Es iſt
bezeichnend, daß für den Amerikaner die Sicherung Deutſchlands
im Vordergund ſtand, das außerhalb des Völkerbundes ſtehend
nicht den Schutz der erwähnten Artikel genoß, während Frank=
reich
durch ihn vollkommen geſichert iſt. Denn nach jenen Artikeln
verpflichten ſich die Bundesmitglieder, die territoriale Unver=
ſehrtheit
und politiſche Unabhängigkeit aller Bundesmitglieder
zu achten und gegen jeden Angriff von außen her zu wahren;
und weiterhin erklärt der Artikel Xl,1, daß jeder Krieg oder
jede Kriegsdrohung, möge dadurch eines der Bundesmitglieder

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zite 2.

Darnſtädter Tagblgtt, Mittwoch, deu 16. MRai 1923.

Rummer 134.

Unmittelbar bedroht werden oder nicht, eine den ganzen Bund
ungehende Angelegenheit iſt, und daß der Bund alle Maßregeln
treffen muß, die geeignet ſind, um den Völkerfrieden wirkſanr
zu halten. Wenn Frankreich heute glaubt, durch den Völker=
bund
nicht genügend militäriſch=politiſch geſichert zu ſein, ſo muß
es ſich bei ſeinen Verbündeten beſchwveren. Wie ſtellte ſich nun
Deutſchland zu ſeiner eigenen Entwaffnung? Nur zwei Zeug=
niſſe
dafür: Ju der Mantelnote zum Gegenvorſchlag der deut=
ſchen
Regierung zu den Friedensbedingungen ſchreibt Brockdorff=
Rantzau am 29. Mai 1919: Deutſchland bietet an, mit der eige=
uen
Entwaffnung allen Völkern voranzugehen, um zu zeigen,
daß es helfen will, das neue Zeitalter des Rechtsfriedens herbei=
zuführen
. Es gibt die allgemeine Wehrpflicht auf und ver=
ringert
, von Uebergangszeiten abgeſehen, ſein Heer auf 100 000
Mann. Es verzichtet ſogar auf die Schlachtſchiffe, die ihm ſeine
Feinde noch laſſen wollen. Und am 14. Februar 1919 erklärte
derſelbe als Außenminiſter in ſeiner Programmrede in Weimar
die bindende Unterwerfung unſerer Differenzen mit anderen
Staaten unter eine internationale Schiedsgerichtsbarkeit und den
Verzicht auf eine Rüſtung, die es erlauben würde, einen Nach=
bar
mit Machtmitteln zu überfallen‟. So konnte der Vertreter
eines Volkes, das auf Rebanche ſinnt, nicht ſprechen. Aber
Frankreich wollte ſeine Sicherungen. Auf der Waſhingtoner
Konferenz und in Genua lehnte Frankreich für ſich alle Rüſtungs=
beſchränkungen
ab, ebenſo ging es auf den von Lloyd George
rorgeſchlagenen Gottesfrieden nichk ein. Jnzwiſchen iſt die
deutſche Wehrmacht vollkommen zerſchlagen, und eine Reihe von
Ententekommiſſionen ſorgt dafür und gibt Frankreich die Ge=
währ
, daß ſie nicht wieder aufgebaut werden kann. Frankreich
ſchuf an Deutſchlands Grenzen einen Kranz von mächtigen Mili=, denen es trotz ſeiner angeblichen Armut militäriſche
Rieſenkredite gab. Frankreich unterhält das größte ſtehende Heer
der Welt und aller Zeiten, es nimnt im Gegenſatz zum Frie=
densvertrag
(Völkerbundsakte Artikel TXII. 5) Nekrutierungen
in den Kolonien vor, die Technik ſeines Heeres iſt einzig in der
Welt, ebenſo ſeine Materialausrüſtung, und zu alledem gewährt
ihm der Völkerbund noch Schutz.
Trotzdem iſt Deutſchland bereit, Frankreich Sicherungen zu
geben. Die Regierung Cuno hat im Verfolg der Politik Brock=
dorffs
den Weg gewieſen, wie Frankreich zu den gewünſchten
Sicherungen kommen kann. In ſeiner Hamburger Neujahrs= engliſchen und italieniſchen Note und hofft, dieſe Noten würden
rede ſchlug Cuno einen auf ein Menſchenalter ſich erſtreckenden,
von deu Parlamenten zu ſchließenden Rheinpakt vor, der Mini=
ſter
des Auswärtigen v. Noſenberg erklärte, daß die Dauer
eines ſolchen Vertrages nicht auf dieſe Zeit beſchränkt zu ſein
brauche. In dem letzten Reparationsangebot vom 2. Mai erklärt
die deutſche Regierung ſich wiederum zu einem politiſchen Ga=
rantievertrag
zwiſchen Deutſchland und Frankreich bereit, der
engliſche Außenminiſter Curzon hat ebenfalls den Plan gegeu=
ſeitiger
Sicherungen aufgegriffen. Auf welcher Seite liegt da
die Schuld, wenn die politiſche Befriedung Europas und damit
der ganzen Welt nicht zur Tatſache wird?
Unwillkürlich wird man an das franzöſiſch=ruſſiſche Abkom=
men
vom 11. September 1917 erinnert, in dem Rußland Frank=
reich
nach Beendigung des Krieges zugeſteht, die franzöſiſch= deut=
ſchen
Grenzen im Hinblick auf die ſtrategiſchen Notwendigkeiten
unter Einbeziehung der geſamten lothringiſchen Eiſenerzlager,
ſowie des geſamten Saarkohlenbeckens in franzöſiſches Gebiet
feſtzuſetzen. Weiterhin wird in dieſem Geheimvertrag beſchloſ=
ſen
, die übrigen auf dem linken Rheinufer gelegenen Gebiete,
die gegenwärtig einen Teil des Deutſchen Reiches bilden, ſind
gänzlich von Deutſchland abzutrennen und von jeder politiſchen
und wirtſchaftlichen Abhängigkeit zu befreien‟. Der Punkt 4
des Vertrages beſtimmt: Die außerhalb franzöſiſchen Territo=
riums
gelegenen linksrheiniſchen Gebiete ſind als autonomer
und neutraler Staat zu konſtituieren und ſo lange von franzöſi=
ſchen
Truppen zu beſetzen, bis die feindlichen Staaten ſämtliche auszukommen, benutzen werde.
in dem Friedensvertrag feſtgeſetzten Bedingungen und Garan=
tien
reſtlos erfüllt haben.
Zur Zeit des Abſchluſſes dieſes Geheimvertrages war Hert
Poincaré Präſident der franzöſiſchen Republik, der franzöſiſche
Botſchafter in Petersburg hieß Doumergue. Heute iſt Poincaré
Miniſterpräſident und Miniſter des Auswärtigen von Frankreich,
Herr Doumergue iſt Präſident des franzöſiſchen Senats.
Limburg beſetzt.
haben heute früh zwiſchen 3 und 4 Uhr den Bahnhof und die
Stadt Limburg a. d. 2. beſetzt. Insgeſamt ſollen zwei
bis drei Kompagnien eingerückt ſein. Die Sperrmaßnah=
men
der Franzoſen ſind ſehr ſtreng. Gegenwärtig finden
umfangreiche Hausſuchungen ſtatt. Die Reichsbahnver=
waltung
hat einen Pendelverkehr zwiſchen Ethpfen und Cam=
berg
und zwiſchen Ethofen und Weilburg a. d. L. eingerichtet.
Das Odenwaldmuſeum in Michelſtadt.
Wer weiß was davon? In der alten Burg iſt es unter=
gebracht
, in der Kellerei, von der der gemütvolle Treppenvorbau
Schätze, nicht prunkvolle Stücke, ſondern ſo mancherlei von altem die ein altes Butzenſcheibenfenſter umrahmen.
Uirväterhausrat, der uns immer wieder ſo ſehr.anſpricht, weil er
ohne Werkbund zweckmäßige, dem Auge wohltunende For=
men
hat und ſo herrlich einfach iſt.
Zu Pfingſten 1911 iſt das Odenwaldmuſeum aufgemacht
uorden und hat ſich nie über mangelnden Beſuch zu beklagen
gehabt. Aber ſo viele ſind bloß ſtumpfſinnig durchgelaufen; mit
riner So=tun=als=ob Miene haben ſie nicht gemerkt, daß die Hei=
mat
ſie anſpricht, die Gefühlswelt des Geſtern und Vorgeſtern,
die irgendwie mit der von heute in Verbindung ſteht. Denn
alles iſt Entwicklung, nur aus geſunder Wurzel ſproßt der ge=
ſunde
Stamm. Wir aubeiten daran, daß die Heimatmuſeen
lebendige Quellen werden, nicht bloß Raritätenſchubladen ſind.
Schon im Aufbau der Sammlungen muß ſich das zeigen. Die
Beziehung zum Leben iſt uns wichtiger als die wiſſenſchaftliche
Gründlichkeit und Syſtematik, und da erleben wir im Michel=
ſtädter
Muſeum viel Freude.
Es iſt gar nicht klein. Den Eindruck gewinnen wir ſchon
Dieſer Gang iſt von den einzelnen Ausſtellungsräumen nicht ge=
trennt
, ſondern zieht durch ſie alle hindurch, ohne daß Zwiſchen=
wände
den Blick aufhalten. Die drei erſten Zimmer ſind alkoven=
artige
Näume, deren Eigenart ſofort durch den verſchiedenen
Anſtrich ins Auge fällt.
Im erſten Raum ſind landwirtſchaftliche, haus= und hand=
gewerbliche
Gegenſtände verſammelt. Da einige hölzerne Grab=
holz
und mit Eiſen beſchlagen, wie ſie früher im Odenwald all=
gemein
zum Graben benutzt tuurden.
daher polizeilich heute verboten. An der Mittelwand eine Bäcker=
auslage
, auf der einſt in König die friſchen Brotlaibe und die hiſtoriſcher Zeit im Odenwald, ſoll ſie aus der Ziegelei ſtammen,
Wecke zum Kaufen einluden. Auch ſie iſt heute verſchwunden,
denn der Autoſtaub vertreibt ja ſo vieles von unſeren Landſtraßen.
Den meiſten Platz die Art der Sammlungen wird hier nur
durch eine Auswahl von Gegenſtänden charakteriſiert nehmen
die zahlreichen Geräte ein, die einſt der Hanf= und Flachsbear=
beitung
dienten. Reffkämme mit ihren ſtarken Eiſenzähnen zur
Ablöſung der Samenkapſeln, die Brechen, durch die nach dem
Rotten und Röſten die Hülſen zerſtört wurden, die Hanfſchwin=
gen
mit hölzernen Schwingmeſſern, die Hecheln mit ihren vielen
Eiſenzähnchen, die fo hübſch ſingen. Auch Garnhaſpeln, Garn=
befinden
ſich auch zwei alte Zunftzeichen, die einſt als Einladung
für den zunſtechten Bruder Straubinger über den Türen der

Limburg, 15. Mai. (Priv=Tel.) Heute nachmittag
4 Uhr iſt Limburg von den Franzoſen wieder geräumt
worden. Die Franzoſen haben dort einen Anſchlag hinter=
laſſen
, daß Limburg ab 16. März zum beſetzten Ge=
biet
zu rechnen ſei, und zwar mit der Maßgabe, daß nun= ſchlagnahmten geſtern die Franzoſen die Kaſſe mit 25 Mil=
mehr
alle Stationen der Strecke NiedernhauſenLimburg jetzt lionen. Der Betrieb mußte deshalb eingeſtellt werden.
zum beſetzten Gebiet zu rechnen ſeien. Sämtliche Stationen
zwiſchen Camberg und Limburg, beide Orte eingeſchloſſen, ſind, dierende General erließ eine Verordnung, wonach den Militär=
nun
unbeſetzt. Der Betrieb LimburgGießen, Limburg- Cam=
berg
und LimburgWeſterwald iſt wieder aufgenommen worden.
Engliſche Kritik an Curzons Note.
* London, 15. Mai. (Priv.=Tel.) Das Urteil des Man=
cheſter
Guardian, zur Note Curzons an Deutſchland iſt dieſes=
In der hauptſächlichſten Frage iſt die Note gut. Das wichtigſte
Note die Verhandlungen fortſetzen und ein neues, beſſer formu=
liertes
Angebot machen kann. Dagegen iſt die Note unnötig
ſtreng im Ton und ihre Einwände gegen das deutſche Angebot
ſind nicht ſtichhaltig. Deutſchland hat ſeinen ganzen Reichtum ihren Familien ihre Wohnungenräumen.
angeboten. Wenn man Deutſchland zu verſtehen gebe, nicht
über die Nuhrfrage zu ſprechen, ſo könnte Deutſchland, ſolange
dieſe Frage nicht geregelt ſei, überhaupt nichts anbieten.
daß die engliſche Regierung weder einen feſten Plan noch die
Entſchlußkraft hat, irgendeinen Plan durchzuführen.
Italieniſche Hoffnungen und Befürchtungen.
* Rom, 15. Mai. (Priv.=Tel.) Die italieniſche Preſſe
ſtimmt im allgemeinen den beiden Noten zu und hofft, daß
durch ſie die Löſung der Reparationsfrage näher gerückt ſei.
Giornale d Italia ſagt, Italien könne bei ſeiner prekären
Lage nicht weiter gehen, falls nicht ſeine Schuldenlaſt gegenüber
den Alliierten vermindert werde. Die Tribung weiſt gleich=
falls
, wie dies auch der Finanzminiſter in ſeiner geſtrigen Mai=
länder
Rede tat, auf die unmögliche Verknüpfung der Schulden=
frage
mit der Reparationsfrage hin. Die italieniſche Regierung
volle trotzdem Deutſchland möglichſt entgegenkommen. Gi=
rondolobt
den Gerechtigkeitsſinn und die Friedenstendenz der
in Berlin eine günſtige Aufnahme finden, ſo daß neue deutſche
Vorſchläge ein neues Erſtarren der bereits über den toten Punkt
hinweggekommenen Lage verhinderten. Die Ideg Nazio=
nale
freut ſich, daß die zähe franzöſiſche Intrige, die England
über Italiens wahre Politik täuſchte und ihm eine angeblich
unauflösliche italieniſch=franzöſiſche Solidarität vorſpiegelte, völ=
is
geſcheitert ſei. In London ſei man heute über die wahren
Abſichten Italiens völlig aufgeklärt und nichts ſtehe einer hof=
fentlich
dauernden und energiſchen gemeinſamen Aktion Ita=
liens
und Englands entgegen. Peſſimiſtiſch äußert ſich die
Epocca, die keinen baldigen Friedn vorausſieht, denn Frank=
reich
kehre täglich den Erobererwillen heraus.
Die engliſch=ruſſiſche Spannung.
London, 15. Mai. (Wolff.) Die Preſſe befaßt ſich ein=
gehend
mit der ruſſiſchen Antwortnote. Der heutigen Debatte im
Unterhaus über die ruſſiſche Frage, bei der, wie verlautet, außer
Namſay Macdonald auch Lloyd George über die Aufhebung werden.
des von ihm abgeſchloſſenen britiſch=ruſſiſchen Han=
delsabkommens
ſprechen wird, wird mit größtem Inter=
eſſe
entgegengeſehen.
Das Daily Chronicle, das in der ruſſiſchen Antwort
Anzeichen eines verſöhnlichen Geiſtes ſieht, gibt der Hoffnung
Ausdruck, daß die britiſche Regierung die durch die ruſſiſche Note
gebotene Gelegenheit, aus dem Zuſtande des Ultimatums her=
Die Daily News meint, die ruſſiſche Antwort gebe dem
Kabinett eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Ultimatum ohne
Preſtigeverluſt auszulöſchen.
ruſſiſchen Note der Beweis, daß die ruſſiſche Regierung beſtrebt
ſei, eine Regelung auf friedlicher Grundlage zu erzielen. Die
ruſſiſche Note ſchreibe mit Recht den größten Teil der Schwierig=
keiten
der Weigerung gewiſſer Mächte zu, die ruſſiſche Regierung
auf der Grundlage der Gleichberechtigung zu behandeln.
Der Daily Telegraph führt aus, es ſei klar, daß in
Moskau gewünſcht werde, die Folge des während der letzten betragen. Hinzu tritt ein Frauen= und Kinderzuſchlag von je
Limburg, 15. Mai. (Priv=Tel.) Die Franzoſen zwei Jahre getriebenen gefährlichen Spieles von den Sowjets
abzuwenden; wenn man ſich des Eifers erinnere, mit dem die
Herbeiführung des Handelsabkommens betrieben worden bis Aenderung ein, als höhere Ortszulagen als 100 Prozent vom
ein Erfolg erreicht worden ſei, ſo ſei dies verſtändlich. Curzons
energiſche Darlegung der Tatſachen habe ſofort gewirkt. Der folgte unter dem Vorbehalt der Zuſtimmung des Kabinetts uud
ler geweſen, obgleich einige führende Induſtriellen in England und Reichstag.
dafür geweſen ſeien. Der Fehler würde ſich jedoch noch beträcht=
lich
vergrößern, wenn dieſes Abkommen in der jetzt entſtandenen
Lage aufrecht erhalten würde.
EEmHH
Mühlrad, das Wahrzeichen der Bäcker und Müller, und drei ge=
kreuzte
Gerbermeſſer, das Zeichen der Gerber.
Die linke Wandſeite des erſten Raumes ſtellt ein Stück
Außenſeite eines alten Michelſtädter Hauſes dar, eine Schindel=
wohl
jedem Darmheſſen bekannt iſt. Es birgt viele herrliche, wand mit den ſieben am Ort gebräuchlichſten Schindelformen, iſt die buntbemalte Holzfigur aus dem Amorbacher Kloſter=
Hinter dieſer Wand im Zwiſchenraum iſt eine Oden=
wälder
Bauernküche eingerichtet. Ueber dem Herd der rußige
Nauchfang für die Würſte und Speckſeiten. Die ſchweren eiſernen
Kroppen, die Feuerzange fehlen nicht. In der Ecke dort eine
altertümliche Mauſefalle, die nur ſelten einem Mäuslein etwas
zuleide tut. Auf den Wandbrettern köſtliche Ton= und Zinu= nachdenkt über ihren Zweck, ihre Art, und ſeine Freude an
geſchirre, auf dem Tiſch zwei große irdene Familienſchüſfeln,
glänzende Stücke Odenwälder Häfnerkunſt. Auf der einen ſteht:
Fiſche, Fleiſch und Brühen, das eſſe ich in der Frühen, Anno
Domini 1801. Auch alte Oelfunzeln ſind da.
Von der Küche kann man in die Bauernſtube eintreten,
blau getüncht und gemuſtert, in der Mitte ein feſter, eichener
Bauerntiſch mit gekreuzten Beinen, drum herum Bauernſtühle
mit verſchiedenartigen Rückenbrettern. Aus dem 18. Jahrhundert
iſt eine alte Schreibkommode da, mit ein paar alten Schmökern,
der zuſammengeflickten Großvaterbrille und einem alten hölzer= beſonders auf die Schönheit des Teints hat, iſt ein alter Er=
beim
Eintitt in den langen Gang, der das Ganze durchzieht, malte Wiege. Im Bauernſchrank wird unter anderem auch das Schönheitsdoktoren empfehlen daher zur Beſeitigung von Nun=
aus
dem 16. Jahrhundert ſtammende Nichtſchwert der Unter=
zent
, Solinger Arbeit, uufbewahrt. Die Wände ſind mit paſs Radieschen, die man zum Frühſtück zu ſich nimmt, eine glatte,
ſenden Bildern geſchmückt, die bekannte Odenwälder Perſön= weiche und ſchöne Haut hervorrufen. Eine berühmte Schönheit,
ſtänder, auf dem einſt Kienfackeln brannten, ſteht hier.
anderen die Vergangenheit betreffenden Bildern das Bildnis
ſcheite (Schoren), geſchnitzt aus einem einzigen Stück Buchen= des Gründers der Sammlung, Rudolf Marburg, der am 6. Mai als auch ihrem Auftreten vorbeugt. Wer eine unreine Haut be=
Dort große Doppeljoche für das Rindvieh Tierquälerei, herſtellung der Michelſtädter Kirche zutage gefördert, wurden, liche Genuß von Salaten aller Art empfohlen. Als ihr wichtigſtes
ferner eine römiſche Dachpfanne. Als eines der älteſten Stücke
welche die Römer im 3. Jahrhundert nach Chriſti Geburt in der
Nähe der heutigen Holzfabrik von Rexroth=Lynen betrieben bereitet, wird aus Perlgerſte hergeſtellt, die in Roſenwaſſer auf=
haben
, und in der ſpäter wohl auch Einhard die großen Back= gelöſt iſt. Dieſe Miſchung wird dann durch ein feines Mouſſe=
men
des Zieglers, iſt eine kleine Sammlung da (das älteſte
Stück von 1743). Alte Waffen= und Jagdgeräte, ein Abdruck des
älteſten Stadtſiegels mit der Inſchrift Sigillum Cünitatis Am Morgen wird dann die Haut mit deſtilliertem Waſſer ge=
Aichelstadtiensis, der gemeinſame Zunftſtempel mit den Ab=
zeichen
der Schreiner, Glaſer, Küfer, Dreher, Schloſſer, Büchſen=
winde
, Spinnräder und Webſtuhl fehlen nicht. In dieſem Raume macher und Wagner und der Inſchrift: Das vereinnigde Hand= Kamillentee, bevor ſie ſich dem Schlaf überläßt, und das Zu=
undert
), Zunftbüche
Wanderbücher,
16.

Von Ruhr und Rhein.

Düſſeldorf 15. Mai. (Wolff.) Bei der Zahlſtelle De=
rendorf
der Düſſeldorfer Erwerbsloſenfürſorge be=
Duisburg, 15. Mai. (Wolff.) Der belgiſche komman=
behörden
das Recht zuſtehen ſoll, die Schaufenſter der =
den
zum Anſchlagen aller amtlichen Bekannt=
machungen
in Anſpruch zu nehmen. Gegen die Verordnung
legte der ſtellvertretende Regierungspräſident in Düſſeldorf,
Oberregierungsrat Lutterbeck, in einem Schreiben an den Gene=
ral
Nechtsverwahrung ein.
TU. Eſſen, 15. Mai. In Eſſen ſind heute ſämtliche
Moment liegt darin, daß die deutſche Regierung auf Grund der Fernſprechleitungen von den franzöſiſchen Beſatzungstruppen
durchſchnitten worden.
Düſſeldorf, 15. Mai. (Wolff.) Auf Befehl der fran=
zöſiſchen
Beſatzungsbehörden mußten 45 Eiſenbahner mit
Eſſen, 15. Mai. (Wolff.) Der Landrat des Landkreiſes
Eſſen richtete an General Degoutte ein Schreiben, in dem ar
gegen die den Städten Kettwig und Werden auferlegte
Der Evening Standard ſchreibt: Man hat den Eindruck, Beldbuße von 25 Millionen Mark, ſowie gegen die
beabſichtigte Feſtnahme von Geiſeln im Falle der Nichtzahlung
der Geldſtrafe ſchärfſte Verwahrung einlegt.
Dortmund, 15. Mai. (Wolff.) Der Verleger Lenſ=
fing
wurde heute nachmittag aus der Haft in Caſtrop entlaſſen,
nachdem er zu einer Geldſtrafe von einer halben Million Makk
verurteilt worden war.
TU. Bodelſchwingh, 15. Mai. Am 13. Mai wurde hier
eine Frau von einem franzöſiſchen Fouragewagen überfahren.
Sie iſt ihren Verletzungen erlegen.
Stärkere Beſetzung von Gelſenkirchen.
EU. Gelſenkirchen, 15. Mai. Die Stadt Gelſenkirchen,
die ſeit einiger Zeit nur noch eine kleine Beſatzung hatte, erhielt
heute morgen die Mitteilung, daß ſie nunmehr im Innern von
einer größeren Truppenmaſſe belegt werden würde. Im Laufe
des Vormittags erſchienen drei Offiziere und zwanzig Mann
auf dem Nathaus und teilten dem Oberbürgermeiſter mit, daß
ſie als Quartiermacher für ein Bataillon kämen, für das die
frühere Unterkunft der Schupo auf dem Flugplatz auserſehen ſei.
Gleichzeitig wurde angekündigt, daß zwei weitere Bataillone fol=
gen
würden. Ein Grund für die Beſetzung wurde nicht ange=
geben
, ſondern es wurde lediglich betont, daß es ſich nunmehr
um die dauernde Beſetzung handele.
Unmenſchliches Vorgehen bei Ausweiſungen.
Köln 15. Mai. (Wolff.) Das unmenſchliche Vor=
gehen
der Franzoſen bei der Ausweifung der
Eiſenbahner erfuhr heute morgen, eine neue Beſtätigung.
In Altenlirchen wurden heute morgen 8.45 Uhr wiederum 25 Fa=
milien
, insgeſamt 100 Perſonen, ohne vorherige Ankündiguug
aus dem beſetzten Gebiet ins unbeſetzte Deutſchland abgeſchoben.
Es wurde ihnen keine Zeit gelaſſen, das Allernotwendigſte mit=
zunehmen
, ſogar die Wäſche und dergleichen mußte zurückgelaſſen
Ueberführung Worowskis nach Berlin.
EU. Lauſanne, 15. Mai. Die ruſſiſche Delegation iſt
heute morgen nach Berlin abgereiſt. Die Leiche Worowskis wird
mit dem gleichen Zuge nach Berlin überführt, um von dort nach
Moskau gebracht zu werden. Der bei dem Attentat verwundete
Ahrens wurde auf einer Krankenbahre in den Wagen getragen.
Reichsarbeiterlöhne für Mai.
Berlin, 15. Mai. (Wolff.) Die Beſprechungen mit den
Die Weſtminſter Gazette ſchreibt, wichtig ſei in der Shitzenorganiſationen, über die Feſtſetzung der Löhne der
Reichsarbeiter für Mai, die geſtern nachmittag im
Reichsfinanzminiſterium begannen, führten zu einer Eini=
gung
dahin, daß der Spitzenlohn des Handwerkers in der
Ortsklaſſe 4. auf 1005 Mark für die erſte Hälfte, auf 1350 Mart
für die zweite Hälfte des Mai feſtgeſetzt wird. Der entſprechende
Stundenlohn des ungelernten Arbeiters ſoll 942 bezw. 1263 Mart
75 Mark für die Stunde. Zuſammenhängend mit dieſer Rege=
lung
tritt im Syſtem der Ortslohnzulagen inſofern eine
1. Mai ab nicht mehr gewährt wverden. Die Verſtändigung er=
Abſchluß des engliſch=rufſiſchen Handelsabkommens ſei ein Feh= der Bereitſtellung der erforderlichen Mittel durch den Reichsrat
Ueber die entſprechende Regelung der Beamten= und Au=
geſtelltenbezüge
finden heute nachmittag im Reichsfinanzmini=
ſterium
Verhandlungen ſtatt.
Hhm Hhann
zaubern alte Zeiten herauf. Bergwerkslämpchen erinnern an
die Zeiten, da in dortiger Gegend nach Erz gegraben wurde.
Auch das Zunftzeichen der Weber ein Webſchiff mit zwei ver=
goldeten
Löwen iſt hier aufgeſtellt. Eine Zierde des Muſeums
gebiet, wahrſcheinlich Jakobus den Aelteren darſtellend. In dem
alten Eichenſchrank ſind etliche Trachtenſtücke aufbewahrt, wäh=
rend
auf der äußeren Rückwand diele alte Lebkuchenformen auf=
gehängt
ſind. Es iſt hier nur einiges erwähnt.
Das rechte Gefühl, daß dieſe Dinge alle aus dem Lebent
ſtammen, kommt einem erſt, wenn man davor ſteht und ſtille
ihrer Geſtaltung hat. Da tritt es dann leicht ein, daß die Fülle
um einen verſchwindet und daß zu der Schüiſſel vor uns ſich in
der Phantaſie der biedere elte Häfner geſellt, daß ſeine Zeit in
Gedanken vor uns lebendig wird, das Leben im Ort, das Leben
im Odenwald. Dann erſt hat das Odenwaldmuſeum ſeinen
Zweck erreicht.
Urr.
* Gemüſe als Schönheitsmittel. Daß die Ernährung einen
großen Einfluß auf die äußere Erſcheinung des Menſchen und
nen Tintenfaſſe. Neben dem echten Bauernbett ſteht eine be= fahrungsſatz, der bereits in der Antike ausgeſprochen wurde.
eln reichliche Ernährung mit Gemüſen, und beſonders ſollen
lichkeiten oder Landſchaften darſtellen. Auch ein alter Fackel= die noch mit 60 Jahren einen vollendeten Teint beſitzt, teilt in
einem Fachblatt der Weiblichkeit dieſes ebenſo einfache wie im
Der vierte Naum iſt der größte. Hier hängt außer vielen Frühling zeitgemäße Mittel mit. Nadieschen bilden danach eines
der wichtigſten Schönheitsmittel, das ſowohl Nunzeln beſeitigt
1910 geſtorben iſt. Wichtig ſind einige Altertümer aus der karo= ſitzt, ſollte dem Frühſtückstiſch auch rohe Tomaten hinzufügen,
lingiſchen Zeit, Reſte von Tongefäßen, die 1910 bei der Wieder= die dagegen ganz vorzüglich ſein ſollen. Ebenſo wird der reich=
Mittel gegen Runzeln teilte die erfahrene Schöne mit, daß ſie
ſeit vielen, vielen Jahren regelmäßig ihr Geſicht in einem ſog.
Waſſer der Jugend badet. Dieſes Waſſer, das ſie ſich ſelbſt
ſteine für die Pfeiler ſeiner Steinbacher Baſilika brennen ließ, lintuch genommen und mit ein paar Tropfen Benzin verſetzt. Die
Von ſpäteren Odenwälder Dächziegeln, vermerkt mit dem Na= auf dieſe Weiſe gewonnene Flüſſigkeit wird jeden Abend vor kim
Schlafengehen ſorgfältig in die Haut eingerieben, beſonders um
die Augen und um den Mund, und bleibt die Nacht über,
waſchen. Da ruhige Nerven für die Schönheit ebenſo wichtig
ſind wie alle Mittel, ſo trinkt dieſe Dame jeden Abend eine Taſſe
werg=Sigell z. Michelſtadt (leider ohne Jahreszahl, mutmaßlich ſammenwirken all dieſer Maßnahmen hat bei ihr das Wunder
einer runzelloſen
in hohem Alter hervorgebracht.

[ ][  ][ ]

Nummer 134,

Zeite 3.

Darmſtädter Tagblatt, Mittſtoch, den 16. Mai 1923.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 15. Mai. (Eigener Bericht.) Der Präſident eröffnet
die Sitzung um 10.20 Uhr. Am Regierungstiſch: Innenminiſter Du=
Oeſer, Juſtizminiſter Dr. Heinze.
Die dritte Leſung des Etats wird beim Reichsminiſterium
des Jnnern fortgeſetzt. Angenommen wird ein Antrag Klöckner
(Zentrum)=Dr. Ouaatz (D. Vpt.), die Ausgaben zur Förderung
wwifſenſchaftlicher und künſtleriſcher Zwecke auf 25 Millionen Mk. zu er=
höhen
. Angeuommen wird ferner ein Antrag Dr. Schreiber (Z.)
und Dr. Quaatz (D. Vpt.), zur Erhaltung der Rechtsberatungs= und
Auskunftsſtelle in Leipzig eine Million Mk. einzuſetzen. Für die Schaf=
fung
von Durn=, Spiel= und Sportplätzen, zur Errichtung
von Jugendherbergen, ſowie für ſämtliche Turn= u. Sport=
zwecke
werden 2 Milliarden Mark ausgeſetzt. Der Beitrag für das
Naturmuſeum in Leipzig wird auf 100 000 Mk. erhöht; zun Fertigſtel=
lung
des Neubaues des Deutſchen Muſeums in München werden 400
Millionen Mk. eingeſetzt; als Beitrag zu den Unterhaltungskoſten des
Deutſchen Hygienemuſeums in Dresden werden 5 Millionen Mk., für
Maßnahmen zum Schutze der Republik 750 Millionen Mk. ausgewarfen.
Eine deutſchnationale Entſchließung fordert Nachprüfung, ob die
ſächſiſche Landespolizei nach den Grundſätzen organiſiert ſei, wie ſie die
Reichsregierung im Benehmen mit den Ländern aufgeſtellt habe. Die
Auszählung ergibt, daß 129 Stimmen dafür und 95 dagegen waren.
Das Haus iſt alſo beſchlußunfähig. Der Präſident beraumt die nächſte
Sitzung auf eine Viertelſtunde ſpäter auf 12,15 Uhr an.
Um 12.20 Uhr wird die neue Sitzung eröffnet. Die dritte
Lefung des Haushaltsplanes wird fortgeſetzt. Die Entſchließung über
die Nackprüfung der ſächſiſchen Landespolizei wird gegen die Linke
angenommen.
Zur Förderung reichswichtiger Einvichtungen der Geſundheits= und
Krüppelfürſorge werden 20 Millionen Mk. ausgeſetzt. Der Haushalt
des Innenminiſteriums wird erledigt.
Beim Reichswirtſchaftsminiſterium verlangt Abg.
Silberſchmidt (Soz.) Auskunft, was zur Ausführung der Ent=
ſchließung
geſchehen ſei, die die Vereinbarungen zwiſchen den Bau=
geneſſenſ
haften und der Bauſtoffinduſtrie forderte, um die Lieferung
billiger Bauſtoffe für die Baugenoſſenſchaften zu erzielen.
Angenommen wird eine Entſchließung, dio Auskunft fordert über
die Ausführung eines Reichstagsbeſchluſſes, nach welchem das Reichs=
wirtſchaftsminiſterium
dahin wirken ſoll, daß die Bauſtoffinduſtrie=
Geſellſchaften und ähnliche Korporationen bürgerlichen Nechts, die ge=
meimwirtſchaftliche
Zwecke verfolgen, als Großhändler auerkennt, d. h.
ihnen unter den gleichen Vorausſetzungen die gleichen Bezugsrechte ge=
währt
werden.
Der Haushalt für das Wirtſchaftsminiſterium wird er=
ledigt
, ebenſo der für das Juſtizminiſterium.
Beim Ernährungs. miniſterium wird eine Entſchließung
Biener (Deutſchnatl.) angenommen, nach welcher von den Bäckerei=
betrieben
eine Nachzahlung auf die Lagerbeſtände nur dann eingefordert
werden darf, wenn die Reichsgetreideſtelle die Abgabepreiſe für Getreide
und für Mehl erhöht. Weiter wird angenommen eine Entſchließung
Eſſer (Zentrum), im beſetzten Gebiete und im Einbruchsgebiet liegen=
den
Mühlen einen höheren Aufſchlag auf die Mahllöhne zu gewähren,
der jedoch nicht auf die Brotpreiſe abgewälzt werden darf, ſondern der
aus öffentlichen Mittzeln zu decken iſt.
Mit dem Haushalt des Reichsfinanzminiſteriums wird
die Beratung des Geſetzentwurfs über die Beſeitigung kleiner, in dem
Reichsſchuldbuche eingetragener Forderungen verbunden. Der Ausſchuß
hat beſchloſſen, daß bei der 5prozentigen Reichsanleihe als Abfindung
eine Summe von mindeſtens 150 Prozent des Nennwertes gewährt wer=
den
ſoll.
Abg. Emminger (Baher. Vpt.) beantragt, dieſen Zuſchlag auf
mindeſtens 400 Prozent zu erhöhen.
Der Antrag Emminger wird abgelehnt, die Ausſchußvorlage an=
genommen
.

Nach einer gleichfalls mit der Bevalung des Haushalts verbundenen
Aenderung des Landesſteuergeſetzes ſollen nicht nur die Krankenpflege=
anſtalten
, ſondern auch andere Anſtalten, die in dem Geſetz vorgeſehenen
Zahlungen vom Reich erhaltem, ſofern ſie die Aufgabe der Länder und
Gemeinden erfüllen. Der Antrag wird angenommen.
Die Auflöſung des Schatzminiſterinms wird ge=
grehmigt
.
Ein demokratiſcher Antrag, betreffend Vorlegung eines Geſetzes,
das die Einkommen= und Beſitzſteuern auf die Grundlage einer feſten
Markrechnung ſtellt, wird dem Steuerausſchuß überwieſen.
Der Haushalt des Finanzminiſteriums wird an
genommen, gleichfalls der des Miniſteriums des Wieder=
aufbaues
und der Haushalt zur Ausführung des Friedens=
vertrages
.
Beim Haushalt des Poſtminiſteriums wird eine ſich gegen
die Einſtellung der Poſtbeſtellung auf dem Lande wendende Entſchließung
Herold (Zentrum) angenommen.
Abg. Fuau Müller=Oſtfriesland (Deutſchnatl.) verlangt eine an=
gemeſſene
Abfindung der eine Ehe eingehenden und aus dem Dienſte
ſcheidenden Poſtbeamtinnen.
Reichspoſtminiſter Stingl äußerk ſich entgegenkommend.
Der Poſthaushalt wird angenommen.
Beim Etat des Reichstages ſchlägt Abg. Beuermann
(D. Vpt.) Erſparniſſe an den Druckſachen des Reichstags vor und ver
langt Einſchränkung der Tagungszeit, damit die Abgeordneten zur Er=
ledigung
von Privatgeſchäften längere Zeit fortreiſen können.
Beim Etat der Reichsbahnen verlangt Abg. Brunner
(Soz.) Erledigung der Diſziplinarverfahren anläßlich des letzten Eiſen=
bahnerſtreifs
.
Miniſterialdirektor Ortmann erſidert, daß die wenigen noch
ſchwebenden Verfahren mit aller Beſchleunigung erledigt werden ſollen.
Der Haushalt der Reichsbahn wird erledigt.
Abg. Schöpflin (Soz.) weiſt das Reichsivehrminiſterium darauf
hin, daß eine ganze Anzahl von Reichswehroffizieren in Verbindung

Jut kleinen Laden nebenan, wo mian die ſeltenen und
koſtbaren Dinge, wie Brot, Obſt, Eier, Wurſt, Käſe, kauft, traf
ich ſchon öfter zwei Frauen, die für den Mittagstiſch einkaufen.
Es gibt keine größeren Gegenſätze unter uns als dieſe Bürgers=
frau
und jene Künſtlerin oder Studentin. Es ſind zwei Figu=
ren
aus dieſem tollen Zeittheater. Aus den entgegengeſetzten
Bezirken zuſammengeſucht. Verſchiedenartige Lebeweſen, die
aber unter ein= und demſelben Fatum leiden.
Die hübſche Bürgersfrau im altmodiſchen ſchwarzen Samt=
hut
, abgetragenen Wintermantel, nicht etwa ärmlich, nur gar zu
ſehr auf Sparſamkeit geſtellt, daß auch die neuerworbenen Dinge
gleich einen Zug von Dürftigkeit erhalten. Die andere, blonde,
große Frau im roten Pelzmantel, dem pelzverbrämten großen
Sut, ganz Dame. Ich ſehe die Hände der beiden Frauen. Die
der älteren ſtecken in ſchwarzen Trikothandſchuhen; ſie ſind an
den Fingerſpitzen geflickt und ſchon wieder zerriſſen. Die junge
Frau trägt die ſchlanken Hände in weißen geſtrickten Hand=
ſchuhen
. Sie ſind nicht mehr ganz weiß, aber zwei Fingerſpitzen
ſchauen auch ſchon durch die Wolle.
Ich höre, wie die Aeltere ihren Zeitel ablieſt und wie ſie
nach den Preiſen fragt; ſie hat ſich alle Preiſe vom letzten Mal
notiert. UInd die freundliche Geſchäftsfrau gibt ihr bereitwillig
Auskunft. Ich erlebe es jedes Mal, wie die Kundin in Rufe
des Erſtaunens und der Entrüſtung ausbricht, wie ſie jedes Mal
Klagen und Anklagen eihebt, wie ſie ſich lärmend gebärdet und
jammert, um endlich doch zu kaufen, jammernd ihre Tauſend=
miarkſcheine
hinzählt, jammernd den Laden verläßt.
Die junge Frau im Pelz ſteht dabei. Ich ſah, wie ſie auf=
herchte
, als die Preiſe genannt wurden. Ich ſah auch, wie ſie
ſich ein wenig beiſeite wandte und in ihre Geldtaſche ſchaute,
eine ſchöne, ſchmale Taſche aus altem roten Juchtenleder. Dann
ſchaute ſie ſich im Laden um. Sie war ohne Programm hinge=
kontmen
. Sie tartete, daß die Dinge, die da aufliegen, ſie in=
ſpirieren
würden zu einem Mittagsgericht. Schließlich kaufte
ſie, zahlte gelaſſen ihre Tauſendmarkſcheine hin, nahm ihre
Pakete und ging hinaus.
Das war nicht eine reiche Frau, trotz Pelz und Beruſtein=
armband
, und die andere ſar keine arme Frau. Beide haben
ziveifellos ganz die gleichen Sorgen: Was werden wir morgen
zum Mittag eſſen? Wieviel ſeird es koſten? Werden wir es
bezahlen können? Beide ſitzen wohl immer wieder und rechnen
und rechnen. Aber wird es beſſer, wenn man immer jammert:
Iſt es nicht doch ein wenig leichter zu ertragen, wenn man es
gelaſſen, mit Würde trägt? Oder meint ihr nicht? Glaubt ihr
man ſpart, wenn man über die Preiſe ſchimpft, glaubt ihr, man
ändert die Verhältniſſe, wenn man ſih dauernd entrüſtet:
Welcher Aufwand von Nervenkraft bei dieſen Erregten unnötig
verſchwendet wird! Oder gibt es tatſächlich noch Leute, die

mit rechtsradikalen Organiſationen ſtehe. In Groß=Brandenburg
haben ſich bereits 12000 national zuverläſſige Männer zuſammen=
geſihloſſen
. Der Nedner kritiſiert die Teilnahme Hindenburgs und des
Prinzen Eitel Friedrich an der Einweihung des Gedenkſteins des
3. Garderegiments.
Abg. Thomas (Komm.) fügt hinzu, wenn Hindenburg und
Ludendorff monarchiſtiſche Reden halten dürfen, dann könnten auch)
die Kommuniſten Redefreiheit beanſpruchen.
Reichswehrminiſter Geßler bedauert ſolche Debatten in einer
Stunde, wo es ſich um das Schickſal des Reiches handele. Eine Zu=
ſammenarbeit
der Reichswehr mit radikalen Organiſationen ſei unmög
lich. Mit ſolchen Verrückten könne man keine Politik machen. Es ſei
kein Geheimnis, daß für die Agitation in der Reichswehr Millionen
ausgegeben ſind. Bisher ſei nichts Ernſtliches paſſiert. Es ſei erfreu=
lich
, wenn auch die Herren von Rechts erklärten, daß ſie zu dieſem
Staat ſtehen. Es wäre eine Erleichterung, wenn die Kommuniſten ſich
ebenfalls zu dem Staat bekennen würden. Wir haben den ſehnlichſten
Wunſch, daß Generalfeldmarſchall von Hindenburg aus dem politiſchen
Betriebe möglichſt herausbleibt. Die Ehrenbezeugung der Kompagnie
in Döberitz galt nicht Hindenburg, ſondern dem Wehrminiſter. Hin=
denburg
habe ſein Hoch ausgebracht auf das deutſche Vaterland. Seine
Rede machte nicht den Eindruck einer monarchiſtiſchen Kundgebung. Hin=
denburg
hat des früheren Kaiſers in ritterlicher Weiſe gedacht. Das
ſei trotzdem eine Entgleiſung geweſen, gegen die der Wehrminiſter
Stellung genommen habe. Prinz Eitel Friedrich ſei eine Privatperſon.
Irgendwvelche bevorzugte Stellung ſtehe ihm nicht zu. Er nehme ſie
auch nicht in Anſpruch. Er ſei im Kriege ein tapferer Offizier ge=
wveſen
und ſollte nicht ausgeſchloſſen werden von einer Veranſtaltung
ſeines alten Regiments. (Beifall.) Die Republik habe allen Anlaß,
Gerechtigkeit nach allen Seiten zu üben. Die Republik ſei ſo feſt be=
gründet
, daß ſie liberal und tolerant ſein kann. Der Miniſter warnt
vor jeder Nervoſität, die nur ein Zeichen von Schwäche ſei. Auf eine
Beſchwerde des Abg. Hünlich (Soz.) verſpricht der Miniſter ferner,
er wverde ſich perſönlich um die Kundgebungen bei der Reichswehr in
Wilhelmshaven bekümmern.
Der Haushalt des Wehrminiſterinms wird er=
ledigt
.
Es folgt der Haushalt des Arbeitsminiſteriums.
Als hier die Etatspoſitionen mehrfach durch neue Anträge beträcht=
lich
erhöht werden, erhebt der Abg. Dr. Quaatz (Dtſich. Vpt.) gegen
dieſes Verfahren grundſätzlich Einſpruch. Auf dieſe Weiſe mache man
die Tätigkeit des Hauptausſchuſſes illuſoriſch.
Der Haushalt wird erledigt.
Darauf wird die dritte Leſung des Etats unterbrochen, da die noch
ausſtehenden Etats für den Reichskanzler und das Auswärtige Amt
erſt am Mittwoch verhandelt werden ſollen.
Es folgt die dritte Beratung des Geſetzentwurfs
über Mieterſchutz und Mieteinigungsämter.
Abg. Biener (Deutſchnatl.) bedauert die Durchpeitſchung der
Vorlage und lehnt ſie ab.
Abg. Schirmer=Franken (Baher. Vpt.) hält es für eine Ueber=
treibung
, von einer Zerſtörung des Hausbeſitzes durch das Geſetz zu
ſprechen.
Das Geſetz wird darauf im weſentlichen in der Faſſung der zwei=
ten
Leſung in dritter Leſung gegen die Deutſchnationalen angenom=
men
. Das Geſetz tritt am 1. Oktober 1923 in Kraft und am 1. Juli
1925 außer Kraft.
Das Haus vertagt ſich darauf auf Mittwoch, 10½ Uhr: Dritte
Leſung des Etats für den Reichskanzler und das Auswärtige Amt.
Schluß gegen 7 Uhr.

Beratungen in Berlin.
FU. Berlin 15. Mai. Die durch die engliſche und italie=
niſche
Note geſchaffene Lage bildet auch heute wieder den Gegen=
ſtand
eingehender Reſſortbeſprechungen innerhalb der Reichs=
regierung
. Eine Kabinettsſitzung hat noch nicht ſtattgefunden.
Wann eine ſolche ſtattfinden wird, hängt von dem Fortgang der
Reſſortbeſprechungen ab.
Die proletariſchen Hundertſchaften verboten.
Berlin, 15. Mai. (Wolff.) Der preußiſchen Miniſter des
Innern hat durch einen Erlaß vom 12. Mai auf Grund des Ge=
ſetzes
zum Schutze der Republik vom 21. Juli 1922 die ſogenann=
ten
proletariſchen Hundertſchaften" für das preußiſche Staats=
gebiet
aufgelöſt und verboten. In der Begründung wird
u. a. ausgeführt, daß die proletariſchen Hundertſchaſten durch die
Ausübung polizeilicher Befugniſſe, wie Straßenpatrouillen, Po=
ſtendienſt
, verbunden mit Leibesviſitationen uſw. ſich ſtaatliche
Hoheitsrechte anmaßten, wobei es unter teilweiſe gewaltſamen
Ausſchaltungen der berufenen Sicherheitsorgane wiederholt zu
blutigen Ueberfällen und Zuſammenſtößen gekommen iſt. Die
proletariſchen Hundertſchaften ſtellten ſich hiernach im Sinne des
Reichsſtrafgeſetzbuches als Verbindungen dar, zu deren Zwecken
und Betätigungen es gehöre, die Maßregel der Verwaltung durch
ingeſetzliche Mittel zu verhindern und zu entkräften. Nach öffent=
lichen
Werbungen zu einer militäriſchen Organiſation und Be=
waffnung
ſeien die proletariſchen Hundertſchaften tatſächlich auch
dazu auserſehen, den offenen Kampf vorzubereiten und zu führen.
Dieſer Kampf ſolle ſich nach den verſchiedenſten Veröffentlichun=
gen
der kommuniſtiſchen Preſſe angriffsweiſe gegen alle nichtkom=
muniſtiſchen
Teile des Volkes, gegen das Bürgertum, die Sozial=
demokratie
und letzten Endes gegen die verfaſſungsmäßige Re=
gierung
ſelbſt richten. Die vorletariſchen Hundertſchaften ſeien
ſomit ſtaatsfeindliche Verbindungen.

glauben, dieſe Preiſe könnten ſich von heute auf übermorgen
ändern?
Doch dies nur nebenbei. Das Problem Mittagstiſch iſt
ja nicht mit dieſer Preisfrage erſchöpft. Und die Hausfrauen
haben es wahrhaftig ſchwer. Sie haben es ſo ſchwer, daß bei
Tauſenden von ihnen die Energie nachzulaſſen begonnen hat,
daß ſie dieſen Anforderungen nicht mehr geſachſen ſind. Das
beginnt bei der Auswahl der Speiſen und endet damit, daß die
Freude am ſchön und ſauber gedeckten Mittagstiſch immer mehr
verloren gegangen iſt. Was hier an guter Lebensform vernich=
tet
wird, weil es auch den Kindern zerſtört wird, iſt eins von
den Kapiteln unſerer Not.
Und wir armen Junggeſellen, die täglich ihre Mahlzeit an
fremden Tiſchen, ihre Speiſen aus fremden Küchen nehmen müf=
ſen
! Was denkt ihr über uns? Ja, heiratet doch, werden uns
alle Mädchen und Frauen und Mütter von erwachſenen Töch=
tern
ſagen. Heiratet, ihr braucht nur zu wollen, und alle dieſe
Nöte des Heimloſen ſind euch genommen. Nun, davon abge=
ſehen
, daß wir nicht mehr deshalb heiraten, weil uns das Eſſen
in Reſtaurants nicht mehr ſchmeckt, oder weil das und jenes
fehlt, abgeſehen davon, weiß ja niemand, ob er einſt nicht nech
mehr von den ſelbſtverſtändlichen Dingen vermiſſen wird, die
er jetzt beſitzt. Wir haben alle unſere Erfahrungen. lind wenn
wir drei Tage nach Stadt R. gehen, weil man dort eine
Fleiſchbrühſuppe bekommt wie nirgends und ein tüchtiges Stück
Fleiſch, und drei Tage ins Vegetariſche weil der Menſch ja
auch Gemüfe, Eierſpeiſen, Obſt eſſen muß, ſo kommt dazu, daß
man auf dieſe Weiſe auch ſein Budget ausbalanziert. Wenin
ein ſorgfältiger Leſer noch fragen ſollte, ſvo man denn den
ſiebenten Tag der Woche ißt, ſo ſollte man es eigentlich nicht
verraten. Immerhin: am ſiebenten Tage pflegt man eingeladen
zu ſein. Bei Freunden. Die es ſich leiſten können, Gäſte zu
haben. Die ſich ſogar freuen wenn man zu ihnen kommt, und
die nicht das Gefühl haben, man kommt zu ihnen, um ein
Mittageſſen zu ſparen.
So ſieben Tage Mittagstiſch, das iſt eine kleine Novelle für
ſich. Uebrigens: beim Mittagstiſch fällt mir ein, daß wir auch
einmal nach einem ſogenannten Privat=Mittagstiſch ſuchten, in
der Hoffnung, dort das zu finden, was im Reſtaurant nicht zu
finden iſt. Und einmak waren wir in einem hübſchen, kleinen,
alten Hauſe mit hellen Türen und Meſſingklinken bei der Witzue
H Eine ſaubere, behagliche Frau in den beſten Jahren, ein
hübſches, altmodiſches, altväterliches Bürgerzimmer mit herr=
lichem
Ausblick. Saubere Gardinen, Deckchen, ein Kanarien=
vogel
, ein Kätzchen. Gute Stiche an den Tapetenwänden. Wir
waren ganz entzückt. Das Eſſen kam pünktlich auf den Tiſch,
Rindfleiſch mit Nudeln, eine ordentliche Terrine voll, wie früher
zu Hauſe bei der Mutter. Frau H. ſelber und ein auffällig
hübſches junges Mädchen bedienten uns und die zehn anderen
Mittagsgäſte. Es ſchmeckte großartig. Bis zu dem Augenblick.

* Der Kommunismus im Heſſiſchen Landtag.
Angeſichts des Verhaltens der kleinen kommuniſtiſchen Par=
tei
im Heſſiſchen Landtag legt man ſich unwillkürlich die Frage
vor: Iſt der Kommunismus noch ernſt zu nehmen?
Ich geſtehe offen, daß ich bisher den Kommunismus als
Weltanſchauung und politiſches Ideal durchaus ernſt genommen
habe, denn er iſt ja doch tief gegründet in einer Menſchheits=
ſehnſucht
, der Sehnſucht nach einem Zuſtand, der, von der Gleich=
berechtigung
eines jeden Erdgeborenen ausgehend, ihm von Ge=
burt
an die gleichen Lebensbedingungen gewährleiſten möchte.
Tief im Herzen jedes rechtlich denkenden Menſchen lebt das Ge=
fühl
der Beſchämung darüber, daß wir von dieſem Zuſtand durch
unſere eigene Schuld noch ſohimmelweit entfernt ſind, daß auf
Ungerechtigkeit beruhende Ungleichheit vielfach Verhältniſſe
ſchafft, gegen die ſich unſer Innerſtes empört. Der Einſichtige
aber weiß, daß nur eine Jahrhunderte währende Erziehung
des Menſchengeſchlechts uns einem ſolchen ja niemals ganz zu
erreichenden Idealzuſtand annähern kann. Derjenige aber, wel=
iher
unter dieſen Verhältniſſen materiell und ſeeliſch leidet, der
iſt ſolcher Einſicht begreiflicherweiſe nicht leicht zugänglich, ſon=
dern
iſt geneigt, jeden ſich ihm bietenden Weg zu gehen, um
raſcher zum Ziel zu lommen. Und es ſind oft nicht dieſchlechteſten
Elemente, die es ſchon ſo uft im Laufe der uns bekannten Menſch=
heitsgeſchichte
verſucht haben, Wege zu zeigen, die raſcheren Er=
folg
verſprechen ſollten. Ein ſolcher Weg iſt auch der Kommu=
nismus
unſerer Tage.
Es iſt ja nicht zu verwundern und wohl auch immer ſo ge=
weſen
, daß ſolche ideale Beſtrebungen, die doch der ganzen
Menſchheit dienen ſollten, von geſchickten Führern zu eigenſüch=
tigen
Zwecken ausgenutzt wurden und daß ſie zur Erreichung
dieſer Zwecke ſich der urteilslofen Maſſe bedienten, die ſie leicht
durch das Verſprechen eines nahen Paradieſes für ſich gewin=
nen
konnten. Daraus entſtand dann jedesmal eine Bewegung,
die an die Stelle eines Unreeßts ein anderes Unrecht zu ſetzen
ſich beſtrebte, welche die Herrſchaft der angeblich Bevorrechteten
durch die Herrſchaft der Entrechteten erſetzen wollte, wodurch
aber an dem Endergebnis für die Menſchheit im Erfolgfalle
nichts geändert norden wäre. Das Ergebnis in Rußland, wo
eine ſolche Bewegung gelungen iſt, gibt den praktiſchen Betzeis
denn niemand wird behaupten wollen, daß das ruſſiſche Volk
dem Paradieszuſtand nähergekommen wäre. Aber das ſind ja
alles, man möchte faſt ſagen Trivialitäten geworden.
Wenn nun aber im Heſſiſchen Landtag wie auch ſonſt im
Reich die Führer dieſer Bewegung ſich die Sache ſo leicht machen,
wie es hier geſchieht, wenn ſie ſich auf öde Schimpfereien und,
was noch ſchlimmer iſt, auf die abgedroſchenen Schlagworte vom
Klaſſenkampf und der Diktatur des Proletariats beſchränken,
wenn ſie von Verunglimpfung ihrer Gegner nicht abſtehen und
leere Drohur gen ausſtoßen, die nur lächerlich wirken, dann Ee=
deuten
fie für den ernſten Politiker wirklich keine Gefahr mehr.
Ich hatte mir wenigſtens dieſe Leute viel gefährlicher gedacht,
hatte geglaubt, daß ſie mit Waffen des Geiſtes für ein hohes
Menſchheitsideal kämpfen würden und damit ſelbſt in den Her=
zen
ihrer erbittertſten Gegner Widerhall vielleicht ſinden würden.
Denn dieſes Ideal lebt ja in uns allen, unterſchiedslos, ſoweit
wir allerdings idealen Denkens und Sirebens fähig ſind. Der
nackte Egoiſt allein wird ſtets verſtändnislos zur Seite ſtehen.
Nun iſt es aber ſeltſam, daß trotzdem das Auftreten der
kleinen Kommuniſtenpartei, die ja doch ihrerſeits in der Art
ihres politiſchen Auftretens ein nackt egoiſtiſches Klaſſenintereſſe
vertritt, ſolche Erregung, ja faſt Erbitterung auf den Bänlen
der Gegner hervorruft, daß es faſt in jeder Sitzung zu den un=
erquicklichſten
Auftritten kommt. Oder es iſt auch nicht ſeltſam:
denn der Grund liegt doch wohl darin, daß hier Klaſſenintereſſe
gegen Klaſſenintereſſe kämpft, daß beide Teile ſich der Gefahr
ihrer Waffen, mit denen ſie kämpfen beſpußt ſind, daß beide
Teile aus ihrer Erfahrung heraus wiſſen, wie leicht die Maſſen
durch Verſprechungen zu verlocken und zu verleiten ſind und zum
Werkzeug ehrgeiziger Pläne gemacht werden können.
Ich meine, daß alle diejenigen, welche in der Politik etwas
anderes erblicken als einen Kampf um Stellung und Macht, die
mit Wafſen des Geiſtes und der Seele zu kämpfen gewohnt ſind,
ſich von dieſer Art des politiſchen Streitens mit Widerwillen
abwvenden und es vermeiden müßten, ſelbſt in eine Arena hinab=
zuſteigen
, in der man ſich nur mit Koth bewirft. Wer allerdings
ſeinen Wählern nichts anderes zu bieten hat als materielle Ver=
ſprechungen
, der wird wohl notgedrungen ſich der Gefahr, mit
Schmutz beworfen zu werden, ausſetzen müſſen.
Zu dem Ausgangspunkt meiner Ausführungen zurückkehrend
kann ich ſonach den politiſchen Kommunismus, wie er ſich in Par=
lamenten
und auf der Straße gebärdet, nicht ernſt nehmen, wo=
mit
aber nicht geſagt ſein ſol, daß er keine ſoziale Gefahr be=
deute
. Das iſt natürlic ein guderes Kapitel.
Die Parteien im Heſſiſchen Landtag haben ja wohl auch
in der diesjährigen Etatsberatung aus demſelßen Gefühl heraus
die Konſequenz gezogen. Es wäre zu wüinſchen, daß auch ferner=
hin
ein ähnliches Verfahren Platz greifen nöge.
Dr. B.
in dem ich ein langes, ſchwarzes Haau in, der Nndelſuppe fand.
Ich kann Haare nicht leiden, die in Suppen ſchwimmen. Ich
liebe Frauenhaar. Aber in der Mittagsſuppe iſt es mir uner=
räglich
. Ich kann es nicht ändern. Ich glaube gern, daß es
ſich mal beim beſten Willen nicht verhindern läßt, daß ein Haar
vom Kopf niederweht aber in die Suppenterrine darf es
nicht hineinwehen.
Ich mußte meinen hübſchen Mittagstiſch aufgeben, denn ich
hätte jedesMal zuerſt nach de Haar geſucht, das vielleicht nie
wieder zu finden geweſen wäre.
Eine gute Entdeckung war das Vegetariſche wie wir es
abgekürzt nennen. Nicht nur, weil es um die Hälfte billiger iſt
als andere Reſtaurants, es hat auch ſonſt ſeine Vorzüge.
Grünkohl und Bratkartoffeln, Weißkraut und Pilzpuffer, ge=
füllter
Eierkuchen, das ſind doch gewiß gute Dinge, und Reis=
und Nudelpuffer und Arme Ritter kann man garnicht beſſer
bekommen als dort. Außerdem iſt die Mittagsgeſellſchaft im=
mer
intereſſant. Junge. Menſchen aus Kontoren, alte Damen,
die nicht mehr ſelber zu Hauſe kochen, Beamte, Studierende,
hübſche, junge Mädchen, die gemütlich im Sopha lehnend, eine
Sprachlektion nachholen, ein berühmter Geheimrat mit ſeiner
Familie, Schriftſteller, Schauſpielerinnen. Gegenwärtig gibt
es drei Damen, die es nicht verbergen können, daß ſie zum
Opernchor gehören. Liebes= und Freundespaare. Es iſt amü=
ſant
, gut und billig. Alſo, was wollen wir mehr?
Liebe Menſchen! Gemeinſchaft läßt vieles leichter tragen.
Gemeinſchaft fordert Humor. Gemeinſchaft macht auch einen
ſparſamen. Mittagstiſch erträglich und angenehm. Wollen wir
alſo noch ein Weilchen ſo miteinander ſein?
Friedrich Wilhelm Fuchs, z. Zt.: Hamburg.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Der deutſche Rilkebund hat dem jungen Dichter Gerhart Pohl.
für ſeine Erzählung Fragolfs Kreuzweg (Elena Gottſchalk Ver
lag, Berlin W. 30) die diesjährige Dotation des Melenberg=Fonds für
Erſtlingswerke in Höhe von 150 000 Mk. überreicht.
Der bekannte (einzig autoriſierte) engliſche Rilkeüberſetzer Haus
Trauſil, der ſeit Jahren für deutſche Kunſt in Amerika wirkt, hat ſich)
entſchloſſen, ſeine Gedichte nunmehr auch in deutſcher Sprache erſcheinen
zu laſſen. Der Band Die Landſtraße zu den Sternen iſt im elena
Gottſchalk Verlag, Berlin W. 30, erſchienen.

Der Wiederaufbau Smyrnas. Smyrna, das bei ſeiner
Eroberung durch die Türken im vergangenen Herbſt durch Feuler
ſchwer beſchädigt wurde, ſoll jetzt wieder aufgebaut werden. Wie
aus Konſtantinopel berichtet wird, hat das Miniſterium der
öffentlichen Arbeiten von Angora das Anerbieten einer britiſchen
Kapitaliſtengruppe angenommen, die den Wiederaufbau in die
Wege leiten will, und dieſe Gruppe verhandelt jetzt mit den ſtäd=
tiſchen
Behörden von Smyrna über das Nähere.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Rummer 134,

Stadt und Land.

Darmſtadt, 16. Mai.
Volksernährung.
klaſſiſchen Phyſiologie des Geſchmackes: Die Küche iſt die älteſte Kunſt,
denn Adam kam nüchtern zur Welt.

Kunſt war, die erſte Fertigkeit und das erſte Wiſſen, das ſich der Menſch gemeinentwickelung der Gegenwart die materialiſtiſche Periode hinter
erwarb, denn auf die Dauer kann er ſich auch in den geſegnetſten Gegen= ſich hat und den Tatſachen einer günſtigen Beeinfluſſung des kranken
den der Welt nicht allein von dem ernähren, was ihm ſozuſagen in den Körpers durch eine geſtnde Seele nicht nur Beachtung ſchenkt, ſondern
Mund wächſt, etwa wie die Früchte, die er ohne Mühe vom Baume bricht
und nur in den Mund zu ſtecken braucht. Ueberall iſt er gezwungen, mit
mehr oder weniger Arbeitsaufwand Nahrungsmittel zu ſammeln, zu Harmonie einer geſunden Seele ohne weiteres von gür ſtigen Erfolgen
geworden iſt, deſto größer werden dieſe Sorgen.
Das deutſche Volk hat dieſe Wahrheit erſt richtig durch den Welt=
krieg
erfahren, der uns draſtiſch vor Augen führte, wie viel uns an oft gemachten Erfahrungen führte der Vortragende eine Reihe über=
Lebensmitteln mangelt und ganz beſonders hat ſich in dieſen und den zeugender Beiſpiele an. Auch das Geſundbeten mancher Sekten der
folgenden Jahren in erſchreckender Weiſe gezeigt, wie groß unſer Mangel Gegenwart, das in manchen Fällen unbeſtreitbare Heilerfolge aufzu=
an
Fetten iſt, ſtammen doch nach den neueſten Feſtſtellungen zurzeit etwa, weiſen hat, gehört in dieſen Zuſammenhang; doch darf man das Gebet
dem Ausland.
Der Fettverſorgung muß alſo unſere größte Aufmerkſamkeit zuge=
über
dieſe Fragen unterrichten, um ſich ſelbſt ein Bild von der Lage der
Dinge machen zu können. In dankenswerter Weiſe hat nun das Reichs=
miniſterium
für Ernährung und Landwirtſchaft*) in ſeinem Werk: Die
Volksernährung auch eine Veröffentlichung über Oele und Fette bewirkt
und einen bekannten Fachmann auf dieſem Gebiete, Profeſſor Dr.=Ing.
Dr. phil. A. Heiduſchka, mit der Abfaſſung dieſer Schrift beauftragt.
und Eigenſchaften, über das Vorkommen, die Entſtehung und Gewin= Dank geſagt.
nung der Fette. Wir lernen die Bedeutung der Fette in der Ernährung Der Kirchengeſangverein der Johannesgemeinde machte am
kennen, insbeſondere wird uns gezeigt, welche Rolle ſie als Träger jener
geheimnisvollen Wachstumſtoffe ſpielen. Ueber die früher ſo wenig be=
zurzeit
im Vordergrunde des Intereſſes ſteht, wird eingehend berichtet.
Mit einem Kapital, über die Aufgaben der Fettverſorgung und zu=
gleich
über die Fettſyntheſe ſchließt die intereſſante Schrift, deren größt=
möglichſte
Verbreitung nur zu wünſchen iſt.

*) Die Volksernährungs=Veröffentlichungen aus dem Tätigkeits=
bereiche
des Reichsminiſteriums für Ernährung und Landwirtſchaft.
Herausgegeben unter Mitwirkung des Reichsausſchuſſes für Ernährungs=
forſchung
. 3. Heft. Dele und Fette in der Ernährung, von Prof.
Dr.=Ing., Dr. phil. A. Heiduſchka, Direktor des Laboratiums für Le=
bensmittel
und Gärungschemie der Techn. Hochſchule Dresden.

Entlaſſen wurde am 7. Mai der Kriminalwachtmeiſter Philipp
Schwinn zu Darmſtadt auf ſein Nachſuchen aus dem Staatsdienſte
mit Wirkung vom 16. Mai 1923.
Konſulatsweſen. Der zum Königlich Belgiſchen Generalkonſul
in Frankfurt a. M. ernannte R. Chaidron, dem namens des
Reichs das Exequatur erteilt wurde, iſt anerkannt und zur Ausübung
konſulariſcher Verrichtungen im Gebiete des Volksſtaates Heſſen zu=
gelaſſen
worden.

se. Parlamentariſcher Abend. Herr Landtagspräſident Ade=
lung
hatte für geſtern abend die Mitglieder des Landtags, der
Regierung, der Reichsbehörden, der Stadtverwaltung, der Hoch=
ſchule
und die Parlamentsberichterſtatter zu einem Vortrag ein=
geladen
. Der Sitzungsſaal und die Tribünen waren reich be=
ſetzt
. Herr Thomas, Vorſitzender der Akademiſchen Flieger=
gruppe
an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt, hielt einen Vor=
trag
über den Zweck und die Ziele des Segelfluges. Nach
kurzen geſchichtlichen Darlegungen, beginnend mit den Uranfän=
gen
der Verwirklichung jahrtauſendealten menſchlichen Sehnens,
der Beherrſchung des Vogelfluges, kurz die Errungenſchaften
Leonardo da Vineis, Birklins, Lilienthals uſw. ſtreifend, kam
Redner auf die jungen und jüngſten Flugforſchungen zu ſprechen,
ſtellte die Forderungen des Kriegsfliegens, die ausſchließlich auf
Höchſtleiſtungen gerichtet waren unter völliger Außerachtlaſſung
des wirtſchaftlichen Momentes, zu den neueſten mit durch die
Knebelung Deutſchlands durch den Verſailler Vertrag bedingten
Notwendigkeiten des wirtſchaftlichen Fliegens in Paral=
lele
. Dieſes wirtſchaftliche Fliegen beruht und gipfelt in der
Notwendigkeit des Fliegens mit leichteſtem Apparat und leich=
teſtem
Motor bei höchſter Leiſtungsfähigkeit. Als Grundlage
hierzu dient der Segelflug, der Flug ohne motoriſche Kraft,
allein unter Ausnutzung des Windes. In dieſem unterſcheidet
man den ſtatiſchen Segelflug (aufſteigende Windſtrömung,
Fliegen von Berghängen) und den dynamiſchen Segelflug
(Fliegen in der Ebene unter Ausnutzung der Windſtrömungen).
Die wiſſenſchaftlichen Forſchungen auf dieſem Gebiete
ſetzten nach dem Kriege beſenders ſtark ein an den verſchiedenen
Hochſchulen, in erſter Linie in Darmſtadt, und ſie fanden ihren
Niederſchlag in den praktiſchen Verſuchen und Errungenſcha ten
der Segelflugwettbewerbe in der Rhön, bei denen
1922 die Leiſtungen der deutſchen Flieger, beſonders der Darm=
ſtädter
bekanntlich die Welt in Erſtaunen ſetzten. Einzelheiten
ſind unſeren Leſern noch in Erinnerung. Den zweiten Teil
des Vortrages bildete die Vorführung intereſſanter Filmauf=
nahmen
von den Segelflügen, die im nächſten Jahre fortgeſetzt
werden ſollen, und zwar diesmal auch mit leichten Motoren.
Im Anſchluß an den Vortrag vereinten ſich die Teilnehmer
zwanglos in regem Gedankenaustauſch in den Nebenräumen
des Landtags als Eäſte des Präſidenten.
* Hauskauf durch die Regierung. Zu der geſtrigen Notiz
wird uns mitgeteilt, daß das fragliche Haus nicht den Fürſten
Erbach=Schönberg gehörte, ſondern Eigentum des Herrn Major
Schueler war. Der Preis beträgt nicht 188 000, ſondern 12 000
Gulden.

Heſſiſches Landestheater. Kleines Haus: Die Freier. In der
heutigen Erſtaufführung von Joſef Eichendorffs Luſtſpiel Die Freier
ſind beſchäftigt die Damen: Horn Gothe, Biſchoff ſowvie die Herren:
Jürgas, Weſtermann, Ausfelder, Schneider, Langheinz, Kuliſch, Gielen
und Schütz. Das Werk iſt von Joſef Gielen in Szene geſetzt; die Büh=
nenbilder
ſind von F. K. Delavilla. Bei der Aufführung wirkt kleines
Orcheſter unter der Leitung von Dr. Hans Wedig mit. Die Muſik iſt
von Chriſtian Lahuſen.
* Dienſtjubiläum. Herr Polizeikommiſſär Franz Schäfer iſt
am 16. Mai 1898 bei der hieſigen Schutzmannſchaft emgetreten und hat
ſonach am 16. ds. Mts. eine 25jährige Dienſtzeit bei der Polizei hier
zurückgelegt. Herr Schäfer, der jetzt im 55. Lebensjahre ſteht, eine
3jährige Militärdienſtzeit abgeleiſtet, ein Jahr als Gendarm und vier
Jahre als Schutzmann in Aſchaffenburg angeſtellt war, wurde am 16.
Mai 1898 als Polizeiwachtmeiſter beim V. Polizeirevier eingeſtellt und
am 15. September 1907 zur Kriminglabteilung verſetzt. Am 1. Oktober
1911 erfolgte ſeine Beförderung zum Polizeioberwachtmeiſter. Als ſol=
cher
hat Herr Schäfer bei der Dienſtaufſicht und bei dem V. und II. Poli=
zeirevier
Dienſte geleiſtet. Am 1. Juli 1914 wurde er zum Polizeikom=
miſſär
ernannt und mit der Leitung des V. Polizeireviers betraut. Herr
Schäfer iſt ein tüchtiger, pflichtgetreuer und ein gegen Jedermann zuvor=
kommender
Beamter. Er genießt ſowohl unter dem Publikum als auch
bei ſeinen Vorgeſetzten, Kollegen und Untergebenen große Achtung. Wir
gratulieren zum Jubiläum und wünſchen ihm ferneres Wohlergehen.
Hiſtoriſcher Verein. Einen überaus lehrreichen und von zahl=
reichen
Lichtbildern umrahmten Vortrag hielt im Hiſtoriſchen Verein
Herr Dr. H. Müller, Direktor des Heſſiſchen Landesvermeſſungsamts,
übar die Bearbeitung der amtlichen Karten und ihre Verwendung für
den heimatkundlichen Unterricht. Nach einer trefflichen Einleitung über
den allgemeinen Wert topographiſcher Karten behandelte er zuerſt ihre
verſchiedenen Arten von den Grundſtückskarten bis zu den Höhenſchichten=
karten
, ihre Entſtehung durch die Aufnahme des Geländes mit Hilfe der
trigonometriſchen Dreieckspunkte, die Zeichnung und quadratiſche Ein=
teilung
der Karten und ihre Vervielfältigung, die in Heſſen mit litho=
graphiſchen
Platten geſchieht. In einem 2. Teil veranſchaulichte er die
mannigfache Verwendung und Ausgeſtaltbarkeit der dreifarbigen heſſi=
ſchen
Höhenſchichtenkarte für den Unterricht und wies die zahlreichen
Aufſchlüſſe nach, die man aus der Darſtellung der Karte mit ihren ſinn=
fälligen
Zeichen und ihrer Reichhaltigkeit im Blick auf die Höhen=
lage
, Bodenformen, geologiſchen Aufbau, Bodenſchätze, Gewäſſer, Siede=
lung
, Verkehr und Wirtſchaft, ſowie für die geſchichtliche Vergangenheit
und Entwickelung unſeres Landes gewinnen kann. Aus alledem ſetzt ſich
das ſpezifiſche Landſchaftsbild zuſammen. Ein rechtes Kartenverſtänd=
nis
vermittelt nicht nur die Reize und Eigenart einer jeden Landſchaft
und läßt uns nach einem Ausſpruch in Goethes Wahlverwandtſchaften
unſeres heimatlichen Beſitzes erſt inne werden, ſondern es weckt und ver=
tieft
auch die wahre Heimat= und Vaterlandsliebe,

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 16. Mai 1923.

Evangeliſcher Bund. Der vom hieſigen Zweigverein veranſtal=
tete
Vortrag erfreute ſich eines regen Beſuches, der das erfreuliche In=
tereſſe
bezeugte, das man dem Thema des Vortrages: Geſundheit und
Frömmigkeit entgegenbrachte. In ſeiner ſchlichten und anſchaulichen
Weiſe verſtand es Herr Dr. Happich trefflich, ſeinen aufmerkſamen
Zuhörern einen Einblick in das äußerſt ſchwierige Gebiet der Wechſel=
Der berühmte Feinſchmecker Brillat=Savarin ſagt in ſeiner wirkungen zwiſchen Leib und Seele, zwiſchen einer durch Frömmigkeit
erſtarkten und geſunden Seele, und deren Einfluß auf den leiblichen
Organismus zu geben. In ſeinen Ausführungen wies der Vortragende
Brillat will damit ſagen, daß die Zubereitung der Speiſen die erſte darauf hin, daß die mediziniſche Wiſſenſchaft in Parallele mit der All=
ſie
ſegar zur Herbeiführung und Beſchleunigung des Heilungsprozeſſes
benutzt. Wenn nun wahre Frömmigkeit das Gefühl einer vollkomme=
nen
Harmonie mit dem ewigen Gott iſt, ſo erhellt daraus, daß dieſe
ſpeichern und genußfähig zu machen. Und je dichter die Bevölkerung für einen Krankheitszuſtand iſt, ja, daß die Frömmigkeit durch Ver=
mittlung
des Nervenſyſtems das normale Funktionieren erkrankter
Organe wieder herbeiführen kann. Zum Belege dieſer in der Therapie
96 Prozent des geſamten Fettes, das wir als Margarine genießen, aus zur Heilung ſolcher Leiden nicht mißbrauchen, die es ihrer Natur nach
nicht zu heilen vermag, und darüber nicht das rechtzeitige Holen ärzt=
licher
Hilfe verſäumen. Zweifellos iſt alſo der religiöſe Impuls ein
wendet werden, und es iſt daher an der Zeit, daß ſich möglichſt Viele bedeutſamer Faktor bei Heilungen, wie die beglaubigten Heilungen an
berühmten katholiſchen Wallfahrtsorten beweiſen. Darum beſitzt der
gläubige Chriſt in ſeiner Frömmigkeit nicht nur ein wirkſames Gegen=
mittel
gegen Infektionsgefahr, ſondern einen Schutz gegen Erkrankungs=
gefahr
überhaupt. Dem Vortragenden, der in der Ausſprache auf
manche Frage aus dem Hörerkreiſe lehrreiche Auskunft gab, ſei für
ſeine von dem Geiſte echt chriſtlicher Glaubensüberzeugung durchwehten
Die Arbeit enthält alles Wiſſenswerte, über die Zuſammenſetzung eindrucksvollen Ausführungen auch an dieſer Stelle nochmals herzlich
Sonntag einen in jeder Weiſe wohlgelungenen Ausflug nach Habitz=
heim
. Es galt, einen idealen Austauſch der Güter von Stadt und
liebte, jetzt ſo unentbehrliche Margarine und über die Fetthärtung, die Land zu verwirklichen. Der Verein ſang im Vormittagsgottesdienſt um
10 Uhr in der dichtbeſetzten freundlichen Kirche, in dem Pfarrer Marg
an Hand von II. Korinther 4, V. 8, die große Trübſal ſchilderte, die
über unſer Volk gekommen iſt, und beſonders auf die furchtbare Not
hinwies, der jetzt unſere Alten und Arbeitsunfähigen in den Städten
preisgegeben ſind, wenn nicht alle Mittel in Bewegung geſetzt werden,
um hier Hilfe zu bringen. Die Einwohner von Habitzheim hatten die
ſtädtiſchen Gäſte zum Mittageſſen und Kaffee eingeladen und ſie in
liebenswürdigſter Weiſe bewirtet. Um halb 3 Uhr fand dann ein
Kirchenkonzert ſtatt, wobei außer dem Chor unter der friſchen Leitung
Fräulein Dr. Noacks Fräulein Lina Kramer (Sopran) mit Bachs
Pfingſtarie Mein gläubiges Herze‟, Hillers Gebet und Beethovens
Bußlied, Fräulein Lili Vonderheit (Violine) mit einem Adagio
von Nardini und einer Arie von Lotti, Herr Emil Sulzmann
(Bariton) mit Beethovens Bitte und Die Himmel rühmen und
Schumanns Kinderwacht die zahlreich Erſchienenen erfreuten. Als,
Gegenleiſtung ſpendete die zwiefach erbaute Gemeinde die ſchöne
Kollekte von 87 000 Mark für die Altershilfe der Johannesgemeinde
und gab für den gleichen Zweck noch ſo zahlreiche Naturalgaben mit auf
den Weg, daß alle mit wohlgefüllten Ruckſäcken abzogen und freudig
bewegt waren, mit dem Heimgebrachten vielen Armen eine Freude und
einen Troſt bringen zu können. Beſonders reichlich wurden geſpendet:
Brote, Eier (über 2001), Schinken, Speck, Mehl, Butter, Boh=
nen
u. a. m. Für die vorzügliche Vorbereitung und Durchführung der
Hilfsaktion weiß ſich die Johannesgemeinde ganz beſonders Herrn und
Frau Gutspächter Heil in Habitzheim verpflichtet und bleibt ihnen
ſowie allen freundlichen Spendern in Dankbarkeit verbunden. Der
freundlichen Einladung, die der Ortsgeiſtliche, Dekan Keil, am Schluß
des Konzertes ausſprach, bei Einweihung der neu herzuſtellenden Kirche
im Herbſt wiederzukommen, wird der Kirchengeſangverein der Jo=
hannesgemeinde
gern Folge leiſten.
w. Aus dem Wartburgverein Darmſtadt, Liebfrauenſtraße 6. Die
Pflege der edlen Muſika, die beſonders mit im Programm des Wart=
burgvereins
ſteht, gab Veranlaſſung zu einem Muſikabend, der am
Sonntag abend ſtattfand. Mit einer Quvertüre zur Oper Der Frei=
ſchütz
leitete das Wartburgorcheſter den Abend ein. Frau Horn=Stoll,
die mit ihrer feinen Geſangesgabe in weiten Kreiſen bekannt iſt, ſang
in meiſterhafter Weiſe die Arie aus Freiſchütz: Wie uahet mir der
Schlummer. Der Poſaunenchor bot mit dem Pilgerchor aus dem
Tannhäuſer etwas ganz Beſonderes. Ihm folgte das. Orcheſter mit
einer Andante cantabile, 1. Sinfonie von Beethoven, die beſonders fein
zum Vortrag gebracht wurde. Hieran ſchloß ſich der Poſaunenchor mit
dem Vortrag Die Poſt im Walde und Die Abendglocken in harmo=
niſcher
Weiſe an. Frau Horn=Stoll ſang dann unter nicht endenwollen=
dem
Beifall eine Anzahl Lieder, von denen die reizenden Kinderlieder
von Reinck einer ganz beſonderen Erwähnung verdienen. Mit einem
Menuett von Bocherinie, vorgetragen vom Wartburgercheſter, ſchloß
der Abend, der in jeder Beziehung als ein wohlgelungener bezeichnet
werden darf. Frau Horn=Stoll, die reichen Beifall erntete, bot in ihrer
herzerfriſchenden Art nur das Allerbeſte. Ihr Partner am Klavier,
Herr Studioſus Köhler, verſtand es gut, ſich der unermüdlichen Sän=
gerin
anzupaſſen. Ebenſo gebührt ein beſonderes Lob dem unermüd=
lichen
Chormeiſter, Hern Ph. Sturmfels, der ſeine Bläſer in feiner
Weiſe über all die Höhen und Tiefen führte; er durfte als Dirigent
immer wieder den reichen Beifall der dankbaren Zuhörer ernten. Ebenſo
der jugendliche Künſtler Herr Hans Sturmfels, der mit dem unter
ſeiner Leitung ſtehenden Wartburgorcheſter gute Proben ſeines Kön=
nens
ablegte. Der Abend, der zugleich auch ein Werbeabend für die
Arbeit des Wartburgvereins war, was der Vorſitzende in ſeinem
Schlußwort zum Ausdruck brachte, hat ſicher dem rührigen, unermüd=
lichen
Wartburgverein wieder neue Freunde und Mitarbeiter gebracht.
8 Stadtmiſſion. Am zweiten Feiertag nachmittags 3 Uhr findet
am Moltketempel, an der Straße nach Roßdorf, ein chriſtl. Wald=
feſt
ſtatt, zugleich als Erſatz für die am Himmelfahrtstage des Regens
wegen ausgefallene Feier an der Ludwigseiche.
Orpheum. Es wind wiederholt dringend gebeten, doch püinktlich
zu Beginn der Vorſtellungen (734 Uhr) anweſend ſein zu wollen, da es
dem größeren Teil der Beſucher nicht zugemutet werden kann, dauernd
Störungen der Zuſpätkommenden zu erdulden. Nach Beginn des ihr diesjähriges Anturnen ab, das mit turneriſchen Vorführungen aller
Stückes kann aus dieſen Gründen niemand mehr zugelaſſen werden.
u. Ausloſung der Geſchworenen. Für die am Montag, den 4. Juni Samstag abend einen gut verlaufenen Familienabend ab.
1923, vormittags 9½ Uhr, beginnende zweite ordentliche Tagung des
hieſigen Schwurgerichts unter Vorſitz des Landgerichtsrats Schade, wur= zial=Pflegeanſtalt hat ſich ein 67 Jahre alter Inſaſſe erhängt.
den in öffentlicher Sitzung des Landgerichts die nachſtehenden Geſchwo=
renen
durch das Los gezogen: 1. Wilhelm Nogge, Major a. D. in Rim= der hieſigen, feſtlich geſchmückten evang. Kirche das diesjährige Jahres=
horn
, 2. Karl Dörr, Landwirt in Wembach, 3. Jakob Hofmann Schuh= feſt des Verbandes der Kirchengeſangvereine des Dekanats ſtatt. Im
5. Mas Michael Reif, Optiker in Offenbach a. M., 6. Karl Duchmann, ſämtliche Kirchengeſangvereine mitwirkten. Auch Maſſenchöre wurden
Kaufmann in Buchſchlag, 7. Johannes Friedmann 2., Landwirt in geboten. Herr Pfarrer Marguth=Seeheim, der Verbandsvorſitzender iſt
Büttelborn, 8. Georg Schütz 3., Landwirt in Gundernhauſen, 9. Jakob hielt die Liturgie und Anſprache. Später fand im Rheiniſchen Hof
Schwöbel, Landwirt in Hütrenthal, 10. Georg Philipp Beickert, Kauf= eine Nachfeier ſtatt.
mann in Biblis, 11. Philipp Auguſt Schulz, Müller in Dreichenhain,
12. Friedrich Wallauer, Sattlermeiſter, Darmſtadt. Rheinſtraße 37, fand in der evang, Kirche die Einführung des aus Guſtavsburg ausge=
13. Heinrich Wendel Dittmann, Bauunternehmer, Ober=Ramſtadt, wieſenen Pfarrers Knab ſtatt. Er erbaute uns durch eine zu Herzen
14. Philipp Nothnagel 10., Schmiedemeiſter in Griesheim, 15. Lorenz gehende Predigt. Am Nachmittag wurde das= Jahresfeſt der Kirchen=
Schledt, Bauunternehmer in Dieburg, 16. Johannes Blaſius Flecken= geſangvereine des Dekanats abgehalten. Als Einleitung des Feſtgottes=
ſtein
, Heizer in Offenbach a. M., 17. Ernſt Behle, Kaufmann in Langen, dienſt s trug Herr Organiſt Neff eine Feſtfantaſie mit Fuge vor, wobei
Steinmann 4., Rechner in Gras=Ellenbach, 20. Otto Riebel, Bauingenieur, auch die leiſen Negiſter bis zur zarten Aeoline zur Geltung kamen. Die
in Egelsbach, 21. Georg Philipp Lortz 4., Landwirt in Asbach, 22. Georg. drei Geſamtchöre unter Leitung des Herrn Lehrer Hofmann waren um=
Hermann Löffler, Werkführer in Roßdorf, 23. Philipp. Hölzer 2, rahmt von Gemeindegeſang und Schriftverleſung. Der hieſige Kirchen=
Wagnermeiſter in Reinheim, 24. Jakol Glück, Gutspächter in Wimpfen, geſangverein ſang noch zwei Einzelchöre. Hiervon ſei die Motette von
25. Peter Delp, Bäckermeiſter in Elmshauſen, 26. Nikolaus Riebel, Neff in H=Moll Und ob ich ſchon wanderte im finſtern Tak, wegen
Landwirt und Bäckermeiſter in Ellenbach, 27. Hermann Müller, Bürger= ihres Stimmungsgehaltes beſonders hervorgehoben. Veröffentlicht
meiſter in Rüſſelsheim, 28. Georg Herweck, Landwirt in Hofheim, wurde bekanntlich der Chor durch Dr. Hegar in Zürich in ſeinen geiſt=
29. Georg Schmenger 4., Lagerhalter in Trebur, und 30. Joh. Philipp lichen und weltlichen Geſängen, Band III. Die erbauliche Anſprache
Neundörfer, Fabrikant in Lorſch.
fangene nach Verviers abtransportiert worden. Das Deutſche Rote im Saale des Rheiniſchen Hof ſtatt. Die Vereine brachten hier hübſche
Kreuz hat ſich daraufhin an das Internationale Komitee des Roten Volkslieder zum Vortrag. Wie in der Kirche, ſo kam aber auch in dieſer
Kreuzes in Genf gewandt mit dem Erſuchen, an das Belgiſche Rote Verſammlung in allen Anſprachen der Schmerz über den furchtbaren
Kreuz heranzutreten, um die nach Verviers abtransportierten Gefange= Ernſt der Zeit zum ergreifenden Ausdruck.
nen zu betreuen. Es iſt außerdem der Wunſch ausgeſprochen worden,
zu erwirken, daß ein Vertreter des Deutſchen Noten Kreuzes die Er= Sonntag, 13. d. M., in Erbach ſtattgefundenen Bezirks= Wett=
laubnis
erhält, die Deutſchen in Verviers zu beſuchen. Dem Inter= ſchreiben Gabelsberger Stenographen konnte auch der hieſige Steno=
in
Verviers 2000 Schweizer Franes überwieſen worden. Das Inter= ſchreiber entſenden, die ſämtlich preisgekrönt mach Hauſe kamen. Es
nationale Komitee hat dem Deutſchen Roten Kreuz telegraphiſch mit= wurden fünf erſte und zwei zweite Preiſe errungen. Es wäre zu wün=
geteilt
, daß es deſſen Antrag an das Belgiſche Rote Kreuz übermittelt, ſchen, daß dieſes Ergebnis manchem, unſerem Verein noch fernſtehen=
habe
. Unmittelbar nach dem Abtransport der Gefangenen nach Ver= den Kunſtgenoſſen Anſporn geben möge, durch Mitarbeit Gabelsber=
viers
hat ſich bereits der Gefangenenhilfs=Ausſchuß des Deutſchen Roten gers Meiſterwerk fördern zu helfen.
Kreuzes in Aachen mit einer maßgebenden Stelle in Verviers in Ver=
bindung
geſetzt, um ſofort Hilfsmaßnahmen für die deutſchen Gefan= verein eine Feſtlichteit abgehalten. Von auswärts waren die Vereing
genen zu veranlaſſen. Außerdem war die Einrichtung getroffen, zwei= Bürſtadt, Biebesheim Griesheim, Hahn und Sandhofen vertreten. Der
Verdiers zu ſchicken, ſo daß die Verbindung mit den Gefangenen ligt. Herr Paul Müller hielt die Feſtrede. Gernsheimer Kraftſportver=
dauernd
aufrecht erhalten werden konnte. Angehörige der Gefangenen ein war Sieger von ſämtlichen Vereinen. Am Donnerstag läßt die
in Verviers ſind daher in der Lage, durch den Gefangenenhilfs=Aus= Gemeinde Gernsheim einen gut gemäſteten Faſeleber und einen Ziegen=
ſchuß
in Aachen Poſt an die dortigen Inhaftierten gelangen zu laſſen, bock öffentlich verſteigern,

Lokale Veranſtaltungen.
Die Hſerunfer erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritiſk.
Ueber Erlebniſſe im Ruhrgebiet wird ſprechen
am Freitag, den 18. Mai, im Salbau der Leiter der Volkshochſchule
Dr. H. Bräuning und Gewerkſchaftsſekretär Wilh. Leuſchner. Lichtbild
und Film werden die Hauptſtücke des Ruhrgebiets und die verſchiedenen
Induſtriezweige geigen. Jedermann iſt zu dieſem öffentlichen Vortrag
eingeladen. Wir ſelbſt ſind an dem Abwehrkampf ſo ſtark beteiligt, daß
wir jede Möglichkeit, uns frei von jeder Einſeitigkeit über die Ereig=
niſſe
an der Ruhr zu unterrichten, ergreifen ſollten. Karten für 500 Mk.
im Verkehrsbureau und an der Abendkaſſe; ermäßigte Karten für Mit=
glieder
der Volkshochſchule nur in der Geſchäftsſtelle, Wilhelminen=
ſtraße
3, 2 Treppen.
Wetter und Wettervorherſage. Wir weiſen nach=
drücklich
auf dieſen wichtigen öffentlichen Lichtbildervortrag von Herrn
Dr. Benno Gutenberg hin, der heute abend 8 Uhr pünktlich
im Saal 326 der Techniſchen Hochſchule ſtattfindet; Karten im Ver=
kehrsbureau
und an der Abendkaſſe. Mitglieder der Volkshochſchule
haben gegen Vorzeigen der grünen Mitgliedskarte freien Zutritt. Unter
den zahlreichen Lichtbildern iſt eine Reihe hervorragend geglückter
Naturaufnahmen von Wolken; der Vortrag verſpricht jedem Natur=
freund
wertvolle Aufklärungen.
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei.
Heute abend, Ort und Zeit wie üblich, lieſt Herr Scholtz über Jung=
Bismarck. Da außerdem noch wichtige Angelegenheiten zu beſprechen
ſind, iſt vollzähliges Erſcheinen dringend erwünſcht.

Die Säuglingsfürſorge in Darmſtadt.
Von Dr. med. Johanna Schmidt.
* Als mir neulich geſagt wurde, daß fernerhin nur eine Schweſter
in der Säuglings=Beratungsſtunde zur Verfügung ſtehe, ja, daß die
Fürſorge in ganz Darmſtadt von einer einzigen Schweſter
bewältigt werden ſolle, ſo ſchien es mir kaum glaublich, daß eine derartige
Beſtimmung getroffen werden konnte.
Wer wie ich, den Werdegang der ganzen Säuglings= Fürſorgeent=
wicklung
als Mitarbeiterin miterlebt hat, kann nur mit dem größten
Bedauern die Verfügung hinnehmen und für die künftigen Folgen für
das allgemeine Volkswohl die allergrößten Befürchtungen hegen.
Gehen wir 2025 Jahre zurück, ſo ſtellen wir feſt, daß in Deutſch=
land
für unſere Neugeborenen und Kleinkinder ſehr wenig getan wurde,
daß aber damals jährlich 400 000 Kinder infolge unrichtiger Ernährung
und ſchlechter Pflege im Reiche zugrunde gingen. Erſt, nachdem all=
mählig
im ganzen Deutſchen Reiche die Säuglingsfürſorge durch Ein=
richtung
von Säuglingsheimen und Mutterberatungsſtellen mit aller
Kraft durchgeführt wurde, nahm die Sterblichkeit unter den Neu=
geborenen
erheblich ab.
Wenn ich nun die Verhältniſſe in unſerer engeren Heimat Heſſen
betrachte, ſo brauche ich nur darauf hinzuweiſen, daß die muſtergültigen
Einrichtngen weit über Deutſchlands Grenzen hinaus Nachahmung
finden. In Darmſtadt ſelbſt war der Zuſtand unter den Neugeborenen
und Kleinkindern, als im Jahre 1908 der Allgemeine Deutſche Frauen=
verein
die erſte Mutterberatungsſtelle unter meiner Leitung einrichtete,
ein geradezu troſtloſer! Faſt jedes dritte Kind, das in die Beratungs=
ſtunde
kam, war kümmerlich, elend und entbehrte vollſtändig der Pflege:
die Sterblichkeitsziffer betrug damals, wenn ich mich gut entſinne 16
bis 17 Prozent. Heute, nach 15jähriger Arbeit, welch ein erfreuliches
Bild! Trotz der ſchwierigen Lebens= und Ernährungsverhältniſſe kaum
ein Kind unter hundert, das ſchlecht ernährt oder nicht gut gepflegt
wäre! Und die Sterbeziffer unter den Kleinkindern ſchwankt zwiſchen
11 und 9 Prozent! Alſo, trotz der überaus ungünſtigen Lebensbedin=
gungen
, geſunde, kräftige, wohlgepflegte wenn auch kümmerlich ge=
kleidete
Kinder und eine geringe Sterbeziffer!
Wie iſt das heute möglich?
Wie verdanken dies nur der unermüfdlichen Arbeit, die Aerzte und
insbeſondere die Schweſtern und freiwilligen Helferinnen jahraus, jahr=
ein
in der Säuglingsfürſorge geleiſtet haben. Ich muß hier die Für=
ſorgetätigkeit
der Schweſtern und Helferinnen ganz beſonders hervor=
heben
, ohne die die Mutter=Beratungsſtellen nicht den gewünſchten Er=
folg
gehabt hätten. Ihre Werbetätigkeit iſt ganz unentbehrlich; ebenſo
die Aufſicht und Kontrolle jüngerer Mütter, die trotz der ärztlichen
Beratung oft nicht wiſſen, was ſie mit ihrem ſchreienden Kinde an=
fangen
follen. Da hat oft die liebevolle Zuſprache der Schweſter bei
der Mutter fegensreich gewirkt, und das Kind war vor Schaden bewahrt.
Dieſe Beſuche der Schweſtern in der Wohnung der Mütter follen
nicht etwa den Arzt erſetzen, im Gegenteil, ſie haben den Zweck, eiuer=
ſeits
ſäumige Frauen zu veranlaſſen, in die Beratungsſtunde zu kom=
men
, wenn die Ernährung und Pflege zu wnüſchen übrig läßt, anderer=
ſeits
der Frau zu raten, den Hausarzt aufzuſuchen, wenn ihr das Kind
krank erſcheint. Die Säuglingsfürſorge ſteht und fällt mit den Fürſorge=
ſchweſtern
, die noch im vorigen Jahr von freiwilligen Kräften unter=
ſtützt
wurden. Heute, wvo alles darangeſetzt werden muß, um einen
geſunden Nachwuchs zu erzielen und ein kräftiges Geſchlecht heranzu=
ziehen
, beabſichtigt man, uns dieſe wertvollen Kräfte derart zu beſchnei=
den
, daß uns für ganz Darmſtadt und die vier bis fünf Beratungsſtellen
eine einzige Schweſter bleibt! Entweder ſie muß Unmenſchliches
leiſten, oder die ganze Fürſorge wird illuſoriſch und geht zurück. Die
glänzenden Erfolge einer 15jährigen unermüdlichen Arbeit, der herrliche
Aufbau unſeres muſterhaften Fürſorgeweſens ſoll nun allmählich deur
Verfall anheimfallen, weil angeblich kein Geld da iſt?!
Es wird heute viel für die älteren Kinder getan, warum ſoll die
Säuglingsfürſorge notleiden? Dieſe müßte doch, da ſie dem zarteſten
Alter gilt, mit allen Mitteln betrieben werden. Ich meine daher,
daß man in einer Sache, die das ganze Volkswohl betrifft, doch nicht ſo
ohne weiteres Beſchlüſſe faſſen ſoll, ohne vorher die Sachverſtändigen
in dieſer Angelegenheit gehört zu haben. Ich richte daher an die zu=
ſtändige
ſtädtiſche Behörde die dringende Bitte, die Verſetzung einer
Hilfsſchweſter nicht eher veranlaſſen zu wollen, bis eine Beſprechung
mit den an der Säuglingsfürſorge beteiligten Perſönlichkeiten, insbe=
ſondere
den Aerzten, ſtattgefunden hat.

ch. Griesheim, 14. Mai. Die Turngeſellſchaft hielt geſtern
Art verbunden war. Der Geſangverein Liederkranz, hielt am
v. Eberſtadt, 14. Mai. Selbſtmord. In der hieſigen Provin=
r
. Pfungſtadt, 14. Mak. Kirchenfeſt. Geſtern mittag fand in
macher in Reichelsheim, 4. Karl v. Herff, General i. R. in Seeheim, Mittelpunkt desſelben ſtand eine geſanglich=liturgiſche Feier, in der
Pfungſtadt, 13. Mai. In dem heutigen Vormittagsgottesdienſte
18. Georg Hufbauer, Drehermeiſter in Nieder=Ramſtadt, 19. Adam ſowohl die ganze Macht und Wucht des renovierten Orgelwerkes wie
hielt Herr Pfauzer Marguth=Seeheim. Mit der G=Moll=Fuge von J. S.
* Betreuung der ins Ausland verſchleppten Nuhrgefaugenen. Aus Bach für Orgel fand die kirchliche Feier ihren Abſchluß. Unſere ſchöne
den belgiſchen Gefängniſſen in Duisburg und Aachen ſind etwa 30 Ge= geräumige Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt. Die Nachfeier fand
Roßdorf, 15. Mai. Stenographiſches. Zu dem am
nationalen Komitee ſind gleichzeitig zur Fürſorge an den Gefangenen graphenverein, welcher erſt 1920 ins Leben gerufen wurde, ſieben Wett=
B. Gernsheim, 15. Mai. Am Sonntag hat der Arbeiter= Kraftſport=
mal
wöchentlich von Aachen aus Briefe und Lebensmittelpakete nach Gefanaverein Sängerluſt hatte ſich mit verſchiedenen Liedern betei=

[ ][  ][ ]

Nummer 134.

Darmftädter Tagblatt, Mittwoch, den 16. Mai 1923.

Seite 5.

Heſſiſcher Landtag.

0.

Sitzung.

St. Darmſtadt, 15. Mai.
Am Regierungstiſch: Ulrich, Präſident Urſtadt, Regierungs=
kommiſſare
.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9½4 Uhr. Vor
Eintritt in die Tagesordnung teilt der Präſident mit, daß nun auch der
Abg. Storck von den Franzoſen aus dem beſetzten Gebiet ausgewieſen
wurde. Die Zahl der ausgewieſenen Abgeordneten beträgt nunmehr 6.
Das Haus ſpricht auch dem neu ausgewieſenen Kollegen Storck herz=
liches
Mitgefühl und Dank aus.
Kleine Anfragen.
Abg. Ebner u. Gen. (K.P.D.) fragt an, ob der Regierung bekannt
ſei, daß der Beig. Pennrich den Franzoſen Arbeitskräfte zum Ausladen
von Koks und Kohle zur Verfügung geſtellt habe und den Eiſenbahnern
dadurch in den Rücken gefallen ſei.
Staatspräſideut Ulrich: Ich bin über dieſen Fall nicht unterrich=
tet
. (Hört, hört.) Ich weiß nur, daß der Herr Beigeord. Pennrich
verhaftet worden iſt. Ich kann mir nicht denken, daß das ge=
ſchehen
ſein kann, weil er den Franzoſen gefällig war. Ich muß es alſo
auch zurückweiſen, dem Beamten eine franzoſenfreundliche Haltung zu
unterſtellen, bevor der Fall völlig aufgeklärt iſt.
Abg. Ebner u. Gen, (K.P.D.) fragen an, ob der Regierung be=
kannt
ſei, daß der Werkleiter Leonhardt in Wölfersheim, der Haken=
kreuzler
iſt, die Arbeiter mit einem Revolver bedroht habe u. dgl. m.
Regierungsſeitig wird erklärt daß dieſer L. nur als Hilfsmaſchiniſt
angeſtellt war und inzwiſchen wieder entlaſſen wurde. Ein Anlaß
zum Einſchreiten für die Regierung lag nicht vor. Er hat niemand
bedroht, es wurde nur nach ſeiner Entlaſſung von Arbeitern, die ſeine
Kleidung durchſuchten, ein Revolver und ein Hakenkreuz gefunden.
Abgg. Frau Bienbaum u. Gen. fragen an, auf welche Gebiete
ſich die Tätigkeit der Referentin im Miniſterium des Innern erſtreckt
und ob die Regierung bereit ſei, eine weitere Referentin für Schul=
angelegenheiten
einzuſtellen.
Staatspräſident Ulrich erwidert, die Regierung ſei ſich noch nicht
völlig ſchlüſſig über die Tätigkeit der Referentin, ſie werde jedoch dem=
nächſt
Auskunft erteilen.
Es wird dann in der Einzelberatung
des Etats
fortgefahren. Eine Anzahl Kapitel wird ohne weſentliche Debatte er=
ledigt
. Mit Kaditel 53 werden ſämtliche Kapitel, die Schul= und Unter=
richtsweſen
betreffen, zuſammenberaten. Es ergibt ſich dementſprechend
eine
Schuldebatte.
Abg. Dr. Schian (D. Vp.): Ich glaube, daß Programmreden
heute, nachdem eine Novelle zum Schulgeſetz erlaſſen wurde, nicht nötig
ſind. Ich kann mich darum kurz faſſen und möchte mich im Weſentlichen
darauf beſchränken, von den Erfahrungen des letzten Jahres zu ſprechen.
Mit der vorjährigen Grundſchule rechnen wir als mit Gegebenem.
(Hört, hört.) Es fragt ſich aber, ob nicht begabte Schüler dadurch.
zu ſtark zurückgehalten werden, ob man nicht für dieſe eventl. eine Mög=
lichkeit
ſchaffen könnte, die dier Jahre abzukürzen. Redner beſpricht
dann den Fall des Direktors Schnell in Gießen, der aus dienſtlichen
Gründen nach Offenbach verſetzt, dann aber auf ſeinen Antrag penſio=
niert
wurde. Redner iſt der Anſicht, daß die Gründe, die zur Verſetzung
des Herrn Schnell führten, doch nicht ſtichhaltig waren. Es ſcheine,
daß man zu ſchnell, zu voreilig gehandelt habe, nur um den Wünſchen
gewiſſer Kreiſe entgegenzukommen. Wir haben dieſen Fall hier ſchon
einmal beſprochen und ich kann mit Freuden feſtſtellen, daß die Regierung
meine damaligen Ausführungen weitgehend beſtätigt habe. Es iſt feſt=
geſtellt
worden, daß die Nichtbeflaggung der Realſchule am Rathenau=
tage
techniſch unmöglich war, daß er zu dem bekannten Anſchlag eines
Schülers keinerlei Beziehungen hatte uſw. Einzig die kleine Verſäum=
nis
iſt ihm vorzuwerfen, daß er die Verfügung des Verbotes des Ab=
zeichentragens
nur allgemein bekanntgab, nicht nochmals beſonders in
den Klaſſen. Die ganze Angelegenheit ſcheint mir herausgewachſen aus
der unglückſeligen Stimmung, die damals herrſchte. Man hat die ganze
Angelgenheit unter den politiſchen Geſichtspunkt geſtellt und danach ge=
handelt
. Das haben auch die Preſſeäußerngen und auch die Prozeſſe
ergeben. Wer Herrn Direktor Schnell kennt, der weiß, daß dieſer
Mann niemals Politik in den Schulunterricht getragen hat. Es iſt
tatſächlich eine Art Trauerſpiel, das hier einen unbefriedigenden Aus=
gang
nahm. Es war hier keineswegs ein Kampf des Direktors gegen
die Republik. Es war vielmehr ein Kampf eines Teiles des Lehrerkol=
legiums
gegen den Direktor. Und es bleibt höchſt bedauerlich, daß das
Landesamt für Bildungsweſen gerade dieſen Mann, der politiſch völlig
zein daſtand, nicht ſtützte, ſondern, der kleinen Gruppe ſeiner Widerſacher
ppferte. Man hat dem Lehrer, der mich unterrichtete und mich damals
in den Stand ſetzte, hier rechtzeitig einzutreten für den Beſchuldigten,
Vorwürfe gemacht. Dagegen muß ich proteſtieren. Der Lehrer hat mir
nur geſagt, was er durchaus ſagen durfte. Ich möchte den großen
Wunſch ausſprechen, daß ſich Fälle wie dieſer nicht wieder ereignen. Ich
bin ganz wie Herr Schnell der Anſicht, daß Politik nicht in die Schule
gehört, ich meine aber auch, es ſollte nicht wie in dieſen Fällen, aus
politiſcher Nervoſität zu ſchnell über einen Beamten der Stab gebrochen
werden. (Bravo.)
Abgg. Dingeldey (D. Vpt.), Frau Hattemer (Ztr.), Diehl=
Hochveiſel (Bbd.) erſtatten Ausſchußbericht über einige Kapitel und An=
träge
, die zu dieſen Kapiteln vorliegen.
Abg. Ebner (K.P.D.) bringt eine Reihe von Beſchwerden über
die Schulen vor. Leſebücher enthalten Stücke über Fürſten und Er=
vberungskriege
, die ſchwarz=weiß=rote Farbe uſw. bleibt, uſw. Beſon= Die Jugendverbandsſpiele wurden bis jeßt mit großem Eifer durch=
ders
richten ſich ſeine Klagen gegen die Oberrealſchule am Friedrichsplatz
in Offenbach und gegen den Direktor Henſing, deſſen Entlaſſung aus dem
Schuldienſt er verlangt, weil er monarchiſtiſch geſinnt iſt. In ſeiner
aus, die die Republik lächerlich macht.

Nach der Pauſe wird zunächſt eine
kleine Anfrage
der Abg. Frau Roth (K.P.D.) behandelt. Die Frau Abgeordnete fragt,
ob der Regierung bekannt ſei, daß durch den Handel Lebensmittel zurück=
zu
tun gedenke.
ſam mit der Reichsregierung demnächſt neue, ſehr ſcharfe Beſtimmungen
gegen Wücher und Preistreiberei erlaſſen werde.
Nach einer längeren Geſchäftsordnungsdebatte wird die Beſprechung
der Schulfragen fortgeſetzt.
Abg. Storck (Soz.) tritt zunächſt für die Aufrückung der Stelle
des Vorſtandes der Buchhaltung im Landesamt für Bildungsweſen in
halten, ſondern nach Möglichkeit ausgebaut. Wenn ſie im Anfang auch Gründung eines hieſigen Motorradklubs war ein voller Erfolg beſchie=
nicht
alle Erwartungen erfüllt haben, ſo liegt das eben daran, daß ſie den. Die neue Vereinigung trägt den Namen Heſſiſcher Motorradklub
uoch im Anfangsſtadium ſtehen und des Ausbaues bedürfen. Wir wün=
ſchen
, daß das Landesamt nun endlich den Lehrplan für die Grundſchule
herausgibt. Jeden Verſuch, die Grundſchule irgendwie abzubauen, wer=
den
wir ent chieden bekämpfen. Wir haben ſchon im Jahre 1919 die
Einſetzung eines Ausſchuſſes verlangt, der die Schul=, Leſe=, Real= und ſchreibung von Prüfungsfahrten und Rennen auch hier zur Blüte zu
Geſchichtsbücher revidiert und ändert. Bis heute ſei noch nichts ge=
ſchehen
in dieſem Sinne. Andere Staaten ſeien ſchon viel weiter auf
diefem Gebiete. Wir haben heute noch Leſebücher, in denen die Fürſten
und Monarchen derherrlicht werden und die Kinder vor den Sozial=
demokraten
gewarnt werden. Das iſt unerhört. (Zwiſchenrufe.) Die
Klaſſen mit erweiterten Lehrzielen haben ſich gut bewährt. Man muß können, bei welchem der Verbände den Mitgliedern, die größten Ver=
aber
hier, den Andrang eindämmen, dadurch, daß man den Lehrplan der günſtigungen zuſtehen. Dem proviſoriſch gewählten Vorſtand gehören
vorangehenden Klaſſen entſprechend ausgeſtaltet. Im Aausbau der
und wir fordern den Ausbau aller Schulen auf dem flachen Lande. Die an. Als Eintrittsgeld bezw, monatlicher Beitrag iſt der für heutige
klang gebracht werden, damit den Abſolventen dieſer Schulen das Hoch= Mk. feſtgeſetzt, jedoch iſt der Klub vorläufig in der Lage, damit auszu=

ſchulſtudium möglich ſuird. Wir wverden die Abſichten, die Fortbildungs=
ſchulen
auf dem Lande zu beſeitigen oder einzuſchränken, bekämpfen.
Herr Abg. Werner wird ſich in ſeinem diesbezüglichen Antrag nicht auf
die Dorfſchullehrer berufen können. Wir lehnen dieſen Antrag ab. Die
Landſchullehrer haben ſehr oft den Beweis erbracht, daß ſie ſehr wohl
in der Lage ſind, auch landwirtſchaftlichen und naturwirtſchaftlichen
Unterricht zu erteilen. Die Fortbildungsſchule muß nicht behindert, ſon=
dern
ſie muß gefördert werden.
Abg. Dr. Werner (Dtſchutl.): Auch uns ſagt es nicht zu, daß die
heutige Ausſprache belaſtet wurde mit einer Menge rein perſönlicher
Dinge. Nachdem aber der K.P.D.=Redner einen verdienten Schulmann,
wie es Herr Direktor Henſing einer iſt, durch die Zähne gezogen hat,
muß ich dieſen Herrn doch gegen dieſe Vorwürfe in Schutz nehmen. (
iſt durchaus nicht ſo, daß hier Schuld auf Seiten des Herrn Henſing iſt.
Hingegen hat ſich ſein politiſcher Geguer, Herr von der Schmidt, mehr=
fach
Uebergriffe erlaubt. Er hat u. a. in Gegenwart der Kinder geſagt,
er kenne kein Vaterland und hat ſich beim Schulgebet der Kinder zum
mindeſten taktlos benommen. Es wäre eine Menge zu dieſen Fällen zu
ſagen, wir verzichten aber darauf im Hinblick auf die Tatſache, daß die
heſſiſche Regierung nichts gegen die Tätigkeit des Herrn Henſing einzu=
lvenden
hatte. Die noch beſtehenden höheren Schulen auf dem Lande
müſſen unbedingt ausgebaut werden, wenn die Landflucht nicht noch
zunehmen ſoll. Die Koſten, müßten auf den Staat übernommen wer=
den
. Die Hausverwalter der Schulen bitten wir zum mindeſten eine
Klaſſe höher einzureihen. Auch die Bezahlung der Induſtrielehrerinnen
bedarf dringend der Verbeſſerung. Für die höheren Schulen bedürfen
die Dienſtanweiſungen dringend der Reviſion. Auf die Einheitsſchule
will ich näher nicht eingehen. Wir ſind mit aller Entſchiedenheit gegen
eine Verkürzung der Schulzeit auf 8 Jahre, anſtatt 9, wie ſie für die
höheren Schulen unbedingt notwendig ſind. Die Klaſſen mit erweiterten
Lehrzielen kommen hier als Erſatz nicht in Frage. Wir wünſchen auch,
daß die Geſchichts= und Leſebücher befreit werden von dem Byzantinis=
mus
, den wir auch früher ſchon bekämpft haben. Es iſt aber doch falſch,
zu ſagen, dieſe Leſebücher ſind nun monarchiſtiſch eingeſtellt. Es kommt
bei der Erneuerung der Bücher aber doch der ungeheuer große Preis in
Frage. Die Zentralſtelle für Volksbildung propagiert den Volks= und
Staatsgedanken in einer Weiſe, die den Dank aller Parteien verdient.
Aber daß man für Volksbildungszwecke, den Herrn Kantorowitz aus
Freiburg heranholt, um uns hier ſagen zu laſſen, was wir wiſſen ſollen
von uns über Raſſefragen, das war zum mindeſten ein bedauerlicher
Mißgriff. Es iſt beklagenswert, daß man die deutſche Jugendgemeinde
verboten hat, während die patriotiſchen Jugendverbände nicht verboten
vurden. Es war ein ſo ſchöner und hoher Idealismus, der dieſe deutſche
Jugend zuſammenhielt. Daß man dies zertrümmerte, dient nicht dem
Wohle des Volkes, ich kann es nur tief bedauern. Dieſe ideale Bewegung
wird unterdrückt, während man den Sowjetſtern duldet. Auch der jung=
deutſche
Orden wurde verboten. Dazu lag gar kein Anlaß vor. Ich
bitte die Regierung, dieſe Verbote wieder aufzuheben.
Nächſte Sitzung Mittwoch 9 Uhr. Schluß 1 Uhr.

Sport, Spiel und Turnen.
Allgemeiner Deutſcher Spielplatzwerbetag am 27. Mai 1923.
Ausſchuß für Leibesübungen Darmſtadt. Der
Deutſche Reichsausſchuß für Leibesübungen hat die Durchführung eines
2. Deutſchen Spielplatzwerbetags, wie er bereits im Jahre 1920 ſtatt=
fand
, beſchloſſen. Dazu ſind alle Leibesübungen treibenden Verbände
und Vereine Deutſchlands aufgefordert.
In Darmſtadt wird die Ausführung des Werbetages die Orts=
gruppe
des Reichsausſchuſſes, der Ausſchuß für Leibesübungen Darm=
ſtagt
, übernehmen. Die geplanten Veranſtaltungen ſtehen ausſchließlich
im Dienſte der Spielplatzwerbung. Sie ſollen den Behörden und der
Allgemeinheit den Beweis erbringen, daß das Bedürfnis nach Spiel=
plätzen
, auf denen ein großer Teil unſerer Volksgeſundheit ſeinen Ur=
ſprung
hat, vorhanden und daß es dringend iſt. Die Forderung des
Reichsausſchuſſes, 3 Quadratmeter Spielplatzfläche pro Kopf der Be=
völkerung
, muß endlich erfüllt werden. Viel ſelbſtloſe Arbeit der Ver=
eine
hat den Boden für die Leibesübungen im Volke geebnet. Sie hat
feſten Fuß gefaßt. Soll die Leibesübung Allgemeingut werden, dann
iſt die Kraft der jetzigen Träger zu ſchwach. Das Reich und der Staat
müßten ihre Hilfe im weitgehendſten Maße zuſichern. Das Spielplatz=
geſetz
muß Tatſache werden.
Die Veranſtaltung in Darmſtadt beſteht in einem Sternlauf.
Hierbei verſammeln ſich die Teilnehmer in den Außenbezirken und eilen
ſtrahlenförmig in Läufergruppen (in Sportkleidung) durch die Haupt=
ſtraßenzüge
zum Mittelpunkte der Stadt (Muſeum), wo ſie ſich zu einer
Maſſenkundgebung vereinigen. Gleichzeitig wird ſich ein Zug Turner
und Sportler vom Marienplatz aus nach dem Muſeum in Bewegung
ſetzen. In einer Anſprache wird der Ausſchuß die Bedeutung des Tags
kennzeichnen. Am Nachmittage finden auf allen Sport= und Spielplätzen
Veranſtaltungen der Vereine verſchiedener Arten der Leibesübungen
ſtatt. Beteiligen werden ſich außer den Vereinen die Schulen. Ueber
weitere Einzelheiten werden Berichte in den nächſten Tagen erſcheinen.
efs.
Jugendverbandsſpiele.
Nachdem die Vorrunde der Abteilung I beendet iſt, laſſen wir
hier die Tabelle nach dem Stand vom 13. Mai folgen:
Spiele Tore gew. verl. unentſch. Punkte
Sportverein 1898
Eintracht . . .
4:1
Arheilgen . . .
5:5
Roßdorf ..
0:10
geführt. Ueber die Schiedsrichter war im allgemeinen nicht zu klagen.
Die beiden dieſer Abteilung angehörigen Darmſtädter Jugendmann=
ſchaften
zeigten ich den Vereinen von Arheilgen und Roßdorf über=
Schule lag bis vor kurzem die Zeitſchrift Deutſchlands Erneuerung legen. Sportverem ſchoß die meiſten Tore, wührend Eintracht die
wenigſten Verluſttore hat, und außerdem auch alle Spiele der Vorrunde
auf fremden Plätzen ſpielte. Das Zuſammentreffen zwiſchen Sportver=
ein
und Eintracht wird wohl den endgültigen Meiſter bringen.
Turngemeinde Befſungen 1865 e. V. Darmſtadt.
In den Räumen und auf dem Spiel= und Turnplatz der Turn=
gehalten
werden, um damit zu wuchern, und was die Regierung dazu gemeinde fanden am 13. Mai I. Js. die Ausſcheidungskämpfe für das
Deutſche Turnfeſt in München ſtatt. Prächtige Leiſtungen konnte man
Staatspräſident Ulrich teilt dazu mit, daß die Negierung gemein= von Turnern und Turnerinnen beobachten, jeder gab, ſein Beſtes, um
die Feuerprobe zu beſtehen. Trotzdem konnten Viele ihr Ziel nicht er=
reichen
und müſſen weiter eifrig üben, denn auf einem deutſchen Turn=
feſt
wird viel verlangt. Dies letztere gilt ganz beſonders für die Aus=
erleſenen
des Gaues, und denen ſei zugerufen, immer eifrig bei der
Arbeit, damit ein voller Erfolg in München zu erwarten ſteht.
Motorradſport. Von unterrichteter Seite wird uns mit=
Gruppe Xl ein. Was die Lehrerbildung betrifft, ſo ſei Sachſen hier geteilt: Der von verſchiedenen Motorradſportsleuten auf Samstag, den
vörbildlich geworden. Die Aufbauſchulen wünſchen wir nicht nur er= 12. Mai, im Lokal. Zur alten Poſt einberufenen Verſammlung zwecks
(H. M. C.), Sitz Darmſtadt, und wird demnächſt in das Vereinsregiſter
eingetragen. Zweck, Ziel und Beſtreben des H.M.C. iſt, unſere heimi=
ſchen
Motorfahrer zu gemeinſamen Wanderfahrten zuſammenzubringen,
den Motorſport durch Veranſtaltung von Fachvorträgen, durch Aus=
bringen
und populär zu machen. In der Sitzung wurde bereits über
den Anſchluß des Vereins an einen der beſtehenden Verbände diskutiert,
jedoch wurde die Beſchlußfaſſung hierüber einer ſpäteren Mitgliederver=
ſammlung
überlaſſen, da vorerſt eine Klärung der A. D.A.C.M. D.V.=
Zerſplitterungsangelegenheit abgewartet werden ſoll, um ermeſſen zu
die in der hieſigen Sportswelt beſtens bekannten Herren Hahn, Zürtz,
Volksſchulen zu 10jährigen Schulen ſehen wir das erſtrebenswerte Ziel, Keller. Deckart, Langer, Schäfer, Gräb, Ludwig, Pecher und Schmidt
Aufbauſchule ſollte mit den Schulen mit erweiterten Lehrzielen in Ein= Verhältniſſe außerordentlich geringe Betrag von 5000 Mk. bezw. 2000

kommen, da ihm größere Stiftungen zur Verfügung ſtehen. Da der
H.M. C. mit einem großzügigen Sportprogramm ſchon in allernächſter
Zeit an die Oeffentlichkeit tritt, wäre es im Jutereſſe des Motorrad=
ſports
ſehr wünſchenswert, daß alle noch fernſtehende Motorradfahrer,
wenn auch vorläufig nur als Gäſte, den Verſammlungen und Veranſtal=
Tatitata‟.
tungen beiwohnten.
Preußiſch=Süddeutſche Klaffenlotterie.
Mitgeteilt durch Lotterie=Einnahme Petzenz, Rheinſtr. 33.
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500 000 Mk. Nr. 138150 2
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30 000 Mk. Nr. 20101 20116 25173 98194 40262 58085 88284 119689 121232
135722 141068 198987 200112 216673 217874 252857 273852 283966 2929 73
296993 29500 303704 316957 333564 338190 346332 356 755 361431 362604
365458 370508.
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173941 177659 177992 180420 182507 182063 185422 209577 232915 238214
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ſind aus den täglichen Gewinnliſten zu erſehen. (Ohne Geſähr.)
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Dei rieftkäger kommt
und kaſſiert in den Tagen vom 18.2:
ds. Monats die Bezugsgelder für das
Darmſtädter Tagblatt bei den Poſt=
beziehern
für den nächſten Monat.
Wir bitten beim erſten Vorzeigen der
Poſtquittung den Betrag zu bezahlen,
damit in der Zuſtellung der Zeitung keine
Unterbrechung eintritt. Nach den neueſten
Poſt=Beſtimmungen wird der Briefträger
die Quittung nur einmal vorzeigen, bei
Nichteinlöſung muß der Betrag alsdann
am Poſtſchalter bezahlt werden. (1447a
F Der Verlag des Darmſtädter Sagblattes.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 17. Mai:
Wolkig, ſtrichveiſe noch Regen, kühl, weſtliche Winde.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10½
Uhr (Schauſpielmiete 214 und 31): Die Fledermaus, Kleines Haus,
Anfang 7 Uhr Ende nach 9½ Uhr (K 26, die zugleich Zuſatzmiete V
haben): Die Freier. Oupheum, Anfang 734: Die Bajadere‟.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Pglaſt=Lichtſpiele: Kino=
vorſtellungen
.
Verfteigerungskalender Donnerstag, 17. Maf.
Nußzholzverſteigerung vorm . 9 Uhr im Roßdörfer Gemeinde=
wald
(Zuſammenkunft in der Kubig, bei ungünſtiger Witterung im
Nathaus).

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik ur
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Lank
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Pa
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rnmmer hat 10 Seiten
G

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[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 16. Mai 1923.

Ruttitter 134.

Familiennachrichten

STATT KARTEN.
Ihre am Donnerstag, den 17. Maf 1923.
nachm 21/, Uhr, in der Martinskirche statt-
findende
Trauung beehren sich anzuzeigen
Anais Kress
Ernst Flath

Gutenbergstr. 45

Dankſagung.

Todes=Anzeige.
Heute Mittag 3½ Uhr entſchlief
nach langem mit großer Geduld
ertragenem ſchweren Leiden meine
innigſtgeliebte Mutter, unſere
Schwiegermutter, Großmutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau

geb. Göckel
im 55, Lebensjahre,
In tiefer Trauer:
Willy Engel.
Darmſtadt, den 14. Mai 1923.
Arheilgerſtr. 78.
(*1368:
Die Beerdigung findet heute Mitt=
woch
, den 16. Mai, nachm. 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.

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Auf

Dankſagung.
Für die Beweiſe aufrichtiger
Teilnahme beim Heimgange unſres
lieben Verſtorbenen
Chr. Lippert, Gürtlermſt.
ſagen wir allen, beſonders Herrn
Pfarrer Waitz für die troſtreichen
Worte, unſeren herzlichſten Dank.
Darmſtadt, den 15. Mai 1923.
Die trauernden Hinterbliebenen:
*13695) Familie Hch. Lippert.

Geschlechtsleiden!
Hallreiche Erfolge b. Harnröhrenleiden (krisch u.
voralt.), Weissfluss, Syphilis, Mannesschwäche.
Keineßerufsstörg. Alles diskret. Leiden kurz angeben.
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Mittwoch vormittag
von 8 Uhr ab. (st3976
Verloren

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem herben Verluſte unſeres lieben Vaters, Großvaters,
Schwiegervaters und Onkels

ſagen wir Allen unſeren innigſten Dank. Insbeſondere
danken wir Herrn Pfarrer Fiſcher für die troſtreichen
Worte am Grabe, den Schweſtern des Eliſabethenſtiftes
für den erhebenden Geſang, den Poſtbeamten für die
Kranzniederlegung, ſowie für alle Blumenſpenden und
die überaus zahlreiche Beteiligung.
In tiefer Trauer die Hinterbliebenen:
Bernhard Appel und Familie
Wilhelm Ruths und Familie
Franz Volz und Familie
Marie Schuchmann.
Schleifmühle b. Kranichſtein, Groß=Bieberau, New York,
den 15. Mai 1923.

Warum machen Sie ſich alt?

die graue, fahle, welke Haut läßt Sie älter
erſcheinen als Sie ſich fühlen. Verwenden
Sie zu jeder Waſchung etwas Aok=Seeſand=
Mandelkleie, deren hautbelebende zarte Frot=
tage
Sie um Jahre verjüngt. Miteſſer und
Pickel werden beſeitigt; die Haut wird blumen=
zart
und jugendfriſch. Ueberall erhälrlich.

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haariger Jagdhund
(braun), 1 gelbe
ckel. 1 Schäferhund
(grauſchwarz)
Einträge in das Genoſſenſchafts=
regiſter
: Am 7. Mai 1923: Ein= und
Klub=/Backen=/Seſſel, Verkaufsgenoſſenſchaft für Mitglie=
Näh. in d. Geſchäfts= der der Metzger=Innung Darmſtadt,
rleingetragene Genofſenſchaft mit
beſchränkter Haftpflicht, Darmſtadt:
Die Vertretungsbefugnis der Liquidatoren
iſt beendet. Die Firma iſt erloſchen.
Am 9. Mai 1923: Bezirkskonſum=
verein
Darmſtadt, eingetragene
Genoſſenſchaft mit beſchränkter
Haftpflicht, Darmſtadt: Durch Beſ luß
der Generalverſammlung vom 22. 2pril
1923 iſt das Statut geändert. Gegen=
ſtand
des Unternehmens iſt jetzt auch
die Vermittlung von Sachverſicherungen.
Die Haftſumme beträgt jetzt 20000 Mark.
Neu die Firma: Mühlengenoſſen=
ſchaft
, eingetragene Genoſſenſchaft
mit beſchränkter Haftpflicht, Sitz
Darmſtadt. Das Statut iſt am 30. No=
vember
1922 feſtgeſtellt. Gegenſtand des
Unternehmens: 1. Vertretung der Mit=
glieder
bei Behörden, anderen Gewerbe=
zweigen
und ſonſtigen vorkommenden
Fällen in müllereigewerblicher Hinſicht.
2. Ankauf von Rohwaren, Maſchinen
und Bedarfsartikeln für den Mühlen=
betrieb
. 3. Verkauf von Rohwaren, Fertig=
produkten
und abgängigen Maſchinen
oder Bedarfsartikeln des Mühlenbetriebs.
Haftſumme: 2000 Mark; höchſte Zahl
der Geſchäftsanteile: 10. Vorſtandsmit=
glieder
: Kaufmann Otto Oeſtreicher in
Eberſtadt, Diplomingenienr Georg Malſt
in Urberach, Müller Heinrich Heltzel in
Hergershauſen, Müller Karl Engel in
Pfungſtadt. Die Willenserklärungen und
Zeichnungen für die Genoſſenſchaft müſſen
durch zwei Vorſtandsmitglieder erfolgen;
dieſe zeichnen, indem ſie der Firma ihre
Namensunterſchrift beifügen. Die Be=
kanntmachungen
erfolgen unter der
Firma der Genoſſenſchaft, gezeichnet von
zwei Vorſtandsmitgliedern, in den Zeit=
ſchriften
Der Müller in Mannheim
und Die Mühle in Leipzig. Die Ein=
ſicht
in die Liſte der Genoſſen iſt wäh=
rend
der Dienſtſtunden des Gerichts
jedem geſtattet.
(3965
Darmſtadt, den 9. Mai 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Die Eheleute Puhlmann in Pfung=
ſtadt
laſſen Dienstag, den 22. Mai
1923, nachmittags 2 Uhr, im Rat=
hausſaale
zu Pfungſtadt ihre Hofreite,
beſtehend in Wohnhaus, 1 Stock mit
Knieſtock, Pavillon und Veranda ſowie
damit verbundenem Acker= und Gar=
tengelände
(Baumgarten), zuſammen
8162 qm öffentlich verſteigern. Bedin=
gungen
können bei dem Ortsgericht
Pfungſtadt eingeſehen werden. (3967
Pfungſtadt, den 12. Mai 1923.
Heſſiſches Ortsgericht.

Donnerstag, 24. Mai 1923, vor=
mittags
10 Uhr, werden an Ort und
Stelle verſteigert aus Forſtort Fran=
kenſtein
, Abt. 12, Kelkersgrund, zwei
Buchenſtämme 3. Klaſſe 2,60 Feſt=
meter
und 12 Buchenſtämme 4. Kl.
11,00 Feſtmeter. Die Nummern ſind
blan unterſtrichen. Auskunft erteilt Herr
Förſter Pfänder zu Forſthaus Soni=
mersgrund
, Poſt Eberſtadt, Fernruf 252.
Zuſammenkunft: 10 Uhr vorm. bei
der Förſterwohnung Sommersgrund bei
Eberſtadt.
(3968
Liebhaber von Brennholz ſind eben=
falls
zur Verſteigerung eingeladen.
Eberſtadt, den 9. Mai 1923.
Oberförſterei Eberſtadt.

[ ][  ][ ]

Rummer 134.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 16. W2.

7.

Der junge Tod.

Roman von Fritz Demuth.
(Der Abdruck erfolgt mit Genehmigung des Herrn Verfaſſers und
der J. G. Cottg’ſchen Buchhandlung Nachf. in Stuttgart u. Berlin.)
(Nachdruck vervoten.)
I.
Lange habe ich geſchwankt, gezögert, ob ich verſuchen ſolle,
dies Buch von meinem Kinde und von mir zu ſchreiben. Nun
habe ich mich entſchloſſen, es zu tun.
Mein Kind, das wurde ſie eigentlich erſt ſpät, mein zu wer=
den
fing ſie an, als ſie acht Jahre alt war und wir, ihre Eltern,
unſere Ehe löſten. Und dann dauerte es noch eine gute Zeit, ehe
ſie wirklich mir zu eigen wurde. Zuvor aber war ſie dageweſen,
beſchenkt bei paſſenden Gelegenheiten, geliebkoſt mit zärtlicher
und ſchnell zu anderem haſtender Hand und viel und lange un=
beachtet
, vergeſſen.
Damit muß ich anfangen, zu erzählen, wie unſere, der Eltern,
Ehe zu Ende ging. Ein längerer Aufenthalt in Spanien lag
hinter mir, während deſſen ich meine Studien über ſpaniſche
Malerei betrieben hatte, in Paris trafen wir uns: Nina wurde
von den Bewunderern ihres Geigenſpiels und ihrer Eigenart
verwöhnt, ich begann in der Welt der großen Sammler als Ken=
ner
beachtet zu werden; die Türen der Salons ſtanden uns
offen, der Pariſer Frühling tauchte alles ringsum in Glanz und
Heiterkeit, das Daſein rann in der breiten Strömung des Wohl=
lebens
dahin, ich fühlte mich jung, der Mann um die Mitte der
dreißig, wie in jener glücklichen Periode der erſten Jugend, der
alles zur Verheißung, zum Genuſſe, zum leichten Gewinne wird.
Nina war äußerſt wirkſam, noch reizvoller, als ſie in ihrer
Mädchenzeit geweſen, damals in Rom, im Palazzo Rondini, wo
ihr ſtolzer und hoffnungslos verarmender Vater, der polniſche
Edelmann, reſidierte. Der war nun lange tot, er hatte mir
meine bürgerliche Nichtigkeit nie verziehen und auch den Raub
der Tochter, die in Rom bei Maeſtrani im Geigenſpiel ausgebil=
det
wurde und trotz aller unnahbaren Nobleſſe beſtimmt war,
dem verblaſſenden Wappenſchilde die notwendige Vergoldung
durch ihre Kunſt oder durch eine beſonders reiche Heirat zuzu=
führen
. Ich empfand es als wohltuend, wie ſchön Nina war,
freute mich ihres Spieles, das damals wirklich der Künſtlerſchaft
zuſtrebte, achtete aber nicht viel auf ſie; ich war mit mir ſelber
beſchäftigt, hatte auch einen angenehmen Flirt mit einer hübſchen
Franzöſin.
Nachmittags waren wir zum Rennen in Auteuil gewefen,
wir waren in einem Wagen des Klubs hinausgefahren mit heite=

ren Menſchen: dieſes Flimmern von Schönheit und Reichtum,
von Schmuck, von lächelnden Augen, von tanzenden Sonnen=
ſtrahlen
, dieſe Welle der Lebensluſt und Lebensſucht, die alles in
Paris erfaßt, hatten uns umſpielt, im Bois hatten wir gegeſſen,
Sekt getrunken, nun kehrten wir zurück in unſer Hotel. Ein
Appartement bewohnten wir, zwei kleine Schlafzimmer, einen
Salon in der Mitte. In dem Salon hielt mich Nina zurück, als
ich ihr gute Nacht wünſchte. Wir wollen noch etwas reden,
ſagte ſie.
Wir ſetzten uns in die beiden Louis Quinze=Seſſel, die
neben dem kleinen vergoldeten Tiſchchen ſtanden. Ich bot Nina
eine Zigarette an, wir rauchten ſchweigend einige Augenblicke,
dann ſprach Nina, während ich an eine Handzeichnung des Lio=
nardo
dachte, die mir der Kunſthändler Tribouille gezeigt hatte,
und mich nur ſchwer zur Aufmerkſamkeit zwingen konnte: von
Paris, von den Ereigniſſen des Tages.
Nina ſchwieg und fragte nach einer Pauſe: Liebſt Du
Yvonne?
Ich ſchaute auf. Weshalb fragſt. Du mich danach? Ich
denke, wir ſind nicht eiferſüchtig.
Nina wich meinem Blicke aus.
Wäre es Dir unangenehm, ſagte ich, oder wäre es Dir
angenehm, wenn ich Yvonne liebte?"
Sie zuckte die Schultern.
Ach, ſagte ich, der Tag ſcheint noch eine Ueberraſchung
zu bieten.
Und ſagte Nina, wenn ich nun eiferſüchtig wäre?
Ich lachte hellauf. Nina ſenkte das Haupt und ſah mich von
unten herauf ſcharf und böſe an. Da fühlte ich, daß es Ernſt war.
Eine reizvolle Frau ſaß da vor mir, eine Raubtiergeſtalt,
ſicherlich aus dem Geſchlechte der großen ſchwarzen Katzen, aber
da waren dieſe Augen, dieſe dunklen tiefen Augen, aus denen
vieles von dem ſprach und ſchrie und lachen konnte, was mir in
den ſeltenen Stunden aus den Bildern der Meiſter entgegen=
geſchlagen
, und dann war da wieder der rote Mund mit den
ſtarken weißen Zähnen, der oft in dem bleichen Geſicht ſo ſelt=
ſam
wirkte, kalt und ſinnlich und hart.
Nina ſagte: Wie iſt das alles gekommen? und dann: Als
ich Dich kennen lernte, verliebte ich mich doch ſo ſehr in Dich
dieſe blonde Beherrſchtheit war neu, verführeriſch, nicht wie die
äußerlich ähnliche engliſche Steifheit. Ich wußte ja auch, daß
Du das Verhältnis mit der ſchönen eleganten Frau hatteſt.
Eigentlich war es ein Bild, das mich gefangen hatte: wie es ſein
würde, wenn dieſe Beherrſchtheit zuſammenbräche.
Mir kam die Erinnerung an unſere Brautzeit, an unſere
junge Ehe, an die erſt kühle, dann immer mehr aufreizende Be=
rührung
dieſer unglaublich lebensvollen Hand, den taſtenden und

nählich bis zur Bein htung aule Nertzen auſſaugenden Druck
ihres Mundes, die weiche, ſchmiegende Glätte der Haut. Ich
ſah bie tauſend Bilder der Wolluſt, die unſere erfindungsreiche
Glut geſchaffen hatte, ich fühlte, wie ſehr ich der Sklave dieſer
Frau geweſen war. Hingekauert ſaß ich in dem Stuhle und
rührte mich nicht und hob dann doch den Kopf, fah ſie an, gerade
in das Dunkel ihrer ſchwarzen Augen hinein.
Ninas Lippen öffneten ſich und ein ungeförmter ſinnloſer
Laut drang hervor. Mein Blick traf ihren Mund, der mir jetzt
ganz fremd war. In dieſem Augenblick wußte ich, warum wir
auseinandergegangen waren.
Ich habe Dich geliebt und begehrt, ſagte Nina, die Er=
innerung
an unſere Umarmungen peitſcht mich noch heute, aber
wenn der Traum vergeht und die Wirklichkeit da iſt, dann iſt
alles tot und vorbei.
Ich antwortete nicht, und Nina begann von neuem: Wir
waren verlobt und gemeinſam zum Empfange in der ruſſiſchen
Botſchaft. Die ſtolze, herausfordernde Gräfin Skule, die gebo=
rene
Amerikanerin, ſah Dich an, prüfend von oben bis unten, ich
kannte damals ſolche Blicke nicht, ſie entkleiden, und ich hörte ſie
ſagen: i1 est tellement homme a femme."
Ich dachte: Homme à femme, ein Lebemann im banalen
Sinne war ich nie geweſen, den Kern meines Daſeins hatten oft
Frauen ausgemacht.
Homme ä femme, ſagte Nina, wie malte ſich meine Phan=
taſie
das aus! Ein Blaubart, ein Don Juan mit allem mozarti=
ſchen
Brio, ein Triſtan; jedes Klingen vom zarteſten Allegro bis
zum rauſchenden Furioſo erwartete ich, und ich war nicht ent=
täuſcht
in dieſen Monaten, Vendig, Korfu, Kairo, die Wochen in
Biskra, bis ich ſah: die Abgründe und Grüfte waren nicht da,
meine Phantaſie wollte fliegen, aber ſie ſollte auf eine gute Weide
gehen: Du konnteſt nicht zaubern, nicht einmal lügen. Ich weiß,
Du verſuchteſt es manchmal, namentlich ſpäter, aber ich merkte es
gleich, ſo deutlich, daß es nicht einmal Zweck hatte, es zu betonen.
Ich ſah, Du warſt anders, wie ich es geglaubt: einen Abenteurer
voll Kühnheit und Kraft hatte ich mir geträumt, ein liebens=
würdiger
, hübſcher, angenehmer Mann ſtand vor mir.
(Fortſetzung folgt.)

Gewebe werden mit Heitmann’s
Auch die zarteſten Reformia prachtvoll gereinigt
und erhalten ein wunderbar friſches Ausſehen.
Chemiſch=reinige nur mit Heitmann’s Reformia.

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Altere Witwe

als Haushälterin, od.
Hilfe im Haushalt u.
Geſchäft (ohne Geh.)
zum 1. Juli. Könnte
auch Kapital ins Ge=
ſchäft
geben. (*13734
Gefl. Angeb. unter
J 134 a. d. Geſchſt.

In allem bewanderte
Schneiderin
n. n. Kund. an. Näh.
Geſchäftsſt. (*13413

Männlich

Schloſſer
21J. alt, ſtrebſ., ſucht
Beſchäftigung irgend
welcher Art. Angeb.
uint. J 118 an die
Geſchäftsſt. (*13655
Ofene Stelleng

Weiblich

Perf. Weiß=
näherinnen

f. dauernde Heim=
arbeit
g. ſ. gute Be=
zahl
. geſ. (3962md
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Wilhelminenſtr. 17½

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perſ. Bäglerin
für 4 Mon. von fürſt=
lichem
Hauſe an der
Oſtſee. Vorzuſtellen
nachm. b. 4-5(*,im
N.=Ramſtädterſt. 32, II

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Aueihardoch.
geſucht Bismarckſtr.
Nr. 52, I. (*13424gm

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das kochen kann und
alleHausarbeiten ver=
ſteht
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auf dem Lande ge
ſucht. Gute Behand=
lung
. Lohn nach
Uebereinkunft. An=
geb
. erbet. u. J 9
a. d. Geſchſt. (*½5Rmdf

Haushälterin
zu einzelnem Herrn
geſucht. Näheres
Geſchäftsſt. (*1363

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und Sondervergütungen stelle sehr tüchtige
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2. Stock.

Sofort geſ. einfache
Stütze
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gut empf. Hilfe vorh.
Dauerſtellung. Hoh.
Gehalt. Zu erfr. in
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wird ein junges
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angenommen. Näh.
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und ſolides
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Rheinſtr. 2. (3980md

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Herdweg 81. (*13635

Veltere Sütel
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die das Kochen für
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Wehprechtſtr. 3. (*13707

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dem Spülen (B3984
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Waſchen u. Bügeln
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hat. Anmeldungen
dei mir
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Darmſtadt
Gutenbergſtr. 62, pt.

Anſtänd. Mädchen
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Langgaſſe 3

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Frau oder Fräulein
zur ſelbſtändig. Füh=
rung
eines Büfetts u.
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an die Geſchſt. (e13702

Suche Köchinuen, 1.
u. 2. Hausm., Stütze,
Alleinmädchen, Bei=
töchin
u. Küchenm.
für hier und aust
Frau Beck, gewerbsm.
Stellenvermittlerin, Karl=
ſtraße
25.
13678

Ehrl. Mädch.
tagsüber geſ. (*13652
Stiftſtraße 3, 1. St.

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geſetzten Alters oder
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[ ][  ][ ]

Nummer 9

Beila

*Martin Anderſen Nexö.
Von Erich Bockemühl.
Um es gleich zu ſagen: der däniſche Dichter Nexö hat nicht
die leidenſchaftliche Wucht der Geſellſchaftskritik wie der Ver=
faſſer
der Roten Zimmer und der Schwarzen Fahnen,
Strindberg und auch den großen horizontloſen Weltblick Ham=
ſunſcher
Romane mit der Geſtaltung ſeiner komplizierten
Mädchenſeelen ſollen wir bei ihm nicht ſuchen: Nexö iſt änders
und darin nichts unwerter als dieſe Großen ſeiner nordiſchen
Heimat, mit denen er verwandt iſt im Sinne des Satzes, mit
dem er in einem Buch das Weſen des Dichters bezeichnet, ſich
zu bemühen, die ungeſchminkte Wahrheit zu ſagen. Sollte man
es wohl für möglich halten, daß das ſo ſchwierig iſt? Aber er
ſagt, daß wir alle mit Verlogenheit behaftet ſind und daß
wir beim Volke in die Lehre gehen müſſen.
Der Satz ſteht in einem der dichteriſch ſchönſten Kapitel,
die ich von Nexö las, in dem 4. Band des Romans Stine Men=
ſchenkind
, dieſer Geſchichte des Mädchens, das ſchon im Hauſe
Lars Peterſens, ihres Vaters, des verachteten Lumpenſammlers,
deſſen Frau im Gefängnis war, als Kind, den Geſchwiſtern und
dem haltloſen Vater Mütterchen ſein mußte, (ſo heißt der
zweite Band), das nach dem Sündenfall (dritter Band) durchs
Fegefeuer (vierter Band) muß, daß das Leben in Armut in
aller Hinſicht ſpürend in ganz wunderbarer. Weiſe ſich ſelbſt treu
bleibt, ſeine Lebenszuverſicht behält, ob es Not und Schande er=
lebt
, ohne Ehe ein Kind gebiert, ob es als Amme aus der Ge=
burtsklinik
, von Grauſen erſchüttert über den Betrieb der
Engelmacherei fliehen muß und als Dienſtmädchen eine Ent=
täuſchung
nach der anderen erlebt trotz alledem im Tiefſten
ihrer Seele rein bleibt und groß im Charakter dienenden Helfer=
tums
. Dein erglühend Herze gabſt du hin in des Weltraums
Kälte hofft im Todesreiche noch dein Sinn? Stines Armut
iſt wahrhaft der Glanz aus Innen (wie Rilke ſagt . . .), ihre
Güte, ihr immer wieder erblühendes Lächeln wandelt die Trüb=
ſeligkeit
dunkelſter Stuben in Sonnenſchein, ob ſie ſelbſt auch
wenig Glück und alles Leid des Muttertums erduldet . . . Ver=
kannt
, verachtet, ausgeſtoßen, aber geliebt von allen, denen ſie
Helferin war, ſtirbt ſie. In der Armenecke des Kirchhofes liegt
ſie begraben da, wo die Gräber ſo ſchnell wie möglich wieder
geſchleift werden ſollen, um neuen Platz zu machen; auf öffent=
liche
Koſten wurde ſie begraben. Es war die einzige Ehren=
bezeugung
, die ihr in ihrem Leben erwieſen wurde und ſie
war nicht freiwillig. Gelang es ihr, Herzen zu erweichen? ſo
ſchließt der letzte, fünfte Band, der Zu den Sternen heißt.
In dieſem Werk iſt Nexös Geſamtwerk charakteriſiert. Nur
ein Menſch mit dieſem Drang, dieſer guten menſchlichen Sehn=
ſucht
zur Wahrheit kann ſolche Bücher ſchreiben, in denen aller
konventionellen Beurteilung fern Menſchtum Menſchtum erkennt.
Hier iſt nur die Liebe am Werk, die zugleich auch die Schönheit
der Armut zu ſehen vermag, die den Blick nur der Seele hat, die
das Menſchtum um ſeiner ſelbſt willen und an ſich ſelbſt und
nicht an der Moral erkennt, die weniger Wert als Macht
bedeutet. Nexö glaubt an das Volk. Er verſchönt nicht. Er
läßt den Trinker Trinker ſein, er ſpürt auch nicht Urſachen nach,
um tendenziös zu entſchuldigen. Mutter Frank, die ihren
Mann und Sohn verprügelt, iſt eine große, liebwerte, ver=
ehrungswürdige
Frau dieſe Erkenntnis ſteht nirgendwo in
dem Roman Familie Frank geſchrieben, ſie wächſt aber aus
der Lektüre des Werks bis zur letzten Ueberzeugung, als wie ſolch
eine Erkenntnis aus dem Leben (aus jedes Menſchen Milieu)
wachſen kann, ſo tendenzlos eben ſchreibt Nexö, ſo, iſt er aus
Liebe, oder aus Treue ſagen wir, tiefer greifend ein
Dichter, Künſtler, ein Geſtalter des Armutslebens und ſeiner
Menſchen. Dies wäre aus ſeinem Werk (für den, der es noch
nicht weiß) theoretiſch zu erkennen: daß das Leben des Armen=
häuslers
nach anderer innerer Geſetzlichkeit geſchieht, wie das
jeder Geſellſchaftsklaſſe nach ihrer Geſetzlichkeit . . . Das Leben
aber des Armen iſt ſchwer und allen gütigen Verſtehens beſon=
ders
wert. Kameradſchaft und einfaches, bedenkenloſes Helfer=
tum
, natürliche Gemeinſchaft ſind der Armut immer verbunden.
tum, natürliche Gemeinſchaft ſind der Armut, immer verbunden:
die Wirklichkeit ſelbſtloſen Menſchentums. Das vorausſetzungs=
loſe
ſoziale Verſtehen aber iſt der Werke Nexös tiefethiſcher Wert,
wie die Menſchenliebe, die Intenſität einer wahrhaft unbeeng=
ten
chriſtlichen Inbrunſt ihre Kraft iſt.
Eine Vorausſetzung aber haben die Bücher immerhin, die
ſich aus einem der zahlreichen Bücher Nexö ſchon ergibt, den
Jugenderinnerungen, die er Die Küſte der Kindheit nennt.
Da leſen wir von den armen Menſchen ſeiner Heimat, des Born=
holmer
Nordlandes, von dem kümmerlichen Ackerbau verſanden=
der
Höfe, dem ertras gimen arbeitsſchweren Heringsfang, wir
empfinden es, wie er aus eigenen Entbehrungen und Leiden
ſeiner Jugend dieſen Menſchen innerlich nah war und blieb.
Ich weiß von dem Leben dieſes Dichters Nexö nichts. Ich
kenne nur ſeine Werke. Aber man empfindet in ihnen immer
das Vibrieren ſeiner eigenſten inbrünſtigen Seele, ſo daß man
ihn in manchen Geſtalten wieder erkennt. Ich denke mir, daß
der Roman Ueberfluß einer ſeiner erſten iſt. . . mit ſeinem
Peſſimismus, ſeinen komplizierten Naturen, Säufern, Kraft=
menſchen
, Größtes wollenden und immer wieder an ſich ſelbſt zer=
brechenden
Seelen, mit dem kranken, differenziert geiſtigen jun=
gen
Menſchen, der verzweifelt am Ueberfluß des Lebens ſchließ=
lich
auf den Wellen treibt Charakteren, die doch mehr Typen
ſind, verkörperte Prinzipien, Geſtaltungen eines Menſchen, der
mit der Fülle des Seienden zur eigenſten Klarheit ringt
Dagegen in dem großen zweibändigen Werk Pelle der Eroberer
iſt jene große epiſche Ruhe (bei allem raſtloſen Drängen des Ge=
ſchehens
) jene große Umwölbung aus der Seele des Schickſal=
wiſſenden
, jene unendliche Stille der Welt, das gütige Lächeln
des Groß= und Weitverſtehenden. Das Buch des Sozialismus
geſviß, zeitgeſchichtlich, entwicklungsgeſchichtlich getreu: Aber
der Sozialismus in der Tiefe des einfach=Menſchlichen erfaßt.
Tendenzlos, ohne Neſſentiment . . . nicht ohne Leidenſchaft, aber
ſuchend in der Leidenſchaft des Geiſtes zur Wahrheit . . . Wie im
Ueberblick von 1000 Jahren iſt hier das bleibend Ethiſche dieſer
Weltbewegung Geſtalt geworden in der Perſon des Pelle, der
aus allen Irrtümern und Leiden nur ſich erobert, ſeine Seele,
ſeine Familie, . .. und eben in dieſem Finden den Weg der Er=
löſung
der Armen weiſt. Ein Buch tatwirkenden Optimismus,
Erdnähe und der Himmel iſt einbezogen ins Diesſeitige, wenn
der Menſch nichts will als ſein tief=innerſt Gutes. Morten
aber, dieſer abwartend ſcheue, lebensunpraktiſche, immer das Ge=
ſchehen
vertiefende, immer den innerſten Punkt der Bewegung
ſuchende geiſtige Menſch iſt Nexö ſelbſt, der am Schluß des
Buches am Ende einer langen Entwicklung die Aufgabe ſeines
Lebens weiß: das Buch zu ſchreiben, das Pelle, der Eroberer
heißen ſoll. Und Morten=Nexö iſt derſelbe, der als Schriftſteller
Vang in Stine Menſchenkind die Worte ſpricht: Ich bin ein
lebendiger Menſch, du! Das iſt alles aber auch genug. Alle
wirklich lebenden Menſchen ſind auch Dichter. Es bedeutet das=
ſelbe
, als wenn er nichts will als nur die ungeſchminkte Wahr=
heit
zu ſagen. Nicht, daß die Kunſt Dienerin iſt einer Partei
oder Idee oder Bewegung: Sie iſt die zwangsinnere Realiſie=
rung
einer leidenden Seele: Symboliſierung des Innern".
Er haßt die Kunſt und die Künſtler Friſeure nennt er ſie.

ge zum Darmſtädter Tagblatt

16. Mai 1923

In dieſem Mitleben des Gegenwärtigen, des Zeitlichen im
Unendlichen zugleich, in dieſer einfachen Menſchenliebe, (und
nicht in einer Einſtellung auf das Moderne etwa) liegt die Ur=
ſache
, daß wohl keinerbisher die Armut ſo wahr
geſtaltete wie dieſer Dichter. Die Armut, die Armen
und ihr Milieu. Denn es ſind wenige, die ſo mitten drin geſteckt
haben, die dies erlebt haben können: Das Elend und die Freu=
den
der verrufenſten Ecken der Stadt und Großſtadt, der nied=
rigſten
Stellungen in den Ställen der Güter die ſo Wirk=
lichkeiten
(auch des Geſchlechtslebens) in dieſen Sphären kennen.
Da ſind Bilder herzergreifender Plaſtik, in künſtleriſcher Meiſter=
ſchaft
geballt . . . deren Erlebnis verpflichtend iſt. Nichts von
Sentimentalität, aber auch nichts von ſenſationeller Erotik.
Nexö beſchönigt nichts . .. denn dieſe Armut iſt nichts weniger
nah dem Laſter und der Frivolität: Uebrigens auch: Wer die
Romane lieſt in ihrer zwingenden Wahrhaftigkeit, zweifelt ein=
fach
auch an der äußeren Wirklichkeit nicht mehr. Nexö aber
meint immer die Seele der Menſchen, wenn er die Schönheit der
Armut ſagt . . . eben weil er die Seelen der Menſchen ſieht,
weiß er die Schönheit der Armut zu verſtehen.
Aber ich ſprach von dem dichteriſch ſchönen Kapitel aus dem
vierten Band von Stine Menſchenkind, das da heißt, Stine
pflückt Roſen, das von der Sommerzeit im Hauſe eines Schrift=
ſtellers
erzählt, in dem Stine die Freundin der Frau und das
iſt die Tragik, die Geliebte des Dichters wurde, in jener Zeit, die
die liebreichſte und ſchönſte in Stines Leben war, jenen glück=
ſeligen
Tagen, aus denen ſie (wieder um Anderer Liebe zu die=
nen
) floh und ſelbſt die ihr von der Freundin geſchenkte Roſe
in der Verwirrung verlor.
Ich meine, indem ich dies erwähne, zugleich die Schönheit
der Nexöſchen Sprache, die ſelbſt in der Ueberſetzung er=
kennbar
iſt, das Dichteriſche eben, das uns verwandt erſcheint mit
den Bildern däniſcher Maler, däniſcher Landſchaft, die wohl
weich, in deren Luft aber der herbe Geruch des Meeres iſt. Seine
Naturgeſtaltungen der Heide, des Meeres, des Frühlings und
Winters ſind, lyriſch durchklungen, immer perſönlich eigenwertig
beſtimmt.
Gleich einem breiten Strom ſauſt der Lenz dahin über In=
ſeln
und Belte und umarmt das Ganze in übermütiger junger
Kraft, er ſingt in den geöffneten Mündern der Kinder wie in
einer Muſchel und rüttelt mit luſtiger Friſche. Die Zähne der
Frauen werden geſund von ſeinem Kuß und blitzen um die Wette
mit ihren Augen; ihre Wangen glühen unter ſeinem Streicheln
und ſind doch kühl wie ſonnenreife Früchte, die vom Morgen be=
taut
ſind. Und in dem Gehirn des Mannes wirbelt es von
neuem, es weitet ſich vor dem Lenzwinde zu einer reingeblaſenen
Wölbung aus, groß wie der Himmel ſelbſt, und blaut in wirrer
Erwartung. Hoch bben daran hin geht der ſingende Zug der
wilden Vögel; ihn ſchwindelt ob ſeiner Unendlichkeit. (Pelle der
Eroberer, Bd. II. S. 661).
Beſonders hervorheben aber möchte ich noch Nexös Nach=
ſpüren
nach der Seele des Kindes. Wie fein differenziert pſycho=
logiſch
er hier die Beziehungen und geheimſten Verbindungen
erkennt: Wie er die Reinheit, die ſchöne Gläubigkeit der Kindes=
ſeele
weiß, das Prinzipielle der Kindheit und vor allem auch das
kleine Kind mit ſeinem Wachſen, ſeinen Gewohnheiten und
Eigenarten darzuſtellen vermag.
Ich erſvähnte noch nicht, ſeine ſchöne Novelle Das Glück
mit ihrer feinen Symbolik des Todes, der als Freund dem
armen Steinhauer hilft, daß ſein Wunſch nach Land endlich
erfüllt wird und nicht ſein Drama Die Leute auf Dangaard,
das die Tragik der neuen Zeit geſtaltet: ergreifend ſtark bewegt
vor allem im letzten Akt den Zuſammenbruch des morſchen Her=
rentums
darſtellend und das tatkräftige Aufbegehren und Sich=
behaupten
der bisher Verachteten. Auch hier nichts Program=
matiſches
: Es iſt nur: Verdichtung des Lebens als Kunſt.
Nexö iſt als Dichter zu groß, als daß man ihn durch Be=
ſchlagnahme
für irgend eine Richtung verkleinern könnte. Sein
Dichtertum iſt (auch in der ſtofflichen Auswirkung ſeiner. Werke)
Menſchtum, aber darin auch eine unwiderſtehlich geiſtig=ethiſche
Macht.
Die ruſſiſche Sphinz.
Von Geheimrat Dr. Alfred Bieſe=Frankfurt a. M.
Zu den am meiſten heute im Buchhandel begehrten Werken
gehöten neben Luxusausgaben und Erotika (für die neuen
Reichen) Ueberſetzungen aus dem Ruſſiſchen. Das liegt in den
Verhältniſſen tief begründet. Der Weſten iſt uns durch Haß
und Zwietracht und fortdauernden Krieg verſperrt; von Gallo=
und Anglomanie dürften wir auf lange hin kuriert ſein. Wir
ſpüren, daß dort die ſogen. Kultur, die längſt zur Ziviliſation
hinabſank, infolge eines maßloſen Chauvinismus in der Poli=
tik
ſich jenſeits von Gut und Böſe ſtellte, alſo in Barbarei
zurückglitt. Somit erſcheint Rußland als ein Neuland, das
durch die brutale Energie eines Halb=Tataren, der ſchonungs=
los
Millionen von Menſchenleben ſeinen bolſchewiſtiſchen
gepflügt und umgeſchichtet wurde. Daraus ergaben ſich unbe=
grenzte
Entwicklungsmöglichkeiten, und wieder beginnen, die
Zauberworte: Ex oriente lux! und Wir wollen gen Oſten
reiten! ihre Wirkung auszuüben. Wie es aber ſchon ungeheuer
ſchwierig iſt, die Seele des eigenen Volkes in ihrem tiefſten
Weſen zu erfaſſen und gar auf eine Formel zu brin=
gen
, ſo iſt es bei der Seele eines fremden Volkes faſt
eine Unmöglichkeit. Daß wir in dieſer Hinſicht ſo ahnungs=
los
unſeren Feinden gegenüberſtanden, das ließ nicht am wenig=
ſten
uns den Krieg verlieren. Wichtige Aufſchlüſſe alſo end=
vor
allem wirtſchaftlich angewieſen ſein werden, zu gewinnen,
das iſt eine unabweisbare Pflicht. Zu den feinſten Kennern
eine überaus feſſelnde und aufſchlußreiche, in Dialogform zwi= ätzungen im Text. Die forbigen wie die ſchvarzweißen Illuſtrationen
ſchen einem in Moskau aufgewachſenen Deutſchen und einem
ſen (München, Muſarion=Verlag) folgen ließ. Will man aber
einen Wegweiſer in kurz gefaßter Form durch die ruſſiſche Lite=
ratur
wählen, ſo greife man zu Alexander Eliasberg:
Ruſſiſche Literaturgeſchichte in Einzelpor=
träts
(mit einem Geleitwort von D. Wareſchkoneſky und 16
Bildniſſen. München, Beck). Gerade die Stellungnahme dieſes
vielleicht eigenartigſten ruſſiſchen Geiſtes der Gegenwart zum
Problem Rußland und Europa iſt von höchſtem Wert. Der
Standpunkt, den dieſe Literaturgeſchichte im Gegenſatz zu an=
deren
, die Rußland behandeln, einnimmt, iſt nicht der ſoziale, Schau ſeiner Fneunde lebendig werden, auf daß
ſondern der äſthetiſch=künſtleriſche. So treten manche unbekann=
tere
Dichter in neuer Beleuchtung hervor, wie Tjutſchew und
Feth und Block, während andere, wie Kuprin und Arzybatſchew,
ja auch Groki und Andrejew, in den Hintergrund gewieſen wer=
den
. So klärt ſich vieles im einzelnen und kann den Leſer war= heſt lebendig vor des Leſers Auge und wird iſz in vielen nahe und
nen und bewahren vor den falſchen Propheten, die jetzt in ſo
großer Anzahl von deutſchen Verlegern angeprieſen werden, bilder gleich Moſaiken zuſammengetragen, die ein trefftiches ſtarkes
Im allgemeinen aber, hinſichtlich der Kultur Rußlands, ge=
winnt
man auch hier den Eindruck, daß alles bis dahin Ge=
weſene
nur Vorſtufe war, daß der eigentliche Anfang einer
großen Kultur erſt folgen ſoll. Wer jedoch in farbigſter Dar=

ſtellung ein Bild gewinnen will, wie es denn kam, daß das zari=
ſtiſche
Rußland, die Schöpfung Peters des Großen, immer fau=
ler
, zerſetzter und reifer zum Untergang wurde, bis es in Krieg
und Revolution und Bolſchewismus endlich ſo grauenvoll zu=
ſammenbrach
, der wend: ſich zu dem Roman von Alexei N.
Tolſtoi: Höllenfahrt‟. Deutſch von Eliasberg ( Mün=
chen
, Beck). Eine Fülle von Geſtalten, Typen und Individuen
zugleich, drängen ſich; dramatiſch bewegte Szenen folgen ein=
ander
, neben der Genuß= und Lebensgier und Ichſucht der vor=
nehmen
Welt flammen, zunächſt in ſeltſamſter Verzerrung, die
aufrühreriſchen Ideen auf, um dann verheerend ſich zu ver=
breiten
. Unvergeßlich ſind die beiden Frauengeſtalten, die Stu=
dentin
Daſcha mit ihren mädchenhaften Inſtinkten voll Scheu
und Schrecken und Keuſchhcheit, und die Rechtsanwaltfrau, ihre
Schweſter, Katja, die zum Genießen ſich geboren hält, ferner
der verführeriſche Dichter Baſſanow, der biedere Telje=
gin
u. a. Der Held des Romans iſt Rußland ſelbſt, das ge=
knutete
, dann von Kulturſchwindel ergriffene und endlich in die
Hölle hinabgeſtürzte! Der deutſche Leſer fragt ſich immer wie=
der
: und wir!? Und wir!?

Muſikbücher
E.N. Bei dem hohen Intereſſe, das die Muſik neueſter
Richtung in Darmſtadt findet, ſei auf die beiden wichtigſten Zeit=
ſchriften
hingewieſen, die den neueſten Beſtrebungen dienen. Das
Melos von Fritz Windiſch herausgegeben, verbindet Aufſätze
anregenden Charakters mit intereſſanten wiſſenſchaftlichen, vor
allem äſthetiſchen Arbeiten. Muſikbeilagen und die regelmäßige,
von Profeſſor Dr. W. Altmann zuſammengeſtellte Muſikalien=
und Bücherſchau ſind beſonders wertvoll, auch iſt der Geſichtskreis
nicht nur auf Berlin oder Deutſchland beſchränkt, ſondern auch
das ausländiſche Schaffen von Wert wird herangezogen. Die
Beiträge erſcheinen in deutſcher, engliſcher und franzöſiſcher
Sprache. Melos=Verlag, Berlin=Niederſchönhauſen.
Auch die Muſikblätter des Anbruch, Univerſal=Edition,
Wien, Herausgeber Dr. Paul Stefan, bieten viel Anregung. Ihr
Kreis iſt enger gezogen: ſie dienen vor allem der neuen Wiener
Schule, und die Mehrzahl der Aufſätze iſt von liebenswürdig=
plauderndem
Ton erfüllt, die Notizen und Beſprechungen greifen
beſonders Wichtiges heraus. Die enge Verbindung mit der
Univerſal=Edition, dem Verlag, der ſich wohl am ſtärkſten für die
neue Kunſt einſetzt, trägt dazu bei, daß die Wiener Kreiſe ſchon
als beinah einheitliche Schule wirken.
E.N. Hans Joachim Moſer befriedigt mit ſeiner Geſchichte
der deutſchen Muſik, von der bei Cotta zu verhältnismäßig ſehr
geringem Preis die erſte Hälfte des zweiten Bandes erſchienen
iſt, ein ſtark fühlbares Bebürfnis. Der neue Band umfaßt die
Zeit vom Beginn des 30jährigen Krieges bis zu Haydns Tod
und ſtellt dieſe hochintereſſante Zeit in ausgezeichnetem Stil mit
einer bewundernswerten Schärfe der Einzelzeichnung dar. Die
Perſönlichkeiten der Hauptmeiſter, zahlreiche weniger bekannte
Muſiker werden vortrefflich und auch für den muſikliebenden
Laien verſtändlich in Verbindung mit ihrem Schaffen gebracht,
der kulturhiſtoriſche Zuſammenhang wird in einer Anſchaulichkeit
ve mittelt, die hervorragend genannt werden muß. Ich ſtehe nicht
an, das Werk, das nicht ſo blind iſt, auch die italieniſche und die
franzöſiſche Entwicklung zu berühren, als Die deutſche
Muſikgeſchichte ſchlechthin zu bezeichnen. Es ſollte in keiner
wichtigeren Bibliothek für Oeffentlichkeit, Schule oder Haus
fehlen.

Neue Bücher
St. Die Bartenwetzer, ein heſſiſcher Heimatroman von M.
Heibert (Verlag J. P. Bachem, Köln). Dieſer ausgezeichnet volkstüm=
lich
geſchriebene ſittenreine aber nicht fröſtelnde Roman ſpielt in einer
kleinen Stadt an der Fulda. Die Bartenwetzer ſind die wehrfähigen
Einwohner, die in alten Zeiten bei Kriegsläuften ihre Barten, d. ſ.
Hellebarden, an den Bordſteinen ihrer Flußbrücke wetzten und die davon
ihren Namen erhielten. Ernſte, gerade, trutzige Männer waren dieſe
Bartenwetzerleute, die ihr markiges Weſen noch bis in das 19. Jahr=
hundert
hinein gewahrt hatten. Herbert verpflanzt in die Gemein=
ſchaft
dieſer Leute als ſeine handelnden Perſonen eine ſylphenzarte
Maid, die von Geſundheit und Sinnlichkeit ſtrotzende Tochter eines Patri=
ziers
und einen Sohn der Stadt, der aus den Niederungen des Daſeins
erfolgreich emporſtrebt durch Studium und Weſensbildung. Das Leben
der heſſiſchen Kleinſtadt iſt trefflich und glaubhaft gezeichnet und die
Menſchen ebenfalls. Sie haben Fleiſch und Blut und ſind keine weſen=
loſen
Schemen. Die Sprache und der Satzbau ſind dem Inhalt har=
moniſch
angepaßt.
St. Das Heimchen am Herd, ein Hausmärchen von Char=
les
Dickens. Als Band 3/4 der Märchenreihe des Herz=Verlages,
Wien I., iſt das entzückende Hausmärchen Charles Dickens Das Heim=
chen
am Herd erſchienen. Gleich den beiden erſten Bänden in einer
ganz ausgezeichneten modernen Ausſtattung, die dieſe Bücher zur Zierde
für jeden Bücherſchvank werden läßt, herausgegeben, ſchließt ſich das
Heimchen würdig der Reihe an und läßt von den in Ausſicht geſtellten
weiteven Märchen des Verlages das Beſte erwarten. Wir hoffen gern,
daß auch die deutſche Märchendichtung nicht vernachläſſigt wird, die
eine ſo würdige Wiederbelebung wohl verdient. Die ausgezeichnete
Phantasmen opferte, bis auf den Grund der Bevölkerung um= Neuübertragung des Dickensmärchens beſorgte Clariſſe Meitmer, die es
verſtand, den ſinnlich beſchaulichen Erzählerſtil in feinem, aber ſelbſt=
verſtändlich
und verwaut wirkenden (harakteriſtikum wiederzugeben,
und die trefflichen Illuſtvationen, in ſehr wirkſam leicht expreſſioniſti=
ſchen
, humorvollen Einſchlag, ſowie der Buchſchmuck und die Titelzeich=
nung
ſtammon von Bartholomäus Stefferl=Wien, der ſich damit ſelbſt
ein ſchönes Denkmal geſetzt hat.
St. Oskar Wilde: Drei Märchen. Zweiter Band in der
Märchenreihe des Herzverlages, Wien I. Von Oskar Wilde hat der
Herzberlag in ſeine entzückende Märchenſammlung, die drei Märchen:
Der glückliche Prinz. Nachtigall und Roſe und Der eigenſüchtige
Rieſe aufgenommen. Der Band iſt wie der erſte, ganz ausgezeichnet
lich über die öſtlichen Grenznachbarn, auf die wir in Zukunft ausgeſtattet. Karl Harmos, der vielverſprechende junge Wiener Künſt=
ler
, hat die Illuſtrationen geliefert, und zwar vier ungemein farben=
prächtige
Kunſtbeilagen in Offſetdruck, reich an Inhalt und auch zeich=
Rußlands gehört Karl Nötzel, der größeren Werken jetzt neriſcher Schönheit, ferner die Umſchlagzeichnung und feine Strich=
paſſen
ſich ausgezeichnet der ſchönen, klaren deutſchen Fraktur an, in der
in trefflich aufgeteiltem Satzbild das Buch gedruckt iſt. Dieſe Märchen=
Ruſſen ſich abſpielende Studie: Vom Umgang mit Ruſ= bücher ſind gediegene und ebenſo ſinnige wie vornehme Geſchenkwerke
für geiſtig und äſthetiſch eingeſtellte Menſchen.
St. E. T. A. Hoffmanns Perſönlichkeit. Anekdoten,
Schwänke und Charakterzüige aus dem Leben des Kammergerichtsrats,
Dichters und Kapellmeiſters Ernſt Theodor Amadeus Hoffmann nach
Mitteilungen ſeiner Zeitgenoſſen, aus den Quellen zuſammengetragen
und an das Licht geſtellt von Wilhelm Heinrich Schollengebe=
mit
vier Bildbeigaben (Verlag Paraus &. Co., München). Dieſe In=
haltsangabe
, bzu. Titel, dazu der eiſte Satz des umfangreichen, aber
geiſtvoll geſchriebenen Vorwortes: Der Menſch Hoffnnann, nicht der
Schriftſteller und Künſtler, ſoll auf dieſen Blättern der nicht kleinen
ihn leibhaftig wan=
deln
ſehen auf der oft rauheu, oft auch allzuglatten Bihn ſeines irdi=
6 rakteriſtikum des ausge=
ſchen
Daſeins, geben
ſeickmeten Buches. Es darf h.
den, daß dais Ziel voll er=
reicht
wurde. Dieſer ſeltſane Meuſch, der ſo disle Seelen in ſeiner
Bruſt vereinte, daß er vielen faſt dämoniſch erſchrint, erſtiht m Wahr=
näher
gebracht. Es ſind mit Fleiß und Geſchick eine Un enge Klein=
Lebensbild ergeben, nicht nur von Hoffmann, auch von ſeinen bedeu=
teuden
Zeitgenoſſen.
u

Nax. Sirceſe
Ver ant wort

[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt

Sorgen des Werkzeug=Maſchinenbaues.

Die deutſche Werkzeug=Maſchineninduſtrie hat unter den ungünſti=
gen
Abſatzverhältniſſen namentlich nach dem Auslande und unter den
gewaltigen Steigerungen der Eiſengußpreiſe ſchwer zu leiden. Wie aus
einem Referat des Vorſitzenden des Vereins deutſcher Werkzeugmaſchinen=
fabrikanten
, Generaldirektor Becker, auf der ordentlichen Mitglieder=
verſammlung
des Vereins in Berlin hervorgeht, beträgt der Abſatz der
Induſtrie nach dem Auslande, ſonſt dem wichtigſten Abnehmer für die
Werkzeugmaſchinen, kaum noch die Hälfte des normalen Abſatzes im
Frieden. Die Eiſengußpreiſe ſind bis auf das 1314 000fache geſtiegen.
Hinzu tritt der unzureichende Nachwuchs an Facharbeiterm, der auf die
zu geringe Spannung zwiſchen Facharbeiter= und Lohnarbeiter=Löhne
zu rückgeht und der den geſamten Maſchinenbau der Gegenwart bedrückt.
Von den Fragen, die den Werkzeug=Maſchinenbau im beſonderen be=
ſchäftigen
, iſt die der Lieferbedingungen wegen der Geldentwertung be=
ſonders
brennend. Auffüll= und Abgeltungsverfahren ſind als gleich=
berechtigt
anerkannt, das Auffüllverfahren mehr bei kleineren, kurzfriſti=
gen
, das Abgeltungsverfahren bei größeren und langfriſtigen Aufträgen.
Bei notleidenden Aufträgen, die auf Feſtpreiſen oder Gleitklauſeln be=
ruhen
, iſt vorläufig der Rücktritt von Verträgen für den Lieferer mög=
lich
; aber auch eine Umſtellung der Aufträge müßte möglich ſein. Gegen
die Außenhandelsüberwachung hat ſich der Handel immer wieder ge=
wandt
, und von den Induſtrien hat vor allem die elektrotechniſche die
Mehrzahl ihrer Erzeugniſſe vorläufig auf die Freiliſte ſetzen laſſen. Der
Maſchinenbau iſt wegen der beſonderen Verhältniſſe der Anſicht, daß
vor einern zuverläſſigen Feſtigung der Mark die Ausfuhwiberwachung
nicht außer Kraft geſetzt werden ſoll. Trotz aller Schwvierigkeiten der

Geſchäftslage, die durch den Ruhreinbruch noch verſchärft worden iſt,
iſt Generaldirektor Becher von einer ſtarken Hoffnung auf eine wirt=

ſchaftlich beſſere Zukunft beſeelt, die dem inneren Wert der deutſchen
Induſtrie zukommt.

Handel und Wandel in Heſſen.

Die Heſſiſche Eiſenbahn=A.=G., Darmſtadt, kündigt
die 4proz. Schuldverſchreibungen von 1912 zum 31. März 1924.
Eiſenhüttenwerk, Eiſengießerei und Maſchi=
nenfabrik
Michelſtadt i. Odw. Die Geſellſchaft ruft per
2. Juni ds Js. G.=V. ein, die über Verteilung einer Dividende von 100
Prozent Beſchluß faſſen ſoll. Dem Bericht der Geſellſchaft entnehmen
wir, daß die Erweiterung der Betriebe erſt gegen Ende des Jahres er=
möglicht
wurde, ſodaß ſich der Einfluß der ſo erweiterten Arbeitsbaſis
auf das Ergebnis, des abgelaufenen Geſchäftsjahres nicht mehr aus=
wirken
konnte. Der Warenumſatz iſt von 8,96 Millionen Mk. im Vor=
jahr
auf 164,44 Millionen Mk. im abgelaufenen Geſchäftsjahr geſtiegen.
Nach 2,73 Millionen Mk. Abſchreibungen verbleiben einſchließlich 97 119
Mk. Vortrag 7,87 Millionen Mk. Reingewinn. Für Vergütung an Ar=
beiter
werden 0,99 Millionen Mk. zurückgeſtellt. In der Bilanz er=
ſcheinen
Kreditoren mit 30,16 Millionen Mk., Debitoren mit 56,79 Mil=
lionen
Mk., Wechſel mit 2,21 Millionen Mk. und Vorräte mit 3,05 Mil=
lionen
Mk. Der Bericht erwähnt, daß ein in der Nähe des Betriebs
gelegenes Hofgut als Siedlungsgut erworben wurde. Zur Errichtung
von Arbeiterwohnungen wurden 12 Millionen Mk. zurüickgeſtellt, einem
Werkminderungskonto 8,7 Millionen Mk. zugeführt.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Großkraftwerk Mannheim. Von der gemäß Beſchluß
der außerordentlichen G.=V. beſchloſſenen neuen Ausgabe von 900 Mil=
lionen
Mk. 15 % kumulativen Vorzugsaktien werden zunächſt 600 Mil=
lionen
Mk. zur Zeichnung zum Kurs von 125 % aufgelegt. Die Vor=
zugsaßtien
ſind mit den bereits beſtehenden im gleichen Range vorberech=
tigt
, erhalten jedoch ſtatt 10 15 % Dividende, bevor auf die Stammaktien
ein Gewinn entfällt. Sie ſind vom 1. April 1928 ab ganz oder teil=
weiſe
zu 150 % kündbar. Die laufende Verzinſung beginnt am 1. Juli
1923. Eine Grundlage für die Verzinſung der Vorzugsaktien iſt ſchon
dadurch gegeben, daß die Stadt Mannheim und die Kraftwerk Rheinau
A. G. ſich verpflichtet haben, ihren ganzen Strombedarf, die Pfalzwerke,
das Badenwerk und die Neckar A.G. entſprechende Teile ihres Strom=
bedarfs
bei der Geſellſchaft zu dechen, die die Nentabiltät des Großkraft=
werkes
erwarten laſſen.
Frankfurter Maſchinenbau A.=G. vorm. Pokorny
u. Wittekind, Frankfurt a. M. Wir tragen aus der Bilanz
der Geſellſchaft folgendes nach: Die Anlagen ſtehen mit 5,63 Millionen
Mark zu Buch, Debitoren inkl. 43,4 Millionen Mark Bankguthaben
erſcheinen in Höhe von 622,23 Millionen Mark, Poſtſcheckguthaben mit
6,32 Millionen Mark, Wechſel mit 16,5 Millionen Mark und Vorräte
mit 477,55 Millionen Mark, Kreditoren haben 638,59 Millionen Mark
zut fordern, Bankſchulden betragen 53,38 Millionen Mark. Anzahlungen
wurden in Höhe von 95,21 Millionen Mark geleiſtet. Das Werkerhal=
tungskento
wurde in ein Selbſtverſicherungskonto umgewandelt, das ein=
ſchließlich
15 Millionen Mark Zuweiſungen aus dem Reingewinn ( in=
zwiſchen
) ſich auf 16. Millionen Mark beziffern wird. Die Reſerven,
denen das Agio der Kapitalserhöhung zufloß, enthalten 54,32 Millio=
uen
Mark. Die im laufenden Geſchäftsjahr beſchloſſene Kapitals=
erhöhung
um weitere 24 Millionen Mark Stammaktien iſt inzwiſchen
durchgeführt. Die Geſellſchaft war im vergangenen Geſchäftsjahr ſo=
wohl
in den Frankfurter als in den Speyerer Werken voll beſchäftigt,
ebenſo in der im Mai 1922 pachtweiſe übernommenen Eiſengießerei
neue Hütte bei Metterich in der Eifel. Der Auslandsumſatz war gut,
Zurzeit habe man noch genügende Aufträge, und der Auftragseingang,
auch aus dem Ausland, ſei nach einer Stockung im Januar und
Februar dieſes Jahres in den beiden letzten Monaten befriedigend ge=
weſen
. In bezug auf Beſchaffung des notwendigen Rohmaterials be=
ſtehe
bei der Geſellſchaft aus den allgemein bekannten Gründen große
Schwierigkeit. (Generalverſammlung am 25. Mai.)
* Frankfurter Armaturen A.=G., Frankfurt a. M.
Die Geſellſchaft, die jüngſt über eine Kapitalserhöhung Beſchluß faßte,
ſoll ſich dahin ſchlüſſig geworden ſein, ſeinerzeit bei Durchführung der
Kapitalserhöhung den alten Aktionären ein Bezugsrecht 3:1 zu 1200
Prozent anzubieten. Die Zulaſſung der Aktien zur Frankfurter Börſe
ſoll unmittelbar bevorſtehen.
* Werkzeug= und Maſchinenbau A.=G., vormals
A. Stuttmann u. Co., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft, die
im abgelaufenen Geſchäftsjahr ausreichend beſchäftigt war, verteilt aus
22,94 Millionen Mk. Reingewinn 100 Prozent Dividende auf Stamm=
aktien
. Die Bilanz weiſt einen Gewinn auf Warenkonto in Höhe von
141,08 Millionen Mk. aus. Bei 39,83 Millionen Mk. allgemeinen und
76,26 Millionen Mk. Fabrikationsunkoſten werden zu Abſchreibungen
2,07 Millionen Mk. beſtimmt, als Werkerneuerungsfonds 1,09 Millionen
Mk. abgezweigt, ſodaß ein Nettogewinn von 22,94 Millionen Mk. ver=
bleibt
, wobei zu bemerken iſt, daß in der Bilanz, der im Vorjahre zu=
rückgeſtellte
Werkerhaltungsfonds in Höhe von 500 000 Mk. nicht mehr
erſcheint, ohne daß ſich aus dem Bericht ergibt, ob und wie ſeine Ver=
wendung
erfolgte. Der Reſerve fließen eine Million zu. In neuer
Rechnung werden 2,25 Millionen Mk. vorgetragen. Bei 11 Millionen
Mk. Aktienkapital ſind die ſichtbaren Reſerven in Höhe von 12,49 Millio=
nen
Mk. ausgewieſen. 119,77 Millionen Mk. Kreditoren ſtehen 75,8 Mil=
lionen
Mk. Debitoren gegenüber, Rohmaterialien erſcheinen mit 31,39
Millionen Mk., Ganz= und Halbfabrikate mit 27,8 Millionen Mk., Kaſſe=
beſtand
mit 1,43 Millionen Mk., Bankguthaben mit 16,21 Millionen Mk.
Immobilien ſtehen mit 2,74 Millionen Mk., Maſchinen mit 1,03 Mil=
lionen
Mk. und Mobilar mit 0,16 Millionen Mk. zu Buch. Werkzeuge
unverändert mit einer Mark. In das neue Geſchäftsjahr iſt die Ge=
ſellſchaft
mit einem ausreichenden Auftragsbeſtand eingetreten, wobei zu
bemerken iſt, daß Rohſtoffe und Materialien vorteilhaft eingedeckt wer=
den
konnten.
* Philipp Holzmann A.=G., Frankfurt a. M. Der Bi=
lanz
der Geſellſchaft entnehmen wir folgende Zahlen: Warenbeſtände
720 514 117 Mk., Bankguthaben 196 180 248 Mk. Wertpapiere 1 513 534
Mk., Häuſer und Liegenſchaften 4 995 192 Mk., Bauinventar 8 Millionen
Mk., Gebäude und Grundſtücke zum eigenen Geſchäftsbetrieb. 10 865 646
Mk., Anteil an Gemeinſchaftsgeſchäften 4 702 635 Mk., Wechſel mit
7 198 719 Mk. und Schuldner mit 1 544 398 428 Mk., Rücklagen 78 020000
Mk., Gläubiger 1 581 829 847 Mk., Bankſchulden 438 377 891 Mk., Hypo=
thekenſchulden
1850 000 Mk., Obligationen in Höhe von 50 Millionen
Mk. Reingewinn iſt mit 38 057 971 Mk. angewieſen und erhöht ſich inkl.
Vortrag auf 39 003 333 Mk. Die Geſellſchaft verteilte für das abgelau=
fene
Geſchäftsjahr 45 Prozent Dividende.
* Deutſche Eiſenbahn=Gefellſchaft, Frankfurt
a. Main, beantragt Kapitalserhöhung um 8 auf 18 Millionen Mk.;
Umtauſchangebot: auf je 25 000 Mk. Obligationen eine voll bezahlte
Aktie 4 nominal 1000 Mk.

ee

16. Mai 1923 Nr. 134

* Baldur=Pianoforte=Fabrik A.=G., Frankfurt
am Main. 4 Millionen Mark Stammaktien wurden an der Frank=
furter
Börſe auf Antrag der Diskonto=Geſellſchaft und der Bayeriſchen
Vereinsbank zugelaſſen. Die A.=G. ging Ende 1920 aus der ſeit 1872
beſtehenden Firma gleichen Namens hervor. Nach Gründung wurden
Fabriken in Deggendorf (Nieder=Bayern), ſowie in Berlin geſchaffen,
Ende 1922 erfolgte eine Intereſſengemeinſchaft mit der Fabrik E. Ber=
dux
, Pianofortefabrik, G. m. b. H., Frankfurt a. M., mit Fabrik in
Darmſtadt. Die Zweigniederlaſſung Deggendorf erhielt durch Zukauf
der Orgelbauanſtalt Edenhofer eine erhebliche Erweiterung. Der Kauf=
preis
betrug 1,4 Millionen Mark. Die Fabrik Edenhofer wurde in
ein Tonholzwerk für eine Jahresprodultion von zirka 50 000 Reſonanz=
böden
ausgebaut. Das Grundkapital der A.=G. von urſprünglich
300 000 Mark wurde zur Stärkung der Betriebsmittel im April 1921
auf 2 Millionen Mark, im Dezember 1921 um weitere 2 Millionen
Mark auf 4 Millionen Mark Stammaktien erhöht, bei gleichzeitiger
Schaffung von 300 000 Mark mit 25 Prozent eingezahlten Vorzugs=
aktien
. Der Proſpekt läßt einen Einblick dahin vermiſſen, in welche
Hände dieſe 8 Prozent Vorzugsaktien (Schutzaktien) übergegangen ſind.
An Dividende wurden ſeit Gründung bezahlt 15, 15, 40 Prozent, plus
25 Prozent Bonus auf die Stammaktien. In der Bilanz erſcheinen
bei 4 Millionen Mark Stamm= und 300000 Mark Vorzugsaktien die
Reſerven einſchließlich der neuen Zuweiſungen mit 3,54 Millionen
Mark, Steuereſerven mit 8 Millionen Mark, Rohmaterial mit 62 Mil=
lionen
Mark, Fertigfabrikate mit 10 Millionen Mark, Wechſel mit 14,05
Millionen Mark, Bankguthaben mit 6,49 Millionen Mark und Debi=
toren
mit 50,31 Millionen Mark. Neben 54,95 Millionen Mark Konto=
Korrent=Schulden enthält die Bilanz ein Holzverpflichtungskonto
Deggendorf mit 64,85 Millionen Mark. Der Proſpekt bemerkt, daß alle
Werke voll beſ häftigt ſeien, und ſtellt für das laufende Geſchäftsjahr
unter dem üblichen Vorbehalt ein zufriedenſtellendes Ergebnis in
Ausſicht.
* Baſalt=A.=G., Linz a. Rh. Die Geſellſchaft beruft zum
9. Juni d. J. eine Generalverſammlung ein, die über Verteilung einer
Dividende in Höhe von 250 Prozent für das Geſchäftsjahr 1922 Beſchluß
faſſen ſoll. Das Stammkapital beträgt 80 Millionen Mark; dem Ar=
beiter
=Unterſtützungsfonds, ſowie der Beamten=Penſionskaſſe ſollen 30
Millionen Mark überwieſen werden, für Abſchreibungen 261 944 756
Mark Verwendung finden. Der Reingewinn ſtellt ſich auf 420 212 394
Mark. Die Ausſichten des laufenden Geſchäftsjahres ſchienen im An=
fang
des Jahres günſtig zu ſein, ſind aber nach Eintreten der jetzigen
Verhältniſſe am Rhein und an der Nuhr ſo völlig verſchoben, daß An=
gaben
über Ausſichten des neuen Geſchäftsjahres nicht möglich ſind.
* Oberrheiniſche Treuhand A.=G., Karlsruhe i. B.
Die Geſellſchaft ſchlägt Kapitalserhöhung um 9. auf 10 Millionen
Mark vor.
* Elberfelder Kupfer und Meſſing=A. G. Die Zu=
laſſung
der Aktian des Unternehmens iſt nunmehr an der Frankfurter
Börſe erfolgt.
* Stahlwerk Oeſe A.=G., Oeſe. Die erſt im vergangenen
Jahr aus dem Beſitz der Vereinigten Eiſenhüten= und Maſchinenbau=
A.=G., Barmen, ausgeſchiedene und als ſolche gegründete A.=G. legt
jetzt ihren erſten Abſchluß als beſondere A.=G. vor. Nach Abſchreibun=
gen
in Höhe von 9,87 Millionen Mark verbleibt ein Reingewinn von
32,37 Millionen Mark. Es gelangt eine Dividende von 250 Prozent auf
eine Million alte und 62½ Prozent auf 26 Millionen neue Aktien zur
Verteilung. Dem Reſervefonds werden eine Million und dem Werk=
erhaltungskonto
10 Millionen Mark überwieſen. In der Bilanz er=
ſcheinen
Warenbeſtände mit 911,77 Millionen Mark, Debitoren mit
24,24 Millionen Mark, denen Kreditoren in Höhe von 878,94 Millionen
Mark gegenüberſtehen. Der Betrieb konnte erſt in der zweiten Hälfte
des Berichtsjahres voll aufgenommen werden.
* Elſäſſiſch=Badiſche Wollfabriken A.=G., Forſt.
Bei 5,5 Millionen Mark Abſchreibungen weiſt die Geſellſchaft einen
Reingewinn in Höhe von 64 Millionen Mark aus. Es gelangt eine
Dividende in Höhe von 1,05 Goldmark, umgerechnet zum amtlichen
Geldkurs der Berliner Börſe vom 30. April 1923, zur Verteilung, ſei
es in Dollar=Schatzanweiſungen oder in Bar. Aus der Bilanz: Gläu=
biger
9,73 Millionen Mark, jedoch ſei in dieſem Poſten ein nicht ge=
nanuter
Betrag für Maſchinenerneuerung enthalten; andererſeits er=
ſcheinen
Schuldner in Höhe von 911 Millionen Mark, Kaſſenbeſtände
in Höhe von 17 Millionen Mark, Wechſel mit 4,4 Millionen Mark und
Beteiligungen in Höhe von 2,8 Millionen Mark. In das neue Ge=
ſchäftsjahr
habe man einen großen Auftragsbeſtand übernommen, und
zwar einen erheblichen Teil Exportaufträge. Die Geſellſchaft ſei auf
mehrere Monate hinaus voll beſchäftigt, ſo daß ein günſtiges Ergebnis
in Ausſicht geſtellt werden kann.
Vereinigte Pinſelfabrik A.=G., Nürnberg. Für
Abſchreibungen wurden 219 000 Mark, für Unkoſten und Steuern
3 952 000 Mark verwandt. Für Werkerhaltungskonto ſind 2 Millionen
Mark zurückgeſtellt. Vor Feſtſetzung des Reingewinns iſt jedoch ein
Betrag von mindeſtens 130,5 Millionen Mark dem Werkerhaltungs=
konto
zugeführt worden, ſo daß dieſes nunmehr mit 132,50 Millionen
Mark erſcheint. Immobilien ſtehen mit 1,67 Millionen Mark, Maſchi=
nen
, Geräte und ſonſtige Anlagen mit nur 1 Mark zu Buch. Kaſſe=
beſtand
iſt in Höhe von 17 677 000 Mark, Vorräte in Höhe von
173 088 000 Mark, Außenſtände inkl. Bankguthaben in Höhe von
228 423 000 Mark eingeſetzt. Die Beteiligungen ſtehen unverändert mit
0,5 Millionen Mark zu Buch. Die Filiale Linz an der Donau
iſt mit 3 387 000 Mark bewertet, die Filiale Neu=York, wie
ſeit längeren Jahren, mit 217 000, Mark. Letztere iſt bekanntich liqui=
diert
und an eine andere Geſellſchaft verkauſd worden. Die Höhe des
Erlöſes entzieht ſich unſerer Kenntnis, doch iſt zu bemerken, daß jeden=
falls
der Eingang einer Abſchlagszahlung aus dem entſtandenen Gut=
haben
in Höhe von 10000 8 auch hier zu erwarten iſt, wodurch der
Geſellſchaft alſo zunächſt zirka 400 Millionen Papiermark zufließen
dürften. In der Bilanz der Geſellſchaft, deren greifbare Mittel rund
420 Millionen Mark betragen, ſtehen Kreditoren von nur 220 502 Mil=
lionen
Mark gegenüber. Der geſetzliche Reſervefonds weiſt 1,2 Miſ=
lionen
Mark aus, er wird aus dem diesjährigen Reingewinn um 1,28
Millionen Mark erhöht; der außerordentliche Reſervefonds erſcheint in
Höhe von 1,45 Millionen Mark und der Spezial=Neſervefonds unver=
indert
mit 0,475 Millionen Mark. Die Geſellſchaft berichtet, daß ſie
im laufenden Geſchäftsjahr, bei einer allerdings im Vergleich zur Vor=
kriegszeit
verminderten Arbeiterzahl, voll beſchäftigt war. Die Nach=
frage
im Inlande ſei eine ſehr große, nicht allein, weil der Bedarf ein
dementſprechender war, ſondern weil eben die Geſchäftswelt ihre Bar=
mittel
in wertbeſtändigen Waren anzulegen beſtrebt iſt, ſo daß die Nach=
frage
nach den Erzeugniſſen der Geſellſchaft weit über das gegenwärtige
Bedürfnis an Waren ging. Das Auslandsgeſchäft litt unter dem Boh=
kott
der meiſten Staaten. Angaben über die Ausſichten des neuen Ge=
fchäftsjahres
macht die Geſellſchaft nicht.

Dividendenvorſchläge.

* Weitere Abſchlüfſe im Anilin=Konzer. Wir
laſſen unſeren letzten Veröffentlichuungen über den Abſchluß der Badi=
ſchen
Anilin= und Sodafabris Ludwigshafen weitere Abſchlußberichte
bzw. Dividendenvorſchläge des Konzerns folgen. Farbenfabrik
vormals Friedrich Bayer u. Co., Leverkuſen, ſchlägt
60 Goldpfennige 3000 Mk. vor. Der Geſamtgewinn im abgelau=
fenen
Geſchäftsjahr ſtellte ſich einſchl. des Gewinnvortrages aus 1921
in Höhe von 3866 520 Mk. auf insgeſamt 3 847 862 510 Mk. Die
Höchſter Farbwerke beantragen aus 3 964900000 Mk. Rein=
gewinn
gleichfalls eine Dividende von 60 Goldpfennigen 300
Für Wohlfahrtszwecke iſt bei dieſer Geſellſchaft eine Milliarde Mark
vorgeſehen. Die A. G. für Anilin=Fabrikation, ſowie die
Chemiſche Fabrik Griesheim Elektron beantragen eben=
falls
300 % Dividende.
* Vereinigte Pinſelfabrik A. G., Nürnberg. Die
Geſellſchaft bringt 100 % Dividende auf das erhöhte Aktienkapital von
24 Millionen Mk. in Vorſchlag. Außerdem beſtehen 0.8 Millionen Mk.
Vorzugsaktien, die erſtmals mit 7 % Dividende berechtigt ſind. Der
verfügbare Reingewinn beträgt 44 442000 Mk.
* Deutſche Gußſtahlkugel= und Maſchinenfabrik
A.=G., Schweinfurt. Die Geſellſchaft bringt 100 Prozent Divi=
dende
auf Stammaktien und 37 Prozent Dividende auf Vorzugsaktien in
Vorſchlag, und zwar auf 18 Millionen alte und 18 Millionen neue, jedoch
voll dividendeberechtigte Stammaktien. Die G.=V. will über Ausgabe
von 25 Millionen Mk. neuer Aktien beſchließen, die als Schutzaktien zur
Verfügung der Verwaltung gehalten und mit 25 Prozent eingezahlt
werden ſollen.
* Karl Lindſtröm A.=G., Berlin. 400 Prozent Dividende
gegen 20 Prozent und 10 Prozent Bonus im verganenen Jahre.

Verſicherungsweſen.
* Colonia, Feuer= und Unfall=Verſicherung
A.=G., Köln, ſchlägt Kapitalserhöhung um 62 auf 77 Millionen Mark
Stamm= und um 3 Millionen Mark mehrſtimmige Vorzugsaktien vor.

Anleihen.

* Anleihe der Stadt Darmſtadt. Die gegenwärtig
zur Zeichmung aufliegende Anleihe der Stadr Darmſtadt iſt nach dem
Diskontoſatz der Reichsbank mit mindeſtens 10 % bis höckſtens 18 %
verzinslich. Für dieſe eine gute und ſichere Kapitalanlage bildende
und in Stücken von 10=, 20=, 50= und 100 000 Mark zur Ausgabe ge=
langende
Anleihe war die Zeichnungsfriſt urſprünglich auf den 20.
Mai beſtimmt worden. Mit Rückſicht darauf, daß hiernach der Schluß
der Zeichnung in die Pfingſtfeiertage fallen würde, iſt die Zeichnungs=
friſt
bis zum 22. Mai verlängert worden.

Warenmärkte.

wb. Berliner Produktenbericht. In Rückwirkung des
Tendenzumſchwunges am Deviſenmarkt war auch im Getreideverkehu
bei allgemein ſchwacher Haltung die Unternehmungsluſt recht gering.
Die Mühlen nehmen Weizen nur wenig auf, da der Mehlabſatz geringer
geworden iſt. In Roggen waren noch manche Partien an die Einkäufer
der Reichsgetreideſtelle loszuwerden. Für Hafer und Mais waren bei
mangelnder Kaufluſt gleichfalls nur niedrigere Preiſe durchkzuſetzen. In
Hülſenfrüchten und Futterſtoffen zeigte ſich bei ermäßigten Preiſen
mehr Angebot.
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Je ſchärfer die Abſperrung des Ruhrreviers wird und
ſich auswirkt, um ſo zurückhaltender iſt die Induſtrie in dieſem Gebiete
beim Einkauf. Infolgedeſſen iſt das Holzgeſchäft mit dem Ruhrrevier
nahezu lahmgelegt und, wenn nicht hier und da ein lrkaler Bedauf
vorläge, würde der Abſatz ganz zum Erliegen kommen. Die Tatſache,
daß nach jenen Bezirken der Abſatz faſt ganz unterbrochen iſt, hat
natürlich ihre Wirhkungen auch auf die übrigen Gebiersteile des deut=
ſchen
Holzmarktes ausgeübt. Man kann, was wohl als ausſchließliche
Folge der Markverſchlechterung anzuſprechen iſt, von einer gewiſſen Be=
feſtigung
am Holzmarkt und auch von einer kleinen Befeſtigung der
Rohholzpreife ſprechen. Die Mööelfabriken aber, und auch die Groß=
tiſchlereien
, kaufen nach wie vor wenig ein. Sie überlaſſen die Aus=
übung
einer Einkaufstätigkeit faſt ausſchließlich dem Holzhandel, der
in den letzten beiden Wochen wieder Abſchlüſſe tätigen und Angelder
hierfür erheben konnte. Infolge der Unſicherheit des Kurſes der deut=
ſchen
Mark bürgert ſich immer mehr bei den Sägewerksbeſitzern die
Forderung ein, daß ihre Schnittholzbeſitzer die geſamten Rechnungs=
beträge
bei Unterſchrift des Vertrages bezahlen. Durch dieſe außer=
ordentlich
ſcharfe Zahlungsmethode wird die Geldnot im Holzgewerbe
immer größer. Ihr kann auch durch Diskontierung von Holzwechſeln
kaum geſteuert werden, weil die Großbanken in der Regel auf ein und
dieſelbe Firma nur verhältnismäßig geringe Wechſelbeträge herein=
nehmen
. Selbſt ſehr große Abnehmer leiden unter dieſer kurzſichtigen
Diskontpolitik, deren Richtlinien anſcheinend von der Reichsbank vor=
gezeichnet
ſind. Das Geſchäft in Eiſenbahnſchwellen hat nahgelaſſen,
da zurzeit das Eiſenbahnzentralamt nicht im Einkauf tätig iſt. Augen=
blicklich
kaufen nur einige Zwiſchenhändler Bahnſchwellen ein, die mit
dem Wiederaufleben der Einkaufstätigkeit beim Eiſenbahnzentralamt
rechnen und dann ihre Veſtände zu beſſeren Preiſen anzubringen hoffen.

Börſen.

wb. Frankfurter Börſenbericht. Am heutigen Börſen=
ruhetag
war die Stimmung am Deviſen= und Notenmarkt ruhig. Der
Dollar wurde im Frühverkehr nach 44 550 mit 44 250 gehandelt. An der
Börſe trat eine Abſchwächung auf 43 775 ein. Der Effectenverkehr von
Bureau zu Bureau zeigte ein unluſtiges Geſchäft. Nur wenige Spezia=
litäten
traten durch feſtere Haltung hervor. Die politiſche Lage und die
Geldſorgen machten ſich deutlicher fühlbar. Am Rentenmarkt ſind Tür=
kenwerte
, ſowie Bagdad etwas angeboten. Dollarſchatzanweiſungen
nannte man mit 44500 bis 43 250 bis 42 775. Als begehrter wurden
Dresdener Bank zu einem Kurs von 26 000 genannt. Oeſterreichiſche
Kredit zirka 35 000. Stark vernachläſſigt waren Induſtrieaktien. Bad.
Anilin wurden durch die Beſetzung der Franzoſen im Kurſe nur wenig
berührt. Man hörte einen Kurs von zirka 5354 000; auch ſonſt ſind
chemiſche Werte nur wenig beachtet. Elektrizitätspapiere ſind zu unge=
fähr
geſtrigen Schlußkurſen genannt. Feſte Stimmung herrſchte für
Hirſch Kupfer; Julius Sichel fand ferner noch Beachtung. Die
geſtrige amtliche Notiz lautete 32 000. Waggon Fuchs fanden zu 37000
Aufnahme., Am Markt der unnotierten Werte war dieſelbe luſtloſe
Haltung feſtzuſtellen wie an den übrigen Märkten. Als geſuchter ſind
Benz=Motoren anzuführen, für welche ein Kurs von 40 50041 000 ge=
boten
wurde. Man nannte ferner noch Hanſa Lloyd 15 500, Beckerkohle
34 000. Inag 16 000, Elberfelder Kupfer 25 000, Growag 19001925.
Dollarnoten ſchließen 42 375.
wb. Frankfurter Abend=Deviſen vom 15. Mai. Bei
ſtillem Geſchäft hielten ſich Deviſen im Abendverkehr auf dem Stand der
Mittagskurſe. Dollarnoten bedangen 44 350, Belgien 2500, Holland
17 300, London 203 000, Paris 3000, Italien 2100, Neu=York 44 000.
wb. Berliner Börſenbericht. Die Beſtimmungen deu
Deviſenordnng haben in Verbingung mit der ſeitens der großen Geld=
geber
neuerdings geübten Beſchränkung bei der Ausleihung von Geldern
ſowie allerhand Gerüichten und Mutmaßungen, wonach ſeitens der
Reichsbank in allernächſter Zeit wieder mit einem Eingreifen in die De=
viſenbenegung
zu rechnen wäre, auf dieſem Gebiete eine ausgeſprochene
Unſicherheit hervorgerufen. Dieſe äußerte ſich in einer allgemeinen
Zurückhaltung und bewirkte, daß die ſchon am Vormittag rückläufige
Kursbewegung bei der Feſtſetzung der amtlichen Notierungen anhielt.
Die Nachfrage iſt erheblich geringer geworden, und verſchiedentlich kaur
Miaterial hevaus. In Rüchwirkung hiervon war auch im freien Effekten=
verkehr
die Zurückhaltung der Händlerkreiſe ſtärker zu ſpüren, und es
wurden unverbindlich zumeiſt niedrigere Kurſe im Vergleich zu geſtern
genannt.
w. Deviſenm mkt. Frankfurt a. M., 15. Mai.

14. Mai
Beld
Afe J. 7
Geid Ve
Briel Antwerpen=Brüſſel .........: 2593.50 2606 50 2308.95 2421 05 Holland ...
..- 17955. 18045. 16608.35 16691.65 London ..
210971.25 212028.75
3017 35 195911 25
2793. 195983.25
2807. Paris... 3002 45 Schweiz. 8154.55 8195.45 7630.85 7669.15 Spanien
6695.20 6929 80 6384. 6416. Italien".
v. 2206.95 2218.05 2044.85 2055:15 D
Liſſabon=Opor= Dänemark.
.. 8428.05 8371.95 7830.25 7919.75 Norwegen
7360 7406. 6982.60 6967.70 Schweden
11471.25 11528. 75 11772. 11228.- Helſingfors
...
New=York
44538.35 44761.65
66 285 1157.10
42094.50 1162.90
42305.50 Deutſch=Oſterreich (abg.). .. . .. 63.965 59.35 60.15 Budapeſt.
T 7.98 7.92 7.88 793 Prag.
T 1319.70 1326.30 1264.35 1270.65
Agram. w. Deviſenmarkt. Ber lin, 15. Mai Telegr. Auszahlungen für: fe f B60 Bri Bct Wfe Amſterdam=Rotterdam ... .., 17955 18045. 16458 75 16541.25 Brüſſel=Antwerpen .. . . . . . . .." 2618.43 2631.57 2419 93 2432.07 Chriſtiania . .
. 7650 92 7689.18 6883.35 6917.2
7944.82 Kopenhagen .. 8608.42 88 1.58 7905 18 Stockholm .. 12069.74 12130.25 11196.93 11253.07 Helſingfors ....... 1211.36 1218 04 1172.06 177.94 Italien. . . ..
v. 2254 25 2265.65 2059.83 2u60.17 London ...."
213467 50 213532.50 196260,62
42194.25 1962 19.38 New=York. 45855 81 46115. 42405.75 Paris.... 3037.88 3052.62 2807.96 2822.04 Schweiz.
.:. 8079.75 8120.25 7640.85 7679.15
Spanien .. 6633 25 6716.75 6458.81 6491.19 Wien (in Deutſch=Oſterr, abg.). 63.24 63.56 60.34 60.66 Prag .. 1321.68 1328.32 1266 82 1273.18 Budapeſt.. . . . . .
D 8.10. 8.16 8.10 8.16 Buenos=Aires ... . . . . . . ... ..." 16456 75 16341.25 15162. 15238. Bulgarien ... ....... . ... ...." 352.11 353.89 338.15 339 85 Fapan .. ....... .. .. . . ... ... 21446.25 21553.75 20748. 20862. Rio de Janeiro ............. 4389. 4411. 4189.50 4210 50 Belgrad. . . . 458.85 461.15 444.88 447.12

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

V11DO 2 1Or
Aktien / Renten / Devisen / Sorten

DarlVierGUr
1 Luisenplatz 1

höhere

zung de