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egen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23 (
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precher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und alle
boſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahne von
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
186. Habrgang
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Nummer 66
Donnerstag, den 8. März 1923
Einzelnummer 150.00 Mk.
Maſſenausweiſungen.:
Paris, 7. März. (Wolff.) Nach einer Hadasmeldung aus
koblen; hat die Rheinlandkommiſſion 48 neue Ausweiſungen
erfügt. Es werden u. a. 10 Poſt=, 13 Zoll= und 25
Eiſenbahn=
ſeamie von dem Ausweiſungsbefehl betroffen.
Türkismühle, 7. März. (Wolff.) Am Moniag
nach=
ſittag ſragten ein Dolmetſcher, zwei Offiziere und ein fran=
Dine Krunde berfſeit. Darauf zuide dien etmnuft ggeleie.
aß ſie jämrlich bis zum 15. März ausgewieſen würden.
TU. Wiesbaden, 7. März. Polizeiwachtmeiſter
Lue=
ers und Polizeioberſekretär Siegler von der hicſigen
Poli=
eidirektion wurden von den Beſatzungsorganen verhaftet
nd ausgewieſen.
* Elberfeld, 8. März. (Priv.=Tel.) Die Schutzpoliz=i in
Stärke von 24 Mann wurde unter großem Aufgebot auf der
zirecke Neviges—Elberfeld am 6. d. M. ausgeſetzt. Die
Be=
mten befinden ſich augenblicklich in Elberfeld.
ſchädigung des amerikaniſchen Handels.
TU. London, 7. März. Daily Telegraph wird aus
Neu=
ſork gemeldet: Zahlreiche Klagen ſind wegen der Ruhrblockade
ei den zuſtändigen amerikaniſchen Stellen eingelaufen. Es
urd darüber Beſchwerde geführt, daß die Ruhrblockade den
merkaniſchen Handel ſchädige. Der Staatsſekretär des
Han=
elsminiſteriums, Hoover, erklärte, dieſe Situation müſſe
as Reſultat der Verwirrung ſein, die ſich aus der franzöſiſchen
zeſetzung ergebe. Sie entſpringe nicht einer abſichtlichen
Ob=
ruttionspolitik der franzöſiſchen Regierung. Im
Handelsmini=
eriun ſowie im Staatsdepartement ſind zahlreiche Proteſte
we=
en der Behandlung des Transports deutſcher Waren für die
ſereinigten Staaten eingelaufen. Es iſt nicht ausgeſchloſſen,
aß Schritte unternommen werden, um die gmerikaniſchen
Inter=
ſen zu ſchützen.
Vom Tage.
Die Beamtenverbände, die um die Einleitung von Verhandlungen
für die Regelung der Märzgehälter erſuchten, wurden ins
Reichsfinanzminiſterium geladen, wo ihnen von der Reichsregierung die
Gründe dargelegt werden ſollen, weshalb mit der Erhöhung der
Gehälter und Bezüge Halt gemacht werden müſſe,
Wie mitgeteilt wird, hat das Reichsbankdirektorinm auf
das Telegramm des Generals Degoutte an die Reichsbank eine
tele=
graphiſche Antwort an Degoutte gerichtet, in der erneut gegen die
Be=
ſchlagnahme der 12,8 Milliarden Mark proteſtiert wird.
Im Bayeriſchen Landtag nahm geſtern der baheriſche
Miniſter=
präſident v. Knilling zu den neuen Schandtaten der Franzoſen in
der bayeriſchen Pfalz Stellung. — Der Reichskanzler richtete an die
baheriſche Regierung ein Telegramm, in dem er auf die Gewalttaten
der Beſatzungstruppen in der bayeriſchen Pfalz hinwies und den Dank
der Reichsregierung für das heldenhafte Verhalten der Begmten in
der Pfalz zum Ausdruck brachte.
Der bayeriſche Landtag erteilte mit den Stimmen der bürgerlichen
Parteien die Zuſtimmung zur Strafverfolgung des
kommu=
niſtiſchen Abgeordneten Eiſenberger.
Das Echo de Paris teilt mit, daß die franzöſiſche
Regie=
rung eine Widerlegung der deutſchen Denkſchrift
über den von Frankreich und Belgien begangenen Rechtsbruch im
Ruhrgebiet ausarbeiten werde.
Reuter meldet: Chamberlain iſt an Stelle des zurückgetretenen
Miniſters Boscawen, zum Geſundheitsminiſter ernannt worden.
John=
ſon Hicks wird Chamberlains Nachfolger als Poſtminiſter.
Am Dienstag wurde unter lärmenden Proteſtkundgebungen der
tſchechiſchen Kommuniſten zur Abſtimmung über das
Schutz=
geſetz geſchritten, wobei ſämtliche Abänderungsanträge der
Oppo=
ſition abgelehnt wurden und das Geſetz mit den Stimmen der Koalition
im Sinne des Regierungsentwurfs in erſter Leſung angenommen
wurde.
Dollarkurs in Frankfurt am 7. März,
abends ½a7 Uhr: 20300.
Der Reichspräſident in Leip
Ka.
04
ſinweihung des Leipziger Flughafens. — Anſprache des Reichspräſidenten auf der
Leipziger Meſſe.
Leipzig, 7. März. (Wolff.) Der Reichspräſident
af heute vormittag mit dem Reichswirtſchaftsminiſter Becker
nd den Miniſterialdirektoren Meißner und Bredow in einem
unckerflugzeug von Berlin aus auf dem Flugplatz Mockau ein
nd nahm hier an der Einweihungsfeier des
Welt=
lughafens Leipzig=Mockau teil, der einen
Knoten=
unkt für den internationalen Flugverkehr bilden ſoll.
Oberbürgermeiſter Rothe hielt die Einweihungsrede, in
er er auf die Bedeutung Leipzigs als Sammelpunkt des
Welt=
andels ſowie auf die Beſtrebungen der Stadt hinwies, hier auch
nen Zentralpunkt im Luftverkehr zu ſchaffen.
Der Reichspräſident erwiderte in einer Anſprache, in
er er es als erfreuliches Zeichen deutſchen Unternehmungsgeiſtes
nd weitblickender Tatkraft bezeichnete, daß trotz der Not unſeres
andes und der immer noch unklaren Lage der deutſchen
Luft=
ihrt die deutſchen Städte begonnen haben, die Grundlagen für
nen ſpäteren großen internationalen Flugverkehr zu ſchaffen.
ie Stadt Leipzig ſei unter dieſen Städten beſonders berufen,
ine führende Rolle zu ſpielen, ihre Bedeutung als altberühmte
leſfeſtadt, ihre Lage, ihr großer, nach allen Richtungen
führen=
er Verkehr machten die Stadt beſonders geeignet, auch im
Welt=
ügberkehr den Mittelpunkt einzunehmen. Der Reichspräſident
hloß mit dem herzlichen Wunſche, daß die neuen Verkehrswege,
e ſich der Stadt und ihren Meſſen durch dieſen Weltflughafen
offnen, ihr techniſch=wirtſchaftlich neue Belebung und neue
raft zuführen mögen, und daß auch der heutige Tag der
Ein=
leihung des Flughafens Leipzig=Mockau mit ein Stein ſei für
ſe Grundmauern der zukünftigen deutſchen und internationalen
andelsluftfahrt. Mit dieſem Wunſche erklärte der
Reichspräſi=
ent den Weltflughafen Leipzig=Mockau für eröffnet.
Leipzig, 7. März. (Wolff.) Nach Einweihung des
Flug=
afens begab ſich der Reichspräſident mit dem
Reichswirt=
haftsminiſter und den ihn begleitenden Herren zum Rathauſe,
D ſich zugleich die Handelsminiſter Preußens, Sachſens und
ſaherns, der öſterreichiſche Geſandte Dr. Riedel, der
öſter=
ſchiſche Handelsminiſter Dr. Kraft und der ruſſiſche Botſchaf=
* Kreſtinski eingefunden hatten. Dr. Köhler gab einen
eberblick über die Entwickelung der Leipziger Meſſe und drückte
le Befriedigung aus, daß trotz finanzieller und anderer
Schwie=
gkeiten, die die Meſſe nach dem Kriege zu überwinden hatte,
e Zahl der Ausſteller wieder einen Höchſtſtand erreichte. Be=
Aders erfreulich ſei, daß auch das Ausland wieder Vertreter
größerer Zahl entſandte, die ſich davon überzeugen könnten,
4ß trotz der Abſchnürung des wichtigſten Rohſtoffgebietes die
*eugung von Fertigfabrikaten in Deutſchland weiter ihren
ang geht. Schließlich wies der Redner auf die Bedeutung
er Propagandatätigkeit des Meſſeamtes hin,
* in erſter Linie die deutſche Vollswirtſchaft, aber ebenſoſehr
En Handelsverkehr aller Länder ſördere, die an der Meſſe
teil=
ehmen.
„m Auftrag und Namen des Reichspräſidenten wie im eige
EI Namen dankte Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Becker für die
Inladung und Begrüßung und führte dann aus: Es iſt uns
(it leicht geworden, den zugeſagten Beſuch der Meſſe diesmal
4Szuführen. Am Rhein und an der Ruhr ſtehen unſere Brüder
I zwei Monaten im ſchwerſten Kampf; der völkerrechtswidrigen
eebung des Ruhrgebiets haben die Franzoſen in den letzten
Shen neue Einbrüche in badiſches und heſſiſches Land hinzuge=
19r. Wenn wir trotzdem heute hierher gekommen ſind, ſo geſchah
und mit wie warmem Intereſſe die deutſche Regierung gerade
dieſen ſchwerſten Tagen den Gang der Wirtſchaft verfolgt.
Der Kampf, der ſich heute an Rhein und Nuhr abſpickt, hat ja
gewiß auch ernſte politiſche Beweggründe, ebenſo ſtark wird aber
Frankreich zur Förtſetzung ſeiner Gewaltpolitik vom
Wirtſchafts=
machtkitzel, von dem Verlangen getrieben, uns unſere
Koh=
len= und Eiſenerzeugungsſtätten
wegzuneh=
men, und damit die wirtſchaftliche Grundlage Deutſchlands zu
zerſtören und ſich ſelbſt zum wirtſchaftlichen Herrn mindeſtens
Europas aufzuſchwingen. In dieſem uns aufgezwungenen
Kampfe ſteht in der vorderſten Kampflinie die deutſche
Wirt=
ſchäft, ſtehen Unternehmer und Arbeiter, große und kleine
In=
duſtrie, Erzeuger und Händler geſchloſſen zuſammen.
Ihre Ausſtellung wird uns und der Welt zeigen, daß die
deutſche Wirtſchaft auch im letzten Jahre wieder
erheb=
liche Fortſchritte gemacht hat. Die Leipziger
Früh=
jahrsmeſſe ſoll uns und ſoll der Welt zeigen, was die
deut=
ſche Wirtſchaft aus ſich heraus zu leiſten in der Lage iſt; ſie ſoll
uns Deutſche vor allem ſtärken in der weiteren Verfolgung des
Weges, den einer unſerer Größten uns ſo treffend und trutzig
in den ſchönen Worten vorgezeichnet hat: „Feiger Gedanken
bängliches Schwanken” uſw.
Nach der Begrüßung beſichtigten der Reichspräſident und die
übrigen Erſchienenen die Anlagen der Meſſe, insbeſondere das
neue Haus der Elektrotechnik.
Leipzig, 7. März. (Wolff.) Bei den zu Ehren des
Reichs=
präſidenten im Palmengarten veranſtalteten Empfang, an dem
außer offiziellen Gäſten zahlreiche Vertreter der Induſtri=, des
in= und ausländiſchen Handels und viele Preſſevertreter
teilnah=
men, hielt Geh. Kommerzienrat Brauſethal als Vorſitzender
der Zentralſtelle der Leipziger Muſtermeſſe eine Anſpräche, in
der er auf die Bedeutung der Meſſe hinwies. Das
Auslands=
geſchäft znüſſe herangezogen werden, da unſere Induſtrietätigkeit
mehr als frühe; vom Export abhängig geworden ſei. Darin
liege die Bedeutung und Notwendigkeit der Leipziger Meſſe.
Der Reichspräſident dankte für die Begrüßung und
führte aus:
Die Leipziger Meſſe die lange ſchon in Umfang und
Be=
deutung an der Spitze ſämtlicher Meſſen der Welt ſteht, findet
trotz des ſchweren politiſchen und wirtſchaftlichen Druckes, der
auf Deutſchland laſtet, auch in dieſem Jahre wieder in
erwei=
terter räumlicher Ausdehnung ſtatt. Die Meſſe bot eine
reich=
haltige Muſterſchau dar; ſie gab uns Zeugnis von der
hohen Qualität und Mannigfaltigkeit
deut=
ſcher Arbeit und dem unermüdlichen Erfindungsgeiſte
deut=
ſcher Induſtrie, die vereint unſere Volkswirtſchaft erhalten und
immer wieder neu beleben. Die Frühjahrsmeſſe des Jahres
19:3 zeigt in eindringlicher Sprache, daß das deutſche
Wirt=
ſchaftsleben trotz der ſchweren Opfer, die es auf Grund des
Ver=
ſailler Friedensdiktats leiſten muß und nach Möglichkeit geleiſtet
hat, zäh und mutig um ſein Daſein ringt, zeigt auch, daß es
unter Aufgebot der wiſſenſchaftlichen Forſchung und allen
tech=
niſchen Könnens ſeine Leiſtungsfähigkeit zu ſteigern ſuht. Die
Meſſ” iſt. ein Beweis für das, was Deutſchland für die
Neu=
regelung uſid die Wiederherſtellung der durch Krieg und
Nach=
kriegszeit zerſtörten und unterbrochenen Weltwirtſchaft
beizu=
tragen vermag und beizutragen gewillt iſt, wenn es in Ruhe
und Frieden arbeiten kann. Wiedergeſundung der
Weltwirtſchaft iſtaber Lebensfrage aller Völker!
Dem Aufgebot der Gegner an militäriſcher Macht, ihren
Ber=
ſuchen roher Vergewaltigung, ihren Mißhandlungen,
Freiheits=
beraubungen, Plünderungen, all den tauſendfachen Quälereien
bungen und Plünderungen, all den tanſendfachen. Quälereien
des enttäuſchten und nervös gewordenen Eroberers kaun das
deutſche Volk in zäher Eutſchloſſenheit und brüderlicher Einheit
nur eines entgegenſetzen: ſeinenfeſten Willen und ſein
gutes Rechi. Wir wollen nicht Sklaven ſein auf
der freien Erde unſerer Väter! Dieſer 25ille
iſt ſtärker als Waffen!
Die Fernwirkungender Ruhrkriſe.
Von
Dr. Guſtav Erenyi.
Kein ſachlich Denkender kann heute noch im Irrglauben
be=
fangen ſein, daß zwiſchen Ruhrgewalt und Reparation
irgend=
welcher ehrlicher Zuſammenhang beſtände. Sofern es ſich aber
ausſchließlich um ein groß angelegtes Attentat gegen die
deut=
ſche Reichseinheit handelt, kann ſich Frankreich auch diesmal von
einem iſolierten Vorgehen keinen rechten Erfolg verſprechen. Es
mußte vielmehr franzöſiſcherſeits von allem Anfang auf die
tat=
kräftige Mitwirkung jenes Staatenblocks gerechnet werden, der
von den Pariſer Machthabern noch bei Zeiten — zum Teil ſchon
während des Krieges — zur dauernden Einſchnürung
Deutſch=
lands an deſſen ſüdlicher und öſtlicher Grenze mit vieler
Um=
ſicht errichtet worden war. Indeſſen verſagte die Würgkraft
die=
ſes ſchlau erſonnenen Ländernetzes infolge politiſcher
Unſtimmig=
keiten zwiſchen den einzelnen Gliedern ſchon öfter im Laufe der
letzten Jahre. Und ſchlechte Erfahrungen, die Frankreich
anläß=
lich des Vormarſches an der Ruhr von dieſer Seite machte,
mö=
gen ſchmerzlicher wirken als Englands und Amerikas kritiſche
Zurückhaltung.
Wenn in franzöſiſchen Blättern ſo viel über ein
deutſch=
ruſſiſches Trutz= und Schutzbündnis gefaſelt wird, wobei bald der
eine, bald der andere deutſche Heerführer geheimnisvoll auf
ruſ=
ſiſchem Boden auftauchen ſoll, ſo beruht auch dieſe Einſtellung
nicht auf Auftichtigkeit. Zwiſchen Rußland und Deutſchland
be=
ſteht keine Allianz, das weiß man in Paris ebenſo gut wie in
Berlin. Man weiß ſogar, daß es unter den führenden Politikern
Rußlands mehrere Anhänger eines engen Zuſammengehens
mit Frankreich gibt. Das Verhalten der amtlichen ruſſiſchen
Politik iſt noch lange nicht geklärt und ſcheint jederzeit durch
gugenblickliche taktiſche Erwägungen beſtimmt. Durch die
bin=
dende Kraft von Dauerkontrakten laſſen ſich die Herren vom
Sowjet in ihren klaſſen= und machtpolitiſchen Schachzügen nicht
beirren. Und im Grunde hätten die Ruſſen gegen eine
wirt=
ſchaftspolitiſche Verſtändigung mit der franzöſiſchen Regierung
— ſelbſt bei einer „underbindlichen” Anerkenuung ihrer
Vor=
kriegsſchulden — nicht das Geringſte einzuwenden, wenn ſich
nur Frankreich von einer ſolchen Verſtändigung irgend etwas
Nützliches verſprechen könnte!
Was die franzöſiſchen Politiker Rußland gegenüber äußerſt
ſkeptiſch ſtimmt und ſie voreilig vor dem Geſpenſt einer
deutſch=
ruſſiſchen Verbrüderung zittern läßt, das iſt der unabhängig von
den deutſchen Zuſtänden fortbeſtehende natürliche Gegenſatz
zwi=
ſchen Rußland und Polen. Der polniſche Großſtaat mit ſeinem
wirtſchaftlichen Siechtum und ſeinen innerpolitiſchen
Nerven=
zuckungen iſt im Zeichen einer konſtitutionellen
Deutſchenfeind=
ſchaft gegründet worden, die auf franzöſiſches Geheiß wann
immer mobil gemacht werden kann. Mit der Möglichkeit eines
ruſſiſchen Gegenwanövers wurde damals, zur Zeit des
General=
chaos in Rußland, nicht gerechnet. Schon der bewaffnete
Kon=
flikt zwiſchen den beiden Nachbarſtaaten im Jahre 1920 mußte
jedoch Frankreich eines Beſſeren belehren. Und nun iſt die
Kon=
folidierung in Rußland gewiß ſchon ſo weit vorgeſchritten, daß
die zariſtiſchen Machtregeln nach außen wieder vollauf gelten.
Wer es vordem nicht glauben wollte, dem mußte die Konferenz
von Lauſanne Gewißheit bringen. Da leuchtete es denn jedem
franzöſiſchen Politiker ohne weiteres ein, daß der „polniſchen
Aktionsfreiheit” der „neuruſſiſche Imperialismus” im Wege
ſteht, der es ſich auch ohne beſondere Sympathien für die „
regie=
rende deutſche Schwerinduſtrie” kaum nehmen ließe, dem in
Bündnispflichten offenſiv vorgehenden Polen gegebenenfalls
meuchlings in den Rücken zu fallen.
Unter einem ähnlichen Aſpekt iſt auch die merkwürdige
Er=
ledigung des Memeler Streitfalles zu betrachten. Als litauiſche
Banden vor etlichen Wochen ins Memelland einbrachen und
die franzöſiſche Beſatzung von dort vertrieben, tat man in Paris
gar nicht ſo ſehr empört. Nun zeugt die raſche Anerkennung der
geſchaffenen Lage durch Poincarés Regierung davon, daß der
litauiſche Vorſtoß wohl kaum ohne vorherige Kenntnis der
Pa=
riſer Herren vor ſich ging und eines theatraliſchen Momentes
nicht entbehrte. Es blieb nichts übrig, als Litauen zu gewinnen,
wenn man es nicht dem ruſſiſchen Einfluß überlaſſen wollte, der
es eben für ſeine Zwecke gegen Polen „mißbrauchen” würde.
Der polniſch=litauiſche Gegenſatz, wie er ſich unter reger
Anteil=
nahme ruſſiſchen Sowjetvertreter auf litauiſcher Seite in der
Wilnaer Frage zuſpitzte, war den franzöſiſchen
Machtaſpiratio=
nen wenig genehm. Es lag nahe, durch den Memeler Köder
Litauen in einen brauchbaren Randſtaat umzuwandeln, der ſich
nicht ſo einpfindlich gegen das polniſche Imperium ſtemmt.
In der Behandlung der Orientfrage ſcheint durch die
Schwierigkeiten im Ruhrgebiet ein vorſichtigeres Verhalten
an=
gezeigt. Die Regierung von Angora hat ihre Drohungen für
den Fall einer ſcheiternden Friedenskonferenz bisher noch nicht
in Wirklichkeit umgeſetzt und bekundet eine lobenswerte
Lang=
mut, die zweifellos von Paris aus geſtählt wird, wo man es
nicht für tunlich hält, die Aufregungen der Ruhrkriſe durch das
abermalige Aufflackern eines Orientkrieges zu verſchärfen. Viel
eher wäre man geneigt, das Orientproblem — wie ſchon ſo oft
— als Ausgleichsobjekt im Verkehr mit der engliſchen
Regie=
rung heranzuzerren.
Ueberhaupt ſcheint nun Frankreichs dringliches Beſtreben zu
ſein, die aus den Fugen gegaugene Entente durch allerhand
publiziſtiſche und diplomätiſche Gewiegtheiten wieder aneinander
zu leimen. So fehlt es nicht an Verſuchen, vor allem Italien
wieder für einen engeren Anſchluß an die franzöſiſche
Offenſiv=
politik zu gewinnen. Die Pariſer Regierungsorgaue geizen nicht
mit liſtigen Propagandaartikeln, die die gemeinſamen
Wirt=
ſchaftsintereſſen der beiden Staaten überzeugend betonen.
In=
wieweit die politiſchen auseinandergehen, darüber wird
wohl=
weislich geſchwiegen. Was hierbei von Italien erwartet wird,
iſt nicht ſo ſehr eine aktive Teilnahme, als vielmehr ein
neu=
trales Verhalten denjenigen gegenüber, die es infolge ihrer
natürlichen Beſtimmung, gleichſamr aus Dankbarkeitsgründen,
von Rechts wegen tun ſollten. Italien bedeutet für den
neu=
gegründeten Südoſten vom franzöſiſchen Standpunkt eine
ähn=
liche Gefahr, wie Rußland für den neugebildeten Oſten. Die
„Kleine Entente”, im Prinzip natürlich franzoſenfreundlich bis
zum Aeußerſten, unterliegt in der Praxis viel zu vielen
Hem=
mungen, als daß ſie ſich der Sache Frankreichs erfolgreich
au=
nehmen könnte. Die letzte große Rede des tſchechiſchen
Außen=
miniſters Beneſch, in der zwar das franzöſiſche Recht auf dig
Seite 2.
Darmſtädler Zugb:nti,
Rummer 66.
Ruhrbeſetzung in etwas gewundener Form anerkannt wird, aber
zugleich auch recht umſtändlich des Verhältniſſes zu den eigenen
Nationalitäten, zu Deutſchland, Ungarn und Italien und der
wirtſchaftlichen Schwierigkeiten im Innern gedacht wird, iſt für
die heikle Lage des jungen ſüdoſteuropäiſchen Staatenbundes
durchweg bezeichnend.
Während ſeiner kurzen Wirkſamkeit an der Spitze der
ita=
lieniſchen Regierung hat ſich der frühere Heißſporn Muſſolini
als ein geſchickter Taktiker bewährt, der ſich niemandem mit
Haut und Hoar verſchreibt, aber es auch mit keinem gern
ver=
dirbt. So wußte er ebenſo ſeine Unabhängigkeit von einer
fran=
zöſiſchen Abenteuerpolitik, zu wahren, wie das Orient= und
Adrigſroblem mit Mäßigung zu behandeln. Mit löblicher
Difzi=
plin räumen die italieniſchen Truppen die von der
Botſchafter=
konferenz Jugoſlawien zugeteilten Fiumaner Vororte Suſak
und Buccari. Indes hat hier das italieniſche Nationalgefühl
dennoch empfindliche Narben davongetragen. Das Verhältnis
zum ſübſlalviſchen Reich hat ſich nur zum Schein gebeſſert. Der
ungariſche Extremiſt Stefan Friedrich, der nach langer
Vorbe=
reitung nun — gewiß ohne amtlichen Auftrag — in Rom
er=
ſcheint, um ein Bündnis gegen die „Kleine Entente” zuſtande
zu bringen, wird von Muſſolini nicht empfangen. Aber breite
Schichten in Ungarn betrachten die Italiener ſchon ſeit längerer
Zeit als eine Art Bundesgenoſſen, und latent wirkt im
Süd=
oſten eine Spaltung der Machtintereſſen in zwei regelrechte
Heeresläger, die den Zwecken der franzöſiſchen Machtpolitik
kei=
neswegs zuſgat
Als der einzige Aktippoſten der Pariſer Außenpolitik in
dienſen Zonen dürfte Oeſterreichs Neutraliſierung gelten”.
Bun=
deskanzler Seipel hat es verſtanden, die franzöſiſche Furcht vor
dem öſterreichiſchen Anfeluß zu bannen und wurde dafür mit
großer Bereitwilligkeit wirtſchaftlich geſtützt. Deutſchland ſteht
in ſeinent ſchweren. Daſeinskampfe in bündnispolitiſchem Sinne
nach wie vor allein. Aber mit den Zeiten ſeiner moraliſchen
Iſolierung, da man mit propagandiſtiſchen Lügen eine Welt
gegen .3 glarmieren konnte, iſt es glücklicherweiſe vorbei. Es
hat ſi der Freunde in aller Herren Länder, und die
Einſchnü=
rungseffekte im Süden und Oſten verſagen immer mehr.
Erneut vor ein Kriegsgericht.
Das Urteil gegen Dr. Jarres.
Berlin, 7. März. Die vom Militärgericht in Bredeney
gegen den Bürgermeiſter von Eſſen, Schäfer, und den
Syn=
dikus des Eſſener Verbandes des Einzelhandels, Dr.
Guy=
lenz; ergangenen Urteile auf zwei Jahre Gefängnis und
mehrere Millionen Mark Geldſtrafe ſind vom Kriegsgericht
Mainz als Reviſionsinſtanz aufgehoben worden. Die
Sachen wurden an das Kriegsgericht Recklinghauſen
ver=
wiefen, wo kommende Woche erneut verhandelt wird.
TU. Nachen 7. März. Oberbürgermeiſter Dr. Jarres
von Duisburg wurde wegen Bannbruchs heute von dem
hie=
ſigen Kriegsgericht, dem Antrage des Militärſtaatsanwalts
ent=
ſprechend, zu zwei Monaten Gefängnis und zur
Tra=
gung der Koſten der beiden Verfahren verurteilt. Das
Ur=
teil erſter Inſtanz hatte auf einen Monat Gefängnis und
Tra=
gung der Koſten des Verfahrens gelautet.
U. Eſſen, 7. März. Das Kriegsgericht in Bredeneh
ver=
urteilte die Frau des Beigeordneten Boſtorv zu 500000 Mark
Geldſtrafe, während der Beigeordnete freigeſprochen wurde. Es
wurde dem Ehepaar zur Laſt gelegt, daß Frau Boſtorv
fran=
zöſiſchen Soldaten, die Einlaß in ihr Privathaus verlangt
hat=
ten, angeblich um zu telephe; eren, den Einlaß verweigerte,
Weitere Beſetzungen in Baden.
Stillegung des Kehler Güterbahnhofes.
TU. Karlsruhe, 7. März. Im Laufe des heutigen
Vor=
mittags haben die Franzoſen das Zollamt in Maxau und die
Gemeinde Knielingen (in der Nähe des Karlsruher
Rhein=
hafens gelegen) beſetzt. Die Beſetzung von Maxau erfolgte
Kehl, 7. März. (Wolff.) Der Bahnhof von Kehl iſt
heute morgen von franzöſiſchen Truppen beſetzt worden. Die
Beamten wurden aus den Dienſträumen vertrieben. Die
Fran=
zoſen haben verſchiedene leere und beladene Güterwagen nach
dem Elſaß abbefördert.
TU. Kehl 7. März. Infolge des Eingriffs der Franzoſen
in den Dienſtbetrieb mußte geſtern abend um 6 Uhr der
ge=
ſamte Betrieb des Güteramtes Kehl einſchließlich der
Werft=
anlagen ſtillgelegt werden. Die ſeitens des franzöſiſchen
Brückenkopfkommandanten beabſichtigte Beſchlagnahme der
Sta=
tionskaſſe unterblieb wegen des geringen Barbeſtandes.
G
Heſſiſches Landestheater,
Großes Haus. — Mittwoch, den 7. März:
Tänze aus Loheland.
* Die Tanzkunſt der Loheländer iſt nicht, wie viele ähnlicher
Bewegungen”, verſchwunden in der Erſcheinungen Fülle. Sie
iſt auch nicht verdrängt worden oder auch nur in ihrem
künſt=
leriſchen Wirken geſchmälert. Das macht: ſie iſt ſo geſund,
ſo ehrlich, ſo überzeugend, kurz, ſie iſt wahre Kunſt, von innen
heraus, d. h. ſeeliſch als ſolche erfaßt und empfunden. In
die=
ſem ſeeliſchen Empſinden liegt wohl die Stärke dieſer
Tanz=
kunſt und iſt ihre Wirkung begründet, die den Loheländer
Tän=
zen und Spielen treu geblieben iſt. Und in der ſtarken,
packen=
den und mitreißenden Muſikalität. Einzelne dieſer
Tänzerin=
nen ſchweben auf den Tönen und mit ihnen. Sie jauchzen und
pringen mit Tönen des Flügels und ſchweben, getragen vom
Bogenſtrich der Geige. Und endlich: es iſt wie Religion, dieſes
Tanzen, iſt auch viel innerlich ernſte fromme Uebung dabei, wie
ein kindliches Beten, das ſeine Vertiefung und änßere
Religioſi=
tät erhält durch magiſch matt glänzende Farben und
geheimnis=
völl wirkende Lichteffekte. Der heilige Ernſt, die reſtloſe
Hin=
gabe an die rein gefühlte und in Reinheit geübte Kunſt geben
den Loheländer Künſtlerinnen ein ſo eigenes Gepräge,
ſtem=
peln ſie gewiſſermaßen zu Priefterinnen der Kunſt, die ihnen
an=
geboren in muſikaliſcher wie bildmäßiger Formenempfindung
und im Farbenfühlen. Das bewirkt, daß dieſe Tänze und Spiele
etwas ungemein Ruhiges, Weltentrückendes, über Erden=
Daſeins Schwere Emporhebendes ausſtrahlen.
Das Programm des geſtrigen Abends brachte an Gruppen=
und Solotänzen und Spielen eine muſikaliſch und
tanzkünſtle=
riſch fein und ſeelenvoll ausgedeutete Legende, einen rein
reli=
gibs wirkenden Hymnus und ein myſtiſches Spiel „Zauberer
und Zeiten”, in dem ein ſelten charaktervolles, ſtark geſtaltendes
Stilgefühl zum Ausdruck kam. Gleichwie in den religiöſen
Tänzen „Omnia ad Dei gloriam” und in dem „Con devozion
Animato”, die beide jedoch verſchiedene Deutung zulaſſen, alſo
meines Erachtens keine reſtlos gelöſten Kunſtaufgaben
darſtell=
ten. „Ariel” hingegen, ein in völliger Losgelöſtheit rein
tänze=
riſch=ſpieleriſch empfundener freudevoller Tanz, gebändigt allein
durch auf feinnervige Muſikalität gründenden Rhythmus, war
gleichwie das ſchlechthin „Tanz” genannte Duett, das den Abend
abſchloß, eine Leiſtung, die ſchlechthin vollendet war, und die
auch im Publikum Begeiſterung auslöſte. — Der heutige zweite
Abend der Loheländer wird ein neues Programm bringen
Kkeines Haus. — Mittwoch, den 7. März.
Vortragsabend von Waldemar Bonſels.
Der Dichter der Biene Maja las heute aus ſeinen Werken
bor. Es war nicht der Bonſels, der uns die Liebe zu den
Klein=
ſten in der Natur predigt, der den Jubel der von der Sonne
erſchloſſenen Winde beſingt und den Kampf zwiſchen Kreuzotter
ind Igel zu einer hochdramatiſchen Begebenheit geſtaltet. Ein
Bonſe:s trat vor uns. Wohl kannten wir ihn wieder i
Tuſſtestay, din 8. März 1923.
Vor der Kataſtrophe.
TU. Amſterdam, 7. März. Aus London wird über die
geſtrige Debatte im Unterhaus berichtet: Lord Robert Ceeil
er=
klärte: England und Frankreich treiben heute
gegeneinander. Frankreich verfaſſe jetzt einen neuen
Frie=
densvertrag nach ſeinen eigenen Intereſſen, ohne irgendeinen
der Verbündeten hinzuzuziehen. Die jetzigen Ereigniſſe
bil=
deten das erſte Kapitel eines Abſchnitts und müßten zu einem
Kriege führen, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen werde.
London, 7. März. (Wolff.) Ramſay Macdonald
führte in ſeiner im Unterhauſe gehaltenen Rede aus: Niemand
werde behaupten, daß ſich die Lage beſſere. Statt Sicherheit habe
das franzöſiſche Unternehmen Unſicherheit geſchaffen. Dieſe
werde nicht enden, wenn Deutſchland wieder auflebe, ſondern ſie
werde eine Generation lang anhalten. Es gebe doch
keine Nation in der Welt, die beſſer in der Lage ſei, ſich auf die
Pſychologie der Revanche zu verſtehen, als Frankreich ſelbſt, denn
dieſes brauche nur ſeine eigene Geſchichte zu betrachten. Ueber
Frankreichs Haltung ſagte der Arbeiterführer, ein Land, das ein
Abenteuer unternommen habe, deſſen Ende es nicht klar
be=
zeichnet habe, leide die Gefahr, eine Kataſtrophe zu erleben.
Vielleicht werde das, was jetzt ſeinen Anfang nehme, ſchließlich
mit einem Kriege enden, wenn nicht große Sorgfalt
ange=
wandt werde. England müſſeEuropaden
Wegwei=
ſen. Ueber die Stellung Englands ſagte der Redner: England
müſſe verſuchen, ſein Beſtes zu tun, um Deutſchland zu
ver=
anlaſſen, ſich zu erklären, was es als eine vernünftige
Ver=
pflichtung anſehen würde. Kein Land ſei in einer
beſ=
ſeren Lage, dies zu tun, als England. Augenblicklich handele es
ſich nicht um die Geſchichte von heute oder morgen, ſondern um
die Geſchichte der nächſten fünfzig Jahre. Augenblicklich beſtände
kein Mittel, um die öffentliche Meinung in den verſchiedenen
Ländern miteinander in Fühlung zu halten und ausfindig zu
machen, was ſie über die Lage denken. Er, Ramſay Macdonald,
habe deshalb vorgeſchlagen, daß man mit den Kammern in
Bel=
gien und Frankreich den Anfang mache, weil er es für ratſamer
halte, daß diejenigen, die ſeither zuſammengehört hätten, ſich
demnächſt untereinander beraten ſollten. Sobald dieſe Beratung
ſtattgefunden, hoffe er auf die Möglichkeit eines
Zuſammen=
gehens mit dem Deutſchen Reichstag, der zu Rate
zu ziehen ſei.
London 7. März. (Wolff.) Im Unterhauſe ſagte
Bo=
nar Law: England ſei kriegsmüde, aber er könne
dem Hauſe verſichern, daß, wenn die Sache, für die zahlreiche
Redner eingetreten ſeien, angenommen türde, man, ſtatt die
Entente zu erhalten, weitergehen und ſich auf die Möglichkeit
vorbereiten müſſe,
ſeinen Willen Frankreich durch einen Krieg aufzuzwingen.
Das ſcheine eine unvermeidliche Schlußfolgerung zu ſein. Er
würde ſich nicht im mindeſten der Annahme des Verfahrens, das
die Franzoſen angewandt hätten, widerſetzt haben, wenn ſie
er=
folgt wäre, um die Forderungen zu ſichern, von denen er denke,
daß Deutſchland ſie erfüllen könne. Deutſchland könne dieſe
je=
doch nicht erfüllen. Daher ſei er der Anſicht geweſen, daß er
ver=
pflichtet geweſen ſei, ſich von der franzöſiſchen
Regierung abzuſondern. Bonar Law erklärte weiter
über das franzöſiſche Ruhrunternehmen, die Regierung erkenne,
abgeſehen von der jedermann deutlichen großen wirtſchaftlichen
Verſchwendung, die ſtattfinde, daß es für die Nationen, die
unter=
nommen haben, was ein Abenteuer genannt werden könne,
ſehr ſchwierig ſei, einen Ausweg zu finden. Unter
Bezug=
nahme auf das von Macdonald vorgelegte Schreiben
Vander=
veldes ſagte Bonar Law, es habe nach der Pariſer Konferenz
geheißen, daß Theunis nach der Rückkehr ſtürzen werde. Er
ſei jedoch nicht geſtürzt worden. Der Grund ſei wohl, daß die
belgiſche Kammer die Aktion im Ruhrgebiet ſehr gern ſehe und
ſie vorläufig billige.
Remſcheid beſetzt.
C. Münſter 7. März. Außer den bereits beſetzten
Babu=
höfen ſind nun auch die Bahnhöfe Bochum=Nord und
Watten=
ſcheid heute morgen beſetzt worden. Die Lippebrücken nördlich
Datteln ſind durch Drahtverhaue abgeſperrt. Remſcheid iſt heute
von einer franzöſiſchen Abteilung in Stärke von 5 Offizieren und
100 Mann beſetzt worden. Die Truppen haben Quartiere
an=
gefördert. Sjäikere Truppenbewegungen werden aus der
Ge=
geuid von Dortmund gemeldet.
erſten Teil der Vortragsfolge, als er ein Kapitel aus ſeiner „
In=
dienfahrt” vorlas und das, was man nur vom Leſen kennt, durch
ſeinen Vortrag belebte, beſeelte. Wie Bonſels Indien ſchaut,
unterſcheidet ſich von der anderen Literatur über jenes Land der
Wunder und Märchen durch ſeine rein ſubjektive Einſtellung;
gleichgültig dagegen, wie andere Indien auch erleben, er ſieht es
ſo und vermittelt das innere Erleben aus dem äußeren erfaßt
in farbenglühender Sprache. Gerade in dieſem Buche zeigt ſich
ſeine klaſſiſche Bemeiſterung der deutſchen Sprache, die nach
ſeinem Stil zu den ſchönſten gehören müßte. Es iſt die
ger=
maniſche Seele in dieſem Dichter, die ihn überall das Tiefſte
ſchauen läßt, auch Dinge, die nur durch Einſtellung auf das
Weſentliche und echte Religioſität zu erfaſſen ſind.
Der zweite Teil brachte eine Skizze aus der noch
unver=
öffentlichten Fortſetzung zum „Tagebuch eines Vagabunden”.
Seine Meiſterſchaft zeigt ſich in der pſychologiſchen Schilderung
des Begebens und auch hier in der Behandlung der Sprache.
Doch erkennen wir in dieſer Geſchichte einen Zug bei Bonſels,
der nun mal ſeine Richtung iſt, aber die Gefahr birgt, von vielen
Jugendlichen mißverſtanden zu werden: die Kultur des Seins,
unter Hintanſetzung des Werdens und Strebens. Zum Schluß
trug Bonſels vier Gedichte vor: „Schickſal”, „Heimat”, „Gebet”.
„Erinnerung an die im Krieg gefallenen Freunde‟. Eine
kul=
tivierte Sprache wie bei Rainer Maria Bilke, doch wo bei dieſem
alles nur muſikaliſch eingeſtellt iſt, ſprechen hier Empfindung und
ſchwere Gedanken. So ſchwer, daß ſie beim erſtmaligen Hören
für die meiſten nur ſehr ſchwer zu faſſen ſind. Das Gedankliche
in ſeinen Gedichten trägt ſtark den Stempel ſeiner Eigenart
und redet erſt, wenn ſie einem näher vertraut geworden ſind.
Die Beliebtheit und hohe Wertſchätzung, die Bonſels ſich
in Darmſtadt erworben, gab ihm der reiche und dankbare
Bei=
fall der zahlreichen Beſucher kund. Der Ertrag des Abends
wurde von dem Dichter der Ruhrhilfe überwieſen.
Paradiesſpiele
der Marburger Studenten und Studentinnen
haben in der Paulus= und Johanneskirche außerordentlich vielen
Beſuchern (in der Johanneskirche war am zweiten Abend faſt
kein Stehplatz mehr zu bekommen) einen tiefen Eindruck gemacht.
In jedem Menſchen bleibt etwas vom Kind. Das wagt ſich
ſchüch=
tern heraus, wenn er draußen in der Natur oder in der Kunſt
oder in der Religion ſich ſelber ganz vergißt. Es war ein
kind=
lich ſchlichtes Spiel, das dieſe jungen Menſchen uns boten, wie
wenn große verträumte Kinder Märchen ſpielen, und doch wieder
brachen tragiſche Urlaute hervor: Der Wehſchrei der
Menſchen=
bruſt über das, was man Sünde nennt. So ſteigerte ſich das
kindliche Spiel zu einem ernſten Myſterium von Schuld und Tod
und klang ſchließlich weihevoll aus in der Sehnſucht nach dem
Erlöſer.
Am Altar brennen zwei Kerzen, davor ein Baum mit
Aepfeln. Die Orgel erklingt (Bach!), Geſang ertönt. Feierlich
ziehen die Spieler ein, voran ein weißgekleidetes Mädchen, ein
blitzend Schwert hoch erhoben, dahinter die Kumpanei, ein klei
ner Singchor, der zur Flötenbegleitung eine immer gleiche Weiſe
ſingt, dann die Spieler, zuletzt die Fackelträger mit zwei Lichter=
Zur heſſiſchen Regierungskriſis.
Vom Landesverband Heſſen der Deutſchen Volkspartei
wird uns geſchrieben:
Sechs Wochen nach dem Rücktritt des Finanzminiſters
Hen=
rich wurde am 14. Januar 1923 der Deutſchen Volkspar
tei in Perſon des Herrn Abgeordneten Oberbürgermeiſter
Koehler durch den Herrn Staatsträſidenten die
Ueber=
nahme des Poſtens des Finanzminiſters
angebo=
ten. Die daraufhin begonnenen und weit vorgeſchrittenen
Ver=
handlungen fanden ein plötzliches Ende durch die Zurücknahme
des Rücktrittsgeſuches durch den Finanzminiſter Henrich am
19. Januar 1923 ohne jede vorherige Fühlungnahme mit den
Fraktionen des Zentrums und der Deutſchen Voltspartei. Am
gleichen Tage erklärten die Parteien des Zentrums und der
Deutſchen Volkspartei in formeller Weiſe, daß ſie dieſe „Löſung”
der Regierungskriſe nicht billigen und eine Mitwirkung
dabei ablehnten. Das Zentrum erklärte insbeſondere, daß
das ganze Vorgehen nach ſeiner Auffaſſung den Grundſätzen
ernſthafter politiſcher Verhandlungen widerſtreite. Mit
Schrei=
ben vom 23. Januar 1923 kündigte die Zentrumsfraktion
an, daß der Miniſter des Innern die Geſchäfte nur noch
für kurze Zeit weiterführe, wenn nicht alsbald eine Löſung,
die die Erweiterung der Koalition in ſich ſchließe, gefunden
werde. Am 25. Januar 1923 erſchien in der Preſſe eine offizielle
Darſtellung der Zentrumsfraktion: „Zur „Löſung” der heſſiſchen
Regierungskriſe.‟ Dieſe Erklärung ſchloß mit den Worten:
„Entweder wird die Koalition erweitert, oder
ſieiſt zu Ende.
Am letzten Tage des Monats Februar erſt wurde dieſem
Verlangen der Zentrumsfraktion durch Neueröffnung der
Ver=
handlungen mit der Deutſchen Volkspartei Folge
gege=
ben. Als Ergebnis der Verhandlungen ſtellte ſich ſchließlich
her=
aus, daß man nunmehr unter Aufrechterhaltung der
jetzigen Beſetzung des Finanzminiſteriums der
Deut=
ſchen Volkspartei anbot, eine fünfte Miniſterſtelle, die des
Juſtiziiniſters, zu beſetzen, und ſo in die Regierung
einzutre=
ten. Die Deutſche Volkspartei hat dagegen erklärt, daß
ent=
ſprechend den obigen Forderungen des Zentrums die Vorgänge
des 19. Januars rückgängig gemacht, der Poſten des
Finanz=
miniſters der Deutſchen Volkspartei wieder zur Verfügung
ge=
ftellt werden müſſe, ferner daß dabei die Forderung der
Deut=
ſchen Volkspartei auf Vereinfachung der Staatsverwaltung be
rückſichtigt werden, daß aber mindeſtens der Deutſchen
Volks=
partei außer dem Juſtizminiſterium, wenn die Durchſetzung
der vorhergehenden Forderungen nicht erreicht werden könne,
das Landesamt für das Bildungsweſen überlaſſen
werden müſſe. Dieſe Anſprüche der Deutſchen Volkspartei
wur=
den ſämtlich von der ſozialdemokratiſchen und demo
kratiſchen Fraktion abgelehnt. Angeſichts dieſer Sachlage
hat die Landtagsfraktion und der geſchäftsführende Ausſchuf
der Deutſchen Volkspartei in einer Sitzung vom 7. März
ein=
ſtimmig beſchloſſen, an die anderen beteiligten Parteien
folgen=
des Schreiben zu richten:
„Nach den letzten Verhandlungen ſteht feſt, daß das
Ange=
bot an die Deutſche Volkspartei wegen Eintritts in die
Regie=
rung ſich auf die Ueberlaſſung des neu zu beſetzenden Poſtens
eines Juſtizminiſters beſchränkt. Dieſes Angebot trägt weder
dem berechtigten Verlangen der Deutſchen Volkspartei auf
Wiedergutmachung der ihr durch die Vorgänge des 19. Januar
1923 zugefügten Herabſetzung, noch ihrem Verlangen auf Ver
einfachung der Staatsverwaltung, noch ihrem Verlangen auf
gerechte Berückſichtigung der parlamentariſchen
Kräfteverhält=
niſſe, der an der Regierung zu beteiligenden Parteien,
Rech=
nung. Die Deutſche Volkspartei kann deshalb zu ihrem Be
dauern nicht auf den Boden des ihr gemachten Angebotes treten
und lehnt deshalb die Uebernahme des Poſtens des
Juſti=
miniſters ab.”
Ein Dementi der Firma Krupp.
Berlin, 7. März. (Wolff.) Die Firma Krupp bittet u.
Veröffentlichung folgender Erklärung: Wiederholt brachten di
Daily Mail und andere ausländiſche Zeitungen, neuerdings die
Neu=Vork Tribune, die Meldung, die Firma Krupp befaſſe jr
mit der Herſtellung von Kriegsmaterial im Auslande. Es wurd
berichtet, Krupp habe die Puttilow=Werke in Petersburg über
nommen. Demgegenüber ſtellen wir feſt, daß Krupp weder mit
telbar noch unmittelbar in irgendeiner Weiſe oder zu irgendeinet
Zeit nach dem Kriege ſich mit der Herſtellung von Kriegsmaterio
in Rußland befaßt hat. Keinerlei Verhandlungen darüber habe
mit der Sowjetregierung oder den Beſitzern der Puttilow=Werk;
oder ſonſt jemand ſtattgefunden.
bäumen. Ein kurzer altertümlicher Vorſpruch, dann die Dar
ſtellung der Welterſchaffung durch drei weißgekleidete Mädchen
pantomimiſch, Kumpanei und Mädchenterzett gleichförmig ein
ander abwechſelnd. Gott ſpricht, eine tiefe Stimme irgendw
her, die Orgel gibt ihr eine ehrfürchtige Begleitung, Adam, dief
holde Jünglingsgeſtalt, ſo unberührt, wie eben aus Gottes Hand
gekommen. Kein Schauſpiel, nein, ein immer neues eigenes Er
lebnis. Die Engel führen ihm ſeine Gefährtin zu. Sie freuer
ſich der Paradieſesherrlichkeit. Da erſcheint der gründunkle ſchlei
chende Teufel. Das Verführungsdrama beginnt: Ach, wie leich
gelingt das tückiſche Spiel. Ach, wie tief iſt Adam erſchrocken
ſchon ehe der Tod zwiſchen ſie tritt und von da aus durch die
Zuhörer gleichſam in die Welt hinaus! Wie furchtbar grollt die
Gottesſtimme, der Engel mit dem blitzenden Schwert weiſt die
Schuldigen aus dem Paradies, faſt als hätte er ſelber Mitleft
mit ihnen. Der Teufel kommt um ſeinen Triumph, die Ver
nichtung ſeiner Macht wird ihm angedroht, leis klingt es vor
der Orgel: Es iſt ein Ros entſprungen. Ein Nachſpruch, und
die junge ernſte Schar zieht mit ihren Lichtern wieder hinaus
Sie hat Licht in viele Herzen gelaſſen, denn viele ſind in
dieſer kurzen Stunde einmal Kinder geworden, die empfangen!
waren für letztes Ewiges.
G
S. Das Alter der Schönheit. Die New=York Times hat eine
wohl einzig daſtehende Unterſuchung veranſtaltet. Es handelt ſid
darum, zu beftimmen, in welchem Alter das Weib am ſchönſter
iſt. Indeſſen hat der Veranſtalter, der ohne Zweifel für ſein
Ohren fürchtete, einen kleinen Notbehelf hinzugefügt; er er
klärt, daß die Unterſuchung nur auf die Frauen im Theater un
in der Dichtung abziele. In der Auseinanderſetzung der Schieds
richter hat man die Jugend verſchmäht. Vor 25 Jahren iſt kein
Frau hübſch, ſagten die einen. Mehrere gingen ſogar ſo weit
zu behaupten, daß die 40 erforderlich ſeien für den Ausdruc
der höchſten Schönheit. Die einen wie die anderen haben ſich
auf die größten Schriftſteller geſtützt: Walter Scott, deſſei
Hauptperſonen 16 Jahre zählten, Shakeſpeare, der Julia mi
14 Jahren unwiderſtehlich erſcheinen ließ; wahr iſt, daß der
ſelbe Shakeſpeare der Cleopatra ein Alter von 50 Jahren bei
legte. Bedauern wir den Schriftleiter der New=York Times
wenn er neuvermählt oder nur verlobt iſt. Aber welch abge
ſchmackter Gedanke iſt es, der Schönheit ein Alter geben 31
wollen! Ein Weib iſt immer dann ſchön, wenn ma nes liebt
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Dichterpreis. Die „Geſellſchaft der Kammerkunſt
abende Brandt=Jacoby” (Berlin W. 30) erhöht den ausgeſetzte!
Dichterpreis auf den Betrag im jeweiligen Werte von 5 Dollat
Die Preisbeſtimmungen ſind durch die Leitung der Geſellichcl
gegen Einſendung eines Freirückumſchlags zu erhalten.
Frau Coſima Wagner in? t. Auf die Nach
richt, daß Frau Coſima Wagner, Richard Wagners greiſe Witws
einſt eine vielfache Millionärin, infolge der unerhörten Geldent
wertung, jetzt, wo auch aus den ſchutzfrei gewvordenen Werke!
Wagners ihr keine Einnahmen mehr zufließen, in Not gerate!
iſt, haben ſofort namhafte Künſtler befchloſſen, von den Ein
nahmen aus Wagner=Aufführungen der Witwe des
Meiſter=
eine Ehrentantieme zu zahlen.
Rummer 66.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 8. März 1993.
Zeite 3.
Zur Ausweiſung des Pfarrers Korell.
Der interalliierten Rheinlandkommiſſion
hat das Heſſiſche Oberkonſiſtorium in Darmſtadt
nach=
ſtehende Verwahrung gegen die Ausweiſung des Pfarrers Korell
zugehen laſſen: Der evangeliſche Pfarrer Adolf Korell in
Nieder=Ingelheim iſt mit Familie aus dem beſetzten Gebiet
aus=
gewieſen worden. Daß dies mit Bezug auf ſeine Eigenſchaft als
Mitglied des Reichstags geſchehen iſt, wird das deutſche Volk
mit ſeiner höchften Vertretung als ſchweren Eingriff in
unver=
äußerliche Volksrechte empfinden und zurückweiſen. Als
Ver=
tretung der evangeliſchen Landeskirche Heſſens erblicken wir
darin eine rückſichtsloſe Verletzung des religiöſen und kirchlichen
Lebens in einer Kirchengemeinde unſeres Landes, eine
bedauer=
liche Störung der allen Kulturnationen bisher heilig geweſenen
Aufgabe der Kirche und ihrer Geiſtlichen, in ſchweren Nöten der
Zeit durch Predigt und Seelſorge den ihnen anvertrauten
Ge=
meindegliedern den Troſt und die Kraft der Religion
nahezu=
bringen. Wir legen hiergegen aufs entſchiedenſte
Verwah=
rung ein.
Das Echo der Kanzlerrede.
Franzöfiſche Preſſeſtimmen,
Paris, 7. März. (Wolff.) Zu der Rede des Reichskanz
lers ſchreibt der Figaro: Die offizielle deutſche Taktik, die
liicht protzozierend ſei, bemühe ſich reſigniert, entwaffnet und
friedlich zu ſein, angeſichts eines Frankreichs, das den Krieg
ſuche. Dieſe Taktik habe ihre Geſchicklichkeit. Die deutſche
Propaganda verbreite in der geſamten Welt die Legende vom
franzöſiſchen Imperialismus. Die Rede Cunos, ſoweit man ſie
zur Stunde kenne, folge der allgemeinen Linie dieſer Politik,
und ſie ſei um ſo geſchickter, je inhaltloſer ſie ſcheine.
Die Victoire ſchreibt, die franzöſiſche Regierung habe
geſtern im voraus dem Reichskanzler geantwortet. Sie habe ſich
entſchloſſen, die Jahresklaſſe 1921 zwei Monate
länger unter den Waffen zu halten. Wenn das
deutſche Volk nicht wiſſe, was dieſe Geſte bedeute, ſo könne es
ſie eben nicht verſtehen.
Die Ere Nouvelle ſchreibt, die Rede des Reichskanzlers
werde die Hoffnung zunichte machen, die gewiſſe Leute auf die
Perſpektive eines raſchen Schwankens des Deutſchen Reiches
ge=
ſetzt hätten. Es ſei alſo jetzt gefährlich, ſich Illuſionen
hinzugeben und zu ſagen, es ſei Bluff, daß das Deutſche
Reich widerſtehe. Alle Hoffnungen der franzöſiſchen Regierung
gründeten ſich auf den Verbrauch Deutſchlands. Es ſei ſehr
gut, „Abnutzungs”=Krieg zu rufen; aber was hätten bei dieſem
Abnutzungskrieg 40 Ingenieure und unſichtbare Soldaten zu
ſuchen?
Angora lehnt ab.
London,;7. März. (Wolff.) Reuter meldet aus
Kon=
tantinopel: Ein amtliches Telegramm aus Angora beſagt:
Die Nationalverſammlung beſchloß, daß der
Vertragsentwurf von Lauſanne unannehmbar
ei, da er dem nationalen Pakt widerſpreche.
Eine beträchtliche Mehrheit hat die Regierung ermächtigt, die
Bemühungen fortzuſetzen, um zu einem Frieden zu gelangen
zuf der Grundlage einer endgültigen Regelung der Moſſulfrage
nuerhalb der vorläufigen Periode und zur Regelung der
finan=
ſiellen, wirtſchaftlichen und Verwaltungsfragen unter Wahrung
der vollſtändigen Ungbhängigkeit der Nation, wie endlich die
Räumung der beſetzten Gebiete nach dem Abſchluß des Friedens.
Verhaftungen in München.
München, 7. März. (Wolff.) An amtlicher Stelle
purde Ende Februar bekannt, daß eine Reihe von
Perſön=
lichkeiten, die außerhalb der politiſchen Welt
ſtehen, den Beſchluß gefaßt hatten, in nächſter Zeit eine
ge=
waltſame Veränderung der bayeriſchen
Ver=
ſaſſung herbeizuführen. Bisher wurden 15
Verhaftun=
gen vorgenommen und 7 Perſonen dem Richter übergeben; die
übrigen wurden nach Feſtſtellung des Sachverhalts wieder aus
der Haft entlaſſen. Die Hauptbeteiligten ſind Prof. Fuchs und
Kapellmeiſter Hugo Machhaus, beide aus München. In der
Hochverratsaffäre Machhaus und Genoſſen wurde am 28.
Fe=
bruar auch der Rechtsrat a. D. Dr. Kühles feſtgenommen,
jedoch nach einigen Stunden wegen Mangels an
Belaſtungs=
material wieder entlaſſen. Kühles hat ſich geſtern in ſeiner Villa
erſchoſſen.
Die Ausſprache im Reichstag.
* Berlin, 7. März. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſch:
Reichskanzler, Dr. Cuno, Außenminiſter v. Roſenberg,
Wirt=
ſchaftsminiſter Dr. Becker,
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 4.20 Uhr und teilt mit,
daß dem Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete von der
interalliier=
ten Rheinlandkommiſſion ein Schreiben zugegangen iſt, in dem mitgeteilt
wird, daß Abgeordneter Korell das Wort „in einem ſehr heftigen
Hetz=
feldzug führe”, und daß daher ſeine ſofortige Ausweiſung veranlaßt
worden ſei. Die Familie Korell müſſe das beſetzte Gebiet binnen vier
Tagen verlaſſen. (Stürmiſche Pfuirufe im ganzen Hauſe.) Der Kollege
Abgeordneter Korell habe nur ſeine Pflicht gegenüber ſeinem
Wahl=
kreis und dem deutſchen Volk getan.
Die politiſche Ausſprache:
Abg. Dr. David (Sozialdemokrat) erklärt als erſter Redner: Seit
zwwei Monaten reiht ſich im friedlichen Ruhrgebiet eine einzige Kette
von Zwangsmaßnahmen aneinander, von Rohheiten, Barbarei,
Bru=
talität, Raub an öffentlichem und privatem Eigentum, Schädigung an
Leib und Leben der Bevölkerung. Ueber 100 liegen bereits auf dem
Kampffelde. Dies muß ſelbſt jenſeits unſerer Grenzen tiefe Empörung
ausköſen. Selbſt in Frankreich ſollte man Verſtändnis für das
Zuſam=
mengehörigkeitsgefühl eines anderen Volkes haben. Nirgends in der
Welt wird doch derjenige, der gegen die nationalen Intereſſen verſtößt,
härter beſtraft als dort. Das ganze Verhalten der Franzoſen zeigt, daß
ſie nicht Reparationen und Sachleiſtungen, ſondern die Beherrſchung
des beſetzten Gebietes wollen, ja ſogar eine dauernde Abſprengung vom
Deutſchen Reich. Trotzdem beſtreiten die franzöſiſchen Staatsmänner
dieſe Abſicht und behaupten, man müſſe dem böswilligen Schuldner
Deutſchland gegenüber ſeine Forderungen gewaltſam eintreiben. Wir
müſſen den Bewveis für unſere Behauptung mit ganz objektivem
Ma=
terial erbringen, damit das franzöſiſche Volk weiß: Mit einem
Frank=
reich, das nur Reparationen will und ſucht, iſt eine Verſtändigung
jeder=
zeit möglich, mit einem Frankreich, das den Rhein und die Ruhr
annek=
tieren will, niemals. (Lebhafter Beifall.) Frankreich iſt jetzt dabei,
die Pläne Dariaes auszuführen, nämlich für das Rheinland ein eigenes
Budget, eigne Währung und Erſetzung der preußiſchen Beamten. Auch
der amerikaniſche Oberkommiſſar in Koblenz, Noyes, erklärt in einem
Buche offen, daß Poincaré nie Reparationen gewollt habe. Ein
fran=
zöſiſches Heer im Ruhrgebiet beherrſche Europa militäriſch, verhindere
den wirtſchaftlichen Wiederaufbau der Welt und verewige den Haß und
die Zwietracht. Mit der Beherrſchung des Ruhrgebiets und der
Ab=
trennung der Rheinlande kann ſich die Sozialdemokratie nun und
nim=
mer einverſtanden erklären. (Beifall.) Das würde die Lebensader
Deutſchlands abſchnüren. Die Erfüllungspolitik iſt zwar geſcheitert
aber trotzdem war ſie richtig. Sie hat 1919 verhindert, daß das Reich
zertrümmert und das linke Rheinufer franzöſiſch wurde. Auch iſt die
Entente jetzt nicht mehr ſo geſchloſſen, wie ſie es in den Vorjahren war.
Wer die Erfüllungspolitik aufgeben will, arbeiter im Sinne der
Fran=
zoſen. Wir kämpfen ums Recht und haben dabei die beſten Erfolge.
Nur Verrückte können einen anderen Kampf wollen. In Frankreich iſt
man enttäuſcht über den bisherigen Mißerfoig. Zum Wiederaufbau
und zur Wiedergutmachung ſind wir bereit. Auch Nuhe und Sicherheit
ſoll Frankreich gegeben werden. Aber dann muß dorher das beſetzte
Gebiet geräumt werden. In unſerer Steuerpolitik müſſen die
Beſitzen=
den endlich Opfer bringen. Das iſt auch eine wichtige außenpolitiſche
Frage. Der franzöſiſche Militarismus hat der deutſchen Arbeiterſchaft
den Fehdehandſchuh hingeworfen. Poincarés Gewaltpolitik wird aber
ſcheitern an dem Felſen der Sozialdemokratie.
Abg. Hergt (D. Nrl.): Der Redner nimmt mit Genugtuung
Kennt=
nis von den Ausführungen des Reichskanzlers über die paſſive Bilanz
des franzöſiſchen Ruhrabenteuers. Das franzöſiſche Heer wird hier
für eine Aufgabe verwendet, wie ſie dem deutſchen Heere niemals
zu=
gemutet worden iſt. Der Redner dankt weiter dem Reichskanzler auch
dafür, daß er dem franzöſiſchen Imperialismus die Maske vom
Ge=
ſichte geriſſen hat, das deutſche Volk dürfe das Wort „Erfüllungspolitik”
überhaupt nicht mehr in den Mund nehmen. (Larm links.) Mit Recht
habe der Reichskanzler das Wort geprägt, daß wir in dieſem Kampfe
allein ſtehen. Mit der Rede des Reichskanzlers ſind nicht alle unſere
Wünſche erfüllt. (Aha, links.) Wir haben auch den Abbruch der
diplo=
matiſchen Beziehungen und Vergeltungsmaßnahmen gegen Ausländer
belgiſcher und franzöſiſcher Nationalität verlangt. Wir müſſen die Ehre
Deutſchlands wahren, wir treten geſchloſſen für die Regierung
ein, wenn ſie auch nach unſerer Anſicht zuviel angeboten hat. Wenn das
Wort Verhandlungen überhaupt noch in den Mund genommen wird, ſo
kann es ſich nicht mehr um Einzelheiten handeln, ſondern nur noch um
die große deutſche Frage, die jetzt aufgerollt worden iſt. (Beifall rechts.)
Die Stellung Deutſchlands in Europa muß klargeſtellt werden. Unter
dem Zwange von Bajonetten, Reitpeitſchen und Gummiknüppeln können
keine Angebote erfolgen. Dieſe ablehnenden Worte des Reichskanzlers
müſſen für das ganze deutſche Volk Worte von Stahl ſein. Den
Lan=
desverrätern und Flaumachern muß mit aller Schärfe entgegengetreten
werden. Autorität der Regierung iſt innerpolitiſch
das erſte Gebot der Stunde, darum ſtellen wir uns
hinter die Regierung, weil und ſo lange ſie eine
Abwehrregierung bleibt. Jetzt gibt es kein Zurück, nur ein
Vorwärts. (Beifall rechts, Ziſchen auf der Linken.)
Abg. Marx (Ztr.) mahnt zur Ruhe und Sachlichkeit. Den
ſozial=
demokratiſchen Peſſimismus, als ob das franzöſiſche Volk, nicht hinter
ſeiner Regierung ſtehe, kann er nicht teilen. Wir ſtehen in unſerem
Kampfe allein, mit dem feſten Bewußtſein, daß wir im Rechte ſind, und
daß die deutſche Regierung bisher alles getan hat, um Fraukreich
ent=
gegenzukommen. Wir wiſſen, daß die Regierung auch weiter ihre Plicht
tun wird. Unſer Volk iſt einig und es iſt gewillt, bis ans Aeußerſte
durchzuhalten. An Ruhr und Rhein wohnt ein Volksſchlag von einer
ganz beſonders kernigen Geſinnung, die von dem Bewußtſein
durch=
drungen iſt, daß an der Ruhr das Herz der geſamten deutſchen
Wirt=
ſchaft ſchlägt, deſſen Schutz in ihre Hand gelegt iſt.
Abg. Streſemann (Dtſch. Vpt.) wünſcht, daß ſich der
Spionage=
erlaß des Reichspräſidenten auch gegen die Verbreiter falſcher Gerüchte
wenden möge. Dieſe tauchen jetzt zahlreich auf und müſſen beſtraft
wer=
den, damit ſie nicht einen Keil in die deutſche Einigkeit treiben. Wenn
behauptet wird, es beſtänden zwiſchen meiner Partei und dem
Reichs=
kanzler Gegenſätze über eine Veſtändigung mit Frankreich, ſo iſt das
nicht wahr. Kein vernünftiger Menſch widerſpricht einer Verſtändigung
mit Frankreich, aber Frankreich muß die Vorausfetzung
für eine ſolche Verſtändigung ſchaffen. Frankreich will
aber, daß der politiſchen und militäriſchen Entmannung Deutſchlands
nun auch die wirtſchaftliche Entmannung folge. General Caſtelnau
erklärte ja in aller Oeffentlichkeit, daß eine deutſche Forderung auf
Räumung des Ruhrgebiets nur die eine Antwort erhalten würde: „Hier
bin ich, und hier bleibe ich.‟ Der Mißerfolg Frankreichs
iſt klar. Allein der erſte Monat des Ruhrunternehmens dürfte eine
runde Summe von 132 Millionen Franken koſten; dabei ſollen nach
einer Aeußerung des tſchechiſchen Außenminiſters Dr. Beneſch, eines
Verbündeten Frankreichs, die Einnahmen Frankreichs für die nächſten
Jahre gerade dafür ausreichen, um die Zinſen ſeiner Verbindlichkeiten
aufzubringen. Dabei hätte Frankreich doch alle notwendigen Gelder
von Deutſchland haben können, anſtatt ſie jetzt in ein ſolches Abentener
zu ſtecken. In dieſem Kampfe gibt es überhaupt keinen Sieg,
ſondern nur eine Entſcheidung darüber, in welchem Lande
mehr Wirtſchaftsgüter vernichtet werden. Ich glaube,
daß trotz des ungleichen Kampfes Frankreich bisher mehr als wir
ge=
litten hat. Das Gerede von Verhandlungen bringt uns nicht weiter.
Vielmehr muß Frankreich erkennen, daß es ſeinen Widerſtand gegen
die gebotene Wiederaufnahme internationaler Verhandlungen aufgeben
muß. Frankreich wollte unter allen Umſtänden an der Nuhr
einmar=
ſchieren, und zu dieſem Zwecke behauptete ſeine Regierung, die Männer
der deutſchen Wirtſchaft ſollten Garantien übernehmen. Dieſe
Be=
hauptung iſt nicht vollſtändig, denn ſelbſtverſtändlich konnten ſolche
Ga=
rantien nicht in eine feſte Form gebracht werden, wenn nicht vorher
eine endgültige und mögliche Löſung der Reparationen vereinbart
wurde. Unſer Vorſchlag würde es für Frankreich ermöglicht haben,
ſeine Finanzen in Ordnung zu bringen. Die Stützungsaktion, für die
deutſche Mark war eine Notwendigkeit, um einem weiteren Zerfall
un=
ſerer Währung vorzubeugen, und um der gegneriſchen Behauptung von
einem betrügeriſchen Bankerott entgegenzuarbeiten. Der paſſive
Wider=
ſtand wird an unſere Nerven noch große Anforderungen ſtellen, aber
das Recht iſt auf unſerer Seite. (Beifall und Händeklatſchen
im ganzen Hauſe.)
Abg.; Dr. Dernburg (Dem.) gedenkt des ausgewieſenen Pfarrers
Korell. Das nächſte Ziel Frankreichs ſei die Vernichtung des Deutſchen
Reiches und ſeiner politiſchen und wirtſchaftlichen Kräfte. Poincaré
wünſche die Ruhr und den Rhein auf die Dauer zu behalten, und der
Anfang einer ſolchen Politik liege ſchon tauſend Jahre zurück.
Frank=
reich behaupte ſchon immer, der Rhein ſei ſeine Grenze. Die
Ver=
ordnungen der Rheinlandkommiſſion widerſprechen den Haager
Ab=
machungen. Wo blieben jetzt die Garantien? Wie könne Amerika von
einer rein europäiſchen Angelegenheit ſprechen, wo es doch angeblich für
die Ideale der Demokratie in den Krieg gezogen ſei? Die Bemühungen
Englands ſeien erfolglos. Deutſchland müſſe die anderen Länder
min=
deſtens moraliſch auf ſeine Seite bringen. Solange das Unrecht
andauere, könne von Verhandlungen keine Rede
ſein.
Abg. v. Gräfe (Deutſchbölkiſch) begrüßt es, daß das Gerede von
Verhandlungen endlich ein Ende finde, bedauert aber, daß das Ausland
an das Recht nicht glaube.
Abg. Frau Zetkin (Komm.) erklärte, daß unſere Gegner aus
dem Rheinland einen Pufferſtaat machen wollen. Solche rein
kapita=
liſtiſche Intereſſen könne nur das internationale Proletariat
über=
winden.
Abg. Ledebour (bei keiner Fraktion) erklärt, es müſſe alles verfucht
werden, um den verbrecheriſchen Einfall in das Ruhrgebiet wieder
rück=
gängig zu machen.
Abg. Leicht (Baher. Vpt.) begrüßt die Einmütigkeit, mit der alle
Redner den franzöſiſchen Einbruch verurteilt haben. Der Redner ſchloß
mit einem Appell an die Helden des Weſtens: Haltet aus! und
er=
mahnt die Deutſchen des unbeſetzten Gebietes, es ihnen gleichzutun.
Damit ſchloß die Ausſprache.
Vizepräſident Dr. Bell ſtellte als Ergebnis der politiſchen
Aus=
ſprache feſt, daß der Reichstag und das deutſche Volk hinter den
Ruhr=
kämpfern ſtehen, daß Rhein und Ruhr auf ewig deutſches Gut bleiben
müiſſen. (Lebh. Beifall.)
Darauf vertagt ſich das Haus auf Donnerstag, 2 Uhr nachmittags.
Zur Wucherbekämpfung.
* Verlin, 7. März. (Priv.=Tel.) Die Reichsorganiſation
des Greßhaudels legt in einer Eingabe an das Landespolizeiamt
großen Wert darauf, daß ihr die Namen und Adreſſen derjenigen
Perſonen amtlich mitgeteilt werden, denen die
Handelserlaub=
nis entzogen wurde und die wegen Wuchers rechtskräftig
ver=
urteilt worden ſind. Die genannte Reichsorganiſation will die
Name,; auch in ihrer Fachpreſſe veröffentlichen. — Von
Per=
ſonen, die bei der Polizei Wucheranzeige erſtattet haben, wird
vielfach Klage darüber geführt, daß ſie nicht von dem Ausgang
des Verfahrens in Kenntnis geſetzt werden. Der Präſident des
Landespolizeiamtes erſucht deshalb in einer Verfügung die
Po=
lizeiverwaltungen, in Zukunft, ſoweit ſie dazu in der Lnige ſind,
dieſen Perſonen Mitteilungen zu machen, weil hierdurch das
wünſchensneite Intereſſe des Publikums an der Mitwirkung
bei de. Wucherbekämpfung gefördert werde.
Wunder im Alltag.
Von Bruno H. Bürgel.
Wir modernen Mitteleuropäer ſind alt geworden und „
ver=
ſtändig”! Wir haben den Wunderglauben naiver Völker,
jun=
zer Kulturen verloren und ſehen die Welt mit entſetzlich
nüch=
ernen und kalten Blicken an. Jene farbenprächtige, von
myſti=
ſchen Schleiern durchwebte Welt aſiatiſcher und afrikaniſcher
Völker kennen wir nicht mehr. Wir ſind „aufgeklärt‟! Ein
Jahrhundert Naturwiſſenſchaft liegt hinter uns, und unſere
ſochentwickelte Technik hat uns mit ſo vielen Wundern ihrer
Art beſchenkt, daß wir etwas blaſiert geworden ſind.
Die alte Mutter Natur, die ewige und immer neue, ſcheint
ans faſt durch dieſes zweibeinige Weſen, das da ſeit einigen
hunderttauſend Jahren auf der Erde ſich breit macht,
empor=
teigend aus primitiven Säugetierſtämmen zum Beherrſcher
dieſes Planeten, — ſie ſcheint, ſage ich, von dieſem ihrem eigenen
Heſchöpf aus dem Sattel gehoben. „Olle Kamellen”, ſagt der
moderne Menſch und geht an den Wundern der Natur hoch=
Rütig vorüber. — Ja, ſind es denn überhaupt Wunder?! Hat
uns nicht die Naturwiſſenſchaft ganz genau darüber aufgeklärt,
Die das alles entſteht, wie Sonnenſchein und Hagelſchlag, Blitz
und Wolkenwandern, Schneeſtern und Maiglöckchen, das
Hühn=
hen im Ei und die Sterne im fernen Raum werden und ſich
aufbauen? Die ganze Welt iſt doch „erklärt”! Wo iſt da noch
Raum für Wunder?!
Es iſt eine ganz merkwürdige Geſchichte! Als ich noch ein
lunger Kerl war, da ſchien mir das auch alles ſo. Es gab
ein=
ſach keine Wunder! Alles ſtand ſo ſchön deutlich in meinen
dicken Büchern zu leſen, und die Gelehrten hatten es bis aufs
F=Tüpfelchen herausgebracht, wie die Natur den ganzen Krempel
äuſammengepappt hat. Der liebe Gott hatte ſozuſagen gar
lichts mehr zu ſagen. Als ich noch ein kleiner Junge war, da
Wbußte ich genau, wie man ſchläfrig wird und weshalb, man ins
Bett muß! Der Sandmann kam! Der Sandmann! Er
ſtreute feinen, feinen Sand in die Augen, da fingen ſie an zu
blinzeln, wurden ſchwer, und man ſchlief ein. Heute weiß ich,
Laß das mit dem Sandmann nicht das richtige war. In dicken
Pyſiologiſchen Scharten habe ich es nun geleſen, daß nicht
der Sandmann den Schlaf macht, ſondern die Milchſäure! Die
Milchſäure, verſtehen Sie, die ſich durch langfame Zerſetzung
in den Zellen des Gehirns im Laufe des Tages bildet.
Aus iſt es mit dem Wunder! — Der Sandmann, das war ein
Dunder. Man konnte ſich ihn vorſtellen als einen ſchnurrigen
Sierl mit dicken Filzſchuhen, der leiſe geſchlichen kam, und ſeine
Sandſtreubüchſe mit feinſter Brauſe aus der Taſche zog.
Milch=
ſäure! — Aus iſt es! Das iſt kein Wunder mehr!
Oder doch? Sollte auch das vielleicht noch ein Wunder
ſein? Etwas im letzten Sinne doch Unbegreifliches, wie da in
unſerm Körper wie in einer chemiſchen Fabrik Stoffe entſtehen,
die Arbeit verrichten, ſchläfrig machen, den ganzen Körper in
eine Art Lähmungszuſtand verſetzen und uns dann aus dem
wachen Zuſtand hinüberleiten in das Wunderland des Traumes
und des Schlafes, das ſo ſehr dem Tode ähnelt! — Ja, ich
weiß nicht, mir iſt ſo, als ob das beinahe noch wundervoller
wäre wie das mit dem Sandmann! Deſſen Tun war doch
eigentlich etwas ſehr Einfaches, ſehr Primitives, jeder Knabe
hätte es nachmachen können. Aber dieſes verborgene Wirken
ſeltſamer feiner Kräfte da in den Nerven und Ganglienzellen
des Hirns und Rückenmarkes, dieſes Brauen geheimnisvoller
Säfte in den feinſten Kanälen des Körpers, und das Ausſcheiden
und Zurückbilden dieſer Säfte während des Schlafes, das einen
vollkommen erfriſchten, kräftigen Menſchen wieder vom
Ruhe=
lager auferſtehen läßt . .. das, will mir ſcheinen, iſt wohl ſo
etwas wie ein Wunder! — Freilich, freilich, alles in der Welt
geht natürlich zu, und auf Zauberwort fällt kein Sperling vom
Dache, aber wunderbar im andern Sinne iſt und bleibt ſie doch,
die große Natur, die einzige Zauberin, die exiſtiert.
Haben Sie ſich mal ein Schneeſternchen angeſehen? Gehen
Sie mit einer dunklen Tafel ins Freie, wenn es ſchneit,
be=
trachten Sie die zierlichen Sternchen, die da zu Milliarden vom
Himmel herunterfallen, mit einem Vergrößerungsglaſe, und
Sie werden erſtaunt ſein über dieſe wundervollen, mit größter
Regelmäßigkeit gebildeten Kriſtallblättchen, die ſo vielfach
ver=
äſtelte Sternlein darſtellen, jedes ein Kunſtwerk, das in dieſer
Kleinheit kein Goldſchmied mit ſolcher Präziſion nachbilden
könnte. Je nach Windrichtung und Temperatur, je nach der
Höhe, aus der ſie fallen, ſind ſie verſchieden, einfache und
ver=
wickelte Formen ſind darunter.,
Der Meteorologe und der Phyſiker kommt her und belehrt
uns darüber, daß das ſo und ſo gemacht wird von den
Natur=
kräften, und daß es gar nicht anders ſein könne, denn wenn
das eins und zwei nicht wäre, das drei und vier wär
nimmer=
mehr! Die Wirkung der Kälte auf Waſſerteilchen, die in der
Luft ſchweben, die Geſetze der Kriſtalliſation, die die Eisnadeln
zwingen, unter ganz beſtimmten Winkeln aneinander zu kitten,
werden uns klar gemacht, und ſo werden wir überzeugt, daß
gar nichts „Wunderbares” an der Sache iſt. — Ja, ſo ſah ichs
früher auch an. Heute aber meine ich, es wäre dennoch recht
wunderbar, wie die lebloſe Natur, dieſe kleinen Meiſterwerke
ſchafft, die ſie mit verſchwenderiſcher Hand zu Milliarden in
einer Viertelſtunde vom Himmel herunterſtreut, denn kein
Menſch auf der ganzen Welt kann mir ſagen, wie denn dieſe
wunderbaren Geſetzmäßigkeiten in die Natur hineingekommen
ſind, und wie es deren unſichtbare Finger anfangen, dieſe
Waſſerteilchen ſo und nicht anders zu gruppieren! „Ja, das
iſt nun einmal ſo”, ſagt mein Freund, der Phyſiker, und damit
hüpft er über das alltägliche Wunder hinweg wie die Katze über
den Dornbuſch, an dem ſich der Andre, der mitten hindurch
will, blutig reißt!
Ich habe da ein Hühnerei in meiner Hand. Für ein paar
Pfennige konnte ich es früher kaufen. Ich kann es aufſchlagen
und finde nichts darin, als eine gelbe und eine weiße Maſſe.
Ich lege dieſes Ei, deſſen Schale allein ſchon ein kleines
Wun=
der iſt, wenn mans genau betrachtet, in einen Brutſchrank, und
unter dem Einfluß der Wärme entwickelt ſich darin ein lebendes
Weſen, das nach genau 21 Tagen zu ſich ſelbſt ſagt, daß es
fertig ſei für den Eintritt in die Welt, und energiſch gegen ſein
Gefängnis pocht, bis es auseinander bricht.
Da tritt es dann ans Licht als ein kleiner Federball, in
dem ein winziges Herz ſchlägt, ein kleiner Magen rebelliert, ein
wundervoller Fortpflanzungsapparat ſchon darauf wartet,
neues Leben zu erzeugen. Ein blankes Auge blitzt in die
Welt und nimmt all die wundervollen Dinge der Umwelt in
ſich auf, ein feines Ohrchen hört, was es hören muß, und eine
kleine einfältige Stimme piepſt herum, dennnoch von den
Art=
genoſſen wohl und richtig verſtanden.
Keine Spur von einem Wunder, ſagt uns der Biologe!
Das alles muß ſich ſo entwickeln, die Keime tragen dieſes große
Geſetz in ſich, und Herz und Magen, Auge, Ohr und Federkleid
bilden ſich zwangsläufig, wie ſich zwangsläufig der regelmäßig
geformte Alaunkriſtall bildet, wenn wir einen Faden in eine
Alaunlöſung hängen.
Hm, hm und ja, ja! „Wenn mans ſo hört, möchts
leid=
lich ſcheinen, ſteht aber doch immer ſchief darum!” Sicher kann
der Keim nicht anders, als ſich ſo und ſo entwickeln; aber wer
gab dieſes Geſetz, wer bewirkte, daß ſich die Milliarden Atome
und Moleküle in der gelben und weißen Maſſe im Ei
ſo und nicht anders aneinander ſetzten, den wundervollen
Apparat des Auges bilden, dieſe ſehr kompliziert gebauten
Federchen, Hirn und Blut, Knochen und Nerven! — Das
wiſ=
ſen wir nicht, ſagt mein Freund, der Biologe, und hüpft wie
die Katze über den Dornbuſch. —
Ich aber ſtehe verſonnen neben der Spinne, die im Graſe
ihr kunſtvolles Netz baut, betrachte ſinnend das Gänſeblümhen
und das Marienkäferchen das darauf herumſpaziert, und bleibe
dabei, daß das alles voll Wunder iſt, herrlich, wie am erſten
Tag!
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Dounerstag, den 8. März 1923.
Paul Wagner=Ehrung.
200 Millionen=Stiftung. — Geſcheuke des Reichspräſidenten.
* Zur Feier des 80. Geburtstages des Herrn Geheimen Hofrats
50. Wiederkehr ſeines Dienſteintritts in der
Landwirtſchaft=
offizielle behördliche Vertreter und viele Freunde und Verehrer des
verdienſtvollen Forſchers und Gelehrten im Feſtſaal des Realgymnaſiums
eingefunden. Vertreten waren das Reich, die heſſiſche Regierung,
Landtag und ſonſtige Behörden, ferner die Stadt Darmſtadt,
Univer=
ſität und Hochſchule, Landwirtſchaftskammer, Deutſche
Landwirtſchafts=
geſellſchaft und zahlreiche Induſtrien und landwirtſchaftliche
Ver=
einigungen.
Schuberts ſinniges „Im Abendrot”, geſungen von Frl. Pattri,
mit Harfenbegleitung von Frl. Heckelmann, leitete die Feier ein.
In zahlreichen Glückwunſchreden und Anſprachen kam dann die
Ver=
ehrung für den hochverdienten Jubilar und die Würdigung ſeiner für
die ganze Welt bedeutenden und in der ganzen Welt anerkannten
Forſcherarbeit zum Ausdruck. Den Reigen der Anſprachen eröffnete,
gleickzeitig zur Begrüßung der Erſchienenen,
Miniſterialrat Müller,
der u. a. ausführte: Im Namen des Ausſchuſſes für die Paul Wagner=
Ehrung und des Kuratoriums der Landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation
Darmſtadt wurde mir die hohe Ehre zuteil, die zu der heutigen
Ver=
anſtaltung Erſchienenen zu begrüßen und herzlichſt villkommen, zu
heißen. Ich begrüße insbeſondere die Herren Vertreter der hohen und
höchſten Reichs= und Landesbehörden, der Landwirtſchaft und Induſtrie,
vor allem auch den hochverehrten Juhilar, Herrn Geheimerat Wagner,
ſeine Angehörigen, ſeine ſämtlichen Mitarbeiter, ſeine Freunde und
Benunderer, ſowie die Herren Vertreter der Preſſe. Ihnen allen
ge=
bührt wärmſter Dank dafür, daß ſie der Einladung des Ausſchuſſes
Folge leiſteten. Dank auch der Direktion des Nealgymnaſiums für
Ueberlaſſung der Räume. Eine dreifache Veranlaſſung führt uns trotz
des Eruſtes und der Schwere der Zeiten heute zuſammen. Ueber 50
Jahre ſind verfloſſen, ſeit die Landwirtſchaftliche Verſucksſtation
Darm=
ſtadt gegründet wurde, und ſeitdem ihr dermaliger Leiter. Herr
Ge=
heime Hofrat Wagner, an ihr tätig iſt. Endlich bietet der Abſchluß des
80. Lebensjahres des hochverdienten Forſchers am heutigen Tage
Ge=
legenheit, dem Hern Jubilar unſere Hochſchätzung und Verehrung durch
eine den Zeitumſtänden entſprechende einfache Feier zum Ausdruck zu
bringen.
Redner gab dann eine Reihe intereſſanter Daten aus der
Ge=
ſchichte der Landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation
Darmſtadt. Dieſe Geſchichte zeigt ein Bild erfreulickſter
Entwicke=
lung aus allerbeſcheidenſten Anfängen; ſie bietet ein Schulbeiſpiel für
die Tatſachſe, daß der Menſch der wichtigſte Produktionsfaktor iſt. Die
Verſuchsſtation iſt aus dem Bedürfnis der praktiſchen Landwirtſhaft
herausgewachſen. In einer Verſammlung zu Frankfurt a. M. am
30. Juni 1869 unter dem Vorſitz des Präſidenten der Zentralſtelle für des Rektors und Senats der Techniſchen Hochſchule. Er gedachte der
die Landwirtſchaft und die landwirtſchaftlichen Vereine, v. Bechtold,
erklärten zahlreiche einſichtige Landwirte aus Starkenburg und
Rhein=
heſſen die dringende Notwendigkeit der Errichtung einer
landwirtſchaft=
lichen Verſuhsſtation für die heſſiſche Landwirtſchaſt. Die
Aus=
führung des Gedankens wurde ſeinerzeit einer Kommiſſion
über=
tragen. In deren Auftrag hat Oekonomierat. Dr. Kraemer, deſſen
Name mit der Geſchichte der Verſuchsſtation und der heſſiſchen
Land=
wirtſchaft für alle Zeiten ſo rühmlich wie innig verknüpft iſt, ſich an
das Miniſterium des Innern wegen Bewilligung eines unverzinslichen
Darlehens in Höhe von 2800 Gulden und eine jährliche Beihilfe von
500 Gulden für zunächſt drei Jahre gewandt. Dieſem Geſuch wurde
am 16. Sebtember 1870 entſprochen. Dazu kamen einige geringe
Zu=
ſchüſſe. Mit dieſen höchſt beſcheidenen Mitteln begann die „
Land=
wirtſchaftliche Verſuchs= und Auskunftsſtation”, wie ſie damals hieß, ihre
Tätigkeit in noch viel beſcheideneren Räumen, nämlich in einer
gemie=
teten Schloſſerwerkſtatt. Der erſte Vorſtand, Dr. Ernſt Schulze, vorher
Afſiſtent an der Verſuchsſtation Göttingen=Weende, trat ſeinen Dienſt
am 1. April 1871 an, folgte aber bereits im Oktober 1872 dem
Pro=
feſſor Kraemer an die Techniſche Hochſchule nach Zürich. Zum
Nach=
folger wurde Dr. Paul Wagner vom Direktorium gewählt. Nach dem
Weggang Kraemers übernahm der Generalſekretär der
landwirtſchaft=
lichen Vereine v. Langsdorf, den Vorſitz im Direktorium der Verſuchs=
Unſicherheit in der Aufbringung der Mittel, die ja zunächſt
überhaubt nur für drei Jahre zur Verfigung ſtanden,
ver=
gung der Mittel näherzutreten. Es war ſein Verdienſt, unter
Auf=
löſung der
gen freien Vereinigung zunk Zwecke der Beſchaffung
der Mittel für die Verſüchsſtation die landwirtſchaftlichen Vereine zur
ſicheren Grundlage konnte das junge Inſtitut ſich vorteilhaft entwickeln.
übrigen Zweigen der Landwirtſchaftsförderung ſchränkten dieſe die
Zu=
gierung und Landſtände ſahen deshalb von einer Burdgetperiode zur
anderen höhere Beträge als Zuſchüſſe vor, bis ſchließlich alle Koſten der
Landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation, foweit ſie nicht durch eigene Ein= könne, und daß ſie ihm bis heute ſo wenig gegeben hatte. In
Ver=
nahmen gedeckt waren, auf die Staatskaſſe übernommen und in den
Hauptvoranſchlag der Staats=Einnahmen und =Ausgaben eingeſtellt wie die Kulturpflanze vom Landwirt richtig und ausreichend ernährt
ſchaftlichen Verſuchsſtation einen Beſtandteil, des Staatsvoranſchlags, deren rechte und praktiſche Löſung wohl ein Forſcherleben ausfüllen
Die Entwickelung der Landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation
Darm=
ſtadt zu einem weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes hinaus
angeſehenen Forſchungsinſtitute iſt der unermüdlichen Arbeit eines
hal=
durch klare, beſtimmte Fragenſtellungen. So wurden alle die
landwirt=
griff genommen und in einer Weiſe gelöſt, daß die Ergebniſſe mit
Aus=
ſicht auf ſicheren Erfolg in die Praxis übertragen werden konnten. Die
als richtig erkannten Methoden wurden ſtreng folgerichtig durchgeführt,
und die Arbeiten ſo oft wiederholt, bis die Ergebniſſe unwiderleglich
die durch die übereinſtimmenden Ergebniſſe zahlloſer Verſuche feſtſtan= Nicht ſtill ergeben die Hände ineinanderlegen und unſeres
Leidens=
den. Unübertroffen iſt die Produktibität des hochverdienten Jubilars.
Verdanken wir ihm doch bis jetzt etwa 334 kleineie und größere Arbei= bahnen, der aus der Tiefe heraus zur Höhe führt. Die gewaltigſt
An=
ten, von denen die wichtigſten in alle Hauptſprachen überſetzt wurden
loſigkeit und Gediegenheit der Arbeiten entſprachen auch die Erfolge,
in der vorher nicht geahnten Steigerung der Erträge unſerer Fluren,
in der allgemeinen Verbreitung der Forſchungs= und Verſuchsmethoden
Gebirglers, über alle Grenzen der Länder und über die Meere. Eine
Eigenſchaft der Arbeiten leuchtet aber ganz beſonders hervor; es iſt tragen, die in Wahrheit aber nicht von dieſer Erde ſind.
die Treute am Feſthalten an den geſtellten Aufgaben und in
konſequen=
tem Einhalten der zum Ziele führenden Wege. Die Treue zur Arbeit
bis in die höchſten Lebenstage.
Dies alles erfüllte die deutſche Landwirtſchaft und Induſtrie den
res Zeichen der Erkenntnis der großen Dankesſchuld Ihnen,
hochver=
ehrter berr Geheimergt, dieſe Urkunde überreichen zu dürſen in der
Ihnen anläßlich Ihrer mehr als fünfzigjährigen verdienſtvollen Tätigkeit
und der Vollendung Ihres 80. Lebensjahres nebſt wärmſten
Glück=
wvünſchen die Bitte unterbreitet wird, es möchte Ihnen gefallen, Ihr
Einverſtändnis dazu zu geben, daß die von der Landwirtſchaft und In= Düngerfabrikanten Direktor Dr. Scheele=Düſſeldorf=Oberkaſſel.
duſtrie, ſowie von zahlreichen Bewunderern Ihrer Arbeit zur
Ver=
fügung geſtellten Beträge von zuſammen 200 Millionen Mark zu einer
Geiſte gefördert werden und die den Namen
tragen ſoll.
Paul Wagner=Stiftung
Redner ſchloß: Es will Frühling werden. Gewichen ſind des
Win=
ters Sturm und Kälte. Schon ſchmücken ſich die Fluren mit dem
erſten Grün, und des Lenzes Sonne weckt die holden Kinder Floras
aus Nacht und Schlaf. Sie ſtrahlt auch in unſere Herzen und zündet
dort Flammen der Begeiſterung, der Liebe und Verehrung, die wir mit
unſeren Wünſchen für Ihr Wohl Ihnen, hochverehrter Herr
Geheime=
rat, an dem heutigen Ehrentage zu Füßen legen. Möge ein gütiges
Geſchick der deutſchen Wiſſenſchaft, Landwirtſchaft und Induſtrie, dem
deutſchen Volke und der großen Gemeinde Ihrer Bewunderer,
Ver=
ehrer und Verehrerinnen in ungeſchwächter Riſtigkeit und
Schaffens=
freude Sie erhalten, bis daß auch für unſer deutſches Volk nach
Winten=
nacht und Kälte ein Frühling erwacht. Es will, es muß, es
wird Frühling werden, (Lebh. Bravo!)
Präſident Uebel
Dr. yhil. Dr. iug. h. 6. Paul Wagner, und zugleich zur Feier der überbrachte dem Jubilar die herzlichſten Glückwünſche des
Reichs=
dräſidenten und überreichte in deſſen Namen das Reichsſchild mit
lichen Verſuchsſtation hatten ſich geſtern vormittag zahlreiche Bronzeſockel, das gleiche Geſchenk, das Gerhart Hauptmann vom
Neichs=
präſidenten erhielt. (Lebh. Bravo!) Der Redner verlas weiter ein
herzlich=anerkennendes Glückwunſchſchreiben des
Reichsernäh=
rungsminiſters, und überbrachte die Glückwünſche des
Reichs=
miniſters Dr. David, der heſſiſchen Staatsregierung, des
Miniſte=
riums für Arbeit und Wirtſchaft, des Miniſteriums des Innern.
Staatspräſident Ulrich hatte ebenfalls ſeine. Glückwünſche
ſchriftlich zum Ausdruck gebracht, ſie wurden gleichfalls vom Redner
ver=
leſene Desgleichen Präſident Nagb. Nach Ueberreichung der
Schrei=
ben an den Jubilar, ſprach Präſident Uebek dieſem dann ſeine
perſön=
lichen Glückwünſche aus und betonte, daß das Heſſenland ſtolz ſei, eine
ſo hervorragende Leuchte der Wiſſenſchaft und Forſchung ſein eigen
nennen zu dürfen, daß man es unvergänglich Dank wiſſe, daß der
Jubilar trotz lockender Anerbieten in vorbildlicher Treue ſeinem
Heimat=
lande ſeine Dienſte und Zugehörigkeit gewahrt habe. Möge der
Jubi=
lar noch lange wirken, dem Vaterland zur Ehre, der Menſchheit zum
Nutzen! (Lebh. Bravol)
Schließlich verlas Redner noch ein Glückwunſchſchreiben des
preußi=
ſchen Landwirtſchaftsminiſters.
Nächſter Redner war der Vertreter des
Reichswirtſchafts=
miniſters, Herr Geh. Oberregierungsrat Dr. Gräßner=Berlin,
der die Tätigkeit Geheimerat Wagners vom Geſichtspunkte der deuiſchen
Wirtſchaft und der deutſchen Induſtrie beleuchtete, der er geradezu
Un=
glaubliches geleiſtet habe. Redner iſt ſelbſt dereinſt Schiler des
Jubi=
lars geweſen, und benütze gerne die Gelegenheit, ihm auch dafür
noch=
mals innigſten Dank zu ſagen. Redner gratulierte gleichzeitig für die
Reichs=Kaliſtelle und überbrachte beſonders die perſönlichen
Glück=
wünſche des Reichswirtſchaftsminiſters Dr. Becker.
Miniſterialrat Dr. Walter von der Forſtabteilung überbratie
die Glückwünſche des Finanzminiſteriums. Er beleuchtete die
Forſehungs=
ergebniſſe Dr. Wagners für die Wieſenbewirtſchaftung und die
Wein=
baudomänen des heſſiſchen Staates. Redner ſprach den Wunſch aus,
daß der Jubilav noch lange Jahre uns erhalten bleiben möge.
Vizepräſident Dr. v. Helmolt überbrachte im Auſtrage des zu
ſeinem Bedauern verhinderten Präſidenten Adelung die herzlichſten
Glückwünſche des Heſiſchen Landtags.
Für die Landesuniverſität ſprach Profeſſor Dr. Krämer=Gießen,
der die herzlichſten Glückwünſche der Alma mater Ludoviciang
über=
brachte und vom Standpunkte der Wiſſenſchaft ſich in Form einer
Feſt=
vorleſung über Paul Wagners Tätigkeit verbreitete. Deutſchland
ver=
danke dem Jubilar durch ſeine klare methodiſche Arbeit vor allem die
Tatſache, daß jetzt zwei Halme reifen, wo früher nur einer Frucht
brachte, und dieſe materielle Stärkung des deutſchen Volkes hatte
ſelbſt=
redend auch eine geiſtige im Gefolge. Die Verdienſte Wagners
wer=
den von der deutſchen Wiſſenſchaft nie vergeſſen werden können.
Profeſſor Dr. Wöhler=Darmſtadt überbrachte die Glückwünſhe
vorangegangenen Forſchungen der Chemie, vor allem Liebigs, deſſen
Idcen leider nicht von der Landwirtſchaft in die Tat umgeſetzt
wur=
den. Wagners unſterbliches Verdienſt war neben der Fortführung
ſei=
ner Vorſchungen die erfolgreiche Propaganda der Tat. Ihr und ihrem
Erfolg blieb es vorbehalten, der Chemie die ihr gebührende
Anerken=
nung in der Landwirtſchaft errungen zu haben, und ſeine Forſchungen
auf dem Gebiete der künſtlichen Düngungen haben der deutſchen
Wirt=
ſchaft und Induſtrie Anerkennung und Wirkungsmöglichkeit in der
gan=
zen Welt gebracht. Die Techniſche Hochſchule Darmſtadt habe ſich ſelbſt
geehrt, als ſie vor 13 Jahren Geheimerat Wagner den Ehrendoktor
ver=
lieh. Sie habe heute den Wunſch, daß dem Juhilar noch lange Jahre
des Wirkens beſchieden ſein mögen. (Lebh. Beifall.)
Beigeordneter Buxbaum überbrachte in Vertretung des
Ober=
bürgermeiſters die Glückwünſche der Stadtverwaltung und
Stadtver=
tretung, die ſtolz ſei, einen Bürger wie den Jubilar den Ihren zu
nennen, Landtagsabgeordneter Hahn die der
Landwirtſchafts=
kammer und der rheinheſſiſchen Weinbauern, die als Geſchenk eine
Kiſte 21er Wein überreichen laſſen. (Lebh. Bravo!) Die
Landwirtſchafts=
kammer hat beſchloſſen, Geheimerat Wagner zum Ehrenmitglied
auf Lebenszeit zu ernennen und ihm gleichzeitig die große
filberne Medaikle zu verleihen, die höchſte Ehrung, die die
Landwpirtſchaftskammer zu vergeben habe. (Bravo!)
Für die landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften ſprach Herr Divektor
ſtation; im Oktober 1873 folgte ihm ſein Dienſtnachfolger, General= Beug die herzlichſten Glückwünſche aus. Die landwirtſchaftlichen
Or=
ſekretär Dr. Weidenhammer, im Vorſitz des Direktoriums. Die ganiſationen verdanken ebenfalls ihre Feſtigung und Stärke dem
Jubi=
lar, Dr. Nolte=Berlin verlas im Auftrage des Vorſtandes das
Glückwunſchſchreiben der Deutſchen
Landwirtſchaftsgeſell=
anlaßten Weiſenhammer, der Frage einer anderweiten Aufbrill= ſchaft die Geheimerat Dr. Wagner ebenfalls die
Ehrenmit=
gliedſchaft verlieh.
Geheimerat Dr. Wagner
Uebernahme der Verſuchsſtatien zu bewegen. Auf dieſer fo geſchaffenen ſprach danach in herzlicher Form ſeinen inigen Dank für die Ehren
und Anerkennungen aus. Er nehme dieſe entgegen mit Beſchämung
Mit dem Wachſen der Aufgaben der landwirtſchaftlichen Vereine in den und tiefem Dank, empfinde ſie nicht als Laſt, ſondern als Freude und
Glück. Er dankte dann allen Anweſenden für ihr Erſcheinen und warf
erdungen an die Landwirtſchaftliche Verſuchsſtation immer mehr ein, dann einen kurzen, aber erſchöpfenden und hochintereſſanten Rückblick
Schließlich kauen bie Zuwendungen der Vereine ganz in Wegfall. Re= auf den Weg ſeiner eigenen Forſcherarbeit und ihrer Erfolge. Sein
Ziel war die Verbreitung der Erkenntnis der Tatſache, daß die
chemiſche Wiſſenſchaft dem praktiſchen Landwirt unendlich viel geben
hindung mit dieſer Erkenntnis blieb die Frage zu beantworten, ob und
wurden. Vom Jahre 1902/08 an bildet der Vöranſchlag der Landwirt= wird. Eine Frage, die tauſend weitere aufrollt und im Gefolge hat,
können. Redner verbreitete ſich dann über ſeine „Methoden” zur
wiſſenſchaftlichen und praktiſchen Löſung dieſer Fragen und Aufgaben,
die ſich durchaus bewährt haben. Der jungen Generation wolle er die
ben Jahrhunderts zu verdanken. Sie iſt die Frucht der Lebens= beruhigende Verſicherung geben, daß auch für ſie noch viel
Forſcher=
arbeit Wagners. Wagners ſämtliche Arbeiten ſind ausgezeichnet arbeit übrig bleibt. Er ſchließt: Die Erfahrung lehrt, daß mit der
Löſung einer Frage weite Tore ſich öffnen, aus denen eine Flut von
ſchaftliche Praxis berührenden Düngungsfragen nach und nach in An= neuen Fragen uns entgegenſtrömt, die auch gerne gelöſt ſein möchten.
Ausblicke auf unendlich weite Forſchungsgebiete tun ſich auf, und Tag
um Tag dringender wird ja die Notwendigkeit, der Landwirtſchaft
größere und immer größere Dienſte zu leiſten Produktionsſteigerung
bis auf Aeußerſte, das iſt die gebieteriſche Forderung der tiefen Not, angewieſen worden, darauf hinzuwirken, daß alle Fahrzeuge, die
feſtſtanden. Der Oeffentlichkeit wurden nur ſolche Tatſachen übergeben, in der wir ſtehen. Aber nicht ſtehen bleiben wollen wir in dieſer Not. Rheinſtraße herauf= oder herunterfahren, ſtets rechts am
Ludwigsdenk=
weges Meilenſteine zählen, ſondern ſtürmend wollen wir den Weg uns
ſpannung aller Kräfte, zuſammengeſchweißt in der Glut der Vater=
und die zum Teil außergewöhnlich große Auflagen erlebten. Der Raſt= landsliebe und der Vaterlandstreue, und der flammende Wille zur Tat, 15. und 16. März feſtgeſetzt. Die Erneuerungsfriſt läuft planmäßig
das iſt der Weg, den wir nicht wandern, ſondern den wir ſtürmen
müſſen, hinaus zu hochgeſtecktem Ziel. Wohlan denn, Schulter an worauf an dieſer Stelle aufmerkſam gemacht ſei. Auch erinnern wir
und der Schriſten, die ihren Weg fanden bis in die ärmſte Hütte des Kampf. Es geht zugleich um Werte, die uns mehr ſind als Gold und
Silber und Papier, es geht um Werte, die wohl das Kleid der Erde für ein ganzes Los auf 4800 Mark ſtellt. Durch rechtzeitige Einlöſung
Es folgte noch eine Reihe weiterer Glückwunſchanſprachen, von Mahnkoſten
denen wir die nachſtehenden noch regiſtrieren. Es gratulierten: das
Deutſche Kaliſyndikat Berlin, für das Direktor Dr. Felber=Berlin
ſprach und eine Adreſſe überreichte, und das eine Feſtnummer. „Die
Er=
großen Kreis der Freunde und Bewunderer, und uns alle die wir nährung der Pflanze” herausgegeben hat, die einen Einblick in Dr. Wag= ſich gegen den 39jährigen Scherenſchleifer Friedrich Siegmahe
heute hies verſammelt ſind, mit dem Gefühl tiefſter, aufrichtigſter Dank= ners Forſchungen gibt, die Heſſ. Landwv. Zeitſchrift, für die Direktor aus Studenheim (Pfalz) und deſſen 18 Jahre alten Sohn Scherenſchleifer
harkeit. Tauſende und Abertauſende dankbarer Herzen ſchlagen heute Dr. Hamann=Darmſtadt herzlichſt gratulierte, und die ebenfalls eine Johann Siegmayer von Mühlheim a. M. Beide gehören zu
Ihnen, hochverehrter Herr Jubilar, entgegen. Ich ſchätze mich glücklich, Feſtnummer herausgegeben hat. Im Namen des Stickſtoffſundikats den Landfahrern, ziehen mit dem Wohnkarren umher und waren ſo am
dies hier ausſprechen zu dürfen, und ich ſchätze mich glücklich, als äuße= überbrachte Geh. Nat Prof, Dr. Juſt=Berlin Glückpünſche, für den 5. Dezember b. Js. in Niedernhauſen i. O., wvo ebenſo auch der Scheren=
Heſſiſchen Weinbauverband ſprach humorvoll. Gutsbeſitzer E.
Sitt=
mann=Wiesbaden, für das Komitee für Chileſalpeter Direktor Dr. Art, ſtand unter dem Einfluß reichlichen Alkohols und benahm ſich i
Paul Bertram=Berlin, für den Verein der Thomasmehlerzeuger
Kommerzienrat Seifert=Wieshaden, für den Gartenbauverein
Den Reigen der Gratulanten ſchloß die Landwirtſchaft
Stiftung verwendet werden, aus deren Erträgnis Forſchungen in Ihrem Dr. Rößler=Darmſtadt herzlichſte Wünſche ausſprechen und
über=
reichte im Namen der Angeſtellten und Beamten der Verſuchsſtation
eine Bronzeplakette, die der Meiſterhand des Darmſtädter
Bild=
feſtgehalten hat.
In herzlichen Worten ſprach der alſo Geehrte nochmals allen
Reb=
nern ſeinen herzlichſten Dank aus. Damit war die Feier beendet.
Selten wohl iſt ein Gelehrter, ein Forſcher ſo geehrt worden, wie
Geheimerat Dr. Paul Wagner, und wenigen Forſchern wohl war es
ausgewirkt in gleicher geiſtiger Friſche und ungebrochener Schaffeuskraft
Zubilar noch lange Jahre des Wirkens beſchieden ſein mögen, und daß
ſich dereinſt Männer finden, die ſein Werk in ſeinem Sinne fortſetzen,
zum Beſten des Vaterlandes und des deutſchen Volkes.
U. 8.
Nummer 66.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 8. März.
— Volkshochſchule — Morgenfeier. Auf die Beethoven-Brahms=
Morgenfeier am Sonntag, den 11. März, vormittags, im Kleinen Haus
des Heſſ. Landestheaters ſei beſonders hingewieſen. Die Feier verſpricht
durch die Mitwirkung ausgezeichneter Kaſſeler Gäſte, Frieda
Schu=
mann Violine!, Kapellmeiſter Robert Laugs und Overnſänger
Fritz Windgaſſen, ein muſikaliſches Ereignis erſten Ranges. So
ſchreibt die Kaſſeler Allgem. Zeitung über Windgaſſen, in Korngolds
Die tote Stadt”: Seine Leiſtung muß dem Beſten des vortrefflichen
Künſtlers zugezählt werden. Schauſpieleriſch gehört ſein Paul zu dem
Erſchütterndſten, was mir die Bühne je gegeben hat. Der aufgeregte
Schwärmer des erſten Aktes, die Traumerſcheinung des zweiten und der
müde und doch dem Leben wiedergegebene Mann des Schluſſes war mit
bewundernswerter Schärfe, ohne jede Uebertreibung, mit packender
Schlichtheit gezeichnet. Geſanglich war Herr Windgaſſen auf der Höhe.
Er ſang die Erzählung des erſten Aktes mit größtem ſtimmlichem
Schmelz. Bei den zahlreichen Kraftſtellen des Werkes drang die Stimme
leuchtend ſieghaft durch. Dieſe Morgenfeier eröffnet die beiden
dies=
jährigen Vortragswochen mit dem bekannten Aſtronomen Bruno
Bür=
gel=Berlin über. Du und das Weltall” und Joh. Reſch=
Remſcheid über „Das kommende Geſchlecht” Vergl. darüber die Anzeige
in der heutigen Nummer.
— Ausſtellung Deutſche Kunſt Darmſtadt 1923. Die
Aus=
ſtellungsleitung hat trotz der Not der Zeit den Mut nicht ſinken
laſſen und an den heuer beſonders ſchweren und
verantwor=
tungsvollen Vorbereitungen unverdroſſen weitergearbeitet.
Er=
folg belohnte ihre Mühe. Mit wenigen Ausnahmen haben ſich
alle eingeladenen Künſtler freudig zur Beſchickung bereit erklärt.
Von den angeſehenſten Kunſtkennern, vielen Kunſtfreunden und
erſten Kunſtgelehrten liefen Anerkennungs= und
Ermunterungs=
ſchreiben ein. Anfragen häufen ſich. Intereſſe iſt überall erweckt.
Darmſtadt, Mathildenhöhe — dieſe Worte haben in ganz
Deutſch=
land ihren alten Klang behalten. Die Abſicht, den Ruf
Darm=
ſtadts neu zu befeſtigen, hat weithin Freude erregt. So iſt alſio
unſer Unternehmen geſichert, und es wird planmäßig zur
Aus=
führung kommen.
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Montag, den 19. d. M.,
abends 8 Uhr, veranſtaltet die Stadtverwaltung ein
Wohltätig=
keitskonzert der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt zum Beſten
der Darmſtädter Nothilfe im Kleinen Haus des Landestheaters uuter
Leitung des Städtiſchen Muſikdirektors Wilhelm Schmitt. Soliſt: Herr
Johann Verſter (Klavier), Orcheſter: der Inſtrumental=Verein und das
Orcheſter der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt. Näheres wird in
den nächſten Tagen bekannt gegeben. Vorbeſtellungen von
Eiutritts=
karten nimmt jetzt ſchon die Firma KonzertArnold, Wilhelminenſtr.
entgegen.
* Doktortitel. Herrn Diplom=Handelslehrer Mantel iſt auf
Grund einer wiſſenſchaftlichen Arbeit über „Die Tätigkeit der
Auswan=
derer=Orgauiſation im 19. Jahrhundert” Titel und Würde eines Dot
tors der Staatswiſſenſchaften (doctor rerum politiarum) mit „
Sehr=
gut” verliehen worben.
n. Rüſtiges Greiſenalter. Das wohl älteſte Mitglied des heſſiſchen
Richterſtandes, Landgerichtsdirektor i. R. Theodor Schulz, h
deſſen 97. Geburtstag gegen Ende des Monats iſt, erlitt kürzlich in der
Beſſunger Straße einen Unfall. Er pflegt täglich allein Spaziergäng
zu unternehmen, ſtrauchelte damals auf dem ſchmalen Fußſteig und fie
mit dem Kopf in eine Ladenſcheibe, woburch er ſich ſtarke Geſichtsver
letzungen zuzog. Mittels Sanitätswagens ins Städtiſche Krankenhaus
gebracht, ertrug er ohne Narkoſe alles, was oberativ erforderlich duar,
und konnte nunmehr nach einwöchigem Aufenthalt nach „Hauſe entlaſſen
werden. Herzlichſte Teilnahme, wurde ihm aus dieſem bedauerlichen
Anlaß vielſeitig erwvieſen, und die Wünſche zu dem bevorſtehenden
Ge=
burtstag werden um ſo wärmer ſein.
* Der Deutſchnationale Handlungsgehilfenverband veranſtaltete au
Dienstag abend im Feierabend einen Vortrag über das Ruhrgebiet. It
dankenswerter Weiſe hatte Herr Poſtſekretär a. D. Süß den Vortrag
übernommen. Er verſtand es, in eingehender, bis ins kleinſte
dedaiſ=
lierter Schilderung ſeine Zuhörer ein und eine halbe Stunde in
Auf=
merkſamkeit zu halten. An ſeinen Lichtbildern, mit den dazu gegebenen
Erläuterungen, wurde den Beſuchern klar, welch wertvolles Stück
un=
ſeres Vaterlandes uns enteignet werden ſoll. Herr Süß, ebenſo der
anweſende Gauvorſteher Herr Schellin richteten einen Appell an
die Anweſenden, die Maßnahmen der Feinde durch Einigkeit und
Opfer=
freudigkeit zuſchanden zu machen. Eine Sammlung für die Ruhrhilfe
ergab einen anſehnlichen Betrag, der dem Darmſtädter Tagblatt, übe
geben wurde.
— Orpheum. Am kommenden Sonntag, 11. März, findet am Nach
mittag wieder Volksvorſtellung ſtatt. Zur Aufführung gelangt: „Der
Klapperſtorch fliegt”.
. Der Poſtverkehr nach Mainz iſt infolge der
Unmöglich=
keit, die Sendungen den Empfängern zuzuſtellen, von der
Poſt=
verwaltung völlig geſperrt worden. Die Poſtanſtalteu
nehmen deshalb vorläufig keinerlei Sendungen für Mainz Ort
an. Die durch die Briefkaſten eingelieferten Sendungen werden
den Abſendern zurückgegeben. Bei den Poſtämtern in den
Main=
zer Vororten wird der Betrieb in gewöhnlicher Weiſe
wahr=
genommen.
Lohnabzug. Mit Wirkung vom 1. März 1923 bezw.
an=
ſchließend an die durch die Verordnung vom 15. Februar 1923
ſteuerfrei belaſſene Lohnzahlungsperiode ſind die nach 8 46 des
Einkommenſteuergeſetzes zugelaſſenen Ermäßigungen beim
Lohnabzug vervierfacht worden. Wir verweiſen auf die
Bekanntmachung im Anzeigenteil unſeres Blattes.
Fahrverkehr auf dem Lniſenplatz. Zur Aufrechterhaltung eines
geordneten Fahrberkehrs in den Straßen der Stadt wuird darauf
hiu=
gewieſen, daß nach der Polizeiverordnung vom 25. März 1913 bzu.
26. Januar 1920 über den Verkehr von Fuhrſverken und Fahrzeugen
im Kreiſe Darmſtadt alle Fahrzeuge, alſo insbeſondere Wagen jeder
Art, Automobile, Handkarren, Fahrräder uſw., ſtets die rechte Seite
der Fahrbahn einzuhalten haben. Nach der anderen Seite deu
Jahr=
bahn darf nur, wenn dort angehalten werden ſoll, und nicht frühen al
notwendig, abgebogen werden. Zuwiderhandlungen können mit Gel
ſtrafe bis zu 600 Mark oder mit Haſt beſtraft werden. Mit Rückſicht
auf den ſtarken Verkehr auf dem Luiſenplatz ſind die „Polizeibeamten
mal vorbeifahnen und auch hierbei die rechte Seite der betreffenden
Fahrbahn einhalten:
— Preuß=Südbeutſche Klaffenlotterie. Bekanntlich wurde die
Ziehung der 3. Klaſſe wegen der Neugeſtaltung der Lotterie auf den
7 Tage vor Beginn der Ziehung ab, muß alſo bis heute abend erfolgen,
Schulter und Hand in Hand, und Herz in Herz zur Arbeit und zum daran, daß der Preis in 3. Klaſſe ſich für ein Achtel auf 600 Mark, für
ein Viertel auf 120 Mark. für ein halbes Los auf 2400 Mark und
wahrt ſich jeder bisherige Spieler ſein Anrecht und erſpart ſich die
n. Strafkammer. Verurſacht eine vorſätzliche Körperverletzung, daß
der davon Betroffene „in erheblicher Weiſe dauernd entſtellt wird”
liegt Verbrechen aus 8 224 St.G.B. vor. Eine ſolche Anklage richtete
ſchleifer Hermann Jochum gerade weilte. Letzterer iſt gewaltätiger
dortigen Wirtshaus recht ungehörig. Offenſichtlich ſuchte er Streit und
hatte es beſonders auf S. Vater abgeſehen, nachdem er ſchon gegen
Darmſtadt Gewerbelehrer Brohm= Darmſtadt, für den Verein der deſſen Frau und einen Dritten tätlich geworden war. Der ſo Geſuchte
ging ihm zwar möglichſt aus dem Wege, man ſetzte J. an die Luſt und
ſuchte ihn abzulenken, doch fruchtete dies nichts. Zuletzt traf der zwei
liche Verſuchsſtation. Sie ließ ſich durch Reg=Rat Profeſſor ſcharf geladene Revolver nebſt Dolch bei ſich tragende J. auf der Straße,
die ſtark belebt war, mit beiden S.8 zuſammen, hielt dem Sohn die
Schußwaffe vor und zwang ihn zum Händehochheben. Er rief auc.
unter Drohungen nach dem Vaten, und man konnte trotz zahlreicher
An=
hauers W. Goetze entſtammt, der die feinen, geiſtvollen Züge des weſender auf Schlimmes gefaßt ſein. In dieſem kritiſchen Augenblick
Jubilars in ausgezeichnet charakteriſierender Zeichnung flach reliefiert raffte der dem J. körperlich unterlegene junge S. alle Kraft zuſammen,
ſprang den gefürchteten Gegner mit gezogenem Taſchenmeſſer an und
ſtreckte ihn durch ſolche Ueberraſchung zu Boden. Dieſe Notwehr beziu=
Nothilfe ging aber in der Austoirkung über das zur Verteidigung e!
forderliche Maß hinaus, und J.s Geſicht weiſt eine große Menge Stich=
und Schnittnarben auf, die ihn entſtellen. Er erhielt auch ſonſt
Ver=
letzungen durch Fußtritte, doch war dem Angeklagten S. Vater, der
gleich ihm vergönnt, die Reſultate ihrer Lebensarbeit ſo ſegensreich lediglich den am Boden liegenden J. entwaffnet haben will, Teilnahme
an der Mißhandlung nicht nachzuweiſen, weshalb er freigeſprochen
wurde. Zum Freiſpruch des Sohnes kam das Gericht ebenfalls, weil
die Notwehrüberſchreitung in Beſtürzung, Furchſt oder Schrecken geſchehen
ſein könne, alſo dieſer Strafausſchließugsgrund zugunſten des
Ange=
klagten Platz greife, während J. als eigentliche Urſache des Falls
erſcheine.
Rummer 66.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 8. März 1923.
Seite 5.
Ruhrſpende.
— Beim Heſſiſchen Roren Kreuz (Heſſiſcher
Landesver=
ein vom Roten Kreuz und Alice=Frauenverein) gingen für die
Ruhr=
hilfe weiterhin ein: Ungenannt 2000 Mk., Frau Marie von Zabern
1000 Mk., Generalleutnant Draudt 3000 Mk., Oberbürgermeiſter a. D
Schuefer (2. Spende) 2000 Mk., Miniſterialdirektor Dr. Kratz 2000 Mk.,
Oberkonſiſtorialpräſident D. Nebel 7000 Mk., Deutſchorden, Kommende
Darmſtadt (2. Rate) 5000 Mk., Beamte der Brandverſicherungskammer
(2. Rate) 44 400 Mk., H. T. 5000 Mk., zuſammen 71 400 Mk., vorige
Abrechnung 323 900 Mk., Summa 395 300 Mk.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Medaktion ihr Urteil vor.
Richard Wagner=Verein. Der Vorverkauf für den am
nächſten Mittwoch, 17. März, ſtattfindenden Kammermuſikabend des
Stuttgarter Streichquartetts wird heute beginnen. Die
Eintrittspreiſe für Nichtmitglieder ſind, trotzdem alles ſich in der letzten
Zeit verzwanzigfacht hat, nur auf das Fünffache der ſeitherigen feſtgeſetzt
worden (100 Mk. bis 1000 Mk.), und können in dieſer beiſpielloſen
Billigkeit natürlich nur bei größter Anteilnahme des Publikums
auf=
recht erhalten werden, da damit nur ein kleiner Teil der Konzertkoſten
gedeckt werden kann. Zuſatzkarten für Mitglieder koſten 150 Mk.
Aus den Parteien.
— Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Becker über die
bolitiſche Lage. Nachdem der Reichskanzler am Dienstag dieſer
Woche im Reichstag über die politiſche Lage geſprochen hat, dürfte es für
Darmſtadt von beſonderem Intereſſe ſein, daß es der Deutſchen
Volks=
partei gelungen iſt, Herrn Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Becker zu einem
Vortrag über die politiſche Lage am nächſten Sonntag vormittag zu
ge=
winnen. Die Perſönlichkeit des Redners, der mit Heſſen und Darmſtadt
durch mancherlei Bande verknüpft iſt, laſſen einen beſonders guten
Be=
ſuch der Verſammlung erwarten. Alles nähere, auch über den
Karten=
verkauf, geht aus den Anzeigen und Plakaten hervor.
Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei.
Kom=
menden Samstag, den 10. d. M., findet die regelmäßige
Zuſammen=
kunft der Frauen der Deutſchen Volkspartei nachmittags 4. Uhr im
Rummelbräu ſtatt. Ein Vortrag „Ausbildung unſerer Töchter im
Klein= und Großbetriebe der Hauswirtſchaft” dürfte allen Mitgliedern
und Freunden von großem Intereſſe ſein. Gebäck mitbringen.
Deutſchnationale Frauengruppe. Montag, den
12. ds. Mt., 8 Uhr abends, findet im grünen Zimmer des Kaiſerſaales
(Grafenſtraße) die Monatsverſammlung mit Vortrag der
Deutſchnatio=
nalen Frauengruppe ſtatt. Als Redner iſt Herr cand. rer. pol. Heinz
Schütz aus Frankfurt a. M. geſvonnen, der hier durch ſeine früheren
Vorträge ſchon begeiſterte Anerkennung gefunden hat. Er wird über
Grenzlandsnot ſprechen. Alle Mitglieder und Freunde der Partei
tver=
den gebeten, ſich recht zahlreich zu beteiligen, ebenſo die nationalen
Jugendverbände.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Die Sitzung des
Organiſationsausſchuſſes mußte leider wegen Abſage des Redners auf
die nächſte Woche verſchoben werden. Der Tag wird noch einmal in der
Zeitung bekannt gegeben.
— Deutſche Demokratiſche Partei. Die verehrlichen
Mitglieder unſerer Partei werden auf die in heutiger Nummer
enthal=
tene Anzeige, betreffend Einkaſſierung der Mitgliederbeiträge, verwieſen.
Überſicht der Zugverbindungen
zwiſchen dem beſetzten und unbeſetzten Gebiet der
Reichs=
bahndirektion in Mainz ab 23. Februar 1923.
Frankfurt a. M. — Darmſtadt und Heidelberg — Mannheim
Bensheim- Landdamm — Worms=Pfiffligheim — Alzey —
Gonſen=
heim und Welgesheim=Zotzenheim.
3026 3016
105Dab HE7
152 1136lan
Fußmarſch oder
Straßenbahn
ab Worms
Zug=Nr.
FSA Vf
128 ab WEI
an 44 441 538 213 ab NEü 648 327 an 1849 615 ſab Nä Azey.. 65T an
Frankſurt a. M.
Darmſtadt
Bensheim.
ug=Nr.
b Na7 Heidelberg
Mannheim
Bensheim".
Zug=Nr.
Bensheim.
Bk. Landdamm
Zug=Nr.
Worms=
Pfifflig=
heim.
Alzey.
Zug=Nr.
Alzey...
Gonſenheim
Zug=Nr.
bahn Worms=Pfiffligheim=
Worms
ab WE0 855/ 3
800/1828 45
411/1856 442 an NE7 ab WLA 644 25 1828 1848 an Fraſ 153
Welgesheim=
Zotzenheim . Bab Wry/ 625
Heidelberg
Die Züge 918/945 zwiſchen Frankfurt
d. zurück
Mannheim
verkehren bis auf weiteres täglich.
Überſicht
über den im beſetzten Gebiet der Reichsbahndirektion
Mainz beſtehenden Perſonenverkehr nach dem Stande vom
24. Februar 1923.
1. Strecke Mainz—Gonſenheim-—Alzey.
Von Mainz Neubrunnenplatz nach Gonſenheim mit der elektriſchen
Straßenbahn.
2. Strecke Alzey-Armsheim Welgesheim=Zotzenheim,
1813 1823 1841 Zug=Nr. 34866 A. 615 TabNEI Of0 Kanſſe2 779 2 54 743 62 Armsheim . . . . 654 220 604 800 an , Sprendlingen . . 634 200 611 806 FWelgesheim=Zotzenh. ab 153
* Verkehrt bis Worms=Pfiffligheim.
In Sprendlingen (Rheinheſſen) beſteht Anſchluß an die elektriſche
Straßenbahn nach und von Kreuznach.
3. Strecke Alzey—Monsheim—Worms=Pfiffligheim.
1818/1828/1850
432
3
Lug.
1823/183
800
838
855
4I
443
K
abMLIRAlzey ...
Tanſik!
an „ Monshein ..
ab
„ Worms=Pfiffligheim Aab
Verkehrt bis Welgesheim=Zotzenheim.
Rfe
604
38
124
4. Strecke Alzey—Armsheim —Wendelsheim.
10512 4104 4117 Zug=Nr 101 4105/4115 W 1230 I2 ab „E4 Alzey ... Tanſſtl 132 136 Armsheim 54 154 203 an Wendelsh eim . Aab 05. Strecke Alzey-Gau=Biſchofsheim (Bodenheim).
4353 4365 Z=Nr. 4354 4374 1225 ab NEIR Alzey
anNM 1250 Gau=Odernheim . . ab 6 15 Undenheim=Köngernheim 140 an
Gau=Biſchofsheim ab
Parlamentariſches.
* Der Finanzausſchuß beriet geſtern zunächſt eine
Vor=
ſtellung, die den Ausbau der Gießener
Maſchinenbau=
ſchule aus einer dreiſemeſtrigen in eine vierfemeſtrige Anſtalt
be=
zweckt. Die Regierung ſteht angeſichts der finanziellen Geſamtlage und
der geringen Frequenz auf einem ablehnenden Standpunkt und auch der
Ausſchuß vermochte ſich nicht zu überzeugen, daß der Ausbau dieſer
An=
ſtalt ſehr dringend ſei. Es wurde beſchloſſen, die Entſcheidung um ein
Jahr zu vertagen. — Alsdann beſchäftigte ſich der Ausſchuß noch einmal
mit der Errichtung eines Backofens im Arbeitshaus
Dieburg. Von einer Seite lag die Anregung vor, die Belieferung
der Anſtalt der Konſum=Genoſſenſchaft Darmſtadt zu übertragen. Der
Ausſchuß beließ es bei ſeinem früheren Beſchluß, da nach einer
Mittei=
lung der Regierung der Backofen ſchon errichtet iſt. Sodann wurde die
Beratung des Fürſorgegeſetzes begonnen. Nach einem
einleitenden Bericht des Referenten wurde Artikel 1 angenommen. Eine
ſehr lange Debatte entſpann ſich über die Frage, ob den Kreiſen und
Probinzen das Recht zuſtehen ſoll, für ihre Beamten beſondere
Fürſorge=
kaſſen einzurichten. Die große Mehrheit des Ausſchuſſes war der
Meinung, daß das abzulehnen ſei und beſchloß, gegen 2 Stimmen, die
Streichung der dahinzielenden Artikel 2a und 69a. Artikel 3 und 3a
wurde angenommen. Fortſetzung: Donnerstag, 10 Uhr.
Jagd und Fiſcherei im März.
Alles Nutzwild hat Schonzeit. Auch der Abſchuß von Faſanen und
Wildenten ruht. Die Ranzzeit des Haarraubwildes, die Reihzeit der
Enten uimmt noch ihren Fortgang, erreicht jedoch allmählich ihr Ende.
Der Durchzug der nach Norden zurückwandernden Enten ſetzt lebhafter
ein, Saat= und Graugänſe ſtreben wiederum ihren fernen Brutplätzen
zu. Ueberhaupt beginnt mit dieſem Monat die Entwickelung des
Früh=
jahraufzugs, der im Februar durch das Eintreffen der Stare und
Ler=
chen und der erſten Ringeltauben ſeinen Anfang angekündigt hat. Jeder
Tag bringt neue Ankömmlinge: Bachſtelze, Singdroſſel, Rotkehlchen,
Weidenlaubſänger und Hausrotſchwanz, Kibitz und Brachvogel ſind die
Lenzesverkünder, die Zugsgenoſſen und Vorläufer der Waldſchnepfe, die
in geeigneten milden Lagen oft ſchon in den erſten Tagen des Monats
das Rheintal herabflutend ſich bei uns einſtellt und den naturfrohen
Weidmann zum Strich ins Revier lockt.
Dieſes Jahr kamen die Schnepfen beſonders früh. Die erſten
wur=
den bereits am 24. Februar beobachtet. Am 26. Februar wurde die erſte
in Dudenhofen geſchoſſen, eine weitere am 27. Februar Oberförſterei
Jägersburg, am 28. Februar eine in Seeheim und im Götzenhainer
Wald. Im hinteren Odenwald wurde die erſte am 2. März in
Gam=
melsbach und im Taunus die erſte am 4. März bei Friedberg geſchoſſen.
Es ſcheint, daß der Schnepfenſtrich dieſes Jahr beſonders gut wird.
Wir haben alſo wieder den Beweis, daß die Schnepfen in den
Gebirgs=
lagen nur wenige Tage ſpäter ankommen als in der warmen Ebene, und
daß die Behauptung der im Gebirg wohnenden Jäger, es müſſe ihnen
eine längere Schußzeit gewährt werden, weil bei ihnen die Schnepfen
immer erſt im April ankämen, durchaus irrig iſt. Es ſcheint, daß ſich
die Schnepfen, wenn ſie im Frühjahr nicht ſo ſtark beſchoſſen werden,
immer mehr bei uns anſiedeln. Es iſt deshalb Pflicht der Jäger, ſich
mit einem ſehr mäßigen Abſchuß auf dem Schnepfenſtrich zu begnügen.
Dafür können ſie dann im Herbſt mehr Schnepfen ſchießen. Rekord=
Schießerei auf Schnepfen im Frühjahr iſt ebenſo wie das Buſchieren und
das Treiben auf Schnepfen weiter nichts als Aasjägerei.
Auch in den Möſern regt ſich der Frühling. Der Haſe iſt auf
luſti=
ger Brautſchau, der erſte Satz fällt, die Rehe ſuchen ſich von des Winters
Not zu erholen, und gelegentlich ſtimmt ſchon der Birkhahn ſein
Minne=
lied an, deſſen verfrühten Abſchufſes jedoch der weidgerechte Jäger ſich
vorerſt noch enthält. Nur im Hochgebirge herrſcht noch der Winter, und
neue Schneefälle und Lawinengefahr bedrohen das Hoch= und
Krickel=
wild. Gegen Ende des Monats erwacht jedoch in ſonnſeitigen Lagen
bereits bei Haſel= und Auerhahn der Balztrieb. Auerhähne ſchießt der
weidgerechte Jäger nicht vor Mitte April.
Von den Fiſchen laichen jetzt Hecht, Barſch und Regenbogenforelle.
Die Aeſche hat Schonzeit, desgleichen der Huchen ab Mitte des Monats.
Forelle und Bachſaibling unterſtehen zwar dem Fang, doch iſt ihr Fleiſch
noch minderwertig. Aitel ſollten jetz aus Forellenbächen herausgefiſcht,
die dem Laich gefährliche Rutte mit Reußen gefangen werden.
Graf Lerchenfeld in Amerika.
Wie der Augsburger Poſtzeitung zu entnehmen iſt, hat der
bahe=
riſche Miniſterpräſident Graf Lerchenfeld, der bekanntlich zurzeit in
Amerika weilt, in Chicago vor 15 000 Zuhörern einen Vortrag über
Deutſchlands Lage gehalten, der von den Anweſenden mit großer
Be=
geiſterung aufgenommen wurde.
Fliegerunglück in Straßburg.
Straßburg. Ein ſchweres Fliegerunglück ereignete ſich auf dem
Polygon. Beim Niedergehen eines Apparates ſtieß dieſer gegen eine
Erhöhung des Erdbodens, wodurch der Flieger, ein Sergeant namens
Gonoir, ſchwere Körperverletzungen erlitt. Auch zwei Soldaten des
zweiten Fliegerregiments, Mallieux und Rioux, trugen erhebliche
Ver=
letzungen davon. Alle drei befinden ſich in einem recht ernſten Zuſtande
im Militärlazarett. — Der während des Winters unterbrochene
Luft=
poſtdienſt Paris—Straßburg—Prag—Warſchau—Wien-Budapeſt iſt
wie=
der aufgenommen worden. Die Fahrten erfolgen dreimal wöchentlich.
Partenkirchen. Die Leiche des ſeit 13. Nobember vermißten
Kurgaſtes John William Gormann Bauingenieur aus Irland,
wurde von Landwirten, die mit Baumfahren beſchäftigt waren, in den
ſogenannten Steinlawieſen ober den Gudibergwieſen aufgefunden
Die Finder verſtändigten von der Rodelhütte aus Polizei und
Gen=
darmerie, die dann am Fundort die nötigen Feſtſrellungen machten. Bei
dem Toten lag der Revolver, mit dem er ſich einen Schuß in die Bruſt
beigebracht hatte. Uhr und Geld (nach unſerer Währung über fünf
Millionen Mark) fanden ſich noch unberührt vor.
Spiel, Sport und Turnen.
— Aus der D. G. D. 1846. Bei den am letzten Sonntag in
Frankfurt a. M. ſtattgefundenen Wettkämpfen im Schwimmen und
Waſſerſpringen, offen für die Vereine des 5. Kreiſes des Deutſchen
Schwimmverbandes, konnte die Schwimmabteilung der
Woogsplatzturn=
gemeinde zwei ſchöne Siege an ihre Fahne heften. Im Junior=
Bruſt=
ſchwimmen errang Herm. Ober den 1. Sieg und im Beliebigſchwimme
Fritz Weiß den 3. Sieg. Wacker!
T.H. Turngemeinde Darmſtadt 1846 — Wander
abteilung. Die Märzwanderung findet am 11. März ſtatt. Sie
beginnt um 8 Uhr am Tierbrunnen und führt durch die nähere und
wveitere Umgebung bis Alsbach, wo um dieſelbe Zeit der Waldlauf um
die Gaumeiſterſchaft endigt. Es iſt alſo allen Teilnehmern möglich,
nicht nur eine ſchöne Wanderung mitzumachen, ſondern auch ihr
Jn=
tereſſe für unſere guten Läufer zu bekunden, weshalb eine zahlreiche
Beteiligung erwünſcht iſt. Jugendliche zeichnen ſich zwecks
Fahrpreis=
ermäßigung für die Heimfahrt beim Hausmeiſter in die dort offen lie
gende Liſte ein.
— Turngefellſchaft Darmſtadt. Am Sonntag abend
hatte der Verein ſeinen Mitgliedern einige gemütliche Stunden geboten.
Der Unterhaltungsabend wurde durch ein Muſikſtück, von
Vereinsmit=
gliedern geſpielt, eröffnet, welchem ſich ein gemeinſamer Geſang des
Turnerliedes „Friſch=Fromm=Fröhlich=Frei” anſchloß. Der 2. Sprecher
nahm nun die Preisverteilung vom Kreisfeſt 1922 in Aſchaffenburg vor,
welche zeigte, daß die aktive Mannſchaft auf guter Höhe ſtand. Ein
„Gut Heil” auf alle Sieger beſchloß die Siegerverkündigung. Hierauf
folgten Muſikvorträge, Gedichte in Darmſtädter Mundart, vorgetragen
von einem Zögling, welcher bewies, daß er die Heinerſprache ſehr gut
beherrſchte. Die Turnerſingmannſchaft beehrte die Anweſenden mit
einem Chor, dem ſich noch einige humoriſtiſche Vorträge anſchlofſen.
Zum Schluß kann geſagt wverden, daß es der Wunſch vieler Mitglieder
ift, bald wieder einen ſolchen Abend zu veranſtalten. — Die zweite
Wan=
derung der Wanderabteilung findet, wie ſchon mitgeteilt, am Sonntag
den 11. März, nach Alsbach ſtatt. Ruckſackverpflegung; Abmarſch
Uhr Tierbrunnen.
sr. See=Segelflüge ſind demnächſt vom Oſtpreußiſchen Verein
für Luftfahrt bei Roſitten auf der Kuriſchen Nehrung geplant. Für die=
Tage vom 15. bis 22. Mai ſoll eine Segelflugwoche ausgeſchrieben
wer=
den, deren nähere Bedingungen demnächſt bekannt gegeben werden. Das
Protektorat über die Veranſtaltung hat die Wiſſenſchaftliche Geſellſchaft
für Luftfahrt, Berlin, übernommen. Die Genehmigung des Deutſchen
Luftfahrer=Verbandes iſt bereits eingeholt.
ch. Griesheim, 7. März. Im Wafſerwerk ziiſchen hier und
Pfungſtadt haben die Franzoſen eine Zollſtation errichtet.
Eberſtadt, 7. März. Bei einer Ackerverpachtung
wurde der Pachtpreis in den meiſten Fällen in der Stellung von
Natu=
ralien (Kartoffeln, Korn uſw.) ausgemacht.
v. Pfungſtadt 7. März. Infolge eines Unglücksfalles
im Betriebe des hieſigen Elektrizitätswerkes iſt der im Alter von 42
Jahren ſtehende Fritz Baldauf geſtorben.
HI. Nieder=Beerbach, 7. März. Sonntag, den 4. März 1923, fand in
der Gaſtwirtſchaft Lautenſchläger ein ebangeliſther Familienabend
ſtatt. Der Ortspfarer hielt hierbei einen Vortrag: „Bilder aus
ver=
gangenen Tagen, oder wie es früher in Nieder=Beerbach ausſah und
zuging‟ Er ließ vor den Einwohnern das vergangene Leben ihres
Heimatdorfes Nieder=Beerbach während der Zeit von 1600—1650
leben=
dig werden. An den Vortrag ſchloſſen ſich Geſangsdarbietungen des
Nieder=Beerbacher evangeliſchen Kirchenchors an, der auch dieſes Mal
wieder unter der Leitung ſeines Dirigenten, Lehrer Jourdan, recht
Tüchtiges zu Gehör brachte. Auch die Schulkinder ſangen einige
Lie=
der, und von den Konfirmanden wurden einige Gedichte zum Vortrag
gebracht. Ein Duett (An mein Schifflein) wurde von Frl. Sophie
Merz und Frl. Gretchen Schwinn, ein Quartett (Sandmännchen) von
Mitgliedern des Kirchenchors geſungen.
— Höchſt i. O., 7. März. Senntag Judika, 13. März, finder
nach=
mittags 1½ Uhr ein Gottesdienſt für Taubſtumme, im
edangeliſchen Gemeindehaus hier ſtatt.
hr. Mörfelden, 7. März. Die Verkehrslage hat ſich durch
die infolge des Vorgehens der Franzoſen vorgenommene Einſtellung
des Pendelverkehrs nach Frankfurt für die hieſige Einwohnerſchaft und
befenders für die Geſchäftswelt weſentlich verſchlechtert. Den Arbeitern
und Angeſtellten, die beiſpielsweiſe in Frankfurt beſchäftigt ſind, bleibt
nichts anderes übrig, als täglich den weiten Fußweg nach Langen zu
machen.
th. Alsfeld, 7. März. Unſer Städtchen hat ſich nun auch nach
län=
gerem Zögern der „Gemeinwirtſchaft Oberheſſen”
ange=
ſchloſſen. Es ſoll ein beſonderer Holzhieb vorgenommen werden.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Ein Mord an einem Wächter rief am Montag morgen den
Bereitſchaftsdienſt der Kriminalpolizei nach einem Hauſe in der Neuen
Friedrichſtraße (Ecke der Schicklerſtraße und Spandauer Brücke). Hier
wurde um 8 Uhr morgens der 66 Jahre alte, aus Lindenberg gebürtige
Wächter Heinrich Möves von dem Arbeiter Grothe gefeſſelt und
ge=
knebelt tot aufgefunden. Grothe benachrichtigte ſofort die Polizei. Der
Befund ergab, daß Einbrecher von der Schicklerſtraße her durch die
Wand in die Räume des Hauſes eingedrungen waren. Eine
Schank=
wirtin aus der Schicklerſtraße hatte den Wächter um 111/ Uhr nachts
noch auf der Straße geſehen. In der Kontrolluhr im Keller ſtak noch
der Schlüſſel, mit dem er auf ſeinem letzten Rundgange die Uhr
ge=
ſtochen hatte. Die Einbrecher müſſen nun, als er ſich ihnen näherte,
ſo=
fort über ihn hergefallen ſein. Sie würgten und feſſelten ihn mit einer
ſtarken Schnur und drückten ihm ein Handtuch als Knebel in den Mund.
Spuren des aus dem Munde gefloſſenen Blutes zeigen, daß die
Ver=
brecher ihr Opfer von der Stelle des Ueberfalls durch mehrere Räume
nach der Fundſtelle geſchleift haben. Die Kriminalpolizei nahm die
Er=
mittelungen nach allen Nichtungen ſofort auf.
Eine Eiferſuchtstragödie.
Heidelberg. Eine blutige Eiferſuchtstragödie ſpielte ſich nachts
in einer Weinwirtſchaft ab. Aus Eiferſucht erſchoß der 31jährige Ernſt
Hans Hahn die in der Wirtſchaft tätige Kellnerin Helene Müller und
tötete ſich dann ſelbſt durch einen Schuß in den Kopf.
Aus München.
Bemerkenswerte Ziffern aus dem Verkehr. Am
Sonntag betrugen im Münchener Hauptbahnhof die Einnahmen 29
Mil=
lionen Mark. Am 28. Februar, dem letzten Tage vor der Verdoppelung
der Fahrpreiſe, bezifferten ſich die Einnahmen, da ſehr viele die
not=
wendige Reiſe noch vor der Tariferhöhung ausführten, auf 52 Millionen
Mark, alſo bei den alten Preiſen nahezu das Doppelte der Einnahmen
des Sonntags. Ueber die Wirkungen der Tariferhöhungen gibt
folgen=
der Vergleich Aufſchluß: Die Einnahmen am Münchener Hauptbahnhof
ſparen im Monat Februar bei Verdoppelung der Fahrpreiſe gegenüber
dem Monat Januar um 70 Prozent höher als im Vormonat. Die
Ver=
doppelung der Fahrpreiſe hatte alſo keine Verdoppelung der Einnahmen
zur Folge. — Am Sonntag wurden im Münchener Hauptbahnhof im
Fernverkehr 11 236, im Nahverkehr 4492 Karten und außerdem 4627
Sonntagskarten ausgegeben. — Im Oſtbahnhof wurden im Fernverkehr=
912 und im Nahverkehr, einſchließlich 3282 Sonntagskarten, 4617 Karten
gelöſt. Nach Daglfing zum Trabrennen fuhren 2501, nach München
zurück 2878 Perſonen. Die Jſartalbahn beförderte 12 165 Fahrgäſte.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerle: Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preſſe=
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
— Durch die willkürliche Beſetzung des Ruhrgebietes und dem
da=
rauffolgenden Abwehrſtreit unſerer Eiſenbahner wurden Tauſende hart
betroffen. Die Regierung ſucht ja überall die Nor zu milder und, wo
möglich. Abhilfe zu ſchaffen; auch betreffend der Bahnverbindungen.
Teilweiſe wurden, wo man die Beſatzungszone umgehen konnte, ſolche
neu hergeſtellt, ſo auch auf unſerer Strecke Gernsheim, Großrohrheim,
Biblis (früher über Goddelau). Für jeden, der nun Tag für Tag nach
Darmſtadt muß, iſt es unangenehm, 6—7 Stunden auf der Bahn
zuzu=
bringen. Man fährt jetzt von Gernsheim 4.56 nach Bürſtadt, liegt
dort 1½ bis 2½ Stunden feſt, bis der Wormſer Zug kommt, der
An=
ſchluß hat an die Main=Neckarbahn. Mittags dasſelbe Manöver in
um=
gekehrter Richtung. Man trägt ja gern den Verhältniſſen Rechnung und
Opfer, aber hier iſt abzuhelfen. Durch Verlegung des
Stunden ſpäteren 6=Uhrzuges um 3—5 Minuten früher. Der Anſchluß
iſt dann hergeſtellt. Nachmittags braucht der von Mannheim um 6.
eintreffende Zug nur einige Minuten zu halten, und auch hier fällt der
Aufenthalt weg. Auch für die Schulkinder iſt dieſes dann von Vortei
da dieſe mit dem Zug 8.20 erſt um 10.30 nach Darmſtadt kommen.
ſind Viele betroffen, die alle auf dieſem Wege die Verwaltung um
Ab=
hilfe bitten.
2.
eingerichtet
Der Verlag
A
Wir haben bei
Gaſtwirt Eppler, Hammelstrift
Frankfurterſtraße
Emrich Verkaufshäuschen
Eche Rheinallee
je eine Abholeſtelle des
Darmſtädter Tagblattes”
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vorherſage für den 9. März:
Wolkig und trübe, mit leichtem Regen, mild. Es beſteht Ausſie
auf langſame Beſſerung.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr: „Tänze und
Spiele aus Loheland”. — Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende geger
10 Uhr (Zuſatzmiete III 7): „Rauſch”. — Orpheum, 7¾ Uhr
Der Klapperſtorch fliegt”. — Gartenbauverein: Abends
8 Uhr Monatsverſammlung. —
rſt Bismarck
Abends 8 Uhr Extra=Konzert. — Weißer Saal bei Chriſt,
Gra=
fenſtraße 18: 8½ Uhr abends offizielle Gründungsverſammlung des
Bundes heimattreuer Oſtpreußen Heſſen. — Deutſcher u. Oeſter
ueichiſcher Alpenverein: Abends 8 Uhr bei Chriſt Haupt
verſammlung. — Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino
Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Freitag, 9. März.
Nutzholzverſteigerung nachmittags 3 Uhr im Schloßpark zu
Seeheinr.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Geiten.
Daruuſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 8. Mürz 192
Seite 6.
Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
Rachdrua verboien).
16.
Der Holländer hatte ſich Annelieſe genähert, er hatte ſie den
ganzen Tag über wenig beachtet, die Fürſtin hatte ihn zu ſehr
mit Beſchlag belegt.
„Sie werden doch an dem Diner der Markgräfin
teil=
nehmen, gnädige Frau?”
Annelieſe ſchüttelte den Kopf.
„Nein, wir fahren nach Hauſe und ich bereite die letzten
Dinge für meinen Bruder vor, dann ſetzen wir uns den Abend
über hin und erzählen uns etwas. Die Tante in Steglitz hat ſo
eine gemütliche Lampe, daß man gar nicht fortgehen mag. Für
uns Kleinſtädter iſt das Leben hier zu geräuſchvoll geworden.”
„Ich habe eine alte Verwandte zu Hauſe in Naarden an der
Zuiderſee. Wenn ich heim komme, begrüße ich ſie und erzähle
ihr von meinen Reiſen. Dann ſitzen wir abends, und die alte
Frau ſtrickt. Sie ſtrickt immer, ſeit ich mich erinnern kann.”
„Denken Sie von draußen manchmal an die ſtillen Abende
daheim?” fragte Annelieſe.
„Ich habe im Zelt geſchlafen bei glühender Hitze und bei
ſchneidender Kälte, oft ſchien es, als wollte mein altes Glück
mich verlaſſen, dann ſind die Gedanken wohl heimgezogen an
die Zuiderſee, und ich habe mich gefragt, warum ich nicht wie
andere harmlos meinem Beruf nachgehen kann. Aber immer
wieder habe ich es gewußt, jeder Menſch muß ſeine Fähigkeit
voll und ganz ausnutzen; in meinem Lebensbuche ſteht nichts
von Ruhe, mich erwarten zu große Aufgaben. Dann verſinkt
das Stübchen und die Lampe vergeht im Nebel. Der Hafen des
Lebens ſieht oft anders aus als man denkt und wünſcht.”
Annelieſe vergaß ihre Umgebung, ſie wußte nur, daß neben
ihr ein Mann ſaß, der, ob ſie es wollte oder nicht, in ihrem
Denken und Fühlen einen immer größeren Raum einahm.
Mag=
netiſch zog er ſie an, und tat doch nichts, um ſie an ſich zu feſſeln.
Sie begann zu verſtehen, warum er nicht in einem engen
Pflich=
tenkreis bleiben konnte, daß er hinaus mußte, ins Leben. Für
das Weib war jetzt neben ihm noch kein Platz, im Kampf ſteht
der Mann allein. Doch einmal muß der Krieger heimkehren und
eine Wunden pflegen, ſei es, um ſich zu neuem Kampf zu ſtärken,
ſei es, um nicht wieder fortzuziehen. Dann brauchte er die
Frau. Van Utrechts Weib mußte wohl geduldig daheim warten.
„Wie ſehen Sie Ihren Hafen im Geiſt?” fragte Annelieſe
beklommen.
Adriaan reckte ſich auf.
„Ich weiß es nicht. Einmal ſcheint er mir als ſtill: Stube
zu Hauſe in Holland, dann wieder ſehe ich mich im Kampf mit
übermächtigen Gewalten zuſammenbrechen. Als Sieger ſterben
möchte ich, enden auf der Höhe meines Glücks, nicht zuſehen
müſſen, wie es langſam abebbt. Ein ruhiges Ende wäre für
mich eine Niederlage.”
Annelieſe verſtand. Noch brauchte er ſie nicht. Wenn er
aber einſtmals rufen würde, dann war Gefahr im Verzuge, dann
brach ſein ſtolzes Gebäude zuſammen. Erſt dann konnte ein
Weib ihm etwas ſein, dem Sterbenden zeigen, daß er geſiegt hat.
Das Rennen war zu Ende, in raſcher Fahrt brachte ſie der
Wagen nach Steglitz. Der Holländer ſchien keine Luſt zu haben,
das Geſpräch ſortzuſetzen, er ſaß vorn am Steuer und verwandte
kei en Blick vom Wege.
Sie fuhren allein, die anderen hatten die Einladung der
Markgräfin angenommen, nur Eiſchat Tſcherſchwendice lenkte
ihren Traber ohne Begleitung der Stadt zu.
Am Abend trat Adrigan van Utrecht in das Zimmer der
Fürſtin.
„Ich wiederhole Ihnen meinen Vorſchlag, fahren Sie mit
mir. Unſer Ziel iſt das gleiche, warum ſollen wir Verſtecken
ſpielen?“
Eiſchat ſah ihn eine Weile prüfend an.
„Nein.”
„Ich kam, um Ihre Gründe zu hören.”
„Warten Sie.”
Sie verließ das Zimmer und Adrigan hatte Zeit, über ihre
ſonderbare Weigerung nachzudenken. Bald kam die Fürſtin in
Abendtoilette zurück.
„Wohin befehlen Sie meine Begleitung, Fürſtin?”
„Ich bin Ihnen eine Antwort ſchuldig, kommen Sie.”
Vor dem Hotel winkte ſie einem Mietsauto, rief dem
Chauf=
feur die Adreſſe zu und ſtieg ein. Während der Fahrt blieb ſie
ſchweigſam, bis der Wagen in einer ruhigen Straße des Weſtens
hielt. Der Jonkheer van Utrecht folgte ihr die Treppe hinauf.
An einer Etagentür blieb ſie ſtehen und klingelte mit beſonderem
Rhythmus. Die Tür wurde ein wenig geöffnet.
„Sobotny,” ſagte ſi= leiſe; die Pforte ging auf und ſie
ſtan=
den in einem hell erleuchteten Veſtibül. Ein junger Mann kam
aus der Tür und empfing die Fürſtin mit einem Schwalm
ruſſi=
ſcher Worte in einer Mundart, die dem Holländer nihr geläufig
war. Von drinnen tönte Muſik.
Sie fanden eine Geſellſchaft junger Leute, Studenten und
Künſtler, zuſammen. In der Mitte des Raumes tanzte ein
Paar im Nationalkoſtüm. Die Muſik ſchwoll an, der Rhythmus
wurde wilder, die Zuſchauer fühlten ſich mitgeriſſen unß katſchien
im Takt, durch kurze, ſcharfe Rufe die Tanzenden anfevernd.
Nummer 66.
3.
Die ganze Geſellſchaft ſchien von der Tanzwut mitgeriſſen zu
ſein, trotzdem niemand mittanzte.
Eine ſchrille Diſſonanz, die Vorführung war zu Ende.
Der junge Ruſſe führte die beiden an einen Tiſch, man
be=
grüßte den Gaſt zuvorkommend und ſchloß um die Fürſtin einen
Kreis. Von allen Seiten ſtürmten die Fragen auf ihn ein.
„Tanzen Sie, Knäja, ticherkeſſiſch, man weiß, Sie
tan=
zen gut.”
Sie warf ihrem Begleiter einen raſchen Blick zu, den der
nicht verſtand.
„Ich habe kein Koſtüm.”
Der junge Student ließ nicht nach.
„Tatjana Alexandrowna, Du haſt die gleiche Figur, gib der
Knäja Dein Koſtüm, ſie will uns tanzen.”
Die Fürſtin gab nach und folgte der jungen Ruſſin hinaus.
„Sie werden ſehen, Baron, wie man in unſerer Heimat
tanzt, die Knäja zeigt den wilden Rhythmus der Tſcherkeſſen
am beſten. Das iſt weich wie der Duft der Roſenfelder von
Schiras, und wild wie die Roſſe der Tſchetſchenſen.
Er eilte zum Flügel und ſchlug ein paar Akkorde an. Die
Tür flog auf und mit einem Sprunge ſtand die Kaukaſierin in
der Mitte des Raumes. Die Muſik begann leiſe zu locken und
zu ſchmeicheln, ſie ließ ſich von den Tönen wiegen und bewegte
kaum die Füße, nur der Körper drehte ſich leiſe. Plötzlich ein
Umſchwung, eine raſende Melodie riß ſie heraus, die in hohen
roten Stiefeln ſteckenden Füße ſtampften den Takt, die Röcke
flogen und ſprunghaft wild durchmaß ſie den Raum. Wieder
riß ſie die Zuſchauer ganz in ihren Bann, mitgeriſſen klatſchten
ſie und riefen ermunternd. Mitten im wildeſten Raſen ſtand
die Tänzerin ſtill, die Muſik brach ab, raſch, wie ſie gekommen,
verſchwand ſie. Lauter Beifall tobte ihr nach, aber ſie zeigte ſich
nicht mehr.
Nach einer Weile kam ſie im Geſellſchaftskleid zurück.
„Kommen Sie weiter, Baron, wir haben heute noch andere
Ziele.
Sie ſaßen im Wagen und fuhren hinaus nach
Charlotten=
burg.
„Ich bringe Sie jetzt in den Klub der kaiſerlich geſinnten
Offiziere und hohen Beamten, der ehemaligen Petersburger
Hofgeſellſchaft. Sie iſt ſehr zahlreich und trifft ſich täglich.”
Der Wagen hielt vor einer hellerleuchteten Villa. Im
Vor=
raum nahm ihnen ein Diener die Ueberkleidung ab, ein anderer
öffnete die Tür.
Oberſt Weragin empfing ſie.
„Nun, Oberſt, nicht beim Souper? Ich hatte Si= heute hier
nicht erwartet,” meinte die Fürſtin.
(Fortſetzung folgt.)
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8. März 1923 Nr. 66
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Rückgabe der abgeſtempelten Oeſterr=Ungar.
Vorkriegsanleihen. Nach einem Rundſchreiben des
Reichs=
finanzminiſteriums, Stelle für ausländiſche Wertpapiere, ſieht ſich die
Reparationskommifſion nicht in der Lage, den Umtauſh der
angemelde=
ten Vorkriegsanleihen in neue Zertifikate der Nachfolgeſtaaten vor
Jahresfriſt durchzuführen. Im Einvernehmen mit der
Reparations=
kommiſſion ſind daher die Stücke abgeſtempelt worden, und die Sperre
wird nunmehr aufgehoben. Aufgeſchoben wird die Rückgabe zunächſt
noch für folgende Werte, die noch nicht fertig bearbeitet ſind: 4proz.
Oeſterr. Julireute, 4proz. Ungar. Julirente, 4proz. Ungar.
Kronen=
gente, 4proz Oeſterr, Märzrente. Der Stempelaufdruck auf den Stücken
beſagt, daß die Stücke gemäß den einſchlägigen Beſtimmungen des
Frie=
densvertrages von St. Germain, bzw. von Trianon, in Deutſchland
ab=
geſtempelt worden ſind. Dieſe abgeſtempelten Stücke gewährleiſten den
Anſpruch auf die neuen, durch Vermittlung der Reparationskommiſſion
auszugebenden Stücke der Nachfolgeſtaaten. Die Rückgabe der Stücke
ſoll ab 26. März erfolgen.
* Metallbank und Metallurgiſche Geſellſchaft
Frankfurt a. M. Die Generalverſammlung genehmigte den
Ab=
ſchluß, nach dem bekanntlich 0,706 Goldmark, d. h. 1240 Mk. Dividende
pro Aktie gezahlt werden, und die Kapitalserhöhung um 55 Millionen
Stammaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Oktober 1922. Von
den neuen Aktien werden 21 Millionen 5 zu 1 den Aktionären zu 500
Prozent angeboten, 34 Millionen werden der Firma Merton u. Co. zu
Pari überlaſſen, die ſie zur Verfügung der Geſellſchaft zu halten hat.
Die weiter auszugebenden 18 Millionen neuen Vorzugsaktien werden
zu gleichen Teilen zu Pari von der Metallgeſellſchaft, der Deutſchen
Gold= und Silberſcheideanſtalt und dem Bankhaus Delbrück, Schickler
u. Co. übernommen.
* Deutſche Steinzeugwarenfabrik für
Kanaliſa=
tion und Chemiſche Induſtrie in Friedrichsfeld in
Baden. Nachdem in der Generalverſammlung vom 4. November
vorigen Jahres die Erhöhung des Aktienkapitals um 6 Millionen auf
16 Millionen beſchloſſen, worden war, wobei es der Verwaltung
über=
laſſen blieb, die Erhöhung zu dem ihr geeignet erſcheinenden Zeitpunkt
durchzuführen, werden nunmehr die 6 Millionen neuen ab 1. Januar
1923 dividendenberechtigten Aktien von dem Bankhaus Gebr. Bonte in
Berlin mit der Verpflichtung übernommen, 5,75 Millionen den
Aktio=
nären 2 zu 1 zu 3000 Prozent zuzüglich Bezugsrechtsſteuer und
Stem=
pel anzubieten.
Inag, Induſtrie=Unternehmungen A.=G.,
Er=
langen. Die Generalverſammlung genehmigte die vorgeſchlagene
Dividende von 7 Prozent auf die Vorzugsaktien und 60 Prozent (20
Prozent) auf die Stammaktien, ſowie die Erhöhung des Aktienkapitals
von 70 auf 200 Millionen. Den Aktionären wird auf eine alte Aktie
eine neue zu 200 Prozent angeboten, 50 Millionen ſind zu
Angliede=
rungszwecken, der Reſt iſt für Werksfreunde beſtimmt.
* Deutſcher Eiſenhandel A.=G., Berlin. Die
General=
berſammlung genehmigte die vorgeſchlagene Dividende von 75 Prozent
und die Kapitalserhöhung um 200 Millionen Stammaktien. Das
Aftienkapital wird nach durchgeführter Erhöhung 300 Millionen
Stammaktien und 50 Millionen Vorzugsaktien betragen. Von den
neuen Aktien werden 100 Millionen als Schutzaktien zu Pari begeben,
die nur mit Genehmigung des Aufſichtsrats übertragen werden dürfen.
50 Millionen bleiben zu Pari zur Verfügung der Verwaltung, die ſie
zum Teil zu Angliederungszwecken, zum Teil zur Begebung an
Liefe=
ranten gemäß Lieferungsvertrag verwenden wird. 50 Millionen gehen
an ein Konſortjum zu 3000 Prozent plus Speſen und werden von
die=
ſem den Aktionären zu 3500 Prozent zuzüglich Bezugsrechtsſteuer 2 zu 1
angeboten. Die Geſellſchaft glaubt, auch auf das erhöhe Aktienkapital
eine angemeſſene Dividende vorſchlagen zu können.
-d- Vom Stinneskonzern. Der Stinneskonzern, der bei
ſeinen vertikalen Ausdehnungsbeſtrebungen Kohle, Eiſen und
Elektrizi=
tät, Wälder, Papierfabrikation und Zeitungen, Schiffahrtslinien und
Hotels zuſammenfaßt, bemüht ſich jetzt um eine Monopolſtellung im
Berliner Fremdenverkehr. Der Konzern will die Vermietung von
Hotelzimmern bereits auf den Berliner Bahnhöfen unter Ausſchaltung
des direkten Verkehrs der Hotels mit den Gäſten in die Hand bekonmen.
Das Unternehmen, das den Namen „Kongreß= undVerkehrsſtelle” tragen
ſoll, würde eine weitere Verteuerung der Hotelpreiſe für die Gäſte
bringen, da 10 Prozent des erſten Tageslogis dieſer Organiſation
zu=
fallen ſollen. Die Berliner Hotelbeſitzer lehnen die Bildung dieſer
Or=
ganiſation ab und wollen mit allen Mitteln gegen das Monopol
vor=
gehen.
h. J. H. TempelA.=G. Kaffee=Import u. Kaffee=
Graß=
öſterei Frankfurt a. M. Die G.=V. beſchloß die Verteilung von
40 Proz. Dividende. Außerdem wurde beſchloſſen, das Aktienkapital auf
14 Millionen Mark zu verdoppeln. Die neuen Aktien werden den alten
Aktionären im Verhältnis von 2:1 zum Kurſe von 250 Prozent
ange=
boten. Das Unternehmen iſt im neuen Geſchäftsjahr bis jetzt gut
be=
ſchäftigt.
Warenmärkte.
w. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
—85000 Mk., Roggen
treidebörſe vom 7. März: Weit
78—80 000 Mk., Sommergerſte 58—70 000 Mk., Weizenmehl, ſüdd.
Spe=
zial, 140—175 000 Mk. bei Waggonbezug ab Mühlenſtation,
Roggen=
mehl 110—120 000 Mk., Weizen= und Roggenkleie 40—45 000 Mk.
Ten=
denz: flau.
Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
herrſchte heute wieder eine recht matte Haltung. Es beſtehen vielfach
Abnahmeſchwierigkeiten für die Kontrakte, und dem vielſeitigen
An=
gebot ſteht keine nennenswerte Kaufluſt gegenüüber. Die Getreid= erfuhren unter dieſen Verhältniſſen erneut erhebliche Abſchläge.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 7. März. Nachdem im
henti=
gen Frühverkehr die Deviſen ſchon etwas ſchwächer waren, ging das
Niveau unter ziemlich ſtarkem Angebot aus Geſchäftskreiſen, die lieber
an ihren Warenbeſtänden als an ihrem Deviſenbeſitz feſtzuhalten ſcheinen,
an der Börſe weiter zurück. Der Dollar wurde amtlich 20 500 notiert
und gab nachbörslich noch weiter nach. Hand in Hand damit hat ſich
das Angebot am Effektenmarkt weſentlich verſtärkt, und es ſcheint, daß
bedeutende Betriebsreſerven, die in Effekten angelegt worden ſind
reali=
ſiert werden. Aber auch das Publikum ſchritt zu Verkäufen in großem
Stil, ſo daß die Börſe bei geringer Interventionsneigung infolge der
ungewiſſen wirtſchaftlichen und politiſe
in ſehr ſchwacher und
luſtloſer Haltung verkehrte und die Baiſſe ſich in verſtärktem Maße
fortſetzte. Auf Grund der erſten, ſtark abgeſchwächten Kurſe beſtand
ge=
ringe Kaufneigung, ſo daß ſich die Kurſe zum Teil leicht erholen konnten,
jedoch ſchloß man ſpäterhin wieder in luſtloſer Haltung.
Der Rentenmarkt lag im Einklang mit der Haltung der Deviſen
ausgeſpro hen ſchwach, zudem verſtimmte bei türkiſchen Werten der
ab=
lehnende Standpunkt der Angoraregierung. Türkiſhe Fonds gaben
bis zirka 10 000 Prozent nach, II. Bagdad ſchloſſen mit 22 000 Prozent
10 000 Prozent unter dem letzten Kurs. Von Ungarn verloren
Gold=
rente 11 500 Prozent, Baltimore=Aktien gaben 20 500 Prozent nach,
Hproz. Tehuantepee verloren mit 180 000 Prozent 70 000 Prozent.
An den großen Märkten exſtreckte ſich die Baiſſe auch auf die
Groß=
werte des Montanmarktes, die an den letzten Börſen noch
verhältnis=
mäßig ſich gehalten hatten. Deutſch=Luxemburger verloren 19 000
Pro=
zent, Gelſenkirchen 17 000 Prozent Harpener 13 000 Prozent, Phönig
12000 Prozent, Rheinſtahl. 9000 Prozent. Von Oberſchleſiern gaben
nach Oberbedarf um 3000 Prozent, Caro um 5500 Prozent, Laura um
1500 Prozent, waren alſo noch verhältnismäßig gehalten.
Der Chemiemarkt eröffnete ausgeſprochen ſchwach und gab im
Ver=
lauf eher noch weiter nach. Anilin .I. 4500 Prozent, Griesheim ./. 4600
Prozent, Elberfelder „I. 3000 Prozent, Goldſchmidt „). 5000 Prozent,
Rütgers „. 10 000 Prozent. Beſonders ſchwach lagen Anglo=Guano,
die 40 000 Prozent einbüßten. Rhenania 14 500 Prozent ex.
Bezugs=
recht.
Am Elektromarkt waren die Rückgänge weniger groß, beſonders
ſchwvach Siemens u. Halske „/. 15 000 Prozent, und Felten u. Guillegume
5500 Prozent.
Maſchinen= und Metallaktien waren ebenfalls angeboten, Hirſch
Kupfer „I. 5000 Prozent Metallgeſellſchaft beſonders ſchwach 16 500
Prozent, Deutzer Gas 12000 Prozent, Pokorny „f. 3300 B. rat.,
da=
gegen Daimler nach dem letzten ſcharfen Rückgang + 500 Prozent und
Karlsruher Maſchinen + 2500 Prozent.
Bankaktien gaben gleichfalls nach, jedoch waren die Einbußen
weni=
ger bedeutend. Deutſche Bank konnten von dem erſten Rückgang im
Verlaufe wieder etwas einholen. Schwach Metallbank, die wieder 5000
Prozent nachgeben mußten.
Der Einheitsmarkt lag überwiegend ſehr ſchwach, nur einige Werte 1 Aktiengeſ. ſür Anilinfr. /21000.—
waren leicht erhöht. Beſondere Rückgänge Eiſenmeher „/. 17 000
Pro=
zent, Hydrometer 12 500 Prozent, Ettlinger Spinnerei 11000
Pro=
zent, Wegelin Ruß „/. 11000 Prozent, Mannheimer Oel 12000
Pro=
zent, Faber Blei
16 400 Prozent, Veithwerke „/. 11000 Prozent, Bismarckhütte . . . . ..
Bayer. Spiegelglas 1. 9000 Prozent, Rodberg trotz der Kapitals= Braunkohlen=Brikett ..
erhöhung I. 6000 Prozent, Sinalco „I. 9500 Prozent, Lutz ./. 7000
Pro=
zent uſw.
Im Freiverkehr beſtand gleichfalls erhebliches Angebot, und die
Kurſe gaben im Börſenverlauf weiter nach, Apo 10 000 Prozent, Becker
Stahl 12 000 Prozent, Becker Kohle 11 500 Prozent, Benz 11 000
Pro=
zeut, Brown Boveri 7000 Prozent, Elberfelder Kupfer 8500 Prozent,
Frankfurter Handelsbank 1175 Prozent, Gummi Neckar 2500 Prozent,
Hanſa Lloyd 7000 Prozent, Inag 13—12 000 Prozent, Karſtadt 2800
Prozent, Kreichgauer 2100 Prozent, Knodt Metall 8500 Prozent,
Krü=
gershall 14 500 Prozent, Mez Söhne 7000 Prozent, Petroleum 25 000
Prozent, Laſtauto 4000 Prozent, Tiag 5500 Prozent, Ufa 7000 Prozent,
Entrepriſes 80 000 Prozent.
w. Frankfurter Abenddeviſen vom 7. März. Die
Stimmung blieb auch im Abendverkehr ſchſvach, da die Abgabeneigung
anhielt. Die Preiſe unterlagen aber ſpäterhin nur mäßigen Schwan= Geſ. f. elektr, Untern. „
tungen. Dollarnoten 22 400, Polennoten 48 London 90 000, Paris Halle Maſchinen ....."
1240, Brüſſel 1080, Neu=York 20 300, Holland 8100, Schweiz 3820.
w. Berliner Börſenſtimmungsbild. Nach den ſta
Kursrückgängen vom Montag iſt heute an der Börſe eine ruhigere
Be=
urteilung der geſamten politiſchen und wirtſchaftlichen Lage eingetreten,
wozu auch die eindrucksvollen Darlegungen des Reichskanzlers
beigetra=
gen haben. Das ſtarke Angebot aus den Kreifen des Publikums un
des Warenhandels hat jedenfalls aufgehört. Wenn auch
verſchiedent=
lich noch Verkäufe, beſonders am Montanmarkt, ſtattfanden, waren fie
doch nicht umfangreich und begegneten, wenigſtens zu Anfang,
geſtei=
gerter Kaufluſt der Börſenſpekulanten, die bereits verſchiedentlich
Deckun=
gen und Rückkäufe vornahmen. Die Kursbildung war uneinheitlich.
Es überwogen zumeiſt Abſchwächungen von 2(00 bis 3000 Prozent und
darüber, die ſich ſpäter allerdings etwas erhöhten. Demgegenüber
blie=
ben die Kurserholungen ungefähr in dem gleichen Ausmaß in der
Minderheit. Die am Deviſenmarkt nach langer Stagnation eingetretene
leichte Kursſenkung bewirkte für Valutapapiere, namentlich für
Un=
gariſche Goldrente, Kanadas und Otavi, bei weſentlichen Einbußen ei
erneutes Anhalten der Verkaufsneigung. Heimiſche Rentenwerte wieſen
eine verhältnismäßig behauptete Haltung auf. Bei der beſtehenden
Zurückhaltung nahm das Geſchäft einen größeren Umfang wvieder nicht
an. Für die zu Einheitskurſen gehandelten Induſtriewerte überwiegen
die Verkaufsaufträge.
w. Deviſenm iekt. Frankfurt a. M., 7. März.
Held Antwerpen=Brüſſel:..... Holland .. .......... .... .... London ...................." W Paris .................... 373 38i Schweiz...................." 1219 Spanien ..................."Italien ...................." 1077 Liſſabon=Sporto. . . . .. . . Dänemark . .... Norwegen ................. Schweden .. . . . . . . . . .. ... ..." Helſingfors ................." New=York .................." Deuttſch=Sſterreich (abg.). . . . .. 28. Budapeſt.. . . . . . . . ... ..... .." 12 G.26 1 Prag ...................." 669.50 611.50 Agram. . . . . . . . . . . . . . . . ....."
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415% Vl.—K. 95.— 93.— 88.— 88.— Sparprämienanleihe ........." 315.— 299.— 3%0 Preuß. Konſols ........" 275.— 225.— 733%, „ .:- 155.— 155.— ......... 326.— 300— 4%. Bab. Anl. unk. 1935... .. . 170.— 130.— v. 1907......
2e 4½ Bahern Anleihe ......... 230.— 210.— ......... 230.— 120.— 4%. Heſſen unk. 1924 ........ 13.— 135.— 3½% „ . — G. 120.— ..........." 150.— 120.— 42 Württemberger .. 135 145 b) Ausländiſche. 3 Bosnien L.=E.=B. v. 1914 12500.— „ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914 4½% „ b. 1902.......... 5350. .. 5% Bulgar. Tabak 1902 ..... 45 000.- 37000.— 1½% Britech. Monopol .... 4½2% Oeſt. Staatsrente v. 1913 ab 1918 ......"
.. 10500. 4½%. Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr. 60 000.— b. 1914 ................. 4 Oeſt. Goldrente ......... 4% „ einheitl. Rente ....." 5% Rum. am. Rente v. 03 .. 7500.— 7000 4½% „ Goldrente v. 13 ... 16 750.— 12500.— 499 „ am. „ konv. ...." 6900.— 4000.— „ „ „ v. 05 ... 7200.— 5000.— Türk (Admin.) v. 1903 .. 38 000.— „ (Bagdad) Ser. I II .. 32 000.— „ v. 1911, Zollanl. .. 32500.— 26000— 0 Ung. Staatsr. b. 14... — Goldrente . 71000.— 69 000— „ Staatsr. v. 10.... 12000.— 14 000.— Kronenrente .....! 12000.— 7500 —
Frankfurter Kursbericht vom 7. März 1923.
Außereuropäiſche.
5 Mexik. amort. innere. . . .
konſ. äuß. v. 99 ..
Golb v. 04. ſtfr. ..
konſ. innere
Frrigationsanleih=
2 Tamaulipas, Seriel ...
Oblig. b. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . ..
ſg Gal. Carr Lublv.=Bahn
5 Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
26c Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
26Neue ..
42 Oeſt. Staatsb. v. 1888 ..
6 Deſt. Staatsb. 1. b. 8. En.
. „ 9. Em. ...
325 000.
4000.— 2800.—
3200.—
220
34000— 31 000.—
1600.—
43 000.— 41500.—
39000.— 35 000.—
4500.— 3600.—
58100.— 60 000.—
42000.—
Oblig. v. Transportauſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb v. 1885 ...
3%0 Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz
„ v. 1895 ..
4% Rudolfb. (Salzkammerg.).
4½½ Anatolier I............"
3% Salon Conſt. Jonction.. .
3½% Salonique Monaſtir ......"
5% Tehuantepee ............"
4½% „ „..
Pfandbriefe.
Frankf. Hyp.=Bank 1920...
Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
%5 Mein. Hhp.=Bank 1922 ...
„ 1922...
48 Pfülz.
4% Rhein. „ 1923 ...
verl.
3½%0
4% Südd. Boben=Creb.=Bank
München 1906 ........
4% Heſſ. Ldhyv.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Hefſ. Ldhyp. Kom. Obl.. ..
Deutſche Städte.
40 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
% Darmf v. 1905 ......."
4%0 Fronkfurt v. 1913 .......
„ b. 1903 ......
420 Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Banlverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank ............"
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ......
Disconto=Geſellſchaft . . . . . . ...
Dresdener Bank ............
Frankfurter Bank ..........."
Metallbank. . .. . . . . . . .......
Mitteldeutſche Creditbank ....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. .. . . . .. . . ..."
Rhein. Creditbank ........"
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverei .......
Berowerks=Aktien.
Berzelius........."
Bochumer Bergb. .... . ..
Buderus. .. .. . . . . . .. ... ..
Dt. Luxemburger ... . . . . . ....
Eſchweiler, Berowerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Bergw. .......
Harpener Berabau ........."
Kaliwerke Aſchersleben ......"
Weſteregeln ......."
Lothringer Hütte............"
Mannesmann Nöhren........"
Oberbedarf ................."
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......
Phönix Bergbau ..........."
Rhein. Stahlwerke ........"
5. 3.
53 000.—
56000—
1690.—
3800—
39500.—
19500.—
257000.
120.-
115.—
16.-
115.
115.—
159.—
80.—
105.—
5600.—
4030.—
42000.—
7500.—
7150.—
2—
6000.—
1000.—
10000.—
6900.—
5000.—
38 100.—
5900.—
90650.—
7050.—
7000.—
6000.—
17000.—
59 600.—
27500.—
74 000.—
62 000.—
59 000.—
120 000.
30 000.—
35000.—
52 000.—
33 000.—
27 000.—
60 000.—
54000.—
7.3.
50 000.—
2000.—
34000.—
16400.—
180 000.
120.
95.50
95.—
125.
9.—
116.—
120.—
90.
1.
5500.—
3600—
34000—
5900.—
6100.—
18000.—
4500.—
—
8500.—
5500.—
5000.—
31 000.—
4800.—
875.—
7010.—
4000.—
6400.—
5900 —
15000.
55 000.—
60 000.—
52000.—
19700.
27000.—
31500.—
29 000.—
13000.—
29 000.—
21500.-
48 000.—
45 000.—
Bergwverks=Aktien (Fortſ.)
Riebeck Montan.. . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte. . . . . . . . .."
Aktien induſtr. Nnternehmung.
Brauereien
Henninger Lempf=Stern .. . . .."
Löwenbräu München ......."
Schöfferhof (Binding) ........ 8000.—
Verger ......
...."
Akkumulat. Berlin .........
Adler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleyer).......
A. E. G. Stamm. . ... .. .....
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim) ..
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ......."
Bad. Uhrenfabr. Furtwuangen.
Baſt Nürnberg ..........."
Bahriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel Caſſel) ......."
Bergmann El. Werke ...... ..
Bing. Metallwerke. .........
Blei= u. Silberh. Braubach ...
Brockhues, Nieder=Walluf. . ...
Sementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt ........"
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ........."
Griesheim Elektron ....
Weiler ter mer ........"
Daimler Motoren
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin,
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dingler, Bweibrücken ......."
Dresdener Schnellpreſſen .....
Dürkoppwerk (Stamm).......
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof E Widm. Stamm..
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
Eiſenwerk L. Meher jr. ... . .."
Elberfelder Farb. v. Baher ...
Elektr. Lieferungs=Geſ........
Licht und Kraft ......"
Elſäſſ Bad. Wolle.. ........ . .
Emag, Frankfurt a. M. ......"
Emaille & Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke ..."
Eßlinger Maſchinen .....:.."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh., Bleiſtift.. . . ...."
Fber & Schleicher ..........
Fahr, Gebr., Pirmaſenz..
Fe ten E. Guilleaume, Carlsiv.
Fei mechanik (Fetter) ...
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
ranifurter Gas... . . . .
Fran furter H
Flf. Maſch. Pokornh & Wittek.
Fuchs. Waggon Stamm..
— B. 16 000.— 11300.— 11000.— 17 000.— 11500.— 13900.— 10 000.— 67 100.— 50 000.— 22 000.— 19 000.— 9000.— 8500.— 15500.— 14 100.— 27 000.— 27 000.— 1 6600.— 6000.— 29500.— 19 000.— 13 000.— 10 000.— 55 000.— 44000.— 34 900.— 18500.— 8500— 5200.— 8000eR. 24000.— 1 114500. 9000.— 7000.— 10000.— 32 000.— 29000.— 12300. 9000.— 10500.— 8500.—
Ganz, Ludwig, Mainz ....
Geiling & Cie. ..
Gelſenkirchen Gußſtahl,
Goldſchmidt Th.. .......
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach .... /41000.— 138000.—
Gummiw. Peter ..........."
Hammerſen (Osnabrück)......
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Hehligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . .......
Hindrichs=Auffermann ......."
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . . . . .
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ........"
Holzmann, Phil. ....."
Holzverk Induſtr. . ....
Hotel A.=G., München ..
Hydrometer Breslau. .. ... .."
Junghans Stamm. . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen . . . . . . . ."
Klein, Schanzl. & Becker ....."
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher & Co. ...........
Lech Augsburg ............."
Lederw. Rothe ............. 180000.—
Lederwerke Spicharz ........"
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallw........"
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ........"
Metall ſvorm. Dannhorn) Nrbg.
Meyer, Dr. Paul... ..
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . .. ..
Motorenfabr. Deutz .........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . ..
Nieberrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran furt a. M. ...
Pfälz. Nähm., Kahſer ......."
Philipps A.=G....... .. .. . ...
Porzellan Weſſel..........."
Reiniger Gebbert & Schall
Rhein. Elektr. Stamm. . ..
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge .......
Rhenania, Aachen ........
Niedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin ...........
Rütgerswerke ..............."
Schleußner (Frankfurt a.M.) ..
Schneider & Hanau
Schnellpreſſen Frankeuthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . . .
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ..
5. 3.
10 000.—1 7300.—
20 000.—
23 000.—
9000 — 8000.—
10 000.—
35000.—
25 000.— 19 000.—
11200.—1 9500.—
24 000.—
—6.
36 000.— 30 000.—
9300.— 6100.—
21 203.— 18 100.—
7500.—
18000.—
44500.— 32000.—
10500.—
8600.— 9000.—
6000.—
13 500.—
24 000.—
7000.— 5250.—
33 500.—
18800.—
17 000.— 14900.—
6900.—
20 000.—
6200.—
10 000.—
8800.—
12000.— 10 100.—
13 000.—
10 000.— 10000.—
24 000.— 18750.—
27 000.— 120 000.—
11000.— 10000.—
16 000.— 15 200.—
15 500.— 13 000.—
20 000.— 15 000.—
24500.— 23 000.—
15000.— .
17 000.
14 560.—
41000.—
21200.—
7. 3.
9400.— 8200.—
15000.—
19 800.—
8500.—
28 000.—
17000.
— B. /10 000.
12000.—
855‟
15 900.
8000.— 7060.—
15 200.— 12100.—
13 000.—
5500.—
19000.—
75 000.—
— B./14000.—
21000
5100.—
17000.—
5600.—
7000.—
7100.—
36 000.— 24 000.—
10900.—
9600.—
12800.— 9500.—
13 000.—
12000—
29 000.— 20 200.—
5200.
111000.—
10600 —
35 000.
11 100.—
Schuhfabrik Herz
Schuhf. Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff ..........
Sichel & Co., Mainz ........."
Siemens Elektr. Betriebe ...."
Siemens Glasinbuſtrie ......."
Siemens & Halske .........."
Süddeutſche Immobilien ...
Thüringer elekt. Lief.-Geſ., Gotha
Uhrenfabril Furtwängler .....
Veithwerke in Sandbach
Verein f. Chem. Induſtr. Mainz
Verein. deutſch. Olfabr. Mann
Gummifabr. Bli.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin ..........!"
Zellſtoff, Berlin. . . . . . ."
Vogtländ. Maſch. Vorzüge::..
Stämme. ..
Voigt & Haeffuer Vorzüge ....
Stämme. .
Voltohm Seil ...............
Wahß & Frehtag ............"
Wegelin Rußfabrik ..........
Zellſtoff Waldhof Stamm. . . . ."
Zuckerfabr. Waghäuſel ......."
Frankenthal ......"
eilbronn ........"
Offſtein „...
Rheingan ......."
Stuttgart ..
5. 3.
8900.— 5500.—
10000.— 7000.—
19500.— 6100.—
4120.— 3500.—
7.3.
9590.— 8300.—
36 000.—
62 000.— 47000.—
3500.—
12000.— 10 000.—
Kauuhe
Schantung E. B.
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ...
Hapag (Paketfahrt) ......."
Nordd. Llohd ..............."
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
nnnotierte Aktien.
Beckerkohle.
......
Beckerſtahl .
.........
Benz..
„..
Brown Boveri .............
Cont. Handelsbank .........."
Hanſa Llohd ..............."
Jnag... . ............ .......
Kabel Rheybt ...........
Karſtadt N. ................"
Mansfelder ................."
Petroleum, Dtſche. . .........
Naſtatter Waggon ..........."
Stöckicht=Gummi ............"
Text. Ind. (Barmen (Tiag) ..."
Ufa
10200.—
37 000.—
Na.
12000.—
25 000.—
12000.—
1505.—
11000.—
8000.— 7000.—
1500.— 10 200.—
25000.—
11000.—
39 000.— 28000.
20000.— 17000.—
11600.—
10 200.—
12000.—
12100.—
12000.— 10000.—
26 000.
9000.—
20 000.—
10000.—
20 000.—
25 000.— 16500.—
10500.—
1000.
24 000.—
9500.—
10 000.—
10000.—
100/0.—
11000.
111000.
8970.—
500.—
Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf
Dampfkeſſel Rodberg. . ...
Helvetia Konſervenfabrik. . . ..
Gebr. Lutz
Motorenfabrik Darmſtadt ...
Gebr.
Velnneth & Ellenberger ..
40 060.—
21600.—
16 000.—
18000.—
16 000.—
8000.
3300ex.
9000
15 005.—
3800.—
30 000—
8000.—
6000.—
8000.—
9995.— 10005.—
7000.— 9000.—
37945.— 37355.
8000.— 10 000
11000.— 13060.—
000
32000.—
17 000.—
140000
12000.
12000.
8000.
1300.—
7000.—
12/13000
16 000.—
2300.—
28000.—
6000.
5000.—
5000.—
Angeb.
5.— 6505.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
RIEDRICH ZAUN
Aktien / Renten / Deuisen / Söften
Darmstadt
Luisenplatz
Seite 8.
Darmſtädier Tagblatt, Donuerstag, den 8. März 1923.
Rummer 66.
Palast- Lichtspiele
— Ehrenschuld —
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Gertrud Welker, Olaf Fönss
Ein puhiger Tag
Amerik. Goldwun-Komödie in 2
Lurngemeinde Darmſtadt 1846.
Samstag, 10. März, abends 8 Uhr,
Wiederholung des Familienabends
zum Beſt. der Darmſtädt. Rothilfe u. Ruhrhilfe
Aufführung der Operett
„Verliebte Leute
18 Mann Orcheſter! 28 Mitwirkende!
B Sämtliche Plätze ſind numeriert —n
Eintrittskarten: Sperrſitz 800 ℳℳ, Saal I
600 ℳ, Saal II 400 ℳ, Balkon 1000 ,
Gallerie 600 ℳ,
Vorverkauf: beim Hauswirt Parfümerie
Müller, Rheinſtr., Zigarrengeſchäft
Wamſer Nachf., Ballonplatz 6.
Saalöffnung 7 Uhr!
(1910
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Tolkshochschule „Darmstadt.
Zwei Vortragswochen.
DU SOLLST!
11. März, 11:/, Uhr: Beethoren-Brahms=
Morgenfeier.
12.—16. März, 8 Uhr: Bürgel: „Da und
das Weltali‟
17. März. 3/g, 6, 8 Uhr: Film: Der Ham
burger Hafen.
18. März, 11½, Uhr: Heine-Schnmann-
Morgenfeier.
19.—23. März, 8 Uhr: Resch: Das
kom=
mende Geschlecht.
25. März, 11½/, Uhr: Hermann Löns-
(1945
Morgenfeier.
Ueber Kartenverkauf siebe Anschlagtafeln
Wochenzettel und Tagespresse.
Nun
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Bratſchellfiſch .. . . . p. Pfd. Mk. 600
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die Mitglieder dringend
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umgehend an eas
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Nr. 45, nachmittags
von 3—7 Uhr.
abzu=
führen. Der Beitrag
beträgt für die
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nate Januar bis März
Mk. 200.—. Größere
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(1937
zuzahlen.
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und Samstag trifft
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ein, ſehr billig. (*6394
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geſtattet.
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Genau auf
Haus=
nummer achten.
Schreib=
Maſchinen
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freilich ohne Berückſichtigung der im
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meiſt rückwirkend gleitenden Ausgaben
nur etwa die Hälfte.
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fprunghaft ſteigernden Milliardenbeträge an
Unkoſten, Gehältern und Löhnen
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ſchiebbare Preiserhöhungen. Man ſichere
ſich alſo von dieſer Edelnahrung eine eiſerne
Ration zu jedem Preiſe, denn Schokoladen, die
ſich lange aufbewahren laſſen und mit der
Dauer der Ablagerung an Geſchmacksfeinheit
zunehmen, ſodaß es nichts Köſtlicheres gibt
als einen jahrealten Brocken, bedürfen
einer langwierigen Durcharbeitung und
müſſen daher bald
viel teurer werden.
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Darmſtadt, den 7. März 1923. (st1939
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einzubehaltende Betrag von 10% (1934
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Haushalt befindliche Ehefrau bei
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chentlicher Lohnzahlung um 192 ℳ,
bei monatlicher Lohnzahlung um 800ℳ,
für die zur Haushaltung zählenden
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derjährigen Kinder um wöchentlich
960 ℳ, monatlich 4000 ℳ,
für die ſogenannten Werbungskoſten um
wöchentlich 960 ℳ, monatlich 4000 ℳ.
Darmſtadt, den 6. März 1923.
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