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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nummer 41
Sonntag, den 11. Februar 1923
Einzelnummer 70.00 Mk.
Vandervelde über Deutſchland.
(WaNEF 1 Der kalanſche-Ghaiali=
Vom Tage.
Der
Wohnungsausſchuß des Reichstages hat die Wohnungsbau=
L.f L2- Onaibiafache der Friedensmiete feſtgeſetzt. Da=
Der deutſchen Bausfrau gewidmet!
Seit Jahren wird der Kaffee immer teurer.
Auch alle anderen Lebensmittel ſteigen fortgeſetzt im Preiſe,
desgleichen Kleider und Schuhwerk, Feuerung und Hauszins.
da heißt es ſparen, wo man kann!
Sparen kann man auch auf angenehme Art, wenn man es
verſteht, z. B. gerade beim Kaffee.
Viele Tauſende Familien, die ſo geſtellt ſind, daß ihnen die
Preisſteigerung des Kaffees nicht viel ausmacht, trinken Seeligs
kandierten Kornkaffee. Nicht wegen des viel billigeren Preiſes,
ſondern weit er ein ſehr geſundes Getränk iſt und von allen
Erſatzmitteln im Geſchmacke dem Kaffee am nächſten kommt.
Viele Leute können Bohnenkaffee nicht vertragen und in vielen
Krankheitsfällen verbietet der Arzt ihn ganz, weil er Herz und
Nerven angreift. Deshalb iſt er auch kein geeignetes Getränk für
Kinder oder für alte Leute.
Reiner Bohnenkaffee iſt wegen ſeines Koffeingehalts ein
Reizmittel, welches nur mit Maß genoſſen werden ſollte, und —
er iſt ſehr teuer!
Etwas anderes iſt es mit Seeligs kandiertem
Kornkaffee.
Seeligs kandierter Kornkaffee gewährt ebenfalls den Genuß
eines warmen, gromatiſchen und wohlſchmeckenden Geträukes.
Er iſt niemals ſchädlich, auch nicht für Kinder und Kranke.
Man kann beliebig viel davon trinken, ohne daß die
Geſund=
heit nachteilig beeinflußt wird; er iſt deshalb das idealſte Getränk
für jung und alt, für arm und reich, für Geſunde und Kranke.
Er iſt viel billiger als Bohnenkaffee, nicht teurer, aber viel aus=
Ziebiger als geringwertige Erſatzmittel desſelben, und iſt vermöge
eines reinen und feinen Geſchmackes und weil er kein dünnes,
rübes, ſondern ein kräftiges, aber trotzdem klares Getränk ergibt, :
der beſte Kaffee=Erſatz, der gegenwärtig exiſtiert.
Seeligs kandierter Kornkaffee iſt unſtreitig:
„Das Beſte ſeiner Art!“
Sceligs kandierter Kornkaffee iſt auch höchſt appetitlich! Er wird
hergeſtellt aus ausgeſucht beſtem, ſauber gewvaſchenem Roggen.
Jedes minderwvertige, ungeſunde Korn wird bei der
Verarbei=
tung ausgeſchieden. Der Roggen, aus dem Seeligs kandierter
Kornkaffee hergeſtellt wird, iſt mithin ſauberer, als der zum
Brot=
mehl benutzte.
Die Aerzte empfehlen Seeligs kandierten Kornkaffee als
ge=
ſundes wohlſchmeckendes Getränk anſtelle des Bohnenkaffees und
die Hausfrau, die ihn einmal probiert hat, verwendet ihn dauernd
im Haushalt. Sie weiß warum!
Machen auch Sie, freundliche Leſerin,
einen berſuch damit!
Am beſten gleich heute, ehe Sie es wieder vergeſſen. Ihr
Kaufmann führt ihn ſicher, und ſollte das ausnahmsweiſe nicht
der Fall ſein, ſo bekommen Sie ihn beim nächſten; oder verlangen
Sie von uns die Angabe der nächſten Bezugsquellc.
Laſſen Sie ſich aber nicht etwas anderes als „faſt ebenſogut”
oder als „beſonders beliebt” oder „gern gekauft” in die Hand
drücken. Es gibt nichts „faft ebenſogutes”, es gibt nur einen
Seeligs Kornkaffee! Verlaugen Sie ausdrücklich den echten
Seeligs kandierten Kornkaffee in gelben PPaketen mit roter
Verſchlußmarke gemäß nebenſtehender Abbildung. — Hüten Sie
ſich vor Nachahmung unſerer geſetzlich geſchützten Originalpackung!
Beim Oeffnen des Paketes werden Sie ſich vielleicht über die
dunkle Farbe des Kornkaffees wundern. Er iſt aber nicht „
ver=
brannt”, wie Sie vielleicht denken werden, ſondern mit einem
dünnen Lleberzug von Zucker verſehen (kandiert). Das geſchieht,
damit jedes einzelne Korn das feine kaffeeähnliche Aroma behält
und damit das fertige Kornkaffeegetränk eine ſchöne Farbe belommt.
Die Woche.
Mit dem Entſchluß der deutſchen Regierung, einige
Luxus=
zu laſſen, wurde ein neuer Friedensbruch der
ündet. Weil man von Paris nach Prag nicht,
iationalen Schlafwagenzug reiſen konnte, ließ
am vergangenen Sonntag ſeine Bataillone in
Appenweier einrücken. Es iſt zwecklos,
feſtzu=
ſſt das Diktat von Verſailles keinerlei
Rechts=
ein ſolches Vorgehen bietet. Das Recht iſt ein
en Herr Poincaré, umgeben von 800 000
Bajo=
bt ohne weiteres hinwegſetzen zu können. Wenn
iſt, den entſchloſſenen Widerſtand des ganzen
3, wenn möglich, noch zu verſtärken, ſo ſind es
iler Gewalt, die auch dem letzten deutſchen
Ar=
nntnis einhämmern, daß Deutſchland
gezwun=
en Abwehrkampf um ſein Leben führt.
e Fiasko der franzöſiſchen Aktion ſcheint man
eich mehr und mehr zu erkennen. Die
krampf=
der Franzoſen, durch amtliche und nichtamtliche
folge des franzöſiſchen Friedensbruches zu
kon=
rſtärkten Verſuche, die einheitliche Geſinnung des
s zu unterhöhlen, ſprechen eine faſt ebenſo
deut=
ie die Zitierung Poincarés vor den Auswärtigen
franzöſiſchen Deputiertenkammer. Im beſetzten
Flugblätter verteilt, in denen man in ziemlich
verſucht, Arbeiter und Bauern gegen die
ſtrei=
ihner aufzuhetzen, wobei geſagt wird, daß die
t unter dem Streik litten, da ihre Militärzüge
en. Wenn man die Bevölkerung des beſetzten
den Tag mit eigenen Augen den „Verkehr” der
ansportzüge zu beobachten Gelegenheit hat, ſchon
greifliche Unwahrheiten auftiſchen zu müſſen
eiſt das nur, daß man keinen anderen Weg mehr
chen Widerſtand zu brechen. Um ſo törichter ſind
rſuche, weil doch die Bevölkerung des geſamten
ts die tatſächliche Lage der Dinge genau kennt,
ranzoſen die deutſche Preſſe durch rigoroſe
Ver=
glichkeit mundtot gemacht haben. Auch in den
ſirtſchaftskreiſen ſcheint es zu dämmern. In einem
s angeſehenen Pariſer Geſchäftshauſes an eine
heißt es: „Die Mehrheit der Franzoſen iſt ſich
r darüber, daß die Aebenteuer, in die ſie
ver=
nur die Quelle für neue Ausgaben und infolge
Steuern ſein werden. Es gibt gegenwärtig eine
e Bewegung gegen die Politik Poincarés.” Wir
edeutung ſolcher Stimmen natürlich nicht
über=
immerhin ſind ſie ein Anzeichen dafür, daß ſich
iſterung” für das Ruhrunternehmen Herrn
Poin=
ſaßen zu legen beginnt. Der Sturz des
franzöſi=
ürfte zur Förderung ſolcher Stimmungen nicht
eitragen. Herr Poinearé hat ſich geweigert, vor
igen Ausſchuß der Deputiertenkammer über die
ißenpolitik zu berichten. Ein Kniſtern geht durch
Bau franzöſiſcher Vormachtpläne. Ob allerdings
rés Tage gezählt ſind? Wir möchten es ſtark
be=
irgendwelchen Illuſionen liegt für uns Deutſche
denn je Veranlaſſung vor. Wenn morgen Herr
und übermorgen durch Herrn Tardieu erſetzt wird,
r die Grundeinſtellung der franzöſiſchen Politik
genüber faſt belanglos. Der Kampf um die
Exi=
inds iſt nicht in vier oder auch ſechs Wochen zu
In, bis blurige Srrtemer vas Weſnhr Dirrahdewe:
ch erging es zahlloſen anderen Bürgern. Frauen brachen in
Inmächtiger Wut in Tränen aus. Die Vorfälle am vorgeſtrigen
bend haben alle ſeitherigen Geſchehniſſe noch überboten.
1le Paſſanten wurden brutal überfallen und rück=
Itslos niedergeſchlagen. Die Zahl der Verletzten iſt noch nicht
den rränzeſtſchen Maßiacnten Hmefr."
HNuee-
zu halten, was ihnen nach Recht und Gerechtigkeit
entgegen=
gehalten werden muß.
Dieſe Note wurde alsbald, dem deutſchen Botſchafter in
Paris übergeben.
itern der Lauſanner Konferenz, das man im
En=
ohemiſtiſch Vertagung nennen möchte, hat auf die
Konſtellation einen ſehr erheblichen Einfluß aus=
Curzon, welcher die franzöſiſche Unterſtützung im
r „Neutralität” Eaglands im Ruhrgebiet erkaufen
dem ſchweren Mißerfolg ſeiner Politik „erkrankt”,
ch keineswegs ſicher, daß er von dieſer „
Erkran=
h in abſehbarer Zeit
geneſen wird. Die
Franzoſen in Lauſann
it in London die
Be=
en Folgen der franz”
Ruhraktion doch recht
ärkt zu haben. Man
„3 feſtſtellen, ohne daß
ch Gefahr läuft, in m nchen deutſchen Kreiſen
fal=
gen auf eine Unterſtützung von außen her zu er=
Engländer ſind mit vollem Recht beſorgt hinſichtlich
en Folgen, welche ein etwaiges Gelingen der
fran=
ne für England haben müßte. Auf der anderen
ie gegenwärtige Lage England ſo viel Gelegenheit
n Geſchäften, daß man dem Ringen der beiden
ächte wohl ſehr gern noch etwas zuſieht,
insbeſon=
auch in London offenbar der Anſicht iſt, daß die
Ausſichten in dieſem Kampf durchaus nicht
über=
g ſind.
aige Hoffnungen, die man ſich in Paris offenbar
erſtützung von Oſten her gemacht hat, ſcheinen im
nbegründet zu ſein. Herr Skrzynski, der polniſche
r, hat am Mittwoch eine viel beſprochene Rede
ge=
r er im Anſchluß an die üblichen Ausfälle gegen
Frankreich der ideellen Unterſtützung Polens
raktion verſicherte, aber gleichzeitig mit Nachdruck
ſedingten Friedenswillen Polens betonte. Man hat
Warſchau und Prag angeſichts der Haltung
Ruß=
venig Luſt zu neuen bewaffneten Abenteuern, in
berechtigten Beſorgnis, daß ein ſolches die Fackel
von neuem in ganz Oſteuropa entzünden könnte.
man aber in Paris erkennt, daß der Einbruch in
ſiet kein leichter Siegeszug iſt, um ſo mehr verſucht
Vergewaltigung der beſetzten deutſchen Gebiete „
Er=
zielen. Körperliche Mißhandlungen, Ausweiſungen
iſt Schikanen aller Art ſind die Waffen, mit denen
che” Frankreich kämpft. Immer mehr aber wird
eiſerne Wille zur einmütigen Abwehr im deutſchen
2kt. Wir wiſſen, daß die kommenden Wochen und
ſchwerſten Anforderungen an jeden Einzelnen von
werden, aber wir wiſſen auch, daß nur ein
unbe=
halten uns den Weg in die Freiheit bahnen kann.
Meilenſtein des deutſchen Leidensweges ſeit 1918
lieyen die =orte Zwang und Diktat!‟ . . . „Die Ruhraktion und
alle Verletzungen der wahrhaftig würgenden Paragraphen des
Verſailler Diktats ſind nichts anderes als eine Negation jeden
Nechtsbegriffes und ſeine Erſetzung durch die nackte Gewalt.”
s½5„Poincars irrt, wenn er annimmt, daß es des Befehls aus
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 11. Februat 1923,
Nummer 41.
Verlin bedurfte, den Widerſtand der Bedrückten zu
organi=
ſieren.‟ . . . „Der Widerſtand iſt als ſpontaner Entſchluß aus
der Bevölkerung emporgewachſen, die ſich ihres Menſchenwertes
bewußt iſt und ſich Bajonetten nicht beugen will.‟ Der deutſche
Reichskanzler war es, der mit dieſen Worten der Auffaſſung
des geſamten deutſchen Volkes Ausdruck gab, er, der durch ſeine
Reiſe in das beſetzte Ruhrgebiet gezeigt hat, daß auch er bereit
iſt, ſeine Perſon in dieſem Exiſtenzkampf Deutſchlands
einzu=
ſetzen. „Der Kampf im Ruhrgebiet hat eine weltgeſchichtliche
Be=
deutung, denn er iſt der erſte Verſuch eines Volkes, der
furcht=
baren Kriegsmaſchinerie des Feindes waffenlos zu trotzen, nur
ausgerüſtet mit dem Willen des moraliſchen Widerſtandes.”
Das deutſche Volk aber iſt entſchloſſen, dieſen weltgeſchichtlichen
M.
Kampf bis zum Enderfolg durchzukämpfen.
Eine neue Diviſion für Eſſen.
TU. Eſſen, 10. Febr. Die franzöſiſche Militärbehörde hat
den Einquartierungsämtern im Bezirk Eſſen die Mitteilung
zu=
kommen laſſen, daß in kürzeſter Zeit weitere militäriſche
Abtei=
lungen in den Bezirk einrücken werden. Es handelt ſich um eine
ganze Diviſion. In den letzten Tagen macht ſich die Tätigkeit der
franzöſiſchen Flieger über dem Ruhrbezirk beſonders bemerkbar,
die aus geringer Höhe photographiſche Aufnahmen der
Zechen=
anlagen und Gruben machen. Die Flugzeuge dienen auch der
Flugzettelpropaganda.
Erfolgloſer Requiſitionsverſuch.
Eſſen, 10. Febr. Wie aus Buer gemeltet wird,
ver=
langte geſtern auf der Zeche „Bismarck” ein franzöſiſcher Offizier
in Begleitung von 10 oder 12 Mann die Herausgabe von 300
Zentnern Kohlen für den Bedarf der Beſatzungstruppen. Die
Mitglieder des Betriebsrats erklärten, daß der Betrieb ſofort
ſtillgelegt werde, wenn die Franzoſen ſich auch nur einen
Zentner Kohlen gewaltſam aneigneten. Nach längeren
Verhand=
lungen zogen die Franzoſen wieder ab. Auf der Zeche „Ewald”
blieb gleichfalls ein Requiſitionsverſuch erfolglos.
Schmähliche Behandlung eines Oberbürgermeiſters.
TU. Oberhauſen, 10. Febr. Der hieſige
Oberbürgermei=
ſter Havenſtein iſt von franzöſiſchen Offizieren verhaftet worden.
Hierbei wurden ihm Handſchellen angelegt. Der
Oberbürgermei=
ſter hatte ſich geweigert, die auf Anweiſung der Reichsregierung
eingeſtellte Lieferung von Leuchtgas und elektriſchem Strom für
den Bahnhof von Oberhauſen wieder aufzunehmen. In einem
Schreiben an die Beſatzungsbehörde machte er auf die Folgen der
von den Franzoſen angedrohten Stillegung der Verſorgung der
Stadt mit Gas und Elektrizität, namentlich für die
Krankenhäu=
ſer, die Brotverſorgung und die Arbeitsmöglichkeien der
werk=
tätigen Bevölkerung aufmerkſam.
50 Schupobeamte verhaftet.
Köln 10. Febr. (Wolff.) In Worringen iſt geſtern ein
Transport von 50 deutſchen Schutzpoliziſten aus dem Ruhrgebiet
eingetroffen, die wegen Grußverweigerung verhaftet waren und
wahrſcheinlich vor ein Kriegsgericht geſtellt werden ſollten. Da
die Engländer ſich weigerten, den Zug weiterzufahren, fuhr er
nach Hauſe zurück, nachdem die Poliziſten von Bewohnern
Wor=
ringens verpflegt worden waren.
Gewaltſam ausgewieſen.
Berlin, 10. Febr. (Wolff.) Zwei Zollbeamte vom
Grenz=
kommiſſariat in Aachen, Siedſchlag und Dutt, ſind
ver=
haftet worden, nachdem eine Durchſuchung durch die Belgier
nach den Zollakten ſtattgefunden hatte. Die Beamten wurden
gewaltſam ausgewieſen. Der Oberzollinſpektor Seelig
vom Hauptzollamt Wiesbaden, der durch die Franzoſen bereits
ſeines Amtes enthoben war, wurde ebenfalls gewaltſam
aus=
gewieſen. Dies iſt ſchon der vierte Vorſteher des Hauptzollamtes
Wiesbaden, der von den Franzoſen ausgewieſen wurde.
Dortmund, 10. Febr. (Wolff.) Poſtdirektor Hake und
Poſtinſpektor Brieden aus Kaſtrop ſind heute morgen von
den Franzoſen verhaftet und ausgewieſen worden.
Koblenz, 10. Febr. (Wolff.) Geſtern abend wurde der
ſtellvertretende Koblenzer Regierungspräſident
Oberregierungs=
rat Mand, von den Franzoſen verhaftet und in der Richtung
Limburg abtransportiert.
Eſſen, 10. Febr. (Wolff.) Heute morgen wurden auf der
Zeche „Helene Amalie” der Bergaſſeſſor Dr. Beißel und der
Leiter der Gewerkſchaft. „Konſtautin der Große” in Bochum,
Generaldirektor Bergmeiſter Hoppſtädter verhaftet und
weggebracht. Die Belegſchaften traten in einen 24ſtündigen
Pro=
teſtſtreik ein.
Ludwigshafen 10. Febr. (Wolff.) Auch der Vertreter
des ausgewieſenen Eiſenbahndirektionspräſidenten Lieberich,
Oberregierungsrgt Giesler, iſt ausgewieſen worden.
G
Mit Brechwerkzeugen geöffnet.
Köln, 10. Febr. (Wolff.) Auf der Hauptkaſſe der
Reichsbahndirektion Trier wurdden der Vertreter des
ausgewieſenen Direktionspräſidenten, Regierungsrat Dr.
Coh=
nitz, und der Regierungsrat Halm von den Franzoſen
aufgefor=
dert, ihnen bei der Oeffnung des Geldſchranks behilflich zu ſein,
was die Beamten ablehnten. In ihrem Beiſein iſt hierauf der
Geldſchrank mit Brechwerkzeugen geöffnet und
5 Millionen Mark beſchlagnahmt worden.
Mundtotmachung der Preſſe.
Koblenz, 9. Febr. (Wolff.) Die Interalliierte
Rheinland=
kommiſſion hat folgende Zeitungsverbote erlaſſen: Emſer
Zeitung auf einen Monat wegen angeblicher Propaganda
gegen das franzöſiſche Ausfuhramt in Ems; Leipziger
Neueſte Narichten auf einen Monat wegen des Artikels in
der Nummer vom 1. Februar „Wie das Rheinland denkt”: B. Z
am Mittag auf drei Monate wegen eines am 26. Januar
erſchienenen Aufſatzes. Die franzöſiſchen Offiziere kaufen für
Kinder beſtinmnte Milch auf”: Pfälziſcher Beobachter
in München auf drei Monate wegen des Artikels „Deutſcher,
erſpache‟
Pirmaſens, 10. Febr. (Wolff.) Die Pirmaſenſer
Zeitung iſt auf drei Tage derboten worden, und zwar wegen
eines Abdrucks von Meldungen, in denen die fuanzöſiſch=
Be=
richterſtattung aus dem Ruhrgebiet angeblich als „lügenhaft”
be=
zeichnet wurde.
Negative Ergebniſſe der Ruhrbeſetzung.
London, 10. Febr. (Wolff.) Der Daily Expreß
be=
richtet aus Paris, die dort herrſchende Unzufriedenheit
über die negativen Ergebniſſe der Ruhr=
Be=
ſetzung werde täglich deutlicher. Die Beſetzung, die zuerſt
be=
geiſtert unterſtützt worden ſei, werde immer mehr mit Zweifel
und Argwohn angeſehen. Niemand in Frankreich glaube, daß die
Entſendung von annähernd fünftauſend Transportfreiwilligen
in das Ruhrgebiet das Problem löſen werde.
Zweierlei Maß im Völkerbund.
Verdächtigung deutſcher Vertragstreue.
Paris, 10. Febr. (Wolff.) Der Präſident der Liga für
Menſchenrechte, Ferdinand Buiſſon, hatte kürzlich an
Poin=
caré die ſchriftliche Anfrage gerichtet, welches die
Hal=
tung Frankreichs ſein würde, wenn der Völkerbundsrat
beſchließen würde, Deutſchland zuzulaſſen. Der
Miniſter=
präſident hat wie folgt geantwortet:
Die franzöſiſche Regierung war immer der Anſicht, daß der
Völkerbund ſeine Aufgabe nur unter der Bedingung, daß er
uni=
verfal wird und infolgedeſſen auch Deutſchland aufnimmt,
erfül=
len kann. Aber die AufnahmeeinesStaates, der nicht
Urmitglied iſt, in den Völkerbund, iſt den Bedingungen
unterworfen, die der Vertrag aufſtellt; außerdem muß ein
ſolcher Staat nach den Beſtimmungen des Vertrages greifbare
Sicherheiten von ſeiner Abſicht, ſeine internationalen
Ver=
pflichtungen zu erfüllen, geben. Oeſterreich, Bulgarien
und Ungarn, die ſich dem Völkerbund gegenüber in der gleichen
Lage befanden wie Deutſchland, ſind dieſen Bedingungen
nachge=
kommen und zugelaſſen worden. Vor allem Ungarn hat feierlich
die Annahme des Artikels 1 des Vertrages ausgeſprochen und die
Pflichten übernommen, die daraus entſpringen. Deutſchland
jedoch hat bis heute die Forderung noch nichterfüllt. Es
hat durch ſeine Handlungsweiſe bewieſen, daß es noch nicht
ge=
willt iſt, ſich den Verpflichtungen zu unterwerfen, die es
unter=
ſchrieben hat. Bis jetzt konnte daher noch keine Rede von ſeiner
Zulaſſung ſein. Die Franzoſen müßten ſich als erſte
beglückwün=
ſchen, wenn eine Aenderung in der Haltung Deutſchlands
eintre=
ten würde, die dieſem erlaubte, neben den Mächten, die ihren
Verpflichtungen nachkommen, in dem Völkerbund vertreten zu ſein.
Hierzu bemerkt das Wolffbureau: Die franzöſiſche Regierung,
die ſich durch ihren Einbruch in deutſches Gebiet vor der ganzen
Welt ins Unrecht geſetzt hat, ſcheut ſich in dieſem Augenblick wohl,
der Zulaſſung Deutſchlands zum Völkerbund offen zu
widerſpre=
chen, wie ſie es vier Jahre hindurch getan hat. Dafür ſucht aber
Poincaré trotz unſeres praktiſch erwieſenen Erfüllungswillens die
deutſche Vertragstreue zu verdächtigen. Die
Un=
aufrichtigkeit ſeiner Erklärung liegt auf der Hand, im
Völker=
bund wird offenbar mit zweierlei Maß gemeſſen,
denn von ſeinen Begründern wird bekanntlich nicht gefordert, daß
ſie ihre Vertragspflicht einhalten. Dieſe Tatſache hat die Welt
mehrfach erfahren, und die jüngſten Ereigniſſe haben das Syſtem
ungleicher Behandlung beſonders deutlich offenbart. Der Rat
des Völkerbundes hat ſoeben in Paris getagt. Er hat ſich mit
allen möglichen Tagesfragen beſchäftigt, hat es aber nicht für
nötig befunden, zu den franzöſiſch =belgiſchen
Ver=
tragsbrüchen Stellung zu nehmen. Die urſprünglichen
Mit=
glieder des Völkerbundes, können alſo unter ſeinem Schutz
Ver=
tragsverletzungen begehen; gegen Staaten, die ihm nicht
angehö=
ren, ſoll er dagegen als Exekutor der Friedensdiktate
dienen.
Franzöſiſche Stimmungen.
* Paris, 10. Febr. (Priv.=Tel.) Zum Ruhrabenteuer
ſchreibt „Progres Civique‟: „Die Beſetzung des Ruhrgebiets
wird fortgeſetzt und entwickelt ſich. Eine Menge von Leuten
behauptet, daß alles ſo aufs Beſte beſtellt ſei. Es gefällt ihnen.
das zu ſagen. Unſere Meinung iſt das nicht, denn wir haben
den deutlichen Eindruck, daß man nicht weiß, wohin man gebr.
Aber ſelbſt wenn ſie Recht haben, begreift man nicht die
ver=
zweifelten Anſtrengungen, die ſie machen, um uns Schweigen
zu gebieten. Schon ſeit mehreren Wochen führt in der Tat die
reaktionäre Preſſe einen wütenden Feldzug — unterſtützt in
der Kammer durch die Abgeordneten des nationalen Blocks
um zu erreichen, daß man den Widerſachern die Oppoſition
unterſage. Sicherlich beanſprucht man nicht, daß allgemein es
verboten werden müſſe, die Politik Poincarés zu tadeln, man
ſtößt ſich ſogar nicht daran, ſie zu heftig zu verurteilen, die er
in Lauſanne verfolgt hat. Das Verbot bezieht ſich nur auf die
Politik Poincarés in Deutſchland. Im Ruhrgebiet gilt Tabn,
Und mnan verlangt nichts Geringeres, als jedem Schweigen zu
gebieten, der gegen dieſes Abenteuer ſeine Stimme erhebt. In
dieſem Falle ordne man den Belagerungszuſtand an und
ver=
hänge die Zenſur. Denn wir werden nicht ſchwei
gen, bevor man uns mundtot macht.”
Belgiſch=franzöſiſche Verſtändigung.
Brüſſel, 10. Febr. (Wolff.) Nach der Agence Belge
wurde im Verlaufe der heutigen Konferenz im Miniſterium des
Auswärtigen, an der für Belgien Miniſterpräſident Theunis,
Außenminiſter Jaspar und Verkehrsminiſter Neujean, für
Frankreich Arbeitsminiſter Le Trocquer und der franzöſiſche
Botſchafter in Brüſſel, Herbette, ſowie franzöſiſche und belgiſche
techniſche Sachverſtändige teilnahmen, ein vollkon ienes
Einver=
nehmen über die Transportfrage in den beſetzten Gebieten des
Rheinlandes und der Ruhr erzielt. Es wurden alle
notwendi=
gen Vorkehrungen beſchloſſen, um der Desorganiſation (2) im
Eiſenbahn= und Schiffahrtsweſen entgegenzutreten. Jaspar
fährt heute abend mit Le Trocquer nach Paris, wo er morgen
mit Poincaré eine Unterredung haben wird.
Paris, 10. Febr. (Wolff.) Ueber die Verhandlungen, die
heute vormittag zwiſchen dem belgiſchen Außenminiſter und
dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten ſtattfanden, berichtet
Ha=
vas, ſowohl Jaſpar als auch Poincaré hätten erklärt, die
beiden Regierungen ſeien ſich vollſtändig einig über die
im deutſchen beſetzten Gebiet zu ergreifenden Maßnahmen.
So=
wohl Frankreich als auch Belgien würden ſich bemühen, das
Verkehrsweſen zu verbeſſern. Im Laufe der Unterredung war
von einer Abänderung in der Leitung der Beſatzung im
Ruhr=
gebiet nicht die Rede. General Degoutte zentraliſiert im
vollen Einverſtändnis mit den beiden Regierungen alle Macht
befugniſſe. Die Verſchärfung der Maßnahmen zum Schutze der
Eiſenbahn ſei vorgeſehen. Schließlich wurde vereinbart, einen
direkten Kontakt zwiſchen dem franzöſiſchen und dem belgiſchen
Miniſterium herzuſtellen. Konferenzreiſen nach Paris bezw
Brüſſel ſeien in Ausſicht genommen. Es ſei möglich, daß ſid
Poincaré ſelbſt erforderlichenfalls zu näheren Beſprechunger
nach Brüſſel begben werde.
Abg. Breitſcheid in England.
London, 10. Febr. (Wolff.) Der
Reichstagsabge=
ordnete Dr. Breitſcheid, der hier eingetroffen iſt, erklärte
in einer Unterredung mit dem diplomatiſchen Berichterſtatter der
Daily News über die Lage im Ruhrgebiet, ſeine
ein=
zige Hoffnung beruhe auf einer Initiative
Großbritanniens oder Nordamerikas. Eine
Ver=
mittlung ſei dringend notwendig; es beſtehe die Gefahr, daß
zu ſpät kommen könne. Die geſamte
Sozialdemokra=
tiſche Partei ſei mit der deutſchen Regierung
im paſſiven Widerſtand gegen die Politik des franzöſiſchen
Mili=
tarismus und des franzöſiſchen Kapitalismus einig. Dem
Be=
richterſtatter zufolge gab Breitſcheid jedoch zu, daß dieſer Wider
ſtand nicht unbegrenzt aufrecht erhalten werden könne. In der
Zwiſchenzeit verſtärkten die Franzoſen ſowohl die
nationa=
liſtiſche als auch die kommuniſtiſche Bewegung in
Deutſchland. Breitſcheid räumte, wie der Berichterſtatter
ſchreibt, ein, daß die Induſtriellen es unterlaſſen hätten,
ihren Anteil an der Steuerlaſt zu tragen. Er habe mit
die=
ſer Tatſache vor den Augen die Frage des Berichterſtatters, ob
der franzöſiſche Vormarſch das geſamte Deutſchland
geeinigt habe, verneint. Seine Partei unterſtütze die
Re=
gierung unbedingt in ihrer gegenwärtigen Haltung, aber die
Partei ſei eben ſozialiſtiſch und die Regierung ſei eine
Bour=
gois=Regierung; beide lebten Seite an Seite, mehr als
Nachbarn, denn als Kameraden. Auf die Frage, ob
Deutſch=
land ſich bereit erklären würde, zu verhandeln, auch wenn
die Franzoſen noch im Ruhrgebiet ſtünden, habe Breitſcheid
entſchieden befahend geantwortet. Er habe erklärt, die
deutſchen Arbeiter würden niemals eine Weigerung, in ernſtliche
Verhandlungen einzutreten, dulden. Es ſei jedoch unmöglich für
Deutſchland, die Initiative in einem Augenblick zu ergreifen, in
dem es ſicher wäre, daß eine ſolche Bewegung in Frankreich als
ein Zeichen der Schwäche aufgefaßt würde.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Samstag, den 10. Februar.
Minna von Barnhelm.
Luſtſpiel von Leſſing.
„Miuna von Barnhelm” und „Die Journaliſten” ſind die
klaſſiſchen deutſchen Luſtſpiele. Nichts von der gezwungenen
Luſtigkeit in dieſem Genre der heutigen Literatur, die glaubt,
nicht ohne derbe Späße arbeiten zu können oder zu dürfen.
Anmutige Heiterkeit webt über dem Stück, und was bei Leſſing
noch beſonderen Kunſtgenuß gewährt, iſt die Beobachtung des
muſtergültigen Aufbaues: Jeder Satz ſteht folgerichtig auf dem
vorhergehenden, die Handlüng baut ſich in kriſtallklarer Logik
auf, und neben dem heiteren Hauptgedanken des Luſtſpiels
ſtehen rein menſchliche Züge rührend und ergreifend; dies hat
mit Sentimentalität nichts zu tun, es iſt einfach natürliches
Menſchentum. Wenn Leſſing hier die Leute ſeiner Zeit
ſchil=
dert, ſo ehrlich, treu, aufrichtig und aufopferungsfähig, dann
bedauern wir den Wandel der Zeiten und der Ideale
Die Aufführung war des Werkes würdig. Die Minna, eine
an ſich ſchon ſehr dankbare Rolle, fand in Frau Horn gute
Verkörperung. Vornehm in der Rede und im Spiel, kamen aber
Momente, in denen das Fräulein von Barnhelm herumwirbelte
wie ein Backfiſch. Mehr Contenance, Madame, ſowohl in der
koſtbaren Matinee mit der langen Schleppe als auch in der
Grande Toilette. Koſtüm und Friſur im vierten Akt waren
eine paſſende und wohlgelungene Kopie des bekannten Bildes
der Marquiſe von Pompadour. Für das Schelmiſche und
Neckende findet Frau Horn ebenſo guten Ausdruck wie in den
Szenen, wo ſie vor Tellheim nur als bangendes, liebendes Weib
ſteht, Herr Kuliſch konnte als Major von Tellheim in allen
Punkten befriedigen. Für das „Himmelhoch jauchzen — zu
DTode betrübt” findet er ebenſo weiche wie jubelnde Töne. Neben
dieſer prächtigen fridericigniſchen Offiziersgeſtalt ſteht nicht
miner treu und wahr ſein Freund und Wachtmeiſter Werner,
den Herr Baumeiſter echt und mit warmem Herzen ſpielte;
ſein Spiel und die ſtramme Haltung hielten ſtets die richtige
renze, ohne in Uebe=treibung zu verfallen. Neben ihm ſtand
gleichwertig die treue Dienerſeele Juſts (Herr Weſtermann).
Nicht paßte in den ganzen Rahmen der Wirt, den Herr
Jür=
gas wohl in falſcher Auffaſſung ſpielte. Dieſer Wirt iſt keine
Poſſenfigur, ſeine Schwäche iſt ſeine Neugierde — er hat eben
hr weitgehendes Jitereſſe ſür ſeine Gäſte —, aber Herr
Jürgas legte zu viel Komiſches hinein in die ganze Rolle und
ſchädigte dadurch ernſtere Szenen. Seine Maske war, wie ſtets
vorzüglich. Intereſſant war die Beſetzung des Riccaut de la
Marliniére durch Herrn Gielen. Nach Leſſing kann man
an=
nehmen, daß dieſer Luftikus entweder ein heruntergekommener
Chevalier iſt oder ein Hochſtapler mit falſchem Namen. Die
erſtere Auffaſſung iſt auf unſeren Bühnen die übliche; Herr
Gielen aber bot einen Schwindler, der ſich durch allerhand dunkle
Künſte in dieſe Rolle eines Talmikavaliers emporgearbeitet
hat. Ein Bravourſtück war die Galoppade ſeiner Worte, hinter
denen ſo viel Berechnung und Verdorbenheit ſteht. Eine ſehr
würdige Dame in Trauer war Frau Meißner. Und Frau
Gothe eine allerliebſte Kammerjungfer; dieſe Franziska
ſpru=
delte von Schalk, Humor, herzlicher Teilnahme und
Verliebt=
heit; ihr ſtummes Spiel war ebenſo beredt wie ihr
Plapper=
mäulchen. — In bezug auf die Spielleitung ſei geſagt, daß in
den letzten Akt ein wenig falſcher Ton hineinkam durch
gro=
teskes Unterſtreichen; ohne dieſes wäre die künſtleriſche Wirkung
eine ſchönere.
Konzert.
F.N. Der zweite Kammermuſikabend des
Schnurrbuſch=Quartetts im Saal „Zur Traube”
be=
gann mit dem Streichquartett op. 67 in D=Dur von Arnold
Mendelsſohn. In klaſſiſcher Form gehalten, zeichnen ſich alle
Sätze durch fein verzweigte, meiſterhafte Stimmführung, ſtarke
Ausnutzung der Hauptgedanken und Geſchloſſenheit des
Auf=
baues aus. Der nachdenkliche Beginn des Allegro bildet zwar
den Ausgangspunkt für die Stimmung, ihm treten aber bald
leidenſchaftliche, lyriſche und launiſche Gedanken zur Seite, die
mit ihm in Kampf geraten, bei welchem eine klare Entſcheidung
nicht fällt. Auch der folgende, liedhaft melodiſche Satz in
Varia=
tionenform ſchwankt noch zwiſchen gedämpfter Stimmung und
Melodiefreudigkeit. Da kommt der gemächliche Walzer voll edlem
Frohſinn und führt uns zu dem kraftvoll freudigen Schlußſatz.
Echt Mendelsſohniſch ſind die ſinnigen Ueberraſchungen, die jeder
Satz kurz vor ſeinem Schluß birgt.
Hugo Wolfs feinſinnige Italieniſche Serenade folgte, die
wir vor kurzem vom Drumm=Quartett hörten. Schnurrbuſch
packt an der erſten Geige kecker zu, phraſiert aber nicht ſo frei
deklamatoriſch wie Drumm.
Anton Dvoraks Streichquartett in F=Dur op. 96 iſt von
hinreißendem Feuer und prachtvollem Melodiereichtum. Im
Gegenſatz zu den beiden vorangegangenen geiſtvollen Werken,
die ſich der gewählteſten Sprache bedienen, ſtellt es ein
be=
dingungsloſes Sichhingeben an ſchöne Melodie und warmen,
vollen Klang dar, ſelbſt wenn einmal ein lyriſcher Gedanke
dabei die Grenze des Sentimental=Süßen ſtreift. Alle Sätze
ſind von einer urgeſunden Spielfreudigkeit durchdrungen, viele
Themen erinnern an ſlawiſche Volksmuſik. Im zweiten Sat
fühlt man eine leichte Verbeugung vor Meiſter Brahms in der
kirchentonartlichen Färbung einiger Melodieteile. In bezug auſ
die Wiedergabe bildete das letzte Werk den Höhepunkt, während
im Anfang des Abends die Künſtler noch nicht ganz aus ſich
herausgingen. Zuweilen dominierte das Violoncello etwas zu
ſehr. Sorgfältig wie immer war die muſikaliſche Durcharbeitung
aller Kompoſitionen, und die große dynamiſche Ausdrucksſkaln
belebt ungemein. Der „Saal war gut beſucht. Der bei allen
Darbietungen ſtarke Beifall geſtaltete ſich beſonders herzlich bel
Arnold Mendelsſohns Quartett, um den anweſenden Meiſtel
zu ehren.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Plakatwettbewerb des Kurortes Meran. 20s
Zentral=Propagandakomitee des Kurortes Meran ſchreibt zveſl”
Erlangung eines künſtleriſchen Außenplakats für den Kurol:
Meran einen Wettbewerb aus, an welchem ſich jeder Künſile:
beteiligen kann. Es gelangen drei Preiſe zu 1500,, 800 und
503 Lire zur Verteilung, außerdem behält ſich der Ausſchreide
das Recht vor, weitere Entwürfe zum Preiſe von 300 Lire ſm
anzukaufen. Der Schlußtermin der Einſendung iſt der 20. Mal0
1923. Die Wettbewerbsbeſtimmungen ſind vom Merauer Kunſ
lerbund ausgearbeitet und vom Sekretariat des Kur= und Pe"
kehrsvereins Meran zu beziehen.
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* Bühnenchronik. Das Frankfurter Opernhaus
be=
reitet zurzeit eine Aufführung der Oper „Paleſtrina” vo)
Hans Pfitzner vor. Die letzten Proben werden von dem Koue
poniſten ſelbſt geleitet werden. Die ſzeniſche Einrichtung und Buce
nenarchitektur, die von denen in München und Stuttgark 9e
zeigten weſentlich abweicht, iſt in die Hand des in Münche‟
lebenden Malers Willy Preetorius, unſeres heſſiſche‟.
Landsmanns, gelegt, der bereits in Frankfurt eingetroffen iſl=
— Es wäre zu wünſchen, daß dieſes Meiſterwerk Pfitzners, der
ein Heſſenſohn iſt, inſzeniert von einem heſſiſchen Künſtler, Aus
auf der Bühne des Heſſiſchen Landestheaters eine Stänle
fände,
F. H.
richtt
erlit
Rummer 41.
Darmſtädter Dagblatt, Sonutag, den 11. Februar 1923.
Seite 3.
Engliſche Kabinettsſitzung.
London, 10. Febr. (Wolff.) Der DailyTelegraph
berichtet, daß in der geſtrigen Sitzungdes britiſchen
Ka=
binetts die Lage im Ruhrgebiet und die Maßnahmen,
die ausgeführt werden würden, wenn die Lage der britiſchen
Gar=
niſon in Köln durch die Entwickelung in den benachbarten Zonen
ſchwieriger geſtaltet werden ſollte, erörtert wurden. Die
Mei=
nungen innerhalb des Kabinetts ſeien während der letzten Tage
geteilt geweſen. Die Berichte aus dem Nuhrgebiet zeigten,
daß in der allgemeinen Lage eine weſentliche Aenderung vor ſich
gegangen ſei.
Die Lage in Irkand.
Auslieferung der Waffen als Vorbedingung
des Friedens.
London, 10. Febr. (Wolff.) Reuter meldet aus
Dub=
lin: Der Verteidigungsminiſter Mulcahy hielt im
Par=
lament eine Rede in der er ſeine Aufforderung zur
Auslie=
ferung der Waffen als Vorbedingung des
Frie=
dens wiederholte und darlegte, die Erfüllung dieſer Bedingung
würde die Sympathie der Bevölkerung mit den Aufſtändiſchen
wiederherſtellen und damit eine unerwartete Erleichterung für
das Volk bedeuten; die in den letzten acht bis zehn Monaten
ge=
ſchlagenen Wunden würden ſich dann binnen eines Monats
wie=
der ſchließen.
Schuldenfundierungsabkommen mit Großbritannien.
Vom Senat ratifiziert.
London, 10. Febr. (Wolff.) Reuter meldet aus
Waſhing=
ton: Das Repräſentautenhaus hat das Schuldenfundierungs=
Abkommen mit Großbritannien mit 291 gegen 44 Stimmen
rati=
fiziert. Die Vorlage geht nunmehr an den Senat.
Ueber die Debatte wird berichtet: Der amerikaniſche
Kom=
miſſar für die Schuldenfrage, Burton, erntete lebhaften Beifall,
als er zugunſten ſeines Abänderungsantrages zum
Schulden=
fundierungsgeſetz ſprach, durch den die Schuldenkommiſſion in
den Stand geſetzt werden ſoll, mit den anderen Nationen unter
ähnlichen Bedingungen wie den Großbritannien gewährten
Re=
gelungen zu treffen, falls der Präſident ſeine Zuſtimmung
er=
teile. Ein anderer Anhänger der Vorlage, Frear, erklärte,
Großbritannien habe eine hervorragende Tat getan, als es
offi=
ziell den Willen bekundet habe, ſeinen Verpflichtungen zu
ent=
ſprechen, obwohl es ſelber nur geringe Ausſicht habe, die ihm
geſchuldeten Sumnzen zu erhalten. Der demokratiſche Führer
Garret ſagte, er erkenne die Bedeutung der Frage und die
Bedeu=
tung der Stunde an und werde der Vorlage zuſtimmen, da ſie
zur Beruhigung der Welt beitrage.
Der Streik im Saargebiet,
Vor dem Belagerungszuſtand.
Saarbrücken, 10. Febr. (Wolff.) Der Streik im
Saargebiet verläuft ruhig. Arbeitswillige für
Not=
ſtandsarbeiten ſind nur ſchwer zu erhalten. Franzöſiſches
Mili=
tär lädt die Kohlen auf. Die franzöſiſche Bergwerksdirektion
hat den Bergarbeitern erklären laſſen, daß ſie, falls ſie die Arbeit
nicht wieder aufnehmen würden, mit Militär herausgeholt
wür=
den. Man befürchtet, daß der Belagerungszuſtand
ver=
hängt wird.
Saarbrücken, 19. Febr. (Wolff.) Die Verhandlungen
der Lothringer Kohlenbergarbeiter in Forbach ſind bis zum
12. Februar vertagt worden.
Ueberſchichten im Bergbau.
Berlin, 10. Febr. (Wolff.) Auf den Zechen des
Walden=
purger Steinkohlenrediers werden j2tzt von den Belegſchaften
n Form der Anhängung einer täglichen achten Arbeitsſtunde
in die regelmäßige Arbeitszeit Ueberſchichten zum
Aus=
gleichfürden Ausfallan Ruhrkohle geleiſtet.
Der Zwiſchenfall in Smyrng.
TU. London, 10. Febr. Die letzten offiziellen
Informatio=
ien aus Smyrna beſagen, daß die Lage dort unverändert iſt. Die
illiierten Kriegsſchiffe bleiben im Hafen und ſind auch noch nicht
veiter beläſtigt worden. Die türkiſchen Kreiſe in Konſtantinopel
uchen die Forderung nach Abreiſe der Kriegsſchiffe der Alliierten
von Smyrna jetzt damit zu erklären, Angora habe den Abbruch
der Lauſanner Konferenz mißverſtanden und als Unterbrechung
betrachtet. Dieſe gemäßigten türkiſchen Elemente in
Konſtan=
inopel tun ihr Beſtes, um jetzt auf die Extremiſten in Angora
inzuwirken.
Paris, 10. Febr. (Wolff.) Die Chicago Tribune glaubt
u wiſſen, daß die Verhandlungen zwiſchen den alliierten
Ober=
ommiſſaren und den Vertretern von Angora zur Unterzeichnung
des Friedens in Konſtantinopel führen würden. Die
National=
verſammlung habe Bekir Samy Bey zur Teilnahme an dieſen
Verhandlungen beſtimmt. Muſtapha Kemal Paſcha habe ſich zu
iner Konferenz mit Ismet Paſcha nach Panderma begeben.
Dn
Vnnnnnnnn
Mit blanker Waffe!
* Aus Aachen geht uns der nachſtehende Auszug eines wurden die Scheiben eingeſchlagen, ſein Auto demoliert, er ſelbſt
Briefes zu mit der Schilderung der letzten Vorkommniſſe dort:
Banken als Antwort auf die Beraubung der Reichsbank und
weier Privatbanken durch die Feinde. Man drang zum Beiſpiel in der Stadt, aber doch ſtiller, nur manchmal flackerte es auf,
ewaktſam in den Kaſſenraum des Schaafhauſenſchen Bankver= wenn man von neuen Ausweiſungen hörte, aber nichts direkt
chein auf den Tiſch und ging! Als man hiergegen Proteſt erhob, über Nachen hin, es war Krieg! Die Harskampſtraße, mit Poſten
ſaftet. Daraufhin traten alle Banken in den Streik. L. ſtreikte Jufanterie in den Straßen! Der Rektor der Hochſchule verwarnt.
nit, und da er im Betriebsrat ſeiner Bank iſt, machte er alle") für nächſte Woche müſſen unſere treuen Aachener Studenten mit
Sitzungen mit, auch die Beſprechungen mit den Gewerkſchaften. Schließung der Hochſchule, z. T. mit Ausweiſung rechnen! Sämt=
Ein Generalſtreit wurde beſchloſſen, wenn die gefangenen Bank= liche ſtudentiſchen Verbindungen ſuspendiert, die Chargierten
ſeamten nicht freigegeben würden. Die Stimmung woar erregt, meiſt vechaftet, jede Anſqmimlung auf der Straße verboten!
die Fremden wütend, da ſie kein Geld wechſeln konnten, um
wei=
erhin, wie ſchon vier Jahre lang, Aachen auszukaufen. Die Aus= tag, vor! Sie mußten ja ihren Bummel haben, unſchuldig,
un=
beiſung des neuen Regierungspräſidenten wurde bekannt, auch, überlegt. So ſtrömte wie immer die Menſchenmenge in den
Vor=
das uns beſonders nahe ging, ſeines Vertreters, v. Goerſchen, mittagsſtunden über Hindenburgſtraße und Graben, Hunderte,
ſit Familie! L. war am 26. in der Nähe der Regierung Zeuge Tanſende. 17nd da hinein plötzlich im Galopp Kavallerie mit
iner gewaltigen Kundgebung. Der Regierungspräſident ſprach geſchwungenem Sübel, auf raſenden Pferden, hinein in die
Bolks=
ſom Balkon aus noch einige Worte, ehe er fortgeſchleppt wurde, menge, immer hin und her. Ueber die Bürgerſteige weg! Ueber
Es wurden alle Vaterlandslieder geſungen, Tauſende waren da, Frauen und Kinder, alles niedergeritten. Aechzend lagen die
rnſt, würdig, ohne Radau. L. kam faſt weinend zurück; um Getroffenen am Boden. Es war empörend! Und trotzdem
Das Volksopfer.
zahl Deviſen rund 1,6 Milliarden Papiermark zur Ver= hergeſtellt worden. Von der Landwirtſchaft ſind bis Mitt=
Sammelſtellen und vielfach gebildeten Landesausſchüſſen noch nach der Ruhr abgerollt worden.
vorhandenen Beträge. Ebenſo ſtehen Sendungen aus dem
Aus=
lande noch aus. Die Franzoſen haben in dem beſetzten Koniul C. A. Dick aus Sao Paulo (Braſilien) 6,5
Rheinland den Aushang des Aufrufs der Reichsregie= Contos de Reis im gegenwärtigen Werte von etwa 25
Millio=
ruüg und der Regierungen der Länder verboten. Die Mit= nen Mark.
tel ſind nicht nur dem Ruhrgebiet, ſondern auch dem altbeſetzten
Gebiet am Rhein zugute zu kommen beſtimmt, wo nach den
bis=
her borliegenden Mitteilungen die durch den Einbruch der Fran= unter den Angehörigen und Freunden der deutſchen
Bot=
zoſen und Belgier entſtandenen Nöte zurzeit vielfach größer ſind, ſchaft veranſtaltete Sammlung ergab bisher 1½ Millionen
pol=
als im eigentlichen Ruhrgebiet. Der in dem Aufruf erwähnte niſche Mark (ungefähr 1 350 000 Mark).
Vertrauensausſchuß des Deutſchen Volksopfers wird in den
Verlvendung der Mittel faſſen. Erhebliche Mittel ſollen zur einer Sammlung für di= Ruhrhilfe 4000 Peſeten (ungefähr 20
Ergänzung der ſehr weitherzigen öffentlichen Hilfe in den Millionen Mark).
* Richter und Schuldnerwucher — eine höchſtrichte
Von Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt, Darmſtadt.
Aus Anlaß eines letzthin von mir veröffentlichten Aufſatzes Treu und Glauben und im Einklang mit den
hat mir Reichsgerichtsrat Zeiler, der meine Rechtsauffaſſung Erforderniſſen der Art. 1134 und 1135 C. c.
ange=
teilt, eine Entſcheidung des Höchſten Gerichtshofs in Warſchau ſehen werden, es kann auch keine Vernunfterwägung geben,
vom 25. Februar 1922 im Auszug mitgeteilt. Da ſie die Rück= die geeignet wäre, eine derartige Befriedigung einer Forderung
zahlung alter Hypotheken in entwertetem Papier behandelt, iſt zu begründen, noch ein Geſetz, das ſie erzwänge.
ſie gerade jetzt von beſonderem Intereſſe. Ich gebe ſie, ſoweit
polniſches Sonderrecht in Betracht kommt, auszugsweiſe, im die Parteien bei Eingehung eines Darlehensvertrages mit
übrigen im weſentlichen im Wortlaute der Ueberſetzung wieder, hypothekariſcher Sicherung die beſonderen Vorteile und Cigen=
Der folgende Sachverhalt liegt, ihr zu Grunde:
Fällen dienen, in denen diuſe nicht ausreicht. Zwiſchen dem
Deutſchen Volksopfer und der Ruhrhilfe, die die Wirtſchaft
Berlin, 10. Febr. (Wolff.) Der Geſchäftsſtelle des Deut= geſchaffen hat, und welche auch die freiwillig in Abzug gebrachten
ſchen Volksopfers ſtehen bis zur Stunde neben einer An= Löhne und Gehälter in ſich begreift, iſt enges Einverſtändnis
fügung. Nicht einbegriffen ſind in dieſen Betrag die bei den woch 400 Waggons freiwillig geſpendeter Lebensmittel
Berlin, 10. Febr. (Wolff.) Für die Ruhrſpende ſtiftete
Warſchau, 10. Febr. (Wolff.) Eine für die Ruhrhilfe
Barcelona, 10. Febr. (Wolff.) Die Deutfche
Kolo=
nachſten Tagen zuſamentreten und endgültige Beſchlüſſe über die nie von Barcelona ſandte der Reichskanzlei als erſte Nate
Die Beklagte Maria Kuhnke hatte vor dem Kriege auf ein
Grundſtück in Warſchau 28 000 Goldrubel auf Hypothek
ge=
liehen. Die Grundſtückseigentümer, die Eheleute Fliederbaum,
boten der Gläubigerin am 1. April 1920 nach der Goldparität
von 2,16 Mk. — 1 Goldrubel, Zahlung von 59 822 polniſchen
Papiermark an, hinterlegten, den nicht angenommenen Betrag
am 15. April 1920 bei Gericht und erhoben gegen die
Gläubi=
gerin Klage mit dem Antrag, das Zahlungsangebot, für
gül=
tig zu erklären und die Hypothek als bezahlt zu löſchen. Das
Bezirksgericht und das Appellationsgericht in Warſchau gaben
der Klage ſtatt. Der Höchſte Gerichtshof dagegen hob das
Urteil auf.
In den Gründen wird zunächſt dargelegt, daß der Kurs von
100 Rubel — 216 Mk. in den Verordnungen des früheren
General=
gouverneurs von Warſchau feſtgeſetzt ſei und dem Verhältniſſe
zwiſchen dem Goldrubel und der deutſchen Goldmark entſpreche,
der die polniſche Mark der Okkupationszeit gleichgeſtellt war.
Das Urteil führt dann aus, daß, da nach Aufhören der
Okku=
pation die Ausgabe der polniſchen Mark nach veränderten
Grundſätzen erfolgt ſei, die Vorausſetzungen der erwähnten
Ver=
ordnungen nicht mehr zuträfen und neue Beſtimmungen noch
nicht getroffen ſeien. Dann fährt es im weſentlichen wörtlich fort:
Aber unabhängig von den obigen Ausführungen findet, die
getroffene Entſcheidung ihre Stütze auch noch in dem
Geſichts=
punkt, daß die Anwendung eines Verhältniſſes von 100 Rubel
zu 216 Mk. in Anbetracht des kataſtrophalen
Stur=
zes des Werts der polniſchen Mark für die
Gläubigerin den Verluſt faſt des ganzen ihr zuſtehenden Betrages
und eine übermäßige und durch nichts begründete Bereicherung
der Schuldner nach ſich ziehen würde. Denn es iſt notoriſche
Tatſache, daß die mehr= oder auch nur einmonatigen Zinſen von
28 000 Rubel zurzeit, der Eingehung des Darlehens eine größere
Kaufkraft hatten, als in letzter Zeit das ganze angebotene Kapital
von 59 822 Mk.
Beim Fehlen einer Umrechnungsgrundlage hätte ſich deshalb
dis Appellationsgericht auf die allgemeinen
Rechtsvorſchrif=
ten ſtützen und auf Grund derſelben über die Bedeutung des
von den Parteien geſchloſſenen Vertrages und über die ſich aus
ihm ergebenden Folgen Entſcheidung treffen und zugleich
die Billigkeit der Forderung abwägen müſſen.
Nach den grundlegenden Beſtimmungen der Art. 1134, 1135
und 1136 C. c ſind Verträge für diejenigen, die
ſie geſchloſſenhaben Geſetze, müſſen nach Treu
und Glauben ausgeführt werden, ſind für alle
Fol=
gen, die die Billigkeit, die Gewohnheit oder das Recht, der
ein=
gegangenen Verbindlichkeit ihrer Natur nach beilegen,
maß=
gebend und müſſen im Einklang mit der Abſicht der
vertrag=
ſchließenden Parteien erfüllt werden.
Das Beſtreben, ſich von einer Schuld durch
eine Zahlung, zu befreien, die nur einen
klei=
nen Bruchteil der geliehenen Summe bildet,
ohne ſich, auch nur auf Tatſachenmaterial zu
ſtützen das dem Gericht die billige Feſtſetzung
der Höhe der der Gläubigerin zuſtehenden
Zah=
lung ermöglichte, und ohne Berückſichtigung
des gegenwärtigen Vertes der polniſchen Mark
und des allgemeinen Steigens der Preiſe nach dem Kriege, kann
ticht als Erfüllung einer Verbindlichkeit nach
Das=Appellationsgericht hat auch nicht berückſichtigt, daß
tümlichkeiten des Hypothekenkredits in Betracht, ziehen mußten,
und zwar einerſeits das Erhalten eines langfriſtigen Darlehens
zu günſtigen Bedingungen durch den Schuldner und andererſeits
die Gewißheit, einer ſicheren mit keinem Riſiko verbundenen
An=
lage, das z. B. bei, Bank= oder Börſengeſchäften vorhanden iſt,
ſowie die Sicherung des Rückempfanges des entliehenen Betrags
unabhängig von den möglichen. Schwankungen bei perſönlicher
Verantwortlichkeit des Schuldners. Denn nach der Abſicht der
einen hypothekariſchen Darlehensvertrag ſchließenden Parteien
bildet die Bürgſchaft für den dargeliehenen Betrag das
Grund=
ſtück, an dem der Gläubiger ein dingliches Recht erwirbt und
mit dem die Befriedigung der eingetragenen Verbindlichkeit
ver=
bunden iſt; daher kann die Löſchung der Forderung im
Grund=
buche, ohne daß ſie getilgt iſt und ohne Zuſtimmung des
Gläubi=
gers nur erfolgen im Falle einer tatſächlichen Erſchöpfung des
Wertes des Grundſtücks durch andere ihr im Range vorgehende
Belaſtungen. Da aber das Appellationsgericht, obwohl es
an=
erkennt, daß der hinterlegte Betrag dem Werte des vor dem
Kriege entliehenen Geldes nicht entſpricht, doch die Löſchung des
Betrages im Hypothekenverzeichnis beſtätigt hat, entgegen dem
Willen und ohne Beteiligung des Gläubigers, ſo führt die
Zu=
erkennung dieſes Teiles des Klagebegehrens der Eheleute
Fliederbaum zu dem Ergebnis, daß Maria Kuhnke aus der Lage
einer Hypothekengläubigerin mit dem Anteil hervorgehen würde,
der um vieles kleiner iſt als die Darlehensſumme, und daß die
Kläger von jeglicher Verpflichtung für die Schuld befreit
wür=
den und das Grundſtück frei von der Eintragung zugunſten der
Kuhnke in der Hand behalten würden. Eine derartige
Löſung des ſtreitigen Verhältniſſeskann nicht
als übereinſtimmend mit der Abſicht, der
Kon=
trahenten angeſehen werden, die bei
Eingeh=
ung des Darlehensvertrages nicht die Abſicht
haben konnten, daß eine Partei faſt völlig des
Kapitals von 28000 Rubel beraubt würde und
daß das Grundſtück, das die Sicherung dieſes
Kapitals darſtellt, in den Händen der anderen
Partei bliebe. In größerem Umfang würde eine ſolche
Löſung der Frage den Ruin großer Scharen von Gläubigern, die
Zerſtörung des Vertrauens in den Hypothekenkredit, die
Ver=
nichtung der Kulturerrungenſchaften in Anſehung der Sicherung
dauernder verbriefter Rechte, die hauptſächlich auf dem
Hypo=
thekenkredit beruhen und die Erſchütterung der Begriffe des
Eigentumsrechts zur Folge haben.
Aus dem Vorausgeſchickten geht auch zweifellos hervor, daß
der Geſetzgeber ſelbſt nicht beabſichtigen kann, daß das
Verhält=
nis von 100 Rubel gleich 216 Mk. beim jetzigen Valutaſtande auf
derartige Verbindlichkeiten angewandt würde, um die ſich dieſer
Streit dreht.
Das Urteil führt ſchließlich aus, daß, ſo wenig die Beklagte
ſich mit der angebotenen. Summe zu begnügen brauche, ſie
Bezahlung des Darlehens in Gold, fordern könne. Denn bei
dem enormen Preiſe des Goldes würde dies auf der anderen
Seite vielleicht den Ruin des Schuldners zur Folge haben.
Auf Grund dieſer Darlegungen wird die Sache zu erneuter
Ent=
ſcheidung an das Appellationsgericht zurückverwieſen. Dieſes
hat einen billigen Ausgleich, zwiſchen den entgegengeſetzten
In=
tereſſen des Gläubigers und des Schuldners zu ſuchen, wie ich
es in meinen Aufſätzen (D. R. 3. 1922 S. 166 ff., J. W. 1922 S.
1670 ff. u. Heſſ. Rſpr. 1922 S. 71 ff.) jederzeit vertreten habe
und wie es allein mit Treu und Glauben im Einklange ſteht.
em andern, bein Niederländiſchen Gebet nicht zweimal, nein,
ier= fünfmal: Herr, mach uns frei!, wobei alle ſtillſchweigend
ie Hüte abnahmen. Und kein Feind weit und breit zu ſehen!
Da brach all das cus unſeren zerriſſenen Herzen heraus, was
dir 4 Jahre lang an Groll und Haß und Schmerz in uns
hinein=
efreſſen hatten. Du weißt es ſelbſt, weil Du es ja mitgemacht
aſt all die langen Jahre über. Und wir tobten nicht, ſondern
aben ernſt feierlich das hervor, was uns erfüllte. Bis tief in die
kacht hinein zogen ſingende Gruppen durch die Straßen, und
eir wurden nicht ſatt, zu lauſchen, mit zitterndem Herzen!
Studenten und Arbeiter, gemeiuſam, Hand in Hand! Du weißt
S ja ſelbſt, wir Aachener hatten immer Wichtigeres zu tun als
klaſſen= und Parteihaß auszutragen! Freilich, irgendwie mußte
ie erregte Stimmung ſich Luft machen, nicht gegen die Bajonette
der Feinde, das wäre ſinnlos geweſen, aber gegen die
vaterlands=
verräteriſchen Sonderbündler. Deckers, in der Harskampſtraße,
verprügelt! Verdient hat er es! Bolkonius mußte von ſeinem
„Die Sache in Aachen begann mit einem Streik der geſamten Balkon aus die Lieder mitſingen und feierlich geloben, ſich von
den Sonderbündlern fernzuhalten. Am Samstag wars unruhig
ins ein: unter Bedeckung von 25 ſchwer bewaffneten Gendarmen Gravierendes gegen die Truppen. Trotzdem am Sonntag morgen
ählte man eine größere Geldſumme ab, legte einen Requiſitions= verſchärfer Belagerungszuſtand! Und nun ging die wilde Jagd
burden verſchiedene Direktoren und Bankbeamte kurzerhand ver= und Maſchinengewehren abgeſperrt, Panzerautos, Kavallerie,
Und nun ſteule Dir unſere Nachener am Sonntag, am Karls=
Uhr würden die Herren abtransportiert; alle ſollten zum Bahn= ſchloſſen ſich immer wieder die Maſſen zuſammen und wichen
nicht! Ich ſah es mit eigenen Augen. Erſt, als das
Maſchinen=
gewehrfeuer der Panzerautos loshämmerte, wich die Menge!
Ja, und ſo ging es die ganze Woche weiter! Allmählich
er=
fuhr man auch, wie die Verhafteten behandelt wurden und noch
behandelt werden. Unſere Männer kochen, wenn ſie daran
denken! Hermann, kam am Montag und berichtete von zwei
Korpsbrüdern, mit denen zuſammen er am Samstag abend eine
Dame nach Hauſe gebracht hatte über den Graben. Plötzlich raſte
wieder Kavallerie heran, fegte ſie gegen eine Hauswand, Hände
hoch! Und dann hauten ſie mit blanker Waffe in die Leute
hin=
ein! Schließlich ſchleppte man die armen Leute zur
Rathaus=
wache, ſro ſie mit Gummiknüppeln und Kolben bearbeitet
wur=
den, daß ihnen das Blut herunterfloß. Schwer gefeſſelt wurden
ſie verhört. Sie ſagten, ſo lange ſie gefeſſelt ſeien, würden ſie
überhaupt keine Ausſage machen. Darauf wurden ihnen die
Feſſeln abgenommen. Hermanns Leibfuchs war ſo raſend, daß
er einem belgiſchen Offizier an die Gurgel ſprang. Im nächſten
Augenblick hagelten die Kolbenſchläge auf ihn nieder, bis er
be=
wußtlos, blutüberſtrömt liegen blieb! Zuletzt wurden den zwölf
Studenten die Päſſe abgenommen und ihnen befohlen, zu gehen.
Aber wie! Sie mußten im wahrſten Sinne des Wortes
Spieß=
ruten laufen und bekamen noch ſolche Kolbenſchläge, daß mehreren
die Rippen eingeſchlagen wurden, einem ein Zahn ausgeſchlagen,
ein Auge uſw.! Und trotzdem wurden ſie in dieſem ſchwer
ver=
letzten Zuſtande ſofort ausgewieſen!! Eine alte Frau wurde
ohne jeden Anlaß auf der Straße von einem Poſten mit dem
Kolben zu Boden geſchlagen; ein Herr, der ihr helfen wollte,
wurde mit einem furchtbaren Schlag niedergeſtreckt!
Ich kann nicht weiter ſchreiben, die Erregung zittert noch zu
ſehr in mir. Nur eins noch: Im Gefängnis wurden die
Verhafteten zu ſechs in eine winzige Zelle
ge=
ſperrt, einzeln herausgeholt und ſolange
fürch=
terlich geſchlagen, bis ſie ſagten: „Das kleine
Belgien hat das große Deutſchland kaput
ge=
macht!” Alte Heuren, Regierungsräte, Zollräte,
Steuerdirelto=
ren, gefeſſelt, ohne Decken, ohne Schlafgelegenheit im Gefängnis!
Dieſe Dinge ſind keine Geſchichte, ſondern Tatſachen! Ich kann
zu jedem einzelnen Fall die Namen nennen!
Geſtern wurde auch ohne jeden Grund der Chefarzt des
Landesbades, Generaloberarzt Dr. Krebs, fortgeſchleppt, was
wieder die Gemüter furchtbar erregte. Was das Ganze geben
wird? Wohin wir ſteuern? Das eine ſteht feſt: Wir halten aus,
wie wir vier Jahre ausgehalten haben! Mich ärgert nur eins:
Immer wird von der Not im Ruhrgebiet geſprochen, und
man=
ches als ſchrecklich dargeſtellt. Was wir ſeit vier Jahren Tag für
Tag erdulden, darüber war nie im Reich Empörung! Da iſt
man ganz entſetzt, daß im Ruhrgebiet die Milch knapp würde.
Als ob wir nicht ſchon jahrelang keinen Tropfen Milch mehr
ſehen, und die Hunde der belgiſchen Offiziere die Milch ſaufen,
die für unſere Schwerkranken beſtimmt iſt! Wer nimmt denn
teil an dem Geſchick unſeres altbeſetzten Gebietes, wer kümmert
ſich denn um den äußerſten Poſten der deutſchen Weſtmark, um
uns Aachener? Wir tun hier unſere Pflicht für unſer Deutſchtum,
ohne große Worte, und wollen keinen Dank dafür, aber wir
wollen ſehen, daß Deutſchland hinter uns ſteht, ſonſt erlahmen
unſere Kräfte! Sorge Du mit dafür, daß man drüben an uns
denkt. Und wenn man auch mich ausweiſen wird — ich werde
nicht feige ſein, ſondern ſtolz für das eintreten, was meine Pflicht
iſt meinem Volk und Vaterland gegenüber. Wir halten aus,
komme, was da mag!
Dein ..5zy=
4.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 11. Februar 1923.
Rummer 41.
Darmſtadt, 11. Februar.
Geſetzliche Maßnahmen gegen Schlemmerei.
* Es mutet etwas eigenartig an, daß in einer Zeit, da die
Not der Menge ins Rieſengroße, kaum noch Erträgliche wächſt,
da jenſeits des Rheins ein erbittertes Ringen um unſeres
Volkes Exiſtenz tobt, geſetzliche Maßnahmen, die Schlemmerei
zu bekämpfen, notwendig werden. Die heſſiſche Regierung nennt
das ſchämig „übertriebenen Aufwand”.
Aus Verordnungen des Geſamtminiſteriums und des
Mini=
ſteriums des Innern „zur Bekämpfung übertriebenen
Auf=
wandes” geben wir das Nachſtehende wieder:
Das Miniſterium des Innern iſt ermächtigt, die nötigen
Anordnungen zu treffen, um übertriebenen Aufwand, Mißbrauch
alkoholiſcher Getränke und die Veranſtaltung von Luſtbarkeiten,
die im Hinblick auf den Ernſt der Zeit Aergernis zu erregen
ge=
eignet ſind, zu verhüten. — Zuwiderhandlungen gegen dieſe
Anordnungen werden mit Geldſtrafe bs zu 100000 Mark
be=
ſtraft. Im Falle der Uneinbringlichkeit der Geldſtrafe finden
Freiheitsſtrafen Anwendung.
Die von den Polizeibehörden feſtgeſetzte Polizeiſtunde
gilt bis auf weiteres auch für geſchloſſene Geſellſchaften, Vereine
uſw. — Theatraliſche Vorſtellungen, Vorſtellungen in den
Licht=
ſpieltheatern, Feſtlichkeiten und Luſtbarkeiten aller Art müſſen
bis 11 Uhr abends beendet ſein.
Karnevaliſtiſche Veranſtaltungen einſchließlich
der ſogenannten Koſtümfeſte, auch ſoweit ſie mit Tanz nicht
ver=
bunden ſind, und die Teilnahme an ſolchen Veranſtaltungen ſind
verboten. Dies gilt auch für Veranſtaltungen
geſchloſ=
ſener Geſellſchaften und für Veranſtaltungen in privaten
Räumen, ſofern ſie ſich nicht im Rahmen einer
Familienveran=
ſtaltung abſpielen. Es iſt verboten, Verkleidungen irgendwelcher
Art, Koſtüme, karnevaliſtiſche Abzeichen uſw. auf öffentlichen
Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten
zu tragen. Zuwiderhandlungen gegen die vorliegenden
Anord=
nungen werden gemäß Artikel 2 der vorliegenden Verordnung
des Geſamtminiſteriums beſtraft. Auf Grund derſelben
Beſtim=
mung iſt zu beſtrafen, wer in einer Schankſtübe oder an einem
öffentlichen Vergnügungsort über die gebotene Polizeiſtunde
hinaus verweilt, ungeachtet, ob der Wirt, ſein Vertreter oder
ein Polizeibeamter ihn zum Fortgehen aufgefordert hat; wer
als Wirt, Saalbeſitzer uſw. es duldet, daß ſeine Gäſte über die
gebotene Polizeiftunde hinaus verweilen; wer eine
Tanz=
beluſtigung, die nach der Vererdnung vom 19. Dezember 1899
bezw. 2. Januar 1901 der Genehmigung bedarf, ohne dieſe
Ge=
nehmigung veranſtaltet.
— Ernannt wurden: Am 2. Februar 1923 der
Strafanſtaltswacht=
meiſter auf Probe Phil. Joſ. Wahl zum Strafanſtaltsoberwachtmeiſter
am Landeszuchthaus Marienſchloß mit Wirkung vom 10. März 1923
ab; am 6. Februar 1923 der Schulamtsanwärter Philipp Haſſinger
aus Biebelnheim, Kreis Oppenheim, zum Lehrer an der Volksſchule zu
Helpersheim, Kreis Schotten; der Polizeiamtsgehilfe Philipp „Taiſt
zum Polizeiaſſiſtenten bei dem Polizeiamt Viernheim; die
Polizeiwacht=
meiſter auf Probe Georg Leiſt, Johannes Fauſt und Karl
Metz=
ner zum Polizeiwachtmeiſter bei dem Polizeiamt Lampertheim,
ſämt=
lich mit Wirkung vom 1. Februar 1923 an.
— Tagesorbnung zur Sitzung des Provinzialausſchuſſes der
Pro=
vinz Stat' burg am Mittwoch, den 14. Februar 1923, vormittags
91 Uhr: 1. Antrag des Kreisamts Darmſtadt auf Entziehung der dem
Philipp Seibert zu Darmſtadt Ahaſtraße 10, erteilten
Wirtſchafts=
konzeſſion. 2. Das Ortsbürgerecht in Büttelborn; hier: Beſchwerde des
Peter Kraus daſelbſt wegen Verweigerung des Ortsbürgernutzens
durch die Gemeinde. 3. Klage des Bäckermeiſters Adam Hühner in
Darmſtadt gegen einen Polizeibefehl des Oberbürgermeiſters Darmſtadt.
— Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung bes Kreisausfchuſſes des
Kreiſes Darmſtadt am Mittwoch, den 14. Februar 1923, nachmittags
3½ Uhr: 1. Holzſchneidereianlage Ganß=Darmſtadt, Landwehrſtraße 21.
2. Geſuch des Beſitzers des Kurhauſes Trautheim, Direktor Runge zu
Nieder=Ramſtadt, um Erlaubnis zur Errichtung einer
Schlächterei=
anlage.
Beleuchtung von Einfahrten, Höfen, Treppen, Fluren uſw. Es
ſwird erneut auf die den Eigentümern von Grundſtücken
oblie=
gende Verpflichtung hingewieſen, die Toreinfahrten, Höfe, Hausflure,
Gänge und Treppen, ſofern und ſolange ſie jedermann zugänglich ſind,
ſährend der Dunkelheit ſo ausreichend zu beleuchten, daß für die
da=
ſelbſt verkehrenden Perſonen keine Gefahr beſteht. Dieſe Verpflichtung
liegt namentlich auch den Inhabern von Fabriken, gewerblichen
An=
ſtalten und Arbeitsſtätten, von Vergnügungs= Verſammlungs= und
Schankſtätten (den letzteren insbeſondere auch hinſichtlich der
Bedürfnis=
anſtalten) ob. Pflichtwidrige Unterlaſſung der Beleuchtung begründet,
falls hierdurch jemand zu Schaden kommt, die Entſchädigungspflicht,
ſowie die ſtrafrechtliche Verantwortlichkeit. Die Verpflichtung kann
durch Vertrag auf Hausverwalter, Mieter uſw. übertragen werden.
Dies ſetzt jedoch die übereinſtimmende Willenserklärung beider Parteien,
des Vermieters und des Mieters, voraus. Eine einſeitige Erklärung
des Vermieters (als ſolche iſt auch der ohne vorherige Verſtändigung
mit dem Mieter erfolgte Aushang einer „Hausordnung” zu zählen)
kann die obengenannte Verpflichtung für den Mieter nicht begründen.
*8 Zwangsanleihe. Der Zeichnungspreis beträgt, woran an dieſer
Stelle nochmals erinnert ſei, bis zum 28. Februar 100 v. H. des
Nennwerts. Soweit die Zwangsanleihe nicht bis zum 2. Februar 1923
gezeichnet iſt, erhöht ſich der Zeichnungspreis für jeden
angefan=
genen dem Monat Februar 1923 folgenden Monat um 10 v. H.
des Nennwerts.
* Deutſcher Rentnerbund. Die diesjährige Hauptverſammlung der
Ortsgruppe Darmſtadt des Deutſchen Rentnerbundes, die am Mittwoch
im Feſtſaal des Realgymnaſiums abgehalten wurde, war ſehr zahlreich
beſucht. Die Abwickelung der umfangreichen Tagesordnung wurde von
dem ſtellvertretenden Vorſitzenden, Herrn Rentner Eduard Becker, mit
einem traurigen Rückblick auf das verfloſſene, und einem mehr als
trü=
ben Ausblick auf das neue Jahr eröffnet. Er gedenkt zunächſt der im
abgelaufenen Jahr infolge von Not und Unterernährung aus dem
Leben geſchiedenen Mitglieder der Ortsgruppe, deren Andenken die
Verſammlung durch Erheben von den Sitzen ehrt. In Erinnerung an
die großen Liebes= und Wohltätigkeitswerke, die dem Rentnerbund
zu=
teil geworden ſind, bringt der Redner beſonders herzlichen Dank gegen
Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und Frau Miniſter v. Ewald
zum Ausdruck. Nicht minder hält ſich der Rentnerbund zu Dank
ver=
pflichter gegenüber den ſtatlichen und ſtädtiſchen Behörden, die ihm in
ſeiner fürſorglichen Tätigkeit Unterſtützung zuteil werden ließen, ganz
beſonders auch dafür, daß ſie arbeitswilligen und arbeitsfähigen
Rent=
nern Beſchäftigung in ihren Betrieben überwieſen, wobei aber zu
be=
dauern iſt, daß die Entlohnung in den ſtädtiſchen Betrieben hinter
der=
jenigen in den ſtaatlichen zurückſteht und als unzulänglich bezeichnet
werden muß. Auch den Bemühungen des Herrn
Oberlandesgerichts=
präſidenten Dr. Beſt, aufklärend im wirtſchaftlichen Intereſſe der
Rent=
ner durch die Preſſe zu wirken, wurde dankbar gedacht, und dem
bis=
herigen Leiter der Ortsgruppe, Herrn Rentner Wilſch, Anerkennung
ausgeſprochen. Im weiteren Verlaufe des Rechenſchaftsberichts wurde
dargelegt, daß die Mitgliederzahl über 1300 geſtiegen iſt, und dann in
ausführlicher Weiſe über die Tätigkeit des Vorſtandes, beſonders in der
Kartoffelbeſchaffung, Auskunftserteilung, Stellenvermittelung und der
geſamten Wohlfahrts= und Fürſorgetätigkeit, ein klares Bild
entwor=
fen, wobei ganz beſonders bedauert werden muß, daß es dem Vorſtand
trotz vielfacher ſchriftlicher Eingaben an die Behörden und perſönlicher
Bemühungen nicht gelungen iſt, die bisher ſeiner Wirtſchaftsabteilung
als Verkaufslokal dienenden Räume im Hauſe Wilhelminenſtraße 15
weiter benutzen zu dürfen, ſo daß Umſchau nach einer anderen
Unter=
kunft gehalten werden muß. Dieſe Unſicherheit in der Lokalfrage
er=
höht die ohnedies vorhandene Schwierigkeit in der Beſchaffung von
Lebensmitteln für die Mitglieder. Mit dem Wunſche, daß auch für die
Kleinrentner die Morgenröte einer beſſeren Zeit ſich bald zeigen möge,
ſchließt der Vorſitzende ſeine intereſſanten Ausführungen. — Nach dem
von dem Rechner, Rentner Koch, erſtatteten Bericht ergibt der Abſchluß
der Rechnung bei 27 337 Mark Einnahme einen Kaſſebeſtand von 23,50
Mark. Bei der Neubildung des Vorſtandes werden für einige
frei=
willig ausſcheidende Mitglieder die Herren Kammerdirektor Müller
zum Leiter der Ortsgruppe, Juſtizrat Dr. Lindt als deſſen
Stellver=
treter, Sanitätsrat Betz als Rechner und Fräulein Hein als Beiſitzerin
neu gewählt. Der Mitgliederbeitrag wurde für das Jahr 1923 au
20 Mark feſtgeſetzt, und einer unweſentlichen Aenderung des
Vereins=
ſtatuts die Zuſtimmung erteilt. — Die nächſte Hauptverſammlung ſol
Mittwoch, den 11. April, ſtattfinden.
— Zur Berufswahl für junge Mädchen. Wieder naht für viele
junge Mädchen die Zeit der Berufswahl, die gerade heute durch unſere
wirtſchaftliche Lage beſonders ſchwierig iſt. Und doch darf auch heute
nicht nur das marerielle Moment ausſchlaggebend ſein, ſondern
Nei=
gung, Begabung und Geſundheit des jungen Menſchen müſſen
berück=
ſichtigt werden, denn nur dann kann und wird der Menſch Tüchtiges in
ſeinem Beruf leiſten können und befriedigt ſein. Die Berufe der
Kindergärtnerin und Fröbelſchen Kinderpflegerin entſprechen den
weib=
lichen Anlagen, bereiten auf den ſpäteren Beruf der Hausfrau und
Mutter vor und bieten bei einer richtigen Ausbildung die Grundlage
zur Weiterbildung zu anderen ſozialen Berufen; auch überſteigt
zur=
zeit die Nachfrage nach ſtaatlich geprüften Kindergärtnerinnen und nach
Fröbelſchen Kinderpflegerinnen das Angebot noch ſtark. (S. Anz.)
* Tarifverhanölungen der Angeſtellten in Darmſtadt. Man ſchreibt
uns: Nachdem die Verhandlungen für den Monat Januar zu Ende
ge=
führt wurden, bevor die eigentliche Teuerung einſetzte, wurde von den
Angeſtelltenverbänden ein Ausgleich verlangt, um die Gehaltsſätze den
umliegenden Städten einigermaßen anzupaſſen. Die Verhandlungen
zogen ſich bis jetzt hin und ſollten am Freitag, den 9. ds., vor dem
Schlichtungsausſchuß ſtattfinden, wurden jedoch vertagt. Am Montag,
den 12. Jamtar, finden nun zwiſchen den Organiſationen direkte
Ver=
handlungen ſtatt. Am gleichen Abend foll in einer gemeinſamen
Ange=
ſtelltenverſammlung im Fürſtenſaal zu dem Ergebnis Stellung
genom=
men werden. (Alles Nähere ſ. Anz.)
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Schweizer=Geſellſchaft Darmſtadt. Heute findet
im Alexander=Eck (neben dem Café Oper) nachmittags 4 Uhr eine
außerordentliche Mitgliederverſammlung ſtatt, zu welcher dringend
ein=
geladen wird.
— Die Sonntagsfeier der Freizeligiöſen
Ge=
meinde findet heute Sonntag, nachmittags 4 Uhr, im großen
Logen=
ſaal, Sandſtr. 10, ſtatt. Herr Dr. Fuchs ſpricht über „Das religiöſe
Problem und die Not unſerer Zeit‟, Geſangſoli haben übernommen
Frau Konzertſängerin Bornträger und Herr Opernſänger Möbus.
(S. Anz.)
Aus den Parteien.
Von der Deutſchen Volkspartei wird uns
geſchrie=
ben: Einer Anregung aus Parteikreiſen folgend, ſollen außer den
regelmäßigen politiſchen Abenden auch ſogenannte kleine
Diskuſſions=
abende eingerichtet werden, in denen über irgend ein politiſches,
wirt=
ſchaftliches oder ſoziales Thema vom Standpunkt verſchiedener Parteien
aus referiert und diskutiert werden ſoll. Dieſe Kurſe ſollen auch dazu
dienen, Verſammlungsleiter für Verſammlungen auf dem Lande
auszu=
bilden. Erwünſcht iſt natürlich vor allen Dingen die Meldung von
ſoſ=
chen Mitgliedern der Partei, die wirklich gewillt ſind, aktiv zu
arbei=
ten. Anmeldungen nimmt die Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5,
entgegen, und erteilt auch jede weitere Auskunft. Die
Einzeichnungs=
liſte liegt dabei aus. Ueber Zeit und Orr der Abende ſoll erſt
Beſtim=
mung getroffen werden, wenn eine genügende Teilnehmerzahl
zuſam=
mengekommen iſt. Näheres wird dann noch bekannt gegeben.
Ruhrſpende.
Der Reichsarbeitsminiſter ſandte folgendes Schreiben an
die Beamten und Angeſtellten des Verſorgungsamts: „Mit herzlichem
und aufrichtigem Dank habe ich von dem Aufruf des Beamtenbeirats
und des Betriebsrats des Verſorgungsamts Darmſtadt zugunſten der
durch die widerechtliche Ruhrbeſetzung Geſchädigten Kenntnis
genom=
men. Den reichen Ertrag der Sammlung von 87 600 Mark ſchätze ich
um ſo höher, als mir bewußt iſt, unter welchen Schwvierigkeiten und
Nöten auch die Beamten und Angeſtellten der Reichsbehörden zu
lei=
den haben. Möge das glänzende Beiſpiel, das der Beamtenbeirat und
der Betriebsrat gegeben haben, zahlreiche Nachahmer finden und
da=
mit einen Beweis mehr für den einmütigen Willen der deutſchen
Be=
völkerung liefern, in Abwehr des ihm angetanen Unrechts
zuſammen=
zuſtehen. Die Ausführungen des dortigen Schreibens beſtätigen mir,
daß die Beamten und Angeſtellten des Verſorgungsamts Darmſtadt
ſich auch gegenüber der neuen Gewalttat einig mit dem übrigen
Deutſch=
land fühlen. Den genannten Betrag bitte ich, zugunſten des deutſchen
Volksopfers der Kur= und Neumärkiſchen Nitterſchaftlichen
Darlehens=
kaſſe, Berlin W. 8, Wilhelmplatz 6, zu überweiſen. Jih bitte, ſämtlichen
an dem Aufkommen des Betrages Beteiligten meinen beſonderen Dank
und meine Anerkennung zu übermitteln. gez. Dr. Brauns.”
Als Beitrag der Angeſtellten und Arbeiter der Firma E. Merck
einſchließlich der Spende der Firma zur „Hilfe für das Ruhrgebiet”
iſt an die Darmſtädter und Nationalbank der Betrag von 14 Millionen
Mark abgeliefert worden.
Die Organiſationsſpende für das Ruhrgebiet des Groß=Bieberauer
Ortskartells des Deutſchen Beamtenbundes ergab die
Summe von 21 200 Mark, welche der Geſchäftsſtelle des D. B. B. in
Berlin zur Verfügung geſtellt wurde.
Als 1. Nate Ruhrhilfe der Beamten und Angeſtellten des
Finanz=
amts Darmſtadt=Land, Ahaſtr. 9 werden überſandt 113 500
Mark (Einhundertdreizehntauſendfünfhundert Mark), und zwar 84500
Mark bar und 29 000 Mark in Schecks, deren Eingang verbürgt wird.
Kunſtnotizen.
leber Werke, Känſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Das Darmſtädter Kammerorcheſter, das am
Samstag, den 17. d. M., ſein erſtes offizielles Konzert in Darmſtadt
gibt, iſt eine im vorigen Jahre gegründete aus etwa 45 Dilettanten
beſtehende Orcheſtervereinigung, deren muſikaliſche Leitung dem erſt 17
Jahre alten Auguſt Vogt übertragen iſt. Ziel des Vereins, der bereits
eine erhebliche Anzahl inaktiver Mitglieder beſitzt, iſt die Aufführung
guter Orcheſtermuſik zu möglichſt geringen Preiſen, um den Beſuch der
Veranſtaltungen auch denjenigen Kreiſen zu ermöglichen, die heute, der
Not der Zeit wegen, ſich einen Konzertbeſuch nur ſchwer zu leiſten
ver=
mögen. Das Orcheſter konzertierte bereits mit großem Erfolg in
eini=
gen heſſiſchen Landſtädten. Die diesjährige Darmſtädter Spielzeit wird
eröffnet durch die Aufführung dreier Werke von Schubert, Mozart und
Haydn, die hier ſeit längerer Zeit nicht zu Gehör gebracht wurden,
dreier Werke, die in ihrer heiteren Grundſtimmung beſonders in
heu=
tiger Zeit beglückend wirken. (Näh. ſ. Anz.)
ch. Griesheim, 10. Febr. Der Steuerausſchlag der
Ge=
meinde für das abgelaufene Jahr gliedert ſich folgendermaßen: Land=
und forſtwirtſchaftliche Grundſtücke 15 Mk., Gebäude 5 Mk. und Anlagen=
und Betriebskapital 1,50 Mk. Die gleichen Sätze zuzüglich einer 50
pro=
zentigen Erhöhung ſollen für das neue Jahr zur Erhebung gelangen.
Die Hundeſteuer beträgt 500 Mk. für den erſten Hund und 1000
Mk. für jeden weiteren Hund.
ch. Griesheim, 9. Febr. Die neuen Mietpreiſe. Die
pro=
zentualen Zuſchläge zur Grundmiete ſind ab Januar wie folgt feſtgeſetzt
worden: für Betriebskoſten 100 Prozent, für laufende Inſtandſetzungen
1200 Prozent, für große Inſtandſetzungskoſten 500 Prozent, insgeſamt
alſo 1800 Prozent. Die Wertzuwachsſteuer wird von Januar ab fallen
gelaſſen. An ihre Stelle tritt ein weiterer Zuſchlag zur
Grunderwerbs=
ſteuer, der 20 Prozent beträgt. — Das Mieteinigungsamt und die
Woh=
nungskommiſſion ſind neu beſetzt worden.
r. Pfungſtadt, 9. Febr. Wegender Bahnſperre iſt das
Poſt=
amt Crumſtadt genötigt, ſeine Poſtſachen auf dem hieſigen Poſtamt
mit=
tels Poſtwagens abzuliefern bezw. abzuholen. Ein Verkehr mit dem
Poſtamt Goddelau, zu dem Crumſtadt zuſtändig iſt, iſt wegen der Beſetzung
nicht möglich. — Viele Arbeiter aus den benachbarten Riedorten, die
wegen des Stillegens des Verkehrs auf der Riedbahn ihre Arbeitsſtätte
in Darmſtadt nicht erreichen können, laufen täglich an den hieſigen
Bahn=
hof, um von hier aus weiterzugelangen. — Die hieſigen „Haſſia=Werke‟
ſollen an die Ober=Ramſtädter „Falkon=Werke” übergegangen ſein.
Milchpreis. Der Stallpreis für ein Liter Milch beträgt hier 300
Mark. Im Kleinverkauf ſkellt ſich der Preis auf 360 Mark.
r. Hahn b. Pfungſtadt, 9. Febr. Wegen Milchfälſchung iſt
eine hieſige Landwirtsfrau zu einer Geldſtrafe in Höhe von 50 000 Mark
verurteilt worden. Sie hatte Kuhmilch mit Ziegenmilch vermiſcht und
noch Waſſer zugeſetzt.
Roßdorf, 9. Febr. Im Gaſthaus zur Sonne (Inhaber Ludwig
Kaffenberger) fand die Theateraufführung der
Schützengeſell=
ſchaft Waidmannsheil „Der Gemskönig oder „Am
Johannis=
tag” ſtatt. Die Spieler waren ohne Auswahme bemüht, den überaus
zahlreichen Beſuchem einen genußreichen Abend zu bereiten. Die
wäh=
rend der Pauſen aufgeführten Muſikvorträge des Mandolinen= und
Zitherklubs Darmſtadt trugen noch zur Verſchönerung dieſes Abends
bei. Auf vielſeitigen Wunſch gelangt das Stück kommenden Samstag,
den 9. ſowie Sonntag, den 10. d. Mts., nochmals zur Aufführung und
zwar fließt der Reingewinn vom Samstag teils der örtlichen Nothilfe
teils der Ruhrhilfe zu.
— Nieder=Ramſtadt, 8. Febr. Gemeinderatsbericht.
Gemeinde beabſichtigt, zur Erzeugung von Strom für das
Elektrizitäts=
werk die vorhandenen Wafferkräfte der Modau auszunützen. Die
Ver=
handlungen mit den beteiligten Mühlenbeſitzern ſchweben ſchon ſeit einiger
Zeit und ſind nunmehr zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt. Der
Ge=
meinderat billigt die ſeitens der Elektrizitätswerkkommiſſion bisher mit
Herun Pertſch=Darmſtadt in dieſer Beziehung getroffenen
Vereinbarun=
gen. Er ſtimmt auch dem Abkommen zu, wonach eine der Gemeinde
ge=
hörige überzählige Dynamomaſchine in das Eigentum des Herrn Pertſch
übergehen ſoll, während Letzterer den zum Ausbau der Leitung
benötig=
ten Kupferdraht für die Gemeinde beſchafft, der damit in das Eigentum
der Gemeinde übergeht. Auf welcher Baſis der an die Mühlenbeſitzer
zu zahlende Lieferpreis berechnet werden ſoll, bleibt einer ſpäteren
Rege=
lung vorbehalten. — Der Strompreis wird mit Wirkung vom 1. Februan
I. Js. auf 360 Mk. pro Kilowattſtunde erhöht. — Der Geldanſchlag der
Naturalbezüge der Gemeindebedienſteten Werner und Böttcher wird den
dem Geldwert entſprechenden Verhältniſſen angepaßt. Dem Maſchiniſten
Böttcher werden als Vordienſtzeit die im Elektrizitätswerk Groß=
Zim=
mern verbrachten Dienſtjahre ab 1. September 1917 angerechnet. —
Kir=
chendiener Keller hat ſich wegen der Regelung ſeiner Dienſtbezüge
be=
ſchwerdeführend an das Kreisamt gewandt. Die Finanzkommiſſion hat
die Sache einer Nachprüfung unterzogen und kam zu dem Beſchluß, daß
die derzeitigen Bezüge den Leiſtungen angepaßt ſeien. Der Gemeinderat
war geteilter Meinung, weshalb beſchloſſen wurde, die Angelegenheit bis
zur Neuregelung der Dienſtbezüge der unſtändigen Gemeindebedienſteten
zu vertagen. — Dem Geſuch der Wagnermeiſter Merz und Reimund wird
inſoweit entſprochen, als denſelben aus dem Gemeindewald Werkholz in
der Menge zugeteilt werden kann, als ſie Anſpruch auf Brennholz haben.
Die Berechnung des Anſchlagpreiſes bleibt der Kommſſion vorbehalten.
Für den Fall, daß jedoch Buchenſtammholz im Gemeindewald zum
Ver=
kauf kommt, kann dem Anſinnen der Geſuchſteller nicht entſprochen
wer=
den, da dieſen alsdann Gelegenheit geboten iſt, ſich ihren Bedarf auf dieſe
Art zu beſchaffen. — Die Verteilung des Brennholzes aus dem
Gemeinde=
wald ſoll baldmöglichſt in die Wege geleitet werden. Mit Rückſicht
da=
rauf, daß den Einwohnern aus dem Gemeindewald nur eine geringe
Menge zugeteilt werden kann, foll verſucht werden, die Genehmigung zu
erwirken, daß das im Staatswald gefällte Brennholz an die hieſigen
Be=
wohner verſteigert wird. Auch ſoll verſucht werden, gleich wie im
Vor=
jahre, Brennholz waggonweiſe zu beſchaffen. — Die Beſchaffung einiger
Zentner Stroh für den Faſelſtall wird genehmigt; außerdem wird der
Verkauf eines Ebers beſchloſſen. — Der Griesbachweg ſoll baldmöglichſt
etwas hergerichtet werden, zu welchem Zweck durch die Gemeindearbeiter
etwas Steingeröll aufgearbeitet werden wird. — Auf Antrag des
Ge=
meinderats Schettler ſoll nunmehr, nachdem alle Vorbedingungen erfüllt
ſind, der Zugangsweg zur Anſtalt für Epileptiſche entſprechend gangbar
gemacht werden. — Die Vergütung der Eberankaufskommiſſion wird auf
1500 Mk. pro Mann feſtgeſetzt. Zum Schluß wurden noch Armenſachen
verhandelt.
R. Reinheim i. O., 10. Febr. Die Gemeinde Ueberau hat
den Jahrespachtpreis für die Gemeindejagd im vergangenen Jahre auf
75 000 Mk. feſtgeſetzt. Den alten, ſeither gültigen Pachtpreis bezahlt der
Jagdpächter aus freier Entſchließung in die Kaſſe der Ortsarmen.
ng. Bickenbach, 10. Febr. Für das Ruhrgebiet ſind hier
be=
reits mehrere tauſend Mark und 50 Zentner Kartoffeln geſammelt
wor=
den. — Der Freiwilligen Feuerwehr wurde ein Gemeindebeitrag in
Höhe von 2000 Mk. gewährt. — Das Holz aus dem Gemeindewald
wird rationiert und verloſt. Scheitholz koſtet 32 000 Mk. und
Knüppel=
holz 27000 Mk.
(2) Heppenheim, 8. Febr. Großzügig. Die Mitglieder des
„Starkenburger Mühlenkontors” ſtifteten für das Ruhrgebiet 30
Doppel=
zentner Brotmehl. Hut ab!
* Heppenheim a. Bergſtr., 8. Febr Wohnungsbau: Durch
den Umſtand, daß infolge verkehrter Sparſamkeit die Stadt es
ver=
ſäumte, eine größere Anzahl von Cin= oder Zweifamilienhäuſern in den
letzten Jahren zu erſtellen, iſt die Wohnungsnot hier eine außevordentlich
drüchende geſworden. Man muß es dem neugewählten Stadtrat zum
Verdienſte anrechnen, daß er in ſeiner letzten Sitzung einſtimmig
be=
ſchloß, das Verſäumte nachzuholen, indem er der hieſigen
gemein=
nützigen Vaugenofſenſchaft einen Baukredit von 25 Millionen zur
Ver=
fügung ſtellt, ebenſo aus den ſtädtiſchen Forſten zirka 150 Kubikmeter
Bauholz zum Tagespreis im Werte von zirka 40 Millionen. Man
hofft, zehn Einfamilienhäuſer herſtellen zu können und ſoll ſofort mit
Interefſenten in Verbindung getreten und mit dem Bau der Häuſer
ſo=
bald als möglich begonnen werden. Allerdings wird ſich der Koſtenpunkt
für ein Häuschen zurzeit nach Mitteilung des Stadtrats Hofmann auf
etwa 12 Millionen, eines Doppelharſes auf gkuka 24 Millionen Mark
ſtellen. Ein Antrag, die ſchöne Dornzierbäumeallee in der
Bahnhof=
ſtraße, die im Frühjahr mit ihrer herrlichen Blütenpracht jeden
Men=
ſchen erfreut, zu beſeitigen und umzuſchlagen, wurde erfveulicherweiſe
abgelehnt, ebenſo der Antrag auf ſchulärztliche Unterſuchung der
Kin=
der höhever Lehranſtalten hier
zh. Heppenheim, 10. Febr. Der Schaden, der hier durch das
Hochwaſſer angerichtet worden iſt, beläuft ſich nach ſicheren Schätzungen
auf rund 8 Millionen Mark.
Von der Bergſtraße, 8. Febr. HoherPreis. In Doſſenheim
wurde ein 7 Ar großer Garten für 2050 000 Mark verſteigert.
0- Weiterſtadt, 10. Febr. An der Fohlenweide hat die
Ge=
meinde mehrere Pappeln umhauen laſſen. Das Holz davon ſoll
dem=
nächſt verſteigert werden. — Im Schulhauſe werden vier Säle ein
gerichtet. Der Rathausſaal wird danach wieder zu Verſammlungen frei.
Ein Schulſaal ſoll beſonders zur Abhaltung des neu eingeführten
Werk=
unterrichtes veriendet werden. — Das Beerdigungsweſen ſoll
wegen der hohen Koſten von der Gemeinde übernommen werden. Für
Särge ſoll ſofort Holz aus älteren Vorräten zur Verfügung geſtellt
werden.
Gräfenhauſen, 10. Febr. Brennholz. Aus dem Gemeinde=
wald ſoll jeder Haushalt 2 Meter Brennholz und zwar zum Preiſe von
16 000 Mark erhalten.
e- Neu=Ifenburg, 10. Febr. Flüchtig gegangen iſt ein von
hier gebürtiger, in Frankfurt in Stellung befindlicher junger Mann. Er
hatte bei ſeiner Firma, einem Frankfurter Wäſchegeſchäft, Wäſcheſtücke im
Werte von ½ Million Mk. geſtohlen.
(- Trebur, 10. Febr. Hochwaſſer. Unſere Gemeinde leidet von
jeher beſonders ſtark unter Ueberſchwemmungen, Hoch= und Grundwaſſer.
Schon ſeit dem Herbſte ſind viele Aecker dauernd überſchwemmt. Auf den
Wieſen nach Aſtheim zu, auf denen im vergangenen Sommer der „Main=
Rodgau” ſein großes Turnfeſt abhielt, ſteht alles unter Waſſer.
Aengſt=
liche Gemüter fürchten die Wiederholung der großen Waſſerkataſtrophen
aus den achtziger Jahren, in denen das Waſſer ſogar in den Zimmern
der Wohnhäuſer ſtand. Vorläufig jedoch iſt hierzu kein Grund zu
Be=
fürchtungen vorhanden.
nr. Offenbach, 10. Febr. Die Mainſchiffahrt iſt völlig
ein=
geſtellt, erſtens wegen der Beſetzung und zweitens wegen des Hochwafſers.
Da der Main aber ſeit heute im Sinken begriffen iſt, wird die Schiffahrt
teilweiſe bald wieder aufgenommen werden. Gegenwärtig liegen noch
zwiſchen hier und Höchſt viele Kähne tatenlos.
Jagd und Fiſcherei im Februar.
* Vom Heſſiſchen Jagd=Klub wird uns geſchrieben: Der Heſſ. Jagb=
Klub hat es ſeinerzeit mit großer Mühe durchgeſetzt, daß die Enten
ſchon Ende Januar Schonzeit bekommen, und zwar die männlichen als
auch die weiblichen Enten. War nun von nicht gut informierten Jägern
Ihre Notiz lieſt, glaubt, er dürfe jetzt Enten ſchießen. Dabei machen
ſich dieſe Jäger ſtrafbar. Es iſt ausdrücklich darauf aufmerbſam zu
wachen, daß die Notiz in Ihrem Blatt vom 7. er. dem in München
er=
ſcheinenden Deutſchen Jäger entwommen iſt und ſich auf bayriſche
und nicht auf hefſiſche Verhältniſſe bezieht. Bei uns im Heſſen
haben die Enten mit Ende Januar vollſtändige Schonzeitz, wie ſich dies
auch unbedingt gehört, ſo daß ſich jeder ſtrafbar macht, der in Heſſen
im Februar noch Enten ſchießt.
Der Bolksbund
verfolgt nach wie vor mit Sorge und erhöhter Wachſamkeit das
Schick=
ſal der Gräber unſerer in fremder Erde beſtatteten deutſchen Gefallenen.
In einenr Vortrage, der vor Vertretern der Reichs=, Staats=, Gemeinde=
und kichlichen Behörden, der politiſchen Parteien und der größeren
deutſchen Körperſchaften im Feſtſaal des preußiſchen Hervemhauſes
ſtatt=
fand, wurde über die Erfahrungen des Volksbundes ud ſeine
Befürch=
tungen für die Kriegsgräberfürſorge in Fraukreich und Belgien
berich=
tet. Die durch eindrucksvolle Lichtbilder unterſtützten Ausführungen
überzeugten die anweſenden Vertreter, daß gerade bei der
augenblicl=
lichen politiſchen Lage doppelte Wachſamkeit am Platze iſt. Es iſt eme
Ehrenpflicht des deutſchen Volkes, für die dauernde und würdige
Gr=
haltung der Gräber ſeiner Gefallenen einzutreten; ein Verfall der
deuk=
ſchen Kriegergräber würde das deutſche Anſehen im Auslande ſchwer
ſchädigen.
Die in der Zeitſchrift „Kriegsgräberfürſorge” veröffentlichten
monatlichen Berichte über den Zuſtand der deutſchen Kriegerfriedhöſe,
die infolge der Verteuerungen im Druckgewerbs am Ende vorigen
Jahres unterbrochen werden nßten, erſcheinen ſeit Januar wieder
und können bei allen Poſtanſtalten angefordert werdem. Sie enthalten
eine große Anzahl von Nachrichten aus Frankreich, Belgien, England,
Polen, Eſtland, Letkland, Litauen, Rußland, Jugoſlavien, Rumämien,
Bulgavien und der Tſchechoſlowakei, Nachrichten, die für die
Ange=
hörigen von Gefallenen beſonders wertvoll ſind.
Die Fortführung der ſegensreichen Arbeit des Volksbundes iſt ine
folge der Geldentwertung außerordentlich erſchwert. Eine von den 3
u=
ſtändigen Behöuden im ganzen Reiche genehmigte Sammlung foll der
Kriegsgräberfürſorge und der Hilfstätigkeit des Bundes für die
Ange=
hörigen der Gefallenen neue Mittel zufühven. Die geſammelten
Spen=
den werden im Einvernehwen mit den zuſtändigen Behörden verwanol.
Helfet alle dieſe deutſche Arbeit zu erhalten und zu fördern. Spenden
nehmen alle Filialen der Reichsbonk. Deutſchen Bank, Dvesdner Bank,
Darmſtädter und Nationalbank, Disconto=Geſellſchaft, Commerz= und
Privatbank ſowie alle Poſtanſtalten im Deutſchen Reiche und die
Reichsgeſchiftsſtelle, Berlin=Schöneberg. Innsbruckerſtraße 42,
Poſt=
ſcheck=Konto Nr. 38 660, entgegen.
Rummer 41.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 11. Februar 1923.
Seite 5.
Reich und Ausland.
Präfidentenwechſel im Zentralausſchuß für Innere Miſſion.
Der Präſident des Zentralausſchuſſes für die Innere Miſſion, D.
Friedrich Albrecht Spiecker, hat zum lebhaften Bedauren ſeiner
Mit=
arbeiter und weiter evang. Kreiſe ſein Amt als Präſident niedergelegt.
Seit 1905 Mitglied des Zentralausſchuſſes wurde er 1907 zum
Präſiden=
ten gewählt und leitete als ſolcher die Kongreſſe der Inneren Miſſion
in Eſſen (1907), Stuttgart (1909), Witten (1911), Hamburg (1913),
Biele=
feld (1919), Breslau (1920), München (1922). Auch nach ſeiner
Amtsnie=
derlegung bleibt er Mitglied des Zentralausſchuſſes und wird ſeine
ge=
ſchätzte Kraft, ſoweit es ſeine ſonſtige ſtarke Inanſpruchnahme erlaubt,
auch weiterhin den Arbeitern der Inneren Miſſion widmen. Die
Prä=
ſidialgeſchäfte übernimmt bis zur Neuwahl Geh. Nat D. Seeberg=
Berlin.
Für 200 Millionen Mark Schuldverſchreibungen geſtohlen.
Berlin. Wie aus Wanne gemeldet wird, kam bei dem geſtrigen
Ueberfall der Franzoſen auf zwei Eiſenbahnzüge einem Reiſenden eine
Aktentaſche abhanden, in der ſich für 200 Millionen Mark
Schuldverſchrei=
bungen befanden, die er an einen amerikaniſchen Bankier nach Hamburg
überbringen ſollte. Alle Verſuche des Reiſenden, wieder in den Beſitz des
Geldes zu kommen, wurde von den Franzoſen abgelehnt.
Verſuchte Kapitalsverſchiebung ins Ausland.
Konſtanz. Zwiſchen Singen und Schaffhauſen wurde ein
Ange=
ſtellter einer Speditionsfirma in Singen und ein ſolcher eines ähnlichen
Geſchäfts in Schaffhauſen erwiſcht, die 30 Millionen Mark in holländiſcher
Währung nach der Schweiz bringen wollten. Während der Schweizer
noch in Unterſuchungshaft iſt, wurde deſſen Singener Freund nach
Ab=
legung eines Geſtändniſſes auf freien Fuß geſetzt.
Das verräteriſche Grammophon.
Bonn. Vor der hieſigen Strafkammer ſtanden ein Oſtpreuße und
ein Ruſſe, die um Weihnachten bei einem Gutsbeſitzer Pelze, Silberſachen,
Kleider und ein Grammophon in einem Geſamtwerte von einer Million
Mark geſtohlen hatten. Das Grammophon hatten ſie zunächſt im Walde
verſteckt. Als ſie es abholen und ſich überzeugen wollten, ob es
funktio=
niere, tönte zu ihrem Entſetzen ein Gaſſenhauer durch den ſtillen Wald,
deſſen Klänge den Waldaufſeher anlockten, der die beiden Leute feſtnahm.
Sie wurden zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Dns Spielen mit dem Schießgewehr.
St. Ingbert. Bei einem Tanzvergnügen zeigte ein gewiſſer D.
ſeinem Kollegen eine Piſtole. Ein Dritter nahm dieſelbe in die Hand
und hantierte damit in leichtfertiger Weiſe herum. Plötzlich krachte ein
Schuß und ein 20jähriger junger Mann ſtürzte getroffen, zu Boden.
Ein ſofort herbeigerufener Arzt legte einen Notverband an und ſorgte
für die Ueberführung des Verletzten ins Krankenhaus, wo er operiert
wurde. Es beſteht Lebensgefahr, da edlere innere Organe verletzt find.
Folgenſchwerer Diebſtahl eines Gasrohres.
St. Ingbert. Schwere Folgen hatte ein Diebſtahl im Kaffee
Becker, wo die noch nicht ermittelten Diebe an den Aborttüren die
Tür=
klinken aus Meſſing abbrachen und ſtahlen und ſogar die Gasrohre
herauszureißen verſuchten. Dadurch ſtrömte Gas aus, und als der
In=
haber des Kaffees am anderen Morgen zuſammen mit einem
Mitbewoh=
ner die Gasleitung ableuchtete, erfolgte, trotzdem vorher Fenſter und
Türen geöffnet worden waren, eine ſtarke Gasexploſion, durch die der
Wirt und der Hausbewohner Brandwunden erlitten.
er die Bezüge ſeiner Beamten und Arbeiter auf. Aber doch nur auf
ein Fünfzehntel bis ein Zwanzigſtel des Goldwertes der
Friedens=
bezüige, je nachdem es ſich um untere, mittlere oder obere Beamte
han=
delt. Die Mark, die er ſelbſt nur zu ein Hundertſtelpfennig annimmt,
ſchlägt der Staat dabei zu etwa 15 Pfennig an. Nur wenn es gilt,
ſeinen alten Goldgläubigern die Treue zu wahren, ſtellt er die
Papier=
mark der Goldmark vollkommen gleich. Das mag er — im Gegenſatz
zu Grundbeſitz und Induſtrie — bei der Zinszahlung mit ſeinen
Finan=
zen und der Zwangslage zu entſchuldigen ſuchen, die der
Friedensver=
trag geſchaffen hat. Keinesfalls aber durfte der Staat, gleich den
Schuldnerwucherern, wie Präfident Beſt ſie nennt, für die Kündigung
alter Goldſchulden gerade den Zeitpunkt wählen, wo er mit dem
Er=
lös von 20 Pfund Brennholz, die im Frieden 10 Pfennig koſteten,
ſei=
ner Meinung nach 1000 empfangene Goldmark zurückerſtatten kann. Es
war Ehrenpflicht des Staates, den ſchwer bedrängten Goldgläubigern
die Möglichkeit einer Geldwertbeſſerung nicht zu entziehen. Sein
gegenteiliges Tun verſtößt in höherem Maße noch als das privater
Gold=
ſchuldner im Sinne des § 138 B. G.B. gegen das Anſtandsgefühl aller
billig und gerecht Denkenden. Denn es handelt ſich bei den gekündigten
Anleihen um mündelſichere Anlagen und um kleine Sparer, die bis
auf ein Zehntauſendſtel ihrer Anſprüche beraubt werden ſollen. In der
Tat eine ſeltſame Fürſorge für die Kleinrentner, für die der Staat
zur Nothilfe aufruft. Er war übel beraten, als er ſeine Kündigung
ausſprach. Der Bund der Hypothekengläubiger, zu dem ſich die Opfer
des Schuldnerwuchers jetzt zuſammengeſchloſſen haben, wird ſich auch
mit ihr zu befaſſen haben.
„Das teure Briefporto”
Dem Einſender in Nr. 38 vom 7. ds. ſei erwidert: Es dürfte nach
volkswirtſchaftlichen Grundſätzen feſtſtehen, daß eine Ueberſteigerung der
Tarifpolitik monopolartig ausgeſtalreter Betriebe, wie Bahnen und Poſt
es ſind, letzten Endes Rückgang in den Einnahmen bringen muß. Der
Vergleich mit Gegenſtänden des täglichen Bedarfs in Friedens= und
Nachkriegszeit hinkt deshalb.
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In vielen Millionen Fällen glänzend bewährt.
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bedingt sicher durch (hergest. a. Santoperonin
Kangansens
Vorrätig in den Apotheken. Orbis-Werke 4.-G.,Braunschweig.
15. Quittung
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des
Preſſe=
geſetzes in vollem Umfonge der Einſender verantwortlich.)
Einſendungep, die nicht verwendet wisden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
— Man ſchreibt uns: In Nr. 34 des Tagblatts vom 4. Februar d. J.
wird mitgeteilt, daß Heſſen gewiſſe Anleihen gekündigt habe. Der
Ein=
ſender knüpft daran die Frage, ob auch der heſſiſche Staat der Meinung
ſei, daß Mark — Mark iſt. Die Tatſachen geben darauf eine
eigen=
artige Antwort. Beim Verkauf ſeiner Produkte, insbeſondere
Holz=
beſtände, iſt dem Staate ſolche Illuſion durchaus fremd. Wenn er jetzt
das Meter Brennholz zu 50—60 000 Mark gegenüber einem
Friedens=
preiſe von 5 Mark verkauft, ſo iſt ihm ganz wie beim Dollarkurſe die
Mark ein Hundertſtelpfennig. Auch als Schuldner kann er bei
lau=
fenden Verträgen die Illuſion der Gleichheit nicht aufrecht erhalten,
weil ihm ſonſt die Gegenleiſtung verweigert würde. Deshalb beſſert
Spiel, Sport und Turnen.
m Handball in Darmſtadt. Der heutige Sonntag bringt
den Anhängern des Sports ein großes Spiel. Die I. Handball=
Mann=
ſchaft des Sportvereins 1898 Darmſtadt empfängt auf dem Stadion am
Böllenfalltor die I Mannſchaft des bekannten Polizeiſportvereins
Frankfurt zum Verbomdſpiel. Beide Mannſchaften konnten bisher alle
Spiele in der Verbandsrunde zu ihren Gunſten entſcheiden, ſo daß nun
dieſes Spiel inſofern an Bedeutung gevinnt, als die Entſcheidung fallen
wird, welcher Verein den Meiſtertitel tragen wird. Das Spiel beginnt
nachmittags 3 Uhr Vorher treffen ſich im Freundſchaftsſpiel die II.
Sportverein und die II. des Vereins ehem. Domſchüler Fvanbfurt. Auch
dieſes Spiel dürfte dazu beitragen, dem Sport neue Anhänger zu
werben.
bh. Freie Turngemeinde Darmſtadt. Wir weiſen auch
an dieſer Stelle nochmals auf das heute nachmittag 3 Uhr ſtattfindende
Fußballſtziel zwiſchen der 1. Mannſchaft der Sportgeſellſchaft „Fidelio”=
Traiſa und der gleichen Mannſchaft unſererſeits auf dem Platze an der
Windmühle hin. Traiſa, an führender Stelle in der A=Klaſſe, tritt in
kompletter Aufſtellung hier an. Vor dieſem Spiel treffen ſich die
2. Mannſchaften beider Vereine.
w. Der Rhön=Segelflug=Wettbewerb 1923,
Frank=
furt a. M., Robert Mayerſtr. 2, teilt mit, daß die Friſt für die
Beſtrei=
tung des „Fokker=Ueberlandflug=Preiſes” bis zum 31. Dezember 1923
verlängert worden iſt.
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über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Knabenmittelſchule I (2. Rate) 18 856 Mk., W. Garbs, Buchdruckerei,
5000 Mk., Evangel. Geiſtlichen 11 000 Mk., Rudolf Schnauber,
Kolonial=
warengroßhandlung, 30 000 Mk., K. Kreiter 1000 Mk., Oberpoſtinſpektor
Frz. Wolf, Viktoriaſtr. 501 2000 Mk., Heinrich Tholen 10 000 Mk. Dr.
Hellwig 10 000 Mk., H. Müller=Hickler 3000 Mk., Guſtav Müller=Hickler,
Roſario 1000 Mk., Frau M. Bl. 1000 Mk., Archiprat Dr. Herrmann
2000 Mk., Ludwig Schweisgut 2000 Mk., Beamten der Heſſ.
Landespoli=
zeiſchule 510 400 Mk., Baurat Rothamel 5000 Mk., Klaſſe IIIe der
Viktoriaſchule 9000 Mk., Lehrerſchaft Weiterſtadt 19 000 Mk., Wurſt= und
Fleiſchwarenfabrik W. Fuchs (1. Rate) 100 000 Mk., Angeſtellte und
Ar=
beiter von W. Fuchs (1. Rate) 34 700 Mk., Beamten des Landesamts
für das Bildungsweſen 28000 Mk., Erlös einer Arbeit F. Rotter 1000
Mk., Kühnly 3000 Mk., Rechn.=Rat Wünning 2000 Mk., Angeſtellten der
Stadtkaſſe (2. Rate) 22 710 Mk., E. Schmitt, Lindenfels, 2650 Mk.
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 3. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 639 703 Mk., 6.
Quit=
tung 416 536 Mk., 7. Qufttung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Qnittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1 577 273 Mk.,
14. Quittung 597 255 Mk., 15. Quittung 834 316 Mk.
zuſ. 10 538 571 Mk.
Gältige Lebenzmittelmarken vom 10. bis 15. Febr. 1923.
„Rinderfett Bickerle” und „Linoleum Schepp” (Nr. 59 und 60) je
800 gr Brot.
(st, 1188
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 9½ Uhr
(4 15): „Der ferne Klang”. — Kleines Haus, nachmittags 2½ Uhr:
Marionettenſpiele „Aſchenbrödel”. Abends 7 Uhr, Ende nach 9½ Uhr
(Zuſatzmiete II 6): „Der Herr Verteidiger”. — Orpheum, abends
7½ Uhr: „Mohrenwäſche‟ — Schweizer=Geſellſchaft:
Nachmittags 4 Uhr im Reſtaurant Alexander=Eck außerordentliche
Mitgliederverſammlung. — Vortrag: „Wie wird dieſes Geſchlecht
das Ende der Welt erleben?” abends 8 Uhr, Mühlſtr. 70 (am
Kapell=
platz). — Konzerte: Reſtaurant Bender, Eliſabethenſtr. 23: Hotel
Schmitz; Rummelbräu; Ludwigshöhe. — Union= Reſidenz=, Central=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Montag, 12. Februar.
Stammholz=Verſteigerung vorm. 10 Uhr im Eberſtädter
Gemeindewald. Zuſammenkunft auf dem Bäckerweg am
Waldein=
gang. — Stammholz=Verſteigerung vorm. 91” Uhr im
Pfungſtädter Gemeindewald. Zuſammenkunft am Bahnübergang
Seeheimerhäuschen). — Stammholz=Verſteigerung
vor=
mittags 10 Uhr. Zuſammenkunft an der Kreisabdeckerei an der
Grä=
fenhäuſer Chauſſee.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
V,1031
MOr Taselralf sraf fe
Hur echt mit dem Namen MAAGGl auf der rotgelben Packung.
ersparen Fleisch u. Fett
Nur mit kochendem Wasser übergossen,
geben die feinste Fleischbrühe zum Trinken
und Kochen, zum Verbessern oder
Ver-
längern von Suppen und Soßen aller Art.
Statt Karten.
Jogephine Henriette Seitlinger
Agnar Bang
VERLOBTE
Steyr
Oesterreich
Harstod
Norwegen
(*4023
Stattbeſonderer Anzeige.
Heute nacht entſchlief ſanft
nach ſchwerem Leiden unſere liebe
Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter, Schweſter und Tante
Ober-Ing. deorg Leieltweiss
Ria Leichtweiss
geb. Bopp
VERMAHLTE
Darmstadt
Ntdda
Roßdörferstr. 106
11. Febraar 1923
*3998
ccccccccatmsbD593403
Dem Stlberbrautpaar Panl Hinze V
z L und Fran Minna, geb. Bsegler,
wünschen wie aus der Ferne ein
dreifaches Hoch.
Heinrich Matthes
u. Frau Elise, geb. Bregler
Gustavsburg,
den 12. Febr. 1923. G
0 Darmstadt,
W Heidelbergerstr. 7
Ait
Sannee
gcccdecscchsoasp22233
Zur silbernen Hochzeit
unserem lieben
Panl Hinza nehst Gemallin 9
ein dreifach donnerndes
Guk Holz!
Kegelklub „Um mitn”.
Der Vorstand.
1208
Frau
geb. Spengler
im 68. Lebensjahre.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Eliſabeth Hartmann
geb. Breitwieſer.
Darmſtadt, Ettlingen, 9. Febr. 1923.
Die Beerdigung findet Montag,
den 12. Februar, 3 Uhr, von dem
Portal des Friedhofs, Nieder=
Ramſtädterſtr., aus ſtatt. (*3992
Heute früh verſchied ſanft
unſere liebe Schweſter, Schwä=
(B1201
gerin und Tante
Fräul. Charlotte Schneider
nach kurzem Krankenlager.
Gerichts=Aſſeſſ. a. D. Karl Schneider u. Fam.
Ober=Inſpektor Heinrich Schneider.
Darmſtadt, 9. Febr. 1923.
Die Beerd. find. Montag, 12. Febr.,
nachm. 3 Uhr, auf dem Friedhof
Nieder=Namſtädterſtraße ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
wohltuender Teilnahme
bei dem Heimgange
un=
ſeres lieben Entſchlafenen
ſagen herzlichen Dank
Die trauernden Hinterbliebenen:
J. d. N.
Wilhelmine Pfeiffer
geb. Böning. (1191
Eberſtadt b. 9., 8. Febr. 23.
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Teleph. 894. (*400
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Doppeltbildnis Landgraf
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Jubiläum=Doppeltbildnis
Kaiſerpaer 1701-1901;
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Erbitte Preisang. u
N 94 Geſchſt. /*3969
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N 138 Geſchſt. /43764
15
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die Geſchſt. (*4012
2 Verfaſſungstal.
geg. Höchſtgebot abzug.
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Schmitt, Stiftſtr. 91 I. /a
O
go gebr., kauft
SAAL, in größ, u. kl.
Poſt. Ang.erb Allee
Stoz,Rummelbr. / gdg
Bertaren g
Ein ſchwarz.
Damen=
pelz verloren
ge=
gangen. Geg
Be=
lohng. abzug. (*3933
nſtr. 6, II., lks.
Vextpotor:
Wedde
Oa
Darmstadt, Waldstrasse 7, Tel. 927
Darmſtädter Tagblatt
11. Febr. 1923 Nr. 41
Der Kohlenbergbau im Januar.
Ruhrrevier: In der erſten Monatshälfte hielt ſich die
Förde=
rung auf vormonatiger Höhe, verminderte ſich wenige Tage nach der
Beſetzung infolge von Proteſtſtreiks einzelner Zechen. Jedoch konnten
in der zweiten Hälfte des Januar ſo viel Kohlen gefördert werden, daß
der Bedarf an Leerwagen an den meiſten Tagen nicht gedeckt werden
konnte. Mit dem 15. Januar wurden die Lieferungen nach Fvamkreich
und Belgien eingeſtellt, ſo daß alle geförderten Kohlen, ſoweit nur
Leer=
wagen vorhanden waren, in das unbeſetzte Gebiet verſandt weuden
konnten. Dadurch erhielt das unbeſetzte Gebiet erheblich mehr
Brenn=
ſtoffmengen aus dem Nuhrrevier als in dent voraufgegangenen
Mona=
ten. Auf dem Arbeitsmarkt ſelbſt traten keine Veränderungen ein. Die
Bergarbsiter konnten vollauf beſchäftigt werden.
Deutſch=Oberſchleſüen: (vorläufige Feſtſtellung) 787 000
To. (Dezember 733 690 To., Januar b. J. 723 078 To.), arbeitstäglich
32 000 T... Am 31. Januar Rückgang der Förderung durch das Unglück
auf der Heinitzgrube. Koksproduktion 128956 To (Dezember 128445
To.), Briketts 10 000 To. (8 128 To.). Wagengeſtellung zufriedemſtellend,
Haldenbeſtände nahmen dementſprechend ab.
Niederſchleſien: Kohlen=, Koks= und Britettlieferung blieben
nicht zurück hinter den letzten Monaten. Bahnerſand veibungslos;
weſentliche Vermehrung der Haldenbeſtände hat nicht ſtattgefunden.
Waſſerumſchlag durch Froſt zeitweiſe behindert. Auch im Abſatz wurde
die Ziffer der Vormonate erreicht. Am 2. Februar trat das
Ueber=
ſtunden=Abkomen in Kraft.
Sächſiſches Revier: Förderung war normal. Größere
Störungen kamen nicht vor, bis auf einen wilden Teilſtreik im Zwickauer
Revier. Nachfrage konnte nicht voll befriedigt werden. Der ſächſiſche
Steinkohlenbergbau iſt bereit, vertriebene Arbeitnehmer aus dem
Ruhr=
gebiet, ſoweit irgend angängig, aufzunehmen. Durch die zunehmende
Arbeitsloſigkeit in der Induſtrie Sachſens iſt ein Ueberangebot on
Ar=
beitern vorhanden. Wagengeſtellung ausreichend.
Mitteldeutſcher Braunkohlenbergbau:
Vorausſicht=
lich kleiner Rückgang der Produktion. „Glatten Abſatz, gute
Wagen=
geſtellung. Angebot ungelernter Arbeiter war größer als der Bedarf.
Wevke litten unter zunel mendem Diebſtahlsunweſen.
Rheiniſcher Braunkohlenbeugbau: Auswirkungen
der Ruhrbeſetzung laſſen ſich noch nicht voll überſehen. Seit Eintritt
der Verkehrsſtockungen iſt die Wagengeſtellung ſtark zurückgegangen.
In=
folge der Wiederaufnahme des Verkehrs im Kölner Bezirk hat jedoch
die Wagengeſtellung, wie überhaupt die allgemeine Lage des Reviers,
eine leichte Beſſerung erfahren.
w. Der Ankauf von Gold durch die Reichsbank und
Poſt erfolgt in der Woche vom 12.—18. ds. Mts. zum Preiſe von
140 000 Mark für ein 20=Markſtück, 70 000 Mark für ein 10=Markſtück.
Für ausländiſche Goldmünzen werden entſprechende Preiſe gezahlt. Der
Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die Reichsbank und Poſt erfolgt
vom 12. ds. ab bis auf weiteres zum 2900fachen Betvag des Nennwertes.
— Falſche Reichsbanknoten zu 5000 Mark. Von
den ſeit Oktober v. Js. dem Verkehr zugeführten Reichsbamknoten zu
5000 Mark mit dem Datum des 16. September 1922 iſt in Berlin eine
Fälſchung aufgetaucht, die als ſolche an dem nachſtehend auufgeführten
hauptſächlichſten Meukmalen unſchwer zu erkennen iſt. Papier:
Gelblich getöntes Adlerpoſt=Briefpapöer. Teile des
Adler=
waſſerzeichens ſind anſtelle des fehlenden echten Waſſerzeichens (ſphäriſche
Dreiecke) in der Durchſicht bemerkbar. Vorder= und Rückſeite:
Rohe unvollkommene Zeichnung der Muſter, fahler Druck. Hinter den
auffällig düm gedruckten, untereinanderſtehenden Buchſtaben R. B. D.
auf der Vorderſeite fehlen die Punkte. Die Rüickſeite iſt in falſcher
Färbung gedruckt und zwar erſcheint das Wort „Reichsbanknoys” ſtatt
braun, blau, das Wort „Fünftauſend” und die Mitte der ſeitlichen
Um=
vandung dagegen braun, ſtatt blau. Vor Anwahme dieſen
Nachahmun=
gen wird gewarnt. Für die Aufdeckung von Falſchmünzerwerkſtätten
zahlt die Reichshank, derem Falſchgeld=Abteilung, Kurſtraße 49 III,
ent=
fprechende Mitteilungen unter Zuſicherung von Diskretion
entgegen=
nimmt, an Perſoyen aus dem Publikum nach wie vor hohe
Be=
lohnungen.
h. Pfälziſche Mühlenwerke A.=G., Mannheim. Die
außerordentliche Generalverſammlung genehmigte einſtimmig die
Er=
höhung des Aktienkapitals um 50 auf 100 Millionen Mark, und
ermäch=
tigte den Aufſichtsrat zur Feſtſetzung der Begabungsmodalitäten der
neuen Aktien. Dieſe ſind ab 1. April 1922 dividendenberechtigt und
werden von einem Konſortium unter Führung der Rheiniſchen
Kredit=
bank in Mannheim übernommen, das, falls den Aktionären ein
Bezugs=
rechr eingeräumt wird, dieſen 40 Millionen Mark neue Aktien im
Ver=
hältnis von 5:4 zum Kurſe von 300 Prozent anbieten und die reſtlichen
10 Millionen Mark der Verwaltung zur freien Verfügung halten ſoll.
Die Bezugsrechtsſteuer foſl durch einen Pauſchalbetrag abgegolten
wer=
den. Die Kapitalserhöhung dient zur Stärkung der Betriebsmittel,
die bei der ſtarken Geldentwertung in der Mühleninduſtrie beſonders
notwendig ſind.
-d- Preiserhöhungen. Infolge eingetretener
Steige=
rung der Produktionskoſten iſt eine Erhöhung des
Preiſes für Superpbesphat beſchloſſen worden. Der
Höchſt=
preis beträgt demnach für ei Kilogramm=Prozent waſſerlöslicher
Phos=
phatſäure im Superphosphat 2400 Mark. Aus dem gleichen Grunde
haben auch die Preiſe für Ryenanis=Phosphat erhöht werden müſſen.
Dieſe betragen künftig für ein Kilogramm zitronenſäurelösliche
Phos=
phatſäure 2400 Mark, für ein Kilogramm Geſamt=Phosphorſäure 2040
Mark. Die am 31. Januar eingetretene Erhöhung der Kalipreiſe
ſo=
wie die Erhöhung der Stickſtoffpreiſe bedingt ferner eme Neufeſtſetzung
des Zuſchlags für Kali, ſowie des Stickſtoffpreiſes in
Superphosphat=
miſchungen. Die Preiſe betragen künftig in dieſen Miſchungen für ein
Kiloprozent Stickſtoff 5000 Mark, während der Zuſchlag für ein
Kilo=
gramm=Prozent Kali auf 203 Mark feſtgeſetzt worden iſt. Sämtliche
Preiſe treten mit Wirkung ab 5. Februar in Kraft.
-d- Wayß u. Freytag A.=G., Neuſtadt a. b. H. In der
Generalverſammlung der Wahß u. Frehtag A.=G., in welcher
22 Stammaktionäre 12 146 Stimmen und 5 Vorzugsaktionäre 40000
Stimmen vertraten, wurde einſtimmig beſchloſſen, das
Aktienkapi=
tal von 72 Millionen Mark auf 204 Millionen Mark zu erhöhen.
Es werden ausgegeben: 80 Millionen Mark vollbezahlte Stammaktien,
die von einem Konſortium unter Führung der Nheiniſchen
Kreditbank zu 400 Prozent übernommen und wovon 35 Millionen
ANark im Verhältnis 1 junge Aktie auf 2 alte Aktien den alten
Aktionä=
gen zum Kurſe von 450 Prozent plus Bezugsrechtsſtempel angeboten
werden. Die Kapitalerhöhungskoſten werden aus der Differenz be=
Kritten. Die reſtlichen 45 Millionen Mark Aktien werden teils im
Intereſſe der Geſellſchaft verwertet, teils werden ſie für
Angliederungs=
swecke reſerviert. Weiterhin werden ausgegeben: 50 Millionen Mark
rrit 25 Prozent einbezahlte Stammaktien. Dieſe werden von dem
Bankenkonſortium zu Pari plus Speſe übernommen und zur
Ver=
fügung der Geſellſchaft gehalten. Ferner werden emittiert: 2
Millio=
nen Mark 6proz. Vorzugsaktien zu Pari plus Speſen. Dieſe werden
von der Verwaltung und den der Geſellſchaft naheſtehenden Banken
üibernommen.
Des weiteren wurde beſchloſſen, den Sitz der Geſellſchaft
von Neuſtadt a. d. H. nach Frankfurt a. M. zu verlegen.
Die Ueberſiedelung ſelbſt kann jedoch erſt ſpäter, nach Schaffung der
erforderlichen Räumlichkeiten, erfolgen.
-d- Die Papyrus=A.=G. in Ulm genehmigte in ihrer
außer=
ordentlichen Hauptverſammlung einſtimmig die Erhöhung des
Ka=
pitals von 69 auf 120 Millionen Mk. Zur Ausgabe gelangen 46
Millionen Mk. Stammaktien, wovon 18 Millionen Mk. den alten
Aktio=
nären im Verhältnis von 3:1 zu 1500 Prozent zum Bezuge angeboten
werden. Die bisherigen 3 Millionen Vorzugsaktien Lit. B mit mehrfachem
Stimmrecht werden in gewöhnliche Vorzugsaktien Lit. K mit auf 6 Proz.
beſchränktem Gewinnanteil umgehandelt. Zu den beſtehenden 12
Millio=
nen Mk. Vorzugsaktien Lit. A wurden 5 Millionen Mk. neue
Vorzugs=
aktien Lit. B mit 8fachem Stimmrecht geſchaffen, die eine Gruppe,
be=
ſtehend aus der Verwaltung und den dem Unternehmen naheſtehenden
Banken, der Württembergiſchen Vereinsbank und Berliner
Handels=
geſellſchaft, übernehmen wird. Die nicht zum Bezuge angebotenen 28
Millionen Mk. neuer Stammaktien werden zur Verfügung der
Verwal=
tung gehalten. Sämtliche neuen Aktien ſind gewinnberechtigt ab 1.
Ja=
nuar 192
d- Die Ungariſche Zuckerinduſtrie=Geſellſchaft
Wien erhöhte ihr Aktienkapital von 30 auf 90 Millionen Kronen und
bietet die neuen Aktien den Aktionären zu 420 Prozent an bei einem
Kurſe von rund 8000 ungariſchen Kronen.
d- Die Berg= und Hüttenwerks=Geſellſchaft Wien
hat die in der Tſchecho=Slowakei liegenden Stahl= und Drahtwerke in
Mohrau und Oderfurt der Kabel= und Drahtinduſtrie=A.=G. Wien gekauft.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
Die Viehmärkte der Woche.
Die Zufuhren an Schlachtvieh aller Gattungen zu den
Hauptvieh=
märkten waren in dieſer Woche gegenüber der Vorwoche auf den meiſten
Märkten geringer. Der Verlauf der Märkte geſtaltete ſich trotz der weiter
ſcharf anziehenden Preiſe faſt durchweg lebhaft. Es iſt bedauerlich, daß
gerade in der gegenwärtigen Zeit die Märkte ſo ſchlecht beſchickt werden,
und im Zuſammenhang mit den auf den letzten Häuteverſteigerungen
ſcharf angezogenen Preiſen folgten naturgemäß auch die Viehpreiſe. So
wurden Rinder um 300—1200 Mk., Kälber um 350—850 Mk., Schafe um
300—900 Mk. und Schweine um 500—1200 Mk. für ein Pfund
Lebend=
gewicht teurer. Dieſe außergewöhnliche Preisſteigerung hält nun ſchon
ſeit Wochen an und in Erwartung immer noch höherer Preiſe wird auch
immer noch mehr Vieh zurückgehalten werden. Ob die ſeitens der
Flei=
ſcher und Verkäufer zu bildenden Kommiſſionen, die vor Marktbeginn
um Angemefſenheitspreiſe verhandeln ſollen, einen Preisſtillſtand
herbei=
führen, bleibt abzuwarten. In der verfloſſenen Woche notierten für ein
Pfund Lebendgewicht in Mark:
1100—1900 1500—2200 950—1700 1800—3200
Berlin
850—1550 1100—1550 900—1300 1800—2600
Breslau
800—1800 1400—1900 700—1500 2400—3300
Dresden
2600—3100
900—2000 1400—2000
Düſſeldorf
1000—2200 1500—2000 1000—1500 2500—3500
Elberfeld
Frankfurt a. M. 800—1850 1000—1700 1050—1500 2500—3300
1000—2900 1300—2400 1800—2500 2000—3400
Hamburg
1200—2400 1200—2000 800—1200 2100—3200
Hannover
945—1835
985—1200 1120—2000 2100—3360
Kiel
1200—2250 1500—2000
2700—3200
Köln
1100—1800 1300—1700 1000—1600 2700—3400
Leipzig
1090—2000 1000—190 850—1400 2000—3200
Magdeburg
800—1700 1400—1800
2300—2800
Mannheim
680—1700 1160—1200
2200—2400
München
700—1600
800—1700 550—1200 1800—3200
Stettin
Stand der Fleifchverſorgung Deutſchlands.
Durch die kataſtrophale Entwertung der Mark im Zuiſammenhang
mit der Ruhraktion der Franzoſen, ſowie auch durch die Preistreiberei
einzelner Elemente auf den Viehhöfen und ſchließlich durch die enorm
geſtiegenen Häuſerpreiſe ſind die Preiſe für Schlachtvieh aller
Gattun=
gen in dieſem Jahre weiter ſprunghaft in die Höhe gegangen. Selbſt
das Fleiſchergewerbe beginnt in dieſe gewaltige Preisentwicklung
ein=
zugreifen, da bei dem ſich immer weiter abwärts bewegenden
Fleiſch=
verbrauch des deutſchen Volkes die Exiſtenz des Fleiſchergowerbes immer
wehr gefährdet erſcheint. So will man verſuchen, auf den Viebhöfen
Kommiſſionen zu bilden, die aus Vertvetern des Fleiſchergewerbes,
Viehhändler und Viehkommiſſionäre, ebentuell auch eines Vertreters
der höheren Behörde, beſtehen und die vor Beginn eines jeden Mavktes
zuſammentreten und Angemeſſenheitspreiſe feſtſetzen. Noch
empfehlens=
werter wäre aber eine einheitliche Aktion der maßgebenden Behörden
auf allen deutſchen Viehmärkten, wenn ſeitens de Wucherpolizei bei
Preistreibereien ſchärfer vorgegangen wünde umd bei übermäßig hohen
Forderungen das Vieh zu beſchlagnahmen und ſolchen Händlern bezw.
Kommiſſionären den weitenen Handel mit Vieh zu verbieten.
Wie unglaublich die Preiſe ſeit Ende Dezember 1922 bis Anfang
Februar 1923 geſtiegen ſind, gehht aus der machſtehenden Aufſtellung
her=
vor und zwar notierten auf den Hauptviehmärkten für 100 Pfund
Lebendgewicht in Mark:
Schafe
Schweine
Kälber
Rinder
Dezbr. 1922 10— 55 000 26— 75000 18— 52000 40— 78000
Febr. 1923 24—180 000 60—190 000 55—160000 120—340000
Einſtweilen ſteigen die Preiſe von Markt zu Markt weiter, doch
bleibt abzuwarden, wie ſich die Preiſe unter der geplonten Aktion des
Fleiſchergewerbes weiter geſtalten wrden und es wäre ſchon mit
Freu=
den zu begrüßen, wenn die Preiſe zunächſt überhaupt zum Stillſtand
kommen würden. Amdererſeits wäre es unbedingte Pflicht der
waß=
gebenden Behörden hier möglichſt ſchnell und ſcharf einzugreifen.
Börfenbericht für die Zeit vom 5. bis 10. Februar 1923
witgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.
In der Haltung des Debiſemwarktes trat in der abgelaufenen Woche
ein bemerkenswerter Umſchwung ein. Nachdem die Kurſe für
auslän=
diſche Zahlungsmittel am Montag infolge des Einfalls der Franzoſen
in das E biet von Offenburg noch eine weitere Steigerung eufahren
hatten, ſetzte eine rüickläufige Beivegung ein, die, wenn auch unter
häufi=
gem Tendenzwechſel und ſtarken Schſvankungen ſchließlich zu einer nicht
unbeträchtlichen Ermäßigung des Kursniveeus führte. Da die Politik
zurzeit keinen Anlaß zur Höherbewertung der Mark bietet, und die
un=
geheure Vermehrung des Notenumlaufes, wie ſie der neueſte
Reichsbank=
ausweis zeigt, eher eine weitere Entwertung der Mark erſvarten ließe,
muß der Grund für dieſe übeyraſchende Entwicklung vvohl in der
ge=
ſpannten Lage des Geldmarktes zu ſuchen ſein, die der Anſchaffung
größerer Deviſenbeträge ſehr hinderlich iſt und mehrfach ſogar zu
Ver=
käufen nusländiſcher Zahlungsmittel zum Zwecke der Beſchaffung von
Lohngeldern geführt zu haben ſcheint.
Die Geldknappheit veranlaßte auch die Spekulation an den
Efſektenmärkten zu größerer Zurücchaltung und teilweiſe auch zu
Realiſationen, ſo daß das Geſchäft auf dieſem Gebiete einen ruhigeren
Charakter anahm. Die Tendenz blieb jedoch an den erſten beiden
Börſentagen der Woche durchaus feſt. Auf mehreren Märkben, wie zum
Beiſpiel am Chemie= und Montan=Aktienmarkt, kam es wieder zu
Kurs=
ſteigerungen von größtem Ausmaße und das allgemeine Kursniveau
erfuhr eine weitere beträchtliche Erhöhung. An der Freitagsbörſe kam
dann allerdings beſonders an den großen Märkten mehr Material
her=
aus, ſo daß die Kurſe vielfach einen Teil der vonausgegangenen
Steige=
rungen wieder einbüßten. Von einem allgemeinen Umſchwung der
Tendenz konnte jedoch auch an dieſem Tage nicht eigentlich die Rede
ſein, da eine Reihe von Wertpapieren, beſonders am Einheitsmarkte,
weiter feſt lagen. Neben größeren Käufen für ausländiſche Rechnung
war dafür beſonders die Haltung des Privatpubbikums maßgebend, das
nicht in gleicher Weiſe wie die Berufsſpekulation von den Verhältniſſen
des Geldmarktes abhängig iſt und daher wenig Neigung zeigte, ſich von
ſeinem Effektenbeſitz zu trennen, beſonders, da es ja tatſächlich ſchwer
fällt, für den Gegenwerk derkaufter Wertpapiere eine Kapitalanlage zu
finden, die vor einer weiteven Geldentwertung einigermaßen geſchützt iſt.
w. Deviſenm irkt. Frankfurt a. M., 10. Februar.
Daoocaass 145136.25 145863.75 148128.75 148671.25 Paris....."
. 1945.10 1954.90 2009.95 2020.05 Schweiz.."
v 5360.30 5889.70 5960.05 4972.40 Spanien".
. 4862.80 4887.20 5261.80 5288.20 Italien.
v. 1516.20 1523.80 1546.10 1553.00 Liſſabon=Oporto.
.. Dänemark ..
. 578.50 5814.50 5985.— 6015.— Norwegen.
D 5835.35 5864.65 5885 15 5914.75 Schweben..
. 8329.10 8370.80 837890 8377.10 Helſingfors
812.95 817.05 847.85 852.15 Rew=York.
..." 32638.10 32831.90 31820.25 31989.75 Deutſch=Oſterreich (abg.). . . . . . 44.90 — F. 10 — 45.15 — 15.35 — Budapeſt..
v. 12.97 — 13.03 — 12.97 — 13.03 — Prag .......... . . ... . . . .... 95.50 339.50 943.— 947.— Agram. . . . . . . . . . . . . . . . . . ..."
w. Frankfurter Deviſenmarkt. Am Deviſenmarkt
waren heute die Kursſchwankungen erheblich. Der Dollar wurde in
den erſten Morgenſtunden mit 31500 genannt, und wurde im
wei=
teren Verlaufe etwa mit 31000 gehandelt. Beſondere Anregungen
lagen für den Verkehr in ausländiſchen Zahlungsmitteln nicht vor. Der
freie Effektenderkehr lag ſehr ruhig bei überwiegend behaupteten
Kur=
ſen. Das außenſtehende Publikum iſt, ſehr zurückhaltend aber für
Kaſſainduſtriepapiere zugänglicher, infolgedeſſen dieſer Markt ſeine
feſte Tendenz beibehält. In dariablen Aktien machte ſich vielfach
Ver=
kaufsneigung bemerkbar, wodurch die in letzter Zeit ſtark geſtiegenen
Werke beeinflußt wurden. Von Bureau zu Bureau fanden nur wenig
Abſchlüſſe ſtatt. Montanpapiere neigten verſchiedentlich zur
Abſchwä=
chung. Deutſch=Luxemburger ſind als niedriger zu erwähnen. Soweit
Kurſe in chemiſchen Papieren genannt wurden, ſind dieſe nur wenig
verändert. Auslandspapiere blieben gut behauptet. Türkenwerte
ſchwankend. Von Freiverkehrspapieren hörte man Mansfelder Mez
Söhne, Hammerſtein und Hofius, Elberfelder Kupfer zu den geſtrigen
Schlußkurſen. Stöckicht=Gummi zirka 16 000. Verſchiedentlich beſtand
Nachfrage nach Deutſche Effektenbank und Pfälziſche Hypothekenbank.
Intereſſe machte ſich ferner für Hydrometer, Konſervenf. Braun,
Sie=
mens=Betrieb, Metall Dannhorn, Enzingerwerke, ſowie Heilbronner
Salzwerk bemerkbar. Da die berufsmäßige Spekulation geringe
Unter=
nehmungsluſt zeigte und Kaufaufträge ſpärlicher vorliegen, hielt das
luſtloſe Geſchäft bis Schluß an. Dollarnoten 31 250—31 500—32000.
w. Lebiſenmarkt. Berlin 10. Februar Telegr. Buszahlungen für:
KeB60 Nie
Briel. Ae
Seſb — 1Briel. Amſterdam=Rotterdam ... ... 1269.25 12330.75 12269.2 12330.75 Brüſſel=Antwerpen ... ......." 1695.75 1704.25 1685.77 1694.2 Ehriſtiania . . . . . . . . . . .. . ..... 5650.81 5689.19 5685.75 5714.25 Kopenhagen ....... ........." 5710 68 5739.32 5735.50 5814,50 Stockholm .. . . . . . . . . . . . . . . .." 8129.62 8170.88 8179.50 8220.50 Helſingfors ..... .... . . . ....." 832.91 837.09 817.35 822.05 ..
Italien.. 1486.27 1493,73 1476.30 1483.70 London".
143640.— 144360.— 144138.75 147861.25 New=York .... ... .. .. . ...... 31022.25 31177.75 30822 75 30977.25 Paris .... . .... . . . . . .. . . .... 1920.18 1929.88 1910.21 1919.79 Schweiz .. . . . . . . . . . . . . . .. . .." 5835.37 5804.63 5810.43 5889.57 Spanien ..................." 4862.81 4887.19 4837.87 4862.13 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 43.89 — 4.11— 43.14 43.86 Brag ....... .. . . . . . .. . . . ... 932.66 937.34 922.68 927.32 Bubapeſt . . . . . . . . . . . . . . .. ..." 11.85 11.91 11.92 11.98 Buenos=Aires .. . . . . . . . . .. . .." 11371.59 11428.50 11371.50 11428.50 Bulgarien ... . . . . . .. ...... .. 189.52
14962.50 190 48
1503750 184.53
14961.55 185.47 Japan .. . ........ . ... ......
Rio de Janeiro ...... ......." 3491.25 3508.75 3491.25 15037.50
3508.75 Belgrad. . . . . . . . . . .. . .. ... .. 291.27 292.73 307,23 308,77
Zürich, 10, Februar, Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags.
Deutſchland.
Wien....."
Prag ......
Holland ...
New=York".
0o1.67
0.00.75
15.85
210.25
5.331
10. MLondon ...
0.01.70/Paris ....."
0.00.75hItalien ....
15.80—Brüſſel ....
210.50)Kopenhagen
5.32/ /Stockholm .
24.92—
33.20—
25.70—
29.3:
99.50
141.25
24.94—
33.15—
B. 721
29.00—
99.75
41.50
Kriſtiania ../ 98.25/ 98.25
Warſchau. . . 0.81.50 /9.01.55
Madrid .... 83.25/ 183.25
Buenos-Air. 197.50 197.50
Budapeſt ..! 0.20 /, 0.20-
Agram .. . . 495.— 495.—
w. Berliner Deviſenmarkt. Bei andauernder
Zurückhal=
tung kam es heute am Deviſenmarkt wiederum nicht zu großen Umſätzen.
Die Schwankungen bewegten ſich in engem Rahmen und ließen eher eine
Neigung zu weiterer Abſchwächung erkennen. Erſt nach Feſtſetzung der
amtlichen Kurſe zog der Dollar wieder unbedeutend an. Unter den
Effektenhändlern herrſchte eher Verkaufsneigung.
w. Berliner Produktenmarkt. Am Produktenmarkte
er=
fuhren die Preiſe nur unweſentliche Aenderungen. Die Mühlen ſind
an=
ſcheinend durch Kapitalknappheit am Kaufen gehindert. Weizen und
Rog=
gen behaupteten ihren Preisſtand. Für Gerſte wurden von der Provinz
etwas höhere Preiſe geboten. Hafer war ſehr ruhig. In Mais wurde
auf Nachfrage vom Inlande für nahe und ſpätere Lieferung mehr
um=
geſetzt. In den übrigen Artikeln war der Verkehr ganz unbedeutend.
Mannheimer Wochenberichte.
Mannheim, 9. Febr. Die meue Aktion der Franzoſen im
badi=
ſchen Gebiet, wenn auch im Verhältnis zum Nuhr=Unternehmen von
kleiner Bedeutung, zeigt, daß auch das ſüddeutſche Wirtſchaftsgebiet
nicht vor direkten Eingriffen ſeitens der Franzoſen ſicher iſt, obwohl es
durch die Kohlenzufuhr=Abſchnürung ſchon ſchwerer getroffen wird als
der Norden, der mit Braumkohle immer noch beſſer verſorgt werden
bann. Mit der Beſetzung des badiſchen Gebiets wollen die Franzoſen
einzig und allein den direkten Wirtſchaftsverkehr mit der Schweiz
unterbinden. So traurig aber die Ausſichten und die Lage
Deutſch=
lands ſind, ſo darf noch nicht die Hoffnung auf die Beſſerung
aufge=
geben werden und ſie wird auch im neutralen Ausland wie im Inland
nicht au fgegeben, das zeigt die Markbeſſerung in Amerika und in den
ſich damach richtenden anderen Ländern, wie im Lande ſelbſt. Regierung
bezw. die Reichsbank wenden alles auf, um die Mark zu ſtüitzen und dies
iſt bis jetzt auch gelungen, trotz aller Maßwahmen der Franzoſen, deren
Franken zurückgeht. Was ihnen doch zeigen ſollte, wohin die Fahrt
geht und wie das Ausland ihr Unternehmen einſchätzt.
Getveide. Der Markt blieb in der Berichtswoche von größeren
Bewegungen und Schwankungen verſchont. Wenn auch die Beſetzung
neuen badiſchen Gebiets vorübergehend eine ſehr feſte Stimmung und
etwas wehr Kaufluſt hervorrief, ſo wurden die Preiſe doch nur um
ein wenig geſteigert. Eindeckungen wurden zu dieſen höheren Preiſen
denn guch ſchließlich aus Angſtkäufen in mäßigem Umfange
vongenom=
men. Mit dem Debiſenrückgang trat aber die alte Zuriichhaltung hervor
und der Veukehr wurde ſtiller, obwohl die angebotene Ware nicht
ge=
vade allzu umfangreich war. Weizen zog von 140 000 bis auf 146 000
Mk. an und ging dann wieder bis auf 142000 Mk. zurück, Roggen
bewegte ſich von 120000 auf 124000 und kam wieder auf ſeinen alten
Stand von 120 000 Mk., Hafer inländiſcher, der durch die Requiſitionen
der Franzoſen mehr gefragt war, zeigte nur aufſteigende Richtung und
Zwar von 70—85 000 auf 80—95 000 und zuletzt 80—100 000 Mk.. Gerſts
ging denſelben Weg von 100 000 auf 115 000 auf 118000 Mk., alles pro
100 Kilo ab Mannheim. Mais blieb auch dieſe Woche ohne Angebot.
Mehl untenlag denſelben Schwankungen wie Weizen und Roggen.
Der Richtpreis für Weizeumehl Spezial ſank von 270000 Mk. auf
245 000 Mk., zu dem etwas umgeſetzt wurde, und ſrieg wieſder bis auf
260 000 Mk., während die zweite Hand zu 200 000—220 000 Mk. den
Doppelzentner ab Mühlenſtation abgab. Roggenmehhl bewegte ſich
zwviſchen 180000—200 000—180 000 Nr.
Futtermittel, beſonders Rauhfutter, war ebenfalls auf die
Requiſitionen der Franzoſen ſehr ſtark gefragt und erfuhren eine ſtarke
Steigerung. Füir loſes Wieſenheu verlangte muan 43—46 000, gegen
37—40 000 Mk., für Luzernebleeheu 50—52000, gegen 42(00 Mk., für
Preßſtroh 41—43 000, gegen 32—34 000 Mk. und für Bund/ roh 38 bis
40 000, gegen 30—32000 Mk. pro. Doßpelzentner in der Vonvoche,
Weizenkleie pendelte auf dem Satz von 65—70—65 000 Mk. und
Weizen=
futtermehl auf 75—80 000 Mk., Malzkeime auf 50—55—60 000 Mk. und
Biertreber auf 58—60—55000 Mk. pro 100 Kilo Fvachtparität
Mann=
heim umher.
Hülſenfrüchte und Kolonialwaren. Die Tendenz war
ſehr feſt; bei Hülſenfrüchten bleibt das Geſchäft weirer unentwickelt, in
Kolonfalwaren kommt es aber immer zu Abſchlüſſen, da hier der
Kon=
ſum und der Bedarf ſtets größer war als in Hülſenfrüchten. Die
Preiſe, die ſich außer nach den Deviſen auch nach dem Zollaufgeld
rich=
te, haben eine ſehr bedeutende Steigerung ewfahren. Reis Burma
koſtete 3400 Mk., ausländiſcher weißer Kriſtallzucker 3800 Mk.,
inländi=
ſcher Katao 6000 Mk., holländiſcher Kakao 8000 Mk., Tee in Mittelſorte
38—40 000 Mk., in guter Sorte 41—48000 Mk., in feiner Sorte 49 bis
60 000 Mk., roher Kaffee Santos Superior 22 800 bis 26 000 Mk. und
gewaſchener 27 500—28 420 Mk. das Kilo ab Mannheim.
Tabak. Die Tabakpflanzer fondern nun für ihre 1922er Tabake
ſo hohe, phantaſtiſche Preiſe, daß es zu beinen umfangreichen Verkäufen
kam, zumal die Deviſen wieder eine rückgängige Bewegung eingeſchlagen
haben, und die Einkäufer in die Reſerviertheit zurückgekehrt ſind, bis
die Preisforderungen dem Deviſenrückgang entſprechen. Die Pflanzer
fondern bis zu 200000 Mk. dro Zentner, birilligt wunden bis zu
150 000 Mk. Aber auch die Händler blieben auf ihren Vorräten ſitzen,
da ihmen die Ware lieber als das entwerkete Papiergeld iſt. Die
Rippen=
eigner wollen ihre Ware nur gegen Debiſen abgeben, die Intereſſenten
aber nur in deutſcher Mank bezahlen und ſo kam es auch hier zu keinen
Umſätzen. In der Fabrikation werden die Betriebseinſchränkungen
immer ausgedehnter, da die neu erhöhten Fabrikatpreiſe den Abſatz noch
mehr zum Stocken gebracht haben und der Handel noch aus ſeinen
Vol=
räten zehrt, die er noch billiger abgibt.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Das neuerliche
Hoch=
zvaſſer iſt wiederum vorüber und der Waſſerſtand für die Schiffahrt
günſtig, aber da die deutſchen Schiffe ſtilliegen und nur die wenigen
unter holländiſcher, belgiſcher oder franzöſiſcher Flagge, fahrenden
Schiffe ſich auf dem Rheine bewegen, war der Veukehr ſehr ſtill. Auch
an den Umſchlagsſtellen ruht die Arbeit und ſo ſind auch die Nebenflüſſe
des Rheins verkehrslos. Die Frachten haben ſich ab 1. Februar
bedeu=
tend erhöht. Nachdem die Kohlenzufuhr auch der Bahn nun aufgehörk
hat, iſt man in Süddeutſchland nur noch auf die Vorräte augewieſei.
Die Gaswerke legen bereits Sperrſchichten ein, um die Vorräte ſo lang
wvie möglich zu ſtrecken, die induſtriellen Betriebe ſverden wohl bald
mit Feſerſchichten beginn= müſſen.
Wein. Die Befürchtung über die Errichtung einer Zollſchranke
hat in der Pfalz zu ſtarker Nachfrage ſeitens rechtsrheiniſcher Händler
geführt und es wunden auch zahlreithe Abſchlüſſe getätigt. In der
Be=
richtswoche kamen noch große Beſtände pfälziſcher Weine nach dem
un=
beſetzten Deutſchland. Durch dieſe ſtarke Nachfrage und die enorme
Markentwertung gingen die Preiſe ſprunghaft in die Höhe, die für
1922er nahe an die Mällion, für 1921er über eine Million Mk. gingen=
Die erſte Weinverſteigerung an der Nahe brachte für 33 Stück und 22
Halbſtück 83 180000 Mk., für ein hervoragendes Stüick wurden 3
Mil=
lionen Mark erzielt. Im badiſchen Kaiſerſtuhigebiet war dis Nachfrage
ebenfalls groß und obwohl 60 000 Mk. und mehr für das Ohm geboten
wurden, kam es zu keinen Abſchlüſſen.
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 41.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 11. Februar 1923.
Seite 7.
Das helle Licht.
Roman von Friedrich Kipp.
(Nachdruck verboten).
Zehntes Kapitel.
Die Waſſer des Himmels rauſchten in Strömen nieder au
die abgeernteten Baumwollfelder.
Es war ſtille Zeit in dem einſamen, heißen Lande.
Auch auf der entlegenen kleinen Farm in Deutſch=Oſtafrika
war es ſchon ſeit Wochen ſtiller denn je.
Der Herr war nämlich krank.
Mit rauher Gewalt hatte ihn das Fieber aufs Krankenlager
gedrückt, mitten in der Regenzeit.
Der Arzt, der von der nächſten Station herbeigerufen wurde,
ſtellte eine ganz gehörige Malaria feſt.
„Es iſt nur gut, daß Herr Wallenhorſt ſo körperlich feſtſtand.
daß er ſo geſund war; nun kann er mit voller Kraft den Kampf
gegen dieſe Krankheit aufnehmen und umſo eher wird er ſie
überwinden.”
In dem hageren und verbrannten, bärtigen Geſicht des
An=
geredeten, in dem zwei Augen von der eigenartig glänzenden
Farbe der Tollkirſche leuchteten, davon das eine ein klein wenig
ſchielte, zuckte ein freudiger Hoffnungsſtrahl auf.
Es war der Oberaufſeher auf der Farm Wallenhorſts, der
einzige Weiße außer ſeinem Herrn, der mit ängſtlicher, fragender
Miene in dem Geſicht des Doktors zu leſen ſuchte.
Vor ungefähr einem Jahre hatte er ſich eines Tage eingeſtellt
und Wallenhorſt ſeine Dienſte angeboten. Dieſer hatte ihn
Prü=
fend angeſehen, als ob er ihm in die Seele blicken wollte. Die
beſte Sorte Menſchen iſt es ja gerade manchmal nicht, die da von
dem alten Europa herüberkommt und ſich im afrikaniſchen Buſch
herumtreibt. Der Mann da, der ſich Hans Weiß naunte und ſo
dringend um Beſchäftigung nachſuchte, ſchien es aber ernſt zu
meinen mit ſeinem Betätigungsdrange. Sonderlich genug hatte
er allerdings ausgeſehen. Anders wie die Art Menſchen, die
ſonſt für gewöhnlich die zerſtreuten Farmen aufſucht. Schon in
ſeinem Aeußeren ſtach er ſehr ab — und zwar zu ſeinem Vorteil.
Er trug einen ſtädtiſchen, modiſchen Anzug und weiße, gute
Wäſche, dazu lange, echte Juchtenſtiefel, die ein ſchönes Stück
Geld gekoſtet haben mußten. Ein kurzer, regendichter
Gummi=
mantel und ein großer Tropenhelm vervollſtändigten den Anzug.
Zu allen dieſen Sachen wollte aber das Geſicht nicht ſo recht
paſ=
ſen. Nicht, daß es direkt wenig vertrauenerweckend ausſah, oder
etwas Verwildertes an ſich hatte, es lag vielmehr eine verwegene
Kühnheit und ein verächtliches, bitteres Lächeln in dieſen
ver=
witterten Zügen, über die, wenn auch nur blitzartig, dann und
wann ein Schein von Gutmütigkeit und Harmloſigkeit huſchen
konnte, beſonders dann, wenn dieſe Züge in ein Lächeln
über=
gingen. Dann war dieſes hagere Geſicht beinahe anziehend zu
nennen. Und dann kontraſtierten wieder das kurzgeſchnittene
graue Haar und der große ſchwarze Bart ſo eigenartig
mitein=
ander. Kurz, der Mann ſchien auf den erſten Blick ein Rätſel
zu ſein. Anfangs hatte Wallenhorſt Bedenken gehabt und ihm
keine bindende Zuſage gegeben. Für die Nacht niöchte er zunächſt
auf der Farm bleiben, am anderen Tage wolle man weiter
dar=
über reden. —
Es war damals ein heißer, ſchwüler Tag geweſen, ſo heiß,
wie die Tage nur in Afrika ſein können. Als ſich dann aber die
Dämmerung ausbreitete und ein kühler, erfriſchender Windhauch
leicht durch die zitterndernden Sykomoren= und Palmenhaine
von der Küſte herüberwehte, ſaß Wallenhorſt auf der Veranda
und genoß die wohlige Kühle, die neues Leben in ſeine
ſtocken=
den Adern fließen ließ.
Er dachte an die Vergangenheit, an die Heimat und er dachte
an Erika, die auch in dieſem Erdteil lebte in irgendeiner
eng=
liſchen Kolonie, die an Deutſch=Oſtafrika ſtieß. Soviel wußte er.
An dieſem Abend dachte er aber auch an den eigenartigen
Fremden, der am Morgen auf die Farm gekommen war.
Guter Herkunft mußte er ſein und ſchien doch ein ſchweres
Leben gehabt zu haben. Er ſei aus Deutſchland, hatte er geſagt.
Woher, das ſei gleichgültig. In der Kolonie frage man nicht
nach dem Vorleben eines Mannes, ſondern nach ſeiner
Tüchtig=
keit. Und arbeiten könne er. Er halte ſich ſchon eine Reihe von
Jahren in dieſem Lande auf und hätte bisher darin Glück gehabt.
Seine Koffer ließe er, ſobald er Beſcheid erhalte, bleiben zu
dür=
fen, nachkommen. Ihn hätte die Begierde, in einſamer Gegend
zu leben, ins Innere getrieben, wo man ihm ja wohl auch
ver=
gönnen würde, einmal einen guten Schuß zu tun; ſeit ſeinem
Aufenthalt in Afrika hätte er noch keinen Gebrauch von der
Büchſe machen können, und er ſei ſeit ſeiner Kindheit ein
leiden=
ſchaftlicher Jäger geweſen.
Mehr war nicht aus ihm herauszubringen geweſen.
„Warum über das ſprechen, was hinter uns liegt?” hatte er
noch mit feſten Worten hinzugefügt. „Ich glaube, daß viele
hier=
her gekommen ſind, um etwas zu vergeſſen, ob’s gelingt, iſt eine
Frage für ſich. Wenn man aber ein neues Leben anfangen will,
muß man die Brücken hinter ſich zertrümmern. Nur dann kann
unter Umſtänden etwas werden. Das iſt wenigſtens meine
Mei=
nung ſo, Herr, und ich glaube auch, daß ich das am eigenen Leibe
erfahren habe. Aber darüber ſprechen tue ich nicht.”
Die Brücken hinter ſich zertrümmern!
Das hatte er geſagt. Daran dachte Wallenhorſt jetzt.
An den Worten des Mannes war Wahres.
Etwas anderes war es, ob das immer möglich iſt. Denn
da=
zu gehörte ein feſter Wille. Den muß man haben, dann geht es.
Auch er hatte die Brücken hinter ſich abgebrochen, ſo ſchwer
es ihm gefallen war, aber doch ſpann die heiße Sehnſucht immer
und immer hinüber zum anderen Ufer, das nicht mehr zu
er=
reichen war. Sein inneres Auge ſah das ferne entſunkene Land
hervorragen aus Nacht und Traum, ſah ſie glänzen, die
ver=
ſchwindende Küſte der Seligkeiten. —
Dal Was war das?
Träumte er denn nun wirklich?
War denn das überhaupt möglich, ſo etwas zu hören, was
da mit einem Male an ſein Ohr drang, hier im afrikaniſchen
Buſch? —
Weiche, einſchmeichelnde Geigenklänge!
Wallenhorſt rieb ſich die Augen und ſtarrte in das
Dämmer=
dunkel. Nein, er träumte nicht, er war klar, wach, und da drüben
unter den herabhängenden Palmenwedeln, dort an dem Gewirr
der dichten Ambangſträucher ſang eine einſame Geige.
Er lauſchte und war entzückt. Wie damals, als im fernen
Harzwalde die Zigeuner ihre ſchmelzenden Weiſen geſpielt hatten.
Weh und ſeich ſchmeichelten ſich die reinen Klänge in ſeine
brennende Seele, ſo daß es ihm heiß und kalt über den Rücken
rieſelte. Doch vor allem trieb ihn die Neugierde über den
un=
bekannten Künſtler, der da ſeine weinenden Weiſen in die Nacht
perlte. Langſam und geräuſchlos ſchritt Max den Gartengang
hinunter, an den Speichern vorbei, den Tönen entgegen, die ſein
Herz gefangen nahmen, und blieb endlich wie angewurzelt ſtehen.
Ja, da ſaß er, barhäuptig und vornübergeneigt auf einem
Grashügel, im Schatten der ſchlanken Palmen und ſtrich ein
ſchwermutſchweres Lied herunter, eine ſchmelzende, ſüß
ſchluch=
zende Weiſe, ein Lied, das weiße Mädchen im fernen Heimatland
in ſchwarzen Nächten träumeriſch und wehmutsvoll unter
blü=
henden, ſchwülduftenden Linden ſingen, wenn die Liebe ihr Herz
ſchwellt und die ſüße Leidenſchaft mit unbekannten Fingern nach
ihren Sinnen taſtet.
Endlich ſetzte dieſer das Inſtrument ab und ſtarrte in die
Nacht. Da trat Wallenhorſt auf ihn zu und drückte ihm die Hand.
Fragte ihn nicht weiter noch ſeiner Vergangenheit, ſeiner Heimat,
ſeinen Verhältniſſen.
„Daran darf ich bei ihm nicht rühren,” ſagte er ſich. „Ich
habe in ſeine Seele geſehen und will ihm helfen.”
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Nummer 6
Darmſtädter Tagblatt
Die Parabel vom aufgeregten Mann.
Von Safed, dem Weiſen.
Nun kam eines Tages einer zu mir, welcher ſagte:
„Ich bin ein Mann, der ſich ſehr leicht aufregt!“
Und er ſagte es ſo, daß es mir vorkam wie lauter
Demütig=
keit. Aber darin, wie er es vorbrachte, lag doch ein gewiſſer
Stolz.
Und ich ſagte ihm: „Du biſt ein Mann von beſchränktem
Geiſte!”
Darauf wurde er ſehr aufgeregt, und ich wußte, daß er kein
Lügner geweſen war, als er geſagt hatte: „Ich bin ein Mann,
der ſich ſehr leicht aufregt!“
Und nachdem er mehr oder weniger geſagt hatte, beruhigte
ich ihn und ſagte: „Siehe, ich glaubte Dir, als Du ſagteſt, Du
ſeieſt ſehr leicht aufgeregt! Aber ich habe Dich nicht gebeten,
mit dieſer Eigenſchaft Deiner Natur auch gleich zu paradieren!“
Und er ſagte: „Du haſt mich beleidigt! Denn ein lebhaftes
Temperament iſt nicht das Zeichen eines beſchränkten Geiſtes,
ſondern einer warmen und edelmütigen Natur. Ich werde
aller=
dings ſehr leicht aufgeregt, aber das geht ſchnell vorüber, und
dann mache ich gerne alles wieder gut!“
Nun ſprachen wir dies in einem Garten, und ich verließ ihn
einen Augenblick, und als ich wiederkehrte, war ich ſchon in der
Küche geweſen, von wo ich ein Ei mitgebracht hatte.
Und ich warf das Ei an den hinteren Zaun, und es brach
entzwei und ſein Inhalt ſpritzte beſudelnd über den Zaun.
gerne wieder gutmachen wolleſt! Nun denn, geh’ hin, ſammle tes ſind von dir durchſtrömt — Und alle Dinge und Menſchen, die
das Ei zuſammen, reinige den Zaun, lege Dotter und Eiweiß
wieder in die Schale zurück, ſetze die Henne darauf und laſſe ſie
ein Hühnchen ausbrüten! Und dann ſprich mir davon, daß Du
für die Ausbrüche Deiner Laune Erſatz leiſten wolleſt! Denn
Du beſudelſt alle Deine Freunde und beſpritzeſt ſie mit Deiner Lebens zur Reiſe in die große Fülle.
Wut und überläßt es ihnen, ſich von Deiner Raſerei zu reinigen
und Deine unvernünftigen Worte zu vergeſſen. Und Du bildeſt
Dir ein, Du hätteſt alles wieder gut gemacht!“
Und ich ſagte: „Die beſte Art, eine Aufgeregtheit wieder gut
zu machen iſt die, die Aufgeregtheit bei ſich zu behalten und nicht
merken zu laſſen!“
Und er ſagte: „Wahrhaftig, Du haſt mich mit Recht einen
Mann mit beſchränktem Geiſte genannt — ein Wort, das ich
mir von keinem anderen Menſchen gefallen ließe!“
Und ich ſagte: „Du wirſt es Dir von mir noch einmal
ge=
fallen laſſen müſſen: Du biſt ein Mann mit beſchränktem Geiſte!
Denn ein Mann von leicht aufgeregter Natur iſt ein ſolcher, der
von einem Dinge jeweilig nur eine Seite zu ſehen vermag, der
aber außerſtande iſt, ſein auffahrendes Urteil ſo lange bei ſich
zu behalten, bis er die ganze Wahrheit erkannt hat. Und weil
er alſo ebenſo beſchränkt als kindiſch iſt, deshalb gerät er in
Wut, wie Du in Wut geraten biſt und in Wut zu geraten
pflegſt. Schmeichle Dir nicht, daß dies das Kennzeichen einer
edelmütigen Natur ſei, denn ich habe Dir bereits geſagt, was
es kennzeichnet!“
Und er ſchwieg.
mich daran, den Zaun von der Eierſoße zu reinigen.
Aber der Mann ließ es nicht zu, ſondern nahm die Düſe
ſelbſt zur Hand und wuſch die Eierſoße vom Zaun.
Und er ſagte:
bringen kann, ſo iſt es doch nicht ganz zerſchellt und verloren!“
Und ſo war ich denn geneigt, zu glauben, der Mann habe
etwas gelernt, was den Preis eines Eies wert war.
Und ich möchte noch mehrere Eier kaufen und anderen
Män=
nern und etlichen Frauen die gleiche Lehre vortragen.
AR
Ein Kind, ein junger Menſch, die auf ihrem eigenen
Wege irre gehen, ſind mir lieber als manche, die auf fremdem
Wege recht wandeln.
Goethe.
K,
Die Nacht.
Im Mondſchein glänzt der Kies, und aus dem Duftbereich
der Linden löſt ſich ab und ab ein Tropfen, ſo traum=unwirklicher
Stimmung, wenn die Gedanken ab und ab fallen und ſich
verlie=
ren in der Unendlichkeit. Hellviolett ruht das Licht auf den
Haus=
dächern des Dorfes, ſchwarz ſtehen die dunklen Taxusbäume des
Parkes, und nur die weißen Kaſtanienblüten leuchten grau wie
Kerzen aus verträumten Tiefen: Vogelſtimmen quellen auf wie
Plätſchern im Geräuſch der Stille, des unendlichen Meeres der
Nacht.
Man ſtützt den Kopf — und das Denken ſinkt in die Gründe
des Lebens. Da Zeit ins Ewige ſinkt und Naum in
Unabſchätz=
barem auseinanderfließt. Und iſt die abſolute Ruhe der Seele:
Gelöſtheit aus allen Grenzen, allem Zwang: Breites Verfluten
des Seins in die Ewigkeit. Wie Rührung kommt es über einen,
wie Mutterliebe — und man könnte eine gütige Hand über ſich
fühlen und aus milden Augen weiche Worte leſen: Still, ſtill —
ruh dich aus. Es gibt kein Geſtern und kein Morgen: Es iſt nur
dieſe Stunde, und dieſe Stunde iſt weit. Von Anfang her
und über aller Zukunft Ende. Dieſe Stunde iſt, ſeit Gott iſt. Und
Und ich ſagte: „Du ſprachſt davon, daß Du nachher alles die Ferne kannſt du erfühlen, erfühlſt du. Denn alle Breiten
Got=
hart und weh dich ſtoßen in der Tage heller Unterſcheidung, ſind
aufgelöſt in dir in dieſer Stunde . . und wie die Tropfen fallen ab
und ab, von den Bäumen, ſo fließen deine Gedanken aller Tage
in die Ewigkeit. . . Still, ſtill, wenn du horchſt, hörſt du die Keime
wachſen in der Nacht. Dies iſt die Stunde der Bereitung alles
Erich Bockemühl.
Aus „Die Jahreszeiten”. Verlag Erich Matthes.
Im: Wiſſenſchaft und Technik Im
Na
* Druckpapier aus alten Zeitungen. Ludwig Börne
be=
dauerte vor hundert Jahren, als er das franzöſiſche Papier auf
der erſten Pariſer Induſtrieausſtellung bewunderte, daß es
Deutſchland an „feinen vornehmen Lumpen” fehle, um ebenſo
vorzügliche Papiere herzuſtellen. Heute braucht man die Lumpen
nicht mehr zur Papiererzeugung, denn das allermeiſte Papier
wird aus Holz hergeſtellt. Aber in unſeren Zeiten iſt das Holz
ſo teuer und ſo ſelten geworden wie früher die Lumpen, und
der Materialwert des Zeitungspapiers ſpielt gegenwärtig eine
ungeheure Rolle in dem Haushalt einer Zeitung. Bei einem
Freiſe von 150 Mark und mehr für ein Kilo altes
Zeitungs=
papier iſt es erklärlich, daß man dieſen „Wertgegenſtand” nicht
mehr achtlos wegwirft, ſondern alles Papier ſammelt; die
Pa=
vierkörbe in den öffentlichen Anlagen ſind überflüſſig geworden,
die Natur wird nicht mehr durch die Ueberreſte der ſonntäglichen
„Stullen” bei Ausflügen verunziert, und es gibt heute
Papier=
ſucher auf den Straßen, wie es früher Stummelſucher gab. Bei
Und ich ging hin und nahm meine Gartenſpritze und machte dieſer Wertſteigerung alten Papiers iſt das Problem immer
dringlicher geworden, wie man aus altem Zeitungspapier neues
Druckpapier gewinnen kann, und überall in der Welt werden
zur Erreichung dieſes Zieles Verſuche angeſtellt. Ueber die
Er=
gebniſſe, die die engliſchen Chemiker Charles Bascerville und
Weſton Stevenſon erzielt haben, berichtet Fritz Hanſen in der
„Wenngleich ich aus dieſem Ei kein Hühnchen mehr hervor= Frankfurter Wochenſchrift „Die Umſchau‟. Es zeigte ſich, daß
eine vollſtändige Entfernung der Farbe auch bei eingehendſter
Waſchung und Behandlung nicht möglich iſt. Die Druckerſchwärze
enithält nämlich außerordentlich fein verteilten Kohlenſtaub, von
dem immer etwas in der Papiermaſſe zurückbleibt. Jedoch läßt
ſich durch geſchickte chemiſche Behandlung aus altem
Zeitungs=
papier ein Papierſtoff gewinnen, der zwar etwas angedunkelt,
(Uebertragen von Max Hayek.) aber durchaus verwendbar iſt. Für die Löſung der Drucker=
11. Febr. 1923
ſchwärze wurde Natronlauge benutzt, und zwar wurden 27
Kilo=
gramm Aetznatron auf eine Tonne altes Zeitungspapier
ver=
wvendet. Die Papierfaſern werden dadurch nicht ſtark angegriffen.
Niyynt man einen größeren Zuſatz von Aetznatron, ſo erhält der
Papierſtoff eine gelbliche Färbung, wie man ſie ſchon jetzt
viel=
fach beim Zeitungspapier bemerlen kann. Durch Verwendung
alkaliſcher Fullerde an Stelle des Natron wird es fogar
mög=
lich, den Kohlenſtoff und auch das Bindemittel der Farbe von
der Papiermaſſe zu trennen, und dieſe ergibt dann einen faſt
reinen Papierſtoff. Dieſe Methode zur Wiedernutzbarmgchung
des Zeitungspapiers verdient bei dem Maſſenverbrauch und den
noch ſtändig wachſenden Preiſen des Papiers bei uns die größte
Bedeutung.
Der Naturfreund
* Eine Jagdgeſchichte aus dem Urwald. Ein ſpunnendes
Jagdabenteuer, das einen einzigartigen Verlauf nahm, erzählt
Feußner im „St. Hubertus‟. Er lebte vor dem Kriege in
Deutſch=Südweſtafrika und betrieb mit einem Kameraden
beſon=
ders eifrig das Fallenſtellen auf Hyänen und Tiger. Unterſtützt
wurden die beiden Jäger durch einen merkwürdigen Gehilfen in
Geſtalt eines ſtarken Kaffernhundes, der alltäglich, die Fallen
be=
ſichtigen ging und aus deſſen Benehmen bei der Rückkehr ſie
ſofort erkannten, ob. ſich etwas gefangen hatte. Eines Tages
kehrte der Hund in größter Aufregung zurück, die beiden
er=
griffen ihre Büchſen und folgten ihm, bis das Tier noch ſpeit
entfernt von der Fangſtelle ſütend, zu bellen anfing. Die Falle
fand man nicht, dagegen umkreiſte der Hund aufgeregt ein
Dorn=
geſtrüpp, in deſſen Mitte eine Gruppe dichtbelaubter Bäume
ſtand. Da alle Fallen von dieſem Ort weit entfernt waren,
konnten ſich die Jäger das Benehmen, des Hundes garnicht
er=
klären. Sie näherten ſich dem Dornendickicht mit größter
Vor=
ſicht, fanden jedoch nichts. „Schon wollten wir weitergehen”,
erzählt Feußner, „als in der Krone des einen Baumes plötzlich
ein geradezu geſpenſterhaftes Gepolter mit Kettengeklirr entſtand,
und ehe wir uns gegenſeitig nur ein Wort zurufen konnten, flog
ein bunt ſchillerndes „Etwas” durch die Luft, direkt nach des
Freundes — den ich Meinhold nennen will — Kopf. Er wäre
unrettbar verloren geweſen — denn ſchon das Gewicht der
Falle hätte ihn zerſchmettert — wenn ihm nicht ein überaus
günſtiger Zufall, den man faſt Wunder nennen könnte, zu Hilfe
gekommen wäre. Ich brauche wohl nicht beſonders zu betonen,
daß es ein gefangener Tiger war, der, — ſo unglaublich dies
er=
ſcheint — mit dem ſchweren Eiſen den Baum erklettert hatte und
nun in höchſter Wut ſeinen Feind anſprang. Aber — der
Anker=
haken blieb an einem ſtarken Aſte hängen, und da die Keite auch
nicht ſehr lang war, ſo ſchwebte der Tiger nun unmittelbar, gleich
dem Schwert des Damokles, über dem zu Tode erſchrockenen
Meinhold hin und her, der ſich vor Schreck rückwärts, in die
Dornen geworfen hatte und mit allen Zeichen des Entſetzens das
merkwürdige Bild anſtarrte. Der ſich wie raſend gebärdende
Tiger ſtieß furchtbare Töne aus: bald knurrte, bald fauchte, bald
brüllte er, ohrenzerreißend, beſonders wenn der Hund, der
ſo=
fort herbeigeſauſt war, nach ihm ſprang und manchmal ſeine
lange ſchillernde Rute mit den Zähnen erſiſchte. Wie eine
Schlange wand ſich alsdann das Raubtier, ſchnellte ſein
Hinter=
teil ſofort nach oben und ſchlug mit der freien Vorderpranke nach
dem Hunde, der zuweilen eine Schramme abbekam. Durch die
fortgeſetzten Bewegungen, die der freiſchwebende Tiger machte,
geriet er in immer heftigere Schwankungen und drehte ſich uicht
nur bald links, bald rechts herum, ſondern flog auch, einem
Rieſenperpendikel gleich, hin und her. Endlich wurden die
Be=
wegungen der ſchillernden Katze etwas ruhiger, ſo daß M.,
der ſich inzwiſchen von ſeinem Schrecken etwas erholt,
Gelegen=
heit hatte, ihr, ohne ſeine „Liegeſtellung” zu ändern, eine Kugel
genau zwiſchen die Schulterblätter zu jagen, worauf der vorher
ſo angeſtraffte Körper erſchlaffte; wenige Zuckungen noch — und
das Raubtier war verendet. Das Drama ſpielte ſich in viel
kürzerer Zeit ab, als ich zum Schildern brauchte. Meinhold war
ſo erregt, daß er keinen Handgriff zur Löſung des Tigers aus
der Falle tun konnte, und allein war ich hierzu auch nicht
im=
ſtande. Ich holte deshalb einige Kaffern, die den Baum
er=
kletterten und die Falle mitſamt dem Raubtier losmachten.”
Der Millionär.
Erzählung von Max Karl Böttcher.
Das letzte Haus vor dem Orte, dicht am Weidenbuſch,
ge=
hörte dem Sebaſtian Fürbringer.
Haus?! Iſt wohl zu viel Ehre für die kleine Bude, die nur
einen einzigen Raum beſaß: feſtgeſtampfter Lehmboden, zwei
Fenſter, eine Tür, ein Backſteinherd. In der Ecke ein Haufen
Stroh — die Lagerſtatt. Ein ausgerodeter Wurzelſtumpf war
Schemel und Hackſtock zugleich.
So war alſo der alte Fürbringer ein recht armer,
bemitlei=
denswerter Menſch, meint Ihr?
Arm? Ja! Aber bemitleidenswert?? Oha, weit gefehlt.
Er war der zufriedenſte Menſch, der glücklichſte vom Orte
Grün=
dorf, ja, vielleicht unter der Sonne.
Sebaſtian Fürbringer war Kannenflicker, d. h. er umſpannte
mit Geſchick geſprungene Tongefäße mit Drahtgeflecht und machte.
ſie wieder brauchbar. Bummelnd und ſchwatzend, zog er von
Haus zu Haus, von Ort zu Ort, ſammelte die Herd=Invaliden
und brachte ſie heim, und bei Sonne und Regen auf dem kleinen
Grasplätzchen ſitzend, flickte er ſie, und dann trug er ſie heil ihren
Beſitzern wieder zu. Nie ſah ihn einer betteln, nie nahm er ein
Geſchenk, nie kam er in den Dorfgaſthof oder trank auch ſonſt
einen Tropfen Alkohol, aber wo er jemanden leiden ſah, da
wen=
dete er ſeine Taſchen um und ließ Groſchen und Markſcheine
her=
vorgutellen und gab ſie dem, der Not trug. Im übrigen aber war
der alte Kannenflicker fröhlich und guter Dinge allezeit. Es hat
ihn wohl keiner je traurig oder verzagt geſehen oder auch nur
ſchimpfen hören über ſchlechte Zeiten. Verwandte beſaß er nicht,
Freunde auch nicht, aber es war ihm auch keiner gram. Jeder
mochte ihn leiden. Jeder gab ihm etwas Arbeit, und da er
lächer=
lich unzeitgewäß billig, dabei aber zuverläſſig und ordentlich ſein
Geſchäft betrieb, fehlte es ihm nie am nötigſten. Und er brauchte
doch ſo wenig. Ein paar Erdäpfel, ein Stück Brot und einen
Schluck Kaffee, den er ſich aus geſammelten und geröſteten
Ei=
cheln ſelbſt herſtellte, waren ſeine tägliche Nahrung. Und da er
immerhin mehr verdiente, als er bei dieſer ſpartaniſchen
Lebens=
weiſe brauchte, ſetzte er eines Tages ſogar die Preiſe für ſeine
Arbeit zurück. Man höre: im Jahre 1922 gab es einen, der
frei=
willig die Eatlohnung ſeiner Arbeit herabſetzte. Eines Tages
kam er auch zu der Erkenntnis, daß friſches, reines Quellwaſſer
beſſer mundete, als dieſer brandige Eichelkaffee. Da nahm er den
Topf, der ihm zum Brauen des bitteren Getränkes diente, und
warf ihn auf den Müllhaufen. Der Pfarrer kam juſt gerade
da=
zu. „Warum werſt Ihr den Topf weg?” fragte der Pfarrer.
Der Menſch muß ſich gewöhnen, alles Entbehrliche fortzutun!
Den Topf brauch ich mein Lebtag nit mehr. Für Waſſer genügt
dieſe Tonſchale Herr Pfarr!!”
Der gute, menſchenkundige Seelenhirte ſah ſinnend auf den
alten Mann hernieder. — „Ihr ſeid wohl allzu beſcheiden?!“
ſprach er lächelnd. „Beſcheiden?! — Ich bin halt zufrieden, weiter
nir, Herr Pfarr”,
„Und glücklich dabei?"
„Wenn Zufriedenheit Glück iſt, dann bin ich glücklich.”
„Darf ich mich ein wenig zu Euch ſetzen, Fürbringer?”
„Viel Ehr, Herr Pfarr, ich bitt’ ſchön.‟ Der Alte rutſchte
von ſeinem Baumſtumpf zu ebener Erde und hockte nun nach
Türkenart auf ſeinem ſchäbigen Grasplätzel und wies dem
Pfar=
rer den Sitz an. Der geiſtliche Herr ſetzte ſich und lächelte. Das
ſah der Alte und ſagte: „Mir gefällt eben bei, Herr Pfarr; es
iſt noch ein verflixt infamer Luxus in der Welt.”
„So?! Mag ſchon ſtimmen, bei Euch merkt man aber nicht
viel davon, mein guter Fürbringer.”
„Grad bei mir, Herr Pfarr”. Ich ſitz doch auf Gottes lieber
Eid’ juſtement ſo gut wie auf dem elenden Hackſtock, nein, nit
mal grad ſo gut! Beſſer ſitz ich, denn der Baumklotz iſt verfluchtig
hart und die Erd’ iſt weich. Jetzt mein ich, wenn ich den Klotz nit
brauchen tät zum Holzkleinmachen, er müßt heutigen Tag noch in
den Ofen, und manch Häufel Kartoffeln könnt ich damit kochen.”
„Ihr ſeid wahrhaftig der zweite Diogenes, Fürbringer.”
„Wer — — — — was bin ich?"
Ach ja, das verſieht Ihr nun nicht! Seht, da lebte vor
vie=
len Jahren ein Mann, der hat viel über die Menſchen und das
Leben nachgedacht . . ."
Hab’ ich auch — — hab’ ich auch, Herr Pfarr” und tue es
noch.”
„Ich wveiß, ich weiß! Und dieſer Mann, von dem ich erzählen
wollte, hieß Diogenes.”
„War er auch ein Pfanneflicker?”
„Das weiß ich nicht, doch ich glaub es kaum. Doch ſonſt war
er wie Ihr, Fürbringer. Er lebte ganz ſchlicht und beſcheiden,
machte gar keine Anſprüche und war ſo glücklich und zufrieden
dabei und lebte von Wurzeln im Walde und von Beeren und
vom Quellwaſſer Und der Diogenes meinte zuletzt, ein Haus,
drin zu wohnen, wäre noch zu anſpruchsvoll, da ließ er ſich ein
großes Faß, eine alte Weintonne ſchenken, und wohnte
darin=
nen.” — Sebaſtian Fürbringer wurde ſtill und nachdenklich.
Endlich ſagte er: „Nein, das tue ich nit, denn einmal mache ich
anderen Leuten nix nach und tue nur, was mir ſelbſt eingefallen
iſt, und andermal, ſehen Sie, Herr Pfarr', die Leut täten ſagen:
„Jetzt iſt der alte Sebaſtian Fürbringer verrückt geworden! Aber
ſchauens, Herr Pfarr, wenn es mehr Leute gäb, die ſo gar keine
Anſprüche ans Leben machen, ſo gar nis weiter verlangen täten,
als ihr Ruh’ und ihren Fried’ im Hauſe — und wenn die Leut”
nit gar ſo neidiſch auf einander wären und nit gar ſo verfreſſen
heutzutag’, da ſchaute es halt beſſer aus im Vaterland.”
Nach langer Zeit zaghaft vom Mund des Alten: „Da
ich wohl nit recht, Herr Pfarr?”
„Freilich habt Ihr recht, ſprecht nur weiter!“
„Hm, ich hab’ immer gedacht: Aller Streit und Zank im
Dorfe, ich mein unter den Verwandten und Nachbarn und
Be=
kannten, der kommt immer von Neid und Mißgunſt. Jeder
ſchaut immer auf den anderen und vergleicht nur immer ſich mit
dem Nachbarn und Kollegen! Und dadurch wird all der Klatſch
und Unfried und die gottvergeſſene Unzufriedenheit! Ich will
die heilige Bibel nicht verſchandeln, Herr Pfarr;, aber ich tät
halt meinen, es wär beſſer, wenn da nit geſchrieben ſtänd”: „Der
Geiz iſt die Wurzel alles Uebels!” — ſondern: „Der Neid iſt
die Wurzel alles Uebels!‟ Das iſt doch kein Sünd’ nit?‟
„Nein, nein, Fürbringer! Es iſt ja beides richtig! Und
nun lebt wohl, Alter, Ihr habt ſo mancherlei geſagt, über das
ſich gut nachdenken läßt, und das will ich auch tun, vielleicht läßt
ſich manch Wörtel davon in der nächſten Sonntagspredigt
ver=
wenden.‟ Er ſchüttelte dem Pfannenflicker die Hand und nickte
ihm zu und ſchritt durchs Dorf. — Am Gemeindeamt winkte ihm
der Bauer Zink, der Vorſteher des Ortes
„Herr Pfarrer, eine Neuigkeit, die ich mit Ihnen beſprechen
möchte!‟ Der Dorfgeiſtliche trat in das Haus des
Gemeinde=
vorſtehers, und der zeigte ihm einen Brief mit ausländiſchen
Marken. „Aus Birmingham, Herr Pfarrer. Wo liegt denn
das Dörfel?”
„Wenn es das echte Birmingham iſt — in England.
Wahr=
haftig engliſche Briefmarken.” — Er entfaltete das Schreiben
und las: „An den Bürgermeiſter von Gründorf in Sachſen,
Vogtland. Meine Frau Marie, geborene Fürbringer, iſt vor
zehn Tagen verſtorben. Unter ihren Papieren fand ich ein
Separatvermächtnis für ihren Bruder Sebaſtian Fürbringer,
Häusler und Drahtflechter in Gründorf im ſächſiſchen Vogtlande,
in Geſtalt einer Tanſendpfundnote. Es iſt mir eine heilige
Pflicht, den letzten Willen der Verſtorbenen zu erfüllen, und füge
ich die Tauſendpfundnote bei. Sollte Sebaſtian Fürbringer
bereits geſtorben oder unauffindbar ſein, überlaſſe ich Ihnen
und dem Ortspfarrer die Verwendung des Geldes zu
wohltäti=
gen Zwecken. Hochachtungsvoll
Henrik Herſtröm.”
Der Pfarrer ſchaute auf und lächelte glücklich.
„Und hier iſt die Tauſendpfundnote”, ſprach Bauer Zink,
„Ja, ja, wenn ich die Valutageſchichte recht kapiere, wäre
dem=
nach unſer alter Fürbringer mit einem Schlage Millionär,
viel=
facher ſogar.
„Potz tauſend!‟ Der Pfarrer ſetzte ſich und ſann nach. „Das
wird ein ſchweres Stück Arbeit, den alten Sebaſtian zum
Ver=
ſtändnis dieſer Rieſenſumme zu bringen. Wir wollen es
zu=
ſammen verſuchen, Herr Vorſteher.” Zehn Minuten ſpäter
ſtan=
den die beiden Männer vor dem alten Pfannenflicker, der noch
immer vor ſeiner Bude hockte und eine uralte Kruke in ein
weitmaſchiges Drahtnetz zwängte.
Nummer 6
Die Welt der Frau I5
Im Schatten der Konſirmation.
* In Notzeiten, wie wir ſie jetzt durchleben, verurſacht jedes
außergewöhnliche Ereignis in der Familie auch vermehrte
Sor=
gen. Das gleiche Geſchehen, über das wir früher nach kurzem
Ueberlegen bald zur Tagesordnung übergingen, zwingt uns
heute, da wir arm geworden ſind, zu immer erneutem Erwägen
und Rechnen, ehe wir zu einem endgültigen Entſchluß kommen.
Das gilt zur Zeit auch von der bevorſtehenden Konfirmation
eigener oder Patenkinder, lieber Verwandter oder befreundeter
Schulentwachſener. Jede Neuanſchaffung, jedes Geſchenk für
dieſe bedeutet unter den heutigen Verhältniſſen, von geringen
Ausnahmen abgeſehen, vvohl für jede von uns Hausfrauen das
Zurüickſtellen anderer Wünſche oder Anſchaffungen. Ein
Zurück=
ſtellen, das unter Umſtänden einem Verzicht auf Notwendiges
und vermehrte Arbeit durch immer wiederkehrende
Inſtand=
haltung oder Inſtandſetzung ſtarken verbrauchten Beſitzes
gleich=
kommt, ſofern es ſich um Wäſche und Kleider handelt. Noch
empfindlicher wird aber dieſer Verzicht auf Neuanſchaffung oder
Erſatz gänzlich verbrauchten einſtigen Beſitzes, wenn es ſich um
unentbehrliche Wirtſchaftsgegenſtände handelt, mit deren Hilfe
es der Hausfrau allein noch möglich war, ihre Haushaltspflichten
regelrecht zu erfüllen. Beiſpiele anzugeben, erübrigt ſich wohl.
Um ſo mehr muß es deshalb befremden, daß in dieſen
Vor=
wochen der Konfirmation unzählige Hausfrauen kaum noch ein
anderes „Sinnen und Trachten” kennen, als das äußere „Drum
und Dran” der Konfirmation möglichſt in gleicher Art wie in
früheren beſſeren Zeiten zu beſchaffen. Zugegeben, daß in jenen
Familien, wo ſchon verſchiedene erwachſene Kinder in ungleich
beſſeren Zeiten zu dieſem Tage ausgeſtattet wurden, wie eine
gewiſſe Zurückſetzung der neuen Konfirmanden erſcheint, wenn
dieſe heute notgedrungen einfacher fürlieb nehmen ſollen.
Zu=
gegeben ferner, daß es für liebevolle Verwandte und Paten
unter Umſtänden überaus ſchmerzlich iſt, wenn ſie nicht mehr
tvie bisher ihrem Herzen folgen und ſo, wie dieſes ihnen
be=
fiehlt, ohne Einſchränkung ſchenken können. Die Konfirmanden
ſelbſt ſind jedenfalls — das ſei jenen zum Troſt geſagt, die für
ſie heute ſo viel bedenken und ſorgen —, viel einfacher und
be=
ſcheidener in ihren Wünſchen, als ſie annehmen oder vermuten.
Dieſe ſind viel mehr, als ſie es ſelbft wiſſen, in die Nöte der
Zeit hincingewachſen, wiſſen viel mehr, als oft den Eltern ſelbſt
bekannt iſt, daß trotz dem vielen Geld, das der Vater oder ältere
Geſchwiſter verdienen, dieſes doch eben nur Papiergeld von
ge=
ringer Kaufkraft iſt, und machen ſich durchaus keine Illuſion
über das, was ſie als Ausſtattung wie als Geſchenk von
befreun=
deter Seite an dieſem wichtigen Tage zu erwarten haben. Wer
von uns Aelteren es verſtände, unſere Konfirmanden über
die=
ſen Punkt zum Neden zu bringen, der würde vielfach über ihre
rein ſachliche, nüchtern=praktiſche Anſicht verblüfft ſein. „Ach, ich
nehme den Anzug von meinem Bruder, und tvenn ich erft Geld
verdiene, kaufe ich mir raſch, was ich brauche!” ſo äußerte ſich
jüngſt ein hoffnungsvoller Vierzehnjähriger im Gedränge eines
Bahnſteigs, auf dem er mit ſchwer bepacktem Ruckſack inmitten
gleichalteriger Genoſſen ſtand, zwiſchen denen anſcheinend dieſe
Frage eingehend erörtert wurde. Raſch erwiderte ein anderer
darauf: „Ich will noch keenen neien. Wer weeß, wie’s über’s
Jahr ausſieht, ob mr ſich da für dasſelbe Geld nich viel was
Beſſres koofen kann!" Ja, die Jungens” werden viele
Leſe=
rinnen ſagen, die ſind wohl zufrieden. Aber unſere Mädchen?”
Doch auch dieſe ſind nur das, was ihre Mütter aus ihnen
er=
zogen. Ließen dieſe ſie an den Nöten der Zeit teilnehmen,
hal=
fen ſie ihnen ebenſo wie im Haushalt auch bei den täglichen
Ein=
käufen, dann können ſie ja bei nur einigermaßen geſundem
Empfinden heute gar keine übertriebenen Anſprüche bezüglich
der notwendigen Konfirmationsausſtattung ſtellen. Dann miſſen
ſie genau, daß die Decke, die ſie ſchützen ſoll, nur knapp iſt und
ſie ſich nach ihr ſtrecken müſſen, wenn ſie von ihr bedeckt ſein
wollen. Jedenfalls würde in dieſen Wochen vor der
Konfirma=
tion ſo manche drückende Laſt von Frauenſchultern genommen
werden, wenn unſere Mütter es lernten, die eigenen Nöte
und Kümmerniſſe mit einem Maßſtabe zu meſſen, den ſie den
heutigen Notverhältniſſen unſeres Volkes entſprechend wählen.
H. A.
Aus der Kinderſtube.
Spärlicher Haarwuchs bei kleinen Kindern.
Der oft mangelnde Haarwuchs bei kleinen Kindern hängt nicht
ſelten vom körperlichen Befinden ab. Leider verſchulden ihn
je=
doch auch manche Mütter ſelbſt und zwar aus folgenden Gründen:
1. wird das Haar meiſt zu feſt zuſammengeflochten, 2. zu ſtraff
mit Schleifen umbunden, 3. völlig ungeflochten getragen, wodurch
die Haarſpitzen auf den Schultern aufſtoßen und ſich ſpalten.
Ge=
ſpaltenes Haar aber wächſt nicht weiter und fällt ſchließlich aus.
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Dann wird das Haar eines Kindes auch ſelten richtig gepflegt.
So ſollte es regelmäßig wöchentlich einmal mit milder Seife
ge=
waſchen und mit einem Aufguß von römiſchen Kamillen gründlich
geſpült werden. Dann entweder trocken gerieben oder der Kopf
mit einem wollenen Tuch verhüllt werden, was ſich am beſten
tun läßt, wenn die Haarwäſche am Abend vor dem Schlafengehen
vorgenommen wird. Dann ſollte bei ſprödem Haar die Kopfhaut
wöchentlich einmal leicht mit Klettenwurzelöl eingerieben und bei
fettigem Haar dieſes öfter einmal mit einem Haarpuder
durch=
bürſtet werden. Dieſes regelmäßige tägliche Bürſten des Haares
mit weicher Bürſte vor dem Schlafengehen vorgenommen, regt die
Kopfhaut wohltätig an und verleiht ihm gleichzeitig einen ſchönen
Glanz. Zuletzt ſei noch der verſchiedenen Kämme als Schädlinge
ſchwachen Haares gedacht. Die breiten Haarſpangen und Kämme
liegen des beſſeren Haltes wegen meiſt zu feſt dem Kopfe auf.
Dadurch wird dieſe Stelle erhitzt und gleichzeitig gerieben, und die
Folgen ſind ausgehende Haare an dieſer Stelle. Am
zuträglich=
ſten iſt es dem Haar, wenn es leicht geflochten und loſe mit einer
Schleife umbunden in ein oder zwei Zöpfen getragen wird, die
abends aufgemacht, durchkämmt oder durchbürſtet und von neuem
M. E.
leicht zuſammengeflochten werden.
Mode.
Moderne Knabenſchlüpfer. Sie ſind vollſtändig
herrenmäßig gearbeitet, zeigen im Rücken bei nahtloſer Weite
einige Glockenfalten, das Vorderteil iſt mit drei Knöpfen
zwei=
reihig geſchloſſen, der kleine Reſervekragen kann bei rauhem
Wet=
ter hochgeſchloſſen werden und erhielt zu dieſem Zweck Knopf
und =loch und große aufgeſteppte Taſchen, rechts und links auf den
Hüften und auf der Bruſt können ebenfalls mit breiter,
darüber=
fallender Klappe zugeknöpft werden.
Der zeitgemäße Haushalt.
Waſſerdichtmachen von Kleidungsſtücken.
Sehr einfach anzuwenden iſt ein Verfahren zum
Waſſerdicht=
machen von Lodencapes und Mänteln. Man fügt einem
großen Gefäß mit Waſſer (Inhalt 30 Liter) 2 Pfund Alaun bei,
läßt auflöſen, gießt vorſichtig vom Bodenſatz ab, bringt die
Miſchung in einen Keſſel zum Kochen, kocht das Kleidungsftück
darin einmal auf, zieht mit Stöcken heraus, läßt es ausgebreitet
abtropfen und im Freien trocknen. Will man dagegen Stoffe
waſſerdicht machen, die ohne Büg eln mit heißem Eiſen
nicht glatt würden, ſo verwende man eine Miſchung von
6 Teilen Waſſer und 1 Teil chromſaurem Natron. Nachdem
man das Gewebe gründlich damit durchtränkt hat, drückt man es
gut aus, ſchlägt es zum Aufſaugen der Näſſe noch in Tücher
und plättet es dann mit heißem Eiſen möglichſt fadengerade von
beiden Seiten trocken. Beim Plätten auf der rechten Seite legt
man zur Verhütung von Glanzſtellen alte, weiche Leinen=
P. R.
tücher auf.
Friſche Tintenflecke entfernt man aus der
Tuchauflage des Schreibtiſches, aus Tiſchdecken uſw.,
wenn man mit Watte, Schwamm oder Löſchpapier zunächſt die
Tinte aufſaugt, dann den Fleck mit Milch befeuchtet und mit
Watte reinigt, bis er verſchwunden iſt. Zum Schluß wäſcht und
bürſtet man mit Seifenwaſſer und reinem klaren Waſſer nach
und reibt mit einem Tuche trocken.
L.
Möbel, namentlich Mahagonimöbel, werden
wie neu, wenn man ſie mit Eſſig, dem nur ein paar Tropfen
Speiſeöl zugemengt werden, abreibt, dann mit einem weichen
wollenen Tuche nachreibt; jeder Fleck wird entfernt. Die Arbeit
iſt leicht und ſchneil ausgeführt.
Pikantes Lungenhaſchee zu Kartoffelmuß.
1 Pfund Kalbs= oder Rindslunge wird in Salzwaſſer ziemlich
weichgekocht. Als Gewürz fügt man dem Kochwaſſer eine
nelken=
beſteckte Zwiebel, ſowie ¼ Lorbeerblatt bei. Von einem
Eß=
löffel. Oel oder Fett und 1—2 Eßlöffel Mehl, und einer
mitt=
leren Zwiebel bereitet man eine dunkelbraune Mehlſchwitze, die
man mit dreieinhalb Liter Kochbrühe auffüllt und damit 20
Minuten langſam ausquellen läßt. Nachdem man die Lunge
gewiegt hat, fügt man ſie der inzwiſchen ausgequollenen,
dick=
ſämigen Soße bei und würzt das Gemiſch nach Geſchmack mit
Salz und 1 Meſſerſpitze Paprika oder Pfeffer.
Eierkuchen mit Bückling. Aus einem halben Liter
Magermilch, 1 Ei, oder 1 Päckchen Eierſatz, Mehl, etwas Salz
und 1 Meſſerſpitze Natron bäckt man recht dünne Eierkuchen,
Streut ahuf jeden klar gewiegten Bückling, überdeckt ihn nochmals
dünn mit Teig, bäckt ſie dann auch auf dieſer Seite und reicht
ſie zuſammengerollt als Beilage zu Rote=Rübenſalat,
Sellerie=
ſalat oder Rotkrautſalat. Sie ergeben eine ſättigende
Abend=
mahlzeit.
Speiſezettel.
Sonntag: Sauerbraten mit Klößen. Montag:
Eier=
kuchen mit Apfelmus. Dienstag: Kartoffelmus mit
Speck=
ſoße. Mittwoch: Graupen mit Pflaumen. Donnerstag:
Möhren mit weißen Bohnen. Freitag: Prinzeßkartoffeln.
Samstag: Profoßkohl, ſüßſauer, mit Bratkartoffeln.
Jahrgang 1923
nananzanaaanan
Spiel und Rätſel.
IE
ranzanazn
inFunaräuue!
Dameſpiel.
(Polniſch=Franzöſiſch.)
A * 2
b
Weiß zieht und gewinnt.
Darmſtädter Silbenrätſel.
bis, de, di, dol, es, gi, 1. i. Aus vorſtehenden Silben ſind 9 Wörter
knie, le, lig, lin, nac, ne ne, von folgender Bedeutung zu bilden:
ni. po. schil, sen, so, tach, tin. 1. Bezeichnung einer Form des
Blüten=
ſtandes bei Blütenpflanzen. 2.
Kaiſer=
licher Reitergeneral im 30jährigen Krieg. 3. Stadt im Ruhrgebiet.
4. Hauptſtock des nördlichen Schwarzwaldgebirges. 5. Berühmter
Naturforſcher. 6. Teil der weſtlichen Sahara. 7. Berüchtigter
fran=
zöſiſcher Miniſter unter Karl X. 8. Stadt im badiſchen Kreis
Offen=
burg. 9. Erfolgreiche holländiſche Afrikareiſende.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben nach
unten geleſen, das Naturdenkmal eines um die Darmſtädter Wälder
hochverdienten Forſtmannes.
A. Thomas.
Zerleg=Aufgabe.
Aus den Teilen des Wortes Tirol bilde man den Namen einer
Stadt in Tirol.
Carl Deubel.
Rätſel.
478. Derſelbige Vogel ſteht vorne und hinten. — Für uns wird das
Ganze nie Mitleid empfinden.
479. Was blüht im Herbſte, grünt im Winter, — Bringt Frucht im
Lenz? Wer kommt dahinter?
Auflöſungen.
Stern=Rätſel: 1. Eiche. 2. Rieſe. 3. Udine, 4. Nonne, 5. Dohle.
6. Sonne. 7. Irene. 8. Eſche. „Er und ſie.”
Darmſtädter Silbenrätſel: 1. Dohna. 2. Irmgard. 3. Ellen.
4. Norden. 5. Olberich. 6. Traiſa. 7. Hanſa. 8. Iltis. 9. Liebig.
10. Flotow. 11. Eibe. „Die Nothilfe‟
Zahlen=Rätſel:
„Hummermajonnaiſe‟
Rätſel: 475. ſpielen, ſpülen. 476. Rhein, Rhin. 477. Ungar, ungar.
Verantwortlich: Max Streeſe.
„Bleibt ſitzen, bleibt ſitzen, Fürbringer!” rief der Bauer
Zink, als ſich der Alte erheben wollte. Der Gemeindevorſteher
rollte ſich ein Waſchfäßlein heran und ſetzte ſich darauf, während
der Pfarrer wieder auf dem Hackklotz Platz nahm.
Erwartungs=
voll ſchaute Fürbringer vom Paſtor zum Vorſteher und vom
Vorſteher zum Paſtor. Es war ihm nicht ganz geheuer zumute.
Wenn ſonſt das hohe Gemeindehaupt etwas von ihm wollte,
ließ er ihn durch den Ortspoliziſten in das Gemeindeamt
zitie=
ren. „Wollt Ihr eine Pfeife Tabak rauchen, Fürbringer?” fragte
Zink und reichte dem Alten den Beutel, aber der Pfannenflicker
fuhr auf: „Jetzt zum Dunner, was wollts von mir, Leut:! Da
iſt doch was nit in Ordnung! Erſt der Herr Pfarr', der ſich eine
halbe Stund’ mit mir einläßt, und jetzt noch dazu der Herr
Für=
ſtand! Bin ich ein Graf geworden oder willt Ihr mich
ein=
ſperren?!“
„Nu=nu, nur Ruhe, alter Fürbringer! Es iſt nichts
Schlim=
mes, was wir Euch zu ſagen haben!” beſänftigte der Pfarrer.
„Ihr habt doch eine Schweſter, Fürbringer?” hub nun Zink
an. — „O du mei! — Vor — vor — vor 44 Jahren nunmehre
iſt ſie abgerückt, ein blutjunges Ding, aber reſch und hübſch war
ſie, die Marie!‟ Was hat’s mit der? Lebt ſie am End gar noch?
Sie ging nach Stettin und ſchrieb mir eine Karte, ſie hätt’ auf
dem Schiff eine Stell' als Mamſell bekommen, und ſeither
hab=
ich nix mehr gehört von ihr. Aber Sie, Sie wiſſen ſcheint’s
etwas von der Marie?”
„Ja, ſie iſt geſtorben und hat Euch Geld hinterlaſſen.”
„Geld?‟ Der Alte machte ein unſagbar geringſchätziges
Geſicht.
„Ja, diel Geld!”
„Viel Geld?!‟ Er lachte auf, als brächte ihm einer die
Nachricht, er fei König von Honolulu geworden.
„Ja, tauſend Pfund.”
„Tau—ſend Pfund.”
„Tauſend Pfund.”
„Pfund?? — Pfund??? — Was für Pfund? — Erdäpfel?”
„Nein, tauſend Pfund engliſches Geld.” — Der Vorſteher
brachte die große Geldnote hervor und reichte ſie dem Alten, der
ſie mißtrauiſch mit zwei Fingerſpitzen in Empfang nahm und
ſchief anäugte. „Was ſoll ich mit dem Wiſch?‟ Da ſprang Zink
auf, halb beluſtigt, halb ärgerlich, und rief: „Menſch, Ihr ſeid
mit einem Schlage Millionär und der reichſte Mann im Orte
und im ganzen Kreiſe.”
„So — Millionär! Iſt ſchon recht! Schönen Dank auch!”
Und gleichzeitig drückte der Pfannenflicker die Banknote
zuſam=
men, nahnt ſeine ſchmierige Mütze vom Kopfe und ſchob den
Schein hinein und ſtülpte ſie ſich wieder über. Alsdann griff er
zu ſeinem Tonkruge und ſpann ein Drahthemd weiter. Und wie
entſchuldigend ſagte er zu den verblüfften Beſuchern: „Nix für
ungut, die Herken, aber ich habe der Zöllner=Miene in Schön
rſprochen, den alten Krug noch heute ferti
Und verſprochen bleibt verſprochen, trotz aller Tauſend=
Pfund=
ſcheine der Welt!”
Das Gerücht don dem Reichtum Fürbringers war binnen
kurzer Zeit wie ein Lauffeuer durch Gründorf. Und von Stund
an war es aus mit der Ruh’ und dem Frieden des Alten am
Weidenbuſch. Der Barbier Winter, der alltäglich mit dem Rade
nach der Stadt fuhr und Geſchäfte auf der Poſt, Sparkaſſe und
Bahn für die Dorfgenoſſen verſorgte, war der erſte, der bei
Für=
bringer dorſprach. Schon von weitem riß der devote
Schaum=
ſchläger ſeinen Hut vom Kopfe, machte drei oder vier tiefe
Bück=
linge vor dem Alten und ſtand nun mit entblößtem Haupte und
gebogenem Rücken vor Fürbringer, den er bisher all die Jahre
kaum beachtet hatte: „Wenn der Herr Fürbringer befehlen,
werde ich gern die Tauſendpfundnote an der Genoſſenſchaftsbank
in Eibenſtock einwechſeln, werde ein Bankdepot eröffnen und
überhaupt alle Börſen= und Bankgeſchäfte für den Herrn
Für=
bringer erledigen, reell und mit geringer Proviſion.”
Der Pfannenflicker ſchaute auf. Sein klares, kluges Auge
zeigte Ekel und Verdruß. Scher Dich zum Kuckuck! Aber auf
der Stelle, Schmarotzer!” ſchrie er und griff nach der Zange, um
ſie nach dem Barbier zu werfen, doch der ſprang auf ſein Rad
und fuhr fluchend davon.
Der Maurermeiſter Schicketanz, ein hochmütiger und reicher
Bauunternehmer, trat an Fürbringers Haus: „Grüß: Gott, Herr
Fürbringer!‟ Der alte Pfannenflicker ſah kaum auf. Herr
Schicketanz hatte ihn vor Jahren, als er um Arbeit im Hauſe
des Bauunternehmers fragte, mit dem Hunde vom Hofe jagen
laſſen. „Na, na, alter Freund! Sie werden mir doch die
Ge=
ſchichte von annodazumal nicht nachtragen! Wiſſen Sie, ich war
damals noch nicht lange im Ort und wußte nicht, daß Sie der
allgemein geachtete und hochangeſehene Fürbringer ſind. Alſo
wieder Frieden, hes!‟ Er hielt dem Alten die Hand hin, doch
der ſah die nicht. „Iſt ſchon vergeſſen” murmelte er, und arbeitete
weiter. „Na, ja, und nun ſind Sie ein reicher Mann. Geld
ver=
pflichtet, das heißt, wer welches hat, muß welches ausgeben und
muß ſeinen Verhältniſſen entſprechend leben! Wiſſen Sie, Herr
Fürbringer, ich baue Ihnen hier ein nettes kleines Villachen her
und der Tiſchlermeiſter Vollbrecht, ach, da kommt er ja gerade!”
Franz Vollbrecht, der allzeit freundlich zum alten
Pfannen=
flicker geweſen, trat hinzu: „Na, gratuliere, Herr Fürbringer,”
lachte freundlich und ſchlug ihm kameradſchaftlich auf die
Schul=
ter.” — „Dank auch ſchön, Herr Vollbrecht!” erwiderte der Alte.
Der Bauunternehmer Schicketanz ſagte nun, und zwinkerte
da=
bei dem Tiſchler mit den Augen zu: „Na, Vollbrecht, ich habe
ſoeben mit unſerem verehrten Herrn Fürbringer ein Geſchäft
abgeſchloſſen: ich baue ihm ein freundliches Landhaus und Du
ſollſt ihm das Haus ausmöblieren; weißt Du, ein paar
anſtän=
dige Klubmöbel und ein hübſches Speiſezimmer .
„Reden Sie kein Blech, Herr Schicketanz”, murmelte der Alte
und legte eine neue Ringlage Draht um den Tonkrug, als gerade
der Bauer Fritzſching ſich zugeſellte. „Tag Leut! Hab’ die Ehr,
Herr Fürbringer!‟ Der lächelte vor ſich hin wie einer, der zwar
die Welt in ihrer ganzen Erbärmlichkeit längſt geahnt, aber dem
die Nichtswürdigkeit der Menſchheit erſt jetzt zum vollen
Bewußt=
ſein kommt. Der Bauer Fritzſching fragte: „Iſt es denn wahr,
Herr Fürbringer?‟ Der Pfannenflicker entſann ſich nicht, in den
letzten vier Jahrzehnten jemals mit dem Anruf „Herr” beehrt
worden zu ſein, und nun auf einmal ſchwirrte das Wörtlein nur
ſo um ihn herum. Das vertiefte ſein Lächeln der Erkenntnis.
„Freilich iſt’s wahr! Der Herr Pfarrer hat es mir ſelbſt
er=
zählt!” beſtätigte Herr Schicketanz. „So, dann machen wir ein
Geſchäft miteinander, Herr Fürbringer”, meinte ſicher der Bauer
Fritzſching. „Sie kaufen mir mein Gut ab, gelt, und ſind ein
reicher Bauer.”
„Ausgeſchloſſen!” fuhr Schicketanz auf, „wollen Sie mir
mein Geſchäft verderben, das ſollte Herrn Fürbringer einfallen,
in ſeinen alten Tagen noch ein Bauer werden und ſich abrackern!
Er läßt ſich von mir eine Villa bauen und Vollbrecht macht die
Möbel . . . ." „Und in der Kutſche fährt der Herr Fürbringer!“
ſchrie von weitem der Pferdehändler Sachſe, „ich verſorg ihm
ein Paar Schimmel und einen Jagdwagen, gelt, Herr
Fürbrin=
ger?” Jedoch der Bauer Fritzſching zürnte auf: „Wie könnt Ihr
den alten Herrn in eine Villa einſperren wollen!” — „
Un=
anſtändig iſt von Ihnen, Fritzſching das Geſchäft abzujagen,
ausgerechnet Sie, von dem jeder weiß .. ."
Und ſo brüllten und ſtritten die vier Männer weiter hin und
her und kämpften um die Millionen des Alten. Der ſe5 zanz.
ruhig auf ſeinem Grasplätzel und flickte an ſeinem Tonkrug.
Ein göttlicher Philoſoph!! Aber jetzt, als die Männer
handgreif=
lich werden wollten, ſtand er auf und ſagte ſchlicht: „Leut’, was
hat’s denn?! Das läßt ſich ja im Frieden regeln, gleich geht’s
los, paßt auf!‟ Er nahm ſeine Pſeife aus der Taſche, ſtopfte ſie
umſtändlich und ſchritt zur Tür des Hauſes. — „Hier Feuer,
bitte, Herr Fürbringer!” ſchrien ihm die dier wackeren Männer
nach, drei Streichhölzer und ein Benzinfeuerzeug flammten auf
und leuchteten hinter dem Millionär her wie kleine ſchäbige
Fak=
keln. Aber Sebaſtian Fürbringer nahm keines der Flämmchen.
Er ſchritt zum Herd, in dem luſtig ein paar Birkenhölzer
praſſel=
ten, nahm ſeine Kappe vom Kopf, griff hinein, erfaßte das darin
liegende Papier und knüllte es zuſammen, überlegte einen
Augenblick, dann lächelte er ſo gütig verſtehend und erhaben und
ſchob das langgedrückte Papier in den Birkenbrand und zündete
ſich bedächtig die Pfeife damit an. Und wie der Fidibus
auf=
leuchtete und ſich ringelte in der Glut, erkannte Schicketanz die
Tauſendpfundnote. „Fürbringer!” ſchrie er auf und wurde
ſchneeweiß im Geſicht, und zeigte mit ſtarrer Hand auf die
Bank=
note. Die anderen ſahen es und wollten dem Alten das Geld
wegreißen. Aber zu ſpät. Ein paar Aſchekrümel flatterten zu
Boden.
„So, jetzt hätt’ ich mei” Ruh wieder!” liſpelte der Philoſop!
und lachte ganz glücklich den fluchend fortſchreitenden Männern
nach.