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Nummer 62
Sonntag, den 4. März 1923
Einzelnummer 175.00 Mk.
Pfarrer Korell ausgewieſen.
Koblenz, 3. März. (Wolff.) Der
Reichstagsabge=
ordnete Pfarrer Korell (Nieder=Ingelheim) iſt mit
ſo=
fortiger Wirkung — ſeine Familie binnen vier Tagen —
von der interalliierten Rheinlandkommiſſion aus dem beſetzten
Gebiet ausgewieſen worden, und zwar ausdrücklich nicht
wegen irgendwelcher angeblicher Vergehen gegen die
widerrecht=
lichen franzöſiſch=belgiſchen Sanktionsverordnungen, ſondern
wegen ſeiner Eigenſchaft als Abgeordneter.
*
EU. Mainz, 3. März. Der 66 Jahre alte Präſident
Mar=
tini der Eiſenbahndirektion in Mainz iſt von den Franzoſen
ausgewieſen worden. Er iſt ſeit dem vergangenen Jahre
im Ruheſtand.
Aachen, 3. März. (Wolff.) Der Direktor Karl
Honig=
mann von der Zeche „Nordſtern” iſt geſtern von den
Be=
ſatzungsbehörden verhaftet worden.
Aachen, 3. März. (Wolff.) Der Generaldirektor Dr.
Weſtermann vom Vorſtand des Eſchweiler Bergwerksvereins
in Kohlſcheid iſt geſtern nachmittag von der Beſatzungsbehörde
ſeines Amtes enthoben worden. Die Direktoren
Treutler und Alfred wurden verhaftet. Da die
Ver=
haftungen morgens um 8 Uhr noch nicht aufgehoben waren, iſt
die ganze Belegſchaft in einen Proteſtſtreik getreten.
Koblenz, 3. März. (Wolff.) Im Zuſammenhang mit
der Beſetzung des Telegraphenamtes ſind 88 Poſtbeamte
von den Franzoſen in das unbeſetzte Gebiet
abtranspor=
tiert worden. Der Vertreter des Reichspoſtminiſters beim
Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete, Oberpoſtrat Orth,
iſt gleichfalls ausgewieſen worden.
Vom Tage.
Das Wahlprüfungsgericht beim Reichstag iſt
zu=
ſammengetreten, um von den oberſchleſiſchen Wahlen das Ergebnis
Zentrumsabgeordneten Ehrhardt, Ulitzka und Zipper, der
deutſchnatio=
nale Abg. Wolf und der Sozialdemokrat Okonsky. Das
Wahlprüfungs=
gericht fällt die Entſcheidung, daß die Wahlen als gültig zu erklären
ſeien.
kontrolle zu erleichtern.
zöſiſche Truppen hat die badiſche Regierung im Laufe des
geſtrigen Vormittags Stellung genommen.
Die bei der Bevölkerung umlaufenden Gerüchte von der
Beſet=
zung anderer badiſcher Städte entbehrt jeden
Be=
gründung.
Wie amtlich mitgeteilt wird, iſt am Samstag früh um 7 Uhr der
Hauptbahnhof von Eſſen beſetzt worden.
Die Pariſer Morgenpreſſe veröffentlicht eine Meldung aus
Düſ=
ſeldorf, nach der Polizeiwachtmeiſter Moch in Eſſen
var=
haftet wurde, als er eine unerlaubte Telephonleitung au eine
Militär=
leitung anſchließen wollte. Die Blätter greifen dem Gerichtsverfahren
mit der Vorausſage vor, die Tat werde wahrſcheinlich mit dem Tod
beſtraft werden.
Die polniſchen Zeitungen bringen die öffentlichen
Geſtellungs=
befehle für die Reſervejahrgänge 1883—1899 zu einer
zweimonatigen Uebung; ferner für ſämtliche Reſerveoffiziere, Aerzte.
Ingenieuve und Intendanturbeamten der Jahrgänge bis 1897. Die
Einberufungsorders gelten für alle Mannſchaften vom gemeinen Mann
bis zum Kapitän.
Dollarkurs in Frankfurt am 3. März,
abends ½a7 Uhr: 22800.
Beſetzung der Hafenanlagen von Karlsruhe und Mannheim.
* Darmſtadt, 3. März. Die ſeit Wochen immer wieder
hartnäckig auftauchenden Gerüchte von der Beſetzung Darmſtadts
durch die Franzoſen ſind Samstag früh, wenn auch nur zu einem
geringen Teil, zur Tatſache geworden. Im Laufe des Freitag
fanden im Griesheimer Lager erhebliche Truppenbewegungen
ſtatt. Unter anderem ſind 15 bis 20 Laſtautos mit
fran=
zöſiſcher Kolonialinfanterie im Lager eingetroffen.
Die Grenze des bisher beſetzten Gebietes, die etwa in der Mitte
der Chauſſee Griesheim-Darmſtadt war, war ſchon ſeit der
Ruhrbeſetzung verſchoben bzw. aufgehoben worden.
Schilder=
haus und Schlagbäume waren entfernt, dafür waren ſtändige
Patrouillen bis hart an die Stadtgrenze vorgedrungen, alſo bis
zum Bahnhofsgelände. Aus der Tatſache der
Truppenbewegun=
gen am Freitag wurde allgemein auf einen weiteren
Vor=
narſch der Franzoſen geſchloſſen. Man behielt die
Zu=
fahrtswege im Auge und die Behörden trafen dementſprechend
ihre Maßnahmen. Während der ganzen Nacht waren
Ka=
balleriepatrouillen zwiſchen Griesheim und
Darmſtadt unterwegs.
Samstag früh rückte dann gegen ½6 Uhr eine
Kom=
bagnie farbiger Infanterie mit wenigen Trainwagen
und leichten Maſchinengewehrzügen von Griesheim kommend
nach Darmſtadt vor, ſchwenkte an der Eiſenbahnbrücke an der
breiten Allee links ab und marſchierte zum Güterbahnhof, zum
Elektrizitätswerk und den Werkſtätten am Dornheimer Weg.
Gegen 6 Uhr wurde die Eiſenbahnausbeſſerungswerkſtatt, das
Elektrizitätswerk und das Betriebsamt von kleineren
Abteilun=
gen beſetzt. Die zur Arbeit anrückenden Arbeiter wurden
gefragt, ob ſie unter der Beſetzung arbeiten
wollten, ſie würden daran nicht behindert werden. Die
Arbeiterſchaft lehnte dieſes Anſinnen
rund=
weg ab.
Darauf wurden die Zugänge zu den Werkſtätten und zum
Elektrizitätswerk von den Franzoſen geſperrt. Die
Eiſenbahn=
übergänge am Dornheimer Weg, ſowie der Verbindungsweg, der
von jenſeits der Brücke nach Süden führt, wurden durch
Ma=
ſchinengewehre und Maſchinenpiſtolen „geſichert”. Mündung
nach der Stadt. Gegen 11 Uhr vormittags ließ der Kommandant
der franzöſiſchen Truppen den Vorſtänden mitteilen, daß der
Betrieb nicht geſtört werden ſollte, daß man den Geſamtbetrieb
und die Arbeit ruhig fortführen könne. Nichtsdeſtoweniger
be=
hielten jedoch die Franzoſen die Poſten im Betriebsamt vor der
Lokomotivwerkſtätte und im Elektrizitätswerk bei. Sie
um=
ſtellten ſpäter auch den Lokomotivſchuppen und ſperrten deſſen
Zugänge. Ebenſo wurde der Güterbahnhof von einem
Doppel=
boſten beſetzt und der Verkehr ſtillgelegt. Rangierende Loko=
Motiven waren angehalten worden und ſtehen jetzt noch auf dem
Punkt, an dem ſie angehalten wurden. Ein bei den Truppen
Lefindlicher Zivilingenieur, der ſehr genau in den Darmſtädter
Anlagen Beſcheid zu wiſſen ſchien, ſtellte an allen betriebswich=
Igen Punkten Poſten aus, angeblich, um Sabotage zu
verhin=
dern. Mehrfach im Laufe des Vormittags wurde mit den
Fran=
zoſen wegen der Fortführung des Betriebes verhandelt. Das
Ergebnis dieſer Verhandlungen war, daß der
Perſonenzugver=
lehr mit Ausnahme des Durchgangsverkehrs eingeſtellt wurde.
Es werden alſo keine Züge, die in Darmſtadt münden, herein=
Belaſſen, ebenſowenig werden aus Darmſtadt ausgehende Züge
Verausgelaſſen, was auch gar nicht möglich war, da die hier vor=
Dandenen Lokomotiven rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden
Daren. Gegen Abend wurde auch dieſe Beſchränkung zum größ=
4en Teil wieder aufgehoben.
Die Stärke der Beſatzungstruppen ſin den Darmſtädter
Bahnanlagen beträgt ungefähr 200 Mann. Außerdem hält auf
Der Chauſſee Darmſtadt—Griesheim hart unterhalb der Brücke
Eine Kavalleriepatrouille in Stärke von einigen zwanzig Mann,
De auf der Chauſſee Darmſtadt—Griesheim eine Poſtenverbin=
Lung hergeſtellt hat.
Das ganze Verhalten der Franzoſen läßt darauf ſchließen,
daß es ihnen nur darum zu tun war, den Güterverkehr,
beſon=
ders wohl, den Kohlentransport, der über Darmſtadt bzw.
Babenhauſen umgeleitet wurde, zu kontrollieren bzw.
abzufan=
gen. Das iſt ihnen nicht gelungen, denn die Transporte wurden
ſeit heute nacht beſchränkt. Es iſt ihnen auch nicht ein Waggon
Kohlen in die Hände gefallen. Die ganze „Beute” dürfte der
hier lagernde Vorrat an Betriebskoks ſein,
Die Tatſache der Truppenbewegung und der ſchließlich
er=
folgten teilweiſen Beſetzung der Bahnanlagen hat, wie das ſo
üblich iſt, zu den unſinnigſten Gerüchten Anlaß gegeben.
Be=
dauerlicherweiſe wurden derartige Gerüchte auch von
auswär=
tigen Blättern und Bureaus weitergegeben. Die Verbreiter
unkontrollierbarer Gerüchte ſind ſich meiſt nicht der Tragweite
ihres Tuns klar. Es iſt genau ſo unverantwortlich, derartig
wilde Gerüchte weiterzugeben, wie es unverantwortlich iſt, ſofort
mit Lebensmittelhamſterei zu beginnen, was auch geſtern
Vor=
mittag in Darmſtadt vielfach geſchehen iſt. Erfreulicherweiſe
be=
hielten die meiſten Geſchäftsleute ruhige Ueberlegung und gaben
Lebensmittel nicht in größeren Mengen ab.
Wie wir weiter erfahren, treffen die Gerüchte, die von einer
Beſetzung des Rangierbahnhofs Kranichſtein wiſſen wollen,
nicht zu.
Die Schupo hat geſtern nachmittag Darmſtadt verlaſſen.
Gegen abend wurde der Güterbahnhofspoſten
von den Franzoſen zurückgezogen und die Poſtierung an
der Griesheimer Chauſſee etwas zurückgenommen.
Ein neuer Rechtsbruch.
* Karlsruhe, 3. März. (Priv.=Tel.) Heute morgen iſt
eine kriegsſtarke franzöſiſche Abteilung über die Rheinbrücke bei
Maxau geritten und nach dem Rheinhafen gezogen.
* Karlsruhe, 3. März. (Priv.=Tel.) In
Maximi=
liansau und Wörth ſind nach vorliegenden Meldungen
heute vormittag neue Truppen angekommen und wurden
dort in Wirtſchaften, Sälen und Schulen untergebracht. Es
handelt ſich um einige franzöſiſche Kompagnien Infanterie,
Kavallerie und ſonſtige Truppen. Ueber die Abſichten der
mili=
täriſchen Bewegung liegen bis jetzt noch keine authentiſchen
Mel=
dungen vor.
* Karlsruhe, 3. März. (Priv.=Tel.) In Mannheim
wie in Karlsruhe werden die Hafenanlagen und
Lager=
häuſer ſyſtematiſch abgeſchnürt. Der Warenverkehr
iſt bis auf weiteres unterbunden. Die Abfuhr von
Lebens=
mitteln, Mehl und dergleichen wird als möglich erachtet, wenn
den franzöſiſchen Zollbeamten 10 Prozent des Warenwertes als
Steuer ausgehändigt wird
* Mannheim, 3. März. Die Franzoſen beſetzten
heute früh das Zollamt und das Hafengebiet und
be=
ſchlagnahmten in der Neckarvorſtadt zwei
Schul=
häuſer für die Beſatzungstruppen. Man glaubt,
daß die Franzoſen ihre Tätigkeit nur auf das Hafengebiet
be=
ſchränken werden. In dem Stadtinnern befinden ſich bis jetzt
noch keine Franzoſen. Auch das Stellwerk Lutzenbery auf der
Strecke Mannheim—Worms wurde von den Franzoſen beſetzt.
Mannheim, 3. März. (Wolff.) Es wird uns gemeldet,
daß die neue Neckarbrücke von den Franzoſen beſetzt
wurde, und daß dieſe drei Neckarſchiffe mit Salz
be=
ſchlagnahmten. Es ſind zwei franzöſiſche Kontrollboote
mit Scheinwerfern die Neckarmündung heraufgefahren. Sie
leg=
ten an der neuen Neckarbrücke an. Die Hildaſchule in der
Neckarvorſtadt iſt mit 100 franzöſiſchen Soldaten
be=
legt worden.
* Während die Darmſtädter Bahnhofsanlagen noch in der
30=Kilometer=Zone des Mainzer Brückenkopfes liegen, iſt der
Einbruch in Baden, die Beſetzung der Hafenanlagen in
Mannheim und Karlsruhe, ein neuer eklatanter
Rechts=
bruch der Franzoſen.
Die Woche.
Der böllige Fehlſchlag der bisherigen franzöſiſchen Aktion
im Wahlkreiſe 10 (Oppeln) zu pufen. Gewählt wurdeon die beginnt ſich nach und nach ſowohl auf Frankreich ſelbſt als auch
— dies allerdings nur in zunächſt eng gezogenen Grenzen —
auf die allgemeine internationale Lage auszuwirken. Daß die
wirtſchaftlichen Folgen des Ruhrunternehmens für Frankreich
Havas meldet aus Mainzi Die Operationen i. Darmnadt, ſelbſt immer fühlbarer werden müſſen, liegt auf der Hand. Vor
Mannheim und Kaulsruße haben dem Zweck, die alliierte Zoll= dem Einbruch in das Ruhrgebiet erhielt Frankreich von
Deutſch=
land allein an Kohlen jährlich rund 20 Millionen Tonnen, was
eine Jahreserſparnis von etwa 2 Milliarden Franken für die
Zu der weiteren Beſetzung badiſchen Gebiets durch fran= franzöſiſche Wirtſchaft bedeutete. Was das für die
Konkurrenz=
fähigkeit der franzöſiſchen Schwerinduſtrie bedeutete, braucht
hier nicht nochmals näher ausgeführt zu werden. Seit dem
Beginn des Ruhrabenteuers aber fallen die deutſchen
Kohlen=
lieferungen ſo gut wie völlig aus, da es bekanntlich den
Fran=
zoſen bisher nicht gelungen iſt, den Abtransport der im
Ruhr=
gebiet geförderten Kohle nach Frankreich durchzuführen. Nach
dem Ausweis der Bank von Frankreich iſt in der letzten
Januar=
woche der Banknotenumlauf um 303, der Vorſchuß an den Staat
um 500 Millionen Franken geſtiegen. Der Zinsfuß der Bons
der nationalen Verteidigung mußte vom 19. Februar ab um
ein halbes Prozent erhöht werden, weil anders die franzöſiſche
Regierung keine Möglichkeit mehr ſah, ihre Staatsanleihen
unterzubringen. Das Sinken des franzöſiſchen Franken iſt das
ſichtbare Zeichen dafür, daß die franzöſiſchen Staatsfinanzen
mehr und mehr in Unordnung geraten. Während im Dezember
noch bei der Pariſer Kohlenverteilungsſtelle der Koks 95
Fran=
ken koſtete, beläuft ſich der Preis heute bereits auf 150 bis
200 Franken und darüber. Die Kohlenlager von
Straß=
burg ſind vollkommen geleert, in ganz Elſaß=Lothringen iſt die
Kohlenverſorgung auf das Aeußerſte gefährdet und in
Lothrin=
gen mußte der größte Teil der Hochöfen wegen Koksmangels
ausgeblaſen werden. Der Eiſenbahnverkehr in Frankreich hat
erhebliche Störungen erfahren. In den lothringiſchen
Departe=
ments wird auf den Bergwerken geſtreikt und ebenſo im
Saar=
gebiet. Daß Herr Poincaré unter dieſen Umſtänden auch vor
mittelalterlichem Terror nicht zurückſchreckt, um wenigſtens den
Anſchein eines Erfolges zu wahren, kennzeichnet die franzöſiſche
Mentalität. Ob aber das unmenſchliche Vorgehen im
Ruhr=
gebiet politiſch klug war, muß nach den Nachrichten, die aus
Eng=
land kommten, doch immerhin einigermaßen fraglich erſcheinen.
Die Stimmen der engliſchen Oppoſition, die auf eine
Aen=
derung der engliſchen Haltung in der europäiſchen Politik
hin=
arbeitet, ſind durch das Vorgehen der Franzoſen in Bochum
ganz erheblich verſtärkt worden. Die Haltung der engliſchen
Regierung iſt an dieſer Stelle ſchon mehrfach eingehend erörtert
worden. Aber wenn man auch die nüchterne Berechnung der
derzeitigen politiſchen Leiter Englands durchaus richtig
ein=
ſchätzt, ſo iſt doch nicht zu verkennen, daß auch dieſe mit der
Maſſenſtimmung weſentlich zu rechnen haben. Das eine iſt
jeden=
falls ein unbeſtreitbares Ergebnis des franzöſiſchen Einbruchs
in das Ruhrgebiet, daß die Nachwirkungen der engliſchen
Kriegs=
pſychoſe, die ausgeſprochen deutſchfeindliche Stimmung der
Maſ=
ſen in England, mehr und mehr ſchwindet. Natürlich ſind
Stim=
mungen nicht ausſchlaggebend für politiſche Einſtellung,
insbe=
ſondere nicht in England, aber auch die nüchterne politiſche
Rech=
nung hat ſich durch den offenbaren Mißerfolg Frankreichs nicht
unweſentlich, und zwar nicht zu Ungunſten Deutſchlands
ver=
ſchoben. Es iſt bezeichnend, daß der engliſche Staatsſekretär des
Auswärtigen, Lord Curzon, in einer am Dienstag gehaltenen
Rede ausdrücklich erklären konnte, er glaube, daß die öffentliche
Meinung Englands mit der Regierung der Anſicht ſei, daß der
militäriſche Einmarſch ins Ruhrgebiet, ob mit Recht oder
Un=
recht auf jeden Fall unklug war, daß er im weiteren
Verlauf ſeiner Ausführungen mit beſonderer Betonung
feſt=
ſtellte, daß die Löſung der Reparationsfrage eine
inter=
nationale Frage ſei, an der alle gleichmäßig intereſſiert
ſeien, und daß er dem Tag entgegenſehe, wo ſie durch eine
in=
ternationale Aktion gelöſt werde.
In Paris hat die Rede Curzons lebhafte Beunruhigung
hervorgerufen und der Temps meint, Lord Curzon habe ganz
unzweideutig eine nahe Aenderung der bisherigen Haltung der
engliſchen Regierung gegenüber dem franzöſiſch=belgiſchen
Vor=
gehen im Ruhrgebiet durchblicken laſſen, und der kaum verhüllte
Appell an Amerika ließe keinen Zweifel, welche Richtung dieſe
neue Orientierung der engliſchen Politik nehmen werde, die von
Lord Curzon ſicher nicht in ſo beſtimmter Form angekündigt
worden wäre, wenn er ſich nicht bereits mit der Mehrheit ſeiner
Miniſterkollegen in Uebereinſtimmung wüßte. Von beſonderem
Intereſſe aber iſt eine Ausführung des Echo de Paris, welches
der franzöſiſchen Regierung nicht fernſteht, nach der eine
engliſch=
amerikaniſche Intervention ſolange indiskutabel iſt, bis die
Hal=
tung der engliſchen und amerikaniſchen Regierung in der
Frage der interalliierten Schulden ſich geändert
hätte. Wenn Amerika und England bewirken wollten, daß
Frankreich die „Beute im Ruhrgebiet” fallen laſſe und die ſeit
dem 11. Januar begonnene Politik ändere, dann müßten beide
Regierungen zuvor präziſe Verantwortungen übernehmen. Sie
müßten für die regelmäßige Zahlung der von Deutſchland
ge=
ſchuldeten Summen garantieren und auch die durch die
deut=
ſchen Revancheabſichten (!) gefährdete Sicherheit Frankreichs und
Belgiens gewährleiſten. Es hat faſt den Anſchein, als ob dieſe
Ausführungen einen Wink an England darſtellen ſollten.
Die Ziele der franzöſiſchen Politik liegen ſeit langem klar
zutage, und der Verſuch, die Dinge auf den Kopf zu ſtellen,
daher ſelbſt für die äußerſt rege franzöſiſche Propaganda ein
aus=
ſichtsloſes Unternehmen. Herr Poincaré veröffentlicht ein
Gelb=
buch, in dem ausgerechnet die deutſche Induſtrie auf den unter
franzöſiſcher Herrſchaft ſtehenden kontinentalen
ſchwerinduſtriel=
len Block mit der Spitze gegen England hingearbeitet haben ſoll,
aber es dürfte wohl in der ganzen Welt kaum jemand ſich finden,
der Herrn Poincaré das Märchen glaubt, daß die deutſche
Groß=
induſtrie ſo unbezwingbare Sehnſucht nach der franzöſiſchen
Peitſche gehabt hat.
Während dem treibt der Verlauf der Dinge die Franzoſen
immer mehr ins Uferloſe. Nachdem man zunächſt die unbeſetzten
Strecken des rechten Rheinufers unterhalb Mainz widerrechtlich
beſetzt hatte, um eine durch die engliſche Beſatzungszone nicht
behinderte Verbindung nach dem Ruhrgebiet zu bekommen, hat
man geſtern morgen auch verſucht, den großen rechtsrheiniſchen
Verkehrsweg von Frankfurt nach dem Süden in die Hände zu
bekommen. In Mannheim und Karlsruhe ſind die
Hafen=
anlagen, in Darmſtadt ein Teil der Bahnhofsanlagen beſetz
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. März 1523
Nummer 62
Seite 2.
vorben. Ob es ſich hierbei nur um mehr oder weniger lokaſe
„Operationen” handelt, oder ob die Abſichten der Franzoſen
weitergehen, iſt bis zu dem Augenblick, in dem dieſe Zeilen in
Druck gehen, noch nicht zu überſehen. Immerhin kann wohl
geſagt werden, daß gegenwärtig eine weitere Ausbehnung des
friedensbrecheriſchen Einbruchs nicht ſehr wahrſcheinlich iſt. Aber
auch wenn der feindliche Einbruch in Süddeutſchland größeren
Umfang annehmen ſollte, die fremden Eindringlinge wverden,
wie die Haltung der Darmſtädter Eiſenbahner ſchlagend
beſvie=
ſen hat, auch hier die gleiche Stimmung vorfinden wvie im
Ruhrgebiet, die gleiche Ruhe und Würde, den gleichen unbeug=
M
ſamen Widerſtand eines einigen Volkes.
Proteſt der Stadt Mannheim.
Mannheim, 3. März. (Wolff.) Der Stadtrat der
Stadt Mannheim erhob in außerordentlicher Sitzung
feier=
lichen Proteſt gegen die rechtswidrige Beſetzung
von Teilen des Stadtgebietes durch die franzöſiſche
bewaffnete Macht und gegen die Beanſpruchung und
Beſchlag=
nahme von Eigentum der Stadt und ſtädtiſcher Bürger. Der
Stadtrat erſucht die Bürgerſchaft, Ruhe und Beſonnenheit zu
bewahren und nur den Anordnungen der deitiſchen Behörden
Folge zu leiſten.
Von der Abſicht, die Hafenanlagen in Mannheim und
Karlsruhe zu beſetzen, haben die franzöſiſchen Militärbehörden
weder den Stadträten dieſer beiden Städte noch der
badiſchen Regierung Kenntnis gegeben. Selbſt der
deutſche Delegierte der Rheinlandkommiſſion iſt nicht imſtande,
von dieſen Vorgängen den zuſtändigen Behörden Mitteilung zu
machen. Eine telephoniſche Verbindung mit Koblenz war im
Laufe des Vormittags nicht zu erreichen.
Mannheim, 3. März. (Wolff.) Heute früh 7 Uhr
be=
wegten ſich in Mannheim, von Ludwigshafen über die
Rhein=
brücke kommtend, zwei Kompagnien Fußtruppen über den
Park=
ring durch das Jungbuſchviertei über die neue Neckarbrücke zum
Einſchnittgebiet des Induſtriehafens. Im Laufe des
Vormit=
tags wurde das Hafengebiet völlig abgeſchnitten
und das Zollamt befetzt und zwei ipr Hafengebiet
ge=
legene Lagergebäude zur Einquartierung beſchlagnahmt.
Karlsruhe 3. März. (Wolff.) Die Beſetzung des
Karlsruher Hafens begann um ½9 Uhr in der Frühe.
80 Sokdaten mit zwei Maſchinengewehren unter Führung eines
Offiziers überſchritten um dieſe Zeit die Maxauer Schiffsbrücke
und bewegten ſich rheinaufſärts den Hafenanlagen zu. Eine
andere Abteilung ſtieß ſüdlich der Hafenanlage mit einem
Boot über den Rhein und begann von hier aus ſich den
Hafen=
anlagen zu nähern.
Der Eindruch der Reubeſetzungenin Berlin.
TU. Berlin, 3. März. Das Einrücken franzöſiſcher
Truppen in Mannheim und Darmſtadt hat in Berliner
politi=
ſchen Kreiſen außererdentliches Aufſehen erregt. Man iſt
bis=
her ſchon von dem Ueberfall auf Offenburg her gewöhnt, daß
von franzöſiſcher Seite die Beſetzung neuer deutſcher Orte und
Städte nicht mehr vorher zur Kenntnis der deutſchen
Regie=
rung gebracht wird. Die Häufung derartiger Fälle führt aber
zu dem Eindruck, daß die franzöſiſchen Truppen wahllos und
ohne jedes Recht in deutſchen Landen umherziehen und
keiner=
lei, auch nur zum Schein vorgebrachte Begründung mehr für
ihr gewaliſames Vorgehen ſuchen. Welche tatſächlichen
Gründe für die Beſetzung Mannheims durch die
Fran=
zoſen vorgelegen haben können, iſt naturgemäß im jetzigen
Augenblick nicht zu ſagen. Wollen die Franzoſen von
Mann=
heim aus noch eſvas weiter in das Land, ſo können ſie ſich in
den Ruinen des Heidelberger Schloſſes ein Denkmal ihrer
früheren Zerſtörungswut perſönlich anſehen. Man wird in
allen deutſchen Landen einmütig der Auffaſſung ſein, daß auch
dieſer neue Gewaltſtreich und Rechtsbruch niemals die
Ge=
ſchloſſenheit des deutſchen Volkes im Abwehrkampf gegen die
franzöſiſche Gewalt zerſtören kann.
Zunehmende Deſertionen in der Ruhrarmee.
TU. Dortmund, 3. März. Uieber die Stimmung, die
vielfach unter den franzöſiſchen Beſatzungstruppen an der Ruhr
herrſcht, gibt die Vernehmung eines franzöſiſchen
Fahnenflücht=
lings, der in Hamm aufgegriffen wurde, Aufklärung. Die
Ver=
anlaſſung zu ſeiner Deſertion hatte die rohe Behandlung durch
einen Ofſizier gegeben, der ihn mit der Reitpeitſche ſchlug, als
er ſich weigerte, beim Räumen einer Straße in Dortmund das
Gewehr zu laden. Er erzählte, daß ſich die Stimmung immer
mehr verſchlechtert habe, ſeit die Reſerviſten eingezogen wurden.
Große Unzufriedenheit herrſche über den Dienſt. Seit den
letz=
ten Tagen ſei es den Mannſchaften berboten, deutſche Zeitungen
zu leſen. Schon drei Wochen lang ſei jeder Urlaub geſperrt. Die
deutſchen und franzöſiſchen Kommuniſten benutzten die ſchlechte
Stimmung der Soldaten, ſie zur Flucht zu veranlaſſen.
Tat=
ſächlich mehren ſich denn auch die Deſertionen von Tag zu Tag.
Beſonders ledige Leute werden fahnenflüchtig. Die verheirateten
Reſerviſten bleiben vielfach nur deshalb bei der Truppe, weil
ſie ihre Familien nicht im Stiche laſſen wollen.
Grillparzer.”
Von Hermann Bahr.
Am 15. Januar 1872 fühlte ſich Grillparzer unſohl. Er hatte
das Jahr zuvor ſeinen achtzigſten Geburtstag noch mit Faſſung
ertragen und zur verſpäteten Begeiſterung Wiens gute Miene
gemacht. Faſt taub, ſo ſchleiht ſehend, daß er nur noch ganz
gro=
ßen Druck leſen und ſich mit den müden Fingern auf dem
ge=
liebten Klavier kaum mehr zurechtfinden konnte, gab er, immer
ſchon ein Raunzer, auf die Frage nach ſeinem Befinden ſeit
Jahren zur Antwort: „Es geht mir lauſig”; und ſein Arzt war
die Bitte gewohnt, ihm lieber „eine gute Doſis Zyankali,
Blau=
ſäure oder dergleichen zu verſchreiben”, das wäre das Beſte!
Immerhin ſaß der ergeben Alternde daun aber wieder getroſt
im Lehnſtuhl, die Beine über einen Seſſel ausgeſtreckt, den nach
rechts geneigten Kopf mit der Habsburger Lippe und den guten
blauen Augen, deren milder Glanz ganz jung geblieben war, in
die beredten Hände geſtützt, dor ſich hin „ſimulierend”; und kam
Beſuch gar von Frauen, fo war er in guten Stunden noch ganz
dieſe wunderliche, bezaubernde, doch auch faſt unheimliche
Mi=
ſchung eines ernſten, innigen, ſehr hohen Menſchen mit einem
ruchloſen Spötter, dem es nicht darauf ankam, auch was er tief
verehrte, zu vernichten, bloß um einen guten Spaß zu machen.
Er konnte von ſeiner geliebten Kathi ſagen: „Ja, ſie iſt ein
Engel, aber wenn man halt gar keinen Verſtand hat!” Oder auf
die Frage, wie’s denn jetzt in Oeſterreich, von deut ſein Herz
nicht abließ, gehen wird: „Abwärts gehts von ſelbſt!” was ihn
übrigens nicht abhielt, immer noch „des Kaiſers zu ſein”, eben
des Kaiſers, deſſen Syſtem dieſe Worte ſo gut ausdrücken. Oder
über Emil Kuh, den Hebbel=Freund: „Der Kuh iſt ein Ochs!”
Und von einem anderen: „Ja, ich weiß nicht, ich fürcht, es konmt
noch heraus, daß er ein Eſel iſt.” Hier ſpricht überall ein
klaſſi=
ſcher Wienes aber man verſteht dann, daß das Weſen, das ihn
am beſten gekannt hat, die Kathi, einmal ausrief: „Gottlob, daß
es keinen zweiten Menſchen gibt wie Grillparzer!” Mit einemn
Menſchen wie Raimund zu leben, mag auch nicht leicht geweſen
ſein, und mit Neſtroy vielleicht noch weniger, aber daß es ein
Menſch, in dem ein Raimund und ein Neſtroy ganz enge
neben=
einander hauſten, auch nur ſelber ſo lange mit ſich aushielt, iſt
erſtaunlich; er litt an ſich ſelber viel tiefer als an allen den ſpitzen
Bosheiten der Zenſur und den ſtmpfen der Wiener Wurſtigkeit
Wir eutnehnten dieſen Auffatz dem neueſten Werke. Bern
Bahrs „Sendung des
K=
zu
Frei erfunden.
Berlin, 3. März. (Wolff.) Die Morgenausgab: des
Pa=
riſer Iournal vom 3. März bringt eine Meldung des
Berliner Korreſpondenten des Journal, daß die Delegation
von Induſtriellen aus dem Ruhrgebiet und Sachſen am
1. März beim Reichswirtſchaftsminiſter wegen der
an=
geblich kritiſchen Lage der Induſtrie im Ruhrgebi=t und im
Rheinlud vorſtellig geworden ſei. Die Induſtrie gehe, ſo hätte
die Delegation ausgeführt, ihrem Ruin entgegen. Die erſte
Un=
terſtützung des Reiches von 500 Milliarden Mark ſei erſchöpft.
Die Arbeiter könnten nicht mehr bezahlt werden. Der
Reichs=
wirtſchaftsminiſter habe ſofort offizielle Agitatoren in das
Ruhrgebiet und nach Sachſen entſandt, die om Donnerstag
ab=
gereift ſeien.
Der Reichswirtſchaftsminiſter, teilt hierzu mit,
daß die Meldung vomr erſten bis zum letztin Wort frei
er=
funden iſt. Weber aus den Ruhrgebiet noch aus Sachſen ſind
Induſtrielle in der angegebenen Richtung bei ihmr vorſtellig ge
worden, noch überhaupt am 1. März bei ihm geweſen.
wirtſchaftliche Lage Deutſchlands, insbeſondere im
Ruhrgebiet und im Rheinland, gibthierzu auch nicht den
geringſten Anlaß. Die Nachricht von der Entſendung von
„offiziellen Agitatoren” iſt ebenfalls erfunden. Die Agitation im
Ruhrgebiet gegen de Enbruchsmächte wrd durch deren fortgeſetzte
Getalttaten wirkſcer beforat, als es die beredteſten deutſchen
Agitatoren tun können. Der Reichswiriſchaftsminiſter kennt die
wirtſchaftliche Lage Deutſchlands und beſonders des beſetzten
Gebiets aus eigener Anſchauung und aus den ihm täglich
zut=
gehenden Berichten ſehr genau. Er weiß, daß ſie durchaus
be=
friedigend iſt. Er weiß aber auch ebenſo genau, daß die
Ruhr=
beſetzung den Franzoſen und Belgiern ſowohl im Ruhrgebiet
ſelbſt wie auch der franzöſiſchen und belgiſchen Induſterie in der
Heiniat recht wenig zufriedenſtellend erſcheint und der letzteren
ſogar den ſchwerſten Schaden gebracht hat.
Weiter meldet der Berliner Korreſpondent des Fournal,
Staatsſekretär Dr. Trendelenburg, habe einer politiſchen
Perſönlichkeit erklärt, daß in drei Wochen ſpäteſtens die
wirt=
ſchaftliche Lage in Deutſchland außerordentlieh ernſt
ſein werde, und daß es notwendig ſei, vor dieſem Termin zu
Verhandlungen mit Frankreich zu kommen. Dr. Tren
ſpricht überdies meiner Ueberzeugung.”
Die ganze Meldung des Berkiner Korreſpondenten des
Journal iſt danach vom erſten bis zum letzten Wort
erfunden.
Eiſenbahnräubexeien.
TU. Eſſen, 3. März. Im Bahnhof=Hamborn=Neumühl,
der, wie gemeldet, ſeit geſtern wieder freigegeben iſt, wurden
212 Wagen mit Kohlen und Koks, 91 leere O=Wagen, 33 leere
G=Wagen, 3 Keſſelwagen, 1 Langholzwagen und 8 Wagen mit
Grubenholz fortgeführt. Von den beſetzten Mülheimer
Bahn=
höfen, die heute wieder frei ſind, wurden abtransportiert: aus
Ettinghofen 1 Perſonenzug mit Maſchine, 1 Triebwagen,
Wagen Gerſte, 1 Wagen Hafer, 1 Wagen Kalk, 3 Wagen Kohlen,
1 Wagen mit Glas, 1 Wagen mit Eiſenblech, 1 Wagen mit
Stück=
gut, ferner 14 leere G=Wagen und 3 leere O=Wagen. Die
Wagen wurden in der Richtung Spelldorf abgefahren. In Broiſt
wurde ein Perſonenzug angehalten. Die Reiſenden mußten die
Abteile verlaſſen, und der Zug wurde in der Richtung
Spell=
dorf abgefahren.
Berlin, 3. März. Der auf dem Eſſeuer Bahnhof
ange=
haltene D=Zug. Berlin—Köln wurde von Franzoſen
be=
ſchlagnahmt. Der Speiſewagen des Zuges wurde
vollkommen ausgeplündert. Die Reiſenden wurden
in rückſichtsloſeſter Weiſe behandelt.
Eſſen, 3. März. (Wolff.) Der Hauptbahnhof Eſſen iſt
noch immer von den Franzoſen beſetzt. Die an der
Milchver=
ſorgung arbeitenden Einwohner wurden an der Ausladung von
zirka 10000 Liter Milch für die Stadt Eſſen verhindert. Falls
die Beſetzung fortdauert, werden ſich für die Stadt Eſſen die
ſchwerſten Schädigungen in der
Milchverſor=
gung ergeben.
Roh.
Bochum, 3. März. (Wolff.) Ein franzöſiſches
Panzer=
automobil kam heute mittag in ſchneller Fahrt durch die
Unterführung am Eſſener Hauptbahnhof in Richtung nach der
Stadt und fuhr mitten in die Menge, die ſich anläßlich
der Beſetzung des Hauptbahnhofes dort angeſammelt hatte.
Ein Erwachſener und zwei Knaben, kamen
un=
ter den Koloß, vor dem die Menge ſchreiend
auseinander=
ſtieb. Eine Anzahl Perſonen wurden außerdem von dem
Panzerwagen angefahren und zur Seite geſtoßen, kamen
aber mit leichten Verletzungen oder dem bloßen Schrecken davon.
zuſammen. Mit ſolchem melancholiſch verſtörten Vater und der
nur in Muſik lebenden Mutter, die der junge Dichter eines
Abends erhängt fand, war jener innere Neſtroy vielleicht allein
noch ſeine Rettung: der hielt das Phyſiſche zur Not beiſammen,
ſo konnte der Eltern furchtbares Erbe gefahrlos in Talent
er=
plodieren.
An jenem einundachtzigſten Geburtstag fühlte ſich der alte
Herr noch matter als gewöhnlich. Um 11 Uhr kam der Diener
des Burgtheaters mit den Tantiemen vom letzten Quartal. Es
war wenig. Und die Kathi nahm dem Diener das Buch ab,
um nachzuſehen, wieviel denn aber der Herr von Bauernfeld
für das abgelaufene Quartal bekam. Es war viel mehr. Das
ärgerte die Kathi. Da lachte Grillparzer. Die Tage darauf ward
er immer ſchwächer, er war nicht eigentlich krank, es ging nur
langſam das Lebenslicht aus, er hörte nach und nach auf, und
nach ſechs Tagen, an einem trüben Sonntag, dem 21. Januar
1872, um halb drei Uhr nachmittags, war er auf einmal tot.
Kathi ſtand dabei. Es gingen ſehr viele Menſchen mit der Leiche.
Viele gingen mit, weil ſie ſich an das Gedicht erinnerten: „Glück
auf, mein Feldherr, führe den Streich!” Und viele gingen wieder
mit, weil er ein Opfer des alten Oeſterreich war, und weil er im
Herrenhaus immer ſitzen blieb, wenn der Windiſchgrätz bei einer
Abſtimmung aufſtand, aber wenn der Windiſchgrätz ſitzen blieb,
aufſtand; und auch weil er gegen das Konkordat geſtimmt hatte.
Viele gingen aber auch mit, weil ſie überhaupt mit jeder ſchönen
Leich gingen. Schad, daß er nicht mehr reden konnte: für ſeinen
inneren Neſtroy wäre es eine gute Gelegenhit geweſen, er hätt’s
ihnen ordentlich geſagt!
Für ſein eigenes Gefühl war er längſt tot. Er hatte ſich
ſchon 1838 begraben, nach der Premiere von „Weh dem, der
lüigt” bei der, als Dank für Ahnfrau, Sappho, Medea, den
Otto=
kar, den treuen Diener, Hero und Traum ein Leben ſeine lieben
Wiener, mit dem Adelsmob in den Logen voran, den Dichter
ausgeziſcht und ausgehöhnt hatten. Er dachte, dies mit ſeinen
ſiebenundvierzig Jahren eigentlich nicht mehr nötig zu haben,
und zog lieber aus dieſem Leben fort, in den vierten Stock der
zweiten Stiege des v. Gludererſchen Hauſes in der Spiegelgaſſe
hinauf. Damit war beiden geholfen, ihm und der Stadt: ſie
ſtörten einander nicht mehr. Er war bald ſo vergeſſen, daß, wenn
er an ſchönen Tagen einſam in der Menge ging, nach ſeiner
Ge=
wwohnheit geſtikulierend und laut mit ſich redend, auffällig ſchon
auch durch den kleinen goldenen Knopf, den er im durchſtochenen
Ohr trug, ſich ſvohl mancher nach dem wunderlichen alten Herrn.
mit den es nicht ganz richtig ſchien, umſah, doch keiner in ihm
den D
der Ahufrau vermuitet hätte, die ja noch immer om
Einberufung des Reichstags.
Entgegennahme einer Regierungserklärung.
TU. Berlin, 3. März. Wie wir erfahren, hat der
Reichs=
tagspräſident Löbe das Plenum des Reichstages für Dienstäg
nachmittag 5 Uhr einberufen zur Entgegennahme einer
wich=
tigen Regierungserklärung. Die Erklärung der
Re=
gierung wird ſich in erſter Linie mit dem neueſten Einbruch der
Franzoſen beſchäftigen.
Der Reichskanzler richtete an den bayeriſchen
Miniſter=
präſidenten v. Knilling ein Telegram, in dem er ſich unter
Bezug auf den erneuten frevelhaften Rechtsbruch Frankreichs
außerſtande erklärt, den für die nächſte Woche geplanten Beſuck
in Bahern zu machen.
Der Reichskanzler zur Ruhrbeſetzung,
* Köln, 3. März. (Priv.=Tel.) Der Reichskanzler D
Cuno empfing heute den Vertreter der Kölniſchen Volts
zeitung zu einer Unterredung, bei der er zur gegenwärtig
Lage etwva folgendes ausführte: Das ganze deutſche Volk und
die Reichsregierung bringen den Deutſchen am Rhein und an
Ruhr Gefühle tiefſten herzlichſten Dankes für die Standhaftigt
und Treue entgegen, die ſie in dem ſchweren Abwehrkampfe,
dem wir ſtehen, jeden Tag aufs neue bezeigen. Wir kennen a
die Opfer die das deutſche Volk im Weſten bringen muß. Wi
kennen auch die Leiden und wir fühlen ſie mit und wir
werde=
alles tun, die Not zu lindern, ſoweit wir dazu nur irgendſsi
in der Lage ſind. Wenn man in Paris geglaubt hat, daß vi
Jahre der Fremdherrſchaft das rheiniſche Volk mürbe
gema=
hätten, ſo müßte man jetzt erkennen, wie bitter man ſich in die
ſer Annahme getäuſcht hat. Man hat den friedlichen Sinn de
Rheinländer für Nachgiebigkeit gehalten. Das waren Illuſione
und werden Illuſionen bleiben. Mag man Maßnahmen treff
welcher Art man will, ſie alle werden ſtets an dem deutſch
Sinn der Rheinländer ſcheitern. In Paris ſpricht man
davon, daß die deutſche Regierung dieſen Abwehrkampf euifae
hat. Die Abwehr aber wuchs im Volke, ward ſtärker im Vol
und wird noch täglich ſtärker. Wir verſäumen nicht, um uuſere
Volksgenoſſen vorn im Schützengraben das Ausharren zu
möglichen und gleichzeitig auch allen gangbaren Wegen der 9
ſung nachzugehen. Wann dieſe Löſung kommt, wiſſen wir nie
Unſer Ziel liegt klar vor aller Welt: Wir wvollen die Freil
des widerrechtlich beſetzten Deutſchland! Wir wollen unſer
R=
auf Leben! Wir wollen ein freies, einiges Deutſches Reich u
werden keiner Löſung zuſtimmen, die nicht die Rheinlande
ihrem ganzen territorialen und ſtaatlichen Beſtande un
ſchmälert läßt.
An die Richter der Welt.
Berlin, 3. März. (Wolff.) Der Republikaniſe
Richterbund Deutſchlands erläßt folgenden Aufruf
die Richterder Welt:
1juter Formen des Rechts werden zurzeit ünſere Volk
genoſſen in Weſtdeutſchland durch fremde Mil
tärgerichte abgeurteilt, weil ſie Weiſungen der de
ſihen Republik gehorchen, wie das Geſetz es befiehlt. Gegen di
Juſtiz legen wir freiheitlichen Richter der deutſchen Republik
der ganzen Kulturwelt feierlich Verwahrung ein.
Wir fordern die Anerkennung folgender Grundſätze:
Fall einer Okkupation darf kein Staatsbürger zu feindlic
Haudlungen gegen ſein eigenes Land gezwungen werden,
Gericht darf ſich als politiſches Machtinſtrument ſeines Stag
mißbrauchen laſſen. — Kein Gläubiger, ſelbſt in eigener Not,
das Recht, den Schuldner bis aufs Blut zu preſſen. — Wie
Schuldner nach Treu und Glauben leiſten muß, darf der Gl‟
biger nur in den Schranken von Treu und Glauben heiſchen u
erzwingen. Wir appellieren an die Richter
Welt: Verwendet Euren Einfluß auf die Völker der Regier:
gen, ſetzt Euer Anſehen für den unbeſiegbaren Geda
ken des Rechts, die wichtigſte Grundlage des wahr
Völkerfriedens, ein!
Keine Rüchgabe der Milliarden.
Berlin, 3. März. (Wolff.) Die Verhandlungen zwiſch
der Reichsbank und General Degouette über die Freige
der 12,8 Milliarden führten zu einer Antwort
Generals, die ausdrückte, daß der General die Wegnah
mit der Begründung aufrecht erhält, daß die Reic
vermögensverwaltung ſeit dem 13. Januar nicht den Anf
derungen entſprochen hat, zu dem ſie gemäß dem
Rheinla=
abkommen verpflichtet geweſen wäre. Der General erklärte
bereit, alle beſchlagnahmten Druckplatten dem Reichsba
direktor in Düſſeldorf zurückzugeben, wenn dieſer ihm die 1
verſehrtheit der Plomben beſtätige.
Allerſeelentag faſt ſo berühmt war wie „Der Müller und
Kind‟. Es hat erſt einer von draußen kommen müſſen, Lau
der den erſtaunten Wienern nicht bloß ſagte, ſondern zeigte, 1
ſie da den ſtärkſten Dramatiker der Zeit hätten. Einem „
ſigen” hätten ſie’s auch gar nicht geglaubt. Und erſt als da
über Nacht auch noch ein neues Bürgertum emporkam, ein n
ganz echtes, das es gerade deshalb um ſo eiliger hatte, ſe
friſche Herrlichkeit mit allem, was gut und teuer war, aus
ſtatten, zog man den verkannten, verſtaubten, verſchollenen al
Dichter hervor, um ihm einen neuen Glanz zu geben, zugle
auch zum Beweiſe, wie viel gerechter, kunſtſinniger und h
reicher doch dieſes aufgeklärte Geſchlecht war. Er hatte ſich
Leben lang alles gefallen laſſen, ſo ließ er es ſich auch noch
fallen, daß in ſeinem Ruhm dieſes neue Wien jetzt ein Sonn
bad nahm. Er ſprach im ſtillen wieder ſein gewohntes „Sei
und bat ſich nur, wenn das ſchon einſt wvirklich einmal gar n
mehr zu vermeiden wäre, wenigſtens ein Reiterdenkmal für
aus: denn er könne das lange Stehen nicht vertragen. Uind d.
huldigenden Beſucher gab er, wenn er ihn, aufatmend, wie
entließ, noch an der Tur gern die Mahnung mit: „Werden
nicht ſo alt!“
Laube hat einmal von Grillparzer gefagt: „Sein Werk.!
inner das Ergebnis innerer Notwendigkeit Es war
Vulkan.” Und an einer anderen Stelle: „Sein Tälent war
ihn ein Dämon, welcher ihn zwang.” Ich kann mir nun a.
nicht gut vorſtellen, daß ein Vulkan ſich von einer Zenſur L
ſtopfen läßt, wär’s ſelbſt die Metternichs; und ich kann mir a.
nicht gut vorſtellen, daß ein Dämon aus Furcht vor einem X
mierenſkandal entweicht. Wir haben nur einen einzigen di
ſchen Dramatiker, der zuweilen die Höhe Grillparzers ertel,
Kleiſt. Es iſt eine ſhakeſpeariſche Höhe. Auch Shakeſpeare iſt
ihr vor der Zeit verſtummt. Das Verſtummen Grillparzels
nicht weniger grandios. Nur geht Shakeſpeare lautlos in
Nacht, Proſpero ſchwört ſein grauſes Zaubern ab, bricht
Stab, und tiefer, als ein Senkblei je geforſcht, läßt er ſein 28
derbuch ertrinken. Grillparzer raunzt dabei noch ein bißl. 2*
der Dämon über einen öſterreichiſchen Dichter kommt, kennt m.
ſich nie recht aus, ob man eigentlich weinen muß oder lIe
lachen ſoll. Es iſt noch ein Glück, daß der Dämon ſo ſelten u.
öſterreichiſche Dichter kommt: wir wiſſen es bisher ganz !
nur von Grillparzer und Stifter. Und ein Glück iſt auch,
es ſelbſt dieſen beiden noch faſt niemand angemerkt hat. Aber
Shakeſpeare zuletzt, befreit, am Avon mit Gevatter Schle‟
und Schuſter im Wirtshaus und daheim mit den beiden 2
tern, die kaum ihren Namen richtig unterſchreiben konntel
Rummer 62.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. März 1923.
Seite 3.
Eine Rede des engliſchen Kriegsminiſters.
„Im Herzen für Frankreich, mit dem Verſtand
auf der anderen Rheinſeite‟.
London, 3. März. (Wolff.) Der Kriegsminiſter
Lord Derby führte in Liverpool in einer Rede aus, er
verurteile die franzöſiſche Politikin der Ruhr=
Frage nicht: andererſeits ſtimme er aber auch der Haltung
der britiſchen Regierung zu. Er fügte hinzu: „Im Herzen
bin ich für Frankreich, aber mit dem Verſtand auf
der anderen Rheinſeite. Ich habe niemals Bedenken
getragen, ein möglichſt enges Bündnis zwiſchen
Frankreich und Großbritannien zu befürworten. Die
engſte Zuſammenarbeit zwiſchen beiden iſt die beſte Sicherheit
für den Frieden. Laßt uns auf alle Fälle nichts tun, was den
Erfolg der franzöſiſchen Unternehmung vereiteln könnte!“
Keine Intervention Englands.
TU. London, 3. März. Reuter veröffentlicht folgende
Note: Soweit in London bekannt iſt, beruhen die verſchiedenen
Gerüchte über eine Vermittelung in der Ruhrfrage, die immer
noch in Umlauf ſind, auf keinerlei Tatſachen. Großbritannien
hat Frankreich und Belgien gegenüber die Haltung
wohlwollen=
der Neutralität eingenommen und wird in dieſer Haltung
ver=
harren. Es hat nicht die Abſicht, in irgendeiner Form zu
intervenieren.
Angſt vor Deutſchland.
IU. Paris 3. März. Aus der geſtrigen Rede des
fran=
zöſiſchen Kriegsminiſters Maginot im Senat iſt folgendes
erwäh=
nenswert: Um von Deutſchland Zahlungen zu bekommen, müſſen
wir Zwangsmaßnahmen ausführen können, die es
Deutſchland unmöglich machen, uns Widerſtand zu leiſten.
Frankreich braucht ſeine große Armee, vor allem
wegen ſeiner ausgedehnten Grenzen, die im Falle eines
Krieges beſetzt werden müſſen, und angeſichts eines
Nachbarlandes, das nicht bewaffnet iſt und das
nicht bezahlen will und das nur ſeiner Revanche leben möchte.
Der Miniſter erklärte, daß die Kontrollkommiſſionen in Deutſchland
jeden Augenblick ausgezeichnete Gewehre und Kriegsgeräte für
Zwecke der Kriegsinduſtrie ſowie chemiſche Kriegsmittel finden.
Außerdem habe Deutſchland im Ausland, namentlich in
Südrußland, Kriegsmittel beſtellt und
aufbe=
wahrt. Fernerhin verwies der Miniſter auf die Gefährlichkeit
der deutſchen militäriſchen Organiſationen, dor auem der
Reichs=
wehr, die ſich nötigenfalls ſchnell verdreifachen und 31 Diviſionen
in ihre Cadres einreihen könnte. Daneben beſtehe die
Orgaui=
ſation der früheren Kriegervereine, die die Kriegsluſt ihrer
Mit=
glieder aufrecht erhalten. Weiterhin machte der Miniſter darauf
aufmerkſam, daß Frankreich gerade in den jetzt folgenden Jahren
eine große Armee brauche, da Deutſchland jetzt noch ſeine eigenen
ausgebildeten Jahrgänge beſitze. Dieſe werden mit der Zeit
ver=
ſchwinden und dann wird Frankreich ein natürliches Uebergewicht
über Deutſchland bekommen. Der Miniſter ſchloß mit dem
Wunſche, daß die 18monatige Dienſtzeit vom Senat angenommen
werden möchte. Am kommenden Dienstag beginnt die
Spezial=
debatte über die einzelnen Punkte der Vorlage.
Der Kontinentalblock.
Amerikaniſche Beſorgniſſe.
London, 3. März. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph erfährt im
Zuſammen=
hang mit der kürzlich betriebenen Agitation in der franzöſiſchen
Preſſe zu Gunſten eines Kontinentalblocks, daß
Poincaré einen rein privaten und
unformel=
len, deshalb jedoch nicht weniger deutlichen Wink, von
amerikaniſcher Seite erhalten habe. Es ſei darin zum
Ausdruck gebracht worden, daß die Vereinigten Staaten
nicht gleichgültig bleiben, könnten gegenüber irgend
einer europäiſchen Bewegung, die gegen
Großbritan=
nien gerichtet wäre. Dieſe amerikaniſche Beſorgnis ſei nicht
nur auf Gefühlsrückſichten gegenüber Großbritannien
zurück=
zuführen; dieſes ſei augenblicklich der einzige Schuldner
der Vereinigten Staaten, der — und dazu unter großen Opfern
ſeinen Verpflichtungen gegenüber der Union
nach=
komme und ſeine Rüſtungen in friedlichem Geiſt
ver=
mindere. Wenn irgend eine Bedrohung der oben erwähnten
Art gegenüber Großbritannien entſtehen ſollte, ſo würde
Groß=
britannien notwendigerweiſe ſeine Rüſtungen vermehren
müſ=
ſen und ſeine Fähigkeit, die amerikaniſchen Anleihen
zurückzu=
zahlen, würde dadurch gefährdet werden. In amerikaniſchen
Kreiſen werde es als ein bezeichnender Beweis für den Ernſt
der europäiſchen Kriſis angeſehen, daß Staatsſekretär
Bughes jeden Gedanken, Waſhington auch nur für eine kurze
Reiſe zu verlaſſen, für den Augenblick aufgegeben habe.
Schiedsgerichtlicher Ausgleich zwiſchen
Oeſterreich und Ungarn.
Budapeſt, 3. März. (Priv.=Tel.) Im Sinne des
Vene=
diger Uebereinkommens vom 13. Oktober 1921 hatte ſich zwiſchen
Oeſterreich und Ungarn ein Schiedsgericht konſtituiert zur
Er=
ledigung der unausgeglichenen finanziellen Differenzen in der
burgenländiſchen Frage. Vorausgegangen waren unmittelbare
Verhandlungen mit dem Bundeskanzler Dr. Seipel während
ſeines Aufenthaltes in Budapeſt. Die Schiedsgerichtskommiſſion
tagte früher in Wien und in Frankfurt, wo der Ausgleichsplan
entworfen wurde. Die Schlußſitzungsverhandlung fand in
Buda=
peſt unter dem Vorſitz des von der holländiſchen Königin
er=
nannten Präſidenten Dr. Rudolf Zimmermann,
Bürger=
meiſter von Rotterdam, ſtatt. Die gegeneinander erhobenen
For=
derungen auf Schadenerſatz wurden als wechſelſeitig kompenſiert
erklärt, Uingarn hat jedoch als Reſterſatz für Schäden, die
phyſiſchen und juriſtiſchen Perſonen zugefügt wurden, 3
Mil=
lionen Schweizer Franken an Oeſterreich zu
entrichten. Auch wird Ungarn die im Burgenland
befind=
lichen, ungariſch geſtempelten Noten der Oeſterreichiſch=
Ungari=
ſchen Bank bis zum Höchſtbetrag von 15 Millionen Kronen
Nominale einlöſen. Alle zwiſchen den beiden Staaten
ſchweben=
den finanziellen Fragen von prinzipieller Natur follen durch
freundſchaftliche Verhandlungen geregelt werden. Am Schluſſe
der Verhandlungen begrüßte der Vorſitzende Dr. Zimmermann
die beiden Regierungen zu dem Vergleichsabſchluß und gab der
Hoffnung Ausdruck, daß der Weg nunmehr geebnet ſei, um auch
alle anderen zwiſchen den beiden Staaten noch ſchwebenden
Fragen durch freundſchaftliche Verhandlungen oder durch
Schiedsſpruch zu löſen.
D. m.
Kemal Paſcha.
London, 3. März. (Wolff.) Nach einem Times=
Telegramm aus Konſtantinopel erklärte Kemal
Paſcha in ſeiner bereits gemeldeten Neujahrsrede in
An=
gora die politiſche Ernte des Sieges über die
Griechen ſei noch nicht eingebracht, da Lauſanne kein Ergebnis
gezeitigt hat. Das neue Jahr werde vielleicht den Frieden
bringen; es ſei jedoch beſſer, Vorausſicht zu zeigen und die
Vor=
ſichtsmaßnahmen für den Fall des Krieges zu
treffen. Wenn der Krieg fortgeſetzt werden ſollte, ſo könnten
ſich die Türken, die daran gut gewöhnt ſeien, auf ihre Armee
verlaſſen.. Das Leben bedeute nichts ohne die
Unabhängigkeit. Im letzten Jahre ſei die Türkei ohne
auswärtige Anleihe ausgekommen; ihre eigenen Hilfsquellen
hätten ihr genügt, und er, Kemal, hoffe, das Land werde auch
im neuen Jahr keine auswärtige Anleihe brauchen.
Der Meineid des „Miniſters”
Saarbrücken, 3. März. (Wolff.) In der heutigen
Ver=
handlung des Prozeſſes Hector=Franke ließ Miniſter Dr.
Hector durch ſeinen neuen Verteidiger eine Erklärung
ab=
geben, in der er nunmehr zugibt, daß er den zuerſt in
Abrede geſtellten Brief, der in Urſchrift vorgefunden
worden iſt, doch geſchrieben und auchabgeſandt hat.
Bezüglich des zweiten Briefes, der in Maſchinenſchrift
vorgefunden worden iſt, bleibt er bei ſeiner zuerſt abgegebenen
eidesſtattlichen Erklärung, daß er ihn nicht abgeſandt hat, gibt
aber zu ihn diktiert zu haben. Der neue Verteidiger
des Nebenklägers teilte zu Beginn der Sitzung mit, daß er ſich
auf den Paragraphen des Strafgeſetzbuchs berufe, der von
mil=
dernden Umſtänden bei Meineid ſpreche. Es wird darauf
be=
ſchloſſen, da Dr. Hector noch immer krank ſein ſoll, eine
Kom=
miſſion von drei Aerzten in ſeine Wohnung zu entſenden, um
feſtzuſtellen, ob er nicht vor Gericht erſcheinen kann. Es wurde
feſtgeſtellt, daß der Beweis hinſichtlich des zweiten
Briefes gelungen ſei und dieſe Sache damit ihre
Erledi=
gung gefunden hätte.
Rücktritt Dr. Hectors.
Saarbrücken, 3. März. (Wolff.) Das ſaarländiſche
Mitglied der Regierungskommiſſion Dr. Hector hat, wie die
Regierungskommiſſion mitteilt, aus
Geſundheitsrück=
ſichten (!) ſein Amt niedergelegt. Gemäß den
In=
ſtruktionen des Völkerbundsrates vom 13. Februar 1920 wurde
der ehemalige Landrat des Landkreiſes Saarlouis, Land als
ſtellvertretendes ſaarländiſches Mitglied der
Regierungskommiſ=
ſion bezeichnet.
Zum Bergarbeiterſtreik im Saargebiet,
Saarbrücken 3. März. (Wolff.) Wie gemeldet wird,
haben die Fraktionen des ſaarländiſchen Landesrates an das
inter=
nationale Arbeitsamt in Genf das telephoniſche Erſuchen
gerich=
tet, im Bergarbeiterſtreik eine Vermittelung einzuleiten. — Die
Alberger Hütte in Brebach hat ſich infolge Kohlenmangels
ge=
nötigt geſehen, der geſamten Belegſchaft zu kündigen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 4. Mär.
Dr. Paul Wagner.
80 Jahre deutſcher Forſcherarbeit.
* In den Zeiten tiefſter deutſcher Schmach, tiefſter
Demüti=
gung, welche ein Volk erleiden kann, und Mißachtung jeden
deut=
ſchen Rechtes, in Zeiten, in welchen man an einer deutſchen
Zu=
kunft faſt verzweifeln möchte, iſt es ein erhebendes Gefühl und
eine große Genugtuung, an deutſche Größe, an deutſches Können
und deutſches Wiſſen erinnert zu werden und ſo die Geſwißheit
zu erhalten, daß Deutſche notwendig waren, ſind und immer
ſein werden, um der Menſchheit den Weg vorwärts und
auf=
wärts zu hoher Kultur zu weiſen.
Eine ſolche Gelegenheit, neuen Mut zu ſchöpfen, bietet ſich
der deutſchen Welt in dieſen Tagen. Sie zeigt uns, wie
not=
wendig ein deutſches Volk, ein geeinter und kraftvoller deutſcher
Staat iſt, um ein ſolches Leben zu zeitigen, einem ſolchen
For=
ſcher den Boden zu bieten, wie ihn ein Mann von den
Leiſtun=
gen eines Paul Wagner zur Vorausſetzung hatte.
Herr Geheimrat Profeſſor Dr. phil. und Dr. ing. h. e. Paul
Wagner in unſerer Vaterſtadt, der nicht nur in Deutſchland
bekannte, ſondern auch in der geſamten wiſſenſchaftlichen Welt
geachtete Agrikulturchemiker und Forſcher, vollendet am 7. März
ſein 80. Lebensjahr. Er iſt in Liebenau in der Provinz
Han=
noder im Jahre 1843 geboren, ſtudierte in Erlangen und
Göt=
tingen die Naturwiſſenſchaften und war nachher am Agrikultur=
Gemiſchen Laboratorium dortſelbſt Aſſiſtent. 1868 erlangte er
auf (rund einer Diſſertation über „Die Stickſtoffernährung der
Pftanzen” die philoſophiſche Doktorwürde und habilitierte ſich
1270 für Agrikulturchemie ebenfalls in Göttingen. Im Oktober
1872 wurde ihm die Leitung der Landwirtſchaftlichen
Verſuchs=
ſtation in Darmſtadt übertragen und er konnte ſomit im
ver=
gangenen Jahre auf eine 50jährige Tätigkeit daſelbſt
zurück=
blicken. Dieſe ſo ſeltene Begebenheit ſoll auch am 7. März einen
hr würdigen Ausdruck erhalten. Seine
Verſuchsſtationseinrich=
tungen dahier ſind zu einem Muſter für in= und ausländiſche
Agrikulturchemiſche Laboratorien geworden. Als weitere
be=
merkenswerte Daten aus dem Leben Wagners ſei noch erwähnt,
daß er 1881 zum Profeſſor, ſpäter zum Geheimen Hofrat
er=
niannt wurde.
Paul Wagner kann auf ein arbeitsreiches und fruchtbares
Leben zurückblicken, und glücklich der, dem dies in ſolchem Maße
bergönnt iſt. Die deutſche Landwirtſchaft, aber nicht nur dieſe
allein, ſondern die der geſamten ziviliſierten Welt, hat durch
ſeine raſtloſe Tätigkeit, ſeine unverwüſtliche eminente
Arbeits=
kraft eine Förderung erfahren, welche mit dem Namen Paul
Wagner für immer untrennbar ſein wird. Wagner eiwarb ſich
Dadurch, daß er durch die von ihm bis ins eingehendſte
ausge=
grbeitete Methode der Gefäßdüngungsverſuche die Anwendung
der künſtlichen Düngemittel erweiterte und ſicher ſtellte, große
Verdienſte. Durch ſtetige Verbeſſerung der Art und Weiſe der
Durchführung von Felddüngungsverſuchen gelang es ihm, auch
dieſe zu einem Hilfsmittel der wiſſenſchaftlichen Erforſchung von
Düngungsfragen auszugeſtalten. Wagner war der erſte, welcher
die große Bedeutung der Thomasſchlacke richtig erkannte und
dazu half, daß ihr die Beachtung wurde, welche ſie als
phosphor=
haltiges Düngemittel heute beſitzt.
Aber Wagner war nicht nur Forſcher, ſondern er verſtand
es in außerordentlich glücklichem Maße, die Ergebniffe ſeiner
wiſſenſchaftlichen Tätigkeit in leicht verſtändlichen Schriften und
in meiſterhaften Vorträgen den praktiſchen Landwirten zu
über=
mitteln und hat hierdurch unermeßlich viel für die Verbreitung
einen ganz außerordentlichen indirekten Anteil, indem er der
Landwirtchaft die Wege wies, die ſie zu gehen hatte, um die
Erträge von der gleichen Fläche zu verdoppeln und zu
verdrei=
fachen. So hat auch die ſtädtiſche Bevölkerung alle Urſache, die
Verdienſte Wagners voll und vorbehaltslos anzuerkennen.
Wer in den erſten Tagen dieſes Jahres Gelegenheit hatte,
den lichtvollen, klaren und überzeugenden Ausführungen
Wag=
ners bei dem Vortragskurſus der Landwirtſchaftslammer in
Mainz zu lauſchen, wird ihm ſeine Bewunderung nict
ver=
ſagen können. Um nur einen kleinen Begriff von der Leiſtuns
Wagners zu geben, mag erwähnt ſein, daß die Zahl ſeiner
Auf=
ſätze in wiſſenſchaftlichen und landwirtſchaftlichen Zeitſchriften
350 überſchreitet und daß er die Ergebniſſe ſeiner Forſchungen
in etwa 50 zum Teil ſehr umfangreichen Büchern niederlegte.
Dieſe Zahlen ſind deshalb bemerkenswert, da die Unterlagen zu
dieſen Aufſätzen und Büchern von Wagner erſt durch zum Teil
dieljährigen Verſuchen und Forſchungen geſchaffen werken
mußten. Von den Büchern ſeien unter anderem als die
wich=
tigſten genannt:
Lehrbuch der Düngerfabrikation (1877). — Der Chileſalpeter,
ſeine Bedeutung und Anwendung als Düngemittei (1886).
Die Thomasſchlacke, ihre Bedeutung und Anwendung als
6 (1904). — Anwendung künſtlicher Düngemittel (1900). —
Vei=
ſuche über die Kalidüngung der Kulturpflanzen (1904). — For=
lammenſitzt oder Grillparzer, die Hand am vergeblich
lauſchen=
den Ohr, im öſterreichiſchen Herrenhaus, ihr Gefühl wird
un=
gefähr dasſelbe geweſen ſein: ein beglücktes Aufatmen, ſich
end=
iich vor dem Dämon in Hut zu fühlen.
Zum lyriſchen Gedicht und wohl auch noch zum epiſchen
genügt, was Goethe „die Gabe von oben” nennt: der Einfall.
Der Dichter iſt dabei nur ein Empfänger: er fängt auf, was ihm
zuſtrömt, er hört ab und ſpricht aus, was ihm eingeſagt wird.
„n Rimbauds „Bateau inre” etwa, vielleicht dem ſchönſten fran=
30ſiſchen Gedicht, iſt der Dichter ſelber ſozuſagen überhaupt nicht
vorhanden. Genügt es aber dem Dichter nicht, bloß eine ſolche
Traufe für Einfälle zu ſein und hat er die Kraft, den Einfällen
von außen, von oben nun aus ſich ſelber einen Damm zu ſetzen,
der ſie ſo ſtaut, daß ſie ſich ballen müſſen, dann wird das Gedicht
dramatiſch: darin, daß er einer auf ihn hereinbrechenden
unge=
ſtalten Gewalt ſeinen Widerſtand entgegenwirft und ſie durch
ſeinen Trotz ſich ihm zu ſtellen, an ihm abzuprallen und ſo, da
ſe doch unter dem Druck der nachſtürzenden Wogen nicht zurück
hann, in die Höhe zwingt, entſteht dramatiſche Bewegung, und
indem die beiden Ringkräfte ſich meſſen, entſteht dramatiſche
Ge=
ſalt. Das kann ſich bei tröpfelnder Eingebung, für die der
ord=
nende Wille leicht aufzubringen iſt, ganz niedlich abſpielen.
Aräftgenies, unterm Schwall der Güſſe von Eingebungen
nieder=
ſaumelnd, unfähig, ebenſo ſtark zurückzuſchlagen, krachen
zuſam=
ien. Iſt aber der Dichter hinwieder reicher an einordnender
Rraft als an zufließender Fülle, ſo verdunſtet ſie, zu ſtark ge=
Preßt, und es bleibt auch wieder Geſtalt aus. Jene kaum mehr
eträgliche höchſte Spannung, die nur entſteht, wenn ein Maxi=
Num an überflutender Eingebung auf ein ebenſolches
Maxi=
ſum an widerſtehender Geſtaltung ſtößt, ſo daß, indem die
Leiden aneinander zerſchellen, aus ihrem gemeinſamen
Unter=
bang die Schöpfung einer neuen Welt aufzugehen ſcheint tvie im
Sear, Othello, Hamlet, haben, allein durch die bloße Macht von
Port und Gebärde, ganz unter den Deutſchen nur Grillparzer
und Kleiſt zuweilen erreicht. Es gehört dazu nicht weniger,
s daß dem Dämoniſchen, von dem ſich der lyriſche Dichte:
Leglückt, ſo durchaus überwältigen läßt, daß er ſelber zum
blo=
ben Diktaphon wird, im dramatiſchen Dichter ein ebenſolches
Samoniſches entgegentritt, von ebenſolcher Gewalt, ſo daß die
Seiden einander vernichten: am Ende des Dramas dieſer Art
I die Welt, dieſe Welt der Bühne jedenfalls, von allem
Dämo=
chen entleert, und ſanft geht der Mond über einem Leichenfeld
Dn Dämonen auf. Was, nebenbei bemerkt, ganz ungriechiſch iſt:
7 Platos Timaeus heißen die Dichter tes phantaseos hypo-
Kltal, die kritiſchen Richter und Interpreten des aus dem
Orakel dampfenden dämoniſchen Einfalls, ſie ſind alſo die
Sach=
walter des erklärenden Verſtandes, durch den der Dämon
ge=
bannt wird; hier wurzelt das Drama Goethes. Das Drama
Shakeſpeares aber iſt der Ausdruck einer Zeit, deren Menſch
dem dämoniſchen Andrang von außen nichts mehr
entgegenzu=
ſtellen weiß, keinen Gott, kein Geſetz, nichts mehr als wieder
einen Dämon, als den Dämon in der eigenen Bruſt; es muß
darum immer mit einem Weltuntergaug enden, aus dem nur
höchſt ſelten ein Stern der Verheißung aufflammt, wie mit dem
Fortinbras im Hamlet, mit dem Erſpachen des Königs in der
Jüdin von Toledo. Dann ahnen wir die Möglichkeit einer noch
höheren tragiſchen Kunſt, in der das Ergebnis nicht mehr
Ver=
nichtung ſein wird und der Zauberſtab zuletzt nicht mehr
zer=
brochen werden muß.
Grillparzer ſagte zur Betty Paoli: „Meine Stücke haben
Der rechte Dichter iſt nur der, in dem ſeine Sachen gemacht
tverden.‟ Er war darum auch unfähig, nachher irgend etwas
an ſeinen Stücken auszubeſſern, und es war ihm unerträglich,
ſeine Stücke geſpielt zu ſehen; er hat ſich ſeit der erſten
Auf=
führung der Ahnfrau keines mehr angeſchaut. Er war ſo froh,
ſie nur los zu ſein, er wollte durch nichts mehr daran erinnert
werden. Er ward ja mit ihnen ſich ſelber los. Und als er ſich
endlich ganz los geworden war, iſt er verſtummt; nicht vor der
Zenſur, nicht aus Aerger über das ungnädige Publikum.
Zen=
ſur und Publikum haben ihn nur vor der Verführung bewahrt,
ſich zum Dichter zu kommandieren, wenn die Dämonen
ſchwie=
gen. Sie gaben ihm keinen Anlaß zu dichten, auch wenn ihm
nichts einfiel. Ihnen verdankt er es, daß er ein ganz reiner
Dichter blieb, vorderhand nnter den deutſchen der letzte, von
dem man das noch ſagen kann. Und ein gewaltiges Beiſpiel
gab er, freilich ein unbefolgtes, auch dadurch, daß er durchaus
der Verſuchung widerſtand, öffentlich der Stadt den großen
Dichter vorzumnimen; dies überließ er dem Nachbar Hebbei.
Er aber freute ſich, fortan nichts mehr zu ſein, als diefer
zu=
widere, gern Spaß machende, mitunter etwas boshafte
den=
ſionierte Hofrat, und in ſeinem geliebten Lope zu leſen. Er,
wie Mozart, Schubert, Stiſter, wie die großen Erſcheinungen
des alten Oefterreich alle, derheimlichten keineswegs, ſondern
trugen zur Schau, daß auch der höchſte Künſtler durchaus nichts
anderes iſt als der nächſtbeſte Quidam von der Gaſſe, nur daß
ſich auf ihn eben zufällig bisweilen immer wieder für eine Zeit
der Genius niederläßt.
Buchanzeigen.
(Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen. Die nachfolgende Anzeige
von Neuerſcheinungen iſt keiner Empfehlung gleich zu achten.)
Die Volksſchule ein Sorgenkind. Eine Kritik des
deutſchen Voltsſchulweſens in pädagogiſcher, finanzieller, politiſcher und
religiöſer Beziehung, verbunden mit Vorſchlägen zur Schaffung eines
neuen Volksſchullehrerſtandes von Prof. Dr. Poſſelt (Dr.
Eccar=
tus). Leipzig, Theod. Weicher. 2. und 3. völlig umgearbeitete
Auf=
lage. Preis geheftet 900 Mk., gebunden 1500 Mk.
Hanns Güntheu, Taten der Technik. Ein Buch
un=
ſerer Zeit. Mit Beiträgen von Arthur Fürſt, Dipl.=Ing. E. Laßwitz,
Dr. L. Richtera, Dipl.=Ing. E. Stern, Dr.=Ing. P. Schuſter u. a. In
20 Lieferungen mit 20 farbigen Tafeln, 40 ganzſeitigen Porträts und
über 500 teils ganzſeitigen Bildern im Text. — 1922/23, Leipzig,
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ſcher u. Cie., A.=G. — Neu erſchienen: Lieferung 4 bis 10 (Schluß des
1. Bandes). Grundpreis pro Lieferung 2 Mk. Grundpreis von
Bd. 1 geh. 20 Mr., in Halbleinen 24 Mr., in Ganzleinen 26 Mk (mal
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E. Kißling=Valentin, „Die große Einſamkeit”.
Ro=
man. (Verlag Dr. Eysler u. Co., A.=G., Berlin SWV 68.)
A. E. Weirauch „RuthMeyer”. Roman. (Verlag Dr.
Eys=
leu u. Co., A.=G., Berlin SW 68.)
Der Skiläufer. Ein Lehr= und Wanderbuch von Anton
Fendrich. 43.—52. Tauſend. Bearbeitet und mit einem neuen Abſchnitt
„Der alpine Skiläufer” von Walter Flaig. Preis: Anfang Januar 1923
geh. 1200 Mk., geb. 1800 Mk. (Dieck u. Co., Stuttgart.)
Deutſche Volkslieder des Mittelalters.
Herausge=
geben von Prof. Dr. Fritz Kern. Nandzeichnungen zum Gebetbuche
Kai=
ſer Maximilians. Etwa 400 S., 8‟ Halbleinwandband. 1922. (Berlin
W. 50. Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiſer=Verlag, G. m. b. H.)
Rabindranath Tagore: Meine
Lebenserinnerun=
gen. Kurt Wolff=Verlag, München.
Eswaralles ganz anders. Aus der Werkſtätte eines
poli=
tiſchen Journaliſten 1891—1914: Aufſätze Auguſt Steins. Mit ſeinem
Bilde und einem Vorwort, herausgegeben von Max Fuchs. — „
Jre=
naeus” Zweite vermehrte Auflage. (Frankfurter Sozietäts=Druckerei.
G.m.b.H., Abteilung Buchverlag, Frankfurt a. M.)
Aus Conrad Haußmanns politiſcher Arbeit.
Her=
ausgegeben von ſeinen Freunden. (Fpankfurter Sozietäts=Druckerei,
G.m.b. H., Abteilung Buchverlag, Frankfurt a. M.)
Die Bewertung des Vermögens für die
Vermö=
gensſteuer und Zwangsanleihe nach den geſetzlichen
Vor=
ſchriften und Richtlinien des Reichsminiſters der Finanzen nebſt einer
Anleitung zur Zeichnung von Zwangsanleihe. Von Oberregierungsrat
Gaede vom Landesfinanzamt Kaſſel, 375 Mk. Zu beziehen vom
Ver=
lag der Witwen= und Waiſenkaſſe deutſcher Reichsſteuerbeamten e. V.,
Kaſſel, Mavienſtraße 12.
Rummer 62.
Seite 4.
ſcunzen auf dem Gebiet der Weinbergsdlingung 10f. — Die
über die Tabakdüingung (1908). — Wieſendüngung (1910). —
Wirkung von Stallmiſt und Handelsdüngern (1915)
Dieſe Auswahl zeigt, daß Wagner die Ernährung aller
eutropäiſchen Kulturpflanzen ſtudierte und es ſteht jeſi, daß er
ſowohl hierüber wie über die einzelnen Düngemittel Neues und
Grundlegendes zu ſagen wußte. Ein großer Teil dieſer Werke
wurde inzwiſchen in alle Hauptſprachen der Welt übeitlagen tilgung zu verwenden. Dieſe Abſicht der Stadt hat in den be=
und iſt ſo zu einem Kulturgut der Menſchheit geworden.
und deutſche Tat der Menſchheit richtungweiſend ſind. Dieſer
Glaube an der deutſchen Sendung iſt nicht das Geringſte, was
uus Paul Wagner mit ſeinem Schaffen gab. Möge ſein Leben
noch lange währen und voll Arbeit ſein, zum Segen
Leutch=
lands, zum Segen der deutſchen Landwirtſchaft und hierdurch
des geſamten deutſchen Volkes. Buſtav Stirner, dipl, agr.
— Ernannt wurden: am 27. Februar der Lehrer Ludwig Rinn zu
Seidenbuch und der Schulguntsanwärter Friedrich Bayer aus Hamm
zu Lehrern an der Volksſchule zu Bickenhach (Kreis Bensheim); am 28.
Februar der Schzlamtsanwäzter Wilhelm Baatſch aus Weinheim
(Kreis Alzetz) zum Lehrer an der Vollsſchule zu Bürſtadt (Kreis
Bens=
heim), die Schulamtsanwärterinnen Marie Kreiter aus Darmſtadt,
Glſabeth Stappel aus Darmſtadt zu Lehrerinnen an der
Volks=
ſchule zu Lorſch (Kreis Bensheim).
— Erlebigt; eine Lehrerſtelle für einen eb. Lehver an der Volksſchule zu
Rehbach (Kr. Grbach), Dienſtwohnung iſt vorhanden; 2 Lehrerſtellen an
der Volksſchule zu Viernheim (Kreis Heppenheim), von denen die
eine mit einem katholiſchen Lehrer, die andene muüt einer katholiſchen
Lehrerin zu beſetzen iſt. Familienwohnungen können zur Zeit nicht
beſchafft werden.
— 6. Symphontekonzert. An Stelle des erkraukten Herm
Erd=
mann wird Herr Kapellmeiſter Rolenſtock im 6. Symphoniekonzert
am Montag, den 5. März, das Klavierkonzert A.Moll von Schumann
ſpielen.
— Volkshochſchule Morgenfeier. Am kommenden Sonntag, 11
März, vorm. 11½ Uhr, eröffnet die Volkshochſchule die diesjährigen
Voxtragswochen mit einer großangelegten Beethoven=
Brahma=Morgenfeier. Nicht nur die Auswahl der Werke
für Violine und Klavier, Beethovens Sonate in C=moll und Brahms
Songte Abur, die ſogen, Meſterſinger=Sonate, und der Lieder
beider Komponiſten, ſondern vor allem die Tatſache, daß anerkannte
auswärtige Künſtler hinter den einheimiſchen nicht zurückſtehen
wol=
len und ſich bereitwillig der Mühe der Reiſe unterziehen, um ihre
Aräfte in den Dienſt einer aufſtrebenden, ernſten zukunftsfrohen Arbeit
zu ſtellen, wird die Morgenfeier auch zu einem muſikaliſchen
Greignis für unſere Stadt machen. Frieda Schumann hat ihre
Feuerprohe bereits in Darmſtadt mit glänzendem Erfolg beſtanden,
Nobert Laugs geht ein ſo bedeutender Ruf doraus, daß es
üherflüſſig iſt, Kritiken anzuführen, und Fritz Windaaſſen, der
umſchmeichelte und vergötterte Liebling des Kaſſeler Publikums, wird
ſich mit ſeiner echten, warmen Kunſt auch in die Herzen unſerer Hörer
rich Spemann in Erinnerung kommen, Ueber Windgaſſen, der
trotz größter Erfolge in unſeren erſten Kunſtzentren in beſtrickender
Beſcheihenheit Kaſſel treu blieb, ſchrieb Friedrich=Karl Kobbe,
ge=
legentlich einer Morgenfeier (1931), in der Kaſſeler Allnem. Bta.
Man wurde erſchüttert von der unbergleichlichen Einführung des
Sängers in die Gefühls= und Vorſtellungswelt der Tondichter,
Schu=
manns „Schwverer Abend” in dieſer Wiedergabe genügte, um den
die zu dem Sonnenglanz des Frühlingsſonntags in melancholiſchem
in heutiger Nummer!)
Zentralſtelle zur Förderung der Bolksbildung und Jugendpflege
milſenſchaftlicher Ausbildungskurkus für heſſiſche
Volksbildner ſtatt. Dieſer ſoll das wichtige Problem auf eine
Staatsbürgerkunde, das Weſen des Staates, Volk
und Nation, Selbſtbeſtimmunggrecht der Völter,
politiſche Parteienlehre, das Weſen der Retzublik
und der Demokratie. (Aenderung vorbehalten.) Zweck des
Kur=
ſus iſt, Männer gus den verſchiedenſten Berufen und den verſchiedenſten
beſcheidenen Kreiſen, doch eben auf dieſen Kreis zu würten gewöhit ſind,
oder ſich dafür ſchulen wollen. Gelegenheit zu geben, ſich auf dem
Gebiete der ſtaatsbürgerlichen Vollsbildung ſo einzuarbeiten, daß ſie ausdehnt?. Zu Kriogszeiten hätte ſich auf Grund des
Ermächtigungs=
an die Abhaltung ähnlicher Kurſe in ihrem Kreiſe herantreten können,
Die Zentralſtelle hat bewußt eine Ueberladung der zur Verfügung
ſtehen=
den Zeit mit Vorträgen zu vermetden geſucht, und ſtellt den ganzen
gewonnon; denn wir erwarten, daß im Intereſſe der beabſiltigten
Ver=
tiefung bes zur Verhandlung ſtehenden Stofſes ſich leichter zwiſchen den
Hörern und einem Dozenten ein förderndes perſönliches Verhältnis
engibt, als wenn zahlreiche Vortnagende nur für wenig Zeit zur
Ver=
fügung ſtehen, Vormſttags findet der Voxtrag ſtatt, davan ſchließt
Gegen Abend findet dann die Diskuſſion unter Leitung von
Profeſſor Kantorowiez ſtatt. An einem Abend iſt dem hervor=
Zentralſtelle zur Fövderung der Volksbildung und Jugendpflege in
Heſen. Darmſtadt. Mgthildenplatz 17. wenden, die gern nähere
Mittel=
lungen über Zulaſſung — auch die Teilnehmerzahl zu dieſem
Kurſus iſt beſchränkt — und über vorausſichtlich zu gewährende
Unterſtützungszuſchüſſe Mitteilung gibt.
T Zentralſtelle für Mutter= und Säuglingsfürſorge in Heſſen. Die
Mutterberatungsſtelle der Zentrale für Mutter= und Säuglingsfürſorge
in der Belſunger Straße findet vom 1. März ab nicht mehr Herr Abg, Reiber, über die Fragen: Wie ſtellt ſich die Partei zur
Mittwoch nachmittags, ſondern Freitag vormittags von 11 bis halb
1 Uhr ſtatt.
im Reform=Reſtaurant (Alexanderſtraße) eine gut beſuchte Verſamm= Beſt zu einen regen Ausſprache bleibt.
lung der Hypothekengläubiger zwecks Gründung einer Landesgruppe
Heſſen des Hypothekengläubigen=Schutzverbandes ſtatt. Nach einer
aus=
meldungen wurde Herr Dipl.=Ing. Ludwig, Schleiermacherſtraße 17. guf den ihm zuſtehenden Betrag für das Aufführungsrecht; ferner nahm
beſtellt.
* Regelung der Angeſtelltengehälter. Deu Staatskommiſſar für die e
verbänden mitgeteilt, daß die Arbeitgeberverbände ſich bereit erklärt, auch hier wieder lange vor der Aufführung alle Karten vergriffen. Das
haben, die Gehälter für Monat Februar, ſo, wie ſie der Schiebsſpruch j
den Schlichtungsausſchuß zur Nachprüfung zuvüchvervieſen. Der
Schlich=
tungsausſchuß wird ſick daher baldmöglichſt nochmals mit der Ange= Volksdichtern verfaßten Thegterſtücke mehr denn je zu empfehlen, und
legenheit beſchäftigen. Die Angeſtelltenverbände haben mitgeteilt, daß hierzu gehört in erſter Linie „Blous a Mogd‟. Was die Spielweiſe des
ſie eine Hevabſetzung der Ledigenſätze gblehnen, da deu Schiedsſpruch Stückes ſelbſt betrifft, ſo gebührt dem Spielleiter Herrn Stork nebſt
kam, daß die Grundgehälter für Ledige und Verheirgtete gleich bleiben Kuliſſen weſentlich zur Verſchönerung des Stückes bei.
müſſen, weshalb die Verheinateten= und ſonſtigen ſozfalen Zulagen
entſprechend erhöht wurden.
—Ruhrſpende. In Barths Weinſtube gingen als ſiebente
Sammlung für die Ruhrſpende 21 246 Mk. ein.
* Ein glücklicher Sturz. Jn der unteren Landskronſtnaße ſtürzte vor
acht Tagen ein 21ejähriger Knabe aus einem Fenſter des dritten Stock= d
werkes etwa 12 Meter tief kopfüber in den Vorgarten. Er war auf das gliedern zu haben.
Fenſterbrett geklettert und hatte ſelbſt ben Verſchluß des Vorfenſters
geöfmet. Außer einer bald behobenen Gehirnerſchütterung trug der
Junge nur eine Quetſchung des Backens und beiderſeits ſtank
blutunter=
wit blauem Auge davongekommen.
— Der vorbeſtellte Januar=Zucker iſt in allen Geſchäften
an=
gefahren. Es empfiehlt ſich, ihn als bald abzuholen und die
neuen Beſtellungen aufzugeben, damit die weiteren Lieferungen
ſoweit irgend möglich beſchleunigt werden können.
z
Lokale Veranſtaltungen.
Die Hierumter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krtik.
Regis.=Vereinig, ehem. 116er. Auf die am Montag, 8
der 3. März 1923, abends 8 Uhr, in der Brauerei „Zum Anker” ſtatt= h
eunde Monatsverſammlung wird beſonders hingewieſen.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 4. März 1923.
Ernährung der gärtneriſchen Kulturpflanzen (1968). — Verſuche 4 Die Kündigung der Darmſtädter Anleihen
Vom hieſigen Kreisamt wird uns geſchrieben: Bekanntlich
hat die Stadtverordnetenverſammlung der Stadt Darmſtadt in
der Sitzung vom 15. Februar d. J. beſchloſſen, um die älteren
bis zum Jahre 1914 aufgenommenen Anleihen zurückzuzahlen,
einen außerordentlichen Holzhieb in den ſtädtiſchen Waldungen
vorzunehmen und die Einnahmen hieraus für dieſe
Schulden=
teiligten Gläubigerkreiſen große Aufregung verurſacht. Unter
Dieſes deutſche Forſcherleben zeigt uns, daß deutſcher Geiſt anderem beſchäftigt ſich ein in Nr. 55 des Darmſtädter Tagblatts
vom 25. v. Mts, abgedrucktes Eingeſandt, in dem auch behauptet
wurde, das Kreisamt habe den Holzhieb genehmigt, alſo auch
„den von der Stadt beabſichtigten Zweck gebilligt”, mit der
Sache. Hierzu bemerken wir, daß die Kündigung von Anleihen
durch die Städte und Gemeinden, ebenſo wie jede andere
Schul=
dentilgung in keiner Weiſe genehmigungspflichtig iſt. Einer
Genehmigung bedurfte nur der außerordentliche Holzhieb als
Eingriff in die Subſtanz des Vermögens der Stadt. Dieſer
Holzhieb wurde von uns genehmigt, nachdem die zuſtändige
Forſtbehörde ſich damit einverſtanden erklärt hatte. In dem
Bericht der Stadtverwaltung, in dem um die Genehmigung, ihn
vorzunehmen, nachgeſucht wurde, war in keiner Weiſe zum
Aus=
druck gebracht, daß die Stadt den Erlös aus der
außerordent=
lichen Holzfällung zur Kündigung von älteren (Gold=
/Anlei=
hen verwenden wolle. Im Gegenteil war in dieſem Bericht nur
darauf hingewieſen, daß die Stadt neuerdings faſt allmonatlich
große Anleihen aufnehmen und deshalb allmählich in einer
Ueberſchuldung erſticken müſſe, wenn keine entſprechenden
Gegen=
maßnahmen ergriffen würden.
Die Verantwortung für den Beſchluß der
Stadtverordneten=
verſammlung, durch den ſich die Goldgläubiger der Stadt
be=
einträchtigt fühlen, trifft alſo lediglich die Stadtverwaltung und
die Stadtverordnetenverſaymlung.
Anmerkung der Redaktion. Wir begrüßen es lebhaft, daß
ſich das Kreisamt den Standpunkt der Stadt Darmſtadt in
die=
ſer Angelegenheit nicht zu eigen macht.
Keine Rückzahlung der Hypotheken in Goldmark.
73 Der Deutſche Rentnerbund E. V. hat folgendes Schreiben der
Reichkstagsfraktion der Deutſchnationalen Volkspartei erhalten: „Im
5. Ausſchuß des Aeichstags wurde eine Eingabe verhandelt, die ein
ge=
ſetzliches Einſchreiten gegen die Rückzahlung von Hypotheken, die doch
. 3. in Gold gezahlt waren, in faſt völlig wertloſem Papiengeld
ver=
langt. So berechtigt dieſe Forderung auch iſt, ſo große
Schtwierig=
keiten ſtehen ihr entgagen, ſodaß ein Beſchluß die Eingabe „als geeignet
zum Uebergang eun Tagesordnung” von einem unſerer
Fraktionsmit=
glieder nur mit Mühe umgewandelt werden konnte in den Beſchluß,
ſie der Negterung nals Material” zu überwveiſen, was an und für ſich
auch nicht viel beſſer ſt, immerhin jedoch einen Weg für ſpäter offen
einſingen, wenn vielen alten Darmſtädtern die Glanztage eines Hein= läßt. Dieſe Materie legislativ zu erledigen, iſt aus folgenden
Grün=
den kaum durchführbar: Was hälfe ein ſolches Geſetz z. B. vom 1. 4.
1923 ab den Abertauſenden, die vorher ſchon ihr Goldkapital in
Papier=
mark erhalten haben?. Nach dem Zeitpunkt aber der Hergabe der
Hypo=
thekendarlehens zu differenzieren, erſcheint eine unlösbare Aufgabe,
Dann hätten ferner die Sparen bei den Banken, Sparkaſſen,
Genoſſen=
ſchaſten genau dasſelbe Recht, — wie ſoll das bei demn andauernden
Valutaſchwankungen berechnet werden?. Dann die Lebens, Feuer= und
Senſtiven für den Reſt des Tages mit einer Stimmung zu beladen, Unfallverſicherten, die z. B. vor 25 Jahren Jahr für Jahr ihre
Gold=
prämie gezahlt haben?. Auch ſie erhalten wertloſes Papiergeld. Ebenſo
Widerſpruch ſtand.” (Ueber Preiſe und Kartenverkauf ſiehe Inſerat liegt es bei den Zeichnern der Neichs=, Kriegs= und Staatsanleihen,
die vielfach ihre letzte Mark dem Vaterland geopfert haben. Wie
ſoll=
ten allein die 29 Miltarden Kriegsanleihen, die in Gold gezahlt worden
in Heſſen. Vom 3—8, April d. J3, findet in Darmſtadt ein ſtaats= ſind, itzt entſprechend in Papigrmark zurückgezahlt wevden von einem
völlig bankerotten Reichlſe. Wie die Verhältniſſe, iſt es gar nicht deukbar,
dem notleidenden Mittelſtand hier helfen zu können, ganz abgeſehen
neuartige Art behandeln. Als Leiter des Kurſus iſt Profeſſor Dr. Her= von der kapitalfeindlichen Reichstagsmehrheit. Die Fpacktiſon wird ſich
mann Kantorowiez aus Freſburg i. Br. gewonnen, der für ſeine mit dem hier behandelten Thema erneut beſchäftigen und ompfichlt ſich
Vorträge als Sonderthemen vorgeſehen hat: Die Aufgabe, der bis dahin ergebenſt als Reſchstagsfraktion der Deutſchnationalen
Volkz=
partei, Unterſchrift.”
Es dark dazu vielleicht folgendes bemerkt werden: Notſtandszeiten
erfordern Notgeſetze. Kann ſich der Geſetzgeber nicht dazu verſtehen,
(die geplante Aufhebung des Paragraphen 247 Bürgerlichen Geſetzbuchs,
die den Reichsrat bereits paſſiert hat und vom Reichstag angemommen
Weltanſchauungen, Lehrer, Pfarrer, Parteiſekretäre, Verwaltungsbeamte, wurde, bedeutet einen ſchüchternen Anſang in der Richtung), ein
Redakteure, Jugendführer — kurz Leute, die, wenn auch in noch ſo Geſetz herauszugeben, das die Kündigung von Hypothekardarlehen
tem=
vorär verbietet und dieſes Verbot auch gegenüber ſeither betätigten
ſtündigungen, die noch nicht zur Kapitalsrüickzahlung geführt haben,
geſetzes vom Anfang Auguſt 1914 das Reich zu ſolcher geſetzlichen
Wirt=
ſchaftsmaßnahme und entſprechendem Eingriff in das Vertragsrecht
zweifellos für befugt enachtet und jetzt, wo die Kriegsfolgen die Fun=
Lehrgang unter den Geſichtszunkt: welches Wiſſen und welche Geſinn; damente bes Staates zu erſchittern drohen, ſollte es verſagen, ſolchen
ung muß eineu haben, um als rechter Staatsbürger ſeinen Teil an dem Schritt zu erwägen?. Die Aufhebung des 5 247 BGB., iſt nur eine halbe
Auf= und Ausbau des modernen Staates zu leiſten? Wir haben mit Maßregel auf dem Geblſete der Geldentwertung, deren immer weiter
voller Abſicht für unſere ſtagtsbürgerliche Woche nun einen Dozenten verheerende Folgen nur durch vadikale Maßnahmen hintanzuhalten ſind,
Aus den Parteien.
Von der Deutſchen Volkspartei wird uns geſchrieben:
Die von Herrn Oberreallehrer Kahl aus Darmſtadt in Oberheſſen
ſich eine Ausſprache der Teilnehmer unteueinander, veranſtalteten Verſammlungen werden weiter fortgeſetzt und
er=
ohne den Leiter, an. Der Nachmittag bringt eine Durchaxbeitung freuen ſich eines außerordentlich zahlreichen Beſuches. Beſonders
einſchlägiger Sondergebiete in kleineven Zirkeln, ſtattlich war die Zuhörerſchaft in Kirtorf. Grebenhain und Ulrichſtein.
In Bernshaufen bei Schlitz war die geſamte Einwohnerſchaft
erſchie=
nen. Die Opferwilligkeit der Bevölkerung für unſere Brüder und
ragenden Führer Gelegenheit zu einem öifentlichen Vortrag Schweſtern im Nuhrgebiet wurden durch die Ausführungen des
Red=
gegeben. — Alle Intereſſenten mögen ſo bald als möglich ſich an die ners in ſolchem Maße geſtärkt, daß die nach den Vorträgen
veran=
ſtalteten Sammlungen überall anſehnliche Beträge ergaben. So in
Grebenhain z. B. 2000 Mk. Ueberall kam der entſchloſſene Wille
zum Ausdruck, gegenüber dem franzöſiſchen Raubüberall im Widerſtand
feſt zu beharren, und unſerem leidenden Vollsgenoſſen an der Nuhr
durch tatkräftige Hilfe den Rücken zu ſtärken.
Deutſche Demokratiſche Partei. Nächſten
Donners=
tag findet eine Sitzung des Organiſationeausſchuſſes ſtatt, in welcher
Darmſtädter Thegterfrage und wie ſtellt ſie ſich zur Abfindung des
frü=
heren Großherzogs? ſprechen wird. Die Vertrauensleute wvollen voll=
* Hypothekengläubiger=Schutzverband. Am Samstag nachmittag ſand zählich erſcheinen. Sie werden gebeten, pünktlich zu kommen, damit
giebigen Ausſprache über Zweck und Ziele wurde eine Landesgruppe „Liederzweig” zugunſten der hieſigen Nothilfe das von Herrn Georg Landſchaft ſchöpft, die in gleichem Maße Verſtand und Gefühl angeht,
Heſſen gegründet und ein proviſoriſcher Ausſchuß zur Weiterbearbeitung Löffler aus Roßdorf verfaßte Charakterſtick „Blous a Moad‟. Da der
der erforderlichen Maßnahmon gebildet. Zur Empfangnahme der An= Erlös einem Wohltätigkeitszweck zugute kam verzichtete der Verfaſſer
im gleichen Intereſſe auch Herr Gaſtwirt Erzgräber von der Erhebung ſcheidungen, ſowohl im Einzel=, wie im Volksleben. Daraus erklärt ſich
einer Saalmiete Abſtand. Beiden ſei hiermit öffentlich gedankt. Das
wirtſchaftliche Demohilmachung hat heute vormittag den Angeſtellten= Stück ſelbſt erlebte in Arbeilgen die zweite Wiederholung, und waren
jedesmal ausverkaufte Haus und die ſtürmiſchen Beifallskundgebungen
vom 23. Februar vorſieht, für die Verheirateten zur Auszahlung zu legen Zeugnis davon ab, daß der Verfaſſer des Stückes es glänzend
ver=
bringen. Für die Ledigen wird jedoch die Angelegenheit nochmals an ſtand, ſich auf dem Gebiete als Volksdichter Lorbeeren zu erringen, die
unvergeßlich ſein werden. Gerade in der heutigen Beit ſind die von
am B. Febwuar einſtimmig gefällt wurde und dabei ſchon in Betracht allen Darſtellern ein Geſamtlob. Auch trugen die dem Verein gehörigen Heimatbühne, die eine Art veredeltes Kaſperltheaten dartellte.
konzert, deſſen Ertrag teilweiſe der Eberſtädter Nothilfe zufließen ſoll.
Vekannte Darmſtädter Kräfte haben ihre Mitwirkung zugeſagt, auch abdruck aus einem Werk „Rheinlandkunde‟): Die Heffiſche
Hei=
wird der Verein einige Chöre zum Vortrag bringen, ſodaß alſo jedem
8. Nieder=Ramſtadt, 3, März. Gemeinderatslitzung vom
ſonſtigen Betriebskoſten ſind die Preiſe für elektriſchen Licht= und Kraft= behandelt das Thema „Heimatliebe als Quelle deutſcher
laufene Augenlider davon. Er iſt alſo bei dieſem Todesſturz tatſächlich ſtrom aus dem Gemeinde=Elektrizitätswerk mit Wirkung vom 1. März Volkskraft”. An den Vormittagemn finden Vorträge des Dozenten
Februar abgeleſen werden konnte und dadurch den betr. Verbrauchern Landesmuſeum, die Wälder, und für Mävſche nach bedeurtenden
Bau=
ein nicht unerheblicher Porteil erwachſen iſt, veranlaßte den Gemeinde= und Kunſtwerken in der Umgebung freigehalten. Am letzten Nachmittag
rat zu dem Beſchluß, alle Zähler, die erſt nach dem 20. Februar I. Js. ſpricht Studienaſſeſſor Maurer über. Das Lichtbild im
zur Ableſung kamen, zu Anfaug März nicht ableſen zu laſſen, ſondern Dienſte der Heimatpflege”. Gelegentlich des Lehrgauges
erſt zu Anfang April zum erhöhten, Strompreis. Im Uebrigen ſoll wird ein Abend einem öffentlichen Vortnag Profeſſor Dr Konmd
die Zähler bis ſpäteſtens zum 10. eines jeden Monats abgeleſen ſind, t.
Erweiterungsbau des Stromnetzes vom Mühlenhof Pertſch nach dem g
Hauptmaſt am Chauſſeehaus wurden ſeitens einzelner Grundſtücks= lung und vielleicht zu gewährende Vergünſtigungen ſind baldigſt bei
beſitzer Einwendungen über das Aufſtellen der Maſten auf deren der Zentralſtelle zur Förderung der Voltsbildung und Jugenöpflege iſt.
Grundſtücken erhoben. Der Gemeindergt beſchleß für den Tax, daß Heſſen (Darmſtadt, Mathildenplatz 12 zu erforſchen.
eine Einigung nicht zu erzielen iſt, die Leitung alsdann dem
Waſſer=
weg entlang über die Kreisſtraße hinweg längs den Wieſen auf der
linken Seite der Chauſſee hin zu legen, ein Verfahren, das allerdings
mit etwas Mehrarbeit verbunden iſt, andererſeits aber auch den
Vor=
teil genießt, daß die Maſten zum größten Teil auf Gemeindeigentum
zu ſtehen kommen. — Verſchiedene andere wichtige Fragen wurden der
Elektrizitätskommiſſion zur Vorberatung überwieſen. Die Preiſe für
das an die Einwvohnerſchaft abzugebende Brennholz werden ſo
be=
meſſen, daß zu dem am 1. März 1. J. giltigen Tarifpreis ein Zuſchlag
von 40 Prozent geſchlagen wird. Hiervon iſt ein Viertel ſofort bei
Einlöſung des Abfuhrſcheins, ein weiteres Viertel am 1. JZuli und der
Reſt am 1. September I. J. zu entrichten. Säumige haben Binſen
nach einem noch feſtzuſetzenden Zinsfuß zu bezahlen. — Einem
Auf=
ruf des Heſſ. Waldbeſitzervereins entſprechend, beſchließt der
Gemeinde=
rat, ſich ebenfalls mit 8 Prozent des reſtlichen Holzhauerlohns an der
Ruhrhilfe zu beteiligen. — Das Anſinnen des Kreisamtes, den
plan=
mäßig angeſtellten Gemeindebeamten, gleich wie den Reichs= und
Staatsbeamten, in Zukunft das Gehalt vierteljährlich im Voraus zu
zahlen, wird der Finanzkommiſſion zur Begutachtung überwieſen.
Ein Geſuch der freien Turnerſchaft um Schaffung eines Sportplatzes
findet ſeine Erledigung darin, daß ſich Gemeinderat Keil bereit
er=
klärte, mit Herrn Direktor Runge zu verhandlen, den bisherigen
Spielplatz bei Trautheim pachtweiſe für die Gemeinde zu erwerben. —
Dem Verkauf des Faſelebers zum Preiſe von 2200 Mk. pro Pfund
wird zugeſtimmt. — Der freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten
Kreuz wird auf Antrag ein Schulſaal zum Zwecke der Abhaltung
eines Lehrkurſus überlaſſen. — Die Bürgermeiſterei wird noch
ermäch=
tigt, ein entſprechendes Quantum Fußbodenök zum Oelen der
Schul=
ſäle, ſowie 2 Neſerbemäntel für die Schulöfen zu beſchaffen. — Der
Fuhrlohn für Fahren des Leichenwagens wird auf 3000 Mk, pro Fuhre
erhöht.
yr. Hochſtädten, 3. März. Eine tolle Autofahrt vollführten
kürzlich ju GHochſtädter Tal zwei Hanauer Kabelleger, die ein Privatauto
zuk einer Spritztour verwendeten. Nach ihrer Einkehr in einem
Wirtz=
hauſe fanden ſie einmal nicht mehr den rechten Weg zurück und gerieten
auch verſchiedentlich in den Straßengraben. Schließlich erlitt das Auto
noch einen gehörigen Defekt, ſodaß es unterwegs liegen blieb. Wegen
des wüſten Auftretens der Inſaſſen nahm ſich die Gendarmerie ihrer an
zh. Bensheim, 3. März. Die Holzrationierung iſt nun
hier beſchloſſene Tatſache. Jeder Haushalt erhält zwei Raummeter Holz,
die einſchließlich Holzmacherlohn 36 000 Mk. koſten.
9 Von der Bergſtraße, 3. März. In Weinheim und anderen
Orten der Bergſtraße ſtehen die Mandelbäume bereits in voller Blüte,
In wenigen Tagen dürfte die ganze Bergſtraße im Flor der weißen
Mandel= und roſafarbenen Pfirſichblüte prangen. Wir haben alſo in
die=
ſem Jahr mit einer Frühblüte der Obſtbäume an der Bergſtraße zu
rechnen. Im vergangenen Jahre iſt nach einem kalten März die
Man=
del= und Frühkirſchblite erſt Mitte April herausgekommen.
ei, Bürſtadt (Nied), 3. März. Sargholz. Für die
Be=
ſchaffung von Särgen durch die Gemeinde ſind aus dem der Gemeinde
gehörigen Holz Bretter geſchnitten worden. Dieſe Bretter können auf
Antrag an jeden Gemeindeangehörigen als Sargholz abgegeben werden.
(. „Gerau 2. März. Ein großer Wäſchediebſtahl
wurde im Geſthauſe zur Krone hier verübt. Ein fremdes Ehepaar das
ſich dert einlogierte, iſt mit der geſamten Bettwäſche des Zimmers
ſpur=
los verſchwunden.
0- Groß=Gerqu, 3, März. Die Gemeindeumlagen wurden
wie folgt erhöht: Auf Gebäude 4 Prozent, Anlage= und Betriebskapital
mit 8 Prozent und landwirtſchaftliche Grundſtücke mit 100 Prozent.
Man errechnet daraus eine Einnahme von mindeſtens 15 Millionen Mark.
— Auf den Bauplätzen an der Darmſtäkter Straße ſollen neue
Klein=
gärten errichtet wverden.
E. Seligenſtadt, 3. März. Rathausumbau. Das hieſige
Rathaus ſoll noch in dieſem Jahre umgebaut werden. Der geplante
Umbau erfordert drei Millionen Mark Baukoſten. In dem Rathauſe
ſoll dann auch die Gemeindekaſſe Aufnahme finden, ſo daß ſämtliche
Gemeindeämter in Zukuuft beiſammen liegen.
Pffenbach, 3. März. Das hieſige Wohnungsamt unterſteht
dem beſoldeten Beigeordneten Eißnert. Vor etwa Monatsfriſt
erſchie=
nen in der hieſigen Preſſe nun einige Eingeſandt, in denen behauptet
wurde, Beigeordneter Eißnert ſei in ſeinem Hauſe aus dem erſten in
den zweiten Stock gezogen. Zwei Familien, die je eine
Dreizimmer=
wohnung inne hatten, hätten ihm weichen müſſen. Die Wohnung im
erſten Stock hätte ſein Schwiegerſohn, der noch keinen Anſpruch auf
eine Wohnung hätte, bezogen, der auch ein Zimmer und eine Küche
zu einem gewerblichen Raume zuſammengelegt habe. Die Verleſung
einer Erklärung der Deutſchen Volkspartei, des Hausbeſitzervereins und
der Deutſchnationalen Volkspartei, die eine Klärung der Beſchuldi
gungen, die gegen den Beigeordneten erhoben wurden, verlangte, wurde
in der Stadtverordnetenſitzung vom 15. Februar vom Oberbürger,
meiſter nicht zugelaſſen. Die Erklärung wurde daraufhin in der Preſſe
veröffentlicht. Beigeordneter Eißnert nannte in einer Entgegnune
ſeine Widerſacher „Konſorten”, Verhandlungen, die vor der Stadtver
ordnetenſitzung am 1. März ſtattfanden, hatten nun das Ergebnis, daß
die Verſammlung folgenden Antrag der drei Rechtsparteien einſtimmig
annahm „Die Stadtverordnetenverſammlung beſchließt, die
Wohnungs=
bewirtſchaftung im Hauſe des Herrn Beigeordneten Eißnert zun
Gegenſtand einer Unterſuchung durch den Kontrollausſchuß zu machen.
Beigeordneter Eißnert ſelbſt erklärt: „Ich habe mich lediglich des mir
geläufigen amtlichen Sprachgebrauchs bedienen wollen. Eine
per=
ſönliche Kränkung eines der Beteiligten hat mir ferngelegen. Deu
Gedanken, daß ſich jemand durch die Wahl des Wortes „Konſorten”
gekränkt fühlen könnte, iſt mir nicht gekommen. Sollte dies dennoch
geſchehen ſein, ſo bedauere ich das.‟ Gegen Beigeordneten Eißnert,
der auf die gegen ihn erhobenen Beſchuldigungen noch keine
unzwei=
deutige Antwort gegeben hat, iſt nun, wie man hört, vom
Stadtverord=
neten Weiſer das Dienſtſtrafverfahren beantragt worden.
Friebberg, 2. März. Jugendliche haben auf dem Bahnhefe
in 1. und 2. Klaſſehagen, die dort auf toten Gleiſen ſtanden, die
Polſter=
ſitze aufgeſchnitten und Roßhaare von hohem Werte entwendet, die ſie bei
Althändlern abgeſetzt haben. Die Diebe ſind ermittelt. Der Schaden
be=
läuft ſich auf über 2 Millionen Mark.
th. Elbenrob in Oberheſſen, 3. März. Ein „
hoffnungs=
voller” Funge. Hier brach ein 17jähriger Junge in eine
Gaſt=
wirtſchaft ein, wo er größere Mengen Bigaretten und 86 000 Mk. in
barem Geld ſtahl,
Heimatliche Volksbildung.
— Am 13, bis 15. März d. Ts, veranſtaltet die Zeutralſtelle zur ſ.
Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen einen
Ein=
führungskurſus über heimatliche Volksbildung in
Darmſtadt. Wie kaum ein anderes Gebiet iſt das Heimatliche die
nahüir=
liche, geiſtige Nahrung, die aus dem eiwigen Born unſeres Volkslebens,
Arheilgen, 8, März. Am Sonntag wiederholte der Geſangverein der Heimatgeſchichte, der Heimatdichtung. Heimatkunſt und der heimiſchen
Unter allen Kräften, die das Geiſtige des Menſchen bilden und formen,
ſteht das Heimatliche in vorderſter Linie. Das Innerſte, Gigenſte,
Un=
bewußte im Menſchen aber gibt den Ausſchlag bei, den großen
Ent=
auch das moderne Intereſſe an der Pflege des Heimatgefühls. Wir
wollen wurzelhafte Menſchen ſein und haben, nicht im Sinne eines
ewig hemmenden Konſervatismus, ſondern im Sinne der
vorausſchau=
enden Weiterentwicklung aus der Summe des Gediegenen, das im
Volls=
leben unſener Vergangenheit enthalten iſt.
Zur Pflege dieſes wertvollen Gebietes war die Zentralſtelle für
Voltsbildung bisher um die Erhaltung bedrohter
Heimat=
muſeen und um Gründung don neuen derartigen
Einrichtungen bemüht. Das Rüthleinſche Dialektſtück. Ber
Glasſchrank” wurde von uns uraufgeführt. Unſere kleine
fiel leider der Ungunſt der wirtſchaftlichen Verhältniſſe zum Opfer. Auch
—Eberſtadt 2, März. Der Geſangberein „Germanta” verane die Heimat=, Wander=, Kunſt= und Bücherausſtellung
ſtaltet am 11. März I. J. im Schwanenfagle ein volkstümliches Abend= mußte voverſt eingeſtellt werden. Neges Intereſſe hat die von H.
Eid=
mann im Auſtrage der Zetralſtelle herausgegebene Druckſchrift (
Sonder=
mat”, erweckt, in der die wichtigere Heimatliteratur zuſammengeſtellt
der Beſuch dieſer Veranſtaltung zu raten iſt. Karten ſind bei allen Mit= iſt. Die Zentralſtelle will ſich auf dieſem Gebiet nun eine größere
Au=
zahl von Miterbeiteun im ganzen Lande heronziehen
Der zu dieſem Zweck für den 13—15. März geplante Lehrgang wird
1. März 1923. In anbetracht der weiter geſtiegenen Kohlenpreiſe und von Profeſſor Dr. Konrad Günther aus Freiburg geleitt und
J. auf 600 Mk. pro K.P,St, erhöht worden. Der Umſtand, daß und daran anſchließend Ausſprachen der Kursteilnehmer ſtatt. Die
ein Teik der Zähler hinſichtlich des Januarberbrauchs erſt Ende Nachmittege ſind für Führungen durch Darmſtädter Altertümer, das
in Zukunft ſeitens deu Verwaltung ſtreng darauf, geachtet werden, daß Günthers über „Natur als Quelle der Freude und Belehrung”
ge=
widmet. Der Kurſus findet bei begrenzter Teilnehmerzahl ſtatt, da er
damit die Gemeinde vor erheblichen Verluſten bewahrt bleibt. — Zum vor allem in die Tiefe arbeiten ſoll. Daher iſt raſche Anmeldung
driu=
gend geboten. Die näheren Bedingungen, Aufſchluß über Zeiteiutei=
Rummer 62.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 4. März 1923.
Seite 5.
Naturalſpende der Landwirtſchaft
Von den Ortsgruxpen des Heſſiſchen Bauernbundes
ſverden noch nachſtehende Spenden für das Ruhrgebiet gemeldet: Klein=
Uinſtadt 33 Ztr. Noggen 46 275 Mk.; Frankenhauſen 4 Ztr. Roggen,
4710 Mk.; Ungenannt 125 Ztr. Kartoffeln; Hembach 12,6 Ztr. Roggen;
geriug 4 Ztr. Noggen, 3005 Mk.; Fürſtengrund 4,80 Ztr. Noggen,
Ztr. Kartoffeln, 12560 Mk.; Harreshauſen 97 Ztr. Kartoffeln;
Baben=
zauſen 110 Ztr. Kartoffeln, 86 500 Mk.; Lampertheim 40 Ztu. Kartoffeln,
8000 Mk., 55 Ztr. Gerſte; Birkert 1,55 Ztr. Roggen, 11 Ztr.
Kar=
offeln, 2250 Mk.; Heuſenſtamm 26 000 Mk.: Hainſtadt 90 500 Mk.;
ungenannt 1940 Ztr. Roggen, 17 200 Mk.: Klein=Bieberau 36 70)
Nark; Nieder=Modau 19 Ztr. Roggen, 75 850 Mk.; Ungeuannt 9,05 Ztr.
ſaggen: Böllſtein 8 Ztr. Roggen, 1 Ztr. Kartoffeln, 6800 Mk.;
Breiten=
jrunn 7,55 Ztr. Noggen, 4200 Mk.; Schmalbeerbach 5 Ztr. Roggen;
vergershauſen 170 Ztr. Kartoffeln, 48 400 Mk.; Etzean 8,5 Ztr. Roggen,
Ztr. Kartoffeln 34 000 Mk.; Ober=Moſſau 10 Ztr. Roggen, 10 Ztr.
kartoffeln, 148 000 Mk.; Ungenannt 18 Ztr. Roggen, 55 500 Mk.;
Lan=
enbvombach 25,75 Ztr. Roggen, 49 325 Mk.; Hahn 4 Ztr. Noggen, 78
ztr. Kartoffeln, 47 925 Mk.; Lützel=Wiebelsbach 3,40 Ztr. Noggen, 27500
Nark: Rumpenheim 8 Ztr. Roggen; Weitengeſäß 2 Ztr. Noggen:
Neh=
ach 200 Mk.; Ungenannt 20 Ztr. Noggen, 33 500 Mk.; Ernſthofen
Ztr. Roggen. 13 Btr. Kartoffeln, 3000 Mk.; Bullau 33 000 Mk.;
llertshofen 6,40 Ztr. Roggen. 13,25 Ztr. Kartoffeln; Herchenrode
Ztr. Roggen, 16 Ztr. Kartoffeln, 5000 Mk.; Würzberg 10. Ztr.
Rog=
en: Fr. Crumbach 200 Ztr. Kartoffeln, 400 000 Mk., 3 Ztr. Mehl ans
Nühlenkontor; Affhöllerbach 24 600 Mk.; Spachbrücken 24 Ztr. Roggen,
1000 Mk. 2 Ztr. Weizen; Heubach 326 500 Mk.; Offenthal 16,25 Ztr.
koggen, 33 000 Mk. und 34 000 Mk.; Waldamorhach 131 040 Mk.;
Un=
enannt 230 000 Mk.; Erbach 18 Ztr. Kartoffeln 24 200 Mk.;
Unge=
gunt 31 Ztr. Norn, 48 Ztr. Kartoffeln 11000 Mk., 1 Ztr. Mehl;
Baſchenbach 8 Ztr. Kartoffeln, 21 500 Mk.; Ungengnut 43. Ztr. Korn,
000 Mk.; Brensbach 8.4 Ztr. Korn, 11 Ztr. Kartoffoln, 63 200 Mk.,
Pfd. Mehl, 30 Pfd. Hülſenfr.; Reichenbach 50 000 und 67 000 Mk.;
ſchönnen 3.5 Ztr. Norn, 12 Ztr. Kartoffeln, 172 000 Mk.; Ober=Kinzig
310 Btr. Korn, 17,5 Ztr. Kartoffeln, 11000 Mk. Wiebelsbach b. Frau
jauſes 62600 Mk.; Schöllenbach 12 720 Mk.; Bockenrod 41 570 Mk.;
t„Beerbach 66 000 Mk.; Frohnhofen 20 000 Mk.; Olfen 20 000 Mk.;
Jandbach 23 500 Mk.; Ungonannt 65 730 Mk.; Erbuch 47000 Mk.;
Bob=
adt 60 Ztr. Kartoffeln; Brandau 18 Ztr. Korn 54 650 Mk.;
Zotzen=
ach 101 000 Mk.; Haiſterbach 2 Ztr. Korn, 13 Ztr. Kartofſeln, 1a Ztr.
beigzen; Ungenannt 6 Ztr. Korn, 48000 Mk.; Ungenannt 49 Ztr. Korn,
6000 Mk. z.ud 20 350 Mk.: Zwingenberg 90 Ztr. Kartoffeln, 14006
Nauk; Nieder=Klingen 23,/4 Btr. Korn; Ebersberg 77600 Mk.; Gr. 50 Ztr. Korn.
Wert obiger Spenden 33 931 830 Mk., dazu die bereits gemeldete
ſpendenliſte in Höhe von 47267 619 Mk., Geſamtwert 81 199 449
Nark,
Reich und Ausland.
Die Mannheimer ſtädtiſche „Zwangsanleihe” vor Gericht.
Mannheim. Vor dem Landgericht Mannheim wunde das
Ur=
il in dem Prozeß der Union=Werte gegen die Stadtgemeinde wegen
ſorauszahlung der Gebühren für Strom und Gas heute gefällt. Wie
einnerlich, war bei der erſten Verhandlung die Entſcheidung vertagt
ſorden. In der kurzen Begründung des Urteils wurde ausgeführt,
aß es ſich bei dem Betrag um keine Vorauszahlung handle, ſondern
aß bei der Zuſtellung der Rechnung Gas und Stvom beneits verbraucht
ſten. Die Induſtrie verlange ebenfalls bei Beſtellungen
Vorauszah=
ung, die man als gerechtfertigt anerkaunt habe. Durch die
Entſchei=
ung in dieſem Prozeß wurde der Stadtgemeinde Mannheim beſtätigt,
aß ſie bercdtigt war, Gas= und Stromgebühren im Voraus zu erheben.
die dem Maunh. Generalanzg, mitgeteilt wird, hat der Vertreter der
lage, Dr. Bing, Berufung eingelegt.
Ein Zuckerſchieber.
Karlsruhe. Wegen Zuckerſchiebung wunde ein Landwirt vom
tadelhof von der Wucherpolizei verhaftet, als er über 100 Zentner
ucker zu Schnapsbrennern in der Oberkircher Gegend bringen wollte.
ußer dem Landwirt wurde ein Fuhrunternehmer und deſſen Ehefrau
ſwie ein Bäckermeiſter, die den Zucker beſorgt hatten, feſtgenommen.
er Zucker wurde beſchlagnahmt.
Wieder ein Viehwucherer verhaftet.
Konſtanz. Wegen Viehwuchers wurde der Ueberlinger
Vieh=
indler Strobel verhaſtet. Er hatte an einen Konſtanzer Metzger
er Schlachtkühe, die er einige Tage vorher um 2260 000 Mark ein=
(auft hatte, für 5 220 000 Mark verkauft. Die Transportkoſten nach
pnſtanz hatte der Konſtanzer Metzger ebenfalls zu tragen.
Selbſtmordverſuch aus Furcht vor Verhaftung.
Ludwigshafen. Aus Furcht vor Verhaftung hat ſich ein
ver=
irateter 45 Jahre alter Maurer in dem Augenblick, als er wegen
Blut=
hande in ſeiner Wohnung verhaftet werden ſollte, mit einem
Raſier=
eſſer eine Schnittwunde in den Hals beigebracht, ſodaß er ins
Kranken=
zus gebracht werden mußte.
Eröffnung der Kunſtausſtellung Jſarring in Neuſtadt.
Neuſtadt a. d. Hardt. Die heiden Münchner
Künſtlerver=
inde Iſar und Ring veranſtalten zurzeit im Saalbau zu Neuſtadt
ne achttägige Ausſtellung von Oelgemälden, Aquarellen uſw., die
ollektionen von meiſt ſchon durch ihre Werke in Staatsgalerien und
Muſen bekannten Künſtlern enthält. Auch der pfälziſche Maler R.
Koch=Gimmeldingen iſt mit einigen der Pfälzer Heimat entnommenen
Bildern vertreten.
Metzgerſtreik gegen die hohen Viehpreiſe.
Pirmaſens. Da die Schweinehändler in Pirmaſens für
Schluveinefleiſch 5400 Mark das Pfund Lebendgewicht verlangten traten
die Metzger in den Streik und beſchloſſen, kein Schwein zu ſchlachten.
Daraufhin gaben die Händler nach und erklärten ſich mit 4500 Mark
das Pfund zufrieden, ſodaß die Verkaufspreiſe für Schweinefleiſch
herab=
geſetzt werden konnten. Wenn die Bevölkerung mitmacht, ſo wird auch
wie der Vertreter der Metzger in der Lebensmittellommiſſion mitteilte,
mit dem Rindfleiſch ſo verfahren werden.
St. Ingbert ohne Gas.
St. Ingbert.. Wegen Kohlenmangels infolge des
Berg=
arbeiterſtreiks mußte die Gasherſtellung ab heute eingeſtellt werden.
Der Totſchlag an dem Bergmann Sanden aufgeklärt.
Oberohmbach. Der Totſchlag an dem 23jährigen Bergmann
Ernſt Sander von Wahnwegen der, wie berichtet, auf dem Wege von
Oberohmbach nach Wahnwegen erſchlagen aufgefunden wurde, iſt
nun=
mehr aufgeklärt. Die drei Bergleute Alois Spang, Karl Wagner und
Oswald Brauer von Oberohmbach naren kurz vor der Tat in der
Wirtſchaft in Oberohmbach mit dem Sandey, der in der ganzen
Um=
gebung als ein ſtreitſüchtiger und jähzorniger Menſch bekannt und als
Meſſerheld gefürchtet war, in Streit geraten und wollten dem
mißliebi=
gen Burſchen einen gehörigen Denkzettel gaben. Sie lauerten ihm daher,
als er ſich auf dem Heimveg befand, auf und ſchlugen gemeinſam auf
Sander ein, daß er an den ſchweren Hiebverletzungen ſtarb. Die
ver=
hafteten Täter haben die Tat eingeſtanden, beſtreiten jedoch auf das
Entſchiedenſte, die Abſicht gehabt zu haben, den Sander zu töten.
Nach vier Jahren geſühnt.
— Eine dramatiſche Wilderer=Tragödie, die jetzt nach
vollen dier Jahren ihren Abſchluß gefunden hat, wird im „St. Hubertus”
erzählt. Im Februar 1919 wunde zu Tillowitz in Oberſchleſien der
Revierförſter Gerlach von einem Wilderer erſchoſſen; man fand ihn tot
auf, ſein Dachshund hielt neben ihm die Totenwache. In der
Bruſt=
wunde war ein abgefeiltes Militärgeſchoß. Es erfolgten verſchiedene
Verhaftungen, aber die Angeſchuldigten mußten wegen mangelnder
Be=
weiſe wieder entlaſſen werden. Schließlich nahm die Berliner
Kriminal=
polizei die Sache auf, und der Kriminaloberwachtmeiſter Busdorf
er=
mittelte nun — nach vier Jahren —, daß der Schloſſer Gmanuel Lukas
die Tat begangen habe. Lukas, der zur Zeit des Mordes in der Nähe
von Tillowitz als Soldat auf einem Schießplatz tätig war, war dann
verſchwunden. Der Beomte entdeckte ihn ſchließlich im Lautowerk bei
Hoherswverda, wo er als Schloſſer arbeitete. Lukas hatte ſich in der
Trunkenheit einem Arbeitskollegen gegenüber ſeiner Tat gerühmt; aber
ehe Busdorf ihn faſſen konnte, war er abermals über alle Berge. Durch
mühſame Nachforſchungen wurde er nun in der Lüneburger Heide
auf=
geſpürt, wo er von Wilddieberei und Einbrüchen lebte. Als Busdorf ihn
mit einem Landjäger feſtnehmen wollte, feuerte en ſofort auf ſeinen
Gegner, fehlte aber, und nun jagte ihm der Beamte eine Kugel in den
Untevleib. Trotz ſeiner ſchwveren Verletzung ſchleppte er ſich noch zwölf
Kilometer weit, dann brach er zuſammen und wurde ins Kronkenhaus
geſchafft, wo er vor ſeinem Gnude den Mord an dem Förſter eingeſtand.
Spiel, Sport und Turnen.
— Spoutverein Darmſtadt 1898. Am heutigen Sonntag
erſcheint nach längerer Pauſe wieder mal der Sportverein Darmſtadt
auf dem Plan. Als gner zu dieſem Spiel iſt der F. K. „Union”=
Niederrad verpflichtet. Obwohl „Union” erſtmalig in Darmſtadt
autritt, iſt dieſer Verein kein Unbekannter; weit über Fnankfurts
Gren=
zen hinaus als äußerſt ſpielſtark beſtens bekannt, hat er mit ſeiner
ge=
fürchteten Stürmerreihe ſtets ſeine Poſition in der Spitzengruppe ſeines
Kreiſes behauptet. Noch im vorigen Jahre galt die Mannſchaft als eine
der techniſch beſten im Südmainkreis.
Auch die Liga Sportvereins, die techniſch ſtets Gutes geleiſtet nur
deſſen Sturm es am nötigen Schuß fehlen läßt, wird vielleicht im
heuti=
gen Sdiel durch den Sturmfüihrer Takges, ein erfolgbringendes Spiel
vorführen. Vielleicht langt es endlich einmal zu einem Siege; gekämpft
muß auf jeden Fall wenden, denn die Repräſentativen der Gäſte,
Noll=
wage, Wiſſenbach, Roth, Roſenberger, Siegwart, verfügen über gutes
Ginzelkönnen, ſo daß es unſeren Einheimiſchen nicht leicht gemacht wird.
Die Niederräder, deren Kommen nicht gehindert iſt, ſpielen in ſchwarzer
Hoſe mit blauem Trikot in folgender Aufſtellung:
Roth
Neuſch. Wiſſenbach
Bonſig Schwarz „Rollwage
Röſiuger Ehrhardt Roſenberger Siegwart Schneider,
Darmſtadt (weiße Hoſe, rotes Trikot);
Huſe Steckenreuter Takges Müllmerſtadt Jokobi
W. Fiſcher Hanſtein Ohlſen
Laumann. Stephan
Ellenbeck.
Vor dieſem Spiele ſtehen ſich die Ligaerſatzmannſchaften „Viktoria”=
Aſchaffenburg und Sportvereins gegenüber. (Näheres ſiehe geſtrige
Anzeige.)
— Spielabteilung „Union” der Turngemeinde
Beſſungen 1865e. V., Darmſtadt. Für Sonntag, den 4. März,
hat die Abteilung für ihre Ligamannſchaft den ſpielſtarken B=Ligaverein
Turnverein Heufenſtamm zu ſich vertzflichtet. Heuſenſtamm
iſt eine äußerſt flinke Mannſchaft, welche ſich in den diesjährigen
Ver=
bandsſpielen des Sidmainkreiſes, ſehr gut geſchlagen hat, und einen
äußerſt flinken und durchſcklagkräftigen Sturm beſitzt. Die
einheimi=
ſchen Turner haben trotz ihrer letzten Mißerfolge nicht an Spielſtärke
gelitten. Leider waren ſie die ganze Zeit über gezwungen, mit Erſatz
anzutreten. Am Sonntag tritt dieſe Mannſchaft zum erſten Male ſeit
langer Zeit wieder komplett an. Die Aufſtellung:
G. Sirecker
Fr. Maher Fr. Walter
K. Friedrich Gg. Seelbach Fr. Noller
K. Gerſtenuetzer. W. Bopp. „H. Bert J. Rickert H. Dörr,
verbürgt für eine gute Vertretung des hieſigen Gaues ſowie der Stadt.
Da dieſes Spiel äußerſt ſpannend und ſicher fair durchgeführt wird,
empfiehlt ſich für jeden Sportsanhänger der Beſuch dieſes Spiels. Der
Spielbeginn iſt um 3 Uhr=
Vorher treffen ſich beiderſeitige Ligareſerve=Maunſchaften. Die
ein=
heimiſche Reſerve hat, nach ihren letzten Leiſtungen und Reſultaten zu
urteilen, eine recht bedenkliche Spielſtärke angenommen. Man darf nur
an die Siege von 11:0 Tonen gegen Egelsbach Ligareſerve und 4:2
gegen Lengfeld, den Bezwinger von Sportverein Darmſtadt. Ensgraber=
Mamſchaft, erinnern. Auch hier wird ein ſpannendes Treffen zu
er=
warten ſein.
— Hockeh. Der Darmſtädter Hockehklub ſpielt heute
mit der erſten und zweiten Mannſchaft gegen die gleichen des F. K.
„Union”=Niederrad. Die Spiele finden nachmittags auf dem
Golfplatz ſtatt. „Union”=Nießerrad hat eine der beſten
Hockeymannſchaf=
ten des Rhein=Mainkreiſes und wird den Darmſtädtern ein gutes Spiel
liefern.
— Norddeutſche Fußballmeiſterſchaft. In allen
ſechs Kreiſen reſp. Staffeln ſind die Meiſter ſoweit feſtgeſtellt. Im
Nord=
heis iſt es wie ſeit Jahren der mehrfache norddeutſche umnd einmalige
deutſche Meiſter „Holſtein”=Kiel. Der Hamburger Sporwverein, als
deutſcher Verzichtmeiſter von 1922, hat ſeine Schwäche üb=uwunden und
wurde mit 86 : 11 Toren Meiſter vom Alſterkreis. Die Mannſchaft iſt
wieder auf der Höhe, Halverſon, Schmeider und Carlſon von langem
Krankſein jetzt völlig ſpielfähig. „Union’=Altona, der Elbkreismeiſter,
wird von den ſtarken Harder=Leuten glatt überfahren werden. Im
Oſt=
kreis führt wieder der Ballſpielverein Lübeck, im Jadekreis der alte
Verein Verder”=Bremen. „Stern”=Bremen als Neuling, iſt im
Weſer=
kreis Meiſter. Im Südkreis — Hannover=Braunſchweig — führte wie
ſeit Jahren bis vor Toresſchluß die bekannte Braunſchweiger „Eintracht”
das Wort. Dieſe Mannſchaft bringt es ſertig, große Gegner haushoch zu
fchlagen und ſich von Liganeulingen dagegen ſchlagen zu laſſen. So
ſchlugen die Leute aus der Löwenſtadt „St. Georg”=Hamburg 6:1,
„Union”=Altona 5:0, den weſtdeutſchen Meiſter Arminia”=Bielefeld
3:0, Hamburger Sportverein 3:0. Nürnberger Fußballverein 3:1,
und in der letzten Verbandsſpielen „Arminia”=Hannover 6:0 und „
Ein=
tracht‟=Hannover 5: 1. Letztere Vereine führen jetzt im Südkreis, wei!
die Braunſchweiger „Eintmcht” ſich von den beiden Tabellenletzten
ſchla=
gen ließ. Der endgültige nord deuſche Meiſter (1921/22 war es
hinter=
eiander der Hambunger Sportverein) iſt in „Holſtein”=Kiel und im
Hamburger Sportverein zu ſuchen.
Bei Grippegefal
Tabletten
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus. Anfang 5½ Uhr, Ende 10 Uhr
(D 16): „Triſtan und Jſolde‟. — Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende
gegen 10 Uhr (Zuſatzmiete III6): „Und das Licht ſcheinet in der
Finſternis”. Nachmittags 2½ Uhr: Marionettenſpiele: Aſchenbrödel.
Orpheum. Anfang 734 Uhr: „Der Klapporſtorch fliegt,
Mufikverein, 11½ Uhr: Robert Franz=Liader im Vereinshauſe,
Steinſtraße 24. — Stadion, nachm. 3 Uhr: „Union”=Niederrad
gegen Sportverein Darmſtadt. — Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſterlungen.
Verſteigerungskalender. Montag, 5. März:
Mobiliar=Verſteigerung vorm. 9½ Uhr und nachm. 2½ Uhr
Ernſt Ludwig=Straße 9. — Stammholzverſteigerung
vor=
mittags 10 Uhr im Eberſtädter Gemeindewald (Zuſammenkunft am
Uebergang der Schlangenſchneiſe und Main=Neckarbahn.
D
Wirtſchaſt: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land=.
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten
und Nuterhaltungsblatt.
Kräftige Suppen, ſchmackhafte Gemüſe,
vorzügliche
Ren
ohne Fleiſch und Fett bereitet man
auf einſche und berfane Deife mir Ia AGGF Fleischbrüh-Murfeln
ualitätsware. —
Marie Stork
Philipp Hornett
beehren sich ihre Verlobung
anzuzeigen
Darmstadt, 4. März 1923
Arheilgerstr. 72
Karlstr. 29
(*6124
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, unſere liebe Mutter,
Schweſter, Schwiegermutter und
Großmutter
geb. Geppert
nach langem und mit großer
Ge=
duld ertragenem Leiden zu ſich
in die Ewigkeit abzurufen.
In tiefer Trauer:
Die Kinder nebſt Angehörigen.
Darmſtadt, 3.
r3 1923.
Die Beeidigung findet Montag,
den 5 März, nachmitt 14 Uhr.
von der Kapelle des
Waldfried=
hofes aus ſtatt.
Wir danken von Herzen für den
wohltuenden Anteil, den liebe
Freunde und Bekannte an unſrer
Trauer genommen haben.
Eliſabeth Merck, geb. Rieger
Lisbet Pfarr, geb. Merck
Georg Merck
Dr. Fritz Merck
Annewis Kolb, geb. Merck
Werner Pfarr, Dipl. Ing.
Aline Merch, geb. Hummel
Fritz Kolb, Oberleutnant a. D.
Darmſtadt, 3. März 1923.
Keine Frau kennt ihre Hauf.
wieder, wenn ſie durch den Gebrauch von
Aok=Seeſand=Mandelkleie rein von
Mit=
eſſern, Pickeln, Puſteln geworden iſt.
Aok Seeſand: Mandelkleie, das
Haut=
pſiegemittel der Erterikultur= Kolberg,
ſchaff” dlumenzarten, roſigen Teint.
In einſchlägigen Geſchäften erhältlich.
Groß. Graetz
geſ. Ang.
63 Geſtchſt, /16005
Gebr. Hobelbank
zu kaufen geſ.
An=
gebote unt. 8 57
Ge=
ſchäftsſt. (*5590d8g
Ein 10 Wochen altes
Mutterkalb
zu verk. Weiterſtadt,
Darmſtädterſtr. 46,
Geſundheitspolizeiliche
Vorſchriften
für den Betrieb der
Bäckereien
in Stadt und Land
ſind in unſerer Geſchäftsſtelle,
Rheinſtraße 23, zu haben.
Darmſtädter Tagblatt.
(1438dsi
Wann fährt leerer
PLaidhe rage
8 122Gſchſt. e5750de
Braunbohlen
brennen ohne Holz
tadellos mir meinem
patentroſt. Dr.Schneider,
Wenckſtr. 10. 11514a
Tiermarkt F
6 Wochen alte 7601
Ferkel
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bach a. d. B., Te
Amt Bensheim.
Darmſtädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
Lederwerke vorm. Ph. Jac. Spichauz in
Offen=
bach (Main). Die außerordentliche Generalverſammlung genehmigte
die Kapitalserhöhung um 16 Mill. Mk. Stammaktien auf insgeſamt
31 Mill. Mk. Die neuen Aktien werden zu 500 Prozent an ein
Banken=
konſortium, beſtehend aus den Bankfirmen Baß u. Herz und Cahn u.
Co, beide in Frankfurt a. M., begeben mit der Verpflichtung, hiervon
7 Mill. Mk. den alten Aktionären im Verhältnis von 2:1 zum gleichen
Kurſe zum Bezuge anzubieten. Die reſtlichen 9 Mill. Mk. ſollen im
Intereſſe der Geſellſchaft beſtens verwertet werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
w. Der Ankauf von Gols für das Reich durch die
Reichs=
bank und Poſt erfolgt bis auf weiteres unverändert zum Preiſe von
85 000 Mk. für ein Zwanzigmarkſtück, 42 500 Mk. für ein Zehnmarkſtück.
Für ausländiſche Goldmünzen werden entſprechende Preiſe gezahlt. Der
Ankauf von Reichsſilbermiinzen durch die Reichsbank und Poſk erfolgt bis
auf weiteres unverändert zum 1500fachen Betrage des Nennwertes.
Währungsboykott. Wie wir hören, haben die Berline=
Banken und Bankiers beſchloſſen, franzöſiſche und belgiſche Noten von
fremden Perſonen nicht mehr einzulöfen und auch nichſt mehr für
irgend=
welche Geſchäfte in Vorſchuß zu geben. Es ſteht zu erwarten, daß ſich
die geſamte deutſche Bankwelt dieſem Vorgehen anſchließen wird.
* Preisabbau. Der Deutſche Indr ſtrie= und Handelstag hat
die Reichsvegierung gebeten, an dem durch die Markbeſſerung gebotenen
Preisabbau auch ihrerſeits u. a. durch eine ſofortige Ermäßigung der
Poſtgebühren und insbeſondere der Eiſenbahngütertarife mitzuwirken.
* Preisabſchlag für Uhren. Der Wirtſchaftsverband der
Deutſchen Uhreninduſtvie ſetzte die Schlüſſelzahl von 3500 auf 3000 und
tveiter auf 2206 herab. Ein neu eingckaufter einfacher Wecker koſtet im
Einzelhandel demnach nur noch 21000 Mk., eine einfach= Zimmeruhr
140 000 Mk. und eine einfache Hausuhr 540 000 Mk.
w. Elektrizitäts=A. G. vorm. W. Lahmeyer n. Cv.,
Frankfurt a. M. In der geſtrigen außerordentlichen
Generalver=
ſammlung der Eleketrizitäts=A. G. vorm. W. Lahmeher u. Co. in
Frank=
furt a. M. wurde auf Vorſchlag eines Großacktionärs dem ſon der
Ver=
waltung geſtellten Antrag nich= zugeſtimmt und ein abgeänderter Antrag
auigenommten, laut welchem das Aktientapital — wie von der Verwaltung
vorgeſchlagen — um 60 Millionen Mk. Stamn= und 10 Millionen Mk
Vorzugsaktien erhöht werden ſoll, die von der Dresdener Bank in
Frank=
furk a. M. und Darmſtädter und Nationalbank, Kommanditgeſellſchaft
auf Aktien, Filiale Frankfurt a. M. übernommen werden. Von den
Stammaktien werden 20 Millionen Mk. den alten Aktionären im
Ver=
hältnis von 1 neuc zu 3 alten zum Kurſe von 800 Prozent zuzüglich
einer Pauſchale, die bei Ausübung des Bezugsrechts von der Verwaltung
feſtgcſetzt wi:d, angeboten. Die reſtlichen 40 Millionen Mk. Stammaktien
werden von derſelben Bankengruppe zum Kurſe von 1000 Prozent
über=
nommen und zur Verfügung der Verwaltung gehalten. Die
Vorzugs=
aktien werden von der Deutſchen Treuhand=Vereinigung A. G. in Berlin
zu bari übernommen. Sie erhalten 10faches Stimmrecht, welches auf
die bekannten drei Fälle beſchränkt iſt.
h. Süddeutſche Drahtinduſtvie A. G., Mannheim=
Waldhof. Die Geſellſchaft kündigt die noch nicht ausgelöſten Stücke
ihrer Partial=Obligationen zur Rückzahlung per 1. Juli d. Js.
h. Süddeutſches Eiſen= und Metallwerk.
Mann=
heim=Mallſtadt. Die vorerſt mit 5 Millionen Mk. Kapital ge
gründete Geſellſchaft beabſichtigt, das Kapital zunächſt bis auf 190
Mil=
livnen Mk. zu erhöhen. Mit dem Bau des Werkes wurde bereits
be=
gonnen und ſoll bis Juni betriebsfähig ſein. Zweck des Unternehmens
iſt Metallgießerei, Eiſengießerei, Maſchienbau. Repavatur, beſonders
der Bau von Klangſtahl= und Siluminbronzeglocken. Den erſten
Auf=
ſichtsrat bilden: Bankdirektor Philipp Woll=Saarlouis, Juſtizrat Auguſt
Müller=Mannheim. Bürgermeiſter Dr. Latz=Saarlouis, Direktor Jean
Weißenfels=Maunhein:. Zum Vorſtand wurden beſtellt: Ingeneur Fr.
Alles=Wallſtadt und Kaufmam Heinrich Woll=Mannheim.
h. Badiſche Elektrizitäts=A.=G. Mannheim. Die
Verwaltung ſchlägt der auf den 27. März einberufenen ordentlichen
Generalverſammlung auch die Erhöhung des Grundkapitals von nom.
26,5 Mll. Mk. um nom. 25,5 Mill. Mk. auf nominell 52 Mill. Mk.
vor durch Ausgabe von 25 000 Stück Inhaberſtammaktien im
Nominal=
betrag von je 1009 Mt., und von 500 Stück Namensvorzugsaktien im
Nom.=Betrag von je 1000 Mk. Ferner ſoll ſie die Einzelheiten der
Aktien=
ausgabe, das Stimmrecht der Vorzugsaktien und die Abänderung der
Dividendenberechtigung derſelben feſtſetzen, ſowie die erforderlichen
Satzungsänderungen vornehmen.
h. Aktien branerei Cluß, Heilbronn a. N. Die
Ver=
waltung ſchlägt der auf den 30. März einberufenen Hauptvevſammlung
die Erhöhung des Grundkapitals von 5 auf 12 Millionen Mk. durch
Ausgabe von 7 Millionen Mk. Stammaktien vor. Das Grundkapital
wird dann aus 11,8 Millionen Mk. Stamm= und 200 000 Mk. 6 prozent.
Vorzugsaktien beſtehen.
h. Heilbvonner Lebensmittelfabrik C. H. Knorr
A. G. in Heilbvonn. Die Zulaſſung von 60 Millionen Mk.
Stamm=
aktien über je 1000 Mk. zum Handel und zur Notierung an der
Mann=
heimer Börſe hat die Süiddeutſche Diskontogeſellſchaft beantragt.
Schuhfabrik Confluentia, Joſeph Cornglins
un. A. G. in Koblenz. Die Geſellſchaft ſchlägt für ein halbes Jahr
25 Prozent (i. V. für 7 Monate 12 Prozent) Dividende vor. Ferner
ſoll das Kapital von 13 auf 25 Millionen Mk. erhöht werden. 6 Mill.
Mark davon ſollen den alten Aktionären im Verhältnis von 2: 1
an=
geboten werden.
-0. Die erſten wertbeſtändigen Anleihe in
Würt=
tembeug. Ein Konſortium Württembergiſcher Banken legt in den
nächſten Tagen eie Gproz. Kohlenwertanleihe des Bezirksverbandes
oberſchträbiſcher Elektrizitätswerke in Bieberach an der Riß im
Geld=
wert von zunächſt 14000 Tonnen Steinkohle zur Zeichnung auf. Der
Zeichnungspreis iſt auf 155 900 Mk. für 1000 Kilo Kohle feſtgeſetzt. Der
Erlös der Anleihe dient zur Beſchaffung des weiteren Kapitalbedarfs
für den reſtlichen Ausbau der Waſſerkraftanlagen an der Iller.
Zur Deckung der Unkoſten eines Lagerhausbaues in Möckmühl legt
die Landwirtſchaftliche Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft in Jagſtfeld
eine Anleihe bis zu 2000 Doppelzentner Weizen wertverzinslich zu
10 Prozent und rückzahlbar in 15 Jahresraten auf.
h. Bayeriſche Brauerei Schuck=Jaeniſch A.=G.
Kaiſerslautern. Das Geſchäftsjahr ſchloß mit einem
Brutto=
gewinn von 78 864 922 Mk. Nach Abzug der Geſchäftsunkoſton und
Ab=
ſchreibungen verbleibt einſchließlich Vortrag ein Reingewinn von
Handelsblatt
4. März 1923 Nr. 62
von 10 Prozent auf alle Aktien. Dann ſtimmte die Verſammlung noch
der Erhöhung des Aktienkapitals um 1,5 Mill. Mk. Vorzugsaktien und
6 Mill. Mk. Stammaktien zu, ſodaß das Stammkapital nun 10,5 Mill.
Mark beträgt.
d- Zimmermann=Werke A.=G. Chemnitz. Der
Auf=
ſichtsrat der Zimmermann=Werke A.=G. Chemnitz beantragt bei einer
auf den 24. März einzuberufenden außerordentlichen
Genehalverſamm=
lung die Erhöhung des Aktienkapitals um 70½ Mill. Mark in
Stamm=
aktien. Die Höhe des Ausgabekurſes wird erſt kurz vor der
General=
verſammlung beſtimmt werden. Den bisherigen Aktionären wird ein
Bezugsrecht von 1:1 zu einem günſtigen Kurſe eingeräumt.
-d- Papierfabrik Ammendorf. Die außerordentliche
Gemeralverſammlung der Ammendorfer Papierfabrik beſchloß eine
Kapi=
valserhöhung um 44 Mill. Mark Stammakticn. Die jungen Aktien, die
ab 1. Juli 1922 am Gewinn teilnehmen, werden den alten Aktionären
im Verhältnis von 1:1 zum Kurſe von 1000 Prozent angeboten. Es
werden Stücke zu je 5000 Mk. ausgegeben, wodurch ſich die Druckkoſten
um 5 Mill. Mk. verbilligen. Bei der vorigen Emiſſion war nach
Mit=
reilung der Verwaltung die Bezugsrechtſteuer ſo hoch, daß die
Geſell=
ſchaft nicht nur kein Agio hatte, ſondern noch hinzuzahlen mußte. Die
Vorzugsaktien erhalten das 40fache Stimmrecht.
Vom Schmiernmittelmarkt; Naßdampf=Zylinderöle:
Visc. 4—5/100, Flpt. 240 verzollt 2090 Mk. (unverzollt 1170 Mk.),
Visc. 4—5/100, Flpt. 270/80 2170 Mk. (1250 Mk.), Visc. 4—5/100, Flpt.
280/90 2240 Mk. (1360 Mk.), Heißdampf=Zylinderöle: Visc. 4—5/100,
Flpt. 290/300 2340 Mk. (1420 Mk.), Visc. 5—6/100, Flpt. ca. 320 2360
Mark (1850 Mk.), Visc. 8/100, Flpt. 330/35 3460 Mk. (2630 Mk.), amerik.
Zylinderöl, filtriert, Marke „Continental”: 2840 Mk. (1920 Mr.
Maſchinenöl=Naffinate: Visc. 2—3/50, Flpt. 170/80 1810 Mk. (910 Mr
Visc. 4—5/30, Flpt. 180 2160 Mk. (1270 Mk.), Visc. 4—5/50, Flpt. über
B) 9410 Mr. (1520 Mk.), Visc. 5—6/50, Flpt. ca. 180 2310 Mk. (1400
E 2
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
Mark), Visc. 6—7/50, Flpt. 180/90 2440 Mk. (1520 Mk.),
Flpt. über 200 2600 Mk. (1690 Mk.), Visc. 7—8/50, Flpt. 230/40 281
Mark (1900 Mk.), Visc. 8—9/50, Flpt. 210 2810 Mr. (1900 Mk.
Maſchinenöl=Deſtillate: Visc. 5—6/50, Flpt. 180 2060 Mk. (1150 Mk.
Visc. 7—8/50, Flpt. 180 2230 Mr. (1310 Mk.). Maſchinenfett hellgelb,
unbeſchwert: Tropfp. 80/90 1800 Mk. (1400 Mk.), alles per Kilogramm
netto, verzöllt reſp. unverzollt, ab Lager Hamburg.
— Holland durch Telefunken vom fremden Kabel
unabhängig. Vor kurzem hat die holländiſche Reichs=
Telegraphen=
verwaltung die direkte drahtloſe Verbindung mit Niederländiſch=Indien
aufgenomnen, nachdem die Telefunkengeſellſchaft die hierzu errichtete
Großſtation Kootwift bei Apeldoorn am 18. Januar 1923 übergeben und
gleichzeitig die Gegenſtation Malabar in Java fertiggeſtellt hatte. Dieſe
Verbindung geſtattet den erſten unmittelbaren und vegelmäßigen
draht=
loſen Verkehr über die ungeheuere Entfernung von 12000 Klm, der
Hol=
land von fremdländiſchen Telegraphenkabeln unabhängig macht. Dieſe
Tatſache bedeutet eine wirtſchaftliche wichtige Erleichterung und wird in
Holland als hiſtoriſches Ereignis gewürdigt. — Während des Krieges
war der Verkehr Hollands mit ſeiner wichtigſten Kolonie, für den nur
engliſche Kabel zur Verfügung ſtanden, ſtark beeinträchtigt und 1917
ſogar für gewiſſe Telegramme während einzelner Monate ganz geſperrt.
Darum iſt jetzt bei Apeldoorn auf dem Kootwiffſchen Sand die moderne
Großſtation entſtanden, die derjenigen, die Deutſchland in Nauen beſitzt,
gleichkommt. Sie und ihre Gegenſtation auf Jada arbeiten nach dem
Telefunkenfyſtem mit Hochfrequenzmaſchinen
K.W. in der
An=
tenne.
Banken.
* Bayeriſche Handeisbank — Bodenkreditanſtalt
— in München. Die außerordentliche Generalverſammlung vom
1. März, in welcher ein Aktienkapital von 5 655 000 fl. und 38 696 285 71
Mark mit zuſammen 1 693 670 Stimmen vertreten war, hat die
Erhöh=
ung des Grundkapitals von 50 auf 55 Millionen Mk., ſowie die dadurch
erforderliche Aenderung des § 10 des Geſellſchaftsvertrags genehmigt.
h. Getreide= und Futtermittel=Bank K. a. A.
Bremen. Die Geſellſchaft beruft zur Erledigung der Regularien au
den 24. März eine Generalverſcmmlung; in dieſer ſchlägt die
Verwal=
tung den Aktionären die Erhöhung des
Kommandit=
kapitals auf 300 Millionen Mark vor. Die Ausgabe der neuen
Aktien ſoll dergeſtalt erfolgen, daß der Geſellſchaft nach Durchführung
der Transaktion ca. ½ Milliarden eigene Mittel zur Verfügung ſtehen.
Verſicherungsweſen.
-d- Vereinigte Verſicherungs=Geſellſchaften A. G.,
Elberfeld. Die außerordentliche Generalverſammlung der
Vaterlän=
diſchen und Rhenania, Vereinigte Verſicherungsgeſellſchaften A. G., in
Elberfeld, beſchloß, auf die bisherigen Stammaktien zu je 1000 Mark
Nennwert die noch nicht eingezahlten 50 Prozent von den Aktionären
einzufordern. Das Grundkapital wird von 18 auf 50 Millionen Mark
erhöht durch Ausgabe von 4,5 Millionen Mk. Vorzugsaktien und 27,5
Millionen Mc. Stammaktien. Die neuen Aktien ſind ab 1. Januar 1923
dividendenberechtigt. Der Ausgabekurs iſt gleich dem Nennwert.
Feuerverſicherungsgeſellſchaft „Rheinland”
A.=G. in Neuß. Die Generalvetſammlung, die am 26. Februau in
Neuß ſtattfand, beſchloß einſtimmig, das Aktienkapital von 9 auf 120
Millionen Mark zu erhöhen. Die damit verbundenen
Satzungsände=
rungen wurden ebenfalls einſtimmig genehmigt.
Meſſen.
Ein= und Ausfuhr von Waren für die Kölner
Meſſe. Der Reichskommiſſar für Ein= und Ausfuhrbewilligungen
hat eine Bekanntmachung im Reichsanzeiger Nr. 47 erlaſſen, wonach
die Zollſtellen ermächtigt werden, die Ein= und Wiederausfuhr von
Waren, die zur Ausſtellung auf der vom 6. bis 12. Mai 1923 in Köln
ſtattfindenden Meſſe beſtimmt und als folche in den Begleitpapieren
bezeichnet ſind, unter der Bedingung ohne Ein= bzw. Ausfuhr
bewilligung zuzulaſſen, daß ſie unter Zollaufſicht auf ein Kölnen
Zollamt abgefertigt werden, während ihres Verbleibs in Deutſchland
im Vormerkverfahren unter Zollaufſicht bleiben und binnen 2 Monaten
nach Schluß der Meſſe wieder ausgeführt werden. Die Wiederausfuhr
muß der betr. Zollſtelle gegenüber ſichergeſtellt werden.
— Ausſteller zur Kölner Meſſe. Den Bedingungen für
die Ausſteller der Kölner Meſſe, die jetzt vom Meſſeamt verſandt
wer=
den, iſt zu entnehmen, daß nur Herſteller oder
Großhandels=
firmen zur Meſſe zugelaſſen werden; grundſätzliche Vorausſetzung
iſt die handelsgerichtliche Eintragung der Firma. Handelsver
treter werden nur zugelaſſen, wenn ſie im Namen und mit der
aus=
drücklichen Genehmigung ihrer Häuſer ausſtellen; das Schild über dem
Meſſeſtand muß die Firmierung der vertretenen Fabrikanten tragen.
Bei dem ſtarken Ausſtellerandrang iſt das Meſſeamt nicht in der
Lage, allen Anträgen auf Zuweiſung eines Ausſtellungsplatzes zu
ent=
ſprechen. Es muß ſich ferner vorbehalten, von dem beantragten
Aus=
ſtellungsraum Abſtriche zu machen. Jede Firma, deren Anmeldung
an=
genommen iſt, erhält eine ſchriftliche Beſtätigung der Zulaſſung zur
Meſſe unter Beilegung der Ausſtellungsbedingungen. Mit dem
Ver=
ſand iſt bereits begonnen worden, ſodaß ſämtliche zugelaſſenen Firmen
die Unterlagen bis Ende der erſten Märzwoche in Händen
haben werden. Ebenſo wird den Firmen, die dieſes Mal nicht zur
Meſſe zugelaſſen werden können, ſchriftlicher Beſcheid gegeben.
— Die Einkäuferanmeldungen für die Wiener
Frühjahrsmeſſe. Beim Wohnungsnachweis der Wiener Meſſe
laufen jetzt bereits zahlreiche Nachfragen wegen Quartieren für die
kom=
mende Frühjahrsmeſſe ein. Unter ihnen befinden ſich befonders ſolche
aus Deutſchland, der Tſchechoſlowakei, der Schweiz und Norwegen. Eine
Anzahl von Hotelbeſitzern hat ſich bereit erklärt, der Meſſeleitung
Zim=
mer für Meſſegäſte zu einem mit ihnen von der Meſſeleitung
verein=
barten fixen Preis zur Verfügung zu ſtellen. Da die Preiſe in den
Wiener Hotels im allgemeinen herabgeſetzt wurden, werden ſich die
Koſten des Aufenthalts der Fremden bei der Frühjahrsmeſſe erheblich
billiger ſtellen, als zur Zeit der letzten Herbſtmeſſe.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Wochenberichte. Beſondere politiſche
Ereigniſſe traten nicht ein, die an den Produkten= und Warenmärkten
eine Belebung hervorrufen könnten. Die Beſtändigkeit der Deviſen
und Geldknappheit, aber auch die immer noch beſtehende Unſicherheit
lähmten das Geſchäft überall. Es wurden meiſt nur Bedarfskäufe
vorgenommen zu etwas ermäßigten Preiſen, zumal in Auslandsware,
da die Auslandsmärkte ebenfalls niedrigere Preiſe ſandten.
Getreide. Der Markt verkehrte die ganze Woche hindurch
in ſehr ruhiger Stimmung und zeigte nur geringe
Unternehmungs=
luſt, beſonders für Weizen, da die Mühlen ſchlechten Mehlabſatz haben
und auch Auslandware wieder in Konkurrenz tritt. Die Preiſe gehen
langſam zurück: Weizen von 120—130 000 auf 105—108 000 Mk.,
aus=
ländiſcher Weizen von 140= auf 135 000 Mk., Roggen von 105—110 000
auf 90—95 000 Mk., Braugerſte von 97—105 000 auf 92—100 000 Mk.
inländiſcher Hafer von 65—85 000 auf 60—85 000 Mk., ausländiſcher mit
100—110 000 Mk. blieb unverändert, Mais von 115—118000 Mk. auf
110000 Mk., alles pro hundert Kilo bahnfrei Mannheim.
Mehl. Da der Konſum wieder einmal ſtark im Einkauf
zurück=
hält und von gehamſterter Ware lebt, ſtockt das Mehlgeſchäft und
Mühlen wie Handel ſehen ſich zu Abſchlägen genötigt. Die Mühlen
ſtellten ihren Richtpreis für Spezial Null von 210 000 auf 185 000 Mk.,
die zweite Hand ihre Angebote von 170= auf 140000 Mk. zurück, in
Ver=
ſteigerungen wurden ſogar nur 135 000 Mk. pro Doppelzentner erzielt.
Futtermittel. Wenn auch auf dieſem Marktgebiet das
Ge=
ſchäft fehr ſtill war, ſo hielten ſich doch die Preiſe auf ihrer alten
Baſis und wurden von dem allgemeinen Rückgang nicht betroffen.
Materialmangel ſpielt hier die Hauptrolle. Weizenfuttermehl ging zu
75 000 Mk., Weizenkleie zu 50—55000 Mk., Biertreber zu 65 000 Mk.
von Rauhfutter Wieſenheu zu 44—45000 Mk., Luzernekleeheu zu 50 52000 Mk., Preßſtroh zu 43—46000 Mk., Preßſtroh zu 40000
Mk. pro Doppelzentner waggonfrei Mannheim ab, Oelkuchen kommt
faſt gar nicht mehr zum Angebot.
Holz. Unbekümmert um die niedrigeren Auslandspreiſe ſteigen Prag ........."
die Inlandspreiſe für Nutz= und Brennholz immer weiter. Die laut
Mitteilung des Reichswirtſchaftsminiſters erfolgende ſtärkere Einfuhr Buenos=Aires sss
ausländiſchen Holzes hat ſich auf dem Inlandsmarkt bis jetzt noch
nicht fühlbar gemacht. Auf den Holzverſteigerungen finden ſich immer Rio de Janeiro ............"
noch ſehr viel Kaufliebhaber ein und bieten hohe Preiſe, ſo in den Belgrad.. . . . . . .
pfälziſchen Gemeinden Bobental für Kiefern Grubenholz 112000 Mk.
für Grubenſtangen 102000 Mk., für Buchen Scheit 58—60 000 Mk.,
Prügel 40—50 000 Mk., in Berfchweiler für den Feſtmeter Eichenholz
150 000 Mk., für Fichtenholz 125 000 Mk., für den Raummeter
Brenn=
holz 25 000 Mk. ab Wald.
Kolonialwaren: Das Geſchäft war wie auch an den übrigen
Plätzen ſehr ruhig. Da die Auslandsofferten etwas niedriger lauteten
und die Deviſen ziemlich ſtabil blieben, neigten auch hier die Preiſe
ehe=
niedriger. Für Kaffee Santos Superior roh wunden 16900 Mk., ae
waſchen 19900 Mk., für Tee mittlerer Sorte 32—35000 Mk., gut=
Sorte 36—39 000 Mk., feine Sorte 40—45 000 Mk. für inländiſchen Kaka=
5500 Mk., für holländiſchen 6800 Mk., für Reis Burmah 1800 Mk., fi
ausländiſchen Zucker 2350 Mk. das Kilo ab Mannheim gefordert.
Wein: In den Weinbergen iſt man noch mit dem Rebenſchneider
beſchäftigt. Das Holz iſt gut ausgereift. In der Südpfalz iſt ein Preis
rückgang eingetreten. Da aber das Geſchäft faſt ganz ruht, kommt der
Rückgang nicht zahlenmäßig zum Ausdruck. 1921er Weine haben ihre
Preiſe gehalten. In der Mittelhardt regt ſich mit dem Herannahen de=
Frühjahrsweinverſteigerung die Nachfrage nach 1922er Weinen; die einet
ſehr brauchbaren Konſumwein, auch im naturreinen Zuſtand, darſtellen
Für Spitzenweine wurden pro 1000 Liter 4—5 Millionen Mk., für 1921e=
in dieſem Frühjahr zu Grünſtadt gingen 1922er Weißweine zu 1 43000
bis 1 610 000 Mk. die 1000 Liter ab.
Tabak: Das Geſchäft ruht allgemein. Von 1922er Tabaken wun
den nur Abſchlüſſe in kleineren Poſten bekannt. Die Fabrikanten
halte=
ſehr mit dem Einkauf zurück. Weiter trägt auch viel zur Geſchäftsſtille
die Abſperrung des linksrheiniſchen Gebietes bei, das die meiſten Tabak
ſchneidefabriken beſitzt. Rippen ſind billiger geworden, wenn auch d
Eigner noch hohe Preiſe fordern. Bei den Fabriken ſind weitere
Auf=
träge zu den herabgeſetzten Preiſen eingelaufen.
Schiffahrt und Kohlen: Der Waſſerſtand iſt ſehr günſtig
die deutſche Schiffahrt ruht aber vollſtändig wegen des Vorgehens de=
Franzoſen. Auch die ausländiſche Schiffahrt wird immer mehr e
geſchränkt, da immer neue Havarien entſtehen, die nicht ausgebeſſe
werden. Die Kohlenverſorgung iſt den Verhältniſſen entſprechend noc
ausreichend.
w. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
herrſchte außerordentliche Geſchäftsſtille. Allſeitig verhielt man ſich ab
wartend. Die Preiſe blieben behauptet. Für Weizen bekundeten di
Mühlen etwas mehr Intereſſe. Roggen wurde nur ſpärlich umgeſetz=
Von Gerſte fand vermehrtes Angebot aus Schleſien wegen der zu teure
Frachten wenig Beachtung. H
war vollſtändig luſtlos. Mais hatt
nur ſehr wenig Beachtung. Nur Brennereien zeigten einige Nachfrag;
Die Tendenz für Mehl hat ſich bei Nachlaſſen des Angebots aus zweit
Hand etras gebeſſert.
d- Hamburger Warenbörſe. Kaffee: Braſilien wa
mit Offerten bis zu 1 sh niedriger; Abſchlüſſe wurden nicht bekann
Am Platz herrſchte ruhiges Geſchäft. Nach dem Inland erhielt ſich ein
ges Bedarfsgeſchäft zu behaupteten Preiſen. — Kakao: Das A.
ladungsgeſchäft iſt ſehr ruhig. Von drüben wurden unveränderte Noti
rungen gemeldet. Bahia Superior 45 ch Koſtfracht, Superior Thom
47 ch 6 d, Superior Somner Arriba 53 ch 3 d Koſtfracht. In Lor
ware, verzollt, beſteht nur kleines Bedarfsgeſchäft. — Reis: Die Prei
ſind behauptet. Der Abſatz nach dem Inland war nicht ſehr
umfan=
reich. In neuer Ernte beſteht Abgabeneigung, während Käufer zurie
haltender ſind. Burmah IT loko 13 ch 9 d, neue Ernke Andienung Mär
April 13 sh 7½ d. April=Mai 13 ch 6 d. Burmah Bruch 4
12 sh ½ d. — Auslandszucker: Auf höheres Neu=York war d
Markt feſter. Tſchechiſche Kriſtalle Feinkoon März—April 29 ch
Mittelkorn loko 28 sht 7½, d. Würfel März 30 ch 9 d, Coubes 31 slt
Im Inland iſt Auslandszucker zu 2400 Mk. das Kilo ab innerdeute
Station zu kaufen. — Schmalz: Amerikaniſches Steam 30 Doſlau
raffiniertes 31½—32 Dollars, Hambuuger 32½ Dollars. — Getreid
Das Geſchäft bleibt weiter ſehr ſtill. In den Preiſen treten kaum Ve
änderungen ein. Es ſtellten ſich: Weizen zu 41—43000 Mk.. Rogg
39—42 000 Mk., Hafer 33—37000 Mk., Gerſte 33—36 000 Mk., Ausland
gerſte 35—38 000 Mk., Mais 39—42000 ME., Futtererbſen 10—
Mark loko, Viktoria=Erbſen 65—80000 Mk., Naps 90—100 000 Mm
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Börſen.
* Börſenbericht für die Zeit vom 26. 2. bis
1923 (mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.)
Interventionstätigkeit der Reichsbank beſchränkte am Deviſenmarkt
Kursſchwankungen während der abgelaufenen Woche auf ein Minde
maß, wobei ſich der Geſchäftsverkehr in den engſten Grenzen hielt. Ar
an den Wertpapiermärkten iſt die Umſatztätigkeit weſentlich gering
geworden, als noch in der Vorwoche, doch vermochte ſich hier eine etwe
freundlichere Stimmung durchzuſetzen. Es zeigte ſich ſchon anfang
der Woche, daß die Ultimoabwicklung, der die Börſe mit einiger Sor
entgegengeſehen hatte, ohne große Schwierigkeiten vonſtatten gehe
würde, die Lage am Geldmarkt war etwas flüſſiger geworden und
Spekulation, zeigte ſich deshalb an der Montagsbörſe zu Rückkäuf
geneigt. Die Kurſe konnten ſich an dieſem Tage auf allen Gebiete
von den kürzlich erfolgten Rückſchlägen etwas erholen und die feſter
Tendenz erhielt ſich auch an den folgenden Tagen, da auch das Priva
publikum wieder mit Kaufaufträgen an den Markt kam. Größe
Kursſteigerungen waren jedoch nur auf einigen wenigen Gebieten
verzeichnen, ſo am Montanaktienmarkt, wo ſich, ausgehend von de
oberſchleſiſchen Papieren, lebhafte Nachfrage bemerkbar machte. G5r
erholt waren auch Banken — und Schiffahrts=Aktien ſowie mehre
Werte der Metall= und Maſchinenbau=Induſtrie. Am Rentenmark
zeigte ſich größes Intereſſe für Ungariſche Werte, die zum Teil rec
erhebliche Kursbeſſerungen aufzuweiſen hatten. An der Freitagsbör
geſtaltete ſich die Tendenz etwas uneinheitlicher und es kam mehrfa
wieder zu Kursabſchlägen, die ſich jedoch, wie überhaupt die Verä;
derungen an dieſem Tage, in engen Rahmen hielten.
w. Berliner Börſenbericht. Bei größter Luſtloſigkeit
fuhren die Preiſe am Deviſenmarkt nur belangloſe Aenderungen. 2
ſeitig beobachtete mon Zurückhaltung. Die Effeitenhändler ließen ebe
falls keine Neigung zu lebhafterer Geſchäftstätigkeit erkennen.
w. Deviſenm rkt. Frankfurt a. M., 3. März.
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 62.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. März 1923.
Seite 7.
Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
(Nachdrug verboten).
„Die Maunſchaft iſt zum Teil im Vorſchiff gefangen, der
andere Teil iſt mir ergeben. Ich ſelbſt bin Scemann und
über=
nehme die nautiſche Leitung. Das Schiff ſteht von jetzt ab im
Dienſte der ruſſiſchen föderativen Sowjetrepublik ued wird von
mir in einen ruſſiſchen Hafen geführt werden. Sie ſind nicht
der erſte, Kapitän, dem das geſchieht, und Sie werden nicht der
letzte ſein. Wir brauchn Schiffe, und was man uns ſicht gibt,
das nehmen wir.”
Ein Blick durch das Fenſter zeigte dem Kapitän, daß die
„Miſſouri” den Kurs geändert hatte.
„Wo ſteuern Sie das Schiff hin?” brauſte er auf. „Ich
werde Sie für jede Eigenmächtigkeit haftbar machen.”
„Ich halte es für beſſer, wenn das Schiff, ſtatt den Kanal
zu paſſieren, England im Norden umfährt. Sie werden mir
unter Berückſichtigung des befonderen Falles nach einiger
Ueber=
legung wohl recht geben. Aber, ſo leid es mir tut, Ihnen für
die Reiſe Unbequemlichkeiten zu machen, muß ich Sie doch bitten,
mir in einen anderen Raum des Schiffes zu folgen, der mir
für Ihren Aufenthalt geeigneter erſcheint.”
„Ich proteſtiere nochmals als Bürger der Vereinigten
Staa=
ten gegen die Verletzung des Völkerrechts, die hier begangen
wird, und fordere Sie auf, die alte Befehlsgewalt wieder
her=
zuſtallen,” ſagte Brown.
Der Kommuniſt lud ihn mit einer leichten Handbewegung
ein, ihm zu folgen.
„Ich verſtehe Ihren Proteſt, kann ihn aber nicht beachten.
Die Lady folgt uns,” rief er ſeinen Begleitern zu. „Der Raum
iſt weniger komfortabel, aber das liegt an Ihrer eigenen
Ree=
derei, die ihn nun einmal nicht beſſer ausſtattete.”
Sie gingen durch den Gang, der unter Deck nach vorn führte,
und der neue Gewalthaber ſtieß die Tür zu einem halbdunklen
Raum auf.
Irene ſchauderte zurück. Dort ſollte ſie hinein?
„Sie werden unter ſicherer Bedeckung ſich mehrmals am
Tage auf Deck ergehen können, ſo lange wir nicht unter Land
fahren und keine fremden Schiffe uns begegnen. Vorläufig aber
muß ich Sie hier unterbringen. Ihre Kabine liegt mir zu nahe
an der Außenwand
Von drinnen tönte ein leiſes Stöhnen.
Raſch trat Helene in das Halbdunkel, wo ſie einen
menſch=
lichen Körper zu erkennen glaubte. Die Tür ſchlug hinter ihr
zu, und ſie hörte die Schritte des Bolſchewiſten ſich entfernen.
Sie gewöhnte ſich raſch an das ſchwache Licht und taſtete ſich nach
dem Lager.
„Wer liegt hier?” fragte ſie.
„Ich bins, Patrick, ſie haben mich angeſchoſſen und dann
hierher geſchleppt. Iſt der Kapitän auch da?"
„Hier iſt er,” antwortete Brown. „Wir ſind alſo alle in die
Falle gegangen."
Der Steuermann mühte ſich, zu ſprechen.
„Ich ſtand auf der Brücke, Kapitän, und wollte gerade die
Mannſchaft herauspfeifen, um das Schiff nach dem blinden
Paſſagier zu durchſuchen, da hörte ich vorn im Logis Lärm, und
plötzlich kam die halbe Wache heraus und verrammelte die Tür
zum Logis von außen. Ich rief ihnen zu, was ſie da machten,
da fiel ein Schuß, und ich fühlte einen brennenden Schmerz in
der Seite und fiel um. Als ich wieder erwachte, lag ich hier in
dieſem Naum und hörte Ihre Stimme. Was fonſt geſchehen iſt,
kann ich nicht ſagen.”
„Wir ſind echten Seeräubern in die Hände gefallen, ich habe
nicht geglaubt, daß mir das im Atlantik, nahe der engliſchen
Küſte, noch einmal paſſieren würde. Der Kerl ſagte mir, er
be=
ſchlagnahme das Schiff für die Sowjetrepublik.”
Irene unterbrach ihn.
„Das Wichtigſte iſt jetzt Patricks Wunde. Wo ſind Sie
ge=
troffen, und hat man Sie ſchon verbunden?”
„O, es iſt nicht weiter ſchlimm, es iſt nur ein Streifſchuß.
Ich verſtehe gar nicht, daß ich das Bewußtſein davon verlieren
konnte. Verbunden hat man mich noch nicht.”
„Dann iſt es höchſte Zeit, daß es geſchieht. Schlagen Sie
an die Tür, Kapitän, ſie werden draußen ſchon eine Wache
ge=
laſſen haben."
Der Kapitän tat, wie ihm befohlen.
„Was wollt Ihr?” fragte es draußen auf Ruſſiſch.
Irene näherte ſich der Tür.
„Wir brauchen Verbandszeug für den verwundeten
Steuer=
mann, ſagt das dem neuen Schiffsführer,” rief ſie ebenfalls auf
Ruſſiſch.
„Wozu braucht er Verbandszeug? In Sowjetrußland
ſter=
ben Tanende.”
„Eilt Euch, ſage ich Euch,” rief Irene, „und laßt Euer
Geſchwätz.”
Draußen entfernten ſich Schritte, und bald wurde die Tür
ein wenig geöffnet, und ein Matroſe ſetzte ein Waſchbecken,
Tü=
cher und Verbandszeug herein.
„Wir brauchen Licht,” verlangte Irene, „laßt oben das
Glas=
fenſter freimachen, es werden Kiſten darauf ſtehen.”
In der Decke befand ſich eine dicke Milchglasſcheibe, die nur
durch irgendeinen Gegenſtand, der drauf ſtehen mußte, zum Teil
bedeckt war, ſo daß nur ein ſchwaches Licht in den Raum fiel.
Bald aber hörten ſie über ſich arbeiten, und auch dieſer Schaden
war behoben. Das Gefängnis war nun wenigſtens ſo hell, daß
man alles erkennen konnte.
Irene bemühte ſich mit Hilfe des Kapitäns um den
Ver=
wundeten. Der Schuß hatte wirklich nur eine leichte Streifwunde
ergeben, die aber ſtark geblutet hatte. Daraus war wohl die
Ohnmacht des kräftigen Mannes zu erklären. Bald war er
ver=
bunden, und er ſtreckte ſich ganz befriedigt auf ſeinem Lager.
„Was ſoll nun werden?” fragte Irene, als ſie mit dem
Verband fertig war.
„Wir ſind überrumpelt,” erwiderte Brown. „Die
Mann=
ſchaft ſitzt zum Teil vorn im Logis, zum Teil iſt ſie
übergegan=
gen. Der Kerl ſagte Ihnen ja, Miß Irene, daß er Sie unter
Bewachung auf Deck laſſen würde. Stellen Sie feſt, wie viel
Mann revoltiert haben, und verſuchen Sie eine Verbindung mit
den Leuten im Logis. Können wir mit denen zuſammenkommen,
dann ſcheint mir die Lage beſſer. Allein ſind wir machtlos.”
„Man munkelte ſo etwas ſchon in den Schifferlokalen ant
Hafen in Neu=York; ich hielt’s für Ammenmärchen und wollte
es nicht glauben, daß in der letzten Zeit über dreißig Schiffe
ſpurlos verſchwunden ſind, man erzählt ja viel. Aber da ich es
nun ſelbſt erlebt habe
„So ſind Sie aus dem Saulus ein Paulus geworden.”
Der blonde Rieſe legte ſich ſchwerfällig auf die andere
Seite.
„Wenn ſie nicht geſchoſſen hätten, hätten ſie mich nicht ſo
leicht gekriegt, aber in meiner Ohnmacht konnten ſie mit mir tun,
was ſie wollten.”
„Das Schiff hat den Kurs gewechſelt, ſie fahren nach Norden,
um den Kanal zu vermeiden. Wenn Sie mit uns nur nicht
durch das Eismeer nach Archangelsk wollen, dann müſſen wir
durch den belebten Belt und die Oſtſee, da liegen für uns noch
Rettungsmöglichkeiten."
Patrick überlegte.
„Sie werden ſich dem nicht ausſetzen, Kapitän; glauben Sie
mir, wir fahren durch das Eismeer.”
Irene erſchquerte, ihr ganzer Mut verließ ſie plötzlich, denn
ein Gedanke tauchte in ihr auf, der ſchrecklicher war, als alle
Gefahren, die ihnen unterwegs noch drohten.
Mit zitternden Lippen fragte ſie: „Und was wird mit uns
geſchehen? Sie werden uns mitnehmen und ins Innere des
Landes verſchleppen.”
Auch der alte Brown begann die weiteren Folgen zu
über=
denken.
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sowohl auf den zarten Zehen seiner Partnerin Idie ihm
in-
zwicchen unter dem Schwindel der Versiegeltheit ihren
wirklichen Namen, Princesse de Rixdort, mitgeteilt haß/ als
ſehr guter Miete. /auch auf dem Lackschuh eines anderen, sehr soignierten
Sämtl Bett=u. Tich=/Tänzers zu landen. —
Die er Herr wird äußerst erregt, spricht in gebrochenem
Deutsch von unkulttvierten. plumpen Deutschen und droht
mit einer Beschwerde bei seiner Gesandtschaft. Als Piedecubiste
a d. Geſchſt. 5728 ihn zu einer Flasche Sekt einladet, wird er zugänglicher, und
nachdem er sich als Friseurgehilfe aus Gentofte bei
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Ae8
2500
200
1500
2400
2000
Die Erhöhung tritt ſofort in Wirkſamkeit.
Hieſigen Selbſtzahlern kann, wenn die Vorausſetzungen hierfür gegebei
ſind, auf Antrag ein Nachlaß gewährt werden. Reichsausländer zahlen einen
dem Geldwert ihres Landes entſprechenden Zuſchlag.
Der Oberbürgermeiſter.
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Erklärung: Hinſichtlich des Privateigentums, insbeſondere von
Lebensmittelvorräten, beſteht keine Befürchtung im Falle einer
Beſetzung der Stadt. Ich bitte alle Geſchäftsinhaber im
Intereſſ=
der Stadt über Lebensmittelvorräte, Brennſtoffe und dergleichet
keine Verfügung zu treffen, ſondern dieſelben hier zu laſſen.
Die Bevölkerung wird dringend ermahnt, Beſonnenheit, Würde
und Ruhe zu bewahren.
Darmſtadt, den 3. März 1923.
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O Land voll Gram und Wunden,
o bkutend Herz der Welt!
Lug hält die Wahrheit bunden,
und Recht und Freiheit fällt!
Ludwig Zöpf.
Was wbir als Volk jetzt erleiden, iſt zu einem Teile die
Aus=
wirkung der ſchlechten Einſchätzung, die wir in der Welt
er=
fahren. Die große Kette von Gründen ſoll hier nicht aufgerollt
werden. Die Tatſache iſt da. Und wir müſſen nun alles zur
Tat werden laſſen, um dem Verhängnis zu begegnen: ernſt,
würdig, mutvoll, feſt im Glauben an den endlichen Sieg der
Sache! Wir müſſen alles daran ſetzen, um neu und groß
ein=
geſchätzt zu werden.
Das iſt etwa kein Puhlen um der anderen Gunſt! Das iſt
einfach Schuldigkeit gegen deutſches Weſen, gegen die, welche für
uns ſtarben, gegen unſere Väter und gegen — unſere Kinder
und alle Zukunft! Das iſt Verantwortlichkeit vor dem deutſchen
Gewiſſen! Iſt Selbſterhaltung!
Mit dem Schwert können wir keine Neueinſchätzung
ge=
winnen. Das iſt zerbrochen! Aber durch die Kraft unſerer
Seele können und müſſen wir dieſe Neueinſchätzung erringen.
Durch unſere Liebe zu Deutſchland und ſeinen Menſchen, zu
den heiligen Erbwerten unſerer Kultur, zu der drutſchen Erde,
unſerer Heimat, unſerem Volkstum! Durch unſere eiſerne
Ent=
ſchlofſenheit zum Zuſammenhalten! Durch die unbezwingliche
Zähigkeit unſeres Willens zur Freiheit! Durch unſere Treue
in allem, was wir tun, und wie wir handeln! Durch die große
Sehnſucht nach Erneuerung aus dem Kern! Durch unſere ſtille
Tat als Volk und Gemeinſchaft!
Wir wollen den Erweis bringen um unſerer ſelbſt willen,
baß noch Gipfel in uns ſind und die lautere Kraft ſchönen
Ueber=
windertums! Daß noch Aufſtieg in uns iſt! Jungkraft und
Morgenröte! Frühling und Blüte!
Oft erhalte ich jetzt aus dem Ausland Briefe, in denen
etwas von der Freude ſteht, die man draußen empfindet über
unſer Zuſammenhalten und unſeren ſchönen Widerſtand. Es
beginnen Quellen ſich aufzutun, die zu einem mächtigen Strome
wachſen wollen. Es beginnt die Neneinſchätzung! Sorgen wir
nun dafür, daß wir aufrecht und treu bleiben! Jeder, wo er
ſtehe! Ein Umfallen wäre ein neuer verlorener Krieg!
„Fetzt muß die deutſche Kraft es zeigen,
ob wir nun ſinken oder ſteigen.
Jetzt halte durch, jetzt halte ſtand,
es geht ums ganze Vatzerland!
Einſchätzung!
Machen wir es uns doch klar, daß in dem Worte der
Be=
griff „Schatz” verborgen liegt! Zur Einſchätzung gehört, daß
Schätze vorhanden ſind, und daß ſie ans Licht kommen und
ſicht=
bar werden und wirken!
Und wir haben noch Schätze in unſerer drutſchen Seele! Die
Feinde ſollen ſich nicht täuſchen! Freilich iſt manches überſchlackt,
und die Oberfläche zeigt widrige Geſchwüre. Und viele ſind
auch bis in die Tiefe faul! So war es aber immer in ſolchen
Zeitläuften. Aber ohne Schönfärber und Nur=alles=gut=ſeher zu
ſein: man kann getroſt behaupten, daß der Kern im Tiefſten doch
voll Kraft und Leben iſt, und daß die alten deutſchen Schätze,
die Tugenden unſerer Ahnväter und der Tapferen des größten
Krieges, noch vorhanden ſind. Nein, ihr Feinde, wir haben noch
nicht alles über Bord geworfen. Das Schiff iſt noch kielrecht,
und die Planken ſind kernig! Wie auch die Wogen heranrollen,
wir halten durch! Das Neue kommt, und ob ihr wollt oder nicht:
Ihr lernt uns neu einzuſchätzen! Uns Deutſche!
E Wiſſenſchaft und Technik
Hanns Günther, Taten der Technik. Ein Buch unſerer
ſeit. Mit Beiträgen von Arthur Fürſt, Dipl.=Ing. E. Laßwitz,
Dr. L. Richtera, Dipl.=Ing. E. Stern, Dr.=Ing. P. Schuſter u. i.
— In 20 Lieferungen mit 20 farbigen Tafeln, 40 ganzſeitigen
Porträts und über 500 teils ganzſeitigen Bildern im Text. —
1922/23, Leipzig, Raſcher u. Co., A.=G. — Neu erſchienen:
Liefe=
rung 4 bis 10 (Schluß des 1. Bandes). Die neuen Lieferungen,
mit denen der 1. Ban des auf zwei Bände berechneten
Günther=
ſchen Werkes vollſtändig vorliegt, beſtätigen den günſtigen
Ein=
druck, den wir aus den früher beſprochenen Lieferungen 1—3
empfingen. Auch hier eine wahre Fülle von Bildern, wie man
Eunanannnnnannnannnannnannngannnagnnanang
Siehſt du, daß andere falſch ſind, ſei du ſelbſt gerecht,
Gerecht, ſo mußt an der Gerechtigkeit
Der Welt du nie verzweifeln und behältſt
Ludwig
Die Tatkraft unzerbrochen.
aaanpunan zz
BIARAHRI
ſie in dieſer Reichhaltigkeit in einem derartigen Werke nie
bei=
einander fah, dazu gegen zwanzig ganzſeitige Porträts
berühm=
ter Ingenieure und Induſtriekapitäne, deren Lebensgang und
Lebenswerk ein kurzer Begleittext mit knappen Worten würdigt;
dann die vielen meiſterhaft ausgeführten Farbentafeln, und
ſchließlich der prächtigte Text, der den Leſer auf der Stelle feſſelt,
gleichviel, wo man ihn aufſchlägt. — In Lieferung 4 wird
zu=
nächſt die weitere Entwickelung der Taucherei bis zum
Taucher=
ſchlitten g=ſchildert, mit dem die Taucher heute den Grund der
Meere in pfeilſchneller Fahrt durchqueren. — Nicht minder
intereſſant iſt in Lieferung 5 die Schilderung des
Sonnenkraft=
werkes bei Meadi, als des erſten gelungenen Verſuchs, die
Sennenwärme in den Dienſt des Menſchen zu zwingen, ein
Verſuch, der dem Herausgeber zu mancherlei reizvollen
Aus=
blicken in die Zukunft der Technik Anlaß gibt. — In
Liefe=
rung 6 kommt zunächſt Arthur Fürſt mit einer ungewöhnlich
an=
ſchaulich geſchriebenen Schilderung „Im Stellwerk” zu Wort, die
(auch im Bilde) den ganzen Werdegang der modernen
Eiſen=
bahnſicherungen zeigt, ein Kapitel, das man ſchon deshalb mit
Intereſſe ſtudiert, weil von dieſen Vorrichtungen das Leben jedes
Eiſenbahnreiſenden abhängt. — Ebenſo packend weiß der
Herausgeber im Verein mit E. Bergener im nächften Auffatz die
erſtaunliche Entwickelung zu ſchildern, die in den letzten Jahren
aus dem Kreiſel, dem alten treuen Spielzeug unſerer
Kinder=
jahre, ein Requiſit der Technik von ungewöhnlicher
Vielſeitig=
keit gemacht hat: im Kreiſelkompaß, nach dem der Seemann
bedeutend zuverläfſiger ſteuert als nach der alten Magnetnadel,
im Selbſtſteuer, das den Steuermann ganz abſchafft, im
Bohr=
lochneigungsmeſſer, der dem Bergmann beim Ablaufen ſeiner
Schächte hilft, im künſtlichen Horizont, der den Abſturz des
Flugszeugs verhindert, im Schiffskreiſel ſchließlich, der das
Stampfen des Schiffes im Seegaug und dadurch die tückiſche
Se=krankheit bannt. — Den „Hochhäuſern und Wolkenkratzern”
iſt Lieferung 7 gewidmet, deren Bearbeitung der Herausgeber
zufammen mit E. Laßwitz übernahm. Von den Scheuſalen aus
der Kinderzeit der Skyſeraper” bis zum himmelſtürmenden,
domartigen Bau des „Woolworth Building” — des höchſten
Hauſes der Welt — iſt alles beſchrieben und abgebildet, was
unſer Intereſſe auf dieſem Gebiete nur feſſeln kann. Die deutſchen
Hochhäuſer in Berlin, Köln und Frankfurt a. M. werden in
einem beſonderen Abſchnitt behandelt. Die zugehörige farbige
Tafel zeigt einen Blick auf Neu=York, die Wolkenkratzerſtadt,
wie er ſich vom Meere her biet:t. Die eigenartige
Druckluft=
gründung, die dieſe Rieſenbauten erfordern, wird ebenſo
gründ=
lich erläutert, wie der Aufbau und der Betrieb der gewaltigen
Fahrſtuhlanlagen, die als „ſenkrechte Straßen” den Bereich
die=
ſer hochgetürmten Städte (mit bis 7000 Einwohnern)
durch=
ziehen. — Die Lieferungen 8 bis 10 berichten über die
Entwicke=
lung der Schuelltelegraphie, die Geheimniſſe der
Metallfaden=
lampe, die Einrichtung der ſelbſttätigen Leuchtfeuer (die von
der aufgehenden Sonne gelöſcht und von der Dämmerung
ange=
zündet werden und deren Erfinder als bisher einziger Ingenieur
den Nobelpreis für Phyſik erhielt), die wichtige Rolle, die der
Schall im Dienſte der Schiffahrt ſpielt, die Heißdampflokomotive
und „Die Eroberung der Wüſte‟. Under dieſem packenden Titel
faßt der Herausgeber die zahlreichen, zum Teil bis auf das
frü=
heſte Altertum zurückgehenden Pläne zuſammen, Wüſten und
Steppen durch künſtliche Bewäſſerung der Kultur zu erſchließen
und damit das bewohnbare Erdenrund zu vergrößern, das
lang=
ſam zu klein für die Menſchheit wird. Man lieſt ſtaunend, was
auf dieſem kaum beachteten techniſchen Sondergebiet —
Kultur=
technik heißt es — ſchon geleiſtet worden iſt: in Aegypten,
In=
dien, Auſtralien, Mexiko und vor allem in den 1. S. A. Und
mit noch größerem Staunen hört man von Rieſenplänen, die
vor der Ausführung ſtehen, Pläne, die ganze Länder der
Be=
ſiedelung erſchließen. So ſtimmt man von Herzen dem
Heraus=
geber zu, der dieſe Dinge eine techniſche Großtat nennt, die
an Menſchheitsbedeutung kaum ein Gegenſtück hat. Mögen
recht viele die „Taten der Technik”, zur Hand nehmen, um ſich
davon erzählen zu laſſen. Sie werden hernach mit anderen
Augen um ſich ſchauen, und unſere „Welt der Arbeit” fortan
beſſer zu würdigen wiſſen.
WV. W.
Der Schuß in die Seele.
8)
Erzählung von Nikolaus Schwarzkopf.
Der Krieg kam und ſprach in dieſer rein perſönlichen
Ange=
legenheit das furchtbar entſcheidende Wort — durch einen
ung=
heuerlichen Zufall, wie er dielleicht ſelbſt einer iſt!
Degenhart machte die erſten Gefecht:, die erſten
Verſchan=
zungen mit. Auf dem Schlachtfeld begegnet einem der liebe
Gott leichter und deutet einem in die geheimſten Stuben des
Herzens. Das, was in ſeinem Unterbewußtſein, trat als klares
Licht hervor, und Degenhart glaubte wieder, Elſa Feier zu ſehen.
Friuen reichen den Soldaten Waſſer, und er ſieht Elſa
Feier! Frauen flehen um Schutz an, und Elſa Feier fleht ihn
an! Aus einer Stellung in die andere, eingetrommelt und
aus=
getrommelt, durchſtreift er Belgien, und träumt nächtens und
tagsüber von den unerquicklichſten Dingen: Einmal ſteht er vor
ſeinem Leutnant und bittet ihn um eine Ohrfeige!
Aber eines Tages platzt das Geſchick herein! Degenharts
Zug marſchierte mit aufgepflanztem Seitengewehr gegen ein
Dorf, deſſen Kirchturm hellauf braunte, ohne zu qualmen, und
Balken um Balken einſtürzte. Hinter der Kirche ſtieg eine
Rauch=
ſäule kerzengerade in die Höhe wie aufſtoßende Fäuſte, und
zer=
teilten ſich, ein ſchwarzer Helmbuſch am blauen Himmel.
Unter der Dorflinde ſteht eine Kompagnie deutſcher
Iufan=
teriſten, zum Sprung bereit, Gewehr bei Fuß. Da plötzlich
kracht aus einem Fenſter ein Schuß! Degenharts Vordermann
bringt auf, ſchreit, bricht zuſammen! Und im ſelben
Augen=
blick ſieht er, wie oben aus einem Fenſter ein deutſcher Soldat
herausgedrückt wird, wie er ſich, indem er ſchon fällt, mit den
Händen feſtkrallt an der Fenſterbank, wie ein Beil aufblitzt, wie
der Soldat fällt. Man ſtürzt zu ihm hin; beide Hände ſind ihm
abgehackt.
Degenhart ſtürmt mit vier Kameraden ins Haus, hinter dem
erſten hinauf in den zweiten Stock. Das Handyzemenge unten
im erſten Stock kümmert ihn nicht. Da oben empfängt ihn an
der Tür, in deren Pfoſten ein Beil eingeſchlagen iſt, eine Frau
in der furchtbaren Gelaſſenheit des großen Entſchluſſes.
Mit automatiſcher Kälte reißt ſie das Beil heraus und
chlägt es ſeinem Kameraden in den Kopf. Der Kamergd kugelt
die Treppe hinunter, Degenhart ſieht, ohne zugreifen zu können,
wie die blonde Frau ebenfalls die Treppe herabgezerrt wird,
und beginnt, die Wohnung zu durchſuchen.
Neben in der Küche liegt ein Mann, und — o, daß wir
Bar=
baren wären! — ein Kind hält ſich an dem ſteif aufragenden
Arme feſt und gibt dem Vater das einzige, was es hat, Kuß auf
Kuß. Wie es Degenhart ſieht, ſtürzt es mit vorgeſtreckten
Händ=
chen gegen ihn, tritt wieder ſeine Beine und ſpeit ihn an.
Was ſieht Degenhart? In dem Kinde ſieht er Elſa Feier!
Er ſtampft mit dem Fuße auf, verjagt die Einbildung.
Unten im Hauſe verſchwindet die herzzerreißende Stimme
der Mutter, hart wie ein zerſpringender Degen. Degenhart
kniet neben dem Schwerverletzten und legt ihm einen Notverband
an den Hals.
Das Kind, wie es ſieht, daß der deutſche Soldat dem Vater
wohltue, fängt an, in ſeinem Dialekt zu ihm zu plaudern.
Degen=
hart verſteht es natürlich nicht, weiß auch, daß es ihn nicht
ver=
ſtehen wird, und redet dennoch in ſeinem Odenwälder Deutſch
allerhand Troſtvolles zu ihm hin, und es ſtreichelt dafür ſeine
Hand.
Wie das Kind die Stimme der Mutter nicht mehr hört,
läuft es fort, und betrappelt mit ſeinen Beinchen Stufe um Stufe
der Treppe. Degenhart ſucht nach Leinwand! Auf dem Tiſch
ſtehen vier Taſſen, die Kaffeekanne dampft noch; unterm Tiſch
liegt Blut. Blutſpuren, getropft und mit Schuhen zertreten,
führen ins Schlafzimmer. Dort in eineni Bettchen liegt ein
toter Knabe: Schuß durch die linke Seite ſchräg ins Herz.
In der Stube am Fenſter liegen abgehackte Finger, durch
die Wand führt von unten her ein Loch von einem Schuß. Wie
D. das tote Kind betrachtet, keine Waffe im Hauſe findet, ſieht
er — ſchier unerklärlicherweiſe — eine friedliche Familie beim
Morgenkaffee ſitzen, und ſucht nach Möglichkeiten, die junge
Mutter irgendwie vorm Tode zu bewahren.
Wie er noch mit ſeinen Gedanken und Gefühlen ganz und
gar unſoldatiſch herumtänzelt, hört er unten an der Gaſſe das
kleine Kind entſetzlich ſchreien. Wieder denkt er an Elſa Feier,
rennt hinab und ſucht das Kind und länft dem Major in die
Hände. Buchſtäblich in die Hände, denn er hat ſie, ſeine Hände,
gerade ausgeſtreckt und deutet auf ihn, er ſolle laden!
Offenbar ſind die Unterſuchungen bezüglich der Schuld ſchon
abgeſchloſſen, und das Urteil iſt gefällt. Mit entſetzlich
zerriſſe=
ner Fiſtelſtimme fragt der Major, ob Degenhart etwas
anzu=
geben ha
Degenhart ſieht ihm au, er wäre froh, wenn Entſcheidendes
vorgebracht werden könnte, das die Frau rettete, das ihm die
Der Naturfreund
nk. Ein Kosmopolit unter den Schmetterlingen. Zu de,i
int reſſanteſten Geſtalten unſerer heimiſchen Tagſchmetterlinge
muß der Diſtelfalter (Pyrameis cardui) gezählt werden.
Jeder=
mann kennt ihn wohl, den hübſchen Burſchen mit den
ziegel=
roten, ſchwarz und weiß gefleckten Flügeln und ſeiner bunt
mar=
morierten, mit blau, weiß und gelb geringelten Augenflecken
ge=
ſchmückten Unterfeite. Der Diſtelfalter iſt, betont Julius Stephan
in der Natur, der am weiteſten verbreitete Schmetterling der
Erde. Er iſt ein Kosmopolit, denn er iſt in allen Weltteilen
gefunden worden. Während andere Lepidopteren (
Schmetter=
linge) unter dem Einfluß fremder Klimate mehr oder weniger
Neigung zur Varietätenbildung zeigt, bleibt er
merhwürdiger=
weiſe in den verſchiedenſten Zonen faſt unverändert. In der
Sammlung Stephans ſtecken Stücke aus Uganda (Oſtafrika) und
Indien neben ſolchen aus Schleſien; ſämtliche Exemplare ſehen
ſich zum Verwechſeln ähnlich. Nicht nur bis in die Tropen und
in die vegetationsärmſten Wüſtengegenden, auch bis in den
höchften Norden dringt der Falter vor. Schoyen fand ihn noch
bei Syddavaranger in Nordſkandinavien (70 Grad nördlicher
Breite), Middendorf im nördlichen Sibirien, Möſchler ſelbſt im
eiſigen Labrador. Dieſe faſt einzig daſtehende Verbreitung des
Diſtelfalters findet — wenn man die Verſchleppung der
Nähr=
pflanzen in Samenform durch Handel nicht als Urſache gelten
laſſen will — ihre Erklärung in dem ausgeprägten Wandertrieb
und der großen Flugkraft dieſes Schmetterlings.
Wander=
ſchwärme dieſes Kosmopoliten zählen nicht zu den Seltenheiten
und wurden ſchon in früheren Zeiten beobachtet; ſo beſitzen wir
eine derartige Miteilung bereits aus dem Jahr: 1741.
nk. Heimiſche Edelkrebſe. Dem Berliner Aquarium iſt vor
kurzem von der Krebsgroßhandlung Groggert eine Anzahl ſehr
merkwürdiger, abweichend gefärbter Edelkrebſe zum Geſchenk
gemacht worden. Neben weißen und blauen Krebſen fällt ein
Stück beſonders auf, deſſen linke Seite leuchtend hellrot, die
rechte dagegen dunkelbräunlich iſt. Die Trennungslinie der
bei=
den Farben verläuft haarſcharf in der Körpermitt= von der
Spitze des Kopfbruſtſchildes bis zum Schwanzende.
Mannigfaltiges
Allerlei Weisheit.
— Bis um’s Jahr 1800 herum ſchoſſen die Kanonen nur
etwa 600 Schritte weit. Die Geſchoſſe waren einfache
Rund=
kugeln ohne jede Exploſivkraft. Granaten kennt man erſt ſeit
der Mitte des vorigen Jahrhunderts.
— In Frankreich kann ſich jedermann ſelbſt den Adel
zu=
legen, wenn ihm ſein bürgerlicher Name nicht mehr gefällt.
— London und Petersburg ſind die einzigen Hauptſtädte
Europas, die noch niemals von einer feindlichen Heeresmacht
beſetzt wurden.
— In der kleinen Kapuzinerkirche in der
Mariahilferſtraß=
in Wien ſind 137 Kaiſer und Könige bzw. deren Gemahlinnen
beigeſetzt.
— Die Eſperanto=Weltſprache verfügt heute noch über 62
eigene Zeitſchriften.
— Die Hälfte des geſamten Zuckerbedarfs der Welt wird in
Europa aus Zuckerrüben gewonnen.
— Eskimo=Hunde ſind imſtande, an einem Tag einen mit
3 Zentner beladenen Schlitten bis 80 Kilometer weit zu ziehen.
— Auch die Chineſen haben einen „Knigg=”, ein Lehrbuch
des feinen Benehmens. Es ſtammt ſchon aus dem erſten
Jahr=
hundert v. Chr., doch ſind ſeine Regeln noch heute geltend.
In England wurde in früheren Zeiten alles, was auf
öffentlichen Straßen und Plätzen gefunden wurde, ohne weiteres
Eigentum des Königs, ebenſo herrenlos herumlaufende Tiere.
—In den letzten 20 Jahren vor dem Kriege iſt es in
Frank=
reich ſechsmal vorgekommen, daß mehr Menſchen ſtarben als
ge=
boren wurden; in Deutſchland betrug der Ueberſchuß jährlich
zirka 800 000.
Zahlenwunder. Kehrt man eine ganz beliebige
Zahl um, ſo daß die letzte Ziffer nun zuerſt zu ſtehen kommt,
und zieht die kleinere Zahl von der größeren ab, ſo erhält man
ſtets eine Zahl, die ein Mehrfaches von 9 iſt und deren
Quer=
ſumme ebenfalls 9 beträgt oder ein Mehrfaches davon. Z. B.
6712, umgekehrt 2176. 6712— 2176 iſt 4536. 4536 durch 9 iſt 5041.
Die Querſumme von 4536 iſt 18, gleich 2mal 9. Hier iſt auch
die Querſumme von 504 und von 18 gleich 9.
Vollſtreckung des Urteils, vielleicht auch dieſes ſelber, erlaſſen
würde.
Ich habe keine Waffe im Hauſe gefunden!” ſagt Degenhart.
„Und das Beil?” ſchreit der Major. „Haben Sie geſehen,
wie ſie Ihren Kameraden erſchlagen hat?”
Degenhart muß alſo ſchießen!
Wie er die Frau am grünen Tor ſtehen ſieht — ſie lebte
ſchon nicht mehr, obgleich ſie noch atmete, und war ſicher ſchon
kalt — durchzuckt ſein Hirn wieder der groteske Gedank?: Wenn
das jetzt Elſa Feier wäre! . Elſa Feier, die ehedem von dir
einen Streifſchuß an die Seele erhalten hatte.
Doch, wie ſollte er einem ſolchen derwirrenden Anfall jetzt
nachhängen können, jetzt, in ſolcher Lage?
Er legt an, kalt faſt, ganz voller Pflicht, nilchtern wie auf
eine Zielſcheibe . . . drückt ab!
Und gerade wie das nach vorn übergebeugte gelb: Antlitz
nach unten zu ſinkt, zuſammenbricht, da erkennt Degenhart im
Tauſendſtel einer Sekunde, daß dieſe Frau . . . Elſa Feier iſt!
Er wirft das Gewehr von ſich, ſpringt hinzu, reißt ſich das
Angeſicht in die Höhe — es war ſchon ganz kalt, die Augen
ſtarrten gradaus, die Unterlippe ſchlüpfte zwiſchen die Zähne.
Degenhart läuft auf die Straße zu dem Major und berichtet, daß
die Erſchoſſene ſeine Landsmännin ſei und ſeine Schülerin!
„So erweiſen Sie ihr die letzte Ehre!” ſagte der Mafor, „in
einer halben Stunde melden!“
Nun legte Degenhart die Tote auf zwei Gewehre und ſein
Kamerad half, ſie hinaustragen auf den Friedhof.
Unterwegs ſah Degenhart zwei junge Weiber bei zwei
Sol=
daten ſtehen und lachen; er ging hin und die Frauen ſagten ihm,
daß die Erſchoſſene eine Deutſche fei, aus Mainz, und daß ſie mit
einem braden Bergmann verhefratet war
An verſchiedenen Plätzen des Frſedhofs wurden Gräber
geſchaufelt. Die beiden Jufanteriſten trugen Elſa ins Leiese
hans und bahrten ſie da
n ineldeten ſie ſich beim Majo
Während der nächſten Racßt nun ſchlief Seginhart in eiuer
Scheune und hatte den folgenden Träum:
Er liegt am Rhein in der Heimat und hört auf das
Ge=
murmel der friedlichen Wellen.
Drüben am lifer ſtehen die Berge ganz nahe, und plötzlich
ragt Elſa Feier, märchenhaft jung, und dirnenmäßig
geputzt, weit über die Gipfel empor. Alle Berge kahl, di
menſchenleer, der breite Fluß iſt ſrei von Floß u.
Jahrgang 1923
Nummer 9
Die Welt der Frau
Vordem — Nachdem.
* Mehr denn je ſcheint das draſtiſche Sprichwort: „Ehen
wverden im Himmel geſchloſſen, darum fallen ſo viele nach der
Hochzeit ſo raſch aus den Wolken”, auf bitterer Wahrheit zu
be=
ruhen, ſpricht doch die Zahl der Eheſcheidungen, die, einer
Epi=
demie gleich, im ganzen Lande in auffälligſter Weiſe zunehmen,
eine gar beredte Sprache für den, der ſie verſtehen will. Iſt
nun aber, wie ſo oft behauptet wird, die Frau der allein
ſchul=
dige, oder doch am meiſten ſchuldige Teil?
Bei näherer Prüfung muß dieſe Frage entſchieden verneint
werden. Die Frau von heute entſpricht in der Mehrzahl dem
Ideal, das ſich der Mann von heute von ihr gebildet hat. Er,
der Surch den Krieg bezüglich Sitte und Moral mehr oder
weni=
ger verwilderte, oder, nicht ganz ſo ſchroff ausgedrückt, ſich
„frriere” Anſichten darüber aneignete, geſteht auch dem weiblichen
Geſchlecht mehr „perſönliche Freiheit” zu. Dadurch werden aber
die Beziehungen beider Geſchlechter zu einander von Grund aus
verändert. Das feine und zarte Suchen und Werben, Finden
und Sich=finden=laſſen der früheren Zeit wich auffälligem,
ge=
radewegs Aufs=Ziel=zu=gehen einerſeits, ſtarkem
Entgegenkom=
men, wenn nicht aufdringlichem Selbſtempfehlen andererſeits.
Mehr denn je läßt ſich der Mann von heute bei ſeiner Wahl vom
augenblicklichen Wohlgefallen an irgend einem weiblichen Weſen
leiten. Da ihm der Sinn für weibliche Zurückhaltung, Anmut
und Keuſchheit zumeiſt abhanden kam, ſo ſchätzt er nur das
Sinnfällige am Weibe, das ſofort Auge und Sim Feſſelnde,
Flottes, ſicheres Auftreten, ſchicke Kleidung und Scheineleganz
vermögen ihn leicht zu blenden und anzuziehen, und
Wort=
gewandtheit, vermehrte Anpaſſungsfähigkeit der Frau von heute
an ſeinen Geſchmack, Einfühlungsvermögen in ſeinen
Intereſſen=
kreis täuſchen ihm oft allzu raſch vor, daß er in ihr die
Ergän=
zung ſeines Weſens, die Frau fand, die ihm eine gute
Lebens=
gefährtin ſein werde. Sein raſch gewecktes Wohlgefallen an ihr
überſieht dabei meiſt allzu willig, daß ſie ihre äußeren Reize
augenfällig unterſtreicht, hier die Vorzüge ihres Wuchſes durch
herausfordernde Kleidung hervorhebt, oder durch mancherlei
Hilfsmittel unterſtützt, dort durch Schminke, Puder, Lippenſtift
und andere Verſchönerungsmittel noch zu mehren ſucht. Ob ſie
außerdem noch eine jener Qualitäten beſitzt, die der Mann an
der zukünftigen Lebensgefährtin zu ſchätzen gewohnt iſt, und die
ihm erſt die Gewähr für ein harmoniſches, glückliches und
be=
glückendes Eheleben bieten, als da ſind: häuslicher Sinn,
haus=
wirtſchaftliche Fähigkeiten, Nachgiebigkeit, Geduld,
Anlehnungs=
bedürfnis und kameradſchaftlicher Sinn; danach fragt leider
der Mann von heute nur allzu ſelten zur Zeit der Werbung um
die Zukünftige. „Ja, es iſt keine Seltenheit, das jene Mädchen,
die in der Haushaltsführung völlig bewandert, im
geſellſchaft=
lichen Leben aber ſch=u und zurückhaltend ſind, von ihm, weil
„nüchtern und hausbacken”, gemieden werden. Obwohl, oder
vielleicht gerade weil ſie alle jene Mittel, die andere männer
kundige Mädchen zum Männerfang anwenden, verwerfen und
verabſcheuen.
Iſt dann, oft überraſchend ſchnell und ohne viel
langwie=
rige Ueberlegungen und Erwägungen von beiden Seiten, die
Ehe geſchloſſen, dann „pflegt ſich das Blättchen raſch zu
wen=
den” um eine alte Redensart zu gebrauchen. Nun ſoll
plötz=
lich die Jungvermählte möglichſt alle häuslichen Tugenden einer
tüchtigen Hausfrau beſitzen, ſoll Kochen und Waſchen, Plätten
und Nähen können, das meiſt heute ſehr engbegrenzte Heim
behaglich machen, Sinn für einfache und ſchlichte Lebensweiſe
beſitzen und möglichſt wenig nach Vergmügen und Zerſtreuungen
verlangen. Iſt es ihre Schuld allein, wenn ſie den Erwartungen
des Mannes nicht entſpricht, ja kann überhaupt von einer Schuld
ihrerſeits die Rede ſein, wenn ſie ihn in ſeinen Erwartungen
täglich mehr oder weniger enttäuſcht?
Wohl werden die Ehen im Himmel geſchloſſen, wenn zwei
Engel ſich zuſammenfinden, d. h. wenn beide ernſtlich gewillt ſind,
Freud und Leid getreulich miteinander zu teilen und alles
Menſchlich=Allzumenſchliche am anderen voll Nachſicht und
Ge=
duld zu tragen. Heute wird faſt durchweg zu raſch gewählt und
zut raſch auseinandergeſtrebt. Wie ſich die junge Frau ſozuſagen
nicht im „Handumdrehen” aus dem lebens= und
vergnügungs=
ſüchtigen Schmetterling zum ſchlichten, häuslich geſinnten „
Heim=
chen am Herd” entwickeln kann, ſo ſollt: ſie freilich auch vom
Manne nicht erwarten, daß er nun ihr zuliebe plötzlich auf alle
Neigungen und Gewohnheiten ſeiner Junggeſellenjahre
ver=
zichtet. Gerade im Garten der Ehe iſt Geduld ein Kräutlein
das von beiden Seiten ſorgſam gepflegt werden muß, damit
nicht das langſame Reifen guter, neuer, liebenswerter
Eigen=
ſchaften gleich im Keime zerſtört wird.
Erika Menzel.
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Kinderſtube.
Die Beantwortung der Kinderfragen. Die
Neugierde der Kinder, wie viele Eltern die Wißbegier ihrer
Kinder nennen, wird den meiſten Müttern, wie die Erfahrung
täglich von neuem lehrt, meiſt ſchon in ganz kurzer Zeit
unbe=
quem und läſtig, und in vielen Fällen wird der kleine „
frage=
wütige” Schelm mit barſchen, kurzen Worten abgewieſen, wenn
ſein Wiſſensdurſt nicht zu befriedigen iſt. Iſt dieſe Abweiſung
des wißbegierigen Kindes aber nicht geeignet, den Wiſſensdrang
desſelben einzudämmen und ſchließlich ganz zu ertöten? Es
iſt toohl richtig, daß es oft Umſtände und Gelegenheit gebieten
die vielen unabläſſig geſtellten Fragen des Kindes vorübergehend
unbeantwortet zu laſſen, dann verbiete man es dem Kinde nicht
in barſcher, heftiger Weiſe, ſondern vertröſte es auf eine andere
Zeit, wenn die Gelegenheit beſſer paßt und die nötige Ruhe
vorhanden iſt, den kindlichen Fragen eingehende Beachtung zu
ſchenken. So ungeduldig Kinder ſein können, wenn es gilt, für
etwas ihnen Unbekanntes eine raſche Erklärung zu erhalten, ſo
leicht ſind ſie auch mit dem Hinweis zu vertröſten, daß ſie ſpäter,
gelegentlich eines Spaziergangs oder vielleicht in ſtiller
Abend=
ſtunde ungeſtört fragen und auf alle geſtellten Fragen eingehend
Antwort erhalten werden. Man denke doch ſtets daran, daß
alles, was das Kind im Haus und auf der Straße, in Feld und
Wald ſieht und beobachtet, ihm zum größten Teil noch völlig
un=
bekannt iſt, daß es ſo vieles zu erforſchen gibt, was ihm
tag=
täglich an Neuem und Unbekanntem entgegentritt, und ſchelte es
nicht, wenn ſein Wiſſensdrang oft recht unbequem, ja manchmal
ſogar läſtig wird.
Der zeitgemäße Haushalt.
Durchſchwitzte ſeidene Herrenhutbänder, zu
erneuern. An lange ſchon getragenen Herrenhüten verraten
oft nur die durch Schweißränder ſtark verunreinigten Bänder
von Ripsſeide die lange Gebrauchsdauer derſelben. Werden
dieſe ern=uert und der etwas aus der Form geratene Hut nach
leichtem Ueberreiben mit feuchtem Läppchen wieder in Form
gezogen und auf untergelegter Schüſſel getrocknet, dann
erhal=
ten ſie wieder ein völlig neues Ausſehen und erübrigen die ſonſt
notwendig werdende Ausgabe für einen neuen Hut. Zum
Rei=
nigen legt man nun das abgetrennte Hutband in ein tiefes
Ge=
fäß und übergießt es mit einer handwarmen Löſung von 1
Eß=
löffel Quedlin (Drogerie) in 1 Liter Waſſer. Nach 1 Stunde
breitet man es auf einem glatten Brett aus, überreibt es mit
der Löſung und alter weicher Zahnbürſte von beiden. Seiten,
legt es eine weitere halbe Stunde in die Löſung, oder, wenn
dieſe ſchmutzig iſt, in eine friſch angerührte, ebenſo warme
Löſung zurück, ſpült es nach einer weiteren halben Stunde ſo
lange, bis das Waſſer klar bleibt, und bügelt es zwiſchen feinen
Leinentüchern mit nicht zu heißem Eiſen trocken.
Schlechte Eier beim Kochen ſofort zu
erken=
nen. Vom Genuß ſollten jene Eier unnachſichtlich ausgeſchaltet
werden, die beim Einlegen in kochendes Waſſer ſofort nach oben
ſteigen. Ganz friſche Eier erkennt man daran, daß ſie zu Boden
ſinken. Je mehr ſie nach oben ſteigen, um ſo weniger friſch ſind
ſie, und demzufolge auch ihr Geſchmack beeinträchtigt. A.
Um beim Einſchlagen von Nägeln in
Zimmer=
wände das Beſchmutzen des Fußbodens durch herausbröckelnden
Kalkſtaub und damit Vermeiden unnötiger Kehrarbeit zu
ver=
hüten, befeſtige man mittels Reißzwecken unterhalb des Nagels
eine Tüte, in die nun ſämtlicher Staub hineinfällt.
Schmutz= und Seifenränder im Waſchgeſchirr
ſind ſofort zu entfernen, wenn man naßgemachtes
Zeitungs=
papier mit wenig Kochſalz beſtreut und den Rand damit
über=
reibt.
Um das Gefrieren der Feuſter bei ſtarkem
Froſt zu verhüten, das namentlich nerböſen älteren
Per=
ſonen wegen der Undurchſichtigkeit vielfach Unbehagen verurſacht,
reibe man ſie nach dem Putzen mit einem Wattebauſch ab, den
man zuvor mit wenigen Tropfen Glyzerin befeuchtet hat. Auch
mit kräftigem Salzwaſſer geputzt, beſchlagen ſie nicht, doch iſt das
erſte Verfahren billiger, da mindeſtens eine Hand voll Salz auf
1 Liter Waſſer verwendet werden muß.
R.
Kartoffelſuppe auf pommerſche Art. 3 Pfund
geſchälte rohe Kartoffeln werden weichgekocht, die Hälfte davon
zu feinem Mus zerrührt, mit Eſſig, Waſſer, 1 Teelöffel Appels
Suppenwürze, braunem Sirup und etwas Zucker zu einer
ſüß=
ſäuerlichen Suppe verrührt, die andere Hälfte unzerſchnittene
Kartoffeln dazu gefüllt und reich braun gebratener Speck und
Zwiebeln beigefügt.
Geröſtete Brotſuppe mit Backpflaumen. 4
Taſ=
ſen geriebenes Brot werden mit 1 Eßlöffel Zucker und etwas
Margarine oder Fett im Tiegel braun geröſtet, mit 1 Liter
Waſſer aufgefüllt, Zimt, Zitronenſchale und 4—5
kleingeſchnit=
tene Pflaumen beigefügt, 2 Stunden in der Kochkiſte ausquellen
gelaſſen, durchgeſchlagen und mit Salz abgeſchmeckt. Nach
Be=
lieben kann ſie noch mit Zucker geſüßt werden.
hart flüchtet und klettert auf dem Schieferdach ſeines Schulhauſes
umher und kann den Blick nicht von der rieſenhaften Erſcheinung
wenden, die ihn frech und unverſchämt anlacht.
Plötzlich hebt ſie die gigantiſchen Arme und klatſcht in die
Hände. Da wachſen aus den Bergen Wälder von Frauen, die
Täler füllen ſich mit Frauen, der Fluß iſt im Nu von
dicht=
beſetzten Nachen eng überdeckt. Aus den Schulen ſtrömen
Hun=
derttauſende von Kindern, aus den Fabriken Männer und
Frauen. Die Kinder klettern auf den Stadttoren umher, klettern
wie eilige Spechte an den Türmen der Kirchen hinan.
Er fürchtet, es geht ihm an den Kragen! Er könnte durch
die Dachluken entfliehen, aber er kann kein Glied bewegen. Vom
Uifer her deuten Erwachſene mit Stöcken, Kinder mit ihren kleinen
Armen zu ihm her. Ferngläſer werden an die Augen geführt,
um ihn zu ſehen. Das kleine Volk johlt ihm von der
Brücken=
rampe aus zu und kann nicht abwarten, bis der Spektakel ſeinen
Anfang nimmt.
Und nun beginnt’s: Elſa Feier, die Rieſin, beugt ſich wie
aus dem Himmel herab, ſtreckt gleich einem unheimlich großen
Kran ihren Arm über’n Fluß nach dem Lehrer hin, faßt ihn
am Haarſchopf, hebt ihn hoch empor, daß er Häuſergewirr und
Kirchen weit unter ſich erblickt, und dreht ihn alſo heraus über
den Strom, über die Berge und über die Eben: hin, daß ihn
alle Welt genau ſehen kann. Deutlich, wie nahes
Maſchinen=
gewehrfeuer, hört er ſein Herz ſchlagen.
Und Elſa Feier, die Dirne, ſagt viermal nach den vier
Wind=
richtungen:
„Seht, Ihr Mütter, das iſt der Erzieher Eurer Kinder; der
hat auch mich erzogen!“
Und aus allen Tälern hallten dieſe Worte wider: „Das iſt
der Erzieher unſerer Kinder!” Und Elſa, die Dirne, beginnt ein
herzzerreißendes Geſchluchze, daß alle Welt mit ihr weint ob
ihres Lehrers.
Da hing er und wartete auf etwas! Er wartete auf den
Leutnant v. X. . . . er wartete auf ein kleines Kind, das er zur
Waiſe gemacht!
Früh am Morgen ging Degenhart zu dem Major, und er
bat, nochmals in das Haus gehen zu dürfen, wo ſeine Schülerin
gewohnt habe.
Er ging hin. Der Mann war auch geſtorben, das kleine Kind
ſpielte mit anderen Kindern im Sand am grünen Tor.
Degenhart nahm es auf den Arm, küßte ſein ſchmutziges
Mäulchen und trug es ins Haus zu den Leuten, die noch da
waren. Sie waren die nächſten Verwandten. Da bat
Degen=
hart, erzählen zu dürfen, und in ein paar knappen, mühſamen
Sätzen machte er ſich den Armen verſtändlich.
Und als er ſagte, er wolle das Kind mitnehmen nach
Deutſchland, nach Mainz, und er wolle für ſeine Erziehung
ſor=
gen, da waren die Leutchen recht froh.
Der Major erlaubte, daß Lehrer Degenhart das Kind
ſo=
gleich mitnahm in ſeinen Urlaub.
Ende.
Mein erſter Ausflug.
Von Rabindranath Tagore.
Einſtmals, als das Denguefieber in Kalkutta wütete, mußte
ein Teil unſerer ſehr großen Familie in Tſchatu Babus Villa
am Fluß Zuflucht ſuchen. Auch wir Kinder wurden dorthin
gebracht.
Dies war mein erſter Ausflug. Das Ufer des Ganges hieß
mich liebevoll willkommen, wie ein Freund aus einem früheren
Leben. Vor den Räumen der Dienſtboten war ein Hain von
Guajavabäumen, und in ihrem Schatten auf der Veranda ſitzend
und zwiſchen ihren Stämmen hindurch auf den fließenden Strom
ſtarrend, brachte ich meine Tage zu. Jeden Morgen, wenn ich
erwachte, hatte ich das Gefühl, als ob der Tag wie ein
geheimnis=
voller, goldgerändeter Brief mit irgendeiner wunderbaren
Bot=
ſchaft auf mich warte. Und um mir auch nicht das kleinſte
Teil=
chen davon entgehen zu laſſen, machte ich mich ſo ſchnell wie
möglich fertig und eilte hinaus an meinen Platz auf der Veranda.
Da war jeden Tag wieder die Ebbe und Flut des Ganges, da
waren die zahlloſen Fahrzeuge in all ihren verſchiedenen Geſtalten
und Gangarten, das Gleiten der Baumſchatten von Weſten nach
Oſten, und endlich über dem Schattenſaum der Wälder am andern
Ufer der Abendhimmel, aus deſſen durchſtoßener Bruſt das
gol=
dene Lebensblut ſtrömte. Bisweilen war der Tag vom frühen
Morgen an bewölkt, ſchwarz lagen die Wälder am andern UIfer
da, ſchwarze Schatten glitten über den Fluß. Dann kam plötzlich
mit lautem Getöſe der Regen herangeraſt und verhüllte den
Horizont, die verdämmernde Lini edes andern Ufers, nahm in
Tränen Abſchied, der Buſen des Fluſſes ſchwoll von unterdrückten
Seufzern, und der naſſe Wind trieb mit dem Laub der Bäume
über mir ſein ungehemmtes Spiel.
Ich fühlte mich wie aus dem Schoße von Mauern, Balken,
und Sparren ins Freie geboren. Und wie ich nun alle Dinge
von neuem kennen lernte, da war es, als ob die trübe Hülle
der Alltäglichkeit von der Welt abfiele. Ich bin ſicher, daß der
Sirup, den ich mit kalten Pfannkuchen zum Frühſtück aß, genau
ſo gut ſchmeckte wie Indras Ambroſia, denn die Unſterblichkeit
liegt nicht im Nektar, ſondern in dem, der ihn koſtet, und wer
ſie außer ſich ſucht, dem entgeht ſie.
Hinter dem Hauſe war, von einer Mauer eingeſchloſſen, ein
Garten mit einem Teich, in deſſen Waſſer von einer Badeterraſſe
Stufen hinabführten. Auf der einen Seite der Terraſſe ſtand
ein ungeheurer Kirſchmyrtenbaum, und ringsum waren in
dich=
ten Gruppen verſchiedene Obſtbäume, in deren Schatten der
Teich in verborgener Stille eingeneſtelt lag. Die verſchleierte
Schönheit dieſes weltabgeſchiedenen kleinen Innengartens hatte
einen wunderſamen Reiz für mich, ganz verſchieden von dem,
den der weite Blick über den Fluß hin vom vorderen Teil des
* Aus Rabindranath Tagore:
(Verlag Kurt Wolff, A.=G., Leipzig).
Meine Lebenserinnerungen.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Nudelſuppe, Kartoffelſalat mit Fleiſchrouladen.
— Montag: Kartoffelſuppe auf pommerſche Art. —
Diens=
tag: Möhren mit weißen Bohnen. — Mittwoch:
Kar=
toffelklöße mit falſcher Honigkuchenſoße. — Donnerstag:
Vegetariſche Weißkrautwickel mit Zwiebelſoße. — Freitag:
Sauerkraut mit Erbsbrei. — Samstag: Graupen mit
Back=
pflaumen, ſauerſüß.
A.
aasaaasnanaaaasgangana-
TD
Spiel und Rätſel.
IEI
Fnanar
Junananucn:
E
DEEEE
K K XK
R R
RWWZ
Leiſten=Rätſel.
Die fettgedruckten
Buch=
ſtaben bleiben ſtehen. Die
übrigen Buchſtaben ſind ſo zu
ordnen, daß die drei
wage=
rechten und ſenkrechten Reihen
gleichlautend drei
Flugzeug=
gattungen nennen. Carl Deubel.
Zahlen=Kombinationsrätſel.
Die Zahlen ſamt den Buchſtaben
ſind ſo zu ordnen, daß: 1. Die Summe
der wagerechten, ſenkrechten und
diago=
nalen Reihen je 170 beträgt und 2. die
wagerechten Reihen abgeleſen, eine
kleine Herrſcherin nennen. Carl Deubel,
Darmſtädter Silbenrätſel.
a, be, che, dan, del, die. Aus nebenſtehenden Silben ſind acht
el. gier, kar, le, ler, Wörter von folgender Bedeutung zu bilden:
mar, neu, os, te, wei. 1. Männlicher Vorname. 2. Berühmter
italieniſcher Dichter. 3. Deutſcher Fluß.
4. Menſchliche Untugend. 5. Stadt in Mitteldeutſchland. 6.
Standes=
bezeichnung. 7. Vogel. 8. Moderne Vergnügungsſtäite.
Die Anfangsbuchſtaben ergeben, von oben nach unten geleſen,
den Namen eines ſagenumwobenen Gebirges.
A. Thomas.
1. 2. 3. 4.
1. A AAF
2. M OO R
3. R S S T
4. T T TU
Magiſches Quadrat.
Teil des Schiffes.
Modernes Verkehrsmittel.
Vogel.
Brennſtoff.
Rätſel.
487. Erheb‟ Dich, wie die Erſte ſagt, — Schlupf in die Kleider, Zwei
für Zwei, — Hol dann das Ganze Dir herbei — Und mach’
Dich drüber unverzagt.
488. Ob b, obch im Wort, — Ein Baum iſt’s immerfort.
489. Die erſte Silbe kommt und geht, — Die zweite beides nimmer.
— Was ſo, wie drei und vier ſagt, ſteht, — Das ſchwankt und
wackelt immer. — In Eins und Einszwei iſt das Ganze
Zu ſehn als blütenarme Pflanze.
Auflöſungen.
Schachaufgabe Nr. 31:
L b2Xd4
Sc2Xd4
De3 matt.
Darmſtädter Silbenrätſel: 1. Ribbentrop. 2. Ulme. 3.
Hol=
bein. 4. Romrod. 5. Save. „Ruhrſpende‟
Auszähl=Rätſel: Man beginne oben in der Mitte bei D und
überſpringe, nach rechts leſend, je 2 Felder, worauf ſich ergibt:
„Der Appetit kommt mit dem Eſſen, wenn man den Frohſinn
nicht vergeſſen”.
Magiſches Quadrat:
OR AN GE
ANl GE LA
GE LA GE
Rätſel: 484. Emme, Amme, Imme. 485. Horniſt, Horniß.
486. Eder, Oder, Eider, Ader.
Verantwortlich: Max Streeſe.
Hauſes aus auf mich übte. Er war wie die Braut des Hauſes, die
in der Zurückgezogenheit ihrer Mittagsſieſta auf einem bunten,
ſelbſtgeſtickten Kiſſen ruht und leiſe die Geheimniſſe ihres Herzens
vor ſich hinflüſtert. Wie manche Mittagsſtunde verbrachte ich
allein unter jenem Kirſchmyrtenbaum und träumte von dem
furchtbaren Königreich der Jakſchas**) tief unten im Teich.
Ich hatte ein großes Verlangen, einmal ein bengaliſches
Dorf zu ſehen. Seine vielen kleinen Hütten, ſeine ſtrohgedeckten
Gartenhäuschen, ſeine Heckenwege und Badeplätze, ſeine Felder
und Märkte, ſeine Spiele und Feſte, ſein Leben überhaupt, wie
ich es in meiner Phantaſie ſah, übte eine große Anziehung auf
mich. Nun lag gerade ſolch ein Dorf dicht hinter unſerer
Garten=
mauer, doch wir durften nicht hin. Wir waren aus unſerm
Käfig gelaſſen, aber nicht in die Freiheit; wir ſaßen draußen auf
der Stange, aber die Kette war noch da.
Eines Morgens wollten zwei meiner älteren Brüder einen
Spaziergang ins Dorf machen. Ich konnte mein Verlangen nicht
länger bezwingen, ſchlüpfte unbemerkt hinaus und folgte ihnen
in einiger Entfernung. Als ich den ſchattigen Weg entlang ginz,
der zwiſchen dichten Dornhecken am Ufer des grünüberwachſenen
Teiches hinführte, nahm ich mit immer neuem Entzücken Bild
auf Bild in mich auf. Ich ſehe noch den nackten Mann am
Rande des Teiches bei ſeiner verſpäteten Toilette, wie er ſeine
Zähne mit dem zerkauten Ende eines Zweiges reinigt.
Plötz=
lich bemerkten meine Brüder meine Gegenwart. „Was fällt dir
ein? Mach, daß du fortkommſt! Geh ſofort zurück!” ſchalten ſie.
Sie waren entſetzt über mich. Ich ging mit bloßen Füßen, hatte
kein Schultertuch über meinem Kittel, war gar nicht zum
Aus=
gehen angezogen. Als ob es meine Schuld geweſen wäre! Ich
beſaß ja keine Socken noch irgendwelche überflüſſige Kleidung,
ſo mußte ich nicht nur dieſen Morgen mich enttäuſcht zurückziehen,
ſondern hatte überhaupt keine Ausſicht, dem Mangel abzuhelfen
und ein andermal mitgenommen zu werden. Doch wenn ſo das
Drüben nach hinten zu auch verſchloſſen war, vorn befreite mih
der Ganges aus jeglicher Gefangenſchaft; mein Geiſt konnte,
ſo=
bald er nur wollte, ſich auf den munter dahinfahrenden Booten
einſchiffen und fernen Ländern zueilen, deren Namen keine
Erd=
kunde nennt.
Dies ſpar vor vierzig Jahren. Seitdem habe ich jenen von
Tſchampakbäumen beſchatteten Villengarten nicht mehr betreten.
Dasſelbe alte Haus und dieſelben alten Bäume müſſen noch da
ſein, doch ich weiß, es kann nicht mehr derſelbe Garten ſein —
denn woher ſollte ich jetzt das kindliche Staunen nehmen, das
ihn zu dem machte, was er war?
Wir kehrten zu unſerm Hauſe in Kalkutta zurück. Und jeder
meiner Tage war ein Biſſen, der der Normalſchule in den
gäh=
nenden Rachen geworfen wurde.
75) Die Jakſchas ſind eine Art Halbgötter, die das Gefolge
Kuberas, des Gottes des Reichtums, bilden und ſeine Schäße
hüten.