Einzelnummer 200 Mark
Bezugspreis:
Beiwöchentlich 7maligem Erſcheinen monatl. 3400.. M
und 200.— M. Abtragegebühr, durch die Agentu
6(0— M. jrei Haus. Beſtellungen nehmen
ent=
gegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraß
3 (
Fern=
ſprecher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und alle
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht
übernom=
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur
Kür=
zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und
Abbeſtel=
lungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämilicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 90
Sonntag, den 1. April 1923
186. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 250 M
Bankanzeigen 375 M., Reklamezeile (92 mm breit
875 M. Anzeigen von auswärts 400 M., Banl
anzeigen 600 M., 92 mm breite Reklamezeile 1400 M.
Anzeigen nehmen entgegen: Geſchäftsſtelle
Rhein=
ſtraße 23, die Agenturen und Anzeigenerpeditionen.
Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr,
Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung auf
Er=
füllung der Anzeigenauſträge und Leiſtung von
Schadenerſatz. Bei Konhurs oder gerichtlicher
Bei=
treibung fällt jeder Rabatt weg-
Die nächſte Nummer erſcheint Dienstag früh.
Oſtern 1923.
Vom preußiſchen Miniſter für Wiſſenſchaft, Kunſt und
Volks=
bildung, Dr. O. Boelitz, erhalten wir zum Oſterfeſt folgende
Mahnworte an das deutſche Volk:
In unverbrüchlicher Hingabe an die Volksgemeinſchaft
un=
ſerem deutſchen Volke die Grundfeſte ſeiner Exiſtenz, den Staat,
zu erhalten, in dem ſich im Wandel der Geſchlechter die Nation
immer wieder in Kraft und Frühlingspracht erneuern kann —
das iſt eines gottesfürchtigen Volkes Schaffen an ſeiner
Liederauferſtehung.
Auch das tiefſte Dunkel unſerer Tage kann uns an dieſer
Oſterhoffnung nicht irre machen.
Ein Oſtergruß des Reichskanzlers!
Ludwigshafen, 31. März. (Priv.=Tel.) Reichskanzler
Dr. Cuno hat an die pfälziſche Bevölkerung folgenden
Oſter=
gruß gerichtet:
Wir haben nichts ſehnlicher gewünſcht, als
dieſes Oſterfeſt nach ſchweren Winterſorgen
friedlich und frei zu feiern. Derſelbe Wunſch lebt in
allen anderen Ländern. Es iſt gegen unſeren Willen
anders gekommen. Wir ſtehen in ſchwerer Abwehr. Wir
ſchulden ſie dem Recht der Völker, der Zukunft unſerer Kinder,
dem Lande, das uns geboren. Dabei ſind wir alle am Rhein
und an der Ruhr, aber auch im übrigen Deutſchland von dem
feſten Willen beſeelt, in Friede und Freiheit aufzubauen, was
der Krieg zerſtörte. An den Sieg des Rechts und des
Lebens glauben wir mit der ganzen Kraft
war=
menchriſtlichenOſterglaubens. Die Pfalz, in
tauſend=
jähriger Geſchichte oft zerſtört, aber immer wieder zur Blüte
entſtanden, iſt uns für dieſen Glauben Beweis, Vorbild und
Bollwerk, in deſſen treuer Wahrung wir uns herzlich die Hände
reichen.
gez.: Cuno.
Vom Tage.
Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, iſt es nicht richtig, daß der
Geſandte Rauſcher gegen die Vollſtreckung des Todesurteils an den
ruſ=
ſiſchen Bifchöfen proteſtiert habe.
Am Samstag morgen wurde ein franzöſiſches Motorboot auf dem
Rhein=Hernekanal beim Paſſieren der Brücke an der Bismarckſtraße in
Gelſenkirchen von einem franzöſiſchen Poſten angerufen. Da das Boot
nicht hielt, ſchoß der Poſten und verwundete einen der beiden im Boot
befindlichen Marineſoldaten tödlich.
In Freiſing a. d. Jfar wurde die Leiche des Studenten Karl Baur
angeſchwemmt, der am 5. Februar wegen eines geplanten Anſchlages
auf Scheidemann aus München ausgewieſen worden war, und gegen
den ein Haftbefehl wegen Begünſtigung der Rathenaumörder und wegen
Geheimbündelei erlaſſen worden war. Es wurde feſtgeſtellt, daß Baur
ermordet und dann ins Waſſer geworfen worden ſei.
Nach einer Reutermeldung kam es Freitag zum erſten Male zu
einem feindſeligen Vorgehen der ſtreikenden Fiſcher in Aberdeen, die
die Einſtellung der Ladung deutſcher Fiſchdampfer erzwingen wollten.
Die Taue des deutſchen Fiſchdampfers wurden durchſchnitten.
Infolge=
deſſen begann das Fahrzeug abzutreiben und wäre geſtrandet, wenn
nicht mehreve Lotſen rechtzeitig an Bord gegangen wären und die
Ma=
ſchinen in Gang gebracht hätten.
In Charbin, wo bereits vor dem Krieg ein deutſches Berufskonſulat
beſtand, iſt jetzt wieder ein ſolches errichtet worden.
Die engliſche Regierung hat nach Beratung mit dem Oberkommiſſar
von Aegypten beſchloſſen, den ägyptiſchen Nationaliſtenführer Zaglul
Paſcha, der in Gibraltar interniert war, mit Rückſicht auf ſeinen
Ge=
ſundheitszuſtand freizulaſſen.
Anläßlich des Landarbeiterſtreiks in Norfolk iſt es zu zahlreichen
Zuſammenſtößen zwiſchen den Streikenden und von auswärts
zuge=
zogenen Arbeitswilligen gekommen. Letztere arbeiten vielfach unter
dem Schutze der Polizei. Der Führer der Aufſtändigen ſc. itzt ihre Zahl
auf 10 000.
Die Woche.
Wenn auch Herrn Poincaré an der Ruhr der Erfolg berſagt
geblieben iſt, in der franzöſiſchen Kammer hat er immerhin
einen Sieg davongetragen. Man känn 2s dem franzöſiſchen
Mi=
niſterpräſidenten nachfühlen, daß er wenig Reigung hat, die
franzöſiſche Rheinlandpolitik öffentlich zur Debatte zu ſtellen.
Der Verſuch der Linken, die Ausſprache in der Kammer vor den
Oſterferien zu erzwingen, iſt aber mißlungen. Mit 382 gegen
162 Stimmen wurde er vereitelt, und die Kammer iſt bis zum
8. Mai vertagt. In der Generaldebatte ſagte zunächſt der
ſozia=
liſtiſche Abgeordnete Lebas der franzöſiſchen Regierung einige
unangenehme Wahrheiten. Die Reparationsfrage trage den
Keim eines neuen Krieges in ſich, ſeit der Ruhrbeſetzung ſei das
Wirtſchaftsleben der Welt geſtört, der Preis aller
Rohmateria=
lien einſchließlich von Kohle und Koks, ſowie der notwendigen
Lebensmittel habe ſtarke Erhöhungen erfahren, und der
Wieder=
aufbau der verwüſteten Gebiete ſei bedroht. Die Erklärungen
Herrn Poincarés bringen nur Altbekanntes, das durch häufige
Wiederholung nicht an Ueberzeugungskraft gewinnt. Frankreich
hat ſelbſtverſtändlich keine annexioniſtiſchen Pläne oder
Hinter=
gedanken, ſondern es verfolgt lediglich „wirtſchaftliche‟ Ziele,
deswegen auch wird es die Pfänder, die es in der Hand hat,
nur gegen Realitäten aufgeben und das Ruhrgebiet nur in dem
Maße und im Verhältnis der erlangten Zahlungen räumen.
Daß irgend jemand in der Welt dieſen Ausführungen Poincarés
auch nur den geringſten Glauben beimißt, wird er ſelbſt nicht
annehmen. Immerhin hat die franzöſiſche Regierung gut ſechs
Wochen Zeit, bevor ſie ſich der unangenehmen Aufgabe
gegen=
übergeſtellt ſieht, den völligen Mißerfolg der „wirtſchaftlichen”
Ruhraktion öffentlich einzugeſtehen. Daß in Deutſchland
nie=
mand von Herrn Poincaré eine andere Erklärung erwartet hat,
braucht eigentlich kaum geſagt zu werden. Erſt die vollen
Aus=
wirkungen der Störung des europäiſchen Friedens auf das
fran=
zöſiſche Wirtſchaftsleben werden die Franzoſen zur Vernunft
bringen können.
Die Lage kann man nur dann richtig beurteilen, wenn man
ſich eingehender mit der franzöſiſchen Mentalität der
Nachkriegs=
zeit befaßt. Die unter franzöſiſcher Verwaltung völlig neu
aus=
geſtaltete Univerſität Straßburg hat durch ihre theologiſche
Fa=
kultät als erſtes Prüfungsthema für ihre Theologen den Satz
zur Bearbeitung geſtellt: La France, le soldat de Dieu —
Frank=
reich, der Soldat Gottes! Vor dem Kriege hat bekanntlich ein
Mitglied der franzöſiſchen Kammer den bekannten
Bismarck=
ſchen Ausſpruch dahin variiert: „Die Deutſchen fürchten Gott,
ſonſt nichts in der Welt. Wir Franzoſen ſind noch mutiger, wir
fürchten nicht einmal Gott.‟ Die Soldaten Gottes der glorreichen
Nation mißhandeln friedliche Bürger mit Kolben und Peitſche.
Jeder Tag bringt die Nachricht neuer Greueltaten, aber Herr
Maginot, der franzöſiſche Kriegsminiſter, hat auf ſeiner
In=
ſpektionsreiſe durch das Ruhrgebiet die „allerbeſten Eindrücke‟
gewonnen, und Herr Hervs ſchreibt im Petit Pariſien: „Unſer=
Soldaten zeigen im beſetzten Gebiet eine Sanftmut, eine Geduld,
die die hohe Ziviliſation unſeres Volkes beweiſt.” Wie lange
wird die Welt noch dieſe Greuel ruhig mit anſehen?
In Deutſchland weiß man ſehr wohl, daß niemand für uns
auch nur eine Hand rühren wird, wenn wir uns nicht ſelbſt zu
helfen wiſſen. Man weiß insbeſondere ſehr wohl, daß England
das deutſche Volk rückſichtslos aufopfern würde, wenn das
eng=
liſchen Intereſſen entſprechen würde. Immerhin macht ſich j=doch
in London mehr und mehr eine gewiſſe Wandlung bemerkbar.
Die Reparationsdebatte im engliſchen Unterhaus vom Mittwoch
gibt darüber intereſſante Aufſchlüſſe. „Der Hauptbeweggrund
Frankreichs”, ſo führt: Sir Edward Grigg, der frühere
Privat=
ſekretär Lloyd Georges, aus, „iſt nicht Sicherheit oder
Repara=
tion in der alten Form, ſondern Sicherheit unter einer neuen
Begriffsbeſtimmung, die England auf das gefährliche,
vulkani=
ſche Gebiet einer neum Politik führt, welche die Losreißung
Deutſcher und deutſchen Gebietes von Deutſchland bedeutet,
Würde England dieſe Politik unterſtützen, ſo würde es die
Ver=
pflichtung auf ſich nehmen, ſich in die inneren Angelegenheiten
Deutſchlands einzumiſchen, um die deutſche Souveränität für
alle Zeiten zu beſchränken, das aber würde in den kommenden
Jahren zu einer unvermeidlichen Exploſion führen.” Beſonders
bemerkenswert iſt es, daß derſelbe Redner betonte, daß einige
der Erklärungen Poincarés vor der franzöſiſchen Kammer dem
Vertrage von Verſailles vollkommen fremd
ſeien und England vor ein ganz neues Problem ſtellten. Auch
die bedeutſame Rede des deutſchen Außenminiſters, von
Roſen=
berg, wurde von Aſquith eingehend erörtert. Der Zuſtand, daß
England in der europäiſchen Politik ſyſtematiſch von ſeinem
Bundesgenoſſen beiſeite geſchoben wird, wird nach und nach
offenbar auch in London etas unerträglich empfunden. Die
Schwierigkeit iſt nach Anſicht der Times nur die, daß weder
Frankreich noch Deutſchland einen definitiven B=rührungspunkt
geſchaffen hätten, an dem eine aktive britiſche Politik einhaken
könne.
Daß das Verhältnis zwiſchen den beiden Bundesgenoſſen
keineswegs überwältigend herzlich iſt, haben die Verhandlungen
der Reparationskommiſſion über die deutſche Goldanleihe in
einer für die Franzoſen recht unangenehmen Weiſe gezeigt. Der
von Frankreich geſtellte Antrag auf Beſchlagnahme des
Ergeb=
niſſes der deutſchen Goldanleihe wurde abgelehnt auf Grund
eines Sachverſtändigengutachtens, das in dieſer Frage erſtattet
wurde, und es iſt beſonders bemerkenswert, daß die
Entſchei=
dung gegen die franzöſiſchen und italieniſchen Stimmen von
den engliſchen, amerikaniſchen und belgiſchen (!)
Sachver=
ſtändigen beſchloſſen wurde:
Weder der Artikel 248 noch der § 12 der Anlage 2 geben
der Reparationskommiſſion ein Recht, irgend ein
Verfügungs=
objekt oder eine beſtimmte Einnahme des Reiches zu
beſchlag=
nahmen. Der Artikel 248 erkennt der Reparationskommiſſion
kein tatſächliches Recht auf den deutſchen Staatsbeſitz zu, noch
auch der 8 12b eine die Rechte Deutſchlands außer Kraft ſetzende
Befugnis: er ſpricht ihr lediglich die Befugnis zu, das deutſche
Steuerſyſtem daraufhin zu überwachen, daß die Beſtimmung des
Artikels 248, die der Kommiſſion ein Prioritätsrecht vor den
anderen Gläubigern Deutſchlands einräumt, reſpektiert wird.
In Anwendung dieſes Grundſatzes erklären die
Sachverſtän=
digen, daß die erhobene Forderung, daß eine beſtimmte
Ein=
nahmequelle Deutſchlands — in dieſem Falle das Erträgnis der
Anleihe — von Deutſchland zur Erfüllung der
Reparationsver=
pflichtungen verwendet werde, einer Beſchlagnahme dieſer Ein=
9
(in biatigee
Kalcenfiit it Chen.
Franzöſiſche Soldaten beſetzten die Kraftwagenhalle der Kruppſchen Gußſtahlfabrik und
eröffneten plätzlich ohne jeden Anlaß gegen die Arbeiter ein Maſchinengewehrfeuer:
Efſen, 31. März. Wolff.) Heute früh wurde die
Kraft=
wagenhalle 1 der Kruppſchen Gußſtahlfabrik von
den Franzoſen beſetzt und die anweſenden Arbeiter
vertrieben, worauf die Sirenen ertönten. Die
Kraftwagen=
halle 3, in die die Franzoſen ebenfalls eingedrungen waren,
wurde von ihnen alsbald wieder geräumt. Inzwiſchen hatten
ſich infolge des Sirenengeheuls die Werksangehörigen
vor der Wagenhalle angeſammelt und umſtanden in
dich=
ten Maſſen die Franzoſen, die aus einem Offizier und
zehn Mann beſtanden. Die Franzoſen machten ein
Maſchinen=
gewehr ſchußfertig, verhielten ſich zunächſt aber ruhig. Da ſie
ſich von der immer größer werdenden Menge der Arbeiter bei
ihrem Abzug bedroht glaubten, eröffneten ſie
plötzlich das Feuer aus dem Maſchinengewehr. Einige
Tote und mehrere Schwerverletzte blieben am Platze.
Darauf zogen die Franzoſen ab. Ein von den Franzoſen
beſetzter Luxuskraftwagen wurde von der erregten Menge
angehalten und vollſtändig zerſtört. Die Inſaſſen wurden
verprügelt.
Eſſen, 31. März. (Wolff.) Zu dem Vorfall bei der Firma
Krupp wird weiter gemeldet, daß von den Franzoſen eine
Perſon getötet und eine Anzahl ſchwer und leicht
verletzt wurden. Zum Zeichen der Trauer und des Proteſtes
wurde die geſamte Gußſtahlfabrik geſchloſſen.
Bisher elf Tote.
Eſſen, 31. März. (Wolff.) Nach den bisherigen
Feſt=
ſtellungen wurden bei dem heutigen Ueberfall auf die Kruppſchen
Werke durch die franzkſiſchen Truppen mehr als zehn
deut=
ſche Arbeiter getötet und eine große Anzahl Perſonen
verletzt. Die deutſchen Behörden ſind zurzeit damit beſchäftigt,
alle Einzelheiten des Vorfalls feſtzuſtellen. Die Reichsregierung
wird gegen das neue Blutbad durch die franzöſiſchen Truppen
ſchärfſten Proteſt einlegen.
Eſſen, 31. März. (Wolff.) Im Laufe des Nachmittags
rückte in die Kruppſchen Werke eine weitere franzöſiſche
Abtei=
lung in Kompagnieſtärke mit Panzerautos ein und nahm den
Brandinſpektor Jgne von der neben der Autohalle befindlichen
Feuerwache feſt.
Bis heute abend 6 Uhr wurden 11 Tote
feſt=
geſtellt. Weitere 32 Verwundete wurden in die
Krupp=
ſchen Krankenanſtalten eingeliefert. Davon ringen drei ebenfalls
mit dem Tode.
K
Die Vorgänge bei Krupp.
Eſſen, 31. März. (Wolff.) Anläßlich der heute vormittag
ſtattgehabten Vorgänge auf dem Kruppſchen Werk
hat das Direktorium an den Diviſionskommandeur in Eſſen
folgendes Schreiben gerichtet:
„Heute morgen drang ein bewaffnetes franzöſiſches
Kom=
mando in unſere mitten in der Fabrik gelegene Kraftwagenhalle
ein. Gemäß der zwiſchen der Werksleitung und dem
Betriebs=
ausſchuß der Arbeiter= und Beamtenſchaft getroffenen
Verein=
barung wurde das Zeichen des Sirenenrufes für die
Arbeits=
einſtellung des betreffenden Werkteiles gegeben. Größere
Ar=
beitermaſſen verſammelten ſich darauf vor dem Eingang der von
dem Kommando beſetzten Halle, um gegen den militäriſchen Ein=
griff zu d nonſtrieren. Die Mitglieder des
Betriebsaus=
ſchuſſes traten mit dem Kommando in Verbindung und
bo=
ten ſich an, dafür zu ſorgen, daß das Kommando ohne
Zwiſchenfälle die Halle verlaſſen könne. Das
An=
erbieten wurde abgelehnt. Nach einiger Zeit eröffnete das
Kommando Feuer aufdie wehrloſe Menge. Eine noch
nicht feſtgeſtellte Zahl von Arbeitern wurde getötet oder ſchwer
verletzt. Die Verantwortung für dieſes unmenſchliche
Blutvergießen, dem unſere brapen und friedliebenden Arbeiter
zum Opfer gefallen ſind, trifft ausſchließlich die Urheber des
widerrechtlichen Eingriffs in unſer Werk. Wir legen
ſchärfſte Verwahrung dagegen ein.
Ausdehnung der Beſetzung in Mannheim.
Mannheim, 31. März. (Priv.=Tel.) Die Beſetzung des
alten Mannheimer Hafengebiets iſt heute vormittag von der
franzöſiſchen Beſatzungsbehörde weiter ausgedehnt worden.
Gegen 5.30 Uhr vormittags beſetzten etwa zwei
kriegs=
ſtarke Kompagnien franzöſiſcher Truppen mit
Maſchinengewehren das in der Neckarſtadt gelegene, an das
be=
ſetzte Hafengebiet angrenzende Werk der bekannten Motoren=
und Autofirma Benz. Die Arbeiterſchaft legte
ſofort die Arbeit nieder und verließ den Betrieb. Das
unmittelbar in der Nähe des Benzwerkes gelegene
Waiſen=
haus für evangeliſche Mädchen wurde von der franzöſiſchen
Be=
ſatzungsbehörde als Quartier, für die Beſatzungstruppen
be=
ſchlagnahmt. In dem Warteraum des Bahnhofs
Neckar=
ſtadt ſind etwa 60 Mann franzöſiſche Truppen einquartiert. Der
Bahnhof ſelbſt iſt noch nicht beſetzt. Der Betrieb im Bahnhof
geht bis jetzt ungeſtört weiter. In der in der Neckarſtadt
gelege=
nen Humboldtſchule wurden Quartiere für franzöſiſche Truppen
requiriert. Die Truppen ſind jedoch dort noch nicht
einge=
troffen. Die in der Stadt Mannheim verbreiteten Gerüchte von
einer Beſetzung der Fabrik Bopp u. Neuter, die ebenfalls in der
Neckarſtadt liegt, und von einer Beſetzung des Bahnhofs
Käfer=
thal entſprechen nicht den Tatſachen.
Beſetzung des alten Benzwerkes.
Mannheim, 31. März. (Wolff.) Ueber die Beſetzung
des alten Benzwerkes werden uns von heſſen Direktion
folgende Einzelheiten mitgeteilt: Heute früh um 6 Uhr erſchien
eine Abteilung franzöſiſcher Infanterie, und
zwar die 7. Kompagnie eines marokkaniſchen Regiments,
vor der Fabrik und verlangte Einlaß. Die Truppen beſetzten
das Werk um 6½ Uhr, und zwar zunächſt den
Großmotoren=
bau. In den Verhandlungen mit den Franzoſen ergab ſich,
daß ſie mutmaßten, es würden in dem Werk Dieſel
motoren für eine neue, beſonders formitable Art von
Tauch=
booten gebaut, weshalb der Betrieb überwacht werden
müſſe. Die Direktion machte den Eindringlingen klar, daß ſolche
Maſchinen längſt nicht mehr gebaut werden. Der Kommiſſion,
die die Werke ſtets kontrolliert habe, ſei wohl bekannt, daß die
Motoren nur während des Krieges angefertigt worden ſeien.
Die Franzoſen beſahen ſich nun eine große Schiffsmaſchine für
Handelszwecke, die die Fabrik fertig montiert hatte, und
lie=
ßen den Raum beſonders ſcharf bewachen. Die
Direktion verſtändigte den Betriebsrat, und da der
Großmotoren=
bau beſetzt war und die Leute aus dem Betriebe
her=
ausgewieſen wurden, verließen die Arbeiter die Fabrik.
Vt
42
Kt
Seite 2.
nahmequellen gleichkommen würde und deshalb durch den
Ver=
trag nicht gerechtfertigt wäre.”
Daß man in Frankreich mit dieſer Entſcheidung nicht gerade
zufrieden iſt, iſt nicht weiter verwunderlich, aber in maßgebenden
Kreiſen tröſtet man ſich offenbar, wie die „Journée induſtrielle‟
niit dem Gedanken, daß „neben den diplomatiſchen und
juriſti=
ſchem Akten rein formaler Natur eine andere Art effektiver
Ak=
tionen zur Anwendung des Friedensvertrages, wie die Beſetzung
des Ruhrgebietes”, exiſtieren, und daß dieſe allein es ſeien,
welche heute zählen. Die franzöſiſche Politik, ſo führt das
Or=
gan der franzöſiſchen Schwerinduſtrie aus, habe alles Intereſſe
daran, daß die Kompromißwirtſchaft der interalliierten
Kom=
miſſionen, die nur die Meinungsverſchiedenheiten innerhalb der
Entente aller Welt ſichtbar mache, wenigſtens ſo lange ruhe, bis
die franzöſiſche Aktion die Grundlage für die Löſung des
Re=
darationsproblems feſtgelegt habe, denn dieſer neuen
Grund=
lage hätten ſich die juriſtiſchen Formalitäten anzupaſſen, nicht
umgekehrt.
Ob die Grundlagen, welche die franzöſiſche Ruhraktion für
die Löſung des europäiſchen Problems ſchafft, den Erwartungen
der franzöſiſchen Drahtzieher entſprechen, muß aber doch wohl
abgewartet werden. In Lothringen wird vorläufig ein Hochofen
nach dem andern ausgeblaſen, und auf den von den Franzoſen
im beſetzten Gebiet „in Betrieb genommenen” Eiſenbahnſtrecken
ſind ſchwere Betriebsunfälle, Zugentgleifungen uſw. an der
Tagesordnung. Der geſchloſſene Widerſtand des deutſchen
Vol=
kes hat, wenn möglich, noch an Kraft gewonnen, unterſtützt durch
die Maßnahmen der Reichsregierung auf wirtſchaftlichem
Ge=
biete. Der Weg aus dem Dunkel in die Freiheit iſt ſteinig und
ſteil. Das deutſche Volk wird ihn bis zu Ende gehen im
Be=
wußtſein der Verantwortung, die es vor kommenden
Ge=
ſchlechtern trägt.
M.
Die Franzoſen bei Stinnes.
Köln, 31. März. (Wolff.) Eine ſtärkere franzöſiſche
Abteilung beſetzte den Zechenplatz der Zeche „Matthias
Stinnes I/II” in Carnap. Wie die Zechenverwaltung
mitteilt, zeitigten die im Anſchluß an die Beſetzung geführten
Verhandlungen über Kohlenlieferungen für die Franzoſen
ein negatives Ergebnis. Die Zeche wurde ſchließlich
wieder geräumt.
Noch ein Deutſcher erſchoſſen.
Berlin, 31. März. (Wolff.) Im Ruhrgebiet wurde der
23jährige Invalide Nieruh erſchoſſen, nachdem es in einer
Wirt=
ſchaft mit Franzofen zu einem Wortwechſel gekommen war.
Zur Verhaftung des Abg. Körner.
Ludwigshafen, 31. März. (Wolff.) Der
ſozialdemo=
kratiſche Landtagsabgeordnete Körner iſt geſtern mittag aus
dem Amtsgerichtsgefängnis Ludwigshafen nach Mainz
ge=
bracht worden. Die Verhandlung gegen ihn wird vorausſichtlich
im Laufe der nächſten Woche in Mainz ſtattfinden. Für die
Ver=
teidigung Körners ſind von der Parteileitung die nötigen Schritte
unternommen worden.
—
Nächtliche Verkehrsſperre.
Kaiſerslautern, 31. März. (Wolff.) Ueber
Kaiſers=
lautern iſt eine dreitägige Sperre des
Nachtver=
kehrs von 9 Uhr abends bis 5 Uhr morgens verhängt
wor=
den wegen angeblicher Sabotageakte an den Telephon= und
Telegraphenleitungen.
Hochheim, 31. März. (Wolff.) Die hieſige
Bürgermeiſte=
rei gibt bekannt, daß mit Wirkung von heut: abend ab im
Hoch=
heimer Gebiet der Nachtverkehr von 8 Uhr abends bis
6 Uhr morgens unterſagt iſt wegen eines Sabotageaktes auf
die Eiſenbahnlinie Mainz—Frankfurt a. M. Auf die Ergreifung
des Täters wurde eine Belohnung von 500 000 Mark ausgeſetzt.
Darmſtädter Tagblatt, Soſtutag, den 1. April 1923.
Ostein in Frankreich!
Rummer 90.
Kriegsgerichtsurteile.
Lüdwigshafen, 31. März. (Wolff.)
Amtsgerichtsdirek=
tor Jung iſt vom Kriegsgericht der Rheinarmee in
Mainz geſtern zu fünf Monaten Gefängnis und
100 000 Mark Geldſtrafe und der Gefängnisverwalter
Orth zu zwei Monaten und 100 000 Mark
Beld=
ſtrafe verurteilt worden. Gegen die Verurteilung des
Oberinſpektors Gottfried von der Reichseiſenbahndirektion
Ludwigshafen und des Weichenſtellers Lechner zu 20 bezw.
10 Jahren Zwangsarbeit iſt Reviſion eingelegt worden.
Aachen, 31. März. (Wolff.) Das Urteil gegen die
Zechen=
direktoren wurde heute von dem belgiſchen
Kriegsge=
richt gefällt. Es erhielten Direktor Honigmann von der
Zeche „Nordſtern” zwei Monate Gefängnis und eine
Million Mark Geldſtrafe, di= Direktoren Treutler
und Albrecht vom Eſchweiler Bergwerksverein und die
Di=
rektoren Noth und Knepper von der Zeche „Karl
Fried=
rich” je drei Monate Gefängnis und eine Million
Mark Geldſtrafe. Die Unterſuchungshaft wird angerechnet.
*Oſtern — Bismarcks Geburtstag.
„Was vorüber, kehrt nicht wieder, aber ging es
leuchtend nieder, leuchtet’s lange noch zurück.”
Wer wohl aus deutſchem Stamme ging je ſo leuchtend
nie=
der und welch Name leuchtet ſo lange zurück, als der Otto von
Bismarcks? Wenn ſeine Zeitgenoſſen längſt in der Erinnerung
verweht und ſein ganzes Zeitalter der Vergeſſenheit
anheimge=
fallen, wird ſein Name noch leuchten, wird der Große noch das
Ziel deutſcher Sehnſucht, deutſcher Hoffnung ſein und wird ſein
Name genannt werden mit Stolz und jenem Gefühl der
Ehr=
furcht, mit dem man die Namen nennt von Volksheroen, deren
Taten und Leben Sagenkränze umwinden und die in der
Erinne=
rung wachſen zu gigantiſcher Größe. In einer Zeit innerer
Zer=
riſſenheit und äußerer Ohnmacht, herabgeſunken zum Spielball
der Willkür ſeiner feindlichen Nachbarn, erſtand dem deutſchen
Volke ein Bismarck, und allen Gewalten zum Trotz bannte er
aus deutſchen Stämmen und deutſchen Gauen Hader und
Bruder=
zwiſt, in Blut und Eiſen ſchweißte er das deutſche Volk, die
deut=
ſchen Stämme zur Einigkeit, ſchuf er das geeinte Deutſche Reich,
das deutſche Kaiſerreich, das lange Jahrzehnte der
Hort des Friedens in Europa war, weil es die Pfade ſeiner
weitſchauenden klugen Politik wandelte und weil er es
verſtan=
den, ihm eine Macht zu geben, die es fürchten und achten lehrte
alle, die es bisher glaubten ſchmähen und ſchänden zu können.
Und dann — ging ein Bismarck, und Führer kamen, die ſeine
Politik verließen, weil keiner heranreichte an den Einzigen,
Großen. Und langſam, aber ſicher ging Deutſchland ſeinem
Gol=
gatha entgegen, das doch noch nicht zum Golgatha ward.
Wie=
der ſind wir machtlos, ohnmächtig, wieder ein Spielball
über=
mächtiger feindlicher Nachbarn, die uns unſere Schmach fühlen
laſſen mit Schwertſtreich und Peitſchenhieb. Alles, was uns von
Bismarcks großem Erbe noch geblieben, iſt das einige
Deut=
ſche Reich. Aber ſchon ſind auch hier dunkle Mächte, nagende
Kräfte am Werk, dieſes letzte Erbe Bismarcks ins Wanken zu
bringen, zu zerſtören. Einem Ziel, zu deſſem Erreichen ſich dem
Erbfeind, der ſich in Siegerwahn bläht, leider auch — Schmach
und Schande! — Hände entgegenſtrecken von dunklen
Ehren=
männern, die ſich — noch — Deutſche nennen dürfen.
Freche Eindringlinge ſitzen feſt in unbeſtritten deutſchem
Land, welſcher Pöbel und welſche Raubgier, welſche Ueberhebung
und welſcher Wahnwitz herrſchen am Rhein und an der Ruhr.
Eine Horde Verbrecher, losgelaſſen auf friedliche deutſche
Arbei=
ter, auf deutſcher Frauen Tugend und auf die Errungenſchaften
deutſchen Könnens, die uns die Neider ſchufen, herrſcht brutal
uind blutrünſtig über deutſches Volk, das ſich, verblendet im Irr=
Abenkeue‟
..
G
Poncake d5 O5ft
5eLäute/ faule Ele
B
Af
Poincarés Ruhrpolitik.
Paris, 31. März. (Wolff.) Robert de Jouvenel
be=
ſchäftigt ſich in der Oeuvre mit der Ruhrpolitik
Poin=
carés, indem er zu Beginn ſeines Artikels von der
Bereit=
ſchaft des Miniſterpräſidenten ſpricht, ſich in der Kammer über
die Ruhrpolitik auszuſprechen. Er habe ſich dermaßen
ausge=
ſprochen, daß ſeine Erklärungen weit davon entfernt ſeien, mit
einander übereinzuſtimmen. Er habe damit begonnen, während
der Pariſer Konſerenz zu erklären, daß die territoriale
Pfand=
nahme in Deutſchland lohnend ſei. Er habe ſogar geſagt, in
welchem Maße. Er habe damals die Einnahmen aus dieſen
Pfändern auf mindeſtens 2 Milliarden 750 Millionen bis 3
Mil=
liarden geſchätzt. Einige Tage ſpäter habe er vor der Kammer
zugegeben, daß die Beſetzung des Ruhrgebiets nicht viel
ein=
bringen werde, aber ſie wäre ein ausgezeichnetes Druckmittel.
Später, als man ihm ſagte, tvenn auch die Operationen nichts
einbringen und ſehr teuer zu ſtehen kommen, ſo handele es ſich
nicht weniger um ein ſehr vorteilhaftes Unternehmen, weil man,
wenn man Deutſchland ſeines natürlichen Arſenals beraube, man
Frankreichs Sicherheit gewährleiſte. Dieſe letzte Erblärung habe
Lord Robert Cecil, die deutſchen Sozialiſten und ſelbſt Lloyd
George mit ſeinen Anhängern veranlaßt, uns entſprechende
Sicherheiten anzubieten. Da ſei ſofort ein neuer Frontwechſel
vorgenommen worden. Mit einer Stimme hatten die
poincaré=
treuen Zeitungen geſchrieben: Unſere Sicherheit gewährleiſten?
Wir ſind nicht nach dem Ruhrgebiet gegangen, um unſere
Sicher=
heit zu ſuchen, ſondern um produktive Pfänder. Sie
hätten geſchworen, daß man es nicht zulaſſen werde, daß man ſich
durch dieſe Frage ablenken laſſe. Es ſei auch höchſte Zeit
ge=
weſen. Da es ſich alſo nicht um militäriſche und politiſche
Ab=
ſichten handele, die uns nach dem Ruhrgebiet geführt hätten,
ſondern lediglich wirtſchaftliche und finanzielle und der
unend=
lich berechtigte Wunſch, bezahlt zu werden, müſſen wir alſo von
Geſchäften ſprechen. Sofort aber unterbricht Poincaré von
neuem und ſagt, ſprechen wir überhaupt nicht ſon Vorſchlägen.
Warten wir geduldig, bis Deutſchland zuerſt ſpricht und uns
Vorſchläge macht. Laufe aber das Gerücht um, daß Deutſchland
irgendeinen Vorſchlag vorbereite, ſofort ſchrien alle
ausgezeich=
neten franzöſiſchen Blätter mit einer Stime, daß dies eine
Täuſchung wäre und daß wir unter keinen Umſtänden annehmen
könnten, was die Deutſchen uns noch gar nicht angeboten haben.
Wenn man alſo laut hinausſchreie, daß Deutſchland allein
Vor=
ſchläge machen müſſe, aber auch gleichzeitig ſage, jeder Vorſchlag,
der von Deutſchland komne, ſei unannehmbar, ſo ſei dies eine
Politik, die Frankreich zu nichts führe oder die Frankreich ſehr
weit führe. Das ſei die Politik des Herrn Poincaré. ."
Ausgewieſen.
Bingen 31. März. (Wolff.) Ausgewieſen wurden
Stadtverordneter Rechtsanwalt Weber, Redakteur
Timmer=
mann, Geſchäftsführer Hosbach, Zollbeamter Krammag;
von Bingerbrück die Zollbeamten Metzroth und
Raſch=
damm. — Wie wir erfahren, iſt General Mudra von den
Franzoſen aus dem beſetzten Gebiet ausgewieſen worden.
Wegen Spionage verhaftet.
Berlin, 31. März. (Wolff.) Wie gemeldet wird, ſind in
den letzten Tagen in Singen mehrere Perſonen verhaftet
wor=
den, die in eine Hochverratsaffäre verwickelt ſind. Es ſoll ſich
um eine Spionage nach Frankreich handeln, zu der ſich deutſche
Volksgenoſſen verleiten ließen.
wahn der Möglichkeit einer reinen Herrſchaft des Geiſtes, der
Liebe und Völkerverſöhnung, ſelbſt entwaffnet, entmannt hat und
nun allen Brutalitäten wehrlos preisgegeben iſt.
Heiß tobt der ungleiche Kampf der Abwehr brutaler
Macht=
gelüſte an der Ruhr und am Rhein. Noch iſt ein Ende nicht
abzuſehen. Wir aber ſind voller Hoffnung. Der
Leidens=
weg, den Chriſtus der Welterlöſer an Oſtern ging, führte nach
Golgatha, und dann kam ihm die Erlöſung, die Errettung, das
Eingehen in Gott. So ward uns Oſtern das Feſt der
Hoff=
nung auf eine Auferſtehung. Heute fällt der größte
Feier=
tag, den die Chriſtenheit kennt, zuſammen mit dem Tag, der der
Geburtstag des größten Deutſchen ward. Und vieler Deutſchen
Oſtergebet wird heute ſein: „Herrgott, laß einen neuen Biswarck
uns erſtehen, Herr mach uns frei!” Und vieler Deutſchen
Hoff=
nung eint ſich in der einen großen Sehnſucht nach einem
Füh=
rer, der, gleich Bismarck, uns aus tiefſter ſchmachvoller Ohnmacht
emporführen könne zum Licht!
St.
Konzert.
F.N. Iutmier von neuem wirkt die Bachiſche
Marthäus=
paſſion wie eine übermenſchliche Offenbarung. Sie gehört zu
den ganz wenigen auserleſenen Werken, die, erhaben über Zeit
und Mode, über Anſchauung und Geſchmack, Menſchliches und
Ewiges miteinander verbinden. Nicht eine Note iſt ohne feſten
künſtleriſchen Willen niedergeſchrieben, immer wieder von Satz
zu Satz packt uns Bach von neuem und erſchüttert uns. Es iſt,
als ob man das tieftragiſche Geſchehen, den Kreuzestod Jeſu,
in keiner Sprache und Deklamation ſo tief und unmittelbar
nach=
erleben könnte als in Bachs majeſtätiſchen Klängen. Die heutige
Aufführung des Muſikvereins war inſofern ein Wagnis,
als mit der alten Darmſtädter Tradition, das Werk in der
Stadt=
kirche aufzuführen, gebrochen wurde. Wenn wir verſuchen,
Vor=
teile und Nachteile dieſer Neuerung gegeneinander abzuwägen,
ſo überwiegen die Vorteile unbedingt. Denn wenn auch die
Paſſion in den kirchlichen Rahmen äußerlich beſſer paßt als in
den Theaterraum, wenn auch die prachtvolle Stadtkirchenorgel
zuweilen ſchmerzlich vermißt werden mußte, wie beſonders in
den großen Chören, etwa bei „Eröffne den feurigen Abgrund
o Hölle”, ſo wirkt doch vor allem der Theaterraum akuſtiſch
be=
deutend günſtiger. Das Wechſelſpiel der beiden Chöre kommt
ſtärker zur Geltung, der Geſamtklang wirkt ausgeglichener und
man hörte heute vom zweiten Chor viele Stellen, die in der
Stadtkirche der ungünſtige Stand an der Fürſtenloge ſtets
ver=
ſchluckt hatte. Vor allem aber ſind die vielen ſtörenden
Ge=
räuſche des Straßenlärms vollkommen ausgeſchaltet. Keine elek=
Unzufriedenheit unter den Pariſer Arbeitern.
Paris, 31. März. (Wolff.) Die ſtädtiſchen
Ar=
beiter von Paris verlangen Lohnerhöhung. Geſtern
be=
ſchäftigte ſich der Munizipalrat mit dieſer Frage und es
kam zu ſtürmiſchen Auseinanderſetzungen, die in
ein Handgemenge ausarteten. Während der Verhandlungen
wurde vor dem Stadthaus demonſtriert und es entſpannen ſich
Schlägereien. Nach dem Echo de Paris ſind bei der
Räu=
mung des Platzes Verhaftungen vorgenommen worden. Ob die
ſtädtiſchen Arbeiter ſich mit den bewilligten Lohnerhöhungen
zu=
frieden geben wollen, ſoll erſt nach den Oſterfeiertagen
be=
ſchloſſen werden.
Deutſch=britiſche Verhandlungen.
Koblenz, 31. März. (Wolff.) Die deutſch=britiſchen
Ver=
handlungen über die Benutzung der Eiſenbahn in der engliſchen
Zone für die franzöſiſchen und belgiſchen Truppentransporte
aus Anlaß der Ruhraktion haben nunmehr zu einem Ergebnis
geführt. Danach wird auf der rheiniſchen Strecke Brühl—
Kier=
berg-Köln—Worringen ein militäriſcher Nach= und
Abzugs=
verkehr in einem Rahmen zugelaſſen, der ungefähr dem
Durch=
ſchnitt des Verkehrs entſpricht, wie er vor der Ruhraktion
durch=
geführt worden iſt. Darüber hinaus ſind täglich zwei reine
Ver=
pflegungszüg= und eine Kurswagengruppe bis zu drei
Perſonen=
wagen und einem Packwagen zugelaſſen. Dieſe
Kurswagen=
gruppe von und nach der franzöſiſchen Zone ſoll auf der
bezeich=
neten rheiniſchen Strecke täglich zweimal in jeder Richtung
An=
ſchluß an die deutſchen Perſonenzüge haben und lediglich dem
gewöhnlichen Militärreiſeverkehr dienen, der bisher in den
reſer=
viertenAbteilungen vorgenommen wurde und die dafür in
die=
ſen Zügen in Wegfall kommt.
Amerika und Japan.
London, 31. März. Reuter meldet aus Waſhington:
Das Lanſing=Iſhii=Abkommen, in dem die
Vereinig=
ten Staaten die japaniſchen Sonderintereſſen in China
anerken=
nen, iſt auf Grund einer gegenſeitigen Vereinbarung zwiſchen
der amerikaniſchen und der japaniſchen Regierung
aufge=
hoben worden. Diplomatiſche Verhandlungen in Tokio führ
ten zu einem neuen Einvernehmen auf der Grundlage
des Drei=Mächte=Vertrages, der auf der Waſhingtoner
Ab=
rüſtungskonferenz entworfen wurde. Die Annullierung des erſten
Abkommens wird in dem Sinne ausgelegt, daß ſie die
Poſi=
tion der Vereinigten Staaten im Fernen Oſten
günſtiger geſtalte, als ſie es je geweſen ſei, ſeitdem Fragen
zwiſchen Japan und Nordamerika ſchwebten,
Deutſche Kriegergräber in England.
Berlin, 31. März. (Wolff.) Die britiſche Regierung
hat nach einer Mitteilung an das Zentralnachweisamt die
Auf=
ſtellung von Grabſteinen auf ſämtlichen deutſchen
Kriegergräbern in England auf ihre Koſten nach dem
vom Zentralnachweisamt vorgeſchlagenen Muſter beſchloſſen. Die
Steine ſollen in Deutſchland angefertigt werden. Es iſt alſo
da=
mit zu rechnen, daß in nicht zu ferner Zeit ſämtliche deutſchen
Kriegergräber in England mit guten, dauerhaften Grabzeichen
verſehen ſein werden.
Kommuniſtenüberfall auf Italiener.
Das Vorhandenſein kommuniſtiſcher
Hundert=
ſchaften und Sprengkommandos feſtgeſtellt.
Berlin, 31. März. (Wolff.) Die Abteilung Ta des
Ber=
liner Polizeipräſidiums teilt amtlich mit, daß die Berliner
Po=
lizei anläßlich des Ueberfalls der Kommuniſten auf
die italieniſchen Staatsangehörigen, die am
Donnerstag abend eine geſellige Zuſammenkunft im
Künſtler=
hauſe, Bellevueſtraße, abhielten, ein Strafverfahren
wve=
gen Landfriedensbruchs und ſchwerer
Körper=
verletzung gegen die beteiligten Kommuniſten eingeleitet
hat. Auf die Ermittlung der bisher unbekannten Täter hat das
Polizeipräſidium eine Belohnung von 300000 Mark ausgeſetzt.
*
Die noch nicht abgeſchloſſenen Ermittelungen der politiſchen
Abteilung des Berliner Polizeipräſidiums über den
Ueber=
fall auf eine Verſammlung von Italienern haben
bisher ergeben, daß der Ueberfall planmäßig durch eine ſoge
nannte Abwehrhundertſchaft” erfolgte. Die Berliner
kommuniſtiſche Parteileitung, die durch ihre Agenten alle
politi=
ſchen Verſamlungen überwachen läßt, hat neuerdings eine
be=
ſondere Abteilung für den Einſatz von
Hundertſchaf=
ten als Sprengkolonnen eingerichtet. Ueber die
ita=
lieniſche Verſammlung ſind die Kommuniſten offenbar durch ihre
ſich in Berlin aufhaltenden italieniſchen Genoſſen falſch
unter=
richtet worden.
triſche Bahn fährt klingelnd vorbei, kein Automobil läßt
Hupen=
ſignale hören bei irgendeiner pp=Stelle, kein Alarm der
Feuer=
wehr ſchreckt den Hörer auf, wie das früher ſchon einige Male
vorgekommen iſt.
Wenn wir künſtleriſch die heutige Aufführung mit der, ich
darf wohl ſagen: einigermaßen verunglückten vorjährigen
ver=
gleichen, ſo ſtand ſie als Geſamtleiſtung auf beachtenswerter
Höhe. Zwar ſind noch nicht alle Wünſche erfüllt, die man in
bezug auf Aufführungspraxis hegen kann, obwohl bei der
Ver=
pflanzung an einen anderen Ort Gelegenheit geweſen wäre, hier
etwas ſtärker zu reinigen. Wer öfters muſterhafte Aufführungen
in Berlin und Leipzig gehört hat und der Ueberzeugung ift, daß
wir alle Kräfte dazu haben, um ebenſolche Aufführungen zu
er=
zielen, der bedauert immer wieder, daß die Errungenſchaften der
dortigen Aufführungspraxis ſich nur ſo langſam weiter
verbrei=
ten. So verſtehe ich nicht, warum bei manchen orcheſterbegleiteten
Rezitativen, bei denen das Cembalo mitſpielte, doch noch die früher
allein als Füllſtime dienende Viola beibehalten war, und dann
die zugehörige Arie, die genau dieſelbe Beſetzung aufweiſt, wieder
ganz ohne akkordiſche Begleitung geſpielt wurde. Vor allen
Dingen iſt die Viola bei Stücken mit zwei Flöten oder Oboen
als Soli keine genügende Klangverbindung mit den
Streich=
bäſſen. Auch die Praxis der Verzierungen und Vorſchläge wird
noch nicht einheitlich gehandhabt. Vollkommen ſtilgemäß waren
die Vorſchläge bei den Flötenſoli, während bei anderen
Inſtru=
menten dem manches widerſprach. Auch die Darſteller des
Evangeliſten und Chriſtus verzichteten zuweilen auf Vorſchläge,
die unbeding: zum Bachſtil gehören,
Der Chor hielt ſich recht gut. Die großen Chöre und die
Choräle waren von riefſter Wirkung, auch der früher zuweilen
ſcharfe Chorſopran klang heute faſt überall ſchön abgerundet. Die
Schwierigkeit der dramatiſchen Chöre und vieler Bach’ſcher
Har=
monien wird leider gerade von Mitgliedern, die oft mitgeſungen
haben, unterſchätzt, ſo daß ſie glauben, nicht alle Proben
be=
ſuchen zu müſſen. Und dann kommen ſolche Unreinheiten
wi=
die in den Männerſtimmen bei dem Begleitchoral „Was iſt die
Urſach aller ſolcher Plagen”, welche die letzte Zeile dieſes
wun=
dervollen Stückes vollkommen verdarben. Oleine
Flüchtigkeits=
fehler ſind ja nie vollkommen zu vermeiden und beeinträchtigen
auch nicht allzu ſtark. Hervorgehoben muß werden, daß der Chor
in allen Sätzen mit wirklicher Hingebung ſang, und daß ſich die
Ergriffenheit der Mitwirkenden unmittelbar auf die Zuhörer zu
übertragen vermochte. Sehr ſchön ſangen auch die Knaben des
Oberrealſchulchors unter Herrn Reallehrer Pfaff. Das
Or=
cheſter wurde ſeiner Aufgabe in vorzüglicher Beiſe gerecht und
ich bedauere, nicht all die einzelnen meiſterhaften
Inſtrumental=
ſoli hervorheben und nennen zu können.
Rummer 90.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 1. April 1923.
Seite 3.
Zum Moskauer Todesurteil.
Moskau, 31. März. (Wolff.) Das Präſidtium des
all=
ruſſiſchen Exekutivkomitees beſchloß, das gegen den Erzbiſchof
Zopliak ergangene Urteil in eine zehnjährige
Frei=
heitsſtrafe mit ſtrenger Einzelhaft umzuwandeln.
Das Geſuch um Begnadigung des Prieſters
Butko=
witſch hatte keine Folge.
In dem Beſchluß heißt es, die Handlungen von Zopliak ſeien
bewußt gegen die Intereſſen der Arbeiterſchaft gerichtet geweſen
und unter Mißbrauch der geſetzlich verbürgten Glaubensfreiheit
begangen worden. Es wverde jedoch berückſichtigt, daß Zopliak der
Vertreter eines Elaubensbekenntniſſes ſei, welches vom
Zaris=
mus unterdrückt worden war. Infolgedeſſen konnte die
Voll=
ſtreckung der über ihn vom Gericht verhängten Strafe von den
katholiſchen Bürgern Rußlands als beſonders gegen die
Prie=
ſter ihres Glaubens begangen bewertet werden. Butkowitſch
da=
gegen habe auf religiöſer Grundlage offenſichtlich eine
gegenrevo=
lutionäre Tätigkeit entfaltet und Verbindungen mit einer der
Republit feindlich geſinnten fremden bürgerlichen Regierung
unterhalten.
Leutnant Roßbach und die Reichswehr.
Berlin, 31. März. Wolff.) Nach einer Mitteilung von
zuſtändiger Seite haben ſich Kommandeure an der
Roß=
bach=Verſammlung nicht beteiligt. Die Mitglieder
der Reichswehr, welche ſich beteiligt haben, werden die Folgen
zu tragen haben. Das Diſziplinarverfahren gegen ſie iſt
einge=
leitet worden. Ein Kommandeur in Mecklenburg machte der
Re=
gierung von der Ankündigung der Roßbach=Verſammlungen
Mitteilung. Ein anderer ſchickte einen Offizier in die
Ver=
ſammlung, um einen Bericht über dieſe zu erhalten. Den
Be=
richt ſandte er ſodann an das Reichswehrminiſterium, welches
ihn an das Miniſterium des Innern weitergab.
General Seeckt an die Reichswehr.
Berlin, 31. März. General Seeckt richtete unter dem
23. März einen Erlaß an die Reichswehr, worin es
heißt: Von ſogenannter nationalſozialiſtiſcher Seite
werden zurzeit, wie ein Einzelfall zeigt, Verſuche gemacht,
Reichs=
wehrangehörige für die politiſchen Ziele einer Partei zu
gewin=
nen. Dieſe Beſtrebungen gehen auf eine Verleitung der Offiziere
und Mannſchaften zum Un gehorſam gegen die Befehle
ihrer Vorgeſetzten hinaus und enthalten den
verbreche=
riſchen Verſuch, die Diſziplin unter ihnen zu erſchüttern. In
dem Erlaß wird dann weiter angeordnet, daß, ſobald derartige
Beſtrebungen ſichtbar werden, General Seeckt perſönlich Meldung
darüber zu machen iſt.
Abbau der Außenhandelskontrolſe.
Berlin, 31. März. (Wolff.) In einer kleinen Anfrage
war das preußiſche Staatsminiſterium erſucht worden, bei der
Reichsregierung auf einen Abbau der beſtehenden
Außen=
handelskontrolle, insbeſondere der Ausfuhrabgabe,
hinzuwirken. Dieſe Anfrage hat der Miniſter für Handel und
Gewerbe dahin beantwortet, daß die preußiſche Staatsregierung
nnit der Reichsregierung über die den veränderten Verhältniſſen
angepaßte Abänderung der Außenhandelskontrolle einſchließlich
der Ausfuhrabgaben einig ſei und daß die Vorarbeiten
hierzu von dem vorläufigen Reichswirtſchaftsrat bereits in
Angriff genommen worden ſeien.
Getreideumlage=Preis.
Berlin, 31. März. Das Reichskabinett hat den Preis für
das letzte Sechſtelder Getreideumlage auf 650 000
Mark für Roggen feſtgeſett. Im Zwanzigerausſchuß hatte ſich
eine Mehrheit nicht gebildet, die Abſtimmungsergebniſſe
beweg=
ten ſich zwiſchen 600 000 und über 800 000 Mark. Die
Reichsregie=
rung hat ſich bei ihrer Entſchließung von der Erwägung leiten
laſſen, daß dem Sinne der Umlage gemäß eine Preisfeſtſetzung
nicht in Betracht kommen konnte, die einſchließlich der mit der
Umlage verbundenen Erfaſſungskoſten und der ſonſtigen
Un=
koſten des Umlageverfahrens den freien Marktpreis faſt erreicht
haben würde. Sie konnte dies umſo weniger, als zwecks
Durch=
führung des Abwehrkampſes die geſamte Richtung unſerer
Volks=
wirtſchaft dahin gehen muß, alle Preiſe auf das engſte zu
berech=
nen. Andererſeits iſt auch nicht an dem Preis des fünften
Sech=
ſtels von 600 000 Mark feſtgehalten worden, weil wenigſtens in
dem bezeichneten engen Rahmen das Mögliche geſchehen ſoll,
um der Landwirtſehaft den weiteren Düngemittelbezug während
der Frühjahrsbeſtellung zu erleichtern. Den Preis von 650 000
Mark hatte auch die Mehrzahl der Ländervertreter im
Zwanziger=
ausſchuß für empfehlenswert gehalten. Eine Erhöhung des
Abgabepreiſes der Reichsgetreideſtelle, die auf den Brotpreis
einwirken würde, iſt nicht beſchloſſen.
Zur Abfindung des Großherzoglichen Hauſes.
Eine Entſcheidung des hieſigen Landesgerichts.
Von den Prozeßbevollmächtigten des früheren Großherzogs
wird uns geſchrieben:
Das Landgericht Darmſtadt hat folgenden Beſchluß erlaſſen:
„Auf Autrag des vormals in Heſſen
regie=
renden Großherzogs Ernſt Ludwig wird
dem Heſſiſchen Staat, vertreten durch das
Miniſterium der Finanzen, durch
einſtwei=
lige Verſügungaufgegeben, an den
Antrag=
ſteller 30 000 000 Mark — Dreißig
Millio=
nen Mark — zu zahlen. Die Koſten der
einſt=
weiligen Verfügung hat der Heſſiſche
Staat zu tragen.”
Darmſtadt, den 31. März 1923.
Bei dieſer Sachlage können wir darauf verzichten, auf die
Einſendung des Preſſeamtes der heſſiſchen Regierung in Nr. 89
Ihres geſch. Blattes zu antſporten.
Der Bezugspreis
des
174
Aommſtählet Tagulanen
wird für den Monat April
nicht erhößt.
Der Bezugspreis beträgt 3400 Mark und 200 Mark Trägerlohn.
Schaden infolge der Geldentwertung.
* Die Geltendmachung eines über den Verzugsſchaden
hinausgehen=
den weiteren Schadens aus Vertragsverhältniſſen ſtüitzt ſich bekanntlich
auf 8 288 Abſ. 2 B. G.B. Während Abſatz 1 von den Verzugszinſen bei
Geldſchulden handelt, beſagt Abſatz 2: „Die Geltendmachung eines wei= Nücktritts in den heſſiſchen Landesdienſt (1. April 1923) zum ſtändigen
teren Schadens iſt nicht ausgeſchleſſen‟. Den Gläubiger
trifft in Anfehung dieſes weiteren Schadens die Beweislaſt nach
deut=
ſchem Recht. — Den gleichen geſetzgeberiſchen Gedanken driickt das
ſchweiz. Z. G.B. in Art. 106 des Oblig Reetzts ſo aus: „Hat der
Gläu=
biger einen größeren Schaden erlitten, als ihm durch die Verzugszinſen
vergütet wind, ſo iſt der Schuldner zum Erſatze auch dieſes Schadens
verpflichtet, wenin er nicht beiveiſt, daß ihm keinerlei Verſchulden zur
Laſt falle. Der Kommentar von Bundesrichter Dr. Oſer in Lauſanne
benurkt dazu: „Der Schaden muß freilich beivieſen werden. Er kann
gen können, füir die er ſelbſt höheren Zins zu zahlen hat.”
Nun enthält dieſer Art. 106 aber noch einen Abſatz 2, der die Leſer
gleichfalls intereſſieren dürfte: „Läßt ſich dieſer größere Schaden zum
Voraus abſchätzen, ſo kann der Richter den Erſatz ſchon im Urteil über
den Hauptanſpruch feſtſetzen.” Abſatz 2 entſpricht, wie der Kommentar
bemerkt, einer Motion Favon von 1893 betr, Verzug in der
Vollſtrek=
kung gewerbegerichtlicher Urteile. Zu denken iſt etwa an einen Fall,
wo ein Arbeiter nach Aufhebung eines Dienſtvertrags vom früheren
Dienſtherrn mit Auszahlung der Lohnreſtanz oder nach
ungerechtfertig=
ter Entlaſſung mit Auszahlung der Entſchädigung in ſchikanöſer Weiſe
higehalten wird, wodurch der Arbeiter gezwungen wird, die Abreiſe
hinauszuſchieben. Er ſoll nun nicht geziwungen werden, dieſen Schaden Harmſtadt
in einem neuen Prozeßverfahren geltend machen zu müſſen, ſondern der
Richter kann für, jeden Tag der Verſpätung zum Voraus dem Arbeiter
eine beſtimmte Summe als Entſchädigung zuſprechen.”
Man ſieht, daß der ſchweiz. Geſetzgeber den in Rede ſtehenden
geſetz=
geberiſchen Gedanken weit glückliche: gefaßt hat, als das B. G.B. in
ſeiner vagen Umſchreibung.
8
Von den Soliſten ragte vor allen Dingen Herr Höfflin
als Evangeliſt hervor. Selten habe ich die ſchwierigen, an das
ſtimmliche Können höchſte Anforderungen ſtellenden Rezitative
ſo prachtvoll klar, ſchlicht erzählend und doch ausdrucksvoll
ge=
hört. Ich möchte Herrn Höfflin als einen geradezu idealen
Epangeliſten bezeichnen. Nicht ganz ſo gelangen ihm die arioſen
Stücke. Herr Schlembach als Chriſtus bot eine
feindurch=
dachte, im ganzen aber etwas matte Leiſtung, die oft unter
Detonieren litt. Ganz beſonders war letzteres bei den
Ein=
ſetzungsworten der Fall. Ich habe vor einigen Jahren Herrn, dann als letzte Schütz=Aufführung durch Herrn Borngäſ=
Schlembach in Straßburg als Chriſtus gehört, wo ſeine
künſtle=
riſche Leiſtung in jeder Beziehung von ſtärkſtem Eindruck war.
Herr Hölzlin ſang die kleineren Baßpartien mit beſtem Erfolg
und charakteriſtiſcher Ausprägung. Er trug auch das einzige
Stück vor, welches bei der heutigen Aufführung neu erklang,
Rezitativ und Arie „Komm ſüßes Kreuz” mit obligater Viola
da gamba, hier durch Violoncello vertreten. Wir ſind gewohnt,
dieſes wundervolle Stück, bei dem die Qualen des Kreuzes, die
ſpitzen Nägel in der Begleitung ſo ſcharf charakteriſiert werden,
etwas flüſſiger zu hören. Man hatte heute den Eindruck, als
ob das Gambenfolo Hauptſache wäre und die Singſtimme nur
begleitete. Die Sopranpartie ſang Fräulein Thilde Walter,
die ſtiliſtiſch Bach ausgezeichnet beherrſcht, ſtimmlich aber eine
Unruhe des Tones zeigte, die wir nicht an ihr gewohnt ſind,
auch verſchwand die tiefere Lage faſt ganz gegenüber der höheren.
Fräulein Rig v. Heſſert trug die Altſoli mit ſtärkſter
Hin=
gebung und edlem Stimmklang vor, in den Rezitativen, in denen
Bach alles auf den einzelnen Wortausdruck einſtellt, hätte nur
die Ausſprache deutlicher ſein müſſen. Mag dieſe Beſprechung
krittelig erſcheinen, ſo drängen ſich demfenigen, der die Bach’ſche
Paſſion alljährlich zu hören gewohnt iſt, ſo viele Wünſche und
Vergleiche auf, daß er ſich nicht enthalten kann, ſie
auszu=
ſprech(en. Mögen darum dieſe Zeilen mit einem warm
empfun=
denen Dank an alle die Kräfte ſchließen, die ſich um die
wirkungs=
volle Aufführung verdient gemacht haben, in erſter Linie Meiſter
Balling, neben den Obengenannten noh Herrn
Stadtorga=
niſten Borngäſſer, der leider durch die Ungunſt der
Orgel=
aufſtellung meiſt unhörbar blieb, und den ungenannten, aber
recht eindrucksvollen Spieler am Cembalo.
F.N. Auch in den Gottesdienſten wurde der Karfreitag wie
alljährlich Veranlaſſung zu zahlreichen muſikaliſchen
Aufführun=
gen. Hier mögen nur diejenigen hervorgehoben werden, die
durch Wiedergabe intereſſanter und ſelten gehörter Werke ein
beſonderes Intereſſe beanſpruchten. So führte der
Kirchen=
chor der Johannesgemeinde am Vormittag eine
Paſ=
lionskantate von Chriſtoph Strattner, einem Frank=
furter Meiſter des ausgehenden 17. Jahrhunderts auf. Mit zum
Teil noch Schützſcher Plaſtik vereinigt ſich hier ſchon ſo tief
ſub=
jektives Gefühl, ſo frei arioſer Stil in der Führung von Solo=
und Chorſtimmen, wie auch in dem prachtvollen Lamento für
Solodioline und Orcheſter, daß hier ſchon deutlich der Uebergang
zu der Kunſt Bachs zu ſpüren iſt. Wie alle Muſik jener Zeit
fügte ſich die Kantate ausgezeichnet dem Rahmen des
Haupt=
gottesdienſtes ein. Sie wurde recht glücklich zu Gehör gebracht.
Im Nachmittagsgottesdienſt in der Stadtkirche kam
ſer das wirkungsvolle Pcſſionsoratorium „Die
ſie=
ben Worte” zum Erklingen. Sie reihten ſich gleichwertig den
muſikaliſchen Exequien und der Matthäuspaſſion an. Es zeugt
von der großen Leiſtungsfähigkeit und der guten Beſetzung des
Stadtkirchenchores, daß es möglich iſt, ſo kurz nacheinander drei
derartig anſpruchsvolle Werke aufzuführen. Müſſen wir
ſelbſt=
verſtändliche ſolche Kirchenchorkonzerte mit einem etwas anderen
Maßſtab meſſen wie die des Muſikvereins, können wir vor allen
Dingen nicht ſolche Ausgeglichenheit des Chorklangs, ſolche
Ton=
fülle und Tragfähigkeit der Stimmen verlangen, ſo wird dadurch das
hohe Verdienſt der Kirchenchorleiſtungen in keiner Weiſe
geſchmä=
lert. Sie ſind ja im weſentlichen darauf eingeſtellt, die Muſik mehr
als dienende Kunſt im Rahmen des Gottesdienſtes auszuüben,
als ſie konzertmäßig als freie Kunſt darzubieten. Herrn
Born=
gäſſers Chor machte heute dieſen Unterſchied faſt dergeſſen, ſo
klangſchön trug er die Einleitung und den Schluß des
Orato=
riums vor. Die übrigen Teile beſtehen aus Rezitativen, in denen
ſeltſamerweiſe die Partie des Evangeliſten nacheinander
mehre=
ren Soloſtimmen, teilweiſe ſogar einem Soloquartett zufällt.
Zwei Inſtrumentalſätze, die in ihrer Anlehnung an den Choral
ſtarken Zuſammenhang mit der Orgelkunſt verraten, treten
da=
ziiſchen. Herr Borngäſſer hatte ſich vorzügliche Soliſten
ge=
wonnen, unter denen vor allem Herr und Frau Biſchof
Frau Kuhn=Liebel und Herr Moebus hervorgehoben
ſeien. Beide Kirchen waren bis auf den letzten Platz gefüllt.
* Cſavigo und Ur=Fauſi.
(Zu den Oſter=Aufführungen am Landestheater.)
Man wagte ſich ſelten an den jungen Goethe, man fürchtete
das Publikum, gab ihm zum „Clavigo” als Belohnung die
in=
tereſſanten „Geſchwiſter” hinzu, nahm aus dem „Ur=Goetz”
höch=
ſtens einige Szenen in die ſpätere Faſſung, experimentierte am
Schluſſe der „Stella” und ließ den „Ur=Fauſt” als unweſentlich
beiſeite. Die enge Verwandtſchaft aller Figuren — „Weislingen”
„Clavigo”, „Carlos”, „Beaumarchais”, „Fauſt”, „Mephiſto” auf
Stadt und Land.
Darmſtadt, 1. April.
Oſtern!
* Nach Karfreitag, dem Tag des Todes, Oſtertag, der Tag
der Auferſtehung, des neuen Werdens. Ueber die Lande
ſchreitet der lebenſpendende Lenz und erweckt, was da ſchlief
unter des Winters ſtrenger Herrſchaft, aus tiefem Erſtarren zu
neuem Leben, neuem Blühen und Fruchten. Zartes junges
Grün durchbricht, von ſiegender Sonne wärmendem Strahl
machtvoll erweckt, die Tiefe ſchwarzer Schollen und drängt
ſieg=
haft und jubelnd aus Licht, daß der alten Mutter Erde
ſchlicht=
graues Kleid plötzlich über Nacht in tauſend Farben leuchtet, und
zarte Blütenglöcklein ertönen im Dankgebet, das aufſteigt zu
Himmelshöhen!
Oſtern! Auferſtehung! Feſt der Hoffnung auf Errettung
aus Grabesnacht. Dein Hoffen und Deines Lenzes
Lebens=
ſpende ergießen ſich über alle, alle, die mühſelig und beladen ſind,
und erhellen den ſorgenvollen Alltag und das drückende, quälende
Daſein mit göttlichem Schimmer. Was wären wir armen
Men=
ſchenkinder doch ohne Hoffnung! Und ohne Glauben! Beides
wirkt ja ſtrahlend in uns der Oſtertag. Gewiß, was uns
auf=
erlegt, iſt ſchier verzweifelnd, und ſchwer iſt es, den Lichtblick zu
finden, der uns zu neuer, beſſerer Zukunft leuchten ſoll. Dafür
und dazu ward der Chriſtenheit ja der Glauben, des
Wun=
ders und der Hoffnung ſchönſtes Kind. Zum zweifelnden
ungläu=
bigen Thomas ſagte der auferſtandene Chriſtus: „Selig ſind,
die nicht ſehen und doch glauben!"
Glauben wir darum und vertrauen wir dem Herrgott, der
uns ſicher hilft, wenn wir uns ſelbſt helfen. Wir ſind
nicht verloren, wenn wir nicht ſelbſt den Glauben an uns
ver=
lieren. Wer aber wollte das tun, angeſichts des Oſterfeſtes und
des Lenzes, die uns ſo zwingend beweiſen, daß jedem Tod ein
Auferſtehen, jedem Vergehen ein neues Werden folgt? —
Hoffen wir und glauben wir und laſſen wir das Oſterfeſt uns
Stärkung ſein im Glauben, dann ertragen wir die Gegenwart
und ebnen den Boden einer neuen, beſſeren Zukunft.
St.
Ernannt wurde: am 20. März der Rcallehrer an der
Obes=
realſchule zu Alsfeld Karl Dotter mit Wirkung vom 9. April ab zum
Lehrer an der Volksſchule zu Alsfeld; — am 28. März der
Gerichts=
aſſeſſor Dr. Wilhelm Andres zu Darmſtadt (Finanzamt Stadt) zum
Negierungsaſſeſſor; — die Oberzollſekretäre Willi Heddrich beim
Landesfinanzamt Darmſtadt und Karl Weingärtner zu Bad=
Nau=
heim (Zollamt) zu Zollinſpektoren, die Zollinſpektoren Auguſt Irle
beim Landesfinanzamt Darmſtadt, Heinrich Dippel und Georg
Ste=
phan zu Worms zu Oberzollinſpektoren; zu Oberſteuerinſpektoren
die Steuerinſpektoren H. K. Dexheimer und H. Maſchmann zu
Oppenheim (Finanzamt), Johann Finkenauer und Johann Harth
zu Ober=Ingelheim (Finanzamt), Jakob Heß und Adam Nauch zu
Groz=Gerau (Finauzamt), Leonhard Lautenſchläger und Karl
Metz zu Bingen, (Finanzamt), Sebaſtian Lutz zu Worms (
Finanz=
amt Stadt), Rud. Metzler zu Mainz (Finanzamt 1), Jak. Müller
zu Niederolm (Finanzkaſſe), Ernſt Rudolf Phul, zu Alzey (
Finanz=
amt), Philipp Peter Röhrig, zu Worms (Finanzamt Land), Friedrich
Wilhelm Rube zu Oſthofefn (Finanzamt), Chriſtian Stofft zu
Mainz (Fimanzamt II); — der Vorſtand des Waſſerbauamis Worms
Regierungsbaurat Wilhelm Becker unter vorläufiger Belaſſung in
ſeiner bisherigen Dienſtſtelle zum Vorſtand des Waſſerbauamts Mainz
mit der Amtsbezeichnung „Oberbaurat”, der Vorſtand des Neckar=
Bau=
amts Hirſchhorn Regierungsbaurat Seinrich Häufel vom Tag ſeines
Mitglied (wiſſenſchaftlichen Hilfsarbeiter) des Laudesamts für Wetter=
und Geſäſſerkunde mit der Amtsbezeichnung „Regierungsbau
t” und
der Bauamtmann Regierungsbaurat Franz Pabſt zu Mamnz unter
vorläufiger Belaſſung als Verwalter des Waſſerbauamts Main; zum
Veiſtand des Waſſerbauamts Worms mit der Amtsbezeichnung „
Regie=
tungsbaurat”; — am 29. März der mit der Verſehung der Stelle eines
Vortragenden Rates im Miniſterium der Finanzen beauftragte
Ober=
finanzrat Otto Lippert unter Belaſſung ſeiner Amtsbezeichnung
zum Vortragenden Nat bei dieſem Miniſterium, der ſtändige
Hilfs=
arbeiter im Miniſterium der Finanzen Finanzrat Karl Uhrig zum
vortragenden Rat in dieſem Miniſterium mit der Amtsbezeichnung
„Oberfinanzuat” und der Gerichtsaſfeſſor Dr. Gsorg Grönünger
ſich z. B, daraus ergeben, daß der Gläubiger eine Schuld hätte berichti= aus Ockſtadt zum Miniſterialamtmann bei dem Miniſterium der
Finan=
zen mit der Amtsbezeichnung „Finanzrat”, ſämtlich vom 1. April ab.
— Aus dem Siaatsdienſt entlaffen wurde am 24. März der
Krimi=
nalwachtmeiſter Karl Kreihe aus Lichtenberg, der
Polizeiwacht=
meiſter Euaſt Dreher aus Pr.=Holland auf ihr Nachſuchen mit
Wir=
kung vom 1. April d. J. an.
— Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an
der Volksſchule zu Heppenheim a. d. B. Eine Wohnung für eine
kleinere Familie kam beſchafft werden; eine Lehrerſtelle für einen
evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Nieder=Moos (Kreis
Lauterbach). Mit der Stelle war früher Organiſtendienſt verbunden.
Wohnung iſt vorhanden; eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehr
an der Volksſchule zu Weiskirchen (Kreis Offenbach). Wohnung
für einen verheirateten Lehrer iſt vorhanden. Ferner die Stelle eines
Finanzpraktikanten bei der Hauptkaſſe des Heſſiſchen Landestheaters in
Techniſche Hochſchule. Rektor und Senat der Techniſchen
Hoch=
ſchule Darmſtadt haben auf einſtimmigen Antrag der Abteilung ſür
Maſchinenbau die Würde eines „Doktor=Ingenieurs
Ehren=
halber” verliehen: Herrn Ingenieur Bruno Möhring, Direktor
der Meguin A.G. in Butzbach, in Anerkennung ſeiner Verdienſte um
die Kohlenaufbereitung, insbeſondere der Kohlenwäſchen ſolvie der
Kokereimafchinen und Förderanlagen; Herrn „ngenieur Chriſt.
Seh=
der einen Seite, „Maria”, „Stella”, „Cäcilie”, „Marie” und
Gretchen” auf der anderen, die gleichen Probleme, von jeder
Figur auf ihre Weiſe durchfühlt und durchdacht, ſie alle ſind
Vor=
läufer und Glieder der großen Beichte Goethes, ſind ein einziges
Drama „Friederike Brion‟. Der perſönlichſte und weſentlichſte
Akt dieſes Dramas heißt „Clavigo”. In acht Tagen war das
Stück vollendet, ein Beweis für Goethes theatraliſche Begabung.
„Eine moderne Anekdote, dramatiſiert mit möglichſter
Simplizi=
tät und Herzenswahrheit”, nennt er ſelbſt ſein Werk und
ver=
gleicht „Clavigo” mit „Weislingen”.
Nichts wäre deshalb falſcher, als Goethe mit „Clavigo” zu
identifizieren. Goethe iſt überall, von ſeiner ruhigen
Lebens=
klugheit ſteckt ebenſoviel im „Carlos” wie vom Sarkasmus
„Mercks” und gerade „Carlos” verkörpert Goethes Schuld, durch
Vernunft das Gefühl getötet zu haben. „Clavigo” ſelbſt iſt nicht
mehr als ein Zugeſtändnis, daß dieſer Vernunft die eigene
Schwäche zu Hilfe kam. „Carlos” iſt der Mann des Intellekts,
der Verächter des Menſchen und des Menſchlichen. Die Freude
an klugen Intrigen leitet zu „Mephiſto” hinüber, und deſſen
Wort „Sie iſt die Erſte nicht!” teht ungeſprochen zwiſchen „
Car=
los”” Worten. Goethe iſt gerecht, er geht bis in die letzten
Kon=
ſequenzen mit ſich zu Gericht, er hält ſich durch „Beaumarchais”
eine Siraſpredigt und verſchärft die Strafe durch die Erinnerung
an das, was er verlor. Er verurteilte ſeine Schwäche zum Tode
und läßt ſie ſterbend erkennen, daß alles ſeiner Klugheit Opfer
wurde. Und „Marie‟? Sie iſt nicht das elegiſche, ſentimentale
Mädchen ſchlechthin, ſie iſt ſo ganz Gefühl, daß ihre Größe ewig
iſt. Sie iſt noch ans Reale gebunden, körperlich ſchwach,
herz=
krank und ſchwankend, aber doch ſchon übermenſchlich menſchlich,
ſchon „Gretchen” lebend durch ihr Gefühl, ſterbend durch ihr
Ge=
fühl. Dieſelbe Tragik trennt die Paare. Ewige Treue in der
Liebe wäre Untreue gegen ſich ſelbſt, Hindernis für die eigene
Entwicklung. Im „Clavigo” durch Aeußerlichkeiten verkörpert
(Ehrenſtellen am Hof, bürgerliches Mädchen), im „Fauſt”
erd=
enthoben allgemein, das Problem des „Ewig=Weiblichen” und
des „Eros=Logos”, durch die Jahrhunderte immer wieder
auf=
gegriffen, in Unruhs „Stürme” aufs neue durchkämpft.
Wie Reinhardt das Kleine Schauſpielhaus in Berlin, ſo
er=
öffnete Hartung des Kleine Haus des Heſſiſchen Landestheaters
mit „Clavigo‟. Hier wie dort ward die Hoffnung erfüllt, daß
eine bis ins letzte ausgeſpielte Vorſtellung die ſtärkſte Wirkung
hervorrufen müſſe. Ein Stück ohne großes äußeres Geſchehen
wurde zum Ereignis durch ſeine geſtaltete Atmoſphäre, durch die
Stimmung, die ſeine zarten Saiten ertönen ließ. Und darauf
allein kommt es bei einer Inſzenierung an, durch die
Auffüh=
rung einer Dichtung das ſeeliſche Erlebnis fühlbar zu machen,
aus dem ſie geboren wurde.
Th.
Seite 4.
bold. Mitinhaber der Maſchinenfabrik F. 6. Banning u. Setbold in
Düren (Rheinland) in Anerkennung ſeiner Verdienſte auf dem Gebiet
des Baues von Maſchinen zur Papierfabrikation.
— Landestheater. Oſterſpielplan. Oſterſonntag. Großes
Haus: „Die Meiſterſinger von Nürnberg”; Anfang 5 Uhr.
Kleines Haus: „Clavigo”; Anfang 6½ Uhr. — Oſtermontag.
Großes Haus: „Fauſt” (in urſprünglicher Faſſung); Anfang 6½ Uhr.
Kleines Haus: „Aleſſandro Stradella”. Anfang abends
7 Uhr. — Am Oſtermontag kommt im Kleinen Haus des
Heſſiſchen Landestheaters „Aleſſandro Stradella” von Flotow in neuer
Einſtudierung mit Hans Höfflin in der Titelrolle zur Aufführung.
Leonore: Fritzi Jokl. Baſſi; Heinrich Hölzlin, Malvolio: Heinr. Kuhn,
Barbarino: Hans Siegfried. Muſikaliſche Leitung: Walther, Regie:
Heinz Dietrich Kenter.
* Muſikfeſt in Darmſtadt. Wie verlautet, wird für die Pfingſtzeit
von der Direktion des Landestheaters in Gemeinſchaft mit dem
Muſik=
verein ein dreitägiges Muſikfeſt geplant, wofür dem Veruehmen nach
folgendes wertvolle Programm in Ausſicht genommen iſt: Beethovens
IX. Sinfonie und ſeine Chorfantaſie für Klavier und kleinen Chor,
ſowie als Neuheiten für Darmſtadt: Guſtav Mahlers II. Sinfonie (mit
dem Klopſtockſchen „Auferſtehungs”=Schlußchor). Anton Bruckners IX.
Sinfonie und Hans Pfitzners Kantate „Von deutſcher Seele‟.
— Silberprieſterjubiläum. Am zweiten Oſterfeierdag begeht Herr
Profeſſor Joſef Roos hier ſein 25jähriges Prieſterjubiläum. Herr
Profeſſor Noos, ein geborener Viernheimer, wirkte zuerſt als Kaplan,
Benefiziat und Gymnaſialrektor in Seligenſtadt. Seit dem Jahre 1906
iſt er am Lehrerinnenſeminar in Darmſtadt tätig. Herr Prof. Roos
erfreut ſich hier allgemeiner Beliebtheit. Ad multos annos!
— Abermalige Gefährdung des Schulkompromiſſes. Wie man
ver=
nimmt, ſind die Verhandlungen über das Schulkompromiß, die einen
günſtigen Verlauf zu nehmen verſprachen, abermals an einem kritiſchen
Punkt angelangt, der ihr Scheitern nicht unmöglich erſcheinen läßt. Die
einzige Löſung für dieſen Fall dürfte, da ein Notgeſſetz wohl denſelben
Schwierigkeiten der Bergtung begegnen würde, das Volksbegehren
ſein, für das bekanntlich eine Reihe von Probeabſtimmungen unter der
evangeliſchen und katholiſchen Elternſchaft bereits vorhanden ſind. Die
Lage dürfte in den Oſterferien, die neben anderen Schul= und
Lehrer=
taguungen den bedeutſamen Evangeliſchen Reichselterntag
in Braunſchweig (3. bis 5. Aprill bringen wird, ihrer Erklärung
entgegenreifen.
8 Zahlung von Steuerrückſtänden. Wird eine Zahlung, die nach
dem Cinkommenſteuer=, Körperſchaftsſteuer=, Vermögensſteuer=
Erb=
ſchaftsſteuer= und Umſatzſteuergeſetz zu leiſten iſt, nicht rechtzeitig
ent=
richtet, ſo iſt für jeden auf den Zeitpunkt der
Fällig=
keit folgenden angefangenen Kalendermonat ein
Zuſchlag von 15 v. H. des Rückſtandes, falls die Zahlung
län=
ger als drei Monate im Rüchſtande bleibt, von 30 v. H. des
Rück=
ſtandes zu zahlen. Der Zuſchlag wird nur von vollen 1000 Mk. des
rückſtändigen Betrages und nur dann erhoben, wenn der vüchſtändige
Betrag 10 000 Mk. überſteigt Soweit ein Zuſchlag erhoben
ird, findet eine Verzinſung der rüchſtändigen Beträge nicht ſtatt. Begen
die Anforderung des Zuſchlags iſt nur die Beſchwerde zuläſſig. Da das
Geſetz am 1. April in Kraft tritt, beeile man ſich mit der Abfertigung
der noch rückſtändigen Beträge!
— Reſtzahlung für Ruhegehaltsempfänger. Ab Samstag,
den 31. März, findet die Reſtzahlung der Teuerungszuſchläge der
Ruhegehaltsempfänger der Reichsbahn ſtatt.
— Der Teuerungszufchlag zu dem Grundgehalt, den Vergütungen,
dem Ortszuſchlag und zu den Kinderzuſchlägen für die planmäßigen
and außerplanmäßigen Beamten wird vom 1. Februar d. Js. an von
bisher 489 v. H. um 453 v. H., mithin auf 942 v. H. erhöht. Der
Frauen=
zuſchlag beträgt vom gleichen Zeitpunkte anſtatt bisher 7000 Mk.
monat=
lich 12000 Mk. im Monat. Die feſtgeſetzte Cinkommensgrenze von
6000 Mk. monatlich, bis zu welcher für über 14 Jahre alte Kinder der
volle Kinderzuſchlag bei Vorliegen der ſonſtigen Vorausſetzungen
ge=
währt wird, wird der Reichsvegelung entſprechend mit Wirkung vom
Februar 1923 ab auf 10 000 Mk. monatlich feſtgeſetzt. Die in dem
Ausſchreiben des Gefamtminiſteriums vom 11. Februar 1923 zu Nr.
St. M. 2916 angegebonen örtlichen Sonderzuſchläge betragen vom 1. 2.
dieſes Jahres ab anſtatt 30 v.H. 52 v.H., anſtatt 44 v.H. 78 v.H.,
an=
ſtatt 58 v.H. 104 v.H., anſta t 74 v.H. 130 v.H.
— Vereinigung zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte. Den
Mitgliedern wird mitgeteilt, daß am zweiten Oſterfeiertag in der
Schloß=
kirche ein Hauptgottesdienſt mit Feier des Heiligen Abendmahls
ſtatt=
findet.
— Der Mieterverein ſchreibt uns: Die erneuten Verhandlugen,
betreffend Feſtſetzung der Hundertſätze, ſind ergebnislos verlaufen.
Nach wie vor ſtehen wir auf dem Standpunkte, daß die Feſtſetzung der
Hundertſätze für die Monate Februar und März, weil ſie nicht den
gefetzlichen Vorſchriften entſpricht, ungültig iſt, und wir werden mit den
uns tulichſt erſcheinenden Mitteln weiter dagegen vorgehen. Den
Mietern raten wir, um nicht allzu viel Ungnnehmlichkeiten
hervorzu=
rufen und auch möglichſt Gerichtsſtreitigkeiten zu vermeiden, die Beträge
für Februar und März unter Vorbehalt zu zahlen. Wir werden vom
Arsfall der in nächſter Zeit einſetzenden Verhandlungen in dieſer Sache
weitere Mitteilung geben. Ueber die ſtarke Erhöhung der
Wohnungs=
bauabgabe, ſowie über die neuen Hundertſätze und den Gag der
Ver=
handlungen wird in der nächſten, ſehr bald ſtattfindenden
Mitglieder=
verſammlung Aufklärung gegeben.
8 Ausgabe höherwertiger Stempelmarken. Neben der Marke im
Werte von 1000 Mk. kommen auch ſolche im Werte von 2000, 5000, 8000.
10 000, 20 000 und 50 000 Mk. zur Ausgabe. Dieſelbe erfolgt etwa zu
Anfang April.
8 Impfgebühren. Die für jede in den öffentlichen Terminen
vor=
genommene Impfung einer Perſon aus der Gemeindekaſſe zu
entrich=
tende Gebühr wird vom 1. April 1923 ab auf 180 Mk. feſtgeſetzt. Für
die wiederholte Ausfertigung eines Impfſcheins iſt von den
Be=
teiligten dem Impfarzt vom 1. April 1923 ab eine Vergüitung von wurde, endlich eu Fall zu bringen.
20 Mk. zu zahlen.
— April=Fahrplan des Norddeutſchen Lloyd Bremen. (Ohne
Ge=
ſähr.) 1. Bremen—Neu=York: a) Bremen—Southampton—
Cherbourg—Neu=York: „Preſident Rooſevelt” ab Bremen 4. April,
„Preſident Arthur” ab Bremen 11. April, „Preſident Fillmore” ab
Bre=
men 18. April, „Preſident Harding” ab Bremen 25. April, „George
Waſhington” ab Bremen 2. Mai; b) Brewen—Neu=York direkt:
„Bremen” ab Bremen 7. April, „Hannover” ab Bremen 14. April,
„Sehdlitz” ab Bremen 28. April. — 2. Bremen-Philadelphig=
Baltimore: „Porta” ab Bremen 18. April. — 3. Bremen—La Vorſtellung des Hiſtoriſchen Vereins vor, den Zuſchuß von 50 000 Mk.
Plata: „Köln” ab Bremen 7. April. — 4. Bremen-Braſilien:
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 1. April 1923.
„Nienburg” ab Bremen 14. und ab Hamburg 20. April. — 5.
Bre=
men—Oſtaſien: „Preußen” ab Bvemen und ab Hamburg 14.
April, „Lorenzo” ab Bremen 18. und ab Hamburg 25. April, „
Göttin=
gen” ab Bremen 28. April und ab Hamburg 5. Mai. — 6. Bremen—
Auſtralien: „Hamburg” ab Bremen 21. April,
RDV Funkentelegramme nach Aegypten. Zwiſchen der deutſchen
Großfunkſtelle Eilveſe und der ägyptiſchen Funkſtelle Abu=Zabal iſt
der urmittelbare Funkverkehr aufgenommen worden. Die neue
Ver=
bindung dient der Beförderung von gewöhnlichen und dringenden
Tele=
gammen zwiſchen Deutſchland einerſeits und Aegypten. Paläſtina,
Shrien und Libgnon, Abeſſinien, Erythrea und Italieniſch=Somaliland
andererſeits. Die Gebühren für dieſen Funkweg ſind bis auf weiteres
um je 15 Pfge, (Grundwert) für das Wort billiger als die für den
Kabelweg.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Promenadekonzerte im Herrngarten am
Landes=
theater. Wie bereits berichtet, finden heute und morgen ab 11 Uhr
zwei große Frühkonzerte ſtatt. Das Orcheſter hat den Charakter eines
ehemaligen Militärmuſikerorcheſters, und ſind für beide Tage beſondere
Programme vorgeſehen. Das heutige Konzert beginnt mit einem
Choval: „Wachet auf ruft uns die Stimme‟. Zur Deckung der
bedeu=
tenden Unkoſten werden an allen Eingängen Kaſſen aufgeſtellt, und iſt
der Eintritt auf 100 Mk. für jede Perſon bevechnet.
Aus den Parteien.
Deutſche Demokratiſche Partei. Am Dienstag, den
4. April, Vorſtandsſitzung. Am Mittwoch Zuſammenkunft mit den in
Darmſtadt anweſenden ausgewieſenen Parteifreunden.
Jugendgruppe der Demokratiſchen Partei. Am
nächſten Mitzwoch abend wird ein Mitglied der Gruppe einen Vortrag
halten über Liberalismus. Mitglieder und Freunde werden
gebeten, zahlreich und pünktlich zu erſcheinen.
Deutſche Demokratiſche Partei, Am Dienstag, den
10. April, findet eine Sitzung des Beamten= und Angeſtelltenausſchuſſes
ſtatt. Nach der vorgenommenen Wahl des Vorſtandes wird eine
Aus=
ſprache über den Stand des Beamtenbeſoldungs= und
Begmtenräte=
geſetzes ſtattfinden.
Oepotzwang und Bankgeheimnis.
* Durch das Geſetz über die Berüickſichtigung der Geldentwertung
in den Steuergeſetzen vom 20. März 1923 ſind ab 1. April 1923 auch die
Maßnahmen betr, das Bankgeheimnis, abgeändert: 8 189 R.Abg.O.
und in Verbindung damit 8 209 Abf. 2 R.Abg.O. ſind geſtrichen; das
ſogen. Kundenverzeichnis der Banken iſt gefallen. Weiter ſind die
Be=
ſtimmungen der Verordnung über Maßnahmen gegen die Kapitalflucht
vom 24. Oktober 1919 geändert, 88 1—57 der Verordnung ſind
geſtrichen. Paragraph 1 ſtatuiert den Depotzwang: Zins= oder
Gewinnanteilſcheine ſowie ausgeloſte, gekündigte oder zur Rückzahlung
fällige Stücke von inländiſchen Wertpapieren dürfen nur von ſolchen
Banken zur Einlöſung, Beleihung oder Gutſchrift angenommen
wer=
den, bei denen das ganze Wertpapier oder der Zins= oder
Gewinn=
anteilſcheinbogen mit dem Erneuerungsſchein hinterlegt ſind § 2
beſagt, daß 8 1 keine Anwendung findet, wenn der Eigentümer der
Papiere im Auslande wohnt und für das Einkommen aus den
Wert=
papieren im Inland nicht ſteuerpflichtig iſt. Einlöſung, Beleihung oder
Gutſchrift durfte i dieſem Falle nur erfolgen, wenn der Eigentümer
eine eidesſtattliche Erklärung abgegeben hatte, daß die Wertpapiere
ſon ohl wie die Zins= und Gewinnanteilſcheine ihm eigentümlich gehören,
daß er für das Einkommen aus den Wertpapieren in Deutſchlund
nicht ſteuerpflichtig iſt und daß er weder mittelbar noch ummittelbar im
Auftrage oder für Rechnung eines Dritten handelt, der einer
Beſteue=
rung in Deutſchland unterliegt. 8 3 behandelt das ſogen.
Finanzamts=
ver= ichnis. 8 4 legt den Bauken auf, dem für den Ort der
Nieder=
aſſung zuſtändigen Finanzamt bis 31. März 1920 ein Verzeichnis ihrer
Depotkunden mitzuteilen. 8 5 ſieht Erleichterungen in den Fällen der
88 1—4 vor. 8 7 enthält Strafbeſtimmungen. Beſtehen geblieben iſt
8 6, wenach die Banken und Einlöſungsſtellen in der Regel mindeſtens
einmal im Jahre durch einen beſonderen Prüfungsbeamten des
Landes=
finanzamts Darmſtadt geprüft werden, ob ſie die ihnen durch die
Ver=
ordnung über Maßnahmen gegen die Kapitalabwanderung in das
Aus=
land vom 21. November 1918 und durch das Geſetz gegen die
Kapital=
flucht übertragenen Aufgaben erfüllen. Beſtehen geblieben iſt 8 8,
wo=
nach Banken wegen Verſtoßes gegen die Vorſchriften über
Kauital=
abwanderung und Kapitalflucht der Geſchäftsbetrieb vom
Landesfinanz=
amt unterſagt werden kann, wogegen Beſchwerde an den
Reichsfinanz=
hof zuläſſig iſt. 8 9 enthält die — noch beſtehen bleibenden —
Straf=
beſtimmungen wegen vorſätzlicher Zuwiderhandlung gegen 8 6 und 8 8.
Beſtehen bleibt ſchließlich 8 10: „Wer offen oder in verſchleierter Form
duch Anzeigen, Verſendung von Druckſachen, Schriften oder in anderer
Weiſe gegenüber einem größeren Perſonenkreiſe ſich dazu erbietet, zum
Zwecke der Verletzung oder Umgehung der Verordnungen und Geſetze
gegen Kapitalabwanderung oder Steuerflucht Rat zu erteilen, Beiſtand
zu leiſten oder Gelegenheit nachzuweiſen, wird mit Geldſtrafe bis zu
100 000 Mk und mit Gefängnis bis zu 2 Jahren oder einer dieſer
Strafen beſtraft.” — Hapitalertvagſteuer wird von den Erträgen aus
Kapitalvermögen, die nach dem 3. April 1923 fällig werden,
bis auf weiteres nicht erhoben. — Mit Abſchaffung des Depotzwangs,
des Finanzamtsverzeichmiſſes, der Kundenliſten hat man endlich einen
Schritt getan, um da abzubauen, wo die früheren Maßnahmen nur den
Betrieb erſchwerende Beſtimmungen geſchaffen hatten und die ſchon zu
Beginn bei den Bankpraktikem die lebhafteſten Bedenken wachgerufen
hatten. Dawauf, daß ſie auch direkt ſchädigend gewirkt hatten, iſt in
der Fachpreſſe wiederholt hingewieſen worden. Es iſt erfreulich, daß
es im Reichstage namentlich den Bemühungen von rechts gelungen iſt,
dieſe Verkehrshemmungen, deren Rechtsbeſtand mehrfach angezweifelt
8
Parlamentariſches.
* Darmſtadt, 29. März. Der Finanzäusſchuß des
Landtags brachte in ſeiner heutigen Sitzung die Beratung des
Staatsvoranſchlags zum Abſchluß. Bei Kap. 33 wurde das
Streitver=
hältnis zwiſchen dem Miniſterium und der Schutzpolizei erörtert und
ſeitens der Regierung eine befriedigende Erledigung in Kürze in
Aus=
ſicht geſtellt. Zu Kap. 71: Förderung der Landesgeſchichte, liegt eine
zu erhöhen. Die Vorſtellung fällt uter die Vorbemerkung, wonach
* Oſterei und Oſterhaſe ſind die beliebteſten Sinnbilder des
Oſterfeſtes und zugleich die rätſelvollſten. Beſonders viel iſt
über den eierlegenden Haſen geſchrieben worden; er kann aber
nur von dem Ei her verſtanden werden, und die Bedeutung des
Eies im Volksglauben iſt ja uralt und über die ganze Welt
ver=
breitet. Viele Mythen kennen das Weltei, aus dem die Welt
entſtanden ſein ſoll, und Eier wurden ſchon in alter Zeit als
Sinnbilder der Auferſtehung mit ins Grab gegeben. Das Ei
er=
ſcheint als ein lebloſes Ding, aber das Leben iſt darin auf
ge=
heimnisvolle Weiſe eingeſchloſſen, und ſo iſt es Träger der
Fruchtbarkeit, iſt aus dieſem Grunde mit einer großen Anzahl
von Fruchtbarkeits= und Hochzeitszeremonien verbunden. Als
ähnliches Symbol wird auch der Haſe aufzufaſſen ſein, und ſo
wird es begreiflich, daß Ei und Haſe eine merkwürdige
Ver=
knüpfung eingingen und in den Frühlingsbräuchen, die das
chriftliche Oſterfeſt bereicherten, die Hauptrolle ſpielten. An dieſe
volkstümlichen Symbole hat ſich nun eine Fülle von Bräuchen,
Sitten und Spielen angeſchloſſen. Die Kirch= führte die Weihe
der Eier als der wichtigſten Oſterſpeiſe ein. Beſondere Kraft
wird den Eiern zugeſchrieben, die am Gründonnerstag gelegt
ſind. Die Eier werden entweder früh morgens gegeſſen, wobei
man die ge eihten Eier zerſchneidet und mit anderen
gemein=
ſam ißt, oder die Eiermahlzeit erfolgt in feierlicher Weiſe am
Abend des erſten Feiertages. In Böhmen tragen die Kinder
dem Hausvater am Oſterſonntag, wenn er von der Kirche
heim=
kehrt, hartgeſottene Eier, die ſogenannten Antlaseier, entgegen;
er muß dieſe, am Wege ſtehend, mit der Schale verzehren,
da=
mit ſie ihm zum Segen gereichen. In anderen Gegenden wieder
erhält jedes Kind am Oſtermorgen ein friſches rohes Ei, wodurch
ein früher Tod des Kindes verhindert wird. Ein anderer Glaube
iſt, daß, wer am Oſtermorgen nüchtern mehrere Cier ißt, kein
Fieber bekommen kann. Auch die Schalen haben ihre
glück=
bringende Bedeutung. Man ſtreut die Schalen aufs Feld oder
in den Garten, um ihnen Fruchtbarkeit zu verleihen, oder man
wirft ſie in den Brunnen. Die Schalen der Oſtereier wurden
auch früher in Thüringen an kleinen Fichtenbäumchen
aufge=
hängt, die das Oſterfeſt verſchönten, und wenn dann die Schalen
abgenommen wurden, dann zertraten ſie die Kinder tanzend
unter großem Lärm. Es war das der ſogen. „Sommerputz”. Noch
anderwärts bekommen die Kühe das Waſſer, in dem die
Oſter=
eier gekocht wurden, als Mittel gegen Krankheiten zum Trinken.
Außerordentlich vielgeſtaltig iſt der Schmuck der Oſtereier; ſie
werden bunt, hauptſächlich rot bemalt, mit Verzierungen und
Sprüchen verſehen. Vielerorts wurden auch in den
ausgeblaſe=
nen Eiern Papierrollen mit Oſtergrüßen oder Figürchen aus
Papier untergebracht. Von hier leitet ſich der heute ſo vielfach
übliche Brauch her, das Oſterei als Atrappe zu benutzen und
die Eier aus allen möglichen Stoffen, am beſten natürlich aus
Zucker oder Schokolade, herzuſtellen.
Die Oſtereier dienen hauptſächlich als Geſchenk. In jenen
glücklichen Zeiten, da es Eier im Ueberfluß gab, bekam das
Ge=
ſinde ſo viel Eier, wie es wollte. Später wurden dann die
An=
ſprüche genauer geregelt. Im Oldenburgiſchen betrug die Zahl
der Eier, die jeder Knecht und jede Magd zu Oſtern erhielten,
12 bis 14. In Bahern ſind die Eier, die die Hühner am
Oſter=
fonntag legen, für die Oberdirn, die vom Oſtermontag für die
Unterdirn, die vom Oſterdienstag für die dritte Dirn beſtimmt.
Im Braunſchweigiſchen forderten die Knechte ihre Oſtereier von
dem Bauer mit beſonderen Sprüchen, ebenſo die Hirtenjungen.
Auch Pfarrer und Lehrer, Küſter, Meßner, Mühlknechte holten
ſich ihre Eier. Schneider und Schuſter, Schornſteinfeger, Hirten
erhielten Eier als ein ihnen zuſtehendes „Trinkgeld‟. Der
Tauf=
pate ſchenkt den Kindern Oſtereier, der Burſche ſeinem Mädchen.
Die Mädchen erwiderten dieſe Gabe und drückten damit auch
ihre Gefühle aus; gelb oder ſchwarz gefärbte Oſtereier galten
als Ablehnung. In manchen Gegenden darf ſich der Burſch von
dem Mädchen, wenn die Eltern das Verhältnis gern ſehen,
öffentlich im Hauſe ſein= Oſtereier holen. Iſt er aber nicht
er=
wünſcht, dann muß er ſie nachts vom Fenſter der Liebſten
neh=
men und bekommt, wenn er erwiſcht wird, eine Tracht Prügel.
Das Oſtereiſuchen iſt zu einem der beliebteſten Bräuche auch
in der Stadt geworden. Hier tritt ja beſonders der Oſterhaſe
hervor, der ſie in ein beſtimmtes Neſt gelegt haben ſoll. Dieſes
Neſt wird unter Obſtbäumen angelegt. Das „Haſengärtchen”.
wie es heißt, beſteht entweder aus Heckenreiſern oder auch aus
Oſterpalmen. Das Verſtecken geſchah vielfach auch in den Wic=
Rummer 90.
der Betrag auf das 71fache erhöht werden kann. Die Vorſtellung wird
damit für erledigt erklärt. — Das Finanzgeſetz findet mit einigen von
der Regierung vorgeſchlagenen Aenderungen Annahme. Zu Kap. 101:
Gerichte, liegen drei Anträge des Abg. Dr. Oſann vor, erſtens zur
Ab=
kürzung der in der Berufungsinſtanz am Oberlandesgericht Darmſtadt
für die Rechtſuchenden außerordentlich nachteilige lange Dauer der
Pro=
zeſſe die Errichtung eines dritten Hilfszivilſenats zu beſchließen, evtl.
auch die Mittel für einen weiteren Senatspräſidenten und einen
Juſtiz=
inſpektor in dem Voranſchlag anzufordern; zweitens: bei dem
Land=
gericht Darmſtadt eine Teilung der Regiſtratur in der Art
vorzuneh=
men, daß jede Zwilkammer eine beſondere Regiſtratur erhält. Dies
kömte ſicherlich durchgeführt werden, ohne daß irgend eine
Perſonal=
vermehrung eintritt; und drittens: die Ladung zu Zeugenvernehmuugen
auf dem Wege der Poſtkarte, ohne die Zuſtellung durch den
Gerichts=
vollzieher, vornehmen zu laſſen. Nach längerer Debatte wurden die
Anträge der Wegierung als Material überwieſen und das Kapitel
ge=
nehmigt. — Sodann ſtimmte der Ausſchuß einer Regierungsvorlage zu,
den Geſchäftsanteil für den Staatsquellenbetrieb in Bad=Nauheim von
150 000 Mk. um 750 000 Mk. zu erhöhen.
Ein Teil der Berichte zum Staatsvoranſchlag iſt bereits abgeliefert.
Kurz nach Oſtern ſoll dann die Zuſammenſtellung erfolgen, ſo daß mit
der Einberufung des Plenums in der zweiten Hälfte des Monats
April gerechnet werden kann.
v. Eberſtadt, 28. März. Die Franzoſen haben im beſetzten
Ge=
biet bei Worms die beiden Pferde der hieſigen Provinzial=Pflege=Anſtalt
beſchlagnahmt. Die Anſtalt iſt deshalb gezwungen, ihr Milchquantun
auf Handwagen aus der Hahner Gegend herbei zu ſchaffen.
v. Eberſtadt, 31. März. Wegen
Umſatzſteuerhinter=
ziehung iſt ein hieſiger Viehhändler und Metzger zu einer Geldſtrafe
von 176 000 Mk. und zur Tragung der Koſten des Verfahrens verurteilt
worden.
r. Pfungſtadt, 31. März. Solbäder. Auch in dieſem Jahre
ſoll eine Solbad=Kur für ſchwächliche Kinder durchgeführt werden.
Näheres über den Zeitpunkt des Beginnes iſt noch nicht bekannt. — Der
Ortslohn iſt um 3000 Prozent erhöht worden. — Die neuen
Mietfätze. Die Hausbeſitzer beantragten für den Monat Februar
R00 Prozent auf die Grundmiete. Für März ſollten 4800 Prozent
in Frage kommen. Die Mieter ſchlagen dagegen 1800 Prozent für
Februar und März und 4000 Prozent für April vor. Die Deputation
ſetzte für Februar 1800 Prozent, für März 3000 Prozent und für April
4500 Prozent auf die Grundmiete feſt. Dieſer Vorſchlag geht an die
Aufſichtsbehörde zur Genehmigung. — Faſelkauf. Die Gemeinde
hat auf dem Reinheimer Viehmarkt einen Faſel für 3 Millionen Mark
käuflich erworben.
tz. Jugenheim a. d. B., 29. März. Der Bahnübergang Nr.
36 am Jugenheimer Weg iſt laut Verfügung des
Reichsverkehrsmini=
ſteriums aufgehoben worden.
r. Eſchollbrücken, 29. März. Kaſſen=Gründung. Hier iſt
eine Spar= und Darlehnskaſſe gegründet worden. Als Direktor wurde
Valentin Roth III. gewählt. Der Geſchäftsbetrieb wird erſt Mitte
April eröffnet werden.
— Jugenheim a. d. B., 31. März. Die Bergſtraße beginnt ihr
Frühlingskleid anzuziehen. Aprikoſen, Pfaumen und Pfirſiche ſtehen im
ſchönſten Blütenſchmuck. Die Kirſchenblüten ſind am Aufbrechen. Die
Birnen und Frühäpfel wollen nicht zurückbleiben. Deshalb herrſchte
ſchon am geſtrigen Tage an der Bergſtraße ein reger Fremdenverkehr.
Derſelbe machte ſich beſonders hier bemerklich. Das Hotel „Zur
Krone” ſcheint unter ſeiner neuen Leitung ſeine ehemalige
Anziehungs=
kraft zurückgewinnen zu wollen. Die zahlreichen Gäſte, die geſtern dort
Einkehr hielten, ſchieden äußerſt befriedigt. Für die Oſterfeiertage dürfte
ein Beſuch unſeres Ortes zu empfehlen ſein.
Gießen, 31. März. In der Privatbeleidigungsklage des Studienrats
Dr. Lenz gegen den Redakteur Vetters von der „Oberh.
Volks=
zeitung” wurde von dem Schöffengericht unter dem Vorſitz des
Amts=
gerichtsrats Steinberger das Urteil verkündet. Der Angeklagte
Vet=
ters wurde wegen Beleidigung durch die Preſſe zu einer Geldſtrafe von
hunderttauſend Mark, an deren Stelle im Nichtbeitreibungsfalle für je
150 Mark ein Tag Gefängnis tritt, verurteilt. Außerdem wurden dem
Verurteilten die Koſten des Verfahrens einſchließlich der notwendigen
Auslagen des Privatkägers auferlegt und dem Kläger, Studienrat Dr.
Lenz, das Recht zugeſprochen, das Urteil in der „Oberheſſiſchen
Volks=
zeitung” an derſelben Stelle, die die beleidigenden Artikel einnahmen,
zum Abdruck bringen zu laſſen. — Aus der Urteilsbegründung iſt, lt.
„G. A.”, hervorzuheben, daß das Gericht im Hinblick auf die
Aufrecht=
erhaltung des Schweigegebots der Regierung an die als Zeugen
genann=
ten Beamten von deren Ladung aus rein praktiſchen Erwägungen
ab=
geſehen hat. Ueber das Schweigegebot ſelbſt zu beſinden, ſtehe dem
Gericht nicht zu. Das Gericht erachte als feſtgeſtellt, daß Dr. Lenz
nicht ſtrafverſetzt, ſondern tatſächlich im Intereſſe des Dienſtes verſetzt
wurde. Die in den inkriminierten Artikeln aufgeſtellten gegenteiligen
Behauptungen enthielten eine Beleidigung des Privatklägers, denn ein
diſziplinierter Beamter werde allgemein als ein gemaßregelter Beamter
angeſehen. Das bedeute einen Makel, der den Privatkläger in der
öffentlichen Meinung herabgewürdigt hätte. In den Artikeln ſei
unvor=
ſichtig, um nicht zu ſagen leichtfertig, mit der Ehre des anderen
umge=
gangen worden. Um das feſtzuſtellen, habe es nicht erſt noch der
Ve=
weisaufnahme bedurft, es gehe zur Genüge ſchon aus den
Zeitungs=
artikeln hervor, die nur die Fortſetzung einer ganzen Reihe von Artikeln
dieſer Art ſeien. Zuungunſten des Angeklagten ſpreche auch die
Tat=
ſache, daß die Ausdrucksweiſe in den Artikeln nicht als in der Erregung
des augenblicklichen politiſchen Kampfes geſchehen anzuſehen ſei. D
Privatkläger werde immer in ſeiner Eigenſchaft als Jugenderzieher
und als Privatmann angegriffen und damit ſeine politiſche Geſinnung
verquickt. Zuungunſten des Angeklagten ſpreche weiter, daß er wegen
gleicher Preßvergehen ſchon vorbeſtraft ſei, das letzte Mal mit 1000
Mark. Das Gericht habe auf der anderen Seite aber anerkannt, daß
der Angeklagte als Redakteur einer Zeitung, deren Aufgabe es ſei,
ſich mit den öffentlichen Vorgängen zu befaſſen, das Recht gehabt habe,
ſich mit den Ereigniſſen in der Oberrealſchule zu beſchäftigen; er habe
dabei in Wahrung berechtigter Intereſſen gehandelt. Hierbei ſei er
jedoch in bezug auf den Privatkläger über die zuläſſige Form des
poli=
tiſchen Kampfes weit hinausgegangen. Es handle ſich in den Artikeln
nicht um unbedachte Aeußerungen, ſondern um wohlbedachte Wendungen.
Die Abſicht der Artikel ſei unverkennbar. Bei der Strafzumeſſung ſei
vom Gericht berückſichtigt worden, daß es ſich hier um einen politiſchen
Kampf handle. Von einer Gefängnisſtrafe habe das Gericht abgeſehen,
da die frühere Freiheitsſtrafe des Angeklagten ſchon 17 Jahre
zurück=
liege. In bezug auf die Höhe der Geldſtrafe habe das Gericht ſich ve
gegenwärtigt, daß die letzte Geldſtrafe auf 1000 Mark lautete, und
weiter habe es die mittlerweile eingetretenene Geldentwertung
berück=
ſichtigt. Daher ſei auf 100 000 Mark Geldſtrafe und Tragung der
Koſten erkannt worden.
keln der Stube. Im Oberharz ſetzen die Kinder abends die
Schuhe vor die Tür, damit der Oſterhaſe ewvas hineinlege.
Neben dem Garten werden auch Wieſe und Wald für das
Eier=
ſuchen benutzt. Im Mindener Kreiſe tritt an die Stelle des
Haſen der Fuchs; es wird dem Fuchs ein Neſt gebaut, und die
Eier heißen „Fuchseier”. In anderen Gegenden werden die
Oſtereier von den Kindern nicht geſucht, ſondern unter Abſingung
eines Reimes an den Türen geſammelt. Das gibt Anlaß zu den
Oſterumzügen, die teils mit Masken, teils unter Peitſchenknallen
und Klappern vor ſich gehen. Sehr zahlreich ſind die
Oſtereier=
ſpiele. Die Kinder werfen die Eier auf der Wieſe in die Luft
und laſſen ſie auf den Boden fallen; ſie rollen ſie einen Abhang
hinunter in Vertiefungen oder ſchlagen ſie mit den Spitzen
an=
einander, und der, deſſen Ei heil bleibt, hat gewonnen. Bei den
Tſcherkeſſen werden zu Oſtern rote Eier auf Stangen geſtellt und
mit der Flinte heruntergeſchoſſen.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Deutſche Muſeumsnot und ihre praktiſche
Linderung. Zur Förderung des Deutſchen Ledermuſeums,
Offenbach a. M., hat die Werner u. Mertz Aktiengeſellſchaft, die
Herſtellerin des bekannten Schuhpflegemittels „Erdal”, dem
heſſi=
ſchen Staat 500 000 Mark geſpendet, über die der heſſiſche
Kunſt=
beirat Architekt Prof. Hugo Eberhardt frei verfügen kann. Es
wäre zu wünſchen, daß dieſes Vorgehen in den intereſſierten
Kreiſen Nachahmer fände.
— Bühnenchronik. Das Heidelberger Stadttheater
bringt am Donnerstag, den 5. April, eine bemerkenswerte
Urauffüh=
rung: „Das glückliche Land”, ein dreiaktiges Drama zeitloſer Handlung
von Paul Helwig. Helwig iſt zur Zeit Oberſpielleiter des
Schau=
ſpiels in Heidelberg.
Der neue Dietzenſchmidt. Dietzenſchmidts neues
Bühnen=
werk „Verfolgung” ein Albdruck in ſieben Stationen, gelangt am
3. April im Neuen Schauſpielhaus in Königsberg zur
Uvaffüh=
rung. Am 7. April wird an der gleichen Bühne die aktuelle Groteske
„Dollar” von Fritz Gottwald zur Uraufführung gebracht. Beid
Abfchliiſſe erfolgten durch Vermittelung des Verlag3 Oeſterheld u. Co.,
Berlin W. 15.
Rummer 90.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 1. April 1923.
Seite 5.
Reich und Ausland.
Erfolge der Wucherpolizei.
Mannheim. Die Wucherabteilung der Fahndungspolizei hat
bei der Kontrolle auf dem Schlachtviehmarkt einen 55 Jahre alten
Viehhändler aus Ilvesheim wegen Preistreiberei feſtgenommen. Der
Viehhändler hatte eine Kuh nebſt Kalb, die er zum Preiſe von
700 000 Mark am 3. Februar einkaufte, für 1 700 00 Mark weiter
ver=
kauft. — Wegen Preistreiberei mit Wein gelangte ein hieſiger Wirt
zur Anzeige, weil er in ſeiner Wirtſchaft Wein zum Preiſe von 8000
Mark das Liter abgeſetzt hatte, der ihn im Einkauf 2631 Mark gekoſtet
hatte. Des weiteren gelangte ein Kaufmann zur Anzeige, weil er ſich
für einen Liter Petroleum 1800 Mark geben ließ, der ihn im Einkauf
nur 1150 Mark gekoſtet hat.
Verhaftung eines Millionenbetrügers.
München. Der von Köln geſuchte 22 Jahre alte
Reichsbank=
angeſtellte Walter Veek ſchwindelte der Reichsbankhauptſtelle Köln
durch Scheckfälſchungen elf Millionen Mark heraus und verſuchte durch
Fälſchung von Bankausweiſungen weitere 27 Millionen zu holen. Als
dies mißlang, floh er. Er reiſte unter dem Namen Schauſpieler
Johannſen nach München, wohnte in einem Hotel, lebte auf großem
Fuße und machte in Geſellſchaft Autofahrten ins Gebirge. Jetzt wurde
er durch die Fremdenkontrolle zur Polizei gebracht, weil er etwa fünf
Millionen Mark in verſchiedenen Währungen bei ſich trug. Hier wurde
er als der große Betrüger entlarvt.
Eine Verhaftung mit Hinderniſſen.
Breslan. Eine Verhaftung mit Hinderniſſen fand in der
Ge=
meinde Wiſchnitz ſtatt, deren Vikar wegen eines gegen ihn ſchwebenden
Verfahrens verhaftet werden ſollte. In der Vorausſicht, daß heftiger
Widerſtand erhoben würde, wurde eine Abteilung Infanterie von 120
Mann, eine Kavallerieabteilung von 50 Mann und zahlreiche Polizei
nach Wiſchnitz geſandt und die Gemeinde von einem dreifachen
Militär=
ring umgeben. Nichtsdeſtoweniger fingen alle Kirchenglocken an, Alarm
zu läuten. Von allen Seiten ſtürmte die Bevölkerung herbei, um ihren
Geiſtlichen zu ſchützen. Die Frauen ſammelten ſich und umſchloſſen das
Pfarrhaus, ſchloſſen ſich zu einer feſten Kette zuſammen und warfen,
als die Soldaten angreifen wollten, dieſen Pfeffer und Salzz in die
Augen. Nach heftigen Kämpfen konnte das Militär endlich den Ring
der Frauen zerreißen, aber vor der Türe des Zimmers des Vikars
hatte ſich eine neue Schar von Frauen eingefunden, die ſich auf die
Erde warfen und nur mit Gewalt fortgeſchleppt werden konnten. 56
Frauen wurden verhaftet. Bei dem Abtransport wurde die militäriſche
Eskorte abermals überfallen und es entſpann ſich ein Kampf, bei dem
es der Abteilung nur mit äußerſter Mühe gelang, eine Befreiung des
Vikars zu verhindern. Mehrere Poliziſten wurden hierbei verletzt.
() Weinheim, 30. März.. In dem weitbekannten Etabliſſement
„Zur Fuchsſchen Mühle” im Birkenauer Tal geriet der 18jährige Fritz
Fuchs, ein Sohn des Beſitzers, in das Räderwerk des Müllereibetriebs,
wobei dem unglücklichen jungen Manne das Genick abgedreht
wurde. Der Tod trat augenblicklich ein.
Spiel, Sport und Turnen.
V. f. R.=Darmſtadt — F. K. „Germania”=
Friedrichs=
feld 1:4 (1:0).-
in fer eae e e e e ern h et
fveuen können. Wenigſtens ließ das Spiel des V.f.N. in der erſten
Halbzeit nicht an obiges Ergebnis glauben, denn V.f.R. zeigte wirklich
beſtechendes Spiel. Der Sturm war allerdings keine Einheit, und nur
der linbe Flügel bot ab und zu Anſätze zu ſchönem Zuſammenſpiel und
durchdachten Aktionen. Immerhin erledigte die Läuferreihe ihr Penſu
an Arbeit mit ſolchem Erfolge, daß ſich für den Ausgang des Spieles,
nachdem es zur Halbzeit nach prächtigem Torſchuß Bergers 1:0 für
V.f. R. ſtand. für V.f.R. die ſchönſten Perſpektiven eröffneten. In der
zweiten Hälfte kam’s, wie ſo oft, anders. Der Sturm des V.f.R. zeigte
ſich am Spiele ſo ziemlich, von Schwarz abgeſehen, desintereſſiert und
ließ Friedrichsfeld ſeine Angriffe bis ins Tor tragen. Selbſt
wirkungs=
volle Gegenwehr der geſamten V.f.R.=Hintermannſchaft konnte die
Er=
folge nicht hmbern. Allerdings demonſtrierte Friedrichsfeld ein
raum=
greifendes und entſchloſſenes Spiel und hinterließ damit nachhaltigen
Eindruck. Der Mannſchaft gebührt ein Geſamtlob; bei V.f.R. Meher
und K. Weicker übervagend und prächtig in Form, H. Schmidt und
Schwarz mit Begeiſterung bei der Sache. — Herr Mehner=Daymſtadt,
der Schiedsrichter, präziſe in ſeinen Entſcheidungen, wenn er auch
ver=
ſchiedentlich bei reguläven Stellungen der Spieler im Moment des
Ballſpielens dieſe beim Eingreifen auf „Abſeits” erkamte. A, H.
Sportvereia Darmſtadt 1898 E. V.
se Am erſten Feiertage ſetzt eine kombinierte Mannſchaft (Liga=
und Ensgvabermannſchaft) des Sportvereins Darmſtadt die Reihe der
Oſterſpiele gegen den Verein für Naſenſpiele aus
Vür=
ſtadt fort. Die Bürſtädter, ein in Darmſtadt gern geſehener Verein,
werden ſich angelegen ſein laſſen, den Beſuchern des Sportplatzes ein
angenehmex Spiel vorzuführen. Der Ausgang des Spieles erſcheint
nicht ungeſbiß. An einem Erfolge der Einheimiſchen dürfte nicht zu
zweifeln ſein, da dem Sportverein für dieſes Spiel talentierte Spieler
zur Verfügung ſtehen. — Den Höhepunkt der Oſterveranſtaltungen
bildet unſtveitig das Ligawettſpiel am zweiten Oſterfeiertag gegen die
Ligamannſchaft des Vereins für Raſenſport Frankfurt
a. M. Die Mannſchaft dieſes Vereins gehört zurzeit unſtreitig zu den
beſten von Frankfurt. In der Aufſtellung: Kremer, Gleiter, Chriſte,
Boos, Reuſchling, Löſchhorn, Joſt, Claus, Kornrumpf, Reining, Huber,
Göbig wird ſie der Ligamannſchaft des Sportvereins eine harte Nuß
zu knacken geben. Jedem Eingeweihten ſind die Namen Kremer,
Glei=
ter, Chriſte, Reuſchling und Huber als wiederholte vepräſentative
Fuß=
ballſpieler nur zu gut bebannt. V.f.R.s eindrucksvolle Siege gegen
Vereine von Klaſſe beweiſen die Leiſtungsfähigkeit. Wenn es dem
Sportverein am zweiten Feiertag gelingen ſollte, ſeinem Gegner den
Erfolg ſtreitig zu machen, ſo hat er ſicherlich damit dem Anſehen des
Sportgedankens in Darmſtadt einen großen Dienſt erwieſen. Außer
allem Zweifel ſteht aber feſt, daß den Einheimiſchen Gelegenheit
ge=
boten iſt, ſich em Spiel anzuſehen, das nicht immer geboden werden
kann.
kr. Norddeutſcher Fußball. Vor 2000 Zuſchouern
trafen ſich am Karfreitag in Hamburg Spielvereinigung Fürth—
Hamburger Sportverein. Fürth ſiegte mit viel Glück 3:2. Beide
Mannſchaften in ſtärkſter Aufſtellung. Franz ſchoß zwei Tore für
Fürth, und Hamburg ſtellte durch Eigentor die Zahl auf drei. Harder=
Hamburg war der beſte Mann auf dem Platze; er brach ſtändig mit
Breuel zuſammen durch und ſchoß die beiden Tore (und was für
Pracht=
tore) für Hamburg. In der zweiten Halbzeit war Hamburg nur mit
zehn Mann am Platze, da der gute Stirmer Schneider verletzt war,
was evtl. dem Hamburger Verein die Meiſterſchaft koſten wird.
R. Sportergebniſſe vom Karfreitag: Germania I.=
Eberſtadt gegen Viernheim 4 : 2: — Germania II.=Ebevſtadt gegen
Weiterſtadt=Braunshardt 5 :0 (Halbzeit 2:0); — 1. Jugend Germania=
Eberſtadt gegen Spielvereinigung Arheilgen 3:0 (1:0); — Germanig=
Pfungſtadt (Liga) gegen Spielvereinigung Arheilgen 6:2 (2:2). Herr
Gwünewald=Eberſtadt war als Schiedsrichter befriedigend. Von den
Pfungſtädter Spielern gefiel insbeſondere Eſſer.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des
Preſſe=
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
— An einem der letzten Vormittage kurz vor halb 8 Uhr ereignete
ſich auf der Frankfurter Straße ein Unfall, indem ein Radfahrer von
einem Laſtauto angefahren wurde. Wen die Schuld trifft, ſoll hier nicht
erörtert werden; aber es hätte hier noch ein größeres Unglück paſſieren
können. Hier müßte ſeitens der Stadt= und Polizeiverwaltung eine
Aenderung getroffen werden. Mehrere tauſend treue Steuerzahler
ver=
kehren in entgegengeſetzter Richtung vormittags um 7 Uhr und
nach=
mittags um 4 Uhr auf der Frankfurter Straße zwiſchen
Blumenthal=
ſtraße und Chemiſche Fabrik. Unzählige Nadfahrer zwiſchendunch. Und
in der Schulzeit auch noch viele Kinder. Jeder läuft und fährt wie er
will: Zu beiden Seiten zu 8 und 10 nebeneinander, kreuz und quer;
keiner will dem anderen ausweichen. Kein Tag vergeht, wo nicht ein
paar zuſammenvennen. Hier fehlt eine Polizeiverordnung, wonach
Jeder rechts zu gehen und zu fahren hat, die aber auuch von einem
entſprechenden Polizeiaufgebot aufrecht erhaltew wird.
Bei Regenwetter (und bei der herrſchenden Finſternis im Winter) iſt
die Lebensgefahr für jeden Einzelnen auf dieſem Stück Frankfurter
Straße noch größer, da die Fußſteige grundlos ſind, und alles auf der
Fahrſtraße läuft.
Die Fors= ng, durch Polizeiaufſicht das Gebot Rechts gehen!
wirkſam uchzuführen, iſt durchaus berechtigt. Sie trifft ganz beſonders
auch auf die tornewegſtraße zu, in der es nachts ſtändig zu
Zuſammenſtöl n kommt.
— Mik vollem Recht wird von dem Landesbildungsamt ſeit einiger
Zeit beſonderer Wert auf die Pflege der Heimatkunſt gelegt. Zu den
wertvollſten Werken heſſiſcher Heimatkunſt gehören unſtreitig die
unver=
gleichlichen Werke Niebergalls, insbeſondere der „Datterich”.
Ge=
rade in der jetzigen ſchweren Zeit wäre es dringend zu wünſchen, wenn
der Bevölkerung die Gelegenheit geboten würde, ſich an dem
wunder=
vollen, bodenſtändigen Humor des Datterichs zu erholen, zumal, da der
Spielplan des Landestheaters ſeither faſt ausſchließlich ernſten und
ſchweren Werken gewidmet war. Haben wir doch gerade gegenwärtig
ausgezeichnete Kräfte zur Verkörperung dieſer Rollen, ſo insbeſondere
in dem allverehrten Schauſpieler Göbel einen hervorragenden
Dat=
terich und zahlreiche andere Kräfte, die die Darmſtädter Mundart beſtens
beherrſchen. Zweifellos würde eine Aufführung zu Stande kommen,
die eines ſtarken Beſuchs und Kafſenerfolgs ſicher wäre.
Regelmässige Verbindung
von Bremen über Southampton, Cherbo rg nach New Vork
durch die prachtvollen amerikanischen Regierungsdampfer
NACHSTE ABFAHRTEN=
President Ronsevelt .. . . . . . . 4. April
9. Mai
Presiden: Arthur . . . . . . . . .. rr. April
r6. Mat
President Fillmore . . . . . . . . . 18. April
ar. Mai
s6. Mai
President Harding .. . . . . . . . 2s. Aprü
2. Mai
George Washinston .. . . .. .."
6. Juni
Abfahrt von Southampton und Cherbourg y Tag später
Verlangen Sie Prospeſte und Segelſisten Nr. 35
76
Oilleo DIAILS Lines
BERLIN WS
DARMSTADN
Unter den Linden 1
Frankfurterstraße 12.14
General-Vertretung: Norddentscher Lioyd, Bremen
BUMLOR
V 6
Ktfe3
Im Gebrauch die billigste Bereifung
Die Weltmarke bürgt für Oualität!
Hiihnerdugen beseitigt sicher
das Badikalmittel Lebevvokt.
Hornhaut a. d. Pußsohlen verschwindet durch
Lebewohl-Ballen-Scheiben.
In Drogerien u. Apotheken.
(I,2104
Man verlange ausdrücklich „Labewohl”.
Pfungſtadt
Unſere Agentur befindet ſich ab 1. April bei
Herrn Phil. Jäger TII.
Mainſtraße 26.
Beſtellungen werden dortſelbſt jederzeit
angenommen.
(26371g
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatts.
Oe
Katholiſche Gemeinde.
Oſterſonntag, den 1. April 1923.
St. Eliſabethenkirche: Vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil.
Beichte. — Um ½7 Uhr: Frühmeſſe. — Um 8 Uhr: Segens=Meſſe mit
Predigt und Generalkommunion des Jünglingsvereins. — Um ½10 Uhr:
Feierliches Hochamt mit Feſtpredigt. —
Nachm. 2 Uhr:
Sakramen=
taliſche Veſper. — Von 4 Uhr an und um 8 Uhr: Gelegenheit zur
heil. Beichte.
Kapelle zu Arheilgen: Vormittags 9 Uhr: Gelegenheit zur heil,
Beichte. — Um ½10 Uhr: Feierliches Hochamt mit Predigt,
Oſtermontag, den 2. April 1923.
St. Eliſabethenkirche: Vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil.
Beichte. — Um ½7 Uhr: Frühmeſſe.
— Um 8 Uhr: Heil. Meſſe. —
Um ½10 Uhr: Feierliches Hochamt. — Nachm. 2 Uhr:
Sakramen=
taliſche Oſterandacht.
Raae
Landestheater Großes Haus Anfang 5 Uhr Ende gegen 16 Uhr
(D 18): „Die Meiſterſinger von Nürnberg”. — Kleines Haus, Anfang
6½ Uhr, Ende 9½ Uhr (Zuſatzmiete II 9): „König Nikolo” oder „So
iſt das Leben”. — Orpheum, Anfang 734 Uhr: „Mädel vom
Kabarett” — Promenadekonzert vormittags um 11 Uhr i
Herrngauten. — Freireligiöſe Gemeinde, nachm. 2 Uhr imn
der Loge (Sandſtraße 10): Jugendweihe. — D. S.K.
Jungdeutſch=
land, nachm. 4 Uhr im Städtiſchen Hallenſchwimmbad: Budapeſt—
Darmſtadt. — Schuls Felſenkeller: von 4—7 Uhr Konzert. —
Theaterverein Darmſtadt 1922: „Winzerlieſl” im
Kon=
kordiaſaal. — Rummelbräu: Konzert. — Union=, Reſidenz=,
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Montag, 2, April.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende 9½ Uhr
SN S. Naß EaS SBleirg del zun 1 af
Promenadekonzert. — Städtiſcher Saalbau um 7 Uhr Tanz.
— Union.. Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele:
Kino=
vorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Pauk
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rnmmer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
S
e
Aü
nennt ſich jetzt unſere durch
M.2689
DAALOD UAr
A
DOLEOOOLOIOA
für Perſonen= und Laſt=Automobile, Motorzweiräder und Fahrräder
Beideraniie (iie
AlOD OitOt TeTag
EA
DAEHLLUIOL L. MaIA
Filialen in Berlin, Breslau, Dresden, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln=Eſſen,
Königsberg, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stettin, Stuttgart
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 1. April 1923.
Rummer 90.
Die Verlobung ihrer jüngsten
Tochtes Eisbeth mit Heren Diplom- Eisbeih Kliffmiller beehre ich mich
Ingenteus Paul Gerst beehren wir uns / anzuzeigen.
anzczeigen.
Ernst Kltfmüller u. Frau
Emma, geb. Stumpf
Darmstadt, Heinheimerstr. 63
Ostern 1923
Meine Verlobung mit Fräulein
Paul Gerst
Mannheim C 8. 12
Ao
Minna Henkel
Rosel Henkel
Ludwig Muth
Heinrich Müller
VERLOBTE
Ostern 1923
Gfe
Die glückliche Gebert
eiger gesunden
Mädel=
zeigen hocherfreut an
Ladwig Pellmann
und Frau Elise
geb. Strobel
(*9007
Statt Karten.
Dte glückliche Geburt einer
Tochter
zeigen an
Wül Rothschild
. Frau Erna geb. Stade
Magnheim, den 29. 3. 23
Spinozasteaße 5.
We 3
Aenny Hahn
Wilſy Krämer
Verlobte
Darmſtadt, Oſtern 1923
Saalbauſtr. 24
Karlſfr. 11
(*8999
Dina Vorwerk
Georg Rohrbach
VERLOBTE
Ostern 1923
Orangeriestr. 12 Ludwigshähstr. 16
Wce 3
Statt Karten.
Erika Zoller
Eugen Schmitt
VERLOBTE
Darmstadt, Ostern 1923
Woogste. 3 Erbacherste, 53
Wße 3
Luise Barth
Georg Glock
VERLOBTE
Darmstadt
Kassel
Ostern 1923
Bc *
Elisabeth Schimmel
Karl Schneider
VERLOBTE
Darmstadt, Ostern 1923
Alfcestraße 41 Alicestraße 30
Be 1
Statt Karten.
Ihre Verlobung beehren sich
anzuzeigen:
Tonj Leske
August Thomas
Gertchtsceferendar
Darmstadt, Ostern 1923
Bismarckstr. 5 Iaselste. 22
Aaße 3
Baby Herbert
Fritz Steinmetz
VERLOBTE
Groß=Zimmern Darmstadt
Ostern 1923
Gfc 3
Martechen Rühl
Ladwig Mischlich
VERLOBTE
Darmstadt, Ostern 1923
Casinostr. 25 Bismarckstr. 123
Aß
Lydia Hundsdort
Adam Pfeifer
VERLOBTE
Ostern 1923
Mählstr. 17",
Wienerstr. 49
ß0
Thilde Klöpper
Dr. Ing. Wilhelm Winter
Verlobte
Darmſtadt
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach kurzem
Leiden unſere liebe Mutter,
Groß=
inutter uind Schwiegermutter
Oſiern 1923
Eliſabethenſir. 10
Gfe 3
Helma Weber
Siegmund Krauß
Bankprokurist
beehren sich, ihre Veelobang
anzuzefgen
Darmstadt, Ostern 1923
Carlshof
Soderstraße 52
Ge *
Else Modebach
Walter Kunitsch
VERLOBTE
Darmstadt, Ostern 1923.
ſe
Den 2
Mathilde Hellmann
Adam Bondes
VERLOBTE
Ostern 1923
Darmstadt
Paakeatiusstr. 17 Unter-Seasbach
B
geb. Struth
Wwe, des Hoflackierers
im Alter von 73 Jahren.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Carl Jordan
Käthe Zinſer, geb. Jordan.
Darmſtadt, den 30. März.
Die Beerdigung findet Dienstag
den 3. April, nachmittags 3 Uhr, au
dem Friedhof Nieder=Ramſtädter=
8968
ſtraße ſtatt.
Margarete Lammel
Fritz Schachner
VERLOBTE
Darmstadt.
Ostern 1923
B
Else Geißler
Ladwig Schneider
VERLOBTE
Ostern 1923
Rhönring 93
Weiterstädterweg 14
Lart 4
Ihre Verlobang beehren sich
anzuzeigen:
Emilie Wagner
Georg Klotz
Darmstadt, Ostern 1923
Bessungerstraße 41 Ahastraße?
(*8958
Ottilie Lion
Erich Hennicke
VERLOBTE
Darmstadt Frankfert a. M.
Ostern 1923
Gße
Friedel Reichler
Hugo Dörtlinger
VERLOBTE
Ostern 1923
Tübingen
Darmstadt
Fraakturt a, M.
Taunusstraße 26
Gc3
Sophie Best
Willy Sulzmann
VERLOBTE
Darmstadt
Ostern 1923
Af03
Leni Bork
August Schäfer
VERLOBTE
Darmstadt
Ostern 1923
Af3
Ernst Albert Kummer
u. Fraufrene, geb. Senger
VERMAHLTE
Darmstadt
Ostera 1923
Statt Farton.
Ferdinand Hannappel
Eisenbahn-Obersekretär
Meta Hannappelgeb. Hofmang
Vermählte
Ostern 1923
Nieder-Hadamar Darmstadt
Grafenstr. 4
Unsere kirchliche Tracung
findet am Ostermontag, d. 2. April,
nachm. 2 Uhr, in der St.
Ludwigs-
kirche statt. Wir bachsen
an=
hierzu ergebenrt einzuladen.
Todes=Anzeige.
Heute Nacht verſtarb nach
langem mit großer Geduld
er=
tragenem Leiden meine liebe
Tochter, unſere Schweſter
Fräulein
im 28. Lebensjahr.
HeleneLang WBw. u. Kinder
Darmſtadt, Mühlſtraße 20,
31. März 1923.
(*8980
Die Beerdigung findet am
Diens=
tag, 3. April, nachm. 2‟, Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme anläßlich des Hinſcheidens
meines lieben Sohnes, unſeresBruders,
Schwagers und Onkels
Rff
Herrn
Karl Jacob ſen.
ſprechen wir Allen, die dem I.
Ent=
ſchlafenen die letzte Ehre erwieſen
haben, beſonders dem Männer=
Quar=
tett „Loreleh” für den erhebenden
Grabgeſang und den ehrenden
Nach=
ruf ſowie Kranzniederlegung, den
Franziskaner=Brüdern vom Herz=Jeſu=
Hoſpital für die treue Pflege auf dieſem
Wege unſeren aufrichtigen Dank aus.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau J. G. Jacob Wwe.
Darmſtadt, 31, März 1923,
Mein Fuhrwerk
gehr in nächſter Zeit
1R
wiederh. Ergnt
nach At4ſkfurt,
Beiladung bis 25Ztr.,
auch für Rücktsansp.,
erwünſcht. (1176a
Peter Walter
Alter Arheilgerweg.
Fernſpr. 2223
Statt Karten
Thre beute Sonntag, den 1. April,
vorm. 10:/ Uhr, in der
Stadt-
kapelle stattfindende Trauung
zeigen an
Marie Lang
Karl Brinkmang
Darmstadt
Gr. Bachgasse 10 Landwehrstr. 68
Sacn
Trau=
ringe
Gg. Karp
Ludwigſtr. 20.
(20502)
1 Daunen=Deckbett
ſchläfig, billi
zu
verk., ſowie kleiner
Füllofen.
Schmidt
Schloßgartenpl. 2. (*8990
G 2.
*
*3
*
7
Masohinenschreiben
Neue Kurse
beginnen am
Freitag, 6. April und
Dienstag, 10. April
abends ½8 Uhr in unseren
Unterrichtsräumen
Mathildenplatz 8
Anmeldungen jeden Tag
von 10-12 und von 2-10 Uhr
abends und
am Eröffnungsabend
Kaufm.
Stenograpben-Gesellschaft
„Habelsborger” H. I.
Matbildenplatz 8
Aa
V
W
(6R7gdg
Ae
Täglich
Auto=Verbindung
Darmſtadt-Mainz
Abfahrt 8½ Riedeſelſtr. 66,
Rückfahrt nach Vereinbarung.
Hinfahrt 2 Perſon 15000 Mk.
„ und zurück. 30000 Rk.
Von Mainz aus gibt es Fahrgelegenheit
nach allen Richtungen.
Auch werden Poſt, Pakete und ſonſtige Be=
(*8987
ſtellungen reell beſorgt,
Auto=Fiſcher
Riedeſelſtr. 66 Teleph. 135.
V
A
Sttsssstssstssttst
T—
zumSchulbeginn
U
Ranzen
Büchermappen
Griffelkaſten
Schreibtafeln
Frühſtückstaſchen
Ferner empfehlen wir (6550Sg
Aktenmappen
Kollegmappen
Notenmappen
SlSsttttttettestest2
Spezialität: Rahmenbruch=Reparaturen
Umbau zu D.=Rädern
Vernickein und Emaillieren
Fachmänniſche Ausführung
Prompte Bedienung (8974
Emilſtraße 4.
R
WonmteL/Prdſſen
Ein einfach.
wunder=
baresMittel teile gern
jed. koſtenl. mit (1,.-0
Frau M. Poloni,
Han=
nouerO.92, Schrießf. 106.
vorke
Made teit *
Schöne volle
Körper=
form d. unſ. oriental
Kraftpilien (f. Damen
hervorragend ſchöne
Büſte), preisgekr. m.
gold. Medaille u.
Ehrendiplomen, in 6=8
Wochen b. 30 Pfd.
Zun. Gar, unſchädl
Herztl. empf. Streng
reell. Biele
Dank=
ſchreib. Preis: Packg.
(100 St.) Mk. 1950.
zuz. Poxto (Poſtanw.
od. Nachn.) Fabr. D
Franz Steiner ECo,,
G. m. b. H., Berlin
W 30/271. (E,2319
Meine;Sprechſtunden
ſind im Sommer:
Werktags v. 8-7 Uhr,
auch Samst.=Nachm.
Sonntags: 9.12 Uhr.
Re
Lecharſſcheer
Dentiſt
Landgraf=Georgſt. 34.
Praxis ſeit 1887, 4*‟.0
Der Valutaprolet.
(II,2688
VII.
(Fortsetzung folgt!)
(Aufheben!)
Piedecubiste hat in seiner Westentasche noch drei Franken
entdeckt, genügend Geld, um weiterzuleben, wie bisher, bis
sein getreues Eheweib in Antwerpen ihm weiteres schickt.
Als er telegraphieren will, tritt er, da seine Pedalflächen
den größten Teil der näheren Umgegend bedecken, einem
Herrn so heftig auf den Fuß, daß er nur darum der Gefahr
entgeht, gelgncht zu werden, weil men ihn für einen Minister
a. D. hält. Weil aber der junge Mann die beweglichsten
Klagen ausstößt über sein gänzlich demoliertes Hühnerauge,
gießt Piedecubiste lindernden Balcam auf seinen Schmerz
indem er ihm das millionenfach bewährte und ärztlich
ver-
ordnete Hühneraugenmittel Kukirol empfiehlt. In warmen
Worten schildert er ihm die schnelle und sichere Wirkung
des Kukirol, das binnen wenigen Tagen selbst das gemeinste
Hühnerauge schmerzlos beseitigt, und weist auch darauf bin,
daß jeder, der seine Füße viel anstrengen muß, Heißig das
stärkende Kukirol-Fußbad benutzen sollte, das die Füße
warm und trocken hält und den häßlichen Schweißgeruch
verhütet. Beide Präparate, so schließt Piedecubiste, bekommt
man in jeder größeren Apotheke und besseren Drogerie,
Hergestellt werden sie von der
Kukirol-Fabrik Groß-Balze bei Hazzeburg
Nehmen Sie aber nur das echte, millionenlach bewährte/
Kukirol, geiches scheinbar etwas teurer ist, als andere
Hähneraugen-Mittel, aber nur scheinbar, denn mit einer
Schachtel Kukirol können Sie 10 Hühneraugen absolut sicher
beseitigen, während billigere Mittel nur zur Bepflasterung
von 5 Hähneraugen ausreichen, aber nicht zur Beseitigung,
Rummer 90.
Darmſtädter Tagblutt, Sonutag, den k.
1923.
Seite 7.
K
ſinden Sie bei denk ar größter Auswahl
S
meh-Menzel
AruhjähtsrKeugelter
und zu Engros=Preiſen in allen bis zu den
in Herren= und Damen=Stoffen
(2706
G. m. b. H.
beſten Qualitäten in der Spezial=Firma 441, Eliſabethenſtraße 44½=
Heichnungsaufforderung
auf
gedold-Anlef
Ne
eP DAS
(4,20 Goldiark — 1 Bollar)
der
Rhein-Main-Donau A4.-G., München
zum Ausbau von Wasserkraftanlagen, durch Reallast auf den Anlagen der Großkraftwerk Franken
Aktiengesellschaft, Nürnberg gesichert, vom Deutscken Reich und von Bayern gesamtschuldnerisch
für Kapital und Zingen verbürgt, reichsmündelsicher.
Im Auftrage und für Rechnung der Rhein-Main-Donan Aktiengesellschaft wird hiermit von der vorstehenden Anleihe ein
Betrag im Geldwerte von
B Millionen Goldmark
zur öffentlichen Zeichnung unter folgenden Bedingungen anfgelegt:
1. Zeichpungen werden bis einscbließlich 18. April 1923 bei den unterzeichneten Banken und Bankhäusern,
sowie deren sümtlichen Niederlassungen während der bei jeder Stelle üblichen Geschäftsstunden
entgegen-
geuommen. Anmeldescheine sind bei den Stellen kostenfrei zu haben. Früherer Schlnß der Zeichnnng bleibt
vorbehalten.
2. Die einzelnen Schnldverschreibungen lanten über den Geldwert von:
Goldmark 21 (— 5 Dollar), Goldmark 105 (— 25 Dollar),
Goldmark 42 (— 10 Dollar), Goldmark 420 (— 100 Dollar).
3. Die Zeichnnng erfolgt zum Kurze von 25¾, unter Zngrundelegung des letztnotterten Berliner Briefkurges für
Kabel New-Tork vor dem Zeichnungstage abgerundet auf volle Mark 50 nach unten.
Eine Stückzinsenverrechnung findet nicht statt.
Stücke oder Handdarlehen der alten 5%igen Anleihe der Rhein-Main-Donau Aktiengesellschaft von 1922
werden bis zur Höhe des Kaufpreises der Goldanleihe zum Kurse von 115¾, unter Verrechnung von
Stück-
zinsen in Zahlung genommen.
4. Gezeichnete Stücke gelten als voll zngeteilt und sind sofort zu bezahlen. Eine Börsenumsatzsteuer ist nicht zu
entrichten.
5. Für die Zuteilung stehen eventuell weitere Beträge zur Verfügung.
6. Die Aushändigung der Stücke erfolgt möglichst bald nach besonderer Bekanntmachnng.
Im März 1923.
Denische Bank.
Bayerische Staatsbank.
Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank.
Bayerische Vereinsbank.
Bayerische Disconto- und Wechsel-Bank 4.-G-
Bayerische Zentral-Darlehenskasse
e. G. m. b. H.
Landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft
Preußische Staatsbank (Seekandlung).
Berliner Handelsgesellschaft.
S. Bleichröder.
Commerz- und Prirat-Bank Aktiengesellschaft.
Darmstädter und Nationalbauk Kommanditgesellschaft Bayerische Girozentrale,
auf Aktien.
Delbrück Schickler & Co.
Direction der Disconto-Gesellschaft.
Dresdner Bank.
e. G. m. b. H.
J. Dreyfuß & Co.
H. Aufhäuser.
E. L. Friedmann & Co.
Anton Kohn.
Hardy & Co. d. m. b. H.
Merck, Finck & Co.
Mendelssohn & Co.
Friedr. Schmid & Co.
Mitteldentsche Creditbank.
A. E. Wassermann.
Reichs-Kredit-Gesellschaft m. b. H.
Städtische Sparkasse Nürnberg.
Allgemeine Dentsche Credit-Anstalt.
Barmer Bank-Verein Hinsberg, Fischer & Comp.
Deutsche Vereinsbank.
Essener Credit-Anstalt.
Frankfurter Bank.
E. Heimann.
Simon Hirschland.
Landesbank der Rheinprorinz.
A. Lery.
Marx & Goldschmidt.
Norddentsche Bank in Hamburg. Oldenburgische Spar-ELeihbank. Sal. Oppenheim jr. & Cie.
Osnabrücker Bank.
Rheinische Creditbank.
A. Schaaffhansen’scher Bankverein.
B. Simons & Co.
Lazard Spever-Ellissen.
J. HI. Stein.
Jakob S. H. Stern.
Süddeutsche Disconto-Gesellschaft A.-G. Vereinsbank in Hamburs. H. M. Warburs & Co.
Württembergische Vereinsbank.
A
MIfL OIAK UNZ
WBEHEN—NAWVORA
anlaufend Southampton.
Doppelschraubendampfer „Canopte‟ 19267t 6. April v.Bremen
Dreischranbendawpfer „Pittsburg4‟ 16 399t A. April y „
Doppelschraubendampfer „Canople‟ 12267t 11. Hal „
Dreischraubendampfer „Pittsburgh‟ 16392t 1. Junt „ 7
befördern Passagiere in Kajüte und III. Klasse.
Ganstige Gelegenheit für Reisende nach England.
Dampfer löschen in New Fork City (Manhattan)
Bremen -- Halifax (Canada)
Durcheonnossemente, Durchfracht. u. Parcel Reeeipts
Regelmäßige Verbindung ab Liverpool, bezw.
Southampton nach
New Vork, Boston, Philadelphia u. Canada
vermittelet der modernsten und größten
Schnell-
dampfer der Welt.
Majestic 56551 t Olympic 46 439t
Homeric 34356 * Adriatic 24 541t
Die Einrichtung der I. und II. Klasse übertrifft die
luxurtösesten Hotels; die III. Klasse in Kammern
eingeteilt, mit Speisesaal, Rauchzimmer und
Damen-
salon, entspricht auf diesen Dampiern der
Einrich-
tung der trüheren I. u. II. Klasse der älteren Dampfer.
Die Expedition im Anschluß an die von England
abfahrenden Dampfer erkolgt
von Hamburg jeden Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend
„Bremen jeden Mittwoch und Sonnabend.
Auskunft über Passage: Auskunft über Frachten u.
Annahme von Ladung:
Bremen, Philosophenweg1 Herm. Dauelsberg, Bremen,
Telegr.-Adr.: „Olympio‟ Telegr.-Adr. „Dauelsburg‟
In Hamburg für Fracht und Passagei
Falck & Co., Glockengießerwall 18,
(254a
Telegr.-Adr.: „Falkoni”.
„Mhite Star Line‟
K
meine ſchöne große
4 Zimmer=Wohnung
im 3. St. mit
reich=
lichem Zubehör und
ſchöner freier Ausſicht
gegen eine ſchöne
5—6 Zimmer=Wohng.
im 1. St. mit elettr.
Licht u. Bad uſw. in
ſchöner Lage. Event.
geg. Umzugsvergütg.
Angebote unt. A 83
Geſchäftsſtelle. (2610t
WUnterricht
Das neue Semeſter
zur Erlernung von
Stenographie und
Maſchinenſchreib.
beginnt Montag, den
9. pril. Raſche u.
gründl. Ausbildung,
M. Naumann,
Soderſtraße 14
(am Kapellplatz),(‟
Stenographen=Vereinigung
„Gabelsberger”
Darmſtadt, Eliſabethenſtr. 52.
Neue Kurſe
in
Aa
Stenpgraphie u. Maſch.nenſchreiben
beginnen am Freitag, den 6. April
und Dienstag, den 10. April ds. Js.
oitun
unter Lenung ſtaatl. geprüfter Lehrer.
Anmeldungen werden täglich von
2 bis 9 Uhr in den Unterrichtsräumen
Eliſabethenſtraße 52
und an den Eröffnungsabenden entgegen=
(2697
genommen.
T,2683
Käufe
zu kaufen geſ.
An=
geb. unt. A 80 an d.
Geſchäftsſt. (8774dks
1 gebrauchtes
Fahrrad
mit od. ohne Bereif,
zu kauf. geſ. Ang. m.
Preis unter A 126
Geſchäftsſtelle. (9012
HAMBURC
CUBA-MERIto
HAVANA, UERA CRUZ, TAMPIC0
PUERTO NEAICo
Abfahrtstage:
D. HOLSATIA B. MA1
D. TOLEDO 5. HUNI
Vorzügl. Einrichtungen erster Kiasse
(Staatszimmerflucht. )„zweiterklasse
Mittel-Klasse, dritter Klasse
und Zwischendeck
Nähere Auskunft über Fahrpreise
und alle Einzelheiten erteflt
HAMBURG-AMERIKA LIMIE
HAMBURG und deren Vertreter in:
Pfungstadt, jakob Limbrich, Eberstädterstr.
7 Darmstadt, Mdolph Rady, Limmerstrasco.
D
Salonſchrank
in rot Mahagoni zu
kaufen geſ. (2666Is
Angeb. u. A 109
an d. Geſchſt. erbet,
Knabenfahrrad
gut erh. zu kaufen
geſ. Schriftl. Angeb.
u. 4 120 Gſchſt. (2694
Komplette
Markenſamm ung
nuralte deutſche
Mar=
ken, geſucht.
Angeb. unt. A 122
Geſchäftsſtelle. (28986
Intereſſent
ſucht zu kaufen:
China Japan
Baſen
Bronzen
Buddhas
Schnitzereien
Teppiche
Angebote mit Preis
u. B. T. 984 A. an
Ala Haaſenſtein & Vogier.
Frankfurt a.M. (1 1,2698
Gut erhalt.
Herren=
od. Damenfahrrad
zu kaufen geſ.
An=
geb. unt. A 119 an
die Geſchäftsſt. (2693
Rohrplaiten=
Koffer
groß., guterh., z. kauf.
geſ. Ang. mit Preis
u. A 124 Geſchſt. (*20*
Handleiterwagen
ſtabil, zu kaufen geſ.
Schriftl. Angebote u.
4 121 Geſchſt. (2695
Ia Oldenburger
Ferkel und
Läuferſchweine
ſtehen ab Dienstag billig zum Verkauf.
Ar
H. Ritter II., G4.=Zimmern
Tel. Amt Dieburg 279. (*9010
Uach
W
N Achtung!
Bevor Sie ein Fahrrad kaufen,
erfragen Sie bitte meine Preiſe. Sie
ſparen viel Geld.
Bchaller
Nieder=Beerbach
Kein Laden.
9020
Spul= und *
Landmurn
BAllBtodtiil, Madenwürmer, 5
dieſe S=marotzer entziehen dem Körper die
beſten Häfte, der Menſch wird blutarm,
nervös, elend und ſchlapp. Bleichſüchtige
und blutarme Frauen und Mädchen, Magen=
und weißflußleidende ſowie nervöſe
Per=
ſonen uſw. leiden in den meiſten Fällen an
Eingeweidewürmern, erkennen aber ihre
Krankheit nicht. Ehe Sie etwas dagegen
unternehmen, verlangen Sie Auskunft
gegen 100 Mk. in Kaſſenſcheinen. (1V.142f
Keine Hungerkur.
Wurm Roſe, Hamburg 114 203.
Er
Glasſchrank
dkl. eich., wie neu, f.
Bureau oder Ausſt,=
Zweck geeign.,preisw.
abzug. Landgr.=
Phi=
lipp=Anl. 40. (*8829
H.=Fahrrad
m. Frlf., in beſt. Zuſt.,
250 Mille Knabeurad
m. Frlf., gut erhalt.,
185 Mille, zu verk.
8969
Stiftſtr. 42, I.
Billiger und haltbarer wie Leder
find 4 mm ſtarke, ſchwarze
(*8982
9
one=platten
W Zome=Hohlen
3 und 4 mm ſtark, in ſchwarz und braun,
Zome=Abſätze
in grau und ſchwarz
die Mee GummisHäller Malewlat
Helchnung
auf die mandelsichere wertbeständige
5‟ Westfäliache Hohienwert-Anieide
der Landesbank der Provinz Westfalen
unter Garantie der Provinz Westfalen
in Stücken von je 1 und 5 Tonnen westfälischer
Feit=
förderkohle (Erzeugerpreis, also Syndikatspreis
ab-
züglich Kohlensteuer, Umsatzsteuer und anderel
Zuschläge). Die Zeichnung erfolgt bis zum 12. Apri.
d. J. zum Zeichnungspreis, der sich nach dem am
3. April d. J gültigen Erzeugerpreis richtet. Sollte
bis dahin keine weitere Kohlenpreiserhöhung in Kraft
treten, dann wird der Zeichnungspreis je Tonne
89 000 ℳ betragen.
Zeichnungsstellen sind alle Banken und
Spar-
kassen und die Landesbank in Münster i. W. Die
Zeichnungsstellen geben ausführliche Prospekte ab
Die Zeichnungen werden nach der Reihenfolge des
Eingangs berücksichtigt. Bevorzugt werden
Zeich-
nungen, für welche der vorläufige Zeichnungspreis
(89000 je Tonne) vorausgezahlt wird.
Voraus=
gezahlte Beträge werden bis zum Zeichnungstermin
mit 10% verzinst Stückzinsen werden nicht berechnet.
Manster i. W. den 10. März 1923. (FV.2038
Lande-hank der Provinz Westfafen.
Seite 8.
Darmſtädter Tagblott, Sonntag, den 1. April 1923.
Rummer 90.
!
Maffenr Dagbeſttg
Den Vereinigten Schuhwarenhändlern von Darmſtadt und Umgegend iſt es gelungen,
durch gemeinſchaftlichen Einkauf große Mengen Schuhwaren zu beſchaffen.
Unter den Talſenden von Dagten beſnden ſch.
Große Poſten Herrenſtiefel, ſchwarz und braun,
Große Poſten Damenſtiefel, ſchwarz und braun,
Große Poſten Damenhalbſchuhe, ſchwarz und braun,
Große Poſten Kinderſiiefel, ſchwarz und braun,
Große Poſten Weiß=Leinenſchuhe
zu erſiaunlich billigen Preiſen.
Verkauf an Jedermann. / Beachten Sie unſer nächſtes Preisangebot.
Beginn des Verkaufes wird noch bekanntgegeben.
(2701
Die vereinigten Schuhwarenhändler Darmſtadts und Umgegend.
Balast-Lichtspiele
Der neueste Maclstefilm!
MadIote
und der Sträfling Nr. 51
Sensat-Abenteuerfilm in 5 Akten,
Der dicke
Blllim Lunapark
ſt. un
Kaffe=Reut. zum eportplatz
Am Schwimmbad
An den Oſterfeiertagen
(2008
N.
von 11-1 Uhr vorm. u. 4-7 u. 8-12 Uhr nachm.
Für Kaffee, Kuchen, Torten, Gebäck
ud Eis iſt beſtens geſorgt.
Beſ.: Jacob Herrmann.
Tel.
Tel.
g.. Ludwigshöhe zo
2. Oſterfeiertag
nachm. 4 Uhr
Konzert
anſchl. Tanz (B26s2
Leitung: Obermuſikmeiſter Weber.
D
„Allee=Reſtaurant Rummelbräu”
Telephon 2519 *: Rheinſtr. 101.
(2 Minuten v. Bahnhof).
Erſtklaſſige u. preisw. Küche
Mittagstiſch von 12—2 Uhr.
Reichhaltige Abendkarte.
1. u. 2 Pſterfeiertag: — Konzert
2. Feiertag: Frühlingsfeſt mit Tanz
des Darmſtädter Männergeſangvereins.
Anfang 4 Uhr! (*8979) Ende 12 Uhr!
Harmonie=
Muſk= Rereinigun
M—
Direktion:
Kammervirtuoſe L. Kümmel.
Geeignete Vertreter jeden Alters und
Standes für Flöte, Es= und B=Clarinette,
B=Cornet 1, Eorni, Poſaune, hohe u. tiefe
Tuba können noch als Mitglieder
aufge=
nommen werden.
(2678
Anmeldungen jederzeit bei:
H. Ehrig,
L. Kümmel,
Kranichſteinerſtr, 1.
Rhönring 22.
Heute, 1. Feiertag:
Reſtauration zur Spitz
Donzert
dr Schlocht
OL. Octäcefeit Anr Nohzerr
Orig.,Spitz=Schlachtplatten. la Getränke
8976
Mäßige Preiſe.
Um zahlreichen Beſuch bittet W. Seipel.
An den Oſterfeiertagen
fehen wir uns die Blütenpracht
der Bergſtraße an und halten.
Einkehr in der (8983
„Krone” zu Jugenheim.
Orpheum
Heute
I. Oſterfeiertag:
nur abends 724
Mädel v. Kabarett
Montag, 2 April
nur abends 794
II.Oſterfeiertag:
Erſtaufführung 6
Der
blonde Engel
Opereite in 3 Aßten.
Größter Erfolg
der letzten Zeit!”
veeveeeserreen
Kart.:Verhehrsbüro
v. 10-12 Uhr, ſowie
Orpheumskaſſe an d.
Feiertagen, mittags
ab 3 Uhr. (2700
Landestheater.
Sonntag, 1. April.
Großes Haus.
D 18.
Die Meiſterſinger
von Nürnberg
von Rich. Wagner.
Anf. 5, Ende geg. 10 Uhr.
preiſe: 2000-14000 M.
gleines Hans. (72
Zuſatzmiete II".
König Nicolo
oder:
So iſt das Leben
von Frank Wedekind.
Anf. 6½, Ende 9½ Uhr.
preiſe: 1500-6000 M.
Montag, 2. April.
e eal alte
Fauſt
in urſpringl. Geſtalt
von Goethe.
Anf. 6½,Ende g. 9½ Uhr
preiſe: 1009—7000 M.
Kleines Haus.
Sondermiete 15‟.
Aleſſandro
Stradella
von Flotow,
Anfang 7 Uhr.
Preiſe: 1500-6000 M.
Erammophonek
I. T.Attel- 5
Spenialgeschäft
Georgenstr. 11. E
um zu räumen billig
zu verk. Beicker,
Friedhof=Alle 82. (440 g1
Rheinstrasse 50
Telephon 192
Erstkl. preisw. Küche
Münghener Löwenbräu
Rummelbräu Darmstadt
Soparates Weinrestaurant
Ia offene und Flaschenweine
(2702
nur erster Firmen
Unterhaltungs-Musik
E
z0000 ℳ zu verkauf.
Näh. Geſchſt. (*8981
E
is8 00umſändeh zoh, zu kauf, geſ. Ang. u.
Kl. Bachgaſſe8, (*8994 4 132 Geſchſt. (*8992
Eehles
E BrennesselhagrGgsser
von Apotheker Schwarz, München,
alkohol=
frei. Gegen Schuppen u. Haarausfall
be=
währteſtes Naturpräparat, fein duftend
offen (Flaſche mitbringen) 14 Liter / 625.—
½ Lit. ℳ 1250.— nur bei Drogerie F. Seibert,
Darmſtadt, Eche Liebig=u. Pallaswieſenſtr. (,8189
NA
„Bevor Sie Möbel kaufen,
Abeſichtigen Sie mein Lager
ARheinſtraße 518
Carl Zieglerg
Darmſtadt /207a
Kunſtmöbelfabrik
108 Heidelbergerſtraße 108.
A
TA
Heiſtſche
7
SinntsP erntergen.
Zeichnungs=Einladung
auf
(2709
1. Mark=Anleihe, verzinslich 20 unter dem jeweiligen
Reichs=
bankdiskontſatz mindeſtens 8, höchſtens 160 in Stücken zu
Mk. 10 000, 20 000, 50 000, 100 000 und 200 000,
Zeichnungs=
preis 1000 o.
2. 60 Braunkohlen=Roggen=Anleihe. Zeichnungspreis
Mk. 44 000.—. Wertberechnung für jetzige Ausgabe,
Ver=
zinſung und ſpätere Rückzahlung nach dem jeweiligen Preis
der in den oberheſſiſchen ſtaatlichen Gruben gewonnenen
Förderbraunkohlen und des Zentners Roggen gemäß
öffent=
licher Bekanntmachung.
Ausgegeben werden
Schuldver=
ſchreibungen auf den Inhaber über ½4, a, 1, 2 und
5 Einheiten.
Beginn der Verzinſung 1. Mai 1923. Zinszahlung ganzjährig.
Rückzahlung bis 1928 ausgeſchloſſen. Eintragung in das
Staatsſchuld=
buch jederzeit koſtenlos möglich. Notierung an den Börſen in Berlin
und Frankfurt a. M. wird beantragt. Die Anleihen ſind geſichert
durch die Steuerkraft und das geſamte Vermögen des Heſſiſchen
Staates, letzteres hauptſächlich aus ausgedehnten Waldungen,
Braun=
kohlenbergwerken, Gütern, Bädern und Baulichkeiten beſtehend.
50 000 Mark
Belohnung
demjenigen, der mir
den Mann nachweiſt,
der ſich am Karfreitag
einen halb großen
Korbkinderwagen
von mir kaufte.
Der=
ſebe war mit neuer
grüner
Zeltbahnſtoff=
jacke, blauer Hoſe
be=
kleidet u. im Beſitze
eines Herkules=
Fahr=
rades. Auskunft
er=
bittet Riedeſelſte 39,
(*8964
Manſarde.
Salatpflanzen
und
Lattichſalat
friſch v. Beet
Wieder=
verkäuf. Vorzugspr.)
empfiehlt
Gärtnerei
Beter Walter
Arheilgerweg
Fernſpr. 2222, (0 dkss
Prosramm für 1. I. 2. Telertgs.
m
Nur noch heute!
D. I. Haeiste der Rekordbrecber
6 Akte mit Maciste.
Ab 2. Ostertag
Der zweiteilige Sittenlilm; Im
Glut-
rausch der Sinne. „Teil —6 Akte.
Die lrrungen der Prinzessin Chimay,
Sascha Gura und Carl Auen.
Wassersportfilm in 2 Akten.
M
Nur noch heute!
Der Mann der Zelle 19
H.:1,
Der Mann im Salz.
Ab 2. Ostertas
4 Sport= u. Sens.
Jim Corvey ist tot Flm in 5 Akt.
Gertrud Welker, Hedda Vernon, Heinr. Schrott.
Der Energieathlet, Lustsp. in 2 Akt.
Nur noch kente!
178 Der Fürst
Cs 1. „Harry Fiel" der Berge.
Das Los der k1. Pierrette.
Ab 2. Oetertag
Maciste der Rekordbrecher, II. Teil
mit Maciste in d. Hauptrolle. (*9016
Harry Piel, der Fürst der Berge.
ee
unnerquartett eutzmann
Heute 1. Feiertag, abends 8 Uhr,
im „Landſturmeck”, Landwehrſtr. 26. (*aags
Mathildenhöhſaal
2. Oſtertag (=8995) Beginn 6 Uhr
Großes Tanzfeſt.
R
1a5
Miteſſes Riechte
vesſchwinden meiſt
ſeh=
denSchaun
1.-Awennmat
Fatagé=
Lucker”
Rdirlagl-Selke abends
Mtreckaenläch Schamerf
ſchen und mit
norgens abwal”
o nachſtreich
Luckoot=Er=
Zroßartige Wirkung, vo
Jauſendenbeſtätigt. Inalles
Hei
chäften
TV.2405
Was Sie ſuchen.
ſinden Sie durch mich!
Wohnungs.
Ge=
ſchäfts u.
Landwirt=
ſch. Heiraten u.
Cin=
heiralen, ſowie
Teil=
haberſchaftenvermittelt
reell, erfolgreich Fr.
J. Marz, Mainz=
Rom=
bach Körnerſtr.3,( P.7
ſie
Die Heilsarmee Schulzengaffe 3.
Erſten Oſtertag Eröffnungsfeier des
neuen Lokales, Vormittags 10 Uhr
Heiligungsverſammlung
Mert 4u
öffentliche Heilsverſammlung
Zweiter Feiertag, vormittags 10 Uhr,
abends 8 Uhr Berſammlunge n.
Geleitet von St.=Capt. Silverberg, Adj.
Eckhardt, Leutn. Lähne.
(*8963
Jedermann herzlich wilkommen.
Mee
Mi40
Hierdurch teile ich ergebenſt mit,
daß ich ab 1. April ds. Js die
ſeit langen Jahren von Herrn
W. Dexyeimer geleitete Firma
„Glückauf”. Darmſtädter
Kohlen=
verkaufsgeſellſchaft m. b. H.
Heidelbergerſtraße 1
käuflich erworben habe und als
Zweiggeſchäft
unter meiner Firma weiterführen
werde. Beſtellungen und
Zah=
lungen werden
Landwehrſtr. 33 u. Heidelbergerſtr. 1
entgegengenommen,
Für ſorgfältige und ſchnellſte
Erledigung der Aufträge werde ich
ſtets Sorge tragen,
(2676
AI
R. Baumanm
Inhaber Philipp Baumann
Kohlen, Koßs, Briketts und Brennholz.
Hauptgeſchäft: Landwehrſtraße 33,
Zweiggeſchäft: Heidelbergerſtraße 1.
Fernſprecher Nr. 311 und 359.
Ve
G.
9
Sdeesse
[ ← ][ ][ → ] Nummer 90.
Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
40)
(Nachdruck verboten).
„Ohne Amerikas kraftvolles Eintreten wäre auch nichts aus
ihren Plänen geworden,” erinnerte ihn Haller. „Was brauchen
wir das Kapital Deutſchlands und der kleinen Staaten, meinten
die Franzoſen, die Rothſchild=Geſellſchaft genügt, um mit
Rocke=
feller, Nobel und ban Utrecht, Rotterdam, das Land zu
finan=
zieren.”
„Ja,” lachte van Utrecht. „Und da hat Rockefeller erklärt,
das Geld von Rothſchild könne er gern entbehren, aber den Mann
van Utrecht ließe er nicht fallen, und wenn der in der neuen
In=
duſtrie das europäiſche Gleichgewicht notwvendig hielte, dann
dächte Miſter Rockefeller ebenſo. Der brave Johnſon hat uns gut
auf der Konferenz in Brüſſel vertreten, mein Vater war dabei
und hat mir zu dem offiziellen Bericht noch einen privaten
Stim=
mungsbericht geſchickt. Auch die Frage der Internationalität bei
der Beſetzung der Ingenieurpoſten iſt befriedigend gelöſt worden,
wir haben ein Völkergemiſch wie beim Turmbau zu Babel.
„Das macht mir Sorge,” gab Haller zu bedenken. „Ich
miß=
verkenne Ihren Plan durchaus nicht, Herr van Utrecht, aber es
ſcheint mir noch zu früh dazu. Mancher wird neben einem
ehe=
maligen Gegner arbeiten, dem er vielleicht vor nicht allzu langer
Zeit mit der Flinte an der Backe gegenübergelegen hat. Mancher
Ingenieur hat wohl als Pionier ſeine Sappe unter die des
jetzi=
gen Kollegen getrieben und keinen innigeren Wunſch gehabt als
den, ihn in die Luft zu ſprengen.”
„So ſoll er jetzt beweiſen, daß er in der Arbeit der Tüchtigere
iſt. Geſunde Konkurrenz unter unſeren Ingenieuren, Haller, aber
nur im Hinblick auf das gemeinſame Ziel, und nach der Arbeit
gute Kameradſchaft. Nationales Kliquenweſen wird nicht
gedul=
det. Wer ſich nicht fügt, verläßt das Land mit dem nächſten
Dampfer. Bei Ingenieuren ſowohl wie beim Unterperſonal
ge=
meinſame Kafinos. Nicht aus Nationalgefühl habe ich fürs erſte
mehr holländiſche Ingenieure, als dem Lande eigentlich zuſtehen.
Auch die Schweden habe ich ſtärker beteiligt. Die ehemaligen
Neutralen ſollen auch hier verſöhnend wirken. Doch nun laſſen
Sie uns in die Stadt zurückreiten, auch da erwartet uns Arbeit.”
Sie wandten ihre Pferde den in der Ferne liegenden Häuſern
von Baku zu. Auf einem großen Gebäude, an dem ſie
vorbei=
ritten, wehte die Fahne des Roten Kreuzes. Van Utrecht ſah
nach den Fenſtern hinauf.
„Das war die ſchlimmſte Gefahr, Haller,” ſagte er. „Der
Kampf gegen die Peſt. Nur die raſche Hilfsaktion, die die
Schweiz für uns eingeleitet hat, konnte uns da helfen. Aerzte
und Medikamente gab es ja nicht. Ich danke noch heute dem
tapferen Schweizer Profeſſor und feinem Pflegeperſonal, daß
wir wenigſtens hier und in Tiflis der Seuche entgegentreten
konnten. Auch auf dem Lande und nördlich des Gebirges iſt der
Kampf erfolgreich aufgenommen worden, wenn auch unſere
Grenzpoſten noch längſt nicht ſo gewiſſenhaft ſind, wie ich es
wünſchen würde.”
„Die proviſoriſche Regierung in Tiflis genügt eben noch
nicht,” ſagte Haller. „Da ſitzen die Fürſten und Herren dieſes
Landes und verlieren ſich in Kleinigkeiten. Der größte Streit
Darutſtädter Tägblntt, Soſintag, den 1. Atril 1923.
entbrennt ja immer, wenn ſie ſich beraten, wer die Fürſtenkrone
dieſes Landes einmal tragen ſoll.”
„Ich habe als größter Induſtrieller des Landes und als
Vertreter der europäiſchen Intereſſen in dieſem Parlament Sitz
und Stimme, aber das muß anders werden. Die Vertreter des
Völkerbundes haben mir neulich auch vertraulich mitgeteilt, daß
ſich auf Grund ihrer Berichte der Völkerbund mit der georgiſchen
Regentenfrage beſchäftigt habe. Auch da iſt eine Entſcheidung
baldigſt zu erwarten.
Vor dem Haufe van Utrechts wartete ein Kurier der
Regie=
rung und übergab Adriaan ein Schreiben. Der riß es auf
und=
durchflog es.
„Man erwartet mich morgen in Tiflis, lieber Haller. Hier
iſt auch noch eine Notiz des holländiſchen Delegierten, der mir
ſchreibt, es gingen große Dinge vor, ich ſolle ja kommen. Nun,
hier in Baku iſt ja alles im Fluß. Sie bleiben alſo mein
Ver=
treter, und ich fahre die Nacht durch. Die bolſchewiſtiſchen
Zu=
ſtände in der Bahnverwaltung lden ſich auch gebeſſot, ſeit wir
einen amerikaniſchen Direktor B der Verwaltung ſitzen haben.
Der Direktor hier in Vaku iſt zibar ein Armenier, aber der
Ame=
rikaner hat ſeine Leute im Zuge. So weit es mit dem
herunter=
gewirtſchafteten Material möglich iſt, haben wir einen ganz
leid=
lichen Verkehr.
„Sie werden morgen freudiges Wiederſehen mit Ihrem
Gegner feiern können,” ſagte Haller, als ſie beim Eſſen ſaßen.
Mit Alexander Tſcherſchwendice?
„Ja, er hat die erſte Zeit in Eriwan geſeſſen und gebrummt,
weil man ſeine Verdienſte ſo gar nicht anerkennen wollte. Ich
glaube, er hat Tag und Nacht auf die Deputation gewartet, die
ihm die Krone Georgiens überbringen würde. Jetzt hat er
ein=
geſehen, daß er da noch lange wird warten können und daß die
Dinge im Lande einen anderen Lauf nehmen. Da hat er es
durchgeſetzt, daß der bisherige Landesbevollmächtigte für Eriwan
unter durchſichtigen Gründen ſein Amt niederlegte, und nun
haben wir ihn in der Regierung.
„So würde ich ihm alſo morgen zum erſtenmal
gegenüber=
treten. Ich bin Ihnen dankbar dafür, daß Sie mich damals
in Arweli aufrüttelten und mich daran gemahnten, daß ich nicht
einer Frau wegen in dies Land gekommen ſei. Ihr Name iſt
in der Zeit nicht über meine Lippen gekommen, und doch kann
ich ſie nicht vergeſſen. Wie heute ſehe ich ſie vor mir, als ſie an
der Spitze ihrer Leute auf das Regierungspalais zujagte.”
„Ein echtes Weiberſtück, wie es nur eine Frau hier unten
fertigbringen kann,” knurrte Haller. „Bei uns zu Hauſe führen
ſie Kaffeeſchlachten, hier reiten ſie verrückt und toll dem Gegner
gerade in die Gewehre und veranlaſſen harmloſe Europäer dazu,
ſich ihretwegen in die Hand ſchießen zu laſſen.”
Ihr ſtrategiſches Inneres mag ſich dagegen wehren, aber
eins können Sie ihr nicht abſprechen, Mut hat ſie.”
„Toll war ſie in der Nacht, weiter nichts. Wenn die
Men=
ſchen hier einmal aufgerüttelt werden, dann ſind ſie fanatiſch.
„Nun, dann denken Sie an die ſchönen Tage in Arweli; war
ſie da nicht ganz die anſchmiegſame, liebebedürftige Frau, das
Weib, dem man den wilden Ritt in der Nacht kaum glauben
würde?"
„Eine abwechslungsreiche Natur,” zuckte Haller die Achſeln.
Van Utrecht wurde unwillig. „Ich weiß nicht, was Sie
gegen die Fürſtin haben. Irgendeine Schuld iſt nicht vorhan=
Seite 9.
den. Es iſt ein unglückſeliger Zufall, daß ihre Scheidung durch
die politiſchen Verhältniſſe anfechtbar geworden iſt. Wäre dieſer
Fürſt nicht eine ſo brutale Natur, er hätte niemals die Stirn
ge=
habt, ihr nach dem, was geſchehen iſt, wieder unter die Augen
zu treten. Der alte Arweli hat mir alles erzählt, die Fürſtin
trifft kein Makel.”
Haller ſtand auf.
„Jch habe die Rede nicht auf die Fürſtin gebracht, ich habe
es wochenlang vermieden und hätte am liebſten immer davon
geſchwiegen. Es iſt meine Anſicht, daß dieſe Frau Sie vor
ihren Wagen ſpannen und Ihr großes Werk in das kleinliche
Fahrwaſſer nationaler Sonderintereſſen zerren will. Die
Für=
ſtin Tſcherſchwendice tut alles für ſich und für ihr Land. Sie
ſelbſt aber waren es. Baron van Utrecht, der die nationalen
Iu=
tereſſen in mir verdammte und mich lehrte, weiß zu denken und
weiß zu fühlen. Sie wollen in dem großen induſtriellen Werke
Georgiens die europäiſchen Völker und das europäiſche Kapitäl
einen. Das können Sie nur, wenn Sie ſich nicht von den
geor=
giſchen Nationaliſten beeinfluſſen laſſen. Ueberlegen Sie ſich
genau, was die Fürſtin von Ihnen will. Tun Sie und laſſen
Sie, was Sie wollen, wenn Sie mich aber fragen, dann werden
Sie nur immer wieder meine innerſte Meinung hören. Ich rede
weder Ihnen noch einem anderen Menſchen nach dem Munde.”
Adriaan van Utrecht war aufgeſprungen.
„Herr, Sie,” — aber er blickte in Hallers Augen, die ihn feſt
anſahen — „Sie ſind ein Trotzkopf.”
Und er ging raſch aus dem Zimmer
*
Vierzehntes Kapitel.
„Mach Platz, es kommen neue,” ſchrie der
Gefangenenauf=
ſeher die einzige Inſaſſin des engen Loches an und ftieß
nach=
einander drei Geſtalten in den halbdunklen Raum. Die Frau,
die auf der Holzpritſche in der Nähe der Tür geſeſſen hatte, wich
bis an das vergitterte Fenſter zurück, das aber auch keinen
Aus=
blick ins Freie geſtattete, denn draußen war ein Eiſenblech ſo.
befeſtigt, daß man nur mit Mühe, wenn man ſich dicht an die
Wand kauerte, ein Stück Himmel ſehen konnte.
Die Tür wurde zugeſchlagen, und die Schritte des
Schlie=
ßers entfernten ſich langſam.
In der Zelle blieb zuerſt alles ruhig, endlich brach der eine
der Neuankömmlinge das Schweigen.
„Das iſt nun der dreckigſte Stall, in den wir bisher geſperrt
wurden, immer Abwechslung, einmal Schiffskabuſe ohne Luft
und Licht, dann wieder Gefängnis mit Läuſen und Wanzen.
Wir kommen zerfreſſen ins Innere, wenn das ſo weitergeht.”
(Fortſetzung folgt.)
Kinderwagen
sind weltberühmt und unerreicht
Jeder Wagen trägt die Fabrikmacke: Brmacr
— Ueberall erhältlich —
H
A
Zuiegeude Arbeitskolonne des
Arboitgat
ftädL. Arbentsilntes
erledigt vvübergehende Arbeiten und
Be=
ſorgungen jeder Art durch zuverläſſige
Kräfte gegen feſte Vergütung. (st2691
Fernruf 2477. —
Möbl. gerad.
Man=
ſarde mit ſchrägem
Schlafzim. geg.
Mit=
hilfe in H. Haushalt.
zu vermieten. Näh.
Pallaswieſenſtr. 45
(bei Otto). (*8972
Stellengeſuche
Mich
Baugewerbe=
Schüler
ſuchtlohnende
Neben=
beſchäft. Angeb. unt.
A 115 Geſchſt. (*8975
V
Dnſchinenſchreibſtube
Rheinſtr. 8. Tel. 1223
Nur Qualitätsarbeit!
Offene Stellen ß
Weiblich
Weißzengnäherin
die ausbeſſert und
ſtopft, geſ. Angeb. u.
A 127 Geſchſt. (*9015
Geſucht
in Haushalt mit 2
Kindern
Alleinmäd=
chen od. einfache Stütze
bei guter
Behand=
lung, Familienanſchl.
Frau Rechtsanwalt
Meiſel,
Bismarck=
ſtraße 43, I. (*9014
Tüchtiges, verfektes
im merwädck
Diatmermnsih.
ſowie fleißiges
Mäd=
chen für Küche und
Haus bei hohem
Ver=
dienſt geſucht.
Hotel Schmitz
Rheinſtr. 50, (8927
nachm. zu Kindern v.
* u. 6 Jahren geſ.
Frau Pol.=Dir. Dr.
Uſinger,
Heidelberger=
ſtraße 81‟/.- (B2703
Mifee 6
läſſige Frau
vder Mädchen für
ſtundenweiſe tagsüb.
geſucht Waldſtr. 13,
(270
parterze.
Laufmädch. od. Fraz
geſucht
Schwanen=
ſtraße 75, II. (*8996
Miiffn 7fh
älteres Mduwſen
z. Fühung v. kl. Haush.
2 Perſ.) geſ. (*8951gd
Roßdörferſtr. 48, II.
Ehemiſche Fabrik
Bredolwerke
Offenbach a. Main
Schuh= u. Ausputzpräparate
Lederdeckfarben
ſuchen für hiefigen Platz
und Umgebung
Angebote erbeten an (1,2685
Wilhelm Gebhardt,
Frankfurt a. M., Trieriſche Gaſſe19.
V
ältere Frau
findet in kleiner Viila
Wohnung,
Lebens=
unterhalt u.
Familien=
anſchluß. Als
Gegen=
leiftung verlangt:
Unterſtützung der
Hausfrau in der
Füh=
ru..g d. Haush. Ang.
u. A 116 Gſchſt. (*8991
Re
Beamtin bis 2
un=
möblierte Zimmer in
beſſ. Hauſe. Angebote
unter A 125 an die
Geſchäftsſtelle. (*9006
Lonnltäten
die ſich für Büro und
Unterrichts=
zwecke herrichten laſſen, zu mieten
geſucht.
Angebote unter A. 94 an die
(2646fg
Geſchäftsſtelle ds. Bl.
Ausgewieſene
(ruhiges Ehepaar mit erwachſener Tochter
ſuchen in beſſerem Hauſe
Wohnung
3—6 Zimmer nebſt Zubehör. Evtl.
Räuf=
liche Uebernahme eines Hauſes.
An=
gebote unter A 76 an die
Geſchäfts=
ſtelle ds. Bl.
(2705
Möbl. Zimmer
für ſoliden Herrn per ſofort
geſucht.
Joſeph Stade & Co. Nachf.
Ludwigſtraße 15. (*8949
Mang
Erfahrener
Filet= u. Sticherei=
Zeich=
ner (in)
ſofort geſ. Gefl.
Angeb. erbeten
unt. A 117 an
d. Geſchäftsſtelle
d8. Blattes. (2681
Größere
aa
Tokamiiäten
welche ſich für Büro und
Lager=
räume eignen, zu mieten geſucht.
Abſtand wird bezahlt. Angebote
unter A 113 an die Geſchäftsſtelle
dieſes Blattes.
(2680
Hochſchulprofeſſor
ſucht zivei möbl
Zimmer.
Angeb. m. Preisang.
unter L. P 916 ar
die Geſchäftsſtelle
ds. Blattes. (1,2684
K
Ziege (Plattkopf
zu verkaufen Laute
ſchlägerſtr. 13. (*8962
35 J. a., erſte Kraft,
fucht aktive
mit 10 Mill. Mark
Gefl. Angeb. unter
A 32 a. d.
Geſchäfts=
ſtelle d. Bl. (255ömg
n5
6—7 Mullionen
gegen gute Sicherheit
u. ſtille Beteiligung
fürlukr Unternehmen
ſof. geſ. Angeb. u.
A 128 Geſchſt. (*9019
Immobilien
Wegen
Auswande=
rung vermiete mein
Landhaus
z. Alleinbewohnen, m.
gut, Laden=Geſchäft,
auf 5 J. gratis, wwenn
komplett. Wohnungs=
Einrichtung zu reellen
Preiſen üibern, wird.
Griesheim b. Darmſt.,
Wilhelmſtr. 12
Elektr. Bahn b.
Wald=
friedhof. (*9018
Verkäufe
Nußbaum verkauf.
zut
fungſtadt
Kaplaneiſtr. 45. (*8989
Un
Mittwoch, den 4. April. vorm. ½½10 Uhr
und nachmittags ½/.3 Uhr anfangend,
verſteigere ich in dem Hauſe
W
Koinrichſtraßs /
Deihtiehſtrape Te, 1. Olod
meiſtbietend gegen Barzahlung:
a) Aus einem Nachlaß:
1 ſehr geterh. nußb. Bäfett (hochfeine
Arbeit), 1 guterhalt. Kaſſenſchrank
(mittelgroß) mit Treſor, 1 poliert. oval.
Tiſch. 1 Ziertiſchchen, 1 Schaukelftuhl. 1 ver
gold. Spiegel mit Konſole (Marmorplatte),
2 Lüſter, 1 Standuhr und 6 große Leuchter
(Bronze), Vaſen und Aufſtellſachen, Bilder
und Bilderrahmen, 1 Papageikäfig. 1 Wein
ſchrank. meſſ. Läuferſtangen, 1 Küchenſchr.,
1 Anrichte, 1 Küchenwaage mit Gewichten.
1 dreifl. Gasherd, Küchengeſchirr, 1 kompl
Bowle mit Platte, Gläſer u. a. m.
b) Wegen Wegzugs:
1 Diwan und 1 dazu paſſend. großen
Spiegel mit eich. Rahmen, 1 Baſchtifch
mit Marmorplatte, 1 Standuhr mit
Glas=
glocke, 1 eichene Kredenz. 1 Lederſeſſel,
1Regulator, 1 eſch. Serviertiſch, 3
Blumen=
ſtänder, 1 Geigenkaſten, 1 kl. Büchergeſtell.
1 Tafelaufſatz, Bilder, 1 Gasbackofen,
Hausgeräte.
Anzuſehen 1 Stunde vorher.
Kapp, Verſteigerer
Gerichtsvollzieher i. R.
2708)
Mauerſtraße 11.
Zumiet. geſu
Kl. Laden
geg. Abſtand zn miet.
geſ. Ang. unt. A 95
Geſchäftsſt. (*8889sg
Jüng, höh. Beamter
(Dauermieter) ſucht
für ſofort gut möbl.
9 Dimmo
1 A Mtütlher
zumiet., mögl. Weſten
der Stadt. Angebote
erbeten unter A. 118
Geſchäftsſtelle. (8985
Rtt4
R
X
*
*
*
D
WK
Stopferinnen X
Oelee Stickerinnen X
ſucht
(2690 X
m
Fritz Fratſchner & Co.
Wilhelminenſtr. 31,
Rt
Ianmangn
L. C. Wittich, Darmſtadt 8
Fernſpr. 1, 2390, 2391 + Rheinſtraße Nr. 23 8
Wir empfehlen uns zur
Her=
ſiellung von geſchmackvoilen
Druckſachen
in einfacher und feinſter
Aus=
führung, ein= und mehrfarbig
2 Koſtenanſchläge ſtehen zu Dienſten
Kanna..d..ngaanna
Ich ſuche ein landwiriſch. Anweſen
Wohn=
haus, Scheune, Stallung, u. ca. 15-40
Morgen Land, und bitte um diesbez.
ausführl. Angeb., welche obigen
Anfor=
derung. genüg. Auszahl. aufWunſch ſof. s
Angeb. unt. W 16315 an Ann.=Exped.
D. Frenz, G. m. b. H., Wiesbaden, Bahnhofſtr. 3.
dal
aug
Duud, mogl. iir Gdrter
auf Wunſch geg. bar von Inländer zu
kaufen geſucht.
Auf freiwerd. Wohn. w. nicht refl.
Angeb. mit Preis, Beſchreibung
und Lage an K. Schott,
Ludwigs=
hafen, Prankhſtraße 13.
(*9003
Zu verk.: 1 neues,
engl. Jackenkleid (Gr.
44), prima
Friedens=
ſtoff, hellgrau, erſtkl.
Schneiderarb.,z Hälft
des Wertes; 1 Paa=
Chevreaux=
Halb=
ſchuhe (Gr. 38) mit
Lackkappe, neu ſchtvz.,
ur. Lachſpangenſchuhe (Gr.
39), ebenf. neu. Anzuſ. v.
1-1u.3-4. Heinrichſt. 230*
Altes
Glasmalerei=
gemälde ſowie eine
Kamera ſof. zu vk.
Angebote unt. A 114
Geſchäftsſtelle, (*897
Verſenk=Nähmaſchine
billig zu verkauf. (ev
Teilz.) Ernſt=
Ludwig=
ſtraße 1, II. (e8973
N. S. U. (*8853keg
Motorrad
güit erhalt., zu verk.
Beckſtraße 67, part.
erveprad mFreil.
Bertchtab u.2Rah
men, geeign. zum
Um=
bauen, bill. zu vk.
Lieb=
frauenſtr. 102, p. I. (*8918
Gasbadeofen
(Prof. Junkers) und
½ Geige zu verkauf.
Hoffmannſtr. 19, (*2
Moderne
Stan d uhr
neu, noch ſehr billig
abzugeben. Näheres
Geſchäftsſt. (*2Umdg
A
Bekanntmachung.
In den Monaten April, Mai und Juni
1923 iſt der Sonntagsdienſt der hieſigen
Apotheken wie folgt geregelt.
Sonntagsdienſt haben jeweils
gleich=
zeitig in nachſtehender Reihenfolge:
die Apotheke am Inſtizpalaſt,
Bis=
marckſtr. 9, und die Einhorn=Apotheke,
Kirchſtr. 10½
b) die Merckſche Apotheke, Rheinſtraße 9,
u. die Beſſunger Apotheke. Karſtr. 111;.
die Löwen=Apotheke. Ballonplatz 11,
die Adler=Apotheke, Wilhelminenpl. 17,
und die Hirſch=Apotheke, Nieder=
Ram=
ſtädterſtraße 21.
Mit dem Sonntagsdienſt am 1. April
beginnen die unter b genannten
Apo=
theken.
Den Nachtdienſt verſehen:
vom 31. März abends bis 2. April früh die
Merckſche Apotheke und die Beſſunger
Apotheke,
vom 2. April abends bis 7. April früh die
Löwen=Apotheke, die Adler=Apotheke und
die Hirſch=Apotheke,
vom 7. April abends bis 14. April früh die
Apotheke am Juſtizpalaſt und die
Ein=
horn=Apotheke,
vom 14. April abends bis 21. April früh
die Merckſche Apotheke und die Beſſunger
Apotheke,
vom 21. April abends bis 28. April frül
die Löwen=Apotheke, die Adler=Apotheke
und die Hirſch=Apotheke,
vom 28. April abends bis 5. Mai, früh die
Apotheke am Juſtizpalaſt und die
Ein=
horn=Apotheke,
vom 5. Mai abends bis 9. Mai früh die
Merckſche Apotheke und die Befſunger
Apotheke,
1 Kindertiſchchen. Lampen und ſonſtige vom 9. Mai abends bis 12. Mai früh die
Löwen=Apotheke, die Adler=Apotheke und
die Hirſch=Apotheke,
vom 12. Mai abends bis 19. Mai, früh die
Apotheke am Juſtizpalaſt und die
Ein=
horn=Apotheke,
vom 19. Mai abends bis 21. Mai, früh die
Merckſche Apotheke und die Beſſunger
Apotheke,
vom 21. Mai abends bis 26. Mai, früh die
Löwen=Apotheke, die Adler=Apotheke und
die Hirſch=Apotheke,
vom 26. Mai abends bis 2. Juni, früh die
Apotheke am Juſtizpalaſt und die
Ein=
horn=Apotheke,
vom 2. Juni abends bis 9. Juni früh die
Merckſche Apotheke und die Beſſunger
Apotheke,
vom 9. Juni abends bis 16. Juni früh die
Löwen=Apotheke, die Adler=Apotheke und
die Hirſch=Apotheke,
vom 16. Juni abends bis 23. Juni früh die
Apotheke am Juſtizpalaſt und die
Ein=
horn=Apotheke,
vom 23. Juni abends bis 30. Juni früh die
Merckſche Apotheke und die Beſſunger
Apotheke.
Außerdem wird in unſeren in der
Darm=
ſtädter Zeitung erſcheinenden amtlichen
Nachrichten der Sonntagsdienſt der
Apo=
theken jeweils bekanntgegeben.
Darmſtadt, den 29. März 1923.
Polizeiamt. Dr. Uſinger
Im Handelsreg’ſter Abt. 4 wurte
heute die Firma Reiß & Cie., Leder=
und Kunſtlederwarenfabrik Dieburg mik
dem Sitz in Dieburg eingetragen. Offens,
Handelsgeſellſchaft ſeit dem. 10. Februax
1923. Geſellſchafter ſind: Franz Reiß,
Portefeuiller, Hans Schroth, Kaufmann,
und Peter Staudt, Sattlei, aite in
(2696
Dieburg.
Dieburg, den 27. März 1923.
Heſſiſches Amtsgericht.
z. vk. Karlſtr.
Miſt Nr. 90, I60
Gebe eitt
vollſt. Bett
gegen guterh. Damen=
Fahrrad Feld, Hotel
Moth, Grieshefm. (*8961
Bruteier
v. präm. rebh. Ital.
Zucht n. Eind.=R.=
Gänſe abzugeb. /*8967
Hildebrand, Eberſtadt,
Wiefenurühlen,
A3
Fife
KA
Darmſtädter Tagblatt
Kurze Ausführungen zu den Aaleihen des
Heſſ. Staaten 1923.
Nach mehrjähriger Pauſe bringt der Heſſiſche Staat jetzt
wieder 2 Anleihen auf den Maukt, deren Erlös teils für
den weiteren Ausbau der ſtaatlichen
Braunkohlen=
werke in Oberheſſen, teils für die Errichtung
neuer Wohnungen, teils für ſonſtige Bedürfniſſe beſtimmt iſt.
Die Sicherſtellung der Anleihen iſt nach jeder Richtung und für
alle Verhältniſſe durchaus gewährleiſtet.
Von den beiden Anleihen bietet die Markanleihe mit dem
gleitenden, ſich nach dem Reichsbankdiskontſatz richtenden Zinsſatz, den
Zeichnern einen Ertrag, der ſich jeweils den Veränderungen des
Wirt=
ſchaftslebens gut anpaßt. Durch Feſtſetzung eines Mindeſtzinsfußes von
8 Prozent iſt dem Gläubiger auch bei Beſſerung der wirtſchaftlichen
Lage dauernd eine reichliche Rente geſichert, während der Höchſtſatz von
16 Prozent bei weiterem Steigen des Zinsſatzes einen angemeſſenen
Aus=
gleich für die Erhöhung der notwendigen Ausgaben für die
Lebens=
haltung gewährt.
Die Braunkohlen=Roggen=Anleihe bringt zwar eine
geringere Verzinſung, nämlich 6 Prozent, womit ſie aber doch noch
über den Zinsfuß faſt aller anderen wertbeſtändigen Anleihen
hinaus=
geht. Sie bietet aber durch Bemeſſung des Wertes der Einheit nach
dem Mittel der Durchſchnittswerte von zwei wichtigen
Bodenerzeug=
niſſen eine gute Sicherſtellung gegen die jetzigen Schwankungen der
Mark=
währung. Dem Gläubiger bleibt die heutige Kaufkraft ſeines
Mark=
kapitals erhalten. So bekommt der Gläubiger, da dann auch die
Ein=
heit höher bewertet werden muß, einen entſprechend höheren Ertrag.
Das Gleiche gilt für die Rückzahlung.
Ein Vorzug der Anleihe iſt darin zu finden, daß der Heſſiſche
Staat die beiden Unterlage=Werte, Braunkohle und Roggen, ſelbſt zu
Eigentum beſitzt, bezw. produziert. Es iſt alſo wohl den weitgehendſten
Anſprüchen an Sicherheit genügt.
Zum Schluß ſei noch darauf hingewieſen, daß, was dem Publikum
noch wenig bekannt iſt, durch die neueſte Steuergeſetzgebung nicht nur
die Kapitalertragſteuer außer Kraft geſetzt worden iſt, ſo daß jetzt
wieder, wie früher, dem Gläubiger das voll ausgezahlte Zinserträgnis
verbleibt, ſondern daß auch der Depotzwang aufgehoben iſt und die
Erwerber von Effekten, dieſe aufbewahren können, wo ſie wollen.
Zur Erleichterung iſt den Gläubigern bei dieſen Anleihen die
koſten=
loſe Eintragung in das Staatsſchuldbuch geboten, wenn auch mit
ein=
jähriger Sperre. Sie können ſowohl jetzt ſchon gleich
Schuldbuch=
einträge zeichnen, wie auch jederzeit ſpäter Schuldverſchreibungen gegen
Schuldbuchforderungen eintauſchen. Damit ſind ſie, was für viele,
namentlich mittlere und kleinere Kapitaliſten wertvoll iſt, der läſtigen
und auch unter Umſtänden gefahrvollen Aufbewahrung der Wertpapiere
überhoben.
Die Goldanleihe der Rhein=Main=Oonau=
Aktiengeſellſchaft.
Die Rhein-Main—Donau=AG. gibt laut Zeichnungsaufforderung
im Inſeratenteil eine Gold=Anleihe heraus, um weitere Geldmittel für
die Förderung ihrer Aufgabe zu erhalten. Das ungemein wichtige Ziel
der Geſellſchaft iſt der Bau einer den Rhein über den Main mit der
Donau verbindenden Großſchiffahrtsſtraße (Aſchaffenburg. Bamberg—
Nürnberg — Regensburg — Paſſau — Reichsgrenze). So bedeutſam die
Schaffung einer ſolchen Waſſerſtraße für das geſamte deutſche
Wirt=
ſchaftsleben iſt, nicht minder wichtig wird die gleichzeitge Gewinnung der
großen Waſſerkraftanlagen an den Schleuſenſtufen für die
Elektrizitäts=
verſorgung des Landes ſein. Werden doch insgſamt 33 Kraftwerke mit
zuſammen 250 000 Pferdeſtärken mittlerer Jahresleiſtung entſtehen.
Ausgehend von der Ueberlegung, daß man mit einer beſtimmten
Summe Goldmark auch in den Zeiten ſtärkſter Papiergeldentwertung
einen ebenſo großen Umfang an „Bauten herſtellen kann, als in der
Vorkriegszeit, hat die Rhein-Main—Donau=AG. alle ihre
Berechnun=
gen auf die Goldmark abgeſtellt. Die Verzinſung der aufgewendeten
Goldmarkbeträge kann die Geſellſchaft ebenfalls in Goldmarkwerten
leiſten, denn der erzeugte elektriſche Strom iſt wertbeſtändig.
Die Rhein—Main—Donau=AG. hat dafür geſorgt, daß die
Anleihe=
gelder ſofort wertbeſtändig in Materialien und Dollarwerten angelegt
werden, ſo daß, der dem erhaltenen Goldwert entſprechende Teil der
Bauten ausgeführt werden kann, unabhängig davon, ob die Papiermark
während der Bauzeit im Werte ſteigt oder fällt.
Die Gold=Anleihe kann in Papiermark einbezahlt werden. Der
Be=
trag wird auf den Dollarwert umgerechnet und dieſer Dollarwert wird
mit 5 Prozent derzinſt. Bei der Zinszahlung wird wieder der
Dollar=
wert zum Kurſe kurz vor dem Zinstermin gerechnet und der fällige
Papiermarkbetrag ausbezahlt. In gleicher Weiſe erfolgt die Rückzahlung
der ausgeloſten Anleihe. Der Erwerb von Rhein—Main—Donau=
Goldanleihe iſt die beſte wertbeſtändige Geldanlage, denn der einmal
eingezahlte Betrag wird in ſeiner Kaufkraft unbedingt erhalten und er
wird außerdem noch gut verzinſt, was beim Ankauf von Deviſen und
von Sachwerten nicht der Fall iſt. Die Goldanleihe iſt vom Deutſchen
Reich und von Bayern geſamtſchuldneriſch verbürgt, alſo ein
mündel=
ſicheres Papier mit dem Vorzug der Wertbeſtändigkeit, und ſie iſt
außer=
dem noch hypothekariſch ſichergeſtellt durch Eintragung einer Reallaſt
auf das Dampf=Elektrizitätswerk des Großkraftwerkes Franken mit
85 000 Pferdeſtärken Leiſtung.
Zeniralausſchußſitzung der Reichsbank.
* Die Mitteilungen, die in der heutigen regulären Monatsſitzung
des Zentralausſchuſſes der Reichsbank über die Enwicklung der
Ver=
hältniſſe bei dem Zentralinſtitut von ſeiten des Reichsbankpräfidenten
gemacht wurden, beleuchteten aufs neue, in wie erſchreckendem Maße die
Inflation bei uns anwächſt. Präſident Havenſtein teilte u. a. mit, daß
ſich in den vier Wochen vom 15. Februar bis 15. März die Geſamtlage
der Bank von 3690 Milliarden auf 5869 Milliarden Mark erhöht hat.
In der zweiten Märzwoche nahm dieſe verhältnismäßig beſcheiden zu,
was damit zuſammenhängt, daß infolge der Markſtabiliſierung die
Kreditinanſpruchnahme etwas nachgelaſſen hat. Im einzelnen ſtieg der
Wechſelbeſtand um 755 Milliarden Mk. und das Schatzwechſel=
Porte=
feuille um 1455 Milliarden Mk. Daneben wurden die Darlehnskaſſen
um 193,7 Milliarden Mk. neue Darlehen in Anſpruch genommen.
Ins=
geſamt hatte die Reichsbank vom 15. Februau bis 15. März 2203
Mil=
liarden Schatzwechſel neu zu diskontieren. Indes brauchte ſie, wie bereits
aus der angeführten Zunahme des eigenen Schatzwechſelbeſtandes
her=
vorgeht, davon nur zwei Drittel zu behalten; der Reſt konnte von ihr
am Geldmarkt abgeſetzt werden. Auch hierbei ſpielt die
Markſtabiliſie=
rung eine Rolle, indem ſie Geld aus der Effekten= und
Deviſenſpekula=
tion frei werden ließ und der Anlage in Schatzſcheinen zuführte. Ferner
wirkte zugunſten des Schatzwechſelabſatzes die einſtwveilige Aufhebung
der Kapitalerwagsſteuer.
Der Zahlungsmittelumlauf hat ſich entſprechend der Geſtaltung
der Kapitalanlagen ſehr ſtark vermehrt. Es ſtieg von Mitte Februar
bis Mitte März der Papiergeidumlauf um 15,68 Milliarden Mk.; eine
Zunahwe, die nur auf die Reichsbanknoten entfällt. Sie wäre noch
ſtärker, wenn nicht die fremden Gelder um 806 Milliarden geſtiegen
wären. Auf der einen Seite wirkte zwar die Stabiliſierung der Mark
etwas der Kreditinanſpruchnahme und der Inflation entgegen, auf der
anderen Seite machte ſich aber die Störung, die durch den Einbrach,
der Franzoſen ins Ruhrgebiet in unſer Wirtſchaftsleben hineingetragen
worden iſt, in der bedenklickſten Weiſe bemerkbar. Dem Zunehmen der
Notenflut war auch die einſtweilige Steigerung des Preis= und
Lohn=
niveaus zuträglich. Der Index der Großhandelsziffern freilich fängt
an, ein leich es Hinabgleiten zu verraten. Es iſt zu erwarten und zu
hoffen, daß bei anhaltender Beſtändigkeit des Markkurſes die
Preis=
ſenkung ſich weiterhin deutlicher ausſprechen wird.
Der Metallbeſtand der Bank hat in der zweiten Märzwoche jene
Steigerung um rund 400 Millionen Mk. durch Zufluß der neuen
Aru=
miniummünze zu 200 Mk. erfahren. Die Weiteraabe dieſer Münze in
den Verkehr iſt in der dritten Märzwoche in Fluß gekommen. Der
Goldbeſtand der Reichsbank hat ſich dagegen nur unweſentlich verändert;
das Golddspot im Aus'ande iſt um 15 Millionen Mk. auf 65 Millionen
Mark geſtiegen, und zwar deshalb, weil die Reichsbank es für notwendig
hielt, die Beträge, die ſie als Rückendeckung für ihre Deviſenoperationen
im Auslande halten will, zu verſtärken. In der dritten Märzwoche iſt
eine weitere Goldſendung nach dem Auslande erfolgt. — Der nächſte
Wochenausweis wird darüber Näheres bringen, Hervorzuheben ſei nur,
daß das geſamte ausländiſche Golddeport der Reichsbank bis jetzt
un=
belaſtet iſt.
SDT
1. April 1923 Nr. 90
Verkehrsnachrichten.
X Maing. 29. März. Schiffahrt. Im Floßverkehr iſt es
äußerſt ſtill. Nach Holland gehen infolge verbotener Ausfuhr überhaupt
keine Flöße ab. Nur in ganz ſeltenen Fällen wird ein Floß durch ein
holländiſches Boot nach der Ruhr geſchleppt. Das Waſſer des Rheines
und ſeiner Nebenflüſſe geht langſam, aber ſtetig zurück. An dem
hieſi=
gen Brückenpegel verzeichnet man einen Stand von nur noch 1,01 Mtr.,
ſo daß das Beladen der größeren Kähne immer mehr eingeſchränkt
werden muß. Die amtliche Tiefe des Fahrwaſſers durch die Koſtheimer
Schleuſe beträgt noch 2,30 Meter. Wegen Lohnforderungen, die
in=
zwiſchen geregelt wurden, brach unter den hieſigen Hafenarbeitern ein
Streick von wenigen Tagen aus. Das Schleppgeſchäft liegt faſt
voll=
ſtändig danieder. Schleppdampfer von franzöſiſchen
Schiffahrtsgeſeul=
ſchaften ſieht man nur noch ganz vereinzelt, da die meiſten ſich in einem
betriebsunfähigen Zuſtande befinden. Infolge des zurückgehenden
Waſſerſtandes muß auch der Schleppbetrieb der holländiſchen
Schrau=
benboote ihres Tiefganges wegen eingeſchränkt werden. Feſte
Schlepp=
löhne notiert man nicht; ſie unterliegen jeweils der Vereinbarung. Der
Umſchlagverkehr in den hieſigen und Guſtovsburger Häfen ruht faſt
vollſtändig, zumal infolge des noch anhaltenden Eiſenbahnerſtreits keine
Waggons geſtellt werden. Kahnſcharterungen finden nur in ganz
be=
ſchränktem Maße ſtatt. Die beladenen deutſchen Kähne fahren auf ſich
zu Tal. Für Talladungen nach dem Mittelrhein werden 12—16 000 M.
pro Tynne bei verkürzter Lade= und Löſchzeit geboten. An Tagesmiete
zahlte man 150—200 Mk. pro Eichtonne ud Tag, für kleinere
Fahr=
zeuge entſprechend mehr. Der Beſtand an Leerraum hat ſich ziemlich
verringert, zumal keine Schhiffe mehr hier einlaufen, auch nur ganz
ver=
einzelte leer gemacht werden. — Der Poſt= und Telegraphenbetrieb iſt
bis jetzt noch nicht wieder aufgenommen worden. Schlepplohn Mainz—
Höchſt 2000—2500 Mk. pro Tonne.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
DDie Zahlungsbedingungen bei Holzverkäufen.
Wie uns mitgeteilt wird, gewährt die heſſiſche
Staatsforſt=
verwaltung den Käufern von Holz im Betrage von mehr
als 300 000 Mk. einen Nachlaß von der Kaufpreisſchuld, falls die
baldige Barzahlung erfolgt. Der Nachlaß beträgt, wenn die Zahlung
im Monat April erfolgt, 5 Prozent; bei Zahlungen im Mai 1923
4 Prozent und in dieſer Weiſe weiter mit jedem Monat um 1 Prozent
fallende Zinſen. Bei Zahlungen nach dem 31. Auguſt d. Js, wird ein
Nachlaß nicht wehr gewährt.
* Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank
und Poſt erfolgt bis auf weiteres unverändert zum Preis von 85 000
Mark für ein Zwanzigmarkſtück, 42 500 Mk. für ein Zehnmarkſrück. Für
ausländiſche Goldmünzen werden entſprechende Preiſe gezahlt. Der
Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die Reichsbank und Poſt erfolgt
bis auf weiteres unverändert zum 1500 fachen Betrag des Neunwertes.
wb. Reichsbankausweis. Nach dem Ausweis der
Reichs=
bank vom 23. d. M. hat ſich die Beanſpruchung der Bank in der dritten
Märzwoche — zum Teil unter der Einwirkung des bevorſtehenden
Quartalſchluſſes — außerordentlich verſchärft. Die geſamte
Kapital=
anlage ſtieg um 701,5 Milliarden Mark auf 6 570,5 Milliarden Mark.
Die Zunahme betrug bei den Handelswechſeln 181,4 Milliarden Mark
(gegen 66,2 Milliarden Mark in der Vorwoche) und bei den
Reichs=
ſchatzanweiſungen 528,7 Milliarden Mark (gegen 239,4 Milliarden Mark
in der Vorwoche); während ſich die Lombardforderungen weiter um 8,7
Milliarden Mark verminderten. Von den angeforderten
Kredit=
beträgen floſſen 282,1 Milliarden Mark den fremden Geldern der Bank
neu zu, die ſich auf 2253,5 Milliarden Mark erhöhten; der größere
Teil wurde auch in der Berichtswoche wieder in baren Zahlungsmitteln
der Bank entzogen.
Die Steigerung des Notenumlaufs, weiſt mit einem Betrag
von 683,1 Milliarden Mark eine neue Höchſtziffer aus; die Summe der
Banknotenausgabe iſt damit auf 4 955,6 Milliarden Mark angeſchwollen.
Der Umlauf an Darlehnskaſſenſcheinen dehnte ſich gleichzeitig um 0,2
Milliarden Mark auf 12,7 Milliarden Mark aus. — Was den
Metall=
vorrat anlangt, ſo iſt der Goldbeſtand unverändert geblieben.
Indeſſen wurde der im Auslande deponierte Teil des Goldbeſtandes
unter Abzweigung der Beträge von dem Goldkaſſenbeſtande um weitere
100 Millionen Mark verſtärkt. Dieſe Diſpoſitionen haben lediglich den
Zweck, der Reichsbant in der Möglichkeit vorübergehender ſchneller
Dar=
lehnsaufnahmen im Auslande eine größere Bewegungsfreiheit bei etwa
nötig werdenden Deviſentransaktionen zu ſichern. Der Beſtand der
Scheidemünzen aus unedlem Metall (Aluminium, Zink, Eiſen pp.), der
ſchon durch die kurz vor Schluß der Vorwoche erfolgte Zuführung der
erſten Prägeergebniſſe der neuen Aluminiummünzen zu 200 Mark im
Ausweis vom 15. d. M. eine Zunahme um 0,4 Milliarden Mark
er=
fahren hatte, iſt weiterhin um 2,7 Milliarden Mark angewächſen. Die
Münzſtätten lieferten nämlich in der Berichtswoche rund 9,8 Milliarden
Mark in ſolchen Münzen neu ab, von denen ſich in wenigen Tagen
be=
reits rund 7,1 Milliarden Mark in den Verkehr leiten ließen.
Die Inanſpruchnahme der Darlehnskaſſen des Reichs ſetzte
ſich in erheblich geſteigertem Umfange fort. Ihr Darlehnsbeſtand
er=
weiterte ſich um 200,8 Milliarden Mark (gegen 54,2 Milliarden Mark
in der Vorwoche) auf 1001,2 Milliarden Mark. Die Darlehnskaſſen
führten einen dieſer Zunahme entſprechenden Betrag an
Darlehnskaſſen=
ſcheinen an die Reichsbank ab, ſo daß deren Beſtände an ſolchen
Schei=
nen unter Berückſichtigung der erwähnten Abſätze in den Verkehr um
200,6 Milliarden Mark auf. 988,4 Milliarden Mark vermehrt ſind.
* Das Zeichnungsergebnis auf die
Dollarſchatz=
anweiſungen. Es wird mitgeteilt, daß von dem aufgelegten
Ve=
trag von 200 Millionen Goldmark die Hälfte des von den Banken
garantierten Betrages gezeichnet worden iſt. Da die Banken für der
Betrag von 100 Millionen garantiert haben, iſt von ihnen alſo der
feh=
lende Betrag zu übernehmen. Die Finanzverwaltung erklärt das
Er=
gebnis für befriedigend und will die Stützungsaktion für die Mark
kraftvoll fortſetzen.
Das Goldzollaufgeld beträgt in der nächſten Woche
494 900 Prozent gegen 509 400 Prozent in der Vorwoche.
* Rauchwaren=Zurichterei und =Färberei Louis
Walther Nachf., Markranſtädt. Das Aktienkapital ſoll nicht,
wie erſt vorgeſchlagen, um 23,25 Millionen Mk. Stamm= und 0,75
Mil=
lionen Mk. Vorzugsaktien, ſondern um 74 Millionen Stamm= und
2 Millionen Mk. Vorzugsaktien auf 100 Millionen Mk. erhöht werden.
Die weit ſtärkere Erhöhung als urſprünglich vorgeſehen war, erweiſt ſich
als notwendig durch die inzwiſchen geplante Angliederung der
Kanin=
färberei von A. Arnhold=Naunhof.
Horchwerke A. G., Zwickau. Die Geſellſchaft beantragt
eine Dividende von 50 Prozent gegen 10 Prozent im Vorjahre.
* H. Schomburg u. Söhne A. G., Porzellanfabrik
Kahla A. G. Die beiden, durch Intereſſengemeinſchaft verbundenen
Geſellſchaften beantragen eine Dividende von je 1 Zehntel Prozent i.
Gold nach dem Goldankaufspreis der Reichsbank vom 31. Dez. 19
gleich 200 Prozent in Papiermark. Schomburg verteilt außerdem 500 M.
auf 8 Millionen Mark alte Aktien, die infolge der Verlegung des
Ge=
ſchäftsjahres für drei Monate dividendenlos geblieben ſind. Feiner
beantragt Schomburg Kapitalserhöhung um 15 Millionen Mk., Kahia
um 25 Millionen Mk. neue Stammaktien mit einem Bezugsrechte 2: 1
zu 500 Prozent zuzüglich Bezugsrechtsſteuer. Der Beſitz an
Austauſch=
ſoll bei beiden Geſellſchaften gegenſeitig verdoppelt werden.
aktien
Induſtriebau A. G., Berlin (früher Kattowitz).
Die Geſellſchaft beantragt eine Dividende von 100 Prozent (i. V. 25
Prozent) auf die Stammaktien und von 39½ Prozent auf die
Vorzugs=
aktien. Infolge des guten Ergebniſſes ſind ſtarke Abſchreibungen
mög=
lich geweſen. Bei bedeutendem Auftvagsbeſtand ſoll zur Stärbung der
Betriebsmittel das Aktienkapital auf 90 Millionen Mk. erhöht werden.
Den Aktionären wird ein Bezugsrecht 2:1 zu einem noch
feſtzuſetzen=
den Kurs eingeräumt. 20 Millionen Mk. ſind zu Austauſchzwecken
beſtimmt während 13 Millionen Mk. der Verwaltung zu beſonderen
Verwendung überlaſſen werden.
Allgemeine Gas A. G., Magdeburg. Die Geſellſchaft
ſchlägt eine Dividende von 40 Prozent (i. V. 15 Proz.) und einen Bonus
von ebenfalls 40 Proz. (i. V. 0) vor.
Hamburger Elektrizitätswerke A. G., Hamburg.
Das Aktienkapital ſoll um 44 Millionen Mk. Vorzugsaktien mit 7fachzem
Stimmrecht und um 308 Millionen Mk. Stammactien erhöht werden.
Die Stammaktien gehen an ein Bankenkonſortium, welches den
Aktio=
nären auf 1 alte Aktie eine neue zu einem noch feſtzuſetzenden Kurſe
anbietet. Die neuen Vorzugsaktien übernimmt der Hamburger Staat
zu 140 Prozent. A. v. Generalverſammlung am 21. April.
* Einkrächk, Bräünkohlenwerke A. G., Welzow. Die
Geſellſchaft bringt eine Dividende von 250 Prozent (i. V. 27 Prozent)
in Vorſchlag. Außerdem iſt die Schaffung einer halbwertbeſtändigen
Anleihe beabſichtigt, die z. T. den Aktionären angeboten werden ſoll.
Eine Bankengruppe unter Führung der Mitteldeutſchen Kreditbank
gewährt der Geſellſchaft im Bedarfsfalle ein Darlehen im Gegenwerk
von 20 000 To. Briketts zum Durchſchnittspreiſe des vorigen Jahres.
Das Darlehen iſt mit 2 Prozent über Reichsbankdiskont, aber höchſtens
mit 10 Prozent verzmsſich; die Zinſen werden fährlich mit der Dividende
zuſammen bezahlt. Zunächſt iſt die Ausgabe von 40 000 Tonuen gleich
eine Tonne pro Aktie in Ausſicht genommen. Der Davleheusbetrag
wird aber nicht von den Aktionären eingefordert, ſondern von der
Ban=
bengruppe vorgelegt, um mit den Aktionären bei der Dividenden= und
Zinszahlung im nächſten Jahre verrechnet zu werden. Kurs der
Ein=
tracht=Braunkohlenaktien am Mittwoch 80 000 Proz rat, nach ſtarker
Steigerung.
* Einſtweilen keine Kalipreisermäßigung. Eine
kürzlich verbreitete Meldung, wonach die Verhandlungen über die
Aus=
gabe einer wertbeſtändigen, auf Kali bezogene preußiſche Anleihe wegen
einer möglicherweiſe bevorſtehenden, wenn auch nur vorübergehenden
Kalipreisermäßigung in Form von Sommervergütungen vorläufig
zu=
rückgeſtellt ſeien, wird von der Nachrichtenſtelle für die deutſche
Kali=
induſtrie als irrig bezeichnet, zum mindeſten eilt dieſe Angabe den
Er=
eigniſſen weit voraus. Ob die Kaliinduſtrie die im vorigen Jahre im
Sommer gewährten Sommerrabatte auf die von der Geſtaltung der
Selbſtkoſten abhängigen Preiſe auch dieſen Sommer gewähren wird,
kann erſt nach Beendigung der Frühjahrsdüngerperiode erwogen
wer=
den. Zurzeit iſt eine Preisermäßigung nicht zu erwarten.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. In der innerpolitiſchen
Lage des Reiches iſt keine Aenderung eingetreten, die beſtimmend auf
die wirtſchaftlichen Verhältniſſe hätte einwirken können. Die Vorſchläge
der Amerikaner auf dem internationalen Handelskammerkongreß in
Rom, die Stinnesreiſe nach Rom und das angeblich guinſtige Ergebnis
der Dollarſchatzanweiſungsanleihe ſind als gute Momente zu verzeichnen,
denen allerdings der Anſpruch der Reparationskommiſſion auf das
Er=
gebnis dieſer Anleihe gegenüberfteht. Eie ſoll fedoch der Stützung der
Mark und damit auch unſerer Wirtſchaft dienen. Trotz alledem hat ſich
in den letzten Tagen an den Effekten= wie Produkten= und
Waren=
börſen eine beſſere Stimmung durchgeſetzt, die teilweiſe zu
Preisſteige=
rungen und größerer Nachfrage führte, aber von einer lebhaftecen
Um=
ſatztätigkeit nichts zu ſpüren war. Man hält ſich beſonders auf dem
Produkten= und Warenmarkt vor neuen Engagements zurück und will.
erſt die Klärung der politiſchen Lage abwarten. Die auswärtigen wie
die ausländiſchen Märkte ſenden ebenfalls eine etwas feſtere Tendenz.
Getreide: Die Winterſaaten ſtehen recht gut, da ſie unter
kei=
ner beſonders ſtrenge Kälte zu leiden hatten. Höchſtens hätte ihnen die
große Feuchtigkeit etwas ſchaden können. Die Sommerfrucht kommt jetzt
in die Erde. Bei dem feuchten Boden und der tagsüber warmen
Wit=
terung dürfte auch ſie raſch aufgehen und zur Entwicklung kommen
Vom Handelsgeſchäft iſt wemg zu berichten. Das Angebot in
inlän=
diſcher Ware wird immer kleiner; die Nachfrage ſeitens der Händler
hat ſich etwas gebeſſert, aber die großen Handelswhlen können nicht im
das Geſchäft gehen, da ſie alle in dem von den Franzoſen beſetzten Gebiet
liegen und ihnen ſo der Mehlabſatz nach dem unbeſetzten Gebiete geſperrt
iſt, ſo daß es für ſie auch keinen Wert hat, ſich mit neuer Frucht
ein=
zudecken und große Kapitalien darin anzulegen, für deren
Wiederein=
bringung der Zeitpunkt ſehr unbeſtimmt iſt. Die Preiſe zeigten die
Woche hindurch ſteigende Richtung und dürften wur in dem knappen
Angebot zu ſuchen ſein. Weizen ſtieg von 95 000 auf 102—104 000 Mk.,
Roggen blieb mit 88000 Mk. weiter unverändert. Gerſte beſſerte ſich
von 75—82000 Mk. auf 78—85 00 Mk., inländiſcher Hafer lag mit
50—70 000 Mk. unverändert, und ausländiſcher Hafer zog um 2000
auf 92—97000 Mk., Mais um 5000 auf 100000 Mk. an. Alles pro 100
Kilo bahnfrei Mamheim.
Mehl: Das Mehlgeſchäft der Mühlen war ſehr ſill, da ſie uur
auf ſpätere Termine verkaufen können in der Erwartung, daß bis dahin
die Beſetzung vorbei iſt. Dafür geſtaltete ſich die Nachfrage uac, frei
verfügbarem Mehl etwas lebhafter und die zweite Hand verlangte für
ihre disponible Ware 150—155 000 Mk. pro Doppelzentner Weizenwehl.
Spezial Null, alſo gegen die Vorwoche 10—15 000 Mk. mehr, während
die Mühlen ihren Richtpreis von 170 000 Mk., trotz höherer Beizenpreiſe,
nicht ſteigerten.
Futtermittel: Das Angebot beſchränkt ſich weiter auf die
wenigen Artikel. Weizenkleie koſtet unverändert 40 000 Mk. ab
Mühlen=
ſtation, Biertreber 45000 Mk., Malzkeime 44 000 Mk., vollwertige
Trockenſchnitzel 56 000 Mk., geringe Waren 23—24 000 Mk. die 190 Kilo
ab Fabrikſtation. Auf dem Rauhfuttermittelmarkt macht ſich die Nähe
der Grünfütterungszeit und die befriedigenden Ausſichten bemerkbar.
Die Nachfrage iſt ſehr klein, da die Verbraucher bis dahin auszukommen.
ſuchen und keine großen Neuanſchaffungen machen. Die Prriſe hielten
ſich zwar noch, neigen aber doch eher zur Schwäche. Loſes Wieſenheu
bedang 42 000 Mk. Luzernekleeheu 46—50 000 Mk., Preßſtroh 36—38 000
Mark, Bundſtroh 35—36 000 Mk. pro Doppelzentner waggonfrei
Mann=
heim. Gerſtenſtroh wurden 10000 Kilo zu 20000 Mk. die 100 Kilo
verſteigert.
Kolonialwaren: Angeregt durch feſtere Auslandsmärkte kanr
auch hier eine beſſere Tendenz zum Durchbruch, doch blieb das Geſchäft
noch ruhig. Die Preiſe lauten gegen die Vorwoche bei Kaffee und Reis
unverändert, bei Tee etwas niedriger, bei Kakao und Auslandszucker
eine Kleinigkeit höher. Die Notizen ſtanden für Kaffee Santos Supertor
roh 14 200—15 920 Mk., gewaſchen 18 520—20 000 Mk., bei 6815,50 Mk.
Zoll, für Tee mittlere Sorte auf 29 500—32000 Mk., gute Sorte 33000
bis 35000 Mk., feine Sorte 36—39000 Mk.; für holländiſchen Kakoo
auf 6300—6700 Mk., inländiſchen Kakao 6000—6300 Mk., Reis Burm
auf 1800 Mk. und für Auslandszucker auf 2800 Mk. — alles für ein
Kilo ab Mannheim.
Tabak: In Erwartung einer Zollermäßigung durch die
beſchlof=
ſoene Aenderung des Tabakſteuergeſetz, die niedrigere Preiſe für
deut=
ſche Tabake und Rippen bringen muß, üben die Käufer größte
Zurück=
haltung gegenüber den immer noch ſehr hohen Forderungen der
Pflan=
zer. Ladenburg verkaufte zwar noch einige hundert Zenmer 1922er
Tabake je 200 000 Mk. an einen Fabrikanten, auch einige kleine Poſten
gingen zu ungefähr demſelben Preis ab. In Rippen blieb der Abſatz
ſehr klein, und es fallen immer mehr Rippen an, die zu rückgängigen
Preiſen angeboten werden. Beſtellungen und Abrufe auf
Fcctigfabri=
kate laufen bei den Fabrikanten faſt gar nicht ein.
Wein: Die Reben ſtehen im Saft und neue Triebe ſprießent
kräftig hervor. Der Verkehr kann nur in dem beſetzten und unbeſetzten
Gebiete unter ſich ſtattfinden, da eine Ausfuhr unmöglich iſt. Im
Wein=
verkaufsgeſckäft iſt eine ſtarke Stockung eingetreten und die Preiſe haben
einen nennenswerten Rückſchlag zu verzeichnen, ſo daß die vor einige
Wochen angeſetzten Taxen nicht ganz erreicht wurden und auch deshalb
Zurückziehungen erfolgten, ſo bei einer Verſteigerung in Elwillg
bei zwei Viertelſtück 1920er, die 1 180 000—1 500 000 Mk. und bei zwei
Viertelſtück 1921er, die 4 160 000 und 7 200 000 Mk. erzielten. 19DDer
Halbſtücke gingen zu 1010000 und 2 650 000 Mk. ab. Die Julius
Eſpe=
ſchidſche Weingutsverwaltung bei Bingen fand dagegen bei ihren
Aus=
geboten zu hohen Taxüberſchreitungen raſch Abnehmer. Für vier
Halb=
ſtücke 1919er erlöſte ſie 4 230 000—6 610 000 Mk., für 34 Halbſtüicke und
Viertelſtuck 1922er 4 270 000—30 680 000 Mk., für 3. Halbſtiicke und
6 Viertelſtücke 1921er 7 730 000—16 530 000 Mk. bzw. 11030 000 Mr.
und 15 310 000 Mk.
Holz: Der Rückgang der Preiſe in Nutzholz und die Steigerung
derſelben für Breynholz verſchärft ſich immer mehr. Bei letzterem
dürfte aber die zu erwartende Kohlenpreisherabſetzung ſich ſehr bald
fühlhar machen. Bei Nutzholz iſt die geringe Bautätigkeit durch das
Fehlen an Geldmitteln und die überſpamnten Preiſe für Möbel, die
keinen Abſatz mehr finden, die Haupturſache. Bei der
Nutzholzverſtei=
gerung in Oftersheim bei Schwetzingen weigerten ſich die Handwerker,
die feſtgeſetzten Preiſe zu zahlen und boten nur wenig mehr als die
Hälfte der feſtgeſetzten Taxe, ſo für Holz 1. Klaſſe 150—200 000 Mk.,
2. Klaſſe 120—150 000 Mk.; bei einer Brennholzverſteigerung in
Eber=
ſtadt (Heſſen) dagegen wurden für zwei Meter Stockholz 60—70000 M.,
für Buchenknüppelholz im Durchſchnitt 70 000 Mk. von den zahlreichen
Bietern — meiſt Geſchäftsleuten — geboten.
Schiffahrt und Kohlen: Der Waſſerſtand hat ſich beträchtlich
geſenkt. Der Rhein= und Mainverkehr ruht noch aus den Eekannten
Gründen, die Neckarſchiffahrt dagegen iſt noch intakt, allerdings nur
talwärts mit Waren beladen. Die Induſtrie und der Hausbrand ſind
noch mit Kohlen verſehen und erfordern aus dieſem Grunde leine
Ein=
ſchränkungen.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
FREDRICH ZAUN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
DarlVorGe-
1 Luisenplatz 1
Nummer 13
Darmſtädter Tagblatt
1. April 1923
Oſtern 1923.
Eine religiöſe Feſtbetrachtung.
Von Hofprediger D. Doehring, Berlin.
* Jeder Tag hat ſein beſonderes Geſicht. Auch jeder
Oſter=
tag. Und doch: es iſt dieſelbe Sonne, mag ſie hell leuchten oder
hinter Wolken ftehen, die einen Tag zum Bruder des anderen
macht. Sie können ihre gemeinſame Herkunft nicht verleugnen.
So iſt auch jeder Oſtertag, wie beſchaffen die Zeitläufte immer
ſein mögen, in die der einzelne fällt, durch das
Auferſtehungs=
evangelium geweiht. Was ihm jeweils ſeine Beſonderheit gibt,
iſt allein die Art, wie dies Evangelium dermalen gerade
ange=
eignet wird.
Geiſtloſe Generationen haben
das Oſtererangelium ſtets — es
klingt merkwürdig genug
VK
P
vergeiſtigt. Ob ins Natur=
V
V
Ra
ſymbol oder die reine Idee,
N
macht keinen weſentlichen Un=
Ji
Ai
terſchied. So oder ſo ward ihm
das Leben genommen. Was
K
übrig blieb, war ein blaſſer
V
P
Schemen. Das Endergebnis
war immer das fauſtiſche: „Die
G
Botſchaft hör’ ich wohl, allein
mir fehlt der Glaube.
S
Auf Glauben aber ſteht die
Re
Menſchheit. Ohne ihn fällt ſi?.
U
L
Daß ſie zur Stunde gefallen
K
iſt, kann nur der Irrſinn bezwei=
A
V
feln. Weder Symbol noch
Oft
Idee wird ſie aus dem
Ab=
grund reißen. Die Rettung
A
Kct
bringt allein die Tat. Nicht
Pt
der Menſchen, ſondern Gottes
Tat.
K
Ve
Gottes Taten ſind Wunder.
G.
Und Wunder wiederum ſind
S
Taten, die nur Gott tun kann.
Sie richten ſich nicht an das
9
menſchliche
Erkenntnisvermö=
a
gen — wer will Gott und ſein
Ie
Tun je begreifen? —, ſie
wen=
den ſich vielmehr an ſeine
Seele. An Gott glauben, heißt
das Wunder erlebt haben, an
ſeiner Seele von dem Ewigen
ergriffen zu ſein. Eine
Lebens=
welt öffnet ſich dann, in der das
Oſterwunder völlig ſelbſtver=
3.
*
ſtändlich iſt. Es gibt
ſchlechter=
dings nichts mehr, das einen
G
glaubenden Menſchen von der
9
auch den Tod überwindenden
Rgu
Liebe Gottes ſcheiden kann.
Aad
Darum gab das Urchriſtentum
RR
Ve
K
ſeinem Lebensrhythmus den
un=
vergleichlich triumphaften
Aus=
druck: „Unſer keiner lebt ihm
ſelber, und unſer keiner ſtirbt ihm ſelber. Leben wir, ſo leben
wir dem Herrn, ſterben wir, ſo ſterben wir dem Herrn.” Und
fügte vielſagend hinzu: „Denn dazu iſt Chriſtus auch geſtorben,
und auferſtanden und wieder lebendig geworden, daß er über
Tote und Lebendige Herr ſei.”
Der bloße Verſtandesmenſch wird jetzt erſt recht den Kopf
ſchütteln. Was ſollte er auch anders! Zu begreifen iſt ſo etwas
nicht. Ich wiederhole: es kann nur mit der Seele angeeignet
werden. Der auferſtandene Chriſtus iſt das denkbar
ungeeig=
netſte Objecht für philoſophiſche Spekulationen. Nur wer aus
dem Sterben ſeiner Seele zum Leben, aus dem heilloſen Ver
dorren ſeines Innerſten zur Geneſung will, dem begegnet er.
Und der Friede Gottes, „welcher höher iſt denn alle Vernunft”
kommt über ſein zerriſſenes Herz. Und eine Welt tut ſich ihm
auf, die ihm ehedem verſchloſſen war, ſo daß er beſtritt, daß
es ſo etwas überhaupt gäbe, — die Welt nicht der dinglichen,
ſondern der perſönlichen, nicht der irdiſchen, ſondern der
ewi=
gen Werte. Wir Chriſten nennen ſie Himmel. Unter dieſem
geöffneten Himmel zieht er ſeine Erdenpfade, der ſelige Menſch
des Glaubens. Nichts kann ihm Ziel und Ende ungewiß machen.
Wer will ſagen, ob nicht der ganze Jammer unſerer Tage,
das ganze fürchterliche Elend der Menſchheit von heute in ihrer
Scelen= und Zielloſigkeit beſchloſſen liegt. Man iſt irre
rund=
weg an allem; es weiß niemand mehr: wo ſoll’s hinaus? Die
Welt vergeht an dem brutalen Mangel an Oſterglauben. Ihr
Geſchick wird dem des Judas immer ähnlicher. Die dreißig
Silberlinge klingen gellend über die Erde. Das ſchauerliche
Sterbegeläut der Verzweiflung!
K
P
R33
P
Nach Golgatha.
Nachdruck verbeien.
Von Lothar Schüttel.
Nur Golgatha ſehen!
Aber der Weg iſt ſo weit, und das Kreuz laſiet ſo ſchwer, und der Hohn geißelt das
Herz in Wunden. Der Häſcher Schreien und Fluchen und Lachen ringsum füllt die leere,
endloſe Zeit und macht den Stolz ſo müde.
Der Mut verſickert in der Zeit, die ein Bündnis der Peiniger iſt.
Nur Golgatha ſehen, um zu wiſſen, daß hier des Leidens letzte Stunden ſind. Daß
hier Erlöſung wartet, und in der Nacht des Sterbens der Schmerz und der Hohn erſtickt
und die gierige blutdürſtige Neugier, die nicht warten kann, bis der Schmerz der Gepeinigten
zu lachendem Irrſinn wird.
Nur Golgatha ſehen, um den letzten Mut zu ſammeln, den letzten Stolz um
verächt=
lich geſchwungene Lippen zu ſpiegeln und die Kraft zu haben, das Kreuz zu tragen bis
zu=
letzt und nicht inmitten von Haß und Hohn zuſammenbrechen.
Nur Golgatha ſehen, um groß und aufrecht ſierben zu können!
Trage, deutſches Volk, dein Leid in Kraft und Stolz bis zu deinem Golgatha, über
deſſen ragende Kreuze die Sonne des Oſtertages leuchten wird!
Im Antlitz der Menſchheit prägen ſich zum diesjährigen
Oſtertag deutlich die grauenhaften Züge des Selbſtmörders aus.
Es gibt auch lachende Selbſtmörder. Der von allen widerlichſte
Typ. Die Seele ſtarb ſchon längſt, was liegt am Leibe? Er iſt
bereits Leichnam, nur die Verweſung fehlt noch.
Dennoch —, es ſprach einmal einer: „Ich lebe, und ihr ſollt
auch leben! Und wer an mich glaubt, der wird nimmermehr
ſterben!“ . . . Wer’s glaubt, der hat’s! Denn Oſterglaube iſt
Haben und Leben.
*
Aus langem Schlaf erſteht neu die Natur. Immer und immer.
Lehrt ſie uns nicht, daß jeder Nacht ein Tag, jedem Dunkel ein
Licht, jedem Schlaf ein Erwachen, jedem Tod ein Erlöſen, ein
Erwecken folgt? — Glauben! Glauben auch an deutſchen Volkes
Erlöſung, an eine deutſche Zukunft: das Oſterfeſt ſoll ſo uns
feſtigen den Glauben und — die Hoffnung!
Das Haar der Maria Magdalena.
Von Wilhelm Lennemann.
Unter dem Kreuze Chriſti knieten die Frauen, die er lieb
hatte, und weinten in dumpfer, ratloſer Verzweiflung ihren
Jammer in ſich hinein. Und Hoheprieſter und Schriftgelehrte
ſtanden da, und ihr Triumph ſchaute unter der Maske ſicherer
Ruhe und eitler Gerechtigkeit, mit vornehmem und ſtolzem
Schweigen auf den Gekreuzigten. Und weiter harrte das Volk:
Gaffer und Neugierige, Sucher und Sehnende, Nationaliſten und
Römlinge in buntem, wirrem Gemiſch. Und ein Fragen und
Bangen, ein Hoffen und Harren, zumeiſt aber eine gaſſengemeine
Lüſternheit ſchwelten über der bunten Menge.
Und hoch über ſie alle wölbte ſich dunkelblau die Kuppel des
Himmels, und das helle Licht der Sonne fiel heiß auf die
Ge=
kreuzigten, die Männer und Frauen, die Gerechten und
Ungerech=
ten. Und das Kreuz ſchien wie ein Pfahl, wie eine Achſe, die in
die Mitte des blauen Gewölbes wies und Halt und Stetigkeit
der kreiſenden Welt gab.
lind immer noch ſchaute das Volk auf den Gekreuzigten. Der
aber ſchwieg; er hatte der Menge nichts mehr zu ſagen. Da
kehrten manche enttäuſcht und trauernd heim; die verletzte
Neu=
gier des Pöbels aber entlud ſich in ſchmähvollen Fragen.
Der Nazarener aber hing am Kreuze, wie ihn die Liebe
ge=
heißen und daran ihn der Haß geſchlagen.
Abſeits von dem wirren Getriebe ſaßen die Kriegsknechte,
Ihr hartes, rauhes Herz ſah unempfindlich auf Luſt und Leid,
die um das Kreuz wogten. Ihr Schwert kannte kein Mitleid,
und Blut und Mord Saren ihnen liebe Worte.
Nur einer der Söldner ſtand wie im wirren Traum. Um
Monde gingen ſeine Gedanken zurück nach Capernaum, wo er
im Fieber gelegen. Da war ſein Hauptmann zu einem
Wunder=
täter gegangen und hatte für ihn gebeten, und der hatte ihn durch
ſein fernes Wort geſund gemacht. Das war der Nazarener
ge=
weſen. Er hatte ihn hernach geſucht, aber es hieß, er ſei mit der
Menge nach Süden gewandert. Aber gar manche Wohltat und
viele Wunder waren ihm von dem Propheten erzählt worden.
Und manche hatten ihm bedeutungsvoll und heimlich zugeraunt,
das ſei der Meſſias! Und eine große Hoffnung hatte er
heraus=
gehört und eine wohlmeinende Warnung. Dann war er mit
ſeiner Kohorte nach Jeiuſalem auf die Burg verſetzt worden,
und hier nun traf er wieder mit dem Wundermanne zuſammen,
der hing nun hier am Kreuze wie ein Verbrecher.
„Biſt du Chriſtus, der Sohn Gottes!” vernahm er den
Hohn=
ruf der Menge.
Nein, ein Gott war jener nicht! Und er dachte an die Götter
ſeiner Heimat, an Odin und Thor und Baldur.
Der Söldner ſchaute auf und ſah dem Gekreuzigten in das
leidvolle, gütige Geſicht. . . . „Baldur!?” murmelte er zweifelnd,
fragend.
Er ſchaute ſich bang um, ob da nicht Loki ſtehe, der ihn zu
Tode getroffen. Aber nein, der hier am Kreuze hing, war ja von
den Menſchen gefangen und nach gehörigem Gerichtsverfahren
ans Kreuz geſchlagen! Der war kein Gott!
„Hier, Marcus, die Würfel! Es geht um den Mantel!” rief
ihm ein Kamerad zu
Gleichgültig nahm der Germane die Würfel und warf ſie hin.
Er ſah nicht einmal darauf. . . . Da ſprangen die Söldner
lär=
mend auf. Einer warf ihm den Mantel vor die Füße. „Nimm,
er iſt dein!” und er wetterte ein böſes Wort dazu.
Wie im Traum hob der Germane das Gewand auf und
warf es über die Schulter. Da flimmerte ein goldig Lichtlein
über das Tuch. Leiſe fuhr die Hand dahin. Ein helles
Frauen=
haar hielt ſie zwiſchen den Fingern.
Sinnend ſah der deutſche Söldner darauf.
Ein
Mäd=
chenhaar auf dem Gewande des göttlichen Propheten! Und aus
Traumesdunkel hoben Ahnen und Vermuten liebe Bilder, die
ihn ſelbſt freuten, und er lächelte dazu. . . .
Er ſchaute den Gekreuzigten an, und er meinte, deſſen Blick
ruhe mit einer ſeligen Vergeſſenheit auf ihm und dem Mantel
mit dem goldigen Haar. Ob auch jener Nazarener der Stunde
gedachte, die dies Haar gelöſt hatte?
Volk ſtand zwiſchen ihm und dem Gekreuzigten. In Glut
und Brand reckte ſich das Holz zum Himmel. Und ſtumm hing
der Nazarener. Nur ſeine Augen gingen in dem liebevollen
Ver=
zeihen über das Volk und ſenkten ſich zu der Gruppe vor dem
Kreuze.
Und immer war’s dem Germanen, als ſchaue ihn der
Chri=
ſtus mit warmen, heiſchenden Augen an, als leſe er in ſeiner
Seele und ſtrafe ihn ob der Trugbilder, die ihm das Haar
vor=
gezaubert hatte.
Mit aufmerkſamer Sorgfalt legte er da das Haar, das er noch
immer zwiſchen den Fingern hielt, wieder auf das dunkle Tuch.
Und immer ſah er die beredten Augen des Gekreuzigten:
Wahre mein Erbe, es iſt ein heilig Gut!
War das Wort geſagt, oder hatte es nur ſein Ohr
ver=
nommen!
Das Wunder des Werdens.
Es iſt noch nicht Frühling.
Dunkle Wolken hängen
wie ſchwarze Fahnen tief herab, beſchattet iſt das Land, und der
Wind iſt ſchwer im dumpfen Rätſelraunen dunkler
Schickſals=
ahnung . . . es iſt noch nicht Frühling, mein Volk. . . ."
In dieſen Tagen aber iſt ein braunes Warten in den
Wäl=
dern, und der Knabe ſteht immer noch am Gartenzaun und ſchaut
hinüber über braune, grüne Flächen der Felder zu den Hügeln,
die wie feierlich im Abend ſtehen — — es iſt ein Geheimnis in
dieſen Dämmerungen wie eines leiſen Geſchehens . . . und eines
Kindes Seele fühlt, ohne zu wiſſen das ſeltſame Wunder des
Werdens —, denn es iſt das Wunder dieſer Zeiten, daß aus den
dunklen Verborgenheiten der Erde das Leben ſteigt, daß dunkle
Kraft aus den Gräbern
er=
wachend Licht wird in erſten
Ra
Blüten.
OM
Schneeglöclchen verſchwenden
Ra
Ja
ſich in ihres Blühens Fülle,
K
goldbrokaten leuchten Narziſſen
K
aus dem Grau des Raſens,
Seidelbaſt tränkt mit leis be=
K
täubendem Duft die Luft
und ein gelber Schmetterling
ſchwebt wie erdgelöſte
Krokus=
blüte zwiſchen den Kätzchen
der Haſelſträucher . . . und im
leisgeflockten Schnee des
Schleh=
dorns hüpft die Amſel, indes
die Lerche tirilierend ihre
Lie=
der an den Himmel kränzt. Ein
Ahnen liegt über dem Land,
einer verhaltnen Sehnſucht
ſcheues Freuen — — und der
Knabe ſteht noch immer an dem
K.
Gartenzaun: Am Horizont über
jenen Bergen iſt ein Streifen
Abendrot, und die leichten
Wol=
ken ſind erglüht in dieſes
Abends tröftlich=mildem
Son=
nengruß —
Und ob auch noch nicht
Früh=
ling iſt, Seele, ob auch der
Kreuzestage. Sterbemelodien
noch durch deine Trauer ziehn:
In Abenden des ſchwarzen
Fahnenwehens ſchauſt auch du
Ge
von jenen Bergen in das ſchöne
Jenſeitsglühn.
3
Iſt es nicht das Wunder
aller Wintereinſamkeit, daß der
D
O3
Quelle Lied (des Frühlings
Ra
leiſes Lied) in tiefſter Wieſen=
Lrg
Ja
ſchlucht doch nie und nie ver=
Si
ſtummt? Iſt nicht der Sinn
Ku
der letzten Not, tiefſten Not —
OP
Ka
— die Wandlung? Iſt nicht
F3
O
alles Lebens Sinn das Reifen
der Erfüllung?
Ob noch nicht Frühling iſt,
mein Volk: Es dämmert in den Jenſeitsbergen, es bricht das
Eis der Winternacht auch deiner Not, warte nur, ſchon wird es
in den Wolken rot, o, es wird ſein, daß auch deiner Wartenot
nach ſchwerer Nacht und Sorge Oſtern tagt.
Die dich ſehnen und ſuchen, o mein Vaterland, denen biſt du
gegenwärtig immerdar in deiner geiſtigen Wirklichkeit und
ewigen Schönheit. Deutſchland, unſichtbare Gemeinſchaft der
Geiſtigen, daß die Zahl der Deutſchen deines Volkes wachſe, daß
du wirklich werdeſt in den Seelen der Millionen, daß du
auf=
erſtehſt aus den Bergen deiner Not zu deines Weſens einſtiger
Herrlichkeit und Schönheit. Denn das Wirkliche iſt im letzten
Sinn immer nur die Seele — — Deutſches Volk, daß dir aus
deiner tiefſten Not ein Auferſtehen werde zu deines tiefſten
Weſens Wirklichkeit. Wenn auch noch einmal Hagelſchauern die
Welt verwandeln: dies Drängen aus den Tiefen iſt nicht zu
hal=
ten — o, es iſt Oſtern, es iſt Frühling, mein Volk.
E. B.
Aber nun ſprach der Nazarener: „Siehe, das iſt deine
Mut=
ter! Siehe, das iſt dein Sohn!
Mit fragendem Erſtaunen ſah er den Gekreuzigten an: Wem
ſollte er Sohn, wer ſollte ihm Mutter ſein! Da war niemand in
Judäa, dem er nahe ſtand, und ſeine Eltern in fernem Lande
zwiſchen Rhein und Elbe waren lange geſtorben!
Seine Mutter! — Die hatte auch ſolch licht=gelbes Haar
ge=
habt! Und ihre Liebe und hütende Sorgſamkeit ſtanden vor ihm.
Erinnerungen umwehten ihn, und ſeinem Herzen wurde wohlig
und warm.
Seine Hand ging zart und weich über das Haar auf dem
Tuch, und er meinte wohl, er fahre liebkoſend über das Haupt
ſeiner alten Mutter.
Und nun ſollte ihm hier eine Fremde Mutter ſein!
Gedanklich ſah er nieder. — Das Haar blinkte und grüßte
golden.
Die Frau, der —
Gewißlich der Chriſtus, deſſen Erbe er angetreten hatte,
wollte ihm auch die Fürſorge für die Frau übertragen, deren
Liebe ihm gegolten hatte! Nun erheiſchte er von ſeiner
Dankbar=
keit einen Dienſt für die Geſundung, die ihm ſein Wunderwort
gegeben hatte!
„Mutter!” murmelte er in Einfalt und Ergebung, und ſeine
Augen gingen über das blonde Haar.
Und dann ſchaute er voll und bejahend und froh, einer
Auf=
gabe begnadet zu werden, den Heiland an. Und ihm war’s, als
neige der verſtehend und lächelnd ſein todmüdes Haupt.
Und dann klopfte es eines Abends hart an das Haus, der
Maria Magdalena. Da ſie die Tür aufmachte, fuhr ſie erſchrocken
zurück: Ein römiſcher Kriegsknecht ſtand davor.
Der ſah ſie einen Augenblick an, dann flog ein froh
Erken=
nen über ſein Geſicht: „Du biſt’s, die ich ſuche. Und nun fürchte
dich nicht, Maria, ich komme von deinem Herrn!” Und er erzählte,
was ihm unter dem Kreuze begegnet und welcher Auftrag ihm
geworden war. Und er wies zum Zeichen den Mantel mit dem
goldenen Haar.
Da ſenkte Maria in Demut ihr Haupt: „So haſt du’s
ver=
ſtanden, das Wort des Herrn ſei uns heilig!“
Und die fromme Legende erzählt dann weiter, daß Maria ihn
wirklich als ihren Beſchützer aufgenommen und ihn in allem
unterwieſen habe, das ſie von ihrem Herrn gewußt, und daß
dieſer Germane der erſte Heide geweſen, der von dem Apoſtel
Paulus getauft worden ſei.
Nummer 13
Von Ernſt Edgar Reimérdes. (Celle.)
Nachdruck verboten.
* Unter den geiſtlichen Dichtungen des Mittelalters
neh=
men die Oſterſpiele, jene Gattung des Dramas, welche auf
liturgiſchem Untergrund entſtand, einen wichtigen Platz ein.
Zu der Zeit, als die ritterliche Dichtung bereits in Verfall
geriet, gewannen die geiſtlichen Spiele zugleich mit dem
Auf=
blühen der Städte an Bedeutung, denn nur dort, wo große
Volksmaſſen zuſammenſtrömten, war deren gedeihliche
Entwick=
lung möglich. Die altchriſtliche Oſterfeier, welche in der Nacht
auf Oſterſonntag in den Kirchen abgehalten wurde und erſt mit
Sonnenaufgang unter dem jubelnden Halleluja der Gemeinde,
nachdem ſie vom Geiſtlichen den Oſterkuß empfangen hatte, ihren
Abſchluß fand, enthielt bereits ſtarke dramatiſche Elemente:
Weihe des neuen Feuers, Segnung der Oſterkerze und des
Tauf=
tdaſſers für das ganze Jahr, Modellierung der Oſterlämmer aus
Wachs. — Von dem richtigen Gedanken ausgehend, daß die
Paſſionsgeſchichte dem Volke, verſtändlicher würde, wenn man
ſie ihm in dramatiſchen Handlungen vorführte, bewirkte man
die Umwandlung der rein gottesdienſtlichen Vorgänge,
verbun=
den mit den Reſponſorien, in mimiſche Darſtellungen. —
An=
fänglich waren die Texte der Oſterſpiele, wie die aller kirchlichen
Spiele, die urſprünglich nur von Geiſtlichen aufgeführt wurden,
in lateiniſcher Sprache abgefaßt und erſt allmählich hat man
ſie verdeutſcht. Das geſchah zunächſt nur mit einzelnen
Geſang=
ſtellen wie mit dem Liede „Chriſt iſt erſtanden”, das die ganze
Gemeinde mitſang, bis man endlich im 14. Jahrhundert das
Latein völlig ausmerzte. Die Verfaſſer dieſer Spiele waren
hauptſächlich Geiſtliche, deren Namen uns nur in wenigen
Fällen überliefert worden ſind. Die Texte wurden entweder
jedesmal neu abgefaßt, oder ſie hielten ſich mit kleinen
Verände=
rungen auf Grund mündlicher Ueberlieferung. In ſpäterer
Zeit benutzte man ältere Spiele immer wieder, arbeitete ſie um,
ergänzte ſie und paßte ſie den örtlichen Verhältniſſen an.
Des=
halb iſt eine auffallende Aehnlichkeit zwiſchen den verſchiedenen
Oſterſpielen vorhanden, ſodaß man auf ein gemeinſames
Ur=
bild ſchließen möchte. — Häufig ſtellen die Spiele das ganze
Leben Jeſu dar, einige fangen ſogar mit der Schöpfung und
dem Sündenfall an und führen, indem ſie ſämtliche meſſianiſche
Weisſagungen zum Gegenſtand einzelner Szenen machen, das
ganze Heilswerk der Erlöſung den Zuſchauern dor. Zur
Dar=
ſtellung zog man im Laufe der Zeit auch Laien heran, bis ſie
ſchließlich ganz in die Hände der Bürger überging. Neben dem
rein bibliſchen Element kamen allmählich auch weltliche Szenen
(Prügel= und Hinrichtungsſzenen uſw.) häufig recht
draſtiſch=
komiſchen Inhalts in die Spiele hinein, ſo z. B. der Wettlauf
zum Grabe zwiſchen den Apoſteln Petrus und Johannes und
vor allem die Zwiegeſpräche zwiſchen dem Gärtner und ſeiuem
Knecht oder den Frauen und dem Salbenkrämer, der als
Markt=
ſchreier und quackſalbender Arzt jener Zeit dargeſtellt wurde.
Die Juden verſpottete man in den Spielen oft auf grauſame
Weiſe, was Veranlaſſung zu den vielen Verfolgungen derſelben
im 15. Jahrhundert gab. Weiterhin machte man aus den
wacht=
habenden Kriegern am Grabe Chriſti häufig komiſche Figuren
ruhmredige, im Grunde genommen aber ſehr furchtſame Helden.
Eine große Rolle ſpielte auch der Teufel als Spaßmacher. Im
übrigen lehnten ſich die Spiele an die Vorgänge der heiligen
Schrift an, doch machte ſich ein ſtarker Naturalismus geltend.
Das Leben mit all ſeiner Dürftigkeit wurde dargeſtellt: Joſeſ
als armer Schuſter uſw. Pilatus trat als mittelalterlicher Fürſt
auf, der weder leſen noch ſchreiben konnte. Sogar mit Kanonen
wurde geſchoſſen, obwohl ſolche überhaupt nicht zur Handlung
daßten. Dieſer Hang zur Verweltlichung machte ſich beſonders
ſeit dem 15. Jahrhundert geltend, wo die Oſterſpiele mit den
damals bereits weit verbreiteten Faſtnachtsſpielen gewiſſermaßen
in unlauteren Wettbewerb traten. Dieſe Oſterſpiele, bei denen
häufig 300 Darſteller und mehr mitwirkten, waren ſo lang, daß
ihre Aufführung oft 3—4 Tage beanſpruchte. Da der
Volks=
humor einen immer größeren Raum darin einnahm und die
heiligen Vorgänge in den Hintergrund drängte, ſo verlegte man
die Spiele ſchließlich auf die öffentlichen Plätze der Städte, wo
ſie böllig verweltlicht wurden und entarteten. Natürlich durfte
die Geiſtlichkeit ſich nicht mehr daran beteiligen. Trotzdem haben
ſie ſich außerhalb der Gotteshäuſer noch lange gehalten. Das
letzte Oſterſpiel iſt (nach Joh. Scherr) 1803 in Schwäbiſch Gmünd
aufgeführt worden. — — Wie ſchon angedeutet, ſind uns die
Verfaſſer der meiſten Oſterſpiele nicht bekannt, letztere erhielten
zum größten Teil ihre Namen nach den Orten, wo die
Manu=
ſkripte entdeckt wurden, nicht, wie man bisweilen glaubt, nach
den Städten, wo ſie aufgeführt worden ſind. Die bekannteſten
Oſterſpiele ſind: Das Alsfelder=, Egerer=, Landauer= (1324)
Tiroler= (von Vigel Raber, das 7 Tage dauerte), Urher (nach
1250 entſtanden) und vor allem das Redentiner= oder auch
Meck=
lenburger Oſterſpiel aus dem Jahre 1464, das einzige unter
vie=
len, welches vollſtändig auf uns gekommen iſt. Die Handſchrift
dieſes Spiels befindet ſich auf der Staatsbibliothek in
Karls=
ruhe. — — — 1918 iſt in der Handſchriftenſammlung des
Osna=
brücker Staatsarchivs das Bruchſtück (2 Pergamentblätter) eines
Oſterſpiels aus dem 14. Jahrhundert entdeckt worden,
anſchei=
nend das frühſte Beiſpeil eines mittelniederdeutſchen Oſterſpiels.
Jedenfalls iſt es bedeutend älter als das berühmte Redentiner
Oſterſpiel. Es handelt ſich bei dem unentdeckten Spiel um eins
der überaus ſeltenen Zeugniſſe des religiöſen Dramas auf
nie=
derdeutſchem Boden; wir haben hier keine Uebergangsform vor
uns, wie ſie ſich um die Wende des 13. und 14. Jahrhunderts
ausgebildet hatte. Das Osnabrücker Oſterſpiel hat eine
durch=
aus ernſte Tendenz, Szenen komiſchen oder burlesken Charakters
fehlen gänzlich. Die Mundart hat weſtfäliſchen Charakter nebſt
Was der Oſterhaſe brachte.
Erzählung von Magda Trott.
„Vati, war der Oſterhaſe denn immer noch nicht da?”
„Vati, ich glaub, ich hab’n eben geſeh’n. Er hat in goldenes
Schwänzchen! Nicht wahr, Vati?
Doktor Wrobbel trat zu ſeinen Buben und dem blonden
Mädel, ſchaute ſeine Kinder mit einem freundlichen Blick an
und ſagte dann freundlich=ernſt:
„Ihr müßt ſchon noch ein Weilchen artig warten. Der
Oſter=
haſe wird ſchon kommen. Aber nun geht aus Vatis Zimmer,
denn Vati hat noch zu arbeiten.”
„Tante Trudel hat doch geſagt, heut is: Feiertag! Oſtern!
Da muß niemand arbeiten.
„Ganz recht, Bubi. Aber bei Vati iſt das was anderes.
Geht zu Tante Trudel und laßt euch ein Märchen erzählen!“
Die beiden Kinder faßten ſich an den Händen und gingen
gehorſam davon. Aber ein klein wenig ließen ſie doch die
Köpf=
chen hängen. Sie hätten ſo gern hier in Vatis Zimmer auf den
Oſterhaſen gewartet.
Doktor Wrobbel vertiefte ſich wieder in ſeine Bücher. Aber
merkwürdig! Er konnte heute ſeine Gedanken nicht ſammeln.
War das der Feſttag?
Draußen läuteten die Glocken. Sie riefen die Gläubigen in
die Kirche, um das Feſt der Auferſtehung zu feiern.
der ſtattliche Mann, dem das Haar an den Schläfen ſchon
leicht ergraut war, ſtützte den Kopf in die Hand. Dann hob
er den Blick empor zu dem Bilde, das über dem Schreibtiſch
hing.
„Auferſtehen!” murmelte er. „Du biſt tot. Für unſer Glück
gibts keine Auferſtehung mehr.”
Nur fünf Jahre lang war Ellen ſein Weib geweſen, dann
hatte ſich ein anderer in dieſes Glück gedrängt, der Tod. Ganz
plötzlich war er gekommen, hatte der jungen blonden Frau nicht
einmal Zeit gelaſſen, von dem Gatten Abſchied zu nehmen.
Obivohl die Ehe eigentlich eine glückliche war, hatte etwas
zwiſchen den Ehegatten geſtanden, für das niemand die rechten
Vozt fand. Ellens jüngere Schiveſter war zu Gaſt geweſen.
berußes Lacen, ier ſilberhelles Stimmchen duar überaſl
1Lerhagsblalt und Frauenzeitung
Einſchlägen des niederfränkiſchen Dialekts, wie man ihn
gegen=
wärtig noch in der Provinz Limburg (Belgien) hört. (Das
auf=
gefundene Bruchſtück umfaßt 229 Verſe auf 11 Szenen verteilt.)
1189 ſoll vor Kaiſer Friedrich Barbaroſſa ein lateiniſches
Oſter=
ſpiel des Mönchs Werinher von Tegernſee aufgeführt worden
ſein, das für das älteſte derartige Spiel gehalten wird. —
(Im engen Zuſammenhang mit den Oſterſpielen ſtehen die
Paſſionsſpiele, deren Handlung die Grablegung Jeſu abſchließt.
Es fei hier nur auf das Benedictbeuerner= (um 1300
entſtan=
den), Bozener= (1514), Donaueſchinger= (aus der 2. Hälfte des
15. Jahrhunderts), Frankfurter=, Mittenwalder=, Sterzinger=
Paſſionsſpiel (1496) und ſchließlich auf die „Paſſion und
Auf=
erſtehung Chriſti” des Angsburger Meiſterſängers Sebaſtian
Wild hingewieſen, eines Rivalen von Hans Sachs, neben dem
er großen Beifall gefunden haben ſoll. — Eine Sonderſtellung
unter den Paſſionsſpielen nimmt das Oberammergauer ein
1634 zuerſt aufgeführt), das angeblich aus Augsburg ſtammt,
von wo ſich die geiſtlichen Spiele, über zahlreiche Ortſchaften
Bayerns verbreiteten. Zwar wird in den in Oberammergau
zur Zeit der Feſtſpiele feilgebotenen Schriften behauptet, daß
das dortige Spiel eine Erneuerung des mittelalterlichen ſei,
was ein Irrtum iſt. Allerdings ſind noch kleine Stücke aus dem
Mittelalter herübergerettet worden, im allgemeinen aber ſtammt
der Text aus neuerer Zeit; er wurde verſchiedentlich umgeſtaltet.
Auch die Bühne mit ihren modernen Einrichtungen und
Effek=
ten hat nichts mit der Einfachheit des mittelalterlichen
Schau=
platzes gemein.
Daß die Oſterſpiele nicht ausſchließlich in den Städten
auf=
geführt worden ſind, ſondern, allerdings ſelten, auch in Dörfern,
bezeugt der Straßburger Thomas Murner (1475—1537) in
ſeinem „Ulenſpiegel”: „Es iſt Gewohnheit hier, daß die Bauern
allwegen zu dem Oſtern in der Nacht ein Oſterſpiel halten, wie
unſer Herr entſteht, uß dem Grab” uſw. — — — Durch die
Reformation wurden die geiſtlichen Spiele im Norden faſt völlig
verdrängt und auf den katholiſch gebliebenen Süden beſchränkt.
Kulturgeſchichtliche Plauderei
von Dr. Johannes Kleinpaul.
Wenn der Winter ſeine Rolle ausgeſpielt hatte und der
Frühling ins Land zoy, wenn gleichzeitig auch die langen
Faſten=
wochen endlich vorbei waren, gab es ein allgemeines
Wiederauf=
leben. Daher iſt’s kein Wunder, daß das Auferſtehungsfeſt, früher
viel mehr als jetzt, als ein Freudenfeſt begangen wurde. Damals
herrſchte noch natürliches Fühlen. Es war in erſter Linie
Auf=
erſtehungsfeſt der Natur, die nicht nur dem Auge neue Reize, ſon
dern auch für den Tiſch neue, lange entbehrte, hochwillkommene
Gaben bot. Da jauchzten die Herzen auf, und in urſprünglicher
Art taten ſie das nicht leiſe.
Schon den Sonnenaufgang am Oſterſonntagmorgen durfte
niemand verſchlafen. Jeder wollte ſehen, wie da die Sonne drei
Freudenſprünge tat, oder — in der Lauſitz und in der Mark
Brandenburg — das Oſterlamm in ihr erkennen; Langſchläfer
wurden geweckt, indem man ſie mit Ruten — dem „
Birkenhäns=
chen” — aus den Federn trieb und ihnen dann wohl gleich im
nächſten Bach oder Tümpel ein Bad bereitet, Oſterwaſſer ſoll ja
beſendere Wirkung tun. So war man früh auf den Beinen, und
die jungen Beine wollten ebenfalls ſpringen. Nahe bei Iſerlohn
ſtand bis ins 18. Jahrhundert eine alte Eiche, die von ſieben
Erklöchern umgeben war. Dorthin zog die ganze
Einſvohner=
ſchaft am Oſterſonntagmorgen, jeder faßte den Baum und machte
die „ſieben Sprünge‟. Wer alle ſieben Löcher traf, glaubte, daß
ihm zum mindeſten noch ſieben Lebensjahre beſchieden wären
oder — wofern er ledig war —, daß er in dieſer Zeit eine Frau
bekommen würde.
Dieſes „Oſterwecken” geſchah allenthalben mit viel Lärm.
Mit Knarren und Ratſchen weckte man die Natur, ſofern ſie noch
nicht von ſelbſt erwacht war, trieb den Winter, den „Judas”
aus, hinter dem ſich die Geſtalt Donars, des heidniſchen
Früh=
lings= und Sommergottes, verbirgt. Derartiges ſpielte bis in
die Kirchen hinein. Hier wurden während der Paſſionszeit Lie
„Quempaslieder” geſungen, deren erſtes mit den Worten begann:
„Vuer pastores laudavere,
Den die Hirten lobten ſehre
Und die Engel noch viel mehre‟.
daher der ſeltſame Name. Gleichzeitig wurde in dielen
Gemein=
den jede Woche ein „Salve=Gottesdienſt” gehalten, was auf die
Paſſionslieder des heiligen Bernhard von Clairvaux zurückging,
die ſämtlich mit dem Worte „Salve” („ſei gegrüßt”) beginnen.
Eins derſelben „Salve caput eruentatum” hat Paul Gerhardt
in „O Haupt voll Blut und Wunden” umgedichtet. Nach dem
letz=
ten „Salve” wurden die Kinder, bis zu den mitgebrachten
Säug=
lingen herab, von den Geiſtlichen mit einer „Salde=Brezel”
be=
ſchenkt, ſchon das iſt ein Beweis, daß es bei dieſen kirchlichen Feſten
nicht nur feierlich zuging. Ein weiterer, daß es ſich davon
her=
ſchreibt, daß bei feſtlichen Anläſſen „Salven” und Salutſchüſſe
(letztere aus Kanonen) abgefeuert werden, während der „
April=
narr” den man zu Beginn des Oſtermontags „in den April
ſchickt” wieder auf allerlei Scherz und Hänſelei beim „
Oſter=
wecken” zurückgeht.
Ein anderer großer Moment des Oſtergottesdienſtes war es,
wenn der Geiſtliche das „Hallelujah” anſtimmte, in das die
ganze Gemeinde in vollem Chor einfiel, wonach das Oſterfeſt
auch hier und da das „Hallelujahfeſt” genannt wurde. So war
Jubelſtimmung allenthalben, und dieſer Luſt trugen die
geiſt=
lichen Herren auch weiterhin Rechnung. Die ganze Oſterwoche
hielt das an. Schon am Palmſonntag begann es. Da wurden
— im Geſchmacke früherer Zeit — feierliche Prozeſſionen durch
den ganzen Ort veranſtaltet, bei denen die „Palmeſel” die größte
Jahrgang 1923
Nolle ſpielten. In Erinnerung daran, daß der Heiland auf einem
Eſel ſeinen Einzug in Jeruſalem hielt, wurde er von einent
Heiligtum zum andern geführt und an jedem ein feierliches
Hoch=
amt abgehalten. Die erſte Schilderung eines ſolchen Umzugs
findet ſich ſchon in der aus dem 10. Jahrhundert ſtammenden
Lebensbeſchreibung des heiligen Ulrich von Augsburg. Als
lebende Eſel in unſern Landen ſeltener wurden, erſetzte man ſie
durch ſolche aus Holz, und es galt als eine große Ehre, ſie zu
ziehen oder wohl gar zu tragen; die angeſehenſten Bürger und
Ratsherren ſtritten ſich darum und hier und da trieb man es io
weit, daß man zu Ehren des „Herrn Eſel” (Eſel des Herrn) eine
Meſſe las und einen Hymnus ſang. Vergebens eiferten ſpäter
die Kirchenfürſten in ihren Hirtenbriefen dagegen; noch i. J. 1782
wurde der Palmeſel in Salzburg, noch i. J. 1800 in München
herumgeführt. Während des Umzugs wurde der Eſel, wenn
nicht gar der auf ihm ſitzende Heiland, mit Palmwedeln und
Weidenzweigen geſchlagen (angetrieben); wer ihn traf, nahmr
ein Stück von dieſen „geweihten Zweigen” mit nach Hauſe und
bewahrte ihn auf, denn das war zu allem möglichen gut.
Aehnliche Veranſtaltungen, oder ſolche anderer Art gab es
faſt während der ganzen Oſterwoche, die demzufolge keineswegs
eine „ſtille Woche” war, namentlich an ihrem Ende. Auch heute
noch ſind hier und da Gründonnerstags= und
Karfreitagsprozeſ=
ſionen üblich, jetzt meiſtens in den Kirchen, früher vorzugsweiſe
im Freien, bei denen man ſich — im Moſelgau — nicht nur der
„Ratſchentrommel”, ſondern ſogar eines „Ratſchenkarrens”
be=
dient, große, ungefüge Inſtrumente, mit denen man
größtmög=
lichen Lärm macht.
Noch Herzog Georg der Bärtige von Sachſen ſpendete zu
Anfang des 16. Jahrhunderts eine beträchtliche Summe, damit
in Freiberg, Meißen, Großenhain und anderen Städten ſeines
Landes an dieſen Tagen „das ganze Leben und Leiden des
Heilandes” in alter Weiſe dargeſtellt wurde, um die Gläubigen
bei der alten Lehre zu erhalten. In Freiberg nahmen dieſe
Auf=
führungen ſchon bald wieder ein Ende, indem bei einer ſolchen,
wie eine dortige Chronik ſagt, „eins der vorderſten Schaugerüſte
duichbrach und eine teilnehmende Jungfrau, ganz entblößt,
zum Schauſpiel lange hängen blieb”, in den andern Städten
ſchliefen ſie bald nach des Herzogs Tode infolge der Reformation
ein.
Bei alledem waren Ernſt und Schmerz bunt
durcheinander=
gemiſcht. Andachtsvoll ſtimmte das von mehreren Perſonen vor
geführte Geſpräch des Engels mit den Frauen (Matth. 28) am
Grabe Chriſti, ſehr derb geſtaltete ſich demgegenüber oftmals
der „Wettlauf der Apoſtel” zum heiligen Grabe (Joh. 20, 4), um
nur zwei einzelne Momente daraus anzuführen. Das früheſte
literariſch intereſſante Oſterſpiel iſt das in Tegernſee geſchriebene
„Von der Ankunft und dem Untergange des Antichriſt” in dem,
wie ſein Titel bezeugt, nicht ſowohl der Welterlöſer, ſondern der
Gottſeibeiuns (Donar) die Hauptrolle ſpielte. Ein anderes „von
den klugen und törichten Jungfrauen”, das Landgraf Friedrich
von Thüringen i. J. 1522 in Eiſenach aufführen ließ, zeigt
eben=
falls, worauf damals der Geſchmack ging.
Dasſelbe galt dann auch von der eigentlichen Oſterpredigt
am Auferſtehungstag. Nach den vielen Bußpredigten der
Faſten=
zeit war auch ſie ein Ausdruck der Freude, und wie man ſich eben
damals freute: der Heiterkeit. Da wurde von den Predigern
nicht nur der bibliſche Bericht erzählt und erklärt, ſondern durch
allerhand ſeltſame Schnurren und Schwänke gewürzt. In den
Schwankbüchern des 14. und 15. Jahrhunderts haben ſich viele
ſolche „Märlein” und „Oſterpoſſen” erhalten. Selbſt die Apoſtel
und Heiligen erſchienen darin oft als recht luſtige und liſtige
Leute. Auch an Anſpielungen auf das Alltagsleben fehlte es nicht.
So befahl einmal ein Prediger in Waiblingen — nach dem
Be=
richt des Humaniſten Bebelius — am Oſterſonntag in der Kirche,
alle Männer, die wirklich zu Hauſe das Regiment führten, ſollten
das Lied „Chriſt iſt erſtanden” anſtimmen. Die Folge war
all=
gemeines, verlegenes Schweigen. Da richtete er an die Frauen
die Aufforderung, es ſollten alle, die „die Hoſen im Hauſe
an=
hätten” den Oſtergeſang anſtimmen; ſofort ſetzte der Choral ein.
Da gab es dann ein ſchallendes „Oſtergelächter”, und ſo Lachen
und Jubel überall.
In einigen Gemeinden war es üblich, daß bei dem
Myſte=
rum von der Auferſtehung Chriſti einem Juden eine kräftige
Ohrfeige verabreicht wurde. War im Orte kein Jude vorhanden,
ſo mußte ſich ein Chriſt als ſolcher verkleiden und die Ohrfeige
in Empfang nehmen.
So hielten ſich Schimpf und Ernſt die Wage. An dieſen
Tagen galt, was Wackernagel i. J.. 1568 davon ſang:
„Dank”, lobſing’, wad Odem hat,
Friſch in Gottes Statt,
Niemand darf ſich beſchweren,
Bei dieſen Oſtermeren.”
Auch der Prediger auf der Kanzel mußte einen witzigen, und
manchmal recht derben Zuruf „aus dem Publikum” ungeſtraft
hinnehmen. Es fehlte zwar an ernſten Männern nicht, die ſich
gegen dieſe ungeiſtlichen Sitten wandten. So ſchrieb
Oekolam=
padius in Baſel eine erregte Streitſchrift gegen dieſe
Herabwür=
digung des Gottesdienſtes, doch es dauerte noch bis in die zweite
Hälfte des 16. Jahrhunderts, ehe es gelang, das „Gelächter”
end=
giltig aus den Kirchen zu bannen. Außerhalb derſelben aber
wurde noch viel länger „gelacht” wie folgendes „Oſtermärchen”
aus Berlin beweiſt. Als i. J. 1827 Friedrich Wilhelm III. nach
glücklich verlaufener Heilung eines Beinbruchs zum erſten Male
wieder am „hiſtoriſchen” Fenſter ſeines Palais erſchien, warfen
eine Anzahl „Berliner Rangen” ihre Mützen in die Höhe und
ſangen mit Begeiſterung zu ihm hinauf:
„Heil dir im Siegerkranz,
Unſerm König ſind die Beene wieder ganz.”
Und der König lachte von Herzen.
zu hören. Ihr Lächeln war wie ein Knoſpenregen, das
Strei=
cheln ihrer Hände wie koſender Zephir. Wer ſie kennen lernte
der glaubte, der Lenz habe ſich verkörpert, man nannte ſie weit
und breit die „ſchöne Zauberin”
Und ihrem Zauber war auch Doktor Wrobbel erlegen. Es
war ein heißer Kampf, den er mit ſich ausfocht. Und doch war
über ihn eine Stunde gekommen, daß er dies märchenhafte
Wun=
derkind in ſeine Arme riß.
Er hatte dieſen Augenblick nicht mehr vergeſſen.
Sekunden=
lang hatte er die knoſpenden Lippen auf den ſeinen gefühlt, dann
aber hatte der Mund, der ſonſt nur lachen konnte, Worte der
Empörung, der Verachtung gefunden. Bereits am nächſten Tage
war Ines abgereiſt.
Er hatte ſeiner Frau alles geſagt, kein Wort des Vorwurfs
kam über ihre Lippen. Sie war ſeit jener Zeit nur noch etwas
ſtiller, ihre Augen hatten mitunter einen ſchwermütigen Glanz.
Ein Jahr ſpäter war ſie von ihm gegangen, hatte ihn mit
den beiden Kindern zurückgelaſſen.
Er war ein Einſamer geworden. Seine Bücher halfen ihm
über trübe Stunden hinweg, über Stunden, in denen er zwei
Frauengeſtalten vor ſich ſah, die eine, wie der ſtrahlende
Mor=
gen, die andere — — — ſein Weib.
Er hatte von Ines nichts mehr gehört. Nur zur Beerdigung
war ſie für wenige Stunden gekommen. Kein Wort, kein Blick
war zwiſchen ihm und ihr gewechſelt worden. — Ein Klopfen
an der Tür ließ ihn aus ſeinen Gedanken hochſchrecken. Es
war Tante Trudel, eine entfernte Verwandte, die der Witzver
nach dem Tode der Gattin ins Haus genommen.
„Die Kinder warten auf die Oſtereier! Es iſt doch heut
Oſterſonntag. Sie wollen durchaus Eier ſuchen.”
Er ging zu einem ſeiner Schränkchen und entnahm ihm
eine Düte: „Hier ſind die Eier! Gib ſie ihnen!“
Tante Trudel ſchüttelte den Kopf. „Sie wollen die Eier
ſuchen, Rudalf! Möchteſt Du ſie nicht verſtecken?”
„Ich?” fragte er erſtaunt.
„Gewiß. Es macht den Kleinen nur halbe Freude, wen.:
ſie die Eier nicht ſuchen dürfen. Sie reden ſchon ſeit Wochen
davon, was alles ihnen der Oſterhaſe bringen wird.”
Ein bitteres Zucken ging über ſein Geſicht. „Was bringt
er denn Dirs Uind was bringt er mir?”
„Wir ſind keine Kinder mehr. Und doch, Rudolf. Das
Oſterfeſt bringt mir immer die Hoffnung auf beſſere Zeiten.”
„So?"
Es iſt doch nun einmal das Feſt des Erneuerns, die Erde
verjüngt ſich, — — auch Du ſollteſt Dich bemühen, das Oſterfeſt
zu verſtehen.”
Er machte eine abwehrende Handbewegung. „Hier iſt die
Düte. Wenn denn die Eier durchaus verſteckt werden ſollen,
ſo möchte ich Dich bitten, Dich dieſer Arbeit zu unterziehen. Ich
habe dazu keine Zeit.”
Mit einem kleinen Seufzer nahm Tante Trudel die Düte
in Empfang und ging hinüber in die anderen Räume. . ."
Ein jauchzendes, füßes Kinderlachen ließ ihn aufs neue
von der Arbeit auffahren. Aus dem Nebenzimmer wars
ge=
kommen.
„Tante, Tante, hierher hat der gute Oſterhaſe auch ein Ei
gelegt. Ach der gute, gute Oſterhaſe!”
Es wurde Doktor Wrobbel ordentlich warm ums Herz. So
hatte er vor faſt dreißig Jahren auch gejubelt. . .
Mit unwiderſtehlicher Gewalt zog es ihn zu den Kindern.
Sie ſtürzten ihm aufjauchzend in die Arme, hielten ihm die
be=
reits gefundenen Eier entgegen, ſchwatzten wild durcheinander,
daß er kein Wort verſtand.
Dann ſuchten ſie weiter. Kein Raum war ficher. Balb
war der Bube hier, bald war das Mädel dort. Von Zeit zu
Zeit wieder der jauchzende Ausruf: „Ich hab ſchon wieder ein
Ei vom guten Oſterhaſen.
Wie die Kinderaugen ſtrahlten. Und um dieſe Freude hätt
er ſich bringen wollen? Wenn ihm der Ofterhaſe keine
wohl=
ſchmeckenden Eier brachte, eines hatte er ihm doch geſchenkt: dieſe
Freude hier! Aus dem Nebenzimmer wurde ein knackendes
Geräuſch vernehmbar, dann die Stimme der kleinen Olga:
„Uff! Hab ich mich erſchreckt!“
Doktor Wrobbel ſchlenderte langſam hinüber in das
Damen=
zimmer. Da kniete die Kleine auf der Schreibtiſchplatte und
ſuchte in den Fächern nach Eiern. Aber bei dieſem
Herum=
ſteigen hatte der Fuß an eine der ſeitlichen Verzierungen
ge=
ſtoßen, hatte eine Feder berüſrt, ein Schubfach war
aufgeiprun=
ſg „ Lf
J KeIRer.
Oſfern 1923.
* Mochten, auch die Frühlingsſtürme manchmal gar
un=
gebärdig an Fenſter und Türen rütteln, das Dach über unſerem
Haupt erbeben machen, ſie konnten trotz Eiſeskälte, die ſie noch
manchmal mit ſich brachten, doch nicht die ſtillbeglückende
Zu=
verſicht in uns ertöten, die ſo beſonders verheißungsvoll das
Dichterwort zum Ausdruck bringt:
„Brauſt nur ihr Stürme, brauſt mit Macht,
Mir ſoll darob nicht bangen,
Auf leiſen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.”
Ja er iſt gekommen und bereit, auch unſer Herz von allen
drückenden Laſten zu befreien, die es während der vergangenen,
dunklen und ſonnenloſen Winter=, Sorgen= und Leidenstage
oft ſo hart bedrückten. Nehmen wir Frauen doch mit der
unſerem Geſchlecht eigenen beſonderen Empfindſamkeit nur zu
leicht alles viel ſchwerer, wie die Männer. Erblicken dort noch
düſtere Schatten, wo ſie längſt, mit ihrem Optimismus und
ihrem raſtloſen Vorwärtsſtreben Licht oder wohl gar Glanz und
Sonne ſchauen. Zu tief ſind wir Frauen meiſt vom engmaſchi
gen Netz hundertfacher Alltagsſorgen umſtrickt. Zu leicht laſſen
wir uns leider von ihnen in unſerer geiſtigen Regſamkeit, in
unſerem gläubig=vertrauensvollen Vorwärtsſtreben immer
wieder hemmen. Was bedeuten uns da in unſeren Sorgen
und Nöten jene verheißungsvollen Worte des Dichters, die uns
lichtere Tage, Befreiung von allen Laſten, kommende Frühlings=
und Sonmerfreuden verkünden möchten? Immier wieder drückt
uns einengender Peſſimismus in den alten Zuſtand
hoffnungs=
loſer Reſignation zurück, die jedes Aufatmen, jedes uns
Bewußt=
werden der noch in uns ſchlummernden Kräfte, der noch uns
innewohnenden Freude hindert.
Nun iſt aber Oſtern da. Das Feſt der Auferſtehung alles
diſſen, das wir für immer begraben, für immer abgeſtorben
wähnten. Jeder Sonnenſtrahl, der ins Zimmer dringt, jeder
Frühlingshauch, der unſere Stiru umfächelt, jeder friſchgrüne
Trieb, der uns vor die Augen kommt, jeder Vogellaut und nicht
zuletzt das Jubeln und lebensfrohe Lärmen unſerer Kinder
ſcheint uns mahnen zu wollen: Wach auf, der Oſtertag iſt da
Befreit euch endlich von der einſchnürenden Hülle der Sorgen
und Kümmerniſſe, die euch ſo lange am hoffnungsvollen und
frohen Aufatmen hinderte. Oeffnet weit die Augen, daß ſie
endlich die Wunder ſchauen, die ringsum der ſiegreich einziehend
Frühling vollbrachte. Werft hinter euch, was euren Lebensmut
euer Vertrauen auf eine beſſere Zukunft für euch und eure
Kinder immer wieder erſchütterte. Iſt euch doch noch unendlich
viel geblieben von dem, was einſt euer ganzes Glück bedeutete,
euch euren Angehörigen ſo ganz beſonders liebenswert machte.
Holt es hervor, weckt es zu neuem Leben, nun der Oſtertag
ge=
kommen iſt. „Kräfte laſſen ſich nicht mitteilen, ſondern nur
wecken!” wie Büchner ſagt. Aber ſie haben ja in euch auch nur
geruht, in euch vielfach unbewußt nur geſchlummert. Weckt ſie
entſchloſſen zu neuem Leben mit dem feſten Willen, euch ihrer
nun fortan ſtändig bewußt zu bleiben und ſie immer wieder zu
gebrauchen, wenn doch die alten Zweifel, die alte Mutloſigkeit
euch wieder niederhalten möchten. Laßt die Oſtermahnung,
ihr lieben Mitſchweſtern, nicht umſonſt in euer Herz dringen,
ſondern einen nachhaltigen Widerhall in euch finden, um euch
künftig kraftvoll alles deſſen erwehren zu können, was an neuen
Sorgen, Nöten und Kümmerniſſen euch die Zukunft vielleicht
nioch bringen mag.
E. Uh
Die Vorbereitung der Kinder für die Schule.”
Bereits in den erſten Lebensjahren unſerer Kinder gibt es
im Hinblick auf den ſpäteren Schulbeſuch ſo mancherlei, zu
beobachten. Man ſoll vor allen Dingen dem Kinde die Schule
nicht ſchon vorher verleiden, ehe es in dieſelbe eintritt. Muß
es nicht ſeine beſten Jahre in ihr zubringen? Spielſchule und
Kindergarten ſollte man nicht in das Auge faſſen, wo das Kind
zu Hauſe zu ſeinem Rechte kommt und ihm der erſprießliche
Umgang mit gleichalterigen Kameraden nicht mangelt. Ich
habe häufig Eltern angetroffen, die ihr Kind in ſeinen erſten
Lebensjahren, wenn ſie es einmal recht wirkſam einſchüchtern
wollten, mit der Schule drohten. Andere ſtellten dem Kinde
gegenüber, das die Schule bereits beſuchte, dieſelbe hin als
einen Machtfaktor zur Unterſtützung und ſelbſt zur Ueberbietung
ihrer eigenen Gewalt. Das eine iſt ſo falſch wie das andere.
Daß die Schule im Notfall an das Haus appelliert, iſt durchaus
natürlich, aber nicht umgekehrt ſoll es ſein. Wo das
Eltern=
haus als äußerſte Inſtanz verſagt, da iſt es um die Schule, und
namentlich um das Kind, ſchlecht beſtellt.
Vor dem Eintritt in die Schule das Kind bereits etliche
Schulkenntniſſe erwerben oder es ſpäter durch häusliche
Unter=
weiſung dem Klaſſenſtandpunkt voraneilen zu laſſen, iſt
verderb=
lich; denn die erklärliche Folge iſt, daß das Kind gleich an der
erſten Erörterung dem ihm ſchon bekannten Lehrſtoff keine rechte
Beachtung ſchenkt. Nun müßte es aber ein ſchlechter Lehrer
Oſtern.
.. . Und die Welt wird von den blaſſen
Zeiten geneſen. Der ſtillen Schmerzenstage
nebelblaſſe Blüte hat ſich ausgeweint, und ſchon
hinter den Bergen geht in roten
Himmels=
flammen Oſtern auf: Das Leben ſiegt, Chriſti
Sonnenſchreiten aus der Nacht ins Licht.
Frühling — wenn der Berge höchſte Spitzet
noch mit Schnee gedeckt ſind: In der warmen
Stube blühen Weidenzweige, und in ſtille
Stunde ſchwebt ein Ton golden in der Luft
fahren weiße Wolken über letzte Wellen Zeit
in die blaue Flut der anderen Schönheit.
Aber dennoch wird es ſein, daß noch ein
Sturmwind brauſi, der die Aſte und die
mor=
ſchen Bäume bricht: Daß in tiefem
Grund=
akkord des Seins aller Schmerzen bange
Stim=
men brauſen — aber wenn in Abends weichen
Rot Tropfen an den Weidenzweigen leiſe glühen,
die Zeit geneſen aus der Winterkrankheit in
die ſiille Schönheit aufgeglühter Tage.
Frühling, wenn die weißen Glöckchen
läu=
ten, wenn die Veilchen bald ſchon blühn in
Gartenwinkeln, wenn in Oſtermorgens Däm
mern Lerchen jubeln:
Dann in einer Nacht hörſi du kriſtallner
Glocken Klingen — — dann warte leiſe, wenn
der Morgen kommt ſieht dich der Frühling an
aus blauen Kinderaugen, weich und klar
er=
glüht in reiner Schönheit Gottes.
Erich Bockemühl.
ſein, der die von ihm jahraus, jahrein behandelte Sache nicht
beſſer darzuſtellen wüßte, als ein Laie, der beſtenfalls ſeinem
Kinde mit dem Wiſſen aufwartet, das er, und wie er es vor
Jahrzehnten eingeheimſt. Mittlerweile haben längſt neue Wege
und beſſere Methoden in die Schule ihren Weg gefunden, und ſo
bedeutet es für das Kind entſchieden einen Verluſt, wenn die
häusliche Unterweiſung jener, durch den Lehrer in der Schule zu
gebenden, etwa den Eingang erſchwert oder gar verſperrt.
Gut aber iſt es dem Kinde immer wieder und wieder
ein=
zuſchärfen, daß es bei der allererſten Durchnahme ſeine
Aufmerk=
ſamkeit aufs höchſte anſpanne, ſo daß es imſtand= ſei, zu Hauſe
einen möglich genauen Bericht darüber zu geben. Bei
Wieder=
holungen, die man etwa mit dem Kinde vornimmt, wird dieſer
Fehler verhütet. Hat außerdem das Kind einmal die
Wichtig=
keit der geſpannteſten Teilnahme am Unterricht erkannt, iſt ihm
die Ueberzeugung beigebracht, daß ſich der gute Schüler von
dem mittelmäßigen ſehr häufig nur durch den höheren Grad der
Aufmerkſamkeit unterſcheidet, daß dieſer Eigenſchaft weit mehr
noch als der Fähigkeit und dem Fleiß das regelmäßige gute
Fortſchreiten in der Schule zuzuſchreiben ſei, dann iſt dem
Kinde ein wahrer Talisman für die ganze lange Zeit der
Lehr=
jahre geſchaffen.
R. S.
Erſtaunt ſchaute Wrobbel darauf hin. Dieſes Fach war
ſelbſt ihm unbekannt. Er trat näher heran. Lauter Briefe lagen
darinen. Olly war längſt wieder davongelaufen, aber Doktor
Wrobbel ſtand noch immer am Schreibtiſch ſeiner Frau, las
Brief für Brief, und eine feine Röte ſtieg ihm dabei ins Geſicht.
Dann nahm er die Briefe an ſich, ging hinüber in ſein
Zim=
yer und ſchloß ſich ein.
Als er endlich wieder zum Vorſchein kam, lag ein
verträum=
ter Glanz auf ſeinem Geſicht. Und am Abend, als die Kinder
in den Betten lagen, als der Vater kam, um ihnen den Gute=
Nacht=Kuß zu geben, da ſagte er weich und zärtlich: „Nun, wart
Ihr mit dem Oſterhaſen zufrieden?” Sie jubelten ihm die
Be=
jahung zu.
„Ja, das war dieſes Jahr ein lieber Oſterhaſe,” ſagte er.
„Auch Euerm Vater hat er etwas Schönes gebracht.”
„Auch Eier?” forſchte Bubi.
„Das große Glück.”
Tante Trudel ſchaute forſchend auf den Vetter. Da nahm er
ſie am Arm und ging mit ihr ins Nebenzimmer. Dort legte er
einige Briefe vor ſie hin.
„Ich reiſe in den nächſten Tagen zu Ines. Ich will ſie
fra=
gen, ob ſie die Stelle der Schweſter in meinem Hauſe und in
meinem Herzen einnehmen will. Sie liebt mich. Aber um der
Frieden meines Hauſes nicht zu ſtören, ging ſie von hier, gab
mir böſe Worte, obwohl ſchon damals ihr Herz nach mir
verlangte.”
„Wußte Deine Frau darum?”
„Ja. Die Schweſtern waren offen gegeneinander. Und
hier findeſt Du auch von der Verſtorbenen Aufzeichnungen.
Todesahnungen! Ihr letzter Wunſch war es, Ines an meiner
Seite glücklich zu wiſſen.”
„Warum kam Ines nicht?”
„Ein Schwur bindet ihr die Lippen. Sie ſchwur es der Toten,
daß ſie ſich nicht verraten werde. Und nun —” ſeine Stimme
wurde hell und froh, „nun iſt der Oſterhaſe gekommen, und hat
auch mir eine köftliche Gabe gebracht. O Trudel, es iſt
wirk=
lich wahr: Du fröhliche, ſelige, gnadenbringende Oſterzeit! Das
Feſt der Auferſtehung iſt gekommen, auch für mich!“
Aus der Sünde Haft und Banden O In die ſchöne Freiheit gehn. 9 Willſt du ihm dich nur ergeben; Streift er deine Ketten ab, * Und du ſiehſt dein altes Leben KG. Hinter dir als leeres Grab.
philipp Sbitta. L.
Das leere Abteil.
Novelle von Anna Kappſtein.
Der Zug fuhr ein. Die Ausflügler ſtanden und warteten.
Es war der erſte milde Vorfrühlingsſonntag. Die Frauen hatten
ihre Pelze gelüftet und ließen dünne weiße Bluſen unter den
Mänteln ſehen; die erſten Strohhüte wagten ſich hervor und die
erſten Schneeglöckchen.
Das junge Paar, Hand in Hand, lief den langen Zug auf
und ab, ein leeres Abteil zu ſuchen. Ein leeres Abteil, das war
das beſte Sonntagsglück.
Im hinterſten Wagen fanden ſie wirklich eins. Beider Augen
leuchteten auf. Das Mädchen war über die erſte Blüte hinaus.
Oder ließen nur die ſchmalen Wangen und der ein wenig
ver=
härmte Ausdruck ihrer Augen ſie älter erſcheinen als ſie war?
Trotzdem war ſie hübſch, nicht von der Puppenkopfſchönheit
herausgeputzter niedlicher Gänschen. Ihre Augen waren grau
ihre Haare von einem ſchlichten Braun, und der Schnitt ihres
dunkelblauen Jackenkleides, die Form ihres Hutes verrieten die
vor=vorjährige Mode. Das machte ſie zu einer unauffälligen
und dennoch vereinzelten Erſcheinung.
In ihren Zügen lebte ein Ausdruck ſeeliſcher Ergriffenheit,
eine dunkle laſtende Sehnſucht. Darin lag ihr Reiz=
Ihr Begleiter war ſo wenig wie ſie mit der kecken Eleganz
der raſch verdienenden heutigen Jugend gekleidet. Faſt hatte er
den Anſtrich eines Dorfſchullehrers. Aber ſeine Stirn war frei
und ſchön, und in ſeinen Augen glomm ein Licht, das mehr als
Sonnenſpiegel und flüchtige Liebesentzückung war.
Als ſie nebeneinander auf der Bank ſaßen und allein blieben,
ſchauten ſie einander beſeligt an. Und mit einer zarten innigen
Beweglng ſchlang er ſeinen Arm um ihre Schulter. Sie lehnte
lächelnd den Kopf zurück. So ſaßen ſie Wange an Wange,
ge=
noſſen eins die Gegenwart des andern, die zärtliche Nähe und
wußten eine Weile nichts zu ſprechen.
Denn es war ja alles ſchon ſo oft geſprochen worden — die
Nor der Zeit, die ſie nicht für immer zuſamenkommen ließ, die
zwei Getreuen, die nicht wie viele Zugreifende und
Unbeküm=
merte ſich das Glück raubten, das in überlieferter und
einwand=
freier Form ſich ihnen nicht darbieten wollte, — die
Unabſeh=
barkeit der Wartejahre, die noch vor ihnen lagen, bis der Muſiker
eine auskömmliche Stellung als Organiſt an einer Kirche
gefun=
den haben würde, — der Zwang, in Nachtcafés und Tanzdielen
aufzuſpielen, um das Leben zu friſten, — die Verführung, für
Geld die Seele zu verkaufen. Und inzwiſchen blieb ſie das
namenloſe „Fräulein” in fremden Haushaltungen, das die
Kin=
der hütete und den Tee reichte und der Dame die Bluſen bügelte.
Nun redete er doch auf ſie: „Gib dieſe Stellung auf, in der
Du kein Geld erſparen kannſt. In einem Bureau verdienſt Du
das Zehnfache.”
„Ja,” nickte ſie. „Aber die Familie gibt mir Dach und Koſt
— und Schutz. Wenn ich allein ſtände . . ."
Sie ſchwieg.
Gewiß, er begriff ſie. Sie hielt ſich feſt an dieſem Schutz in
Flucht vor dem eigenen Glückbegehren. Wenn ſie allein ſtände,
Der Dichter.
1. Das heilige Leid.
Nach den letzten Worten ſeines Buches ſah der Dichter noch
lächelnd ins unerkennbar Ferne, die Augen in ſich ruhend, wie
zurückblickend, langſam bewußt werdend des vollbrachten
Aus=
gleichs zwiſchen ſich und der Welt — und da dies die Erfüllung
einer langen ſehnenden Sorge war, geſchah die Erglühung ſeiner
Seele, alſo daß er aufſtand (wie Chriſtus Gottes voll) wie
tra=
gend die Krone des Lichts. Er ging hinaus in den Tag der
ſtrömenden Menſchen, des wehenden Windes und der fahrenden
Wolken, den Tag ſeiner großen Liebe, da alle Dinge, Menſchen,
Tiere, Häuſer . . . alle Farben der Welt ihm beſonders
erſchie=
nen, als ſtrahle er ſeine Beglückung gegen ſie, ehe ſie ins
Be=
wußtſein ſeines Sehens kamen. Sodann ließ er ſich unſichtbar
drängend führend durch die Stadt bis hinaus zwiſchen die
Gär=
ten und in die große Breite der wogenden Reifefelder des freien
Landes, und er ſegnete dieſen Tag der rauſchenden Stimmen,
Aber es geſchah, da er aufſtand, heimzugehen, daß er zwei Männer
des Weges kommen ſah, die er kannte, u d daß ſeiner Seele ein
lei=
ſes Zittern ward in der dunklen Stille, die wie eine Verlaſſenheit
ihn ängſtete, und daß er ihnen auswich, den Weg in den Wald
und ſeitwärts im Gebüſch ſich verſteckte, bis ſie weit vorüber
waren. Es kam ihm aber die Frage: Warum dies? Und er
gewahrte ſeine unendliche Einſamkeit unter den Menſchen, und
indem er ſich ſeines Buches erinnerte, wußte er, daß es
nie=
mand lieben werde. Sie leben alle in des Reichtums Enge, ob
ſie ſind arm oder reich — es bleibt ihnen verborgen der Armut
ſtrahlende Gottesfülle . .. deine unendliche Schönheit, mein
Gott”, ſprach er mit feuchten, weltſpiegelnden Augen . . . und
die Hand auf ſein Herz legend, als müſſe er das leiſe Glühen
einer ſeligen Gewißheit bewahren, nun heimgehend durch das
Gewirre der Menſchen der Stadt, ward es ihm wie Chriſtus,
alſo daß die Traurigkeit ſchwer auf ihm laſtete, als ob er trage
die dunkle Krone des Leids,
2. Der Morgen des Lebens.
Hinter dem Haufe des Dichters aber war ein Garten mit
alten dunklen Bäumen voll raunender Stille im Abend und
unter hängenden Zweigen eine Bank, da er verborgen war vor
allen Menſchen wie vergraben, vergeſſen in Einſamkeit. Und
es geſchah, daß er, obwohl er nicht wußte, ob er geſchlafen
hatte, eine Helligkeit über ſich erkannte und darüber ſinnend ihm
das Bild bewußt ward eines erlebten Traumes: daß fern,
immer ferner grau flutender Meeresfläche ein Licht ſich hob,
ein Segel fahrend näher kam, das wie Flügel ward einer weißen
Geſtalt, die durch den Garten ſchritt und die Dunkelheit ſeines
Grales erleuchtete. — Und Worte wurden ihm bewußt: „Es iſt
alle Gegenwart unendlich, es iſt alles Same in die
Unendlich=
keit . . . es iſt aller Horizont Blick der Zeit. Deine Augen ſind
geſtorben, und es iſt aufgetan in dir der Blick deiner Seele. ..
Und ſiehe, es ward, daß er ſeines Körpers Schwere nicht mehr
fühlte, daß eine unendliche Liebe ihn durchtränkte . . und als er
in ſein Haus zurückging, war er aller Welt wie ein Geſchenk
ge=
geben, wie eine währende Bereitſchaft aller Not, Sehnſucht aller
verborgenen Liebe.
3. Der Tod des Dichters.
Da der Dichter geſtorben war, trugen ihn vier Freunde
hin=
aus in ſeinen Garten. Und es war, ob Augen und Mund auch
geſchloſſen, dennoch ein letztes Lächeln über ſeinem Geſicht
ge=
blieben wie eines weißen Scheines . . . und es war kein Weinen
um ſeine Leiche, — ſeinen Sarg, mit roten Roſen überhängt,
ſenkten vier Freunde in ſein Grab, darüber im Frühling ein
Fliederbaum im feuchten Abend duftete, wenn der Park im Heer
der Nachtigallen aller Welt unendliche Liebe ſang.
Und es war, daß auch nach tauſend Jahren des Dichters
Name ausgelöſcht war in der Verwitterung des Lebens, und daß
dielleicht nur hinter Bergen man eines ſeiner Lieder wußte und
im Abend ſang . . . Aber es iſt dies, daß aller Zeiten Menſchen
der großen Sehnſucht ſind, die da tragen die Kronen des Lichts
und der Traurigkeit, die da auferſtehen aus dem Grabe ihrer
Troſtloſigkeit in die erlöſende Liebe aller Armut und unendlichen
Sehnſucht, die nie und nirgends verglüht. Denn es iſt, daß
auch Chriſtus nie ſterben konnte, denn auch Chriſtus, da er
lebte, ſtarb und auferſtand, war tauſendmal auferſtanden vordem
denn Gott iſt von Anbeginn und wird ewig ſein in allen
Dingen, in allen Menſchen, ſonderlich aber in denen, die um
ſeinetwillen arm ſind.
—hl.
ein eigenes Stübchen ohne Aufſicht bewohnte . . , und ſie wollten
doch, wenn der Tag der Hochzeit als echte Hoch=Zeit ihnen einmal
erſtrahlte, den Kopf voreinander hochtragen. Oja, ſie waren tapfer.
Und die Sonntage der Ausfahrt ins freie Land waren
Licht=
blicke, die die ganze einſame Woche erhellten. Man ſchüttete ſich
das Herz aus, wanderte Arm in Arm am Flußufer, durch ragende
Wälder, hatte blauen Himmel der Verheißung über ſich. Doch
nicht immer war der Himmel blau. Es gab Regenſonntage, an
denen der Schuh in aufgeweichter Erde ſtecken blieb und der
Wind feindlich ins Geſicht blies, an denen das Gehen zur
Müh=
ſal. das Sprechen zur Unmöglichkeit wurde. Dann war man auf
die überfüllten und teuren Gaſtwirtſchaften angewieſen, und alle
Poeſie und Stimmung waren hin.
Auch heute ſah das Wetter nicht ganz zuverläſſig aus. Die
vorzeitige Wärme ließ einen Umſchlag befürchten. Wieder dann
dies obdachloſe Umherirren, die troſtloſe Verlorenheit. Und das
einzig ſichere Glück blieb das leere Abteil, in dem man ſich
küſſen konnte. — Das einzige karge, kleine Glück. . ..
Der Zug hatte einen Maſchinenſchaden und hielt lange. Auf
dem Bahnſteig ſchritt ein vornehmes Paar auf und nieder, mit
ſportsmäßiger Einfachheit, doch nach letztem Schick gekleidet, wie
Menſchen, die Muße haben, auf alle Modelaunen zu achten.
Beide nicht mehr ganz jung, doch in Haltung und geſtählter
Be=
wegung mit dem Anflug bewußt feſtgehaltener Jugendlichkeit.
Der Herr hatte eine Handvoll Zeitungen gekauft, in die ſie beide
beim Gehen vertieft waren. Oder vertieft ſchienen. Die Dame
blickte mehrmals über ihr Zeitungsblatt hinweg in den
war=
tenden Zug. „Wollen wir porn oder hinten einſteigen?” fragte
ſie und ſah ihren Mann von der Seite mit einem eigentümlichen
Blick an. Es wird voll werden.” — „Wenn Du nur einen
Sitz=
platz findeſt,” antwortete er, ohne vom Leſen aufzuſehen. „Jch
ſtehe ſchon.” — „Aber die Ueberfüllung iſt ſo unbehaglich und
in der zweiten Klaſſe pflegt es heutzutage beſetzter zu ſein als
in der dritten.” — „Steigen wir dritter ein,” entſchied er, ohne
aufzublicken. Sie lächelte ein wenig und ſagte: „Das taten wir
ſchon als Brautleute, wenn wir Bekannten aus dem Wege gehen
wollten. Weißt Du noch, wie wir immer nach dem „leeren
Ab=
teil” ausſpähten?‟ Er hielt mit dem Leſen inne. „Wie Dir das
gerade heute einfällt!” erwiderte er beinahe verlegen. „Iſt nicht
heute unſer Verlobungstag?” Er erſchrak. „Mein Gott, ja. . .
Es iſt wirklich unaufmerkſam von mir. Aber wir werden
unter=
wegs an einem Blumenladen vorbeikommen.” — „Nicht darum
erinnerte ich. Freude an Blumen hätte ich doch nur, wenn Du
von ſelbſt an den Tag gedacht hätteſt.” — „Der Hochzeitstag iſt
mehr.” — „Ich weiß nicht. Aber wir müſſen nun wohl
ein=
ſteigen. Einſtweilen iſt noch Platz, und um ein leeres Abteil
brauchen wir ja nicht zu ſorgen.” Sein Lachen klang gezwungen.
„Wir verheirateten Leute haben das glücklicherweife nicht mehr
nötig.” — „Soll man es als ein Glück preiſen? Sehnſucht iſt
immer mehr als Erfüllung.” Ihr Geſicht ſah plötzlich müde aus.
Uniter dem braunen Wildlederhut zeigten ſich ergraute Haare.
Jahrgang 1923
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Nummer 13
Die Sterne.
* Als Jeſus durch die große Stadt ging in der Nacht,
brann=
ten noch in manchen Häuſern einſame Lichter. Und ein großes
Haus war hinter großen Scheiben erhellt, Stimmen klangen
ver=
worren auf die Straße, eine Muſikkapelle ſpielte leichte Melodien,
und durch die Ritzen der Vorhänge ſah Jeſus den grauen Rauch
und Qualm über den Tiſchen — und er ſtand und ſann . . .
Ge=
ſtalten huſchten vorüber, ein Weib kam, blieb ſtehen und horchte
indes die Tür ſich auftat, ein Haufe junger Männer hinausſtürmte
und gröhlend und ſingend das Weib umringend mit ſich führte,
in einer engen, dunklen Gaſſe verſchwindend, daraus Jeſus noch
zuletzt des Weibes ſchrilles Lachen in den verworrenen Stimmen
der Trunkenheit erkannte . . .
Und da er ſtand und ſann, überkam ihn jene ſchwere
Traurig=
keit, und hilflos in Zerſchlagenheit und Schwäche kam ihm. die
Frage: Was ſoll ich tun? Wie denn bin ich geſandt, daß dies
ge=
ſchehen kann vor meinen Augen? Und wie in Gedanken
unſäg=
licher Reue ging er hinweg, wanderte die Straßen hinaus, merkte
es nicht, wie der Häuſer weniger wurden, nicht, wie er zwiſchen
kleinen Gärten, kleinen Staketzäunen vorbei ſchon die Stadt
ver=
laſſen hatte, bis er wie überraſcht erkannte: Er war in einem
Wieſengrund. Das Bächlein plätſcherte leiſe zu ſeinen Füßen,
eine Brücke war gebaut mit einer kleinen Steinmauer zu Seiten,
auf die ſich Jeſus ſetzte — und er ſah nun: Aus dem Walde ſchritt
ein Reh leiſe ins Wieſengras. Und der Wald ſtand da in
dunk=
ler, ſtiller Schweigſamkeit wie eine große Mauer — nur die
Zweige der Bäume rauſchten leiſe im Wind der Nacht.
Ihm aber klangen noch in der Erinnerung die Stimmen der
Muſikkapelle, und das ſchrille Lachen des Weibes ſtörte die Stille
der Seele. Was ſoll ich tun? Was ſoll ich tun? ſprach er: O, der
Menſchen unſagbares Leid — denn auch dies iſt Leid, daß ſie
ſingen und taumeln in die Nacht. Und es war, daß eine
Stern=
ſchnuppe ihn erweckte aus der Troſtloſigkeit ſeines Sinnens, und
er ſah auf: Ueber den Wald wölbte ſich unendlich hoch der
Ster=
nenhimmel. Es war eine klare Nacht, alſo, daß die großen Sterne
funkelten in Strahlen rot und violett und grün und die kleinen
Sterne alle ſichtbar waren aus den Dunkelheiten, aus den
Uner=
meßlichkeiten, daß es war wie Schnee, niederrieſelnd in Millionen
feinen Kriſtallen . . . und vor ihm glänzte der Orion, der wie
heute damals und ſeit ewigen Zeiten leuchtend in den dunklen
Nächten ſtand . . . und Jeſus ſprach: O Vater, o unendlich weite
Schönheit deiner Welt . . . in den Nächten überwölbſt du uns mit
Sternenſchönheit — und ich weiß noch dies: Sterne ſind Welten
... hinter Welten Ferne und wieder Welten — und der du über
allem biſt: Ich frage nicht mehr, ob du alles dies umgreifſt,
Ster=
nenſchönheit, ſtille Welt und jenes Weibes Lachen und das wilde
Gröhlen der Trunkenheit — ich weiß nun: Alles iſt zu tragen, ſo
Leid wie Glück, Leid wie Schönheit, Bosheit wie Güte — — es
iſt nur: Deinen Willen zu tun — — Bald iſt Morgenrot und neuer
Tag: Alſo bete ich, o Vater: Gib mir Kraft und Größe, auf daß
ich deines Willens ſelig ſchreite durch Morgenrot und neuen Tag
der Welt.
Und Jeſus ſtand auf und ging den Berg hinauf durch den
Wald und ſah vor ſich die Stadt liegen, erwachend aus Nacht und
Nebel, er ſah die Türme und Zinnen glitzernd im erſten
Sonnen=
licht — und er lächelte und ſtieg den Berg hinab, zu wandern,
daß er auf den Martplatz käme, zu predigen den Menſchen von
Gottes Schönheit und der Welt unendlich großer Güte.
Dgs Märchen.
* Ueber den weichen Boden ſind wir ins Märchenland
ge=
gangen — lautlos Hand in Hand — und wo der Waldrand ſich
in weiter Blütenwelle den Abhang hinunterneigt, tat der Wald
die großen Tore auf. Und wir ſtanden — Märchenkinder — vor
den Wundern aller Schönheit einer weiten, traumerſchloſſenen
Ferne . ..
Licht hing überall. Ueber Fluß und Wieſe, — über Blüten,
über unſere Körper, unſer Haar und unſere Augen, ſo daß ein
Glänzen aus uns ſtrahlte, daß wir verzaubert daſtanden
in der Schönheit unſerer Seelenblüte . . . denn das fühlten wir,
wir waren allem eins im Glück des Blühens dieſer Tage.
Und Vogellieder plätſcherten aus Duftgehängen und waren
Quellen unſichtbaren Lebens, — Melodien einer fremden
Wirk=
lichkeit durchwebten überall den Glanz der Luft, und der große
Märchenvogel wanderte im tiefen Gras zwiſchen den Blumen,
öffnete die breiten Flügel und ſchwebte hoch hinauf mit ſilbernem
Flügelſchlag, und größer und größer werdend, trug er des
Abends Silberdämmerung hinauf, . . . und dann wards ſtill,
ganz groß und weit und ſtill, als wenn die Silberflügel der
Ein=
ſamkeit weit über Märchenland und große, dunkelnde Wälder
hingen.
E..-B.
Im hinterſten Wagen, wo nur zwei Menſchen ſaßen, ſtiegen
ſie zu. Die Frau ſah, wie ein ſchmerzhafter Ausdruck der
Ent=
täuſchung über die Züge der beiden jungen Menſchen glitt, wie
ſich haſtig ihre Hände trennten, ihre Schultern
auseinanderrück=
ten, die Glut ihrer Augen erloſch. Und ein heißes jähes Mitleid
prang in ihrem Herzen auf. Aber es war mehr noch ein
Mit=
leid mit ſich ſelbſt, und mehr als Mitleid: es war Neid.
Sie ſchaute ihren Mann an. Er hatte nichts bemerkt. Er
las den Leitartikel mit der hohen Politik. Ihr Mund preßte ſich.
hart zuſammen.
Der Zug fuhr ab. Die Räder ratterten. Ihr einförmiger
Rhythmus verſchlang das Geplauder der Fahrenden.
Wenig=
ſtens bildeten die beiden Liebesleute ſich das ein. Sie fingen
wieder an zu reden, leiſe, faſt flüſternd, allmählich unbefangener.
Denn das fremde= Paar nahm ja keinerlei Notiz von ihnen. Der
Herr ſaß in ſeine Blätter verſenkt, die Dame blickte mit
entrück=
ten Augen an ihnen vorbei in die Landſchaft. Krampfhaft
vor=
bei. Denn ſie horchte und wollte es verbergen. Ihr Ohr erfaßte
jedes Wort der Zärtlichkeit, ihre Seele ſaugte es ein.
Bitter=
füßes Gift, das ſie in einen Rauſch todtraurigen Verlangens
verſetzte. Erinnerungen, Träume, Schatten, Geſpenſter, Funken,
die aus Aſche züngelten . .". ſo huſchte es durch ihren Sinn.
Aber noch ehe ſie am Ziel waren, hatte ſie ſich wieder in
der Gewalt. Warm und froh ruhte ihr Auge wie zum
Abſchieds=
gruß auf den Jungen, als ſie ausſtieg. Draußen nahm ſie
herz=
haft den Arm ihres Mannes und ſprach lebendig auf ihn ein.
„Weißt Du, daß ich ſoeben Mieter für unſere überflüſſigen zwei
Zimmer gefunden habe, die uns das Wohnungsamt
wegneh=
men will?"
Er hörte mit Erſtaunen zu.
„Die beiden Leutchen im Abteil möchten heiraten und finden
keine Wohnung. Sie gefielen mir alle beide. Feine ſtille
Men=
ſchen von Erziehung. Ich werde ihnen die Zimmer anbieten.”
„Ja, kennſt Du ſie denn?”
„Das Fräulein nannte wiederholt den Namen der Dame,
bei der ſie in Stellung iſt — und die iſt mir nicht fremd.
Frau Direktor Kohlbringk, weißt Du. Durch ſie werde ich
Er=
kundigung einziehen und mich an das Brautpaar wenden.”
„Und was iſt der junge Menſch von Beruf?”
„Er ſucht einen Poſten als Organiſt oder dergleichen, wie
ich mir aus der Unterhaltung zuſammenreimte. Und ich glaube,
daß Du in Deiner einflußreichen Stellung im
Gemeindekirchen=
rat ihm ohne Mühe die unbeſetzte Stelle in Sa ikt Lukas
ver=
mitteln könnteſt.”
„Daß ich es könnte, ſteht außer Frage. Woher aber Deine
plötzliche, faſt überſchwengliche Teilnahme für zwei Unbekannte?”
„Sind ſi= Unbekannte?” fragte die Frau vor ſich hin. „Steht
unſere eigene Jugend nicht in ihnen vor uns? Das verpflichtet.
Für uns iſt die Zeit des Liebesſpiels vorüber. Verheiratete
Leute — Du ſagteft es ſelber — mit grauen Haaren . . . Laß
mich ins Rollenfach der Mütter übergehen. Man muß etwas zu
ſorgen haben.”
Zwei Oſferfeſſe in einem Jahre
ſind tatſächlich einmal gefeiert worden. Das beweiſt ein
ſteiner=
ner Zeuge aus, dem Jahre 1584, der ſich in der Nähe des
Schloſſes Stolpen, unweit der böhmiſchen Grenze, befindet, die
ſog. Lauterbacher Oſterſäule, durch folgende Inſchrift: „1584
Jar — das iſt wahr — zvene Oſtern — in einem Jar.‟ Die
Kalenderreformation war nämlich bei den Katholiken der Gegend
bereits eingeführt; die Edangeliſchen rechneten noch nach dem
Julianiſchen Kalender, und hinkten daher um zehn Tage
hinter=
her, weswegen ihr Oſterfeſt auf einen anderen Tag fiel als das
der Katholiken. Das hinderte aber nicht, daß die Evangeliſchen
das Feſt erſt mit den Katholiken einmal feierten, und dann die
Katholiken noch einmal mit den Evangeliſchen.
* Eine merkwürdige Oſterfeier in Rumänien. In Rumänien
iſt es Brauch, daß der König in der Oſternacht ſämtliche
Kaſer=
ten der Reſidenz beſucht. Wenn ſeine Untertanen gemäß der
Landesſitte in der Nacht zum Oſter=Sonntag ſich zu Tiſche ſetzen,
um bis 3 Uhr des Morgens bei Speiſe und Trank ſich’s
gemüt=
lich ſein zu laſſen, ſo kann der König allein nicht ſolch behaglicher
Feier ſich hingeben. Er muß mit der brennenden Oſterkerze von
der Kirche zu den Soldaten. Er beſucht eine Kaſerne nach der
anderen und eröffnet nach langem Faſten die erſte fette
Mahl=
zeit ſeiner Soldaten. Dabei wird dann das rumäniſche
Eier=
ſpiel erprobt. Jeder Soldat erhält zwei bunte Eier, der König
aber auch.
Die Mode von heute.
Praktiſche moderne Frühjahrs=Kleidung.
Faltenrock und Ueberbluſe, dieſe von praktiſchen Müttern ſchon
immer hochgeſchätzte Zuſamenſtellung der Mädchenkleidung, wird
an der kommenden Frühjahrskleidung wieder eine recht wichtig=
Nolle ſpielen. Die Waſchbluſe zum einfarbigen, zumeiſt
dunkel=
blauen, =braunen und =grünen Wollrock getragen, wird ſowohl
in Weiß wie in Blau, Dunkelrot, Blauweiß und Weißblau
ge=
ſtreift, mit einfarbigem Matroſen= oder Schalkragen und
eben=
ſolchen Aufſchlägen mit und ohne Bindeſchlips oder kleinen
Vor=
ſteckſchleifchen, die durch roſtfreie Kohinoors zum Auswechſeln
eingerichtet werden, viel getragen werden. Kreuzſtichſtickereien,
namentlich in Schwarz=Rot, Schwarz=Gelb und Schwarz=
Hell=
blau auf weißen Bluſen in äußerſt geſchmackvoller Weiſe
verwen=
det, ſind modern und wird ſo manche Mutter bald dazu
veran=
laſſen, Vorjähriges recht bald ſchon durch eigene Handarbeit
modegerecht zu geſtalten, zumal die Hauptmodeform entweder die
ſchon immer gern getragene Matroſenbluſe im Kieler Schnitt
oder eine gefällige Sattelbluſe iſt, bei der die Sattelpaſſe vorn
und im Rücken quer herüber ohne jede Schweifung gehalten,
am Halſe durch einen ſogenannten kleinen Bubenkragen
ge=
ſchmückt wird, den ein zierliches Fälbelchen oder Pliſſee
um=
randet, das ſich in gleicher Weiſe am Aermelaufſhlag von
glei=
chem Stoff wie der Kragen wiederholt. Ein nur
kleinfingerbrei=
tes Zierkäntchen in Kreuzſtichmanier ſchmückt dann entweder
Kragen und Aufſchlag oder Sattelpaſſe und letzteren, während an
einem kleinen Schoßblüschen der kaum daumenbreite Gürtel bei
noch immer tiefgerückter Taillenlinie noch übereinſtimmend mit
beiden geſchmückt wird. Für kühle Tage wird die praktiſche
Mutter der faſt unverwüſtlichen Rippenſamtbluſe den Vorzug
geben, die ohne jeden weiteren Ausputz mr horizontal
verarbei=
tete Aufſchläge und Sattelpaſſe aufweiſt, im übrigen aber durch
gleichfarbige Glasknöpfe mit zumeiſt weißem Perlmutter= oder
Hornrande, ſeltener mit Silber= und Goldmetallumrandung, in
der vorderen Mitte geſchloſſen wird. Gern wird aber auch dieſes
ſchlichte Blüschen durch ein zierliches Binde= oder
Flatterſchleif=
chen am kleinen Klappkragen als beſonderer Schmuck gehoben.
Moderne Schutz= und Spielſchürzchen für die
Allerjüngſten. Bei der bekannten Unachtſamkeit unſerer
Allerjüngſten ſind bei den heutigen teuren Preiſen der Kleidung
Schürzchen zur Schonung derſelben geradezu unerläßlich. Glatt
oder geſtreift, in Drell, Kattun, Halb= oder Ganzleinen, Satin
oder Lüſter, die letzteren als ſogenannte „Strapczierſchürzen”
namentlich von ſehr praktiſchen Müttern bevorzug,t werden ſie
zumeiſt in Hängerform gehalten und mit ein oder zwei
aufge=
ſteppten Täſchchen mit farbigen Blenden beſetzt, in äußerſt
ge=
ſchmackvoller Ausführung angeboten. Ganz beſonders reizvoll
erſchien uns unter dieſen kleiven Mädchenſchürzchen ein Modell
aus dunkelblauem Halbleinen mit rotweiß geſtreiften ſchrägen
Blenden beſetzt, das als ſogenanntes Schlupfſchürzchen ohne
jed=
weden Verſchluß, einfach über den Kopf geſtreift und auf
bei=
den Schultern durch zierlich gebundene Schleifchen gehalten
wird. Allerliebſt war weiter ein ſogenanntes Kleidſchürzchen
aus geſtreiftem Stoff, blauweiß gehalten, mit dunkelblauen,
brei=
ten Blenden und rotem Vorſtoß an dieſen. Das ebenfalls über
den Kopf zu ziehende Schürzchen ließ unter den kleinen
Aermel=
epauletten das kurze Aermelchen des weißen Kleidchens nur
wenige Fingerbreit ſehen, war alſo in des Wortes wahrſter
Be=
deutung ein Schutz= und Schonungsſchürzchen, das namentlich in
dunkler Farbe praktiſchen Müttern manche Sorge um die
empfindliche Kleidung ihres Wildfangs abnehmen wird.
Der zeitgemäße Haushalt.
Herdplatten zu polieren. Man löſt eine
Hand=
voll Soda in recht heißem Waſſer auf und durchſchäumt die
Lö=
ung tüchtig mit grüner Seife. Mit einer ſcharfen Bürſte wird
nun die Herdplatte tüchtig abgewaſchen und mit einem trockenen
Lappen abgerieben. Nun wird die Platte mit feinem Sand oder
mit Putzſteinepulver beſtreut, mit Zeitungspapier bearbeitet und
nach der Entfernung des verbrauchten Pulvers mit einem alten
wollenen Lappen poliert. Die Platte wird nach einer ſolchen
Behandlung ſpiegelblank erſcheinen und den Glanz auf viele
Wochen behalten, wenn ſie täglich ſauber abgewiſcht und mit
Zeitungspapier nachgerieben wird.
Gd.
Handpomade gegen das Aufſpringen und
zur Beförderung einer geſchmeidigen Haut der Hände: 3 Teile
Wallrat werden in einer Porzellanſchale über Kohlen langſam
zerlaſſen und dann, entfernt vom Feuer, 1,5 Gr. Mandelöl,
20 Tropfen Lavendelöl, 10 Tropfen Bergamottöl und 2 Tropfen
Nelkenöl hinzugeſetzt. Alles dieſes wird untereinander
zer=
rieben und das Ganze in Pomadetöpfchen aufbewahrt. Zum
Einreiben der Hände verwende man nur ein Stückchen von der
Größe einer halben Haſelnuß.
Schadhaft gewordene Holzſtoffgefäße
aus=
zubeſſern. Die ſauber ausgebürſteten ſchadhaften Stellen
läßt man ſehr gut austrocknen, dann verſtreicht man ſie rechts
und links recht glatt mit Fenſterkitt und läßt dieſen acht bis
zehn Tage hart werden. Nun lackiert man die Stelle mit
Spiri=
tuslack, darf aber immer nur kaltes Waſſer zuerſt in das Gefäß
gießen und die Waſſertemperatur nicht höher wie 28 Grad. R.
haben.
H.
Oſterlammbraten mit Kräuterſalat. Das mit
kochendem Waſſer überbrühte Lamm wird nach dem Erkalten
abgetrocknet und reichlich mit ſtark geräuchertem Speck geſpickt.
Nun in Mehl gewendet und ſcharf angebraten, wird das Fleiſch
unter öfterem Begießen auf flottem Feuer gebraten und zehn
Minuten vor dem Anrichten eine halbe Taſſe Milch mit einem
Eßlöffel Eſſig und einem Teelöffel Appels Suppenwürze
ver=
rührt, dazu gegeben, um eine recht pikante Soße zu erzielen, die
man mit wenig Kartoffelmehl verdickt. Man reicht
Kartoffel=
ſalat dazu, der reichlich mit Schnitlauch, feingewiegter
Brunnen=
kreſſe und Rapünzchen angemacht, einen Kranz von Peterſilie
erhält.
K.
Speiſezettel.
Sonntag (1. Oſterfeiertag): Oſterlamm mit Kräuterſalat.
Preißelbeeren.
Oſtermontag: Apfelweinſuppe, Omeletten mit Fleiſchfülle,
Grießpudding mit Schokoladenſoße.
Dienstag: Gemüſe, Pichelſteiner.
Mittwoch: Saure weiße Bohnen.
Donnerstag: Abſtechklöße mit Obſt.
Freitag: Selleriekartoffeln.
Samstag: Kartoffelklöße mit Sauerkraut.
Schach=Scherzaufgabe.
Weiß nimmt den letzten Zug zurück und ſetzt matt.
Koch=Umſtell=Rätſel.
Man nimmt
und mache daraus durch Umlegung der 9 fetten Kreuzchen ein Gemüſe.
Carl Deubel.
Säule.
Die Buchſtaben
in nebenſtehender
Figur ſind ſo zu
ordnen, daß die
wagerechten Reihen
die danebenſtehende
Bedentung und die
ſenkrechte
Mittel=
reihe eine
hollän=
diſche Provinz
be=
zeichnen.
a
a a a a b bIb en C d e eIf f n n IeIo s t u v
Buchſtabe
Metalloid
Getränk
Kopfbedeckung
Göttergeſchlecht
Getränk.
Kroatiſcher Titel
Afrikaniſche
Völker=
gruppe
Spaniſche Stadt
Darmſtädter Silbenrätſel.
bo, burg, de, do, e, eg, fei,
Aus nebenſtehenden Silben ſind acht
gen, ge, gil, lar, le, li, li, Wörter von folgender Bedeutung zu
bilden: 1. Bezeichnung für Zünfte. 2.
Be=
neu, ra, saa, tät, tra, us.
kanntes italieniſches Fürſtengeſchlecht.
3. Fluß in Thüringen. 4. Stadt in Hannover. 5. Völkerrechtliche
Bezeichnung für Nichtteilnahme eines Staates am Kriege anderer.
6. Weiblicher Vorname. 7. Stadt in Nieder=Oeſterreich. 8. Frucht.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach
unten geleſen, einen Oſterwunſch an alle Leſer und Löſer. A. Thomaz,
Viſitenkarten=Rätſel.
Der Beruf ſoll durch Umſtellung der Buchſtaben des Namens
erkannt werden. Welchen Beruf hat der Herr?
Sprichwörter=Rätſel.
1. Was allen gefällt, man ſchwer behält.
2. Reichen Leuten iſt jedermann geneigt.
3. Was dem einen recht iſt, iſt dem andern billig,
4. Jung gewohnt, alt getan.
5. Es iſt kein Meiſter vom Himmel gefallen,
6. Eine Schwalbe macht keinen Sommer,
7. Kunſt bringt Gunſt.
8. Wie die Arbeit, ſo der Lohn.
9. Tue recht, ſcheue niemand.
10. Vor der Liebe kann man ſich nicht ſchützen.
Man entnehme jedem Sprichwort ein Wort. Die richtig
ge=
wählten Wörter ergeben dann wieder ein Sprichwort.
G. D.
Rätſel.
500. Mit L eine Pflanze, ein Vogel mit G. — Und jedermann hat es mit
Hund mit B. — Mit Rbringt’s den Augen oft Schmerzen und Weh.
501. Die erſten Zwei ſtehen am Himmelsgezelt, — Die Dritt’ aus
der Luft auf den Erdboden fällt.
In ſumpfigen Wieſen
er=
blühet das Ganze — Und iſt eine Kerbtiere freſſende Pflanze.
502. Sehr notwendig bin ich für Ofen und Herd. — An Korn
und Metallen dagegen nichts wert.
Auflöſungen.
Schachaufgabe Nr. 32:
1. D18—c8
1. Ke4n. d5 oder n. f5
2. Sd7— f6 oder Td5 n. e5 matt.
A.
1. Lb3n. d5 oder beliebig anders.
2. Sd7—c5 oder k6 matt.
Darmſtädter Silbenrätſel: 1. Sperber. 2. Canaſter. 3. Hefe.
4. Note. 5. Elbe, 6. Jgel. 7. David. 8. England. 9. Remſcheid — Schneider,
Ergänzungs=Rätſel:
BOZEN
MO SES
VO GEL
2 O BEL
L O DEN
„Bogen”.
Rätſel: 497. arm, Arm. 498. Pritſche, Britſche. 499. Tau.
Verantwortlich: Max Streeſe.