Darmstädter Tagblatt 1921


25. Dezember 1921

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Nummer 346

Sonntag, den 25. Dezember 1921

Einzelnummer 30 Pfg.

Die nächſte Nummer des Darmſtädter Tagblatts erſcheint am Dienstag.

Weihnachten 1921.
K. L. Wieder rufen uns die Weihnachtsglocken zur Feier, zur
andächtigen Verſammlung um den lichterſtrahlenden Baum. Für
die Feſttage bereitet ſich jede Familie und ſucht, die Not des All=
tags
in einigen glücklichen Stunden zu vergeſſen. Beſonders die
Jugend gibt ſich ganz der Freude hin und ſonnt ſich ſorglos am vorzuliegen ſcheint.
ſtrahlenden Glanze, der in Aller Herzen ſich widerſpiegelt.
Aber die Weihnachtsſterne dieſes Jahres leuchten in tiefes
Dunkel. . . . Das deutſche Volk ſeufzt unter dem Druck, den die
Gegner des vierjährigen Krieges ihm auferelgt haben. Beſonders
fühlbar iſt uns in dieſen Wochen die Laſt, die wir neben allem
fonſtigem Schweren durch Geldzahlungen von ſchwindelnder
Höh= an unſere ehemaligen Feinde abtragen ſollen.
Die Weihnacht mit ihrem Glanz von Friedfertigkeit und
Verſöhnung mahnt uns vor allem daran, die Zwietracht inner=
halb
des eigenen Volkes aufzugeben: Wer deutſche Sprache
ſpricht, muß im anderen Deutſchen den Bruder erkennen; gemein=
fam
müſſen wir das Schickſal tragen, das unſerer wartet. Denn
keider ſind deren noch viele, die in dem Vorgehen der äußeren
Feinde gegen unſer Land die Haupturſachen unſerer wirtſchaft=
lichen
Nöte nicht erkennen, oder nicht erkennen wollen. Der
Deutſche neigt nur zu bereitwillig dazu, bei ſich ſelbſt oder aber
bei ſeinen anders denken Volksgenoſſen die Schuld am Unglück
zu ſuchen, das in Wirklichkeit von ganz wvo anders kommt.
Einig ſollen wir ſein, das ruft uns die Weihnacht zu! Wenn
ſich die Familie zur ſtillen Feier verſammelt, wenn die Stunde
der Beſinnung kommt, wenn ſie die Herzen empfänglich macht für
tiefere menſchliche Regungen, dann möchten alle, die dieſes Jahr
Weihnacht feiern, einen guten und recht ſtarken Vorſatz in das
bald wieder rückſichtslos ſein Recht fordernde Leben mit hinaus
nehmen.
Wie ihr euch mit eueren nächſten Anverwandten und Freun=
den
immer wieder zuſammenfindet und etwaige Zwietracht ver=
geſſen
ſein laßt, ſo ſollt ihr euch immer bemühen, jedem Deut=
ſchen
, ſei es, wer es ſei, mit feeundlichem Herzen und ohne
Argwohn entgegenzutreten. Denn nur die Einigkeit wird uns
zu einer beſſeren Zukunft verhelfen, nur gemeinſam werden wir
uns zu einer beſſeren Zukunft verhelfen, nur gemeinſam werden
wir das uns auferlegte und noch bevorſtehende Schwere tragen
können. Daran g=mahnt uns die deutſche Weihnacht, die wir
alle, wo wir uns auch befinden, mit dankbarem Herzen feiern,
die Weihnacht, das Feſt der Liebe, das Gedenken an die
Geburt des großen Lehrers der Liebe, Feſus von Nazareth.
Durch tiefe Not wandelte oft ſchon das deutſche Volk, und
nicht immer war es ohne Schuld darein geraten. Denken wir
daran, was der Dichter Ernſt Moritz Arndt vor über 100 Jahven
dem geknechteten deutſchen Volke zurief. Seine Worte, die auch
uns Heutigen gelten, waren:
Du mußt Gott bitten, daß er dir gebe einen ſtillen, freund=
lichen
und feſten Geiſt, einen Geiſt des Friedens und der Liebe,
daß du alle deine deutſchen Brüder zu dir verſammeln magſt,
und ſie weinen, daß ſie geſchieden waren in ihren Herzen.
Denn durch der Herzen Zwietracht iſt das Unheil gekommen,
und durch die Torheit der Feigen plagen fremde Henker dich.
Und ihr ſollet euch wieder brüderlich geſellen zueinander,
alle, die ihr Deutſche heißet und in deutſcher Zunge redet, und
den Trug bejammern, der euch ſo lange entzweit hat.
und ſollet in Einmütigkeit und Friedſeligkeit erkennen, daß
ihr einen Gott habet, den alten, treuen Gott, und daß ihr ein
Vaterland habet, das alte treue Deutſchland.
So laſſet uns die Weihnacht dieſes Jahres feiern! Recht
viele Deutſche mögen aus ihr den feſten Willen mitnehmen, über
alle natürlichen Gegenſätze hinweg im anderen Deutſchen den
Bruder zu ſehen, und danach zu handeln. und möchten
nun recht vielen die ſtillen Feiertage Erholung und Beſinnung
geben, möchte ſie ihnen ein Troſt ſein in dieſer ſchweren Zeit,
und das Erinnern an die verlebten glücklichen Stzunden noch
lange als ein ſtrahlendes Licht im haſtenden Leben wirken. Denn
auch der Arme und Bedrückte, und das ſind wir Deutſche heute
faſt ohne Ausnahme, hat ein Recht darauf, glückliche Stunden
zu ſeiern und ſich in ſtiller Betrachtung von der tagtäglichen
Laſt zu befreien, um ſo tiefer wird auch ſeine innere Freude
ſein. Der Strahl der Hoffnung, den die Weihnacht 1921 ver=
fendet
, ſei uns allen der Leitſtern für die Zukunft!
Die Woche.
Am vergangenen Sonntag iſt Herr Briand in London ein=
getroffen
, am Donnerstag iſt er wieder nach Hauſe gereiſt. Im
Januar wird der Oberſte Nat ſich in Cannes verſammeln. Das
etwa iſt das Poſitive der Verhandlungen der letzten Woche. In
London ſtand die europäiſche Frage zu Erörterung. England,
von den drückendſten weltpolitiſchen Sorgen zunächſt befreit,
glaubte die Stunde gekommen für eine Förderung der Löſung auch noch folgendes ins Auge gefaßt: Deutſchland zahlt anſtatt
dieſes brennendſten Problems. Zur europäiſchen Frage gehört
auch die Frage der deutſchen Reparationen. Es wäre aber gut,
iſt, darüber klar wäre, daß die deutſche Reparationsfrage nur
einen Te il der europäiſchen Frage bildet. Zu Europa gehört
auch Rußland, und da Lloyd George Wert darauf zu legen
ſcheint, die europäiſche Frage in ihrer Geſamtheit zu behandeln,
liegt für jeden einigermaßen Unterrichteten die gewaltige Kom= beſtehen, welche unter den Sachleiſtungen rubriziert werden
pliziertheit der Dinge klar auf der Hand. Daß nebenher noch die
Frage der maritimen Rüſtung Frankreichs offen iſt, ſollte auch
nicht außer Acht gelaſſen werden.
Das Ergebnis der Londoner Verhandlungen erſcheint eini=
germaßen
mager. Eine Einigung im ganzen iſt durchaus nicht
erfolgt, wenn auch Herr Loucheur ſich für die ruſſiſchen Pläne
Lloyd Georges ſtark intereſſiert‟ Daß eine endgültige Entſchei=
dung
in der deutſchen Reparationsfrage nicht erfolgt zu ſein
ſcheint, iſt demach uicht verwunderlich. Man wird Deutſchland Frankreichs mit Belgien die Vorausſetzung wäre. Bezüglich
von der Januar=Rate möglicherweiſe einen Teil ſtunden, alſo
eine höchſt proviſoriſche Regelung. Daß Herr Briand bei ſeinem
Londoner Verhandlungspartner für ſeine weitgehenden Wünſch=
nach
militäriſchen und wirtſchaftlichen Sanktionen keine Gegen=
liebe
gefunden hat, iſt immerhin bemerkenswert. Die Entſchei=
dung
iſt vertagt, und es muß zugegeben werden, daß die ſonnige reich ja Sachleiftungen und Bargeld gewinnen wird.
Riviera ein angenehmerer Verhandlungsort iſt, als das winter=
liche
London. In Cannes wverden vorausſichtlich noch einige

teilnehmen, ſondern im Vorzimmer warten dürfen, um gegebenen=
falls
notwendige Auskünfte erteilen zu können. Wir möchten miſchung vermeiden. Deutſchland hat nach hieſiger kate=
glauben
, daß man ſich über irgend eine Löſung ſchließlich eini=
irgend
welchen Optimismus deutſcherſeits keinerlei Veranlaſſung
In Leipzig iſt die große Senſation, der Prozeß gegen die
Teilnehmer des Kapp=Putſches, zu Ende gegangen, und
Herr von Jagow wird die Märztage 1920 mit fünf Jahren
Feſtungshaft zu büßen haben. Jeder Verſuch, die ſtaatliche Ord=
nung
gewaltſam zu ſtören, iſt ein Verbrechen am Volk, und wenn in der Downing Street die bereits angekündigte Konferenz
der Senatspräſident des Reichsgerichts, in der Urteilsbegrün= mit hervorragenden Finanz= und Geſchäftsleuten ab, denen er
dung feſtſtellte, daß die Folgen des Kapp=Putſches bis heute noch
uicht ganz überwunden ſeien, ſo entſpricht das leider dunchaus Seitens der Regierung nahmen an den Beſprechungen teil:
den Tatſachen, und die Verurteilung Jagows wird im ganzen
Volke als gerechte Sühne empfunden werden. Eigenartig aber
mutet es an, wenn gerade die Kreiſe, die 1918 über einen gewalt=
ſamen
Umſturz der beſtehenden Staatsordnung einigermaßen
anders gedacht haben, heute ſich mit einem wahren Fanatismus
auf die Drahtzieher des Kapp=Putſches ſtürzen. Die Rolle, die Horne ſowie Worthington Evans in der Weihnachtszeit fortzu=
einige
Zeugen in Leipzig geſpielt haben, iſt wahrlich keine be=
neidenswerte
geweſen. Im übrigen hat die Geſchichte bewieſen,
daß jede Revolution die Staatsautorität ſo ſtark erſchüttert, daß
es Jahre gedauert hat, bis eine gewiſſe Stabiliſierung wieder
eintreten konnte.
Die innere Feſtigung unſerer Verhältniſſe
trotz aller wirtſchaftlichen Nöte, iſt die Aufgabe des ganzen deut=
ſchen
Volkes. Anſtelle des Bruderhaſſes die Verſöhnung! Die
Weihnachtsbotſchaft der Liebe und der Verſöhnung und der Er=
löſung
.
I.
Das Reparationsproblem.
* Berlin, 24. Dez. Der Deutſchen Allgem. Ztg. zufolge
fand im Reichskabinett eine Beſprechung der an der Re=
parationsfrage
beteiligten Reſſorts über den gegenwärti=
gen
Stand des Reparationsproblems ſtatt. Der Termin für die
Beantwortung der drei von der Reparationskommiſſion in ihrer
Note vom 17. Dezember geſtellten Fragen ſteht noch nicht feſt.
Der Pariſer Korreſpondent der Voſſiſchen Zeitung berichtet
über die Auffaffung Frankreichs in den auf der Kon=
ferenz
von Cannes zu erörternden Fragen auf Grund einer an
zuſtändiger franzöſiſcher Stelle erhaltenen Information, daß im
Gegenſatz zu England Frankreich eine gleichzeitige Löſung der
drei driugendſten Probleme: Die deutſche Frage, die mitteleuro=
päiſche
Frage und die Herſtellung der wirtſchaftlichen Ordnung
iu Deutſchland als das dringendſte Problem, durch deſſen Löſung
allein eine brauchbare Grundlage für den wirtſchaftlichen Wie=
deraufbau
in Europa geſchaffen werden könne, wünſcht. Für die
Sanierung der deutſchen Finanzen, die als Vorausſetzung für
die Wiederherſtellung der normalen Wirtſchaftslage zu gelten
hab=, hätten die franzöſiſchen Sachverſtändigen ein Programm
ausgeutbeitet, das eine Erweiterung der Befugniſſe des Gauan=
tieausſchuſſes
, nicht aber die Einſetzung einer ſtändigen Kontrolle
vorſieht. Die franzöſiſchen Vorſchläge bezeichnen zunächſt eine
Neuordnung der Reichsbaakverfaſſung nach dem Vorbilde des
Statuts der Bank für Frankreich oder der Bank für England als
unerläßlich. Sie fordern weiter die Schaffung einer Deviſen=
zentrale
zur Verhütung von Deviſenſpekulationen und eine Ver=
ſchärfung
der Vorſchriften über die Deviſenabgabe von der Aus=
fuhr
. Unter der Vorausſetzung, daß die Sanierung der deutſchen
Finanzen erzielt wird, iſt Frankreich bereit, auf den Londo=
ner
Zahlungsplan zu verzichten und bei Löſung
der Reparationsfrage auf völlig neuer Baſis mitzuwirken.
Frankreich habe auch nichts einzuwenden, daß das Reparations=
problem
auf der Konferenz unter Hinzuziehung Deutſchlands
beſprochen wird. Nach dem franzöſiſchen Plane ſollen die in
London vereinbarten Jahreszahlungen durch ein= große inter=
nationale
Anleihe, die 15 oder 16 Milliardem Goldmark erreichen
könne, abgelöſt werden.
TU. London, 24. Dez. Die Reparationskommif=
ſion
wird Deutſchland die Mitteilung zukommen laſſen, daß die
beiden nächſten Zahlungen volſtändig zu erfolgen haben.
Die Londoner Konferenz.
der Frkf. 3tg.: Wie ich zuverläſſig erfahre, kommt dem Ergebnis
deutung zu. Die beiden Premierminiſter einigten ſich per=
ſönlich
nicht nur in bezug auf das Prinzip, daß die Repara=
tionsfrage
als ein Teil des europäiſchen Wirtſchafts=
problems
auf friedlichem Wege dunch Vereinbarung mit eigener Wille und das im Friedensvertrag angeblich verankerte
Deutſchland und innerhalb der Grenzen ſeiner vernünftig be=
rechneten
Zahlungsfähigkeit geregelt werden müſſe, ſondern es
wurde vorbehaltlich der Zuſtimmuna Italiens und Belgiens
der feſten Annuität von 2 Milliarden Goldmark pro 1922 u Ur nach Errichtung eines Freiſtaates, noch ihre Sympathien für den
500 Millionen in bar, in Raten bis zum 15. April. Hierin
wenn man ſich in Deutſchland erheblich mehr, als das der Fall iſt die Goldleiſtung für die Okkupationsarmee eingerechnet.
Außerdem haben Sachleiſtungen wie bisher zu er= niſchen Handelskontrollſtation und zu einem Ein=
folgen
, frrner iſt dus Wiesbadener Abkommen zu er= falltor nach dem Oſten und nach dem Weſten zu geſtalten.
füllen, welches England im weſentlichen genehmigen wird.
Außerdem bleibt die 26pro entige Ausfuhrabgabe lang gewiſſe Intereſſen verfolgten und ſich des Memellandes
ein neuer Wertſatz gelten.
gen des geſamten kommenden Jahres regeln, iſt die kritiſche
mit unter zwei Vorausſetzungen gelöſt ſein:
1. Die Vorbedingung iſt, daß der Oberſte Rat der ins
Auge gefaßten Regelung zuſtimmt, wofür eine Einigung polniſchen Abſichten ſich hinter der Ernennung Szarotas zum
der Haltung der Pariſer politiſchen Kreiſe wird die Möglichkeit, die Memelländer ſich plötzlich einem neuen Problem gegenüber=
Verabredung ſtürzen könnte, aber trotzdem wird hier ein Rück=
fall
in das Okkupationsfieber für ausgeſchloſſen angeſehen.
Ueberdies wird von den Franzoſen zu beachten ſein, daß Frank=
deutſche
Sachverſtändige nicht etwa an den Verhandlungen nung bringt, wofür die bereits bekannten Forderungen gel= des neutralen und feindlichen Auslandes ſeſt. So ſchrieb noch

ſten werden, welche zunächſt eine adminiſtrative Ein=
goriſcher
Auffaſſung die Möglichkeit, die geſamte Entwicklung
gen wird, weil eine Löſung eine unbedingte Notwendigkeit iſt; durch energiſche Entſchlüſſe ſicherzuſtellen, welche binnen kür=
wir
möchten aber ſo ſcharf wie nur möglich betonen, daß für zeſter Zeit zum mindeſten programmatiſch vorliegen müßten.
Die Balancierung des ordentlichen Budgets, die Stillegung
der Notenpreſſe und der Wegfall der Zuſchußwirtſchaft ſind die
wichtigſten unter den zahlreichen Neformforderungen.
Die Konferenz in Cannes.
London, 24. Dez. (Wolff.) Lloyd George hielt heute
den Verlauf der Unterredungen mit Briand auseinanderſetzte.
Chamberlain, Horne und Sir Worthington Evans, von den
Finanzleuten der Direktor der Bank von England, Kindersleh.
Die Induſtrie= und Finanzmagnaten verſicherten Lloyd Gzorge,
daß ſie ihn kräftig unterſtützen würden. Es wurde beſchloſſen,
die Beratungen zwiſchen den Vertretern der Induſtrie und
ſetzen. Auch Lloyd Georg= wird über Weihnachten vielleicht in
London bleiben, um ſich an den Erörterungen zu beteiligen.
Die aus dieſen Verhandlungen ſich ergebenden Vorſchläge ſollen
der vor Beginn der Konferenz in Cannes ſtattfindenden
Pariſer Konferenz ſachverſtändiger Finanz= und G=ſchäftsleute
unterbreitet werden.
London, 24. Dez. (Wolff.) Das Reuterſche Bureau r=
fährt
, daß das Datum der Einberufung des Oberſten
Rates zur Konferenz in Cannes noch nicht endgültig
feſtſteht. Dem augenblicklichen Plane zufolge werden Lloyd
George und ſeine Sekretäre London nächſten Montag verlaſſen,
um ſich nach Südfrankreich zu begeben. Einige Tage ſpäter
wird der Schatzkanzler gemeinſam mit den Vertretern des
Schatzamtes nach Paris reiſen, um der britiſch=franzöſiſchen
Sachverſtändigenkonferenz beizuwohnen. Am 2. Januar wird
der größte Teil der britiſchen Kommiſſion nach Südfrankreich
abfahren. Die Konferenz des Oberſten Nates beginnt vermut=
lich
am 5. Januar.
Paris, 24. Dez. (Wolff.) Nach einer Meldung des Petit
Pariſien aus London beginnt die Tagung des Oberſten
Rates in Cannes endgültig am 6. Januar. Den Beratun=
gen
gehe jedenfalls eine Privatverhandlung zwiſchen Lloyd
George und Briand voraus. Für die Dauer der Konferenz ſeien
ſechs Tage vorgeſehen, dann werde eine Konferenz der alliier=
ten
Außenminiſter ſoattfinden, die ſich mit der Frage des nahen
Oſtens beſchäftigen werde; für deren Dauer ſeien 10 bis 12. Tage
vorgeſehen.
London, 24. Dez. (Wolff.) Daily Telegraph ſchreibt, die
Sowjtregierung werde auf der Konferenz von
Cannes nicht vertreten ſein. Es ſei jedoch wahrſcheinlich,
daß Deutſchland, wenn auch nicht unmittelbarer Weiſe
durch die Häupter der deutſchen Regierung, ſo doch mittelbar
durch techniſche Delegierte vertreten ſein werde, die ſich zu In=
formationszwecken
zur Verfügung des Oberſten Rates halten
würden, ebenſo wie Rathenau, der während der letzten engliſch=
franzöſiſchen
Beratungen, ſich zur Verfügung des britiſchen
Schatzamtes gehalten habe.
Reuter erfährt, man erwarte, daß die Außenminiſter Eng=
lands
, Frankreichs und Italiens zur Erörterung der Probleme
des nahen Oſtens am 12. Januar in Paris zuſammentreten
werden. Wenn ein endgültiger Beſchluß erzielt werde, werde er
dem Oberſten Rate mitgeteilt werden, der ſeine Entſcheidung
Griechenland und der Türkei zur Kenntnis bringen wird.
Zur Memellandfrage.
Dieſer Tage kam aus Warſchau die überraſchende Meldung,
daß der ehemalige polniſche Geſandte in Wien, Szarota, zum
polniſchen Geſandten in Memel ernannt worden ſei. Dieſe Nach=
richt
rückt die Memellandfrage plötzlich in ein ganz neuartiges
Licht. Es wird durch die Ernennung Szarotas, der als einer
der betriebſamſten polniſchen Diplomaten bezeichnet werden
muß, beſtätigt, daß die polniſchen Beſtrebungen ſyſtematiſch ſich
auf das Memelland erſtrecken. Sie zeigt weiter, daß Frankreich
* AusLondon 23. Dezember, meldet der Korreſpondent ſich durch Polen im Memelland ein Gibraltar des
Oſtens zu ſchaffen beſtrebt iſt. Die Nachricht von der Ernen=
des
Beſuches Briands in London die größte Be= nung Szarotas zum polniſchen Geſandten in Memel hat ſelbſt
in weiteſten Kreiſen der Memelländer völlig überraſcht und denen
die Augen geöffnet, die an eine polniſche Gefahr im Memelland
bisher nicht glauben wollten. Sie ſehen plötzlich, daß nicht ihr
Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker für das Schickſal eines Lan=
des
ausſchlaggebend iſt, ſondern allein die Zweckintereſſen ge=
wiſſer
imperialiſtiſcher Strömungen innerhalb der großen und
der kleinen Entente. Sie müſſen erkennen, daß nicht ihre Ab=
neigung
gegen eine Angliederung an Litauen oder ihr Wunſch
Freiſtaat Danzig ihr künftiges Schickſal entſcheiden, ſondern die
Abſicht Frankreichs, Memel zu einer franzöſiſch=pol=
Es iſt bekannt, daß im Memelland die Engländer eine Zeit=
anſcheinend
bedienen wollten als Stützpunkt, für die Handels=
ſoll
. Für die Berechnung des Wertes der Sachleiſtungen wird, wege nach Litauen. Polen und Weißrußland. Es iſt nicht zu er=
ſehen
, ob dieſes Intereſſe durch ein anderes verdrängt wurde
Innerhalb der genannten Grenzen, welche die Verpflichtun= oder ob die großen Weltprobleme, denen ſich England gegen=
überſieht
, es gezwungen haben, die Memellandfrage etwas zu
Frage der Januarfälligkeit eingeſchloſſen. Die Kriſe würde ſo= vernachläſſigen. Es iſt auch nicht zu erſehen, ob England die
franzöſiſch=polniſchen Pläne im Memelland genau verfolgt und
ob es ſich Gewißheit darüber verſchafft hat, welche franzöſiſch=
polniſchen
Gefandten in Memel verbergen. Das eine iſt ſicher, daß
nicht für ausgeſchloſſen gehalten, daß Briand über die Londoner ſehen, das zu löſen ſie allein kaum in der Lage ſein werden. t.
Ein engliſcher Politiker über die Kriegslüge.
RdE. Die Frage der Kriegsſchuld drängt immer mehr zur
Löſung. Das iſt nicht nur eine Allgemeinerkenutnis des deut=
2. Die zweite nichtigere Vorausſetzung iſt, daß Deutſch= ſchen Volkes ge orden, das davon am meiſte berührt wird,
land im Verlaufe der nahen Zukunft ſein Haus in Ord= ſondern dieſe Ueberzeugung ſetzt ſich in immer weiteren Kreiſen

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Eeite, 8.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Dezember 1921

Rummer 346.

unlängſt der bekannte engliſche Politiker C. Pither in Foreign
Affairs:
Wir müſſen jetzt alle unſere Kräſte einſetzen zur Bekämpſung
der rieſengroßen Lüge, nicht Legende, die ſich mit eiſenſtirniger
Unverſchämtheit auf dem Wege breitmacht, auf dem allein die
Nationen Verſöhnung und Eläck finden können. Die Behaup=
tung
, daß Deutſchland ganz allein für den Krieg
verantwortlich ſei, iſt die Grundwurzel des
Giftbaumes, deſſen Früchte Haß, Rachſucht, Mißtrauen,
aber auch Arbeitsloſigkeit, Hungersnot und Zuſammenbruch
ſind. Es iſt unnütz, wenn Deutſchland an den Gerechtigkeits=
ſinn
der alliierten Staatsmänner appelliert; dieſe dulden und
erlauben auf keinen Fall, daß dieſe Frage angerühri wird; ſie
ſitzen am Sicherheitsventil, wenn die Exploſion kommt. Aber
warum in aller Welt fragen nicht die Deutſchen bei den führen=
den
Neutralen während des Krieges, wie Nanſen, Motta, Bran=
des
und anderen berufenen und unparteiiſchen Richtern an, um
die allerwichtigſte Aufgabe zu löſen, die Verantwortlichkeit jedes
einzelnen der kriegführenden Staaten und ihrer Staatsmänner
zu erfaſſen und feſtzuſtellen? Der Appell an die Geſchichte iſ
gerade ſo ausſichtslos, tdie ein Prozeß von unſerem Kanzlei
gericht: Die Parteien ſind längſt geſtorben, das Unglück iſt
längſt verſchmerzt, und die Abhilfe kommt viel zu ſpät, lange,
ehe an eine Entſcheidung gedacht werden kann.
Der Fingerzeig, den Pither uns damit gibt, hat man in
Deutſchland bislang unbeachtet gelaſſen. Aus ſich heraus haben
die Neutralen, wie ſchon mitgeteilt, dieſe Idee eines unpartei=
iſchen
Unterſuchungsausſchuſſes aufgegriffen und werden ſie am
5. Januar 1922 in Kriſtiania in die Tat umſetzen. Hoffentlich
bringt dieſer Ausſchuß der Welt endlich die ungeſchminkte Wahr=
heit
über die Kriegsſchuld.
Der Einzelhandel unter Polizeiaufſicht
betitelt ſich ein Aufſatz von Mathias Kammerbauer Volks=
wirt
R. D.V., im erſten Dezemberheft der von ihm herausgege
benen Deutſchen Handelswarte, Nürnberg, der hier aufs ent
ſchiedenſte das Vorgehen Preußens bekämpft, den Einzelhand=
vor
allen anderen Wirtſchaftsſchichten für die Teuerung verant=
wortlich
zu machen und ihn als erſten unter polizeiliche Kon=
trolle
zu ſtellen. Ueberzeugend legt der Verfaſſer dar, daß nichts
wirtſchaftlich verkehrter ſein kann, als ausgerechnet am Ende
des Wirtſchaftsprozeſſes mit einer Preiskontrolle einzuhaken
und damit die ohnehin beſtehende Spannung zwiſchen Händler=
und Käuferſchaft zum Schaden der Volkseinigkeit zu vertiefen.
Eine weit dankbarere Regierungsaufgabe wäre 2s, endlich ein=
mal
dem Valuta=Veitstanz beizukommen, der in Verbindung
mit unſeren überſteigerten Wiedergutmachungsverpflichtungen
die Hauptquelle der dauernden Preisunſicherheit iſt. Noch
immer herrſcht eine Rechtsauffaſſung über den Wucherbegriff,
die im höchſten Grade unklar iſt. Noch immer werden Kalku=
lationsfragen
von ſeiten der Behörden auf der ſchwankenden
Leiter der Geſühle beurteilt. Noch immer ſprechen politiſche
Motive bei der Beurteilung von Dingen mit, die eigentlich nur
volkswirtſchaftlich oder, was noch beſſer wäre, betriebswiſſen=
ſchaftlich
geprüft und unterſucht werden ſollen. Noch immer wird
ein Klaſſengeiſt gefördert, der die Einigkeit der Stände gefährdet
und zwei Welten baut: hier das Lager der Händler, dort die
Armeen der Käufer! Noch immer wird ein Spitzelſyſtem her=
aufbeſchworen
, das unſer Volk nicht zur Ruhe kommen läßt und
Tauſende von Köpfen mit Angelegenheiten beſchäftigt, die viel
Arbeitsaufwand erforderlich machen und nach der Erfolgſeite
hin meiſt negativ verlaufen, am allerwenigſten aber geeignet
ſind, den Strom der Teuerung zurückzudämmen!
Spanien und Frankreich.
Madrid, 23. Dez. (Wolff.) Die Zeitung A.B.C. weiſt in
einem Leitartikel auf den in Waſhington zutage getretenen
franzöſiſchen Militarismus hin und ſchreibt zum
Schluſſe: Für Frankreich hat dies die ſchwerwiegende Folge
daß die Welt anfängt, zu bereuen, ihm in dem großen
Kriege Hilfe gewährt zu haben.
Ein Erlaß des Königs verbietet die Einfuhrfran=
zöſiſcher
Erzeugniſſe nach den Kanariſchen Inſeln
deren Erzeugniſſe Frankreich ſeinerſeits verbot. Die franzöſiſchen
Delegjerten verſchoben ihre Reiſe nach Madcid.
Der Boykott des Prinzen von Wales in Indien.
C.K. Der mit ſo viel Feierlichkeit angekündigt Beſuch des
Prinzen von Wales in Indien, für den eine Rund=
reife
durch alle größeven Städte geplant war, hat die bereits an
und für ſich kritiſche Lage bedrohlich zugeſpitzt und lenkt unſere
Aufmerkſamkeit auf den indiſchen Kampf um Homerule, der wohl
eine der ſeltſamſten revolutionären Bewegungen der Geſchichte
darſtellt. Die indiſchen Nationaliſten beantworteten das Er=
ſcheinen
des britiſchen Thronfolgers mit einer Aufforderung zum
Boykott aller damit verknüpften Feierkichkeiten, und ſo brachen
denn überall große Streiks aus, die die engliſche Regierung mit
Gewaltmitteln zu bekämpfen ſuchte. In verſchiedenen indiſchen
Blättern finden ſich ausführliche, von der engliſchen Preſſe ver=
ſchwiegene
Schilderungen über dieſen rieſenhaften Boykott, der
auf das Gebot der Mahatma Gandhi zurückgeht, des heiligen
Politikers, den ein Bombayer Blatt bei dieſer Gelegenheit die
edelſte Seel=, die die Welt ſeit vielen Jahrhunderten hervorge=
bracht
hat, nennt. In über 50 großen Städten, darunter in
Von Weihnachten.
Wie das deutſche Weihnachten entſtand.
** Unter allen Feſten der Kirche iſt Weihnachten das
deutſche Volksfeſt geworden, um das ſich alles Hohe und Heilige,
alles Schöne und Zarte deutſchen Denkens und Glaubens zu=
ſammenſchließt
. Wie wurde nun dieſe Feier der römiſchen Kirche
zu dem innerſten Erlebnis des germaniſchen Geiſtes? Dieſe
Frage läßt ſich nur beantworten, wenn wir betrachten, wie ſich
das Chriſtfeſt im Verlauf der deutſchen Kultur entwickelte und
imier mehr mit ihr zur Einheit verſchmolz. Es hat langer
Jahrhunderte bedurft, bevor germaniſches Glauben und Fühlen
mit den zunächſt fremdartigen chriſtlichen Vorſtellungen die Ver
bindung einging, der die deutſche Weihnacht entſproſſen. Das
Feſt war zuerſt in Deutſchland durchaus nicht volkstümlich, zu=
mal
die Germanen gegen Ende Dezember nie ein Feſt gefeiert
hatten. Das alte Julfeſt, aus dem man ſo manche Bräuche der
heutigen Weihnacht ableitet, war eine Feier der Winterſonnen=
wende
, fiel alſo in die Zeit des Winteranfangs, in den Novem=
ber
und Anfang Dezember. Dieſe Wochen waren für die alten
Deutſchen eine Zeit voll ahnungsvoller, geheimnisreicher Stim=
mung
, in der wieder beſondere Mächte einen ſchauerlich= gewalti=
gen
Zauber ausübten. Mit dieſen Weihnächten wurde das
chriſtliche Feſt der Jeſusgeburt zuſammengebracht. Das zeig
ſchon der Name Weihnachten, der in das uralte deutſche Heiden=
tum
zurückweiſt, eben auf jene Mächte, in denen die Dämoner
und Geiſter, die phantaſtiſchen Geſtalten des wilden Heeres
im Sturmesgebraus und Wolkenjagen ihr wunderſames Spiel
trieben. Der Angelſachſe Beda ſetzt die Bezeichnung Wihnaht
gleich mit Modra niht, das heißt den Mütternächten, in
denen die Nornen und Zauberinnen walteten. Die chriſtliche
Einfetzung der Zwölften, der zwölf heiligen Nächt:, iſt alſe
ein geſchicktes Eingehen auf den altgermaniſchen Glauben,
aus dem die heidniſchen Geſtalten nun immer deutlicher
in den Lichtkreis des Feſtes traten. Die Kirche hatte
den Jahresanfang auf den Tag der Geburt, Chriſti, den
25. Dezember, geligt, und auch in Deutſchland ſetzte die
Kölner Kirchenverſammlung von 1310 Weihnachten als Be=
ginn
des Jahres feſt. Nun entſpann ſich ein Kampf zwiſcher
den alten Markſteinen des germaniſchen Jahres und dieſer
ſienen Einrichtung, und die Kirche benutzte geſchickt die vorhan=
denen
Sitten und Feiern, um ſie mit den Tagen ihrer Heiligen
und mit ihren Zeremonien zu verknüpfen. So war das Tor

Bombay, Kalkutta, Lucknow, Nagpur, Allahabad, Amritzar, Be=
nares
, Delhi u. a., wurden Hartels, d. h. Streiks, im Namen
Gandhis proklamiert und führten zu dem Ergebnis, daß tatſäch
lich das ganze Leben ſtockte. Die Arbeit in den Fabriken und
auf den Feldern hörte auf; zahlloſe Schulen, Läden und Baſare
ſchloſſen ihre Pforten, und wo man ſo gern ein wimmelndes und
aufgeregtes Treiben dem Prinzen gezeigt hätte, herrſchte Oede
unheimliches Schweigen und düſtere Spannung.
Die Bewegung für Swarei oder Selbſtregierung
hat ſich über ganz Indien verbreitet, und die drei Hauptmittel,
mit denen das indiſche Volk ſich gegen ſeine britiſchen Unter=
drücker
wendet, beſtehen in Non=Kooperation, d. h. in dem
Nichtzuſammenarbeiten mit den engliſchen Behörden, in bür=
gerlichem
Ungehorſam und Boykott der fremden Waren. Die
Durchführung dieſer paſſiven Rebolution wird von den natio=
nalen
Freiwilligen organiſiert, deren Hauptaufgabe darin be=
ſteht
, darüber zu wachen, daß keine fremden Waren verkauft
werden und keine indiſchen Kinder in die Schule gehen. Dieſe
nationale Garde beſteht hauptſächlich aus Studenten. Ji
Benghal allein boykottierten über 5000 Studenten die Untec=
richtsanſtalten
, die deshalb geſchloſſen werden mußten. Die eng=
liſche
Regierung hat dieſes Freiwilligenkorps für eine ungeſetz=
liche
Verbindung erklärt und Tauſende von Verhaftungen vor=
genommen
, aber die dadurch hervorgerufenen Lücken füllten ſich
ſofort mit neuen Freiwilligen. Das von Gandhi gepredigte
Evangelium des gewaltloſen Widerſtands wird von Millionen
befolgt. Das von den Engländern in Indien begründete Unter
richtsſyſtem iſt vollſtändig lahmgelegt und die Verwaltung un
möglich gemacht. Während Schulen, in denen das Weben hei=
iiſchen
Tuches gelehrt wird, wie Pilze überall aufſchießen, ſind
große Maſſen engliſchen Tuches verbrannt worden, und die
Spinnereien von Lancaſhire, die ſo viel für den indiſchen Markt
zu tun hatten, ſtehen ſtill. Das Vorbild Irlands hat augen=
ſcheinlich
auf Indien anfeuernd gewirkt, und man verlangt dort
dieſelben Rechte, die dem neuen Freiſtaat im Rahmen des bri=
tiſchen
Weltreiches gewährt worden ſind. Die gemäßigteren
Kreiſe der indiſchen Revolutionäre würden ſich damit begwügen,
wenn ein ſelbſtändiger indiſch=britiſcher Staat gegründet würde,
an deſſen Spitze vielleicht ein Mitglied der engliſchen Königs=
familie
ſtehen könnte. Was Indien vor allem verlangt, iſt poli=
tiſche
und wirtſchaftliche Freiheit. Wird England dieſe Wünſche
freiwillig erfüllen, dann dürften die Radikalen, die eine völlige
Loslöſung von England predigen, an Macht verlieren. Sucht
man aber dieſe immer mehr anwachſende Bewegung mit Gewalt
zu unterdrücken, dann dürfte es zu furchtbaren Aufſtänden
kommen.
Die Waſhingtoner Konferenz.
Die U=Boot=Frage.
Waſhington, 24. Dez. (Havas.) In der geſtrigen Sitzung
des erweiterten Fünfzehnerausſchuſſes verlas Admiral de Bon
eine eingehende Darlegung, in der er auf die von Lord Lee vor=
gebrachten
Gründe für die Abſchaffung der Unterſeeboote ein=
ging
und für die Beibehaltung der U=Boote, wie
vorgeſtern Sarraut, eintrat. Balfour antwortete auf die Dar=
legungen
de Bons vom techniſchen und politiſchen Standpunkte.
die Beibehaltung der U=Boote würde England in die Möglich=
keit
verſetzen, große Erſparniſſe in Ueberwaſſerſchiffen zu machen.
Schanzer erläuterte, warum Italien ſich dem engliſchen Stand=
punkte
nicht anſchließen könne, und zwar wegen der Exiſtenz
neuer Staaten im mittelländiſchen Meer. Die Sitzung wurde
nach dreiſtündiger Debatte vertagt. Sarraut werde alsdann auf
einzelne Stellen der Rede Balfours antworten.
* Waſhington, 23. Dez. Da die Schwierigkeiten in
der U=Boot=Frage im Augenblick nicht zu überwinden ſind,
wird in Konferenzkreiſen die Einberufung einer neuen Kon=
ferenz
zur Löſung der Frage der U=Boote und der Hilfsſchiffe
angeregt,

Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Dezember.
n. Strafkammer. Seit der Alkoholmißbrauch durch die Zeitverhält=
niſſe
eingedämmt worden iſt, haben ſich die Körperverletzungen ganz un=
gewöhnlich
verringert. Um ſo mehr muß ein Fall jugendlicher Nohheit
hervortreten, zumal das Schöffengericht Beerfelden 30 Mark Geldſtrafe
als genügende Sühne angeſehen und dadurch ſtaatsanwaltliche Beru=
ung
veranlaßt hatte. Beinahe wäre der damals mißhandelte dauern
der Sprache beraubt geblieben, er hatte ſie etwa zehn Tage lang völlig
eingebüßt und mußte durch fortgeſetzte ärztliche Bewühung wieder all=
mählich
daran gewöhnt werden, läßt aber noch jetzt nach vier Monaten
eine gewiſſe, allerdings leichte Beeinträchtigung erkennen. Angeklagter
iſt der bisher unbeſtrafte, 17 jährige Landwirt Heinrich Sattler aus
Gammelsbach, und die Tar erwuchs aus geringfligigem Anlaß. An
einem Auguſtabend ds. Js. hatte er in Gemeinſchaft mit Kamerader
(darunter Peter Wenz) die dortige Wirtſchaft zur Kirchweih geſchmückt,
und man war in übermütiger Laune. Während S. auf dem Heimweg
etwas zurückblieb, laſen die anderen an ſeiner Wohnung Aepfel auf,
er nahm dies übel und geriet zuletzt mit dem noch allein anweſenden W.
aneinander. Dabei ſchlug er dieſem mit einem Eichenholzprügel wuchtig
über den Kopf, ſo daß die erwähnten Folgen eintraten. Wenn das Be=
rufungsgericht
auch von Gefängnis Abſtand nahm, wurde doch das an=
gefochtene
Erbenntnis aufgehoben und S. zu 500 Mark Geldſtraf
(im Uneinbringlichkeitsfall 50 Tage Gefängnis) verurteilt. Unerwartet
war der Ausgang eines Berufungsfalls unerlaubten Tabakshandels. Der
Kaufmann Daniel Rothſchild aus Bruchſal war in erſter Inſtanz
geöffnet, durch das der altdeutſche Volksglauben in die Weih=
nachtszeit
einſtrömen und die chriſtliche Gedankenwelt mit ſeiner
Phantaſtik und Poeſie durchdringen konnte.
Alle die Sitten und Segenskräfte, die die heilige Nacht ſo
hoch hinaushoben über alle anderen Nächte, ſind auf dieſe Weiſ
entſtanden. Aus den heidniſchen Opfern, die Mitte Novembe=
in der Hauptſchlachtzeit den Göttern dargebracht wurden,
ſind uns noch die reichlichen Mahlzeiten verblieben, die das
Weihnachtsfeſt verſchönern. Heißt doch der Heilige Abend in
Norddeutſchland Vullbuksabend, d. h. Vollerbauchsabend.
weil an ihm nicht mr Kinder und Geſinde, ſondern auch das
liebe Vieh reichlich, ja überreichlich zu eſſen bekommen. Die ver=
ſchiedenen
Feſtgerichte und Feſtgebäcke gehen ebenfalls auf dieſe
altgermaniſchen Opferbräuche zurück, von denen ſie vielfach noch
Namen, Symbol und tiefere Bedeutung behalten haben. Die
Wald= und Weidegötter, die Winterdämonen und mächtigen
Geiſter, die in den Weihenächten ihre beſondere Macht über
den Germanen ausübten, ſind umgeformt worden in die allbe
kannten Geſtalten unſerer Weihnachtszeit, d. h. in den Heiligen
Martin, Ruprecht und Nikolaus, in die heiligen drei Könige
uſw. Die chriſtlichen Formen wieder machte ſich der deutſche
Volksgeiſt lieb und vertraut, indem er ſie in die heimiſchen Dinge
verwandelte. So wurde aus der Krippe die Wiege, und in der
Sitte des Kindelwiegens entfaltete ſich die ganze Gemütlichkeit
und Luſtigkeit deutſchen Familienlebens. Auch der Weihnachts=
baum
, dieſer deutſcheſte Chriſtgedanke, geht letzten Endes auf
urgermaniſche Anſchauungen zurück. Es beſtand in der alten
Mythologie die Sitte, das Herdfeuer am Jahresbeginn durch
einen genaltigen Klotz zu erneuern, der auf dem Herd angerichtet
und entzündet wurde. Dieſer Julklotz, deſſen Aſch= und Zweige
beſondere Segenskraft beſaßen, wird allmählich zum Segens=
baum
, in dem ſich Holz und Lichter vereinen. Zauberkräftig
dünkte es ebenſo dem alten Germanen, wenn er bei Winter=
beginn
immergrüne Zweige oder Bäume ins Haus brachte. Die
Macht des Gedeihens und Sprießens war ſo gleichſam an ſeine
Schwelle gefeſſelt. Mit der Segenskraft des Grüns verband ſich
die des Lichtes, das man in dieſer dunkelſten Zeit als ein Unter=
pfand
der ſiegenden Sonne anſteckte. So iſt das Entzünden der
Lichter am grünen Baum ein Symbol des Blühens und Ge=
deihens
aus ferner germaniſcher Zeit, und aus dem Julklotz
erwuchs allmählich der deutſche Lichterbaum, der ſich im 18.
Jahrhundert vom urdeutſchen Elſaß aus über die deutſchen Gau
verbreitete, im 19. Jahrhundert zur allgemeinen deutſchen Sitte
wurde und im 20. ſich die Welt erobert hat.

zu 500 Mark Geldſtrafe auf Grund der Vorſchriften vom 28. Juni 1917
verurteilt, weil er vor zwei Jahren ohne die erforderliche Großhandels=
erlaubnis
5000 Stück Zigaretten abgeſetzt hatte. Angeblich war es nur
ein vereinzeltes Gelegenheitsgeſchäft, während R. damals ſeinem in
Dornheim Fouragehandel betreibenden Bruder als Reiſender half. Tat=
ſächlich
erſcheint er ſchuldig, doch iſt durch reichsgeſetzliche Bekanntmachung
vom 24. September ds. Js. die Verkehrsregelung für Tabakwaren völlig
aufgehoben, wonach auch Strafloſigkeit für frühere Verſtöße platzgreift,
Hiernach mußte nunmehr das Verfahren gegen R. eingeſtellt werden,
Durch Berufung erreichte der 43 jährige Schloſſer Fritz Ricke aus
Frankfurt a. M., daß ſeine ſchöffengerichtliche Körperverletzungsſtrafe
von zwei Monaten auf zwei Wochen Gefängnis herabgeſetzt wurde. Er
lebt von ſeiner in Rüſſelsheim wohnenden Frau getrennt, und das
Scheidungsverfahren iſt anhängig. Jene iſt 20 Jahre älter und leidend
wurde aber von R., der zweds Abholung verſchiedener Sachen in der
Behauſung erſchienen war, durch Schläge und Fußtritte mißhandelt, ohne
daß erhebliche Folgen erwuchſen. Durch ihr damaliges Verhalten war
R. gereizk, und er iſt noch nicht vorbeſtraft, weshalb eine geringe Ge=
fängnisſtrafe
ausreichend erſchien.
3 Reichsausgleichsgeſetz. Die für Geltendmachung der im § 46 be=
zeichneten
Anſprüche feſtgeſetzte Friſt, die zunächſt auf 30. Juni und ſo=
dann
auf 31. Dezember 1921 beſtimmt war, iſt neuerdings bis 3 1. März
1922 verlängert.
8 Fernſprechgebühren. Die Gebührenſätze (Grundgebühr, Ortsge
ſprächsgebühr, Gebühr für Benützung der Verbindungsleitungen zwi=
ſchen
verſchiedenen Ortsnetzen oder ſelbſtändigen öffentlichen Sprechſtellen,
für dringende Geſpräche ſind ab 1. Januar 1922 um 80 v. H. erhöht.
Jeder Fernſprechteilnehmer kann ſeinen Anſchluß bis zum 30. Dezember
auf 31. Dezember 1921 kündigen.
Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und
Poſt erfolgt in der Woche vom 26. Dezember ds. Js. bis 1. Januar näch=
ſten
Jahres unverändert wie in der Vorwoche zum Preiſe von 720 Mark
für ein Zwanzigmarkſtück, 360 Mark für ein Zehnmarkſtück. Für die
ausländiſchen Goldmünzen werden entſprechende Preiſe gezahlt.
Einkommenſteuer. Wir verweiſen auf die im Anzeigenteil unſerer
heutigen Nummer veröffentlichte Bekanntmachung über die Durchfüh
rungsbeſtimmungen zum Geſetze über die Einkom=
menſteuer
vom Arbeitslohn vom 11. Juli 1921.
* Arbeitsmarkt und Arbeitsloſigkeit im November 1921. Das Bild
des Arbeitsmarktes ſtellt ſich im ganzen genommen viel, ſchlechter dar,
als im Monat Oktober. Faſt in allen Gewerben war der Zugang
an Arbeitſuchenden groß, während die Zahl der Vermittelten
ſtark abgenommen hat. Es iſt das Bild des Winters. Auffallend ver=
ſchoben
haben ſich die Verhältniſſe bei den ungelernten Arbeitern,
Während der Monat Oktober 251 Zugänge und 312 Mann Vermittelte
zeitigte, weiſt dieſer Monat 330 Zugänge und nur 199 Vermittelte auf
Das iſt auch hauptſächlich auf die Witterung zurückzuführen, die ein Ar=
beiten
im Freien nicht zuläßt. Nur beim Handelsgewerbe war die Ver=
mittelung
gut zu nennen. Das Bild bei den weiblichen Vermittelungs=
abteilungen
hat ſich nicht verändert; Mangel an ſtändigem Haus= und
an tüchtigem Bureauperſonal. Die Niedentwäſſerungsarbeiten gehen
weiter. Erwerbsloſenunterſtützung wurde an 226 Perſonen ausgezahlt.
Die Umanerkennung der Kriegsbeſchädigtenrenten. Die aus An=
laß
der Umanerbennung nach dem Reichsverſorgungsgeſetz ſeither noch
beim Hauptverſorgungsamt verbliebenen Akten Kriegsbeſchädig=
ter
(nicht von Kriegshinterbliebenen) ſind vollſtändig aufgearbeitet. Die
Umanertennung von Verſorgungsgebühren Kriegsbeſchädigter, ſoweit ſie
nicht ſchon ſtattgefunden hat, fällt nunmehr ausſchließlich den
Verſorgungsämtern zu. Es liegt im Intereſſe der Beſchädig=
ten
, ſich in ihren Verſorgungsangelegenheiten künftig nicht mehr an das
Hauvtberſorgungsamt, ſondern an das für ihren Wohnort zuſtändige
Verſorgungsamt zu wenden, da ſich dort die Akten befinden. Das Hauupt=
verforgungsamt
würde ohne weiteres nicht in der Lage ſein, Anfvagen
zu beantworten, da es zu dieſem Zweck ſelbſt erſt an das Verſorgungsamt
herantreten müßte. Derartige Rückfragen aber erfordern betanntlich viel
Zeit und wirken verſchleppend auf das Umanerkennungsverfahren. D
Verſorgungsämter werden die Umanerkennungsarbeiten mit der größt=
möglichſten
Beſchleunigung zur Durchführung bringen; um einen unge=
ſtörten
Fortgang der Arbeiten zu gewährleiſten, wird gebeten, perſönliche
Vorſprachen auf das unumgänglich Notwendigſte zu beſchränben.
Sektion Darmſtadt, Deutſcher und Oeſterreichiſcher Alpenverein.
Am Freitag fand im Alpenzimmer des Speiſehauſes Sitte die ordnungs=
mäßige
Hauptverſammlung ſtatt. Nach der Begrüßung gab
der Vorſitzende Profeſſor Dr. Carl Maurer, die Namen der vier
treuen Mitglieder kund, die der Sektion nunmehr 25 Jahre angehört
haben, und überreichte ihnen, ſoweit ſie erſchienen waren, perſönlich das
ſchöne Erinnerungszeichen mit der Ehrenurkunde. Es waren Land=
gerichtsrgt
Schmidt, Amtsgerichtsrat Dr. Mahr und Juſtizrat Dr.
Oſann. Geh. Juſtizrat Keiber in Seligenſtadt war der Sektion erſt=
kürzlich
durch den Tod entriſſen worden. Wenn dieſe auch noch den
Verluſt mancher anderen Freunde zu beklagen hatte, ſo war die Mit=
gliederzahl
doch auf 316 geſtiegen. Aus den Berichten des Schriftführers
und des Hüttenwarts iſt beſonders der Tätigkeit des Vorſtandes für
die Darmſtädter Hütte im Moostal bei St. Anton Erwähnung zu tun,
deren Innenausbau eifrigſt gefördert wurde, und die ſich mit 1200 Be=
ſuchern
in ihrer prächtigen Umgebung mit einfach behaglichem Aufent=
halt
und guter, preiswürdiger Verpflegung als wertvoller Stützpunkt
für die Beſteigung der ſie umgebenden Bergrieſen von neuem bewährt
hat. Der Zuſammenſchluß der ſüdweſtdeutſchen Sektionen, deren Ver=
treter
im Frühjahr in Leeheim zuſammengekommen waren und im Herbſt
unter Leitung der Sebtion Darmſtadt im Alpenzimmer tagten, trug durch
die Behandlung gemeinſam wichtiger Fragen zur Förderung der alpinen
Beſtrebungen bei. Auch den Monatsverſammlungen konnten von Sek=
tionsmitgliedern
und deren Freunden 8 Vorträge, meiſt mit Lichtbildern,
geboten werden. Die Junizuſammenkunft diente der Beſprechung von
Sommerreiſen. Odenwald, Main= und Neckartal wurden auf zehn ge=
meinſamen
Ausflügen aufgeſucht. Die Mitglieder der Skiabteilung wa=
gen
im Spätwinter in St. Anton auf den langen Hölzern zu finden,
wvo ſich die Umgebung des Arlberges zu einem der erſten Winterſport=
plätze
entwickelt hat. Die Bibliothek hatte trotz der Ungunſt der Zeit=
manche
Bereicherung, auch durch Geſchenke, erfahren und erfreute ſich
ebenſo wie die reichhaltige Kartenſammlung eifriger Benutzung. Da=
Alpenzimmer fand durch die gütige Schenkung eines wertvollen Bildes
der Hütte, von der Hand von Frau Elſe Berbenich, einen neuen Schmuck.
Die Kaſſenverhältniſſe ſind wohlgeordnet und es kam die übliche Zahl
von Hüttenanteilſcheinen zur Ausloſung, deren Betrag großmütig ge=
Was man im 18. Jahrhundert ſchenkte.
O Die Weihnachtszeit wirft ihr Licht manch ſorgender
Hausvater wird ſagen ihre Schatten vorauf in den eifrigen
Vorbereitungen für die Geſchenke, die man am Heiligen Abend
machen will. Es ſind jetzt wohl meiſtens nützliche Dinge oder
Bücher und Kunſtgegenſtände, mit denen ſich die Erwachſenen
gegenſeitig erfreuen. Im 18. Jahrhundert ſchenkte man viel
mehr als heute allerlei entzückende Kleinigkeiten, die weniger
durch ihren Wert und praktiſchen Nutzen erfreuten, als durch die
aufmerkſanve Zärtlichkeit, die ſich in ihnen ausſprach. Zweifellos
war in jenen verklungenen Tagen des Rokoko eine feine Kultur
des Schenkens entwickelt, die uns heute z. T. verloren gegangen
iſt. In dieſe anmutige Epoche der empfindſamen Andenken
führt uns ein Aufſatz Die Liebespfänder des 18. Jahrhun=
derts
von Dr. Georg Lenz in Weſtermanns Monatsheften, in
dem die wichtigſten Geſchenke behandelt werden, die zärtliche
Herzen untereinander tauſchten. Die koſtbarſten dieſer Gaben
waren wohl die Miniaturbildniſfe, die bald als Me=
daillon
an goldener Kette getragen oder in Fingerringe und in
Armbandſchlöſſer eingelaſſen wurden oder auch in mannigfache
Schmuckſtücke und Geräte hineinkomponiert waren. Mit dieſen
feinen Bildchen, die heute ein weites Sondergebiet kunſtgeſchicht=
licher
Forſchung bilden, wurde ein ſchwärmeriſcher Kultus ge=
trieben
. So ſchildert Mozart z. B. ſeiner Konſtanze entzückend
in einem Briefe, wie er mit ihrem Miniaturbild liebäugelt:
Wenn ich Dir alles erzählen wollte, was ich mit Deinem lieben
Porträt anfange, würdeſt Du wohl oft lachen. Zum Beiſpiel,
wenn ich es aus dem Arpeſt herausnehme, ſo ſage ich: grüß Dich
Gott, Stanzerl! Grüß Dich Gott, Spitzbub Knallerballer
Spitzignas=Bagatellerl ſchluck und druck! Und wenn ich es
wieder hineintue, ſo laſſe ich es ſo nach und nach hinunterrut=
ſchen
, und ſage immer: Nu nu nu nu, aber mit dem
gewiſſen Nachdruck, den dieſes ſo viel bedeutende Wort erfordert,
und bei dem letzten ſchnell: Gute Nacht, Mauſerl, ſchlaf geſund!
Solche Bildniſſe, auf deren Revers mit Vorliebe die Haarlocke
der geliebten Perſon eingelaſſen war, wurden wie Amulette aber=
gläubiſch
getragen, und Frau v. Motteville erzählt zum Beiſpiel
in ihren Memoiren, daß ein Miniaturbildnis der Herzogin von
Orleans dem Grafen Guichie, der es um den Hals trug, das
Leben rettete, indem eine feindliche Kugel davon abprallte.
Neben der Miniatur war die Doſe aus Email, Porzellan, Perl=
mutt
, Schildpatt, Silber, Gold und anderen Materialien ein
beliebtes Geſchenk, deſſen Wert durch eine Inſchrift oder durch

[ ][  ][ ]

Nummer 346.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Dezember 1921.

Vee ie Me We H Mie
Goethebund Darmſtadt (Freie Vereinigung). Auf das am Diens=
derbeitrag
(einſchl. 20 Mark für den Hauptausſchuß) auf 40 Mark, für tag, den R. Dezember (3. Feiertag), abends 8 Uhr, im Muſikvereinsſaal
Familienangehörige auf 20 Mark erhöht und wurden einige formale Aen= ſtattfindende Konzert von Frau Johanna Heſſe ſei hiermit noch=
derungen
der Satzungen vorgenommen. Bei der Neuwahl des Vor= mals hingewieſen. Dr. Obenauer hält einen kurzen, einleitencen Por=
ſtandes
wurde der ſeitherige Vorſtand wiedergewählt. Möge die Sektion trag. Karten im Vorverkauf, auch am dritten Feiertag noch bei Schutter
auf den bewährten Bahnen zur Erſchließung wahren Naturgenuſſes und Thies Nachf., Eliſabethenſtraße.
der Förderung wirklicher Volkserſtarkung glücklich fortſchreiten. Mit die=
*
Kaffee Bismarck. An beiden Weihnachtsfeiertagen Frühkonzert,
ſem Wunſche wurde die gut beſuchte Verſammlung vom Vorſitzenden ge= nachmittags und abends zwei populäre Konzerte. Herr Bahl, der be=
choff

liebte Kapellmeiſter, wird wieder das Beſte in ſeinem künſtleriſchen Kön=
der
Wanderklub Falke, Darmſtadt, Jungmannſchaft des Odenwald= nen zeigen, damit jeder Beſucher einige frohe Stunden genießen kann.
klubs, Ortsgruppe Darmſtadt, beging im Vereinshauſe Feierabend ſein (Siehe Anzeige.)
Weihnachtsfeſt mit gleichzeitiger Dekorierungsfeier. Die
Feierabendſäle waren von geladenen Gäſten und Klubfreunden faſt
Oberſchleſiſche Flüchtlinge und Geſchädigte!
überfüllt. Eingeleitet wurde die Feier unterm Glanze der Weihnachts=
kerzen
durch das Falken=Klampforcheſter (Willy Bienhaus, Gg. Fuchs,
Für die Einreichung der Schadenerſatzanträge
Paul Emich, Hch. Eymann und Wilh. Schäfer) mit flotten, ſtimmunge= an die Ermittelungskommiſſion für die Aufſtandsſchäden in Oberſchleſien
vollen Weihnachtsphantaſien, denen ein herrlicher Feſtprolog von Herrn, iſt Folgendes zu beachten:
K. H. Göbel folgte, dem der Bruder des Verfaſſers, Mitglied Ernſt
1. Flüchtlinge und Geſchädigte, die ſich noch im beſetzten D.S. befin=
Göbel, durch packende Vortragsweiſe eine ganz außerordentliche Geltung
den, richten zweckmäßig ihre Anträge direkt an die Ermittelungs=
verlieh
. Solo=Zithervorträge unſeres einheimiſchen Künſtlers, des Herrn
kommiſſion, für Aufſtandsſchäden beim zuſtändigen Landratsamt
Gg. Knörzer, ſteigerten die Feierſtimmung und leiteten zu der zündenden,
des Kreiſes, wo der Flüchtling ſeinen Schaden erlitten hat, oder
echt weihnachtlichen Feſtanſprache unſeres Herrn Dr. Gg. Weigand über.
beim Magiſtrat, wenn ein Stadtkreis in Frage kommt.
Dieſer wußte insbeſondere dem Nazarener zur heutigen Zeitlage und
2. den Flüchilingen, die ſich nicht mehr im beſetzten Ge=
zur
Wanderjugend die rechte Stellung zu geben, ein Problem, deſſen Er=
bietaufhalten
, vermittelt dieſe Anmeldung, wenn eine ſolche
örterung unſeren Wandervereinen warm empfohlen ſein dürfte. Beet=
bei
der zuſtändigen Ermittelungskommiſſion in D.S. noch nicht er=
hovens
Hymne an die Nacht, geſungen vom Darmſtädter Männer=
folgt
iſt, die mit der Intereſſenvertrekung der Flüchtlinge beauf=
Quartett, beſchloß den akademiſchen Teil der Weihnachtsfeier. Ihr folgte
tragtem Vereinigten Verbände heimattreuer Oberſchleſier.
ein durch den Spielleiter, Mitglied Ernſt Göbel, pachend herausgearbei=
Anmeldungen werden entgegengenommen:
tetes Luſtſpielchen: Großväterchens Weihnachten‟. Die Darſteller: Karl
)bei den Verwaltungen aller Flüchtlingslager,
Ballweg, Ernſt Göbel, Tilly Bender, Mieze Bender, Ernſt Stöſſel, Willy
Sulzmann und Juſtine Kanzler gaben in flottem Zuſammenſpiel ihr
b)bei allen ergänzenden Flüchtlingsfürſorgeſtellen der V.V. 6. D.,
Beſtes. Eine Weihnachnts=Verloſung füllte die Zwiſchenpauſe. Im zwei=
die
bei den Ortsgruppen der V.V. H.O. faſt in jeder Stadt des
Reiches ſich befinden,
ten Teil des Programms hatte das Darmſtädter Männer=Quartett die
Führung. Vorzüglich bei Stimme und Stimmung übertrafen die Herren
c)bei der ergänzenden Fürſorge der V. V. H.O., Breslau, Bahn=
hofsbaracke
, Sadowaſtraße (am Hauptbahnhof).
Fr. Lang, A. Sulzmann, E. Sulzmann und Fr. Kling in den Pro=
Dieſen Stellen allein werden die amtlichen Formulare für die Scha=
grammnummern
: Der Negerſklave, Mein Aug, mein Stern und den
Zugaben: Ein Büchſerl auf dem Rücken uud Speiſekarte ſich gerade= denanmeldung zur Verfügung ſtehen. Sie ſind bereits im Beſitz ſolcher
zu ſelbſt. Nicht endenwollender Beifall belohute jede Nummer. Zither= Formulare und werden ihnen weitere noch zugehen.
die Anmeldung braucht zunächſt, bis die amtlichen Formulare an
vorträge von Herrn Gg. Knörzer, Rezitationen von Spielleiter Ernſt
Göbel umrahmten die Kunſtleiſtungen des Männer=Quartetts vollwertig, die vorbezeichneten Stellen in genügender Menge ausgegeben ſind, nur
Ein flottes Klampf=Quintett der Falben=Hauskapelle leitete zu einem in kurzer Form zu geſchehen. Alle Stellen unter 2)
c) geben bereit=
willigſt
den ſich meldenden Flüchtlingen und Geſchädigten Auskunft und
mit köſtlichem Humor gewürzten Jugend=Wanderleben über, in deſſen
ſorgen dafür, daß die erſte Anmeldung an die richtige
Rahmen ſich launig die Dekorierung von 13 tapferen Wandergenoſſen
ztelle kommt. Sie ſorgen ferner dafür, daß die Flüchtlinge ſo=
vollzog
. Die goldenen Wanderabzeichen überreichte namens des Haupt=
ort
benachrichtigt werden, wenn die Formulare eintreffen, damit die
lubs der Ehrenvorſitzende der Jungmannſchaft, Herr Neallehrer Schäfer.

Seite 3.

den Dank dafür, ſowie für alle Mitwirkenden und Gäſte erſtattete der
Falkenvorſitzende, Kaufmann Adolf Friedrich.
* Bachs Weihnachtsoratorium in der Stadtkirche. Am 2. Feiertag,
nachmittags 4½ Uhr, wird der Kirchengeſangverein der Stadtbirche die
erſte Hälfte von Bachs Weihnachtsoratorium zur Aufführung bringen.
Es wirten dabei mit Frau Gerta Doepner=Langheinz (Alt) und die
Herren Kamerſänger Gg. Weber (Baß) und Chr. Möbus (Tenor).
Der Eintritt iſt frei.
* Der Darmſtädter Männergeſangverein veranſtaltek am 2. Feiertag
im Rummelbräu ſeine diesjährige Weihnachtsfeier. Von 47
Uhr iſt ein abwechſelungsreiches Programm, beſtehend aus Chören,
Solis, humoriſtiſchem Vorträgen, woran ſich die Poſſe: Der Weihnachts=
br
.
en von Hch. Rüthlein in Darmſtädter Mundart anſchließt, vorge=
ſehen
, das ſeinen Gäſten einige angenehme Stunden zu bereiten ver=
ſpricht
. (Näheres heutige Anzeige.)

Dienstag, den 27. Dezember 1221
gültige Lebensmittelmarken:
Buot: Für Erwachſene: (Blaue Karten), Marke Nr. 58, 57
und Emilie je 800 gr Brot. Marke Nr. 51, 560 gr Mehl
oder 800 gr Brot.
Für Kinder: (Weiße Karten); Marke Nr. 49 und Emilie‟
800 er Brot. Marke Nr. 46, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Gerſtenmehl: (Hohenlohes Kindernahrung) ½ Pfund zu 2 Mk.
markenfrei, zu haben in den Städtiſchen Krankennährmittel=
Verkaufsſtellen.
Haushaltungsmehl: Bis 31. Dezember auf die Lebensmittel=
marken
Erbach blau und weiß, je 1000 gr Haushaltungs=
mehl
zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Zucker: Auf Marke Paula, 625 gr. auf den Kopf zum Preiſe
von 6 Mk., einſchl. Tüte.
Achtung! Die blauen und weißen Lebensmittelkarten ſind nicht
wie aufgedruckt bis zum 15. Dezember ds, Js., ſondern bis
zum 15. Januar 1922 gültig.
Kartenausgabe: Wiihelminenſtr. 15, Dienstag, den 27. Dez.,
vom 1. Bezirk die Straßen mit dem Anfangsbuchſtaben
AK.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 5. Rate (½r
der Jahreszuteilung) in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Der Bezug der Rohbraunkohlen aus der Grube Prinz von
Heſſen iſt in jeder Menge geſtattet.
Holzverſorgung: Auf die Nummern 21, 22 der Holzausweiskarte
je 1 Ztr. Laub= und Nadelholz. Ungeſchnittenes Stockholz
zum Preiſe von 10 Mk. gegen vorherige Bezahlung auf der
Kohlenausgleichſtelle.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
8 uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags geöffnei.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Die Preisprüfungsſtelle befindet ſich Wilhelminenſtraße 15,
Zimmer 24.

ormulargemäße Anmeldung ſogleich erfolgen kann, und be=
ſorgen
unentgeltlich die Weiterleitung, an die rich=
tiege

Stelle.
Der Termin für die Einreichung der Schadenerſatzaneträge war für
den 1. Dezember feſtgeſetzt geweſen. Die unterzeichnete Intereſſenve
tretung der Flüchtlinge hat aber eine Verlängerung dieſes Teumins bis
zum 1. Januar 1922 beantragt und hat bereits Nachricht erhalten, daß
dieſem Antrage ſtattgegeben werden wird.
3. Für Beamtenflüchtlinge kommt nach wvie vor das Fürſorgeamt für
Beamte aus den Grenzgebieten, Berlin NW. 40, In den Zelten 2.
in Frage. Neben den Beuufsorganiſationen der Beamten ſind je=
doch
auch die unter Ziffer 2 ae genannten Stellen zu jeglicher
Auskunft bereit.
Flüchtlinge, die Rat und Hilfe auch in ſonſtigen Angelegenheiben
wüinſchen, wenden ſich nach wvie vor an die uuter Ziffer 2 ae ge=
nannten
Stellen der V.V. H.D. Dieſe Stellen und die Zentrallei=
tung
der V.V. H.D., Breslau. allein haben die volle Unterſtüitzung
aller Behörden, Gewerkſchaften und Parteien. Sie ſind durch ihre
Erfahrungen und Verbindungen am beſten in der Lage, den Flücht=
lingen
und Geſchädigten wirklich zu helfen.
Anträge minmt entgegen Herr Mordek, Müllerſtraße 35, II.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
=Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal). Die eiſerne Fauſt
der allerneueſte Albertini=Film, betitelt ſich das Feſtprogramm, welches
in 6 gewaltig ſpannendem Akten, mit Albertini in der Hauptrolle, über
die Leinwand rollt. Albertini, der populärſte, volkstümlichſte und größte
Senſationsſchauſpieler der Welt, hat hier ein Werk geſchaffen, welches
unter der künſtleriſchen Regie des berühmten Fimregiſſeurs Joſef Del=
mont
, eines der größten Meiſterwerke darſtellt. Albertini in ſeiner ſym=
pathiſchen
Weiſe und natürlicher Kunſt führt Handlungen aus, die ge=
radezu
verblüffend und außergewöhnlich ſpannend wirken. Sein getreuer
Gefährte, der ebenſo bekannte Affe Jack, im ſeiner bewunderungswerten
Dreſſur, leiſtet ihm muſtergültigen Beiſtand und erweckt durch ſeine naibe
Komik unbegrenzte Heiterkeit, trotz des Ernſtes der Handlung. Der Kampf
Albertinis mit einem Rieſenlöwen und deſſen Bezwingung durch über=
zenſchliche
Kraft und Geſchicklichkeit bildet den Höhepunkt der Senſatio=
men
. Auch ſonſt bietet dieſes Filmwerk eine Fülle von Ueberraſchungen
und abenteuerliche Handlungen, ſodaß Jedem der Beſuch der Palaſt=
Lichtſpiele nur empfohlen werden kann.

s. Nieder=Ramſtodt, B. Dez. Gemeinderatsbericht vom
22. Dezember. Der Bürgermeiſter erſtattet zunächſt Bericht über die am
letzten Sonntag ſtattgefundene Beſichtigung der Neubauten der Gemeinde
Roßdorf. Allgemein fand die Bauweiſe dieſer Gemeinde bei dem ge=
ſamten
Gemeinderat Anklang und darf angenommen werden, daß ſick
die hieſige Gemeinde, falls ſie ſich zu Neubauten entſchließt, das Roßdörfer
Projekt zu eigen macht. Sobald ein ungefährer Ueberblick darüber vor=
handen
iſt wie teuer die Noßdörfer Bauten zu ſtehen kommen, ſoll dem
hieſigen Bauprojekt näher getreten werden. Hinſichtlich der Gemeinde=
beamtenbeſoldung
nahm der Gemeinderat Kenntnis von den Verfügun=
gen
des Heſſ. Kreisamts und des Miniſteriums des Innern, wonach die
Gehaltsſätze der Gemeindebeamten denjenigen der Reichs= und Staats=
beamten
nach den neueſten Feſtſetzungen angepaßt werden. Bedauert
wurde aus Kreiſen des Gemeinderats, daß die hieſige Gemeinde inbezug
auf die neue Ortsklaſſeneinteilung nicht ebenſo behandelt wurde, wie die
verhältnismäßig billiger lebenden Gemeinden Eberſtadt und Pfungſtadt.
Die Feſtſetzung der Naturalbeſoldung des Betriebsleiters beim elektriſchen

Werk und des Faſelwärters konnte noch nicht erfolgen, da die Finanz=
kommiſſion
ſich mit der Sache noch nicht befaßt hatte. Gegen den zur=
zeit
offenliegenden Meßbrief zur Verlängerung der Ludwigſtraße glauben
verſchiedene Beteiligte Einſpruch erheben zu müſſen, da ſie ſich in ihren
Eigentumsverhältniſſen Geſentlich benachteiligt fühlen. Im Intereſſe der
Allgemeinheit, für die die geplante Verlängerung eine unbedingte Not=
wendigkeit
iſt, kann der Gemeinderat ſeinen früheren Beſchluß nicht mehr
revidieren, will jedoch den Beſchwerdeführern inſofern entgegenkommen,
als die geplante Straßenverlängerung vorerſt nur in einer Breite von
3 Metern, anſtatt der vorgeſehenen 10 Meder, eröffnet werden ſoll.
Die Eiſenbahndirektion teilt der Gemeinde mit, daß ſie die erfolgte Kün=
digung
des Stromlieferungsvertrages zur Kenntnis genommen hat und
bittet um Mitteilung neuer Bedingungen für Abänderung des Vertrags.
Der Gemeinderat beſchließt jedoch, mit der Bahn in Anbetracht deren
ſeitherigen Verhaltens überhaupt keinen Vertrag mehr abzuſchließen, ſon=
dern
dieſe für alle Zukunft ſo zu behandeln, wie die übrigen Strom=
abnehmer
auch. Von einer Zuweiſung aus der Kinderhilfeſammlung
es Landkreiſes Darmſtadt nimmt der Gemeinderat Kenntnis. Die Ver=
wvendung
des Betrags erfolgt im Einvernehmen mit der dazu beſtimmten
Komiſſion. Der hieſige Bauernverein hat die Schafweide wiederum
verpachtet. Der Gemeinderat nahm Kenntnis von einer Entſcheidung
des Kreisamts, wonach es zweifelhaft iſt, daß der Gemeinde ausſchließlich
die Schafweideberechtigung zuſteht, und daß für dieſen Fall die Grund=
ſtücklsbeſitzer
befugt ſind, die Weideberecktigung auf dieſen zu verpachten,
allerdings ohne den übrigen Grundbeſitzern hierdurch einen Schaden zu=
zufügen
. Seitens des Gemeinderats wurde bedauert, daß der Bauern=
verein
in Anbetracht der diesjährigen Troclenheit überhaupt die Schaf=
weide
verpachtete. Dem hieſigen Gewerkſchaftskartell wird zur Abhal=
tung
eines Betriebsrätekurſus ein noch näher zu beſtimmender Schulſaal
zugewieſen. Einer Beſchwerde der hieſigen Hebammen über die Aus=
übung
der Praxis der Hebamme Ritſert kann der Gemeinderat nicht näher
treten, da er ſich nicht für zuſtändig erachtet. Die Entſcheidung in der
der Erhöhung der
Sache ſteht nur dem Kreisgeſundheitsamt zu.
Fuhrkoſten des Leichkenwagens von 25 Mk. auf 40 Mk. ſtimmt der Ge=
meinderat
zu. In geheimer Sitzung noch eine Armenſache.
I. Nieber=Ramſtadt, 23. Dez. Ein frecher Einbruchsdieb=
ſtahl
wurde heute nacht in der Wirtſchaft und Metzgerei Roßmann
hieu verübt. Die Diebe drangen von der Gartenſeite aus in das Roß=
m
.annſche Gehöft ein, indem ſie die eiſerne Schutzſtange des Kellerfenſters
gewaltſam entfernten und durch Ausbrechen von Steinen das Kellerloch
wfentlich vergrößerten, um dadurch bequem in den Keller gelangen zu
können. Dort räumten ſie unter den vorhandenen Vorräten gründlich
auf. Aus drei Ständern entwendeten ſie ſo ziemlich alles eingelegte
Fleiſch. Der Vorrat dürfte ſo ungefähr auf 34 Zentner zu bemeſſen
geweſen ſein. Damit allein waren die Diebe aber noch nicht zufrieden.
Auch von den in dem Keller liegenden Wein= und Schnapsvorräten
machten die Diebe Gebrauch, indem ſie einige Flaſchen gleich an Ort und
Stelle entleerten und etliche auch noch mitnahmen. Der ganze Diebſtahl
ſpurde mit großer Rafiniertheit ausgeführt, das beweiſt ſchon der Um=
ſtand
, daß ſich die Diebe gegen jegliche Ueberraſchung hinreichend ſicher=
ten
, z. B. durch Abſprießen der Scheunehintertür mit einem Baumſtamm.
Allem Anſchein nach müſſen die Diebe mit den näheren Verhältniſſen im
Hauſe Roßmann durchaus vertraut geweſen ſein. Bei der heute vor=
mittag
am Tatorte vorgenommenen Unterſuchung durch die Polizei=
behörde
wurde ein Knopf, von einem Damenmantel herrührend, aufge=
funden
. Auch die vorhandenen Spuren weiſen auf die Beteiligung einer
Frau hin. Hoffentlich führen die vorhandenen Verdachtsmomente recht
bald auf die richtige Spur, damit ſich die dreiſte Diebsgeſellſchaft ihrer
Weihnachtsbeute nicht allzu ſehr erfreut.
zw. Bingen, 23. Dez. Zur Behebungder Wohnungsnot
hat das Reichsvermögensamt mitgeteilt, daß zur Zeit hier Vorarbeiten
zur Errichtung von 11 Offizierswohnungen im Gange ſeien und im Nach=
tragsetat
für 1921 die Mittel für die Erbauung weiterer 13 Wohnungen
für Offiziere der Beſatzungstruppen zu bewilligen ſeien. Die Wohnun=
gen
ſollen im Laufe des nächſten Jahres bezugsfertig werden. Bis April
1922 ſollen weitere 10 Wohnungen für Unteroffiziere zum Beziehen bereit
geſtellt werden.
Stockheim, 24. Dez. Die neugegründete freie Bauernſchul=
gemeinde
Niddertal veranſtaltete im Saale des Gaſtwirts J.
Welcher eine kleine Weihnachtsfeier. Herr Heinrich Lenz von Stock=
heim
begrüßte an Stelle des erkrankten erſten Vorſitzenden die erſchiene=
nen
Gäſte und eröffnete mit einer kleinen Anſprache die Feier. Beſon=
ders
bemerkenswert waren ſeine Worte: Schüchtern betreten wir Jung=
bauern
den uns bisher unbekannten Boden der Staatskunſt. Wir haben
aber die Hoffnung, daß gerade die bäuerliche Weltanſchauung viel zur
Geſundung unſeres Staatslebens beitragen kann. Mögen aus den Bau=
ernſchulen
Männer hervorgehen, die durch die Tat beweiſen, was Bauern=
ſinn
und Bauerntreue heißt. Herr Dr. Roßberg übernahm ſodann
das Referat. Seinem tiefdurchdachten Vortrag wurde reicher Beifall
gezollt. Den Glanzpunkt der Veranſtaltung bildete die Rede unſeres
Kreisvorſitzenden Herrn Mogk aus Echzell. Herr Velten aus Rohr=
bach
überreichte mit einigen poetiſchen Worten dem Leiter der Schule ei=
nen
oberheſſiſchen Schinken mit Beilage als Weihnachtsgeſchenk der Schü=
ler
. Hiermit ſchloß der offizielle Teil der Feier. Der gemütliche Teil
geſtaltete ſich auch ſehr anregend.
Lißberg, 24. Dez. Auf der Arbeitsſtätte der Talſperre
wurden durch einen Brand drei Baracken eingeäſchert. Der Bau der
Talſperre geht jetzt ſehr langſam vonſtatten. Wegen des eingetretenen
ſtarken Froſtes mußten etwa zwei Drittel der geſamten Arbeiterſchaft die
Arbeit einſtellen, beſonders Maurer und Betonarbeiter. An dem Tun=
nel
, der Hillersbach= und Niddertal verbinden ſoll, wird weiter gear=
beitet
. Wegen der ungeheuren Steinmaſſen, die ſich insbeſondere, den
Arbeiten von der Seite des Niddertales entgegenſtellen, ſchreitet auch
hier die Arbeit langſam vorwärts. Reges Intereſſe erweckt das gewaltige
Waſſerſchloß am Waldesrand bei Lißberg, von dem aus das Waſſer in
das tieſe Niddertal ſtürzen, und deſſen Kraft mehrere Turbimem in Be=
wegung
ſetzen wird, welche die elektriſche Kraft erzeugen.
Gedern, 24. Dez. Eine ſchöne Weihnachtsgabe wurde der hieſigen
Gemeinde zuteil. Der Fürſt zu Stolberg=Wernigerode=
Gedern ſchenkte der Gemeinde zur Einnerung an ſeine 25 jährige Ver=
waltungszeit
der Standesherrſchaft und zur Steuerung der Wohnungs=
not
ein Geländeſtück in Größe von nahezu 2000 Quadratmetern.
Dadurch iſt es der Gemeinde möglich, die im vorigen Jahre neu ange
legte Straße fertig auszubauen. Die Schenkung legt ein beredtes Zeug=
nis
ab von der wahrhaft ſoziallen Geſinnung des fürſtlichen Hauſes.

ein Sprüchlein erhöht wurde. Meiſt enthalten die Doſen Damen=
bildniſſe
, die auf der Innenſeite des Deckels angebracht waren,
um den glücklichen Beſitzer beim Oeffoen anzulächeln. Daneben
aber ſind auch galante Rokokoſzenen auf den Tabatieren ange=
bracht
, und ein beſonders ſinniges Symbol der Liebe und Treue
war der Hund, der artig das Pfötchen hebt. Friedrich der Große
ſchickte ſeiner alten Freundin, der Frau von Camas, eine ſolche
Hundedoſe mit den bezeichnenden Worten: Ich ſchicke Ihnen
mein gutes Mütterchen, eine kleine Erinnerung an mich. Sie
können dieſe Doſe für Schminke benutzen oder für Schönheits=
pfläſterchen
oder für Schnupftabak oder Bonbons oder Pillen.
Wozu Sie ſie aber auch verwenden, denken Sie beim Anblick
des auf den Deckel gemalten Hundes, des Symbols der Treue,
wenigſtens daran, daß die Anhänglichteit ihres Stifters die
Dreue aller Hunde auf Erden in Schätten ſtellt
Auch Silhouetten wurden viel geſchenkt, und als Trä=
ger
des Miniaturbildwiſſes wie des Schattenriſſes erſcheint viel=
fach
die Taſſe, die auch mit Roſengewinden und Blumenketten
geſchmückt war und als Spende bei Geburtstagen und feſtlichen
Gelegenheiten die Gefühle des Schenkers andeuten ſollte. Auf
einer Blumentaſſe, die mit einem Zittergrasbukett geſchmückt iſt,
lieſt man z. B. die ſinnige Inſchrift: Sie trägt den ſtillen Lie=
besgruß
von Süden nach Norden, von Norden nach Süden, und
jagt ohne Worte, was Worte nicht ſagen können. Die Deviſen=
taſſen
verrieten deutlicher, aber niemals unzart, die Wünſche
und Gefühle des Spenders: Bin ich gleich wankelmütig, ſo iſt
mein Herz doch fleckenlos, ſpricht ſo eine weiße Porzellantaſſe,
und eine andere verrät in Rebusform das Gelöbnis immer=
währender
Freundſchaft bis in den Tod‟. Winzige Porträts
ſind bisweilen in Ringen angebracht, und zwar in Geheimfächern
unter den Edelſteinen. Auch Haarlocken findet man in ſolchen
Gaben der Freundſchaft. Sehr verbreitet waren die Spruch=
bänder
und gemalten Bänder. Goethe hat ſeiner Friederike ſolche
ein luftiges Roſenband mit einem ſeiner ſchönſten Gedichte:
Kleine Blumen, kleine Blätter verehrt. Seiner Chriſtiane
ſchenkte er praktiſchere Dinge, Pantoffeln und gemalte Schuhe‟
Meſſer und Schere, Kleiderſtoffe und ein Halstuch von größten
Guſto‟. Beethoden erbittet ſich von Eleonore von Breuning eine
aus Haſenhaaren geſtickte Weſte, um ſagen zu können, daß ich
etwas, von einem der beſten, verehrungswürdigſten Mädchen in
Bonn beſitze. Joh. H. Voß erhält von ſeiner Erneſtine einen
B=utel, durch deſſen Maſchen er die kleinen Amorbuben einen
leibhaftigen Kotillon tanzen ſieht. Schelling verehrt 1799 ſeiner
Karoline ein Paar Armbänder mit einem ſinnigen Gedicht.
Auch Porzellanblumen, die das 18. Jahrhundert mit großer

Naturtreue herſtellte, wurden einzeln oder in Sträußen oder in
Miniaturtöpfen verſchenkt.
* Bethlehem. Der Ort Bethlehem, hebräiſch Bet Lahm,
zu deutſch Brothaus, iſt die Heimat aller großen Männer des
Stammes Juda, namentlich Davids, daher auch Stadt Davids
genannt, und insbeſondere des Dadidſohnes, des Heilandes.
Es liegt nur 10 Kilometer von Jeruſalem und hat rund 8000
chriftliche Einwohner. Der Stall, der die Mutter Maria mit
ihrem Kinde beherbergte, iſt ſchon ſeit der Mitte des zweiten
Jahrhunderts als eine Höhle bekannt, welche, wahrſcheinlich von
Kaiſer Konſtantin, mit einer Baſilita überbaut wurde. Die Ge=
burtshöhle
Chriſti befindet ſich unter dem Chore. Der Raum
iſt überreich ausgeſchmückt und wird ſtändig von 32 Lampen er=
hellt
. Ein ſilberner Stern auf dem Boden einer Niſche bezeichnet
die angebliche Geburtsſtätte. An der Kirche ſtoßen nach Weſten
verſchiedene Felsgemächer, nach Süden und Norden Kloſter=
gebäude
der Armenier, Griechen und Lateiner. Das Dorf liegt
öſtlich von der Kirche.
* Die Weihnachtsbriefmarke. Es gibt heute bei uns Brief=
uarken
in allen möglichen Farben, mit allen möglichen Bildern
und Aufdrucken und zu allen möglichen Zwecken, aber eine
Weihnachtsbriefmarke haben wir noch nicht. In ver=
ſchiedenen
anderen Ländern ſind ſolche Weihnachtsbriefmarken
gelegentlich geſchaffen worden. Den erſten Verſuch machte wohl
Dänemark, das vor einer Reihe von Jahren zu Weihnachten
eine Briefmarke herausbrachte, die mit dem Bilde des Königs
geſchmückt war und zugunſten eines Krankenhauſes ſür tuber=
kulöſe
Kinder verkauft wurde. Dieſer Gedanke iſt dann in
größerem Maßſtabe von dem amerikaniſchen Roten Krenz auf=
genommen
worden. Im Staate Delaware wurde zunächſt durch
private Kreiſe eine 1 Cent=Marke in 50 000 Stück hergeſtellt und
zugunſten des Roten Kreuzes verkauft. Dieſe 50 010 Marken
waren in einer Woche vergriffen, und ſo wurden noch weiter=
350 000 hergeſtellt, die den für damalige Zeit ſtattlichen Betrag
von 4000 Dollars einbrachten. Das Rote Kreuz der Vereinig=
ten
Staaten hat dann Weihnachtsbriefmarken für ganz Amerika
in den Handel gebracht und damit ziemliche Betrüge, zur Be=
kämpfung
der Tuberkuloſe erziclt. Die Briefmarke macht natür=
lich
keine Poſtſendungen frei, ſondern wird nur als Begleiterin
der Staatsmarke aufgeklebt. Sie verkörpert ſo recht den Geiſt
der Weihnacht, der Menſchenfreundlichkeit allen Armen und
Notleidenden und natürlich beſonders den Kranken gegenüber
predigt.

C. K. Weihnachtswetter im Sprichwort. Die beſondere Be=
deutung
, die der Weihnacht im Volksglauben beigelegt wird,
zeigt ſich auch in den zahlreichen Bauernregeln, die vom Weih=
nachtswetter
auf die Witterung der kommenden Zeit ſchließen
wollen. Die Einzigartigkeit des Chriſifeſtes betont das folgende
Sprichwort: Ueber Weihnachten kein Feſt, über des Adlers
kein Neſt. Beſonders eng hängt das Weihnachtswetter nach
dem Volksglauben mit dem Oſterwetter zuſammen. Das kommt
in der bekannten Bauernregel zum Ausdruck: Grüne Weih=
nachten
, weiße Oſtern. Man ſagt auch: Weihnachten Schnee,
Oſtern Klee. Hat Weihnachten Fliegen, ſo hat Oſtern Eis=
ſchollen
. Sind die Weihnachten grün, kannſt du zu Oſtern den
Pelz anziehn. Iſt Weihnachten grün ohne Schnee uind Eis,
ſo werden ſein die Oftern weiß. Grüne Weihnachtsfeier be=
deckt
mit Schnee die Oſtereier. Zu Weihnachten Gras, zu
Oſtern Eis oder ſo was. Wenn zu Weihnachten hängt Eis an
den Weiden, ſo kann man zu Oſtern Palmen ſchneiden. Die
gleiche Vorausſetzung gilt für den Frühling überhaupt: Sind
Weihnachten die Bäume weiß von Schnee, ſo ſind ſie im Früh=
jahr
weiß von Blüten. Iſt Weihngchten lalt, kommt der Win=
ter
hart und der Frühling bald. Kaltes Wetter vor Weihnach=
ten
und zu Weihnachten ſind überhaupt keine günſtige Vorbedeu=
tung
: Wenn es zu Weihnachten flockt und ſtürmt auf allen
Wegen, das bringt den Feldern Segen. Beſſer die Weihnach=
ten
kniſtern, als daß ſie flüſtern, heißt eine Regel, womit geſagt
werden ſoll, daß feſter Schnee zu Weihnachten beſſer iſt als lauer
Wind. Andererſeits wieder wird verkündet: Wenn’s windig
iſt an Weihnachtstagen, ſollen die Bäume viel Früchte tragen.
Feuchtes und warmes Weihnachtswetter wird aber zumeiſt für
ein Unglück gehalten: Weihnachten feucht und naß, gibt leeren
Speicher und leeres Faß. Iſt das Wetter bis Weihnachten gut,
dann kommt es nachher ſchlecht: Bis Weihnachten Juchhe, nach
Weihnacht o weh! Bis Weihnachten Speck und Brot, nachher
kommt Kälte und Not. Das Ungeſunde des warmen Weih=
nachts
vetters, das auch die moderne Hygiene, anerkannt hat,
findet ſeinen Ausdruck in dem auf durch die Wärme verurſachte
Seuchen hinweiſenden Wort: Grüne Weihnachten, fetter Kirch=
hof
. Dagegen: Weihnachten klar, gutes Weinjahr.
Andere
dieſer auf Weihnachten bezüglichen Bauernregeln lauten:
Wenn um Weihnachten der Wein im Faß erhebt, dem Winzer
die Hoffnung auf ein gutes Weinjahr belebt. Weihnachts=
ſerkel
und Oſterkälber machen die Bauern reich." Zu Weihnach=
ten
backt jedermann, zu Oſtern, wer es kann, zu Pfingſten ſelten
ein Mann.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darwſtädter Tagblatt, Eonntag, den 25. Dezember 1931.

Rummer 346.

Mittel=Seemen, 24. Dez. Das einige Jahre im Bau geweſene neue
Schulhaus wurde vor einigen Tagen in Gebrauch genommen. Von
einer öffentlichen Einweihungsfeier nahm man wegen der kalten Witte=
rung
Abſtand. Der erſte Voranſchlag belief ſich auf etwa 27 000 Mark;
infolge der Steigerung der Baumaterialien und Löhne dürfte der Bau
aber nahezu 200 000 Mark koſten.

Reich und Ausland.
Verlin, 23. Dez. Den Blättern zufolge iſt Profeſſor Dr. Friedrick
v. Thierſch, der Erbauer des Münchener Juſtizpalaſtes, neben Wallot
rſter Preisträger bei der Konkurrenz um das Reichstagsgebäude, im
70. Lebensjahre in München geſtorben.
Frantfurt a. M., 24. Dez. Ausfall von Perſonen=
zügen
. Die Eiſenbahndirektion teilt mit: Ab Donnerstag, den 29.
ds. Mts., muß in unſerem Bezirke wegen Kohlenmangels eine
größere Anzahl Schnell= und Perſonenzüge ausfallen.
Einzelheiten ſind aus den auf den Bahnhöfen aushängenden Bekannt=
machungen
zu erſehen. Für die Reiſenden iſt es daher ratſam, ſich vor
Antritt einer Reiſe über den Zugausfall näher zu unterrichten.
Wiesbaden, 24. Dez. Schwediſche Spende. Die in Wies=
baden
anweſenden holländiſchen und ſchwediſchen Kurgäſte ver=
anſtalteten
eine Sammlung, die den Betrag von 101 776 Mark ergab, di
geſtern dem Bürgermeiſter der Stadt durch ein Komitee übergeben wurde
und zwar mit der Beſtimmung, ihn für die Kinder und Familier
des notleiden Mittelſtandes zu verwenden. Der Bürger=
meiſter
hat den Betrag mit Dank angenommen.

Richtlinien für die Unterſtützung von Klein=
rentnern
.
Aus der Sitzung des Reichsrats.
Der Reichsrat hielt am Donnerstag abend ſeine letzte
Vollſitzung vor den Weihnachtsferien ab. Für die Verwendung
der im Nachtragsetat für 1921 vorgeſehenen 100 Millionen
zur Unterſtützung notleidender Kleinrentner
hat die Reichsregierung dem Reichsrat Richtlinien zugehen
laſſen, wonach die Reichszuſchüſſe nach folgenden Geſichtspunkten
zu verwenden ſind, die folgende Grundzüge aufweiſen:
1. Der Geſamtbetrag des Reichszuſchuſſes von 100 Mil=
lionen
Mark wird an die Länder verteilt.
2. Aus den Mitteln dürfen Kleinrentner nur im Falle der
Bedürftigkeit und nur nach Prüfung im einzelnen Fall unter=
ſtützt
werden.
3. Als Kleinrentner gelten bedürftige, im Inlande woh=
nende
Deutſche, die ſelbſt oder deren Ehegatten durch Arbeit
ihren Lebensunterhalt erworben haben, ſich vor dem 1. Januar
1920 für das Alter oder die Erwerbsunfähigkeit ein Vermögen
(auch Rente) mit einem Jahreseinkommen von wenigſtens 600
Mark ſichergeſtellt haben und jetzt wegen Alters oder Erwerbs=
unmöglichkeit
im weſentlichen auf dieſes Jahreseinkommen an=
gewieſen
ſind.
6. Die Verwendung der Reichsmittel für die Unterſtützun=
gen
iſt ferner nur dann zuläſſig, wenn Länder und Gemeinden
(Gemeindeverbände) mindeſtens das Doppelte des Reichs=
zuſchuſſes
aufwenden.
Die Ausſchüſſe haben den Punkt 6 der Regierungsvorlage
dahin geändert, daß die Zuſchüſſe auch dann bewilligt werden
ſollen, wenn Länder und Gemeinden nur Unterſtützungen in
gleich hohen Beträgen gewähren, während nach den Vorſchlägen
der Regierung der Zuſchuß nur zu ſolchen Unterſtützungen ge=
währt
werden ſollte, die wenigſtens zu zwei Dritteln von Län=
dern
und Gemeinden getragen werden.
Miniſterialdirektor Dr. Ritter empfahl namens der
Reichsregierung die Annahme folgenden Antrages:
Der Reichsrat wolle bis zum Zuſtandekommen endgültiger
Richtlinien für die Verwendung der Reichszuſchüſſe zur Unter=
ſtützung
notleidender Kleinrentner den Reichsarbeitsminiſter er=
mächtigen
, aus den im Nachtrag zum außerordentlichen Haus=
halt
für das Rechnungsjahr 1921 vorgeſehenen Mitteln den
Ländern auf Antrag vorläufig Zuſchüſſe zu ſolchen den vorge=
ſchlagenen
Richtlinien entſprechenden Unterſtützungen zu gewah=
ren
, die wenigſtens zu zwei Dritteln von Ländern und Gemein=
den
getragen werden."
Nach längerer Debatte wurde zwar der Ausſchußantrag mit
52 gegen 12 Stimmen angenommen, aber auch der Antrag der
Reichsregierung, und zwar in folgender von Württemberg be=
antragter
Faſſung, daß der Arbeitsminiſter zu vorläufigen
Zuſchüſſen ermächtigt wird, aus denen Unterſtützungen ge=
währt
werden, die den Ziffern 1 bis 5 und der Ziffer 7 der vor
geſchlagenen Richtlinien entſprechen. Die Ermächtigung des Ar=
beitsminiſters
erſtreckt ſich bis zum Betrage von 50 Millionen
Mark.
Angenommen wurde weiterhin eine Novelle zum Geſetz
über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, worin unter
anderem die Haftpflichtſummen erhöht werden.
Der Reichsrat genehmigte den Entwurf einer neuen
Poſtordnung. Ein Beſchluß der Ausſchüſſe, wonach bei
Poſtſendungen Gewerbeanzeigen mehrerer Perſonen auf
der Rückſeite geſtattet ſein ſollten, wurde auf Erſuchen der Poſt=
verwaltung
wieder beſeitigt. Der Reichsrat genehmigte
ferner Aenderungen der Poſtſcheckordnung, der Telegraphenord=
nung
, der Anweiſung für den Funktelegraphendienſt und der
Rohrpoſtordnung für Berlin. Eine Rohrpoſtkarte wird künftig
4,50 Mark, der Rohrpoſtbrief 5 Mark koſten.
Der Reichsrat genehmigte bereits mehrere Etats für
das Jahr 1922. Gegen den dritten Nachtragsetat für 1921 in
der Faſſung der Reichstagsbeſchlüſſe erhob der Reichsrat jedoch
in mehreren Punkten Einſpruch, unter anderem wurden an der
Poſition Zentrale für den Heimatdienſt zwei Millionen abge=
ſtrichen
und nur vier Millionen bewilligt.
Die Ausführungsbeſtimmungen zum Umſatzſteuergeſetz wur=
den
dahin geändert, daß Luxuspferde nur dann der Luxus=
ſteuer
unterliegen ſollen, wenn ihr Preis überſchritten wird, der
vorläufig als Richtpreis von 30000 Mark feſtgeſetzt iſt.
Der Reichsrat vertagte ſich bis zum 12. Januar.
Zur Beamtenbewegung.
Berlin 24. Dez. (Wolff.) Dem Reichsverkehrs=
miniſterium
ging über tatſächlich vollzogene Arbeits=
einſtellungen
bis jetzt keine Meldung zu. Hinſichtlich
der Gehaltsregelung der Beamten wird die Eiſenbahn=
verwaltung
gemeinſam mit den anderen Reichsreſſorts, insbe=
ſondere
dem Reichsfinanzminiſterium, vorzugehen haben. Die
bisher getroffene Maßnahme einer Abſchlagszahlung auf
das Gehalt vom 1. Januar beruht auf einem Beſchluß der
Reichsregierung. Sie hat aus zwingenden Erwägungen heraus
auf den Kreis des engſten Bedürfniſſes beſchränkt werden
müſſen. Die Arbeiterſchaft hat zunächſt, wie anzunehmen iſt,
den Charakter der Maßnahmen nicht richtig erkannt. Der Reichs=
verkehrsminiſter
hatte inzwiſchen Gelegenheit, die Großorgani=
ſation
entſprechend aufzuklären. Immerhin hat er den Groß=
organiſationen
anheinigeſtellt, Vorſchläge zu machen, wodurch
eine etwa vorhandene Notlage gebeſſert werden kann. Es kann
wohl erwartet werden, daß es den Gewerkſchaften gelingt, die
Ruhe und Beſonnenheit des Perſonals aufrecht zu erhalten und
eine glatte Abwicklung des Feiertagsverkehrs zu gewährleiſten.
Von der Reichswehr.
3000 Fehlſtellen.
* Wie die Dena aus dem Reichswehrminiſterium erfährt,
ſind gegenwärtig in der Reichswehr 3000 Fehlſtellen an Unter=
offizieren
und Mannſchaften vorhanden. Wie die Erſatz=
frage
ſich in einigen Jahren geſtalten wird, iſt ein noch un=
geklärtes
Problem und zunächſt gar nicht abſehbar.
Wenn aber dieſer Tage behauptet worden iſt, man beabſichtige
zur Behebung der dringlichſten Erſatzſchwierigkeiten einen Aus=
gleich
durch Austauſch von Truppenteilen der ein
zelnen Länder untereinander herbeizuführen, ſo iſt das keines
wegs richtig. Ein Austauſch von Truppenteilen der einzelnen
Länder iſt ſchon um deswillen nicht angängig, weil das Reichs=
wehrgeſetz
den landſchaftlichen Charakter der Truppenkontingente
in den Gliedſtaaten ausdrücklich feſtgelegt hat.

Rüſtungsſpionage.
* Unter allen möglichen Formen bemüht ſicht die Entente, vor=
nehmlich
Frankreich, unſerem heimlichen Heer auf die Spur zu
kommen und induſtrielle Arbeiten für militäriſche Zwecke feſt=
zuſtellen
. Ein typiſcher Fall, ſcheint uns in einem Nundſchrei=
ben
vorzuliegen, das ein vorgeſchobener belgiſcher Journaliſt
an eine Reihe deutſcher Firmen gerichtet hat. Sein Bureau,
das vorgeblich die internationale Preſſe mit Aufſätzen verſieht
und die befragten Firmen wohl durch die Ausſicht auf Unter=
bringung
von Reklameartikeln ködern will, intereſſiert ſich für
Jagd, Schießen, Balliſtik, Jagdgerätſchaften uſw. Op=
tiſche
Fabriken geht der Herr um genaue Angaben über Ziel=
fernrohre
, Meßgeräte uſw. an, indem er andeutet, daß
er die jedenfalls billigeren deutſchen Erzeugniſſe gegenüber den
teuren engliſchen und amerikaniſchen würde empfehlen können.
Es ſcheint auf der Hand zu liegen, daß der belgiſche Journa=
liſt
den befragten deutſchen Firmen im franzöſiſchen Auftrag
eine Falle ſtellen will, und daß es ſich hier nicht ſo ſehr um eine
gewöhnliche Handelsſpionage, wie um eine ziemlich plumpe
Rüſtungsſpionage handelt.
Wozu die Mühe und Koſten? Wenn in Deutſchland etwas
fabriziert werden ſollte, was eine Rüſtungsſpionage verlohnen
könnte, ſo würde es ja doch ſofort durch unſere Moskowiter
direkt an Frankreich denunziert werden!
Der Zahlungsplan.
Berlin, 24. Dez. (Wolff.) Der Zahlungsplan zum
Ultimatum vom 5. Mai 1921 ſieht vor, daß die Erträgniſſe
der Abgabe von 25 Prozent auf den Wert aller Ausfuhr an
das Garantiekomitee abgeführt werden. Dem Exporteur ſoll
der Gegentvert der Abgabe von der deutſchen Regierung in deut=
ſcher
Währung erſetzt werden. Unabhängig davon waren von
der deutſchen Regierung Maßnahmen getroffen, um den Zufluß
von Exportdeviſen aus der deutſchen Ausfuhr bei der
Reichsbank ſicherzuſtellen. Die getroffenen Maßnahmen hatten
einen befriedigenden Erfolg, ſo daß das Garantiekomitee zu=
nächſt
auf die Forderung der unmittelbaren Erhebung der 25 pro=
zentigen
Abgabe von der Ausfuhr nicht beſtand, ſondern die 25
Prozent=Vorſchrift nur als Maßſtab für die Höhe der Leiſtung
angeſehen wurde, daß aber die Art der Aufbringung des Be=
trages
und der Deviſen" der deutſchen Regierung überlaſſen
bleibt. Anläßlich der in dieſer Frage geführten Verhandlung
ſtellte jedoch das Garantiekowitee die Forderung auf, daß di
vom Reichskommiſſar für Ein= und Ausfuhrbewilligung in Ver=
bindung
mit den Außenhandelsſtellen getroffenen Maßnahmen
zur Ablieferung von Exportdeviſen auf eine beſondere geſetzliche
Grundlage geſtellt werde, daß weiter durch ein beſonderes Geſetz
die deutſche Regierung in die Lage verſetzt werde, die Vorſchrift
des Zahlungsplanes über die unmittelbare Erhebung der 25 Abgabe" tatſächlich zur Durchführung zu bringen
falls das Garantiekomitee dies als notwendig betrechten und
ein entſprechendes Verlangen ſtellen ſollte. Die Erfüllung dieſer
beiden Forderungen wurde dem Garantiekomitee von der deut=
ſchen
Regierung zugeſagt. Zwei Geſetzentwürfe, die die
Zuſage erfüllen ſollen, ſind dem Reichsrat zugegangen. Der erſte
der beiden Geſetzentwürfe ſieht vor, daß die Bewilligung
zur Ausfuhr von Waren nur under der Bedingung erteilt
wird, daß der Ausfuhrwert in Auslandswährung dem
Reiche zur Verfügung geſtellt wird. Der Reichskommiſſar für
die Aus= und Einfuhrbewilligung wird durch das Geſetz er=
mächtigt
, Ausnahmen von der angeführten Bedingung zuzu=
laſſen
und die notwendigen Ausführungsbeſtimmngen zu er=
laſſen
. Der zweite Geſetzentwurf enthält die Ermächtigung für
die Reichsregierung, anzuordnen, daß zur Erfüllung der Deutſch=
land
im Zahlungsplan auferlegten Zahlungspflicht bei der
Ausfuhr von Waven nach hochvalutariſchen Ländern 25 Prozent
des Wertes der Ausfuhr als Abgabe gegen Erſtattung des
Gegenwertes unmittelbar erhoben werden.
Beide Geſetze haben hiernach im weſentlichen eine for=
male
Bedeutung. Das erſte Geſetz ſoll an dem tatſächlichen
Hergang der Deviſenverfaſſung, wie er zurzeit geregelt iſt, nichts
ändern. Das zweite Geſetz ſoll lediglich der Reichsregierung
die Möglichkeit geben, die im Londoner Ultimatum vorgeſehene
25prozentige Abgabe im Verordnungswege durchzuführen, falls
ſich die Notwendigkeit dazu engeben ſollte.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Sanktions= und Garantiepolitik. Poincaré als Hetzer.
Raymond Poincaré ſchreibt in der Revue des Deur
Mondes (Chronique de la Quinzaine):
Deutſchland wird die Alliierten um die Erleichterung
n"
einer Anleihe bitten oder ein Moratorium verlangen. Viele
Engländer ſind überzeugt, daß die Wohlfahrt ihres Landes in
einem weiten Maße von der Wohlfahrt Deutſchlands abhängt
Ueber die Gefahren unſerer eigenen Lage ungenügend orientiert
unterſtützen ſie jetzt ſchon die Bitten des Reiches. Die meiſten
von ihnen ſcheinen ſogar geneigt, dem Reiche die verlangten
Vergünſtigungen umſonſt zu gewähren. Wir werden hier wie=
der
einmal mit unſeren Alliierten in Gegenſatz treten, und zwar
in einem Punkte, bei dem wir nicht nachgeben können, ohne
Frankreich furchtbaren finanziellen Schwierigkeiten auszuſetzen.
Wir ſind daher gezwungen, England gewiſſe grundlegende Wahr
heiten klar zu machen und es zur Annahme verſchiedener Schluß=
folgerungen
zu bringen, wie z. B. der folgenden: Frankreick
kann in einen teilweiſen Erlaß der deutſchen Schuld nicht ein=
willigen
. Frankreich wird Zahlungsverſpätungen nur dann an=
nehmen
, wenn ihm Pfänder und Garantien gegeben werden.
Frankreich will, daß ſich Deutſchland nicht mehr länger über die
Alliierten luſtig macht, indem es ſich durch einen verſchwende=
riſchen
Staatshaushalt und die Aſſignatenfabrikation ruiniert
Frankreich verlangt, daß eine ſtrenge Kontrolle der deutſchen
Finanzen, der Ausfuhr und der Deviſen eingerichtet wird . . ."
Poincaré ſchreibt im Matin vom 19. Dezember 1921:
Der betrügeriſche Bankerott. Die Kammer hat
das Budget genehmigt . . . Sofort werfen ſich Fragen auf, von
denen das Schickſal unſerer Finanzen abhängt. In dem Augen=
blick
, wo die Alliierten in einer ſo inopportuner Weiſe die wirt=
ſchaftlichen
Sanktionen aufhoben, ſchrieb ich im Matin von
4. Oktober: Wir werden bald erfahren, wie das republikaniſche
Deutſchland, das dem monarchiftiſchen Deutſchland wie eine
Schweſter gleicht, uns für dieſe neue Höflichkeit belohnen wird.
Meine Vermutungen ſind nur zu raſch in Erfüllung gegangen.
Heute bietet uns Kanzler Wirth eine lächerliche Abſchlagsſumme
von 150 oder 200 Millionen Goldmark an. Die Alliierten wuß=
ten
im Mai ſchon, was ſie heute wiſſen. Sie waren im Begriffe
Pfänder zu nehmen und das Ruhrgebiet zu beſetzen. Wir hatten
einen Jahrgang mobil gemacht. Ohne Schwertſtreich konnten
wir uns bis zur völligen Bezahlung der geſamten deutſchen Koh=
len
bemächtigen. Man hat uns geſagt: Gehen wir nicht zu
raſch vor! Wartet ab! Beginnen wir mit einem Ultimatum
Wenn Deutſchland nachgibt, dann werden wir, ohne einen Fin=
ger
zu rühren, befriedigt werden. Leiſtet Deutſchland Wider=
ſtand
, dann werden wir marſchieren. Deutſchland hat ſchein=
bar
angenommen. Es hat uns alles verſprochen, was wir von
ihm verlangt haben. Wir ſind vor den Toren des Nuhrgebietes
ſtehen geblieben. Heute nun geſteht uns Deutſchland, worau
wir uns leicht gefaßt machen können: Ich habe mich dem Ulti
matum nur deshalb gefügt, um Zeit zu gewinnen, und ich bin
keineswegs geneigt, es auszuführen.
Wenn die Alliierten ihre Meinung nicht ändern und ſich
ſelbſt verurteilen wollen, dann gibt es gegenüber Deutſchland
nur eine Antwort: Nein! Nun iſt’s genug! Bezahlt, oder wir
nehmen unſere Garantien! Das Londoner Abkommen muf
noch von den paar Illuſionen gereinigt werden, die es enthielt,
und es muß verſucht werden, dem Abkommen endlich praktiſche
Wirkung zu verleihen.
Zuerſt war in dem Abkommen geſagt: Wenn Deutſchland
ſich dem Ultimatum nicht fügt, dann werden wir in das Ruhr=

gebiet einmarſchieren. Die elementare Klugheit hätte nun ge=
boten
, noch hinzuzufügen: Falls Deutſchland, nachdem es ſich
gefügt hat, ſeine Verpflichtungen nicht ausführt, dann werden
wir die Pfänder nehmen, auf die wir proviſoriſch verzichtet
haben. Dieſe Lücke muß nun ausgefüllt werden. Ferner muß
die Gelegenheit ergriffen werden, die uns der ſchlechte Wille des
Reiches bietet, die Gelegenheit nämlich, unſere Alliierten zur
Annahme des franzöſiſchen Standunktes bezüglich der Räu=
mungsfriſten
auf dem linken Rheinufer zu veranlaſſen. Dief
Friſten laufen noch nicht, weil Deutſchland immer noch nicht ſeine
Verpflichtungen innehält. Doch wäre es gut, daß endlich eine
diesbezügliche gemeinſame Erklärung abgegeben würde.
Dann war durch das Londoner Abkommen neben der Re=
parationskommiſſion
noch ein Garantieausſchuß gebildet worden,
dem man jegliches Aktionsmittel verweigert hat. Man hat ihm
ausdrücklich unterſagt, ſich in die deutſche Verwaltung einzu=
miſchen
. Keine anderen Auskunftsquellen hat der Ausſchuß als
das, was die Beamten des Reiches ſagen wollen. Es iſt Zei=
daß
dieſe Komödie aufhört. Briand hat kürzlich im Senate ver=
ſichert
, daß Deutſchland zahlen könne und daß es, wenn es nicht
bezahle, betrügeriſchen Bankerott begehen würde. In meinem
Artikel vom 21. November habe ich zur Ueberwachung Deutſch=
lands
nur einen Vormund verlangt, wie man ihn allen Ver=
ſchwendern
gibt. Nun macht aber Deutſchland bankerott, und
zwar, was beſonders ſchwer iſt, betrügeriſchen Bankerott! Wenn
es ſich um einen Franzoſen handeln würde, dann würde er nach
Artikel 402 des Strafgeſetzbuchs im gleichen Falle mit Zuchthaus
beſtraft werden. Sollen wir das ſchuldneriſche Deutſchland nach=
ſichtiger
behandeln als unſere Landsleute? Die von Herrn
Briand ausgeſprochene Verurteilung muß auch eine Sanktion
haben. An uns liegt es, Deutſchland zur Arbeit zu zwingen, da=
mit
es repariert. Folglich müſſen wir die Kontrolle ſeiner
Finanzen, ſeiner Ausfuhr und ſeiner Deviſen übernehmen.
Wenn dieſe Kontrolle nicht ſtattfindet, dann bedeutet dies eine
Ermutigung zum Bankerotte und zur Zahlungsunfähigkeit.
Briand umgibt ſich in London mit einer Schar Sachverſtän=
diger
. Man kann ihn dazu nur beglückwünſchen, denn ſicherlich
wird Lloyd George von einer Armee von Technikern umgeben
ſein. Die Fragen, die zu prüfen ſind, erfordern Aufmerkſam=
keit
, Geduld und Ueberlegung. Wie wertvoll ſeine Hilfskräfte
auch ſein mögen, ſo wird Herr Briand doch ſehr gut daran tun
an Ort und Stelle keinerlei Entſcheidung zu treffen, ſich d
Rückſprache mit ſeiner Regierung vorzubehalten und mit freien
Händen nach Paris zurückzukehren. Die Geſchicke Frankreichs
ſtehen auf dem Spiele.
Frankreich und Deutſchland.
Paris, 24. Dez. (Wolff.) Der Gaulois ſchreibt unter der
Ueberſchrift Von der Illuſion zur Wirklichkeit, die öffentliche
Meinuung in Frankreich ſei geneigt, von der Schwäche derer zu
ſprechen, denen die Aufgabe zufalle, ihre Sache zu verteidigen.
Es ſei zweifelsohne möglich, daß Irrtümer begangen werden,
jedoch müſſe man die tiefe Urſache der Enttäuſchung in der
Tatſache ſuchen, daß man in Frankreich zu lange mit Beharr
lichkeit die Wirklichkeit verkannte. Man habe geglaubt, daß
die Freundſchaft Amerikas einen Beiſtand ohne Gren=
zen
und ohne Reſerven nach ſich ziehen werde. Man habe auch
angewommen, daß ſich ein Einverſtändnis der Völker bei der Er=
füllung
des Reparations= und Sicherheitsprogramms für Frank=
reich
zeigen werde. Die franzöſiſche Politik müſſe, ſo ſage man
ſich der europäiſchen anpaſſen, aber man ſage auch, daß, wenn
man von der Rheiufrage ſpreche oder von den Reparationen,
man die Franzoſen als Imperialiſten betrachte, die
den allgemeinen Frieden ſtörten und ſich der Löſung der wirt=
ſchaftlichen
Kriſe widerſetzten. Wenn man alſo nicht die Fenſter=
ſcheiben
einſchlagen wolle, was zu nichts führe, müſſe Frankreich
mit der Verteidigung ſeiner Intereſſen mehr Geſchicklich=
keit
, Anpaſſungsfähigkeit und Takt zeigen, was
ſich aber ſchwer mit dem berechtigten Gefühl von Gerechtigkeit
gegember der franzöſiſchen Sache und der Unantaſtbarkeit ſei=
nes
Rechtes vertragen würde. Ob man wolle oder nicht, Frank=
reich
müſſe die notwendigen Folgen einer Umgeſtaltung tragen,
die die menſchliche Widerſtandsfähigkeit überſchreiten.
Paris, 24. Dez. (Wolff.) Anatole France erklärte einem
Mitarbeiter des Figaro über ſeinen Aufenthalt i
Deutſchland: So viel er in der kurzen Zeit habe beurteilen
können, ſcheine ihm die deutſche Geſellſchaft außerordentlich er
müdet. Man fühle das Elend heraus. Den Hotels fehle es
an Wäſche, und auch die Kohlen ſeien knapp. Es ſcheine ihm
wohl, daß es in Deutſchland eine bedeutende pazifiſtiſche Gruppe
gebe, vor allem unter den Arbeitern, aber auch nicht wenige
Finanzleute gehörten dazu. Sie hätten begriffen, daß außer=
halb
des Friedens nichts geleiſtet werden könne. Es ſcheine
ihm aber, daß man von dem Frieden noch viel weiter entfernt
ſei, als nach dem Waffenſtillſtande.
Intimes aus dem Quai d’Orſay.
Bekanntlich ſoll Berthelot als Nachfolger Laurents.
für den Botſchafterpoſten im Berlin in Ausſicht genommen ſein.
Charles Laurents Tage in Berlin ſind gezählt; man iſt in Pa=
ris
mit ihm recht unzufrieden, da er in Berlin nicht Frankreich,
ſondern die franzöſiſche Schwerinduſtrie vertreten habe.
18 Nachfolger Berthelots im franzöſiſchen Auswärtigen
Amt werden verſchiedene Namen genannt. Am meiſten Ausſicht
dürfte wohl der franzöſiſche Botſchafter in Rom, Barrére
haben, der aber dort nicht leicht zu erſetzen wäre. Andererſeits
verlautet, daß Poincaré für den Fall, daß er Außenminiſter
würde, Paléologu= zum Generalſekretär im Auswärtigen
Amte machen würde.
Der franzöſiſche Botſchafter in London, Comte de Saint=
Aulgire, der vor einiger Zeit in der Preſſe ſehr heftig an=
gegriffen
worden iſt, ſitzt wieder feſter denn je im Sattel. Er
iſt zurzeit ein ganz beſonderer Liebling des Quai d’Orfay und
vielleicht noch zu Großem auserſehen.
Eine Herausſorderung des Nationalbewußtſeins,
Paris, 22. Dez. Noch bevor die Ergebniſſe der Londoner
Beſprechungen offiziell bekannt waren, trat die interparla=
mentariſche
Gruppe des Senats und der Kammer
für die zerſtörten Gebiete zuſammen und faßte eine Ent=
chließung
folgenden Inhalts:
Die interparlamentariſche Gruppe der zerſtörten Gebiete iſt
durch die Nachricht einiger ausländiſcher Blätter ſehr erregt, in
denen es heißt, daß die Möglichkeit einer europäiſchen Konfe=
renz
in Ausſicht genommen ſei, an der auch die Regierun=
gen
Deutſchlands und Rußlands teilnehmen ſollen.
Dieſe Konferenz hätte über die Frage der Reparationen und der
Abrüſtung zu befinden. Was die Abrüſtung betrifft, ſo glaubt
die Gruppe, daß für Fragen, die mit der Sicherheit Frankreichs
zuſammenhängen, allein das nationale Parlament
in ſeiner vollen Unabhängigkeit zuſtändig iſt und dieſe Frage
nicht Beratungen unterworfen werden kann, an denen die
Feinde von geſtern teilnehmen würden. Das wäre eine Her=
ausforderung
des Nationalbewußtſeins un
der geſunden Vernunft. Was die Reparationen angeht
ſo erklärt die Gruppe, daß dieſe Frage als ein feierliches Ab=
kommen
der Alliierten angeſehen werden muß, das von Deutſch=
land
unterzeichnet wurde. Dieſes Abkommen iſt kaum acht Mo=
nate
alt und bildet für Frankreich ein ſicheres Guthaben,
das es erhielt, nachdem es ſchon große Zugeſtändniſſe gemacht
hatte. Die Gruppe erklärt, daß die beiden einzigen Fragen, die
dringend der Löſung bedürfen, folgende ſind:
1. Prüfung der Durchführungsmöglichkeiten zum Erhalt des
franzöſiſchen Guthabens. Die Verwirklichung dieſer Angelegen=
heit
wird von den zerſtörten Gebieten ängſtlich erwartet.
3 Einſetzung einer wirkſamen Finanzkontrolle über Deutſch=
land
, die notwendig geworden iſt, nachdem die deutſche Regie=
rung
ihre Zahlungen eingeſtellt hat.
Die Gruppe dringt bei der franzöſiſchen Regierung darauf,
daß dieſe alle Anſtrengungen auf die beiden oenannten Punkte

[ ][  ][ ]

Amerhmmatgshiit iin Damſtädiet Tagdiit

Nummer 49

Darmſtadt, 25. Dezember

Jahrgang 1921

Weihenacht!
Und ſiehe, ſie genas eines Knäbleins. Und ſie wickelten es
in Windeln und legten es in eine Krippe.
Der da gebonen ward in kalter Winternacht von der jung=
Frchulichen Fnau des Zimmermagnes, in Armut inmitten unter
enen

burfte, der das Leid ſeiner Welt auf ſich nahm, als man ihn ans unbegreiflich Weſen in eines Menſchen Leib: Nun iſt die Welt
Kreuz ſchlug, und deſſen letzte Bitte in peinvoller Todesſtunde geneſen. Ja, es iſt der Heiland, der auch uns Heilung und
war: Vater, vergib ihnen!
Geneſung bringt, wenn wir Herz und Gewiſſen in ſeine heilige
Feſt der Liebe! Laßt uns Freude ſchöpfen und Kur geben. Iſt es ein Zufall, daß mit unſere ſchönſten Weih=
hoffen
auf Kraft im Geiſte und in der Seele, daß wir endlich, nachtslieder aus jenem Kriege von dreißig Jahren ſtammen?
endlich lernen die in ihrer Schlichtheit ſo unendlich erhabene Iſt es ein Zufall, daß die Dichter der Freiheitskriege ein

Weihnachtszeit.

Tu0 Nehnich Mfte weiſleis Jaunde der in Amt. Den iBNe kt Oüe ud gicendeni ehn=
zum
König wurde ohne eine andere Macht als die ſeines Geiſtes ſtehende und verzeihende Liebe!
und ſeiner Menſchenliebe, er ward nach
einem Leben des Kawpfes ein Mann ſo
groß, daß er eine Menſchheit zu ſeinen KD :GBck 9533
Nch *
Füßen zwang, die er erſt ganz beherrſchen
und erfüllen konnte, als er, bezwungen
von ihr, ans Kreuz geſchlagen ward. Und
er, der in dieſem Augenblick höchſter Erden=
pein
das Wort Vater fand und es nicht
dem Gatten ſeiner Mutter, ſondern dem
Unſichtbar=Sichtbaren, dem unbegreiflichen
Schöpfer aller Dinge, zurief; nein, er, der in
dieſem Augenblick die Berufenheit, fühlte
und ihre ganze Größe und Seligkeit emp=
fand
, die zu erlöſen, die ihn peinigten
durch ſeine Pein, er fand auch die ihn
über alle emporhebende Kraſt der Berech=
K
tigung, Gott ſeinen Vater zu nennen und
im Scheiden von der Welt, die ihn nicht ver=
ſtand
, zu rufen: Vater, vergib
ihnen, denn ſie wiffen nicht,
was ſie tun!
Die Welt verſtand ihn nicht; ihn. den ſie
keiner Sünde zeihen konnten, der alle über=
ragte
durch ſeine übermenſchlich große Güte
und Liebe, und der doch oft in ſchweren
Stunden im Gebet rang und vergib uns
unſere Schuld, gleichwie wir vergeben un=
ſeren
Schuldigern.
Die Welt verſtand ihn nicht, wenngleich
kein Fehl, kein Hinterhalt ihm anhaftete:
ſein Leben und Tun lag offen gebreitet vor
aller Augen, die ſehen wollten. Die
im Materialisnrus verfunkene Menſchheit
ſeiner Umwelt verſtand ihn nicht, deß Leben
nichts war als Reinheit, Güte und Liebe
Nicht ſeine Mitwelt verſtand ihn, auch nicht
ſeine Nachwelt, obgleich auch Tauſende und
aber Tauſende ſeiner Jünger Mittler ſeiner
S.
Lehre wurden durch die Jahrtauſende, ſie
verſtand ihn nicht. Wohl konnte und kann
der Geiſt und das Wirken dieſes Göttlichen
nie untergehen, aber die Menſchheit iſt zu
ſchwach und kleinmütig, zu ſeiner Götter=
größe
ſich emporzuringen. Könnte ſie es,
O
wo wäre die Welt, groß genug, dieſe Fülle
bes Glückes zu faſſen! Es iſt uns nicht
beſtimmt.
Und doch, wie iſt ſeine Lehre ſo groß und
gewaltig, ſo einfach und faßlich zugleich!
Liebet Eure Feinde, ſegnet
die Euch fluchen, tuet wohl
Ka S
i Ku Bu L
denen, die Euch hafſen, verfol=
gen
und verleumden.
Ach, wie weit, wie unendlich weit noch ſind wir entfernt von
Feſt der Liebe und Freiheit.
der unendlichen Größe und wunderbaren Erhabenheit dieſer
Lehre!
Von Otto Schneider.
Wären wir nicht überhaupt erſt, was wir ums dünken, wären
wir micht erſt Menſchen, Weſen, die ſich ſo weit erhaben füh=
BK. Herr, daß du den Himmel zerriſſeſt und führeſt herab
len über alle Kreatur des weiten Erdenbereichs, daß wir alle zu uns! ſo ri=f einſt in den Zeiten vor Chriſtkindleins Ge=
und alles beherrſchen zu wähnen glauben; die wir ſo weit gehen burt der Prophet des alten Bundes ſehnſüchtig aus. Auch ſein
in Dünkel und Selbſtüberhebung, daß wir uns eine Schöpfungs= Volk war in den Bauden der Knechtſchaft, die nicht nur den Leib,
geſchichte erfanden, in der der Allgewaltige felbſt uns zum Herr= ſondern erſt recht die Seele drückten; ſie ſehnten ſich nach einem
ſcher über jegliches Weſen der Schöpfung einſetzt; wären wir Erlöſer, der ſie mit der Kraft aus der Höhe befreite! und ein
wicht, was wir ſein ſollten und wollen, erſt dann, wenn wir Jeſu, heidniſcher Gottſucher vor Chriſti Geburt ſchreibt es: Wir kön=
Lehve erfaßt und zu üben verſtanden: Lie bet Gure Feindei nen nicht zu Gott lommen, wenn Gott nicht zu uns kommt. Der
Wi= unwert ſind wir doch!
erſte Weihnachtstag aber hat das Sehnen und Suchen dieſer
Wie bleibt alles Große, das wir in Jahrtauſenden ſchufen, geiſtigen Führer herrlich erfüllt: Da wurde der Himmel zerriſſen,
boch ſo weit zurück hinter dem einen, das wir nie ganz verſtehen ſeine Tore taten ſich weit auf, und in dem Jeſuskind kam die
lerten: Liebet Eure Feinde!
unſichtbare Gottheit ſelbſt zu uns. Denn auch Feſu Feinde
Veihnacht! Vor taufend und aber tauſend Jahren mußten es widerwillig zugeben: Hier iſt mehr als ſterblicher
ward er geboren im Stalle zu Bethlehem, der uns erlöſen ſollte Menſch!
von all unſeren Sünden. Und die Stumde ſeiner Geburt ward
Wir aber treten wieder einmal an die armſelige Krippe, um
zur Freudeſtunde für eine ganze große, umfpannende Welt der das holdſelige Kind zu betrachten, das unſer Herz und unſer
Chriftenheit.
Leben ſo reich machen kann, wenn wir nur wollen. Daß wir doch
Feſtder Freude! Sei uns geſegnet auch in ſchwerer, das Wort verſtehen möchten, das in den grauſigen Tagen des
dunkler Sorgenzeit. Laß uuns Hoffnung ſchöpfen im Eringern Dreißigjähnigen Krieges ein Dichter am Weihnachtstage in an=
an
den, der im Armut geboren, der ſich Gottes Sohn nennen betender Ehrfurcht bekannte: Gott ſenkte ſeine Majeſtät, ſein

Maximilian.

Me K
Ar
Mit 2
a S

Im Kerzenglanz der Tannenbaum,
Und alte liebe Weihnachtslieder
Durchhallen traut des Zimmers Raum;
2. Des Herzens Sehnſucht iſt erfüllf:
Den kurzen, dunklen Wintertagen
Ein neuer Strahl des Lichts entquillt,
Und froher nun die Herzen ſchlagen.
S. Denn eine Stimme in uns ſpricht:
Ob’s noch ſo dunkel wird auf Erden,
Zu rechter Zeit doch ſiegt das Licht,
And heller muß es wieder werden.
*. Drum harre ſtill, o Menſch, nicht zage. Taß neu den Strom der Liebe fließen,
Ob’s noch ſo trübe in dir iſt;
* Gedenk der Nacht vergang ner Tage,
Da uns der Herr geboren iſt!

Nun ſtrahlt in Haus und Hütte wieder Der Heiland, der den Strahl der Liebe
Auf’s neue wieder hat entfacht,
Damit die Erdenwelt nicht bliebe
Verſunken in der Sündennacht.
O Weihnachtszeit, klepf an die Herzen,
Daß ſie ſich öffren, weit und gern,
Nicht nur dem Strahlenkranz der Kerzen,
Auch wahrer Liebe lichtem Stern!
Hilf, daß aufs neue wird geboren
Der Heiland dieſer dunklen Welt,
Die, ach, in Sündenluſt verloren,
Nicht Treue mehr dem Bruder hält!
Den froh und glücklich alles macht;
Gleichwie im Sonnenlicht erſprießen
Tenzblüten nach der Winternacht.

(Nachdruck verboten.)

Arndt und ein Schenckendorff, ein Rückert und ein Körner
mit ihren weihnachtlichen Gejängen auch in den Geſangbüchern
der Kirche ſtehen? Nein, auch die deutſchen Helden und chriſtlichen
Männer haben ſich heilige Kräfte in troſtloſer Zeit beim Kiad
in der Kriepe geholt. Tauſende und Aber=
tauſende
aber haben ſich von dieſen from=
men
und tapferen Dichtern den Weg zur
Krippe weiſen laſſen und es erlebt: Nun iſt
mein Herz geneſen! Weihnachten aber lockt
uns und ladet uns ein: Gehe hin mit den
Hirten in Bethlehems Herberge, 8 iſt wirk=
lich
eine Weihnacht, in der uns dieſes Kind=
lein
gebouen wurd=, 3 iſt wirklich ſo wie
auf den Weihnachtsbildern: Alles Licht
ſtrahlt von dem Kindlein aus; und es
ſtrahlt in die Herzen aller hinein, die an der
Hatte 3
Krippe ſich ſammeln. Daß wir doch wie die
Kinder würden; ſie bekommen, ja an manch
anderen Tagen in Jahre dieſe oder jene
Gabe, aber eine Gabe am Chriſttage iſt für
ſie doch die allerſchönſte: ſie iſt geweiht durch
das Weihnachtskind, das ja ſchließlich die
Chriſtgabe ohnegleichen iſt auch für dich
und mich!
Wohl uns, wenn wir mit Schenckendorff,
dem Freiheitsſänger, für dieſe Gabe danken
*. können mit den Worten: Der Himmel iſt
jetzt nimmer weit, es naht die ſel’ge Gottes=
zeit
der Freiheit und der Liebe! Wohlauf,
du frohe Chriſtenheit, daß jeder ſich nach
langem Streit in Friedenswerken übe! Ge=
wiß
liegt die Gotteszeit der Freiheit
* noch fern; denn man hat uns belogen und
betrogen, als man uns dieſes Gut vorgau=
kelte
, damit wir die Waffen hinwarfen.
Aber die innere Freiheit kann uns kein
Feind nehmen. Siehe das Chriſtkindlein=
an
: dem hatten ſie auch die Freiheit genom=
men
, als ſie es mit den Marternägeln ans
Kreuz ſchlugen; aber frei und ſtark iſt es
auch da geblieben. Es betete für ſeine Mör=
der
und ſchenkte dem Schächer das Para=
dies
! Das heißt frei und freudig bleibem
ſelbſt unter dem Kreuz und an dem Kreuz.
Kann unſer armes betrogenes Volk, das
ähnlich gemartert wird, ſich nicht auch ſolche
7 ſelige Freiheit als beſte Weihnachtsgabe
beim Weihnachtskind holen? Ebenſo aber
wollen wir den Klang in uns aufnehmen,
daß die Gotteszeit der Liebe ſich uns
nahen will und muß. Wir können uns den
liebloſen Hader der Parteien, der Stände
Adamine v. Diemar.
und Bekenntniſſe nicht mehr leiſten. Einer
* muß ſich bemühen, den anderen zu verſtehen.
Hue Eue K*
Füreinander und miteinander muß die Lo=
ſung
werden: dann iſt der gute Geiſt des
Chriſtkindes bei uns eingekehrt und weih=
nachtliche
Zeit für unſer Volk angebrochen. Weihnachtszeit aber
iſt ſelig, fröhlich und gnadenbringend, wie unſere Kinder es
ſingem; und ſie iſt es nicht nur für die Kinder!
So mag uns vom Chriſtkind die Freiheit beſchert werden,
von der ein tapferer Ritter und Sänger im Mittelalter es ſagte:
Dem Chriſtkind diewen, das iſt die wahre Freiheit. Dazu
aber als andere Weihnachtsgabe die Liebe, die di=ſe Weihnachts=
tage
überdauert. Die Liebe, die ausgleicht zwiſchen reich und
arm und in jeden Menſchen brüderlich den Volksgenoſſen ſieht,
da ſie ſprechen kann: Ich liebe die Armut, weil Jeſus, das
Chriſtkind, ſie liebt=, der ſelber arm geweſen iſt. Ich liebe den
Reichtum, weil er mir die Gaben ſchenkt, mit denen ich den
Aermeren helfen kann. Mit ſolcher Freiheit und Liebe rufen
wir dem Chriſtkind auch in dieſem Jahre entgegen, was
Schenckendorff im Weihnachtslied der Freiheitskri ge ſingt:
Wir grüßen dich, du Sternenheld,
Willkommen, Heiland aller Welt,
Willkommen auf der Erde!
Mttmithsmmttmtitttitttittt
O heiliger Abend, mit Sternen beſät, wie lieblich und labend X
dein Hauch mich umweht! Vom Kindergetümmel, vom Lichter= 4
T. gewimmel aufſchau ich gen Himmel in leiſem Gebet: (Gerok.)
Mstittmtmtttt

Sein Kind.
Eine Weihnachtsgeſchichte von Curt Müller.
Hell erleuchtet iſt der hohe Saal des Hotels. Aber leer, auf=
fallend
leer iſt er. Der Oberkellner ſteht an einem kleinen Liſche
und lieſt in einer Zeitung. Ein Gaſt ſitzt an einer großen, weiß=
gebeckten
Tafel und ſtarrt träumend vor ſich hin. Vor ihm ſteht
ein dampfendes Glas Punſch. Um des Gaftes Mund ſpielt ein
müdes Lächeln: Das Lächeln derjenigen, die alles Schöne, was
die Erde bringt, genoſſen haben und für die nichts mehr Reiz
hat; denen die große, herrliche Gotteswelt zu klein und öde er=
ſcheint
, weil ſie ſie kreuz und quer durchreiſt haben jahraus,
jahrein.
Jahraus, jahrein durchzog er die Welt, der ruheloſe Mann,
der nach Ruhm und Reichtum jagte. Der dieſen beiden alles
opferte: ſeinen Frieden und ſein Herzensglück. Oh, er hat es
weit, ſehr weit gebracht! Er hat das erreicht, wonach er mit
eiſerner Energie und mit tauſend Entſagungen geſtrebt hatte:
en iſt reich und berühmt geworden. Er gilt als einer der gefeier=
teſten
Sänger. Man ſcheut, um ſeine Stimme zu hören, die
größten Geldopfer nicht. Er hielt ſeinen Siegeszug durch alle
Großſtädte der alten und der neuen Welt. Könige und Fürſten
hrten ihn. Er hatte erreicht, wovon er als junger Menſch des
Nachts oft träumte. Aber, ach, er hatte es ſich ganz anders
gedacht, von der Sonne des Ruhmes beſtrahlt zu werden. Jetzt
fühlte er ſich einſam und verlaſſen. All die Chrungen, mit denen
man ihn tagtäglich überhäuft, haben für ihn nichts Verlockendes
mehr. Die große Welt iſt ihm zu klein, und er ſehnt ſich nach
ſenem winzigen Fleckchen, das einſt, als er noch ein armer
Thoriſt war, ſeine ganze Welt zu ſein ſchien. Dieſe Welt war
für ihn weit größer, viel größer, als alle die Länder, die er nun
durchreiſt hat.
Das winzige Fleckchen ein trauliches, ſauberes Stübchen.
In dem Lehnſtuhl ſaß eine alte Frau mit einem lieben, frommen
Geſicht. Auf dem Sofa ſaßen zwei Menſchenkinder mit zufrie=
denen
, fröhlichen Mienen, und die beiden glücklichen Menſchen=
kinder
ſahen ſich oft lange in die Augen und lächelten ſelig. Auf
dem Tiſch ſtand ein kleiner Weihnachtsbaum, mit bunten Lichtern
ud goldenen Aepfeln und Nüſſen geſchmückt. Am Fenſter rüttelte
der Wind, und der Schnee wirbelte in dichten Flocken an die
P
Scheiben.

Wie lange mag das wohl her ſein? Der einſame Gaſt
ſchüttelt, ſchwermütig ſein Haupt. Erſt zehn Jahre! Schon zehn
Jahre! Das eine der beiden glücklichen Menſchenkinder, die an
jenem Weihnachtsabend auf dem Sofa in dem kleinen, traulichen
Zimmer ſaßen, war er, der arme Choriſt an der Hofoper. Und
das andere Menſchenkind, das neben ihm ſaß und ihm oft beglückt
in die Augen ſchaute, war Maria, ſeines Herzens ganzes Glück.
Sie war ebenfalls an der Hofoper angeſtellt und zwar als Tän=
zerin
. Die beiden jungen Leute, die trotz ihrer geringen Gage
ſich ſo glücklich fühlten, weil ſie reich, überreich an Liebe waren,
hatten ſich geſchworen, nie von einander zu laſſen. Und die
Mutter hatte nichts dagegen, daß ihre Tochter einſt dem jungen
Sänger die Hand zum ewigen Bunde reichte. Aber oft ward
ber junge Mann aus ſeinem holden Liebestraum geſchreckt:
Ruhm und Reichtum, ſo flüſterte ihm eine geheimnisvolle
Stimme ins Ohr, das iſt das einzige Glück! Wenn er als
ſimpler Choriſt ſah, wvie dem Heldentenor lauter Beifall gezollt
wurde, dann ſagte er ſich ärgerlich: Ich habe doch auch eine
ſchöne Stimme, vielleicht eine ſchönere als er; freilich, der hatte
Glück. " Und wenn er das Lokal beſuchte, wo die Künſtler
oft nach der Vorſtellung zuſammentrafen, da wurmte es ihn,
wenn er die Groſchen in der Taſche zuſammenſuchen mußte, um
die paar Glas Vier, die er getrunken hatte, bezahlen zu können.
Wie glücklich war dagegen der vielbeneidete und gefeierte Helden=
tenor
. Der ließ den Sekt in Strömen fließen und hatte Glück
bei allen Schönen. Ja, Glück und Nuhm, das iſt das einzige
Glück in der Velt. So ſeufzte er oft und ging mißmntig nach
der kleinen Gaſſe zu, wo ſeine Herzallerliebſte wohnte. Sobald
er aber an der Seite des Mädchens ſaß, war auch der Mißmut
verſchwunden.
Und eines Tages wurde die Stimme des armen Choriſten er=
kannt
. Er erhielt von weit her ein glänzendes Engagement.
Trauer und Jubel herrſchte zugleich in dem Stübchen, wo die
Tänzerin mit ihrer Mutter wohnte. Nun mußt Du fort von
mir, weit fort! Wirſt Du auch an mich denken? Oder wirſt
Du mich vergeſſen?, ſo ſeufzte das arme Mädchen. Er aber
drückte die Unglückliche feſt an ſich und ſchwur ihr, ſtets an ſie
zu denken und ſie, wenn alle ſeine Träume in Erfüllung gegangen
ſeien, zu ſeinem Weibe zu machen. Und ſie dachte dann plötzlich
an den zukünftigen Ruhm des Geliebten. Sie gönnte ihm von
ganzem Herzen ſein Glück, und die Mutter gab ihm ihren Segen
et
mit auf die Reiſe.

Zuerſt dachte der Glückliche auch oft an die Geliebte. Später
aber geſchah dies ſeltener, denn durch ſeinen Kopf gingen tauſen=
derlei
Diuge. Und ſchließlich hatte er die Arme ganz vergeſſen,
denn ſchöne Frauen warben um ſeine Gunſt und ließen ſeinem
Herzen keine Ruhe. Das Mädchen fühlte ſich gekränkt, das merkte
er wohl, denn ſie ſchrieb nicht mehr. Du lieber Gott, konnte
er denn etwas dafür? Er war nun einmal nicht mehr der arme
beſcheidene Choriſt, ſondern ein aufgehender Stern am Himmel
der Kunſt. So wenigſtens ſchrieben die Tagesblätter.
Einmal noch kam ein Brief von der Verlaſſenen. Der war
mit zitternder Hand geſchrieben, und Tränen hatten die Buch=
ſtaben
verwiſcht. Und der Treuloſe verſuchte zu leſen. Doch die
meiſten Buchſtaben waren, wie geſagt, von Tränen verwiſcht.
Und was er leſen konnte, das verſtand er uicht. Nur die Not,
die Verzweiflung treibt mich dazu, daß ich Dir überhaupt
ſchreibe! Ich weiß nicht, wie ich’s anfange, daß ich Dir alles
offenbare. Nein, ich will nicht betteln, nicht um Liebe, nicht um
Geld betteln. Aber, wie fang’ ich’s nun an, daß ich Dir das
Schreckliche erklären kann. Ich bin in Verzweiflung. Und
ſo ging es vier Seiten lang fort. Aber was ſie eigentlich wollte,
das ſchrieb ſie nicht. Der Sänger ſchüttelte den Kopf. Was will
ſie nur?. Jetzt endlich ſchien es ihm klar zu ſein. Verſchämte
Bettelei. Sie hat eigentlich ein Necht, von mir Geld zu for=
dern
, ſprach er für ſich. Jch habe ſo manche ſchöne Stunde an
ihrer Seite verlebt. Sie ſoll Geld, viel Geld haben! Er
warf den unverſtändlichen Brief beiſeite. In der ſilbernen
Schale, die vor ihm auf dem Tiſche ſtand, lag eine große Anzahl
kleiner roſafarbener Briefe. Er lehnte ſich in den Stuhl zurück
und öffnete ein Brieſchen nach dem anderen. Da ſtanden ſüße,
verlockende Worte, von zarter Frauenhand geſchrieben. Da
ſtanden begeiſterte Lobreden, die ein überſpannter Backiſch aus
hochangeſehener Familie heimlich auf moſchusduſtendes Papier
geſchrieben hatte. Und da ein elegauter Briefbogen, auf dem in
der linken Ecke ſich ein goldenes Monogramm mit einer ſieben=
zackigen
Krone befand. Dieſe ſtolze, ſchier unnahbare Dame, die
alltäglich in ihrer Equipage durch die Promenade fuhr und
dabei rerächtlich auf Lie armen Meuſchenkinder, in deren Adern
kein blaues Blut floß, herabſchaute; dieſe ſtolze Ariſtokratin,
was hatte ſie alles dem glatten Papier anvertraut! Worte, Ge=
heimniſſe
, Wünſche, fehnſüchtige Wünſche ſtanden da mit geraden
feſten Zügen niedergeſchrieben. Lieber Gott, wie wenig Glück.
mußte die Vielbeneidete an der Seite des hochgeſtellten Ofüiziers

[ ][  ][ ]

Nummer 49

Anterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt

Jahrgang 1921

Der Weihnachtsſtern.

Erzählung von Amélie Hinze.
(Rachtruc s5oten.)
Stille, weiße Kleinſtadtgaſſen..
Der Himmel war dunkel
und ſchneeverhangen, irgendwoher tönte, halb verweht, ein
Weihnachtslied. . .
Ein Stückchen Lebenstragik in dem altersgrauen Giebel=
hauſe
der Kolonialwarenhandlung von Engelmanns Erben hat
es ſich heute, am Chriſtabend, abgeſpielt.
Karl Engelmann hat kein Glück in der Liebe . . . ſagten die
Leute. Nun ja, erſt die urnglütchkſelige Heirat, und dann ſpäter,
als an das Herz des reifen Mannes nochmals die Liebe gepocht,
ſtark und ehrlich, da war ein anderer ihmt zuvorgekommen
der eigene Freund. Den hatte dam der Krieg verſchlungen.
Seine Braut aber, die ſpunderhübſche Fieke Lgreikz, die doch eine

Einen ſchönen Gruß von Herrn Engelmann foll ich ausrichten!
ſprubelte der Backfiſch.
Ach wie nett! Iſt er Dir begegnet, Lisbeth.
Freilich, Mutter, unzd ein Stück Wegs mit wir gegangen!
Der Maler Herwald war ſehr in Verlegenheit: es war am
Gott wie war er reizend! Morgen ſchickt er Chriſthaum
her, und Schmuck und Lichter daxu! Und der Lehrling ſoll noch Weihnachtsheiligahend und er hatte keinen Pfennig Geld; im

Die Ueberraſchung.
Eine luſtige Weihnachtsgeſchichte von Paul Bliß.

Lisbeth, ſchwelgte im Gefühl, ihrer Wichägkeit, Mutter ver= berührt es ihn doppelr veinlich, erſtens weil morgen Weihnach=
ſchlang
ja förmlich was ſie erzählte! Heiligabend, wenn der zen war und da will doch niemand faſten, dann aber auch
Baum brennt, paſſe es wohl, daß er ſeine Aufwartung mache
Ja, es paßt, lachte Frau Lorenz glückſelig,
Fieke

Sie erhielt keine Antwort Fiekes Platz war leer.

in ganzen Korb voll bringen uuh und ne Flsſche Cham= allgemeinen war ihm das ja nichts Neues, ſo daß er deshalb
pagner wird auch dabei ſein! Und wißt Ihr, was er noch ſagte? nicht ſonderlich traurig geſtimmt zu ſein brauchte, heute aber
deshalb, weil er beute zei den reichen Tettenborns zur Beſche=
gelt, rung geiahen wa=, und dorthin durfte er mit ganz leeren
Händen nicht komuzen; mindeſtens ein paar Blumen mußte er
der Hausfrau und der ſchönen Tochter Linda mitbringen.

Der Chriſtabend ſenkte ſich. Mit einem guten und ſchönen! Da pötzlich, bitzſhnell durchſchoß ihn eine Idee: den alten Hum=

Aber die ſchönen Roſen ſind um dieſe Jahreszeit ſehr teuer.

Glückserwarten. Er mußte wohl Grund dazu haben, denn mit
hellen Augen hatte er Paſtor Brodner begrüßt, als dieſer kam
mit einer Weihnatchsbitte. Ich komme damit zu Ihnen, lieber
Herr, als dem angeſehenſten und wohlhabendſten Mitbürger
unſeres Städtchens. Bei Ihrem Fräzlein Scieſder habe ich
für meinen Plan zu meiner Freude nicht nur Vereitſpilligkeit,
ſondern ſogar Begeiſterung gefunden.
Engelmann dachte an das Altjungferngeſicht ſeiner Schweſter
E
und lächelte beluſtigt: Begeiſterung
ei Thereſe? Ei, Herr
Paſtor, was kann das für ein Plan ſein?
Brodners Züge wurden ernſt: Es handelt ſich um das
hinterlaſſene Kind der verunglückten Schaffnerseheleute
ein herziges Kerlchen iſt der kleine Erich Krauz.
Der Zuhörer ſah den Sprecher ungewiß an: Zahlen für den
Unterhalt des Jungen will ich gern.
Der Geiſtliche legte ſeine Rechte auf Engelmanns Schulter:
Das iſt ſehr hochherzig, lieber Herr; doch ich erbitte mehr ich
bitte um Ließe für den kleinen Elternkoſen. . . Man hat mir ge=
ſagt
, Sie ſeien ein Kinderfreund
Karl Engelmann ſprang auf; das wird ihm denn doch zu toll!
Beſter Herr Paſtor
wollen Sie mir den Jungen
etwa aufpacken? Ich habe Kinder gern, das ſtimmt ſchon!
Ja, es gab eine Zeit, wo ich brennend wünſchte, daß trippelnde
Füße mich die Oede vergeſſen machten

Das war damals,
als ſich das Band löfte, das zwei ungleiche Seelen meine
Frau war Schauſpielerin geweſen! verknüpfte.
Mit heißer Stirn ſchritte der Koloniaſwarenhändler in dem
kleinen Privatkontor auf und ab, und dabei murmelte ert
Thereſe iſt alſo einverſtanden? Na ja, ſie weiß ja noch
nicht
Herr Paſtor feſt legte Engelmann die geſchloſſene Rechte
auf den Tiſch , vorerſt muß ich ablehmen, denn ich trage
mich mit neuen Zukunftshoffnungen und dahinein paßt
ein fremdes Kind nicht. Doch ſoll dies nicht mein letztes Wort
ſein in dieſer Sache, ich komme vielleicht ſpäter darauf zurück.
Brodner langte nach ſeinem Hut und verneigte ſich: Ich
hoffe, Sie recht bald in dieſer Angelegenheit begrüßen zu dür=
fen
. Im Hinausſchreiten wandte er ſich noch einmal zurück:
Das Chriſtfeſt naht. Wie einſt an heiliger Stätte leuchtet auch
heute noch der Weihnachtöſtern leuctet, ungeachtet des Jam=
mers
, der über unſere Erde gekommen iſt, der ganzen Welt, denn
er iſt die Liebe und Barmherzigkeit.

Ss bel ſein umermithlich lreus. eue ergd, eue vehnie Ze derte Maidt daefier gallte. Wnähöiſchen derungte der eurfiſe Hun=
war
zu rechtſchaffen brav, um ſich für ein bißchen Wohlleben zu peu in der Schaufenſterauslage beim Trödler und lenkte die Auf
merkſamkeit eines vorübergehenden Herrn auf ſich. Der Herr

verkaufen. Aber die Freude am Wohlſtand ſollte ihr aufgehen
und ſie die Hand lieben lernen, die ihn ihr gab.

war der Profeſſor der Kunſtgeſchichte Doktor Wellſtein, der ſeine

Und der große, anſehnliche Mann ſprang auf erletzten Weihychtzeinkäufe zu machen hatte.

warf die Arme in die Luft, in ſchwerem, ſehnendem Verlangen;

Im Stübchen der Wiwwe Lorenz brannte die Lampe. In
der Ecke des zerſchliſſenen Soſas kauerte Fieke; ſie hatte die
Hände in das Geſicht gehoben und weinte. Auf dem zerſorgten
Geſicht der Mutter brannten zwei rote Flecken, im Bruſtton
der Ueberzeugung pries ſie dem törichten Kinde die Vorzüge
des Freiers: Das große Anſehen, das er genießt! Beinahe wie
der Herr Stadtrat! Geld hat er ſicher mehr!. Dazu das alte
Geſchäft und das große eigene Haus! Kaufmann Engel=
mann
überhaupt ein wahrer Gottesſegen iſt er uns geworden!
Wer hat unſerem Paule die feine Stelle in der großen Kunſt=
ſchloſſerei
verſchafft? Er! Und wer war der ungenannte
Freund, der uns die Kohlenladung vorfahren ließ, als die
Brennſtoffpreiſe unerſchwinglich wurden? Herr Engelmann.
Fieke hatte die Hände gefaltet vor ſich auf den Tiſch gelegt,
als ränge ſie nach Kraft : Ja, er iſt ein guter Menſch, zu
gut, Mutter, als daß eine ihn nimmt ohne Liebe
Du mußt Dein Leben mit Karl Engelmann froh auf=
nehmen
, dann wird die Liebe ſchon nachkommen! Man kann
alles, wenn man nur den ehrlichen Willen hat!
Gequält ſah das Mädchen der Mutter in die Augen: Ich
glaub' nicht, Mutter, daß ich mir das Denken an Fritz abge=
wöhnen
kann.
Dafür laß nur die Zeit ſorgen! Folg‟ Deiner Mutter, Kind,
laß Engelmann Deine Zukunft ſein, ſie iſt gut und ſicher,
Fritz Martens Deine Vergangenheit! Sie war Dir lieb und
ſchön, dieſe Vergangenheit, ein Schatz, den Dir niemand rau=
ben
kann.
Fieke ſah die Muter dankbar an, deren Worte tauchten
alles in ein milde=verſöhnendes Licht: ihr Fritz durfte fortleben
in ihrem Herzen, wie ewas Heiliges. . . Du haſt recht, Mutter,
die helle Stimme zitterte doch merklich ſo ſoll es ſein.
Was ich dem Toten weihe, ſchmälert den Lebenden nicht. Dank=
bar
will ich Engelmanns Liebe aufnehmen, will
Flinke Füßchen wurden laut. Die Tür flog auf und Lis=
beth
. Fiekes jüngere Schweſter, ſtürmte freudeglühend herein:

Sieh da, ſagte er ſich, das iſt ja ein prächtiger, alter

Ach, Du Mädchen, Du ſprödes, wonniges, Du mußt es doch Pokal, den könnte man Herrn Kommerzienrat Lindenberg

wiſſen, wie die Liebe brennt, wenn die Arme leer ſind!
Sollte einem Karl Engelmann denn nicht gelingen, ſie den Toten
vergeſſen zu machen!? Nicht verdrängen aus ihrem Herzen
erſetzen will ich ihn! . . . Herrgott, ich wag’s!"
Durch die weiße Stille draußen hallten tiefe, feierliche Töne
waren das ſchon Chriſtglocken?
Und die Feierklänge und das heimliche Glückserwarten weck=
ten
in dem ſchlichten Mann ein ehrliches Dankgefühl
irgend etwas Gutes hätte er tun mögen, es war ja Weihnacht
heute! Und da kam es über ihn, ganz plötzlich, wie angeflogen:
ja, ſo ſollte es ſein: Zum Dank für das Glück, das Gott ihm
ſchenkte, wollte er den kleinen Erich Krauß als eigen annehmen!
Zunächſt mochte Thereſe den Jungen nehmen . . ., ſpäter viel=
leicht
falls Fieke einverſtanden war
Und der Kolonialwarenhändler lachte in ſich hinein über
ſeinen ſchnellen Entſchluß, und war doch deſſen froh . . . So,
nun war er fertig nur die Flaſche Champagner noch! Und
dann? O Fieke, mein’ klein ſüße Deern, dann komm’ ich, mir
mein Chriſtgeſchenk holen . .!"
Das Klingeln des Telephons fiel in den Freudenruf ein.
Engelmann ging an den Apparat ein wenig ungeduldig. Wer
da? rief er hinein.
Ein Freund Ungenannt . . ." kam die Antwort langſam
und mit Nachdruck.
Engelmanns Finger krampften ſich plötzlich um den Hörer.
Dieſe Stimme großer Gott! die ſollt er doch kennen?
Schonungslos beleuchtete die Glasflamme ſein aſchfahl wer=
dendes
Geſicht, ſtanden die Toten denn auf? Da er=
tönte
wieder die Stimme deſſen, den er einſt lieb gehabt, wie
einen jüngeren Bruder ertönte ſo ſonderbar ſo bebend :
Der Ungenannte bittet um Wahrheit: Iſt Fieke Lorenz dem
Fritz Martens treu geblieben, oder kommt er zu ſpät . . .!!
Der Frageſteller fern, im zerſchliſſenen Heldenrock, auch
er umkrampft den Hörer unter bebenden Gefühlen . .. Wo
nur die Antvort blieb 2 Verrannen Minuten ſo? Oder
Ewigkeiten? Nein, Sekunden nur: aber dieſe Sekunden legten
in dem Herzen des anderen eine Welt in Trümmer.
Horch .. .! Zerbröckelnd erſt, dann aber wunderbar ſich
feſtigend, kam die Entgegnung jetzt: Fritz lieber, lieber
Jung, Du kommſt zur rechten Stunde!. Gehe hin zu ihr und
bringe ihr die ſchönſte Weihnachtsfreude . . ."
Schüchtern klopfte der kleine Lehrling. Beim Eintritt ſah er
ſeinen Herrn daſitzen, das Haupt in den Händen vergraben
Soll nun der Korb nach Lorenz, Herr Engelmann?
Langſam richtete dieſer ſich auf: Der Korb
? Ja
doch. Tu den Champagner noch hinein indes ich die
Begleitzeilen ſchreibe.
Die lauteten: Von Freundeshand
dem Heimgekehrten und ſeiner lieben Braut.
Ich verkünde Euch große Freude..
Wort voll heilig=tiefem Zauber! In dem armſeligen Stüb=
chen
der Witwe Lorenz, das der Chriſtbaumglanz verklärte, fand
es ſeine herrlichſte Erfüllung . . . in dem Jubelruf dem über=
mächtigen
aus zwei ſchwer geprüften, jungen Herzen. . .
Von der ſchneebeladenen Linde draußen löſte ſich eine Ge=
ſtalt
. Schweren, feſten Schrites. Und wit dem Wandernden
ging, was er eben geſchaut das Bild vom reinſten Glück auf
Erden. ..
Und dieſes Bild wies ihm den Weg
Stille, weiße Kleinſtadtgaſſen. . . Der da heimwärts ſchritt,
wenig ſpäter, war nicht einſam und verlaſſen, denn in ſeinem
Arm ſchmiegte ſich ein warmpulſierendes Leben. Zutraulich
ſtrich ein Händchen über ſeine bärtige Wange: Vati gut.
Von dem warmen Körperchen, von dem zärtlichen, ſchutz=
bedürftigen
Händchen ging ein Balſam aus ein Balſam, der
tiefe Wunden heilte. . . Und ob der Himmel auch dunkel war
und ſchneeverhangen, Karl Engelmann ſah ihn doch leuchten,
den Weihnachtsſtern den Stern von Bethlehem, der die Liebe
iſt und die Barmherzigkeit. . ."

ſchenken!"
Als die Frau Kommerzienrätin das Paket öffnete, zog ſie
ein langes Geſicht und ſaßte: Noch einen Humpen! Wir haben
ja auch noch nicht genug von dem elenden Kram herumſtehen!
Der Mann aber zudte gl=hmütig die Schultern und ſagte:
Was kann ein Profeſſor der Kunſtgeichichte wohl anders ſchen=
ken
, als irgend ſo ne alte SSchartel
el Stell’ ſie in die Ecke und
kümmere Dich nicht weiter garum!
Aber die Frau war anderer Meinung. Und laut ſagte ſie:
Männe, ich weiß, wo wir den Humpen laſſen!
Alſo packte Frau Kommerzienrat den Humpen wieder ſein
ſäuberlich ein und ſchickte das Paket zu Herrn Landgerichts=
direktor
Weſtermann.
Sieh’ doch nur, Mann, rief die kleine Frau Direktor, was
uns die Lindenbergs ge hickt haben!
Erſtaunt kam der Direktor, ein ernſter und würdiger Mann,
näher und betrachtete das kommerzienrätliche Geſchenk.
Nach einem Weilchen ſagte der Mann, plötzlich heiter wer=
dend
: Weißt Du was, Frau! Wir werden das Ding weiter
verſchenken! Da iſt der Aſſeſſor Lehnhardt, der hat mir neu=
lich
einen ſehr verwickelten Fall brillant vorgearbeitet, ſo daß ich
dem fleißigen Menſchen unbedingt eine Aufmerkſamkeit ſchul=
dig
bin.
Damit war der Fall erledigt.
Und um halb ſechs Uhr bereits hatte Herr Aſſeſſor Lehn=
hardt
den antiken Humpen in Händen.
Donnerwetter! lachte er, als er das ſchöne große Gefäß
ſah, den voll Rüdesheimer!
Plötzlich klopfte es, und die Wirtin brachte einen Brief. Es
war eine Einladung zu Tettenborns für den zweiten Feiertag.
Sapperment, rief da der Herr Aſſeſſor, in dem Hauſe ge=
nieße
ich ſo oft Gaſtfreundſchaft, daß ich den Leuten jetzt zu Weih=
nachten
eine kleine Freude bereiten müßte!
Plötzlich fällt ſein Blick auf den Humpen.
Und ſchnell entſchloſſen packt er den Pokal ein und ſchickt ihn
mit den beſten Empfehlungen zu Tettenborns.
Eine Stunde ſpäter, eben als die Beſcherung begonnen hatte,
kam auch Herr Maler Herwald ſehr elegant und feſch, und
brachte den Damen des Hauſes ſeine wirklich entzückenden La
France=Roſen.
Die Frau Mama dankte ſehr erfreut; Linda aber war ſo
überaus entzückt, einen ganzen Strauß ihrer Lieblingsblumen
zu bekommen, daß ſie mit glückſtrahlendem Geſicht dem jungen
Maler die Hand zum Kuß reichte.
Und als ſie dann alle unter den hell leuchtenden Weihnachts=
baum
traten, da kam Linda mit dem Paket an und ſchelmiſch
lächelnd ſagte ſie: Mein lieber Herr Herwald, ich kenne ja Ihre
Vorliebe für alte Humpen, und ſo habe ich Ihnen hier auch mal
eine kleine Ueberraſchung bereiten wollen!
Dann aber, als er den Humpen auswickelte und ihn als ſei=
nen
lieben alten Hausgenoſſen wieder erkannte, da war er ſo
voll Rührung, daß er dem Weinen nahe war denn natürlich
dachte er nichts anderes, als daß man hier durch die Indiskre=
tion
des Raritätenhändlers alles erfahren hätte, und daß man
ihm nur eine Ueberräſchung bereiten wollte, indem man ihm ſein
Lieblingsſtück wieder ſchenkte.
So bedankte er ſich alſo bei allen drei Mitgliedern der Fa=
milie
überglücklich und aus Takt überging er alles andere
ſchweigend, und dann trat er zu der kleinen hübſchen Linda,
die glückſelig lächelnd unter dem Chriſtbaum ſtand und an den
ſchönen La France=Roſen roch.
Was aber nun zwiſchen den beiden Liebenden geſprochen
wurde das verſchweigt des Sängers ſprichwörtlich gewordene
Höflichkeit. Im übrigen werden ſich die Leſer leicht denken kön=
nen
, daß ſich Herwald und Linda in dieſer Nacht ewige Treue
ſchwuren.

empfunden haben, daß ſie um die Gunſt des Sängers wie eine
Bettlerin inſtändig flehte!
Streichhölzchen gefällig, gnädiger Herr? Der Gaſt fährt
aus ſeinen Träumen empor. Vor ihm ſteht ein ärmlich geklei=
deter
Junge, der in den erfrorenen Händen einen Kaſten mit
Streichhölzchenſchachteln hält. Streichhölzchen gefällig, gnädiger
Herr? ſo wiederholte er ſeine bittende Frage.
Erſt will der Angeredete mit dem Kopfe ſchütteln. Als er
aber die großen, flehenden Augen, das blaſſe, von blonden Lok=
ken
umrahmte Antlitz des kleinen Burſchen ſieht, da zieht der
Herr die goldene Börſe. Er wehrt dem Kellner, der eifrig her=
beigeſprungen
iſt und den kecken Burſchen hinauswerfen will.
Er gibt dem Kleinen ein Goldſtück und ſpricht: Hier, mein
Junge, gib das Deiner Mutter heute zu Weihnachten. Und der
Knabe ſieht mit leuchtenden Blicken das große Geldſtück an und
ſpricht: Dank, gnädiger Herr, Großmama wird ſich freuen!
Großmama? Und Deine Eltern nicht?
Ich habe keine Eltern. Ich habe nur eine Großmama!
antwortet der Kleine, nickt dem reichen Herrn, der ſo viel Geld zu
verſchenken hat, freundlich zu und verſchwindet raſch durch die
Türe.
Der Fremde verſinkt wieder in Träume. Die Augen dieſes
Knaben!! Solche große, ſeelenvollen Augen hat er lange nicht
geſehen. Au wen erinnern ſie ihn doch nur? Ja, ſo! An
ſie, die einſt jenen närriſchen Bettelbrief ſchrieb. Der Treuloſe,
wie ſie ihn in jenem Briefe nannte, ſchickte ihr eine annehmbare
Summe. Einige Tage darauf fuhr er über den Ozean nach
Amerika, vvo man ſeine Kunſt mit zehnfach mehr Geld als in der
alten Welt aufwog. Seit jener Zeit hatte er nie wieder etwas
von ſeiner erſten Flamme, wie er oft ſcherzend ſagte, gehört. Das
alte Lied der erſten Liebe. Zwei junge Leute ſehen und verlieben
ſich. Sie glauben, auf der ganzen Welt gibt’s keinen anderen
Menſchen, den ſie lieben könnten. Sie ſchwören ſich: Lieber tot,
als ungetreu. Und wenn das unerbittliche Schickfal an ſie her=
antritt
und ſie trennt, dann fügen ſie ſich ſeufzend in das Unver=
meidliche
. Bald tröſten ſie ſich. Nach einem Jahre denken und
fühlen ſie ganz anders. Schließlich hat ein Jeder ſeinen richtigen
Lebensgefährten gefunden. Lächelnd gedenken beide dann an
ihre erſte Jugendliebe und nennen ſie gar eine Jugendeſelei.
Beide hatten geglaubt, niemals nach harter Trennung glücklich
zu werden, und nun erſt haben ſie das wahre Glück gefunden.
Sie hat es vielleicht gefunden. Aber er? Liebe hat er im
Uebermaß genoſſen, aber das war eine leidenſchaftliche, ver=

zehrende Liebe, die keinen Frieden in der Bruſt zurückläßt. Und
ſo ward ihm Frauengunſt und Frauenliebe verleidet, verleidet,
wie die Gunſt und der Beifall, den überall ihm ſeine Verehrer
ſpendeten. Der Gefeierte war des Treibens müde. Er ſehnte
ſich nach dem ſtillen Glück zurück, das ihm die Liebe eines armen
Mädchens gewährte. Er ſehnte ſich nach dem Frieden zurück, den
er in dem kleinen Stübchen vor vielen, vielen Jahren fand.
Er iſt entſchloſſen. Er will nach ihr, die er einſt treulos ver=
laſſen
, die er im Rauſche ſeines falſchen Glückes ganz vergeſſen
zu haben glaubte, forſchen. Er muß ſie finden. Er muß ſie ſehen.
Und ſollte ſie ihr Glück an der Seite eines Anderen gefunden
haben, ſo will er ihr Glück nicht ſtören. Er will ihr all das Geld
geben, das er ſo verachtet, und ſich daran freuen, wie ſie es
glücklich macht. Findet er ſie aber allein, dann will er ſie jubelnd
umarmen und ſie um Verzeihung bitten. Er will als Bettler zu
ihr kommen, der um ihre Liebe fleht. Ob ſie wohl noch hier in
der großen Stadt wohnt? Die Briefe, die er in der letzten Zeit
an ſie geſchrieben, waren unbeantwortet zurückgekommen. Ja,
ſie wird an der Seite eines Anderen ihr Glück gefunden haben
und, wer weiß wohin, gezogen ſein.
Der Fremde ſteht auf. Ihm wird zu ſchwül im Zimmer.
Dienſtfertig eilt der Kellner auf ihn zu.
Ich werde jetzt eine Fahrt durch die Stadt machen, Jean.
Verſchaffen Sie mir einen Schlitten, ſpricht der Gaſt. Der
Kellner eilt. Bald iſt er wieder da. Er hilft dem Herrn den
ſchweren Pelz anziehen, verbeugt ſich drei=, viermal und wünſcht
dem einzigen Gaſt des Hotels viel Vergnügen. Wenn Euer
Gnaden zurückkehren, wird das Zimmer gut geheizt ſein Nr. 7
im erſten Stock, ſo ruft er dem Herrn Kammerſänger nach.
Was für ſonderbare Gedanken in der Seele des Fremden
aufſteigen, als er im Schlitten durch die lieben, bekannten
Straßen, die er ſeit zehn Jahren nicht wiedergeſehen hat, fährt!
Nichts ſcheint ſich ſeit jener Zeit verändert zu haben. Er fährt
an dem Marktplatz vorüber. Da ſtehen die Buden in langen
Reihen. Die Verkäufer preiſen leut ihre Waren an. Aber nur aus. Der Kleine läuft voraus. Der Herr eilt nach. Durch eine
wenig Leute ſieht er vor dieſer oder jener Bude ſtehen, denn es iſt
ja Heiliger Abend. Niemand kauft da mehr ein. Die Gaben
liegen ſchon auf dem weißgedeckten Tiſch unter dem Lichterbaum.
Raſch gleitet der Schlitten dahin. Jetzt fährt er über einen großen dicken Bibel.
großen freien Platz; dort hinten ſteht das Theater. Wehmütig
ſchaut der Fremde nach dem hohen Gebäude. Wie oft ging er
des Abends da hinein, als er noch ein armer Choriſt war. Wie
oft ging er mit Maria nach dem Theater nach Hauſe. Sie mir die Ehre, gnädiger Herr? fragt ſie mit zitternder Stimme.

ſchmiegte ſich dann feſt an ihn. Sie ſagten ſich ſo manches liebe
Wort. Und dann, wenn ſie ihn mit ihren großen, ſeelenvollen
Augen anſchaute.
Ja, dieſe ſeelenvollen Augen! So hatte er ſie nie wieder
geſehen. Und doch. Heute abend, der kleine, vor Friſt zitternde
Junge, der hatte dieſelben.
Plötzlich bäumen die Pferde. Der Kutſcher zieht ſtraff die
Zügel an und flucht. Was iſt das? ruft der Fremde und
pringt entſetzt auf.
Unter dem Schlitten liegt ein kleiner Junge. Der Kutſcher
hat den Schlitten zum Stehen gebracht, und der Fremde iſt mit
einem Satze aus dem Schlitten. Er packt den unvorſichtigen
Knirps, der in die Pferde hineingelaufen iſt, beim Kragen und
zieht ihn vor.
Törichter Burſche! ruft der Fremde außer ſich. So paſſe
doch auf und träume nicht, wenn Du abends auf der Straße
gehſt!
Der Kleine aber ſchaut bebend den Fremden an, mit großen
Augen. Dies ſind dieſelben Augen nein, das iſt derſelbe
Knabe, der im Hotel dem Gaſte Streichhölzchen zum Kaufe
anbot.
Ah. Du biſt ja der kleine Händler? ruft erſtaunt der
Sänger. Junge, wie zitterſt Du? Biſt Du verletzt? Nein?
Nun, das iſt ein Glück! Doch komme in den Schlitten, ich
will Dich zu Deiner Großmama bringen! Wo wohnſt. Du
denn? In der Kanalgaſſe. Wo iſt die nur gleich? Ach,
richtig! Iſt nicht die Reichspoſt in der Nähe? Ja, ja,
jetzt beſinne ich mich!
Er gibt dem Kutſcher Befehl, vor die betreffende Gaſſe zu
fahren. In die Gaſſe ſelbſt zu fahren, iſt unmöglich, denn ſie
iſt ſo eng, daß kaum zwei ſich begegnende Menſchen einander
ausweichen können.
Der Schlitten hält. Der Fremde und der Knabe ſteigen
niedrige Haustür muß er dem Knaben folgen und dann eine
morſche Holztreppe hinauf. Der Knabe öffnet die Stubentür.
In einem Lehnſtuhl ſitzt ein altes Mütterchen und lieſt in einer
Großmama! ruft der Kleine außer Atem. Der reiche
Herr, der mir den Taler gab!"
Mühſam will ſich die alte Frau erheben. Was verſchafft

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Jahrgang 1921

Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt

Nummer 49

Weihnachten.
geriſſen haben. Sie fühlen ia nichts mehr davon, denn nun ſind
ſie felig und reinſten Friedens voll, aber vergeſſen haben ſie’s
Nun iſt es endlich herangekommen, das Licht und Freude nicht!, Uind wenn ſie davon ſprechen, o Herr, ſchauen ihre Augen
ſpendende, herzerwärmende Weihnachtsfeſt. In deu letzten Stun= ſo wunderlich, als ſchauten ſie über des Himmels Grenzen.
den vor ſeinem Erſcheinen ergriff auch uns ſonſt ſo nüchterne, der= Ihne Lippen öffnen ſich ſachte, über ihre Mienen breitet ſich ein
ſtändige Erwachſene ein walres Fieber, der Ungsduld. Dieſe Ausdruck der mir ein unlösbares Geheimnis iſt. Es müſſen zuiſchen verſtorbene ruſſiſche Dichter Korolenko erzählt uns in
wurde nicht ſo ſehr durch die ſich häufenden Vorbereitungsarbei= andere Wonnen und Schmerzen ſein, als wir Himmelsbewohner einer ſeiner letzten Novellen ein kleines Märchen von einem
ten, als vielmehr durch die Erſoartung hervorgerufen, den Ein= ſie kenuen!
druck unſerer Gaben bei den geliebten Empfäugern zu beobachten.

So ihr nicht werdet wie die Kinder.. . Bei Unzähligen uuter Haben ſie, die uun ſelige Geiſter wie wvir Engel ſind, etwas vor

Sie erſcheinen mir ſo ſeltſam und fremd, und ich frage mich:
uns hat wahrlich dieſes Wort in den letzten Stunden vor dem uns voraus? Was iſt dieſes Erinnern an irdiſches Weh und ſein Bitten öffnete ihm Petrus die Himmelspforte, und er kam
Feſte der Liebe, in des Wortes wahrſter Bedeutung vollſte Gül= irdiſche Freuden?
tigkeit gehabt. Verſchwunden war die trennende Mauer, die
O, mein hoher Vater, ich möchte eimmal ein Menſch werden!
ebenſo ſehr die alles abſtufende Gewohnheit, wie unausbleib= Um alsdann, wenn ich nach meinem Tode wieder einziehen darf wolltes Gutes tun und möglichſt allen Menſchen ihre Wünſche ek=
liche
kleine Aergerniſſe und Reibereien mit den nächſten Ange= in Deine Gefilde, alle, die nicht ſo wie wir Engel von Anfang füllen, und zu dieſem Zweck ging es in eine große Stadt, um dort

hörigen zwiſchen dieſen und uns errichtete. Ach, das alles war
ja ſo gleichgültig und belanglos. Wir wanen doch eigentlich oft
recht kleinlich oder unbeherrſcht, ungeduldig und ſchließlich auch
nachtnagend geweſen. Statt uns immer wieder aller beglückenden
und erhebenden Momente gegenſeitiger Liebe und Achtung zu
erinnern, hatten wir dieſe vielfach oft ganz vergeſſen und nur noch
alles Ungemach und alle Aergerniſſe im Gebächtnis behalten, die
uns von dem einem oder anderen unſerer Angehörigen zugefügt
wurden. Nicht felten war die erſte Negung, die uns zu irgend
einer ſchönen Handarbeit, zur Erfüllung eines gelegentlich einmal
geäußerten Wunſches derſelben antrieb, phariſäerhaftes Ueber=
heben
über ſie geweſen. Wir gedachten feurige Kohlen mit dieſer
Spende auf ihr Haupt zu ſammeln und ſie dadurch zur Umkehr
und zum Wandel in ihrem Verhalten uns gegenüber zu veran=
laſſen
.
Aber, wo ſind alle dieſe Erwägugen und kühlen Ueberlegun=
gen
dann geblieben, je näher das Weihnachtsfeſt heranrückte?
Verſſogen wie Spreu im Winde, vor der Liebe, bie ſich immer
klarer und ſieghafter aus all dein ſie umſtrickenſden Nankenwerk
kleinlicher und kleinlichſter Empfindlichkeiten und Verſtimmungen
und dem Gefühl des Vernachläfſigtſeins emporhob. Wir wußten
nun wieder, was wir an ihnem die uns nahe ſtehen, wie nichts
auf der Welt, beſaßen. Wir wußten, daß wir ihnen Liebes, nichts
als Liebes erweiſen wolltem gm heſligen Abend und unſer Weih=
nachtsgeſchenk
ihnen nur als Meiner Beweis der uns beherrſchei=
ben
, tiefen und beſeligenden, uns immer wieder vol beglücken=
den
Liebe dargebracht wurde.
Von dieſer Liebe, die uns num wieber ſtark, ja feſt übermäch=
tig
zum Bewußtſein gekommen iſt, müſſert wir uns aber auch
fernerhin erwärmen und durchglühen laſſen. Wie die Erinne=
rung
an die durchlebten, lichtüberſtrahlten, glücklichen Weihnachts=
tage
nie völlig aus unſerem Gedächtnis ſchwwinden kann, wenn wir
ſie einmall mit vollſter Hingabe genoſſen haben, ſo müſſen wir auch
vom Gefühl gegenſeitigen Beſitzes unſer ganzes Sein durchbrin=
gen
, unſere ganze Seele erfüllen laſſen. Dann erſt wird ſeine
eindringliche Lehre: gegenſeitig Freude zu erweclen, die unſerem
innerſtem Herzen, unſerer Liebe enaſpringt, uns auch in Zukunft
unwergeſſen bleiben, wenn längſt aller Verzenſchimmer, aller Tan=
nenduſt
dem Grau des Alltags weichen mußte. Dann werden
wir wiſſen, daß es nur unſerer Liebe, unſerer hingebungsvollen,
opferfreudigen Liebe bedarf, umm immer wieber in gleicher Weiſe wechſelnde Schickſale ſchreiten mußten, um zu Dir zu gelangen,
wie am heiligen Abend, zur Beſcherungsſtunde, den Schlüffel zum
Herzen unſerer Lieben zu ſinden.
E.Th.
Der Engel.
Legende von S. Barinkay, München.
benden Lichtpfeile nach allen Seiten ſtrahlten. Er las in einm Schmerzen und die lieblichſten und größten Wonnen zu tragen
und Menſchen und ihre Schickſale entſch=iden.
Ein Engel kniete ſchon eine Zeit auf den Stufen, als die tums, hohen Anſehens und der Ehrung kennen lernt!
hoheitsvolle Stirne ſich hob und die göttlichen Augen auf ihn
fielen. Die weißen, langen Flügel ſanſt gefaltet, das ſchmale
Seraphsgeſicht demütig geſenkt, harrte en.
beugte ſich tief auf das kühle Gold des Thrones
reiche Buch.
Der Engel hob den Kobf. Um ein Antlitz von mildeſter beim Schmettern der Siegesfanfaren, lorbeerbekränzt und vom
Süße und rührender Schönheit ſchlugen die blonden Locken.
O, Herr und Vater, ich habe eine Bitte!
Sprich ſie aus!
* Sie iſt groß und ſeltſam! Ob Du ſie mir erfüllen wirſt?
Voll unengründlicher Güte richteten ſich die heiligen Augen
auf ihn: Rede!
Dein himmliſches Reich erzählen mir oft von dem Leben, das Geſundheit findet und dann . . ."
ſie lebten, als ſie noch Fleiſch und Blut beſaßen, Sonne und
Mond, Tag und Nacht wechſelm ſahen und wirre Wege voll Un= Der Glorienſchein über des Herrn Stirn flammte auf, ſein Auge
raſt und ſchwankender Ziele gingen. Sie erzählen mir auch von wurde groß und weit, und ernſt ſeiner Stimme Ton: Genug!
eigentümlichen Empfindungen, die ſie Wonne und Schmerzen Dein Wille geſchehel. Doch wiſſe, willſt Du eines Menſchenlebens
nennen, die einſt ihr Herz beglückt, berauſcht, mit unnennbarer höchſte Luſt und herbſtes Leid kenmen lernen, dann gehe hin und
Luſt durchflutet und betrübt, gequält und zur blutenden Wunde werde eine Mutter!

Heilige Nacht.
Heilge Nacht, mit tauſend Kerzen
Steigſi du feierlich herauf,
Oh, ſo geh in unſern Herzen,
Stern des Lebens, geh uns auf!
Schau, im Himmel und auf Erden
Glänzt der Liebe Roſenſchein,
Friede ſoll noch einmal werden,
Und die Liebe König ſein.
Robert Prutz.

an in ſteter, ſeliger Erhabenheit in Deiner leuchtenden Gnade
leben, ſondern erſt auf einem fernen Stern mühſam durch
beſſer verſtehen und begreifen zu können!
Die Engelshände falteten ſich und hoben ſich dem Herrn ent=
gegen
.
Lange ruhten die heiligen Augen auf dem Himmelskinde mit
den holden, verklärten Zügen und der flehenden Gebärde. Dann
neigte Gott das Haupt: Dein Wunſch ſei erfüllt!
O Herr, rief der Eugel nun mit ſtrahlendem Eifer, gib
Der Herr ſaß auf dem himmliſchen Thron, von dem die blen= wir das Leben eines Menſchen, der die bitterſten und tiefſten
mächtigen Buche, dem Buche der ewigen Gefetze, die über Welten hat! Laß mich ein Armer werden, der nach Not und Entbeh=
rung
, Schnrach und Kränkung und Elend das Glück des Reich=
Ein Armer?. Es wäre nicht, was Du willſt!
So laß mich ein Krieger ſein, der Heim und Famtlie ver=
laſſen
muß um des Vaterlandes willem; der Hunger und Durſt,
Da rief ihn die allgewaltige Stimme. Er ſenkte das Haupt, Froſt und Hitze und unzählbare Plagen dulden und bem Tode
zu jeder Sekunde in die Augen ſehen muß, um endlich mach Jah=
Was willſt Du? fragte Gott und ſchloß das inhalts= ren der Aufopfrung, nachdem ſein Blut auf dem Schlachtfelde
gefloſſen und ſeine beſte Jugendkraft verflogen iſt, im Triumph,
Volke umjubelt, in die teimat zurückzukehren!
und Gott ſchüttelte lächelnd das Haupt.
Es wäre nicht, was Dur wilſt!
So ſchicke mich als Kranken zur Erde, der nach ſchmerzlich=
ſtem
Siechtum, nach tauſend Qualen an Leib und Seelle nach
O. Herr und Vater, die Menſchen, die eintreten dürfen in Berzagen und Hoffnumgsloſigkeit die heißerſehnte und erſlehte
Eine Bewegung der göttlichen Hand ließ ihn verſtummen.

U
ſpricht: Bleiben Sie nur ſitzen, liebe Frau. Wenn Sie erlau=
ben
, ſetze ich mich auf einige Minuten zu Ihmen. Er nimmt
auf einem alten Holzſtuhl, der neben dem Lehnſeſſel der Alten
ſteht, Platz.
Der fremde Herr erzählt von dem Unglück, das beinahe dem
Enkelkinde zugeſtoßen wäre. Er kommt auf dies und jenes zu
ſprechen. Er ſpricht von fernen Ländern, großen Städten und
von dem Heimweh, das jeden zuletzt doch einmal beſchleicht.
Die Alte hört ſchweigend zu und nickt. Als der Fremde ge=
endet
hat, da ſpricht ſie: Und zuletzt?.
Rischt343
Und zuletzt?
Zuletzt beſchleicht einen jeden ein unſägliches. Heimweh
nach dem alten, lieben Vaterhaus da oben. Ich hätte mich
ſchon längſt aus dieſer Welt himweggewpünſcht, wenn der da nicht
wäre. Und ſie zeigt auf den kleinen Jungen, der am Fenſter
ſteht und zu dem großen, ſchönen Herrn, der neben der Groß=
mutter
ſitzt, ſchaut.
Was iſt das Leben! Nur Not, Elend und Enttäuſchung,
fährt die Alte fort. Sie ſind glücklich, gnädiger Herr, aber wir
armen Leute‟
Meinen Sie? fällt der Fremde ins Wort.
7. Vielleicht auch Sie nicht, obwohl Sie es ſcheinen. Gar man=
cher
geht in Sammet und Seide und hat ein friedlos Herz. 8 iſt
alles eitel. Ich war einſt glücklich, als ich noch jung war.
Da war ich wirklich glücklich. Ich hatte einen Mann, der liebte
mich aufrichtig, und ich ging in Liebe zu ihm auf. Aber ſeitdem
er tot iſt, habe ich nie mehr gewußt, was Glück iſt.
Mir ſagten immer meine Eltern, daß man in ſeinen Kin=
dern
auch reines Glück finden könnte.
Mag ſein, mag ſein. Aber mein Kind, meine arme Toch=
ter
! Herr, laſſen wir das! Der arme Funge hat ſeine Mut=
ter
nie gekannt. 8 iſt auch beſſer ſo. Er hat ſie nur auf dem
Bilde geſehen. Das Bild betrachtet er ſich oft ſtundenlang.
Was machſt Du denn, Fritzchen
Der Junge hatte, während die Alte ſo ſprach, ein kleines
Bild vom Nagel genommen. Er hielt es zaghaft in der Hand
und ſchaute fragend zu dem Fremden hinüber. Jetzt aber ſpringt
er auf ihn zu und reicht es ihm. Hier, lieber Herr, ſpricht er,
das iſt meine Mama, die jetzt im Himmel iſt. Sie dürfen ſie
ſich anſehen, weil Sie ſo gut ſind.
Sonderbar! Ergreifen die Worte des kleinen Waiſenknaben
den Fremden ſo?. Oder iſt es der Anblick des Bildes? Er ſtarrt

Chriſtkindlein geht einkaufen ..."
Ein Weihnachtsmärchen von Thekla Richter.
(Nachdruck verboten.)
BK. Der im bolſchewiſtiſchen Elend verſunkene und in=
Chriſtkindlein, das einkaufen gehen wollte. Es war ein kleiner
Engel, den der liebe Gott ausgezankt hatte, weil er durchaus
auf die Erde hinunter und wieder Menſch werden wollte. Auf
denn auch glücklich auf der dunklen Wintererde an. Dort fand
es freilich nur Elend, Armut und troſtloſe Zuſtände. Das Englein
recht viel einzukaufen. Es wanderte durch breite Straßen mit
prächtig erleuchteten Schaufenſtern, hinter deren Scheiben die
herrlichſten Dinge ausgebreitet lagen. Das Englein ging hinein
und kaufte ein. Als es bezahlen wollte, hatte es kein Geld, und
ſchon wollte der Ladeninhaber die Polizei holen laſſen, da plötz=
lich
verwandelte ſich jenes winzige Stück Sonnenſtrahl, den das
Englein auf ſeiner Wanderſchaft nicht aus ſeiner Hand gegeben
hatte, in einen flüſſigen Goldſtrom, und alle Leute im Laden
jubelten entzückt auf, als plötzlich das in einen dicken Mantel
gehüllte Englein in ſtrahlender Himmelsſchöne daſtand und mit
ſeinen rollenden Goldſtücken nun nach Herzensluſt alles einkaufen
konnte, was es den armen Menſchenkindern draußen in den
elenden Hütten ſchenken wollte. Und nun ging es friſch ans Ein=
packen
, und viele Schlitten wurden herbeigeholt, deren Fuhr=
leute
die Geſchenke dorthin brachten, wohin es der himmliſche
Bote beſtimmte. . ..
Etwas einfacher, aber in ſeiner bildhaften Wirkung einpräg=
ſamer
hat uns ein heute freilich längſt vergeſſenes Wiener Aus=
ſtattungsballett
am Ausgang der 80er Jahre die Geſchichte vom
Chriſtkindlein, das einkaufen geht, auf der Bühne vor Augen
geführt und damit in ſeiner Zeit oft jubelnden Beifall gefunden.
Auch in ihm macht ſich das Chriſtkind ſelbſt, verkleidet und ohne
Einwilligung des lieben Gottes auf, um die Aermſten der
Armen mit Weihnachtsgaben zu beſchenken. Als es in die große
Stadt kommt, geſellt ſich ihm im Getvühl des Weihnachtsmarkts
ein keckes Bürſchlein mit einem rieſigen Regenſchirm an die Seite,
das allerhand Ulk treibt und ſo eine Art von Till Eulenſpiegel
iſt. In dem kritiſchen Augenblick freilich, als Chriſtkindlein im
Laden die vielen eingekauften Dinge bezahlen ſoll, wird ihm der
regenſchirmbewehrte Wandergenoſſe dadurch zum freundlichen
Helfer, daß er zum Gaudium der Umſtehenden ſeinen großen
Regenſchirm aufſpannt, und ſiehe da es ſchneit Goldſtücke!
Chriſtkindlein geht einkaufen. . . Das klingt wie ein Weih=
nachtsmärchen
aus längſt verſunkener Kinderzeit, klingt ſelbſt
wie der Kinder Weihnachtstraum, der anfängt, ſchöne Wirklich=
keit
zu werden. . . . Warum ſoll er es auch nicht? Warum ſoll
ſich nicht mitten hinein in das geſchäftige Treiben der Weih=
nachtsmärkte
und =meſſen mit ihren Buden und Kaufhäuſern
unſer Chriſtkindlein miſchen, unerkannt und unſichtbar, als ein
heimlicher, ſtrenger Beoachter von der Menſchenkinder vorweih=
nachtlichem
Tun und Treiben. Der Gedanke wäre wahrhaftig zu
ſchön, um weiter ausgeſponnen zu werden. Freilich müßte Chriſt=
kindlein
ſchon ſo etwas wie ein valutaſtarker Ausländer ſein
und ein mit hochſtelligen Kaſſenſcheinen geſpicktes Brieftäſchlein
einſtecken, um all die zahlloſen und wunderſchönen Dinge einzu=
kaufen
, die auf dem modernen Weihnachtsmarkte heute freilich
meiſtens nur für ſchweres Geld zu haben ſind. Und wenn dann
unſer Chriſtckind allen den Kindern ihre Herzenswünſche erfüllt
hat, die ſo recht beſcheiden ſind, und die es auf dem großen
Chriſtmarkt mit ſeinen Buden und Gaſſen durch einen reichlichen
Einkauf bewirkt hat, dann erſt, wenn es für die Kinder der
Armen und Aermſten ſich Gaben geſichert hat, dann lenkt es
ſeine Schritte in die großen und vornehmen Geſchäfte, in denen
jene zahlloſen luxuriöſen Spielſachen und Spielſächelchen aufge=
baut
und aufgeſtapelt ſtehen und liegen, und ſucht ſich mit Blitzes=
ſchnelle
unter ihnen das heraus, was es als richtig und praktiſch
zur Erfüllung der Herzenswünſche unſerer lieben Kleinen aus=
gedacht
hat, deren Eltern auf des Lebens Sonnenſeite ſtehen ..."
Aber auch für die Großen ſoll Chriſtkindlein einkaufen gehen,
für die großen, einfältigen Menſchenkinder, unter denen es ſo
manche gibt, die es eigentlich gar nicht verdienen, daß das Chriſt=
kind
an ſie denkt, daß jenes Weihnachtsmärchen vom einkaufen=
den
Chriſtkindlein Wirklichkeit wird und die Wirklichkeit ſich
wieder zum Märchen wandelt. . . Denn es gibt ach
viele Menſchen, die an keine Märchen glauben und denen ſelbſt
die traumhaft ſtille und zauberhaft ſchöne Weihnachtszeit mit
ihrem leuchtenden Weihnachtskerzenglanz nichts ſagt. Deren Herz
gleichfam von einer Eisrinde umpanzert iſt, die eben erſt Chriſt=
kindlein
ſelbſt zum Schmelzen bringen ſoll, wenn es mit gold=
leuchtenden
Fingerlein dieſe ſtarre Eisrinde berührt und ein
Fünkchen von ſeiner, alle Menſchen umfaſſenden Liebe das ſtärkſte
Eis des vom Egoismus umpanzerten Menſchenherzens auftauen
macht. Und das wohl auch den Verſtockteſten zu der Erkenntnis
zu bringen vermag, daß ſelbſt für ihn das Weihnachtsfeſt noch
Bedeutung beſitzt und auch für ihn jenes Märchen Wirklichkeit
geworden iſt vom Chriſtkindlein, das einkaufen ging. . .

I
immer noch unbeweglich auf das Bild ſchaut, fagt ſie lächelnd:
S war ein hübſches Mädel, nicht wahr? Gelt, ſie hätte
Ihnen gefallen, wenn Sie ſie vor zehn Jahren geſehen hättens
O ja, ſie gefiel noch anderen Herren. Aber nur einem wollte
ſie gefallen, und dem einen warf ſich die Närrin an den Hals.
Aber der verließ ſie. Er lebte in Saus und Braus, und ſie ſaß
verlaſſen daheim und ſang das Eiapopeia unter heißen Tränen.
Lange ſang ſie es nicht. Der Gram brach ihr das Herz, und ich
A
muß nun allein büßen, daß ich eine ſo ſchwache Mutter war.
Der kleine Knabe ſteht am Fenſter. Er hört nicht, was
Großmttter ſpricht. Er ſchaut hinüber zu dem Nachbarhaus.
Dort ſind alle Fenſter hell. Man zündet überall die Weihnachts=
bäume
an.
Großmama, ſo ruft er, da drüben zündet man die Tannen=
bäun

me an. Ach, warum feiem wir denn nicht das Weihnachts=
feſt
?
Da ſteht der fremde Herr von ſeinem Stuhle auf. Er iſt
bleich. Er ſchreitet auf den Knaben zu und küßt ihn und drückt
ihn an ſeine Bruſt. Dann ſpricht er mit bebender Stimme: Du
ſollſt ein viel ſchöneres Weihnachten als die da drüben haben,
mein Sohn. Morgen früh kommt auch zu Dir das Chriſtkind.
Nochmals küßt er den Knaben, drückt der Aten die Hand und
entfernt ſich raſch.
Die Alte aber ſpricht zu dem Enkelkinde, als der Herr fort
iſt: War das ein guter, lieber Herr. Gott ſegne ihn. Bete
jeden Abend für ihn, Fritzchen. Für ſolche Leute muß man
beten, merke Dir das! Er iſt gewiß ein Vater, der ſein einziges
Söhnlein verloren hat und nun mit fremden Kindern ſo gut iſt.
Am anderen Morgen kommt in die kleine Wohwung ein
Dienſtmann. Der reiche Herr aus dem großen Hotel hat ihn ge=
ſchickt
. Viele große und kleine Pakete liefert er ab. Und dann,
was das Wichtigſte iſt, auch einen großen Brief. Als der Dienſt=
mann
fort iſt, da öffnet die alte Frau den Brief, während der
Knabe jubelnd um die Pakete tanzt, die, wer weiß was, ent=
halten
. Die alte Frau lieſt und lieſt, Tränen rollen ihr über
die Wangen. Der fremde Herr nein, ſie kann es micht faſſen!
der frende Herr will für das arme Kind ſorgen. Er hat eine
hohe Summe deponiert und will mit dem Vormund noch Rück=
ſprache
betreffs der Erziehung des Knaben nehmen. Die alte
Frau kann vor Weinen den Brief nicht weiter leſen.
So manches Jahr iſt ſeit jener Zeit ins Land gegangen. Der
kleine Knabe iſt ein großer, ſchöner Mann geworden und wie

O.
längſt im Grabe. Sein Sohn aber lebt noch. Er durchzieht wie
einſt ſein Vater die Welt und ſeiert Triumphe. Er iſt ein großer
Geigenvirttofe. Alles lauſcht, wenn er den Saiten der Violine
ſchwermütige Weiſen entlockt. Man bewundert ſein Spiel und
ſpendet ihm Beifall. Ein Stück aber ſpielt er mit unerreichter
Meiſterſchaft. Es iſt ein Lied und heißt: Mein armes Mütter=
lein
! Und dieſes Lied hat er ſelbſt geſchaffen.

Dor Eennd Derie. Achut gethtet.
Tief und ſtill lag der Schnee, lautlos und einſam der
Tamenwald. Stille Nacht, heilige Nacht, ſchien es durch die
Luft zu klingen. Weihnachtsabend. Tief im Tannenwald ſtand
einſam und allein ein Häuschen. Hell fiel ein Lichtſtrahl aus
ſeinem Fenſter hinaus auf den weißen Schnee, und der kam
von einem ſtrahlenden Weihnachtsbaume.
In dem Zimmer ſaß ein alter Mann mit ſchneeweißem
Haar, ſtützte das Kinn in die Hände und ſah mit leuchtenden
Augen hinein in den ſtrahlenden Baum. Nein, er war nicht
alt, blutzjung war er und war daheim im Elternhaus und ſtand
mit den Brüdern in dunklem Zimmer und horchte, mit jedem
Nerv, mit jedem Pulsſchlag . . ., bis das feine, helle Glöckchen
vom Chriſtkindlein ertönte, das Weihnachtsglöckchen. Die Tür
ſprang auf, und herein flutete Licht und Glanz, Freude und
Glück und die Drei faßten ſich bei der Hand, Stille Nacht, hei=
lige
Nacht, klang es durch das Zimmer aus reinem Kindermund.
Ja, er wußte es noch ganz genau. Noch ganz genau die
Stelle, wo ſie ſtanden, und fühlte ſein Glück, wie er in den ſtrah=
lenden
Baum ſah., und fühlte ſein Glück, wie er darunter ſah auf
ſeinen Weihnachtstiſch, auf ſeine Gaben für ihn, für ihn ganz
allein vom Chriſtkindlein beſchert. Kaum war der letzte Ton
verhallt, da ließen ſie ſich los, ſtürzten unter den Baum, jeder
an ſeinen Tiſch, und waren ſo reich, ja ſo reich, daß ſie mit kei=
nem
Könige getauſcht hätten. Und heute? Wieder war es
Weihnachtsabend, genau ſo einer, wie damals, und wieder
ſtrahlte der Weihnachtsbaum, genau ſo, wie damals, und wie=
der
hingen rotbackige Aepfel und vergoldete Nüſſe daran, genau
ſo, wie damals. Und doch war es anders, ganz anders. Ja,
warum?. Warum kam es nicht wieder, warum nicht? Und war
für ewig verloren.

[ ][  ][ ]

Nummer 49

Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt

Jahrgang 1921

Die Legende vom Weihnachtsbaum.

Von Wilh. Lennemann.
(Nachdruck verboten.)
Gott hatte Adam und Eva aus dem Paradieſe gewieſen.
Nun ſtanden ſie vor ſeinen geſchloſſenen Toren, Adam ſtolz und
trutzig, mit feſten, entſchloſſenen Augen und einem eiſernen Wil=
len
, ſuch draußen ſein Leben neu zu zimmern, fein ſelbſtgewähl=
tes
Geſchick in eine eigene Hütte zu tragen, ſeinen Tag zu bilden
und gufzubauen auf eigenen Willen und auf eigene Tat. Unſ
Eva in matter Mutloſigteit, zögernd, zaudernd uno zagend, mit
ſchlaff herabhängenden Armen und halb in ſchmerzhafter Ver=
ſumtenheit
, den Kopf nach den geſchloſſenen Garten gewandt.
Da griff ſie Adam hoch und hielt ſie wie eine weiße Opſer=
ſchale
. Mit ſtarken Schritten ging er und trug ſie in ſeinen Tag
und in ſein Leben, ſo wie ein Prieſter das Allerheiligſte trägt
zum Atare ſeines Gottes.
Und Adam zwang das Leben und rang mit dem Tage, bis
er ihm ſeine abendliche Süße ſpendete und die heilige Stille der
Nacht ſich wohltuend auf ſeinen harten Sinn legte. Und es kamen
die Jahre, da er zufrieden mit ſeinem Geſchick und der Aufgabe
waro, die er ſich geſiellt hatte: einen eigenen Garten zu bauen und
ſich umd den Tag auszunutzen. Die wilde Flut ſeiner Sedte war
verebbt, ihre Waſſer lagen in ſtiller Ruhe.
Und zwei Söhne wundem ihm geſchenckt; in dem aufbrauſen=
den
und ungebärdigen Kain lebte die Unraſt und erwürgte Sehn=
ſucht
wieder auf; nur wußte ſie nicht Weg und Ziel uno zehrte
in ungezügeltem Drange in ſeiner eigenen heißen Seele. Abe
dagegen war ſüill und demütig und hatte ſein Herz ganz in die
Hand Gottes gegeben.
Danach ward Eva ſiech und krank, die Sehnſucht nach den
Güten und Gnaden des Paradieſes fraß wie ein heimliches Lei=
den
an ihrem Herzen. Nun hatte es ſie aufs Krankenlager ge=
worfen
.
Adam, der alle Wünſche und Sehnſüchte in ſich erſtickt hatte,
ſtand da, ſtumm und ſtarr. Alle Erinnerungen und alles Wiſſen
um ſeine vormenſchſichen Tage hatte er grauſam und wiſſentlick
in ſich zerſchlagen, und kein Wunſch ſeines knanken Weibes bonnte
ſie wieder lebendig machen.
Eva lag und fieberte.
An ihrem Lager ſtanden ihre beiden Söhne
Einzelne
Laute der Kranken ſchlugen zerfetzt und zerriſſen, an ihr Ohr
Doch plötzlich horchten die beiden entſetzt auf. Die Kranke hatte
einen Zweig vom Baume des Lebens begehrt.
Das ſchien Abel eine Gottverſuchung; wit gerungenen Hän=
den
fiel er in die Knie und betete um Hilfe und Rettung.
Doch Kain ſtand ſtill und hoch. Alle dunklen und heimlichen
Feuer ſeiner Seele lohten hell anf und rieſengroß. Aus rätſel=
haftem
Drange ward wiſſendes Wollen. Seine Augen weiteten
ſich. Er ſah einen Weg und am Ende eine Tat. Mit feſten
Schritten ging er über den betenben Abel hinweg ins Freie.
Er fand und ging den Weg zum Paradieſe, zum Baume des
Lebens. Sieghaft ſchritt er, mit flammenden Angen und bren
nender Seele.
Fern im Blauen tauchten die leuchtenden Gärten auf. Ein
Strm wehte in ſeiner Seele, hoch ging ſeine Bruſt, er breitete
die Arme aus und ſtand in anbetender Verzückung.
Da
ein Nauſchen von dauſend Engelsfittichen brauſte
aus der Höhe
und kam näher und näher
Dunkel
ſchattete den Weg.
Noch einen kleinen Schritt wagte der Trutzige vorwärts, ein
roſter Blitzſtrahl fiel vor ihm zur Erde und ſperrte ihm den Weg.
Weinend ſchlug Kain zu Boden, mühſelig und zerſchlagen
fand er ſich wieder heim.
Doch die Sehnſueht verblieb ihm, und ſie vererbte ſich auf
Kind und Kindeskind, auf alle, die ſeines Geſchlechtes waren.
Und die Sage ging, Gott habe einen Zweig vom Baume des
Lebens hineingepflanzt in due Wälder der Menſchen, und da ſtehe
er nun und bkühe in heimlicher Schönheit. Und wer ihn finde
der ſchenke der Menſchheit den Glauben an das Leben und die
Kraft über den Tod hinaus.
Hunderte, Tauſende vom Geſchlechte Kains haben nach ihm
geſucht. Vielle verbrannven in der eigenem Glut, andere ſtarbem
arm und verlaſſen am Wege, die meiſten kehrten müde und ver=
zweifelt
in die enge Heimat zurück.
Aber der Traum vom Bqume des Lebens flatterte durch die
Jahrhunderte, und das Begehren nach ihm fand immer wiede
fehnenbe Seelen und willige Jünger!
Da hatte wiederum vor vielen Jahren gegen das Weihmachts=
feſt
die Unraſt einen Vater mit ſeinem Söhnchen in den Wald ge=
trieben
. Mild und weich floß um ſie der Duft der Bäume. Ihre
Schritte verhallten auf dem dichten Teppich dieſes Nadelbodens.
Und in der Stille des abendlichen Waldes erzählte der Vater
ſeinem Kinde vom Paradieſe und vom Baume des Lebens, vor
Kain und der nicht zur Ruhe kommenden Sehnſucht der Menſch=
heit
nach dem paradieſiſchen Wunderbaume.
Indes traten ſie aus dem Walde heraus und ſtebten den
grüßenben und weiſenden Lichtern des Tales zu.
Und wie das Söhnlein zur Seite blickte, ſtand da auf einer
vorſpringenden Halde, groß und mächtig, in einſcmer Größe und
bewußtem Stolze eine hochaufragende Edeltanne. Die Dunkel
des Abends ſpielten um ihre ſcharfen Formen und gaben ihnen
eine fühlbare Weichheit, und die Sterne des Himmels ſchiener
wie goldene Flämmlein durch ihre Zweige.
Sieh, Vater, ſieh! rief das Söhmlein erſtaunt und freudig
Dort ſteht der Lebensbqum! Und lquter Lichtlein hat der Herr=
gott
daran geſteckt!
Der Vater ſtand ud ſchaute. Und ſann
O, grüner
Baum des Lebens! mrmelte er, und O Kind, das hat dir der
Herrgott ſelbſt ins Herz gegeben!
Sein Herz weitete ſich in dankbarer Fülle. Tag und Welt
lagen erhellt vor ſeinen Blickem, und der Himmel hatte ſich mit
ſeinem Enden liebevoll um ſie geſpannt.

O, grüner Baum des Lebens in der weißen Welt des Todes!
All’ der Menſchheit Sehnen und Hoffen, Wünſchen und Wol=
len
, Begehren und Verlangen ſah er in der lebensſtarken Pracht
dieſes Baumes, der Winter und Tod durchdvang und ſein Leben
ſiegreich auf den Tod der Welt ſetzte.
O, Sehnſucht der Menſchheit, wallfahre zu dieſem Baume
des Lebens, und laſſe dir predigen von der dauernden Macht des
Lebendigen über die Vergänglichkeit des Irdiſchen.
Sinnend ſchritten die beiden zu Tal
In dem Vater
aber ward das Geſchaute zur Tat!
Da das Söhnlein am heiligen Abenb in das Zimmer gerufen
ward, ſah er mitten in ihm, ragend bis zur Decke, den grünen
Tannenbaum, und auf ſeinen Zweigen, wie er es auf der Halde
geſchaut, viele kleine Lichtlein.
So ward der erſte heilige Abenſb unterm Tannenbaum geſeiert.
Und was vorher an Unraſt und Zweifel in der Seele des
Vaters genagt hatte, es kam zur Ruhe im Ellanze dieſes Lebens=
baumes
, der ihm wie ein Weiſer in der Not des Tages, ein Pro=
phet
zur ewigen Geſtaltung ſeines Lebens, ein Erfüller des alten
Gotteswartes erſchien. Und im ſeligen Gefühl dieſer heiligenden
Gewißheitzen ſchaute er in den Baum, und der Glaube an dieſen
Dreiklang machte ſein Herz ſtill und zufrieden.
Daa

Die Zeit zwiſchen den Feſten. Altem Glauben nach jene
Zeit, da gute und böſe Geiſter dem Menſchen nahe ſind, ſein Tun
und Treiben beobachten und ihn je nach ſeinem Verhalten be=
lohnen
oder ſtrafen. In der Zeit zwiſchen den Feſten, vom hei=
ligen
Abend bis zum Dreikönigstag, den zwölf Nächten, auch
Zwölften genannt, ringen ſie nach altem Glauben miteinander
um die Vorherrſchaft im Hausweſen, in der Familie. In die=
ſer
Zeit ſoll das geſamte Tagewerk in Stadt und Land nur ſo
weit verrichtet werden, als die täglichen Bedürfniſſe verlangen
Wehe den Frauen, die in Gegenden, wo noch oder wieder geſpon=
nen
wird, ihren Spinnrocken nicht in Ordnung hätten oder gar
ſich erdreiſten wollten, während dieſer Zeit zu ſpinnen. Frau
Holle, dieſer Schutzgeiſt des hausfraulichen Fleißes, würde ihnen
das Garn ſo verwirren, daß es ſelbſt mit größter Mühe nicht
wieder in Ordnung gebracht werden könnte. In manchen Ge=
genden
wird auch noch am alten Brauch feſtgehalten, keinerlei
weiße Wäſche zu waſchen und aufzuhängen, da ſonſt im kom=
menden
Jahre unweigerlich Trauer ins Haus ziehen würde.
Alle Arbeiten in Scheune und Tenne, auf Aeckern und im Hofe
die zur Vorbereitung kommender Arbeiten oder als letzter Reſt
noch nicht vollendeter getan würden, müßten nach altem Aber=
glauben
nochmals getan werden, da ihnen der Segen des himm=
liſchen
Herrſchers fehlte. Und ſo wären noch viele andere ähn=
liche
Bräuche zu nennen, die alle darauf hindeuten, daß die Zeit
zwiſchen den Feſten, die Zeit der zwölf Nächte, zum Ausruhen
und zur Einkehr, zum Sich=Selbſt=Beſinnen beſtimmt ſind.
Die fleißige, ordnungsliebende Hausfrau hat vor dem Feſte
mit Hochdruck gearbeitet, alles Notwendigſte und Notwendige
neu vorzurichten oder neu anzufertigen. Ihr erſchien dabei das
Feſt immer wie die Zeit kommenden Friedens, wie der erſehnte
Rubehafen nach ſtürmiſch bewegter Fahrt, wie eine Oaſe der Er=
quickung
, kommender ſüßer Raſt nach endloſer, kräfteraubender
Wanderung. Aber weil ſie in der Zeit vor dem Feſte zumeiſ
ihre ſchon geſchwächten Kräfte weit über Gebühr anſpannte,
ollte und müßte ſie nun auch endlich einmal, getreu dem alten
Brauch, die allzeit fleißigen Hände ruhen laſſen und nur das
Norwendigſte für den täglichen Bedarf ihrer Familie verrichten.
Dieſe Ruhepauſe, dieſes Müßiggehen und halbe Feiern
gänzlicher Ruhe kommt ſie ja doch nie gibt ihr dann auch die
gewünſchte Gelegenheit, den auch für die Hausfrau notwendigen
Rückblick auf die hinter ihr liegende Wegftrecke und Zeitſpanne
vorzunehmen. Gar vieles wird ihr dabei auffallen, das falſd
angefaßt, mit zu großem Auſwand von Mühe und Arbeit, und
was noch viel mehr heißen will: mit unabläſſiger Sorge und
Unruhe erledigt wurde. Denn erſtens kommt es anders, und
zweitens als man denkt, wie der Volksmund draſtiſch ſagt. Die=
ſer
Spruch iſt wahrlich keine zu verachtende Lebensweisheit für
allzu ängſtliche, allzu viel ſich ſorgende Gemüter. Gerade ein
Rückblick auf alle wichtigen Geſchehniſſe des hinter uns liegen
den Jahres, eine gründliche Einkehr in ſich und Abrechnung mit
ſich ſelbſt, kann und wird unendlich viel dazu beitragen, ihr das
beſcheidene Los im kommenden Jahre leichter erſcheinen, ent=
gegentretende
Schwierigkeiten raſcher überwinden zu laſſen. Sie
wird finden, daß der Peſſimismus, der ſie im vergangenen Jahre
allzu getreulich bei ihrem Tun und Laſſen begleitete, weil ſie
nicht energiſch genug ſich ſeiner erwehrte, die meiſten ihr aufer=
legten
Laſten ihr faſt unerträglich ſchwer erſcheinen ließ, Laſten
die bei vorherrſchendem Optimismus und freudigem Vertrauen
und Hoffen auf eine beſſere Zukunft ihr ſicherlich oft nur als
Bagatelle erſchienen wären.
Wenn ſo die Zeit zwiſchen den Feſten von unſeren Haus=
frauen
zur inneren Einkehr, gleichſam zur Abrechnung mit ſich
ſelbſt und zum Faſſen guter Vorſätze für die Zukunft ausgenützt
wird, dann trägt ſicher das Müßigſein in dieſer Zeit, getreu dem
alten Glauben, ſicheren reichen Segen, und die guten Geiſter an
die unſere Altvordern ſo feſt glaubten, werden die Hausfrau
dann bei dem ſpäter mit friſchen, ausgeruhten Kräften aufge
nommenen Tagewerk und großen Pflichtenkreis nicht mehr ver=
laſſen
.
Eliſabeth Thielemann.

Spiel und Rätſel

Röſſelſprung=Königszug.

der nen baum der Rn ne chrift= iſt wenn bren= wie blüm= auf ſchön= den der= ſei der eb= wir ſte er baum blüht lich wun= raum ſten ken= den banm klein gar= nen m im im eng=

Henny Schubert, Darmſtadt.

Weihnachts=Rätſel.
E

O.
AXE
EUXEXXE
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RGR4
Rf46
EI
RA.
R4
KGRR
XI X
2
Af

16.

R4
Streichholz=Rätſel.

An Stelle der Kreuze
ſind die untenſtehenden Mit=
laute
zu ſetzen, ſodaß die
wagrechten Reihen Wörter
von folgender Bedeutun=
enthalten
: 1. Nebenfluß de
Donau, 2. Bibliſcher Name,
3. Laubbaum, 4. Farbſtoff.
5. Geldſtück, 6. Muſe, 7. Me=
tall
, 8. Oper von Wagner,
9. Figur in einem Trauer=
ſpiel
von Shakeſpeare, 10.
deutſcher Dichter, 11. frühe=
res
Herrſchergeſchlecht, 12
Maubvogel, 13. Trauerſpiel
von Raupach, 14. Männer=
name
, 15. Stadt in Holland,
16. Oper von Bellini.
Die mittlere ſenkrechte Reihe
nennt dann einen Weih=
nachtswunſch
meines Söhn=
leins
. . . . 3b, 4e, 7
3f, 4g, 4h, 1k, 5I, 6m
12n, 1p, 14r, 2ſ, 18,5t.
Carl Deubel.

Durch Umlegung der 5 fetten Hölzchen iſt vorſtehendes Wor)
in eine Blume zu verwandeln.
Carl Deubel.

Rätſel.
315. Wam kommt zu Eins die Silbe zwei, Sucht’s Ganze de
Beſitzer ſchon, Jedoch iſt er ſehr froh dabei, Wenn er
recht wenig find’t davon.
316. Mit W ein Fiſch, mit F ein Stein, Mit O eine Stadt.
Was mag das wohl ſein?
317. Sankt Petrus ſteht wachſam im ſächlichen Wort Und jagt
viele Leute vom Himmelreich fort. Das männliche Wort
läßt er immer hinein. Die Bergpredigt ſagt ja: Der Him=
mel
iſt ſein.
Auflöſungen.
Des Röſſelſprunges:
So lang noch Lenze grünen
Und Roſenlauben blühn,
So lang noch Wangen lächeln
Und Augen Freude ſprühn.
So lange wallt auf Erden
Die Göttin Poeſie
Und mit ihr wandeln jubenlnd,
Wem ſie die Weihe lieh.
A. Grün.

Der Scharade:
Der Scherzfrage:

Blaubart.

Die Rigoroſen.
Des Streichholzrätſels:

Speiſezettel.
Sonntag (1. Weihnachtsfeiertag); Hagebuttenſuppe. Haſenkeul=
chen
mit Rotkraut, Honigkuchen und Nüfſe.
Montag (2. Weihnachtsfeiertag): Fleiſchbrühſuppe mit Grieß=
Nockerln. Filetbraten mit Weinkraut. Vanilleäpfel.
Dienstag: Kartoffelklöße mit Meerrettichſoße.
Mitwwoch: Kartoffelſalat mit gebackenem Fiſch.
Donnerstag: Reis mit Kohlrabi und Peterſilie.
Freitag: Grünkohl mit Bratkartoffeln.
Samstag: Kartoffelſuppe mit Selleriegrün.

Der Rätſel:
311. Flaſche, Laſche, Aſche. 312. verkauft.
der Weiſel, die Drohne. 314. Diäten, Diät.

313. Bienenſtaat,

Verantwortlich: Max Streeſe.

Dgs Spiel der Wünſche.

Von Friedr. Wilh. Fuchs.
Ein Theater, Onkel, ſchenk' mir ein Theater: Das war
der immer wiederholte Wunſch meines kleinen Nefſen.
Er hatte ein Weihnachtsmärchen geſehen. Er hatte ſchon
am letzten Weihnachtsfeſt mit den Figuren und der Szenerie
des Myſterienſpiels der Krippe eine kleine, merkwürdige Komödie
aufgeführt.
Seitdem gab er keine Ruhe.
Und ich erinnerte mich nur zu gern jenes erſten Theater=
erlebniſſes
im Hauſe eines älteren Schulkameraden Er hieß
Walter. Und ſpielte uns eines Tages, nachdem wir einen Pfen
nig Eintritt gezahlt hatten, den Freiſchütz vor. Es war herr=
lich
! Es war einer der nachhaltigſten Bühneneindrücke meines
Lekens. Wundervoll ſchauerlich die Samiel=Szenen, die Blitze
und Donner der Wolfsſchlucht. Ein ganz vollkommener Regifſeur
ſaß hinter dem Proſpekt und bewegte an Drähten die Figuren.
Ich war entſchloſſen. Der Junge ſollte ein kleines Theater
bekommen.
Nachfrage in den Geſchäften ergab, daß ein einigermaßen
brauchbares Puppentheater mit Vorhang, Verſenkugg, ein
paar Kuliſſen, Proſpekten, Figuren unerſchwinglich war. Un=
erſchwinglich
, wie ſo viele ſchöne Dinge des Alltags.
Wozu haſt du Hammer und Zange, Laubſäge und Schrauben
in deinem Werkzeugkaſten, fagte ich mir nun. Zimmere dem
Kinde ſelbſt, was es haben will.
Das iſt leichter geplant als getan. Die Stunden, in denen
man aufgelegt iſt zu ſolcher Arbeit, ſind zu ſelten ge orden
Dann fehlt es auch an Geſchicklichkeit. Mein Freund, der Maler,
der die Figuren und Kuliſſen malen ſollte, hatte ſich das auch
leichter gedecht. Eines Abends, nachdem eine ſchöne flache Kiſte
allen Vearbeitungen mit Laubfage, Hammer und Schrauben
widerſtanden hatte, beſchloß ich, eine Anzeige zu erlaſſen. Sie
erſchien im Blatt und lautete:

Kindertheater zu kaufen geſucht. Kuliſſenbühne, Figuren
am Draht, womöglich Handarbeit. Angeb. uſw.
Es gingen fünf Angebote ein. Das erſte bot ein Kaſperl=
theater
und Stoffpuppen mit Holzköpfen an, das zweite ein
Mittel, viel Geld in vier Wochen zu verdienen. Der dritte Brief
enthielt den Katalog eines Spielwarengeſchäfts, der vierte die
Mitteilung, daß ich dem Kinde lieber etwas Vernünftiges kaufen
ſolle. Im fünften Briefe endlich ſtanden nur die Zeilen:
Beſuchen Sie mich Samstag, 8 Uhr abends .
Ich ging und fand einen alten Herrn in der kleinen Bieder=
meierwohnung
, eine junge Frau, ſeine Tochter, ſaß bei ihm.
Auf einem Tiſchchen ſtand ein Gegenſtand, von einem Tuck
verdeckt.
Ich wurde zum Niederſitzen genötigt. In ein paar vorſich=
tigen
, ſcheuen Worten erfuhr ich, daß der alte Herr ein Theater,
das er ſelbſt vor vierzig Jahren für ſeine Kinder gebaut hatte
zum Verkauf bot. Aber nur für einen Menſchen, der diel Liebe
dazu aufbringen könne.
Es war das wunderſchönſte kleine Theater, das ich jemals
geſehen hatte. Keins der raffiniert modernen, mit elektriſcher
Beleuchtungsanlage, ſondern mit kleinen Kerzenhaltern im
Proſzenium, mit einem roſa Samtvorhang, den goldene Schnüre
zur Seite rafften. Ich war entzückt. Aber es war kein Spiel=
zeug
für Kinder. Es war nur eins für Erwachſene.
Wir ſahen die in Käſten ſorglich verſchloſſenen Kuliſſen und
Figuren. Welche Welt der Phantaſie! Alle drei ſtanden wir
um den obalen Tiſch herum. Der alte Herr nahm ein paar de
kleinen Holzpuppchen in die Hand. Kleine Figürchen in Seide
und Spitzen, gemalte Geſichter unter Perücken, wirklich kleine
Kunſtwerke. Seltſame Figuren, zu denen ich mir gar kein Stüd
denken konnte. Welche phantaftiſchen Geſchöpfe, Tiere und Men=
ſchen
, Tiermenſchen und Pflanzentiere, Steintiere und Sternen
vögel. Eine merkwürdige, unwirkliche Geſellſchaft aus dem
Traumreiche.
Zu fragen erlaubte ich mir nicht, denn die feierlichen Ge=
ſichter
des alten Mannes und ſeiner Tochter verrieten, wie innig

beide an ihrem kleinen Welttheater hingen, wie ganz verſunken
ſie waren in ihre Erinnerungen.
Plötzlich ſagte der alte Herr: Es heißt Das Spiel der
Wünſche‟ Es hat keinen Text, es iſt ein ſtummes Puppenſpiel,
nur ein wenig Muſik iſt dabei. . . .
Und der Vorhang öffnete ſich. Muſik einer Spieldoſe er=
klang
und das Spiel begann. . . .
Ein Menſch ſtand in einem Walde ſeltſamer Bäume. Er
ſah ſich ringsum, ging nach allen Seiten ein paar Schritte und
kehrte zu ſeinem Platz in der Mitte zurück. Da kamen unter ſei=
nem
Mantel Geſtalten hervor, ſchreckliche und traurige, liebliche
und heitere. Sie umtanzten ihn, jede einzelne nahm ihn bei der
Hand, führte ihn in den Wald. Und wenn er wiederkehrte, war
er allein und war ſeltfam verwandelt . . . Ich war gleich gebannt
von dieſer Tanzpantomime des Lebens. Ich ſtarrte auf die Ge
ſtalt des Menſchen. deſſen Geſicht reifte und deſſen Geſtalt wuchs
und königlich wurde und dann alterte und verfiel. Und ich er=
kannte
den Sinn dieſer Komödie der Sehnſucht und Beglückung,
der Begierde und des Verzichts, der Wünſche und der Enttäu=
ſchungen
. Dieſer Menſch war immer allein und bevölkerte die
Welt mit den Geſtalten ſeiner Träume. Am Ende erſchien der
Wunſch nach Ewigkeit das war der Wunſch nach dem Tode.
Da öffnete ſich zu Füßen bes Menſchen das Grab, der Menſch
ſank hinein . . . Aber nun gab es eine Verwandlung . . Der
Menſch lag in einem Paradies. Nicht tot, nicht ſtarr, ſondern
träumend unter Sternen und Blumen, und die Geſtalten der
Wünſche tanzten ihren Reigen fern von ihm wie auf dem
Hügel cines andern Berges. Das Spiel der Wünſche war für
ihn zu Ende ..

Ich weiß nicht, ob in der Stube des alten Herrn noch viele
Worte geredet wurden. Ueber das ſchöne Theater der Wünſche
waren Tränen vergoſſen worden. Fremde Menſchen waren
einander ganz nahe . . . Von einem Kauf dieſes koſtbaren
Theaters war keine Rede mehr. Aber ich ſchied, eingeladen,
wiederzukommen, wann immer ich wollte.

[ ][  ][ ]

Nummer 346.

D H He H
zerſtörten Gebiete und ganz Frankreich bedeutſam iſt.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Dezember 1921.

Eeite 5.

Letzte Nachrichten.
. Berlin, 24. Dez. Wie die Voſſiſche Zeitung erfährt, ſind
die Verhandlungen, die über das Eiſenbahn=
arbeitszeitgeſetz
im Reichsverkehrsminiſterium mit den
Beamtenorganiſationen geführt wurden, keineswegs abgebrochen,
ſondern nur bis nach Neujahr ausgeſetzt.
Küln, 24. Dez. (Wolff.) Eine vom Regierungspräſidenten
unter Zuſtimmung des Bezirksausſchuſſes für den Regierungs=
bezirk
Köln erlaſſene Polizeiverordnung verbietet alle
öffentlichen karnevaliſtiſchen Veranſtaltungen.

Spiel, Sport und Turnen.
* Verein für Raſenſpiele E. V. Darmſtadt. Am zwei=
ten
Weihnachtsfeiertag treffen ſich auf dem V. f. R.=Platze die Liggerſatz=
Mannſchaft des Sportvereins 98 e. V. Darmſtadt und die 1. Mannſchaft
des Vereins für Naſenſpiele. Nachdem erſt vor kurzem die Ensgraber=
Mannſchaft ſich mit dem V. f. R. maß, zeugt es für gutes Einvernehmen
zwiſchen den beiden Vereinen, wenn nun neuerdings ein weiteres Tref=
fen
zum Austrag kommt. Die Liggerſatzmannſchaſt des Sporwereins 98
erſtwitt ſich in den Verbandsſpielen beachtenswerte Erfolge; trug redlich
zegung bieten und lebhaftem Intereſſe begegnen.
* Sportverein Darmſtadt 1898 G. V. Hoffentlich bringen

ihr Scherflein dazu bei, daß Darmſtadt im Rate der ſüddeutſchen (und egeln, Phönix und Laurahütte. Gut behauptet waren auch Bankaktien, 929
nicht nur ſüddeutſchen) Fußballer eine gewichtige Stimme hat. Auch von wähnend Schiffahrtswerte nur geringe Verändgrungen erfuhren. Der Kreditoren, ſowie auf Grund der Feſtſtellung, daß die Umſätze im Jahre
V. f. R. darf das wohl geſagt werden. So dürſte das Spiel reiche An= Eimheitsmarkt hatte zwar ebenfalls eine ganze Anzahl von Kurzerhöhun= 1921 nahezu das 2½a fache der Umſätze von 1920 erreichen würden.
gen aufzuweiſen, doch überwogen hier die Abſchwächungen immer noch,
die Nürnberger Gäſte einen ſonnigen Himmel mit, denn auch gutes Wet= gagements möglichſt fernzuhalten ſuchten und ſogar eher noch zu Ab=
ter
gehört zu einem ſchönen Spiele. Der Name Nürnberg bürgt für gaben neigten. Dieſe Zurückhaltung mag jedoch in der Hauptſache auf Geſelſchaft umgewandelt worden. Das Unternehmen wird Spandauer
ein ſolches, und wird ſich Darmſtadt die Gelegenheit nicht nehmen laſſen, die mehrtägige Unterbrechung des Börſenverkehns infolge der Weihnachts= Holzinduſtrie=Aktiengeſellſchaft vorm. Ernſt Brettſchneider firmieren.

Windmühle gegen die 1. Jgd, vom V. f. N. Darmſtadt das fällige Rück=
ſpiel
in der Jugendrunde aus. Die T.G. B.=Jugend hat bisher noch kein
Spiel verloren und hat in ihrer Abteilung trotz ſtarker Gegner gute
Ausſichten.

Handel und Verkehr.
Börſenwochenbericht
für die Zeit vom 19. bis 24. Dezember.
Mitgeteilt von der Deutſchen Bank Filiale Darmſtadt.
Der Geſchäftsverkehr an der Börſe ſchrumpfte in der abgelaufenen
Woche noch weiter zuſammen, ſodaß es auf allen Marktgebieten nur
noch zu ſehr geringen Umſätzen kam. Auch die Kursſchwaknungen hiel=
ten
ſich in mäßigen Grenzen. Die Tendenz vichtete ſich dabei in der
Hauptſache nach den jeweiligen Ausſichten, die für die Gewährung eines
Moratoriums für die Reparationszahlungen beſtanden. Sie war dem=
gemäß
in der erſten Hälfte der Woche weiter abgeſchwächt, da man die
Londoner Beſprechungen an der Börſe nicht ungünſtig beurteilte, er=
fuhr
aber ſpäter eine leichte Befeſtigung auf die Nachricht, daß die Ver=

Domerstags und Freitags Wertpavierbörſen Vollbörſen) ſtattfinden zu
laſſen. Jedoch fällt am 2. Januar die Wertpavierbörſe aus. Es werden
nur Deviſen= und Notenkurſe amtlich feſtgeſtellt. Samstags werden nur
Deviſenkurſe notiert.
Leipzig, 22. Dez. Die außerordentliche Generalverſammlung der
Porzellanfabrik Fraureuth A=G., in der 4846000 Mark
Stammaktien und 500 000 Mark Vorzugsaktien vertreten waren, geneh=
migte
die Anträge der Verwaltung auf Erhöhung des Stammkapitals
von 6½4 auf 10½ Millionen Mark und des Vorzugsaktienkapitals von
500 000 Mark auf 850 000 Mark. Von den neuen Stammaktien werden
3:is Millionen Mark den alten Stammaktionären zum Bezuge angeboten
werden, ſodaß auf zwei alte Stammaktien eine neue bezogen werden kann.
Die veſtlichen 1½ Millionen Mark neue Aktien werden von der Allge=
meinen
Deutſchen Kredit=Anſtalt übernommen zwecks ſpäterer Verwver=
tung
zugunſten der Geſellſchaft, da die Geſellſchaft zur Durchführung
hreu großzügigen Erweiterungsbauten, die nach den neueſten techniſchein
Erfahrungen eingerichtet werden ſollen, erheblicher Mittel bedarf. Um
der Geſellſchaft dieſe Mittel zuführen zu können, ohne das Aktienkapital
über Gebühr zu vergrößern,
jat die Generalverſammlung beſchloſſen,
ten den alten Stammaktionären zum Be=

ſeinen Gäſten die ihm noch fehlenden Feinheiten des Fußballſpieles ab=
zuſehen
. Wenn dem Leſer dieſe Zeilen zu Geſichte kommen, befinden
ſich Nürnbergs Spieler bereits in Darmſtadts Mauern, in welchen ſie ſich
ohne Zweifel ebenſo wohl fühlen, als die früher hier geweſenen fremden
Mannſchaften. Nürnberg ſpielt am zweiten Weſhnachtsfeiertage i
Neckarau gegen den dortigen Verein für Leibesübungen. Gegen dieſen
konnte Darmſtadt bekanntlich im letzten Verbandsſpiele auf deſſen Pla
1:1 abſchneiden. Leider müſſen die Nürmberger Spieler bereits heut
abend 7.44 Uhr nach Mannheim weiterfahren, da das Spiel gegen Neck
E
rau bereits morgen 11 Uhr vormittag ſtattfindet. Zum Schluſſe die
Bitte, die Beſtrebungen des Sportvereins heute durch Maſſenbeſuch auf
dem Stadion zu unterſtützen.
Eine Spielfolge der am 1. Januar für die 4=Klaſſe und am 8. Ja=
nuar
für die Ligaklaſſe wieder beginnenden Verbandsſpiele wird in
uächſter Woche veröffentlicht werden.
Am zweiten Weihnachtsfeiertage tritt die Ensgrabermann=
ſchaft
im Verbandsſpiele gegen die Fußballabteilung Union
der
Beſſunger Turngemeinde auf der Rennbahn an der Heidelberger Straße
an, während die Ligaveſerven ſich im Privatſpiel mit der ſpielſtarken
1. Mannſchaft des hieſigen Vereins für Raſenſpiele meſſen werden. Die=
ſes
Spiel findet auf dem Platze des V. f. R. (Exerzierplatz) ſtatt.
Vor dem heutigen Ligaſpiel im Stadion findet ein Privatſpiel zwi=
ſchen
der 1b Jugendm. Sportvereins und
der 1. Jugendm. des F.=8.
Viktoria=Aſchaffenburg ſtatt. Die 2. Man
ſt Sportvereins tritt zu
gleicher Zeit auf dem Uebungsplatze gegen die 1. Mannſchaft der Chat=
tia
=Wolfskehlen an.
* Turngemeinde Darmſtadt 1846, Fußballabteilung.
Schon jetzt kann mit Beſtimmtheit feſtgeſtellt werden, daß das Weih=
nachtsſpiel
der T.G.D. 1846 am 2. Feiertag auf dem Sportplatz am
Finanzamt gegen den Turnverein 1869 Weinheim a. d. B. ein äußerſt
intereſſantes werden wird. Dafür bürgen in einſvandfreier Weiſe die
egen füh=
vorzüglichen
Reſultate, die von der Weinheimer Mannſchaft geg
vende 4= und ſelbſt Ligavoreine erzielt worden ſind. Die Einheimiſchen
werden ſich in folgender Aufſtellung dem Gegner ſtellen:
F. Müiller,
W. Müller
E. Rößling
K. Freudenberger
A. Waßner H. Maul.
W. Franz. A. Heß Gg. Klotz W. Frey F. Nungeſſer
An Neujahr wird ein Teil der Mannſchaft zuſammen mit der erſten
Mannſchaft der Spielabteilung Union der Turngemeinde Beſſungem
1865 ein Spiel gegen die beſtbekannte, Ligamaunſchaft des V. f. B.= Fried=
berg
austragen, worguf ſchon heute hingewieſen wird.
Spielabteilung Union der Turngemeinde
Beſſungen 1865 E. V. Die 1. Mannſchaft empfängt am 2. Feier=
tag
, nachmittags, auf dem Turn= und Sportplatz an der Heidelberger
Straße die Ensgraber=Mannſchaft des Sportvereins Darm=
ſtadt
zu einem Rückſpicl, und wird ihr mit dieſer Mannſchaft eine nicht
leicht zu knachende Weihnachtsnuß vorgelegt. Die Beliebtheit und Spiel=
tüchtigkeit
der Ensgraber=Mannſchaft iſt ja in unſerer Stadt zur Genü
gen
bekannt, ſodaß eigentlich jedes Wortemachen überflüſſig wäre. Kl
uns doch aus ihren Reihen faſt lauter altbekannte Namen von Kämpen
entgegen, die uns hier zuerſt das Fußballſpiel zeigten, die von der Pike
an ſich von Klaſſe zu Klaſſe emporkämpften und einſt beſondere Glanz=
zeiten
hatten, deren Namen jedem Heiner bekannt waren und die als
erprobte Vorkämpfer unſeres Fußballſportes auch heute noch treu zum
Ball halten. Aber eins ſei von den Ensgrabern doch noch beſonders
erwähnt, das iſt ihre eiſerne Energie und unbedingter Siegeswille, was
ſich manch andere Mannſchaft zum Vorbild nehmen ſollte. Gelegentlich
dieſes Spieles ſoll gleichzeitig eine etwas andere Aufſtellung der Turner=
mannſchaft
ausprobiert werden, indem die bewährte Läuferreihe komplet
als Innentrig in der Stürmerreihe Verwendung findet, denn mit einer
überlegenen Spielweiſe allein iſt nämlich nicht gedient, wenn, ſich dieſe
darf daher auf ein beiderſeits flottes, an=
nicht
in Tore ausdrückt. E
et werden, deſſen Beſuch der Darmſtädter
griffsfreudiges Spiel gerech
Sportgemeinde nur empfohlen werden kann. Vor dem Spiel der 1.
Mannſchaften treten ſich die 3. Mannſchaften beider Vereine gegenüber.
die 2. Mannſchaft ſpielt gegen die gleiche des Spb. Darmſtadt auf dem
Stadion. Die 1. Jugendmannſchaft trägt vormittags 10.15 Uhr auf der

handlungen zwiſchen Aohzd George und Briand abgebrochen, worden daß der Ausgabekurs für die ne
ſeien, ohne zu einem weſentlichen Ergebnis geführt zu haben. Die Er= zuge anzubietenden Stammaktien im geeigneten Zeitpunkt von der Ver=
waltung
feſtgeſetzt werde, aber nicht unter 350 Prozent. Nach den vom
holung machte ſich jedoch nicht auf allen Gebieten gleichmäßig bemerkbar,
Vorſtand auf die Anfpage eines Aktionärs in der Generalverſammlung
ſodaß die Donnertsagsbörſe ein uneinheitliches Gepräge erhielt. Wäh=
achten
Mitteilungen iſt auf das im Laufe des Jahres 1921 erhöhte
vend die Kurſe am Chemieaktienmarkt und am Markte der Elektrowerte 9e
Stammaktienkapital mindeſtens die gleiche Dividende zu erwarten, wie für
weiter abbröckelten, konnten eine ganze Reihe von Montanpapienen z.

19s0
(1920: 35 Prozent). Dieſe Vorausſage ſei möglich auf Grund des
weſentliche Kursbeſſerungen durchſetzen, ſo beſonders Harpener, Weſter
nwärtigen Standes der Debitoren bezw. Bankguthaben und der
Gründung in der Holzinduſtrie. Die ſeit Jahr=
da
ſowohl die Spekulation, wie auch das Publikum, ſich von neuen En= zehnten in Spandau beſtehende Sägewerks= und Holzfirma Ernſt Brett=
ſchneider
iſt mit einem Kapital von drei Millionen Mk. in eine Aktien=
Zu den Gründern der Geſellſchaft gehören die Nutzholzhandlungen Ernſt
feiertage und auf das herannahende Jahresende zurückzuführen ſein.
Meger=Berlin, Emil Stadthagen=Charlottenburg und Max Ochs u. Co=
Der Wert der Mark im Ausland.
Berlin, letztere als Vertreterin des öſterreichiſchen Körner=Konzerns.
* Für 100 Mark wurden gezahlt am 24. Dezember in Kopen= Das Unternehmen bezweckt die Herſtellung und den Vertrieb von =
hagen
275 (vor dem Kriege 88 80) Kronen, Stockholm 2,30 (8880) gerei=Erzeugniſſen für In= und Ausland. Es iſt ferner auh, wie wir
Kronen, London 7.,90 (97,80) Schilling, Paris 634 (125,40) Franken, hören, die Einlagerung von Hölzern für fremde Rechnung beablichtigt.
Neu=York, 2. Dez. (Wolff.) Die Markkurs erfuhr auch
r. Schwellenbeſchaffung für die Reichs= Eifen=
heute
nicht einen bedeutenden Rückgang. Um 10 Uhr wurde die Mark
t bahn. Das Eiſenbahn=Zentralamt in Berlin ſchreibt zum 3. Januar
52½ Geld. 5234 Brief gemannt, um 10.30 Uhr ging ſie auf 52½4 bez
die Lieferung von 13 Millionen kiefernen Schwellen aus. Di
Eiſen=
531z zurück. Im Venlaufe des Tages war der Höchſtkurs 53, der nied= bahnbehörde bemüht ſich, durch dieſe Ausſchreibung ihren Schwellen=
52. Der Schluß ſtellte die Mark auf 59½; nachbörslich wurde der bedarf ſicherzuſtellen, da möglicherweiſe die Zuſchläge in der letzten Ver=
Gelck.
dingung infolge der erhöhten Preiſe am Holzmarkt nicht von allen Fir=
kurs
mit 52½4, Briefkurs 5210 genannt.
men erfüllt werden dürſten. Bemerkenswert iſt, daß bei einer Aus=
Zürich, 24. Dez Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags.
ſchreibung des baheriſchen Bahnnetzes für Schwellen nennenswerte An=

London ...,/81.50ſ21.42 Kriſtianig ..
z gebote zu Preiſen, für die ein Zuſchlag in Frage kommt, infolge der
Deutſchland 2.70
zaris.. .
40.50 40
adrid
70-
3
2a.65 22.
3521.
unſicheren Lage am Holzmarkt nicht eingegangen ſind. Größere bahe=
Bien......
Ftalien ....
jenos Air.
Bussr 21
710 uuur
8.90 39.00-
7.05
Brüſſel ...
0S
riſche Firmen hatten ſich überhaupt nicht beteiligt.
Holland.u.: 1s8 1.9714
Kopenhagen 19s.50
Ri
200
Agram.:
Schluß des redaktionellen Teils.
Neu=York .1 5.l3 5.18 Stocholm : 127.1gl 127. 1ſ9lWarſchau . 0.18 0.19

* Schuhfabrik Eugen Wallerſtein A.=G., Offenbach
am Main. Wie uns die Geſellſchaft jetzt mitteilt, wurde in der Gene=
valverſammlung
beſchloſſen, für das erſte drei Monate umfaſſende Ge=
ſchäftsjahr
16 Proz. Dividende p. r. t. zu verteilen und das Aktz
kabital von 6 auf 12 Mill. Mk. zu enhöhen durch Ausgabe von 4800 auf
den Inhaber lautenden Stammaktien umd 1200 auf den Namen lautenden
Vorzugsaßtien mit vierfachem Stimmwecht. Die jungen Aktien ſind zum
Nennwert den Aktionären im Verhältmnis von 1 zu 1 angebotzen und ſämt=
lich
von dieſen übernommen worden. In den Aufſichtsvat neugewählt
wurde Direktor Guſtav Wiß (Diaektion der Diskontogeſellſchaft) Frank=
furt
a. M. In dem gleichzeitig vorgelegten Bericht über das erſte Ge=
ſchäftsjahr
iſt geſagt, daß das Unternehmen mit Aufträgen gut verſehen
geweſen ſei und die Produktion habe ſteigeun können. Es habe ſich die
Notzwendigkeit für Erweiterungsbauten und für Vergrößerung der tech=
niſchen
Produktionsmittel ergeben, die der Grund, für die Kapitals=
erhöhung
ſeien. Nach 238 689 Mk. Abſchreibungen und Dotierung eines
Werkerhaltungskontos mit 500 000 Mk. verbleibt, ein Reingewinn von
713 440 Mk., von dem 136 000 Mk. der geſetzlichen Reſerve und 100 000
M=
rk
der Unterſtützungskaſſe der Arbeiter und Angeſtelltem zugeführt
werden. Die Dividende beanſprucht 240 000 Mk., die Tantieme 9474 Mk.
277 967 Mk. werden vongetragen. In der Bilanz ſtehen bei 6 Mill. Mk.
Aktienkabzſtal und 100 000 Mk. Hypothek 6.19 Mill. Mk.
Kreditoren un
1 Mill. Mk. Forderungen der Vorbeſitzer gegenüber 5.,95
äill. Mk. Deb
toven, 106 Mill. Mk. Bankguthaben 0.19 Mill. Mk. Eff
en und 6,45
Will. Mk. Waren. Im neuen Geſchäftsjahr ſei das Unternehmen gut be=
ſchäftigt
; es lägen auf längere Zeit feſte Auftnäge vor. Bei nonmalem
Verlauf dürſte ein befriedigendes Ergebnis zu erwarten ſein.
* Meguin A.=G., Butzbach (Heſſen). Die 21. ordentliche Ge=
neralverſammlung
beſchloß, für das am 30. Juni ds. Js. abgelaufene
Geſchäftsjahr eine Dividende von 30 Prozent zu verteilen. Das
Grunf
ndkapital iſt um 9 Millionen auf 22,5 Mill. Mk. durch Ausgabe von
9000 Stück ab 1. Januar 1922 dibidendenberechtigter Aktien erhöht wor=
den
. Von dieſen 9 Mill. Mk, werden den Aktionären 6 Mill. Mk. im
Verhältnis von 2: 1 zum Kurſe von 250 Prozent angeboten; 2 Mill. M.
erhält ein der Geſellſchaft naheſtehendes Konſortium zum Kurſe von
225 Prozent: 500 000 Mk. werden zwecks Beteiligung an einem neu zu
gründenden Unternehmen benutztz, während die veſtlichen 500 000 Mk. de
Verwaltung zwecks Ginführung an der Fpankfurter Börſe zur Verfügung
geſtellt werden. Das turhusmäßig ausſcheidende Mitglied des Aufſichts=
rates
, Generaldirektor Dr.=Ing. Weinling, Charlottenb.
rg. 5, wurde
wieder gewählt. Neu gewählt wurden Kommerzienrat Ed. Beit von
Speher, Frankfunt a. M. und Bankier Dr. Guuſtav Natjen, Berlin. Die
Geſellſchaft hat ihre neu erbauten Butzbach
cher Werkſtätten, in denen als
Sonderheit maſchinelle Anlagen für Aufbereitung von Kohle, Kols und
Erz, ſowie Anlagen für Nebengewinnung und ſferner Eiſenbahnmaterial
und gelochte Bleche hergeſtellt werden, inzwiſchen in Betrieb genommen.
Berlin, 24. Dez. (Wolff.) Wie wir erfahren, beſchloß der Bör=
ſewvorſtand
im nächſten Jahre bis auf weiteres Montags, Dienstags,

Geschledaistelden. ohne Verufgetörung-

Ohne Ovecksilber,
Auiklär. Brosch. Nr. 5d, diskr. verschl. 3. (Nachn 4.50).
Spez.-Arzt Dr. med. Holländer’s Ambulatorium
Frankfurt a. M., Beihmannstraße 56.
Täglich 111, 57 Uhr. (1,6853) Sonntag 1012 Uhr.

He
Wolkig, trocken, leichter Froſt, Nordwind.


Landestheater, Anfang 5 Uhr, Ende 10 Uhr (4 14): Triſtan
und Iſolde‟.
Orpheum: Vorſtellungen um ½4 Uhr und 348 Uhr
hr.
Weihnachtsfeiern: Geſangverein Sängerluſt um 4 Uhr im
Mathildenhöhſaal. Zitherklub Darmſtadt=Beſſungen abends 7 Uhr
im Chauſſehau
Hüirche Jeſſr Chriſti um 4 Uhr Heidelberger
Straße 46.
einde 1846 Darmſtadt abends 7 Uhr im Turn=
Heheche
eſangverein Teutonia abends 7½ Uhr im Feier=
abendſagl
.
Montag, 26 Dezember.
Landestheater, Anfang 11½ Uhr, Ende gegen 1 Uhr: Weihnachts=
Morgenfeier. Abends 6 Uhr, Ende gegen 9½ Uhr (Schauſpielmiete
7, Sondermiete Sevie 82): Maria Stuart.
Orpheum: Vorſtellungen um 124 und 754 Uhr.
Weihnachtsfeiern: Geſangverein Liederzweig um 4 Uhr in der
Turnhalle am Woogsplatz. Geſangverein Liederhort um 4 Uhr im
Saale des Hoſpiz (Obergaſſe). Turngeſellſchaft um 4 Uhr im Ma=
thidenhöhſaal
. Darmſtä
Radſportklub 1919 um 4 Uhr im Für=
ſtenſagl
. 9
ännerqugrtett Lovelet um 31s Uhr im Saalbau.
Darmſtädter Männergeſangverein um 4 Uhr im Rummelbräu.

Leitung: Dr. Oto Waldge
We ioa Haramagnst.
tel. Veran
politiſche
und für Feulleton: 1
Ra
r. Oit=
de
Poli
Nus
U
N
und Lar
n Teil (außer Sport.
Mar Ein
vort, Handelsteil un
r den Anzeige
dwirtſchaftliches: Kurt Mitſching;
Lan
4 3

ngen aus dem Geſchä tsleben
zuge=
L. C.s
R6
nd Verlag
uchdruckerei. Sämtlie
Darwſtadt.
für den
aktionellen Leil beſt.
Mitteilungen ſind an die Redaktion des
im re
Tachl.
chten. Ctwaige Konor
latts
rarforderungen ſind beizuſügen:
nachträgliche
werben nicht berückſichtigt. Unverlanzte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.

Die heutige Nummer hat 8 Seiten
und Unterhaltungsblatt.

nannungannnngunaannnunnnnnnn nnnnnnnnnnnannnganunnnnanne

Die Verlobung ihrer Kinder
kleönis we Kut
beehren sich ergebenst anzuzeigen
Fabrikdirektor Dr. KarlGreimer
und Frau Anna, geb. Deichert
Frau verw. Pfarrer Fink
geb. Engelbach.
Darmstadt
Dresden
Bambergerstr, 21. Roßdörterstr, 79,
1,14071
zunnnunnnnaneannanannnannnnennnasgannanannnnnnannnnnenn
nnnasnenungnaaanagnnagnnananannnnnaerannnaaannnnnnnnn
wre
STATT KARTEN.
Luise Fornoit
Fränze Engel

Eedwig Greimer
Kurt Fink
Lehramtsassessor
VERLOBTE
Weihnachten 1921.

Ludwig Geiß

Heinz Geiß

VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921.

(*48470

Tangunneunnannnannansananznnanagarnnarsgargnargrsunngas

Statt Karten.
Kätchen Duft
Adolf Hog
VERLOBTE
Willingen
Griesheim b. D.
in Baden
Hiatergasse 14
Weihnachten 1921
Aiafe 2

Statt Karten.
Berta Lyncker
Carl Schäffner
Telegraphensckretär
VERLOBTE
Weihnachten 1921
Liebigstraße 37
Alisestraße 20.
1*48860)

Statt Karten.
LIESEL SCEMIITT
GUSTAV LODE
VERLOBTE
Eltsabethenste. 47
Soderste. 78
Weihnachten 1921.
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ELLA WESP
WILLY BAUER
VERLOBTE
Darmstadt
Arheilgen
Darmstädterstr. 60 Heinhefmerstr. 94
Lan4 /

Ihre VERLOBUNG beehren sich
anzuzeigen
Wilhelmine Schorn
Heinrich Müller
Darmstadt, Weihnachten 1921.

Statt Karten.

Mant Iater
Karl Hof
Notar
VERLOBTE

Darmstadt
Liebigstraße 36
Weihnachten 1921

Tübingen
Kasernenstraße 13

114012

Statt Karten.

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anzuzeigen
Liesel Maerz
Karl klansms Volataräts
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Merzig-Saae
z. Zt. Darmstadt

Frankkurterstre. 100
*48807) Weihaachten 1921

Line Kirchmann
Ludwig Bergsträsser
VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921
Kiesstraße 47
Wienerstraße 47
148025

Emder
SGuellsakz
Aurzeln d.Katarrhen.
1.12611

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2
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Dekorationsblumen
und Pflanzen
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Rheinstr. 121/a
geg. der Hauptpost.

[ ][  ][ ]

Deite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Dezember 1921.

Rummer 346.

Dore Foerster
Ernst Geyer
grüßen als Verlobte
Ober-Ramstadt Bonn a. Rh.
Koblenzerstr. 72
b. Darmstadt
Weihnachten 1921
Ass21

Lena Ackermann Hilde Roth Else Braun Fritz Aumüller Heinz Kesting
Diplom-Kaufmann Paul Deutsch VERLOBTE VERLOBTE VERLOBTE Gstenbergstr, 17 Nd.-Ramstädterstr. 5! Mannheim, Weihnachten 1921 Darmstadt, Wethnachten 1921.

A 23

Dorothea Kienzle
Karl Eggert
VERLOBTE
Weihnachten 1921
Schätzenstr. 8
Schötzenste. 12
42488100
Elise Rückert
Valentin Kreuzer
VERLOBTE
Weihnachten 1921
Ae 5

Else Schlörit
Fritz Bauer
VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921
Adolf-Spießstr. 23 Nieder-Ramstädterstr. 100
ASss2 )

Luise Behret
Friedrich Roth
VERLOBTE
Babenhausen

Oftenbach a, M.

Darmstadt
A3ss 3
Gretel Nicklas
Heinrich Simmermacher
VERLOBTE
Reichelsheimi.O. Oberramstadt
Weihnachten 1921.
Asse 3
Anna Beck
Ludwig löckel
VERLOBTE
Weihnachten 1921
Hetdelbergerstr. 47 Feldbergstr. 88
Asste 1

Statt Kacten.

Toni Wiegand
Wilhelm Hassenpflug
VERLOBTE

Darmstadt

Darmstadt
Bste

Statt Karten.
Wir haben uns verlobt
Emmy Schieferdecker
Fritz Haussmann
Weihnachten
Otto-Wolfskehlstr, 25
Mählste. 42

Aenne Bechtel
Robert Schmidt
VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921

Margarete Heuser
Wilhelm Deguis
VEREOBTE
Darmstadt
Burg

(Dillkreis) Reichelsheim i.Odw.
Weihnachten 1921
Gsse 1

A3e 4

Anna Sepp
Georg Seitrich
VERLOBTE
Weihnachten 1921
Ae 4

Ihre Verlobung zeigen er-
gebenst
an
Sidi Schödel
Ludwig Fuhrmann
Weihnachten 1921.
A5323

Ihre VERLOBUNG beehren sich
anzuzeigen
Luise Köhl
Friedr, Karl Schlamp
Fabrikant
Darmstadt
Nes=Bamberg
Rhetahessen
Baekhausste. 10
Weihnachten 1921.

Ihre VERLOBUNG beehren sich
anzuzeigen
Marte Vornoff
Josef Rühl
Darmstadt, Ntederramstädtertte, 54
Weihnachten 1921.
AS52)
Ihre VERLOBUNG beehren sich
anzuzeigen
Aennchen Dörr
Ludwig Wedel
Rhöurlag 91
Beckerstr. 30
Weihnachten 1921.
Gate 3

Statt Kacten.

Thilde Wehnert
Otto Mäller
VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921
Nieder Ramstädterstr. 65 Schletermacherstr. 13
A

Statt Karten.
Es grüßen als Verlobte
Mariechen Herling
Ludwig Roth
Malchen
Jugenheim a. d. B.
Weihnachten 1921
A

Eva Loesch
Dipl.-Ing. Erwin Bramesfeld
VERLOBTE
Berlin und Darmstadt
Weihnachten 1921
Gufe 3

Dina Hofmeister
Karl Uhrig
VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921
Holzhof-Alkee 8
Feldbergsts. 82
Ais 3

Gretel Keil
Heinrich Büttner
VERLOBTE
Weihnachten 1921.

S

Marie Gernand
Wilhelm Schmidt
VERLOBTE
Nieder-Ramstadt
Traisa
Weihnachten 1921.
Af

Marie Stappelton
Hans Wenz
VERLOBTE
Weihnachten 1921.

A

Statt Karten.
Elisabeth Creter
Willi Schmitz
VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921
Ktesbergste, 50. Schloßgastenstr. 17.
Ar

Uaterm Weihnachtsbaum grüßen
als Verlobte
Lotte Bickhardt
Philipp Andres
Darmstadt
Arheilgen
A33.

Statt Karten.

Walter Brack
Lisa Brack, geb. Behrendt
VERMAHLTE
Darmstadt
Berlin
Hefarichste. 54
Urbanstr. 7
Weihnachten 1921.
AA33

Sannchen Grimm
Franz Kolb
VERLOBTE
Groß=Zimmern
Dieborg
Weihnachten 1921.
A5 G

W

B a
Statt Karten.

Statt Karten.
Ottilie Seibert
August Christmann
VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921
Liebigstraße 4
Kicchstraße 21
(14064)

Statt Karten.
Gustel Becker
Karl Darnieder
VERLOBTE
Weihnachten 1921
Heinheimerstraße 12 Kaupstraße 5
*48758

Ge1

Emilie Nungesser
Friedrich Seiss
Justiz-Inspektor
VERLOBTE
Gladenbach
Darmstadt
Hessen-Nassau
Dieburgerstraße 10
Weihnachten 1921
A3

Stat Karten.

Barbara Miſchler
Johann Heinrich Krimm
Verlobte

Dieburg

Darmſiadt
Neckarſiraße24
Weihnachten 1923
Ss3t

Gustel Lack
Hans Jordan
VERLOBTE
Darmstadt, Weihnachten 1921.
1*48796

Fär die anläßlich unsrer Ver-
mählung
erwiesenen Aufmerk-
F samkeiten danken herzlichst
F Steuerinspektor Moths u. Frau
Bärbchen, geb. Becker.
G Darmstadt, den 24. Der. 1921.
K

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, den langjährigen, treuen
Freund unſerer Familie
Herrn
KarlAlrndt
nach kurzem, ſchwerem Leiden zu
ſich in die Ewigkeit zu nehmen.
Fam. Franz Luttermann
Fam. Karl Luttermann
Fam. Franz Luttermann jun.
Darmſtadt, 24. Dezember 1921.
Die Beerdigung findet am 27. Dez.,
vormittags /12 Uhr auf dem Wald=
friedhof
ſtatt. (*48891

Todes=Anzeige.
Nach kurzem Krankenlager entſchlief
hrute ſanft meine liebe gute Frau,
unſere Mutter, Großmutter, Schwie=
germutter
, Tante und Schwägerin
Frau
Johanna Kaminsky
im Alter von 60 Jahren.
Namens der trauernd Hinterbliebenen:
Wilhelm Kaminsky.
Darmſtadt, den 24. Dez. 1921.
Mauerſtraße 30.
(*48879
Die Beerdigung findet am Dienstag,
27. Dezember 1921, 123 Uhr nachm.
auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Augen gläser
Jodern,

M.
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Schüler und Schüler=
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erteilt gegen
mäß. Vergütung ſtaatl,
geprüfte Sprach=
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Zu ſprechen: 6-7nachm
Fernſprecher 2266,

Verloren

Verloren
Taſche m. ſilb. Bügel
auf d. Wege Kirchſtr.,
Holzſtr., Schillerplatz,
Gegengute Belohnung
abzugeben Kirchſtr. 21,
*48893
2. Stock.

Andenken!
Ovaler Bildanhänger
(Rückſeite Schildpatt)
Mittwoch abend vom
Orpheum,Herrngarten
bis Frankfurterſtraße
verloren. Gegen gute
Belohnung abzugeben
Bolizeiamt. (248272
Verloren
goldene Damenuhr in
braunem Lederarm=
band
. Abzugeb. gegen
hohe Belohnung Lies=
ſtraße
93, II. (*48897

Entlaufen

Entlaufen ..

junge Hündin, Deut=
ſcher
Stichhaar, auf
den Namen Hertha
Abzugeben
hörend.
gegen Belohnung auf
dem Gehaborner Hof.

Geſundel.
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abzuholen b. Hädrich,
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[ ][  ][ ]

Rummer 346.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. Dezember 1921.

Seite 3.

18)

Der Grenadier von Pirmaſens.
Eine Erzählung aus dem vorigen Jahrhundert.
Von Ernſt Pasqué.
(Nachdruck verboten.)
Jetzt wurde die Gegend lichter, die Schlucht breiter: das
Fal war erreicht, und vor ihm erhob ſich der mächtige, zackige
Fels. Nun galt es, durch das Geſtrüpp die Höhe zu erſteigen
Im Fluge durcheilte Jean den ſchmalen grünen Grund, dann
verſchwand er in den Büſchen, welche die Bergwand bedeckten.
Toch auch die Verfolger hatten die lichte Stelle des Tales er=
reicht
, deutlich drang ihr wildes Schreien an das Ohr Jeans
Sie mußten ihr Opfer erblickt oder wenigſtens geſehen haben,
velchen Weg es genommen, denn auf’s neue fielen Schüſſe, und
praſſelnd ſchlugen die Kugeln wider die Felsmaſſen. Endlich
war Jean auf der Höhe angelangt, vor ihm befand ſich das
Steinkreuz, hart an dem Rande des Abgrundes. Er ſtürzte ſich
zur Seite in das Buſchwerk und wandte ſich nach den Felſen,
vie ſeine Mutter es ihm auf dem Zettel angegeben. Nach weni=
gen
Augenblicken entdeckte er einen ziemlich breiten, doh niederen
Spalt zwiſchen zwei Stei, löcken, es mußte der Eingang der
Höhle ſein, und raſch warf er ſich zu Boden und kroch hinein.
Da praſſelte es laut ſchallend in die Tiefe. Mit ſeinen Füßen
hatte er Steine aus ihrer Lage gebracht, die nun mit großem
Gepolter in das Blümelstal kollerten. Jean befand ſich jetzt
zwiſchen den Felſen und in einer dem Anſchein nach ziemlich
geräumigen Höhle, deren engen Einlaß das dichte Buſchwerk gut
verdeckte. Umher taſtend berührte er ſchon den Korb; er war
glücklich am Ziele angelangt, und wenn die kleine Höhle, den
Zirmaſenſern von heute wirklich unbekannt geblieben war, ſe
war er gerettet!
Wie aus weiter Ferne vernahm Jean Stimmen, die wirr
durcheinander ſchrien. Das Schießen hatte aufgehört; die Huſa=
ren
waren im Tal angelangt und konnten nun nicht weiter, doch
die Grenadiere erkletterten die Höhe und beſanden ſich bald an
der gefährlichen Stelle. Da hier der Weg zu Ende ging, aber von
dem Deſerteur, der noch wenige Augenblicke vorher, in dieſer
Rrichtung geſehen worden war, auf der weiten, kahlen Berg=
ebene
nichts zu erblicken war, ſo ſchien, da die Verfolger das
Praſſeln in die Ticfe deutlich vernommen hatten, keine andere
Annahme möglich, als daß der Flüchtling, der Gegend unkundig,
durch die ihn Verfolgenden hierher gedrängt, in den Abgrund
geſtürzt ſei und dort den Tod gefunden habe.
Immer mehr Soldaten ſammelten ſich an der Stelle, allein
ſie vermochten an dem Ergebnis, der Jagd, nichts zu ändern:
Eine andere Erklärung des plötzlichen Verſchwindens war nicht
möglich; der Deſerteur brauchte nicht Spießruten zu laufen,
denn er lag unten in dem Blümelstat mit zerſchmetterten Glie=
dern
, wo man ihn am hellen Tage ſchon finden würde. Boten

wurden mit dieſer immerhin traurigen Nachricht an den Land=
grafen
geſandt, während ſich die Verfolger plaudernd und das
große Ereignis der Nacht befprechend am Rande der Schlucht
lagerten.
Atemlos horchte Jean auf das Schwirren der Stimmen, und
wenn er auch nur wenige Worte zu verſtehen vermochte, ſo konnte
er doch daraus entnehmen, daß man ihn für tot hielt uind die
Höhle, in der er ſich beſand, nicht kannte. Der Landgraf konnte
jedocſ Befehl geben, die Gegend abzuſuchen, und dann durfte
es nicht ſchwer ſein, den Eingang zu entdecken, den er ſelbſt ja
mit leichter Mühe gefunden. Dem mußte er zuvor zu kommen
ſuchen. Die Nacht war dunkel, doch nichſt ſo dunkel als das Innere
der Felskamimer, in welcher Jean ſich befand. Hoch oben be=
merkte
er mehrere Riſſe und kleine klaffende Oeffnungen, durch
welche eine matte Helle ſchimmerte; dieſe und der ſchmale Spalt
zwiſchen den Felſen, durch den er hineingekrochen war, waren
alſo die einzigen Stellen, durch welche ein Eindringen in die
Höhle möglich geweſen wäre. Die Oeffnungen in der Höhe waren
unbedeutend, vielleicht auf dem Felſen, wenn die Stelle über=
haupt
zu erſteigen war, kaum zu bemerken, es galt alſo nur, den
eigentlichen Eingang zu verbarrikadieren. Wie Blitze fuhren ihm
dieſe Gedanken durch den Kopf, und ſofort ging er an ihre Aus=
führung
. Bald hatte er ein ziemlich großes Felsſtuck gefunden,
dus locker auf dem Boden lag. Mit dem ganzen Aufgebot ſeiner
Kraft bewegte er den Stein von ſeiner Stelle und rollte ihn dann
mit verhältnismäßig leichter Mühe vor die Oeffnung, dieſe
dadurch ſo viel als möglich ſchließend. Jetzt war er ſozuſagen
von der Außenwelt abgeſchnitten; die Stimmen draußen, am
Rande der Schlucht konnte er nicht mehr vernehmen, doch dafür
durfte er ſich auch in Sicherheit und gerettet halten. Wurde der
Eingang der Höhle entdeckt, wagte ſich einer der Soldaten in
den Spalt, ſo mußte er raſch auf deſſen ſcheinbares Ende ſtoßen
und wieder umkehren. Müde warf Jean ſich jetzt auf den Bo=
den
, um in Ruhe das, was noch kommen würde, abzuwarten.
Der Landgraf hatte kaum den erſten reglementswidrigen
Trommelſchlag vernommen, als er, noch halb im Schlaf, ausrief:
Deſertiert! Der Tenfelskerl! und noch bevor ihm eine Mel=
dung
gemacht worden war, erging ſchon der Befehl an eine Pa=
trouille
, im Hauſe Schimmelpennigs nachzuſehen, ob dort alles
in Ordnung ſei. Raſch kleidete der Fürſt ſich an, und nachdem
ihm berichtet torden, daß es ſich wirklich um einen Deſerteur
handle, machte er ſelbſt ſich mit einigen Offizieren auf den Weg
nach der Wohnung des Korporals. Er war recht ärgerlich üben
den ſtarrköpfigen Burſchen, der wirklich ausgeführt hatte, womit
er gedroht, und was er nicht hatte laſſen können, den er jetzt zu
ein paar Gängen Spießruten verurteilen mußte zum warnenden
Exempel; denn daß der Deferteur entwiſchen könnte, kam ihm
nicht in den Sinn. Alle weiteren Meldungen ſollten nach
Schimmelpennigs Haus geſandt werden, ſo hatte der Fürſt be=
fohlen
, und in kurzen Pauſen folgten ihm denn auch die von den

Patrouillen abgeſandten Ordonnanzen, welche dem Landgrafen
faſt in jeder Gaſſe die gehorſamſte Meldung zu machen hatten,
daß man den Deſerteur bis jetzt noch immer nicht eingeſangen.
Bei dem Hauſe des Korporals angelangt, wurde dem Fürſien
ein Anblick, der ſeinen gerechten Zorn und Aerger bald in Heiter=
keit
verwandelt hätte, wenn die Sache nicht ſo gar ernſt geweſen
wäre. Der die Patronille kommandierende Unteroffizier hatte,
kaum dort angelangt, feſtgeſtellt, daß der neue lange Rekrut wirk=
lich
deſertiert ſei, als er die ganze Familie ohne Ausnahme als
Arreſtanten erklärte, um ſie ſofort in Arreſt zu führen. Nicht
einmal eine weitere Bekleidung wollte er den Armen geſtatten,
die durch die Entdeckung, daß der Zweibrücker Hans auf und
davon ſei, ſich wahrhaft unglücklich und vernichtet fühlten, das
Mädchen, die lange luſtige Marei, ausgenommen. Während der
alte Schimmelpennig fluchte und ſich die Haare ausgerauft
haben würde, wenn der feſtgewickelte Zopf dies nur einiger=
maßen
geſtattet hätte, lachte Marei und meinte, daß ſie nichts
für das Unglück könnten, denn ihr Haus ſei keine Kaſerne und
die Dachkammer kein Arreſtlokal, deſſen Fenſter mit Eiſenſtäben
verwahrt ſeien. Dieſe Einreden halfen nichts; der Unteroffizier,
die Schwere des Verbrechens, den Zorn des Landgrafen kennend,
wollte von keinen Milderungsgründen wiſſen, und wie ſie gingen
und ſtanden, wie ſie aus den Betten oder von ihrem Stroh auf=
geſprungen
, ſollten ſie ins Loch. Da ſtanden ſie nun, die ſieben
Schimmelpennige, Alt und Jung, der Korporal nur mit einem
Hemde und ſeinem Zopf bekleidet, welch’ letzteres Kleidungs=
ſtück
bei der Frau Schimmelpennigin durch eine Nachtmütze von
unnennbarer Form und Farbe erſetzt wurde. Nur Marei war
auffallenderweiſe in einem etwas vollſtändigeren Koſtüm, was
jedoch niemand in der allgemeinen Verwirrung zu beachten die
Zeit fand. Dafür ſahen die dier langen Jungen um ſo drouliger
aus, denn ſie waren ſeit Jahren aus dem einzigen Kleidungsſtück,
das ſie auf dem Leibe hatten, herausgewachſen, und dies ſchien
eher einer kurzen Jacke ähnlich als einem Hemde.
Als der Landgraf die ſieben Gefangenen erblickte, wie ſie
ſämtlich kerzengrad in Reih und Glied in ihrem, vollſtändig
ordonnanzwidrigen Koſtüm daſtanden, der Alte mit einer wahren
Jammermiene, die Schimmelpennigin züchtig verſchämt, da
konnte der Fürſt ſich trotz feines Zornes eines Lächelns nicht
erwehren und raſch kommandierte er die ganze Bande ins Haus,
bis auf den Vater, der über die Untat des Zweibrücker Hans
berichten ſoſlte.
Doch der alte Korporal termochte nichts zu berichten, denn
er war laut Reglement nach dem erſten Zapfenſtreich wie ge=
wöhnlich
eingeſchlafen, bis er plötzlich gegen das Regiement vor
dem Scharwachenmarſch höchſt unſanft geweikt worden war. Er
tußte nichts und ſchien noch dazu über das entſetzliche Unglück,
über die Schande, welche ihn und ſein Haus betroffen, den Kopf
vollftändig verloren zu haben.
(Fortſetzung folgt.)

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1922 eine Ermäßigung des Steuerabzugs vom
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gehöriger
im Sinne des § 47 des Einkommen=
teuergeſetzes
oder durch Anrechnung höherer
Werbungskoſten nach § 46 Abſ. 2 Ziffer 3 d
des Einkommenſteuergeſetzes in Anſpruch neh=
men
wollen, haben dahingehende Anträge bei
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31. März 1922 zu ſte len.
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bewußtes
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