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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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treibung fällt jeder Rabatt weg.
Nummer 10
Aufruf des Eſſener Gewerkſchaftsbundes.
Das Lebensrecht unſeres Volkes wird vergewaltigt. — Der
Welt=
frieden wird erneut bedroht. — Proteſt gegen den Mißbrauch
roher Gewalt.
TU. Eſſen, 10. Jan. Der Deutſche Gewerkſchaftsbund,
Be=
zirksverband Eſſen, erläßt an die arbeitende Bevölkerung
folgen=
den Aufruf: Das Ruhrgebiet ſteht vor einer
ſchick=
ſalsſchweren Zeit. Die Stätte unſeres Lebens und unſerer
Arbeit ſoll der verblendeten Gewaltpolitik Frankreichs als Pfand
für unmöglich zu erfüllende Forderungen anheimfallen. Die
fran=
zöſiſchen Machthaber wollen damit die deutſche
Wirt=
ſchaftskraft ins Herz treffen und zugleich ihre
weitge=
ſteckten imperialiſtiſchen Pläne der Verwirklichung
entgegenfüh=
ren. Das Lebensrecht unſeres Volkes wird
ver=
gewaltigt. Wiederaufbau und Wiedergutmachung werden
unmöglich gemacht, der Weltfrieden wird erneut
be=
droht. Im Namen des Rechts und der Freiheit, im Jutereſſe
der Menſchenwürde und der Lebensrechte unſeres Volkes, in der
Sorge um die endliche Befriedung der ſchwerleidenden Welt
er=
heben wir feierlich ſcharfen Proteſt gegen dieſen
neuen Mißbrauch roher Gewalt. Angeſichts der großen
Gefahr erklären wir: Mag auch vorübergehend die Gewalt das
Recht beugen, feſt und unerſchütterlich ſteht unſere
Treue zu Volk und Vaterland. Die kommende Notzeit
mit ihren Opfern nehmen wir auf uns in der Ueberzeugung, daß
die brutale Gewalt vor der Kraft des ſittlichen Rechts und vor
dem Gewiſſen der Welt zuſchanden werden muß. Freunde und
Kollegen! In den Tagen der Not und der Sorgen werden neue
Aufgaben an uns herantreten. Vertraut, daß unſere Regierung
alles tun wird, um Eure Intereſſen und mit ihnen die Intereſſen
des ganzen Volkes nach Kräften zu wahren.
Donnerstag, den 11. Januar 1923
Vom Tage.
Reichskanzler Dr. Cuno hat die Miniſterpräſidenten der
Bundes=
ſtaaten zu einer Konferenz in der Reichskanzlei für Freitag nachmittag
5 Uhr eingeladen. Miniſterpräſivent d. Knilling, reiſt, wie aus
Mün=
chen gedrahtet wird, heute abend nach Berlin ab.
A
Nach einer Meldung des Vorwärts aus Eſſen veubreiten Smeets=
Leute in großen Maſſen Preſſeerzeugniſſe im Eſſener Gebiet. Sie
ſollen in polniſcher Sprache am Tage des Einmarſches unter die
polni=
ſchen Arbeiter des Ruhrgebietes verteilt werden, um dieſe als
Hilfs=
truppe zu gewinnen.
Die Nachricht daß Dr. Luther von ſeinem Poſten als
Ernährungs=
miniſter zurücktreten will, trifft nicht zu. Er iſt auf einige Tage nach
Eſſen gegangen, um ſeiner Vaterſtadt zur Seite zu ſtehen.
Botſchafter Graf Brockdorff=Rantzau verläßt Moskau am Freſtag
abend. Seine Reiſe nach Berlin war bereits ſeit längerer Zeit geplant.
Es handelt ſich u eine der üblichen Informationsreiſen, die, wie an
zuſtändiger Stelle erklärt wird, mit den augenblichlichen weltpolitiſchen
Ereigniſſen in keinenlei Zuſammenhang ſteht.
Wie die Blätter melden, wird Bonar Law in der am Donnerstag
ſtattfindenden Kabinettsſitzung Bericht über die Pariſer Konferenz
er=
ſtatten. Die Lage hinſichtlich des Ruhrgebiedes wird ebenfalls erörtert
werden.
Die Reparationskommiſſion beſchäftigt ſich am kommenden Freitag
mit dem von Deutſchland geſtellten Moratoriumsverlangen. Wie der
atin dazu meldet, wird Sir John Bradbury dieſer Sitzung nicht
bei=
wohnen, da er Paris auf einige Tage verlaſſen hat.
Dollgrkurs in Frankfurt am 10. Januar,
abends ½½,7 Uhr: 10375.
Eine franzöſiſche Note an die Reichsregierung.
Brutale Gewalt gegen ein wehrloſes Volk.
Pgris, 10. Jan. (Wolff.) Die franzöſiſche Regierung hat
heute nachnnittag 4 Uhr dem deutſchen Botſchafter eine
gleich=
lnutende Rote überreichen laſſen, die um dieſelbe Zeit durch den
franzöſiſchen Botſchafter in Berlin dem Auswärtigen Antt=
über=
reicht wurde.
Berlin, 10. Jan. (Wolff.) Der deutſche Botſchafter Dr.
Mayer in Paxis iſt von der Reichsregierung telegraphiſch
angewieſen worden, die Geſchäfte an einen
Bot=
ſchaftsrat zu übergeben und Paris zu
verlaſ=
ſen. Eine entſprechende Weiſung hat auch der deutſche
Ge=
ſandte in Brüſſel, Dr. Landsberg, erhalten.
* Damit bringt die Reichsregierung zum Ausdruck, daß auch
nach ihrer Auffaſſung der Einbruch der Franzoſen in deutſches
Gebiet eine feindſelige Handlung iſt, die einen Bruch des
Ver=
ſailler Vertrages bedeutet.
Berlin, 10. Jan. (Wolff.) Die Reichsregierung hat die
deutſchen Vertreter im Auslande angewieſen, bei den fremden
Mächten unter eingehender Darlegung der Sach= und
Rechts=
lage gegendie vertrags= und völkerrechtswidrige
Gewaltpolitik Frankreichs und Belgiens
Ver=
wahrung einzulegen.
Berlin, 10. Jan. (Amtlich.) Der franzöſiſche Botſchafter
und der belgiſche Geſchäftsträger haben heute dem
Reichsmini=
ſter des Auswärtigen gleichlautende Noten übergeben, deren
Wortlaut wie folgt wiedergegeben wird:
Auf Grund der von der Reparationskommiſſion feſtgeſtellten
von Deutſchland begangenen Nichterfüllungen in Ausführung der
Programme der Reparationskommiſſion hinſichtlich der
Lieferun=
gen von Holz und Kohle an Frankreich und gemäß der
Beſtim=
mungen der 88 17 und 18 Anlage 2 zu Teil 8 des Vertrages
von Verſailles hat die franzöſiſche Regierung beſchloſſen, eine
aus Ingenieuren beſtehende und mit den erforderlichen
Voll=
anuchten zur Beaufſichtigung der Tätigkeit des Kohlenſyndikats
verſehene Kontrollkommiſſion ins Ruhrgebiet zu entſenden, um
dadurch die von ihrem Vorſitzenden an dieſes Syndikat oder an
die deutſchen Verkehrsbehörden erteilten Befehle und die ſtrikte
Anwendung der von der Reparationskommiſſion feſtgeſetzten
Programme ſicherzuſtellen und alle für die Bezahlung der
Re=
parationen erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Die
Voll=
machten dieſer Kommiſſion werden durch die beiliegenden
Ur=
kunden beſtimmt. Die deutſche Regierung wird gebeten,
dieſel=
ben den beteiligten Behörden zur Kenntnis zu bringen und ſie
znit den erforderlichen Weiſungen zur genauen Befolgung der
darin enthaltenen Vorſchriften zu verſehen. Die italieniſche
Re=
gierung hat gleichfalls beſchloſſen, die italieniſchen Ingenieure an
dieſer Miſſion teilnehmen zu laſſen. Die franzöſiſche Regierung
legt Wert darauf, zu erklären, daß ſie gegenwärtig nicht daran
denkt, zu einer militäriſchen Operation oder zu einer Beſetzung
politiſcher Art vorzugehen. Sie entſendet einfach ins Ruhrgebiet
eine Miſſion von Ingenieuren und Beamten, deren Zweck
deut=
lich umſchrieben iſt. Sie muß dafür ſorgen, daß Deutſchland die
in dem Vertrag von Verſailles enthaltenen Verpflichtungen
achtet. Sie läßt im Ruhrgebiet nur die zum Schutze ihrer
Miſ=
ſion und zur Sicherſtellung der Ausführung ihrer Aufträge
er=
forderlichen Truppen einrücken. Keine Zerſtörung und keine
Veränderung im normalen Leben der Bevölkerung wird alſo
erfolgen. Sie kann in Ruhe und Ordnung weiter arbeiten. Die
deutſche Regierung hat das größte Intereſſe an der Erleichterung
der Arbeit der Kommiſſion und an der Unterbringung der zu
ihrem Schutze beſtimmten Truppen. Die franzöſiſche Regierung
rechnet auf den guten Willen der deutſchen Regierung und aller
Behörden, welcher Art ſie auch ſeien. Sollten Maßnahmen der
Begunten der Kommiſſion und die Unterbringung der ſie
be=
gleitenden Truppen durch ein Manöver behindert oder in Frage
geſtellt werden, ſollten die Ortsbehörden durch ihre Tätigkeit
„oder durch ihre Untätigkeit irgendwelche Verwirrung im
mate=
riellen Leben und in der Wirtſchaft des Ruhrgebietes
herbei=
führen, ſo würden alle erforderlichen Zwangs= oder
Strafmaß=
nahmen unverzüglich ergriffen werden.
Die Beſugniſſe ber Kontrollkomniſſion: Auf Grund der von
der Reparationskommiſſion feſtgeſtellten Nichterfüllung
Deutſch=
lands hinſichtlich der Lieferungen von Holz und Kohle, um
ge=
mäß dem Programm der genantnen Kommiſſion und um für die
Zulunft eine ſtrikte Ausführung der auf die Reparationen
be=
züglichen Beſtimmungen des Vertrages von Verſailles
ſicherzu=
ſtellen, wird mit dem heutigen Tage eine aus Jugenieuren und
Beamten zuſammengeſetzte Kontrollkommiſſion für die
Berg=
werke und Fabriken des Ruhrgebietes geſchaffen. Die Ingenieure
und Beamten dieſer Miſſion ſollen bevollmächtigt ſein, von den
Verſaltungsorganen, Handelskammern, Arbeitgeber=, und
Ar=
beitnehmerverbänden, Induſtriellen, Kaufleuten uſw. alle
Sta=
tiſtiken und ſonſtigen Auskünfte einzufordern, deren Einholung
ſie für nützlich halten. Sie ſind berechtigt, das beſetzte
Ruhr=
gebiet in ſeiner ganzen Ausdehnung zu bereiſen, und haben
Zu=
tritt zu allen Bureaus, Zechen, Fabriken, Bahnhöfen uſw. und
können dort alle Dokumente, Rechnungen und Statiſtiken
ein=
ſehen.
Das Perſonal der deutſchen Verwaltungen ſowie die
Ver=
treter der Induſtrie= und Handelsverbände haben ſich unter
Androhung ſchwerer Strafen für den
Weige=
rungsfall den Mitgliedern der Komniſſion bei der
Aus=
führung ihres Dienſtes völlig zur Verfügung zu ſtellen und ſich
gegebenenfalls nach den Befehlen zu richten, die ſie vom Chef
der Kontrollkommiſſion erhalten. Dieſer iſt berechtigt, jegliche
beliebige Aenderung hinſichtlich der Verteilung der Brennſtoſfe
und jegliche Umleitung der mit Brennmaterial beladenen
Eiſen=
bahnwagen und Kähne anzuordnen. Die Ingenieure und
Be=
amten der Kommiſſion ſind mit einer ihnen von der
Militär=
behörde beſonders ausgeſtellten Geſchäftsanweifung verſehen,
die ihnen als Perſonalausweis dienen ſoll.
* Berlin, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Wie uns aus Berlin
mitgeteit wird, werden die franzöſiſchen Truppen heute nacht
den Vormarſch ins Ruhrgebiet antreten. Das
Hauptquartier befindet ſich in Düſſeldorf. So diel bekannt iſt,
leite: General Heurys die Aktion.
* Paris, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Der Vorwarſch der
fran=
zöſiſchen Truppen iſt nunmehr endgültig für die heutige Nacht
feſtgeſetzt worden. Bis zum Tagesanbruch ſollen die
Bewegun=
gen ausgeführt und die Soldaten ihre in Eſſen bis ins kleinſte
im voraus bezeichneten Quartiere eingenommen haben.
Gene=
ral Degoutte hat heute das große Hauptgurtier im „Stahlhof”
eingerichtet. Er wird perſönlich die Operationen überwachen.
Er hat am Bahnhof in einem Salonwagen Wohnung
genom=
men. Seit Sonntag hatte in Däſſeldorf der Aufmarſch der
Trup=
pen begonnen. Die Stadt ſteht unter ſtrengſter Kontrolle. Für
das Betreten ſowohl wie für das Verlaſſen iſt ein beſonderer
Paß mit dem Viſum der Rheinarmee und des Hauptquartiers
in Düſſeldorf erforderlich. Die Autobeſitzer ſind aufgefordert
worden, die Wagen in der früheren Kaſerne des 3.
Infanterie=
regiments abzuliefern. Mit der Durchführung der Beſetzung iſt
General Henrys beauftragt worden. Der Temps beziffert die
Stärke der Beſatzungstruppen auf drei franzöſiſche Diviſionen.
In den Meldungen der franzöſiſchen Blätter aus der
Beſatzungs=
zone ſind jedoch genaue Truppenteile geſtrichen. Die belgiſche
Unterſtützung wird bei den franzöſiſchen Truppen eintreffen.
Italien ſoll die Entſendung von Ingenieuren ins Ruhrgebiet
beabſichtigen. Die diesbezüglichen Verhandlungen ſind aber
anſcheinend noch nicht abgeſchloſſen. Die offizielle Bekanntgabe
der Ruhrbeſetzung iſt heute nachmittag 4 Uhr durch die
fran=
zöſiſchen und belgiſchen Stellen ſowohl in Berlin wie auch bei
dem deutſchen Botſchafter in Paris und der deutſchen
Geſandt=
ſchaft in Brüſſel erfolgt. England hat bis zur Stunde keinerlei
Schritte unternommen, um ſeiner Mißbilligung über dieſes
mili=
täriſche Vorgehen bei der franzöſiſchen Regierung Ausdruck zu
geben. Der amerikaniſche Botſchafter Herrick hat heute im
Mi=
niſterium des Auswärtigen in Paris dem Direktor Beretti de la
Rocca einen Beſuch abgeſtattet. Es iſt anzunehmen, daß bei
dieſer Beſprechung das Vorrücken der Franzoſen ins
Nuhr=
gebiet zur Sprache kam. Die Blätter betonen aber, daß trotzdem
von ſeiten Amerikas noch kein Schritt erfolgt ſei, der als ein
Proteſt aufgefaßt werden könnte, und daß es vermutlich auch
in Zukunft keinen Proteſt einlegen werde.
Einzelnummer 40.00 Mk.
Eine Unterredung mit dem
heſſiſchen Innenminiſter.
Die Münchener Beſprechungen.
Herr von Brentano über die he ſiſche
Regierungskriſis.
Darmſtadt, 10. Jan. Einer unſerer Mitarbeiter hatte
nach den Münchener Beſprechungen zwiſchen dem Reichsjuſtiz
miniſter und den Juftizminiſtern Bayerns, Württembergs,
Ba=
dens und Heſſens eine Unterredung mit dem heſſiſchen
Juſtiz=
miniſter, Herrn von Brentano. Ueber ſeine Eindrücke in
München befragt, erklärte der Miniſter, daß über die Frage der
Zuſammenſetzung des Staatsgerichtshofes eine erfreuliche
Ueber=
einſtimmung geherrſcht habe, ſodaß anzunehmen ſei, daß ſich die
Zuſammenarbeit zwiſchen dem Reichsjuſtizminiſter und den
Juſtizminiſtern der Länder, in jeder Beziehung erſprießlich
ge=
ſtalten werde. Man habe auch in München über die geſamte
Strafrechtspflege geſprochen. Das Hauptintereſſe der Ausſprache
habe ſich jedoch dem Reichsgericht zugewandt. Es würde
all=
gemein auerkannt, daß das Reichsgericht ſtark überlaſtet ſei, und
daß es infolge dieſer Ueberlaſtung für ſeine urſprüngliche
Auf=
gabe — die eigentliche Rechtsbildung — kaum noch in Frage
komme. Der Reichsjuſtizminiſter ſcheint es als ſeine
vor=
nehmſte Aufgabe zu erachten, eine Entlaſtung für das
Reichsgericht eintreten zu laſſen. Ueber die zu dieſem
Zweck zu ergreifenden Maßnahmen werde vorläufig noch
Still=
ſchweigen bewahrt. So viel jedoch könne geſagt werden, daß man
verſuchen werde, das Reichsgericht wieder für ſeine eigentliche
Aufgabe als Reviſionsinſtanz freizumachen. Gegenwärtig ſeien
es leider die erſtinſtanzlichen Sachen, die in dem Aufgabenkreis
des Reichsgerichts das Uebergewicht bekommen hätten.
Bezüglich der Schwierigkeiten, die bisher zwiſchen
derbayeriſchen Regierung und der
Reichsregie=
rung, insbeſondere auch hinſichtlich der Juſtizhoheit
Bayerns beſtanden haben, äußerte ſich der Miniſter dahin,
daß dieſe Differenzen nunmehr wohl behoben ſeien, und daß auf
allen Seiten der Eindruck vorherrſche, daß jedenfalls vorerſt
kaum noch irgendwelche ernſten Schwierigkeiten zwiſchen Bayern
und dem Reiche zu befürchten ſeien.
Ueber die Durchführung der Geſetze zum
Schutze der Republik befragt, erklärte der Miniſter,
daß man auf dem Standpunkt ſtehe, daß die Geſetze
ſo=
wohl nach Reihts wie nach Links angewendet werden
müß=
ten, wenn dem Staate von einer dieſer Seiten her
Ge=
fahr drohe, und daß ſie alſo keine Ausnahmegeſetze ſeien.
Wenn von anderer Seite wiederholt darauf hingewieſen worden
ſei, daß es an der Zeit ſei, die Schutzgeſetze zu beſeitigen, ſo könne
man darauf nur erwidern, daß über die Aufhebung der
Schutz=
geſetze lediglich der Reichstag zu entſcheiden habe.
Das Hauptübel, woran unſere Juſtiz heute krankt, ſagte der
Miniſter zu unſerem Mitarbeiter ſvörtlich, beſteht darin, daß wir
viel zu viel Geſetze haben. Der Umfang unſerer Reichsgeſetzgebung
iſt nach ſeiner Anſicht ſo groß, daß kein Staatsſunktionär alle
Geſetze im Kopfe behalten könne.
Auf der Münchener Tagung der Juſtizminiſter ſei auch die
Notlage des Anwaltsſtandes beſprochen und von allen
Konferenz=
teilnehmern anerkannt worden. Man hoffe, daß es gelingen
werde, dieſem Uebelſtande abzuhelfen und die Lage des
Anwalts=
ſtandes zu verbeſſern.
Einen ſveiteren Gegenſtand der Beratungen bildete die
Aus=
ſprache über die Reform der Rechtspflege. Die zuſtändigen
Stellen ſeien ſich darüber klar, daß der Ueberlaſtung der höheren
Juſtanzen infolge der Geldentwertung abgeholfen werden müſſe.
In maßgebenden Kreiſen ſcheine man der Anſicht zu ſein, daß
die Pläne des Herrn Dr. Radbruch zurzeit vielleicht nicht
aus=
führbar ſeien. Doch verkenne man keineswegs die guten
Ab=
ſichten, von denen der frühere Reichsjuſtizminiſter, deſſen
ſtarke juriſtiſche Begabung anzuerkennen ſei, ſich habe leiten
laſſen. Erfreulicherweiſe herrſche die Meinung vor, daß
eine Vereinfachung der Rechtſprechung anzuſtreben ſei, und
man gehe bei der Reform der Gerichte davon aus, daß
das Laienelement nach der heutigen Auffaſſung nicht mehr
entbehrt werden könne und ſolle. Allein über den Umfang der
Heranziehung der Laien zum Richteramt gingen die Meinungen
noch ſehr weit auseinander. Der Miniſter glaubt, daß in dieſer
Beziehung in Berlin ſehr ſorgfältig geprüft werden muß.
Ent=
ſcheidend in dieſer Angelegenheit werde ſeiner Anſicht nach nicht
das Prinzip ſein, ſondern vielmehr die Koſtenfrage.
Eine Reform des Strafrechts ſei in abſehbarer Zeit zu
er=
warten, da ihre Notwendigkeit ſich herausgeſtellt habe. In
übrigen ſei über die verſchiedenen Gebiete der Rechtspflege
ein=
gehend in München geſprochen worden.
Auf eine Frage unſeres Mitarbeiters äußerte ſich ſchließlich
der Miniſter zur heſſiſchen Regierungskriſis. Er wiſſe keinen
an=
deren Weg, um zu ſtabilen Verhältniſſen zu kommen, als die
große Koalition, die nach dem Standpunkt des Zentrums nur
durch Hinzuziehung der Deutſchen Volkspartei möglich ſei,
da die augenblickliche innere Lage ſür die Regierung eine
breite Baſis verlange. „Wenn dies nicht geſchieht,” ſo
er=
klärte der „Miniſter, „wird ſich die Koalitionskriſis noch
ganz bedeutend verſchärfen.‟ Er beklagte es für ſich und
ſeine Partei ſehr, daß die Bildung der großen Koalition
ſo lange hinausgeſchoben werde, „aber,” ſo erklärte er mit aller
Beſtimmtheit: „Wir ſind nicht ſchuld daran!‟ Die Erweiterung
der Koalition ſei notwendig, ja ſie ſei ſogar Gewiſſenspflicht, weil
die große Koalition im Intereſſe des geſamten
Lan=
desliege, beſonders, wenn man ſich die gegenwärtige Lage vor
Augen halte. „Da uns” ſo ſchloß der Miniſter, „auch die
Ver=
hältniſſe unſeres engeren Heimatlandes beſonders am Herzen
liegen, müſſen im gegenwärtigen Augenblick, wo das
Deutſchtum=
ſo ſchwer zu leiden hat, muß das geſamte Volk ohne Anſehen
der Parteien und des Standes einmütig zuſammenhalten. Alle
Verſuche, dieſe Einheitsfront, insbeſondere in dem ſo
ſchwer bedrohten Rheinlande, zu brechen, ſind zu bekämpfen.
Ein großes in ſich geſchloſſenes Volk iſt auch ohne Waffen
un=
überwindlich.”
Seite
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 11. Januar 1923.
Rummer 10.
die btelnnekahiieber Keiafstehterung
Proteft gegen den franzöſiſchen Rechtsbruch.
TU. Berlin, 10. Jan. Im Auswärtigen Ausſchuß des
Reichstags berichtete heute nachniittag Reichskanzler Dr. Cuno
über die politiſche Lage. Im Eingang ſeiner Erklärungen
ver=
wies er auf den großen Ernſt der Zeit, die nunmehr das deutſche
Volk zu durchleben gezwungen wäre, nachdem die Pariſer
Konferenz erfolglos ausgegangen ſei, und nachden wiederum
deutſchem Gebiet der Einmarſch fremder Truppen drohe. Der
Kanzler gab dann einen kurzen Ueberblick über das, was die
Regierung ſeit ihrem Aintsantritt übernommen habe. Aufbauend
auf die November=Note, ſei ſie beſtrebt geweſen, ſich aktiv an
der Löſung der Reparationsfrage zu beteiligen. Dieſer Weg
ſei gegangen worden, weil es ſich um Deutſchlands Schickſal
handle, über das von anderer Seite entſchieden werden ſollte,
und gleichzeitig, weil die Regierung glaubt, daß dieſes Problem
nur in gegenſeitiger offener Ausſprache lösbar ſei. Darum ſei
verſucht worden, obwohl Deutſchland nicht eingeladen war, auf
den Konferenzen von London und Paris mit Vorſchlägen
mit=
zuwirken. Dieſe hätten ſich innerhalb der Leiſtungsfähigkeit
Deutſchlands gehalten, weil ihm dazu der Vertrag von
Ver=
ſailles ein Recht gebe. Alles ſei geſchehen, um zu einer
offenen Ausſprache auch mit Frankreich zu kommen. Wir haben
Herrn Poincaré wiederholt wiſſen laſſen, ſagte der Kanzler, daß
wir zu unmittelbaren Verhandlungen, insbeſondere auf dem
Gebiete unſerer Induſtrie, die Hand bieten. Poincaré habe
dieſe Verhandlungen nicht zugelafſen. Daneben hätten wir
zu=
gleich uns an die Konferenz in London gewandt. Dabei ſei man
ſich klar geweſen, daß dieſer Weg in doppelter Beziehung der
unmittelbaren Ergänzung bedürfe.
Die Londoner Vorſchläge ſeien eine Art Vorlöſung
ge=
weſen, obgleich man ſich klar geweſen wäre, daß nur eine
end=
gültige Löſung eine wirkliche Löſung der
Re=
parationsfrage darſtellen werde. Ferner ſei die Regierung
ſich darüber klar geweſen, daß die Londoner Vorſchläge dahin
ergänzt werden müßten, daß insbeſondere die deutſche Wirtſchaft,
die Induſtrie, Handel, Banken und Landwirtſchaft, die vom
Auslande immer noch als Träger des deutſchen
Reich=
tums angeſprochen würden, die Vorſchläge in ihrer
Ausfüh=
rung Gewähr leiſten müßten. Daran ſei in ununterbrochener
Arbeit in engſter Fühlung mit den Wirtſchaftskreiſen gearbeitet
worden. Daneben ſei der Verſuch, mit Frankreich in
unmittel=
bare wirtſchäftliche Verhandlungen zu koimen, fortgeſetzt wor=
den. Auch dieſer Verſuch ſei ohne Erfolg geblieben. Der
Grund=
gedanke der Vorſchläge für Paris entſprang der Erkenntnis,
daß Frankreich zur endgültigen Löſung der
Reparations=
frage unmittelbarer Zahlungen bedürfe, und auf
die Zuſammenarbeit der beiderſeitigen
indu=
ſtriellen Kräfte Wert lege. Was dieſe Frage betreffe, ſo
ſei angeſichts der vom Bankierkomitee im vorigen Jahre aus=
davon ab, ob wir die Kraft aufbrächten, wirklich
durchzu=
halten. Alle müßten zuſammenſtehen, Volk und
Staat, Wirtſchaftskräfte und politiſche Parteien. Das ſoll a ich
zum Ausdruck gebracht werden durch einen vom Reichskanzler
gegengezeichneten Aufruf des Reichspräſidenten, der
dazu mahne, den nächſten Sonntag zu einem Tag der
Ein=
kehrundder ernſten Würdigung der Not unſeres
Vaterlandes zu geſtalten. Die Regierung werde nicht
ruhen, bis ſie den Weg gefunden habe, durch Feſthalten
an der bisherigen Aktivität die Lage zu entwirren.
Der Reichsminiſter des Auswärtigen Dr. v. Roſenberg
erſtattete Bericht über den Schritt des franzöſiſchen Botſchaſters
und des belgiſchen Geſchäftsträgers, der heute nachmittag im
Auswärtigen Ausſchuß erfolgte. Er gab den Inhalt der ihm
ge=
machten mündlichen und ſchriftlichen Mitteilungen bekannt und
erklärte, daß er ſpfort gegen die angekündigte vertrags= und
völ=
kerrechtswidrige Aktion Proteſt erhoben habe. — Nach kurzer
Ausſprache, an der Abg. Müller=Franken, Graf Bern=
Koenen und Emminger teilnahmen, wurde mitgeteilt, daß
das Plenum des Reichstags vorausſichtlich auf Samstag
ein=
berufen werden ſolle.
geſprochenen Zahlungsunfähigkeit des Deutſchen Reiches das
einzige Aktibum, das wir haben, unſer Kredit, und
der ſei äußerſt gering, ſo lange die Laſten des Vertrages von
Verſailles unbegrenzt das deutſche Volk drückten. Damit ſei
zu=
gleich der einzige zuverläſſige Wertmeſſer für unſere
Leiſtungs=
fähigkeit gegeben. Der deutſche Kredit hätte alſo nur bei einer
endgültigen Löſung der Reparationsfrage angeſpannt werden
können. Die Tendenz der Politik Poincarés ſei vor
allen Augen klargeſtellt, und der letzte Zweifel daran ſei wohl für
jeden geſchwunden, ſeitdem Poincaré den Friedenspakt mit den
am Rhein intereſſierten Mächten abgelehnt habe. Wir hätten
materielle Angebote bis zur äußerſten Grenze unſerer
Leiſtungs=
fähigkeit gemacht. Wir hätten uns zu Garantien bereit erklärt.
und wir hätten endlich das Letzte getan, was ein Volk
tun könne, indem wir den Plan einer Revanche
zerſtörten.
So wies der Kanzler nach, daß mit Frankreich nicht zu einer
Löſung des Reparationsproblems zu kommen ſei. Was
Frank=
reich wolle, beſtätigten die Nachrichten über die
Truppenbewe=
gungen, die uns die letzten Tage gebracht hätten. Dieſe ſeien in
Szene geſetzt ſorden nicht einmal in äußerlicher Verbindung
mit der großen Reparationsfrage, ſondern mit den Holz= und
Kohlenlieferungen. Dieſe beruhten auf beſonderen
Verordnun=
gen, die ſelbſt im Falle der Verletzung keinerlei militäriſchen
oder ſonſtigen Sanktionen vorſehe. Aktive Gegenwehr ſei
dem deutſchen Volke nichtmöglich, aber eswürde
ſich nicht willenlos dem Rechtsbruch beugen.
Die Reichsregierung werde ihren Proteſt gegen den
Rechtsbruch allen Mächten notifizieren. Der Botſchafter
Mayer ſei angewieſen worden, Paris zu verlaſſen und nach
Berlin zu kommen. Das Botſchaftsperſonal werde dort bleiben.
Was weiter zu geſchehen habe, hänge von dem ab, was von der
anderen Seite noch erfolgen werde. Es gelte jetzt, jede
unnötige Teuerung abzuwehren, die insbeſondere
ſich aus der wahnſinnigen, ſprunghaften Steigerung der
freu=
den Währungen ergeben werde. Trotz der ungeheuren
Schwie=
rigkeiten, die dem entgegenſtänden, habe die Regierung
Be=
mühungen hierfür eingeleitet. Verhandlungen würden mit den
Wirtſchaftskreiſen aufgenommen, und in den nächſten Tagen nach
der Seite der Geiverkſchaften hin iveitergeführt werden. Alle
Er=
folge unſerer Bemühungen gegenüber dem Vertragsbrich hingen
* Berlin, 10. Jan. (Priv.=Tel.) Wie wir aus
parlamen=
tariſchen Kreiſen erfahren, hat die Vereinigte
Sozialdemokra=
tiſche Partei und die Kommuniſtiſche Partei es abgelehnt, einen
gemeinſamen Proteſt aller Parteien gegen die Beſetzung des
Ruhrgebietes parlamentariſch zu unterſtützen. Von ſeiten der
Kommuniſten wurde ſogar zum Ausdruck gebracht, daß ſie erſt
noch darüber Beſchluß faſſen würden, ob ſie nicht gegen einen
derartigen Proteſt der bürgerlichen Parteien ihrerſeits Proteſt
eienlegen würden. Die bürgerlichen Parteien ſelbſt ſtehen in
dieſer Frage geſchloſſen zuſammen. Hieraus ergibt ſich ungefähr
das Bild, das ſich am Samstag bei der außerordentlichen
Reichs=
tagsſitzung herausſtellen wird. Es iſt beabſichtigt, daß der
Reichskanzler ähnlich wie heute im Auswärtigen Ausſchuß ein
Bild von der Lage geben wird, und daß die bürgerlichen
Par=
teien die Vertagung der Sitzung beantragen werden, um einen
eventuell beabſichtigten Proteſt von links, wenn möglich, zu
ver=
hindern.
Berlin, 10. Jan. (Wolff.) Die nächſte Vollſitzung des
Reichstags wird am 13. Januar, nachmittags 2 Uhr,
ſtatt=
finden.
IU. Berlin, 10. Jan. In der Reichstagsſitzung am
Samstag wird der Reichskanzler eine Antwort auf die Rede
Poincarés geben. Man nimmt an, daß ſich die Parteien auf
kurze Erklärungen beſchränken werden. Die Ausſprache im
Aus=
wärtigen Ausſchuß hat ergeben, daß innerhalb der Parteien
weitgehende Uebereinſtimmung über die Maßnahmen herrſcht,
die von der Reichsregierung gegenüber dem franzöſiſchen
Vor=
marſch in Ausſicht genommen ſind. Abſeits werden ſich nur die
Kommuniſten und vorausſichtlich auch die Deutſchvölkiſchen
halten.
Berlegung des Kohlenſyndikats.
Hamburg, 10. Jan. (Wolff.) Zu der Verlegung des
Kohlenſyndikats von Eſſen nach Hamburg wird aus den
Krei=
ſen des Kohlenſyndikats mitgeteilt: Das Rheiniſch=Weſtfäliſche
Kohlenſyndikat hat am 9. Januar ſeinen Sitz von Eſſen nach
Hamburg verlegi. Die Verwaltung wird, ſoweit ſie in Eſſen
bleibt, nach den Anweiſungen von Hamburg weitergeführt.
We=
gen der angedrohten Beſetzung des Ruhrgebiets wurde die
Durchführung des Beſchluſſes beſchleunigt. Noch in der Nacht
verließen vier Direktoren und die Mehrzahl der Angeſtellten
Eſſen. Heute wird die Geſchäftstätigkeit in Hamburg
aufgenom=
men. Es iſt Vorſorge getroffen, daß Uebergangsſchwierigkeiten
für die Kohlenverſorgung möglichſt nicht entſtehen.
EU Berlin, 10. Jan. Nach einer Meldung eines
Ber=
liner Abendblattes ſollen ſich die Führer der Montaninduſtrie
beim Einmarſch der Franzoſen in das Ruhrgebiet zurückziehen.
Nach unſeren Erhindigungen iſt dieſe Nachricht falſch.
Sämt=
liehe Führer der Montaninduſtrie bleiben an Ort und Stelle,
ebenſo die Chefingenieure der großen Werke. Es iſt auch keine
Rede davon, daß durch die Kündigung und Verlegung des
Koh=
lenſyndikats etwa eine Rückkehr zur freien Kohlenwirtſchaft
be=
abſichtigt iſt. Der Reichskohlenkommiſſar wird ſeine Befugniſſe
genau wie bisher ausüben.
Das Verhalten der Kruppſchen Arbeiter.
U. Eſſen, 10. Jan. Wie wir erfahren, hat der
Betriebs=
rat der Kruppſchen Werke geſtern abend nach einer eingehenden
Beſprechung der Lage beſchloſſen, die Arbeit in den Kruppſchen
Werken weiterzuführen. Sollten jedoch die Franzoſen die
vor=
geſehene Ueberwachungskommiſſion einſetzen und durch die
ge=
planten Maßnahmen den normalen Gang der Arbeit ſtören, ſo
wird der Betriebsrat die Parole ausgeben, daß die Arbeit
niederzulegen iſt.
Amerika mißbilligt Frankreichs Haltung.
Waſhington, 10. Jan. (Wolff.) Präfident Harding
hat die Zurückziehung der amerikaniſchen Truppen vom Rhein
angeordnet.
London, 10. Jan. (Wolff.) Dem Neu=Yorker
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph zufolge iſt die Mißbilligung
Waſhingtons bezüglich der franzöſiſchen Beſetzung des
Ruhrgebiets Frankreich offiziell durch den amerikaniſchen
Bot=
ſchafter in Paris übermittelt worden. Anſcheinend beſtehe im
Augenblick nicht die Abſicht, die amerikaniſchen Truppen vom
Rhein zurückzurufen.
Paris, 10. Jan. (Wolff.) Die geſtrigen Erklärungen des
offiziöſen amerikaniſchen Vertreters Boyden in der
Repa=
rationskommiſſion werden vom Neu=York Herald wie
folgt wiedergegeben:
1. Nach Boydens Meinung verſagte Deutſchland in
juriſti=
ſcher und techniſcher Beziehung in der Kohlenlieferungsfrage der
alliierten Regierungen gegenüber abſichtlich; deshalb ſei die
Re=
parationskommiſſion auf Grund des Friedensvertrages
auto=
matiſch gezwungen, Deutſchland entſprechend zu beurteilen.
2. Dieſes Verſagen ſei die automatiſche Folge des
Um=
ſtandes, daß der Friedensvertrag eine unerträgliche Laſt darſtelle;
mit anderen Worten: die Schuld am Verſagen treffe eher den
Friedensvertrag als die Deutſchen.
Enträftung in Oeſterreich.
TU. Wien, 10. Jan. Das politiſche Leben und die
Stim=
mung der öſterreichiſchen Oeffentlichkeit ſteht völlig unter dem
Eindruck der Entwickelung der Ereigniſſe in Deutſchland. Alle
anderen Intereſſen ſind vor der auf das äußerſte geſpannten
Erwartung zurückgetreten. Das Vorgehen Frankreichs wird
von allen Volkskreiſen als unerhört, gewalttätig und brutal,
ſo=
wie politiſch unklug empfunden. Dieſe Stimmung kommt in
der Wiener Preſſe aller Schattierungen zum Ausdruck. Man
hofft hier zuverſichtlich, daß es den deutſchen Behörden und der
Bevölkerung gelingen wird, die Politik Frankreichs an ſeinen
eigenen Methoden ſcheitern zu laſſen.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Koblenz, 10. Jan. (Wolff.) Die Rheinlandkommiſſion
verbot den Vertrieb der Deutſchen Zeitung in dem
be=
ſetzten Gebiet endgültig mit der Begründung, daß das Blatt
durch ſeine fortwährenden Angriffe und durch ſeine feindſelige
Haltung gegen die Beſatzungstruppen deren Würde verletze.
wd. Koblenz, 10. Jan. Die Interllaiierte
Rheinland=
kommiſſion hat das Karlsruher Tagblatt bis 15. Januar, das
Heidelberger Tagblatt und die Badiſche Preſſe, Karlsruhe, bis
zum 15. März im beſetzten Gebiet verboten.
wdl. Landau, 10. Jan. Wie in der Sitzung des
ſtädti=
ſchen Senats mitgeteilt worden iſt, wurde der
Polizeiwacht=
meiſter Clos von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde verhaftet.
Die Verhaftung hat, wie weiter mitgeteilt wurde, in der
Bür=
gerſchaft großes Auffehen und Erregung hervorgerufen. In der
Senatsſitzung wurde vom Bürgermeiſteramt Aufſchluß über die
Gründe der Verhaftung verlangt und Auskunft darüber, ob
und welche Schritte ſeitens des Bürgermeiſteramtes zur
Frei=
laſſung des Polizeiwachtmeiſters unternommen worden ſind.
Auf Grund der Schilderung der Vorgänge an Hand der
Zeu=
genausſagen kam der Senat zu der Auffaſſung, daß
Polizei=
wachtmeiſter Clos ſeinen Dienſt einwandfrei verrichtete und
da=
her ſeine Verhaftung und die Verweigerung ſeiner
Haftentlaſ=
ſung unerklärlich ſind. Ueber die Gründe der Verhaftung
ver=
lautet bis jetzt noch nichts, da die Senatsſitzung nichtöffentlich
war. Der Senat hat weiter beſchloſſen, bei der franzöſiſchen
Beſatzungsbehörde nochmals wegen der Haftentlaſſung vorſtellig
zu werden.
Regelung der Beamtengehälter.
Berlin, 10. Jan. (Wolff.) Im Reichsfinanzminiſterium
ſind die Verhandlungen mit den Spitzenorganiſationen über die
Angleichung der Bezüge der Beamten und Angeſtellten der
Reichsbehörden an die Teuerungsverhältniſſe dahin zum
Ab=
fchluß gelangt, daß eine Erhöhung der Geſamtbezüge im
Mo=
natsdurchſchnitt Januar von etwa 30 Prozent ſtattfinden ſoll.
Das Reichskabinett und die geſetzgebenden Körperſchaften
wer=
den beſchleunigt hierzu Stellung nehmen.
Ein Zwiſchenfall im Memelgebiet.
Heydekrug, 10. Jan. (Wolff) Wie die Memelländiſche
Rundſchau meldet, iſt heute vormittag der Grenzort
Laugs=
zargen im Südoſtzipfel des Memellandes von Litauern
beſetzt worden. Es iſt bis zur Stunde allerdings noch nicht
feſtgeſtellt, ob es ſich um reguläre Truppen oder um Banden
handelt. Die telephoniſche Verbindung mit Laugszargen iſt ſeit
etwa 11 Uhr unterbrochen.
Memel 10. Jan. (Wolff.) Nach hier borliegenden
Nach=
richten beſtätigt es ſich, daß anſcheinend irrequläre litquiſche
Banden in den Grenzort Laugszargen eingedrungen ſind. Ein
Teil der franzöſiſchen Beſatzungstruppen wurde in Kraſtwagen
an Ort und Stelle geſchafft und in Marſch geſetzt. Auch der
Oberkommiſſar des Memelgebietes begab ſich am Nachmittag
dorthin.
Heſſiſches Landestheater,
Großes Haus.
Mittwvoch, 10. Januar.
Hoffmanns Erzäihlungen.
Phantaſtiſche Oper von J. Offenbach.
Iü der heutigen Aufführung gaſtierte Margarethe
Zillia=
rus aus Dresden als Olympia auf Anſtellung. Die junge
Finn=
länderin, die ſoeben erſt die Vühne betritt, hat ſich damit reizend
eingeführt. Die Puppenrolle geſtattet zwar kein irgendwie
ab=
ſchließendes Urteil, dazu iſt ſie zu ſehr an feſte Formen
gebun=
den. Immerhin kann man ſagen, daß hier eine feine
Perſön=
lichkeit von bezwingender Anmut und vornehmem Auſtreten
ſpielte und mit warmer Stimme ſang, die, etwas dick Ulingend,
freilich im Kunſtgeſang noch nicht geſchliffen iſt und der Routine
entbehrt. Man freut ſich, die Künſtlern bald in einer anderen
Volle hören zu dürfen.
Für die Giulietta konnte Elfe Link eine geeignete
Ver=
treterin nicht ſein. Aeußere Erſcheinung, freies Spiel,
Tempera=
ment fehlen. Hier müſſen alle Künſte der Verführung, der
Lüſternheit, kalter Berechnung und Verlogenheit losgelaſſen
wer=
den, um den Akt glaubhaſt zu machen. Dazu iſt Elſe Link nicht
fähig geweſen, und auch ihr wundervoller Geſang, den ich gern
anerkenne, konnte die Mängel nicht wettmachen. Der Künſtlerin,
deren Stärke in ngiven Rollen liegt, war eine von ihr
unerfüll=
bare Aufsabe geſtellt, die ſie noch über Erwarten gut zu löſen
vermochte,
Unveröffentlichte Briefe Richard Wagners
und Ludwigs II.
* Das einzigartige Verhältnis zwiſchen Richard Wagner
und König Ludwig II., durch das der Meiſter vor dem
Unter=
gang errettet wurde, iſt bisher einſeitig beleuchtet worden durch
die aufſehenerregenden „Schwärmbriefe” des jungen Königs an
Wagner, die in einer Wiener Zeitſchrift veröffentlicht wurden.
Von den Briefen Wagners an den Herrſcher iſt bisher nichts
be=
kannt geworden, denn ſie liegen wohlverwahrt im geheimen
Hof= und Staatsarchiv zu München. Nur ein einziger Brief
iſt durch einen Zufall aus dem Beſitz der Braut des Königs,
Herzogin Sophie in Vayern, d
Entlobung ſo viel beſprochen
iin Alfred Menſi=
Klax=
wurde, an ei
das zu den wertvollſten Dokumenten des Wagnerſchen
Brief=
wechſels überhaupt gehört, im Januarheft der Deutſchen
Rund=
ſchau mit, zugleich mit drei Briefen des Königs an ſeine Braut.
Wagners Brief iſt vom 31. März 1867 aus Luzern datiert und
ſpricht von Bülow, der mit ſeiner Frau Coſima in München für
Wagner wieder Quartier machen ſolle. „Der Lenz kämpft noch
mit Winterſtürmen,” heißt es zum Schluß in dem an den „
teuer=
ſten Geliebten gerichteten Schreiben. Am Jahrestage unſeres
Grütli=Beſuches mußten wir zu Haus bleiben. Am Charfreitag
bin ich aber dort. O Parzifal! Wie muß ich Dich lieben, mein
trauter Held! Bald wird wohl die Welt ſehen, was das zu
be=
deuten hat, — und ärgern wird ſie ſich auch, zu gewahren, daß
alles Unheil, welches ſie für uns kocht, uns zum Heilſaft wird.
Siegmund konnte eben Gift vertragen; denn er war göttlich!"
Die anderen neuveröffentlichten Briefe des Königs an die
Herzogin Sophie gewähren einen intereſſanten Einblick in die
merkwürdige Beziehung Ludwigs zu ſeiner Braut, von der
Menſi=Klarbach nach den Berichten ſeiner Tante, einer Hoſdame
der Herzogin, erzählt, es ſei oft vorgekommen, „daß der König,
der ſeine Braut nur auf die Stirn zu küſſen pflegte, manchmal
halbe Stunden lang kein Wort herausbrachte, als etwa die
geiſt=
reiche Bemerkung: „Du haſt ſo ſchöne Augen!‟ Die Prinzeſſin,
jung, ſchön, heiter, langweilte ſich dabei unſäglich. Als der König
immer und immer noch keine Miene machte, an Hochzeit zu
den=
ken, machte Herzoa Max endlich der Sache ein Ende.” Aus den
Briefen geht hervor, welche Stellung Wagner im Herzen
Lud=
wigs einnahm. So ſchreibt er an ſie am 19. Januar 1867: „Dn
kennſt das Weſen meines Geſchickes, über meine Sendung auf
Erden ſchrieb ich Dir einſt von Berg aus. Du weißt, daß ich nicht
viele Jahre mehr zu leben habe, daß ich dieſe Erde verlaſſe,
wenn das Entſetzliche eintritt, wenn mein Stern nicht mehr
ſtrahlt, wenn Er dahin iſt, der treugeliebte Freund: ja, dann
iſt auch meine Zeit aus, denn dann, dann darf ich nicht länger
leben. Du nahmſt ſo herzlichen, ſo wahren und aufrichtigen
Anteil an meinem Geſchicke, liebe Sophie, daß ich Dir dafür
innig dankbax ſein werde, mein Lehn lang. Der Hauptinhalt
unſeres Verkehrs war ſtets, Du wirſt es mir bezeugen, R. Wag=
ners merkwürdiges, ergreifendes Geſchick.” In einem anderen
Briefchen an ſie, die er „Elſa” nach dem „Lohengrin” nennt, heißt
es: „Vollkommen kann ich Dich beruhigen über Deinen am
Schluſſe Deines Billetts ausgeſprochenen Zweifel. Von allen
Frauen, welche leben, biſt Du mir die teuerſte, von den
Ver=
wandten Wilhelm (ſein Vetter Wilhelm von Heſſen), von
mei=
nen Untertanen iſt mir Künsberg einer der liebſten, der Gott
meines Lebens aber iſt, wie Du weißt, R. Wagner.‟ Daß er
Wagner ſtets über ſeine Frau ſtellen werde, geht aus einer Stelle
eines Briefes von Ludwig an den Meiſter hervor, die Menſi=
Klarbach noch mitteilt: „Elſa will mir gar nicht aus dem Sinn;
und ich glaube nun faſt, daß es nicht mehr lange dauern wird,
daß aus dem Gefühl treuer und aufrichtiger Freundſchaft, das
ich für ſie im Herzen trage, wahre Liebe wird und mir der
Ge=
danke kommt, ſie als meine Gattin zu ſehen. Für unmöglich
halte ich es nicht! Tröſte und beruhige ſie vollkommen und ſage
ihr, daß Du glaubſt, meine Zuneigung wandle ſich in Liebe.
Sollte es zur Heirat kommen, ſo werde ich ihr jedenfalls die
Bedingung ſtellen müſſen, daß die ihr geſchworene Treue durch
den Tod meines Teuerſten! meines Alles! aufgehoben wird.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
C.K. Die deutſche Bücherproduktion im erſten
Halbjahr 1922. Die neueſte Statiſtik über die deutſche
Vüchererzeugung, die Ludwig Schönrock im Börſenblatt für den
deutſchen Buchhandel veröffentlicht und die vom Januar bis zum
Juni 1922 reicht, zeigt ein weiteres Anſchwellen der
bibliogra=
phiſch erfaßten literariſchen Produktion im deutſchen
Buch=
geweibe. Die Summe aller regiſtrierten Veröffentlichungen
be=
läuft ſich auf 18 33
Nerier ſud 1eſt geufſcelungen delie det Grlde it
ziehung und Unterricht, Jugendbewegung, Schulbücher umfaßt
1592 Neuerſcheinungen. Religionswiſſenſchaft, Theologie,
M=
thologie ſteht mit 1443 Nummern an fünfter Stelle. In der
Gruppe, die Werke allgemeinen Inhalts umfaßt, werden 1012
Neuerſcheinungen gezählt. Auf dem Gebiete der Kunſt und des
Kunſtgewerbes, von Muſik, Theater, Tanz, Kino ſind 921
Neu=
erſcheinungen gebucht. Von auffälligen Einzelheiten gibt der
Be=
arbeiter an, daß die erbauliche Literatur, die der
Gemeinſchafts=
bewvegung dienen will, ſtärker als ſonſt hervortritt; ebenſo
wur=
den Veröffentlichungen über Themen, die die innen= und
außen=
politiſche Lage beſſern helfen ſollen, häufiger als früher gezählt.
Die Broſchüren und andere ſchmale Bändchen haben ein großes
Uebergewicht über dickleibige Werke erreicht. Währenk die Zahl
der Neuerſcheinungen zugenommen hat, darf angenommen
wer=
den, daß die Auflagenhöhe der einzelnen Erſcheinungen,
ge=
meſſen an der Vorkriegszeit, bedeutend
ſchrumpft iſ
Rummer 10.
Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 11. Januar 1923.
Seite 3.
Kundgebungen für die Zugehörigkeit zum deutſchen Volke.
Bayeriſches Treugelöbnis.
München, 10. Jan. (Wolff.) In der geſtrigen Plenarſitzung
bes bayeriſchen Landtags erklärte der Vizepräſident Auer (Soz.)
in einer kurzen Anſprache u. a.: Seit unſerem Auseinandergehen
hat ſich die außenpolitiſche Lage Deutſchlands weſentlich
ver=
ſchärft. Deutſchland trifft hierin keine Schuld. Das Scheitern
der Pariſer Konferenz hat bewieſen, daß die franzöſiſche
mili=
tariſtiſche Gewaltpolitik keinen Frieden mit dem deutſchen Volk
wvill. Ohne der Reichsregierung in ihren Entſchlüſſen vorgreifen
zu wollen, erſcheint es dem Ernſt der Stunde entſprechend
erfor=
derlich, auch in dieſer Volksvertretung den Wunſch auszuſprechen,
es möge dem deutſchen Volke beſchieden ſein, in der unbedingten
Notwendigkeit der nationalen Einheit und Geſchloſſenheit der
un=
erhörten Gewaltpolitik Frankreichs im Bewußtſein ſeines guten
Rechtes entgegenzuwirken.
Der Miniſterpräſident erklärte: „Wenn nicht alle Nachrichten
trügen, iſt Frankreich in ſeiner Unverſöhnlichkeit und
Unbelehrſam=
keit imBegriffe, zu einem neuen ſchweren Schlage gegen Deutſchland
auszuholen, mit dem es ſich nicht nur über die Grundſätze des
Völkerrechts, ſondern ſogar über die Beſtimmungen des
Verſail=
ler Vertrags hinwegſetzen würde, den es damit ſelber zerbräche.
Machtlos, wie wir ſind, müſſen wir auch dieſe harte Prüfung
über uns ergehen laſſen, aber wir wollen ſie beſtehen als Männer,
die auch im Unglück aufrecht bleiben. Wir hoffen zuverſichtlich,
daß die Reichsregierung auch durch den äußerſten Zwang ſich in
ihrer feſten Haltung nicht irre machen läßt. Die Zeit iſt
gekom=
men, in der für innere Zerklüftung und kleinlichen Parteihader
kein Raum mehr iſt. Wir brauchen die machtvolle Geſchloſſenheit
des deutſchen Volkes. Gegen Frankreich können wir mit gutem
Gewiſſen das Urteil der übrigen Welt abwarten, die ſich vielleicht
doch darüber klar wird, worauf die letzte Abſicht des franzöſiſchen
Imperialismus geht: Nicht auf Völkerverſöhnung und wahren
Frieden, ſondern auf die Verwirklichung ſeiner geſchichtlichen
Rheinlandpläne und auf die endgültige Vernichtung Deutſchlands
zielt Frankreich ab. In dieſer ernſten Stunde gedenken wir
un=
ſerer Brüder in den von dem Druck der Fremdherrſchaft
heimge=
ſuchten und bedrohten Gebieten, mit denen wir uns eins fühlen
und eins bleiben. Aufs neue geloben wir ihnen unverbrüchliche
Treue, deren wir uns von ihrer Seite ſicher ſind.”
Preußen gegen die franzöſiſchen Pläne.
wd. Berlin, 10. Jan. Zu Beginn der heutigen Sitzung des
nach den Weihnachtsferien wieder zuſammentretenden preußiſchen
Landtages gab der preußiſche Miniſterpräſident Braun namens
der preußiſchen Regierung gegen die ſranzöſiſche Gewaltpolitik
eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: Kaum iſt der Klang der
Weihnachtsglocken verhallt, der Frieden auf Erden und den
Men=
ſchen ein Wohlgefallen verkündete, und ſchon ſchicken ſich die
krie=
geriſchen Scharen des ſiegestrunkenen, machthungrigen
franzöſi=
ſchen Imperialismus an, weiteres deutſches Gebiet unter ihre
Fremdherrſchaft zu zwingen. Der Mann, der zurzeit die Geſchicke
der franzöſiſchen Politik leitet, und der ſchon ſo viel Unheil über
Europa gebracht hat, ſcheint nicht eher ruhen zu wollen, als bis
er ſein Kriegsziel, die Zerſtückelung des Deutſchen Reiches und
die Vernichtung ſeiner Wirtſchaft erreicht hat. Unter dem
Vor=
wand, Deutſchland habe die ihm durch das Friedensdiktat
auf=
erlegten Kohlen= und Holzlieferungen abſichtlich nicht voll erfüllt,
wird eine Anzahl franzöſiſche Diviſionen mit ihrem ſo furchtbaren
Kriegsgerät in bisher unbeſetztes deutſches Gebiet geſandt, deſſen
friedliche, nur dem wirtſchaftlichen Wiederaufbau des
danieder=
liegenden Landes lebende Bevölkerung damit den ſchrecklichen
Leiden einer feindlichen Invaſion ausgeſetzt wird. Was ſeit Jahr
und Tag dem rheiniſchen Volke angetan wird und nunmehr auch
noch auf die weſtfäliſche Bevölkerung ausgedehnt werden ſoll,
geht weit über das ſelbſt bei kühnſter Auslegung des Verſailler
Vertrages Zuläſſige hinaus. Was jetzt im Ruhrgebiet von den
franzöſiſchen Gewalthabern unternommen wird, ſei nichts
an=
deres, als ein ſchnöder Vertragsbruch und ein brutaler Ueberfall
auf eine friedliche Bevölkerung. Dieſer Gewaltſtreich ſei nicht
nur brutal, er ſei auch ſinnlos und ſei geeignet, auch zum
Scha=
den des franzöſiſchen Volkes und ſeiner Verbündeten die
Repa=
rationsfähigkeit Deutſchlands vollends zu vernichten. Die
Reichs=
regierung und die mit ihr im vollen Einvernehmen arbeitende
preußiſche Staatsregierung werden alles in ihrer Macht Liegende
tun, um der ſchwer betroffenen Bevölkerung des neu beſetzten
Gebietes beizuſtehen. Den nunmehr unter das Joch des
franzö=
ſiſchen Militarismus geratenen braven Söhnen des Rheinlandes
und Weſtfalens rief der Präſident von ſeiner Stelle aus zu:
Hal=
tet aus! Laßt Euch nicht zu Unbeſonnenheiten hinreißen und
ver=
geßt nie, was Ihr eurem preußiſchen, eurem deutſchen Vaterlande
ſchuldig ſeid! Steht allen Bedrückungen und Zerſtörungen zum
Trotz treu zu ihm, wie alle deutſche Volksgenoſſen von den
baye=
riſchen Bergen bis zu den Wogen der Oſtſee, vom deutſchen Rhein
bis zu den Maſuriſchen Seen zu Euch ſtehen werden. Vor der
ganzen Welt erheben wir mit Euch flammenden Proteſt gegen die
unerhörte, alles Völkerrecht verletzende Gewalttat, deren
unmittel=
barſte Opfer Ihr ſeid. Wir können der Gewalt nur das Recht,
der Willkür nur die Geſetzlichkeit entgegenſetzen, in der unbeirrten
Hoffnung, daß Recht und Geſetzlichkeit von dauernderem Beſtand
ſein werden als Gewalt und Willkür.
Die Stärkung der inneren Front
Deutſchlands.
TU. Baſel, 10. Jan. Dem Daily Telegraph wird aus Köln
geſchrieben: Die Rede des Sozialiſten Wels und andere
Erſchei=
nungen, wie die Uebertragung der faſziſtiſchen Bewegung auf
deutſchen Boden, zeigen die Entwickelung, die die Verhältniſſe in
Deutſchland nehmen. Der Abſcheu gegen Frankreich iſt jetzt ſo
ſtark und allgemein geworden, daß die ſozialiſtiſchen Führer
Kon=
zeſſionen machen müſſen, wenn ſie ihre Anhänger in der Hand
be=
halten wvollen. Es iſt kaum notwendig zu ſagen, daß dieſes
Ge=
fühl bei weiterer Okkupation deutſchen Landes ſich verſchärfen
wird. Man darf auch nicht hoffen, daß wegen dieſer Frage die
Parteien ſich zerſplittern werden. Die Solidarität der
arbeitenden Klaſſen iſt ſchwerer denn je zu
zer=
ſtören, wenn die Maſſen fühlen, daß die Einheit Deutſchlands
notwendig iſt, wenn die Nation weiter exiſtieren ſoll.
Pirmaſens 10. Jan. (Wolff.) Zu einer intereſſanten
Kundgebung für die Zugehörigkeit zum deutſchen Volke geſtaltete
ſich geſtern abend eine in der Turnhalle in Pirmaſens
einbe=
rufene Verſamlung. Angehörige aller Parteien waren
er=
ſchienen. Die Halle war überfüllt. Die vielttauſendköpfige Menge
lauſchte den Rednern des Abends, den Reichstagsabgeordneten
Dr. Moldenhauer und Dr. Zapf, mit ungeteilter
Auf=
merkſamkeit und ſpendete ihnen nach ihren öfter mit
Zuſtim=
mung unterbrochenen Darlegungen ſtürmiſchen und jubelnden
Beifall, ſo daß der Vorſitzende am Schluſſe der Verſammlung
feſtſtellen konnte, daß auch in Pirmaſens, hier in der
Südweſt=
ecke Deutſchlands, der alte deutſche Geiſt ungebrochen waltet.
Stuttgart, 10. Jan. (Wolff.) Zu Beginn der heutigen
Sitzung des Finanzausſchuſſes des württembergiſchen Landtags
gab Staatspräſident Dr. Hieber eine Erklärung zur politiſchen
Lage ab, in der er auf die ſchwere Entſcheidung hinwies, vor
der das deutſche Volk ſteht. Frankreich ſei im Begriff, ſeine
lang=
gehegten Pläne, die in erſter Linie auf die wirtſchaftliche und
politiſche Vernichtung Deutſchlands hinausliefen, zu
verwirk=
lichen. Gegen dieſen Bruch des Verſailler Vertrages und gegen
dieſen Gewaltakt ſei das deutſche Volk wehrlos. Den
franzöſi=
ſchen Plänen müſſe man die ganze Kraft eines ewig geeinten
und ſtaatlich willensſtarken Volkes entgegenſetzen. Der Ausſchuß
ſtimmte einſtimmig und aus vollem Herzen dieſer Erklärung zu.
Berlin, 10. Jan. (Wolff.) Der Reichsverband der
Rhein=
länder richtete an den Oberbürgermeiſter in Eſſen folgendes
Telegramm: In dieſer ernſten Stunde ſtehen wir Rheinländer
im Reiche eng zuſammen in der Treue zur rheiniſchen Heimat
und geloben, wie bisher entſchloſſen einzutreten für die Freiheit
unſerer Brüder und Schveſtern im Weſten. Bleibt feſt und
be=
ſonnen, getragen von dem Bewußtſein, unlöslicher
Zuſammen=
gehörigkeit des Reiches und der Rheinlande, geſtärkt durch das
Vertrauen auf Deutſchlands gute Sache. Niemals triumphierte
die Gewalt lange. Recht muß Recht bleiben! gez. Präſident
Dr. Kaufmann.
* Zur heſſiſchen Regierungskriſis.
Geſtern fanden längere Beratungen zwiſchen den
verſchie=
denen Parteien über die Regierungsbildung in Heſſen ſtatt.
Wenn dieſe Verhandlungen auch noch keine endgültigen
Reſul=
tate ergeben haben, ſo ift, wie wir hören, eine Löſung der
gegen=
wärtigen Kriſis im Sinne einer Erweiterung der
Regierungs=
koalition recht wahrſcheinlich geworden. Schon die nächſten Tage
dürften endgültige Ergebniſſe erwarten laſſen. Wir gehen wohl
nicht fehl, wenn wir annehmen, daß die ernſte außenpolitiſche
Lage nicht ohne Einfluß auf die geſtrigen Beſprechungen
ge=
blieben iſt. Nur eine Regierung, die ſich auf breiteſte
Grund=
lagen ſtützt, iſt den Aufgaben gewachſen, die jeden Tag an ſie
herantreten können.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 11. Januar.
Tragödie.
* Auf der Anklagebank gegenüber den 13 Geſchivorenen ſitzen
zwei blonde Jungen, angeklagt des ſchwerſten Verbrechens, das
unſere Rechtspflege mit der ſchwerſten, der Todesſtrafe, belegt:
des Mordes und der Anſtiftung dazu. Die zweitgenannte
Straftat — obwohl der Täter am Morde ſelbſt gar nicht
be=
teiligt — zweifellos die fluchwürdigſte. Denn es ſind Brüder.
Der ältere hat den jüngeren zur Mordtat und zum Naube
an=
geſtiftet. Beide ſind Söhne eines ordentlichen, braven Vaters,
der ſie ſtreng erzogen, aber wohl durch ſeinen Kriegsdienſt die
Macht über die Jungen verlor. Ihr Opfer iſt ein ebenfalls
braver, tüchtiger junger Mann.
Brüder, die beiden Verbrecher. Auch wenn’s nicht verkündet
wurde man ſiehts. Sie ähneln einander auffallend. Beide
blond, das reiche Haar zurückgekämmt, ſchmale, intelligente
Ge=
ſichter, bartlos, auf den erſten Blick durchaus ſympathiſch. Nähere
Prüfung verrät allerdings anderes. Der ſtechende Blick der
ſcheinbar wimperloſen hellen, kleinen Augen iſt unſtät, falſch,
bei beiden.
Sie ſitzen räumlich durch eine Zwiſchenbank getrennt. Am
erſten Tage beide aufrecht, kalt, geſaßt. Der jüngere, Jakob,
kaum 17jährig, erzählt mit größter Kaltblütigkeit die Tat.
Zy=
niſch, manchmal lächelnd, als ob er irgendein intereſſantes
Er=
eignis erzählt, das ihn ſelbſt gar nichts angeht. Ein
pſychologi=
ſches Rätſel. Wirklich ſchwer zu entſcheiden, ob dieſes Benehmen
auf unglaubliche moraliſche Verkommenheit oder auf Mangel
an Erkennen der eigenen Schlechtigkeit zurückzuführen iſt. Er
geſteht die Tat, behauptet, der Bruder habe ihn angeſtiſtet,
wider=
ruft dies, geſteht wieder und ſo fort. Viermal gibt er eine andere
Darſtellung. Der ältere, Johannes, leugnet prinzipiell,
ver=
ſtockt, ſinſter bis zum Schluß. Er iſt, trotzdem er drei Jahre
älter, der kleinere von beiden, noch unbeſtraft, während der
jün=
gere ſchon eine reiche Strafliſte aufweiſt. Am zweiten Tage, nach
Vernehmung belaſtender Zeugen, ändert ſich das Bild. Jakob
ſitzt völlig in ſich zuſammengeſunken, teilnahmlos, er ſchläft
zeit=
weiſe! Johannes folgt ſehr aufmerkſam den Zeugenausſagen,
unbewegten Geſichts. Der dritte Tag ſieht ihn völlig gebrochen,
bei der Anklage des Staatsanſpalts, auch dem Plädoyer des
Ver=
teidigers, laut weinend. Der Mörder ſelbſt gleich teilnamlos.
Das Plädoher des Anklägers, Oberſtaatsanwalts
Wün=
zer, klar, eindringlich, ſcharf durchdacht, den Indizienbeweis
kriſtallklar überzeugend aufbauend. Von menſchlichen Gefühlen
der erbarmungsloſen Schärfe entkleidet, aber doch keinen
Zwei=
fel laſſend darüber, wo hier ſchwere und ſchwerſte Schuld liegt,
die ſchwerſte Strafe heiſcht, ſei es auch nur, um dieſe
Indivi=
duen der menſchlichen Geſellſchaft möglichſt lange fernzuhalten.
Seine Anblage geht auf Mord und Anſtiftung.
Die Verteidiger haben ſchweren Stand. Sie können für ihre
Klienten nur eintreten, indem ſie den anderen, immer den
Brui=
der, belaſten. Der des Mörders (R.=A. Langenbach) kämpft
für eine verlorene Sache, Jakob hat ja geſtanden. Anders der
des Jakob (R.=A. Dingeldey). Hier geht es ums Leben!
Bejahen die Geſchworenen die Frage der Anſtiftung, muß auf
Todesſtrafe erkannt werden. Der Verteidiger erklärt, er glaube
an die Unſchuld des Angeklagten, und baut ſcharf und über
eu=
gend eine Gegendarſtellung, die den Indizienbeweis des
An=
klägers tatſächlich ins Wanken bringt. Die Geſchworenen
ver=
künden hier ein Nein. Auf Beihilfe ſteht nicht Todesſtrafe,
Johannes Noßmanns Leben iſt gerettet. Die Tragödie hat ſo
nur ein Opfer gefordert.
Die Geſchworenen verkünden ihr Schuldig mit mehr als
ſieben Stimmen. Die Angeklagten werden in den Saal geführt.
Der Staatsanwalt beantragt Höchſtſtrafe für beide. Der
Sießzehnjährige lacht!! Der ältere bricht
weinkrampfdurch=
ſchüttert zuſammen. Durch den vollbeſetzten Zuſchauerraum geht
ſtarke Bewegung.
Bei der Urteilsverkündigung, die dem Antrag des
Staatsanwalts entſprach, 15 Jahre Gefängnis für Jakob
und 15 Jahre Zuchthaus für Johannes R., das gleiche:
Bild. Wieder lacht der jüngere, der Mörder, greift in die
Taſche und fängt an zu eſſen, der Gendarm nimmt ihm das
Brot ab. Mißbilligend wendet er mehrfach den Kopf zu dem
laut ſchluchzenden älteren Bruder. Dieſer erklärt auf Befragen:
„Ich kann nur das eine ſagen, daß Sie mich
un=
ſchuldig hier verurteilen.‟ Darauf erhebt ſich Jakob
und erklärt, nachdem er vorher nur um mildernde Umſtände
ge=
beten: „Das kann ich auch von mir ſagen,” und ſetzt ſich und
lächelt!
Die Tragödie iſt aus. Ein kleines Nachſpiel: Polizeibeamte
haben im Zuſchauerraum Bemerkungen gehört, die auf die
Ab=
ſicht einer gewiſſen Lynchjuſtiz ſchließen ließen, falls der Jo=
Ga
Schnitzerſepp — Volkskunſt.
Von Eunſt Luckow.
* Eine Wanderung durch die Frühſonne übeu feſtgrfrorenen Schiise,
auf ausſichtsreichem Höhenweg des Schwarzwaldes, bnachte mich in den
letzten Weihnachtstagen nach Triberg zum Scnitzerſepp. Seinetwegen
hatte ich die Wanderung vov Sonnenaufgang im Schneetreiben
be=
gonnen. Ich hatte ſein Werk geäugt und mich trieb’s, einen vollen Tag
bei ihm zu verbringen.
Der Schnitzerſepp, Joſeph Fortwängler, verkörpert in ſich eine
Bewegung echver Volkskunſt. Jetzt iſt er Holzſchnitzer (richtiger
Holz=
bildhauer) und wird vor allem als ſolcher etwas bedeuten. Aber er iſt
ebenſowohl Maler, Zeichner und Steinmetz. Es iſt gut das zu wiſſe,
um ein wenig zu begreifen, wie er ſo fabelhaft viel handwerklich „kann”
um zu verſtehen, wieſo ich von einer verkörperden Bewegung ſprach:
Es iſt die Bewegung zum urgeſunden Volkstum im Handwenk, zu einer
„Handwerkskunſt”, wobei ich dieſen Namen mit Bedeutung wählte,
Hier wind Handwerk durch einen Meiſter zur Kunſtblüte getrieben, im
Gegenſatz zur ungeſunden „höheren Kunſt”, die das Handwverk kaum
mehr kennt und ſich gar ſeiner ſchämt.
Hicr iſt kein verträumtes, volksfremdes Abweltlertum hier ſchafft
einer aus dem Volk für das Volk gute, kernige „Ware”, die für den
MMarkt beſtimmt iſt und nicht wartet auf Kunſtmäzene. Hier iſt Kraft
und Verantwortung der Selbſterhaltung. Leben muß er, der Meiſter
und ſeine Familie, umd leben müſſen die, welche mit ihm und für ihn
und dunch ihn ſchaffefn.
„Was wollen wir machen, was Larf’s koſten, wieviel brauchen wir
zum Leben — wielange dürfen wir alſo daran arbeiten? — Demnach
die Meſſer gewählt und drauf!”
So entſteht nichts Ueberfeinertes. Derb, großzügig wird das Werk.
Nirgends wird gezimperlt und geſchnitzelt. Nichts iſt zerbrechlich.
Wohltuend war es, wie der Meiſter das in ſeiner urwiichſigen Art
auſckſaulich machte: Das erſte beſte Holzbildwerk warf er mit Wucht
durchs Zimer: „Das muß es aushalten. Wenn was bricht, taugt’s
nicht.” Und es war nichts gebrochen. Und daß nichts bricht und nichts
abbröckelt, hat noch einen anderen tiefen Grund, auf den ich ſpäter zu
ſprechen komme.
Daß nun bei aller nüchterner Vorherberechnung doch vollendet
Künſtleriſches entſteht, zeigt eben die urwüchſige Künſtlerſchaft des
Schöpfers, der nie um einen Stoff verlegen iſt, das zu Schaffende
umer=
hört ſicher vor ſich ſieht (die Frucht eines Lebens voller Schau und nie
raſtonder Arbeit), eines Mannes, der alle Möglichteiten, die ſich bieten,
mit Meiſterſchaft ausnützt, ſeinen Werkſtoff kennt, als wäre er ſelbſt
daraus geſchnitzt, und deſſen Hand zuguterletzt fabelhaft ſicher iſt in der
Führung des Werkzeugs.
Das alles zuſammen bildet einen Meiſter, der ſich a das Schwerſte
ſpielend wagen kann und das Wagnis dabei ſelbſt nicht mehr ſieht.
Es gehört zum Bild dieſes Schnitzers, daß man ſeine Mappen und
Zeicknungen kennt. Da ruht die emſige Vorarbeit zu ſeiner
Meiſter=
ſchaft: Federzeichnungen ſind da mit gar ernſtem Vorwurf oder
über=
ſprudelader, derber Komik, oder treffender Zeitwertung, oder ſchlichter
Menſchenſchar. Da iſt ein Werk mit hunderten von Blättern, die den
Menſchen in allen möglichen Stellumngen feſthalten, ſtets in drei.
Aus=
führungen: nackt, bekleidet und auf die einfachſte große Linie gebrackt.
Da ſieht man Entwürfe zu großen Bildern von einfachſter
Naturwieder=
gabe bis zum erſchſittemden Seelenbild.
Beſonders eins haftet mir feſt im Auge: Aus ſchwarzer
Gebirgs=
kette wächſt ein teufliſchev Moloch von ungeheueven Ausmaßen mit
glutendem Rachen bis zum Bildrand empor. Viele Straßen münden
bei ihm, und winzig klein kribbelt und krabbelt und ſauſt und eilt und
wälzt und drängt ſich Strom um Strom des Menſchenvolkes ihm zu.
Im Vordergrunde aber, hell beleuchtet, erhebt ſich ein Kreuz. Vor ihm
ſteht halbnackt der „letzte Chriſt”, wankend, dem Tode nah, und Chriſtus
ſteigt herab und uimmt ihn auf.
Nirgends aber ſind da Nachbildungen und Zeichnungen nach
„Muſtern”. Immer iſt am Quell geſchöpft. Vorbilder braucht der
nicht, der ſelber ſchaffen kann, und der erkannt hat, wie Vorbilder
ver=
ſklaven und unehrlich machen, der ſolche Schöpferfreude und ſolchen
Schöpferſtolz verſpürt, daß er leuchtenden Auges eine ſeiner Geſtalten
vor ſich hinhalten kann und ſprechen — man möchte ſagen „jubeln”:
„Was brauchen wir Vonbilder, wenn wir ſo was hinbringen!“
Frei und ehrlich iſt ſeine ganze Kunſt. Und wie veich, wie
mannig=
fach ſiud ſeine Schöpfungen! Angefangen vom Seher, der himmliſcher
Botſchaft hingebend ergriffen lauſcht, üben die Bärengruppe, wo ein
ſtämmiger Mann im Ringkampfe einem Bären mindeſtens ebenbürtig
erſcheint, über die vielen aus dem Volksleben erzählenden Stuhl= und
Schrankverzierungen, über die Früchtekränze zu den Scharen der
Men=
ſchenurbilder mit dem „Protz” dem „Geſpalttätig”, dem „Neidhammel”,
der „Frechen Perſon”, der „Tantippe”, dem „Rechtsvendreher” uſw.
uſw. ja bis zu den lauſchend ſich emporneckenden Ohren am Fuße der
Muſiktruhe.
Unerſchöpflich ſcheint der Meiſter, und ihm ſollen andere Meiſter
nachſchaffen. Das iſt ſein Plan, der ihm hoffentlich vollauf gelingt.
Eing Meiſterwerkſtatt wird er gründen, wo nur Meiſter nach ſeinem
Muſter bilden und wirken. Ihm leiſten ſie wohl gern Gefolgſchaft, ihm,
der ſie verſteht und deu ſo viel „kann‟. Das ſehen ſie neidlos und
ſchauen ihm auf ſeine Hände. Es kommt vor, daß einem die Hand
brennt und die Muskeln zuchen, wenn er den Sepp ſchmitzen ſieht: „Das
muß ich gleich auch probieren!” und fortrennt an ſeinen Aubeitstiſch.
Und wie leicht, wie gut laſſen ſich vom Handwerkgeübten die
Muſter nachhauen, denn dieſe Muſter ſind nicht erklügelt, vorgebildet in
Ton oder fonſtwas, ſondern ſind entſtanden im Ringen mit dem Holz,
Das Holz hat auch ſeinen Kopf und ſeine Seele und ſeine Knochen
und ſein Fleiſch wie ein Menſch und bildet mit. Was nicht holzgerecht
iſt, bricht ab. Das kann man ihm wohl abſtehlen durch ſchleichendes
Schnitzeln, aber nicht ehrlich abringen. Deshalb hält das fertige We=k
des Schnitzerſepps auch den härteſten Stoß aus. Es iſt im Feuer der
Arbeit gehärtet durch das Ringen zwiſchen Menſch und Stoff, wobei
jeder ſeine Eigenart behauptet hat.
So entſtand — mir unvergeßlich — vor meinen Augen ohne jede
Vorzeichnung aus einem Tannenklotz (in Tannenholz ſchnitzt der Sepp,
das wächſt vor ſeinem Haus und iſt ihm vertraut wie ein Stück Heimat)
ſo entſtand unter den wuchtigen Hieben des Meiſters (und die Späne
flogen nur ſo durchs Zimmer) ein Nachtwächter, der einen Aum um
einen Pfahl gelegt hat, den anderen zum Mund gebogen, ſein
Nacht=
licd ins Horn ſtößt, und ſein treuer Hund ſchmiegt ſich um den Pfahl
und ſchaut demütig zu ſeinem Herrn empor. Der Pfahl wird
durch=
bohrt. Das Ganze wird ein Lampenfuß. —
Soll ich ihn nun auch äußerlich beſchreiben, dieſen Schaitzerſepp,
dieſen Joſeph Fortwängler? Kaum iſt’s nötig, denn er ſieht aus wie
er iſt: Ein Künſtlerkopf und feine Hände, fein — gar nicht grob
ge=
hauen, der ganze Menſch, und doch geſund, derb ſaftäig. Nickts
Geſtriegel=
tes, nichts Abſichtliches, halt ein Schwarzwälder, der mit ſeinen
Lands=
leuten ihve Sprache ſpricht in allem und allen und ſich ſelbſt in nichts
über ſie erhebt, aber über ſie hinausragt wie ein Leuchtturm über die
Inſel.
Möchte er denn auch leuchten und geſehen werden und ſeinen
Freun=
den, den Bildhauern, voranleuchten auf dem Wege zu einer geſunden
Schwanzwälder Volkskunſt! Möchte dieſer Weg, den Forvwängler mit
Erfolg geht, auch endlich gefunden werden in unſerem Heſſenlande!
Vielleicht könnte eine Ausſtellung von Werken des Schnitzerſepys
dieſen Weg bei uns bereiten helfen.
* Neue Juwelenmoden. Der Juwelenluxus herrſcht in der
Mode dieſes Jahres mehr denn je, und beſonders werden die
kleinen Armbanduhren zu ſolchem überreichen Schmuck
auser=
ſehen. Die Uhren ſind außerordentlich klein und flach, bieten
aber trotzdem noch Raum genug, um ſie mit einem Rahmnen von
kleinen Rubinen zu umgeben und die Initialen der Trägerin in
eingelegter Edelſteinarbeit anzubringen. Dieſe Uehrchen ſind
auf einem ſchwarzen Seidenband befeſtigt, das mit einer kurzen
Seidentroddel geziert iſt. Solche Troddeln ſind überhaupt ſehr
modern. Elegante Damen tragen an den Halsketten Troddeln,
die aus echten Perlen gemacht ſind und von einer kleinen, über
und über mit Diamanten bedeckten Kugel herabhängen. Die
Troddeln werden in verſchiedenen Edelſteinen hergeſtellt und an
allen Schmuckſachen angebracht. Ein neuartiger Anhänger iſt ein
ſehr kleines Medaillon aus Eifenbein oder Perlmutter, in deſſen
Mitte ſich die Initialen oder auch ein Paar ſich ſchnäbelnde
Vögelchen in Einlegearbeit von bunten Diamanten befinden.
Bisweilen ähnelt dieſes Ornament auch chineſiſchen Buchſtaben,
um das Geheimnisvolle zu erhöhen. Für viele dieſer im
klein=
ſten Format gehaltenen Schmuckſachen gilt Gold als ein zu
wenig koſtbarer Stoff, und man verwendet daher nur Platin.
Die Zigarettenetuis ſind ebenfalls in verhältnismäßig kleiner
Form gehalten und über und über mit Diamanien beſetzt. Den
Abſchluß einer eleganten Toilette bildet ein goldenes Täſchchen
en miniature, deſſen Maſchenwerk aufs feinſte gearbeitet iſt, und
das mit kleinen Franſen aus echten Perlen geſchmückt wird.
C.K. Der Silveſter=Flaſchenkrieg. Die amerikaniſche Polizei
hatte für eine eigerartige Abwechslung beim Silveſterfeſt geſorgt,
indem in allen amnerikaniſchen Städten Patrouillen abgeſchickt
waren, die in den Reſtaurants unter den Tiſchen und Stühlen
Umſchau halten mußten, ob da nicht irgendwelche verbotenen
Flaſchen verborgen wären. In den mehr als 1000 Lokalen von
Neu=York, die inſpiziert wurden, fanden 68 Verhaftungen ſtatt,
und man beſchlagnahmte 81 Gallonen Wein, 28 Gallonen Schnaps
und 15 Gallonen Bier. Dieſer Flaſchenkrieg, den die Behörden
mit ſo großer Hartnäckigkeit führten, verlief überall
verhältnis=
mäßig ruhig, da ſich die Gäſte gefallen ließen, daß die Tiſchdecken
aufgehoben und die Stühle weggerückt wurden. Nur in St. Louis
kam es zu einem richtigen Krieg, als in einem eleganten Hotel
einige der Viſitierten die geſuchten Flaſchen als Waffen
benutz=
ten und ſie den Poliziſten an die Köpfe warfen. Dazwiſchen
fielen einige Revolverſchüſſe, ſo daß die Wächter des Geſetzes
fluchtartig das Feld räumen mußten.
Seite 4.
Rummer 10.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 51. Jnnuax 1923.
hannes Roßmann zu milde beſtraſt würde. Es werden darum
umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Starkes
Auf=
gebot von Schutzleuten zerſtreut unten vor dem Gerichtsgebäude
die Menge. Die Verurteilten werden auf Umwegen ins
Ge=
füngnis gebracht.
St.
„Heag”=Kurioſa.
* Wir erhalten folgende Zuſchrift:
Geehrte Redaktion!
Sie tun arg Unrecht, wenn Sie die Darmſtädter Straßenbahn ſo
ver=
unglimpfen! Als alter Fahrgaſt muß ich ſie denn doch in Schutz nehmen;
in dieſer ſchweren Zeit müſſen wir uns der wenigen kulturtragenden
Elemente, die wir noch beſitzen, voll und ganz bewußt werden. Zwar
weiß ich über die neueren Verhältniſſe bei der Heag wenig Beſcheid, da
ich mit einem normalen bürgerlichen Einkommen ſchon lange nicht mehr
mitfahren kann, aber über die Wägelchen und Wagen, die unſere liebe
Vaterſtadt überall durchſtreichen, habe ich immer noch meine helle Freude.
Die Angaben, die der Herr Gewährsmann von ihnen macht, kann ich
alſo auch nicht nachprüfen, aber, verehrte Redaktion, ich meinerſeits kann
es voll und ganz begreifen, wenn einer bei den verrückten Verhältniſſen
die Ueberſicht über einen ſo großen Betrieb, den er über ſich hat, nicht
mehr ganz hat, durcheinander wird, und die Direktion ſo ein bißchen
verliert.
Nun die anderen Bemängelungen: Ein alter Spruch ſagt: „Das
Leben iſt recht ſchön, bloß ſehr teuer; man kann es auch billiger haben,
dann iſt es nicht mehr ſo ſchön.” Warum ſoll das nicht auch vom
Tram=
bahnfahren gelten? Wer es ſich in den Kopf ſetzt, billiger zum
Haupt=
bahnhof zu fahren, der muß eben umſteigen und einen weiteren Weg mit
in Kauf nehmen. Und dann, einmal grad heraus, verehrte Redaktion,
wenn Sie Glück haben, brauchen Sie auf dem billigeren Weg nur 10
Minuten mehr, dafür ſparen Sie 10 Mark. Wer von Euch Schriftleiters
aber berechnet denn heutzutage ſeine Minute nur mit einer einzigen
Mark?
Daß die Trambahn aber nicht an der Landwirtſchaftlichen
Verſuchs=
ſtation hält, das iſt vielleicht nicht ganz richtig, ſie hält aber ſonſt wirklich
oft genug, denken Sie nur einmal, wenn Sie mit der blauen Linie — die
modernen Bezeichnungen mit den Nummern wollen mir nicht
einleuch=
ten, ſo viele Linien haben wir ja gar nicht, als es Nummern gibt! —
alſo, wenn Sie mit der blauen Linie durch Beſſungen fahren oder mit
der grünen nach der Taunusſtraße, da können Sie doch an jeder Ecke nach
Herzensluſt ein= und ausſteigen. Und nach dem Vahnhof ſind Sie
ſo=
wieſo meiſt eilig. Ueberhaupt: Sie ſollten mit der Heag nicht ſo ſchauf
ins Zeug gehen. Wenn es auch heute nicht mehr ſo geordnet zugeht wie
früher, als es nur drei Linien gab, und alle 6 Wagen vom Schloß erſt
abfahren durften, wenn der letzte Umſteigende ordentlich ſaß, ſo hat die
Heag doch ſo viele Verdienſte um unſere Vaterſtadt, daß wir wirklich nicht
kleinlich ſein dürfen. Denken Sie nur an die Einrichtung der ſchönen
Elektriſchen nach Eberſtadt. Daß die anderen Dampfbahnen geſtorben
ſind, ehe ſie elektriſch wurden, iſt ja ſchlimm; aber die Heag hat’s gut
ge=
meint, und allein auf den guten Willen kommt’s an. Denken Sie auch
an die angefangene Linie nach dem Riegerplatz, an die Linie durch
Eber=
ſtadt durch, von der doch die Schienen noch liegen, an die angefangene
Linie nach dem Waldfriedhof, die vielleicht doch noch einmal fertig wird —
nein, wo ſo viel guter Wille iſt, dürfen wir nicht den ſtrengen Richter
markieren.
Und was Sie über die Fahrgäſte ſchreiben, das habe ich Ihnen direlt
krumm genommen. Meinen Sie denn, das mit dem Stehenbleiben im
Gang wäre nicht immer ſo geweſen? Und haben Sie je gehört, daß
je=
mand in all den Jahren umgekommen wäre? Meinen Sie, Sie könnten
uns ehemaligen Fahrgäſten was am Zeuge flicken? Daß die Fahrgäſte
auf der hinteren Plattform ſolchen, die hinterher laufen, nicht behilflich
ſind, iſt ja nicht ſchön. Aber, ich war ſchon bei Einführung der
Elektri=
ſchen vor zig Jahren der Anſicht, der Wagenführer muß mit ſeiner
Kur=
bel auf die hintere Plattform, daß er dieſe Aermſten beſſer ſehen kann.
Und ich meine, auch heute noch tät es ganz gut in den Stil unſerer
Tram=
bahn paſſen, wenn der Führer hinten wäre.
Ein Darmſtädter.
*8 Kreisausſchuß. Geſuch des Val. Betz aus Pfungſtadt um
Er=
laubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft im Hauſe Waldſtraße 33.
Erſchienen der Geſuchſteller und Bürgermeiſter Schwinn, für das
Kreis=
amt Aſſeſſor Gutermuth. Bürgermeiſter und Gemeinderat verneinen das
Bedürfnis wegen der Wohnungsnot, auch weil der Beſitzer in den letzten
Jahren öfter gewechſelt habe. Die Frau Betz iſt Eigentümerin des
Hau=
ſes Waldſtraße 33. Im Hauſe wird auch ein Kino betrieben, das nach
Anſicht des Val. Betz nur mit dem Wirtſchaftsbetrieb zuſammen rentabel
erſcheine. In ſachlicher und perſönlicher Beziehung iſt wegen eines
Wirtſchaftsbetriebes nichts zu beanſtanden. Die Wirtſchaft („Zum
Schwa=
nen”) beſteht ſchon ſeit 1862. In Pfungſtadt ſind ſeit 1914 20
Wirtſchaf=
ten eingegangen. Der Kinobetrieb wurde ſchon von Chriſtoph Vetter,
einem früheren Beſitzer, eingerichtet. Betz hat inzwiſchen der Gemeinde
eine Wohnung zur Verfügung geſtellt. Der ſeitherige Tanzſaal wird
für den Kinobetrieb benutzt. Wenn die Wirtſchaftsräume geſchloſſen
wür=
den, würde noch eine weitere Wohnung eingerichtet werden können. In
Pfungſtadt beſtehen zwei Kinos, das von Betz betriebene mit eingerechnet.
Das Kreisamt verneint im Einklang mit der Gemeinde wegen der
Woh=
nungsnot die Bedürfnisfrage. Zurzeit beſtehen in Pfungſtadt noch 26
Wirtſchaften. Der Kreisausſchuß beſchließt, Augenſchein an Ort und
Stelle vorzunehmen, Termin hierzu wird noch beſtimmt.
— „Im Winter auf den Großglockner”. Am Samstag, 13. Januar,
nachmittags um 4 und 5.30 Uhr, kommt im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landesthcaters der Berg= und Winterſportfilm „Im Winter auf
den Großglockner” zur Vorführung. Aus dem maleriſchen
Berg=
neſt Heiligenblut mit ſeinen verräucherden Holzhäuſern, ſeinem alten
Friedhof, brechen drei Freunde an einem ſchönen Märztag zur
Glockner=
beſteigung auf. In mächtigen Kehren zieht die Straße hoch, von Weitem
leucſtet die Spitze des Großglockners hernieder. Die Skier werden
an=
gelegt und bald umfängt die drei deu ganze Zauber des verſchneiten
Wintermärchenwaldes. Auch der Wald verſinkt und über ausgedehnte
lawinengefährliche Hänge geht der eigentliche Weg ins einſame Reich
von Schnee und Eis. Am Glocknerhaus der geſvaltige Abſturz der über
9 Kiloweter langen Paſterze. Das Seil wird angelegt und über die
Steilflanken des Gletſchers zur Oberwalderhütte (2965 Meter), inmitten
einer einzigartigen Felswelt vorgedrungen. Am anderen Tage wird
trotz des Schlechtwettereinbruchs ein Verſuch unternommen, zur
Adlers=
ruhe vorzudringen. Eo wird aber glatt abgeſchlagen. Dabei lernen
wir das Hochgebirge von einer anderen Seite, in ſeiner ganzen
Ge=
haltigkeit, kennen. Da wogt der Kampf und das Toben der entfeſſelten
Elewente, der Sturm wirbelt den Schneeſtaub über den Gletſcher, die
Wolken jagen über die Kämme, der einbrechende Nebel ſiegt im Kampf
gegen die Sonne. Man kehrt zur Hütte zurück, aber als gegen Abend
das Wetter aufklart, wird ein Bummel in den nahen Gletſcherbruch
unternommen: Pickel und Steigeiſen erzwingen den Weg über
ſchim=
werndes Eis. Am anderen Morgen wird über den 1000 Meter hohen
Eisbruch des Hofmanngletſchers — zu Fuß, da aller Schnee vonr Sturm
fortgeblaſen iſt —, die Adlersruhe, die höchſte deutſche Schutzhiitte (3480
Meter) erreicht. Zum Vorgitfel zieht ein ſteiler, faſt blanker Eishang
200 Meter empor, der mühevolle Stufenarbeit erfordert. Dann wird
der ſtark überwächtete Grat betreten. Ein ſteiler Abbruch in die
Scharte, eine ſchmale Firnſchneide in dieſer und der jäh aufſchießende
Gipfelfelsgrat müſſen noch bezwungen werden, dann iſt das Gipfelkreuz
erreicht. Frei ſchiveift der Blick in unevmeßliche Fernen, über ſtolze
Gipfel, in dämmernde Täler. Der Abſtieg führt zur Oberwalderhiitte
zurück, und ein herrlicher Sonnenuntergang verklärt ein letztesmal edel
geformte Borggeſtalten. Am anderen Morgen kommen endlich die Skier
zu ihrem Recht: die Abfahrt beginnt.
— Sylveſter Schäffer tritt vor ſeiner Auslandstour in die Schweiz,
Italien, Spanien. Mexiko am Samstag und Sonntag zum letzten Male
im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters auf. Seinem Auftreten
voran geht die Vorführung des Films. „Im Winter auf den
Großglockner”. Beginn der Veranſtaltungen am Samstag abend
um 7.30 Uhr, am Sonntag nachmittag um 3.30 Uhr und abends um
7.30 Uhr.
— Trio=Vereinigung. Die Herren Kapellmeiſter Joſ. Roſenſtock,
Konzertmeiſter Otto Drumm und Hugo Andreae haben ſich zu einer Trio=
Vereinigung zuſammengeſchloſſen und werden noch im Laufe dieſer
Saiſon einige Trio=Abende veranſtalten. Der erſte Abend findet in
dieſem Monat ſtatt.
— Sprachverein. Fräulein Behaghels Vortrag von
Liebes=
liedevn alter und neuer Zeit, der am Diemstag im dicht beſetzten Saal
des Realgymnaſiums ſtattfand, hat dem Gefühlsreichtum und Wohlklang
unſeres Sprache trefflich zum Ausdruck verholfen. Einer unendlichen Zahl
kleiner Gedichte über eine Stunde lang lauſchen ſollen, ohne
einfüh=
rende Angaben die neue Sachlage jedesmal ſchnell begreifen und einer
völlig geänderten Gemütsſtimmung Raum gewähren, das iſt für den
Hörer wahrlich beine geringe Zumutung; aber die Sprechkünſtlerin
durfte ſich danüber freuen, daß vom erſten kriſtallklaven Minneliedchen
bis zum rätfelhaften Dada=Geſtammel die Aufmerkſamkeit rege blieb.
Profeſſor Dr. Bergmann wies, als Obmann der Ortsgruppe, der
Daubietung ihre Stelle in der Tätigkeit des Sprachvereins an: jeder
Deutſche muß einfehen, welches koſtbare Gut er an ſeiner Sprache hat.
Wie man ſich vor mehr denn 100 Jahren inbrünſtig an ſie klammerte,
als das durch Napoleon zerriſſene deutſche Volk außer ihr kein
Ein=
heitsband mehr hatte, ſo gilt in unſrer täglich wachſenden Bedränguis
Jakob Grimms Mahnung, mit der die Vorrede des Wörterbuches
ſchließt: Lernet und heiliget ſie und haltet an ihr; in ihr hängt eure
Volkskraft und Dauer!
— Obenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Nichtiges
Odenwaldklub=
wetter herrſchte bei der zehnten Wanderung am vergangenen Sonntag.
Sogar die Sonne ließ es ſich nicht nehmen, die Wanderſchar zeitweiſe
mit einem verſchämten „ſonnigen” Lächeln zu begrüßen. So ging es
frohgemut, unter Führung der Herren Hörr und Dr. Maurer, auf
ſchönen Pfaden dem Endziele Emſthofen zu. Hier boten Küche und
Keller des Mitgliedes Maul Vorzügliches, ſo daß nach der Atzung ſich
ein wohliges Behagen auf allen Geſichtern abſpiegelte. Herr Beig.
Daub gab in ſeiner Begrüßungsanſprache zugleich einen Rückblick
über das abgelaufene und einen Ausblick auf das meue Jahr. Seine
kermigen Worte klangen aus in einem begeiſtert aufgenommenen Friſch
auf! auf unſer ſchwergeprüiftes deutſches Vaterland. Hierauf verlieh
Her= Dr. Köſer in der ihm eigenen humorvollen Art dem Danke der
Wanderer an die beiden Führer Ausdruck. Der Rückmarſch erfolgte
dann über den Breitenſtein. Alles in allem war die erſte Wanderung
im neuen Jahre ein vielverſprechender Anfang für die kommenden
Wanderfahrten. Friſch auf! — Es wird nochmals auf die
Familien=
feier am kommenden Sonntag hingewieſen. (S. Veröffentlichumg.)
— Verloſung der Blindenausſtellung. Die Ziehungsliſte zu obiger
Verloſung iſt nunmehr erſchienen und kann im Laden der
Blinden=
werkſtätte, Karlſtraße 21, eingeſehen werden, woſelbſt auch die Gowuinne
in Empfang genomwen werden können,
Großer Silberdiebſtahl. In der Nacht von Montag auf
Dienstag (8./9. Ifd. Mts.) wurde in die Parterrewohnung des
Hauſes, Landwehrſtraße 14 dahier eingebrochen und
Silber=
ſachen (Löffel, Meſſer, Gabeln uſw.), die zum Teil E. B. A. oder
E. A. gezeichnet ſind, entwendet. Der Wert der geſtohlenen
Gegenſtände ſoll etwa 2 Millionen Mark betragen. Ein
Haus=
bewohner, der gegen 12 Uhr nachts heimkehrte, fand die
Haus=
tür unverſchloſſen vor. Auf der dunklen Treppe bemerkte er
eine Mannsperſon, die, als ſie angerufen wurde, unter
Zurück=
laſſung ihres Hutes (braun mit etwas hellerem Band) durch ein
Fenſter nach dem Garten flüchtig ging. Für die
Wiederbeſchaf=
fung der entwendeten Gegenſtände und die Ergreifung des
Täters iſt eine Belohnung von 50 000 Mark ausgeſetzt.
Sachdienliche Mitteilungen nimmt die Kriminalabteilung
ent=
gegen.
Die Behanblung der Zugtiere im Winter. An alle Beſitzer von
Zugtieren und Leiter von Fuhrwerken wird die dringende
Mah=
nung gerichtet, bei Kälte und Straßenglätte ernſtlich darauf bedacht
zu ſein, daß die Zugtiere vor den nachteiligen Einflüſſen der Witterung
nach Möglichkeit geſchützt werden, daß namentlich: 1. die Zugtiere
nie=
mals länger als unbedingt erforderlich und niemals unbedeckt im Freien
ſtehen gelaſſen werden; 2. das Zaumzeug im Stall aufbewahrt oder
andemfalls vor dem Anlegen das Gebiß erwärmt wird, und 3. die wenn auch Jakob R.s Nachgaben, foweit ſie in letzteren Stütze finden oder
Hufeiſen der Pferde zum Schutze gegen das Ausgleiten gehörig ge= ſonſt Glauben verdienen, eine gewiſſe Rolle ſpielen. Die mehrſtündigen
ſchärft oden mit Stollen verſehen ſind.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenben Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Der Durſchnationale Handlungsgehilfen=
Verband, Ortsgruppe Darmſtadt, hält heute abend ſeine
Jahres=
verſammlung ab. (Näheres ſ. Anzeige.)
— Der National=Stenographenverein beginnt am
Freitag, den 12. ds. Mts., abends, im Feierabend, Stiftſtraße 51, einen
neuen Anfängerkurſus. (S. Anzeige.)
— Die öffentlichen Heizverſuche mit Braunkohlen, unter
Benützung von Dr. Schneiders Spezialroſt, finden nächſten Samstag von
½4—5 Uhr in der Schulküche, Rundeturmſtraße 11, ſtatt.
Naturwiſſenſchaftlicher Verein zu Darmſtadt.
317. Sitzung am 9. Januar 1923.
* Der Vorſitzende Profeſſor Dr. Liſt, erſtattete den
Jahres=
bericht. Es fanden 5 Sitzungen ſtatt, die von durchſchnittlich 130
Per=
ſonen beſucht waren. Die Zahl der Mitglieder betrug am 1. Januar
1923: 348. Ausgetreten, bzw. verſtorben, waren 18, und eingetreten
31 Mitglieder. Der Rechner des Vereins, Bergrat Köbrich,
er=
ſtattete Bericht über die Jahresrechnung. Dieſe ſchließt in den
Ein=
nahmen mit 1945,46 Mark, in den Ausgaben mit 2981,63 Mark ab. Das
Vermögen des Vereins ſetzt ſich zuſammen aus Sparkaſſenguthaben,
Kricgsanleihen und barem Kaſſevorrat und beläuft ſich insgeſamt auf
57003 Mark. Die Rechnung wurde geprüft und richtig befunden von
den Heren Dr. Schwan und Dr. Heil. Auf Vorſchlag von Dr. Spiegel
wurde der ſeitherige Vorſtand einſtimmig wiedergewählt. Sodann
ſprach Kuſtos Dr. Schwan über „Den Geruchfinn der Biene
und die biologiſchen Vorgänge beim Aufſuchen der
Honigquellen”.
Die Blütenöiologie lehrt uns eine Unzahl oft Kunderbarer
An=
paſſungen der Pflanzen an ihre tieriſchen Beſucher kennen, darunter
auch den Blütenduft. Während bei vielen Inſekten eine erſtaunliche
Geruchsempfindlichkeit feſtgeſtellt werden konnte, zeigten ſyſtematiſche
Unterſuchungen des Geruchſinnes unſerer Honigbiene, daß ſie
wohl Blütendüfte wahrnimmt, ſich vor allem auch beim
Blumen=
beſuch durch ſie leiten läßt, daß aber ihre Geruchſchärfe und
=unterſcheidungsvermögen „nur” ungefähr von derſelben
Empfindlichkeit iſt, als die des menſchlichen Geruchsorgans.
R. v. Friſch, dem wir auch hierüber intereſſante Unterſuchungen
verdanken, ſtellte dies durch eine Dreſſurmethode feſt.
Die Bienen wurden daran gewöhnt, in einem würfelförmigen
Käſt=
chen Zuckerwaſſer zu ſammeln. Durch Markieren überzeugte ſich
Friſch, daß im großen und ganzen immer dieſelben Bienen zu dem
Dreſſurkäſtchen geflogen kamen. Nun wurde in das Käſtchen, von außen
unſichtbar, ein kleines Bänkchen geſtellt und mit einigen Tropfen des
zu unterſuchenden Duſtſtoffes beſchickt, z. B. Jasminblütenöl.
Neben dieſes Dreſſurkäſtchen wurden noch drei weitere, leere und
duft=
loſe, aufgeſtellt, deren Platz öfters gewechſelt werden mußte, damit die
Bienen ſich nicht einfach mittels ihres vorzüglichen Ortsgedächtniſſes
orientierten. Auf dieſe Weiſe wurden ſie gezwungen, dieſe vier
Käſt=
chen nach dem Duft abzuſuchen, der ihnen Futter bedeutete. Nach
mehrſtündiger Dreſſur in dieſer Weiſe wurden ihnen bei dem
eigent=
lichen Verſuch vier neue Käſtchen hingeſetzt, die ſämtlich ohne
Futter waren und von denen auch wieder eines mit Jasminduft
ver=
ſehen war. Dann wurden von einem gewiſſen Zeitpunkt ab ſämtliche
Bienen gezählt, die durch das kleine Flugloch in die Käſtchen ſchlüpften,
und die Zahlen von Minute zu Minute notiert. Haben die Bienen
gelernt, ſich beim Aufſuchen des Zuckerwaſſers durch den Jasminduft
leiten zu laſſen, ſo werden ſie auch im leeren, duftenden Käſtchen nach
dem Zuckerwaſſer ſuchen. Dies war tatſächlich in deutlichſter Weiſe
der Fall: in 5 Minuten waren in dem Duftkäſtchen 123
Bie=
nen, dagegen in der gleichen Zeit in allen drei übrigen, duftloſen
Käſtchen, zuſammen nur 4 Bienen.
Dieſer Verſuch wurde nun in der maunigfachſten Weiſe
vari=
iert, und die Bienen immer neuen Prüfungen ausgeſetzt. Sie
muß=
ten den Dreſſurduft unter 46 anderen Düften herausfinden, aus
Duft=
gemiſchen (in einem Käſtchen) oder in ſtarker Verdünnung
heraus=
riechen uſv. Durch beſondere Verſuchsanordnungen wurden ferner
Duft und Farbe in Konkurrenz geſetzt; hierbei zeigte ſich, daß die
Bienen die Farbe ſchon aus einigen Metern erkannten und ſich danach
allein orientierten, während ſie den Duft erſt aus direkter Nähe des
Käſtchens (1 Zentimeter) wahrnahmen; ſie ſchienen aber dem Duft mehr
zu vertrauen als der Farbe, denn die meiſten Bienen wandten ſich in
dieſem Verſuch von dem Käſtchen ab, bei dem ſie den Dreſſurduft
ver=
mißten, und ſuchten nach ihm; in das betreffende Käſtchen ſchlüpften
ſie auch meiſtens, obwohl es nicht die Dreſſurfarbe hatte.
Die zahlreichen anderen Verſuche, beſonders die pſyckologiſch
inter=
eſſanten, mit künſtlichen, nicht blumenartigen Gerüchen, können hier im
Nahmen eines kurzen Autoreferates keine Erwähnung finden.
Nach all dieſen grundlegenden Verſuchen über den Geruchſinn und
nach den letztes Jahr beſchriebenen über den Farben= und Formenſinn
und die „Sprache” der Bienen wurde ein Bild entworfen, in welcher Anlage= und Betriebstapital 2,80 Maxk auf je 100 Mark Steuerkapital.
Weiſe das Auffinden und Sammeln der Blütenpro= Nachdem die örtlichen Intereſſendereinigungen (Hausbeſitzer= und
dukte, Nektar und Pollen, durch die Bienen eines Stockes vor ſich
geht, gewiſſermaßen organiſiert iſt: Eine ſogen. Suchbiene fliegt in
unſtetem, ſuchendem Fluge z. B. über eine blumenreiche Wieſe dicht
über dem Graſe und wird durch einen Blüteduft angelockt
die betreffende Blume auf Nahrung zu unterſuchen. Möglicherweiſe
geſchieht dieſes Auffinden auch mehr zufällig oder bei beſonders ſtarken
Düften (Lindenallee) auch auf größere Entfernung. Die Suchbiene
nimmt das Futter auf und wird bei reichlichem Vorhandenſein von Harniſchfeger um Erhöhung der Fuhrlöhne für Gemeindefuhren wird
Pollen oder Nektar zur Sammelbiene.
Im Stock angekommen, alarmiert ſie ihre Mitſchweſtern, ihr
zu helfen, indem ſie durch ſogen. Werbetänze dieſen das
Vor=
handenſein einer neuen, reichen Trachtquelle mitteilt. Gleichzeitig
übermittelt ſie ihnen den Duft der betreffenden Pflanzeuart,
nach dem nun die neuen Bienen ſuchen, unter Umſtänden in weitem
Umkreiſe des Stockes. Erleichtert wird ihnen das Auffinden der
neuen Futterquelle noch dadurch, daß die Bienen, die bereits an dieſer
Quelle verkehren, eine ſtark, düftende Hauttaſche am Rücken
ausſtülben und mit dieſem charakteriſtiſchen Duft die Umgebung des
Futterplatzes ſchwängern. Ein beſonderer Flugton, vie vielfach
ange=
nommen wird, ſpielt dagegen keine Rolle.
Die Bienen beuten Tage und Wochen hindurch dieſelbe
Pflanzen=
art aus (Blumenſtetigkeit) und ſuchen bzw. merken ſich dieſe
nach Farben und Form der Blüten (auf weitere Eutfernung) und nach geſetzt. Eiue Reihe von Vorlagen der Verwaltung und Geſuchen wird
ihrem Duft (nghe Entfernung).
Die intereſſante Tatſache, daß die Zahl der Bienen, die eine
Futterquelle ausbeuten, zu deren Ergiebigkeit meiſt in einem
angemeſſenen Verhältnis ſteht, kommt durch Zweierlei zuſtande:
Einmal tanzen die Sammler nur ſo lange, als Futter im Ueberfluß
vorhanden iſt, andernfalls ſammeln ſie wohl noch, tanzen aber nicht
mehr; ſodann ſcheinen Bienen, die an eine zurzeit ausgebeutete
Nah=
rungsquelle ſuchend herankommen, nur dann auch ihrerſeits zu
ſam=
meln, wenn ſie dieſe nicht übermäßig ſtark von anderen Bienen beſucht
ſehen (oder „fühlen”).
Der Raubmord in Gadernheim
vor den Geſchworenen.
n. Geſtern wurde die Verhandlung nach dem tags zuvor erreichten
Schluß der umfangreichen Beweisaufnahme mit dem Plädoyer zu den an
die Geſchworenen gerichteten Schuldfragen fortgeſetzt. Dieſe entſprachen
in ihrer Faſſung dem Eröffnungsbeſchluß und der Anklage wegen
Mor=
des in Tateinheit mit ſchwerem Naub für Jakob Noßmann ſowie
An=
ſtiftung dazu durch Johannes Noßmann, auch war durch das Gericht ſelbſt
von Amtswegen die Eventualfrage wegen Beihilfe des letzteren
Angeklag=
ten geſtellt. Aus der Beweisaufnahme ſei noch nachgetragen, daß die
gut=
ächtlich gehörten ärztlichen Sachverſtändigen den jugendlichen Jakob R.
auf Grund epileptiſcher Veranlagung als gemindert zurechnungsfähig,
aber inſoweit verantwortlich erklärten, und bezüglich des älteren R. kein
Anlaß zu pſychiatriſcher Begutachtung vorlag. Eine Epiſode des
vor=
geſtrigen Verhandlungstags erſcheint gleichfalls bemerkenswert, ohne das
bisher gewonnene Bild weſentlich zu beeinfluſſen. Jakob R. war
wäh=
rend jenes Morgens ſichtlich weniger feſt als bisher und dürfte außer
den ſonſtigen Momenten unter dem Eindruck eines Briefs ſeiner
erkrank=
ten Mutter geweſen ſein. Gerade die Liebe zu ihr iſt der einzige
erkenn=
bare Zug im Weſen dieſes Verbrechers. Er hängt, worauf Verſchiedenes
hindeutet, mit großer Zuneigung an ihr, und darin dürfte der Schlüſſel
zu ſeinem Verhalten gegenüber dem Mitangeklagten zu finden ſein. Der
Brief der ſelbſt am Erſcheinen Verhinderten hatte ihn eindringlich zur
vollen Wahrheit ermahnt und wohl den Zwieſpalt in ſeiner Seele
ver=
ſtärkt. Während der Sitzungspauſe vertraute er ſich zuerſt unter vier
Augen dem in der Vorbereitung und Erhebung der Anklage tätig
ge=
weſenen Staatsanwalt Gros an und nachher wiederholte er in der
Ver=
handlung das ſo Bekannte. Er kam auf die Anſtiftung durch den
Bru=
der abermals zurück, jedoch mit der Abſchwächung, ſie habe nur der
ge=
waltſamen Wegnahme des Geldes, keineswegs dem von ihm aus eigenem
Entſchluß verübten Mord gegolten. Die Schonungsabſicht iſt auch hierin
deutlich, und Jakob R. hatte vorher geäußert, die arme Mutter werde
die Verurteilung des Johanes zum Tode nicht überleben. Der neuen
Wendung wurde gerichtsſeitig kein größeres Gewicht beigelegt, müſſen
doch, von dem Geſtändnis abgeſehen, die Indizien den Ausſchlag bringen,
Neden des Oberſtaatsanwalts Wünzer und der Verteidiger Langenbach
und Dingeldey wurden der beiderſeitigen Aufgabe in einer alle
Geſichts=
punkte erſchöpfenden trefflichen Weiſe gerecht. Der Vertreter der
An=
klage beantragte das volle Schuldig für beide Brüder und erörterte die
zwingende Beweiskraft der Feſtſtellungen. Einleitend hatte er die
Zeit=
verhältniſſe mit ihrer weitverbreiteten Entſittlichung nebſt Untergrabung
des Rechtsbodens geſtreift und erwähnt, wie dieſe moraliſche Seuche nicht
bloß die Städte berühre, ſondern auch ihr Gift auf das Land trage. Hätte
doch der Odenwald in den letzten Jahren den räuberiſchen Ueberfall eines
Rimbacher Anweſens mit dem Tode des Landwirts Helferich, ferner den
am eigenen Vater verübten Raubmord Gramlich=Weiher, den Raubmord
in der Mühle bei Seeheim und den am Frankenſtein verübten Luſtmord
geſehen. Demgegenüber erwachſe die ſtaatliche Pflicht durchgreifender,
energiſcher Sühne im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit. Die
Vertei=
diger ſtellten nach Lage des ganzen Falls ihre Ausführungen darauf ab,
Zweifel hinſichtlich der Schlüſſigkeit des Schuld= und
Verantwortlich=
keitsbeweiſes geltend zu machen. Der Anwalt Jakob R.s verwertete dazu
jene Veranlagung des noch haltloſen jugendlichen Angeklagten, die zum
mindeſten deſſen „Ueberlegung” zweifelhaft erſcheinen laſſe, ſodaß nicht
Mord, ſondern nur Totſchlag in Betracht komme. Für Johannes R.
wurde der Schuldbeweis, ebenſo als unzureichend mit dem Bemerken
be=
zeichnet, es könne höchſtens Beihilfe zu Jakob R.s Tat angenommen
wer=
den, die dieſer aus ſelbſtändigem Entſchluß begangen habe.
Das Urteil.
In der um 5 Uhr nachmittags beendigten Verhandlung
er=
kannten die Geſchworenen den Angeklagten Jakob Roßmann des
Mordes nebſt ſchſverem Raub, den Angeklagten Johannes
Roß=
mann der Beihilfe hierzu ſchuldig, und es wurden beide zu
der hier möglichen Höchſtſtrafe, erſterer zu 15 Jahren=
Gefängnis, abzüglich 5 Monate Unterſuchungshaft, letzterer
zu 15 Jahren Zuchthaus (ohne jede Anrechnung von
Unterſuchungshaft) und 10jährigem Ehrverluft verurteilt. Jakob
Roßmann und ſein Vater als geſetzlicher Vertreter beider
minder=
jährigen Söhne nahmen die Strafe ſofort an, während Johannes
Roßmann ſich vorerſt nicht erklärte, ſpäter jedoch durch ſeinen
Verteidiger die Strafe ebenfalls anerkannte. Die Roheit und
Gemeingefährlichkeit der Täter ſowie der hohe Grad der
Bei=
hilfe kamen bei dem Urteil verſchärfend in Betracht.
— Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei.
Kommenden Samsrag, den 13. d3. Mts., nachmittags 4 Uhr, findet die
Zuſammenkunft der Frauen der D.V.P. im Nummelbräu ſtatt. Gebäck
mitbringen. Zahlreicher Beſuch von Mitgliedern und Freunden erbeten.
Geſangsvorträge.
II. Eberſtadt, 16. Jan. Gemeinderatsſitzung. Die erſte
Sitzung im neuen Jahre und in der neuen Zuſammenfetzung eröffnete
der Bürgermeiſter mit einer Anſprache, in deren Verlauf er die
Ein=
führung und Verpflichtung der neuen Gemeinderatsmitglieder durch
Handſchlag vornahm. Die Gemeinderatsſitzungen ſollen, wie ſeither,
an Donnerstagen ſtattfinden und jeweils um 7 Uhr beginnen. Die
Bildung der einzelnen Ausſchüſſe ergibt folgendes Bild:
Finanz=
ausſchuß: Kalbfuß, Simon, Heißt, Böhme, Meidinger, Knodt,
Gärtner; Bauausſchuß: Simon, Werner, Dächert Claus,
Kalt=
waſſer, Meidinger, Gärtner; Feld= und Waldausſchuß:
Mahr, Harniſchfeger, Werner, Pritſch, Krug, Kaltwaſſer, Hindermeyer;
Wohlfahrtsausſchuß: „Mahr, Dächert, Ktaab, Gebhardt,
Claus. Pritſch, Knodt; „Wohnungskommiſſion: Dächert,
Heißt, Hindermeyer, Krug, Gemeindebauinſpektor Hedderich (der
Hausbeſitzer= und Mieterſchutzverein ſollen hierzu für je zwei weitere
Mitglieder Vorſchlagsrecht haben); Erwerbsloſenausſchuß:
Rieſterer, Dächert, Bickelhaupt, Claus, Kaltwaſſer, Daum;
Orts=
ausſchuß für Leibesübungen: Raab. Simon,
Hinder=
metzer, Knodt. Zum Gemeindekontrolleur wurde Gemeinderat
Harniſch=
feger wiedergewählt. Die Lohnregelung der Holzhauer bzw. deren
ablehnende Stellung zum Manteltarif gibt Anlaß zur längeren
De=
batte. Die Forderungen der Holzhauer gehen auf eine beſondere
ört=
liche Regelung, deren Sätze über die Sätze des Manteltarifs, dem der
Gemeinderat zugeſtimmt hatte, weit hinaus, und da hierzu der
Gemeinhe=
rat ſich in wiederholten Verhandlungen nicht herbeilaſſen konnte, traten.
die Holzhauer am 2. Januar in Streik. Ein Antrag der
Links=
parteien, ungeachtet des Manteltarifs in Verhandlungen mit den
Holz=
hauern einzutreten, um eine außertarifliche Einigung zu erzielen und
den Streik beizulegen wird mit 10 gegen 6 Stimmen angenommen.
Von der Erhöhung des Tarifs der elektriſchen Straßenbahn nimmt
der Gemeinderat Kenntnis. Die Ausſchlagſätze für die Gemeindeſteuer
1922 werden wie folgt feſtgeſetzt: Für land= und forſtwirtſchaftlich
genutzte Grundſtücke 3,60 Mark, für bebaute Grundſtücke 8 Mark, für
Mieterſchutzverein) eine Einigung nicht erzielen konnten, ſetzte die
Ge=
meindebehörde die Hundertſätze gemäß dem Reichsmietengeſetz vom
1. Januar 1923 auf 1700 Prozent feſt. Dem Geſuch des Georg Haller
um Erhöhung ſeiner Vergütung für das Reinigen der
Straßenſink=
kaſten wird entſprochen und auf 12000 Mark jährlich erhöht. Der
Stundenlohn der Notſtandsarbeiter wird rückwirkend ab 15. Dezember
auf 120 Mark feſtgeſetzt. Einem Geſuch des Johann Haller und
inſofern eutſprochen, als der Stundenlohn auf 500 Mark, feſtgeſetzt
wird. Das Geſuch des Wilhelm Harniſchfeger um Erhöhung der
Ver=
gütung für das Fahren des Leichenwagens wird genehmigt, und vom
1. Oktober 1922 ab auf 750 Mark und vom 1. Januar 1923 ab auf
1000 Mark pro Fuhre erhöht. Die Plakatanſchlagsgebühren werden
auf 100 Mark pro Anſchlag erhöht. Dem Obſt= und Gartenbauverein
wird ein Zuſchuß von 1500 Mark zu den Koſten ſeiner veranſtalteten
Ausſtellung bewilligt. Die Zinsgarantie der Turn= und Sportvereine
zu den ſeinerzeitigen, von der Gemeinde zur Herſtellung des
Sport=
hlatzes im Walde aufgewendeten Kapitalien wird ab 1. Januar 1933
aufgehoben. Die Vergütung für das Straßenreinigen wird ab 1.
Ja=
nuar 1923 auf 6000 Mark. für das Schlammabfahren auf 3000 Mart
jährlich erhöht. Der Einkauf als Ortsbürger ſoll fortan mit 100000
Mark bezahlt werden; das Feuereimergeld wird auf 1000 Mark
feſt=
zur Beratung den Ausſchüſſen überwieſen.
Rummer 10.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 11. Januar 1923.
Seite 5.
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H. Ober=Ramſtadt, 9. Jan. Gemeinderatsſitzung. Die auf
Weiſung des Kreisamts auf heute anberaumte Gemeinderatsſitzung war
als nichtöffentliche Sitzung vorgeſehen. Zur Geſchäftsordnung wurde der
Antrag geſtellt, die heutige Sitzung öffentlich abzuhalten. Dem Antrag
wurde bei mündlicher Abſtimmung des Gemeinderats entſprochen und die
Oeffentlichkeit zugelaſſen. Der Vertreter des Kreisamts Darmſtadt, Herr
Regierungsrat Schäfer, der als erſten Punkt der Tagesordnung die
Frage der endgültigen Bildung der Wohnungskommiſſion und Feſtlegung
des Geſchäftsbereiches derſelben behandelte, verbreitete ſich eingehend über
die derzeitigen hauptſächlichſten Beſtimmungen der
Wohnungsgeſetz=
gebung, insbſondere über die Verordnung des Heſſ.
Wirtſchaftsmini=
ſteriums vom 1. Februar 1921. Er erläuterte hierbei beſonders die
An=
wendung der betreffenden Vorſchriften und deren Tragweite. Den
Aus=
führungen ſchloß ſich eine Ausſprache des Gemeinderats an, in deren
tveiterem Verlauf die Wohnungskommiſſion, endgültig aus den
nachbe=
nannten Heuren gebildet wurde: Beig. Hofmann, als Vorſitzender,
Ge=
meinderäte Ackermann, Friedrich, Kleppinger und Württenberger, Georg
Dittmann und Adam Herth als Vertreter des Mieter= und Phil.
Bur=
ger III. und Friedr. Rodenhäuſer III. als Vertreter des
Hausbeſitzer=
vereins, als Beiſitzer. Der Gemeinderat übertrug dieſer neugewählten
Kommiſſion die Ausführung ſämtlicher Wohnungsangelegenheiten ohne
Mitberatung des Geſamtgemeinderats. Die Genehmigung dieſes
Be=
ſchluſſes durch das Kreisamt wird beantragt. Zur Erledigung des
zwei=
ten Punktes der Tagesordnung: Beſchaffung von Wohnungen für die
Lehrer Weber und Röſch, findet hierauf eine Sitzung der
Wohnungs=
kommiſſion im Beiſein des Herrn Reg.=Rat Schäfer im
Bürgermeiſterei=
bureau abgetrennt ſtatt, ſodaß ſich zu dieſem Zweck Beig. Hofmann und
die zur Wohnungskommiſſion gewählten Gemeinderatsmitglieder aus dem
Sitzungsſaal entfernen. Inzwiſchen wurde die Sitzung des Gemeinderats
fortgeſetzt. In Ausführung eines Beſchluſſes vom 12. Dezember 1922
waren zur heutigen Sitzung die Bewohner des Gemeindehauſes
Friedhof=
ſtraße 11 vorgeladen und erſchienen. Der Bürgermeiſter hielt dieſen die
bekannt gewordenen Mißſtände und Verunreinigungen von Wohnungen,
Treppenhäuſern, Hof uſw. vor und ermahnte ſie für die Zukunft zur
Ord=
nung und einem harmoniſchen Zuſammenwohnen. Eine ſehr lebhafte
Unterhaltung ſeitens der erſchienenen Mieter und des Gemeinderats
ſchloß ſich hieran an, wobei der Gemeinderat in ſeiner Geſamtheit die
Ausführungen und Ermahnungen des Bürgermeiſters voll unterſtützte.
* Zwingenberg, 10. Jan. Der rührige Leiter unſerer dramatiſchen
Spiele, Herr J. Metzger wird nächſtens einen Einakter von Fr.
Drahtkrebs, dem Verfaſſer der Odenwälder Dorfbilder,
heraus=
bringen.
Lindenfels, 10. Jan. Zeitungsnot. Der hier ſchon eine Reihe
von Jahren erſcheinende Odenwälder Anzeiger hat vom 1. Januar d. J.
an ſein Erſcheinen eingeſtellt. Früher wurde das Blättchen wöchentlich
Zweimal, in letzter Zeit nur einmal herausgegeben.
wd. Raunheim, 10. Jan. Am Montag nachmittag entgleiſte in
der hieſigen Station ein Güterzug. Beide Gleiſe der Strecke Mainz=
Fraukfurt waren auf zwei Stunden geſperrt. Die Züge von und nach
Mainz erlitten dadurch erhebliche Verſpätungen.
wd. Mainz, 10. Jan. Die franzöſiſche Kommuniſtin
Henriette Landnois aus Paris, eine frühere Lehrerin, war
wegen Verdachts der bolſchewiſtiſchen Propaganda unter den
Beſatzungs=
truppen von der Interalliierten Rheinlandkommiſſion aus dem beſetzten
Rheingebiet ausgewieſen und, weil ihr zur Reiſe nach Sowjetrußland
die Durchreiſe in Deutſchland verſagt wurde, nach Frankreich abgeſchoben
tvorden. Fünfmal kehrte ſie nach dem Rheinlande zurück, um, wie ſie
angibt, gegen die Ungerechtigkeit des Ausweiſungsbefehls und die
jedes=
anal von den amerikaniſchen und franzöſiſchen Militärpolizeigerichten des
beſetzten Gebietes erfolgten Verurteilungen wegen Bannbruchs zu
prote=
ftieren. Als ſie ſich vor kurzem abermals vor dem franzöſiſchen Militär=
Bolizeigericht Mainz wegen unerlaubter Rückkehr verantworten ſollte,
hatte das Gericht Zweifel an der geiſtigen Zurechnungsfähigkeit der
An=
geklagten und ordnete ein pſhchiatriſches Gutachten an. Letzteres erklärte
die Angeklagte für geiſteskrank. Das Urteil lautete auf Freiſpruch. Die
Kommuniſtin wird auf Antrag des Militärpſychiaters in eine
Irren=
anſtalt ihrer Heimat verbracht.
wd. Worms, 10. Jan. Die erſte Tagung des
neu=
gewählten Stadtverordnetenkollegiums nahm nach
eindrucksbollen Ausführungen des Oberbürgermeiſters Köhler
einſtim=
mig folgendes Treugelöbnis an: In dieſer ſchweren Zeit, in
der das deutſche Volk in Not iſt und die deutſche Einheit ſich in Gefahr
befindet, gelobt die Stadtverordnetenverſammlung der Stadt Worms
namens der von ihr vertretenen Bürgerſchaft dem geſamten deutſchen
Volke diesſeits und jenſeits des Rheins unverbrüchliche Treue und
un=
entwregtes Feſthalten am Deutſchen Reich.
Friedberg, 10. Jan. Profeſſor Dr. D. Wurſter †. In
Thüringen iſt der frühere Direktor des hieſigen evangeliſchen
Prediger=
ſeminars, Profeſſor Dr. D. Wurſter, einem Schlaganfall erlegen. Er
tuar ein weithin angeſehener Kanzelredner und ſehr bekannter
theolo=
icher Schriftſteller. Er wirkte von 1888 bis 1903 als Pfarrer in
Heil=
bronn und im ſetzten Jahre als Dekan in Blaubeuren, worauf er als
Profeſſor und Direktor an das Predigerſeminar in Friedberg (Heſſen)
kam vo er bis 1907 tätig war, um danach einen Lehrſtuhl an der
Uni=
verſität Tübingen anzunehmen. Auch der Verfaſſunggebenden
Landes=
verſammlung gehörte er als Abgeordneter an.
Langsdorf, 10. Jan. Der hieſige Polizeidiener Bender und ſein
Schwager, der Schreinermeiſter Bommersheim in Bettenhauſen, haben
von verſtorbenen Verwandten in Amerika 10 000 Dollar geerbt.
Rechnet man den Dollau zu 9000 Mk., ſo beziffert ſich die Erbſchaft heute
auf 90 Millionen Papiermark.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſiler uud künſtleriſche Beranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Crwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Ueber Richard Wagners Religion ſpricht in der
Sonntagsfeier der Freireligiöſen Gemeinde (Logengebäude.
Sand=
ſtraße 10, 10 Uhr vormittags) Herr Prediger Schramm von
Mann=
heim. Der religiöſe Vortrag wird umrahmt und erläutert durch die
Solopartien der Frau Lilli Bornträger („Allmächt ge Jungfrau”
aus Tannhäufer) und des Herrn Möbus vom Landestheater (
Grals=
erzählung aus Lohengrin). Die Klavierbegleitung liegt in den
be=
twährten Händen des Herrn Sturmfels. Jeder Freund Richard
Wag=
ners und einer dogmenfreien Religion iſt eingeladen. (Siehe Anzeige
in nächſter Nummer.)
— Klavierabend Margarer Kapp. Wie aus dem
An=
zeigenteil erſichtlich, gibt die in hieſigen muſikaliſchen Kreiſen beſtens
bekannte und geſchätzte Darmſtädter Pianiſtin Fräulein Margaret Kapp
am Sonntag, den 21. Januar, im Saale des Muſikvereins einen eigenen
Klavierabend. Karten bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße 9.
Verbeſſerung der Boden= und Waſſerverhältniſſe
im Ried.
Vom Heſſ. Feldbereinigungskommiſſär Schnittſpahn.
Im Vordergrunde aller landwirtſchaftlichen Unternehmungen
muß die Förderung der Bodenkultur ſtehen. Die Steigerung unſerer
landn irtſchaftlichen Erzeugung iſt die dringendſte und bedeutſamſte
Auf=
gabe der nächſten Zukunft. Die Not unſerer Zeit erfordert es, dem
Gruund und Boden die höchſten Erträge abzuringen. Dieſe unter den
heutigen und künftigen Verhältniſſen durchaus notwendige, möglichſt
zwechmäßige und intenſive Bodenkultur kann indeſſen weſentlich nur
durch das Feldbereinigungsverfahren erreicht werden. Die
Grund=
beſitzer können daher ihrer Pflicht zur möglichſten Ausputzung ihrer
Grundſtücke nur gerecht werden, wenn ſie das
Feldbereinigungsver=
fahren durchführen. Dieſe Einſicht ſcheint ſich endlich auch bei den
Land=
wirten des Rieds, welche zugleich vor der Durchführung der geplanten
Riedentwäſſerung ſtehen, durczuringen. Man hat hier auch erbannt,
daß die Riedentwäſſerung ohne gleichzeitige Feldbereinigung zweckmäßig
nicht durchflhrbar iſt.
Die Verbindung der Ausführung der Riedentwäſſerung mit der
Durchführung der Feldbereinigung gewährt unter anderem folgende
Hauptvorteile:
1. Das zur Ausführung der Anlagen der Entwäſſerung
erforder=
liche Gelände kann im Wege der Feldbeveinigung geſtellt weuden, ohme.
daß dafür die erheblichen Koſten für Kaufverträge, für Vermeſſung
(Mceßbriefe), Ausſteiung oder ſogar für die zwangsweiſe Enteignung
entſtehen. Die Anlage der Vorflut= und ſonſtigen Entwäſſerungsgräben
ſowie aller mit der Entwäſſerung im Zuſamnenhang ſtehenden Anlagen
bann ohne Rückſicht auf die derzeitigen Grundſtücksgrenzen ſo ausgeführt
wverden, wie es der Zweck der Anlagen erfordert.
2. Es entſtehen keine dauernden unwirtſchaftlichen Reſtparzellen,
weil durch das Feldbereinigumgsberfahren die neuten Grundſtücke in
wirtſchaftlich praktiſche Formen und Größen in dem neuen Gräben= und
Wegenetz gebildet werden. Vorübergehende unwirtſchaftliche
Reſtvar=
zellen, welche bei etwaiger zeitlich früherer Fertigſtellung der Gräben
als der Fertigſtellung der neuen Grundſtücke entſtehen können, werden
durch vorübergehende Verpachtung oder Nutznießung ſeitens der
bis=
herigen Beſitzer behvirtſchaftet und mit der Bildumg der
Erſatzgrund=
ſtücke endgültig wieder beſeitigt.
3. Bei der Geländeausſcheidung im Wege der Feldbereinägung
wer=
den die Gemeinden das zur Ausführung der Anlagen notwendige
Ge=
lände weſſentlich billiger erhalven als ſonſt, weil mit den Beteiligten ein
weitgehender Geländetauſch ſtautfinden kann. Ebenſo gereicht es den
Beteiligten zum beſondevon Vorteil, daß ſie für das Gelände nicht mit
Geld, ſondern mit Erſatzgelände wieder abgefunden werden können.
So=
weit ausnahmsweiſe infolge unzureichenden Gemeindebeſitzes die
Ge=
meinden den Wert des Geländes für beſondere, mit zur Entwäſſerung
gehörigen Anlagen nicht in ihrem Geländeanſpruch haben oder davon
nicht ewübehren können, kann dieſer Geländebedarf auf eine möglichſt
große Zahl von intereſſierten Grundeigentümern verteilt werden, um
dadurch zu verhiiten, daß das Gelände nur von denfenigen Eigentimern
geſtellt wird, deren Grundſtüiche zufällig in die betreffenden Anlagen
fallen. Dies gilt insbeſondere von der Geländebeſchaffung für
Regu=
lierung von Bächen und etwa erfouderlicher Pumpſtationen. Das
Ge=
llände für die ſonſtigen Gräben wird im Ausgleichsverfahren durch
gleichmäßigen Abzug von allen beteiligten Grundbeſitzemn beſchafft.
4. Die Regelung aller etwaigen Auszug= und
Pachtentſchädigun=
gen aus Anlaß der Ausführung der Anlage hann gleichfalls im Wege
des Feldbereinigungsverfahrens mit der Folge ſtattfinden, daß über
beſtrittewen Fragen die Beſchreitung des Rechtsweges ausgeſchloſſen iſt,
weil darüber die Inſtanzen der Feldbereinigung zuſtändig werden, die
für eine ſachgemäße Erledigung volle Gewähr bieten.
5. Die geſamten Ausführngskoſten können durch das
Rechnungs=
weſen der Feldbereinigung lauſen, ſo daß dafür ein beſonderes
Rech=
nungsweſen nicht erforderlich wird.
6. Auch die Koſten der Bauaufſicht wenden ſich weſentlich
vermin=
dern bei gleichtzeitiger Ausführung der Feldbereinigungsapbeiten.
7. Der höhere landwirtſchaftliche Wert des zur Meliovation
vor=
geſehenen Geländes kann in der Geländeanrechnung bei der
Gelände=
ausgabe im Wege der Feldbereinigung wenigſtens zum Teil zum
Aus=
druck gebracht werden und das hierdurch entſtehende Maſſegelände zum
Koſtenbeitrag verwertet werden.
Hoffentlich ſtärkt dieſer Hinweis auf beſondere Vorteile die
bis=
herige Erkenntnis und erleichtert damit das Zuſtandekommen des
ge=
ſamten großzüigigen volkswirtſchaftlichen Unternehmems der
Niedent=
wäſſerung in Verbindung mit Feldbereinigung. Einer beſonderen
Auf=
gabe muß es überlaſſen bleiben, die Vorteile des
Feldbereinigumgsver=
fehrens allgemein zu ſchildern.
Reich und Ausland.
Steuerhinterziehung.
Bonn. Ein Metzgermeiſter, der nicht geußt zu haben ſcheint,
wvie hoch ſein Umſatz war, gab zuerſt für das Jahr 1922 in ſeiner
Steuteverklärung eine Summe von 55 000 Mark an. Als dis Sache
brenzlich wurde, ließ er ſich herbei, den Betrag auf 100 000 Mark zu
erhöhen. In die Enge getrieben, gab er gvoßmütig noch etwas zu und
nannte 155 000 Mark. Wgen derſuchter Steuerhinterziehung erhielt er
6600 Mark Geldſtrafe.
Traurige Lage der alten Leute.
Kaiſerslautern. Um die Weihnachtstage kam in eine
Holz=
handlung der Nordpfalz ein alter Mann und bat, ihm einige Bretter
zu ermäßigtem Preiſe als Weihnachtsgabe zu überlaſſen, damit er für
ſich und ſeine Frau zwei Särge machen laſſen könne. — Ein
herz=
euſchütternder Beweis füir die traurige Lage der alten Leute.
Ein Zwiſchenfall im Saargebiet.
St. Ingbert. Zu einem Zwiſchenfall iſt es auf der hieſigen
Grube wegen der Ausfahrt nach beendigter Schicht gekommen. Die
Belegſchaft fähut ſchon ſeit längerer Zeit wie die Belegſchaft der
übri=
gen Saargruben lebhaft Klage darüber, daß die Bergweuksdirektion
den Arbeitsvertrag in bezuug auf die Ausfahrt nach beendigter Schicht
ticht einhält. Die Frühſchicht verlangte daher am Samstag vor der
Einfahrt die Zuſage von der Direktion, daß die Mißſtände beſeitigt
würden. Die Direktion machte jedoch die Verhandlungen von dem
Einfahron abhängig und ſperrte, als die Bergleute darauf nicht ein=
gingen, die Frühſchicht für den Tag aus. Da die Direktion auf ihrem
Standpunkt verharrte, nicht in Verhandlungen einzutreten, ehe die
Be=
legſchaft einfahre, wurde in einer Belegſchaftsverſammlung trotz der
herrſchenden großen Erbitterung der Beſchluß gefafſt, die Arbeit unter
der Bedingungen wieder aufzunehmen, daß die Verhandlungen über die
Beſchwerden am Dienstag aufgenommen und zugunſten der Belegſchaft
erledigt werden. Sollte dies nicht der Fall ſein, ſo behält ſich die
Beleg=
ſchaft alle ihr zu Gebote ſtehenden Schritte vor.
Kreuznach. Unter dem Söller eines alten Hauſes in Weiler fand
man 66 Goldmünzen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die teils den
Erzbistümern Köln, Trier und Mainz, teils kaiſerlichen und
herzog=
lichen Münzſtätten angehörten. Die Münzen ſind gut erhalten.
Zweibrücken. Das Steinhauſerſtraße 5 gelegene Wohnhaus ging
bei der Verſteigerung um 8 750 000 Mark in den Beſitz des Bergmanns
Max Göring von Rohrbach bei St. Ingbert über.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des
Preſſe=
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
— Wer in den letzten Wochen der Negenzeit täglich gezwungen iſt,
zu Fuß oder zu Rad die Frankfurter Straße am Schllachthof vorbei zu
benutzen, der kann nur Kopfſchü==eln haben für eine
Stadtbauverwal=
tung die es nicht für nötig hält, auf einer ſo verkehrsreichen Straße
ordentliche, menſchenwürdige Zuſtände zu ſchaffen. Auch aus anderem
Grunde dürfte ſchon längſt für eine Befeſtigung der Fahrbahn geſorgt
ſein. An heißen Sommertagen bildet ſich in der Frankfurter Straße,
wo ein ſehr veger Autoverkehr herrſcht, außergcſvöhnlich viel Staub.
Und wer täglich dort verkehren muß, der ſieht abends aus, als ob er
vom Weißbinder beworfen wäre. Ob noch nicht an Hand einer
Ver=
gleichsbevechnung die jetzigen ſtändigen Unterhaltungskoſten im
Ver=
gleich zu der für dieſe Straße gegebenen Befeſtigungsart: Kleinpflaſter,
gebracht wunden? Es wäre an der Zeit, ehe eine Ausführung ſolcher
Befeſtigung überhwupt unmöglich wird, ernſtlich an eine Beſeitigung
dieſer menſchenunwürdigen Zuſtände heranzugehen.
zr
Hpiel, Sport und Turnen.
— Schwimm=Sportverein „Möwe‟=Darmſtadt E. V.
Am Dienstag, den 9. Januar, fand in den Räunen des Sportvereins
Darmſtadt 1898 die ordnungsgemäß einberufene 1. ordentliche
Haupt=
verſammlung der S. S. „Möwe‟=Darmſtadt E. V. ſtatt. Nach
Eröffnung der gut beſuchten Verſamlung gab der 1. Vorſitzende einen
kurzen Rückblick über die Geſchichte des Vereins ſeit ſeiner Gründung.
Beſondere Zuſtimmung fanden ſeine Ausführungen über die angeſtrebte
freundſchaftliche Stellung den anderen hieſigen Sportvereinen gegenüber
und über die Aufnahme des Vereins in den Deutſchen Schwimmverband,
die Ende Dezember formell beantragt worden ſei. Sodann berichteten
die einzelnen Vorſtandsmitglieder in knappen Worten über ihre
ſeit=
herige Geſchäftsführurng, die von der Verſammlung vollkommen gebilligt
wurde, ſo daß ohne irgend welche Beanſtandungen die Entlaſtung des
Vorſtandes erfolgen konnte. Die Neuwahl ergab wenig Aenderungen
in der Beſetzung der Vorſtandsämter, ſo daß ſchon hierdurch eine
Wei=
terführung der Geſchäfte in der ſeither gewohntn Ark und Weiſe
gewähr=
leiſtet erſcheint. Nach reibungsloſer Erledigung der weiteren Punkte
der Tagesordnung folgte nach Schluß der anregend verlaufenen
Ver=
ſammlung noch ein kurzes gemütliches Beiſammenſein.
Pr.
— Zur Winterwanderung des 9. Turnkreiſes auf
den Großen Feldberg (Taunus) ſei noch nachgetvagen, daß die
Teilneh=
mer ſich mit einem Perſonalausweis berſehen müſſen. Bitte die
Lieder=
bücher der D. T. nicht vergeſſen. Die Teilnehmer unter 20 Jahren, die
die Fahrpreisermäßigung in Anſpruch nehmen, müſſen ſich früh 5 Uhr
20 Minuten am Bahnhof einfinden.
— Main=Rhein=Turngau. Der Wanderausſchuß des
Geutes hält am Sonntag, den 21. Januar, früh 10 Uhr in der
Turn=
halle am Woogsplatz eine Sitzung ab. Auf der Tagesordnung ſteht die
Feſtlegung der diesjährigen Gau=Wanderung, ſowie Beſpreihungen über
die Geſtaltung des Wanderbetriebes im kommenden Geſchäftsjahr. Das
Erſcheinen aller Bezirkswanderwarte iſt mit Rückſicht auf die Wichtigkeit
der Tagesordnung unbedingte Pflicht.
II. H.
Hockey.
— Die erſte Mannſchaft des Sportklubs Frank
furt 1880 in Darmſtadt. Die beſte deutſche Hockeymannſchaft
hat ſich der Darmſtädter Hockeyklub zu einem Wettſpiel in Darmſtadt
verſchrieben. Nächſten Samstag nachmittag 3 Uhr tritt er mit ſeiner
erſten Mannſchaft der berühmten erſten Elf des Sportklubs Frankfurt
1880 gegenüber. Die Frankfurter ſtehen kurz vor der Abreiſe nach
Spanien, wohin fie zu mehreren Wettſpielen eingeladen worden ſind.
Ihre Spielſtärke iſt bekamt. Sie ſind ſeit zwei Jahren ungeſchlagen
und ſtellen rickt weniger als ſieben Repräſentative zur Süiddeutſchen
Hockeymannſchaft. Dem Darmſtädter Publikum iſt Gelegenheit geboten,
ein erſtklaſſiges Hocheyſpiel zu ſehen, denn auch die einheimiſche Elf iſt
ſehr ſpielſtark. Ihre Erfolge in letzter Zeit ſind bekannt. Wenn auch
ein Sieg gegen 1880 ausgeſchloſſen iſt, ſo hoffen wir doch, daß es ihr
gelingen wird, gegen ihren großen Gegner in Ehren zu beſtehen.
Dageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende nach 10 Uhr
(() 11, Schauſpielmiete c 6): „Karl XII. . — Kleines Haus, Anfang
7 Uhr, Ende gegen 10½ Uhr (Sondermiete 97): „Figaros Hochzeit”.
— Orpheum. Anfang 348 Uhr: „Eine Hamſterfahrt‟ —
Deut=
ſcher Handlungsgehilfen=Verband: Abends 8 Uhr
im „Alexander=Eck” Hauptverſammlung. — Union=, Reſidenz=,
Cen=
tral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Fenilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für Sport und Allgemeines:
Kurt Mitſching; für den Inſeratenteil: Paul Lange —
ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten.
Dankſagung.
Für die uns beim Hinſcheiden
unſerer lieben Entſchlafenen in ſo
reichem Maße erwieſene Teilnahme
ſprechen wir hiermit allen unſeren
herzlichſten Dank aus.
(310
Darmftadt, den 10. Jan. 1923.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Carl Malzi.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme an dem uns
be=
troffenen ſchweren Verluſte, ſowie
für die zahlreichen Blumenſpenden
ſagen wir Allen innigſten Dank.
Insbeſondere danken wir Herrn
Pfarrer Gerſtenmaier für die
troſt=
reichen Worte und der
Kollegen=
ſchaft für die zahlreiche Beteiligung
und die Kranzniederlegungen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Marie Weber u. Kinder.
Darmſtadt, 10. Jan. 1923.
Dankſagung
für die zahlreichen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme beim Hinſcheiden
meines lieben Mannes
Herrn
Heinrich Moeller.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Olga Moeller
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II.34
[ ← ][ ][ → ]Darmſtädter Tagblatt
Handelsbia
11. Jan. 1923 Nr. 10
* Frankfurter Börſe vom 10. Januar.
(Eigener Bericht des D. T.)
Der außerordentliche Ernſt unſerer außenpolitiſchen Lage von heute
iſt auf die Kursgeſtaltung von größerem Einfluß. Während das
Privatpublikum noch mit bedeutenden Kauforders am Platze war, hielt
ſich die Spekulation zurück und neigte eher zu Abgaben. Das erneute
ſcharfe Steigen der Deviſenkurſe, Dollar zur Notiz 10 362½, ſpäter
10 700, ließ Valuta= und Halbvalutapapiere ſcharf anziehen, ſo 5proz.
Lombarden 1250 Prozent 15 700 Prozent, alte Lombarden + 1250
Prozent 19 750 Prozent, Türkenwerte zirka 5000—1000 Prozent höher,
Baltimore=Akt. + 17 000 Prozent 69 000 Prozent, Otavi + 8500
Pro=
zent 56 000, Neu=Guinea + 5500 Prozent 16 000 Prozent rationiert.
Im Bankenmarkt waren ſowohl Großbankaktien wie mittlere
Bank=
werte erheblich höher, ſo Deutſche Bank + 1000 Prozent 9300 Prozent,
Metallbank als Halbvalutapapiere + 1500 Prozent 17 000 Prozent, von
mittleren Weſtbank — 800 Prozent 2000 Prozent. Weſtliche
Montan=
werte waren, außer Phönix, ſtärker nachgebend, dagegen waren
ober=
ſchleſiſche Montanaktien ſtark gefragt; es gewannen Laurahütte 1500
Prozent, Caro 3500 Prozent, Oberbedarf ſogar 7000 Prozent.
Chemiewerte lagen feſter, Guanao + 4000 Prozent 34 000, Anilin
+ 500 Prozent 9900, Griesheim + 600 Prozent 8500 Prozent,
Rhena=
nia auf die erneute Kapitalserhöhung + 300 Prozent 13 000 Prozent.
Am Elektromarkt zogen Schuckert um 1600 Prozent an, Voigt u.
Häffrer mußten, bei wieder lebhafter Nachfrage 1000 Prozent höher,
wieder rationiert werden.
Am Kaſſamarkt war die Kursgeſtaltung ſehr uneinheitlich, zum
Teil ſchwächer. Auch Zuckeraktien zum Teil leicht abgeſchwächt.
Im freien Verkehr beſtand großes Intereſſe für Mansfelder, die
nachbörslich bis 11900 gehandelt wurden. Sonſt hörte man hier:
Alsberg 1600 Prozent, Beckerſtahl 7000 Prozent, Benz 7500 Prozent,
Brown=Boveri 4200 Prozent, Hanſa Lloyd 3500—3100 Prozent, Inag
5400—5000 Prozent, Kreichgauer bei teilweiſe großem Geſchäft 3000
bis 4000, Krügershall 11 000 Petroleum 11800, Raſtatter. Waggon
8500 G., Tiag 3500—3000, Ufa 4500, Entrepriſes 70 000—72 000.
In den Freiverkehr wurden heute Frankfurter Handelsbank mit
300 Prozent rationiert eingeführr, ſpäter wurden die Aktien bei
leb=
haftem Geſchäft mit 450—500 Prozent gehandelt.
w. Deviſenm irkt. Frankfurt a. M., 10. Januar.
.. 1857.85 1867.15 1897.75 1907.25 Schweden. 2568.30 2681.70 2733.15 2746.85 Helſingfors".
: 244.40 245.60 359 35 260.65 Rew=York ........
...." 9925.10 9975.90 10326.60 10338.40 Deutſch=Oſterreich (abg.) . . . . .." 14.26— 14.34— 14.96— 15.04— Budapeſt.. . . . . . . . . . . .. ....." 3.71.50 3.73 50 3.69 — 3.71 — Prag .................. 272.30 2.50 296 25 293.75 Agram. . . . . . . .. . .. . ...... 107.75 108.25 106.75 107.2 w. Frankfurter Abenddeviſen vom 10. Januar. Die
Preisbewegung blieb unſicher. Das Geſchäft war ruhig. Polennoten
49½, Dollarnoten 10 375. Man nanute ferner: London 48 500, Paris
685, Brüſſel 625, Neu=York 10 400, Holland 4100, Schweiz 1950.
Berliner Börſe.
Berlin, 10. Jan. (Wolff.) Börſenſtimmungsbild.
In=
folge der franzöſiſchen Gewaltpolitik ſetzt ſich die Zerrüttung der
deut=
ſchen Währung in erſchreckendem Maße fort. Die Auszahlung Neu=
York erreichte, bei allerdings kleinen Umſätzen, heute vormittag mit
11500 den neuen Höchſtſtand, ſchwächte ſich dann wieder erheblich ab
und wurde ſchließlich amtlich mit 10 20 notiert. Am Effektenmarkt
fuhr das Publikum unentwegt fort, Käufe vorzunehmen, ſo daß
nament=
lich für die zu Einheitskurſen gehandelten Induſtriepapiere wieder mit
recht erheblihen Kurserhöhungen zu rechnen war. Die Spekulation
verhielt ſich anfangs wegen der heftigen Schwankungen der
Deviſen=
preiſe und den Rückwirkungen wegen der drohenden Beſetzung des
Ruhrgebiets eher abwartend. Die Stimmung war daher zwar feſt,
doch waren neben erneut erheblichen Kursſteigerungen auch mäßige
Rückſchläge für einige Papiere feſtzuſtellen. Als die Spekulation ſpäter
Rückkäufe vornahm und ſich erheblicher am Geſchäft beteiligte, wurden
dieſe teilweiſe wieder hereingebracht, und im Großverkehr traten ganz
erhebliche Steigerungen ein. Im Durchſchnitt beliefen ſie ſich auf
mehrere hundert bis tauſend Prozent, für eine Anzahl Spezialwerte
ſogar auf 3000 Prozent. Oberſchleſiſche Montanpapiere, für die ſich
beſonders ſtarkes Intereſſe von ſpekulativer Seite zeigte, ſowie Riebeck
Montan, Ilſe Bergbau und Oberſchleſiſche Kokswerke erzielten.
Ge=
winne von 6000 Prozent und darüber. Außerdem waren auch
Valuta=
papiere und Auslandsrenten erheblich in die Höhe geſetzt, ſo Otavi und
Staatsbahn um 6000 bzw. 8000 Prozent. Bank= und Schiffahrts=Aktien
ſchloſſen ſich der kräftig ſteigenden Bewegung an. Beträchtlich waren
die Kursſteigerungen bei großen Umſätzen auch i den
Freiverkehrs=
werten. Heimiſche Renten waren behauptet. Zproz. Reichsanleihe ſtieg
infolge ſtarker ſpekulativer Käufe um 900 Prozent auf über 2500.
w. Deviſenmarkt. Berlin 10. Januar Telegr, Auszahlungen für:
Geld fe
Geld Amſterdam=Rotterdam ... ... 3920.17 3929,88 4080 75 4110.25 Brüſſel=Antwerpen .........." 610.96 614.04 638.50 641.69 Chriſtiania. 1845.37 1e54.,63 1895.25 1994.75 Kopenhagen................ 1995.— 2005.— 2054 85 2065.15 Stockholm .. . . . . . . . . . . .. . . .." 2648.37 2656.60 2743.12 2756.88 Helſingfors ...
243.39 244.61 256.35 257.,65 Italien.
v. 481.29 483.71 498.75 501.25 London.
. 43885.— 46115.— 47979.75 48320.25 New=York.
.. 3975 — 10425.— 10234.35 10245,65 Paris.
.. 665.83 669. 17 702,24 705.76 Schweiz 1870.31 1879.69 1955.10 1964.90 Spanien. 1541.13 1548.87 1615.95 1624.,05 Wien (in Deutſch=Oſterr, abg.). 14.06 14.14 14 91 14.99 Prag .."
. 267.33 268.17 297.75 299.25 Budapeſt.. . . . . . .. ... .. .. . .." 3.59 3.61 3.39 3.91 Buenos=Aires ........ . . . . . . . 3690,75 3709.25 3855.33 3874.,67 Bulgarien .................." 61.59 61.91 63.84— 64. 16 Japan ........... ........ .." 437.90 4852.10 4987.50 501250 Rio de Janeiro ............." 1087.27 1092.73 1132.16 1137 84 .
Belgrad. . . 100.74 101.26 107.23 107.77
Zärich, 10. Januar. Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags.
Deutſchland.
Wien......
Prag ....."
Holland .."
New=York
Mit
83.—
199.—
0.20—
535.—
6.0205
* Berliner Metallpreiſe vom 9. Januar:
Elektrolyt=
kupfer wire bars (für 100 Kg. in Mark) 349 000, Notierungen der
Ber=
liner Metallbörſe: Raffinadekupfer 99—99,3 Prozent, Januar 2850 bis
2900, Originalhüttenweichblei 1175—1225, Originalhüttenrohzink (Preis
im freien Verkehr) 1600—1650, Originalhüttenrohzink (Preis des
Zink=
hüttenverbandes) nominell (für 100 Kg. in Mark) 154 781,
Original=
hüttenaluminium 3945, Hüttenzinn, mindeſtens 99 Prozent, 8100—8200,
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, 5700—8500, Silber in Barren zirka 900
fein 25 000—27 000.
h. Ruhiger Verlauf der Berliner Häuteauktion.
Die 45. Auktion des Allgemeinen Häuteverwertungsverbandes G. m.
b. H. zu Berlin fand am 9. Jqnuar ſtatt. Zur Verſteigerung kamen
etwa 34 600 Stück Großviehhäute. Bei gutem Beſuch und anfangs
ziem=
lich reger Kcuufluſt erzielten die erſten Loſe bis etwa 10 Progent höhere
Preiſe gegenüber der Vovauktion, doch ließ dieſe Lebhaftigkeit im
weite=
ren Verlauf der Auktion immer mehr nach — insbeſondere nach
ſchwe=
ren Gewichten — und vielfach ſah ſich die Auktionsleitung gezwungen,
Loſe die Preiſe unter den Preiſen der Vorauktion erzielten,
zuwickzu=
ziehen. Im allgemeinen bewegten ſich die heute erzielten Preiſe auf
gleicher Höhe der Vorauktion. Für das Berliner Gefälle unbeſchädigte
Ware, wurden erzielt: Ochſenhäute mit Kopf 30—49 Pfd. 1100—1136
(:001) Mark, do. 50—59 Pfd. 1000—1001 (970) Mark, do. 60—79 Pfd.
1070—1078 (1008) Mk. do. 80 Pfd. und mehr 1115 (986) Mk.;
Bullen=
häute mit Kopf 3—49 Pfd. 1205—1208 (1210) Mk., do. 50—59 Pfd. 917
(901) Mk., do 60—79 Pfd., zurüick, do 80 Pfd. und mehr, zurück;
Kuh=
häute mit Kopf 30—49 Pfd. 911—916 (900—915) Mk., do. 50—59 Pfd.
1021—1024 (999—1007) Mk., do 60—79 Pfd., zurück; Färſenhäute mit
Kopf 30—49 Pfd 1540—1510 (1480—1482) Mk., do. 50—59 Pfd. 1091
(1080) Mk., do. 60—79 Pfd. 1166 (1102) Mk. Die Preiſe verſtehen ſich
pro Pfund in Mark.
h. Die Kontinentale Bant= und Handels=A. G. in
Mainz beantragt eine Kapitalserhöhung um 95 auf 130 Millionen
Mark. Die Aktien ſollen von emem Konſortium beſtehend aus dem
Barmer Bankverein und der Darmſtädter und Nationalbank, zu 145
Prozent übernommen werden mit der Verpflichtung, 35 Millionen Mk.
hiervon den Aktionären zu 155 Prozent anzubieten. Die
überſchießen=
den Aktien werden im Intereſſe der Geſellſchaft verwendet. Die neuen
Aktien ſind ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigt. Für das
abgelau=
fene Geſchäftsjahr könne man mit einer weſentlich höheven Dividends
(im Vorj. 10 Proz.) rechnen.
h. Roos u. Elbert, Rheiniſche Maſchinenfabrik
A. G. in Mainz. Es wird Erhöhung des Aktienkapitals von nom.
4,4 Millionen Mark auf einen noch feſtzuſetzenden Betrag und
Umwand=
lung der Inhaber= in Vorzugsaktien mit mehrfachem Stimmrecht
vor=
geſchlagen.
Frankfurter Lebensvenſicherungs=Aktien=
Ge=
ſellſchaft. Das Jahr 1922 brachte der Geſellſchaft einen
Neuzu=
gang von rund 3,5 Milliarden Mark Verſicherungsſumme (im Vorjahr
600 Millionen Mark); der Verſicherungsbeſtand iſt mit Ende des
Jah=
res auf rund 4,5 Milliarden Mark (im Vorjahr 1,5 Milliarden Mark)
angewachſen, und die Geſellſchaft verfügt zur Zeit über Garantiemittel
in Höhe von 0,5 Milliarben Mazk (im Vorjahr 300 Millionen Mort).
Die durchſchnittliche Höhe eines Antrages liegt über 100 000 Mark (im
Vorjahre 15 000 Mark).
h. Gummiwerke Neckar A. G. in Friedrichsfeld in
Baden. Die Generalverſammlung ſchlägt der auf den 26. Januar
ein=
berufenen a. o. G.=V. eine Erhöhung des Grundkapitals bis zu einer
noch unbeſtimmten Höhe vor. Ein Großaktionäre hat die Abſicht, einen
großen Poſten junger Aktien zu übernehmen, ſo daß aus dieſen
Grün=
den die Frage der Höhe noch offen gelaſſen wurde. Den
Stammaktio=
nären wird wahrſcheinlich ein Bezugsrecht zu 200 Prozent eingeräumt
werden. Die Geſellſchaft verfügt gegenwärtig über 16 Millionen Mark
Grundkapital.
h. Rhenania, Verein Chemiſcher Fabriken A. G. in
Aachen und Mannheim. Die Geſellſchaft ſchlägt einer auf den
31. Januau einzuberufenden a. v. G.=V. die Erhöhung des Aktienkapitals
um 180 Millionen Mk. Stammaktien vor. Hievvon ſollen den alten
Aktionären 60 Millionen Mk. zu einem noch feſtzuſetzenden Kurſe von
1:2 zum Bezuge angeboten, 20 Millionen Mk. für Angliederungszwecke
bzw. zur beſtmöglichen Verwertung de Geſellſchaft verwandt und die
reſtlichen 100 Millionen Mk. zum Schuitze gegen Ueberfremdung mit
25 Prozent Einzahlung und langjähriger Sperre an befreundete Unte= begeben werden.
Mehrarbeit in Eagland. In England, das bekanntlich
nach demn Waffenſtillſtand dem Prinzip des Achtſtundentages erheblich
größeren Widerſtand als die Kontinentalſtaaten Europas entgegengeſetzt
hat, ſind kürzlich in aller Stille, im Ausbau der Beſtrebungen zu der
Selbſtkoſtenverringerung, Verhandlungen zur Wiedereinführung des
Zwölfſtunden=Arbeitstages geführt worden. Namentlich
die engliſche Eiſeninduſtrie ſteht an der Spitze der induſtriellen
Organi=
ſotionen Englands, welche die Notwendigkeit der Rückkehr zum
Vor=
kriegsarbeitsſyſtem betonen. Im Cleveland=Bezirk fanden eine Reihe
von Zuſammenkünften zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ſtatt,
um den Vorſchlag der Stahl= und Walzwerke, die bisherigen drei
Acht=
ſtundenſchichten aufzuheben und zu den zwei Arbeitsſchichten von je
zwölf Stunden zurückzubehren, zu diskutieren. Verſchiedene
Neuerun=
gen im Sinne der Vorſchläge der Arbeitgeber wurden bereits
ange=
nommen, doch ſpar der Beſchluß der Arbeiter, betreffs der
vorgeſchla=
genen Rückbehr zum Zwölfſtunden=Arbeitstag, vorläufig ablehnend.
Von den Produktenmärkten.
Berlin, 10. Jan. (Wolff.) Produktenmarkt. Wegen
der neuerlichen ſprunghaften Steigerung der Deviſenkurſe erwies ſich
auch die Tendenz am Produktenmarkt ſehr feſt, und es wurden
vormit=
tags für Weizen, Roggen und Gerſte weſentlich höhere Preiſe bezahlt.
Als ſpäter in den Deviſenkurſen ein Rückſchlag eintrat, konnten die
erzielten Preisſteigerungen nicht behauptet werden. Kaufluſt für
Brot=
getreide zeigte ſich wieder für die Reichsgetreideſtelle. Für Hafer
be=
ſtand beſonders für Bremer Rechnung Nachfrage. Hier war das
Ge=
ſchäft wegen des andauernden Streikes der Fuhrleute ſtill. Alle
ande=
ren Artikel erfuhren gleichfalls Preisſteigerungen.
w. Amtliche Notierungen der Frankfurter
Ge=
treidebörſe vom 10. Januar, Alsbaldige Lieferung. Parität
Frankfurt a. M. Weizen 41 000—43000 Mk., Roggen 38000—39000
Mark, Sommergerſte für Brauzwecke 34 000—35000 Mk., Hafer
inlän=
diſcher 28000—32000 Mk., Mais Laplata, mixed 38000—40000 Mk.,
Weizenmehl. ſüdd. Spezial 0, 64 000—72000 Mk. bei Waggonbezug ab
Mühlenſtation, Roggenmehl 50 000—52 000 Mk., Weizen= und
Roggen=
kleie 19 000—20 000 Mk. Tendenz: Sehr feſt.
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
10. 1.
8. 1.
10. 1.
Aktiengeſ. für Anilinfr. / 7500.— 8150.—/ Han. Maſch.=Egeſt.. . . . 146000.— 49000.—
Aſchaffenburger Zellſtoff. 12000.— 12600.—/ Hanſa Dampfſch.. . . . . . / 8100.— 9200.—
Ausgb.=Nürnb. Maſch.. /13000.— 13700.—1 Hemoor Zement .. . . . 120300.—
Berl.=Anhalt=Maſchinen / 6000.— 5600.— Hirſch Kupfer...
14000.— 15500.—
Bk. f. Elektr. W. vorzug,/ 5555.—/ 9000.—/ Höſch Eiſen
26000. — 25300.—
Bismarckhütte . ....
37030.— 36830.— Hohenlohe Werke ..
10800.— 14000.—
Braunkohlen=Brikett .. 132000.— 16000.—1 Kahla Porzellan ..
14000.— 15000.—
Bremer Vulkan ... . . . . 126250.— 27500 —1 Lindes Eismaſch.. . . . . . / 8550.— 10000.—
„ Wolle. ........."
Lingel Schuh ....
4060.— 5000.—
Chem. Hehben ....... . . / 7000.— 6900.—) Linke & Hofmann
8800.— 11600.—
Weiler ...... . . . / 8000.— 8500.—
2. Loewe & Co
19000.— 18000.—
Deutſch=Atlant. Tel.. . /14000.— 20000.— C. Lorenz
6150.— 6900.—
Deutſche Maſchinen.
5975.—
Meguin.
110000.— 12000.—
Deutſch=Niedld. Tel.
13000.— 16000 — Niederländiſche Kohle".
Deutſche Erdöl ....."
42000.— 44750.—1 Nordd. Gummi
4000.— 3250.—
Deutſche Petroleum
11500.— 12000.—1 Orenſtein.
14000.— 13750.—
Dt. Kaliwerke ... .. . . . . /21900.— 25600.— Rathgeber W
5900.— 6500.—
Dt. Waff. u. Munition. /52500.— 55000.— Roſitzer Zucke
6900.— 7500.—
Donnersmarckhitte . . . . 1 26000.—/26000.— Rütgers
10000.— 13200.—
Dynamit Nobel ...... .. / 9840.— 9625.—
3.
jachſe
5850.— 16025.—
Elberfelder Farben ..../ 7940 — 8200.—
ächſiſche Gußſtah
25000.— 23009.—
Elektr. Lieferung ... . . . ./ 6050.— 6700.—
Siemens Glas.
116500.— 15800.—
N. Friſter .. . . . . . . . .. . . / 6500.—
Thale Eiſenhütte
7500.— 7500.—
Gaggenau Vorz. ...."
oiſtedter Porzellan
Gelſenk. Gußſtahl .. ...
Weſtf. Eiſen Langendreer/ 8500.— 8100.—
Geſ. f. elektr. Untern. . . / 4800.— 5525.—1 Wittener Gußſtahl ... 123000.— 22000.—
Halle Maſchinen ... . . . . / 17500.— 17560.—1 Wanderer=Werke . . . . . .! — 23250.—
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aßtien.
Frankfurter Kursbericht vom 10. Januar 1923.
Staatspapiere.
5? Reichsanleihe. .... .. . . ..
...........
............"
13=
............
4½½ IV. und V. Schatzanweif.
4½% VI.—IX.
„
Sparprämienanleihe ......
40. Preuß. Konſols .....
........
...
40 Bad. Anl. unk. 1935.... ..
v. 1907......
3!=
49 Bahern Anleihe .........
31
.......
4%0 Heſſen unk. 1924 ....
„ .....
3½
........
4% Württemberger ....
Ausländiſche.
5% Bulgar. Tabak 1902 .....
5” Bosnien L.=E.=B. v. 1914
„ L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
41/g70 „ v. 1902..... . .. .."
......
3% Griech. Monopol ..
41.% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ..........
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
v. 1914 ..................
4% Oeſt. Goldrente .. . .. . ..."
4% „ einheitl. Rente .....
5% Rum. am. Rente v. 03
4½% „ Goldrente v. 13.
„ am. „ konv.. . .
4% „ „ „ v. 05 „.
420 Türk, Admin. v. 1903...
(Bagdad) Ser, I..
H..
„ v. 1911, Zollanl. .
7 Ung. Staatsr. v. 14...
Goldrente ......
„ Staatsr. v. 10....
„ Kronenrente ....
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere. ..
„ konſ. äuß. v. 99
2 „ Gold v. 04. ſtfr. .
„ konſ. innere ..
(½% „ Irrigationsanleihe,
5% Tama livas, Seriel ...
Oblig. v. Transportanſt.
2 Eliſabethbahn ſtfr. . .
2,6% alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
2,6% neue „ „
ſtrf.
3% Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Cm.
..„ 9. Em. ... . ......."
„ v. 1885............"
17560.—
220
2400.—
1600.—
2800.—
4500.—
9000.—
2790.—
3000.—
17500.—
12.500.—
3300.—
9600.—
4500.—
15 000.—
2600.—
113500.
68000.
1000.—
18500.—
16750.—
1480 —
14500.—
27 000.—
7000.—
2805
39 600.—
1800.—
5800.—
9400.—
3210.—
4000.—
17500.—
8900.—
10350.—
4800.—
15500.—
3150.—
2200.—
5000.—
1055.-
19 250.—
18000.—
1730.
15500.—
29 700.—
27200.
— 27 200.—
Oblig. v. Transportguſt. (Ftſ.)
30 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Neß)
v. 1883..
4½% Anatolier I...........
42 Rubolfb. (Salzkammerg.)
2 Salon Conſt. Jonktion..
Salonique Monaſtir .....
2 Tehuantepee . ...........
419
Deutſche Städte.
Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½%0 Darmſt, b. 1905 ......
4% Fraukfurt v. 1913 ...
„ v. 1903 ..
47 Mainz. v. 1919 bis 1926.
Pfandbriefe.
40 Frankf. Hyp.=Bank 1920...
40 Frankf. H. Krd.=Ver, 1921
4¾5 Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
4% Pfälz.
„ 1922...
4% Rhein. „
1923 ...
3½
verl. ..
4% Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ..
4% Heſſ. Ldhyp.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4½ Heſſ. Löhyp. Kom. Obl...
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie".
Barmer Bankverein".
Berliner Handelsgeſeliſchaft
Commerz= und Privatbank.
Durmſtädter u. Nalionalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten=u Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Diskonto=Gefellſchaſt . . . . .. . ..
Dresdener Bank .........
Frankfurter Bank
Metallbank. . ........... ..
Mitteldeutſche Creditbank ...
Oeſterreichiſche Creditanſtalt.
Reichsbank=Ant. ...
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankberein.
Bergwerks=Aktien.
Berzelius..................
Bochumer Bergb. ....... . . . .
Buderns. . . . . . . . . . . . . . . ."
Dt. Luxemburger ...
....
Eſchweiler, Bergwerks=Akt..
Gelſenkirchen Bergw. ..
Harpener Bergbau ....
Kaliwerke Aſchersleben
Weſteregeln ...
Lothringer Hütte .. ....
Mannesmann Röhren. ..
Oberbedarf ..........
Oberſchleſ. Eiſen Caro)
Phönix Bergbau ...."
8. 1.
20 500.—
2200.—
20950.—
1160.—
6600.—
64 200.—
190.—
118.—
96.—
135.-
104.—
120.—
155.—
141.—
123.—
155.—
130.—
101.—
1910.—
2490.—
19000.—
2700.—
3650.—
9100.—
2575.—
2800.—
4800.—
3900.—
— G.
15.500.—
2100.—
2660.—
2950.—
2700.—
2250.—
7800.—
12700.—
26 000.—
20700.—
25 750.—
56000.—
14000.—
17100.—11
21200.—‟
16500.—
13900.—
9900.—
10.1.
2450.—
20 005—
1053.
7250.—
64 000.—
94.—
10.
110.—
18
160.—
115 B.
95.50
100.—
2003.
2575.—
20 000.—
nf
4350.
9300.-
2300.—
2700.-
5500.—
4500.—
2009.—
16500.—
2500.—
2875.—
3000.—
3000.
2375.—
820
13 600.—
24 000.—
20 000.—
24 750.—
58 200.—
17500.—
18450.—
16000.—
16500.—
22500.—
14500.—
3700.—
Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Rhein. Stahlwerke
Riebeck Montan.. .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte . . . ........
Bau= und Terrain=Aktien,
Hoch= und Tiefbau ........."
Süddeutiche Immobilien —
Phil. Holzmann .. . . . . . . . . . . ."
Wahß & Freytag ............"
Baſt Nürnberg ............
Bleiſtift Faber ..............
Brauerei=Aktien.
Henninger.
........
Löwenbrauerei München.
Schöfferhof (Binding)........"
Werger .....
...........
Cementwerk Heidelberg ......
Cementfabrik Karlſtadt ......
Eementwerk Lothringen ......
Ehemiſche Aktien.
Anglo Guano ............."
Badiſche Anilin ............."
Blei Braubach ..............
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Goldſchmidt . . . . . . . . . . . . . . . .
Griesheim Elektron .........."
Höchſter Farbwerke ..........
Elberfelder Farben ..........
Weiler=termer .............."
Holzverkohlung ..............
Rhenania ..... . .. .. .........
Rütgerswerke ..............
Schramm Lackfabrik. .
Ultramarinfabr.=Ver.
Wegelin Rußfabrik ..
Werke Albert CChem.)..
Deutſch. Eiſenhandel)..
Elektriſche Aktien.
Akkum. Berlin .............."
A. E. G. Stamm.. . . . . . . . . ..
Bergmann Werke. ..........
Felten & Guilleaume. . ......"
Lahmeher ..... . . . . . . . . .....
Lech Augsburg .............
Licht und Kraft ............"
Lieferungsgeſ.. . .. . . . . . . . . .
Mainkraftwerke Höchſt...."
Reiniger Gebbert & Schall
Rhein. Elektr. Werke ..
Schuckert (Nürnberg)
Siemens & Halske
Siemens Betriebe
Tel. Dtſch. Atlant
Thüringer elektr. Lief.
Voigt & Haeffner Stamr
„ Vorzug ......."
Maſchinen=Aktien.
Adlerwerke Kleher ....."
Armatur (Hilpert)
Badenia (Weinheim).
Maſchinen=Aktien (Fortſ.)
Bad. Maſch. Durlach
Beck & Henkel CCaſſeh .......
Breuer Stamm .... . . . . .. . .."
Daimler Motoren ...........
Dürkopp.. . . . . . . . . .. . . . ....
Eiſenwerk Kaiſerslautern ...
Eiſenwerk Meher ........
Enzinger Filter .........
Eßlinger Maſchinen ........"
Faber & Schleicher. . .........
Frf. Maſch. Pokornh & Wittek.
Gasmotoren Deutz.........."
Gritzuer (Durlach) ...........
Hehligenſtaedt & Co...
Hydrometer Breslau..
Karlsruher . ............
Klein, Schanzl. & Becker ... . . 5000.—
Lokomotiofabr. Krauß ......"
Lux’ſche Induſtrie ...
Meguin ............
Moenus ............
Motorenfabrik Oberurſel
Neckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Nähm. Kahſer........"
Riedinger Maſchin.
Röhrenkeſſelfab=ik (Dürr)....
Schnellpreſſen Dresden.. ....
Schnellpreſſen Frankenthal.
Verſchiedene=Aktien.
E.—T.
Emaill. Ullrich ..............."
Feinmechanik (Jetter) ......."
Feiſt Sektkellerei ............"
Frankfurter Hof ........... 12500.—
Ganz, Ludwig .............."
Geiling, Sekt ..............."
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Gummipeter ......... .. . .. .."
Gummi Berlin=Frankfurt ...."
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Hirſch Kupfer .............."
Hotel A.=G., München ......."
Junghans Gebr.. . . . . . . . . . . . .
Konſervenfabrik Braun ......
Lederfabrik Adler Oppenheimer
Gebr. Fahr ....
Lederfabr. Niederrhein (Spier)
Lederfabr. Leutesdorff ......"
Lederw. Nothe ............."
Lederwerke Spicharz ........"
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metall .........."
M. —Sp.
Metal! Bingwerke Nürnbg.
Metall Dannhorn. .
Hindrichs=Auffermann
Olfabr. Verein deutſch.
Philipps. ........
Pinſel Nürnberg ....
Porzellan Weſſel..
Schleußner (Frankfurt a. M.).
Verſchiedene=Aktien (Fortſ.)
Schneider & Hanau
Stempel, Schriftgießerei. . . .
Schuhfabrik Berneis=Weſſel.
Schuhfabrik Herz....."
Schuhf. Leander Offenbach ,
Seilinduſtrie Wolff ...
Sichel, Julius ............"
Siemens Glasinduſtrie .......
Spiegel= u. Spiegelglas Bahr..
U.—Z.
Uhrenfabr. (Bad.) Furtwangen
Veithwerke ..........
Voltohm Seil Stamm..
„ Vorzug ....."
Waggon Fuchs Heidelberg ...
Zellſtoff Aſchaffenburg. . . . . . . .
Zellſtoff Waldhof ..........
Zellſtoff=Ver. Dresden ......
Spinnereien.
Elſäſſ. Bad. Wollfabr. Kehl ..."
Ettlingen Spinnerei .........
Hammerſen (Osnabrüch .....
Zuckerfabriken.
Zuckerfabr. Waghäuſel .......
Frankenthal ......
Heilbronn ...
Offſtein ..
Rheingau ....."
Stuttgart ......
Transport=Aktien.
Schantung E. B. ......."
Hapag (Paketfahrt) .....
Nordd. Llohd .............
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ....
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.
Alsberg
............"
Beckerſtahl ................."
Benz.. . . . . . . . . .. . . .. . .. . ...
Brovn Boveri ............."
Cont. Handelsbank ... .......
Hanſa Lloyzd .....
Inag. ....... . . . .."
Kabel Rheydt .....
Karſtadt R. ........"
Mansfelder ..............
Petroleum Dtſche. . ....
Raſtatter Waggon ....
Stöckicht=Gummi ... . . . . . .
Text.=Ind. (Barmen (Tiag)..
ufa Film ....."
8. 1.
3700.—
3800.—
4000—
5000.—
5075.—
9500.—
10 250—
6000.—
—
4500.—
12800.—
5000.—
6030.—
7900.—
10 000.—
9400.—
7475.—
7500.—
7350.—
7700.—
7200.—
7500.—
10. 1.
6500.—
7000.—
4000.-
4000.—
4000.—
7000.-
6975.—
17 000.
10300.—
6500.—
8800.-
7000.—
60060.—
4500.—
12400.—
11400.-
4800.—
7500.—
10900.—
9900.—
6700.—
7480.—
6400.—
7500.—
7000.—
7000.-
Me e
Dampfkeſſel Rodberg. ....
Gebrüder Roeder........
Gebrüder Lutz........."
Aunfch ereranfe.
Bahnbedarf ..
Bankgeschaft
1309
Fernspre
1L—T2 —FUTN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz 1
Rummer 10.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 11. Januar 1923.
Seite 2.
Das helle Licht.
Roman von Friedrich Kipp.
Nachdruck verboten.)
Ueber vierzehn Tage war er nun bereits im Förſterhauſe
geweſen, und während dieſer Zeit hatte er viel Schönes und
Liebes erfahren. Er war froh und frei geſvorden, ſo daß er die
ſchlimmen Gedanken vergaß, die ſein Herz zuvor peinigten. Auch
ſeine Geſundheit ließ wenig mehr zu wünſchen übrig; die
An=
tandlungen der Schwäche, die ihn bisher elend gemacht hatten,
kannte er nicht mehr, und darum hatte er es heute getroſt wagen
dürfen, den weiten Weg zum Dorf zu machen, ohne befürchten
zu müſſen, dabei Schaden zu nehmen. Frau Randers war
aller=
dings beſorgt um ihn geweſen und hatte ſchon den Ponny
an=
ſpannen laſſen wollen. Wallenhorſt hatte aber entſchieden
ab=
gewehrt und benierkt, daß er ſich ſtark genug fühle, um zu Fuß
gehen zu können. Die Nachricht, daß ſein einziger Freund ihn
ſo dringend, dazu am Sonntag, an das Telephon rufen ließ,
hatte ihn nachdenklich geſtimmt. Wie ein banges Ahnen war es
über ihn gekommen. Was mochte ihm der Aſſeſſor zu berichten
haben? Darum mußte er mit ſeinen Gedanken allein ſein. Es
wäre ihm unerträglich geweſen, einen Begleiter haben zu müſſen,
dem er doch nur einſilbige Antworten gegeben hätte. Das im
Wirtshaus Gehörte wurde jetzt durch den Eindruck, den das
Ferngeſpräch mit Fritz Bendler auf ihn gemacht hatte, verdrängt.
Die Nachricht ſeines Freundes war zu überraſchend geweſen, um
Hen Gleichmut ſeines Selbſt zu wahren. — „Lieber Max” ſo
hatte es aus dem kleinen ſchwarzen Gehörtrichter an ſein Ohr
geklungen, „ſie iſt auf der Suche nach dir. Morgen ſchon will ſie
abreiſen — in den Harz. Woher ſie weiß, daß du dich in den
rannengekrönten Harzbergen aufhältſt, entzieht ſich meiner
Kennt=
nis, und was ſie mit einemmal bewegt, deine Gegenwart nach ſo
langer Zeit wieder haben zu wollen, iſt mir ebenfalls ein Rätſel.
GGenug, daß ich aus beſtimmter Quelle erfahren habe, daß ſie dir
wieder nachſtellt. Darum fliehe! Du haſt ein weiches Herz und
kannſt Sirenenſängen nicht widerſtehen. Vergiß nicht, daß ſie dich
berraten und dein treues Herz verſtoßen hat. Fliehe und meide
die Gelegenheit, ihren Worten zu lauſchen, die ſüßer wie Honig
ſind und nicht ihrem Lebenswandel entſprechen! Du würdeſt
wvieder, wie einſt, in ihren Netzen ſchmachten und verbluten.
lind wenn’s dich auch noch mit Macht zu ihr hinziehen ſollte, ſei
ein Mann und rette deine Scele! Eii Weib, wie Erika
Brand=
hyrſt, hat’s nicht derdient, daß ein braver Kerl um ſie trauert.”
— Das war die Botſchaft geweſen, die vorhin der elektriſch=
Funken mit Blitzesſchnelle aus Berlin in das entlegene Harzneſt
an das lauſchende Ohr des vor Erregung zitternden Mannes
ge=
ſchleudert hatte.
„Sie will mich ſuchen! Erika will mich ſuchen!“
Dieſe Worte ſtammelte Max jetzt in einem fort vor ſich hin.
„Was will ſie von mir? Und gerade jetzt, da ich meinte, den
Frieden meiner Seele und des Herzens Ruhe wiedergefunden zu
haben? Warum will ſie mir dieſen Frieden nehmen? Warum
wieder meine Pfade kreuzen?”
Er ſchüttelte den Kopf.
„Es ſoll ihr nichts nützen! Ich will nichts mehr mit ihr
gemein haben! Laß ſie kommen! Ich werde gewappnet ſein.”
Und dann ſetzte er ſich am Wegrand nieder. Dort war
drun=
ten ein Felseinſchnitt, durch den die ſchaumfröhlichen Waſſer
eines Bergbaches über felsklüftiges Geſtein ſprudelten und dabei
ein Lied ſangen von ungebändigter Kraft, ein Lied von feſtem
Mut und Selbſtwillen. Im Tann lag rings herum ein düſteres
Dämmern. Aus der Ferne klagte mit häßlichem Schrei der Kauz
und durch Schlupf und Hag ſchlich Meiſter Reineke auf Raub
aus. Doch der einſame Mann da, am rauſchenden Bache, hatte
kein Ohr für die Töne des Waldes. Er dachte zurück an die Jahre,
die im ſchmerzvollen Erinnern hinter ihm lagen. Damals, als
junger Leutnant, hatte er Erika, die einzige Tochter des
Fabrik=
beſitzers Brandhorſt, kennen und lieben gelernt. In der
Reichs=
hauptſtadt war’s geweſen, wo er ſich während einer längeren
Ur=
laubszeit aufgehalten hatte. Und es kam, wie’s kommen mußte.
Bald darauf ſchon hatten die beiden jungen Leute ſich verlobt.
Max war darauf in ſeine weſtfäliſche Garniſon zurückgekehrt und
da hatte ihm eines Tages ein wohlmeinender Freund berichtet,
daß ſeine Braut es mit der Treue nicht ſo ganz genau nehme.
Zuerſt ſchenkte er dieſem Gerücht kein Gehör, nach und nach
überzeugte er ſich aber ſelbſt von der Wahrheit der fatalen
Re=
dereien und es hatte dann zwiſchen ihm und Erika
Auseinander=
ſetzungen und Szenen gegeben. Tränen, Schmollen und Bitten
und darauffolgende Verſprechungen waren die Folge geweſen.
Doch Erika war nicht bei ihren Vorſätzen geblieben. Aufs neue
hatte ſie ſtets wieder ihres Verlobten Abweſenheit benutzt, um
herumzuflirten, bis es ihm endlich zu arg ward und das
Ver=
löbnis aufgehoben wurde.
Max litt furchtbar unter dieſen Umſtänden, da er Erika
liebte, und daher entſtand in ſeiner Seele eine Leere, ſo daß er
nur noch ein halber Menſch war.
Dann war der Krieg in Südweſt=Afrika ausgebrochen.
Dieſe Gelegenheit hatte Max benutzt, und ſich freiwillig
zum Dienſte in der fernen Kolonie gemeldet. Dort hoffte er ſein
Leid zu vergeſſen und zu begraben. Doch hier kam zu dem
ſeeliſchen Leiden auch noch das körperliche hinzu, ſodaß er ſiech
und elend ward.
Am Waterberg ſwar’s, da ſank er in dem glühenden Sand,
gleich von zwei Geſchoſſen niedergeſchmettert. Das eine hatte
die Stirne geſtreift, das zweite führte ihn hart an den Rand
des Todes. Mitten durch die Bruſt war die feindliche Kugel
ge=
drungen, ſodaß der brave Reitersmann lange, bange Wochen
durchfieberte und durchfeufzte und der Senſenmann an ſeinem
Lager die Knochenfigur nach ihm ausſtreckte. Aber das Leben
trug endlich doch den Sieg über den Tod davon, und nun hatte
das Geſchick den Einſamen wieder in die Heimat geführt, wo er
endlich in dem entlegenen Harzwinkel landete. In den herrlichen
Wäldern mit den geraden ſtämmigen Tannen und den ſchattigen
Halden und Matten glaubte er auch von ſeinem Seelenleid zu
ge=
ſunden, und nun kam auf einmal wie ein Blitz aus heiterem
Himmel dieſe Nachricht aus Berlin, die ſein Inneres aufrüttelte
und durchbebte.
„Ja, komm du nur, du falſches Lieb”, dachte er. „Ich bin
gegen dich gewappnet. — Fliehen? — Nein, zum Henker, ich
weiche nicht! Ich bin ſtark und werde meines Weges gehen mit
erhobenem Haupte.”
Zwei Augen tauchten bor ihm auf, an die er mit inniger
Wehmut dachte. Das waren Liesbeths Augen, die im geheimen
verlobt war mit Hans Enders, dem jungen Eleven ihres Vaters,
des Revierförſters. Wie Neidgefühl auf den leichtlebigen,
wil=
den Burſchen wollte es Wallenhorſt überkommen, aber dann
ſchiittelte er dieſe Anwandlung mit Gewalt von ſich.
Er erhob ſich und ging weiter.
Nun umfing ihn der Wald, der große, herrliche Wald.
Die Zweige waren ſtill und ſeufzten nur verhalten.
Schimmernd tropfte das Licht der Sterne hindurch und
brei=
tete leuchtende, zarte Teppiche aus über den Weg.
(Fortſetzung folgt.)
Weiblich
Ge
Holland
od. Schweiz
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[ ← ][ ]Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 11. Januar 1923.
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dauernde Frühjahrsmeſſe werden Plätze
für Achterbahn, Karuſſells, Schiffſchaukel,
ruſſiſche Schaukel, Tobogan, Hippodrom
uſw., Schau=, Schieß= u.
Photographie=
buden, am Montag, den 29. Jan. 1923,
vormittags 10 Uhr, in der Turnhalle
am Woogsplatz an den Meiſtbietenden
öffentlich verſteigert. Bedingungen und
Meßpläne liegen zur Einſicht bei dem
Marktmeiſter im Nathaus offen. — Von
der Zulaſſung ſind ausgeſchloſſen:
Wahr=
ſagerei und Vorführungen, die den guten
Sitten zuwiderlaufen oder auf Hypnoſe,
Telepathie oder Suggeſtion beruhen,
Wegen der Zulaſſung von Glücksſpielen
behält ſich die Stadtvei altung die
Ent=
ſcheidung vor. —
Die Stadtverwaltung behält ſich die
Erteilung des Zuſchlags in jedem Falle
vor. Bei Erteilung des Zuſchlags hat
der Erſteigerer die vorgelegten
Beding=
ungen zu unterſchreiben und das gebotene
Standgeld ſofort zu entrichten. (st308
Darmſtadt, den 8. Jan. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
Ausnähme
ſondern zahle
Erhöhung der Friedhofgebühren
für Platin=, Gold= und
Silbergegenſtände.
Jacob Echſtein
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Auf Grund Beſchluſſes der
Stadt=
verordneten=Verſammlung vom 2. März
1922 und mit Genehmigung Heſſiſchen
Miniſteriums des Innern zu Nr. M. d.
J. II 7221 erhöhen ſich die bisher
gül=
tigen Gebühren für die ſtädtiſchen
Fried=
höfe mit Wirkung vom 1. Januar 1923
ab um 199 vom Hundert.
Ausgenommen hiervon bleiben die
Gebühren für die Genehmigung der
Auf=
ſtellung von Denkmälern und Urnen,
die keine Erhöhung erfahren, und
die Gebühren für die Enäſcherung von
Leichen, die ſich nur um 50 vom
Hun=
dert erhöhen.
Der hiernach gültige Gebührentarif
kann bei der Verwaltung der Friedhöfe
im Waldfriedhof und bei dem Aufſeher
im Friedhofe an der Nieder=Ramſtädter
(st,284
Straße eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 30. Dez. 1922.
Der Oberbürgermeiſter.
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