Darmstädter Tagblatt 1923


04. Februar 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenz eitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 34

Sonntag, den 4, Februar 1923

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Teleph
Honntag e
fordſeeware.

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Wurſt,
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en Preiſen.
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kauf von
, Lumpen
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en Preiſen,
Langgaſſe!
aufsſtelle. (*91
rompt ausgefücht.

Platin
in Bruch uud
Gegenſtände
iſſe und
cheine‟
ten PreiſenA
Herl
Kirchſtraße

gung.

Deutſche Proteſte.
Berlin, 3. Febr. (Wolff.) Die deutſche Regierung
ſequftragte ihre Vertreter in Paris, London und Brüſſel, anläß=
ich
der weiteren Ausweiſungen deutſcher Beamten
ind deren Familien aus dem beſetzten Gebiet der franzöſiſchen,
elgiſchen und engliſchen Regierung folgende Proteſtnote zu
berreichen:
Die interalliierte Rheinlandkommiſſion hat neuerdings fol=
ende
Ausweiſungen von Beamten mit Familien aus dem be=
etzten
Gebiet angeordnet: 1. Polizeipräſident Freiherr Korſ; in
ſachen; 2. Oberregierungsrat v. Wedeſ=Pcxlow, Wiesbaden;
Landrat Dr. Varain; 4. Landrat Scheuern, Untertaunuskreis;
Landrat v. Trotha, Untertaunnskreis; 6. Landrat Niewoehner,
5r. Goarshauſen; 7. Regierungsrgt Bertſch, Ems; 8. Regierungs=
at
Dr. Baſten, Aachen; 9. Regierungsſekretär Venderbel, Ems;
0. Regierungsſekretär Schalloehr, Ems; 11. Regierungsſekretär
Froeſe, Ems: 12. Regieungsaſſeſſor v. Dombois, Kreuzuach;
3. Zolldirektor Hornickel, Wiesbaden: 14. Zolldirektor Niege,
udwigshafen, 15. Zollrat Koſt, Kaiſerslautern: 16. Zollrat
ötern, Landau; 17. Zollrat Hellwig, Bingen; 18. Zollrat Roſen=
rock
, Düren; 19. Zollrat Doerr. Worms, 20. Oberzollinſpektor
jäumer, Worms; 21. Zollinſpektor Voß, Trier; 22. Oberzoll=
kretär
Kotyrba, Prüm; 23. Oberzollſekretär Sommer, Prüm;
4. Regierungsrat Wagner, Trier; 25. Forſtmeiſter v. Kempis,
latzenellenbogen; 26. Forſtmeiſter Müller, Naſſau; 27. Ober=
örſter
Kroſch, Diez: 28. Bürgermeiſter Hill, Alzey: 29. Stadt=
kretär
Biſtram, Rheinbach; 30. Hauptſchriftleiter Gorrenz,
Ziesbaden; 31. einer Angeſtellten der Reichsbank in Aachen
amens Gerienne.
Im Auftrage meiner Regierung lege ich auch gegen dieſe
echts= und vertragswidrige Maßnahmen der interalliierien
theinlandkommiſſion Verwahrung ein.
Eine Abſchrift des Proteſtes wwird der interalliierten Rhein=
undkommiſſion
in Koblenz durch den Reichskommiſſar für die
eſetzten Gebiete überreicht.
* Koblenz, 3. Febi. (Priv.=Tel.) Der Reichskommiſſar für
ie beſetzten Gebiete, Fürſt Hatzfeld, war von der interalliierten
theinlandkommiſſion aufgefordert worden, an die hauptſäch=
chſten
Beamten des beſetzten Gebietes ein Rundſchreiben weiter=
ugeben
, in dem unter Berufung auf die angebliche Rechtsauffaſ=
ung
des Reichsgerichts die Behauptung aufgeſtellt wurde, daß
ſe Ordonnanzen der Rheinlandkommiſſion, ganz ungbhäugig
avon, ob ſie gegen das Völkerrecht und den Verſailler Vertrag
erſtießen, für die Beamten verbindlich ſeien.
Der Reichskommiſſar hat die Weitergabe dieſes Rundſchrei=
ens
mit einer Note an den Präſidenten der interalliierten Kom=
ziſſion
abgelehnt, in der er auf Grund der Inſtruktionen
er deutſchen Regierung darauf hinweiſt, daß die von der Rhein=
undkommiſſion
angeführte Entſcheidung des Reichsgerichis
inem Urteil entſtamme, dem ein Tatbeſtand aus der Ueber=
angszeir
zwiſchen dem Waffenſtillſtand und dem Inkrafttreten
es Friedensvertrages zugrunde liege. Ferner zeige die Begrün=
ung
des Uirteils, daß das Reichsgericht nur ſolche Ordonnanzen
m Auge habe, welche die interalliierte Rheinlandkommiſſion nach
Naßgabe des Rheinlandabkommens erlaſſen habe. Der Reichs=
ommiſfar
beſtreitet aber, daß die Ordonnanzen 132 und 138 dem
iheinlandabkommen entſprechen, da ſie ausgeſprochenerweiſe
Zwecke verfolgen, die völlig außerhalb jeglichen Zuſammenhanges
nit der Beſatzung und der Sicherheit der Beſatzungsarmee ſtehen.
Dieſe Verordnungen ſeien formell und materiell nichtig.

Vom Tage.
Der frühere baheviſche Juſtizminiſter und lebenslängliche Reichsrat
der Krone Bayerns Heinrich Ritter v. Thelemann iſt im Alter von
72 Jahren geſtorben.
Der Bahnhofsvorſteher in Ingelheim wird wuegen der Zugentgleijung
in Koblenz vor ein Kriegsgericht geſtellt werden, weil er dieſe Zugeut=
gleiſung
abſichtlich herbeigeführt haben ſoll.
Der Generalſtab der Beſatzungsarmee hat angeordnet, Flugzeug=
geſchwader
über das unbefetzte Deutfchland zu entſenden und Flugblätter
gegen die deutſche Regierung und die deutſchen Unternehmer abwerfen
zu laſſen.
Das franzöſiſche Miniſterium des Auswärtigen hat der deutſchen
Botſchaft in Paris geſtern abend den Proteſt wegen der Beſchlagnahme
der Eſſener Krankenhäufer unter Verweigerung der Annahme zurück=
gefandt
. Zugleich erklärte das Miniſterium der Botſchaft em für alle=
mal
, daß es alle Noten, die nicht in angemeſſenen Ausdrücken gehalien
ſeien, ebenſo zurückſchicken werde.
Wie verlautet, trifft die amerikaniſche Rüſtungsinduſtrie Vorberei=
tungen
, um die Friedenspvoduktion zurückzuſtellen, da ſie in der nächſten
Zukunft namhafte Rüſtungsaufträge aus Europa erwarte.
Der Völkerbundsrat hat geſtei den bekaunten Finanzſachverſtändi=
gen
Avenol zum zweiten Generalſekretär des Völkeybundes an Stelle
eines abgehenden franzöſiſchen Mitgliedes des Generalſekretariats er=
nannt
.
Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, organiſieven die
Litauer eine meue Aushebung in Wilna mit der Abſicht, den Staats=
ſtreich
gegen Memel zu wiederholen. Es werde augenblicklich ein großer
Teil der lit iſchen Armee in der Gegend von Dwinsk= Grodno zu=
ſammengezogen
.
Die Grazer Tagespoſt meldet aus Sofia: Als vorgeſtern der Mini=
ſtenpräſident
Stambulinsci die Nationalverſammlung verließ, haben dier
Perſonen ein Attentat auf ihn verübt, indem ſie eine Bombe warfen
und dier Schüſſe abgaben. Der Chauffeur des Miniſterpräfidenten iſt
tot, ſein Diener und ein Polizeimann ſchwer berletzt, während Stam=
bulinski
unverletzt geblieben iſt. Zivei Attentäter ſind verhaftet worden.
Sie gehören der ſogen, Komtatſchi=Organiſation an.

Dollarkurs in Frankfurt am 3. Februar,
abends 1a7 Uhr: 37 500.

Die Lage im Direktionsbezirk Mainz.

Fortdauer des Eiſenbahnerſtreißs.
* Mainz, 3. Febr. (Priv.=Tel.) Der Eiſenbahner=
ſtreik
im Direktionsbezirk Mainz, ſoweit er beſetzt
iſt, dauert unverändert an. Auch heute konnte noch
keine Einigung über die ſtrittigen Punkte erzielt werden. Heute
früh iſt bei Ingelheim ein von den Franzoſen gefahrener Zug
entgleiſt. Menſchenleben ſollen dabei nicht gefährdet wor=
den
ſein.

Bollgrenzbahnhof Höchſt am Main.
Bewaltſamer Eingriff in den Verkehr. Stillegung des Betriebs. Einrichtung
neuer Kontrollſtellen. Verhaftungen und Ausweiſungen.

Frankfurt a. M., 3. Febr. (Wolff.) Wie bekannt, haben
die Franzoſen in den letzten Tagen damit begonnen, die an der
Brenze des beſetzten und unbeſetzten Gebietes gelegenen Bahn=
löfe
zu Zollgrenzbahnhöfen planmäßig zu entwickeln.
Der Bahnhof Höchſt a. M. bildet offenbar ein Glied in dieſer
Rette. Hier haben die Franzoſen, wie wir von unterrichteter
Seite erfahren, geſtern nachmittag einen aus dem beſetzten Gebiet
ommenden und zum Teil für das unbeſetzte Gebiet beſtimmten
Hüterzug angehalten und die Herausgabe der Begleitpapiere von
dem Eiſenbahnperſonal verlangt. Getreu den Weiſungen des
Reichsverkehrsminiſters, bei der Einrichtung der Zollgrenze unter
einen Umſtänden mitzuwirken, hat das Perſonal geſchloſſen das
Anſinnen der Franzoſen abgelehnt. Dieſe ſind darauf dazu über=
zegangen
, dem leitenden Beamten in Höchſt, wie auch anderen
Eiſenbahnern hohe Geld= und Gefängnisſtrafen für den Fall
unzudrohen, daß ſie bei ihrer Weigerung verharrten. Das Per=
onal
ließ ſich indeſſen nicht einſchüchtern. Es ſchickte ſich pflicht=
gemäß
an, das Verſchiebegeſchäft auszuführen, ſah ſich aber bald
Zezwungen, das Rangieren einzuftellen, da die Franzoſen es mit
Waffengewalt verhinderten und das Perſonal bedrohten. Das
Beſamte Perſonal des Bahnhofes Höchſt hat gegen dieſes Vor=
Behen Einſpruch erhoben.
Am ſpäten Abend, nach Abgang des letzten Zuges, beſetzte
eine ſtarke franzöſiſche Wache den Bahnhof, ſperrte
den Zugang zu den Bahnſteigen, und entſandte Wachen mit
Aufgepflanztem Seitengewehr nach den Stellwerken und anderen
Sctriebsſtellen. Heute früh wurde dem Perſonal der Zutritt zu
den beſetzten Dienſträumen von den Franzoſen unterſagt. Im
Tauſe des heutigen Vormittags hat deshalb das Perſonal des
Bahnhofs Höchſt beſchloſſen, den Bahnhof um 1uhr ſtill=
ulegen
. Ein Verkehr von Höchſt nach Hochheim und
Ooden iſt damit unmöglich geworden. Wie ſich der Verkehr
Im übrigen entwickelt, iſt noch nicht zu überſehen. Die Eiſenbahn=
Olkeltion Frankfurt a. M. wird die Oeffentlichkeit über die Sach=

lage durch die Preſſe unterrichten; es darf aber nicht überſehen
werden, daß bei den augenblicklichen Verhältniſſen die Lage ſich
ſtündlich ändern kann. Vorausſichtlich wird der Betrieb
FrankfurtNied und von Kriftel in Richtung
Limburg aufrecht erhalten.
Berlin, 2. Febr. (Wolff.) Nach Blättermeldungen ſind
neue franzöſiſche Kontrollſtellen eingerichtet wor=
den
, ſodaß die Linie Elberfeld Köln unter Kontrolle
ſteht. Die Franzoſen werben Arbeiter zu einem Tageslohn von
40 000 Mark zum Kippen. Bisher haben ſich deutſche Arbeiter
nicht gemeldet. Im Bezirk Mainz iſt der Betrieb noch nicht
wieder aufgenommen worden, da eine Entlaſſung des verhafteten
Perſonals noch nicht erfolgte. In Trier iſt der Betrieb wieder
aufgenommen worden, nachdem die Befatzung zurückgenommen
wurde. In Köln wird der Betrieb allmählich aufgenommen.
Düſſeldorf, 3. Febr. (Wolff.) Die Beſatzung richtete auf
dem Bahnhof Hengſti nördlich von Hagen eine Kontroll=
ſtation
ein und entfernte das deutſche Perſonal. Sie hält alle,
nicht nur die Kohlenzüge an. Der Bahnhof iſt infolgedeſſen ver=
ſtopft
. Der Regierungspräſident von Düfſeldorf hat bei den Be=
ſatzungsbehörden
Schritte getan, um eine Lockerung des Verlehrs
auf dieſem für die Lebensmittelſendungen aus Süd=
weſtfalen
und Mitteldeutſchland wichtigen Bahnhof herbeizufüh=
ren
. In Hagen und Witten werden die Kohlentransporte auf
Laſtwagen von der Beſatzung angehalten und gezwungen, auf der
Landſtraße zu entladen.
Dortmund, 3. Febr. (Wolff.) Der Reichspoſt=
miniſter
richtete an den ausgewieſenen Präſidenten der Ober=
poſtdirektion
, Ernſt, nachſtehendes Telegramm: Wegen der
Ihnen durcy Ihr mannhaftes Auftreten gegenüber der Be=
ſatzungsbehörde
entſtandenen leidvollen Mühſale und Entbeh=
rungen
ſpreche ich Ihnen mein aufrichtiges Bedauern aus. Ich
bitte Sie, die Geſchäfte der Oberpoſtdirektion Dortmund nach
Möglichkeit auch weiter von einem geeigneten Orte Ihres Be=
zirks
zu leiten.
Wie wir hören, ſchlug der Präſident ſeinen Amtsſitz in
Soeſt auf.
Aachen, 3. Febr. (Wolff.) Generaloberarzt Dr. Krebs
vom Landesbad Aachen iſt geſtern mittag derhaftet worden
und wurde im Auto weggeſchafft.

Die Woche.
Der völlige Mißerfolg der Franzoſen im Ruhrgebiet iſt der
Anlaß zu weiteren Sanktionen‟ Am Abend des 31. Januar
wurde der deutſchen Regierung eine neue franzöſiſche Note über=
mittelt
, welche unter Bezugnahme auf den Paragraphen 18 An=
hang
2 Teil 8 des Verſailler Vertrages die deutſche Regiernng
davon in Kenntnis ſetzt, daß vom 1. Februar keine Verſendung
von Kohlen und Koks aus dem beſetzten Gebiet nach dem übri=
gen
Deutſchland mehr ſtattfinden wird‟. Beſonders bemerkeus=
wert
iſt, daß auch in dieſer Note nochmals wieder betont wird,
daß die Maßnahmen, die ſeitens der franzöſiſchen und belgiſchen
Regierung unter Mitwirkung der italieniſchen Regierung getrof=
fen
worden ſind, um Deutſchland zur Lieferung der Fraukreich
geſchuldeten Kohle zu veranlaſſen, keineswegs den Cha=
rakter
eines militäriſchen Unternehmens tra=
gen
. So lächerlich dieſe Behauptung in Anbetracht der tat=
ſächlichen
Vorgänge im Ruhrgebiet an ſich iſt, wenn man ſich auf
dieſen Standpunkt ſtellt, entfällt auch der letzte Scheingrund für
ein Reiht franzöſiſcher Generäle, im deutſchen Ruhrgebiet Be=
fehle
zu erteilen. Herr General Degoutte hat den Düſſeldorfer
Regierungspräſidenten Dr. Grützner davon in Kenntnis geſetzt,
daß auf Befehl der franzöſiſchen und belgiſchen Negierung die
Ausfuhr von Kohlen und Koks aus dem beſetzten in das unbe=
ſetzte
Deutſchland vom 1. Februar verboten ſei, und an dieſe Mit=
teilung
den weiteren Befehl geknüpft, die Ankündigung an die
in Frage kommenden Behörden weiterzugeben. Mit würdigen
Worten hat Dr. Grützner die Ausführung dieſer Anordnung ab=
gelehnt
und gegen das Kohlenausfuhrverbot entſchiedenſten Ein=
ſpruch
eingelegt mit der Begründung, daß er darin entgegen den
Zuſicherungen Degouttes eine Kriegsmaßnahme ſehen müſſe, die
eine Verletzung des Völkerrechts darſtelle. Eine Verletzung des
Völkerrechts! Während des Krieges hat ſich die ganze Welt
moraliſch entrüſtet über erlogene Völkerrechtsverletzungen durch
Deutſchland. Die Zahl der tatſächlichen und unanfechtbaren
Völkerrechtsverletzungen durch Frankreich iſt Legion, aber kaum
irgendwo in der Welt findet jemand ein Wort gegen ſie.
Ich lehne es ab, unſere Diplomatie von unſeren Finanzen
abhängig zu machen; ich weiß, daß eine pekunjäre Wunde nicht
tödlich iſt. Wir gehen ganz einfach, und ich fühle
mich dabei ſehr wohl, der dauernden Beſetzung
des linken Rheinufers entgegen. Mir für meinen
Teil würde es wehe tun, wenn Deutſchland zahlte. Dann müß=
ten
wir das Rheinland räumen, und ſo würden wir den Nutzen
unſerer Erperimente verlieren, die wir unternehmen, um fried=
lich
, aber mit den Waffen in der Hand, die Bevölkerung
am Ufer des Grenzfluſſes zu erobern. Halten Sie es für beſ=
ſer
, das Geld einzukaſſieren oder neues Gebiet zu erwerben? Ich
für meinen Teil ziehe die Beſetzung und die Eroberung dem
Geldeinſtreichen und Reparieren vor. Daher werden Sie es ver=
ſtehen
, warum wir eine ſtarke Armee, einen wachen Patriotismus
brauchen, und daß das einzige Mittel, den Verſailler Vertrag zu
retten, darin beſteht, es ſo zu arrangieren, daß unſere
Gegner, die Beſiegten, ihn nicht einhalten können.
Wenn Deutſchland die in Verſailles eingegangenen Verpflichtun=
gen
erfüllte, wäre es um die Machtunſerer Armee getan.
Dann müßte abgerüſtet werden."
So ſprach Herr Poincaré am 26. Juli 1922 zu einigen
franzöſiſchen Journaliſten. Die zyniſche Offenheit von damals
iſt immer noch ſympathiſcher als die jetzigen Verſuche, die Wahr=
heit
zu entſtellen. Das offizielle Organ der Sowjets, die Js=
weſtija
veröffentlichte vor einigen Tagen den Ausſpruch Poin=
carés
, daß die ins Ruhrgebiet eingefallenen franzöſiſchen Trup=
pen
nur zum Schutz der Ingenieurkommiſſion beſtimmt ſeien,
und ſetzte darunter ein Spottbild auf Poincaré, welches ihn vor
einer in Paradeſtellung aufmarſchierten franzöſiſchen Soldaten=
kolonne
zeigt, umgeben von franzöſiſchen Offizieren. Unter das
Bild aber ſind folgende Poincaré in den Mund gelegte Worte
geſetzt: Mithin, Kameraden, hört auf Eure Kompagnie= und
Zugingenieure, auf das Kommando Feuer! werden Patronen
nicht geſpart.
Seit der Beſetzung des Ruhrgebiets hat im kommuniſtiſchen
Lager der verſchiedenen Länder eine fieberhafte Tätigkeit einge=
ſetzt
, und aus allen Aeußerungen iſt zu erſehen, welche großen
Hoffnungen man auf die Erſchütterungen ſetzt, die Frankreichs
Verbrechen über Deutſchland und weiter über ganz Europa brin=
gen
wird. Die Politik Poincarés iſt Waſſer auf die Mühle der
franzöſiſchen Kommuniſten, ſie ſchafft den beſten Boden für die
Verbreitung der kommuniſtiſchen Idee und ſchließt die Reihen
der Partei feſt zuſammen, ſo äußerte ſich der franzöſiſche Kom=
muniſt
Loriot einem Korreſpondenten der Kraßnoje Gaſeta
gegenüber. Der Stockholmer Socialdemokraten das Organ
des Herrn Branting und der ſchwediſchen Sozialdemokratie, deſ=
ſen
wahrlich nicht gerade deutſchfreundliche Haltung während
des Weltkrieges und bis in die allerjüngſte Zeit hinein noch er=
innerlich
ſein dürfte, ſchrieb nach dem Beginn der Ruhraktion:
Es iſt nur allzu ſehr zu befürchten, daß die Ruhrokkupation
auf lange Zeit die Hoffnungen auf eine wirtſchaftliche Geſundung
Europas zunichte macht und daß ſie deshalb für alle Staa=
ten
Europas ſchädlich iſt. . . Frankreich kaun dabei nichts
gewinnen, als die höchſt zweifelhafte Ehre, in der Geſchichte als
dasjenige, Land zu gelten, deſſen Handlungen zum
vollſtändigen Chaos in unſerem Weltteil führten.
Der erklärte Franzoſenfreund dürfte mit ſeinen Ausführun=
gen
der Wahrheit einigermaßen nahekommen, und wenn der
Londoner Berichterſtater des Echo de Paris recht hat mit ſeiner
Meldung, daß Branting die Frage der Ruhrbeſetzung vor den
Völkerbund bringen werde, ſo würde das immerhin in gewiſſem
Sinne bezeichnend ſein für die allgemeine Stimmung in Europa.
Daß dieſe Stimmung jedoch irgendwelche praktiſchen Ergebniſſe
zeitigt, iſt keineswegs anzunehmen. Das alte Wechſelſpiel, das
wir ſeit drei Jahren zur Genüge kennen, iſt wieder im Gange.
Im gleichen Augenblick, in dem die Franzoſen in das Ruhr=
gebiet
eingedrungen ſind, hat die Haltung Frankreichs den Fort=
gang
der Lauſanner Friedenskonferenz auf das ſchwerſte ge=
fährdet
, wobei man in Paris von dem Gedanken ausging, daß
eine Feſtlegung Englands im nahen Orient etwaigen Störungen
ſeiner Rheinlandpläne vorbeugen werde, und andererſeits gibt
man jetzt von London aus den Franzoſen zu verſtehen, daß
England in der franzöſiſchen Ruhraktion eine Bedohung ſehen
könnte falls man über das Orientgeſchäft nicht einig würde.
Der Völkerbundsrat tagt in Paris, um die Kuliſſe abzugeben
für die imperialiſtiſchen Pläne der Weſtmächte. Frankreich wird
kein Mittel ſcheuen, weſches ihm geeignet erſcheint zur Förderung

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. Februar 1823.

Nummer 34

ſeiner europäiſchen Ziele, und man muß ſich in Deutſchland dar=
über
klar ſein, daß der Verſuch, die Länder der kleinen Entente
gegen Deutſchland mobil zu machen, mit allem Nachdruck von
Paris aus wiederholt werden wird.
Das deutſche Volk in allen ſeinen Schichten iſt ſich darüber
klar, daß es unter den ſchwerſten Bedingungen den Kampf um
ſein Daſein führen muß, und dieſes Bewußtſein wird die deutſche
Widerſtandskraft ſtärken gegen alle Angriffe. Die einmütige Er=
hebung
des geſamten Volkes gegen fremde Bedrückung gibt uns
die felſenfeſte Gewißheit, daß der Kampf um Deutſchlands Exi=

ſtenz zum guten Ende führen wird.

II.

Beſchlüſſe der Reparationskommiſſion.
Paris, 3. Febr. (Wolff.) Die Reparationskommiſſion ver=
öffentlicht
folgende amtliche Mitteilung:
Die Reparationskommiſſion trat am geſtrigen Freitag und
heute vormittag 10,15 Uhr unter dem Vorſitz Barthous zuſam=
men
und kam zu folgenden Ergebniſſen:
1. Die Reparationskommiſſion beſchloß, das im Auſchluß an
die Anhörung der Vertreter der deutſchen Regierung am 17. No=
vember
das von ihr aufgeſtellte Programm für die von Deutſch=
land
im Jahre 1923 zu leiſtenden Holzlieferungen aufrecht zu
erhalten;
2. die Reperationskommiſſion übermittelte ferner Deutſch=
land
ins Einzelne gehende Angaben betreffend eines Poſt=
dampfers
, der von Deutſchland für die Rechnung Frankreichs
gebaut werden ſoll:
3. die Reparationskommiſſion beſchäftigte ſich mit der Frage
der in Ausführung des Entſcheides des Hamburger Schieds=
gerichts
von Deutſchland den deutſchen Reedern gezahlten Ent=
ſchädigung
. Die Kommiſſion richtete ein Schreiben an den
Reichskanzler, in dem ſie darauf hinweiſt, daß durch die teilweiſe
Zahlung dieſer Entſchädigung ohne Mitteilung an das Garantie=
komitee
Deutſchland gegen die Beſtimmungen des Memoran=
dums
vom 18. Juli 1922 verſtieß;
4. die Reparationskommiſſion hat ſchließlich nach Kenntnis=
nahme
des Schreibens der Kriegslaſtenkommiſſion vom 1. Fe=
bruar
1923 beſchloſſen, daß dieſes Schreiben keine Antwort er=
fordere
, und daß die Entſcheidung der Kommiſſion vom 26. Ja=
nuar
1923 mit allen Konſequenzen aufrechterhalten wird.
Der engliſche Delegierte hat ſich der Abſtimmung zu den
Punkten 1, 2 und 4 enthalten.
Paris, 3. Febr. (Wolff.) Havas berichtet: Die Repara=
tionskonuniſſion
nahm auf Vorſchlag Barthous und des belgi=
ſchen
Delegierten Delacroix mit drei Stimmen bei Stimment=
haltung
des britiſchen Delegierten folgende Reſolution an:
Nachdem die Reparationskommiſſion von der Antwort
Deutſchlands vom 1. Februar Kenutnis genommen hat, hält ſie
ihre Entſchließung vom 26. Januar mit ihren Folgen aufrecht.
Bekanntlich hat die Reparationskommiſſion durch dieſe Ent=
ſchließung
die Bewilligung des Moratoriums an Deutſchland ab=
gelehnt
und den Zahlungsplan vom 5. Mai 1921 wieder in Kraft
geſetzt. Weiter hat die Reparationskommiſſion wieder bei der
Stimmenthaltung des britiſchen Delegierten beſchloſſen, das Pro=
gramm
der Holzlieferungen, wie es im Juli feſtgelegt wurde,
beizubehalten.
Amerika wartet ab.
TU. Waſhington, 3. Febr. Ein Antrag verſchiedener
Parteien wünſcht, daß die Vereinigten Staaten nunmehr im
Ruhrgebiet eingreifen. Darauf hat das Weiße Haus erklärt, daß
Frankreich jetzt nicht allein die Verantportung tragen könne und
wolle, die europäiſche Situation zu regeln, ſondern daß Amerika
einen geeigneten Moment abwarten müſſe, um der alten Welt
zu Hilfe zu kommen, um endlich ihrer Schwi=kigkeiten Herr zu
werden.
TU. Wafhington, 3. Febr. Das Staatsdepartement
verſichert, daß Präſident Harding General Allan, der nach der
Abreiſe der amerikaniſchen Truppen noch in Koblenz zurückge=
blieben
iſt, angewieſen hat, in Zukunft nicht mehr an den Be=
ratungen
der Rheinlandkommiſſion, wenn auch nur als Beobach=
ter
, teilzunehmen.
Ein engliſch=amerikaniſches Uebereinkommen.
London, 3. Febr. Reuter mieldet aus Waſhington:
Bei den engliſch=amerikaniſchen Schuldenverhandlungen ſind
beide Parteien übereingekommen, daß der Betrag der Schuld
auf 46,04 Millionen Dollar feſtgeſetzt werden ſoll, 4 Millionen
ſind davor in bar zu bezahlen. Für den Reſt ſoll England Obli=
gationen
ausgeben, die in jährlichen Raten einlösbar ſind und
auf Wunſch alle drei Jahre bezahlt werden können. Die erſte
Rate ſoll 23 Millionen Dollar betragen. Die Rate wird dann
allmählich ſteigen und im letzten Jahre 175 Millionen Dollar
ausmachen. Der Zinsſatz iſt halbjährlich zu bezahlen. Er be=
trägt
3 Prozent bis 1933 und danach 3½ Prozent. Obgleich die
Schuldenregelung dem Kongreß offiziell noch nicht vortiegt, kamn
es bereits zu einer lebhaften Ausſprache darüber.

Konzert.
E.N. Aus Anlaß ſeines 11jährigen Stiftungsfeſtes veran=
ſtaltete
der Darmſtädter Schwimmklub Jung=Deutſchland ein
Feſtkonzert im Städtiſchen Saalbau. Eine umfangreiche Vor=
tragsfolge
war mit muſikaliſchen Leckerbiſſen ausgeſtattet, hervor=
ragende
Kräfte des hieſigen Muſiklebens wirkten mit, und trotz=
dem
war der Saal nicht vollbeſetzt. Ja, wenn der geplante
geſellſchaftliche Teil ſich angeſchloſſen hätte, dann wäre auch beim
Konzert alles überfüllt geweſen. Für ein ſolches, mehr geſell=
ſchaftlich
intereſſiertes Publikum war denn auch die Vortrags=
folge
zugeſchnitten, während derjenige, der Muſik innerlich er=
leben
will, ſich kaum mit ſolchen Elite=Konzerten befreunden
kann. Herr Dr. Friedrich hob in ſeiner Begrüßungsanſprache
die Wichtigkeit der körperlichen und geiſtigen Ertüchtigung un=
ſerer
Jugend hervor und dankte den Künſtlern, die ſich in den
Dienſt dieſes Gedankens geſtellt haben.
Hervorragende Därbietungen des Drumm=Quartetts leite=
ten
den Abend ein. In ätheriſcher Weichheit, unbeſchreiblich
wohllautend, erklang ein Andante von Tſchaikowski, Hugo Wolfs
feingegliederte, muſizierfreudige und geiſtreiche Italieniſche Sere=
nade
folgte. Später trug Herr Konzertmeiſter Drumm mit be=
kannter
Meiſterſchaft Soli von Wieniawski vor, die ſeine Gattin
trefflich begleitete, ein klangſchöne Romanze und die auf
äußerſte Virtuoſität eingeſtellte A=Dur=Polonäſe. Auch die
Flötenfoli des Herrn Kammermuſikers Geißler zeigten zum Teil
das bewundernswert techniſche Können des Künſtlers, wie die
Tonſätze von Grétry und Leclair, zum Teil ſeine prachtvolle
Kantilene, und den beſeelten Ton, wie der langſame Satz von
Mozart.
Von geſauglichen Darbietungen ſeien zuerſt die herrlichen
Vorträge von Frau Johanna Heſſe, der ſtürmiſch begrüßten und
mit Beifall und Blumen überſchütteten, gefeierten Künſtlerin,
genannt. Drei Lieder von Beethoven, die ſo gegenſätzlichen Ge=
ſänge
von Egmont, und das ſchlichte, tiefe Ich liebe dich ſang
ſie zuerſt, ſpäter Engel Schmerzen und Träume von
Richard Waguer. Die eigene innere Ergriffenheit und völlige
Hingab= beim Vortrag ſichern ihr ſtets die nachhaltigſte Wir=
kung
. Herr Hoefflin trug mit ſympathiſcher Stimme und ſtil=
ſicherem
Vortrag Lieder von Hugo Wolf und Richard Strauß,
Herr Hölzlin mit vollem, edlem Stimmklang mehrere der größten
und ernſteſten Schubertlieder vor. Beide beherrſchen den Liedſtil
vorzüglich und verſtehen ſich auch in feiner, weniger draſtiſch
unterſtrichener Nuancierung, die der Konzertſaal verlangt. Die
zahlreichen Zugaben aufzuzählen, die der begeiſterte Beifall den
Hünſtlern abverlangte, würde zu weit führen. Die Begleitung
am Flü el hatte in letzter Stunde Herr Guſtav Beck übernommen,
und führte ſie in Anbetracht deſſen, daß er vieles geradezu vom
Blatt ſpielen mußte, ganz hervorragend durch. Es gibt nicht

Der Verſailler Vertrag ein Hindernis für den Frieden
Frankreichs Ländergier. Die Kultur der grande nation. Knebelung der Wahrheit,

London, 3. Febr. (Wolff.) Das Parlamentsmitglied
Collins erklärte geſtern in einer Rede über das franzöſi=
ſcheRuhrabenteuer
, die Beſetzung des Ruhrgebietes durch
Frankreich ſei keineswegs für Reparationszwecke erfolgt. Nicht
nur die franzöſiſchen Militärs wünſchten eine Annexion dieſes
Gebietes, ſondern auch die franzöſiſchen Induſtriellen, und zwar
in erſter Linie wegen der Kohlenſchätze und des Mineralreich=
tums
. Der Verſailler Vertrag ſei ein Hinder=
nis
für den internationalen Frieden.
Hattingen, 3. Febr. (Wolff.) Ueber eine ungeheuerliche
Mißhaudlung eines deutſchen Polizeibeamten
durch einen franzöſiſchen Offizier und franzöſiſche Soldaten be=
richtet
ein Augenzeuge: In Weitmar, zwiſchen Hattingen und
Bochuin, ging ein Schutzpolizeibeamter, entſprechend dem Gruß=
verbot
des Innenminiſters, an einem franzöſiſchen Offizier
grußlos vorbei. Darauf ſprang der Offizier von hinten auf
den Beamten zu und ſchlug ihn mit der umgekehrten Reitpeitſche
über den Kopf ins Geſicht und wohin er traf. Der Polizeibeamte,
der nur eine Mütze trug, taumelte ſchon nach den erſten Schlägen
und ſtürzte blutüberſtrömt zuſammen. Gleichwohl ſchlug der
Offizier in roheſter Weiſe weiter, und zwar mindeſtens dreißig bis
vierzig Schläge. Gleichzeitig rief er einen vorbeikommenden
Trupp franzöſiſcher Soldaten heran, die ſich gleichfalls auf den
Polizeibeamten ſtürzten, ihm das Koppel, das Seitengewehr und
die Piſtole entriſſen und ihn mit Fäuſten und Stiefeln bear=
beiteten
.
In Bochum wurden einigen Soldaten von einem Tankge=
ſchwader
in einer Wirtſchaft Getränke verweigert. Auf der Straße
zogen die Soldaten blank und verletzten zwei Knapp=
ſchaftsbeamte
ſchwer. In Recklinghauſen iſt der ſchrift=
liche
Befehl an die Schutzpolizei ergangen, die Beſatzungs=
offiziere
zu grüßen. Der Kommandeur der Schutzpolizei
lehnte die Ausführung des Befehls ab.
In Hattingen ſollte geſtern eine Verteilung für
minderbemittelte Sozialrentner und dergleichen erfolgen. Die
Kohlen wurden von den Franzoſen beſchlagnahmt.
Eſſen, 3. Febr. (Wolff.) Der kommandierende General
des 32. franzöſiſchen Armeekorps in Hörde hat einen Befehl er=
laſſen
, nach dem die Schupobeamten die franzöſiſchen Offiziere
zu grüßen hätten. Bei Zuwiderhandlungen würden die Schupo=
beamten
ausgewieſen. Heute nachmittag iſt der Redakteur der
Recklin ghauſer Allgemeinen Zeitung verhaftet worden.
In Dorſten werden die Kohlenzüge für die
Schweiz, Italien und Holland zurückgehalten.
Zur Zeit ſtehen dort 181 für Holland beſtimmte Wagen.
Düſſeldorf, 3. Febr. (Wolff.) Die Abteilung für
Zölle und Verbrauchsſteuern des Landesfinanzamtes
wurde von franzöſiſchen Douaniers beſetzt. Wer in die Räume
dieſer Abteilung eintrat, wurde nicht wieder herausgelaſſen.
Die deutſchen Beamten und Angeſtellten wurden gefragt, ob ſie
ſich unter franzöſiſchen Befehl ſtellen wollten, was ausnahmslos
abgelehnt wurde. Darauf wurden die Beamten nach Hauſe
entlaſſen, es wurde ihnen aber die perſönliche Ausweiſung
angekündigt und ihnen gleichzeitig mitgeteilt, daß auch ihre Fa=
milien
alsdann mit einer Friſt von vier Tagen, die zum Einpacken
der Sachen genüge, die Stadt verlaſſen müßten.
London, 3. Febr. (Wolff.) Der Mancheſter Guardian
veröffentlicht einen peſſimiſtiſchen Artikel der franzöſiſchen Sach=
verſtändigen
über das Ruhrunternehmen. Das Erſcheinen des
Artikels, der für eine bedeutende Wochenſchrift geſchrieben wurde,
wurde durch die franzöſiſche Regierung verhindert. Es heißt
darin, durch die Beſetzung des Ruhrbeckens ſei Frankreich wirt=
ſchaftlichen
und finanziellen Schwi=rigkeiten gegenübergeſtellt
worden, die es bisher nicht löſen konnte, und die es, wie zu be=
fürchten
ſei, niemals würde löſen können. Die Beſetzung des
Ruhrgebiets habe Frankreich nicht den vierten Teil der von der
Reparationskommiſſion feſtgeſetzten Kohlenmengen gebracht.
Paris, 3. Febr. (Wolff.) Havas berichtet aus London:
Seit 24 Stunden in London aus Berlin eingetroffene Nachrichten
aus verſchiedenen ernſt zu nehmenden Quellen beſagen, daß die
deutſche Regierung ſich in Kürze entſchließen werde, dem Drucke
der Okkupation Frankreichs und Belgiens nachzugeben.
Anmerkung des W. T. B.: Bei dieſer Havas=Meldung han=
delt
es ſich natürlich um ein Pariſer Fabrikat. Da die Verbrei=
tung
ſolcher Nachrichten in Paris ſyſtematiſch betrieben wird, iſt

viele Pianiſten, die ſich ſolcher Schlagfertigkeit rühmen können.
Urſprünglich als diebergang zum geſellſchaftlichen Teil ge=
dacht
, folgte ein Libellentanz, der von ſechs jungen Mädchen
mit lieblicher Ammut ausgeführt wurde. Fräulein Käte Frank
hatte ihn mit größter Sorgfalt einſtudiert. Die Bewegungen
gehörten mehr der alten Ballettkunſt an als den neueren Formen
körperlicher Ausdruckskunſt. Auch dieſe Darbietungen fanden
großen Beifall.
Werthers Piſtolen neue Goethe=
Reliquien.
* Das 150jährige Jubiläum ven Geethes Aufenthalt in
Wetzlar hat eine Ausſtellung von Denkwürdigkeiten an dieſe Zeit
gebracht, die den Werther entſtehen ließ, und damit einen blei=
benden
Gewinn geſchaffen. Das Lotte=Haus wurde geſchmack=
voll
wiederhergeſtellt, und vieles Unbekannte oder Verborgene
trat aus Familienbeſitz zutage, durch das die Sammlungen
nunmehr zu einer Sehenswürdigkeit geworden ſind. Wichtige
neue Goethe=Funde, die dabei gemacht wurden, beſpricht der
Chroniſt der Wetzlarer Goethezeit, Prof. Heinrich Gloöl, in der
Leipziger Illuſtrierten Zeitung. So ſind Werthers Piſtolen ans
Licht gekommen. Am 29. Oktober 1772 ſchickte das Urbild des
Goetheſchen Werther, der Legationsſekretär Jeruſalem, an Lot=
tes
Bräutigam Keſtner ein Briefchen, das Goethe wörtlich in
den Werther aufgenommen hat: Dürfte ich Euer Wohlge=
boren
wohl zu einer vorhabenden Reiſe um Ihre Piſtolen ge=
horſamſt
erſuchen? Die vorhabende Reiſe ging in den Tod.
Jeruſalem erſchoß ſich, nachdem er die Piſtolen erhalten hatte.
Dieſe wurden von Keſtner aufbewvahrt, von ſeinen Nachkommen
ſorgſam gehütet, und ſind zu der Jubiläumsausſtellung in die
Räume zurückgekehrt, in denen ſie einſt ſolches Unheil angerichtet
hatten. Eine dieſer Piſtolen wird als Leihgabe im Jeruſalem=
Zimmer verbleiben; es iſt nicht etwa eine ſchwere Reiterpiſtole,
ſondern ein Piſtölchen, von nur 17 Zentimeter Länge mit
1 Zentimeter=Kaliber. Ein koſtbares Buch aus Goethes Beſitz
iſt ein von Joh. Heinrich Merck in Darmſtadt für Goethe ge=
drucktes
, bisher verſchollenes Büchlein, das das Gedicht von
Oliver Goldſmith Das verlaſſene Dorf in der Originalſprache
enthält. Goethe erzählt in Dichtung und Wahrheit, daß er
dieſe Dichtung in Wetzlar im Wettbewerb. mit Gotter überſetzt
habe. Beide Ueberſetzungen ſind verloren gegangen. Aber das
engliſche Buch ſchenkte Goethe vor ſeinem Abſchied aus Wetzlar
ſeinem Freunde Keſtner, und dieſer intereſſante Band iſt nun=
mehr
aufgetaucht mit einer Widmung Goethes, die in den Ver=
ſen
beſteht: Wenn einſt nach überſtandener Lebensmüh und
Schmerzen, / Das Glück Dir Ruh= und Wonnetage gibt, / Ver=
giß
nicht den, der ach von ganzem Herzen, /. Dich und mit
Dir geliebt.

die Feſtſtellung erforderlich, daß man in Berlin nicht darar
denkt, dem von Havas freundlichſt erteilten Wink nachzukommen
Unſer Widerſtand wird fortdauern, bis der Widerſinn und di
Zweckloſigkeit der franzöſiſch=belgiſchen Aktion ihren Urhebert
ebenſo klar geſporden iſt, wie die Rechts= und Vertragswidrig
keit der Aktion ſchon heute nicht mehr beſtritten wird. Welche
Folgerungen die Franzoſen alsdann aus dieſer Erkenntnis zieher
wollen, warten wir ab.
Eſſen, 3. Febr. (Wolff.) Von gut unterrichteter Seit
wird uns geſchrieben: Die Berichterſtatter der franzöſiſchen Zei
tungen und Nachrichtenggenturen ſowie die Beamten des frau
zöſiſchen Preſſedienſtes in Düſſeldorf und Eſſen haben in der
letzten Tagen Meldungen verbreitet, wonach bei der Ruhrbedöl
kerung ein Umſchwung zugunſten der Franzoſen eingetreten ſei
Die Meldungen dieſer Art haben in der deutſchen Ruhrbevölke
tung und bei den zahlreichen im Ruhrgebiet anwefenden Be
obachtern nur Erſtaunen hervorgerufen. Angeſichts der Tatfache=
iſt
dies nur zu begreiflich. Die Ausweiſungen von Beamten un
Gewerkſchaftsführern ſind auch nicht geeignet geweſen, für di
franzöſiſchen Methoden Sympathien zu gewinnen. Die Untate
der Beſatzungstruppen, denen bereits eine Anzahl Menſchenlebe
zum Opfer gefallen ſind, haben den Willen zum kräftigen Wider
ſtand nur gefeſtigt. Die Bevölkerung an der Ruhr wird ſich abe
trotzdem nicht zu Provokationen hinreißen laſſen, da ſich da
rheiniſch=weſtfäliſche Volk des Ernſtes der gegenwärtigen Lag
voll bewußt iſt.
Der Oberpräſident der Rheinprovinz ausgewieſen
Berlin, 3. Febr. Der Oberpräſident der Rhein
provinz, Dr. Fuchs, iſt am Freitag abend aus dem beſetzte
Gebiet ausgewieſen und im Auto fortgeſchafft worder
Dr. Fuchs iſt Rheinländer.
Frankfurt a. M., 3. Febr. (Wolff.) Der Oberpräſiden
der Rheinprovinz, Dr. Fuchs, der geſtern nachmittag beim Ber
laſſen des Oberpräſidiums von den Franzoſen verhaftet und
einem franzöſiſchen Auto mit unbekanntem Ziel weggeführt hor
den war, iſt von den Franzoſen bis nach Frankfurt a. M. ge
bracht worden. Wie wir hören, wird ſich der Oberpräſident uoe
im Laufe des Tages nach Berlin begeben.
Koblenz, 3. Febr. (Wolff.) Aus Anlaß der Verhaf
tung und Ausweiſung des Oberpräſidenten d=
Rheinprovinz fand heute mittag von 11 bis 12 Uhr ein einſtür
diger geſchloſſener Proteſtſtreik ſtatt, an dem ſich ſämtlick
Behörden, Angeſtellte und Arbeiter von Koblenz beteiligter
Jeglicher Verkehr ruhte. Alle Geſchäfte waren ohne Ausnahu
geſchloſſen. Eine Deputation aus Vertretern der Beamten= un
Arbeiterorganiſationen begab ſich zur interalliierten Rheinlan!
kommiſſion, um gegen die Ausweiſung Proteſt einzulegen, ſurs
aber von franzöſiſchem Militär am Betreten des Gebäudes be
hindert. Die gegen den neuen Gewaltakt demonſtrierende Men
wurde durch franzöſiſche Truppen, die mit gefälltem Bajone
vorgingen, zerſtreut.
Verſchärfter Wirtſchaftskrieg.
Eſſen, 3. Febr. (Wolff.) Ueber die allgemeine Lage wir
gemeldet, daß die Franzoſen auf den Bahnhöfen im Oſte
des Induſtriegebiets, auf welchen allein noch Durchgangsbe
kehr herrſcht, gegen die deutſchen Eiſenbahner mi
wachſender Rückſichtsloſigkeit vorgehen. Jedo
bleiben die Eiſenbahner nach wie vor unerſchütterlich feſt. D
Bahnhof Sinſen an der Strecke NecklinghauſenHaltern wurd
heute von einem franzöſiſchen Kontrollpoſten beſetzt. Das Eifer
bahnperſonal hat gegen die Beſetzung ſchärfſten Proteſt erhobe
Der Betrieb wird jedoch aufrecht erhalten. In Lünen=Nord ve
langten die Franzoſen die Stellung von Lokomotiven, um Ko
lentransporte nach dem Weſten zu fahren. Die deutſche
Behörden haben die Stellung von Lokomotibe
verweigert. Ferner verlangten die Franzoſen die Einfü.
rung in den deutſchen Signaldienſt; auch dieſes Anſinnen wuri
abgelehnt. Infolge der durch die Franzoſen verurſachten Ve=
ſtopfung
vieler Bahnhöfe im Einbruchsgebiet ſind ſte
lenweiſe ſogar die Lebensmitteltransporte gefäh=
det
. Im allgemeinen ſind in der Verkehrslage gegenüber de
Stand von geſtern mittag Aenderungen nicht eingetreten.
Vohwinkel, 3. Febr. (Wolff.) Die Stadt Vohwinke
an der Strecke EſſenElberfeld iſt geſtern nachmittag durch frat
zöſiſche Kavallerie und Infanterie beſetzt worden.
Eſſen, 3. Febr. (Wolff.) Die Ruhrbrücke in Wer
den iſt von ſtarken franzöſiſchen Kräften beſetzt worden, d
alle über die Brücke fahrenden Kohlenautos und Wage
entladen laſſen und die Chauffeure mit entſprechenden Bor
und den Wagen zurückſchicken.
Der bekannteſte Schattenriß Lottes iſt der, den Goethe
Frankfurt in ſeinem Zimmer angebracht haben ſoll und der
vier Jahrzehnten ſtets mit der Unterſchrift Goethes: Lotte, gu
Nacht, am 17. Juli 1774 veröffentlicht wird. Bei der Ausſte
lung kam nun die getuſchte Silhouette ohne Unterſchrift zu
Vorſchein und zugleich ein beſonderes Blatt, das oben fer
Worte in Goethes Handſchrift zeigt und darunter einen bish
unbekannten Umriß von Goethes Kopf in Bleiſtiftzeichnun
Dieſes Blatt mit dem Goethekopf war einſt ſo unter das Lott
Bildnis geklebt, daß die Goetheſchen Zeilen, als Unterſchri
unter den Schattenriß zu ſtehen kamen, während der unte
Teil des Blattes mit der Umrißzeichnung ſo nach hinten geboge
war, daß die Zeichnung die Rückſeite des Silhouettenblatte
bildete. Danach ſcheint dieſe Silhouette nicht die zu ſein, d
Goethe in ſeinem Frankfurter Zimmer anbrachte und die na
ſeinem Tode der Kanzler Müller der Familie Keſtner überſandt
denn es ift keine Spur vorhanden, die darauf hinweiſt, daß er ſi
wie er berichtet, mit Nadeln an dieTapetenwand geheftet hätte. De
andere Blatt, aber iſt ein Original, das unſere Kenntnis vo
Goethebildern bereichert. Eine Zierde der Ausſtellung bilde
das Paſtellbild Lottes, das von dem Nachkommen Keſtners a
die Ausſtellung geſchickt worden war. Es iſt ein Parallelſt:
zu dem allgemein bekannten Porträt von Joh, Heinrich Schr
der, das der Maler um dieſelbe Zeit (1782) anfertigte. De
neue Bild, das früher entſtand, iſt ähnlicher und beſſer gelunge!
es iſt offenbar nach der Natur geſchaffen und zeichnet ſich dah
durch Urſprünglichkeit und Friſche aus, während das bisher b
kannte Gemälde nachträglich idealiſiert wurde.
* Bühnenchronik. Hans Pfitzners romantiſche Kanta
Von deutſcher Seele für Soli, Chor und Orcheſt
wurde ſoeben von der amerikaniſchen Society of the Frien!
of Muſie feſt zur Aufführung erworben. Die Uraufführung d
Kantate in den Vereinigten Staaten von Amerika findet dur
die genannte Geſellſchaft unter muſikaliſcher Leitung des Her!
Kapellmeiſters Artur Bodanzky und unter vorausſichtlicher Mi

besverbot nach erfolgter Drucklegung findet am 24.
1923 an der Staatsoper in München ſtatt. Das Werk wur!
weiterhin bisher von Wien (Volksoper) und Gotha (Lande
theater) angenommen und auch für die Aufführungen des muſi
hiſtoriſchen Kongreſſes in Leipzig (Oktober 1923) in Ausſie
genommen.
Max Regers nachgelaſſenes Klavierquintett
C=Moll, deſſen außerordentlicher Erfolg auf dem letztjährig
Tonkünſtlerfeſt in Düſſeldorf noch in aller Erinnerung ſteht, wit
noch rechtzeitig zum bevorſtehenden 50. Geburtstag des Meiſte!
bei Schott in Mainz erſcheinen.

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Die Lage in Lauſanne.
Noch Reine Einigung.
Lauſanne, 3. Febr. (Wolff.) Ueber den gegenwärtigen
tand der Verhandlungen erfährt man, daß Lord Curzon, Bom=
ird
und Garroni an Hand der türkiſchen Denkſchrift, die eine
iſte der noch beſtehenden Streitfragen enthält, vor allem die
iofſulfrage und die Fragen der Gerichtsbarkeit und der Repara=
onen
berieten. In der Moſſulfrage ſchlugen Bompard und
arroni angeſichts der türkiſchen Abneigung gegen einen Schieds=
ruch
des Völkerbundes ein Schiedsverfahren durch eine andere
uſtanz vor. Zur Frage der Gerichtsbarkeit für Ausländer regte
arroni an, daß auf die Beteiligung fremder Richter verzichtet,
die Kontrolle durch die Konſuln ausgeübt werden ſolle,
id daß die Strafverbüßung in den betreffenden Heimatländern
folgen ſolle. Die juriſtiſchen Sachverſtändigen berieten heute
ſend über dieſen Punkt. Zur Reparationsfrage ſollen Bom=
ard
und Garroni den Verzicht auf 15 Millionen türkiſche Gold=
und vorgeſchlagen haben, wogegen die Alliierten die von
eutſchland und Oeſterreich ausgelieferten 5 Millionen Gold=
und und die von England beſchlagnahmten türkiſchen Schiffe
halten würden. Da Lord Curzon dieſen Vorſchlag ablehute,
urde die Herabſetzung der Reparationsſchuld auf 12 Millionen
örtert. Am Samstag vormittag wird zwiſchen Ismet Paſcha
ud den alliierten Delegationsführern eine gemeinſame Bera=
ug
ſtattfinden. In türkiſchen Kreiſen erklärt man, daß der
chiedsſpruch in der Moſſulfrage unbedingt eine Volksabſtim=
ung
zur Vorausſetzung haben müſſe, und ſtellt eine neue Denk=
ſrift
in Ausſicht. Der Vertreter Angoras in Paris, Ferid Bey,
r geſtern hier eingetroffen iſt, iſt nach langen Beſprechungen
it Ismet Paſcha wieder nach Paris zurückgereiſt.
TU. Lauſanne, 3. Febr. Türkiſcherſeits wird die geſtern
orgen von engliſcher Seite verbreitete Nachricht dementiert,
zmet Paſcha ſei autoriſiert, den Friedensvertrag zu unterzeich=
n
. Die Türken geben ferner zu, es ſei gar kein Grund vor=
uden
, ſich optimiſtiſcher zu zeigen, als in den vergangenen
ggen.
Die Ruſſen werden Lauſanne nicht vor Montag verlaſſen.
ſchitſcherin habe gewünſcht, ſolange dort zu bleiben, um bei
ſen Eventualitäten noch eingreifen zu können. Lord Curzon
tte bekanntlich urſprünglich die Abſicht, am heutigen Samstag
ſu Lauſanne nach London zu reiſen, um dort rechtzeitig zur
arlamentseröffnung zur Stelle zu ſein. Es iſt indeſſen damit
rechnen, daß auch er noch einige Tage länger in Lauſanne
eiben wird, um bei der Unterzeichnung des Friedensvertrages
bſt zugegen zu ſein. Die Unterzeichnung ſoll in einer öffent=
tenAhen
, möglichſt feierlichen Sitzung ſtattfinden.
Paris, 3. Febr. (Wolff.) Nach einer Matin=Meldung
9’s London hat geſtern Poincaré im Foreign Office dagegen
Aroteſtiert, daß aus dem Inhalt ſeiner am Mittwoch dem
gliſchen Botſchafter Lord Crewe überreichten Note einige Stel=
n
veröffentlicht worden ſind. Der franzöſiſche Geſchäftsträger
9 be geſtern im Foreign Office erklärt, die franzöſiſche Regierung
hne jede Verantwortung hinſichtlich der Folgen ab, die die be=
ngene
Indiskretion nach ſich ziehen könne. Es handelt ſich be=
nutlich
um die Note, deren Abſendung das Journal des De=
its
mitgeteilt hat, und in der Poincaré juriſtiſch zu begründen
ct, Frankreich habe trotz des Abkommens der Alliierten vom
eptember 1914 das Recht, einen Sonderfrieden mit der
ürkei abzuſchließen.
Lauſane, 3. Febr. (Wolff.) Lord Curzon, Bom=
ard
und Garroni ſowie der amerikaniſche Vertreter Child
itten heute nachmittag eine längere Unterredung mit
smet Paſcha, in der ſie ihm nochmals nachdrücklichſt die
unahmeder letzten Zugeſtändniſſeder alliier=
en
Mächte nahelegten. Ismet Paſcha erhob erneut Bedenken,
e ſich zum Teil auch auf untergeordnete Fragen bezogen. Eine
dgültige Antwort erteilte er bis jetzt noch nicht. Die Spau=
ung
iſt daher heute abend ſehr groß. Lord Curzon läßt
klären, daß er unbedingt am Sonntag abend abreifen werde,
ährend die Türken mitteilen, daß ſie ihre Eiſenbahnplätze für
ienstag belegt haben. Franzüſiſcherſeits wird darauf hingewie=
An, daß, faüs die Türken bis morgen abend nicht unterzeichnen,
rgemeinſam mit den anderen Alliierten ausgearbeitete Frie=
Aensvertragsentwurf als hinfällig zu betrachten ſei.
Paris 3. Febr. (Wolff.) Das Journal berichtet, die Ein=
tücke
, die man geſtern in Paris über die Entwickelung in
auſanne erhalten habe, ſeien günſtig. Man habe ſogar
eſtern behauptet, die Türken ſeien geneigt, den Schiedsſpruch
es Völkerbundes in der Moſſulfrage anzurufen.
* In dieſem Falle dürfte allerdings der Wunſch der Vater
es Gedankens ſein. Der Ausgang der Konferenz iſt bedingt
urch das Refultat der offenbar noch durchaus nicht abgeſchloſ=
nen
engliſch=franzöſiſchen Verhandlungen, und dann dürfte es
och recht fraglich ſein, wie ſich die Türken zu dem Ergebnis des
jöglicherweiſe zuſtande kommenden Handels ſtellen werden.

Darmſtädter Dagblatt, Sonutag, den 4. Februar 1923.

Seite 3.

Das neue deutſche Gerichtskoſtengeſetz.

Von Rechtsanwalt Ernſt Langenbach, Darmſtadt

Von äußerſt praktiſcher Bedeutung für jeden, der mit der
Rechtspflege zu tun hat, iſt das neue Gerichtskoſtengeſetz vom
21. Dezember 1922, das am 15. Februar in Kraft treten
wird. Unleugbar hat das alte Geſetz manche Mängel, z. B.
unnötig viele Einzelbeſtimmungen, umſtändliche und unrentable
Gebühreneinziehung. Inſoweit das neue Geſetz vereinfacht und
dadurch koſtbare Arbeitskraft ſpart, kann man das grundſätzlich
begrüßen. Die folgende, aus Raumnot ſehr gekürzte Betrach=
tung
will die beſonders wichtigen, erfreulichen und unerfrentli=
chen
Neuerungen beſprechen.
1. Zurzeit gilt der Grundſatz: Wird bei Gericht eine Klag=
eingereicht
, ſo hat der Richter binnen 24 Stunden Termin zur
inündlichen Verhandlung zu beſtimmen. Je nach Arbeitslaſt des
Gerichtes und Dringlichkeit des Falles ſteht der erſte Termin nach
3 Tagen bis 4 Wochen. Das neue Geſetz befiehlt dagegen: Der
Termin ſoll erſt nach Zahlung der ſogen. Prozeß=
gebühr
beſtimmt, ein Zahlungsbefehl erſt erlaſſen werden,
wenn die Gebühr für das Mahnberfahren gezahlt iſt. Wider=
ſpricht
der Schuldner dem Zahlungsbefehl, ſo folgt nicht mehr
die Terminbeſtimmung dem Antrag auf dem Fuße, ſondern wie=
der
muß erſt die Prozeßgebühr voll gezahlt werden. Der Regie=
rungsentwurf
ſah drei Ausnahmen vor: Kläger iſt das
Armenrecht bewilligt ihm ſteht das gilt für Reich
und Länder Gebührenfreiheit zu, oder er macht glaubhaft,
die Verzögerung werde ihm einen nicht oder nur ſchwer
zu erſetzenden Schaden bringen. Hiergegen wurden die
ernſteſten Bedenken erhoben, und im Rechtsausſchuß des Reichs=
tags
kämpfto man heftig darum. Nach Ausführung des Bericht=
erſtatters
wurde befürchtet, die Beſtimmung werde die Rechts=
pflege
vom Umfang des Vermögens des Rechtſuchenden ab=
hängig
machen. Der Deutſche Anwaltverein hatte beſonders
darauf hingewieſen, daß das neue Syſtem zu einer ſtarken
Vermehrung der Armenſachen führen und dadurch
einen weſentlichen Teil des erſtrebten Vorteils wieder aufheben
werde; eine beträchtliche Gruppe Rechtſuchender köne oder wolle
das Armenrecht nicht nachſuchen, könne aber auch die Prozeß=
gebühr
nicht ſofort zahlen. Der hochangeſehene Kommentator,
Rechtsanwalt Max Friedlaender vou München, kritiſierte den
Entwurf warnend in der Dezembernummer der Deutſchen Juri=
ſtenzeitung
. Sehr häufig werde es ſehr lange dauern, bis der
Gerichtsſchreiber den Streitwert ermittelt, danach die Gebühr be=
rechnet
und eingefordert habe. Auch der Gläubiger, der die
Gerichtskoſten bezahlen wolle, warte vergeblich auf de.: Beginn
des Prozeſſes. Die Kritik führte wenigſtens zu einer weſent=
lichen
Verbeſſerung: Ein vierter Ausnahmefall iſt hinzugefügt:
Kläger macht glaubhaft, daß ihm die alsbaldige Zahlung
der Gebühr mit Rückſicht auf ſeine Vermögenslage Schwie=
rigkeiten
bereiten würde. Ferner iſt die dritte Aus=
nahme
(Gefahr des Schadens) beſonders bevorzugt: Zur
Glaubhaftmachung der Gefahr genügt die Erklärung
des prozeßbevollmächtigten Rechtsanwalts. Die Beſtim=
mung
iſt für die Anwaltſchaft erfreulich, wegen der Seltenheit,
daß ihr der deutſche Geſetzgeber das ihr gebührende Vertrauen
entgegenbringt. Leider bezieht ſich die Bevorzugung nicht auf
Fall 4, und die Zukunft muß lehren, welche Erforderniſſe die
Gerichte aufſtellen werden, um eine Zahlungsſchwierigkeit als
glaubhaft gemacht anzuſehen. Die Neuerung im ganzen iſt
äußerſt unerfreulich.
2. Unſer geltendes Recht kennt drei gerichtliche Grundgebüh=
ren
, volle Gebühren‟: Die Verhandlungsgebühr für
ſtreitige Verhandlung, Beweisgebühr für Anordnung
einer Beweisaufnahme, Entſcheidungsgebühr für irgend
eine andere Entſcheidug. Das neue Geſetz verlegt die Pflicht,
grundſätzlich mindeſtens eine volle Gebühr zu zahlen, in einen
früheren Prozeßabſchnitt und erſetzt deshalb die Verhandlungs=
gebühr
durch die ſchon erwähnte Prozeßgebühr, für das
Verfahren im allgemeinen, die beureaumäßige Bearbeitung und
Vorbereitung des Richters. Die Beweisgebühr bleibt, die
Entſcheidungsgebühr dagegen iſt umgewandelt zu einer reinen
Urteilsgebühr für End= und Zwiſchenurteile, die auf
ſtreitige Verhandlung ergehen.
3. Das Verfahren wird weſentlich teuerer. Als Beiſpiel
ſei nur erwähnt das Mahnverfahren, das Anerkenntnisurteil
und das Beſchwerdeverfahren (bei den beiden letzteren eine Stei=
gerung
von drei Zehnteln zu einer vollen Gebühr),
Ganz neu iſt der Gebührentarif geſtaltet. Man er=
höhe
, ſagt die Begründung, die Sätze mit Rückſicht auf die all=

gemeine Wirtſchaftslage. Man könne die Mehraufwendungen
der Juſtizverwaltung nicht in vollem Umfange der Geſamtheit
der Steuerzahler aufbürden, müiſſe vielmehr zur Deckung diejeni=
gen
heranziehen, welche die Organe der Rechtspflege in An=
ſpruch
nähmen: in ſtärkerem Maße müſſe das bei den kleinen
und kleinſten Angelegenheiten gelten. Man beſeitigte zu dieſem
Zweck die erſten zehn Wertſtufen, die auch in der Neufaſſung
vom Jahre 1921, wenigſtens für eigentliche Prozeſſe, zum wirt=
ſchaftlichen
Unſinn geworden waren. Beſeitigt ſind Gebühren
von 3 uſw. Mark, der Mindeſtbetrag einer Gebühr iſt auf 100
Mark erhöht; dies iſt die volle Gebühr bei Gegenſtänden bis
2000 Mark. Von da an ſteigen die Wertklaſſen um 2000, von
20 000 Mark ab um 5000 Mark, und von 100 000 Mark um 10000
Mark, die Gebühren jeweils um 100, 200 und ebenfalls 209 Mark.
Leider iſt es im Reichstagsausſchuß nicht gelungen, das Mißver=
hältnis
zwiſchen der an ſich wohl unvermeidbaren Verteuerung
der unteren Wertſtufen zu der verhältnismäßig großen Schonung
der höheren Wertklaſſen zu beſeitigen.
4. Ju der Not des Krieges hatte man als Anreiz zu Ver=
gleichen
deren Abſchluß mit weitgehender Gebührenermäßi=
gung
verknüpft. Im Jahre 1921 hatte man zwar dieſe Wohl=
tat
auf erſtinſtanzliche Vergleiche eingeſchränkt, und der Regie=
rungsentwurf
hatte ſie völlig geſtrichen. Die Ausſchußberatung
rettete ſich durch folgenden Kompromiß: Wird ein Rechtsſtreit
durch einen vor Gericht abgeſchloſſenen oder ihm mitgeteilten
Vergleich erledigt, ſo fällt eine bereits entſtandene Beweisgebühr
fort. Das bedeutet inſofern gegen den Augenblick einen Fort=
ſchritt
, als es nicht auf erſtinſtanzliche Vergleiche beſchränkt iſt,
für dieſe dagegen iſt es eine teilweiſe ſehr erhebliche Ver=
teuerung
.
5. Nicht unerwähnt bleibe, daß das neue Geſetz auch Ver=
billigungen
bringt. Als wichtig nenne ich den Wegfall ver=
ſchiedener
Nebengebühren, z. B. der für das Koſtenfeſtſetzungs=
verfahren
, ſowie die weſentliche Erleichterung, die den zahlreichen
Unterhaltsſtreitigkeiten durch Herabſetzung des geſetz=
lichen
Streitwertes gewährt wird.
6. Ein Schmerzenskind war der Streitwert in nichtver=
mögensrechtlichen
Steitigkeiten. Kam es doch in
jüngſter Zeit vor, daß Oberlandesgerichte für Eheſchei=
dungs
= und ähnliche Prozeſſe den Streitwert auf 1000 Papier=
mark
feſtſetzten! Weite Kreiſe mußten dieſe Minderbewertung
einer Eh. als geradezu unbegreiflich anſehen, und leider iſt viel
zu wenig bekannt, mit welch geradezu lächerlichem Honorar ſich
in ſolchen Fällen die beteiligten Rechtsanwälte begnügen muß=
ten
, wenn ſie z. B. als Vertreter einer Frau auf B=zahlung
durch den vorſchußpflichtigen Ehemann angewieſen waren, oder
wenn ſie ihren an ſich ſchon kärglichen Auslageerſatz in den häu=
figen
Armenrechtsprozeſſen vom Staate erhielten. Auch die
Löſung des neuen Geſetzes kann nicht befriedigen: Der nun=
mehrige
Regelſtreitwert im Eheprozeß iſt 20 000 Mark, zurzeit
etwa gleich 7 Zentnern Braunkohlenbriketts. Dabei beſteht die
Möglichkeit, den Streitwert bis auf 2000 Mark, gleich noch nicht
einmal einem Pfund Butter, herabzuſetzen; die Möglichkeit, ihn
bis auf 5000 000 Mark zu erhöhen, hat für die weitaus meiſten
derartigen Fälle nur ſehr problematiſche Bedeutung.
7. Aus der Unzahl weitere Neuerungen ſei noch ein wichtiger
Punkt herausgegriffen: Wie zur Zeit bei der Reviſion, iſt jetzt
auch für die Berufung vom Vorſitzenden des Berufungs=
gerichts
eine Friſt zu beſtimmen, innerhalb der der Berufungs=
kläger
die Zahlung der für die zweite Inſtanz erforderten Prozeß=
gebühr
nachweiſen muß. Friſtverſäumnis wird mit dem ein=
fachen
Beſchluß des Gerichts beantwortet, daß die Berufung als
unzuläſſig verworfen ſei.
8. Unſere Betrachtung kehrt zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
Neben einigem Erfreulichem bringt das Geſetz viel Bedauer=
liches
. Infolge unſerer entſetzlichen Finanznot mußte der ſtaat=
liche
Fiskalismus über alle Bedenken, auch der berufenſten Kri=
tiker
, ſiegen. Aber wieder, wie ſchon ſo oft, hat die Deutſche An=
waltſchaft
die Iniiaive ergriffen, um der geſteigerten Rechtsnot
zu ſteuern. Weil viele Prozeſſe vor den ſtaatlichen Gerichten zu
lange dauern und zu koſtſpielig ſein werden, ſchafft man jetzt
vielerorts Schiedsgerichtsorganiſationen, und wo ſie noch
fehlen, müſſen ſie errichtet werden. Teils ſind es reine Anwalts=
ſchiedsgerichte
, teils ſolche unter Mitwirkung von Anwälten.
Derartige Schiedsgerichte werden die gleiche Gewähr für rechts=
gemäße
Entſcheidungen bieten, wie die ordentlichen Gerichte.

die Kulturarbeit der vertriebenen Elſaß=
Lothringer im Reiche.
Von Heinz Manthe.
(Nachdruck verboten.)
* Weit über 140 000 Elſaß=Lothringer ſird es, die
etzt vertrieben im Reiche ohne Heimat ſind. Es iſt kar, daß
ieſe Deutſchen, deren Treue zum Vaterlande durch die Nöte und
leiden einer Ausweiſung aus der Heimat nicht hat gebrochen
derden können, und die damit ſich ſelbſt zu unerſchrockenen Vor=
ämpfern
des Deutſchtums geſtempelt haben, einen wichtigen Fak=
or
für das kulturelle Leben unſeres Volkes bedeu=
en
. Die größte Sorge der vielen Tauſende von Vertriebenen
alt naturgemäß zunächſt der Wahrung ihrer perſönlich=ſachlichen
Intereſſen, ſo daß ihre erſten Zuſammenſchlüſſe ausſchließlich
der materiellen Fürſorge zu dienen hatten. Aber ſchon bald zeigte
ich, daß der Menſch doch nicht allein vom Brote lebt. Schon
1919 kam es zu einer lebhaften Betonung der geiſtigen Gemein=
1 amkeit, die trotz aller Verſchiedenheiten alles, was deutſch war
n Elſaß und Lothringen, die Ureingeſeſſenen ſo gut wie die nach
1870 Eingewanderten und die von deutſchen Einwanderern dort
Heborenen, zu einer Einheit zuſammenſchloß. 1920 folgte dann
n Kaſſel die Gründung eines Vereins; dieſer iſt das wiſ=
enſchaftliche
Inſtitut der Elſaß=Lothringer im
Reich, das in der Frankfurter Univerſität eine gern ge=
währte
Heimat fand.
Die Errichtung dieſes Inſtituts iſt aus zwei Gründen er=
folgt
, von denen der eine naturgemäß die Pflege der Liebe zur
Heimat iſt. Vertreiben hat man ſie wohl können, die 140000
Deutſchen aus dem Elſaß und aus Lothringen das läßt ſich
mit Bajonetten erzwingen; aber keine Gewalt der Erde, und
ginge ſie noch ſo rückſichtslos und ränkevoll vor, kann einem Men=
ſchen
die Heimatliebe und das heilige Recht zu dieſer Liebe neh=
Imen. Ein zweiter Grund beruht auf dem Begehren, in ganz
Deutſchland Sympathien zu erwecken und das Bewußtſein zu
ſtärken, daß das Elſaß und Deutſch=Lothringen uraltes deutſches
Land ſind und geblieben ſind, trotz aller bei einem Grenzlande
ſelbſtverſtändlichen Beeinfluſſung durch eine fremde Kultur. Der
bekannte katholiſche Theologe Prof. Albert Ehrhard, ſelbſt ein
bertriebener Alteljäſſer, hat dies ſo ſchön ausgedrückt mit den
Worten: Land und Leute, Berg und Tal, Städte und Dörfer,
Bauernhof und Bürgerhaus, Volksſitten und Volksgebräuche,
Lieder und Märchen, Literatur und Kunſt, die aus den Tiefen
des Volkstums ſich erhebende Stimme des Blutes und die laut
ektlingende Stimme einer reichen Kultur vereinigen ſich zu einem
gewaltigen Chor und rufen in alle Welt hinaus, daß ſie deutſcher
Art und deutſchen Charakters ſind. Der Untergang dieſes
Deutſchtums würde einen Verluft und eine Lücke für die ganze
Leutſche Kultur bedeuten. Um das zu verhindern, um die Kennt=
uis
der alten deutſchen Kultur der verlorenen Provinzen zu

vertiefen und zu fördern, wurde in zweiter Linie das Inſtitut
begründet.
Der Zweck des Inſtituts iſt laut Statuten die Pflege der
gemeinſamen wiſſenſchaftlichen und kulturellen Intereſſen der
Elſaß=Lothringer im Reiche unter Ausſchluß politiſcher Beſtre=
bungen
. Seine Ziele verfolgt es zunächſt durch die Elſaß=
Lothringiſche Hausbücherei die vor allem lieb=
gewordene
Erinnerungen an die verlorene Heimat in Wort und
Bild wieder auffriſchen und erhalten und in ganz Deutſchland
für dieſe Schätze deutſcher Art und Kultur werben will.
Sodann veröffentlicht das Inſtitut wiſſenſchaftliche
Publikationen, in erſter Linie aus der deutſch=elſäſſiſchen
Literatur, dann auch aus der Geſchichte und Kultur Elſaß= Loth=
ringens
. An weitere Kreiſe wendet ſich das Elſaß= Loth=
ringiſche
Jahrbuch, das beſonders danach ſtrebt, ein
Mittelpunkt für die Gemeinde der Freunde der elſaß= lothringi=
ſchen
Geſchichte zu werden. Aus Kunſt, Literatur und Geſchichte
der verlorenen Landſchaften werden hier Arbeiten geſammelt,
die zeigen, wie deutſch dieſe Lande ſind und waren, und wie ſie
in mannigfachen geiſtigen Zuſamenhängen zum rechtsſeitigen
Deutſchland gehören.
Mit ſeiner vielſeitigen wiſſenſchaftlichen und kulturellen
Tätigkeit iſt das Inſtitut auf dem beſten Wege, das Verſprechen
zu erfüllen, das Prof. Ehrhard bei ſeiner Gründung gegeben
hat, und mit dem dieſe Ausführungen geſchloſſen ſein ſollen:
Wir vertriebenen Elſaß=Lothringer wollen uns aber auch ſelbſt
als eine einigende und aufbauende Kraft in Deutſch=
land
erweiſen und durch den herben Verluſt unſerer engeren
Heimat über den Wert und die Bedeutung eines großen und
ſtarken Vaterlandes belehrt, das Unſerige dazu beitragen, damit
das nach außen verkleinerte Deutſche Reich innerlich auf allen
Gabieten friedlicher Kulturarbeit erſtarke, und das deutſche Volk
in richtiger Erkenntnis der Tage ſeiner Heimſuchung die neue
Aufgabe erfülle, die ihm ſeine Lage in der Gegenwart zuweiſt
und deren Erfüllung ihm eine neue glücklichere Zukunft bereiten
wird.
drb.
* Schwindel mit Hungermarken. In den letzten Monaten
wurden vielſach Odeſſaer Hungermarken ausgeboten, die mit Ge=
nehmigung
der Moskauer Zentralbehörde hergeſtellt ſein ſollten.
Die aus ſieben Werten beſtehende Reihe, deren Nennwerte 20000
Rübel betragen, die aber für 50 000 Rubel verkauft wurde, ſollte
durch den Mehrerlös von 30000 Rubeln zur Linderung der Hun=
gersnot
dienen. Die ſehr hübſchen Marken wurden mit großer
Schnelligkeit überallhin verbreitet und zu dem verhältnismäßig
ſehr billigen Preiſe von Sammlern gern gekauft. Wie die Deut=
ſche
Briefmarkenzeitung mitteilt, hat ſich nun der Handel mit
dieſen Marken als ein raffinierter Schwindel herausgeſtellt, der
von Italien aus in die Wege geleitet wurde. Die Dokumente,
mit denen man dieſen Betrug inſzenierte, waren gefälſcht, und
die Marken ſind ganz wertlos.

* Wie Fritz Neuter ſeinen Tod dementierte. Daß berühmte
Leute fälſchlicherweiſe für tot erklärt werden, kommt öfters vor.
Wohl ſelten aber hat jemand ſo gute Miene zum böſen Spiel
gemacht wie Fritz Reuter, dem das auch paſſierte. In der Stet=
tiner
Zeitung war ſein Ableben gemeldet worden. Daraufhin
ſchrieb der humorvolle Dichter einen intereſſanten Brief an den
Redakteur, der in dem neueſten Auktionskatalog der Firma Karl
Ernſt Henrici zu Berlin mitgeteilt wird. Die Angelegenheit
trifft mich zu perſönlich, ſchreibt er luſtig, als daß ich zu einem
Irrtum in derſelben ſchweigen könnte. Genehmigen Sie daher
freundlichſt folgendes Inſerat zur Berichtigung:
Ich wonns dod? Ik denk’ nicht d’ran,
Det föllt mi gar nich in:
Nee, nee! So lang’ ik leben kann,
Will k nich begraben ſin.
Neubrandenburg, den 18. November 1858.
Fritz Reuter.

* Holzbibliotheken. Von einer merkvürdigen Art der Büche=
rei
wird im neueſten Heft der jetzt im Phantaſus=Verlag zu
München erſcheinenden Bücherſtube berichtet. Gegen Ende des
18. Jahrhunderts legte der Inſpektor Schildbach zu Kaſſel eine
Sammlung der in Heſſen einheimiſchen Holzarten an, und zwar
gab er ihr die Form einer Bibliothek. Jede Baumart war in
einem Buch verkörpert. Der Rücken des Buches beſtand aus der
rauhen Rinde des Baumes, und an Stelle des Bücherſchildes
war der Name des betreffenden Baumes in verſchiedenen Spra=
chen
mit goldenen Buchſtaben auf rotes Leder gedruckt. Die bei=
den
Seiten des Buches bildete das durchſchnittene und polierte
Holz. Eine dieſer Seiten konnte aufgezogen werden, und wenn
dies geſchah, fand man im Innern die Frucht, den Samen, die
Blüten und die Blätter des Baumes nebſt einem Stück von der
Wurzel. Eine gleiche, aus 79 Bänden beſtehende Holzbiblio=
thek
beſaß das Nationalmuſeum in Budapeſt. Auch der baye=
riſche
Naturforſcher Kandid Huler hatte eine ſolche Bücherei aus
verſchiedenen Hölzern geſammelt, die 51 Oktaobände umfaßte.
* Warum Dampfer verſenkt werden. Die Kriſe im Welt=
ſchiffsverkehr
, die noch immer anhält, führt zu den merkwürdig=
ſten
Erſcheinungen, und ſo mehren ſich jetzt die Fälle, bei denen
Schiffe, die kor zwei Jahren teuer gekauft wurden und eine ent=
ſpreihend
hohe Verſicherung erfuhren, abſichtlich verſenkt werden,
um die Verſicherungsſumme zu erhalten, da das Fahren mit den
Schiffen ganz unrentabel geworden iſt. Von einem neueſten Bei=
ſpiel
dieſer Art wird in Werft, Reederei, Hafen berichtet. Der
ſpaniſche Dampfer Leonita wurde in der Nähe von Gibraltar
verſenkt; er war in den Vereinigten Staaten gebaut und 1920
für 1,015 Millionen Dollars nach Spanien verkauft worden. Der
heutige Wert dieſes Schiffes beträgt 55 000 Pfund Sterling, und
da das Schiff mit 300 000 Pfund Sterling verſichert war, ſo
machte die Geſellſchaft mit ſeiner Verſenkung ein gutes Geſchäft.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. Februar 1923.

Rummer 34.

Darmſtadt, 4. Februar.
Die ſtädtiſche Preisprüfungsftelle
war auch in dem eben abgelaufenen Monat Januar ſtark in Anſpruch
genommen. In einigen Fällen handelte es ſich um allgemeine Auskünfte
und Aufklärungen, in den weitaus meiſten um Beſchwerden wegen an=
geblicher
Ueberforderungen. Solche wurden in der Tat in der großen

Aucchen Sechif de eie in en Du delei eler benrtchitit.
Veukäufer einen entſtrrechenden Nachlaß gewährte oder von dem gleichen
Artikel eine weitere Menge zu den alten, inzwiſchen überholten, Preiſen
abgab. In den übrigen Fällen ſolcher Art erfolgte Polizeianzeige. Die
Preisprüfungsſtells beabſichtigt, von jetzt ab unter der Ueberſchrift Der
Pranger alle rechtskräſtigen Verurteilungen wegen Wuchers mit der
Namensnennung periodiſch in der Darunſtädter Preſſe bekanntzugeben.
Die Beſchwerden bezogen ſich auf alle Gegenſtände des täglichen Bedarfs,
wie Kolonialwaren, Zucker, Backpulver, Gemüfe, Kartoffeln, Textilſtoffe
aller Art, Krawatten, ferner Schuhmacher= und Schneider=Rechnungen.
Die Preisprüfungsſtelle ſtand und ſteht aber auch über ihre eigentlichen
geſetzlichen Aufgaben hinaus mit Nat und Hilfe in allen Fällen zur Ver=
fügung
, in denem es ſich nicht eigentlich um einen Gegenſtand des
täglichen Bedarfs handelt.
Der große Ausſchuß der Preispvüfungsſtelle, der bekannklich zu
gleichen Teilen aus Vertretern des Großhandels, Kleinhandels, Hand=
werks
und der Landwirtſchaft einerſeits, ſowie Verbrauchern und unbe=
teiligten
Sachverſtändigen andererſeits beſtehr und gegenwärtig 24 Mit=
glieder
zühlt, iſt im Januar zu mehreron Sitzungen zuſammengetreten,
wobei zahlreiche Verhandlungsgegenſtände erledigt wurden.
Die amtliche Stelle beſchräukt ſich im allgemeinen auf die Entgegen=
nahme
und Weiterverfolgung der ihr ja ſehr zahlreich zugehenden ſchrift=
lichen
und windlichen Beſchwerden, während ſie von ſich aus tur in
beſonderen Fällen vorgeht. Dahin gehört beiſpielsweiſe die Feſtſetzung
der Brot= und Kohlenpreiſe, die Ueberwachung des Marktverkehrs und
der Verſteigerungen, ſowie gelegentliche Bücherreviſionen, auch die Be=
kämpfung
des Kettenhandels. Ebenſo wurden die Fleiſchpreiſe durch
eine eigens zu dieſem Zweck eingeſetzte fachverſtändig: Kommiſſion all=
wöchentlich
kontrolliert. Dieſe Praxis wird auch von den anderen
ſtädtiſchen Preisprüfungsſtellen in der Erwägung geübt, daß ſie keine
Polizeiorgane ſind und daß andererſeits das Publikum ſelbſt die beſte
Kontrolle übt. Es iſt eben nur nötig, daß dieſes Publikum ſich keine
Uebervorteilungen gefallen läßt und in Zweifelsfällen die Preisprü=
fungsſtelle
, die Jedermann gerne behilflich iſt, aufſucht. Auf die Ur=
ſprangspreiſe
der landwirtſchaftlichen Produkte und von auswärts
eingeführten Waren hat die Darmſtädter Amtsſtelle natürlich keinen un=
mittelbaren
Einfluß. Sie kann ſich hier nur was übrigens ebenſo
häufig wie nachdrücklich geſchieht an die zuſtändigen Landes= und
Reichsſtellen in ausführlich begründeten Anträgen wenden.
Im allgemeinen iſt noch zu ſagen, daß die heutigen hohen und
ſprunghaft weiter ſteigenden Preife das dadurch begreiflicherweiſe ner=
vös
erregte Publikum vielfach zu dem Glauben verführen, daß dieſe
unter allen Umſtänden über das Ziel hinautsſchöſſen. Das iſt man
kann hier wohl ſagen: leider keineswegs der Fall. Es iſt ja bekannt,
daß die Kohlen= und Materialpreiſe, die Löhne und Frachten unausgeſetzt
in die Höhe gehen, und daß bei der enovm verteuerten Lebensweiſe
natürlich auch der Eigenverdienſt des Veukäufers entſprechend höher zu=
geſtanden
weuden muß. Es iſt freilich auch ſicher, daß die unüberſicht=
lichen
Verhältniſſe manchen Geſchäftsmann dazu verleiten, dieſe Lage
über Gebühr zu ſeinem Vorteil auszuutzen. Der Dollarſtand kann,
um nur eim Beiſpiel zu nehmen, nicht für eine Erhöhung des Kartoffel=
pyeiſes
verantwortlich gemacht werden. Wohl gilt dies aber für alle
Kolonialartikel. Der Verkäufer darf aber auch dieſe nicht ohne weiteres
dem jeweiligen Dollarſtand angleichen. Er braucht freilich die Ware
nicht zu dem ſeinenzeitigen Einſtandspreis nebſt dem üblichen Gewinn=
zuſchlag
abzugeben, darf vielmehr auf die inzwiſchen veränderten Ver=
hältniſſe
inſofern Rückſicht nehmen, als es ihm nach einer Entſcheidung
des Reichsgerichts erlaubt iſt, bei der Kalkulation den Geldwert der
Mark zur Zeit des Verkaufes angemeſſen zu berückſichtigen. Der hier=
nach
ſich ergebende Vevkaufspreis wird übrigens im allgemeinen nicht
wefentlich unter dem Wiederbeſchaffungspreis bleiben, den der Ver=
käufer
nach der gleichen Reichsgerichtsentſcheidung nicht, nehwen darf:
er wird unter Umſtänden ſogar einmal darüber hinausgehen. Dabei
iſt zu bemerken, daß es auch für den gewiegten Kaufmann keineswegs
leicht iſt, den Preis anzuſetzen, den er hiernach nehmen darf. Wenn er
hier einmal zu hoch greift, ſo liegt niche immer eine böswillige Ueber=
vorteilung
vor. Mindeſtens laſſen ſich in vielen Fällen mildernde Um=
ſtände
anführen. Denn außer der Ungeklärtheit der Rechtsbegriffe macht
den Verkäufer auch noch die Sorge um die Möglichkeit einer Fortexi=
ſtenz
ſeines Geſchäfts nervös. Die Kapitalien, die der Verkäufer heute
oft nur für einen einzigen Artikel, z. B. Oel, Zucker, Schmalz uſw. in=
veſtieren
muß, gehen in die Millionen. Woher ſoll er das Geld nehmen?
Wenn ihm die Banken überhaupt ſo hohe Kredite geben, muß er die
heuts üblichen außewondentlich hohen Zinsſätze dafür bezahlen. Dazu
kommt die quälende Frage, ob er gut daran tut, überhaupt größere Ab=
ſchlüſſe
zu machen, da er doch bei einem plötzlichen Preisſturz unter Un=
ſtänden
ſeine ganze Exiſtenz vernichtet ſehen muß.
Es iſt fehr leicht, zu ſagen: es miſſen von oben herab für das Puhli=
kum
erträgliche Preiſe diktiert werden. Wenn das geſchähe, würde ſehr
bald die ganze Ware vom Markt verſchwinden, und der Verbraucher
ſelbſt wäre ſchließlich der Angeführte. Das Beſtreben der amtlichen
Stellen kann auch bei einer etentuellen neuen allgemeinen Zwangs=
bewirtſchaftung
nus dauauf hinauslaufen, den Preis gutzuheißen,
der unter angemeſſener Verüchſichtigung der Erzeugungskoſten auch dem
Glied eine entſprechende Exiſtenzmöglichkeit läßt, das unentbehrlich iſt,
um den Güterabſatz an das Publikum zu vermitteln. Dabei ergeben
ſich heute ganz zwangsläufia Preiſe, die ein Teil des Publikums einfach
nicht bezahlen kann. Wie iſt da zu helfen?. Der Verdiener muß ſo ge=
ſtellt
werden von ſeimnem Arbeitgeber, ſei das der Staat, das Reich, die
Gemeinde oder ein Privatunternehmer daß er die notwendigſten
Lebensbedürfniſſe befriedigen kann. Der Nichtverdiener, alſo der Sozial=
rentner
der Erwerbsloſe uſw., nmß dazu im Fürſorge= (nicht im
Avmen=/Wege inſtand geſetzt werden.
Das iſt eine harte und bittere Wahrheit, die aber einmal ausge=
ſprochen
werden muß. Es nüitzt nichts, vor ihr die Augen zu der=
ſchließen
.
Muellen

Nach den von dem Reichsarbeitsminiſter gegebenen
Richtlinien ſollen nur dann die Länder über die in ihrem Ge=
biet
eingehenden Spenden für das Deutſche Volksopfer ( Ruhr=
hilfe
) verfügungsberechtigt ſein, wenn ein Landesausſchuß gebil=
det
iſt. Wie wir hören, hat die Regierung die Bildung eines
Landesausſchuſſes für Heſſen veranlaßt, der alsdann die in
Heſſen geſammelten Gelder zu vereinnahmen und zu verteilen
hätte. In den nächſten Tagen wird der Landesausſchuß ſeine
Tätigkeit aufnehmen. Es dürfte ſich daher empfehlen, die bei
den verſchiedenſten Sammelſtellen eingezahlten Beträge zur Ver=
fügung
dieſes Landesausſchuſſes zu halten.
Mit Nückſicht auf eine ordnungsgemäße Verteilung der eingehenden
Lebensmittelſpenden hat die Landwirtſchaftskammer für die Provinz
Weſtfalen in einer neuen Mitteilung darauf hingewieſen, daß die ver=
ſchiedenen
Sendungen nicht ohne weiteres an die Sammelſtelle nach
Minden abgeſchickt werden können. Vielmehr ſind die in den einzelnen
Gemeinden erfolgten Sammlungen vorerſt der zuſtändigen Organiſation
bzw. der Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt zu melden. Erſt nach
(ingang einer Anweiſung kann Abſendung an die hierbei aufgegebene
Adreſſe erfolgen.
Von den Bedienſteten der Eiſenbahnver=
kehrskontrolle
I Darmſtadt wurden für die Ruhrſpende 204 240
Mark gezeichnet und der Neichsbahndirektion abgeliefert.
Von den Beamten der Heſf. Landespolizeiſchule in
Darmſtadt ſind als vorläufige Spende für die Geſchädigten im Ruhr=
gebiet
445 350 Mark gezeichnet worden. Der Betrag wird im Laufe
der nächſten Woche dem Poſtſcheckkonto des Darmſtädter Tagblatts über=
wieſen
werden.
In Ph. Barths Weinſtube wurde vorgeſtern Abend eine dritte
Sammlung veranſtaltet, deren Ergebnis (13 300 Mark) der Tagblatt=
ſammlung
überwieſen wurde.
Die chineſiſche Studentenſchaft bittet um folgende Rich=
tigſtellung
der geſtrigen Notiz: Ihre Sammlung betrug 445 000 Mark,
ferner 4 Dollar, ſowie 130 000 Mark.
Landestheater. In der heutigen Aufführung von Tannhäuſer
ſingt die Partie des Wolfram Johannes Biſchoff. Den Biterolf ſingt
infolge Erkrankung von Heinrich Kuhn Auguſt Kies als Gaſt, ein frühe=
res
Yitglied der Darmſtädter Oper.
*3 Gebühren in Wildſchadensangelegenheiten. Vom 1. Januar 1923
ab betragen die Gebühren der Sachverſtändigen für den ganzen Tag
400 Mk., für den halben Tag 1200 Mk., die Transportkoſten für jeden
genen Kilometer 15
chläge zur Kraftfahrzeugſteuer. Der Zuſchlag zu den Steuer=
gſteuergeſetzes
vom 8. April 1922 iſt mit Wirkung
Tas

Verſchiebung der Steuererklärung. Wie anderwärts, ſo ſoll auch
hier von Berlin die Anweiſung an die Finanzämter ergangen ſein, vor=
läufig
keine Vordrucke für die im Februar vorgeſchriebene
Vermögens= und Einkommenſteuererklärung auszugeben, weil das bald
zu erwartende Geſetz über die Berückſichtigung der Geldentwertung in
der Steuergeſetzgebung bei der Abgabe der Steuererklärung berückſichtigt
werde. Das Finanzamt Darmſtadt=Stadt teilt uns
hierzu mit, daß nach einem telegraphiſchen Erlaſſe des Herrn Reichs=
miniſters
der Finanzen mit Nückſicht auf das dem Reichstag vorliegende
Geldentwertungsgeſetz Vordrucke für Vermögens= und Einkommenſteuer=
erklärungen
nicht mehr ausgegeben werden dürfen, bis beſon=
dere
Anweiſung hierüber ergeht.
* Zur Sitzung der Stabtverordnetenverſammlung am Donnerstag,
den 8. Februar, nachmittags 6 Uhr, im Nathaus, Marktplatz, ſtehen fol=
gende
Punkte auf der Tagesordnung: 1. Wahl der ſtädtiſchen
Deputationen und Ausſchüſſe (beſonderer Vorſchlag folgt); 2. Aenderung
des Bebauungsplans der Hobrechtſtraße; 3. Einſpruch gegen den Be=
bauungsplan
für die Südſeite der Landskronſtraße; 4. Mitteilungen.
*8 Jagdwaffenpäſſe. Ab 1. Januar 1923 beträgt die Abgabe: 1. für
Reichsdeutſche, die in Heſſen Wohnſitz oder dauernden Aufenthalt haben,
200 Mk.; 2. für Reichsdeutſche, die außerhalb Heſſens wohnen: auf
ein Jahr 2000 Mk., auf ſieben unmittelbar aufeinander folgende Tage
500 Mk.; 3. für Ausländer und nicht in Deutſchland lebende Reichs=
derrtſche
: a) auf 1 Jahr 200 Mk. (berechnet in Goldmark), b) auf ſieben
unmitelba rauſeinander folgende Tage 50 Mk. (in Goldmark berechnet).
Der Stempel für Ausſtellung eines Jagdwaffenpaß=Duplikates iſt auf
100 Mk. erhöht. Vor dem 1. Januav 1923 ausgeſtellte Jagdwaffenpäſie
bleiben bis zum Zeitpunkt ihres Ablaufs gültig.
*8 Dampfkeffel. Die Gebühren für die vorgeſchriebene Begutachtung
der Genehmigungsgeſuche und die techniſchen Unterſuchungen der
Dampfteſſel ſind ab 1. Januar 1923 um 39 900 v. H. erhöht. Von dem
gleichen Tage ab beträgt die Gebühr für Heizerprüfungen 350 Mk.
O8 Fiſchereikarten. Ab 1. Januar 1923 iſt für eine auf drei Monate
bis zu einem Jahre ausgeſtellte Karte zu entrichten: 1. von Reichsdeut=
ſchen
, die in Deutſchland wohnen, 250 Mark; 2. von Ausländern und
ſolchen Reichsdeutſchen, die im Reich keinen Wohnſitz oder dauernden
Aufenthalt haben, 50 Mark (in Goldmark berechnet). Bei Gültigkeit auf
die Dauer von unter drei Monaten ſind zu zahlen im Falle 1 100 Mark,
im Falle 2 25 Mark (beidemale in Goldmark berechnet). Für Ausſtellung
eines Duplikats iſt ein Stempel von 25 Mark zu entrichten. Vor 1.
Januar 1923 ausgeſtellte Fiſchereikarten bleiben bis zu ihrem Ablauf
gültig.
O8 Bekämpfung der Reblaus. Vom 16. Januar 1923 ab iſt die für
Desinfektion von je 2000 Stück Reben auf 50 Maxk feſtgeſetzte Vergütung
auf 1500 Mark erhöht.
O3 Entſcheidung der Senate für Augeſtelltenverſicherung. Das
Reichsverſicherungsamt veröffentlicht folche grundſätzlicher Natur in der
Zeitfchrift Amtliche Nachrichten des Reichsverſicherungsamts; die grund=
ſätzlichen
Entſcheidungen des bisherigen Oberſchiedsgerichts für Angeſtell=
tenverſicherung
werden noch in der Zeitſchrift Die Angeſtelltenverſiche=
rung
, Amtliche Nachrichten der Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte,
veröffentlicht.
Die Teuerungszahlen der fünf größten Städte Heſſens auf Grund
der Preiſe vom 24. Januar 1923 (20. Dezember 1922) ausſchließlich der
Bekleidung betrugen für Mainz 126 596 (60 450), Darmſtadt 122338
(59 784), einſchließlich Bekleidung 156 530 (83 626) Offenbach 122644
(58 737) Worms 125 868 (61 745), einſchließlich Bekleidung 164 701
(84 956); Gießen 110 745 (56 353), einſchließlich Bekleidung 145 395 (74 978).
Die Durchſchnittsteuerungszahl für die fünf größten Städte beträgt für
Ernährung 107 483 (50 519), für Heizung und Beleuchtung 13 589 (8545),
Wohnung 566 (350), für Bekleidung 35 892 (21 893), zuſammen 157 530
(81 307). Die Teuerung ausſchließlich Bekleidung iſt vom Dezember 1922
auf Januar 1923 um 105 Prozent und einſchließlich Bekleidung um 94
Prozent geſtiegen, vom 10. Januar ab ausſchließlich Bekleidung um 68
Prozent und einſchließlich Bekleidung um 59 Prozent.
Die Ortsbriefbeſtellung hat ab 1. Februar eine Aenderung er=
fahren
: Die Beſtellbezirke einzelner Briefträger haben anders abge=
grenzt
werden müſſen, weil der Verkehrsrückgang eine Verminderung des
Perſonals notwendig gemacht hat. Einzelne Empfänger können daher
jetzt ihre Sendungen nicht mehr zur gewohnten Zeit erhalten. Sonder=
wünſche
können nicht berückſichtigt werden.
RDV. Abbau der Schwerkriegsbefchädigten=Abteile? Ein neuer Er=
laß
des Reichsverkehrsminiſters ermächtigt die Eiſenbahnbeamten, von
jetzt ab auch Friedensinvaliden, Schverunfallverletzten, Blinden, Krüp=
peln
und ähnlichen hilfsbedärftigen Perſonen freie Plätze in den Zügen
zuzuweiſen; die während des Krieges und in der Zeit der Fahrplanein=
ſchränkungen
eingeführten Schwerkriegsbeſchädigten=Abteile werden
jetzt überaus mäßig benutzt, und da ſich die Platzberhältniſſe im den
Zügen ſtändig gebeffert haben, ziehen es die Kriegsbeſchädigten vor, in
den anderen Abteilen zu ſitzen, wo ſie regelmäßig einen bequemen Sitz=
platz
finden. Nach wiederholten ſorgfältigen Zählinigen iſt die dritte
Klaſſe in den Schnell= und Eilzügen zu etwa 70 v.H., in den Pexſonen=
zügen
zu etwa 45 v.H. beſetzt, und ſo iſt zu erwarten, daß die Platzver=
hältniſſe
in den Zügen, ſich mehr und mehr denen der Vorkriegszeit
nähern und daß darum die Wiederaufhebung der Schwerkriegsbeſchdig=
tengbteile
erfolgen kann.
Deutſcher Sprachverein. Donnerstag, den 8. Februar, abends
8 Uhr, ſpricht im Feſtſaal des Realgymnaſiums Oberſchulrat Ritſert
über die Vornamen mit beſonderer Berückſichtigung der Darm=
ſtädter
Verhältniſſe. Auf eigene Unterſuchungen geſtützt, wird der Vor=
tragende
manches Ueberraſchende über Bedeutung und Häufigkeit der
Namen, ſowie über ihre Verbreitung nach Volksſchichten bieten. Bei der
Bedeutung der Namengebung für Schule und Familie iſt der
Vortrag ſicherlich weiten Kreifen willkommen. Der Eintritt iſt für jeder=
mann
frei.
* Mieterverein. Die Mitgliederderſammlung des Mieterbereins
war überfüllt. Herr Stadtv. Hütſch eröffnete die Verſammlung, be=
grüßte
die Mitglieder namens des Vorſtandes und erläuterte die Tages=
ordnung
, dann gab er dem 1. Vorſitzenden, Herrn Stadtv. Kleinert
das Wort. Der Redner führte nochmals die Grundzüge des RMG. aus.
Der Beginn der geſetzlichen Miete ſetzt die Forderung eines Vertrags=
teils
in ſchriftlicher Form voraus. Die Zahlung der geſetzlichen Miete
hat daun bei monatlicher Kündigung zur Vorausſetzung, daß die ſchrift=
liche
Mitteilung bis zum 15. des Ifd. Mts., wenn ſie vom nächſten erſten
ab wirkſam ſein ſoll, bei vierteljährlicher Kündigung bis zum vierten
Werkrag des Kalendervierteljahrs, wenn ſie vom nächſten Vierteljahr
gelten ſoll. Vierteljährliche Kündigung beſteht auch bei monatlicher Miet=
zahlung
, wenn die Miete für ein Vierteljahr oder noch längerem Zeit= Intereſſenten vorgeführt wurden. Herr Direktor Haſſinger be
raum feſtgeſetzt iſt. Der Vortragende erläuterte den Begriff der Frie=
densmiete
und Grundmiete. Die tatſächliche Friedensmiete kommt in hiu, die im weſentlichen über Arbeitsbereich und Arbeitszweck des Heimna
Frage, bei Streit entſcheidet das MEA. Friedliche Verſtändigung iſt
vorzuziehen. Die Grundmiete erhält man nach Abzug von 20 Prozeut
zur Friedensmiete und zur ſo errechneten Grundmiete treten die Zuſchläge
für Zinsſteigerung und Erneuerung der Hypotheten, Betriebs= und In=
ſtandſetzungskoſten
. Bei den Zinsſteigerungen wird der große Unterſchied
zwiſchen der geforderten Verzinſung der Hypotheken 11 Prozent und
der Verzinſung der Spareinlagen beſprochen. Betriebskoſten enthalten
alle Nebenausgaben, außer Waſſergeld und Wohnungsbauabgabe. Die
Juſtandſetzungskoſten müſſen nicht nach dem Geſamtwert, ſondern nach
Tilgung und Verzinfung des für die Inſtandſetzung notwendigen Kapi= keine Schranken zieht, vielmehr nur Grundgedanken gibt. Die Tatig
tals gerechnet werden, die alten Vernachläſſigungen dürfen nicht die Mie=
ter
belaſten. Die Beſtimmungen der 88 536538 BGB. ſind voll in Gel= ſie mit den Parteien, indem ſie ihr objektives Material dieſen zur freie
tung geblieben Vertragsabmachungen, welche dieſem entgegen ſtehen, ſind
nichtig. Der Vortragende kam auf die neueſten Hundertſätze, welche von zur Einführung neuer Geſetze und zur Aufklärung über aktuele G=
der
Stadtverwaltung nach Feſtſetzung durch das Kreisamt feſtgeſetzt ſind,
zu ſprechen, und erklärte dieſe, da ſie ohne vorherige Anhörung der In=
tereſſentengruppen
erfolgt ſind, und die geſetzlichen Beſtimmungen zwin=
gender
Natur ſind, für ungeſetzlich und nicht zu beachten. Die nachſtehende
Entſchließung wurde einſtimmig angenommen: Die im Hanauer
Hof am Mittwoch, den 31. Januar 1993, tagende Mitgliederverſammlung Lichtbilder vorgeführt, und zwar Deutſchland nach dem Friedensver
des Darmſtädter Mietervereins erhebt einmütig Proteſt gegen die vom
Kreisamt genehmigte und von der Stadtverwaltung für den Monat
zwar ſowohl wegen der Höhe, als auch wegen der ungeſetzlichen Art,
nämlich ohne Anhören der Vertreter des Mietervereins. Die Mieter=
ſchaft
verlangt von der Heſſiſchen Regierung, daß dieſe endlich eingreift, leichtert und bertieſt.
damit derartige ungeſetzliche Feſtſetzungen für die Folge unterbleiben.
Die erfolgten Feſtſetzungen von 2700 Prozent werden, da ihre Feſtſetzung
nicht der gefetzlichen Vorſchrift entſprechend erfolgt ſind, von der Mieter=
ſchaft
nicht beachtet. Der Vorſtand des Mietervereins macht es ſeinen
Mitgliedern zur Pflicht, die neuen Sätze nicht zu zahlen, ſondern nur die
alten 2000 Prozent. Herr Stadtv. Hütſch ergänzte den Vortrag durch
Ausführungen über die Bildung der Mietervertretungen, ihrer Rechte
und Pflichten und forderte auch von den Mietern entſchiedenes und rich=
einer
Beſprechung geladen werden. Gegen 11 Uhr ſchloß Herr Hütſch Wohmann, wird über das intereſſante Thema Die nationalſozialiſtiſch
die eindrucksvolle Verſammlung mit der Mahnung weiter zu werben und Arbeiterpartei Deutſchlands ſprechen. Die Mitglieder werden gebeten
für Stärkung des Mietervereins zu ſorgen.
Am 10. und 11. Februar hält der Verein in Lindenfels bei Adam Trem= werden.
per, Darmſtädter Hof, ſeine Geflügelſchau ab. An der Schau beteiligen
ſich Brandau, Reichenbach, Lindenfels, Fränkiſch=Crumbach und Winter= Darmſtadt in einer Verſammlung der Deutſchen Volkspartei Michel
kaſten. Es iſt der Leitung der Sektion und den Vorſtänden der einzelnen ſtadt, über Die politiſche Lage in Heſſen und im Reich‟. Die Mit=
Vereine gelungen, nur erſtklaſſige Tiere zur Schau zu ſtellen. Es wird glieder der Ortsgruppe hatten ſich in recht ſtattlicher Zahl eingefunden,
allen Geflügelliebhabern der Beſuch beſtens empfohlen. Mit der Aus= und dankten dem Reduer für feine Ausführungen, die viel neues brach=
ſtellung
wird eine Tombola verbunden ſein.
die Anzeige in heutiger Nummer ſei nochmals hingewieſen.

Stadtmiſſion. Die angezeigte Reihe von Vorträgen über Bibe
und Weltende beginnt dieſen Sonntag noch nicht, ſtatt deſſen häl
Miſſionar Rottmann eine Miſſionsſtunde (34/ Uhr).
n. Strafkammer. Recht verhängnisboll ſollten Unſtimmigkeiten wei
den, die aus einer durch die Zeitverhältniſſe aufgenötigten hieſige
Wohngemeinſchaft erwachſen waren. Die früher auswärts anſäſſie
Witwe R. hatte, als fie nach dem Tode ihres Mannes wieder hierbe
überſiedelte, in dem eigenen Hauſe nichts frei gefunden und mußte nae
Anrufung des Mieteinigungsamts das von dem Pribatier Heinri=
Schlingloff daſelbſt innegehabte Stockwerk mit dieſem teilen. Man ver
trug ſich nicht, und es kam beſonders zwiſchen dem 68 Jahre alter
alleinſtehenden Sch. und der als Stütze bei Frau R. bedienſteten 27jäl
rigen Marie Freibler zu offenem Zwiſt. Am 27. Mai v. J. war ei
ſolcher Auftritt beider (ohne Zeugen) erfolgt. Sch. ſchlug angeblf,
die Fr. und wurde von ihr ſtark im Geſicht zerkratzt. Der Verlauf die
ſes Falles erſcheint nicht genügend cufgeklart, ſo daß die gegen Sch.
hobene Körperverletzungsanklage inſofern mit Freiſpruch in zwei
ſtanzen endigte. Anderen Morgens an eiem Sonntag, betrat Sch. de
gemeinſame Küche mit einer Hundspeitſche, hielt der allein anweſer
den Fr. vor, wie ſie ihn zugerichtet habe, begegnete einer Abweiſun
und ließ ſich zu einem Schlag oder mehreren hinreißen. Die Fr. b
gnügte ſich nicht mit Abwehr, wurde mit Sch. handgemein und verbi
ſich dabei förmlich in ſeine rechte Hand. Die nachträglich am Kamp
platz erſchienenen Zeugen trafen die Zwei in üblem Zuſtande an, So
blufete heftig, und die Fr. erweckte den Eindruck der Bereitſchaft z
neuem Angriff. Schs Bißwunden verſchlimmerten ſich während de
nächſten Wochen im Krankenhaus durch Blutvergiftung derart, daß ih
nach mehreren Teileingriffen zur Nettung der ganze Vorderarm a
genommen werden mußte. Auch die Fr. war durch Stöße oder de
gleichen im Verein mit der Nervenerregung erheblich mitgenommer
lag wochenlang an gefährlichen Ernährugsſtörungen in einer Klin
danieder und konnte geraume Zeit nur künſtlich am Leben erhalte
werden, iſt aber nun völlig hergeſtellt. Sie war, da Sch. durch jene Mi
handlung ihrerſeits ein wichtiges Glied des Körpers eingebüßt ha
wegen ſchwverer Körperverletzung, Verbrechen gegen 8 225 St.=G.=3
(was etiwaige Geldſtrafe in Anwendung der nur für Vergehen ode
Uebertretungen Platz greifenden Juſtiznovelle ausſchließt) jetzt ang
klagt, und es wurde dieſe Verhandlung mit derjenigen des Berufung
falles Sch.s vereinigt. Letzterer hate neben dem ſchon erwähnten tei
weiſen Freiſpruch 500 Mark Geldſtrafe für den Schlag mit der Peitſo
erhalten, und dieſes Erkenntnis der Vorinſtanz wurde beſtätigt. Au
der Angeklagten Fr. billigte das Gericht, indem es ſtrafbare Uebe
ſchreitung der Notwehr annahm, mildernde Umſtände zu, ſonſt hät
die Mindeſtſtrafe 1 Jahr Gefängnis betragen) und verurteilte ſie z
2 Monaten Gefängnis. Frau R. iſt verſtorben.
n. Schöffengericht I. Zum erſten Male wirkte an hieſiger Stel
ein weiblicher Schöffe mit, während bis jetzt auf der Geſchw=
renenbank
hier noch keine Frau geſeſſen hat. Erwähnenswert erſchei
aus der Sitzung nur ein Fabrikdiebſtahl des 29jährigen, bisher unb
ſtraften Arbeiters Ludwig Götz von hier. Der Angeklagte iſt ſchwve
kriegsbeſchädigt, hatte einen ſeiner Erwerbsfähigkeit angepaßten Ve
trauenspoſten bei der A.=G. Bahnbedarf inne und entwendete nahe
einen Zentner verſchiedenen Metalls von etwa 130 000 Mark Wert. De
Althändler, dem er es für einige tauſend Mark zum Kauf anbot, benad
richtigte die Polizei. In Anwendung der Juſtiznovelle wurde G. f.
den Diebſtahl zu 30 000 Mark Geldſtrafe ev. 2 Monaten Gefängni
verurteilt.

Kunſtnotizen.
leber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehende
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Der Menſch vor 100000 Jahren. Rieſige Gletſche
waren von Skandinavien über die Oſtſee bis weit nach Süden vorg
drungen, und gewaltige Eismaſſen bedeckten das nördliche und mittler
Europa. Wärmere Perioden löſten dann wieder dieſe erſten Eiszeiter
ab. Die Gletſcher wichen allmählich nach Norden zurück, und in den ei
freien Gebieten entwickelte ſich eine uppige, der heutigen ähnlichen Veg
tation. Da hielt eine Naſſe ihren Einzug in Europa, die wir nach de
erſten Skelettfund im Neandertal unweit Düſſeldorf die Neandertalraf
benennen. Es war eine kleinwüchſige Menſchheit mit mächtigen Schädel
und einem Geſicht, das in Kinn und Kiefern noch deutlich tieriſchen Czz
rakter aufwies. Roh bearbeitete Feuerſteine waren ihre Werkzeuge, Fel
ſpalten, aus denen oft erſt der Höhlenlöwe und der Höhlenbär vertriebe
werden mußten, ihre Zufluchtsſtätten. Jahrtauſende lang war die N
andertalraſſe in Europa anſäſſig. Dann ſcheinen elementare Naturerei
niſſe eine neue Eiszeit mit ihren Folgen ſie zur Abwanderung g
zwungen zu haben. Andere, körperlich und geiſtig höher entwickelte Me=
ſchen
löſten ſie ab, bis mit dem Ausgang der letzten Eiszeit die eigentlich
Urgeſchichte unſeres Geſchlechtes abſchließt, und erſt Jahrtaufende ſpäte
eine neue Menſchheit erſcheint, deren Leben und Schaffen der geſchri
benen Weltgeſchichte angehört. Dieſe noch lückenhafte, aber durch vie
Funde einigermaßen geklärte Entwicklung des vorgeſchichtlichen Menſche
allgemein verſtändlich zu machen, ſucht ein Film, der unter der obige
Bezeichnung von dem Prähiſtoriker Dr. Hauſer, dem wir die wer
vollſten Funde über den urgeſchichtlichen Menſchen verdanken, und der
Berliner Antropologen Dr. Heilborn geſchaffen worden iſt. Eir
leitend werden hier zum erſten Male die Rätſel unſeres Werdens vor de
Geburt im Film lebendig dargeſtellt und die Fragen über die Abſtau
mungslehre geklärt. Die Vorführungen des Films, die am nächſten Moi
tag und Mittwoch im Kleinen Haus des Landestheaters ſtattfinden, dür
ten deshalb allgemeines Intereſſe beanſpruchen.

Lokale Bexanſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen 7
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Vereinigung ehem. 116er. Auf die am Montag,
5. Februar, abends, in der Brauerei, Zum goldenen Anker ſtattiit
dende Generalverſammlung wird beſonders hingewieſen.
Lichtbildproganda.
* Auf Veranlaſſung der Zentralſtelle zur Fördcrung der Volksbil
dung und Jugendpflege in Heſſen hatte die Reichszentrale für Heimal
dienſt eine Anzahl Serien ihrer Lichtbildpropaganda zur Verfügung ge
ſtellt, die geſtern nachmittag im Landtagsgebäude einer Anzahl vo.
grüßte kurz die Erſchienenen und wies auf den Zweck der Veranſtaltun
dienſtes auflkären ſolle. Herr Schildbach gab namens der Reichs
zentrale interefſante Daten über deren Tätigkeit unter beſonderer Berud
ſichtigung der Bildabteilung. Wegen der hohen Koſten für Filme mu
dieſe Tätigkeit ſich im Weſentlichen auf Lichtbilder beſchränken. Vor
dieſen hat die Reichszentrale eine Anzahl Serien herausgegeben, di
zu Zwecken der Aufklärung in Schulen und Vereinen, zur Förderun.
des ſtaatsbürgerlichen Gedankens und der Erziehung zur Verfügun.
geſtellt werden. Zu jeder Serie wird eine Vortragsgruppe zur Ver
fügung geſtellt, die jedoch der ergänzenden freien Vortragstätigkei
keit der Reichszentrale iſt durchaus frei von Parteipolitik, doch arbeite
Verwendung zur Verfügung ſtellt. Außerdem gibt ſie Richtlinien herau=
eigniſſe
. Die neueſte dieſer Richtlinien (59) befaßt ſich mit dem deut
ſchen Abwehrkampf, ſie iſt betitelt Um das Ruhrgebiet, un
erörtert das Ziel, die wirtſchaftlichen Folgen und Deutſchlands Selbſt
erhaltungswillen
Im Anfchluß an die Ausführungen wurden dann bier Serien de
trag (Kartenmaterial und Anſichten), Siedlungsweſen, Kohlenſchal
und Eifenhütte, und zum Schluß die Reichsverfaſſung. Gerade dieſ
Februar veröffentlichte Feſtſetzung der Hundertſätze zum RMG., und letzte Serie erregte das lebhafteſte Intereſſe. In ganz ausgezeichnete
ſchematiſcher Darſtellung wird der Aufbau und die Auswirkung der
Reichsverfaſſung im Bilde gezeigt und ſo das Verſtehen ungemein er
Herr Direktor Hafſinger erklärte in ſeinem Schlußwort, daf
die Zentrale für Volksbildung gerne bereit ſei, Lichtbildervorträge zu
vermitteln. Es iſt zu wünſchen, daß von der hier gebotenen Gelegen
heit zur Aufklärung möglichſt reichlich Gebrauch gemacht wird. Si

Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei, Darmſtadk. Am Dienstag
tiges Auftreten. Lebhafte Ausſprache ſchloß ſich an. Für das Martins= den 6. Februar, findet wiederum im Gelben Saal bei Sitte, ein poli=
viertel
meldeten ſich 15 Herren als Bezirksvertreter, welche demnächſt zu tiſcher Abend ſtatt. Der Generalſekretär des Landesverbandes, Her!
zu dieſer Veranſtaltung zahlreich zu erſcheinen. Die neuen Mitglieds
Starkenburger Geflügelzuchtverband, Sektion V. Neunkircher=Höhe, karten können auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, abgeholt
Am Mittwoch abend ſprach Herr Generalſekretär Bohmann
ten, mit herzlichem Beifall. Der Beſprechung verſchiedener organiſatori
National=Stenographenverein, von Kunowski‟ Darmſtadt, Auf ſcher Fragen und der lebhaften Diskuſſion wurde erſt dur,h den Einhrug)
der Polizeiſtunde ein Ende geſetzt.

[ ][  ][ ]

imer 34.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. Februar 1923.

Seite 5.

Darmſtädter Nothilfe.

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jähnenswert erſ
hrigen, bisher
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eit angebaßte

eren in Nachſt
Arttil vor.
Rieſige Gleiſt
nach Süden ua
nd mn.
hi8z

IV. Spendenliſte (bis Ende Januar 1923).
Für die Dauer der Wintermonate haben ſich weiter verpflicltet
mit nachſtehenden Geſamtbeträgen: Otto Ewald, Heidelberger Straße,
50 000 Mk.; Brauerei Rummel 15 000 (insgeſamt 30 000) Mk.; Präſident
Neumann 12000 Mk.; Miniſterialdirektor Hölzinger 10 000 Mk.; Ober=
vegierungsrat
Emmerling 9000 Mk.; Regierungsrat Bechtel 6000 Mk.;
Miniſterialrat Klingelhöfer 6000 Mk.; Oberbaurat Reuling 4200 Mk.;
Landesforſtmeiſter Dr. Weber 10 000 Mk.; Miniſterialrak Dr. Walther
5000 Mk.; Forſtrat Zeh 4800 Mk.; Oberforſtrat Dr. Urſtadt 4000 Mk.;
Miniſterialrat Dr. Grünewald 5000 Mk.
Mit einmaligen, ſofort zahlbaren Spenden: Fabrikdirektor May,
geſammelt von ausländiſchen Geſchäftsfveunden der Motorenfabrik
Darmſtadt, insgeſamt 663 264 Mk.; Deutſche Bank, Filiale Darmſtadt,
Darmſtädter= und Nationalbank je 200000 Mk.; W. Buſch in London
120000 Mk.; Fraucesco Caſali u. Figli in Bologna 100 455 Mk.; die
Divektion der Diskontogeſellſchaft 100 000 Mk.; R. Becker 100 000 Mk.;
Ungenan

des Darmſtädter Tagblatts 189 315 Mk.; Deutſche Vereins=
bank
, Fa. Lippmann May je 60 000 Mk.; Schülerinnen der Viktoria=
ſchule
1. und 2. Gabe 92 000 Mk.; Ablieferungen aus Schülerſamm=
lungen
des Realgymnaſiums 54 605 Mk.; Dr. Robert Vory 50,000 Mk.;
Darmſtädter Holzinduſtrie 2. Spende 25000 Mk.; Fa. J. Glückeit
2. Spende, Bankgeſchäft Zaun 1. Ablieferung, je 22 000 Mk.; Dr. R.
Strecker, zurzeit Brooklyn, 20 735 Mk.; Dr. A. C. Weber, Friedrich
Nungeſſer=Griesheim, Ungenannt je 20000 Mk.; Schülerſammlung der
Mädchenmittelſchule 2. Spende 19 527 Mk.; Schülerſanmmlung der Ge=
werbeſchule
17 750 Mk.; Mädchenmittelfchule T 14 600 Mk.; Verband
Deutſcher Elektrofirmen, Ortsgruppe Darmſtadt, 2. Spende 12300 Mk.;
Juſtizrat Dr. Bender 12000 Mk.; Schülerſammlung der Alice= Eleono=
zenſchule
10 440 Mk.; Profeſſor K. Roth, Frau H. Ulrich, Frau Johanna
Gennes, Ungenannt, Fa. Ernſt Beſſungen u. Co., Fa. Helmenſtein u.
Hering, Fa. Karl Traiſer je 10000 Mk.; Paul Reinhard Sulzer in
Winterthur durch Frl. Flegler 7125 Mk.; Frau Geh. Rat A. Bracht,
Dr. Hans Bochow, Freiherr v. Diemar, Profeſſor Haupt, Direktor des
Gewerbemuſeums, Baugeſchäft L. Riedlinger je 6000 Mk.; Fa. Strauß
u. Dernburg, J. N., Geh. Rat Dr. Fv. Back, Hugo Zimmer, Simon
Mayer, Simon Bodenheimer jr. je 5000 Mk.; Heſſiſcher Volksfreund
2. und 3. Ablieferung 4720 Mk.; Sammlung der Bäckerinnung durch
Herrn Stadtverordneten Finger 4520 Mk.; Ungeuannt, Staatsrat Dr.
Rohde, Oberlandgerichtsrat Pfannmiller je 4000 Mk.; Ungenannt
3500 Mk.; A. Grußner, Oberkonſiſtorialvat Emib Büchler, Rechnungsrat
Leißler, Miniſterialrat Dr. Sckrod, R. Philippona, Geueralleutnank
a. D. b. Ilſemann, Kaufmann S. Joſeph je 3000 Mk.; Pauline Kopp,
Oberinſpektor Darmſtädter, Erlös aus Sühneterminen je 2500 Mk.;
E. S., Dr. Heil, S. Simon, M. K., Oberſtudiendirektor Dr. Vogel,
Oberſt v. Neidhardt, Oberregierugsrat Linkenheld 2. Spende, Staats=
rat
Seip 2. Spende Geh. Rat Noack 2 Spende, Dr. W. Pip, Firma
L. Netz, Leon Beuer 2. Spende je 2000 Mk.; Oberinſpektor Darmſtädter,
Erlös aus Sühneterminen, 1500 Mk.; Oberbaurat L. Pitz 1400 Mk.;
Frau Direktor Dr. Sehrt, Geh. Rat Dr. Walz 2. Spende, Ungenannt,
A. Steingaß, Frau Dr. Hebberling, Frl. M. Cimer, Frau Generalarzt
Weichel, Generalleutnant Eggerſh, Dr. Güngerich, Ernſt Hennes, Dir.
Ph. Stein, Hohenfähnlein, Ungenannt, Frau Fr. Weiffenbach, Frau
Weichel. Witwe, Miniſterialrat Wagner, Fa. Beſt, Steindrucker K.
Schalles, Pfläſterermeiſter Himmler, Oberlandesgerichtspräſident Dr.
Beſt. Staatsanwalt Schlamp, Miniſterialrat Knapp, Kanzleioberſekretär
Weimar, Oberbauſekretär Wörtge, Eliſabeth Seim, Rechnungsrat /Ben=
der
, Geh. Forſtrat A. Reis, Dr. K. R. Andreß=Schſvetzingen, Dr. Nud.
Kratz 2. Spende, Dr. Eugen Letſche 3. Spende, Geh. Regierungsrat
Knapp, Oberforſtrat Kallenbach je 1000 Mk.; Sammlung der Eleonoren=
ſchule
Frauenklaſſe 7a 901 Mk.; Oberinſpektor Darmſtädter, Erlös aus
Sühneterminen, 850 Mk.; J. Kaſſel 300 Mk.; Dr. Karl Malzayn, Ober=
fuſtizrat
Dr. von Eiff, R. Finkenſpirth 2. Spende, Juſtizrat Dr. Menges,
Fa. Gebr. Wenglein, Max Sander, M. Goodſchild, Frau Gg. Jochem
Witwe, Frau A. Voelkel, Oberlandesgerichtsrat. Dieffenbach 2. Spende,
Kaufmann F. Fendler, N. N., J. Ph. Allmann, Frau Poſtdirektor Wall=
bau
, Oberpoſtſekretär Specht, Schwanenſtraße, 3. Spende, Sekretär
Stöckel 2. Spende, Oberjuſtizinſpektor Schmuck 2. Spende, Frau M. in
Zürich durch Sanitätsrat Dr. Gutenberg, Oberinſpektor Darmſtädter,
Erkös aus Sühneterminen, je 500 Mk.; Sammlung einer Schule 456 Mk.;
Walter Neuſchäffer 432 Mk.; N. N. 2. Rate. v. St. Geh Oberbaurat
Prof. Wegele 2. Spende, je 300 Mk.; Rechnungsrat Schneider 250 Mk.;
E. E., H. Opitz, Lehrerin i. R. Sophie Fuchs 2. Spende je 200 Mark=
Carnier Mutter und Sohn 150 Mk.; Kirchner 135 Mk.; H. D., N. N.,
ſe 100 Mk.; Lehrerin i. R. Eichbera 60 Mk.; Lehrer Knell, K. Grund
ie 50 Mk.; Penſionär R. Grünewald, Ungenannt je 20 Mk.
Von den Beamten, Angeſtellten und Arbeitern nachſtehender Behör=
den
und Firmen gingen weiter ein für Dezember bzw. Januar: Heſſiſche
Landespolizeiſchule 148 500 Mk.; Landestheater Soloperſonal 30 000 M.;
für Dezember bis Mai, Techniſche Hochſchule 75 000 Mk.; Landesbau=
gewerkſchule
5400 Mk.; Handwerkskammer 4250 Mk.; Oberpoſidirektion
7120 Mk.; Poſtamt I 4665 Mk.; Telegraphenamt 2200 Mk.; Reichsbank=
ſtelle
1080 Mk.; Eiſenbahnbetriebsamt 1 3100 Mk.; Eiſenbahnbetriebs=
amt
II 1480 Mk. für DezemberMaf; Eiſenbahnbetriebsamt III 200
Mark; Darmſtädter= und Nationalbank 1. Nate 29 200 Mk.; Darmſtädter
Volksbank 1. Rate 8820 Mk.; Verſorgungsamt 5100 Mk.; Heag 5710 M.;
Zentralſtelle für Landesſtatiſtik 810 Mk.; Kulturinſpektion 3200 Mk.;
Chemiſche Prüfungsſtation für die Gewerbe 2100 Mk.; Heſſiſches Haus=
und Staatsarchiv für Dezember bis Mai 4000 Mk.; Dampfkeſſelinſpek=
tion
800 Mk.; Kreisveterinäramt für Januar bis Mai 1000 Mk.; Kreis=
geſundheitsamt
für Januar bis Mai 1800 Mk.; Miniſterium für Arbeit
und Wirtſchaft 11 100 Mk.; Landesfinanzamt II 1450 Mk.; Landwirt=
ſchaftliche
Verſuchsſtation 2240 Mk.; 1. Polizeiredier 3170 Mk., 2. Poli=
zeirevier
1600 Mk., 3. Polizeirevier 1530 Mk., 4. Polizeirevier 2390 Mk.
5. Polizeirevier 1930 Mk., 6. Polizeirebier 650 Mk., 7. Polizeiredier
3700 Mk., Polizeiamt 17 250 Mk.; für Dezember bis Mai, Amtswache
1200 Mk.; Kriminalabteilung 4200 Mk.; Bureau 800 Mk.; Heſſiſche
Landesverſicherungsanſtalt 4740 Mk.; dieſelbe für Dezember und Januar
9240 Mk.; Finanzamt Stadt 4980 Mk.; Staatsverlag 500 Mk.; Miniſte=
rium
der Juſtiz 9440 Mk.; Landesgendarmeriediviſion 2950 Mk.; Landes=
vermeſſungsamt
9000 Mk.; Geologiſche Landesanſtalt 1000 Mk.; Brand=
verſicherungskammer
14 300 Mk.; Staatsſchuldbuchamt 950 Mk.; Amts=
gevſcht
II 800 Mk.; Heſſiſches Miniſterium, Abteilung für Bauweſen,
1. Rate 13 000 Mk.; Verſicherungsanſtalt für Gemeindebeamten 2450 M.
Verkehrskontvolle I 5390 Mk.; Verkehrskontrolle II 5890 Mk.; Reickhs=
entſchädigungsamt
für Kriegsſchäden 2000 Mk.; Knabenfortbildungs=
ſchule
1700 Mk.; Mädchenmittelſchule I 24 900 Mk.; Stadtmädchenſchulel
10 700 Mk.; Stadtmädchenſchule II 9550 Mk.: Mädchenfortbildungs=
ſchule
3500 Mk.; Stadtmädchenſchule III 5200 Mk.; Ludwigs= Oberreal=
ſchule
200. Mk.; Liebigs=Obervealſchule für Dezember bis Mai 38600
Mank; Viktoriaſchule 13 950 Mk.; Eleonorenſchule für Februar 2500 M.;
Verband Heſſiſcher Landwirtſchaftlicher Genoſſenſchaften 4200 Mk.; Heſſ.
Landesbibliother 3650 Mk.; Oberförſterei Beſſungen 650 Mk.; Land=
gerſcht
Darmſtadt Kanzlei 3800 Mk.; Landesfinanzamt I 4350 Mk.; =
gertorſchule
7525 Mk.; Peſtalozziſchule 4050 Mk. für Februar; Gewerbe=
aufſichtsamt
425 Mk.; Bezirkskaſſe Darmſtadt 950 Mk.; Finanzamt Land
4800 Mr.; Landgerichtsgefänguis 2850 Mk.; Alice=Eleonorenſchule 4100
Mark; Knabenmittelſchule I 20 643,20 Mk.; Landeshypothekenbank 4250
Mauk; Bund deutſcher techniſcher Zollbeamten 5200 Mk.; Gewerbeſchule
1960 Mk.; Hauptſtaatskaſſe 10 930 Mk.; Wohlfahrtsamt 6020 Mk.; Tele=
graphenbauamt
2605 Mk.; Bahnbedarf G.m.b. H. 9900 Mk.; C. W. Leske
2200 Mk. für Dezember bis Mai; A. Le Cog u. Co. 1450 Mk. Th.
Schwab 1500 Mk. fün Dezember bis Mai; Heus u. Simon 2900 Mark;
Gebr. Becker 1600 Mk.; Aachener und Münchener Feuerverſicherungs=
A.G. 1300 Mk.; E. Weis 770 Mk.; Buchdruckerei F. Winter 760 Mk.;
ſoſ. Trier 4790 Mk.; Karl Traiſer 2960 Mk.; Herm. Heinmüller 1800
Mark; Gandenbergerſche Maſchinenfabrik 7625 Mk.; Fromann u. Morian
1650 Mk.; Gg. Ehrhardt u. Söhne 30 800 Mk. für Januar; Conrad
Appel 1600 Mk.; Aktien=Maſchien,Bauanſtalt (vorm. Venuleth u. Ellen=
berger
) 5335 Mk.; Jakob Nohl 1300 Mk.; Eduard Roether 2810 Mk.;
Röhm u. Haas=Angeſtellte 8630 Mk., =Arbeiter 895 Mk.; K. Schenck
G m. b. H. 5520 Mk.; Schlager u. Beſt 2605 Mk.; Friedrich Schäfer
2150 Mk.; Wilh. Lanz 2000 Mk.; Gebr. Unger 705 Mk.; C. Nietſch=
mann
1300 Mk.; Geſchw. Knopf 1400 Mk.; E. Olitzſch 200 Mk.; Guggen=
heim
u Marx 2600 Mk.; Landwirtſchafts= und Handelsbank für Heſſen
9450 Mk.; Schürmann u. Co. 1619 Mk.; Phil. Heß 3250 Mk.; Schade
1. Füllgrabe 1250 Mk.; D. Faix u. Söhne 1030 Mk.; Friedhofsverſval=
tung
610 Mk.; Lagerhaus 250 Mk.
Außerdem ſpendeten Lebensmittel die Firmen: Nudelfabrik
Thomas im Werte von 50 000 Mk.; Fa. Gg. Liebig u. Co. Nachf, im
Werte von 25 000 Mk.; Firma Heinrich Brandſtätter im Werte von
16 000 Mk.; Fa. Raphael Störger Söhne im Werte von 60 000 Mk.
ſartoffel: Valentin Walter in Balkhauſen, die Gemeinden
Braunshardt und Hahn im Geſamtwerte von 35000 Mk.; Petro
leum die Firma Technika G.m.b.H. im Werte von 90000 Marf
Schreibmaterialien, für Schulzwecke die Firma Hch. Lautz im
Werte von 20000 Mk. Durch rühriges Werben in dem Kreiſe ihrer
Mitglieder konnte die Vereinigung des Damnſtädter Einzelhandels eine
Spende, beſtehend in Bekleidungsſtücken, Lebensmitteln, Geldbeträgen
im Geſamtwerte von rund 2 250 000 Mk. zur Verfügung ſtellen.
Allen Gebern ſei an dieſer Stelle im Namen unſerer notleidenden
Mitbürger herzlichſt für ihre Spenden und ihre vege Anteilnahme ge=
bankt
. Aber noch gilt es, weiter zu kämpfen gegen Not und Elend, die
von neuem ihre ſchreckhaft drohenden Geſtalten gegen unſer Volk er=
heben
!

Von neuem ergeht daher an alle gebefreudigen Herzen der Ruf:
Gebt für die Darmſtädter Nothilfe!
Weitere Gaben erbeten an die Geſchäftsſtelle dieſes Blattes, ſowie
an ſämtliche hieſigen Banken, die Sparkaſſen, die Stadtkaſſe und auf
Poſtſcheckkonto 68 505.
Darmſtädker Nothilfe.

Wohnungsnot und Heimſtättenarbeit.
Von R. Oppelt, Darnſtadt.
Das Zuſammenballen vieler Menſchen auf engem Raum löſt immer
ſtärker werdende Gefahren für die Allgemeinheit aus. Je mehr Naum
wir alſo einem Menſchen geben, um ſo mehr wird er zu einem ſogen.
guten Staatsbürger; je mehr wir ihn einengen, um ſo eher lehnt er
ſich gegen, die Geſetze auf. Viele Menſchen, die unter gleich ungünſtigen
Umſtänden auf beſchränktem Wohnungsraum zuſammenleben miſſen,
wirken zerſetzend auf das Gemeinſchaftsgefühl; es entſtehr der einheit=
liche
Geſamtwille, die Tendenz, das Parteiideal, eine Gruppe, die dann
zu einer alles überſchwemmenden Woge für Kultur und Geſittung wer=
den
muß.
Dieſen Zuſtänden ein Ende zu machen, Wohnungen zu ſchaffen, die
auch gleichzeitig die Gartenbetätigung ermöglichen, ſollte die vornehmſte
Aufgabe der Regierung, der Kommunen und Stadtverwaltungen, und
daran mitzuarbeiten, die Pflicht jedes Deutſchen ſein.
Der Grund, weshalb trotz der bisher gegebenen Richtlinien, Reichs=
beſtimmungen
, der Bezuſchuſſung der neuen Häuſer ſo ſehr wenig er=
mutigende
Erfolge erzielt werden, wird in den meiſten Fällen in der
Schwierigkeit der Baumaterialienbeſchaffung und der immer fortſchrei=
tenden
Teuerungswelle geſucht. Der Hauptgrund iſt jedoch darin zu
ſuchen, daß das ganze Werk der Wohnungsbeſchaffung von einem ein=
feitigen
Standpunkt in Angriff genommen wird, daß man in ihm nicht
eine Frage von grundlegender Bedeutung erkannte, oder wenn dies
geſchah, in der Auswahl der Mittel zur Erreichung des geſteckten Ziels
Fahlgriffe machte. Es iſt deshalb höchſte Zeit, bald Abhilfe zu ſchaffen
und durch fruchtbare Arbeit dieſe Fehlgriffe auszuſchalten, um die Kata=
ſtrophe
zu vermeiden.
Wenn in fünf Jahren eine Aenderung der Beſtimmungen der Vor=
kriegszeit
mit ihren gänzlich veränderten Verhältniſſen noch nicht ver=
wirklicht
werden konnte, ſo daß bei einem Bauvorhaben, das außerhalb
der Bebauungsgrenze in guter gärteriſcher Lage erfolgen ſollte, noch
drei Baubehörden mitzuſprechen haben (das Kreisamt für die Geneh=
migung
des Baugeſuchs, das Miniſterium des Innern für die Erteilung
der Baubefreiung, das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft für die
Bezuſchuſſung), und alle drei Behörden an der Plangeſtaltung Ein=
ſprüche
erheben können, ſo daß die Anſichten weit auseinandergehen
und es ſehr langer Zeit bedarf, bis eine einheitliche Löſung des Bau=
plans
gefunden iſt, in dieſer Zeit aber alle guten Vorbereitungen für
den Hausbau vernichtet und Zeit und Geld durch die weiter fortſchrei=
tende
Teuerung vergeudet ſind, dann iſt dies ein vein unhaltbarer Zu=
ſtand
, der gebieteriſch nach Abhilfe drängt.
Dieſe Beſtimmungen erſchweren jedes Bauvorhaben, ſind den Zeit=
verhältniſſen
nicht mehr angepaßt und veraltet, denn nur in der ſchnel=
len
Bearbeitungsweiſe kann billig gebaut und der Not ſchnellſtens ge=
ſteuert
werden.
Wir ſtehen im Kampf um Wohnung und Nahrung, denn die dauernd
zunehmende Teuerung iſt auch ein Beweis, daß es uns an Nahrung
fehlt.
Veumehrung der organiſchen Subſtanz, der Nahrung, durch inten=
ſivere
Bebauung des Grund und Bodens, muß unſer Ziel ſein; eine
neue Wohnungsreform muß der alten Platz machen und als Führer=
miſſion
vom deutſchen Volke angeſehen werden, denn Vaterlandsliebe,
Bodenſtändigkeit, Heimatgefühl ſind am ſtärkſten in jenen Bevölkerungs=
ſchichten
bertreten, die am augenfälligſten den Boden als Erzsuger von
Nahrung und Kleidung ſtändig vor Augen haben: bei den Land=
bewohnern
.
Die Not und das Elend der Maſſen ſchreien zum Himmel; was
liegt da näher, als der Ruf der Erzeuger der Nahrung nach Boden.
Gebt uns Land, damit wir uns ſelbſt Nahrung verſchaffen! Das Ent=
ſtehen
der vielen Gartenkolonien iſt ein Beweis dafin, daß Jeden nach
Kräften bemüht ſein will, ſich ſelbſt Nahrung zu verſchaffen. Aber vollen
Erfolg und Genuß getvähren dieſe Gärten nie, da es den meiſten an den
nötigen Dungſtoffen fehlt und daher dieſen Gärten keine Höchſterträge
abgerungen werden können.
Nur das Eigenheim mit Garten wird für die Folge das Ziel ſein
müſſen, denn nur dort kann der Menſch als Selbſterzeuger auftreten;
nur die Gartenſiedlung kann als Endziel angeſehen werden.
Die getroffenen Maßnahmen zur Errichtung von Gartenſiedlungen
ſind gänzlich unzulänglich. Wenn in einer Gegend, wo reiche Erträge zu
erwarten ſind, Schwierigkeiten allein ſchon bezüglich der Bezuſchuſſung
einſetzen, weil das Bauvorhaben qußerhalb des Bebauungsplans liegt
und keine Gemeinde verpflichtet werden kann das Bauvorhaben, wie
ſonſt üblich, mit zu unterſtützen, dann iſt es nicht zu verſtehen, daß noch
keine Mittel und Wege gefunden ſind, dieſen Mißſtänden wirkſam ent=
gegenzutreten
, denn gerade der Volkswille fordert ſolche Bauten, wo
eine intenſive Gartenbenutzung damit verbunden iſt. Innerhalb der
Bebauungsgrenzen iſt dies ſchwer möglich.
Wir wollen hoffen, daß der vergangene Krieg der Anfang zu einem
ideellen Aufſtieg werden ſoll, und dieſer Gedanke ſollte das ganze lebende
Geſchlecht durchdringen, daß nur in der Rückkehr zum Natürlichen der
Weg zur Höhe iſt.
In der Heimſtättenbewvegung ſind viele Länder vorbildlich geweſen.
So berichtet das Heimſtättenamt der Deutſchen Beamtenſchaft in einer
öffentlichen Druckſchrift, daß einzelne Gemeinden, wie die Stadt Elms=
horn
, nur Eigenheime finanzieren; andere Gemeinden geben billige
Darlehen zu 1 Prozent und 1 Prozent Tilgung (Stadt Bielefeld); andere
wieder Grund und Boden und teilweiſe das Baumaterial, ſoweit es in
den Händen der Gemeinden iſt, wie Holz und Bruchſteine, Sand uſw.
zu den billigſten Preiſen. (Man vergleiche hiermit die Erfolge in
Darmſtadt und Umgebung.) In anerkennenswerher Weiſe wird in den
meiſten Fällen der Flachbau und die Gartenſiedlung bevorzugt, denn
gerade die kaſernenartig ausgebauten Mietshäuſer haben viel zum
Geſundheitsniedergang unſeres Volkes beigetragen.
Zur Durckführung der vom Volke dieſerhalb geſteckten Ziele iſt aber
unbedingt die Forderung aufzuſtellen, daß endlich der ſeit über einem
Jahre vorliegende, von allen Spitzenonganiſationen im Ständiſchen Bei=
rat
für Heimſtättenweſen aufgeſtellte Bodenreformgeſetzentwurf Geſetzes=
kraft
erhält und durch Schaffung eines Reichsbodenamts vertreten wird,
damit der ungeſunden Bodenſpekulation, der Ankauf von Grund und
Boden, Gebäulichkeiten durch das Ausland, geſteuert wird, denn der
Boden iſt die Grundlage aller nationalen Exiſtenz, und: Wer das
Land hat, hat auch das Volk! Es iſt höchſte Zeit, damit es nicht zu
ſpät iſt.
Parlamentariſches.
* Dem Landtage ſind folgende Vorlagen zugegangen: 1. Regie=
rungsvorlagen
: Für den Neubau des phyſiologiſchen Inſtituts in Gießen
ſind verbraucht 9 200 000 Mark. Der Rohbau wird jetzt auf 283 Millionen
Mark geſchätzt, ſodaß die Genehmigung des Finanzausſchuſſes angefragt
wird, ob unter dieſen Umſtänden weitergebaut werden ſoll. Die in Aus=
ſicht
genommene Warmwaſſerheizung wird auf 30 Millionen Mark ver=
anſchlagt
. Für die Kreisärzte und Kreisaſſiſtenzärzte in Worms, Gießen,
Offenbach und Heppenheim iſt je ein Neubau von Wohn= und Dienſt=
gebäuden
vorgeſehen, um den unhaltbaren Zuſtänden zu begegnen. Im
Staatsvoranſchlag wird als erſte Rate der Betrag von 23,2 Millionen
Mark vorgeſehen. Es wird um baldige Bereitſtellung und baldige In=
angriffnahme
gebeten, nebſt den den Teuerungsverhältniſſen begründeten
Mehrkoſten. Für außerordentliche Notſtandsmaßnahmen für die Ren=
tenempfänger
der Invaliden= und Angeſtelltenverſicherung wird die Be=
reitſtellung
des Betrags von 1 172 124 Mark erbeten. Für die Beam=
ten
uſw. im beſetzten Gebiet wird um Bewilligung einer laufenden Wirt=
ſchaftsbeihilfe
in doppelter Höhe wie ſeither gebeten. Jetzt betragen die
Zulagen, Ortsklaſſe A 6000, B 5400, C, D und E 4800 Mark, Kinderzu=
lage
1200 Mark; für die Dienſtbezüge der Staatsbeamten, Lehrer uſw.,
wird um Genehmigung der neueſten Erhöhung gebeten, für die im Ruhe=
ſtand
befindlichen Notare wird um Gewährung von Beihilfen gebeten.
2. Anträge: Die Abgeordneten des Bauernbundes
erſuchen um Aufhebung der Verordnung über Aufkauf von Butter und
Käſe. Für Mittel= und Kleinwinzer erbitten Abg. Soherr und Nuß
Kupfervitriol und Schwefel zu erträglichen Preiſen und Bereitſtellung
von Krediten. 3. Anfragen: Die Demokraten fragen an, was die
Regierung gegen die beabſichtigte Einſchränkung des Zugverkehrs auf der
Strecke GrünbergLich zu tun gedenkt. Die Abgeordneten des Zen=
trums
fragen an, was die Regierung gegen die Mißſtände im Spielplan
des Landestheaters zu tun gedenke. Die deutſchnationalen Abgeordne=
ten
fragen an, was die Regierung zu tun gedenke, um den Siſenbahn=
unterbeamten
in Heuchelheim bei Gießen das verſprochene Bauholz aus
Staatswaldungen anzuweiſen. Die Zentrumsabgeordneten fragen an, ob
die Regierung bereit iſt, Hausbrand für Krankenhäufer und lebenswich=
tige
Betriebe ſicherzuſtellen, was durch die Ruhrbeſetzung fraglich ſei.
Am 23. Januar ds. Js. hat ſich die Fraktion der Zentrumspartei
ebenfalls mit den Zuſtänden am hieſigen Theater befaßt und folgenden
Antrag geſtellt: Wir fragen an, ob es der Regierung bekannt iſt, daß
die derzeitige Intendanz des Theaters Stücke aufführen läßt, die das
ſittliche Emefinden weiter Kreiſe, insbeſondere der Angehörigen chriſt=
lichen
Bekenntniſſes, auf das gröblichſte verletzen (vgl. Luſtſpiel Le=
once
und Lena‟). Das Theater iſt nach unſerer Auffaſſung ein Kunſt=
inſtitut
, das erziehlich wirken und nicht alles herunterreißen ſoll, was
weiten Kreiſen des Volkes heilig war und iſt. Weiterhin fragen wir an,

ob der Theatervat dazu Stellung genommen hat, und wie er ſich zurzeit
zuſammenſetzt. Wir behalten uns vor, falls die Mſßſtände nicht gründ=
lich
abgeſtellt werden, bei der Beratung des Budgets auf die Angelegen=
heit
zurückzukommen.
v. Eberſtadt, 2. Febr. Die Modau führt ſeit den letzten Tagen
Hochwaſſer mit ſich, wie man es hier ſelten geſehen hat. Viele Wieſen
im Mühltal und im oberen Modautal ſtehen unter Waſſer.
Groß=Zimmern, 2. Febr. Der Männergeſangverein
Groß=Zimmern (Dirigent Herr Wilhelm Etzold=Darmſtadt) hält
am 17. Juni ds. Js., anläßlich ſeines 60 jährigen Beſtehens einen Ge=
ſangs
ettſtreit ab. Der am 28. Januar ſtattgefundene Delegiertentag
für vorgenannten Geſangswettſtreit nahm einen glatten Verlauf. An dem
Geſangswettſtreit beteiligen ſich im ganzen 19 Vereine mit 1359 Sängern.
Es ſind das u. a. folgende Vereine: 1. Stadtklaſſe: Liedertafel Koſtheim
(115 Sänger), Männerchor Heuſenſtamm (100 Sänger), Sängerluſt Die=
burg
(130 Sänger). 2. Stadtklaſſe: Einigkeit Sachſenhauſen (68 Sänger)
Liederkranz Groß=Zimmern (60), Männerchor Frankfurt Eckenheim (55).
1. Landklaſſe: Germania Bürgel (110), Männergeſangverein Dieburg
(130), Sängervereinigung Urberach (85). 2. Landklaſſe: Sängerluſt Bür=
ſtadt
(63), Liederkranz Koſtheim (45), Eintracht Arheilgen (74), Sänger
riege der Turngeſellſchaft Dietzenbach (50), Sängerluſt Roßdorf (45)
Freundſchaft Jügesheim (60), Männergeſangverein Groß=Umſtadt (60),
3. Landklaſſe: Polyhymnia Ober=Roden (45), Liederkranz Roßdorf (40)
Männerquartett Concordia Ober=Ramſtadt (24). Für dieſen Geſangs=
wettſtreit
hat der Herr Staatspräſident Ulrich den höchſten Ehrenpreis
geſtiftet, auch die Gemeinde Groß=Zimmern hat die Stiftung eines Prei=
ſes
für das höchſte Ehrenſingen beſchloſſen.
zh. Bensheim a. d. B., 2. Febr. Die hieſige Finanzkaſſe
iſt trotz des Proteſtes der hieſigen ſtädtiſchen Behörde nach Zwingenberg
verlegt worden. Dafür iſt in Bensheim eine Untererhebeſtelle für die
Gemeinden Gronau, Bensheim, Schönberg und Zell errichtet ſvorden.
* Heppenheim a d. B., 2. Febr. Den Landwirten und allen Freun=
den
der Geflügelzucht der Provinz Starkenburg iſt am 3. und 4. Febr.
Gelegenheit geboten, die von dem rührigen hieſigen Geflügelzuchtverein
veranſtaltete Provinzial=Verbands= Geflügelausſtel=
lung
Heppenheim a. d. B., Turnhalle, zu beſuchen. Nach den einge=
gangenen
Anmeldungen von Ausſtellern von weit und breit, iſt mit einer
reichlichen und ſtattlichen Anzahl erſtklaſſigſter Hühner, Gänſe, Enten und
Tauben zu rechnen und wird man hervorragende, gut durchgezüchtete
Tiere ſehen. Der Geflügelzuchtverein Heppenheim a. d. B. hat ſich durch
ſeine erfolgreiche Züchtung und Beſchickung auswärtiger Ausſtellungen
mit Prachtexemplaren ſeiner Zucht, die ihm überall allererſte Preiſe ein=
trugen
, einen hervorragenden Ruf in der Züchterwelt und bei allen
Freunden der Geflügelzucht erworben. Herr Kreisdirektor Pfeiffer hat
ſich bereit erklärt, den Ehrenvorſitz zu übernehmen; die Leitung und der
Vorſitz der Ausſtellung ruht in den bewährten Händen des Züchters,
Herrn Benefiziat Kindhäuſer, Heppenheim, und ſeines Stellvertreters,
Herrn Poſtſekretärs Georg Schmidt. Als Preisrichterobmann iſt einer
der anerkannt beſten deutſchen Geflügelkenner und Preisrichter, Herr
Arthur Wulf aus Leipzig gewonnen worden.
* Heppenheim a. d. B., 2. Febr. Infolge des anhaltenden Regen
und der einſetzenden Schneeſchmelze geriet geſtern abend um 5 Uhr in der
Mühle des Landwirts Weiher, hier, Fürther Straße, eine große
Mauer, die zu dem Garten ſeines Nachbars gehört, und die das An=
weſen
nach dem Schloßberg zu zirka 10 Meter hoch abſchließt, in einer
Länge von 2025 Meter ins Rutſchen und ſtürzte mit donnerähnlichem
Krachen in die Tiefe, ſchlug den Hühnerſtall zuſammen und begrub das
darin befindliche Geflügel, zirka 28 Hühner, Gänſe und Enten unter ſei=
nem
Schutte. Infolge des ungeheuren Anpralls der Steinmaſſen an
einem freiſtehenden Schornſtein, fiel deſſen Krone ab und durchſchlug das
ganze Scheuerdach. Der angerichtete Schaden iſt ſehr groß.
0- Kelſterbach a. M., 2. Febr. Schon wieder eine Explo=
ſion
. In der hieſigen Munitionszerlegungsfabrik explodierte beim
Entlceren ein Geſchoß. Dabei wurden zwei Arbeiter, von denen der eine,
Namens Hartmann, von hier iſt, ſo ſchwer verletzt, daß ſie ins Frank=
furter
Krankenhaus transportiert werden mußten. Der andere Arbeiter
iſt von Heidesheim.
th. Worms a. Rh., 2. Febr. Die Schleppſchiffahrt für Koh=
lentransporte
iſt von den hieſigen Speditionsgeſellſchaften eingeſtellt
worden. Der ſonſtige Güterverkehr hat keine Unterbrechung erlitten.
* Aus Rheinheſſen, 2. Febr. Der Eiſenbahnverkehr unter
fuanzöſiſcher Verwaltung macht Fortſchritte. Innerhalb eines Tages
gelingt es mitunter, einen Zug von Mainz nach Ludwigshafen zu beför=
dern
, wozu früher 21/. Stunden erforderlich waren. Heute vormittag
hat ſich ein weiteres Unglück auf der Station Mettenheim ereignet. Dort=
ſelbſt
haben die Franzoſen einen in Richtung Worms, von franzöſiſchem
Perſonal gefahrenen Perſonenzug auf den Prellbock gefahren.
ot. Friedberg (Oberheſſen), 2. Febr. Ruhrhilfe. Auf der Grube
Friedrich bei Hungen haben die Arbeiter beſchloſſen, zu Gunſten der
Ruhrhilfe Ueberſchichten zu fahren.

Reich und Ausland.
Das Volksopfer.
Berlin. Der deutſch=braſilianiſche Firmenverband in Sao Paulo
hat telegraphiſch gegen die Vergewaltigung des Ruhrgebiets proteſtiert
und dem Sammelausſchuß in Sao Paulo 40 000 Milreis überwieſen.
Georg Trittau in Lima hat der Reichsregierung in Anerkennung
ihrer feſten Haltung gegen Frankreichs Rechtsbruch 5 Millionen Mark
überwieſen. Ferner ſpendete für die Ruhrbergleute der Direktor
Hugo Sluzewski von der Firma C. Januſchek u. Co. in Wien 100000
Kronen, die Angeſtellten des Sägewerks Goetz u. Co. in Galatz 50 000
Mark, der Kaufmann Ragnar Gedda in Langelrag (Bez. Gothenburg)
100 ſchwediſche Kronen. Zwei unbekannte Spender in Baſel ſtellten in
Anerkennung der patriotiſchen Haltung der deutſchen Beamten und Ar=
beiter
des Ruhrgebiets eine Million Mark zur Verfügung.
Boykott gegen Franzoſen.
Freiburg. Unter den Gaſtwirten des ſüdlichen Schwarzwaldes
hat eine Bewegung eingeſetzt, mit Rückſicht auf die Ereigniſſe im Ruhr=
gebiet
keine franzöſiſchen und belgiſchen Gäſte mehr zu beherbergen
und ihnen keinerlei Speiſen zu verabreichen. Beſtimmend hierfür war
auch das franzöſiſche Vorgehen in Eſſen, wo die Kranken aus den
Gaſthäuſern zum Teil ausgewieſen wurden. Derartige Beſchlüſſe ſind
bereits in Triberg, St. Blaſien, Konſtanz und zahlreichen anderen Orten
des Bodenſeegebiets gefaßt worden.
Das Grubenunglück in Beuthen.
Beuthen. Bis Samstag abend 6 Uhr betrug die Zahl der
Toten 117. Vermißt werden noch 24 Mann. Der in der Nacht zum
Freitag bis faſt an den Unfallherd vorgedrungene Rettungstrupp, ſowie
die geſtern eingefahrene Unterfüchungskommiſſion ſtellten feſt, daß der
Ausgangspunkt des Unglücks wahrſcheinlich das Marie=Valeska=Flötz
(620=Meter=Sohle) iſt. Die Urſache der Kataſtrophe iſt aller Wahrſchein=
lichkeit
nach eine Kohlenſtaubexploſion hervorgerufen durch berg=
männiſche
Schießarbeit. Die weitere Ausführung der Bergungsarbeiten
iſt jetzt ſehr ſchwierig geworden, weil über die unmittelbare Nachbar=
ſchaft
des Unfallherdes hinaus das Vortragen der Aufräumung durch
zahlreiche große Brüche aufgehalten wird. In den die Unfallſtelle um=
gebenden
rückwärtigen Teilen des Grubenfeldes wurde überdies noch
ein beträchtlicher Gehalt von Kohlenoxydgas feſtgeſtellt. Da die Be=
wältigung
der Brüche in dieſem Teile des Valeska=Flötzes, in welchem
die Vermißten zu ſuchen ſind, und da die Wiederherſtellung der durch
die Exploſion geſtörten normalen Weiterführung naturgemäß geraume
Zeit erfordert, iſt leider kaum anzunehmen, daß die Verunglückten no=h
lebend geborgen werden können. Im Einverſtändnis mit der Bergauf=
ſichtsbehörde
wird die Förderung am Samstag wieder aufgenommen.
Die Beerdigung der Opfer erfolgt am Sonntag mittag 1 Uhr vom
Zechenhaus der Heinitzgrube aus. Die Beiſetzung wird auf dem neuen
Friedhof in Roßberg in einem gemeinſamen Grabe erfolgen.
Paris, 3. Febr. Der Gewerkſckaftskongreß hat geſtern abend ſeine
Arbeiten beendet. Es wurde beſchloſſen, den Opfern der Bergwerkskata=
ſtrophe
in Beuthen das Beileid auszuſprechen. Ferner hat der Kongreß
einen Proteſt gegen die Beſetzung des Ruhrgebiets beſchloſſen. In der
angenommenen Tagesordnung wird erklärt, daß der franzöſiſche Gewerk=
ſchaftsverband
den im Haag getroffenen Entſcheidungen und den in
Amſterdam geforderten Methoden in der Reparationsfrage treu bleibe.
Es wird verlangt, daß im Einvernehmen mit den belgiſchen Gewerk=
ſchaften
eine Aktion eingeleitet werde. Endlich kommt der Wunſch zum
Ausdruck, daß der Völkerbund berufen ſein möge, den Konflikt zu regeln.
Der Kongreß hat im übrigen in ſeiner letzten Sitzung in der Hauptſache
nur über Verwaltungsmaßnahmen und über die Taktik der Organiſa=
tionen
geſprochen.
Exploſionsunglück in Luzern.
Luzern. In dem in der Nähe von Luzern gelegenen Azetylen=
werk
Horw ereignete ſich am Freitag abend eine heftige Exploſion, die
ihre Urſache in einer Leuchtgasentzündung haben dürfte. Die Mauern
des Mittelgebäudes wurden teilweiſe umgeriſſen und das Dach abgedeckt.
Ein Maſchiniſt wurde durch den Luftdruck weit fortgeſchleudert und ge=
tötet
. In der Nachbarſchaft gingen ſämtliche Fenſterſcheiben in Trümmer.
Kein Zeitungsſtreik mehr.
Turin. Die italieniſche Verlegervereinigung der Tageszeitungen
und der Nationalrat der Reichsdruckerei haben einen Vertrag unter=
zeichnet
, nach dem in Zukunft jeder Zeitungsſtreik in Italien ausge=
ſchloſſen
iſt, ſelbſt wenn politiſche Gründe vorliegen ſollen. Der Ver=
trag
wurde geſtern in Mailand unterzeichnet.

[ ][  ][ ]

Geite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. Februar 1933,

Nummer 34,

Spiel, Sport und Turnen.
An die Eltern unferer Jugend!
ije koloſſalen Entbehrungen, die dem deutſchen Volke ſchon ſeit
Kriegsende auferlegt ſind, werden von Tag zu Tag erſchreckender und
drohen, den geſomten Volkskörper dem Ruin preiszugeben.
Erbarmungslos wütet der franzöſiſche Chauvinisws, und jeder
Tag, der hereinbricht, läßt unſeren Staatskörper emeut erzittern durch
Gevüchte von neuen Rache= und Vernichtungsplänen unſerer Feinde
abgeſehen davon, daß eine gewiſſenloſe Kategorie im eigenen Land die
günſtige Gelegenheit nicht vorüberziehen läßt, durch Wucher und Aus=
beutung
dem armen Volk die letzte Kraft aus den Knochen zu ziehen.
Wehrlos ſtehen wir dieſen unmenſchlichen Vergewaltigungen gegen=
über
, und ſo iſt es die heiligſte Pflicht der älteren Generatiom geworden,
aus dieſem Chaos zu retten, was zu retten iſt, und
zwar unſere ſchwer notleidende, meiſt kränkliche Jugend.
Die Nahrungsmittel, die für unſeren Nachwuichs zur richtigen Ge=
ſundung
und körperlichen Ertüchtigung abſolut notwendig wären, ſind
kaum erhältlich; dazu reichen die Verdienſte der Eltern niemals aus,
um deren Anſchaffung auf die Dauer zu ermöglichen. Doch etwas bleibt,
das uns keine Macht dieſer Erde rauben kann, und zwar die ſchönen
und heilſamen Naturgeſchenke Licht, Luft, Sonne, Waſſer.
Die Sportvereine ſind es, die dieſe vier großen Gaben der
Natur für unſere Jugend ausbeuten wollen, und um dies zu ermög=
lichen
, iſt es in erſter Linie die Pflichttreuſorgender Eltern,
ihre Kinder den ſporttreibenden Vereinen zuzuführen, wo denſelben
Gelegenheit geboten iſt, den matten, unterernährten Körper zu
ſtählen und zu pflegen.
So geſund und heilſam der Sport in ſeinen verſchiedenen Verzwei=
gungen
zweifellos iſt, ſo muß doch berückſichtigt werden, daß die Körper=
konſtruktionen
koloſſal verſchieden ſind und die Anſtrengungen durch
vermanentes Training und den darauf ſtattfindenden Wettbewerben von
den Teilnehmern ganz verſchiedenartig getragen werden. Um eventuelle
Nachteile für die Geſundheit der Sporttreibenden zu vermeiden, iſt das
Amt für Leibesübungen den Sportvereinen mit einem
Rundſchreiben in durchaus lobenswerter Weiſe entgegengekommen, deſſen
Inhalt wie folgt wiedergegeben iſt:
Das Amt für Leibesübungen hat einen neuen Schritt in der För=
derung
der Leibesübungen unternommen durch Anſchaffung eines
Apparates für Körpermeſſungen, und die Firma
C. Schenck hat in liebenswürdiger Weiſe dem Amte eine Wage zur Be=
nutzung
überlaſſen, während Herr Dr. Heuer ſich zur Vornahme der
Unterſuchungen in ſelbſtloſer Weiſe zur Verfügung geſtellt hat.
Die Körpermeſſungen haben den Zweck, den Einfluß der Leibes=
übungen
auf die Entwicklung des Körpers zahlenmäßig feſtzulegen. Da=
durch
kann jeder Einzelne an ſich ſelbſt feſtſtellen, was für Fortſchritte
er gemacht hat, wie ſich infolge der Sommerarbeit im Freien oder der
Wintevanbeit in der Halle der Körper weiterentwickelte. Es liegt daher
im Intereſſe jedes Einzelnen, daß die Beteiligung an dieſen Körper=
meſſungen
möglichſt groß iſt. Aber auch für die Geſamtheit beſteht ein
großes Intereſſe inſofern, als es gilt, die große Maſſe, die den Leibes=
übungen
noch fernſteht, von dem Werte derſelben durch ein möglichſt
großes Zahlenmaterial zu überzeugen.
Die Unterſuchungen finden im Geſchäftszimmer des Amtes, im
alten Rathaus am Markt, ſtatt.
Es ſind dabei folgende Fragen zu beantworten, und es wird ge=
beten
, daß ſich die Mitglieder, die ſich unterſuchen laſſen wollen, ſchon
vorher mit dieſen bekannt machen. Auf die Angaben der früheren
(dh. vor der erſten Unterſuchung) beſten Leiſtung bei den Leiſtungs=
prüfungen
wird beſonders aufmerbſam gemacht. Fragen:
1. Namen, 2. Geburtstag, 3. Beruf, 4. Schule, 5. Verein, 6. Welche
Art Leibesübungen wird betrieben, ſeit wann?, 7. Sportliche Erfolge,
8 Alkoholgenuß, 9. Tabakgenuß, 10, Gemiſchte oder vegetauiſche Koſt,
11. Krankheiten in der Familie, 12. eigene Krankheiten, 13. frühere beſte
Leiſtungen: 2) Schwimmen 50 oder 100 Meter, b) Klimmzug oder
Hangeln, c) Ball= oder Speerwurf d) Kugelſtoßen, e) Hochſprung,
k) Weitſprung, g) 100, 200= bzw. 5000=Meterlauf.
Zur Beſtreitung der Unkoſten wird pro Perſon und Unterſuchung
eine Gebühr von 20 Mk. erhoben, welche bei Anmeldung zur Unter=
ſuchung
, die auf dem Geſchäftszimmer jetzt ſchon entgegengenommen
werden, zu zahlen iſt.
Den Eltern lege ich nochmals ans Herz, der Jugend die Betreibung
der Leibesübungen dringend anzuraten und für permanente Durch=
führung
derſelben Sorge zu tragen.
Groh, 1. Vorſitzender des V. f. R. Darmſtadt.

D. Sportverein 1898Fußballgeſellſchaft 1903=
Ludwigshafen. Ligamannſchaften. Pokalſpiel. In dem
heute nachmittag halb 3 Uhr auf dem Stadion ſtattfindenden Pokalſpiel
zwiſchen obigen Mannſchaften wird den Zuſchauern zweifellos ein großer
ſportlicher Genuß geboten werden, da der brillante Vertreter des Pfalz=
Kreiſes, dort an dritter Stelle ſtehend, komplett hier antritt. Die Mann=
ſchaft
der Gäſte tritt in der Aufſtellung an, wie ſie die harten Verbands=
ſpiele
durchgeführt hat, nämlich mit:
Walter
Breunig. Stahl
Hoffmann. Dauer Platzer
Linnebacher Feſer I Burkard Feſer II Koch.
Fürwahr eine glänzends Beſetzung aller Poſten: Breunig, Feſer I und
Koch, vertraten ſchon wiederholt Süddeutſchland in repräſentativen
Spielen und Platzer den ſtarken Pfalzkreis. Das Junentrio des Sturms

mit den Gehr. Feſer nebſt Burkard iſt äußerſt raſch und durchſchlags=
kräſtig
und weiß wohl in hervorvagender Weiſe die Flanken ſeines glän=
zenden
Flügels zu veriverten. Feſer I, ein beſonders begabter Stür=
mer
war früher eine Stütze des ſüdbayeriſchen Meiſters, F.K. Bayern
in München, und iſt ſeit Kriegsende der Torſchütze ſeiner Mannſchaft.
Läufer und Verteidigung ſind ebenfalls auf der Höhe und laſſen bei
einem wenig zielbewußten Sturme, der bis ins Tor kombinieren will,
keinen Erfolg zu. Was die Darmſtädter Mannſchaft anlangt, ſo tritt
ſie, verſtärkt durch Peter Traude und Kronmüller, aber ſonſt in alter
Aufſtellung an. Wenn auch mit einem Siege nicht beſtimmt gerechnet
werden kam, ſo liegt es doch im Bereiche der Möglichkeit, wenn der
Sturm beſſer ſchießt, die Läuferreihe mehr Platz hält, deſſere Vorlagen
ihrem Sturm gibt und letzten Endes die Verteidigung die alte, ſtets
bewährte iſt, wie in den Verbandsſpielen. (Siehe Anzeige.)

* Wanderabteilung der Turngeſellſchaft Darm=
ſtadt
. Am Sonntag, den 11. Februar, findet unſere erſte Wanderung
im neuen Vereinsjahre ſtatt. Die Wanderung führt über Ober=Ramſtadt,
Breitenſtein, Frankenhauſen, Ober=Beerbach, Eberſtadt. Mavſchzeit
zirka acht Stunden; Abmarſch halb 8 Uhr vom Vereinslokal bzw. 7,45
Uhr ab Woogstreppe.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſe=
geſetzes
in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
Während in den Spalten des Tagblatts und anderwärts, auch in
Fachorganen, wie der Juriſtiſchen Wochenſchrift, Herr Oberland=
gerichtspräſident
. Dr. Beſt in rühmens= und anerkennenswerter
Weiſe ſich in der den Mittelſtand ſo tief berührenden Frage
des Einfluſſes der Geldentwertung auf beſtehende Schuldverträge, auf
die Seite der Gläubiger,, die hier geſchädigt werden, ſtellt und für ihre
Intereſſen kämpft, geht der Staat Heſſen jetzt mit einer Maßnahme vor,
die eigenartig berühren und wirken muß. Der Staat Heſſen will auch
aus der Geldentwertung der Papiermark auf Koſten der Gläubiger, die
ihm ſeinerzeit Goldmark dargeliehen, Nutzen, ziehen. Wie nennt es
Dr. Beſt: Schuldnerwucher! Heſſen kündigt zum 1. Oktober 1923 die
Stücke von 500 und 200 Mark der 3½prozentigen Anleihe von 1893
S. und B. und der 3prozentigen Anleihe von 1903 8. VII. Formell iſt
ja die Heſſiſche Staatsſchuldenderwaltung im Recht, denn nach dem
Vertvagstext kann bezüglich der Zproz. Anleihe Tilgung durch Aus=
loſung
oder Anfauf nach Belieben des Staates, bezüglich der 3½proz=
Anleihe durch Rückkauf oder gänzlichen oder teilweiſen Kündigung (36 Kündigung) geſchehen. Bezeichnend iſt, daß gerade die
kleinen Stüche aufgerufen werden. Iſt der heſſiſche Staat auch der
Meinung, daß Mark Mark iſt?

Die Beſetzung des Ruhrgebiets, die drohende Abſchnürung des
unbeſetzten Deutſchlands von den Kohlengebieten und die Beſchlag=
nahme
der Wälder im beſetzten Gebiet müßten es Staat, Stadt und
Privaten zur dringenden Pflicht machen, an Kohlen und Holz zu ſpa=
ren
. Warum wird in ſämtlichen Bureaubetrieben nicht ſofort die
durchgehende Dienſtzeit eingeführt? Müſſen jeden Abend ſämtliche Zim=
mer
der Miniſterialgebäude, des alten Palais uſw. feſtlich beleuchtet
ſein? Auch die Ladengeſchäfte könnten ihre Mittagspauſen aufheben
oder doch verkürzen und abends früher ſchließen. Die Erſparung an
Licht und Heizung wäre enorm.

8. Quittung

über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Frau Reuter, Inſelſtraße 34, 1000 Mk., Eine Witwe 100 Mk., H.
Dörr Wtw. 1000 Mk., Schaffnit 1000 Mk., 1. Rate der Va Klaſſe der
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ſtraße
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Geh. Rat Dietz 500 Mk., Frau Inſp. S. 500 Mk., Chineſiſche Studenten=
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Oheimb 1000 Mk. Peter Olbert 3000 Mk., 3. 1000 Mk., Georg Kolb
1000 Mk., Prof. Dr. Liſt 2000 Mk., Dr. Schwan 2000 Mk., Fa. A. Le
Cog u. Co. 100 000 Mk., Wilh. Lorenz, Prokuriſt 2000 Mk., Ernſt Hermes
1000 Mk., Franz Heyder 1000 Mk., Beinrich Keſting 1000 Mk., Heinrich
Nikolai 1000 Mk., N. N. 50 Mk. Penſionär E. Herrmann 1000 Mk.,
Z. Meyer, Ireneſtraße, 3000 Mk., Familie Fl. 1000 Mk., Frl. Flegler 1006
Mk., Rechnungsrat Nüchter 1000 Mk., Stadtſchulrat Löſch 1000 Mk.,
Hermann Sulfrian 5000 Mk. Lehrerſchaft Gr. 11 000 Mk., Oberlandmeſſer
Luckmann 2000 Mk., Frau Dr. Elſe Högy 3000 Mk., Dorothea Eliſabeth
T. 100 Mk., Maria Margarete T. 50 Mk., Graf Kalckreuth 1000 Mk.,
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Durch die großen und ſtets noch wachſenden Koſten für Gas und
Elektrizität iſt ein großer Teil der Bürgerſchaft genötigt, frühzeitig
das Bett aufzuſuchen. Wenn ſchon früher in vielen Familien die gute
Sitte beſtand, die für Mitbewohner und Nachbarn ſo empfindlichen
nächtlichen Störungen, wie das geräuſchvolle Herablaſſen von Rolläden,
das Muſizieren und dergleichen mehr, im Winter von 9 Uhr und im
Sommer von 10 Uhr ab abends möglichſt zu vermeiden, ſo dürſte dies
in einer Zeit, in der unſere Verhältniſſe immer troſtloſer werden erſt
recht am Platze ſein. Und in welcher Lage befinden ſich erſt Kranke
ſolchen ſich oft bis gegen Mitternacht ausdehnenden Störungen
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tätsverein
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Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
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Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen herzensguten,
treubeſorgten Mann, unſren guten
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Schloßverwalter i. R.

heute morgen plötzlich und uner=
wartet
zu ſich in die Ewigkett
abzurufen.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Margarete Schäfer, geb. Hörr.

Die Beerdigung findet Dienstag
um 3 Uhr von der Kapelle des
Waldfriedhofes aus ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man
abzuſehen zu wollen.

Nach 35 jähriger treuer Pflichterfüllung wurde uns
am 2. ds. Mts.
Herr

Leonhard Eitenmüller

nach kurzem Krankenlager durch den Tod entriſſen,
Wir beklagen in dem Heimgegangenen den ſchmerz=
lichen
Verluſt eines unvergeßlichen Mitarbeiters.

Darmſtadt, den 4. Februar 1923.
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Mergmaſgsdiätt und Magenſſelang

Nummer 5

Darmſtädter Tagblatt

4. Febr. 1923

Die Menſchen.
Von Erich Bockemühl.
Da liegen die Felder hügelan und =ab in bunten Flächen, und
gebreitet in weiter Ebene zu Seiten ſteht der Wald. Die Wie=
en
liegen weitgeſtreckt bis zum Fluß und jenſeits des Fluſſes.
uis zu den Feldern und die Felder bis zu den grauen Hügeln
und die Hügel bis zu der grauen Ferne. Da liegt die Heide, da
jegen die Dörfer, da ragen Türme der Kirchen, da ſind die brei=
en
Linien der weißen Wege daran liegen die Höfe, darin die
Nenſchen wohnen, die über die Wege gehin, in die Dörfer gehn,
An die Felder gehn und in den Wald, die Heide, die Menſchen,
ſie ihre Arbeit tun und quer durch das Land iſt der
chnurgrade Schienenſtrang, darüber brauſen die Züge in die
rroße Welt. In den Zügen ſind andere Menſchen, die ſchauen
dieſe Heimat wie ein fremdes Land. Die Menſchen alle haben
Ziele ihres Wollens, ihrer viele ſind krank in der Krankheit der
Zeit, ſie alle aber haben ihre Gedanken über die Welt und das
deben, über Tod und Sterben. In allen iſt ein Etwas der Freude,
ſie anders iſt als die Freude der Welt. In Stunden wölbt ſich,
us ihnen wachſend, der Himmel weit über ſie hin, in Stunden
ſamenloſer Stille und großumbreiteter Einſamkeit. Und es iſt ſo;
s wird Tag über dem Land und Mittag und Abend und Nacht
ind wieder Tag. Es wird aus Winter Frühling und aus Herbſt
vieder Winter und unter Säen und Ernten liegt das Land. Wenn
in Kind geboren wird, iſt Freude, wenn einer ſtirbt, iſt Traurig=
eit
Tand und Himmel und Berge aber liegen da und laſſen
ſeſchehen Werden und Vergehn. In dieſem Sommer war ein
jagelſchlag, daß alle Frucht zerſchlagen war und im Herbſt der
unge Hafer wie Frühjahrsſaat auf den Feldern ſtand. Andern
lags ging die Sonne auf, als ſei nichts geſchehen. Ein Haus
rannte ab, und das kleine Aennchen war mit verbrannt. . und
er Krieg brachte Krankheit und Tod in die ſtillen Höfe. und
m Fluß iſt ein großes Grab mit ſechzig Toten, das gegraben
purde, als Bürgerkrieg durch die ſtille Heimat tobte es war
inmal abends, daß der reiche Heidebauer krank nach Hauſe kam
nd ſtarb und im verlaſſenen grauen Haus fanden ſie den toten,
ängſt verſchollenen Sohn in der Kinderkammer. die Menſchen
nachen ſich Gebanken über dies alles, aber die Heide liegt da,
ie Felder liegen da, es wird Tag und Nacht. . und es iſt viel=
eicht
nicht wert, ſich Gedanken darüber zu machen. Vielleicht iſt
s lächerlich, ſich Gedanken darüber zu machen, daß ein Halm
oächſt und nachher, zu allerletzt, wieder Dünger wird. Ueber ein
otes Kaninchen ſich Gedanken zu machen ſagen nicht die
ſeute alle, daß es lächerlich iſt? Sagt nicht der Wacholder, daß
s lächerlich iſt, ſich Gedanken zu machen über Menſchen, die heute
ind und ſo ſchnell ſchon nach 70 Jahren nicht mehr ſind? Der
Lacholder iſt mehr als ſechshundert Jahre alt die Heide
ſt mehr als hundert Tage alt, von den Tagen, die tauſend Jahre
ind . .. und auch die Heide war vordem nicht Heide Gott
ſt ewig, ſagen die Menſchen und Gott iſt der Acker, daraus alles
vird und darin alles vergeht, um neu zu werden. Und über dem
land iſt der Himmel, und auch der Himmel iſt Gott. Und in der
zeide letztem Haus, da nie ein Menſch von weiß, wohnt Gott.
a ſitzt Gott einſam und ſinnt über die Schickſale der Welt und
ler Menſchen. Aller Menſchen, ſo glauben die Menſchen, denn
ief innen in ihnen iſt eine Sehnſucht, die ſie nicht verſtehn.
Und aus dieſer Sehnſucht haben ſie den Glauben. Sie gehen
ann zuweilen und pflücken eine blaue Blume, die Enzian heißt,
ind ſelbſt die Bauern haben eine ſonderbare Freude an dieſer
3lume und an vielen Dingen, die im Leben wertlos ſind. Die
Nenſchen denken an Reichtum und pflanzen dennoch Blumen auf
in Beet im Garten. Bohnen wachſen da, Kappus und Möhren,
ind irgendwo im Garten ſtehen Blumen. Morgenſterne im
Frühling, Roſen und Nelken im Sommer und im Herbſt Geor=
ſinen
. Sie warten zuweilen von Sonntag zu Sonntag, daß die
zlumen blühen ſollen und ſterben vielleicht Samstag abend, da
ndern Tags eine wunderbare weiße Roſe ſich erſchließt. Ach ja,
as Leben iſt ſonderbar, das Lebeu und die Liebe der Menſchen.
Ind alles geſchieht, indeß die Wolken fahren und die Bäume
vehen. Weun in einer Stunde ein Gewitter iſt und der Blitz
chlägt in unſer Haus, ſind wir vielleicht in einer Stunde tot und
ſachten eben noch, ob nicht morgen früh endlich der Briefträger
das Geld bringen wird. Iſt es nicht lächerlich, vom Briefträger
zu ſprechen und in einer Stunde vielleicht vor Gott ſelbſt zu
tehens Ach, wie liegt die Welt nun unter den Sternen ſo
till und wie vor Stunden erſt geworden der Mond ſteigt

Kf
Das iſt die Hauptaufgabe des Lebens, die phyſiſche Jugend,
3, welche vorübergeht, durch eine geiſtige zu erſetzen.
Rudolf Euchen.
Ranggggggggggggt
auf: Ja, dies iſt alles Wirklichkeit und doch nicht Wirklichkeit, denn
alle Wirklichkeit iſt Wunder.
Einer der in Nacht ſtand und die Sterne ſah und alſo
dachte: Ich, der ich mich nun verſchwenden will in die Welt. Der
ich ſinne und ſinne über die Menſchen und das Leben. .. droben
die Sterne, die andern Welten. und einer, der alles dies um=
faßt
, um deswillen ich mich verſchwinden will. .. ich, der ich viel=
leicht
nie in ſein Weltendenken kam, die Erde, die vielleicht nie
in ſein Weltendenken kam. Es iſt kein Ende dieſes Sinnens
aber es iſt ein Troſt in der Sehnfucht und der einſam
ſtand in der Nacht, ſprach alſo: Ich fühle dich, unendliches Sein,
denn in mir iſt unendliches Sein, das auch aus mir drängt alle=
zeit
zu dir.. So ich dich fühle, weiß ich deine Liebe
O, die Heide liegt da, Bäume, Häuſer, Menſchen. es iſt
kein Ding und kein Geſchehen, das nicht in Gottes Liebe iſt.

Im Wiſſenſchaft und Technik IE!
Bar4!
Neues vom Schutz gegen Erdbeben. Vor kurzem iſt eine
Deutſche Seismologiſche Geſellſchaft gegründet worden, die ſich
ganz der Erdbebenforſchung widmen wird, ein Beweis dafür,
welche hohe Bedeutung man der Erforſchung dieſer Erſcheinung
in unſeren wiſſenſchaftlichen Kreiſen beilegt. Ueber den gegei=
wärtigen
Stand der Erdbebenforſchung unterrichtet eine um=
fangreiche
Abhandlung, die E. Tams in den Naturwiſſenſchaf=
ten
veröffentlicht. Er betont in ſeinem Schlußwort die Not=
nendigkeit
des internationalen Zuſammenarbeitens. Es gibt
zurzeit auf der Erde etwa 300 Obſervatorien für die Beobachtung
von Erdbeben; von dieſen liegen 24 Stationen in Deutſchland
und Deutſch=Oeſterreich. Nur dem Zuſammenwirken der Erd=
bebenforſcher
der ganzen Welt wird es gelingen, das Weſen der
furchtbaren Erderſchütterungen, die erſt vor kurzem wieder in
Südamerika blühende Gefilde in Trümmer legten, ganz aufzu=
hellen
und dann auch beſſere Schutzmaßnahmen zu ſchaffen. Bis=
her
iſt der praktiſche Nutzen, der aus der Erdbebenforſchung er=
wächſt
, noch nicht ſehr groß. Auf Grund der Beobachtungen hat
man Bauregeln für die Errichtung erdbebenſicherer Häuſer
aufgeſtellt, und zwar hat beſonders die japaniſche Erdbebenkom=
miſſion
empfehlenswerte Muſter für verſchiedene Häuſerarten
augegeben, die ſämtlich aus nachgiebigem Holz aufgeführt wer=
den
. Für hochragende Gebäude hat ſich ein elaſtiſches Stahlgerüſt
als ſehr vorteilhaft erwieſen. Sodann iſt die Beſchaffenheit des
Mörtels für die Widerſtandsfähigkeit von großer Bedeutung. In
Deutſchland hat man künſtliche Erſchütterungen, wie ſie z. B.
durch Maſchinenbetrieb, Straßenverkehr, Sprengungen und der=
gleichen
hervorgerufen ſverden, genau unterſucht und ſo vorzüg=
liche
Meßapparate hergeſtellt, daß auch die kleinſten Erſchütte=
rungen
aufgezeichnet werden konnten. Auch die Forſchungen
über die verſchiedenartige Gefährlichkeit des Untergrundes bieten
Anhaltspunkte für die Beutteilung des Verlaufes von Erdbeben.
So haben weiche Erdſchichten weſentlich ſtärkere Erſchütterungen
aufzuweiſen als harter Felsboden. Andererſeits üben lockere
Maſſen von bedeutender Mächtigkeit ebenſo wie die Waſſermaſſen
des Ozeans bei Erdbeben einen erheblich abſchwächenden Ein=
fluß
aus. Bei der großen Exploſion von Rothenſtein in der
Nähe von Königsberg i. Pr. im April 1920 ergab ſich, daß die
durchfeuchteten Torfſchichten des Pregeltales gegenüber den dilu=
vialen
Kieſen des Stadtteils Haverberg merklich dämpfend wirk=
ten
. Feſte Verhältniſſe für die Erſchütterung des Untergrundes
durch Erdbeben ſind von dem Amerikaner Reid aufgeſtellt wor=
den
. Danach ergab ſich: Sandſtein 12,4, loſer Sand 2,44,4,
aufgeworfener Boden 4,411,6 und Marſchland 12. Es ergibt
ſich alſo die merkwürdige Tatſache, daß die Stärke der Erſchütte=
rung
auf aufgeworfenem Boden und Marſchland bis zehnfach ſo
groß iſt als auf felſiger Unterlage. Die wichtigſte Frage des
Erdbebenſchutzes, die Vorherſage von Erdbeben, iſt bisher von
der Wiſſenſchaft allerdings noch nicht gelöſt worden. Der ge=
nannte
Seismologe Reid, der hauptſächlich das große kalifor=
niſche
Beben von 1906 unterſucht hat, ſchlägt vor, das Auftreten
langſamer Verſchiebungen zu beiden Seiten mutmaßlicher Herd=

linien durch wiederholte Ausmeſſung der gegenſeitigen Lage
beſtimmter Fixpunkte zu verfolgen. Dabei iſt es freilich ſchwie=
rig
, in einem gegebenen Falle eine richtige Vorſtellung von der
Größe der kritiſchen Spannung zu gewinnen, die allmählich an=
wächſt
und durch plötzlichen Bruch das Erdbeben verurſacht. Die
Kontrolle über einen Bezirk müßte zu einem Zeitpunkt einſetzen,
wenn die Spannungen gleich Null ſind, und dies dürfte vor=
nehmlich
nach Ablauf eines großen Bebens zutreffen. In Fällen,
wo es ſich mehr um plötzliche unterirdiſche Maſſenverſchiebungen
handelt, kann die Aenderung der Schwerkraftsverhältniſſe mit
Hilfe der hochempfindlichen Eötvösſchen Drehwage genau ver=
folgt
werden
nk. Worin liegen die Vorzüge des Reliefbildes als Unter=
richtsmittel
? Alle Menſchenerkenntnis geht von den Sinnes=
eindrücken
und der Anſchauung aus: Kein erſprießlicher Unter=
richt
iſt deshalb denkbar ohne ein klares Anſchauungs= und Lehr=
material
. Das Wenſchow=Verfahren nun, nach dem die Deutſche
Hochbildgeſellſchaft in München Reliefbilder, ſeien dies nun
geographiſche, mediziniſche, naturwiſſenſchaftliche oder techniſche
Vorwürfe, herſtellt, bannt das jeweilige Objekt nach Form und
Farbe in Lie minutiöſeſte Naturtreue und erwirbt ihm die Chan=
cen
einer unbegrenzten Vervielfältigungsmöglichkeit. Die Vor=
züge
dieſes Verfahrens bekunden ſich darin, daß durch das Wen=
ſchowſche
Verfahren das Flachbild in die dritte Dimenſion tritt
und das Auge ſowie der Taſtſinn wie bei irgend einem Natur=
gegenſtand
über Höhen und Tiefen gleiten, jeder Niveauverände=
rung
zu folgen vermögen, und daß alſo eine Orientierung in
einer oft ſchwer zugänglichen Materie ſpielend ermöglicht wird.
Iſt es doch im Grunde genommen nur wenigen Menſchen mög=
lich
, aus der Fläche heraus Dinge körperlich zu ſehen und ein
flächenhaftes Objekt dreidimenſional zu geſtalten. Dazu kommt
das geringe Gewicht der Reliefbilder, ihre Dauerhaftigkeit, Licht=
beſtändigkeit
und Widerſtandsfähigkeit gegen äußere Einflüſſe
jeglicher Art; Vorzüge, deren ſich beiſpielsweiſe die Wachs=
Meulagen in keiner Weiſe rühmen können. Des weiteren laſſen
ſich die Reliefs durch das Epidiſkop an der Wand projizieren, wo=
durch
überraſchend wirkende, einem großen Zuſchauerkreis zu=
gängliche
Bildniſſe entſtehen.
Dr. B. Sch.

Der Naturfreund

nk. Die Uranfänge des Haushundes. Intereſſante Streif=
lichter
aus der Entwicklungsgeſchichte des Hundes entwirft Dr.
Max,Hilzheimer in der Natur. Bevor ſich der Menſch an
die Zähmung des großen, wehrhaften Wildhundes des Wolfes,
machte, hatte er in ſeinem kleinen Vetter, dem Schakal, ſchon
einen Begleiter gewonnen, der ſich ihm gewiſſermaßen von felbſt
aufgedrängt hatte. Ueberall finden wir in den älteſten Kulturen
zu Beginn der jüngeren Steinzeit einen kleinen Hund, deſſen
Schädel noch eine überraſchende Aehnlichkeit mit dem des Scha=
kals
hat. Andererſeits zeigte er engſte Beziehungen zu unſeren
modernen Spitzen, Pinſchern und Terriern. Da er zuerſt bekannt
wurde aus den in Sumpf und Torf verſunkenen Schweizer Pfahl=
bauten
, erhielt ſer den Namen Torfſpitz‟. Den Stammpater des
Torfſpitzes haben wir wohl unter den aſiatiſchen Schakalen zu
ſuchen. Daß dieſe gewiſſermaßen ſchon prädeſtiniert waren,
Haustiere zu werden, geht aus ihrer ganzen Lebensweiſe hervor.
Die Hunde ſind nicht in ausgeſprochenem Sinne Raubtiere, und
die Schakale ſind im wahrſten Sinne des Wortes Allesfreſſer.
Dieſe Unabhängigkeit von der Art der Nahrung erleichtert die
Haltung bedeutend. Außerdem folgen ſie auch tagelang den
Karawanen, nähren ſich von den Abfällen und ſind ſo dreiſt, und
wenig ſcheu, daß ſie bei jeder Gelegenheit ins Lager kommen,
um hier zu ſtehlen, was ſie an Eßbarem erwiſchen können. Dazu
kommt, daß ſie einen, jedem indiſchen Jäger wohlbekannten
Warnruf bei Annäherung eines größeren Raubtieres ausſtoßen.
So ſehen wir alſo, es gehört nur eine geringe Aenderung der
Lebensweiſe dazu, um aus dem wilden Schakal ein zahmes Tier
zu machen. Der alte Torfſpitz iſt in der reinen Form, wenigſtens
in Europa, überall ausgeſtorben; doch hat er ſich in manchen
Außenbezirken primitiver Kultur erhalten, ſo bei den Battas auf
Sumatra. Ihnen dient ihr Hucd, der Battakſpitz, vornehmlich
zum Melden einer Gefahr. Außer unſeren modernen Spitz=
hunden
ging wohl noch eine zweite Gruppe von Hunden aus
dem alten Torfſpitz hervor, das ſind die Raſſen, die wir hier in
Deutſchland als Pinſcher, Rattenſänger oder Schnauzer bezeich=
nen
, die Engländer aber als Terrier.

In falſchem Verdacht.
Eine Hundegeſchichte von Dorothea G. Schumacher.
Als hinter den Bergen die Sonne ſank, ſchlich ſich von der
böhe herab ein kleines Weſen mit langgeſtrecktem Körper, dunkel=
braun
und mit einem weißen Fleck auf der Bruſt: der Iltis.
Einen Augenblick ſaß er ſtill und verſchwand, ſo, als hätte die
Erde ihn verſchlungen. . . . um ein paar Schritte weiter wieder
ſichtbar zu werden. Sehr vorſichtig näherte er ſich dem Fahrweg
und rannte dann blitzſchnell dem Städtchen im Tale zu. Da, wo
die erſten Häuſer an der Berglehne ſtehen, war Peter Kirchners
bühnerſtall. Den umſchlich der Iltis und witterte. Der warme
Dunſt berauſchte ihn eine andere Witterung aber beunruhigte
ihn: dort hinter dem Stall ſtand Jecho, ein mächtiger, ſchwarzer
Kund, der ihn ſcharf zu beobachten ſchien! Bisher aber hatte ihn
gſecho noch nie zu faſſen vermocht. Der Hund, trat jetzt einen
Schritt vor und blitzſchnell brachte der Hühnermörder ſich wie=
der
in Sicherheit.
Bei Gſtöttners entſtand am nächſten Morgen Lärm. Tolle,
der Spitz war aufs Fenſterbrett geſprungen und bellte heftig.
Was iſt denn los fragte der alte Gſtöttner, als er drau=
ßen
einen großen, fremden, ſchwarzen Hund an einem Knochen
nagen ſah.
Still, dummes Tier! Es is doch nur der Jecho; haſt dich an
den noch immer nöt gewehna kennal?
Armes Tierl meinte die Gſtöttnerin wenn ſich doch
4 jemand ſeiner derbarma tät. Er hat ja ka Raſſen, aber es is
doch a ſo a lieb’s, anhängliches Viecherl... i mag ihn nöt weg=
jagen
.
Dös geht aber nöt länger und Tolle is zu eiferſüchtig ..
wandte der Alte ein.
Sie betrachtete Jecho; er ſah faſt aus wie ein Neufundländer,
ſein Blick aber erinnerte mehr an eine däniſche Dogge, wie auch
ſeine, Rute. Aus ſeinen Augen ſprach Klugheit und Güte. Tolle
bellte noch immer, bis der Alte den fremden Hund endlich vom
Hofe jagte. Es klopfte: Gerhard Oberrießer, der kleine Zeitungs=
zunge
, kam, und da meinte Gſtöttner, froh, dem blaſſen, ſtillen
Jungen etwas Freundliches ſagen zu können: Warum nehmt
denn Ihr euch des Hundeviecherls nöt an? Wann der a Hoam=
ſtätten
hätt und genug zu freſſa, der würde ſich nöt herumtreibn
und wär euch dort oben in der Einöd a treuer Schutz. Nu?
I möcht’ ſcho meinte der kleine Gerhard aber der
Vatter derlaubts nöt. Er moant, fo Rumtreiberhunde beißen
20 Hinkel tot. Er ging mit ſeinem Pack Zeitungen, nicht ohn

BEEEEEEEe
ſenden. Da trottete Jecho hungernd nach Futter und etwas
Menſchenliebe, tiefer in das Städtchen hinein, deſſen Abfallhaufen
ihm allabendlich manchen ſchmackhaften Knochen boten freilich
wenig mehr! Bei Haufingers ſpielte Jecho mit Bob, der Bull=
dogge
, die ihrer Biſſigkeit, wegen immer, an der Kette liegen
mußte. Bob gab oft von ſeinem Futterüberfluß, während Jecho
ihm Neuigkeiten aus der Welt und aus den Bergen da oben
brachte. Dann ſchlich Jecho noch an ein paar weiteren Belannten
vorbei und legte ſich endlich zu kurzer Ruhe in ein verfallenes
Stadel nieder.
In dieſer Nacht kehrte der Tod in Thomas Höllriegels Hüh=
nerhof
ein: am Morgen fand er ſieben junge Hähnchen erbiſſen vor.
Höllriegel beſſerte Gitter und Zaun aus und legte Fallen. In
der nächſten Nacht war es um die edlen jungen Brahmaputras
geſchehen. Und innerhalb von zwei Wochen waren die Inſaſſen
von etwa zehn Hühnerſtällen gemordet worden! Die Leute waren
außer ſich und rieten allerlei mögliche und unmögliche Tiere. Doch
die Art, wie die Hühner erbiſſen waren, die war befremdlich
jedenfalls handelte es ſich da weder um eine Katze noch um Rat=
ten
! Das Kreisblatt befaßte ſich mit dem traurigen Vorkommnis
und ſelbſt der Herr Pfarrer ſprach darüber von der Kanzel. Einer
warf endlich die Frage auf, ob der Hühnermörder nicht ein Hund
ſei, der aus Luſt am Töten die Tierchen erbiſſen hätte?!
Das war Waſſer auf die Mühlen aller derer, die den armen
großen, herrenloſen Jecho nicht leiden konnten. Mehrere Leute
lauerten dem angeblichen Miſſetäter mit geladenem Gewehr auf.
Umſonſt!
Iglaub' a ſcho’, es is der große Schwarze ſo endlich auch
Anton Oberrießer, der Stiefvater des kleinen Zeitungsjungen ...
wenn das mit dem Hinkel=Murden nöt bale aufhört, den er=
ſchiaß
i, wo i ihn treff.
In einer kalten Novembernacht ſtahl ſich unſer Iltis aus ſei=
nem
Schlupfwinkel, wieder einmal zu den Hühnerhöfen hinab.
Diesmal war er ſo vertieft in die ſpieleriſche Verfolgung einer
frechen Feldmaus, daß er den großen, ſchwarzen Hund nicht ſo=
gleich
bemerkte, der ſich bei ſeinem Nahen leiſe erhob . . . Der Il=
tis
verſchwand, Jecho aber hatte Witterung genommen und folgte
ihm . . . Die Spur leitete hinüber zu Schwaigers Garten, aber
immer da, wo Deckung war und das Mondlicht nicht lag. Alles
ſtill, bis auf das ferne Rauſchen des Bergſtromes. Im Schlafe
lag die kleine Stadt, aber der Tod nahte ſich wieder dem ahnungs=
loſen
Geflügel.
Vor Oberrießers Hof ſtutzte Jecho er wußte, daß der Mann
ihm keſonders gram war aber er folgte der Witterung getreu=

Iich Nis zum Hühnerftal. hielt wieder
inne und hob den großen Kopf: ein leiſes Kratzen war hörbar.
Er ſah nichts und ſenkte die Naſe wieder zu Boden.
Plötzlich entſtand Aufruhr im Hühnerſtall Schreckensrufe
und Todesſchreie! Jecho ſah einen katzenartigen, kleinen Kopf mit
blanken Augen aus dem Schlupfloch gucken und blitzſchnell wieder
verſchwinden. Er ſtand und wartete ſiegesgewiß und ſeine
Rückenhaare ſträubten ſich. Da ging drüben die Haustür auf,
ein Lichtſtreif fiel über den Hof und Oberrießer erſchien er war
durch den Lärm im Hühnerſtall geweckt wvorden halbgekleidet,
mit zorngeröteten Augen, die Flinte im Arm . .. und hinter ihm
angſtbleich der kleine Gerhard. Heiliger Florian, rief Ober=
rießer
, da ham mer ja den ſchwarzen Kerl! mirkſts jetz a?
i hob’s ja gwußt! Er riß die Büchſe an die Wange und wollte
auf Jecho losdrücken ...
Aber Jecho war ſchon nicht mehr da. Ein Geräuſch auf der
anderen Stallſeite hatte ihn dorthin getrieben und mit einer für
ſeine Größe erſtaunlichen Schnelle fuhr er herum ſah einen klei=
nen
, ſchlanken Körper im Gebüſch verſchwinden, ſtürzte darauf los,
biß zu und ein dumpfes Geheul, ein Quieken dann Stille!
Oberrießer eilte verblüfft zur Stelle und ſchickte ſich ein zwei=
tesmal
an zu feuern, als ihm der kleine Junge in den Arm fiel:
Schiaß nöt, Vatter! Da is wos anders! Er wußte nicht, was
aber ſeine ſcharfen Augen hatten geſehen, daß das Tier zwiſchen
Jechos Vorderpfoten kein Huhn war
Und da ſtand Jecho ſtolz mit erhobenem Haupte. Du alter
Hinkeldieb und Rumtreiber hob i di! brüllte Oberrießer den
Hund an.
, , Vatter, da ſchau hin, dös is ka Hinkel, Vatter!
dös is ...
Jecho rührte ſich noch immer nicht und ſeine Hundeaugen
waren voll Verwunderung über Oberrießers Gebaren. Der aber
bückte ſich jetzt und hob den toten Iltis an der Lunte in die Höhe,
und ein fragender Blick ſtreifte den verhaßten Hund.
Da ſiagſt, Vatter, daß’s der nöt gweſen is bei die Hinkeln
na, Vatter, wolln wirn nöt behalten, den Jecho? Er legte ſeine
Hand auf des Tieres zottigen Pelz, und zwei bittende Augen=
paare
ruhten auf des harten Mannes Mienen.
Nu ja doch, meinthalben! Bind n hier bei den Hinkeln an,
daß er ſolchenes Raubzeug weiterhin fernhält, brummte Ober=
rießer
, etwas unwillig darüber, daß er vor den beiden da ſeinen
Irrtum einſehen mußte.
Dann trug er den Iltis ins Haus und ſah nicht mehr, wie
ſich des Jungen Aermchen um des großen Hundes Pelz ſchmieg=
ten
.

[ ][  ][ ]

Nummer 5

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgang 1923

Die Welt der Frau
Entbehrliches Unentbehrliches.
* Wie ſchwer ſich auch heute noch, wo der Druck der Not
immer fühlbarer auf den einzelnen Angehörigen des Mittel=
ſtandes
laſtet, ſo viele von ihnen innerlich noch immer nicht um=
zuſtellen
vermögen, dringt viel zu wenig in die Oeffentlichkeit.
Wohl weiß dieſe vom Mangel am oft Notwendigſten in der
Einzelfamilie, von Entbehrungen, die dem davon Betroffenen
vielfach kaum noch ein Vegetieren geſtatten, aber ſie weiß nur
wenig davon, daß im Stillen oft verzweifelte Kämpfe um den
letzten Beſitz an liebgewonnenen, kangjährig gehüteten Familien=
ſchätzen
im Kreiſe der Familie ſtattfinden, die ſchon vorhandene
Wunden täglich von neuem zum Bluten bringen. Dieſe ſtillver=
ſchwiegenen
Kämpfe werden nun aber keineswegs immer um
Unentbehrliches oder gar Wertvollſtes ausgetragen, um Stücke
die als letzte oder allerletzte Reſerven für gefürchtete, noch
ſchlimmere Tage der Not, als wir ſie jetzt durchleben, aufgehoben
werden ſollen. Nein, es handelt ſich dabei vielfach nur um ent=
behrliche
Stücke, die man durch jahrelange Gewohnheit lieb=
gewonnen
, an die ſich wenig oder doch keine tiefinnerlichen Be=
ziehungen
zu lieben Verſtorbenen oder beſonders geſchätzten
Freunden oder Bekannte knüpfen.
Als unſere Mittelſtandshilfe die erſte Gelegenheit dazu gab,
Entbehrliches zu einem guten, zeitgemäßen Preiſe abzuſetzen,
um für den Erlös Unentbehrliches beſchaffen zu können, da ſchien
dieſes Unternehmen in den erſten Wochen ein verfehltes zu ſein.
Nur wenige der neuen Vermittlungsſtellen für Käufer und Ver=
käufer
erhielten gleich von Anfang an jenen regen Zuſpruch,
deſſen ſie ſich heute erfreuen. Erſt als der einzelnen Familie
durch den Verkauf eines entbehrlichen Gegenſtandes die Mög=
lichkeit
geboten wurde, ſich dafür ſchon lange notwendiges Un=
entbehrliches
ſchaffen zu können, fanden dieſe großzügig geplan=
ten
und angelegten ſozialen Unternehmen in den berſchiedenen
Schichten des notleidenden Mittelſtandes jene Würdigung, di=
ſie
im vollen Maße verdienen. Wohl fehlt es nicht an Stim=
men
, die dieſen Ausverkauf des Mittelſtandes als das ſchwerſte
Unglück anſehen, das ihn treffen konnte, und wenn es ſich immer
um Veräußerungen unerſetzlicher, zur Erhaltung ſeiner gewohn=
ten
Lebensführung unerläßliche Schätze und Werte handelte,
müßte man ihnen freilich uneingeſchränkt beipflichten. Aber
Hand aufs Herz. Wie unendlich viel alte, gediegene. Wäſche=
ſchätze
, noch von Mutter und Großmutter ſtammend, wie unend=
lich
viel alte Hochzeits= Tauf=, Konfirmanden= Jubiläums=
geſchenke
u. a. m., erblickte nie eines Fremden Auge, wurde nie=
mals
in Gebrauch genommen. Davon zeugen in den Verkaufs=
ſtellen
der Mittelſtandshilfe die ſtark vergilbten Leinenſchätze,
Damaſtgedecke uſw., wie auch ſo manches andere Wert= oder
Schmuckſtück vergangener Zeiten.
Es war ſicher etas Schönes um die Pflege der Pietät in
der Familie, ſolange wir ſie uns ohne Beeinträchtigung unſeres
eigenen Wohlergehens geſtatten konnten, und z. B. Urgroß=
mutters
Nachlaß in einem Raum der geräumigen Wohnung
völlig ungeſchmälert für die Urenkelin pflegen und aufheben konn=
ten
. Heute jedoch, wo Raummangel im Heim und Zwangs=
mieterſchaft
einerſeits, mangelnde Exiſtenzmöglichkeit und daraus
reſultierende Entbehrungen andererſeits, und zum Dritten die
Möglichkeit, aus dieſen geſamten Schätzen alten Familienbeſitzes
noch hohe Erlöſe zu erzielen, geboten iſt, würde jede weitere
Pietät, in dieſem Sinne getrieben, einer direkten Verſündigung
an der Familie gleichkommen.
Aber 2s gibt noch andere Gründe, die zum Entſchluß, ſich
von altem liebgewonnenem Beſitz zu trennen, führen ſollten: Ich
meine die Notwendigkeit der Entlaſtung der Hausfrau durch zeit=,
arbeit= und kräfteſparende wirtſchaftliche Neuerungen. Bald
rückt vielleicht für jede einzelne von uns die Zeit heran, wo wir
auch der letzten Hilfskraft zu unſerer Unterſtützung beraubt ſein
werden. Vielleicht ſind wir dann aber auch ſelbſt ſchon durch die
ſtändig vermehrte Arbeitslaſt ſo ermattet, daß wir dem Ueber=
maß
derſelben zu erliegen drohen. Laſſen wir es doch nicht erſt
dazu kommen. Laſſen wir doch nicht erſt das Schwerſte unter
den heutigen Zeitverhältniſſen für die Familie, die Erkrankung
oder wohl gar den völligen Zuſammenbruch der Hausfrau, ein=
treten
, ſondern raffen wir uns feſt entſchloſſen dazu auf, uns
jedweden Vorteil zu unſerer Entlaſtung wie zur Annehmlichkeit
der geſamten Familie zu verſchaffen, und ſei es auch durch das
Opfer bisher ſorgſamſt gehegten Familienbeſitzes.
II. M.
Geſundheitspflege.
Beſeitigung vorhandener Miteſſer. Die Ver=
ſtopfung
der Hautporen durch Talganſammlung in dieſen muß
zunächft durch Ausdrücken des Talges mit einem zu dieſem
Zweck erhältlichen kleinen Inſtrument beſeitigt werden. Dann
ſollte die behaftete Stelle mit etwas Eau de Cologne oder leich=
tem
Alaunwaſſer zum Zuſamnenziehen und Heilen betupft
und die Haut, die zu derartigen Porenverſtopfungen neigt, dann
mit Sandmandelkleine oder Bimsſteinſeife gewaſchen werden.
Weiter ſind auch möglichſt rauhe Frottiertücher und Waſchlappen
R.
zu empfehlen.
Ein gutes Heilmittel für aufgeſprungene
Hände iſt Waſſerſtofffuperoxyd. Man tränkt am Abend damit

ein großes altes Wiſch= oder Taſchentuch, ledt dieſes zur Binde
zuſammen und umwickelt damit die Hände bis zu den Finger=
ſpitzen
. Ein trockenes Tuch darüber gebunden, verhütet das Be=
näſſen
des Bettes.
Kinderſtube.
In welchem Alter dürfen Kleinkinder der
Winterluft ausgeſetzt werden? Neugeborene, die im
Herbſt oder Winter zur Welt kamen, werden vielfach erſt im
Frühjahr des Segens der freien, friſchen Luft teilhaftig, wenn
kein ausnahmsweiſer klarer, milder Wintertag zum Austragen
oder =fahren derſelben Gelegenheit gibt. Dadurch ſind ſie jenen
Kindern gegenüber geſundheitlich im Nachteil, die im Frühling
oder Sommer geboren werden. Allzu große Aengſtlichkeit der
Mutter, zarte Säuglinge in kalte Winterluft hinauszubringen, iſt
nicht angebracht, wenn das Kind gut verpackt und auch Kopf und
Ohren gegen die Kälte verwahrt ſind. Dennoch ſollte ein Kind
unter zwei Jahren nicht igs Freie gebracht werden, wenn die
Kälte tiefer als 6 Grad (R.) unter Null ſinkt, wie Dr. J. Ziehen,
in ſeinem Werk Das Buch der Eltern ausführt.
B.
Schmerzſtillendes Mittel bei Zahnwechſel
der Kinder. Wenn das Zahnfleiſch ſtark entzündet iſt oder
beim Zahnwechſel gar blutet oder eitert, ſollte den Kindern zu
öfteren Ausſpülungen des Mundes zwecks Linderung der
Schmerzen und Heilung der Entzündung, Salbeitee verabreicht
werden. Einen gehäuften Eßlöffel voll Salbeitee auf ¼ Liter
Waſſer gerechnet, wird mit dieſem in irdnem Topfe kalt aufgeſetzt,
½ Stunde gekocht, nach einigem Abkühlen durchgegoſſen und mit
oder ohne Zuſatz von etwas Honig dem Kinde zu öfterem Ge=
brauch
bereitgeſtellt.
J.
Der zeitgemäße Haushalt.
Zweckmäßige Behandlung und Verwendung
des Bügeleiſens. Soll das Bügeleiſen gute Dienſte leiſten,
dann muß es frei von Roſt ſein und eine glatte, glänzende
Bügelfläche beſitzen. Es darf niemals feucht aufbewahrt werden,
und jeder rauhe Anſatz, wie Farbe, Stärke uſw., muß durch Ab=
ſchleifen
, alſo Hin= und Herſchieben auf Sand= oder Schmirgel=
papier
, entſernt werden. Ferner muß ein gutes Bügeleiſen ab=
gerundete
Ränder und darf auch keine allzu ſcharfe Spitze be=
ſitzen
, um das Zerreißen empfindlicher Stickereien und Spitzen
beim Ausſtreichen der Wäſche zu verhüten und bei zarten Ge=
weben
das Beſchädigen derſelben unmöglich zu machen. Wird
das Bügcleiſen durch direktes Aufſtellen auf die Glut erhitzt, wie
es z. B. beim Schneider üblich iſt, dann muß es zuvor mit
dickem feuchten Lappen von allem Anſatz gereinigt, auf ſand=
beſtreuter
Pappe abgerieben und durch Plätten auf Papierbogen
auf ſeine Hitzegrade erprobt werden. Wenn dieſes ſengt, muß
es, auf die Seite gelegt, etwas abkühlen, ehe es verwendet wird.
Nach dem Erkalten ſollte ſtets die Längsfläche mit etwas Wachs
oder Stearin (Kerzenreſte in eine alte Strumpfſocke oder wolle=
nen
Lappen gehüllt) eingerieben werden, da auf dieſe Weiſe das
Roſten verhütet wird und das Bügeleiſen ſtändig gebrauchsfähig
bleiht. Muß das Bügeleiſen auf Gas erhitzt werden, dann wird
es raſcher heiß, wenn ein ausgedienter alter Emailletopf zum
beſſeren Zuſammenhalten der Hitze darüber geſtürzt wird. II.
Friſche Fettflecke ſofort zu beſeitigen. Be=
ſtreut
man Fettflecke, gleichviel ob in Seide, Samt, Wolle oder
Baumnolle entſtanden, ſofort auf friſcher Tat dicht mit Meer=
ſchaumpulver
(Drogerie), dann werden ſie durch dieſes ohne
jedes Reiben ausgezogen. Im Notfall muß das Verfahren
wiederholt und dabei auch die linke Seite dicht beſtreut
werden.
Arbeitserleichterung beim täglichen. Ab=
waſchen
. Beim Bereiten der täglichen Mahlzeiten ſollte ſtets
ein Eimer oder Becken mit kaltem Waſſer bereitgehalten wer=
den
, in das ſofort nach Gebrauch Quirle und Töpfe, Durchſchläge,
Siebe, Reibeiſen uſw. eingeweicht werden. Es bedarf dann nur
eines leichten Spülens, um dieſe Gegenſtände raſch zu reinigen.
Grünkohl auf weſtfäliſche Art. Der von den
Rippen geſtreifte, gewaſchene und überbrühte Kohl wird nach
10 Minuten Andämpfen abgegoſſen und fein gewiegt. Nachdem
er in leichtem Salzwaſſer weichgedämpft wurde, rührt man zwei
Eßlöffel Haferflocken und einen Teelöffel Appels Suppenwürze
darunter, läßt ihn damit dick ausquellen und untermengt ihn
10 Minuten vor dem Anrichten mit einer von der Haut befrei=
ten
, in Scheiben geſchnittenen, kräftig geräucherten Bratwurſt,
mit der er noch kurze Zeit durchziehen muß.
Gulaſch von Rinderherz. Das Herz wird zuerſt
mit Wurzelwerk halbweich gekocht, um eine Suppe von der
Brühe bereiten zu können, dann wird es in Würfel geſchnitten,
dieſe in Mehl gewendet und in heißem Fett von allen Seiten
angebräunt. Nun gibt man die gleiche Menge halbierte Zwie=
beln
und eine Meſſerſpitze Paprika dazu, läßt das Fleiſch mit
wenig Brühe weich dünſten, bindet die Soße mit Kartoffelmehl
und gibt den ſehr würzigen Gulaſch zu dickem Reis.
Speiſezettel.
Sonntag: Gulaſch von Rinderherz mit dickem Reis. Mon=
tag
: Weiße Bohnen. Dienstag: Grünkohl auf weſtfäliſche Art.
Mittwoch: Selleriekartoffeln. Donnerstag: Geb. Kartoffel=
bällchen
. Freitag: Wirſing und Bratkartoffeln. Samstag:
Haferflocken mit Apfelmus.

Hölderlin und ſeine heimliche Maid.
Aus einem neuen Hölderlin=Roman von Bruno Wille.
Nach dem Abendeſſen war’s Hölderlin beſuchte die Mutter
ſeiner Zöglinge auf ihrem Zimmer.
Willkommen, Herr Hölderlin! ſagte Frau Gontard, reichte
ihm die Hand zum Kuſſe und wies auf den Seſſel, wo er Platz
nahm.
Recht ſo, daß Sie den Plato mitgebracht haben! Mein Mann
iſt in ſeiner Erholungsgeſellſchaft wir haben wieder ein Stünd=
chen
für uns. Und Henry? hat er ſeinem Hofmeiſter etwas
Freude gemacht?
Zufrieden lächelte der junge Mann: Er iſt gutwillig und
klug. Ich hab’ ihn ſoeben zu Bett gebracht und auf ſeinen
Wunſch von Spartas Jugend erzählt, für die er ſchwärmt.
Tieblich ſtrahlte Frau Gontard: Und mir nun vermitteln Sie
Athens Weisheit und noch viel mehr: den Umgang mit Göt=
tern
. . . Fahren wir fort, wo wir geſtern aufhören mußten. Ueber
das Geleſene hab’ ich heute ſtill für mich nachgeſonnen und
geradezu andächtig ſtaun’ ich über die erhabenen Gedanken. Alſo
nicht wahr? Eros, Genius der Liebe, ſoll der Sohn des Reich=
tums
und der Armut ſein . s=
Vom Buche blickte der Interpret Platos mit lodernden Blau=
augen
auf die geiſtig=ſchöne Frau. Wie ein Marmorwerk der
Griechen kam ihm dieſer edle Kopf vor, der Aphroditens Lieblich=
keit
mit Athenens Klugheit verſchmolz, aber auch etwas hatte von
einer Madonna deutſchen Sinnes.
Fahren Sie fort, Herr Hölderlin! bat ſie. Wie ſchade, daß
ich nicht griechiſch leſen kann! Aber vielleicht vermitteln Sie mir
plaudernd noch Etliches aus dem wundervollen Buche.
Bang und ſchwer tickte die Kaſtenuhr und räuſperte
ſich heiſer. Mit einem ſcheuen Blick auf das Zifferblatt kappte
Hölderlin ſein Buch zu und erhob ſich beſcheiden: Pardonnez,
Madame, daß ich mich wieder feſtgeplaudert habe! Darf es denn
überhaupt ſein?
Sie ſeufzte, blieb aber ſitzen. Meinte dann tonlos: Sie
haben recht mein Mann könnte kommen und der allerdings
hat für Ewigkeitsfragen kein Iutereſſe. Gut, brechen wir ab!
Aber ſagen Sie mir bloß noch eins! Wenn das Schickſal von
jenen zerſtückelten Weſen oder von den halbierten Würfeln
wohl gar tückiſch zuſammen=
ſolche
Stücke zuſanin

geleimt hat, die gar nicht aneinander paſſen und wenn die
Menſchenwelt ſo tut, als ſei ihre Eheſatzung, das zeremonielle Zu=
ſammenleimen
, ſo heilig wie jene Ehe, die im Himmel geſchloſſen
iſt, von Ewigkeit zu Ewigkeit 2 Ach, Hölderlin, lieber Hölder,
was ſoll man dazu . . . wie? o Gott!
Sie ſprang auf und lauſchte nach dem Fenſter. Unten kam
ein Wagen gerollt und hielt vor dem Hauſe. ..
Sie zuckte zuſammen. Er neigte ſich zum Handkuſſe ſveh=
mütig
blickte ſie ihm nach.

Frau Gontard, die ſchon bemerkt hatte, welch Unwetter im
Anzug ſei, hatte Hölderlin, der um dieſe Zeit ſeine Zöglinge im
Blauen Zimmer zu unterrichten hatte, für eine kurze Unterredung
auf ihr Zimmer gebeten. Kaum hatte ſie begonnen, ihre Sorge
zu äußern, als Gontard die Tür aufriß, barſchen Schrittes vor
das Paar hintrat und Hölderlin, indem er ihn mit rollenden
Augen von oben bis unten maß, herausfordernd anziſchte: Sitzt
der Menſch ſchon wieder bei meiner Frau!
Erbleichend war Diotima aufgeſprungen zwiſchen die
Männer, die feindſelig einander anſtarrten, trat ſie als Schranke
und ſuchte Gontard zu beſchwichtigen: Aber Jacques! Vor fünf
Minuten iſt Herr Hölderlin aus dem Blauen Zimmer, wo er am
Unterrichten war, hierher gekommen, weil ich ihn darum gebeten
hab‟. Wenn Dir das nicht paßt, ſo rechte darob mit mir!
Gontard, dem ſolche Einrede die Rolle, die er ſich zurechtgelegt
hatte, einigermaßen verwirrte, hielt ſie eigeuſinnig ſeſt und
ſchnauzte: Ja, nimm ihn unter Deine Flügel! Hätſchele ihn nur!
daß er ſich noch mehr herausnimmt! Für meine Kinder hab’ ich
ihn engagiert, nicht für meine Frau! Er ſoll ſich ſeiner Grenzen
bewußt bleiben! und ſich nicht einbilden, er ſei mehr als einer
meiner Bedienſteten!
Dieſe ausgeſucht hochmütige und kränkende Rede machte Höl=
derlin
ſo faſſungslos, daß ſeine Lippen bebten, ohne daß er Worte
finden konnte.
Pfui, Jacques! ſtammelte Diotima, gewann aber gleich da=
rauf
eine Haltung, die ebenſo würdevoll wie ſanft war, und
wandte ſich an Hölderlin: Ja, Sie haben Grund, ſich verletzt zu
fühlen; verzeihen Sie dieſe Szene! Ich ſehe ſelbſt ein, es geht
nicht, daß Sie länger hier bleiben.
Die Fauſt auf ſein pochendes Herz gepreßt, rang Hölderlin
nach Atem durch halbgeſchloſſene Augenlider flackerte ein

Ag2

Humor vom Tage
2
V
Wann bleiben 12, wenn man 12 von 12 abzieht?
gn 12g 128 ijagzzun
Bei welchem Worte mit ſieben Zeichen gibt es zwei, wenn
man die erſten (letzten) drei wegnimmt?
(ellza8) laazerus :nagrun
Welcher Hering glänzt wie Gold?
Guttegd tac :jgazzur
Wann iſt 14 weuiger 5 gleich 112
TX 19121g a1 7a4 A 21g ATK uag uvut zututes :taagzzug
AusKindermund.
Mutter: Hans, heuer bringt dir das Chriſtkind nicht viel,
Es iſt ja alles ſo entſetzlich teuer.
Der kleine Hans: Ja, Mutter, iſt denn im Himmel auch
ſo teuer?

Spiel und Rätſel.

Stern=Rätſel.

* X 4

Darmſtädter Silbenrätſel.

tis, tow, trai.

be, be, big, den, doh, ei, el. Aus vorſtehenden Silben ſind 11 Wörter
flo, gard, han, il, irm, len, von folgender Bedeutung zu bilden:
lie, na, nor, ol, rich, sa, sa, 1. Erfolgreicher deutſcher Schiffsführer
im Weltkrieg. 2. und 3. Weibliche Vor=
namen
. 4. Himmelsrichtung. 5. Hervor=
ragender
Darmſtädter Architekt. 6. Beliebter Ausflugsort bei Darm=
ſtadt
. 7. Machtvoller deutſcher Städtebund im Mittelalter. 8. Raubtier.
9. Ausgezeichneter Darmſtädter Chemiker. 10. Erfolgreicher Darm=
ſtädter
Komponiſt. 11. Gattung der Nadelhölzer.
Die Anfangsbuchſtaben ergeben, von oben nach unten geleſen,
ein ſchönes Wahrzeichen der Menſchenfreundlichkeit und Mildtätigkeit
der Darmſtädter Bürgerſchaft.
A. Thomas.
Zahlen=Rätſel.
4s5 458 457 458
J
U A.
R
Die Zahlen ſamt den dabeiſtehenden
459 460 461 462
Buchſtaben ſind ſo zu ordnen, daß 1. die
8
M A N
wagerechten, ſenkrechten und die diago=
463 464 465 466
nalen Reihen als Summe je 1850 ergeben
E M M
N
467 468 469 470 und 2. die wagerechten Neihen eine
O
E
H
Delikateſſe nennen. Carl Deubel.

Rätſel.
475. Was ſie als kleines Mädchen tat mit je, Muß ſpäter täglich
ſie als Frau mit ü.
476. Verliert ein deutſcher Fluß ſein Herz, Fließt er in Deutſch=
land
anderwärts.
477. Ein europäiſch Volk iſt’s großgeſchrieben. Das kleingeſchrieb’ne
Wort wird niemand lieben.
Auflöſungen.
Füll=Rätſek: 1. Fünf. 2. Leim. 3. Irma. 4. Elbe. 5. Grün. 6. Ebbe.
7. Reis. 8. Auge. 9. Lech. 10. Abel. 11. Roſe. 12. Maus. Fliegeralarm.
Kryptogramm: An Stelle der Zahlen ſetze man die ebenſovielten
Buchſtaben der drei Wörter Eſſen und trinken. Mit den bereits ein=
getragenen
Buchſtaben ergibt ſich: Zu einem guten Mahl gehört ein
guter Trunk.
Scherz=Scharade: Bartwuchspomade‟.
Rätfel: 472. Eber, Bor, Robe, Orb, Ebro. 473. Ball. 474. Klee
Seide, Kleeſeide.

Verantwortlich: Max Streeſe.

gramvoller Abſchiedsblick, und noch immer wortlos ſchritt
er hinaus.
Die Eheleute Gontard hörten, wie er zu den Kindern ging
wie dieſe ihn dann weinend auf ſein Zimmer begleiteten.
Gereizt durch den Schmerz, den ſeine Frau nicht länger ber=
hehlen
konnte, knurrte der Bankier: Du denkſt wohl, ich ſoll ihn
um Verzeihung bitten? ha, das fehlte noch! ich bin froh, daß ich
dieſen arroganten Narren los bin!
Aufſchluchzend preßte Diotima ihr weißes Tuch an die Augen.
Ihre Schwäche ausnutzend, polterte er weiter: Dein Verkehr mit
ihm hört alſo auf! Auch keinen Briefwechſel duld’ ich. Schlimm
genug, was die Leute ſchon über euch tuſcheln. Daß mir mein
Haus fortan nicht weiter ins Gerede kommt! ſonſt fahr ich noch
ganz anders drein!
*
In Matthiſſons friedliche Dichterſtube zu Stuttgart tritt ein
Vagabund Geſicht und Haltung ſind, ihm wie die Kleidung
zerrüttet. Matthiſſon ſpringt auf und ſtarrt ihn an: was will er
und wer iſt’s? Da möchte der Fremdling ſich zu rkennen geben
wie ein Blöder lallt er das eine Wort: Hölderlin! Iſts
möglich? Der hier macht den Eindruck eines Geiſteskranken! Und
das wäre Diotimas Liebling? ein auserwählter Jünger Apolls?
Den Zerbrochenen ſchafft man nach Nürtingen ins Mutter=
haus
. Aber ſtatt hier Troſt zu finden, erhält er den furchtbarſten
Schlag, den ihm das Schickſal verſetzen konnte: Sinelair teilt brieſ=
lich
mit: Diotima iſt tot!
Am 22. Juni war Suſette Gontard geſtorben an den Ro
teln, die ſie ſich beim Pflegen ihrer daran erkrankten Kinder zu=
gezogen
hatte. Die Kinder genaſen, aber der Kinderkrankheit el=
lag
die Mutter. Durch ihr Gemütsleiden, durch die Trennung
von ihrem Hölder und die wachſende Sorge um ſein Befindenl
war ihre körperliche Widerſtandskraft zermürbt worden, dazu
hatte ein winterlanger Huſten Herz wie Lunge geſchwächt.
Seiner Hiobspoſt fügt der Freund hinzu: Troſt weiß ich Dir
keinen beſſeren zu geben, als Du ſelbſt haſt. Du glaubteſt an un=
ſterblichkeit
, da ſie noch lebte Du wirſt gewiß jetzt mehr daran
glauben, da das Leben Deiner Liebe ſich vom Vergänglichen 9e
ſchieden hat.
(Die vorſtehenden Abſchnitte entſtammen einem neuen Roman Höl=
derlin
und ſeine heimliche Maid von Bruno Wille, dem erfolgreichen
Romandichter, der fo lange geſchwiegen hatte und jetzt mit dieſer neuen
Gabe hervortritt. Das Werk erſcheint im Verlag von Karl Reißner in
Dresden, der uns dieſe Abſchnitte zur Verfügung ſtellt.

2c, 2d, 4e, 3h, 4i, 1I.
7n, 3o, 2r. 3s, 1u.
Obige Buchſtaben ſetze
man auf die Sterne, ſodaß
8 Wörter entſtehen, die je5
Buchſtaben zählen und alle
denſelben bereits einge=
tragenen
Endbuchſtaben
e beſitzen. 1. Laubbaum,
2. Märchengeſtalt, 3. Stadi
in Italien. 4. Schädliches
Inſekt. 5. Vogel, 6. Planet.
7. Frauenname. 8. Laub=
baum
. Die Anfangs=
buchſtaben
nennen zwei
die zuſammen gehören.
Carl Deubel

[ ][  ][ ]

* 34.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. Februnr 1923.

S

DrMrrMmdſada
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auf die Sterne
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aben zählen ur
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zen. 1. Laul
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alien, 4. Schä
5. Vogel, 6. Am4
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d 3. Weibliche
ichtung. 5. Her
lugsort bei Dun
8. Rau

Brün, 6.0
Fliegeral
die ebenſon
n bereit

Gewerbeſteuer. (Entſchließung des Reichsverbandes
der deutſchen Induſtrie.)
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie
hat in einer Beſprechung mit ſeinen Fachgruppen und landwirt=
ſchaftlichen
Verbänden folgende Entſchließung gefaßt, die den
maßgebenden Stellen zugeht:
Nahezu alle Fehlbeträge in den Gemeindehaushalten werden
aus der Gewverbeſteuer gedeckt, weil den Gemeinden durch die
Zentraliſierung der Steuern, insbeſondere die Reichseinkommen=
ſteuer
, die Möglichkeit genommen iſt, die Fehlbeträge durch
andere Steuern zu decken. Die vom Reich den Gemeinden über
die Länder nach Maßgabe der Beſtimmungen des Landesſteuer=
geſetzes
zu überweiſenden Anteile werden nicht ſchnell genug und
nicht in der erforderlichen Höhe überwieſen, ſo daß die Gemein=
den
durch beſondere Gewerbeſteuerverordnungen mit den der=
ſchiedenſten
Maßſtäben ihre Haushalte zu balanzieren ſuchen
müſſen. Dadurch hat die Gewerbeſteuer eine ſolche Höhe der Be=
laſtung
erreicht und zu ſolchen Auswüchſen geführt, daß ſie für die
Gewerbetreibenden, insbeſondere die Induſtrie, da z. T. das An=
lage
= und Betriebskapital weggeſteuert wird, nicht mehr tragbar
geworden iſt. Das den Reichsbehörden durch § 5 LStG. zu=
ſtehende
Einfpruchsrecht wird in Wirklichkeit nicht mehr ausgeubt.
Die Induſtrie verkennt nicht, daß für das Reich, die Länder
und Gemeinden durch die Umgeſtaltung der Finanzwirtſchaft
Ausgaben erwachſen ſind, die zu ihrer Erfüllung einer gewiſſen
Zeitdauer bedürfen, und iſt willig und bereit, ihren Anteil an
den ſteuerlichen Laſten zu tragen. Dieſe dürſten aber nicht zu
ſolchen Ueberbelaſtungen und Verſchiedenheiten der Behandlung
des Ankage= und Betriebskapitals führen, daß tatſächlich vielfach
die Induſtrien ihre Lebensmöglichkeiten gefährdet ſehen.
Es iſt daher zu fordern, daß das Reich und die Länder den
Gemeinden die Ueberweiſungsanteile auskömmlich erhöhen und
mit der nötigen Schnelligkeit überweiſen, und daß den bisherigen
unklaren Zuſtänden durch ſchnellſte Erledigung der Vorarbeit
hierzu ein Ende gemacht wird. Durch in das Landesgeſetz und
Pr. Kommunal=Abgabegeſetz aufzunehmende Beſtimmungen muß
ferner das Einſpruchs= und Kontrollrecht des Reiches und der
preußiſchen Aufſichtsbehörden erweitert werden. Auch muß von
Reichswegen darauf hingewirkt werden, daß Richtlinien für eine
Kontrolle der Gewerbeſteuern aber auch der Ausgabenwirtſchaſt

der Gemeinden erlaſſen werden. Die Beſteuerung der Gewerbe
müßte weiter durch eine allgemeinere Beſteuerung der Gemeinde=
eingeſeſſenen
, nicht nur wie bisher als eine Sonderbeſteuerung
der induſtriellen Betriebe ausgebaut werden. Der Gewerbeſteuer
muß der Charakter als Ertragsſteuer geſahrt bleiben; ſie darf
nicht in eine verſchleierte Vermögensſteuer ausarten. Die bis=
her
angewandten komplizierten Kombinationen der verſchieden=
ſten
Maßſtäbe müſſen fallen und nur ſolche Maßſtäbe ange=
wandt
werden, die in unmittelbarem Zuſammenhang mit dem
eigentlichen Ertrage ſtehen. Im Zuſammenhang hiermit muß
auch in irgend einer Form eine Höchſtgrenze der Geſamtbelaſtung
feſtgelegt werden. Ferner müſſen die landesrechtlichen Gewerbe=
ſteuerordnungen
der Geldentwertung Rechnung tragen im Aus=
bau
der Anſätze, die ſich diesbezüglich bereits in den Reichsſteuer=
vorſchriften
finden. (Nr. 44/45 Z.=A. 15. 11. 1922. Steuerpraxis.)

Steuerrundſchau.
* Steuerpflicht und Verſchuldung. § 26, Abſ. 2 des Eink.=
St.=G. ſchreibt vor, daß bei der Veranlagung beſondere wirtſchaft=
liche
Verhältniſſe, die die Leiſtungsfähigkeit des Steuerpflichtigen
weſentlich beeinträchtigen, durch Ermäßigung oder Erlaß der Ein=
kommenſteuer
berückſichtigt werden, ſofern das ſteuerbare Einkom=
men
800 000 Mark nicht überſteigt. Unter ſo zu berückſichtigenden
Verhältniſſen nennt das Geſetz auch die Verſchuldung. Eine Be=
griffsbeſtimmung
der Verſchuldung gibt das Geſetz nicht. Strutz
in ſeinem belannten Kommentar ſagt: Nur eine derart
drückende Verſchuldung kann die Anwendung des 8 26, Abſ. 2
rechtfertigen, daß der bloße Abzug der Schuldenzinſen (8 13, Nr. 2)
den Druck nicht ausgleicht. Da die Aufforderung zur Einkom=
menſteuerdeklaration
demnächſt zu erwarten iſt, ſei angeſichts der
traurigen Verhältniſſe gerade im Mittelſtande darauf hingewie=
ſen
, daß es gerade unter den heutigen Verhältniſſen angebracht
ſein dürfte, eine Deklaration zur Einkommenſteuer auch in allen
den Fällen abzugeben, in denen nach behördlicher Aufforderung
eine Verpflichtung zur Abgabe nicht vorliegen ſollte. Gerade die
Angehörigen des der Veranlagung preisgegebenen Mittelſtandes
ſollten nicht verſäumen, ihre traurigen Einkommensverhältniſſe
ungeſchminkt zu ſchildern und die eingetretene Verſchuldung für
Ermäßigung und Erlaß der Steuer ins Feld zu führen. Die
Steuerpflichtigen haben einen geſetzlichen Anſpruch auf die Wohl=

taten des 8 26, Abſ. 2, wenn die geſchilderten Vorausſetzungen
zutreffen, und es iſt beſonders darauf hinzuweiſen, daß die Prü=
fung
hinſichtlich der Anwendung des § 26 Abſ. 2 nicht allein dem
Finanzamt obliegt, ſondern im Wege der Berufung auch an das
Finanzgericht zur Entſcheidung gebracht werden kann. Umſomehr
iſt es aber ratſam, durch Selbſtdeklaration und Darſtellung der
Vermögens= und Einkommensverhältniſſe ſchon dem Finanzamt
einen klaren Einblick zu verſchaffen.
* Zur Berechnung der Steuerkurſe und Steuerwerte von
Wertpapieren für die erſte Vergnlagung zur Vermögensſteuer
und für die Veranlagung zur Zwangsanleihe iſt eine Verord=
nung
vom 4. b. M. wichtig. 1. Für junge Aktien, die am 1. De=
zembe
: 1922 noch nicht zum Börſenhandel zugelaſſen ſind, iſt als
Steuekwert der Durchſchnittskurs der alten Aktien, abzüglich 10
Prozent, anzuſetzen. 2. Beſtand eine Geſellſchaft am 30. Juni
1920 noch nicht, oder waren die Aktien einer Geſellſchaft am 30.
Juni 1920 noch nicht in den Verkehr gebracht, ſo ſind die Durch=
ſchnittskurſe
aus der durch 2 geteilten Summe der Kurſe dom
30. Juni 1921 und 1922 einerſeits und dem Kurſe vom 3. Oktober
1922 andererſeits zu vermitteln. 3. Beſtand eine Geſellſchaft am
30. Juni 1921 noch nicht, oder waren die Aktien am 30. Juni 1921
noch nicht in den Verkehr gebracht, ſo iſt der Durchſchnittskurs
aus der durch 2 geteilten Summe der Kurſe vom 30. Juni 1922
und 3. Oktober 1922 mit einem Abſchlag von 10 Prozent zu er=
rechnen
. 4. Beſtand eine Geſellſchaft am 30. Juni 1922 noch nicht,
oder waren die Aktien an dieſem Tage noch nicht in Verkehr ge=
bracht
, ſo iſt der Kurs vom 3. Oktober 1922 mit einem Abſchlag
von 25 Prozent als Durchſchnittskurs anzuſetzen. 5. Beſtand eine
Geſellſchaft am 3. Oktober 1922 noch nicht, oder waren die Aktien
an dieſem Tage noch nicht in Verkehr gebracht, ſo iſt als Durch=
ſchnittskurs
der Kurs vom 31. Dezember 1922 mit einem Abſchlag
von 40 Prozent zugrunde zu legen. 6. Handelt es ſich in den
Fällen 25 um inländiſche Wertpapiere, die auf eine der deut=
ſchen
Währung gegenüber hochwertige ausländiſche Währung lau=
ten
, ſo iſt für die Umrechnung aus der ausländiſchen in die in=
ländiſche
Währung der Durchſchnittskurs der ausländiſchen Wäh=
rung
zugrunde zu legen, der ermittelt wird aus der durch 3 ge=
teilten
Summe der Kurſe am Ende der 1. Hälfte der Jahre 19=
1921 und 1922 einerſeits und aus den Kurſen vom erſten Börſen=
tage
des letzten Vierteljahres des Kalenderjahres 1922 anderer=
ſeits
.

EenTadaig g
zur Zeichnung auf die Schuldverſchreibungen der Aßtiengeſellſchaften
Dagtltelbett, Madlert oinr und Sahrrndert
AWalckengeeageletke)
zum jeweiligen Reichsbankdiskontſatz abzüglich 2 Prozent
ſonach zurzeit mit 10 Prozent
jedoch mit höchftens 15 Prozent und mindeſtens 7 Prozent verzinslich, mändeliſcher, vom Jahre 1928 ab zum Nennwert räckzahlbar, ſicher=
geſtellt
durch den jetzigen und künftigen Beſitz der drei obigen Geſellfchaften unter deren ſamtverbindlicher Haftung und durch die Bürgſchaft
des mit ſeinem Geſamtvermögen für Kapital und Zinſen haftenden Staates Bahern, wobei die früheren Anleihen der drei Geſellſchaften
hinfichtlich ihrer Sicherftellung keinerlei Vorzug gegenüber der gegenwärtigen Anleihe genießen.
Der bayeriſche Staat hat ſofort nach Beendigung des Krieges den ſchon lange geplanten Ausbau ſeiner wertollen Waſſerlräfte in
Angriff genommen. Inzwiſchen hat der Kohlenmangel, den die Zwangslieferungen an die Entente für den kohlenarmen und verkehrs=
ungünſtig
gelegenen Süden beſonders fühlbar gemacht hatten, die hohe vaterländiſche Bedeutung des bayeriſchen Waſſerkraftansbaues
bewieſen.
Zunächſt wurden das
Walchenſeewerk und die Mittilere Iſar
begonnen, deren Kräfte durch das
Bayernwerk‟
weitergeleitet, überall im Lande verteilt und, ſoweit ein Ueberſchuß beſteht, auch an die Nachbarländer abgegeben werden.
Von den Geſamtanlagen der drei Werke (erſter Ausbau) ſind 65% bereits fertig geſtellt. Wenn nicht höhere Gewalt
eintritt, iſt beſtimmt damit zu rechnen, daß Walchenſeewerk und Bayernwerk gegen Ende des Jahres 1923 in Betrieb kommen und
erhebliche Einnahmen bringen werden. Die mittlere Jſar wird nach Lage des Baufortſchrittes im Laufe des Jahres 1924
betriebsfertig ſein.
Das Grundkapital der Geſellſchaften beträgt insgeſamt 2 Milliarden Mark.
Die bayeriſche Staatsregierung hat die Bürgſchaft für Kapital und Zinſen übernommen, Die Schuldverſchreibungen ſind
im geſamten Gebiete des Deutſchen Reiches zur Anlage von Mündelgeldern geeignet. Die bayeriſche Staatsregierung hat die
Anlegung der Gelder der Gemeinden und Ortſchaften, der gemeindlichen und der örtlichen Stiftungen, dann der Kultusſtiftungen
und Kirchengemeinden in dieſen Schuldverſchreibungen geſtattet.
Die Schuldverſchreibungen lauten auf den Inhaber und gelangen in Stücken zu
M. 5000., 10000., 20000., 50 000., 100 000. und 500 000.
zur Ausgabe.
Die Verzinſung beginnt am 1. März 1923; die Zahlung der Zinſen erfolgt halbjährlich jeweils am 1. März und 1. Sep=
tember
, und zwar hinſichtlich der Sepiemberzinsſcheine nach Maßgabe der am vorangegangenen 28. bezw. 29. Februar geltend
geweſenen Reichsbankdiskontrate und hinſichtlich der Märzfälligkeiten zum Reichsbankdiskontſatz vom 31. Auguſt des vorangegangenen
Jahres. Es wird alſo beiſpielsweiſe der Zinsſchein zum 1. September 1923 auf Grund des Reichsbankdiskonts vom 28. Februar 1923
abzüglich 22 bezahlt und in gleicher Höhe beim Handel der Schuldverſchreibungen die Stückzinſenberechnung vorgenommen.
Die Schuldverſchreibungen werden zum Nennwert im Wege der Ausloſung oder Kündigung, beginnend mit dem Jahre 1928,
in dem Ausmaße eingelöſt, daß die geſamte Anleihe bis zum Jahre 1963 zurückgezahlt iſt. Die Ausloſungen erfolgen im Monat
März zum 1. September eines jeden Jahres, erſtmals im März 1928 zur Heimzahlung am 1. September 1928.
Die Schuldner ſind befugt, vom 1. März 1928 ab verſtärkte Ausloſungen vorzunehmen oder anch die ſämtlichen noch aus=
ſtehenden
Schuldverſchreibungen mit einer Friſt von 6 Monaten zu kündigen.
Die Anleihe ſoll an der Börſe eingeführt werden.
Die vorſtehend beſchriebene mündelſichere Walchenſeeanleihe wird hiermit zur öffentlichen Zeichnung unter folgenden Be=
dingungen
aufgelegt.
Zeichnungsſtellen ſind die Bayeriſche Staatsbank, München
nebſt den übrigen Bayer, Staatsbankniederkaſſungen, ſowie die ſämtlichen deutſchen Banken, Bankiers,
Bankgeſchäfte betreibenden Genoſſenſchaften, die Girozentralen und die Sparkaſſen,
Zeichnungsſcheine ſind bei allen vorgenannten Stellen zu haben. Die Zeichnungen können aber auch ohne Verwendung
von Zeichnungsſcheinen brieflich erfolgen.
Der Zeichnungspreis beträgt
100 Progent
iter Verrechnung von 10 Prozent Stückzinſen. Sendungs= und Verſicherungsſpeſen gehen zu Laſten des Zeichners.
Die Zeichnung findet in der Zeit vom 6. bis 20. Februar 1923 ſtatt. Die Zurechnung der gezeichneten Beträge kann ab
6. Februax 1923 erfolgen. Bezahlte Beträge gelten als voll zugeteilt.
(TI,1035

ertroffr

Die Stücke werden mit möglichſter Beſchleunigung fertiggeſtellt.
München, im Februar 1923.

Bayeriſche Staatsbank.

MMIEOIAK MNZ
BREHEN NBWTORA
anlaufend Southampton,
*Dreischraubendampfer Pittsburgh 45 309 t 13. Febr. F. Bremon
*Doppelsshraubendampfer Canople‟ 12967 t 6. Härz
Drelsshraubendampfer Pittsburgh 16309 1 23. Härz
Doppelsehranberdampfer Canopie‟ 19267t 6. April
befördern Passagiere in Kajüte und III. Klasse.
Günstige Gelegenheit für Reisende nach England.
* Läuft auch Cherbourg an.
Bremen -- Halifax (Canada)
Durcheonnossemente, Durchfracht. u. Parcel Reeeipts
Regelmäßige Verbindung ab Liverpool, bezw.
Southampton nach
Hew Vork, Bosten, Philadelphia u. Canada
vermittelst der modernsten und größten Schnell-
dampfer
der Welt.
Meiestie 56551t Olympic 46 439t
Homerie 34356 t Adriatic 24541t
Die Einrichtung der I. und II. Klasse übertrifft die
luxuriösesten Hotels; die III. Klasse in Kammern
eingeteilt, mit Speisesaal, Rauchzimmer und Damen-
salon
, entspricht auf diesen Dampfern der Einrich-
tung
der früheren I. u. II, Klasse der älteren Dampfer.
Die Expedition im Anschluß an die von England
abfahrenden Dampfer erfolgt
von Hamburg jeden Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend
Bremen jeden Mittwoch und Sonnabend.
Auskunft über Passage: - / Auskunft über Frachten u.
Annahme von Ladung:
Mhite Star Line‟
Bremen,Fhilosophenmeg 1 Varm. Pauelshorg, Bremen,
Telegr.-Adr. Dauelsburg‟
Telegr.-Adr.: Olympie‟
In Hamburg für Fracht und Passage:
Falck & Co., Gloekengießerwall 18,
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Dieburgerſtr. 40, Stb. r. p. /*

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt
Boykott franzöſiſcher und belgiſcher Erzeugniſſe.
Berlin, 3. Febr. (Wolff.) Von den unterzeichneten Ver=
bänden
wird uns folgender Aufruf zur Verbreitung übergeben:
Hände weg von allen franzöſiſchen und belgiſchen Waren,
ſolange Deutſchland vergewaltigt wird! Mitten im Frieden
haben Franzoſen und Belgier das Nuhrgebiet unter Bruch
des Friedens widerrechtlich beſetzt! Unfer Vaterland ſoll
politiſch und wirtſchaftlich zerſchlagen werden. Zur Abwehr
fordern wir das deutſche Volk auf zum ſchärfſten Boy=
kott
ſämtlicher franzöſiſchen und belgiſchen
Erzeugniſſe.
Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände: Freiherr v. Lersner, M. d. R.
Bund Deutſcher Frauenvereine: Dorothee v. Velſen. Deutſcher
Beamtenbund: Flügel. Deutſcher Frauenausſchuß zur Bekämpfung
der Schuldlüge: Frau Mende, M. d. R. Deutſcher Gewerkſchaftsbund:
Stegerwald, M. d. R. Deutſcher Reichsausſchuß für Leibesübungen
e. V.: Dr. Lewald. Die Deutſche Studentenſchaft. Der Geſamt=
verband
Deutſcher Angeſtelltengewerkſchaften: Thiel, M. d. R. Ge=
ſamtverband
Chriſtlicher Gewerkſchaften: Otte. Geſamtverband Deut=
ſcher
Beamtengewerkſchaften: Gutſche. Gelverkſchaftsring Deutſcher
Arbeiter=, Angeſtellten= und Beamtenverbände: Hartmann, Schneider.
Hanſabund für Handel, Gewerbe und Induſtrie: Dr. Fiſcher, M. d. R.,
Meyer=Leverkuſen. Hauptgemeinſchaft des Deutſchen Einzelhandels:
Grünfeld, Dr. D. Kahl, M. d. R., von Raumer, M. d. R. Reichsaus=
ſchuß
Akademiſcher Berufsſtände: Dr. Pinkerneil, M. d. L. Reichs=
ausſchuß
der Deutſchen Landwirtſchaft: Freiherr von Wangenheim,
Spiegel. Reichsbund der Höheren Beamten: Dr. Scholz, M. d. R.
Reichsverband der Deutſchen Preſſe: Chefredakteur Bäcker, Prof. Dr.
Schücking, M. d. R. Verband der Deutſchen Modeinduſtrie, e. V.=
Geh.=Rat Jeſſen, Freudenberg, Heimann. Verein Berliner Preſſe:
Georg Bernhard. Verein der Lichtſpieltheaterbeſitzer Groß=Berlins
und der Provinz Brandenburg: Schlicht. Verein Deutſcher Zeitungs=
verleger
: Komm.=Rat Krumbhaar. Vereinigung Deutſcher Beklei=
dungsinduſtrie
=Verbände: Komm.=Nat Bamberg. Zentrale der Land=
frauen
. Zentralverband des Deutſchen Großhandels: Geh. Komm.=Rat
Dr. Ravene. Zentralverband Deutſcher Hausfrauenvereine: Frau
Mühſam.
* Walchenſeeanleihe Die Ereigniſſe im Ruhrgebiet haben
den Ausbau der bayeriſchen Großwaſſerkräfte und
ſeine Bedeutung für die deutſche Energieverſorgung erneut ins Licht
geſtellt. Denn die Werke werden dem Wirtſchaftsleben, vor allem
Bayerns, eine ſehr fühlbare Erleichterung der Kohlennot, und durch die
Möglichkeit, jedem im Reichweite der Werke auftretenden Strombedarf
zu genügen, neue Befruchtung bringen.
Zur beſchleunigten Vollendung ihrer bereits wveit vorgeſchrittenen
Arbeiten haben die bayeriſchen Großwaſſeukraftunternehmngen der
Walchenſeewerk A.G., der Mittleren Iſar A.G. und der
Bayernwerk A. G. die Herausgabe neuer Schuldverſchrei=
bungen
beſchloſſen. (Siehe den ausführlichen Proſpekt Wal=
chenſee
=Anleihe im Anzeigenteil dieſer Nummer.) Die wirt=
ſchaftliche
Bedeutung dieſer eng miteinander verbundenen Unternehmun=
gen
beruht darin, daß ſie gleichſam die Grundlage bilden für die vom
bayeriſchen Staat eingeleitete allgemeine, auf Waſſerkraft aufgebaute
Gnergieverſorgung. Vom Walchenſeewerk wird in der Ge=
meinſchaft
eine Jahreserzeugung von 160 Müllionen Kilowattſtunden
eingebracht, von der Mittleren Iſar eine ſolche von jährlich
rund 500 Millionen Kilowattſtunden. Damit bilden dieſe beiden Groß=
waſſerkraftunternehmungen
die Hauptpfeiler für die Elektriſierng wich=
tiger
bayeriſcher Bahnſtrecken und für das Bayernwerk, das die
Waſſerkaft=Elektrizität durch ſeine 875 Kilometer langes 100 000 Volt=
Netz über das ganze Land verteilen, und auch den Nachbarländern zufüh=
ren
wird. Das Bahernwerk wird im Zuſammenwirken mit noch anderen
Energieqwellen einen planmäßigen Ausgleich zwiſchen Stromerzeugung
und Stromberbrauch im Lande herbeiführen. Das ſichert Bayern eine
ratzonelle Ausnützung ſeiner Energiequellen.
Da das Walchenſeewerk und das Bayernwerk bereits zu 75 Pro=
zent
fertiggeſtellt ſind und noch in dieſem Jahre in Betrieb gehen, wird
dieſe allgemeine Landes=Elektrizitätsverſorgung bis Ende 1923 be=
ginnen
und ihre ſegensreichen Wirkungen äußern können. Die Groß=
kraftanlage
der Mittleven Jſar, jetzt ſchon zu 60 Prozent fertig, wird
1924 mit ihrer Stromerzeugung hinzutreten. Heute ſchon kann nach den
vorliegenden Anmeldungen der Abſatz der erzeugten Energiemengen zu
einem entſprechenden Preis als geſichert geltzen, zumal auch außerhalb
der bayeriſchen Grenzen eine lebhafte Nachfrage mach Strombezug aus
dem Bayernwerk beſteht.
Da zudem der größte Teil der Bauten von den kataſtrophalen Teue=
rungsverhältniſſen
nicht wehr ereilt wurde, ſo iſt die Wirtſchaftlichkeit
der Unternehmungen außer Zweifel.
Die neue Anleihe bietet einen beſonderen Anreiz. Sie iſt vom feſten
ßumm gleitenden Zinsfuß übergegangen, um den Zeichner an
der Entwicklung des Geldwertes zu beteiligen. Dies geſchieht durch An=
lehnung
an den Reichsbanbdiskont; die Verzinſung erfolgt zum jeweili=
gen
Neichsbamkdiskontſatz abzüglich 2 Prozent, jedoch mit höchſtens 15
und mindeſtens 7 Prozent. Zurzeit beträgt die Verzinſung alſo zehn
Pyozent.
* Die Viehmärkte der Woche. In dieſer Woche war der
Auftrieb gegenüber der Vorwoche bei Rindern und Schafen auf den
meiſten Märkten höher, bei Kälbern und Schweinen geringer. Um ein
weiteres, ſprunghaftes Heraufgehen der Preiſe zu vermeiden, wurde ſei=
tens
der Käufer und Verkäufer auf einigen Märkten um Angemeſſenheits=
preiſe
verhandelt, doch leider ohne nennenswerten Erfolg. Die Preiſe
zogen durchweg weiter an, und zwar bei Nindern um 100400 Mark,
bei Kälbern um 100300 Mark, bei Schafen um 100350 Mark und bei
Schweinen um 150700 Mark pro Pfund. Vielfach war auch in dieſer
Woche das Eingreifen der Wucherpolizei notwendig. Auf den nachſtehen=
den
Märkten notierten für ein Pfund Lebendgewicht in Mark:

Berlin
Breslau
Dresden
Dortmund
Elberfeld
Frankfurt a.
Hamburg
Hannober
Kiel
Köln
Leipzig
Magdeburg
Mannheim
Stettin

Rinder
7001300
6001200
5501230
6001350
7501500
6001450
7001700
6001450
5001400
6501500
6501200
6501300
6501420
4501000

Kälber
9501700
8501200
8001120
8001600
8001550
8001200
7001700
8001300
5751195
10001300
12001750
6001050
10501400
6001000

Schafe
5501200
750 950
5001100
4001050
8001200
8501050
650 900
9451100
1150
8001300
4001000
600 800

Schweine
18002600
15002100
12002300
13002200
16002400
15002300
14002300
18002300
15202130
15802200
20002500
15002250
18002250
13002100

* Schmiermittelmarkt. Das Anſchwellen des Dollarkurſes
gegen Ende der vorigen Kalenderwoche ließ wieder lebhaftere Kaufluſt
aufkommen, welch letztere nunmehr allerdings in ermichternden Schrecken
aufgegangen iſt. Wir hoffen, daß unſere wiederholten Emnahnungen
zur Eindeckung nicht unbeachtet geblieben ſind und der Verbraucher nicht
gezwungen iſt, in Reichsmark bei heutiger Währung zu kaufen. Auf
Baſis 1 Pfund Sterling 50 000 Mk. notieren wir:
ul=

Naßdampf=Zyliaderöle: Vix. 45/100 Flpt. 240
270/80
45/100

berzollt verzollt

Heißdampf=Zylinderöle:

Am Zylideröl, filtriert,
Marke Continental
Maſchinenöl=Raffinade:

Maſchinenöl=Deſtillate

45/100
45/100
56/100
8/100

23/50
45750
45/50
56/50
67/50
78/50
78/50
89/50
6/50
8/50

2600 2050 2750 2050 280/90 3200 2640 280/300 3300 2740 ca. 320 4100 3540 330/35 6200 5600 4200 3600 170/80 2100 1540 180 3100 2640 üb. 200 360 3:40 ca. 180 3200 2640 180/90 3600 3049) üb. 200 3800 3240 230/40 4600 4040 210 4600 4043 2600 2040 2800 2243 2800 3300

Alles per Kilo netto, verzollt reſp. unverzollt ab Lager Hamburg.

Keine geſetzlichen Maßnahmen gegen den wil=
den
Deviſenhandel. Entgegen der Mitteilung eines Berliner
Mittagsblattes über bevorſtehende geſetzliche Maßnahmen gegen
den wilden Deviſenhandel und die Auswüchſe in der Effkten=
ſpekulation
erfährt der Lokalanzeiger, daß die Regierung nicht an geſetz=
liche
Regelung der Frage denke. Sie verſuche vielmehr, beruhigend und
ſchützend zu wirken, indem ſie mit den zuſtändigen Fachvertretungen. Ab=
machungen
herbeiführen will, die eine freiwillige Beſchränkung des Spe=
kulationsgeſchäftes
und eine möglichſte Unterbindung von Auswüchſen
aus freiem Willen unter Beteiligung aller in Frage kommenden Stellen
der Praxis garantieren. Weiter würden Pläne zur Schaffung wertbe=
ſtändiger
Anlagemöglichkeiten unter produktiver Verwendung der da=
durch
eingehenden Mittel zur Sicherung wertbeſtändiger Zinſen verfolgt.
Durch dieſes Mittel ſoll der Deviſenhamſterei zu Vermögenserhaltungs=
zwecken
wirkſame Konkurrenz gemacht werden.
* Die Reichsbahn im Jahre 1922 ohne Fehlbetrag.
Nach dem Abſchluß für die Zeit vom 1. April bis 31. Dezember 1922
werden die Ausgaben der Reichsbahn im ordentlichen Haushalt durch die
Einnahmen gedeckt. Die Einnahmen betrugen 485 231 Millionen Mark,
wovon 442 468 Millionen auf den Güter= und 30 280 Millionen auf den
Perſonen= und Gepäckverkehr entfallen, die Ausgaben (einſchl. Schulden=
dienſt
) 482 341 Millionen Mark, ſo daß ein Ueberſchuß von 2,89 Milliar=
den
Mark bleibt. Dieſes Ergebnis, das die Reichsbahn trotz der großen
Erſchwerniſſe des Wirtſchaftslebens aus eigener Kraft ohne Zuſchüſſe aus
allgemeinen Reichsmitteln erzielt hat, iſt neben den Tariferhöhungen vor
allem den auf allen Gebieten der Verwaltung durchgeführten Erſparnis=
maßnahmen
zuzuſchreiben. Leider iſt zu befürchten, daß der Einbruch
der Franzoſen und Belgier ins Ruhrgebiet alle weiteren Berechnungen
und damit auch das Gleichgewicht im Reichsbahnhaushalt über den
Haufen werfen wird.
h. Butzbacher Lederfabrik A.=G. in Butzbach (Heſſen).
Mit 5 Mill. Mark Kapital wurde obige Firma gegründet, die die Her=
ſtellung
und kaufmänniſche Verwertung von Leder, den Handel mit Häu=
ten
, Fellen und Gerbſtoffen bezweckt.
h. Pfälziſche Hypothekenbank in Ludwigshafen.
Der Geſamtumlauf an Pfandbriefen betrug am 31. Dezember 1922
473,52 (30. Juli 1922 464,38) Mill. Mark, der Beſtand an Regiſterhypo=
theken
465,56 (464,43) Mill. Mk., der Umlauf an Kommunalobligationen
109,66 (29,31) Mill. Mk., der Beſtand an Kommunaldarlehen 112,78 (36,18)
Mill. Mark.
h. Zellſtoffabrik Waldhof=Mannheim. Die Süd=
deutſche
Diskontogeſellſchaft Mannheim hat den Antrag geſtellt, 40 Mill.
Mark neue Inhaberſtammaktien 2. 1000 Mark, Nr. 60 000100 000 und
30 Mill. 5proz. vom 1. Februar 1927 ab zu 102 Prozent rückzahlbare
Anleihe von 1922, eingeteilt in 15 000 Teilſchuldverſchreibungen à 1000
Mark und 3000 Teilſchuldverſchreibungen 4 5000 Mark, zum Handel und
zur Notierung an der Mannheimer Börſe zuzulaſſen.
h. Rheiniſche Kreditbank Mannheim. Von den 180
Mill. Mark neuen Stammaktien findet nicht, wie mitgeteilt werden muß,
um falſchen Hoffnungen vorzubeugen, ein Teil der Aktien Verwendung
zu Gunſten der Pfalzbankaktionäre, ſondern die damals für die Ueber=
nahme
der Pfälziſchen Bank notwendigen Rheiniſchen Kredtibankaktien
in Höhe von 15,62 Mill. Mark wurden von befreundeter Seite leih=
weiſe
zur Verfügung geſtellt und dieſe ſollen nun vorweg zur Rücker=
ſtattung
den neuen Aktien entnommen werden.
h. Hproz. Weizen=Spareinlage der Badiſchen
Landwirtſchaftsbank Karlsruhe. Eine neuartige, wert=
beſtändige
Geldanlage bringt die Badiſche Landwirtſchaftsbank in Karls=
ruhe
durch Hereinnahme von 5proz. Weizen=Spareinlagen zur Einfüh=
rung
. Die Einzahlung, Verzinſung und Nückzahlung dieſer Spareinlage
erfolgt zu Weizenwert.
h. 2 hlpreisherabſetzung. Die ſüddeutſchen Mühlen
haben den Preis für Weizenmehl Spezial Null um 10000 Mark von
270 000 auf 260 000 Mark pro Doppelzentner ab Mühle herabgeſetzt.
* Vom Eiermarkt. Die Zufuhren ſind infolge der gelinden
Witterung beſſer geworden, doch zogen die Preiſe durch die fortgeſetzte
Aufwärtsbewegung der Preiſe am übrigen Lebensmittelmarkt in dieſer
Woche weiter an. Es notierten im Großverkehr pro Stück in Mark: am
Berliner Markt 200230; Sächſ. Markt 200230; Oldenburger Markt
190230; Schleſiſcher Markt 190210; Süddeutſcher Markt 160200;
Weſtdeutſcher Markt 210260.
* Zur Lage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
t
.arktes. Das amerikaniſche Fachblatt Jron Trade Review, Cleve=
land
, Ohio, kabelt über die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
: Namentlich infolge der franzöſiſchen Ruhraktion iſt die aus=
ländiſche
Nachfrage ſehr ſtark. Im Dezember wurden 154 000 To., im
Jahre 1922 wurden 1 975 000 To. Eiſen und Stahl exportiert, die nied=
rigſte
Ziffer ſeit 1914. Der Arbeitermangel hält an und behindert die
Erzeugung, ſodaß einige Walzwerke an der Grenze ihrer Leiſtung ange=
langt
ſind. Vom Süden werden als Erſatz für die fehlenden Arbeiter
Neger herangezogen. Für neue Abſchlüſſe werden erhöhte Preiſe ge=
fordert
; für Keſſelröhren, Kaltwalzmaterial und Halbzeug werden 36
Doll. mehr und Extraprämien für ſchnelle Lieferung bezahlt. Der Schiff=
bau
iſt lebhafter beſchäftigt; die Bethlehem=Geſellſchaft nahm zwei See=
dampfer
, die Seewerften drei Frachtdampfer in Auftrag. 2000 To. eng=
liſches
Ferromangan wurden zu 107,50 Sterling, engliſches Spiegeleiſen
zu 38. bis 39,50 Sterling gekauft.
Börſenbericht für die Zeit vom 29. Januar bis 3. Februar.
Mitgeteilt von der Deutſchen Bank Filiale Darmſtadt.
Die Zuſpitzung der Lage im Ruhrgebiet hat zu einer weiteren Zer=
ſtörung
des Wertes der deutſchen Mark geführt, ſodaß deren Kurs zur
Zeit nur noch etwa den 10 000. Teil ihrer Vorkriegsparität darſtellt.
Unter dem Eindruck dieſer Tatſache ſetzte ſich die Kataſtrophenhauſſe an
der Börſe in verſtärktem Maße weiter fort.
Bei Beginn der Woche herrſchte auf allen Wertpapiermärkten ge=
radezu
ſtürmiſche Nachfrage, der nur ganz unzulängliches Angebot gegen=
überſtand
, ſodaß in mehreren Fällen ſelbſt Werte des variablen Groß=
verkehrs
zur Einheitsnotiz mangels genügenden Materials geſtrichen
werden mußten. Die Kurſe erfuhren beinahe durchweg mehrtauſend=
prozentige
Steigerungen und erreichten nicht ſelten das Doppelte des
vorherigen Standes. Dabei waren entſprechend dem reinen Markflucht=
Charakter der ganzen Hauſſebewegung alle Werte, die in irgend einer
Weiſe Sachwerte darſtellen, in beinahe gleichem Maße begehrt und her=
vorzuheben
ſind nur wenige Gebiete, wie der Markt der weſtlichen Mon=
tanaktien
und der Schiffahrtswerte, die beſonders ſtarke Kursſprünge
aufzuweiſen hatten.
Auch an der Mittwochsbörſe konnte ſich das Kursniveau noch einmal
im großen Ausmaße erhöhen, doch machte ſich an dieſem Tage, beſonders
zu Beginn der Börſe, eine gewiſſe Unſicherheit geltend, da die Spekulation
einige Realiſationsneigung zeigte. Den Anlaß dazu bot die Befürchtung,
daß die rapide Verteuerung aller Waren zu einer Geldknappheit führen
könnte, wie denn auch am Monatsende bereits hier und da ein fühlbarer
Mangel an Zahlungsmitteln herrſchte. Da an den folgenden Tagen die
Deviſenkurſe, ausgehend von einer geringen Markbeſſerung in Neu=York,
eine wenn auch unbedeutende Abſchwächung erfuhren, kam für die Frei=
tagsbörſe
auch von Publikumsſeite etwas mehr Material an den Markt,
ſodaß ſich die Tendenz nicht mehr ſo einheitlich feſt geſtaltete wie an den
Vortagen. Es kam vielfach zu Kurseinbußen, die jedoch im Vergleich zu
den vorausgegangenen Steigerungen kaum ins Gewicht fielen. Auch war
bereits im Verlaufe der Börſe wieder eine Befeſtigung der Tendenz zu
bemerken.
w. Debiſenmarkt. Frankfurt a. M.; 3. Februar.

Antwerpen=Brüffel. ........
Holland .. ... .... . . . . . . . ....
Paris .. . . . . . . . .. .. . . .. . ....
Schweiz.. . . . . . . . . . . . . .. ....
Spanien .. .... . ............
Italien ...................."
Liſſabon=Oporto. . . . . . . . . . . . ."
Dänemark . .. . . . . . . . . . . . . . .."
Norwegen ...... ... ........."
Schweden .... . . . . . . ........ 10573.50 19626.50
Helſingfors ... .. ... ........."
39940.86
37406.25 37593.75
40150.15
Rew=York ....... ..........."
55.36
53.35
53,65
Deutſch=Oſterreich (abg.) . . . . . .
55.64
15.96
14.46 14.54
16.04
Budapeſt. . . . . . . . .. . . . .. ...."
1139.
1103.
1097.
1145.
Prag ..... ........ .........
374.05
380.25
375.95
.
379.05
Agram. . . .
w. Frankfurter Effektenmarkt. Der Effektenmaukt war
heute für den Verkehr, wie üblich am Samstag, geſchloſſen. Der Markt
der ausländiſchen Zahlungsmittel ſtand im Zeichen großer Geſchäfts=
ſtille
; auch die Kursbewegungen waren geringer geworden. Dollarnoten

4. Febr. 1923 Nr. 34

ſchwatkten zibiſchen 38 50038 000 un6 37 000: an der Börſe wurde er
mit 38 00037 500 genannt. Die Umſätze von Bureau zu Bureau waren
im Gegenſatz der letzten Börſentage ſehr beſcheiden. Soweit Kurſe zu
hören waren, ſo ſtellten ſich dieſelben auf auf den Stand der geſtrigen
Schlußkurſe, teiltveiſe etwas feſter, aber auch vereinzelt nicdeiger. Sch=u
der ſchtwvache Beſuch an der Börſe zeigt die geringe Unternehmungsluſt
der Spekulation. Von Bankpapieren blieben Rheiniſche Kreditbank .
fucht, geſtern lautete die Notix 17 000 rationiert. Montanaktien un
regelmäßig. Maſchinen= Metall= Autowerte behauptet. Eßlinger feſt
Mocmrs gefragter. Kaſſainduſtriebadiere liegen nicht mehr ſo einheit=
lich
. Begehrter ſind Jetter u. Scherer, Salzweike Heilbronn, Hammer=
ſen
, Wolldechenfabrik Weilderſtadt. Aktien: Im freien Aktienverkehr
ſchienen Hammerſtein u. Hoffus, Frankfurt a. M., Großkraftwerfe W
temberg für feſtere Tendenz geneigter.
w. Fvankfurter Wertpapierbötſe. Bis 3. März
ſchließlich findet eine Wertpapierbörſe jeiveils Montags, Mätt=
wochs
und Freitags ſtatt. An den übrigen Tagen, außer den vor
genannten, iſt jeder Handel in Wertpapieren in den Börſenräumen
underſagt. Es werden nur Debiſen im Debiſenzimmer und Noten
im Sitzungszimmer des Börſenvorſtandes notiert. Es wird ausdrük
auf die Beſtimmungen des § 10 der Börſenordnung vom 3. Oktober
(Ausſchließung im Uebertretungsfalle) hingewieſen.

Debiſenmarkt. Berlin.

VWe Ve Beé afe Geld Brief 1905. 2005.- 2054.85 T 2065.15 15660,75 15739.25 14962.50 15037.50 London ............ ....... / 186033,75 186968 25 178552.50 179447,50 2354.10 2365.90 2386.50 2389.50 7481.2 7518.75 7982.25 711.,75 6134.60 6145.40 5960.05 5989.95 1865.30 1874.70 1825.45 1834,55 7518,65 755635 6907.70 6932.30 7381.50 7418.50 6832.90 6867.10 9975. 10025.

Seib
Brief
Mee
15561.
15639.
Brüſſel=Antwerpen .........."
2064.82
2075. 18
Chriſtiania.
7453.31
..
7493.69
Kopenhagen

748125
7518.75
Stockholm.
10573.59
10626.50

Helſingfors

397.50
1002.50
Italien.
1895 25
1904.75

London.
..... 185535.
186465.
New=York
39700.50 39899.50
..."
Paris.
2384.03
2395.98
...
Schweiz
7B1.37
7468.63
....
6224.40
Spanien ...................
6255.60
Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.).
55.36
55.64
Prag ......."
1139.14
114486
....
Budapeft... . . .
15.11
15.19
...
Buenos=Aires..
14663.25
..
14736.75
Bulgarien.
225.33
226.57
.
Japan .. . .
19251.75 19348 25
.
Rio de Janeiro
4588.50
4611.50
Belgrad. . .
382.04
383.95

3. Februar Telegr, Auszahlungen für:
Ve
Mife

Bce

14563.50
2014.95
6982.50
6907.68
9875.25
917.70
1785.52
172567.50
37156 87
2344. 12
6982.50
5783.50
52.46
1074.30
14.46
13765.50
216.45
17655.75
4189.50

14636.
70
6942.3
9924.75
922.30
1794.48
173432.50
37343. 13
2355.88
7017.50
5314.50
52.74
1079.70
14.54
13835.50
217.55
17744.25
4215.50

Zürich, 3, Februar, Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags.

Deutſchland.
Wien ......
Prag ......
Holland ...
New=York".

0.01.35
0.00.74
15.221
209.
5.331.

London ..
9.91.40Paris .....
0.00.74/Italien ..."
15.50-BBräfſel ....
209.50Kopenhagen
5.321/,/Stockholm.

124.87/24.85 Kriſtiania". 31.80 33.65 Madrid .." 25.35 24.8 Buenos=Air 27.50 29.501 Budapeſt .. 101.: 99. Agram .. . . 143.*, 141. Warſchau. . .

99.10
83.30/ 83.65
198. 198.
8.20, 0.30,
505. 520.
9.01.4010.41.50

w. Berliner Debiſenmarkt. Am Debiſenwarkt war eine
Neigung zu Abgaben bemerbar und demgemäß ſtellten ſich die Kurſe
unter Schwankungen bei ruchigem Geſchäft evvas niedriger. Der Dollar
ſchwankte um 38 000. Nach der amtlichen Notierung befeſtigte ſich die
Haltung etwas.
w. Beeliner Produktenmarkt. Am Produktenmarkie
Eumattete die Haltung auf die Ermäßigung der Deviſenkurfe. Doch kam
es nicht zu einem umfangveichen Geſchäft, weil das Angebot zu hohe
Preiſe forderte. Roggen wurde mehr zu niedrigen Preiſen gehandelt.
Gerſte und Hafer und ebenſo Mais hatten ſchleppendes Geſchäft. Mehl
wurde aus zweiter Hand billiger angeboten als die Mühlen verkaufen.
Von Kleie zeigte ſich vermehrtes Angebor. Die Stimnung für die an=
deren
Artikel war ſchwach bei ſtillem Verkehr.
Mannheimer Produktenmarkt.
Die immer engere Abſchürung Deutſchlands vont ſeiem wichtigſten
Produktionsgebiete, vom Ruhrgebiet, durch die Franzoſen und Belgier
hat zu einer weiteren rapiden Markentwertung, die zeitveiſe bis auf
54 000 ging, geführt. Die Wirtſchaftskreiſe konnten ſich dieſom Fallen
der Mark gar nicht ſchmell genug anwaſſen und wiſſen heute nicht, wie
ſie ſich weiter eindechen ſollen, da die Lage verworvener als je iſt. Auf
Schlag folgt Gegenſchlag, worunter aber immer wieder die Wirtſchafts=
verhältniſſe
leiden.
Getreide: Zu Beginn der Berichtswoche zeigte ſich eine Kauf=
tätigkeit
, wie ſie ſchon lange nicht mehr zu verzeichnen war, und trotz der
von Stunde zu Stnde ſich ſteigernden Preiſe wurde gekauft, was auf
den Markt bam, und bezahlt, was gefordert wurde, da die Preiſe eben
immer noch under dem Weltmarktpreiſe ſtanden. Erſt mit dem Rück=
gang
der Deviſen trat eine Stockung ein und die Geſchäftstätigkeit
ſchrumpfte vollſtändig zuſammen, als Weizen einen Preisſtand von
140000 gegen 8586 000 Mk. in der Vorwoche, Roggen einen ſolchen
von 120122000 gegen 7173 000 Mk., Gerſte 100 000110 000 gegen
6367 000 Mk., inländiſcher Hafer 7085 000 gegeht 4050 000 Mk. die
100 Kilo hatten. Es ſind alſo Preisſteigerungen von 3060 000 Mark
für 100 Kilo eingetreten. In der mittleren Preislage bewegten ſich die
Kaufabſchlüſſe, und es wären noch mehr getätigt worden, wenn Ware
vorhanden geweſen wäre. Zum Wochenſchluß war die Stimmung ſehr
unregelmäßig. Dem Dollarrückgang und der damit verbundenen Mark=
beſſerung
traute man nicht richtig, da wirklich keine Beſſerung in der
pobitiſchen Lage eingetreten war, die dies hätten rechtfertigen können.
Mehl hat ſeinen kühnſten Sprung in dieſer Woche gemacht. Wei=
zenmehl
Spezial Null verdoppelte ſeinen Preis von 138000 auf 270000
Mark pro Doppelzentner. Es war aber zuletzt reichlich Angebot aus
zweiter Hand zu 230240 000 Mk. vorhanden. Als Mitte der Woche
der Preis auf 180000 Mk. ſtand, hätte ziemlich viel umgeſetzt werden
können, aber da waren die Mühlen wieder einmal nicht abgabeluſtig,
was aber narürlich bei dem heutigen hohen Stand nicht mehr der
Fall iſt.
Futtermittel ſind der Preisverdoppelung gefolgt. Weizen=
kleie
ſtieg von 35 000 auf 70000 Mk., Weizenfuttermehl auf 100 000 Mk.,
Malzkeime auf 5055 000 Mk. und Biertreber auf 60 000 Mk. pro 100
Kilo bahnfrei Mannheim. Auch hier wurde auf der mittberen Baſis noch
ziemlich umgeſetzt. Daß Rauhfutter ſchon einen ſehr hohem Preisſtand
erreicht hat, der nicht noch viel weiter geſteigert werden kann, zeigte ſich
diesmal. Der Markt hatte der allgemeinen Verdoppelung der Preiſe
nicht folgen können; er hatte ſich aber auch früher nicht an die allge=
meinen
Verhältniſſe gehalten, und ſo hielten ſich auf dieſem Gebiete die
Preiserhöhungen in veuhältmsmäßig geringem Rahmen. Loſes Wieſen=
heu
koftete 3740 000 Mk. gegen 3031 000 Mk., Luzernekleeheu 42000
gegen 34000 Mk., Preßſtroh 3234 000 Mk. gegen 2729 000 Mk., und
Bundſtroh 3032000 Mk. gegen 2425000 Mk. der Doppelzentner
waggonfrei Mannheim.
Hülſenfrüchte und Kolonialwaren: Wie auf allen
andenen Gebieten war auch bei dieſen beiden Abteilungen die Eindek=
kungsluſt
groß, da man an kein Halt der Preisſteigerung glaubte. Als
aber doch ein Stillſtand eintvat und die Preiſe das Doppelte der Vor=
woche
überſchritten hatten, war es mit der lebhaften Nachfrage vorbei.
Die erhöhten Preiſe halten ſich.
Wein: Die Weinbergarbeiten ſind ſehr im Rückſtande, da bei der
ungünſtigen Witterung jedes Arbeiten auf dem Felde ummöglich iſt.
Auch den Rebſtöcken ſchadet die große Feuchtigkeit und führt leicht zu
Krankheite.n Die Nachfvage nach Weinen war ſehr groß, aber die Win=
zer
hielten dieſelben bei der allgemeinen Preisſteigerung ſehr zurück.
Die in der vorigen Woche mit 400700 000 Mk. pro 100 Liter beiverte=
ten
mittleren Weine aus der 1922er Ernte haben die Million überſchrit=
ten
und geht bei dem vorzüglichen 1921er Wein ſchon an die zweite Mil=
lion
hevan.
Tabak. Die Tabakpflanzer haben in der abgelaufenen Woche für
ihr letztjähriges Produkt um das 34fache erhöhte Preiſe verlangt, näm=
lich
150200 000 Mark für den Zentner. Die Käufer kamen bis zu
150 000 Mark pro Zentner entgegen und holten dazu auch etwas herein.
da die ausländiſchen Tabake nicht mehr zu kaufen ſind bei den hohen
Valuten. Die Fabvikanten, die ihre Betriebe bisher noch aufrecht er=
halten
konnten, waren geneigt, auch zu den erhöhten Preiſe einheimiſche
Tabake zu kaufen, aber die Händler blieben auf ihven Beſtänden ſitzen,
und ſo ſehen ſich die erſteren zu weiteren Betriebseinſchränkungen ge=
nötigt
. Rippen ſind ebenfalls geſucht und die Preiſe w=iter ſteigend.
Schiffahrt und Kohlen. Die Flüſſe führen wieder Hoch=
waſſer
. Die Schiffahrt ruht infolge der Eingriffe der Frauzoſen. Die
Kohlenausfuhr aus dem neubeſetzten Gebiet ins unbeſetzte iſt nun auch
unterbunden. Die in den letzten Wochen noch hereingeſchafften Kohlen
reichen für einige Wochen, um die Betriebe aufrecht erhalten zu können.
Bis dahin dürften dann auch die engliſchen Kohlen in Deutſchland ein=
getroffen
ſein, die weiter helfen werden.

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

11DD VUT
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz

(86a

[ ][  ][ ]

Rummer 34.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 4. Februar 1923.

Srite 9.

Das helle Licht.

* mittags
3.Nir.

zu hol

je Wirtſch

trozſt.
was aul

Roman von Friedrich Kipp.
(Nachdruck verboten).
Mit haſtigem Schritt ging er des Weges und achtete nicht
einer Umgebung.
Er hatte einen weiten, loſen Lodenmantel um die Schultern
feſchlagen, in der Hand trug er den Hut.
Keinem hatte er geſagt, was er wollte, nichts erklärt und
tichts geheuchelt. Es wäre ihm wie eine Entweihung, eine Ent=
llößung
ſeiner Seele vorgekommen, wenn er jemand zum Mit=
viſſer
ſeines Vorhabens gemacht hätte.
Merkwürdig war ihm zumute.
Woher er auf einmal die Kraft nahm, das auszuführen, was
rnun vorhatte? Aber es war ganz plötzlich über ihn gekommen;
nit einemmal war er anderen Sinnes geworden, und das war
ſurch den Brief gekommen, den ihm heute ein Bote gebracht hatte.
Ich bin in Deiner Nähe, ſtand in dieſem Briefe, ſchon
jiele Tage, und habe Dich geſucht und nicht gefunden, und nun,
ja ich endlich weiß, in welchem Hauſe Du lebſt, fehlt mir mit
inem Male der Mut dazu, zu Dir zu kommen. Und doch möchte
ch Dich noch einmal ſehen, einmal nur noch einige Worte mit
Dir ſprechen, ehe ich über das Meer gehe zum fernen Afrika. Jcch
weiß, daß ich an Dir gefündigt habe, dafür werde ich büßen
müſſen und nur darum noch das Leben ertragen. Ich komme
nicht zu Dir, um wieder eine Annäherung zu ſuchen, wvie es frü=
her
war, nein, ich muß Dich nur noch einmal ſehen und mit Dir
ſprechen. Ich weiß, Du wirſt mir die letzte Bitte nicht verſagen,
nd dann will ich ſchweigend den Weg gehen, der mich nie mehr
urückführt zu Dir. Die floheſt vor mir, ich weiß es. Aber
ürchte Dich nicht; nichts will ich, was Du vielleicht denkſt und
das doch nie mehr geht.
Anfangs hatte er vorgehabt, nicht zu kommen, aber dann
jatte er nachgedacht. Sie hatte es alſo doch herausbekommen, wo
r ſich aufhielt. Was ſie denn wohl toollte? Nicht das, was er
femeint hatte? Das machte ihn ein wenig neugierig. Und ſie
chrieb von einer Reife nach Afrika! Das machte ihn ſtutzig. Was
ollte ein Weib, wie Erika, dort wollen? Sonderbar!
Ich werde ſie ſehen! ſagte er ſich kurz entſchloſſen. Ge=
ährlich
kann ſie mir nicht mehr werden, denn ich werde gewapp=
iet
ſein! Doch in ſeinem Herzen, da ſchrie es trotzdem wieder
zuf einmal mit Macht nach ihr und dem Wiſſen, das ſie brin=
gen
würde
Eine kurze Antwort ſchrieb er, die ſandte er ihr zu:
Am Waldſee, wo die hohen Tannen rauſchen, werde ich
Deiner harren.

Nun war er auf dem Wege zu ihr, um ſie noch einmal, das
letztemal, zu ſehen, und dann wollte er wieder ſeines Weges
gehen, allein und langſam, und all das weitertragen, was er be=
reits
lange Jahre in der Bruſt verborgen hielt.
Langſam ſtieg er den Bergpfad hinan und fand, daß er
eigentlich zu früh aufgebrochen war, aber die Erregung hatte ihn
nicht mehr im Hauſe geduldet. So ſehr er ſich auch anſtrengte,
äußere Ruhe zu bewahren, konnte er es doch nicht verhindern,
daß er zitterte. Blau und wolkenlos wölbte ſich, der heitere
Himmel über ihm. Um ihn lagen die weiten Wälder, auf und
ab wogend wie ein rieſiges, wellendes Meer, in deſſen zarten
Zweigen der ſanfte Wind ſein melancholiſches Lied ſang. Es
wurde ihm warm. Auf der Stirn perlte ihm der Schweiß in
kleinen Tropfen. Haſtig zog er den Mantel aus und warf ihn
über die Schultern. Dann ſchritt er weiter.
Als die Sonne lange Schatten warf, ſaß er auf einem Stein
und wartete auf Erika.
Wohl war es ein weiter Weg für ſie, aber ſie hatte ihm ja
am Schluſſe des Briefes geſchrieben, daß ſie ihn in der Einſam=
keit
ſprechen welle und daß ſie keinen Weg ſcheuen würde.
Endlich ſah er ſie kommen, ſchwerfällig mit zagem Schritt,
wie ein Menſch, der unendlich mühſelig und beladen iſt.
Sein Herz klopfte ihm bis zum Halſe und in ſeinem Kopf
begann es heiß zu werden. Kaum wagte er, ihr entgegenzu=
gehen
. Sie war noch dieſelbe ſeine Geſtalt wie ehedem, vornehm
und elegant, in ihrem Weſen lag aber ein Zug des Elends und
des ſtillen Grams. Er ſah es auf den erſten Blick und war er=
ſtaunt
ob dieſer Veränderung. Dachte er doch, die gleiche leicht=
lebige
Erika in ihr zu finden. Alſo war das Leben doch nicht in
den langen Jahren ſpurlos an ihr vorübergegangen.
Mit geſenktem Kopf kam ſie auf ihn zu und blieb vor ihm
ſtehen, ohne ihn anzuſehen.
Ich danke Dir, daß Du gekommen biſt, ſagte ſie mit zittern=
der
Stimme.
Max ſtand auf.
Guten Tag! kam es zögernd von ſeinen Lippen.
Das war ſo, als ob ſie erſt geſtern auseinandergegangen
wären und als ob nicht all die Jahre ſchmerzlichen Daſeins da=
zwiſchen
lagen. In ſeinen Augen aber begann es zu flimmern
und ſeine Bruſt arbeitete unter ſchwerem Atem.
Warum riefſt Du mich, Erika? rang es ſich aus ſeinem
Munde. Du weißt, daß mir dieſer Weg ſchmerzvoll ſoar und
daß es beſſer für uns beide geweſen wäre, daß wir ihn nie be=
treten
hätten.
Max! ſtammelte ſie. Nicht ſo! Ach, ich weiß, daß Du
mit mir rechten darſſt, aber ſei barmherzig! Höre meine Worte
und Du wirſt mir nicht zürnen, daß ich Dich rief. Ihre Stimme

drohte zu erſticken. O, ich bin Dir ſo dankbar, daß Du meiner
Bitte gefolgt biſt!
Du mir? Ich muß Dir im Gegenteil dankbar ſein, daß
Du noch ſoviel Intereſſe an mir haſt und nach mir Ausſchau hiel=
teſt
, denn auch ich freue mich jetzt, daß ich mit Dir ſprechen kann
und darf.
Seine Worte taten ihr wehe.
Das kann ja nicht ſein, klagte ſie. Du wäreſt ſonſt nicht
vor mir geflohen und ich kann es mir wohl denken, daß Du nur
mit Widerwillen zu mir gekommen biſt.
Nein, das bin ich nicht.
Entſchieden kam es von ſeinen Lippen. Doch ſtarr und ſteif
ſtand er vor ihr und ſah ſie mit ſeinen graublauen Augen an=
klagend
an.
Komm mit! ſagte er dann. Dort am Ende des Weihers
iſt eine kleine Bank, da kannſt Du mir ſagen, was Dich trieb,
mich zu ſuchen.
Tonlos folgte ſie ihm.
Der Weg war ſo enge, daß ſie immer hintereinander her=
gehen
mußten. Als der Pfad dann auf einen freien Platz mün=
dete
, blieb er ſtehen und wartete, bis ſie neben ihm war, dann
ſchritten ſie nebeneinander ſtillſchweigend weiter. Sie hielt den
Kopf geſenkt und merkte, daß ſein Auge immer auf ihr ruhte.
Von dieſen ſchweren Vlicken fühlte ſie ſich zu Boden gedrückt.
Herrgott, wie war ihr heiß geworden, trotzdem es gar nicht
warm war! Wie das kommen mochte?
Ich muß Dich immer anſehen, Erika, ſagte er nach einer
Weile, weil ich wiſſen möchte, was aus Dir in all der langen
Zeit geworden iſt und dann unter der wuchtigen Gewalt
eines hervorbrechenden Jammers oder Grimmes: Erika, warum
tateſt Du mir das an? lind warum riefſt Du mich und beſchwörft
die alten Zeiten herauf?
Zum erſtenmal ſchlug ſie die braunen Auen, zu ihm auf.
Voll und klar. Aber in dieſen tiefen Augen lag eine ganze Welt
des Jammers und der Selbſtanklage.
Ich weiß es nicht, Max, ſo wie man es nicht weiß, warum
das Irrlicht den müden Wanderer lockt. Ich weiß nur, daß ich
Dein Leid im Herzen trage, daß ich an Dir ſündigte und frevelte
in leichtſinnigem Jugendübermut und daß ich Dich damals nie=
mals
verſtanden habe. Jetzt weiß ich aber auch, daß ich das
Glück meines Lebens verſcherzt habe und daß das nie mehr gut
zu machen iſt.
Und darum kamſt Du?. Darum riefſt Du mich, um mir nur
dies zu ſagen, kam es hart von ſeinen Lippen. Das weiß ich
ja alles ſelbſt und habe all die langen Jahre daran getragen
und mich endlich abgefunden. Was ſoll es, daß ich die alten Wun=
den
wieder aufreiße?"
(Fortſetzung folgt.)

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und blutarme Frauen und Mädchen, Magen=
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uſw, leiden in den meiſten Fällen an
Eingeweidewärmern, erkennen aber ihre
Krankheit nicht. Ehe Sie etwas dagegen
unternehmen, verlangen Sie Aushunft
gegen 50 Mk. in Kaſſenſcheinen. (1V.142

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KunstsalonSonnthal

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Slaus Bergen, Otto Dill, L. Kleehaas, München, Prof. Kröh,
Prof. E. Bracht, Ernst Eimer, Gg. Altheim, Darmstadt.
Besichtigung ohne Kaufzwang

Milchpreiserhöhung.

Infolge weiterer Erhöhung des Stall=
preiſes
wird der Kleinverkaufspreis, für
Vollmilch vom 5. ds. Mts. ab auf 420
Mark das Liter feſtgeſetzt. (1021
Darmſtadt, den 3. Febr. 1923.
Städtiſches Lebensmittelamt.
Abteilung für Milchverſorgung.

Abbruch=Verſteigerung
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der Roſenhöhe am Seitersweg:
Dienstag, den 6. Febr. 1923, nach=
mittags
3 Uhr, Beſichtigung von
2 Uhr ab.
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Inſpektor Goebel, Roſenhöhe.

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