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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauntſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 92
Mittwoch, den 4. April 1923
186. Jahrgang
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Bei=
treibung fällt jeder Rabatt weg
Die Türkei und die Alliierten.
* London, 3. April. (Priv.=Tel.) Nach Meldungen aus
der Türkei iſt die Note der Alliierten dort günſtig aufgenommen
worden. Die türkiſche Preſſe deutet auf Annahme des alliierten
Vorſchlags zur Erneuerung der Lauſanner Konferenz
voraus=
ſichtlich Mitte dieſes Monats hin. Eine dahingehende Antwort
ſcheint für die nächſten Tage bevorzuſtehen.
Die Times ſagt zu der Note der Alliierten, die Türken
wä=
ren ſchwer zu befriedigen, wenn ſie den Inhalt der Note nicht
verſöhnlich fänden. Sie beſchränkte ſich klug auf die Darlegung
der Prinzipien, auf Grund deren die Verhandlungen
nutzbrin=
gend wieder aufgenommen werden könnten. Dieſe Prinzipien
enthielten verſchiedene Zugeſtändniſſe, die erfolgreiche
Ergeb=
niſſe zeitigen ſollten. Die wirtſchaftlichen Klauſeln erklären die
Alliierten für ein Gebiet, über das man ſehr wohl verhandeln
könne. Aber inzwiſchen hätten ſie diejenigen ihrer
Staatsange=
hörigen, die daran intereſſiert ſeien, aufgefordert, ſelbſt mit der
türkiſchen Regierung in Ve handlungen einzutreten, um zu
einem Abkommen zu gelangen auf der Grundlage des
vorge=
ſchlagenen Vertragsentwurfes. Es ſei zu hoffen, daß dieſe
pri=
vaten Verhandlungen, die den unbeſtreitbaren Vorzug hätten,
daß ſie jeden Schein eines Druckes vermieden, nicht länger
hin=
geſchleppt würden. Für dieſen Fall allerdings würden die Mächte
keinen anderen Ausweg ſehen, als die Aufnahme umfaſſender
Garantien in dem Friedensvertrage.
Andere Blätter, wie z. B. Daily Telegraph und Daily
Chro=
niele, meinen, die Türkei habe eigentlich nichts getan, um eine
ſolche verſöhnliche Haltung der Alliierten zu rechtfertigen, wie
ſie die Note zeige. Sie ſind beſorgt, daß den Türken in vielen
Punkten Zugeſtändniſſe gemacht würden.
Kohlenbeſchaffung aus Südafrika.
Hamburg, 3. April. Seit der Beſetzung des Ruhrgebiets
durch die Franzoſen haben die deutſchen Afrika=Linien
ihre Schiffe mit aller Beſchleunigung in den Dienſt der
Koh=
lenbeſchaffung aus Südafrika geſtellt. DDie erſten
Ladungen treffen, wie gemeldet wird, bereits in der erſten
April=
hälfte in Hamburg ein.
Vom Tage.
Geſtern nachmittag fand im Reichsfinanzminiſterium eine
unverbind=
liche Vorbeſprechung mit einigen Gewerkſchaftsvertretern über die Frage
eines neuen Aufbaues der Beamtengehälter ſtatt.
Seit Mitte März ſind durch die Invaſionstruppen im Ruhrgebiet
bereits 134 Volksſchulen mit 923 Schulräumen, 1
Mitvel=
ſchule und 12 höhere Schulen faſt ganz belegt, elf höhere
Schulen teilweiſe, ſechs weitere vorübergehend beſchlagnahmt worden.”
Viele Zehntauſend von Schulkindern wurden dadurch vom
Schulunter=
richt ausgeſchloſſen.
General Degoutte hat den Bergwerksdirektoren mitteilen
laſſen, daß die Ultimatumsfriſt zur Ablieferung der Kohlenſteuer
bis zum 15. April verlängert wurde.
Nach Angaben der Kreisleitung des Mieterverbandes Deutſchlands
haben im Norden und Oſten Berlins viele Tauſende von
Mietern mit der Erklärung, daß ſie die Zahlung als
Demonſtration gegen die Wohnungspolitik des Magiſtrats
verwei=
gern, die Wohnungsmiete für dieſen Monat nicht
ent=
richtet.
Aus dem Laboratorium der Techniſchen
Prüfungslehmn=
ſtalt in Moabit wurden Platingeräte im Werke von 12
Mil=
lionen Mark geſtohlen, insbeſondere handelt es ſich um eimen
Pla=
tinkeſſel und eine Platinweinſchale.
Kontreadmiral v. Gohren, Leiter der Dienſtſtelle Hamburg der
Marineverwaltung, iſt am Samstag im Eppendorfer Krankenhaus im
Alter von 49 Jahren geſtorben.
Der vor einigen Tagen in Marienburg verhaftete franzöſiſche
Fournaliſt Labourel wurde wieder freigelaſſen.
Der Vizepräſident der Anglo=Oeſterreichiſchen Bank Dr. Wilhelm
Roſenberg hat in ſeiner Kanzlei in Wien einen
Selbſtmord=
verſuch verübt und ſich durch einen Schuß lebensgefährlich verletzt.
Roſenberg lebte von ſeiner Familie getrennt.
Der britiſche Oberkommiſſar für Meſopotamien
Sie Perch Cox reiſte im Flugzeug wieder nach Bagdad ab.
Dolſarkurs in Frankfurt am 3. April,
abends ½7 Uhr: 21300.
Die europäiſche Frage.
Größere Aktivität der Vereinigten Staaten?
Am 29. Dezember 1922 hielt der amerikaniſche Staatsſekretär
Hughes zu Newhaven in einer Sitzung der Hiſtoriſchen
Geſell=
ſchaft eine Rede, in der er die Notwendigkeit einer Regelung des
Reparationsproblems beſonders ſtark betonte. Er ſchlug die
Ein=
ſetzung eines internationalen Ausſchuſſes vor, dem die
Ausarbei=
tung eines gerechten und erfüllbaren Reparationsprogramms
übertragen werden ſollte. Die in dieſen Ausſchuß zu
entſenden=
den Männer ſollten an Sachkenntnis,
Verantwortungsbewußt=
ſein und Unparteilichteit ſo über jeden Zweifel erhaben ſein, daß
ihrem Spruch nirgends in der Welt Widerſtand geleiſtet werden
könnte. Der Gang der Verhandlungen auf der Pariſer
Kon=
ferenz wurde aber kaum durch dieſe Ausführungen beeinflußt,
denn die Augen der franzöſiſchen Politiker waren ſtarr auf die
Ruhr gerichtet, und England und Italien waren noch nicht in
dem Grade von der Schädlichkeit und Ausſichtsloſigkeit der
fran=
zöſiſchen Pfänderpolitik überzeugt, wie ſie es heute ſind. Erſt
jetzt, drei Monate ſpäter, finden jene Ausführungen Hughes' die
ihnen gebührende Beachtung, und es war das Bedeutſamſte an
den bedeutſamen Ausführungen des deutſchen Außenminiſters
v. Roſenberg letzthin, daß er an die Vorſchläge von Hughes
an=
knüpfte, ſie im Namen der Reichsregierung billigte und dem
Außenpolitiſchen Ausſchuß folgendes Programm für die Arbeit
einer internationalen Kommiſſion von Geſchäftsleuten
unter=
breitete:
1. Feſtſtellung der bisherigen deutſchen Leiſtungen,
2. Ermittlung der deutſchen Zahlungsfähigkeit,
3. Feſtſtellung der Art, wie Zahlungen und Lieferungen
er=
folgen könnten.
Auch die Bereitwilligkeit der Reichsregierung, eine möglichſt
große innere und äußere Anleihe aufzunehmen, um einen großen
Teil der Reparationsſchuld mit einem Schlage zu tilgen, wurde
nochmals beſonders betont.
Eine Löſung des Reparationsproblems ohne den
Haupt=
gläubigerſtaat Europas, die Vereinigten Staaten von Amerika,
erſcheint vorerſt ausſichtslos, und es war uns daher ein
Be=
richt, den wir aus Neu=York erhalten, von ganz beſonderem
Intereſſe, in der die gegenwärtige innerpolitiſche Situation der
Vereinigten Staaten behandelt wird:
Der 37. Kongreß hat ſoeben geſchloſſen, und zwar hat er
ſich, gemeſſen an ſeinen Aufgaben, als unzulänglicher erwieſen,
wie die Mehrzahl ſeiner Vorgänger. Er hat in nichts beigetragen
zur Löſung der großen Fragen auf wirtſchaftlichem Gebiete, zu
denen in erſter iLnie die der Eiſenbahn und des
Kohlenberg=
baues gehören und die nur durd, die zeitweilige Belebung des
Geſchäftes ein wenig in den Hintergrund gerückt ſind. Die
Ent=
ſcheidung in der Einwanderungsfrage iſt nur vertagt worden,
und zur Erleichterung der Lage der Landwirtſchaft hat man in
letzter Stunde ein Stück Kompromißgeſetz angenommen, welches
die Regierung zu einer Art von Finanzhilfe verpflichtet.
Die ganze Seſſion ſtellt ſich dar als ein langer und
koſt=
ſrieliger Kampf zwiſchen politiſchen und wirtſchaftlichen
Inter=
eſſen um die Oberhand und als ein Manövrieren hauptſächlich
im Hinblick auf die Präſidentſchaftswahlen von 1924. Es iſt
des=
wegen kein Wunder, daß das Land und insbeſondere die
Han=
dels= und Induſtriekreiſe, die die ganze Zeit über wegen dieſer
oder jener Bill, die ſie ſpeziell anging, auf dem aui vire
ge=
ſtanden haben, einen faſt hörbaren Seufzer ausſtießen, als damit
endlich ein Ende war.. Harding, der die wachſende
Unzufrieden=
heit über ſeine Adminiſtration wohl zu ſpüren bekommen hatte,
entſchied ſich dafür, daß Vorſicht der beſſere Teil der Tapferkeit
ſei, und kündigte an, daß er zwiſchen dem Ende des letzten
Kon=
greſſes und dem Zuſammentritt des neuen im Dezember keine
Extraſeſſion anſetzen werde.
Die Präſidentſchaftswahlen ſind nicht mehr allzu fern, und
da die ſtaike Zurückhaltung der gegenwärtigen Regierung den
ernſten Problemen der auswärtigen Politik gegenüber in den
Vereinigten Staaten nachgerade Anſtoß erregt (die kataſtrophale
Wirtſchaftslage der Farmer iſt bedingt durch die gegenwärtigen
wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Europa), ſo iſt zu erwarten, daß
die Harding=Regierung im Bewußtſein ihrer dürftigen bisherigen
Leiſtungen verſuchen wird, durch eine aktivere Außenpolitik den
Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es ſind
neuer=
lich Anzeichen vorhanden, daß ſie die europäiſche Situation mit
größerer Schärfe beobachtet, als ſie die Oeffentlichkeit hat wiſſen
laſſen, und zu handeln ſich anſchickt, wenn ſie die Zeit dafür als
gekommen erachtet. Die Abſage der geplanten Reiſe des
Staats=
ſekretär Hughes nach Südamerika wird hier allgemein als ein
Anzeichen hierfür und die erfolgreiche Verhandlung über die
Fundierung der engliſchen Kriegsſchuld als ein erſter Schritt in
dieſer. Nichtung aufgefaßt. Die Verſchiebung jeglicher Aktion bis
nach Vertagung des Kongreſſes und die ausgeſprochene Abſicht,
keine weitere Seſſion einzuberufen, gehören ſicherlich mit in den
Rahmen dieſer Verſuche der Regierung, ſich freie Hand zu
ſchaf=
fen. Jede ſolche Aktion bedingt freilich zu ihrem Gelingen eine
ſorgfältig vorbereitete Politik, wie ſie einſtweilen auch beim
beſten Willen nicht zu erkennen iſt. Tröſtlich iſt es aber
gleich=
wohl, zu wiſſen, daß in dem Spiel und Widerſpiel der Politiker
und Politiken in den Vereinigten Staaten wirklich das
Ein=
greifen in Europa die Trumpfkarte bedeutet.
An dieſem Zuſammenhang iſt feſtzuſtellen, daß zweifellos
das wichtigſte Ergebnis des internationalen
Handelskammer=
kongreſſes in Rom, an dem Vertreter von ſieben großen Ländern
teilnahmen, der Beſchluß der Amerikaner war, das Gros der
amerikaniſchen Geſchäfts= und Bankwelt für eine Beteiligung an
der Löſung des Reparationsproblems zu gewinnen. Auch in
Europa ſoll für die amerikaniſche Auffaſſung hinſichtlich des
Re=
parationsproblems und des internationalen Währungsproblems
Verſtändnis geſchaffen werden. Bis dies erreicht iſt, hoffen die
amerikaniſchen Handelskammervertreter offenſichtlich, daß
Deutſch=
land und Frankreich einer geſchäftlichen Beilegung ihrer
Kon=
flikte geneigt ſein werden. Natürlich wiſſen die Amerikaner ganz
genau, daß deutſcherſeits einer vernünftigen und gerechten
Lö=
ſung der mit Frankreich und Belgien ſchwebenden Streitfragen
jederzeit zugeſtimmt werden würde. Eine Wandlung in der
Auf=
faſſung und in den Abſichten hat vielmehr nur beim franzöſiſchen
Volke und bei ſeiner Regierung zu erfolgen. Da kann es
viel=
leicht etwas nützen wenn die italieniſche Preſſe den Pariſer
Machthabern unverblümt den grandioſen Mißerfolg des
Ruhr=
unternehmens dor Augen hält. Das Giornale d’Italia erklärt den
Gedanken, daß die Franzoſen und Belgier die Ruhr und das
Die blutigen Porfälſe in Eſſen.
Die Londoner Preſſe ſpricht von einer Panik der franzöſiſchen Truppen. — Abſcheu über das
Wüten der franzöſiſchen Soldateska.
Die engliſche Preſſe zum Eſſener Maſſenmord.
TU London, 3. April. Die Ruhr=Berichterſtatter der
Lon=
doner Preſſe geben ziemlich übereinſtimmende Schilderungen der
trägiſchen Vorfälle im Kyuppſchen Werk in Eſſen, die das
fran=
zöſiſche Militär ſchwer belaſten. So heißt es in dem
Tele=
gramm des Eſſener Vertreters des Reuter=
Bureaus:
Auf das Sirenenſignal hi2 verließen die Arbeiter
ganz ruhig die Werkſtätten. Die neun Franzoſen
wur=
den beſorgt und nervös. Sie befahlen der Menge, ſich
zu zerſtreuen. Dann aber, von einer Panik ergriffen,
ſchoſſen ſie wiederholt. Seitens der Arbeiter
warkeine Provokation erfolgt. Zahlreiche Arbeiter
wurden in dem Augenblick verletzt, als ſie fortſtürzten, um ſich
vor dem Kugelregen in Sicherheit zu bringen.
London, 3. April. (Wolff.) Die blutigen Vorfälle in Eſſen
werden von der geſamten Preſſe viel beachtet und zum großen
Teil an erſter Stelle veröffentlicht. Die Blätter bringen neben
dem Bericht ihrer eigenen Korreſpondenten auch deutſche ſowie
franzöſiſche Darſtellungen des Vorfalls. Während Daily
Chroniele hervorhebt, daß die Tatſache, daß kein
ein=
ziger franzöſiſcher Soldat irgendeine
Ver=
letzung davongetragen hat, beweiſe, wie wenig Gewalt
von deutſcher Seite angewandt worden ſei, und die Eſſener
„Metzelei” auf einen Nervenanfall der franzöſiſchen
Soldaten zurückführt, ſchreibt die liberale Weſtminſter
Gazette, die Deutſchen müßten ein ehen, daß ofſener
Wider=
ſtand ihnen in keiner Weiſe nützen önne. Daily Herald
veröffentlicht allerdings unter ſeinen letzten Meldungen einen
Bericht des Sonderkorreſpondenten des Reuter=Bureaus in Eſſen,
in dem dieſer endgültig mitteilt, daß die Ereigniſſe in Eſſen auf
eine Panik der franzöſiſchen Soldaten
zurückzufüh=
ren ſeien. Es hätte keinerlei Herausforderung von ſeiten irgend
welcher Arbeiter ſtattgefunden.
Bevorſiehender Proteſi der Reichsregierung.
Zeugeneidliche Vernehmungen
der Beteiligten durch die Beauftragten der
deutſchen Amtsſtellen.
Berlin, 3. April. Die Nachricht von dem bevorſtehenden
Proteſt der Reichsregierung gegen die Bluttat
von Eſſen wiid dahin ergänzt, daß wegen der
außerordent=
lichen Schwere des Vorfalles eine genaue Feſtſtellung aller
Ein=
zelheiten notwendig iſt, um jedem Einwand von gegneriſcher
Seite vorzubeugen. Deshalb finden zeugeneidliche
Ver=
nehmungen der Beteiligten durch die Beauftragten
der deutſchen Amtsſtellen ſtatt.
Franzöſiſche Vertuſchungsverſuche.
Fuſtizkomödie und Beeinfluſſung der
öffent=
lichen Meinung.
Eſſen 3. April. Die vier Direktoren der Krupp=
Verke, die am Oſterſamstag verhaftet worden ſind, ſollen
Ende der Woche vor ein Kriegsgericht in Werden geſtellt
werden. Es wird alſo von den Franzoſen der Verſuch gemacht,
durch eine Juſtizkomödie das Urteil über das Blutbad in
den Krupp=Werken zu beeinfluſſen und den klaren Tatbeſtand
zu verwiſchen. Zur Beeinfluſſung der öffentlichen
Meinung dienen auch neue Zeitungsverbote. Die Rheiniſch=
Weſtfäliſche Zeitung und die Eſſener Volkszeitung wurden für
acht Tage verboten, weil ſie die Ereigniſſe vom Samstag ſo
dar=
ſtellten, wie ſie ſich wirklich abgeſpielt haben.
24ſtündiger Proteſiſtreik bei Krupp.
Eine Kundgebung des Betriebsrats.
Eſſen, 3. April. (Wolff.) Die Arbeitnehmerſchaft der
Firma Krupp trat heute vormittag 10 Uhr in einen 24
ſtün=
digen Proteſtſtreik. Der Betriebsrat (Arbeiter= und
Angeſtelltenrat) erläßt dazu folgende Kundgebung:
„Noch einmal wendet ſich die Kruppſche Arbeiterſchaft an
das Weltgewiſſen, um durch einen 24ſtündigen
Proteſt=
ſtreik ihren Abſcheu gegen das Blutbad kundzugeben,
das der franzöſiſche Militarismus am Samstag unter der
Kruppſchen Arbeiterſchaft angerichtet hat. In gleicher Weiſe
proteſtieren wir gegen die Verhaftung einiger
Leiter der Werke, die wir nur als eine Folge dieſer
Vorkommniſſe anſehen, um die Schuld an dem Blutbad von
dem franzöſiſchen Militarismus abzuwälzen.”
Beileidstelegramme.
Berlin, 3. April. (Wolff.) Die im Deutſchen
Gewerk=
ſchaftsbund vereinigten chriſtlichenationalen Gewerkſchaften haben
an den Betriebsrat der Friedrich Krupp A.=G. in Eſſen
folgen=
des Telegramm geſandt:
„Wir ſind von Schmerz und Empörung erfüllt ob des
mörderiſchen Anſchlags der franzöſiſchen
Ein=
dringlinge auf die Kruppſche Arbeiterſchaft.
Sprechen Sie den Hinterbliebenen der Getöteten und
Verletz=
ten unſere herzlichſte Teilnahme aus. Dieſe himmelſchreiende
Tat der fremden Gewalthaber bleibt nicht ungeſühnt. Vor der
Welt fordern wir Genugtuung für dieſen Ueberfall auf
Frie=
den, Leben und Freiheit unſerer Arbeitsbrüder, J. A.:
Steger=
wald, erſter Vorſitzender.”
An die Direktion der Friedrich Krupp A.=G. in Eſſen ging
folgende Drahtung:
„Anläßlich des gewalttätigen Einbruchs der Franzoſen in
Ihr Werk, dem ſo viele Ihrer wackeren Arbeiter zum Opfer
fielen, ſpreche ich Ihnen namens der im Deutſchen
Gewerk=
ſchaftsbunde vereinigten chriſtlich=nationalen Gemeinſchaften
Deutſchlands herzlichſte Teilnahme aus. Nehmen Sie
gleich=
zeitig die Verſicherung entgegen, daß die chriſtlich=nationalen
Gewerkſchaften ihr Beſtes tun werden, die Front
desdeut=
ſchen Volkes zur Abwehr dieſer ſchuldbeladenen
frem=
den Machtgier noch geſchloſſener zu geſtalten. gez.:
Stegerwald.”
Amſterdam, 3. April. (Wolff.) Auf dem am Oſterſonntag
und Montag abgehaltenen Kongreß des
niederländi=
ſchen Arbeiterſekretariats in Amſterdam wurde
be=
ſchloſſen dem Betriebsrat der Firma Krupp in Eſſen
ein Telegramm mit dem Ausdruck der Teilnahme wegen des
Niederſchießens unbewaffneter Arbeiter durch die Franzoſen zu
ſenden, ferner ein Proteſttelegramm an General
Degoutte.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 4. April 1923.
Rheinland dauernd beherrſchen könnten als abſurd, und au=
Lie Gazetta del Popolo bezeichnet die Ruhraktion al3 geſcheitert.
Poincaré indeſſen, der auch ſeinerſeits die Miße folge nicht
be=
ſtreiten kann, hofft immer noch, daß eine Verſchärſung der Taktik
die erſehnten Früchte der Ruhrwirtſchaft in die franzöſiſchen
Icheuern leiten werde. Es iſt zweifelhaft, ob Poincaré zu einer
eſchäftlichen Erledigung des Reparationsproblems und der eng
dit ihm zuſammenhängenden Ruhrunternehmung bereit und
im=
jande ſein wird. Es ſei feſtgeſtellt, daß Poincaré die durch=
Gnittliche miniſterielle Lebensdauer, welche die franzäſiſchen
Kabinettschefs der letzten 50 Jahre gehabt haben, bereits
erheb=
lich überſchritten hat.
Worie des Abſcheues.
Elberfeld, 31. März. (Wolff.) Regierungspräſident
Grützner überſandte, wie wir ſchon kurz berichteten, dem
kom=
mandierenden General der Rheinarmee, Degoutte, durch die
Hand des Generals Denvignes in Düſſeldorf folgendes
Proteſiſchreiben:
Am 31. März 1923 haben Ihnen unterſtellte Truppen bei
dem rechtswidrigen Verſuche, in den Kruppſchen
Wer=
ken in Eſſen Werksautomobile zu entwenden, unter
den Arbeitern, die ſich in vorbildlicher Entſchloſſenheit dem
Vor=
haben, ſie dieſer wichtigen Produktionsmittel zu berauben,
widerſetzten, ein Blutbad angerichtet, das den Tod von
9 und die ſchwere Verwundung von mindeſtens 39 tüchtigen
Ar=
beitern und Familienvätern zur Folge hatte. Von den
Schwer=
verwundeten ringen zurzeit 3 mit dem beſtimmten Tode.
Die Zahl der Leichtverletzten übergehe ich in dieſem Falle als
unweſentlich. Ich habe in den letzten Tagen im unbeſetzten
Deutſchland in öffentlichen Verſammlungen das Verhalten Ihrer
Truppen ſeit dem 11. Januar 1923, dem Tage der Uebernahme
ihrer Aufgabe, eine friedliche Ingenieurkommiſſion zu ſchützen,
wiederholt zuſammenfaſſend dahin geſchildert, daß es kein
Verbrechen und Vergehen des deutſchen
Straf=
geſetzbuches, ja der Kriminalgeſetzgebung der
geſamten Kulturwelt gebe, das Ihre Truppen
auf deutſchem Boden ſeit dem 22. Januar 1923
nicht begangen hätten. Ich hätte nicht geglaubt, daß
meine Worte durch den Arbeitermafſenmord des Eſſener
Blut=
ſamstags, begangen an Arbeitern jeder politiſchen Richtung,
ein=
ſchließlich der Kommuniſten, eine derart raſche und fürchterliche
Beſtätigung finden würden. Ich beſchränke mich diesmal nicht
darauf, Ihnen in meiner Eigenſchaft als verantwo tlicher Leiter
des Regierungsbezirks Düſſeldorf den denkbar ſchärfſten Proteſt
wegen der Bluttat zu übermitteln, ſondern ſpreche Ihnen
dies=
mal als Worthalter der Ermordeten, Schwer= und
Leichtverletz=
ten und künftigen Krüppel, ſowie deren Witwen und Waiſen,
Frauen und Kindern meinen tiefſten Abſcheu über das
Wüten Ihrer Ihnen unterſtellten Soldateska, beſonders
deren Offiziere, aus. Ich bin überzeugt, daß mein Urteil
die Billigung aller Völker finden wird, denen das menſchliche
Leben noch ein Heiligtum iſt, und glaube, daß der Eſſener
Blutſamstag den Ruf Frankreichs als eines
Kulturträgers, der durch die Ereigniſſe der leßzten 13
Wochen auch unter ſeinen bisherigen eifrigſten Freunden und
in großen Teilen des franzöſiſchen Volkes felbſt ſchon ſchwere
Einbußeerlitten hat, durch Jahrzehnte, vielleicht
Jahr=
hunderte hinaus in das Gegenteil verwandelt hat.
Ich betrachte es ſchließlich nicht als das Walten des blinden
Zufalls, ſondern als Fügung einer höheren Gewalt,
daß ſich am Karſamstag die Ermordung und Verwundung
zahl=
reicher treuer Söhne der kathöliſchen Kirche gerade in dem
Augenblick ereignete, wo der beglaubigte Vertreter Seiner
Heilig=
keit des Papſtes, d2s unentwegten treuen Hüters und Förderers
der Menſchlichkeit, Milde und Gerechtigkeit, in den „Mauern
Eſſens weilte.
Sie, Herr General, und die franzöſiſche Regierung haben
durch Havas eine Meldung verbreiten laſſen, daß Ihre Truppe
durch Gewalttaten der Kruppſchen Arbeiter zu ihrem
mörderi=
ſchen Vorgehm beranlaßt worden ſei. Schon jetzt weiſe ich dieſe
vom franzöſiſchen Standunkt aus wohl verſtändliche
Fäl=
ſchung des Geſchehenen und der Geſchichte entſchieden zurück.
Wenn Kruppſche Arbeiter ſich ſpontan der Verſuche, ſie ihrer
Produktionsmittel zu berauben, durch Maſſenanſammlungen
mitten aus der Werkſtatt heraus, und durch Worte berechtigter
Entrüſtung zu erwehren ſuchen, wenn ſie es fertig bringen,
difzipliniert, wie ſie es als qualifizierte deutſche Arbeiter des
Ruhrbezirks ſind, durch ihren Betriebsrat der Truppe
ungefähr=
deten Rückzug und Abmarſch zu ſichern, ſo entfällt
da=
mit aber auch der leiſeſte Vorwand für die Truppe und ihre
Führung für ein Maſſenverbrechen der Feigheit,
wie ſie es begangen haben.
Ich hoffe von Ihnen, Herr General, unter ausdrücklicher
Betonung, daß der Eſſener Arbeitermaſſenmord das
geſamte beſetzte Gebiet, und beſonders den
Ruhr=
bezirk, zur Siedehitzeerregt hat, daß Sie unverzüglich
alle Maßnahmen ergreifen, die wenigſtens Ihre Abſicht
ereknnen laſſen, daß Sie ſich nicht mit jenem Maſſenmord
iden=
tifizieren. Das ſchwere Unrecht wird auch die ſtrengſte
Sühne nicht ungeſchehen machen.
Zum Schluß ſeien Sie verſichert, daß ich die ſcharfe
Sprache dieſes Schreibens nicht ſpreche, weil ich zurzeit im
un=
beſetzten Deutſchland weile. Ich erkläre mich ausdrücklich
be=
reit, für dasſelbe vor jedem franzöſiſchen
Kriegs=
gericht mit meiner Perſon einzuſtehen, ſofern
mir dieſes in vollem Umfange die Erbringung des
Wahrheits=
beweiſes für meine Behauptungen zuſichert. Wenn Sie und
die franzöſiſche Regierung die Wahrheit nicht zu
fürch=
ten brauchen, dann wählen Sie dieſen Weg. gez. Grützner.
Der päpſtliche Oelegierte im Ruhrgebiet.
Elberfeld, 3. April. (Wolff.) Am Oſterſonntag fand im
Oberpräſidium in Münſter eine Zuſammenkunft des
päpſtlichen Delegaten Teſta mit dem
Oberprä=
ſidenten von Weſtfalen und dem
Regierungsprä=
ſidenten von Düſſeldorf ſtatt. Gegenſtand der
Beſpre=
chung, die drei Stunden währte, war eine eingehende
Schil=
derung der Verhältniſſe im Ruhrgebiet. Darüber hinaus berührte
das Geſpräch auch die Frage, wie die Schwierigkeiten zu
beſeiti=
gen ſeien, die zwiſchen Frankreich und Deutſchland beſtehen. Teſta
wird etwa 14 Tage in Eſſen bleiben, um ſich, einer
ausdrück=
lichen Weiſung des Papſtes folgend, hier eingehend bei allen
möglichen amtlichen und außeramtlichen Stellen über die
Ver=
hältniſſe zu unterrichten.
Perkehrsſchwierigkeiten in Mannheim.
Mannheim, 3. April. (Wolff.) Geſtern iſt der auf der
Seite des Bahrhofs Neckarvorſtadt gelegene Teil der
Friedrichs=
brücke von den Franzoſen abgeſperrt worden. Es haben ſich
dadurch empfindliche Verkehrsſchwierigkeiten ergeben,
die ſich heute noch fühlbarer machen werden, wenn ſich in der
Mittagsſtunde die Arkeiterzüge entleeren. In den Perſonen=,
Güter= und Poſtverkehr auf dem Heſſiſchen Bahnhof iſt noch kein
Eingriff erfolgt. In dem am Samstag beſetzten
Motoren=
werk Mannheim vorm. Benz iſt die Arbeiterſchaft heute
früh auf der Straße erſchienen. Da aber die Räume noch
mili=
räriſch beſetzt ſind, hat der Betriebsrat nach Rückſprache mit der
Direktion der Belegſchaft empfohlen, nach Hauſe zu gehen. Auch
die Beamtenſchaft iſt größtenteils am Arbeiten verhindert.
Die Beamten fanden heute vormittag in den
Magazinräu=
men geſchloſſene Behälter aufgebrochen und darin
liegende Sachen zerſtreut. Auch waren Verunreinigungen
vorgekommen. Die Beſatzung des Evangeliſchen
Waiſen=
hauſes iſt nun ganz in das alte Benzhaus verlegt worden,
in dem nun 200 Mann, eine kriegsſtarke Kompagnie mit drei
Maſchinengewehren und den dazu gehörigen Mauleſeln,
unter=
gebracht ſind. Eine neue große Schiffsmaſchine iſt geſtern von
einem Ziviliſten photographiert worden. Auch wurde die
Her=
ausgabe von Zeichnungen. Diagrammen uſw. verlangt.
Die Direktion hat dies aber abgelehnt und zugleich gegen
die Beſchädigungen und Beſchmutzungen
Schadenerſatz=
forderungen erhoben.
Terroriſierung der Eiſenbahner.
28 Eiſenbahner verhaftet. — Vertreibung aus
den Dienſtwohnungen.
Köln, 3. April. (Wolff.) Am 23. März, abends, iſt, wie
berichtet wird, auf der Strecke Bonn—Godesberg eine
Sprengung erfolgt, durch die ein Stück Schiene von 1 Meter
Länge weggeriſſen worden ſein ſoll.” Ein Perſonenzug paſſierte
darauf die Sprengſtelle, ohne daß ein Unfall eintrat. Der
als=
dann zwiſchen Godesberg und Bonn eingeſtellte Betrieb iſt am
30. März, vormittags 7 Uhr, wieder aufgenommen worden.
28 Eiſenbahnb=dienſtete ſind infolge dieſes
Vorkomm=
niſſes verhaftet worden. In Jünkerath ſind die
Eiſenbahn=
bedienſteten aufgefordert worden, noch heute den Dienſt
aufzu=
nehmen, andernfalls die Dienſtwohnungen ſofort geräumt
wer=
den müſſen. In Dahlem müſſen die Dienſtwohnungen bis heute
nachmittag 5 Uhr geräumt ſein. Auch in anderen Orten wurden
die Eiſenbahnbeamten zur Abgabe einer ſchriftlichen Erklärung
bzw. zur Aufnahme des Dienſtes unter franzöſiſcher Verwaltung
aufgefordert, was jedoch verweigert wurde, worauf der Befehl
zur Räumung der Dienſtwohnungen erging. Die Belgier haben
in Neuß mitgeteilt, daß ſie auf Betreiben der Franzoſen von jetzt
ab energiſch vorgehen müßten, und daß für die nächſte Zeit mit
zahlreichen Verhaftungen und Ausweiſungen zu richnen ſei.
TU. Biebrich, 3. April. Mehrere Eiſenbahnbeamte
wur=
den hier verhaftet, weil ſie den Eiſenbahnern, die infolge der
franzöſiſchen Eingriffe in die Eiſenbahnverwaltung ihren Dienſt
nicht verſehen konnten, Gehälter auszahlten.
Rummer 92.
Truppenbewegungen.
Beſetzung vonZechen durchMilitär.—Errichtung
neuer Kontrollſtellen.
Münſter, 3. April (Wolff.) Geſtern ſind die an der
mili=
tariſierten Stecke gelegenen Zechen Bergmannsglück”, bei
Buer, „König Ludwig” bei Recklinghauſen und „Waltrop”, in
Waltrop von franzöſiſchen Truppen beſetzt worden.
Aus Wipperfürth werden in Richtung Ründeroth
Truppenbewegungen beſonders Kavallerie, gemeldet.
In Mettmann und Neviges ſind zwei
Kontroll=
ſtellen neu eingerichtet worden. Die Kontrollſtation in
Ger=
resheim bei Düſſeldorf iſt dagegen aufgehoben worden. In
Scharnhorſt, Kontrollſtation, werden ab 2. April Poſtpakete mit
Lebensmitteln, Tabakwaren und Spirituoſen ſowie Petroleum
nicht mehr ius beſetzte Gebiet hereingelaſſen.
Münſter, 3. April. (Wolff.) Auf den drei geſtern
neuße=
ſetzten Zechen wurden folgende Anlagen beſetzt: auf der Zeche
„König Ludwig” die Kokereien und die Anlagen für die
Gewinnung von Nebenprodukten. Fremde in franzöſiſchem Lohz
ſtehende Arbeiter ſind bisher nicht eingetroffen. Abtransportiert
wurden nur am 2. April 10 Wagen Koks und zwei mit Kohlen
beladene Wagen, die die Franzoſen ſchon beladen vorfanden,
ſowie ein Keſſelwagen. Auf der Zeche „Waltrop” beſetzten ſie
die Kokerei und die Anlagen für die Gewinnung von
Nedenpro=
dukten, ſowie den Zechenbahnhof. Der ganze Betrieb ruht ſeit
der Beſetzung. Die Zeche „Bergmannsglück” iſt vollſtändig
beſetzt. Die Belegſchaft hat die Arbeit eingeſtellt. Am 28. März
wurde der Bahnhof Bottrop erneut beſetzt, ebenſo die
Hafen=
anlagen der Zeche „Roſter”.
Auf der Strecke Bottrop—Oſterfeld beginnen die Franzoſen
die Brennſtoffe zwecks Weiterleitung auf dem Rhein=Herne=
Ka=
nal abzutransportieren. In Recklinghauſen=Süd halten die Frau
zoſen erneut Kohlenzüge an, die für Italien und Holland E
ſtimmt ſind. Im bergiſchen Lande wurden Nünderoth und
Gimborn durch franzöſiſche Kavallerie beſetzt. Gummers
bach und Dieringhauſen ſind noch frei. An der Oſtgrenze
des Einbruchsgebietes finden ſtarke
Truppenverſchie=
bungen von und nach Frankreich ſtatt. In Bochum und in
Herne haben die Franzoſen öffentliche
Lebensmittelverkaufs=
ſtellen eingerichtet, in denen ſie ſämtliche Lebensmittel 25 Prozent
billiger verkaufen, als ſie in deutſchen Geſchäſten verabreicht
werden. Karten, die zum Einkauf berechtigen, ſind unter
An=
gabe von Namen und Adreſſe bei dem franzöſiſchen
Beſatzungs=
kommando anzufordern. Die Franzoſen haben aber mit dieſem
neuen Lockmittel bisher recht wenig Erfolg gehabt.
Geſtern nacht wurde auf der Strecke Kupferdreh—Kettwig
die Bahnlinie von Unbekannten geſprengt.
U. Doxtmund, 3. April. Auf dem Sportplatz
Greving=
holz und in Klein=Berlin ſind Ballonaufſtiegſtellen eingerichtet
worden. Im Laufe des geſtrigen Tages wurde je ein Ballon
hochgelaſſen. In Witten wurde das Tankbatgillon abgelöſt.
Drohungsn.
* Bochum, 3. April (Priv.=Tel.) Das franzöſiſche
Be=
ſatzungskommando droht Perſonen, die zum zwveitemmal nach der
Sperrzeit auf der Straße angetroffen werden an, daß ſie nach
Weſterholt abtransportiert werden und dort Kohlen verladen
müſſen.
Dortmund, 3. April. (Wolff.) In Kirchderne bei
Dortmund haben die Franzoſen die Telephonleitungen der Zeche
„Scharnhorſt” und der Zeche „Gneiſenau” ſowie des Dortmunder
Telegraphenamtes abgeſchnitten und für ihre Zwecke verwendet.
Die deutſchen Leitungsaufſeher, die die Störungen beſeitigen
wollten, wurden von einem Offizier feſtgenommen und nach der
Ankündigung, daß ſie, falls ſie nochmals die Geſtänge und die
Anlagen der Betriebe betreten würden, erſchoſſen würden, wie
der entläſſen. Die Zeche „Scharnhorſt” iſt nunmehr von jeglichen
Telephonverkehr abgeſchnitten, alſo der Möglichkeit beraubt, für
die Beamten und Arbeiter bei einem Grubenunglück ſchnell die
nötige Hilfe herbeizurufen.
Verhaftet. — Ausgewieſen.
* Mainz, 3. April. (Priv.=Tel.) Die Verhaftungen mit
darauffolgender Ausweiſung gehen unentwegt weiter. So
wur=
den von den Franzoſen der Ober= und Geh. Regierungsrat
Schmidt und der Oberbaurat Winkelhaus von der
Eiſen=
ayndtrektion Mainz vor ungefähr fünf bis ſechs Tagen mit
Familie ausgewieſen.
Ludwigshafen, 3. April. (Wolff.) Ausgewieſen
wurden ohne weitere Förmlichkeiten: Regierungsbaurat Gerth,
Regierungsrat Wunderer, Eiſenbahnoberinſpiktor „Mork,
Eiſenbahninſpektor Reichocd und Techniſcher Oberinſpektor
Kirſt mit Familien innerhalb einer Friſt von 4 Tagen.
UU. Koblenz, 3. April. Wie ſoeben bekannt wird, iſt
auch der frühere Staatsſekretär, Ländtagsabgeordneter
Wall=
raf aus Bonn, vertrieben worden.
Berlin, 3. April. (Wolff.) Geheimrat Zechlin vort
Auswärtigen Amt iſt in Düſſeidorf von den Franzoſen
verhaftet worden. Sobald nähere Einzelheiten vorliegen.
wird deutſcherſeits Proteſt erhoben.
Die Jugend am Scheidewege.
Von Oskar A. H. Schmitz.
Wer in der bis zur völligen Unüberſichtlichkeit verzweigten
heutigen „Jugendbewegung” etwas Gemeinſames ſucht, wird es
finden in dem einſtimmigen, mehr oder weniger ſcharfen Proteſt
gegen die älteren Generationen. Ermittelt man danach die
Hal=
tung dieſer Befehdeten, ſo zeigt ſich, abgeſehen von den ganz
Verknöcherten, die jedes Eigenleben der Jugend von vornherein
abweiſen, eine zwiefache Haltung. Da gibt es Wohlmeinende,
die fragen: „Ja, Kinder, was wollt ihr eigentlich, am Ende iſt
eine Verſtändigung möglich?” und ſich dann enttäuſcht
urück=
ziehen, wenn ſie wirre Antworten bekommen. „Aber wie kann
man ſich denn,” fragen dann dieſe verwunderten Rationaliſten
ganz im Stil der vergangenen Epoche, „mit jemand
verſtändi=
gen, der ſelbſt nicht weiß, was er will?‟ Die andere Gruppe der
Aelteren — es ſind jene, die Angſt vor dem Altern ſpüren, weil
ſie ſelber ihre Jugend nicht recht erfüllt haben — läuft kritiklos
den Jungen nach, um ja nicht den Anſchluß zu verlieren,
über=
holt zu werden, und ſo entſteht die tragikomiſche Geſtalt des
Wandervogels mit grauem, ſchütterem Gefieder, der mir
ausge=
ſtopft lieber wäre, als flügelſchlagend.
Vor kurzem war ich einmal Zeuge, wie ein Wandervöglein
der jungen ſympathiſchen Art — ich gebrauche das Wort als
Sammelname, für die ganze, eben flügge gewordene Schar,
gleichgültig, ob einer dem eigentlichen Wandervogelbunde
ange=
hört — alſo ich war Zeuge, wie ſolch ein junger Burſch von
Aelteren aufs Korn genommen wurde und nach den Zielen der
ganzen Jugendbewegung befragt wurde. Der ſonſt Jntelligente,
ja in der Rede Schlagfertige, geriet ins Stottern, wurde
ver=
legen, mußte ſchließlich halb und halb eingeſtehen, daß er keine
ausgeſprochenen Ziele anzugeben vermöge, daß dies niemand
könne: und es wurde deutlich, daß er das gar nicht einmal für
einen Fehler hielt, vielmehr ſich von neuem überzeugte, daß mit
älteren Menſchen einfach nicht zu reden ſei. Ich kam ihm nun
zu Hilfe, indem ich erklärte, daß auch wir mit 19 Jahren keine
Ziele gehabt, zumindeſtens keine hatten formulieren können.
„Ja,” ſagte nun ein anderer, „wir hatten aber auch keine
Jugendorganiſationen; von einer Organiſation verlangt man nun
einmal Ziele.” In dieſem Augenblick wurde mir das Problem
klar. Aus der Art, wie der junge Mann meine Erklärung
auf=
nahm, möchte ich die Hoffnung ſchöpfen, durch das Folgende
etmas zur Löſung des Gegenſatzes zwiſchen Alten und Jungen
beitre gen zu können, unter dem unſer an ſeinen inneren
Kämp=
fen faſt verblutendes Volk heut
Alſo wir waren mit 18, 19 Jahren ohne allgemeine Zwecke,
hielten uns für junge Götter, weil wir dem Schulzwang
ent=
ronnen waren. Die Welt mit ihrer ſinnlichen Luſt und der Fülle
ihrer Probleme lag um uns, aber das Leben ſelbſt war uns
nicht problematiſch, nur fabelhaft intereſſant. Je nach unſeren
Begegnungen waren wir heute national, morgen ſozial oder
anarchiſtiſch geſinnt machten uns jede Woche ein paarmal
lächer=
lich durch kühne Behauptungen, aber vergaßen ſolche Nieder=
Venus. Kurz, wir genoſſen nach Kräften das Vorrecht der
Ju=
gend auf Unverantwortlichkeit. Die Dummheiten, die wir
mach=
ten, geſchahen unter dem Ausſchluß der Oeffentlichkeit, ſie
wur=
den nicht organiſiert: der Unſinn, den wir redeten, lebt nur noch
in der Erinnerung beſonders humorbegabter, gedächtnisſtarker
Kommilitonen fort, gedruckt wurde er nicht. Ich rede von den
Achtziger und Neunziger Jahren. Das war die letzte Epoche, haftet jene Generation, deren ſchnöde Entgötterung es nötig
ge=
in der ein ſolches Leben in Deutſchland möglich geweſen iſt.
erſt nach 1900 vollendete, hatte unſere Väter erſt in ihrer Reife
überfallen. Zwar war ihre unbedingte Meinung, der Sinn des
Daſeins ſei, daß man ein nützliches Mitglied der Geſellſchaft
werde, aber in Erinnerung an ihre eigene, unbekümmerte
Ju=
gend ließen ſie uns noch die Spanne zwiſchen Gymnaſium und
Beruf als Spielraum zum Austoben. Dann freilich hieß es
er=
barmungslos: hinein in den „Betrieb” der modernen Berufe,
nachdem man noch vor Toresſchluß die Gefährtin für die grauere
nun, daß ihre Söhne tun wie ſie, und müſſen erfahren, daß dieſe
den kurzen Spielraum für Bacchus= und Venusfreuden ebenſo Jugendbewegung.
entſchieden ablehnen, wie den mechaniſchen Berufsbetrleb, der
darauf folgen ſoll. Wie erklärt ſich das? Dadurch, daß auch
jene in unſerer Studentenzeit noch roſig geweſene Jugendluſt
heute ſelber dem Betrieb verfallen iſt. Vor allem iſt die
roman=
tiſch=ſentimentale Genoſſin des Studenten von einſt ausgeſtorben,
er ſtößt auf „das im Berufsleben ſtehende Mädchen”, oder die
Studentin oder gar auf die Beſucherin der Bars und „Tanz=
Lielen‟. Das aber ſteht alles in zweckhaftem Betrieb, und nichts
verabſcheut wahre Jugend mehr. Darum iſt ſie ſo einſtimmig in
ihrer Ablehnung der Aelteren, darum will ſie gar nicht in deren
Welt hineinwachſen, ſchließt ſie ſich in eigenen Bünden ab, und
das eben iſt die Jugendbewegung, deren Zuſammenhang nur in
dem „eadem nolle” (dasſelbe nicht wollen) beſteht.
„Wenn nun die Jugend trotz aller Programme nicht weiß,
was ſie eigentlich poſitiv will, aber um ſo genauer weiß, was ſie
nicht will — nämlich nicht in die Zweckhaftigkeit einer eben durch
zugrundegehenden. E
8.
Reb=
eingeſpaunt
werden, ſo iſt das wohl ein Mangel, aber er erklärt ſich aus der
Not. „Gut,” ſagen einige wohlmeinende Aeltere, „die Jugend
ſei unzweckhaft, dem Augenblick hingegeben, kurz, ſie ſei jung,
wie wir waren, aber ſie ſoll es nicht immer betonen.‟ Darin
liegt Wahres. Eine Jugend, die dauernd das Jungſein betont,
iſt am Ende gar nicht ſo recht jung; und wird nicht,
anfangs unmerklich, heute aber ſchon unverkennbar, dieſe
Organiſation des nicht zu organiſierenden, nämlich des
lagen ſchnell wieder unter dem Segen des Bacchus und der herzhaften Jungſeins, ſelber wieder zum Zweckverband
des Unzweckhaften, ſo wie Ibſen erwartete, daß die Deutſchen
eines Tages den Verein der Vereinsgegner gründen würden ?
Hier liegt in der Tat die Schwäche dieſer Jugendbünde, deren
Vertreter oft durch ſehr unjugendliche Altklugheit, leeren
Kriti=
zismus, Dünnblütigkeit auffallen. Aber die Schuld an dieſen
Mißſtänden liegt nicht bei der Jugend allein, ſondern für ſie
macht hat, daß nichts mehr unbefangen blühen kann, ſondern
Warum? Die zweckhafte Mechaniſierung des Daſeins, die ſich daß ein „Recht zu blühen” programmatiſch durchgefochten werden
muß wider die Gegner des Blühens. Notgedrungen geſchieht
dies auf rationaliſtiſchem Wege, d. h. das Recht auf Jugend wird
teils hygieniſch, teils politiſch begründet und mit ſolchen Argu=”
menten von den rationaliſtiſchen Greiſen ſogar halbwegs
au=
erlannt; hatten ſie doch auch einſt in der Zeit ihrer Reife dem
Eros ſchon ein illegitimes, dunkles Hinterpförtchen geöffnet,
weil Enthaltſamkeit nach der Meinung der Aerzte auf die Dauer
nicht geſund ſei. Die Beſten unter der neuen Jugend aber wer=
Lebenshälfte gefunden. Die dieſen Weg gegangen ſind, möchten den heute durch keine Konzeſſionen mehr befriedigt, ſtehen immer
enttäuſchter abſeits und ſprechen ſelbſt von einer Kriſis der
Das nun, was bis jetzt als Jugendbwegung geſchehen iſt,
die Ablehnung der mechaniſierten Welt, kann ein
Draußen=
ſtehender gutheißen, unter der Bedingung, daß nun ein neuer
Schritt gemacht wird. Aber welcher Schritt? Darüber ſcheint
man ſich noch nicht ganz klar zu ſein. Einige Zeitſchriften der
Jugend zeigen eine bemerkenswerte Kenntnis der verſchiedenen
menſchenmöglichen Wege. Da wird Goethe nicht mehr als der
Klaſfiker, ſondern als der Weltweiſe angeführt. Mit Buddhas
und Laotſes Pfaden iſt man wohl vertraut, und die
Chriſtus=
geſtalt wird frei von allem Beiwerk als die für uns nächſte
Ver=
körperung des Unendlichen erkannt. Nicht ſelten iſt auch von dem
Polaritätsgeſetz die Rede und der Notwendigkeit, daß ſich auch
das unendliche Eine in die gegenſätzliche Zweiheit ſpalten muß,
um überhaupt erſcheinen zu können. Da eine ſolche Erkeuntnis
dazu treibt, Pol und Gegenpol gerecht zu werden, ſie liebend zu
umfaſſen, kommt man ſozial natürlich zu einer Berührung der
bisher tendenziös geſpaltenen Gruppen. Wirklich frn
ur kaun
Rummer 92.
Dariſtädter Tazbiatt, Mittiuoch, den 4. April 1923.
Beſchlagnahmt.
Bochum, 3. April. Di= Franzoſen haben heute morgen
in der Bochumer Filiale der Commerz= und
Privat=
bank nicht nur die Kaſſengelder, ſondern auch die Beſtände
offener Treſors beſchlagnahmt.
TU. Niedernhauſen, 3. April. Die
Rheinlandkommiſ=
ſion hat die Beſchlagnahme der hieſigen, dem preußiſchen Staate
gehörigen Weinbaudomänen mit all ihren Erzeugniſſen und
Ein=
nahmen ausgeſprochen.
Tagung der unabhängigen Arbeiterpartei.
Forderung nach Zurückziehung
aller Befatzungsſtreitkräfte aus Deutſchland.
TU. Paris, 3. April. Ueber die geſtrige Eröffnungsſitzung
der 31. Jahreskonferenz der Unabhängigen Arbeiterpartei in
London berichtet der Temps folgendes:
Die Konferenz ſteht unter dem Vorſitz des engliſchen
Abge=
ordneten Wallhed, der in ſeiner Begrüßungsanſprache die von
Poincaré verfolgte Politik lebhaft kritiſierte. Im Verlauf der
Sitzung drückte Longuet, der Vertreter Frankreichs, Criſpien,
dem deutſchen Vertreter, auffällig die Hand. Macdonald erhob
ſich, um in einer Anſprache die ſinnbildliche Bedeutung des
Händedrucks zu betonen. Criſpien ſagte, die Beſetzung des
Ruhr=
gebietes habe Deutſchland, das ſehon ſowieſo ſehr leide, auf den
Tod verwundet.
Alle Redner erklärten, daß angeſichts der Unfähigkeit der
Regierungen, die Reparationsfrage zu löſen, die Sozialiſten
Englands, Frankreichs und Deutſchlands auf ihrer jüngſten
Zu=
fammenkunft dieſes Problem in ihre Hände genommen hätten
und daß von ihnen die Löſung kommen werde.
Die Konferenz ſetzt ihre Beratungen heute und morgen fort.
London, 3. April. (Wolff.) Die Unabhängige
Arbeiter=
partei hat einen Antrag angenommen, in dem ſie die
Zu=
rückziehung aller Beſatzungsſtreitkräfte aus
Deutſchland fordert. Der deutſche Sozialiſt Criſpien
ſprach ſich gegen die Zurückziehung der britiſchen
Truppen aus, wenn die anderen Beſatzungstruppen nicht
ebenfalls zurückgezogen würden. Der Franzoſe Longuet
erklärte, er vertraue darauf, daß im nächſten Jahre Poincarés
Mehrheit ſtark erſchüttert und die Zahl der Sozialiſten
verdop=
pelt ſein würde, was dann zu einer Aenderung der
gegenwärti=
gen Tendenz des franzöſiſchen Imperialismus führen würde.
Der belgiſche Sozialiſienkongreß.
U. Paris, 3. April. Geſtern vormittag ging in Brüſſel
die Jahreskonferenz der belgiſchen Sozialdemokratiſchen Partei
zu Ende. An erſter Stelle wurde die Frage des weiblichen
Stimmrechts für die Provinzialwahlen beſprochen und vom
Kon=
greß mit großer Mehrheit beſchloſſen, die Ausdehnung des
weib=
lichen Stimmrechts, das bisher nur für Kommunalwahlen
be=
ſtand, abzulehnen. Der Kongreß nahm eine Entſchließung
an, wonach die Ruhrbeſetzung mißbilligt wird. In
ſeiner Schlußrede ſagte Vandervelde, daß eine demokratiſche
Re=
gierung das Reparationsproblem durch einen Vergleich bzw.
einen Schiedsſpruch löſen würde. Dieſe Erklärung fand
lebhaf=
ten Beifall.
Zum Schluß kamen ausländiſche Gäſte zu Wort. Der
deutſche Sozialdemokrat Hilferding führte Folgendes aus:
„Wir ſind darin einig, daß die Reparationen notwendig
ſind und daß Deutſchland das zerſtörte Gebiet wieder aufbaut.
Wir wollen die Sicherheit Frankreichs und Belgiens
gewähr=
leiſten. Aber wir müſſen auch verlangen, daß das deutſche
Reichsgebiet reſpektiert wird."
Nach der Rede des deutſchen Sozialiſten Hilferding nahm
ein Vertreter der Labour=Party, Merriß, das Wort. Er be=
Feichnete die Ruhrbeſetzung als einen Verſtoß gegen
den Verſailler Friedensvertrag und verlangte die
Zurücknahme der Befatzungstruppen, ſowie die Aufnahme
Deutſchlands in den Völkerbund. Der Vorſitzende des
Kon=
greſſes, Vandervelde, verurteilte die Beſetzung des Ruhrgebiets
und ſagte, es ſei notwendig, aus der gegenwärtigen Lage mit
Hilfe einer Entente der belgiſchen, franzöſiſchen, italieniſchen und
deutſchen Arbeiter herauszukommen.
Seipels Miſſion in Rom.
Rom, 3. April. Ueber die Zuſammenkunft des
öſterreichiſchen Bundeskanzlers Dr. Seipel mit
Muſſolini ſind derartig auseinandergehende Nachrichten im
Umlauf, daß das italieniſche Außenminiſterium es für notwendig
hält, den Sachverhalt ſeinerſeits darzuſtellen. In der
Unter=
redung hat Dr. Seipel dem italieniſchen Miniſterpräſidenten für
die bisherige Aktion Italiens zugunſten des öſterreichiſchen
Wie=
deraufbaues den herzlichſten Dank Oeſterreichs und die Hoffnung
ausgeſprochen, daß die italieniſche Regierung auch weiterhin ihr
Beſtes tun werde, um die wirtſchaftliche Geſundung O=ſterreichs
zu beſchleunigen. Er hat vor allem gebeten, zum möglichſt raſchen
Abſchluß der zur Beratung ſtehenden Handelsverträge
beizu=
tragen. Muſſolini hat dem Bundeskanzler Seipel verſichert, daß
er 2s ſich angelegen laſſen ſein werde, ſein Möglichſtes zu tun,
um den öſterreichiſchen Wünſchen zu entſprechen und ſo den
Frie=
den in Zentraleuropa ſicherzuſtellen. Im Verlaufe der
Beſpre=
chung hat Dr. Seipel betont, wie groß die Hoffnung Oeſterreichs
auf vollſtändige Klarheit ſeiner wirtſchaftlichen und allgemeinen
Intereſſen mit Italien ſei, denn Italien ſei die einzige
Groß=
macht, die mit Oeſterreich gemeinſame Grenzen hat und die
Kon=
vention von Genf gleichzeitig unterzeichnet hat. Außerdem ſeien
die italieniſchen Häfen die einzigen, an welche die öſterreichiſche
Ausfuhr nach den ſüdlichen Meeren angeſchloſſen ſei. Muſſolini
beſtätigte dieſe Auffaſſung und hob die Wichtigkeit des
öſterrei=
chiſchen Hinterlandes für die Entwickelung der italieniſchen
Han=
dels= und Wirtſchaftsintereſſen hervor.
Der Bezugspreis
des
Moumſtäslet Tagulanen
wird für den Monat April
nicht erhöht.
Der Bezugspreis beträgt 3400 Mark und 200 Mark Trägerlohn.
Preisabbau für Stickſioffdünger.
Berlin, 3. April. (Wolff.) Um den Landwirten, die ſich
noch nicht mit Stickſtoffdünger verſorgt haben, die Möglichkeit
zu geben, ſolchen noch vor der Frühjahrsbeſtellung billiger zu
erwerben, hat ſich das Stickſtoffſyndikat entſchloſſen, ohne
Rück=
ſicht auf die Geſtehungskoſten vorübergehend zu erheblich
ge=
ſenkten und weit über die durch die Kohlenpreisermäßigung vom
1. April bedingten Maße hinaus zu herabgeſetzten Preiſen zu
verkaufen. Die Preiſe ſind mit Wirkung ab 3. April ermäßigt
und betragen für das Kilogramm Stickſtoff in ſchwefelſaurem
Ammoniak, ſalzſaurem Ammonik und Kaliammoniakſalpeter
6000 Mark, Natronſalpeter 7250 Mark und Kaliſtickſtoff 5400
Mark. Das Stickſtoffſyndikat hält ſich an dieſe Preiſe gebunden,
falls Beſtellung, Abruf und Bezahlung bis zum 17. April
er=
folgen.
Evangeliſcher Reichselternbund.
Braunſchweig, 3. April. (Wolff.) Unter ſtarker
Be=
teiligung aus dem ganzen Reiche iſt heute abend der
Evangeli=
ſche Reichselternbund zuſammengetreten, um zu der geſamten
ſchulpolitiſchen Lage Stellung zu nehmen. Hauptgegenſtand der
vom Oberpräſidenten 5. Hegel geleiteten Verhandlungen iſt
das Reichsſchulgeſetz und der Schulkampf in den mitteldeutſchen
Staaten.
Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten.
Berlin, 3. April. (Wolff.) Nach den Feſtſtellungen des
Statiſtiſchen Reichsamts beträgt die Reichsinderziffer für die
Lebenshaltungskoſten (Ernährung, Wohnung, Heizung,
Beleuch=
tung und Bekleidung) im Durchſchnitt des Monats März 2854
(1913/14 — 1) gegenüber 2643 im Februar. Die Ziffer zeigt
demnach im Vergleich zu den ſprunghaften Steigerungen der
letzten Monate eine verhältnismäßig geringe Erhöhung, um
8 v. H. Die Indexziffer ohne Bekleidungskoſten ſtieg um
9,1 v. H. auf 2627. Die Ernährungskoſten erhöhten ſich
gegen=
über dem Februar um 4,1 auf das 3315fache, Bekleidungskoſten
um 3,8 v. H. auf das 4323fache der Vorkriegszeit. Das in der
zweiten Hälfte des Monats Februar einſetzende Stocken in der
Aufwärtsbewegung der Preiſe ſetzte ſich im März fort. Eine
Reihe von Lebensmitteln hat ſich nicht unweſentlich verbilligt,
vor allem ausländiſche Fette, Fleiſch und Fiſche; auch Reis,
Hülſenfrüchte, Nährmittel und Kartoffeln gingen faſt überall im
Preiſe zurück. Andererſeits wurden Butter, Milch und Eier
teurer; beſonders haben ſich die Koſten für Wohnung, Heizung
und B=leuchtung erhöht.
nun eine derartige, die Pole durch Liebe umſpannende
Welt=
anſchauung erſt dann werden, wenn der Einzelne genau erkannt
hat, wo er ſelber poſitiv, wo negativ elektriſch erſcheint, kurz,
tpelchen Pol er zuerſt darſtellt und was ſein Gegenwol iſt.
So wie der Gegenſatz der Stände, wird von der Jugend
auch der Gegenſatz der Geſchlechter überbrückt. Man ſcheint
be=
reits zu fühlen, daß niemand damit gedient iſt, eine nicht
vor=
handene Gleichheit der Geſchlechter zu fordern, ſondern hier
zeigt ſich am deutlichſten, daß es gerade der polare Gegenſatz iſt,
der den Eros entzündet, und daß es eine höchſt philiſterhafte
Argumentation iſt, die Koedukation, gemeinſame Wanderungen
und Sportübungen befürwortet, weil gerade dadurch die
Wir=
kung des Eros abgeſtumpft würde. Welch ein edles Ziel wäre
dies! Alle großen Kulturen haben die Promiskuität der
Ge=
ſchlechter ſtreng vermieden, wenn auch nicht in der albernen und
darum unwirkſamen Art der letzten Epoche. Dadurch iſt eine
erotiſche Hochſpannung entſtanden, die ſich leidenſchaftlich in
Liebe, Tat und Werk entlud, wie ſie bei dem heutigen erotiſchen
Kleingeldverkehr der heranwachſenden Jugend unmöglich iſt. Erft
wenn Inügling und Mädchen ſich ihres Weſens bewußt ſind,
laſſe man dieſe entſcheidenſten aller Gegenſätze ſich polar
aus=
wirken und entſpannen.
Verhältnismäßig leicht iſt für eine nicht verhetzte, gutgeartete
Jugend die Ueberbrückung der Gegenſätze des Beſitzes und des
Glaubens, ja ſogar der Raſſe. Nur die Polarität der Stände
bedarf in unſerer Zeit, die der Geſchlechter in jeder Zeit zu ihrer
Bewältigung einer reifen Erfahrung, welche die Jugend aus ſich
iucht haben kann. Das iſt der Grund, weshalb ſie hier
Er=
gänzung braucht durch den eigenen Gegenpol, den ſie bisher noch
feindlich, als das „Nicht ſein ſollende” empfunden hat. Wie
jehr es aber gegen den Sinn der Welt iſt, einen Pol als ſolchen
zu verwerfen, dürfte leicht einzuſehen ſein. Hier ſcheint mir nun
der Fehler der Jugendbewegung zu liegen, der Grund, warum
ſie nicht weiter kann. Der unvermeidliche Schritt, den ſie unn
machen muß, iſt Ueberprüfung ihres Verhaltens zu den Neifen.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Zu Richard Wagners „Meiſterſingern”. In
dieſen Tagen neu erwachter „Meiſterſinger”=Begeiſterung unſeres
Darmſtädter Publikums iſt es ſehr lehrreich, an die Worte zu
erinnenn, die das Urbild ſeines Beckmeſſer, Eduard
Hans=
lick in Wien, am Schluſſe ſeiner erſten Rezenſion über das
Werk geſchrieben hat. Sie lauten: „Die Aufführung der „
Meiſter=
ſinger” wird jedem Muſikfreund ein denkürdiges Kunſterlebnis
bleiben, wenn auch keines von jenen, deren echter Schönheits=
ſegen uns beglückend und läuternd durchs Leben begleitet. Wir
erblicken in dieſer Oper keine Schöpfung von tiefer
Urſprüng=
lichkeit, von bleibender Wahrheit und Schönheit, ſondern ein
geiſtreiches Experiment, das durch die zähe Energie ſeiner
Durch=
führung und die unleugbare Neuheit nicht ſowohl des
Erfun=
denen, als der Methode des Erfinders frappiert. Die „
Meiſter=
ſinger” gehören für uns mit einem Worte zu den intereſſanten
muſikaliſchen Abnormitäten. Als Regel gedacht, würden ſie das
Ende der Muſik bedeuten.”
Leipzig. Soeben erſcheint der Katalog der
diesjähri=
gen Frühjahrsverſteigerung von G. G. Boerner in
Leip=
ig. Er enthält den erſten Teil einer umfaſſenden
Kupferſtich=
ſammlung aus altem Leipziger Privatbeſitz, die vor etwa 100
Jahren geſammtelt worden iſt und das ganze Gebiet des
Kupfer=
ſtiches vom 15 bis 19. Jahrhundert umfaßt. Die intereſſanteſten
Partien darin ſind ſehr ſeltene deutſche Kleinmeiſter, Kupferſtiche
und Holzſchnitte, Dürer, feine Farbendrucke des 16.
Jahrhun=
derts. Der Katalog iſt in derſelben reichen Ausſtattung
erſchie=
nen wie die bisherigen Publikationen der Firma.
Bühnenchronik.
— Calderon in Mainz. Das Mainzer Stadttheater brachte
Calderons „Standhaften Prinzen”, zum erſten Male in der
Uebeu=
ſetzung Otto v. Taubes, und zum erſten Male wieder mit der Muſik,
die Felix Mendelsſohn=Bartholdy für Immermanns Düſſeldorfer
Auf=
führung 1833 geſchrieben hatte. In einer voraufgegangenen
Morgen=
feier (in der Bruno Schönfelds Vortrag des Hoffmannsthalſchen
Salz=
burger Großen Welttheaters zur Welt Calderons Brücke ſchlagen
ſollte) hatte der Oberſpielleiter Dr. Wolfgang Hoffmann Harniſch in
einer mehr als literariſchen Anſprache die Bedeutung dieſer Tragödie
bes ſtandhafteſten Glaubens gerade für unſere Zeit und für Mainz im
beſonderen dargelegt. Die Aufführung war vortrefflich, vor allem
dauk der glänzenden Leiſtung Karl Nobert Schäfers in der Titelrolle
und Lore Bra ins feiner Verkörperung der Phönix. Die Bühnenbilder
von prachtvoller Farbigkeit ſtammten von Stephan Welcke. — Das
Stück, das Goethe und Schopenhauer zu Tränen gerührt hatte, wurde
mit einer Ergriffenheit aufgenommen, in der die Beziehung auf das
eigene Schickſal offenbar wurde und die in reichen Beifall füir
Schau=
ſpieler und Spielleiter ausklang.
E. P.
* Wie die Schreibmaſchine erfunden wurde. Die Erfindung
der Schreibmaſchine iſt erſt etwas über ein halbes Jahrhundert
alt, und doch können wir uns Handel und Wandel ohne dieſes
nützliche Werizeug gar nicht mehr vorſtellen. Unbekannte
Einzel=
heiten, die zu dieſer Erfindung führten, werden in einer
Zeit=
ſchrift mitgeteilt. Der Vater der Schreibmaſchine war nach dieſen
Seite 3.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 4. April.
Kohlenverſorgung!
— Für das am 1. Mai d. J. beginnende
Hausbrandwirt=
ſchaftsjahr 1923/24 werden von der ſtädtiſchen
Kohlenausgleichs=
ſtelle ab Montag, den 9. April, neue Kohlenausweiskarten
ver=
ausgabt. Die ſeither gültige Ausweiskarte iſt abzugeben;
außer=
dem iſt der Lebensmittelausweis vorzulegen. Eine Erneuerung
der ſeither gültigen Gewerbekohlen= und Untermieterkarten fin
det vorerſt nicht ſtatt. Es wird gebeten, die feſtgeſetzten Ab
holungstage genau einzuhalten. Die Bevölkerung wird
noch=
mals aufgefordert, die bis jetzt zum Bezuge freigegebenen Raten
bei den Kohlenlieferanten zu beſtellen, da auf die neuen
Kohlen=
ausweiskarten keine rückſtändigen Kohlen bezogen werden
kön=
nen. Es emrfiehlt ſich, die Bekanntmachung in den
Tageszeitun=
gen auszuſchneiden, da eine weitere Veröffentlichung nicht mehr
erfolgt. Sie iſt außerdem in den ſtädtiſchen Aushängekaſten
an=
geſchlagen.
— Ernannt wurden am 27. März 1923 der Schulamtsanwärter
Otto Kratz aus Wettſaaſen zum Lehrer an der Volksſchule zu
Rup=
pertenrod, Kreis Alsfeld, — der Schulamtsanwärter Franz Noll
aus Mainz unter Zurücknahme ſeiner Ernennung für Nieder=Roden
zum Lehrer an der Volksſchule zu Bobſtadt, Kreis Bensheim, — der
Schulamtsanwärter Heinrich Wießner aus Monsheim zum Lehrer
an der epangeliſchen Volksſchule zu Lampertheim, Kreis Bensheim, —
die Schulamtsanwärterin Betty Wetzel aus Hofheim zur Lehrerin
an der evangeliſchen Volksſchule zu Lampertheim, Kreis Bensheim
am 28. März 1923 die Lehrer Heinrich Simon zu Dieburg,
Fried=
rich Conrad Weſtphal zu Wieſeck, Heinrich Weiſel zu Mainzlar,
die Schulamtsanwärter Heinrich Dern aus Grozen=Linden, Ernit
Simon aus Wahlen, Kreis Alsfeld, zu Lehrern an der Volksſchule
zu Gießen, — die Lehrerin an der Höheren Bürgerſchule zu Alsfeld.
Eliſabeth Schonebohm, die Schulamtsanwärterin. Magdalene
Hammer aus Thann i. Elſ. zu Lehrerinnen an der Volksſchule zu
Gießen; am 31. März 1923 die Lehrerin Luiſe Faßbender, aus
Offenbach a. M. zur Rektorin an der Mädchenfortbildungsſchuie zu
Offenbach.
* Anläßlich des 25jährigen Beſtehens der Freien Vereinigung
Darmſtädter Künftler ſind der Vereinigung ehrende Glückwünſche
zugegangen, ſo von der Allgem. Deutſchen Kunſtgenoſſenſchaft,
Lokalverband Darmſtadt, dem Kunſtverein für Heſſen, dem
„Ständ’gen Rat für Kunſtpflege” und der „Heſſiſchen
Arbeits=
geieinſchaft für bildende Kunſt”. Herr Bürgermeiſter Mueller
übermittelte der Vereinigung einen namhaften Betrag zum
Zwecke des Ausbaues der von der „Freien Vereinigung”
ge=
ſchaffenen „Modernen Galerie‟. Die Vereinigung
er=
nannte die hochverdienten Mitglieder Geheimrat Profeſſor Dr.
Karl Bantzer in Kaſſel, Profeſſor Adolf Beyer in
Darm=
ſtadt und Geheimrat Profeſſor Ludwig von Hofmann in
Dresden zu Ehrenmitgliedern.
— Angeſtelltenverſicherung. Die Verſicherungspflichtgrenze
in der Angeſtelltenverſicherunig iſt durch Verordnung des
Reichs=
arbeitsminiſters mit Wirkung vom 1. März 1923 von 4,2
Millio=
nen Mark auf 7.2 Millionen Mark erhöht worden. Eine
Aen=
derung der bisherigen Gehalts= und Beitragsklaſſen iſt nicht
erfolgt. Es ſind mithin bei einem monatlichen Verdienſt von
60000 bis 600 000 Mark Beiträge in Klaſſe 13 mit monatlich
4840 Mark zu zahlen. Wer die Verſicherungspflichtgrenze
über=
ſchreitet, ſcheidet erſt mit dem erſten Tage des vierden Monats
nach Ueberſchreiten ber Verſicherungsgrenze aus der
Verſiche=
rungspflicht aus. Die bisherige Einſchränkung, daß dieſe
Be=
ſtimmung nur gilt, wenn der Angeſtellte ſeinen Arbeitgeber oder
ſeine Stellung wechſelt, iſt fortgefallen.
Der Unterricht in den ſtädtiſchen Volks= und Mittelſchulen
beginnt am Dienstag, den 10. April 1923, vormittags 7½ Uhr,
und für die Scuineulinge um 9 Uhr.
— Der National=Stenographenverein Darmſtadt eröffnet in ſeinen
Unterrichtsräumen im „Feierabend” am 6. ds. Mts. neue
Anfänger=
kurſe für Damen, Herrn und Schüler unter beſtbewährter Leitung. Es
iſt hier allen Berufszweigen Gelegenheit geboten, in denkbar kurzeſter
Zeit ſich das einfachſte und erfolgreichſte Kurzſchriftſyſtem anzueignen,
da der Unterricht i 8 Stunden vollſtändig abgeſchloſſen iſt. (Sieh=
Anzeige.)
— Die Hauswirtſchaftliche Fortbildungsſchale, wvelche ihre
Schüle=
rinnen in Hand= und Maſchinennähen, Flicken und Stopfen, Kochen
und Bügeln unterrichtet, nimmt Freitag, den 6. April, Anmeldungen
für Tages= und Abendkurſe an. Näheres im Anzeigenteil.
— Arbeits=Jubiläum. Am 5. April 1923 begeht Herr Ment Joh.
Brunken ſein 25jähriges Dienſtjubiläum bei Firma Ludw. Alter,
Möbelfabrik, Darmſtadt.
Die Herabſetzung der Kohlenſtener hat auch bei der Grube
„Prinz von Heſſen” zu einer weſentlichen Ermäßigung der
Kohlenpreiſe geführt. Sie ſind heute ſo niedrig, wie ſie bei dem
Stand der allgemeinen wirtſchaftlichen Verhältniſſe nur ſein können.
Da zudem bei dem gegenwärtigen trockenen Wetter der Heizwert der
Kohlen ſehr hoch iſt und mit weiteren Preisermäßigungen nicht zu
rech=
nen ſein wird, wird es ratſam ſein, ſich jetzt mit Kohlen einzudecken.
Zu Beginn des Winters häufen ſich erfahrungsgemäß die Beſtellungen
ſo, daß eine prompte Erledigung zur Unmöglichkeit wird, während die
Lieferfriſten jetzt ſehr kurz ſein können.
—Die Süddeutſche Eiſenbahngeſellſchaft macht darauf auf
merkſam, daß vom 8. April ab bei der Reinheim=
Reichels=
heimer Eiſenbahn der Zugverkehr wegen Kohlenmangels
infolge der Ruhrbeſetzung an Sonntagen eingeſtellt wird.
Angaben Chriſtopher Latham Sholes, der 1867 die erſte
un=
vollkomene Maſchine herſtellte. Er ſtammte aus Milwaukee
und hat ſich in den verſchiedenſten Berufen betätigt, ſowie eine
ganze Reihe von Erfindungen gemacht. Er war nacheinander
Drucker, Redakteur, Zeitungsherausgeber, Poſtmeiſter und
Par=
lamentsmitglied. Sholes gab um die Mitte der 60er Jahre des
vorigen Jahrhunderts eine Zeitung heraus, deren Redaktion
ſich über dem Telegraphenbureau von Milwaukee befand. Eines
Tages kam er in das Telegraphenbureau herunter und bat den
Obertelegraphiſten, er möchte ihm doch ein Blatt Kohlepapier
leihen. Kohlepapier war in jenen Tagen noch eine Seltenheit,
und als der Telegraphiſt neugierig fragte, wozu er es haben
wolle, antwortete Sholes geheimnisvoll: „Komm morgen mittag
nach meiner Redaktion, und ich will es dir zeigen." Zur
an=
gegebenen Zeit kam der Telegraphiſt hinauf und fand hier den
Redakteur vor einem wunderlichen Apparat ſitzen, der u. a. aus
einem alten Morſeapparat, einer Glasſcheibe und verſchiedenen
hölzernen Zwiſchenteilen beſtand. Sholes nahm das geborgte
Blatt Kohlepapier und ein dünnes Blatt weißes Papier, legte
ſie in die Maſchine, und zwar gegen die Glasſcheibe, bewegte das
Papier langſam mit einer Hand und drückte mit der anderen
immer wieder auf die Telegraphentaſte. Die Telegraphentaſte
enthielt den Buchſtaben W in Meſſing eingeſchnitten, und
wirk=
lich erſchien auf dem Papier immer wieder der eine Buchſtabe.
Der Erfinder erklärte voll Stolz, daß er „eine ſchreibende
Ma=
ſehine” erbaut habe, und tatſächlich befand er ſich auf dem
rich=
tigen Wege. Nach einigen Monaten weiterer Verſuche hatte er
tie erſte Schreibmaſchine hergeſtellt. Sie hatte eine Taſtatur wie
bei einem Flügel, beſaß aber ſonſt bereits eine ziemliche
Aehn=
lichkeit mit den Schreibmaſchinen von heute.
* Die Eröffnung eines Teiles von Pompeji. Die Gebäude,
die bei den neuen Ausgrabungen in Pompeji freigelegt wurden
und die beſonders gut erhalten ſowie mit ſchönen Fresken
aus=
geſchmückt ſind, werden demnächſt dem großen Publikum
zugäng=
lich gemacht werden. Alle einzelnen Gegenſtände, die in beni
ver=
ſchiedenen Häuſern und Gärten ans Licht gebracht wurden,
blei=
ben an ihrer urſprünglichen Stelle ſtehen und werden nicht nach
dem Neapeler Muſeum gebracht, wie es mit den früheren
Fun=
den der Fall war. Man wird daher einen Einblick in die antike
Wohnungskunſt gewinnen, wie er bisher ſo anſchaulich nirgends
zu erlangen war; auch die Gärten innerhalb der Häuſer werden
bepflanzt, und Waſſer wird aus den anmutigen Springbrunnen
aufſchießen, die dort entdeckt wurden. So erwartet alſo den
Be=
ſucher dieſer antiken Stadt ein beſonders reizvolles und
einzig=
artige3 Bild.
Seite 4.
Grober Unfug und Sachbeſchädigung. Es iſt in letzter Zeit
wie=
der darüber zu klagen, daß an den öffentlichen reichseigenen Briefkaſten
in Heſſen vertragsmäßig durch die Poſtreklame Darmſtadt in Darmſtadt
(Oberpoſtdirektion) angebrachte Werbeſchilder gewaltſam beſchädigt oder
abgeſchraubt, teils auch nur die Befeſtigungsſchrauben entwendet
wer=
den. Die Oberpoſtdirektion Darmſtadt ſieht ſich erneur veranlaßt, vor
ſolchen Ausſchreitungen zu warnen. Es wäre angezeigt, wenn die
Lehrer, Eltern Vormünder uſw. die ihnen anvertrauten Kinder von
derartigem Unfug abhalten würden. Die öffentlichen Aufſichtsorgane
ſollten dieſer Angelegenheit ihre Aufmerkſamkeit ſchenken. Die
Poſt=
ämter ſind angewieſen, jeden Einzelfall unnachſichtlich zur Anzeige zu
bringen, damit die Beſtrafung der Schuldigen in die Wege geleitet
wer=
den kann.
— Schafft Niſtgelegeuheiten für die Vögel! Trotz Anbringung bon
Nifthöhlen ſind noch eine ganze Zahl gefiederter Sänger und
Unge=
ziefervertilger bei ihrer Rückkehr in die Heimat wohnungslos. Es fehlt
ihnen an paſſender Gelegenheit, ihr Neſt zu bauen, und deshalb ſollten
Gartenbeſitzer und Bogelfreunde beim Schnitt der Gegölze nicht den
Regeln des Gehölzſchnittes allein Rechnung tragen, ſondern auch der
Wohnungsnot der Vögel eingedenk ſein. Daß dieſes z. B. durch
Schaf=
fung von Quirlholz möglich iſt, davauf weiſt erneut E. Weydemann
in der Zeitſchrift „Land und Frau” hin. Quirlholz iſt ungemein leicht
zu erzielen, indem die Aeſte kurz geſchnitten und dadurch veranlaßt
wverden, drei bis vier kräftige Triebe zu entwickeln. Werden dieſe im
nächſten Jahre wiederum auf zwei bis drei Augen geſchnitten, ſo iſt
das Gerüſt des Quirlsholzes da, das wir durch Entſpißzen der Triebe
im Sommer auf drei bis vier Augen noch ſchöner und dichter geſtalten
können. Dadurch ſchaffen wir dann die idealſten Niſtplätze. Die Vögel
benutzen dieſe Niſtgelegenheit auch immer dann wieder, wenn dis Neſter,
nachdem die Brut flügge geworden iſt, entfernt werden und dadurch
Raim für einen Neubau entſteht.
Lokale Veranſkaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Deutſcher Gewerkſchaftsbund (Chriſtl.
Gewerkſchaf=
ten, Gedag und Geſamtverband deutſcher Beamten= und
Staatsangeſtell=
tengewerkſchaften). Mittwoch abend findet im Feierabendſaal, Stift=
ferent: Bezirksleiter Herr Weſp. Ehrenpflicht iſt es, daß alle
Mit=
glieder des D. G. B. erſcheinen.
— Deutſcher Werkmeiſter=Verband, Bezirksverein
Darmſtadt. Samstag, den 7. April, abends, findet im Fürſtenſaal,
Grafenſtraße, eine öffentliche Werkmeiſterverſammlung ſtatt. (S. Anz.)
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Känſtler uud künſtleriſche Veranttaltungen, deren im Nachſtehenden
Crwähnung geſchieht. behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Der Richard=Wagner=Verband deutſcher
Frauen (Ortsgruppe Darmſtadt) veranſtaltet zum Beſten der
Bay=
reuther Stipendien zwei Vorträge des Herrn Geheimerat Profeſſor
Dr. Richard Sternfeld=Berlin über „Bismarck=Beethoven” und
über Wagners „Meiſterſinger von Nürnbery” (mit Erläuterungen am
Flügel). Ihre Mitwirkung haben zugeſagt: Herr Johannes Biſchoff
vom Landestheater (Hans Sachs), Herr Johan Verſter (Haag), der
hier ſchon rühmlichſt bekannte holländiſche Klaviertirtuoſe, der
Beet=
hovens „Appaſſionata” ſpielen wird ſowie die Geigerin Frl. Arla
Renz, eine Schülerin Petſchnikoffs. Der erſte Vortrag findet am
Sonntag, den 8. April, der zweite am Dienstag, den
10. April, ſtatt, beide im Hauſe der Frau von Selzam, Neckarſtr. 19.
m. Da der Richard=Waguer=Verein zu ſeinem am
6. April ſtattfindenden Liederkonzert infolge der Not der Zeit keine
Texte drucken läßt, ſo dürfte es angezeigt ſein, in kurzen Worten
wenig=
ſtens den Inhalt der hier zum erſten Male zu Gehör kommenden
Ge=
ſänge von A. Mendelsſohn anzudeuten. Es ſtellen dieſe Frauenlieder
in erinnerndem Rückblick Zuſtände verrauſchter Leidenſchaften dar, ſind
alſo im allgemeinen dunkel gefärbt. Die Reihenfolge der Lieder iſt
nicht als ſozuſagen geſchichtliche Entwickelung zu verſtehen, ſondern es
ſind die einzelnen Stücke, nach Maßgabe rein muſikaliſcher
Erwägun=
gen, im Streben nach tunlichem Wechſel bei gleicher ſchmerzlicher
Grund=
ſtimmung aneinander gefügt.
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volksparkei. Heute
Mittwoch, den 4. d. M., hält Herr stud. mach. G. Bücking einen
Vor=
trag über „Bismarck‟. Die Mitglieder werden gebeten, zahlreich und
rechtzeitig zu erſcheinen.
Zur Eröffnung des ſtaatswiſſenſchaftlichen Kurſus
ſchreibt uns die Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung: Unſere
Abſichten wurden mißdeutet. Man verkannte, daß der Grundzug aller
Arbeit der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbi dung und
Jugend=
pflege in Heſſen auf die ſtetige Verinnerlichung des Arbeits= und des
Gemeinſchaftsgedankens gerichtet iſt. Daher eröffnete Herr Direktor
Haſſinger am Dienstag den Kurſus mit einer programmatiſchen
Einleitungsrede, in der er u. a. ausführte:
Die neuen Entwickelungen ſeit Beginn des Krieges bis heute haben
eine unendliche Fülle politiſchen Stoffes in unſer Daſein gewälzt. Wie
wir auch der Partei nach ſtehen mögen: Uns allen drängen ſich politiſ he
Tatſächlichkeiten, politiſche Frageſtellungen auf, um die wir nicht
herumkommen. Der entſcheidende Umſtand aber iſt der, daß der
ein=
zelne Staatsbüirger in diel höherem Maße als früher zur Teilnahme
an den ſtaatlichen Entſcheidungen berufen iſt. Nicht nur die
geſchrie=
bene Verfaſſung wirkt in dieſer Richtung, ſondern auch die ſtürmiſche,
unaufhörliche Erörterung, der das ganze wirtſchaftliche, politiſche und
ſoziale Leben unſeres Volkes fortdauernd ausgeſetzt iſt. Alles Politiſhe
iſt im Fluß. Vieles ſteht im Zweifel. Es iſt eine Zeit des Werdens,
die den Einzelnen nicht mehr rihig in Amtsſtube, Werkſtätte, Kontor
uſw. ſeine Privatarbeit tun läßt, unbekümmert um den Zank der
Par=
teien, ſondern die ihn hinausruft in die Arena, wo Meinung gegen
Meinung, Tat gegen Tat wirkt. Alle Wiederaufbaubeſtrebungen bleiben
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 4. April 1923.
Rummer 92.
aber ohne Erfolg, wenn es nicht gelingt, in alle Kreiſe des Volkes die
Erkenntnis der Grundlagen für eine neue und beſſere Geſtaltung des
Ganzen hineinzutragen. Das ganze Volk ſoll in dem neuen Gebäude
wohnen. Deshalb muß auch das ganze Volk an dem Wiederaufbau
mit=
arbeiten.
Darum iſt es eine dringliche Notwendigkeit, daß der Einzelne die
Probleme richtig ſehen lernt und daß er einen Einblick bekommt in die
wiſſensmäßigen Grundlagen des ſtaatsbürgerlichen Lebens der
Gegen=
wart, in ſeine Technit ſeine geſchriebenen Vorausſetzungen, in die
Programme der politiſchen Parteien, in das vielfach verzweigte Wefen
des Staates und ſeiner Arbeit. Der Staat ſchwebt nicht mehr als der
autoritäre Lenker unſerer Geſchicke über uns. Ob wir wollen oder nicht,
ob wir mit ihm zufrieden ſind oder nicht, er iſt unſer aller Sache
ge=
worden. Darum iſt es nötig, das Rüſtzeug herbeizuſchaffen, daß wir
unſeren Kampf mit Bewußtſein und Kenntnis führen können. Es iſt
ſelbſtverſtändlich, daß dieſe Erziehungsarbeit vollkommen neutral ſein
muß in wirtſchaftlicher, politiſcher und religiöſer Beziehung. Sie will
nur einen Feind angreifen: Die Oberflächlichkeit, die Leichtfertigkeit,
die Urteilsloſigkeit. Sie will der Arbeit des ganzen Volkes, alſo jeder
Partei, dienen, indem ſie die wahre Natur der Gegenſätze, den echten
Inhalt der Probleme und die unverrückbaren Vorausſetzungen aller
Er=
örterungen kennen lehrt. Jede Bekehrungsabſicht iſt bei. unſerem
ſtaatswiſſenſchaftlichen Kurſus ausgeſchloſſen, und vor jeder
Ueberzeu=
gung werden wir die notwendige Achtung bekunden. Leitſtern aller
Arbeit der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und
Jugend=
pflege in Heſſen iſt in erſter Linie, über alle verſchiedenen
Anſchauun=
gen hinweg einen gemeinſamen Boden zur Vertiefung des
Gemein=
ſchaftsgedankens zu finden. Das iſt gewiß ein hohes Ziel, und wir ſind
der Ueberzeugung, daß wir damit unſerem Vaterlande einen wertvollen
Dienſt leiſten.
Volkstümliche Wörter und Wendungen.
Eine Anregung zu ihrer Sammlung.
Die Behauptung, ein Wörterbuch ſei ein außerordentlich
unter=
haltſames Buch, wird wohl meiſt ein ungläubiges Lächeln hervorrufen.
Nach der landläufigen Anſicht iſt ein Wörterbuch eben nichts anderes
als ein trockenes Wörterverzeichnis; man nimmt es wohl einmal zum
Nachſchlagen in die Hand, doch längere Zeit darin zu leſen, wird wohl
kaum jemand einfallen. Schlagen wir aber einmal auf gut Glück ein
größeres Wörterbuch, vielleicht ein mundartliches, auf, um zu
ſehen, was alles darin ſteht. Da leſen wir unter den Buchſtaben A,
daß das Wort „Alpch” als Bezeichnung für einen Einfaltspinſel, eine
Ableitung von Alp iſt, dem Namen für ein geſpenſtiſches Weſen, das
ſich nachts auf die ſchlafenden Menſchen legt und ſo das „Alpdrücken”
verurſacht; dieſe geſpenſtiſchen Weſen rauben auch die geſunden Kinder
und ſpielen dann Mißgeſtalten und dumme unter, die dann Zeit ihres
Lebens Einfaltspinſel bleiben. Blättern wir weiter, ſo finden wir unter
J die Ausdrücke „Junkerkorn” und „das Korn jünkert”. Man gebraucht
ſie an manchen Orten von den in der Blüte oder im Fruchtanſatz
miß=
ratenen Kornähren, die ſich gerade aufrichten und gleichſam ſtolz den
Kopf ſo hoch tragen wie ein Junker. In alter Zeit wurde auf dem
Lande gar keine, ſpäter nur an zwei Wochentagen Schule gehalten,
die Hauptſchulzeit fiel in den Winter und ſie begann um die Zeit, wo die
Herbſtzeitloſe blühte, weshalb dieſe Blume im Schmalkaldiſchen auch
„Schulblume” genannt wird. In dem Artikel über das „Mus” lernen
wir die Redensart „ſo alt wie Mus und Brot” im Sinne von „uralt”
kennen; ſie zeigt uns, wie vor der Einführung des Kaffees das Mus
eine Hauptſpeiſe war, ſo daß ſtellenweife das Zeitwort „mueſa” (d. h.
muſen „Maus eſſen”) ganz allgemein den Sinn von „eſſen, die
Mahl=
zeit einnehmen” bekam. So begegnen uns auf Schritt und Tritt
Aus=
drücke, aus denen Aberglaube, Sitten und Gebräuche alter Zeiten,
die Volksmeinung über Berufe und Stände zu uns reden. Wie
an=
ſchaulich iſt „Kreaagelche” für das wilde Stiefmütterchen! Das an und
für ſich nichtsſagende Wort „Tulpe” macht man ſich mundgerecht, und
ſo entſteht z. B. in Fränkiſch=Crumbach „Bollebohne‟! Ein
Ver=
ſtärkungswort wie „ſehr” iſt jetzt abgenutzt; man greift zum Vergleich,
und ſo iſt jemand nicht „ſehr geſund”, ſondern „eichelgeſund‟ Von
einem auf den Tod Kranken ſagt man im Winter nicht einfach, daß er
das Frühjahr nicht erleben wird, ſondern es heißt von ihm: „der hört
auch den Kuckuck nicht mehr ſchreien!“
Die paar Proben zeigen ſchon, daß die Wörterbücher es gar nicht
berdienen, als ſo langweilig verſchrieen zu werden. Sie ſind
unterhalt=
ſam in ihrer Art, und wie kann das auch ſchließlich anders ſein, wenn
wir bedenken, daß die Sprache doch nichts anderes iſt als ein
Spiegel=
bild des bunten, friſchen Lebens, wie es rings um uns pulſiert. Und
gerade die Mundart iſt ein getreues Abbild des Lebens. Schon ſrüh
hat man daher angefangen, volkstümliche Wörter und Wendungen zu
ſammeln und ſie in Wörterbücher niederzulegen, in der Schweiz, ſo in
Bahern, Schwaben, Elſaß, Sachſen uſw. Auch für Oberheſſen,
Kur=
heſſen, Heſſen=Naſſau, liegen derartige Sammlungen vor; das erſte
dieſer Gebiete wird jetzt eingehende Berückſichtigung finden in dem von
Prof. Wrede in Marburg geplanten großen heſſen=naſſauiſchen
Wörterbuch. Für Südheſſen (Starkenburg und Rheinheſſen) fehlt es
dagegen noch an einer ſolchen Sammlung. Wenn es auch unter den
heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen ganz ausgeſchloſſen iſt, eine
Sammlung mundartlicher Ausbrücke in gleichem Umfange wie es ſchon
für andere Landestei”: geſchehen iſt, zu veranſtalien, ſo ſollte doch auch
für Südheſſen, wenigſtens ein Anfang gemacht werden. Prof. Dr.
Karl Bergmann in Darmſtadt hat einen Weg gewieſen, wie die
Sammlung in die Wege geleitet werden könnte. Es ergeht an alle,
die Liebe zu unſerer Heimat haben und dieſe Liebe auch bei andern
erwecken wollen, die Bitte, an der Sammlung
mitzuarbei=
en. Einer beſonderen Vorbildung dazu bedarf es nicht; alle Stände
und Berufe können ſich dabei beteiligen. Was zunächſt geſammelt
wer=
den ſollte, wäre etwa folgendes: Wendungen, in denen von Völkern,
Tod, Kloſterweſen uſw.); ſehr erwünſcht ſind auch Maßbezeichnungen
für Raum und Zeit, Wendungen, in denen auf geſchichtliche Ereigniſſe
angeſpielt werden, vor allem auch volkstümliche Tier= und
Pflanzen=
namen. Selbſtverſtändlich ſind auch Ausdrücke aus anderen Gebieten als
die eben bezeichneten willkommen. Beiträge wolle man an die Zentral=
telle zur Förderung der Volksbildung und
Jugend=
pflege in Heſſen — Heimatabteilung — Darmſtadt,
Alter Marſtall, einſenden. Genaue Angabe des Namens und Standes
des Einſenders und des Ortes, wo Wort oder Wendung lebendig ſind,
iſt unbedingt notwendig. Wenn die mundartlichen Laute in der Schrift
feſtgehalten werden können, ſo iſt das natürkich ſehr erwünſcht;
unbe=
dingt notwendig iſt es aber nicht. Unkoſten werden, ſoweit wie möglich),
auf Anfordern erſetzt.
— Seeheim, 3. April. Unter der wahrhaft hingebenden Leitung
ſeines muſikaliſch und innerlich dazu reich befähigten Dirigenten, des
Lehrers Friedrich Beltz, geſtaltete ſich die Darſtellung der
Schütz=
ſchen Matthäuspaſſion durch den Kirchenchor zu einem
Er=
lebnis. Von auswärts kam Theodor Knodt, der Sohn des Dichters, und
ſpielte mit viel Liebe die alte Orgel. Lehrer Seitz aus Hähnlein ſang
mit ſeiner edlen, herzwarmen Stimme den Evangeliſten und bewies
da=
mit eine ſchöne Begabung auch für den Oratoriengeſang. Aus
Darm=
ſtadt half uns der Chorſänger Otto Wolf, und gab treu die Worte Jeſu
wieder. Alles andere ſangen und ſpielten — nach zweijähriger
opfer=
voller Vorbereitung — ſeeliſch ſpürbar ſtark beteiligt, Mitglieder des
Chores aus allen Schichten des Ortes, und verhalfen damit der ſehr
großen, aus der ganzen Umgegend zuſammengeeilten Gemeinde zu einer
eindrucksvollen Karfreitagsfeier.
ds. Heppenheim a. b. B., 3. April. Skelertfund. Wie wir bor
kurzem an gleicher Stelle berichteten, wurde bei den Ausgrabungen für
einen Neubau einer Granitwerkfirma in zirka ½ Meter Tiefe das Skelett
einer jungen Perſon gefunden, das nach den Schätzungen von
Sachver=
ſtändigen etwa 30 bis 40 Jahre in der Erde begraben ſein mochte.
Nun=
mehr ſcheint Licht in dieſe myſteriöfe Affäre zu kommen. Wie ſich ältere
Leute noch erinnern und auch in den Akten der Bürgermeiſterei
ver=
wahrt iſt, verſchwand im Jahre 1889 — alſo vor 34 Jahren — die
14jährige Tochter eines hieſigen Einwohners namens Eicher ſpurlos und
war nicht mehr aufzufinden. Zu gleicher Zeit zog auch ihr Vater, der
keinen guten Leumund hier beſaß, von hier weg, und weiß man nicht,
wohin und ob er noch lebt. Es dürfte ſich in vorliegendem Falle wohl
um dieſes Mädchen handeln, da die Dauer des Begrabenſeins ſowie die
Jugend des Skeletts, deſſen Kopf noch ein tadelloſes Gebiß zeigte, genau
mit dem Verſchwinden des fraglichen Mädchens übereinſtimmen. Ob
ein Verbrechen vorliegt, kann man am Skelett nicht erkennen, doch ſind
Unterſuchungen im Gange, um feſtzuſtellen, ob der Vater noch lebt und
wo er zurzeit wohnt. Billiger Oſterſchmaus. Die totale
ägyptiſche Finſternis, die in hieſiger Stadt, allabendlich nach 12 Uhr aus
verkehrter „Sparſamkeit” der Stadtverwaltung herrſcht, benutzten in
einer der letzten Nächte Einbrecher, indem ſie den Rolladen der Metzgerei
Miſchler in der Marktſtraße emporhoben, mit einem Glaſerdiamanten
ein großes Stück der Fenſterſcheibe herausſchnitten und aus dem
Schau=
fenſter zwei mächtige, prächtige und delikat geräucherte Schinken, deren
Anblick ſchon ſeit längerer Zeit den Vorübergehenden das Waſſer im
Munde zuſammenlaufen ließ, herausnahmen ſowie gleichzeitig eine große
Anzahl delikater Würſte mitgehen hießen. Den Spitzbuben dürften dieſe
herrlichen Sachen recht gut und vor allem recht „billig” ſchmecken. Von
den Tätern hat man keine Spur. — Vaumblüte. In herrlichſter
Blütenpracht ſtehen hier unſere Mandelbäume, Pfirſich= und Kirſchbäume,
und kann es unſeren Volksgenoſſen in der Stadt nur empfohlen werden,
ſich durch eine Wanderung nach unſerem ſo lieblich gelegenen Städtchen
mit ſeinen blühenden, herrlichen landſchaftlichen Reizen an al. der
knofpenden Frühlingspracht zu erfreuen.
ds. Von der Bergſtraße, 3. Abril. Franzöſiſche Geldgier.
Täglich kommen zurzeit Schäfer mit ihren großen Schafherden hier durch,
die auf der Rückreiſe von ihren Winterfutterplätzen nach ihrer Heimat,
meiſt Württemberg, begriffen ſind. Voll Ingrimm und Zorn erzählen
die, die aus dem beſetzten Rheinheſſen und Rheinpfalz kommen, wie
ſchändlich ſie beim Uebertritt ins unbeſetzte Gebiet von den Franzoſen
geſchröpft wurden. Man erlaubte ihnen die Ausfuhr ihrer Herde nur
unter der Bedingung, daß für jeden Hammel ihrer Herde 5000 Mark
bezahlt wurden. Manche Schäfer mußten auf dieſe Weiſe Millionen
Mark für die Ausreiſe ihrer Herde aus dem beſetzten ins unbeſetzte
Gebiet den Franzoſen bezahlen. Wie mir kürzlich ein Schäfer mitteilte,
wurde er, weil er auf Befragen ſeitens der Franzoſen nach der Zahl
ſeiner Hämmel zirka 50 verſchwiegen hatte, mit 4 Millionen Mark Strafe
belegt, außerdem mußte er die vorgeſchriebenen 5000 Mark pro Hammel
noch estra bezahlen.
sg. Mainz, 3. April. Vor dem Kriegsgericht der franzöſiſchen
Rhein=
armee hatten ſich eine größere Anzahl deutſcher Eiſenbahneu
zu verantworten, weil ſie Gehälter an die nach der Militariſierung aus
ihrem Dienſt verdrängten deutſchen Eiſenbahner ausbezahlt haben. Nach
der Anklage ſollen die folgenden Angeklagten dadurch den
Eiſenbahner=
ſtreik im Brückenkopf Mainz vorſätzlich verlängert und begünſtigt haben:
A. Hof, Eiſenbahnſekretär, W. Schad, Eiſenbahnbetriebsaſſiſtent, W.
Weber, Bahnhofsvorſteher, Johann Heucher, Eiſenbahner, H. Neuroth,
Rechtsanwalt, Eduard Schmitt, Poſtinſpektor, Chr. Link,
Eiſenbahn=
ſekretär, ſämtlich aus Groß=Gerau, Ph. Wolf, Eiſenbahnbetriebsaſſiſtent,
und Hch. Spenaler, Bahnhofsvorſteher, beide aus Weiterſtadt, Hch.
Guntrum, Bahnhofsvorſteher in Nauheim, K. Jockel, Eiſenbahnarbeiter
in Büttelborn, Ph. Friedmann, Halteſtelleauffeher in Klein=Gerau, und
W. Koch, Eiſenbahnoberinſpektor, Mainz. Die Angeklagten waren nach
Beſchlagnahme von 10 Millionen Mark verhaftet worden. Der
Ange=
klagte Heucher hatte das Geld in Darmſtadt in Empfang genommen und
zu Hof und Schad gebracht. Verteidiger waren die Rechtsanwälte
Neu=
mann= und Dr. Kullmann=Mainz. Das Urteil lautete für Hof auf zwei
Monate Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Schad drei Monate
Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Weber fünfzehn Tage
Gefäng=
nis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Neuroth 100 000 Mark Geldſtrafe,
Schmitt fünf Monate Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Heucher
ſechs Monate Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe. Link fünfzehn
Tage Gefängnis und 100000 Mark Geldſtrafe, in Abweſenheit Wolf
ein Jahr Gefängnis und 100000 Mark Geldſtrafe, Spengler drei
Mo=
nate Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, in Abweſenheit Guntrum
ein Jahr Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Jockel zwei Monate
Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Friedmann drei Monate
Ge=
fängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Koch ein Monat Gefängnis und
100 000 Mark Geldſtrafe. Ferner wurden verurteilt der
Eiſenbahn=
beamte Friedrich Pabſt aus Mainz zu vier Monaten Gefängnis und
Darmſtädter Erinnerungen.
Von Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.
VIII.
Bei den im Jahre 1860 verfaßten, aber erſt im Jahre 1893
erſchienenen Erinnerungen von Georg Gottfried
Ger=
vinus (1805—1871, „Leben von ihm ſelbſt”, Leipzig 1893,
S. 1—110) ſteht mehr, als dies bei den Ritſertſchen und den
noch zu erwahnenden Aufzeichnungen Wilhelm Hamms der Fall
iſt, die Perſon des Erzählenden im Mittelpunkt der ganzen
Dar=
ſtellung. Gervinus beſchränkt ſich im weſentlichen darauf, das
zu erzählen, was er geſehen und erlebt hat, und überliefert nicht,
was ihm ſelbſt überliefert wurde. Gleichwohl gibt es keine
Quelle, die das Leben eines Darmſtädter Gymnaſiaſten zu jener
Zeit anſchaulicher ſchilderte. Ein auserleſener Kreis war es,
den Gervinus mit acht Freunden bildete. Tugendbund oder
Philareten nannten ſie ſich und hatten im Sommer auf dem
Herrgottsberg ihre Zuſammenkünfte. In eine Zeit geiſtiger
Blüte, wie ſie Darmſtadt kaum wieder geſehen, fallen
Ger=
vinuſſens Kinder= und Schülerjahre: „Außer den früh
geſtor=
benen und daher weniger bekannten Nodnagel und Lange”, ſo
ſagt er felbſt, „war der Zoolog Kaup einer unſrer
Bundes=
genoſſen geweſen. Lang, Röth, Kriegk, Flegler ſind in ſehr
ver=
ſchiedenen Richtungen in Geſchichte, Ethnologie, Geographie uſf.
tätig geweſen. Die Namen der Brüder Wilhelm und Karl Sell,
Nöllner, Röder ſind dem Rechtskundigen nicht fremd. In den
ſchönen Künſten erweckten die jungen Männer” Friedrich Max
Heſſemer, Heinrich Schilbach, Auguſt Lucas, Peter Wilhelm
App, Karl Sandhaas, Johann Baptiſt Scholl „die ſchönſten
Er=
wartungen; die Brüder (Jakob und Heinrich) Felſing, der
Kupferſtecher und Kupferdrucker, ſind über ganz Europa hin
bekannt, der Name Liebigs allein würde für Darmſtadts
da=
malige Bedeutung zeugen‟ Eine andre Perſönlichkeit, die
Ger=
vinus ausführlich beſchreibt, iſt der Regiſſeur Franz Grüner, ein
Schüler Goethes. Auch Ereigniſſe von lokaler Bedeutung
über=
liefert er, ſo z. B. die im Jahre 1817 erfolgte Gründung der
Ollweilerfchen Leihbibliothek, die in drei Jahren auf zehntauſend
Bände anwuchs und „für Darmſtadt die intime Einführung in
die Breite der literariſchen Welt bedeutete‟. Eine Ergänzung
zu den Gervinusſchen Aufzeichnungen bildet die Schilderung,
die Auguſt Nodnagel von der Jugendzeit ſeines Freundes
hinterlaſſen hat. Sie iſt die Erzählung von Selbſterlebtem und
wurde im 11. Jahrgang der „Heſſiſchen Chronik” (1922, S. 3—9)
zum erſtennual veröffentlicht.
Den Lebensgang eines Darmſtädter Künſtlers, dem durch
Georg Moller, den Kabinettsſekretär Ernſt Chriſtian Friedrich
Auguſt Schleiernnacher und den Großherzog Ludwig I. die
Be=
dingungen einer freien Entfaltung ſeiner künſtleriſchen
Entwick=
lung gewährt worden ſind, hat der Kupferſtecher Jakob
Fel=
ſing (1802—1883) in ſeiner Selbſtbiographie „Motive zu einem
zufriedenen Alter, Notizen aus meinem Leben, aufzuſchreiben
begonnen im Jahre 1859” (100 Jahre im Dienſte der Kunſt,
Er=
innerungsgabe der Firma O. Felſing, Berlin 1897, 2‟. S. 38
bis 55) geſchildert. Auch ſeine wirtſchaftlichen Verhältniſſe hat
er darin behandelt und beſchrieben, wie ſeine Einnahrnen
an=
fangs im Wachſen und ſpäter im Abnehmen begriffen ſind, ihm
aber gleichwohl als ſorgſamen Haushalter im Alter ein, wenn
auch beſcheidenes, ſo doch ſorgenfreies Leben ermöglichen.
Der Kölner Advokat Jakob Haaß (1793—1870) erwähnt
in ſeinen Aufzeichnungen über fein Leben (Erinnerungen eines
alten Kölners, mitgeteilt von Dr. Hermann Cardauns,
Unter=
haltungsblatt der Kölniſchen Volkszeitung Nr. 31, 34, 38, 42.
45, 49 vom 12. bis 19. Januar 1917) zweimal Darmſtadt. Auf
der Reiſe nach der Heidelberger Univerſität kam er am
Nach=
mittag des 18. Oktobers 1813 nach Dacmſtadt, „beſah ſich den an
ſchönen Pferden überreichen Marſtall, durchſtrich den Hofgarten”
und fuhr dann nach Heidelberg weiter (Nr. 45). Das zweite Mal
kam er durch Darmſtadt am Oſterdienstag des folgenden Jahres.
Als ſie aus dem Tannenwald zwiſchen Eberſtadt und
Darm=
ſtadt herauskamen, hatte gerade eine Hinrichtung ſtattgefunden.
Eine große Menſchenmaſſe hatte ſich dazu eingefunden gehabt,
und zur Rechten der Straße ſah man das Schaffot. Im
Speiſe=
ſaal des Damſtädter Hofes traf er „die Verſammlung der
Scharfrichter aus der ganzen Umgegend nah und fern, welche
nach hergebrachter Gewohnheit zum Feſte einer Kapitalexekution
zuſammenkommen und ſich dann gütlich tuen” (Nr. 52).
Kaum ein Ereignis der Kriegsgeſchichte hat ſich der
Erinne=
rung der heſſiſchen Bevölkerung und insbeſondere der
Darm=
ſtädter ſo tief eingeprägt als der Zug der freiwilligen Jäger nach
Lyon im Jahre 1814, obwohl dieſe gar nicht in eine kriegeriſche
Handlung verwickelt wurden. Die wertvollſten Aufzeichnungen
darüber ſind die im „Archiv für Heſſiſche Geſchichte und
Alter=
tumskunde” (N. F. Bd. 11, S. 162—198) veröffentlichten von
Georg Ulrich. Die älteſten gedruckten Erinnerungen daran
rüh=
ren von dem 1781 in Freienſeen gebornen Steuerrektifikator
Phi=
lipp C. Pfeffer her (Feldzug des Großherzoglich Heſſiſchen
freiwilligen Jägercorps, o. O. 1814). Handſchriftliche
Aufzeich=
nungen haben ferner hinterlaſſen der bekannte Sophokles=
Ueber=
ſetzer Georg Thudichum (1794—1873) und der namhafte
heſſiſche Eeſchichtsſorſcher Georg Wilhelm Juſtin
Wag=
ner (1793—1874) in ſeiner „Beſchreibung des Marſches nach
Lyon und zurück” (Großh. Hofbibliothel, Handſchrift Nr. 3451).
In allen den genannten Erinnerungen iſt auch Darmſtadt
er=
wähnt. Am Abend des 20. Märzs wurden grüne Eichzweige im
Auftrage der Großherzogin Luiſe durch den General Schäffer von
Bernſtein verteilt, damit ſie die Jäger am Tſchako trügen. (
Ul=
rich, Pfeffer.) Mit der Diſziplin freilich war es nicht beſonders
gut beſtellt. Ueber den Befehl, am nächſten Tage die Schloßwache
zu beziehen, äußerten ſie laut ihren Unwillen, und über das
Dorniſtertragen gar kam es am Tage des Ausmarſches bei der
erſten Kompagnie zur Revolte (Ulrich). Bei dem Ausmarſche
aus der Stadt ſelbſt ſtanden die Einwohner in dchten Scharen
vor den Häuſern und auf den Balkonen (Thudichum). Dem
ent=
ſprach der Empfang bei der Rückkehr. Bis vor Eberſtadt zogen
ihnen die Darmſtädter ſcharenweiſe entgegen, die Landſtraße war
bald undurchdringlich angefüllt von Menſchen, die wie eine ſtarke
Meereswelle hin= und herwogten. Mit Freudengeſchrei,
tauſend=
ſtimmigem Vivat und Tücherſchwenken wurden die Einziehenden
bewillkommnet (Wagner).
Den Empfang einiger im Sommer 1814 aus der ruſſiſchen
Kriegsgefangenſchaſt zurückkehrender heſſiſcher Offizier in
Darm=
ſtadt ſowohl bei dem großherzöglichen Paare als auch bei den
Einwohnern von Darmſtadt beſchreibt Friedrich Peppler
(1789—1863) am Schluſſe ſeiner zuerſt im Jahre 1832
erſchiene=
nen „Schälderung meiner Gefangenſchaft in Rußland vom Jahre
1812 bis 1814‟ (Neuausgabe in Bd. 1 der Heſſiſchen Volksbücher,
Darmſtadt 1908).
Einen Einblick in die patriarchaliſchen Zuſtände in der
heſſi=
ſchen Reſidenz zur Zeit Ludewigs I. gewährt die zuerſt im Jahre
1836 erſchienene Selbſtbiographie des Schulmeiſters
Johan=
nes Stelz (1782—1841). Es wird nämlich darin beſchrieben,
wie Stelz im Jahre 1815, nachdem er die dem ehemaligen
Spl=
daten nicht unerhebliche Schwierigkeiten bietende Lehrerprüfung
bei dem Kirchenrat Wagner und dem Kantor Rinck beſtanden
hatte, in Begleitung ſeiner Frau, einer Franzöſin, eine
Bitt=
ſchrift dem Großherzog am Eingang des Herrngartens
über=
reichte, als dieſer in Begleitung des Kabinettsſekretärs
Schleier=
macher dort erſchien, wie der Fürſt die Bittſchrift von der auf
die Knie niedergefunkenen Frau huldreich entgegennahm, ſich
mit ihr eine Viertelſtunde lang in franzöſiſcher Sprache
unter=
bielt und ſie unter gnädigſten Verſicherungen entließ, und
end=
lich, wie ſie darauf Schleiermacher zurückrief, um ihr das
Schrei=
ben zurückzugeben mit der Weiſung, es auf die Hauptwache zu
überbringen. (Vgl. die Neuausgabe, Bd. 4 der Heſſiſchen
Volks=
bücher, S. 135—137, 146 f.).
Rumuer 92.
Dattifiädter Tagblait, O4tkau7), tei 4. 2iFriT 4925.
Seite 5.
10 000 Mark Geldſtrafe, Eiſenbahnarbeiter Heinrich Krämer=M.
Abweſenheit zu acht Monaten Gefängnis und 109 000 Mrrl Geldſtraf”,
Eiſenbahnarbeiter Wilhelm Zöller=Mombach in Abweſenheit zu ſieben
Monaten Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Eiſenbahnarbeiter
Auguſt Ranke=Oberingelheim zu 100 000 Mark Geldſtrafe.
Mainz, 3. April. Das Kriegsgericht des Generalſtabs der
fran=
zöſiſchen Rheinarmee verurteilte den Gaſtwirt Johann Liebmann
aus Mainz, der ſein Lokal zur Auszahlung der Gehälter und Löhne
an die deutſchen Eiſenbahner mehrmals zur Verfügung geſtellt hatte,
zu einem Monat Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe. Seine
Toch=
ter Margarete Liebmann, die einen Teil des Geldes (17 Millionen
Mark), der zur Auszahlung beſtimmt war, dadurch verheimlichte, daß
ſie es unter einem Teppich verſteckte, wurde zu 15 Tagen Gefängnis und
100 00 Mark Geldſtrafe verurteilt. Das beſchlagnahmte Geld wurde
eingezogen.
TU Mainz, 2. April. Arbeitsloſigkeit in Mainz. Aus
gewerkſchaftlichen Kreiſen wird uns gemeldet, daß die Arbeitsloſigkeit
in Mainz bei allen Branchen außerordentlich groß iſt. Vor dem Zuzug=
Arbeitsloſer, in der Hoffnung, in Mainz Beſchäftigumg zu bekommen,
muß entſchieben gewarnt werden.
Alzey, 2. April. In einer der letzten Sitzungen des
Pacht=
einigungsamtes, in denen es gewöhnlich an allerlei Koſenamen
nicht fehlt, ereignete ſich ein amüſantes Stückchen. Ein Verpächter und
ein Pächter unterhandelten über die Pacht und waren mit Forderung
und Gebot noch tauſend Mark auseinander. Sie beharrten aber
hart=
näckig auf ihrem Standpunkt, ließen ſich aber ſchligßlich auf Zureden der
Beteiligten und der Rechtsanwälte darauf ein, die Differenz mit Eiern
auszugleichen. Der Pächtek wollte dann ſechs geben, während der Ver= Hahn, Hauptmann Fries und Prinz Sigismund von Hohenzollern
über=
pächter ſieben verlangte. Um dieſes eine Ei wurde wiederum hartnäckig
geſtritten. Schließlich gab der Pächter nach mit dem Vorbehalt, daß das
ſiebente Ei nur ein kleines zu ſein brauche.
Reich und Ausland.
Reichshauptſtadt.
Die Einſturzkakaſtrophe am Anhalter Bahnhof.
In dem Prozeß, der die Schuldfrage an dem folgenſchweren
Grüſtein=
ſturz am Anhalter Bahnhof klären ſollte, wurde das Urteil gefällt. Der
Hauptangeklagte Altmann wurde wegen fahrläſſiger Tötung zu ſechs
Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte Adolf Tantow wurde
freigeſprochen. Das Gericht erklärte, daß der Angeklagte Altmann
in=
ſofern fahrläſſig gehandelt habe, als er ſich um die Sicherheitsbedingun= in Kürze beſſern, ſind auch noch eine Reihe techniſcher Fragen zu löſen
gen der Eiſenbahn nicht gekümmert habe. Der Vorſitzende erklärte fer= oder ſeitens der Regattavereine zu beantworten, ehe die Meldungen
ner, daß Altmann wohl kaum an die Verbüßung der Gefängnisſtrafe zu
denken brauche, da ihm bei ſeinem hohen Alter ſicherlich
Bewährungs=
friſt erteilt werden wird. Gegen das Urteil wird ſeitens der
Vertei=
digung Reviſion eingelegt.
Milderung der Einreifebeſtimmungen nach Deutſchlanb.
RDV. Vor einigen Monaten hatte das Auswärtige Amt, um den
Zuzug von Valutaſpekulanten fernzuhalten, ſeine Vertretungen im gen kann.
Auslande angewieſen, Einreiſebewilligungen nach Deutſchland nur auf
Grund einer genauen Prüfung des Reiſezwecks und für Erholungsreiſen
auf Grund eines amtsärztlichen Zeugniſſes zu erteilen. Dieſe ſtrenge
Weiſung bewirkte ein faſt völliges Verſiegen des Fremdenverkehrs nach
Deutſchland, und in den deutſchen Bädern und Kurorten häuften ſich
die Beſchwerden über eine unnachſichtige und zuweilen ſogar ſchikanöſe
Handhabung des Einreiſeverbots. Auf dringende Vorſtellungen hin hat
jetzt, wie die „Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung” erfährt,
das Auswärtige Amt ſeine Vertretungen im Auslande zu einer
Mil=
derung in der Handhabung der Einreiſebeſtimmungen ermächtigt, ſoweit
es ſich um Reiſen Erholungsbedürftiger in deutſche Bäder und Kurorte dorthin zum Beſſeren gewendet haben.
handelt. Die Verordnung als ſolche bleibt zwar beſtehen, aber es ſind
bereits Beratungen unter Führung des Reichsminiſteriums des Innern
im Gange, die zu einer grundſätzlich neuen und hoffentlich
fremdenver=
kehrsfreundlicheren Regelung der Einreiſebeſtimmungen führen ſollen.
Sächſiſche Fahnen in Siebenbürgen.
ſächſiſche Fahnen zu hiſſen. Der Abgeordnete Dr. Arthur Connerth
be=
mühte ſich nun beim Innenminiſter um Aufhebung dieſes Verbots. Das
iſt ihm auch gelungen. Wie er in Biſtritz in einer Sitzung des
Orts=
ausſchuſſes mitteilen konnte, hat der Innenminiſter durch Erlaß vom
9. Februar jenen Erlaß vom 5. Juli 1922 zurückgenommen und geſtattet,
daß außer der Staatsfahne auch die ſächſiſche Fahne gehißt werden
könne, nur dürfe ſie weder größer noch in der Qualität des Tuches beſſer
ſein als die Staatsfahne. Wenn nun nur nicht übereifrige Patrioten
mit hochnotpeinlichen Textilunterſuchungen kommen, die der „Qualität
des Tuches” gelten. Hoffentlich hat man ſich ſchon eines guten Stammes
von Sachverſtändigen für entſprechende Unterſuchungen verſichert.
Zum Tobe des beutſchen Geſandten in Chile, Herrn von Erckert.
D.A. I. Nach ausführlichen, fetzt aus Südamerika eingegangenen
Nachrichten verunglückte der deutſche Geſandte, Herr von Erckert, bei
einem Verſuch, den Gipfel des Vulkans Lanin zu beſteigen, der in der
Nähe des Ortes Villarica an der argentiniſchen Grenze liegt. Herr
von Erckert unternahm die Tour mit zwei deutſchen Herren, Gentholz
und Brückert, aus Valparaiſo, und Herrn Profeſſor Anwandter aus
Concepcion. Die Bergſteiger ſtürzten ab, als ſie ſich in 3000 Meter
Höhe befanden. Herr von Erckert wurde dabei tödlich verletzt und
ſtarb tags darauf, auch ſeine Begleiter erlitten ſchwere Verletzungen. Den
Blättermeldungen zufolge erregte der tragiſche Tod des in ganz Chile
beliebten deutſchen Vertreters allgemeines Beileid.
Profefſor Einſtein zieht ſich vom Völkerbund zurück.
D.A.I. Profeſſor Albert Einſtein weilte auf der Rückkehr von
Ja=
ban und Spanien, wo er Gegenſtand begeiſterter Ehrungen war, jetzt ſchlaggebend beeinfluſſen,
auch in Zürich. Er hat von dort aus unter dem 21. März ein Schreiben
an die vom Völkerbund eingeſetzte Kommiſſion für intellektuelle
Zuſam=
menarbeit gerichtet, das wir in der Neuen Zürcher Zeitung
wieder=
gegeben finden: In der letzten Zeit bin ich zu der feſten Ueberzeugung
gelangt, daß der Völkerbund weder die Kraſt noch den guten Willen zur Achters in Gigbooten gefahren werden. Hippchippehurra!
Erfüllung ſeiner Aufgabe hat. Als ernſthafter Pazifiſt halte ich es
des=
halb nicht für richtig, mit demſelben irgendwie verbunden zu ſein. Ich
bitte Sie, aus der Liſte der Mitglieder der Kommiſſion meinen Namen
zu ſtreichen.‟ Das zitierte Schweizer Blatt bedauert dieſen Schritt des Für bie Veröſtſnlichungen unter bieſer Ueberſchriſt übernimmt die Rebakion
hervorragenden Gelehrten umſomehr, als die Kommiſſion eine gerade keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des
Preſſe=
in den Zeiten ſchwerſter politiſcher Kriſen unentbehrliche Miſſion zu
er=
füllen habe. Der Kommiſſion gehörten außer Einſtein und A. Henry
Bergſon, Madame Curie, der Oxforder Profeſſor Murrah, der Turiner
Profeſſor Ruffini und Profeſſor de Reynold=Bern an. Man hofft in
der Schweiz, daß der Rücktritt Einſteins keinen endgültigen Charakter
trage, ſondern nur einen „momentanen Enttäuſchung über die durch
machtpolitiſche Faktoren beſtimmte, jedenfalls nicht ſchlechtem Willen
ent=
ſpringende Zurückhaltung des Völkerbundes in einer Lebensfrage
Deutſchlands” entſpringt.
— Weilbach b. Flörsheim a. M., 3. April. Ende April beginnen
in der Frauenſchule Weilbach bei Flörsheim a. M. die neuen
Kurſe für die praktiſche Ausbildung für Mädchen aller Stände. 1.
Ein=
jährige Kurſe für Maiden mit Abſchlußprüfung unter ſtaatlicher
Auf=
ſicht (höhere und mittlere Schulbildung, Aufnahmealter 17 bis 30 Jahre).
Mit
t Volkse, Mittel=
und Zößere: Scnlbildan
af
lieft iFrem
Alter nach in verſchiedene Gruppen geteil= und der Unterricht danach
gehandhabt. Mädchen aus der Umgegend können zu Hauſe wohnen. Im
Maidenjahr wird mehr theoretiſcher Unterricht erteilt, da es die
Vor=
ſtufe für die Ausbildung zur Lehrerin der Landwirtſchaftlichen
Haus=
haltungskunde iſt. In den 5=monatlichen Kurſen iſt vorwiegend
prak=
tiſcher Unterricht, das Schul= und Koſtgeld iſt daher niedriger, dasſelbe
kann auch in Naturalien bezahlt werden. Die Frauenſchule hat für den
Unterricht die ſchönſten Lehrbetriebe und eräume — große Küchen,
zweck=
mäßig unb modern eingerichtet, für den Koch=, Back= und
Einmach=
unterricht, ſowie Waſch= und Plätträume —, ein Saal für den
Nadel=
arbeitsunterricht mit reichlich Nähmaſchinen. Von den
landwirtſchaft=
lichen Lehrbetrieben ſind beſonders zu erwähnen der ſchöne Geflügelhof,
der Verſuchsſtation der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden iſt, auf dem
zwei Hühnerraſſen, Puten, Enten und Gänſe gehalten werden, — der
Gartenbetrieb mit Gewächshaus, Frühbeeten und ausgedehnter Obſt=
„plantage, — der Molkereibetrieb mit ausgedehnter Käſerei.
Schülerin=
nen, die nur in dem einen oder anderen Betrieb lernen wollen, werden
jederzeit aufgenommen, auch für Wochen und Monate. Schulpläne mit
den näheren Bedingungen ſind erhältlich gegen Portoerſtattung.
Spiel, Sport und Turnen.
gr. Ein Mokorradklub von Deutſchland iſt am
Mitt=
woch abend in Berlin im Hote Eſplanade gegründet worden. Das
vor=
läufige Präſidium haben Geueral a. D. Krenziin, Hauptmann a. D.
nommen. Die Satzungen entſprechen im weſentlichen denen des
Auto=
mobilklubs von Deutſchland. Der Klub wird dem neugegründeten
Deutſchen Motorradfahrewerband beitreten und plant als erſte
Ver=
anſtaltung ein großes Motorradſtraßenuennen bei Swiuemünde.
Die Regattatage Südweſtdeutſchlands.
— Die Regattatage Südweſtdeutſchlands ſtelle ſich folgendermaßen
zuſammen: 3. Juni Karlsruhe, 9. und 10. Juni Mainz, 17. Juni
Worms, 94. und 25. Juni Frankfurt a. M., 1. Juli Mannheim, 8. Juli
Heilbronn, 15. Juli Heidelberg, 12. Auguſt Berlin, Meiſterſchaftsregatta
26. Auguſt Mannheim (Herbſtrudern).
Abgeſehen von den aus der derzeitigen politiſchen Lage und aus der
Zollſperre ſich ergebenden Hinderniſſen, die der Abhaltung einer Reihe
dieſe Regatten entgegenſtehen und von denen wir huffen, daß ſie ſich
erfolgen.
Ueber die Karlsruher Strecke im Rheinhafen iſt nichts
zu melden, ſie iſt neben der Mannheimer die beſte Südweſtdeutſchlands
überhaupt. Vorläufig iſt der Rheinhafen noch don den Franzoſen
be=
ſetzt, und es müßte vor allen Dingen feſtgeſtellt werten, unter welchen
Verhältniſſen der An= und Abtransport der auswärtigen Boote erfol=
Das „Mainzer Waſſer” iſt ſchon lange bewühmt und
berüch=
tigt, und im übrigen liegen in bezug auf die Ein= und Ausfuhr der
Boote die Verhältniſſe in allen Negattaorten unſeres weſtlichen
Grenz=
ludes geich. Können die Boote der Rudervereine des beſetzten Gebiels
zwecks Teilnahme an den Regatten ohne Schwierigkeiten ins unbeſetzte
Deutſchland verbracht werden, und iſt umgekehrt die Zu= und Abfahrt
der Rennboote in das beſetzte Gebiet ohne Gefährdung möglich, ſo ſind
dies andererſei,8 Fragen, die zuerſt ihrer Löſung harren, und von
dieſer Löſung hängt die Abhaltung der füdleſtdeutſchen Regatten
größtenteils überhaupt ab, falls nicht die ganzen Verhältniſſe ſich bis
Die Wormſer Regattaſtrecke wird wohl nach den
bis=
herigen Erfahrungen nicht allzu viel Ruderer anlocken, falls der
regatta=
leitende Verein nicht durchgreifende Aenderungen trifft. Die
Aende=
rungen mißten darin beſtehen, daß entweder eine einwandfreiere
Nenn=
ſtrecke gefunden wird oder daß auf der alten Strecke von Start 1 und 2.
D.4.I. In Biſtritz war im horigen Jahre blötzlich verboten worden, wo wegen des toten Waſſers eine Ausſicht zuf Erfoig ausgeſchloſſen iſt,
kein Boot geſtartet wird. Selbſt Start 2 iſ. bei nicdrigem Waſſerſtand
noch nicht ganz einwandfrei.
Die Frankfurter Regatta wird vorausſichtlich wieder die
ganze Ruderwelt Südweſtdeutſchlands vereinigen und deshalb die
ſchärf=
ſten Konkurrenzen bringen.
Die Mannheimer Regatta ſoll, wie bisher im
Mühlau=
hafen abgehalten werden. Wenn dies die Verhältniſſe nicht geſtatten,
iſt der Nei ar als Regattaſtrecke in Ausſicht genommen, und zwar wird
in dieſem Falle die Regatta zweitägig ſein (Samstag und Sonntag), da
bei der getingers:. Zahl der Startplätze die Abwicklung der 18 Renmen
an einem Tage unmöglich iſt. Früher ſchloß gewöhnlich die Regatta
in der ſchönen Neckarſtadt Heilbronn die Reihe der ſüddeutſchen
Ruderſaiſon, nun hat ſich aber noch ein weiterer Platz gemeldet: Alt=
Heidelberg, die Feine, will ſich auch in den Kymz der
waſſerſport=
lichen Kämpfe einflechten, nachdem ſich ſchon ſeit 1912 jahrlich die Schüler
heiße Ruderkämpfe im Angeſicht der erinnerungsreichen Schloßruine
lieferten. Vor allem wären aber die Ruderer am Rhein und Neckar den
Heidelberger Kameraden ſehr dankbar, wenn ſie ihnen terrieten, wo
eine 2000 m lange einwandfreie Nennſtrecke in der Nähe Heidelbergs zu
ſuchen iſt.
Warum man Berlin als Meiſterſchaftsregattaort
wählte, iſt nicht klar. Ein zentraler gelegener Platz wäre bei den
jetzigen Fracht= und Reiſekoſten ſicher vorzuziehen geweſen. Wenn der
Deutſcher Ruderverband angibt, daß in Berlin am eheſten Boots= und
Rudermaterial in genügender Menge vorhanden ſei, ſo ſcheint das nicht
ſtichhaltig, denn es iſt nicht anzunehmen, daß eine Meiſtermannſchaft in
einem geliehenen Boot ſtartet, das würde die Reſultate doch zu aus=
Schon am 26. Auguſt iſt der Mannheim=Ludwigshafener
Regattaverein wieder auf dem Plan mit ſeinem gut eingeführten
Herbſtrudern auf dem Neckar. Wie bisher ſollen bei dieſer Negatte
alle Rennen mit Ausnahme des Neckar=Pokal=Einers und des Städte=
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwenhet werden können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
— Die Verſperrung des Wegs über den
Exerzier=
platz von der Eliſabethenſtraße nach dem Bahnhof durch neue
Klein=
gärten nimmt ihren Fortgang. Der Exerzierplatz gehörte früher dem
Reichsmilitärfiskus und jetzt der Stadt. Während alſo die frühere
fremde Verwaltung für die Darmſtädter Bürger einen ſchönen und
be=
quemen Weg anlegte, läßt die Stadtverwaltung ihre eigenen Bürger
in die Drähte laufen. Auffallend iſt, daß ſich kein Stadtverordneter aus
den Kreiſen des arbeitenden Volks, das ſich keine Elektriſche leiſten kann,
der Sache annimmt. Die Herren ſollten nur einmal nachts die
Ver=
wünſchungen der Feſtgelaufenen hören. Auch kann man es niemand
übel nehmen, wenn er den Ausweg aus dem Drahtverhau durch
Selbſt=
hilfe zu erreichen ſucht.
Briefkaſten.
H. N. Artikel 85 des Heſſiſchen Ausführungsgeſetzes zum B. G.B.
beſtimmt: „Bäume und Sträucher dürfen, ſofern ſie mehr als 2 Meter
hoch ſind, nur in einem Abſtande von zwei Mätern, ſofern ſie 2 Meter
oder weniger als 2 Meter hoch ſind, nur in einem Abſtande von einem
helben Meter von der Grenze des Nachbargrundſtückes gehalten werden.
Der Abſtand wird von der Mittelachſe des Baumes oder Strauches bis
zur Grenzlinie gemeſſen, und zwar an der Stelle, wo der Baum oder
Strauch aus dem Boden heraustritt. Durch Lokapolizeiverordnung
können andere Abſtände feſtgeſetzt werden, durch ſolche auch beſtimmt
werden, daß Bäume und Sträucher von mehr als 2 Meter Höhe in
beſtimmten Teilen einer Gemarkung nicht gehalten werben dürfen,
Sie müßten ſich erkundigen, ob eine Lokalpolizeiverordnung dort
be=
ſteht. Der Nachbar kann die Entfernung aller Bäume und Sträucher
verlangen, die in einem geringeren, als dem hiernach zuläſſigen
Ab=
ſtande gehalten werden. Das Necht muß im Klagewegs vor dem
Amts=
gericht geltend gemacht werden.
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(”*
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G. Jean Kling u. Frau Lulſe, geb. Beber ſt
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Darmſtadt, den 3. April 1923
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Frau Eliſabeth Molter
geb. Steitz, und Kind,
Darmſtadt, den 3. April 1923,
Neckarſtraße 4.
Todes=Anzeige.
Nach längerem Leiden wurde
uns heute Nacht unſer lieber Vater
Großvater, Urgroßvater, Onkel
und Schwager.
Hert Johannes Gätz
Privatier
durch einen ſanften Tod entriſſen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 2. April 1923.
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Darmſtädter Tagblatt
Bilanzen 1922.
Von
P. Behrens, Steuterſyndikus des Eiſen= und
Stahlwareninduſtriebundes.
Nach lebhaften Erörterungen iſt das Geſetz über die Berückſichtigung
der Geldentwertung in den Steuergeſetzen im Reichstag und
Reichs=
rat verabſchiedet worden, das hinſichtlich der Bilanzen 1922 ſowohl der
Einzelfirmen, offenen Handelsgeſellſchaften, Kommanditgefellſchaften,
ſtillen Geſellſchaften, wie der Aktiengeſellſchaften. G. m. b. H. uſw. einige
weittragende Aenderungen bringt. Ich möchte betonen, daß hiervon die
Einkommeuſteuer und Körperfchaftsſteuer berührt wird, aber nicht die
Vermögensſteuer und Zwangsanleihe, über die ich weiter unten ſchreibe.
a) Ueberteuerungsabſchreibungen.
Nach der neuen Faſſung des § 33a des Einkommenſteuergeſetzes
iſt der gemeine Wert der angeſchafften oder hergeſtellten Gegenſtände
anzuſetzen, ſofern Anſchaffungs=uſw.=Preis abzüglich Abnutzung dieſen
gemeinen Wert überſteigen. Somit ſind die 1922 „übertenert”
hinzu=
gekommenen Objekte bis auf den gemeinen Wert abzuſchreiben.
Man geht nach den Richtlinien des Reichsfinanzminiſters vom
6. 3. 23 und dem Protokoll eines großen Landesfinanzamts nicht fehl,
wenn man 80 Prozent als verloren anſieht und abſchreibt, ſomit 20
Prozent des Koſtpreiſes als gemeinen Wert aktiviert. Dies gilt für
Neubauten, Maſchinen, Einrichtungsſtücke und andere Anlagewerte,
b) Vorräte.
Eine Sonderſtellung nehmen nach § 33a Abſ. 3 die Beſtände an
Erzeugniſſen, Waren und Vorräten ein. Dieſe ſind für die Bilanz 1922
zu 2 mit den Werten anzuſetzen, die am Schluß des vorangegangenen
Wirtſchaftsjahres (Bilanz 1931) angeſetzt werden konnten, und zu 1/s
mit den am Schluſſe des Wirtſchaftsjahres 1922 geltenden Marktpreiſen,
abzüglich 60 Prozent, alſo zu 40 Prozent der Marktpreiſe.
Beiſpiel:
Bilanz 31. 12. 21 12000 Kg. Vorr. 2 300 Koſtpr. 3 600000.—
A. 220
31. 12. 22 12000 Kg. Vorr.
hiervon 2 — 8000 Kg. 4 300 Koſtpr. 21 2 400 000.—
1ſ. — 4000 Kg. 4 7500 Marktpr.
ab 60% 4500
bleiben 40% 3000
12000 000.
31. 12. 22 Summa für 12000 Kg. — 14 400 000.—
Für Betriebe, die in beſtimmten Zeiträumen keine oder verkleinerte
Läger unterhalten haben, kann nach näherer Beſtimmung des
Reichs=
miniſters der Finanzen für die Bewertung der Beſtände an
Erzeug=
niſſen, Waren und Vorräten ein anderer Zeitpunkt als der Schluß des
Wirtſchaftsjahres zugrunde gelegt werden. Steuerpflichtigen, bei denen
die Art ihres Geſchäftsbetriebes die ſtändige Beſchaffung von fremden
Zahlungsmitteln erfordert, iſt auf Antrag zu geſtatten, die fremden
Zahlungsmittel nach Satz 1 zu bewerten; der Antrag iſt gleichzeitig mit
der Steuererklärung zu ſtellen und zu begründen.
Trifft das im voraufgegangenen Satze nicht zu, ſo ſind die fremden
Zahlungsmittel wie bekannt zu bewerten.
e) Eine Art Papiermarkabſchreibung.
Abgeſehen von der unter a) behandelten Abſchreibung auf Zugänge
1922 bietet der neue § 33b die Möglichkeit, auf die alten Anlagewerte
der Unternehmen erhöht abzuſchreiben.
Bei Berechnung des ſteuerbaren Einkommens iſt bei der
Veran=
lagung für das Kalenderjahr 1922 von dem nach §§ 32, 33, 33a für ein
Wirtſchaftsjahr ermittelten Betriebs= oder Geſchäftsgewinn der jeweilige
Wert der im Laufe des Wirtſchaftsjahres eingetretenen Abenutzung der
zum land= oder forſtwirtſchaftlichen, gewerblichen oder bergbaulichen
Anlagekapital gehörigen Gegenſtände berechnet nach dem
Anſchaffungs=
wert am Schluſſe des Wirtſchaftsjahres, vorbehaltlich, der Vorſchrift des
nachfolgenden Abſatzes abzuziehen: dabei kommen die von dem
Steuer=
pflickſtigen bereits für das Wirtſchaftsjahr vorgenommenen Abſetzungen
für Abnutzung und die Wertminderungen in Anrechnung.
Der Steuer wird ein Zehntel des nach Abſ. 1 abgezogenen Betrags
hinzugerechnet.
Der jeweilige Wert der Amutzung im Sinne des Abſ. 1 bemißt ſich
für ein Wirtſchaftsjahr nach einem Vielfachen der Abfetzung für
Ab=
nutzung, die nach § 33a für dieſes Wirtſchaftsjahr zuläſſig iſt oder
zu=
läfſig wäre. Bei der Veranlagung für das Kalenderjahr 1922 wird der
Wert der im Wirtſchaftsjahr eingetretenen Abnutzung
für Gegenſtände, die von dem Steuerpflichtigen vor dem 1.
Ja=
nuar 1917 angeſchafft oder hergeſtellt worden ſind, auf das
Tauſend=
fache,
für Gegenſtände, die von dem Steuerpflichtigen nach dem
31. Dezember 1916, aber vor dem 1. Januar 1920 angeſchafft oder
hergeſtellt worden ſind, auf das Fünfhundertfache,
ür Gegenſtände, die von dem Steuerpflichtigen nach dem
31. Dezeuber 1919, aber vor Beginn des Wirtſchaftsjahres
ange=
ſchafft oder hergeſtellt worden ſind, auf das Achtzigfache
der nach § 333 zuläſſigen Abſetzungen für Abnutzung feſtgeſetzt.
Beiſpiel:
I. angeſchafft oder hergeſtellt vor 1. 1. 17:
Maſchinen 300 000, zul. Abfchr. 10 Prozent
30000
Einrichtung 50 000, zul. Abſchr. 5 Prozent
2500
Wert der Abnutzung
X 1000
hierauf anzurechnen
32500
32500 000
32 500
bleiben 32467 500
II. angeſchafft oder hergeſtellt 1. 1. 17 bis 31. 12. 19:
50 000
Maſchinen 500 000, wie oben 10 Prozent
1000
Einrichtung 20 000, wie oben 5 Prozent
Werk der Abnutzung
X50
hierauf anzurechnen
51000
25 500 000
51000
bleiben 2 449000
III. angeſchafft oder hergeſtellt 1. 1. 20 bis 31. 12. 21:
1000 000
Maſchinen 10 000 000, wie oben 10 Prozent
Einrichtung
300 000
Schreibmaſchine 1 500 000, wie oben 20 Prozent
130 00
Wert der Abnutzung
104000 000
K 80
hiervon anzurechnen:
flir Abnutzung und Wertminderung bereits 20 und
6000000
21 abgezogen
bleiben 98000 000
aus Nr. T 32 467 500
aus Nr. II 25 449000
aus Nr. III 98000 000
zuſammen 155 916 500
gegen Gewinn 1922 205 916 500
bleiben ſteuerpflichtig 50 000 000
Einkommenſteuerſatz 28 690 000
und 10 Prozent von 155 916 500 15 591 650
Geſamtſteuer 44 281650
fohne den Abzug wäre die Einkommenſteuer über 75 Millionen höher.)
Bei Aktiengeſellſchaften, G. m. b. H. und ähnlichen iſt die Rechnung:
bei 50 000 000
iſt die Körperſchaftsſteuer 10 000000
und 10 Prozent wie oben 15 591 650
total 25 591 650
(ohne den Abzug wäre die Körperſchaftsſteuer rund 15,5 Millionen
höher.)
d) Erneuerungskouto.
Nach EinFührung der in z dargelegten Abſchreibung hat das
Er=
neuerungskonto ganz an Bedeutung verloren. Die aus 1920 und 1921
berrührenden Poſten werden abgewickelt (bis 1936). Die Finanzämter
find ermächtigt, anderweite Abkommen mit den Steuerpflichtigen
hierüber zu treffen.
Die ſonſtigen Bilanzpoſten ſind ſeit jeher bekannt und äindern ſich
durch die neuen Beſtimmungen nicht.
Vermögensſteuer und Zwangsanleihe
bedingen eine in manchen Punkten ganz andere Bilanz. Es gilt, die
Subſtanz des Geſchäftsvermögens feſtzuſtellen. Anlagekapital, wie
Grundſtücke, Gebäude, Maſchinen, Regale, Fuhrwerk, Patente, dauernde
Beteiligungen, iſt mit dem 24fachen Reichsnotopferwert 1919 anzugeben,
ſofern es bis 31. 12. 16 angeſchafft oder hergeſtellt war. Iſt es zwiſhen
17 und 19 entſtanden, ſo gilt das 18fache. Für 1920 kommt der
Koſt=
preis zuzliglich 140 Prozent, für 1921 zuzüglich 60 Prozent, für 1922
bis 31. 7. zuzüiglich 20 Prozent und ab 1. 8. 22 Koſtpreis abzüglich 20
Prozent in Betracht, alles unter Berückſichtigung der diverſen
Verord=
nungen und Geſetze.
Betriebskapital, wie Vorräte jeder Art, Außenſtände, Guthaben bei
Banken, Poſtſcheck, Bar Deviſen, Wertpapiere und dergleichen, ſind
teils mit dem Nennwert, teils mit Kurswert, wieder andere mit
Koſt=
preis zuzüiglich und abzüglich gewiſſer Prozentſätze in der beſonderen
Bilanz anzuſetzen. Dieſes hier darzuſtellen, würde zu weit führen.
Eine tabellariſche Aufſtellung, die beabſichtigt iſt, wird im einzelnen
Aufſchluß geben.
* Veithwerke A.G., Sandbach bei Höchſt i. O.—
Frank=
furt a. M. Die Geſellſchaft plont befanntlich Kapitalserhöhung von
7 auf 20 Millionen Mk. Von den neuen Aktien follen 7 Millionen Mk.
den Aktionären 1:1 zu 1000 Prozent zuzüglich Bezugsrechtsſteuer und
Schlußnotenſtempel angeboten werden; über die Verwendung der
reſt=
lichen 6 Millionen Mk. iſt noch nichts bekannt.
* Bremer Wollkämmerei A. G., Bremen. Die
Geſell=
ſchaft legt nunmehr ihren Geſchäftsbericht für das abgelaufene
Geſchäfts=
jahr vor. Wie wir bereits mitteilten, wird eine Divende von 250 Proz.
ausgeſchüttet; außerdem wird den Aktionären auf vier alte eine neue
Aktie gratis angeboten werden. Dem Werkunterhaltungskonto ſollen
außerdem 600 Millionen Mk. (i. V. 10 Millionen Mk.) zugeführt
wer=
den; für Werkwohnungen werden 200 Millionen (i. V. 5 Millionen)
und für Arbeiter= und Angeſtelltenunterſtützung 97,31 Millionen Mk.
(i. V. 1,28 Millionen) zurückgeſtellt; der geſetlichen Rucklage werden
2,92 Millionen (i. V. 0), der Sonderrücklage 88,72 Millionen (i. V. 0)
überwieſen.
Kaiſerkeller A. G., Berlin. Der Aufſichtsrat hat
be=
ſchloſſen, nach reichlichen Abſchreibungen eine Dividende von 100 Proz.
gegen 6 Proz. im Vorjahr in Vorſchlag zu bringen.
* A. G. vorm. H. Gladenbeck u. Sohn, Vildgießerei,
Berlin. In der Aufſichtsratsſitzung wurde beſchioſſen, eine Dividende
von 100 Prozent gegen 25 Prozent im Vorfahre in Vorſchlag zu
brin=
gen auf, das izwiſchen verfünffachte Aktienkapitai.
* E. F. Ohles Erben A. G., Breslau. In der a. v. G.=V.
wurde die Erhöhung des Aktienkapitals um 10 auf 22,5 Millionen Mk.
beſchloſſen; es merden 7,5 Millionen Mk. neue Stammakrien mit
Divi=
dendenberechtigung für 1922/23 und 2,5 Millionen Ak. neie
Vorzugs=
aktien mit 7 Prozent Vorzugsdividende, 6fachem Stimmrecht und
Ge=
winberechtigung für 1923/24 ausgegeben. Die Vorzugsaktien werden
zunächſt nur mit 25 Prozent einbezahlt. Die beſtehenden 2,5 Mill. Mk.
Vorzugsaktien werden in Stammaktien umgewandelt. Die neuen
Stamm=
aktien übernimmt ein Konſortium unter Führung des Schleſiſchen
Vank=
vereins. Filiale der Deutſchen Bank, Breslau, und bietet den Aktionären
auf fünf alte Aktien dier neue Aktien zu 1000 Prozent zuzüglich eines
Paufchalbetrages zur Abgeltung der Bezugsrechtsſterer an; die nicht
benötigten neuen Aktien werden im Intereſſe der Geſellſchaft
ver=
wertet. Die neuen Vorzugsaktien übernimmt ebenfalls der Schleſiſche
Bankverein, Filiale der Deutſchen Bank in Breslau.
Vereinigte Deutſche Nickelwerke A. G., Schwerte,
Weſtf. Die Geſellſchaft legte ihren Geſchäftsbericht für das nur fechs
Monate umfaſſende Geſchäftsjahr vom 1. April bis 30. September 1922
vor. Die Bilanz zeigt wieder ein ſehr günſtiges Bild: der Nohgewinn
beträgt 29,83 Millionen Mk. gegen 11,67 Millionen Mk. i. V., der
Reingewinn 29,076 Millionen Mk. (i. V. 10,762 Mill. Mk.). Die
Divi=
dende wird mit 100 Prozent auf 25 Millionen Mk. Aktienkapital (i. V.
60 Prozent auf 15 Mill.) in Vorſchlag gebracht. Die Debitoren betragen
382 193 Millionen Mk. (i. V., 81,377 Mill.), die Kreditoren 294,401 (i. V.
42,752) Millionen Mk. Das Warenkonto wird auffallend niedrig mit
9,436 Mill. (i. V. 7,884 Mill.) angegeben; offenbar find darin erhebliche
ſtille Neſerven enthalten. Im Geſchäftsbericht wud geſagt, daß die
Intereſſengemeinſchaft mit den Firmen C. Heckmann 9. G (Duisburg),
der Selve A. G. (Altena, Weſtf.) und den Wielandwverken (Ulm) in der
Entwicklung begriffen ſei; der Beſchäftigungsgrad in den größeren
Abteilungen ſei für die nächſten Monate ausreichend. Falls nichſt
be=
ſondene Ereigniſſe eintreten, könne auch für das laufende Geſchäftsjahr
mit einem befriedigenden Gewinn gerechnet werden.
Deutſche Großhandelsindexziffer des
Statiſti=
ſchen Reichsamtes (1913 — 100), Stichtag 24. März 19B3:
1. Getreide und Kartoffeln . ..
2. Fette, Zucker, Fleiſch und Fiſch
3. Kolonialwaren. Hopfen . .
4. Häute und Leder . . . ...
5. Textilien".
.. .
6. Metalle und Petroleum . . . .
263 109
474 970
514 744
503 001
814 453
G0B3 385
7. Kohlen und Eiſen . . 798 743
Lebensmittel (18) . . „ . 329 335
Induſtrieſtoffe (20) „ „ 768 353
Inlandswaren (16) , . 447 711
Einfuhrwaren (22) . „ „ „ .. 657 745
Geſamtindex (38) . . . . . . . . 482 717
Weſtfäliſche Kohlenwertanleihe. Nachdem
nun=
mehr feſtſteht, daß der Preis für weſtfäliſche Fettförderfohle bis zum
3. April keine Veränderung erfahren wird, iſt der Zeichnungspreis
end=
gültig auf 89 000 Mk. je Toye feſtgeſetzt worden. Zeichnungen nehmen
alle Banken und Sparkaſſen entgegen.
Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und
Stahl=
marktes. Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review,
Cleve=
land (Ohio) kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und
Stahl=
marktes: Die Stahlpreiſe ſtiegen weiter um 2—6 Dollars. Der
Mindeſt=
preis für Grobbleche und Profileiſen beträgt jetzt 49 Dollars, für
Knüp=
pel 47 Dollar, Frachtbaſis Pittsburg. Die Käufer zeigen mehr
Zurück=
haltung, weil die Liefefrung ſich verzögert. Die Walzwerke werden mit
nauen Aufträgen überhäuft. Namentlich die Eiſenbahngeſellſchaften
ſind als Käufer auf dem Markte. Die unabhängigen Werke erhöhten
den Preis für Weißbleche auf 5 Dollars pro Kiſte. Der Roheiſenmarkt
hat ſich auf 31—32 Dollars für nördliches, auf 27 Dollars für Alabama=
Eiſen befeſtigt. Die Verbraucher kaufen ſchon jetzt für Lieferung im
dritten und vierten Quertal. Deutſchland iſt Käufer großer Mengen
von Stahl, ebenſo Japan und China. Von England und Schweden
laufen weitere Anfragen ein. Ferromangan koſtet 125 Dollars für
prompte Lieferung, während der Preis für ſpätere Lieferung 115 bis
120 Dollars beträgt. Die Induſtrie arbeitet mit 90 Prozent ihrer
Leiſtungsfähigkeit. Die gegenwärtige Rohblockprodukkion iſt die größte
ſeit ſechs Jahren.
* Umtauſch der 5proz. Schuldverſchreibungen der
Priv. Oeſterr.=Ungar. Staatseiſenbahngeſellſchaft
gegen neue Aktien. Die Staatsciſenbahngefellſchaft bietet den
Inhabern ihrer 5proz. Schildverſchreibungen Em. 1873 und 1874, ſowie
der Schuldverſchreibungen der Brünn=Roſitzer Eiſenbahn den Umtauſch
gegen meue Aktien in der Zeit vom 3. bis 30. April d. J. auf folgender
Baſis an:Die Inhaber der Emiſſionen von 1873 und 1874 erhalten je
zwvei, Inhaber der Schuldverſchreibungen der Brünn=Atoſitzer Eiſenbahn
für je drei Schuldverſchreibungen eine neue Aktien. Die neuen Aktien
ſind ab Geſchäftsjahr 1923 dividendenberechtigt. Beim Umtauſch ſich
ergebende Spitzen von Schildverſchreibungen werden von der
Gefell=
ſchaft, und zwar bei den Emiſſionen von 1873 und 1874 mit 96 000 Mk.
(24000 Prozent) und bei den Brünn=Roſitzer Eiſenbahn=
Schuldver=
ſchreibungen mit 66 000 Mark (22000 Proz.) pro Obligation bar
ein=
gelöſt. Die näheven Umtauſchbedingungen ſind in der Wiener Zeitung
und im Deutſchen Reichsanzeiger veröffentlicht.
Die Geſellſchaft wacht damit einen Kompromißvorſchlag, da von ihr
bekanntlich beſtritten wird, daß die 5=Prozeut=Obligationen in Franes
eingelöſt werden müiſſen. Sie erklärt, daß die zweifelhaften Anſprüche
der Beſitzer der Obligationen nur auf dem Wege langwieriger und
koſt=
ſpieliger Währungsprozeſſe geltend gemacht werden können, und iſt
von ihrem Standpunkte aus zu einem bedeutenden Opfer bereit. (Kurs
der Oeſterr.=Ungar. Staatsbahn=Aktien 242 500.) Die nicht
eingetauſch=
ten Obligationen werden nur in Papiermark eingelöſt werden.
Meſſen.
Die Frankfurter Internationalen Meſſen
ſind beſtrebt, jeder Meſſe ihre beſondere Note zu geben. Für den
bevor=
ſtehenden Frühjahrs=Großmarkt vom 15. bis 21. April iſt das Beſondere
in der Eröffnung des Hauſes „Schuh und Leder” und des
Meſſegüter=
bahnhofs zu ſehen. Meſſetechniſch geſprochen deuten ſich die beiden neuen
Bauten ſo aus: Die organiſatoriſche Durchbildung und Ausfeilung des
von Frankfurt vorbildlich durchgeführten Verfahrens der
branchenmäßi=
gen Gruppierung der Ausſteller machte einen nicht weniger beträchtlichen
Schritt vorwärts als die Abſichten, planmäßig die Errichtungen der
Meſſe auszugeſtalten, die einen raſchen und möglichſt wenig Koſten
ver=
urſachenden An= und Abtransport der Meſſegüter gewährleiſten. Die
Vervollkommnung des ausſtellungsmäßigen und techniſchen Apparates
ſchreitet rüſtig vorwärts. Dabei ſind die auf Förderung des
Qualitäts=
gedankens eingeſtellten Beſtrebungen, wie ſie im Haus „Werkbund” ihren
ſichtbarſten Ausdruck finden, nicht zu kurz gekommen, ſondern haben
gleichfalls neue glückliche Reſultate zu verzeichnen. Die erfreulich
zahl=
reich einlaufenden Einkäuferanmeldungen erweiſen die Zugkraft der
Pro=
paganda der Meſſeleitung in Frankfurt, die ſich zum erſtenmal des
Mit=
tels der motiviſchen Reklame bedient hat. In allen
Werbeveröffent=
lichungen kehrt der von Albert Fuß ſtammende, ungemein geſchickt
variierte Entwurf des Plakates wieder. — Alle den Meſſebeſuch
an=
gehende Anfragen beantwortet das Meſſeamt Frankfurt bereitwilligſt.
Ueber Sonderzuge und alle Reiſegelegenheiten geben die Geſchäftsſtellen
der Hamburg=Amerika=Linie und die Anſchläge in den Bahnhöfen
Aus=
kunft.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
kam das Geſchäft nur ſchwerfällig in Fluß. Die Preiſe behaupteten im
allgemeinen ihren Stand bei geringem Angebot vom Inland. Für
Wei=
zen, Roggen und Gerſte war die Nachfrage gering, für Hafer aber etwas
ſtärker, ſodaß für letzteren etwas höhere Preiſe bezahlt werden mußten.
In den übrigen Artikeln waren die Umſätze und Preisveränderungen
belanglos.
. Vom Holzmarkt, Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Die Preisſenkung, die ſich ſeit Mitte März in den Staats=
und Privatforſten vollzogen hat, iſt um ſo bemerkenswerter, als der
Wille zum Abbau der Rohſtoffpreiſe ſich im allen Gegenden Deutſchlands
faſt einheitlich bekundet. Nach Anſicht vieler Fachleute iſt es nicht ſo
die Aenderung der Stundungsvorſchriften, die eine weſentliche
Verſchär=
fung der bisherigen Bedingungen brachte, als vielmehr die
vollkom=
unene Teilnahmsloſigkeit des Holzverbrauchs gegenüber allen, und zwar
auch den noch ſo verlockenden Angeboten an Schnitthoiz, die das
Säge=
mühlengewerbe zur Beſinnung brachte. Dazu kommt, daß in
verſchie=
denen Gegenden Deutſchlands, ſo z. B. im Freiſtaat Sachſen, die
Arbeit=
nehmer in der Möbelinduſtrie wegen Lohndifferenzen ausgeſperrk
wur=
den, und daß in weiteren Kreiſen des holzverarbeitenden Gewerbes auch
nicht die mindeſte Neigung beſteht, die Vorräte an Schnitthölzern zu
ergänzen yder gar zu erweitern. Infolgedeſſen nehmen dort, wo noch
Aufträge aus früheren Beſtellungen der Erledigung hauren, die
Lager=
beſtände ab, was für den Fall beſonders bemerkt werden muß, daß in
abſehbarer Zeit der Dollar wieder ſteigen ſollte. Die Angebote an
Schmittholz ſind in den letzten Tagen ziemlich dringend geworden, weil
es kaum einen Schneidemühlenbeſitzer in Deutſchland gibt der nicht
größere Zahlungsverpflichtungen abzutragen hätte. Lebhaft war die
Nachfrage ausſchließlich nach Bahnſchwellen, die ſowohl von Danziger
Exportfirmen, wie von den Häuſern des Holzhandeis, die mit dem
Eiſenbahnzentralamt in Verbindung ſtehen, geſucht wurden. Es
wur=
den nicht nur Bahnſchwellen für preußiſche, ſondern auch für ſächſiſche
Zwecke verlangt. Das Geſchäft in Kehlleiſten iſt erlahmt. Infolgedeſſen
ſtockt auch der Abſatz in aſtreinen Seiten, und dieſe ſverden vielfach
aus zweiter Hand zu billigeren Preiſen angeboten, als die
Sägemühlen=
induſtrie ſie zu verkaufen beabſichtigt. Am Bauholzmarkt iſt das
Ge=
ſchäft völlig ins Stocken geraten. Man hört nichts von neuen
Projek=
ten, und es werden nur beſcheidene Mengen von den Sägewerken
ab=
geſetzt, die zur Belieferung des nur ſchidach beſchäftigten Baugeſverbes
dienen.
Börſen.
wb. Frankfurker Börſenſtimmungsbild. Obwohl ſich
heute die Börſenbeſucher nur zum Geſchäft des Deviſen= und
Notenver=
kehrs eingefunden hatten, war doch Fühlungnahme nach verſchiedenen
Effekten zu bemerken. Der Debiſenmarkt wies in den heutigen
Vor=
mittagsſtunden nur geringen Geſchäftsverkehr auf. Der Dollar, der mit
21 500—21 400 genannt wurde, blieb nur beſcheidenen Schwankungen
ausgeſetzt. Der Effektenverkehr von Bureau zu Bureau war wenig
leb=
haft. Während der Oſterfeiertage waren aus Publikumskreiſen bisher
die Aufträge noch ſpärlich eingegangen, doch ſind es in der Mehrzahl
Kauflimite. Die Stimmung war eine entſchieden feſte und die
Aus=
ſichten, für die nächſten Tage lauten durchweg günſtig. Soweit Preiſe
genannt wurden, liegen dieſe über den letzten Notierungen. Unter
üb=
lichem Vorbehalt ſind anzuführen: Nordd. Lloyd 32 000, Scheideanſtalt
36 000, Höchſter 31 000, Bagdad II 32000, Ungar. Kronen 6300, Oeſterr.
Kreditanſtalt lebhaft gehandelt 11 500. Von Freiverkehrspapieren waren
Benz ſehr gefragt 19 500, Elberfelder Kupfer 16 000, Kreichgauer 3000,
Metz Söhne 15500, Ufa 13 560—15000, Inag 17 250, Brown=Boveri
11500, Grovag 1875—1975, Krügershall 22 500, Api 19000,
Schutz=
gebietsanleihe nannte man 14 775.
Frankfurter Abenddeviſen vom 3. April. Sehr ſtill,
ohne Veränderung. Dollarnoten 21 400, Polennoten 50½, London
99 400, Neu=York 21 400—21 300, Paris 1410, Holland 8375, Italien
1075, Schweiz 3950.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Am
Debiſen=
markt war das Geſchäft nicht beſonders groß. Es zeigte ſich zwar etwas
ſtärkere Nachfrage, die aber durch die Reichsbank leicht befriedigt werden
konnte, ſodaß die Notierungen im Vergleich zu den letzten vom vorigen
Donnerstag nur unweſentliche Aenderungen aufwieſen. Für Effekten
wurden von den in geringer Zahl anweſenden Intereſſenten zumeiſt
etwas höhere Kurſe für die führenden Papiere genannt.
w. Deviſenm iekt. Frankfurt a. M., 3. April,
B. Ve
Briel. Geld Ipri‟
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Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 4. April 1923.
Seite 7.
das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
42)
ſchdru: verboten!.
Bange Stunden vergingen. Gegen Abend öffnete ſich die
Tür von neuem. Dieſes Mal war es nicht der Wärter, ſondern
es ſchien der Kommiſſar ſelbſt zu ſein.
„Liegt hier der amerikaniſch= Kapitän, der Steuermann
und die Ruſſin Irene Hermann?” fragte er.
Jakobus Brown bejahte.
„Dann habt Ihr hier in der Zelle nichts zu ſuchen, Ihr ſeid
deportiert und müßt Euch ſelbſt ernähren. Hinaus mit Euch
und meldet Euch morgen mittag auf dem Polizeibüro.”
Verſtohlen druckte er Irene Hermann einen Zettel in die
Hand und ſtellte ſeine Laterne ſo hin, daß ſie ihn leſen konnte,
während er mit dem Türfchließer draußen ſprach.
„Es iſt alles gut,” las Irene. „Soeben bin ich vor dem
bolſchewiſtiſchen Standesbeamten ſeine Frau geworden. Das
Geld hat er gefunden. Er wird Sie noch heute freilaſſen. Unten
an der Wolga liegt ein Schiff, das in der Nacht abfahren ſoll,
gehen Sie an Bord, der Kapitän iſt beſtochen. Man wird Sie
nicht verfolgen. Wir machen eine Inſpektionsreiſ= an die
fin=
niſche Grenze, und dort wird er mich nach Helſingfors fliehen
laſſen. Ihre Sonja Kuropatkin.”
Irene verbrannte das Blatt raſch an der Laterne, damit es
nicht doch bei ihr gefunden werden könne. Dann verließen die
drei das Gefängnis. Der Sowjetkommiſſar ſchritt vor ihnen her,
in den Gängen und auf dem Hofe begegnete ihnen kein Menſch.
Das Tor ſtand offen, ſie waren frei.
Irene atmete auf.
„Jetzt glaube ich es erſt. Bis jetzt habe ich dieſem
Sowjet=
kommiſſar nicht recht getraut, trotz des Briefes. Sie ſollen ſo
ver=
ſchlagen hier ſein.”
Ihr Führer war verſchwunden, aber der Weg war nicht
ſchwer zu finden, bald ſtanden ſie am Ufer der Wolga, die ſich
breit und träge im Mondlicht dahinwälzte. Ein Wolgadampfer
lag am Kai, aber nichts deutete auf Abfahrt hin.
„Das Ding ſieht aus wie ein Dampfer auf dem Miſſiſſippi,”
ſagte Brown. „Wie kommen ſie hier zu amerikaniſchen
Fluß=
dampfern, die können doch nicht auch geſtohlen ſein?
„Nein,” meinte Irene, „man hat die Schiffahrt auf der
Wolga nach amerikaniſchem Syſtem eingerichtet, der Fluß iſt
breit und teilweiſe ſehr flach. Aber laſſen Sie uns den Schiffer
ſuchen.”
Endlich entdeckte ſie einen Mann, der an der Bordwand lag
und ſchlief. Sie ſtiegen über den Steg, und Patrick rüittelte den
Mann wach. Verſchlafen ſah der ſich um.
Geht das Schiff heute nacht ab?” fragte Irene.
Der Schiffer ſah ſie mißtrauiſch an.
„Wer ſeid Ihr?”
„Sonja Kuropatkin ſchickt uns,” ſagte Irene leiſe.
„Dann raſch.‟ Er ſah ſcheu um ſich und führte ſie unter
Deck in einen kleinen Raum, wo eine Laterne brannte. Die
Luken waren feſt verſchloſſen.
„So ſahen unſere Schiffsgefängniſſe bisher auch immer
aus,” brummte Brown, „nur die Laterne fehlte.”
„Was zahlt Ihr für die Fahrt?”
„Er wird uns im Preiſe hoch ſchrauben wollen,” ſagte Irene
leiſe auf Engliſch zu Brown, „wie weit kann ich gehen?”
„Soviel wir haben, ſoll er kriegen, wenn er uns ſicher über
die Grenze ſchafft,” erwiderte der ebenſo.
„Was ſoll’s koſten?”
„Zwei Millionen Rubel für jeden.”
„Bis wohin?”
„Wenn kein Unglück geſchieht, fahre ich hinunter bis
Aſtra=
chan und ſehe, daß ich über den Kaſpiſchen See nach Baku komme.
Ich habe Holz geladen, das dort jetzt teuer bezahlt wird, und
kann noch ein Floß ſchleppen, wenn ich noch mehr Holz kaufen
kann. Im Kaukaſus unten ſoll Revolution geweſen ſein, ſie
haben die Bolſchewiſten verdrängt und einen neuen Staat
aus=
gerufen. Wenn die Kohlen reichen
„Gut,” ſagte Irene, „eine Million für jeden ſofort, den Reſt,
wenn wir unbehelligt in Baku das Schiff verlaſſen. — Es iſt
nicht viel für jetzige Begriffe,” meinte ſie zu Brown, jeder zahlt
200 Dollar, die Freiheit iſt damit nicht zu teuer bezahlt.”
Sie gab dem Schiffer das Geld.
„Kommt jetzt unter Deck,” ſagte der, und nahm die Laterne.
„Hier ſeid Ihr nicht ſicher.”
Er führte ſeine Schiffsgäſte in den Laderaum, wo alles mit
Holz zugebaut war. In einer Ecke ſchob er ein paar Bretter zur
Seite, da kam ein Verſteck zu Tage, in dem ſogar einige Decken
lagen und ein Brot.
„Licht dürft Ihr nicht machen, es iſt zu feuergefährlich und
noch ſeid Ihr nicht ſicher. Morgen am Tage könnt Ihr heraus,
dann haben wir Niſchnif Nowgorod hinter uns.”
Er ging und ſchob die Bretter wieder vor das Verſteck.
In der Nacht ſpürten ſie einen leiſen Stoß, der Dampfer
war abgefahren, dann ſchliefen ſie traumlos ein.
Rechts und links aber an beiden Ufern der Wolga lauerte
der Hunger. Seit Monaten war kein Regen gefallen, der Strom
ührte wenig Waſſer, die Felder verdurſteten und die Wälder
verbrannten.
Trocken und hart lagen die Erdſchollen, der Bauer
bear=
beitete nur, was er für ſich brauchte, das andere lag brach. Und
über allem brannte die grelle Sonne, und die Stechfliegen
ſummten..
Ein vertrockneter Wald ſteht am Ufek. Verzweifelt ſuchen
die Wurzeln in dem ausgedörrten Boden nach Nahrung —
nichts, kein Waſſer, nichts Nährendes iſt mehr in dem
ſteinhar=
ten Untergrund. Ein Funken genügt, um das trocken? Holz zu
zünden, und das Feuer ſpringt von Baum zu Baum. Kein
Menſch denkt an Löſchen. Wozu? Laß abbrennen. Und das
Feuer frißt um ſich.
Hundert Wälder brennen ſo an der Wolga.
In Scharen ſind ſie gekommen, zu Tauſenden und
Abertau=
ſenden, und liegen am Ufer mit Pferd und Wagen, mit Weib
und Kind. Ein Floß wird gebaut, um auf die andere Seite zu
kommen. Drüben am anderen Ufer iſt es beſſer, drüben liegt
Mütterchen Moskau, das muß ſie aufnehmen und nähren.
Drüben aber liegen andere. Fort wollen ſie, fort von
Mos=
kau, nach Sibirien, dort ſoll es Korn geben. So gehen
ununter=
brochen die Ströme, Tag und Nacht. Millionen, ſind auf der
Wanderſchaft, Millionen ſuchen nach Brot und Taufende bleiben
am Wege liegen.
Kranke und Kinder liegen am Ufer auf dem ausgedörrten
Graſe, die Fliegen umſchwärmen ſie, aber ſie können ſich ihrer
nicht mehr erſpehren. Die Reiſe war zu lang, und ſie ſind zu
ſchwach.
Daheim hatten ſie einen Hof und eine Hütte, und dazu das
Feld und ein Pferd, einen Wagen und viele Pud Mehl.
Das Feld wollte nicht tragen, die Halme verdorrten, ehe ſie
Frucht trugen. Was nützt die Hütte, wenn man nichts zu beißen
hat. Das Pferd iſt beſſer dran, es kann vertrocknetes Gras
freſſen. Kann man das nicht auch? Sie reißen die Büſchel aus
der Erde und kochen ſie. Wo kein Holz iſt, müſſen die Stühle
in den Ofen, oder das Dach, der Zaun. Wozu ein Dach, wenn
es dech nicht regnet, wozu ein Zaun, wo nichts zu ſtehlen iſt.
Nur der Wagen muß bleiben und das Pferd.
Wenn ein Schiff den Fluß hinabfährt, ſchreien ſie: „Nehmt
uns mit!“
Aber die haben keinen Platz mehr. Wollen ſie ſelbſt geſund
durchkommen, dann müſſen ſie fahren, rückſichtslos fahren.
Denn neben dem Hunger ſitzt am Ufer der Wolga die Peſt.
Noch iſt ſie nicht da, am Abend, ſie ſehen ſie noch nicht. Sie
ſitzt neben dem Schlafenden, und am Morgen finden ſie einen
Toten mitten unter ſich. Das Entſetzen packt ſie, ſie wollen fort,
aber die Peſt ſitzt ihnen ſchon im Nacken, in den Kleidern, in den
Eingeweiden, und am nächſten Raſtplatz holt ſie ſich neue Opfer,
nicht mehr einen — zehn.
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Geben Sie Ihrem Kinde, wenn es in den
Entwicklungs=
jahren blaß und ſchwächlich wird, eine zeitlang
regel=
mäßig „Kufeke” and zwar einmal zum Frühſtück
als Erſatz für Kaffee und Tee, die doch keinen
Nähr=
wert haben, das andere Mal als Suppe vor den
Haupt=
mahlzeiten. „Kufeke” läßt ſich mit Milch, Kakao und
vielen anderen Speiſen verabreichen, bietet daburch
ſtets eine willkommene Abwechſelung und regt Appetit
und Verdauung an Die Kufeke”=Koſt wrd auch
gern genommen, weil ſie ſehr gut ſchmeckt.
Bleichſüch=
tige junge Mädchen geben ihr oft den Vorzug vor der
Milch, gegen die ſie manchmal einen Widerwillen haben.
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Gebrauch, durch ſeine große Ergiebigkeit ſtellt es ſich
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Seite 8.
Tit;
iidier Tayb: it, Mitiwoch, den 4. April 1923.
Nummer 92.
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ins=
beſondere die des Deutſchen Werkmeiſter=
Verbandes.
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Werkmeiſter=Verbundes H. Buſchmann
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werden neue Kohlenausweiskarten ab Montag, den 9. April, in unſerer
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ſtelle, Aleganderſtr. 22, Erdgeſchoß, Zimmer 9, ununterbrochen von vormittags/ Hiehpull
7 Uhr bis nachmittags 2 Uhr verausgabt. Die ſeither gültige Kohlenaus=/mit Drehſtuhl, ſowie
weiskarte ſowie der Lebensmittelausweis ſind vorzulegen. Gewerbekohlen= guterh. Stühle zu
und Untermieterausweiskarten werden vorerſt nicht erneuert. Für alle an dem taufen geſ. Angeb.m.
genannten Tage nicht abgeholten Ausweiskarten wird vom nächſten Tage ab eine Preisangabe u. B 14
Gebühr von 50 Mark erhoben.
Montag, den 9. April v. 1. Bez. die Straßen mit den Anfangsbuchſtaben 4—n/Markiſendrell
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Mittwoch, „ 11.
Donnerst., „ 12.
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Montag, „ 16.
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Mittwoch, „ 18.
Donnerst., „ 19.
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Donnerst., „ 26.
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Montag, „ 30.
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aus der Schule entlaſſen wurden, werden
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den 6. April, zwiſchen 9-12 und 4-7 Uhr
Alexanderſtraße 27 aufgenommen.
Darmſtadt, 28. März 1923.
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vom 26. März ds. Js. aus dem
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ſtädter Gemeindewald, Diſtrikt
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ſuch die Schule verlaſſen haben, ſind
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pflichtet, noch drei Jahre lang die
Fortbildungsſchule zu beſuchen.
Die Neuaufnahme findet ſtatt am
Montag, den 9. April Ifd. Js.,
vor=
mittags 8—12 Uhr und nachmittags 2
bis 5 Uhr, und zwar für Metallarbeiter
und Bauhandwerker im Schulhaus
Landgraf=Philipp=Anlage 6: für
Schuhmacher,Sattler, Kammacher,
Schnei=
der, Poſamentiere, Schneiderinnen,
Bäk=
ker, Metzger, Konditoren, Kellner, Köche,
Friſeure,Gärtner, Schriftſetzer, Buchdrucker,
Landwirte, Fabrikarbeiter, Hausburſchen,
Taglöhner uſw. im Schulhaus Nied.=
Ramſtädterſtraße 8: für Kaufleute
männlichen und weiblichen Geſchlechts
und Schreiber im Schulhaus
Her=
mannſtraße (Mittelſchule 1I); für alle
Mädchen, mit Ausnahme der gewerblich
und kaufmänniſch tätigen, im
Schul=
haus Alexanderſtraße 27.
Alle von auswärts neu zugezogenen
Fortbildungsſchulpflichtigen der drei
Jahrgänge haben ſich am gleichen Tage
in den betr. Schulhäuſern zu melden.
Näheres wird bei der Anmeldung be=
(st2364
kanntgegeben.
Darmſtadt, den 31. März 1923.
der Vorfitzende des Schulvorſtandes:
Dr. Gläſſing, Oberbürgermeiſter,
Kohlenpreiſe der Grube
„Prinz von Heſſen”
Von Dienstag, den 3. April ds. Js.,
ab betragen die Preiſe ab Grube:
Großſtück. Hausbrandkohle 4000 M. je Ztr.
Kleinſtückige
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Induſtriekohle . . . . 2800M.,
Feinkohle . . . . . . . 1200M.,
Der Fuhrlohn beträgt beiAnfuhr durch
unſere Fuhrleute zurz it 500 Mk. je Ztr.
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vorbehalten. Lieferfriſt etwa eine Woche.
Abbeſtellungen bei Preisänderungen
müſſen innerhalb 3 Tagen erfolgt ſein.
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ſtädt. Hallenſchwimmbad am Samstag,
den 7. d8. Mts. zu den um 100 Mk.
erhöhten Grubenpreiſen.
(st,2766
Verwaltung
der ſtädtiſchen Braunkohlengrube
„Prinz von Heſſen” bei Darmſtadt.
Spul= und
Dantdtbalul, Madenwürmer, 3
dieſe 5. marotzer entziehen dem Körper die
beſten Häfte, der Menſch wird blutarm,
nervös, elend und ſchlapp. Bleichſüchtige *
und blutarme Frauen und Mädchen, Magen=
und weißflußleidende ſowie nervöſe
Per=
ſonen uſw. leiden in den meiſten Fällen an
Eingeweidewürmern, erkennen ader ihre
Kranßheit nicht. Ehe Sie etwas dagegen
unternehmen, verlangen Sie Ausdunn
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