Einzelnummer 175 Mark
9
Kuech
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Beiwöchentlich 7maligem Erſcheinenmonatl. 3400. M.
und 200.— M. Abtragegebühr, durch die Agenturen
3600.— M. frei Haus. Beſtellungen nehmen
ent=
gegen, die Geſchäftsſtele Aeinſtraße 2.
Fern=
ſprecher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und alle
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
nzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht
übernom=
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur
Kür=
zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und
Abbeſtel=
lungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 121
Donnerstag, den 3. Mai 1923
186. Jahrgang
27 mm breie Zeiſe im Kreiſe Darmſtadt 250 M.
gen 325 M., Relſamezeiſe (92 mm brei
Ree
Anzeigen von auswäris 400 M.,
Banl=
anzeigen 600 M., 92 mm breite Rellamezelle 4400 M.
Anzeigen nehmen entgegen: Geſchäftsſielle
Rhein=
ſtraße 23, die Agenturen und Anzeigenexpeditionen
Im Falle höherer Gewalit, wie Krieg, Auffuhr, Sieie
uſw., erliſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeſgenaufträge und Teſtung von Schadenerſatz.
Bei Konkurs oder gerſchticher Beſtreibung fäll jeder
„Rabat weg.
Die Leberreichung der deutſchen Reparationsnote.
Das Angebot: 30 Milliarden Goldmark. — Unſere Bedingungen: Gleichberechtigung bei internationalen Verhandlungen.—
Verzicht auf „Gonktionen” und Gewaltakte. Freigbe ale rechts, und vertragswidrig beſetzten deuſchen Gebiete=
Wiederherſtellung des Vertragszuſtandes im Rheinlande. — Wiedereinſetzung der Vertriebenen in ihre Aemter und
Wohnungen. — Der gute Wille Deutſchlands.
* Berlin 2. Mai. (Priv.=Tel.) Die Würfel ſind gefallen.
Das deutſche Angebot iſt am Mittwoch vormittag in alle
vier Winde hinaustelegraphiert worden. Faſt ſo ſchnell
wie der Donner dem Blitz folgt, wird von überall das
Echo auf die deutſche Note erſchallen. Schon am Tage
der Veröffentlichung ſprachen die meiſten großen Pariſer
Blätter ihr Verdikt aus. Da erfahrungsgemäß die Kritik von
Paris und London auf viele Deutſche überſtark einwirkt, ja
ſogar eine Umkehrung der bisherigen Anſicht in das Gegenteil
herbeizuführen vermag, müiſſen berufene deutſche Kritiker die
Kernpunkte unſerer Vorſchläge herausſchälen und in
ihrer wahren Bedeutung ſo klar beleuchten, daß kein
auslän=
diſcher Nebel die Umriſſe verhüllen und umdeuten kann.
Die Kernpunkte der Note vom 2. Mai ſind die Tatſache,
daß wir nochmals ein Angebot gemacht haben, die Höhe der
vor=
geſchlagenen Zahlungen, die Technik für die Abwicklung des
Reparationsproblems und endlich Ton und Schlußfolgerungen
des Angebots. Die Reichsregierung war bis Mitte April im
Ziveifel, ob die Vorteile oder die Nachteile eines nochmaligen
deutſchen Reparationsangebots überwiegen. Für anſtändige,
ver=
ſöhnungsbereite Politiker des Auslandes war es nicht mehr
zweifelhaft, daß Deutſchland verhandlungs= und zahlungsbereit
ſei. Da kam jedoch der 20. April und mit ihm die Rede des
britiſchen Außenminiſters Lord Curzon im Oberhauſe. Die
Rede war ein verſteckter Appell an die Reichsregierung, einen
abermaligen Verſuch zur geſchäftlichen Regelung der
Repara=
tionsfrage zu unternehmen. Er wäre zweifellos mit aller
emp=
findlichen Verſchlechterung unſerer außenpolitiſchen Lage
er=
kauft worden, wenn wir den Rat Lord Curzons unbeachtet
ge=
laſſen hätten. Dabei iſt es nicht ausſchlaggebend, ob der
bri=
tiſche Staatsmann mit ſeinen Ausführungen wirklich der
Be=
friedung Europas oder aber den Intereſſen des franzöſiſchen
Freundes dienen wollte. Die Reichsregierung wußte, daß ihr
Angebot von den Politikern Frankreichs und Belgiens zur
Er=
mutigung der Seelen oder zur Neuentfaltung der Leidenſchaften
benutzt werden konnte. Die deutſche Reparationsnote war
dem=
nach ein Akt der Verſöhnlichkeit und des Entgegenkommens,
wie er deutlicher gar nicht gedacht werden kann. Die angebotene
Summe von 30 Milliarden Goldmark iſt die gleiche, wie die in
der Note vom Ende Dezember genannte. Die Reichsregierung
hat alſo darauf verzichtet, die Verluſte der franzöſiſch=belgiſchen
Ruhraktion zu veranſchlagen und von der damals angebotenen
Summe abzugehen. Es wird in der neuen Note ausdrücklich
darauf hingewieſen, daß ſich dieſes Angebot als jenſeits der
deutſchen Leiſtungsfähigkeit liegend herausſtellen
könnte.
Ein gewiſſes Gegengewicht gewährt die Verknüpfung des
deutſchen Angebots mit der Aufnahmefähigkeit des
internationalen Geldmarktes. Das Kabinett Cuno
vertritt den richtigen Standpunkt, daß die internationalen
Geld=
geber auch nicht eine einzige Goldmark mehr bereitſtellen werden,
als Deutſchland zu verzinſen und zurückzuzahlen imſtande ſein
wird. Die Einteilung der Schuldbeträge in Raten von 2045.45
Milliarden Goldmark erſcheint im Hinblick auf die internationale
Finanzwelt richtig. Schon bei den erſten 20 Milliarden
Gold=
mark, für welche die Anleihe alsbald aufgelegt werden ſoll, wird
ſich herausſtellen, ob der Geldmarkt aufnahmebereit iſt. Da es
ein Widerſinn wäre, wenn wir für die Zurückhaltung der
inter=
nationalen Geldleute gezüchtigt werden würden, ſo iſt es klar,
daß die Auffindung anderer Wege zur Befriedigung der
Repa=
rationsgläubiger aicht wieder dem Alliiertengläubigerausſchuß
(der Re arationskommiſſion), ſondern einem unpolitiſchen
Aus=
ſchuß übertragen werden ſoll, der allein die Vorausſetzungen für
eine andere, weit friedlichere Löſung des Kriegsſchuldenproblems
zu ſchaffen vermag. Ueber die techniſchen Einzelheiten, wie die
Summe aufzubringen und zu ſichern ſei, wird in der deutſchen
Note abſichtlich nur wenig geſagt. Es iſt aber immerhin von
ausſchlaggebender Bedeutung, daß die gefamte deutſche
Wirt=
ſchaft durch Reichsgeſetz zur Carantie des Schuldendienſtes für
die Reparationsanleihen herangezogen werden ſoll. Dies iſt
nicht nur eine weitgehende, ſondern geradezu die einzig
wirk=
liche Sicherheit für die Erfüllung der von Deutſchland
über=
nommenen Verpflichtungen. Eine Inpfandnahme von
Terri=
torien und eine Verpfändung von öffentlichen Einkünften in
natura iſt entweder koſtſpielig oder ergebnislos oder aber beides.
Die Ruhrbeſetzung ſelbſt iſt ein überzeugender Beweis für die
Richtigkeit dieſes Satzes. Die den Geldgebern zu gewährenden
Sicherheiten können übrigens gar nicht von der Reichsregierung
allein augeboten werden, da der öffentliche Beſitz und die
öffent=
lichen Einkünfte von Reich und Ländern nach dem Verſailler
Vertrag den Reparationsgläubigern unmittelbar haften. Um
dem Vorwand, Deutſchland habe ein zahlenmäßig
unzureichen=
des Angebot gemacht und damit ſeinen ſchlechten Willen
erwie=
ſen, den Boden zu entziehen, erklärte die deutſche Note, ſich dem
Spruch eines internationalen Ausſchuſſes zu unterwerfen, der
die deutſche Leiſtungsfähigkeit zu erreitteln hätte.
Die Note vom 2. Mai unterſcheidet ſich von früheren
deut=
ſchen Noten vorteilhaft durch den Verzicht auf moraliſierende
Phraſen und auf Rechtsdarlegungen, deren Erörterung
erfah=
rungsgemäß nicht zum Ziel, ſondern vom Ziel fortführt. Was
ſelbſt denjenigen Deutſchen, wellze die Vorſchläge materiell für
zu weitgehend halten, unbedingt Sympathie einflößen muß, iſt
die klare Formulierung unſerer Bedingungen
und Forderungen: Gleichberechtigung bei internationalen
Verhandlungen, Verzicht auf „Sanktionen” und alle anderen
Arten von Gewalttaten, Freigabe aller rechts= und
vertrags=
widrig beſetzten deutſchen Gebiete, Wiederherſtellung des
Ver=
tragszuſtandes im Rheinland, Befreiung von unnötigem Druck
und ſchikanöſen Belaſtungen und endlich die Wiedereinſetzung
der vertriebenen Deutſchen in ihre Aemter und ihre Wohnun=
gen. Am paſſiven Widerſtand wird feſtgehalten
werden, und zwar aus Gründen des Rechts und der
Ver=
nunft. Laſſen ſich unſere Gläukbiger durch das Angebot vom
2. Mai nicht zur Einſicht und zur geſchäftlichen Behandlung der
Reparationsfrage bewegen, ſo bleibt nur noch ein Mittel, daß
wüir ihnen den Erfolg des Ruhrettentats weiter ſperren, bis ſie
den Weg zur friedlichen Verh=ndlung finden.
Dr. Walter Croll.
Der Wortſaut der Note.
Berlin, 2. Mai. Die deutſche Note iſt heute
vor=
mittag den Regierungen in Parus, London, Brüſſel,
Nom, Waſhington und Tokio überreicht und gleichzeitig
den anderen Signatarmächten des Verſailler
Vertrages, dem Vatikan und den Regierungen
der neutralen Länder zur Kenntnis gebracht worden.
Ihr Wortlaut iſt folgender:
Die deutſche Regierung hat von jeher den Standpunkt
ver=
treten und ſieht ſich durch die gegenwärtige internationale
Dis=
kuſſion veranlaßt, von neuem zu betonen, daß Fragen, von deren
Regelung der auch von Deutſchland gewünſchte Wiederaufbau
der zerſtörten Gebiete und darüber hinaus die wirtſchaftliche
Geſundung und der Friede Europas abhängen, nur auf dem
Wege gegenſeitiger Verſtändigung gelöſt werden können. Die
im Widerſpruch hiermit erfolgte Beſetzung des Ruhrgebiets hat
die Bevölkerung mit paſſivem Widerſtand beantwortet.
Die deutſche Regierung teilt den Wunſch aller Beſonnenen,
daß die täglich ſich verſchärfende Spannung gelöſt und der
nutzloſen Zerſtörung wirtſchaftlicher Werte
Einhalt getan werde. Sie hat ſich daher entſchloſſen,
nochmals einen Verſuch in dieſer Richtung zu machen, ohne
damit ihren Rechtsſtandpunkt zu verlaſſen oder den pafſiven
Widerſtand aufzugeben, der fortgeſetzt werden wird, bis die
Räumung der über den Vertrag von Verſailles hinaus
be=
ſetzten Gebiete und die Wiederherſtellung vertragsmäßiger
Zu=
ſtände in den Rheinlanden erreicht ſind.
Trotz der Ereigniſſe der letzten Monate hat
Deutſch=
laud an ſeiner Bereitwilligkeit feſtgehalten, für Zwecke
der Reparationen, namentlich für den Wiederaufbau der
zerſtörten Gebiete, zu leiſten, was immer in ſeiner Kraft
ſteht. Jeder Verſuch, dieſe Bereitwilligkeit in die Form
prak=
tiſcher Vorſchläge zu kleiden, wird jedoch dadurch erſchwert, daß
es bei der Verfaſſung der deutſchen Finanz= und
Wirtſchafts=
verhältniſſe nicht möglich iſt, die Leiſtungsfähigkeit
Deutſchlands in feſten, endgültigen Ziffern
abzuſchätzen. Daher muß jede Löſung einen elaſtiſchen
Fak=
tor enthalten, der der gegenwärtigen Unmöglichkeit einer
ſiche=
ren Abſchätzung Rechnung trägt. Ferner iſt zu beachten, daß
Deutſchland, da ihm Ueberſchüſſe einer produktiven
Wirt=
ſchaft fehlen, für die nächſte Zeit größere
Kapital=
beträge aus eigenen Mitteln nicht
aufzubrin=
gen vermag und deswegen hierfür auswärtiger
Anleihen bedarf, deren Aufnahme die Wiederherſtellung
des deutſchen Kredits zur Vorausſetzung hat. Von dieſen
Er=
wägungen ausgehend und im Einklang mit den Grundgedanken
des für die Pariſer Januarkonferenz von ihr bereitgeſtellten
Planes faßt die deutſche Regierung ihre Vorſchläge zum
Re=
parationsproblem und den damit verbundenen politiſchen
Fra=
gen wie folgt zuſammen:
Die Geſamtverpflichtung Deutſchlands zu finanziellen und
Sachleiftungen aus dem Vertrage von Verſailles wird auf
30 Milliarden Goldmark feſtgeſetzt, die mit 20 Milliarden bis
zum 1. Juli 1927, mit 5 Milliarden bis zum 1. Juli 1929 und
mit 5 Milliarden bis zum 1. Juli 1931 durch Ausgabe von
Anleihen zu normalen Bedingungen auf den internationalen
Geldmärkten aufzubringen ſind.
1. Die erſten 20 Milliarden Goldmark werden
ſofort zur Zeichnung aufgelegt, die Anleihezinſen
bis zum 1. Juli 1927 werden aus dem Anleiheerlös entnommen
und in einem von der Reparationskommiſſion
zu beaufſichtigenden Fonds ſichergeſtellt.
So=
weit die 20 Milliarden Goldmark bis zum 1. Juli 1927 nicht
durch Anleihen aufgebracht werden können, ſind ſie von dieſem
Zeitpunkt ab mit 5 Prozent zu verzinſen und mit 1 Prozent
zu tilgen.
2. Falls die beiden Beträge von je 5 Milliarden
Goldmark bis zu dem dafür vorgeſehenen Termin im
An=
leihewege zu normalen Bedingungen nicht voll
aufzu=
bringen ſind, ſoll eine unparteiſche internationale
Kommiſſion darüber entſcheiden, ob, wann und wie der
nichtgedeckte Reſt aufzubringen ift. Die gleiche Kommiſſion ſoll
im Juli 1931 auch darüber entſcheiden, ob, wann und wie für
die Zeit vom 1. Juli 1923 ab die zunächſt nicht vorgeſehenen
Zinſen nachträglich aufzubringen ſind. Als unparteiiſche
internationale Kommiſſion ſoll gelten entweder das
Anleihekonſortium, das die erſten 20 Milliarden
Gold=
mark gegeben hat, oder ein dem Vorſchlage des Staatsſekretärs
Hughes entſprechendes Komitee von internationalen
Geſchäftsleuten, in dem Deutſchland gleichberechtigt
ver=
treter, iſt, oder ein Schiedsgericht, beſtehend aus je einem
Vertreter der Reparationskomariſſion urd der deutſchen
Regie=
rung, ſowie einem Obmann, um deſſen Ernennung, falls ſich
die beiden anderen Mitglieder über ſeine Perſon nicht einigen,
der Präſident der Vereinigten Stagten von Amerika gebeten
werden ſoll.
3. Deutſchland wird in Anrecynung auf ſeine Schuld
nach den Beſtimmungen der beſtehenden Verträge
Sach=
leiſtungen ausführen, über deren Ausmaß nähere
Ver=
einbarungen vorbehalten bleiben. Die deutſche Regierung iſt
überzeugt, daß ſie mit dieſem Vorſchlag bis an die äußerſte
Grenze deſſen gegangen iſt, was Deutſchland bei
An=
ſrannung aller Kräfte zu leiſten vermag, ſie hat nach der durch
die Ruhrbeſetzung verurſachten, ſchweren Störung und
Schwä=
chung der deutſchen Wirtſchaft ernſte Zweifel, ob nicht
der Vorſchlag die Leiſtungsfähigkeit
Deutſch=
lands überſteigt. Die deutſche Regierung iſt ferner davon
überzeugt, daß kein unbefangener, der die Schmälerung der
Produktionsbaſis Deutſchlands und die Verringerung ſeiner
Vermögensſubſtanz durch die bereits bewirkten großen
Leiſtun=
gen berückſichtigt, bei objektiver Beurteilung zu höheren
Schätzungen gelangen kann. Sollte dieſe Auffaſſung von der
anderen Seite nicht geteilt werden, ſo ſchlägt die deutſche
Regierung vor, entſprechend der Anregung des
Staats=
ſekretärs Hughes das geſamte Reparationsproblem
einer von jeder politiſchen Einwirkung
unab=
hängigen internationalen Kommiſſion zu
unterbreiten.
Die deutſche Regierung iſt bereit, für die von ihr angebotenen
Leiſtungen ſpezielle Garantien zu beſtellen.
Der geſamte Beſitz und alle Einnahmequellen des
Deut=
ſchen Reiches und der deutſchen Länder ſind bereits nach dem
Vertray von Verſailles haftbar. Nur im Wege der Verhandlung
mit dem internationalen Anleihekomitee und der
Reparations=
kommiſſion läßt ſich feſtſtellen, wie für den Anleihedienſt dieſe
Haftung konkret zu geſtalten iſt und welche Garantien im
ein=
zelnen zu beſtellen ſind. Außerdem iſt die deutſche Regierung
bereit, nach Maßgabe der noch zu treffenden Vereinbarungen
durch geeignete Maßnahmen auch aufgeſetzlichem
Wege dafür zu ſorgen, daß die geſamte deutſche
Wirt=
ſchaft zur Sicherung des Anleihedienſtes
heran=
gezogen wird. Die Sachlieferungen ſollen durch langfriſtige
Privatverträge unter Ausbedingung von Vertragsſtrafen
ge=
ſichert werden.
Die Durchführung der Deutſchland obliegenden
Verpflich=
tungen iſt abhängig von der Stabiliſierung der deutſchen
Währung.
Kann in Verbindung mit der Regelung des
Reparations=
problems die deutſche Währung planmäßig und auf die Dauer
ſtabiliſiert werden, ſo werden gleichzeitig die Beſchwerden der
anderen Induſtrieländer über einen ungeſunden deutſchen
Wett=
bewerb verſchwinden. Nach der Stabiliſierung wird es auch
möglich ſein, im Reichshaushalt die Ordnung zu ſchaffen, deren
Deutſchland und ſeine Gläubiger bedürfen.
Zur Verwirklichung dieſes Programms iſt
es, auch in der Preſſe der Anleihegläubiger, notwendig,
daß die gewaltſame Ergreifung von Pfändern
und die Anwendung von Sanktionen künftig
unterbleiben und daß Deutſchland von den jetzt noch auf
ihm laſtenden unproduktiven Ausgaben und von den politiſchen
und wirtſchaftlichen Feſſeln befreit wird, dazu, daß die
Ein=
heit der Verwaltung für das geſamte Gebiet
Deutſchlands baldigſt wiederhergeſtellt, von der im
Ver=
trag von Verſailles vorgeſehenen Möglichkeit, Deutſchland die
wirtſchaftliche Gleichberechtigung zu verſagen, kein
Gebrauch mehr gemacht und nach Stabiliſierung der
Mark die Einfuhr deutſcher Waren nicht mehr den
Beſchrän=
kungen unterworfen wird, die durch den Niedergang der
deut=
ſchen Währung veranlaßt waren.
Um dem Frieden Europas in gemeinſamer wirtſchaftlicher
Arbeit zu dienen und um die natürlichen wirtſchaftlichen
Zu=
ſamnenhänge zwiſchen Erzeugung und Verbrauch herzuſtellen,
ſoll in privatwirtſchaftlichen Verträgen die Grundlage für den
geſicherten Austauſch von lebenswichtigen Waren zwiſchen den
beteiligten Ländern geſchaffen werden. Dazu gehört
insbeſon=
dere der Abſchluß langfriſtiger privatwirtſchaftlicher. Verträge
über die Lieferung von Kohle und Koks.
Im gleichen Intereſſe friedlicher Zuſammenarbeit
Deutſch=
lands mit Frankreich iſt die deutſche Regierung, wie ſie es auch
mit ihrer Anregung zum Abſchluß eines Rheinpaktes bekunden
wollte
zu jeder den Frieden ſichernden Vereinbarung bereit,
die auf Gegenſeitigkeit beruht.
Insbeſondere iſt ſie zu einer Vereinbarung bereit, die
Deutſchland und Frankreich verpflichtet, alle zwiſchen ihnen
ent=
ſtehenden Streitfragen, die nicht auf diplomatiſchem Wege
ge=
ſchlichtet werden können, in einem friedlichen
internatio=
nalen Verfahren zu behandeln, und zwar Streitigkeiten
richtiicher Art in einem ſchiedsgerichtlichen Verfahren, alle
übri=
gen Streitigkeiten in einem Vergleichsverfahren nach dem Muſter
der Bryanſchen Verträge.
Die deutſche Regierung ſchlägt vor, auf der Grundlage der
vorſtehenden Ausführungen in Verhandlungen einzutreten.
Aus=
gangspunkt der Verhandlungen muß ſein, daß innerhalb
kür=
zuſter Friſt der status auo aute wiederherzuſtellen
iſt. Dazu gehört, daß die über den Vertrag von Verſailles
hiu=
aus beſetzten Gebiete geräumt, in den Rheinlanden
vertrags=
mäßige Zuſtände wiederhergeſtellt, die verhafteten Deutſchen in
Freiheit geſetzt und den Ausgewieſenen ihre Wohnſtätten und
Aemte: zurückgegeben werden.
Sti e2.
Mumimer 121
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mai 1923.
Der Reichskanzler zur Note.
EU. Berlin, 2. Mai. Heute vormittag wurden die
Be=
ſprchungen mit den Miniſterpräſidenten fortgeſetzt.
Reichskanz=
ler Dr. Cuno nahm hierbei das Wort zu einer eingehenden
Schilderung unſerer politiſchen und wirtſchaftlichen Lage.
* Berlin, 2. Mai. (Priv.=Tel.) In der heutigen Sitzung
der Miniſterpräſidenten und Staatspräfidenten gab
Reichskanz=
ler Dr. Cuno die deutſche Note mit folgenden Ausführungen
bekannt:
Heute iſt den Mächten eine Note übergeben worden, die
den Standpuntk der Reichsregierung zur Reparationsfrage und
zur Frage der Befriedung Europas präziſiert. Damit geſchieht
ein Schritt, der ungewöhnlich iſt, weil er von einer Macht
mit=
ten im kraftvollen und einmütigen Abwehrkampf getan wird,
ohne daß die Haltung des Gegners dazu Anlaß gibt; ein
Schritt von außergewöhnlicher Bedeutung, weil von ſeinem
Gelingen das friedliche Zuſammenarbeiten zwiſchen Deutſchland
und darüber hinaus in Europa in den weltwirtſchaftlichen
Be=
ziehungen ſowie die Abkehr vom Syſtem des Haſſes und der
Feindſchaft und der Wertvernichtung abhängt; ein Schritt, der
dem Wiederaufbau dienen ſoll, während ſein Mißlingen
fort=
dauernde Verſchärfung des Abwehrkampfes und die Vernichtung
der letzten für die Reparationen bereitſtehenden Mittel und
Re=
ſerben bedeuten und für beide Teile innere Belaſtungen und
Erſchütterungen auslöſen könnte, die ſür Europa und die Welt
voller Gefahren ſein würden. In dieſer Bedeutung für die
Be=
teiligten, für Europa und die Welt liegt zugleich die Begründung
des Schrittes. Wir wollten den Frieden, und wir wollen ihn
noch, aber der Preis dafür muß zahlbar ſein. Es müſſen
Be=
dingungen ſein, die unſere Selbſtändigkeit nicht antaſten und
uns Gleichberechtigung und Freiheit wiedergeben, und die uns
mit der Sicherung gegen Sanktions= und Pfänderpolitik zugleich
die Möglichkeit zum friedlichen Wiederaufbau und für Zahlung
uinſerer Reparationsſchulden verleihen. Das war der
Grund=
ſatz, mit dem dieſes Kabinett ſein Amt antrat und mit dem es
ſteht und fällt.
In der einmütigen Erkenntnis, daß von der Reichsregierung
alles geſchehen iſt, um den Rechtsbruch der Ruhrbeſetzung zu
verhütten, hat das deutſche Volk ohne Unterſchied der Parteien
ued Stände zur Waffe des paſſiven Widerſtandes gegriffen, und
es hält dieſe Waffe auch heute noch in ſtarker treuer Hand, ohne
daran zu denken, ſie nicht eher erlahmen zu laſſen, als bis das
Unrecht auf der anderen Seite beſeitigt würde. Die
Reichs=
regierung iſt nicht müde geworden, alle Wege zu gehen, die
irgendwie Ausſicht boten, dem Ziel einer Löſung des Konfliktes
näher zu kommen. Sie hat dabei erkennen laſſen, daß nichts
ſie veranlaſſen kann, den Weg des Diktats, des Ultimatums oder
gar der freiwilligen Annahme unerfüllbarer =Bedingungen zu
beſchreiten. Das geſchah, weil der Vorwurf, daß die Zuſagen
nicht gehalten worden ſeien, nicht wiederkehren darf, wenn
Deutſchlands Stellung und Anſehen in der Welt
wiederherge=
ſtellt werden ſoll. Daraus folgt zugleich, daß die Reichsregierung
kein Angebot der Unterwerfung oder der Aufgabe des paſſiven
Wideiſtandes machen kann, wie es von Frankreich gefordert
und vom ganzen deutſchen Volke abgelehnt wird. Aus der
Ueber=
zeugnng heraus, daß die an uns von außen her ergangene
Auf=
forderung nicht unbeantwortet bleiben könne, und um dem
Ein=
wand zu begegnen, daß der Form des Schrittes wegen die Sache
des Friedens keinen Schaden leiden könne, hat ſich nunmehr die
Reichsregierung aus ſich heraus entſchloſſen, ihre Stellungnahme
zu den damit zuſammenhängenden politiſchen Fragen zu
prä=
ziſieren, im Bewußtſein ihrer Verantwortung und der Stärke
ihres Rechts und der Abwehr.
Es war nicht leicht, ſich zu dieſem Entſchluß durchzuringen,
denn Hemmungen verſchiedener Art ſtanden ihm entgegen.
Trotz=
dem haben wir den Schritt gewagt. Wir haben ihn gewagt, um
abſchlicßend zu ſagen, was wir als ehrliche Männer können
und wollen. Was wir in der Note vorgeſchlagen haben, hält ſich
im Rahmen der bisherigen Regierungserklärung. Was die
Re=
parationsſumme anbelangt, ſo haben wir erneut den Verſuch
gemacht, zahlenmäßig eine Abgrenzung für unſere
Verpflich=
tungen zu finden. Dieſer Verſuch war ſchwerer als jemals
zu=
vor aus den Gründen, die ich bisher nannte und die vor allen
Dinge in der fortgeſetzten und nicht berechenbaren
Wertmin=
derun im beſetzten und Einbruchsgebiet und damit für die
ge=
ſamte deutſche Wirtſchaft beſtehen. Wir haben erneut, wie es
auch der Außenminiſter im Reichstag angedeutet hatte, als
Aus=
gangsdunkt der Verhandlungen 30 Milliarden Goldmark
ge=
wählt, di= durch Anleihen aufgebracht werden ſollen. Wir
kön=
nen das tun, ohne gegen unſer Gewiſſen zu verſtoßen, weil die
Berückſichtigung der Minderung unſerer wirtſchaftlichen Kraft,
unſerer Leiſtungsfähigkeit und der durch den Schadenausgleich
notwendigen Summe ſich automatiſch in dem Verhalten des
internationalen Kapitalmarktes und in dem unſerem Angebot
angefügten elaſtiſchen Faktor auswirkei muß. Die
Notwendig=
keit einer Erholungsfriſt, eines Moratoriums von vier Jahren,
iſt dadurch angedeutet, daß die Zinszahlungen der erſten vier
Jahre dem erzielten Anleihebetrag entnommen werden ſollen.
Die Schuld von 30 Milliarden wird auch, wenn wir, die vier
G
Merkwürdige Ausſprache.
* „Er mag ſich einen Stecken dazu ſtecken!“ Dieſe
ſprichwörtliche Redensart kommt uns in den Sinn und über die
Lippen, wenn wir wünſchen, daß einer, dem man gehörig die
Meinung geſagt hat, die Zurechtweiſung nicht vergeſſe, ſondern
oft dran denke; der Stecken ſoll als ein aufgevichtetes Zeichen
wirken, durch das ein wichtiger Fleck leicht wieder gefunden
tird. Der Satz hat auch lautlich etwas Merkwürdiges; er iſt
ein gutes Beiſpiel für eine Feinheit unſerer Sprache.
Wer aus Mittel= und Oberdeutſchland ſtammt, ſpricht das
Dingwort Stecken und das Zeitwort ſtecken nicht ganz gleich.
Der Unterſchied beſteht in der Wiedergabe des e der
Stamm=
ſilbe jedes Wortes. Im Dingworte ſprechen wir den Buchſtaben
e mit weiter Mundſtellung, wie das ä in Bär, alſo gleich
fran=
zöſiſchem e; das Zeitwort jedoch hat ein enges e wie in See,
gleich frz. 8. Vielen Norddeutſchen iſt ſolche Sonderung fremd;
ſie ſagen Stecken wie ſtecken, wenden alſo beidesmal, weil der
Selbſtlaut kurz iſt, das weite ä an. Bei uns jedoch iſt der
Gegenſatz, der nicht Willkür, ſondern alter Brauch iſt, völlig
un=
verwiſcht.
Der Kenner hieſiger Sprechweiſe wird nun entdecken, daß
es Sätze gibt, wo das Zeitwort ſtecken gerade ſo wie das
Ding=
ſport klingt: die Pfähle ſtecken ſchief; die Leute ſtecken voller
Geld. Genau beſehen iſt es aber nicht dasſelbe ſtecken wie in
obigem Ausgangsſatze. Dort iſt es mit einem Wenfalle
ver=
bunden, alſo ein zielhaftes Zeitwort, ein tranſitives,
wie die alte Grammatik ſagt; in den letzten Beiſpielen iſt eine
wenfällige Ergänzung unmöglich, das Zeitwort iſt ziellos
gebraucht, intranſitiv. Richtet man nun darauf das Augenmerk,
(oder vielmehr das Ohrenmerk, wenn der Ausdruck üblich wäre,)
dann nimmt man die ſchönſte Regelmäßigkeit wahr. Stets
wer=
den das Dingwort Stecken und das zielloſe Zeitwort ſtecken mit
weitem ä geſprochen, das zielhafte aber mit engem e, und ebenſo
alle Beugungsformen. Wann ſteckt (é) ihr die Kartoffeln?
Unſere ſtecken (e) ſchon; wir haben ſie früh geſteckt (6). Warum
ſeid ihr ſo ſpät? Wo ſteckt (é) ihr den ganzen Tag? — Ich
ſtecke (e) tief in andrer Arbeit. Steck (é) du ſie für mich!
So uuterſcheidet hier in Heſſen aber nicht nur der
Gebil=
dete; der unwiſſendſte Menſch, der dieſe Sätze in der Mundart
von ſich gibt, auch das geringſte Kind begeht keinen Verſtoß;
jedes handhabt den merhwürdigen Wechſel mit verblüffender
Sicherheit.
Um einzuſehen, daß es ſich hier um keine belangloſe Laune
handelt, ſondern um ein durchgreifendes Sprachgeſetz,
iſt es nicht nötig, das Deutſch des Mittelalters zu betrachten
das den feinen Unterſchied ſchon hatte. Die Richtigkeit ergibt ſich
aus ähnlichen Vorkommniſſen. Nehmen wir das Zeitwort ver=
Vom Tage.
Reichstag und breußtſcher Landtag nehmen heute ihre Sitzungen
wieder auf, die bis Pfingſten durchgeführt werden ſollen.
Wie wir erfahren, ſteht die Ernennung eines Nachfolgers für den
verſtorbenen deutſchen Betſchafter Dr. Mayer in Paris bevor. Für den
Poſten iſt ein bekannter Parlamentarier und früherer Reichsminiſter
in Ausſicht genommen.
In der Nacht zum 2. Mai erfolgte auf der Ruhrtalbahn zwiſchen
den Stationen Hattingen und Dahlhauſen eine Exploſion. Wie
von der deutſchen Polizei feſtgeſtellt wurde, wurde der Bahnkörper an
einer Stelle beſchädigt, jedoch wird der Verkehr dadurch nicht gehemmt.
Der Täter iſt unbekannt. Nachforſchungen ſind von deutſcher und
fran=
zöſiſcher Seite im Gange,
Die polniſche Regierung überſandte der Warſchauer deutſchen
Bot=
ſchaft eine Note, worin die deutſche Regierung aufgefordert wird, das
deutſche Konſulat in Thorn bis zum 16. Mai aufzuheben. Dieſe
For=
derung wird damit begründet, daß das deutſche Konſulat in Thorn ſich
polenfeindlicher Handlungen ſchuldig gemacht habe.
Es wird mitgeteilt, daß der Pariſer Oberſtaatsanwalt beſchloſſen
hat, Cachin und ſeine Mitangeklagten nunmehr vor den oberſten
Gerichtshof zu ſtellen.
Im Weißen Hauſe wird mitgeteilt, Harding beabſichtige nicht, ſeinen
Feldzug zugunſten des Beitritts Amerikas zum ſtändigen internationalen
Gerichtshof fortzuſetzen. Er ſei der Anſicht, daß die öffentliche
Mei=
nung Amerikas ſich über dieſe Frage Klarheit verſchaffen ſolle.
Dollarkurs in Frankfurt am 2. Mai,
abends ½7 Uhr: 34300.
Das erſte Pariſer Echo.
Paris, 2. Mai. (Wolff.) Die deutſche Reparationsnote
wird von der Pariſer Abendpreſſe abgelehnt. Das Journal
des Débats ſchreibt: Die deutſchen Miniſter, ob ſie dem
Zen=
trum, der Linken oder der Rechten angehören, unterſcheiden ſich
nicht durch ihre Methoden. An dem Tage, an dem Deutſchland
den Bankrott erllärt, wird es nicht nur nichts mehr anbieten,
ſondern ſogar noch Vorſchüſſe verlangen.
Die Liberté ſchreibt: Deutſchland bietet uns das Geld
der anderen an. Es will Anleihen in den Vereinigten Staaten
aufnehmen. Das ſind die klaſſiſchen Wege des Schuldners, der
in den letzten Zügen liegt, und während man von dieſen
Dol=
lars träumt, beſteht Sekretär Wadsworth im Namen
des amerikaniſchen Schatzamtes in Paris auf Bevorzugung der
amerikaniſchen Beſatzungskoſten. Das Blatt beurteilt die
deut=
ſchen Vorſchläge als einen Spaziergang auf Wegen, die man
bereits abgeſchritten habe.
* Paris, 2. Mai. (Priv.=Tel.) Die von Deutſchland
vor=
geſchlagene Summe von 30 Milliarden kritiſiert der Temps
da=
mit, daß er ſie für nichtsſagend erklärt, ſo lange in Deutſchland
die Klaſſen, die im Beſitz der wirklichen Reichtümer ſind, den
Zahlungsverpflichtungen nicht zuſtimmen. Das Blatt ſchließt
mit der Erklärung, daß Belgien und Frankreich über derartige
hinterliſtige Vorſchläge nicht diskutieren könnten, ohne ihre
Forderungen zu ſchädigen, und daß ſie keine andere Aufgabe
hätten, als das Ruhrgebiet wirtſchaftlich auszubeuten.
Jahre benutzen, um mit ganzer Kraft dem Wiederaufbau
un=
ſerer Finanzen und Wirtſchaft zu fördern, ſchwer auf uns laſten.
Die Sachlieferungen, ſoweit ſie durch den Einbruch unterbrochen
wurden, ſollen wieder aufgenommen und ihr Gegenwert auf
unſer Schuldkonto angerechnet werden.
Die deutſche Regierung iſt überzeugt, daß kein
Unbefange=
ner, der die Schmälerung der Produktionsbaſis Deutſchlands
und die Verminderung ſeiner Vermögensſubſtanz durch die
be=
reits bewirkten großen Leiſtungen berückſichtigt, Deutſchlands
Leiſtungsfähigkeit höher einſchätzen kann, als unſer Angebot es
tut. Wir wollen unter allen Umſtänden, daß das, was wir
zu=
ſagen, auch erfüllt wird, und ſind ſo bereit, für die Beträge, die
wir auf dem Wege der internationalen Anleihen erhalten,
jed=
wede wirtſchaftliche Sicherheit zu ſtellen. Wir wollen und wir
werden es durchführen, daß über die Objekte und Werte
hin=
aus, die unter den Verſailler Vertrag fallen, auch die deutſche
Wirtſchaft, und zwar die geſamte deutſche Wirtſchaft, nicht nur
die Juduſtrie und Landwirtſchaft, ſondern auch Handel und
Finanz, mit ihren geſamten Kräften ſich bereitſtellen, und zwar
in konkreter, nötigenfalls im Wege der Geſetzgebung formulierter
Form, für die Sicherheit der Anleihe, die wir auf dem
Welt=
markt erhalten.
Nur im Wege der Verhandlungen von Mann zu Mann
fin=
den wir, was den anderen eine genügende Sicherheit zu ſein
ſcheint. Wir werden in der Verfaſſung, insbeſondere in der
ge=
ſamten deutſchen Wirtſchaft alles tun und dabei mit der durch
die Geſamtintereſſen gebotenen Rückſichtsloſigkeit vorgehen. Der
Betrag von 30 Milliarden wird vielleicht der Welt zu gering
erſcheinen. Aber die Welt neigt dazu, zu vergeſſen, daß dieſe
30 Milliarden gar nicht alles ſind, was wir leiſten. Man
ver=
gißt, was bisher an ungeheuren Leiſtungen bereits vom Reiche
aufgebracht worden iſt. Selbſt während der Zeit der
Ruhr=
beſetzung und der Beſetzung weiter deutſcher Landesteile hat
Deutſchland in der Einlöſung der belgiſchen Schatzwechſel
durch=
gehalten, was es zugeſagt hatte.
Berliner Preſſeſimmen.
TU. Berlin, 2. Mai. Die Berliner Preſſe hat bereits in
der heutigen Nachmittagsausgäbe zu der deutſchen Note an die
Alliierten Stellung genommen.
Lokalanzeiger: Der beſtimmte Eindruck drängt ſich
auf, daß auf den Inhalt der Note die Sozialdemokraten einen
ſtarken Einfluß ausgeübt haben müſſen.
Deutſche Allgemeine Zeitung: Schon heute kann
geſagt werden, daß die Note das höchſte Angebot darſtellt.
Berliner Tageblatt: Die Zukunft wird zeigen, ob
die Franzoſen wirklich zu einer twirtſchaftlichen und finanziellen
Verſtändigung mit uns bereit ſind. Die deutſche Note gibt die
Möglichkeit, ſich mit uns an den Tiſch zu ſetzen und zu
ver=
handeln.
Vorwärts: Das Weſentliche iſt der Wille aller, dem
Unheil Einhalt zu tun. Der Weg zu Verhandlungen iſt
gekom=
men. Er darf nicht verſchüttet werden.
Die Zeit: Man kann der Note der deutſchen Regierung
grundſätzlich zuſtimmen, weil ſie mit aller Beſtimmtheit
ver=
ſichert, daß der Abwehrkampf unter keinen Umſtänden vor
Er=
reichung des Verhandlungszieles aus der Hand gegeben wird.
Frankreich ſehnt ab.
* Paris, 2. Mai. (Priv.=Tel.) Kurz nach Bekanntgabe
der deutſchen Vorſchläge wurde heute nachmittag am Quai
d’Orſay Auskunft über die Haltung der franzöſiſchen Regierung
zu dieſem Vorſchlag gegeben. Der Inhalt dieſer Auskunft deckt
ſich vollſtändig mit der Haltung der ablehnenden Kritik der
Pa=
riſer Abendpreſſe. Es wird darauf hingewieſen, daß die
Er=
klärungen Poincarés ſowohl auf den letzten Londoner und
Pa=
riſer Konferenzen, wie auch bei den ſpäteren verſchiedenen
An=
ſprachen aus Anlaß beſonderer Gelegenheiten ein Programm
darſtellten, von dem Frankreich nicht abweichen werde. Der
deutſche Vorſchlag ſelbſt, abgeſehen von ſeinen Einzelheiten, und
namentlich von dem in ihm enthaltenen Ziffern, verlange eine
Aufrechterhaltung des bis zum Moment der Ruhrbeſetzung
beobachteten Zuſtandes, wobei die Erfüllung der deutſchen
Ver=
pflichtungen ausſchließlich von Deutſchlands eigenem guten
Willen abhänge. Dieſen Zuſtand, den Frankreich lange geduldet
habe, wolle es nach den Erfahrungen, die es dabei machte, auf
keinen Fall wiederhergeſtellt ſehen. Entſprechend den Brüſſeler
Beſchlüſſen werde Frankreich niemals darin einwilligen, die
Ruhr zu räumen, es ſei denn Zug um Zug gegen die deutſchen
Zahlungen, da nur in dieſem Falle angenommen werden könne,
daß Deutſchland ein Intereſſe daran habe, Zahlungen zu leiſten.
Da die deutſche Note in dieſem entſcheidenden Punkte
Frank=
reich widerſpreche, ſo ſei ſie als Grundlage weiterer
Verhand=
lung en unbrauchbar.
Dieſe Erklärung wurde gegeben, ohne daß mit einem Wort
auf die Haltung der anderen Mächte, namentlich auch Englands,
Bezug genommen wurde. Die Entſcheidung der franzöſiſchen
Regierung ſcheint danach feſtzuſtehen und unbeeinflußbar zu
ſein. Auf die Frage, ob Frankreich auf die deutſche Note eine
Autwort geben werde, wurde erwidert, daß darüber noeh nichts
bekannt ſei.
Hinter den Kuliſſen.
Paris 2. Mai. (Wolff.) Die Ere Noudelle veröffentlicht
folgende Mitteilung: Während offiziell die franzöſiſche
Regierung ſich an eine Politik der
Unnachgiebig=
keit halte, werde hinter den Kuliſſen im Sinne des
Entgegenkommens gearbeitet. In den letzten Tagen ſei
getuſchelt worden, daß der engliſche Botſchafter in Paris als
Ueberbringer eines Vermittlungsangebots nach Paris
zurückge=
kehrt ſei. Für dieſe Nachricht ſei keine Beſtätigung zu erlangen
geweſen. Richtig ſei, daß der engliſche Botſchafter den Auftrag
erhalten habe, die Auffaſſung der franzöſiſchen leitenden
Perſön=
lichkeiten zu ſondieren und ſich Klarheit über die Ausſichten eines
etwaigen engliſchen Vermittlungsverſuches zu verſchaffen.
Fer=
ner glaubt das Blatt zu wiſſen, daß das Pariſer Kabinett trotz
des äußeren Anſcheins nicht ſehr weit davon entfernt ſei, die
Fühlung mit dem Londoner Kabinett wieder
auf=
zunehmen. Die von Loucheur im vergangenen Monat
einge=
leitete Politik ſei nicht tot. Die Notwendigkeit, mit England zu
verhandeln, ſetze ſich durch.
Gerüchte.
U. Paris, 2. Mai. Echo National will wiſſen, daß die
im Januar unterbrochene Reparationskonferenz unter dem
Vorſitz des engliſchen Außenminiſters wieder in London
aufge=
nommen werden ſoll.
legen und das Eigenſchaftswort verlegen mit dem Dingworte
Verlegenheit. Dje meiſten Norddeutſchen ſind gewohnt,
beide gleich zu ſprechen, mnit engem e, weil der Selbſtlaut lang
iſt. Wir dagegen wenden das enge e nur im Zeitworte an, das
zielhaſt iſt wie jenes eine „ſtecken”: Eigenſchafts= und Dingwort
bekommen das weite ä: man muß ſeine Sachen nicht verlegen
(6); dann gerät man nicht in Verlegenheit (é) und braucht nicht
verlegen (e) zu tun. — Genau ſo ſäuberlich wird das Zeitwort
überlegen vom Eigenſchaftsſport überlegen und
Ding=
worte Ueberlegenheit fern gehalten: in überlegenem (6)
Tone ſagte er, er ſvolle ſich’s überlegen (é).
Es iſt oft mißlich, wenn Wörter verſchiedener Bedeutung
m Klange gleich geworden ſind. Noch vorhandene Abweichungen
ſollte man darum nicht ohne Not verwiſchen. Sein fetter
Ochs klingt merklich anders als ſein Vetter Ochs: dort
ein weites ä, hier ein enges e, beides in Uebereinſtimmung mit
der Sprachgeſchichte. Seit alters herrſcht in dieſem und vielen
anderen Wortpaaren eine geſetzliche Ordnung, die uns
Bewun=
derung abnötigt; bis in die neueſte Zeit hielt man in den
hoch=
deutſchen Gegenden daran feſt. Die älteren Leute unter uns
tun es bis zur Stunde; aber das Sprichwort „Wie die Alten
ſungen, ſo zwitſchern die Jungen” bewahrheitet ſich in dieſem
Stücke nicht; die jüngeren zeigen Neigung, der norddeutſch
ge=
arteten Bühnenſprache zu folgen, die jene feine Sonderung
mehr und mehr zu verlieren droht. Wer Freude am
Bodenſtändigen hat, wird es bedauern, wenn eine
abge=
blaßte fremde Lautgebung ſich an die Stelle der friſcheren
hei=
miſchen Färbung ſetzt. Das gilt von den Buchſtaben e und ä
durchweg. Ihre uns Mittel= und Oberdeutſchen von den
Vor=
ahren überlieferte Belautung iſt völlig regelrecht. Unſre hieſigen
Mundarten, ſelbſt die Darmſtädtiſche, die durch äußere Zuflüſſe
ſchon merklich beirrt iſt, hier und da ſogar verwirrt, können uns
für die Ausſprache der verſchiedenen e und ä zuverläſſigere
Führer ſein als die Bühne. Freuen wir uns darüber und
blei=
ben wir in dieſem Stücke beim guten Alten! „Die Stecken
vollen wir ſtecken, daß ſie feſt ſtecken.‟ Es muß uns ein
Vergnügen ſein, daß in dieſem Satze, wo andre die Selbſtlaute
einebnen, wir in ſprachgeſchichtlich befugtem Wechſel von weitem
ä zu engem e und dann wieder zu weitem ä hüpfen. Wer dieſes
Leben in unſrer hieſigen volkstümlichen Rede nicht fühlt, dem
dünkt jener Stecken= und ſtecken=Satz öde; wem aber die
Stammeseigenart wertvoll iſt, der ergötzt ſich daran wie an dem
berühmt gewordenen Zuruf, der geſchrieben für den Nichtkenner
ein Rätſel iſt: Da, Heiner, ſteckder a a o!
Pickert.
Bühnenchronik. Bayer. Landesbühne und
Stadt=
theater Augsburg. Nachdem der Stadtrat Augsburg die
Auf=
gabe des eigenen Schauſpielbetriebes beſchloſſen hatte, wurde eine Ver=
einbarung mit der Bayer, Landesbühne getroffen. Hiernach ſtellt die
Bayer. Landesbühne ab Herbſt dieſes Jahres eine auf Jahresvertrag
mit angemeſſenem Urlaub zu verpflichtende eigene Schauſpielgruppe mit
dem Sitz in Augsburg auf, deren künſtleriſche ſowie organiſatoriſch=
ge=
ſchäftliche Leitung der Leiter der Landesbühne und ihrer Münehener
Spielgruppe, Direktor Strohm, übernimmt. Dieſe Augsburger
Spiel=
gruppe wird außer im Stadttheater. Augsburg auch in anderen der
Landesbühne angeſchloſſenen Städten ſpielen, während umgekehrt die
Münchener Schauſpielgruppe der Bayer, Landesbühne ebenfalls
Vor=
ſtellungen im Stadttheater. Augsburg geben wird. Der Augsburger
Opernbetrieb bleibt unverändert.
Béla Bartok, der hervorragende ungariſche Komponiſt, der
ſich in weiten Kreiſen des Auslandes größter Wertſchätzung erfreut,
konzertiert zur Zeit auf Einladung holländiſcher Muſiker in Amſterdam,
Rotderdam, Utrecht und im Haag und reiſt von dort nach London, wo
er ebenfalls eine Reihe von Konzerten mit eigenen Werken veranſtalten
wird.
* Mutterliebe der Füchſin. Einen eindringlichen Beweis für
die Mutterliebe der Füchſin, die ſich um ihrer Jungen willen
ſelbſt der Todesgefahr ausſetzt, gibt ein Bericht, der dem
„St. Hubertus” mitgeteilt wird. Der Erzähler hatte ſeinen
Hund in einen Fuchsbau geſchickt, und nach einer halben Stunde
kam die Füchſin hervor, während die Jungfüchſe, die bequem
durch die engen Nöhren flitzen konnten, von dem Hunde nicht
aufgeſcheucht werden konnten. Es verging eine gute halbe
Stunde, während deren der Hund die Füchſe im Bau jagte.
Da gewahrte der Jäger, wie die zunächſt geflohene alte Füchſin
in der Nähe des Baues umherſchlich und denſelben mehrfach
umkreiſte, ohne die Gefahr zu ſcheuen. Am anderen Tage waren
die Jungfüchſe aus dem Bau verſchwunden; die Alte hatte ſie
in einen nicht weit entfernten Notbau gebracht. Auch ſonſt iſt
beobachtet worden, daß die alte Füchſin, wenn ſie don den
Hunden aus dem Bau getrieben wird, trotzdem in der Nähe
bleibt. Es iſt vvohl kein anderer Grund anzunehmen, als die
Angſt um die Jungen, die die ſonſt ſo vorſichtige Füchſin in den
Bereich der gefürchteten Menſchen und Hunde zurückbringt.
— Die Eröffnung des Hafens von Caſablanca. Der Hafen
von Caſablanca iſt nach 16jähriger, vielfach durch Stürme
unter=
brochener Arbeit mit großen Feierlichkeiten eröffnet worden
und wird eine neue Epoche in der Geſchichte Marokkos einleiten.
Bevor alle Arbeiten vollendet ſind, werden zwar noch drei Jahre
vergehen, aber ſchon jetzt ſind einige große franzöſiſche Schiffe
als die erſten in dem Hafen angekommen. Es iſt der einzige
wirkliche Hafen, den Marokko beſitzt, und Paſſagiere ſowie
Wa=
ren können erſt jetzt direkt an Land gebracht werden. Früher
mußten alle Schiffe, die nach Marokko beſtmmt waren, mehrere
Kilometer von der Küſte entfernt vor Anker gehen, und dann
ſtand den Reiſenden nöch eine ſehr unangenehme Fahrt im
offenen Boot bis zur Küſte bevor,
Rummer 121.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mai 1923,
Seite 3.
Ein Oementi.
TT. Paris, 2. Mai. Petit Journal hält der Meldung von
der Ausarbeitung eines franzöſiſch=belgiſchen Reparationsplanes
ein formelles Dementi entgegen. Die franzöſiſch=belgiſchen
Be=
ſprechungen, ſo heißt es, waren nur vorbereitender Natur.
Anklageerhebung gegen Krupp.
Herrn Krupp und ſeinen Mitangeklagten zur Laſt gelegt:
für alle diejenigen vorſieht, die Attentate gegen die
Beſatz=
ungstruppen unterſtützen:
2. Ueberſchreitung der Verfügung vom 11. Januar, kraft deren
eine Geldſtrafe von 10 Millionen oder Haft bis zu fünf
Jah=
ren über Störer der öffentlichen Ruhe und Ordnung
ver=
hängt wird.
Der Gerichtshof ſteht unter dem Vorſitz des franzöſiſchen
Oberſtleutnants Peyronol, der Regierungsvertreter und
An=
kläger iſt Hauptmann Duvert. Die Verhandlung, die am
mor=
gigen 3. Mai morgens um 9 Uhr beginnt, wird noch am ſelben
Tag zu Ende geführt werden.
Die Verhandlungen gegen die Kruppdirektoren
FU. Köln, 2. Mai. Die Verhandlungen gegen die drei
Kruppdirektoren wird ungeachtet der erſt jetzt erfolgten
Verhaf=
tung des Herrn von Krupp endgültig am Freitag beginnen. Im
Laufe des heutigen Tages ſoll die Anklageſchrift den
Verteidi=
gern übergeben werden. Die Anklage wird vermutlich auch auf
das Mitglied des Betriebsrates, Müller, ausgedehnt werden,
dem bei ſeiner Vernehmung als Zeugen eröffnet worden iſt, daß
er unter Umſtänden auch als Angeklagter in Frage käme.
Da=
bei hat ſich Müller zuſammen mit ſeinen bei den Unruhen am
Karſamstag ums Leben gekommenen Kollegen Zander bemüht,
die Arbeiter zu beruhigen.
Kein Proteſiſtreik bei Krupp.
Eſſen, 2. Mai. (Wolff.) Die Werkleitung und der
Be=
triebsrat der Kruppſchen Gußſtahlfabrik haben an die
Werks=
angehörigen nachſtehende Bekauntmachung erlaſſen, die an den
Plakattafeln der Gußſtahlfabrik angeſchlagen iſt: Krupp von
Bohlen und Halbach, der Vorſitzende unſeres Aufſichtsrats,
war de geſtern vormittag, als er in der Angelegenheit der
ver=
hafteten Mitglieder des Direktociums drittmalig einer
Vor=
ladung zu einer Vernehmung als Zeuge gefolgt war, von der
franzöſiſchen Behörde verhaftet. Im ausdrücklichen
Einverſtänd=
nis mit Krupp von Bohlen und Halbach und im Einklang mit
den übrigen Beteiligten bitten wir alle Werksangehörigen, von
einem Proteſtſtreik anläßlich dieſer neuen Verhaftung
abzu=
ſehen und bei der Arbeit zu bleiben. Wir ſind der Ueberzeugung,
daß damit unſerer Sache und dem Vaterlande zunächſt am beſten
gedien: wird.
Ungebeuerliche Willkür.
TU. Ludwigshafen, 2. Mai. Der wegen einer
angeb=
lichen Sabotage zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilte
Ober=
ingenieur Gottfried aus Ludwigshafen ſoll nach Martinique
ge=
bracht werden.
Neue Gewalttat in Bochum.
TT. Bochum, 2. Mai. In der Nacht zum 1. Mai wurde an
einer Eiſenbahnüberführung in Alten=Bochum ein Ziviliſt, der
ſich mit mehreren Perſonen auf dem Nachhauſeweg befand, von
einem franzöſiſchen Poſten ohne jeden Grund angeſchoſſen und
ſchwer verletzt, ſo daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird.
Keine Franzoſenzüge benützen.
Mannheim, 2. Mai. (Wolff.) Die in der Pfalz von
den Franzoſen gefahrenen Perſonenzüge werden, wie feſtgeſtellt
Teil vielfach aus Unwiſſenheit benutzt. Es wird deshalb daruuf
hingewieſen, daß von ſämtlichen Eiſenbahnſtrecken der Pfalz,
ausgenommen lediglich die elektriſchen Privatbahnen Landau= der Aufnahme einer Auslandsanleihe iſt zwar der=
Neuſtadt a. Hardt und Mannheim=Bad Dürkheim, das deutſche
Eiſenbahnperſonal von den Franzoſen verdrängt wurde. Ganz
abgeſehen davon, daß mit der Benutzung der von den Franzoſen
gefahrenen Züge große Gefahr verbunden iſt und die deutſche
Reichsbahn ſelbſtverſtändlich für Unfälle hierbei keinerlei
Haf=
tung übernimmt, darf kein Deutſcher den Eiſenbahnbetrieb der
gegen die rechtswidrige Rhein= und Ruhraktion durchkreuzen.
Verhaftet. — Ausgewieſen.
* Mainz, 2. Mai. Von den Franzoſen ſind weiter
ver=
haftet worden am 24. April der Telegraphenarbeiter Heinrich
Lamberth in Mainz und am 25. April der Poſtſchaffner
achtköpfige Familie Fengels iſt am 29. April aus dem beſetzten. Alexis af Enehjelm iſt von ſeinem Auslandsurlaub zurück und tritt als
Gebiet ausgewieſen worden.
Ludwigshafen. 2. Mai. (Wolff.) Der Bürgermeiſter
TU. Paris, 2. Mai. Wie der Petit Pariſien mitteilt, wird ten Diedesfeld bei Neuſtadt a. d. Hardt hat den dort
wohnen=
den deutſchen Eiſenbahnern die Aufforderung zugehen laſſen,
1. Ueberſchreitung der Verordnung vom 7. März, die Strafen die Eiſenbahnübergänge zu überwachen. Außerdem hat er ihnen, der älteſten früheſten Meiſter des deutſchen Expreſſionismus, von deſſen
mitteilen laſſen, daß er den Franzoſen ein Namensverzeichnis
der in Diedesfeld wohnenden Eiſenbahner, gegeben habe.
Ausgewieſen wurde der Eiſenbahninſpektor Karl Frank aus
Kandel mit Familie.
Die Regelung der Bergarbeiterlöhne.
Berlin, 2 Mai. (Wolff.) Von zuſtändiger Seite wird
uns mitgeteilt: Der vom Reichsarbeitsminiſterium zur
Schlich=
tung der Lohnſtreitigkeiten im Bergbau eingeſetzte
Schlich=
tungsausſchuß fällte einen Schiedsſpruch, der mit Wirkung vom
1. Mai ab eine durchſchnittliche Erhöhung der Löhne,
einſchließ=
lich der beſonderen Zulage für die beſetzten Gebiete, von 1760
Mark je Mann und Schicht vorſieht, ſo daß auf den Durchſchnitt
künftig ein Schichtlohn von 15 282 Mark entfällt.
Verhaftungen in Berlin.
Berlin, 2. Mai. (Wolff.) Die hieſige Polizei verhaftete
am Sonntag morgen 15 Perſonen und im Laufe des Sonntags
noch weitere ſechs Perſonen, die laut polizeilichen Ermittlungen
eine gewaltſame Befreiung des verhafteten ehemaligen
Frei=
korpsführers durch die in Steglitz tagende Tiſchgenoſſenſchaft
„Wrangel”, die als Fortſetzung der früheren Ortsgruppe
Steg=
litz der aufgelöſten Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei anzuſehen
iſt, beabſichtigten. Die Verhafteten werden ſich auf Grund des
Geſetzes zum Schutze der Rebublik wegen Beteiligung an einer
aufgelöſten Vereinigung zu verantworten haben. Nach völliger
Klarſtellung des Sachverhalts wurden die Feſtgenommenen aus
der Haft entlaſſen.
Die Lauſanner Konferenz.
TU. Lauſanne, 2. Mai. Die Lauſanner Konferenz
be=
handelte geſtern in der erſten Kommiſſion die beſondere
Konven=
tion über das Einſtellen der Kapitulationen während des
Ueber=
gangsregimes. Es wurden verſchiedene texrtliche Aenderungen
angenommen. Die türkiſche Forderung, daß die Türkei wie jeder
andere Staat die Berechtigung haben müſſe, die Einwanderung
einzuſchränken, oder zeitweiſe gänzlich zu ſiſtieren, wurde, da die
Italiener dagegen waren, an die Sachverſtändigen zur
Ausar=
beitung einer Löſung überwieſen; desgleichen das Verlangen
der Türkei, daß auch ausländiſche Geſellſchaften den türkiſchen
Geſetzen unterſtehen und daß alle vereinbarten Beſtimmungen
auf Gleichheit beruhen müſſen. Die Dauer der Konvention über
das Uebergangs=Regime wurde auf fünf Jahre feſtgeſetzt.
Alliierte Demarche in Konſtantinopel.
TU. Paris, 2. Mai. Einer Havasmeldung zufolge iſt
der franzöſiſche Geſchäftsträger in Konſtantinopel geſtern bei
dem türkiſchen Außen=Kommiſſar wegen der
Truppenzuſammen=
ziehung an der ſyriſchen Grenze vorſtellig geworden.
Gleich=
zeitig haben die anderen Vertreter der verbündeten Mächte bei
dem Außen=Kommiſſar Schritte unternommen, um auf die
Ge=
fahr der Zuſammenziehung hinzuweiſen und den Abzug der
türkiſchen Truppen zu verlangen.
* Auslandsreiſe des ungariſchen Miniſterpräſidenten.
Budapeſt, 2. Mai. Miniſterpräſident Graf Bethlen
und Finanzminiſter Tibor Källay haben am Sonntag eine
Auslandreiſe angetreten, die ſie nach Paris, London und Rom
führen wird. Zweck der Reiſe iſt, die leitenden Staatsmänner
der drei Großmächte über die Wirtſchafts= und Finanzlage
Un=
wurde, vielfach von Neiſenden aus dem unbeſetzten Gebiet, zum garns zu informieren und ihnen die Geſichtspunkte darzulegen, ihren Eltern in Gauting hei München untergebracht wurden. Das
Ur=
nach denen die Löſung der ſchwierigen finanziellen und
wirt=
ſchaftlichen Probleme in Ungarn zu ermöglichen wäre. Von
zeit noch nicht die Rede, aber Graf Bethlen und Finanzminiſter
Källay hoffen, die Möglichkeit zu finden, mit den führenden
Faktoren der Reparationskommiſſion die Frage der
Aufhebung des Generalpfandrechtes zu erörtern,
das durch den Friedensvertrag von Trignon den Siegerſtaaten gericht Groß=Gerau ſtattgefunden. Urteil: Der Berufung der Gemeinde
ungarn gegenüber zugeſichert iſt und das Haupthindernis der urteils die Klage abgewieſen. Begründet wird die Entſcheiduns damit,
Frenzoſen begünſtigen und damit die geſchloſſene Abwehrfront finanziellen und wirtſchaftlichen Konſolidierung des Landes
bildet.
rt.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 3. Mai.
— Heſſiſches Landestheater. „Cavalleria ruſticana”, und
„Der Baiazzo”. In der heutigen Aufführung von „Cavalleria
Fengel vom Poſtamt in Weiſenau (Kreis Mainz). Die ruſtieana” ſingt Alice Orff=Solſcher zum erſten Male die Santuzza.
Bajazzo zum erſten Male wieder auf. Beide Werke werden von Haus
Schleſinger dirigiert.
Schwedenfilm. Im Kleinen Haus läuft heute und morgen ab
6 Uhr der Spenska=Film „Verzehrende Flammen”.
Emil Nolde=Ausſtellung im Landesmuſeum. Emil Nolde, einer
Arbeiten in Darmſtadt bisher nur zerſtreute Einzälſtücke und das
Ge=
mälde in der Darmſtädter Galerie zu ſehen geweſen ſind, hat dem
Mu=
ſeum zu einer vorübergehenden Ausſtellung eine Sammlung von 40
großen Aquarellen und ebenſo vielen Schwarz=Weiß=Blättern zur
Ver=
fügung geſtellt. Das Kupferſtichkabinett, zurzeit noch mit den
Vorberei=
tungen beſchäftigt, wird dieſe koſtbare Sammlung in etwa 14 Tagen
der Oeffentlichkeit übergeben, zur ſelben Zeit alſo, wann die großen
Darmſtädter Kunſtausſtellungen dieſes Jahres geöffnet werden, und
ge=
wiſſermaßen in Anlehnung an dieſe und zur Ergänzung derſelben. Die
Räume des Kupferſtichkabinetts, mit ihrer praktiſchen Ausſtattung für
überſichtliche Wechſelausſtellungen, geben die Gewähr, daß die
Samm=
lung in aller Behaglichkeit ſtudiert werden kann, und dem Beſucher ſo
ein rundes, klares Bild von dem Werk eines unſerer ſtärkſten deutſchen
Meiſter vermittelt wird.
Evangeliſcher Bund. Am vergangenen Dienstag fand der letzte
der Vorträge ſtatt, die Herr Dr. Ohlemüller im Auftrag des
hieſi=
gen Zweigvereins abhielt. Er ſprach da vor einer äußerſt zahlreich
er=
ſchienenen Zuhörerſchaft, die ſeinen feſſelnden Darbietungen mit
gro=
ßem Intereſſe folgte und ihre Zuſtimmung zu den ſtreng ſachlichen
Aus=
führungen des Vortragenden in lebhaftem aufrichtigem Beifall
bekun=
dete über das Thema: „Neukatholiſche Beſtrebungen‟. Der für die
Mittelmächte unglückliche Ausgang des Krieges bedeutete für den
Katho=
lizismus eine gewaltige Steigerung ſeiner Macht, die durch das
zu=
ſammenfaſſende Stichwort: „Katholiſcher Aktivismus”, deutlich
bezeich=
net wird. Daß dadurch das im Katholizismus ſchon immer
vorhau=
dene Selbſtbewußtſein ſich erheblich vergrößerte und auf Grund ſeines
Einfluſſes auf das politiſche und wirtſchaftliche Leben zu einem
aus=
geprägten Kulturbewußtſein ſich verſtärkte, begreift ſich ohne weiteres.
Dabei iſt freilich zu bedauern, daß dieſes Selbſtbewußtſein nicht immer
der Gefahr der Selbſtüberhebung und Ungerechtigkeit anderen
Konfeſ=
ſionen gegenüber entgangen iſt. Der Redneu brachte dafür eine Reihe
von Belegen aus dem katholiſchen Lager, die hinſichtlich der Frage nach
der letzten Urſache der fürchterlichen Umwälzung in der Gegenwart die
Reformation als erſte Rebellion verantwortlich machen wollen. Dem
pſychologiſch außerordentlich geſchickten Verfahren des Katholizismus in
der Beeinfluſſung der Maſſenſtimmung, überhaupt ſeiner Tendenz auf
Macltentfaltung, entſpricht der gewaltige Apparat ſeiner Oraane und
Werkzeuge zur Durchführung ſeiner Ziele. Der Redner führte dazu
auf Grund einer katholiſchen Statiſtik genaue Zahlen über das
gewal=
tig vermehrte Heer der katholiſchen Geiſtlichen und Ordensleute, ſowie
neuer Ordensniederlaſſungen an, die zeigten, wie der Katholizismus
in Berlin, Sachſen, Thüringen uſw. feſte Stützpunkte zur
Vergröße=
rung ſeiner Macht errichtet hat. Alles dies läßt ſich nicht anders deuten
als ein Stueben nach Vormacht im öffentlichen Leben. So mahnt gerade
die gegenwärtige Entwicklung des Katholizismus nicht nur den
Evan=
geliſchen Bund, ſondern alle Evangeliſchen, zur ernſten Beſinnung auf
ihre heiligſten Aufgaben, das proteſtantiſche Bewußtſein zu ſtärken, es
in Wort und Tat herauszutragen in das öffentliche Leben, und durch
innere Einigkeit dem Proteſtantismus die Wucht orgauiſatoriſcher
Ge=
ſchloſſenheit nach außen hin zu geben. Nach der ſich anſchließenden
Aus=
ſprache, in der u. a. mit treffenden, überzeugenden Worten
unberech=
tigte Vorwürfe von ſektiereriſcher Seite gegen die evangeliſche Kirche,
überhaupt gegen alles Kirchentum, zurückgewieſen wurden, ſprach der
Vorſitzende, D. Matthes, das Schlußwort.
— Der Nationalſtenographen=Verein Darmſtadt eröffnet in ſeinen
Unterichtsräumen im Feierabend am Freitag, den 4. d. M., neue
Au=
fängerkurſe. Es iſt hier allen Berufszweigen, Damen, Heuren und
Schü=
lern, Gelegenheit geboten, in denkbar kürzeſter Zeit ſich dieſes ideale,
Kurzſchrift=Shſtem anzueignen, da der Unterricht in 48 Stunden
voll=
ſtändig abgeſchloſſen iſt, die National=Stenographie ſomit das einfahſte
und dabei doch das leiſtungsfähigſte Kurzſchrift=Syſtem der Gegenwart
iſt, das mit 490 Silben in der Minute die Höchſtleiſtung in Deutſchland
erreicht hat. Näh. ſ. Anz.)
— Goldene Hochzeit. Samstag den 5. Mai, begehen
Bank=
beamter i. N. J. B. Silz und Fraut Eliſabeth, geb. Walther,
Karl=
ſtraße 12, das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit.
— Provinzialausſchuß. 1. Klage des Ortsarmenherbandes
Darm=
ſtadt gegen den Ortsarmenverband Bensheim wegen Erſatz von
Unter=
ſtützungskoſten für Otto Zubrod Wwe. Der Ortsarmenverband
Bens=
heim behauptet, Zubrod Wwe, habe den Unterſtützungswohnſitz in
Beus=
heim verloren und ſolchen in Darmſtadt erworben; letztere. Tatſache
be=
ſtreitet wiederum Darmſtadt. Bensheim verlangt widerklagend
Rück=
erſtattung der gezahlten Beträge von Darmſtadt. Die zeugenſchaftliche
Vernehmung der Witwe Zubrod ergibt, daß bereits 1915 dieſe von
Bensheim nach Darmſtadt verzog, während die Kinder derſelhen bei
teil ergeht dahin: Bensheim wird verurteilt, an Darmſtadt zu zahlen,
die Widerklage wird abgewieſen. — 2. Klage des P. Kraus zu
Büttel=
bora gegen die Gemeinde Büttelborn wegen Verweigerung des
Orts=
bürgernutzens durch die Gemeinde Büttelborn, hier: Verufung gegon
die Entſcheidung des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Groß=Gerau vom
20. Aipril 1922. Die Sache wurde bereits in der Sitzung vom 14. Februar
1923 eingehend verhandelt und hier darüber berichtet. Die
Beweis=
erhebung, die damals beſchloſſen wurde, hat inzwiſchen vor dem Amts=
Büttelborn wird ſtattgegbeen und unter Aufhebung des
Kreisausſchuß=
daß, ſolange Kraus in Frankfurt a. M. wohne, das Recht auf den
Orts=
bürgernutzen ruhe. — 3. Klage des Ortsarmenverbandes Aſchaffenbur=
Wie Puſchlin im Duell fiel.
(Aus den Erinnerungen eines deutſchen Arztes am Zarenhofe.)
* Der Zahl unſerer klaſſiſchen Memoirenbücher, die gar nicht
ſehr groß iſt, ſchließt ſich ein ſoeben erſchienenes neues Werk an,
das es in der Lebendigkeit der Schilderung und der
Unterhalt=
ſamkeit des Stoffes wohl mit Kügelgens berühmten „
Jugend=
erinnerungen eines alten Mannes” aufnehmen kann. Es ſind
die bei Duncker & Humblot in München verlegten
Lebenserinne=
rungen von Prof. Martin Mandt, die unter dem Titel
„Ein deutſcher Arzt am Hofe Kaiſer Nikolaus I.
von Rußland” aus ſeinem Nachlaß herausgegeben wurden.
Der verſtorbene hervorragende Kenner der ruſſiſchen Geſchichte,
Prof. Theodor Schiemann, hebt in einer Einführung den großen
geſchichtlichen Wert dieſer Lebenserinnerungen des Leibarztes
des Zaren hervor und nennt ſie „eine der intimſten und
zuver=
läſſigſten Quellen zur Geſchichte Kaiſer Nikolaus”, für die 20
Jahre, die zwiſchen 1835 und dem Tode des Kaiſers liegen.”
Mandt war ein deutſcher Profeſſor und Gelehrter von hohem
Ruf, der in ſeinem 35. Jahre, als Leibarzt der Großfürſtin
Helene Paulowna an den ruſſiſchen Hof kam und ſechs Jahre
ſpäter die verantwortliche Aufgabe übernahm, dem Kaiſer ſelbſt
als Leibarzt an die Seite zu treten. Mandt war weder ein „
ge=
fälliger” Arzt noch ein bequemer Höfling; in ſeinem wiſſenſchaft=
dedungt volcgendig hiel. Eer i aich i der gerſifreriſche
angs=
ſphäre des Zarenhofes und der Petersburger Geſellſchaſt bis
zuletzt kerndeutſch geblieben, dem Ideal, eines deutſchen
Pro=
feſſors getreu, das er ſich als Chirurge in Greifswald aufgeſtellt
hatte. Durch die Erinnerungen Mandts erſcheint, das Bild
Nikolaus' I. in einem neuen Licht; er tritt uns menſchlich näher,
und die Ehrlichkeit ſeiner Deſpotennatur kommt mitunter zu
rührendem Ausdruck. Mit ſeiner vortrefflichen Erzählerkunſt
und ſcharfen Beobachtungsgabe läßt Mandt eine ganze Anzahl
geſchichtlicher Charakterbilder an uns vorüberziehen, das der
Kaiſerin, der kaiſerlichen Töchter „und einiger hervoragender
Staatsmänner. Auch ſpannende Dramen der ärztlichen Praxis
erleben wir mit, Wunderkuren, die Mandt den unfähigen
ruſſi=
ſchen Aerzten gegenüber durchſetzte, und die Tragödie der
Groß=
fürſtin Alexandra, deren Lungenleiden zunächſt von den
behan=
delnden Aerzten vernachliſſigt und dann von Mandt in ſeiner
hoffnungsloſen Schwere erkannt wurde. Er benutzte bei dieſer
Diaguoſe das nicht lange vorher in Paris erfundene Stethoſkop,
das in Rußland damals noch völlig unbekannt war.
Der deutſche Arzt erlebte in Petersburg den Tod des größten
Dse
dieſem Ereignis die außerordentliche Strenge her, mit der der
Zar von da ab jedes Duell beſtraſte: „Man hatte ihm ſeinen
beſten und vielverſprechendſten Dichter im Duell erſchoſſen.
Puſchkin war jung, arm und häßlich wie die Nacht. Sein Geſicht
hat immer an einen Pavian erinnert. Dafür beſaß er
unbeſtrit=
ten zwei Schätze: eine wunderſchöne junge Frau und ſein
Dich=
tertalent. Der Himmel hatte ihn überdies mit einem
Haus=
freunde, einem Holländer, geſegnet. Der Hausfreund machte der
jungen Gattin die Kur, und zwar auffallend genug, um die ganze
Stadt davon ſprechen zu machen. Nur der Dichter allein hatte
keine Ahnung vom öffentlichen Geheimnis; bis in ſeinen
ſieben=
ten Himmel hinein war die Kunde davon noch nicht gedrungen.
Das aber übernahmen, nie immer, anonhme Briefe, und
freund=
lich geſchäftige Hände zogen den Vorhang von den Augen des
Poeten herab. . . Er fing an mit Mißtrauen und endigte damit,
ſeine Frau auf eine unedle Art bewachen und ausſpionieren zu
laſſen. Eines Tages weiß er ſie allein mit dem Holländer und
tritt plötzlich in das Gemach ſeiner Gattin, wo er den Mann, den
er Freund genannt, kniend zu ihren Füßen ſindet. Frau von
Puſchkin und der Holländer begreifen auf der Stelle die
Dring=
lichkeit der Gefahr und den Wert des Augenblickes: — der
Hollän=
der iſt aufgeſtanden, hat ſich ſeinem empörten Freund genähert
und ſagt ihm ganz ruhig: „Lieber Puſchkin, ich habe Deine Frau
eben um die Hand ihrer jüngeren Schweſter gebeten.” Frau von
Puſchkin hatte allerdings eine jüngere Schweſter, und die böſe
Welt will behaupten, dieſe Schweſter und der Holländer hätten
ſich vorher niemals geſehen. Was war zu tun?. Der gute Poet
mußte ſich beruhigen und däterlich Segen und Einwilligung
geben. Das junge Fräulein iſt kurze Zeit nachher die Frau des
Holländers geworden, und ſo endete der erſte Akt eines Spieles,
das bald traurig genug zu werden beſtimmt war. Die
Eifer=
ſucht des Poeten erwachte wieder und wieder. Er forderte ſeinen
Hausfreund auf Piſtolen, und bald nachher ſtanden ſie ſich im
Saale eines entlegenen Hauſes, die Länge eines Billards
zwiſchen ſich, das tödliche Geſchoß in der Hand, gegenüber, um
auf Kommando die Waffen gleichzeitig aufeinander abzufeuern.
Puſchkin hat noch zwei Tage in unſäglichen Schmerzen gelebt
und ſeine Kinder ſterbend der Gnade ſeines Monarchen
empfoh=
len, den er im Leben nicht geliebt und in ſeinen freimütigen
Ge=
dichten wenig geſchont hatte.
* Die Verſchwendung der Natur. Der Frühling offenbart
uns wieder mit all ſeinen langſam, aber doch ſo reich ſich
entfal=
tenden Segnungen die Ueppigkeit und Fruchtbarkeit der Natu:,
deren Geſtaltungskraft unerſchöpflich iſt. Erſtaunlich iſt die
Ver=
ſchwendung, die in dem großen Haushalt unſrer Erde mit
Lebe=
weſen getrieben wird. Schon die Menge der Menſchen iſt uus
ſchwer vorſtellbar, wenn wir z. B. hören, daß China 400
Millio=
nen Einwohner und die ganze Erde zwei Milliarden Menſchen
umfaßt. Aber die Menſchheit gehört zu den am wenigſten
zahl=
reichen Klaſſen der Lebeweſen. Ein einziges Glas mit Waſſer,
aus einem Quell geſchöpft, enthält mehr Lebeweſen, als alle
Menſchen auf der Erde darſtellen. Der Zoologe Arthur
Thon=
ſon hat die Zahl der verſchiedenen Inſektenarten, die uns
be=
kannt ſind, auf wenigſtens 2½ Millionen angenommen, und es
iſt ſicher, daß die Inſekten der Erde, wenn ſie alle auf eine
ein=
zige, ungeheure Wagſchale gelegt werden könnten, mehr wiegen
würden als die ganze übrige Bevölkerung der Erde an Menſchen
und Tieren. Die Fruchtbarkeit der Inſekten iſt geradezu
unge=
heuerlich. So hat Suxley berechnet, daß die Nachkommenſchaft
einer Blattlaus, wenn ihr ganzes Geſchlecht weiterleben würde,
in einem einzigen Sommer zahlreicher wäre als die gauze
Be=
völkerung von China. Glücklicherweiſe haben die Feinde der
Blattlaus einen ſo geſegneten Appetit, daß ſie uus vor dem
Au=
wachſen dieſer Peſt zu Billionen und Aberbillionen bewahren.
Auch die Hausfliege vermehrt ſich mit kaum begreiflicher
Schnel=
ligkeit, und ihre Gefährlichkeit kommt zum großen Teil daher.
Würden alle Nachkommen einer einzigen Fliege am Leben
blei=
ben, ſo würden ſie vor dem Ende des Sommers 50 Billionen
Tiere ausmachen, und wenn dieſe alle getötet würden, ſo bedürfte
man 3000 Müllwagen, um ſie fortzuſchaffen. Ein Sceſtern hat
300 Millionen Eier, aber er hat auch ſo viel Feinde, daß er nicht
zu zahlreich wird. Es gibt Fiſche, die bis zu 10 Millionen Eier
legen. Ein Paar Ratten haben 100 Junge in einem Jahr, und
da die Jungen im Alter von 4 Monaten ſchon wieder Kinder
be=
kommen, kann eine Nattenfamilie innerhalb eines Jahres auf
2012 Tiere anwachſen. Die Natur hät aber für einen Ausgleich
geſorgt indem ſie, gleichſam ſelbſt erſchreckt über ihre
Fruchtbar=
keit, auch die nötigen Feinde ſchuf, die die fruchtbaren Tiere
wie=
der vernichten. Alle dieſe Zahlen ſind aber noch klein
gegen=
über den niederen Formen des Lebens. Prof. Lorande hat eine
Familie von nur mitroſkopiſch ſichtbaren Tierchen 5 Jahre lang
beobachtet. Dieſe winzigen Lebeweſen vervielfältigen ſich durch
einen einfachen Spaltungsprozeß, und zwar ſpaltet ſich ein jedes
alle 16 Stunden in zwei andere Lebeweſen. Die Familie
er=
zeugte während der 5 Jahre 3039 Generationen, und wären alle
am Leben geblieben, ſo würde die dadurch gewonnene Maſſe
10 000 Mal ſo groß geweſen ſein als die der Erde. Eine Auſter
kann 60 Millionen Eier legen. Vier Generationen würden, weun
ſie ſich ungeſtört entwickeln könnten, einen Haufen von Schalen
erzeugen, der ſo viel wöge, wie unſer ganzer Erdball. Selbſt ein
ſo wenig fruchtbares Tier wie der Elefant, von dem ein Paar
nur ettva alle 10 Jahre ein Junges hat, bringt es zu großen
Zahlen. So berechnete Darwin die Nachkommen eines einzigen
Elefantenpaares in 750 Jahren auf 19 Millionen.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 3. Mai 1923
gegen den Ortsarmenverband Darmſtadt wegen Erſatzes von
Kranken=
hauspflegekoſten für Hch. Dutt aus Poppelsdorf. Die Sache wurde bereits
verhandelt. Urteil: Der Ortsarmenverband Darmſtadt wird verurteilt,
an den Ortsarmenverband Aſchaffenburg 960 Mark zu zahlen. Die
an=
deren Sachen bieten kein weitergehendes Intereſſe.
n. Strafkammer. Wegen Diebſtahls und ſchwerer Urkundenfälſchung
erhielt der 18jährige Hilfsarbeiter Felis Bohn aus Offenbach eine
Geſamtſtrafe von einem Jahr Gefängnis. Zur Zeit iſt er in anderer
Strafverbüßung begriffen, während noch eine Anklage des Diebſtahls
in Tateinheit mit Gräberſchändung (Wegnahme von Grabkreuzen 2c.)
in Ausſicht ſteht. Was den jetzigen Fall betrifft, ſo hatte er einem
Kameraden die ſilberne Taſchenuhr von etwa 20000 Mk. dermaligem
Wert entwendet und ſofort für 1000 Mk. an einen Dritten verkauft.
Dieſem gegenüber legte er ſich den in der Uhr eingravierten Namen
des Beſtohlenen bei und quittierte ſo als angeblicher Eigentümer über
Empfang des Kaufpreiſes.
— Der ſchon vielfach vorbeſtrafte und
be=
trugsrückfällige, 47 Jahre alte Taglöhner Georg Gärtner 7. aus
Bensheim gehört zwar zu den Taubſtummen und vermag ſich nur mit
Schwierigkeit mündlich zu verſtändigen, führt aber trotzdem ſeine
Schwindeleien höchſt gerieben aus. Er iſt in Folge des Gebrechens
ſtark grmindert zurechnungsfähig, doch unterliegt die
Verantwortlich=
keit keinem Zweifel, was ſchon des Oefteren gerichtsärztlich begutachtet
wurde. Nunmehr handelte es ſich wieder um eine ganze Reihe ſolcher
Fälle, und es iſt erſtaunlich, daß ſie ſämtlich gelangen und dem
Ange=
klagten ganz bedeutende Geldbeträge einbrachten. Als Mittel diente
ihm die Vorſpiegelung, Mehl in größerer Menge aus einer auswärtigen
Mühle beſorgen oder Holzvorräte liefern zu können. Seine 52 Jahre
alte Ehefrau hatte einen von ihm erſchwindelten Scheck über 80 000 Mk.
erhoben und war deshalb als Förderin des Abſatzes einer rechtswidrig
erworbenen Sache wegen Hehlerei mitangeklagt. Es ergaben ſich für
ihre Schuld keinerlei Beweiſe, vielmehr befand ſie ſich damals
anſchei=
nend in gutem Glauben, und man ſprach ſie daher frei. G. ſelbſt wurde
in vollem Umfang für überführt erachtet und zu insgeſamt zwei
Jah=
ven Gefängnis, abzüglich zwei Monate Unterſuchungshaft, verurteilt.
— Fahrläſſiger Falſcheid war der bisher unbeſtraften Ehefrau des
Drehermeiſters Ludwig Becker aus Wimpfen zur Laſt gelegt, und das
zwiſchen beiden anhängige Scheidungsverfahren bildet den Hintergrund
dazu. Es ſind drei Kinder vorhanden, doch walteten ſeit Jahren
Un=
ſtimmigkeiten ob, man wohute zuerſt im nämlichen Hauſe getrennt, und
eines Tags war Frau B. unter Mitnahme der eigenen, ſowie eines
gro=
ßen Teils der in Verwaltung und Nutznießung des Mannes ſtehenden
Sachen (ſo des Küchengeräts) ausgerückt. Sie wurde von B. auf
Rück=
gabe der Gegenſtände verklagt und beſtritt in dieſem Rechtsſtreit vor
dem dortigen Amtsgericht die Mitnahme überhaupt, weshalb es zuletzt
zur Auflage eines richterlichen Eides über fraglichen Punkt kam.
Nach=
dem ſie über den Inhalt und die Tragweite desſelben im Termin aufs
Eingehendſte belehrt worden war, leiſtete ſie ihn dahin, die näher
be=
zeichneten Sachen nicht mitgenommen zu haben. In Wirklichkeit iſt dies
unrichtig und wird auch nunmehr von der Angeklagten zugegeben, die
ein Mißverſtändnis ihrerſeits vorſchützt, und den Eindruck der
Unge=
wandtheit erweckt. Sie hatte allerdings nachträglich, nach
vorüber=
gehender Rückkehr zu ihrem Mann dieſem und einer anderen Zeugin
gegenüber die Befürchtung ausgeſprochen, daß ſie durch den „Meineid”
in Strafe kommen könne. Später war dann die Anzeige durch B.
er=
folgt. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme kam die Strafkammer
zu der Anſicht, daß es ſich evtl. um Meineid handele und verwies
dem=
gemäß den Fall vor das Schwurgericht.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlſch als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechun:g oder Kritik.
* Martinsgemeinde, Freitag, 4. Mai, abends 8 Uhr, findet im
Gemeindehaus, Liebfrauenſtraße 6, zum erſten Male gemäß § 48 der
neuen Kirchenverfaſſung eine Gemeindeverſammlung ſtatt, zu der die
wahlberechtigten Gemeindeglieder eingeladen ſind. Es wird der
Jahres=
bericht des Kirchenvorſtandes über den kirchlich=ſittlichen Zuſtand der
Ge=
meinde für das Jahr 1922 vorgetragen, woran ſich eine Ausſprache
ſchließen ſoll. Außerdem ſteht die von der evangeliſchen Geſamtgemeinde
aufzunehmende Anleihe zur Verhandlung. Wegen der Wichtigkeit der
Verhandlungsgegenſtände wird die Bitte und Erwartung ausgeſprochen,
daß ſich die Geladenen möglichſt zahlreich einfinden möchten.
Verein ehem. 117er Darmſtadt. Auf die heute abend
im Vereinslokal „Zum Alexandereck” ſtattfindende Monatsverſammlung
wird aufmerkſam gemacht. Zahlreiches Erſcheinen wird erwünſcht.
Ueber Werke, Künſiler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachfiehenden Erwähnung
geſchſeht, behält ſich die Redaltion ihr Arteil vor.
* Johannesgemeinde. Die ſchönen Muſikabende, die Herr
Aſſeſſor H. Kaiſer veranſtaltete, ſowie die eifrige Tätigkeit von
Kirchen=
chor und Chorſchule beweiſen die große Muſikfreudigkeit der Gemeinde
Der Kirchenchor wird darum in ſeinem Konzert, Montag, den
7. Mai, abends, neben anderen Darbietungen ein beſonders
intereſſan=
tes Werk bringen: Das Spiel vom reichen und armen
Lazarus von Andreas Fromm (1649). Es ſteckt noch ein Stück alter
kirchlicher Volkskunſt in dieſem ganz auf Bibelworten und Choralſtrophen
aufgebauten Muſikſpiel. Ein kurzer Prolog (Luk. 16, 19—21) eröffnet.
Lazarus ſelbſt wird eingeführt mit den Sterbeliedern „Herzlich tut mich
verlangen nach einem ſel’gen End”” und „Mit Fried’ und Freud’ fahr
ich dahin‟. Der himmliſche Chor ſingt ihm das Grablied (das berühmte
Ecce quomodo moritur juſtus, „Sieh, wie ſtirbt der Gerechte”, von
Jakob Handl), ein Engel preiſt ſeine Freuden. Unten auf der Erde aber
(dieſer Teil wurde früher auch unten im Schiff der Kirche geſungen)
ſtimmen der reiche Mann und ſeine Freunde das Lied der Gottloſen an:
„Wohlher, laſſet uns wohlleben, weil’s da iſt . . ." (Weish.
Salomo=
nis, II, V. 6—9). Aber auch der Reiche muß ſterben und fährt trotz
ſeines Jammers zur Hölle. Sein Schreien rührt auch Abraham nicht
in Verzweiflung verflucht er ſich ſelber. Lazarus aber ſtimmt oben mit
dem Himmelschor fröhlich den Choral an: „Wie bin ich doch ſo
herz=
lich froh”, der Engel ſchildert nochmals die himmliſche Herrlichkeit, und
mit Jubelgeſang ſchließt das Werk ab. Den Lazarus wird Herr Stah
Tenor) ſingen, den Reichen Herr Schäfer (Bariton), den Engel Frl.
Cramer (Sopran), den Evangeliſten Herr E. Sulzmann (
Bari=
ton), Gott und Abraham Herr Dr. Noack (Baß). Streichorcheſter,
Flöte (Herr Engel) und Orgel (Herr Ramge) bilden die
Beglei=
tung. Durch die freundliche Mitwirkung des Gambenvirtuoſen Herrn
Heinr. Hebbel iſt auch die Originalbeſetzung verſchiedener
Solo=
begleitungen mit der ſechsſaitigen Viola da gamba gewahrt. Das
Kon=
zert bringt außerdem eine Kantate des Darmſtädter Meiſters W. C.
Briegel (1682), ein Duett ſeines Frankfurter Kollegen G. Chr.
Strattner (1692) (Frl. Cramer, Herr Stahl), Pſalm 139 für
Baß=
olo (Herr Dr. Noack) von E. Noack, 2 Gambenſätze (Herr Hebbel) von
Händel und Bach und 2 Orgelwerke, Toccata, F=Dur, von Muffat,
und die Fuge „Nun danket alle Gott” von Schröder (Herr Ramge). Die
Eintrittspreiſe ſind niedrig gehalten, um jedem den Zutritt zu
ermög=
lichen. Wer mehr geben kann, wird auch hierzu Gelegenheit haben.
Karten und Vortragsfolge in der Papierhandlung von Frau Minna
Paul, Wendelſtadtſtr. 20. Der Erlös foll dem Chor zu weiteren
Ver=
anſtaltungen mithelfen.
Parlamentariſches.
* Finanzausſchuß. Die Regierungsvorlage, betr. die
heſſi=
ſchen Landesfarben und Flaggen, fand Annahme. Der
Wohnungs=
beſchaffung durch den Ausbau des Schloſſes Lichtenberg wurde
zuge=
ſtimmt. Der Antrag Köhler zu Kap. 31, Provinzialdirektionen und
Kreisämter, wurde dahin erledigt, die Regierung zu ermächtigen, im
Sinne des Antragſtellers zu beſchließen. Angenommen wurde ferner
die Regierungsvorlage, betr. die Errichtung eines Tierſeucheninſtituts
zu Gießen, unter Verwendung, der alten Veterinärklinik (die Vorlage
erfordert einen Mehraufwand von 200 Millionen); die
Regierungsvor=
lage, Staatsvoranſchlag 1923, Techniſche Hochſchule; Regierungsvorlage,
Landesforſchungsinſtitut; Erſtreckung des Finanzgeſetzes auf die erſten
2 Monate des Rechnungsjahres 1923; Regierungsvorlage, betr.
Aende=
rung des Brückengeld= und Ueberfahrtsgebührengeſetzes (zur Kenntnis
genommen); drei Regierungsvorlagen über die Dienſtbezüge der
Staats=
beamten; Regierungsvorlage, betr. die Erhöhung des Urkundenſtempels;
Regierungsvorlage, betr. Herſtellung einer elektriſchen Lichtanlage auf
dem Domanialhof Schiffenberg, die Förſterwohnung Baumgarten und
den Univerſitätsforſtgarten; Fortführung des Heſſiſchen
Kunſtdenkmäler=
ſerks, Drucklegung der Kreisbeſchreibung Bingen, innere Einrichtung
des Kreisamtsgebäudes in Offenbach a. M. Die Regierungsvorlage,
betr. Erhöhung des Staatszuſchuſſes zum Heilſtättenverein auf 10
Mil=
lionen, wird ebenfalls angenommen, dagegen die Vorſtellung Neumann
auf Errichtung einer Heilſtätte für Schleimhauttuberkulöſe zurückgeſtellt.
Die Vorlage, betr. Ausbau der Wölfersheimer Anlagen, findet
An=
nahme nach Streichung des Abſatzes: „Die Regierung beaſichtigt — bis
Schluß. Die Vorlage, betr. Zuſchuß für die Behandlung mittelloſer
Geſchlechtskranker, wird angenommen.
N. Pfungſtadt, 1. Mai. Der Konzertabend des Geſangvereins
„Liederkranz”, geſtaltete ſich zu einer ſchönen Mozartfeier. Die
Original=Kompoſitionen des Meiſters für Männerchor ſind zwar nicht
ſehr zahlreich, und häufig wird daher Zuflucht genommen zu mitunter
recht ungeſchickt verarbeiteten anderen Mozartſchen Kompoſirionen. Der
Liederkranz umging dieſen Fehler. Er bot uns das Bundeslied, den
Iſis= und Oſiris=Chor und die Baß=Arie mit Chor aus dem 2. Akt der
„Zauberflöte” mit Orcheſterbegleitung, und ein Frühlingslied, bei dem
vielleicht bezweifelt, werden könnte, daß Mozart es geſchaffen hat. Aus
dem wohlgelungenen Vortrag ſämtlicher Chöre war zu erkennen, daß
es dem geſchickten Vereinsdirigenten, Herrn Lehrer Eidenmüller,
ge=
lungen iſt, ſeinen Chor zu immer beſſeven Leiſtungen, und vor allem
zu feiner, weicher Tonbildung zu bringen. Sehr ſchön abgetönt, wie
ferner Geiſterchor, klangen die kleinen Chorſtellen in der Saraſtro=Arie.
Herr Schuppel vom Landestheater ſang rhyhtmiſch ſicher und mit guter
Intonation das Solo in dieſer Programmnummer. Durch Hinzuziehung
des Darmſtädter Kammer=Orcheſters hat ſich der Liederkranz den Dank
vieler hieſiger Muſikfreunde geſichert, denn ſchöne Orcheſtermuſik wird
hier nicht zu oft gehört. Die G=Moll=Symphonie und Haffner=Serenade
wurden unter Leitung des noch ſehr jugendlichen Dirigenten, Herrn A.
Vogt, mit ſchönem Schwung und recht geſchloſſenem Zuſammenſpiel
vor=
getragen. Beſonders ſchön leuchteten die Waldhorntöne und Melismen
des Oboenbläſers hervor, wie auch der energiſche Strich und das ſichere
Spiel der jungen Damen in dem Streichkörper Anerkennung fand.
Eine vorzügliche Leiſtung bot Herr Eidenmüller durch Vortrag des
B=Dur=Konzerts von Mozart für Fagott mit Orcheſterbegleitung. Das
famoſe Paſſagenſpiel im Allegro und der Ausdruck im Andante ſeien im
Hinblick auf die Schwierigkeiten, welche das Fagott an ſich bietet,
be=
ſonders hervorgehoben. Ebenſo ſei auch der Einführung in die
vor=
getragenen Werke durch den Chorleiter gedacht. Alles Dargebotene aber
offenbarte die ganze tiefe Innerlichkeit, die Anmut und Sonnigkeit
Mozarts in ſeinen Kompoſitionen, und noch lange wird es in uns
nach=
klingen.
st. Nieder=Ramſtadt, 1. Maj. Das nächſten Samstag und Sonntag
zur Einweihnug gelangende Vereinsbanner des
Geſang=
vereins „Eintracht” hier iſt ſeit geſtern in dem Geſchäft
Witters=
heim öffentlich ausgeſtellt. Wie ſchon in früheren Artikeln erwähnt, iſt
dasſelbe von Herrn Bitter aus Darmſtadt angefertigt. Es iſt
erſtaun=
lich, mit welcher Kunſtfertigkeit das Banner angefertigt iſt, durch einen
Herrn, der ſich der mühevollen Arbeit ſozuſagen in ſeinen Mußeſtunden
unterworfen hat. Bereits im vorigen Jahre war Gelegenheit gegeben.
die Kunſt des Herrn Bitter auf dieſem Gebiete zu bewundern. Das
damals in Darmſtadt in der Ernſt=Ludwigſtraße ausgeſtellte
Vereins=
banner des „Orthſchen Männerquartetts” in Darmſtadt war ebenfalls
durch den gleichen Herrn angefertigt. Der Verein wird ſich zu allen
Zei=
ten des Schöpfers dieſes prachtvollen Banners erinnern, dem er zu
ewigem Dank verpflichtet iſt. — Das Feſtprogramm zur eigentlichen
Bannerweihe ſteht nunmehr endgültig feſt. Am Samstag abend findet
die Weihe ſtatt, verbunden mit einem Feſtkonzert. Namhafte Künſtler
und Künſtlerinen ſtellen an dieſem Abend ihre Kräfte in den Dienſt des
Vereins. Auch der Chorleiter, Herr J. Kehr=Darmſtadt, hat alles daran
geſetzt, die vorzutragenden Chöre auszuarbeiten. Weiter wird ein
zu=
ſammengeſtelltes Salonorcheſter ſpielen. Der Sonntag=Vormittag iſt den
im Weltkriege gefallenen Mitgliedern des Vereins gewidmet. Zu deren
Ehren hat der Verein eine kunſtvoll angefertigte Ehrentafel durch den
auf dieſem Gebiete bekannten Kunſtmaler Herrn Velte, hier, anfertigen
laſſen, die im Vereinslokal durch eine entſprechende Feier aufgehängt
wird. Nachmittags findet unter Beteiligung der am Liedertag
mitwir=
kenden hieſigen und auswärtigen Vereine ein Feſtzug durch die
Orts=
ſtraßen ſtatt. Zu Ehren des deutſchen Liedes wird alsdann im Feſtlokal,
Gaſthaus „Zur Poſt”, ein Liedertag veranſtaltet. Etwa 10 Vereine,
deren bisherige Leiſtungen auf dem Gebiete des Männergeſangs dafür
bürgen, daß ſie nur ganz Hervorragendes zu Gehör bringen, werden
ſich durch Vortragen von je 2 Chören bemühen, das deutſche Lied zu
verherrlichen. Dem Verein wäre zu wünſchen, daß ihm der Wettergott
einen ſchönen Tag beſchert.
Aus dem Odenwald, 2. Mai. Wie wir vom Odenwald=
Verkehrsbund (Sitz Erbach i. O.) erfahren, iſt es den vereinigten
Bemühungen des Bundes und anderer namentlich auch
württembergi=
ſcher, Vertretungen der Verkehrsintereſſen gelungen, daß erſtmals
wie=
der für den Sommerfahrplan 1923 die ſo lange ſchmerzlich entbehrten
Eilzüge über die Odenwaldbahn vorgeſehen ſind, und zwar,
was eine große Verbeſſerung gegenüber dem Zuſtand vor Kriegsbeginn
1914 darſtellt, derart, daß die Züge von Heilbronn bis
Darm=
ſtadt und zurück durchlaufen. Der eine Zug — Nr. 702 —
ver=
läßt Heilbronn morgens 6,43 Uhr, kommt durch Erbach und Michelſtadt
gegen 9 Uhr, wid trifft in Darmſtadt=Hbhf. (mit gutem Anſchluß nach
Frankfurt a. M.) um 10,13 Uhr ein. Der Gegenzug — Nr. 701 —
ver=
läßt (mit Anſchluß von Frankfurt a. M.) Darmſtadt=Hbhf. 6,10 Uhr
abends, kommt nach Michelſtadt und Erbach kurz nach ½8 Uhr, und
endet in Heilbronn um 9,54 Uhr abends. Die Züge ſind nach
langwie=
rigen Verhandlungen und Vorarbeiten nunmehr vom
Reichsver=
kehrsminiſterium genehmigt und feſtgelegt; ſie ſtellen, wenn
naturgemäß auch nicht alle Wünſche berückſichtigt werden können, eine
weſentliche Verbeſſerung gegenüber dem bisherigen Zuſtand dar.
Hoffent=
lich macht eine weitere ungünſtige Entwickelung der politiſchen und
wirtſchaftlichen Lage die geplanten Zugvermehrungen im
Sommerfahr=
plan überhaupt unmöglich. Sollten Hemmungen in dieſer Richtung
eintreten, ſo iſt durch die Arbeit der beteiligten Stellen doch von den
maßgebenden Behörden das Bedürfnis für die Eilzüge anerkannt, ſo
daß auf ihre Einführung in der Folge ſicher gerechnet werden kann.
R. Babenhauſen, 1. Mai. Bei der heutigen Verſteigerung ging das
Anweſen der Familie Peter Mohr an den einen Sohn Joh. Mohr zum
Preiſe von 4,5 Millionen Mark über.
Langen, 1. Mai. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich
geſtern nachmittag. Ein 15jähriger Junge war auf den Leitungsdraht
der Ueberlandzentrale Offenbach a. M.=Land geklettert, kam dem
Lei=
tungsdraht zu nahe und verbrannte ſich dermaßen, daß einzelne
Körper=
teile herunterfielen.
nt. Offenbach, 1. Mai. Die Ueberreichung der Geſel
lenbriefe fand am Sonntag in der Turnhalle in der Goetheſtraße
an die diesjährigen Junggeſellen und =geſellinnen ſtatt. Die Zahl der
Prüflinge betrug insgeſamt über 550 Perſonen. — Der Geſamtzuſchlag
zu der Grundmiete beträgt ab Mai 9000 Prozent.
A* Offenbach, 1. Mai. In einer ſehr gut beſuchten
Mitgliederver=
ſammlung der Deutſchen (liberalen) Volkspartei ſprack
Herr Generalſekretär Schindler zu Frankfurt über „Weltwirtſchaft und
Ruhrbeſetzung‟. Der Redner ging davon aus, daß Wirtſchaft und
Außenpolitik nicht von einander zu trennen ſeien. Frankreich habe das
ſeit Jahrzehnten und Jahrhunderten erkannt. Es habe immer eine
kräftige Außenpolitik getrieben. Die maßgebenden Männer wechſelten,
das Ziel blieb unverrückt und feſt im Auge. Frankreichs Ziel in der
Gegenwart ſei, die Weltwirtſchaft zu beherrſchen. Darum wolle es an
den Rhein, und am Rhein bleiben, und mit der Beſetzung des
Ruhr=
gebiets faſt die geſamte Eiſen= und Kohlenerzeugung des europäiſchen
Feſtlandes in ſeine Hand bekommen. Gewinne Frankreich den Kampf an
der Ruhr, ſo ſei es am Ziele eines Jahrhunderte alten Strebens und
Traumes. Noch ſei es für Deutſchland Zeit, für ſich aus dieſem Ziele
Frankreichs die Lehre zu ziehen und künftig ebenfalls eine kräftige
Außenpolitik, auch nach der Zerſtörung der bisherigen Staatsform, zu
treiben. Die Ruhrbewohner ſeien eben die Front, das unbeſetzte
Deutſch=
land die Etappe. Möge ſie nicht wieder verſagen und wieder den
Zu=
ſammenbruch verſchulden! Durch des Redners Schlußſätze klang ein
un=
zerſtörbarer Glaube an Deutſchlands beſſere Zukunft. Ein Teilnehmer
der Verſammlung, der zur Zeit des Ruhreinbruchs in einer größeren
Stadt des Ruhrgebiets weilte, berichtete im Anſchluß an den Vortrag
über ſeine Beobachtungen beim Einzug der Franzoſen. Da der Herr
noch Beziehungen zu jener Stadt unterhält, kann aus begreiflichen
Gründen über dieſen Teil des Abends Näheres nicht mitgeteilt werden.
Der Vorſitzende der Ortsgruppe gab in ſeinem Schlußwort noch dem
Wunſche Ausdruck, daß der Kriegszuſtand an der Ruhr baldigſt in einem
für Deutſchland annehmbaren und günſtigen Sinne beendigt
wer=
den möge.
— Mainz, 1. Mai. Der Schiffsverkehr in den hieſigen und
Guſtavsburger Häfen iſt gering. Die Hauptanfuhren beſtehen in
eng=
liſchen Kohlen ſowie Futtermittel. Die Nachfrage nach leeren Kähnen
iſt nicht beſonders lebhaft. Es wird zurzeit viel Raum unter
hollän=
diſcher Flagge angeboten. Für große Schwergutladungen nach dem
Mittelrhein notierte man eine Fracht von 8000 Mk. pro Tonne bei
ver=
kürzter Lade= und Löſchzeit, für kleinere Ladungen entſprechend mehr.
Für Ladungen ab Gebirgsſtationen zahlte man 12000 Mk. pro Tonne.
Die Flößerei geht langſam. Ein Mangel an Schleppkraft beſteht nicht.
In der Hauptſache, kommen ja nur holländiſche Schlepper in Betracht.
An Schlepplohn ab hier nach Höchſt und Griesheim notierte man 35—40
holl. Cents pro Tonne. Die Waſſerſtandsverhältniſſe ſind noch als ſehr
günſtige zu betrachten. Die amtliche Tiefe des Fahrwaſſers durch die
Koſtheimer Schleuſe beträgt 2,30 Meter. An dem hieſigen Brückenpegel
verzeichnet man noch einen Waſſerſtand von 1,37 Meter, ſodaß die
meiſten Kähne ihre Ladefähigkeit noch ganz ausnützen können und
Leich=
terungen nicht erforderlich ſind.
Worms, 1. Mai. 50jähriges Betriebsjubiläum. Die
Buchdruckerei der Wormſer Ztg. kann wiederum zwei Jubilare
beglück=
wünſchen, die beide in ihrem Betrieb ſeit 50 Jahren ununterbrochen
beſchäftigt ſind. Der eine, Peter Prior, bekleidet den Poſten eines
An=
zeigenmetteurs, der andere, Adam Selzer, iſt Korrektor.
th. Friedberg, 1. Mai. Das Predigerſeminar wird in
dieſem Semeſter von zuſammen 48 Hörern beſucht, darunter befinden
ſich 22 neueingetretene Kandidaten. Das ſoll ſeit Beſtehen der Anſtalt
der höchſte Beſucherſtand ſein, eine Zahl, die auch in den nächſten Jahren
nicht wieder erreicht werden dürfte.
hr. Schotten (Oberheffen), 1. Mai. Die hieſige
Förſter=
ſchule wird von 28 Schülern, darunter 17 heſſiſchen
Staatsdienſtan=
wärtern, beſucht. Mitte dieſes Monats wird die jetzt noch in der
Land=
wirtſchaftsſchule untergebrachte Förſterſchule in ihr „neu erbautes Hein
umziehen können. — Meiches. An Oſtern iſt hier überhaupt kein
einziges. Kind in die Schule gekommen. Nächſte Oſtern wird ein Knabe
zur Schule kommen.
Nummer 121.
Heſſiſcher Landtag.
45. Sitzung.
St. Darmſtadt, 2. Mai.
Am Regierungstiſche: Finanzminiſter Henrich, Miniſter des
Jinern von Brentano und Regierungskommiſſäre,
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 3410 Uhr. Das
Haus tritt alsbald in die Tagesordnung ein und ſetzt die
Einzelberatung des Voranſchlags
fort. Vorbemerkung und Einleitung werden ohne Debatte angenommen.
Zu Kapitel 1, Forſt= und Kameralgüter unter
Forſt=
verwaltung vertritt der Abg. Lutz (Soz.) ſeinen Antrag, das
Tarifholz für Beamte ganz abzuſchaffen. Wenn die Schupobeamten zum
Waldſchutz herangezogen werden, follte man ſie jedoch nicht mit
Schuß=
waffen und ſcharfer Munition ausrüſten.
Abg. Kindt (Dtſchntl.) kann der Forderung des Abg. Lux niht
zuſtimmen, den Schupobeamten Waffen und Munition beim Waldſchutz
zu verbieten. Es möge dafür geſorgt werden, daß nur Beamte eingeſtellt
werden, die nicht blindlings darauf losſchießen, aber Schußwaffe muß
der Beamte haben. Auch in der Frage des Tarifholzes kann Redner
der Forderung, das Tarifholz ganz abzuſchaffen, nicht zuſtimmen.
Dieſes Holz gehört zum Einkommen der Beamten und kann nicht ohne
Weiteres entzogen werden. Vermieden müſſe allerdings die
ungleih=
mäßige Behandlung dieſer Frage werden. Es darf nicht vorkommen,
daß einzelne Beamten bevorzugt werden, wie es tatſächlich geſchehen iſt
in zwei Fällen, die von einem Darmſtädter Blatt veröffentlicht wurden.
Die Regierung hat dieſe ſeltſamen Fälle ſehr ſchwach aufgeklärt. Sie
betrafen zwei Beamte der Regierung, Regierungsrat Henrich und eine
Dame. Redner verlangt reſtloſe Aufklärung dieſer Fälle und Einleitung
eines Diſziplinarverfahrens
Abg. Ebner (K.P.D.) bekämpft den Wucher, der gerade in dieſem
Gebiete ſeine ſtärkſten Blüten treibt. Die Regierung tut nichts dagegen,
weil ſie aus dieſem Kapital ihre größten Einnahmen zieht. Redner
fordert in bedeutend erhöhtem Maße die Verſorgung der
Minderbemit=
telten mit Brennholz. Das Beamten=Tarifholz iſt ein ſoziales Unreiht.
Höhere Beamten dürften dieſes Holz nicht erhalten. Mit den Jagden
wird vielfach Mißbrauch getrieben, oft wird unter Außerachtlaſſung der
Schonzeit blindlings darauf losgeſchoſſen. Herr Kindt möchte nun noch
die Schupobeamten mit Gewehr und Munition ausrüſten. Das wird ein
luſtiges Schießen auf die Arbeiter geben. Alles, was Herr Kindt will,
rich=
tet ſich gegen die Arbeiter. (Zuruf des Abg. Kindt: Schwindel! Unruhe.)
Abg. Frau Hattemer (Ztr.): Wenn die Schupo nicht bewaffnet
wird, kann ſie wenig ausrichten im Waldſchutz. Das Tarifholz ſollte man
beibehalten zum angemeſſenen Preis. In der Lieferung des Holzes ſollte
gleichmäßiger verfahren werden. Den als heſſiſche Beamte
Penſionier=
ten aus Reſſorts, die jetzt dem Reich unterſtellt ſind, ſollte das Tarifholz
auch geliefert werden.
Abg. Diehl=Hochweiſel (Bbd.) bittet, den Beamten, die verſetzt
werden, die Umzugskoſten ſchnellſtens auszuzahlen, evtl. vorlagsweiſe
Die Regierung ſollte alles tun, um auch die Schafzucht zu fördern. Dazu
gehört auch die Freigabe des Waldes zu Weidezwecken. In der
Holz=
bewirtſchaftung muß ſtreng darauf geachtet werden, daß nicht Wucherer
ſich bereichern. Die Jagdpachteinigungsämter ſollten ihre Entſcheidung
ſchneller fällen, als es bisher geſchieht.
Abg. Knoll (Ztr.) tritt ebenfalls für Beibehaltung des Tarifholzes
für die Beamten ein. Die Art der Holzverſteigerungen ſellte aber
refor=
miert werden. Andere Länder gehen jetzt zur Lieferung von Tarifholz
über, die heſſiſchen Beamten würden es daher nicht verſtehen, wenn ihnen
das Holz entzogen würde: Der Bevölkerung im beſetzten Gebiet ſollte
die Regierung ein genügendes Quantum Brennholz zur Verfügung
hal=
ten. Ebenſo Bauholz. Den Beamten beim Waldſchutz die Waffen zu
nehmen, wäre ein Verbrechen an den Beamten ſelbſt. Die
Pferdehal=
tung der Oberförſter ſollte möglichſt eingeſchränkt werden. Daß bei der
Bemeſſung der Domanialpachten der Naturalwert zugrundegelegt wird,
begrüßen wir. Bei Vergebung von Waldſtreu ſollte man möglichſt
wohlwollend verfahren.
Abg. Reiber (Dem.) iſt für Nichtbewaffnung der Schupo. Wegen
einer Laſt Holz ſollte man kein Menſchenleben aufs Spiel ſetzen. Zu
den vom Abg. Kindt erwähnten Fällen ungerechter Bevorzugung in der
Tarifholzlieferung bitten wir um Auskunft, ob die beiden Beamten die
einzig Belieferten waren. Das Tarifholz abzuſchaffen würde eine Härte
für die Beamten bedeuten, zumal das Holz im Weſentlichen den
Land=
beamten zugute kommt.
Abg. Füller (D. Vp.) beſpricht die Bauholzlieferung und äußert
hierzu Wünſche bezüglich der Belieferung der Sägewerke uſw., und
ver=
weiſt auf ſeinen diesbezüglichen Antrag.
Abg. Hahn (D. Vp.) beſpricht die Jagdpachtverhältniſſe im
beſetz=
ten Gebiet. Redner beantragt, für das beſetzte Gebiet den
Jagdpacht=
ſtempel zu erlaſſen.
Abg. Wolf (Bbd.) und Frau Birnbaum (D. Vp.) beſprechen
ebenfalls die Tarifholzfrage und treten für Beibehaltung ein.
Abg. Lux (Soz.) ſtellt feſt, daß der Antrag ſeiner Fraktion betr.
Abſchaffung des Tarifholzes nicht zum vorliegenden Kapitel, ſondern
ſelbſtändig behandelt wird.
Tinanzminiſter Henrich verweiſt zunächſt auf die große, materielle
Bedeutung dieſes Kapitels. Es iſt anzunehmen daß, dieſes Kapitel ſtatt
der eingeſetzten vier, etwa 24 Milliarden ergibt. Das Beamtenholz iſt
von Anfang an nicht als materielle Vergünſtigung vergeben worden,
es ſollte nur die Beamten von den Verſteigerungen fernhalten im
eige=
nen Intereſſe und in dem der Verwaltung. Der Preis wird angemeſſer
berechnet. Daß Miniſterialbeamte bevorzugt werden, iſt mir nicht
be=
kannt. Bevorzugt werden in Bezug auf die Menge des Holzes nach
altem Brauch die Forſtbeamten. Nun glaubt der Abg. Kindt einen
„Fall” entdeckt zu haben. Das ſcheint ihm beſonders ſchmackhaft gemacht
durch die Tatſache, daß wieder einmal mein Name damit verbunden wird.
Das iſt Tradition bei dem Blatte, das Herr Kindt angezogen, es
ent=
bindet mich aber der Aufgabe, dieſen „Fall” hier ſelbſt zu behandeln. Es
wird durch den Vertreter der Forſtverwaltung geſchehen. Ich hätte ſonſt
auch von mir aus die Tendenz des Abg. Kindt entſprechend behandelt.
Unter den heutigen Verhältniſſen iſt es einem Beamten kaum noch
mög=
lich einen Hausſtand zu gründen. Die Regierung hat ſchon erwogen,
billige Typenmöbel herzuſtellen und zum Selbſtkoſtenpreis abzugeben.
Wenn der Abg. Kindt gefordert hat, daß das Diſziplinarverfahren gegen
den Beamten, der die „Fälle” dem Blatte mitteilte, eingeſtellt werde,
ſo iſt das doch nicht angängig, denn es handelt ſich hier um einen kraſſen
Bruch des Dienſtgeheimniſſes. Die Pachtbeträge, müſſen noch erhöht
werden. In der Bauholzabgabe tut die Regierung, was ſie kann. Den
Jagdpachtſtempel für das beſetzte Gebiet zu erlaſſen, wird noch
Gegen=
ſtand von Verhandlungen ſein. Es iſt richtig, daß die Franzoſen ſich
durch die Macht günſtigere Bedingungen erzwingen konnten.
Landesforſtmeiſter Dr. Weber erläutert die beiden von Abg. Kindt
angezogenen „Fälle‟. Er beſpricht zunächſt die hiſtoriſche Entwicklung
des Tarifholzweſens wie die Holzabgabe überhaupt und die ſchließlich
feſtgeſetzten Grundpreiſe. Verfehlungen konnten der Landesholzſtelle
bisher nicht nachgewieſen werden. Sie hat genau nach den Vorſchriften
und feſtgeſetzten Grundſätzen gehandelt. Auch in den angeregten „Fällen”
Allerdings liegt bei der Zuweiſung von 7½ Fm. anſtatt der zuſtehenden
4 Fm. ein Verſehen der Lokalſtelle vor. Das iſt aber auch alles. Der
Antrag des Abg. Hahn, den Jagdpachtſtempel für das beſetzte Gebie
zu erlaſſen, iſt zweckmäßig als Material zu überweiſen, um in einem
Ausſchuß beraten zu werden.
Es ſprechen noch zu dem Kapitel die Abgg. Diehl=Hochweiſel
Bbd.) Laufer (Bbd.), die auf der Tribüine nicht zu verſtehen ſind.
Abg. Kindt (Dſchntl.) kommt nochmals auf die „Fälle” zurück. Die
Aufklärung ſei ihm nicht genügend. Das Verſehen ſei doch recht
eigen=
artig und es läßt den Verdacht aufkommen, daß hier ein Mehr zu
Speku=
lationszwecken gegeben wurde. Die Unterſuchung muß das noch
auf=
klären. Es bleibt auffallend, daß ſo viel Holz an eine alleinſtehende
Dame gegeben wurde. Wenn der Finanzminiſter eine
Tendenzgemein=
ſchaft zwiſihen mir und dem Abg. Ebner feſtſtellt, ſo muß ich das
zurück=
weiſen. Uns leitet nur das Reinlichkeitsgefühl und die Intereſſen der
Beamten. Daß die Angelegenheit vor der breiten Oeffentlichkeit
ver=
handelt wird, liegt auch durchaus im Intereſſe der Regierung.
Landesforſtmeiſter Dr. Weber ſtellt nochmals feſt, daß das Holz zu
den gleichen Bedingungen nicht nur an Beamte, ſondern an jeden
In=
tereſſenten abgegeben wurde. Wenn nicht ſ. Z. der Dollar ſo raſend
ge=
ſtiegen wäre, hätte kein Menſch etwas zu erinnern gehabt.
Abg. Frau Roth (K.P.D.) iſt durch die Regierungsantwort nicht
befriedigt. Es muß feſtgeſtellt werden, aus welchen Motiven heraus der
Beamte die Fälle bekannt gegeben hat. Der Beamte darf nicht
gemaß=
regelt werden. Das Tarifholz iſt unberechtigtes Privileg für Beamte,
das abgeſchafft werden ſollte.
Nach weiterer unweſentlicher Debatte erfolgt Abſtimmung. Das
Kapitel wird genehmigt nach den Ausſchußanträgen mit Einſchluß der
dazu vorliegenden Anträge und Regierungsvorlagen.
Abg. Frau Birnbaum (D. Vp.) bringt eine Denkſchrift der
Friedrichshütte in Laubach, Fabrik chemiſcher Produkte, zur
Sprache. Dieſe Fabrik hat dor dem Kriege den Oberförſtereien das
Holz abgenommen, ſie wird jetzt aber ſo mangelhaft beliefert, daß ſie
gezwungen iſt, ihren Betrieb einzuſtellen.
Zur Geſchäftsordnung ſtellt Abg. Kaul (Soz.) feſt, daß
ſeine Fraktion ſich angeſichts der Tatſache, daß nun faſt ſämtliche
Bauern=
bündler zum Kapitel geſprochen haben, künftig in keiner Weiſe mehr an
die Abmachungen des Aelteſtenrates halten werde. — Abg. Brauer
(Bbd.) verteidigt ſeine Fraktion. Eine derartige Abmachung ſei nicht
getroffen. — Abg. Ebner wünſcht in Zukunft noch mehr Behandlung
aller Poſitionen im Plenum.
Das Kapitel Siedlungsweſen wird ohne Debatte
an=
genommen. Nächſte Sitzung Donnerstag 9 Uhr. Schluß 1,10 Uhr.
Nummer 121.
Reich und Ausland.
Reichshauptſtadt.
Potsdam. Ein ſchweres Automobilunglück hat ſich in der vierten
Stunde auf der Chauſſee Wannſee-Potsdam ereignet. Obgleich die
Straße genug Raum zum Ausweichen bot, fuhr ein dem Kaufmann
Wolff, Kaiſerdamm 22 gehöriges Privatauto, auf ein gleiches in der
Nichtung Potsdam fahrendes Geſpann des Kaufmanns Wodke aus
Zehlendorf auf. Bei dem fürchterlichen Anprall ging das Fuhrwert
vollſtändig in Trümmer, ſeine Inſaſſen, das Ehepaar Wodke, zwei
Kinder und ein Herr wurden in weitem Bogen herausgeſchleudert und
mehr oder minder ſchwer verletzt. Die Verunglückten wurden ſchleunigſt
in das Krankenhaus Potsdam geſchafft, wo bei Frau Wodke
lebens=
gefährliche Verletzungen feſtgeſtellt wurden. Auch der Kraftwagen wurde
völlig demoliert. Wie Augenzeugen berichten, hatte der Lenker
an=
unerklärlich iſt, wie er das vorſchriftsmäßig auf der rechten Seite der
Chauſſee fahrende Geſpann von hinten anfahren konnte.
Aus Frankfurt.
ſpielhäuſer. Aus Anlaß eines neuerlichen Unglücks rin einem
meinſamen Erlaß auf die Gefahren hin, denen die Beſucher der
öffent=
lichen Verſammlungsräume, insbeſondere der Lichtſpielhäuſer, ausgeſetzt
ſind, wenn die Betriebsvorſchriften und die baulichen Beſtimmungen
nicht beachtet werden. Die zuſtändigen Behörden werden in dem Erlaß
erneut auf die Notwendigkeit einer ſtrengen Ueberwachung der
Lichtſpiel=
theater hingewieſen. Mindeſtens müſſen ſie einmal im Jahre auch durch
die Baupolizei beſichtigt werden.
Morphiumvergiftung. Am Sonntag wurde eine in
Sach=
ſenhauſen wohnende Familie, beſtehend aus Mutter, Tochter und Sohn,
in bewußtloſem Zuſtand in ihrer Wohnung aufgefunden und dem Kran=
Heugang noch nicht aufgeklärt iſt.
Verhafteter Dollarnoten=Fälſcher Auf Grund
eines Funkſpruchs der Kriminalpolizei wurde in Leipzig der am 19.
Juni 1887 in Wiesbaden geborene Kaufmann Richard Kirſchky
feſtge=
nommen, der vor einigen Tagen in einer hieſigen Bank eine gefälſchte
Hundert=Dollarnote eingewechſelt hatte.
Ein Pferd unterſchlagen. Vor kurzem hatte der 46
jäh=
rige Metzger Joſef Kämmer aus Steeg am Rhein von einem Landwirt
den Auftrag bekommen, ein von dieſem gekauftes Pferd von Frankfurt
nach Baden zu verbringen. Hinter Darmſtadt will Kämmer am
Stra=
ßenrain der Landſtraße eingeſchlafen und dann von einem Unbekannten
mit dem Ruf, daß die Franzoſen kämen, aufgeſchreckt worden ſein,
wo=
durch er ſo kopflos geworden ſei, daß er unter Zurücklaſſung des
Pfer=
des geflohen ſei. Die Polizei, die ſeiner Erzählung um ſo weniger
Glauben ſchenken kann, da Kämmer, der arbeitslos iſt, einen großen
Geldbetrag bei ſich hatte, über deſſen Herkunſt er ſich nicht ausweiſen
kann, nahm Kämmer wegen Unterſchlagung des Pferdes in Haft.
Ein ſchöner Fund.
Fulda. Einen hübſchen Fund machte die hieſige Landesbibliother
im Fortgang ihrer Neukatalogiſierung in einem Exemplar von Languet
de Gergys Office de la Semaine Sainte. Ein ſchöner Druck, mit
Kupfern geziert, der zu Paris 1738 erſchien und den die Verleger, die
Witwe Mazieres und Farnter der Königin Maria Leszynska, der
Ge=
mahlin Ludwigs Xl., widmeten: Pour luſage de ſa Maiſon. Das
Buch hat, wie das Caſſeler Tageblatt mitteilt, ſeine Geſchichte. König
Jerome von Weſtfalen ließ es, als er im Oktober 1813 vor den
an=
rückenden Ruſſen aus Caſſel flüchten mußte, in ſeiner Loge in der
katho=
liſchen Kirche liegen. Ein Hofrat Braun in Schlitz ſchenkte es 1851
ſeinem Freunde, dem Pfarrer zum Heiligen Geiſte zu Fulda, Adam
Ney, und dieſer vermachte es fünf Jahre ſpäter der Landesbibliothek
ſeiner Vaterſtadt. Das wertvollſte an dem Buche iſt ſein Einband, rotes
Maroquinleder; in der Mitte des Vorder= und Hinterdeckels das von
Engeln gehaltene Lilienwappen der Bourbonen; die Flächen durch
Band=
werk gegliedert und die Felder mit Arabesken ausgeziert; alle
Orna=
mentik in Goldpreſſung.
Hochſtapler.
Konſtanz. In einem aufblühenden Bodenſeeſtädtchen ereignete
ſich dieſer Tage eine Hochſtapleraffäre, die in dem kleinen Städtchen
uatürlich rieſiges Aufſehen erregte. Eine Handwerkerfamilie deren
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mai 1923.
von einer vornehm gekleideten Dame, die ſich als die Dienſtherrin des hat ſeine frühere Form wieder erreicht, Speher und Beher, die beiden
Natürlich wurde dieſes Ereignis gebührend gefeiert, und die Wogen zigſte Mann, der der Hamburger Hintermannſchaft gefährlich wurde.
Schweres Autvunglück zwiſchen Wannſee und erſchien. Auch diesmal mußte in verſchiedenen Lokalen gefeiert werden, ſehr gut, erreichte aber nicht die Klaſſe von ſeinem Gegenüber.
bis die Kriminalpolizei erſchien und ſich der „Dame” bemächtigte. Deren
Begleiter konnte ſich noch zeitig verziehen. Es handelt ſich um eine
lange geſuchte Hochſtaplerin, eine angebliche Schaffhauſerin. Die
Scha=
denfreude der Gönner des ehrbaren Handwerkerehepaares läßt ſich den= rennen wies bei günſtigem Wetter wiederum einen Maſſenbeſuch auf,
ken, denn wer den Schaden hat uſw. . . .
Sport, Spiel und Turnen.
Rennbahnerfolge des Velocipedklubs 1899 E. V.
bekannten Fahrer Ernſt Wolf und Willi Weber nach Dudenhofen denbergſchen Rolandseck nicht an ſich vorüber. Das Hauptrennen des
ſcheinend die Herrſchaft über den Kraftwagen verloren, da es ſonſt völlig bei Spehen begeben, um an den dortigen Bahnremmen teilzunehmen. Tages, der mit einer 1500 000 Mark dotierte Mannheimer Mobenpreis
Im 50 Kilometer=Mannſchaftsfahren (200 Runden) belegte die
Mann=
ſchaft des V.C.D. unter 12 Paaven mit einen Nunde Voyſprung den war auch das intereſſanteſte. Zwei Pferde, Mannheimer Beſitzer:
2. Platz. Wolf=Weber führten während des ganzen Rennens und hatten „Naive”, die H. Reith nach ihrem Sieg im Luiſenparkausgleich des vori=
Frankfurt a. M., 1. Mai. Die Gefahren der Licht= geſichert. Willi Weber, durch ſeinen Leipziger Aufenthalt mit den Renn= ten ſich über die ganze Gerade einen äußerſt ſcharfen, ſpannenden Kampf,
Lichtſpielhaus einer großen Stadt weiſen der preußiſche Miniſter für zwei ſchöne Siege im „Hauptfahren” und im „Großen Frühlingspreis” faſt über die ganze Bahn geführt hatte. Der Opelſche „Hatear”, der
Volkswohlfahrt und der preußiſche Miniſter des Innern in einem ge= mit jemals dem 2. Platz erfahren. Im „Großen Frühlingspreis” wunde Frankfurter Doppelſieger, konnte wegen ſeines hohen Aufgewichts von
Clubs teilnimmt. Gemeldet haben von der Renmmannſchaft die Fahrer 10 Kg. höheren Gewichtes ſicher abließ, der Mühe hatte, das zweite
Harlos, Maſer, Weber, Wolf und Old. Die Fahrer werden vorausſicht= Geld gegen den im letzten Augenblick ſcharf vorgeworfenen „Alarich”
kenhauſe zugeführt. Offenbar liegt eine Morphiumvergiftung vor, deren die das Renen und die Vertretzer des Darmſtädter Rennſports bei ſich als guter Steher, der im Endlaufbogen an der führenden „Bella=
Der Schwimm=Sportverein „Möwe‟=Darmſtadt E. V.
hielt am vergangenen Dienstag abend ſeine allmonatliche Mitglieder= Feld „Rübezahl” konnte nie eine Rolle ſpielen. Die Jockeis
Unter=
inſofern beſondere Bedeutung zu, als es die letzte Verſammlung in kehren. Die Rennen verliefen ohne jeden Unfall.
jener Hälfte des Jahres war, die unter den heutigen Verhältniſſen die
geſunde Fortentwickelung des Schwimmſportes ſtark beeinträchtigt. So
die mit der kommenden Ueberſiedlung ins Freibad zuſammenhängen.
gangenen Sommer gegründet wurde, ſeither noch nicht Gelegenheit hatte,
an ſportlichen Wettkämpfen des Deutſchen Schwimmverbandes
teilzuneh=
men, iſt ihm für den kommenden Sommer, nachdem er Mitglied dieſes
Verbandes und der Deutſchen Lebensrettungs=Geſellſchaft geworden iſt,
auch Gelegenheit zu einer ſolchen Betätigung gegeben. Der
Sportaus=
ſchuß wird dann zu zeigen haben, was er an den Leuten, die ja meiſt
noch Neulinge im Schwimmſport ſind, in körperlicher wie auch in
gei=
ſtiger Erziehung geleiſtet hat. Vornehmſte Aufgabe eines Sportvereins
ſoll ja die Erziehung zur Perſönlichkeit, die ſportliche Charakterbildung
entſprechend dem Wort: „Der Wert des Menſchen liegt nicht im Wiſſen,
ſondern im Handeln.” Mögen die Mitglieder des S.S. „Möwe‟=
Darm=
ſtadt die Probe gut beſtehen und auf der Sportbahn durch manchen in Orpheum 734 Uhr abends: „Der Affenbaron” —
ehrlichem Wettkampf errungenen Sieg beweiſen, daß ſie zu handeln
ge=
lernt haben, mögen ſie aber auch bei einer Niederlage die gegneriſche
Ueberlegenheit neidlos gnerkennen und zeigen, daß eine ſolche für ſie
nichts anderes als ein Anſporn zu neuer Arbeit iſt, und daß ſie in dieſer
Richtung ſich ſelbſt zu beherrſchen imſtande ſind. Bei ſolcher Erziehung Mobiliar=Verſteigerung vormittags 1410 und nachmittags
der Mitglieder iſt den ſymboliſchen weißblauen Farben des S. S. „Möwe‟=
Darmſtadt (weiß wie die Möwe und blau wie das Waſſer) die Achtung rung vormittags 9 Uhr im Gemeindewlad Ober=Ramſtadt.
Zuſam=
der Allgemeinheit ſicher.
Pr.
Hamburger Sportverein zum drittenmal Norddeutſcher Fußballmeiſter.
— Was vorausgeſagt wurde, iſt eingetroffen: am 29. April ſchlug Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für „Stadt und Land”
Hamburger Sportverein Holſtein=Kiel 2:0. 25 000 Zuſchauer wohnten
dem ſpannenden, ſchönen Kampfe bei: Hamburg ſtellte die beſſere Mann= „Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
ſchaft. Breuel und Schneider ſchoſſen auf Harders Vorlagen die Tore.
Die Läuferreihe der Hanſeaten in ihrer neuen Verſtärkung war
glän=
eine Tochter in einem Privathaus in Zürich beſchäftigt iſt, erhielt Beſuch zend und warf den wuchtigen Sturm andauernd vor. Martens im Tor
Seite 5.
Mädchens ausgab, und ſeine Tugenden in den höchſten Tönen feierte. Verteidiger, auf der Höhe. Bei Kiel war Ebers im Sturm der
ein=
der Begeiſterung ſchlugen noch höher, als auch der Gemahl der Dame Der neue Mittelſtürmer Ritter verſagte völlig. Krauſe als Mittelläufer
Mannheimer Mairennen.
—Mannheim, 1. Mai. Der zweite Tag der Mannheimer
Mai=
der ſchätzungsweiſe, noch größer war als am Samstag. Noch höher
waren auch die Umſätze am Toto, die Quoten jedoch viel niedriger. Die
Felder waren nicht ſo gut beſetzt wie am Sonntag. Im Haard=
Jagd=
rennen ging nur ein Pferd. Dr. Lindenbergs „Orne”, an den Start.
Das ſtärkſte Feld mit ſieben Pferden hatte das letzte Rennen, das
Wald=
park=Flachrennen, deſſen erſtes Geld der Stall Opel mit „Fateider” ge=
* Von der Rennmannſchaft des Velociped=Club 1899 hatten ſich die wann. Der Hengſt führte über die ganze Bahn und ließ den Dr. Lin=
— als Ausgleich ein guter Anhalt für die Bewertung der Pferde —
ſich durch ihre beſtechende Fahrweiſe ſchmell die Sympathie der Zuſchauer, gen Sonntags käuflich erworben hat, und F. Sachs: „Kirchbach”,
liefer=
bahnen ſehr vertraut, konnte dieſe Erfahrumg ausnützen und weitere den „Naive” mit Hals für ſich entſcheiden konnte nachdem „Kirchbach”
Weber unſair behindert. Wenn auch der betreffende Fahrer uach dem 67 Kg. in die Entſcheidung ebenſowenig eingreifen wie „Kalmanezi”
Nennen diſtanziert wurde, ſo hatte Weber doch durch dieſe Behinderung obwohl dieſer nur 49½ Kg. zu tragen hatte. Das Lindenhof=
Hürdenren=
den ſicheren erſten Platz dem lachenden Dritten überlaſſen müſſen. In nen wurde eine ſichere Beute des auf der Mannheimer Bahn als
wie=
dieſem Zuſammenhange dürſte es intereſſieren, daß bei dem Rennen, derholten Siegers bekannten Vertreters, des Stalles Julius Mayer
das am kommenden Sonntag ausgetragen wird, und bei dem die Fahrer „Jahn”, der von ſeinem Stallgefährten Alarich”, bis zum
Einlauf=
zreimal Darmſtadt paſſieren, auch die Remmmannſchaft des Veloeiued= bogen geführt, in Front ging und den Angriff von „Sambur” trotz
lich um 11 Uhr bei der Fahrt nach Frankfurt und um halb 1 Uhr bei nach Hauſe zu bringen. Das Maimarkt=Flachrennen, das nur drei
der Nückfahrt nach Mannheim Darmſtadd berühren. Nadſportfreunde. Pferde am Start ſah, war eine ziemlich zahme Sache, „Roſario” erwies
dieſem beobachten wollen, nehmen am beſten an der ehemaligen Renn= donna” vorbeizog und ſein Rennen ſicher mit eineinhalb Längen gewann.
bahn Aufſtellung. Hugo Walkenborſt begibt ſich am gleichen Tage nach Im Waldhof=Jagdrennen unterlag der Sieger des Taunus=Jagdrennen=
Mainz, um an den dortigen Bahnrennen teilzunehmen. „Siewener”. Ausgleichs vom vorigen Sonntag „Fliegender Aar”, der faſt über die
ganze Bahn geführt hatte, „Raduleſti”, der 10 Kg. weniger zu tragen
hatte und verhalten mit fünf Längen gewann; der dritte in dem kleinen
verſammlung ab, die zahlreich beſucht war. Dieſer Verſammlung kommt holzner und Jenſch konnten je zweimal als Sieger zur Wage
zurück=
ſtanden auch in der Hauptſache nur Gegenſtände auf der Tagesordnung, AUSSTELLUNG. DEUTSCHE RUNS
ao
Mathilden-Höhe
Während der S.S. „Möwe‟=Darmſtadt, der ja bekanntlich erſt im ver= DARMSTADT . 1923 Ma1—Oktober, (13589
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vorausſage für den 4. Mai:
Heiter und warm. Die Hochdrucklage hält an.
Deahen
ſeiner Mitglieder ſein. Er ſoll die allgemeine Schulerziehung ergänzen, Landesheater, Großes Hau, Anfan= 7 Uhr, Ende gegen 10 Uhr
(C 22): „Caballeria ruſticang” und „Der Bajazzo”.
(Pagliacci).
Kleines Haus, 6 und 8 Uhr, Film: „Verzehrende Flammen”.
Deutſcher
u. Oeſterr. Alpenverein, abends 8 Uhr bei Chriſt (Weißer
Saal): Vortrag R. Wünzer. — Union=, Reſidenz=, Central=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Freitag, 4. Maj.
123 Uhr Ernſt=Ludwigſtraße 9. — Stammholz=
Verſteige=
menkunft im Forſtort Ruchwald an der Kronerswieſe.
Hche eme ehe eſe e
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heuzige Rummer hat 10 Seiten
e
KaRA
Vrd
STATT KARTEN.
Die Verlobung unserer
Toch-
ter Gertrud mit Herrn
Regie-
rungs-Baumeister Hermann
Will beehren wir uns
anzu-
zeigen.
Iermann Talrenilolz n1. Trau
Meie sech Nantzl
Bremen
Mainstraße 79
Mat 1923
Meine Verlobung mit
Fräu-
lein Gertrud Fahrenholz
zeige ich hierdurch an.
Hermann Will
Regierengsbacmeister
(*12293
Mehrum (Kr. Peine)
Darmstadt
Todes=Anzeige.
Der werten Kundſchaft die
traurige Mitteilung, daß mein
(12262
Compagnon
Herr
nach einer kurzen ſchweren
Krank=
heit ſanft entſchlafen iſt.
Ich verliere an ihm einen
ehr=
lichen, aufrichtigen, treuen
Mit=
arbeiter und werde ihm ſtets ein
treues Andenken bewahren.
Eberſtadt, den 2. Mai 1923.
Emil Geethaler,
Mitinhaber der Firma
Sehler e Dageliang.
Nachruf.
Am Montag verſtarb nach
ſchwerem Leiden unſer lieber
Chef
Herr Apotheker
Hans Roeder
der uns als Chef und Menich
unvergeßlich bleiben wird.
Die Angeitellten der
12259) Löwen=Apotheke.
Heute Nacht entſchlief
uner=
wartet im 61. Lebensjahr mein
lieber Mann und treuer Vater
unſeres Sohnes, der
Kaiſerl. Marine=Generalarzt a. 2.
N. Robert
Frentzel=Beyme.
Darmſtadt, den 2. Mai 1923.
Luiſe Frentzel=Beyme.
geb. Lemke.
Die Beerdigung findet ſtatt am
Freitag, den 4. ds. Mts,
nach=
mitt. 3 Uhr, auf dem Beſſunger
(3615
Friedhof.
Die Stelle eines (3399 Hochfeines (412161
Dirchourachtner
für d. eb. Martins= maſſiv dunkeleich, g.
gemeinde iſt neu zu neu, preisw. zu vertf.
wollen ſich au Pfr.
Kleiderſchrank, 1tür.,
D. Waitz wenden, groß, zu verk. (12211
Raf
Nimn
8P
Kruenreuuers Speiſe=Zlurmter
zlbeſetzen. Bewerber Näh. Geſchäftsſt, d. Bl.
Roßdörferſtr. 42, pt.
Miene
einrichtung
ſehr gut erhalt , Pr.
(*12109
480 000 ℳ.
Riedeſelſtr. 39, Manſ.
Schlafz eichen,m. 3tl.
Schrank prsw. abzg.
Serd. Schmitt, Alexan=
(*1201did
derſte, 9.
Elegante Lainpe
für
Damen=
oder Schlafzimmer
zu verkauf. (212200 z
WZilhelmſtr. 8, I. 9
Guterhaltene
aneiyri
Reickedererr icht.
p. 300 000 „ zu verk.
Beifuigerſtr. 72, 1. Jlatz”
Gr. Federdesbett
und faſt neue blaue !
Steppdecke zuvk. 3616
Heidelbergerſtr. 2, II.
1 Eisſchrank und
vieregiger, großer
Korb (Rohr), paſſend
für Wäſcherei, billig
zu verk, bei Ripper,
Rheinſtr. 47, (712067
R
Guter Kaffee
gibt gute Laune darum
TrinkeQuieta!
Chaiſelonguem. Decke
2eint, Kleiderſchränke,
Anrichteſchrk. m.
Auf=
ſatz, ſchw. eich.
Palm=
ſtänder, gr. Fleiſch=,
Schrote, Butter= u.
Wand=Kaffeemühle,
kompl. Badeeinricht.,
Bilder, Stahlkaſſette,
Maier=Rothſchild(neu
preisw. z. bk. (83593
Beſſungerſtr. 9, II.
Laden=
Einrichtung f. Kolw.
billig, guterh. 3fl.
Gas=
herd, Gaslampe u. 3.
Tiſch. neueD.
Stroh=
hüte, Seidenbluſen u.
Verſch, wegzugh. zu
pk. Näh. Geſchſt. (4127
Verſch. Herrenkleider
bill, z. vk. Saalbauſtr.
Nr. 13, I. r. (*12226
Gehrock f. ſt. Fig,
wie neu, ſehr preistv.
zu verkaufen, ſowie
1 Herren=
Frühjahrs=
mantel. Näheres
Soderſtraße 47
parterre.
Ete118
Okl. blauer
Kammgarnrock
guterhalten, f. 13 jähr.
Knaben abzug.
Saal=
bauſtr. 85, II. (411988
Motorrad N.,8S.U.
2 Zyl., 4 PS., Leerl.
u. 2Gänge elektr. Bel.,
Sozius, 2 Erſatzreifen
u Niemen, Mäodel 20,
preisw. abzug, Anzuſ.
von 12-2 Uhr nachm.
Soderſtr. 17, I. (blauze
Me e
ſchwarz) f. gr., ſchl.
Figur zu verkaufen
Dieburgerſtraße 2
Ladenl. (e12sé1
Schw. Dameßſt. (f.
Box=
ealf, Gr. 38) neu, w.3.
eng, z vk. Anzuſ. p. 5-8
Stiftſtr.40, I. (12153
Gaslampen zu verk.
Pankratiusſtraße 10
3. St., Hth. (122
Frackanzug,
H.=Stief., Teppich
(712198
zu verk.
Wienerſtr. 97, II.
Mod Strick
D494. Sirickfacke
u. Strohh=it bill. abzg.
Anzuſehenab 4½ 1
Clemensſtr. 7 I. (etant
Neuer
Damengummigirtel
Korſett=Erſatz), Hut
u. Mantelkleid f. jg.
Mädch,,braune
Strick=
jacke zu verk. (*12217
Roquetteweg 3, I.
D.=chalbſchuhe, w.
neu (Gr. 40), Knab.=
Suorthoſe f. 14jähr.
bill, zu verkauf.
Beck=
ſtraße 30, II. (12133
Faſt neue ſchwarze
Schoßjacke
Kamm=
garn=Cheviot, Fried.=
Ware), für ſchmale
Figur preiswert z.
pk. Näh. Geſchſt. (e4=
1 zweirädrig.
Stoß=
karren, 1
Zinkbade=
wanne zu verk. Näh.
Geſchäftsſtelle (*12288
Jacken=
Koſtüm
(I. Schneiderarb.)
kaum getragen, zu
verk. Angeb. unt.
GS6Geſchſt. eun
1 P. D.,Halbſchuhe,
Gr.37, 1zweifl. Gash.
m. Tiſch u. ein 8 m
lg. Gartenſchl. z. vk.
Fuhrmannſtr. 5. (z1ag
Zu verkauf. 1 ſchw.,
woll, Strickjacke zwei
ſeid. Trikot=Bluſen
(ſchwarz)
(era18s
Stiftſtraße 51, 1. St.
Billig zu verkaufen:
1Blumenſtand,
Som=
mermantel, Hüte, II.
K.=Stühlch. u.
Brot=
ſchneideraſch. (12191
Mollerſtr. 43, III.
(Continental=Cord)
765 X105, mit Felgen.
einmal. Probefahrt,
zu verk. (12104md
Emmerich
Feldbergſtr. 105, I.
W
AA
Molorrag
134 PS faſt neu, gut.
Läuferu Bergſteiger,
preisw. zu verkaufen.
Ruckzeh, Hochſtr. 54,
part.
(*12168
R
zu verkauf, od. gegen
Fahrrad bei entſpr.
Aufzahl. zu vertauſch.
Landskronſtraße 91,
1. Stock. ( 12216
Guterh. Fahrrad
preisw. zu verk. Ecke
Karl=u.
Wilhelminen=
ſtraße (Laden). /12137
Herxenrad
Damenrad
billig aözugeb.
Stift=
ſtraße 42, I. (12197
Neues u. gebrauchtes
Herzen= u.
Darnen=
rad zu verk. (12177
Dieburgerſtraße 42,
Ein faſt neues
au4
Sakzrg
*
AZter=Fuzzaind
zu derk.
Moosberg=
ſtraße 58, III. (12218
naſch
Mör
MiEgMndafühilft
(Singer) gut erh. bill.
abzug. Ang. u. G 12
Geſchäftsſt. (412055
Klappwag. m. Verd.
guterh, b. abzug, (etes
Waldſtr. 24, M., II.,r,
Uee
Nähmaſchine
zu verk, oder gegen
Herzenrad zu
ver=
tauſchen
Kiesberg=
ſtraße 1.
(12203
Gut erh.
Flappſport=
wagen v. Verd, für
40000 ℳ z. bk. (rlaug
i. A. Riedeſelſtr 39, I5.
1 gut Giehostmas
erhalt. KiMSEEWAg.
zu verkauf.
Müller=
ſtr. 14, nart. (*12229
SE
Auverhaufen:
Polſtertür,
Kinder=
klappwagen,
Hand=
nähmaſchine, Teppich
(3X84 Sparherd (neu)
Boden=u. Kellerkram.
Näh. Geſchſt. (*12172
Ia
Korb=Kinderwagen
zu verkauf. Röttger,
Beſſungerſtraße 66
3. Stock.
(*12139
Kindert
Aingetwagen
(Peddigrohr) zu verk
Näh. Geſchſt. (*12140
Kinder=Liegewagen
Beddigrohk) guterh.,
zu verk. Näh.
Ge=
ſchäftsſtelle. (12272
Sehr gut erhaltener
Bremnabor=
Kinder=
wagen (
Peddigrohr=
geflecht, ſowie ein
Kinderſtühlchenprsw.
zu verkaufen. Näh.
bei Egly, Langgaſſe
Nr. 17,1. Eilels
Guterh. Korb=Kind=
Liegewagen/Brenna=
bor) preiswert zu ver=
(*12229
kaufen.
Näh. Geſchäftsſtelle,
1 YKinderwagen
(faſt neu) zu verkauf.
Beſſungerſtr. 98
(*12249
2. Stock.
Ein zweirädriger
Handwagen
zu verkaufen. (*12080
Löffel, Ballonpl. 9
Limonade=
4Füller
ohne Saftzuführung,
wenig gebr., zu verk.
K. Gengnagel, Groß=
Gerau, Tel. 267, (aas
Briefmarken
zu verk. Näh.
Liebig=
ſtraße 7, I. (12108
Saat=Bohnen
(Stangenbohn.) z. vk.
Magdzieneit r. 19, (lusz
Garten=maſchine
zu verkauf. Hochſtr.
Nr. 48, pt. (12098
Geige zu verkauf.
oder gegen Damenrad
zu tauſchen.
Daſ.
Puppenſport=
wag. m. Gummireif,
emaill., Waſchtiſch u.
Akkordzither zu verk.
„Ihl, (*12212
Dornheimerweg 71.
Gute /; Geige
mit Etui. 1 Feldſtecher
mitEtui,70
neueovern=
terte. Anzuſeh. ab 4
Uhr nachmitt. Näher.
Geſchäftsſtelle. (12110
Gebrauchtes
Piano
zu verkaufen. Näher,
Geſchäftsſtelle. (i2o8s
1 gebr. Röderherd,
l.,1 eiſ. Bettſt.m
n.
See=
grasmatr. 1 Wirts=
Büfett, Dachfenſ”, 1
Glas. 1 Paar .
led. StiefelNr.
neu, 1 ſchwer, A2.
türe einig.Zim.=Tür,
2 geſtemmt. Treppen,
1 P ſten eiſ Rolläd.
abzugeb. Aliceſtr. 21, I.
nach 5 Uhr. (3557
et
8—10 Ztr. Tragkraft.
zu verkaufen od. geg.
klein, zu vertauſchen.
Ries, Ballonplatz 4,
Seitenbau. 12o77
C55=
Kanezul=
dur 6ARzBiier!
2½Sollarftücki. Gold
(1873) geg: Höchſtgeb.
abzugeb. bei Hechler,
Roßdörferſtr 33. (713260
2 Kief.=Stäunnze,
ge=
brauchsftg., 3 u. 4,25
Mtr. lg.,0,25Durchm.,
geg.Höchſtang, abzug.
Näheres in der
Ge=
ſchäftsſtelle. B.3596
Gasbadeofen (Funker e
Nuh) ſow. getr. Herr.=
Kleider ſtarke Fig.)
zu verkauf. (12201
Liebigſtr. 13½.
Gasherd, 3flammig,
mit Fortkocher, ſchöne
Caszuglampe, 1 Holz
kohlenbügelerſen, eine
faſt neueBadewanne
(Zink zu vk.
Kaffen=
berger Gardiſtenſtr.
Nr. 17, Stb., I./412297
Waſſerſchiff(Kupf.),
Blu=
ment, Stühle,
Beleuchtgs=
geg lel.) Konſ=Gl. Gum=
Ringe,. Fahrraddeche u.
Schl. bill. Näh. Erp. /Fauz
Gußeiſ. Herd
(80 X50) zu verkauf.
Ahaſtraße 20
H. 5, I.
(*12277
autrallelungs
Miese
mit 30 Heizkörpern zu
verkaufen.
(3566
Friedr. Sierzann
Luiſenſtu. 6.
no zu
Nähmaſchineverk.
Liebigſtr. 17, I. (12157
1Reißbrett, 65 852.
2Nachttiſche 1
Wäſche=
zeichenmaſch.,4
Gram=
mophon u. 25 Platt.,
1 Sofa z. vk. Walter,
Luffenſtr. 84, Hth, k. (613
Prima. Grummet
und Kleeheu gegen
Höchſtgebot abzugeb.
Angeb. unt. G 55 an
die Geſchäftsſt. 13608
Leicht. Hanowag./
zu verkaufen. (*12166
Mühlſtr, 8, II., rechts,
Eine Partie verzinkt.
Maſchendraht
1,20 m hoch, zu verkf.
Daſ. 6
feſtfitz. Glucke geſ.
Näh. Geſchäftſt, 12130
Zu verkaufen:
Reißbretter, zwei
Schienen mehrere
noch brauchbare
Ge=
ſchäftsbücher, 1 große
Zeichenmappe, 1 elek.
Zuglampe (Pendel)
u. Beleuchtungsartik.
große Kaffeemühle,
1 Flobertgewehr Guns
Wienerſtr. 79, II.
Syringen
u erkauf. Gundlach,
Dornheimerw. 63. (na3t
Ki
V
S
e Auckct
guche Jahre) gewh.
Feßt
achhi
Nucuittsſtunde
in Latein. Ang. unt.
P 86 Geſchſt. (urgisd
Wer erteilt
engl. Unterricht?
Angebote unt. G 25
Geſchäftsſtelle /412116
Maſch.=Elemente
Drachhilfe
Lehrer oder Stud.
verlangt. Zuſchriften
unt. G.50 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (*12215
Kerren
Dobermann=
bündin
entlaufen. Geg. gute
Belohn, abzg, b. Flach
Friedrichſtr. 4. ( 12252
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mai 1923.
Rummer 121.
Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
70)
(Nachdruck verboten).
Schon am nächſten Tage nahm die Handelspreſſe den Fall
auf. Baku, funkte die neue Anordnung, die Chineſen ſofort zu
entlaſſen, Letten und Chineſen ſagte der Funkſpruch.
Aber der folgende Tag brachte eine allgemeine Beruhigung
mit ſich, der Statthalter hatte ſich nach dem Araxes begeben,
um ſeine Verlobung zu feiern.
Die bevorſtehende Heirat blies alle. Zweifel aus der Welt.
Wer ſprach noch von Differenzen? Der Vorſitzende des
Staats=
rats war der Fürſt Arweli, der zukünftige Onkel des
Statt=
halters. Die Monarchiſten ſahen eine neue Dynaſtie erſtehen,
die Republikaner waren zufrieden, weil alles glatt gegangen war.
Da flammt ein Fanal auf: Baku brennt! Unruhen in
Tiflis! Die Chineſen Herren der Oelfelder! Die Truppen nur
in der Verteidigung! —
Ein Sturm begann auf der Börſe, kein Menſch wollte mehr
etras von Egö=Papieren wiſſen. Die Banken blieben ruhig
und mahnten zur Beſonnenheit. Aber kein Menſch wollte hören.
Neue Nachrichten verſchlimmerten die Lage. Der Brand in
Baku nimmt zu. Der Statthalter machtlos, die engliſchen
Trup=
pen werden zurückgezogen. Der Statthalter auf der Flucht. —
Der alte Baron van Utrecht ſaß in ſeinem Arbeitszimmer
in Rotterdam und las die neueſten Berichte. Der erſte
Proku=
riſt betrat erregt das Zimmer.
„Neue Nachrichten von Baku, Mynher van Utrecht.”
„Geben Sie her.”
Er ſah nachdenklich auf den Funkſpruch: Die Glasgow hat
Baku verlaſſen.
„Unſer Yonkheer hatte dann niemanden mehr, auf den er ſich
verlaſſen kann,” ſagte der Prokuriſt.
Der Alte ſah ihn ſcharf an. „Wer ſagt Ihnen das, Groner?
Beantragen Sie dringend funkentelegraphiſche Verbindung mit
Miſter Rockefeller und Baron Rothſchild.”
Der Prokuriſt ſchüttelte den Kopf, nachdem er das Zimmer
verlaſſen hatte. Was ſollte das jetzt helfen? Der arme Yonkheer
ſaß nun unter den Wilden da unten und konnte nicht fort.
Die Chefredaktion des Telegraaf fragte an, wie ſich die
Großbanken zu dem Kursſturz ſtellten. Baron van Utrecht ließ
dem Chefredakteur ſagen, daß kein Grund zur Beunruhigung
vorliege.
Eine Stunde ſpäter waren die wichtigſten Entſcheidungen
über Gruſinien zwiſchen den drei Börſenfürſten getroffen. Die
Banken hatten ſich verpflichtet, nicht nur nichts von ihrem Beſitz
abzuſtoßen, ſondern ſogar alle freiwerdenden Anteile
aufzu=
kaufen.
Die Regierungen waren in die allgemeine Panik mit
hinein=
geriſſen worden. Da erſchien um ein halb zehn Uhr vormittags
Baron Samuel Rothſchild ſelbſt beim Erſten Seelord und
ver=
langte ſofortige Umkehr des Kreuzers Glasgow nach Batum
zur Aufnahme des Statthalters, widrigenfalls die drei
Groß=
banken das Unternehmen fallen laſſen würden.
Fünfzehn Minuten ſpäter dampfte die Glasgow mit voller
Maſchinenkraft den eben gefahrenen Weg zurück.
An dieſem Vormittag erſchienen drei Leute an den
Welt=
börſen, die dort ſeit Menſchengedenken nicht geſehen worden
waren. In Wallſtreet ſtand John Rockefeller, in London der
Baron Samuel Rothſchild und in Amſterdam der alte Mynheer
van Utrecht. Die Weltbörſe hielt den Atem an. Was würde
geſchehen?
Neben van Utrecht ſtand der Prokuriſt Groner und notierte.
Das Bankhaus ban Utrecht kaufte alle angebotenen Papiere. An
allen Börſen wurde faſt gleichzeitig bekannt, daß dieſelben
Käufe auch in London, in Neu=York und durch die
Bevollmäch=
tigten der drei Konzerne auch an anderen Plätzen abgeſchloſſen
wurden.
Innerhalb einer Minute ſchlug die Stimmung um. Kein
Menſch gab mehr ab, man kaufte und drängte die Makler, die
Verkäufe rückgängig zu machen. Die Kurſe ſtiegen.
Befriedigt verließ der Bankier den Saal. Er hatte ſeinem
Sohn ein Königreich gerettet. Der Thronſeſſel erwartete ihn,
aber nicht in Tiflis, ſondern in Rotterdam, im Privatkontor
des alten Bankhauſes van Utrecht.
— Adriaan war mit ſeiner Begleitung unter dem
Schutz der Engländer die Nacht durchgefahren und näherte ſich
jetzt der Küſte des Schwarzen Meeres. Tiflis hatten ſie
um=
gangen; ein Beauftragter des Staatsrates war ihnen
entgegen=
gefahren und hatte erklärt, daß die Regierung eine geſicherte
Durchfahrt durch die Stadt nicht garantieren könne. Da war
man einen anderen Weg gefahren.
Der Hafen von Batum lag vor ihnen im Sonnenſchein.
Aller Blicke ſuchten den engliſchen Kreuzer, aber der war fort.
Kapitän Wallace biß ſich auf die Lippen. Was ſollte nun
werden?
„Wir fahren in die Stadt,” entſchied Adriaan.
Schon an der Grenze aber kam ihnen der Stadtkommandant
entgegen und meldete, daß der Kreuzer in einer Stunde
ein=
treffen würde, der Baron möge mit ſeiner Begleitung außerhalb
der Stadtgrenze verbleiben. Man bürge nicht für ſeine
Sicherheit.
„Die Leute ſind aufgeputſcht,” ſagte Haller, „aufgeputfcht
von unverantwortlichen Hetzern.”
Auf einem Hügel ſtand Annelieſe neben Adriaan und ſah
auf die ſchneebedeckten Gipfel des Kaukaſus.
„Dein Werk iſt nicht zu Ende, Liebſter,” ſagte ſie leiſe. „In
Rotterdam ſagte Dein Vater zu uns, der wirkliche Herr des
Kaukaſus ſitzt nicht in Tiflis, ſondern in dem Bankhaus in
T
Rotterdam.
Adrigan nickte wehmütig. Der Vater hatte wohl recht, io
wie er es meinte. Aber das, was er ſelbſt gewollt hatte, machte
man nicht aus der Ferne, dazu gehörte der ganze Mann, der
ſelbſt an vorderſter Stelle ſtand. — Von den Bergen ſah er auf
die Frau, die da neben ihm ſtand
„Eines habe ich mir mitgenommen aus dieſem Lande, das
ewige Feuer
Da tauchten am Horizont die Maſten des engliſchen
Kriegs=
ſchiffes auf.
Ende. —
Weiblich
Beſſ. Frl. (23)
ucht Stelle als
Haus=
gehilfin m.
Familien=
anſchluß, vorzugsw.
Land. Angeb. unter
G 10 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (*12062
Erſte Stenotypiſtin
nimmt i. d. Abendſtdn
maſchinenſchriſt
liche Arbeiten
an. Angeb. unt. G 4
an d. Geſchäftſt. (*1220
ſucht Stellung als
an=
gehende Verkäuferin
in Lebensmittelgeſch.
Angeb. unt. G 67 an
die Geſchſt. (*12291
Beſſeres Mädchen
ſucht Stellung in
ranenloſem
Haus=
halt. Angeb. unter
( 13 Geſchſt. ( 1205.
21j. Frl. aus ſehr gut
Familie ſucht Stelle
als einfache Stütze
init allen Hausarb
vertraut. Angeb.
G 28, Gſchſt. (*12127
Alleinſt.
ältere Witwe
die im Kochen und
allen Hausarb.
durch=
aus erſahren iſt, ſucht
Stellung. Es wird
weniger auf hohen
Lohn als auf gute
Be=
handlung geſehen.
Angebote u. G 30
Geſchäftsſt. (3577d.
Häklerinnen findenf
lohnende Heimarbeit
d. Anf. von Jumpers, Kinderkleidern.
Nur Ia tüchtige gutgeſchulte Kräfte
wollen ſich melden.
Anfänger zwecklos. Ausweis mitbring.
Wollwarenfabrik
Albert Loeb, Marſtallſtr. 6.
Geſchäftszeit 7—4 Uhr. (*12069
Bei hohem Lohn wird ein
älteres, ſolides Mädchen
das gut kochen kann und alle Hausarbeit
verrichtet, in kleinen Haushalt von
2 Perſonen geſucht.
(3545imd
Martinſtraße 52, II.
Fräulein
für Ausbeſſ. u.
Weiß=
nähen wöchentl. geſ.
Breitwieſenbg. 9. (3591
Mädchen
kann unentgeltlich
Flicken
ernen. Näheres in
der Geſchſt. (*12054
Wegen Erkrank. des
Mädchens wird, ein
Nädchen
für Küche u. Haus
arb. geſucht; gute
Be=
zahl. und Behandlg.
Heinrichſtr. 78. ( 12202
V
halt bei beſter
Ver=
pfleg. u. Behandlg.,
tnonatl: 15 000 Mk.
Lohn, per ſofort od
bald geſucht Werner,
Roßdörferſtraße 87
*12242
1. Stock.
—.
Jung. Mädchen
als Mithilfe für den
Haushalt tagsüb. geſ.
Frau Pommer, Lieb
frauenſtr. 115. (*12188
Männlich
Privatſekr., 22 J.
alt, in ungek. Stellg.
wünſcht ſich zu ver=
*12264
ändern.
Angebote u. G 60
Geſchäftsſt. (*12264
n. ungekündigt, ſucht
Stelle als Reiſender
od. Expedient. Ang.
u. C 49 Gſchſt. (klagdt
Tüchtiger
Zahntechniker
ſucht Stellung für
vormittag. Ang. u.
G 36 Geſchſt. (*12187
ſunger Mann
J., m. 1½jähr.
Po=
ſeidienſt, ſ. Stellung
Hausmeiſter,
Por=
r od. Wächter in
Betrieb mit oder
ne Wohnung.
Kau=
nk. geſtellt werden.
Angebote u. G 38
eſchäftsſt. (*12183
Offene Stellen
Weiblich
Fräulein
evt. Anfäng., f. Büro
geſ. Stenogr., Schrb.,
maſch. u. ſich. Rechnen
Beding. Ang. u. G 42
an d. Geſchſt. (*12164
Mädchen
das kochen kann, bei
gutem Lohn u.
Sach=
vergütung geſ.
Ein=
tritt nach
Ueberein=
kunft. Eissenhauer,
Bleichſtr. 51, Laden.(*
Gediegenes
Mädchen
in kl. Haush. ſof. geſ.,
evtl. nur bis nachm.
Martinſtr. 76, I. (blas
In allenHausarbeiter
ſelb=
tändiges Mädch.
bis nach dem Spülen
für gute, dauernde
Stelle geſucht. Näh.
Eliſabethenſtr. 27
im Geſchäft. (*12082
Tüchtiges, älteres
Alleinmädch.
ür Küche u.
Haus=
halt geg, hohen Lohn
geſucht Reg.=Baurat
Storck, Heidenreichſtr.
Nr. 17, III. (*12080
Junges (12074
Mädchen
tagsüber gef.
Artil=
lerieſtr. 8, pt., Ewald.
Nach Frankfurt
wird beſſeres, gut
empfohlenes
Allein=
mädchen geſucht;
zeit=
gem. Lohn. Näheres
Darmſtadt, Lukasweg
Nr. 23, 1. St. (12072
Stütze
im Kochen u.
Haus=
halt bew, in kleinen
Haushalt geſ. Angeb.
unt. ( 20 an d. Ge
ſchäftsſtelle. (*1208=
Heimarbeit!
Damen zum Stricken
geſucht gegen hohe
(*12270
Bezahlung
Neue Niederſtr. 21, II.
Kort
U.getcen
Reiſetätig=
0000 ℳ Kau
derlich. Näh
t. (*12220
Stickerin
f. Buntſt., auch
Heim=
arbeit, und einige
Näherinnen
geſucht K. Sturm,
Schuchardſtr. 18, ( 2
Br. Frau
b. n. d. Spülen geſ.
Grüner Weg 18. (*!=
Ehrl., nettes (12130
Mädchen
d. etw. kochen u. nähen
kann, in kl. Haushalt
bei guter Behandl. für
ſofort od. ſpäter geſ.
Grüner Weg 5, 1. St.
ſung. Mädchen von
vörm. bis nach dem
Spülen in kl.
Haus=
halt bei gutem Lohr
gef. Frau Moll, Beſ.
jungerſtr. 1. (*12149
EineStundenfrau
vormittags geſucht
Rheinſtraße 47, 2. St.
Pdh. Mink. ( 19441
Fleißiges,ordentliches
das etwas kochen kann
z, ſofort. Eintr. b. hoh.
Lohn geſucht. Näher
Geſchäftsſt. (*12167
Mädchen
f.leichte Arbeit geſucht
Kaſinoſtr. 17,6.,I. (ruadg
2
Junges Mädchen
täglich .4-5 Std. geſ.
Gr. Ochſengaſſe 39
näh. im Laden. (*1227
Braves
— —
Madchen
um ſof. Eintritt geſ.
Techn. Hochſchule
(*12258
Pförtner.
Saubere ehrliche
Putzfrau 2 Stunden
vormittags geſucht.
Chaſalla Schubgeſ.
m. b. H.
Rheinſtr. 12½. (*12248
Eine zuverläſſige
Lauffrau
für morgens 2 Stdn
geſucht Frau Kling,
Luiſenſtr. 2. (*12250
Geb. ält. Frl. oder
einf. Stütze in klein.
Haush. (2 Perſ.) geſ
Zu ſprech. nachmitt.
Ohlyſtr. 31, pt. (B,3592
Kräftige
Putzfrau
morg. 2—4 Stunden
ſofort geſucht. Näh.
Geſchäftsſtelle. (3606
rf
Geſuur /aalsbald
einälteres, erfahrenes
Mädchen
d. gut bürgerl. kochen
kann. Nur für ſolche
mit langjährig. guten
Zeugniſſen wollen ſich
melden b. d.
Geſchäfts=
ſtelle d. Bl. (*12170
Haubere
zum Reinigen der
Druckerei=Räume
ſo=
fort geſucht. (3612d1
L. C. Wittich
Rheinſtraße 23.
on geſucht.
Mädch
Heidel=
bergerſtr. 68, pt. (*12168
Männlich
Platz=
vertreter
für Aluminium= und
Emaillewaren
(Küchen= und Haus
geräte, Maſſenartikel)
bei einſchlägiger
Kundſchaft ggut
ein=
geführter Herr für
leiſtungsfähige Werke
ſofort geſucht.
Angebote unter
F. W. B. 860 an
Rudolf Moſſe,
Frank=
furt a. M. (I.3558
W
Garrner
led., zuverl. f. Priv.;
Obſt= und
Gemüſe=
garten in f.
Landhaus=
halt ſof. geſ.
Dauer=
ſtellung, alles frei,
gutes Gehalt.
Buch=
ſchlag, Ernſt=Ludwig=
(3609
Alle 2.
9
Jung. Ausläufer
ſof. geſucht
Tapeten=
geſchäft, Schulftr. 7.*
Flickſchneider ins Haus
geſucht. Angebote u.
G 51 Geſchſt. (*12228
Suche für meinen
landw. Betrieb mittl.
Größe tücht. ev. (3614
Volontär
mit mehri. Praxis bei
Fam.-Anſchluß und K2 Zimmer g
hohem Gehalt.
An=
gebote unter G64 an zu verm. Fink, Kies
die Geſchäftsſt. ds. Bl. ſtraße 43, I. (*1213
CinM
Flei
Für Malerleim
Ia Prod.
wirdmög=
lichſt eingef. (1,35937
Lortroft
Betttcter
geſ. Angebote unt.
F. G. C. 866 an
Rudolf Moſſe, Frank=
*furt am Main.
ranchekundig.
jüngerer
geſucht.
H. Knos, G. m. b. H.
Großhandlung in
Parfümerien und
Toiletteartikel.
Tüchtiger
Friſeurgehilfe
per ſofort geſucht.
Willy Hermes
Luiſenſtr. 8. (*12231
Schulentlaſſener
*
zunge
aus guter Familie für
leichte Arbeit per
ſo=
fort geſucht (*12289
Emmericher Warenexped.
Eliſabethenſtraße 12.
Alte leiſtungsfähigeLedens=Verſ.=A.=G.
mit Unfall und Haftpflicht ſucht einige
Keifebeumie
für Heſſen und Reg.=Bez.=Wiesbaden bei
feſten Bezügen und Beteiligung am
Ge=
ſamt=Bezirksgeſchäft. Stellungen ſehr
ent=
wicklungsfähig. Angebote unter G 19
(3565
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl8.
Wohnungs=Anzeiger
und
Immobilien=Markt
HIIPARLHIIAA
Somhansstäuselk!
Suche meine beiden kompletten
abgeſchloſ=
ſenen 2= u. 4=Zimmerwohnungen gegen eine
6=Zimmerwohnung
im Zentrum der Stadt zu tauſchen. (*12094
Näh. Simon, Gardiſtenſtr. 18. Teleph. 897.
4
Wohnung im 1. Stock
ſch ſuche: m.elektr. Licht u.ſonſt.
Zubehör in beſt. Lage.
Schöne gr. 4Zimmer= O
Wohnung mit Bad u.
Ich Dele: reichl. Zubehör. Vergüt.
nach Uebereinkunft.
Ordentl. (12179
Küchenmädchen
bei hohem Lohn geſ.
RheingauerWeinſtube
Luiſenplgtz 1.
Schöne f.6 Zimner= K
Angebote unter F 142 an die
(3539t
Geſchäftsſtelle ds. Blattes.
SEEESN
Wohnungstauſch
Wohnungstauſch
Möchte meine ſchöne! Eine 4-5=
Zimmer=
wohnung in gut. Lage
3. Zimmers gegen eine Wohnune
in Ludwigshafen od.
Wohnung /Mannheim in gleich.
in gut. Hauſe gegen / Größe zu tauſchen
tiefer gelegene Drei= geſucht. Evtl. kommt
Zimmer=Wohnung auch Hauskauf in
vertauſchen. (*12284 Frage. Angebote unt=
G35 an die Geſchäfts=
Näh. Geſchäftsſtelle, ſtelle ds. Bl. (3580
Welche ält. gebild,
Dame od. Herr würde
ihre 5—6 Z.=Wohn.
geg. 3 ſehr große neu
hergerichtete Zimmer
bei ebenſolcher Dame
tauſch. ? Ang. u. G 2‟
Geſchäftsſtelle. (*12126
möbl. Zimme
mit 2 Betten in guten
Hauſe mit vollſtändig
Verp legung an nu
beſſere Herren z. vern
Sandſtr. 2. (356‟ Zimmer m. Penſiv
21218
verm.
Näh. Geſchäftsſt. Zumieten geſucht Laden
mit hellem Neben
raum geſ. Angeb. u
G 18 Gſchſt. (*1208 R4
Geſuc
trockene Räume zun
Einſtellen v. Möbeln
Es kommen auch klei=
nere Räume in Be=
*12053me
tracht.
Roſt & Fiſcher
Alexanderſtraße 10. Junges, kinderloſe=
Bankbeamt.=Ehepaa
k*
ſucht 2 unmbl. Zim.
(evt. auch teilw. möbl.
mit Küchenbenutzung
in gutem Hauſe geger
gute Bezahlung. Gefl
Angeb. unt. G 37 an
d. Geſchäftsſt. (*1218 6I
Beſſerer gerr
viel auf Reiſen, ſuch
unmöbl. Zim. Ang
m. Pr. unt. G 6lat
die Geſchſt. (*12263 Leeres oder möbl.
imr
imer
für Geſchäftszwecke
geſucht.
(3604
Ang. an E. Papp,
Ernſt=Ludwigſtr. 5,
II. Stock. 2 ruhige Studenten
ſuchen ſofort gegen
gute Bezahl. 2 Zim=
merwohnung, Tinten=
und Künſtlervierel be=
vorzugt. Angeb. an
Pförtner Eichler, Hotel
Traube. (*12241d- 2.
*bl Dimmi
Modl. Btatinel
von jung., ſoliden
Herrn (Handwerker
mögl, ſofort geſucht
Gefl. Angeb. u. P 136
Geſchäftsſt. (*11955id G1 Pit
Rodl. Himmer
per ſof. od. 1. Jun
von ruh. Stud. geſ
Detſchewsky, Rhön=
ring 91, III. (*12194 Möbl. Zimmer
ſncht jg. Kaufm. geg.
gute Bezahlung. Ang
an H. Nebelung
Rhönring 19, III.-
I Jung. Beamter ſucht
p. 1. 6. 23 freundlich
möbl. Zimmer
Gefl. Ang. an Strack,
Hauptſtaatskaſſe Zim=
(*12131
mer 33.
Junger Beamterſucht
ſofort O
leeres G immer
z. Unterſtellen ſeiner
Möbel. Angeb. ſind zu
richten an K. Felger
Gutenbergſtr. 33. (71—:
Wichtig!
Zwei größere Organiſationen
ſuchen per ſofort
Suroraufte
Näheres in der Geſchäftsſt. (*12296
6.
Junge Same
tagsüber berufstätig abweſend, ſucht
ortog 2im
Aoottertes Hiinmer
Angebote unter G 15 an die
Geſchäfts=
ſtelle ds. Bl. erbeten.
(*12100
Jung. Stud. (Arch.
ucht Zimmer
b. geb. Fam. u. iſt
be=
reit, i. d. Hausarbeit
zu helfen. Angeb. zu
richten an Rothamel,
Pankrat.=Str. 35, (elogbe
Junger,
alleinſt. Herr
(30 J.) ſucht gemütl.,
möbl. Zimmer.
An=
gebote u. G 52
Ge=
ſchäftsſt. (*12227dt
Junger Kaufmann
ſucht ſchön möbliert.
im
Hiinmer
in ruh Gegend, wenn
möglich mit
Klavier=
benutzung. Suchend
iſt ſehr viel auf Reiſen
und von ruh. Gemüt
Angeb. unt ( 43 an d.
Geſchäftsſt. (*12159
Möbl. Zimmer
ab 1. 6. (evtl. früh. od
ſpäter) für ruhiger
Mieter geſucht.
An=
gebote an Schubert,
Landgr.=Philipp=
An=
age 4, II. (r12213
Möbl. Zimmer
in ruhig. Hauſe für
ſoliden Mann per
1. Juni zu mieten ge
ſucht. Lauer & Co.,
G. m. b. H., Ernſt=
Ludwigſtr. 5. (*12171
3 X 5
m. Vor=u. Hintergart.
Preis 35 Millionen
4X5 Zimmerhaus
35 Millionen
4X4 Zimmerhaus
12 Millionen
Geſchäftshaus
6 Millionen
2½,ſtöck. Wohnhaus
15 Millionen
4X3 Zimmerhaus
5 Millionen
L. Weber,
Mühl=
ſtraße 12. (12058
Haarländer
kauft Villa und 2 bis
3 Häuſer. Angebote
unter G 21 an die
Geſchäftsſt. (* 12092md
Bill a (*12224
a. d. Bergſtraße zu
verkauf. Vermittlung
durch Darmſtädterſtr.
Nr. 33, Auerbach=
Gut
m. kl. Mühle zn verk.
Angeb unt. G 58 an
die Geſchſt. ( 12253
Kapitalanlage
maſſives Haus in der
Martinsſtraße, 1 X4
u. 2X3 3., ſogleich für
15 Million verkäufl.
Wohnung kann gegen
Tauſch frei gemacht
werden. Ang. erb. u.
G 23 Geſchſt. (3575md
Geldverkehrg
Mon leiht hieſigem
Wel Geſchäftsmann
einige 100 000 Mark
geg. greifbare
Sicher=
heit? Hohe Verzinſ.
zugeſichert. Angeb. u.
G 32 Gſchſt. (*12148
300000 Mk.
v. Beamt. auf ½J. geg.
Möbelſicherh.zu l. geſ.
Angeb. u. G, 41 an die
Geſchäftsſt. (*12165
1000 Goldmark
od. entſpr. Pap.=Mark
1.Hypoth. geſ. Angeb.
G39a. Geſchſt. (*12181
Alter= Gitt
tümliche Azmöbel
Zimmereinrichtung,
Aufſtellſachen zu kf.
geſucht. Angebote u.
G 54 Geſchſt. (eie=
Buutlſc
ſowie
Regale
zu kauf. geſ. Auskunft
Geſchäftsſtelle. /*12095
Höchſtpreiſe
zahlt ſtets f
Claſchon
Fraſcher
Sektkellerei u.
Weingroßhandl.
PIEPLOM
Karlſtr. 45. (anar2
Ne
Zuſchneid v. Schmitt)
zu kauf. geſ. Ang. unt.
G 22 Geſchſt. (*12114
Pile
glänzt im Nu
und
erhälf-
die Schuh.
12382
Liegeſtuhl,
Teppich,
Wohnzimmer
zu kaufen geſ.
An=
geb. unt, G 8 an d
Geſchäftsſt. (*12043id
zu kaufen geſucht.
Friedr. Eiermann
Luiſenſtr. 6. (3549
Reichs=
adreßbuch
Vervielfältigungs=
gpparat zu kf. ge
Angebote u. G 62
Beſchäftsſt. (*12274
Pelz
Waſchbär oder Opoſſum,
zu kaufen geſucht
Schulſtr. 10. (*12247
Preuß. Art.=Offz.=
Säbel zu kaufen geſ.
Angeb. u. G 59
die Geſchſt. (*12271
Gut erhaltene
aſe
A
Waſchuiaſchine
zu kaufen geſucht
Angeb. unter G 5
Geſchäftsſt. (12221
Ein guterhaltenes
Herrenrad
zu kaufen geſ. Angeb.
mit Preis unt. G 27
Geſchäftsſtelle, /21211s
Gut= Th
erh. Sportwagen
m. Verdeck zu kf. geſ.
Angebote u. G 33
Geſchäftsſt. (*12145
Zwillings=
Kinderwagen
zu kaufen geſucht.
Angebote unter G 14
Geſchäftsſt. (*12048
Kinderwagen
od. Sitzliegewagen zu
kauf geſ. Ang.m. Prs.
.G.44 Geſchſt. /*12210
e 2
Schönes Wohnhaus
2X5 Zimmer, je eine Küche, reichl. Zubehör
gr. Hof, Scheune, Stallungen, gr. Keller,
gr. Obſtg., Autogarage, 5 Zimmer u. Küche,
ſof. bez. Mk. 40 Millionen. Weiter off.
Villen, Hotels pp. in verſch. Preislagen,
Rudolf Ebert, Auerbach a. d. B.
*12087
Telephon 487.
Schalwaage und
Dezimalwagge mit v.
ohne Gewichte zu
kaufen geſucht. Ang.
unter G 31 an die
Beſchäftsſtelle, ( 12121
2 gebr. Herde
in Gußeiſen, Blech od.
Email (links u. rechts)
ſowie 1 transportabler
Keſſelofen mit Keſſel,
letzterer ungefähr55-
60 cm Durchmeſſer, zu
kaufen geſucht.
Ange=
oote mit Preis unter
G26an die
Geſchäfts=
ſtelle ds. Bl. (*12136
Kaufe jur. Bücher.
Angeb. unter G 24
Geſchäftsſtelle. (*12111
1 Gitarre, 1 Renn=
Rahmen. Dezimal=
Waage zu kauf. ge
ſucht Liebfrauenſtr.
Nr. 75, pt. (r12244
Piano
zu kauf. geſ. Ang G 40
an d. Geſchäftſt. /* 12138
Piano
zu kauf. geſ. Gefl.
An=
gebote unt.G 47 an d.
Geſchäftſt. erb. (*12193
7.
Lennisſchläger
zu kaufen geſ. Angeb.
mit Preisangabe unt.
G 48 an d.
Geſchäfts=
ſtelle d. Bl. (*12206
Verkäufe
ff. pol. Schlafzimmer,
Nußb. mahag. gebeizt,
m. ſchw. Verz., große
ovale Facetteſpiegel
uſw. äußerſt preistv.
z. verkauf.
Näheres
Moosberg=
ſtr. 52, Werkſt. (*12091
Auszugtiſch, eich.,„abß.
„wld)Alexander ſt. 9,Hs.
Hederſchrank
Waſchkeſſelz. vk. (*126=
N.=Ramſtädterſtr. 17.
Bertiko, Tiſch, Küchent.
3 ält. Stühle,
Kin=
dert. u. Stühlch., ein
gepol. Liegeſeſſel, kl.
Wandbr., Bilder
(Landſch.) u. Verſch.
ſehr preisw. zu vevk.
Landgr.=Georgſtr. 66,
. Stock.
*12230
Gut erhaltenes Sofg
zu verkaufen Löffele
12107
gaſſe 16.
Schlafzimmer:
neu, eichen, zu verk.
NäheresSoderſtr. 6½
part., von 4½ Uhr
nachmitt, (*12119dr
1Eisſchrank. 1Jcareite
6X6)z. vk.
Heinheimer=
ſtraße 69, I., r. (*12125
weißläckiert, bill. z. vk.
Möbelhaus Menger
Bleichſtr 17. (3515a
Neue Küche
umſtän=
deh. f. 500 Mille abzg.
Näh. Geſchſt. (*13115
2 guterhalt. grüne
Pokſterſeſſel
(Roßhaarfüllung) zu
verkaufen
Bismärck=
ſtraße 23, I. (*12078
Neues Schlafzimmer,
Küchentiſche u. verſch
Stühle zu vk. (*12240
Bleichſtraße 11.
2tür. Kleiderſchrank,
Ober= u. Unterbett,
Wäſchemangel,
Eis=
ſchrank u. Waſchbecken
zu verkaufen (*12156
Roßdörferſtr. 81,, I.
Gebr., 2teil.
Kleider=
ſchrank zu vk. (*12276
Grafenſtr. 2, 1. St.
Einfache Bettſtelle
m. Sprungfedermätr.
und Kopfkeil preisw.
abzugeben (B3598
Beſſungerſtr. 41, I.II.
Eisſchrank
Weiß Tennis=Mantel,
Staubmantel,
Damen=
hüte, ſeidenes Kleid z.
verk. Heidenreichſt. 39,
I., 9-11 Uhr. (*12105
Schöner Teppich
zu verk.
Sandberg=
ſtraße 23, ( 12102
Rummer 121.
Ich verſchenke
nichts, aber da ich die
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mat 1923.
Seite 2.
habe, kaufen Sie
Anzug=, Mantel=
und Koſtümſtoffe
zu äußerſt günſtigen Preiſen
Ernſt Ludwigſtraße 5, II.
Auf Wunſch lege Waren nach
An=
zahlung zurück.
(8605
9
S
*
W
Neue Kurse
beginnen am
Freitag, 4. Mal,
abends 8½ Uhr in unseren
Unterrichtsräumen
Mathildenplatz 8.
Anmeldungen jeden Tag
von 10-12 und von 2-10 Uhr
abends und
am Eröffnungsabend
Stenographen-Gesellschaft
„Gabelsherger” B, I.
Mathildenplatz 8
9472g4 B
KC
Schreib=
Maſchinen
Rechen=
Maſchinen
Additions=
Maſchinen
repariert, reinigt
auch im Abonnement
Spez.=Büro=Maſchin.=
Werkſtätte (70a
Carl Winkel
Darmſtadt
Rheinſtr. 28. Tel. 1435.
Jaſigpk"
10.
Maherttlngenls
werd, w. nen MN 0.
geſchliff. St. M1.70
Parfümerie Gug
Elifgbethentr. 2 01 dhl
Wanderer=
Fahrräder
billig (3175
Donges & Wieſt,
Grafenſtr. 43.
Dürres Buchen= u.
Tannen=Brennholz
ſowieKaſſelerBraun=
kohlen zu verkaufen.
Daſelbſt Roh=
Pro=
dukten=Ankauf. (*1218
Zahle Höchſtpreiſe!
Trautmann
Schwanenſtraße 13.
Starke Gemüſe=
Pflanzen
am Donnerstag zu
verkaufen.
(*12078
Gärtnerei Frank,
Pankratiusſtraße 49,
GELEGENHEIT!
Kleiner Posten
Hemdblusen
prima Flanell u. Zephir 14200 M.
Elisabethen-
G. PRDESER, Strade 82.”
(*12245
Haf
Alf=Eiſen 6 Metaue
alte Oefen, Zinkbadewannen,
Meſ=
ſing=Lüſter, Flaſchen, Lumpen, ſowie
Papier und Felle aller Art verkaufen
Sie am beſten nur bei
(*10994md
M. Speier
Telephon 2246. Kl. Ochſengaſſe 4.
Ueberbiete jeden, der mit Preiſen inſeriert,
Bitte genau auf Name u. Hausnummer
achten. — Alles wird auf Wunſch abgeholt.
Damen= v.
Herrenräder
zu billigen Preiſen
L. Vogel,
Liebfrauen=
ſtraße 32, (12236
Philipp Fries & Co.
Bank und Kommissionsgeschäft
Darmstadt / Saalbaustr. 26
Telephon 14 u. 385
Postscheckkonto Frankfurt a. M.
Nr. 67622
P. P.
Telegr.-Adresse: Häuserbank
Geschäftsverlegung und --Ampfehlung!
Den titl. Behörden und unserer werten Kundschaft zur gefl. Kenntnis, daß wir
in Anbetracht der Ausdehnung unseres Bankgeschäftes die Büroräume von Landgraf-
Philipp-Anlage 60½ nach
Saalbaustragse 26, part,
mit dem Heutigen verlegt haben.
Gleichzeitig teilen wir Ihnen mit, daß wir Herrn Curt Langer, hier,
Handlungs-
vollmacht im Sinne des B.G.B. erteilt haben.
Die hiesigen werten Mieter der Schwarzwälder Grundstücks-A.-G. in Freiburg i. B.
werden gebeten, die fällige Miete ete. von heute ab an unserer Kasse, Saalbaustr. 26,
gefl. pünktlich einzahlen zu wollen, ebenso können alle Abgaben an Behörden und
Kosten-
rechnungen von Handwerkern dortselbst erhoben werden.
Unsere weiteren Sparten, Hypotheken, Immobilien, Gründungen, Finanzierungen
ete., als Bez.-Dir. Darmstadt von Gebr. Gänswein A.-G. (größter Immobilien-
Konzern) sowie Versicherungen aller Art, haben wir beibehalten und stehen wir mit
Auskunften gerne zu Diensten.
Für das uns in dem einjährigen Bestehen entgegengebrachte Vertrauen danken
wir bestens und bitten Sie, uns dasselbe auch in Zukunft in den neuen, eigens dazu
her-
gerichteten bequem gelegenen Bäumen bewahren zu wollen.
Indem wir Ihnen prompte, fachgemäße und vorteilhafte Erledigung aller Aufträge
zusichern, empehlen wir uns und zeichnen
(*12239
Hochachtungsvoll
Philinp Aries & Co.
Bank und Kommissionsgeschäft.
Einträge in das Handelsregiſter 4:
am 24. April 1923: neu die Firmen:
Willy Storck, Darmſtadt. Inhaber:
Willy Storck, Kaufmann, Darmſtadt.
Emil Schwarz & Co.,
Kommandit=
geſelkſchaft. Sitz Darmſtadt.
Perſön=
lich haftende Geſellſchafter: Emil Schwarz
und Richard Engel, Ingenieure,
Darm=
ſtadt. Die perſönlich haſtenden
Geſell=
ſchafter ſind gemeinſchaftlich zur
Vertre=
tung der Geſellſchaft berechtigt. Die
Ge=
ſellſchaft hat am 21. März 1923 begonnen.
Es iſt ein Kommanditiſt vorhanden.
Hinſichtlich der Firmen: Schiemann 8
Engel, Darmſtadt: Die offene
Handels=
geſellſchaft iſt aufgelöſt. Geſchäft ſamt
Firma iſt auf den ſeitherigen
Geſell=
ſchafter Ingenieur Ernſt Schiemann in
Darmſtadt als Einzelkaufmann
überge=
gangen. — Hander & Co., Darmſtadt
Ingenieur Robert Siegelmann in
Darm=
ſtadt iſt aus der Geſellſchaft
ausgeſchie=
den, die von den übrigen Geſellſchaftern
fortgeſetzt wird. — Erlöſchen folgender
Firmen: am 24. April 1923:
Darm=
ſtädter Bazar Hermann Roſenthal,
Darmſtadt; am 25. April 1923:
Ehri=
ſtian Friedrich Winter, Darmſtadt;
am 26. April 1923: Hermann
Wie=
gand, Darmſtadt.
(3559
Darmſtadt, den 27. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Ich kaufe zu den höchſten
Preiſen!
Altes Eifen Killo 200 Mk., ſowie
Metalle, Kupſer, Meſſing,
Zink, Blei, Papier, Lumpen,
Flaſchen, Felle, Haare
und Verſchiedenes.
Händler erhalten ſehr hohe Preiſe!
Katzenmeier
Gr. Kaplaneigaſſe 17.
Beſtellungen werden frei abgeholt.
Meine Wohnung und
Geſchäftsxäume
Ferkel und
K
Läuferſagweine
in großer Auswahl
zu den billigſten
Ta=
gespreiſen abzugeben
Hochmann,=
Pfungſtadt,
(Bornmühle),
Empfehle mich im
Weißzeugnähen und
Hemdenbluſen. Nä
Kiesſtr. 71, II. (nusd
EI
Alter Fragel
neu in Stand geſetzt,
geeign. für Lokal uſw.
geg. Piano z, tauſchen
geſucht. Angebote u
11 Geſchſt. (*12057
Datente
Ausarbeitung,
An=
meld., Finanzierung,
Aushunft koſtenlos.
Ing. Krug, Darmſtadt
Lagerhausſtraße 32.
Tel, 1859. (P1a1gdgi
befinden ſich von heute ab
Heinrichſtraße 145, 4. wünſcht mit Herrn
Sebaſtian Echler, Heirat. Ang. erbet,
Pfingſt=
wunſch.
Handwerker, mitte
30er Jahre, in
ſiche=
ver Stellung, mit
Er=
ſparniſſen, wünſcht
Fräulein oder Witwe
zwecks Heirat kennen
zu lernen. Gefäll.
Zu=
chriften unter G 16,
möglichſt mitBild, das
wvieder zurückgeht, a
die Geſchäftsſt. (*12000
Heidelberger Tee
beſter Erſatz für den
teueren Schwarzen Tee
iſt in Originalpaketen zu Mk. 450.- vorrätig in
Darmſtadt bei:
(3610
E. Merck, Engelapotheke,
Fr. Schäfer, Ludwigsplatz,
Drogerie Schwinn, Rheinſtraße,
M. Landau, Mathildenplatz,
Th. Stemmer, Eliſabethenſtraße,
Aüeschlechtsleideng
Blutuntersuchg. Ohne Berufsstärung, Kein Gusoksilber.
Aufkl. Brosch, Nr. 21 gegen Eins. von 1500 Mk. —R
7 Ambnla-
Spen.-Arat Dr. Hollaender o torlam
Franklurt a. M., Bethmannstr. K6.
A. Jn 776
K
Serdingung.
von
Weißbinder=Arbeiten.
Auf dem Tr.=Uebungsplatz
Gries=
heim ſind die Anſtreicher=Arbeiten von
60 Baracken zu vergeben.
Verdingungsunterlagen ſind, ſoweit
der Vorrat reicht, zum Selbſtkoſtenpreis
bei der unterzeichneten Dienſtſtelle
er=
hältlich,
Der Verdingungstermin iſt auf 8. Mai,
(3601
vormittags 10 Uhr, feſtgeſetzt.
R.=Verm.=Amt Biesbaden
Baubüro Tr.=geb.=Platz Griesheim.
Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Tiſchfähnchenſtänder. Ein
ſchwarze Handtaſche mit Portemonnaie u.
über 800 Mk. 1 weiße Plüſch= und eine
dkl. Stoffkinderhaube. Jagdklubabzeichen.
2 mittelgroße und 1 Schlüſſel, für
Patent=
vorhängeſchloß. 1 rotgeſtrichner, eiſerner
Bügel von einem Laſtauto. 1 blauer
Schloſſerkittel, 1 goldener Ohrring mit
Perle. 1 Handtaſche mit einem Schlüſſel,
Schleier und 40 Mk. 1 Geldmäppchen mit
über 4600 Mk. 1 Rolle ſchwarzer Zwirn,
1 Stück verſilberte Uhrkette, 2
Stemm=
eiſen. 1 grauwollener Kinderhandſchuh,
1 gebratene Rehkeule. — Zugelaufen: Ein
junger, ſchwarzer Schäferhund mit braunen
Beinen.
Satdſchutz.
Der zunehmende Waldfrevel
veran=
laßt mich, auf die Beſtimmungen der
Verordnung über die Leſeholznutzung mit
dem Anfügen hinzuweiſen, daß
Zuwider=
handelnde außer den im Forſtſtrafgeſetz
angedrohten Strafen auch die
Entzie=
hung der Leſeholzkarte zu gewärtigen
haben.
Zur Leſeholznutzung ſind nur
die=
jenigen berechtigt, die ſich im Beſitze einer
für ſie ausgeſtellten Karte befinden.
Gegenſtand der Leſeholznutzung iſt
nur dürres, auf der Erde liegendes
Reis=
holz oder dürres ſtehendes Holz, das, ohne
den Baum zu beſteigen, vom Boden aus
abgebrochen werden kann, ſoweit es nicht
über 7 cm dick iſt.
Die Anwendung von Werkzeugen zur
Gewinnung des Leſeholzes iſt unterſagt,
und es wird, wie auch ſchon das Mitführen
von Werkzeugen, beſtraft.
Das Forſtaufſichtsperſonal iſt mit
ſchärfſter Überwachung beauftragt und
wird gegen Zuwiderhandelnde
unnach=
ſichtlich einſchreiten. Mitgeführte oder
benutzte Werkzeuge werden abgenommen.
st3573) der Oberbürgermeiſter,
Steuer=Mahnung.
Die Steuerpflichtigen, die mit der
Zahlung der nach dem Steuerbeſcheid
1921 fälligen und nicht geſtundeten
Ein=
kommenfteuer und Kirchenſteuer,
ſowie mit der Entrichtung der fällig
ge=
weſenen Vorauszahlungen der
Ein=
kommenſteuer und Kirchenſteuer für 1922
im Rückſtand geblieben ſind, werden
hier=
mit aufgefordert, die ſchuldigen Beträge
binnen 8 Tagen an die unterzeichnete
Kaſſe abzuführen, andernfalls die
zwangs=
weiſe Beitreibung eingeleitet wird,
Darmſtadt, den 1. Mai 1923. (3603
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
Finanzkaſſe.
Heutiger Eintrag in das
Handels=
regiſter B bei der Firma:
Landmaſchi=
nen=Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung in Darmſtadt: Durch
Geſell=
ſchafterbeſchluß iſt die Geſellſchaft
auf=
gelöſt. Kaufmann Heinrich Müller in
Darmſtadt iſt Liquidator.
(3560
Darmſtadt, den 27. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
(*12124 Fräulein, Ende 20er,
mit eigenem Heim
in ſicherer Stellung
bekannt z. werden zw.
unt G 57 an
ſit.
ſchäftsſtelle. (123
Hen, Kärtbreraddebkahe.
seufzt mancher, dem ein Mißgeschick
widerfahrenyist. Der Druck des
Schick-
sals reißt oft tiele Wunden in die
Menschenseele hinein. Sorgen,
Fehl-
schläge, Herzenskummer usw. können
Sie vermeiden, wenn Sie sich vorzeitig
über Ihr Schicksal informieren, um es
bemeistern zu können. Durch Angabe
Ihres Geburtsdatums eind wir in der
Lage, Ihr ganzes Lebensschicksal, von
der Wiege bis zum Grabe,
wahrheits-
getreu zu entrollen. Eine einzige
War-
nung kann oft großes Unheil verhäten.
Nälcre Aufklärung gegen Einsendung
von Nlk. 900.—.
(*1435dgin
Inskitut für Astrols ie, Berlin SW68. D 33.
Schweſter, Blondine, Fertige aus 3 Paar
30 J. alt, ang Außere, / 2 Paar. In ausge
nit Ausſtatt. u. Bar=
Herrengeſellſch. fehlt, 250 per Paar, (*12205
ein, ſolid. nett. Herun,
mütliches Heim legt,
zwecks ſpäterer
Ke
Heitat.
Achtung!
Anonyim zweckl. Nur /Prima Zug= u.
Lauf=
ernſtgemeinte Angeb. pferd billig zu verk.
ſind einzureichen unt. (Fuchsſtute, 8 J, alt
E46an d. Geſchäfts= Große
Kaplanei=
ſtelle d. Bl. (*12209 gaſſe 37, part, (*12373
Bick=
Hue n
Mitel
FFlecht
verſchwinden
chnell.,wenn mand
Zucker’s Patent
Hedisigel-Selke abende
sintrocknen läßt. Schaum erſ.
vorgens abwaſchen und m
vclrook-Crsik
ſchſtce
ung.
ſoßart
gt. Inallen
Eauſe
89
heken, Drogerien, Pac=
Amerie= u. Friſeurgeſchäften
IV,2495
Nachlaß=Verſteigerung.
Freitag, den 4. Mai 1923, vormittags
91/, Uhr anfangend, verßteigere
meiſtbietend gegen bar
45, II., Kahlertſtraße 45, II.
Beiicn, Vanel unnl AI.
Maas dha Kärkensgräte
Beſichtigung ½ Stunde vorher. (3564
Auktionator
mock
Sohannes Krumarcn, undTaxator
Wohnung Bleichſtraße 1.
Annahme von Verſteigorugnen und Taxationen.
Eierktr.Bägeleſen
2I. Sparherd zu vk.
Goebel, Holzſtr.10. (ruzues
tramt
Suche für meine Sttwatpfreparat.
vermögen,da es ihr an ſchnittenen Schuhen
zu tragen. Preis
der Wert auf ein ge= Pheinſtr. 41, Mittelb.
Friſchmelkende
Ziege
zu kauf geſucht. Zahle
guten Preis. Händler
verbeten. Wetzſtein,
Michaelisſtr. 18. (Eie
Plymoizth=Rocls=
Hahn (Prachttier) z. vk.
Bechſtr. 50, II. (*12132
Reisende
u. Vertreter
gesucht.
R
Brauerei=Ausſchank=
Alexanderftraße 23 ſuchen wir zum 1. Jul
(*12097
ds Js. tüchtige
4
Strlsteule
Brauerel Karl Fay G. m. b. G., Darmſtadt.
Schlacht=Ziege zu ver=
Glucke
kaufen od. geg. and,
m. 7 Kücken zut verk. zu tauſchen. (B,3612
Kiesſtr. 59,pt. (12174 Tannenſtr. 28.
neue
Bienenwoh=
nungen, 1 n.
Honig=
ſchleuder, ca. 1—Kg
Kunſtwaben, Haube
Handſchuhe, Zange,
30-35 Pf. Zucker
preisw. zu verkaufen
Krauß, Auerbach/H.),
Bachgaſſe 88. (*12050
Schöne deutſche
Legehühner
22er, ſchöne Tiere,
g. Leger, in gr. Ausw.
abzugeb. Alte Hühner
nehme in Tauſch.
Schröder
Kiesſtr. 15, (*12175
vunt Eigt
Drürfenk
abzg. (auch v.
Winter=
eg.). Oſannſtr. 35, (50
Bruteier
und Geflügel, beſt.
Naſſen, Ställe,
Brut=
app., Gitter, Pfähle.
Knochenmühlen uſſp.
Katal. fr. Geſlügelpark,
Auerbach, Heſſ. Teleph.
Beusheimt 55. (II,3594
Heutiger Eintrag ins Handelsregiſter
B: Firma: Prämeda,
Präciſions=
mechaniſche Werkſtätten,
Geſell=
ſchaft mit beſchränßter Haftung.
Sitz: Darmſtadt. Gegenſtand des
Unter=
nehmens: Bau und Vertrieb von
fein=
mechaniſchen und elektriſchen Apparaten
und Geräten. Stammkapital: 500 000
Mark. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am
15. Dezember 1922, bezw. 23. Februar
1923 feſtgeſtellt. Geſchäftsführer: Richard
Grützmacher, Kaufmann in Darmſtadt.
Die Bekanntmachungen der
Geſell=
ſchaft erfolgen ausſchließlich im
Deut=
ſchen Reichsanzeiger.
(3562
Darmſtadt, den 27. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Heutiger Eintrag in das
Genoſſen=
ſchaftsregiſter: Firma: Darmſtädter
Volksbank, eingetragene
Genoſſen=
ſchaft mit beſchränkter Haftpflicht
in Darmſtadt: Philipp Stein in
Darm=
ſtadt iſt durch Tod aus dem Vorſtand
(3612
ausgeſchieden.
Darmſtadt, den 28. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Starler Hofhund
ſehr ſcharf, zu verk.
Näh.
Schloßgarten=
ſtraße 25.
12234
0 Monate alt, prinne
Stammbaum, preisw.
zu verkaufen. (*12049
Eberſtadt, Hochſtr. 1,
Echte Ehrter
junge Ge4leltiek!
abzugeben Hilgers,
Mathildenplatz 18.
Si)., jg. Rätzch. abzug.
Näh. Geſchſt. 412155
Heutiger Eintrag in das
Handels=
regiſter B: Firma: Normentabellen=
und Maßſtab=Fabrik (Normafa),
Gefellſchaft mit beſchränkter
Haf=
tung. Sitz: Darmſtadt. Gegenſtand
des Unternehmens: Herſtellung und
Ver=
trieb von Maßſtäben und Gewindetabellen
ſowie Handel mit Rohſtoffen dieſer
Erzeug=
niſſe, Herſtellung u. Vertrieb vonjähnlichen
Erzeugniſſen. Stammkapital: 900 000 Mk.
Geſchäftsführer: Friedrich Barfels,
Fa=
brikant in Darmſtadt. Der
Geſellſchafts=
vertrag iſt am 7. Dezember 1922, bezw.
2. Januar 1923 feſtgeſtellt. Sind mehrere
Geſchäftsführer beſtellt, ſo wird die
Ge=
ſellſchaft durch zwei Geſchäftsführer oder
durch einen Geſchäftsführer in
Gemein=
ſchaft mit einem Prokuriſten vertreten.
Der Geſellſchafter Friedrich Barfels
in Darmſtadt bringt, in die Geſellſchaft
ein das ſeither unter der Firma ſeines
Namens betriebene Fabrikationsgeſchäft
mit ſämtlichen Aktiven und Paſſiven,
insbeſondere den ihm zuſtehenden Patent=
und Schutzrechten ſowie ſeine Anſprüche
aus dem Mietvertrag gegen den Reichs=
ISkus, nach dem Werte am 1. Dezember
1922, von welchem dem einbringenden
Geſellſchafter der Betrag von 300000
Mark auf Stammeinlage angerechnet
wird, während ihm der Reſt in
handels=
üblicher Weiſe verzinſt und auf ſein
federzeitiges Verlangen in bar von der
Geſellſchaft ausgezahlt wird. Die
öffent=
lichen Bekanntmachungen der Geſellſchaft
erfolgen ausſchließlich im Deutſchen
(3561
Reichsanzeiger.
Darmſtadt, den 27. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Seite 8.
Stag, den 3. Mai 1923.
Rummer 121.
Miaffenr Ugghlwerttg
Ludwigsplatz 2, 1. Si.
im Hauſe Arnheiter
Geöffnet von 1/,9 bis 1 Uhr
und von 1/a3 bis ½/7 Uhr
Dac unſermdieMttatdent
gehendes Lager können wir auch dieſe Woche noch unſere Aufſehen erregend
billigen Preiſe beibehalten, trotzdem die Schuhfabrikanten mit ihren Preiſen
50 und mehr Prozent aufgeſchlagen ſind.
Säumen Sie aber nicht, decken Sie Ihren Bedarf, ſolange es noch Zeit iſt,
bedeutende Preisaufſchläge in nächſter Zeit ſind unabwendbar.
G. m. b. H.
Mafſen=Schun=seltnd, Emander 2 Ludwigsplatz 2
Gleicher Schuh=Verkauf im Gewerkſchaftshaus Frankfurt am Main
8590
Größter Schuh=Verkauf Oeutſchlands
Palast-Lichtspiele
— Mutterherz —
Lebensbild in 5 Akten mit Helene
Mattyasoovsaky u. Fritz Greiner
Harrison und Barrigon
Lustspiel in 3 Akten. (Beimd
„Klub Fröhlichkeit”
Samstag, den 5. Mai, abds. 8 Uhr,
im Mathildenhöhſaal (euusar
Familienfeier.
Hiafional Sienosraptie
Iarostand, Erleinnaf
Neue Kurſe
für Damen, Herren, Schüler, Freitag, 4. Mal,
abdg. 7½. Uhr, im „Felerabend”, Stiftſtr. 51.
Kurſuspreis: 3000 M. einſchl. Lernmittel
Anmeldungen bei Beginn, Cogo
Wegen Aufgabe der Fabrikation
preiswert zu verkaufen
ca. 20 neue
Grudeherde
mit Kachelinnenwandungen.
Beſichtigung täglich von 8—12 vormitt. und
(11702gd
—ß nachmittags im Büro.
W. Weber & Co.
Biliale Darmſtadt, Liebigſtr. 25, Hinterh.
In feinſter Qualität empfehlen
für Donnerstag u. folg. Tage:
Grüne Heringe .. p. Pfd. 800.-
Seelachs / i. Aus= „ „ 1300.-
Cabliau ſchnitt
und „ „ 1400.—
Schellfiſch Koteletts „ „ 1600.—
Räucherwaren u. Marinaden
— Flußfiſche
Backfiſche, gr. Weißfiſche,
Breſem, Barben, Karpfen
zu billigſten Tagespreiſen.
Gebrüder Nöſinger
Grakenſtraße 19 (euze) Telephon 40.K
Orpheum
Mi n
Gbis Sonntag 6. Mai)
Der Affenbaron
operettenſchwank in
8 Ußten (**
Lachſtürme in
Permanenz
Kart.: Verkehrsbüro,
de Waal,Rheinſtr. 14.
A. eit
Landestheater.
Donnerstag, 3. Mai.
G.
Canalleria rustieang
von Pietro Maseagni.
Hierauf:
Der Bajazzo
Maäle.
Anf. 7, Ende geg. 10 Uhr.
preiſe: 1500-10 500 M
Kleines Hans. (F
Abends 6 u. 8 Uhr.
Svenska=Film:
Verzehrende
Flammen.
(Nach Gjellerups Roman:
„Die Hügelmühle:),
preiſes00, 1000, 1500 m.
Gartenbauverein
Darmſtadt.
Monats=
verſammlung
Donnerstag, d. 3. Mai,
abends 8 Uhr. (3607
Lichtbildervortrag.
Klavierſtimmer
E. Schultze,
Kammer=
muſiker i. R.,
Schieß=
hausſtr. 29, e12133c
Großer
Abſchlag!
Bevor Sie
Fahrradreifen,
Motorradreifen,
Autoreifen 2978a
kaufen, holen Sie,
bitte, unſ. Preiſe ein.
Donges & Wieſt
Grafenſt. 43.
Pagianl
Madtor AldgoA
werd. au neu geſchliff.
Sitck 20.— Mk. (719
Parümerie Tillmann
Eri9lethenſtr, 21.
2Piſe.
Dit
iot
Oolb- Ainlin -Gntber
in Bruch und Gegenſtand
kauft wie bekannt ſtets zu allerhöchſtem Preis
Mein Laſtauto
m. Anhänger geht
Ende dieſer od. Anf.
nächſt. Woche leer v.
hier nach Mannheim.
Ladungen bis 150 Ztr.
können mitgen. werd.
Nohl. Inſtallationsgeſch.
Martinſtr. 24. B.3610
Bitte überzeugen!
Reellſte Bedienung!
Fr. Weyrauch, Schuchardſtr. 4.
(*12267
Für Kuh=u,Ziegenhalter
beſte u. bill.
Zentri=
fugen, ſowie
Butter=
maſchinen, Oel und
Erſatzteile.
FürHaus=
haltszwecke
Kaſten=
u. Leiterwagen.
Carl Auguſt Engel
Laden u. Wohnung
Schuchardſtr. 8. (nrat
Weinhaus Mascotte
Holzſtraße 5 Darmſiadt Holzſiraße 5
Morgen Freitag, den 4. Mai
wegen Umänderung geſchloſſen
Samstag, den 5. Mai, nachmittags 5 Uhr
Wiedereröffnung
der neuhergerichteten Lokalitäten
Frau Maria Geil Witwe
f. Zigarrengeſch,, ſowie ein Poſt. Waren
(Zigarren, Zigaretten, Tabake,
Pfeifen) preisw. gegen Kaſſe zu verrf.
Näheres in der Geſchäftsſtelle. (B3611
Duchen= und Eichen Bremhokz
geſchnitten 2 Zentner 9000 Mark
ofenfertig 4 Zentner 9200 Mark
liefert frei Haus
Pfungſtadt
Peker beeger 1 1., Rablaneigaſſe 50
Telephon 76, ( 12219) Telephon 76.
Empfehle:
Limb. Käſe 14 Pfd.
nur 900 „,
Stangen=
käſe 14 Pfd.nur900,8,
Rahmkäſe 14 Pfd.nur
900 , la
Tafelmar=
garine, la hochfeine
Süßrahmtafelbutter,
täglich friſch. Jedes
Quant, wird abgegeb.
Arnold, Rhönring 29.
In. d. Mollerſtr. 12158
(3538
Bücher Ias
Noten u. Zeitſchriften
werden billig u gut
eingebunden. Horn,
Alexanderſtr. 4, 1. St.
Preiswert zu verkaufen:
Koſtümſtoffe, aparte Neuheiten
Frottéſtoffe für Kleider u. Röcke
Seidentrikots in vielen Farben
Außerdem elegante u. einfache Boile=
Bluſen, Zephir=bemdblnſen in
mo=
dernen Streifen, Frottéröcke aus eig,
Fabrikation. —
Auch an
Wiederver=
käufer abzugeben. — Bluſenfabrikation
(*12233
Orangerie=Allee 17, I.
Achtung! Achtung!
Ich zahle für (u
Lumpen pro Kilo Mk. 250.—
Eiſen
210.-
Zeitſchrift. Hefte, Zeit. 230.—
und kaufe alle Sorten Felle, ſowie
aus=
gekämmte Frauenhaare, alle Sorten
Flaſchen, zahle mehr wie jeder andere.
Frau Dora Winwicki
Forſtmeiſterplatz 5 (Laden) Telephon 3211.
Auf Wunſch werden ale Beielungen ſof, abgebolt.
Ooeoooeeeooeoe0e
Eliſabethenſtraße 19 Tel. 543
In ſtrammer Eispackung eintreff.:
Kabliau, Seelachs, Schellfiſche
im Ausſchnitt und Fiſchkoteletts.
Bratſchellfiſch d. Pfd. ℳ 1100.—
Grüne Heringe „. 800.—
Fiſchkoteletts „. 1300 an
Räucherwaren u. Marinaden
AFlußſiſche
Ar
rrA
K Neue 1923erBollheringe d. St. 400,4 O
Reichhalt. Auswahl i, a. Käſeſorten
eeooeeeeeooeeeee
Du solst nicht besehren
U.-R. Geselschattsfilm in 7 Akten
Die Schatten jener Nacht
Sittendrama in 5 Akt. mit Hilde Wolter
m Die weiße Sklavin III. Teil
W.-X. Das Geheimnis d. 4 Tage
Sens.-Film in 6 Akt., mit Evi Eva
(eraast
Dfe Satansfratze
Detektivfilm in 5 Akten.
Madame Recamier, 6 Akte
C.-A. Bern Andra u. Bernd 4ldor
Der unheimliche Gast, 5 Akte
Eisbärenjagd im Polarmeer
Harv Lovd: Zwei gute Nachbarn.
für Feſtlichkelten
P und Vorträge
ziü
noch frei
Obergaſſe 12.
(2491a
Großer Preisabſchlag
für Flußfiſche.
Rhein=Backfiſche Pfd. 1000.-5
Große Weißſiſche . „ 1600.-
Große Mulben u. Breſem „ 2000.-R
Karpſen, 1-3pfündig „ 2800.-
Lebende Aale, Hechte, Schleien billigft. 2
Grüne Heringe . . Pfd. 800.-
Fiſch=Eoteletts Pfd. v. 1300.- an. ?
Bratſchellfiſch, Cabliau,
Rot=
zungen. — Neue Salz=Heringe,
Matjes=Heringe.
Süße und ſcharfe Bückinge,
ſowie alles weitere billigſt.
Ludwig Nöſingere
nur untere Eliſabethenſtr. 42.
367 Telephon 367.
IEEeTE
en= und 2.
Skllen and Bäukaftofe
verkaufe in großer Auswahl
zu den billigſten Tagespreiſen
Wenn Sie Geld, ſparen wollen,
kommen Sie und überzeugen Sie
ſich. Gebe auch Ware auf
Teil=
zahlung ab.
Heipbeiwanſtr.
Beigelmann Bettyeinterm. 48p.
Reelle Bedienung. (*12064md
Schreibmaschinen
neu und gebraucht, für Büro und
Reise stets vorrätig.
(1682a
Reparatur-
A. Lächler, werkstätte.
Karlstraße 1.
Telephon 1489.
[ ← ][ ][ → ]Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Der Notſtudent.
Von
Dipl.=Ing. Helmuth Gerloff.
Es iſt eine Notzeit für unſer ganzes Volk. Nur ganz kleine
Kreiſe haben ſich dieſer Not vollkommen entziehen können,
indem ſie die Not der andern gewiſſenlos vergrößerten;
wuchernde Schmarotzer! — Am beſten iſt es noch der
Arbeiter=
ſchaft geglückt, ſich den Lebensſtil der Vorkriegszeit zu erhalten;
der ungelernte Arbeiter kann ſuh ſogar einer nicht unerheblichen
tatſächlichen, nicht nur relativen Steigerung ſeiner Einkünfte
erfreuen. Ein Gleiches trifft für die Landwirtſchaft und Teile
des Handels und des Unternehmertums zu.
Demgegenüber ſteht der ungehemmte Niedergang
aller Mittelſchichten, in den beſonders rettungslos die
Träger von Geiſtigkeit und Kultur verſtrickt ſind. Teils
lang=
ſamer, teils ſchneller geht dieſer Weg von begüterter
Behaglich=
keit in ärmliche, notvolle Bedrängtheit. Wenn man dabei
be=
haben und darin nicht erſetzbar ſind, und daß Kultur nun
ein=
mal eine gewiſſe Sorgloſigkeit, manchmal ſogar einen
beſchei=
denen Lurus zum Gedeihen benötigt, ſo wird man bange um
den Zuſtand, in den dieſe Not unſer Volk noch führen wird.
Niemand ſoll gerade dem Arbeiter die großenteils
voll=
zogene Angleichung ſeiner Lebenshaltung an die anderer Stände
neiden, am wenigſten in der Erkenntwis, daß die übermäßige
Vernachläſſigung dieſer Angleichung in der Vorkriegszeit einen
großen Teil zu der inneren Spaltung unſeres Volkes und damit
zu unſerer jetzigen Not beigetragen hat. Statt des Neides
empfinden wir jedoch tiefſte Beſorgnis, daß dieſe Entwicklung
verbunden iſt mit einer ſteigenden Unterbewertung
geiſtiger Arbeit, die auf die Dauer zu vollkommener
Geiſtesverödung und Kulturloſigkeit führen muß. Die phyſiſche
Not unſeres Volkes iſt längſt eine pſychiſche geworden. Und das
bedeutet Untergang!
Vielleicht am härteſten iſt die Studentenſchaft getroffen
wor=
den. Einerſeits entſtammt ſie größtenteils den jetzt verarmten
Mittelſchichten, andrerſeits iſt ſie „in der Fremde” am eheſten
Wucher jeder Art ausgeſetzt. Im Kampf gegen dieſe Not hat
ſich ein neuer Typus des Studentſeins herausgebildet, der durch
ſeiner Hände Arbeit zwiſchen oder in den Semeſtern ſo viel
Geld verdient, daß er leben und ſtudieren kann. Notſtudent!
Werkſtudent nennt man ihn gewöhnlich, Arbeiterſtudent
nennt ihn teilweiſe die ſozialiſtiſche Preſſe, als den Studenten,
der durch Handarbeit „geadelt” iſt. Geiſtige Arbeit tut’s eben
heute nicht mehr. — Wer hätte noch vor zwei Jahren geglaubt,
als den erſten Werkſtdenten der Weg gewieſen wurde, daß es
im Winter 1922/23 bereits 60 Prozent aller Studenten gepackt
haben würde, daß von 100 000 Studenten über 60 000 auf eine
vernünftige, tiefe Ausbildung verzichten müſſen, nur um leben
zu können. Und noch iſt kein Ende dieſer gefährlichen
Entwick=
lung abzuſehen.
Es iſt ſchon ſo vieles über den Werkſtudenten geſchrieben
worden, daß es ſich erübrigt, auf Tatſachen näher einzugehen.
Wefentlich für uns iſt jedoch der immer wieder hervorzuhebende
Satz, daß die Notwendigkeit des Werkſtudenten einerſeits das
köſtlichſte Denkmal für die Lebenskraft, den Bildungsernſt
un=
ſerer ſtudentiſchen Jugend, die ſich nicht unterkriegen laſſen will,
andererſeits ein nicht zu bemäntelnder brennender
Schandfleck für die innere Richtungsloſigkleit
einer Zeit und eines Staates iſt, der ziemlich
erbar=
mungslos nicht nur die Stätten der Wiſſenſchaft und Kunſt
ver=
öden läßt, ſondern darüber hinaus den akademiſchen Nachwuchs
einer materiellen und einer geiſtigen Proletariſierung
überantwortel.
Der Werkſtudent iſt Notſtudent.
Nun iſt Not
ebenſo wie Armut weder eine Schande, noch eine Tugend. Und
doch hat man dem Werkſtudenten ſofort den idealiſierenden
An=
ſtrich der Arme=Leute=Poeſie gegeben, hat ihn zum
Tugend=
apoſtel, zum Ideal der Zukunft geſtempelt und geglaubt, damit
die Not beſeitigt und aus ihr eine Tugend gemacht zu haben.
Dieſe Umwertung iſt gefährlich, weil ein Notzuſtand faſt
unbe=
merkt in einen durchaus wünſchenswerten Dauerzuſtand
um=
diskutiert wird. Unſer Ziel darf jedoch nur ſein, die ſtudentiſche
Not — und als deren Folge den Werkſtudenten — zu beſeitigen.
Es ſoll damit nicht geleugnet werden, daß im Augenblick der
Werkſtudent als Selbſtſchutz der Studentenſchaft gegen
Ver=
hungern nicht entbehrlich iſt, daß denen Dank gebührt, die dieſen
erſten, männlichen Weg zur Selbſthilfe gezeigt und geebnet
haben. Doch ſollen darüber nicht die außerordentlichen
Gefah=
ren für die Zukunft des einzelnen Studenten und der
Wiſſen=
ſchaft überhaupt vergeſſen werden. Es iſt eine phyſiſche
Unmög=
lichkeit, neben einer ausgedehnten Berufstätigkeit als Arbeiter,
Schreiber, Wächter, Kellner uſw. Trotz und Spannkraft zu einem
gründlichen Studium zu finden, beſonders bei den
Ernährungs=
verhältniſſen, unter denen die Mehrzahl der Notſtudenten trotz
allen Verdienſtes leben müſſen. Soweit der Student zu gleicher
Zeit ſtudiert und arbeitet, ſoll er in der Fabrik oder im Bureau
eine volle Arbeitskraft erſetzen, weil ſonſt niemand an ihm
Intereſſe hat. Die unausbleibliche Folge iſt die Verkümerung
des Studiums und ein goldenes Zeitalter der
Ein=
pauker, denen alle die Studenten zuſtrömen, denen
Zeit=
mangel die Univerſität verſperrt. Erſchreckend iſt die Kurve der
Examensleiſtungen von Werkſtudenten, wie ſie an einigen
Hoch=
ſchulen ſtatiſtiſch feſtgelegt iſt. Nur 20 Prozent der
Werkſtuden=
ten erreichen die Leiſtung der Vorkriegszeit.
Ein ähnliches Bild bieten die Notſtudenten, die
Erwerbs=
tätigkeit und Studium peviodiſch abwechſeln laſſen. Dieſe
ver=
lieren zunächſt die Ferien, die bisher die Zeit waren, wo der
Student das Gehörte innerlich verarbeiten ſoll, wo aus
rezep=
tiver Tätigkeit eine produktive werden ſollte. Dieſen Studenten
iſt ſozuſagen die Verdauung unterbunden. Darüber
hinaus werden ſie durch das Valutaelend, in das wir jetzt
nach einigem Stillſtand ſ heinbar wieder hineingleiten, regelrecht
um den Erfolg ihrer Erwerbstätigkeit betrogen. Erſparniſſe vom
Sommer 1922, dimals ſcheinbar ausreichend für ein ſorgenloſes
Studium mehrerer Monate, waren im Winter nur noch der
Gegenwert einiger Pfund Margarine.
Die Haupterſcheinung werkſtudentiſcher
Tä=
tigkeit wird immer eine völlige Ablenkung vom
Studium ſein. Nun iſt doch aber das Studium die
weſent=
liche Aufgabe des Studenten, die keine Verflachung,
Einſchrän=
kung oder Leichtfertigkeit verträgt, am wewigſten in einer Zeit,
wo eine gewaltige Anhäufung von Stoff und Vielgeſtaltigkeit
der Gebiete eine volle Arbeitskraft beanſpruchen. Am eheſten
wird die Halbheit dieſes Zuſtandes von den Nutznießern
aka=
demiſchen Könnens gemerkt werden, von Staat, Gemeinde,
In=
duſtrie, allerdings zu einer Zeit, wo es bereits zu ſpät iſt.
Was iſt dieſen Verluſten an Gewinn gegenüberzuſtellen?
Die Unentwegten ſehen in jedem Unglück zum mindeſten einen
Beitrag zur Löſung der „ſozialen Frage‟. Was
darunter verſtanden wird, unter „ſozialer Frage”, wird meiſtens
verſchwiegen, da dann bald offenbar wurde, daß der Student
auf die Löſung der ſozialen Frage genau ſo viel Einfluß hat
wie auf den Friedensvertrag von Verſailles.
Wir rufen dich aus tiefer Nacht!
Zu dir fleht unſrer Kinder Weinen,
Zu dir ſchreit unſrer Mütter Not.
Taß uns des Tages Licht erſcheinen!
Sieh unſrer Herzen Feuer loht,
Herrgott, dein Volk erwacht!
Andere begrüßen den Werkſtudenten als Möglichkeit
der Ueberbrückung des Gegenſatzes zwiſchen
denkt, daß dieſe ſinkenden Schichten den Kulturhumus gebildet Student und Arbeiter. An dieſer Hoffnung iſt wohl
etwas Wahres unter zwei Vorausſetzungen: Einmal mußten
die Werkſtudenten Menſchen ſtarken Charakters und tiefſter
akademiſcher Potenz ſein, die den beſtehenden Gegenſatz durch
einen menſchlichen Achtungserfolg überbrücken. Andererſeits
müßte auf ſeiten der Arbeiterſchaft wenigſtens ein Teil dieſer
inbrünſtigen völkiſchen Sehnſucht zu finden ſein, die
die Studentenſchaft ſo ehrlich um die Seele ihres Volkes und
aller ſeiner Glieder, beſonders der Arbeiterſchaft, ringen läßt.
Beide Vorausſetzungen ſtoßen auf erhebliche Widerſtände: der
Werkſtudent iſt meiſtens jung und unerfahren, und die
Arbeiter=
ſchaft ſteht im Bann einer Preſſe, die die Verſtändigung noch
lange unmöglich machen wird. Im übrigen ſtoßen bei dieſen
Verſtändigungsverſuchen zwei Generationen von ſolcher
Gegenſätzlichkeit aufeinander, wie ſie gegenſätzlicher kaum
denk=
bar ſind: die eine national durch Kriegs= und vor allem
Friedenserlebniſſe und von durchaus idealiſtiſchem
Schwung in allen Fragen des deutſchen Volkes und Staates;
die anderen international trotz aller Enttäuſchungen und
materialiſtiſch auf Grund einer jahrzehntelangen
Er=
ziehung in reiner „Wirtſchaftsphiloſophie.
Ich bin der Meinung, daß die Ueberwindung der
bezeich=
neten Gegenſätze lediglich eine Frage des Charakters und
völ=
kiſcher Erziehung und nicht der Handarbeit iſt. Vor allem
ver=
mag ich nicht einzuſehen, daß die tatſächlich erzielten Erfolge der
Annäherung zwiſchen Einzelnen aus beiden Volksgruppen den
Gegenſatz zwiſchen der organiſierten Maſſe der Arbeiterſchaft
und der Geſamtſtudentenſchaft nennenswert beeinfluſſen
könn=
ten. Im übrigen wird der gewaltige Intenſitätsverluſt beim
Studium durch noch ſo erfreuliche Nebenerfolge nicht aufgewogen.
Tröſtlicher iſt die Anſicht, daß der Werkſtudent das Leben
kennen lernt, in dem er tätig ſein ſoll. Den Wunſch zu
größerer Wirklichkeitsnähe unſerer Studenten kann
man nur gutheißen. Allerdings müßte zum Erfolge die
Selbſt=
verſtändlichkeit beitragen, daß der Werkſtudent nicht
gelegenheits=
mäßig und wahllos wie bisher, ſondern ſyſtematiſch
Ar=
beit in Anlehnung an ſein Studienfach zugewieſen
erhält, ſo daß wenigſtens teilweiſe die Forderung erfüllt iſt, daß
der Student zum Lernen und nicht zum Verdienen da iſt.
Trotz allem müſſen die Bemühungen der Studentenſchaft
unausgeſetzt darauf gerichtet ſein, den Werkſtudenten
überflüſſig zu machen. Ihr habt ſo viel gewettert gegen
den Brotſtudenten, der die Wiſſenſchaft proſtituiert, indem
er nur die Anſtellung, die Möglichkeit künftigen Broterwerbes,
im Auge hat; — und Ihr verherrlicht den Notſtudenten,
der gezwungen iſt, nicht nur an künfdgen, ſondern an
gegen=
wärtigen Broterwerb zu benken und dafür die Grundlagen
ſei=
ner Ausbildung zu erſchüttern?
Die erſte Forderung muß immer ſein, daß der Staat, in
zweiter Linie Induſtrie und Handel, im eigenen Intereſſe ſeine
ſtudierende, nicht ſeine immatrikulierte Jugend erhält.
Durch ſtaatliche Speiſung für die Minderbemittelten ließe
ſich für vielleicht die Hälfte aller Studierenden ein Nebenerwerb
einbringen. Des weiteren: ſchafft billige Wohnungen
trotz aller Wohnungsnot, die noch Raum hat zur Gaſtfreundſchaft
an Hunderttauſende Fremder, die letzten Endes nur am
deut=
ſchen Volke verdienen. Schafft Sparkaſſen auf
wertbe=
ſtändiger Grundlage, damit nicht gerade der
Mittel=
ſtand und der Student der freundliche Spender der
Valuta=
gewinne ſind. Vor allem: Schafft Darlehnskaſſen,
nicht mit Millionen, ſondern Milliarden! Die bisher zur
Ver=
fügung ſtehenden Summen wirken wie ein Hohn auf die
ſtuden=
tiſche Not!
Die Forderungen klingen vielleicht vermeſſen, aber nur für
den, der nicht bereit iſt, in der Erhaltung und Vertiefung der
Wiſſenſchaft und Kultur die höchſte Aufgabe grade des deutſchen
Volkes zu ſehen. Im übrigen dürfte es nicht ſchwer ſein, gute
Wege für ſtaatliche Hilfe zu finden, jedenfalls leichter, als den
Willen, die Wege zu gehen.
Ganz wird ſich der Werkſtudent nicht umgehen laſſen, aber
er kann auf ein unſchädliches, ſogar nützliches Maß beſchränkt
werden. Es eilt, andere Wege zu gehen. Einmal
kommt für uns die fürchterliche Zeit größter
Ar=
beitsloſigke t. Dann wird der Werkſtudent das
erſte Opfer am Wege ſein, und niemand wird ſich in der
allgemeinen Verwirrung dieſer Zeit Gedanken machen über den
Studenten, der jetzt nur das Hungern, dann aber das
Ver=
hungern lernen wird. Zu dieſer Zeit wird offenbar werden
die Todſünde, die Sünde wider den Geiſt, deren ſich ein großes
Kulturvolk in der Verwirrung ſeiner Not ſchuldig gemacht hat.
Letzten Endes geht es gar nicht um den Magen
von ein paar Studenten, ſondern um die
gei=
ſtige Zukunft eines ganzen Volkes und um die
Frage, ob Hochſchulen lebenswichtige
Be=
triebe ſind
* Das Ende des Verfaſſungskampfes.
Nachdem inzwiſchen neun Zehntel von insgeſamt 82
Stu=
dentenſchaften ſich für die Würzburger Satzung entſchieden haben,
kann der Verfaſſungskampf als beendet angeſehen werden. Der
Vorſtand der Deutſchen Studentenſchaft wendet ſich in einem
ausführlichen Schreiben an die deutſche Preſſe, worin er
noch=
mals die Geſchichte des Kampfes und ſeiner Beendigung,
be=
ſonders die Einigungsverhandlungen entwickelt, und ſchließt:
So hat der Kampf um die Verfaſſung der Deutſchen
Stu=
dentenſchaft ſein Ende gefunden, nicht durch
Einigungsverhand=
lungen des Vorſtandes mit den Führern des ſogenannten
Honnefer Bundes, an deren übertriebenen Forderungen alle
Verhandlungen ſcheitern mußten, ſondern dadurch, daß die
Ein=
zelſtudentenſchaften authentiſche Aufklärungen erhielten über die
tatſächlichen Verhältniſſe im Geſamtverband und die
Einzel=
ſtudentenſchaften die in Würzburg 1922 gefundene Löſung der
Verfaſſungsfragen als die allein mögliche anerkannten.
Das Ende der Verfaſſungskämpfe ermöglicht es jetzt der
Studentenſchaft, endlich ihre ganzen Kräfte wieder für eine
ge=
deihliche, ſachliche Arbeit auf allen Gebieten einzuſetzen.
* Die europäiſche Studentenhilfe
des Chriſtlichen Studentenweltbundes.
Seit zwei Jahren arbeitet die Europäiſche Studentuhilfe
des Chriſtlichen Studenten=Weltbundes in Deutſchland mit der
Deutſchen Studentenſchaſt zuſammen, um die Not der deutſchen
Studentenſchaft zu lindern. Die Europäiſche Studentenhilfe iſt
von dem Weltbund der Chriſtlichen Studentenvereinigungen ins
Liben gerufen mit dem Ziele, den Studentenſchaften Zentral=
und Oſteuropas, die unter den Nachwirkungen des Kriegs in
Not geraten ſind, zu helfen. Dieſe Hilfe wird nicht von einzelnen
reichen Ausländern gebracht, ſondern ſie entſteht dadurch, daß
die Studentenſchaften aller 40 Länder, die im Weltbund
zu=
ſammengefaßt ſind, aus ihren eigenen, oft kärglichen Mitteln,
vielfach unter eigener Arbeitsleiſtung, deren Erträge ſie in den
Hilfsfonds tun, die Summen zuſammenbringen, welche in die
notleidenden Länder geſchickt werden, um den deutſchen
Stu=
denten zu helfen. Das Mandat der Ausführung in Deutſchland
iſt dem Deutſchen Studentendienſt von 1914 übertragen, deſſen
Organiſation ſeit dem Kriege, iusbeſondere durch ſeine
Sol=
datenheimarbeit und die Fürſorge für Kriegsgefangene,
rühm=
lichſt bekannt geworden iſt. Sie wird aber von dem Deutſchen
Studentendienſt in engſter Zuſaminenarbeit mit der
Wirtſchafts=
hilfe der Deutſchen Studentenſchaft, deren Sitz in Dresden iſt,
ausgeübt, und aus den Vertretern der beiden Vorſtände iſt der
Ausſchuß zuſammengeſetzt, der die Geſchäfte führt: An der Spitze
des gemeinſamen Ausſchuſſes ſteht der frühere Reichskanzler
Michaelis. Stellvertretender Vorſitzender war bis vor
Jah=
resfriſt Herr Henry Iſrael aus Neu=York. Jetzt iſt es ein
Eng=
länder, Herr A. W. Bonfey, während für die Arbeit zugunſten
der deutſchen Studenten ein Amerikaner, Herr Rich,
Exekutiv=
ſekretär, mit Sitz in Dresden iſt.
Der Gedanke der Europahilfe war es von vornherein, den
deutſchen Studenten bei der Organiſation ihrer Selbſthilfe
Dienſte zu leiſten. Und da dieſe Selbſthilfe=Organiſationen auf
den einzelnen Univerſitäten ſehr tatkräftig eingegriffen haben
und die Not in Deutſchland kleiner zu werden ſchien, glaubte
man im Sommer 1922, die Hilfeleiſtung in Deutſchland
zugun=
ſten Rußlands, Ungarns, Polens und anderer Länder
einſchrän=
ken zu können. Nun hat aber die neueſte Not infolge der
Ent=
wertung der Mark und der unerhörten Zuſtände an der
Ruhr die Hilfe wieder ſo dringend gemacht, daß die
Euro=
pä ſae Studentenhilfe das deutſche Fürſorgewerk wieder mit
aller Energie aufgegriffen hat. Es wird insbeſondere in
Eng=
land, Amerika und Holland mit großem Nachdruck für dieſe
Zwecke geworben, und in einer neuerlich ſtattgefundenen
Be=
ſprechung des Vorſtandes des deutſchen Arbeitsausſchuſſes in
Dresden und des Exekutivkomitees der ganzen Arbeit in Genf,
dem auch ein deutſcher Vertreter angehört, hat man beſchloſſen,
daß die vorläufig verfügbare Summe von 400 Millionen Mark,
darunter allein 130 Millionen Mark aus einer Sammlung der
engliſchen Univerſitäten und der ihnen naheſtehenden Kreiſe,
den Selbſthilfearbeiten der Deutſchen Studentenſchaft zugewieſen
werden ſoll, um die Fortſetzung der Speiſungen im
Sommer=
ſemeſter und die Veſchaffung von Arbeitsausrüſtung u. a. für
Werkſtudenten zu ermöglichen.
* Jahresverſammlung des Deutſchen
Hochſchulamtes für Leibesübungen.
Gelegentlich des 3. Deutſchen Hochſchultages in Marburg
fand die erſte Jahresverſammlung des Deutſchen Hochſchulamtes
für Leibesübungen ſtatt. Es galt, ſich Rechenſchaft darüber
ab=
zulegen über die Arbeit dieſer Zentralſtelle, die vor anderthalb
Jahren von den vier Spitzenverbänden, dem Verband der
Deut=
ſchen Hochſchulen (für die Dozentenſchaft), der Akademikergruppe
des Verbandes der deutſchen Sportlehrer und der Vereinigung
der Hochſchul=Turn= und Sportlehrer, des Amtes für
Leibes=
übungen der Deutſchen Studentenſchaft und des Deutſchen
Aka=
demiſchen Bundes für Leibesübungen (Zuſammenſchluß der
ſtu=
dentiſchen Verbände), gebildet worden war. Aus den Berichten
der Fachausſchuüſſe des Deutſchen Hochſchulamtes für
Leibes=
übungen ging ebenſo wie aus den Ausführungen der
Akademi=
ſchen Ausſchüſſe für Leibesübungen (örtliche Inſtanzen) hervor,
daß die geſchaffene Einigung es ermöglicht hat, eine weitaus
kräftigere Förderung der Pflege des Körpers wie der des Geiſtes
eine Stätte an Deutſchlands hohen Schulen zu ſchaffen. Die
Be=
richte zeigten, daß nicht nur in der Reichsorganiſation, dem
„Dehofel”, ſondern auch in örtlichen Stellen überall tatkräftige
Menſchen die Arbeit in die Hand genommen haben und gewillt
ſind, ſie vorwärts zu bringen. Wenn auch noch an vielen Stellen
die Anerkennung dieſes wichtigen Erziehungszweiges nicht
grundſätzlich durchgeführt iſt, ſo liegt das weniger an den dort
tätigen Perſönlichkeiten, ſondern eher in der Einſtellung dieſer
rüchſtändigen Menſchen. Aus den Berichten ſeien beſonders die
des Ausſchuſſes für Leiftungsprüfungen hervorgehoben, in denen
dargelegt wurde, daß ſich a ich ohne die behördliche Anerkennung
der Gedanke der pflichtmäßigen Leibesübungen bereits an den
meiſten Hochſchulen durchgeſetzt hat. Die beiden erſten Auflagen
des Leiſtungsbuches, wie es durch die Förderung des Göttinger
und Erlanger Studententages nach Einführung pflichtgemäßer
Leibesübungen vom „Dehofel” herausgegeben waren, ſind bereits
reſtlos vergriffen. Die neue Auflage wird nach den Erfahrungen
der vergangenen drei Semeſter umgeändert und den
wirtſchaft=
lichen Nöten entſprechend einfacher ausgeſtattet und neu
heraus=
gegeben werden. Der Fachſausſchuß ſür Turnen und Sport
konnte ebenfalls don ſehr erfreulicher Tätigkeit berichten, die
ſowohl in der Arbeit aus den verſchiedenen Sportgebieten, als
auch an den Hochſchulen überall Fortſchritte zeitigt. Die
Durch=
führung der örtlichen Hochſchulmeiſterſchaften wie auch der
Deut=
ſchen Hochſchulmeiſterſchaft 1922 zeigten einen bedeutenden
Fort=
ſchritt gegenüber den anderen Jahren ſowohl auf dem Gebiete
der Erfaſſung der Allgemeinheit, als auch in den
Einzelleiſtun=
gen, nur der äußere Rahmen müſſe den Zeiten entſprechend
ver=
längeri werden. Die Hauptarbeit würde ſchon jetzt auf die
Vor=
bereitung des Deutſch=Akademiſchen Olympias 1924 gelegt. Auch
das Akademiſche Wanderamt konnte von ſchönen Fortſchritten
aus ſeiner Tätigkeit berichten. Von den örtlichen Berichten ſei
hier nur Karlsruhe erfrähnt, das im vergangenen Semeſter eine
Beteiligung von 55 Prozent aller Studierenden auf dem
Hoch=
ſchul=Turn= und Sportplatz, 75 Prozent überhaupt, berichten
konnte, 60 Prozent aller Sindierenden der Techniſchen Hochſchhile
Karlsruhe haben die Leiſtungsprüfungen abgelegt. Auch andere
Hochſchulen berichteten von ähnlichen Erfolgen, wenn ſie auch
nicht derartig klares Zahlenmaterial beibrachten.
Der Deutſche Hochſchultag ſelbſt erkannte ebenfalls die
Nol=
wendigkeit der Arbeit des Deutſchen Hochſchulamtes für
Leibes=
übungen an und wunſchte ihn für die zukünftige Arbeit den
Erfolg, den es braucht, um ſeiner Aufgabe gerecht werden zu
L. Berger.
können.
Für die Schriftleitung der Hochſchulbeilage verautwortlicht
cand, mach. Alfons Kemper, Darmſtadt.
3. Mai 1923 Nr. 121
Darmſtädter Tagblatt
*
Die Lage der Schiffahrt in den Bereinigten Stagten.
Von
Francis H. Siſſen, Vizepräſident der Guaranty Truſt
Company, New=York.
(E.P.S.) Die Weigerung des letzten Kongreſſes, die
Schiff=
fahrtsſubſidienbill anzunehmen, läßt in der Frage des 1. S.
Shipping Board alles beim alten. Das bedeutet — bei einem
Stilliegen von etwa drei Vierteln der dem Shipping Board
unterſtehenden Schiffe — weiterhin tägliche Aufwendungen von
140000 Doll. oder von 50 Mill. Doll. im Jahr. Dabei iſt aber
noch gar nicht eingerechnet die Entwertung und der Zinsentgang
von mehr als drei Milliarden Dollars, die für den Bau der
amerikaniſchen ſtaatlichen Handelsflotte aufgewendet worden
ſind; bei einer Verzinſung von 5 Prozent würde das eine
wei=
tere Belaſtung des amerikaniſchen Schatzamts von rund 400 000
Doll. im Tag oder 150 Mill. Doll. im Jahr bedeuten.
Angeſichts dieſer Zuſtände wird vielfach die Anſchauung
vertreten, daß die Schiffe des Board ſo ſchnell als möglich
ab=
geſtoßen werden ſollten, um weitere Verluſte zu vermeiden.
Neuerliche Verkäufe haben gezeigt, daß das Board aus dem
Verkauf durchſchnittlich nicht mehr als 30 Doll. pro Tonne zu
erlöſen vermag; nur beim Verkauf der Tankdampfer dürfte ſich
ein etwas höherer Preis pro Tonne ergeben. Der auf Grund
dieſes Preiſes von 50 Doll. pro Tonne zu gewärtigende
Geſamt=
erlös würde ſich auf rund 300 Mill. Doll. oder noch nicht 10
Prozent der urſprünglichen Aufwendungen belaufen. Der
augenblickliche Marktwert der Board=Schiffe wird durch Preiſe
angezeigt, die ſür Schiffe bezahlt worden ſind, die kürzlich
deut=
ſche Schiffahrtsgeſellſchaften angekauft haben. Dieſe Preiſe
ſtel=
len ſich etwa wie folgt: für Schiffe bis zu zehn Jahren alt 35
Doll. pro Tonne; für ſolche von elf bis fünfzehn Jahren 18 Doll.;
für ſolche von ſechzehn bis zwanzig Jahren 15,50 Doll.; für ſolche
von einundzwanzig bis fünfundzwanzig Jahren 9 Doll. und für
noch ältere 4,50 Doll. pro Tonne. Vor dem Kriege betrugen die
Baukoſten von Frachtdampfern auf amerikaniſchen Werften
zwi=
ſchen 60 und 65 Doll. pro Tonne gegen 30 bis 50 Doll. auf
eng=
liſchen Werften.
Die meiſten Board=Schiffe ſind ſeinerzeit in größter Eile
und für Kriegszwecke gebaut worden und ſind nicht eben ſehr
vorteilhaft eingerichtet für den ſcharfen Konkurrenzkampf
zwi=
ſchen den Schiffahrtsgeſellſchaften, der je nach der Route
beſon=
dere Ausmaße, Einrichtungen, Maſchinenſtärken uſw. bedingt.
Viele Board=Schiffe ſind ferner bereits ſo lange außer Dienſt,
daß es erhebliche Aufwendungen bedingen würde, um ſie wieder
in einen ſeefähigen Zuſtand zu verſetzen; nach Schätzungen
Sach=
verſtändiger werden zwiſchen 25 und 50 Prozent der geſamten
Board=Flotte, d. h. gegen 2½ Mill. Bruttotons abgebrochen
wer=
den müſſen. Daß ein Abbruch dieſer Schiffe weſentlich dazu
beitragen kürde, die transozeaniſchen Frachtſätze zu ſtabiliſieren
und einen Teil der Wolken zu zerſtreuen, die über der geſamten
Weltſchiffahrt hängen, daran iſt nicht zu zweifeln. In dieſem
Zuſammenhange möge erwähnt werden, daß während des im
30. Juni 1922 geendeten Jahres die Geſamttonage der von
Mo=
toren getriebenen Schiffe ſich um 37 Proz., die der mit
Dampf=
maſchinen ausgerüſteten Schiffe dagegen nur um 4 Prozent
ver=
mehrt hat. Der ſcharfe Wettbewerb bedingt auf beſtimmten
Routen einen immer ſtärkeren Uebergang zum Dieſel=
Motor=
ſchiff, das erhebliche Einſparungen an den Betriebskoſten erlaubt.
Die gegenwärtige Depreſſionsperiode in der Weltſchiffahrt
iſt die fünfte im letzten halben Jahrhundert; die längſten und
ſchwerſten fallen in die Zeit unmittelbar nach dem ſpaniſch=
ame=
rikaniſchen und nach dem Burenkrieg. Die ozeaniſchen
Fracht=
ſätze erreichten 1900 einen Tieſſtand, über den ſie ſich bis zum
Jahre 1912 nicht weſentlich wieder erhoben haben. Gegenwärtig
bleiben die Frachten und Paſſagen durchſchnittlich um etwa 75
Prozent unter dem Stand von vor drei Jahren. Bei einem
an=
genommenen Stand von 100 im Januar 1920 waren ſie im
Ja=
nuar 1921 auf 60, Januar 1922 auf rund 30 und im Januar 1923
auf rund 25 zurückgegangen.
Vollſtändige Aus= und Einfuhrſtatiſtiken auf einer Tonnage=
Baſis ſind nur von wenigen der großen Handelsſtaaten
aufge=
ſtellt worden, und es iſt ſomit ſchwer feſtzuſtellen, wie weit der
transozeaniſche Handel an Umfang zu= oder abgenommen hat:
jedenfalls aber erſcheint es recht zweifelhaft, ob der
transozea=
niſche Frachtenverkehr ſeinen Vorkriegsumfang ſchon wieder
er=
reicht hat. Die Zukunft auch der amerikaniſchen Schiffahrt darf
nur im Lichte der Bedingungen der Weltſchiffahrt geſehen
wer=
den, die noch auf einige Zeit hinaus einen ſehr entſchiedenen
Kon=
kurrenzkampf auf dem Frachtenmarkt erwarten laſſen.
Der letzte Bericht der Shipping Board läßt erkennen, daß die
amerikaniſchen privaten Schiffahrtsgeſellſchaften den Verkehr auf
den amerikaniſchen Routen wegen der erheblich geringeren
Be=
triebskoſten der nichtamerikaniſchen Geſellſchaften faſt vollſtändig
wieder aufgegeben und ſich dem amerikaniſchen Küſtenverkehr
zu=
gewendet haben, der von Geſetzeswegen für in Amerika gebaute
Schiffe vorbehalten iſt. Während Ende 1922 im Küſtenverkehr
143 Schiffe in Dienſt geſtellt waren, nahmen am ozeaniſchen
Ver=
kehr über die Karibiſchen Inſeln hinaus nur 32 amerikaniſche
Schiffe in Privatbeſitz teil; ferner waren 26 Fahrzeuge, die ſich
im Beſitz großer Induſtrieunternehmungen befinden, faſt
aus=
ſchließlich mit dem Transport von Rohſtoffen und Erzeugniſſen
dieſer Werke beſchäftigt.
Die ſtarken Verſchiebungen im Paſſagierverkehr von und
nach den Vereinigten Staaten gehen hervor aus folgender
Ueber=
ſicht über den transatlantiſchen Verkehr:
Zahl der ankommenden Paſſagiere:
Klaſſe
Klaſſe
Klaſſe
1413000
abfahrenden Paſſagiere: 467 700 284 700 1913 920 1921 1922 104 400 66 700 68 900 77 800. 130 200 120 800 138 000 3. Klaſſe 472800 265 000 357 200 182 600
1. Klaſſe
2. Klaſſe: 141 200
Demnach betrug der 1. Klaſſe=Verkehr im letzten Jahre
an=
nähernd 75 Prozent des Vorkriegsumfangs. Die ſtärkſte
Ver=
minderung erfuhr jedoch der 3. Klaſſe=Verkehr, der noch nicht 25
Prozent des Vorkriegsverkehrs erreichte; ſie iſt in der Hauptſache
auf die neuen Beſchränkungen der Einwanderung zurückzuführen
und hat die Einnahmen der meiſten Schiffahrtsgeſellſchaften trotz
der allgemeinen Erhöhung der Paſſagen erheblich reduziert.
Trotzdem im Laufe des letzten Jahres der Umfang der
ſtill=
liegenden Welttonnage ſich um rund 2 Mill. Bruttotons
vermin=
dert hat, ſo daß am 1. Januar 1923 nur mehr 9 Mill. Bruttotons
außer Dienſt geſtellt waren — das entſpricht etwa einem Sechſtel
der geſamten Dampfſchiffahrtstonnage der Welt — hat dieſe
Beſ=
ſerung ſich auf die amerikaniſche Schiffahrt kaum erſtreckt. Von
den ſtilliegenden 9 Mill. Bruttotons entfallen allein auf Schiffe
des u. S. Shipping Board 4 500 000 Tons und auf amerikaniſche
Schiffe in Privatbeſitz rund 700000 Tons, ſo daß auf die
Ver=
einigten Staaten beträchtlich mehr als die Hälfte der ſtillgelegten
Weltſchiffahrtstonnage kommen.
Vor dem Kriege konzentrierte ſich der amerikaniſche
Schiff=
bau, abgeſehen vom Bau von Kriegsſchiffen, im weſentlichen auf
Werften für den Bau von Schleppdampfern, Leichtern,
Fähr=
booten und Schiffen für den Verkehr auf den großen Seen und
im Küſtenhandel. Von den vielen im Kriege angelegten Werften
werden nur ſehr wenige mit Erfolg den Betrieb fortzuſetzen
ver=
mögen, da erſtens der Bedarf der Welt mehr als gedeckt iſt und
zweitens die hohen amerikaniſchen Löhne den Wettbewerb mit
den übrigen Ländern nahezu ausſchließen. Allerdings werden
wegen des vermehrten Umfangs der amerikaniſchen
Handels=
flotte die Reparatur= und Inſtandſetzungsarbeiten dauernd mehr
Beſchäftigung geben, als vor dem Kriege, und eine Zeit lang
wird auch der Abbruch vieler Board=Schiffe noch zu tun geben;
wenn letzterer aber einmal durchgeführt iſt, werden noch weitere
Werften ſchließen oder aber ſich umſtellen müſſen, wie etwa auf
den Bau von Wagen und ſonſtigem Eiſenbahnbedarf. Bis nicht
der Welthandel, einen derartigen Umfang erreicht, daß der
vor=
handene Schiffsraum voll ausgenützt wird — und bis dahin iſt
es noch lang — beſteht für einen ſehr beträchtlichen Teil der
Leiſtungsfähigkeit der amerikaniſchen Werften wenig Ausſicht
auf Nutzbarmachung. Die Nichtannahme der
Schiffahrtsſubſi=
dien=Bill braucht nicht notwendig einen dauernden Verzicht
Amerikas auf die Teilnahme an der Weltſchiffahrt zu bedeuten;
aber eine Fernhaltung, ſolange bis der Bedarf an Schiffsraum
dem Ueberangebot ſich wieder genähert hat, dürfte für die
Ver=
einigten Staaten jetzt die gegebene Schiffahrtspolitik ſein.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Reichsbankausweis. Wie der Ausweis der Reichsbank
vom 23. ds. Mts. zeigt, fah ſich die Bank während der dritten
April=
woche einer weiteren Steigerung der Inanſpruchnahme ſeitens des
Reichs wie auch der privaten Wirtſchaft gegenüber. Die geſamte
Kapi=
talanlage wuchs um 553,1 Milliarden Mark auf 8588,5 Milliarden Mark.
378,7 Milliarden Mark dieſer Zunahme entfielen auf
Reichsſchatzanwei=
ſungen, deren Beſtände ſich infolge verſtärkter Einreichungen durch das
Reich — trotz vermehrtem Abſatz am freien Markt — erhöhten; daneben
ſtiegen die Wechſelbeſtände um 171,6 Milliarden Mark und das
Lom=
bardkonto um 2,8 Milliarden Mark. Annähernd der gleiche Betrag wie
für die Anlagevermehrung ergibt ſich für die Zunahme der fremden
Gelder, ſie haben ſich nämlich um 517,3 Milliarden auf 3671,9 Milliarden
Mark ausgedehnt. Der von der Bank zu befriedigende Neubedarf an
Zahlungsmitteln hielt ſich etwa im Ausmaß der Vorwoche. Der Umlau
an Banknoten nahm um 258,1 Milliarden Mark auf 6096,1 Milliarden
Mark zu, der Umlauf an Darlehnskaſſenſcheinen ging um 0,2 Milliarden
Mark auf 12,6 Milliarden Mark zurück. Aus dem Goldkaſſenbeſtande
der Bank ſind in der Berichtswoche weitere 65,3 Millionen Goldmark
in das im Auslande ruhende Goldbepot übergeführt worden. Das
Golddepot wurde für die Aufnahme eines Lombarddarlehens im
Aus=
lande, und zwar in Höhe von 84,9 Millionen Goldmark, in Anſpruch
ge=
nommen. Demgemäß iſt der bei ausländiſchen Zentralnotenbanken
hin=
terlegte unbelaſtete Teil des Goldbeſtandes um 19,7 Millionen Mark auf
164,8 Millionen Goldmark vermindert ausgewieſen. Da unter dem
Goldbeſtande im Ausweis lediglich die zur freien Verfügung der
Reichs=
bank ſtehenden Beträge erſcheinen dürfen, iſt die bezeichnete, zu
Lom=
bardzwecken abgezweigte Summe von 84,9 Millionen Goldmark aus dem
Goldbeſtande der Reichsbank ausgeſchieden. Sie erſcheint aber unter den
ſonſtigen Aktiven, weil eine entſprechende Forderung auf Rückgabe des
Goldes nach Erledigung des Lombardgeſchäftes beſteht. Die
Lombard=
ſchuld wird unter den Paſſiven verrechnet. Die Beſtände der Bank an
Münzen aus unedlem Metall ſind im Zuſammenhang mit fortgeſetzten
Ablieferungen neu geprägter 200=Markſtücke aus Aluminium wiederum
um 2,4 Milliarden Mark geſtiegen. Die Prägeergebniſſe der
Münz=
ſtätten haben bis zum 23. ds. Mts. 22,5 Milliarden Mark ergeben, von
denen bisher rund 9,5 Milliarden Mark vom Verkehr aufgenommen ſind
Die Darlehnsbeſtände der Darlehnskaſſen, die in der Vorwoche
zurück=
gegangen waren, erhöhten ſich in der Berichtswoche von neuem um
124,1 Milliarden auf 1376,2 Milliarden Mark. Ein dieſen
Neuaus=
leihungen entſprechender Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen floß der
Reichsbank von den Darlehnskaſſen zu, ſodaß die Beſtände der Bank an
ſolchen Scheinen unter Berückſichtigung der aus dem Verkehr
zurück=
gelangten Summe einen Zuwachs um 124,3 Milliarden auf 1363,3
Mil=
liarden Mark aufweiſen.
— Kann der Käufer, wenn ihm bekannt iſt, daß
der Verkäufer in den Kaufpreis Luxusſteuer
ein=
kalkuliert hat, den für die Steuer in Betracht
kom=
menden Betrag demnächſt von der Rechnung
abzie=
hen, wenn die Steuer nicht zur Erhebung kommt?
O.=L.=G. Hamburg verneint in ausführlicher Begründung die
ge=
ſtellte Frage. Ein ſolches Recht ſtehe dem Käufer ebenſowenig zu wie
etwa ein Anſpruch darauf, daß ihm die an Rohmaterial oder
Arbeits=
lohn gegenüber der Preiskalkulation etwa erſparten Beträge vom
Ver=
käufer gutgebracht werden müßten, ebenſowenig wie ein Verkäufer den
Preis würde nachträglich erhöhen dürfen, weil ſich etwa die Kalkulation
wegen nachträglich eingetretener Erhöhung der Löhne oder der
Ver=
ſicherungsbeiträge oder aus anderen Gründen als zu niedrig erwieſen
hätte. Die Bildung eines feſten und allgemeinen verbindlichen
Handels=
brauchs hält das Gericht bei der kurzen Zeit des Beſtehens der
Luxus=
ſteuergeſetzgebung und der ſchwankenden Handhabung der Vorſchriften
für ausgeſchloſſen.
Reichsgerichtsentſcheidung. Der Begriff Koſtbarkeit
iſt bei Expreßgutſendungen der gleiche wie bei gewöhnlichem Frachtgut.
Der Koſtbarkeitsbegriff iſt beim Expreßgut nicht anders als bei den
ſon=
ſtigen Gegenſtänden des handelsrechtlichen Frachtverkehrs zu beſtimmen.
Die Eiſenbahn iſt, wie in ſtändiger Rechtſprechung angenommen iſt, nicht
befugt, durch Tarifvorſchriften oder Ausführungsbeſtimmungen den
Be=
griff „Koſtbarkeit” für das Eiſenbahnfrachtgeſchäft anders zu beſtimmen,
als er nach dem Handelsgeſetzbuch allgemein für das Frachtgeſchäft
aus=
zulegen iſt, eine Ausführungsbeſtimmung, die alle Waren mit einem
Werte von mehr als 150 Mk. auf das Kilogramm zu Koſtbarkeiten
er=
klärt, entbehrt zudem der Rechtsgültigkeit. Eine Verwirkung des
Erſatz=
anſpruchs gegen die Bahn tritt auch beim Expreßgute nur dann ein,
wenn Gegenſtände, die von der Beförderung ausgeſchloſſen oder zur
Beförderung nur bedingungsweiſe zugelaſſen ſind, unter unrichtiger
Be=
zeichnung oder unter Außerachtlaſſung der für ſie vorgeſehenen
Sicher=
heitsmaßregeln aufgegeben werden.
— Zur Klauſel „Lieferungsmöglichkeit
vorbe=
halten” wird in einer Entſcheidung des O.=L.=G. Hamburg bemerkt:
Iſt mit dieſer Klauſel verkauft, ſo muß der Fabrikant, wenn er nicht
liefern will, die Gründe der Lieferungsunmöglichkeit darlegen. Die
Klauſel geſtattet dem Fabrikanten nicht, ohne Angabe beſtimmter
Gründe die Lieferung zu verweigern. Will ſich Verkäufer auf den
Vor=
behalt berufen, ſo muß er die Gründe darlegen, die ihm die Lieferung
unmöglich machen, damit nachgeprüft werden kann, ob dieſe Gründe
eine Lieferungsunmöglichkeit im Sinne des Vorbehalts darſtellen. Eine
bloße Konfunkturänderung macht die Lieferung nicht unmöglich. Der
Käufer des Fabrikanten, der mit der gleichen Klauſel weiterverkauft
muß ſeinerſeits alles tun, um den Fabrikanten zur Lieferung zu
zwin=
gen, eventuell im Wege der Klage. Unterläßt er das, ſo iſt er ſeinem
Käufer ſchadenserſatzpflichtig.
h. Bauxitwerke A.=G. in Gießen. Aus 4,295 Mill. Mk.
Reingewinn ſollen 25 Prozent Dividende und 10 Prozent auf die
Ge=
nußſcheine verteilt werden. Am Ende des Geſchäftsjahres lagen günſtige
Lieferungsabſchlüſſe vor.
h. Lederwerk Rothe A.=G., Kreuznach. Der Reingewinn
beträgt 26,45 Mill. Mk. An Dividendenausſchüttung beſchloß die
Generalverſammlung 20 Goldpfennige auf 100 Mk. — 1720
Papier=
mark. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurde Kaufmann. W. Hirſch
in Frankfurt a. M.
Halle=Hettſtedter Eiſenbahn=A.=G. In der
General=
verſammlung beantragte die Verwaltung, das Kapital um 10,5 auf
21 Mill. Mk. zu erhöhen. 4 Mill. Mk. neue Aktien ſollten dabei an die
R.=G. für Verkehrsweſen, in Berlin zum Kurſe von 100 Prozent für
Bezahlung von vier gelieferten Lokomotiven gegeben werden. Eine
Op=
poſitionsgruppe unter Führung der Halleſchen Pfännerſchaft bekämpfte
den Antrag, da ſeine Durchführung der A.=G. für Verkehrsweſen 1,5
Milliarde zuwenden würde. 3693 Stimmen waren für, 1322 dagegen.
Er war alſo abgelehnt, da dreiviertel Majorität fehlten. Die
Verwal=
tung will von neuem verhandeln.
Verkehrsnachrichten.
* Nächſte Abfahrten der Hamburg=Amerika=
Linie: Hamburg=Nordamerika. Nach New=York: D. Hanſa 26. 4.,
D. Mount Clinton 3. 5., D. Bayern 10. 5., D Reliance 15. 5., D.
Mount Clay 17. 5., D. Thuringia 24. 5. — Nach Boſton=Baltimore=
Norfolk: D. Kermit N. 4., D. Heſſen 22. 5. — Nach Philadelphia=
Balti=
more=Norfolk: D. Emden 8. 5. — Hamburg=Weſtküſte Nordamerikas:
D. Alaskan 12. 5. — Hamburg=Südamerika: Nach Rio de Janairo,
Montevideo, Buenos Aires: D. Württemberg 28. 4. — Nach
Pernam=
buco (evtl. Bahia u. Victoria), Rio de Janeiro, Santos: D: Altmark
5. 5. — Nach Montevideo, Buenos Aires und Roſario: D.
Franken=
wald 15. 5. — Nach Rio de Janeiro und Buenos Aires: D. Teutonia
/4. 5. — Hamburg=Cuba=Mexiko: D. Holſatia 5. 5., D. Weſterwald
3. 5. — Hamburg=Oſtaſien: Engl. D. City of Mancheſter 25. 4., D.
Göttingen 5. 5., Engl. D. Laomedon 16. 5., M. S. Münſterland 26, 5.
wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter
Ge=
treidebörſe vom 2. Mai. Getreide, Hülſenfrüchte und
Biertreber=
ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Alsbaldige
„Lieferung, Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kg. Weizen 12300
bis 12800 Mk., Roggen 11500 Mk., Sommergerſte für Brauzwecke
105 000—110 000 Mk., Hafer, inländiſcher 85 000—95000 Mk., Hafer,
ausländiſcher 125 000—130 000 Mk., Mais, La Plata 145 000 Mk.,
Wei=
zenmehl, ſüdd. Spezial=Null 210 000—220 000 Mk. bei Waggonbezug ab
Mühlenſtation. Roggenmehl 150 000—165 000 Mk., Weizen= und
Roggen=
kleie 52 000—54 000 Mk. Tendenz: ſtetig.
wb. Berliner Produktenmarkt. Der Produktenmarkt
war heute ſehr feſt. Augenſcheinlich handelte es ſich bei den weiteren
Käufen der Reichsgetreideſtelle um Anſchaffungen für die Reſerven,
welche in der nächſten Ernteſaiſon der Regierung zur Verfügung
ge=
ſtellt werden ſollen und für welche bereits gegenwärtig Kaufaufträge in
Roggen und Weizen vorliegen. Bei ſehr geringem Angebot mußten für
Brotgetreide höhere Preiſe gezahlt werden. Ziemlich erheblich waren
die Umſätze auch in Hafer, der beſonders von Weſtdeutſchland aus
ge=
fragt iſt. Für Gerſte hat ſich die Nachfrage gleichfalls geſteigert. Die
übrigen Artikel wurden gleichfalls faſt durchweg höher bezahlt.
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Es zeigen ſich leichte Anſätze zu einer Belebung der
Nach=
frage. Indeſſen ſind Abſchlüſſe nur möglich, wenn die Sägewerksbeſitzer
zu billigen Preiſen abgeben wollen. Die Preiſe, zu denen heute
ver=
kauft wird, bieten der Sägewerksinduſtrie keine Rechnung, zumal es
ſich meiſt nicht um die wertvolle Tiſchlerware, nach der einige, wenn
auch geringe, Nachfrage beſteht, handelt, ſondern meiſt um billigere
Sortimente, Schalbretter, parallel beſäumte Bauware und
Verpackungs=
holz. In den Kreiſen der Sägewerksinduſtrie erwartet man,
aller=
dings vergebens, auf Grund des geſenkten Markkurſes eine Befeſtigung
der Schnittholzpreiſe, die indeſſen kaum eingetreten iſt. Hier und dort
bewilligte man vielleicht einen kleinen Aufpreis bei eiligem Bedarf.
Die Abgeber von Schnittholz, die indeſſen nur in dem Verkauf größerer
Partien ein lohendes Geſchäft ſahen, kamen nur in den ſeltenſten
Fällen zu Abſchlüſſen. Es ſteht wohl feſt daß die Geſchäftslage am
Holzmarkt ſich erſt ändern kann, wenn die Ruhraktion beendet iſt, und
damit hat es wohl noch gute Weile. Selbſt beim Beginn von
Verhand=
lungen wird man nicht ohne weiteres mit einer weſentlich geſteigerten
Aufnahmefähigkeit des Platzholzhandels zu rechnen haben. Ueberdies
ſind die Geldverhältniſſe in den Kreiſen der Sägewerksinduſtrie und
des Holzhandels äußerſt ungünſtig. Es fließt in die Kaſſen nur ſelten
etwas hinein, um ſo größer aber ſind die laufenden Ausgaben, zumal
ihnen keine Verdienſtmöglichkeiten gegenüberſtehen. Neuerdings
wer=
den aus dem Ausland, namentlich aus Litauen und Kongreßpolen
größere Waldobjekte angeboten, woraus man ſchließen kann, daß auch
die engliſchen und belgiſchen Holzaufkäufer, die bisher an dieſen
Wald=
geſchäften größeres Intereſſe hatten und auch verſchiedene Forſten
kauften, teilnahmslos geworden ſind. Ohne Zweifel hat die
Ruhr=
beſetzung auch dort zu einer Stockung des Abſatzes am Holzmarkt
ge=
führt. Gleichlautende Berichte liegen übrigens auch aus Holland
vor. Hier und da taucht eine Anfrage holländiſcher Baufirmen
nach Rammhölzern auf. Es zeigt ſich aber, daß der deutſche Markt
hierin wenig konkurrenzfähig iſt.
Börſen.
wb. Frankfurter Abend=Deviſen vom 2. Mai. Die
feſte Tendenz hielt auch im Abendverkehr an. London unter
Schlan=
kungen feſt bei lebhaften Umſätzen. Dollarnoten wurden bis 35000
ge=
nannt. Polennoten 65,50. Holland 12 500, Schweiz 6000, Belgien 2000,
Italien 1600, London 155 000 Paris 2350, Neu=York 34 500.
wb. Frankfurter Börſenbericht. Am Deviſen= und
Notenmarkt herrſchte in den erſten Morgenſtunden ein feſte Tendenz
vor. Dollars bewegten ſich zwiſchen 31 200, 31 400, 31 500; an der Börſe
handelte man mit 31 775—34 500. Im Effektenfreiverkehr hielt die feſte
Stimmung unter Bevorzugung von chemiſchen Aktien an. Von
Mon=
tanwerten ſtanden weſtliche Unternehmunenen in Nachfrage. Genannt
wurden Rheiniſch=Braunkohlen 94 000, Harpener 280 000, Mannesmann
105 000, auch Mansfelder ſehr begehrt. Reges Intereſſe zeigte ſich für
Nordd. Lloyd 42 500, A. E.=G. geſucht 41 bis 42500, ferner Daimler,
Waggonf. Fuchs, Zuckerfabrik=Aktien feſt. Man nannte noch folgende
Kurſe: Elberfelder Farben 45/46 000, Bad. Anilin 48/49 000, Höchſter
41 000, Th. Goldſchmidt 54 000. Neben Weſteregeln, Aſchersleben war
Krügershall ſtark begehrt 41 500. Von ſonſtigen unnotierten Werten
ſprach man Tiag mit 13000, Benz 39000, Ufa ſteigend 28000, Inag
12375, Becker Kohle 23 500, Hanſa Lloyd 10 500, Grovag 1775.
Oeſter=
reichiſche Kredit anziehend 28 000. Emelka auf ſpekulative Käufe 11000
bis 11500 Geld. Dollarſchatzanweiſung 30 225—31 000.
wb. Berliner Börſenbericht. Am Dewiſenmarkt, wo ſich
ſchon geſtern ziemliche Nachfrage eingeſtellt hatte, verſtärkte ſich dieſe
heute, ſodaß die Kurſe mäßig weiter in die Höhe gingen. Die
Reichs=
bank befriedigte indeſſen den Bedarf vollkommen. Größere Umſätze
fan=
den namentlich in Termindeviſen, ſpeziell für Auszahlung London, ſtatt.
Für Effekten waren ſeitens der zahlreich verſammelten Händler
anſehn=
lich höhere Kurſe zu hören, was beſonders von Schiffahrts=, ſchweren
und mittleren Montanpapieren und einigen Induſtriepapieren gilt.
w. Debiſenm rkt. Frankfurt a. M., 2. Mai.
Seld Btet Ff
Beld
Brief. Antwerpen=Bräſſel ..aa...: 17e5.70 1714.30 30 1834.60 Holland ... . . . . .. . .. ... . . ... 754.39 2881 2531.25 London .. .. .. ... ...... ..... 1. 139 30
05 3
1 148244.70 Paris .. . .. ...... ... ... .. ... 1155. Schweiz .. . .. . . . . . . . . . .. . . .. 5418 1810 78 57
90 Spanien .. . .... ..... ... .... 4551.10 37.85 82.15 Italien .. . . . . . ... .. .... .... 146 1473. 1548.60 1556.4 Liſſabon=Oporto. . . . . . . . . . . .. Dänemark . . . . . . . . . . . . .. . ... 5601 5‟
D 5989,95 Rorwegen .. . . . . ........ .. .. fa11 80 6.35 163.C Schweben .. . . ...... .. ...... 7980 Fas Helſingfors .. . . . . . .. .... ..." —. New=York .............. .... 296 300 75. 32414 A Deutſch=Oſterreich (abg.) . . . . .
28 47.025 N2 Budapeſt . . . . . . . . . . . . .. .... * Brag ......... . .. .. . . .....
Agram. . . . . . . . . .. .... ...... 891.25 968.— 72.— 215.95 2186 —
w. Debiſenmarkt. Berlin 2.Mai Telegr. Auszahlungen für:
30.7Bt M
Briel.
Brief
Geld Amſterdam=Rotterdam . , 11620,87 11674.13 12344 06 12405.94 Brüſſel=Antwerpen .. . .. ..... 1744.63 1749.3 1850.36 1859.6 Chriſtiania . . . . . . . . . . . . . .. ... 5162.06 518 5386.58 3.50 Kopenhagen .... ............ 5506.25 5960 06 20.9 Stockholm .. . . . . . . . .. ... . ..." 55.06 799 8428.87 847 Helſingfors .. ... ...... ... ... 328.42 107.7‟ 12.
33 Italien . . . . . ................ 456.3 463.55 61 London .. ... ... .... .... ... 6 95/83.1. 1.
47116.* New=York .... .... . .. . . . .... 50
3 31779.25 Paris .. . . . ... . .. . . ... ....." 2025.05 2170.42 Schweiz.. . . . . . . . . . . . .. . . ..." 45 5789.44 Spanien .... . ...... . . ......" 1538 49 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 41.8 4211 45.78 — 46 Prag ...................... 8‟ 32. 972 95.40 Budapeſt . . . . . . . . . . . . .. .. ... 5.54 „.88= 1.92— Buenos=Afres .. . . . . . . . . .. ... 186791 10862.09 11 11578.— Bulgarien ... .. ... ..... . .. .. 19" 24.56 43 61 Japan ......... ... .. . . .. . .. 3 75 14536.25 1667.7 15739.25 Rie de Janeiro ............. 3233.47 91.50 3408.50
345.87 Belgrad. . . . . . . . . . . . . . ......" 30823 309.78
G 344.13
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
FF
EDRCH ZAUN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz 1
—
Wr6