Darmstädter Tagblatt 1923


04. April 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauntſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 92
Mittwoch, den 4. April 1923
186. Jahrgang

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Die Türkei und die Alliierten.
* London, 3. April. (Priv.=Tel.) Nach Meldungen aus
der Türkei iſt die Note der Alliierten dort günſtig aufgenommen
worden. Die türkiſche Preſſe deutet auf Annahme des alliierten
Vorſchlags zur Erneuerung der Lauſanner Konferenz voraus=
ſichtlich
Mitte dieſes Monats hin. Eine dahingehende Antwort
ſcheint für die nächſten Tage bevorzuſtehen.
Die Times ſagt zu der Note der Alliierten, die Türken =
ren
ſchwer zu befriedigen, wenn ſie den Inhalt der Note nicht
verſöhnlich fänden. Sie beſchränkte ſich klug auf die Darlegung
der Prinzipien, auf Grund deren die Verhandlungen nutzbrin=
gend
wieder aufgenommen werden könnten. Dieſe Prinzipien
enthielten verſchiedene Zugeſtändniſſe, die erfolgreiche Ergeb=
niſſe
zeitigen ſollten. Die wirtſchaftlichen Klauſeln erklären die
Alliierten für ein Gebiet, über das man ſehr wohl verhandeln
könne. Aber inzwiſchen hätten ſie diejenigen ihrer Staatsange=
hörigen
, die daran intereſſiert ſeien, aufgefordert, ſelbſt mit der
türkiſchen Regierung in Ve handlungen einzutreten, um zu
einem Abkommen zu gelangen auf der Grundlage des vorge=
ſchlagenen
Vertragsentwurfes. Es ſei zu hoffen, daß dieſe pri=
vaten
Verhandlungen, die den unbeſtreitbaren Vorzug hätten,
daß ſie jeden Schein eines Druckes vermieden, nicht länger hin=
geſchleppt
würden. Für dieſen Fall allerdings würden die Mächte
keinen anderen Ausweg ſehen, als die Aufnahme umfaſſender
Garantien in dem Friedensvertrage.
Andere Blätter, wie z. B. Daily Telegraph und Daily Chro=
niele
, meinen, die Türkei habe eigentlich nichts getan, um eine
ſolche verſöhnliche Haltung der Alliierten zu rechtfertigen, wie
ſie die Note zeige. Sie ſind beſorgt, daß den Türken in vielen
Punkten Zugeſtändniſſe gemacht würden.
Kohlenbeſchaffung aus Südafrika.
Hamburg, 3. April. Seit der Beſetzung des Ruhrgebiets
durch die Franzoſen haben die deutſchen Afrika=Linien
ihre Schiffe mit aller Beſchleunigung in den Dienſt der Koh=
lenbeſchaffung
aus Südafrika geſtellt. DDie erſten
Ladungen treffen, wie gemeldet wird, bereits in der erſten April=
hälfte
in Hamburg ein.

Vom Tage.
Geſtern nachmittag fand im Reichsfinanzminiſterium eine unverbind=
liche
Vorbeſprechung mit einigen Gewerkſchaftsvertretern über die Frage
eines neuen Aufbaues der Beamtengehälter ſtatt.
Seit Mitte März ſind durch die Invaſionstruppen im Ruhrgebiet
bereits 134 Volksſchulen mit 923 Schulräumen, 1 Mitvel=
ſchule
und 12 höhere Schulen faſt ganz belegt, elf höhere
Schulen teilweiſe, ſechs weitere vorübergehend beſchlagnahmt worden.
Viele Zehntauſend von Schulkindern wurden dadurch vom Schulunter=
richt
ausgeſchloſſen.
General Degoutte hat den Bergwerksdirektoren mitteilen
laſſen, daß die Ultimatumsfriſt zur Ablieferung der Kohlenſteuer
bis zum 15. April verlängert wurde.
Nach Angaben der Kreisleitung des Mieterverbandes Deutſchlands
haben im Norden und Oſten Berlins viele Tauſende von
Mietern mit der Erklärung, daß ſie die Zahlung als
Demonſtration gegen die Wohnungspolitik des Magiſtrats verwei=
gern
, die Wohnungsmiete für dieſen Monat nicht ent=
richtet
.
Aus dem Laboratorium der Techniſchen Prüfungslehmn=
ſtalt
in Moabit wurden Platingeräte im Werke von 12 Mil=
lionen
Mark geſtohlen, insbeſondere handelt es ſich um eimen Pla=
tinkeſſel
und eine Platinweinſchale.
Kontreadmiral v. Gohren, Leiter der Dienſtſtelle Hamburg der
Marineverwaltung, iſt am Samstag im Eppendorfer Krankenhaus im
Alter von 49 Jahren geſtorben.
Der vor einigen Tagen in Marienburg verhaftete franzöſiſche
Fournaliſt Labourel wurde wieder freigelaſſen.
Der Vizepräſident der Anglo=Oeſterreichiſchen Bank Dr. Wilhelm
Roſenberg hat in ſeiner Kanzlei in Wien einen Selbſtmord=
verſuch
verübt und ſich durch einen Schuß lebensgefährlich verletzt.
Roſenberg lebte von ſeiner Familie getrennt.
Der britiſche Oberkommiſſar für Meſopotamien
Sie Perch Cox reiſte im Flugzeug wieder nach Bagdad ab.
Dolſarkurs in Frankfurt am 3. April,
abends ½7 Uhr: 21300.

Die europäiſche Frage.
Größere Aktivität der Vereinigten Staaten?
Am 29. Dezember 1922 hielt der amerikaniſche Staatsſekretär
Hughes zu Newhaven in einer Sitzung der Hiſtoriſchen Geſell=
ſchaft
eine Rede, in der er die Notwendigkeit einer Regelung des
Reparationsproblems beſonders ſtark betonte. Er ſchlug die Ein=
ſetzung
eines internationalen Ausſchuſſes vor, dem die Ausarbei=
tung
eines gerechten und erfüllbaren Reparationsprogramms
übertragen werden ſollte. Die in dieſen Ausſchuß zu entſenden=
den
Männer ſollten an Sachkenntnis, Verantwortungsbewußt=
ſein
und Unparteilichteit ſo über jeden Zweifel erhaben ſein, daß
ihrem Spruch nirgends in der Welt Widerſtand geleiſtet werden
könnte. Der Gang der Verhandlungen auf der Pariſer Kon=
ferenz
wurde aber kaum durch dieſe Ausführungen beeinflußt,
denn die Augen der franzöſiſchen Politiker waren ſtarr auf die
Ruhr gerichtet, und England und Italien waren noch nicht in
dem Grade von der Schädlichkeit und Ausſichtsloſigkeit der fran=
zöſiſchen
Pfänderpolitik überzeugt, wie ſie es heute ſind. Erſt
jetzt, drei Monate ſpäter, finden jene Ausführungen Hughes' die
ihnen gebührende Beachtung, und es war das Bedeutſamſte an
den bedeutſamen Ausführungen des deutſchen Außenminiſters
v. Roſenberg letzthin, daß er an die Vorſchläge von Hughes an=
knüpfte
, ſie im Namen der Reichsregierung billigte und dem
Außenpolitiſchen Ausſchuß folgendes Programm für die Arbeit
einer internationalen Kommiſſion von Geſchäftsleuten unter=
breitete
:
1. Feſtſtellung der bisherigen deutſchen Leiſtungen,
2. Ermittlung der deutſchen Zahlungsfähigkeit,
3. Feſtſtellung der Art, wie Zahlungen und Lieferungen er=
folgen
könnten.
Auch die Bereitwilligkeit der Reichsregierung, eine möglichſt
große innere und äußere Anleihe aufzunehmen, um einen großen
Teil der Reparationsſchuld mit einem Schlage zu tilgen, wurde
nochmals beſonders betont.
Eine Löſung des Reparationsproblems ohne den Haupt=
gläubigerſtaat
Europas, die Vereinigten Staaten von Amerika,
erſcheint vorerſt ausſichtslos, und es war uns daher ein Be=
richt
, den wir aus Neu=York erhalten, von ganz beſonderem
Intereſſe, in der die gegenwärtige innerpolitiſche Situation der
Vereinigten Staaten behandelt wird:
Der 37. Kongreß hat ſoeben geſchloſſen, und zwar hat er
ſich, gemeſſen an ſeinen Aufgaben, als unzulänglicher erwieſen,
wie die Mehrzahl ſeiner Vorgänger. Er hat in nichts beigetragen
zur Löſung der großen Fragen auf wirtſchaftlichem Gebiete, zu
denen in erſter iLnie die der Eiſenbahn und des Kohlenberg=
baues
gehören und die nur durd, die zeitweilige Belebung des
Geſchäftes ein wenig in den Hintergrund gerückt ſind. Die Ent=
ſcheidung
in der Einwanderungsfrage iſt nur vertagt worden,
und zur Erleichterung der Lage der Landwirtſchaft hat man in
letzter Stunde ein Stück Kompromißgeſetz angenommen, welches
die Regierung zu einer Art von Finanzhilfe verpflichtet.
Die ganze Seſſion ſtellt ſich dar als ein langer und koſt=
ſrieliger
Kampf zwiſchen politiſchen und wirtſchaftlichen Inter=
eſſen
um die Oberhand und als ein Manövrieren hauptſächlich
im Hinblick auf die Präſidentſchaftswahlen von 1924. Es iſt des=
wegen
kein Wunder, daß das Land und insbeſondere die Han=
dels
= und Induſtriekreiſe, die die ganze Zeit über wegen dieſer
oder jener Bill, die ſie ſpeziell anging, auf dem aui vire ge=
ſtanden
haben, einen faſt hörbaren Seufzer ausſtießen, als damit
endlich ein Ende war.. Harding, der die wachſende Unzufrieden=
heit
über ſeine Adminiſtration wohl zu ſpüren bekommen hatte,
entſchied ſich dafür, daß Vorſicht der beſſere Teil der Tapferkeit
ſei, und kündigte an, daß er zwiſchen dem Ende des letzten Kon=
greſſes
und dem Zuſammentritt des neuen im Dezember keine
Extraſeſſion anſetzen werde.
Die Präſidentſchaftswahlen ſind nicht mehr allzu fern, und
da die ſtaike Zurückhaltung der gegenwärtigen Regierung den
ernſten Problemen der auswärtigen Politik gegenüber in den
Vereinigten Staaten nachgerade Anſtoß erregt (die kataſtrophale
Wirtſchaftslage der Farmer iſt bedingt durch die gegenwärtigen
wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Europa), ſo iſt zu erwarten, daß
die Harding=Regierung im Bewußtſein ihrer dürftigen bisherigen
Leiſtungen verſuchen wird, durch eine aktivere Außenpolitik den
Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es ſind neuer=
lich
Anzeichen vorhanden, daß ſie die europäiſche Situation mit
größerer Schärfe beobachtet, als ſie die Oeffentlichkeit hat wiſſen
laſſen, und zu handeln ſich anſchickt, wenn ſie die Zeit dafür als
gekommen erachtet. Die Abſage der geplanten Reiſe des Staats=
ſekretär
Hughes nach Südamerika wird hier allgemein als ein
Anzeichen hierfür und die erfolgreiche Verhandlung über die
Fundierung der engliſchen Kriegsſchuld als ein erſter Schritt in
dieſer. Nichtung aufgefaßt. Die Verſchiebung jeglicher Aktion bis
nach Vertagung des Kongreſſes und die ausgeſprochene Abſicht,
keine weitere Seſſion einzuberufen, gehören ſicherlich mit in den
Rahmen dieſer Verſuche der Regierung, ſich freie Hand zu ſchaf=
fen
. Jede ſolche Aktion bedingt freilich zu ihrem Gelingen eine
ſorgfältig vorbereitete Politik, wie ſie einſtweilen auch beim
beſten Willen nicht zu erkennen iſt. Tröſtlich iſt es aber gleich=
wohl
, zu wiſſen, daß in dem Spiel und Widerſpiel der Politiker
und Politiken in den Vereinigten Staaten wirklich das Ein=
greifen
in Europa die Trumpfkarte bedeutet.
An dieſem Zuſammenhang iſt feſtzuſtellen, daß zweifellos
das wichtigſte Ergebnis des internationalen Handelskammer=
kongreſſes
in Rom, an dem Vertreter von ſieben großen Ländern
teilnahmen, der Beſchluß der Amerikaner war, das Gros der
amerikaniſchen Geſchäfts= und Bankwelt für eine Beteiligung an
der Löſung des Reparationsproblems zu gewinnen. Auch in
Europa ſoll für die amerikaniſche Auffaſſung hinſichtlich des Re=
parationsproblems
und des internationalen Währungsproblems
Verſtändnis geſchaffen werden. Bis dies erreicht iſt, hoffen die
amerikaniſchen Handelskammervertreter offenſichtlich, daß Deutſch=
land
und Frankreich einer geſchäftlichen Beilegung ihrer Kon=
flikte
geneigt ſein werden. Natürlich wiſſen die Amerikaner ganz
genau, daß deutſcherſeits einer vernünftigen und gerechten =
ſung
der mit Frankreich und Belgien ſchwebenden Streitfragen
jederzeit zugeſtimmt werden würde. Eine Wandlung in der Auf=
faſſung
und in den Abſichten hat vielmehr nur beim franzöſiſchen
Volke und bei ſeiner Regierung zu erfolgen. Da kann es viel=
leicht
etwas nützen wenn die italieniſche Preſſe den Pariſer
Machthabern unverblümt den grandioſen Mißerfolg des Ruhr=
unternehmens
dor Augen hält. Das Giornale d’Italia erklärt den
Gedanken, daß die Franzoſen und Belgier die Ruhr und das

Die blutigen Porfälſe in Eſſen.
Die Londoner Preſſe ſpricht von einer Panik der franzöſiſchen Truppen. Abſcheu über das
Wüten der franzöſiſchen Soldateska.

Die engliſche Preſſe zum Eſſener Maſſenmord.
TU London, 3. April. Die Ruhr=Berichterſtatter der Lon=
doner
Preſſe geben ziemlich übereinſtimmende Schilderungen der
trägiſchen Vorfälle im Kyuppſchen Werk in Eſſen, die das fran=
zöſiſche
Militär ſchwer belaſten. So heißt es in dem Tele=
gramm
des Eſſener Vertreters des Reuter=
Bureaus:
Auf das Sirenenſignal hi2 verließen die Arbeiter
ganz ruhig die Werkſtätten. Die neun Franzoſen wur=
den
beſorgt und nervös. Sie befahlen der Menge, ſich
zu zerſtreuen. Dann aber, von einer Panik ergriffen,
ſchoſſen ſie wiederholt. Seitens der Arbeiter
warkeine Provokation erfolgt. Zahlreiche Arbeiter
wurden in dem Augenblick verletzt, als ſie fortſtürzten, um ſich
vor dem Kugelregen in Sicherheit zu bringen.
London, 3. April. (Wolff.) Die blutigen Vorfälle in Eſſen
werden von der geſamten Preſſe viel beachtet und zum großen
Teil an erſter Stelle veröffentlicht. Die Blätter bringen neben
dem Bericht ihrer eigenen Korreſpondenten auch deutſche ſowie
franzöſiſche Darſtellungen des Vorfalls. Während Daily
Chroniele hervorhebt, daß die Tatſache, daß kein ein=
ziger
franzöſiſcher Soldat irgendeine Ver=
letzung
davongetragen hat, beweiſe, wie wenig Gewalt
von deutſcher Seite angewandt worden ſei, und die Eſſener
Metzelei auf einen Nervenanfall der franzöſiſchen
Soldaten zurückführt, ſchreibt die liberale Weſtminſter
Gazette, die Deutſchen müßten ein ehen, daß ofſener Wider=
ſtand
ihnen in keiner Weiſe nützen önne. Daily Herald
veröffentlicht allerdings unter ſeinen letzten Meldungen einen
Bericht des Sonderkorreſpondenten des Reuter=Bureaus in Eſſen,
in dem dieſer endgültig mitteilt, daß die Ereigniſſe in Eſſen auf
eine Panik der franzöſiſchen Soldaten zurückzufüh=
ren
ſeien. Es hätte keinerlei Herausforderung von ſeiten irgend
welcher Arbeiter ſtattgefunden.
Bevorſiehender Proteſi der Reichsregierung.
Zeugeneidliche Vernehmungen
der Beteiligten durch die Beauftragten der
deutſchen Amtsſtellen.
Berlin, 3. April. Die Nachricht von dem bevorſtehenden
Proteſt der Reichsregierung gegen die Bluttat
von Eſſen wiid dahin ergänzt, daß wegen der außerordent=
lichen
Schwere des Vorfalles eine genaue Feſtſtellung aller Ein=
zelheiten
notwendig iſt, um jedem Einwand von gegneriſcher
Seite vorzubeugen. Deshalb finden zeugeneidliche Ver=
nehmungen
der Beteiligten durch die Beauftragten
der deutſchen Amtsſtellen ſtatt.
Franzöſiſche Vertuſchungsverſuche.
Fuſtizkomödie und Beeinfluſſung der öffent=
lichen
Meinung.
Eſſen 3. April. Die vier Direktoren der Krupp=
Verke, die am Oſterſamstag verhaftet worden ſind, ſollen
Ende der Woche vor ein Kriegsgericht in Werden geſtellt
werden. Es wird alſo von den Franzoſen der Verſuch gemacht,
durch eine Juſtizkomödie das Urteil über das Blutbad in

den Krupp=Werken zu beeinfluſſen und den klaren Tatbeſtand
zu verwiſchen. Zur Beeinfluſſung der öffentlichen
Meinung dienen auch neue Zeitungsverbote. Die Rheiniſch=
Weſtfäliſche Zeitung und die Eſſener Volkszeitung wurden für
acht Tage verboten, weil ſie die Ereigniſſe vom Samstag ſo dar=
ſtellten
, wie ſie ſich wirklich abgeſpielt haben.
24ſtündiger Proteſiſtreik bei Krupp.
Eine Kundgebung des Betriebsrats.
Eſſen, 3. April. (Wolff.) Die Arbeitnehmerſchaft der
Firma Krupp trat heute vormittag 10 Uhr in einen 24 ſtün=
digen
Proteſtſtreik. Der Betriebsrat (Arbeiter= und
Angeſtelltenrat) erläßt dazu folgende Kundgebung:
Noch einmal wendet ſich die Kruppſche Arbeiterſchaft an
das Weltgewiſſen, um durch einen 24ſtündigen Proteſt=
ſtreik
ihren Abſcheu gegen das Blutbad kundzugeben,
das der franzöſiſche Militarismus am Samstag unter der
Kruppſchen Arbeiterſchaft angerichtet hat. In gleicher Weiſe
proteſtieren wir gegen die Verhaftung einiger
Leiter der Werke, die wir nur als eine Folge dieſer
Vorkommniſſe anſehen, um die Schuld an dem Blutbad von
dem franzöſiſchen Militarismus abzuwälzen.
Beileidstelegramme.
Berlin, 3. April. (Wolff.) Die im Deutſchen Gewerk=
ſchaftsbund
vereinigten chriſtlichenationalen Gewerkſchaften haben
an den Betriebsrat der Friedrich Krupp A.=G. in Eſſen folgen=
des
Telegramm geſandt:
Wir ſind von Schmerz und Empörung erfüllt ob des
mörderiſchen Anſchlags der franzöſiſchen Ein=
dringlinge
auf die Kruppſche Arbeiterſchaft.
Sprechen Sie den Hinterbliebenen der Getöteten und Verletz=
ten
unſere herzlichſte Teilnahme aus. Dieſe himmelſchreiende
Tat der fremden Gewalthaber bleibt nicht ungeſühnt. Vor der
Welt fordern wir Genugtuung für dieſen Ueberfall auf Frie=
den
, Leben und Freiheit unſerer Arbeitsbrüder, J. A.: Steger=
wald
, erſter Vorſitzender.
An die Direktion der Friedrich Krupp A.=G. in Eſſen ging
folgende Drahtung:
Anläßlich des gewalttätigen Einbruchs der Franzoſen in
Ihr Werk, dem ſo viele Ihrer wackeren Arbeiter zum Opfer
fielen, ſpreche ich Ihnen namens der im Deutſchen Gewerk=
ſchaftsbunde
vereinigten chriſtlich=nationalen Gemeinſchaften
Deutſchlands herzlichſte Teilnahme aus. Nehmen Sie gleich=
zeitig
die Verſicherung entgegen, daß die chriſtlich=nationalen
Gewerkſchaften ihr Beſtes tun werden, die Front desdeut=
ſchen
Volkes zur Abwehr dieſer ſchuldbeladenen frem=
den
Machtgier noch geſchloſſener zu geſtalten. gez.:
Stegerwald.
Amſterdam, 3. April. (Wolff.) Auf dem am Oſterſonntag
und Montag abgehaltenen Kongreß des niederländi=
ſchen
Arbeiterſekretariats in Amſterdam wurde be=
ſchloſſen
dem Betriebsrat der Firma Krupp in Eſſen
ein Telegramm mit dem Ausdruck der Teilnahme wegen des
Niederſchießens unbewaffneter Arbeiter durch die Franzoſen zu
ſenden, ferner ein Proteſttelegramm an General
Degoutte.

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Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 4. April 1923.

Rheinland dauernd beherrſchen könnten als abſurd, und au=
Lie Gazetta del Popolo bezeichnet die Ruhraktion al3 geſcheitert.
Poincaré indeſſen, der auch ſeinerſeits die Miße folge nicht be=
ſtreiten
kann, hofft immer noch, daß eine Verſchärſung der Taktik
die erſehnten Früchte der Ruhrwirtſchaft in die franzöſiſchen
Icheuern leiten werde. Es iſt zweifelhaft, ob Poincaré zu einer
eſchäftlichen Erledigung des Reparationsproblems und der eng
dit ihm zuſammenhängenden Ruhrunternehmung bereit und im=
jande
ſein wird. Es ſei feſtgeſtellt, daß Poincaré die durch=
Gnittliche miniſterielle Lebensdauer, welche die franzäſiſchen
Kabinettschefs der letzten 50 Jahre gehabt haben, bereits erheb=
lich
überſchritten hat.

Worie des Abſcheues.
Elberfeld, 31. März. (Wolff.) Regierungspräſident
Grützner überſandte, wie wir ſchon kurz berichteten, dem kom=
mandierenden
General der Rheinarmee, Degoutte, durch die
Hand des Generals Denvignes in Düſſeldorf folgendes
Proteſiſchreiben:
Am 31. März 1923 haben Ihnen unterſtellte Truppen bei
dem rechtswidrigen Verſuche, in den Kruppſchen Wer=
ken
in Eſſen Werksautomobile zu entwenden, unter
den Arbeitern, die ſich in vorbildlicher Entſchloſſenheit dem Vor=
haben
, ſie dieſer wichtigen Produktionsmittel zu berauben,
widerſetzten, ein Blutbad angerichtet, das den Tod von
9 und die ſchwere Verwundung von mindeſtens 39 tüchtigen Ar=
beitern
und Familienvätern zur Folge hatte. Von den Schwer=
verwundeten
ringen zurzeit 3 mit dem beſtimmten Tode.
Die Zahl der Leichtverletzten übergehe ich in dieſem Falle als
unweſentlich. Ich habe in den letzten Tagen im unbeſetzten
Deutſchland in öffentlichen Verſammlungen das Verhalten Ihrer
Truppen ſeit dem 11. Januar 1923, dem Tage der Uebernahme
ihrer Aufgabe, eine friedliche Ingenieurkommiſſion zu ſchützen,
wiederholt zuſammenfaſſend dahin geſchildert, daß es kein
Verbrechen und Vergehen des deutſchen Straf=
geſetzbuches
, ja der Kriminalgeſetzgebung der
geſamten Kulturwelt gebe, das Ihre Truppen
auf deutſchem Boden ſeit dem 22. Januar 1923
nicht begangen hätten. Ich hätte nicht geglaubt, daß
meine Worte durch den Arbeitermafſenmord des Eſſener Blut=
ſamstags
, begangen an Arbeitern jeder politiſchen Richtung, ein=
ſchließlich
der Kommuniſten, eine derart raſche und fürchterliche
Beſtätigung finden würden. Ich beſchränke mich diesmal nicht
darauf, Ihnen in meiner Eigenſchaft als verantwo tlicher Leiter
des Regierungsbezirks Düſſeldorf den denkbar ſchärfſten Proteſt
wegen der Bluttat zu übermitteln, ſondern ſpreche Ihnen dies=
mal
als Worthalter der Ermordeten, Schwer= und Leichtverletz=
ten
und künftigen Krüppel, ſowie deren Witwen und Waiſen,
Frauen und Kindern meinen tiefſten Abſcheu über das
Wüten Ihrer Ihnen unterſtellten Soldateska, beſonders
deren Offiziere, aus. Ich bin überzeugt, daß mein Urteil
die Billigung aller Völker finden wird, denen das menſchliche
Leben noch ein Heiligtum iſt, und glaube, daß der Eſſener
Blutſamstag den Ruf Frankreichs als eines
Kulturträgers, der durch die Ereigniſſe der leßzten 13
Wochen auch unter ſeinen bisherigen eifrigſten Freunden und
in großen Teilen des franzöſiſchen Volkes felbſt ſchon ſchwere
Einbußeerlitten hat, durch Jahrzehnte, vielleicht Jahr=
hunderte
hinaus in das Gegenteil verwandelt hat.
Ich betrachte es ſchließlich nicht als das Walten des blinden
Zufalls, ſondern als Fügung einer höheren Gewalt,
daß ſich am Karſamstag die Ermordung und Verwundung zahl=
reicher
treuer Söhne der kathöliſchen Kirche gerade in dem
Augenblick ereignete, wo der beglaubigte Vertreter Seiner Heilig=
keit
des Papſtes, d2s unentwegten treuen Hüters und Förderers
der Menſchlichkeit, Milde und Gerechtigkeit, in den Mauern
Eſſens weilte.
Sie, Herr General, und die franzöſiſche Regierung haben
durch Havas eine Meldung verbreiten laſſen, daß Ihre Truppe
durch Gewalttaten der Kruppſchen Arbeiter zu ihrem mörderi=
ſchen
Vorgehm beranlaßt worden ſei. Schon jetzt weiſe ich dieſe
vom franzöſiſchen Standunkt aus wohl verſtändliche Fäl=
ſchung
des Geſchehenen und der Geſchichte entſchieden zurück.
Wenn Kruppſche Arbeiter ſich ſpontan der Verſuche, ſie ihrer
Produktionsmittel zu berauben, durch Maſſenanſammlungen
mitten aus der Werkſtatt heraus, und durch Worte berechtigter
Entrüſtung zu erwehren ſuchen, wenn ſie es fertig bringen,
difzipliniert, wie ſie es als qualifizierte deutſche Arbeiter des
Ruhrbezirks ſind, durch ihren Betriebsrat der Truppe ungefähr=
deten
Rückzug und Abmarſch zu ſichern, ſo entfällt da=
mit
aber auch der leiſeſte Vorwand für die Truppe und ihre
Führung für ein Maſſenverbrechen der Feigheit,
wie ſie es begangen haben.
Ich hoffe von Ihnen, Herr General, unter ausdrücklicher
Betonung, daß der Eſſener Arbeitermaſſenmord das
geſamte beſetzte Gebiet, und beſonders den Ruhr=
bezirk
, zur Siedehitzeerregt hat, daß Sie unverzüglich
alle Maßnahmen ergreifen, die wenigſtens Ihre Abſicht

ereknnen laſſen, daß Sie ſich nicht mit jenem Maſſenmord iden=
tifizieren
. Das ſchwere Unrecht wird auch die ſtrengſte
Sühne nicht ungeſchehen machen.
Zum Schluß ſeien Sie verſichert, daß ich die ſcharfe
Sprache dieſes Schreibens nicht ſpreche, weil ich zurzeit im un=
beſetzten
Deutſchland weile. Ich erkläre mich ausdrücklich be=
reit
, für dasſelbe vor jedem franzöſiſchen Kriegs=
gericht
mit meiner Perſon einzuſtehen, ſofern
mir dieſes in vollem Umfange die Erbringung des Wahrheits=
beweiſes
für meine Behauptungen zuſichert. Wenn Sie und
die franzöſiſche Regierung die Wahrheit nicht zu fürch=
ten
brauchen, dann wählen Sie dieſen Weg. gez. Grützner.
Der päpſtliche Oelegierte im Ruhrgebiet.
Elberfeld, 3. April. (Wolff.) Am Oſterſonntag fand im
Oberpräſidium in Münſter eine Zuſammenkunft des
päpſtlichen Delegaten Teſta mit dem Oberprä=
ſidenten
von Weſtfalen und dem Regierungsprä=
ſidenten
von Düſſeldorf ſtatt. Gegenſtand der Beſpre=
chung
, die drei Stunden währte, war eine eingehende Schil=
derung
der Verhältniſſe im Ruhrgebiet. Darüber hinaus berührte
das Geſpräch auch die Frage, wie die Schwierigkeiten zu beſeiti=
gen
ſeien, die zwiſchen Frankreich und Deutſchland beſtehen. Teſta
wird etwa 14 Tage in Eſſen bleiben, um ſich, einer ausdrück=
lichen
Weiſung des Papſtes folgend, hier eingehend bei allen
möglichen amtlichen und außeramtlichen Stellen über die Ver=
hältniſſe
zu unterrichten.
Perkehrsſchwierigkeiten in Mannheim.
Mannheim, 3. April. (Wolff.) Geſtern iſt der auf der
Seite des Bahrhofs Neckarvorſtadt gelegene Teil der Friedrichs=
brücke
von den Franzoſen abgeſperrt worden. Es haben ſich
dadurch empfindliche Verkehrsſchwierigkeiten ergeben,
die ſich heute noch fühlbarer machen werden, wenn ſich in der
Mittagsſtunde die Arkeiterzüge entleeren. In den Perſonen=,
Güter= und Poſtverkehr auf dem Heſſiſchen Bahnhof iſt noch kein
Eingriff erfolgt. In dem am Samstag beſetzten Motoren=
werk
Mannheim vorm. Benz iſt die Arbeiterſchaft heute
früh auf der Straße erſchienen. Da aber die Räume noch mili=
räriſch
beſetzt ſind, hat der Betriebsrat nach Rückſprache mit der
Direktion der Belegſchaft empfohlen, nach Hauſe zu gehen. Auch
die Beamtenſchaft iſt größtenteils am Arbeiten verhindert.
Die Beamten fanden heute vormittag in den Magazinräu=
men
geſchloſſene Behälter aufgebrochen und darin
liegende Sachen zerſtreut. Auch waren Verunreinigungen
vorgekommen. Die Beſatzung des Evangeliſchen Waiſen=
hauſes
iſt nun ganz in das alte Benzhaus verlegt worden,
in dem nun 200 Mann, eine kriegsſtarke Kompagnie mit drei
Maſchinengewehren und den dazu gehörigen Mauleſeln, unter=
gebracht
ſind. Eine neue große Schiffsmaſchine iſt geſtern von
einem Ziviliſten photographiert worden. Auch wurde die Her=
ausgabe
von Zeichnungen. Diagrammen uſw. verlangt.
Die Direktion hat dies aber abgelehnt und zugleich gegen
die Beſchädigungen und Beſchmutzungen Schadenerſatz=
forderungen
erhoben.
Terroriſierung der Eiſenbahner.
28 Eiſenbahner verhaftet. Vertreibung aus
den Dienſtwohnungen.
Köln, 3. April. (Wolff.) Am 23. März, abends, iſt, wie
berichtet wird, auf der Strecke BonnGodesberg eine
Sprengung erfolgt, durch die ein Stück Schiene von 1 Meter
Länge weggeriſſen worden ſein ſoll. Ein Perſonenzug paſſierte
darauf die Sprengſtelle, ohne daß ein Unfall eintrat. Der als=
dann
zwiſchen Godesberg und Bonn eingeſtellte Betrieb iſt am
30. März, vormittags 7 Uhr, wieder aufgenommen worden.
28 Eiſenbahnb=dienſtete ſind infolge dieſes Vorkomm=
niſſes
verhaftet worden. In Jünkerath ſind die Eiſenbahn=
bedienſteten
aufgefordert worden, noch heute den Dienſt aufzu=
nehmen
, andernfalls die Dienſtwohnungen ſofort geräumt wer=
den
müſſen. In Dahlem müſſen die Dienſtwohnungen bis heute
nachmittag 5 Uhr geräumt ſein. Auch in anderen Orten wurden
die Eiſenbahnbeamten zur Abgabe einer ſchriftlichen Erklärung
bzw. zur Aufnahme des Dienſtes unter franzöſiſcher Verwaltung
aufgefordert, was jedoch verweigert wurde, worauf der Befehl
zur Räumung der Dienſtwohnungen erging. Die Belgier haben
in Neuß mitgeteilt, daß ſie auf Betreiben der Franzoſen von jetzt
ab energiſch vorgehen müßten, und daß für die nächſte Zeit mit
zahlreichen Verhaftungen und Ausweiſungen zu richnen ſei.
TU. Biebrich, 3. April. Mehrere Eiſenbahnbeamte wur=
den
hier verhaftet, weil ſie den Eiſenbahnern, die infolge der
franzöſiſchen Eingriffe in die Eiſenbahnverwaltung ihren Dienſt
nicht verſehen konnten, Gehälter auszahlten.

Rummer 92.

Truppenbewegungen.
Beſetzung vonZechen durchMilitär.Errichtung
neuer Kontrollſtellen.
Münſter, 3. April (Wolff.) Geſtern ſind die an der mili=
tariſierten
Stecke gelegenen Zechen Bergmannsglück, bei
Buer, König Ludwig bei Recklinghauſen und Waltrop, in
Waltrop von franzöſiſchen Truppen beſetzt worden.
Aus Wipperfürth werden in Richtung Ründeroth
Truppenbewegungen beſonders Kavallerie, gemeldet.
In Mettmann und Neviges ſind zwei Kontroll=
ſtellen
neu eingerichtet worden. Die Kontrollſtation in Ger=
resheim
bei Düſſeldorf iſt dagegen aufgehoben worden. In
Scharnhorſt, Kontrollſtation, werden ab 2. April Poſtpakete mit
Lebensmitteln, Tabakwaren und Spirituoſen ſowie Petroleum
nicht mehr ius beſetzte Gebiet hereingelaſſen.
Münſter, 3. April. (Wolff.) Auf den drei geſtern neuße=
ſetzten
Zechen wurden folgende Anlagen beſetzt: auf der Zeche
König Ludwig die Kokereien und die Anlagen für die
Gewinnung von Nebenprodukten. Fremde in franzöſiſchem Lohz
ſtehende Arbeiter ſind bisher nicht eingetroffen. Abtransportiert
wurden nur am 2. April 10 Wagen Koks und zwei mit Kohlen
beladene Wagen, die die Franzoſen ſchon beladen vorfanden,
ſowie ein Keſſelwagen. Auf der Zeche Waltrop beſetzten ſie
die Kokerei und die Anlagen für die Gewinnung von Nedenpro=
dukten
, ſowie den Zechenbahnhof. Der ganze Betrieb ruht ſeit
der Beſetzung. Die Zeche Bergmannsglück iſt vollſtändig
beſetzt. Die Belegſchaft hat die Arbeit eingeſtellt. Am 28. März
wurde der Bahnhof Bottrop erneut beſetzt, ebenſo die Hafen=
anlagen
der Zeche Roſter.
Auf der Strecke BottropOſterfeld beginnen die Franzoſen
die Brennſtoffe zwecks Weiterleitung auf dem Rhein=Herne= Ka=
nal
abzutransportieren. In Recklinghauſen=Süd halten die Frau
zoſen erneut Kohlenzüge an, die für Italien und Holland E
ſtimmt ſind. Im bergiſchen Lande wurden Nünderoth und
Gimborn durch franzöſiſche Kavallerie beſetzt. Gummers
bach und Dieringhauſen ſind noch frei. An der Oſtgrenze
des Einbruchsgebietes finden ſtarke Truppenverſchie=
bungen
von und nach Frankreich ſtatt. In Bochum und in
Herne haben die Franzoſen öffentliche Lebensmittelverkaufs=
ſtellen
eingerichtet, in denen ſie ſämtliche Lebensmittel 25 Prozent
billiger verkaufen, als ſie in deutſchen Geſchäſten verabreicht
werden. Karten, die zum Einkauf berechtigen, ſind unter An=
gabe
von Namen und Adreſſe bei dem franzöſiſchen Beſatzungs=
kommando
anzufordern. Die Franzoſen haben aber mit dieſem
neuen Lockmittel bisher recht wenig Erfolg gehabt.
Geſtern nacht wurde auf der Strecke KupferdrehKettwig
die Bahnlinie von Unbekannten geſprengt.
U. Doxtmund, 3. April. Auf dem Sportplatz Greving=
holz
und in Klein=Berlin ſind Ballonaufſtiegſtellen eingerichtet
worden. Im Laufe des geſtrigen Tages wurde je ein Ballon
hochgelaſſen. In Witten wurde das Tankbatgillon abgelöſt.
Drohungsn.
* Bochum, 3. April (Priv.=Tel.) Das franzöſiſche Be=
ſatzungskommando
droht Perſonen, die zum zwveitemmal nach der
Sperrzeit auf der Straße angetroffen werden an, daß ſie nach
Weſterholt abtransportiert werden und dort Kohlen verladen
müſſen.
Dortmund, 3. April. (Wolff.) In Kirchderne bei
Dortmund haben die Franzoſen die Telephonleitungen der Zeche
Scharnhorſt und der Zeche Gneiſenau ſowie des Dortmunder
Telegraphenamtes abgeſchnitten und für ihre Zwecke verwendet.
Die deutſchen Leitungsaufſeher, die die Störungen beſeitigen
wollten, wurden von einem Offizier feſtgenommen und nach der
Ankündigung, daß ſie, falls ſie nochmals die Geſtänge und die
Anlagen der Betriebe betreten würden, erſchoſſen würden, wie
der entläſſen. Die Zeche Scharnhorſt iſt nunmehr von jeglichen
Telephonverkehr abgeſchnitten, alſo der Möglichkeit beraubt, für
die Beamten und Arbeiter bei einem Grubenunglück ſchnell die
nötige Hilfe herbeizurufen.
Verhaftet. Ausgewieſen.
* Mainz, 3. April. (Priv.=Tel.) Die Verhaftungen mit
darauffolgender Ausweiſung gehen unentwegt weiter. So wur=
den
von den Franzoſen der Ober= und Geh. Regierungsrat
Schmidt und der Oberbaurat Winkelhaus von der Eiſen=
ayndtrektion
Mainz vor ungefähr fünf bis ſechs Tagen mit
Familie ausgewieſen.
Ludwigshafen, 3. April. (Wolff.) Ausgewieſen
wurden ohne weitere Förmlichkeiten: Regierungsbaurat Gerth,
Regierungsrat Wunderer, Eiſenbahnoberinſpiktor Mork,
Eiſenbahninſpektor Reichocd und Techniſcher Oberinſpektor
Kirſt mit Familien innerhalb einer Friſt von 4 Tagen.
UU. Koblenz, 3. April. Wie ſoeben bekannt wird, iſt
auch der frühere Staatsſekretär, Ländtagsabgeordneter Wall=
raf
aus Bonn, vertrieben worden.
Berlin, 3. April. (Wolff.) Geheimrat Zechlin vort
Auswärtigen Amt iſt in Düſſeidorf von den Franzoſen
verhaftet worden. Sobald nähere Einzelheiten vorliegen.
wird deutſcherſeits Proteſt erhoben.

Die Jugend am Scheidewege.
Von Oskar A. H. Schmitz.
Wer in der bis zur völligen Unüberſichtlichkeit verzweigten
heutigen Jugendbewegung etwas Gemeinſames ſucht, wird es
finden in dem einſtimmigen, mehr oder weniger ſcharfen Proteſt
gegen die älteren Generationen. Ermittelt man danach die Hal=
tung
dieſer Befehdeten, ſo zeigt ſich, abgeſehen von den ganz
Verknöcherten, die jedes Eigenleben der Jugend von vornherein
abweiſen, eine zwiefache Haltung. Da gibt es Wohlmeinende,
die fragen: Ja, Kinder, was wollt ihr eigentlich, am Ende iſt
eine Verſtändigung möglich? und ſich dann enttäuſcht urück=
ziehen
, wenn ſie wirre Antworten bekommen. Aber wie kann
man ſich denn, fragen dann dieſe verwunderten Rationaliſten
ganz im Stil der vergangenen Epoche, mit jemand verſtändi=
gen
, der ſelbſt nicht weiß, was er will? Die andere Gruppe der
Aelteren es ſind jene, die Angſt vor dem Altern ſpüren, weil
ſie ſelber ihre Jugend nicht recht erfüllt haben läuft kritiklos
den Jungen nach, um ja nicht den Anſchluß zu verlieren, über=
holt
zu werden, und ſo entſteht die tragikomiſche Geſtalt des
Wandervogels mit grauem, ſchütterem Gefieder, der mir ausge=
ſtopft
lieber wäre, als flügelſchlagend.
Vor kurzem war ich einmal Zeuge, wie ein Wandervöglein
der jungen ſympathiſchen Art ich gebrauche das Wort als
Sammelname, für die ganze, eben flügge gewordene Schar,
gleichgültig, ob einer dem eigentlichen Wandervogelbunde ange=
hört
alſo ich war Zeuge, wie ſolch ein junger Burſch von
Aelteren aufs Korn genommen wurde und nach den Zielen der
ganzen Jugendbewegung befragt wurde. Der ſonſt Jntelligente,
ja in der Rede Schlagfertige, geriet ins Stottern, wurde ver=
legen
, mußte ſchließlich halb und halb eingeſtehen, daß er keine
ausgeſprochenen Ziele anzugeben vermöge, daß dies niemand
könne: und es wurde deutlich, daß er das gar nicht einmal für
einen Fehler hielt, vielmehr ſich von neuem überzeugte, daß mit
älteren Menſchen einfach nicht zu reden ſei. Ich kam ihm nun
zu Hilfe, indem ich erklärte, daß auch wir mit 19 Jahren keine
Ziele gehabt, zumindeſtens keine hatten formulieren können.
Ja, ſagte nun ein anderer, wir hatten aber auch keine
Jugendorganiſationen; von einer Organiſation verlangt man nun
einmal Ziele. In dieſem Augenblick wurde mir das Problem
klar. Aus der Art, wie der junge Mann meine Erklärung auf=
nahm
, möchte ich die Hoffnung ſchöpfen, durch das Folgende
etmas zur Löſung des Gegenſatzes zwiſchen Alten und Jungen
beitre gen zu können, unter dem unſer an ſeinen inneren Kämp=
fen
faſt verblutendes Volk heut

Alſo wir waren mit 18, 19 Jahren ohne allgemeine Zwecke,
hielten uns für junge Götter, weil wir dem Schulzwang ent=
ronnen
waren. Die Welt mit ihrer ſinnlichen Luſt und der Fülle
ihrer Probleme lag um uns, aber das Leben ſelbſt war uns
nicht problematiſch, nur fabelhaft intereſſant. Je nach unſeren
Begegnungen waren wir heute national, morgen ſozial oder
anarchiſtiſch geſinnt machten uns jede Woche ein paarmal lächer=
lich
durch kühne Behauptungen, aber vergaßen ſolche Nieder=
Venus. Kurz, wir genoſſen nach Kräften das Vorrecht der Ju=
gend
auf Unverantwortlichkeit. Die Dummheiten, die wir mach=
ten
, geſchahen unter dem Ausſchluß der Oeffentlichkeit, ſie wur=
den
nicht organiſiert: der Unſinn, den wir redeten, lebt nur noch
in der Erinnerung beſonders humorbegabter, gedächtnisſtarker
Kommilitonen fort, gedruckt wurde er nicht. Ich rede von den
Achtziger und Neunziger Jahren. Das war die letzte Epoche, haftet jene Generation, deren ſchnöde Entgötterung es nötig ge=
in
der ein ſolches Leben in Deutſchland möglich geweſen iſt.
erſt nach 1900 vollendete, hatte unſere Väter erſt in ihrer Reife
überfallen. Zwar war ihre unbedingte Meinung, der Sinn des
Daſeins ſei, daß man ein nützliches Mitglied der Geſellſchaft
werde, aber in Erinnerung an ihre eigene, unbekümmerte Ju=
gend
ließen ſie uns noch die Spanne zwiſchen Gymnaſium und
Beruf als Spielraum zum Austoben. Dann freilich hieß es er=
barmungslos
: hinein in den Betrieb der modernen Berufe,
nachdem man noch vor Toresſchluß die Gefährtin für die grauere
nun, daß ihre Söhne tun wie ſie, und müſſen erfahren, daß dieſe
den kurzen Spielraum für Bacchus= und Venusfreuden ebenſo Jugendbewegung.
entſchieden ablehnen, wie den mechaniſchen Berufsbetrleb, der
darauf folgen ſoll. Wie erklärt ſich das? Dadurch, daß auch
jene in unſerer Studentenzeit noch roſig geweſene Jugendluſt
heute ſelber dem Betrieb verfallen iſt. Vor allem iſt die roman=
tiſch
=ſentimentale Genoſſin des Studenten von einſt ausgeſtorben,
er ſtößt auf das im Berufsleben ſtehende Mädchen, oder die
Studentin oder gar auf die Beſucherin der Bars und Tanz=
Lielen‟. Das aber ſteht alles in zweckhaftem Betrieb, und nichts
verabſcheut wahre Jugend mehr. Darum iſt ſie ſo einſtimmig in
ihrer Ablehnung der Aelteren, darum will ſie gar nicht in deren
Welt hineinwachſen, ſchließt ſie ſich in eigenen Bünden ab, und
das eben iſt die Jugendbewegung, deren Zuſammenhang nur in
dem eadem nolle (dasſelbe nicht wollen) beſteht.
Wenn nun die Jugend trotz aller Programme nicht weiß,
was ſie eigentlich poſitiv will, aber um ſo genauer weiß, was ſie
nicht will nämlich nicht in die Zweckhaftigkeit einer eben durch
zugrundegehenden. E
8.
Reb=
eingeſpaunt

werden, ſo iſt das wohl ein Mangel, aber er erklärt ſich aus der
Not. Gut, ſagen einige wohlmeinende Aeltere, die Jugend
ſei unzweckhaft, dem Augenblick hingegeben, kurz, ſie ſei jung,
wie wir waren, aber ſie ſoll es nicht immer betonen. Darin
liegt Wahres. Eine Jugend, die dauernd das Jungſein betont,
iſt am Ende gar nicht ſo recht jung; und wird nicht,
anfangs unmerklich, heute aber ſchon unverkennbar, dieſe
Organiſation des nicht zu organiſierenden, nämlich des
lagen ſchnell wieder unter dem Segen des Bacchus und der herzhaften Jungſeins, ſelber wieder zum Zweckverband
des Unzweckhaften, ſo wie Ibſen erwartete, daß die Deutſchen
eines Tages den Verein der Vereinsgegner gründen würden ?
Hier liegt in der Tat die Schwäche dieſer Jugendbünde, deren
Vertreter oft durch ſehr unjugendliche Altklugheit, leeren Kriti=
zismus
, Dünnblütigkeit auffallen. Aber die Schuld an dieſen
Mißſtänden liegt nicht bei der Jugend allein, ſondern für ſie
macht hat, daß nichts mehr unbefangen blühen kann, ſondern
Warum? Die zweckhafte Mechaniſierung des Daſeins, die ſich daß ein Recht zu blühen programmatiſch durchgefochten werden
muß wider die Gegner des Blühens. Notgedrungen geſchieht
dies auf rationaliſtiſchem Wege, d. h. das Recht auf Jugend wird
teils hygieniſch, teils politiſch begründet und mit ſolchen Argu=
menten von den rationaliſtiſchen Greiſen ſogar halbwegs au=
erlannt
; hatten ſie doch auch einſt in der Zeit ihrer Reife dem
Eros ſchon ein illegitimes, dunkles Hinterpförtchen geöffnet,
weil Enthaltſamkeit nach der Meinung der Aerzte auf die Dauer
nicht geſund ſei. Die Beſten unter der neuen Jugend aber wer=
Lebenshälfte gefunden. Die dieſen Weg gegangen ſind, möchten den heute durch keine Konzeſſionen mehr befriedigt, ſtehen immer
enttäuſchter abſeits und ſprechen ſelbſt von einer Kriſis der
Das nun, was bis jetzt als Jugendbwegung geſchehen iſt,
die Ablehnung der mechaniſierten Welt, kann ein Draußen=
ſtehender
gutheißen, unter der Bedingung, daß nun ein neuer
Schritt gemacht wird. Aber welcher Schritt? Darüber ſcheint
man ſich noch nicht ganz klar zu ſein. Einige Zeitſchriften der
Jugend zeigen eine bemerkenswerte Kenntnis der verſchiedenen
menſchenmöglichen Wege. Da wird Goethe nicht mehr als der
Klaſfiker, ſondern als der Weltweiſe angeführt. Mit Buddhas
und Laotſes Pfaden iſt man wohl vertraut, und die Chriſtus=
geſtalt
wird frei von allem Beiwerk als die für uns nächſte Ver=
körperung
des Unendlichen erkannt. Nicht ſelten iſt auch von dem
Polaritätsgeſetz die Rede und der Notwendigkeit, daß ſich auch
das unendliche Eine in die gegenſätzliche Zweiheit ſpalten muß,
um überhaupt erſcheinen zu können. Da eine ſolche Erkeuntnis
dazu treibt, Pol und Gegenpol gerecht zu werden, ſie liebend zu
umfaſſen, kommt man ſozial natürlich zu einer Berührung der
bisher tendenziös geſpaltenen Gruppen. Wirklich frn
ur kaun

[ ][  ][ ]

Rummer 92.

Dariſtädter Tazbiatt, Mittiuoch, den 4. April 1923.

Beſchlagnahmt.
Bochum, 3. April. Di= Franzoſen haben heute morgen
in der Bochumer Filiale der Commerz= und Privat=
bank
nicht nur die Kaſſengelder, ſondern auch die Beſtände
offener Treſors beſchlagnahmt.
TU. Niedernhauſen, 3. April. Die Rheinlandkommiſ=
ſion
hat die Beſchlagnahme der hieſigen, dem preußiſchen Staate
gehörigen Weinbaudomänen mit all ihren Erzeugniſſen und Ein=
nahmen
ausgeſprochen.
Tagung der unabhängigen Arbeiterpartei.
Forderung nach Zurückziehung
aller Befatzungsſtreitkräfte aus Deutſchland.
TU. Paris, 3. April. Ueber die geſtrige Eröffnungsſitzung
der 31. Jahreskonferenz der Unabhängigen Arbeiterpartei in
London berichtet der Temps folgendes:
Die Konferenz ſteht unter dem Vorſitz des engliſchen Abge=
ordneten
Wallhed, der in ſeiner Begrüßungsanſprache die von
Poincaré verfolgte Politik lebhaft kritiſierte. Im Verlauf der
Sitzung drückte Longuet, der Vertreter Frankreichs, Criſpien,
dem deutſchen Vertreter, auffällig die Hand. Macdonald erhob
ſich, um in einer Anſprache die ſinnbildliche Bedeutung des
Händedrucks zu betonen. Criſpien ſagte, die Beſetzung des Ruhr=
gebietes
habe Deutſchland, das ſehon ſowieſo ſehr leide, auf den
Tod verwundet.
Alle Redner erklärten, daß angeſichts der Unfähigkeit der
Regierungen, die Reparationsfrage zu löſen, die Sozialiſten
Englands, Frankreichs und Deutſchlands auf ihrer jüngſten Zu=
fammenkunft
dieſes Problem in ihre Hände genommen hätten
und daß von ihnen die Löſung kommen werde.
Die Konferenz ſetzt ihre Beratungen heute und morgen fort.
London, 3. April. (Wolff.) Die Unabhängige Arbeiter=
partei
hat einen Antrag angenommen, in dem ſie die Zu=
rückziehung
aller Beſatzungsſtreitkräfte aus
Deutſchland fordert. Der deutſche Sozialiſt Criſpien
ſprach ſich gegen die Zurückziehung der britiſchen
Truppen aus, wenn die anderen Beſatzungstruppen nicht
ebenfalls zurückgezogen würden. Der Franzoſe Longuet
erklärte, er vertraue darauf, daß im nächſten Jahre Poincarés
Mehrheit ſtark erſchüttert und die Zahl der Sozialiſten verdop=
pelt
ſein würde, was dann zu einer Aenderung der gegenwärti=
gen
Tendenz des franzöſiſchen Imperialismus führen würde.
Der belgiſche Sozialiſienkongreß.
U. Paris, 3. April. Geſtern vormittag ging in Brüſſel
die Jahreskonferenz der belgiſchen Sozialdemokratiſchen Partei
zu Ende. An erſter Stelle wurde die Frage des weiblichen
Stimmrechts für die Provinzialwahlen beſprochen und vom Kon=
greß
mit großer Mehrheit beſchloſſen, die Ausdehnung des weib=
lichen
Stimmrechts, das bisher nur für Kommunalwahlen be=
ſtand
, abzulehnen. Der Kongreß nahm eine Entſchließung
an, wonach die Ruhrbeſetzung mißbilligt wird. In
ſeiner Schlußrede ſagte Vandervelde, daß eine demokratiſche Re=
gierung
das Reparationsproblem durch einen Vergleich bzw.
einen Schiedsſpruch löſen würde. Dieſe Erklärung fand lebhaf=
ten
Beifall.
Zum Schluß kamen ausländiſche Gäſte zu Wort. Der
deutſche Sozialdemokrat Hilferding führte Folgendes aus:
Wir ſind darin einig, daß die Reparationen notwendig
ſind und daß Deutſchland das zerſtörte Gebiet wieder aufbaut.
Wir wollen die Sicherheit Frankreichs und Belgiens gewähr=
leiſten
. Aber wir müſſen auch verlangen, daß das deutſche
Reichsgebiet reſpektiert wird."
Nach der Rede des deutſchen Sozialiſten Hilferding nahm
ein Vertreter der Labour=Party, Merriß, das Wort. Er be=
Feichnete die Ruhrbeſetzung als einen Verſtoß gegen
den Verſailler Friedensvertrag und verlangte die
Zurücknahme der Befatzungstruppen, ſowie die Aufnahme
Deutſchlands in den Völkerbund. Der Vorſitzende des Kon=
greſſes
, Vandervelde, verurteilte die Beſetzung des Ruhrgebiets
und ſagte, es ſei notwendig, aus der gegenwärtigen Lage mit
Hilfe einer Entente der belgiſchen, franzöſiſchen, italieniſchen und
deutſchen Arbeiter herauszukommen.
Seipels Miſſion in Rom.
Rom, 3. April. Ueber die Zuſammenkunft des
öſterreichiſchen Bundeskanzlers Dr. Seipel mit
Muſſolini ſind derartig auseinandergehende Nachrichten im
Umlauf, daß das italieniſche Außenminiſterium es für notwendig
hält, den Sachverhalt ſeinerſeits darzuſtellen. In der Unter=
redung
hat Dr. Seipel dem italieniſchen Miniſterpräſidenten für
die bisherige Aktion Italiens zugunſten des öſterreichiſchen Wie=
deraufbaues
den herzlichſten Dank Oeſterreichs und die Hoffnung
ausgeſprochen, daß die italieniſche Regierung auch weiterhin ihr
Beſtes tun werde, um die wirtſchaftliche Geſundung O=ſterreichs
zu beſchleunigen. Er hat vor allem gebeten, zum möglichſt raſchen
Abſchluß der zur Beratung ſtehenden Handelsverträge beizu=
tragen
. Muſſolini hat dem Bundeskanzler Seipel verſichert, daß

er 2s ſich angelegen laſſen ſein werde, ſein Möglichſtes zu tun,
um den öſterreichiſchen Wünſchen zu entſprechen und ſo den Frie=
den
in Zentraleuropa ſicherzuſtellen. Im Verlaufe der Beſpre=
chung
hat Dr. Seipel betont, wie groß die Hoffnung Oeſterreichs
auf vollſtändige Klarheit ſeiner wirtſchaftlichen und allgemeinen
Intereſſen mit Italien ſei, denn Italien ſei die einzige Groß=
macht
, die mit Oeſterreich gemeinſame Grenzen hat und die Kon=
vention
von Genf gleichzeitig unterzeichnet hat. Außerdem ſeien
die italieniſchen Häfen die einzigen, an welche die öſterreichiſche
Ausfuhr nach den ſüdlichen Meeren angeſchloſſen ſei. Muſſolini
beſtätigte dieſe Auffaſſung und hob die Wichtigkeit des öſterrei=
chiſchen
Hinterlandes für die Entwickelung der italieniſchen Han=
dels
= und Wirtſchaftsintereſſen hervor.

Der Bezugspreis
des
Moumſtäslet Tagulanen
wird für den Monat April
nicht erhöht.
Der Bezugspreis beträgt 3400 Mark und 200 Mark Trägerlohn.

Preisabbau für Stickſioffdünger.
Berlin, 3. April. (Wolff.) Um den Landwirten, die ſich
noch nicht mit Stickſtoffdünger verſorgt haben, die Möglichkeit
zu geben, ſolchen noch vor der Frühjahrsbeſtellung billiger zu
erwerben, hat ſich das Stickſtoffſyndikat entſchloſſen, ohne Rück=
ſicht
auf die Geſtehungskoſten vorübergehend zu erheblich ge=
ſenkten
und weit über die durch die Kohlenpreisermäßigung vom
1. April bedingten Maße hinaus zu herabgeſetzten Preiſen zu
verkaufen. Die Preiſe ſind mit Wirkung ab 3. April ermäßigt
und betragen für das Kilogramm Stickſtoff in ſchwefelſaurem
Ammoniak, ſalzſaurem Ammonik und Kaliammoniakſalpeter
6000 Mark, Natronſalpeter 7250 Mark und Kaliſtickſtoff 5400
Mark. Das Stickſtoffſyndikat hält ſich an dieſe Preiſe gebunden,
falls Beſtellung, Abruf und Bezahlung bis zum 17. April er=
folgen
.
Evangeliſcher Reichselternbund.
Braunſchweig, 3. April. (Wolff.) Unter ſtarker Be=
teiligung
aus dem ganzen Reiche iſt heute abend der Evangeli=
ſche
Reichselternbund zuſammengetreten, um zu der geſamten
ſchulpolitiſchen Lage Stellung zu nehmen. Hauptgegenſtand der
vom Oberpräſidenten 5. Hegel geleiteten Verhandlungen iſt
das Reichsſchulgeſetz und der Schulkampf in den mitteldeutſchen
Staaten.
Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten.
Berlin, 3. April. (Wolff.) Nach den Feſtſtellungen des
Statiſtiſchen Reichsamts beträgt die Reichsinderziffer für die
Lebenshaltungskoſten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuch=
tung
und Bekleidung) im Durchſchnitt des Monats März 2854
(1913/14 1) gegenüber 2643 im Februar. Die Ziffer zeigt
demnach im Vergleich zu den ſprunghaften Steigerungen der
letzten Monate eine verhältnismäßig geringe Erhöhung, um
8 v. H. Die Indexziffer ohne Bekleidungskoſten ſtieg um
9,1 v. H. auf 2627. Die Ernährungskoſten erhöhten ſich gegen=
über
dem Februar um 4,1 auf das 3315fache, Bekleidungskoſten
um 3,8 v. H. auf das 4323fache der Vorkriegszeit. Das in der
zweiten Hälfte des Monats Februar einſetzende Stocken in der
Aufwärtsbewegung der Preiſe ſetzte ſich im März fort. Eine
Reihe von Lebensmitteln hat ſich nicht unweſentlich verbilligt,
vor allem ausländiſche Fette, Fleiſch und Fiſche; auch Reis,
Hülſenfrüchte, Nährmittel und Kartoffeln gingen faſt überall im
Preiſe zurück. Andererſeits wurden Butter, Milch und Eier
teurer; beſonders haben ſich die Koſten für Wohnung, Heizung
und B=leuchtung erhöht.

nun eine derartige, die Pole durch Liebe umſpannende Welt=
anſchauung
erſt dann werden, wenn der Einzelne genau erkannt
hat, wo er ſelber poſitiv, wo negativ elektriſch erſcheint, kurz,
tpelchen Pol er zuerſt darſtellt und was ſein Gegenwol iſt.
So wie der Gegenſatz der Stände, wird von der Jugend
auch der Gegenſatz der Geſchlechter überbrückt. Man ſcheint be=
reits
zu fühlen, daß niemand damit gedient iſt, eine nicht vor=
handene
Gleichheit der Geſchlechter zu fordern, ſondern hier
zeigt ſich am deutlichſten, daß es gerade der polare Gegenſatz iſt,
der den Eros entzündet, und daß es eine höchſt philiſterhafte
Argumentation iſt, die Koedukation, gemeinſame Wanderungen
und Sportübungen befürwortet, weil gerade dadurch die Wir=
kung
des Eros abgeſtumpft würde. Welch ein edles Ziel wäre
dies! Alle großen Kulturen haben die Promiskuität der Ge=
ſchlechter
ſtreng vermieden, wenn auch nicht in der albernen und
darum unwirkſamen Art der letzten Epoche. Dadurch iſt eine
erotiſche Hochſpannung entſtanden, die ſich leidenſchaftlich in
Liebe, Tat und Werk entlud, wie ſie bei dem heutigen erotiſchen
Kleingeldverkehr der heranwachſenden Jugend unmöglich iſt. Erft
wenn Inügling und Mädchen ſich ihres Weſens bewußt ſind,
laſſe man dieſe entſcheidenſten aller Gegenſätze ſich polar aus=
wirken
und entſpannen.
Verhältnismäßig leicht iſt für eine nicht verhetzte, gutgeartete
Jugend die Ueberbrückung der Gegenſätze des Beſitzes und des
Glaubens, ja ſogar der Raſſe. Nur die Polarität der Stände
bedarf in unſerer Zeit, die der Geſchlechter in jeder Zeit zu ihrer
Bewältigung einer reifen Erfahrung, welche die Jugend aus ſich
iucht haben kann. Das iſt der Grund, weshalb ſie hier Er=
gänzung
braucht durch den eigenen Gegenpol, den ſie bisher noch
feindlich, als das Nicht ſein ſollende empfunden hat. Wie
jehr es aber gegen den Sinn der Welt iſt, einen Pol als ſolchen
zu verwerfen, dürfte leicht einzuſehen ſein. Hier ſcheint mir nun
der Fehler der Jugendbewegung zu liegen, der Grund, warum
ſie nicht weiter kann. Der unvermeidliche Schritt, den ſie unn
machen muß, iſt Ueberprüfung ihres Verhaltens zu den Neifen.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Zu Richard Wagners Meiſterſingern. In
dieſen Tagen neu erwachter Meiſterſinger=Begeiſterung unſeres
Darmſtädter Publikums iſt es ſehr lehrreich, an die Worte zu
erinnenn, die das Urbild ſeines Beckmeſſer, Eduard Hans=
lick
in Wien, am Schluſſe ſeiner erſten Rezenſion über das
Werk geſchrieben hat. Sie lauten: Die Aufführung der Meiſter=
ſinger
wird jedem Muſikfreund ein denkürdiges Kunſterlebnis
bleiben, wenn auch keines von jenen, deren echter Schönheits=

ſegen uns beglückend und läuternd durchs Leben begleitet. Wir
erblicken in dieſer Oper keine Schöpfung von tiefer Urſprüng=
lichkeit
, von bleibender Wahrheit und Schönheit, ſondern ein
geiſtreiches Experiment, das durch die zähe Energie ſeiner Durch=
führung
und die unleugbare Neuheit nicht ſowohl des Erfun=
denen
, als der Methode des Erfinders frappiert. Die Meiſter=
ſinger
gehören für uns mit einem Worte zu den intereſſanten
muſikaliſchen Abnormitäten. Als Regel gedacht, würden ſie das
Ende der Muſik bedeuten.
Leipzig. Soeben erſcheint der Katalog der diesjähri=
gen
Frühjahrsverſteigerung von G. G. Boerner in Leip=
ig
. Er enthält den erſten Teil einer umfaſſenden Kupferſtich=
ſammlung
aus altem Leipziger Privatbeſitz, die vor etwa 100
Jahren geſammtelt worden iſt und das ganze Gebiet des Kupfer=
ſtiches
vom 15 bis 19. Jahrhundert umfaßt. Die intereſſanteſten
Partien darin ſind ſehr ſeltene deutſche Kleinmeiſter, Kupferſtiche
und Holzſchnitte, Dürer, feine Farbendrucke des 16. Jahrhun=
derts
. Der Katalog iſt in derſelben reichen Ausſtattung erſchie=
nen
wie die bisherigen Publikationen der Firma.

Bühnenchronik.
Calderon in Mainz. Das Mainzer Stadttheater brachte
Calderons Standhaften Prinzen, zum erſten Male in der Uebeu=
ſetzung
Otto v. Taubes, und zum erſten Male wieder mit der Muſik,
die Felix Mendelsſohn=Bartholdy für Immermanns Düſſeldorfer Auf=
führung
1833 geſchrieben hatte. In einer voraufgegangenen Morgen=
feier
(in der Bruno Schönfelds Vortrag des Hoffmannsthalſchen Salz=
burger
Großen Welttheaters zur Welt Calderons Brücke ſchlagen
ſollte) hatte der Oberſpielleiter Dr. Wolfgang Hoffmann Harniſch in
einer mehr als literariſchen Anſprache die Bedeutung dieſer Tragödie
bes ſtandhafteſten Glaubens gerade für unſere Zeit und für Mainz im
beſonderen dargelegt. Die Aufführung war vortrefflich, vor allem
dauk der glänzenden Leiſtung Karl Nobert Schäfers in der Titelrolle
und Lore Bra ins feiner Verkörperung der Phönix. Die Bühnenbilder
von prachtvoller Farbigkeit ſtammten von Stephan Welcke. Das
Stück, das Goethe und Schopenhauer zu Tränen gerührt hatte, wurde
mit einer Ergriffenheit aufgenommen, in der die Beziehung auf das
eigene Schickſal offenbar wurde und die in reichen Beifall füir Schau=
ſpieler
und Spielleiter ausklang.
E. P.
* Wie die Schreibmaſchine erfunden wurde. Die Erfindung
der Schreibmaſchine iſt erſt etwas über ein halbes Jahrhundert
alt, und doch können wir uns Handel und Wandel ohne dieſes
nützliche Werizeug gar nicht mehr vorſtellen. Unbekannte Einzel=
heiten
, die zu dieſer Erfindung führten, werden in einer Zeit=
ſchrift
mitgeteilt. Der Vater der Schreibmaſchine war nach dieſen

Seite 3.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 4. April.
Kohlenverſorgung!
Für das am 1. Mai d. J. beginnende Hausbrandwirt=
ſchaftsjahr
1923/24 werden von der ſtädtiſchen Kohlenausgleichs=
ſtelle
ab Montag, den 9. April, neue Kohlenausweiskarten ver=
ausgabt
. Die ſeither gültige Ausweiskarte iſt abzugeben; außer=
dem
iſt der Lebensmittelausweis vorzulegen. Eine Erneuerung
der ſeither gültigen Gewerbekohlen= und Untermieterkarten fin
det vorerſt nicht ſtatt. Es wird gebeten, die feſtgeſetzten Ab
holungstage genau einzuhalten. Die Bevölkerung wird noch=
mals
aufgefordert, die bis jetzt zum Bezuge freigegebenen Raten
bei den Kohlenlieferanten zu beſtellen, da auf die neuen Kohlen=
ausweiskarten
keine rückſtändigen Kohlen bezogen werden kön=
nen
. Es emrfiehlt ſich, die Bekanntmachung in den Tageszeitun=
gen
auszuſchneiden, da eine weitere Veröffentlichung nicht mehr
erfolgt. Sie iſt außerdem in den ſtädtiſchen Aushängekaſten an=
geſchlagen
.
Ernannt wurden am 27. März 1923 der Schulamtsanwärter
Otto Kratz aus Wettſaaſen zum Lehrer an der Volksſchule zu Rup=
pertenrod
, Kreis Alsfeld, der Schulamtsanwärter Franz Noll
aus Mainz unter Zurücknahme ſeiner Ernennung für Nieder=Roden
zum Lehrer an der Volksſchule zu Bobſtadt, Kreis Bensheim, der
Schulamtsanwärter Heinrich Wießner aus Monsheim zum Lehrer
an der epangeliſchen Volksſchule zu Lampertheim, Kreis Bensheim,
die Schulamtsanwärterin Betty Wetzel aus Hofheim zur Lehrerin
an der evangeliſchen Volksſchule zu Lampertheim, Kreis Bensheim
am 28. März 1923 die Lehrer Heinrich Simon zu Dieburg, Fried=
rich
Conrad Weſtphal zu Wieſeck, Heinrich Weiſel zu Mainzlar,
die Schulamtsanwärter Heinrich Dern aus Grozen=Linden, Ernit
Simon aus Wahlen, Kreis Alsfeld, zu Lehrern an der Volksſchule
zu Gießen, die Lehrerin an der Höheren Bürgerſchule zu Alsfeld.
Eliſabeth Schonebohm, die Schulamtsanwärterin. Magdalene
Hammer aus Thann i. Elſ. zu Lehrerinnen an der Volksſchule zu
Gießen; am 31. März 1923 die Lehrerin Luiſe Faßbender, aus
Offenbach a. M. zur Rektorin an der Mädchenfortbildungsſchuie zu
Offenbach.
* Anläßlich des 25jährigen Beſtehens der Freien Vereinigung
Darmſtädter Künftler ſind der Vereinigung ehrende Glückwünſche
zugegangen, ſo von der Allgem. Deutſchen Kunſtgenoſſenſchaft,
Lokalverband Darmſtadt, dem Kunſtverein für Heſſen, dem
Ständ’gen Rat für Kunſtpflege und der Heſſiſchen Arbeits=
geieinſchaft
für bildende Kunſt. Herr Bürgermeiſter Mueller
übermittelte der Vereinigung einen namhaften Betrag zum
Zwecke des Ausbaues der von der Freien Vereinigung ge=
ſchaffenen
Modernen Galerie‟. Die Vereinigung er=
nannte
die hochverdienten Mitglieder Geheimrat Profeſſor Dr.
Karl Bantzer in Kaſſel, Profeſſor Adolf Beyer in Darm=
ſtadt
und Geheimrat Profeſſor Ludwig von Hofmann in
Dresden zu Ehrenmitgliedern.
Angeſtelltenverſicherung. Die Verſicherungspflichtgrenze
in der Angeſtelltenverſicherunig iſt durch Verordnung des Reichs=
arbeitsminiſters
mit Wirkung vom 1. März 1923 von 4,2 Millio=
nen
Mark auf 7.2 Millionen Mark erhöht worden. Eine Aen=
derung
der bisherigen Gehalts= und Beitragsklaſſen iſt nicht
erfolgt. Es ſind mithin bei einem monatlichen Verdienſt von
60000 bis 600 000 Mark Beiträge in Klaſſe 13 mit monatlich
4840 Mark zu zahlen. Wer die Verſicherungspflichtgrenze über=
ſchreitet
, ſcheidet erſt mit dem erſten Tage des vierden Monats
nach Ueberſchreiten ber Verſicherungsgrenze aus der Verſiche=
rungspflicht
aus. Die bisherige Einſchränkung, daß dieſe Be=
ſtimmung
nur gilt, wenn der Angeſtellte ſeinen Arbeitgeber oder
ſeine Stellung wechſelt, iſt fortgefallen.
Der Unterricht in den ſtädtiſchen Volks= und Mittelſchulen
beginnt am Dienstag, den 10. April 1923, vormittags 7½ Uhr,
und für die Scuineulinge um 9 Uhr.
Der National=Stenographenverein Darmſtadt eröffnet in ſeinen
Unterrichtsräumen im Feierabend am 6. ds. Mts. neue Anfänger=
kurſe
für Damen, Herrn und Schüler unter beſtbewährter Leitung. Es
iſt hier allen Berufszweigen Gelegenheit geboten, in denkbar kurzeſter
Zeit ſich das einfachſte und erfolgreichſte Kurzſchriftſyſtem anzueignen,
da der Unterricht i 8 Stunden vollſtändig abgeſchloſſen iſt. (Sieh=
Anzeige.)
Die Hauswirtſchaftliche Fortbildungsſchale, wvelche ihre Schüle=
rinnen
in Hand= und Maſchinennähen, Flicken und Stopfen, Kochen
und Bügeln unterrichtet, nimmt Freitag, den 6. April, Anmeldungen
für Tages= und Abendkurſe an. Näheres im Anzeigenteil.
Arbeits=Jubiläum. Am 5. April 1923 begeht Herr Ment Joh.
Brunken ſein 25jähriges Dienſtjubiläum bei Firma Ludw. Alter,
Möbelfabrik, Darmſtadt.
Die Herabſetzung der Kohlenſtener hat auch bei der Grube
Prinz von Heſſen zu einer weſentlichen Ermäßigung der
Kohlenpreiſe geführt. Sie ſind heute ſo niedrig, wie ſie bei dem
Stand der allgemeinen wirtſchaftlichen Verhältniſſe nur ſein können.
Da zudem bei dem gegenwärtigen trockenen Wetter der Heizwert der
Kohlen ſehr hoch iſt und mit weiteren Preisermäßigungen nicht zu rech=
nen
ſein wird, wird es ratſam ſein, ſich jetzt mit Kohlen einzudecken.
Zu Beginn des Winters häufen ſich erfahrungsgemäß die Beſtellungen
ſo, daß eine prompte Erledigung zur Unmöglichkeit wird, während die
Lieferfriſten jetzt ſehr kurz ſein können.
Die Süddeutſche Eiſenbahngeſellſchaft macht darauf auf
merkſam, daß vom 8. April ab bei der Reinheim= Reichels=
heimer
Eiſenbahn der Zugverkehr wegen Kohlenmangels
infolge der Ruhrbeſetzung an Sonntagen eingeſtellt wird.

Angaben Chriſtopher Latham Sholes, der 1867 die erſte un=
vollkomene
Maſchine herſtellte. Er ſtammte aus Milwaukee
und hat ſich in den verſchiedenſten Berufen betätigt, ſowie eine
ganze Reihe von Erfindungen gemacht. Er war nacheinander
Drucker, Redakteur, Zeitungsherausgeber, Poſtmeiſter und Par=
lamentsmitglied
. Sholes gab um die Mitte der 60er Jahre des
vorigen Jahrhunderts eine Zeitung heraus, deren Redaktion
ſich über dem Telegraphenbureau von Milwaukee befand. Eines
Tages kam er in das Telegraphenbureau herunter und bat den
Obertelegraphiſten, er möchte ihm doch ein Blatt Kohlepapier
leihen. Kohlepapier war in jenen Tagen noch eine Seltenheit,
und als der Telegraphiſt neugierig fragte, wozu er es haben
wolle, antwortete Sholes geheimnisvoll: Komm morgen mittag
nach meiner Redaktion, und ich will es dir zeigen." Zur an=
gegebenen
Zeit kam der Telegraphiſt hinauf und fand hier den
Redakteur vor einem wunderlichen Apparat ſitzen, der u. a. aus
einem alten Morſeapparat, einer Glasſcheibe und verſchiedenen
hölzernen Zwiſchenteilen beſtand. Sholes nahm das geborgte
Blatt Kohlepapier und ein dünnes Blatt weißes Papier, legte
ſie in die Maſchine, und zwar gegen die Glasſcheibe, bewegte das
Papier langſam mit einer Hand und drückte mit der anderen
immer wieder auf die Telegraphentaſte. Die Telegraphentaſte
enthielt den Buchſtaben W in Meſſing eingeſchnitten, und wirk=
lich
erſchien auf dem Papier immer wieder der eine Buchſtabe.
Der Erfinder erklärte voll Stolz, daß er eine ſchreibende Ma=
ſehine
erbaut habe, und tatſächlich befand er ſich auf dem rich=
tigen
Wege. Nach einigen Monaten weiterer Verſuche hatte er
tie erſte Schreibmaſchine hergeſtellt. Sie hatte eine Taſtatur wie
bei einem Flügel, beſaß aber ſonſt bereits eine ziemliche Aehn=
lichkeit
mit den Schreibmaſchinen von heute.
* Die Eröffnung eines Teiles von Pompeji. Die Gebäude,
die bei den neuen Ausgrabungen in Pompeji freigelegt wurden
und die beſonders gut erhalten ſowie mit ſchönen Fresken aus=
geſchmückt
ſind, werden demnächſt dem großen Publikum zugäng=
lich
gemacht werden. Alle einzelnen Gegenſtände, die in beni ver=
ſchiedenen
Häuſern und Gärten ans Licht gebracht wurden, blei=
ben
an ihrer urſprünglichen Stelle ſtehen und werden nicht nach
dem Neapeler Muſeum gebracht, wie es mit den früheren Fun=
den
der Fall war. Man wird daher einen Einblick in die antike
Wohnungskunſt gewinnen, wie er bisher ſo anſchaulich nirgends
zu erlangen war; auch die Gärten innerhalb der Häuſer werden
bepflanzt, und Waſſer wird aus den anmutigen Springbrunnen
aufſchießen, die dort entdeckt wurden. So erwartet alſo den Be=
ſucher
dieſer antiken Stadt ein beſonders reizvolles und einzig=
artige
3 Bild.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Grober Unfug und Sachbeſchädigung. Es iſt in letzter Zeit wie=
der
darüber zu klagen, daß an den öffentlichen reichseigenen Briefkaſten
in Heſſen vertragsmäßig durch die Poſtreklame Darmſtadt in Darmſtadt
(Oberpoſtdirektion) angebrachte Werbeſchilder gewaltſam beſchädigt oder
abgeſchraubt, teils auch nur die Befeſtigungsſchrauben entwendet wer=
den
. Die Oberpoſtdirektion Darmſtadt ſieht ſich erneur veranlaßt, vor
ſolchen Ausſchreitungen zu warnen. Es wäre angezeigt, wenn die
Lehrer, Eltern Vormünder uſw. die ihnen anvertrauten Kinder von
derartigem Unfug abhalten würden. Die öffentlichen Aufſichtsorgane
ſollten dieſer Angelegenheit ihre Aufmerkſamkeit ſchenken. Die Poſt=
ämter
ſind angewieſen, jeden Einzelfall unnachſichtlich zur Anzeige zu
bringen, damit die Beſtrafung der Schuldigen in die Wege geleitet wer=
den
kann.
Schafft Niſtgelegeuheiten für die Vögel! Trotz Anbringung bon
Nifthöhlen ſind noch eine ganze Zahl gefiederter Sänger und Unge=
ziefervertilger
bei ihrer Rückkehr in die Heimat wohnungslos. Es fehlt
ihnen an paſſender Gelegenheit, ihr Neſt zu bauen, und deshalb ſollten
Gartenbeſitzer und Bogelfreunde beim Schnitt der Gegölze nicht den
Regeln des Gehölzſchnittes allein Rechnung tragen, ſondern auch der
Wohnungsnot der Vögel eingedenk ſein. Daß dieſes z. B. durch Schaf=
fung
von Quirlholz möglich iſt, davauf weiſt erneut E. Weydemann
in der Zeitſchrift Land und Frau hin. Quirlholz iſt ungemein leicht
zu erzielen, indem die Aeſte kurz geſchnitten und dadurch veranlaßt
wverden, drei bis vier kräftige Triebe zu entwickeln. Werden dieſe im
nächſten Jahre wiederum auf zwei bis drei Augen geſchnitten, ſo iſt
das Gerüſt des Quirlsholzes da, das wir durch Entſpißzen der Triebe
im Sommer auf drei bis vier Augen noch ſchöner und dichter geſtalten
können. Dadurch ſchaffen wir dann die idealſten Niſtplätze. Die Vögel
benutzen dieſe Niſtgelegenheit auch immer dann wieder, wenn dis Neſter,
nachdem die Brut flügge geworden iſt, entfernt werden und dadurch
Raim für einen Neubau entſteht.
Lokale Veranſkaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Deutſcher Gewerkſchaftsbund (Chriſtl. Gewerkſchaf=
ten
, Gedag und Geſamtverband deutſcher Beamten= und Staatsangeſtell=
tengewerkſchaften
). Mittwoch abend findet im Feierabendſaal, Stift=

ferent: Bezirksleiter Herr Weſp. Ehrenpflicht iſt es, daß alle Mit=
glieder
des D. G. B. erſcheinen.
Deutſcher Werkmeiſter=Verband, Bezirksverein
Darmſtadt. Samstag, den 7. April, abends, findet im Fürſtenſaal,
Grafenſtraße, eine öffentliche Werkmeiſterverſammlung ſtatt. (S. Anz.)
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Känſtler uud künſtleriſche Veranttaltungen, deren im Nachſtehenden
Crwähnung geſchieht. behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Der Richard=Wagner=Verband deutſcher
Frauen (Ortsgruppe Darmſtadt) veranſtaltet zum Beſten der Bay=
reuther
Stipendien zwei Vorträge des Herrn Geheimerat Profeſſor
Dr. Richard Sternfeld=Berlin über Bismarck=Beethoven und
über Wagners Meiſterſinger von Nürnbery (mit Erläuterungen am
Flügel). Ihre Mitwirkung haben zugeſagt: Herr Johannes Biſchoff
vom Landestheater (Hans Sachs), Herr Johan Verſter (Haag), der
hier ſchon rühmlichſt bekannte holländiſche Klaviertirtuoſe, der Beet=
hovens
Appaſſionata ſpielen wird ſowie die Geigerin Frl. Arla
Renz, eine Schülerin Petſchnikoffs. Der erſte Vortrag findet am
Sonntag, den 8. April, der zweite am Dienstag, den
10. April, ſtatt, beide im Hauſe der Frau von Selzam, Neckarſtr. 19.
m. Da der Richard=Waguer=Verein zu ſeinem am
6. April ſtattfindenden Liederkonzert infolge der Not der Zeit keine
Texte drucken läßt, ſo dürfte es angezeigt ſein, in kurzen Worten wenig=
ſtens
den Inhalt der hier zum erſten Male zu Gehör kommenden Ge=
ſänge
von A. Mendelsſohn anzudeuten. Es ſtellen dieſe Frauenlieder
in erinnerndem Rückblick Zuſtände verrauſchter Leidenſchaften dar, ſind
alſo im allgemeinen dunkel gefärbt. Die Reihenfolge der Lieder iſt
nicht als ſozuſagen geſchichtliche Entwickelung zu verſtehen, ſondern es
ſind die einzelnen Stücke, nach Maßgabe rein muſikaliſcher Erwägun=
gen
, im Streben nach tunlichem Wechſel bei gleicher ſchmerzlicher Grund=
ſtimmung
aneinander gefügt.
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volksparkei. Heute
Mittwoch, den 4. d. M., hält Herr stud. mach. G. Bücking einen Vor=
trag
über Bismarck‟. Die Mitglieder werden gebeten, zahlreich und
rechtzeitig zu erſcheinen.
Zur Eröffnung des ſtaatswiſſenſchaftlichen Kurſus
ſchreibt uns die Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung: Unſere
Abſichten wurden mißdeutet. Man verkannte, daß der Grundzug aller
Arbeit der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbi dung und Jugend=
pflege
in Heſſen auf die ſtetige Verinnerlichung des Arbeits= und des
Gemeinſchaftsgedankens gerichtet iſt. Daher eröffnete Herr Direktor
Haſſinger am Dienstag den Kurſus mit einer programmatiſchen
Einleitungsrede, in der er u. a. ausführte:
Die neuen Entwickelungen ſeit Beginn des Krieges bis heute haben
eine unendliche Fülle politiſchen Stoffes in unſer Daſein gewälzt. Wie
wir auch der Partei nach ſtehen mögen: Uns allen drängen ſich politiſ he
Tatſächlichkeiten, politiſche Frageſtellungen auf, um die wir nicht
herumkommen. Der entſcheidende Umſtand aber iſt der, daß der ein=
zelne
Staatsbüirger in diel höherem Maße als früher zur Teilnahme
an den ſtaatlichen Entſcheidungen berufen iſt. Nicht nur die geſchrie=
bene
Verfaſſung wirkt in dieſer Richtung, ſondern auch die ſtürmiſche,
unaufhörliche Erörterung, der das ganze wirtſchaftliche, politiſche und
ſoziale Leben unſeres Volkes fortdauernd ausgeſetzt iſt. Alles Politiſhe
iſt im Fluß. Vieles ſteht im Zweifel. Es iſt eine Zeit des Werdens,
die den Einzelnen nicht mehr rihig in Amtsſtube, Werkſtätte, Kontor
uſw. ſeine Privatarbeit tun läßt, unbekümmert um den Zank der Par=
teien
, ſondern die ihn hinausruft in die Arena, wo Meinung gegen
Meinung, Tat gegen Tat wirkt. Alle Wiederaufbaubeſtrebungen bleiben

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 4. April 1923.

Rummer 92.

aber ohne Erfolg, wenn es nicht gelingt, in alle Kreiſe des Volkes die
Erkenntnis der Grundlagen für eine neue und beſſere Geſtaltung des
Ganzen hineinzutragen. Das ganze Volk ſoll in dem neuen Gebäude
wohnen. Deshalb muß auch das ganze Volk an dem Wiederaufbau mit=
arbeiten
.
Darum iſt es eine dringliche Notwendigkeit, daß der Einzelne die
Probleme richtig ſehen lernt und daß er einen Einblick bekommt in die
wiſſensmäßigen Grundlagen des ſtaatsbürgerlichen Lebens der Gegen=
wart
, in ſeine Technit ſeine geſchriebenen Vorausſetzungen, in die
Programme der politiſchen Parteien, in das vielfach verzweigte Wefen
des Staates und ſeiner Arbeit. Der Staat ſchwebt nicht mehr als der
autoritäre Lenker unſerer Geſchicke über uns. Ob wir wollen oder nicht,
ob wir mit ihm zufrieden ſind oder nicht, er iſt unſer aller Sache ge=
worden
. Darum iſt es nötig, das Rüſtzeug herbeizuſchaffen, daß wir
unſeren Kampf mit Bewußtſein und Kenntnis führen können. Es iſt
ſelbſtverſtändlich, daß dieſe Erziehungsarbeit vollkommen neutral ſein
muß in wirtſchaftlicher, politiſcher und religiöſer Beziehung. Sie will
nur einen Feind angreifen: Die Oberflächlichkeit, die Leichtfertigkeit,
die Urteilsloſigkeit. Sie will der Arbeit des ganzen Volkes, alſo jeder
Partei, dienen, indem ſie die wahre Natur der Gegenſätze, den echten
Inhalt der Probleme und die unverrückbaren Vorausſetzungen aller Er=
örterungen
kennen lehrt. Jede Bekehrungsabſicht iſt bei. unſerem
ſtaatswiſſenſchaftlichen Kurſus ausgeſchloſſen, und vor jeder Ueberzeu=
gung
werden wir die notwendige Achtung bekunden. Leitſtern aller
Arbeit der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugend=
pflege
in Heſſen iſt in erſter Linie, über alle verſchiedenen Anſchauun=
gen
hinweg einen gemeinſamen Boden zur Vertiefung des Gemein=
ſchaftsgedankens
zu finden. Das iſt gewiß ein hohes Ziel, und wir ſind
der Ueberzeugung, daß wir damit unſerem Vaterlande einen wertvollen
Dienſt leiſten.
Volkstümliche Wörter und Wendungen.
Eine Anregung zu ihrer Sammlung.
Die Behauptung, ein Wörterbuch ſei ein außerordentlich unter=
haltſames
Buch, wird wohl meiſt ein ungläubiges Lächeln hervorrufen.
Nach der landläufigen Anſicht iſt ein Wörterbuch eben nichts anderes
als ein trockenes Wörterverzeichnis; man nimmt es wohl einmal zum
Nachſchlagen in die Hand, doch längere Zeit darin zu leſen, wird wohl
kaum jemand einfallen. Schlagen wir aber einmal auf gut Glück ein
größeres Wörterbuch, vielleicht ein mundartliches, auf, um zu
ſehen, was alles darin ſteht. Da leſen wir unter den Buchſtaben A,
daß das Wort Alpch als Bezeichnung für einen Einfaltspinſel, eine
Ableitung von Alp iſt, dem Namen für ein geſpenſtiſches Weſen, das
ſich nachts auf die ſchlafenden Menſchen legt und ſo das Alpdrücken
verurſacht; dieſe geſpenſtiſchen Weſen rauben auch die geſunden Kinder
und ſpielen dann Mißgeſtalten und dumme unter, die dann Zeit ihres
Lebens Einfaltspinſel bleiben. Blättern wir weiter, ſo finden wir unter
J die Ausdrücke Junkerkorn und das Korn jünkert. Man gebraucht
ſie an manchen Orten von den in der Blüte oder im Fruchtanſatz miß=
ratenen
Kornähren, die ſich gerade aufrichten und gleichſam ſtolz den
Kopf ſo hoch tragen wie ein Junker. In alter Zeit wurde auf dem
Lande gar keine, ſpäter nur an zwei Wochentagen Schule gehalten,
die Hauptſchulzeit fiel in den Winter und ſie begann um die Zeit, wo die
Herbſtzeitloſe blühte, weshalb dieſe Blume im Schmalkaldiſchen auch
Schulblume genannt wird. In dem Artikel über das Mus lernen
wir die Redensart ſo alt wie Mus und Brot im Sinne von uralt
kennen; ſie zeigt uns, wie vor der Einführung des Kaffees das Mus
eine Hauptſpeiſe war, ſo daß ſtellenweife das Zeitwort mueſa (d. h.
muſen Maus eſſen) ganz allgemein den Sinn von eſſen, die Mahl=
zeit
einnehmen bekam. So begegnen uns auf Schritt und Tritt Aus=
drücke
, aus denen Aberglaube, Sitten und Gebräuche alter Zeiten,
die Volksmeinung über Berufe und Stände zu uns reden. Wie an=
ſchaulich
iſt Kreaagelche für das wilde Stiefmütterchen! Das an und
für ſich nichtsſagende Wort Tulpe macht man ſich mundgerecht, und
ſo entſteht z. B. in Fränkiſch=Crumbach Bollebohne‟! Ein Ver=
ſtärkungswort
wie ſehr iſt jetzt abgenutzt; man greift zum Vergleich,
und ſo iſt jemand nicht ſehr geſund, ſondern eichelgeſund‟ Von
einem auf den Tod Kranken ſagt man im Winter nicht einfach, daß er
das Frühjahr nicht erleben wird, ſondern es heißt von ihm: der hört
auch den Kuckuck nicht mehr ſchreien!
Die paar Proben zeigen ſchon, daß die Wörterbücher es gar nicht
berdienen, als ſo langweilig verſchrieen zu werden. Sie ſind unterhalt=
ſam
in ihrer Art, und wie kann das auch ſchließlich anders ſein, wenn
wir bedenken, daß die Sprache doch nichts anderes iſt als ein Spiegel=
bild
des bunten, friſchen Lebens, wie es rings um uns pulſiert. Und
gerade die Mundart iſt ein getreues Abbild des Lebens. Schon ſrüh
hat man daher angefangen, volkstümliche Wörter und Wendungen zu
ſammeln und ſie in Wörterbücher niederzulegen, in der Schweiz, ſo in
Bahern, Schwaben, Elſaß, Sachſen uſw. Auch für Oberheſſen, Kur=
heſſen
, Heſſen=Naſſau, liegen derartige Sammlungen vor; das erſte
dieſer Gebiete wird jetzt eingehende Berückſichtigung finden in dem von
Prof. Wrede in Marburg geplanten großen heſſen=naſſauiſchen
Wörterbuch. Für Südheſſen (Starkenburg und Rheinheſſen) fehlt es
dagegen noch an einer ſolchen Sammlung. Wenn es auch unter den
heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen ganz ausgeſchloſſen iſt, eine
Sammlung mundartlicher Ausbrücke in gleichem Umfange wie es ſchon
für andere Landestei: geſchehen iſt, zu veranſtalien, ſo ſollte doch auch
für Südheſſen, wenigſtens ein Anfang gemacht werden. Prof. Dr.
Karl Bergmann in Darmſtadt hat einen Weg gewieſen, wie die
Sammlung in die Wege geleitet werden könnte. Es ergeht an alle,
die Liebe zu unſerer Heimat haben und dieſe Liebe auch bei andern
erwecken wollen, die Bitte, an der Sammlung mitzuarbei=
en
. Einer beſonderen Vorbildung dazu bedarf es nicht; alle Stände
und Berufe können ſich dabei beteiligen. Was zunächſt geſammelt wer=
den
ſollte, wäre etwa folgendes: Wendungen, in denen von Völkern,

Tod, Kloſterweſen uſw.); ſehr erwünſcht ſind auch Maßbezeichnungen
für Raum und Zeit, Wendungen, in denen auf geſchichtliche Ereigniſſe
angeſpielt werden, vor allem auch volkstümliche Tier= und Pflanzen=
namen
. Selbſtverſtändlich ſind auch Ausdrücke aus anderen Gebieten als
die eben bezeichneten willkommen. Beiträge wolle man an die Zentral=

telle zur Förderung der Volksbildung und Jugend=
pflege
in Heſſen Heimatabteilung Darmſtadt,
Alter Marſtall, einſenden. Genaue Angabe des Namens und Standes
des Einſenders und des Ortes, wo Wort oder Wendung lebendig ſind,
iſt unbedingt notwendig. Wenn die mundartlichen Laute in der Schrift
feſtgehalten werden können, ſo iſt das natürkich ſehr erwünſcht; unbe=
dingt
notwendig iſt es aber nicht. Unkoſten werden, ſoweit wie möglich),
auf Anfordern erſetzt.
Seeheim, 3. April. Unter der wahrhaft hingebenden Leitung
ſeines muſikaliſch und innerlich dazu reich befähigten Dirigenten, des
Lehrers Friedrich Beltz, geſtaltete ſich die Darſtellung der Schütz=
ſchen
Matthäuspaſſion durch den Kirchenchor zu einem Er=
lebnis
. Von auswärts kam Theodor Knodt, der Sohn des Dichters, und
ſpielte mit viel Liebe die alte Orgel. Lehrer Seitz aus Hähnlein ſang
mit ſeiner edlen, herzwarmen Stimme den Evangeliſten und bewies da=
mit
eine ſchöne Begabung auch für den Oratoriengeſang. Aus Darm=
ſtadt
half uns der Chorſänger Otto Wolf, und gab treu die Worte Jeſu
wieder. Alles andere ſangen und ſpielten nach zweijähriger opfer=
voller
Vorbereitung ſeeliſch ſpürbar ſtark beteiligt, Mitglieder des
Chores aus allen Schichten des Ortes, und verhalfen damit der ſehr
großen, aus der ganzen Umgegend zuſammengeeilten Gemeinde zu einer
eindrucksvollen Karfreitagsfeier.
ds. Heppenheim a. b. B., 3. April. Skelertfund. Wie wir bor
kurzem an gleicher Stelle berichteten, wurde bei den Ausgrabungen für
einen Neubau einer Granitwerkfirma in zirka ½ Meter Tiefe das Skelett
einer jungen Perſon gefunden, das nach den Schätzungen von Sachver=
ſtändigen
etwa 30 bis 40 Jahre in der Erde begraben ſein mochte. Nun=
mehr
ſcheint Licht in dieſe myſteriöfe Affäre zu kommen. Wie ſich ältere
Leute noch erinnern und auch in den Akten der Bürgermeiſterei ver=
wahrt
iſt, verſchwand im Jahre 1889 alſo vor 34 Jahren die
14jährige Tochter eines hieſigen Einwohners namens Eicher ſpurlos und
war nicht mehr aufzufinden. Zu gleicher Zeit zog auch ihr Vater, der
keinen guten Leumund hier beſaß, von hier weg, und weiß man nicht,
wohin und ob er noch lebt. Es dürfte ſich in vorliegendem Falle wohl
um dieſes Mädchen handeln, da die Dauer des Begrabenſeins ſowie die
Jugend des Skeletts, deſſen Kopf noch ein tadelloſes Gebiß zeigte, genau
mit dem Verſchwinden des fraglichen Mädchens übereinſtimmen. Ob
ein Verbrechen vorliegt, kann man am Skelett nicht erkennen, doch ſind
Unterſuchungen im Gange, um feſtzuſtellen, ob der Vater noch lebt und
wo er zurzeit wohnt. Billiger Oſterſchmaus. Die totale
ägyptiſche Finſternis, die in hieſiger Stadt, allabendlich nach 12 Uhr aus
verkehrter Sparſamkeit der Stadtverwaltung herrſcht, benutzten in
einer der letzten Nächte Einbrecher, indem ſie den Rolladen der Metzgerei
Miſchler in der Marktſtraße emporhoben, mit einem Glaſerdiamanten
ein großes Stück der Fenſterſcheibe herausſchnitten und aus dem Schau=
fenſter
zwei mächtige, prächtige und delikat geräucherte Schinken, deren
Anblick ſchon ſeit längerer Zeit den Vorübergehenden das Waſſer im
Munde zuſammenlaufen ließ, herausnahmen ſowie gleichzeitig eine große
Anzahl delikater Würſte mitgehen hießen. Den Spitzbuben dürften dieſe
herrlichen Sachen recht gut und vor allem recht billig ſchmecken. Von
den Tätern hat man keine Spur. Vaumblüte. In herrlichſter
Blütenpracht ſtehen hier unſere Mandelbäume, Pfirſich= und Kirſchbäume,
und kann es unſeren Volksgenoſſen in der Stadt nur empfohlen werden,
ſich durch eine Wanderung nach unſerem ſo lieblich gelegenen Städtchen
mit ſeinen blühenden, herrlichen landſchaftlichen Reizen an al. der
knofpenden Frühlingspracht zu erfreuen.
ds. Von der Bergſtraße, 3. Abril. Franzöſiſche Geldgier.
Täglich kommen zurzeit Schäfer mit ihren großen Schafherden hier durch,
die auf der Rückreiſe von ihren Winterfutterplätzen nach ihrer Heimat,
meiſt Württemberg, begriffen ſind. Voll Ingrimm und Zorn erzählen
die, die aus dem beſetzten Rheinheſſen und Rheinpfalz kommen, wie
ſchändlich ſie beim Uebertritt ins unbeſetzte Gebiet von den Franzoſen
geſchröpft wurden. Man erlaubte ihnen die Ausfuhr ihrer Herde nur
unter der Bedingung, daß für jeden Hammel ihrer Herde 5000 Mark
bezahlt wurden. Manche Schäfer mußten auf dieſe Weiſe Millionen
Mark für die Ausreiſe ihrer Herde aus dem beſetzten ins unbeſetzte
Gebiet den Franzoſen bezahlen. Wie mir kürzlich ein Schäfer mitteilte,
wurde er, weil er auf Befragen ſeitens der Franzoſen nach der Zahl
ſeiner Hämmel zirka 50 verſchwiegen hatte, mit 4 Millionen Mark Strafe
belegt, außerdem mußte er die vorgeſchriebenen 5000 Mark pro Hammel
noch estra bezahlen.
sg. Mainz, 3. April. Vor dem Kriegsgericht der franzöſiſchen Rhein=
armee
hatten ſich eine größere Anzahl deutſcher Eiſenbahneu
zu verantworten, weil ſie Gehälter an die nach der Militariſierung aus
ihrem Dienſt verdrängten deutſchen Eiſenbahner ausbezahlt haben. Nach
der Anklage ſollen die folgenden Angeklagten dadurch den Eiſenbahner=
ſtreik
im Brückenkopf Mainz vorſätzlich verlängert und begünſtigt haben:
A. Hof, Eiſenbahnſekretär, W. Schad, Eiſenbahnbetriebsaſſiſtent, W.
Weber, Bahnhofsvorſteher, Johann Heucher, Eiſenbahner, H. Neuroth,
Rechtsanwalt, Eduard Schmitt, Poſtinſpektor, Chr. Link, Eiſenbahn=
ſekretär
, ſämtlich aus Groß=Gerau, Ph. Wolf, Eiſenbahnbetriebsaſſiſtent,
und Hch. Spenaler, Bahnhofsvorſteher, beide aus Weiterſtadt, Hch.
Guntrum, Bahnhofsvorſteher in Nauheim, K. Jockel, Eiſenbahnarbeiter
in Büttelborn, Ph. Friedmann, Halteſtelleauffeher in Klein=Gerau, und
W. Koch, Eiſenbahnoberinſpektor, Mainz. Die Angeklagten waren nach
Beſchlagnahme von 10 Millionen Mark verhaftet worden. Der Ange=
klagte
Heucher hatte das Geld in Darmſtadt in Empfang genommen und
zu Hof und Schad gebracht. Verteidiger waren die Rechtsanwälte Neu=
mann
= und Dr. Kullmann=Mainz. Das Urteil lautete für Hof auf zwei
Monate Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Schad drei Monate
Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Weber fünfzehn Tage Gefäng=
nis
und 100 000 Mark Geldſtrafe, Neuroth 100 000 Mark Geldſtrafe,
Schmitt fünf Monate Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Heucher
ſechs Monate Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe. Link fünfzehn
Tage Gefängnis und 100000 Mark Geldſtrafe, in Abweſenheit Wolf
ein Jahr Gefängnis und 100000 Mark Geldſtrafe, Spengler drei Mo=
nate
Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, in Abweſenheit Guntrum
ein Jahr Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Jockel zwei Monate
Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Friedmann drei Monate Ge=
fängnis
und 100 000 Mark Geldſtrafe, Koch ein Monat Gefängnis und
100 000 Mark Geldſtrafe. Ferner wurden verurteilt der Eiſenbahn=
beamte
Friedrich Pabſt aus Mainz zu vier Monaten Gefängnis und

Darmſtädter Erinnerungen.
Von Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.
VIII.
Bei den im Jahre 1860 verfaßten, aber erſt im Jahre 1893
erſchienenen Erinnerungen von Georg Gottfried Ger=
vinus
(18051871, Leben von ihm ſelbſt, Leipzig 1893,
S. 1110) ſteht mehr, als dies bei den Ritſertſchen und den
noch zu erwahnenden Aufzeichnungen Wilhelm Hamms der Fall
iſt, die Perſon des Erzählenden im Mittelpunkt der ganzen Dar=
ſtellung
. Gervinus beſchränkt ſich im weſentlichen darauf, das
zu erzählen, was er geſehen und erlebt hat, und überliefert nicht,
was ihm ſelbſt überliefert wurde. Gleichwohl gibt es keine
Quelle, die das Leben eines Darmſtädter Gymnaſiaſten zu jener
Zeit anſchaulicher ſchilderte. Ein auserleſener Kreis war es,
den Gervinus mit acht Freunden bildete. Tugendbund oder
Philareten nannten ſie ſich und hatten im Sommer auf dem
Herrgottsberg ihre Zuſammenkünfte. In eine Zeit geiſtiger
Blüte, wie ſie Darmſtadt kaum wieder geſehen, fallen Ger=
vinuſſens
Kinder= und Schülerjahre: Außer den früh geſtor=
benen
und daher weniger bekannten Nodnagel und Lange, ſo
ſagt er felbſt, war der Zoolog Kaup einer unſrer Bundes=
genoſſen
geweſen. Lang, Röth, Kriegk, Flegler ſind in ſehr ver=
ſchiedenen
Richtungen in Geſchichte, Ethnologie, Geographie uſf.
tätig geweſen. Die Namen der Brüder Wilhelm und Karl Sell,
Nöllner, Röder ſind dem Rechtskundigen nicht fremd. In den
ſchönen Künſten erweckten die jungen Männer Friedrich Max
Heſſemer, Heinrich Schilbach, Auguſt Lucas, Peter Wilhelm
App, Karl Sandhaas, Johann Baptiſt Scholl die ſchönſten Er=
wartungen
; die Brüder (Jakob und Heinrich) Felſing, der
Kupferſtecher und Kupferdrucker, ſind über ganz Europa hin
bekannt, der Name Liebigs allein würde für Darmſtadts da=
malige
Bedeutung zeugen‟ Eine andre Perſönlichkeit, die Ger=
vinus
ausführlich beſchreibt, iſt der Regiſſeur Franz Grüner, ein
Schüler Goethes. Auch Ereigniſſe von lokaler Bedeutung über=
liefert
er, ſo z. B. die im Jahre 1817 erfolgte Gründung der
Ollweilerfchen Leihbibliothek, die in drei Jahren auf zehntauſend
Bände anwuchs und für Darmſtadt die intime Einführung in
die Breite der literariſchen Welt bedeutete‟. Eine Ergänzung
zu den Gervinusſchen Aufzeichnungen bildet die Schilderung,
die Auguſt Nodnagel von der Jugendzeit ſeines Freundes
hinterlaſſen hat. Sie iſt die Erzählung von Selbſterlebtem und
wurde im 11. Jahrgang der Heſſiſchen Chronik (1922, S. 39)
zum erſtennual veröffentlicht.

Den Lebensgang eines Darmſtädter Künſtlers, dem durch
Georg Moller, den Kabinettsſekretär Ernſt Chriſtian Friedrich
Auguſt Schleiernnacher und den Großherzog Ludwig I. die Be=
dingungen
einer freien Entfaltung ſeiner künſtleriſchen Entwick=
lung
gewährt worden ſind, hat der Kupferſtecher Jakob Fel=
ſing
(18021883) in ſeiner Selbſtbiographie Motive zu einem
zufriedenen Alter, Notizen aus meinem Leben, aufzuſchreiben
begonnen im Jahre 1859 (100 Jahre im Dienſte der Kunſt, Er=
innerungsgabe
der Firma O. Felſing, Berlin 1897, 2. S. 38
bis 55) geſchildert. Auch ſeine wirtſchaftlichen Verhältniſſe hat
er darin behandelt und beſchrieben, wie ſeine Einnahrnen an=
fangs
im Wachſen und ſpäter im Abnehmen begriffen ſind, ihm
aber gleichwohl als ſorgſamen Haushalter im Alter ein, wenn
auch beſcheidenes, ſo doch ſorgenfreies Leben ermöglichen.
Der Kölner Advokat Jakob Haaß (17931870) erwähnt
in ſeinen Aufzeichnungen über fein Leben (Erinnerungen eines
alten Kölners, mitgeteilt von Dr. Hermann Cardauns, Unter=
haltungsblatt
der Kölniſchen Volkszeitung Nr. 31, 34, 38, 42.
45, 49 vom 12. bis 19. Januar 1917) zweimal Darmſtadt. Auf
der Reiſe nach der Heidelberger Univerſität kam er am Nach=
mittag
des 18. Oktobers 1813 nach Dacmſtadt, beſah ſich den an
ſchönen Pferden überreichen Marſtall, durchſtrich den Hofgarten
und fuhr dann nach Heidelberg weiter (Nr. 45). Das zweite Mal
kam er durch Darmſtadt am Oſterdienstag des folgenden Jahres.
Als ſie aus dem Tannenwald zwiſchen Eberſtadt und Darm=
ſtadt
herauskamen, hatte gerade eine Hinrichtung ſtattgefunden.
Eine große Menſchenmaſſe hatte ſich dazu eingefunden gehabt,
und zur Rechten der Straße ſah man das Schaffot. Im Speiſe=
ſaal
des Damſtädter Hofes traf er die Verſammlung der
Scharfrichter aus der ganzen Umgegend nah und fern, welche
nach hergebrachter Gewohnheit zum Feſte einer Kapitalexekution
zuſammenkommen und ſich dann gütlich tuen (Nr. 52).
Kaum ein Ereignis der Kriegsgeſchichte hat ſich der Erinne=
rung
der heſſiſchen Bevölkerung und insbeſondere der Darm=
ſtädter
ſo tief eingeprägt als der Zug der freiwilligen Jäger nach
Lyon im Jahre 1814, obwohl dieſe gar nicht in eine kriegeriſche
Handlung verwickelt wurden. Die wertvollſten Aufzeichnungen
darüber ſind die im Archiv für Heſſiſche Geſchichte und Alter=
tumskunde
(N. F. Bd. 11, S. 162198) veröffentlichten von
Georg Ulrich. Die älteſten gedruckten Erinnerungen daran rüh=
ren
von dem 1781 in Freienſeen gebornen Steuerrektifikator Phi=
lipp
C. Pfeffer her (Feldzug des Großherzoglich Heſſiſchen
freiwilligen Jägercorps, o. O. 1814). Handſchriftliche Aufzeich=
nungen
haben ferner hinterlaſſen der bekannte Sophokles= Ueber=
ſetzer
Georg Thudichum (17941873) und der namhafte

heſſiſche Eeſchichtsſorſcher Georg Wilhelm Juſtin Wag=
ner
(17931874) in ſeiner Beſchreibung des Marſches nach
Lyon und zurück (Großh. Hofbibliothel, Handſchrift Nr. 3451).
In allen den genannten Erinnerungen iſt auch Darmſtadt er=
wähnt
. Am Abend des 20. Märzs wurden grüne Eichzweige im
Auftrage der Großherzogin Luiſe durch den General Schäffer von
Bernſtein verteilt, damit ſie die Jäger am Tſchako trügen. ( Ul=
rich
, Pfeffer.) Mit der Diſziplin freilich war es nicht beſonders
gut beſtellt. Ueber den Befehl, am nächſten Tage die Schloßwache
zu beziehen, äußerten ſie laut ihren Unwillen, und über das
Dorniſtertragen gar kam es am Tage des Ausmarſches bei der
erſten Kompagnie zur Revolte (Ulrich). Bei dem Ausmarſche
aus der Stadt ſelbſt ſtanden die Einwohner in dchten Scharen
vor den Häuſern und auf den Balkonen (Thudichum). Dem ent=
ſprach
der Empfang bei der Rückkehr. Bis vor Eberſtadt zogen
ihnen die Darmſtädter ſcharenweiſe entgegen, die Landſtraße war
bald undurchdringlich angefüllt von Menſchen, die wie eine ſtarke
Meereswelle hin= und herwogten. Mit Freudengeſchrei, tauſend=
ſtimmigem
Vivat und Tücherſchwenken wurden die Einziehenden
bewillkommnet (Wagner).
Den Empfang einiger im Sommer 1814 aus der ruſſiſchen
Kriegsgefangenſchaſt zurückkehrender heſſiſcher Offizier in Darm=
ſtadt
ſowohl bei dem großherzöglichen Paare als auch bei den
Einwohnern von Darmſtadt beſchreibt Friedrich Peppler
(17891863) am Schluſſe ſeiner zuerſt im Jahre 1832 erſchiene=
nen
Schälderung meiner Gefangenſchaft in Rußland vom Jahre
1812 bis 1814 (Neuausgabe in Bd. 1 der Heſſiſchen Volksbücher,
Darmſtadt 1908).
Einen Einblick in die patriarchaliſchen Zuſtände in der heſſi=
ſchen
Reſidenz zur Zeit Ludewigs I. gewährt die zuerſt im Jahre
1836 erſchienene Selbſtbiographie des Schulmeiſters Johan=
nes
Stelz (17821841). Es wird nämlich darin beſchrieben,
wie Stelz im Jahre 1815, nachdem er die dem ehemaligen Spl=
daten
nicht unerhebliche Schwierigkeiten bietende Lehrerprüfung
bei dem Kirchenrat Wagner und dem Kantor Rinck beſtanden
hatte, in Begleitung ſeiner Frau, einer Franzöſin, eine Bitt=
ſchrift
dem Großherzog am Eingang des Herrngartens über=
reichte
, als dieſer in Begleitung des Kabinettsſekretärs Schleier=
macher
dort erſchien, wie der Fürſt die Bittſchrift von der auf
die Knie niedergefunkenen Frau huldreich entgegennahm, ſich
mit ihr eine Viertelſtunde lang in franzöſiſcher Sprache unter=
bielt
und ſie unter gnädigſten Verſicherungen entließ, und end=
lich
, wie ſie darauf Schleiermacher zurückrief, um ihr das Schrei=
ben
zurückzugeben mit der Weiſung, es auf die Hauptwache zu
überbringen. (Vgl. die Neuausgabe, Bd. 4 der Heſſiſchen Volks=
bücher
, S. 135137, 146 f.).

[ ][  ][ ]

Rumuer 92.

Dattifiädter Tagblait, O4tkau7), tei 4. 2iFriT 4925.

Seite 5.

10 000 Mark Geldſtrafe, Eiſenbahnarbeiter Heinrich Krämer=M.
Abweſenheit zu acht Monaten Gefängnis und 109 000 Mrrl Geldſtraf,
Eiſenbahnarbeiter Wilhelm Zöller=Mombach in Abweſenheit zu ſieben
Monaten Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe, Eiſenbahnarbeiter
Auguſt Ranke=Oberingelheim zu 100 000 Mark Geldſtrafe.
Mainz, 3. April. Das Kriegsgericht des Generalſtabs der fran=
zöſiſchen
Rheinarmee verurteilte den Gaſtwirt Johann Liebmann
aus Mainz, der ſein Lokal zur Auszahlung der Gehälter und Löhne
an die deutſchen Eiſenbahner mehrmals zur Verfügung geſtellt hatte,
zu einem Monat Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe. Seine Toch=
ter
Margarete Liebmann, die einen Teil des Geldes (17 Millionen
Mark), der zur Auszahlung beſtimmt war, dadurch verheimlichte, daß
ſie es unter einem Teppich verſteckte, wurde zu 15 Tagen Gefängnis und
100 00 Mark Geldſtrafe verurteilt. Das beſchlagnahmte Geld wurde
eingezogen.
TU Mainz, 2. April. Arbeitsloſigkeit in Mainz. Aus
gewerkſchaftlichen Kreiſen wird uns gemeldet, daß die Arbeitsloſigkeit
in Mainz bei allen Branchen außerordentlich groß iſt. Vor dem Zuzug=
Arbeitsloſer, in der Hoffnung, in Mainz Beſchäftigumg zu bekommen,
muß entſchieben gewarnt werden.
Alzey, 2. April. In einer der letzten Sitzungen des Pacht=
einigungsamtes
, in denen es gewöhnlich an allerlei Koſenamen
nicht fehlt, ereignete ſich ein amüſantes Stückchen. Ein Verpächter und
ein Pächter unterhandelten über die Pacht und waren mit Forderung
und Gebot noch tauſend Mark auseinander. Sie beharrten aber hart=
näckig
auf ihrem Standpunkt, ließen ſich aber ſchligßlich auf Zureden der
Beteiligten und der Rechtsanwälte darauf ein, die Differenz mit Eiern
auszugleichen. Der Pächtek wollte dann ſechs geben, während der Ver= Hahn, Hauptmann Fries und Prinz Sigismund von Hohenzollern über=
pächter
ſieben verlangte. Um dieſes eine Ei wurde wiederum hartnäckig
geſtritten. Schließlich gab der Pächter nach mit dem Vorbehalt, daß das
ſiebente Ei nur ein kleines zu ſein brauche.
Reich und Ausland.
Reichshauptſtadt.
Die Einſturzkakaſtrophe am Anhalter Bahnhof.
In dem Prozeß, der die Schuldfrage an dem folgenſchweren Grüſtein=
ſturz
am Anhalter Bahnhof klären ſollte, wurde das Urteil gefällt. Der
Hauptangeklagte Altmann wurde wegen fahrläſſiger Tötung zu ſechs
Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte Adolf Tantow wurde
freigeſprochen. Das Gericht erklärte, daß der Angeklagte Altmann in=
ſofern
fahrläſſig gehandelt habe, als er ſich um die Sicherheitsbedingun= in Kürze beſſern, ſind auch noch eine Reihe techniſcher Fragen zu löſen
gen der Eiſenbahn nicht gekümmert habe. Der Vorſitzende erklärte fer= oder ſeitens der Regattavereine zu beantworten, ehe die Meldungen
ner, daß Altmann wohl kaum an die Verbüßung der Gefängnisſtrafe zu
denken brauche, da ihm bei ſeinem hohen Alter ſicherlich Bewährungs=
friſt
erteilt werden wird. Gegen das Urteil wird ſeitens der Vertei=
digung
Reviſion eingelegt.
Milderung der Einreifebeſtimmungen nach Deutſchlanb.
RDV. Vor einigen Monaten hatte das Auswärtige Amt, um den
Zuzug von Valutaſpekulanten fernzuhalten, ſeine Vertretungen im gen kann.
Auslande angewieſen, Einreiſebewilligungen nach Deutſchland nur auf
Grund einer genauen Prüfung des Reiſezwecks und für Erholungsreiſen
auf Grund eines amtsärztlichen Zeugniſſes zu erteilen. Dieſe ſtrenge
Weiſung bewirkte ein faſt völliges Verſiegen des Fremdenverkehrs nach
Deutſchland, und in den deutſchen Bädern und Kurorten häuften ſich
die Beſchwerden über eine unnachſichtige und zuweilen ſogar ſchikanöſe
Handhabung des Einreiſeverbots. Auf dringende Vorſtellungen hin hat
jetzt, wie die Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung erfährt,
das Auswärtige Amt ſeine Vertretungen im Auslande zu einer Mil=
derung
in der Handhabung der Einreiſebeſtimmungen ermächtigt, ſoweit
es ſich um Reiſen Erholungsbedürftiger in deutſche Bäder und Kurorte dorthin zum Beſſeren gewendet haben.
handelt. Die Verordnung als ſolche bleibt zwar beſtehen, aber es ſind
bereits Beratungen unter Führung des Reichsminiſteriums des Innern
im Gange, die zu einer grundſätzlich neuen und hoffentlich fremdenver=
kehrsfreundlicheren
Regelung der Einreiſebeſtimmungen führen ſollen.
Sächſiſche Fahnen in Siebenbürgen.
ſächſiſche Fahnen zu hiſſen. Der Abgeordnete Dr. Arthur Connerth be=
mühte
ſich nun beim Innenminiſter um Aufhebung dieſes Verbots. Das
iſt ihm auch gelungen. Wie er in Biſtritz in einer Sitzung des Orts=
ausſchuſſes
mitteilen konnte, hat der Innenminiſter durch Erlaß vom
9. Februar jenen Erlaß vom 5. Juli 1922 zurückgenommen und geſtattet,
daß außer der Staatsfahne auch die ſächſiſche Fahne gehißt werden
könne, nur dürfe ſie weder größer noch in der Qualität des Tuches beſſer
ſein als die Staatsfahne. Wenn nun nur nicht übereifrige Patrioten
mit hochnotpeinlichen Textilunterſuchungen kommen, die der Qualität
des Tuches gelten. Hoffentlich hat man ſich ſchon eines guten Stammes
von Sachverſtändigen für entſprechende Unterſuchungen verſichert.
Zum Tobe des beutſchen Geſandten in Chile, Herrn von Erckert.
D.A. I. Nach ausführlichen, fetzt aus Südamerika eingegangenen
Nachrichten verunglückte der deutſche Geſandte, Herr von Erckert, bei
einem Verſuch, den Gipfel des Vulkans Lanin zu beſteigen, der in der
Nähe des Ortes Villarica an der argentiniſchen Grenze liegt. Herr
von Erckert unternahm die Tour mit zwei deutſchen Herren, Gentholz
und Brückert, aus Valparaiſo, und Herrn Profeſſor Anwandter aus
Concepcion. Die Bergſteiger ſtürzten ab, als ſie ſich in 3000 Meter
Höhe befanden. Herr von Erckert wurde dabei tödlich verletzt und
ſtarb tags darauf, auch ſeine Begleiter erlitten ſchwere Verletzungen. Den
Blättermeldungen zufolge erregte der tragiſche Tod des in ganz Chile
beliebten deutſchen Vertreters allgemeines Beileid.
Profefſor Einſtein zieht ſich vom Völkerbund zurück.
D.A.I. Profeſſor Albert Einſtein weilte auf der Rückkehr von Ja=
ban
und Spanien, wo er Gegenſtand begeiſterter Ehrungen war, jetzt ſchlaggebend beeinfluſſen,
auch in Zürich. Er hat von dort aus unter dem 21. März ein Schreiben
an die vom Völkerbund eingeſetzte Kommiſſion für intellektuelle Zuſam=
menarbeit
gerichtet, das wir in der Neuen Zürcher Zeitung wieder=
gegeben
finden: In der letzten Zeit bin ich zu der feſten Ueberzeugung
gelangt, daß der Völkerbund weder die Kraſt noch den guten Willen zur Achters in Gigbooten gefahren werden. Hippchippehurra!
Erfüllung ſeiner Aufgabe hat. Als ernſthafter Pazifiſt halte ich es des=
halb
nicht für richtig, mit demſelben irgendwie verbunden zu ſein. Ich
bitte Sie, aus der Liſte der Mitglieder der Kommiſſion meinen Namen
zu ſtreichen. Das zitierte Schweizer Blatt bedauert dieſen Schritt des Für bie Veröſtſnlichungen unter bieſer Ueberſchriſt übernimmt die Rebakion
hervorragenden Gelehrten umſomehr, als die Kommiſſion eine gerade keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſe=
in
den Zeiten ſchwerſter politiſcher Kriſen unentbehrliche Miſſion zu er=
füllen
habe. Der Kommiſſion gehörten außer Einſtein und A. Henry
Bergſon, Madame Curie, der Oxforder Profeſſor Murrah, der Turiner
Profeſſor Ruffini und Profeſſor de Reynold=Bern an. Man hofft in
der Schweiz, daß der Rücktritt Einſteins keinen endgültigen Charakter
trage, ſondern nur einen momentanen Enttäuſchung über die durch
machtpolitiſche Faktoren beſtimmte, jedenfalls nicht ſchlechtem Willen ent=
ſpringende
Zurückhaltung des Völkerbundes in einer Lebensfrage
Deutſchlands entſpringt.
Weilbach b. Flörsheim a. M., 3. April. Ende April beginnen
in der Frauenſchule Weilbach bei Flörsheim a. M. die neuen
Kurſe für die praktiſche Ausbildung für Mädchen aller Stände. 1. Ein=
jährige
Kurſe für Maiden mit Abſchlußprüfung unter ſtaatlicher Auf=
ſicht
(höhere und mittlere Schulbildung, Aufnahmealter 17 bis 30 Jahre).

Mit
t Volkse, Mittel=
und Zößere: Scnlbildan
af
lieft iFrem
Alter nach in verſchiedene Gruppen geteil= und der Unterricht danach
gehandhabt. Mädchen aus der Umgegend können zu Hauſe wohnen. Im
Maidenjahr wird mehr theoretiſcher Unterricht erteilt, da es die Vor=
ſtufe
für die Ausbildung zur Lehrerin der Landwirtſchaftlichen Haus=
haltungskunde
iſt. In den 5=monatlichen Kurſen iſt vorwiegend prak=
tiſcher
Unterricht, das Schul= und Koſtgeld iſt daher niedriger, dasſelbe
kann auch in Naturalien bezahlt werden. Die Frauenſchule hat für den
Unterricht die ſchönſten Lehrbetriebe und eräume große Küchen, zweck=
mäßig
unb modern eingerichtet, für den Koch=, Back= und Einmach=
unterricht
, ſowie Waſch= und Plätträume , ein Saal für den Nadel=
arbeitsunterricht
mit reichlich Nähmaſchinen. Von den landwirtſchaft=
lichen
Lehrbetrieben ſind beſonders zu erwähnen der ſchöne Geflügelhof,
der Verſuchsſtation der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden iſt, auf dem
zwei Hühnerraſſen, Puten, Enten und Gänſe gehalten werden, der
Gartenbetrieb mit Gewächshaus, Frühbeeten und ausgedehnter Obſt=
plantage, der Molkereibetrieb mit ausgedehnter Käſerei. Schülerin=
nen
, die nur in dem einen oder anderen Betrieb lernen wollen, werden
jederzeit aufgenommen, auch für Wochen und Monate. Schulpläne mit
den näheren Bedingungen ſind erhältlich gegen Portoerſtattung.
Spiel, Sport und Turnen.
gr. Ein Mokorradklub von Deutſchland iſt am Mitt=
woch
abend in Berlin im Hote Eſplanade gegründet worden. Das vor=
läufige
Präſidium haben Geueral a. D. Krenziin, Hauptmann a. D.
nommen. Die Satzungen entſprechen im weſentlichen denen des Auto=
mobilklubs
von Deutſchland. Der Klub wird dem neugegründeten
Deutſchen Motorradfahrewerband beitreten und plant als erſte Ver=
anſtaltung
ein großes Motorradſtraßenuennen bei Swiuemünde.
Die Regattatage Südweſtdeutſchlands.
Die Regattatage Südweſtdeutſchlands ſtelle ſich folgendermaßen
zuſammen: 3. Juni Karlsruhe, 9. und 10. Juni Mainz, 17. Juni
Worms, 94. und 25. Juni Frankfurt a. M., 1. Juli Mannheim, 8. Juli
Heilbronn, 15. Juli Heidelberg, 12. Auguſt Berlin, Meiſterſchaftsregatta
26. Auguſt Mannheim (Herbſtrudern).
Abgeſehen von den aus der derzeitigen politiſchen Lage und aus der
Zollſperre ſich ergebenden Hinderniſſen, die der Abhaltung einer Reihe
dieſe Regatten entgegenſtehen und von denen wir huffen, daß ſie ſich
erfolgen.
Ueber die Karlsruher Strecke im Rheinhafen iſt nichts
zu melden, ſie iſt neben der Mannheimer die beſte Südweſtdeutſchlands
überhaupt. Vorläufig iſt der Rheinhafen noch don den Franzoſen be=
ſetzt
, und es müßte vor allen Dingen feſtgeſtellt werten, unter welchen
Verhältniſſen der An= und Abtransport der auswärtigen Boote erfol=
Das Mainzer Waſſer iſt ſchon lange bewühmt und berüch=
tigt
, und im übrigen liegen in bezug auf die Ein= und Ausfuhr der
Boote die Verhältniſſe in allen Negattaorten unſeres weſtlichen Grenz=
ludes
geich. Können die Boote der Rudervereine des beſetzten Gebiels
zwecks Teilnahme an den Regatten ohne Schwierigkeiten ins unbeſetzte
Deutſchland verbracht werden, und iſt umgekehrt die Zu= und Abfahrt
der Rennboote in das beſetzte Gebiet ohne Gefährdung möglich, ſo ſind
dies andererſei,8 Fragen, die zuerſt ihrer Löſung harren, und von
dieſer Löſung hängt die Abhaltung der füdleſtdeutſchen Regatten
größtenteils überhaupt ab, falls nicht die ganzen Verhältniſſe ſich bis
Die Wormſer Regattaſtrecke wird wohl nach den bis=
herigen
Erfahrungen nicht allzu viel Ruderer anlocken, falls der regatta=
leitende
Verein nicht durchgreifende Aenderungen trifft. Die Aende=
rungen
mißten darin beſtehen, daß entweder eine einwandfreiere Nenn=
ſtrecke
gefunden wird oder daß auf der alten Strecke von Start 1 und 2.
D.4.I. In Biſtritz war im horigen Jahre blötzlich verboten worden, wo wegen des toten Waſſers eine Ausſicht zuf Erfoig ausgeſchloſſen iſt,
kein Boot geſtartet wird. Selbſt Start 2 iſ. bei nicdrigem Waſſerſtand
noch nicht ganz einwandfrei.
Die Frankfurter Regatta wird vorausſichtlich wieder die
ganze Ruderwelt Südweſtdeutſchlands vereinigen und deshalb die ſchärf=
ſten
Konkurrenzen bringen.
Die Mannheimer Regatta ſoll, wie bisher im Mühlau=
hafen
abgehalten werden. Wenn dies die Verhältniſſe nicht geſtatten,
iſt der Nei ar als Regattaſtrecke in Ausſicht genommen, und zwar wird
in dieſem Falle die Regatta zweitägig ſein (Samstag und Sonntag), da
bei der getingers:. Zahl der Startplätze die Abwicklung der 18 Renmen
an einem Tage unmöglich iſt. Früher ſchloß gewöhnlich die Regatta
in der ſchönen Neckarſtadt Heilbronn die Reihe der ſüddeutſchen
Ruderſaiſon, nun hat ſich aber noch ein weiterer Platz gemeldet: Alt=
Heidelberg, die Feine, will ſich auch in den Kymz der waſſerſport=
lichen
Kämpfe einflechten, nachdem ſich ſchon ſeit 1912 jahrlich die Schüler
heiße Ruderkämpfe im Angeſicht der erinnerungsreichen Schloßruine
lieferten. Vor allem wären aber die Ruderer am Rhein und Neckar den
Heidelberger Kameraden ſehr dankbar, wenn ſie ihnen terrieten, wo
eine 2000 m lange einwandfreie Nennſtrecke in der Nähe Heidelbergs zu
ſuchen iſt.
Warum man Berlin als Meiſterſchaftsregattaort
wählte, iſt nicht klar. Ein zentraler gelegener Platz wäre bei den
jetzigen Fracht= und Reiſekoſten ſicher vorzuziehen geweſen. Wenn der
Deutſcher Ruderverband angibt, daß in Berlin am eheſten Boots= und
Rudermaterial in genügender Menge vorhanden ſei, ſo ſcheint das nicht
ſtichhaltig, denn es iſt nicht anzunehmen, daß eine Meiſtermannſchaft in
einem geliehenen Boot ſtartet, das würde die Reſultate doch zu aus=
Schon am 26. Auguſt iſt der Mannheim=Ludwigshafener
Regattaverein wieder auf dem Plan mit ſeinem gut eingeführten
Herbſtrudern auf dem Neckar. Wie bisher ſollen bei dieſer Negatte
alle Rennen mit Ausnahme des Neckar=Pokal=Einers und des Städte=
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwenhet werden können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
Die Verſperrung des Wegs über den Exerzier=
platz
von der Eliſabethenſtraße nach dem Bahnhof durch neue Klein=
gärten
nimmt ihren Fortgang. Der Exerzierplatz gehörte früher dem
Reichsmilitärfiskus und jetzt der Stadt. Während alſo die frühere
fremde Verwaltung für die Darmſtädter Bürger einen ſchönen und be=
quemen
Weg anlegte, läßt die Stadtverwaltung ihre eigenen Bürger
in die Drähte laufen. Auffallend iſt, daß ſich kein Stadtverordneter aus
den Kreiſen des arbeitenden Volks, das ſich keine Elektriſche leiſten kann,
der Sache annimmt. Die Herren ſollten nur einmal nachts die Ver=
wünſchungen
der Feſtgelaufenen hören. Auch kann man es niemand
übel nehmen, wenn er den Ausweg aus dem Drahtverhau durch Selbſt=
hilfe
zu erreichen ſucht.

Briefkaſten.
H. N. Artikel 85 des Heſſiſchen Ausführungsgeſetzes zum B. G.B.
beſtimmt: Bäume und Sträucher dürfen, ſofern ſie mehr als 2 Meter
hoch ſind, nur in einem Abſtande von zwei Mätern, ſofern ſie 2 Meter
oder weniger als 2 Meter hoch ſind, nur in einem Abſtande von einem
helben Meter von der Grenze des Nachbargrundſtückes gehalten werden.
Der Abſtand wird von der Mittelachſe des Baumes oder Strauches bis
zur Grenzlinie gemeſſen, und zwar an der Stelle, wo der Baum oder
Strauch aus dem Boden heraustritt. Durch Lokapolizeiverordnung
können andere Abſtände feſtgeſetzt werden, durch ſolche auch beſtimmt
werden, daß Bäume und Sträucher von mehr als 2 Meter Höhe in
beſtimmten Teilen einer Gemarkung nicht gehalten werben dürfen,
Sie müßten ſich erkundigen, ob eine Lokalpolizeiverordnung dort be=
ſteht
. Der Nachbar kann die Entfernung aller Bäume und Sträucher
verlangen, die in einem geringeren, als dem hiernach zuläſſigen Ab=
ſtande
gehalten werden. Das Necht muß im Klagewegs vor dem Amts=
gericht
geltend gemacht werden.

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Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land.
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Ruwmer hat 8 Seiten

m 3. April 1923, vormit-
4T tags 7/,7 Uhr, wurde uns
ein gesundes Mädchen ge-
boren
, das Helga Katherina
heißen soll.
Karl u. Mali Maurer
Studienassessor
Klappacherstraße 26.
(*

Ne
erzlichen Dank ſagen wir allen,
S6 die uns anläßlich unſerer Sil=
bernen
Hochzeit mit Geſchenken und
ſſz Glückwünſchen bedachten. Insbe=
G ſondere danken wir der Muſikver=
G einigung Harmonie, Stammlokal /
G Zur Spitz und dem Geſangverein /
* Liederkranz für das dargebrachte
Ständchen.
6
G. Jean Kling u. Frau Lulſe, geb. Beber ſt
*
Darmſtadt, den 3. April 1923
Kaupſtraße 52,
O

Todes=Anzeige.
Am 2. Feiertag, vorm. 12 Uhr,
entſchlief, nach ſchwerem Leiden
mein inniggeliebter Mann, der
treubeſorgte Vater ſeines Kindes,
unſer guter Schwiegerſohn, Bruder
und Schwager
Ludwig Molter
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im 40. Lebensjahre,
Ju tiefer Trauer:
Frau Eliſabeth Molter
geb. Steitz, und Kind,
Darmſtadt, den 3. April 1923,
Neckarſtraße 4.

Todes=Anzeige.
Nach längerem Leiden wurde
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Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 2. April 1923.
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Beerdigung Mittwoch, 4. April,
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

Bilanzen 1922.
Von
P. Behrens, Steuterſyndikus des Eiſen= und
Stahlwareninduſtriebundes.
Nach lebhaften Erörterungen iſt das Geſetz über die Berückſichtigung
der Geldentwertung in den Steuergeſetzen im Reichstag und Reichs=
rat
verabſchiedet worden, das hinſichtlich der Bilanzen 1922 ſowohl der
Einzelfirmen, offenen Handelsgeſellſchaften, Kommanditgefellſchaften,
ſtillen Geſellſchaften, wie der Aktiengeſellſchaften. G. m. b. H. uſw. einige
weittragende Aenderungen bringt. Ich möchte betonen, daß hiervon die
Einkommeuſteuer und Körperfchaftsſteuer berührt wird, aber nicht die
Vermögensſteuer und Zwangsanleihe, über die ich weiter unten ſchreibe.
a) Ueberteuerungsabſchreibungen.
Nach der neuen Faſſung des § 33a des Einkommenſteuergeſetzes
iſt der gemeine Wert der angeſchafften oder hergeſtellten Gegenſtände
anzuſetzen, ſofern Anſchaffungs=uſw.=Preis abzüglich Abnutzung dieſen
gemeinen Wert überſteigen. Somit ſind die 1922 übertenert hinzu=
gekommenen
Objekte bis auf den gemeinen Wert abzuſchreiben.
Man geht nach den Richtlinien des Reichsfinanzminiſters vom
6. 3. 23 und dem Protokoll eines großen Landesfinanzamts nicht fehl,
wenn man 80 Prozent als verloren anſieht und abſchreibt, ſomit 20
Prozent des Koſtpreiſes als gemeinen Wert aktiviert. Dies gilt für
Neubauten, Maſchinen, Einrichtungsſtücke und andere Anlagewerte,
b) Vorräte.
Eine Sonderſtellung nehmen nach § 33a Abſ. 3 die Beſtände an
Erzeugniſſen, Waren und Vorräten ein. Dieſe ſind für die Bilanz 1922
zu 2 mit den Werten anzuſetzen, die am Schluß des vorangegangenen
Wirtſchaftsjahres (Bilanz 1931) angeſetzt werden konnten, und zu 1/s
mit den am Schluſſe des Wirtſchaftsjahres 1922 geltenden Marktpreiſen,
abzüglich 60 Prozent, alſo zu 40 Prozent der Marktpreiſe.
Beiſpiel:
Bilanz 31. 12. 21 12000 Kg. Vorr. 2 300 Koſtpr. 3 600000.
A. 220
31. 12. 22 12000 Kg. Vorr.
hiervon 2 8000 Kg. 4 300 Koſtpr. 21 2 400 000.
1ſ. 4000 Kg. 4 7500 Marktpr.
ab 60% 4500

bleiben 40% 3000

12000 000.

31. 12. 22 Summa für 12000 Kg. 14 400 000.
Für Betriebe, die in beſtimmten Zeiträumen keine oder verkleinerte
Läger unterhalten haben, kann nach näherer Beſtimmung des Reichs=
miniſters
der Finanzen für die Bewertung der Beſtände an Erzeug=
niſſen
, Waren und Vorräten ein anderer Zeitpunkt als der Schluß des
Wirtſchaftsjahres zugrunde gelegt werden. Steuerpflichtigen, bei denen
die Art ihres Geſchäftsbetriebes die ſtändige Beſchaffung von fremden
Zahlungsmitteln erfordert, iſt auf Antrag zu geſtatten, die fremden
Zahlungsmittel nach Satz 1 zu bewerten; der Antrag iſt gleichzeitig mit
der Steuererklärung zu ſtellen und zu begründen.
Trifft das im voraufgegangenen Satze nicht zu, ſo ſind die fremden
Zahlungsmittel wie bekannt zu bewerten.
e) Eine Art Papiermarkabſchreibung.
Abgeſehen von der unter a) behandelten Abſchreibung auf Zugänge
1922 bietet der neue § 33b die Möglichkeit, auf die alten Anlagewerte
der Unternehmen erhöht abzuſchreiben.
Bei Berechnung des ſteuerbaren Einkommens iſt bei der Veran=
lagung
für das Kalenderjahr 1922 von dem nach §§ 32, 33, 33a für ein
Wirtſchaftsjahr ermittelten Betriebs= oder Geſchäftsgewinn der jeweilige
Wert der im Laufe des Wirtſchaftsjahres eingetretenen Abenutzung der
zum land= oder forſtwirtſchaftlichen, gewerblichen oder bergbaulichen
Anlagekapital gehörigen Gegenſtände berechnet nach dem Anſchaffungs=
wert
am Schluſſe des Wirtſchaftsjahres, vorbehaltlich, der Vorſchrift des
nachfolgenden Abſatzes abzuziehen: dabei kommen die von dem Steuer=
pflickſtigen
bereits für das Wirtſchaftsjahr vorgenommenen Abſetzungen
für Abnutzung und die Wertminderungen in Anrechnung.
Der Steuer wird ein Zehntel des nach Abſ. 1 abgezogenen Betrags
hinzugerechnet.
Der jeweilige Wert der Amutzung im Sinne des Abſ. 1 bemißt ſich
für ein Wirtſchaftsjahr nach einem Vielfachen der Abfetzung für Ab=
nutzung
, die nach § 33a für dieſes Wirtſchaftsjahr zuläſſig iſt oder zu=
läfſig
wäre. Bei der Veranlagung für das Kalenderjahr 1922 wird der
Wert der im Wirtſchaftsjahr eingetretenen Abnutzung
für Gegenſtände, die von dem Steuerpflichtigen vor dem 1. Ja=
nuar
1917 angeſchafft oder hergeſtellt worden ſind, auf das Tauſend=
fache
,
für Gegenſtände, die von dem Steuerpflichtigen nach dem
31. Dezember 1916, aber vor dem 1. Januar 1920 angeſchafft oder
hergeſtellt worden ſind, auf das Fünfhundertfache,
ür Gegenſtände, die von dem Steuerpflichtigen nach dem
31. Dezeuber 1919, aber vor Beginn des Wirtſchaftsjahres ange=
ſchafft
oder hergeſtellt worden ſind, auf das Achtzigfache
der nach § 333 zuläſſigen Abſetzungen für Abnutzung feſtgeſetzt.
Beiſpiel:
I. angeſchafft oder hergeſtellt vor 1. 1. 17:
Maſchinen 300 000, zul. Abfchr. 10 Prozent
30000
Einrichtung 50 000, zul. Abſchr. 5 Prozent
2500

Wert der Abnutzung
X 1000
hierauf anzurechnen

32500
32500 000
32 500

bleiben 32467 500
II. angeſchafft oder hergeſtellt 1. 1. 17 bis 31. 12. 19:
50 000
Maſchinen 500 000, wie oben 10 Prozent
1000
Einrichtung 20 000, wie oben 5 Prozent

Werk der Abnutzung
X50
hierauf anzurechnen

51000
25 500 000
51000

bleiben 2 449000
III. angeſchafft oder hergeſtellt 1. 1. 20 bis 31. 12. 21:
1000 000
Maſchinen 10 000 000, wie oben 10 Prozent
Einrichtung
300 000
Schreibmaſchine 1 500 000, wie oben 20 Prozent
130 00
Wert der Abnutzung
104000 000
K 80
hiervon anzurechnen:
flir Abnutzung und Wertminderung bereits 20 und
6000000
21 abgezogen

bleiben 98000 000
aus Nr. T 32 467 500
aus Nr. II 25 449000
aus Nr. III 98000 000

zuſammen 155 916 500
gegen Gewinn 1922 205 916 500
bleiben ſteuerpflichtig 50 000 000
Einkommenſteuerſatz 28 690 000
und 10 Prozent von 155 916 500 15 591 650
Geſamtſteuer 44 281650
fohne den Abzug wäre die Einkommenſteuer über 75 Millionen höher.)
Bei Aktiengeſellſchaften, G. m. b. H. und ähnlichen iſt die Rechnung:
bei 50 000 000
iſt die Körperſchaftsſteuer 10 000000
und 10 Prozent wie oben 15 591 650
total 25 591 650
(ohne den Abzug wäre die Körperſchaftsſteuer rund 15,5 Millionen
höher.)
d) Erneuerungskouto.
Nach EinFührung der in z dargelegten Abſchreibung hat das Er=
neuerungskonto
ganz an Bedeutung verloren. Die aus 1920 und 1921
berrührenden Poſten werden abgewickelt (bis 1936). Die Finanzämter
find ermächtigt, anderweite Abkommen mit den Steuerpflichtigen
hierüber zu treffen.

Die ſonſtigen Bilanzpoſten ſind ſeit jeher bekannt und äindern ſich
durch die neuen Beſtimmungen nicht.
Vermögensſteuer und Zwangsanleihe
bedingen eine in manchen Punkten ganz andere Bilanz. Es gilt, die
Subſtanz des Geſchäftsvermögens feſtzuſtellen. Anlagekapital, wie
Grundſtücke, Gebäude, Maſchinen, Regale, Fuhrwerk, Patente, dauernde
Beteiligungen, iſt mit dem 24fachen Reichsnotopferwert 1919 anzugeben,
ſofern es bis 31. 12. 16 angeſchafft oder hergeſtellt war. Iſt es zwiſhen
17 und 19 entſtanden, ſo gilt das 18fache. Für 1920 kommt der Koſt=
preis
zuzliglich 140 Prozent, für 1921 zuzüglich 60 Prozent, für 1922
bis 31. 7. zuzüiglich 20 Prozent und ab 1. 8. 22 Koſtpreis abzüglich 20
Prozent in Betracht, alles unter Berückſichtigung der diverſen Verord=
nungen
und Geſetze.
Betriebskapital, wie Vorräte jeder Art, Außenſtände, Guthaben bei
Banken, Poſtſcheck, Bar Deviſen, Wertpapiere und dergleichen, ſind
teils mit dem Nennwert, teils mit Kurswert, wieder andere mit Koſt=
preis
zuzüiglich und abzüglich gewiſſer Prozentſätze in der beſonderen
Bilanz anzuſetzen. Dieſes hier darzuſtellen, würde zu weit führen.
Eine tabellariſche Aufſtellung, die beabſichtigt iſt, wird im einzelnen
Aufſchluß geben.

* Veithwerke A.G., Sandbach bei Höchſt i. O. Frank=
furt
a. M. Die Geſellſchaft plont befanntlich Kapitalserhöhung von
7 auf 20 Millionen Mk. Von den neuen Aktien follen 7 Millionen Mk.
den Aktionären 1:1 zu 1000 Prozent zuzüglich Bezugsrechtsſteuer und
Schlußnotenſtempel angeboten werden; über die Verwendung der reſt=
lichen
6 Millionen Mk. iſt noch nichts bekannt.
* Bremer Wollkämmerei A. G., Bremen. Die Geſell=
ſchaft
legt nunmehr ihren Geſchäftsbericht für das abgelaufene Geſchäfts=
jahr
vor. Wie wir bereits mitteilten, wird eine Divende von 250 Proz.
ausgeſchüttet; außerdem wird den Aktionären auf vier alte eine neue
Aktie gratis angeboten werden. Dem Werkunterhaltungskonto ſollen
außerdem 600 Millionen Mk. (i. V. 10 Millionen Mk.) zugeführt wer=
den
; für Werkwohnungen werden 200 Millionen (i. V. 5 Millionen)
und für Arbeiter= und Angeſtelltenunterſtützung 97,31 Millionen Mk.
(i. V. 1,28 Millionen) zurückgeſtellt; der geſetlichen Rucklage werden
2,92 Millionen (i. V. 0), der Sonderrücklage 88,72 Millionen (i. V. 0)
überwieſen.
Kaiſerkeller A. G., Berlin. Der Aufſichtsrat hat be=
ſchloſſen
, nach reichlichen Abſchreibungen eine Dividende von 100 Proz.
gegen 6 Proz. im Vorjahr in Vorſchlag zu bringen.
* A. G. vorm. H. Gladenbeck u. Sohn, Vildgießerei,
Berlin. In der Aufſichtsratsſitzung wurde beſchioſſen, eine Dividende
von 100 Prozent gegen 25 Prozent im Vorfahre in Vorſchlag zu brin=
gen
auf, das izwiſchen verfünffachte Aktienkapitai.
* E. F. Ohles Erben A. G., Breslau. In der a. v. G.=V.
wurde die Erhöhung des Aktienkapitals um 10 auf 22,5 Millionen Mk.
beſchloſſen; es merden 7,5 Millionen Mk. neue Stammakrien mit Divi=
dendenberechtigung
für 1922/23 und 2,5 Millionen Ak. neie Vorzugs=
aktien
mit 7 Prozent Vorzugsdividende, 6fachem Stimmrecht und Ge=
winberechtigung
für 1923/24 ausgegeben. Die Vorzugsaktien werden
zunächſt nur mit 25 Prozent einbezahlt. Die beſtehenden 2,5 Mill. Mk.
Vorzugsaktien werden in Stammaktien umgewandelt. Die neuen Stamm=
aktien
übernimmt ein Konſortium unter Führung des Schleſiſchen Vank=
vereins
. Filiale der Deutſchen Bank, Breslau, und bietet den Aktionären
auf fünf alte Aktien dier neue Aktien zu 1000 Prozent zuzüglich eines
Paufchalbetrages zur Abgeltung der Bezugsrechtsſterer an; die nicht
benötigten neuen Aktien werden im Intereſſe der Geſellſchaft ver=
wertet
. Die neuen Vorzugsaktien übernimmt ebenfalls der Schleſiſche
Bankverein, Filiale der Deutſchen Bank in Breslau.
Vereinigte Deutſche Nickelwerke A. G., Schwerte,
Weſtf. Die Geſellſchaft legte ihren Geſchäftsbericht für das nur fechs
Monate umfaſſende Geſchäftsjahr vom 1. April bis 30. September 1922
vor. Die Bilanz zeigt wieder ein ſehr günſtiges Bild: der Nohgewinn
beträgt 29,83 Millionen Mk. gegen 11,67 Millionen Mk. i. V., der
Reingewinn 29,076 Millionen Mk. (i. V. 10,762 Mill. Mk.). Die Divi=
dende
wird mit 100 Prozent auf 25 Millionen Mk. Aktienkapital (i. V.
60 Prozent auf 15 Mill.) in Vorſchlag gebracht. Die Debitoren betragen
382 193 Millionen Mk. (i. V., 81,377 Mill.), die Kreditoren 294,401 (i. V.
42,752) Millionen Mk. Das Warenkonto wird auffallend niedrig mit
9,436 Mill. (i. V. 7,884 Mill.) angegeben; offenbar find darin erhebliche
ſtille Neſerven enthalten. Im Geſchäftsbericht wud geſagt, daß die
Intereſſengemeinſchaft mit den Firmen C. Heckmann 9. G (Duisburg),
der Selve A. G. (Altena, Weſtf.) und den Wielandwverken (Ulm) in der
Entwicklung begriffen ſei; der Beſchäftigungsgrad in den größeren
Abteilungen ſei für die nächſten Monate ausreichend. Falls nichſt be=
ſondene
Ereigniſſe eintreten, könne auch für das laufende Geſchäftsjahr
mit einem befriedigenden Gewinn gerechnet werden.
Deutſche Großhandelsindexziffer des Statiſti=
ſchen
Reichsamtes (1913 100), Stichtag 24. März 19B3:

1. Getreide und Kartoffeln . ..
2. Fette, Zucker, Fleiſch und Fiſch
3. Kolonialwaren. Hopfen . .
4. Häute und Leder . . . ...
5. Textilien".
.. .
6. Metalle und Petroleum . . . .

263 109
474 970
514 744
503 001
814 453
G0B3 385

7. Kohlen und Eiſen . . 798 743
Lebensmittel (18) . . . 329 335
Induſtrieſtoffe (20) 768 353
Inlandswaren (16) , . 447 711
Einfuhrwaren (22) . .. 657 745
Geſamtindex (38) . . . . . . . . 482 717
Weſtfäliſche Kohlenwertanleihe. Nachdem nun=
mehr
feſtſteht, daß der Preis für weſtfäliſche Fettförderfohle bis zum
3. April keine Veränderung erfahren wird, iſt der Zeichnungspreis end=
gültig
auf 89 000 Mk. je Toye feſtgeſetzt worden. Zeichnungen nehmen
alle Banken und Sparkaſſen entgegen.
Die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
. Das amerikaniſche Fachblatt Iron Trade Review, Cleve=
land
(Ohio) kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
: Die Stahlpreiſe ſtiegen weiter um 26 Dollars. Der Mindeſt=
preis
für Grobbleche und Profileiſen beträgt jetzt 49 Dollars, für Knüp=
pel
47 Dollar, Frachtbaſis Pittsburg. Die Käufer zeigen mehr Zurück=
haltung
, weil die Liefefrung ſich verzögert. Die Walzwerke werden mit
nauen Aufträgen überhäuft. Namentlich die Eiſenbahngeſellſchaften
ſind als Käufer auf dem Markte. Die unabhängigen Werke erhöhten
den Preis für Weißbleche auf 5 Dollars pro Kiſte. Der Roheiſenmarkt
hat ſich auf 3132 Dollars für nördliches, auf 27 Dollars für Alabama=
Eiſen befeſtigt. Die Verbraucher kaufen ſchon jetzt für Lieferung im
dritten und vierten Quertal. Deutſchland iſt Käufer großer Mengen
von Stahl, ebenſo Japan und China. Von England und Schweden
laufen weitere Anfragen ein. Ferromangan koſtet 125 Dollars für
prompte Lieferung, während der Preis für ſpätere Lieferung 115 bis
120 Dollars beträgt. Die Induſtrie arbeitet mit 90 Prozent ihrer
Leiſtungsfähigkeit. Die gegenwärtige Rohblockprodukkion iſt die größte
ſeit ſechs Jahren.
* Umtauſch der 5proz. Schuldverſchreibungen der
Priv. Oeſterr.=Ungar. Staatseiſenbahngeſellſchaft
gegen neue Aktien. Die Staatsciſenbahngefellſchaft bietet den
Inhabern ihrer 5proz. Schildverſchreibungen Em. 1873 und 1874, ſowie
der Schuldverſchreibungen der Brünn=Roſitzer Eiſenbahn den Umtauſch
gegen meue Aktien in der Zeit vom 3. bis 30. April d. J. auf folgender
Baſis an:Die Inhaber der Emiſſionen von 1873 und 1874 erhalten je
zwvei, Inhaber der Schuldverſchreibungen der Brünn=Atoſitzer Eiſenbahn
für je drei Schuldverſchreibungen eine neue Aktien. Die neuen Aktien
ſind ab Geſchäftsjahr 1923 dividendenberechtigt. Beim Umtauſch ſich
ergebende Spitzen von Schildverſchreibungen werden von der Gefell=
ſchaft
, und zwar bei den Emiſſionen von 1873 und 1874 mit 96 000 Mk.
(24000 Prozent) und bei den Brünn=Roſitzer Eiſenbahn= Schuldver=
ſchreibungen
mit 66 000 Mark (22000 Proz.) pro Obligation bar ein=
gelöſt
. Die näheven Umtauſchbedingungen ſind in der Wiener Zeitung
und im Deutſchen Reichsanzeiger veröffentlicht.
Die Geſellſchaft wacht damit einen Kompromißvorſchlag, da von ihr
bekanntlich beſtritten wird, daß die 5=Prozeut=Obligationen in Franes
eingelöſt werden müiſſen. Sie erklärt, daß die zweifelhaften Anſprüche
der Beſitzer der Obligationen nur auf dem Wege langwieriger und koſt=
ſpieliger
Währungsprozeſſe geltend gemacht werden können, und iſt
von ihrem Standpunkte aus zu einem bedeutenden Opfer bereit. (Kurs
der Oeſterr.=Ungar. Staatsbahn=Aktien 242 500.) Die nicht eingetauſch=
ten
Obligationen werden nur in Papiermark eingelöſt werden.

Meſſen.

Die Frankfurter Internationalen Meſſen
ſind beſtrebt, jeder Meſſe ihre beſondere Note zu geben. Für den bevor=
ſtehenden
Frühjahrs=Großmarkt vom 15. bis 21. April iſt das Beſondere
in der Eröffnung des Hauſes Schuh und Leder und des Meſſegüter=
bahnhofs
zu ſehen. Meſſetechniſch geſprochen deuten ſich die beiden neuen
Bauten ſo aus: Die organiſatoriſche Durchbildung und Ausfeilung des
von Frankfurt vorbildlich durchgeführten Verfahrens der branchenmäßi=
gen
Gruppierung der Ausſteller machte einen nicht weniger beträchtlichen
Schritt vorwärts als die Abſichten, planmäßig die Errichtungen der
Meſſe auszugeſtalten, die einen raſchen und möglichſt wenig Koſten ver=
urſachenden
An= und Abtransport der Meſſegüter gewährleiſten. Die
Vervollkommnung des ausſtellungsmäßigen und techniſchen Apparates
ſchreitet rüſtig vorwärts. Dabei ſind die auf Förderung des Qualitäts=
gedankens
eingeſtellten Beſtrebungen, wie ſie im Haus Werkbund ihren
ſichtbarſten Ausdruck finden, nicht zu kurz gekommen, ſondern haben
gleichfalls neue glückliche Reſultate zu verzeichnen. Die erfreulich zahl=
reich
einlaufenden Einkäuferanmeldungen erweiſen die Zugkraft der Pro=
paganda
der Meſſeleitung in Frankfurt, die ſich zum erſtenmal des Mit=
tels
der motiviſchen Reklame bedient hat. In allen Werbeveröffent=
lichungen
kehrt der von Albert Fuß ſtammende, ungemein geſchickt
variierte Entwurf des Plakates wieder. Alle den Meſſebeſuch an=
gehende
Anfragen beantwortet das Meſſeamt Frankfurt bereitwilligſt.
Ueber Sonderzuge und alle Reiſegelegenheiten geben die Geſchäftsſtellen
der Hamburg=Amerika=Linie und die Anſchläge in den Bahnhöfen Aus=
kunft
.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
kam das Geſchäft nur ſchwerfällig in Fluß. Die Preiſe behaupteten im
allgemeinen ihren Stand bei geringem Angebot vom Inland. Für Wei=
zen
, Roggen und Gerſte war die Nachfrage gering, für Hafer aber etwas
ſtärker, ſodaß für letzteren etwas höhere Preiſe bezahlt werden mußten.
In den übrigen Artikeln waren die Umſätze und Preisveränderungen
belanglos.
. Vom Holzmarkt, Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Die Preisſenkung, die ſich ſeit Mitte März in den Staats=
und Privatforſten vollzogen hat, iſt um ſo bemerkenswerter, als der
Wille zum Abbau der Rohſtoffpreiſe ſich im allen Gegenden Deutſchlands
faſt einheitlich bekundet. Nach Anſicht vieler Fachleute iſt es nicht ſo
die Aenderung der Stundungsvorſchriften, die eine weſentliche Verſchär=
fung
der bisherigen Bedingungen brachte, als vielmehr die vollkom=
unene
Teilnahmsloſigkeit des Holzverbrauchs gegenüber allen, und zwar
auch den noch ſo verlockenden Angeboten an Schnitthoiz, die das Säge=
mühlengewerbe
zur Beſinnung brachte. Dazu kommt, daß in verſchie=
denen
Gegenden Deutſchlands, ſo z. B. im Freiſtaat Sachſen, die Arbeit=
nehmer
in der Möbelinduſtrie wegen Lohndifferenzen ausgeſperrk wur=
den
, und daß in weiteren Kreiſen des holzverarbeitenden Gewerbes auch
nicht die mindeſte Neigung beſteht, die Vorräte an Schnitthölzern zu
ergänzen yder gar zu erweitern. Infolgedeſſen nehmen dort, wo noch
Aufträge aus früheren Beſtellungen der Erledigung hauren, die Lager=
beſtände
ab, was für den Fall beſonders bemerkt werden muß, daß in
abſehbarer Zeit der Dollar wieder ſteigen ſollte. Die Angebote an
Schmittholz ſind in den letzten Tagen ziemlich dringend geworden, weil
es kaum einen Schneidemühlenbeſitzer in Deutſchland gibt der nicht
größere Zahlungsverpflichtungen abzutragen hätte. Lebhaft war die
Nachfrage ausſchließlich nach Bahnſchwellen, die ſowohl von Danziger
Exportfirmen, wie von den Häuſern des Holzhandeis, die mit dem
Eiſenbahnzentralamt in Verbindung ſtehen, geſucht wurden. Es wur=
den
nicht nur Bahnſchwellen für preußiſche, ſondern auch für ſächſiſche
Zwecke verlangt. Das Geſchäft in Kehlleiſten iſt erlahmt. Infolgedeſſen
ſtockt auch der Abſatz in aſtreinen Seiten, und dieſe ſverden vielfach
aus zweiter Hand zu billigeren Preiſen angeboten, als die Sägemühlen=
induſtrie
ſie zu verkaufen beabſichtigt. Am Bauholzmarkt iſt das Ge=
ſchäft
völlig ins Stocken geraten. Man hört nichts von neuen Projek=
ten
, und es werden nur beſcheidene Mengen von den Sägewerken ab=
geſetzt
, die zur Belieferung des nur ſchidach beſchäftigten Baugeſverbes
dienen.

Börſen.

wb. Frankfurker Börſenſtimmungsbild. Obwohl ſich
heute die Börſenbeſucher nur zum Geſchäft des Deviſen= und Notenver=
kehrs
eingefunden hatten, war doch Fühlungnahme nach verſchiedenen
Effekten zu bemerken. Der Debiſenmarkt wies in den heutigen Vor=
mittagsſtunden
nur geringen Geſchäftsverkehr auf. Der Dollar, der mit
21 50021 400 genannt wurde, blieb nur beſcheidenen Schwankungen
ausgeſetzt. Der Effektenverkehr von Bureau zu Bureau war wenig leb=
haft
. Während der Oſterfeiertage waren aus Publikumskreiſen bisher
die Aufträge noch ſpärlich eingegangen, doch ſind es in der Mehrzahl
Kauflimite. Die Stimmung war eine entſchieden feſte und die Aus=
ſichten
, für die nächſten Tage lauten durchweg günſtig. Soweit Preiſe
genannt wurden, liegen dieſe über den letzten Notierungen. Unter üb=
lichem
Vorbehalt ſind anzuführen: Nordd. Lloyd 32 000, Scheideanſtalt
36 000, Höchſter 31 000, Bagdad II 32000, Ungar. Kronen 6300, Oeſterr.
Kreditanſtalt lebhaft gehandelt 11 500. Von Freiverkehrspapieren waren
Benz ſehr gefragt 19 500, Elberfelder Kupfer 16 000, Kreichgauer 3000,
Metz Söhne 15500, Ufa 13 56015000, Inag 17 250, Brown=Boveri
11500, Grovag 18751975, Krügershall 22 500, Api 19000, Schutz=
gebietsanleihe
nannte man 14 775.
Frankfurter Abenddeviſen vom 3. April. Sehr ſtill,
ohne Veränderung. Dollarnoten 21 400, Polennoten 50½, London
99 400, Neu=York 21 40021 300, Paris 1410, Holland 8375, Italien
1075, Schweiz 3950.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Am Debiſen=
markt
war das Geſchäft nicht beſonders groß. Es zeigte ſich zwar etwas
ſtärkere Nachfrage, die aber durch die Reichsbank leicht befriedigt werden
konnte, ſodaß die Notierungen im Vergleich zu den letzten vom vorigen
Donnerstag nur unweſentliche Aenderungen aufwieſen. Für Effekten
wurden von den in geringer Zahl anweſenden Intereſſenten zumeiſt
etwas höhere Kurſe für die führenden Papiere genannt.
w. Deviſenm iekt. Frankfurt a. M., 3. April,

7
B. Ve
Briel. Geld Ipri‟
Aie Antwerpen=Brüfſel. ..7...: 1197. 1203. 1199.50 1285.50 Holland .. ....... . .. ... .. . .. 8393.95 8441.05 8339.10 8380.90 London..
99750. 100260. 99126 55 99823.45 Paris...
Dao-- 1146.45 1423.55 1404. 1411 Schweis....."
- 3925.15 3944.85 3937.,65 3947.35 Spanien .................. 3271.60 3288 20 3279.30 3395.70 Italien . . . . . .............. 1357.35 1062.65 1062.35 1067.65 Liſſabon=Gportv. . . . . . . . . . . . . Dänemark ..
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Rummer 92.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 4. April 1923.

Seite 7.

das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
42)
ſchdru: verboten!.
Bange Stunden vergingen. Gegen Abend öffnete ſich die
Tür von neuem. Dieſes Mal war es nicht der Wärter, ſondern
es ſchien der Kommiſſar ſelbſt zu ſein.
Liegt hier der amerikaniſch= Kapitän, der Steuermann
und die Ruſſin Irene Hermann? fragte er.
Jakobus Brown bejahte.
Dann habt Ihr hier in der Zelle nichts zu ſuchen, Ihr ſeid
deportiert und müßt Euch ſelbſt ernähren. Hinaus mit Euch
und meldet Euch morgen mittag auf dem Polizeibüro.
Verſtohlen druckte er Irene Hermann einen Zettel in die
Hand und ſtellte ſeine Laterne ſo hin, daß ſie ihn leſen konnte,
während er mit dem Türfchließer draußen ſprach.
Es iſt alles gut, las Irene. Soeben bin ich vor dem
bolſchewiſtiſchen Standesbeamten ſeine Frau geworden. Das
Geld hat er gefunden. Er wird Sie noch heute freilaſſen. Unten
an der Wolga liegt ein Schiff, das in der Nacht abfahren ſoll,
gehen Sie an Bord, der Kapitän iſt beſtochen. Man wird Sie
nicht verfolgen. Wir machen eine Inſpektionsreiſ= an die fin=
niſche
Grenze, und dort wird er mich nach Helſingfors fliehen
laſſen. Ihre Sonja Kuropatkin.
Irene verbrannte das Blatt raſch an der Laterne, damit es
nicht doch bei ihr gefunden werden könne. Dann verließen die
drei das Gefängnis. Der Sowjetkommiſſar ſchritt vor ihnen her,
in den Gängen und auf dem Hofe begegnete ihnen kein Menſch.
Das Tor ſtand offen, ſie waren frei.
Irene atmete auf.
Jetzt glaube ich es erſt. Bis jetzt habe ich dieſem Sowjet=
kommiſſar
nicht recht getraut, trotz des Briefes. Sie ſollen ſo ver=
ſchlagen
hier ſein.
Ihr Führer war verſchwunden, aber der Weg war nicht
ſchwer zu finden, bald ſtanden ſie am Ufer der Wolga, die ſich
breit und träge im Mondlicht dahinwälzte. Ein Wolgadampfer
lag am Kai, aber nichts deutete auf Abfahrt hin.
Das Ding ſieht aus wie ein Dampfer auf dem Miſſiſſippi,
ſagte Brown. Wie kommen ſie hier zu amerikaniſchen Fluß=
dampfern
, die können doch nicht auch geſtohlen ſein?
Nein, meinte Irene, man hat die Schiffahrt auf der
Wolga nach amerikaniſchem Syſtem eingerichtet, der Fluß iſt
breit und teilweiſe ſehr flach. Aber laſſen Sie uns den Schiffer
ſuchen.
Endlich entdeckte ſie einen Mann, der an der Bordwand lag

und ſchlief. Sie ſtiegen über den Steg, und Patrick rüittelte den
Mann wach. Verſchlafen ſah der ſich um.
Geht das Schiff heute nacht ab? fragte Irene.
Der Schiffer ſah ſie mißtrauiſch an.
Wer ſeid Ihr?
Sonja Kuropatkin ſchickt uns, ſagte Irene leiſe.
Dann raſch. Er ſah ſcheu um ſich und führte ſie unter
Deck in einen kleinen Raum, wo eine Laterne brannte. Die
Luken waren feſt verſchloſſen.
So ſahen unſere Schiffsgefängniſſe bisher auch immer
aus, brummte Brown, nur die Laterne fehlte.
Was zahlt Ihr für die Fahrt?
Er wird uns im Preiſe hoch ſchrauben wollen, ſagte Irene
leiſe auf Engliſch zu Brown, wie weit kann ich gehen?
Soviel wir haben, ſoll er kriegen, wenn er uns ſicher über
die Grenze ſchafft, erwiderte der ebenſo.
Was ſoll’s koſten?
Zwei Millionen Rubel für jeden.
Bis wohin?
Wenn kein Unglück geſchieht, fahre ich hinunter bis Aſtra=
chan
und ſehe, daß ich über den Kaſpiſchen See nach Baku komme.
Ich habe Holz geladen, das dort jetzt teuer bezahlt wird, und
kann noch ein Floß ſchleppen, wenn ich noch mehr Holz kaufen
kann. Im Kaukaſus unten ſoll Revolution geweſen ſein, ſie
haben die Bolſchewiſten verdrängt und einen neuen Staat aus=
gerufen
. Wenn die Kohlen reichen
Gut, ſagte Irene, eine Million für jeden ſofort, den Reſt,
wenn wir unbehelligt in Baku das Schiff verlaſſen. Es iſt
nicht viel für jetzige Begriffe, meinte ſie zu Brown, jeder zahlt
200 Dollar, die Freiheit iſt damit nicht zu teuer bezahlt.
Sie gab dem Schiffer das Geld.
Kommt jetzt unter Deck, ſagte der, und nahm die Laterne.
Hier ſeid Ihr nicht ſicher.
Er führte ſeine Schiffsgäſte in den Laderaum, wo alles mit
Holz zugebaut war. In einer Ecke ſchob er ein paar Bretter zur
Seite, da kam ein Verſteck zu Tage, in dem ſogar einige Decken
lagen und ein Brot.
Licht dürft Ihr nicht machen, es iſt zu feuergefährlich und
noch ſeid Ihr nicht ſicher. Morgen am Tage könnt Ihr heraus,
dann haben wir Niſchnif Nowgorod hinter uns.
Er ging und ſchob die Bretter wieder vor das Verſteck.
In der Nacht ſpürten ſie einen leiſen Stoß, der Dampfer
war abgefahren, dann ſchliefen ſie traumlos ein.
Rechts und links aber an beiden Ufern der Wolga lauerte
der Hunger. Seit Monaten war kein Regen gefallen, der Strom
ührte wenig Waſſer, die Felder verdurſteten und die Wälder
verbrannten.

Trocken und hart lagen die Erdſchollen, der Bauer bear=
beitete
nur, was er für ſich brauchte, das andere lag brach. Und
über allem brannte die grelle Sonne, und die Stechfliegen
ſummten..
Ein vertrockneter Wald ſteht am Ufek. Verzweifelt ſuchen
die Wurzeln in dem ausgedörrten Boden nach Nahrung
nichts, kein Waſſer, nichts Nährendes iſt mehr in dem ſteinhar=
ten
Untergrund. Ein Funken genügt, um das trocken? Holz zu
zünden, und das Feuer ſpringt von Baum zu Baum. Kein
Menſch denkt an Löſchen. Wozu? Laß abbrennen. Und das
Feuer frißt um ſich.
Hundert Wälder brennen ſo an der Wolga.
In Scharen ſind ſie gekommen, zu Tauſenden und Abertau=
ſenden
, und liegen am Ufer mit Pferd und Wagen, mit Weib
und Kind. Ein Floß wird gebaut, um auf die andere Seite zu
kommen. Drüben am anderen Ufer iſt es beſſer, drüben liegt
Mütterchen Moskau, das muß ſie aufnehmen und nähren.
Drüben aber liegen andere. Fort wollen ſie, fort von Mos=
kau
, nach Sibirien, dort ſoll es Korn geben. So gehen ununter=
brochen
die Ströme, Tag und Nacht. Millionen, ſind auf der
Wanderſchaft, Millionen ſuchen nach Brot und Taufende bleiben
am Wege liegen.
Kranke und Kinder liegen am Ufer auf dem ausgedörrten
Graſe, die Fliegen umſchwärmen ſie, aber ſie können ſich ihrer
nicht mehr erſpehren. Die Reiſe war zu lang, und ſie ſind zu
ſchwach.
Daheim hatten ſie einen Hof und eine Hütte, und dazu das
Feld und ein Pferd, einen Wagen und viele Pud Mehl.
Das Feld wollte nicht tragen, die Halme verdorrten, ehe ſie
Frucht trugen. Was nützt die Hütte, wenn man nichts zu beißen
hat. Das Pferd iſt beſſer dran, es kann vertrocknetes Gras
freſſen. Kann man das nicht auch? Sie reißen die Büſchel aus
der Erde und kochen ſie. Wo kein Holz iſt, müſſen die Stühle
in den Ofen, oder das Dach, der Zaun. Wozu ein Dach, wenn
es dech nicht regnet, wozu ein Zaun, wo nichts zu ſtehlen iſt.
Nur der Wagen muß bleiben und das Pferd.
Wenn ein Schiff den Fluß hinabfährt, ſchreien ſie: Nehmt
uns mit!
Aber die haben keinen Platz mehr. Wollen ſie ſelbſt geſund
durchkommen, dann müſſen ſie fahren, rückſichtslos fahren.
Denn neben dem Hunger ſitzt am Ufer der Wolga die Peſt.
Noch iſt ſie nicht da, am Abend, ſie ſehen ſie noch nicht. Sie
ſitzt neben dem Schlafenden, und am Morgen finden ſie einen
Toten mitten unter ſich. Das Entſetzen packt ſie, ſie wollen fort,
aber die Peſt ſitzt ihnen ſchon im Nacken, in den Kleidern, in den
Eingeweiden, und am nächſten Raſtplatz holt ſie ſich neue Opfer,
nicht mehr einen zehn.
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blaß und ſchwächlich wird, eine zeitlang regel=
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Tagesordnung:
Die Aufgaben der Gewerkſchaften, ins=
beſondere
die des Deutſchen Werkmeiſter=

Verbandes.
Ref.: Verbandsvorſitzender d. Deutſchen
Werkmeiſter=Verbundes H. Buſchmann
Düſſeldorf.
(*901
Die Mitglieder der Angeſtellten= Orga=
niſationen
, ſowie ſonſtige Intereſſenten
ladet hierzu höflchſt ein
Die Verbandsleitung.

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werden neue Kohlenausweiskarten ab Montag, den 9. April, in unſerer Dienſt=
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7 Uhr bis nachmittags 2 Uhr verausgabt. Die ſeither gültige Kohlenaus=/mit Drehſtuhl, ſowie
weiskarte ſowie der Lebensmittelausweis ſind vorzulegen. Gewerbekohlen= guterh. Stühle zu
und Untermieterausweiskarten werden vorerſt nicht erneuert. Für alle an dem taufen geſ. Angeb.m.
genannten Tage nicht abgeholten Ausweiskarten wird vom nächſten Tage ab eine Preisangabe u. B 14
Gebühr von 50 Mark erhoben.
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Mittwoch, 11.
Donnerst., 12.
Freitag, 13.
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Dienstag, 17.
Mittwoch, 18.
Donnerst., 19.
20.
Freitag,
23.
Montag,
Dienstag, 24.
Mittwoch, 25.
Donnerst., 26.
Freitag, 27.
Montag, 30.
Dienstag, 1. Mai
Mittwoch, 2.
Donnerst., 3.
Freitag, .. 4.
Montag, 7.
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Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizelamts Darmſtadt.
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Mädchen, die bereits vor Oſtern 1922
aus der Schule entlaſſen wurden, werden
in die Tages=u. Abendkurſe Freitag
den 6. April, zwiſchen 9-12 und 4-7 Uhr
Alexanderſtraße 27 aufgenommen.
Darmſtadt, 28. März 1923.
Der Schulvorſtand.
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Die Stammholz=Verſteigerung
vom 26. März ds. Js. aus dem Eber=
ſtädter
Gemeindewald, Diſtrikt Klings=
ackertanne
, iſt genehmigt. Die Ab=
fuhrſcheine
ſind gegen Erfüllung der be
kannten Vorſchriften bei der Gemein e=
aſſe
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Eberſtadt, den 31. März 1923.
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nach acht=, bezw. neunjährigem Schulbe=
ſuch
die Schule verlaſſen haben, ſind ver=
pflichtet
, noch drei Jahre lang die
Fortbildungsſchule zu beſuchen.
Die Neuaufnahme findet ſtatt am
Montag, den 9. April Ifd. Js., vor=
mittags
812 Uhr und nachmittags 2
bis 5 Uhr, und zwar für Metallarbeiter
und Bauhandwerker im Schulhaus
Landgraf=Philipp=Anlage 6: für
Schuhmacher,Sattler, Kammacher, Schnei=
der
, Poſamentiere, Schneiderinnen, Bäk=
ker
, Metzger, Konditoren, Kellner, Köche,
Friſeure,Gärtner, Schriftſetzer, Buchdrucker,
Landwirte, Fabrikarbeiter, Hausburſchen,
Taglöhner uſw. im Schulhaus Nied.=
Ramſtädterſtraße 8: für Kaufleute
männlichen und weiblichen Geſchlechts
und Schreiber im Schulhaus Her=
mannſtraße
(Mittelſchule 1I); für alle
Mädchen, mit Ausnahme der gewerblich
und kaufmänniſch tätigen, im Schul=
haus
Alexanderſtraße 27.
Alle von auswärts neu zugezogenen
Fortbildungsſchulpflichtigen der drei
Jahrgänge haben ſich am gleichen Tage
in den betr. Schulhäuſern zu melden.
Näheres wird bei der Anmeldung be=
(st2364
kanntgegeben.
Darmſtadt, den 31. März 1923.
der Vorfitzende des Schulvorſtandes:
Dr. Gläſſing, Oberbürgermeiſter,

Kohlenpreiſe der Grube
Prinz von Heſſen
Von Dienstag, den 3. April ds. Js.,
ab betragen die Preiſe ab Grube:
Großſtück. Hausbrandkohle 4000 M. je Ztr.
Kleinſtückige
3600 M.,
Induſtriekohle . . . . 2800M.,
Feinkohle . . . . . . . 1200M.,
Der Fuhrlohn beträgt beiAnfuhr durch
unſere Fuhrleute zurz it 500 Mk. je Ztr.
Preis freibleibend, Lieferungsmöglichkeit
vorbehalten. Lieferfriſt etwa eine Woche.
Abbeſtellungen bei Preisänderungen
müſſen innerhalb 3 Tagen erfolgt ſein.
Letzter Verkauf von Sackzentnern im
ſtädt. Hallenſchwimmbad am Samstag,
den 7. d8. Mts. zu den um 100 Mk.
erhöhten Grubenpreiſen.
(st,2766
Verwaltung
der ſtädtiſchen Braunkohlengrube
Prinz von Heſſen bei Darmſtadt.

Spul= und
Dantdtbalul, Madenwürmer, 3
dieſe 5. marotzer entziehen dem Körper die
beſten Häfte, der Menſch wird blutarm,
nervös, elend und ſchlapp. Bleichſüchtige *
und blutarme Frauen und Mädchen, Magen=
und weißflußleidende ſowie nervöſe Per=
ſonen
uſw. leiden in den meiſten Fällen an
Eingeweidewürmern, erkennen ader ihre
Kranßheit nicht. Ehe Sie etwas dagegen
unternehmen, verlangen Sie Ausdunn
gegen 100 Mk. in Kaſſenſcheinen. (1V.1ag
Keine Hungerkur.
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Trinmph,
Flottweg (2123a
billigſt lieferbar.

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Verreist
bis Ende April,
Dr. Fritz (roos.
Ohrenarzt,
Heinrichstr. 21. (