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Nummer 318.
Honntag, den 27. November 1921
Einzelnummer 25 Pfg.
Wochenſchau.
Die Haupturzeln des Weltkrieges greifen bis in die Jahre
1894 und 1878 zurück. Es iſt bekannt, daß Bismarck als ehrlicher
Makler auf dem Berliner Kongreß Rußland vor den Kopf
ge=
ſtoßen hatte, indem er den Vorfrieden von San Stephano in
einer Weiſe korrigierte, die den Ruſſen und mit ihnen den
Pan=
lawiſten durchaus nicht gefiel. Gortſchakom zürnte in ſeiner
Eitelkeit ſeinem früheren Schüler in der Diplomarie, und
Ruß=
land nahm eine gereizte, deutſchfeindliche Geſinnung an. Aber
Bismarck, der mit drei, vier, fünf Kugeln zu ſpielen verſtand,
konnte ſich derartige Schachzüge ſchon erlauben. Der ruſſiſche
Nückverſicherungsvertrag, den er krz darauf ſo fein geſponnen
hatte, ſchützte Deutſchland auch vor panflawiſtiſcher Gefahr. Daß
ſpäter zwiſchen Berlin und Petersburg der Draht ganz
zer=
ſchnitten wurde, war nicht Bismarck Schuld, ſondern vollkommen
gegen ſeine Billigung. Die Nichterneuerung des
Rückverſiche=
rungsvertrages hat Rußland geradezu gewaltſam an Frankreichs
Seite gedräugt.
Deutſchland wurde unſillkürlich in die Jutereſſenſphäre des
ſernen Oſtens gedräugt. Dort war raſch eine junge Macht
auf=
geſtiegen, die den politiſchen und wirtſchaftlichen Wettlauf mit
den europüiſchen Großmächten und Nordamerika begann. Das
war Japan. Zunächſt ſuchte es feſten Boden in China zu faſſen,
ein Beſtreben, das einen Krieg zwiſchen den beiden gelben Raſſen
hervorrief. Der Frieden von Schimonoſeki ſuchte Japan in
Oſt=
aſien ſo zum Herrn zu maeßen. Rußlaud aber wollte nicht
dul=
den, daß der eisfreie Hafen Port Arthur in die Hände Japans
kam, da es ſelbſt im Stillen Ozean nach einem ſolchen ſuchte
(Wladiwoſtok pflegt ein halbes Jahr lang zugefroren zu ſein).
Außerdem aber war es gerade daran, ſeinen Rieſenplan der
ſtbiriſchen Eiſenbahn zur Ausführung zu bringen. Frankreich
ſchloß ſich Rußland als ſein Bundesgenoſſe an, ferner aber fühlte
es ſich als Schutzherr der katholiſchen Miſſionen in Aſien und
hätte abendrein noch eigene oſtaſiatiſche Intereſſen. Der Frie=
Zensvertrag von Schimonoſeki mußte alſo
nachträg=
lch zerriſſen werden. Und da leiſtete ſonderbarerweiſe das
nach=
bismarckſche Deutſchland dieſen beiden Staaten Helfersdienſte,
Man ſprach damals ganz offen von einem „oſtaſiatiſchen
Dreibund‟. Die Flotten der drei europäiſchen Großmächte
herſamnelten ſich mit drohender Geſte im Hafen von Tſchift
und zwangen Japan, Port Arthur und Liautong gegen 30
Mil=
honen Taels an China bedingungslos wieder zurückzugeben.
Aber gerade an dieſen beiden, durch das Kriegsglück eroberten
Orten lag Japan diel, da ſie den Slüſſel zum Golf von Petſchili
brkdeten. Das-Vorgehen der Franzoſen und Raſſen verſtand
Japan am Ende noch, nicht aber konnte es das Miteingreifen
Deutſchlands verzeihen. Seit jenen Tagen datiert der Groll
Fapans gegen Deutſchland, das gerade in ihm den beſten
Lehr=
meiſter und Freund geſehen hatte. Engliſche Politik war ſo
klutg, ſich nicht an dieſem Interventionsſpiel zu beteiligen, und
ſo ſtellte von nun an die japaniſche Politik ſich auf England ein
es kam das erſte Bündnis zuſtande, das England überhaupt
wieder ſeit 1854 ſchleß.
In jene Tage fällt auch das Eingreifen Nordamerikas in
die allgemeine Weltpolitik. Die Monroedoktrin ſtand von da an
mar noch auf dem Papier, und Theodor Rooſevelt wurde der
Führer einer weit ausgreifenden imperialiſtiſchen Politik. Als
die fremdenfeindliche Bewegung in China ſich feindſelig äußerte,
als die „Borer” ſo gewalttätig gegen die „weißen Teufel”
vor=
gingen und felbſt vor Geſandtenmorden nicht zurückſchreckten,
da griffen die fremden Mächte mit Gegengewalt ein. Der
deut=
ſche Generalfeldmarſchall Graf Walderſee wurde zum
Ober=
brfehlshaber eines internationalen Heeres ernannt. Dieſer
Ein=
miff der ziviliſierten Völker rüttelte China aus ſeinem Schlafe,
und es ging nun mit allem Ernſt an moderne Reformen. Die
ilte Mandſchudynaſtie wurde im Jahre 1911 geſtürzt, und China
wurde Republik. Ihr erſter Präſident war der chriſtliche Arzt
Zutnjatſin. Sie erſchloß ſich von nun an ganz der weiten Welt.
Es galt jetzt für die Großmächte, das neue Reich der Mitte
mög=
lichſt raſch und wirtſchaftlich auszubeuten, und die erſte Folge
Aavon war der ruſſiſch=japaniſche Krieg. Der
Frie=
den von Portsmouth, in dem Amerika zum erſten Male als
Schiedsrichter in der Weltpolitik auftrat, beendete ihn. Japan
vard zur Großmacht. China hörte auf, ein ſouveräner Staat
zu ſein. Es begann die ſcharfe Rivalität zwiſchen Japan und
Nordamerika in Oſtaſien. Nordamerika kämpfte für die „offene
Lür” und Japan um ſeine Hegemonie.
Auf der Waſhingtoner Konferenz hat nun China
Fierſucht, ſich von den fremden Feſſeln frei zu machen. Wer aber
Die neuen Beſchlüſſe von Waſhington prüft, der ſieht, daß es mit
Der garantierten Souveränität Chinas noch recht mäßig beſtellt
ſt. Die Pachtverträge der verſchiedenen Mächte ſollen
aufrecht=
rhalten bleiben. Die Mandſchurei, die Mongolei und
Schan=
ung bleiben in Japans und Hongkong und Weihaiwei in
Eng=
ands Händen. Auch die übrigen Stützpunkte der Großmächte
fleiben unberührt.
Japan hat alſo in Waſhinaton einen Sieg davongetragen,
ind China hat nur einen Scheinerfolg zu verzeichnen. Der
hineſiſche Geſandte Shi De=hara iſt wegen angeblicher „
Erkran=
ung” nicht wieder in Waſhington erſchienen.
In vierten Punkte der Entſchließung ſteht der Satz, daß
illen Nationen verboten wird, die Rechte anderer Länder auf
ehinas Boden zu beeinträchtigen oder zu Handlungen zu
er=
nutigen. Dieſer Satz gibt Japan vollkommene Aktionsfreiheit,
ins Deutſchen ſichert er aber die Gleichſtellung aller Mächte in
ehina zu. Das heißt, auch für Deutſchland iſt die volle Han
delsfreiheit in China anerkannt worden. Aber
bekannt=
ich geht Macht vor Recht. Denn was nützt Deutſchland dieſer
eſicherte Rechtsboden, wenn ſein Wirtſchaftsleben fyſtematiſch
*o ruiniert wird, daß es an einen wiederaufbauenden Handel
ar micht denken kann? Die deutſche Induſtrie iſt ganz
uf Friedensarbeit umgeſtellt. Die Zerſtörung der Deutſchen
Verke aber bedeutet wieder eine Vernichtung eines großen Teiles
er deutſchen Induſtrie, die Hunderttauſende von Arbeitern
brot=
os macht. Durch dieſe Kriegsführung nach dem Kriege iſt
deutſchland dem unvermeidlichen Bankrott preisgegeben. Der
eutſche Geſandte in Stockholm, Nadolny, prägte das richtige
zild, indem er bei der Fünfzigjahresfeier der Deutſchen
Geſell=
haft ausführte, daß, wenn Deutſchland auch die Flut bis zum
halſe reiche, ſie den anderen auch bereits über die Knie gehe.
die Welt kann nur gerettet werden, wenn dieſe Flut überhaupt
gedämmt wird. Wenn ſie weiter ſteigt, wird ſie auch den
eht ganz offen, daß der Bankrott Deutſchlands ganz Eurot
ſeffen werde. Und Nitti ſprach ſich bekanntlich in ähnlichem
Sinne aus. Ein weiteres Steigen der Not in Deutſchland wird
die bolſchewiſtiſche Welle emportragen. Sturmzeichen ſind genug
vorhanden. Nur ein geſundes Deutſchland iſt der Grundſtein
um Wiederaufbau des zerrütteten Weltwirtſchaftsgebändes.
C. II.
Oerters Glück und Ende.
m. Berlin, 25. Nob. Die Miniſterpräſidentſchaft des
Un=
abhängigen Sepp Oerter in Braunſchweig hat jetzt ein
un=
rühnnliches Ende g=funden. Oerter hat nach Bekanntwerden einer
für ihn höchſt kompromittierenden Angelegenheit in der
Don=
nerstagsſitzung des braunſchweigiſchen Landtages ſowohl ſeinen
Rücktritt als Miniſterpräſident erklärt, wie ſein Amt als
Land=
tagsabgeordneter niedergelegt. Ihr Wunſch”, ſo rief er den
an=
deren Parteien zu, „iſt damit erfüllt. Das, was Sie ſchon lange
erſtrebten, iſt Ihnen endlich gelungen.‟ Dieſe ſtolze Poſe ſoll
nur verſchleiern, daß in Wirklichteit Sepp Oerters politiſche
Laufbahn zu Ende iſt, und zwar nicht aus politiſchen, ſondern
allein aus perſönlichen Gründen.
Sepp Oerter gehört zu den Menſchen, die durch die
Rebo=
lution völlig aus dem Gleichgewicht gebracht und zu einer Höhe
emporgehoben wurden, für die weder ihre Jutelligenz noch ihr
Charakter ausreichen. Oerter ſtammt aus Fürth, wo er 1870
ge=
boren wurde, beſuchte dort die Realſchule und erlernte dann das
Buchbinderhandwerk. Anfaug der 90er Jahre ſchloß er ſich dem
Anarchismus an, hielt ſich einige Jahre in Amerika auf und
nahm nach ſeiner Rückkehr in Duisburg Wohnung. Seine
Be=
tätigung als Anarchiſt brachte ihn oft mit Polizei und Gericht
in Konflikt, und er erhielt mehrſach wegen des Vertriebes
ver=
botener Schriften lange Gefängnisſtrafen. Im Jahre 1893 würde
er vom Schwurgericht Duisburg wegen Dynamitverbrechens zu
acht Jahren Zuchthausverurteilt. Zwei Poſtpakete,
die er abgeſandt hatte, hatten den Empfänger nicht erreicht,
ſon=
dern waren zurückgekommen. Sie wurden amtlich geöffnet und
enthielten Sprengſtoffe und anarchiſtiſche Schriften.
Dieſe acht Jahre hat Oerter vollſtändig verbüßt und wurde
erſt 1901 wieder entlaſſen. Der anarchiſtiſchen Bewegung kehrte
er nun den Rücken und ſchloß ſich der Sozialdemokratie an, wo er
der Radikalſten einer war. Aber er hielt ſich die ganzen
Jahre=
hindurch beſcheiden im Hintergrund, bis die Umwälzung im
No=
vember aus dem Redakteur des ſozialdemokratiſchen
Braun=
ſchiveiger Blattes zunächſt den Vorſitzenden des Arbeiter= und
Soldatenrats und dann den Kultusmimiſter machte. Die kurze
Räteherrlichkeit in Braunſchweig mit dem Schneider Auguſt
Merges als Miniſterpräſidenten und der Waſchfrau Faßhauer
als Kultusminiſter war vorbei und Oerter wurde nun
Kultus=
miniſter und Miniſterpräſident zugleich. Der Aufſtieg
war für ihn verbunden mit einem moraliſchen Abſtieg. Vom
erſten Tage ſeiner Miniſterſchaft ſetzte er ſich perſönlichen
An=
griffen, ſogar Angriffen ehrenrühriger Art aus. Bei dieſen
An=
griffen war die politiſche Betätigung Oerters als Unabhängiger
nicht einmal das treibende Motiv, denn die anderen
unabhängi=
gen Miniſter ließ man in Ruhe. Aber Braunſchweig bäumte ſich
dagegen auf, von einem Manne regiert zu werden, von dem
jedermaun allerlei wußte.
Sepp Oerter, der den politiſchen Kampf ſo ſkrupellos und
demagogiſch wie möglich führte, ſpielte als Miniſterpräſident den
Grandſeigneur. Die Eiſenbahn verſchmähte er ſtolz, ſie war ihm
nicht mehr fein genug, er fuhr lieber Auto durch „ſein Land”, die
als Dienſtreiſen durch den braunſchweigiſchen Harz galten und
natürlich im Lande unliebſames Aufſehen erregten. Auch nach
Berlin fuhr Oerter meiſt im Auto, natürlich ftets auf
Staats=
koſten, ſogar in einem recht ſchönen Wagen, deſſen Ausſtattung
Aufſehen erregte, wenn er unterwegs ſtundenlang vor den
vor=
nehmſten Weinlokalen hielt. Auch das mißfiel. Im
braun=
ſchweigiſchen Landtag löſte das herriſche Auftreten Oerters nicht
nur bei den bürgerlichen Parteien ſteigenden Widerſpruch aus.
Das Bild über Oerters Charakter rundete ſich ab, als bekaunt
wurde, daß er und ſein unabhängiger Miniſterkollege Junke aus
den Beſtänden des braunſchweigiſchen Staates Porzellane zu
einem Preiſe „gekauft” hatten, der weit unter dem Tagespreis
lag. Als die Sache ruchbar wurde, gab Oerter das Porzellan
ſchnell zurück, beſtätigte damit aber zugleich die Bedenklichkeit
dieſes Geſchäftes. Und daun kam die Geſchichte mit dem
Hypno=
tiſeur und Varieté=Vortragskünſtler Otto Schleſinger, die
Oerter jetzt den Hals brach.
Otto Schleſinger, in Varieté= und Kabarettkreiſem unter dem
Namen „Otto Otto” bekanat, war von Oerter nach Blankenburg
gerufen worden, um dort eine „Schule für wiſſenſchaftliche
Pſychotherapie zu eröffnen und hatte den Titel als Profeſſor
erhalten. So wurde vom Abend zum Morgen aus dem
Varieté=
künſtler ein Profeſſor, von dem in dem Organ der Aerztekammer
der Provinz Sachſen ſpäter erzühlt wurde, wie er in einem
lan=
gen weißen Arztmautel Viſiten machte. Das Geſchäft der neuen
„Otto Otto=Kuranſtalten” ging gut, weniger gut ging es den
Patienten. Sie mußten bezahlen, aber der Erfolg blieb aus.
Und eines Tages geriet auch Otto Otto mit Sepp Oerter in
Kon=
flikt, veranſtaltete in Blankenburg Verſammlungen gegen ihn
und telegraphierte: „Seinerzeit von Ihnen verliehenen
Profeſ=
ſorentitel ſtelle Ihnen hiermit zur Verfügung. Verzichte
frei=
willig.”
Damit war die Autraktion für Blankenburg zunichte
gewor=
den. Aber ſelbſt das hätte noch nicht ausgereicht, um dieſer
un=
möglichen Miniſterpräſidentſchaft ein Ende zu machen, wenn
nicht noch etwas hinzugekommen wäre. Oerter hatte ſich
unmit=
telbar nach Verleihung des Profeſſorentitels von Otto Otto
zwei=
mal je 10 000 Markgebörgt und hat dieſes Geld bis heute
noch nicht zurückgezahlt. Weiter hat/ Oerter, als er mit Otto
Otto noch auf freundſchaftlichem Fuße ſtand, dieſem angeboten,
ihn als Impreſario für einige hundert Pfund
Ster=
ling auf einer Tournee mit nach England zu nehmen. In einem
Brief, der am Donnerstag im braunſchreigiſchen Landtag
ver=
leſen und in der Preſſe bereits veröffentlicht wurde, ſchreibt
Oerter ſogar, daß die Ausnutzung ſeiner Miniſterſchaft zu
Re=
klamezwecken ſicher dazu beitragen würde, daß bei der Sache
möglichſt viel Geld herausſpringt. Man ſieht, daß Oerter für
kapitaliſtiſche Gedankengänge durchaus empfänglich iſt.
Im Landtage ſagte der Abgeordnete Kaeſer, daß
Rein=
lichkeitsrückſichten nun endlich dazu führen müß, Oerter zu
beſeitigen. Oerter ſei ein Schädling und müßte lie jeder
Be=
amte, gegen den ein Diſziplinarverfahren eröffnet wird, bis zur
Beendigung des Verfahrens vom Dienſt ſuſpendiert werden. Die
Unabhängigen heantragten Unterbrechung der Sitzung, damit
den Fraktionen Gelegenheit gegeben ſei, zu. der Angelegenheit
Stellung zu nehmen.
Nach Wiedereröffnung der Sitzung erllärte Miniſterpräſident
Oerter, daß alle von Otto Schleſinger, genannt Otto Otto,
er=
hobenen Angriffe unbegründet wären, daß er von Otto Otto
kein Geld bekomimen und auh fonſt mit Otto Otto nichts weiter
zit tun gehabt hätte. Den Brief, gab er zu, allerdings
ge=
ſchrieben zu haben, und zwar, als er „ſeines Miniſteramtes
einmal überdrüſſig” geweſen ſei. Er habe geglaubt, ſo auf „
au=
ſtändige Art” einige hundert Pfund Sterling verdienen zu
kön=
nen. Eine Sufpendierung bis zum Abſchluß des
Diſziplinar=
verfahrens lehnte Oerter ab; ſo gehe die Sache nicht. Er ſei
durch das Vertrauen ſeiner Partei auf dieſen Poſten geſtellt
wor=
den und erde erſt zurücktreten, wenn er dieſes Vertrauen uicht
mehr habe.
Dieſe Erklärung rief lebhaften Widerſpruch hervor, zumal
Oerter vor einigen Tagen in Blankenburg, wo er Otto Otto in
einer Verſammlung Auge in Auge gegeni, eitrat, hatte zugeben
müſſen, daß er die beiden Darlehen erhalten habe. Die
Debatte endeie mit der Rücktrittserklärung Oerters. Die
Unab=
hängigen billigten dieſe Rücktrittserklärung und wünſchen
Be=
ſchleunigung der gerichtlichen Klarſtellung.
Wer Oerter kennt, weiß, daß er ſich mit Händen und Füßen
gegen den Rücktritt geſträuht hätte, wenn die Sache Otto Otto
ſo ſauber wäre, wie ſie eben nicht iſt. Es war ein Fehler, einen
ſolchen Mann zum Miniſtergräſidenten zu machen, ein noch
grö=
ßerer Fehler war es, ihn aus parteipolitiſchen Intereſſen ſö lange
zu halten, obwohl ſchon viel gegen ihn vorlag. Das aber iſt die
Schuld der Unabhängigen, die jetzt unter den Folgen der
Bloß=
ſtellung eines ihrer Führer mitleiden müſſen.
Die Waſhingtoner Konferenz.
Eine zweite Konferenz.
wil. Berlin, 26. Nov. Der Wafhingtoner Berichterſtatter
des B. T. meldet: Die Amerikaner bereiten eine neue
Senſation vor: die Kriegsſchuld der Alliierten ſoll
auf die Hälfte herabgeſetzi ſerden, wenn die
Dele=
gationen dem Hughesſchen Abrüſtungsplan ihre Zuſtimmung
geben. Ob dieſe Frage auf der offiziellen Konferenz erörtert, ob
ſie in den Kommiſſionen aufgerollt oder auf dem Wege
altdiplo=
matiſcher Geheimverhandlungen behandelt wird, ſteht noch nicht
feſt. Die Erlaſſung der Hälſte der Kriegsſchulden iſt der ſtärkſte
Köder für die Mächte. Kein Zweifel herrſcht darüber, daß ſie
anbeißen. Nun hat aber Hughes wiederholt erklärt, daß die
Frage der Kriegsſchulden nicht auf die Tagesordnung der
Kon=
ferenz kommen ſoll. Eine zweite Konferenz, von der man
ſchon ſeit zwei Wochen in dunklen Andeutungen ſpricht, ſoll alle
Finanzfragen löſen und die Valutaprobleme Europas,
deren Erſchütterungen auah auf das amerikaniſche
Wirtſchafts=
leben übergreifen, ſanieren.
Zu dieſer zweiten Konferenz, die wieder in Waſhington tagen
wird, wird auch Deutſchland eingeladen werden. Damit
hat Amerika ſeinen letzten Trumpf ausgeſpielt. Aber ſchließlich
iſt die Waſhingtoner Konferenz kein Parlament, in dem nach
dem Majoritätspyinzip abgeſtimmt wird. Das Veto einer
ein=
zigen Macht kann die Entſcheidung der großen Mächte umſtoßen.
So hat Briand eim:nal den Landabrüſtungsvorſchlag zum
Schei=
tern gebracht. Japans Anſprüche würden genügen, um dem
Abrüſtungsplan von Hughes den Charakter eines
internatio=
nalen Vertrages zu nehmen. Was übrig bleibt, iſt eine farbloſe
Reſolution, die nur eine geringe Durchſchlagskraft beſitzen kann.
Dadurch würde aber Japans Ifolierung vollendet ſein. Das
wiſſen die Japaner und geben auch unverhohlen zu, daß ſie ſich
mit dieſer Tatſache abfinden. Admiral Kato telegraphierte nach
Tokio, daß er den Kampf um das Flotteneinheitsverhältwis
10:10:7 aufgebe und daß die weitere Beteiligung Japans
kei=
nen Zweck habe, wenn nicht der Status auo ante als Grundſatz
der Abrüſtung angenommen wird. Harding iſt bekanntlich für
das Verhältnis 5:5:3 und das iſt umgerechnet 10:10:6.
Die=
ſer eine Punkt bleibt ſtrittig. Aber auch die Zugeſtändniſſe
Ame=
rikas in China konnten Japan nicht umſtimmen, da ihm
Schan=
tung, Kiautſchau und ſeine Beſitzungen in der Mandſchurei nur
mit Gewalt entriſſen werden können. Es fieht in China und
der Sowjetrepublik des fernen Oſtens keine gefährlichen Gegner
und will ſich nicht von der einzigen Macht, die es zu fürchten
hat, Amerika, entvaffnen laſſen. Die Folge wäre eine
Weiter=
rüftung bis zur Erſchöpfung.
Paris 26. Nov. (Wolff.) Die Chicago Tribune beſtätigt
aus Neit=York, daß die Vereinigten Staaten, falls die
Waſhing=
toner Kouferenz cinen erfolgreichen Abſchluß finde, geneigt ſeien,
eine zſpeite Konferenz einzuberufen, auf der von ſeiten
der Vereinigten Staaten eine Herabfetzung der alliierten
Schul=
den um 50 Prozent vorgeſchlagen werden ſolle. Vorausſetzung
ſei, daß England ſeine Guthaben in gleicher Weiſe herabſetze.
Präſident Harding hoffe, daß dieſer neue Vorſchlag Erfolg
haben werde.
Schluß der Landabrüſtungskomüdie.
London 26. Nov. (Wolff.) Daily Chronicle meldet aus
Waſhington, Briand habe ſein Ziel erreicht: die
Ab=
rüſtungskonferenz habe die Frage der Einſchränkung der
Heere beifeite geſtellt. Der italieniſche Delegierte
Schanzer erklärte in der Sitzung des Abrüſtungsausſchuſſes am
Mittwoch morgen die ziemlich draſtiſch berlief und die ſicherlich
ſeit Eröffnung der Konferenz die freimütigſte war, die
Waſhing=
toner Konferenz dürfe die Frage der Rüſtungen zu Lande micht
beiſeite ſtellen. Italien habe abgerüſtet, die öſterreichiſchen
Nach=
folgeſtaaten und andere neue Staaten, insbeſondere Polen und
Griechenland, ſeien jedoch bis an die Zähne bewaffnet und
ver=
fügten über verhältnismäßig große Heere. Die franzöſiſchen
Delegierten traten jedoch dafür ein, daß die Konferenz die Frage
der Rüſtungen zu Lande wicht in Angriff nehme und erklärten,
angeſichts der beſonderen Lage Frankreichs, wie ſie Briand am
letzten Montag dargelegt habe, würde jeder beſondere Vorſchlag
durch die Kommiſſion ein Fehler ſein. Balfour ſoll bemerkt
haben, daß Großbritannien der Frage der Rüſtungen zu Lande
in Europa nicht gleichgültig gegenüberſtehen könne.
Briands heuchleriſche Geſte.
* Briand hat am Freitag mittag an Bord des
Ozean=
dampfers „Paris” Neu=York verlaſſen. Beim Beſteigen
des Schiffes ſagte Briand, Frankreich habe eine viel größere
Herabſetzung ſeines Heeres und ſeiner Marine vorgenommen,
als irgendein anderes Volk, und ſein Verdienſt ſei um ſo
grö=
ßer, weil es einer nicht geringen Gefahr ausgeſetzt ſei. Die
eng=
liſchen Freunde müßten anerkennen, daß die deutſche Flotte auf
dem Meeresgrunde ruhe und infolgedeſſen keine Bedrohung mehr
für England darſtelle, während ſieben Millionen bewaffnete
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. November 1921.
Mummer 318.
deutſche Männer immer leben und verfügbar ſeien. Das ſei eine
Totſache, über die ſich Frankreich Rechenſchaft abgeben und die
es in Betracht ziehen müſſe. Er habe feſtgeſtellt, daß er dem
amerikaniſchen Volke nur offen die Lage darzuſtellen brauche
um von ihm und der Welt verſtanden zu werden. Das geſtatte
ihm, mit ruhigem Gewiſſen und dem Frieden im Herzen nach
Frankreich zurückzukehren.
Die Mißſtimmung in England über
Briands Rede.
Paris, 25. Nov. (Wolff.) Der Eindruck, den die
Rede Briands von vorigen Montag über die Abrüſtung
Frankreichs zu Lande in der engliſchen Oeffentlichkeit
und in den britiſchen Regierungskreiſen hervorgerufen hat, iſt
nach dem Londoner Korreſpondenten des Temps durch die
Prü=
fung des bollen Wortlautes in völlig ungünſtigem Sinne
umgeſchlagen. Der Korreſpondent glaubt zu wiſſen, daß das
Kabinett die Erklärungen Briands ziemlich lange erörtert habe,
und daß Lord Curzon ſeine geſtrige Rede, in der er Frankreich
gewiſſermaßen verwarnt habe, nicht ohne Zuſtimmung ſeiner
Kollegen gehalten habe. Es heißt, Lloyd George wünſche ganz
beſonders, Briand ſofort bei ſeiner Rückkehr von Waſhington
zu ſehen. Da er andererſeits gerne den letzten Sitzungen für die
Einſchränkung der Rüſtungen beiwohnen möchte, werde er ſeine
Abreiſe auf einen Tag in der erſten Dezemberhälfte anſetzen. Der
Korreſpondent glaubt, die Verſtimmung in England
zum Teile durch die franzöſiſch=englifche Spannung erklären zu
können, die durch den Abſchluß des Abkommens von Angora
entſtanden iſt. Dieſe Tatſache habe den Glauben erweckt,
Frauk=
veich trage ſich mit dem Gedauken einer unabhängigen Politik
des Verfolgens gewiſſer Vorteile.
Die chineſiſche Frage.
Waſhington, 25. Nob. (Havas.) Nachdenn die
chine=
ſiſche Delegation auf einer Sitzung des Ausſchuſſes für
die Frage des fernen Oſtens ein ausführliches Expoſé über die
Lage in China mit Bezux auf das Recht der Exterritorialität
unterbreitet hat, hat der Ausſchuß ſich grundſätzlich für den
Ver=
zicht auf das Recht der Exterritorialität ausgeſprochen und den
Senätor Lodge zum Präſidenten eines Unterausſchuſſes ernannt,
der einen Bericht über dieſe Frage vorlegen ſoll. Die Vertreter
der Mächte follen einſtimmig der Anſicht geweſen ſein, daß der
Standpunkt Chinas durchaus berechtigt iſt.
London 26. Nov. (Wolff.) Reuter berichtet aus
Wa=
ſhington, der Unterausſchuß under Senator Lodge, der von dem
Ausſchuß der Konferenz für den fernen Oſten ernanut
wurde, um ſich mit der Frage der Exterritorialität in China zu
befaſſen, beabſichtige, wie verlautet, den Entwurf einer
Entſchlie=
ßung betreffs Emennung einer internationalen
Kom=
mifſion von Juriſten, die ſich nach China begeben ſoll,
um das chineſiſche Rechtsſyſtem zu underſuchen und feſtzuſtellen,
ob dieſes Syſtem genügend forrgeſchritten ſei, um die
Beendi=
gung der exterritorialen Rechte der Ausländer zu rechtfertigen.
Einladung Deutſchlands und Rußlands?
London, 26 Nov (Wolff.) Daily Expreß berichtet aus
Waſhington, Präſident Harding habe geſtern nachmittag
an=
gedeutet, daß Deutſchland vielleicht zur
Abrüſtungskonfe=
renz vor ihrer Vertagung eingeladen werden wird. Es werde
auch vorgeſchlagen, daß Rußland ebenfalls eingeladen werde.
Dies werde angeſehen als Antwort des Präſidenten Harding auf
die Rede Briands, der das große franzöſiſche Heer mit der
deut=
ſchen und ruſſiſchen Gefahr begründete.
Eine Exchange=Meldung aus Waſhington beſagt, daß das
Weiße Haus ſehr für eine Einladung an Deutſchland und
Ruß=
land und möglicherweiſe auch an andere Nationen vor
Ver=
tagung der Konferenz einrritt. Es wird mitgeteilt, daß die jetzt
vertretenen Länder es für wünſchenswert halten, daß
Deutſch=
land und Rußland, ſowie auch andere Länder die Beſchlüſſe der
Konferenz ſanktionierten.
Die deutſch=polniſche Konferenz in Genf.
Genf. 25. Nob. (Wolff.) Die deutſch=polniſche
Konferenz erledigte heute die wpeſentlichen vorläufigen
Auf=
gaben, d. h. die endgültige Aufſtellung des Arbeitsplanes,
und kam dabei zu dem von deutſcher Seite befürworteten
Be=
ſchluß, daß Unterausſchüſſe Sitzungen in Oberſchleſien abhalten
ſollen. Elf Unterausſchüſſe werden ſich in folgende Aufgaben
teilen: Eiſenbahnweſen, die Elektrizität= und Waſſerfrage, die
Währungsfrage, das Poſt=, Telegraphen=, Telephon= und
Zoll=
weſen, Kohle, Bergwerksprodukte, Arbeitgeber= und
Arbeit=
nehmerverbänd=, ſoziale Verſicherung, Grenzverkehr,
Geſetz=
gebung, Privatrechte, Nationalität, Wohnungsfrage, Schutz der
Minderheiten. Alle dieſe Kommiſſionen treten am 9. Dezember
in Oberſchleſien zuſammen mit Ausnahme der Kommiſſſion für
den Schutz der Minderheiten, die nach Genf berufen wird.
Spä=
ter ſoll noch eine Unterkommiſſion berufen werden, welche die
Funktionen der gemiſchten Kommiſſion, das Schiedsgericht und
die anderen zwiſchenſtaatlichen Organe zu prüfen und die
Aus=
führung des Abkommens zu ſichern hat. Vorausſichtlich wird
dieſe auch in Genf tagen. In den Ausſchüſſen führt abwechſelnd
ein Deutſcher und ein Pole den Vorſitz. Es wird Sorge getragen,
daß der Präſident Calonder über die Arbeiten der Ausſchüſſe auf
dem Laufenden bleibt. Sie ſollen die Arbeiten ſo früh
fertig=
ſtellen, daß am 15. Januar die Geſamtkonferenz der
Regie=
rungsbevollmächtigten wieder in Genf zu einer zweiten Tagung
zuſammenkommen könne. Die deutſchen und polniſchen
Bevoll=
mächtigten werden dann dem Präſidenten Vorſchläge
unterbrei=
ten. Wie ein kurze abends von der Konferenz abgegebene
Mit=
teilung feſtſtellt, wird der Text des Abkommens dann
gemeinſam von beiden Vertretungen mit dem Präſidenten
Ca=
londer aufgeſtellt, wobei der Präſident darüber zu wachen hat,
daß dieſer Text dem Beſchluß der alliierten Mächte entſpricht.
Im Falle einer Uneinigkeit zwiſchen beiden Parteien ſoll der
Präſident ſelbſt den endgültigen Text feſtlegen. Damit hätte die
Konſerenz die wichtigſten Arbeiten abgeſchloſſen. Sie wird daher
nur noch am Samstag vormittag 11 Uhr zu einer Schlußſitzung
zuſammentreten, in der allerdings jedenfalls noch einige
Einzel=
fragen erörtert werden können. Dann wird ſie ſich ſofort bis
15. Januar vertagen, was natürlich nicht ausſchließt, daß die
Zuſammenkunft nach Genf früher anberaumt werden kann. Die
deutſche Abordnung fährt am Samstag gleich nach der Sitzung
nach Deutſchland zurück.
Reichswirtſchaftsrat und Kreditaktion.
* Berlin, 25. Nov. Der Reparationsausſchuß
des Reichswirtſchaftsrates befaßte ſich heute erneut
mit der Kreditaktion der Induſtrie und faßte nach längerer
Er=
örterung folgenden Beſchluß: Der Reparationsausſchuß drückt
die Meinung aus, daß die unverzügliche
Durchfüh=
rung der Kreditaktion auf Grund des Beſchluſſes der
Vollverſammlung des Reichswirtſchaftsrates am 4. November
1921 eine Lebensnotwendigkeit für Deutſchland iſt. Entſchloſſene
Maßnahmen gegen die innere Defizitwirtſchaft im Reiche und
beſonders bei den Reichsverkehrsbetrieben ſind daneben mit
größter Beſchleunigung in die Wege zu leiten. Dagegen lehnt
der Reparationsausſchuß die Verquickung dieſer und anderer
als Bedingung geſtellten Forderungen mit der Frage der
Kredit=
aktion ab. Der Geſetzentwurf für eine Kreditvereinigung der
deutſchen Gewerbe wurde darauf dem Arbeitsausſchuß zur
er=
neuten Behandlung überwieſen.
Die Verhandlungen Stinnes’ in London.
wd. Bexlin, 26. Nov. Der Lokalanzeiger meldet: In
in=
duſtriellen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß Hugo Stinnes
ſeit geſtern wieder auf deutſchem Boden ſich befinde. Er iſt
je=
doch nicht nach Berlin, ſondern divekt nach Mülheim a. d. Ruhr
gereiſt. Wie wir weiter erfahren, hat ſich Geheimrat Bücher
vom Reichsverband der Deutſchen Induſtrie gleichfalls nach
Mül=
heim begeben, um dort mit Stinnes eine Ausſprache über
Lon=
don zu haben. Stinnes beabſichtigt vorerſt nicht nach Berlin zu
komnten und es wird mitgeteilt, daß Stinnes auf Grund von
früheren Vereinbarungen mit Lloyd George England
auf=
geſucht hat. In induſtviellen Kreiſen iſt man der Ueberzeugung,
daß der Induſtrielle mt dem engliſchen Premier eine Zuſam
menkunft zwiſchen Samstag und Sonntag auf deſſen Land
ſitz gehabt habe.
Weitere Enthüllungen über den kommuniſtiſchen
Märzaufſtand.
* Der Vorwärts ſetzt die Veröffentlichung der
kommuniſtiſchen Geheimberichte über den
März=
aufſtand fort. In einem Berichte des Kommuniſten Schmidt
an die Zentrale heißt es, daß am Karfreitag in einer Sitzung
der kommuniſtiſchen Führer im „Dresdener Hof” in Halle die
Parole ausgegeben wurde: Provozieren um jeden Preis! Stürzt
Straßenbahnwagen um! Schmeißt Handgranaten! Als Beweis,
wie die mitteldeutſchen Komnntniſten von der Berliner Zentrale
belogen worden ſind, führt Schmidt an, daß ſie Berichte über die
Lage im Reich bekamen, die außerordentlich günſtig waren.
Ber=
lin ſollte im Generalſtreik ſich befunden haben, Leipzig, das
Ruhrgebiet und ſelbſt Nordbahern ſollten damit angefangen
haben. In Wirklichkeit war niegends an einen Generalſtreik zu
denken. Der Vorwärts teilt weiter mit, daß auf Grund des von
ihm mitgeteilten Materials Strafverfahren eingeleitet worden ſei.
Berlin 26. Nov. (Wolff.) Von zuſtändiger Seite wird
beſtätgt, daß gegen die durch die vom Vorwärts
veröf=
fentlichten kommuniſtiſchen Geheimberichte über
den Märzaufſtand belaſteten Perſonen das Strafverfahren
eingeleitet wurde. Das Material, das ſich bereits ſeit Juli in
den Händen des preußiſchen Staatskommiſſars für die öffentliche
Ordnung befindet, war bisher nicht veröffentlicht worden, da
die Vorunterſuchung gegen die betreffenden Perſonen noch nicht
abgeſchloſſen war.
Die neue Abſtimmungskomödie.
wd. Wien, 25. Nov. Im Burgenland, wo es in den
nächſten Tagen zur Abſtimmung kommt, ſcheinen ſich
die=
ſelben Ereigniſſe wiederholen zu wollen, wie in
Oberſchle=
ſien in der Zeit vor der Abſtinmung. Aus dem beſetzten
Bur=
genland kommen immer mehr Mitteilungen, die einen
furcht=
baren Bandenterror beſtätigen. Deutſche Verſammlungen,
die dort abgehalten werden, betonen die Notwendigkeit der
Ge=
winmng Oedenburgs. Das befreite Burgenland iſt durchaus
für Deutſchöſterreich. Durch Erklärungen des Sekretärs
Oſten=
burgs, Szemkovits, iſt die Unterſtützung der Bandenbewegung
durch die Budapeſter Regierung feſtgeſtellt. Die maghariſchen
Abſtimmungsliſten ſind faſt fertig. Der deutſchen Propaganda
wird die Ausfolgung der Wahlliſten von 1920 verweigert. 700
Hochſchüler aus Schemnitz ſind in die Oedenburger Liſten
ein=
getragen.
Der Vertrag von Angora.
London, 25. Nov. (Wolff.) Havas. Die Note der
engliſchen Regierung an die franzöſiſche
Re=
gierung iſt von dem engliſchen Kabinett gewehmigt worden.
Sie wird der franzöſiſchen Regierung wahrſcheinlich morgen
vor=
mittag zugeſtellt werden. In Abwartung der Verhandlungen
der durch den Vertrag von Angora hervongerufenen
Mei=
nungsverſchiedenheiten hat die britiſche Regierung Maßnahmen
getroffen, um ihre Intereſſen in Kleinaſien wahrzunehmen, und
hat zu dieſem Zweck beſchloſſen, ein Kriegsſchiff nach Meſſiua zu
entſenden.
London, 26. Nov. (Wolff.) Die Morning Poſt ſchreibt:
Die Antwort der britiſchen Regierung auf die letzte
franzöſiſche Note betreffend Arngora wurde geſtern abend
nach Paris abgeſandt. In britiſchen amtlichen Kreiſen bleibt
man dabei, daß, wenn die franzöſiſche Regierung nicht einen
kla=
ren Beweis und die Abſicht ablege, die Enteine unverſehrt
zu=
erhalten, jede Nation gezwungen ſein werde, ihren eigenen Weg
zu gehen.
Italieniſche Kundgebungen gegen Frankreich.
Turin, 25. Nob. (Wolff.) Etwa 100 Studenten,
die=
durch die von einigen Zeitungen verbreiteten Nachrichten über
die angeblichen Aeußerungen Briands erregt waren, drangen.
heute morgen in die Räume des franzöfiſchen
Konſu=
lats ein und beſchädigten Möbel und Fenſterſcheiben. Die auf
Laſtwagen herangebrachte Polizei zerſtreute die Studenten. Der
Polizeipräſident hat nach einer ſofortigen Unterſuchuug, durch
welche eine Nachläſſigkeit von ſeiten des Diſtriktskommiſſars, im
deſſen Bereich ſich das Konſulat befindet, feſtgeſtellt wurde, den
Kommäſſar auf unbeſtimmte Zeit ſeines Amtes enthoben.
Paris, 25. Nov. (Wolff.) Der zeitweilige
Miniſterpräſi=
dent Bonnevay hat heute abend den italieniſchen
Bot=
ſchafter Grafen Bonin Longare empfangen und ſich mit ihm
über die falſchen Meldungen unterhalten, die von einigen
italie=
niſchen Blättern über die Konferenz von Waſhington
veröffent=
licht wurden, ſowie über die Zwiſchenfälle in Turin,
die dadurch veranlaßt worden ſind. Ohne Inſtruktionen ſeiner
Regierung abzuwarten, hat Graf Bonin Longare dem
Miniſter=
präſidenten ſein lebhaftes Bedauern über dieſe peinlichen
Zwi=
ſchenfälle ausgedrückt. Bonnevay erklärte, daß er erwarte, daß
die italieniſche Regierung die durch die Zwiſchenfälle gebotenen
Maßnahmen ergreife.
Rom, 26. Nov. (Havas.) In Beantwortung einer A. rage
über den angeblichen Vorfall auf der
Waſhing=
toner Konferenz ſagte der Miniſter des Aeußern in der
Kammer: Ich ergreife das Wort nicht, um den angeblichen
Zwi=
ſchenfall aufzuhellen, der nach den Depeſchen Schanzers ſich nicht
zugetragen hat, ſondern um hervorzuheben, und zwar in meiner
Eigenſchaft als Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten, daß
es häufig auf ungenaue Angaben hint — die nicht ausſchließlich
Frankreich betreffen — gelingt, indem das patriotiſche Gefühl des
italieniſchen Volkes erregt wird, in der Oeffentlichkeit eine durch
die Tatſache nicht gerechtfertigte Unruhe zu verbreiten. Der
Miniſter fügte hinzu, daß einige Zeitungen eine vollftändig
un=
richtige Verſion der angeblichen Zwiſchenfälle veröffentlicht
hät=
ten, die ſich in einer der letzten Sitzungen des Ausſchuſſes für die
Einſchränkung der Rüſtungen bei der Konferenz in Waſhington
zugetragen haben ſollen.
* Kleine politiſche Nachrichten. Die wirtſchaftliche Tageszeitung La
Journée Induſtrielle berichtet, daß Miniſter Loucheur erklärt habe, der
in Wiesbaden unterzeichnete Vertrag könne früheſtens
im März oder April kommenden Jahres, nachdem er die Zuſtimmung
der Alliierten gefunden habe, in Kraft treten. Der Miniſter gab zu, daß
Zollſchwierigkeiten beſtänden, die erſt noch geregelt werden müßten. —
Wie die Handelskammer Mainz mitteilt, iſt nach einer dem
Reichskom=
miſſar für die befetzten rheiniſchen Gebiete zugegangenen Note der
Interalliierten, Rheinlandskommiſſion nunmehr zweifelsfrei klargeſtellt,
daß auch im beſetzten rheiniſchen Gebiete die Erhebung beſonderer
Zu=
ſchläge bei Verkäufen an Ausländer zuläſſig iſt, ſoweit es
ſich nicht um Angehörige der alliierten Armeen und der
Rheinlands=
kommiſſion handelt und um zugeteilte Perſonen und Familienangehörige.
die ſich als ſolche ausweiſen. — Der Bayeriſche Landtag hat den Antrag.
der Regierung auf Beteiligung des bayeriſchen Staates an der Rhein=
Main=Donau=Aktiengeſellſchaft genehmigt, und zwar mit=
Stammaktien im Betrage von 240 Millionen Mark. Der Antrag der,
U. S. P. D. auf Teilnahme des Landtags als Körperſchaft am
Aufſichts=
rat des Unternehmens wurde abgelehnt. — Asquith erklärte in einer
Rede, die Wiederherſtellung Europas ſei nur möglich,
wenn drei Maßnahmen getroffen würden: 1. die Reviſion des Verſailler
Vertrages, 2. die Annullierung der alliierten Kriegsſchulden, 3, die=
Beſeitigung der Zollſchranken. — Wie die Blätter melden, ſind die
iri=
ſchen Verhandlungen in ihr letztes Stadium getreten, Es
verlautet, daß Lloyd George bei ſeiner Unterredung mit Craigh den=
Ulſter=Premierminiſter den grundſätzlichen Vorſchlag unterbreitete, auß
Hrund deſſen weitere Verhandlungen ſtattfinden können. Von dem
Be=
ſchluß des nordiriſchen Parlaments, das Dienstag zuſammentritt,
hängk=
jetzt das Ergebnis der Verhandlungen ab. — Chikago Tribune erfährt
aus Waſhington, daß Präſident Harding im Anſchluß an die zur Zeik
tagende Abrüſtungskonferenz jährlich Zuſammenkünfte einer
Geſellſchaft der Nationen abzuhalten gedenke. Eine
dahin=
gehende offizielle Erklärung ſei geſtern von ſeiten des Weißen Hauſes
erfolgt. Die Frage ſei übrigens auch von mehreren anderen Mächten
eingebracht worden. — Der Geſundheitszuſtand des Mikado läßt keine
Beſſerung vorausſehen, weshalb nach Artikel 17 und 19 der japaniſchen
Verfaſſung die Regentſchaft dem Prinzen Hira Hito übertragen wurde.
Darmſtadt, 27. November.
* Kaumer für Handelsfachen. Ernannt wurden der Brauereidivekton
Kommerzienrat Dr. Otto Jung in Mainz, der Großkaufmann Karl
Auguſt Barthel m Mainz, der Haufmann Konrad Jung in Mainz,
der Großbaufmann Kommerzienrat Lorenz Eismayer in Mainz, der
Kaufmann Ernſt Heiden=Heimer in Mainz, der Kaufmann
Ru=
dolf Mettenheimer in Mainz, der Muſiöverleger Dr. Ludwig
Strecker in Mainz, der Fabrikant Rudolf Scholz in Mainz, der
Weigroßhändſer Hermaun Sichel in Mamz, der Bankier
Kommer=
zienrat Ludwig Kronenberger in Mainz, der Fabrikant Ludwig
Meyer in Mainz und der Kaufmann Hugo Scheuer in Mainz zu
Handelsrichtern. — Der Kaufmann Dr. Fritz Pricken m
Mainz, der Kaufmann Karl Sittmann in Oppenheim, der
Kauf=
mann Gerhaud Schiffmacher in Mainz, der Kaufmann Philipp
Schreiner in Mainz, der Fabrikant Diplom=Ingenieur Wilhelm
Römheld in Mainz, der Weingroßhändler Fritz Heinrich in
Mainz, der Fabrikant Albert Mayer in Mamz, der Kaufmann Karl
Kohl in Mainz, der Großhändler und Fabrikant Karl Feine in
Mainz, der Kaufmann Karl Stenz in Mainz, der Fabrikdirektor Frauz
Gaſtell i Mainz und der Kaufmann Richard Erlex in Mainz zu
Ergänzungsrichtern bei der Kammer für Handelsſachen des
Landgerichts der Provinz Rhemheſſen für die Zeit vom 1. Januar 1922
bis zum 31. Dezember 1924.
Berliner Theaterbrief.
Seit Jahren ſchon iſt Berlin mit ſeinen zahlreichen Bühnen
nicht mehr als die Metropoſe für die literariſchen
Neuerſcheinun=
gen anzuſprechen. Wir leben heute in dieſer Hinſicht beinahe
von der Provinz. Das liegt zum Teil an der zunehwenden
Un=
kultur des Berliner Theaterpublikums, zum Teil aber auch an
vielen Bühnenleitern, die ſeiner Senſationslüſternheit über
Ge=
bühr endgegenkommen. So mußten wir gerade dieſen Winter
eine Menge aus Frankreich importierter Erotik über uns ergehen
laſſen, die mit Kunſt ſo gut wie nichts mehr zu tun hatte und
ſogar dem Publikum Berlin Wſ zu viel wurde. Eine der
rühm=
lichen Ausnahmen bildet das Neue Volkstheater, deſſen
Direktion ſich fortgeſetzt um ein ernſtes, literariſch hochſtehendes
Programm bemüht und gelegentlich auch die junge Generation
zum Worte kommen läßt. Leider nicht immer mit Glück. So
wurde jetzt wieder ein neues Drama, die „Paſſion” von Pauu
Baudiſch, als literariſche Sondervorſtellung inſzeniert. Man
möchte dem jungen Autor ein ſtarkes Wollen nicht beſtreiten. Aber
unr einen ſo heiklen Stoff zu bewältigen, dazu bedürfte es eimer
bei weitem größeren dichteriſchen Begabung. Einen
Land=
ſtreicher als Chriſtus auf die Bühne zu bringen, erſcheint an und
für ſich ſchon kühn genug. Nun gar einen Landſtreicher, den wir
mit ſkrupelloſer Leichtigkeit lügen, ſtehlen und Frauen verführen
ſehen! Das bißchen nachträgliche Reue erweckt zwar ein gewiſſes
Mitgefühl, aber noch lange keine Chriſtusvorſtellung. So
wirk=
ten einige Szenen geradezu als Blasphemie. Nicht weniger fehlt
es den übrigen Geſtalten an dramatiſcher Logik. Der Jüuger,
der in unbegreiflicher Kindergläubigkeit ſeine Famibie verläßt
und dem Landſtreicher folgt, mußte unter ſolchen Umſtänden zur
tragikomiſchen Figur werden. Man fühlt nur den über die eigene
Kraft ins Dunkle hinausſchießenden Willen, den Baudiſch mit
ſo bielen anderen der jüngſten Geueration teilt. Lediglich die
vortneffliche Darſtellung unter Bernhard Reichs Leitung
ver=
mochte dem Stück äußeren Halt zit geben, wenngleich Peter
Ihles die Rolle des Landſtreichers verführeriſcher hätte
aus=
geſtalten können. Um ſo mehr auf die Tiefe ſtellte Carl Ludwig
Achaz den eifrigen Jünger Tyomas ein. Obwohl auch die
Herren Erich und Otto ſowie Beate Finkh und Gertrud
Kanitz ihr Beſtes beitrugen, blieb die Aufnahme ſeitens des
Publikums zwiſchen Beifall und Ziſchen geteilt.
Während Berlin wenig Glück mit literariſchen
Neuerſchei=
nungen bekundet läßt es ſich ſeine großen Meriten auf dem
Ge=
biete der Neuinſzenierung nicht ſtreitig machen. Bei dem
Zu=
ſtrom erſter Kräfte für Regie und Darſtellung könnte es anders
nicht zu erwarten ſein. Zwar bleibt auch hier das Reſultat oft
gemg hinter dem Experiment zurück. Namentlich das
Shake=
ſpeare=Problem iſt auf der modernen Bühne noch nicht gelöſt
worden. Nachdem bereits Max Reinhardt die barock
be=
wegte Leidenſchaftlichkeit der Handlung durch die gerade
Renaiſ=
ſance=Linie milderte, gingen nur Jeßner und Kayßler
einen erheblichen Schritt weiter. Die „Orhello”=Aufführung
im Schauſpielhauſe überſtieg kühn alles bisher Erdachte
und ſchoß dabei leider über das Ziel hinaus. Jeßner wollt
offenbar das Shakeſpeare=Drama ins Raum= und Zeitloſe heben,
Ein verhängnisvolles Experiment, wenn man bedenrt, daß dieſer
Dichter aus dem vollen Lebensſtrom der Zeit ſchöpfte und ſeine
Geſtalten in Sprache und Gebärde als ihr= Repräſentanten ſchuf.
Die bewegte Handlung bedarf eines vollen gegenſtändlichen und
figürlichen Hinergrundes, eines kräftigen Echos auf der
Bühn=
ſelbſt, ſoll ſie nicht ins Weſenloſe verſinken. Jeßner machte die
Bühne faſt durch ſämtliche Szenen zu einem erhöhten Forum
das aus dem Neren Raum emporzuwachſen ſchien. Aus dieſer
Zeitloſigkeit eitees weiten Himmels oder ſtiller Vorhänge traten
unverſehens die Darſteller hervor. Das ergab überaus reizvolle
Bilder, jedoch die Handlung entrückte in die Ferne. Fritz
Kort=
ner als Othello und Johanua Hofer als Desdemona fügten
ſich in abgemeſſener Geſte vortrefflich der Bildhaftigkeit der
Bühne ein. ſKortner ſpielte mehr den erotiſchen, weichlichen
Othello, ohne unſere Sympathie für den heldenhaften Othello
recht zu erwecken. Auch Johanna Hofers verhaltene Bewegungen
ließen das Rührende in Desdemonas reiner Unſchuld vermiſſen.
Eine echte, lebensvolle Shakeſpeare=Geſtalt ſtellte Albert
Stein=
rück in dem verräteriſchen Jago dar. Bei allem äſthetiſchen
Wohlgefallen, das die Vorſtellung begleitete, blieb aber ein Reſt
von Unbefriedigtſeins zurück. Jeßners Inſzenierungskunſt zeigte
ſich mehr im Lichte eines fein berechnenden Verſtandes, dem
die Direktive des richtigen Situationsgefühles fehlte.
Als ein Berliner Theaterereignis erſten Ranges jedoch iſt die
Aufführung von „KönigLear” in der Volksbühne
aufzu=
nehmen. Hier erhob ſich die Shakeſpeare=Inſzenierung auf eine
bisher unerreichte Stife. Was Jeßner vielleicht vorſchwebte,
war von Kahßler erfüllt worden, ohne die Einheitlichkeit von
Handlung, Ort und Zeit zu gefährden. Wieder eine faſt
gegen=
ſtandsloſe Bühne, aber auf den Kuliſſen haftete die ſchwere
Archi=
tektur engliſcher Gouk. Lebendige Gruppen verbanden die
Han=
delnden mit dem Geiſte der Umgebung. Sparſam bemeſſen zwar,
ſo daß man den vollen Hintergrund der Zeit nicht immer ſah,
wvohl jedoch fühlte Kayßler ſelbſt als Lear, intomierte alle
Re=
giſter der Leidenſchaft und blieb dabei doch „jeder Zoll ein
König” Markige Kraft atmeten Gloſter und Kent in der
Dar=
ſtellung Heinrich Wittes und Georg Auguſt Kochs, während
Ferdinand Aſper als Baſtard Edmund in der Poſe ſtecken
blieb. Die Damen Mary Dietrich und Johanna Koch=
Bauer waren völlig in die Rollen der Goneril und Regau
der Cordelia zur Geneſung erwacht. Die Vorſtellung wirkte in
ihrer Geſamtheit erſchütternd und hinterließ dank der
feinſimme=
gen Regie von Jürgen Fehling, der uns dadurch ſeinen
bal=
digen Abſchied von Verlin ſchwer machte, während ihrer
fünf=
ſtündigen Dauer nicht einen toten Punkt. Curt Bauek.
mumwer 5 18.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. Mobember 1921.
Seite 3.
* Bei dem Amtsgericht Bingen iſt die Stelle eines geſchäftsleitenden
Juſtizinſpektors zu beſetzen. Bewerbungen ſind bis zum 5. Dezember
ds. Js. bei dem Juſtizminiſterium einzursichen.
n. Strafkammer. Anläßlich ſeiner im vorigen Jahre wegen
Dieb=
ſtahls erfolgten Verhaftung und Verurteilung zu 1 Jahr 8 Monaten
Gefängnis hatte ſich der jetzt 24jährige Arbeiter Georg Allenbach
aus Barenbach zſuecks Verſchleierung der Vorſtrafen einen anderen
Namen beigelegt. Er blieb auch nach Rechtskraft des Urteils dabei, ſo
daß er wie hier gleichfalls in der Verbüßungsanſtalt Butzbach
dem=
gemäß in die amtlichen Regiſter unrichtig eingetragen wurde. Es erfüllt
dies den Tatbeſtand der ſogen, intellektuellen Urkundenfälſchung in
zwei, durch jenes Urteil abgetrennten Fällen. Erſt neuerdings klärte
ſich auf, daß jener Name Bruno Silveſter dem Angeklagten nicht zuſteht.
Er wurde für den erſten Fall mit Einbeziehung der Diebſtahlsſtrafe zu
isgeſamt 1 Jahr 9 Monaten und für den weiteren Fall noch zu
OMonaten Gefängnis verurteilt. — Eine längere Verhandlung
ichtete ſich gegen den 25jährigen Pferdehändler Guſtav Ott aus Frank=
Furt a. M., der ſeine ſchöffengerichtliche Verurteilung wegen Betrugs
Zu 3 Monaten Gefängnis anficht. Er kaufte im vorigen Jahre dem
Bieſigen Fuhrunternehmer J. Diefenbach zwei Ruſſenpferde für 9000 M.
„b und gab an Zahlungsſtatt einen Scheck auf ſein Guthaben bei einer
Frankfurter Bank. Es geſchah dies Samstags nachmittags, weshalb
Dem Verkäufer ſofortige Nachfrage an letzterer Stelle unmöglich war.
Daut des von O. damals geleſenen und unterſchriftlich anerkannten
„ertrags behielt ſich D. das Eigentum an beiden Tieren bis nach Er=
Sebung der Scheckſumme vor. Er mußte jedoch bei der Bank am
Mon=
rag morgen zu ſeinem Leidweſen erfahren, O. beſitze daſelbſt nur 900 Mk.
(Buthaben; es ſei nie ein ſehr großes Konto vorhanden geweſen und
rotzdem der ähnliche Fall darauf gegebener beträchtlicher Schecks ſchon
des öfteren vorgekommen. O. hatte unmittelbar nach Empfang der
Wferde dieſe an einen bei ihm befindlichen Genoſſen Brückmann veräußert
ind von letzterem waren ſie wieder ſofort in den Odenwa
änd. O. leugnet wie in der Vorinſtanz jede betrügeriſche Abſicht und
suill beſtimmt mit Eingang anderer Gelder auf das Scheckkonto gerechnet
and auch den Eigentumsvorbehalt überſehen haben. Später ſei ihm
ahne Verſchulden die völlige Erfüllung unmöglich geworden. Der Staats=
Ott. Zweck3 Begutachtung des letzteren Punktes wurde die
Verhand=
ſeing vertagt.
Steuerabzug. Es ſei auch hierdurch auf die amtliche
Bekannt=
miachung des Fihanzamts hingelvieſen. Folgendes Zahlenbeiſpiel
er=
räutert den Steuerabzug: Für ein Dienſtmädchen, für eine Magd oder
ſuir einen Knecht mit 120 Mark Monatslohn und voller Verpflegung
inſchließlich Wohnung, Heizung und Beleuchtung berechnet ſich der
Steuerabzug wie folgt: Barlohn im Monat — 120 Mark, Geldwert der
Follen Verpflegung einſchließlich Wohnung, Heizung und Beleuchtung —
(00 Mark, zuſammen — 420 Mark. Davon 10 v. H. Steuer — 42 Mark,
tie ſich ermäßigt: a) für den Steuerpflichtigen um — 10 Mark, b) für
Verbungskoſten um — 15 Mark — 25 Mark. In Steuermarken zu
ſerwendender Steuerbetrag — 17 Mark.
— Landestheater. In der heutigen „Lohengrin”=Aufführung wird
ir Stelle des Herrn Heuſer Herr Peterſen den Heerrufer ſingen,
Die heutige Aufführung des „Lohengrin” beginnt nicht, wie
geſtern irrtümlich im Wochenſpielplan mitgeteilt wurde, um 6½, ſondern
y an 5½ Uhr. — Die Wiederholungen des Thoma=Abends am
„Tontag, den 28. Nod., und von „Elektra” am Mittwoch, den 30.
Yob., beginnen erſt um 71 Uhr, um damit an verhältnismäßig weniger
uemfangreichen Theaterabenden den Wünſchen ſolcher Beſucher
entgegen=
zirkommen, die beruflich bis 7 Uhr in Anſpruch genommen ſind.
Als nächſte Erſtaufführung gelangt am kommenden Dienstag, den
22 November, Molieres „Amphitryon” zur Wiedergabe. Die
hleſige Einſtudierung, die durch Oberregiſſeur Keller geſchieht, legt
diee Bearbeitung von Fritz Rumpf zu Grunde, der überall dort, wo ſie
zr. Worte gekommen iſt, nachgerühmt wurde, daß ſie von allen Verſuchen,
it der Ueberſetzung Molieres Geift zu faſſen, der Vollkommenheit am
nachſten kommt. Die verbindende und zum Teil begleitende Muſik
ſthmmt von dem Düſſeldorfer Komponiſten Hans Ebert; ſie gelangt
urt der hieſigen Einſtudierung zur Uraufführung. — In den
Haupt=
eiclen ſind beſchäftigt die Damen Wittels (Nacht), Horn (Alkmene),
Gothe (Kleanthis) und die Herren Reymer (Jupiter), Kuliſch (
Amphi=
on), Schneider (Merkur), Weſtermann (Sofias).
Für die Oskar Wilde=Matinee heute Sonntag, in der
zu=
nirhſt Intendant Hagemann ſpricht und in der anſchließend die
Xlorentiniſche Tragödie” zur Aufführung gelangt, wird auf vielfachen
Grunſch auch das Parterre geöffnet. Die Veranſtaltung beginnt um
WE Uhr.
* Im Gemeindehaus der Johannesgemeinde, verſammelten ſich am
Lonnerstag abend die Mitglieder des Männer= und
Frauen=
ereins in großer Anzahl. Sollte doch eine Frage beſprochen
wer=
ſen, die weite Kreiſe der Gemeinde angeht. Bekanntlich iſt am letzten
* nntag im Vormittagsgottesdienſte in ſchlichter Weiſe ein von der
Nriſterhand des Prof. Cauer herrührendes, in der Kirche errichtetes
eirliches Denkmal für unſere Gefallenen eingeweiht worden,
as allgemeinen Anklang fand. Iſt es doch auch ein wirkliches Kunſtwerk!
t es aber ſelbſtverſtändlich nicht möglich war, auf dieſem Denkmal die
Aemen der gefallenen Söhne unſerer Gemeinde zu verzeichnen, ſo iſt
on mancher Seite der Wunſch laut geworden, daß außer dieſem
Denk=
nal. 4r dauerndem Gedächtmis in der Kirche — vielleicht in deren
Vor=
aue — einfache Gedenktafeln angebracht werden möchten, auf
enen dieſe Namen Platz fänden. Obwohl nur mehrfach recht lebhafte
Be=
erken gegen ſolche Gedenktafeln geltend gemacht wurden, ſo ſprachen
ch doch auch verſchiedene Redner ſehr eindringlich für deren Anbringung
us, und eine Abſtimmung ergab, daß die weit überwiegende Zahl der
yrveſenden das dringende und wohl begreifliche Bedürfnis nach dieſer
jeteren Ehrung ihrer für das Vaterland und für uns gefallenen
hücne, Brüder, Gatten und Väter hat. Der Kirchenvorſtand wird
da=
er Veranlaſſung nehmen, in eine nähere Prüfung der Frage einzutre=
) und demnächſt das Ergebnis ſeiner Beratungen veröffentlichen. —
turh Schluß der Beſprechung dieſer Angelegenheit hielt Herr Pfarre=
Marx ſeinen angekündigten Vortrag über katholiſchen und
evan=
geliſchen Gottesdienſt. In bekaunter meiſterhafter Art verſtand es der
Vortragende, den Unterſchied in dem beiderſeitigen Gottesdienſt
klar=
zumachen und viele Geſichtspunkte hervorzuheben, die dazu angetan
ſind, die Liebe zu dem von den Reformatoren eingeführten evangeliſchen
Gottesdienſt zu ſtärken. — Dieſer Abend hat hoffentlich wieder dazu
beigetragen, das Geführ der Zuſammengehörigkeit unter den Gliedern
unſerer Gemeinde noch treiter zu beleben umd den Beſuch der durch das
neue Denkmal ſo prächtig geſchmückten Johanneskirche allen evangeliſchen
Bewohnern des Viertels immer mehr zum Herzensbedürfnis zu machen.
* Liga zum Schutze der deutſchen Kultur. Der Gedanke einer
Nol=
gemeinſchaft aller rechtlich denkenden, verantwortungsfreudigen
Staats=
bürger ohne Unterſchied der Partei, der Religion und des Standes wird
in dieſen Tagen ſchwerſter wirtſchaftlicher Erſchütterung auch im
heſſi=
ſchen Volksſtamm lebendiger denn je. Das zeigt der Aufſchwung, den
die Liga, die Vorkämpferin dieſer Idee, in immer ſteigendem Maße
ſtimmt. Die von ihr veranſtalteten Vorträge über Wirtſchaftsfragen,
über die Schuldlüge, nicht zuletzt die in vielen Städten gezeigte
Friedens=
vertrags=Ausſtellung, fanden überall vollen Beifall. Namentlich aber die
volkswirtſchaftlichen Kurſe, die überall eingerichtet werden, tragen zum
gegenſeitigen Verſtehen und der ſachlichen Erkenntnis des politiſchen
und wirtſchaftlichen Geſchehens ganz weſentlich bei. Wegen der
Einrich=
tung von Kurſen und anderen Veranſtaltungen wende man ſich an die
zahlreichen Ortsgruppen der Liga oder deren Hauptgeſchäftsſtelle
Darm=
ſtadt, Rheinſtraße 41.
Goethebund Darmſtadt (Freie Vereinigung). Am Dienstag, den
29. November, findet kein Vortrag ſtatt. Drei Vorträge über Stefan
George von Du. Obenauer beginnen am Dienstag, 6. Dezember.
(Näheres durch die Anzeigen.)
— Evangeliſcher Bund. Montag, den 28. November, nachmittags
2 Uhr, findet im Gemeindehaus der Stadtgemeinde eine Provinzial=
Bundes, ſowie über das neue Reichsgeſetz, die religiöſe Kindererziehung
betreffend, ſtatt. Die Mitglieder und Freunde des Evangeliſchen Bundes
ſind dazu eingeladen.
* Oeffentliches (Jubiläums=)Konzert des Lehrerfängerchors. Der
wieder auf über 80 ſingende Mickglieder angewachſene Lehrerfängerchor
gedenkt die Feier ſeines 30 jährigen Beſtehens durch ein Feſtkonzert im
Saalbaut am Snstag, den 3. Dezember, zu begehen. Fräulein Poldi
Heyl (Alt) von hier wirkt dabei mit. Näheres über Programm und
Eintrittspreiſe demnächſt.
* Aus ſiebenjähriger Gefangenſchaft in Sibirien, von feinen Eltern
ſchon torgeglaubt. iſt vor einigen Wochen der Geigengirtuoſe Otto
Klinge, ein Sohn des hieſigen Hofmuſikers Klinge, glücklich in die
Hei=
mat zurückgekehrt. Daß er in der Gefongenſchaft ſeine Kunſt nicht
ver=
lernt hat, zeigt die Tatſache, daß Klinge bald nach ſeiner Heimkehr als
erſter Konzertmeiſter für das Symphonieorcheſter in Frankfurt engagiert
wurde. Der Künſtler will nun aus Freude über ſeine Heimkehr und
aus Dankbarkeit für ſeine alte Schule, die hieſige Ludwigs=Oberrealſchule,
am Donnerstag, den 8. Dezember, hier ei Konzert geben zum Beſten des
Denkmalfonds der genannten Schule und zwar in Verhindung mit dem
Pianiſten Hermann Heiß von hier, auch einem früheren Oberrealſchüler
und ebenfalls aus der Kriegsgefangenſchaft zurüickgekehrt. Die
ſoli=
ſtiſchen Darbistungen werden von Vorträgen des Geſangs= und
Inſtru=
mentalchors der Ludwigs=Obervealſchule umrahmt.
Montaa, den 28. November 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Blaue Karten), Marke Nr. 68, 67
und 66, je 800 gr Brot. Marke Nr. 61, 560 gr Mehl oder
800 gr Brot.
Für Kinder: (Weiße Karten), Marke Nr. 54 800 gr Brot.:
Marke Nr. 51, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Gerſtenmehl: (Hohenlohes Kindernahrung) ½ Pfund zu 2 Mr.
markenfrei, zu haben in den Städtiſchen Krankennährmittel=
Verkaufsſtellen.
Hanshaltungsmehl: Bis 30. November auf die
Lebensmittel=
marken „Dieburg” blau und weiß je 800 gr
Haushaltungs=
mehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Lucker: Bis einichl 30. November auf Marke „Käthe” 2 Pfund.
Zucker: Sonderzuweiſung. Friſtablauf für Vorausbeſtellung
auf Marke „Ottilie” am 30. November.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 5. Rate (n
der Jahreszuteilung) in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Der Bezug der Rohbraunkohlen aus der Grube Prinz von
Heſſen iſt in jeder Menge geſtattet.
Holzverſorgung: Auf die Nummern 21, 22 der Holzausweiskarte
je 1 Ztr. Laub= und Nadelholz. Ungeſchnittenes Stockholz
zum Preiſe von 10 Mk. gegen vorherige Bezahlung auf der
Kohlenausgletchſtelle
Verkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw. an
jeder=
mann: Jeden Mittwoch und Donnerstag von 8—12 Uhr
vormittags und von 2½—6 Uhr nachmittags bei der Städt.
Materialverwaltung im Hinterhaus des Stadthauſes.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
8 ſihr vormittags bis 3 Uhr nachmittags geöffne.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
K. Tierſchutzverein für Heſſen in Darmſtadt. Auch in dieſem Jahre
haben die Kreisämter und höheren Schulen Heſſens in altbewährter,
treuer Fürſorge für die Schuljugend den vom Verband der
Tierſchutz=
vereine des Deutſchen Reiches hevausgegebenen deutſchen
Tierſchutzkalen=
der 1922, 40. Jahrgang in erheblicher Zahl beſtellt, ſodaß 71000 Stück
dieſes ſchönen, von Jugend und Alter gerne geleſenen Werkchens verteilt
werden konnten. Die Geſchäftsſtelle unſeres Vereins (Beckſtraße 55)
verfügt noch über einen bleinen Vorrat. Gegen Einſendung von 50 Pf.
Gewerbemuſeum.
Die Ausſtellung heſſiſcher Töpfereien im
ſichthof des Gewerbemuſeums — Steinzeug und ſogen.
Fauerntöpferei — iſt einer Anregung der Arbeitsgemeinſchaft
ſittelrhein des Deutſchen Werkbundes zu verdanken. Das
Nirterial der Ausſtellung wurde durch die Direktion des
Kunſt=
ewerbemuſeums in Frankfurt a. M. geſammelt, war zunächſt
ort ausgeſtellt und ſoll von Darmſtadt aus noch eine Reihe von
nderen mittelrheiniſchen Städten beſuchen. Es handelt ſich alſo
m einen Verſuch, unſeren größeren Städten Verſtändnis für
ie Art der heimiſchen Töpferei und einige Kenntnis der
vor=
undenen Betriebe zu vermitteln.
Im Mittelpunkt der Ausſtellung ſtehr die
Bauerntöp=
erei, von deren einſtiger Blüte in Heſſen ja noch heute eine
arze Anzahl kleiner Betriebe Kunde gibt. Die meiſten der
ehe=
ialigen Werkſtätten ſind eingegangen, als Steingut und
Por=
elan die Hafnerarbeiten aus dem praktiſchen Gebrauche
ver=
rängten. Auch die erhaltenen Betriebe verdanken ihren
Fort=
eſtand z. T. nur dem Umſtand, daß ſich in den letzten beiden
ſaorzehnten die Liebhaberei für volkstümliche Kunſt der
aterntöpferei zuwandte und dieſe mit Aufträgen verſorgte.
Sietſchaftlich wurden dadurch eine Reihe von Betrieben über
Kaſſer gehalten, gleichzeitig erlagen dieſe aber einem Einfluß
äd tiſcher Liebhaber und Künſtler, der vielfach Geiſt und
Tra=
ſtion des alten Handwerks erſtickte. Heute will es ſcheinen, als
mrite ſich eine Wendung zum Beſſeren vorbereiten. Das
prak=
ſche Bedürfnis nach billigerem Geſchirr bringt die Hafnerarbeit
uey im bürgerlichen Haushalt wieder zu Ehren, und der
ſach=
che Zweck könnte wohl der unnatürlichen Spielerei mit einer
Rgeblichen volkstümlichen Kunſt ein Ende bereiten.
Der Gegenſatz zwiſchen einer geſunden handwerksmäßigen
uuäſt und dem Erfolg dieſes mehr oder wenier dilettantiſchen
peles tritt in der Ausſtellung deutlich in die Erſcheinung.
tade die bekannteſten Betriebe in Marburg und Lauterbach
eiden dabei wenig günſtig ab. Die Arbeiten aus Lauterback
nd zum guten Teil auf den Verkauf in Nauheim und
Salz=
hürf berechnet und zeigen die bekannten üblen Eigenſchaften
Fremdeninduſtrie. Ungeſchickte Muſter, die mit Motiven
der Volkskunſt unerfreulich kokettieren, verderben die Wirkung
ich der ſauberſten Glafur. Eine übertriebene Dekorationswut
ſenmt auch dem einifachſten Geſchirr den Eindruck der
Selbſt=
hſrändlichkeit. Der Vergleich einzelner Schüſſeln mit
ein=
chem Spiralornamient am Rand oder im Fond mit ſolchen
rbeiten einer gezierten Geſchenkinduſtrie bringt deren
ungeſun=
in und unwahren Charakter am ſtärkſten zum Bewußtſein. Die
rbeiten der bekaunten Marburger Töpferei von Ludwig
eider ſind künſtleriſch vollends unerfreulich. Techniſch ſteht
Firma an der Spitze aller heſſiſchen Betriebe. Material und
afur iſt vortrefflich. Aber ſchon die übermäßige Steigerung
der Glanzwirkung der Glaſur iſt künſtleriſch kaum von Vorteil,
und das Streben nach ſalonmäßiger Haltung in Muſter und
Form hat die Friſche und Urſprünglichkeit der Hafnerarbeit
glück=
lich zu den langweiligſten Wirkungen abgeſtumpft.
Weſentlich anders iſt der Eindruck bei manchen der kleinen
Betriebe im Odenwald. Sie waren vor 15 Jahren weniger
fortſchrittlich und unternehmend. Das hat ſie gegen ungünſtige
Einflüſſe einigermaßen geſchützt. Unerfreuliche Verſuche zur
Moderniſierung in Muſter und Form fehlen auch hier nicht. Die
Ausſtellung gibt in dieſer Beziehung ein etwas einſeitiges Bild,
weil ſie dieſe Arbeiten zurückdrängt. Aber es iſt noch immer ein
Schatz von beſter Tradition vorhanden und die
Zuſammen=
ſtellung guter Arbeiten, der Schüſſeln mit den großen
Flügel=
muſtern und verwandter Stücke, gibt ein ſehr erfreuliches Bild.
Die Muſter ſind zeitlos, einfach lineare Motive, wie ſie ſich aus
der Arbeit mit der Gießbüichſe an der Drehſcheibe ergeben.
An=
ſpruchsvolle Entwürfe ſind dabei nicht möglich. Aber die Technik
iſt doch mannigfach genug, und ſie beruht ſo durchaus auf
ge=
ſchickter Handarbeit, daß jedes einzelne Stück wieder neu und
originell ſcheint. Vor allem kommen die künſtleriſchen Werte der
Hafnerarbeit, Leuchtkraft und eine gewiſſe Größe der farbigen
Erſcheinung, bei weichem und tiefem Ton, in ſolchen Arbeiten
ganz wundervoll zur Geltung. Kein Zweifel, daß ſolche Stücke
einen künſtleriſchen Reiz beſitzen, der auch im ſtädtiſchen
Haus=
halt voll und ſtark anſpricht. Aus ſolchen Odenwälder Arbeiten,
einigen Stücken aus Lauterbach und den einzigartigen
tief=
braunen Schalen eines Homberger Betriebes läßt ſich ſehr wohl
ein Geſchirr zuſammenſtellen, wie es von gleicher Güte und
Wir=
kung von keiner anderen Gegend Deutſchlands geliefert wird.
Möchte die Ausſtellung dazu beitragen, die Freude an dieſem
viel zu wenig beachteten Reichtum zu wecken.
Wer durch die üble Wirkung der Marburger Arbeiten noch
nicht genügend von der ſchädlichen Wirkung überzeugt iſt, die
ſtädtiſcher Einfluß auf die alte keramiſche Technik geübt hat, der
mag ſich durch einen Blick auf die Steinzeugarbeiten Dekehren.
Die Mitwirkung erſter Künſtler, Bearbeitung des Rohmaterials
durch wiſſenſchaftliche Chemiker, die Gründung der Fachſchule
in Höhr, das alles hat bisher nur zu einer Produktion geführt,
die durch jeden Vergleich mit einem beliebigen alten Eſſigkrug
aus dem Weſterwald eine vernichtende Kritik erhält. Das
Blau=
material, chemiſch zrreifellos vollkommen zuſammengeſetzt, iſt
ebenſo unerfreulich fürs Auge wie für die Hand. Dem
Braun=
material mit ſeiner glatten Oberfläche fehlt die Kraft und die
Schönheit alter Stücke. Die modernen Modelle ſind
Kunſt=
gewerbe im übelſten Sinn und die Nachahmung alter Arbeiten
ſpottet jedes Vergleichs. Hier war wirklich jeder handwerkliche
Zuſammenhang mit den alten Betrieben zerriſſen und die
Aus=
ſtellung dieſer modernen Salonſtücke im Geſerbemufeum hat
nur den Sinn, Verſtändnis für die Bedeutung der Tradition zu
wecken, die ſich zu unſerem Glück wenigſtens in der Bauern=
pro Stück (Poſtſchneckonto 2 959 Poſtſcheckamt Frankfurt a. M.) kömen
noch Exemplare in den nächſten acht Tagen abgegeben werden.
* Feſtſtellung der durch das Exploſionsunglück entſtandenen
Perſo=
nen= und Sachſchäden. Die Erhebungen über die aus Anlaß des
Ex=
ploſionsunglücks in Oppau entſtandenen Perſonen= und Sachſchäden
wei=
den am 10. Dezember 1921 abgeſthloſſen. Schäden jeglicher Art (
Ge=
bäude= Mobiliar=, Perſonen= und ſonſtige Schäden), fur die Vergütung
aus Mitteln des Hilfswerks beanfprucht wird, mrüſſei bis zu dem
be=
zeichneten Termin bei der Bürgermeiſterei des Wohnortes des
Geſchä=
digten angemelder und nachgewieſen werden. Fü= die bis dahin nicht
angemeldeten Schadensfälle kann aus Mitteln des Hilfswerkes Oppau
keine Vergütung geleiſtet werdelt.
8 Polizeibericht. Bei Feſtſtellungen von Wäſchediebſtählen wurden
folgende Wäſcheſtücke vorgefunden, deren Eigentum bis jatzt nicht
ermit=
telt werden konnte: 2 Damaſtbezüge gez. M.O., 5 Kopfbezüge mit
Stickereieinſatz mit der Inſchrift „Gute Nacht” „Erwache froh”, gez.
St. K. 1908, 7. Damenhemden (weiße) mit Stickereieinſatz gez. M.N. und
L.R., G.K., M.W., M. R. (andere ſind ohne Zeichen), 7 Bettücher
ver=
ſchiedener Art mit roten Streifen, gez. P., M.R., L.M., 4
Herren=
hemden mit geblümtem Bruſteinfatz, 1 Damenunterhoſe ohne Zeichen,
1 Damenjacke mit Spitzen, 2 Handtücher gez. K.E. und M.W., 1
Herren=
unterhoſe (Makko) ohne Zeichen, 2 Handtücher gez. K. B. mit Krone.
Einbrüche. In der Nacht vom 22. auf 23. November wurden
aus einer Gartenhütte im Rhönring 7 Hühner und 2 Hähne im Wert
von 1000 Mk. geſtohlen.
Diebſtähle. Aus dem Hausflur der Ludwigs=Oberrealſchule:
Herrenüberzieher aus grünem Tuch mit zwei Reihen Knöpfen, auf
dem Rücken eine Schnalle; aus dem Keller eines Hauſes in der
Heidel=
berger Straße: 1 Topf mit Eiern, 2 Flaſchen Wein und 1 Kiſte mit
13 Doſen Fett; aus einem Hauſe in der Annaſtraße: 1 blauer Rock im
Werte von 800 Mk.; aus dem Hofe eines Hauſes in der Mühlſtraße:
1 vierräderiger Kaſtenwagen.
Fahrraddiebſtähle. Am 17. November wurde aus dem
Hofe eines Hauſes in der Markinſtraße ein Fahrrad Marke „Lorſch”
mit unßekannter Fabriknummer im Werte von 500 Mk. geſtohlen; am
20. Nobember aus einem Ladengeſchäft in der Rheinſtraße: 1 Fahrrad
(Heſſenrad), Fabriknummer unbekannt.
Feſtnahmen: Der 23 Jahre alte Arbeiter Th. P. aus
Greifen=
dorf in Mähren, der 23 Jahre alte Schreiner W. UI. von hier und das
20 Jahre alte Dienſtmädchen A. G. von hier, ſämtliche wegen
Dieb=
ſtahls, da3 22 Jahre alte Servierfräulein L. J. von Saarbrücken wegen
Verdachts der Gewerbeunzucht, der 21 Jahre alte O. Sp. von hier auf
Grund eines Ausſchreibens einer heſſiſchen Behörde. Siſtiert
wur=
den elf Perſonen wegen verſchiedener Strafdelikte.
* Ludwigshöhe. Heute nachmittag 4 Uhr findet in gewohnter Weiſe
Konzerr (Streichmuſik=Orcheſter) ſtatt. Die Leitung hat Herr
Ober=
muſikmeiſter M. Weber. (Siehe Anzeige.)
Die Ungerechtigkeit der Ortshlaſſeneinteilung
und die Stellungnahme der Stadtverwaltung.
— Wir erhalten von dem Oberbürgermeiſter folgende
Zuſchrift:
Auf Grund der Feſtſtellung des Statiſtiſchen Reichsamts ſind im
Mai dieſes Jahres die Koſten der Lebenshaltung im Verhältnis zu den
Friedenspreifen von 1914 veröffentlicht worden. Setzt man für die
Frie=
denspreife 100, ſo ergeben ſich Verhältniszahlen von 840 bis 1170. Die
Verhältniszahl beträgt für Darmſtadt 1009. Seitdem ſind die
Teue=
rungszahlen noch fortgeſetzt in rapidem Steigen begriffen. Der
Ober=
bürgermeiſter hat daher in wiederholten Eingaben, an die
zuſtändigen Reichs= und Landesbehörden den Antrag auf
Ver=
ſetzung der Stadt Darmſtadt in die Ortsklaſſe A
ge=
ſtellt. Die Verhältniſſe iegen leider unzwveifelhaft ſo, daß zu gewiſſen
Zeiten die Preiſe in Darmſtadt weſentlich teurer waren wie in Berlin
und Frankfurt, da dieſe Städte durch das ſtärkere Angebot begünſtigt
waren.
In der letzten Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung hat ſich
der Vorſitzende gegen die Auffaſſung gewandt, als ob es möglich ſei, den
Gedanken der Ortsklaſſe 4 ſchon jetzt in die Tat umzuſetzen, bevor
die Reichsregierung endgültige Entſcheidung getroffen hat. Auch wurde
von ihm die Hoffnung ausgeſprochen, daß es der Reichsregierung zu
einem Zeitpunkte, in dem das Mehrerträgnis aus der
Reichseinkommen=
ſteuer und den den Städten noch weiter zu überweiſenden Einnahmen
der neuen Steuergeſetze überblickt werden könne, leichter ſei, dieſe
For=
derung zu erfüllen.
Vom Mieterverein
wird uns geſchrieben: Zu dem Aufſatz „Die Mietpreisfeſtſetzung” in
Nr. 309 des Darmſtädter Tagblatts vom 18. November vom
Beigeord=
neten Buxbaum ſind wir doch veranlaßt, einige Ausführungen zu machen,
da der ganze Standpunkt des Herrn Buxbaum ein einſeitiger
Hausbe=
ſitzerſtandpunkt iſt. Vor allem ſind die Ausführungen geeignet, dem
Hausbeſitzerverein mit ſeinen Forderungen das Rückgrat zu ſtärken, und
es zeigt uns auch, weshalb der Hausbeſitzerverein ſich an die
Stadtver=
waltung gewandt hat. Einleitend ſei vorbemerkt, daß die Aeußerung
der Stadtverwaltung in unſerer Verſammlung in vollſtändig richtiger
Weiſe wiedergegeben wurde. Eine Abſchrift der gutachtlichen Aeußerung
des Herrn Buxbaum war in unſerem Beſitz.
Zunächſt iſt feſtzuſtellen, daß weder die Stadtverwaltung noch die
Stadtverordnetenverſammlung berechtigt ſind, dem Mieteinigungsamte
Richtlinien zu geben. Es muß befremden, daß derartige, die weitaus
meiſten Einwohner der Stadt berührenden Verhandlungen in der
Hoch=
baukommiſſion ſtattfanden, wo neben 10 Hausbeſitzern nur 4 Mieter
ſitzen. Man hatte dazu eingeladen auch die Vorſitzenden des
Mieteini=
gungsamtes — weshalb nicht die Beiſitzer, die doch ebenſo gut wie der
Vorſitzende bei den Verhandlungen entſcheidend mitwirken müſſen. Es
iſt dies derſelbe Fehler, der anſcheinend von der Stadtverwaltung
häufig gemacht wird; die Beiſitzer ſcheinen nur ein notwendiges Uebel
zu ſein. Auch hiergegen muß ſeitens der Mieter Stellung genommen
werden. Es iſt durchaus richtig, daß die Wohnungsmieten niedrig
ge=
halten worden ſind, denn der Hausbeſitzer hatte abſolut keine Mehraus=
töpferei noch z. T. erhalten hat. Eine nähere Erläuterung der
techniſchen und künſtleriſchen Zuſammenhänge in der neueren
Entwickelung der Bauerntöpferei wird am 29. Nov., abends
6½ Uhr, in dem Hörſaal des Gewerbemuſeums durch einen
Lichtbildervortrag erfolgen.
Haupt.
CK. Wie Felix Philippi ſein Bismarck=Stück ſchrieb. Der
ſoeben verſtorbene Schriftſteller Felix Philippi hat wohl unter
ſeinen zahlreichen Werken mit ſeinem Schauſpiel „Das
Erbe” das größte Aufſehen erregt, denn er behandelte darin
bereits im Jahre 1898 die Entlaſſung Bismarcks. Heute, wo
wir das Verhängnisvolle dieſes Ereigniſſes in ſeinem ganzen
Umfang erkennen, iſt es doppelt intereſſant, daran zu erinnern,
wie Philippi zu dieſer mannhaften Tat kam. „Die Wogen der
Erregung über den jähen Sturz ſchäumten und brauſten mit
er=
ſchreckender Wildheit auf,” ſo hat er ſelbſt die
Entſtehungs=
geſchichte erzählt. „Da habe ich mir gedacht, daß es nur
verdienſt=
lich wäre, wenn ich mit meinen beſcheidenen Kräften dem
natio=
nalen Heros in einem Drama ein Denkmal ſetze. Viel Intimes
über die Entlaſſung Bismarcks hatte mir damals der mir
be=
freundete Lenbach erzählt, und vieles — an einigen Stellen im
zlveiten Akt ganze Sätze — habe ich in mein Schauſpiel
einge=
flochten. Ein merkwürdiger Zufall fügte es, daß genau in dem
Augenblick, in den ich die letzten Worte des Stückes
nieder=
ſchrieb, ich die Rufe der Zeitungsverkäufer zu mir heraufgellen
hörte, die den Tod des Recken verkündeten. Ernſt von Pofſart,
der damals die Münchener Hofbühne leitete, hatten den Mut,
wenige Wochen ſpäter, als die Klagen um den Gefällten noch
nicht verſtummt waren, das Stück am Reſidenztheater
aufzufüh=
ren, und es war intereſſant und lehrreich, zu beobachten, mit wie
leidenſchaftlicher Heftigkeit das Münchener Publikum Partei für
Bismarck ergriff. An vielen Bühnen, auf denen ich ſpäter das
Stück geſehen habe, namentlich in Berlin, kam es zu überlauten
Demonſtrationen. Und dann entſinne ich mich, daß in einer
ſpä=
teren Wiederholung, der ich zufällig beiwohnte, der im Hauſe
au=
weſende Reichskanzler Hohenlohe mich zu ſich bitten ließ und mir
nach den üblichen Komplimenten ſagte, das Stück ſei ja ſehr
intereſſant, ganz unerfindlich aber ſei es ihm, wie man hätte
er=
zählen können, daß es „die Entlaſſungsgeſchichte des verewigten
Fürſten” behandele. Als wir voneinander ſchieden, lächelte ich,
ich glaube er auch! Die Familie Bismarck war ehrlicher. Ein
Mitglied dankte mir in bewegenden, mich mit Stolz erfüllenden
Worten, aus denen ich entnehmen konnte, daß meine Abſicht
ver=
ſtanden und meine Arbeit anerkannt wurde.”
— Die „fünfſtellige Frau‟. Die Amerikaner nennen ein
weibliches Weſen, das mehr als 19 00 Doüars, alſo eine
fünfſtellige Zahl verdient, eine „fünfſtellige Frau” und
dieſen Ehrennamen führen heute bereits eine große Anzahl von
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 27. Nobember 1921.
Mummer 318.
gaben. Er ließ eben nichts machen. Es lag alſo gar kein Grund vor,
mehr Mieten zu zahlen. Das Geld wäre jetzt doch fort und gemacht
wäre auch nichts. So ſieht es in Wirklichkeit aus. Es kommt hinzu:
Den Hausbeſitzern war ſeinerzeit, im Dezember 1920, die 7½prozentige
Rentabilität und die Nebengebühren beſonders bewilligt uuter der
Vorausfetzung, daß auch wirklich etwas gemacht wurde, daß dem
drohen=
den Verfall der Häuſer entgegengetreten und die notwendigſten
Repa=
raturen vorgenommen würden. Die Mieterſchaft muß zunächſt einmal
verlengen, daß der Hausbeſitzer ſeine alten Sünden (die
Vernachläſſi=
gung der Häuſer, nach Schreiben Buxbaums 6 Jahre, unſerer Auffaſſung
nach liegt ſie noch länger zurück) nachholt, d. h. die von ihm
vernachläſſig=
ten Wohnungen und Häuſer mit dem Geld, das er während dieſer Zeit
eingeſpart haben muß, ausbeſſert. Er kann dazu noch das Geld nehmen,
was ihm bei der Beſteuerung vom Staat alljährlich freigelaſſen wurde,
weil es für die Inſtandhaltung des Grundbeſitzes verwandt werden
ſollte. Hat der Hausbeſitzer das nicht getan, ſo ſchuldet er dem Staate
die in Frage kommenden Steuern. Gerade weil das B. G.B. derartige
Belaſtungen des Vermieters verlangt, ließ der Staat die betreffenden
Summen ſteuerfrei. Wenn alles auf den Mieter abgewälzt wird, dann
erübrigt ſich etwas derartiges.
Es wäre aber auch noch ferner zu unterſuchen, wo denn die
Hypo=
theken auf den Grundſtücken eigentlich herkommen. In den meiſten
Fällen könnten die Hypotheken abgetragen oder wenigſtens verringert
fein. Der Hausbeſitzer hat ſie aber aus beſonderen Gründen häufig
ſtehen laſſen. Ebenſo wie ſehr häufig eine Hypothekenſchuld auf das
Haus aufgenommen worden iſt, um Betriebskapital für Geſchäfts= oder
wirtſchaftliche Zwecke (Studium der Kinder) zu beſchaffen. Dieſes
Ka=
pital, ſoweit es für den Geſchäftsbetrieb notwendig war, trug mehr
Zinfen, als wie die Hypothek ausmachte. Nun aber ſoll der Mieter die
Hypothekenzinſen mitzahlen. Liegt da nicht eine große Ungerechtigkeit
vor? Auch hat der Hausbeſitzer die auf dem Grundſtück ruhende
Hyvo=
thek trotz der hohen Geldentwertung nur in Papiermark zu zahlen,
wäh=
rend ſein Anweſen im Wert geſvachſen iſt und ihn beim etwaigen
Ver=
kauf im Gegenſatz zu dem Mitbürger, der ſein Geld in deutſchen
Staats=
papieren angelegt hat, und der heute mit einem ſtetigen Fall des Wertes
zu rechnen hat. Sehen wir uns die Berechnung des Herrn Buxbaum
einmal näher an, ſo bemerken wir einen Unterſchied. Während es in
ſeinem Gutachten heißt: Verzinſung des Anlagekapitals vom gemeinen
Wert, ſagt er fetzt: Ortsgerichtliche Taxe, und führt dieſe auf 1914
zu=
rück. Das iſt eine Irreführung, die feſtgehalten werden muß. Mit der
Verzinſung von 5 Prozent wollen wir einverſtanden ſein. Auch gegen
die Grundſreuer ab 1. April 1922 mit 1,20 Prozent und 0,25 Prozent
wird man nichts einwenden können. Die Abſchreibung des Bauwertes
mit 0,50 Prozent wäre allerdings bedenklicher „Hier würde vielleicht
ein kleiner Betrag auch ausreichend ſein, denn wenn die Häuſer wirklich
inſtandgehalten werden, ſo wird die Abſchreibung immerhin eine
ge=
ringere, denn die Lebensdauer der Häuſer iſt dann länger. Haftpflicht=,
Brandverſicherung und Waſſerſchaden ſind lediglich Sicherung des
Eigen=
tums der Hausbeſitzer, und es erſcheint uns nicht richtig, daß dieſe
Be=
träge auf den Mieter abgewälzt werden können. Dann könnte z. B.
der Mieter ſagen, er müßte ſeine Brandverſicherung auch irgendwo
ab=
wälzen können. Für die Verwaltung 0,55 Prozent zu gewähren, iſt
ebenfalls unrichtig. Alle die genannten Punkte können damit abgetan
gelten, daß jeder Vermieter von der Miete und der Verzinſung des
Anlagekapitals keine 10prozentige Kabitalertragsſteuer zu zahlen hat.
Es blieb dann alſo übrig: 6,95 Proz. — rund 7 Prozent. Nun geht der
Beigeordnete Buxbaum reiht vorſichtig weiter. Er rechnet wohl die
weiter erforderlichen Prozente aus, führt dieſe aber nicht mehr beſonders
auf, ſo daß das Ganze ein ziemlich unbedenkliches Ausſehen erhält,
tat=
ſächlich aber den Mieter ganz bedeutend trifft. Denn rechnet man dieſe
Herſtellungskoſten zuſammen, ſo kommt man auf 13 bis 15 Prozent, das
wäre alſo eine 100prozentige Erhöhung der Miete. Wir glauben nicht,
daß die Mieterſchaft hierzu zu haben iſt, und wir müſſen uns wundern,
dat ein Beigeordneter der Stadtverwaltung einen derartigen einſeitigen
Hausbeſitzerſtandpunkt vertritt, der nur geeignet iſt, wie ſchon erwähnt,
die Forderungen des Hausbefitzers noch zu ſteigern. Auch die
Aus=
legungen der Vorſchriften des B.G.B. muten etwas eigen an. § 536
heißt: Der Vermieter hat dem Mieter die vermietete Sache in gutem
und gebrauchsfähigem Zuſtande zu übergeben und ſie während der
Miet=
zeit zu erhalten. Da iſt nicht angenommen, daß die Reparaturkoſten
vollſtändig auf den Mieter abgewälzt werden ſollen, ſondern in der
Verzinſung des Anlagekapitals iſt die Verpflichtung enthalten.
Jahre=
lang hat der Vermieter die Beträge an Mieten ſo erhalten, daß er
repa=
raturpflichtig war, und trotzdem hat er alles verfallen laſſen. Jetzt ſoll
der Mieter herangezogen werden, und kaum hätte die Mieterſchaft dieſe
Laft übernommen, ſo kämen die Hausbeſitzer und verlangten die
Wieder=
herſtellung der Wohnungen und Häuſer und würden nicht ruhen, bis
der Mieter ſeiner Pflicht nachgekommen äre, wie ja auch die ſchönen
Mietverträge des Hausbeſitzervereins und auch der Stadtverwaltung
zeigen, daß die Hausbeſitzer ihren Mietern nur Pflichten auferlegent
wollen; von den Rechten wollen ſie aber nichts wiſſen. Es iſt ſogar
vor=
gekommen, daß ein Vermieter ſeinen Mietern das Waſſer abgeſtellt hat,
um ſie gefügig zu machen, und dergleichen ſchöne Sachen mehr. Es iſt
geradezu unglaublich, daß immer jur verlangt wird, der Mieter ſoll
ein Einſehen haben. Wonn endlich wird auch einmal der Vermieter
ein Einſehen haben, um ſich ſeiner Pflichten zu erinnern? Ueber die
Waſſergeldfrage, Miete für Gas=, Waſſer= und Elektrizitätsmeſſer iſt ja
ſchon lange kein Streit mehr. Es erübrigt ſich, dies immer wieder zu
erwähnen.
Einig gehen wir mit Herrn Buxbaum, daß Lage, Ausſtattung und
Bequemlichteit mit berechnet werden müſſen, daß aber ebenſo
Unbequem=
lichkeit, Fehlen moderner Einrichtungen, von der Normalmiete abgezogen
werden müßten. Ganz entſchieden dürfen Untervermietung keine
Er=
höhung der Miete folgern, denn es iſt eine ungerechtfertigte
Bereiche=
rung des Hausbeſitzers, wenn er dafür, daß jemand vielleicht aus Not
ſeine Wäſche und Möbel fremden Leuten zur Verfügung ſtellt, ihn in
die Wohnung aufnimmt und Arbeitsleiſtungen ausführ”, eine beſondere
Mieterhöhung beanſpruchen darf. Eine größere Abnutzung der Wohnung
tritt nicht ein. Sie wird eben nur für Wohnzwecke benutzt, und deshalb
erſcheint dieſe Forderung nur geeignet, einen Druck auf die betreffenden
Mieter auszuüben. Auch hier iſt uns die Stellungnayme eines Beige=
Damen in den Vereinigten Staaten mit Recht. Wie eine
Auge=
rikanerin erzählt, ſind eine größere Anzahl von Frauen
haupt=
ſächlich in der Anzeigen= und Filminduſtrie beſchäftigt, deren
Cinkommen fünfſtellig ſind. Beatrice Haſtings, die ein großes
Handelsblatt in Neut=York leitet, verdient 25 000 Dollars jährlich,
und andere Damen erhalten als Leiter von Bankfilialen,
Direk=
toren von größeren Geſchäften uſw. gleich große Summen, wenn
nicht mehr. „Eine Frau hat in den Vereinigten Staaten
vor=
treffliche Ausſichten beim Geidverdienen,” erzählt die Danie, die
ſelbſt zu den fünfſtelligen Frauen gehört. „Hat ſich ein
Unter=
nehmer erſt einmal davon überzeugt, daß ſie „etwas kann” ſo
ſetzt er ſie über die weniger tüchtigen Mänyer, und die Tatſache,
daß ſie eine Frau iſt, ſpielt gar keine Rolle. Die Frauen
brau=
cen daher nicht erſt um das Recht für gleiche Arbeit und gleiche
Bezahlung wie der Mann zu kämpfen. Dabei liebt es der
Ame=
rikaner durchaus nicht, wenn die Frau ſich in ihren
Gewohn=
heiten vermännlicht. Das Rauchen von Zigaretten im
Reſtau=
rant oder auf der Straße, wie es in Europa bei Damen üblich
iſt, wird uicht geduldet, und gerade die erfolgreiche Geſchäftsfrau
raucht micht, ſelbſt nicht einmal in der Filmwelt, ſvo doch ſonſt
mancherlei erlauht iſt.‟ Die Verfaſſerin gibt dann einige Regeln,
die die „fünfſtellige Frau” befolgen muß, um dieſen Titel zu
herdienen. Sie lauten: 1. Denke! 2. Wiſſe genau in Deinenr
Bureau, in Deiner Stadt und in Deiner Welt Beſcheid. Es gibt
wichtigere Dinge, als das neue Kleid, obgleich auch dieſes wichtig
iſt. 3. Fühle Dich uicht gleich beleidigt. Die Leute haben gar
lricht die Abſicht, Dich zu kräuken und kümmern ſich überhaupt
nicht ſo viel um Dich. 4. Zeige, daß Du etvas biſt. 5. Betrachte
das Geſchäft nicht als ein dunkles Geheimis, das ſich nur
Män=
nern entſchleiert. Du derſtehſt vieles, was der Mann nicht
ver=
ſteht, und Du kannſt ebenſo gut wie er in alles eindringen.
6. Vergiß nicht, daß Dn ein Frau biſt, dann werden es auch
an=
dere nicht vergeſſen.
* Die Erkältung durch die Taſche. Daß man ſich durch die
Taſcheerkälten kann, iſt eine Gefahr, auf die ein engliſcher
Hygieniker, Dr. Halls=Dally, aufmerkſam macht. In dem
Taſchen=
tuch, das wir in die Taſche ſtecken, befinden ſich eine Menge von
Bazillen, die anſteckend wirken können. Dieſe Bakterien häufen
ſich in den Ecken der Tafchen auf und ſtürzen ſich in dem Moment,
in dem die Widerſtandsfähigkeit des Beſitzers der Taſche gegen
Erkältung geſchwächt iſt, auf dieſen, ſo daß er ſich von neuem
er=
kältet, ohne zu wiſſen, wodurch. Halls=Dally verlangt daher, daß
die Menſchen die Taſche, in der ſie ihr Schnupftuch zu tragen
pflegen, gehörig desinfizieren, und erklärt es darüber hinaus für
eine Pflicht gegen die Allgemeinheit, daß ſich alle erkälteten
Per=
ſonen ſorgfältig abſchließen, um die Bazillen nicht auf ihre
Mit=
menſchen zu übertragen. Die Forderung des Einſchließens mute
reiht übertrieben an, das Waſchen des Taſchenfutters iſt jedoch
eine Angelegenheit, der man in der Tat ſeine Aufmerkſamkeit
ſchenken könnte
ordneten der Stadtverwaltung vollſtändig unverſtändlich. Wir hoffen,
daß auch aus Stadtverordnetenkreiſen, die Mieter ſind, bei der nächſten
Gelegenheit dieſe Angelegenheit zur Sprache gebracht und verfochten
wird. Ganz beſonders aber möchten wir darauf verweiſen, daß bei dem
einſeitigen Hausbeſitzerſtandpunkt ein erträgliches Verhältnis auch für
die Zukunft nicht zu erwarten iſt. Nicht nur dem Hausbeſitzer muß
ent=
gegengekommen werden, ſondern vor allen Dingen muß auch der
Haus=
beſitzer dem Mieter entgegenkommen. Ein Mitglied des Vorſtandes des
Hausbeſitzervereins hat einem unſerer Vorſtandsmitglieder vor einiger
Zeit geſagt: Bewilligen Sie nur erſt mehr Miete, über die Verwendung
können wir dann ja weiter ſprechen. — Bezeichnend! wie nachher
ver=
fahren würde, wiſſen die Mieter zur Genüge.
Die Gebühr für Reinigung der Straßen und
Fuß=
ſteige und für die Abfuhr von Hauskehricht.
8. Die am 20. April 1921 erlaſſene Satzung, der rückwirkende Kraft
ab 1. April 1921 beigelegt iſt, und die nur für das Rechnungsjahr 1921
Gültigkeit hat, iſt erſtmals auf ihre Anwendbarbeit vom
Provinzialaus=
ſchuſſe in drei Eutſcheidungen geprüft wouden; dieſer Umſtand gibt
An=
laß, die Satzung nach ihrer rechtlichen Seitze einer ſachlichen Prüfung zu
unterziehen. Sie findet die gefetzliche Stütze in Art. 193 der
Städte=
ordnung vom 8. Juli 1911. Nach diefer Beſtimmung kann durch
Be=
ſchluß der Stadtverordnetenverſammlung beſtimmt weuden, daß von den
Beteiligten für die Benutzung von Veranſtaltungen, die von der
Gemeinde im öfſentlichen Intereſſe unterhalten oder betrieben werden,
ſowie für die von der Gemeinde den einzelnen im öffentlichen Intereſſe
zur Verfügung geſtellten Dienſtleiſtungen Gebühren zu erheben ſind. Die
Beteilrgten haben alſo für die von der Stadt im öffentlichen Invereſſe
unterhaltzene und betriebene Veranſtaltung der Reinigung der Straßen
und Fußſteige und der als Teil dieſer Reinigung ſich darſtellenden
Ab=
fuhr von Hauskehricht eine Gebüihr zu entrichten. Als beteiligt
erſchei=
nen die Grundſtückseigentüimer hinſichtlich der bebauten oder unbebauten
an einer Straße gelegenen Grundſtücks. Im Falle Bluumers und Schenck
handelt es ſich um Gpundſtüicke, die nicht an einer Straße liegen, eine
vegelmäßige Reinigung der Straße hat nicht ſtattgefunden und auch eine
Müllabfuhr findet nicht ſtatt, zudem hat ſeiner Zeit die Stadt den Herren
Stief und Schenck einnen Rebers abberlangt und von ihnen in Händen,
nachdem ſie ausdrüicklich auuf Reinigaurg uund Abfuhr verzichten mußten
Wie kann ſie unter ſolchen Umſtänden eine Gebühr für eine
Dienſtlei=
ſtung in Anſpruch nehmen, die ſie zu betätigen abgelehnt hatte! Es war
deshalb wu das Eine möglich, daß das Berwaltungsgericht dazur
ge=
langte die Anforderung der Gebühr für unzuläſſig zu erklären.
Man wird bei der ganzen Angelegenheit den Eindruck nicht los, daß
die rechtliche Frage nicht gewügend klar durchdacht worden iſt und auch
das Miuſterium des Innern ſcheint bei Genehmigung der Satzung die
außerordentliche Tragweite der Belaſtung nicht eindringlich genug
er=
faßt zu haben. — Völlig abwegig war das Verhalten der
Stadtverwal=
tung gegenüber dem Amtsgehilfen Fenchel. Er iſt Inhaber einer
Dienſt=
ſuohnung unnd uicht mit dem Mieter auf eine Stufe zu ſtellen, hier iſt
mit Recht hervorgehoben worden, daß der Eigentümer des Hauſes
La=
gerhausſtraße 7 zur Gebührenleiſtmg allein heranzuziehen iſt, wie § 4
dies vorſchreibt. Daß der Staat mit der Stadt wegen Aenderung der
Satzung in Verhandlung getreten iſt, läßt erbennen, daß er folbſt zur
Anſchauung neigt, daß Art. 193 nicht ohne weiteres platzgreift und daß
er an der Sache ſelbſt mnrmittelbar beteiligt iſt, beſveiſt die Tatſache, daß
ihn die Gebühr für 1921 rund 100 000 Mark koſtet. Auch ſonſt klappt
nucht alles. Die Handelskammer hat ſich in der Sitzung vom 22. Auguſt
1921 mit der Frage befaßt und auch ſie vervrat den Standpunkt, daß die
Stadt wr Gebühren für vatſächliche Leiſtung erheben könne und die
Ausdehnung auf nur gewerblichen Zwedleir dienende Räume und Ge
bäude abzulehneir ſei. Die Durchführung der Verordnung mit der weit
gehenden Auslegung, wie ſie ihr von der Stadt gegeben werde, würde
nach Anſicht der Handelskammer eine reine Gebäudeſteuer oder eine
ver=
ſreckte Einkommenſteuer darſtellen, deren Erhebung der Stadt nicht
zu=
ſtehe. Auch die offiziöſe Notiz vonr 24. Juli 1921 beweiſt, daß die
An=
ſchauung der Stadwerwaltung mit dem Art. 193 StO. nicht zu
verein=
baven iſt.
Die Handelskammer hat in der Folge mitgeteilt, daß einer
Verſtän=
digung mit der ſtädtiſchen Verwaltmg erfolgt ſei und den Intereſſenten
abgeänderte Gebührenanforderungszettel zugehen würden. Welcher Art
ſolche Verſtändigung wvar, oder auf welcher Grundlage ſie ſich aufbaut,
darüber hat nichts verlautet, obwohl auch hier eine ſachliche Aufklärung
der Allgemeinheit nützlich wäre. In der Sache ſelbſt, an deren
finanziel=
len Laſten Hausbeſitzer und Mieter intereſſiert ſind, wäre es
wünſchens=
werk, daß die die beiden Intereſſengruppen verkörpernden Vereine recht
bald eine prinzipielle Stellungnohme verlautbarten, damit auch die
Stadt=
vexordnetenverſcmmſrng im Jahre 1922 weiß, wie die Bürgerſchaft über
dieſe Gebührenerhebung dentt. Die ergangenen zwei Entſcheidungen des
Verwaltungsgerichts in Sachen Blumers und Schenck beweiſen aber
je=
denfalls für die Bürgerſchaft, daß das Gericht nücht den Standpunkt der
Stadtverwalvung teilt, daß jeder zahlen wüſſe, einerlei ob ihm in
Reini=
gung der Straßen und Fußſteige und Abfuhr des Mülls die Stadt
Dienſte leiſte oder nicht.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Maximilian Troitzſch, der hier bereits beſtens bekannte
Baritoniſt, veranſtaltet am Freitag, 9. Dezember, im Feſtſaale der
Turn=
geneinde einen Franz Schubert=Abend, auf den jetzt ſchon
aufmerkſam gemacht ſei. Der „Züricher Anzeiger” ſchrieb über den
Künſtler: „Kammerſänger Troitzſch aus Darmſtadt, der uns hier durd
Gaſtſpiele am Theater („Hans Sachs‟. Don Juan”) rühmlichſt bekannt,
brachte die hier ſelten gehörte Schubeutſche „Winterreiſe” zu künſtleriſch
vollendeter Wirkung. Der Sänger beſitzt neben einer ausgiebig ſchön
ge=
bildeten Stimme kernhaft dramatſches Empfinden, fowwie ein pp. von
großer Schönheit ud Tragfähigteit.”
— Die Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal) bringen den großen
Senſations=Abenteurer=Film „Der rächende Pfeil” (Ein Kampf
auf Tod und Leben) in fünf ſpannenden Akten, mit der tollkühnen
Artiſtin Mary Corvin, deren Leiſtungen die ganze Welt in Staunen
verſetzt. Ein großzügig angelegtes Filmwerk, in meiſterhafter Regie
aufgebaut und künſtleriſch durchgeführt, ſpannend von Akt zu Akt. Man
muß ſchon auf. Index und Vampire” zurückgreifen, um etwas auch nur
annähernd Aehnliches an Raffinement und Senſationellem zu finden.
Mary Corvin, die Hauptdarſtellerin dieſes Werkes, vollbringt
Leiſtun=
gen ganz unmenſchlicher Art und wirkt feſſelnd von Anfang bis zum
Ende.
— Weiterſtadt, 25. Nob. Man ſchreibt uns: Im Sommer ds. Js.
hatte die hieſige Dreſchgeſellſchaft durch einen Brand in ihrer
Dreſchhalle einen verhängnisvollen Tag zu verzeichnen, zumal niehreren
Leuten ihre Frucht ſomt Wagen einen Raub der Flammen wurde. Die
Dreſchgeſellſchaft fühlte ſich deshalb veranlaßt, um der Not etwas
ent=
gegenzuſteuern einen Betrag von 2000 Mark zu bewilligen. Weiter
wurde von ſeiten unſerer bürgerlichen Gemeindebertretung ſowie vom
Bauernbund eine Kommiſſion gebildet, die durch eine Hausſammlung zu
Gunſten der Brandbeſchädigten eien Betrag von 1404 Mark zu
ver=
zeichiten hatten. Sodann wurde der Geſamtbetrag von 3404 Mark
pro=
zentual unter alle Brandbeſchädigten verteilt.
Gernsheim a. Rh., 25. Nov. Heute Freitag morgen brach um
8.15 Uhr in der Chemiſchen Fabrik Th. Goldſchmidt ein Branp
in dem alleinſtehenden Salazedol=Bau aus. Es konnte aus dem Bau
nichts gerettet werden und brannte derſelbe vollſtändig aus. Durch tat
kräftiges Eingreifen der Fabrikfeuerwehr konnte der Brand bald gelöſcht
werden. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt.
— Reichelsheim i. O., 25. Nov. In der geſtern abend vom Frauen=
Ausſchuß der Deutſchnationalen Volksparte: (Heſſiſchen
Volkspartei) einberufenen Wahlverſammlung ſprachen Frl. Weber=
Heidelberg und Abgeordneter Haſeloff=Berlin. Erſtere verſtand es,
die von zahlreichen Frauen wie auch Männern beſuchte Verſammlung in
ſehr anſprechender Weiſe zu feſſeln über die Ideale ihrer Partei:
Natio=
naiſtolz und den ſozialen Gedanken, wie er im chriſtlichen Sinne zu
ver=
ſtehen ſei; ſie betonte beſonders die Notwendigkeit der Pflege altdeutſcher
Tugenden, zu denen die Mütter den Grund legen müßten bei der
Er=
ziehung ihrer Kinder. Auch die Frauen ſeien fortan berufen, an dem
Wiederaufbau der deutſchen Kultur und die Verſtandesarbeit der
Män=
ner mit dem vom Herzen diktierten Gefühl zu ergänzen. Herr Abg.
Haſeloff beklagte in ſeinem Vortrag die große Zerſplitterung im
deutſchen Parteiſeſen und forderte die Verſchmelzung der Deutſchen
Volkspartei mit der Deutſchnationalen Partei, trat für den Schutz des
Privateigentums ein und vertrat die Notwendigkeit und Erhaltung des
Berufsbeamtentums. Die Ausführungen beider Vortragenden wurden
mit Beifall aufgenommen. Eine kleine Ausſprache ſchloß ſich daran.
Geleitet wurde die Verſammlung von dem Kandidaten dieſer Partei,
Herrn Schloſſermeiſter Werner von hier.
* Kleine Nachrichten aus Heſſen. Groß=Gerau. Teur4 Tauben.
Der 18 Jahre alte Schloſſer Heinrich Endner von hier unterhielt ſei
längerer Zeit eine Taubenzucht und unterließ es, die zu ſeinem Beſtand
neu hinzugekommenen Tauben bei der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde
anzumelden. Weil bei einer in ſeinem Schlage vorgenommenen Zählung
13 überzählige Tauben, darunter hauptſächlich auch junge Tiere, vorge=
wurde in der Nähe des Waſſerzverkes an der Erbenheimer Straße ei.
unbekannte Frauensperſon mit einer Schnittwunde am linken Handgelen.
gefunden. Da die Verletzte, welche keinerlei Ausweispapiere beſaß, nich
ſicht beibrachte. Sie wurde durch die Sanitätswache nach dem Städx.
Krankenhaus gebracht.
Reich und Ausland.
Berlin, 25. Nod. Anleihe. Zur Abdeckung und
Vereinheitlichun=
der von den bisherigen Vororten gemachten ſchwebenden
Schul=
den beabſichtigt die neue Stadtgemeinde Berlin die Aufnahme eine
neuen Anleihe von 560 Millionen Mark. Hiervon ſollen 86
Mil=
lionen Mark für die Aufwendungen für Gas=, Elektrizitäts= und Waſſer
werke, 82 Millionen für die Aufwendungen für
Verkehrsunternehmun=
gen, beſonders der Nord—Süd=Untergrundbahn, 311 Millionen fü
Straßen=, Brücken=, Schul= und Krankenhausbauten und 81 Millionen
für gehabte Aufwendungen für Kriegsfürſorgezwecke verwandt werden,
Der Zinsfuß beträgt für Inhaberſchuldverſchreibungen bis 4½ Prozent,
bei der Aufnahme feſter Darlehen 5 Prozent.
TU. Karlsruhe, 26. Nob. Einweihungdes Neubausde
Techniſchen Hochſchule Karlsruhe. Heute wurde in
Am=
wveſenheit der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden, die Vertreter vo=
Wiſſenſchaft, Induſtrie und Handel der mit einem Aufwand von übe
7 Mill. Mk. in den letzten drei Jahren erſtellte Neubau der Bauingeuieur=
Abteilung der Techniſchen Hochſchule Karlsruhe eingeweiht. Zu der
Feſtakt hatten ſich die Vertreter ſämtlicher deutſchen Techniſchen Hoch=
uniniſterium und die Preußiſche Akademie des Bauweſens waren ver
treten. Anläßlich der Neubaueröffnung hat die Techniſche Hochſchul
einer ſehu großen Anzahl von Perſonen die Würde eines Dr.=Ing. umich
die neugeſchaffene Würde eines Ehrenbürgers verliehen.
Wien, 26. Nov. Streik der Schauſpieler. Infolge des
Gegenſatzes, der zwiſchen den Theaterdirektoren und Schauſpielern
be=
ßüglich der neuen Forderungen beſteht, hat heute in Wien ein Streix
der Schauſpieler eingeſetzt. Im Deutſchen Volkstheater, der
Kammerſpielen des Volkstheaters, ſowie in dem Theater an der Wier;
finden heute keine Aufführungen ſtatt. Die Schauſpieler verlanger
Mindeſtgagen von 45 000 Kronen.
zeigte die in den letzten Wochen verauſtaltete Treibjagd. Es wurder
1600 Haſen geſchoſſen. — Mainz=Kaſtel. Abends gegen 6 Uhr
Die Heimſchaffung der in fremder Erde
ruhenden deutſchen Krieger.
Berlin, 26. Nov. (Telunion.) Gegen die
Heimſchaf=
fung von Kriegerleichen aus dem Auslande beſtehen
keine Bedenken mehr. Die Beförderungskoſten ſind von
den Angehörigen zu tragen.
Maßnahmen in Bayern gegen die Teuerung.
München, 26. Nov. (Wolff.) Das Staatsminiſterium fün
Landwirtſchaft läßt zu Gunſten der Bedürftigſten i
Lande den bereits ſeit langem getroffenen Maßnahmen zun=
Bezug verbilligter Milch und verbilligten Kartoffeln aufgrund
eines Miniſterratsbeſchluſſes ab 1. Dezember auch eine
Brot=
verbilligungsaktion folgen, wodurch ein Pfund
Bro=
um 60 Pf. unter dem ſonſt geltenden Preis abgegeben werden
kann. Dieſes Vorteils können im ganzen 30000 gering
bemit=
telte Verbraucher teilhaftig werden. Wenn es gelingt, weitere
Staatsmittel dafür flüſſig zu machen, ſoll eine weitere
Ver=
billigung des Bezuges von Brot und Kartoffeln
durchgeführt werden.
Die Einheitskurzſchrift.
Berlin, 26. Nov. (Wolff.) Am 24. und 25. d. M. wurden
im Reichsminiſterium des Innern unter der Leitung des
Staats=
ſekretärs Schulz die Verhandlungen über die
Einheitskurz=
ſchrift fortgeſetzt, woran je drei von ihren Schulen beauftragte
Vertreter von Gabelsberger und Stolze=Schrey
teil=
nahmen. Die beiden Schulen einigten ſich auf einen Vorſchlag
worüber das Reichsminiſterium des Innern alsbald mit der
Landesregierungen in Verhandlungen eintritt.
Ausbau der Funkverbindungen.
Berlin, 26. Nov. (Wolff.) Der kürzlich in Paris und im
London zwiſchen den großen Funkgeſellſchaften Deutſchlands,,
Amerikas, Englands und Frankreichs getroffenen
Vereinbarun=
gen über einen gemeinſchaftlichen Ausbau der
Funk=
verbindungen erſchließen auch für Deutſchland neue
wichtige Verkehrsmöglichkeiten. Zuerſt kommt
eine=
direkte Verbindung mit Argentinien in Frage, ſobald die bei.
Buenos Aires im Bau befindlichen Rieſenfunkſtation
fertig=
geſtellt iſt. Inzwiſchen wird die Großfunkſtelle Nauen der
Aktien=
geſellſchaft für drahtloſen Ueberſeeverkehr in den Stand geſetzt,
gleichzeitig den Telegrammperkehr mit Nord= und
üd=
amerika zu übernehmen.
Zur Reichseiſenbahnfrage.
Berlin, 26. Nov. (Telunion.) Zur
Reichseiſen=
bahnfrage hört die T.11., daß die bisherigen Mitteilungen
über die ſogenannte Präſidialkonferenz, die der
Reichsverkehrs=
miniſter nach München einberufen hätte, nicht zutreffen. An
dieſer Präſidialkonferenz hat eine große Zahl von Kapazitäten,
die früher in leitender Stellung der Eiſenbahnverwwaltung tätig
waren, teilgenommen. In der Debatte haben nun dieſe
inakti=
ven Herren das Wort ergriffen. Von ihnen hat ſich die
Mehr=
zahl für die Notwendigkeit der Reform der Eiſenbahn in
pri=
vatwirtſchaftlichem Sinne ausgeſprochen; ein
Stand=
punkt, der bekanntlich auch von dem langjährigen Leiter der
Preußiſchen Staatsbahnen Dr. v. Breitenbach vertreten
wird. Die Verſammlung war einſtimmig der Meinung, daß dieſe
Frage in jedem Falle aufs ernſteſte zu prüfen ſei. Zur Klärung
des Widerſpruchs wäre es wünſchenswert, wenn der Herr
Reichs=
verkehrsminiſter ſich entſchließen würde, die Niederſchriften über
die Münchener Sitzung zu verbreiten.
Das Rätſelraten über die Englandreiſe
von Stinnes.
Paris, 26. Nov. (Wolff.) Die Erklärungen des
Kommer=
zieſirats Krämer, daß Verhandlungen über eine
Deutſch=
land zu gewährende Anleihe mit einem Londoner
Bankhauſe gepflogen werden, die Ausſicht auf Erfolg
haben, veranlaßten den Londoner Berichterſtatter der Agence
Havas zu folgender Meldung:
Aus Mitteilungen beſtens unterrichteter Perſönlichkeiten gehe
hervor, daß keinerlei Verhandlungen dieſer Art von
dem betreffenden Bankhaus angeknüpft worden ſeien und daß
das Haus keineswegs die Abſicht habe, Deutſchland einen Kredil
zu eröffnen. Verſchiedene finanzielle Perſönlichkeiten hätten —
über die Reiſe von Stinnes nach England befragt — die
Abſicht geäußert, daß es wünſchenswert wpäre, wenn man fur
die Reiſen, die von deutſchen Finanziers wegen ihrer privaten
Geſchäfte nach England unternommen würden, keine
geheimnis=
vollen Beweggründe zu finden ſich bemühe. Die Vorſtellung, 9
werde von dieſer Seite verſichert, daß dicz betreffenden
Finan=
ziers nur nach England kämen, um für ihre Regierung finan
zielle Unterſtützung zu ſuchen, entſpreche (in keiner Weiſe den
Tatſachen.
Der ungariſche Terror im Burgenlande.
Wien 26. Nov. (Wolff.) Aus Oddenburg werden
weitere Fälle von ungariſchem Terror gemeldet. Dei
Schriftleiter der Oedenburger Zeitung wurde in ſeiner
Redal=
tion bedroht wegen der Veröffentlichung der in der Budapeſte
Nationalverſammlung gehaltenen Rede des maghariſchen Abge‟
ſchärlern mit ſofortiger Plünderung bedrbht. Oeſterreichiſcl
Geſinnte in Oedenburg fühlen ſich des Lebens nicht ſicher, da. di
Freiſchärler von Haus zu Haus ziehen und Uinterſchriften fü.
Ungarn ſammeln.
Rummer 318.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den B7. Rovember 1921.
Seite 5.
Wien, 26. Nov. (Wolff.) Aus Kreiſen, die mit
Oeden=
burger Verhältniſſen vertraut ſind, wird mitgeteilt: Der
Be=
richt über die Entſcheidung der
Botſchafterkonfe=
renz bezüglich der unbedingten Entfernung der ungariſchen
Trppen und der ungariſchen Gendarmerie aus dem
Abſtim=
nrugsgebiet rief nur teilweiſe Befriedigung hervor. Man
er=
kennt zwar an, daß die feſte Haltung Oeſterreichs der Entente
die Unhaltbarkeit der geſamten Situation in Oedenburg vor
Augen führte, betont aber demgegenüber, daß der auf der
Bot=
ſchafterkonferenz in Anregung gebrachte Vorſchlag, zahlreiche
Ententeoffiziere nach Oedenburg zu entſenden, denen
öſterreichi=
ſche und ungariſche Gendarmerieabteilung in paritätiſcher
Zu=
ſammenſetzung beigegeben werden ſollen, als Durchbrechung des
Beſchluſſes der Botſchafterkonferenz wegen der Entfernung der
ungariſchen Truppen vollſtändig unannehmbar iſt. Solche
Sicher=
heitsvorkehrungen würden wegen der zwiſchen den Angehörigen
der beiden Nationen beſtehenden Reibungen kaum durchgreifen.
Sie würden zu Verhältniſſen führen, wie ſie bei der
oberſchleſi=
ſchen Abſtimmungspolizei eingetreten ſind. Iſt es den alliierten
Mächten mit der Abſtimmung in Oenburg wirklich Ernſt, ſo iſt
eines der erſten Erforderniſſe die underzügliche Feſtlegung des
Zeitpunktes, bis zu dem das Gebiet von ungariſchen Truppen
zu räumen iſt. Ferner muß unbedingt die Zenſurfrage geregelt
werden.
Wien, 26. Nov. (Wolff.) Aus Oednburg wird gemeldet,
daß dort ein Aufrf der ungariſchen
Lokalorganiſa=
tion verbreitet wird, wonach ſämtliche Angeſtellte der
öffentlichen Dienſtzweige, alle Mitglieder der Organiſation
ſo=
wie ihre Angehörigen für Ungarn ſtimmen müßten. Ob dies
tatſächlich geſchehe, werde durch den Vorſtand nachgeprüft. Die
Mitglieder, die der Aufforderung nicht Folge leiſteten, ſetzten
ihre Stellung aufs Spiel und würden zur Verantwortung
ge=
zogen. Auch die übrigen Bevölkerung wird mit allerlei
Drohun=
gen zu der Unterſchrift für Ungarn gezwungen, wobei man den
Leuten einredet, daß ihre Unterſchrift einen Schwur gleich ſei.
Die däniſch=ruſſiſchen Berhandlungen über einen
Handelsvertrag geſcheitert.
Kopenhagen, 26. Nov. Die Agentur Ritzau meldet: Das
Miniſterium des Aeußern teilt mit, daß die in Stockholm mit
den Vertretern der Sowjetregierung geführten Verhandlungen
über einen Handelsvertrag zwiſchen Dänemark und
Rußland ergebnislos geblieben ſind, da es ſich zeigte,
daß die Zugeſtändniſſe, die man Dänemark gegenüber machen
wollte, nicht genügten. Die däniſche Delegation hat infolgedeſſen
geſtern Stockholm verlaſſen.
Die Waſhingtoner Konferenz.
Chineſiſche Drohung auf Abbruch der Verhandlungen.
London, 26. Nov. (Telunion.) Aus Waſhington
wird gedrahtet: Ein Mitglied der chineſiſchen Delegation
er=
klärte, daß China auf eine weitere Teilnahme an der Konferenz
verzichten müſſe, falls die britiſche Auffaſſung von der offenen
Tür in China auch in der Haltung der übrigen Mächte in
Er=
ſcheimng trete.
Hardings Bereitſchaft zu weiteren Konferenzen.
Paris, 26. Nov. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter der
Agence Havas beſtätigt eine bereits wiedergegebene Meldung,
im Weißen Hauſe werde erklärt, daß Präſident Harding,
falls die Konferenz erfolgreich ausgehe, geneigt wäre, folgende
Punkte ins Auge zu faſſen:
1., daß weitere intereſſierte Nationen zwecks
Billigung der erzielten Abmachungen zugezogen werden
könnten. Dieſe Billigung könnte vor Vertagung der
gegenwärti=
gen Konferenz erfolgen und unter den betreffenden Ländern
könnte eventuell ſich auch Deutſchland befinden;
2., daß weitere Konferenzen ähnlichen Charakters
zur Begleichung zwiſchenſtaatlicher Meinungsverſchiedenheiten
künftig einberufen werden könnten.
Zu den antifranzöſiſchen Kundgebungen
in Turin.
Paris, 26. Nov. (Telunion.) Wie ſich herausſtellt, haben
die Kundgebungen italieniſcher Studenten vor
dem franzöſiſchen Konſulat in Turin auf Grund
einer falſchen Meldung ſtattgefunden. Der Führer der
italieni=
ſchen Delegation in Waſhington hat ausdrücklich telegraphiert,
daß ein Zwiſchenfall zwiſchen ihm und Briand nicht
ſtattge=
funden habe. Von der Rednertribüne des Parlaments hat
be=
reits der italieniſche Außenminiſter Stellung zu dieſem
eigen=
artigen Vorfall genonunen, jedoch iſt auffallenderweiſe in dieſen
Erklärungen nichts von den Turiner Ausſchreitungen und kein
Wort der Entſchuldigung Fraukreich gegenüber enthalten. Man
muß daher auch annehmen, daß der Beſuch des italieniſchen
Bot=
ſchafters in Paris beim ſtellvertretenden Miniſterpräſidenten
Bonnevay, bei dem dieſer ſein lebhaftes Bedauern, über die
Turiner Ereigniſſe ausſprach, ohne Vorwiſſen und ohne
Zu=
ſtimmung der rö miſchen Regierung erfolgt iſt.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 26. Nov. (Wolff.) Der Reichsratsausſchuß zur
Ent=
ſcheidung über Beſchwerden gegen Zeitungsverbote auf Grund
der Verordnung des Reichsprüſidenten hat beſchloſſen, der
Be=
ſchwerde der Täglichen Rundſchau ſtattzugeben
und das Verbot dieſer Zeitung aufzuheben. Die vom
preußi=
ſchen Miniſter des Innern angeführten Stellen des Artikels
wurden vom Ausſchuß nicht als ausreichend zur Begründung
des Verbotes erachtet, ſowohl hinſichtlich der Verächtlichmachung
der Perſon des Reichskanzlers als auch hinſichtlich des
Tat=
beſtandes der Gefährdung des öffentlichen Friedens.
Berlin, 26. Nov. (Wolff.) Zwiſchen der deutſchen und
der öſterreichiſchen Regierung iſt ein Uebereinkommen
zuſtande gekomimen, wonach die Reifezeugniſſe der öſterreichiſchen
Mittelſchulen und der deutſchen höheren Lehranſtalten
gegen=
ſeitig anerkannt werden.
Berlin, 26. Nov. Als Nachfolger des Staatsſekretärs
Berg=
mann iſt Miniſterialdirektor Fiſcher vom
Reichsfinanzmini=
ſterium zum Staatsſekretär und Vorſitzenden der
Kriegslaſten=
kommiſſion in Paris ernannt. Fiſcher leitete ſeit zwei Jahren
die Abteilung des Reichsfinanzminiſteriums, die die Ausführung
des Friedensvertrags bearbeitet. Er iſt auch an den
Verhand=
lungen mit dem Garantiekomitee und der
Reparationskommiſ=
ſion in Berlin weſentlich beteiligt geweſen.
München, 26. Nov. (Telunion.) Wegen des Verdachtes des
Schleichhandels mir Salvarſan hat die bayeriſche
Landeswucherabwehrſtelle bei mehreren Angeſtellten deutſcher
Apotheker in München eine Kontrolle vornehmen laſſen. Es
wurden 46 Glas Neo=Salvarſan gefunden. Gegen die
Beteilig=
ten wurde Anzeige erſtattet.
und Elbheringe in Kuxhaven gelandet. Dieſe Maſſenfänge ſind lichen Beſtimmnugen nicht mſt genügender Deutlichkeit zur Kemtmz
geboten haben.
gefordert, Albanien als ſelbſtändigen Staat anzu= bei Start im Auslande, für den die Erlaubnis der DS.B., fehlt, uit
erkennen und einen diplomatiſchen Vertreter bei der Regierung aller Screnge eingeſchritten werden wird.
in Tirana zu ernennen.
new überſchritt eine Schar ukrainiſcher Aufſtändiſcher von jetzt ab bis auf weiteres die Einbeziehung der Turnleitung in die
lichen Angriffen zurückweichen müſſen.
dierung der deutſchen ſequeſtierten. Güter im miſſion als vollberechtigtes Mitglied heranzuziehen. Die Wertung des
Moniteur eine vollkommene Geſetzeskraft noch nicht hergeſtellt. Turnens geſchieht in dem Sinne, daß hervorragende Leiſtungen oder von
Die Sequeſter könnten nur auf Befehl des Fuſtizminiſters
han=
führungsbeſtimmungen erlaſſen werden.
Heidelberg, 26. Nov. (Wolff.) Der Bau des Neckarkanals/ Wanderpreis.
hat den Plan reifen laſſen, bei Heidelberg zwiſchen der neuen
Brücke und Wieblingen einen Hafen zu erbauen. Da
man jedoch erkannte, daß der Bau eines Stichkanals notwendig
ſei, will man ſich auf die Errichtung einer Anlegeſtelle für
Schiffe beſchränken. Der Platz ſoll drei Kähnen von je 1200 To.
Aufnahme gewähren können. Die Anlage wird mit
Anſchluß=
gleis verſehen und wird weiter ausbaufähig ſein.
Mannheim, 26. Nov. (Wolff.) Nach jahrlanger franzöſiſcher
Gefangenſchaft ſind heute vormittag wieder ſieben deutſche
Kriegsgefangene aus Avignon hier eingetroffen.
Nachdem ſie hier bewittet worden waren, ſind ſie um 2 Uhr
nach=
mittags nach Karlsruhe weitergefahren, wo ihre Entlaſſung
erfolgt.
Kuxhaven, 26. Nov. (Telunjon.) Der Maſſenfang
von Sprotten und Heringen in der Elbe hat auch
dieſe Woche ſeinen Fortgang genommen. Es ſind in den
letz=
ten Tagen täglich 100 000 Pfund guter, marktfähiger Sprotten
vielen Reedern gelegen gekommen, da ſie ihnen lohnende Arbeit der Vereine und Mitglieder gebracht hatten. — Gleichzeitig wurde
be=
ſchloſſen, die Verbände und Vereine nochmals nachdrücklich auf die
Graz, 26. Nov. (Wolff.) Die Tagespoſt meldet aus Bel= ſatzungsgemäßen und wiederholt mit Erläuterungen bekannt gegebenen
Beſtimmungen wegen des Startens im Auslande aufmerkſam zu machen
grad, die ſüdſlawiſche Regierung wurde vom Völkerbund auf= ud deren Beachtumg dringend zu empfehlen, da iu künftigen Fällen
dra. Das Turnen in der Reifeprüfung. Nach einem
Bukareſt, 26. Nov, (Wolff.) Nach Meldungen aus Kiſchi= neuen Erlaſſe vom 4. Oktober ordnet der Preußiſche
Unterrichtsminiſte=
auf der Flucht vor bolſchewiſtiſchen Patrouillen den Onjeſtr. Verſetzungsentſcheidungen und in die Prüfungen für das Zeugnis der
Reife an den höheren Schulen an. Die Ergebniſſe der Turnprüfung
Wie ſie berichten, iſt es ihnen gelungen, die Stadt Tiraspolſſind bei der Beurteilung der Geſamtperſönlichkeit des Schülers oder der
zu beſetzen. Dann hatten ſie jedoch vor überlegenen feind= Schülerin zu berückſichtigen. Führereigenſchaften als Vorturner,
Spiel=
gruppenführer Wanderführer uſw. ſind zu werten und in beſonders her=
Brüffel, 26. Nov. (Wolff.) Wie die Gazette hervorhebt, vortretenden Fällen auch im Zeugnis zu vermerken. Der Turnlehrer
wird durch die Veröffentlichung des Geſetzes über die Liqui=ſbzw. die Turnlehrerin iſt zu den Konferenzen der
Reifeprüfungskom=
beſonderem Eifer zeugende Bemühungen, wie beachtenswerte
Führer=
eigenſchaften als Ausgleich herangezogen werden können. Die endgültige
deln. Nach einem anderen Blatte müſſen ſogar erſt die Aus=/Entſchließung ſoll auf Grund der Erfahrungen mit dieſem Erlaß
erfol=
gen. Bis zum 1. Dezember 1923 ſind die Ergebniſſe an das Miniſterium
zu berichten. Man wird dem Preußiſchen Kultusminiſter Becker für
dieſe entſchloſſene Tat in allen Kreiſen der Turn= und Sportbewegung
außerordentlich dankbar ſein, und dabei auch des Mannes gedenken, der
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung die erſte Anregung gegeben hat, des Preußiſchen Miniſters des Innern
(Für die Beröffentlichungen unter dieer Uederſchrift übernimmt die Redaktion Dominieus. Jetzt ſcheint ſich endlich die Gleichberechtigung der
körper=
ziehung des ganzen Menſchen das Ziel unſerer Schule zu werden.
er. Der Unfug der „Damenbogkämpfe‟. Groteskes und
die Berichte über die Verhandlungen vor dem Verwaltungsgerichtshof Geſchmackloſes greiſen immer mehr um ſich. Wenn man jetzt auch un=
(Kreis= und Provinzialausſchuß) lieſt, muß erſtaunt die Wahrnehmung ſeven Sport mit „Ungeheuerlichkeiten” überziehen will, iſt es Pflicht
da=
machen, daß die Stadtverwaltung ſo oft in den Verwaltungsſtreitſachen gegen Front zu machen. Gemeit ſind die ſogen. „Damenboxkämpfe” in
nicht vertreten iſt, insbeſondere iſt dies die Regel in Unterſtützungs= Berlin. Jeber Sportkundige weiß, welche Unſumme von Trauring,
wohnſitzſachen. Zwar iſt ein Erſcheinunngs zwang, nicht vom Geſetz Wöllenskyaft, Ausdauer uſw. dazu gehören, um Bogen regelrecht zu
be=
vorgeſchrieben, doch, meinen wir, liegt eine Vertretung in den Terminen treiben. Eine Ausbildung der Organe gehört dazu, wie ſie der
weib=
ſowohl im ſachlichen Intereſſe, als auch wird ſie durch die Rückſicht auf liche Körper viemals erreichen kann. Darum ſind Damenboxkämpfe ein
Unding, eine Verhöhnung des vegelrechten Sports und Irreführung des
Publikums, dem unter dieſem Namen etwas geboten wird, was es
nie=
mals iſt. Die Kämpfevinnen haben keine Ahnung von irgendwelcher
Literariſches.
Boxtechnik. Deshalb iſt eine Austragung der Kämpfe nach angeblich
* Im Verlag K. Thienemann, Stuttgart, ſind folgende neue Ge= ſportlichen Regeln gar nicht möglich. Der Augeuſchein überzeugt, daß es
ſchenkswerke für die Jugend erſchienen: Defoe, Daniel, Robin= völlig gleichgültig iſt, ob dieſe Damen die Boxhandſchuhe an den Händen
ſon Cruſoes Leben und ſeltſame Abenteuer. Ueber= haben oder nicht. Die Handſchuhe dienen nur dazu, ihre ſchon ſo
ſchwa=
tragen von Reinhard Woller. Mit 8 farbigen und 40, ſchwarzen chen Kräfte noch mehr herabzuſetzen. Sie ſind ſo ſtark gefüttert — etſa
Bildern von Karl Mühlmeiſter. 220 Seiten. Oktavformat. 25 Mark. Wohl zehn Unzen —, daß es ſelbſt Breitenſträter kaum gelingen dürfte,
we=
keine Jugendſchrift iſt ſo international geworden, wohl keine aber auch ſentliches Unheil damit anzuvichten. Nun gibt es jetzt in Berlin ſogar
ſo vielfach bearbeitet worden, wie Nobinſon. In Deutſchland herrſcht zwei Pflegeſtätten dieſes „Sports” und die Damen der beiden haben
ſeit über 100 Jahren die Beaxbeitung von J. H. Campe, der daraus ſich herausgefordert. Demnächſt ſoll die ſenſationelle Begegnung vor ſich
eine ſehr moraliſche und ſentimentale Geſchihte gemacht hatte. Die Sach= gehen. Wer iſt da am meiſten zu bedauern. Der Sport, das Publikum
lichkeit der Erzählung des alten engliſchen Originwls, wie es Defoe im oder die Damen? Sicherlich nicht der Manager, der wohl gut dabei
Jahre 1719 zum erſten Male veröffentlichte, wwar dabei ganz verloren abſchneidet. Hoffentlich nimmt der Unfug bald ein Ende.
gegangen, und doch iſt gerade dieſe nüchterne, unpathetiſche Art, mit der
Uk Grunderwerbsſteuerpflicht für Sportplätze.
der Defoeſche Nobinſon „allen Gewalten zum Trotz ſich zu erhalten‟ Das Grunderwerbsſteuergeſetz vom Jahre 1919 beſteuert den Erwerb
verſteht, hundertmal mehr wert, als wortreiches Moraliſieren. Zudem von Grundſtücken mit 4—6 Prozent. Da im 8 8 Abſatz 10 dieſes
Ge=
ſteht auch an literariſchem Wert das Original hoch über allen Bearbei= ſetzes geſagt iſt, daß die Steuer nicht erhoben wird bei Erwerb von
tungen. So iſt es ſehr zu begrüßen, daß K. Thienemanns Verlag in der Grundſtücken, die zu Zwecken der öffentlichen Erholung oder Turn=
Reihe ſeiner prächtigen Ausgaben klaſſiſcher Jugendſchriften nun auch anlagen dienen, könnte man wohl mit Recht annehmen, daß auch die
den Original=Robinſon hevausgebracht hat. K. Mühlmeiſter begleitet Anlagen unſerer Turn= und Sportvereine von dieſer Steuer frei wären.
dieſe neue Ausgabe mit zahlreichen Bildern, voll der Farbenpracht jener Bei dem Erwerb zur Anlage einer nicht der ganzen Oeffentlichkeit frei
ſüidländiſchen Inſeln, auf denen die Geſchichte ſpielt. — Deutſches zugängigen Erholungsanſtalt hat der Reichsfinanzhof als oberſte. In=
Kuabenbuch. Ein Jahrbuch der Unterhaltung, Belehrung und Be= ſtanz jedoch entſchieden, daß die Beſchränkung der Oeffentlichkeit die
ſchäftigung. Mit 1 Kunſtbeilage und vielen Tondruck= und ſchwarzen Steuerfreiheit behebe, und ſteht das Reichsfinanzminiſterium ſeitden
Bildern. 31. Jahrgang. B8 Seiten. Groß=Oktavformat. Halblwd, auf dem Standpunkte, daß alle Anlagen unbedingt der Oeffentlichkeit
40 Mark. In gänzlich neuer Geſtalt tritt diesmal das „Deutſche Kna= unbeſchränkt zur Verfügung ſtehen müſſen, um Steuerfreiheit zu
ge=
benbuch” in den großen Kreis derer, demen es in den letzten Jahnen ein nießen. Dieſer Standpunkt iſt vorläufig für die Finanzämter
verbind=
immer wieder freudig begrüßter Gaſt zur Weihnachtszeit geworden iſt, lich. Es ſcheint aber nicht richtig, denn fraglich iſt, ob die Oeffentlichkeit
Den Grundſatz als Vorlage, ſtets ſorgfältige künſtleviſche Ausleſe wal= auch Vorbedingung zur Steuerfreiheit für Turn=, ſomit auch
Sport=
ten zu laſſen, verdankt es nunmehr einer tiefgreifende Umgeſtaltung, anlagen nach dem Sinne des Geſetzes iſt. Fraglich erſcheint auch, ob nicht
Nach wie vor bietet es den Kwaben von 12—17 Jahren eine Fülle von die teilweiſe Freigabe des Terrains für Schulen uſw. der öffentlichen
Anregung für Herz und Geiſt, Grnſtes und Heiteres, Kunſt, Natur und Gemeinnützigkeit Genüge tut. Es dürfte ſich empfehlen, uuter Zu=
Technik, Unterhaltendes und Puaktiſches, Anleitung mancherlei Beſchäf= ziehung der Verbandsleitungen das Berufungsverfahren bis zu einer
tigung. Zahlreiche Bilder aus allen Gebieven zieren das Buch, das ſich neuen Entſcheidung des Reichsfinanzhofs herbeizuführen. Das
Be=
zu den alten gewiß viele neue Freunde erwerben wird. — In der Samm= rufungsverfahren ergeht in Einſpruch gegen den Steuerbeſcheid,
Be=
lung: Jungmädchenbücher, herausg, von Ernſt Wilmanns, rufung gegen das nächſte Urteil, Rechtsbeſchwerde beim Reichsfinanzhof
Preis jeder Band 16,50 Mark, erſchien in zweiter Auflage: Bruns, gegen das zweite Urteil.
Schluß des redaktionellen Teils.
Trude, Hans und Suſe in der Stadt. Mit 4 Bildern von
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
nicht begründet werden.
keinerlei Vergntwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 bes Preße= lichen Bildung gegenüber der geiſtigen durchzuſetzen und damit die
Er=
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
—Stadt und Verwaltungsgericht. Wer aufmerkſam
das Gericht, das die Ladung ergehen läßt, geboten.
Nolf Winkler, 164 Seiten. Oktavformat. 16,50 Mark. Trude Bruns
er=
zählt eine Imſtige Geſchichte von zwei Knaben, die vom Lande in die große
Stadt kommen, um dort die Schule zu beſuchen. All das Neue und
Un=
gewohnte, das im Haufe, auf der Straße, in der Schule auf die Kinder
einſtürmt, und ſie teils mit ſtaumender Freude, teils mit Furcht erfüllt,
wird mit viel Anſchaulichkeit und viel Humor erzählt. Endlich mach viel
Verängſrigungen leben ſich die Kinder ein in Stadt und Schule, und es
wird alles gut. Das Buch verfolgt, wie die anderen dieſer Sammlung,
den Zweck, den jungen Mädchen Nahrung fürs Herz zu bieten, ihrer
Freude am Kinde, am Leben und an der Familie, an den Schickſalen von
ihresgleichen, ihwem Empfinden für die Poeſie des Alltags
entgegenzu=
kommer und Nahrung zu bieten.
Landwirtſchaftliches.
In landwirtſchaftlichen Kreiſen iſt vielfach die Anſicht verbreitet,
daß die Getreide=Umlage allgemein auf, die Hälfte ihrer derzeitigen
Höhe heruntergeſetzt werde, ſo daß die Landwirte das ihnen aufgegebene
Lieferſoll nur zur Hälfte zu erfüllen hätten.
Dieſe Anſicht iſt, wie uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird,
vollkommen irrig. Es kann keinesfalls damit gerechnet werden, daß die
Umlage allgemein ermäßigt wird. Dies läßt auch die Sicherſtellung
unſerer Volksernährung und der ungünſtige Stand unſerer Valuta nicht
zu. Für jeden ausfallenden Doppelzentner Umlage=Getreide müßte
Er=
ſatz durch Ankauf von viel teuerem Auslandsgetreide beſchafft werden.
Auch iſt, die ebenfalls in weiten Kreiſen der Landwirtſchaft
ver=
breitete Auffaſſung, daß für das zu den ſpäteren Terminen nicht
abge=
lieferte Umlage=Getreide nur eine Haftſumme aufzubringen ſei, wie ſie
für das zum 15. Oktober 1921 nicht gelieferte Umlage=Getreide zu
be=
zahlen ſei, nicht zutreffend. Dieſe Haftſumme richtet ſich bekanntlich nach
dem gemäß 8 25 des Geſetzes vom 21. Juni 1921 von der
Reichsgetreide=
ſtelle zu beſtimmenden Weltmarktpreis für Weizen. Vorausſichtlich wird
ſich die Haftſumme für das zum 15. Dezember d. J. nicht abgelieferte
Umlage=Getreide mindeſtens auf 840 Mk. oder noch höher für den
Dop=
pelzentner belaufen. Für das zum 28. Februar 1922 nicht abgelieferte
Umlage=Getreide wird ſich, je nach dem Stand der Valuta und dem
Weltmarktpreis für Auslandsſveizen, die Haftſumme unter Umſtänden
noch weſentlich erhöhen. Es liegt daher im eigenen Jutereſſe der
Land=
wirte, wenn ſie den irrigen Gerüchten keinen Glauben ſchenken und, um
ſich vor großem Schaden zu bewahren, ihre Umlage möglichſt alsbald
reſtlos erfüllen. Weiter wird von den Landwirten vielfach überſehen,
daß den Kommunalverbänden das Recht zuſteht, bei nicht rechtzeitiger
Erfüllung des Lieferſolls gemäß 8 21 des vorevwähnten Geſetzes, zur
Enteignung des Getreides zu ſchreiten. Hierbei wird den
Landwirten nur die Hälfte des Umlagepreiſes vergütet. Auch ſteht den
Kommunalverbänden das Recht zu, inſofern begründeter Verdacht
be=
ſteht, daß Landwirte ihr Lieferſoll nicht zu den feſtgeſetzten Friſten
er=
füllen, das Getreide vor den Lieferterminen vorläufig ſicherzuſtellen.
Um all den Widerwärtigkeiten, die mit einer Nichterfüllung der Umlage
verbunden ſind, zu entgehen, empfiehlt es ſich dringend, daß die
Land=
wirte dem Geſetz vollkommen Genüge leiſten. Nur damit können fie ſich
vor heute noch nicht zu überſehenden Schäden beſwahren und der
Allge=
meinheit viel nützen.
Ohne daß ein ungünſtiger Einfluß ſich
geltend machte, konnte Herz= und
Nerven=
leidenden Kaffee Hag, der coffeinfreien
Bohnenkaffee, monatelang in ſtarken
Aufgüſſen verabreicht werden.
1,11809)
Dr. med. v. Bollenſtern
(Deutſche Aerzte=Zeitung.)
Spiel, Sport und Turnen.
Darmſtädter Hockeyklub, Abteilung des Schwimmklubs
„Jung=Deutſchland‟. Die 1. Herrenmannſchaft des D. H. K. fährt heute
nach Mannheim um gegen die ſpielſtarte Mannſchaft des V. f. R.
Manu=
heim anzutveten. Die Jugendmannſchaft ſpielt in Frankfurt gegen die
2. Jugendelf des Sportklubs Frankfurt 1880 um den „F. N. Sport”=
sr. Beſtrafte Leichtathleten wegen Starts im
Aus=
lande. Die Deutſche Sportbehörde für Leichtathletik hat eine ganze
Reihe von Vereinen und Leichtathleten in Strafe genommen, weil ſie
entgegen den Beſtimnuugen der Behörde ohne Erlaubnis im Auslande
an den Start gegangen ſind. Der Berlimer Sportklub=Berlin, S.=C.
Charlottenbura=Berlin, ferner die Turn= und Sportgemeinde Eintracht=
Franffurt a. M., ſind mit 1000 Mark und der Turn= und Sportverein
1255=Krefeld mit 500 Mark in Strafe genommen. Die Mitglieder dieſer
Vereine und zwar Schuldt, Thum, Buſch, Tamſel, Zirpel, Sachert,
Ba=
biſch vom Berliner Sportklub, Senftleben, Freitzmann, Müura,
Lehnrin=
ger, Rolf, Junghenn, Adams, Havenmann vom S.=C. Charlotvenburg,
Bedarff, Kern, Weider und Söhngen von Eintracht=Frankfurt a. M.
und Houben vom T.= u. Spp. 85=Krefeld wurden mit einem Verweis
be=
ſtraft. In der Begründung heißt es: Die verzeichneten Vereine haben
ohne die nach 8 13 Abſ. 12 der D.S. B.=Satzungen erforderliche
Erlaub=
nis der D.S.B. ſich bei Wettkämpfen im Auslande beteiligt, der
Vor=
ſtand hat von einer Disqualifikation diesmal abgeſehen, weil er als
ſtraf=
mildernd im Betracht zog, daß es ſich um die erſtenVergehen dieſer Art
gehandelt hat und die zuſtändigen Verbandsbehörden zum Teil die frag=
AM
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Oroheum: Vorſtellungen um 14 Uhr und 348 Uhr.
Volkstheater (Konkordiaſaal): nachmittags 3½ Uhr „Rübezahl”,
abenos 8 Uhr „Mutterſegen”.
Konzerte: Ludwigshöhe und Rummelbräu um 4 Uhr.
Leitung: Dr. Lto Waldgeſtel. Verantwortlich ſür den leitenden wolitiſchen
Teil und für Feuilleton: Dr. Stto Waldgeſtel; für heſſiſche Politik und den
ubrigen Teil (außer Sport. Hangel und Laudwilrtichatliches) Max Streeſe; für
Sport, Handelsteil und Landwirtſchaftliches: Kurt Witſchiug; für den Anzeigenteil,
Auzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Geſchätsleben: Bonl Lange. —
Druck und Verlag: L. C. Wittich che Hofbuchdruckerei. Sämtlich in Darmſtadt.
— Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an die „Redaktion des
Tagblatts” zu richten. Etwaige Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wirben nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. Rovember 1921.
Kummer 318.
Die glückliche Geburt
eines kräftigen Jungen
zeigen hochertrest an
Oberrevisor Fritz Delp
u. Frau Frieda, geb. Erbes
Darmstadt, 25. Nov. 1921
Steinackerstr. 14, I.
Ih wusch bei Luch un Haus mudun.
Nem ich Prsil
eEEme dam!
Statt Karten.
Imtsgerichtsrat Dr. Schrimpf
u. Frau Friede, geb. Boesch
zeigen die gläckliche Gebert
eines kräftigen Jungen an
Reinheim, den 25. Norbr. 1921
Ast 3
Ihre VERLOBUNG beehren sich
ergebenst anzuzeigen
Ria Raiss
Peter Schwinn
Darmstadt, im November 1921.
/*44691
Lisel Schüler
Ludwig Hubach
VERLOBTE
Grtesheim b. D., Nov. 1921.
A.AdSS.2..
Mariechen Krapp
Fritz August Wiest
VERLOBTE
Reinfeld (Holst.)
Darmstadt
Maverstr. 4.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Deilnahme, ſowie für die edle Kranzſpende
bei dem Leichenbegängnis meiner lieben
Frau, unſerer unvergeßlichen Mutter
Frau Marie Brüſtle
geb. Wenk
ſagen wir allen Verwandten, Freunden
und Bekannten, dem
Männergeſang=
ver in Concordia, dem Zentralverband
der Gaſthofangeſtellten, der
Stammtiſch=
geſellſchaft, insbeſondere dem Hrn. Pfarzer
Zimmermann für ſeine troſtreiche
Ge=
dächtnisrede, unſern innigſten Dank,
Die trauernden Hinterbliebenen:
Johannes Brüſtle u. Kinder.
Darmſtadt, 26. Nov 1921, (*44819
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach langem,
ſchwerem Leiden mein lieber Mann,
unſer lieber Vater, Großvater,
Schwie=
gervater, Bruder und Onkel
Herr
Johann Adam Bertſch
Privatier
im faſt dollen deten 63. Lebensjahre.
Die trawernden Hinterbliebenen:
Minna Bertſch, geb. Klemmer
Familie Philipp Hild
Familie Dr. A. Beriſch,
Ludwigshafen
Frau Anny Rathgeber, geb. Bertſch
Emma Bertſch
und 4 Enkel.
Darmſtadt (Heinheimerſtraße 12),
Ludwigshafen.
Die Beerdigung findet am 28. Nob.,
nachmittags 2 Uhr, auf dem
Wald=
friedhofe ſtatt. (13007
Todes=Anzeige.
(ott dem Allmächtigen hat es
ge=
fallen, meinen lieben Mann, unſeren
lieben Vater, Schwager, Onkel und
Schwiegervater
Georg Heinr, Sejor
nach langem ſchweren mit Geduld
ertragenem Leiden, verſehen mit den
heil. Sterbeſakramenten, Freitag
nach=
mittag 2 Uhr im Alter von 64 Jahren
zu ſich zu rufen.
Im Namen der tieftrauernd Hinterbliebenen:
Henriette Scfor.
Darmſtadt, den 25. Nov. 1921
(*44863
Pareusſtr. 17:/.--
Die Beerdigung finder Montag
nach=
mnittag um 3½ Uhr vom Portale des
Waldfriedhofes aus ſtatt.
Tein Waschbrett.
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Bürsten; schnel-
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Freunden und Bekannten die
traurige Nachricht, daß meine liebe
Frau, unſere treubeſorgte Mutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Eliſabeth Reichelt
geb. Heuſel
im Alter von 55 Jahren nach laugem
ſchweren Leiden Samstag morgen
ſanft entſchlaſen iſt.
Darmſtadt, den 26. Nov. 1921.
Hügelſtr. 75.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Ernſt Reichelt, Sattlermeiſter
und Kinder
Karl, Hermann, Margarete,
Die Beerdigung findet Montag, den
28. Nov., nachm. 21/ Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt. (44775
Todes=Anzeige.
Freitag vormittag 5 Uhr entſchlief
ſanft unſere gute, unvergeßliche
Mntter und Schwägerin
Frau
Amalie Schmehl.
Im Namen
der traueruden Hiuterbliebenen:
Wilhelm Schmehl
Kathi Bach, geb. Schmehl
Johanna Schmehl.
Darmſtadt, 26. Novbr. 1921.
Die Beerdigung findet Dienstag, den
29. Novbr., vorm. 11 Uhr, von der
Kapelle des alten Friedhofs, Nieder=
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Zur Behandlung kommen: Leiſten=, Schenkele, Hoden=, Nabel=
und Bauchbrüche. Unter ſpezieller Leitung eines approb. Arztes.
Wer an der Splechſtunde in Darmſtadt teilnehmen will, teile
mir dies bis zum Donnerstag, den 1. Dezember mit. Es erfolgt
ſofort die Mitteilung, wo und wann die Sprechſtunden in Darmſtadt
abgehalten werden Briefliche Behandlung ausgeſchloſſen. Beſondere
Reiſekoſten werden nicht berechnet. Anmeldungen ſind zu richten an
Dr. med. H. L. Meyer, prakt. Arzt
Hamburg, Schauenburger Straße 4. (TV,12760
Sehr geehrter Herr Dr. Meher! Bin 63 Jahre alt. Hatte
einen Leiſtenbruch, der fauſtgroß als Hodenbruch dra ßen lag und nicht
mehr zu halten war. Durch Ihre Kur bin ich jetzt nach 6 Monaten
ſo weit, daß ich ſchon den ganzen Tag als Monteur ohne Band ſchwer
gearbeitet habe, ohne was von meinem Bruch zu bemerken. Mußte
während der Kur dauernd ſchwer arbeiten.
Münſter i. W., 24. 8. 21, Schützenſtr. 45. Joh. Ahlhorn.
Mein Bruch ging vor Ihrer Behandlung überhaupt nicht mehr
zurück, konnte kein Band drauf tragen. Nach ihrer Methode wurde
der Bruch erſt weich gemacht und zurückgebracht. Jetzt bin ich nach
ca. 6monatlicher Behandlung trotz meiner 61 Jahre ſoweit, daß der
Bruch auch ohne Band nicht mehr herauskommt. Erteile gern Auskunft,
Sommerfelb, 12. 11. 21, Croßenerſtr 132. Dtto Schwabe.
Bekanntmachung.
Der Geldwert der beim Steuerabzug vom Arbeitslohn zu
berütck=
ſichtigenden Natural= und ſonſtigen Sachbezüge der ſogenannten freien.
Station iſt für den Dienſtbezirk des Landesfinanzamts Darmſtadt
nrit Wirkung vom 1. Dezember 1924 an bis auf weiteres auf die
unten aufgeführten Sätze feſtgeſetzt worden:
Tag Woche Monat / Jahr
* „ Heizung u Beleuchtung / 10.— 70.— 300.— 3600.— .— 63.— 270.— 3240.- 80.— / 360.- 0.75 5.25 22.50 270.— 80 — 360.— 120.— 1440.—
1. Arbeitnehmer, denen
ge=
währt wird:
a) volle Verpflegung ein= *
ſchließlich Wohnung,
b) nur volle Verpflegung:
c) nur Wohnung, Heizung
und Beleuchtung. . . . . .
2. Arbeitnehmer, denen nur
eine teilweiſe Verpflegung
gewährt wird:
a) 1. Frühſtück .. . . . . . . .."
b) 2. Frühſtück.. ..."
c) Mittageſſen
22.50 270.—
d) Veſperbrot.
900.—
e) Abendeſſen.
3. Für ſonſtige Sachbezüge gilt der Kleinhandelspreis,
Die vorſtehenden Wertfeſtſetzungen ſind vom 1. Dezember
1921 ab bei allen Lohnzahlungen anzuwenden.
Die Sätze geiten im übrigen nur für den Steuerabzug vom
Arbeitslohn. Die Steuerausſchüſſe ſind bei der Feſtfetzung des
ſteuer=
baren Einkommens im Veranlagungsverfahren an ſie nicht gebunden,
Darmſtadt, den 23. November 1921,
Landesſinanzamt
Abteilung für Beſitz= und Verkehrsſteuern.
(12983
Dr. Hellwig.
2 Kaſtenwagen
gut erhalten, mittelſchiver, daſelbſt
2 Pferde
zugfeſt, zu verkaufen Gr. Kaplaneigaſſe 34.
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Vergebung eines Stipendiums
an einen Studierenden.
Aus der Richard Günther=Stiftung iſt
ein Stipendium von 250 Mark jährlich an
einen Studierenden der Rechtswiſſenſchaft oder
der Bhilolvgie durch die Stadtverordneten=
Verſammlung vom Winterſemeſter 1921/22
an zu vergeben.
Bezugsberechtigt ſind nur heſſiſche
Staats=
angehörige, die auf einer deutſchen
Univerſi=
tät dem Studium einer der genannten
Wiſſen=
ſchaften ſich widmen wvollen oder bereits
ob=
liegen, ſich über Fleiß und ſittliches
Verhal=
ten auswveiſen und die zu ihrem Studium
er=
forderlichen Mittel nicht in ausreichendem
Maße beſitzen.
Diesmal iſt ein Studierender der
Rechts=
wiſſenſchaft aus der Provinz Oberheſſen in
erſter Linie zu berückſichtigen.
Die Verleihung erfolgt wviderruflich auf
die Dauer der Studienzeit, jedoch niemals auf
längere Zeit als 4 Jahre,
Geſuche um Verleihung dieſes
Stipen=
diums, die eine kurze Lebensbeſchreibung
enr=
halten und durch Zeugniſſe oder beglaubigte
Abſchriften der Reifezeugniſſe ſowie Univerſi
tätszeugniſſe über das Vorhandenſein der oben
angegebenen Vorausſetzungen belegt ſein
müſſen, ſind bis längſtens 15. Dezember ds.
J8. bei mir einzureichen.
(st12962
Darmſtadt, den 24. November 1921,
Der Oberbürgermeiſter.
„Friedrich
Carl”
Brief hauptpoſtlagernd
kam zurüick. Event.
Be=
ſcheid erb. u. gl. udr
Franhfurt a. M. (11. 1297
Paralit- Gammisohkan.
d. Briefträgern u.
Zei=
tungsbotenſausprobiert
haltbar, als Kernleder.
Könn. aufgenagelt und
geklebtw. F. Kind. 8.4,
Dam. 10A, Herr. 12.50
Kd. Paar. Probeſ. geg.
Nachn L. Arndt, Dortmend
Leipzigerſtr. 1. (1, 12984
Empfehle mich
weiterhin in (*44667
Haus=
ſchlachtungen
Rotk
Pankratiusſtr. Ner. 52
Aelterer zubl. Mann
empfiehlt ſich zunt
Holzkleinmachen
ſpürde auch gern
Ver=
trauenspoſten annehm.
Kautivn k. geſt. tv. Ang
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v. 10—1 Uhr. (E3812
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Bruchkranke
können ohne Operakion
und Berufsſtörung
ge=
heilt werben.
Sprech=
ſtunden in Darmſtadt
Hot. /Föhler am 1. Dez
von 9—1 Uhr. (8704a
Dr. med. Knopf
Spezialarzt f. Bruchleiden.
Städtiſcher Verkauf von
Beklei=
dungsſtücken.
Der Verkauf von Unterwäſche u. Schuhen
findet vom 26. d. M. ab im Lebensmittelamt,
Rülhelminenſtraße 15, vön Matratzen,
Bett=
ſiellen und Nachttiſchen im Hof des
Stadt=
hanſes von 8—12 Uhr vormittags und von
3—6 Uhr nachmittags ſtatt. Die Waren ſind
zum Teil gebraucht, jedoch — beſonders die
Unterwäſche — ſehr preiswert, und der ge
famten Bevölkerung iſt nochmals Gelegenheit
zum billigen Einkauf geboten. Der
Beſtands=
aufnahme wegen wird der Berkanf nur bis
Donnerstag, den 1. Dezember d. J.,
ausge=
dehnt Ein weiterer Berkauf von
Unter=
kleidnng uſw. kann in dieſem Jahre nicht
mehr ſtattfinden.
(s6, 12894
Städtiſche Materialverwaltung.
Verſteigerungs=Anzeige.
Dienstag, den 29. November 1921,
verſteigert der Unterzeichnete vorm. 9 Uhr
im Saale der Böttinger=Brauerei,
Lud=
wigsplatz 8, nachſtehende zu einem
Nach=
laß gehörigen Gegenſtände öffentlich
meiſt=
bietend gegen Barzahlung:
2 Fleiderſchränke (eintürig); 1 Kleider
ſchrank (zweitür ), 3 vollſtändige Beiten
2 Sofas ueit Kiſfen, 1 Waſchtiſchſchränkchen,
mehrere Tiſche, 2 Kommoden, 1 Regulator
1 Wäſcheſchränkchen, 1 Nähtiſchchen, 1
Näh=
inaſchine, 1 Ofenſchirm, 1 Küchenſchrank,
verſchiebene Küchenregale, 1 Küchenwage,
5 Stühle, 1 Barometer, 2 Federunterbetten,
9 Federkiſſen, 1 Paar Damenſchuhe, 1
Trau=
ring (Gold), 1 Damen=Remont. 11hr (Silber!,
2 Herren=Remont.=Uhren (Stlber), 5
Tiſch=
decken (weiß;, 11 Servietten, 7 Handtücher,
10 Bettüicher (leinen), 7. Damenhemden,
13 Kopftiſſenüberzüge (bunt), 9.
Kopfkiſſen=
überzüge (weiß), 1 Handwagen und
verſchie=
denes mehr.
(12957
Darmſtadt, 25. November 1921.
Gunkel, Gerichtsvollzieher.
Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch, den 30. November 1921,
nachm. 3 Uhr,
verſteigert der Unterzeichnete im Saale der
Brauexei Böttinger, Ludwigsplatz 8, auſ
freiwill. Antrag öffentlich meiſtbietend gegeik
Barzahlung nachſtehende Gegenſtände;
1 Tonnengarnitur init Bcett, 1 Grammoe
phon mit Platten, 1 Blumenſtänder, 1
Pup=
penwagen (faſt neu), 1. Linoleumteppich=
1 Teppich, Kindermützen, Knabenanzüge,
Kinder Handſchuße, Federbett, 1 Schautel
pferd. 1 Eiſenbahn und ſonſtige Kinderſpiel=
(12956
ſachen.
Darmſtadt, 25. Nobember 1921.
Gunkel, Gerichtsvollzieher.
Amtergamatgsdint nan Bamſtättet Tagdlatt
Marnge 5
Mre Me
Jahrgang 1921
Es ſei mein Herz und Blut geweiht,
Dich, Vaterland, zu retten.
Friedrich Schlegel.
nannnnnnnnsannnagnnnaarnnnnnnnes
Der Narr Gottes.
ne Legende von Fritz Martin Rintelen=Darmſtadt.
An einem Winter=Sonntagmorgen, als der Herr und die
rrrin vom Königsſtein zur Meſſe gingen, ſtand der buckelige
Aban an der Kirchentür unter dem ſteinernen Heiligen Martin,
tieckte die mageren Arme lang nackt aus dem Lumpenrock, ſchrie:
o, werft weg die goldenen Ringe, Ketten, die Perlen,
Funkel=
ſtäne, den Samt, die Seide und hängt ein härenes Hemd um,
are ich euch!‟ Ein Diener des Grafen trieb ihn mit
Fauſt=
hrägen fort; floß aus der geöffneten Kirchentür ſtrahlender
Zranz, ſchritt der feierliche Aufzug mitten in das Licht hinein,
Kroß wieder die ſchwere Tür ſchwarz hinter ben Eintretenden.
Der Herr und die Herrin vom Königsſtein kamen aus der
Neſſe im Hall von Hörnern und Orgel, ſtand der buckelige Laban
vieder an der Kirchentür uuter dem ſteinernen Heiligen Martin,
reckte die dürren Arme lang nackt, ſchrie: „Feiert ihr Feſte?
tt wartet, lauft!. Feiert ihr Feſte? O, werft weg die goldenen
eirige, Ketten, die Perlen, Funkelſteine, den Samt, die Seide
no hängt ein härenes Hemd um. Geht zum Gebet! Gott
dirtet; ſage ich euch!‟ Die Gräfin ſah des Buckeligen Geſicht,
hef gelb unter ſchwarzen Haarborſten, die kleinen Augen und
er Mund, groß von Ohr zu Ohr; lachte die Stolze, der ſeit
ſchren kein Lächeln die ſatten Lippen verjüngt hatte. Der Herr
vei Königsſtein ſtach ſeinem Narren das breite Schwert in die
tippen, fiel der Wanſt blau und rot geſcheckt in den Schnee, ehe
hatte ſeufzen können. Die Diener des Grafen zerrten den
ſckeligen Laban zum Königsſtein, ließen ihn zappeln und zetern
in Bad, ſchalten und prügelten ihn in rot und blau geſcheckte
läder, ſtülpten ihm eine ſchreigelbe Schellenkappe auf die
warzen borſtigen Haare.
Die Spötter ſtießen ihn durch eine hohe Tür, ſtand der
Heu=
ſinve im Saal; lachte die Gräfin zum zweiten Male. Der
bucke=
ge. Laban drohte mit Fäuſten: „Freſſer! Säufer! Hurer! O,
er ft weg die goldenen Ninge, Ketten, die Perlen, Funkelſteine.
lg. Samt, die Seide, und hängt ein härenes Hemd um; ſage ich
ülſc!‟ Die ſchönen Damen lachten hinter Spitzentüchern und
ächern. Die Herven im Harniſch ſchlugen ſich auf die eiſernen
ſſchenkel und lachten; ſchrie ein alter Schnauzbart: „Kotz! ſolche
Aricht ſtände mir an!‟ Die ſchönſte der Frauen kam, enthüllte
Ari ſtarren Büſte: „Hilfſt Du mir, Narr, mich umkleiden?‟ Der
Aus Narr auf dem Königsſtein weinte, tropften ſchwere Tränen
Mi4 den kleinen Augen über den großen ſchiefen Mund. Der
uckel wuchs rund, blau und rot über den geſenkten Kopf mit
hiur gelben Schellenkappe.
Rief der Herr vom Königsſtein den Narren, rief die Herrin
m. Königsſtein den Narren, kam der buckelige Laban: „O, werft
*4 die goldenen Ringe. Ketten, die Perlen, Funkelſteine, deu
airet, die Seide, und hängt ein härenes Hemd um; ſage ich
athe!” — Der Herr und die Herrin vom Königsſtein lachten.
Als der Sommer kam, ritt ein Bote verſchweißt und
ver=
ust auf den Königsſtein, ſagte dem Grafen Fehde an: fluchte
e Wraf, blieſen Trompeten im Hof, ritt der Herr vom
Königs=
urn, mit eiſernen Mannen zu Feld. Auf einem Eſel ritt bei den
ützen im Haufen der Narr. Am Kreuzweg trafen ſich die
aguier, brachen die Speere Rüſtung und Rippen, fraßen die
Ewerter Helm und Hirn, würgten die Fäuſte, ſplitterten Schaft
Ritd Schild. Mitten im Getümmel gellte die gelbe Schellenkappe.
iMe Der Buckelige rot und blau geſcheckt auf dem Eſel: „O. werft
Zung die Fähnlein, Wappen, Eiſenwehr, Waffen, und hängt ein
Aühreres Hemd um ſage ich euch!” Stieß eines Mannes Lanze
ün in das Herz. Die kleinen ſchiefen Augen ſchloſſen ſich, wurde
8 gelbe Geſicht bleich, wuchtete der Buckel den armen Narren
S dem Sattel. Der Eſel brach ſchreiend durch den Kampf.
e Gepanzerten blieben getrennt, ſahen den toten Laban blau
uſd rot geſcheckt gekrümmt im Gras, hatten noch ſeinen Ruf in
ihr Ohren, lachten hinter dröhnenden Viſieren: Lachten, ſahen
taader lachend au, grüßten einander, ſteckten die Schwerter ein
nd ritten hein.
Die Abendivolken über dem Kreuzweg zerriſſen, brach
blen=
urde Helle aus dem Himmel, fuhren lichte Engel herab in
ſüg elhelmen und blauken Brünnen, hoben die toten
Schwert=
miten zu Heervaters Halle. Leuchtender Engel weckte den
Akaligen Laban, ſah der Erſtandene den Glanz: „Hängt ein
Mennes Hemd um, ſage ich euch! Geht zum Geber! Gott wartet!”
Eate der Engel: „Du ſagſt es.” Trug den rot und blau Ge=
Mäten empor, klangen in den Lüften die Schellen der gelben
hard enkappe.
Der buckelige Laban trat in den Himmel ein: Licht allen
ys leuchtete, hundert Harfen klangen, tauſend Engel ſangen
den Sang, unzählige Himmliſche ſtanden ſtrahlend. Der Narr
die dürren Hände drohend, ſchrie: O, verwerft den goldenen
ſarz, hängt ein härenes Hemd um, ſage ich euch!‟ Da ſah er
Wa ter thronen, brach ſtumm in die Kniee. Gott lächelte:
ſoszten die Himmliſchen mah und fern, ſtand die Sonne groß
e Em Blau, erſchloſſen ſich alle Blumen auf Erden. Gott rief
den Narren, lief der Buckelige herzu, ſtand ſtumm, hielt den
häß=
lichen Kopf tief geſenkt; ließ ihn der liebe Gott niederſitzen nahe
ſeinem Antlitzu auf der unterſten Stufe ſeines Throns.
Sitzt da der rot und blau Geſcheckte mit der gelben
Schellen=
kappe. Sieht ihn ſein Herr an, lächelt er mild.
Nikolaus Schwarzkopf.
(Ein rheinhefſiſcher Dichter.)
Von Erich Bockemühl.
Nachdem Nikolaus Schwarzkopf in jüngeren Jahren zwei
Romane veröffentlicht hat, ſind, neuerdings in kurzen
Zeitabſtän=
den vier Bücher von ihm erſchienen, die ihn — das iſt
uneinge=
ſchränkt zu ſagen — gleich als einen bedeutſamen Dichter
unſerer Zeit erweiſen. Seine Werke ſind zu innerlich, zu
echt und deutſch im Tieſſten, um für die auf Senſationen
rea=
gierende „Allgemeinheit” etwas zu bedeuten. Wer die am
Schluſſe der Bücher abgedruckten Preſſeſtimmen aufmerkſam
durchlieſt, erkennt aus ihnen ſchon, um was es ſich bei
Schwarz=
kopf handelt — denn es iſt in allen ſo glückhaft wenig vom
In=
halt der Bücher geſagt und eben viel mehr von der geſtalteten
Schönheit, Sehnſucht, von dem liebguten Menſch= und
Dichter=
tum des jungen rheinheſſiſchen Verfaſſers, deſſen Seele
roman=
tiſche Wanderfahrten macht und allenthalben Güte findet:
Son=
nenſchein und Landſchaft, Dom und Traum. und wenn
Wil=
helu Schäfer in ſeinen „Rheinlanden” bei Gelegenhit der
legen=
daren Erzählung „Maria vom Rheine” ironiſch=bedauernd meint,
daß, „wenn die Literaturgeſchichte den Mut finden wird, auch in
unſerer grauenvollen Zeit nach Blüten zu ſuchen, dieſe Erzählung
einen der reizvollſten Funde darſtellen wird”, dann liegt zwiſchen
den Zeilen angedeutet, was Schwarzkopf den Heutigen ſein
könnte und was die Heutigen leider nicht ſind, um etwa der
Innerlichkeit Schwarzkopfs gerecht werden zu können. Das
Grünewaldbuch („Ein Buch für Kinder Gottes”) prägt in den
Betrachtungen der Gemälde des großen, gottbegeiſterten
mittel=
alterlichen Meiſters, deren perſönliches Erlebnis er geſtaltet,
indem ſeine Seele ſingt und jubelt, indem vielmehr er ſeine
Seele jubilieren und auch klagen läßt, wie ſie es will, muß
und nicht anders kann, — alſo gerade dieſes ſchöne,
reli=
giös=tiefe Buch prägt ſo ganz die naive Innerlichkeit dieſes
Dich=
ters aus. Das Buch iſt viel mehr, wie ich ſchon andentete, als
die Belebung der Bildgeſtalten — es iſt die Belebung, die
Apo=
theoſe des Lebens ſelbſt — und iſt ſo ſehr doch zeitlich beſtimmnt,
daß der Grundton des Satzes, daß wir Deutſche, indem wir reich
wurden, arm geworden ſind, eigentlich nie ganz untergeht in
allem Klang und Bild wirklichen Reichtums, des großen
Seelen=
glückes im Anſchauen der Marig z. B.: „ſch will mit den
Blu=
men rings um Dich her Allelujah ſingen, mit den Bienen hinten
am Zaun, die heilig ſind und das Wachs zu den Kerzen des
Opfers lieſern dürfen” (im „ſchönen Frauentag von Stuppach”).
Ueberhaupt iſt bei Schwarzkopf (ohne daß er es offenbar vorhat)
das Marienſymbol ganz aus der dogmatiſchen Enge befreit
und gegenwärtig=eneu ſeeliſches Eigentum eines empfindſamen
Menſchen geworden. Es iſt in die Sphäre mittelalterlich=
myſti=
ſchen Erlebens geſtaltet, und das religiöſe Moment iſt in allen
Werken ſo erfreulich interkonfeſſionell, ſo wahr, organiſch, ſo
deutiſch=chriſtlich. Ueberhaupt liegt trotz aller modernen Prägung
ein Hauch romantiſchen Mittelalters in Schwarzkopfs Büchern,
ſo ganz offenbar in der Erzählung „Maria vom Rheine”, die die
Durchheiterung mittelalterlichen Marienkults in der
Sinnen=
freudigkeit rheiniſchen Lebeus darbietet und in dem beſonderen
Erlebnis des entlaufenen Klerikers mit ſeiner Maria zugleich der
Tragik des Diesſeitigen durchaus nicht aus dem Wege geht.
Schwarzkopf iſt zu tiefer Menſch, um nur weich ſein zu können.
Sein Idhll „Nieſele, die Geſchichte eines kleinen Pferdes”, die
natürlich alles andene iſt, als der anſpruchsloſe Titel andeuten
kann, tüt das in ſeiner ganzen menſch=geiſtigen Durglühung dar
Die Sehnſucht in die Einfachheit der Kultur, wie ſie das
Bauern=
leben dartut, iſt mehr als eine zeitliche Senſation der vielen,
es iſt hier wie Symbol der Inbrunſt zum Wahren und
Urſprüng=
lichen. Und vor allem des Dichters letztes Buch „Das
Walzer=
dorf” (bei Fredebeul und Koenen, Eſſen, die anderen bei Georg
Müller, München, erſchienen) erweiſt, wie er mit offenen Augen
ſieht und mit offener Seele lebt; wie er Schickſale des Altags
backt und ſie unendlich groß werden läßt in der Reſonauz ſeines
Seigs, wie er das Zufällige, Unwahrſcheinliche tatjächlich macht
im überzeugenden Kunſtwerk, das iſt gerade in den knappen
Novellen: „Der Schuß in die Seele”, „Um eines Hühnchens
willen” ganz erſtaunlich. Das iſt der Grundton ſeines Weſens:
die Dinge und Menſchen und ihre Widerſprüche und Gegenſätze
liebevolk (im wirklichen Sinne des Wortes) zu erſchauen.
„Alles Alltägliche muß heilig werden durch die Liebe, durch die
reine Abſicht, durch das Geheimnis des Herzens .. .", ſo ſagt
er in „Der neue Sinai” dem zweiten der fünf Abſchnitte des
Grünewaldbuches, das im letzten Stück „Der Depreſſioniſt” mit
den ſchönen Worten ſchließt: „Ich will arm ſein im Geiſte, um
teilhabea zu können an den Gaſtmählern der Seele bei ihrem
Gottl. Verachtet mich, ſtoßt mich von Euch, ſpeit mich aus, da
ich für Eure Freude weder kalt noch waam bin! Doch wenn Ihr
überdrüſſig werdet der Verödung Eurer Herzen, der Verödung
Eurer Altäre, wenn Eure Lichter verlöſcht ſein werden und Ihr
in der Irre taſtet, ſo kommt wieder: ich habe Euch das Lichtlein
in der Finſternis bewahrt!”
Es ſind glückliche Stunden unter dieſes Dichters Führung
zu wandern: Die Natur wird farbenreicher, ſtimmenneicher unter
ſeinem Wort, das Leben weſenreicher, wird Fülle und
Schön=
heit, aber das Weſentliche iſt die Weitung, die Größe der
An=
ſchauung, man möchte ſagen: die romantiſche Vorausſetzung des
Schauens, und würde in der engeren Auffaſſung des Wortes
etwas mehr Inhaltliches (deutſch=mittelalterlicher Sehnſucht),
im weiteren Sinne, aber ebenſo für alle Dichtungen
Schwarz=
kopfs richtig, ſchlechthin das Groß=Geiſtig=Deutſche damit
be=
zeichnen. Die Reſonanz iſts, die den Dichter macht, und alſo
iſt es der Himmel, den er über uns baut. Und der größte
Gotteshimmel iſt der des edelſten Menſchentums — aus dieſem
Himmel iſt alles ſeeliſch durchlichtet, alles „Wirkliche” verklärt
und erlöſt in der großen Anſchauung der dichteriſchen Seele.
Im. Wiſſenſchaft und Technik iIm!
iEEErti-s
EIErrntä
Die Herſtellung der chineſiſchen Tuſche. Die Tuſchfarbe der
Chineſen iſt bis jetzt noch von keiner Fabrik eines anderen
Lan=
des in gleicher Güte nachgeahmt worden. Das verſteht man
leicht, wenn man erfährt, wie die Chineſen die Tuſche herſtellen.
Zur Fabrikation wird das Oel eines giftigen Baumes
verwen=
det, der für dieſen Zweck im ganzen Tal des Yantſekiang
ange=
baut wird. Dieſes Oel wird mit Fett und Firnis gemiſcht, die
Maſſe verbrannt und der dabei entſtehende Ruß aufgefangen.
Der Nuß wird nun mit Leim und ein wenig Moſchus vermengt,
auf einem hölzernen Amboß mit Stahlhämmern bearbeitet, in
Holzformen getrocknet und ſchließlich mit chineſiſchen Zeichen in
Gold bemalt. Die feinſte Tuſchfarbe kommt aus der Provinz
Ankin und wird ſchon hier bis zu 100 Friedensmark bezahlt,
während die billigſten Sorten 2 Mark das Pfund koſten.
IE
Der Naturfreund
Im
Deicheihe e e eie
dürſte es bekannt ſein, meint Dr. C. Floercke in den
Mit=
teilungen über die Vogelwelt, daß es einen prächtigen
Paradies=
vogel gibt, der der franzöſiſchen Nepublik zu Ehren benannt
wurde, und merkwürdig iſt es, daß der Benenner kein anderer
war, als Prinz Charles Lucian Bonaparte, der Sohn von
Napoleon I. begabteſten Bruder Lucian. Dieſer Prinz war
bekanntlich ein hervorragender ornithologiſcher Syſtematiker und
ſeiner politiſchen Geſinnung nach ſehr radikal und
ausgeſpro=
chener Republikaner. Er begründete die Benennung des
Diphyl=
lodes reſpublica 1850 etwa folgendermaßen: Da andere die
ſchönſten Vogelarten mit Fürſtennamen belegten, mir aber von
allen Autoritäten die Fürſten am wenigſten behagen, ſo will ich
den ſchönſten Paradiesdogel mit dem Namen der Republik
ſchmücken, einer Republik, die ein Paradies ſein könnte, wenn ſie
nicht durch das böſe Streben ſolcher, die ſich anmaßend
Republi=
kaner nennen, zur Hölle würde. Da es alſo eine Nepublika
raradiſea nicht geben kann, ſo ſoll wenigſtens eine Paradiſea
Reſpublika exiſtieren!
C.K. Eine Brieftaubendemonſtrativn. Die
Brieftaubenzüch=
ter, deren es in Belgien 250 000 gibt, ſind in größter Aufregung
über die Abſicht der Regierung, eine Steuer von 10 Prozent von
allen Bruttoeinnahmen bei den Brieftaubenwettflügen zu
er=
heben. Die belgiſche Brieſtaubenfneunde=Vereinigung hat der
Regierung die Zahlung einer jährlichen Summe von 319
Mil=
lionen Franes angeboten, wenn ſie die in Ausſicht geuommene
Steuer nicht erheben will. Um aber dieſes Anerbieten zu einer
Aeußerung des Volkswillens zu geſtalten, iſt eine rieſige
De=
monſtration in Brüſſel organiſiert worden. Alle Züchter wurdem
aufgefordert, ſich mit ihren Tauben einzufinden, und während
die Züchter ſelbſt im geſchloſſenen Zuge einhermarſchierten,
wur=
den Tauſende ton Brieftauben freigelaſſen, die nun in einer
ungeheuren Wolke über der Stadt ſchwebten. „Jeder Züchter
und alle ſeine Tauben müſſen an dieſem Zuge teilnehmen,” ſo
lautete der Aufruf der Vereinigung, „damit die Stimme der
Brieftaubenfreuade durch das ganze Land hin gehört wird.”
Ein Tier, das nicht trinkt. Die Strauße im Londoner
Zoolo=
giſchen Garten haben einen Rekord aufgeſtellt; ſie haben ſeit
einem ganzen Jahre nicht getrunken. Früher hatten die Strauße
einen ſtets reichlich gefüllten Waſſerbehälter in ihrem Käfig, bis
der Straußenſachverſtändige der ſüdafrikaniſchen Regierung,
Prof. J. E. Duerden, den Zoo beſuchte. Er riet, man ſolle das
Waſſer ruhig aus dem Käfia herausnehmen, denn dieſe Vögel
brauchten nicht zu trinken und befänden ſich dabei ſehr wohl.
Nun haben die Strauße ſchon ein ganzes Jahr lang keinen
Tropfen Flüſſigkeit zu ſich genommen. Der Waſſergehalt des
grünen Gemüſes, das ſie erhalten, genügt ihnen augenſcheinlich
vollſtändig. Um die ſprichwörtliche Kraft des Straußenmagens
zu erproben, werden den Tieren von den Beſuchern die
merk=
würdigſten Dinge zu freſſen gegeben. Die Verwaltung bittet
aber, ihnen keine Kupfermünzen zu verabfolgen, da diefe im
Magen Grünſpan anſetzen und ſo ſchädlich wirken. Silber= und
Goldmünzen können ſie gut vertragen, doch haben dafür die
Wärter beſſere Verwendung.
m
m
Advent.
Eine Skizze von Fritz Gevert.
Sie ſitzen am Fenſter.
Horch wie die Läden klappern, Lena!”
Das Schulhaus iſt alt, Gerd.”
„O. dieſer Novemberſturm! Natur rafft noch einmal
Son=
ſtaft und Lebensdrang zuſammen und wehrt ſich gegen
Atf und Winterruhe. Es nützt dir nichts, zornige Kämpferin!
Eh nur die Wolken, wie ſie jagen! Große, zerſetzte Fahnen=
Aier ſind’s, die der Himmel über die Erde fegt!”
Sie ziehen tief und regenſchwer.”
und roſtbnaune Blätter tanzen den Totentanz.”
Herbſtheimkehr, Gerd!”
Ja, Herbſtheimkehr. Lena!”
Sie ſchweigen beklommen. Trauer durchzieht ſie, als ob ein
Ket im Haufe läge.
„Herbſtheimkehr wie vor drei Jahren! Ausgegebenes,
bettel=
es, ſterbenswehes Heimkehren! Und doch damals wie heute
tiſt und Wachstum in ſich ſpüren müſſen, nicht müde, nicht alt
— Oh!”
GBerd!”
Sie ſtreichelt ſeine Hände.
Du ſiehſt Dich auf hoher See —”
Ja, auf Ellida, Du —
Als ich Dich Frithjof nannte!”
IS Du!”
„Dein Schiff ruht im Grabe, im ſelbſtgewählten. Ver=
Serd.
er ſpringt auf und faßt ihre Schultern.
„Wie nannte ich Dich, als ich auf Ellida fuhr?”
„Vorbei, nickt ſie traurig, „vorbei alle Märchen, vorbei für
iner!. Wir haben ausgeträumt, Lieber. Schau mich nicht ſo
ieg an!. Wir mußten ja.”
„Ingeborg nannt ich Dich!” ſtammelt er, „Ingeborg!”
„Wir müſſen kämpfen, wie die Natur im Herbſtſturm, Gerd!
Kämpfen um die bittere Notdurſt des täglichen Lebens! Du
und ich. — Vaters leidvolles Sterben machte mich arm. Ich
wurde Lehrerin und fand ein Auskommen.”
„Du, die Braut eines Sceoffiziers, mit einem Herzen voll
Jubel und Glück!”
„Ja, dienſtentlaſſen warſt Du, arm und mittellos wie ich.”
Ich arbeite; ich erkämpfe mir ein neues Daſein. Mit
tau=
ſend Herzensqualen tue ichs!, Offizier, das iſt mein Leben!
Seeoffizier!. Deutſcher Offizier!”
„Vorbei, Gerd, vorbei! Soldatenglück der Fremde lockt
Dich uicht.
„Nein! Vaterland, arm und verächtlich gemacht, ich wurzle
dennoch tief imn Dir!”
„Es wird Dir Frieden geben!“
„Frieden, den es ſelbſt nicht hat? — Ich kämpfe, Lena, und
wenn ich das Nacktnotwendigſte unter den Fäuſten habe —‟
„Lieber!”
„Dann ſoll es wieder glückshell um uns tagen.” —
Die Dämmerung ſchleicht auf leiſen Sohlen dunchs Zimmer.
„Es war ein Volk,” ſpricht leiſe die Lehrerin, reich in der
Kraft und Fülle ſeines Sommers, das hatte eine böſe
Herbſt=
heimkehr.
„Mein Vaterland!” ſtöhnt der Mann.
„Drei Jahre ſchon wandert es ſeinen leidvollen Weg. Finde
Ruhe, armes Vaterland, Zeit und Winterruhe, damit die
Segens=
kräfte Deimes kommenden Frühlings keimen und treiben
können! Unſere Herzen wandern mit durch Leid und Kampf
und Not. Gerd, ſie brauchen Winterruhe zum Selbſtbeſinnen
und Kräfteſammeln. Laß ſie uns ſo ſtill machen wie die Erde,
wenn der Schnee ſie einbettet!. Dann wachſen beharrlich, leiſe
und ſtill die neuen Kräfte eines ſchaffenden Frühlings. Komm.
unraſtvoller Mann, leg ſtill Dein Haupt in meinen Schoß!
Halt Heimkehr, halt ſtille, friedevolle Heimkehr!. Nichts mehr
von Kampf und Herzensquall. Hab Zeit, zu ruhen! Es iſt
ſchwer für Dich, mein Kämpfer, ich weiß. Stille, Du Lieber,
ganz ſtille!. Friede in Dein Herz!. Hörſt Du ſeinen pochenden
Schlag? Friede hinein, Geliebter! Und ſiehe, an Deines
Her=
zens Tür ſteht ſchon das Köftlichſta der Winterruhe und
klopfet an —
„Das iſt?”
„Der Weihnachtsglaube und der Weihnachtsfriede!”
„Das Chriſtkind, Liebe, ſags doch ſo!”
„Das Chriſtkind, Lieber!”
„und Friede auf Erden, nicht wahr?”
„In alle Menſchenherzen. Amen!”
Sie ruhen aneinander. Stille iſt um ſie her. Liebe
um=
ſchlingt ihre Seelen. — —
Verloren läuten die Abendglocken in ihre Andacht.
„Laß mich Dir ein Lichtlein anzünden, Gerd!”
Sie taſtet zum Feuerzeug. Vom Adventskranz taucht eine
kleine Kerze ſchimmerfroh ſeinen Glanz in die Nieſenmacht des
laſtenden Dunkels. Sie ſtehen under dem Kranze, Hand in Hand.
Ihre Augen leuchten. Weihnachtsahnen ſtrömt durch ihre Herzen.
„Nur ein Lichtlein?”
„Nur eines, Lieber. Es werden mehr auf unſern Weg
fallen, wenn wir uns darum mühen. Ein ganzer Lichterbaum
kann voll von ihnen werden.”
„Lena, das ſoll es! Aus Kampf und Unraſt durch ſtillen
Fleiß zum Frieden! Das will ich lernen!“
„Hab Dank, Lieber! Nun zu den Kindern! Laß uns ihnen
ein weihnachtlich Vorfreuen bringen!”
Rt
„Sie ſind ſchon im Schulſaal. Höre!”
Und Kinderſtimmen ſingen:
iMlfe
„Vom Himmel hoch, ihr Englein, kommt! hülerin der Vi.
hule 111 J.” in
Eia, eia, ſufani, ſuſani, fuſani!
zöſiſch u. Rechnen
Kommt, ſingt und klingt.
Anſcht. Ang u. V68
Kommt, pfeiſt und trompt!
ſchäftsſtelle. (*44835
Hallelujah! Hallelujah‟
der lernt 2 Herren
Von Jeſus ſingt und Maria!”
verfert (*44868
„Komm, Gerd!”
„Lena!”
DAngeb.
tanzen? mit
Preis unt. V 77 a. d.
Geſchäftsſtelle ds. Bl.
Nummer 45
Fr
Die Welt der Frau
Cornelia.
Was ſchenke ich meinem Kinde? Dieſe Frage wird von
man=
cher Mutter ſehr einfach beantwortet. Sie geht in ein
Spiel=
warengeſchäft und wählt unter den neueſten Sachen, was ihr in
die Augen fällt und ihrem Geldbeutel entſpricht. Zur Beſcherung
iſt dann meiſt die Freude groß, aber es dauert oft nicht lange,
dann iſt das ſchöne Spielzeug entzwei oder achtlos in die Ecke
geworfen. Es war eben nicht paſſend für das Kind. Ein ſolches
zu finden, hätte die Mutter eben vorher einen Blick in die
Kin=
desſeele werfen und die Beziehungen zwiſchen dem Kind und
ſeinem Spielzeug ſuchen ſollen.
Die Beſchäftigung mit ſeinem Spielzeug iſt dem Kinde nicht
mutzloſer Zeitvertreib, ſondern ernſte geiſtige und körperliche
An=
ſtrengung, ſie iſt Arbeitsleiſtung in der einfachſten
Form. Darum iſt von jedem Spielzeug zu verlangen, daß es
eine intenſive geiſtig=körperliche Betätigung des Kindes zuläßt.
Das neue Geſchenk muß ſich nach allen Richtungen hin betrachten,
befühlen, nach neuen Eigenſchaften hin unterſuchen laſſen. Wenn
es eine ſolche Behandlung nicht zuläßt, man es nur aus der
Ferne betrachten darf, iſt es kein Geſchenk. Welche Freude, wenn
z. B. die Entdeckung gemacht wird, daß man an dem Spielzeug
etwas verändern, den Schimmel abſpannen, die Zugbrücke der
Burg bewegen kann. Wenn dabei einmal ein kleiner Schaden
entſteht, ſo entſpringt derſelbe in den ſeltenſten Fällen böſem
Willen. Entſchädigt nicht die Freude, daß Forſchertrieb in der
Ueinen Seele glüht, das Elternpaar?
Solche Geſchenke aber, bei denen eine kunſtvolle maſchinelle
Einrichtung, die das Kind noch nicht verſteht, die Hauptſache iſt,
oder die eine ſtändige Mithilfe Erwachſener bedingen, ſollte man
unreifen Kindern noch nicht in die Hand geben; viel Aerger
würde dadurch erſpart. Ihren Zweck, erfüllen am beſten die
Spielſachen, die der ſelbſtändigen Betätigung des Kindes den
weiteſten Spielraum laſſen, wie: der Baukaſten der Knaben,
die Puppenſtube der Madchen, die modernen
Handbetätigungs=
ſpielſachen von den Fröbelſchen Spielſachen bis zum Form= und
Farbkaſten uſw.
Was dieſe Geſchenke dem Kinde wertvoll macht, iſt, daß das
Kind an ihnen ſeine Sinne üben und ſchärfen kann, daß ſeine
Phantaſie angeregt, ſein Denken gefördert, ſeine kleine Hand
ge=
ſchickt gemacht wird. Da ſich aber die Kräfte des Kindes
ſtufen=
weiſe entwickeln, ſo nehme man darauf Rückſicht und verfrühe
kein Geſchenk, auch die Verſagung eines Wunſches hat hohe
er=
zieheriſche Bedeutung. Das rechte Spielzeug muß weiter ſo
be=
ſchaffen ſein, daß es auch in der Gefühlswelt des Kindes eine
günſtige Wirkung auslöſt. Denn es wird durch die lange und
vielſeitige Benutzung mit tauſend Fäden an die kleine Seele
ge=
feſſelt. Freuden und Schmerzen, Sorgen und Troſt verknüpfen
ſich mit dem toten Spielzeng. Durch die Nachahmung und
Ueber=
tragung menſchlicher Verhältniſſe auf dasſelbe wird die
Gemüts=
bildung gefördert, gute Vorſätze entſpringen daraus und werden
zu Quellen rechter Willensregungen. So liegt etwas heilig
Er=
zieheriſches in den Beziehungen zwiſchen Kind und Spielzeug,
z. B. im Spiel des kleinen Mädchens mit ſeiner Puppe. Wie
denkt ſich wohl nun eine Mutter dieſe Beziehungen, wenn ſie die
Geſchmackloſigkeit beſitzt, ihrem Kinde einen mit Kleidern
ange=
putzten Affen oder Bären im Puppenwagen zu ſchenken? Darum
ſei das Spielzeug äſthetiſch einwandfrei, handelt es ſich um
Bücher, ſo möge man ſich auch vom künſtleriſchen und literariſchen
Werte derſelben überzeugen.
Für das Verhältnis des Kindes zu ſeinem Spielzeug ſpielt
die äußere Aufmachung keine Rolle. Wie in manchen anderen
Verhältniſſen, iſt auch hier die Liebe blind, wenn nur die innere
Stellung eine recht innige iſt.
E.M.
Der zeitgemäße Haushalt.
Ein unterſchätztes Küchengewürz. „Zucker, Roſin” und
Man=
delkern, eſſen alle Kinder gern!‟ Dieſes Verſehens iſt die
Haus=
frau eingedenk, wenn ſie ſchon für die kommende Weihnachtszeit
borſorgt und neben Mehl, das bekanntlich in gut ausgetrocknetem
Zuſtande beſonders ausgiebig iſt, auch die oben angeführten
leckeren Zutaten bei Zeiten anſchafft, ehe die Preiſe dafür
ſchließ=
lich unerſchwinglich für ſie werden. Nun iſt zwar Zucker wieder
allenthalben markenfrei in jeder Menge zu haben, aber — der
Preis, der ſchon jetzt dafür verlangt wird.
„In meiner Küche gibt’s gar keinen Zucker mehr, den ſpare
ich für Weihnachten”, das kann man heute vielfach in
Haus=
frauenkreiſen hören. Muß das aber ſein? Müſſen deshalb ſüße
Speiſen, jedes Kompott, jedes geſüßte Getränk, Suppe oder
Ge=
bäck vom täglichen Tiſche verbannt werden? Ich denke, nein,
und möchte meine Mitſchweſtern aus meinen Erfahrungen heraus
belehren, wie ich den zu Unrecht vernachläſſigten Süßſtoff zur
Bereitung aller dieſer Dinge anwende. Ich löſe ihn ſtets mit
heißem Waſſer auf, verrühre ihn, wo er an Stelle des Zuckers
Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
zum Gebäck verwendet werden ſoll, mit ebenſoviel Grieß, wie ich
ſonſt Zucker nehmen würde, ſüße dieſen kräftig mit der Löſung,
verrühre ihn mit Milch zu ebenſolcher Konſiſtenz, wie früher die
Zuckerlöſung, füge dann das entſprechende Aroma: als Vanille=,
Mandel=, Zitronen=, Rum= oder Arrakaroma bei und gebe nun
in dieſe dickflüſſige Miſchung das nötige Mehl. Napf=, Blech=
und kleine Teekuchen werden ſo gebacken auch ohne Zucker
vor=
züglich und Kakao, Schokolade, Bier=, Brot= und Fruchtſuppe
ſüße ich erſt kurz vor dem Auftragen mit wenigen Tropfen der
Löſung. Ich habe jedenfalls nie verſtehen können, daß die
Haus=
frauen bei mangelndem oder teurem Zucker oft ſo ratlos waren,
wo ihnen doch dieſe noch immer erhältliche Küchenwürze zur
Ver=
fügung ſtand.
H.
Speiſezettel.
Montag: Porreegemüſe mit Bratkartoffeln.
Dienstag: Gebackener Reis mit Tomatenſauce.
Mittwoch: Grünkohl mit Bratkartoffeln.
Donnerstag: Quarkauflauf mit Birnenkompott.
Freitag: Gefülltes Weißkraut mit Zwiebelſauce.
Samstag: Saure Linſen mit Backpflaumen.
Mannigfaltiges
Ge
Allerlei Weisheit. Der vatürliche Haarſchmuck auf dem
Kopfe einer Frau kann ein Gewicht bis zu 250 Gramm erreichen.
— Ein eben erſt geborenes Känguruh hat nur eine Länge von
rund 3 Zentimetern, iſt alſo denkbar klein. — Im Kanton Zürich
gibt es jetzt nur noch 76 Seen; vor 50 Jahren zählte man deren
149. Faſt die Hälfte derſelben iſt in der kurzen Zeit völlig
aus=
getrocknet. — Ein Stück Kork, das ſonſt bekanntlich auf dem
Waſſer ſchvimmt, ſteigt aus dieſem wicht empor, wenn es in eine
Tiefe von zirka 60 Meter gebracht ward. Die Urſache liegt in
dem gewaltigen Druck des Waſſers. — Schon Herodot, der 484
vor Chr. geboren wurde, berichtet von einer ſchon lange
bekann=
ten Petroleumquelle auf der Joniſchen Inſel Zante. — Das
Blut des Menſchen und der ſogenannten anthropoiden Affen
Gorilla und Schimpanſe zeigt eine ſo große Verwandtſchaft, wie
man ſie zwiſchen Menſch und Tier ſonſt wirgends wieder findet.
— In einzelnen Teilen Sibiriens iſt die Winterkälte ſo groß,
daß die Milch in Form von flachen Kuchen und Backſteinen
ver=
kauft wird. — Der reichſte Mann iſt der Emir von Afghaniſtan,
Ihm gehört, wenigſtens theoretiſch, alles das, was ſeine
Under=
tanen beſitzen. — Auf dem Mars iſt der Tag 41 Minuten länger
als auf der Erde.
Spiel und Rätſel
Sport=Rä ſel.
Die Silben und Buchſtaben: a, as, atz, d, bli, lu, n, or, pl. 8.
t, te, tz, ſind auf nebenſtehende Punkte derart zu verteilen, daß
Wörter nachſtehender Bedeutung entſtehen:
Buchſtabe
Spielkarte
Göttin
Raum
Buchſtabe
Naturerſcheinung
Teil eines Hauſes
Vorname
Buchſtabe.
Die mittlere Reihe ergibt einen bekannten Sportplatz.
Franz Becker.
Volkslied=Rätſel.
A, Ba, ch, cht, Ed, er, er, heim, Ma, me, mm, mu, Nau, nd,
ne, ne, nn, Nu, o, pa, rai, Ro, re, ri, ſo, te, Ut, Val.
Aus obigen Silben ſind folgende Wörter zu bilden:
1. Buchſtabe,
2. Waffengattung,
3. Bezeichnung für eine Fahne,
4. Teiltitel einer Oper,
5. Stadt in Holland,
6. Badeort,
7. Verwandtſchaſtegrad,
8. Männlicher Vorname,
9. Bezeichnung für eine Zahl,
10. Stadt in Süd=Amerika.
Die Anangsbuchſtaben von oben nach unten und die
En=
buchſtaben von unten nach oben geleſen ergeben den Anfang ein.
Volksliedes.
Franz Becker,
Verſteck=Rätſel.
Halle, Ernſt, Dattel, Veilchen, Mode, Hannover, Daphne,
D=
zember, Molukken, Selam, Genua, n.
Aus obigen Wörtern ſind je zwei nebeneinanderſtehende
Buc=
ſtaben zu nehmen, die im Zuſammenhang ein bekanntes
Sprich=
wort ergeben.
Franz Becher.
Rätſel.
302. Die erſte iſt ein feſter Weg. — Die zweite faſt bei jedem Haus.—
Im Ganzen läuft mit Ziel und Zweck — Die erſte häufig en
und aus.
Sonntag: Flädleſuppe, Allerlei mit Schweinskoteletts, Apfelmus. 303. Ob a, ob e, ob o im Wort, — Es iſt und bleibt ein deutſcher Or.
304. Wenn’s Wort am Himmel ſchwebt in nicht zu großer Höh, —
Dann wird es Zeit zum Wort mit eingeſchobnem b.
Auflöſungen.
Des Röſſelſprungs Nr. 73.
Wo ſtill ein Herz von Liebe glüht,
O, rühret, rühret nicht daran; —
Den Gottesfunken löſcht nicht aus —
Führwahr, es iſt nicht wohlgetan!
Wenn’s irgend auf dem Erdenrund
Ein unentweihtes Plätzchen gibt,
So iſt’s ein junges Menſchenherz,
Das fromm zum erſtenmale liebt.
O, gönnet ihm den Frühlingstraum,
In dem’s voll roſger Blüten ſteht;
Ihr wißt nicht, welch ein Paradies
Mit dieſem Traum verloren geht!
Es brach ſchon manches ſtarke Herz,
Da man ſein Lieben ihm entriß. —
Und manches duldend wandte ſich
Und ward voll Haß und Finſternis.
Und manches, das ſich blutend ſchloß,
Schrie laut nach Luſt in ſeiner Not,
Und warf ſich in den Staub der Welt —
Der ſchöne Gott in ihm war tot! —
Dann weint ihr wohl und klagt euch an,
Doch keine Träne heißer Reu”
Macht eine welke Roſe blühn,
Erweckt ein totes Herz aufs neu. —
Des Silbenrätſels:
1. Ilmenau, 2. Cherusker, 3. Herbert, 4. Lamelle, 5. Jschias,
6. Egmont, 7. Beethoven, 8. Erna, 9. Dornröschen, 10. Ibſen,
11. Citrone, 12. Hektor, 13. Senſe, 14. Opium, 15. Wurzel, 16.
Iſe=
grimm, 17. Engerling, 18. Duisburg, 19. Uniform, 20. Michel,
21. Influenza, 22. Cypreſſe, 23. Hunger.
Die zuſammengenommenen Anfangsbuchſtaben ergeben: „Ich
liebe dich, ſo wie du mich”.
(Beethoven).
Des Rätſels von Schleiermacher:
Die Löſung des ſehr intereſſanten und ſchwierigen
Rätſels=
lautet „Verſchieden”.
Der Rätſel:
299. Lenz, Linz. 300. Deutzie, Deutz. 301. Thee, Reh, See, Thereſe
Zu dem Schleiermacherrätſel
ſchreibt man uns: Nach meiner Erinnerung lautet dies
folgender=
maßen:
Wir ſind’s gewiß in vielen Dingen,
In vielen aber ſind wir’s nicht.
Die ſind’s, die wir zu Grabe bringen,
Und eben dieſe ſind es nicht.
Dieweil wir leben ſind wir’s eben
Von Herz und Angeſicht;
Dieweil wir leben ſind wir’s eben
Nun gerade nicht.
Einen Beweis dafür, daß dieſer Wortlaut der richtige iſt, kann.
ich nicht erbringen. Ich glaube aber, daß ein Vergleich der beiden
Wortlaute — im Hinblick auf die geſchraubte Form und die Tautologie
in Vers 2 und Vers 4 Ihres Wortlauts — doch ſehr für den
meinigen ſpricht.
Bei dieſer Gelegenheit möchte ich noch ein anderes Rätſel
mit=
teilen, das nach meiner Familientradition ebenfalls von
Schleier=
macher ſtammen ſoll. Es lautet:
Von der letzten umſchlungen, ſchwebt das vollendete Ganze,
Wenn es die Parze gebeut, zu den zwei erſten empor.
Die Löſung iſtwenigerpoetiſch als der Text, nämlich „Galgenſtrick”.
M. Sch.
Verantwortlich: Max Streeſe.
Vom Bodenſee.
Von Maria Hitze=Nürnberg.
Rauhe, graue Tage haben über Nacht herbſtlich verſinkendes
Leben in Wald und Feld getragen. Lichtblaue Wochen
behag=
lichen Nichtstuns, läſſigen Träumens im Ruderboot, ſanften
Getragenſeins an windſchwachen ſonnigen Tagen in der
Segel=
jacht, muskelſtraffenden Schwimmens und dem Zuſammenſein
mit Badegäſten ſind hinter Nebelſchleier trüb=froh in die
Ver=
gangenheit zurückgeſunken. Ich habe mit Mörike in der Bucht
von Friedrichshafen Abſchied vom Bodenſee genommen, deſſen
Uſerzüge ich wochenlang durchſtreifte.
Der Wind heulte und es regnete in Strömen, als wir an
einem der erſten Julitage in Lindau ausſtiegen; ſo fuhren wir
mit der Bahn weiter bis Nonnenhorn, dem entzückend
ſtrahlen=
den Jdyll, — bis jetzt noch unberührt von dem nahe gelegenen
Bad Schaden, — wohl eines der ſchönſten Flecken am See.
Ver=
ſteckt in fruchtbaren Obfthainen und Rebgärten waren wir in
einem blitzblanken Bauernhaus behaglich untergebracht.
Nonnenhorn — ſo habe ich mir erzählen laſſen — ſoll ſeinen
Namen nach einer Sage von einem Frauenkloſter erhalten haben,
das der Gaugraf Adalbert als Dank für Errettung aus einem
wilden Sturme im Jahre 810 hier geſtiftet haben ſoll und das
nach der Verwüſtung durch die Hunnen 926 nach Lindau verlegt
worden ſei. Nach der Geſchichte der Stadt Lindau aber hat das
Kloſter nicht in Nonnenhorn geſtanden, ſondern das Stift nur
größeres Oekonomiegut dort beſeſſen. Heute ſehen wir nur noch
einen grauen Felſen — im Volksmund „Nonnenfels” genannt,
als einzigen Ueberreſt des ſagenhaften Dunkels aus
Nonnen=
horns Vergangenheit.
An heißen Tagen lag ich oft ſtundenlang, ausgeſtreckt an den
Ufern des kleinen Seeplatzes, der wohl den ſchönſten Strand
für Schwimmer und Nichtſchwimmer bietet. Das Ange ſchweifte
träumeriſch über die weite, leicht gekräuſelte Waſſerfläche, die an
ruhigen Tagen wie ein ſilberner Spiegel ſich ausbreitete, drüben
grüßte das Schweizer Uſer mit den impoſanten, ſchneebedeckten
Zacken und Kämmen der Säntisgruppe. Am Abend aber ging
leuchtend rot überm See die Sonne unter, immer dann, wenn
der leßzte Dampfer vom Oberſee anſchnaubte und ſich die lceren
Plätze an der langen, plaudernden Tafel in dem unmittelbar am:
See gelegenen Hotelgarten mit den verſpäteien Ausflüglern
füllte.
Von Lindau aus, wo Geibel ſein junges Eheglück genoſſen
„ in Concordann Lingg geboren ward, ließ eine Segeljachtſahrt an
4 der Gaſthofangeſen Landſchaften des Sees vorübergleiten. Losgelöſt,
geſellſchaft, insbeſEinsgefühl mit Waſſer und Luft.
Zimmermann fürn Grenzſchein für drei Mark fünfzig und hundert
dächtnisrede, unſen wir in Bregenz aus und haben, fürſtlich — mit
Die trauerndeninen Tag gelebt.
leinen Motor der Bodam=Werft bei einem Un=
Johannes Brueicht und Dunkel, Regen und Sturm, Donner
Darmſtadt, 26. Roprobefahrt über das tanzende, brauſende Ele=
ment löſten heilfrohe Gefühle, als endlich wieder feſter Boden
die Füße tug. Wohl die ſchönſten Stunden der Reiſe
vermit=
teln eine Dampferfahrt in das, weit von Licht ſtrahlende,
poeſie=
volle Lichterwinkelchen Meersburg.
Vor einer kleinen Konditorei, in einer vom Zeitgeiſt
unbe=
rührten Straße ſaß ich plaudernd neben einem unſerer
bedeu=
tendſten Bodenſeedichtern und ich durfte Großes, Schönes, Tiefes
in dieſer geſegneten Dichterſtätte erleben. Ich will hier nicht
Meersburg ſchildern, das ſo oft und viel beſchrieben wird, ich
ſtreife nur die bergigen Straßen mit ſchönen, reichen Erkern,
Barockwappen und Giebeln, die hohen ſteilen Mauern, zwiſchen
denen Treppen zu den anlehnenden Häuſern führen, ſtehe vor
Droſtes Ehrendenkmal, das ſicher in beſter Meinung errichtet iſt,
trete befangen in das große, weite, in reinem Barockſtil gebaute
Treppenhaus des neuen Schloſſes, in dem der Dichter Wilbelm
von Scholz dem Leſezirkel Hottingen einen Vortrag über „Die
Dichtung des Bodenſees” hielt. Dort ſtand und ging ich mit
meinem geiſtvollen Führer, ließ Weite und Raum, Natur und
Menſchenwerk auf mich eindringen. Von der Steinterraſſe
zwi=
ſchen dem Rokoko=Palaſt, der heute Taubſtummenanſtalt iſt, und
dem Seminar hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den
wei=
ten See mit dem Säntis als treuen Wächter im Hintergrund.
Im Seminar ſelbſt iſt der Hof dieſes Gebäudes von hohen
Mauern eng umſchloſſen. In einem Abſchnitt „Meersburg”
ſeines vor kurzem neu erſchienenen Buches „Der Bodenſce‟
ſchreibt Wilhelm von Scholz darüber: „Im Geviert ſchließen
die hohen Mauern, an denen man noch Ueberbleibſel gemalter
Architektur und eine Sonnenuhr erkennen kann, einen Gartenhof
ein, in dem der Spiegel eines Brunnenbeckens vom ſchläfrig
fallenden Waſſerſtrahl leicht erſchüttert wird, in dem hohe, nie
vom Wind bewegte Tannen, faſt wie Zypreſſen ſchlank.
Sinnbil=
der des Abendſchweigens ſind.‟ Dort ſtanden wir lange in
tiefer, ſatter Ruhe, nur unterbrochen durch weiche
Harmonium=
klänge und leiſes Plätſchern des Springbrunnens.
Kurz war unſer Beſuch bei der Droſte in der ſtolzen
Ritter=
burg, in der Joſeph von Laßberg berühmte Gäſte, wie Kerner,
Uhland, Schücking, die Brüder Grimm, beherbergte. Dis alte
kränkliche Fräulein ließ ſich’s nicht nehmen, neben uns her, das
einſame Gemach über der Kapelle, in dem es hauſte, zu
durch=
ſchreiten, und heute, wenn ich in der Droſte Bücher blättere, iſt
mir’s, als hörte ich die leidende Annette in ihrem Turmgemache
zu uns ſprechen:
„Ueber Gelände, matt gelehnt,
Hat Nebelſchleier ſich wimmelnd gelegt;
Müde, müde die Luft am Strande ſtöhnt,
Wie ein Roß, das den ſchlafenden Reiter trägt.
Im Fiſcherhauſe kein Lämpchen brenut,
Im öden Turme kein Heimchen ſchrillt,
Nur langſam rollend der Pulsſchlag ſchwillt
In dem zitternden Element.”
Wie viel lichter iſt ihr lleines Rebhäuschen hoch über der
Stadt, rebenumrankt, von der Sonne gebadet! —
Am vornehmen Bürgerhauſe Mesmers, einem Steiner und
Steinach des 18. Jahrhunderts vorüber, kamen wir wieder
hinauf zu den Höhen, o Fritz Mauthner in wohl gehüteter
Ein=
ſamkeit im „Glaſerhäusle” lebt. — Mein Begleiter, der
Mauth=
ner, den Siebzigjährigen, als Skeptiker und feinen
philoſophi=
ſchen Kopf ſchätzt, führte mich dort hinauf zum ſchönſten
Aus=
ſichtspunkt über den breiten See.
In dem „Bodenſee” von Wilhelm von Scholz ſinden wir
unter der Ueberſchrift „Der Philoſoph vom Glaſerhäusle”, Fritz
Mazthners Leben und Wirken charakteriſiert, und jeder, der die
feingezeichneten Züge aus dieſem Abſchnitt in Scholz neuem
Werk lieſt, nimmt ein ſchönes, warmes Bild, aus den
Alters=
jahren Fritz Mauthners auf.
Noch ehe die Nacht zum wolkenloſen Himmelsdome ſtrebte,
ſchnaubte die „Meersburg” hinaus in den See, und bald wacd
die Droſte=Stadt zur Fata Morgana, aus der das Tuskulum der
Dichterin wohl noch lange grüßte.
Gerne erinnere ich mich ein paar herrlicher Stunden in den
mächtigen Parkanlagen des lieblichen Eilands der Mainau einer
wehmütigen Wanderung nach dem Allmannsdorfer Friedhof,
be=
ſcheiden, doch ſchön gelegen wie kein anderer am Hochufer des
Sees, hingeſtreckt wie ein einzig großes, ſtilles Grab, für deſſen
Toten die Wellen das Lied zum ewigen Schlafe ſingen. Von
dort wanderten wir über die Höhen zum Waldhaus Jakob, das
jetzt Kaufmanns=Erholungsheim iſt. Unweit davon ſind herrliche
Parkanlagen aus dem Beſitze der Mutter Napoleons III. Faſt
ſcheu ſtanden wir davor und haben lange einen einſam
Sinnen=
den darin beobachtet. Ju grauem Anzug ſchritt der Mann doft
auf und ab. — Ein charakteriſtiſcher Kopf, zurückgekämmte Haare,
ein beſonders ſcharf ausgeprägtes Kinn, eine große Hornbrille,
ſo wirkte ſchon äußerlich die Geiſtigkeit ſeiner Perſönlichkeit:
Wilhelm von Scholz im Parke von „Seeheim”, das hart ans Ufel
gelehnt ſich dort erhebt. —
In Konſtanz habe ich in lieber Geſellſchaft auf der
Inſel=
terraſſe geraſtet, inmitten eines internationalen Publikums, ging
dann allein durch geſchäftiges Treiben, der Nachmittagsſtunden
durch die alte Biſchofsſtadt Konſtanz, vorbei an dem Turm, wo
Huß gefangen gehalten wurde, zum Huſſenſtein, wo ich 19198,
kurz vor der Rebolution, von einem alten Weibe, das ſicher lange
in der Erde ruht, Deutſchlands Umwälzung vorausgeſagt bekam.
Jetzt ſind die Sommertage längſt dahin. — Herbſt und
Winter mit ihrer ſtillen Wärme im behaglich, früh erleuchtetel
Zimmer, der großen Einſamkeit, ſind die Zeit der Dichter, die
dann für uns ſchaffen und ihren Traum für uns zum Leben
machen. Wer unſer Schwäbiſches Mcer kennt und wochenlang
ſeine wechſelwendiſchen Reize in ſich aufgenommen hat, wird ein
lebendigeres Bild von den Dichtungen des Bodenſees bekommmen,
wird verſtehen, was Schönes geſchaffen wird — geſchrieben und
gedichtet vom ſonnenwarmen Bodenſee — an grauen, trüben
Wintertagen.
Rummer 318.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 22. November 1921.
Seite 3.
Danaé
55)
Roman von Kurt Frieberger.
(Rachbruck verboten.)
Inmitten der Aufgeregten ſteht Hede, die nicht verſteht,
warum ihr eine fette Dame fortwährend ins Geſicht ſchreit: „Vo
iſt mein Geld?. Wenn Sie verhaftet werden!‟ Da die arme
Gräfin Weſe hilfeſuchende Frage ſtelll, ſchnellt Fodor vom Sitze
und hält ihr das Zeitungsblait roh vor das Geſicht: „Sie wiſſen
nichts? . . . Da! Leſen Sie! Elende Betrügerin.”
Eiſern und drohend tritt ihm Graf Zornebog enigegen:
„Schweigen Sie. Knote!”
Der Ungar aber kann ſeinen raſenden Zorn nicht bändigen,
jobt los: „Ihr Spießgeſell, dieſer Pappa . . . Pappa . was
weiß ich .. . iſt verhaftet und die Kriminalpolizei ſteht vor der
Züre. Ja! Da draußen. Wird Sie auch verhaften. Sie haben
mich um Millionen betrogen, um Millionen!!“
Angſt umbettelt die Beſchimpſte: „Geben Sie uns
wenig=
ſtens unſere Einlagen zurück!“ — „Raſch unſere Einlagen!”
Fernab ſteht Genthiner; pathetiſch ruft er: „Ich weiß von
Ihren ſchmierigen Geſchäften nichts.” Und Koppenhagen zetert
neben ihm: „Ich auch nicht. Ich bin ein anſtändiger
Geſchäfts=
mann.”
Unterdes überſlog Hede das Zeitungsblatt. Die anderen
umdrängen ſie, ſtarren in ihr Geſicht, ſuchen darin zu leſen. Nun
ſie zu Ende gelangte, ballt ſie das Papier wütend zuſammen.
Ihr bleicher Zorn, vor dem alle zurückweichen, fragt: „Wie?
Was ſagen Sie mir?”
Aber Fodor ſchlägt ſich mit der Fauſt an die Stirne: „Wie
konnte ich! — Was ſind Sie überhaupt für eine Gräſin? Eine
Cräfin? — Eine Schwindlerin!” Und die ſchöne üppige
Satra=
pila zetert um nichts weniger gemein, als ihre Mutter, das
Waſchweib Saſtrapril: „Sie Hochſtaplerin, Sie niederträchtige.”
Alle, alle — nur nicht die beiden Grafen — ſallen in den Schimpf
ein, alle ſchmähen ihr ins Antliz: „Eine Hochſtaplerin! Ja!
Eine Hochſtaplerin!” Und, da ſie Nuhe heiſcht, droht man, ihr
den Raub abzujagen.
Hoch aufgerichtet ſteht Gräfin Weſe inmitten der Wütenden.
„Schweigen Sie. Sie richten ſich alle zugrunde”, warnt ſie; ihre
Lippen beben in maßloſer Erregung. Koppenhagen will nicht
hören: „Wieſo?. Warum ſoll ich ſchwveigen?” und Fodor ſtößt
wildere Drohungen aus.
Da ballt Hede die zarten Hände zu Fäuſten. Jede Sehne
geſtrafſt hält ſie ſtand. Furchtbare Abrechnung droht ihr Blick.
Verzweifelter Hohn ſchlägt der ganzen Meute wie Peitſhe ins
Geſicht: „Na. Denn nich! Keinen Pardong! Dann will ich
reden. Wißt Ihr, was ich ſagen werde? Die Wahrheit. Die
nackte Wahrheit!
Wer iſt mir nachgerannt? Ueberallhin? Wer drängte mir
ſein ſchmutziges Geld auf? Ihr: — Nief ich Euch? — Nein. —
Verlangte ich Eure Einlagen? — Nein! Nich ſo viel!” Fodor
ſtellt ſie die Frage: „Wer ließ ſich nicht abweiſen? — Mein
Diener, Fränze, alle wieſen Sie fort. Jch ſelbſt.
Sie ſind ſchuld! Ihretwegen telephonierte ich
Pappamau=
reskn! Sie ſtifteten mich an.”
Der Ungar duckt ſich. Tückiſch wirſt er ein: „Aber Sie
wuß=
ten, wie man Paluta ins Ausland bringt. Sie! Ich nicht.”
Da packt Hede den würdevollen Kommerzienrat
Koppen=
hagen an Frackkragen und zerrt ihn vor. „Und wer hat michs
gelehrt? — Der da! Der aufrechte Geſchäftsmann. Nufen Sie
doch den Kriminalſchutzmann. Schreien Sie doch!”
Wütend, außer ſich, müht ſich der Schuldbeladene
loszukom=
men, ziſcht er durch die Zähne: „Schweigen Sie! Das iſt ja
Unſint.”
„Nein! Und Herr Kapellmeiſter! Und Sie, berühmte
Prima=
donna, die ihr mich beſchimpft. Idcale Künſtler! Wer quälte
mich hier und heut? Ich wollte ruhen, ich ſuchte Troſt in Lied
und Muſik. Sie ſpielen Hugo Wolf; Sie ſingen Mörike.
und den letzten ſchönen Ton im Munde, die Hand noch auf den
Taſten, iſt ſchon die Gier los: „Frau Gräfin! Zwanzig vom
Hundert. Ja?. Ich ſende morgen zehntauſend. Ja?‟
Ringsum laſtet betretenes Schweigen, nur der alte Spielgiaf
und Theaterintendant betrachtet die prachtvolle Hede mit
ſteigen=
dem Entzücken: „Fabelhaft. Naſſeweib. Wie ſie kuſchen!“
Sie aber führt fort: „Mir können die da draußen nichts
an=
haben. Gar nichts. Die raſenden Geſchäfte ſind erdichtet. Ja,
ſtaunt nur. Um Ruhe zu haben, zahlte ich den einen mit dem
Gelde des anderen aus. Bedankt Euch untereinander. Leilt und
balgt Euch untereinander.
Das Geld hiezu wurde nicht alle. Die Geldgeber auch nicht.
Ich konnte mich Eurer Gier doch gar nicht erwehren. Ihr
über=
ſchwemmtet mich mit Kaſſenſcheinen.”
Während Zornebog entzückt vor ſich hin „Danas,
Dangs” murmelt, ſchlägt ſich Geuthiner an die Stirne,
faſſungs=
tos: „Macht alles in ſich. Der leibhaftige Kellerwechſel! Iſt
doch Betrug!”
„Betrug?” ſpottet ſie. „Betrug? Euch kann einer betrügen?
Kann betrogen werden, wer im Handumdrehen Millionen
ein=
heimſen will?. War Euer ſchäbiges Celd erarbeitet? Ja?
Nah=
rungsmittelgeſchäfte, die dreimal im Monat umherkreiſen mit
dem Erfolg, daß Millionäre und andere, die den Hals nicht voll
genug kriegen können — daß die ſich die Kaſſen füllen? Solche
Ehreumänner ſchützt kein Geſetz!
Ihr Wucherer, die ihr mich tagaus, tagein quältet: zehn vom
Hundert, fünfzehn vom Hundert, zwanzig vom Hundert in
vier=
zehn Tagen, in einer Woche — über Nacht!”
Koppenhagen fleht mit einemmale ſanftmütig, den Blick zum
Ausgang gewendet: „Liebe Gräfin!
„Ach, Gräfin hin, Gräfin her! Die „Goldgräfin” der „
Schutz=
engel” und nun — Betrügerin. Als Ihr die Taſchen füllret,
fragtet Ihr da nach dem Gotha?"
Nun legt ſich auch Generaldirektor Genthiner aufs Vitten,
ſchielt ängſtlich nach der Türe, ſchwört jeden Zweifel ab.
„Wer zweifelt? — Jch.” Tränen rinnen unaufhaltſam über
Hedes Wangen herab. Bebend, fieberhaft klagt ſie an: „Was
wwißt denn Ihr, warum ich’s getan? — Was kümmert Euch mein
Glück? Wenn es um Hunderttauſende ging, um tauſendmal
Tauſende — was trieb Euch? Gier. Mich aber die Not, der
heilige Wille, zu helfen, und mein Recht — zu leben.
Längſt wollte ich ein Ende. Euch entkommt man nicht. Ich
hatte genug. Ihr nie.
(Fortſetzung folgt.)
das BOHNERwacHs
der betteven HAUsf BA)
Erhältlich in allen Drogerien. (I.11211
2 HIersteller Wichsmädelwerke, Dresden-Reick,
Die guten
TMIMOOT orbelbren Var Ver
V.11880)
sind in der früheren Friedensqualität überall zu haben!
Man schte auf Cen Namen MAGGI
und die rotgelbe Packung.
Stellengeſuche
Weiblich
Fräulein
Feither auf Anwalts=
Gureau tätig,
Lennt=
niſſe in Franz, Engl.,
Sienogr; Schreibm
ucht ſich zu verändern.
Ang. u. V 23 au die
Beſchäftsſtelle (44718
In all. Hausarbeiten
erfahr. Mädchen ſucht
bis 1.Dez Stellung als
Alleinmädchen oder Fräulein
öchin f. Aushilfe, auch
ür ganz. Ang. u. V 35
Seſchäftsſt. 1*44744
Jg Fran ſucht morg.
hinige Stunden
Be=
ſchäftig Ang unt.V13
TBeſchäftsſt. (*44693
Frau
ſucht Stundenſtelle für
(*44730
(norgens.
Rhönring 12, I. linrks.
Beſſeres
22 Jahre alt, intellig.
und umſichtig, ſeither
im elterlichen Geſchäft
tätig, ſucht tagsüber
paſſenden
Wirkungs=
kreis, am liebſten in
Geſchäft. Ang. u. V 31
Geſchäftsſt. (*44736
Mädchen
in allen Hausarbeiten
bewandert, ſucht ſofort
Stellung zur Aushlfe
bis 1. April 22. Ang u.
U 48 Gſchſt. (*44789
Tüchtige,
zuverläſſige
durchaus
Fra
geht waſch. u. bü eln
in beſſ. Häuſern. Gef.
Angebote u. V 82 an
die Geſchſt. (*44378
Männlich
Nn
Mädchen
bei hohem Lohn u. gut. od. Pflegerin, i.
Haus=
geſucht. Zu erfr.
Karl=
ſtr. 21, I. Ik8. /44731g0
Fräulein
mit allen Bureauarb.
vertraut, perfekt im
Stenogramm und
Be=
dienen d. Schreibmaſch.
geſucht. Ang. u. U110
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Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Sountag, den 22. November 1921.
Nummer 318.
29
Handelstelt des Burmftädter Taublattes
w. Frankfurr a. M., 26. Nov. Im Wertpapierhandel war auch
heute wieder Ruhetag. Die allgemeine Stimmung war im allgemeinen
feſt. Die Spekulation ſowohl wie das Kapitaliſtenpublikum zeigen jedoch
im Himblick auf die hohe Belaſtung duirch die neue Steuerbeſtimurungen
Zuvückhaltug. Immerhin bemerkte man heute entſchieden mehr Nachfrage,
was mit der beſſeren Auffaſſung der wirtſchaftlichen und politiſchen Lage
i Zuſammenhang gebracht wird. Soweit man heute Kurſe nennen
hörte, ſo waren in Montan, Elektro, Chemiſchen und Autoaktien
ver=
ſchiedentlich Kunsdefeſtigungen feſtzuſtellen. Stärleres Intereſſe beſtand
für Mannesmann zirka 1850, Phönix feſt 1650, Gelſenkirchen 1100. Man
hörte ferner Licht und Kraft 800, Bad. Anilin 960, Scheideanſtalt 2200,
2225, Elberfelder Farben 925, Kleyer 900 Geld, Daimler 825, Phil.
Holz=
mann 980. Von den unnotierten wanen ſtark geſucht Inag, welche auf
den günſtigen Geſchäftsgang ud Gerüchte einer Kapitalserhöhung
an=
ſehnlich geſteigert wurden. Man nannte Kurſe mit 1010, 1025, 1035,
1050. Im einzelnen ſind folgende Kurſe noch zu erwähnen: Benz mit
1030, Greffenus 1560, Mansfelder Kuxe 30 000, Rhenania 1400, Ufa 415,
Julius Sichel 1310, Ludwig Ganz 870, Kreichgauer Maſchinen 370,
Geh=
ling Sekt 750. Auslandswerte logen ruhig. Oeſterr. Kreditaktien
blie=
ben mit 155—157 geſucht. Der Dollar ſchwankte zwiſchen 298 und 292.
Polniſche Noten zirka 8,— genannt.
Der Wert der Mark im Ausland.
* Für 100 Mark wurden gezahlt am 26. November in Zürich
1,77½ (vor dem Kriege 125,40) Franken. Amſterdam 0,86 (59,20)
Gulden, Kopenhagen 1,90 (88,80) Kronen, Stockholm 1,40 (88,80)
Kronen, London 1,285 (97,80) Schilling, Neu=York 0343 (23,80)
Dollar, Paris 5.— (125,40) Franken.
Geld Ve
Drief u
Geld Briet DW Nifee
Geld / Brie —e
Geld / Brie A t.Brüſſ.)
Holland. I
London.
Baris..
Schwein
Spanien
Italien.
Liſſab. Op.
Dänem. Vf
10484
1171.80
2033.—
5594.90
3996.—
1188.80
5469.50 1932.—
104851
174.20
5605.60
4004.
548050 7910.50 1974.50
10549.40 10570,60
1176.30 1178.70 Heliingf.
2037. 2025.40 2029,60
5634.30 5645.70
4115.80 2124.20 / D.=Oſterr
1191.20/ 1186.30/ 1188.70 / Budapeſt.
5414.50 5425.50 Norwv gen
Schweden
New=York
Wien (abg
Prag. /4120.80 4129.20
6948.— 6957.
293,95 294.,53 294.45
8.49— 8.51-/8.49—
B1.841 81.901
306.70 307.30 843.10
——
132.47—
310.70 4135.30 4744.20
16856.90
295.05
8.51-
32.53—
311.30
* Neu=York, 25. Nov. (Wolff.) Der Markkurs erfuhr heute
eine neue Abſchwächung. Um 10 Uhr wurde die Mark mit 34 G. und
34½ Br. gehandelt und um 10.30 Uhr war der Kurs auf 3334 bzuw. 34
zurückgegangen. Im weiteren Verlaufe wurde als niedrigſter Kurs 33
feſtgeſtellt, während der höchſte Stand, den die Mark heute erreichte, 35
betrug. Bei Schluß der Börſe ſtellte ſich der Kurs auf 3334 und nach
bönslich fiel er auf 33½ G. und 3334 Br.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 26. Nov. Teleg, Auzzahlungen für:
Amſterdam-
TMNfe
Re
Geld / Brief Geld Brief
Rotterdam / 10639/ 10660 10589/ 10610 Paris ..
Kopenhagen 6454.50 5465.505434.55 5445.45 Wien (in D.
Helſingſors / 549.45/ 550,55/ 555.40 558.60 Prag..
Italien . . ./4188.80/1191.20/1173.80 1180.30 Budapeſt . /32.36 — 82 44 B3.01— 33.09—
New=York 7294.70 295.30 232.70 293.30
k087.95 2042.80/20 17.95/2022,05
Me
Geld. Brief
Re
Geld / Brief
1 309.,65/ 310.35/ 308.,65/ 309.35
Brüff. Antw./1945,55 1949.45/1905.55 1909.45 Schwe z . . 6569.40 5580.606584 40 5595.60
Chriſtiania /4185.80 4194. 20/4195.80 4204.20 Spanien . ./030.95 4039.05/4035.95/4044.05
Stockholm. 6893.106908.906908,056921.95 Oeſter. abg. / 8.63- 8.67 9.03— 9.07—
London . . 11178.89/1181.20/4177.80/1100.20 Buen.-Aires /96.90— 97.10— 5.90— 96.10—
* Berlin 26. Nov. Deviſenmarkt. In Rückwirkung der
geſtrigen Abſchwächung des Markkurſes in Neu=York heruſchte heute
vor=
mittag im Deviſengeſchäft zunächſt eine feſte Hallung. Neu=York wurde
mit 297,50 genannt, dann aber gewann die Zeitungsmeldung Einfluß,
wonach Amerika die Einberufung einer zweiten Konferenz nach Waſhing.
ton zur Löſung des Valutaproblems unten Teilmahme Deutſchlands
be=
abſichtigte. Es zeigte ſich daraufhin eime Neigung zu Abgaben, die auch
bei Feſtſetzung des amtlichen Kurſes eine Rolle ſpielte und den Kurs
für die Debiſe in Neu=York auf 293 herabdrückte. Die übrigen
Devifen=
notzierungen ſtellten ſich entſprechend niedriger; die Umſätze waren aber
nicht bedeutend, da den meiſten Händlern Zurückhaltung geboten ſchien.
Die nach unten gerichtete Bewegung am Deviſenmarkte machte die Effel.
tenhändler unſicher—und lähmte die Unternehmungsluſt. Gehandelt
wurde nichts. Man war geneigt, die Kurſe der Spekulationspapiere für
Montag eher etwas niedriger zu ſchätzen.
Zürich, 26. Nov. Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags.
London . ... /21.02 — 20.80— Kriſtiania . . / 75.—
25.
Deutſchland 1.85— 1.771 Paris., use/36.80 36.10—f Madrid ....! 733
7a.
Wien ......! 0.17— 0.17- 1 Italien .... /21.52 — 21 071 Buenos Air. 170.— 170.—
Prag ..... ./ 5.55—/ 5.60—/ Brüſſel .... 35.35 — 34.50— Budapeſt .. /0.57— 10.60—
Holland.. . . 1.881/,/ 1.8760) Kopenhagen 971, 96.80 TAg am. . . . . 1.70— 11.70—
Neu=York ../ 5.26—/ 5.25+ Stockholm . . 123.60 12311, 1Bukareſt ..
Von den Produktenmärkten.
* Berlin, 26. Nov. Produktenbericht. Am
Produkten=
markt herrſchte eine recht feſte Stimmung. Allſeitige Nachfrage
angeb=
lich in der Hauptſache für die Umlage beſtand für Roggen. Die Preiſe
dafür ſtellten ſich weſentlich höher wie geſtern. Weizen wurde mit
aus=
wärts gezogen. Sehr begehrt und erheblich teuurer war Hafer, da Mais,
vovmittags hier loſe mit 365 Mark gehandelt und in Hamburg bis
390 Mark bezahlt wurde. Wegen des hohen Preisſtandes kommt Hafer
für Futterzwecke nur noch wenig in Betracht. Gerſte ſtieg ebenfalls
wei=
ter, auch Wintergerſte wurde heute umgeſetzt. Mehl folgte der
Preis=
ſteigerung des Brotgetreides nur zögernd. Hülſenfrüchte hatten bei
ſpärlichem Angebot wuhiges Geſchäft. Peluſchken und Ackerbohnen ſowie
Wicken waren nicht am Markte. Andere Futteyſtoffe ſind andauernd ſeſt.
Mannheimer Wochenberichte.
II. Mannheim, 25. Nov. Getreide. Die Börſenwoche
er=
öffnete zunächſt in etwas ſchwächerer Haltung, ausgehend von dem
heſten. Mit der Feſtigkeſt am Depfſenmart, kan auch auf dem
Nwodul=
tenmarkt wieder ein feſterer Grundton zum Vorſchein und Weizen ſchloß
mit 790—795 Mk. annähernd zum vorwöchigen Stand. Roggen hielt ſich
die ganze Zeit durch auf der Baſis von 625—650 Mk., desgleichen Gerſte
mit 760—790 Mk. und Hafer mit 590—600 Mk. Mais dagegen war
Schwankungen unterworfen, indem es von 725 auf 675 Mk. zurückging
und am Schluß über ſeinen vorwöchigen Stand von 725 auf 750 Mk.
hinaufzuſchwellen. Die Preiſe verſtehen ſich pro 100 Kilo ab Mannheim,
außerdem noch eine bedeutende Preisſteigerung ausmacht. Das Angebot
war nicht allzu groß und ſchrumpfte bei der Befeſtigung noch mehr
zu=
ſammen, da die Verkäufer in Erwartung noch höherer Preiſe
Zurück=
haltung übten. Aber auch die Käufer zeigten keine beſondere Neigung
zu größeren Kaufabſchlüſſen und deckten ſich nur für Erfüllung ihrer kon=
traktlichen Verpflichtungen ein. Das Geſchäft bließ deshalb die ganze
Berichtswoche hindurch ſehr klein.
Mehl war anfänglich nicht ſtark gefragt und norddeutſches
Wei=
zenmehl zu 1050 Mk. ab mitteldeutſche Stationen, Spezial=Weizenmehl
Null zu 1100 Mk. ab ſüddeutſche Mühlen zu haben. Durch die
neuer=
liche Erhöhungen der Weizenpreiſe verlangen die ſüddeutſchen Mühlen
für Weizenmehl Spezial=Null heute 1125 Mk. für Roggenmehl 225 Mk.
pro 100 Kilo, für gelbes Maismehl 650 Mk.
Futtermittel behaupteten, ſich durchweg im Preiſe und zogen
zuletzt noch etwas an, da nur wenig Angebot an den Markt kommt.
Weizen= und Roggenkleie koſtete 425 Mk., Maisfuttermehl 500 Mk.
Palmkuchen 630 Mk., Kokoskuchen 650 Mk.. Rapskuchen 600 Mk.,
Malz=
keime 500—510 Mk., Biertreber 520—530 Mk., Biertrebermelaſſe 400 bis
410 Mk., Melaſſeſchnitzel 360—370 Mk. pro 100 Kilo ab ſüddeutſche
Sta=
tionen. Nauhfutter blieb unverändert mit 240 Mk. für Wieſenheu und
80 Mk. für gepreßtes und gebündeltes Stroh pro Doppelzentner
waggon=
frei Mannheim.
Hülſenfrüchte. Die Stimmung blieb feſt trotz geringer
Nach=
frage. Die Konjunktur rückt für ſie immer näher angeſichts der ſtändig
dringender werdenden Kartoffelnot und ſchließlich müſſen für ſie eben
doch die enorm hohen Preiſe bewilligt werden. Prima Viktoria=Erbſen
notierten 1000—1050 Mk., geringere Ware 950—1000 Mk., Landerbſen Ia.
900—950 Mk., geringere 870—900 Mk., inländiſche Erbſen 700—900 Mk.,
grüne holländiſche Erbſen 925 Mk., Spliterbſen 950 Mk.,
Rangoon=
bohnen 650 Mk., gemiſchte Bohnen 665 Mk.. Lentuckybohnen 630 Mk.,
Braſilbohnen 560 Mk., beſchädigte braune Braſilbohnen 525 Mk. pro
100 Kilo ab Mannheim. Reis blieb mit 1200—1700 Mk. unverändert
und wenig gefragt.
Obſt. Das Froſtwetter verhindert die Zufuhr von Obſt faſt ganz
Württembergiſches Moſtobſt koſtete 125—135 Mk., Tafelobſt 200—250
Mark. Für Kartoffeln ſtellen ſich die Preiſe in der Südpfalz auf 130
Mk., in der Weſtpfalz 120 Mk. und in der Vorderpfalz 110—120 Mk.
pro Zentuer, dabei ſind zu dieſem Preiſe, ſehr ſchwer ſolche zu
be=
kommen.
Wein. Nun iſt auch am Mittelrhein und an der Ahr im
Wein=
geſchäft ein ziemlich reger Verkehr eingetreten. Der neue Wein
ent=
wickelt ſich zu einem herrlichen Produkt. Die Nachfrage ſteigt von Tag
zu Tag. Am Mittelrhein wurden 1921er Weine verkauft: Oberdiebacher
zu 25 300 Mk., Manubacher z 25 000 Mk., Steeger zu 25 000—26 000 Mk.
pro 1000 Liter. Die verkauften 1920er Weine liegen weit darunter im
Preiſe und ſtellten ſich in Bacherach auf 12 500—18000 Mk., in Steeg auf
12 000—15 000 Mk., in Breitſcheid auf 12 100—12 500 Mk., in Oberweſel
und Enghöll auf 15 000—16 000 Mk., in Oberdiebach und Manubach auf
11 500—13 500 Mk., in Niederheimbach 14 000—15 000 Mk., an der Ahr
für 1920er Weißwein 12000—18000 Mk., für Notweine 13 000—20 000
Mk. pro Stück. Die 1920er Weine ſind in dieſen Gegenden faſt alle
verkauft, mit dem Verkauf der 1921er Weine halten die Winzer aber
zurück, da ſie noch höhere Preiſe zu erzielen hoffen.
Hol: Das aus den Sommerfällungen ſtammende Holz iſt alles
an den Markt übergegangen, ſo daß nun etwas Ruhe in den
Holzver=
ſteigerungen eingetreten iſt. Und nun wartet man ſchon auf die
jähr=
lichen Hauptfällungen, für die von den Waldbeſitzern jetzt die
Vorberei=
tungen getroffen werden. Die neue Hieb= und Verkaufszeit wird nach
den Vorzeigen eine beſſere Marktlage vorfinden als im vorigen Jahre.
Was jetzt ſchon in kleinen Poſten an neuem Holz auf den Markt gebracht
wird, nimmt die Käuferſchaft ſchlank ab. Die Sägewerke und
Schnitt=
warenlager ſind durch die unverkennbar beſſere Bautätigkeit im
ver=
gangenen Sommer ziemlich geleert und bedürfen der Auffüllung, zumal
man im kommenden Jahr mit einer noch ſtärkeren Bautätigkeit rechnet.
Nadelſtammholz und Buchenſtammholz iſt ſehr gefragt, dagegen iſt für
Laubſtammholz noch geringe Nachfrage. Grubenholz erfreut ſich
gleich=
falls großem Intereſſe, das ſich für Nadelpapierholz immer beſſer zeigt.
Die Preiſe ſind entſprechend dem Sinken der Mark geſtiegen und haben
heute eine Höhe erreicht, wie man ſie ſich vor wenigen Wochen kaum
er=
hofft hätte.
Tabak. Die 1921er Tabake werden von Woche zu Woche immer
höher bewvertet, ohne Rückſicht auf ihre ſchlechte Beſchaffenheit. So
er=
zielten im heſſiſchen Tabakbaugebiet Lampertheim 1700 Mk., Viernheim
1700 Mk., Lorſch 1800 Mk., im Mannheimer Vorort Sandhofen 1500
Mk., im Neckartal 1200—1500 Mk. für 10—15 000 Zentner und einzelne
Ortſchaften im Bruhrain zu 12—1500 Mk. Alte 1920er Tabake ſind ſehr
geſucht, aber es liegen gar keine Angebote vor, ſo daß nicht eine einzige
Nachfrage befriedigt werden konnte. Für Rippen beſſerte ſich die
Markt=
lage weiter, ſind gefragt und werden zu höheren Preiſen aus dem Markt
genommen.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Das hohe Waſſer
vor 14 Tagen iſt wieder vollſtändig verſchwunden und der alte niedrige
Waſſerſtand erreicht, der die Schiffahrt ſchwer hemmt. Ungünſtig kommt
dazu noch der dichte Nebel. An der Ruhr iſt Schleppkraft und
Kahn=
raum genügend angeboten, dagegen fehlt beides in Mannheim, da durch
die notwendigen Leichterungen der Schiffe hier mehr benötigt wird.
Infolgedeſſen ſind auch die Frachtſätze an der Ruhr niedriger und ſtellte
ſich die Tagesmiete dort pro Tonne auf 60 Pfg., in Mannheim auf 80
Pfennig. Der Schlepplohn von der Ruhr nach Mannheim, ſtellt ſich
heute noch auf 28 Mk., doch iſt auch hier bald mit einem Preisaufſchlag
zu rechnen. Die Kohlenzufuhren werden wieder geringer und die von
der Ruhr voll beladen abgegangenen Schiffe müſſen auf ihrer Fahrt
nach dem Oberrhein geleichtert werden. Der Kohlenmangel macht ſich bei
der zurzeit gut beſchäftigten ſüddeutſchen Induſtrie wieder ſtark fühlbar.
Auch die Erſatzbrennſtoffe und Brennholz ſind bei der kalten Witterung
geſucht.
Außerordentliche Generalverſammlung der Bank für Handel und In=
Huſtrie (Darmſtädter Bauk).
Der Vertrag mit der Nationalbank für Dentſchland
einſtimmig genehmigt.
m. Geſtern nachmittag fand im neuen Bankgebäude der Bank under
dem Vorſitz von Geheimrat Rießer eine außerordentliche
Generalverſammlung ſtatt, um ebenſo wie die am gleichen
Tage ſtattſindende Generalberſammlung der Nationalbank für
Deutſch=
land den Gemeinſchaftsvertrag zwiſchen dieſen beiden Banken zu
ge=
nehmigen. Der Vorſitzende eröffnete die Verſammlung um 4 Uhr,
be=
gwüßte die anweſenden Damen und Hernen und führte dann weiter aus
Zum erſten Male tagen wir heute hier in dem neuen Gebäude der Bank
Ich ſpreche den herzlichen Wunſch aus, daß ſich auch in den neuen
Räu=
men die alten guten Traditionen erhalten, und daß ſie weiter gepflegt
werden. Weiter wünſche und hoffe ich, daß hier auch ein guter neuer
Geiſt, ein moderner Geiſt heurſchen möge. Er ſtellt ſodann die
ord=
nungsmäßige Einberufung der G.=V. feſt. Zur Teilnahme haben ſich
an=
aber ohne Sack gegen ſeither mit Sack, was bei den hohen Jutepreiſen gemeldet 62 396 Aktiem zu 1000 Mark und 18 Aktien zu je 250 Gulden.
Nach der Präſenzliſte ſind 55 818 Aktien zu je 1000 Mark vertreten durch
98 Aktionäre mit zuſammen 390 726 Stimmen. Nach 8 33 des Statuts
iſt die G.=V. alſo beſchlußfähig.
Der Vorſitzende gedenkt hierauf des Ablebens des Wirkl. Geh.
Ober=
vegicrungsuats v. Schmiedecke, der noch an der letzten G.=V. teil=
uahm und kurz darauf derſchied. Zum ehrenden Gedächtuis des
Ver=
ſtorbenen erhoben ſich die Anweſenden von ihren Plätzen. Zu
Stimm=
zählern wurden beſtimmt Juſtizrat Dr. Bender und Geheimerat
Schenck zu Schweinsberg.
Es wurde ſodann der mit der Nationalbank abgeſchloſſene
Gemein=
ſchaftsvertrag durch den Shndikus zur Verleſung gebracht. Der
Vor=
ſitzende bemerkte hierzu noch, daß er zur Erläuterung nichts weiter vor=
lich ergänzen. Von einer Fuſion ſei aus ſteuerrechtlichen Fragen,
bis dieſe Frage geklärt ſei, Abſtand genommen worden.
Der Gemeinſchaftsvertrag wurde hierauf einſtimmig
geneh=
migt. Ebenſo wurds der Vorſtand ermächtigt, alle Handlungen vor=
den Inhaber lautenden, voll zu zahlenden Aktien über je 1000 Mart
wurde zugeſtimmt. Die reſtlichen 70 000 Akrien lauten auf den Inhaber,
ſind vorläufig wit 25 Prozent einzuzahlen und genießen erſt nach der
Vollzahlung Dividendenberechtigung; ſie werden von der Nationalbank
übernommen, während die Darmſtädter Bank in gleicher Weiſe 50 000
Aktien der Nationalbank übernimmt. Wie der Vorſitzende mitteilte, hat
die Darmſtädter Bank die Koſten der geſamten Transaktion zu tragen.
Es werden hierauf die dunch die Transaktion erforderlichen
Sat=
zungsänderungei verleſen und genehmigt. Der Aufſichtsrat wird
ermächtigt, etwaigen Wünſchen des Regiſterrichters auf redaktionelle
Aen=
derungen nachzukommen. Weiter beſchließt die Verſammlung, daß die
Vorſchuift des 8 139 BGB. keine Anwvendung finden ſoll. (Der
Para=
graph beſtimmt, daß das ganze Nechtsgeſchäft nichtig iſt, wenn ein Teil
davon nichtig iſt.)
Die Satzungen werden dann als Ganzes genehmigk und hierauf zur
Ergänzung des Aufſichtsrats geſchritten. Durch den Gemeinſchaftsvertmag
wird die Aufnahme der Aufſichtsratsmitglieder der Nationalbank
vor=
geſehen. Der Vorſtand ſchlägt deshalb die Erhöhung der Zahl der
Mit=
glieder des Aufſichtsrats von 19 auf 61 vor. Herr Karl Pareus iſt
ſchwer erkrankt und hat ſein Amt niedergelegt, um die Transaktion nicht
zu verzögern. Die Verſamnlung genehmigt die Zuwahl der 42
Aufſichts=
ratsmitglieder der Nationalbank in den Aufſichtsrat der Bank und ſtüimmt
ebenſo einſtimmig der Wiederwahl des Herun Pareus zu. Der
Vor=
ſitzende wünſcht ihm eine baldige und vellſtändige Geneſung.
Damit iſt die Verſammlung am Abſchluß der Tagesordnung
ange=
langt und der Voxſitzende ſpricht die Hoffnung aus, daß dieſe
Formali=
täten, die doch nur erſt das Fundamenk für die Zukunft ſchaffen follen,
für die ſernere Entwickelung der Darmſtädter Bank, die allen ſo ſehr
am Herzen liege, von vollem Segen ſein mögen, damit es gelingen möge,
die Bank ſchöneren Zeiteu entgegenzuführen, doch nicht nur damit der
Bank zu dienen, ſondern in erſten Linie unſerom geliebten Vaterlande.
(Lebhafter Beifall.)
Die Viehmärkte der Woche.
Geringere Zufuhren — Höhere Preiſe.
b. Die Zufuhren zu dem Hauptbiehmärkten in der verfloſſenen Woche
waren gegenüber der Vorwoche auf faſt allen Märkten geringer. Nur
auf einzelmen Märkten waren Schafe und Kälber etwas reichlicher zu
getrieben, während Rinder und Schweine, außer in Köln, Breslau und
Hannover durchweg geringeren Auftrieb hatten. Auf die
Preisgeſtal=
tung blieb der geringere Auſtrieb nicht ohne Einfluß, imnsbeſondere am
Schweinemarkt zogen die Preiſe ganz außerordentlich an und zwar um
50—250 Mark, bei Rindern um 30—50 Mark, bei Kälbern um 50—100
Mark und bei Schafen um 25—150 Mark pro 100 Pfund Lebendgewicht.
Nur in Köln gingen die Schafe um 2 Mark, die Kälber um 50 Mark
zurück. Auf den nachſtehenden Märkten notierten für 100 Pfund
Le=
bendgewicht in Mark:
Dresdei
Köln
Zwickau
Magdeburg
Leipzig
Eſſem
Berlin
Breslau
Hannover
Münchem
Schweine
110—1700
1500—1900
1400—2000
1250—1850
1150—17B
1100—1950
1000—1850
1200—1725
1000—1850
1000—1450
und für Kälber, Doppellender feinſter Maſt in Berlin 1800—2000 Mark,
in Köln 1300—1500 Mark, int Eſſen 1400—1550 Mark.
Bom Eiermarkt.
b. Auch in der verfloſſenen Woche waren die Zufuhren in ſoiſcher
Ware ungenügend und die Preiſe bewegten ſich weiter nach oben. Auf
verſchiedenen Märkten enzwickelte ſich daher das Geſchäft in konfumierter
Ware recht lebhaft. In der verfloſſenen Woche notierten im
Großver=
kehr pro 1000 Stück in Mark am: Berliner Markt 3400—3500, Sächſiſcher
Markt 3300—3500, Oldenburger Markt 3250—3450, Schleſiſcher Markt
3200—3400, Süiddeutſcher Markt 3200—3350, Weſtdeutſcher Markt 3400
bis 3500.
* Frankfurt a. M., 26. Nov. (Wolff.) In der heutigen
Auf=
ſichtsratsſitzung der Adlerwerke vorm. H. Kleyer A.=G., Frankfurt
a. M., wunde beſchloſſen, einer auf den 21. Dezember 1921 einzuberufenden
a. v. G.=V. die Erhöhung des Aktienkapitals von 72 Mill. Mk. auf 100
Mill. Mk., alſo um 28 Mill. Mk. vorzuſchlagen. Auch über den Kurs
und die Ausgabebedingungen wird die Generalverſammlung unter
Be=
vückſichtigung der derzeit heprſchenden Geldverhältiſſe Beſchluß zu faſſen
haben. Die Kapitalserhöhung wird notwendig durch
Erweiterungs=
bauten, die für die Geſellſchaft infolge des lebhaften Geſchäftsganges in
ſämtlichen Fabrikationszweigen unerläßlich geworden ſind.
* Mannheim, 2. Nob. (Wolff.) Die Firma Benz u. Co.
Rheimiſche Automobil= und Motorwagenfabrik A.=G. beruft zum 21.
De=
zember eine außerordentliche Generalverſammlung ein, die
Be=
ſchluß faſſen ſoll über die Erhöhung des Aktienkapitals um höchſtens 32
Mill. Mark durch Ausgabe von 30 000 neuen Stummaktien und 2000 auf
den Inhaber lautenden sproz. Vorzugsaktnen mit mehrfachem
Stimm=
recht. Das Grundkapital wünde dadurch auf 100 Millionen heraufgeſetzt.
* Berlin, 26. Nob. Der Ankauf von Gold für das
Reichdurchdie Reichsbank und Poſt erfolgt in der Woche vom
28. November bis 4. Dezember d8. Js. unverändert wie in der Vorwoche
zum Preiſe von 850 Mark für ein Zwanzigmartſtück, 425 Mark für ein
Zehnmarkſtück. Für die ausländiſchen Goldmünzen werden entſprechende
Preiſe gezahlt.
wd. Kohlennor im ſauerländiſchen
Induſtrie=
revier. Wegen Kohlenmangels hat das Kraftwerk Mark die
Strom=
abgabe vom 1. Dezember ab auf 20 Prozent des Oktoberbetwages
herab=
geſetzt.
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Seite 9.
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Lnstspiel in 3 Akten. In der
Hanptrolle: Hitde Wörner.
Am 27. November iſt die Landtagswahl.
Jeder wahlberechtigte Militäranwärter iſt
verpflichtet, ſich mit ſeinen wahlfähigen
Familienmitgliedern an der Wahl zu beteiligen,
und denjenigen Kandidaten ihre Stimme zu
geben, die ſich vorher verpflichten, die Inte
reſſen der Militäranwärter nach beſten Kxäften
ebenſo wahrzunehmen, wie die der übrigen
Stautsbürger. Die parteipolitiſche Richtung
darf hierbei erſt in zweiter Linfe mitſprechen.
Ganz beſonders aber müſſen wir Wert darauf
legen, daß alle Kameraden und deren
Ange=
hörige, ſowie Freunde ihre Stimme einem
Militäranwärter geben, wenn ein ſolcher in
irgend einer Partei aufgeſtellt wird. Dies
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dem Abentenrer- und
Fortsetzungs-Fim
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fordert nicht das Gefühl der Kameradſchaft,
und derZuſammengehörigkeit, ſondern vor allen
Dingen die ſtark gefährdete Zukunft aller
Mili=
täranwärter. Die einzige Partei, die zwei
Militäranwärter auf ihrer Liſte hat, iſt die
Deutſche Volkspartei.
Deshalb fehle keiner an der Wahlurne und
gebe ſeine Stimme für die Liſte der (12967
Deutſchen Volkspartei.
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