Darmstädter Tagblatt 1923


03. Mai 1923

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Einzelnummer 175 Mark

9
Kuech

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 121
Donnerstag, den 3. Mai 1923
186. Jahrgang

27 mm breie Zeiſe im Kreiſe Darmſtadt 250 M.
gen 325 M., Relſamezeiſe (92 mm brei
Ree
Anzeigen von auswäris 400 M., Banl=
anzeigen
600 M., 92 mm breite Rellamezelle 4400 M.
Anzeigen nehmen entgegen: Geſchäftsſielle Rhein=
ſtraße
23, die Agenturen und Anzeigenexpeditionen
Im Falle höherer Gewalit, wie Krieg, Auffuhr, Sieie
uſw., erliſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeſgenaufträge und Teſtung von Schadenerſatz.
Bei Konkurs oder gerſchticher Beſtreibung fäll jeder
Rabat weg.


Die Leberreichung der deutſchen Reparationsnote.

Das Angebot: 30 Milliarden Goldmark. Unſere Bedingungen: Gleichberechtigung bei internationalen Verhandlungen.
Verzicht auf Gonktionen und Gewaltakte. Freigbe ale rechts, und vertragswidrig beſetzten deuſchen Gebiete=
Wiederherſtellung des Vertragszuſtandes im Rheinlande. Wiedereinſetzung der Vertriebenen in ihre Aemter und
Wohnungen. Der gute Wille Deutſchlands.

* Berlin 2. Mai. (Priv.=Tel.) Die Würfel ſind gefallen.
Das deutſche Angebot iſt am Mittwoch vormittag in alle
vier Winde hinaustelegraphiert worden. Faſt ſo ſchnell
wie der Donner dem Blitz folgt, wird von überall das
Echo auf die deutſche Note erſchallen. Schon am Tage
der Veröffentlichung ſprachen die meiſten großen Pariſer
Blätter ihr Verdikt aus. Da erfahrungsgemäß die Kritik von
Paris und London auf viele Deutſche überſtark einwirkt, ja
ſogar eine Umkehrung der bisherigen Anſicht in das Gegenteil
herbeizuführen vermag, müiſſen berufene deutſche Kritiker die
Kernpunkte unſerer Vorſchläge herausſchälen und in
ihrer wahren Bedeutung ſo klar beleuchten, daß kein auslän=
diſcher
Nebel die Umriſſe verhüllen und umdeuten kann.
Die Kernpunkte der Note vom 2. Mai ſind die Tatſache,
daß wir nochmals ein Angebot gemacht haben, die Höhe der vor=
geſchlagenen
Zahlungen, die Technik für die Abwicklung des
Reparationsproblems und endlich Ton und Schlußfolgerungen
des Angebots. Die Reichsregierung war bis Mitte April im
Ziveifel, ob die Vorteile oder die Nachteile eines nochmaligen
deutſchen Reparationsangebots überwiegen. Für anſtändige, ver=
ſöhnungsbereite
Politiker des Auslandes war es nicht mehr
zweifelhaft, daß Deutſchland verhandlungs= und zahlungsbereit
ſei. Da kam jedoch der 20. April und mit ihm die Rede des
britiſchen Außenminiſters Lord Curzon im Oberhauſe. Die
Rede war ein verſteckter Appell an die Reichsregierung, einen
abermaligen Verſuch zur geſchäftlichen Regelung der Repara=
tionsfrage
zu unternehmen. Er wäre zweifellos mit aller emp=
findlichen
Verſchlechterung unſerer außenpolitiſchen Lage er=
kauft
worden, wenn wir den Rat Lord Curzons unbeachtet ge=
laſſen
hätten. Dabei iſt es nicht ausſchlaggebend, ob der bri=
tiſche
Staatsmann mit ſeinen Ausführungen wirklich der Be=
friedung
Europas oder aber den Intereſſen des franzöſiſchen
Freundes dienen wollte. Die Reichsregierung wußte, daß ihr
Angebot von den Politikern Frankreichs und Belgiens zur Er=
mutigung
der Seelen oder zur Neuentfaltung der Leidenſchaften
benutzt werden konnte. Die deutſche Reparationsnote war dem=
nach
ein Akt der Verſöhnlichkeit und des Entgegenkommens,
wie er deutlicher gar nicht gedacht werden kann. Die angebotene
Summe von 30 Milliarden Goldmark iſt die gleiche, wie die in
der Note vom Ende Dezember genannte. Die Reichsregierung
hat alſo darauf verzichtet, die Verluſte der franzöſiſch=belgiſchen
Ruhraktion zu veranſchlagen und von der damals angebotenen
Summe abzugehen. Es wird in der neuen Note ausdrücklich
darauf hingewieſen, daß ſich dieſes Angebot als jenſeits der
deutſchen Leiſtungsfähigkeit liegend herausſtellen
könnte.
Ein gewiſſes Gegengewicht gewährt die Verknüpfung des
deutſchen Angebots mit der Aufnahmefähigkeit des
internationalen Geldmarktes. Das Kabinett Cuno
vertritt den richtigen Standpunkt, daß die internationalen Geld=
geber
auch nicht eine einzige Goldmark mehr bereitſtellen werden,
als Deutſchland zu verzinſen und zurückzuzahlen imſtande ſein
wird. Die Einteilung der Schuldbeträge in Raten von 2045.45
Milliarden Goldmark erſcheint im Hinblick auf die internationale
Finanzwelt richtig. Schon bei den erſten 20 Milliarden Gold=
mark
, für welche die Anleihe alsbald aufgelegt werden ſoll, wird
ſich herausſtellen, ob der Geldmarkt aufnahmebereit iſt. Da es
ein Widerſinn wäre, wenn wir für die Zurückhaltung der inter=
nationalen
Geldleute gezüchtigt werden würden, ſo iſt es klar,
daß die Auffindung anderer Wege zur Befriedigung der Repa=
rationsgläubiger
aicht wieder dem Alliiertengläubigerausſchuß
(der Re arationskommiſſion), ſondern einem unpolitiſchen Aus=
ſchuß
übertragen werden ſoll, der allein die Vorausſetzungen für
eine andere, weit friedlichere Löſung des Kriegsſchuldenproblems
zu ſchaffen vermag. Ueber die techniſchen Einzelheiten, wie die
Summe aufzubringen und zu ſichern ſei, wird in der deutſchen
Note abſichtlich nur wenig geſagt. Es iſt aber immerhin von
ausſchlaggebender Bedeutung, daß die gefamte deutſche Wirt=
ſchaft
durch Reichsgeſetz zur Carantie des Schuldendienſtes für
die Reparationsanleihen herangezogen werden ſoll. Dies iſt
nicht nur eine weitgehende, ſondern geradezu die einzig wirk=
liche
Sicherheit für die Erfüllung der von Deutſchland über=
nommenen
Verpflichtungen. Eine Inpfandnahme von Terri=
torien
und eine Verpfändung von öffentlichen Einkünften in
natura iſt entweder koſtſpielig oder ergebnislos oder aber beides.
Die Ruhrbeſetzung ſelbſt iſt ein überzeugender Beweis für die
Richtigkeit dieſes Satzes. Die den Geldgebern zu gewährenden
Sicherheiten können übrigens gar nicht von der Reichsregierung
allein augeboten werden, da der öffentliche Beſitz und die öffent=
lichen
Einkünfte von Reich und Ländern nach dem Verſailler
Vertrag den Reparationsgläubigern unmittelbar haften. Um
dem Vorwand, Deutſchland habe ein zahlenmäßig unzureichen=
des
Angebot gemacht und damit ſeinen ſchlechten Willen erwie=
ſen
, den Boden zu entziehen, erklärte die deutſche Note, ſich dem
Spruch eines internationalen Ausſchuſſes zu unterwerfen, der
die deutſche Leiſtungsfähigkeit zu erreitteln hätte.
Die Note vom 2. Mai unterſcheidet ſich von früheren deut=
ſchen
Noten vorteilhaft durch den Verzicht auf moraliſierende
Phraſen und auf Rechtsdarlegungen, deren Erörterung erfah=
rungsgemäß
nicht zum Ziel, ſondern vom Ziel fortführt. Was
ſelbſt denjenigen Deutſchen, wellze die Vorſchläge materiell für
zu weitgehend halten, unbedingt Sympathie einflößen muß, iſt
die klare Formulierung unſerer Bedingungen
und Forderungen: Gleichberechtigung bei internationalen
Verhandlungen, Verzicht auf Sanktionen und alle anderen
Arten von Gewalttaten, Freigabe aller rechts= und vertrags=
widrig
beſetzten deutſchen Gebiete, Wiederherſtellung des Ver=
tragszuſtandes
im Rheinland, Befreiung von unnötigem Druck
und ſchikanöſen Belaſtungen und endlich die Wiedereinſetzung
der vertriebenen Deutſchen in ihre Aemter und ihre Wohnun=

gen. Am paſſiven Widerſtand wird feſtgehalten
werden, und zwar aus Gründen des Rechts und der Ver=
nunft
. Laſſen ſich unſere Gläukbiger durch das Angebot vom
2. Mai nicht zur Einſicht und zur geſchäftlichen Behandlung der
Reparationsfrage bewegen, ſo bleibt nur noch ein Mittel, daß
wüir ihnen den Erfolg des Ruhrettentats weiter ſperren, bis ſie
den Weg zur friedlichen Verh=ndlung finden.
Dr. Walter Croll.
Der Wortſaut der Note.
Berlin, 2. Mai. Die deutſche Note iſt heute vor=
mittag
den Regierungen in Parus, London, Brüſſel,
Nom, Waſhington und Tokio überreicht und gleichzeitig
den anderen Signatarmächten des Verſailler
Vertrages, dem Vatikan und den Regierungen
der neutralen Länder zur Kenntnis gebracht worden.
Ihr Wortlaut iſt folgender:
Die deutſche Regierung hat von jeher den Standpunkt ver=
treten
und ſieht ſich durch die gegenwärtige internationale Dis=
kuſſion
veranlaßt, von neuem zu betonen, daß Fragen, von deren
Regelung der auch von Deutſchland gewünſchte Wiederaufbau
der zerſtörten Gebiete und darüber hinaus die wirtſchaftliche
Geſundung und der Friede Europas abhängen, nur auf dem
Wege gegenſeitiger Verſtändigung gelöſt werden können. Die
im Widerſpruch hiermit erfolgte Beſetzung des Ruhrgebiets hat
die Bevölkerung mit paſſivem Widerſtand beantwortet.
Die deutſche Regierung teilt den Wunſch aller Beſonnenen,
daß die täglich ſich verſchärfende Spannung gelöſt und der
nutzloſen Zerſtörung wirtſchaftlicher Werte
Einhalt getan werde. Sie hat ſich daher entſchloſſen,
nochmals einen Verſuch in dieſer Richtung zu machen, ohne
damit ihren Rechtsſtandpunkt zu verlaſſen oder den pafſiven
Widerſtand aufzugeben, der fortgeſetzt werden wird, bis die
Räumung der über den Vertrag von Verſailles hinaus be=
ſetzten
Gebiete und die Wiederherſtellung vertragsmäßiger Zu=
ſtände
in den Rheinlanden erreicht ſind.
Trotz der Ereigniſſe der letzten Monate hat Deutſch=
laud
an ſeiner Bereitwilligkeit feſtgehalten, für Zwecke
der Reparationen, namentlich für den Wiederaufbau der
zerſtörten Gebiete, zu leiſten, was immer in ſeiner Kraft
ſteht. Jeder Verſuch, dieſe Bereitwilligkeit in die Form prak=
tiſcher
Vorſchläge zu kleiden, wird jedoch dadurch erſchwert, daß
es bei der Verfaſſung der deutſchen Finanz= und Wirtſchafts=
verhältniſſe
nicht möglich iſt, die Leiſtungsfähigkeit
Deutſchlands in feſten, endgültigen Ziffern
abzuſchätzen. Daher muß jede Löſung einen elaſtiſchen Fak=
tor
enthalten, der der gegenwärtigen Unmöglichkeit einer ſiche=
ren
Abſchätzung Rechnung trägt. Ferner iſt zu beachten, daß
Deutſchland, da ihm Ueberſchüſſe einer produktiven Wirt=
ſchaft
fehlen, für die nächſte Zeit größere Kapital=
beträge
aus eigenen Mitteln nicht aufzubrin=
gen
vermag und deswegen hierfür auswärtiger
Anleihen bedarf, deren Aufnahme die Wiederherſtellung
des deutſchen Kredits zur Vorausſetzung hat. Von dieſen Er=
wägungen
ausgehend und im Einklang mit den Grundgedanken
des für die Pariſer Januarkonferenz von ihr bereitgeſtellten
Planes faßt die deutſche Regierung ihre Vorſchläge zum Re=
parationsproblem
und den damit verbundenen politiſchen Fra=
gen
wie folgt zuſammen:
Die Geſamtverpflichtung Deutſchlands zu finanziellen und
Sachleiftungen aus dem Vertrage von Verſailles wird auf
30 Milliarden Goldmark feſtgeſetzt, die mit 20 Milliarden bis
zum 1. Juli 1927, mit 5 Milliarden bis zum 1. Juli 1929 und
mit 5 Milliarden bis zum 1. Juli 1931 durch Ausgabe von
Anleihen zu normalen Bedingungen auf den internationalen
Geldmärkten aufzubringen ſind.
1. Die erſten 20 Milliarden Goldmark werden
ſofort zur Zeichnung aufgelegt, die Anleihezinſen
bis zum 1. Juli 1927 werden aus dem Anleiheerlös entnommen
und in einem von der Reparationskommiſſion
zu beaufſichtigenden Fonds ſichergeſtellt. So=
weit
die 20 Milliarden Goldmark bis zum 1. Juli 1927 nicht
durch Anleihen aufgebracht werden können, ſind ſie von dieſem
Zeitpunkt ab mit 5 Prozent zu verzinſen und mit 1 Prozent
zu tilgen.
2. Falls die beiden Beträge von je 5 Milliarden
Goldmark bis zu dem dafür vorgeſehenen Termin im An=
leihewege
zu normalen Bedingungen nicht voll aufzu=
bringen
ſind, ſoll eine unparteiſche internationale
Kommiſſion darüber entſcheiden, ob, wann und wie der
nichtgedeckte Reſt aufzubringen ift. Die gleiche Kommiſſion ſoll
im Juli 1931 auch darüber entſcheiden, ob, wann und wie für
die Zeit vom 1. Juli 1923 ab die zunächſt nicht vorgeſehenen
Zinſen nachträglich aufzubringen ſind. Als unparteiiſche
internationale Kommiſſion ſoll gelten entweder das
Anleihekonſortium, das die erſten 20 Milliarden Gold=
mark
gegeben hat, oder ein dem Vorſchlage des Staatsſekretärs
Hughes entſprechendes Komitee von internationalen
Geſchäftsleuten, in dem Deutſchland gleichberechtigt ver=
treter
, iſt, oder ein Schiedsgericht, beſtehend aus je einem
Vertreter der Reparationskomariſſion urd der deutſchen Regie=
rung
, ſowie einem Obmann, um deſſen Ernennung, falls ſich
die beiden anderen Mitglieder über ſeine Perſon nicht einigen,
der Präſident der Vereinigten Stagten von Amerika gebeten
werden ſoll.

3. Deutſchland wird in Anrecynung auf ſeine Schuld
nach den Beſtimmungen der beſtehenden Verträge Sach=
leiſtungen
ausführen, über deren Ausmaß nähere Ver=
einbarungen
vorbehalten bleiben. Die deutſche Regierung iſt
überzeugt, daß ſie mit dieſem Vorſchlag bis an die äußerſte
Grenze deſſen gegangen iſt, was Deutſchland bei An=
ſrannung
aller Kräfte zu leiſten vermag, ſie hat nach der durch
die Ruhrbeſetzung verurſachten, ſchweren Störung und Schwä=
chung
der deutſchen Wirtſchaft ernſte Zweifel, ob nicht
der Vorſchlag die Leiſtungsfähigkeit Deutſch=
lands
überſteigt. Die deutſche Regierung iſt ferner davon
überzeugt, daß kein unbefangener, der die Schmälerung der
Produktionsbaſis Deutſchlands und die Verringerung ſeiner
Vermögensſubſtanz durch die bereits bewirkten großen Leiſtun=
gen
berückſichtigt, bei objektiver Beurteilung zu höheren
Schätzungen gelangen kann. Sollte dieſe Auffaſſung von der
anderen Seite nicht geteilt werden, ſo ſchlägt die deutſche
Regierung vor, entſprechend der Anregung des Staats=
ſekretärs
Hughes das geſamte Reparationsproblem
einer von jeder politiſchen Einwirkung unab=
hängigen
internationalen Kommiſſion zu
unterbreiten.
Die deutſche Regierung iſt bereit, für die von ihr angebotenen
Leiſtungen ſpezielle Garantien zu beſtellen.
Der geſamte Beſitz und alle Einnahmequellen des Deut=
ſchen
Reiches und der deutſchen Länder ſind bereits nach dem
Vertray von Verſailles haftbar. Nur im Wege der Verhandlung
mit dem internationalen Anleihekomitee und der Reparations=
kommiſſion
läßt ſich feſtſtellen, wie für den Anleihedienſt dieſe
Haftung konkret zu geſtalten iſt und welche Garantien im ein=
zelnen
zu beſtellen ſind. Außerdem iſt die deutſche Regierung
bereit, nach Maßgabe der noch zu treffenden Vereinbarungen
durch geeignete Maßnahmen auch aufgeſetzlichem
Wege dafür zu ſorgen, daß die geſamte deutſche Wirt=
ſchaft
zur Sicherung des Anleihedienſtes heran=
gezogen
wird. Die Sachlieferungen ſollen durch langfriſtige
Privatverträge unter Ausbedingung von Vertragsſtrafen ge=
ſichert
werden.
Die Durchführung der Deutſchland obliegenden Verpflich=
tungen
iſt abhängig von der Stabiliſierung der deutſchen
Währung.
Kann in Verbindung mit der Regelung des Reparations=
problems
die deutſche Währung planmäßig und auf die Dauer
ſtabiliſiert werden, ſo werden gleichzeitig die Beſchwerden der
anderen Induſtrieländer über einen ungeſunden deutſchen Wett=
bewerb
verſchwinden. Nach der Stabiliſierung wird es auch
möglich ſein, im Reichshaushalt die Ordnung zu ſchaffen, deren
Deutſchland und ſeine Gläubiger bedürfen.
Zur Verwirklichung dieſes Programms iſt
es, auch in der Preſſe der Anleihegläubiger, notwendig,
daß die gewaltſame Ergreifung von Pfändern
und die Anwendung von Sanktionen künftig
unterbleiben und daß Deutſchland von den jetzt noch auf
ihm laſtenden unproduktiven Ausgaben und von den politiſchen
und wirtſchaftlichen Feſſeln befreit wird, dazu, daß die Ein=
heit
der Verwaltung für das geſamte Gebiet
Deutſchlands baldigſt wiederhergeſtellt, von der im Ver=
trag
von Verſailles vorgeſehenen Möglichkeit, Deutſchland die
wirtſchaftliche Gleichberechtigung zu verſagen, kein
Gebrauch mehr gemacht und nach Stabiliſierung der
Mark die Einfuhr deutſcher Waren nicht mehr den Beſchrän=
kungen
unterworfen wird, die durch den Niedergang der deut=
ſchen
Währung veranlaßt waren.
Um dem Frieden Europas in gemeinſamer wirtſchaftlicher
Arbeit zu dienen und um die natürlichen wirtſchaftlichen Zu=
ſamnenhänge
zwiſchen Erzeugung und Verbrauch herzuſtellen,
ſoll in privatwirtſchaftlichen Verträgen die Grundlage für den
geſicherten Austauſch von lebenswichtigen Waren zwiſchen den
beteiligten Ländern geſchaffen werden. Dazu gehört insbeſon=
dere
der Abſchluß langfriſtiger privatwirtſchaftlicher. Verträge
über die Lieferung von Kohle und Koks.
Im gleichen Intereſſe friedlicher Zuſammenarbeit Deutſch=
lands
mit Frankreich iſt die deutſche Regierung, wie ſie es auch
mit ihrer Anregung zum Abſchluß eines Rheinpaktes bekunden
wollte
zu jeder den Frieden ſichernden Vereinbarung bereit,
die auf Gegenſeitigkeit beruht.
Insbeſondere iſt ſie zu einer Vereinbarung bereit, die
Deutſchland und Frankreich verpflichtet, alle zwiſchen ihnen ent=
ſtehenden
Streitfragen, die nicht auf diplomatiſchem Wege ge=
ſchlichtet
werden können, in einem friedlichen internatio=
nalen
Verfahren zu behandeln, und zwar Streitigkeiten
richtiicher Art in einem ſchiedsgerichtlichen Verfahren, alle übri=
gen
Streitigkeiten in einem Vergleichsverfahren nach dem Muſter
der Bryanſchen Verträge.
Die deutſche Regierung ſchlägt vor, auf der Grundlage der
vorſtehenden Ausführungen in Verhandlungen einzutreten. Aus=
gangspunkt
der Verhandlungen muß ſein, daß innerhalb kür=
zuſter
Friſt der status auo aute wiederherzuſtellen
iſt. Dazu gehört, daß die über den Vertrag von Verſailles hiu=
aus
beſetzten Gebiete geräumt, in den Rheinlanden vertrags=
mäßige
Zuſtände wiederhergeſtellt, die verhafteten Deutſchen in
Freiheit geſetzt und den Ausgewieſenen ihre Wohnſtätten und
Aemte: zurückgegeben werden.

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Sti e2.

Mumimer 121

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mai 1923.

Der Reichskanzler zur Note.
EU. Berlin, 2. Mai. Heute vormittag wurden die Be=
ſprchungen
mit den Miniſterpräſidenten fortgeſetzt. Reichskanz=
ler
Dr. Cuno nahm hierbei das Wort zu einer eingehenden
Schilderung unſerer politiſchen und wirtſchaftlichen Lage.
* Berlin, 2. Mai. (Priv.=Tel.) In der heutigen Sitzung
der Miniſterpräſidenten und Staatspräfidenten gab Reichskanz=
ler
Dr. Cuno die deutſche Note mit folgenden Ausführungen
bekannt:
Heute iſt den Mächten eine Note übergeben worden, die
den Standpuntk der Reichsregierung zur Reparationsfrage und
zur Frage der Befriedung Europas präziſiert. Damit geſchieht
ein Schritt, der ungewöhnlich iſt, weil er von einer Macht mit=
ten
im kraftvollen und einmütigen Abwehrkampf getan wird,
ohne daß die Haltung des Gegners dazu Anlaß gibt; ein
Schritt von außergewöhnlicher Bedeutung, weil von ſeinem
Gelingen das friedliche Zuſammenarbeiten zwiſchen Deutſchland
und darüber hinaus in Europa in den weltwirtſchaftlichen Be=
ziehungen
ſowie die Abkehr vom Syſtem des Haſſes und der
Feindſchaft und der Wertvernichtung abhängt; ein Schritt, der
dem Wiederaufbau dienen ſoll, während ſein Mißlingen fort=
dauernde
Verſchärfung des Abwehrkampfes und die Vernichtung
der letzten für die Reparationen bereitſtehenden Mittel und Re=
ſerben
bedeuten und für beide Teile innere Belaſtungen und
Erſchütterungen auslöſen könnte, die ſür Europa und die Welt
voller Gefahren ſein würden. In dieſer Bedeutung für die Be=
teiligten
, für Europa und die Welt liegt zugleich die Begründung
des Schrittes. Wir wollten den Frieden, und wir wollen ihn
noch, aber der Preis dafür muß zahlbar ſein. Es müſſen Be=
dingungen
ſein, die unſere Selbſtändigkeit nicht antaſten und
uns Gleichberechtigung und Freiheit wiedergeben, und die uns
mit der Sicherung gegen Sanktions= und Pfänderpolitik zugleich
die Möglichkeit zum friedlichen Wiederaufbau und für Zahlung
uinſerer Reparationsſchulden verleihen. Das war der Grund=
ſatz
, mit dem dieſes Kabinett ſein Amt antrat und mit dem es
ſteht und fällt.
In der einmütigen Erkenntnis, daß von der Reichsregierung
alles geſchehen iſt, um den Rechtsbruch der Ruhrbeſetzung zu
verhütten, hat das deutſche Volk ohne Unterſchied der Parteien
ued Stände zur Waffe des paſſiven Widerſtandes gegriffen, und
es hält dieſe Waffe auch heute noch in ſtarker treuer Hand, ohne
daran zu denken, ſie nicht eher erlahmen zu laſſen, als bis das
Unrecht auf der anderen Seite beſeitigt würde. Die Reichs=
regierung
iſt nicht müde geworden, alle Wege zu gehen, die
irgendwie Ausſicht boten, dem Ziel einer Löſung des Konfliktes
näher zu kommen. Sie hat dabei erkennen laſſen, daß nichts
ſie veranlaſſen kann, den Weg des Diktats, des Ultimatums oder
gar der freiwilligen Annahme unerfüllbarer =Bedingungen zu
beſchreiten. Das geſchah, weil der Vorwurf, daß die Zuſagen
nicht gehalten worden ſeien, nicht wiederkehren darf, wenn
Deutſchlands Stellung und Anſehen in der Welt wiederherge=
ſtellt
werden ſoll. Daraus folgt zugleich, daß die Reichsregierung
kein Angebot der Unterwerfung oder der Aufgabe des paſſiven
Wideiſtandes machen kann, wie es von Frankreich gefordert
und vom ganzen deutſchen Volke abgelehnt wird. Aus der Ueber=
zeugnng
heraus, daß die an uns von außen her ergangene Auf=
forderung
nicht unbeantwortet bleiben könne, und um dem Ein=
wand
zu begegnen, daß der Form des Schrittes wegen die Sache
des Friedens keinen Schaden leiden könne, hat ſich nunmehr die
Reichsregierung aus ſich heraus entſchloſſen, ihre Stellungnahme
zu den damit zuſammenhängenden politiſchen Fragen zu prä=
ziſieren
, im Bewußtſein ihrer Verantwortung und der Stärke
ihres Rechts und der Abwehr.
Es war nicht leicht, ſich zu dieſem Entſchluß durchzuringen,
denn Hemmungen verſchiedener Art ſtanden ihm entgegen. Trotz=
dem
haben wir den Schritt gewagt. Wir haben ihn gewagt, um
abſchlicßend zu ſagen, was wir als ehrliche Männer können
und wollen. Was wir in der Note vorgeſchlagen haben, hält ſich
im Rahmen der bisherigen Regierungserklärung. Was die Re=
parationsſumme
anbelangt, ſo haben wir erneut den Verſuch
gemacht, zahlenmäßig eine Abgrenzung für unſere Verpflich=
tungen
zu finden. Dieſer Verſuch war ſchwerer als jemals zu=
vor
aus den Gründen, die ich bisher nannte und die vor allen
Dinge in der fortgeſetzten und nicht berechenbaren Wertmin=
derun
im beſetzten und Einbruchsgebiet und damit für die ge=
ſamte
deutſche Wirtſchaft beſtehen. Wir haben erneut, wie es
auch der Außenminiſter im Reichstag angedeutet hatte, als Aus=
gangsdunkt
der Verhandlungen 30 Milliarden Goldmark ge=
wählt
, di= durch Anleihen aufgebracht werden ſollen. Wir kön=
nen
das tun, ohne gegen unſer Gewiſſen zu verſtoßen, weil die
Berückſichtigung der Minderung unſerer wirtſchaftlichen Kraft,
unſerer Leiſtungsfähigkeit und der durch den Schadenausgleich
notwendigen Summe ſich automatiſch in dem Verhalten des
internationalen Kapitalmarktes und in dem unſerem Angebot
angefügten elaſtiſchen Faktor auswirkei muß. Die Notwendig=
keit
einer Erholungsfriſt, eines Moratoriums von vier Jahren,
iſt dadurch angedeutet, daß die Zinszahlungen der erſten vier
Jahre dem erzielten Anleihebetrag entnommen werden ſollen.
Die Schuld von 30 Milliarden wird auch, wenn wir, die vier
G

Merkwürdige Ausſprache.
* Er mag ſich einen Stecken dazu ſtecken! Dieſe
ſprichwörtliche Redensart kommt uns in den Sinn und über die
Lippen, wenn wir wünſchen, daß einer, dem man gehörig die
Meinung geſagt hat, die Zurechtweiſung nicht vergeſſe, ſondern
oft dran denke; der Stecken ſoll als ein aufgevichtetes Zeichen
wirken, durch das ein wichtiger Fleck leicht wieder gefunden
tird. Der Satz hat auch lautlich etwas Merkwürdiges; er iſt
ein gutes Beiſpiel für eine Feinheit unſerer Sprache.
Wer aus Mittel= und Oberdeutſchland ſtammt, ſpricht das
Dingwort Stecken und das Zeitwort ſtecken nicht ganz gleich.
Der Unterſchied beſteht in der Wiedergabe des e der Stamm=
ſilbe
jedes Wortes. Im Dingworte ſprechen wir den Buchſtaben
e mit weiter Mundſtellung, wie das ä in Bär, alſo gleich fran=
zöſiſchem
e; das Zeitwort jedoch hat ein enges e wie in See,
gleich frz. 8. Vielen Norddeutſchen iſt ſolche Sonderung fremd;
ſie ſagen Stecken wie ſtecken, wenden alſo beidesmal, weil der
Selbſtlaut kurz iſt, das weite ä an. Bei uns jedoch iſt der
Gegenſatz, der nicht Willkür, ſondern alter Brauch iſt, völlig un=
verwiſcht
.
Der Kenner hieſiger Sprechweiſe wird nun entdecken, daß
es Sätze gibt, wo das Zeitwort ſtecken gerade ſo wie das Ding=
ſport
klingt: die Pfähle ſtecken ſchief; die Leute ſtecken voller
Geld. Genau beſehen iſt es aber nicht dasſelbe ſtecken wie in
obigem Ausgangsſatze. Dort iſt es mit einem Wenfalle ver=
bunden
, alſo ein zielhaftes Zeitwort, ein tranſitives,
wie die alte Grammatik ſagt; in den letzten Beiſpielen iſt eine
wenfällige Ergänzung unmöglich, das Zeitwort iſt ziellos
gebraucht, intranſitiv. Richtet man nun darauf das Augenmerk,
(oder vielmehr das Ohrenmerk, wenn der Ausdruck üblich wäre,)
dann nimmt man die ſchönſte Regelmäßigkeit wahr. Stets wer=
den
das Dingwort Stecken und das zielloſe Zeitwort ſtecken mit
weitem ä geſprochen, das zielhafte aber mit engem e, und ebenſo
alle Beugungsformen. Wann ſteckt (é) ihr die Kartoffeln?
Unſere ſtecken (e) ſchon; wir haben ſie früh geſteckt (6). Warum
ſeid ihr ſo ſpät? Wo ſteckt (é) ihr den ganzen Tag? Ich
ſtecke (e) tief in andrer Arbeit. Steck (é) du ſie für mich!
So uuterſcheidet hier in Heſſen aber nicht nur der Gebil=
dete
; der unwiſſendſte Menſch, der dieſe Sätze in der Mundart
von ſich gibt, auch das geringſte Kind begeht keinen Verſtoß;
jedes handhabt den merhwürdigen Wechſel mit verblüffender
Sicherheit.
Um einzuſehen, daß es ſich hier um keine belangloſe Laune
handelt, ſondern um ein durchgreifendes Sprachgeſetz,
iſt es nicht nötig, das Deutſch des Mittelalters zu betrachten
das den feinen Unterſchied ſchon hatte. Die Richtigkeit ergibt ſich
aus ähnlichen Vorkommniſſen. Nehmen wir das Zeitwort ver=

Vom Tage.
Reichstag und breußtſcher Landtag nehmen heute ihre Sitzungen
wieder auf, die bis Pfingſten durchgeführt werden ſollen.
Wie wir erfahren, ſteht die Ernennung eines Nachfolgers für den
verſtorbenen deutſchen Betſchafter Dr. Mayer in Paris bevor. Für den
Poſten iſt ein bekannter Parlamentarier und früherer Reichsminiſter
in Ausſicht genommen.
In der Nacht zum 2. Mai erfolgte auf der Ruhrtalbahn zwiſchen
den Stationen Hattingen und Dahlhauſen eine Exploſion. Wie
von der deutſchen Polizei feſtgeſtellt wurde, wurde der Bahnkörper an
einer Stelle beſchädigt, jedoch wird der Verkehr dadurch nicht gehemmt.
Der Täter iſt unbekannt. Nachforſchungen ſind von deutſcher und fran=
zöſiſcher
Seite im Gange,
Die polniſche Regierung überſandte der Warſchauer deutſchen Bot=
ſchaft
eine Note, worin die deutſche Regierung aufgefordert wird, das
deutſche Konſulat in Thorn bis zum 16. Mai aufzuheben. Dieſe For=
derung
wird damit begründet, daß das deutſche Konſulat in Thorn ſich
polenfeindlicher Handlungen ſchuldig gemacht habe.
Es wird mitgeteilt, daß der Pariſer Oberſtaatsanwalt beſchloſſen
hat, Cachin und ſeine Mitangeklagten nunmehr vor den oberſten
Gerichtshof zu ſtellen.
Im Weißen Hauſe wird mitgeteilt, Harding beabſichtige nicht, ſeinen
Feldzug zugunſten des Beitritts Amerikas zum ſtändigen internationalen
Gerichtshof fortzuſetzen. Er ſei der Anſicht, daß die öffentliche Mei=
nung
Amerikas ſich über dieſe Frage Klarheit verſchaffen ſolle.
Dollarkurs in Frankfurt am 2. Mai,
abends ½7 Uhr: 34300.

Das erſte Pariſer Echo.
Paris, 2. Mai. (Wolff.) Die deutſche Reparationsnote
wird von der Pariſer Abendpreſſe abgelehnt. Das Journal
des Débats ſchreibt: Die deutſchen Miniſter, ob ſie dem Zen=
trum
, der Linken oder der Rechten angehören, unterſcheiden ſich
nicht durch ihre Methoden. An dem Tage, an dem Deutſchland
den Bankrott erllärt, wird es nicht nur nichts mehr anbieten,
ſondern ſogar noch Vorſchüſſe verlangen.
Die Liberté ſchreibt: Deutſchland bietet uns das Geld
der anderen an. Es will Anleihen in den Vereinigten Staaten
aufnehmen. Das ſind die klaſſiſchen Wege des Schuldners, der
in den letzten Zügen liegt, und während man von dieſen Dol=
lars
träumt, beſteht Sekretär Wadsworth im Namen
des amerikaniſchen Schatzamtes in Paris auf Bevorzugung der
amerikaniſchen Beſatzungskoſten. Das Blatt beurteilt die deut=
ſchen
Vorſchläge als einen Spaziergang auf Wegen, die man
bereits abgeſchritten habe.
* Paris, 2. Mai. (Priv.=Tel.) Die von Deutſchland vor=
geſchlagene
Summe von 30 Milliarden kritiſiert der Temps da=
mit
, daß er ſie für nichtsſagend erklärt, ſo lange in Deutſchland
die Klaſſen, die im Beſitz der wirklichen Reichtümer ſind, den
Zahlungsverpflichtungen nicht zuſtimmen. Das Blatt ſchließt
mit der Erklärung, daß Belgien und Frankreich über derartige
hinterliſtige Vorſchläge nicht diskutieren könnten, ohne ihre
Forderungen zu ſchädigen, und daß ſie keine andere Aufgabe
hätten, als das Ruhrgebiet wirtſchaftlich auszubeuten.

Jahre benutzen, um mit ganzer Kraft dem Wiederaufbau un=
ſerer
Finanzen und Wirtſchaft zu fördern, ſchwer auf uns laſten.
Die Sachlieferungen, ſoweit ſie durch den Einbruch unterbrochen
wurden, ſollen wieder aufgenommen und ihr Gegenwert auf
unſer Schuldkonto angerechnet werden.
Die deutſche Regierung iſt überzeugt, daß kein Unbefange=
ner
, der die Schmälerung der Produktionsbaſis Deutſchlands
und die Verminderung ſeiner Vermögensſubſtanz durch die be=
reits
bewirkten großen Leiſtungen berückſichtigt, Deutſchlands
Leiſtungsfähigkeit höher einſchätzen kann, als unſer Angebot es
tut. Wir wollen unter allen Umſtänden, daß das, was wir zu=
ſagen
, auch erfüllt wird, und ſind ſo bereit, für die Beträge, die
wir auf dem Wege der internationalen Anleihen erhalten, jed=
wede
wirtſchaftliche Sicherheit zu ſtellen. Wir wollen und wir
werden es durchführen, daß über die Objekte und Werte hin=
aus
, die unter den Verſailler Vertrag fallen, auch die deutſche
Wirtſchaft, und zwar die geſamte deutſche Wirtſchaft, nicht nur
die Juduſtrie und Landwirtſchaft, ſondern auch Handel und
Finanz, mit ihren geſamten Kräften ſich bereitſtellen, und zwar
in konkreter, nötigenfalls im Wege der Geſetzgebung formulierter
Form, für die Sicherheit der Anleihe, die wir auf dem Welt=
markt
erhalten.
Nur im Wege der Verhandlungen von Mann zu Mann fin=
den
wir, was den anderen eine genügende Sicherheit zu ſein
ſcheint. Wir werden in der Verfaſſung, insbeſondere in der ge=
ſamten
deutſchen Wirtſchaft alles tun und dabei mit der durch
die Geſamtintereſſen gebotenen Rückſichtsloſigkeit vorgehen. Der
Betrag von 30 Milliarden wird vielleicht der Welt zu gering
erſcheinen. Aber die Welt neigt dazu, zu vergeſſen, daß dieſe
30 Milliarden gar nicht alles ſind, was wir leiſten. Man ver=
gißt
, was bisher an ungeheuren Leiſtungen bereits vom Reiche
aufgebracht worden iſt. Selbſt während der Zeit der Ruhr=
beſetzung
und der Beſetzung weiter deutſcher Landesteile hat
Deutſchland in der Einlöſung der belgiſchen Schatzwechſel durch=
gehalten
, was es zugeſagt hatte.
Berliner Preſſeſimmen.
TU. Berlin, 2. Mai. Die Berliner Preſſe hat bereits in
der heutigen Nachmittagsausgäbe zu der deutſchen Note an die
Alliierten Stellung genommen.
Lokalanzeiger: Der beſtimmte Eindruck drängt ſich
auf, daß auf den Inhalt der Note die Sozialdemokraten einen
ſtarken Einfluß ausgeübt haben müſſen.
Deutſche Allgemeine Zeitung: Schon heute kann
geſagt werden, daß die Note das höchſte Angebot darſtellt.
Berliner Tageblatt: Die Zukunft wird zeigen, ob
die Franzoſen wirklich zu einer twirtſchaftlichen und finanziellen
Verſtändigung mit uns bereit ſind. Die deutſche Note gibt die
Möglichkeit, ſich mit uns an den Tiſch zu ſetzen und zu ver=
handeln
.
Vorwärts: Das Weſentliche iſt der Wille aller, dem
Unheil Einhalt zu tun. Der Weg zu Verhandlungen iſt gekom=
men
. Er darf nicht verſchüttet werden.
Die Zeit: Man kann der Note der deutſchen Regierung
grundſätzlich zuſtimmen, weil ſie mit aller Beſtimmtheit ver=
ſichert
, daß der Abwehrkampf unter keinen Umſtänden vor Er=
reichung
des Verhandlungszieles aus der Hand gegeben wird.

Frankreich ſehnt ab.
* Paris, 2. Mai. (Priv.=Tel.) Kurz nach Bekanntgabe
der deutſchen Vorſchläge wurde heute nachmittag am Quai
d’Orſay Auskunft über die Haltung der franzöſiſchen Regierung
zu dieſem Vorſchlag gegeben. Der Inhalt dieſer Auskunft deckt
ſich vollſtändig mit der Haltung der ablehnenden Kritik der Pa=
riſer
Abendpreſſe. Es wird darauf hingewieſen, daß die Er=
klärungen
Poincarés ſowohl auf den letzten Londoner und Pa=
riſer
Konferenzen, wie auch bei den ſpäteren verſchiedenen An=
ſprachen
aus Anlaß beſonderer Gelegenheiten ein Programm
darſtellten, von dem Frankreich nicht abweichen werde. Der
deutſche Vorſchlag ſelbſt, abgeſehen von ſeinen Einzelheiten, und
namentlich von dem in ihm enthaltenen Ziffern, verlange eine
Aufrechterhaltung des bis zum Moment der Ruhrbeſetzung
beobachteten Zuſtandes, wobei die Erfüllung der deutſchen Ver=
pflichtungen
ausſchließlich von Deutſchlands eigenem guten
Willen abhänge. Dieſen Zuſtand, den Frankreich lange geduldet
habe, wolle es nach den Erfahrungen, die es dabei machte, auf
keinen Fall wiederhergeſtellt ſehen. Entſprechend den Brüſſeler
Beſchlüſſen werde Frankreich niemals darin einwilligen, die
Ruhr zu räumen, es ſei denn Zug um Zug gegen die deutſchen
Zahlungen, da nur in dieſem Falle angenommen werden könne,
daß Deutſchland ein Intereſſe daran habe, Zahlungen zu leiſten.
Da die deutſche Note in dieſem entſcheidenden Punkte Frank=
reich
widerſpreche, ſo ſei ſie als Grundlage weiterer Verhand=
lung
en unbrauchbar.
Dieſe Erklärung wurde gegeben, ohne daß mit einem Wort
auf die Haltung der anderen Mächte, namentlich auch Englands,
Bezug genommen wurde. Die Entſcheidung der franzöſiſchen
Regierung ſcheint danach feſtzuſtehen und unbeeinflußbar zu
ſein. Auf die Frage, ob Frankreich auf die deutſche Note eine
Autwort geben werde, wurde erwidert, daß darüber noeh nichts
bekannt ſei.
Hinter den Kuliſſen.
Paris 2. Mai. (Wolff.) Die Ere Noudelle veröffentlicht
folgende Mitteilung: Während offiziell die franzöſiſche
Regierung ſich an eine Politik der Unnachgiebig=
keit
halte, werde hinter den Kuliſſen im Sinne des
Entgegenkommens gearbeitet. In den letzten Tagen ſei
getuſchelt worden, daß der engliſche Botſchafter in Paris als
Ueberbringer eines Vermittlungsangebots nach Paris zurückge=
kehrt
ſei. Für dieſe Nachricht ſei keine Beſtätigung zu erlangen
geweſen. Richtig ſei, daß der engliſche Botſchafter den Auftrag
erhalten habe, die Auffaſſung der franzöſiſchen leitenden Perſön=
lichkeiten
zu ſondieren und ſich Klarheit über die Ausſichten eines
etwaigen engliſchen Vermittlungsverſuches zu verſchaffen. Fer=
ner
glaubt das Blatt zu wiſſen, daß das Pariſer Kabinett trotz
des äußeren Anſcheins nicht ſehr weit davon entfernt ſei, die
Fühlung mit dem Londoner Kabinett wieder auf=
zunehmen
. Die von Loucheur im vergangenen Monat einge=
leitete
Politik ſei nicht tot. Die Notwendigkeit, mit England zu
verhandeln, ſetze ſich durch.
Gerüchte.
U. Paris, 2. Mai. Echo National will wiſſen, daß die
im Januar unterbrochene Reparationskonferenz unter dem
Vorſitz des engliſchen Außenminiſters wieder in London aufge=
nommen
werden ſoll.

legen und das Eigenſchaftswort verlegen mit dem Dingworte
Verlegenheit. Dje meiſten Norddeutſchen ſind gewohnt,
beide gleich zu ſprechen, mnit engem e, weil der Selbſtlaut lang
iſt. Wir dagegen wenden das enge e nur im Zeitworte an, das
zielhaſt iſt wie jenes eine ſtecken: Eigenſchafts= und Dingwort
bekommen das weite ä: man muß ſeine Sachen nicht verlegen
(6); dann gerät man nicht in Verlegenheit (é) und braucht nicht
verlegen (e) zu tun. Genau ſo ſäuberlich wird das Zeitwort
überlegen vom Eigenſchaftsſport überlegen und Ding=
worte
Ueberlegenheit fern gehalten: in überlegenem (6)
Tone ſagte er, er ſvolle ſich’s überlegen (é).
Es iſt oft mißlich, wenn Wörter verſchiedener Bedeutung
m Klange gleich geworden ſind. Noch vorhandene Abweichungen
ſollte man darum nicht ohne Not verwiſchen. Sein fetter
Ochs klingt merklich anders als ſein Vetter Ochs: dort
ein weites ä, hier ein enges e, beides in Uebereinſtimmung mit
der Sprachgeſchichte. Seit alters herrſcht in dieſem und vielen
anderen Wortpaaren eine geſetzliche Ordnung, die uns Bewun=
derung
abnötigt; bis in die neueſte Zeit hielt man in den hoch=
deutſchen
Gegenden daran feſt. Die älteren Leute unter uns
tun es bis zur Stunde; aber das Sprichwort Wie die Alten
ſungen, ſo zwitſchern die Jungen bewahrheitet ſich in dieſem
Stücke nicht; die jüngeren zeigen Neigung, der norddeutſch ge=
arteten
Bühnenſprache zu folgen, die jene feine Sonderung
mehr und mehr zu verlieren droht. Wer Freude am
Bodenſtändigen hat, wird es bedauern, wenn eine abge=
blaßte
fremde Lautgebung ſich an die Stelle der friſcheren hei=
miſchen
Färbung ſetzt. Das gilt von den Buchſtaben e und ä
durchweg. Ihre uns Mittel= und Oberdeutſchen von den Vor=
ahren
überlieferte Belautung iſt völlig regelrecht. Unſre hieſigen
Mundarten, ſelbſt die Darmſtädtiſche, die durch äußere Zuflüſſe
ſchon merklich beirrt iſt, hier und da ſogar verwirrt, können uns
für die Ausſprache der verſchiedenen e und ä zuverläſſigere
Führer ſein als die Bühne. Freuen wir uns darüber und blei=
ben
wir in dieſem Stücke beim guten Alten! Die Stecken
vollen wir ſtecken, daß ſie feſt ſtecken. Es muß uns ein
Vergnügen ſein, daß in dieſem Satze, wo andre die Selbſtlaute
einebnen, wir in ſprachgeſchichtlich befugtem Wechſel von weitem
ä zu engem e und dann wieder zu weitem ä hüpfen. Wer dieſes
Leben in unſrer hieſigen volkstümlichen Rede nicht fühlt, dem
dünkt jener Stecken= und ſtecken=Satz öde; wem aber die
Stammeseigenart wertvoll iſt, der ergötzt ſich daran wie an dem
berühmt gewordenen Zuruf, der geſchrieben für den Nichtkenner
ein Rätſel iſt: Da, Heiner, ſteckder a a o!
Pickert.

Bühnenchronik. Bayer. Landesbühne und Stadt=
theater
Augsburg. Nachdem der Stadtrat Augsburg die Auf=
gabe
des eigenen Schauſpielbetriebes beſchloſſen hatte, wurde eine Ver=

einbarung mit der Bayer, Landesbühne getroffen. Hiernach ſtellt die
Bayer. Landesbühne ab Herbſt dieſes Jahres eine auf Jahresvertrag
mit angemeſſenem Urlaub zu verpflichtende eigene Schauſpielgruppe mit
dem Sitz in Augsburg auf, deren künſtleriſche ſowie organiſatoriſch= ge=
ſchäftliche
Leitung der Leiter der Landesbühne und ihrer Münehener
Spielgruppe, Direktor Strohm, übernimmt. Dieſe Augsburger Spiel=
gruppe
wird außer im Stadttheater. Augsburg auch in anderen der
Landesbühne angeſchloſſenen Städten ſpielen, während umgekehrt die
Münchener Schauſpielgruppe der Bayer, Landesbühne ebenfalls Vor=
ſtellungen
im Stadttheater. Augsburg geben wird. Der Augsburger
Opernbetrieb bleibt unverändert.
Béla Bartok, der hervorragende ungariſche Komponiſt, der
ſich in weiten Kreiſen des Auslandes größter Wertſchätzung erfreut,
konzertiert zur Zeit auf Einladung holländiſcher Muſiker in Amſterdam,
Rotderdam, Utrecht und im Haag und reiſt von dort nach London, wo
er ebenfalls eine Reihe von Konzerten mit eigenen Werken veranſtalten
wird.

* Mutterliebe der Füchſin. Einen eindringlichen Beweis für
die Mutterliebe der Füchſin, die ſich um ihrer Jungen willen
ſelbſt der Todesgefahr ausſetzt, gibt ein Bericht, der dem
St. Hubertus mitgeteilt wird. Der Erzähler hatte ſeinen
Hund in einen Fuchsbau geſchickt, und nach einer halben Stunde
kam die Füchſin hervor, während die Jungfüchſe, die bequem
durch die engen Nöhren flitzen konnten, von dem Hunde nicht
aufgeſcheucht werden konnten. Es verging eine gute halbe
Stunde, während deren der Hund die Füchſe im Bau jagte.
Da gewahrte der Jäger, wie die zunächſt geflohene alte Füchſin
in der Nähe des Baues umherſchlich und denſelben mehrfach
umkreiſte, ohne die Gefahr zu ſcheuen. Am anderen Tage waren
die Jungfüchſe aus dem Bau verſchwunden; die Alte hatte ſie
in einen nicht weit entfernten Notbau gebracht. Auch ſonſt iſt
beobachtet worden, daß die alte Füchſin, wenn ſie don den
Hunden aus dem Bau getrieben wird, trotzdem in der Nähe
bleibt. Es iſt vvohl kein anderer Grund anzunehmen, als die
Angſt um die Jungen, die die ſonſt ſo vorſichtige Füchſin in den
Bereich der gefürchteten Menſchen und Hunde zurückbringt.
Die Eröffnung des Hafens von Caſablanca. Der Hafen
von Caſablanca iſt nach 16jähriger, vielfach durch Stürme unter=
brochener
Arbeit mit großen Feierlichkeiten eröffnet worden
und wird eine neue Epoche in der Geſchichte Marokkos einleiten.
Bevor alle Arbeiten vollendet ſind, werden zwar noch drei Jahre
vergehen, aber ſchon jetzt ſind einige große franzöſiſche Schiffe
als die erſten in dem Hafen angekommen. Es iſt der einzige
wirkliche Hafen, den Marokko beſitzt, und Paſſagiere ſowie Wa=
ren
können erſt jetzt direkt an Land gebracht werden. Früher
mußten alle Schiffe, die nach Marokko beſtmmt waren, mehrere
Kilometer von der Küſte entfernt vor Anker gehen, und dann
ſtand den Reiſenden nöch eine ſehr unangenehme Fahrt im
offenen Boot bis zur Küſte bevor,

[ ][  ][ ]

Rummer 121.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mai 1923,

Seite 3.

Ein Oementi.
TT. Paris, 2. Mai. Petit Journal hält der Meldung von
der Ausarbeitung eines franzöſiſch=belgiſchen Reparationsplanes
ein formelles Dementi entgegen. Die franzöſiſch=belgiſchen Be=
ſprechungen
, ſo heißt es, waren nur vorbereitender Natur.
Anklageerhebung gegen Krupp.
Herrn Krupp und ſeinen Mitangeklagten zur Laſt gelegt:
für alle diejenigen vorſieht, die Attentate gegen die Beſatz=
ungstruppen
unterſtützen:
2. Ueberſchreitung der Verfügung vom 11. Januar, kraft deren
eine Geldſtrafe von 10 Millionen oder Haft bis zu fünf Jah=
ren
über Störer der öffentlichen Ruhe und Ordnung ver=
hängt
wird.
Der Gerichtshof ſteht unter dem Vorſitz des franzöſiſchen
Oberſtleutnants Peyronol, der Regierungsvertreter und An=
kläger
iſt Hauptmann Duvert. Die Verhandlung, die am mor=
gigen
3. Mai morgens um 9 Uhr beginnt, wird noch am ſelben
Tag zu Ende geführt werden.
Die Verhandlungen gegen die Kruppdirektoren
FU. Köln, 2. Mai. Die Verhandlungen gegen die drei
Kruppdirektoren wird ungeachtet der erſt jetzt erfolgten Verhaf=
tung
des Herrn von Krupp endgültig am Freitag beginnen. Im
Laufe des heutigen Tages ſoll die Anklageſchrift den Verteidi=
gern
übergeben werden. Die Anklage wird vermutlich auch auf
das Mitglied des Betriebsrates, Müller, ausgedehnt werden,
dem bei ſeiner Vernehmung als Zeugen eröffnet worden iſt, daß
er unter Umſtänden auch als Angeklagter in Frage käme. Da=
bei
hat ſich Müller zuſammen mit ſeinen bei den Unruhen am
Karſamstag ums Leben gekommenen Kollegen Zander bemüht,
die Arbeiter zu beruhigen.
Kein Proteſiſtreik bei Krupp.
Eſſen, 2. Mai. (Wolff.) Die Werkleitung und der Be=
triebsrat
der Kruppſchen Gußſtahlfabrik haben an die Werks=
angehörigen
nachſtehende Bekauntmachung erlaſſen, die an den
Plakattafeln der Gußſtahlfabrik angeſchlagen iſt: Krupp von
Bohlen und Halbach, der Vorſitzende unſeres Aufſichtsrats,
war de geſtern vormittag, als er in der Angelegenheit der ver=
hafteten
Mitglieder des Direktociums drittmalig einer Vor=
ladung
zu einer Vernehmung als Zeuge gefolgt war, von der
franzöſiſchen Behörde verhaftet. Im ausdrücklichen Einverſtänd=
nis
mit Krupp von Bohlen und Halbach und im Einklang mit
den übrigen Beteiligten bitten wir alle Werksangehörigen, von
einem Proteſtſtreik anläßlich dieſer neuen Verhaftung abzu=
ſehen
und bei der Arbeit zu bleiben. Wir ſind der Ueberzeugung,
daß damit unſerer Sache und dem Vaterlande zunächſt am beſten
gedien: wird.

Ungebeuerliche Willkür.
TU. Ludwigshafen, 2. Mai. Der wegen einer angeb=
lichen
Sabotage zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilte Ober=
ingenieur
Gottfried aus Ludwigshafen ſoll nach Martinique ge=
bracht
werden.
Neue Gewalttat in Bochum.
TT. Bochum, 2. Mai. In der Nacht zum 1. Mai wurde an
einer Eiſenbahnüberführung in Alten=Bochum ein Ziviliſt, der
ſich mit mehreren Perſonen auf dem Nachhauſeweg befand, von
einem franzöſiſchen Poſten ohne jeden Grund angeſchoſſen und
ſchwer verletzt, ſo daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird.
Keine Franzoſenzüge benützen.
Mannheim, 2. Mai. (Wolff.) Die in der Pfalz von
den Franzoſen gefahrenen Perſonenzüge werden, wie feſtgeſtellt
Teil vielfach aus Unwiſſenheit benutzt. Es wird deshalb daruuf
hingewieſen, daß von ſämtlichen Eiſenbahnſtrecken der Pfalz,
ausgenommen lediglich die elektriſchen Privatbahnen Landau= der Aufnahme einer Auslandsanleihe iſt zwar der=
Neuſtadt a. Hardt und Mannheim=Bad Dürkheim, das deutſche
Eiſenbahnperſonal von den Franzoſen verdrängt wurde. Ganz
abgeſehen davon, daß mit der Benutzung der von den Franzoſen
gefahrenen Züge große Gefahr verbunden iſt und die deutſche
Reichsbahn ſelbſtverſtändlich für Unfälle hierbei keinerlei Haf=
tung
übernimmt, darf kein Deutſcher den Eiſenbahnbetrieb der
gegen die rechtswidrige Rhein= und Ruhraktion durchkreuzen.

Verhaftet. Ausgewieſen.
* Mainz, 2. Mai. Von den Franzoſen ſind weiter ver=
haftet
worden am 24. April der Telegraphenarbeiter Heinrich
Lamberth in Mainz und am 25. April der Poſtſchaffner
achtköpfige Familie Fengels iſt am 29. April aus dem beſetzten. Alexis af Enehjelm iſt von ſeinem Auslandsurlaub zurück und tritt als
Gebiet ausgewieſen worden.
Ludwigshafen. 2. Mai. (Wolff.) Der Bürgermeiſter
TU. Paris, 2. Mai. Wie der Petit Pariſien mitteilt, wird ten Diedesfeld bei Neuſtadt a. d. Hardt hat den dort wohnen=
den
deutſchen Eiſenbahnern die Aufforderung zugehen laſſen,
1. Ueberſchreitung der Verordnung vom 7. März, die Strafen die Eiſenbahnübergänge zu überwachen. Außerdem hat er ihnen, der älteſten früheſten Meiſter des deutſchen Expreſſionismus, von deſſen
mitteilen laſſen, daß er den Franzoſen ein Namensverzeichnis
der in Diedesfeld wohnenden Eiſenbahner, gegeben habe.
Ausgewieſen wurde der Eiſenbahninſpektor Karl Frank aus
Kandel mit Familie.
Die Regelung der Bergarbeiterlöhne.
Berlin, 2 Mai. (Wolff.) Von zuſtändiger Seite wird
uns mitgeteilt: Der vom Reichsarbeitsminiſterium zur Schlich=
tung
der Lohnſtreitigkeiten im Bergbau eingeſetzte Schlich=
tungsausſchuß
fällte einen Schiedsſpruch, der mit Wirkung vom
1. Mai ab eine durchſchnittliche Erhöhung der Löhne, einſchließ=
lich
der beſonderen Zulage für die beſetzten Gebiete, von 1760
Mark je Mann und Schicht vorſieht, ſo daß auf den Durchſchnitt
künftig ein Schichtlohn von 15 282 Mark entfällt.
Verhaftungen in Berlin.
Berlin, 2. Mai. (Wolff.) Die hieſige Polizei verhaftete
am Sonntag morgen 15 Perſonen und im Laufe des Sonntags
noch weitere ſechs Perſonen, die laut polizeilichen Ermittlungen
eine gewaltſame Befreiung des verhafteten ehemaligen Frei=
korpsführers
durch die in Steglitz tagende Tiſchgenoſſenſchaft
Wrangel, die als Fortſetzung der früheren Ortsgruppe Steg=
litz
der aufgelöſten Deutſchvölkiſchen Freiheitspartei anzuſehen
iſt, beabſichtigten. Die Verhafteten werden ſich auf Grund des
Geſetzes zum Schutze der Rebublik wegen Beteiligung an einer
aufgelöſten Vereinigung zu verantworten haben. Nach völliger
Klarſtellung des Sachverhalts wurden die Feſtgenommenen aus
der Haft entlaſſen.
Die Lauſanner Konferenz.
TU. Lauſanne, 2. Mai. Die Lauſanner Konferenz be=
handelte
geſtern in der erſten Kommiſſion die beſondere Konven=
tion
über das Einſtellen der Kapitulationen während des Ueber=
gangsregimes
. Es wurden verſchiedene texrtliche Aenderungen
angenommen. Die türkiſche Forderung, daß die Türkei wie jeder
andere Staat die Berechtigung haben müſſe, die Einwanderung
einzuſchränken, oder zeitweiſe gänzlich zu ſiſtieren, wurde, da die
Italiener dagegen waren, an die Sachverſtändigen zur Ausar=
beitung
einer Löſung überwieſen; desgleichen das Verlangen
der Türkei, daß auch ausländiſche Geſellſchaften den türkiſchen
Geſetzen unterſtehen und daß alle vereinbarten Beſtimmungen
auf Gleichheit beruhen müſſen. Die Dauer der Konvention über
das Uebergangs=Regime wurde auf fünf Jahre feſtgeſetzt.
Alliierte Demarche in Konſtantinopel.
TU. Paris, 2. Mai. Einer Havasmeldung zufolge iſt
der franzöſiſche Geſchäftsträger in Konſtantinopel geſtern bei
dem türkiſchen Außen=Kommiſſar wegen der Truppenzuſammen=
ziehung
an der ſyriſchen Grenze vorſtellig geworden. Gleich=
zeitig
haben die anderen Vertreter der verbündeten Mächte bei
dem Außen=Kommiſſar Schritte unternommen, um auf die Ge=
fahr
der Zuſammenziehung hinzuweiſen und den Abzug der
türkiſchen Truppen zu verlangen.
* Auslandsreiſe des ungariſchen Miniſterpräſidenten.
Budapeſt, 2. Mai. Miniſterpräſident Graf Bethlen
und Finanzminiſter Tibor Källay haben am Sonntag eine
Auslandreiſe angetreten, die ſie nach Paris, London und Rom
führen wird. Zweck der Reiſe iſt, die leitenden Staatsmänner
der drei Großmächte über die Wirtſchafts= und Finanzlage Un=
wurde
, vielfach von Neiſenden aus dem unbeſetzten Gebiet, zum garns zu informieren und ihnen die Geſichtspunkte darzulegen, ihren Eltern in Gauting hei München untergebracht wurden. Das Ur=
nach
denen die Löſung der ſchwierigen finanziellen und wirt=
ſchaftlichen
Probleme in Ungarn zu ermöglichen wäre. Von
zeit noch nicht die Rede, aber Graf Bethlen und Finanzminiſter
Källay hoffen, die Möglichkeit zu finden, mit den führenden
Faktoren der Reparationskommiſſion die Frage der
Aufhebung des Generalpfandrechtes zu erörtern,
das durch den Friedensvertrag von Trignon den Siegerſtaaten gericht Groß=Gerau ſtattgefunden. Urteil: Der Berufung der Gemeinde
ungarn gegenüber zugeſichert iſt und das Haupthindernis der urteils die Klage abgewieſen. Begründet wird die Entſcheiduns damit,
Frenzoſen begünſtigen und damit die geſchloſſene Abwehrfront finanziellen und wirtſchaftlichen Konſolidierung des Landes
bildet.
rt.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 3. Mai.
Heſſiſches Landestheater. Cavalleria ruſticana, und
Der Baiazzo. In der heutigen Aufführung von Cavalleria
Fengel vom Poſtamt in Weiſenau (Kreis Mainz). Die ruſtieana ſingt Alice Orff=Solſcher zum erſten Male die Santuzza.
Bajazzo zum erſten Male wieder auf. Beide Werke werden von Haus
Schleſinger dirigiert.
Schwedenfilm. Im Kleinen Haus läuft heute und morgen ab
6 Uhr der Spenska=Film Verzehrende Flammen.
Emil Nolde=Ausſtellung im Landesmuſeum. Emil Nolde, einer
Arbeiten in Darmſtadt bisher nur zerſtreute Einzälſtücke und das Ge=
mälde
in der Darmſtädter Galerie zu ſehen geweſen ſind, hat dem Mu=
ſeum
zu einer vorübergehenden Ausſtellung eine Sammlung von 40
großen Aquarellen und ebenſo vielen Schwarz=Weiß=Blättern zur Ver=
fügung
geſtellt. Das Kupferſtichkabinett, zurzeit noch mit den Vorberei=
tungen
beſchäftigt, wird dieſe koſtbare Sammlung in etwa 14 Tagen
der Oeffentlichkeit übergeben, zur ſelben Zeit alſo, wann die großen
Darmſtädter Kunſtausſtellungen dieſes Jahres geöffnet werden, und ge=
wiſſermaßen
in Anlehnung an dieſe und zur Ergänzung derſelben. Die
Räume des Kupferſtichkabinetts, mit ihrer praktiſchen Ausſtattung für
überſichtliche Wechſelausſtellungen, geben die Gewähr, daß die Samm=
lung
in aller Behaglichkeit ſtudiert werden kann, und dem Beſucher ſo
ein rundes, klares Bild von dem Werk eines unſerer ſtärkſten deutſchen
Meiſter vermittelt wird.
Evangeliſcher Bund. Am vergangenen Dienstag fand der letzte
der Vorträge ſtatt, die Herr Dr. Ohlemüller im Auftrag des hieſi=
gen
Zweigvereins abhielt. Er ſprach da vor einer äußerſt zahlreich er=
ſchienenen
Zuhörerſchaft, die ſeinen feſſelnden Darbietungen mit gro=
ßem
Intereſſe folgte und ihre Zuſtimmung zu den ſtreng ſachlichen Aus=
führungen
des Vortragenden in lebhaftem aufrichtigem Beifall bekun=
dete
über das Thema: Neukatholiſche Beſtrebungen‟. Der für die
Mittelmächte unglückliche Ausgang des Krieges bedeutete für den Katho=
lizismus
eine gewaltige Steigerung ſeiner Macht, die durch das zu=
ſammenfaſſende
Stichwort: Katholiſcher Aktivismus, deutlich bezeich=
net
wird. Daß dadurch das im Katholizismus ſchon immer vorhau=
dene
Selbſtbewußtſein ſich erheblich vergrößerte und auf Grund ſeines
Einfluſſes auf das politiſche und wirtſchaftliche Leben zu einem aus=
geprägten
Kulturbewußtſein ſich verſtärkte, begreift ſich ohne weiteres.
Dabei iſt freilich zu bedauern, daß dieſes Selbſtbewußtſein nicht immer
der Gefahr der Selbſtüberhebung und Ungerechtigkeit anderen Konfeſ=
ſionen
gegenüber entgangen iſt. Der Redneu brachte dafür eine Reihe
von Belegen aus dem katholiſchen Lager, die hinſichtlich der Frage nach
der letzten Urſache der fürchterlichen Umwälzung in der Gegenwart die
Reformation als erſte Rebellion verantwortlich machen wollen. Dem
pſychologiſch außerordentlich geſchickten Verfahren des Katholizismus in
der Beeinfluſſung der Maſſenſtimmung, überhaupt ſeiner Tendenz auf
Macltentfaltung, entſpricht der gewaltige Apparat ſeiner Oraane und
Werkzeuge zur Durchführung ſeiner Ziele. Der Redner führte dazu
auf Grund einer katholiſchen Statiſtik genaue Zahlen über das gewal=
tig
vermehrte Heer der katholiſchen Geiſtlichen und Ordensleute, ſowie
neuer Ordensniederlaſſungen an, die zeigten, wie der Katholizismus
in Berlin, Sachſen, Thüringen uſw. feſte Stützpunkte zur Vergröße=
rung
ſeiner Macht errichtet hat. Alles dies läßt ſich nicht anders deuten
als ein Stueben nach Vormacht im öffentlichen Leben. So mahnt gerade
die gegenwärtige Entwicklung des Katholizismus nicht nur den Evan=
geliſchen
Bund, ſondern alle Evangeliſchen, zur ernſten Beſinnung auf
ihre heiligſten Aufgaben, das proteſtantiſche Bewußtſein zu ſtärken, es
in Wort und Tat herauszutragen in das öffentliche Leben, und durch
innere Einigkeit dem Proteſtantismus die Wucht orgauiſatoriſcher Ge=
ſchloſſenheit
nach außen hin zu geben. Nach der ſich anſchließenden Aus=
ſprache
, in der u. a. mit treffenden, überzeugenden Worten unberech=
tigte
Vorwürfe von ſektiereriſcher Seite gegen die evangeliſche Kirche,
überhaupt gegen alles Kirchentum, zurückgewieſen wurden, ſprach der
Vorſitzende, D. Matthes, das Schlußwort.
Der Nationalſtenographen=Verein Darmſtadt eröffnet in ſeinen
Unterichtsräumen im Feierabend am Freitag, den 4. d. M., neue Au=
fängerkurſe
. Es iſt hier allen Berufszweigen, Damen, Heuren und Schü=
lern
, Gelegenheit geboten, in denkbar kürzeſter Zeit ſich dieſes ideale,
Kurzſchrift=Shſtem anzueignen, da der Unterricht in 48 Stunden voll=
ſtändig
abgeſchloſſen iſt, die National=Stenographie ſomit das einfahſte
und dabei doch das leiſtungsfähigſte Kurzſchrift=Syſtem der Gegenwart
iſt, das mit 490 Silben in der Minute die Höchſtleiſtung in Deutſchland
erreicht hat. Näh. ſ. Anz.)
Goldene Hochzeit. Samstag den 5. Mai, begehen Bank=
beamter
i. N. J. B. Silz und Fraut Eliſabeth, geb. Walther, Karl=
ſtraße
12, das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit.
Provinzialausſchuß. 1. Klage des Ortsarmenherbandes Darm=
ſtadt
gegen den Ortsarmenverband Bensheim wegen Erſatz von Unter=
ſtützungskoſten
für Otto Zubrod Wwe. Der Ortsarmenverband Bens=
heim
behauptet, Zubrod Wwe, habe den Unterſtützungswohnſitz in Beus=
heim
verloren und ſolchen in Darmſtadt erworben; letztere. Tatſache be=
ſtreitet
wiederum Darmſtadt. Bensheim verlangt widerklagend Rück=
erſtattung
der gezahlten Beträge von Darmſtadt. Die zeugenſchaftliche
Vernehmung der Witwe Zubrod ergibt, daß bereits 1915 dieſe von
Bensheim nach Darmſtadt verzog, während die Kinder derſelhen bei
teil ergeht dahin: Bensheim wird verurteilt, an Darmſtadt zu zahlen,
die Widerklage wird abgewieſen. 2. Klage des P. Kraus zu Büttel=
bora
gegen die Gemeinde Büttelborn wegen Verweigerung des Orts=
bürgernutzens
durch die Gemeinde Büttelborn, hier: Verufung gegon
die Entſcheidung des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Groß=Gerau vom
20. Aipril 1922. Die Sache wurde bereits in der Sitzung vom 14. Februar
1923 eingehend verhandelt und hier darüber berichtet. Die Beweis=
erhebung
, die damals beſchloſſen wurde, hat inzwiſchen vor dem Amts=
Büttelborn wird ſtattgegbeen und unter Aufhebung des Kreisausſchuß=
daß
, ſolange Kraus in Frankfurt a. M. wohne, das Recht auf den Orts=
bürgernutzen
ruhe. 3. Klage des Ortsarmenverbandes Aſchaffenbur=

Wie Puſchlin im Duell fiel.
(Aus den Erinnerungen eines deutſchen Arztes am Zarenhofe.)
* Der Zahl unſerer klaſſiſchen Memoirenbücher, die gar nicht
ſehr groß iſt, ſchließt ſich ein ſoeben erſchienenes neues Werk an,
das es in der Lebendigkeit der Schilderung und der Unterhalt=
ſamkeit
des Stoffes wohl mit Kügelgens berühmten Jugend=
erinnerungen
eines alten Mannes aufnehmen kann. Es ſind
die bei Duncker & Humblot in München verlegten Lebenserinne=
rungen
von Prof. Martin Mandt, die unter dem Titel
Ein deutſcher Arzt am Hofe Kaiſer Nikolaus I.
von Rußland aus ſeinem Nachlaß herausgegeben wurden.
Der verſtorbene hervorragende Kenner der ruſſiſchen Geſchichte,
Prof. Theodor Schiemann, hebt in einer Einführung den großen
geſchichtlichen Wert dieſer Lebenserinnerungen des Leibarztes
des Zaren hervor und nennt ſie eine der intimſten und zuver=
läſſigſten
Quellen zur Geſchichte Kaiſer Nikolaus, für die 20
Jahre, die zwiſchen 1835 und dem Tode des Kaiſers liegen.
Mandt war ein deutſcher Profeſſor und Gelehrter von hohem
Ruf, der in ſeinem 35. Jahre, als Leibarzt der Großfürſtin
Helene Paulowna an den ruſſiſchen Hof kam und ſechs Jahre
ſpäter die verantwortliche Aufgabe übernahm, dem Kaiſer ſelbſt
als Leibarzt an die Seite zu treten. Mandt war weder ein ge=
fälliger
Arzt noch ein bequemer Höfling; in ſeinem wiſſenſchaft=

dedungt volcgendig hiel. Eer i aich i der gerſifreriſche angs=
ſphäre
des Zarenhofes und der Petersburger Geſellſchaſt bis
zuletzt kerndeutſch geblieben, dem Ideal, eines deutſchen Pro=
feſſors
getreu, das er ſich als Chirurge in Greifswald aufgeſtellt
hatte. Durch die Erinnerungen Mandts erſcheint, das Bild
Nikolaus' I. in einem neuen Licht; er tritt uns menſchlich näher,
und die Ehrlichkeit ſeiner Deſpotennatur kommt mitunter zu
rührendem Ausdruck. Mit ſeiner vortrefflichen Erzählerkunſt
und ſcharfen Beobachtungsgabe läßt Mandt eine ganze Anzahl
geſchichtlicher Charakterbilder an uns vorüberziehen, das der
Kaiſerin, der kaiſerlichen Töchter und einiger hervoragender
Staatsmänner. Auch ſpannende Dramen der ärztlichen Praxis
erleben wir mit, Wunderkuren, die Mandt den unfähigen ruſſi=
ſchen
Aerzten gegenüber durchſetzte, und die Tragödie der Groß=
fürſtin
Alexandra, deren Lungenleiden zunächſt von den behan=
delnden
Aerzten vernachliſſigt und dann von Mandt in ſeiner
hoffnungsloſen Schwere erkannt wurde. Er benutzte bei dieſer
Diaguoſe das nicht lange vorher in Paris erfundene Stethoſkop,
das in Rußland damals noch völlig unbekannt war.
Der deutſche Arzt erlebte in Petersburg den Tod des größten

Dse
dieſem Ereignis die außerordentliche Strenge her, mit der der
Zar von da ab jedes Duell beſtraſte: Man hatte ihm ſeinen
beſten und vielverſprechendſten Dichter im Duell erſchoſſen.
Puſchkin war jung, arm und häßlich wie die Nacht. Sein Geſicht
hat immer an einen Pavian erinnert. Dafür beſaß er unbeſtrit=
ten
zwei Schätze: eine wunderſchöne junge Frau und ſein Dich=
tertalent
. Der Himmel hatte ihn überdies mit einem Haus=
freunde
, einem Holländer, geſegnet. Der Hausfreund machte der
jungen Gattin die Kur, und zwar auffallend genug, um die ganze
Stadt davon ſprechen zu machen. Nur der Dichter allein hatte
keine Ahnung vom öffentlichen Geheimnis; bis in ſeinen ſieben=
ten
Himmel hinein war die Kunde davon noch nicht gedrungen.
Das aber übernahmen, nie immer, anonhme Briefe, und freund=
lich
geſchäftige Hände zogen den Vorhang von den Augen des
Poeten herab. . . Er fing an mit Mißtrauen und endigte damit,
ſeine Frau auf eine unedle Art bewachen und ausſpionieren zu
laſſen. Eines Tages weiß er ſie allein mit dem Holländer und
tritt plötzlich in das Gemach ſeiner Gattin, wo er den Mann, den
er Freund genannt, kniend zu ihren Füßen ſindet. Frau von
Puſchkin und der Holländer begreifen auf der Stelle die Dring=
lichkeit
der Gefahr und den Wert des Augenblickes: der Hollän=
der
iſt aufgeſtanden, hat ſich ſeinem empörten Freund genähert
und ſagt ihm ganz ruhig: Lieber Puſchkin, ich habe Deine Frau
eben um die Hand ihrer jüngeren Schweſter gebeten. Frau von
Puſchkin hatte allerdings eine jüngere Schweſter, und die böſe
Welt will behaupten, dieſe Schweſter und der Holländer hätten
ſich vorher niemals geſehen. Was war zu tun?. Der gute Poet
mußte ſich beruhigen und däterlich Segen und Einwilligung
geben. Das junge Fräulein iſt kurze Zeit nachher die Frau des
Holländers geworden, und ſo endete der erſte Akt eines Spieles,
das bald traurig genug zu werden beſtimmt war. Die Eifer=
ſucht
des Poeten erwachte wieder und wieder. Er forderte ſeinen
Hausfreund auf Piſtolen, und bald nachher ſtanden ſie ſich im
Saale eines entlegenen Hauſes, die Länge eines Billards
zwiſchen ſich, das tödliche Geſchoß in der Hand, gegenüber, um
auf Kommando die Waffen gleichzeitig aufeinander abzufeuern.
Puſchkin hat noch zwei Tage in unſäglichen Schmerzen gelebt
und ſeine Kinder ſterbend der Gnade ſeines Monarchen empfoh=
len
, den er im Leben nicht geliebt und in ſeinen freimütigen Ge=
dichten
wenig geſchont hatte.
* Die Verſchwendung der Natur. Der Frühling offenbart
uns wieder mit all ſeinen langſam, aber doch ſo reich ſich entfal=
tenden
Segnungen die Ueppigkeit und Fruchtbarkeit der Natu:,
deren Geſtaltungskraft unerſchöpflich iſt. Erſtaunlich iſt die Ver=
ſchwendung
, die in dem großen Haushalt unſrer Erde mit Lebe=
weſen
getrieben wird. Schon die Menge der Menſchen iſt uus

ſchwer vorſtellbar, wenn wir z. B. hören, daß China 400 Millio=
nen
Einwohner und die ganze Erde zwei Milliarden Menſchen
umfaßt. Aber die Menſchheit gehört zu den am wenigſten zahl=
reichen
Klaſſen der Lebeweſen. Ein einziges Glas mit Waſſer,
aus einem Quell geſchöpft, enthält mehr Lebeweſen, als alle
Menſchen auf der Erde darſtellen. Der Zoologe Arthur Thon=
ſon
hat die Zahl der verſchiedenen Inſektenarten, die uns be=
kannt
ſind, auf wenigſtens 2½ Millionen angenommen, und es
iſt ſicher, daß die Inſekten der Erde, wenn ſie alle auf eine ein=
zige
, ungeheure Wagſchale gelegt werden könnten, mehr wiegen
würden als die ganze übrige Bevölkerung der Erde an Menſchen
und Tieren. Die Fruchtbarkeit der Inſekten iſt geradezu unge=
heuerlich
. So hat Suxley berechnet, daß die Nachkommenſchaft
einer Blattlaus, wenn ihr ganzes Geſchlecht weiterleben würde,
in einem einzigen Sommer zahlreicher wäre als die gauze Be=
völkerung
von China. Glücklicherweiſe haben die Feinde der
Blattlaus einen ſo geſegneten Appetit, daß ſie uus vor dem Au=
wachſen
dieſer Peſt zu Billionen und Aberbillionen bewahren.
Auch die Hausfliege vermehrt ſich mit kaum begreiflicher Schnel=
ligkeit
, und ihre Gefährlichkeit kommt zum großen Teil daher.
Würden alle Nachkommen einer einzigen Fliege am Leben blei=
ben
, ſo würden ſie vor dem Ende des Sommers 50 Billionen
Tiere ausmachen, und wenn dieſe alle getötet würden, ſo bedürfte
man 3000 Müllwagen, um ſie fortzuſchaffen. Ein Sceſtern hat
300 Millionen Eier, aber er hat auch ſo viel Feinde, daß er nicht
zu zahlreich wird. Es gibt Fiſche, die bis zu 10 Millionen Eier
legen. Ein Paar Ratten haben 100 Junge in einem Jahr, und
da die Jungen im Alter von 4 Monaten ſchon wieder Kinder be=
kommen
, kann eine Nattenfamilie innerhalb eines Jahres auf
2012 Tiere anwachſen. Die Natur hät aber für einen Ausgleich
geſorgt indem ſie, gleichſam ſelbſt erſchreckt über ihre Fruchtbar=
keit
, auch die nötigen Feinde ſchuf, die die fruchtbaren Tiere wie=
der
vernichten. Alle dieſe Zahlen ſind aber noch klein gegen=
über
den niederen Formen des Lebens. Prof. Lorande hat eine
Familie von nur mitroſkopiſch ſichtbaren Tierchen 5 Jahre lang
beobachtet. Dieſe winzigen Lebeweſen vervielfältigen ſich durch
einen einfachen Spaltungsprozeß, und zwar ſpaltet ſich ein jedes
alle 16 Stunden in zwei andere Lebeweſen. Die Familie er=
zeugte
während der 5 Jahre 3039 Generationen, und wären alle
am Leben geblieben, ſo würde die dadurch gewonnene Maſſe
10 000 Mal ſo groß geweſen ſein als die der Erde. Eine Auſter
kann 60 Millionen Eier legen. Vier Generationen würden, weun
ſie ſich ungeſtört entwickeln könnten, einen Haufen von Schalen
erzeugen, der ſo viel wöge, wie unſer ganzer Erdball. Selbſt ein
ſo wenig fruchtbares Tier wie der Elefant, von dem ein Paar
nur ettva alle 10 Jahre ein Junges hat, bringt es zu großen
Zahlen. So berechnete Darwin die Nachkommen eines einzigen
Elefantenpaares in 750 Jahren auf 19 Millionen.

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Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 3. Mai 1923

gegen den Ortsarmenverband Darmſtadt wegen Erſatzes von Kranken=
hauspflegekoſten
für Hch. Dutt aus Poppelsdorf. Die Sache wurde bereits
verhandelt. Urteil: Der Ortsarmenverband Darmſtadt wird verurteilt,
an den Ortsarmenverband Aſchaffenburg 960 Mark zu zahlen. Die an=
deren
Sachen bieten kein weitergehendes Intereſſe.
n. Strafkammer. Wegen Diebſtahls und ſchwerer Urkundenfälſchung
erhielt der 18jährige Hilfsarbeiter Felis Bohn aus Offenbach eine
Geſamtſtrafe von einem Jahr Gefängnis. Zur Zeit iſt er in anderer
Strafverbüßung begriffen, während noch eine Anklage des Diebſtahls
in Tateinheit mit Gräberſchändung (Wegnahme von Grabkreuzen 2c.)
in Ausſicht ſteht. Was den jetzigen Fall betrifft, ſo hatte er einem
Kameraden die ſilberne Taſchenuhr von etwa 20000 Mk. dermaligem
Wert entwendet und ſofort für 1000 Mk. an einen Dritten verkauft.
Dieſem gegenüber legte er ſich den in der Uhr eingravierten Namen
des Beſtohlenen bei und quittierte ſo als angeblicher Eigentümer über
Empfang des Kaufpreiſes.
Der ſchon vielfach vorbeſtrafte und be=
trugsrückfällige
, 47 Jahre alte Taglöhner Georg Gärtner 7. aus
Bensheim gehört zwar zu den Taubſtummen und vermag ſich nur mit
Schwierigkeit mündlich zu verſtändigen, führt aber trotzdem ſeine
Schwindeleien höchſt gerieben aus. Er iſt in Folge des Gebrechens
ſtark grmindert zurechnungsfähig, doch unterliegt die Verantwortlich=
keit
keinem Zweifel, was ſchon des Oefteren gerichtsärztlich begutachtet
wurde. Nunmehr handelte es ſich wieder um eine ganze Reihe ſolcher
Fälle, und es iſt erſtaunlich, daß ſie ſämtlich gelangen und dem Ange=
klagten
ganz bedeutende Geldbeträge einbrachten. Als Mittel diente
ihm die Vorſpiegelung, Mehl in größerer Menge aus einer auswärtigen
Mühle beſorgen oder Holzvorräte liefern zu können. Seine 52 Jahre
alte Ehefrau hatte einen von ihm erſchwindelten Scheck über 80 000 Mk.
erhoben und war deshalb als Förderin des Abſatzes einer rechtswidrig
erworbenen Sache wegen Hehlerei mitangeklagt. Es ergaben ſich für
ihre Schuld keinerlei Beweiſe, vielmehr befand ſie ſich damals anſchei=
nend
in gutem Glauben, und man ſprach ſie daher frei. G. ſelbſt wurde
in vollem Umfang für überführt erachtet und zu insgeſamt zwei Jah=
ven
Gefängnis, abzüglich zwei Monate Unterſuchungshaft, verurteilt.
Fahrläſſiger Falſcheid war der bisher unbeſtraften Ehefrau des
Drehermeiſters Ludwig Becker aus Wimpfen zur Laſt gelegt, und das
zwiſchen beiden anhängige Scheidungsverfahren bildet den Hintergrund
dazu. Es ſind drei Kinder vorhanden, doch walteten ſeit Jahren Un=
ſtimmigkeiten
ob, man wohute zuerſt im nämlichen Hauſe getrennt, und
eines Tags war Frau B. unter Mitnahme der eigenen, ſowie eines gro=
ßen
Teils der in Verwaltung und Nutznießung des Mannes ſtehenden
Sachen (ſo des Küchengeräts) ausgerückt. Sie wurde von B. auf Rück=
gabe
der Gegenſtände verklagt und beſtritt in dieſem Rechtsſtreit vor
dem dortigen Amtsgericht die Mitnahme überhaupt, weshalb es zuletzt
zur Auflage eines richterlichen Eides über fraglichen Punkt kam. Nach=
dem
ſie über den Inhalt und die Tragweite desſelben im Termin aufs
Eingehendſte belehrt worden war, leiſtete ſie ihn dahin, die näher be=
zeichneten
Sachen nicht mitgenommen zu haben. In Wirklichkeit iſt dies
unrichtig und wird auch nunmehr von der Angeklagten zugegeben, die
ein Mißverſtändnis ihrerſeits vorſchützt, und den Eindruck der Unge=
wandtheit
erweckt. Sie hatte allerdings nachträglich, nach vorüber=
gehender
Rückkehr zu ihrem Mann dieſem und einer anderen Zeugin
gegenüber die Befürchtung ausgeſprochen, daß ſie durch den Meineid
in Strafe kommen könne. Später war dann die Anzeige durch B. er=
folgt
. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme kam die Strafkammer
zu der Anſicht, daß es ſich evtl. um Meineid handele und verwies dem=
gemäß
den Fall vor das Schwurgericht.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlſch als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechun:g oder Kritik.
* Martinsgemeinde, Freitag, 4. Mai, abends 8 Uhr, findet im
Gemeindehaus, Liebfrauenſtraße 6, zum erſten Male gemäß § 48 der
neuen Kirchenverfaſſung eine Gemeindeverſammlung ſtatt, zu der die
wahlberechtigten Gemeindeglieder eingeladen ſind. Es wird der Jahres=
bericht
des Kirchenvorſtandes über den kirchlich=ſittlichen Zuſtand der Ge=
meinde
für das Jahr 1922 vorgetragen, woran ſich eine Ausſprache
ſchließen ſoll. Außerdem ſteht die von der evangeliſchen Geſamtgemeinde
aufzunehmende Anleihe zur Verhandlung. Wegen der Wichtigkeit der
Verhandlungsgegenſtände wird die Bitte und Erwartung ausgeſprochen,
daß ſich die Geladenen möglichſt zahlreich einfinden möchten.
Verein ehem. 117er Darmſtadt. Auf die heute abend
im Vereinslokal Zum Alexandereck ſtattfindende Monatsverſammlung
wird aufmerkſam gemacht. Zahlreiches Erſcheinen wird erwünſcht.

Ueber Werke, Künſiler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachfiehenden Erwähnung
geſchſeht, behält ſich die Redaltion ihr Arteil vor.
* Johannesgemeinde. Die ſchönen Muſikabende, die Herr
Aſſeſſor H. Kaiſer veranſtaltete, ſowie die eifrige Tätigkeit von Kirchen=
chor
und Chorſchule beweiſen die große Muſikfreudigkeit der Gemeinde
Der Kirchenchor wird darum in ſeinem Konzert, Montag, den
7. Mai, abends, neben anderen Darbietungen ein beſonders intereſſan=
tes
Werk bringen: Das Spiel vom reichen und armen
Lazarus von Andreas Fromm (1649). Es ſteckt noch ein Stück alter
kirchlicher Volkskunſt in dieſem ganz auf Bibelworten und Choralſtrophen
aufgebauten Muſikſpiel. Ein kurzer Prolog (Luk. 16, 1921) eröffnet.
Lazarus ſelbſt wird eingeführt mit den Sterbeliedern Herzlich tut mich
verlangen nach einem ſel’gen End und Mit Fried’ und Freud’ fahr
ich dahin‟. Der himmliſche Chor ſingt ihm das Grablied (das berühmte
Ecce quomodo moritur juſtus, Sieh, wie ſtirbt der Gerechte, von
Jakob Handl), ein Engel preiſt ſeine Freuden. Unten auf der Erde aber
(dieſer Teil wurde früher auch unten im Schiff der Kirche geſungen)
ſtimmen der reiche Mann und ſeine Freunde das Lied der Gottloſen an:
Wohlher, laſſet uns wohlleben, weil’s da iſt . . ." (Weish. Salomo=
nis
, II, V. 69). Aber auch der Reiche muß ſterben und fährt trotz
ſeines Jammers zur Hölle. Sein Schreien rührt auch Abraham nicht
in Verzweiflung verflucht er ſich ſelber. Lazarus aber ſtimmt oben mit
dem Himmelschor fröhlich den Choral an: Wie bin ich doch ſo herz=
lich
froh, der Engel ſchildert nochmals die himmliſche Herrlichkeit, und
mit Jubelgeſang ſchließt das Werk ab. Den Lazarus wird Herr Stah
Tenor) ſingen, den Reichen Herr Schäfer (Bariton), den Engel Frl.
Cramer (Sopran), den Evangeliſten Herr E. Sulzmann ( Bari=
ton
), Gott und Abraham Herr Dr. Noack (Baß). Streichorcheſter,
Flöte (Herr Engel) und Orgel (Herr Ramge) bilden die Beglei=
tung
. Durch die freundliche Mitwirkung des Gambenvirtuoſen Herrn
Heinr. Hebbel iſt auch die Originalbeſetzung verſchiedener Solo=
begleitungen
mit der ſechsſaitigen Viola da gamba gewahrt. Das Kon=
zert
bringt außerdem eine Kantate des Darmſtädter Meiſters W. C.
Briegel (1682), ein Duett ſeines Frankfurter Kollegen G. Chr.
Strattner (1692) (Frl. Cramer, Herr Stahl), Pſalm 139 für Baß=
olo
(Herr Dr. Noack) von E. Noack, 2 Gambenſätze (Herr Hebbel) von
Händel und Bach und 2 Orgelwerke, Toccata, F=Dur, von Muffat,
und die Fuge Nun danket alle Gott von Schröder (Herr Ramge). Die
Eintrittspreiſe ſind niedrig gehalten, um jedem den Zutritt zu ermög=
lichen
. Wer mehr geben kann, wird auch hierzu Gelegenheit haben.
Karten und Vortragsfolge in der Papierhandlung von Frau Minna
Paul, Wendelſtadtſtr. 20. Der Erlös foll dem Chor zu weiteren Ver=
anſtaltungen
mithelfen.
Parlamentariſches.
* Finanzausſchuß. Die Regierungsvorlage, betr. die heſſi=
ſchen
Landesfarben und Flaggen, fand Annahme. Der Wohnungs=
beſchaffung
durch den Ausbau des Schloſſes Lichtenberg wurde zuge=
ſtimmt
. Der Antrag Köhler zu Kap. 31, Provinzialdirektionen und
Kreisämter, wurde dahin erledigt, die Regierung zu ermächtigen, im
Sinne des Antragſtellers zu beſchließen. Angenommen wurde ferner
die Regierungsvorlage, betr. die Errichtung eines Tierſeucheninſtituts
zu Gießen, unter Verwendung, der alten Veterinärklinik (die Vorlage
erfordert einen Mehraufwand von 200 Millionen); die Regierungsvor=
lage
, Staatsvoranſchlag 1923, Techniſche Hochſchule; Regierungsvorlage,
Landesforſchungsinſtitut; Erſtreckung des Finanzgeſetzes auf die erſten
2 Monate des Rechnungsjahres 1923; Regierungsvorlage, betr. Aende=
rung
des Brückengeld= und Ueberfahrtsgebührengeſetzes (zur Kenntnis
genommen); drei Regierungsvorlagen über die Dienſtbezüge der Staats=
beamten
; Regierungsvorlage, betr. die Erhöhung des Urkundenſtempels;
Regierungsvorlage, betr. Herſtellung einer elektriſchen Lichtanlage auf
dem Domanialhof Schiffenberg, die Förſterwohnung Baumgarten und
den Univerſitätsforſtgarten; Fortführung des Heſſiſchen Kunſtdenkmäler=
ſerks
, Drucklegung der Kreisbeſchreibung Bingen, innere Einrichtung
des Kreisamtsgebäudes in Offenbach a. M. Die Regierungsvorlage,
betr. Erhöhung des Staatszuſchuſſes zum Heilſtättenverein auf 10 Mil=
lionen
, wird ebenfalls angenommen, dagegen die Vorſtellung Neumann
auf Errichtung einer Heilſtätte für Schleimhauttuberkulöſe zurückgeſtellt.
Die Vorlage, betr. Ausbau der Wölfersheimer Anlagen, findet An=
nahme
nach Streichung des Abſatzes: Die Regierung beaſichtigt bis
Schluß. Die Vorlage, betr. Zuſchuß für die Behandlung mittelloſer
Geſchlechtskranker, wird angenommen.

N. Pfungſtadt, 1. Mai. Der Konzertabend des Geſangvereins
Liederkranz, geſtaltete ſich zu einer ſchönen Mozartfeier. Die
Original=Kompoſitionen des Meiſters für Männerchor ſind zwar nicht
ſehr zahlreich, und häufig wird daher Zuflucht genommen zu mitunter
recht ungeſchickt verarbeiteten anderen Mozartſchen Kompoſirionen. Der
Liederkranz umging dieſen Fehler. Er bot uns das Bundeslied, den
Iſis= und Oſiris=Chor und die Baß=Arie mit Chor aus dem 2. Akt der
Zauberflöte mit Orcheſterbegleitung, und ein Frühlingslied, bei dem
vielleicht bezweifelt, werden könnte, daß Mozart es geſchaffen hat. Aus

dem wohlgelungenen Vortrag ſämtlicher Chöre war zu erkennen, daß
es dem geſchickten Vereinsdirigenten, Herrn Lehrer Eidenmüller, ge=
lungen
iſt, ſeinen Chor zu immer beſſeven Leiſtungen, und vor allem
zu feiner, weicher Tonbildung zu bringen. Sehr ſchön abgetönt, wie
ferner Geiſterchor, klangen die kleinen Chorſtellen in der Saraſtro=Arie.
Herr Schuppel vom Landestheater ſang rhyhtmiſch ſicher und mit guter
Intonation das Solo in dieſer Programmnummer. Durch Hinzuziehung
des Darmſtädter Kammer=Orcheſters hat ſich der Liederkranz den Dank
vieler hieſiger Muſikfreunde geſichert, denn ſchöne Orcheſtermuſik wird
hier nicht zu oft gehört. Die G=Moll=Symphonie und Haffner=Serenade
wurden unter Leitung des noch ſehr jugendlichen Dirigenten, Herrn A.
Vogt, mit ſchönem Schwung und recht geſchloſſenem Zuſammenſpiel vor=
getragen
. Beſonders ſchön leuchteten die Waldhorntöne und Melismen
des Oboenbläſers hervor, wie auch der energiſche Strich und das ſichere
Spiel der jungen Damen in dem Streichkörper Anerkennung fand.
Eine vorzügliche Leiſtung bot Herr Eidenmüller durch Vortrag des
B=Dur=Konzerts von Mozart für Fagott mit Orcheſterbegleitung. Das
famoſe Paſſagenſpiel im Allegro und der Ausdruck im Andante ſeien im
Hinblick auf die Schwierigkeiten, welche das Fagott an ſich bietet, be=
ſonders
hervorgehoben. Ebenſo ſei auch der Einführung in die vor=
getragenen
Werke durch den Chorleiter gedacht. Alles Dargebotene aber
offenbarte die ganze tiefe Innerlichkeit, die Anmut und Sonnigkeit
Mozarts in ſeinen Kompoſitionen, und noch lange wird es in uns nach=
klingen
.
st. Nieder=Ramſtadt, 1. Maj. Das nächſten Samstag und Sonntag
zur Einweihnug gelangende Vereinsbanner des Geſang=
vereins
Eintracht hier iſt ſeit geſtern in dem Geſchäft Witters=
heim
öffentlich ausgeſtellt. Wie ſchon in früheren Artikeln erwähnt, iſt
dasſelbe von Herrn Bitter aus Darmſtadt angefertigt. Es iſt erſtaun=
lich
, mit welcher Kunſtfertigkeit das Banner angefertigt iſt, durch einen
Herrn, der ſich der mühevollen Arbeit ſozuſagen in ſeinen Mußeſtunden
unterworfen hat. Bereits im vorigen Jahre war Gelegenheit gegeben.
die Kunſt des Herrn Bitter auf dieſem Gebiete zu bewundern. Das
damals in Darmſtadt in der Ernſt=Ludwigſtraße ausgeſtellte Vereins=
banner
des Orthſchen Männerquartetts in Darmſtadt war ebenfalls
durch den gleichen Herrn angefertigt. Der Verein wird ſich zu allen Zei=
ten
des Schöpfers dieſes prachtvollen Banners erinnern, dem er zu
ewigem Dank verpflichtet iſt. Das Feſtprogramm zur eigentlichen
Bannerweihe ſteht nunmehr endgültig feſt. Am Samstag abend findet
die Weihe ſtatt, verbunden mit einem Feſtkonzert. Namhafte Künſtler
und Künſtlerinen ſtellen an dieſem Abend ihre Kräfte in den Dienſt des
Vereins. Auch der Chorleiter, Herr J. Kehr=Darmſtadt, hat alles daran
geſetzt, die vorzutragenden Chöre auszuarbeiten. Weiter wird ein zu=
ſammengeſtelltes
Salonorcheſter ſpielen. Der Sonntag=Vormittag iſt den
im Weltkriege gefallenen Mitgliedern des Vereins gewidmet. Zu deren
Ehren hat der Verein eine kunſtvoll angefertigte Ehrentafel durch den
auf dieſem Gebiete bekannten Kunſtmaler Herrn Velte, hier, anfertigen
laſſen, die im Vereinslokal durch eine entſprechende Feier aufgehängt
wird. Nachmittags findet unter Beteiligung der am Liedertag mitwir=
kenden
hieſigen und auswärtigen Vereine ein Feſtzug durch die Orts=
ſtraßen
ſtatt. Zu Ehren des deutſchen Liedes wird alsdann im Feſtlokal,
Gaſthaus Zur Poſt, ein Liedertag veranſtaltet. Etwa 10 Vereine,
deren bisherige Leiſtungen auf dem Gebiete des Männergeſangs dafür
bürgen, daß ſie nur ganz Hervorragendes zu Gehör bringen, werden
ſich durch Vortragen von je 2 Chören bemühen, das deutſche Lied zu
verherrlichen. Dem Verein wäre zu wünſchen, daß ihm der Wettergott
einen ſchönen Tag beſchert.
Aus dem Odenwald, 2. Mai. Wie wir vom Odenwald=
Verkehrsbund (Sitz Erbach i. O.) erfahren, iſt es den vereinigten
Bemühungen des Bundes und anderer namentlich auch württembergi=
ſcher
, Vertretungen der Verkehrsintereſſen gelungen, daß erſtmals wie=
der
für den Sommerfahrplan 1923 die ſo lange ſchmerzlich entbehrten
Eilzüge über die Odenwaldbahn vorgeſehen ſind, und zwar,
was eine große Verbeſſerung gegenüber dem Zuſtand vor Kriegsbeginn
1914 darſtellt, derart, daß die Züge von Heilbronn bis Darm=
ſtadt
und zurück durchlaufen. Der eine Zug Nr. 702 ver=
läßt
Heilbronn morgens 6,43 Uhr, kommt durch Erbach und Michelſtadt
gegen 9 Uhr, wid trifft in Darmſtadt=Hbhf. (mit gutem Anſchluß nach
Frankfurt a. M.) um 10,13 Uhr ein. Der Gegenzug Nr. 701 ver=
läßt
(mit Anſchluß von Frankfurt a. M.) Darmſtadt=Hbhf. 6,10 Uhr
abends, kommt nach Michelſtadt und Erbach kurz nach ½8 Uhr, und
endet in Heilbronn um 9,54 Uhr abends. Die Züge ſind nach langwie=
rigen
Verhandlungen und Vorarbeiten nunmehr vom Reichsver=
kehrsminiſterium
genehmigt und feſtgelegt; ſie ſtellen, wenn
naturgemäß auch nicht alle Wünſche berückſichtigt werden können, eine
weſentliche Verbeſſerung gegenüber dem bisherigen Zuſtand dar. Hoffent=
lich
macht eine weitere ungünſtige Entwickelung der politiſchen und
wirtſchaftlichen Lage die geplanten Zugvermehrungen im Sommerfahr=
plan
überhaupt unmöglich. Sollten Hemmungen in dieſer Richtung
eintreten, ſo iſt durch die Arbeit der beteiligten Stellen doch von den
maßgebenden Behörden das Bedürfnis für die Eilzüge anerkannt, ſo
daß auf ihre Einführung in der Folge ſicher gerechnet werden kann.
R. Babenhauſen, 1. Mai. Bei der heutigen Verſteigerung ging das
Anweſen der Familie Peter Mohr an den einen Sohn Joh. Mohr zum
Preiſe von 4,5 Millionen Mark über.
Langen, 1. Mai. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich
geſtern nachmittag. Ein 15jähriger Junge war auf den Leitungsdraht
der Ueberlandzentrale Offenbach a. M.=Land geklettert, kam dem Lei=
tungsdraht
zu nahe und verbrannte ſich dermaßen, daß einzelne Körper=
teile
herunterfielen.
nt. Offenbach, 1. Mai. Die Ueberreichung der Geſel
lenbriefe fand am Sonntag in der Turnhalle in der Goetheſtraße
an die diesjährigen Junggeſellen und =geſellinnen ſtatt. Die Zahl der
Prüflinge betrug insgeſamt über 550 Perſonen. Der Geſamtzuſchlag
zu der Grundmiete beträgt ab Mai 9000 Prozent.
A* Offenbach, 1. Mai. In einer ſehr gut beſuchten Mitgliederver=
ſammlung
der Deutſchen (liberalen) Volkspartei ſprack
Herr Generalſekretär Schindler zu Frankfurt über Weltwirtſchaft und
Ruhrbeſetzung‟. Der Redner ging davon aus, daß Wirtſchaft und
Außenpolitik nicht von einander zu trennen ſeien. Frankreich habe das
ſeit Jahrzehnten und Jahrhunderten erkannt. Es habe immer eine
kräftige Außenpolitik getrieben. Die maßgebenden Männer wechſelten,
das Ziel blieb unverrückt und feſt im Auge. Frankreichs Ziel in der
Gegenwart ſei, die Weltwirtſchaft zu beherrſchen. Darum wolle es an
den Rhein, und am Rhein bleiben, und mit der Beſetzung des Ruhr=
gebiets
faſt die geſamte Eiſen= und Kohlenerzeugung des europäiſchen
Feſtlandes in ſeine Hand bekommen. Gewinne Frankreich den Kampf an
der Ruhr, ſo ſei es am Ziele eines Jahrhunderte alten Strebens und
Traumes. Noch ſei es für Deutſchland Zeit, für ſich aus dieſem Ziele
Frankreichs die Lehre zu ziehen und künftig ebenfalls eine kräftige
Außenpolitik, auch nach der Zerſtörung der bisherigen Staatsform, zu
treiben. Die Ruhrbewohner ſeien eben die Front, das unbeſetzte Deutſch=
land
die Etappe. Möge ſie nicht wieder verſagen und wieder den Zu=
ſammenbruch
verſchulden! Durch des Redners Schlußſätze klang ein un=
zerſtörbarer
Glaube an Deutſchlands beſſere Zukunft. Ein Teilnehmer
der Verſammlung, der zur Zeit des Ruhreinbruchs in einer größeren
Stadt des Ruhrgebiets weilte, berichtete im Anſchluß an den Vortrag
über ſeine Beobachtungen beim Einzug der Franzoſen. Da der Herr
noch Beziehungen zu jener Stadt unterhält, kann aus begreiflichen
Gründen über dieſen Teil des Abends Näheres nicht mitgeteilt werden.
Der Vorſitzende der Ortsgruppe gab in ſeinem Schlußwort noch dem
Wunſche Ausdruck, daß der Kriegszuſtand an der Ruhr baldigſt in einem
für Deutſchland annehmbaren und günſtigen Sinne beendigt wer=
den
möge.
Mainz, 1. Mai. Der Schiffsverkehr in den hieſigen und
Guſtavsburger Häfen iſt gering. Die Hauptanfuhren beſtehen in eng=
liſchen
Kohlen ſowie Futtermittel. Die Nachfrage nach leeren Kähnen
iſt nicht beſonders lebhaft. Es wird zurzeit viel Raum unter hollän=
diſcher
Flagge angeboten. Für große Schwergutladungen nach dem
Mittelrhein notierte man eine Fracht von 8000 Mk. pro Tonne bei ver=
kürzter
Lade= und Löſchzeit, für kleinere Ladungen entſprechend mehr.
Für Ladungen ab Gebirgsſtationen zahlte man 12000 Mk. pro Tonne.
Die Flößerei geht langſam. Ein Mangel an Schleppkraft beſteht nicht.
In der Hauptſache, kommen ja nur holländiſche Schlepper in Betracht.
An Schlepplohn ab hier nach Höchſt und Griesheim notierte man 3540
holl. Cents pro Tonne. Die Waſſerſtandsverhältniſſe ſind noch als ſehr
günſtige zu betrachten. Die amtliche Tiefe des Fahrwaſſers durch die
Koſtheimer Schleuſe beträgt 2,30 Meter. An dem hieſigen Brückenpegel
verzeichnet man noch einen Waſſerſtand von 1,37 Meter, ſodaß die
meiſten Kähne ihre Ladefähigkeit noch ganz ausnützen können und Leich=
terungen
nicht erforderlich ſind.
Worms, 1. Mai. 50jähriges Betriebsjubiläum. Die
Buchdruckerei der Wormſer Ztg. kann wiederum zwei Jubilare beglück=
wünſchen
, die beide in ihrem Betrieb ſeit 50 Jahren ununterbrochen
beſchäftigt ſind. Der eine, Peter Prior, bekleidet den Poſten eines An=
zeigenmetteurs
, der andere, Adam Selzer, iſt Korrektor.
th. Friedberg, 1. Mai. Das Predigerſeminar wird in
dieſem Semeſter von zuſammen 48 Hörern beſucht, darunter befinden
ſich 22 neueingetretene Kandidaten. Das ſoll ſeit Beſtehen der Anſtalt
der höchſte Beſucherſtand ſein, eine Zahl, die auch in den nächſten Jahren
nicht wieder erreicht werden dürfte.
hr. Schotten (Oberheffen), 1. Mai. Die hieſige Förſter=
ſchule
wird von 28 Schülern, darunter 17 heſſiſchen Staatsdienſtan=
wärtern
, beſucht. Mitte dieſes Monats wird die jetzt noch in der Land=
wirtſchaftsſchule
untergebrachte Förſterſchule in ihr neu erbautes Hein
umziehen können. Meiches. An Oſtern iſt hier überhaupt kein
einziges. Kind in die Schule gekommen. Nächſte Oſtern wird ein Knabe
zur Schule kommen.

Nummer 121.

Heſſiſcher Landtag.
45. Sitzung.
St. Darmſtadt, 2. Mai.
Am Regierungstiſche: Finanzminiſter Henrich, Miniſter des
Jinern von Brentano und Regierungskommiſſäre,
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 3410 Uhr. Das
Haus tritt alsbald in die Tagesordnung ein und ſetzt die
Einzelberatung des Voranſchlags
fort. Vorbemerkung und Einleitung werden ohne Debatte angenommen.
Zu Kapitel 1, Forſt= und Kameralgüter unter Forſt=
verwaltung
vertritt der Abg. Lutz (Soz.) ſeinen Antrag, das
Tarifholz für Beamte ganz abzuſchaffen. Wenn die Schupobeamten zum
Waldſchutz herangezogen werden, follte man ſie jedoch nicht mit Schuß=
waffen
und ſcharfer Munition ausrüſten.
Abg. Kindt (Dtſchntl.) kann der Forderung des Abg. Lux niht
zuſtimmen, den Schupobeamten Waffen und Munition beim Waldſchutz
zu verbieten. Es möge dafür geſorgt werden, daß nur Beamte eingeſtellt
werden, die nicht blindlings darauf losſchießen, aber Schußwaffe muß
der Beamte haben. Auch in der Frage des Tarifholzes kann Redner
der Forderung, das Tarifholz ganz abzuſchaffen, nicht zuſtimmen.
Dieſes Holz gehört zum Einkommen der Beamten und kann nicht ohne
Weiteres entzogen werden. Vermieden müſſe allerdings die ungleih=
mäßige
Behandlung dieſer Frage werden. Es darf nicht vorkommen,
daß einzelne Beamten bevorzugt werden, wie es tatſächlich geſchehen iſt
in zwei Fällen, die von einem Darmſtädter Blatt veröffentlicht wurden.
Die Regierung hat dieſe ſeltſamen Fälle ſehr ſchwach aufgeklärt. Sie
betrafen zwei Beamte der Regierung, Regierungsrat Henrich und eine
Dame. Redner verlangt reſtloſe Aufklärung dieſer Fälle und Einleitung
eines Diſziplinarverfahrens
Abg. Ebner (K.P.D.) bekämpft den Wucher, der gerade in dieſem
Gebiete ſeine ſtärkſten Blüten treibt. Die Regierung tut nichts dagegen,
weil ſie aus dieſem Kapital ihre größten Einnahmen zieht. Redner
fordert in bedeutend erhöhtem Maße die Verſorgung der Minderbemit=
telten
mit Brennholz. Das Beamten=Tarifholz iſt ein ſoziales Unreiht.
Höhere Beamten dürften dieſes Holz nicht erhalten. Mit den Jagden
wird vielfach Mißbrauch getrieben, oft wird unter Außerachtlaſſung der
Schonzeit blindlings darauf losgeſchoſſen. Herr Kindt möchte nun noch
die Schupobeamten mit Gewehr und Munition ausrüſten. Das wird ein
luſtiges Schießen auf die Arbeiter geben. Alles, was Herr Kindt will, rich=
tet
ſich gegen die Arbeiter. (Zuruf des Abg. Kindt: Schwindel! Unruhe.)
Abg. Frau Hattemer (Ztr.): Wenn die Schupo nicht bewaffnet
wird, kann ſie wenig ausrichten im Waldſchutz. Das Tarifholz ſollte man
beibehalten zum angemeſſenen Preis. In der Lieferung des Holzes ſollte
gleichmäßiger verfahren werden. Den als heſſiſche Beamte Penſionier=
ten
aus Reſſorts, die jetzt dem Reich unterſtellt ſind, ſollte das Tarifholz
auch geliefert werden.
Abg. Diehl=Hochweiſel (Bbd.) bittet, den Beamten, die verſetzt
werden, die Umzugskoſten ſchnellſtens auszuzahlen, evtl. vorlagsweiſe
Die Regierung ſollte alles tun, um auch die Schafzucht zu fördern. Dazu
gehört auch die Freigabe des Waldes zu Weidezwecken. In der Holz=
bewirtſchaftung
muß ſtreng darauf geachtet werden, daß nicht Wucherer
ſich bereichern. Die Jagdpachteinigungsämter ſollten ihre Entſcheidung
ſchneller fällen, als es bisher geſchieht.
Abg. Knoll (Ztr.) tritt ebenfalls für Beibehaltung des Tarifholzes
für die Beamten ein. Die Art der Holzverſteigerungen ſellte aber refor=
miert
werden. Andere Länder gehen jetzt zur Lieferung von Tarifholz
über, die heſſiſchen Beamten würden es daher nicht verſtehen, wenn ihnen
das Holz entzogen würde: Der Bevölkerung im beſetzten Gebiet ſollte
die Regierung ein genügendes Quantum Brennholz zur Verfügung hal=
ten
. Ebenſo Bauholz. Den Beamten beim Waldſchutz die Waffen zu
nehmen, wäre ein Verbrechen an den Beamten ſelbſt. Die Pferdehal=
tung
der Oberförſter ſollte möglichſt eingeſchränkt werden. Daß bei der
Bemeſſung der Domanialpachten der Naturalwert zugrundegelegt wird,
begrüßen wir. Bei Vergebung von Waldſtreu ſollte man möglichſt
wohlwollend verfahren.
Abg. Reiber (Dem.) iſt für Nichtbewaffnung der Schupo. Wegen
einer Laſt Holz ſollte man kein Menſchenleben aufs Spiel ſetzen. Zu
den vom Abg. Kindt erwähnten Fällen ungerechter Bevorzugung in der
Tarifholzlieferung bitten wir um Auskunft, ob die beiden Beamten die
einzig Belieferten waren. Das Tarifholz abzuſchaffen würde eine Härte
für die Beamten bedeuten, zumal das Holz im Weſentlichen den Land=
beamten
zugute kommt.
Abg. Füller (D. Vp.) beſpricht die Bauholzlieferung und äußert
hierzu Wünſche bezüglich der Belieferung der Sägewerke uſw., und ver=
weiſt
auf ſeinen diesbezüglichen Antrag.
Abg. Hahn (D. Vp.) beſpricht die Jagdpachtverhältniſſe im beſetz=
ten
Gebiet. Redner beantragt, für das beſetzte Gebiet den Jagdpacht=
ſtempel
zu erlaſſen.
Abg. Wolf (Bbd.) und Frau Birnbaum (D. Vp.) beſprechen
ebenfalls die Tarifholzfrage und treten für Beibehaltung ein.
Abg. Lux (Soz.) ſtellt feſt, daß der Antrag ſeiner Fraktion betr.
Abſchaffung des Tarifholzes nicht zum vorliegenden Kapitel, ſondern
ſelbſtändig behandelt wird.
Tinanzminiſter Henrich verweiſt zunächſt auf die große, materielle
Bedeutung dieſes Kapitels. Es iſt anzunehmen daß, dieſes Kapitel ſtatt
der eingeſetzten vier, etwa 24 Milliarden ergibt. Das Beamtenholz iſt
von Anfang an nicht als materielle Vergünſtigung vergeben worden,
es ſollte nur die Beamten von den Verſteigerungen fernhalten im eige=
nen
Intereſſe und in dem der Verwaltung. Der Preis wird angemeſſer
berechnet. Daß Miniſterialbeamte bevorzugt werden, iſt mir nicht be=
kannt
. Bevorzugt werden in Bezug auf die Menge des Holzes nach
altem Brauch die Forſtbeamten. Nun glaubt der Abg. Kindt einen
Fall entdeckt zu haben. Das ſcheint ihm beſonders ſchmackhaft gemacht
durch die Tatſache, daß wieder einmal mein Name damit verbunden wird.
Das iſt Tradition bei dem Blatte, das Herr Kindt angezogen, es ent=
bindet
mich aber der Aufgabe, dieſen Fall hier ſelbſt zu behandeln. Es
wird durch den Vertreter der Forſtverwaltung geſchehen. Ich hätte ſonſt
auch von mir aus die Tendenz des Abg. Kindt entſprechend behandelt.
Unter den heutigen Verhältniſſen iſt es einem Beamten kaum noch mög=
lich
einen Hausſtand zu gründen. Die Regierung hat ſchon erwogen,
billige Typenmöbel herzuſtellen und zum Selbſtkoſtenpreis abzugeben.
Wenn der Abg. Kindt gefordert hat, daß das Diſziplinarverfahren gegen
den Beamten, der die Fälle dem Blatte mitteilte, eingeſtellt werde,
ſo iſt das doch nicht angängig, denn es handelt ſich hier um einen kraſſen
Bruch des Dienſtgeheimniſſes. Die Pachtbeträge, müſſen noch erhöht
werden. In der Bauholzabgabe tut die Regierung, was ſie kann. Den
Jagdpachtſtempel für das beſetzte Gebiet zu erlaſſen, wird noch Gegen=
ſtand
von Verhandlungen ſein. Es iſt richtig, daß die Franzoſen ſich
durch die Macht günſtigere Bedingungen erzwingen konnten.
Landesforſtmeiſter Dr. Weber erläutert die beiden von Abg. Kindt
angezogenen Fälle‟. Er beſpricht zunächſt die hiſtoriſche Entwicklung
des Tarifholzweſens wie die Holzabgabe überhaupt und die ſchließlich
feſtgeſetzten Grundpreiſe. Verfehlungen konnten der Landesholzſtelle
bisher nicht nachgewieſen werden. Sie hat genau nach den Vorſchriften
und feſtgeſetzten Grundſätzen gehandelt. Auch in den angeregten Fällen
Allerdings liegt bei der Zuweiſung von 7½ Fm. anſtatt der zuſtehenden
4 Fm. ein Verſehen der Lokalſtelle vor. Das iſt aber auch alles. Der
Antrag des Abg. Hahn, den Jagdpachtſtempel für das beſetzte Gebie
zu erlaſſen, iſt zweckmäßig als Material zu überweiſen, um in einem
Ausſchuß beraten zu werden.
Es ſprechen noch zu dem Kapitel die Abgg. Diehl=Hochweiſel
Bbd.) Laufer (Bbd.), die auf der Tribüine nicht zu verſtehen ſind.
Abg. Kindt (Dſchntl.) kommt nochmals auf die Fälle zurück. Die
Aufklärung ſei ihm nicht genügend. Das Verſehen ſei doch recht eigen=
artig
und es läßt den Verdacht aufkommen, daß hier ein Mehr zu Speku=
lationszwecken
gegeben wurde. Die Unterſuchung muß das noch auf=
klären
. Es bleibt auffallend, daß ſo viel Holz an eine alleinſtehende
Dame gegeben wurde. Wenn der Finanzminiſter eine Tendenzgemein=
ſchaft
zwiſihen mir und dem Abg. Ebner feſtſtellt, ſo muß ich das zurück=
weiſen
. Uns leitet nur das Reinlichkeitsgefühl und die Intereſſen der
Beamten. Daß die Angelegenheit vor der breiten Oeffentlichkeit ver=
handelt
wird, liegt auch durchaus im Intereſſe der Regierung.
Landesforſtmeiſter Dr. Weber ſtellt nochmals feſt, daß das Holz zu
den gleichen Bedingungen nicht nur an Beamte, ſondern an jeden In=
tereſſenten
abgegeben wurde. Wenn nicht ſ. Z. der Dollar ſo raſend ge=
ſtiegen
wäre, hätte kein Menſch etwas zu erinnern gehabt.
Abg. Frau Roth (K.P.D.) iſt durch die Regierungsantwort nicht
befriedigt. Es muß feſtgeſtellt werden, aus welchen Motiven heraus der
Beamte die Fälle bekannt gegeben hat. Der Beamte darf nicht gemaß=
regelt
werden. Das Tarifholz iſt unberechtigtes Privileg für Beamte,
das abgeſchafft werden ſollte.
Nach weiterer unweſentlicher Debatte erfolgt Abſtimmung. Das
Kapitel wird genehmigt nach den Ausſchußanträgen mit Einſchluß der
dazu vorliegenden Anträge und Regierungsvorlagen.
Abg. Frau Birnbaum (D. Vp.) bringt eine Denkſchrift der
Friedrichshütte in Laubach, Fabrik chemiſcher Produkte, zur
Sprache. Dieſe Fabrik hat dor dem Kriege den Oberförſtereien das
Holz abgenommen, ſie wird jetzt aber ſo mangelhaft beliefert, daß ſie
gezwungen iſt, ihren Betrieb einzuſtellen.
Zur Geſchäftsordnung ſtellt Abg. Kaul (Soz.) feſt, daß
ſeine Fraktion ſich angeſichts der Tatſache, daß nun faſt ſämtliche Bauern=
bündler
zum Kapitel geſprochen haben, künftig in keiner Weiſe mehr an
die Abmachungen des Aelteſtenrates halten werde. Abg. Brauer
(Bbd.) verteidigt ſeine Fraktion. Eine derartige Abmachung ſei nicht
getroffen. Abg. Ebner wünſcht in Zukunft noch mehr Behandlung
aller Poſitionen im Plenum.
Das Kapitel Siedlungsweſen wird ohne Debatte an=
genommen
. Nächſte Sitzung Donnerstag 9 Uhr. Schluß 1,10 Uhr.

[ ][  ][ ]

Nummer 121.

Reich und Ausland.

Reichshauptſtadt.
Potsdam. Ein ſchweres Automobilunglück hat ſich in der vierten
Stunde auf der Chauſſee Wannſee-Potsdam ereignet. Obgleich die
Straße genug Raum zum Ausweichen bot, fuhr ein dem Kaufmann
Wolff, Kaiſerdamm 22 gehöriges Privatauto, auf ein gleiches in der
Nichtung Potsdam fahrendes Geſpann des Kaufmanns Wodke aus
Zehlendorf auf. Bei dem fürchterlichen Anprall ging das Fuhrwert
vollſtändig in Trümmer, ſeine Inſaſſen, das Ehepaar Wodke, zwei
Kinder und ein Herr wurden in weitem Bogen herausgeſchleudert und
mehr oder minder ſchwer verletzt. Die Verunglückten wurden ſchleunigſt
in das Krankenhaus Potsdam geſchafft, wo bei Frau Wodke lebens=
gefährliche
Verletzungen feſtgeſtellt wurden. Auch der Kraftwagen wurde
völlig demoliert. Wie Augenzeugen berichten, hatte der Lenker an=
unerklärlich
iſt, wie er das vorſchriftsmäßig auf der rechten Seite der
Chauſſee fahrende Geſpann von hinten anfahren konnte.
Aus Frankfurt.
ſpielhäuſer. Aus Anlaß eines neuerlichen Unglücks rin einem
meinſamen Erlaß auf die Gefahren hin, denen die Beſucher der öffent=
lichen
Verſammlungsräume, insbeſondere der Lichtſpielhäuſer, ausgeſetzt
ſind, wenn die Betriebsvorſchriften und die baulichen Beſtimmungen
nicht beachtet werden. Die zuſtändigen Behörden werden in dem Erlaß
erneut auf die Notwendigkeit einer ſtrengen Ueberwachung der Lichtſpiel=
theater
hingewieſen. Mindeſtens müſſen ſie einmal im Jahre auch durch
die Baupolizei beſichtigt werden.
Morphiumvergiftung. Am Sonntag wurde eine in Sach=
ſenhauſen
wohnende Familie, beſtehend aus Mutter, Tochter und Sohn,
in bewußtloſem Zuſtand in ihrer Wohnung aufgefunden und dem Kran=
Heugang noch nicht aufgeklärt iſt.
Verhafteter Dollarnoten=Fälſcher Auf Grund
eines Funkſpruchs der Kriminalpolizei wurde in Leipzig der am 19.
Juni 1887 in Wiesbaden geborene Kaufmann Richard Kirſchky feſtge=
nommen
, der vor einigen Tagen in einer hieſigen Bank eine gefälſchte
Hundert=Dollarnote eingewechſelt hatte.
Ein Pferd unterſchlagen. Vor kurzem hatte der 46 jäh=
rige
Metzger Joſef Kämmer aus Steeg am Rhein von einem Landwirt
den Auftrag bekommen, ein von dieſem gekauftes Pferd von Frankfurt
nach Baden zu verbringen. Hinter Darmſtadt will Kämmer am Stra=
ßenrain
der Landſtraße eingeſchlafen und dann von einem Unbekannten
mit dem Ruf, daß die Franzoſen kämen, aufgeſchreckt worden ſein, wo=
durch
er ſo kopflos geworden ſei, daß er unter Zurücklaſſung des Pfer=
des
geflohen ſei. Die Polizei, die ſeiner Erzählung um ſo weniger
Glauben ſchenken kann, da Kämmer, der arbeitslos iſt, einen großen
Geldbetrag bei ſich hatte, über deſſen Herkunſt er ſich nicht ausweiſen
kann, nahm Kämmer wegen Unterſchlagung des Pferdes in Haft.
Ein ſchöner Fund.
Fulda. Einen hübſchen Fund machte die hieſige Landesbibliother
im Fortgang ihrer Neukatalogiſierung in einem Exemplar von Languet
de Gergys Office de la Semaine Sainte. Ein ſchöner Druck, mit
Kupfern geziert, der zu Paris 1738 erſchien und den die Verleger, die
Witwe Mazieres und Farnter der Königin Maria Leszynska, der Ge=
mahlin
Ludwigs Xl., widmeten: Pour luſage de ſa Maiſon. Das
Buch hat, wie das Caſſeler Tageblatt mitteilt, ſeine Geſchichte. König
Jerome von Weſtfalen ließ es, als er im Oktober 1813 vor den an=
rückenden
Ruſſen aus Caſſel flüchten mußte, in ſeiner Loge in der katho=
liſchen
Kirche liegen. Ein Hofrat Braun in Schlitz ſchenkte es 1851
ſeinem Freunde, dem Pfarrer zum Heiligen Geiſte zu Fulda, Adam
Ney, und dieſer vermachte es fünf Jahre ſpäter der Landesbibliothek
ſeiner Vaterſtadt. Das wertvollſte an dem Buche iſt ſein Einband, rotes
Maroquinleder; in der Mitte des Vorder= und Hinterdeckels das von
Engeln gehaltene Lilienwappen der Bourbonen; die Flächen durch Band=
werk
gegliedert und die Felder mit Arabesken ausgeziert; alle Orna=
mentik
in Goldpreſſung.
Hochſtapler.
Konſtanz. In einem aufblühenden Bodenſeeſtädtchen ereignete
ſich dieſer Tage eine Hochſtapleraffäre, die in dem kleinen Städtchen
uatürlich rieſiges Aufſehen erregte. Eine Handwerkerfamilie deren

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mai 1923.
von einer vornehm gekleideten Dame, die ſich als die Dienſtherrin des hat ſeine frühere Form wieder erreicht, Speher und Beher, die beiden
Natürlich wurde dieſes Ereignis gebührend gefeiert, und die Wogen zigſte Mann, der der Hamburger Hintermannſchaft gefährlich wurde.
Schweres Autvunglück zwiſchen Wannſee und erſchien. Auch diesmal mußte in verſchiedenen Lokalen gefeiert werden, ſehr gut, erreichte aber nicht die Klaſſe von ſeinem Gegenüber.
bis die Kriminalpolizei erſchien und ſich der Dame bemächtigte. Deren
Begleiter konnte ſich noch zeitig verziehen. Es handelt ſich um eine
lange geſuchte Hochſtaplerin, eine angebliche Schaffhauſerin. Die Scha=
denfreude
der Gönner des ehrbaren Handwerkerehepaares läßt ſich den= rennen wies bei günſtigem Wetter wiederum einen Maſſenbeſuch auf,
ken, denn wer den Schaden hat uſw. . . .
Sport, Spiel und Turnen.
Rennbahnerfolge des Velocipedklubs 1899 E. V.
bekannten Fahrer Ernſt Wolf und Willi Weber nach Dudenhofen denbergſchen Rolandseck nicht an ſich vorüber. Das Hauptrennen des
ſcheinend die Herrſchaft über den Kraftwagen verloren, da es ſonſt völlig bei Spehen begeben, um an den dortigen Bahnremmen teilzunehmen. Tages, der mit einer 1500 000 Mark dotierte Mannheimer Mobenpreis
Im 50 Kilometer=Mannſchaftsfahren (200 Runden) belegte die Mann=
ſchaft
des V.C.D. unter 12 Paaven mit einen Nunde Voyſprung den war auch das intereſſanteſte. Zwei Pferde, Mannheimer Beſitzer:
2. Platz. Wolf=Weber führten während des ganzen Rennens und hatten Naive, die H. Reith nach ihrem Sieg im Luiſenparkausgleich des vori=
Frankfurt a. M., 1. Mai. Die Gefahren der Licht= geſichert. Willi Weber, durch ſeinen Leipziger Aufenthalt mit den Renn= ten ſich über die ganze Gerade einen äußerſt ſcharfen, ſpannenden Kampf,
Lichtſpielhaus einer großen Stadt weiſen der preußiſche Miniſter für zwei ſchöne Siege im Hauptfahren und im Großen Frühlingspreis faſt über die ganze Bahn geführt hatte. Der Opelſche Hatear, der
Volkswohlfahrt und der preußiſche Miniſter des Innern in einem ge= mit jemals dem 2. Platz erfahren. Im Großen Frühlingspreis wunde Frankfurter Doppelſieger, konnte wegen ſeines hohen Aufgewichts von
Clubs teilnimmt. Gemeldet haben von der Renmmannſchaft die Fahrer 10 Kg. höheren Gewichtes ſicher abließ, der Mühe hatte, das zweite
Harlos, Maſer, Weber, Wolf und Old. Die Fahrer werden vorausſicht= Geld gegen den im letzten Augenblick ſcharf vorgeworfenen Alarich
kenhauſe zugeführt. Offenbar liegt eine Morphiumvergiftung vor, deren die das Renen und die Vertretzer des Darmſtädter Rennſports bei ſich als guter Steher, der im Endlaufbogen an der führenden Bella=
Der Schwimm=Sportverein Möwe‟=Darmſtadt E. V.
hielt am vergangenen Dienstag abend ſeine allmonatliche Mitglieder= Feld Rübezahl konnte nie eine Rolle ſpielen. Die Jockeis Unter=
inſofern
beſondere Bedeutung zu, als es die letzte Verſammlung in kehren. Die Rennen verliefen ohne jeden Unfall.
jener Hälfte des Jahres war, die unter den heutigen Verhältniſſen die
geſunde Fortentwickelung des Schwimmſportes ſtark beeinträchtigt. So
die mit der kommenden Ueberſiedlung ins Freibad zuſammenhängen.
gangenen Sommer gegründet wurde, ſeither noch nicht Gelegenheit hatte,
an ſportlichen Wettkämpfen des Deutſchen Schwimmverbandes teilzuneh=
men
, iſt ihm für den kommenden Sommer, nachdem er Mitglied dieſes
Verbandes und der Deutſchen Lebensrettungs=Geſellſchaft geworden iſt,
auch Gelegenheit zu einer ſolchen Betätigung gegeben. Der Sportaus=
ſchuß
wird dann zu zeigen haben, was er an den Leuten, die ja meiſt
noch Neulinge im Schwimmſport ſind, in körperlicher wie auch in gei=
ſtiger
Erziehung geleiſtet hat. Vornehmſte Aufgabe eines Sportvereins
ſoll ja die Erziehung zur Perſönlichkeit, die ſportliche Charakterbildung
entſprechend dem Wort: Der Wert des Menſchen liegt nicht im Wiſſen,
ſondern im Handeln. Mögen die Mitglieder des S.S. Möwe‟= Darm=
ſtadt
die Probe gut beſtehen und auf der Sportbahn durch manchen in Orpheum 734 Uhr abends: Der Affenbaron
ehrlichem Wettkampf errungenen Sieg beweiſen, daß ſie zu handeln ge=
lernt
haben, mögen ſie aber auch bei einer Niederlage die gegneriſche
Ueberlegenheit neidlos gnerkennen und zeigen, daß eine ſolche für ſie
nichts anderes als ein Anſporn zu neuer Arbeit iſt, und daß ſie in dieſer
Richtung ſich ſelbſt zu beherrſchen imſtande ſind. Bei ſolcher Erziehung Mobiliar=Verſteigerung vormittags 1410 und nachmittags
der Mitglieder iſt den ſymboliſchen weißblauen Farben des S. S. Möwe‟=
Darmſtadt (weiß wie die Möwe und blau wie das Waſſer) die Achtung rung vormittags 9 Uhr im Gemeindewlad Ober=Ramſtadt. Zuſam=
der
Allgemeinheit ſicher.
Pr.
Hamburger Sportverein zum drittenmal Norddeutſcher Fußballmeiſter.
Was vorausgeſagt wurde, iſt eingetroffen: am 29. April ſchlug Wirtſchaft und Feuilleton: Rudolf Mauve; für Stadt und Land
Hamburger Sportverein Holſtein=Kiel 2:0. 25 000 Zuſchauer wohnten
dem ſpannenden, ſchönen Kampfe bei: Hamburg ſtellte die beſſere Mann= Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
ſchaft. Breuel und Schneider ſchoſſen auf Harders Vorlagen die Tore.
Die Läuferreihe der Hanſeaten in ihrer neuen Verſtärkung war glän=
eine
Tochter in einem Privathaus in Zürich beſchäftigt iſt, erhielt Beſuch zend und warf den wuchtigen Sturm andauernd vor. Martens im Tor

Seite 5.
Mädchens ausgab, und ſeine Tugenden in den höchſten Tönen feierte. Verteidiger, auf der Höhe. Bei Kiel war Ebers im Sturm der ein=
der
Begeiſterung ſchlugen noch höher, als auch der Gemahl der Dame Der neue Mittelſtürmer Ritter verſagte völlig. Krauſe als Mittelläufer
Mannheimer Mairennen.
Mannheim, 1. Mai. Der zweite Tag der Mannheimer Mai=
der
ſchätzungsweiſe, noch größer war als am Samstag. Noch höher
waren auch die Umſätze am Toto, die Quoten jedoch viel niedriger. Die
Felder waren nicht ſo gut beſetzt wie am Sonntag. Im Haard= Jagd=
rennen
ging nur ein Pferd. Dr. Lindenbergs Orne, an den Start.
Das ſtärkſte Feld mit ſieben Pferden hatte das letzte Rennen, das Wald=
park
=Flachrennen, deſſen erſtes Geld der Stall Opel mit Fateider ge=
* Von der Rennmannſchaft des Velociped=Club 1899 hatten ſich die wann. Der Hengſt führte über die ganze Bahn und ließ den Dr. Lin=
als Ausgleich ein guter Anhalt für die Bewertung der Pferde
ſich durch ihre beſtechende Fahrweiſe ſchmell die Sympathie der Zuſchauer, gen Sonntags käuflich erworben hat, und F. Sachs: Kirchbach, liefer=
bahnen
ſehr vertraut, konnte dieſe Erfahrumg ausnützen und weitere den Naive mit Hals für ſich entſcheiden konnte nachdem Kirchbach
Weber unſair behindert. Wenn auch der betreffende Fahrer uach dem 67 Kg. in die Entſcheidung ebenſowenig eingreifen wie Kalmanezi
Nennen diſtanziert wurde, ſo hatte Weber doch durch dieſe Behinderung obwohl dieſer nur 49½ Kg. zu tragen hatte. Das Lindenhof= Hürdenren=
den
ſicheren erſten Platz dem lachenden Dritten überlaſſen müſſen. In nen wurde eine ſichere Beute des auf der Mannheimer Bahn als wie=
dieſem
Zuſammenhange dürſte es intereſſieren, daß bei dem Rennen, derholten Siegers bekannten Vertreters, des Stalles Julius Mayer
das am kommenden Sonntag ausgetragen wird, und bei dem die Fahrer Jahn, der von ſeinem Stallgefährten Alarich, bis zum Einlauf=
zreimal
Darmſtadt paſſieren, auch die Remmmannſchaft des Veloeiued= bogen geführt, in Front ging und den Angriff von Sambur trotz
lich um 11 Uhr bei der Fahrt nach Frankfurt und um halb 1 Uhr bei nach Hauſe zu bringen. Das Maimarkt=Flachrennen, das nur drei
der Nückfahrt nach Mannheim Darmſtadd berühren. Nadſportfreunde. Pferde am Start ſah, war eine ziemlich zahme Sache, Roſario erwies
dieſem beobachten wollen, nehmen am beſten an der ehemaligen Renn= donna vorbeizog und ſein Rennen ſicher mit eineinhalb Längen gewann.
bahn Aufſtellung. Hugo Walkenborſt begibt ſich am gleichen Tage nach Im Waldhof=Jagdrennen unterlag der Sieger des Taunus=Jagdrennen=
Mainz, um an den dortigen Bahnrennen teilzunehmen. Siewener. Ausgleichs vom vorigen Sonntag Fliegender Aar, der faſt über die
ganze Bahn geführt hatte, Raduleſti, der 10 Kg. weniger zu tragen
hatte und verhalten mit fünf Längen gewann; der dritte in dem kleinen
verſammlung ab, die zahlreich beſucht war. Dieſer Verſammlung kommt holzner und Jenſch konnten je zweimal als Sieger zur Wage zurück=
ſtanden
auch in der Hauptſache nur Gegenſtände auf der Tagesordnung, AUSSTELLUNG. DEUTSCHE RUNS
ao
Mathilden-Höhe
Während der S.S. Möwe‟=Darmſtadt, der ja bekanntlich erſt im ver= DARMSTADT . 1923 Ma1Oktober, (13589
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vorausſage für den 4. Mai:
Heiter und warm. Die Hochdrucklage hält an.

Deahen
ſeiner Mitglieder ſein. Er ſoll die allgemeine Schulerziehung ergänzen, Landesheater, Großes Hau, Anfan= 7 Uhr, Ende gegen 10 Uhr
(C 22): Caballeria ruſticang und Der Bajazzo.
(Pagliacci).
Kleines Haus, 6 und 8 Uhr, Film: Verzehrende Flammen.
Deutſcher
u. Oeſterr. Alpenverein, abends 8 Uhr bei Chriſt (Weißer
Saal): Vortrag R. Wünzer. Union=, Reſidenz=, Central=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. Freitag, 4. Maj.
123 Uhr Ernſt=Ludwigſtraße 9. Stammholz= Verſteige=
menkunft
im Forſtort Ruchwald an der Kronerswieſe.
Hche eme ehe eſe e
Lange ſämtlich in Darmſtadt.
Die heuzige Rummer hat 10 Seiten

e

KaRA

Vrd
STATT KARTEN.

Die Verlobung unserer Toch-
ter
Gertrud mit Herrn Regie-
rungs
-Baumeister Hermann
Will beehren wir uns anzu-
zeigen
.
Iermann Talrenilolz n1. Trau
Meie sech Nantzl
Bremen
Mainstraße 79

Mat 1923

Meine Verlobung mit Fräu-
lein
Gertrud Fahrenholz
zeige ich hierdurch an.
Hermann Will
Regierengsbacmeister
(*12293
Mehrum (Kr. Peine)

Darmstadt

Todes=Anzeige.
Der werten Kundſchaft die
traurige Mitteilung, daß mein
(12262
Compagnon
Herr

nach einer kurzen ſchweren Krank=
heit
ſanft entſchlafen iſt.
Ich verliere an ihm einen ehr=
lichen
, aufrichtigen, treuen Mit=
arbeiter
und werde ihm ſtets ein
treues Andenken bewahren.
Eberſtadt, den 2. Mai 1923.
Emil Geethaler,
Mitinhaber der Firma
Sehler e Dageliang.

Nachruf.
Am Montag verſtarb nach
ſchwerem Leiden unſer lieber
Chef
Herr Apotheker
Hans Roeder
der uns als Chef und Menich
unvergeßlich bleiben wird.
Die Angeitellten der
12259) Löwen=Apotheke.

Heute Nacht entſchlief uner=
wartet
im 61. Lebensjahr mein
lieber Mann und treuer Vater
unſeres Sohnes, der
Kaiſerl. Marine=Generalarzt a. 2.
N. Robert
Frentzel=Beyme.
Darmſtadt, den 2. Mai 1923.
Luiſe Frentzel=Beyme.
geb. Lemke.
Die Beerdigung findet ſtatt am
Freitag, den 4. ds. Mts, nach=
mitt
. 3 Uhr, auf dem Beſſunger
(3615
Friedhof.

Die Stelle eines (3399 Hochfeines (412161
Dirchourachtner
für d. eb. Martins= maſſiv dunkeleich, g.
gemeinde iſt neu zu neu, preisw. zu vertf.
wollen ſich au Pfr.
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Friedrichſtr. 4. ( 12252

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 3. Mai 1923.

Rummer 121.

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
70)
(Nachdruck verboten).
Schon am nächſten Tage nahm die Handelspreſſe den Fall
auf. Baku, funkte die neue Anordnung, die Chineſen ſofort zu
entlaſſen, Letten und Chineſen ſagte der Funkſpruch.
Aber der folgende Tag brachte eine allgemeine Beruhigung
mit ſich, der Statthalter hatte ſich nach dem Araxes begeben,
um ſeine Verlobung zu feiern.
Die bevorſtehende Heirat blies alle. Zweifel aus der Welt.
Wer ſprach noch von Differenzen? Der Vorſitzende des Staats=
rats
war der Fürſt Arweli, der zukünftige Onkel des Statt=
halters
. Die Monarchiſten ſahen eine neue Dynaſtie erſtehen,
die Republikaner waren zufrieden, weil alles glatt gegangen war.
Da flammt ein Fanal auf: Baku brennt! Unruhen in
Tiflis! Die Chineſen Herren der Oelfelder! Die Truppen nur
in der Verteidigung!
Ein Sturm begann auf der Börſe, kein Menſch wollte mehr
etras von Egö=Papieren wiſſen. Die Banken blieben ruhig
und mahnten zur Beſonnenheit. Aber kein Menſch wollte hören.
Neue Nachrichten verſchlimmerten die Lage. Der Brand in
Baku nimmt zu. Der Statthalter machtlos, die engliſchen Trup=
pen
werden zurückgezogen. Der Statthalter auf der Flucht.
Der alte Baron van Utrecht ſaß in ſeinem Arbeitszimmer
in Rotterdam und las die neueſten Berichte. Der erſte Proku=
riſt
betrat erregt das Zimmer.
Neue Nachrichten von Baku, Mynher van Utrecht.
Geben Sie her.
Er ſah nachdenklich auf den Funkſpruch: Die Glasgow hat
Baku verlaſſen.
Unſer Yonkheer hatte dann niemanden mehr, auf den er ſich
verlaſſen kann, ſagte der Prokuriſt.
Der Alte ſah ihn ſcharf an. Wer ſagt Ihnen das, Groner?
Beantragen Sie dringend funkentelegraphiſche Verbindung mit
Miſter Rockefeller und Baron Rothſchild.

Der Prokuriſt ſchüttelte den Kopf, nachdem er das Zimmer
verlaſſen hatte. Was ſollte das jetzt helfen? Der arme Yonkheer
ſaß nun unter den Wilden da unten und konnte nicht fort.
Die Chefredaktion des Telegraaf fragte an, wie ſich die
Großbanken zu dem Kursſturz ſtellten. Baron van Utrecht ließ
dem Chefredakteur ſagen, daß kein Grund zur Beunruhigung
vorliege.
Eine Stunde ſpäter waren die wichtigſten Entſcheidungen
über Gruſinien zwiſchen den drei Börſenfürſten getroffen. Die
Banken hatten ſich verpflichtet, nicht nur nichts von ihrem Beſitz
abzuſtoßen, ſondern ſogar alle freiwerdenden Anteile aufzu=
kaufen
.
Die Regierungen waren in die allgemeine Panik mit hinein=
geriſſen
worden. Da erſchien um ein halb zehn Uhr vormittags
Baron Samuel Rothſchild ſelbſt beim Erſten Seelord und ver=
langte
ſofortige Umkehr des Kreuzers Glasgow nach Batum
zur Aufnahme des Statthalters, widrigenfalls die drei Groß=
banken
das Unternehmen fallen laſſen würden.
Fünfzehn Minuten ſpäter dampfte die Glasgow mit voller
Maſchinenkraft den eben gefahrenen Weg zurück.
An dieſem Vormittag erſchienen drei Leute an den Welt=
börſen
, die dort ſeit Menſchengedenken nicht geſehen worden
waren. In Wallſtreet ſtand John Rockefeller, in London der
Baron Samuel Rothſchild und in Amſterdam der alte Mynheer
van Utrecht. Die Weltbörſe hielt den Atem an. Was würde
geſchehen?
Neben van Utrecht ſtand der Prokuriſt Groner und notierte.
Das Bankhaus ban Utrecht kaufte alle angebotenen Papiere. An
allen Börſen wurde faſt gleichzeitig bekannt, daß dieſelben
Käufe auch in London, in Neu=York und durch die Bevollmäch=
tigten
der drei Konzerne auch an anderen Plätzen abgeſchloſſen
wurden.
Innerhalb einer Minute ſchlug die Stimmung um. Kein
Menſch gab mehr ab, man kaufte und drängte die Makler, die
Verkäufe rückgängig zu machen. Die Kurſe ſtiegen.
Befriedigt verließ der Bankier den Saal. Er hatte ſeinem
Sohn ein Königreich gerettet. Der Thronſeſſel erwartete ihn,

aber nicht in Tiflis, ſondern in Rotterdam, im Privatkontor
des alten Bankhauſes van Utrecht.
Adriaan war mit ſeiner Begleitung unter dem
Schutz der Engländer die Nacht durchgefahren und näherte ſich
jetzt der Küſte des Schwarzen Meeres. Tiflis hatten ſie um=
gangen
; ein Beauftragter des Staatsrates war ihnen entgegen=
gefahren
und hatte erklärt, daß die Regierung eine geſicherte
Durchfahrt durch die Stadt nicht garantieren könne. Da war
man einen anderen Weg gefahren.
Der Hafen von Batum lag vor ihnen im Sonnenſchein.
Aller Blicke ſuchten den engliſchen Kreuzer, aber der war fort.
Kapitän Wallace biß ſich auf die Lippen. Was ſollte nun
werden?
Wir fahren in die Stadt, entſchied Adriaan.
Schon an der Grenze aber kam ihnen der Stadtkommandant
entgegen und meldete, daß der Kreuzer in einer Stunde ein=
treffen
würde, der Baron möge mit ſeiner Begleitung außerhalb
der Stadtgrenze verbleiben. Man bürge nicht für ſeine
Sicherheit.
Die Leute ſind aufgeputſcht, ſagte Haller, aufgeputfcht
von unverantwortlichen Hetzern.
Auf einem Hügel ſtand Annelieſe neben Adriaan und ſah
auf die ſchneebedeckten Gipfel des Kaukaſus.
Dein Werk iſt nicht zu Ende, Liebſter, ſagte ſie leiſe. In
Rotterdam ſagte Dein Vater zu uns, der wirkliche Herr des
Kaukaſus ſitzt nicht in Tiflis, ſondern in dem Bankhaus in
T
Rotterdam.
Adrigan nickte wehmütig. Der Vater hatte wohl recht, io
wie er es meinte. Aber das, was er ſelbſt gewollt hatte, machte
man nicht aus der Ferne, dazu gehörte der ganze Mann, der
ſelbſt an vorderſter Stelle ſtand. Von den Bergen ſah er auf
die Frau, die da neben ihm ſtand
Eines habe ich mir mitgenommen aus dieſem Lande, das
ewige Feuer
Da tauchten am Horizont die Maſten des engliſchen Kriegs=
ſchiffes
auf.
Ende.

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nk
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Weiblich

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Tüchtiges, älteres
Alleinmädch.
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halt
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bew, in kleinen
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ſchäftsſtelle. (*1208=

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Grüner Weg 18. (*!=

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kann, in kl. Haushalt
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Spülen in kl. Haus=
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das etwas kochen kann
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Geſchäftsſt. (*12167

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in Anbetracht der Ausdehnung unseres Bankgeschäftes die Büroräume von Landgraf-
Philipp-Anlage 60½ nach
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mit dem Heutigen verlegt haben.
Gleichzeitig teilen wir Ihnen mit, daß wir Herrn Curt Langer, hier, Handlungs-
vollmacht
im Sinne des B.G.B. erteilt haben.
Die hiesigen werten Mieter der Schwarzwälder Grundstücks-A.-G. in Freiburg i. B.
werden gebeten, die fällige Miete ete. von heute ab an unserer Kasse, Saalbaustr. 26,
gefl. pünktlich einzahlen zu wollen, ebenso können alle Abgaben an Behörden und Kosten-
rechnungen
von Handwerkern dortselbst erhoben werden.
Unsere weiteren Sparten, Hypotheken, Immobilien, Gründungen, Finanzierungen
ete., als Bez.-Dir. Darmstadt von Gebr. Gänswein A.-G. (größter Immobilien-
Konzern) sowie Versicherungen aller Art, haben wir beibehalten und stehen wir mit
Auskunften gerne zu Diensten.
Für das uns in dem einjährigen Bestehen entgegengebrachte Vertrauen danken
wir bestens und bitten Sie, uns dasselbe auch in Zukunft in den neuen, eigens dazu her-
gerichteten
bequem gelegenen Bäumen bewahren zu wollen.
Indem wir Ihnen prompte, fachgemäße und vorteilhafte Erledigung aller Aufträge
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am 24. April 1923: neu die Firmen:
Willy Storck, Darmſtadt. Inhaber:
Willy Storck, Kaufmann, Darmſtadt.
Emil Schwarz & Co., Kommandit=
geſelkſchaft
. Sitz Darmſtadt. Perſön=
lich
haftende Geſellſchafter: Emil Schwarz
und Richard Engel, Ingenieure, Darm=
ſtadt
. Die perſönlich haſtenden Geſell=
ſchafter
ſind gemeinſchaftlich zur Vertre=
tung
der Geſellſchaft berechtigt. Die Ge=
ſellſchaft
hat am 21. März 1923 begonnen.
Es iſt ein Kommanditiſt vorhanden.
Hinſichtlich der Firmen: Schiemann 8
Engel, Darmſtadt: Die offene Handels=
geſellſchaft
iſt aufgelöſt. Geſchäft ſamt
Firma iſt auf den ſeitherigen Geſell=
ſchafter
Ingenieur Ernſt Schiemann in
Darmſtadt als Einzelkaufmann überge=
gangen
. Hander & Co., Darmſtadt
Ingenieur Robert Siegelmann in Darm=
ſtadt
iſt aus der Geſellſchaft ausgeſchie=
den
, die von den übrigen Geſellſchaftern
fortgeſetzt wird. Erlöſchen folgender
Firmen: am 24. April 1923: Darm=
ſtädter
Bazar Hermann Roſenthal,
Darmſtadt; am 25. April 1923: Ehri=
ſtian
Friedrich Winter, Darmſtadt;
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Auf dem Tr.=Uebungsplatz Gries=
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ſind die Anſtreicher=Arbeiten von
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Verdingungsunterlagen ſind, ſoweit
der Vorrat reicht, zum Selbſtkoſtenpreis
bei der unterzeichneten Dienſtſtelle er=
hältlich
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Der Verdingungstermin iſt auf 8. Mai,
(3601
vormittags 10 Uhr, feſtgeſetzt.
R.=Verm.=Amt Biesbaden
Baubüro Tr.=geb.=Platz Griesheim.

Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Tiſchfähnchenſtänder. Ein
ſchwarze Handtaſche mit Portemonnaie u.
über 800 Mk. 1 weiße Plüſch= und eine
dkl. Stoffkinderhaube. Jagdklubabzeichen.
2 mittelgroße und 1 Schlüſſel, für Patent=
vorhängeſchloß
. 1 rotgeſtrichner, eiſerner
Bügel von einem Laſtauto. 1 blauer
Schloſſerkittel, 1 goldener Ohrring mit
Perle. 1 Handtaſche mit einem Schlüſſel,
Schleier und 40 Mk. 1 Geldmäppchen mit
über 4600 Mk. 1 Rolle ſchwarzer Zwirn,
1 Stück verſilberte Uhrkette, 2 Stemm=
eiſen
. 1 grauwollener Kinderhandſchuh,
1 gebratene Rehkeule. Zugelaufen: Ein
junger, ſchwarzer Schäferhund mit braunen
Beinen.

Satdſchutz.
Der zunehmende Waldfrevel veran=
laßt
mich, auf die Beſtimmungen der
Verordnung über die Leſeholznutzung mit
dem Anfügen hinzuweiſen, daß Zuwider=
handelnde
außer den im Forſtſtrafgeſetz
angedrohten Strafen auch die Entzie=
hung
der Leſeholzkarte zu gewärtigen
haben.
Zur Leſeholznutzung ſind nur die=
jenigen
berechtigt, die ſich im Beſitze einer
für ſie ausgeſtellten Karte befinden.
Gegenſtand der Leſeholznutzung iſt
nur dürres, auf der Erde liegendes Reis=
holz
oder dürres ſtehendes Holz, das, ohne
den Baum zu beſteigen, vom Boden aus
abgebrochen werden kann, ſoweit es nicht
über 7 cm dick iſt.
Die Anwendung von Werkzeugen zur
Gewinnung des Leſeholzes iſt unterſagt,
und es wird, wie auch ſchon das Mitführen
von Werkzeugen, beſtraft.
Das Forſtaufſichtsperſonal iſt mit
ſchärfſter Überwachung beauftragt und
wird gegen Zuwiderhandelnde unnach=
ſichtlich
einſchreiten. Mitgeführte oder
benutzte Werkzeuge werden abgenommen.
st3573) der Oberbürgermeiſter,

Steuer=Mahnung.
Die Steuerpflichtigen, die mit der
Zahlung der nach dem Steuerbeſcheid
1921 fälligen und nicht geſtundeten Ein=
kommenfteuer
und Kirchenſteuer,
ſowie mit der Entrichtung der fällig ge=
weſenen
Vorauszahlungen der Ein=
kommenſteuer
und Kirchenſteuer für 1922
im Rückſtand geblieben ſind, werden hier=
mit
aufgefordert, die ſchuldigen Beträge
binnen 8 Tagen an die unterzeichnete
Kaſſe abzuführen, andernfalls die zwangs=
weiſe
Beitreibung eingeleitet wird,
Darmſtadt, den 1. Mai 1923. (3603
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
Finanzkaſſe.

Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſter
B bei der Firma: Landmaſchi=
nen
=Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung in Darmſtadt: Durch Geſell=
ſchafterbeſchluß
iſt die Geſellſchaft auf=
gelöſt
. Kaufmann Heinrich Müller in
Darmſtadt iſt Liquidator.
(3560
Darmſtadt, den 27. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

(*12124 Fräulein, Ende 20er,
mit eigenem Heim
in ſicherer Stellung
bekannt z. werden zw.

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widerfahrenyist. Der Druck des Schick-
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Sie vermeiden, wenn Sie sich vorzeitig
über Ihr Schicksal informieren, um es
bemeistern zu können. Durch Angabe
Ihres Geburtsdatums eind wir in der
Lage, Ihr ganzes Lebensschicksal, von
der Wiege bis zum Grabe, wahrheits-
getreu
zu entrollen. Eine einzige War-
nung
kann oft großes Unheil verhäten.
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von Nlk. 900..
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Sitz: Darmſtadt. Gegenſtand des Unter=
nehmens
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Mark. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am
15. Dezember 1922, bezw. 23. Februar
1923 feſtgeſtellt. Geſchäftsführer: Richard
Grützmacher, Kaufmann in Darmſtadt.
Die Bekanntmachungen der Geſell=
ſchaft
erfolgen ausſchließlich im Deut=
ſchen
Reichsanzeiger.
(3562
Darmſtadt, den 27. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Heutiger Eintrag in das Genoſſen=
ſchaftsregiſter
: Firma: Darmſtädter
Volksbank, eingetragene Genoſſen=
ſchaft
mit beſchränkter Haftpflicht
in Darmſtadt: Philipp Stein in Darm=
ſtadt
iſt durch Tod aus dem Vorſtand
(3612
ausgeſchieden.
Darmſtadt, den 28. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

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regiſter
B: Firma: Normentabellen=
und Maßſtab=Fabrik (Normafa),
Gefellſchaft mit beſchränkter Haf=
tung
. Sitz: Darmſtadt. Gegenſtand
des Unternehmens: Herſtellung und Ver=
trieb
von Maßſtäben und Gewindetabellen
ſowie Handel mit Rohſtoffen dieſer Erzeug=
niſſe
, Herſtellung u. Vertrieb vonjähnlichen
Erzeugniſſen. Stammkapital: 900 000 Mk.
Geſchäftsführer: Friedrich Barfels, Fa=
brikant
in Darmſtadt. Der Geſellſchafts=
vertrag
iſt am 7. Dezember 1922, bezw.
2. Januar 1923 feſtgeſtellt. Sind mehrere
Geſchäftsführer beſtellt, ſo wird die Ge=
ſellſchaft
durch zwei Geſchäftsführer oder
durch einen Geſchäftsführer in Gemein=
ſchaft
mit einem Prokuriſten vertreten.
Der Geſellſchafter Friedrich Barfels
in Darmſtadt bringt, in die Geſellſchaft
ein das ſeither unter der Firma ſeines
Namens betriebene Fabrikationsgeſchäft
mit ſämtlichen Aktiven und Paſſiven,
insbeſondere den ihm zuſtehenden Patent=
und Schutzrechten ſowie ſeine Anſprüche
aus dem Mietvertrag gegen den Reichs=
ISkus, nach dem Werte am 1. Dezember
1922, von welchem dem einbringenden
Geſellſchafter der Betrag von 300000
Mark auf Stammeinlage angerechnet
wird, während ihm der Reſt in handels=
üblicher
Weiſe verzinſt und auf ſein
federzeitiges Verlangen in bar von der
Geſellſchaft ausgezahlt wird. Die öffent=
lichen
Bekanntmachungen der Geſellſchaft
erfolgen ausſchließlich im Deutſchen
(3561
Reichsanzeiger.
Darmſtadt, den 27. April 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Stag, den 3. Mai 1923.

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Der Notſtudent.

Von
Dipl.=Ing. Helmuth Gerloff.
Es iſt eine Notzeit für unſer ganzes Volk. Nur ganz kleine
Kreiſe haben ſich dieſer Not vollkommen entziehen können,
indem ſie die Not der andern gewiſſenlos vergrößerten;
wuchernde Schmarotzer! Am beſten iſt es noch der Arbeiter=
ſchaft
geglückt, ſich den Lebensſtil der Vorkriegszeit zu erhalten;
der ungelernte Arbeiter kann ſuh ſogar einer nicht unerheblichen
tatſächlichen, nicht nur relativen Steigerung ſeiner Einkünfte
erfreuen. Ein Gleiches trifft für die Landwirtſchaft und Teile
des Handels und des Unternehmertums zu.
Demgegenüber ſteht der ungehemmte Niedergang
aller Mittelſchichten, in den beſonders rettungslos die
Träger von Geiſtigkeit und Kultur verſtrickt ſind. Teils lang=
ſamer
, teils ſchneller geht dieſer Weg von begüterter Behaglich=
keit
in ärmliche, notvolle Bedrängtheit. Wenn man dabei be=
haben
und darin nicht erſetzbar ſind, und daß Kultur nun ein=
mal
eine gewiſſe Sorgloſigkeit, manchmal ſogar einen beſchei=
denen
Lurus zum Gedeihen benötigt, ſo wird man bange um
den Zuſtand, in den dieſe Not unſer Volk noch führen wird.
Niemand ſoll gerade dem Arbeiter die großenteils voll=
zogene
Angleichung ſeiner Lebenshaltung an die anderer Stände
neiden, am wenigſten in der Erkenntwis, daß die übermäßige
Vernachläſſigung dieſer Angleichung in der Vorkriegszeit einen
großen Teil zu der inneren Spaltung unſeres Volkes und damit
zu unſerer jetzigen Not beigetragen hat. Statt des Neides
empfinden wir jedoch tiefſte Beſorgnis, daß dieſe Entwicklung
verbunden iſt mit einer ſteigenden Unterbewertung
geiſtiger Arbeit, die auf die Dauer zu vollkommener
Geiſtesverödung und Kulturloſigkeit führen muß. Die phyſiſche
Not unſeres Volkes iſt längſt eine pſychiſche geworden. Und das
bedeutet Untergang!
Vielleicht am härteſten iſt die Studentenſchaft getroffen wor=
den
. Einerſeits entſtammt ſie größtenteils den jetzt verarmten
Mittelſchichten, andrerſeits iſt ſie in der Fremde am eheſten
Wucher jeder Art ausgeſetzt. Im Kampf gegen dieſe Not hat
ſich ein neuer Typus des Studentſeins herausgebildet, der durch
ſeiner Hände Arbeit zwiſchen oder in den Semeſtern ſo viel
Geld verdient, daß er leben und ſtudieren kann. Notſtudent!
Werkſtudent nennt man ihn gewöhnlich, Arbeiterſtudent
nennt ihn teilweiſe die ſozialiſtiſche Preſſe, als den Studenten,
der durch Handarbeit geadelt iſt. Geiſtige Arbeit tut’s eben
heute nicht mehr. Wer hätte noch vor zwei Jahren geglaubt,
als den erſten Werkſtdenten der Weg gewieſen wurde, daß es
im Winter 1922/23 bereits 60 Prozent aller Studenten gepackt
haben würde, daß von 100 000 Studenten über 60 000 auf eine
vernünftige, tiefe Ausbildung verzichten müſſen, nur um leben
zu können. Und noch iſt kein Ende dieſer gefährlichen Entwick=
lung
abzuſehen.
Es iſt ſchon ſo vieles über den Werkſtudenten geſchrieben
worden, daß es ſich erübrigt, auf Tatſachen näher einzugehen.
Wefentlich für uns iſt jedoch der immer wieder hervorzuhebende
Satz, daß die Notwendigkeit des Werkſtudenten einerſeits das
köſtlichſte Denkmal für die Lebenskraft, den Bildungsernſt un=
ſerer
ſtudentiſchen Jugend, die ſich nicht unterkriegen laſſen will,
andererſeits ein nicht zu bemäntelnder brennender
Schandfleck für die innere Richtungsloſigkleit
einer Zeit und eines Staates iſt, der ziemlich erbar=
mungslos
nicht nur die Stätten der Wiſſenſchaft und Kunſt ver=
öden
läßt, ſondern darüber hinaus den akademiſchen Nachwuchs
einer materiellen und einer geiſtigen Proletariſierung
überantwortel.
Der Werkſtudent iſt Notſtudent.
Nun iſt Not
ebenſo wie Armut weder eine Schande, noch eine Tugend. Und
doch hat man dem Werkſtudenten ſofort den idealiſierenden An=
ſtrich
der Arme=Leute=Poeſie gegeben, hat ihn zum Tugend=
apoſtel
, zum Ideal der Zukunft geſtempelt und geglaubt, damit
die Not beſeitigt und aus ihr eine Tugend gemacht zu haben.
Dieſe Umwertung iſt gefährlich, weil ein Notzuſtand faſt unbe=
merkt
in einen durchaus wünſchenswerten Dauerzuſtand um=
diskutiert
wird. Unſer Ziel darf jedoch nur ſein, die ſtudentiſche
Not und als deren Folge den Werkſtudenten zu beſeitigen.
Es ſoll damit nicht geleugnet werden, daß im Augenblick der
Werkſtudent als Selbſtſchutz der Studentenſchaft gegen Ver=
hungern
nicht entbehrlich iſt, daß denen Dank gebührt, die dieſen
erſten, männlichen Weg zur Selbſthilfe gezeigt und geebnet
haben. Doch ſollen darüber nicht die außerordentlichen Gefah=
ren
für die Zukunft des einzelnen Studenten und der Wiſſen=
ſchaft
überhaupt vergeſſen werden. Es iſt eine phyſiſche Unmög=
lichkeit
, neben einer ausgedehnten Berufstätigkeit als Arbeiter,
Schreiber, Wächter, Kellner uſw. Trotz und Spannkraft zu einem
gründlichen Studium zu finden, beſonders bei den Ernährungs=
verhältniſſen
, unter denen die Mehrzahl der Notſtudenten trotz
allen Verdienſtes leben müſſen. Soweit der Student zu gleicher
Zeit ſtudiert und arbeitet, ſoll er in der Fabrik oder im Bureau
eine volle Arbeitskraft erſetzen, weil ſonſt niemand an ihm
Intereſſe hat. Die unausbleibliche Folge iſt die Verkümerung
des Studiums und ein goldenes Zeitalter der Ein=
pauker
, denen alle die Studenten zuſtrömen, denen Zeit=
mangel
die Univerſität verſperrt. Erſchreckend iſt die Kurve der
Examensleiſtungen von Werkſtudenten, wie ſie an einigen Hoch=
ſchulen
ſtatiſtiſch feſtgelegt iſt. Nur 20 Prozent der Werkſtuden=
ten
erreichen die Leiſtung der Vorkriegszeit.
Ein ähnliches Bild bieten die Notſtudenten, die Erwerbs=
tätigkeit
und Studium peviodiſch abwechſeln laſſen. Dieſe ver=
lieren
zunächſt die Ferien, die bisher die Zeit waren, wo der
Student das Gehörte innerlich verarbeiten ſoll, wo aus rezep=
tiver
Tätigkeit eine produktive werden ſollte. Dieſen Studenten
iſt ſozuſagen die Verdauung unterbunden. Darüber
hinaus werden ſie durch das Valutaelend, in das wir jetzt
nach einigem Stillſtand ſ heinbar wieder hineingleiten, regelrecht
um den Erfolg ihrer Erwerbstätigkeit betrogen. Erſparniſſe vom
Sommer 1922, dimals ſcheinbar ausreichend für ein ſorgenloſes
Studium mehrerer Monate, waren im Winter nur noch der
Gegenwert einiger Pfund Margarine.
Die Haupterſcheinung werkſtudentiſcher =
tigkeit
wird immer eine völlige Ablenkung vom
Studium ſein. Nun iſt doch aber das Studium die weſent=
liche
Aufgabe des Studenten, die keine Verflachung, Einſchrän=
kung
oder Leichtfertigkeit verträgt, am wewigſten in einer Zeit,
wo eine gewaltige Anhäufung von Stoff und Vielgeſtaltigkeit
der Gebiete eine volle Arbeitskraft beanſpruchen. Am eheſten
wird die Halbheit dieſes Zuſtandes von den Nutznießern aka=
demiſchen
Könnens gemerkt werden, von Staat, Gemeinde, In=
duſtrie
, allerdings zu einer Zeit, wo es bereits zu ſpät iſt.
Was iſt dieſen Verluſten an Gewinn gegenüberzuſtellen?
Die Unentwegten ſehen in jedem Unglück zum mindeſten einen
Beitrag zur Löſung der ſozialen Frage‟. Was
darunter verſtanden wird, unter ſozialer Frage, wird meiſtens
verſchwiegen, da dann bald offenbar wurde, daß der Student
auf die Löſung der ſozialen Frage genau ſo viel Einfluß hat
wie auf den Friedensvertrag von Verſailles.

Wir rufen dich aus tiefer Nacht!
Zu dir fleht unſrer Kinder Weinen,
Zu dir ſchreit unſrer Mütter Not.
Taß uns des Tages Licht erſcheinen!
Sieh unſrer Herzen Feuer loht,
Herrgott, dein Volk erwacht!

Andere begrüßen den Werkſtudenten als Möglichkeit
der Ueberbrückung des Gegenſatzes zwiſchen
denkt, daß dieſe ſinkenden Schichten den Kulturhumus gebildet Student und Arbeiter. An dieſer Hoffnung iſt wohl
etwas Wahres unter zwei Vorausſetzungen: Einmal mußten
die Werkſtudenten Menſchen ſtarken Charakters und tiefſter
akademiſcher Potenz ſein, die den beſtehenden Gegenſatz durch
einen menſchlichen Achtungserfolg überbrücken. Andererſeits
müßte auf ſeiten der Arbeiterſchaft wenigſtens ein Teil dieſer
inbrünſtigen völkiſchen Sehnſucht zu finden ſein, die
die Studentenſchaft ſo ehrlich um die Seele ihres Volkes und
aller ſeiner Glieder, beſonders der Arbeiterſchaft, ringen läßt.
Beide Vorausſetzungen ſtoßen auf erhebliche Widerſtände: der
Werkſtudent iſt meiſtens jung und unerfahren, und die Arbeiter=
ſchaft
ſteht im Bann einer Preſſe, die die Verſtändigung noch
lange unmöglich machen wird. Im übrigen ſtoßen bei dieſen
Verſtändigungsverſuchen zwei Generationen von ſolcher
Gegenſätzlichkeit aufeinander, wie ſie gegenſätzlicher kaum denk=
bar
ſind: die eine national durch Kriegs= und vor allem
Friedenserlebniſſe und von durchaus idealiſtiſchem
Schwung in allen Fragen des deutſchen Volkes und Staates;
die anderen international trotz aller Enttäuſchungen und
materialiſtiſch auf Grund einer jahrzehntelangen Er=
ziehung
in reiner Wirtſchaftsphiloſophie.
Ich bin der Meinung, daß die Ueberwindung der bezeich=
neten
Gegenſätze lediglich eine Frage des Charakters und völ=
kiſcher
Erziehung und nicht der Handarbeit iſt. Vor allem ver=
mag
ich nicht einzuſehen, daß die tatſächlich erzielten Erfolge der
Annäherung zwiſchen Einzelnen aus beiden Volksgruppen den
Gegenſatz zwiſchen der organiſierten Maſſe der Arbeiterſchaft
und der Geſamtſtudentenſchaft nennenswert beeinfluſſen könn=
ten
. Im übrigen wird der gewaltige Intenſitätsverluſt beim
Studium durch noch ſo erfreuliche Nebenerfolge nicht aufgewogen.
Tröſtlicher iſt die Anſicht, daß der Werkſtudent das Leben
kennen lernt, in dem er tätig ſein ſoll. Den Wunſch zu
größerer Wirklichkeitsnähe unſerer Studenten kann
man nur gutheißen. Allerdings müßte zum Erfolge die Selbſt=
verſtändlichkeit
beitragen, daß der Werkſtudent nicht gelegenheits=
mäßig
und wahllos wie bisher, ſondern ſyſtematiſch Ar=
beit
in Anlehnung an ſein Studienfach zugewieſen
erhält, ſo daß wenigſtens teilweiſe die Forderung erfüllt iſt, daß
der Student zum Lernen und nicht zum Verdienen da iſt.
Trotz allem müſſen die Bemühungen der Studentenſchaft
unausgeſetzt darauf gerichtet ſein, den Werkſtudenten
überflüſſig zu machen. Ihr habt ſo viel gewettert gegen
den Brotſtudenten, der die Wiſſenſchaft proſtituiert, indem
er nur die Anſtellung, die Möglichkeit künftigen Broterwerbes,
im Auge hat; und Ihr verherrlicht den Notſtudenten,
der gezwungen iſt, nicht nur an künfdgen, ſondern an gegen=
wärtigen
Broterwerb zu benken und dafür die Grundlagen ſei=
ner
Ausbildung zu erſchüttern?
Die erſte Forderung muß immer ſein, daß der Staat, in
zweiter Linie Induſtrie und Handel, im eigenen Intereſſe ſeine
ſtudierende, nicht ſeine immatrikulierte Jugend erhält.
Durch ſtaatliche Speiſung für die Minderbemittelten ließe
ſich für vielleicht die Hälfte aller Studierenden ein Nebenerwerb
einbringen. Des weiteren: ſchafft billige Wohnungen
trotz aller Wohnungsnot, die noch Raum hat zur Gaſtfreundſchaft
an Hunderttauſende Fremder, die letzten Endes nur am deut=
ſchen
Volke verdienen. Schafft Sparkaſſen auf wertbe=
ſtändiger
Grundlage, damit nicht gerade der Mittel=
ſtand
und der Student der freundliche Spender der Valuta=
gewinne
ſind. Vor allem: Schafft Darlehnskaſſen,
nicht mit Millionen, ſondern Milliarden! Die bisher zur Ver=
fügung
ſtehenden Summen wirken wie ein Hohn auf die ſtuden=
tiſche
Not!
Die Forderungen klingen vielleicht vermeſſen, aber nur für
den, der nicht bereit iſt, in der Erhaltung und Vertiefung der
Wiſſenſchaft und Kultur die höchſte Aufgabe grade des deutſchen
Volkes zu ſehen. Im übrigen dürfte es nicht ſchwer ſein, gute
Wege für ſtaatliche Hilfe zu finden, jedenfalls leichter, als den
Willen, die Wege zu gehen.
Ganz wird ſich der Werkſtudent nicht umgehen laſſen, aber
er kann auf ein unſchädliches, ſogar nützliches Maß beſchränkt
werden. Es eilt, andere Wege zu gehen. Einmal
kommt für uns die fürchterliche Zeit größter Ar=
beitsloſigke
t. Dann wird der Werkſtudent das
erſte Opfer am Wege ſein, und niemand wird ſich in der
allgemeinen Verwirrung dieſer Zeit Gedanken machen über den
Studenten, der jetzt nur das Hungern, dann aber das Ver=
hungern
lernen wird. Zu dieſer Zeit wird offenbar werden
die Todſünde, die Sünde wider den Geiſt, deren ſich ein großes
Kulturvolk in der Verwirrung ſeiner Not ſchuldig gemacht hat.
Letzten Endes geht es gar nicht um den Magen
von ein paar Studenten, ſondern um die gei=
ſtige
Zukunft eines ganzen Volkes und um die
Frage, ob Hochſchulen lebenswichtige Be=
triebe
ſind
* Das Ende des Verfaſſungskampfes.
Nachdem inzwiſchen neun Zehntel von insgeſamt 82 Stu=
dentenſchaften
ſich für die Würzburger Satzung entſchieden haben,
kann der Verfaſſungskampf als beendet angeſehen werden. Der
Vorſtand der Deutſchen Studentenſchaft wendet ſich in einem
ausführlichen Schreiben an die deutſche Preſſe, worin er noch=
mals
die Geſchichte des Kampfes und ſeiner Beendigung, be=
ſonders
die Einigungsverhandlungen entwickelt, und ſchließt:
So hat der Kampf um die Verfaſſung der Deutſchen Stu=
dentenſchaft
ſein Ende gefunden, nicht durch Einigungsverhand=
lungen
des Vorſtandes mit den Führern des ſogenannten
Honnefer Bundes, an deren übertriebenen Forderungen alle
Verhandlungen ſcheitern mußten, ſondern dadurch, daß die Ein=
zelſtudentenſchaften
authentiſche Aufklärungen erhielten über die
tatſächlichen Verhältniſſe im Geſamtverband und die Einzel=
ſtudentenſchaften
die in Würzburg 1922 gefundene Löſung der
Verfaſſungsfragen als die allein mögliche anerkannten.
Das Ende der Verfaſſungskämpfe ermöglicht es jetzt der
Studentenſchaft, endlich ihre ganzen Kräfte wieder für eine ge=
deihliche
, ſachliche Arbeit auf allen Gebieten einzuſetzen.

* Die europäiſche Studentenhilfe
des Chriſtlichen Studentenweltbundes.
Seit zwei Jahren arbeitet die Europäiſche Studentuhilfe
des Chriſtlichen Studenten=Weltbundes in Deutſchland mit der
Deutſchen Studentenſchaſt zuſammen, um die Not der deutſchen
Studentenſchaft zu lindern. Die Europäiſche Studentenhilfe iſt
von dem Weltbund der Chriſtlichen Studentenvereinigungen ins
Liben gerufen mit dem Ziele, den Studentenſchaften Zentral=
und Oſteuropas, die unter den Nachwirkungen des Kriegs in
Not geraten ſind, zu helfen. Dieſe Hilfe wird nicht von einzelnen
reichen Ausländern gebracht, ſondern ſie entſteht dadurch, daß
die Studentenſchaften aller 40 Länder, die im Weltbund zu=
ſammengefaßt
ſind, aus ihren eigenen, oft kärglichen Mitteln,
vielfach unter eigener Arbeitsleiſtung, deren Erträge ſie in den
Hilfsfonds tun, die Summen zuſammenbringen, welche in die
notleidenden Länder geſchickt werden, um den deutſchen Stu=
denten
zu helfen. Das Mandat der Ausführung in Deutſchland
iſt dem Deutſchen Studentendienſt von 1914 übertragen, deſſen
Organiſation ſeit dem Kriege, iusbeſondere durch ſeine Sol=
datenheimarbeit
und die Fürſorge für Kriegsgefangene, rühm=
lichſt
bekannt geworden iſt. Sie wird aber von dem Deutſchen
Studentendienſt in engſter Zuſaminenarbeit mit der Wirtſchafts=
hilfe
der Deutſchen Studentenſchaft, deren Sitz in Dresden iſt,
ausgeübt, und aus den Vertretern der beiden Vorſtände iſt der
Ausſchuß zuſammengeſetzt, der die Geſchäfte führt: An der Spitze
des gemeinſamen Ausſchuſſes ſteht der frühere Reichskanzler
Michaelis. Stellvertretender Vorſitzender war bis vor Jah=
resfriſt
Herr Henry Iſrael aus Neu=York. Jetzt iſt es ein Eng=
länder
, Herr A. W. Bonfey, während für die Arbeit zugunſten
der deutſchen Studenten ein Amerikaner, Herr Rich, Exekutiv=
ſekretär
, mit Sitz in Dresden iſt.
Der Gedanke der Europahilfe war es von vornherein, den
deutſchen Studenten bei der Organiſation ihrer Selbſthilfe
Dienſte zu leiſten. Und da dieſe Selbſthilfe=Organiſationen auf
den einzelnen Univerſitäten ſehr tatkräftig eingegriffen haben
und die Not in Deutſchland kleiner zu werden ſchien, glaubte
man im Sommer 1922, die Hilfeleiſtung in Deutſchland zugun=
ſten
Rußlands, Ungarns, Polens und anderer Länder einſchrän=
ken
zu können. Nun hat aber die neueſte Not infolge der Ent=
wertung
der Mark und der unerhörten Zuſtände an der
Ruhr die Hilfe wieder ſo dringend gemacht, daß die Euro=
ſae Studentenhilfe das deutſche Fürſorgewerk wieder mit
aller Energie aufgegriffen hat. Es wird insbeſondere in Eng=
land
, Amerika und Holland mit großem Nachdruck für dieſe
Zwecke geworben, und in einer neuerlich ſtattgefundenen Be=
ſprechung
des Vorſtandes des deutſchen Arbeitsausſchuſſes in
Dresden und des Exekutivkomitees der ganzen Arbeit in Genf,
dem auch ein deutſcher Vertreter angehört, hat man beſchloſſen,
daß die vorläufig verfügbare Summe von 400 Millionen Mark,
darunter allein 130 Millionen Mark aus einer Sammlung der
engliſchen Univerſitäten und der ihnen naheſtehenden Kreiſe,
den Selbſthilfearbeiten der Deutſchen Studentenſchaft zugewieſen
werden ſoll, um die Fortſetzung der Speiſungen im Sommer=
ſemeſter
und die Veſchaffung von Arbeitsausrüſtung u. a. für
Werkſtudenten zu ermöglichen.
* Jahresverſammlung des Deutſchen
Hochſchulamtes für Leibesübungen.
Gelegentlich des 3. Deutſchen Hochſchultages in Marburg
fand die erſte Jahresverſammlung des Deutſchen Hochſchulamtes
für Leibesübungen ſtatt. Es galt, ſich Rechenſchaft darüber ab=
zulegen
über die Arbeit dieſer Zentralſtelle, die vor anderthalb
Jahren von den vier Spitzenverbänden, dem Verband der Deut=
ſchen
Hochſchulen (für die Dozentenſchaft), der Akademikergruppe
des Verbandes der deutſchen Sportlehrer und der Vereinigung
der Hochſchul=Turn= und Sportlehrer, des Amtes für Leibes=
übungen
der Deutſchen Studentenſchaft und des Deutſchen Aka=
demiſchen
Bundes für Leibesübungen (Zuſammenſchluß der ſtu=
dentiſchen
Verbände), gebildet worden war. Aus den Berichten
der Fachausſchuüſſe des Deutſchen Hochſchulamtes für Leibes=
übungen
ging ebenſo wie aus den Ausführungen der Akademi=
ſchen
Ausſchüſſe für Leibesübungen (örtliche Inſtanzen) hervor,
daß die geſchaffene Einigung es ermöglicht hat, eine weitaus
kräftigere Förderung der Pflege des Körpers wie der des Geiſtes
eine Stätte an Deutſchlands hohen Schulen zu ſchaffen. Die Be=
richte
zeigten, daß nicht nur in der Reichsorganiſation, dem
Dehofel, ſondern auch in örtlichen Stellen überall tatkräftige
Menſchen die Arbeit in die Hand genommen haben und gewillt
ſind, ſie vorwärts zu bringen. Wenn auch noch an vielen Stellen
die Anerkennung dieſes wichtigen Erziehungszweiges nicht
grundſätzlich durchgeführt iſt, ſo liegt das weniger an den dort
tätigen Perſönlichkeiten, ſondern eher in der Einſtellung dieſer
rüchſtändigen Menſchen. Aus den Berichten ſeien beſonders die
des Ausſchuſſes für Leiftungsprüfungen hervorgehoben, in denen
dargelegt wurde, daß ſich a ich ohne die behördliche Anerkennung
der Gedanke der pflichtmäßigen Leibesübungen bereits an den
meiſten Hochſchulen durchgeſetzt hat. Die beiden erſten Auflagen
des Leiſtungsbuches, wie es durch die Förderung des Göttinger
und Erlanger Studententages nach Einführung pflichtgemäßer
Leibesübungen vom Dehofel herausgegeben waren, ſind bereits
reſtlos vergriffen. Die neue Auflage wird nach den Erfahrungen
der vergangenen drei Semeſter umgeändert und den wirtſchaft=
lichen
Nöten entſprechend einfacher ausgeſtattet und neu heraus=
gegeben
werden. Der Fachſausſchuß ſür Turnen und Sport
konnte ebenfalls don ſehr erfreulicher Tätigkeit berichten, die
ſowohl in der Arbeit aus den verſchiedenen Sportgebieten, als
auch an den Hochſchulen überall Fortſchritte zeitigt. Die Durch=
führung
der örtlichen Hochſchulmeiſterſchaften wie auch der Deut=
ſchen
Hochſchulmeiſterſchaft 1922 zeigten einen bedeutenden Fort=
ſchritt
gegenüber den anderen Jahren ſowohl auf dem Gebiete
der Erfaſſung der Allgemeinheit, als auch in den Einzelleiſtun=
gen
, nur der äußere Rahmen müſſe den Zeiten entſprechend ver=
längeri
werden. Die Hauptarbeit würde ſchon jetzt auf die Vor=
bereitung
des Deutſch=Akademiſchen Olympias 1924 gelegt. Auch
das Akademiſche Wanderamt konnte von ſchönen Fortſchritten
aus ſeiner Tätigkeit berichten. Von den örtlichen Berichten ſei
hier nur Karlsruhe erfrähnt, das im vergangenen Semeſter eine
Beteiligung von 55 Prozent aller Studierenden auf dem Hoch=
ſchul
=Turn= und Sportplatz, 75 Prozent überhaupt, berichten
konnte, 60 Prozent aller Sindierenden der Techniſchen Hochſchhile
Karlsruhe haben die Leiſtungsprüfungen abgelegt. Auch andere
Hochſchulen berichteten von ähnlichen Erfolgen, wenn ſie auch
nicht derartig klares Zahlenmaterial beibrachten.
Der Deutſche Hochſchultag ſelbſt erkannte ebenfalls die Nol=
wendigkeit
der Arbeit des Deutſchen Hochſchulamtes für Leibes=
übungen
an und wunſchte ihn für die zukünftige Arbeit den
Erfolg, den es braucht, um ſeiner Aufgabe gerecht werden zu
L. Berger.
können.
Für die Schriftleitung der Hochſchulbeilage verautwortlicht
cand, mach. Alfons Kemper, Darmſtadt.

[ ][  ]

3. Mai 1923 Nr. 121

Darmſtädter Tagblatt
*
Die Lage der Schiffahrt in den Bereinigten Stagten.
Von
Francis H. Siſſen, Vizepräſident der Guaranty Truſt
Company, New=York.
(E.P.S.) Die Weigerung des letzten Kongreſſes, die Schiff=
fahrtsſubſidienbill
anzunehmen, läßt in der Frage des 1. S.
Shipping Board alles beim alten. Das bedeutet bei einem
Stilliegen von etwa drei Vierteln der dem Shipping Board
unterſtehenden Schiffe weiterhin tägliche Aufwendungen von
140000 Doll. oder von 50 Mill. Doll. im Jahr. Dabei iſt aber
noch gar nicht eingerechnet die Entwertung und der Zinsentgang
von mehr als drei Milliarden Dollars, die für den Bau der
amerikaniſchen ſtaatlichen Handelsflotte aufgewendet worden
ſind; bei einer Verzinſung von 5 Prozent würde das eine wei=
tere
Belaſtung des amerikaniſchen Schatzamts von rund 400 000
Doll. im Tag oder 150 Mill. Doll. im Jahr bedeuten.
Angeſichts dieſer Zuſtände wird vielfach die Anſchauung
vertreten, daß die Schiffe des Board ſo ſchnell als möglich ab=
geſtoßen
werden ſollten, um weitere Verluſte zu vermeiden.
Neuerliche Verkäufe haben gezeigt, daß das Board aus dem
Verkauf durchſchnittlich nicht mehr als 30 Doll. pro Tonne zu
erlöſen vermag; nur beim Verkauf der Tankdampfer dürfte ſich
ein etwas höherer Preis pro Tonne ergeben. Der auf Grund
dieſes Preiſes von 50 Doll. pro Tonne zu gewärtigende Geſamt=
erlös
würde ſich auf rund 300 Mill. Doll. oder noch nicht 10
Prozent der urſprünglichen Aufwendungen belaufen. Der
augenblickliche Marktwert der Board=Schiffe wird durch Preiſe
angezeigt, die ſür Schiffe bezahlt worden ſind, die kürzlich deut=
ſche
Schiffahrtsgeſellſchaften angekauft haben. Dieſe Preiſe ſtel=
len
ſich etwa wie folgt: für Schiffe bis zu zehn Jahren alt 35
Doll. pro Tonne; für ſolche von elf bis fünfzehn Jahren 18 Doll.;
für ſolche von ſechzehn bis zwanzig Jahren 15,50 Doll.; für ſolche
von einundzwanzig bis fünfundzwanzig Jahren 9 Doll. und für
noch ältere 4,50 Doll. pro Tonne. Vor dem Kriege betrugen die
Baukoſten von Frachtdampfern auf amerikaniſchen Werften zwi=
ſchen
60 und 65 Doll. pro Tonne gegen 30 bis 50 Doll. auf eng=
liſchen
Werften.
Die meiſten Board=Schiffe ſind ſeinerzeit in größter Eile
und für Kriegszwecke gebaut worden und ſind nicht eben ſehr
vorteilhaft eingerichtet für den ſcharfen Konkurrenzkampf zwi=
ſchen
den Schiffahrtsgeſellſchaften, der je nach der Route beſon=
dere
Ausmaße, Einrichtungen, Maſchinenſtärken uſw. bedingt.
Viele Board=Schiffe ſind ferner bereits ſo lange außer Dienſt,
daß es erhebliche Aufwendungen bedingen würde, um ſie wieder
in einen ſeefähigen Zuſtand zu verſetzen; nach Schätzungen Sach=
verſtändiger
werden zwiſchen 25 und 50 Prozent der geſamten
Board=Flotte, d. h. gegen 2½ Mill. Bruttotons abgebrochen wer=
den
müſſen. Daß ein Abbruch dieſer Schiffe weſentlich dazu
beitragen kürde, die transozeaniſchen Frachtſätze zu ſtabiliſieren
und einen Teil der Wolken zu zerſtreuen, die über der geſamten
Weltſchiffahrt hängen, daran iſt nicht zu zweifeln. In dieſem
Zuſammenhange möge erwähnt werden, daß während des im
30. Juni 1922 geendeten Jahres die Geſamttonage der von Mo=
toren
getriebenen Schiffe ſich um 37 Proz., die der mit Dampf=
maſchinen
ausgerüſteten Schiffe dagegen nur um 4 Prozent ver=
mehrt
hat. Der ſcharfe Wettbewerb bedingt auf beſtimmten
Routen einen immer ſtärkeren Uebergang zum Dieſel= Motor=
ſchiff
, das erhebliche Einſparungen an den Betriebskoſten erlaubt.
Die gegenwärtige Depreſſionsperiode in der Weltſchiffahrt
iſt die fünfte im letzten halben Jahrhundert; die längſten und
ſchwerſten fallen in die Zeit unmittelbar nach dem ſpaniſch= ame=
rikaniſchen
und nach dem Burenkrieg. Die ozeaniſchen Fracht=
ſätze
erreichten 1900 einen Tieſſtand, über den ſie ſich bis zum
Jahre 1912 nicht weſentlich wieder erhoben haben. Gegenwärtig
bleiben die Frachten und Paſſagen durchſchnittlich um etwa 75
Prozent unter dem Stand von vor drei Jahren. Bei einem an=
genommenen
Stand von 100 im Januar 1920 waren ſie im Ja=
nuar
1921 auf 60, Januar 1922 auf rund 30 und im Januar 1923
auf rund 25 zurückgegangen.
Vollſtändige Aus= und Einfuhrſtatiſtiken auf einer Tonnage=
Baſis ſind nur von wenigen der großen Handelsſtaaten aufge=
ſtellt
worden, und es iſt ſomit ſchwer feſtzuſtellen, wie weit der
transozeaniſche Handel an Umfang zu= oder abgenommen hat:
jedenfalls aber erſcheint es recht zweifelhaft, ob der transozea=
niſche
Frachtenverkehr ſeinen Vorkriegsumfang ſchon wieder er=
reicht
hat. Die Zukunft auch der amerikaniſchen Schiffahrt darf
nur im Lichte der Bedingungen der Weltſchiffahrt geſehen wer=
den
, die noch auf einige Zeit hinaus einen ſehr entſchiedenen Kon=
kurrenzkampf
auf dem Frachtenmarkt erwarten laſſen.
Der letzte Bericht der Shipping Board läßt erkennen, daß die
amerikaniſchen privaten Schiffahrtsgeſellſchaften den Verkehr auf
den amerikaniſchen Routen wegen der erheblich geringeren Be=
triebskoſten
der nichtamerikaniſchen Geſellſchaften faſt vollſtändig
wieder aufgegeben und ſich dem amerikaniſchen Küſtenverkehr zu=
gewendet
haben, der von Geſetzeswegen für in Amerika gebaute
Schiffe vorbehalten iſt. Während Ende 1922 im Küſtenverkehr
143 Schiffe in Dienſt geſtellt waren, nahmen am ozeaniſchen Ver=
kehr
über die Karibiſchen Inſeln hinaus nur 32 amerikaniſche
Schiffe in Privatbeſitz teil; ferner waren 26 Fahrzeuge, die ſich
im Beſitz großer Induſtrieunternehmungen befinden, faſt aus=
ſchließlich
mit dem Transport von Rohſtoffen und Erzeugniſſen
dieſer Werke beſchäftigt.
Die ſtarken Verſchiebungen im Paſſagierverkehr von und
nach den Vereinigten Staaten gehen hervor aus folgender Ueber=
ſicht
über den transatlantiſchen Verkehr:
Zahl der ankommenden Paſſagiere:

Klaſſe
Klaſſe
Klaſſe

1913 1920 1921 1922 11000 74 400 73 900 80 900 342000 193 000 196 300 204700 614700
1413000
abfahrenden Paſſagiere: 467 700 284 700 1913 920 1921 1922 104 400 66 700 68 900 77 800. 130 200 120 800 138 000 3. Klaſſe 472800 265 000 357 200 182 600

1. Klaſſe
2. Klaſſe: 141 200
Demnach betrug der 1. Klaſſe=Verkehr im letzten Jahre an=
nähernd
75 Prozent des Vorkriegsumfangs. Die ſtärkſte Ver=
minderung
erfuhr jedoch der 3. Klaſſe=Verkehr, der noch nicht 25
Prozent des Vorkriegsverkehrs erreichte; ſie iſt in der Hauptſache
auf die neuen Beſchränkungen der Einwanderung zurückzuführen
und hat die Einnahmen der meiſten Schiffahrtsgeſellſchaften trotz
der allgemeinen Erhöhung der Paſſagen erheblich reduziert.
Trotzdem im Laufe des letzten Jahres der Umfang der ſtill=
liegenden
Welttonnage ſich um rund 2 Mill. Bruttotons vermin=
dert
hat, ſo daß am 1. Januar 1923 nur mehr 9 Mill. Bruttotons
außer Dienſt geſtellt waren das entſpricht etwa einem Sechſtel
der geſamten Dampfſchiffahrtstonnage der Welt hat dieſe Beſ=
ſerung
ſich auf die amerikaniſche Schiffahrt kaum erſtreckt. Von
den ſtilliegenden 9 Mill. Bruttotons entfallen allein auf Schiffe
des u. S. Shipping Board 4 500 000 Tons und auf amerikaniſche
Schiffe in Privatbeſitz rund 700000 Tons, ſo daß auf die Ver=
einigten
Staaten beträchtlich mehr als die Hälfte der ſtillgelegten
Weltſchiffahrtstonnage kommen.

Vor dem Kriege konzentrierte ſich der amerikaniſche Schiff=
bau
, abgeſehen vom Bau von Kriegsſchiffen, im weſentlichen auf
Werften für den Bau von Schleppdampfern, Leichtern, Fähr=
booten
und Schiffen für den Verkehr auf den großen Seen und
im Küſtenhandel. Von den vielen im Kriege angelegten Werften
werden nur ſehr wenige mit Erfolg den Betrieb fortzuſetzen ver=
mögen
, da erſtens der Bedarf der Welt mehr als gedeckt iſt und
zweitens die hohen amerikaniſchen Löhne den Wettbewerb mit
den übrigen Ländern nahezu ausſchließen. Allerdings werden
wegen des vermehrten Umfangs der amerikaniſchen Handels=
flotte
die Reparatur= und Inſtandſetzungsarbeiten dauernd mehr
Beſchäftigung geben, als vor dem Kriege, und eine Zeit lang
wird auch der Abbruch vieler Board=Schiffe noch zu tun geben;
wenn letzterer aber einmal durchgeführt iſt, werden noch weitere
Werften ſchließen oder aber ſich umſtellen müſſen, wie etwa auf
den Bau von Wagen und ſonſtigem Eiſenbahnbedarf. Bis nicht
der Welthandel, einen derartigen Umfang erreicht, daß der vor=
handene
Schiffsraum voll ausgenützt wird und bis dahin iſt
es noch lang beſteht für einen ſehr beträchtlichen Teil der
Leiſtungsfähigkeit der amerikaniſchen Werften wenig Ausſicht
auf Nutzbarmachung. Die Nichtannahme der Schiffahrtsſubſi=
dien
=Bill braucht nicht notwendig einen dauernden Verzicht
Amerikas auf die Teilnahme an der Weltſchiffahrt zu bedeuten;
aber eine Fernhaltung, ſolange bis der Bedarf an Schiffsraum
dem Ueberangebot ſich wieder genähert hat, dürfte für die Ver=
einigten
Staaten jetzt die gegebene Schiffahrtspolitik ſein.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
wb. Reichsbankausweis. Wie der Ausweis der Reichsbank
vom 23. ds. Mts. zeigt, fah ſich die Bank während der dritten April=
woche
einer weiteren Steigerung der Inanſpruchnahme ſeitens des
Reichs wie auch der privaten Wirtſchaft gegenüber. Die geſamte Kapi=
talanlage
wuchs um 553,1 Milliarden Mark auf 8588,5 Milliarden Mark.
378,7 Milliarden Mark dieſer Zunahme entfielen auf Reichsſchatzanwei=
ſungen
, deren Beſtände ſich infolge verſtärkter Einreichungen durch das
Reich trotz vermehrtem Abſatz am freien Markt erhöhten; daneben
ſtiegen die Wechſelbeſtände um 171,6 Milliarden Mark und das Lom=
bardkonto
um 2,8 Milliarden Mark. Annähernd der gleiche Betrag wie
für die Anlagevermehrung ergibt ſich für die Zunahme der fremden
Gelder, ſie haben ſich nämlich um 517,3 Milliarden auf 3671,9 Milliarden
Mark ausgedehnt. Der von der Bank zu befriedigende Neubedarf an
Zahlungsmitteln hielt ſich etwa im Ausmaß der Vorwoche. Der Umlau
an Banknoten nahm um 258,1 Milliarden Mark auf 6096,1 Milliarden
Mark zu, der Umlauf an Darlehnskaſſenſcheinen ging um 0,2 Milliarden
Mark auf 12,6 Milliarden Mark zurück. Aus dem Goldkaſſenbeſtande
der Bank ſind in der Berichtswoche weitere 65,3 Millionen Goldmark
in das im Auslande ruhende Goldbepot übergeführt worden. Das
Golddepot wurde für die Aufnahme eines Lombarddarlehens im Aus=
lande
, und zwar in Höhe von 84,9 Millionen Goldmark, in Anſpruch ge=
nommen
. Demgemäß iſt der bei ausländiſchen Zentralnotenbanken hin=
terlegte
unbelaſtete Teil des Goldbeſtandes um 19,7 Millionen Mark auf
164,8 Millionen Goldmark vermindert ausgewieſen. Da unter dem
Goldbeſtande im Ausweis lediglich die zur freien Verfügung der Reichs=
bank
ſtehenden Beträge erſcheinen dürfen, iſt die bezeichnete, zu Lom=
bardzwecken
abgezweigte Summe von 84,9 Millionen Goldmark aus dem
Goldbeſtande der Reichsbank ausgeſchieden. Sie erſcheint aber unter den
ſonſtigen Aktiven, weil eine entſprechende Forderung auf Rückgabe des
Goldes nach Erledigung des Lombardgeſchäftes beſteht. Die Lombard=
ſchuld
wird unter den Paſſiven verrechnet. Die Beſtände der Bank an
Münzen aus unedlem Metall ſind im Zuſammenhang mit fortgeſetzten
Ablieferungen neu geprägter 200=Markſtücke aus Aluminium wiederum
um 2,4 Milliarden Mark geſtiegen. Die Prägeergebniſſe der Münz=
ſtätten
haben bis zum 23. ds. Mts. 22,5 Milliarden Mark ergeben, von
denen bisher rund 9,5 Milliarden Mark vom Verkehr aufgenommen ſind
Die Darlehnsbeſtände der Darlehnskaſſen, die in der Vorwoche zurück=
gegangen
waren, erhöhten ſich in der Berichtswoche von neuem um
124,1 Milliarden auf 1376,2 Milliarden Mark. Ein dieſen Neuaus=
leihungen
entſprechender Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen floß der
Reichsbank von den Darlehnskaſſen zu, ſodaß die Beſtände der Bank an
ſolchen Scheinen unter Berückſichtigung der aus dem Verkehr zurück=
gelangten
Summe einen Zuwachs um 124,3 Milliarden auf 1363,3 Mil=
liarden
Mark aufweiſen.
Kann der Käufer, wenn ihm bekannt iſt, daß
der Verkäufer in den Kaufpreis Luxusſteuer ein=
kalkuliert
hat, den für die Steuer in Betracht kom=
menden
Betrag demnächſt von der Rechnung abzie=
hen
, wenn die Steuer nicht zur Erhebung kommt?
O.=L.=G. Hamburg verneint in ausführlicher Begründung die ge=
ſtellte
Frage. Ein ſolches Recht ſtehe dem Käufer ebenſowenig zu wie
etwa ein Anſpruch darauf, daß ihm die an Rohmaterial oder Arbeits=
lohn
gegenüber der Preiskalkulation etwa erſparten Beträge vom Ver=
käufer
gutgebracht werden müßten, ebenſowenig wie ein Verkäufer den
Preis würde nachträglich erhöhen dürfen, weil ſich etwa die Kalkulation
wegen nachträglich eingetretener Erhöhung der Löhne oder der Ver=
ſicherungsbeiträge
oder aus anderen Gründen als zu niedrig erwieſen
hätte. Die Bildung eines feſten und allgemeinen verbindlichen Handels=
brauchs
hält das Gericht bei der kurzen Zeit des Beſtehens der Luxus=
ſteuergeſetzgebung
und der ſchwankenden Handhabung der Vorſchriften
für ausgeſchloſſen.
Reichsgerichtsentſcheidung. Der Begriff Koſtbarkeit
iſt bei Expreßgutſendungen der gleiche wie bei gewöhnlichem Frachtgut.
Der Koſtbarkeitsbegriff iſt beim Expreßgut nicht anders als bei den ſon=
ſtigen
Gegenſtänden des handelsrechtlichen Frachtverkehrs zu beſtimmen.
Die Eiſenbahn iſt, wie in ſtändiger Rechtſprechung angenommen iſt, nicht
befugt, durch Tarifvorſchriften oder Ausführungsbeſtimmungen den Be=
griff
Koſtbarkeit für das Eiſenbahnfrachtgeſchäft anders zu beſtimmen,
als er nach dem Handelsgeſetzbuch allgemein für das Frachtgeſchäft aus=
zulegen
iſt, eine Ausführungsbeſtimmung, die alle Waren mit einem
Werte von mehr als 150 Mk. auf das Kilogramm zu Koſtbarkeiten er=
klärt
, entbehrt zudem der Rechtsgültigkeit. Eine Verwirkung des Erſatz=
anſpruchs
gegen die Bahn tritt auch beim Expreßgute nur dann ein,
wenn Gegenſtände, die von der Beförderung ausgeſchloſſen oder zur
Beförderung nur bedingungsweiſe zugelaſſen ſind, unter unrichtiger Be=
zeichnung
oder unter Außerachtlaſſung der für ſie vorgeſehenen Sicher=
heitsmaßregeln
aufgegeben werden.
Zur Klauſel Lieferungsmöglichkeit vorbe=
halten
wird in einer Entſcheidung des O.=L.=G. Hamburg bemerkt:
Iſt mit dieſer Klauſel verkauft, ſo muß der Fabrikant, wenn er nicht
liefern will, die Gründe der Lieferungsunmöglichkeit darlegen. Die
Klauſel geſtattet dem Fabrikanten nicht, ohne Angabe beſtimmter
Gründe die Lieferung zu verweigern. Will ſich Verkäufer auf den Vor=
behalt
berufen, ſo muß er die Gründe darlegen, die ihm die Lieferung
unmöglich machen, damit nachgeprüft werden kann, ob dieſe Gründe
eine Lieferungsunmöglichkeit im Sinne des Vorbehalts darſtellen. Eine
bloße Konfunkturänderung macht die Lieferung nicht unmöglich. Der
Käufer des Fabrikanten, der mit der gleichen Klauſel weiterverkauft
muß ſeinerſeits alles tun, um den Fabrikanten zur Lieferung zu zwin=
gen
, eventuell im Wege der Klage. Unterläßt er das, ſo iſt er ſeinem
Käufer ſchadenserſatzpflichtig.
h. Bauxitwerke A.=G. in Gießen. Aus 4,295 Mill. Mk.
Reingewinn ſollen 25 Prozent Dividende und 10 Prozent auf die Ge=
nußſcheine
verteilt werden. Am Ende des Geſchäftsjahres lagen günſtige
Lieferungsabſchlüſſe vor.
h. Lederwerk Rothe A.=G., Kreuznach. Der Reingewinn
beträgt 26,45 Mill. Mk. An Dividendenausſchüttung beſchloß die
Generalverſammlung 20 Goldpfennige auf 100 Mk. 1720 Papier=
mark
. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurde Kaufmann. W. Hirſch
in Frankfurt a. M.
Halle=Hettſtedter Eiſenbahn=A.=G. In der General=
verſammlung
beantragte die Verwaltung, das Kapital um 10,5 auf
21 Mill. Mk. zu erhöhen. 4 Mill. Mk. neue Aktien ſollten dabei an die
R.=G. für Verkehrsweſen, in Berlin zum Kurſe von 100 Prozent für
Bezahlung von vier gelieferten Lokomotiven gegeben werden. Eine Op=
poſitionsgruppe
unter Führung der Halleſchen Pfännerſchaft bekämpfte
den Antrag, da ſeine Durchführung der A.=G. für Verkehrsweſen 1,5
Milliarde zuwenden würde. 3693 Stimmen waren für, 1322 dagegen.
Er war alſo abgelehnt, da dreiviertel Majorität fehlten. Die Verwal=
tung
will von neuem verhandeln.

Verkehrsnachrichten.

* Nächſte Abfahrten der Hamburg=Amerika=
Linie: Hamburg=Nordamerika. Nach New=York: D. Hanſa 26. 4.,
D. Mount Clinton 3. 5., D. Bayern 10. 5., D Reliance 15. 5., D.
Mount Clay 17. 5., D. Thuringia 24. 5. Nach Boſton=Baltimore=
Norfolk: D. Kermit N. 4., D. Heſſen 22. 5. Nach Philadelphia= Balti=
more
=Norfolk: D. Emden 8. 5. Hamburg=Weſtküſte Nordamerikas:
D. Alaskan 12. 5. Hamburg=Südamerika: Nach Rio de Janairo,
Montevideo, Buenos Aires: D. Württemberg 28. 4. Nach Pernam=
buco
(evtl. Bahia u. Victoria), Rio de Janeiro, Santos: D: Altmark
5. 5. Nach Montevideo, Buenos Aires und Roſario: D. Franken=
wald
15. 5. Nach Rio de Janeiro und Buenos Aires: D. Teutonia
/4. 5. Hamburg=Cuba=Mexiko: D. Holſatia 5. 5., D. Weſterwald
3. 5. Hamburg=Oſtaſien: Engl. D. City of Mancheſter 25. 4., D.
Göttingen 5. 5., Engl. D. Laomedon 16. 5., M. S. Münſterland 26, 5.

wb. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
treidebörſe
vom 2. Mai. Getreide, Hülſenfrüchte und Biertreber=
ohne
Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Alsbaldige
Lieferung, Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kg. Weizen 12300
bis 12800 Mk., Roggen 11500 Mk., Sommergerſte für Brauzwecke
105 000110 000 Mk., Hafer, inländiſcher 85 00095000 Mk., Hafer,
ausländiſcher 125 000130 000 Mk., Mais, La Plata 145 000 Mk., Wei=
zenmehl
, ſüdd. Spezial=Null 210 000220 000 Mk. bei Waggonbezug ab
Mühlenſtation. Roggenmehl 150 000165 000 Mk., Weizen= und Roggen=
kleie
52 00054 000 Mk. Tendenz: ſtetig.
wb. Berliner Produktenmarkt. Der Produktenmarkt
war heute ſehr feſt. Augenſcheinlich handelte es ſich bei den weiteren
Käufen der Reichsgetreideſtelle um Anſchaffungen für die Reſerven,
welche in der nächſten Ernteſaiſon der Regierung zur Verfügung ge=
ſtellt
werden ſollen und für welche bereits gegenwärtig Kaufaufträge in
Roggen und Weizen vorliegen. Bei ſehr geringem Angebot mußten für
Brotgetreide höhere Preiſe gezahlt werden. Ziemlich erheblich waren
die Umſätze auch in Hafer, der beſonders von Weſtdeutſchland aus ge=
fragt
iſt. Für Gerſte hat ſich die Nachfrage gleichfalls geſteigert. Die
übrigen Artikel wurden gleichfalls faſt durchweg höher bezahlt.
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Es zeigen ſich leichte Anſätze zu einer Belebung der Nach=
frage
. Indeſſen ſind Abſchlüſſe nur möglich, wenn die Sägewerksbeſitzer
zu billigen Preiſen abgeben wollen. Die Preiſe, zu denen heute ver=
kauft
wird, bieten der Sägewerksinduſtrie keine Rechnung, zumal es
ſich meiſt nicht um die wertvolle Tiſchlerware, nach der einige, wenn
auch geringe, Nachfrage beſteht, handelt, ſondern meiſt um billigere
Sortimente, Schalbretter, parallel beſäumte Bauware und Verpackungs=
holz
. In den Kreiſen der Sägewerksinduſtrie erwartet man, aller=
dings
vergebens, auf Grund des geſenkten Markkurſes eine Befeſtigung
der Schnittholzpreiſe, die indeſſen kaum eingetreten iſt. Hier und dort
bewilligte man vielleicht einen kleinen Aufpreis bei eiligem Bedarf.
Die Abgeber von Schnittholz, die indeſſen nur in dem Verkauf größerer
Partien ein lohendes Geſchäft ſahen, kamen nur in den ſeltenſten
Fällen zu Abſchlüſſen. Es ſteht wohl feſt daß die Geſchäftslage am
Holzmarkt ſich erſt ändern kann, wenn die Ruhraktion beendet iſt, und
damit hat es wohl noch gute Weile. Selbſt beim Beginn von Verhand=
lungen
wird man nicht ohne weiteres mit einer weſentlich geſteigerten
Aufnahmefähigkeit des Platzholzhandels zu rechnen haben. Ueberdies
ſind die Geldverhältniſſe in den Kreiſen der Sägewerksinduſtrie und
des Holzhandels äußerſt ungünſtig. Es fließt in die Kaſſen nur ſelten
etwas hinein, um ſo größer aber ſind die laufenden Ausgaben, zumal
ihnen keine Verdienſtmöglichkeiten gegenüberſtehen. Neuerdings wer=
den
aus dem Ausland, namentlich aus Litauen und Kongreßpolen
größere Waldobjekte angeboten, woraus man ſchließen kann, daß auch
die engliſchen und belgiſchen Holzaufkäufer, die bisher an dieſen Wald=
geſchäften
größeres Intereſſe hatten und auch verſchiedene Forſten
kauften, teilnahmslos geworden ſind. Ohne Zweifel hat die Ruhr=
beſetzung
auch dort zu einer Stockung des Abſatzes am Holzmarkt ge=
führt
. Gleichlautende Berichte liegen übrigens auch aus Holland
vor. Hier und da taucht eine Anfrage holländiſcher Baufirmen
nach Rammhölzern auf. Es zeigt ſich aber, daß der deutſche Markt
hierin wenig konkurrenzfähig iſt.

Börſen.

wb. Frankfurter Abend=Deviſen vom 2. Mai. Die
feſte Tendenz hielt auch im Abendverkehr an. London unter Schlan=
kungen
feſt bei lebhaften Umſätzen. Dollarnoten wurden bis 35000 ge=
nannt
. Polennoten 65,50. Holland 12 500, Schweiz 6000, Belgien 2000,
Italien 1600, London 155 000 Paris 2350, Neu=York 34 500.
wb. Frankfurter Börſenbericht. Am Deviſen= und
Notenmarkt herrſchte in den erſten Morgenſtunden ein feſte Tendenz
vor. Dollars bewegten ſich zwiſchen 31 200, 31 400, 31 500; an der Börſe
handelte man mit 31 77534 500. Im Effektenfreiverkehr hielt die feſte
Stimmung unter Bevorzugung von chemiſchen Aktien an. Von Mon=
tanwerten
ſtanden weſtliche Unternehmunenen in Nachfrage. Genannt
wurden Rheiniſch=Braunkohlen 94 000, Harpener 280 000, Mannesmann
105 000, auch Mansfelder ſehr begehrt. Reges Intereſſe zeigte ſich für
Nordd. Lloyd 42 500, A. E.=G. geſucht 41 bis 42500, ferner Daimler,
Waggonf. Fuchs, Zuckerfabrik=Aktien feſt. Man nannte noch folgende
Kurſe: Elberfelder Farben 45/46 000, Bad. Anilin 48/49 000, Höchſter
41 000, Th. Goldſchmidt 54 000. Neben Weſteregeln, Aſchersleben war
Krügershall ſtark begehrt 41 500. Von ſonſtigen unnotierten Werten
ſprach man Tiag mit 13000, Benz 39000, Ufa ſteigend 28000, Inag
12375, Becker Kohle 23 500, Hanſa Lloyd 10 500, Grovag 1775. Oeſter=
reichiſche
Kredit anziehend 28 000. Emelka auf ſpekulative Käufe 11000
bis 11500 Geld. Dollarſchatzanweiſung 30 22531 000.
wb. Berliner Börſenbericht. Am Dewiſenmarkt, wo ſich
ſchon geſtern ziemliche Nachfrage eingeſtellt hatte, verſtärkte ſich dieſe
heute, ſodaß die Kurſe mäßig weiter in die Höhe gingen. Die Reichs=
bank
befriedigte indeſſen den Bedarf vollkommen. Größere Umſätze fan=
den
namentlich in Termindeviſen, ſpeziell für Auszahlung London, ſtatt.
Für Effekten waren ſeitens der zahlreich verſammelten Händler anſehn=
lich
höhere Kurſe zu hören, was beſonders von Schiffahrts=, ſchweren
und mittleren Montanpapieren und einigen Induſtriepapieren gilt.
w. Debiſenm rkt. Frankfurt a. M., 2. Mai.

30. A
Seld Btet Ff
Beld
Brief. Antwerpen=Bräſſel ..aa...: 17e5.70 1714.30 30 1834.60 Holland ... . . . . .. . .. ... . . ... 754.39 2881 2531.25 London .. .. .. ... ...... ..... 1. 139 30
05 3
1 148244.70 Paris .. . .. ...... ... ... .. ... 1155. Schweiz .. . .. . . . . . . . . . .. . . .. 5418 1810 78 57
90 Spanien .. . .... ..... ... .... 4551.10 37.85 82.15 Italien .. . . . . . ... .. .... .... 146 1473. 1548.60 1556.4 Liſſabon=Oporto. . . . . . . . . . . .. Dänemark . . . . . . . . . . . . .. . ... 5601 5
D 5989,95 Rorwegen .. . . . . ........ .. .. fa11 80 6.35 163.C Schweben .. . . ...... .. ...... 7980 Fas Helſingfors .. . . . . . .. .... ..." . New=York .............. .... 296 300 75. 32414 A Deutſch=Oſterreich (abg.) . . . . .
28 47.025 N2 Budapeſt . . . . . . . . . . . . .. .... * Brag ......... . .. .. . . .....
Agram. . . . . . . . . .. .... ...... 891.25 968. 72. 215.95 2186

w. Debiſenmarkt. Berlin 2.Mai Telegr. Auszahlungen für:

30.7
Bt M
Briel.
Brief
Geld Amſterdam=Rotterdam . , 11620,87 11674.13 12344 06 12405.94 Brüſſel=Antwerpen .. . .. ..... 1744.63 1749.3 1850.36 1859.6 Chriſtiania . . . . . . . . . . . . . .. ... 5162.06 518 5386.58 3.50 Kopenhagen .... ............ 5506.25 5960 06 20.9 Stockholm .. . . . . . . . .. ... . ..." 55.06 799 8428.87 847 Helſingfors .. ... ...... ... ... 328.42 107.7 12.
33 Italien . . . . . ................ 456.3 463.55 61 London .. ... ... .... .... ... 6 95/83.1. 1.
47116.* New=York .... .... . .. . . . .... 50
3 31779.25 Paris .. . . . ... . .. . . ... ....." 2025.05 2170.42 Schweiz.. . . . . . . . . . . . .. . . ..." 45 5789.44 Spanien .... . ...... . . ......" 1538 49 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 41.8 4211 45.78 46 Prag ...................... 8 32. 972 95.40 Budapeſt . . . . . . . . . . . . .. .. ... 5.54 .88= 1.92 Buenos=Afres .. . . . . . . . . .. ... 186791 10862.09 11 11578. Bulgarien ... .. ... ..... . .. .. 19" 24.56 43 61 Japan ......... ... .. . . .. . .. 3 75 14536.25 1667.7 15739.25 Rie de Janeiro ............. 3233.47 91.50 3408.50
345.87 Belgrad. . . . . . . . . . . . . . ......" 30823 309.78
G 344.13

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309


FF
EDRCH ZAUN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz 1

Wr6