Darmstädter Tagblatt 1923


19. März 1923

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Morgenz eitung der Landeshauptſtadt
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Montag, den 19. März 1923

Einzelnummer 150.00 Mk.

Verhandlungen.

Paris, 17. März. (Wolff.) Havas verbreitet folgende
Meldung aus Waſhington: In Abweſenheit des deutſchen Bot=
ſchafters
habe der Botſchaftsrat beim Staatsdepartement vorge=
ſprochen
. Man habe ernſtlichen Grund zu der Anahme, daß er
Staatsſekretär Hughes die Lage auseinandergeſetzt
und über die Haltung Deutſchlands in der Ruhr=
frage
ſich geäußert habe. Der Beſuch ſtehe, wie verlaute, im
Zuſammenhang mit demjenigen, den kürzlich der deutſche Pot=
ſchafter
in London zu dem gleichen Zwede bei der engliſchen Re=
gierung
gemacht habe. In autoriſierten Kreiſen nehme man an,
daß dieſe beiden Schritte Deutſchlands darauf abzielten, eine
Atmoſphäre zu ſchaffen, die die eventl. Wiederaufnahme der Ver=
handlungen
mit Frankreich wieder ermögliche, ohne dem Preſtige
eines der beiden Länder Abbruch zu tun. Eine Intervention
der Vereinigten Staaten ſei jedoch nach wie vor unwahrſcheinlich.
Paris, 17. März. (Wolff.) Der diplomatiſche Havas=
redalteur
ſchreibt offizios, es ſei zu wiederholten Malen das
Gerücht verbreitet worden, daß zwiſchen Deutſchland und
geloiſſen ausländiſchen Regierungen Verhand=
lungen
über eine allgemeine Regelung der Reparationsfrage im
Gange ſeien oder alsbald aufgenommen werden ſollten. Aus
einer Umfrage in autoriſierten Kreiſen gehe hervor, daß die
franzöſiſche Regierung von derartigen Verhandlungen keine
Kenntnis habe. Sie bleibe in dieſer Beziehung bei ihrer
früher eingenommenen Haltung und werde unter den gegen=
wärtigen
Umſtänden jedes Vermittlungsangebot als unfreund=
lich
betrachten. Sie ſei auch entſchloſſen, die Sondierungsver=
ſuche
nicht zu berückſichtigen, die ſeitens mehr oder minder be=
rufenen
Vermittlern aus neutralen oder alliierten Ländern
etwa bei ihr unternommen würden. Sie werde nur unmittel=
bare
offizielle Vorſchläge, die von der deutſchen Regierung
kämen, in Erwägung ziehen.
Die amerikaniſchen Beſatzungskoſten.
Paris, 18. März. (Wolff.) Nach den in Paris erſchei=
ſienden
amerikaniſchen Blättern iſt dem zurzeit hier wei=
ſenden
Unterhändler der Vereinigten Staaten in der
Kommiſſion zur Regelung der Beſetzungs=
koſten
die Antwort des Staatsdepartements auf die Vorſchläge
der Alliierten zugeſtellt worden. Obwohl die Antwort keine=
gkatte
Ablehnung darſtellte, verlaute eich, daß der Vorſchlag,
den Wort der beſchlagnahmten deutſchen Schiffe von der ameri=
kaniſchen
Forderung abzuziehen, zurückgewieſen werde. Nach
der Chicago Tribune wird in Paris angenommen, daß
daraufhin die Verhandlungen auf unbeſtimmte Zeit
vertagt würden.

Vom Tage.
Zu einer eindrucksvollen Kundgebung geſtaltete ſich der Beſuch des
Reichspräfidenten und des Neichsarbeitsminiſters Brauns
in Hamm. In Anſprachen kam das Treugelöbnis des Reiches und
der unerſchütterliche Wille der Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Ruhr=
gebiet
zum Durchhalten zum Ausdruck.
Wie wir erfahren, wird der Reichskanzler den Vorſtand des Ober=
ſchleſiſchen
Hilfsbundes, ſowie eine Abordnung aus Oberſchleſien am
20. März anläßlich der Wiederkehr des oberſchleſiſchen Abſtimmungstags
empfangen. Der Empfang wiud in Gegenwart des preußiſchen Miniſter=
präſidenten
in der Reichskanzlei ſtattfinden.
Blättermeldungen zufolge hat die deutſchnationale Neichs=
tagsfraktion
eine dringliche Interpellation eingereicht, in der ſie
unter Bezugnahme auf die angekündigte Wiederaufnahme der Kontroll=
handlungen
der interalliierten Militärkontrollkommiſſion von der
Reichsregierung Auskunft verlangt, welche Maßnahmen ſie zu ergreifen
gedenke, um die Durchführung dieſes Anfinnens uuter allen Umſtänden
zu verhindern.
In einer gemeinſamen Ausſprache des Magiſtrats und der Bürger=
ſchaft
der Stadt Buer wurde die von den Franzoſen gewünſchta
Bildung einer Einwohnerbolizei anſtelle der ausgewieſenen Schupo all=
gemein
abgelehnt.
Die an Smeets vorgenommene Operation iſt guk verlaufen. Die
Kugel konnte entfernt werden. Der Zuſtand des Verwundeten iſt ernſt,
doch hofft man, ihn am Leben zu erhalten.
Auf die Ermittelung und Ergreifung des Attentäters hat der
Regierungspräſident eine Belohnung von einer Million M.
ausgeſetzt. Drei Leute, die noch am ſpäten Abend wegen Tatverdachts
feſtgenommen wurden, mußten wieder auf freien Fuß geſetzt werden, da
die Ermittelungen ihre Schldloſigkeit ergaben.
Wie wir zu der Angelegenheit der Ausweifung Reichsdeutſcher
aus der Tſchechoſlowakei erfahren, hat der tſchechoflowakiſche
Außenminiſter der deutſchen Geſandtſchaft in Prag zugeſichert, daß die
verfügten Ausweiungen in der ſicheren Vorausſetzung vorläufig ſieſtiert
würden, daß die Ausiveiſungen tſchechoſlowakiſcher Staatsangeoöriger
aus Deurſchland unterblieben.
Nach einer Mitteilung von unterrichteter Seite ſind auch die im
Ausland verbreiteten Gerüchte über den bevorſtehenden Rückiritt der
öſterreichiſchen Regierung oder einer Aenderung in der Zu=
ſaammenſetzung
der Regierungsmehrhöit durchaus unzutreffend. Sie
dürften lediglich auf die im Sanierungsplan längſt vorgeſehene, dem=
nächſt
bevorſtehende Verminderung der Miniſterien von 11 auf 8 zurück=
zuführen
ſein.
Noch Havas ſchzveben ſeit einiger Zeit Verhandlungen zwiſchen den
betreffenden engliſchen und franzöſiſchen Miniſterien über eine etwaige
Beteiligung engliſcher Arbeitsloſer am Wiederaufban der nordfranzöſi=
ſchen
Departements. Die Verhandlungen ſtänden vor dem baldigen
Abſchluß.

an der Ruhr.
Der Abwehrkam=

Die Hölle von Buer.
Buer, 17. März. (Wolff.) Die Verkehrseinſchrän=
kungen
werden nach wie vor mit aller Schärfe durchgeführt.
Seit einer ganzen Woche ſind ſämtliche Cafés und Wirtſchaften
geſchloſſen. Die Zeitungen ſind imer noch verboten. Das Ver=
bot
ſoll unter der Bedingung wieder aufgehoben werden, wenn
die Zeitungen eine Erklärung bringen, in der der Entrüſtung
Ausdruck gegeben wird, daß von deutſcher Seite behauptet werde,
die Täter ſeien in den Reihen der franzöſiſchen Beſatzungstrup=
pen
zu ſuchen. Die Erregung der Bevölkerung iſt nach wie vor
äußerſt groß.
Oberbürgermeiſter Zimmermann und Sparkaſſendirek=
tor
Pöppinghaus, die als Geiſeln feſtgehalten
wurden, ſind geſtern abend freigelaſſen worden. General Laigne=
lot
in Recklinghauſen eröffnete ihnen, die Unterſuchung in der
Angelegenheit der Ermordung der beiden franzöſiſchen Offiziere
ätte ergeben, daß die Stadt und die Bevölkerung kein Ver=
ſchulden
trefſe. Die Spuren führten nach der Schutzpolizei. Die
mutmaßlichen Täter ſeien gefaßt. Es handele ſich um den Krimi=
nalpolizeibeamten
Burghoff und den Eleltromonteur Witters=
hagen
. Beide ſeien auf dem Weg zum Gefängnis in Reckling=
hauſen
in der Nähe des kleinen Wäldchens zwiſchen Buer und
Weſterholt bei einem Fluchtverſuch von franzöſiſchen Gendarmen
kſchöſſen worden. Die weiteren franzöſiſchen Ermittelungen
eien dadurch erſchwert, würden aber fortgeſetzt.
Dieſe franzöſiſche Darſtellung iſt ein Muſterſtück franzöſiſcher
Verdrehungskunſt und ein Zeichen der hilfloſeſten Verlegenheit.
Das Alibi Burghoffs iſt einwandfrei feſtgeſtellt. Nach eidlichen
Feſtſtellungen hat der Beamte von abends 9 bis um 11 Uhr in
der Wirtſchaſt Forſthof in Buer=Erle mit mehreren Beamten
Skat geſpielt und der Monteur Wittershagen hat von der Mord=
tat
erſt am Morgen darauf erfahren. Wie erinnerlich, wurde der
Kriminalbeamte feſtgenommen, weil er von landfremdem Geſin=
del
denunziert worden war. Unrichtig iſt, wenn die Franzoſen
behaupten, die beiden ſeien bei einem Fluchtverſuch in dem
Wäldchen unweit Buer erſchoſſen worden. Tatſache iſt vielmehr,
daß beide auf dem Platze hinter dem Rathaus durch Kolben=
ſchläge
und Gewehrſchüſſe in beſtialiſcher Weiſe hingemordet
worden ſind.
Buer, 17. März. (Wolff.) Der Beamtenausſchuß der
Stadtverwaltung Buer erläßt folgenden Aufruf:
Franzöſiſche Feigheit und Gewalt hatte es zu verhindern
Zewußt, daß die Beerdigung unſerer, von den Franzoſen beſtia=
liſch
ermordeten Mitbürger in würdevoller Weiſe unter Be=
keiligung
der geſamten Bürgerſchaft erfolgen konnte. Als ge=
teine
Verbrecher ſind dieſe Toten, die im Leben nützliche Mit=
Aieder der menſchlichen Geſellſchaft waren, in aller Stille vor
agesanbruch beerdigt worden. Wir regen an, daß zum Zeichen
de: allgemeinen Trauer und zur Ehre dieſer Toten ein Tag
der nächſten Woche zum allgemeinen Trauer=
tag
mit Kirchenfeier beftimmt wird. Als ſolcher iſt der Diens=
1ag nächſter Woche in Ausſicht genommen,

Neue Vergewaltigungsmethode.
Düſſeldorf, 17. März. (Wolff.) Nachdem es den Fran=
zoſen
und Belgiern bisher nicht gelungen iſt, Kohlen in nen=
nenswertem
Umfange aus dem Einbruchsgebiet herauszu=
holen
, ſcheinen ſie nunmehr, wie die neueſten Vorgänge in
Düſſe dorf beweiſen, gegen die Maſchinenfabriken vor=
gehen
zu wollen. So teilten ſie in den letzten Tagen der Rheini=
ſchen
Metallwaren= und Maſchinenfabrik mit, daß die vorhande=
nen
Beſtände an Waggons requiriert ſeien, und ſtellten gleich=
zeitig
das Anſinnen, eine Beſichtigung der Betriebsabteilung
unter Führung der Leitung vornehmen zu wollen. Die Forde=
rung
wurde abgelehnt, worauf eine franzöſiſche Kommiſſion die
Beſichtigung ohne Erlaubnis vornahm. Als die Belegſchaft er=
fuhr
, daß die Franzoſen ſich im Werk aufhielten, verließ ſie die
Betrieße. Die franzöſiſche Kommiſſion ſtellte eine Liſte der vor=
handenen
Beſtände an Wagen, Lokomotiven uſw. auf und ver=
langte
weiter don der Firma, daß ein Anſchlußgleis zur Staats=
bahn
hergeſtellt würde, eine Forderung, der die Firma ſelbſt=
verſtändlich
nicht entſprach. Geſtern wiederholten die Franzoſen
ihre Forderung und drangen nach erneuter Ablehnung gegen
4 Uhr nachmittags mit Militär gewaltſam unter Aufbrechung des
zur Staatsbahn führenden Tores in das Werk. Sofort ertönten
die Sirenen. Die geſamte Belegſchaft verließ die Arbeitsſtätten.
und bewegte ſich nach der Einbruchsſtelle. Nachdem die von den
Franzoſen herbeigeholte Verſtärkung die Belegſchaft mit dem
Bajonett zurückgetrieben hatte, begannen die mitgebrachten Ar=
beiter
unter dem Schutz des Militärs die Herſtellung des Gleis=
anſchluſſes
. Darauf verließ die Belegſchaft geſchloſſen das Werk
und hat auch heute früh die Arbeit nicht wieder aufgenommen.
Raub.
Berlin, 18. März. Wie die Deutſche Allg. Ztg. berichtet,
hat die Rheinlandkommiſſion in Koblenz eine Verordnung er=
laſſen
, in der ſie zur Sperre und Beſchlagnahme aller
Erzeugniſſe ſchreitet, die ſich im beſetzten Gebiete befinden,
die Gegenſtand von Beſtellungen der alliierten Regierungen oder
ihrer Staatsangehörigen gebildet haben. Dieſelben Maßnahmen
gelten für Erzeugniſſe, welche von alliierten Staatsangehörigen
bei deutſchen Staatsangehörigen beſtellt wurden. Die deutſchen
Staatsangehörigen, die Güter dieſer Art in Gewahrſam oder
eine Beſtellung erhalten haben, müſſen dies der Rheinlandkom=
miſſion
binnen 15 Tagen anzeigen. Zuwiderhandlungen werden
mit Geldſtrafe bis 50 Millionen und Gefängnis bis zu 5 Jahren
beſtraft.
Kommuniſten gegen die Ruhrbeſetzung.
Paris 18. März. (Wolff.) Die franzöſiſche kom=
muniſtiſche
Partei veranſtaltete geſtern Abend eine
Proteſtkundgebung gegen die Ruhrbeſetzung,
in deren Verlauf außer engliſchen und italieniſchen
Delegierten auch zwei Kommuniſten aus Deutſc, land als
Redner auſtraten, nämlich der türingiſche Reichstagsabgeord=
neie
Höllein und der Vertreree der kommuniſiſchen deut=
ſchen
Jugendorganiſation. Nach Schluß der Verſammlung
nahm die Polizei die beiden italieniſchen Kommuniſten ſowie
Höllein feſt. Da Höllein ohne Paß nach Frankreich gekommen
iſt, ſoll er heute Vormittag ausgewieſen werden.

Von
Virgil Jordan, Neu=York.
Umfang und Zuſammenſetzung der Aus= und Einfuhr der
Vereinigten Staaten, der beträchtliche Export von Kapital und
die Bewegung der Goldbeſtände nach und von den Vereinigten
Staaten, worüber nunmehr genügend vollſtändige Zahlenangaben
vorliegen, geben bedeutſame Fingerzeige hinſichtlich der künftigen
Geſtaltung der wirtſchaftlichen Beziehungen zwiſchen den Ver=
einigten
Staaten und Europa. Bei einem Vergleich der Berichte
über 1922 mit denen aus den Vorjahren wird erſichtlich, daß die
Union allmählich, aber imer beſtimmter in eine Poſition inner=
hald
der Weltwirtſchaft hineinrückt, die ſich weſentlich von der
Stellung unterſcheidet, die ſie vor dem Kriege eingenommen
hatte, daß ſie nämlich aus dem Stadium heraustritt oder be=
reits
herausgetreten iſt, wo ihr Verhältnis zu Europa das eines
Ausfuhrlandes für Rohſtoffe war, und in ein neues Stadium
hineingetreten iſt, wo ſie außer als Rohſtofflieferant auch als
Kapitalgeber und Exporteur auftritt und den Kapitalbedarf der
Auslandsinduſtrie deckt und in dieſer ſich eine neue Einkommen=
quelle
erſchließt. Wenn die Entwicklungen der letzten drei
Jahre überhaupt eine prophetiſche Bedeutung haben, ſo beſagen
ſie, daß die Vereinigten Staaten in Europa immer weniger einen
Markt für den Abfatz ihrer Erzeugniſſe erblicken, ſondern daß ſie
dieſen Weltteil und die Stabilität und Produktivität ſeiner Ver=
hältniſſe
immer mehr vom Standpunkt des Kapitaliſten und mit
Rückſicht auf die inveſtierten Kapitalien betrachten werden. Daß
infolge dieſer veränderten Stellungnahme die außenpolitiſchen
Beziehungen eine Veränderung von Grund auf erfahren werden,
iſt unvermeidlich.
Trotz eines Anwachſens der amerikaniſchen Ausfuhr im letz=
ten
Quartal 1922 blieb die Geſamtausfuhr des Jahres im Werte
von 3832 Millionen Dollar um 654 Millionen Dollar oder 15
Prozent hinter der Ausfuhr von 1921 und um 53 Prozent hinter
der von 1920 zurück. Mengenmäßig ſtellt ſich das Verhältnis
etwas günſtiger dar; ſo blieb die Ausfuhr der erſten elf Monate
von 1922 ihrem Umfange nach nur um 5 Prozent hinter der
Ausfuhr des gleichen Zeitraums von 1921 und um 15 Prozent
hinter der von Januar bis November 1920 zurück. Die Zu=
nahme
der Ausſuhr im letzten Quartal 1922 war faſt gänzlich
zurückzuführen auf die Mehrausfuhr von Rohſtofſen, im beſon=
deren
von Baumwolle. Die noch im zweiten Quartal 1922 be=
olachtete
vielverſprechende Steigerung der Ausfuhr von Fertig=
waren
hielt im zweiten Halbjahr 1922 durchaus nicht an, und
der Rückgang erſtreckt ſich beſonders auf Eiſen= und Stahlerzeug=
niſſe
, Stieſel und Schuhe und Lokomotiven. Die Geſamtausfuhr
an Eiſen und Stahl für 1922 hatte einen Wert von 188,841 Mil=
lionen
Dollar gegen 323,667 Millionen Dollar im Jahre 1921;
dieſe Ausfuhr für 1221 entſpricht etwa dem zwanzigſten Teil der
geſamten amerikaniſchen Inlandserzeugung an Eiſen und Stahl.
Wie verluutet, hat die Beſetzung des Ruhrgebiets die Nachfrage
nach amerikaniſchen Eiſen= und Stahlerzeugniſſen bis zu einem
getiſſen Grade verſtärkt, der freilich den Erwartungen der Stahl=
induſtrie
nicht bei weitem entſpricht.
Dem allen ſteht gegenüber die beſtändige Zunahme der Ein=
fuhr
. Einem Rückgang der Ausſuhr von 1922 in Höhe von 654
Millionen Dollar ſteht eine Zunahme der Einfuhr allein in den
Monaten Januar bis Oltober um reichlich 500 Millionen Dollar
gegenüber. Nach dem Ergebnis des erſten Monats der Auswir=
kung
des neuen Zolltariſs zu urteilen für weitere Monate lie=
gen
Anga in noch nicht vor , ſcheint dieſer auf die Einfuhr
keinen ſtark einſchränkenden Einfluß gehabt zu haben. Dem=
entſprechend
iſt der Exportüberſchuß in den Jahren 1920 bis
1922 von den Höhen, die er ſeit 1914 erreicht hatte, zurüchgegan=
gen
, und es iſt nicht unmöglich, daß der Außenhandel der Ver=
einigten
Staaten im laufenden oder nächſten Jahre zu einem
Importüberſchuß gelangen wird. Doch hängt dies letztlich ab
von den Wirkungen des neuen Tarifs auf längere Sicht hin, von
der Geſtaltung der europäiſchen Verhältniſſe und der internatio=
nalen
Bewegung des Kapitals und des Goldes.
Jedenfalls iſt klar, daß der amerikaniſche Exporthandel nicht
ſo bald wieder die große Rolle für die eigene Wirtſchaft der
Vereinigten Staaten wie auch im Welthandel ſpielen wird, wie
das in den Kriegs= und den erſten Nachkriegsjahren der Fall
geweſen iſt, und dieſe Anſicht findet auch bereits ihre Beſtätigung
in dem ſtändig ſchwindenden Intereſſe der amerikaniſchen Wirt=
ſchaftskreiſe
am Exporthandel. Man erblickt in dem Export=
abſatz
nicht mehr das Allheilmittel für die induſtriellen und ſon=
ſtigen
wirtſchaftlichen Notbeſtände des Landes wie bis vor kur=
zem
noch. Der wachſende Bedarf der Welt an neuem Kapital
hat die Aufmerkſamkeit der amerikaniſchen Wirtſchaftskreife auf
eine unmittelbareren Ertrag verſprechende Tätigkeit, auf die
Rolle des Weltbankiers hingewieſen; dazu ſind die Vereinigten
Staaten durch die beiſpielloſen Goldzufuhren der letzten drei
Jahre in den Stand geſetzt, die ſich auf zuſammen 1383 Millionen
Dollar beliefen. Dieſer Zuſtrom dürfte nun aber ſein Ende er=
reicht
haben, und in abſehbarer Zeit muß es zu einem Abſtrom
kommen, und zwar entweder als Bezahlung für die geſteigerten
Importe oder in Geſtalt weiterer Inveſtierungen im Auslanb.
Die letztgenannte Möglichkeit hat die größere Wahrſcheinlich=
keit
für ſich, ſofern der Bericht des letzten Jahres Beweiskraft
hat. Die auf dem amerikaniſchen Geldmarkt das iſt in der
Hauptſache Neu=York untergebrachten nichtamerikaniſchen
Wertpapiere hatten einen Nominalwert von 652 Millionen Dol=
lar
gegen 596 Millionen Dollar im Jahre 1921 und 301 Millionen
Dollar im Jahre 1919. Von dieſem Betrag von 652 Millionen
Dollar entfallen 483 Millionen auf Anleihen uſw. von Regierun=
gen
, Stadtverwaltungen uſw., und 169 Millionen Dollar auf
Anleihen uſw. ausländiſcher Geſellſchaften. Der weitaus größte
Teil des privaten wie auch des ſtaatlichen Geldbedarfs rührt aus
europäiſchen Staaten her; an zweiter Stelle folgt der Ferne
Oſten. Dieſer Kapitalexport des letzten Jahres bedeutet eine
rieſenhafte Zung me gegenüber etwa 1911, in welchem Jahre
nur 31 Millionen Dollar als Anlagekapital außer Landes gingen,
während zum Beiſpiel Englands Kapitalerport in dieſen Jahren
von 503 auf 276 Millionen Dollar (das Pfund zu 5 Dollar ge=
rechnet
) zurückging. England und die Vereinigten Staaten
haben alſo in dieſer Hinſicht ihre Stellung vertauſcht und die letz=
ten
ſogar ſchon im letzten Jahr mehr Kapital exportiert als
erſteres in ſeinen beſten Jahren.

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Beite 2.

Darmſtädter Dagblatt, Montag, den 19. März 1923.

Als auffallend iſt bei dieſem Kapitalexport noch zu bemerken,
daß er zum allergrößten Teil in die erſte Hälfte des Jahres fällt.
Die Komplizierung der politiſchen Verhältniſſe in Europa machte
ſich in dieſer Hinſicht ſehr ſtark bemerkbar und wirkte ſich hier
vielleicht noch deutlicher aus als im Rückgang des Exporthandels.
Auf jeden Fall wirft dieſe ſtärkere direkte finanzielle Verknüp=
fung
zwiſchen amerikaniſchem Kapital und auswärtigen Regie=
rungen
und Induſtrien die Frage auf, welche Rückwirkungen die=
ſes
neue Intereſſe der amerikaniſchen Inveſtoren auf die Außen=
politik
der Vereinigten Staaten üben wird, ein Intereſſe, das
ſich von dem bis jetzt vorherrſchenden und ausſchlaggebenden der
Rohſtofferzeuger und Induſtriellen in vielem unterſcheiden muß.

Das Attentat auf Smeets.
Köln, 18. März. (Wolff.) Ueber den Anſchlag auf
Smeets werden noch folgende Einzelheiten berichtet: Smeets
befand ſich mit ſeinem Schwager Kaiſer und einem Bureau=
angeſtellten
in dem als Verlagsburean der Rheiniſchen Repu=
blik
dienenden Raum ſeiner Wohnung, als gegen 7 Uhr abends
ein junger Mann Einlaß in die Wohnung begehrte. Der ihm
öffnenden Schwägerin von Smeets erklärte er, er wolle Zeitun=
gen
kaufen. Er ſchritt auf das Bureau zu, öffnete die Tür und
feuerte vier Revolverſchüſſe ab, durch die Smeets
ſchwer verletzt, Kaiſer getötet wurde; der Angeftellte
entzog ſich durch eine Bewegung dem auf ihn abgegebenen Schmaß
und blieb unverletzt. Der unbekannte Täter zertrümmerte
dann eine Scheibe der Korridortüre und entwich unbehin=
dert
auf die Straße, wo er ſofort verſchwand. Von zuſtän
diger preußiſcher Seite wird zu dem Attentat noch mit=
geteilt
: Als Täter kommt ein junger Menſch in Betracht, der
einen heruntergekommenen Eindruck machte und etwa 27 Jahre
alt iſt. Die Mordkommiſſion der Kölner Polizei iſt mit der
Angelegenheit befaßt. Es wird von den zuſtändigen Polizei=
behörden
alles zur ſchnellſten Aufklärung des Fal=
les
getan.
Die Knebelung der Preſſe.
Coblenz, 17. März. (Wolff.) Von den im altbeſetzten
Gebiet und im Einbruchsgebiet erſcheinenden etwa 1450
Zeitungen ſind ſeit Beginn der Ruhraktion 445 Zeitun=
gen
für längere oder kürzere Zeit von der
Rheinlandkommiſſion unterdrückt worden. Ver=
urteilt
wurden 82 Redakteure und 31 Verleger zu Gefängnis=
ſtrafen
bis zu eineinhalb Jahren und zu Geldſtrafen bis zu einer
Million Mark. Mit ihren Familien ausgewieſen wurden 18
Redakteure und neun Verleger. 60 im nichtbeſetzten Gebiet er=
ſcheinende
Zeitungen wurde die Einfuhr ins beſetzte Gebiet
für dauernd oder zeitweilig unterſagt. Wenn man dem gegen=
überſtellt
, daß die Franzoſen eine Flugblattpropaganda ohne=
gleichen
betreiben, und daß ſie gerade in den Gebieten, in denen
zeitweiſe faſt alle Zeitungen verboten waren, die Bevölkerung
mit Nachrichtenblättern und Flugſchriften geradezu über=
ſchwemmten
und wenn man außerdem in Betracht zieht, in wel=
chem
Ton die franzöſiſche Armeezeitung Echo du Rhin und
das vom franzöſiſchen Preſſedienſt in Coblenz herausgegebene
Nachrichtenblatt die deutſche Bevölkerung, die deutſche Re=
gierung
und die deutſchen Behörden verhöhnt und herunterſetzt,
kann man ſich einen Begriff machen, wie es um die im Rhein=
landabkommen
garantierte Preſſefreiheit und das Recht der
öffentlichen Meinungsäußerung beſtellt iſt.
Münſter, 17. März. (Wolff.) In Recklinghauſen wurde
die Recklinghauſener Zeitung wegen Ablehnung der
Bekannigabe einer franzöſiſchen Verordnung vom 13. März ab
bis auf weiteres verboten und der Verleger verhaftet.
Die Aufhebung des Verbotes und die Freigabe des Verhafteten
wird abhängig gemacht von der Unterzeichnung eines Reverſes,
in dem ſich die Recklinghauſener Zeitung zur koſtenloſen Auf=
nahme
ſämtlicher franzöſiſchen Bekanntmachungen uſt. verpflich=
tet
. Bei Ablehnung der Unterzeichnung ſoll der ganze Zeitungs=
betrieb
beſchlagnahmt werden.
Getäuſchte Hoffnung.
Paris 17. März. (Wolff.) Das Echv National
berichtet, die Geſellſchaft der Hochöfen und Stahlwerke
von Pont=ä=Mouſſon ſei verärgert darüber, daß von
400 000 Tonnen Koks aus dem Ruhr=Gebiet trotz der ſchönſten
Verſprechungen noch nichts angekommen ſei, und zweifelte über=
haupt
an der Möglichkeit, irgend eiwas durch Regierungshilfe
zu erhalten. Um nicht auch die letzten Hochöfen ausblaſen zu
müſſen, habe das Unternehmen zum direkten Syſtem ſeine
Zuflucht genommen: Es habe Arbeiterkolonnen nach dem Ruhr=
Gebiet geſchickt, um auf eigene Koſten Koks verladen zu laſſen.
Andere Geſellſchaften des metallurgiſchen Truſtes hätten Wind
von dieſer Angelegenheit bekommen und hätten verlangt, daß
man ſie bei der Verteilung des ſo hereingekommenen Kokſes
mitbrückſichtigt. Pont=äMouſſon aber habe geantwortet: Jeder
für ſich! Deshalb ſtellten jetzt auch die anderen Firmen Arbeiter=
kolonnen
für die Ruhr zuſammen.
China für die Ruhrhilfe.
Berkin 18. März. (Wolff.) Wie wir durch den Bund
der Auslandsdeutſchen (Zentrale: Berlin C. 2) erfahren, haben
die chineſiſchen Studierenden in Deutſchland, für die
Ruhrhilfe 12,7 Millionen Mark geſtiftet. Die chineſiſchen
Studierenden beabſichtigen, darüber hinaus alle Landsleute, die

früher in Deutſchland ſtudiert haben, zu veranlaſſen, von ſich aus
weitere umfangreiche Sammlungen in China zu veranſtalten.
Dem Eifer der Chineſen ſelber ſind zur Seite zu ſtellen die
Bemhuigen der in China anſäſſigen Deutſchen deren
Spende inzwiſchen eine Milliarde Mark überſchritten hat. Der
Bund fügt hinzu, daß es den in China lebenden Auslandsdeut=
ſchen
zu verdanken ſei, wenn das Verhältnis Deutſchlands zu
Ching trotz des Krieges ſo freundſchaftlich geblieben ſei.
Eine Warnung.
Berlin 18. März. (Wolff.) Der Reichskommiſſar
für die Kohlenverteilung macht angeſichts der wider=
rechtlichen
Beſchlagnahme von Brennſtoffen durch die Be=
ſatzungsmächte
auf folgendes aufmerkſam:
Die Paragraphen 259 und 260 des Reichs=Strafgeſetzbuches
beſtimmen, daß derjenige, der ſeines Vorteils wegen Sachen,
von denen er weiß oder den Umſtänden nach annehmen muß,
daß ſie mittels einer ſtrafbaren Handlung erlangt ſind, ankauft
oder auf ſonſtige Weiſe an ſich bringt oder zu deren Abſatz
bei anderen mitwirkt, als Hehler mit Gefängnis und bei ge=
werbsmäßigem
Betriebe mit Zuchthaus beſtraft wird. Dieſe Vor=
ſchrift
trifft auch ſolche Fälle, in denen jemand Brennſtoffe,
die von franzöſiſch=belgiſcher Seite gegen den Willen des Ver=
fügungsberechtigten
von Zechen, Lagerplätzen, Bahnhöfen, auf
dem Transport oder ſonſt weggenonnen worden ſind, erwirbt
oder bei ihrem Abſatz behilflich iſt.
Weiterhin gibt der Reichskohlenkommiſſar bekannt, daß ſeine
bisher in Mannheim befindliche, für die Kohlenverſorgung
Süddeutſchlands zuſtändige Kohlenausgleichsſtelle mit
dem 20. März ihren Sitz nach Stuttgart, Schloßſtraße 10,
Alter Bahnhaf (Telephon 5121/22), verlegt.
Millionen=Unterſchleife.
Berlin 18. März. Bei einer Vücherreviſion in der Küche
der amerikaniſchen Kinderſpeiſung des polniſch= amerika=
niſchen
Komitees in Königshütte wurden, dem Tage=
blatt
zuſolge, Veruntreuungen von 14 Millionen
Mark feſtgeſtellt; es fehlen ferner ſechs Zentner Spreck, zwei
Zentner Schmalz und zehn Kiſten kondenſierte Milch. Die
Unterſuchung iſt bisher ergebnislos geblieben.
Der Ernährungsminiſter zur Lage.
Frankfurt a. M., 17. März. (Wolff.) Der Reichs=
miniſter
für Ernährung und Tandwirtſchaft,
Dr. Luther, ſprach heute abend im Klub für Handel, Induſtrie
und Wiſſenſchaft über Deutſchlands Unwehrkampf an
der Ruhr. Er ſchilderte als genauer Kenner die Eigenarten
des Ruhrgebietes, dem er eine Reihe von Jahren als Eſſener
Oberbürgemeiſter angehört hat. Der Miniſter unterſtrich dabei
beſonders die Tatſache, daß die Bevölkerung des Ruhrgebietes
nicht einen einzelnen deutſchen Stamme darſtelle, ſondern in=
folge
ihres Zuſamenwachſens aus verſchiedenen Stämmen ſich
zu einem beſonders ſtarken Ausdruck eines Volksempfindens ent=
wickelt
habe, auf das ausſchließliches und einheitliches Deutſch=
ſein
abgeſtellt ſei. Er legte ferner dar, wie der ganze Bezirk von
wirtſchaftlichem Denken beherrſcht ſei, und wie die große Ar=
beiterbevölkerung
des Bezirkes beſonders deutlich empfinde, daß,
wenn der franzöſiſche Plan gelänge, es mit allen ſozialen Ein=
richtungen
vorbei ſein und eine wirkliche Verſklavung der Be=
völkerungsmaſſe
eintreten würde. Auf dieſer Grundlage ſei der
Wille zu feſteſtem Widerſtand erwachſen, der ein echtes Volks=
ringen
gegenüber dem militariſtiſchen Frankreich darſtelle. Dieſer
Widerſtand müſſe zur Schaffung einer deutſchen Lebensmöglich=
keit
führen, weil ſonſt entweder ein Chaos entſtehen oder eine
ſolche Kräfteverſchiebung in Europa eintreten würde, daß un=
unterbrochene
weitere Erſchütterungen die Folge ſein müßten.
Der Miniſter wies ſchließlich noch auf die ſchweren wirtſchaft=
lichen
und innerpolitiſchen Aufgaben hin, die gleichzeitig mit dem
Abwehrkampf zu erfüllen ſeien, gab aber der feſten Ueberzeugung
Ausdruck, daß, wie die Bevöllerung am Rhein und an der Ruhr
den äußeren Kampf zähe durchkämpfe, ſo auch unſer inneres
Richsleben der ſchweren Belaſtungsprobe durchgus gewachſen
ſein werde. Die Ausführungen des Miniſters klangen aus in
die Goetheworte, daß Mut und Kraft die Arme der Götter her=
beirufen
.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Gine Familientragödie hat ſich in dem Haufe Schreiner=
ſrüaße
48 abgeſpielt. Dort wurden geſtern morgen die 32 Jahre alte
Frau Charlotte Bieſiert und ihre beiden Kinder, der 12 Jahre alte Sohn
Hans und die 9 Jahre alte Tochter Hildegard, in der mit Gas augefüill=
ten
Wohnung tot aufgefunden. Die Mutter hatte ſich ißerdem an der
linten Hand die Pulsader geöffnet und war an Verblutung geſtorben,
Die Vevanlaſſung bedarf noch der Aufklärung.
Von maskierten und bewaffneten Räubern überfallen
wurden, wie ſeinerzeit mitgereilt, am 2. März am hellen Tage zwei
Kaſſenboten der Depoſitenkaſſe der Dammſtädter Bank in Niederſchöne=
weide
. Die Boten, ein älterer und ein jüngerer Mann, hatten in Ruck=
ſäcken
10,5 Millionen Mk. bei ſich, um ſie einer Fabrik in Niederſchöne=
weide
zu überbringen. Es gelang jetzt, die Arbeiter Heomer und Ge=
brüider
Ernſt feſtzunehmen.
Ein Wohnungskauf iſt dem Kaufmann Hein; Lewy teuer
zu ſtehn gekommen. Ein angeblicher Ingenieur Walter Brauer ver=
äußerte
ihm ſeine Wohnung im erſten Stock des Gartenhauſes Babens=
berger
Straße 5 mit der geſamten ſchönen Einrichtung. Der Käufer
zahlte gleich 3,5 Millionen Mk. an, und erfuhr erſt am nächſten Tag, daß
die Wohnug anderen Leuten gehörte.

Morgenfeier der Volkshochſchule.
F.N. Die Schumann und Heine gewidmete Morgenfeier im
Saal der Traube, die ihrer Anlage und den einzelnen Darbie=
tungen
nach eine Quelle reiner Freude hätte ſein müſſen, wurde
durch manche Kleinigkeiten beeinträchtigt. Vor allem durch die
lange Dauer faſt zwei Stunden in empfindlich kaltem Raum.
In den letzten Jahren hat man darin genug Studien machen
können, wie körperliches Unbehagen, wie eiskalte Füße auf die
Dauer auch die geiftige Aufnahmefähigkeit beeinträchtigen;
darum ſind im Kalten 11½ Stunden genug. Während dann
das Schnurrbuſch=Quartett in ſchönſter Hingabe das
poetiſche, ſo durch und durch romantiſche A=Moll=Streichquartett
von Schmann ſpielte, kommt durch die offene Saaltür ein Hund
hereingelaufen, ſtrebt dem Podium zu, bellt Beifall und entfernt
ſich ſchwanzwedelnd. Herr Dr. Bräuning=Oktavio ſprach
ſodann über Heinrich Heine. Die knappe Einführung, die Ein=
ſtellung
auf Heines Perſönlichkeit war packend und überzeugend,
die Auswahl der Werke bis auf das der Politik gewidmete Bruch=
ſtück
allerdings mehr für literariſche Feinſchmecker zuſammen=
geſtellt
, als allgemein charakteriſierend, und gerade vor Heine=
Schumanns Dichterliebe wäre uns eine Ueberleitung zu des
Dichters tiefſtem lyriſchen Schaffen wertvoller geweſen als das
hier allzu Heineſche Schwanken zwiſchen Ernſt und Satire
und Fronie.
Zuletzt trug Herr Theodor Heuſer vom Landestheater die
Dichterliebe von Schumann im Zuſaumenhang vor. Der Künſt=
ler
fang ſehr ſchön, alle Vorzüge ſeiner weichen, klangvollen
Stimme ſtanden im Vordergrund, bei der in dem kleinen Raum
ſehr leichten Tongebung wirkten die feinen Tongebilde um ſo
ſtärker. Auch alles, was durch gewiſſenhaftes Studium und ſorg=
fältige
Durcharbeitung an bewußtem Ausdruck gegeben werden
kann, war vorhanden. Und doch vermiſſen wir bei Herrn Heuſer
als Liederſänger das Letzte, ganz Ueberzeugende, das menſchlich
von Herz zu Herzen gehende, kurz, die eigentliche Uebertragungs=
fähigkeit
, die den Liedſänger ausmacht. Und ähnlich war es mit
Herrn Dietrichs Begleitung. Schumanns Filigranarbeit, die
dazu viclen Hörern genau bekannt iſt, kann nicht fein und genan
genug nachgebildet werden. Hier muß der Klavierſpieler zum
toirklichen Poeten werden, der oft die vom Dichter offen gelaſſe=
nen
Fragen bcantwortet. Gergdezu ſtörend war es, daß beide
Künſiler in dem Streben, die Lieder als Zuſammenhang z1
geben, nicht ein ei
die letzte Vor

oft kaum halb ſo lang blieb, wie Schumann es vorſchreibt. Ich
hab im Traum geweinet verlor ſeinen inneren tragiſchen Rhyth=
mus
daburch, daß die vorgeſchriebenen Pauſen ſtark verkürzt
wurden. Je bekannter die Werke, um ſo vorſichtiger muß der
Künſtler ſein, denn um ſo leichter wird der Zuhörer Einzel=
heiten
nachprüfen. Ueber die Tempi kann man ſtreiten. Schu=
mann
gibt wenig Anhaltspunkte, und Vortragsmeiſter wie Wüll=
ner
und Mesſchaert geſtalteten einzelne Lieder völlig verſchieden.
Sowohl nach der Dichterliebe als auch nach dem Streichquar=
tett
erhob ſich ranſchender Beifall.

* Vater und Sohn
Drama von Joachim von der Goltz,
Als eine ſtarke Begabung erhebt ſich Joachim von der
Goltz über den negativen Durchſchnitt der gegenwärtigen dra=
matiſchen
Literatur. Sein Drama Vater und Sohn
wurde nunmehr auch bei der Erſtaufführung am Neuen
Theater in Frankfurt a. M. mit lebhaftem Intereſſe auf=
genommen
. Der Gegenſatz zwiſchen Friedrich dem Großen und
ſeinem Vater, König Friedrich Wilhelm hat in der letzten Zeit
wiederholt den Vorwurf für Dramen abgegeben, ſo für Böt=
tichers
Kronprinz und Burte’s Katte‟. Von der Goltz ge=
ſtaltet
den Konflikt von menſchlich vertiefter Grundlage, ent=
wickelt
ihn bis zur höchſten Spitze und gibt ſodann eine harmo=
niſche
Löſung, indem Vater wie Sohn den Grund des Kon=
fliktes
in der eigenen Bruſt, in den eigenen Fehlern erkennen
und in edler Selbſtbehrrſchung ſich verſöhnt die Hände reichen.
Die Handlung iſt klar aufgebaut und entwickelt ſich in über=
zeugender
Folgerichtigkei. Die dramatiſchen Perſonen ſind
nicht, wie in ſo vielen anderen Erzeugniſfen der jüngſten Litera=
tur
, Phraſen, redende Schemen, ſondern lebensvolle Geſtalten
von Fleiſch und Blut. Einzelne Szenen, wie der nächtliche
Auftritt zwiſchen dem Kronprinzen und dem König der Land=
ſtreicher
, ſind von hoher dichteriſcher Schönheit. Die Zuſchauer
folgten gepackt und erſchüttert. Der dritte und vierte Akt könn=
ten
einige Zuſammenziehungen vertragen. Die Darſteller, an
ihrer Spitze Gerd Fricke als Kronprinz und Walter Jung
als König ſowie der Spielleiter, Heinz W. Voigt, die ſich red=
lich
, wenn auch nicht mit reſtloſem Erfolge, um die Aufführung
bemühten, wurden am Schluſſe lebhaft gerufen

Rummer 27.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 19. März.
Volkshochfchule: Vortragswoche Reſch. Heute Montag abens
8 Uhr beginnt im Saale 326 der Techniſchen Hochſchule die zweite Vor=
tragstroche
der Voltshochſchule über das Thema Das kommends
Geſchlecht, Studienrat Reſch, der als Begründer, der freien
Volkshochſchule Remſcheid, mit eigenen ausgeſprochenen Ideen
neue Wege beſchritt und deſſen eigenartige Volkshochſchulfeſte die
Blicke weiteſter Kreiſe vergleiche die Berichte in den Tatheften!
auf ſich zogen, wird vor Ziele und Entſcheidungen ſtellen. Hat uns
Bürgel über alle Forſchung und alles Wiſſen hinaus Auge und Sinn
für ein großes Weltbild geöffnet, ſprach in ihm der Naturforſcher, der
Philoſoph und Ethiker über unſer Sein im Werden und Vergehen
von Welten, ſo will die zweite Vortragsreihe dieſe Welt eines
Sandkörnchens wirtſchaftlich, politiſch, kämpferiſch anpacken; uns
in unſerem Verhalten zu dem Geſchehen um uns aufvütteln. Wenn
wir mit Bürgel kosmiſch denken, wie wüſſen wir uns zu dem Schieben,
Treiben, Wachſen um uns verhalten? Die Revolutionierung des Be=
ſiehenden
, die geſchichtliche Aufgabe des Weltproletariats, neue Men=
ſchenformung
im Zeitalter der Weltwirtſchaft, die Aufgabe der Jugend
im Auflöfungsprozeß der Gegenwart ſo lauten die Fragen, über die
Reſch aus eigenem Schaffen und Kämpfen heraus mit und zu uns ſpre=
chen
will. Niemand, der Bürgel gehört hat, und durch ſeinen meiſter=
haften
Vortrag zu neuem Leben erweckt worden iſt, darf ſich dieſen
entſcheidenden Fragen verſchließen. Am fünften Abend wird
der Leiter der Volkshocſſchule als Ergebnis dieſer Wochen die Stellung
der Volkshochſchule zu dieſen Zielen und Entſcheidungen bebandeln,
zugeſpitzt zu der Frage: Volkskultur oder Proletkult? Wir bitten,
wie bei der 1. Woche, zu bedenken, daß Karten nur für alle funf
Abende ausgegeben werden, da jede ernſte Gedankenarbeit mit einen
von Abend zu Abend wechſelnden Hörerkreis unmöglich ift.
* Die Reichsvereinigung ehemal. Kriegsgefangener hielt Sonntag
abend im Konkordiaſaal zugunſten der Ruhrhilfe einen Theaterabend
ab. Der zweite Vorſitzende Schuck begrüßte die Erſchienenen. Seine
Worte galten den Volksgenoſſen im Ruhrgebiet. Vorgeſehene Geſangs=
vorträge
mußten infolge Erkrankung der betreffenden Dame ausfallen.
Ein ſich zur Verfügung ſtellender auswärtiger junger Mann tat mit
einem humoriſtiſchen Vortrag, über deſſen Inhalt der Theatergruppe
vorher nichts bekannt war, der Stimmung einigen Abbruch. Hierauf
ging das Trauerſpiel von Otto Ludwig: Der Erbförſter in Szene.
Die Darſteller, alle Mitglied ber R.e.K., gaben ſich redliche Müche, die
vorangegangene Scharte wieder auszuwetzen. Es iſt ihnen dies auch
vellkommen gelungen. Die dier Akte in ſieben Bildern wurden glatt
durchgeführt. Es ſeien beſonders erwähnt Frau Dieffenbach (Frau des
Erbförſters), Herr Dieffenbach (Erbförſter), Vöglin (Paſtor), Frl. Ben=
der
(Marie), Herr Becker (Robert), Herr Kappel (Fabrikherr),
Schreickert (Großbauer) in den Hauptrollen. Auch die weideren Mit=
wirkenden
gaben ihr Beſtes zum Gelingen. Die Reichsvereinigung konnte
kein beſſeres Stück zugunſten der Ruhrhilfe auswählen, als gerade den
Erbförſter, der den Starrkppf ſeines Herrn nicht achtete und ſein
Recht verteidigte. In einer kurzen Schlußanſprache gedachte der
zweite Vorſitzende des an der Ruhr von den Fronzoſen erſchoſſenen
Kameraden Hurmacher. Die Anweſenden erhoben ſich zur Ehrung des
Ruhrkämpfers von den Sitzen. Eine Sammlung für die Ruhrſpende
ergab den Betrag von 15 137 Mk., fo daß mit dem Erlös aus der Ver=
anſtaltung
ſelbſt ein anſehnlicher Betrag der Ruhrhilfe zugeführt wer=
den
kann.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzial=Ausſchufſes der Provinz
Starkenburg am Mittwoch, den 21. März 1923, vormittags 10 Uhr.
1. Antrag des Kreisamts Darmſtadt auf Unterſagung des Trödelge=
werbes
des Ernſt Heckhaus zu Darmſtadt, Geiſtberg 7; 2. Antrag des
Kreisamts Darmſtadt auf Unterſagung des Trödelhandels des Martin
Rüdel zu Darmſtadt, Große Ochſengaſſe 2; 3. Geſuch des Otto Rein=
heimer
zu Offenbach a. M. um Erlaubnis zum Betrieb einer Schank=
wirtſchaft
in Offenbach, Große Marktſtr. 17: 4. Antrag des Kreisamts
Darmſtadt auf Unterſagung des Gewerbebetriebes der Althändlerin
Anna Knies, Darmſtadt, Ludwigsplatz 4; 5. Klage des Ortsarmenver=
bandes
der Stadt Neuwied gegen den Landarmenverband. Darmſtadt
wegen Erſtattung von Pflege=, Bekleidungs= und pp.=Koſten für den
Arbeiter Karl Bremer.
Frühjahrs= und Sommerreiſen. Trotz der ſehr verteuerten
Eiſenbahntarife und gewaltig emporgeſchnellten Hotelpreiſe regt ſich
doch zu Beginn der wärmeren Jahreszeit allgemein der Wunſch nach=
einer
Reiſe in die landſchaftlich ſchönſten Gebiete unſerer weitereen
Heimat oder in die von uns Deutſchen ſchon immer mit beſonderer Vor=
liebe
beſuchten, an Naturſchönheiten und Kunſtſchätzen reichen Orte
Italiens. Dieſem Wunſche Rechnung tragend, veranſtaltet das Reiſe=
büro
der Hamburg=Amerika=Linie, Berlin W. 8, Unter den Linden 9
eine größere Anzahl von Geſellſchaftsreiſen. Fünf dieſer Reiſen füh=
ren
nach Italien, davon zwei bis Neapel, zwei nach den oberitalieniſchen
und Schweizer Seen, und eine durch Oberitalien, Südtirol und das
Dolomitengebiet. Auf zwei weiteren Reiſen werden die ſchönſten
Punkte Oberbaherns und der Schwarzwald beſucht, zwei ſind nach dem
Rhein geplant und eine ſoll nach der Oberweſer und dem Teutoburger
Wald gehen. Ungeachtet der augenblicklichen ſchwierigen Verhältniſſe
follen den Reiſenden nach größter Möglichkeit alle Unbequemlichkeiten
erſpart werden, ſo daß ſie ſich ganz dem Genuß und der Erholung hin=
geben
können. Ausführliche Proſpekte ſind durch das genannte Reiſe=
büro
koſtenlos erhältlich.
n. Schöffengericht I. Bei einer polizeilichen Reviſion wurde in dent
hieſigen Althandelsgeſchäft Schipka der B3jährige Kaufmann Joh.
Her berger angetroffen, als ſich gerade zwei von ihm gebrachte
Kilo Weißwetall ſchon auf der Wage befanden. Angeblich lag ihm jedi
Verhaufsabſicht damals fern, und wollte er ſich nur im Auftrag ſeines
Schwagers, des 20jährigen Aithändlers Rudolf Barnewald hier, über
die Art der fraglichen Ware vergewiſſern. Auch der daraufhin in
das Verfahren wegen Hehlerei hereingezogene B. ſprach ſich ähnlicht
aus, hatte, wie ei verſichert, das Metall von einem Unbekamten käuflich
in beſtem Glauben erhalten und für den nächſte Tag den Fremden
zitecks Beſtimmung und Bezahlung des Preiſes erwartet. Letzterer hat
ſich jedoch nicht mehr ſehen laſſen und zog anſcheinend die Verbopgen=
heit
dem Emfang des Geldes vor. Der Erwerb des Metalls war in
dem von B. vorſchriftsmäßig zu führenden Trödelbuch nicht eingetragen,
und aus dieſen ſämtlichen Begleitumſtänden erwuchs die jetzt verhan=
delte
Hehlereimklage gegen die beiden Genannten. Das Gericht kau
trotz ihres Leugnens zur Ueberzeugung, jenes Metall ſsi geſtohlen.
B. habe es im Bewußtſein ſolcher Eigenſchaft angekauft, und von ſeinem
Schrager ſei zum Abſatz in dem anderen Geſchäft Beihilfe geleiſtet
worden. Im Intereſſe der allgemeinen Rechtsſicherheit und zum Schmtz
des reellen Althandels müſſe jede ſolche Hehlerei ſcharf geahndet wer=
den
, wenn auch im gegebenen Falle die Menge nicht beträchtlich war. Es
wurden verurteilt der Angeklagte H. zu 20 000 Mk. Geldſtrafe
eventuell 2 Monate Gefängnis, und B. zu 3 Monaten Gefäng=
nis
für die Hehlerei, ſowie zu 2 Wochen Hafk wegen des unter=
laſſenen
Eintrags in das Trödelbuch. Außerdem zog ſich B. durch
ungebührliches Auftreten vor Gericht eine ſofort vollſtreckte 24ſtündig
Haftſtrafe zu. Ferner wurde der 48jährige, bisher unbeſtrafte Arbeiter
Heinrich Hochſtädter von hier wegen Diebſtahls zu 30 000 Mk=
Geldſtrafe evtl. 3 Monaten Gefängnis verurteilt und gegen ſeine
ebenſo angeklagte Frau das Verfahren als verjährt eingeſtellt. H. war
ſeit Jahren bei der Firma Merck im der Fabrik beſchäftigr, wo ſeinerzeit
auch die Frau arbeitete. Er endwendete dort verſchiedene Gegenſtände
und es ergab ſich bei der Hausſuchung das Vorhandenſein anderer aus
jenem Betrieb herrührender Sachen. Deren Aneignung war durch die
Frau H. geſchehen, und zwar angeblich bereits 1915. Daß dieſe Tat in
Wirklichkeit ſo weit zurückliegen konnte, iſt in gewiſſem Grade beſtätigk,
ſveil die Sachen vor dem Krieg im Gebrauch waren und feirdem nicht
mehr geführt werden.

Aus den Parteien.
Jugenbgruppe der Deutſchen Volkspartei. Die
Vortragsreihe des Herrn Reallehrers Weide über Wagners Nibe=
lungenring
wird dieſer am Mittwoch, den 21. März, abends 8.15 Uhr,
pünktlich, im Feierabendſaal beſchließen mit dem vierten Vortrag über=
Götherdämmerung. Wie ſeither, ergänzt Herr Weide ſeine textlichen
Erläuter ungen durch muſikaliſche Darbietungen, ſo daß wieder ein
genußreicher Abend bevorſteht und wie die vorangegangenen, ſicher
wieder zahlreich beſucht ſein wird. Der Vortrag beginnt pünktlich 8.10
Uhr abend.: Eltern und Parteifreunde ſind aufs herzlichſte hierzü
eingeladen.

St. Nieder=Ramſtadt, 17. März. Gemeinderatsbericht=
Die Dienſtbezüge der unſtändig beſchäftigten Gemeindebedienſteteil
wurde letztmals im Monat Januar I. Js. geregelt. Mittlerweile trar
eine weitere Preiserhöhung ein, weshalb auch die Dienſtbezüge der O‟
meindebedienſteten dieſen angepaßt werden ſollen. Die Finanzkommil
ſion wird ermächtigt, dieſe entſprechend zu erhöhen. Der Vorſitzende
der Elektrizitätskommiſſion, Gemeinderat Steiger, erſtattete Bericht
über die ſeitens der Kommiſſion gefaßten Beſchlüſſe. Darnach foll der
Gasölbeſiand auf 1000 Kg. erhöht werden. Die Lieferung ſoll dei
Deutſchamerik. Petroleum=Geſellſchaft übertragent werden. Der Bee
liegende Vertragzentwurf zwiſchen der Gemeinde Nieder=Ramſtadt und
dem Mühlenhofbeſitzer Pertſch über Ausnutzung deſſen Waſſerkraft 3u*
Erzeugung von Strom für das Gemeindewerk, wurde mit einigen Be‟
ringfügigen Aenderungen angenommen und die Verwaltung ermachkigt=
zuſchließen
. Die be=

[ ][  ][ ]

Nummer 22.

rbſichtigt geweſene Maſchinenverſicherung gegen Bruch kann in anbetracht 1 35 und 40 Mart dro Qzit rial. u.
des hohen Koſtenaufwandes nicht durchgeführt werden. Verſchiedene vorgelegten Bedingungen bezu. Koſten über Müllabfuhr und
Mängel wurden noch gerügt und die Bürgermeiſterei beauftragt, für Straßenreinigung ſind neu bearbeitet worden. Die Müll=
Abhilfe beforgt zu ſein. Auch die Friedhofs= und Beſtattungsweſeis abfuhr würde ſich für einen 20=Liter=Eimer vierteljährlich auf 800 Mk.
des Gemeinderats Bertſch war zu erſehen, daß die Ortsſatzung über deren Größe und dem Fuhrlohn erhöhen. Die Straßenreinigung ſoll

Darmſtädter Za blalt, Msnlag, dent 19. März 1923.

Seite 3.

Die ſchon in der vorigen Sitzung
ſommiſſion hatte in der Zwiſchenzeit getagt. Aus den Ausführunger ſtellen. Die Gebühr ſoll gleitend ſein und ſich nach der Eimerzahl,
nosweſen ſoweit vorgearbeitet iſt, daß ſie dem Gemeinde= obtigatoriſch ſein für alle Stadtteile; trotz weſentlicher Ermäßigung
ſt zur Beſchlußfaſſung unterbreitet werden kann. Auf würde ein mäßig großes Haus mit ungefähr 19000 Mart belaſtet
r Kommiſſion werden die Vergiüſtungen 2) des Leichenfrau werden. Dieſe niedrigſten Zahlen der Müllabfuhr und Straßeureini=
O)der Träger auf je 1000 Mk., e) des Kreuzträgers auf 50 gung bedeuten für ein kleineres Haus eine Belaſtung, von jährlich über
Nt. und 0) des Glöckners für das Läuten auf 1000 Mk. erhößt. 50 000 Mark, ſo daß eine beſcheidene Familienwohnung unter 35000
für die Baukommiſſion erſtattet Gemeindergt Bernhardt Bericht. Im bis 40 000 Mark gar nicht mehr zu erhalten wäre. In ſeltener Ein=
Anſchluß hieran wird beſchloſſen, die vorhandenen ſchadhaften Stellen, mütigkeit verwarf die Verſammlung in dieſer Faſſung beide Vorlagen.
uf den Fluren im Schulhaus ſofort ausbeſſern zu laſſen, ſowie zwei Die ganze Sache wurde erneut an die Kommiſſion zurückgegeben.
veitere Reſervemäntel für die Oefen im Schulhaus zu heſchaffen.
nr. Alsfeld, 17. März. Wohnungsbau. In den Gemeinden
die ſchon lange beſchloſſene Verbeſſerung des Weges nach der Anſtalt Altenburg und Nainrod follen, eiem dringenden Bedürfnis entſpre=
ür
Epileptiſche zu wird nun endlich zur Tatſache. Die Mauer wird chend zwei Förſierwohnungen errichtet werden. Die Arbeiten werden
twas zurückgeſetzt. Die Arbeiten werden auf dem Submiſſionswege in aller Kürze aufgenommen.
ſergeben, dagegen wird das Abreißen der Mauer durch die Gemeinde=
th
. Lauterbach (Oberheſſen), 17. März. Unglücksfall. In
rotſtandsarbeiter ausgeführt, während die Anſtait die notwendigen einer hieſigen Familie waren die zwei unerwachſenen Kinder allein zu
fuhrleiſtungen in anerkennenswerter Weiſe unentgeltlich ausführt.
kinem Anſinnen des Kreisamtes entſprechend, zur beabſichtigten Erhöh= Hauſe gelaſſen worden. Da das leinſte Kiund m Betchei frdi,
ſichte das andere in ſeinem Underſtand es dadurch zu wärmen, daß es
mg des Ortslohnes entſprechende Vorſchläge zu machen, beſchließt der in dem Bett Feuer anzündete. Die Folge davon war, daß das Bett in
Hemeinderat eine Erhöhung von 2000 Prozent zu der bisherigen Feſt=
etzung
. Für das ausgeſchiedene Mitglied der Wohnungskommiſſion, Flammen aufging und das jüngere Kind, das etwa anderthalb Jahre
Erautmann, wird Ludwig Krautwurſt beſtellt. Die freigegebenen alt war, ſo ſchwere Brandwunden erlitt, daß es elendiglich umntonmen
0 Feſtmeter Schwellenholz ſollen an die hieſigen Einwohner am Sams= Rußten
Glauberg, 17. März. Seit dem 8. d. M. wird ein 13jähriger
ag, den 24. d. Mts., meiſtbietend verſteigert werden. Das übrige Nutz=
Junge aus Darmſtadt vermißt. Bekleidet iſt derſelbe mit:
olz wird zur öffentlichen Verſteigerung auf Donnerstag, den 24. d. Schnürſtiefel, braune Hoſen, blauem Swenter, helblau geſtrickte Mütze
Nts., ausgeſchrieben. Dem Geſuch des Gefangvereins Modauluſt
uf leihweiſe Ueberlaſſung einiger Bretter anläßlich des Geſangsfeſtes, mit weißem Rand. Beſondere Kennzeichen: Narbe am Hals. Angeb=
vird
ſtattgegeben unter dem Vorbehalt, daß der Verein für alle ent= lich wollte er zu Verwandten nach Oberheſſen. Zweckdienliche Mitteilun=
tehenden
Beſchädigungen aufzukommen hat,
gen an Wilh. Becker 1. in Glauberg erbeten. Koſten werden erſtattet.
Werſau, 17. März. Der Männergeſangverein Werſau
ſeranſtaltete einen Liederabend zum Beſten der Ruhrhilfe. Leider waren
Spiel, Sport und Turnen.
ſerade die Kreiſe, von dnen man am eheſten kräftige Unterſtützung
inſrer bedrängten Brüder an Rhein und Nuhr erwarten ſollte, in keiner
Hockey.
Veiſe entſprechend vertreten. Dafür waren die vollzählig erſchienene
* Darmſtädter Hockeyklub I.-Viktoria I.=Aſchaf=
Jugend und die Angehörigen der Vereinsmitglieder willige Zuhörer, fenburg 11:0 (4:0). D.H.K, in großer Form. In der erſten Spiel=
ſie
die Lied= und Gedichtvorträge dankbar aufnahmen. Als Ergebnis hälfte verteiltes Spiel; doch zeigt Darmſtadt das beſſere Stellungsſpiel
omten der Ruhrhilfe 55 000 Mk. überwieſen werden.
und erfolgbringende Kombination des Sturmes. Nach Seitenwechſel
Dieburg, 17. März. Zur Nothilfe Dieburg gab Frau ſpielt D.H.K. überlegen, in regelmäßigen Abſtänden fallen die Tore.
ſecha Lonch geb. Baſch (Tochter des Herrn Löb Lorch hier), Gattin des Aſchuffenburg geht trotz größter Anſtrengung leer aus. Viktoria=
Zonſuls von Mexiko, mit Frau Anna Ludwig de Gareia Beeerre, Gat= Aſchaffenſurg ſtellt eine ausgeglichene Mannſchaft; Ieder Monn iſt
in des Konſuls von Kuba, den Betrag von 142141 Mk. Für die ſchnell und ſtockſicher. Ihre Hauptſtärke liegt im Sturm, der äußerſt an=
rotleidenden
Ruhrvolksgenoſſen haben, die beiden griffsfrerdig und durchſchlagskräftig iſt. Daß er nicht zu Erfolgen kam,
damen den Betrag von einer Million Mark überwieſen. Ei Die= iſt das Verdienſt der geſaunten Hintermannſchaft des Hockehllubs, welche
zurger unter Fremdherrſchaft. Der von den Franzoſen ſich heute in der Abwehr von der beſten Seite zeigte. Gut iſt auch
Is Geifel nach Recklinghaufon verbrachte Oberbürgermeiſter der Stadt Aſchaffenhurgs Läuferreihe, die Verteidiger und Torwächter waren
Buer Zimmarmann iſt der Sohn des Herrn Poſtmeiſters Zimmer= ſcrächer. D.H.K. verdient ein Geſaomtlob. Jeder Spieler gab ſein
Beſtes. Das Reſultat, gegen eine der ſtärkſten Manuſchaften des Rhein=
Mainkreiſes erzielt, zeugt von dem Eifer und Schwung, mit dem die Elf
Worms, 17. März. Am Montag abend gegen 7 Uhr wpurde eins das Spiel durchführte. Das am Oſterſonntag hier ſtartfindende Tref=
Schweizerin, Annemarie Stark aus Wädenswil, auf der Rheiſl=, ſen mit F.K. Baſel, Meiſter der Oſtſchweiz, das erſte intermationale des
nücke in Worms von zwei franzöſiſchen Soldaten angehalten, durc= Darmſtädter Hockeyklubs, wird zeigen, wie ſich der Klub gegen beſte
ucht und, trotzdem ſie energiſch unter Hinweis auf ihren vorgezeigten ausländiſch= Klaſſe halten wird.
Paß ihre Eigenſchaft als Schweizer Bürgerin beteuerte, ihrer ganzen
Darmſädter Hockeyklub II-Viktoria II.=Aſchaf=
Barſchaft in Schweizer Franken und Mark beraubt. Nur mit der fenburg 3:1 (8:0. Ausgeglichenes ſchnelles Sbiel. D.H.R. legt
rößten Mihe gelang es ihr, ihre Handtuaſche, welche ihre Reiſepapiere, in der erſten Spielhälfte durch gutes Stürmerſpiel drei Tore vor. Nach
mthielt, zu retten. Sie hat ſofort in der Kaſerne bei der Bricke bot3 Seitenwechſel iſt Aſchaffenburg zeitweiſe, überlegm, doch ſchießen die
em Raubüberfall Anzeige gemacht. Trotzdem einige Offizere anweſend Stürmer ſchlecht und können den Vorſprung nickt mehr aufholen.
paren, wurde ihr kaum Beachtung geſchenkt, geſchweige denn ihre An=
ſige
zu Protokoll genommen, ſo daß ihr, da ſie weiterreiſen mußte,
Sportverein DarmſtadtSpielvereinigung
lichts anderes übrig blieb, als unverrichteter Dinge abzuziehen.
Mannheim=Sandhofen 4:0 (Halbzeit 2:0).
Büdingen, 16. März. Unter dem Verdacht, ſeine Mutter er=
8. In äußerſt flottem und offenem Spiel konnten a geſtrigen
rpſſelt zu haben, wurde am Montag nachmittag der frühere Sonntag die Einheimiſchen über einen alten Gegner aus der Mann=
Schmied Jean Mörſchel feſtgenommen. M. hatte früher eine eigene heimer Ecke zum erſtenmal einen ein andfreien und klaren Sieg landen.
Schmiede in der Vorſtadt betrieben, bis er durch den Alkohol auf die Was ſonſt bemängelt werden mußte, kann heute nur lobend erwähnt
chiefe Ebene gebracht und dann von Frau und Kindern verlaſſen werden. Darmſtadts Sturu hat das Spiel entſchieden. Es muß zu=
purde
. Seitdem wohnte er bei ſeiner Mutter. Dem Allg. Anz. zu= gegeben werden, alle vier Tore waren nur der Erfolg präziſer Zuſam=
olge
hatte Mörſchel bemerkt, daß ſeine Mutter einen größeren, Ren= menarbeit, an der man beſonders in der erſten Halbzeit ſeinen Gefallen
enbetrag erhalten und ein Wieſenſtück verkauft hatte. Es iſt anzu= finden kounte. Erſt gegen Schluß zu überfiel die Darmſtädter wieder
ehmen, daß er im Banne des Alkoholteufels Geldmittel verlangte, die das alte Uebel. Ein Spiel auf Warten und die ſicherſten Sachen da=
hm
verweigert wurden, worauf er ſich zur Gewalttätigkeit hinreißen neben. Dieſe kleine Zeitſpanne konnte aber der im ganzen gezeigten
ieß. In der Nachbarſchaft ſollen dreimalige Schreie gehört worden Spielweiſe keinen Abbruch tun. Sandhofen konnte auch keinen Moment
ein. Die gerichtliche Unterſuchung ergab Fingerabdrücke von der gan= gefährlich werden; die wenigen Bälle, die Ellenbeck zu halten bekam,
en Hand am Hals. Die Leiche iſt zur Beerdigung freigegeben, Mör= wvollen nicht viel heißen. Nur ein einziger Schrägſchuß, der oberhalb der
chel hat die Tat nicht eingeſtanden.
Latte ablief, brachte für einen Moment eine heikle Situation. Sonſt
zt. Friebberg, 17. März. Jagdverpachtung. Die hieſige hatte Darmſtadt, wie erwähnt, das Spiel in der Hand. Zum erſten
Feldjagd iſt erſt bei der zweiten, kürzlich ſtattgefundenen Verſteigerung ! Male wieder ſeit langer Zeit konnte Tacaes die Mehrzahl der Tore auf
in den Manu gekommen. Die Vereinbarung kam auf der Grudlage ſein Konto bringen. Dieſe wären ihm unmöglich geweſen, wenn ihn
ees Preiſes von 2235 Kilogramm Weizen nach dem Börſenſtande vom nicht ſein Nebenmann Müllmerſtadt dabei verſtändnisvoll unverſrützt
z. Februar d. J. zuſtande. Die Jagd umfaßt zirka 1250 Hettar Land. hätte. Der letztere ſchoß mit Wucht jedoch das ſchönſte Tor des Tages.
Bad=Nauheim, 16. März. Die Stadtverordneten=Verſammlung hat / Sandhofen bot das bekannte typiſche Spiel der Mannheimer Vereine
ich in ihrer jüngſten Sitzung mit folgendem Abkommen mit der und wußte zu gefallen. Sicherer kräftiger Anſchlag und ein geſchicktes
Neguin=A.=G. einverſtanden erklärt: Die Geſellſchaft Meguin ſtellt Stellungsſpiel. Die Ueberlegenheit der Darmſtädter mußten ſie aber
der Stadt ein Haus mit ſechs Wohnungen koſtenfrei und ein Haus anerkennen; an einem Erfolg war nicht zu zweifeln. Die Vorausfage
zum Selbſtkoſtenpreis zur Verfügung und außerdem verzichtet ſie auf wird ſich beſtätigt haben. Vor dem Sieger aus dieſem Spiel werden alle
den ihr zuſtehenden ſtädtiſchen Zuſchuß. Als Gegenleiſtung übereignet übrigen Vereine der Befähigungsliga des Odenwaldkreiſes zur Zeit di=
hr
die Stadt das Gelände am Elevnoren=Ring zum Preiſe von 30, Waffen ſtrecken müſſen. Vor dieſem Spiel trafen ſich die Liga=

nan von hier.

erſatzmannſchaften des Sportgereins und des FK. Germanig=
Pfungſtadt. Auch bei dieſem Spiele blieb die Mannſchaft des Sport=
vereins
überlegener Sieger.
V. f. R.=Dgrmſtadt Spielabteilung Union d
Tnrngemeinde 1865=Beſſungen 2: 6.
Die geſtrige Begegnung der obigen Lokalvereine bzw. ihrer Stamu=
vereine
war die 11. ihrer Art. Während vor und während des Krieges
zwiſchen Beiden Kräftemeſſen nicht zu verzeichnen ſind, brachte die Nach=
kriegszeit
ſie in um ſo lebhafteren Spielderkehr. Es fanden Spiele
ſtatt und endeten: Dezember 1919 GermanigUnion 1:2, 1. Februar
1920 GermaniaUnion 1:1, 22. Februar 1920 GermanjaTurngem.
Beſſungen 7:2, 9. Mai 1920 Darmſtädter Fußballverein 1912Union

Eäi eiar e Wer eie e eie in ie en ea See
haben V.f.R. 7. Union 3 Spiele gewonnen, ein Spiel endete unentſchie=
den
: Torkerhältnis 31:18 für V.f.R.
Vor dem geſtrigen Spiel gab es eine Ueberraſchung: Herr Kaffen=
berger
der Vorſitzende des V.fR., gedachte der Erfolge der 1. Mann=
ſchaft
des V.fN., während der Verbandsſpielzeit 1922/23 und überreichte
dem Spielführer der Mannſchaft, Hch. Mever, in Anerkennung der
Verdienſte der Mannſchaft und aus Anlaß der Ernennung Hch. Meyers
zum Ehrenſpielführer eine Kranzſpend. Nicht dem talentierten Spie=
ler
, den wir in ſeiner Mannſchaft, in Darmſtadts Städtemaunſchaft und
der Repräſeitationsmannſchaft der 4=Glaſſe des Gaues Bergſtraße,
ſchätzen gelernt, dem pflichttreuen Sportsmann gelte die Chrung=
führte
er aus. Und dann begann das Spiel, das gleichfalls eine Uebeu=
raſchung
brachte, fofern man gleichwertige Leiſtungen und ein knappes
oder unentſchiedenes Endergebnis zu erwarten geneigt war. Währeud
Vf.R., ſpieleriſch eine ſchwache Leiſtung, inſonderheit im Sturme, bot,
enttäuſchte Union nach der angenehmen Seite in dieſer Hinſicht. Hie=
war
es der Sturm, der einen Glanztag hatte. Beſonders der liuks
Sturmflügel war in beſter Verfaſſung. Er bucht denn auch alle Erfolge
Unions auf ſein Konto. Die Hintermannſchaften beiderſeits gleichwertig
und bienengleich emſig, doch vermißte man bei der V.f.R.=Verteidigung
jegliches Stellungsſpiel.
Der Spielverlauf iſt mit dem Nefultat bei Pauſe und Schluß tref=
fend
wiedergegeben. Die erſte Hälfte zeigte Ausgeglichenheit in den
Leiſtungen und im Spielverlauf und bringt dem V.f.R. durch H.
Weicker das erſte Tor (7. Min.). Rückert ſchafft Union in der 24. Min,
den Ausgleich, doch erzielt Berger für V.f.R. nochmals und poſtuen=
dend
die Führung. 10 Minuten vor Pauſe gleicht Dörr von Union
aus. Halbzeit 2:2. Bereits in den erſten 15 Minuten der zweiten Hälft
erringt Union drei Tore (Dörr 1, Rückert 2), während P. Dillmanu
bei V.f.R. ausſcheidet wegen ſeiner alten Verletzung. Union hat den
größton Teil der zweiten Hälfte für ſich, doch gelingt ihr nur noch das
6. Tor durch einen Elfmeter, den Rückert unhaltbar verwandelt. Die
Mannſchaften ſtanden:

B. f. R.:

Friedmann
A. Waldhaus K. Schmidt
H. Weicker Meher K. Weicker
Berger P. Dillmann, Müller H. Schmidt. Nungeſſ=
Dörr Rüchert Bopp Seelbach Gerſtenmeher
Noller Behringer Fricdrich
Meher. Walther
Strecker.
Der Schiedsrichter, Herr Selzam vom V.f.B.=Heidelberg, befridigte
4. H.
wie gewöhnt nach jeder Hinſicht.
sr. Staatlicher Lehrgang im Deutſchen Stadion.
Das Preußiſche Kultus=Miniſterium hat der Deutſchen Hochſchule für
Leibesübungen den Auftrag zur Abhaltung eines Lehrganges zur
Ausbildung von Turn= und Sportlehrern für die Studierenden der
Berliner Hochſchulen erteilt. Der Lehrgang umfaßt vier Semeſter und
ſchließt mit der ſtaatlichen Turn= und Sportlehrer=Prüfung ab. Be=

Union:

ginn des Sommerſemeſters am 1. Mai.

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Uhr Ernſt=Ludwigſtraße 9. Holzverſteigerung vorm. um
9 Uhr im Gemeindewald Seeheim (Zuſammenkunft Herrenweg, 12=
Minutenweg).
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
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Die heutige Nummer hat 4 Seiten.

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daß es unter
den vielen
Selnheromen
ielits bos-
seres
gibt

[ ][  ]

Seite 4

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. März 1923.

Rummer 77.

Landwirtſchaft, Sartenbau, Kleintierzucht und Siedlungswoer

Die fünſtlichen Düngemittel ihr Ankauf
und ihre Verwendung.
Von
Oberſekretär Kadel=Darmſtadt.
II.
Als die vier wichtigſten Pflanzennährſtoffe bezeichnen wir Phos=
phorſäure
, Kali, Stickſtoff und Kalk, und demgemäß gruppieren ſich auch
die künſtlichen Düngemittel in phosphorſäurehaltige, kalihaltige, ſtick=
ſtoffhaltige
und ka khaltige. Die in Betnacht kommenden Arten der
einzelnen Gruppen ſeien hier genannt und ihre Herſtellung kurz
angegeben.
1. Phosphorſäuredüngemittel.
a) Knochenmehl. Die Fabrikation des Knochenmehls bildete
die erſte Stufe in der Entwicklung der chemiſchen Düngerinduſtrie. In
England hat wan die Knochen bereits im 18. Jahrhundert als Düinge=
mittel
verwandt, in Deutſchland dagegen erſt um das Jahr 1830 herum
die Fabrikation von Knochenmehl aufgenommen. Urſprünglich wurden
die Knochen in rohem, einfach zerkleinertem Zuſtande benutzt, aber man
erkannte bald die äußerſt langſame Düngewirkung ſolchen Knochen=
ſchrots
und ging dazu über, die Knochen durch entſprechende Behand=
lung
geeigneter für Düngezwecke zu machen. Man unterſcheidet in der
Hauptſache drei verſchiedene Sorten Knochenmehl, von welchen das
ſogenannte entleimte Knochenmehl in früheren Jahren eine ziemliche
Bedeutung erlangt hatte. Es wird bei der Leimfabrikation gewonnen
und enthält im Gegenſatz zu den weiteren Knochenmehlarten nur ſehr
wenig Stickſtoff, dafür aber elupa 30 Prozent Phosphorſäuve.,8
b) Thomasmehl. Um brauchbanen Stahl herzuſtellen, iſt es
notwendig, dem koheiſen möglichſt allen aus den Erzen übergegangenen
Phosphor zu entziehen, weil er das Eiſen kaltbrüichig macht. Zu
dieſem Zweck wendet man ſeit dm Jahre 1879 ein von dem engliſchen
Ingenieur Gilckriſt Thomas erfundenes Verfohren an, bei welchem
Phosphor und Silizim zu Säunen orydiert und in die Schlacke über=
geführt
werden. Es entſteht alſo eine phosphorſäurereiche Schlacke,
die nach dem gemannten Erfinder Thomasſchlacke genannt wird. Die
Schlacke wird mittelſt ſchnerer Hämmer zerſchlagen, in Steinbreckmaſchi=
nen
weiter zerkleinert und in den Thomasſchlackenmühlen zu einem
feinen Mehl, dem Thomasſchlackenmehl kurz Thomasmehl genannt,
vermahlen. Obgleich das Thomasmehl kaum erſt vier Jahrzehnte der
Landwirtſchaft zur Verfigung ſteht, nimmt es unter den Phosphor=
ſäuredüngern
längſt die erſte Stelle ein.
) Superphosphat. Oben wurde ſchon die Fabrikation des
Knochenmehls erwährt, zen der die heutige Superphosphatinduſtrie
ihren Ausgang genommen hat. Nackdem man erkannt hatte, daß der
Phesohorſäuregehalt der verſchicdenen Rohmateriglien durch Aufſchlie=
ßen
in wiukſame Form gebracht wurde, iſt man allgemein dazu über=
gegangen
, das Rohmaterial, das urſprünglich in der Hauptſache aus
Knochemkohle beſtand, mit Schwefelſäure zu behandeln. Die Knochen=
kohle
wurde ſpäter durch den Bakerguano ſowie verſchiedene Mineral=
phu
sthate, ſogenannte Phosphorite, erſetzt, die lange Zeit das haupt=
fächlickſte
Rohmaterial der Superphosphatfabrikation darſtellten. Als
dann aber ſpäter in Nordafrika, Florida. Algier uſw. große Phosphat=
lager
entdeckt wurden, die ſich zur Superphosphatfabrikation geeigneter
erwieſen und deren Abbau auch lohnend war, hat ſich die Superphos=
phatinduſtrie
ganz dieſen Phosphaten zugewandt und ſie bis auf die
heutige Zeit erfolgreich verarbeitet. Die Phosphate werden fein ge=
mahlen
, mit Schſvefelſäure aufgeſchloffen und ligfern ſo das Super=
phosphat
, wie es zur Zeit von etwa 100 deutſchen Fabriken hergeſtellt
wird.
() Rhenaniaphosphat. Als ein Phosphovſäuredünge=
mittel
jüngeren Datums iſt das Rhenaniaphosphat zu nennen,
das durch Zuſammenſchmelzen (Glühen) von Rohphosphaten und
Kaliſalz gewonnen wird. Cs ſtellt ein weißlich=graues Produkt dar,
das ſowohl bezüglich ſeiner mehligen Beſchaffenheit als auch hinſichtlich
ſeiner Anwendung und Wirkung dem Thomasmehl ähnlich iſt. Daß
es gelungen iſt, durch den argegebenen Glühprozeß ein brauchbares
Phosphorſäuredüngemittel zu erhalten, kann angeſichts unſeres derzei=
tigen
Mangels an Phosphorſäuredüngern gar nicht hoch genug ver=
anſchlagt
werden.
2. Kalidüngemittel.
Unter Kalidüngemitteln berſtehen wir faſt ausſchließlich die Salze
deren Gewinnung durch die Staßſurter Kalinduſtrie erfolgt und die
man in zwei Hauptgruppen einteilen kann, die Rohſalze und die
reinen Düngeſalze. Die Entſtehung der Staßfurter Kali=
induſtrie
fällt in das Jahr 1861., wo die erſten Kaliwerke die Förderung
aufnahmen und zunächſt Nohſalze in den Handel brachten. Im Gegen=
ſatz
zu den Rohſalzen, die, wie ſchon der Name ſagt, in rohem ledig=
lich
gemahlenem Zuſtande verwandt werden, müiſſen die fogenannten
Düngeſalze erſt durch entſprechende Verurbeitung der Rohfalze her=
geſtellt
werden.
Die wichtigſten Rohſalze ſind Karnallit und Kainit; und als Fabri=
kate
(Düngeſalze) bringt die deutſche Kalinduſtrie eine Reihe von
Salzen auf den Markt, die es ermöglickt, für alle Kultuvm und Ver=
hältniſſe
das richtige Salz zu wählen. Je nach ihrer Reinheit ſchwantt
der Gehalt an Kali in dieſen Salzſorten zwiſchen 20 und 60 Prozent,
und wir finden vom niedrigſtprozentigen Salz an gerechnet folgende
Hauptmarken: 20prozentiges Kaliſalz, 30prozentiges Kaliſalz. 40 pro=
gentiges
Kaliſalz, Chlorkalium und ſchwefelſaures Kali.
3. Stickſtoffdüngemittel.
Vor dem Krieg bildete der Chileſalpeter neben dem ſchwefelſauren
Ammoniak das wichtigſte Stickſtoffdüngemittel und die deutſche Land=
wirtſchaft
hat davon im Jahr: 1913 nicht weniger als 10 Millionen
Dopbelzentner verbraucht. Volkswiriſchaftlich betnachtet mußte dieſer
große Verbrauch eines ausländiſchen Produktes tief bedauert werden,

denn es bewirkte, daß dafür etwa 230 Millionen Mark (Goldmark!)
an das Ausland zu zahlen waren. Wir empfinden dieſe Tatſache heute
ſicherlich um ſo ſchmerzlicher, als gerade einer unſerer gefährlichſten
Kriegsgegner England Nutzen aus dieſer großen Einfuhr zog,
da England ſtets den Salpeterhandel kontrollierte und dabei ſeimen
nicht immer heilſamen Einfluß auf die Preisbildung ausübte.
Infolge des Krieges iſt das nun anders geworden. Deutſcher Technik
iſt es gelungen, unſere Landwirtſchaft bezüglich ihres Stickſtoffbedarfs
vollkommen unabhängig vom Ausland zu machen und unter Zuhilfe=
nahme
einer unerſchöpflichen Quelle der atmoſphäriſchen Luft
ſo viel Stickſtoff zu erzeugen, als nur ingond benötigt wird. Die
Schwierigkeiten, die in der allerfüngſten Zeit ſich unſerer Stickſtoff=
düngererzeugung
entgegenſtellen, beruhen ausſchließlich in den vom
Feindbund uns auferlegten großen Kohlenlieferungen. Da wir aber
früher oder ſpäter einmal wieder in dieſer Hinſicht die Feſſeln los ſein
werden, ſo darf auch die Hoffnung auf eine ſchließliche Beſſerung der
jetzigen Verhältriſſe aufrecht erhalten werden.

a

Landwiriſchaft

Neue Spargelbeete. Auf geeignetem Boden liefert
eine richtig angelegte Spargelpflanzung 20 bis 25 Jahre lang
gute Ertrage. Wenn man bedenkt, wie wenig Pflege ſie verlangt,
dann iſt dieſe Bodennutzung nicht die ſchlechteſte, weder im Haus=
garten
, der nur für die Küche des Beſitzers da iſt, noch in grö=
ßeren
Betrieben des Gartenbaues. Am beſten gedeiht die Spar=
gelpflanze
auf ſanzigem Lehmboden oder lockerem Humusboden.
Am wenigſten brauchbar ſind ſchwere Lehm= und Tonböden
für dieſen Zweck. Man muß ſie wenigſtens durch Beimengung
von Sand Torfmull, Tannennadeln, Aſche und dergleichen
Stoffen lockerer und durchläſſiger zu machen ſuchen. Die beſte
Pflanzzeit iſt der April. Man verwendet ein= oder zweijährige
Pflanzen, weil dieſe die meiſten Faſerwurzeln beſiten. Bei drei=
und vierjährigen Pflanzen gewinnt man nichts durch etwa frü=
here
Ernten.
Für die Anlage von Spargelbeeten gelten gewiſſe Regeln,
deren Befolgung das Gelingen ſichert. Zunächſt wird das Spar=
gelland
geelnet, dann teilt man die Beete ein. Sie werden 1,30
Meter breit bemeſſen, davon gehören aber 30 Zentimeter dem
Weg. Die Beete werden bekanntlich in Form von Gräben 25
Zentimeter tief ausgehoben. Die Grabenſohle wird noch be=
ſonders
gelockert. Es iſt ratſam, dieſe Grabarbeit ſchon im Spät=
herbſt
oder Winter vorzunehmen. Im Frühjahr werden die
Gräben dann bepflanzt. Dazu zieht man in der Mitte des Gra=
bens
eine Schnur und ſteckt an dieſer entlang in Abſtänden von
je 50 Zentimeter Stäbe. An jedem Stab ſchüttet mau einen
10 Zentimeter hohen Erdhügel auf. Auf dieſe Hügel ſetzt man
ſchließlich die Pflanzen und breitet die Wurzeln gleichmäßig nach
allen Seiten aus, damit ſie gut anwachſen. Während man mit
der linken Hand die Pflanze hält, bedeckt man mit der rechten die
Wurzeln mit Erde. An Stelle der gewöhnlichen Erde des Bee=
tes
verwendet man hierzu beſſer nahrhafte Kompoſterde. Nach
dem Bedecken werden die Pflänzchen mit beiden Händen gur
angedrückt. Hat man einen Graben in dieſer Weiſe bepflanzt,
dann bedeckt man ihn mit der aufgeſchütteten Erde bis zur Hälfte.
Iſt der Boden trocken, dann müſſen die Pflanzen gut angegoſſen
werden. Da man auf den laufenden Meter zwei Pflanzen
braucht, kann man ſich den Geſamtbedarf für die beabſichtigte
Anlage leicht ausrechnen. Man beſorge ſich jedoch 10 Prozent
darüber hinaus, um nicht austreibende oder beſchädigte erſetzen
zu können. Die Vorratspflanzen werden einſtweilen mit Sänd
und Erde bedeckt an einem kühlen, froſtfreien Ort aufbewahrt.
In den beiden erſten Jahren nach der Pflanzung iſt die
Hauptaufgabe, die Beete frei von Unkraut zu halten. Die Triebe
bindet man an Stäbe, damit ſie nicht abbrechen. Im Herbſt
ſchneidet man ſie ab. Die breiten Wege kann man einſtweilen
durch Anbau von Salat, Bohnen uſw. ausnutzen. Im Herbſt
des zweiten Jahres nach der Pflanzung werden die Stäbe ent=
fernt
, und das Kraut wird abgeſchnitten. Nachdem man eine
Schicht von verrottetem Miſt in die Gräben gebracht hat, werden
dieſe völlig eingeebnet. Als Merkmale der Pſlanzenreihen ſchlägt
man an den Beetenden Pfähle ein. Im dritten Frühjahr kann
man ſchon etwas ernten. Vorher werden über den Pflanzreihen
25 Zentimeter hohe und 50 Zentimeter breite Hügel aufgeworfen
Die Vollernte beginnt mit dem rierten Frühjahr. Jetzt werden
die Hügel 35 Zentimeter hoch gemacht.
Die Düngerfrage bei Kartoffeln. Wenn es zu
entſcheiden gilt, ob ein mit Kartoffeln zu beſtellendes Landſtück
mit Stalldünger oder Mineralſalzen gedüngt werden ſoll, dann
muß man nach dem Humusgehalt des Bodens fragen. Die Kar=
toffel
liebt einen humusreichen Boden, und deshalb empfiehlt
es ſich, ſie auf leichtem Boden mit Stallmiſt zu unterſtützen. Den=
ſelben
Dienſt tut natürlich auch die Gründüngung. Dort aber,
wo ſchon ein hoher Humusgehalt vorhanden iſt, genügt künſtlicher
Dünger vollſtändig zur Erzielung von Höchſternten. Die Kar=
toſſel
iſt für den organiſchen Stickſtoff beſonders dankbar, der ihr
durch Stallmiſt oder Gründüngung geboten wird. Daneben iſt

eine Gabe von Stickſtoff in mineraliſcher Form nicht überflüſſig.
Allgemein wird die Kartoffel als Kalipflanze bezeichnet, und dies
iſt inſoſern richtig, ls die Kartoffel beträchtliche Mengen Kali
auſweiſt. Eine unmittelbare Düngung mit Kali beeinträchtigt
die Kartoffel jedoch in ihrer Güte, weshalb man die Kalidüngung
beſſer ſchon der vorhergehenden Pflanze gibt. Was die Phos=
phorſäure
anbelangt, ſo braucht ſie nicht beſonders zugeführt zu
werden, wvenn der Boden zeitweilig eine kräſtige Düngung mit
Thomasſchlacke erhielt, namentlich da, wo Hülſenfrüchte gebaut
wurden. Iſt der Boden arm an Phosphorſäure, dann empfiehlt
es ſich, beim Legen der Kartoffeln 3 bis 4 Kg. hochprozentiges
Ammoniakſuperphosphat auf den Ar zu geben. Man kann es
breitwürfig ſtreuen, aber auch die ſogenannte Lochdüngung wird
mit gutem Erfolge angewandt. Sie beſteht darin, daß man in
jede Pflanzgrube einen kleinen Löffel des genannten Dünge=
ſalzes
ſtreut und mit etwas Erde bedeckt. Dadurch findet die
Kartofſel unmittelbar nach ihrer erſten Entwicklung im Boden
reiche Mengen der beiten wichtigſten Nährſtoffe. Sollte ſich trotz,
dem einmal nach dem Aufgehen bei den Kartoffeln nicht das
nötige Wachstum zeigen, dann kann man noch durch eine ſchwache
Düngung mit löslichen Stickſtoffdüngern nachhelfen. Am beſten
ſtreut man dann zwiſchen die Reihen auf den Ar 2 Kg. Natron=
ſalpeter
, möglichſt bei ſeuchter Witterung.

Weinſtockpflanzung. Weinſtöcke kann man in vie=
len
deutſchen Gegenden an Süd=, Südweſt= oder Südoſtwänder
ziehen. Sie vertragen mehr Kälte, als gewöhnlich angenommer
wird. Die beſte Pflanzzeit iſt das Frühjahr. Bei der Bodenvor
bereitung iſt folgendes zu beachten: Man rigolt auf 50 Zentt
meter Tiefe und verſetzt den Boden reichlich mit Düngererde
kalkhaltigem Kompoſt und Kalkſchutt. Der Weinſtock verlang
närlich kalkhaltigen Boden. Nachdem eine Grube von min
deſtens einem Meter im Geviert in dieſer Weiſe hergerichte
worden iſt, bildet man eine flache Mulde und ſetzt die Pflanz
ſchräg hinein. Die Wurzeln werden flach ausgebreitet. Von de
Wand ſoll der Stock wenigſtens 40. Zentimeter Abſtand haben
Zwiſchen den einzelnen Stöcken läßt man 2½= bis 3. Mete
Naum. Sehr wichtig iſt, daß man die Rebe beim Pflanzen au
zwei Augen zurückſchneidet. Aus dieſen zwei Augen werden dan
zwei kräftige Nuten erzogen, die die Grundlage für den ſpätere=
Weinſtock geben. Bleilen vier oder ſechs Augen ſtehen, ſo gib
es vier oder ſechs ſchwache Ruten, rait denen im nächſten Jahr
nichts anzufangen iſt. Man muß dann doch wieder ſtark zurüg
ſchneiden, denn ſchwaches Holz hat lei Weinſtöcken keinen Wer
* Baumſchädlinge. Beim diesjährigen Reinigen ſeine
Obſtbäume und Sträucher ſtellte ein Leſer unſeres Blattes a
einem Birnbaum am Anfang eines Aſtes kleine längliche Löche
feſt, in die ſich der ſogen. Weidenbohrer eingeniſtet hatte. O
der Birnbaum reichlich Holz hatte, ſchnitt der Beſitzer einen A
ab. Eine Unterſuchung des Baumes ergab vier Exemplare de
Schäk lings in einer Größe von etwa 5 Zentimetern. Das Vo=
kommen
dieſer Schädlinge dürfte die Landwirte und Obſtbaun
züchter veranlaſſen, ihren Obſtbäumen ihre gauze Sorgfalt z
widmen, da das Ungeziefer, wie Froſtſpanner, Apfelblütenſtech
uſw., reichlich überhand genommen hat.
Tomatenſaat ohne Frühbeet. Im kleinen kan
man ſehr gut Tomaten aus Zimmerausſaaten ziehen. Man ſ
von Mitte März ab in Blumentöpfe, die mit Glasſchieber bedee
und in die Nähe des Ofens geſtellt werden. Nach drei bis vie
Tagen geht der Samen auf, dann kommen die Töpſe ans Fel
ſter einer geheizten Stube. Nach zwei bis drei Wochen iſt da
zweite Blättpaar ſertig und die Zeit des erſten Berſchulens g.
kommen. Dazu verwendet man kleine Töpfe, für jedes Pflän,
chen einen. Als Pflanzerde dient nahrha ter Kompoſt. Währen
der weiteren Entwicklung müſſen die Pflanzen fleißig gegoſſe
werden. Nach nochmals zwei bis drei Wochen folgt das zwei=
umſetzen
. Jetzt iſt das Wetter tagsüber oft ſchon warm genu
um die Töpfe ins Freie bringen zu können. Nachts nimmt ma
ſie wieder ins Haus. Beim Auspflanzen läßt man den Balle
möglichſt unverſehrt, die Pflanzen wachſen dann ohne zu trauer
weiter. Ein beſonderer Kunſtgriff beſteht darin, daß die Pflar
zeu bei jedem Wechſel tieſer in die Erde kommen, als ſie vorhe
ſtanden.
L.

Bienenzucht

R2
gut, in der Nähe ſeiner Felder Bienenvölker aufzuſtellen. 91
Bienen tragen nicht nur zur ſtändigen Befruchtung der Blüte
bei, ſie werſen auch den Rapskäfer, der durch Zerfreſſen de
Blüten viel Schaden anrichtet, beim Anfliegen zu Boden un
machen ihn unſchädlich.

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
Nachdru derboren
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Nur die Todesſtrafe wirkt, erklärte der Kommiſſar, ſonſt
wäre das Haus längſt ausgeraubt. Man hat nicht ſo viel Be=
amte
, wie man braucht, die Gegend iſt unſicher. Es iſt das
Haus des ehemaligen Direktors der Petroleum=Geſellſchaft, der
Beſitzer iſt geflohen, nur der Haushofmeiſter wohnt hier, er
wird Ihnen behilflich ſein.
Ein alter Mann trat ihnen im Flur entgegen.
Das Haus iſt dieſen Herren von der Regierung als Woh=
nung
zugewieſen worden, du ſorgſt für ihre Unterbringung.
ſagte der Kommiſſar kurz=
Der Alte verbeugte ſich ſtumm.
Ich werde mich morgen wieder bei Ihnen einfinden, um
nach Ihren Wünſchen zu fragen, heute werden Sie müde ſein.
Als der Kommiſſar gegangen war, ſchritten die beiden durch
die Räume. Der Haushofmeiſter begleitete ſie. Das Haus war
mit erleſenem Geſchmack eingerichtet, perſiſche Teppiche in wun=
derbaren
Farben bedeckten Boden, Wände und die ſchweren
Möbel, die das Zimmer füllten.
Das Haus iſt ſchon lange unbewohnt? fragte van Utrecht.
Der Alte ſoh ihn mißtrauiſch an.
Sie können ruhig ſprechen, ich bin Holländer und habe nur
geſchäftlich mit der ruſſiſchen Regierung zu tun.
O, Herr, fahren Sie fort, ehe es zu ſpät iſt. Sie werden
hier verhungern und umkommen. Vor zwei Jahren hat mein
Herr das Haus verlaſſen und iſt nach Frankreich gegangen, ich
weiß nicht, ob er noch lebt. Die Villa wurde als Staatseigen=
tun
, erklärt und hat ſchon manchen Gaſt geſehen. Meiſt waren
es Kommiſſare dieſer neuen Regierung, die vorübergehend in
Batt.m wolnten und ſich die Weine meines Herrn wohlſchmecken
ließen. Jetzt ſind die Keller leer, nur die Möbel ſind noch vor=
handen
. Es iſt eine furchthare Zeit, Herr.
Sorgen Sie, daß unſere Sachen vom Hafen hierher kom=
men
, unterbrach ihn van Utrecht. Auch Lebensmittel wird
man Ihnen mitgeben, wir wollen nicht auf die Vorräte des
Hauſes arge ieſen ſein. Werden unſere Wünſche gut beachtet,
ſo ſoll es Ihr Schaden nicht ſein.
Und am andern Morgen begann der Holländer ſein großes
Werk. Er ging durch die Straßen von Batum, aber wenig
Menſchen begegneten ihm, und die ihm entgegenkamen, ſahen
ihn erſtgunt an. Was will der hier in der toten Stadts. Die

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die orientaliſchen hatten nur eine Tür, kein Fenſter, und ſtau=
den
geheimnisvoll an der Straße. Das uralte Rätſel Orient
ließ ſich nicht ſo leicht löſen.
Draußen an den Oelbehältern kein Menſch. Wer dachte
an Ausfuhr?. Sie waren froh, wenn ſie aus den Quellen die
geringen Mengen zogen, die den notwendigen Bedarf deckten.
Verlaſſen lagen die rieſigen Tanks, einer neben dem andern,
und von ihnen aus ging, durch rieſige Pumpwerke unterbrochen,
eine lange Schlange, ein Tier von 80 Kilometer Länge, die
Petroleumleitung nach Baku.
Bald würde das Oel wieder durch die Röhren gejagt wer=
den
, von Pumpwerk zu Pumpwerk, den Kaukaſus hinauf und
herunter, in raſender Fahrt. Die Menſchen in den Bergen wür=
den
aufhorchen und ſich gegenſeitig das Wunder verkünden:
Das Oel fließt, eine neue Zeit bricht an. Drüben in Baku
trürden die Bohrer ſchreien und die Rohre in die Erde ſtoßen,
bis ſie den lebendigen Quell wieder und immer wieder trafen.
Das ewige Feuer von Baku würde wieder brennen, nicht mehr
zum Dienſte des Feuergotts, wie einſtmals, als aus den Säulen
des Tempels hohe Flammen ſchlugen, Tag um Tag, Jahr um
Jahr, und als aus der Höhle die Gaſe des Dels traten, die ſie
nährten.
Erſt hier, in der entvölkerten Stadt, vor den leeren Tanks,
ſah Adriaan, welche Aufgabe er übernommen hatte. Begann
er nicht eine Danaidenarbeits. Hier war noch kein Aufbau mög=
lich
. Die Minorität der Herrſchenden, die Bolſchewiki, die Re=
gietung
und ihre Kommiſſare würde er auf ſeine Seite reißen
können, wenigſtens äußerlich. Dann aber war er nie ſicher, für
wen er aufbaute. Seine Stütze mußte er bei den Einwohnern
ſelbſt finden. Die Türen der georgiſchen Häuſer, dieſe fenſter=
loſen
Geheimniſſe, mußten ſich ihm öffnen. Die Fürſtin war
ſeine beſte Bundesgenoſſin.
Er dachte an ihre Beſprechungen in Berlin. Es war nicht
leicht, den Weg nach Rußland zu finden und mindeſtens zweifel=
haft
, ob es auch ihr gelungen war, durch tie Kette der engliſchen
Flotte zu kommen. Adriaun warf den Kopf in den Nacken, der
ſich von einem Weibe göhungig machen volte. Warten konnte
er hier nicht, es mußzte geh indelt werden
Eine Stunde ſpäter ſaß er dem Kommiſſar ge zen ber.
Ich hal, mir die Tuks angefebc, e ſceinen ir Ord=
nung
zu ſein; wer hat Beſitzrechte daran?
Der Kommiſſar ſah ihn ſchlau lächelnd an, dieſe Ausländer
verſtanden die Verhältniſſe hier immer noch ticht, ſonſt wäre
die Frage überflüſſig geweſen.

Bnrnenenensememnmn E Reiierung aſ!
Pribatbeſitz in Rußland iſt enteignet worden.
Das weiß ich, ich habe meine Frage wohl falſch geſtell
wer hatte die letzten Anrechte an das Gelände?
Eine Petroleumausfuhrgefellſchaft, deren Geldgeber Rott
ſchild in Paris war.
Aha, alſo franzöſiſches Kapital. Hat man den frühere
Beſitzer abgefunden?
Nein, wie ſollte man, die Sowjets haben die Schulde
des geſtürzten Syſtems nicht übernommen.
Somit bleiben die geſetzlichen Anſprüche des Vorinhaber
beſtehen?
Nein, das ruſſiſche neue Geſetz ſteht der Regierung z1
Seite.
Ein von keinem Staate anerkanntes Recht iſt kein Recht
In Ermangelung eines anderen werden Sie ſich mit de
jetzt geltenden abfinden müſſen, Jonkheer van Utrecht.
Adrian überlegte. Man mußte ſich, ehe hier etwas geta
wurde, mit der Geſellſchaft in Paris in Verbindung ſetzen ode
neu bauen. Aber das war ausgeſchloſſen. Es würde vi
Zeit vergehen, ehe er gerade Batum brauchen konnte. Die Au=
fuhr
war die zweite Frage und man konnte ſich in der erſte
Zeit ſicher ohne Tanks behelfen, die Ergiebigkeit würde land
genug zu wünſchen übrig laſſen.
Wir werden Ihnen das Gelände verpachten, ſagte de
Ruſſe.
Und der Preis?
Man wird in Tiflis darüber reden, Rußland hat vie
Bedürfniſſe.
Ich kenne ſie, aber das Tankgelände kommt jetzt für mi
nicht in Frage, vorerſt habe ich andere Sorgen.
Die nächſten Tage waren mit eifrigſter Arbeit ausgefüll
Adrian zog in dem Tankgelände herum, rnaß und kalluliert
während Haller eine muſterhafte Skizze anfertiate, in der j.
Tank eingezeichnet war und auf der man leſeu konzte, wier
Tonnen jeder Bekälter faßte. Die Geſamrzahl eigab ein Bil!
ron der Ergiebigkeit der Oelfelder, wie ſie einſt als ge veſe
war.
ells man damit zu Ende gekommen war, wurde die Rei
nach Tiflis angetreten. Von einem geregelten Bahnverkehr we
nicht die Rede, aber der Regierungskommiſſar überbrückte al
Hinderniſſe und ſo ſaßen ſie denn bald darauf in einem chmutz
gen Eiſenbahnwagen, der, von einer kleinen Maſchine pruſten
ins Gehirge hineingezogen wurde, der Hauptſtadt Georgien
Tiflis, entgegen.
(Fortſetzung folgt.)