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Nummer 314
Mittwoch, den 23. November 1921
Einzelnummer 25 Pfg.
Stinnes in London.
Was wird Lloyd George tun?
A* „In ſeiner Erſcheinung iſt nichts, was den Mann von
Genie verraten könnte. Gerade 50 Jahre alt, von mittlerer
Größe und derb gebaut, mit ſchwarzem Haar und Bart, die
ab=
ſtechen gegen eine ziemlich bleiche Hautfarbe, iſt Stinnes eine
uauffällige Figur, wenn er im Adlon=Hotel aus= und eingeht,
den ſteifen Hut leicht gegen ein Ohr gerückt, eine Hand in der
Taſche und einen oder zwei Sekretäre bei ſich, die ihrem Chef
in ſeiwem abgetragenen ſchwarzen Mantel unmittelbar auf den
Ferſen folgen. Er hält ſich nicht auf, um mit jemand zu ſprechen.
Er hat keine Zeit, in der Halle mit anderen Gäſten kurz zu
plau=
dern. Eine unaufhörlich tätige, kalte, berechnende
Menſchen=
maſchine.‟ So ließ ſich die Times kürzlich in einem Berliner
Bericht den Großinduſtriellen Hugo Stinnes ſchildern. So
muß man ſich ihn vorſtellen, wie er jetzt im Hotel Claridge zu
London aus= und eingehet. Stinnes iſt wieder einmal in den
Mittelpunkt der Politik gerückt, und alle Augen ſind auf dieſen
Mann gerichtet, der ſchon im Juli vorigen Jahres in Spa die
Vertreter der Entente mit den Worten anredete: „Ich ſpreche
ſtehend, damit ich meinen Zuhörern ins Auge ſehen kann!” und:
„Ich ſpreche aus natürlichem Recht, nicht aus Höflichkeit geduldet
hier oder anderwärts!“
Zu welchen Zwecken iſt Stinnes nach London gefahren? Es
äft Frieden. Jeder, der ſich einen Paß verſchafft, kann reiſen,
rwohin er will. Wenn führende Ausländer angeblich in
Privat=
geſchäften, in Wahrheit mit politiſchen Aufgaben nach
Deutſch=
land kommen, ſo findet das alle Welt in Ordnung. Wenn aber
ein deutſcher Großinduſtrieller und Reichstagsabgeordneter nach
London fährt, geifern ihn daheim die eigenen Landsleute und
Volksgenoſſen an. Sozialiſtiſche Parteiredner bringen es fertig,
in öffentlichen Verſammlungen die Frage zu ſtellen, wer Herrn
Stinnes nach London geſchickt habe, wer ihm die Auslandspäſſe
gegeben und warum man ihm erlaube, das Bemühen des Reichs=
Hanzlers um Staatskredite zu ſabotieren und damit einen glatten
Hochverrat zu begehen. Unterdeſſen iſt vieles von den erſten
Gerüchten amtlich widerrufen worden. Das Londoner Aus=
Candsminiſterium erklärt, daß Lloyd George Herrn
Stin=
ies nicht eingeladen habe; nicht einmal geplant ſei eine
Zu=
ſammenkunft zwiſchen den beiden Männern. Auf deutſcher
Seite verſichern die zuſtändigen Stellen, daß Hugo Stinnes
micht im Auftrage der Regierung nach London gereiſt iſt.
Selbſt=
werſtändlich nicht! Wie ſollte die Reichsregierung, an der die
Deutſche Volkspartei immer noch nicht beteiligt iſt, einen
volks=
arteilichen Abgeordneten als ihren Vertreter zum britiſchen
Miniſterpräſidenten ſchicken? Trotzdem hat vom erſten
Augen=
blick an kein Menſch geglaubt, daß Stinnes etwa auf der Suche
nach Farbſtoffabſchlüſſen mit fünf Sekretären in England weilt.
Er hat es nicht nötig, ſein eigener Reiſender zu ſein. Vielmehr
ſäind die derzeitigen politiſchen Verhältniſſe und die Beziehungen
Stinnes' zu ihnen derart, daß es ſich um gar nichts anderes als
am eine neue große Staatsaktion handeln kann. Lloyd George
hat ſich zwar an dem Tage, an dem Stinnes nach London kam,
wie zum Wochenende gewohnt auf ſeinen Landſitz Bournemouth
begeben, aber man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß er
dort mit Spanmung darauf wartet, ob es Stinnes gelingt, mit
der engliſchen Finanzwelt und auf dieſem Umwege auch mit
amt=
ichen Stellen Fühlung zu gewinnen.
Es iſt der ſcharfe Blick der Eiferſucht, wenn franzöſiſche
Blät=
der feſtſtellen, Lloyd George habe ſich die Auffaſſung anderer
eng=
liſcher Wirtſchaftspolitiker zu eigen gemacht, das einzige Mittel
ſwwohl zur Behebung der engliſchen Wirtſchaftskriſe wie auch
zur wirtſchaftlichen Wiedergeſundung der ganzen Welt ſei die
Aufhebung der Schuld der Alliierten untereinander und die
Neu=
ordnung der deutſchen Reparationslaſten. Es iſt auch kein
Zu=
fall, daß die in Europa erſcheinenden Amerikablätter aus
Wa=
ſhington kabeln, auch die Regierung der Vereinigten Staaten
ſei in Abkehr von ihrer bisherigen Haltung einer Verminderung
der deutſchen Zahlungsverpflichtungen nicht abgeneigt. Es geht
alſo trotz der Sorgen der Waſhingtoner Konferenz hinter den
engliſch=amerikaniſchen Kuliſſen etwas vor, was Deutſchland und
ſeine Zukunft ſehr nahe betrifft. Die Ränke, die von Pariſer
Blättern geſponnen werden — Stinnes ſei nur deshalb nach
London gereiſt, um gegen jede Anleihe für Deutſchland
aufzu=
putſchen, damit der Reichskanzler Wirth ſich doch noch den
Be=
dinguungen der Induſtrie unterwerfen müſſe — halten Lloyd
George ſicherlich nicht davon ab, mit Stinnes in Verbindung zu
treten, wenn er es zur Rettung oder auch nur zur vorläufigen
Klärung der europäiſchen Lage für notwendig hält. Man muß
ſich nur ein paar Tage gedulden.
Die Reformpläne des Reichsjuſtizminiſters
Dr. Radbruch.
Berlin, 19. Nov. Profeſſor Dr. Radbruch, der
ſozialdemokratiſche neue Reichsjuſtizminiſter, hat ſich in einem
„Interview, das in der ſozialiſtiſchen Wochenſchrift „Die Glocke‟
deröffentlicht wird, über ſeine Juſtizreform geäußert. Wir
geben ſeine Worte in folgendem wieder:
Eine beſſere Fühlungnahme zwiſchen Juſtiz und Preſſe liegt
mir beſonders am Herzen. In unberechtigter Zurückhaltung
ſat die Juſtiz oft unberechtigte Angriffe über ſich ergehen laſſen.
Tehnlich wie das ſchon in Preußen angeregt worden iſt, muß eine
Stelle geſchaffen werden, die bei öffentlichen Angriffen auf die
Fuſtiz für ſachliche Klarſtellung des betreffenden Falles ſorgt.
Es handelt ſich dabei bediglich um ein Klarſtellungsinſtitut.
Keinesfalls ſoll einfach „Streuſand” ausgeſchüttet werden.
An der Reform des Strafrechts nehme ich beſonderen
An=
teil. Der augenblickliche Stand iſt folgender: Zu dem
Vorent=
wurf haben die Länder ihre Gutachten abgegeben. Jetzt gilt es,
den endgültigen Referentenenwurf aufzuſtellen, der ſtarke
Aen=
derungen, namentlich im zweiten Teil bringen wird. Er dürfte
im Frühjahr fertig ſein. Gegenüber dem alten Strafgeſetzbuch
wird der neue Entwurf gewaltige Fortſchritte bringen. Die
Strafprozeßreform kann nur im Zuſammenhang mit der Reform
des materiellen Strafrechts durchgeführt werden. Bezüglich
der Zivilprozeßreform ſchweben Verhandlungen in der Hinſicht,
o6 man das Güteverfahren als Novelle vorwegnimmt oder der
großen Reform vorbehält.
Die Forderung des Tages iſt die Novellengeſetzgebung. Hier
ſinde ich eine reiche Erbſchaft meines Vorgängers:
Geldſtrafen=
ſovelle, Jugendgerichtsgeſetz, Mieterſchutzgeſetz, Erhöhung der
Pfändungsgrenze im Lohnbeſchlagnahmegeſetz, ein ähnliches
Schriftgeſetz für die Beamten uſw. Ferner liegen ſchon lange vor
das Geſetz über die Zulaſſung der Frauen zum Schöffen= und ſiert? Noch geht der Zorn der Entrüſtung über die franzöſiſchen
Geſchwovenenamt, ſowie das Geſetz über die Entſchädigung der
Vertrauensleute bei den Ausſchüſſen.
An neuen Geſetzen habe ich vor: zunächſt das ſogenannte
Ge=
ſetz zum Schutze der Republik. Unſer Enturf führt nicht den
Titel: „Geſetz zum Schutze der Republik”, ſondern hat nur die
beſcheidene Aufgabe, das Strafrecht den neuen
verfaſſungsmäßi=
gen Verhältniſſen anzupaſſen. Abgeſehen von formellen
Aende=
rungen plant der Entpurf eine Strafbeſtimmung gegen
öffent=
liche beſchimpfende oder verleumderiſche Aeußerungen ſowie
Kundgebungen, durch die Staatsform, Reichs= oder
Landesfar=
ben, Staatsoberhaupt, Regierung oder Mitglieder der Regierung
des Reiches oder eines Landes der Verachtung preisgegeben
werden. Unter den Strafen, auf die erkannt werden kann,
befin=
det ſich auch der Amtsverluſt.
Wichtiger noch erſcheint mir die „Kleine Juſtizreform” deren
Entwurf im Dezember vorliegen wird. Er bringt die
Einfüh=
rung der Berufung auch in den Strafſachen, die bisher als
Straf=
kanunerſachen der Berufung entzogen waren. Ferner bringt er
die durchgehende Laienbeteiligung in der erſten wie in der
Be=
rufungsinſtanz, eine Reviſion der Beſtimmungen über die
Aus=
wahl der Schöffen und Geſchworenen, endlich die Zulaſſung der
Frauen zum Amte des Berufsrichters und Staatsanwalts, zur
Rechtsanwaltſchaft uſw.
Eine Reform des Eheſcheidungsrechts liegt wir ſehr am
Her=
zen. Der heutige Rechtszuſtand entſpricht ſehr wenig den
Be=
dürfniſſen des Lebens. Um die Eheſcheidung durchzuſetzen,
grei=
fen die Prozeßparteien zu einer weiteingeriſſenen prozeſſualen
Heuchelei. Den Entwurf, den wir vorbereiten, ſucht den 8 1568
des Bürgerlichen Geſetzbuchs derart umzugeſtalten, daß das
Ver=
ſchuldungsmoment ausgeſchaltet wird und nur das
Zerrüttungs=
moment übrig bleibt. Der Nichter kann danach die Ehe löſen,
wenn dieſe an ſich ſo zerrüttet erſcheint, daß die Fortſetzung einem
oder beiden Teilen nicht zugemutet werden kann. Dabei braucht
ein Verſchulden oder ehrloſes Verhalten eines Teiles nicht mehr zu Feſten und Jahrestagen verſammelten. Die Franzoſen
wüß=
wie bisher nachgewieſen zu werden. An die Verbeſſerung des
Pro=
zeßverfahrens bei der Eheſcheidung kann erſt ſpäter
heran=
gegangen werden.
Was die Frage der Verbeſſerung der Rechtsſtellung der
un=
ehelichen Kinder anbetrifft, ſo wird auf Grund der Gutachten
eines großen Kreiſes von Sachverſtändigen und ſehr
weitgehen=
der Beſchlüſſe des Deutſchen Juriſtentages ein neuer Enwurf
ausgearbeitet, der die Rechtsſtellung des unehelichen Kindes
bedeutend günſtiger geſtaltet. Insbeſondere wird er den heutigen
Zuſtand beſeitigen, daß die eszeptio plurium den oder die
Schwängerer der Unterhaltungspflicht für das Kind überhebt.
Was den Aufſtieg hervorragend befähigter und praktiſch
er=
fahrener Elemente zum Berufsrichter anbetrifft, die nicht den
regelmäßigen Ausbildungsgang abſolviert haben, ſo wird bei
Gelegenheit der Stdienreform auch dieſe Anregung berückſichtigt
werden. Freilich ſetzt ihre Durchführung eine Aenderug des
Gerichtsverfaſſungsgeſetzes voraus. Den Einſpruch, den die
Be=
rufsorganiſationen der Richter, Notare uſw. dagegen erhoben
haben, vermag ich nicht zu verſtehen, denn auch die
neuheran=
ziehenden Praktiker müſſen dasſelbe Examen ablegen, wie
die=
jenigen, die von Haus aus das juriſtiſche Studium gewählt
haben. Wie jemand zu ſeinen Examenskenntniſſen gelangt, iſt
im gewiſſen Maße ſeine Sache. Eine Ueberflutung des
juriſti=
ſchen Berufs durch dieſe Elemente iſt nicht zu befürchten, denn
dieſe Praktiker werden Ausmahmerſcheinungen bleiben. Wohl
aber iſt zu erwarten, daß dieſe anders eingeſtellten Juriſten neue
ſoziale, wirtſchafts= und arbeitsrechtliche Geſichtspunkte
mit=
bringen.
Auf dem Gebiete der Wuchergeſetzgebung ſcheinen mir die
ſtrafrechtlichen Möglichkeiten vollkommen erſchöpft. Alle
Straf=
mittel, außer der Todesſtrafe und der lebenslänglichen
Zucht=
hausſtrafe, ſind eingeſetzt worden. Die Hauptbekämpfung des
Wuchers muß mit wirtſchaftlichen Maßnahmen erfolgen.
Einen ſehr breiten Raum in meiner Tätigkeit mimmt die
große Begnadigungsaktion ein, die ſich auf die von den
Sonder=
gerichten gefällten Urteile erſtreckt. Sämtliche auf Zuchthaus
lautende Urteile der Sondergerichte werden nachgeprüft, auch
ohne daß ein beſonderes Gnadengeſuch vorliegt. Ferner alle
an=
deren Urteile, ſoweit Gmadengeſuche eingeveicht ſind.
Grundſätz=
lich werden alle Perſonen begnadigt, die als „Mitläufer” des
Aufſtandes anzuſehen ſind. Die Prüfung ſoll periodiſch
wieder=
holt werden, erſtmalig am 1. April 1922.
Die Reformpläne Dr. Radbruchs entſprechen offenſichtlich
im weſentlichen den Forderungen ſeiner Partei. In anderen
Parteien wird man ſchwerlich jeder dieſer Reformen zuſtimmen.
Namentlich dürfte ihre Ankündigung auch in den Kreiſen der
deutſchen Juriſten ein ihmen, ſtark widerſprechendes Echo
her=
vorrufen.
Ein franzöſiſches Tendenzmanöver.
RdE. Der Sonderberichterſtatter des Intranſigeant in
Wa=
ſhington drahtet ſeinem Blatte, die franzöſiſche
Delega=
tion werde der Konferenz in Waſhington
ausein=
anderſetzen, daß Deutſchland einen Grundſtock von 250 000 Mann
beſitze und ohne weiteres 7 Millionen Soldaten, mitſamt den
nötigen Gewehren, Maſchinengewehren und Flugzeugen
aufbrin=
gen könne. (Dies hat nun Briand tatſächlich geſagt.) Danach
müßten wir alſo tatſächlich ganze Armeen gur ſo aus dem Boden
ſtampfen können, und das, nachdem, wie General Nollet, der
Präſident der Kommiſſion für die Entwaffnung Deutſchlands,
erſt kürzlich in einem Pariſer Interview ſagte, Deutſchland
heute wirklich und datſächlich entwaffuet iſt!
Die franzöſiſche Delegation in Waſhington muß demnach doch
andere Zwecke mit ihrer Behauptung, daß Deutſchland ohne
weiteres 7 Millionen Soldaten aufbringen könne, im Auge
haben, wenn ſie Furcht vor dem völlig entwaffneten
Deutſch=
reich iſt darum zu tun, die größte Militärmacht
Europas zu bleiben. Da muß die erheuchelte Furcht vor
uns Deutſchen dazu herhalten, als „Beweis” zu dienen. Nichts ſehen habe. Die Erinnerung an ſeinen Widerſtand für die
weniger als eine Heeresſtärke von 657 000 Mann glaubt Frank= Sache der „Freiheit” werde in Amerika unauslöſchlich bleiben.
reich für die Zukunft beanſpruchen zu müſſen, und das nennt
man in Frankreich Abrüſtung. Für den Fall aber, daß „
wirk=
ſame Garantien” geleiſtet würden, ſo ſagt der
Intranſi=
geant=Berichterſtatter weiter, „werde die franzöſiſche Deſegation
ſagen, Frankreich würde ſeine Armee noch mehr einſchränken.” habe, ihn zu erreichen.
Mit ſolchen Vorſchlägen alſo kommt Frankreich der „Abrüſtungs”=
Konferenz. Was aber verſteht Frankreich unter wirkſamen Ga= nung zu Lande der Kommiſſion der Delegierten der fünf
rantien? Etwa die Beſetzung des Ruhrgebietes? Oder die Großmächte, die ſchon mit der Frage der Seeabrüſtung beſchäftigt
Annektion der Rheinlande, die es jetzt ganz ſyſtematiſch franzö= iſt. — Comoedia finita est!
Kontrollkommiſſioyen, die nach Vorwänden ſuchen, um deutſche
Induſtriezweige zu vernichten, durch unſere Gaue. Will die vom
Siegeswahn diktierte Politik der Franzoſen uns erneut eine
Demütigung zufügen?
Die Waſhingtoner Konferenz.
Die Vollſitzung der Konferenz am Montag
und Briands Rede.
Paris, 21. Nov. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter der
Agentur Havas meldet aus Waſhington: In der heutigen
Voll=
ſitzungder Konferenz berichtete Staatsſekretär Hughes
über die Arbeiten der Konferenz und über die Fortſchritte der
Konferenz, die ſeit der letzten Sitzung in der Frage der
Entwaff=
nung zur See und in der Frage des fernen Oſtens erzielt
wor=
den ſeien. Hughes ging alsdann zu der Frage der Entwaffngng
zu Lande über und erklärte, für die Vereinigten Staaten werde
die Frage nicht geſtellt werden, denn ſie hätten, nachdem ſie bei
Abſchluß des Krieges 4 200 000 Mäner unter den Waffen
gehal=
ten hätten, zurzeit nur 160 000 Mann reguläre Streitkräfte. Die
Vereinigten Staaten legten ſich aber Rechenſchaft ab von der
Schwierigkeiten und den Anſichten anderer Länder und ſeien
bereit, ſich vor jeder Rückſicht auf die nationale Sicherheit zut
beugen.
Darauf ergriff der franzöſiſche Miniſterpräſident Briand
das Wort. Seine Rede war nichts neues. Er ſprach vom der
Friedensliebe Frankreichs und der Gefahr, die noch immer von
Deutſchland drohe, wobei er unter anderem folgenden Unſinn
verzapſte: Deutſchſand habe insgeſamt 250 000 Mamn zur
Ver=
fügung. Es ſei täglich möglich, den Krieg wieder zu beginnen.
Aber noch mehr! Dieſe 7 Millionen, die ins Zivilleben
zurück=
gekehrt ſeien, ſeien in Organiſationen gruppiert oder Vereine
der ehemaligen Kriegsteilnehmer, die ſich bei jeder Gelegenheit
ten das alles. Als die oberſchleſiſche Angelegenheit einen
be=
drohlichen Charakter angenommen habe, hätte ſich in wenigen
Tagen ein Freiwilligenkorps von 40 000 Mann gebildet mit
Ge=
wehren, Maſchinengewehren, Kanonen und Panzerzügen. Aber
man ſage, ſo liegt die Gefahr nicht, denn Deutſchland habe kein
Material mehr. Gewiß, die Kontrollkommiſſion habe vieles
ge=
tan. Man habe aber während des Krieges geſehen, in welcher
Geſchwindigkeit ungeheuere Heere gebildet worden ſeien,
aus=
gerüſtet mit Material. Deutſchland habe eine große Induſtrie
und ſeine Induſtrie habe während des Krieges voll gearbeitet
und ſich ſeitdem noch entwickelt. In Deutſchland ſei noch alles
vorhanden, um Kanonen, Maſchinengewehre und Gewehre zu
fabrizieren. Während einer geſpannten diplomatiſchen Lage, die
man nach Wunſch um einige Wochen verlängern könnte, könnten
alle dieſe Fabriken ſich wieder inſtand ſetzen und Kriegsmaterial
herſtellen. Man könne auch Kriegsmaterial im Auslande kaufen.
Ein Schiff könne man nicht ohne Kemntnis der Welt auf der
Werft herſtellen, aber Flinten Mitrailleuſen und Kanowen;
ver=
teilt über ganz Deutſchland, wer könne das kontrollieren? Danm
erinnerte der Redner an die Beziehungen zu Amerika, das in der
Stunde der Not Frankreich zu Hilfe kam. Er wandte ſich dann
der Lage von Oſteuropa zu und führte die bekannten Vorgänge
in Rußland und Ungarn an. Wie kann Frankreich abrüſten
an=
geſichts einer ſolchen Lage? Und trotzdem, fuhr Briand
retho=
riſch wirkſam fort, Frankreich rüſtet ab. Obwohl das Geſetz
be=
ſtimmt, daß drei Jahresklaſſen für drei Jahre unter den Fahnen
ſtehen müßten, habe die Regierung dieſe Zahl auf zwei
Jahres=
klaſſen für die zweijährige Dienſtzeit herabgeſetzt. Weitere
ſofor=
tige Verminderungen ſeien in Vorbereitungen. Wir verſtehen
ihre Lage nicht, rief Briand in bezug auf die Garantien. Doch
wenn Frankreich allein zu ſtehen hat, kaun es nicht aufgefordert
werden, mit ſeiner eigenen Sicherheit zu ſpielen.
Nach Briand ergriff Balfour das Wort. Er erklärte, daß
die ſo freimütige Erklärung Briands in bezug auf die
Beunruhi=
gung und die Befürchtungen Frankreichs von allen Mitgliedern
der Konferenz voll gewürdigt würde. Er füge hinzu, daß
Eng=
land und die Vereinigten Staaten ſich infolge ihrer
geographi=
ſchen Lage fern von vielen Schwierigleiten und Gefahren
be=
fänden, denen Frankreich ausgeſetzt ſei. Balfour erkannte mit
Traurigkeit an, daß die Rede, die Briand gehalten habe, keinen
Augenblick ermutigende Perſpektiven für die Löſung der Frage
der militäriſchen Abrüſtung gebe, aber die Beweggründe, die
augenblicklich Frankreich beſeelten, ſeien diejenigen, für die
Groß=
britaunien gekämpft habe, und es ſeien diejenigen, die nicht
auf=
gehört hätten, den Gegenſtand ſeiner Gewiſſenhaftigkeit zu
bil=
den. Briand habe die Befürchtung ausgeſprochen, Frankreich
könne ſich moraliſch iſoliert fühlen. Das würde eine traurige
Sache ſein. Die Freiheit der Welt im allgemeinen und die
Frankreichs im beſonderen müſſe aufrecht erhalten und gegen
jede Politik der Beherrſchung der Frankreich benachbarten
Na=
tionen ſichergeſtellt werden.
Der italieniſche Delegierte Schanzer erklärte, daß,
ob=
zwar Italien der Anſicht ſei, daß ein Effektivbeſtand von 200000
Mann für die italiewiſche Armee notwendig ſei, die italieniſche
Regierung die Frage neuer Herabſetzungen prüfe.
Admiral Kato erklärte für Japan, Japan vvolle für ſein
Heer nur die für die Landesverteidigung abſolut notwendige
Effektivſtärke.
Der belgiſche Botſchafter Cartier de Marchienne
ſprach von der Verletzung der belgiſchen Neutralität.
Gezwun=
gen, über ſeine Sicherheit zu wachen, habe Belgien, im Jahre
1920 mit Frankreich ein rein defenſives Abkommen gegen einen
deutſchen Angriff abgeſchloſſen. Es könne ſeine Bewaffnung
nicht weiter herabſetzen, jedoch ſei kein Staat mehr
gegen den Krieg, unter dem es ſo viel gelitten habe, wie Belgien.
Staatsſekretär Hughes dankte ſchließlich Briand, der ſo
land heuchelt. Und man braucht nicht weit zu ſuchen. Frank= beredt und ſo vollkommen Frankreichs Lage und Politik
defi=
niert habe. Das Herz Amerikas habe wieder vibriert, als es
während des Krieges den Wert Frankreichs und ſeine Opfer ge=
Die Worte Briands würden von einem Ende zum anderen der
amerikaniſchen Staaten widerhallen und würden begreifen
laſ=
ſen, daß, wenn es noch Schwierigkeiten und Hinderniſſe auf dem
Wege des ewigen Friedens gebe, Frankreich jedoch den Willen
Schließlich überwies die Konferenz die Frage der Bewwaff=
Engliſche Preſſeſtimmen zur Rede Briands.
London, 22. Nov. (Wolff.) In ihren Kommentaren
zu der Rede Briands heben die Blätter die Erklärung
Balfours hervor, daß die Rede Briands nicht hoffnungsvoll
be=
züglich einer Löſung des Problems der Verminderung der
Rüſtungen zu Lande im gegenwärtigen Augenblick ſei. Daily
Herald bezeichnet die Rede Briands als eine kalte Duſche für
die Konferenz und ſchreibt, wenn Briand erkläre, daß das
frau=
zöſiſche Volk keinen Haß gegen das deutſche hege, weshalb
der=
olge dann die franzöſiſche Regierung eine Politik, die das
deutſche Volk mit Hunger und Sklaverei bedrohe
Daily Expreß ſchreibt, Briands Rede habe zweifellos
Enttäuſchung erzeugt. Sie biete wenig Ermutigung für
die Leute, die gehofft hätten, daß ſich Frankreich vorbehaltslos
und praktiſch auf die Seite der Idealiſten ſtellen würde.
Daily Mail ſchreibt, ſolange Frankreich nicht die endgültige
Allianz mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien habe,
ſolange Deutſchland nicht gründlich entwaffnet und in Rußland
Ruhe und Ziviliſation hergeſtellt ſeien, könne Frankreich nicht
wegen ſeines Entſchluſſes getadelt werden, ſtark zu bleiben, um
ſich zu verteidigen. „Wells kabelt der Daily Mail über ſeinen
Eindruck bei der Rede Briands, Frankreich lerne nichts
und vergeſſe nichts. Das ſei Frankreichs größtes
Un=
glück. Das Charakteriſtiſche an der Rede Briands ſei der
Vor=
wand geweſen, daß England in europäiſchen Angelegenheiten
von unbedingter Bedeutungsloſigkeit ſei. Wells erklärt, die
nackte Tatſache bleibe beſtehen, daß Frankreich angeſichts
einer abgerüſteten Welt ein großes Heer beibehalte und
daß es ſich energiſch auf ein neues kriegeriſches Unternehmen in
Europa vorbereite. Um dies zu entſchuldigen, habe Briand eine
märchenhafte Darſtellung über Deutſchlands
Vorbereitungen für einer Erneuerung der Feindſeligkeiten
ge=
macht. — Daily Chroniele ſagt, Briands Darlegungen der
Haltung Frankreichs zeigten, wie weit jedes Uebereinkommen
über die Verminderung der Heere von der Durchführbarkeit
ent=
fernt ſei. Das Blatt bemerkt, man möchte wiſſen, was die
fran=
zöſiſchen Staatsmänner meinen, wenn ſie von der weiteren
Entwaffnung Deutſchlands ſprechen. In bezug auf
die von Briand dargeſtellte ruſſiſche Gefahr weiſt das Blatt
dar=
auf hin, daß in der Hauptfache Frankreich es geweſen ſei, das
ſich der Wiederaufnahme Rußlands in der Gemeinſchaft der
zidi=
liſierten Nationen als den einzigen Weg zur Beſeitigung der
Gefahr des Sowjetmilitarismus widerſetzt habe und ſich noch
immer widerſetze.
Die Frage des fernen Oſtens.
London 21. Nod. Reuter meldet aus Waſhington, daß
der Ausſchuß für die Fragen des Stillen Ozeans und des
ernen Oſtens einſtimmig eine Entſchließung angenommen
hat, die ſich für die territoriale und adminiſtrative
Integri=
tät Chinas ausſpricht. Dies iſt die erſte konkrete Aktion, die
von der Konferenz unternommen wurde. Die Entſchließung
war von Root entworfen und unterbreitet worden.
London, 21. Nov. Der Sonderberichterſtatter des Daily
Expreß auf der Waſhingtoner Konferenz will wiſſen, daß die
Frage einer engliſch=amerikaniſchen
Verſtändi=
gung zum gemeinſamen Schutz Auſtraliens, Neuſeelands,
Ka=
nadas und Chinas im Austauſch der Preisgabe des
eng=
liſch=japaniſchen Bündniſſes in Waſhington viel
er=
örtert werde als der einzige Weg, durch den der Friede im
Stil=
len Ozean gewährleiſtet werden könne.
Die Reparationsfrage.
Paris, 21. Nob. (Wolff.) Wie der Temps mitteilt, iſt
der franzöſiſche Delegierte und Vorſitzende der
Reparations=
kommiſſion Louis Dubois, heute nachmittag von dem
Präſidenten Millerand und dem zeitweiligen Miniſterpräſidenten
Benevay empfangen worden. Er wird ihnen das Ergebnis
der Miſſion der Reparationskommiſſion in Berlin
ausein=
anderſetzen. Der Temps glaubt, behaupten zu können, daß nach
gewiſſen Nachrichten die Mitglieder der Reparationskommiſſion
darüber einig geweſen ſeien, von Deutſchland die Regelung der
nächſtfälligen beiden Zahlungen am 15. Januar und 15. Februar
in vollem Umfange und zum feſtgeſetzten Tag zu verlangen. Es
ſei jede Diskuſſion mit der deutſchen Regierung hierüber, ebenſt
wie über die Möglichkeit einer Reviſion des Zahlungsſtatuts
nach Ablauf der beiden Fälligkeitstage abgelehnt worden. Unter
den Mitgliedern der Kommiſſion möge es gewiſſe
Meinungs=
verſchiedenheiten über das einzuſchlagende Verfahren gegeben
haben, über die Sache ſelbſt habe es ebenſowenig
Meinungsver=
ſchiedenheiten gegeben wie über die Prinzipien. Nachdem
ſo ſchließt der Temps — die am 15. Januar und 15. Februar
fälligen Beträge geſichert ſeien, werde die deutſche Regierung
mehr Zeit haben, über langfriſtige Anleihen im Auslande zu
verhandeln und die deutſchen Finanzen zu ſanieren.
Die Deutſchen Werke.
wd. Berlin, 22. Nov. Geſtern nachmittag hatten die
Her=
ren Miniſterialrat Dr. Schäfer vom Reichsſchatzamt und Dr.
Funke von den Deutſchen Werken, die als Sachverſtändige in der
Frage der Deutſchen Werke nach Paris geſandt
wor=
den ſind, Gelegenheit, mit den militäriſchen Sachverſtändigen der
interalliierten Kommiſſion in Verſailles zu verhandeln.
Bot=
ſchaftsrat v. Hoeſch ſtellte die beiden deutſchen Herren den
alli=
ierten Sachverſtändigen vor. General Weigand präſidierte
Außerdem waren die Vertreter Englands, Belgiens, Italiens
und Japans zugegen. Nachdem zunächſt Miniſterialrat Dr.
Schäfer und Dr. Funke den deutſchen Standpunkt dargelegt
hat=
ten, zogen ſich die Sachverſtändigen der Entente zu einer
Be=
ratung zurück. Nach der Wiedereröffnung der Sitzung wurde
an die deutſchen Herren eine Anzahl Fragen gerichtet, die
aus=
führliche Beantwortung fanden. Die Verhandlungen wurden
von beiden Seiten mit großer Höflichkeit geführt. Ueber das
Er=
gebnis läßt ſich noch nichts Genaues ſagen. General Weigand
und die anderen Sachverſtändigen werden über die Unterredung
an die Botſchafterkonferenz berichten, die danach ihre
Entſchei=
dung treffen wird. Die deutſchen Sachverſtändigen treten
mor=
gen ihre Rückreiſe nach Berlin an
Laut Deutſcher Allg. Zeitung iſt geſtern eine Delegation
der Genfer Arbeiterſchutzkonferenz in München
eingetroffen, unn die dortigen Deutſchen Werke zu beſichtigen.
Die Spandauer Betriebe wurden geſtern von einer Anzahl
aus=
ländiſcher Preſſevertreter beſichtigt.
Beratungen des Reichskabinetts.
* Berlin, 22. Nov. Der Reichskanzler hat geſtern
nachmittag mit den Führern des Zentrums und der
Sozialdemo=
kraten eine Ausſprache über die durch die
Teuerungszu=
lage geſchaffene innere Lage gehabt. Im Anſchluß daran fand
eine Kabinettsſitzung ſtatt, die ſich vorausſichtlich mit der Finanz
lage und der inneren Lage des Reiches beſchäftigte. Der
Reichs=
kanzler wird vorausſichtlich in der heutigen Sitzung des
Steuer=
ausſchuſſes des Reichstages über den Stand der
Reparations=
frage nach den Beſprechungen mit der Reparationskommiſſion
eine Erklärung abgeben. Auch die preußiſche Regierung hat ſich,
wie das B. T. aus parlamentariſchen Kreiſen hört, mit den
Vorgängen der letzten Tage aus Anlaß der gegenwärtigen Teue
rung beſchäftigt. Innerhalb des preußiſchen Kabinetts ſieht man
keine unmittelbare Gefahr in dieſen Vorgängen und keinen
Grund zu Beſorgniſſen. Man erwäge Maßnahmen, die
nötigen=
falls getroffen werden ſollen, um die öffentliche Ordnung
auf=
rechtzuerhalten.
Bayern und das Reich.
München, 21. Nov. (Wolff.) Zur Erklärung des
Reichsjuſtizminiſters Radbruch über die Gefangenenanſtalt
Niederſchönfeld bemerkt die Bayeriſche Staatszeitung: Es wird
dringende Aufgabe der bayeriſchen Staatsregierung
ſein, in Berlin unmißverſtändlich auszudrücken, daß die
baye=
riſche Regierung bei allem Beſtreben, mit der
Reichsregie=
rung im beſten Einvernehmen zu bleiben, an ihrer Juſtizhoheit
nicht rütteln läßt. Dieſe Vorkommniſſe ſind nach der Reiſe des
Miniſterpräſidenten umſo auffälliger, als jetzt auch noch der
Reichstag einen Ausſchuß eingeſetzt hat, der die unhaltbaren
Zu=
tände in den Strafanſtalten unterſuchen ſoll. Es wird auch hier
Aufgabe der Landesregierungen ſein, darüber zu wachen, daß
die Tätigkeit dieſes Ausſchuſſes nicht in die Verwaltungshoheit
der Länder eingreift.
Abbruch der däniſch=ruſſiſchen Verhandlungen.
* Stockholm, 21. Nov. Die däniſch=rufſiſchen
Verhandlungen wegen eines Handelsabkommens
ſind von Dänemark abgebrochen worden. Im Gegenſatz zu
den Forderungen der däniſchen Geſchäftswelt erbärte ſich der
däniſche Außenminiſter namens der Regierung gegen einen
Handelsvertrag in dem von Rußland gewünſchten Sinne, weil
Dänemark kein irgendwie politiſch geartetes Uebereinkommen
mit Rußland haben wolle. Die Konſervativen machen dagegen
geltend, daß der Handelsvertrag nicht an der ruſſiſchen
Forde=
rung der Anerkennung der Sowjetregierung und des ſtaatlichen
Monopols für den Außenhandel ſcheitern durfe.
Die Lage in Aegypten.
* London, 21. Nov. Der Zuſammenbruch der
Verhandlungen mit den Aegyptern wird hier ſehr peinlich
empfunden, zumal man nunmehr den Ausbruch neuer
Un=
ruhen in Aegypten befürchtet. Die Kritik, die Lord
Curzon wegen dieſes neueſten Fehlſchlages ſeiner Orientpolitik
erfährt, ſucht die ihm naheſtehende Preſſe damit abzuwehren, daß
ſie erklärt, nicht Lord Curzon, ſondern Adly Paſcha habe die
Ver=
handlungen abgebrochen, und das Daily Chronicle betont, daß
man ſich eigentlich in den wichtigſten Punkten bereits geeinigt
habe und hoffe, die Verhandlungen bald wieder aufnehmen zu
können, da der gegenwärtige Zuſtand auf die Dauer unhaltbar
ſei. Adly Paſcha, der Erſte Miniſter Aegyptens, war im Juli
nach London gekommen, um mit der engliſchen Regierung über
die Aufhebung der Schutzherrſchaft und ihren Erſatz durch einen
Bündnisvertrag zu verhandeln. Beides hatte England
zugeſtan=
den, aber unter mibitäriſchen, juriſtiſchen und finanziellen Bedin
gungen, über die man ſich nicht hat einigen können. In
militä=
riſcher Hinſicht will Aegypten den Engländern nur die Be=
wachung des Suezkanals zugeſtehen, während England ſich der
unangenehmen Tatſache erinnert, daß bei den jüngſten Unruhen
in Aegypten plötzlich die Kriegsſchiffe anderer Machte vor
Ale=
xandria erſchienen, um ihre Untertanen zu ſchützen, und daher
jetzt darauf beſteht, daß ihm der geſamte Schutz der Europäer
durch eine Garniſon in Kairo und Alexandria
über=
tragen werde, damit fremde Mächte keinen Vorwand zur
Ein=
miſchung erhalten ſollen. Man erkennt auch hier unſchwer wieder
den engliſch=franzöſiſchen Gegenſatz. Weiter will
England die Verwaltung der ägyptiſchen Schulden in der Hand
behalten und ſchließlich die Kapitulationen nicht aufgeben. Die
Aegypter fragen nun, worin dann eigentlich die Unabhängigkeit
beſtehen ſoll, die England ihnen gewähren will. Sie ſind
be=
ſonders verbittert, weil ihnen in dem Bericht, den Lord Milner
als Haupt eines Unterſuchungsausſchuſſes an die engliſche
Re=
gierung erſtattet hatte, weitergehende Zugeſtändniſſe in Ausſicht
geſtellt waren. Das war allerdings vor den Unruhen im
Alexandria.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. November.
* In den Ruheſtand verſetzt wurde der Lehrer an der Volksſchule zu
Darmſtadt Wolf Sondheimer auf ſein Nachſuchen unter
Anerken=
tung ſeiner dem Staat geleiſteten Dienſte.
n. Schöffengericht I. Manche recht charakteriſtiſche Gegenwartszüge
weiſt der Fall des wegen Betrugs angeklagten, 33 Jahre alten, vielfach
vorbeſtraften und rückfälligen Karfmanns Karl Emil Zaun aus Bonn
auf. Die letzte, 2 Jahre Gefängwis betragende Strafe, erhielt er für
Beihilfe zur kommuniſtiſchen Schändung des Kaiſerdenkmals in
Kob=
lenz, denn er hatte den Beſudelern des Reiterſtandbildes die Farben
ge=
ſtellt. Von dort wurde er flüchtig, gelangte unter dem Namen eines D
chem. Hans Dahm hierher und ſurde Vertreter einer Geſellſchaft, die
Lebensmittel nach beſonderem Verfahren ber=
Konſervierungsgläſer
Dieſe, nach ſeiner Angabe ſehr einträgliche Stelle, die auch
Reiſe=
treibt
propaganda durch Demonſtrationsvorträge umfaßte, verſah Z. anfangs
dieſes Jahres mehrere Monate lang, ſvährend Frau und fünf Kinder m
Bonn bebten. Er hatte als Gehilfin ein Fräulein aus Novddeutſchland
engagiert, bezeichnete ſich ihr gegenüber als ledig, knüpfte nähere
Be=
jehungen an und ließ ſich auf den Geſchäftsreiſen von ihr zur
Under=
ſtützung bei fenen Vortägen begleiten. Sie beſaß einen auf 14000 Mk.
bewerteten Pelzmantel, er beſtimmte ſie zu deſſen leihweiſer Ueberlaſſung
und ſchenkte ihn ſeiner Frau. Plötzſich verſchwand er dann von hier,
wurde auf Grund des fvüheren Steckbriefes in Erfuck feſtgenommen, ging
abermals flüchtig und wurde nach längerer Zeit wiederu ergriffen.
Er leugner die betrügeriſche Entlockung des Mantels, wvill den falſcheir
Namen nur zu ſeiner Sicherheit gegen behördliche Ermittelung gebraucht
haben und aus gleichem Grunde ur Eile von hier abgeveiſt ſein, wodunch
ihm die Rückerſtattung des Mantels unmöglich geworden wäre. Der
Staatsanwalt hob die aus den Vorſtrafen nebſt dem ganzen Verhalt
erkewbare Gemeingefährlichkeit Z.s hervor und beantragte 1 Jahr
Zuchthaus nebſt Ehrverluſt. Das Gericht hielt Betrug für nicht
gemüi=
gend erwieſen, nahm nur nachrrägliche Unverſchlagung an und verurteilte
Z. zu 3 Monaten Gefängnis.
u. Strafkammer. Vorgänge im April v. Js. auf Station
Biſchofs=
heim liegen einer Anklage gegen zivei dortige Bedienſtete wegen
Schleich=
handels zu Grund, das Schöffengericht hatte den 40 jährigen
Eiſenbahn=
gehilfen Karl Hugo Machatzky demgemäß zu 1 Tag Gefängnis
ver=
urteilt und den 38 Jahre alten Schaffneranwärter Karl Ratgeber
aus Gau=Odernheim freigeſprochen. Es dreht ſich um einen Waggom
Nußkohlen, die ſeitens der Mainzer Firma Fetſch auf ordnungsmäßigen
Bezugsſchein der Kohlenſtelle für den Biſchofsheimer Eifenbahwerein
geliefert ſvaren. Es ging das micht näher erweisliche Gerücht, größe
Mengen ſolcher Ladungen ſeien derart verſchoben worden, tr der eine
Fall beabſichtigten Verſandts iſt feſtgeſtellt, und das Urteil erſter
ſtanz nahm an, daß M. endgegen der Verkehrsregelung heimlich zwer
gewinnbringender Veräußerung die Kohleir erworben und zu verſchieben
beabſichtigt habe. Bezüglich des der Beihilfe verdächtigen R. ſei der
Beweis nicht ausreichend. Die Verhandlung vor dem Berufungsgericht
geſtaltete ſich für M. weſentlich vorteilhafter. Er iſt wie R. ohne Vor
ſtrafen und erhielt die beſten Zeugniſſe. Jede eigennützige oder ſtraſbare
Abſicht wwird von ihm verneint, und R. hat angeblich überhaupt nichts
von der Sendung gewußt. Das Berufungsgericht verwarf die
ſtaats=
anwaltliche Berufung und ſprach auch den Angeklagten M. frei.
* Die Durchführung von Beſoldungsverbeſſerungen. Wiederholk
ind aus heſſiſchen Beamtenkreiſen Klagen darüber ſau
geworden, daß die Durchführung von Beſoldungsänderungen ſtets zu
lange Zeit in Anſpruch nehmen würde. Daß auch in anderen Ländern
die Beſoldungsverbeſſerungen nicht alsbald zur Durchführung gebrach
vielmehr auch hier Verzögerungen nicht vermieden werden können, mö
die nachſtehende Anfrage an die Reichsregierung und die darauf erteilt
Antwort des Herrn Reichsfinanzminiſters beweiſen: Anfrage Nr. 1081
Eine große Anzahl von Beamten, Lehrern und Ruhegehaltsempfänger
der Länder hat bis heute noch nicht die Beträge der im Januar
ſchloſſenen Teuerungszulagenerhöhung erhalten. So haben die Lehr
in Preußen auf ihre wiederholten Eingaben den Beſcheid erhalten, d
erſt in Monaten die Zahlung der Januar=Zulagen erfolgen könne. S
der Reichsregierung dieſe Verhältniſſe bekannt, und in welcher Weiſt
gedenkt ſie an der Abſtellung mitzuwirken? Schriftliche Antworr e
beten. Berlin, den 1. Oktober 1921. (Folgen Unterſchriften.) — De
Reichsminiſter der Finanzen antwortete unter dem 5. Nov.
das Folgende: Wenn in einzelnen Ländern eine Anzahl von Beamten
Lehrern und Ruhegehaltsempfängern bis heute noch nicht die Beträge
der im Januar beſchloſſenen Teuerungszuſchlagserhöhung erhalten hat,
ſo erklärt ſich dies aus dem Umſtand, daß die Behörden und Kaſſen in
den Ländern ebenſo wie im Reich durch die mehrfach notwendig
gewor=
denen Umrechnungen und Auszahlungen der Beamtenbezüge eine G
ſchäftsbelaſtung erfahren haben, die es trotz anſtrengender Arbeit
un=
möglich macht, Beſoldungsverbeſſerungen underzüglich zur Durchführung
zu bringen. Trotz eifrigſten Bemühens wird hierin bei den umfang=
Neues von Kapitän Scotts
letzter Südpolfahrt.
C.K. Der erſte Offizier bei der letzten antarktiſchen
Expe=
dition Kapitän Scotts, bei der dieſer große
Polar=
forſcher den Tod fand, der Kapitän E. R. G. Evans, hat
ſo=
eben ein Buch „Südwärts mit Scott” veröffentlicht, in dem er
ſeinen Anteil an dem letzten tragiſchen Abenteuer Scotts erzählt
Als Scott im Sterben lag, kritzelte er die Worte nieder: „Die
Dinge haben ſich gegen uns gewandt”. Man verſtand bisher
nicht recht, was er damit gemeint, aber Evans deutet nun dieſe
letzten Worte Scotts. Eine beſtändige Folge von Unglücksfällen
hemmte die Südpolfahrt vom Anfang bis zu ihrem traurigen
Ende. Scott brach bereits ſchlecht mit Vorräten verſorgt auf;
er trat ſeine letzte Reiſe in jeder Hinſicht gehemmt an. Seine
Ponys ſtarben, die Motorſchlitten verſagten, ſogar die Hunde
bewährten ſich nicht, und es waren ihrer zu wenige. Mit jedem
Fehlſchlag mußte er deutlicher erkennen, daß ſich die Möglichkeit,
ſein Ziel zu erreichen, verringerte. Das letzte, was auf ſeine
Nerden einſtürmte, war die Nachricht, daß Amundſen auf einem
anderen Wege einen Vorſtoß nach dem Südpol gemacht habe.
„Kapitän Scott hielt ſich ſehr tapfer”, berichtet Evans, „beſſer als
einer von uns, denn er hatte ja ſchon vorher ſo ſchwere
Aben=
teuer in dieſen Gegenden beſtanden. Er war es, der das Reiſen
in der Antarktik mit Schlitten begonnen und durchgeführt hatte:
wir waren mit ihm ſehr, ſehr bekümmert über das Unglück, das
uns verfolgte.” In ſeinem neuen Buche gibt Evans großartige
Schilderungen von der grauſigen Größe der antarktiſchen
Land=
chaft. „Wie düſter und erbarmungslos blickten die weſtlichen
Berge” ſchreibt er, „wie kalt und hartherzig zeichneten ſich die
Linien vom klaren Himmel ab, und wie aſchgrau waren die
plumpen Eismaſſen, die dies trübe, erfrorene Land umgürten.
Die Eisbarriere in ihrer ſchaurigen Einſamkeit iſt vielleicht
der=
jenige Teil der Erdoberfläche, der am meiſten Verzweiflung
ein=
flößt, mit alleiniger Ausnahme des Hochplateaus, das die eiſige
Oberfläche der großen antarktiſchen Bergkette bildet.” Alles um
ſie her war ſchaurig und öde. „Wir wanderten unter dem
Schat=
ten des Erebus, des großen antarktiſchen Vulkans, und in jener
nir ſtets unvergeßlichen Nacht ſpielten die ſüdlichen Lichter, eine
Art von Morgenröte, ſtundenlang am Himmel. Erſt
entzünde=
ten ſich ſenkrecht aufſchießende Strahlen wie ein Rieſenfächer
elektriſcher Flammen, und dann dehnten ſich dieſe Strahlen zu
einer dünnen fahlroten Schicht aus. Dieſe verblaßte und
er=
glühte abwechſelnd und verſchwand dann in einem Augenblick.
Die unheimliche Glut dieſer erhabenen Viſion erweckte in uns
allen ein Vorgefühl kommender Schrecken‟. Die Einſamkeit und
Stille dieſer Natur wurde allmählich faſt unerträglich. „Die
gräßliche Abweſenheit jedes Lebens packte unſere Herzen wie
mit Krallen des Entſetzens. Selbſt unſere Schritte waren
un=
hörbar, da die Füße in den weichen Pelzſtiefeln ſteckten. Das
Schweigen war geſpenſtiſch, denn außer dem Klang unſerer
eigenen Stimmen und dem dumpfen Stöhnen der Schlitten,
wenn ſie über Riſſe und Sprünge gingen, war kein Laut, der
uns an die übrige Welt erinnert hätte.”
Evans berichtet dann von den eigenen Gefahren, die er und
eine Genoſſen zu beſtehen hatten, als ſich Scott von ihm trennte,
um den endgültigen Vorſtoß nach Süden zu machen, und er nach
Norden marſchierte, um das Depot aufzufinden und Hilfe zu
bringen. Sie gerieten plötzlich unter eine ſolche Unzahl von
Gletſcherſpalten, daß ihnen ein ſicherer Tod bevorſtand, wenn ſie
ich nicht herausfanden. „Wir ſaßen alle drei auf dem Schlitten.
Wir waren vollkommen erſchöpft, unſere Kehlen waren trocken
und wir konnten kaum ſprechen. Es herrſchte kein Wind und
die Sonne kroch langſam am ſüdlichen Horizont weiter, ſich
ſcharf von dem ſtahlblauen Himmel abzeichnend. Wir waren in
dieſer unheimlichen Natur dem Wahnſinn nahe. Irgend etwas
mußte geſchehen. Ich ſtand auf und ſagte: „Ich muß nach einen
Ausweg ſuchen; ſo können wir nicht bleiben. Er ſchleppte ſich
dann über eine Reihe von Eisbrücken und erreichte ſchließlich
ein großes Eistal. „Ich ſtand ſtill und überblickte das
wunder=
volle Tal, und dann fiel ich auf die Knie und dankte Gott, daß
er mir einen Ausweg gezeigt hätte. Dann ſprang ich auf meine
Füße und lief kühn vorwärts. Plötzlich ſah ich das weiche
leuch=
tende Bett des Gletſchers vor mir und weiter im Nordweſten
den ſeltſamen rötlichen Stein, unter dem unſer Depot angelegt
worden war. Die Aufregung überwältigte mich faſt. Aber mein
Gebet war erhört worden, und wir waren gerettet.‟ Der Marſch
über das Eisfeld war eine furchtbare Aufgabe geweſen. Evans
und ſeine Begleiter waren ſo ermattet und ſo unſicher über den
Weg, daß ſie ſich den hoffnungsloſeſten Gefahren ausſetzten, „Um
Uhr abends befanden wir uns auf einem ſchmalen Grat
zwi=
ſchen zwei ungeheueren Abgründen, und wir fanden eine
ver=
vindende Eisbrücke, die gerade quer hinüberführte. Sie zu
über=
queren, war ein außerordentlich gefährliches Unternehmen. Aber
wir ſparten dadurch zwei oder drei Kilometer, und das war in
unſerem erſchöpften Zuſtande von hohem Wert. Nachdem wir
eine Minute ausgeruht hatten, ſtellten wir den Schlitten auf die
ſchmale Eisbrücke und rutſchten mit ihm hinüber. Wir mußten
mit dem Schlitten auf des Meſſers Schneide balancieren. Crean
einer ſeiner Begleiter) und ich hielten den Schlitten an beiden
Seiten, um ſo für ihn und die anderen das Gleichgewicht zu
gewinnen. Es war einer der aufregendſten Augenblicke unſeres
Lebens. Keiner von uns ſprach ein Wort; eine falſche Bewegung
von uns hätte die ganze Geſellſchaft und den Schlitten ſelbſt in
die dunkelblaue Tiefe des ſchaurigen Abgrundes ſtürzen laſſen.
Der Schlitten wog 600 Pfund.” Bei einer anderen Gelegenheit
wurde das Leben von Evans nur durch ſeine Kameraden
ge=
rettet. Er war vor Ermattung ohnmächtig geworden; die
an=
deren glaubten, er ſei tot, hoben ihn auf und weinten, wobei ihre
heißen Tränen auf ſein Geſicht fielen. Dadurch erwachte er
wie=
der zum Leben.
* Der Bedauernswerteſte. Ein edler Mann, der ſchon
Un=
ſummen für wohltätige Stiftungen und ähnliche Zwecke
ausgegeben hatte und nie müde wurde, das Elend ſeiner
Mit=
nenſchen zu lindern, erließ kürzlich einen Aufruf, daß er
dem=
jenigen, der nachweisbau am meiſten durch andere
Leute leiden müßte, einen Troſtpreis von 50 000 Mark
ausſetzen wolle. So vage und unbeſtimmt auch die
Preisbedin=
gung gehalten war, es meldeten ſich unzählige Bewerber: denn
welcher Menſch fühlt ſich nicht auf irgend eine Weiſe durch ſeine
Zeitgenoſſen gekränkt, beleidigt, ja in allem und jedem behindert.
Vor allem waren es tauſende von Ehemännern aus allen
Schich=
ten der Bevölkerung, die ſich in langatmigen und manchmal
geradezu herzzerreißenden Schilderungen ihrer ehelichen Hölle
als die bedauernswerteſten Geſchöpfe auf Gottes Erdboden
hin=
tellten. Ebenſo regnete es Briefe von verheirateten Frauen,
die ſich nicht genug tun konnten, das Scheuſal ihrer angetrauten
Gatten in den ſchwärzeſten Farben zu malen. Angeſtellte
be=
klagten ſich in den bitterſten Worten über ihre Chefs, Kinder
über ihre Eltern, Väter über ihre Töchter, Leute aus dem
Publi=
kum über die Beamten, Schüler über ihre Lehrer; es war einfach
niemand da, der ſich nicht durch die Gegenwart irgend eines
Mitmenſchen in ſeinen heiligſten Gefühlen, Weltanſchauungen,
Exiſtenzbedingungen benachteiligt fühlte. Sie alle meinten,
ihnen müſſe der Troſtpreis zugeſprochen werden.
Zwei Monate brauchte das aus 73 Männern und Frauen
beſtehende Preisrichterkollegium bei täglich zwölfſtündiger
Ar=
beitszeit, um den ungeheueren Einlauf zu ſichten.
Höchſtes Erſtaunen erregte es aber, als der unverheiratete
Poſtbeamte Alois K., der bei der Witwe Schulze, rüſtiger Mutter
von ſechs bei ihr lebenden heiratsfähigen Töchtern in Berlin,
Prinzenſtraße, in Untermiete wohnte, den Troſtpreis in
Aner=
kennung ſeiner wirklich verzweifelten Lebensumſtände erhielf.
Denn von den ſechs erwähnten Töchtern ſang die eine Alt, die
andere Sopran, die dritte ſpielte Klavier, die vierte Okarino, die
fünfte geigte und die ſechſte hatte ein ſo dröhnendes Lachen, daß
das Treppengeländer immer erzitterte. Die Mutter ſelbſt
rezi=
tiexte und alle übten ſie fleißig. In der
Nachbarswoh=
nung hauſte ein Berufsfagottiſt mi= einem Teologieſtudenten,
der ein Harmonium beſaß, auf der anderen Seite war eine
Familie einquartiert, die neulich Drillinge bekommen hatte; in
der unteren Etage war eine Rednerakademie, ein ſchadhaftes
Rummer 314.
allmählich Abhilfe geſchaffen werden können.
Zahlung von Vorſchüfſen an frühere aktive Offiziere,
Militär=
beamten und deren Witwen. Die nochmalige Auszahlung des
Novemberbetrages auf die bereits durch Zeitungsnotiz
hinge=
einer Mitteilung des Reichsminiſteriums des Innern (
Penſionsabtei=
lung), in der zum Ausdruck gebracht iſt, daß der Empfänger ſeine Be
züge von dem bezeichneten Reichsminiſterium erhält. Rentenempfäng.
deren Bezüge auf ein Konto überwiefen werden, haben lediglich di
oben erwähnte Mitteilung des Reichsminiſteriums in der Rentenſtelle
abzugeben.
3 Abänderung der Richtlinien für Gewährung von Vorſchüffen uſw.
für geſchädigte Kolonialdeutſche. Die Richtlinien vom 15. Januar 1920
ſind dahin abgeändert: Vorſchüiſſe ſind bis 60 000 Mark ſofort nach
rechts=
kräftiger Bewilligung in bar zahlfällig. Für den Reſt erhält der
Be=
rechtigte Schuldurkunden des Reichs und zwar: a) vierzinſige
Reichs=
ſchatzanweiſungen mit je /s innerhalb der nächſten 5 Jahve einlösbar
für den Betrag von: 1. über 60 000—200 000 Mark in voller Höhe,
2. über 200 000—600 000 Mark in
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 23. November 1921.
Seite 3.
monats, der der Entſcheidung über den Voreutſchädgungsantrag im
er=
ſten Rechtszug unmittelbar vorausging, mit 5 v. H. zu verzinſen. Bei
Schadenseintritt nach dem 1. Januar 1920 beginnt der Zinſenlauf mit
dem dem Schadenseintritt umnittelbar folgenden Kalendermonat. Dieſe
Verordwung iſt in Kraft ſeit dem 18. ds. Mts. Die Vorſchüſſe uſw. ſind
vom 1. Januar ab bis zum Ende des Kalendermonats, der der
Entſchei=
dung über den Vorentſchädigungsantrag im erſten Rechtszug
unmittel=
bar vorausging, mit 5 d. H. zu verzinſen. Bei Schadenseintritt nach dem
1. Januar 1920 beginnt der Zinſenlauf mit dem dem Schadenseintritt
unmittelbar folgenden Kalendermonate.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Man ſchreibt uns: Daß in
Darmſtadt das Gitarre= und Lautenſpiel auf rein künſtleriſcher Baſis
gepflegt wird, beweiſen die in letzter Zeit veranſtalteten Konzerte und
Kammermuſikabende mit dieſen Inſtrumenten. Auch weit über
Darm=
ſtadts Mauern hinaus geht der Ruf Darmſtädter Künſtler der Gitarren=
und Lautenmuſik. So bereiſte der Darmſtädter Gitarrenvirtuoſe und
Lautenſänger Richard Hinz von kurzem Sachſen und die Rheinlande.
r gaſtierte u. a. in folgenden Städten: Leipzig, Chemnitz, Zwickau,
Vielau, Aue und in Duisburg. Es iſt dies ſeine zweite Konzertreiſe
ind in Anbetracht ſeiner hervorragenden Leiſtungen, die ihm überall
große Erfolge brachten, iſt er bereits für eine dritte Reiſe durch
Thürin=
fen und Sachſen und anſchließend zu einer Gaſtſpielreiſe in die Schweiz
verpflichtet worden.
— Schnurrbuſch=Quartett. Der für Dezember angekündigte
Kam=
nermuſikabend, findet nun ſchon am nächſten Montag, 28. Nov.,
m „Traube”=Saal ſtatt. Zu Gehör kommen das F=Moll=Klavierquintett
von J. Brahms (Frau Suſanne Horn: Klavier), ferner ein Oktett
ür 4 Violinen, 2 Bratſchen und 2 Celli von Felix Mendelsſohn. Bei
etzterem wird das Quartett noch durch die Herren Jäger, Haaſe,
Stein=
mar und Tilling unterſtützt.
Allgemeine Totenfeier. Wie bereits kurz mitgeteilt, veranſtalteten
rm Totenſonntag der Verband der Kriegerkameradſchaft Haſſia, der
Triegerverein Darmſtadt und der Krieger= und Militärverein
Braf von Haeſeler auf dem Waldfriedhof eine erhebende
Ge=
dächtnisfeier zur Ehrung der Gefallenen des Weltkrieges 1914—18 und
ämtlicher Verſtorbenen, zu der ſich auf dem Ehrenfriedhof mehrere
Tauſende von Einwohnern unſerer Stadt und Umgebung eingefunden
atten. Die Gedächtnisrede hatte wiederum der in unſerer Stadt ſo
eliebte Redner Herr Otto Volk in dankenswerter Weiſe
übernom=
tien. Zugrunde legte er die Worte der Bergpredigt aus Evangelium
Natthäus 5, 4: „Selig ſind, die da Leid tragen, denn ſie
ollen getröſtet werden.” Mit tiefer Wehmut gedachte er
der zahlloſen Opfer des Weltkrieges, ſowie der Toten, die der Wucher in
den letzten Jahren unter die Erde gebracht, nicht zuletzt der vielen Opfer
und Hinterbliebenen jener furchtbaren Oppauer Exploſionskataſtrophe.
Er verſtand es, das alte Wort der Bergpredigt in den trauernden Herzen
wieder neu werden zu laſſen, daß es Troſt zu geben auch imſtande war,
urdem kein Auge tränenleer blieb. Zum Schluß ſeiner gehaltvollen
albſtündigen Predigt richtete er die Bitte an die Verſammelten, die
wverzenstüren dem wieder zu öffnen, der in der heiligen Weihnacht
einen Einzug halten will, damit es Frieden werde über den Gräbern
d Frieden über unſerem Leben. Umrahmt wurde die
nſerer Lieben
eier burch drei
horäle: „Wie ſie ſo ſanft ruhen”, „Ich hatt einen
ameraden” und „Ich bete an die Macht der Liebe‟. Den Abſchluß
ſäldeten Kranzniederlegungen.
Freie wiſſenfehaftliche Geſellſchaft für Kunſt, Muſik und Literatur.
au ſchreibt uns: Die „Freie wiſſenſchaftliche
Geſell=
chaft für Kunſt, Muſik und Literatur”, die ähnlich wie die
r Zeit in Gründung befindliche „Freie Geſellſchaft für Muſik” dem
Bedürfnis nach einer vertieften Kunſtpflege durch Vorträge und
muſika=
ſche Aufführungen in einem von der gewohnten Weiſe abweichenden
intimeren Rahmen nachkommen will, ließ am vorigen Samstag in dem
zuar zur Verfügung ſtehenden Pribatſalon einen jungen Darmſtädter
ſünſtler zu Worte kommen. Karl Ludwig Lindt, Schüler der
Frank=
frrter Schauſpielſchule, ſprach Goetheſche Dichtungen. Sein Vortrag
eß erkennen, daß wir es hier mit einem Talent zu tun haben, deſſen
(ntwicklung man mit Intereſſe verfolgen darf. Die Vortragsfolge war
geſchickt gewählt und umfangreich. Aus ihr ſeien erwähnt: Der
Oſter=
aziergang — Monolog, der Gott und die Bajadere, Mahomets
Ge=
ang, Der König in Thule, Geſaug der Geiſter über den Waſſern u. a.
(irſtaunen muß die tiefe Auffaſſung Goetheſcher Lyrik, die allein dem
ngen Künſtler ermöglichte, die feinen, ſeelenvollen Harfentöne
emp=
firidſamſter Werke zu ſüßer Harmonie zuſammenklingen zu laſſen, wie
Telephon, in das man ſehr laut hineinſprechen mußte, und eine
Ruchdruckerei, in der oberen Etage eine Geſangslehrerin, die zu
Kauſe Unterricht gab, einen Herrn, der fortwährend huſtete und
an weibliches Mitglied des Reichstages, die nachts die
Parla=
ments=Zwiſchenrufe einſtudierte; im Parterre war ein Kino und
n Grammophongeſchäft untergebracht. Ueberdies wurde
tags=
über im Hofe von wandernden Straßenmuſikanten konzertiert.
Es iſt daher anzunehmen, daß das Preisrichterkollegium
dies=
ural wirklich ein gerechtes Urteil abgegeben hat. Oder weiß
emand einen noch Bedauernswerteren? Georg Strelisker.
m. Falſche Darſtellung auf einer deutſchen Freimarke.
Eng=
liſche Blätter beſchäftigen ſich mit unſeren neuen
Poſtwert=
zeichen, vor allem mit der Sechzigpfennigmarke, und
gefallen ſich darin, allerhand Fehler in der Zeichnung
aufzu=
decken. So ſchreibt Daily Chronicle unter der Ueberſchrift „Wie
man ein Stück Eiſen nicht ſchmiedet”: Philateliſten werden ſich
auf die neue deutſche Sechzigpfennigmarke ſtürzen, denn
Luchs=
äutgige haben auf ihr mehr Fehler entdeckt, als jemals auf dem
engen Raum eine Freimarke zuſammengedrängt waren. Es ſind
darauf drei Schmiede bei ihrer Arbeit dargeſtellt. Zwei davon
halten ihre Hämmer falſch, wenn nicht einer von ihnen einer
jener linkshändigen Schmiede iſt, wie Henry Gow in „Fair Maid of
Perth”. Ferner rollt ein Schmied ſeine Aermel immer nach innen
auf, nur die beiden auf der Marke nicht. Sie ſtehen alle in den un=
Möglichſten Stellungen und das große Stück Eiſen liegt völlig
ſelſch auf dem Amboß. Während die drei Männer darauf
erumhämmern, hält ein kleiner Lehrjunge es feſt! Eine ſolche
wilateliſtiſche Sammlung von Fehlern wird ſicherlich bald
wie=
der aus dem Verkehr gezogen werden.
Falls das Blatt mit ſeinen Ausſtellungen recht hat, ſo wäre
das ein neuer Beweis, wenn auch im kleinen, mit wie wenig
Sachkenntnis vielfach gearbeitet wird.
Heſſiſches Landestheater.
W!. In der geſtrigen Aufführung der Oper „Der
Bar=
ier von Bagdad”, die ſich jetzt auf dem Spielplan zu
hal=
en ſcheint, da ſie mehrere Male vor vollbeſetztem Hauſe
aufge=
ſührt worden iſt und jedesmal warme Aufnahme gefunden hat,
ſang Herr Stieber=Walther erſtmalig die lyriſche Partie
des Nureddin. Er beherrſchte ſie gefanglich und darſtelleriſch
mät großer Sicherheit und Gewandheit, überraſchenderweiſe aber
war ſein Ton mehr heldiſch als lyriſch. Das ſtarke Forcieren der
Etimme iſt überdies einer intimen lyriſchen Wirkung, auf die die
Partie eingeſtellt iſt, nicht förderlich, mehr ſtimmliche
Zurückhal=
tung wäre ihm deshalb in Partien, dieſer Art zu „empfehlen.
L2en Barbier ſang diesmal Herr Biſchoff, deſſen ſonores
Or=
gan und ausgeprägte Kunſt geſanglicher Charakteriſtik der
Par=
tie beſonders zugute kommen und der auch in der Da ſtellung
die Komik der Rolle, ohne ſie gerade ſtark zu unterſtreich n,
den=
nach wirkſam zur Geltung zu bringen wußte.
reichen laufenden Aufgaben, die den Kaſſen uſw. zurzeit obliegen, nur zum Beiſpiel Stellen aus „Werther” und „An den Mond”. Nicht
ver=
übeln wollen wir dem Vortragenden, wenn an der einen oder anderen
Stelle ſein Temperament mit ihm durchging. Vielleicht erfreut er uns
bald einmal mit einem Schiller=Abend; die Wiedergabe Schillerſcher
Glut und Ausdrucksfreudigkeit wird ihm ſicherlich gut gelingen. Lobent
wieſen wurde, erfolgt von heute ab bei der Rentenſtelle des Poſtamts 1 erwähnt ſei die Sprachtechnik, die auf eine glänzende Schulung ſchließen
(Rheinſtraße) gegen Abgabe einer entſprechenden Monatsquittung und läßt. — Die Zwiſchenpauſen des genußreichen Abends füllte Herr
Dietrich durch einige Bach=Präludien und Fugen, ſowie die Brahms=
Rhapſodie aus; mochte man beim Vortrag auch etwas Seele vermiſſen,
ſo ließen doch die techniſche Behandlung und die klare Führung
mehr=
ſtimmiger Stellen den wohlbegabten Klavierſpieler erkennen. Dr. V.=D.
Kameradſchaftliche Zuſammenkunft des I. Heſſiſchen Landſturms.
Am Samstag, 19. November, verſammelten ſich im Saale der „Stadt
Koburg” (Waldſtraße) hier die Landſturmleute des I. Heſſiſchen
Land=
ſturms von 1914, ehemaliger Genter, mit ihren Angehörigen zu einer
kleinen Familienfeier.
die gut beſuchte Veranſtaltung zeigte,
daß der Gedanke, die Kameradſchaft auch in der Heimat ſo weiter zu
pflegen wie es 1914 der Fall geweſen, und die Eindrücke, die man
Feindesland empfand, gegenſeitig auszutauſchen, auf guten Boden
ge=
fallen iſt. Für den unterhaltenden Teil ſtellte ſich der
Mandolinen=
klub des Stenographenvereins in liebenswürdigſter Weiſe zur
Ver=
fügung, ſowie Herr Mion am Klavier, Landſturmmann Bach mit
eigenen Gedichtvorträgen und Landſturmmann Leiſer mit
Kuplet=
vorträgen, ebenſo Herr Becker mit Vorleſungen. Den Schluß bildete
ein kleines Tänzchen ſowohl für die Landſturmleute als auch für die
Jugend. Kamerad Kling ſchloß die Verſammlung und wünſchte ein
gleich gutes Gelingen für nächſtes Jahr am 19. November, dem Tage des
Ausmarſches.
Der katholiſche Jugendverein St. Michael der Pfarrei St.
Eliſa=
beth, feierte am Sonntag ſein 10 jähriges Stiftungsfeſt. Morgens
um 110 Uhr fand in der Pfarrkirche ein Feſtgottesdienſt ſtatt,
wobei der Gründer des Vereins, Hochw. Herr Pfarrer Fink, die
Feſt=
predigt hielt, in der er in goldenen Worten auf den Segen des 4.
Ge=
botes hinwies. Am Abend um ½7 Uhr verſammelten ſich die Mitglieder
mit ihren Eltern im Konkordiaſaale zur weltlichen Feier. Der Saal
war bis auf den letzten Platz beſetzt. Ein Einführumgsmarſch wurde von
Mitgliedern flott vorgetragen. Als Feſtredner war der Hochw. Hert
Profeſſor Laufeu gewonnen. Ju ſeinen begeiſternden, feinſinnigen
Ausführungen entwickelte er die Aufgaben eines kath. Jünglings in der
Jetztzeit. Drei Punkte ſind es, die ihn kennzeichnen ſollen. Erſtens:
Großes Wiſſen. Sowohl berufliches Wiſſer, als auch religiöſe
wiſſen=
ſchaftliche Durchbildung, damit er in Werkſtatt und Bureau frei und
offen ſeine religiöſe Ueberzeugung verteidigen kann. Zweitens: Starkes
Wollen. Aber nicht jenes, das ſich äußert in möglichſt frühzeitiger
Selb=
ſtändigkeit, ſondern ſtarkes Wollen am nechten Platze. Gegenüber der
Umwelt im Durchringen zu einenr ganzen Katholiken, der im Staat und
Familie voll und ganz ſeineu Mann ſtellt. Gegenüber der Leidenſchaft
ein ſtarkes Wollen in Selbſtbeherrſchung und Selbſtüberwindung.
Drit=
tens: Wormes Fühlen. Die Jugend brauckt Ideale auch für Spiel und
Sport. Aber höher ſteht uns unſere Begeiſterung für Kirche und
Vater=
and. Keine Glaubensppoleten wollen wir ſein, ſondern frendig uns
dem Kreuzzug der Kirche anſchließen, der durch die Jahrhunderte zieht.
Voran geht uns unſer Führer Jeſus Chriſtus. Ihm folgten die zwölf
Apoſtel, Biſchöfe, Bekenner, Märtyreu, Heilige im Bettlergewande und
im Königsmantel. Neben den religſöſen Idealen wollen wir auch die
nationalen pflegen. Wir, die wwir Koſtgänger des Vaterlandes in guten
Zeiten geweſen ſind, wvollen ihm auch die Treue bewahren im Dunkel der
Nacht. Nach dieſen, mit großem Beifall aufgenommenen Worten,
wur=
nach Ablegung eines Treuſchzvurs eine Anzahl Aſpiranten in den
in aufgenonnnen. Mehrere Muſikvorträge zeugten von dem Können
des Orcheſters. Das Feſtſpiel: „Tapfer und Treu” von Sebaſtian
Wie=
ſer hinterließ einen tiefen Eindruck, zumal die Mitwirkenden ihr Beſtes
hergaben. Das Schauſpiel: „Bruderliebe” zpurde von Mitgliedern des
erſt kürzlich aus dem Jugendverein hervorgegangenen
Jungmännerver=
eins flott geſpielt. Die Turnabteilung „Deutſche Jugendkraft” trat zum
erſten Male an die Oeffentlichkeit. Mehrere Pyramiden, die techniſch
voll=
kommen auf der Höhe ſtanden, zeigten die Leiſtungsfähigkeit der
Ab=
teilung unter der Leitung des Herrn Lyko. Nach einem begeiſterten
Schlußwort des Präſes, des hochw. Herrn Kaplan Winter, wurde
die herrlich verlaufene Feſtoerſammlung geſchloſſen.
Proteſtverſammlung des Mietervereins. In dem Bericht iſt ein
Irrtum unterlaufen: Der Name des Referenten iſt nicht Steinert,
ſon=
dern Kleinert. Auch iſt der Inhalt inſofern verändert und irreführend,
als die Proteſtverſammlung ſich zuerſt gegen die Beſchlüſſe der
Soziali=
ſierungskommiſſion, die gewerblichen Räume von der Zwangswirtſchaft
zu befreien, richtete. Der Wortlaut dieſer Entſchließung und auch der
Entſchließung gegen die Erhöhung der Mieten und das Vorgehen des
hieſigen Hausbeſitzervereins wurden von dem Beiſitzer, Herrn Hohe,
ver=
leſen und einſtimmig angenommen. Ihr Wortlaut iſt folgender: Die
am Montag, den 14. November, in der Turnhalle verſammelte
Mieter=
ſchaft erhebt ſchärfſten Widerſpruch gegen den Vorſchlag der
Soziali=
ierungskommiſſion, die Gewerbe= und Ladenräume von der
Zwangswirtſchaft im Wohnungsweſen zu befreien. Sie verlangt, da
die Reichstagsabgeordneten aller Parteien, die Intereſſen des größten
Teiles ihrer Wähler beachtend, unter allen Umſtänden für volle
Einhal=
tung des Mieterſchutzes eintreten, zumal die Exiſtenz der
gewerbetrei=
benden Mieter zum größten Teile gefährdet iſt. Die geplante
Durch=
löcherung des Mieterſchutzes käme lediglich dem Spekulanten= und
Wuchertum zugute, während der größte Teil, nämlich 90 Prozent des
Volkes, den Schaden zu tragen hätte —— Die am Montag, den 14.
No=
vember 1921, in der Turnhalle tagende öffentliche Mieterverſammlung Recht nur im Staat und durch den Staat gebe. Das Recht gehe
viel=
nimmt entſchieden dagegen Stellung, daß das Gutachten des Herrn
Bei=
geordneten Buxbaum, der als Hausbeſitzer ſelbſt nicht unparteiiſch
tabilitätsberechnungen für Mietzinsbildung angeſehen wird. Ebenſo
er=
wartet die Verſammlung auf das Beſtimmteſte, daß zu den
Verhandlun=
gen über Mietangelegenheiten der Vorſtand der Mieterorganiſationen
der Einführung des Reichsmietengeſetzes irgend welche Aenderungen der
fetzigen Nentabiliätsberechnung nicht erfolgen ſollten, und daß außerdem
keinesfalls an Stelle des Friedenswertes der jetzige allgemeine Wert
ge=
ſetzt werden kann.
unſerer deutſchen Stammesverwandten und Freunde in Amerika
zu=
gunſten der notleidenden Bevölkerung Deutſchlands hat durch das
Zen=
tralkomitee zur Linderung der Not in Deutſchland und Deutſch=
Oeſter=
reich (Central Relief Committee) ſchon diel Elend gelindert und
unge=
zählte Herzen zu Dank verpflichtet. Neuerdings ſind in Darmſtadt durch
Vermittelung des Deutſchen Roten Kreuzes als amerikaniſche
Liebes=
ſpenden 2 Kiſten Trockengemüſe an das Wirtſchaftsamt der
Studenten=
vertretung verteilt worden, ferner 1 Kiſte Trockengemüſe an die
Kinder=
krippe des Alice=Frauenvereins, ſowie 1 Kiſte Trockengemüſe an das
Kinderheim der Baronin Freyde v. Kunowski.
muſterhafter Weiſe und erhielten durch ſtürmiſchen Beifall ihren ver
dienten Lohn. Dem Darſteller der beiden Titelpartien, Herrn Heinz
Böcking, 2. Vorſitzender des Klubs, wurde ein goldener Lorbeerkranz
überreicht. Der Klub zeigte auch wieder bei dieſer Veranſtaltung, was
er zu leiſten vermag; der dichtbeſetzte Saal bewies, daß er ſich durch
ſeine Darbietungen immer mehr die Gunſt des Publikums erwirbt.
* Ornis. Die letzte Monatsverſammlung war von 80 Mitgliedern
beſucht. Der größte Teil des Abends war durch den intereſſanten
Vor=
trag des Herrn Dr. vet. Hohlwein über die Geflügelkrankheiten und
deren Erkennung ausgefüllt. Die Zeit war zu kurz, um das Thema
er=
ſchöpfend zu behandeln. Immerhin zeigte der Redner den Anweſenden,
welche Fülle von Krankheiten den eben ſo koſtbaren Geflügelbeſtänden
drohen, welche Urſachen bei der Entſtehung der Krankheiten mitſpielen,
und wie manche Leiden durch raſches Erkennen und ſachliche
Behand=
lung beſeitigt werden können. Dem Vorſtande war es möglich,
einiger=
maßen günſtige Futterofferten den Mitgliedern vorzulegen und
Beſtel=
lungen der Anweſenden hierauf entgegenzunehmen. Eine Verloſung
von Heilmitteln, Futter und lebenden Hahnen bildete den Schluß der
nmlung.
Verſe
Das Feſt der Silbernen Hochzeit, feierten am 21. Nodember die
Eheleute Heinrich Roth und Anna geb. Anthes, Woogsſtraße 1.
Am 28. November feiern die Eheleute Ad. Schwinn und
Magda=
lene geb. Vetter das Feſt der Silbernen Hochzeit.
r Verteilung an verſchämte Arme ſind der Stadtverwaltung
von der Darmſtädter Holzinduſtrie 200 Zeutner Brennholz
zur Verfügung geſtellt worden. Dieſe ſchöne Tat wird gerade in der
Jetztzeit dankbaren Herzens empfunden werden. Bei der Verteilung
können nur ſolche Bedürftige berückſichtigt werden, die ſich nicht in
öffentlicher Fürſorge befinden.
Schlaganfall. Der vorgeſtern am Oſtbahnhof einem Schlaganfall
Erlegene war nicht ein Händler, ſondern Herr Rentner Friedmann.
Donnerstag, den 24. November 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Blaue Karten), Marke Nr. 68, 67
und 66, je 800 gr Brot. Marke Nr. 61, 560 gr Mehl oder
800 gr Brot.
Für Kinder: (Weiße Karten), Marke Nr. 54 800 gr Brot.
Marke Nr. 51, 560 gr Mehl oder 200 gr Brot.
Gerſtenmehl: (Hohenlohes Kindernahrung) ½ Pfund zu 2 Mk.
markenfrei, zu haben in den Städtiſchen Krankennährmittel=
Verkaufsſtellen.
Haushaltungsmehl: Bis 30. November auf die
Lebensmittel=
marken „Dieburg” blau und weiß, je 800 gr
Haushaltungs=
mehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Milch: Auf Marke „Gertrud; der blauen Lebensmittelkarten
Liter Vollmilch zum Preiſe von 95 Pfg.
Vollmilch für Kinder und werdende Mütter am 12., 13., 14.,
15 und 16. November 1921. 90 0‟
Zucker: Bis einſchl. 10. November auf Marke „Käthe” 2 Pfund.
Zucker: Sonderzuweiſung. Friſtablauf für Vorausbeſtellung
auf Marke „Ottilie” am 30. November.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 5. Rate (½r
der Jahreszuteilung) in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Der Bezug der Robbraunkohlen aus der Grube Prinz von
Heſſen iſt in jeder Menge geſtattet.
olzverſorgung: Auf die Nummern 21, 22 der Holzausweiskarte
je 1 Ztr. Laub= und Nadelholz. Ungeſchnittenes Stockholz
zum Preiſe von 10 Mk. gegen vorherige Bezahlung auf der
Kohlenausgleichſtelle.
rkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw. an
jeder=
mann: Jeden Mittwoch und Donnerstag von 8—12 Uh.
vormittags und von 2½—6 Uhr nachmittags bei der Städt.
Materialverwaltung im Hinterhaus des Stad hauſes.
Die Dienſträume des=Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
8 Uhr vormittags bis 3 uhr nachmittags geöffnei
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Der Klub Fröhlichkeit ſah ſich auf vielſeitigen Wunſch veranlaßt,
das bei ſeinem Herbſtfeſt aufgeführte Stück „Der
Fremdenlegio=
när” am vergangenen Sonntag im Mathildenhöhſaale nochmals zur
Aufführung zu bringen. Als Zugabe wurde „Othellos Erfolg”
beigegeben. Die Darſteller entledigten ſich ihrer Rollen in durchaus
Zu den Landtagswahlen.
C. Die Zentrumspartei hielt am Montag abenid im
Kon=
kordiaſaal eine ſehr ſtark beſuchte Wahlverſammlung ab. Der
Vorſitzende, Herr Pfaaver Fink, richtete zunächſt an die Wähler die
Mahnung, das, was ſie nunmehr in der Wahlſchlacht tun wollten, mit
Begeiſterung zu tun und teilte ſodann mit, daß Herr Juſtizminiſter
von Brentano, der als erſter Redner vorgeſehen war, infolge ſchwverer
Erkrankung ſeiner Frau heute leider nicht ſprechen könne.
Herr Regierungsrat Dr. Meller führte ſodann etwa folgendes
aus: In den breiteſten Schichten herrſcht das Bewußtſein, daß jetzt
außerordentliche Ereigniſſe ſich in der Welt abſpielen, denen gegenüber
wir Deutſche zur Tatenloſigkeit verurteilt ſind, da wir gleichſam auf
einem Operationstiſch liegen, auf dem ein zu ſezierendes Tier liegt,
Mitten am Rhein ſtehen farbige Truppen, die Wacht über deutſche
Männer und Frauen halten, in Genf hat eine Völkerbundskommiſſion
getagt unter dem Vorſitz der Vertreter fremder Völker, die über ein
Stück Deutſchland entſchieden haben, ohne daß wir zugezogen wurden,
und dasſelbe gilt von Waſhington, wo England, Amerika und Japan
die Hauptrolle ſpielen. Unſer Herrgott hebt wieder einmal ſeinen Fuß
und macht einen Schritt weiter in der Weltgeſchichte und iſt es daher
erfrüht, jetzt ſchon an einen Weltuntergang zu denken. Freilich benutzt
Europa, das den blutigſten aller Kriege hinter ſich hat, den Reſt ſeiner
Kraft dazu, um auch das übrig Gebliebene zu zerſtören. Den Siegern
iſt eben das Gefühl der Solidarität abhanden gekommen, aber ſie
wer=
den ſich täuſchen und Gott wird ſie zu einer Leidensgemeinſchaft machen.
Verfailles mit ſeinen willkürlichen Konſtruktionen, die alle Naturgeſetze
ignorieren, wird keinen Beſtand haben. Die Natur, die ſich nicht
ver=
gewaltigen läßt, iſt umſer Bundesgenoſſe. Welche Torheit ferner vonr
unſeren Feinden, Deutſchland zu unterwühlen, das der Damm gegen
die Hochflut des „uſſiſchen Bolſchewismus iſt! Leider herrſcht auch bei
uns Zerriſſenheit und das mühſam aufgebaute Haus zeigt große
Sprünge. Arbeit kämpft gegen Beſitz, Stadt gegen Land, Kopfarbeit
gegen Handarbeit. Redner kennzeichnete nun in markanten Strichen
die Parteien der Rechten und Linken, insbeſondere die Kommuniſten,
denen gegenüber er betonte, daß es ſich jetzt vor allem darum handle,
Realpolitik und wahre Sozialpolitik zu treiben. Letzteres habe gerade
das Zentrum ftets getan und nie den Staat und die Maſſe angebetet.
Daß dieſe Partei auch nach der Nevolution wahren Patriotismus
be=
vieſen habe, ſei vom Reichstagsabgeordneten Pfeiffer in ſeiner letzten
Rede im Saalbau genügend, dargetan worden. Es bleibe die wahre
Partei der Mitte, der Verſöhnung und Einigung, unbekümmert
da=
rüber, daß manche Kreiſe dadurch von ihr abgeſchwenkt ſeien. Redner
weiſt dan im Folgenden einige gegen die Partei, gerichtete Vorwürfe
z. B. hinſichtlich der Teilnahme an der Koalition, des Charakters als
konfeſſionelle Partei, zurück und betont, daß eine chriſtliche Politik mit
chriſtlicher Jugenderziehung auf Grund einer gefeſteten Weltanſchauung
ihr Ziel ſei. Nur chriſtlicher Geiſt und chriſtliche Geſinnung könnten
uns von dem ſittlichen und wirtſchaftlichen Bankerott retten. Das ſage
er auch in Hinſicht auf die bevorſtehende Wahl. (Lebh. Beifall.)
Herr Pfarrer Fink weiſt darauf hin, daß die im Vordergrund
ſtehenden Wirtſchaftsfragen nur zu ſehr geeignet ſind, ſelbſt die
feſtge=
fügteſte Partei auscinanderzureißen. Auch dem Zeutrum habe dieſe
Gefahr gedroht, jedoch die Einigkeit in den Grundſätzen habe es dieſe
Gefahr überwinden laſſen, wozu noch der mächtige Einfluß ſeiner
Füh=
ver komme. Wo Einigkeit in den Grundſätzen herrſche, da könne mau
ſchon ab und zu über wirtſchaftliche Maßnahmen untergeordneter Art
verſchiedener Meinung ſein. Auch in der Auffaſſung des Rechts ſei
die Partei die gleiche geblieben, indem ſie den Satz verwerfe, daß es ein
mehr aller ſtaatlichen Geſetzgebung voraus und ſei lediglich vom Staate
zu ſchützen und weiter zu entwickeln. Wir wollen kein Recht der
Ge=
ſein dürfte, als maßgebende Grundlage für etwaige neue erhöhte Reils= walt und der zufälligen Mehrheiten, ſondern ein Recht der Gerechtigkeit
zum Schutz der Schwachen. Die obige leider auch von Konſervativen
(ſo im Kulturkampf) vertretene Auffaſſung möchte ich denfenigen, welche
die Zentrumsfahne verlaſſen haben, um zu den Konſervativen
überzu=
eingeladen wird. Die Verſammlung ſteht auf dem Standpunkt, daß vor gehen, in ihrer ganzen Haltloſigkeit vorſtellen. Redner ſchloß mit einem
warmen Appell zu regſter Beteiligung an der Wahl und dankte dem
Erſtredner für ſeine ausgezeichneten Ausführungen. (Lebh. Beifall.)
Spenden der Deutſchen in Amerika. Das großartige Hilfswerk Der Reichsverein Demokratifcher Beamten, Lehrer,
Angeſtellten und Arbeiter
hielt im Saalbau eine gur beſuchte Verſammlung ab, in der anſtelle des
dunch Todesfall in der Familie verhinderten Reichstagsabg. Delius
Oberpoſtmeiſter Schuckmann=Groß=Gerau, der frühere preußiſche
Landtagsabg. Ehlers und Rektor Karl Kchäfer=Darmſtadt,
ſpra=
chen. Die Verſammlung wurde durch Oberlandesgerichts=Oberſekretär
Koch eröffnet, der darauf hinwies, daß das Schickſal der Beamten heute
durch die Politik entſchieden werde. Erſt mit Einkehr der neuen Zeit ſei
dieſe Betätügung in der Politik für die Beamten möglich geworden. Es
ſei deshalb auch Pflicht der Beamten, nicht nur zu wählen, ſondern ſich
auch an der Arbeit in den politiſchen Parteien zu beteiligen.
Davauf erhielt Oberpoſtmeiſter Schuckmann das Wort, der
aus=
führte, daß es den Beamten nicht leicht ſei, ſich in die neue Zeit
hinein=
zufinden. Mehr und mehr macht ſich heute die Ueberzeugung breit, daß
politiſche Aktiwität nötig iſt. Es iſt kein Zufall, daß die Führer des
Be=
amtentums wie Falkenberg, Remmers, Schuldt und Delius gerade in de
Demokratiſchen Partei zu Hauſe ſind. Faltenberg ſagte ſchon in den 80er
Jahren, daß Beamtenpolitik nur liberale Politik ſein könnte. Das gelte
auch heute. Leider aber haben wir neben der republikaniſchen
Regie=
rung auch eine Räteregierung, nämlich eine Geheimräteregierung, die
durchaus reaktionär ſei, und die guten Abſichten der Spitzen der
Regie=
rung zunichte machten. Die Deutſche Demokvatiſche Partei ſei von jeher
beamtenfveundlich goweſen, er erinnere nur an Heinrich Rückert und
Müller=Sagan. In der letzten Zeit ſei Delius hervorgetreten, der
vor=
bildliche Arbeit im B. Ausſchuß des Reichstages auf dem Gebiete der
Gehaltsfragen und Ortsklaſſenfragen, leider vielfach aber erfolglos,
ge=
leiſtet habe. Auch ſein Kampf um ein neuzeitliches Beamtenrecht ſei noch
nicht ans Ziel gelangt. Das alte Beamtenrecht beruhe auf einem
Ab=
hängigkeitsrecht, das in ein Vertragsverhältnis umgewandelt werden
müſſe. Im Diſziplinarrecht ſeien einige Fortſchritte durch die
Beſeiti=
gung der Geheimakten erzielt worden. Die Berufung ſtehe aber noch
us. Das Streikrecht ſei umſtritten. Es iſt die ultima ratio, zu dem
der Bedrückte greife, wenn er nirgends Recht kann finden. Immer noch
warten wir auf die Begmtenräte, deren Befuyniſſe nicht hinter denen der
Arbeiterbetriebsräte zurückſtehen dürfen. So könnten ſie ein Segen für
die Verwaltung werden, namentlich aber wenn ſie durch einen
paritä=
tiſchen Schlichtungsausſchuß gekrönt würden. Die Gehaltsfragen der
Be=
amten könnten nur durch eine Sanierung unſerer Finanzverhältniſſe
dauernd ſicher geſtellt werden, und wir müßten deshalb mit aller Energie
die Steuerſcheu auftreten. Redner wendet ſich darauf gegen die
geger
andeven Parteien. Lebhafter Beifall lohnte den trefflichen Redner.
Als zweiter Redner trat Kaufmann Ehlers auf, der betonte, daß
die Not der Beamten und Angeſtellten die gleiche ſei. Auch die
Ange=
ſtellten hätten ſich früher wenig um Politik gekümmert und ſeien deshalb
auch zu Anfang der Revolution den radikalen Parteien anheim gefallen.
Die Angeſtellten hätten aber gar kein Intereſſe an dem
Sozialiſierungs=
rogramm, ſie hätten im Gegenteil nur das Bedürfnis, daß unſere
Virtſchaft raſch wieder in die Höhe komme, und das könne nur auf dem
Wege der Privat=Initiative erreicht werden. Wenn wir heute eine
ge=
wiſſe wirtſchaftliche Blüte hätten, ſo beruhe dieſe auf der durch die
Geld=
entwertung und die niedrigen Gehälter der Angeſtellten beruhenden
Kon=
kurrenzfähigkeit. Wir müßten aber damit rechnen, daß die fortſchr
Geldentwertung uns den Ankauf von Rohſtoffen unterbinde. Die
Geld=
entwertung könne nur aufgehalten werden auf dem Wege der
Beſteue=
vung, und wir müßten Steuern bewilligen ſelbſt auf die Gefahr hin,
daß noch mehr Leute zur Deutſchen Volkspartei übergingen. Steuer=
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 23. November 1921.
Rummer 314.
zahlen iſt nationale Pflicht. Die Intereſſen der Angeſtellten fänden bei
der Demokratiſchen Partei beſte Förderung. Er erinnere nur an den
Namen Schneider=Leipzig, der im vorbildlicher Weiſe für die
Privat=
angeſtellten kämpfe und bis jetzt mit Erfolg u. a. die Angliederung der
Pvivatangeſtelltenverſicherung an die Invalidenverſicherung verhindert
habe. In dieſem Sinne treibe die Demokratiſche Partei Staatspolitik
die im Gegenſatz zur Standes= und Klaſſenpolitik ſtände.
Darauf ergriff Rektor Schäfer das Wort, und ging zunächſt au
das rechtliche Verhältnis der Beamten ein, twobei er darauf hinwies, daß
Finanzminiſter Henrich als Präſident des Landes=Finanzamtes eine
Ver=
tretung der Beamten durchgeführt habe. Hoffentlich folgten die übrigen
Landesämter bald nach. Indem er ſich für die gleiche Bezahlung der
weiblichen und männlichen Beamten bei gleicher Leiſtung und gleicher
Vorbildung ausſprach, verlangte er für verheiratete Beamten
Familien=
oder Ehezulagen. In entſchiedener Weiſe nahm der Redner dann gegen
die „großzügige Neuregelung” des Beſolduugsweſens Stellung. D
Ablchmung begründe ſich aber nicht etwa auf Neid, man gönne den ober
Beamten ihre Bezüge. Es ſei aber feſtzuſtellen, daß die Anfangsgehälter
der underen Stufem gegenüber den Friedenszeiten um 3,3 mal (von
4000 auf 13 200 Maak) geſtiegen ſeien, während die der höheren Beamten
von 7500 auf 53 000 Mark, alſo um das ſiebenfache geſtiegen ſeien.
Das=
ſelbe Verhältnis walte auch bei den Endgehältern vor. Gegen ein
ſolches Syſtem müſſe entſchieden Front gemacht werden, und es würde
eine dankbare Aufgabe für den Neichsverein ſein, ſeine Stimme zu
er=
heben. (Zuruf: Iſt ſchon geſchehen!) Auf den Lehrerſtand und die
Po=
litik eingehend bemerkte der Vortragende, daß ſchulpolitiſcher
Nadikalis=
mus und reaktionäre Anſchauungen politiſcher Natur häufig Hand in
Hand gehen. Wenn man für die Schule oder die Lehrer Wünſche habe,
komme man zu den demokratiſchen Parteien, bei der Wahl habe man ſie
aber wieder vergeſſen. Von anderer Seite ſuche man bei den
Kultur=
fragen zu ſparen, das ſei falſch. Die Simullanſchule, die wir in Heſſen
munmehr ſeit 50 Jahren hätten, ſei ein Hort des Friedens geweſen. Wer Nichtverſtehen Rußlands. Das iſt zuſammen zu verſtehen. Niemand
dieſen Frieden mit Schlagwörtern, wie die, daß der chriſtlich konfeſſio= kann Rußlands Freund ſein, ohne Polens Feind zu ſein. England wirt
welle Charakter in allen Fächern gewahrt werden müſſe, der ſei kein
An=
hänger der Simultanſchule und noch
weniger ein Schulpolitiker. Von
rechtſtehender Seite ſei in danbenswer
ter Weiſe hervorgehoben worden,
daß die heſſiſche Simultanſchule nicht konfeſſionell, ſondern religiös ſei.
Das größte Gewvicht ſei nach Abſchaffung der Militärdienſtzeit auf die
Fortbildungsſchule zu legen. Darauf ging der Redyer auf die
Ent=
ſtaatlichung der Eiſenbahnen ein, die er als Rückſchritt bezeichnete. Wenn
wan von dem großen Defizit ſpreche, ſo müſſe feſtgeſtellt wverden, daß
dieſes weniger von den geſteigerten Gehältern, als von den enorm
ver=
teuerten Materialpreiſen herrühre. Die Induſtrie habe es alſo in der
Han!
das Defizit
in einen Ueberſchuß zu verwandeln durch Lieferung
R Mietee
billige
en. Den Ruf nach Ruhe und Ordnung könne man
nur unterſtützen. Ruhe und Ordnung könnten aber am beſten gewahrt
werden, wenn man die Autorität der
ſtehender Seſte werde aber das Gegenteil getan. Trotzdem ſei es
ge=
lungen, in Heſſen, wie in keinem andern Lande geordnete Zuſtände zu
ephalten. Zum Schluß ging der Redner dann auf die Flaggenfrage ein.
Er würde ſich nie herbeilaſſen, die ſchwarz=weiß=rote Flagge, die das
Bahruoch abertauſender unſerer Brüder ſei, zu ſchmähen. Ebenſo heilig
müſſe man aber auch die ſchwarz=rot=goldenen Farben halten.
Sodann trat man in die Diskuſſion ein, in welcher als erſter Her
Oberlandesgerickts=Oberſekretär Koch den falſchen Gerüchten und
Aus=
ſtveuungen über die Stellung des Finanzminiſters Henrich zur
Beſol=
dungsfuage ent
gentrat. Er ſtellte u. a. feſt, daß das heſſiſche
Befol=
ungsgeſetz in weit größerem Umfange wie jedes andere vom
Reichs=
finanzminiſter beanſtandet worden ſei. Ein Beweis, daß unſer
Finanz=
miniſter für die heſſiſchen Beamten das äußerſte zu erreichen geſucht hat.
In der Ortsklaſſeneinteilung ſind, wie dies die demnächſtige Vorlage an
den Reichstag evwveiſen wwird, für Heſſen weitgehende Verbeſſerungen
er=
reicht worden. Die Verhandlungen hievüber, namentlich auch über die
Forderung wegen der Einſtufung Darmſtadts in die
tsklaſſe 4 ſind
noch nicht abgeſichloſſen. Man hofft, daß dieſes Biel er,
eichbar ſein wird.
die neueſte Ordnung des Beſoldungsweſens iſt auf Veranlaſſung des
Finanzminiſters von der heſſiſchen Regierung von allem Anfang an
nach=
drücklich beke
gen. Es ſind auch gegenüber den erſten
Entwür=
mpft wo
fen Verbeſſer
en et
eſt worden, doch nicht in ausreiche
er Weiſe.
Ein weiterer Diskuſſionsredner war der Vertreter der Reviſionspartei,
Schneider, ein Poſtunterbeamter Schäfer, denen der Vorſitzende
Koch und Me
ktor Schäfer im Schlußwort antworteten. Darauf fand die
intereſſante Verſammlung ihr Ende.
*
Deutſche Volkspartei.
St. Im überfüllten Turnhalleſaal hielt geſtern abend die Deutſihe
Volkspartei eine Verſammlung ab, zu der Herr Reichstagsabgeordneter
Dr. Streſemann als Redner gewonnen war, der bei ſeinem
Er=
ſcheinen auf dem Podium mit lebhaftem Beifall begrüßt wurde. Die
Verfammlung leitete Herr Rechtsanwalt Dingeldey, der die
Erſchie=
nenen herzlichſt begrüßte, darauf hinwies, daß der Führer der D.V.P.
wiederum in einem entſcheidenden Moment in Darmſtadt ſpreche und
daran erinnerte, daß es ein gewaltiger Unterſchied iſt zwiſchen ſeinem
letzten Beſuch in Darmſtadt und heute. Damals ein kleines Häuflein,
heute eine Millionenpartei. Bedeutſam aber beide Tage.
Dr. Streſemann
führte etwa aus: Es wurde ſchon darauf hingewieſen, daß es
entſchei=
dende Zeitmomente ſind, die uns damals und heute zuſammenführten.
Auslandspolitik kann das deutſche Volk kaum noch führen. Wir ſind
vergewaltigt auf allen Gebieten, und, wenn man jetzt die Verhandlungen
von Waſhington verfolgt, ſo muß man mit Neid geſtehen, daß die Völker
des Feindbundes reifer und weiſer in der Politik ſind als wir Deutſche.
Sie wiſſen zu reden, und zu ſchweigen, was nicht ausgeſprochen werden
darf. Wenn Herr Briand an Ludendorffs Wort erinnert, daß der Krieg
das letzte entſcheidende Mittel der Politik iſt, ſo weiß Herr Briand und
alle die Vertreter, die in Waſhington verſammelt ſind, wiſſen es auch,
daß das richtig iſt und daß alle von der Wahrheir dieſes Grundſatzes
überzeugt ſind. Aber ſie ſagen es nicht. So lange es Menſchen und
Völker gibt, iſt das ſo geweſen und wird es immer bleiben. Nichts
an=
deres als die Macht, die der einzelne Staat verkörpert, bedeutet ſeine
Größe, und daß wir ſo geknechtet werden, liegt einzig daran, daß wir
keine Macht mehr haben. Man hört aber auch aus den Neden der
Männer in Waſhington heraus, daß ſie das innerſte Empfinden haben,
daß ſie gar nicht die Sieger des Weltkrieges ſind, daß ſie das deutſche
Heer gar nicht beſiegt haben. (Sehr wahr!)
Ajax fiel durch Ajax!
(Sehr wahr!) Selbſt Frauzoſen, ſelbſt Briand ſprach von den
Helden=
taten der deutſchen Armee, und in Danzig ſprach ein engliſcher
Heer=
führer das Wort, daß mit dem deutſchen das hervorragendſte Heer der
Welt vernichtet wurde. Demgegenüber höre und leſe man, was in
ſozialiſtiſchen und anderen linksſtehenden Blättern über die Führer
dieſer Armee geſchrieben wird. (Sehr wahr!) All, das Geſchrei wird
nichts daran ändern, daß die deutſchen Heerführer zu den
hervorragend=
ſten Männern der Geſchichte gehören. Worum klagt denn Frankreich?
Ueber ſeine zerſtörten Dörfer. Gewiß iſt das beklagenswert, aber der
Krieg zerſtört eben Dörfer und Städte. Sollte man aber nicht gerade
darum, wenn man bedentt, daß das deutſche Heer und ſeine Führer
da=
für geſorgt haben, daß in dem Ringen in über 4½ Jahren unſer
Vater=
land heil und geſund blieb, dieſen Männern unendlich viel Dank wiſſen.
(Lebh. Sehr richtig!) Die Völker in Waſhington denken nicht daran, ihren
Militarismus abzuſchaffen, nachdem der deutſche zerſtört iſt. Redner
wandte ſich dann der inneren Politik zu. Die Erfüllungspolitik des
Kabinetts Wirth hat uns nicht die geringſte Erleichterung gebracht.
We=
der die Sanktionen noch die ſonſtigen Laſten wurden aufgehrsen oder
gemildert, trotzdem die Erfüllungspolitik dem deutſchen Volk Laſten
brachte, die es nie wird tragen können. Alle dieſe „Wiedergutmachungen”
und Reparationen ſind nicht auf Necht, ſondern auf ſtriktes Unrecht
auf=
gebaut. Deutſchland hat nicht bedingungslos die Waffen geſtreckt, es
iſt ein klarer und beſtimmter Telegrammwechſel vorangegangen, in dem
feſtgelegt wurde, daß Deutſchland über die 14 Punkte Wilſons hinaus
nur die Zivilſchäden gutzumachen hat. Dazu wurden aber alle
Pen=
ſionen der Kriegsteilnehmer aller Völker Deutſchland auferlegt, um zu
der ſchwindelhaften Summe von 132 Goldmilliarden zu kommen, mit
der vagen Begründung, daß jeder Soldat nach dem Kriege, wieder ins
zivile Leben tritt. Cs hat Menſchen gegeben, die behaupteten, wir
könnten dieſe ungeheuere Summe bezahlen. Das iſt unmöglich.
Es
ging die Meldung an die Preſſe, daß die erſte Goldmilliarde pünktlich
gezahlt iſt. Sollte es politiſche Zwecke haben, in die Welt
hinauszu=
boſat nen, daß wir dieſe Goldmilliarde aus eigener Kraft bezahlt haben?
Warum verſchwieg man, daß wir uns dieſes Geld in der
ganzen Welt zuſammenpumpen mußten, und zwar gegen
hohe Zinſen, und daß es am 31. Dezember zurückgezahlt werden muß.
Und was war die Folge des Deviſenaufkaufs? Ein ungeheueres Sinken
der deutſchen Mark und eine wüſte Spekulation, an der ſich auch
leider Deutſche beteiligen. Ich weiß nicht, ob ſich jeder Deutſche bewußt
iſt, daß er ſich durch Beteiligung an der
Deviſenſpeku=
lation mitbeteiligt am deutſchen Niedergang, am
deutſchen Ruin!
Welche Kraftquellen hat Deutſchland heute noch, die ihm am
Wieder=
aufbau helfen?. Die erſte, die Macht, iſt dahin unwiederbringlich; die
zweite, das nationale Bewußtſein, iſt im Schwinden, wenn man bedenkt,
daß im deutſchen Reichstag ein Proteſt gegen die
Vergewal=
tigung Oberſchleſiens nicht einmal die Mehrheit erhielt. Bleibt uns
nur die dritte Kraftquelle, unſere Wirtſchaft, unſere Arbeitskraft.
Sie wird gelähmt, vernichtet durch den tiefen Stand der Valuta, der es
uns unmöglich macht, Rohſtoffe im Auslande zu kaufen. Schon beginnt
man im Auslande, das einzuſehen; aber auch die Siegerſtaaten leiden
unter Arbeitsloſigkeit. Wir haben, das intereſſante Bild, daß bei uns
eine Intenſität der Arbeit herrſcht, während in valutaſtarken Ländern
daß der niedrige Stand der Valuta für uns günſtig iſt. Er bringt uns
innerpolitiſch und kulturell die Vernichtung; eine Schädigung, wie ſie
nicht ſchlimmer gezeitigt werden kann. Dem gewerblichen und geiſtigen
Mittelſtande bringt er unbedingt die Proletariſierung. Wir erleben
täglich, daß Männer, die unſere Kulturträger ſind, der Verarmung
an=
heimfallen, während andere, Reichgewordene, ſich zu Herrſchenden
auf=
ſchwingen, Wohnungen und alles erhalten, trotz Wohnungsämter uſw.
Das Reich hat die Pflicht, den Armgewordenen zu helfen, vor allem
auch den Nentnern, die ihre Erſparniſſe dem Reich gaben, damit es die
80 Milliarden Kriegskoſten aufbringen konnte. Das Reich nämlich iſt durch
die Valutaverhältniſſe ungeheuer entſchuldet worden, denn es gibt
für die hingegebene Goldmark nur Papiermark. (Sehr richtig!)
Für Aufklärung müſſen wir ſorgen auch im Auslande. Von irgend
welchen Sympathien oder Wohlwollen haben wir nichts zu erwarten;
nur von dem eigenſten Intereſſe der Feindvölker. Von ihrer
Ein=
ſicht, daß der Untergang Deutfchlands den Untergang Europas bedeutet.
Es beginnt den Engländern klar zu werden, daß die Zahlung der
un=
geheueren Kriegsſchuld durch Deutſchland an Frankreich, die
Kohlen=
lieferungen dorthin, die eigene Wirtſchaft zerſtört, daß das durchaus
perverſe Verhältniſſe gebracht hat. Frankreich will das nicht einſehen.
Dort herrſcht noch zu ſehr der Haß und das Beſtreben, in Erfüllung des
Teſtaments Napoleons Preußen und Deutſchland zu ſchwächen und klein
u machen. Man erinnert ſich dort des Bekenntniſſes Napoleons, daf
er drei Fehler in ſeinem Leben gemacht hat: Preußen nicht genügend
geſchwächt, Polen nicht genügend geſtärkt und Rußland nicht verſtanden
zu haben. Der Haß gegen Preußen ſteht in Frankreich an erſter Stelle.
Wenn Gegner Preußens darauf hinweiſen, ſo möchte ich feſtſtellen, daß
der Haß von jener Seite eine Ehre für Preußen iſt
(Lebhaftes Bravo! und Händeklatſchen) und daß alle, die dieſem
Haß=
gefühl der Franzoſen gegen Preußen nachgeben, die Sache der
Fran=
zoſen führen. (Sehr wahr!) Dann die Stärkung Polens und das
einſt, und zwar ſobald Amerika auf ſeine Seite tritt, an eine
Herab=
ſetzung der deutſchen Laſten denken, denn es hat durch die Entwaffnung
Deutſchlands Frankreich die unbedingte Vorherrſchaft in Europa
ein=
geräumt. Es wird die Folgen ſehr bald ſpüren. Frankreich ſelbſt aber
muß einſehen lernen, daß es ſich ſelbſt vernichtet, wenn es Deutſchland
vernichtet.
Wir werden nun zunächſt verſuchen, auch die zweite Zahlung zu
leiſten. Gelingen kann es nur, wenn die Induſtrie hilft. Nach dieſer
Zahlung iſt keine Möglichkeit mehr für Deutſchland, die weiteren
Zah=
lungen zu leiſten; das ſehen alle ein, ſelbſt Loebe und Wirth. Nun
frage ich aber, hat die Deutſche Volkspartei aus nationaliſtiſchen
Grün=
den gehandelt, als ſie die Unterzeichnung des Ultimatums ablehnte?
Wir werden in Deutſchland als die Parte, der Schwerinduſtrie bezeichnet
Regierung unterſtützt. Von rechts= und zwar in abfälliger Weiſe. Im Ausland ſind wir die
Par=
tei der Wirtſchaft; damit die angeſehenſte. (Sehr
richtig!) Darum konnten wir das Ultimatum nicht unterzeichnen,
denn wir konnten als ehrliche Kaufleute, als die das Ausland uns kennt,
unſeren Namen nicht unter einen Wechſel ſetzen, den wir nicht einlöſen
können. (Sehr richtia!) — In der oberſchleſiſchen Frage iſt nach meiner
Meinung das letzte Wort für aLe Ewigkeit noch nicht geſprochen. Der
Feindbund hat mit Bewußtſein und gutem Grund das Proviſorium
geſchaffen und uns vorerſr die politiſche Oberhoheit gelaſſen. Man
er=
kennt ſchon den Unterſchied zwiſchen polniſcher Wirtſchaft und deutſcher
rdnung. Ich bin nicht optimiſtiſch genug, um zu hoffen, daß die
Ver=
hältniſſe im Weſten ſich ändern, aber daß die Staatengebilde im Oſten
für alle Ewigkeit ſo bleiben, bezweifle ich doch. Für uns handelt es
ſich auch in der Oberſchleſien=Frage um das gleiche wie beim Ultimatum.
konnten dem nicht zuſtimmen, denn wenn wir, als die Partei
r Wirzſchaft, der Induſtrie, hier zugeſtimmt hätten, wäre der
Ein=
druck verwirkt worden, als ſei die Abtrennung Oberſchleſiens gar nicht
ſo bedeutend, wie ſie in Wirklichkeit iſt. Eine Politik, die auf Wunder
hofft, können wir nicht mitmachen! Zur Zeit weilt einer der beſten
Deutſchen in London. Es iſt ein Zeichen der Unreife der deutſchen
Preſſe, daß ſie zu dem Beſuch Stinnes große Kommentare brachte. Es
war durchaus nicht notwendig, die Welt darauf aufmerkſam zu machen,
daß Stinnes ſich mit Lloyd George unterhält. Die engliſchen Blätter
behandeln den Beſuch mit größter Achtung, die franzöſiſchen mit Haß
und Erregung. In Deutſchland kann man es nicht begreifen, daß ein
Mann, der nicht Pazifiſt iſt, ins Ausland gehen kann. Wie ſchlecht kennt
man hier die Pſychologie des Auslandes. Im Reichstag hat man ſich
darüber aufgeregt, daß Stinnes ſeine Dampfer für den Ueberſeeverkehr
„Hindenburg” und „Ludendorff” uſw. nannte. Es hat Deutſche gegeben
die nach Südamerika telegraphierten, die Hafenarbeiter ſollten die Schiffe
nicht entladen. (Pfuirufe.) Was aber tat das Ausland?. Nicht nur die
deutſche Kolonie begrüßte den Dampfer „Hindenburg”, der
Präſi=
dent des Landes fuhr dem Schiffe entgegen und betonte in ſeiner
An=
ſprache, daß er, wenn der Dampfer „Tirpitz” käme, er ihm weit
ent=
gegenfahren und an Bord in den Hafen einfahren würde. So denkt das
Ausland über ein Volk, das ſeine geroßen Männer ehrt. (Lebhaftes
Händeklatſchen.) Glaubt man vielleicht, daß ein Herr Dr. Strecker den
gleichen Eindruck machen wird? (Lachen.) Nun kämpft man auch
per=
ſönlich gegen Stinnes, ohne zu bedenken, daß er ein Mann iſt, der auf
Vermehrung ſeines Reichtums gar nichts gibt, der aber mehr an
pro=
duktiver Arbeit geleiſtet hat wie mancher, der reicher geworden als er,
ohne überhaupt je produktive Arbeit geleiſtet zu haben. (Sehr wahr!)
Wenn ihm der Erwerb von Montanwerken in Oeſterreich vorgeworfen
wird, muß man dem nicht entgegenhalten, daß es immer noch beſſer iſt,
Stinnes erwirbt ſie, als euwa Italien oder Südflawien? (Sehr richtig!)
Man unterſtellt ihm auch Beſtrebungen zur Privatiſierung der
Eiſen=
bahnen. Ich haben bereits erklärt; daß ich es nicht für falſch halten
könnte, wenn dieſe Betriebe einmal aus dem Reichsbudget herauskämen
und rationell und ſachverſtändig bewirtſchaftet werden. Allerdings muß
der Staat in bezug auf Linienführung uſw. Einfluß behalten. Auch
Lloyd George hat ſchon ausgeſprochen, daß England ſich einen Zuſchuß
von 16 Milliarden zu ſeinen Verkehrseinrichtungen nicht leiſten könne,
und daß Deutſchland viel Geld haben müſſe. Es ſei erfreulich, daß auch
die Gewerkſchaften ſchon bereit ſind, an der Beſeitigung der Defizite
mit=
zuarbeiten.
Einiges zu den Steuerfragen: Es iſt richtig, daß Grundbeſitz,
Ma=
ſchinen uſw., nicht die Entwertung mitgemeacht haben wie die Mark.
Alſo iſt eine Beteiligung des Reiches nicht ohne Berechtigung. Es iſt
aber volkswirtſchaftliche Torheit, zu ſagen, der Wert des Hausbeſitzes iſ
um das Fünfzehnfache geſtiegen. Wäre das ſo, müßten auch die Mieten
15fach ſteigen. Was daraus erſtehen müßte, kann ſich jeder Vernünftige
denten. Gehen wir in der Erfüllung weiter, geben wir, was
vorgeſchla=
gen, Obligationen aus, nachdem das Reich die Sachwerte voll erfaßt hat,
ſo iſt die Folge, daß wir unſere geſamte Wirtſchaft an die Entente
aus=
liefern. Das in einer Zeit, in der die Entente ſelbſt einſieht, daß ihre
Forderungen unſittlich ſind. Es iſt jetzt der Zeitpunkt gekommen, dieſe
Fragen international zu regeln. Wir werden zu einer ganz anderen
Steuerpolitik kommen müſſen, die zu einer Herabſetzung der Steuerſätze
führen muß, da die großen Cinkommen, die man treffen wollte, heute
lange nicht mehr ſo hoch ſind, da die Vermögen nicht zugenommen,
ſondern durch die Teuerung und Valuta uſw. geringer geworden ſind.
Man muß die Valuta auch bei der Steuer berückſichtigen, ſonſt entſteht
ein vollkommen falſches Bild unſerer wirtſchaftlichen Verhältniſſe. W
über die Grenze des Menſchlichmöglichen hinaus beſteuert, vermindert
die Steuererträgniſſe. Wir ſind dafür eingetreten, daß die Kursgewinne
an der Börſe ſofort verſteuert werden. Leider iſt das nicht Geſetz
ge=
worden. Das Reich hätte viele hundert Millionen dadurch gewinnen
können. Unbedingt erforderlich iſt die Habſetzung der Reparationen
auf ein erträgliches Maß, (was viel beſſer iſt, als ein Moratorium).
Zahlung durch Sachleiſtungen, aber nicht nach dem Wiesbadener
Ab=
kommen, dann aber eine Stabiliſierung der Mark. Der letzte Gedanke
einer internationglen Anleihe muß wieder aufgenommen werden. Nur
dann können wir zu einer Geſundung der Finanzpolitik kommen.
Zum Schluß ſprach Redner über Parteiverhältwiſſe und Parteipolitik.
Je mehr man ſich mit den großen Fragen beſchäftigt, je kleinlicher
er=
ſcheinen die Parteikämpfe im Innern. Wir müſſen ein Politik der
Zu=
ſammenfaſſung der Kräfte treiben. Das deutſche Volk war
am größten in den Auguſttagen 1914. Damals gab es keine
Par=
teien, damals ſchrieben wir das „Ich” ganz klein, den „Staat” ganz
groß. Konnten wir das wieder erveichen, dann hätten wir wieder den
zweiten Kraftfaktor, von dem ich eingangs ſprach. Wenn wir je wiede
zu großer Tat berufen werden, nicht mit den Waffen, denn ſolche beſ
wir nicht mehr, dann können wir nur
n. wenn wir
ederaufbau lei
die Zuſammenfaſſung aller Auſbaukräfte erreichen. Der nationale
Ge=
danke iſt ſo ſtark goworden, daß er weit über die Grenzen unſerer Partei
hinaus Wurzel gefaßt hat, guch im limksſtehenden Kreiſen. Ob unter
gewiſſen Bedimgungen die Möglichkeit einer großen Koglition
gegeben iſt, muß
von Fall zu Fall entſchieden werden. Das kann nich
unbedingt feſtgel
ſt werden. Wir gehen einem ſehr ſchlimmen Winter
entgegen. Wir müſſen dahin kommen, doß auch bei uns eine
Sozial=
demokratie erſteht, die ſo national denkt und fühlt, wie die
Sozialdemo=
atie des Auslandes (Briand, Millerand, ſind ſozialiſtiſche Führer!)
en wir an die Zeit, die ein großer Lehrmeiſter für uns ſein könnte,
die von Tilſit bis zum Wiener Kongreß führte. Realpolitik müſſen
hir treiben, die Deutſchnationale Partei aber tritt zur Zeit
Treibhaus=
politik, die dazu führt, daß man den zweiten Schritt tut, ehe noch der
erſte getan. Der Ei
ene Kanzler war Kompromißpolitiker, weil er
das Große und Erreickbare im Auge behielt. (Sehr wahr!) Der
Aus=
blick in die Zukunft iſt nicht gerade erfreulich, aber trotzdem, wenn die
Weltgeſchichte das Weltgericht iſt, iſt ſie dem deutſchen Volke ſchuldig
daß es Genugtuung erhält für das, was es leiden muß. Freilich,
größten Krieg der Welt zu verlieren und dann beſſer leben und wenige
er
arbe
en zu wollen, das iſt eine Rechnung, die ſchwer aufgehen kann.
(Sehr richtig!) Die Erziehung zur Ehtfurcht iſt mehr wert als die
Zü=
die Arbeitsloſigkeit zunimmt. Es wäre aber nun grundfalſch, zu denken, gelloſigkeit unter der Bezeichmung der /„Freiheit‟. Groß wird nur, wer
es zunächſt lernt, den eigenen Willen zu bändigen. (Beifall.) Wenn
wir der Memſchheit eiwas geben wollen, können, wir es nur, wenn wir
vorerſt als Deuttſche das höchſte Deutſchtum ſelbſt entwickeln. (Bravo!)
Keine Selbſtüberhebung, aber die Achtung vor uns ſelbſt wird uns die
Achtung der Welt wiedeverringen. Wir können nur einen Leitſtern
haben, das iſt die nationale Wiedergeburt unſeres
deut=
ſchen Vaterlandes. (Langanhaltender Beifall und Händeklatſchen.
In einem kurzen Schlußwort ſprach Herr Abg. Dingeldey dem
Führer herzlichſten Dank der Zuhörer aus.
Oeffentliche Wählerverſammlung der
Deutſchnatio=
nalen (Heſſiſchen) Volkspartei.
m. Im „Saalbau” ſprach geſtern abend vor einer gut beſuchten
Wahlverſammlung der Deutſchnationalen (Heſſiſchen) Volkspartei Dr.
Martin Spahn=Köln über den Weg zur großen Rechten.
Infolge verſpäteten Eintreffens des Redners konnte die Verſammlung
erſt um 9½ Uhr ihren Anfang nehunen. Pfarrer Heß eröffnete die
Ver=
ſammlung mit einem Dank für das Ausharren und wies auf die großen
Leitziele der Partei hin, die Gegenſätze zu überbrücken, was auch darin
ſeinen Ausdruck finde, daß Angehörige beider chriſtlicher Konfeſſionen in
der Partei vereinigt ſind. Die Deutſchnationale Volkspartei iſt ſo die
wahre Volkspartei.
Herr Profeſſor Dr. Martin Spahn entſchuldigte ſich zunächſt für
ſein verſpätetes Eintreffen und führte hierauf zum Thema etwa
folgen=
des aus: Das Wahlſyſtem, das nach dem Willen der jetzigen Machthaber
herrſcht, iſt ganz darauf zugeſchwitten, den Willen der Parteiführer für
die Auswahl der Kandidaten ausſchlaggebend zu machen. Es iſt nur
eine Wahl von Partei gegen Partei. Die Nachwahlen, die früher das
Barometer der Volksſtimmung nach den großen Wahlen darſtellte, ſind
hinweggefallen. Abes man hat doch nicht alle Wahlen auf einen Tag zu
veulegen gewagt. Deshalb ſieht man im ganzen Reich mit erhöhter
Span=
nung auf die Gemeindewahlen, wie letzthin in Berlin, dann in Baden
und jetzt auch auf die Wahlen in Heſſen. Alle Wahlen, die ſeit dem
gro=
ßen Linkstaurmel erfolgt ſind, haben gezeigt, daß das Volk ſich wieder
a=
ſich ſelbſt beſinnt. Die Wucht des Dranges nach Rechts iſt dadurch etwas
besinträchtigt worden, daß die Deutſche Volkspartei ſich an der Regierun
beteiligte, man ſah alſo, daß die beiden Rechtsparteien nicht an einem
Stnange zogen. Aber trotz alledem iſt die Bewegung nach rechts nicht
nen. Infolge der Wahlmüdigkeit konnte in Sachſen und
zu verke
Thüringen die Herrſchaft der Linken nicht beſeitigt werden, aber es he
ſich doch eine Gleichheit der bürgerlichen und der Linksparteien ergeben.
In Berlin iſt noch jede Wahl vadikal ausgefallen, um ſo mehr muß es
begrüßt werden, daß Berlin ſeit Mitte Oktober eine Stadtverordneter
verſammlung mit bürgerlicher Mehrheit hat. Wenn das in Berlin
mög=
lich war, ſo muß es auch im ganzen Reich möglich ſein, die Herrſchaf
der Linksparteien zu brechen. Man weiſt nun auf Süddeutſchland hin
wo die weſtlichen Ideen von Frankreich aus leichter Boden faßten
es bedurfte hier langjähriger wirtſchaftlicher und religiöfer Vora
aueobe
um eine rechtsgerichtete Wählerſchaft zu erziehen. Das gelang zunäch
der Zendrumspartei und es beſteht die größte Hoffnung, daß die Mr
politik hier im Südweſten einen größeren Boden gewinnt, daß es gelingt
alle vechtsgerichteten Wähler zu ſammeln. Wenn das zum größten Tei
ſchon gelungen iſt, ſo liegt das daran, daß die alten Bindumgen
Hemmungen der Konſevvativen zerbrochen ſind, und daß wir unter de
gewaltigen Druck des Kvieges und der Revolution nun endlich dan
ſind, eine große deutſche Rechte zu ſchaffen. Der größte Teil des Vol
iſt rechtsgerichtet. In allen Ländern, wo das Bewußtſein einer
konſe=
vativen Geſtaltung des Lebens aufrecht erhalten blieb, ſind die Völker
uns treu geblieben, das ſind unſere wahven Bundesgenoſſen.
Man ſpricht viel von dem Redikalismus und dem Bolſchewis
8d
*
Rechten, worin beſteht nun aber dieſer Radikalismus? In der
nationalen Volkspartei ſind, wie ſchon der Vorſitzende erwähnte
liſche und katholiſche Volksgenoſſen veveinigt, in dieſer einträchtigen 9
ſammenarbeit dieſer Elemente liegt ein Moment gegen jeden Radi
mus. Aber wie die Deutſchnationale Volkspartei von den verſchiedener
virtſchaftlichen Verbänden getvagen wird, ebenſo iſt der Unverbe
mokratiſchen Partei be
Zentrums, der Deutſchen Volkspavtei und der
jen werden, n
2
ſchaffen. Was würde wohl aus den Mittelpar
Unterbgu der chriſtlichen Gewerkſchaften uſw. nicht mehr den
bilden gegenüber der Flut der roten Gewerkſchaften? Es iſt nit
ein Vollsbetrug, wenn immer wieder behauptet wird, die Deutſchnationg=
2
len treiben vodikale Politik. Nur durch die entſagungsvolle
der Deutſchnationalen in den chriſtlichen Gewerkſchaften iſt die E
auch der Mittelparteien gewahrt, ſonſt wären ſie ſchon lange m 1
roten Flut untergegangen. Die Mittelparteien
haben eine Polit
gemacht, die man früher nicht für möglich gehalt
R e
n. was dieſe
die den Linksparteien eplaubte, alles zu verwirhl.
50 Jahren erfolglos erſtrebden. Als Erfolg wird von den Mittelpe
in Anſpruch genommen, daß gelviſſe Hemmungen für die Kirche in For
Schulle h
fall gekommen ſind, daß wir noch nicht die religionsloſ
was bedeutet das aber gegenüber dem allgemeinen geiſtigen und ſit,
ter und imm
Leben der Nation, das ſeit der Revolution immer ſchlin
ärger geworden ſt. Warum hat man es denn aber 1919 nicht d.
ankommen laſſen, dem Volk die chriftliche Schule zu nehmen?
seil 1
teln
ch fürchtete, die kirchlich und vechtsgeſinnte Kreife aufzurü
gewaltſam zuſaumen zu treiben und weil ſich die Mittelparteien de
ergaben, eine parlamentariſche Politik zu treiben, die die Kultur u
das ganze Leben der Natzion nach und nach auf die linke Seite zu führer
geeignet iſt. Es iſt kein Erfolg der Mittelparteien, daß die Sozie
rung nicht gekommen iſt. Heute herrſcht der Kapitalismus ſchlimmer
*
als früher, weil er nicht mehr durch chriſtliche Geſinnung gebändigt a
den kann. (Beifall.) Der Gedanke der Kleinaktien, die dem Arbei
einen Einfluß auf die Wirtſchaft eingeräumt hätte, iſt auf Betreiben d
Leute ſoforr hintertrieben worden, weil man keine Verſöhnung und Z
friedenheit wollte.
Es iſt gar nicht daran zu denken, daß bei uns in Deutſchland läng
als ein paar Wochen extreme Politik getrieben werden könnte und aud
die Deutſchmationale Volkspartei könnte keine radikale Politik trei
uch ſie kann nur den gegebenen ſchmalen Weg gehen, von dem ſchon
Bismarck ſprach. Sie kann und würde nur eine Politik des Maßes
Verſöhnung treiben, dafür bürgt ſchon ihr konſervativer Charakte
Das Zentrum hat von Anfang an eine demokratiſche Richtung des
We=
ſtens in ſich vereinigt und trotzdem in ihr durch die kirchliche Geſinnung
ſtarke konfeſſionelle Glewente angehörten, iſt dieſe weſtliche demokratiſche
Richtung mehr und mehr zur Geltung gekommen. Wir müſſen in ru
loſer Agitation im Volke die Ueberzeugumg vertieſen, daß in den letzten
n eigentlich nichts geſchaffen worden iſt, was von Beſtand i
ahr
telparteien ſind einfach nicht in der Lage, eine erfolgreiche
*
aufbauarbeit für das Vaterland zu leiſten, das zeigten die S.
über die Bildung der Reichsvegierung, die ſich wochenlang hinzoge
jie Nettung bann nur von der Nochtem kommen.
Auf die Außenpolitik kurz hinweiſend, bemerkte der Redner, daß di
Abſicht der Franzoſen, ſich dauernd am Rhein niederzulaſſen, und
de
eutſche Artiſchocken Blatt für Blatt zu verzehren, ſich nur ſolange
ver=
wirklichen werden, als die deutſche ſitliche Wechrhaftigkeit nicht wiede
auferſteht. Dieſen Geiſt wieder aufzurichten und zu erneuern, iſt di
Aufgabe und die Bahu für die Arbeit der Rechten, bis Deutſchland
wieder geachtet und aufrecht ſteht unter den Völkern.
Der Vorſitzende dankte dem Redner für ſeine Ausführungen. Da
ſich niemand zur Diskuſſion melder, ſchließt er gegen 10½ Uhr die
Ver=
ſammlung.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Die 2. Matinee im Landestheater. Die erſte
lite=
rariſche Marinee in dieſer Spielzeit iſt Oskar Wilde gewidmet.
Die Aufführung der „Florentiniſchen Tragödie” wird als beſonderes
liverariſches Ereigwis begrüßt werden. Oskar Wilde, der in ſeinem
prü=
den Vaterlande mewſchlich und bünſtleriſch Verfehmte, hat eine
Auffüh=
rung oder auch wur eine Veröffentlichung dieſer vielleicht reifſten ſeiner
Dichtungen, die etwa in der „Salome”=Zeit entſtand, nie erlebt; ja nocl.
mehr: zu einer Zeit, als das Werk längſt (in der ausgezeichneten
Vers=
übevſetzung von Max Meherfeld) in Deutſchland gedruckt war und am
Deutſchen Theater im Berlin zum erſten Male aufgeführt wurde (mit
Rudolf Schildkraut, Tilla Durieux und Alexander Moiſſi), im Jahre
1906, hatte noch kein engliſcher Verleger den Mut gefunden, die
Dich=
tung herauszugeben. Man überließ in rührender Beſche
enheit und
nationaler Selbſtverleugnung (man kann es auch anders nenwen) hier
dem Ausland, Deutſchland, dem Land, das von jeher allen geiſtigen
Gu=
tern Obdach und Aſyl gewährt hat den Vorrang. — Später wurde dann
das Werk auch in ſeiner Mutterſprache gedruckt und aufgeführt, aber
Heimatrecht hat es ſich eigentlich überall i der Welt mehr als in
Eng=
land evworben. Im Jahre 1909 führte eine reiſende engliſche
Schau=
ſpielertruppe unter Leitung von Meta Illing die Tragödie im Urtext in
Deutſchland auf, und damals, am 22. Mai 1909 iſt ſie auch in Darmſt
zur Aufführung gelongt. — Vor der Aufführung ſpricht Intendant Dr.
Carl Hagemann über Oskar Wülde. Hagemann, der früher de
Deutſche Schauſpielhaus in Hamburg, und das Mannheimer
National=
theater und gegenwärtig das Staatstheater in Wiesbaden leſtet, gilt als
einer der beſten deutſchen Wülde=Kenner.
— Volkstheater. Am Samstag geht nochmals „
Dornrös=
cher
für unſere Jugend in Szene. Die Abendvorſtellung bringt das
hochintereſſante Volksſtück mit Geſang „Mutterſegen und
Va=
terfluch” worauf wir alle Kunſtfreunde ganz beſonders aufmerkſam
machen wollen. Eines genußreichen Abends dürfen ſie gewiß ſein. Frl.
Dir. Werner wird die weibliche Hauptrolle darſtellen. Sonntag iſt
Nummer 314,
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 23. Novemöer 1921.
Seite 5.
für die Kleinen das Märchen „König
„Mutterſegen” wiederholt.
Ridd
X Griesheim, 22. Nov. Verpaßte Gelegenheiten. Schon
vor Ausbruch des Weltkrieges war die Heag bereit, die Straßenbahn
Darmſtadt—Griesheim zweigleiſig auszubauen und den Dampfbetrieb
durch elektriſchen Betrieb zu erſetzen. Von der Heag wurde dabei nichts
als die Uebernahme einer Zinsgarantie auf eine Reihe von Jahren
ver=
langt. Die Gemeindevertvevung hat leider damals die Garantie
abge=
lehnt, weil dieſelbe ſich auch auf die geplanten elektriſchen Bahnen in d
Bergſtraße erſtrecken ſollte, deren Rentabilität bezweifelt wurde. Bei
dem großzen Verkehr in der Bergſtraße war dies nicht berechtigt, zumal
die Garantie auuch von den dortigen Orten hätte mitgetragen wer
müſſen. Eberſtadt, welches die Zinsgarantie übernommen, hat längſt
die Elektriſche Bahn und auch elektriſches Licht. Angeſichts der drohen=
Stille
Meifice Sahn nd auch iestrickes Ach. Deur Auſfeulee aungf de
hätte durch die elektwiſche Bahn wirtſchaftlich viel gewonnen und
elektri=
ſche Kwaft wäre während des Krieges bei dem Mangel an Arbeitskräften
als eine große Wohltat empfunden worden. Ewas Unternehmungsgeiſt
ſchadet einer Gemeinde nichts und fördert den Fortſchritt. Die
Ge=
meindevertretung hat duuch die Ablehnung den Anſchluß bei einer für
die Gemeinde hockwichtigen Sache mun einmal leider verpaßt und die
Einwohnerſchaft hat den Schaden zu tragen. Der Anſchluß wurde auch
verpoßt, als die Stadt Dawmſtadt in hieſiger Gemarkung ihr Waſſerwerk
errichtete und die beſte Gelegenheit war, eine Waſſerleitung zu erhalten,
die wir leider noch nicht beſitzen. Etwas mehr Unternehmungsgeiſt hätte
der Gemeinde ſchon manchen Fortfchvitt bringen könmen.
„d. Groß=Gerau, 22. Nov. Die Bäcker=Zwangsinnung
für Groß=Gerau und das mittlere Ried hat die Brotpreiſe von Montag
ab wie folgt erhöht: markenfreies 1800 Gramm ſchweres Brot koſtet
14 Mk., Brötchen 75 Pf., Weißbrot 7 Mk. Der Preis für 1 Pfund
Weizenmehl wurde auf 7,50 Mk. feſtgeſetzt. Für den Laib Brot wird
künftig 1,50 Mk. Backlohn und für einen Kuchen ein Backlohn von 2 Mk.
erhoben.
sw Bauſchheim i. Ried, 22. Nov. Blutiger Zuſammenſtoß.
Im Staatsforſt Dreieich wollte der Landwirt Gütlich einen
zuſam=
mengetragenen Holzſtoß auf ſeinen Wagen laden, als der Eigentümer
dazu kam. Es entſtand darob ein heftiger Streit, in deſſen Verlauf G.
den Beſitzer durch einen Revolverſchuß lebensgefährlich verletzte.
Der Revolverheld wurde verhaftet.
dz. Worms, 21. Nov. Zu einer Meſſerſtecherei, in die
eine Streitſache in Herrnsheim ausartete, kam es heute früh unter ſich
dort aufhaltenden Zigeunern. Bei der wüſten Rauferei wurde
einer der braunen Geſellen durch Meſſerſtiche ſo ſchwer verletzt, daß ſeine
Ueberführung ins Städtiſche Krankenhaus in Worms notwendig war.
An dem Aufkommen des Schwerverletzten wird gezweifelt. Die Polizei
iſt am Tatort eingetroffen und hat bereits Verhaftungen vorgenommen.
sw. Nierſtein, 20. Nov. Eine Schiebung, die aber noch
recht=
zeitig entdeckt wurde, verſuchte ein Händler aus Bodenheim. Er wollte
auf Grund eines Wiegeſcheins ein Schwein von 340 Pfund hier abſetzen,
das aber beim Nachwiegen nur ein Gewicht von 270 Pfund hatte. Die
S.
hache war ganz einfach; er führte das ſchwere Schwein wieder in den
ſtall und das leichtere nahm er mit auf den Weg. Alſo — Vorſicht!
Nachwiegen!
sw. Alzey, 22. Nov. Ein gutes Ergebnis zeigte die in den
letzten Wochen veranſtaltete Treibjagd. Es wurden 1600 Haſen
geſchoſſen, die durchſchnittlich mit 50 Mk. nach auswärts abgeſetzt wurden.
wd. Ober=Ingelheim, 22. Nob. Zwei Chepaare, die vor 50
Jahren in einer Stunde an den Traualtar traten, feiern am Mittwoch
gemeinſam auch ihre Goldene Hochzeit. Es ſind dies die Eheleute
Jakob Schubert, Küfermeiſter und Frau Anna geb. Kloos, ferner die
Eheleute Karl Weitzel I., Landwirt, und Frau Juliane Eliſabetha, geb.
Weitzel.
wo. Gau=Algesheim, 22. Nob. Interefkanter Fund. Bei
Ausbeſſerungsarbeiten im Straßenpflaſter ſtieß man in einer hieſigen
Straße auf einen mit ſtarken Sandſteinplatten abgedeckten Schacht. In
vier Meter Tiefe fand man einen ausgemauerten Naum, etwa 1,5 Meter
im Quadrat groß. Ob der Schacht von einer Waſſerleitung herrührt
oder einen Teil eines unterirdiſchen Ganges bildet, der vor Hunderten
von Jahren von einem alten Kloſter in der Abtei ausgegangen ſein
ſoll oder von der Umwallung des Schloſſes ſtammt, wird der
Altertums=
ſchutz wohl aufklären.
Ruppertenrod, 20. Nob. Ein Denkmal für die Gefallenen
des Weltkrieges wurde heute unter Beteiligung der ganzen Gemeinde
eingeweiht. Auch der Poſaunenchor aus Seibertenrod wirkte zur
Ver=
ſch
erung der Feier mit. Der Kriegerverein nahm mit Fahne daran
teil und legte einen Kranz am Denkmal nieder. Dieſes iſt nach dem
Entwurfe des Denkmalpflegers Profeſſor Walbe=Darmſtadt errichtet und
hat ſeinen Platz auf dem Friedhofe an der Terraſſe, die den oberen und
unteren Friedhof durchzieht.
Gedern, 21. Nov. Spurlos verſchwunden. Seit Mittwoch
abend iſt der 70 Jahre alte alleinſtehende Taglöhner Boley ſpurlos
verſchwunden. Man vermutet allgemein, daß er ſich aus Nahrungsſorgen
ein Leid angetan hat.
Zittau, 21. Nov. Einbruchsdiebſtahl. In der vergangenen
Nacht iſt in die zur Zeit hier von der Münchener Künſtlervereinigung
„Ring” veranſtaltete Kunſtausſtellung eingebrochen worden. Es
wurden 18 Gemälde im Werte von zuſammen 30 000 Mk.
geſtoh=
len. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Die Plünderungen in Berlin.
Berlin, 21. Nov. (Wolff.) Nach einer Meldung des Lokal=
Anzeigers plünderten in den geſtrigen Abendſtunden junge Burſchen ein
Schuhwarengeſchäft gegenüber dem Neuköllner Rathaus. Sie
zerſchlugen die beiden großen Schaufenſterſcheiben und raubten die
aus=
geſtellten Schuhe.
Wie die Blätter mittzeillen, ereigneten ſich die geſtrigen Plünderungen
im Anſchluß an eine Erwerbsloſenverſammlung. Wie die
polizeilichen Feſtſtelluungen ergaben, ſind die Plünderungen von Leuten
ranlaßt worden, die ſeit langem im Gegenſatz zur organiſierten
Arbei=
terſchaft ſtehen. Gs handelt ſich um die gleichen Perſonen, die vor
eimi=
gen Wochen die Arbeitsoſen zu gewaltſamem Vorgehen gegen die ſtädt.
Arbeitsnachweiſe aufgehetzt hoben. Der Hauptbeteiligte, der ehemalige
Steinmetz Fichtmann, iſt bereits vor einigen Tagen feſtgenommen worden
und wind dem Gericht wegen Landfriedensbruch vorgeführt werden. Die
Feſtſtellungen nach den weiteven Drahtziehern der Plünderungsaktion
ſind im Gange.
Wie das B. T. hört, iſt aus Anlaß der Plünderungen in Berlin vom
Polizeipräſidenten ein Verbot von Umzügen erlaſſen worden.
Berlin, 22. Nov. (Wolff.) Heute vormittag wurde ein Zug von
rund 3.00 Erwerbsloſen, die unverkennbar neue
Plünderun=
gen beabſichtigten, von der Polizei zerſtreut. Ebenſo erging es in
ſonen, die vergebens in das dortige Nathaus
Pankow 200 Pe
einzudringen verſuchten und danach im Pankower Arbeitsnachweis mit
Gewalt Geldunterſtützung holen wollten, um dafür Lebensmittel zu
kaufen.
c. Berlin, 22. Nob. Die Plünderungen, die geſtern
wie=
derum in Berlin verübt wurden, veranlaßten den preußiſchen Miniſter
des Inern und den Polizeipräſidentem die Alarmbereitſchaft
der Schutzpolizei zu everſtärben. Sämtliche Beamte ſind ſtets in
Zeveitſchaft, um auf telephoniſche Weiſung hin bei Plünderungen ſofort
einzugreifen. Neben dieſer Bereitſchaft iſt em verſtärkter
Stra=
ßenpatrouillendienſt eingerichtet, der von mit Karabinern
ausgerüſteten Beamten ausgeübt wird.
Widerſtand der Bayeriſchen Volkspartei gegen
die Reviſion der Gefängniſſe.
München, 22. Nov. (Telunion.) Die Korreſpondenz der
Bayeriſchen Volkspartei nimmt entſchieden Stellung
gegen die vom Reichsgericht beſchloſſene Einſetzung einer
Underſuchungskommiſſion zur Prüfung der Zuſtände in den
Ge=
fängniſſen. Man bezeichnet dieſen Beſchluß als Bekundung eines
verletzenden Mißtrauens gegen die
Strafrechts=
pflege der Länder und als den erſten großen Verſuch, im
die Juſtizhoheit der Länder einzugreifen. Es ſei der Zetpunkt
nahe, wo man ſagen werde: Bis hierher und nicht weiter! Auf
die Dauer könne man den politiſchen Willen nicht durch
miß=
bräuchliche Anwendung der Verfaſſung knebeln.
Der kommuniſtiſche Hungerſtreik.
Berlin, 22. Nob. Nach einer Mitteilung der Roten Fahne
tra=
ten in der Strafanſtalt Tegel bei Berlin über 100 politiſche
Gefangen=
i den Hungerſtreik. Auch die politiſchen Gefangenen der
Straf=
anſtalten Naugard verweigerten die Nahrungsaufnahme.
Berlin, 22. Nov. (Wolff.) Wie der amtliche preußiſche
Preſſe=
dienſt mitteilt, befinden ſich zur Zeit in Torgau nur noch 13 und in
Lichtenburg nur noch 11 Gefangene im Hungerſtreik. Eine
Verſchlimmerung des Befindens iſt nicht eingetreten. In Wittenberg
be=
gannen alle politiſchen Gefangenen wieder mit der
Nah=
rungsaufnahme.
Der Reichskanzler über die Reparationsfragen.
Berlin, 22. Nov. (Wolff.) Im Steuerausſchuß
des Reichstages berichtete heute der Reichskanzler
über die Reparationsfrage und führte aus:
Die Reparationskommiſſion kam ausſchließlich nach Berlin,
um die Sicherheiten für die Goldzahlungen vom Januar und
Februar feſtzuſtellen. Alle diejenigen, dazu zählen auch wir, die
meinten, daß das große Problem der Reparation, welches das
Weltwirtſchaftsproblem iſt, erörtert werden müßte, ſind
ent=
täuſcht. Auch über ein Moratorium zu verhandeln, lehnte die
Reparationskommiſſion ab, und zwar auch über die Frage eines
bediagten Moratoriums, wenn die Januar= und
Februarzah=
lungen geleiſtet wären. Ueber alle dieſe großen Fragen wurde
nicht verhandelt. Die Reparationskommiſſion verfolgte mit
außerordentlicher Aufmerkſamkeit die Kreditaktion der deutſchen
Induſtrie. Sie wünſchte wiederholt Definitives darüber zu
er=
ſahren. Die Erklärung, daß eine poſitive Aeußerung noch nicht
gegeben werden könnte, wirkte auf die Reparationskommiſſion
enttäuſchend. Der Reichskanzler wies auf die überaus große
Tragweite hin, welche die Reparationskommiſſion der Aktion
der deutſchen Induſtrie beilege. Er erwähnte die von der
In=
duſtrie geſtellten Bedingungen, wozu die Regierung in wenigen
Tagen Stellung zu nehmen gedenke. Es ſei unmöglich, die
Be=
dingungen mit der Bemerkung abzutun, ſie ſeien politiſche
Un=
möglichkeiten. Die Regierung werde poſitive Maßnahmen
mit=
teilen, am liebſten in einer Plenarſitzung des Reichstages. Die
Regierung habe auch die Kreditaktion nach zwei Seiten
geför=
dert; nämlich durch ihre Bereitwilligkeit, gewiſſe Bürgſchaften zu
übernehmen, und durch die Sondierung des Geldmarktes
bezüg=
lich eines langfriſtigen Kredites. Dieſe Schritte ſeien noch nicht
abgeſchloßfen. Die Kreditaktion werde durch die Betong und
Vertiefung der Bedingungen, die die Induſtrie ftellte, nicht
er=
leichtert. Die Regierung ſtelle das Poſitive, nämlich das
Repa=
rationsproblem, in den Vordergrund. Die Kreditfrage ſei
ver=
knüpft mit dem Ausgang der Waſhingtoner Konferenz. Es
handle ſich darum, daß die freien Gelder auf dem Weltmarkte
nicht in den großen Abgrund des Wettrüſtens hineinrutſchten.
Weiter erklärte der Reichskanzler, daß er aber der Kreditaktion
auf lange Sicht mit gewiſſer Zuverſicht entgegenſehe. Falls in
Waſhington eine Klärung möglich ſei, ſei die Regierung bereit,
auch einen Mittelwveg zu gehen zwiſchen langfriſtigen und
kurz=
friſtigen Krediten. In Frage komme, daß die Induſtrie vielleicht
unter gleichzeitiger Förderung der Kreditaktion auf lange Sicht
einen Vorſchuß erhalten könne, der zur Abdeckung der Januar=
und Februarverpflichtungen herangezogen werden könnte. Der
Reichskanzler rechtfertigte es, daß die Regierung in der
Ver=
gangenheit einen kurzfriſtigen Kredit von 270 Millionen
aufge=
nommen habe. Gerade dieſe Aktion habe die Erkenntnis der
weltwirtſchaftlichen Folgen vertieft. Für die Zukunft ſei dieſer
Weg der kurzfriſtigen Kredite nach der eingetretenen großen
Ka=
taſtrophe für die deutſche Mark jetzt nicht mehr möglich. Wenn
wir Kredit zur Zahlung der Januar= und Februarrate, falls ſie
in Gold gezahlt werden müßte, mit einer Rückzahlungsfriſt von
nur zwei bis drei Monaten aufnehmen müßten, wäre das für
unſere Währung abſolut ruinös. Die Erkennmis, daß ein
ſol=
cher Kredit nichts bedeute, ſondern im Gegenteil nur Ruin
ſchaffe, ſei auch bei der Reparationskommiſſion vorherrſchend.
Der Reichskanzler erklärte, er ſehe den Entſcheidungen und
Be=
ſprechungen mit großer Spannung entgegen und er wolle die
Kreditaktion mit der Induſtrie gemeinſchaftlich führen. Er ſei
nicht in der Lage, das Problem der Kreditaktion mit den übrigen
der Induſtrie geſtellten Fragen in Verbindung zu bringen. Die
Reichsregierung werde ihren Weg gehen, auch wenn die
Indu=
ſtrie nicht folgen ſollte. Die Regierung nehme aber an, daß die
Induſtrie neben ihr marſchieven werde auf dem Wege zu einem
Kredit, wenn auch nicht auf lange Sicht, ſo doch zu ſolchen
Be=
dingungen, die nach menſchlicher Vorausſicht eine ökonomiſche
Grundlage haben. Die Regierung werde damit die Politik
fort=
ſetzen, die ſie bisher betrieb.
*
Berlin, 22. Nov. (Wolff.) Im Steuerausſchuß
kam Dr. Hertz auf die Londoner Reiſe von Stinnes
zu ſprechen, die er ein ſehr gefährliches Beginnen nannte, denn
Stinnes ſei der Vater der die Kreditaktion erſchwerenden
Be=
dingungen und er habe die Kreditaktion dadurch vereitelt. Dr.
Spahn glaubt nicht, daß unſere Schwierigkeiten ſo groß wären,
daß wir jetzt ſchon unſere Leiſtungsunfähigkeit erklären müßten.
Der Reichskanzler warnte davor, die Kataſtrophe von heute auf
morgen anzukündigen. In allen Privatgeſprächen mit
Mitglie=
dern der Reparationskommiſſion ſei die Anſicht von der
Proſpe=
rität der deutſchen Wirtſchaft und der deutſchen Induſtrie zutage
getreten. Ein Mitglied der Reparationskommiſſion erklärte es
müſſe für die deutſche Induſtrie ein Leichtes ſein, durch ihre
Gut=
haben im Auslande den fraglichen Betrag von 500 bis 600
Mil=
lionen Goldmark ſofort zu entrichten. Der Kanzler wies
dem=
gegenüber auf die Schwierigkeiten hin, dieſe Guthaben
feſtzu=
ſtellen. Er habe angeregt, daß die Induſtrie durch eine
frei=
willige Tat ihren Kredit zur Verfügung ſtellt. Nur ein ſolches
deutlich ſichtbares Opfer könne nach ſeiner Auffaſſung auch zur
Beruhigung der innerpolitiſchen Lage beitragen. Die Reiſe
Stinnes nach London ſei die Reiſe einer Privatperſon, auf die
die Reichsregierung natürlich keinen Einfluß habe.
Die Deutſchen Werke.
wd. Berlin, 22. Nov. Unabhängig von dem geſtrigen
Beſuch des Generals Nollet beſichtigten am 21. November in
Begleitung von Herren des Auswärtigen Amtes Vertreter
der Auslandspreſſe, und zwar Amerikaner, Holländer,
Schweden, Ruſſen, Italiener, Engländer, Rumänen, Dänen,
Chi=
neſen und Japaner die Fabriken der Deutſchen Werke in
Span=
dau und Haſelhorſt. Unter Führung leitender Herren der Werke
wurden den Preſſevertretern Einblick ſowohl in die verſchiedenen
Fabrikationszweige der Werke als auch in die von der Entente
angeordneten Zerſtörungsmaßnahmen gegeben. Die Herren
konnten ſich an Ort und Stelle überzeugen, daß die Werke mit
der Herſtellung von Kriegswaffen nicht mehr das Geringſte zu
tun haben, daß die angeordneten Zerſtörungsmaßnahmen jeder
ſachlichen Begründung entbehren und daß die Zurücknahme der
betreffenden Ententeanordnungen unbedingt erforderlich ſei,
wenn nicht ſchwere wirtſchaftliche Schädigungen, insbeſondere
Entlaſſung von Hunderten von Angeſtellten und Arbeitern die
Folge ſein ſoll. Nach Abſchluß der Beſichtigung dankte im
Na=
men der Beſucher der Vertreter eines maßgebenden holländiſchen
Blattes für die eingehende und lehrreiche Orientierung. Er
glaubte zuſagen zu können, daß die Beſichtigung dazu beitragen
würde, das Ausland durch die anweſenden Preſſevertreter über
die friedlichen Abſichten der Deutſchen Werke A. G. und die
Not=
wendigkeit ihrer Erhaltung im allgemeinen wirtſchaftlichen In= (Für die Beröffentlichungen unter dieſer Uederſchrift übernimmt die Rebaktion
tereſſe zu unterrichten. Auch bei dieſer Beſichtigung kam in
kur=
zen Anſprachen der Direktoren und des Vorſitzenden des
Geſamt=
betriebsrates der Werke erneut zum Ausdruck, daß Direktion und
Belegſchaft einig ſind in der Ueberzeugung, daß eine
Durchfüh=
trug der fraglichen Ententemaßnahmen unter allen Umſtänden
abgelehnt werden muß.
Die deutſche Marine.
uns verbliebenen geringen Reſte unſerer Marine wird von
unterrichteter Seite mitgeteilt: Die Stärke der Marine beträgt im Staatsdienſt betätigen, eine Vergütung zuerkannt würde, welche der
6 Linienſchiffe, 6 kleine Kreuzer, 12 Zerſtörer und 12 Torpedo= freien Koſt und Wohnung von Geſchäftslehrlingen gleichkäme.
boote. Die Seebefehlshaber haben ihren Sitz in Wilhelmshaven
und Swinemünde. Sie unterſtehen den Stationskommandanten
behalten haben. Zur Oſtſeeſtation gehören die Linienſchiffe vom Rhönring, um mir einige Zentner Braunkohlen zu holen; immer
„Hannover” „Heſſen” „Schleswig=Holſtein” und die Kreuzer, in der Kälte ſtehen und warten, bis neue Zufuhren von der Grube kom=
„Meduſa”, „Thetis” und „Berlin”. Zur Nordſeeſtation gehören men oder auch, um unverrichteter Sache wieder nach Hauſe zu gehen.
die Linienſchiffe „Braunſchweig”, „Elſaß”, „Schleſien” und die Aber auch die ſtädtiſchen Bedienſteten an der Ausgabeſtelle ſind in dieſer
Kreuzer „Hamburg”, „Arcona” und „Amazone”.
Abtransport amerikaniſcher Truppen vom Rhein.
Paris, 22. Nov. (Telunion.) Amerikaniſche Blätter
mel=
den, daß in den letzten Tagen Befehle an das Oberkommando
der Rheintruppen ergangen ſeen, den Abtransport der
Truppen einzuleiten. Der erſte Transport werde in der
nächſten Woche von Antwerpen abgehen. Weitere Transporte
ſollen im Dezember erfolgen. Bis März ſoll die Hälfte der
gegemwärtig im Rheinland befindlichen amerikaniſchen Truppen
abtransportiert ſein.
Die Abrüſtungskonferenz.
Neu=York, 22. Nov. (Wolff.) Ein Funkſpruch der
Aſſociated Preß meldet aus Waſhington: Der italieniſche
Dele=
gierte Schanzer ſagte auf der Konferenz: Die weitere
Herab=
etzung der italieniſchen Armee auf 175 000 Maun
und 35 000 Mann farbiger Truppen iſt bereits geplant, obwohl
wir ſchon die Rüſtungen im größtmöglichſten Umfange
herabſetz=
ten. Wir halten es zur völligen Löſung des europäiſchen
Rüſtungsproblems für notwendig, die Rüſtungen der als
Fol=
gen des Kriege, geſchaffenen oder umgebildeten Länder ins Auge
zu faſſen. Das iſt ein ernſtes und dringendes Problem, das ſeine
Löſung in nicht zu ferner Zeit erfordert.
Einige japaniſche Delegierte ſind der Anſicht, daß die
Ver=
einbarung über die Integrität Chinas nur für die
Zu=
kunft gelten könne und nicht als Mittel dazu benutzt werden
dürſe, die vergangenen Ereigniſſe vor die Konferenz zu bringen,
die Japan nicht zu erörtemn wünſche,
„Weekly Diſpatch” ſchreibt, es ſei ſicher, daß Japan ſich
hartnäckig jeder Anwendung des Grundſatzes der
adminiſtra=
tiven Integrität Chinas widerſetzt, der in die Pachtverträge
ein=
zugreifen ſucht, die Japan mit China hat.
Engliſches Befremden über die Rede Briands.
London, 22. Nov. (Telunion.) In hieſigen
Regierungs=
kreiſen hat die heute veröffentlichte Rede Briands in
Waſhing=
ton vielfach großes Befremden erregt. Insbeſondere die
Angriffe gegen Deutſchlands Truppenmacht, worunter man
offen=
bar die Schupo verſteht, werden als überraſchend und den
Tat=
fachen nicht entſprechend beurteilt. Man erwartet, daß von
maß=
gebender deutſcher Seite alsbald geantwortet werden wird. Auch
in Kreiſen der hieſigen amerikaniſchen ,Botſchaft wird auf die
Notwendigkeit einer offiziellen deutſchen Erklärung hingewieſen.
Der Papſt zum Friedensvertrag.
Rom, 22. Nov. (Wolff.) Nach einer Stefani=Meldung hielt
der Papſt im heutigen Konſiſtoriumeine Anſprache, worin
er ſagte, daß die nach dem Kriege durch Neugründung oder durch
Vergrößerung bereits beſtehender entſtandenen Staaten keinen
Anſpruch darauf hätten, die durch beſondere Abmachungen
ge=
währten Vorrechte für ſich zu fordern. Infolgedeſſen hätten dieſe
jetzt für ſie keine Gültigkeit mehr. Wenn dieſe Staaten jedoch
neue Verträge abſchließen wollten, ſei der Heilige Stuhl bereit,
mit ihnen zu verhandeln. Weiter führte der Papſt aus, die
Völ=
ker wünſchten den inweren und äußeren Frieden. Er bedauere
feſtſtellen zu müſſen, daß der Friedensvertrag nicht
von dem Geiſte des Friedens erfüllt ſei und daß
faſt alle Nationen, beſonders die europäiſchen, ſich noch immer in
ſo ſchweren Kämpfen zerfleiſchten, daß man täglich mehr
emp=
finde, wie notwendig die Hilfe Gottes ſei. Schließlich kam der
Papſt auf die Einſchränkung der Rüſtungen zu
ſprechen. Er hege den innigen Wunſch, daß die Arbeiten der
Waſhingtoner Konferenz erfolgreich ſein möchten. Er
fordere aber alle auf, Gott zu bitten, ihnen Beiſtand zu leiſten,
damit die Völker von der faſt unerträglichen Laſt befreit würden
und daß beſonders die Gefahr neuer Kriege immer weiter
ent=
femt werde.
Letzte Nachrichten.
wd. München, 22. Nov. Ein großer Heimkehrerzug,
der 520 Deutſche und Odeſſa und Ungarn in die Heimat brachte,
iſt heute früh in München eingetroffen und nach dem Lager
Lechfeld weitergeleitet worden. Die Heimkehrer ſind in der
Mehrzahl Anſiedler aus dem Wolgagebiet, die ihre Scholle
an=
geſichts der entſetzlichen Zuſtände, die dort herrſchen, verließen.
wd. München, 22. Nov. In München fand eine
Verſamm=
lung der durch den Zuſammenbruch des Klante=
Kon=
zerns Geſchädigten ſtatt, in der beſchloſſen wurde, daß
ein Münchener Vertreter, in den ſtändigen Gläubigerausſchuß
nach Berlin entſandt werden ſoll. In München ſind über 600
Perſonen mit Forderungen in Höhe von faſt 2½ Millionen Mark
an dem Klante=Zuſammenbruch beteiligt.
Dresden, 22. Nov. (Wolff.) In der vergangenen Nacht
ſtellte ſich ein Mann freiwillig der Polizei, welcher behauptet,
mit dem Mörder Erzbergers, Tilleſſen, identiſch
zu ſein. Der Mann hatte keinerlei Papiere bei ſich. Seine
An=
gaben müſſen mit großer Vorſicht aufgenommen und geprüft
werden. Er lehnt die Beantwortung gewiſſer für ſeine
Identi=
fizierung außerordentlich wichtiger Fragen ab. Seine
Geſichts=
züge weiſen eine gewiſſe Aehnlichkeit mit der
Photo=
graphie Tilleſſens auf. Auch ſtimmt die Tatſache mit
der Perſonalbeſchreibung überein, daß ſich quer über den
Naſen=
rücken eine Narbe zieht.
Lüneburg, 22. Nov. (Wolff.) Geſtern abend brach in einem
einſam gelegenen Forſthauſe ein Brand aus. Es konnte
nichts gerettet werden. Drei Kinder des Förſteus, ein
Knabe und zwei Mädchen, ſind in den Flammen
umgekom=
men. Drei weitere Kinder konnten gerettet werden. Man
ver=
mutet Brandſtiftung durch Einbrecher.
Halle, 22. Nov. Wie der Vorwärts aus Halle meldet,
nah=
men die Hallenſer Betriebsvertrauensleute der S.P.D.
einſtim=
wig eine Entſchließung an, die jede Beteiligung an einem
Ge=
neralſtreik, ſogar die Beteiligung an einer Abſtimmung
darüber mit Entſchiedenheit ablehnt.
Bukareſt, 22. Nov. (Wolff.) Orient=Radio. Max
Gold=
ſtein, der Haupturheber des Anſchlags im Senak, iſt geſtern in
Giurgiu verhaftet worden, als er aus Bulgarien zurückkam.
Er erklärte, daß er ſeine kürzlich feſtgenommenen Helfershelfer
rächen wollte. Er verletzte den Wachtpoſten ſchwer, der ihn
ver=
haften wollte und verſteckte ſich in Calugareni, wo er ſich
gegen die Gendarmen zur Wehr ſetzte. Goldſtein legte ein
voll=
ſtändiges Geſtändnis ab und gab zu, daß er zu den
Terrororgani=
ſationen in Moskau in Beziehung ſtehe.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werd n.
leinerlet Vexantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des
Preſſe=
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
— Das neue Beſoldungsgeſetz enthält eine Beſtimmung,
deren Berechtigung nicht leicht einzuſehen iſt. Es werden
Kinder=
ſchläge beiilligt: bis zum 6. Lebensjahre 1800 Mark, bis zum 14.
Jahr 2400 Lisak und bis zum 21. Jahr 3000 Mark. Warum nun für
die im Berufsausb
ung ſich befindlichen Kinder, welche das 21.
Lebens=
jahr überſchritten haben und mehr koſten, als Kinder zwiſchen 6 und
14 Jahren, gar nichts mehr?. Wohl kann für Kinder, die vor dem 31.
März 1920 — 21 Jahre alt wagen, auf Antrag eine Beihilfe von
wd. Berlin, 22. Nov. Ueber die Organiſation der 600 Mark bewilligt werden, weshalb aber nicht für die nach dem 31.
März 19202 — Billig wäre es ferner, wenn den Neferendaren, die ſich
Der Braunkohlenverkauf im Hof des Städtiſchen Hallenſchwimm=
Nord= und Oſtſee, die ihren Sitz in Wilhelmshaven und Kiel bei= bades läßt viel zu wünſchen übrig. Seit einer Woche komme ich täglich
heißt es ſie ſind ausverkauft. Frauen und Kinder müſſen ſtundenlang
Zeit ohne Beſchäftigung. Die Förderung der Braunkohlen kann doch
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 23. November 1921.
Rummer 314.
nicht ſo gering ſein, ſonſt ſtünden doch nicht täglich die Bauern aus der
Umgegend in langen Kolonnen an der Grube, um ſich die billigen
Koh=
len heimzufahren. In erſter Linie wäre doch die Darmſtädter
Bevölke=
rumg zu berückſichtigen, von deren Steuern die Grube geſchaffen iſt
Einer, dem ſeine Zeit Geld iſt.
— Wann kommt ſie denn nun endlich, die von Regierung und Kammer
in aller Form ſchon lange als bereits vorhanden verſchrieene Total
Gleichſtellung — (die „Jungen” wurden neuerdings mal wieder
um 91—67 — 24 Prozent aufgebeſſert, die „abgehärteten Alten” dagegen
nur um 12 Prozent) — der Alt= und Neu=Penſionäre?? Welcher
ſehaltvollen” Grund führt man denn für dieſen uralten heſſiſchen Zopf
immer noch an? — etwa den, daß die Alt=Penſionäre in der langen
Wartezzeit ja das Hungern beſſer gelernt hätten, als die Jung=Pen
ſionäre? Oh, heiliger Bureaukratius, wann ſchlägt dein letztes
Stünd=
lein?
Literariſches.
— Pſychplogie der frühen Kindheit. Von Profeſſor
Dr. William Stern. 2. Auflage. 374 Seiten mit 6 Tafeln. Geheftet
34 Mk., gebunden 40 Mk. Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig. 1921.
Unter den Spezialwerken der Pſychologie muß an erſter Stelle William
Sterns prachtvolles Werk „Pſychologie der frühen Kindheit”, genannt
werden, das latge vergriffen, endlich in neuer Auflage ſoeben erſchienen
iſt. Mit liebevoller Hingabe und unermüdlicher Ausdauer haben Prof.
Stern und ſeine Frau ihre drei Kinder ſtudiert und beobachtet. Die
Frucht aller dieſer Studien iſt dieſes Werk, das in ſich die ſcharfe
Be=
obachtungsfähigkeit des großen Experimentarors, die geniale Intition
des alls die kleinen Züge und Details der zahlreichen Beobachtungen,
Studien und Experinente zu einem ſcharfen und plaſtiſchen Bild des
geiſtigen Lebens und der geiſtigen Endwicklung des Kindes zuſammen
faſſenden Forſchers und die treue Liebe des wiſſenſchaftlich forſchenden
und darum der naiven Elternfreude oft entfagenden Elternpaares in ſich
vereinigt.
Landwirtſchaftliches.
kpd. Frankfurt a. M., 21. Nov. Viehmarkt. Der heutige
Viehmarkt ſtand im Zeichen ſteigender Preiſe für alle Viehgattungen
mit Ausnahme der Schafe, die im Preiſe etwas heruntergingen.
ſtiegen die Preiſe für den Zentner Lebendgewicht bei Ochſen bis 100 Mk.
bei Bullen, Färſen, Kühen und Kälbern durchſchnittlich um 50 Mk. und
für Schweine um rund 100 Mk. Aufgetrieben waren 335 Ochſen, 45
Bullen, 1262 Färſen und Kühe, 350 Kälber, 840 Schafe, 1426 Schweine.
Es wurden bezahlt für den Zentner Lebendgewicht: Ochſen, vollfleiſchige
ausgemäſtete 900—1000 Mk., junge, nicht ausgemäſtete 800—900 Mk.,
mäßig und gering genährte 700—800 Mk.; Bullen, vollfleiſchige ältere
800—900 Mk., vollfleiſchige jüngere 700—800 Mk., mäßig genährte Tiere
600—700 Mk.; Kälber, feinſte Maſttälber 950—1050 Mk., mittlere Maſt
und beſte Saugkälber 850—950 Mk., geringere Tiere 700—800 Mk.;
Schafe: geringere Maſthammel und Schafe 500—600 Mk., mäßig
ge=
nährte Hammel und Schafe 300—425 Mk.; Schweine, vollfleiſchige unter
80 Kilo 1500—1700 Mk., über 80 Kilo 1700—1900 Mk. Der Rinder=,
Kälber= und Schafmarkt wurde bei lebhaftem Handel ausverkauft und
Schweine hinterließen bei langſamem Geſchäft Ueberſtand.
Spiel, Sport und Turnen.
h. Südweſtdeutſcher Turnerbund. Am Sonntag fand
in Frankfurt a. M. der erſte Bundes=Turntag des im Mai d
gegründeten Südweſtdeutſchen Turnerbundes ſtatt. Der neue
umfaßt den „Main=Rodgau”, den Gau „Jahn=Starkenburg”, den Gau
„Wetterau” und den „Turnerbund Lahn—Dünsberg” Ungefähr 200
Vereine mit über 10 000 Mitglkedern gehören dem in jeder Hinſicht
neu=
tralen Bunde an. Die vom geſchäftsführenden Ausſchuß vorgelegte
Satzung des Bundes wurde mit einigen Abänderungen angenommen.
Zum erſten Bundesvorſitzenden wurde Turner H. Heinrich Roth zu
Eberſtadt bei Darmſtadt einſtimmig geſählt. Zweiter
Bundesvorſitzen=
der wurde Turner Heinrich Dietz in Friedberg=Fauerbach und erſte
Turnwart Turner Daniel Gimbel in Dietzenbach bei Offenbach. Das
erſte Bundesfeſt ſoll im kommenden Jahre in Rüſſelsheim a. M.
abge=
halten werden. Der Bund wird auch eine eigene Zeitung herausgeben.
F.=K. Union=Wixhauſen—F.=K. Unzon=Niederrad
0:0 (Ecken 7:3). Folgerichtig erwartete man mit dem obigen Spiel
ein äußerſt faires und ſpannendes Treffen. Die Gäſte waren komplett
während die Einheimiſchen mit einem Neuling (Freimuth), früher Sport
freunde=Frankfurt, zur Stelle waren. So zeigt ſich mit dem Anſtoß
Wix=
hauſens beiderſeits eine kleine Erregtheit, die ſich aber ſchon in den näch
ſten Minuten zu legen ſcheint. Beide Mannſchaften werden ſich bewußt,
um was es geht und ſpielen bald ſehr aufopfernd; Niederrad zunächſt
techniſch etwas leicht überlegen. Jedoch der Platzvereinler Eifer iſt be
kannt und ſie kommen den Gäſten bald gleich. Flüſſiges Feldſpiel macht
ſich bald bemerkbar. Beſtändig iſt das Leder in Bewegung und wander
von Mann zu Mann, von einer Verteidigung zur anderen. Beide klären
ſehr ſchön, beſonders die Wixhäuſer durch weite, ſichere Schläge. Auch
die Torhüter legen des öfteren ihre Prüfung ab und hält Jung mit
unter ganz gefährliche Sachen. Niederrads Sturm war einwandfrei
durchſchlagender; demgegenüber zeigte der einheimiſche gute
Kombina=
tion, aber entſchieden zu wenig Schußfreudigkeit vor dem Tor. So
gehen vor den Heiligtümern ſchöne Sachen leer aus, Angriff auf Angriff,
aber nirgends Erfolg. Bis zur Pauſe wogt das Spiel lebendig hin
und her. Nachher ſieht man die Namensvettern beiderſeits ſichtlich
an=
gefeuert; das Tempo nimmt immer mehr zu und das Spiel wird von
Minute zu Minute ſpannender. Wixhauſens Sturm hat zwar ſchönen
Zug auf der Gäſte Tor, kann aber nirgends einen Treffer ſichern. Mi
taktiſcher Ueberlegenheit erzielt man Ecke auf Ecke. Niederrads Angriffe
getragen von dem Halblinken Büttner, zerſchellen an der Hinter
mannſchaft des Platzvereins. Mit Chancen waren die Wixhäuſer Stür
mer mehr bedacht und hätte man bei beſſerem Schußvermögen an einem
ſicheren Erfolg gar uicht zweifeln können. Ganz beſonders macht ſich
kurz vor Schluß noch ein ſchöner Endſpurt merklich. Nach einem von
Anfang bis zu Ende fairen Spiele trennen ſich die beiden „Unionen”
mit einem 0:0=Reſultat und teilen ſich in die Punkte. Herr
Burr=
hardsmeier=Zuffenhauſen war als Leiter des Spiels muſtergültig.
Wetterausſichten für Mittwoch.
Vovwiegend heiter, trochen, Nachtfroſt, Süidoſtwind.
Briefkaſten.
P. F. Wenn die Parteien nicht in demſelben Gemeindebezirk wohnen,
iſt ein der Klage voraufgehender Sühneverſuch nicht erforderlich, die
Pri=
vatklage wvegen Beleidigung kam bei der Gerichtsſchreiberei des
Amts=
gerichts I hier erhoben werden, der Name muß jedenfalls ſo deutlich
an=
gegeben ſein, daß die Zuſteullng der Klage an den Beſchuldigten wicht auf
Schwierigbeiten ſtößt.
Schluß des redaktionellen Teils
Tageskalender.
Landestheater, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10 Uhr (B 10,
Schau=
ſpielmiete b 5, Sondermiete Serie 82): „Die Lokalbghn”, hierauf: „Die
Medaille‟.
Orpheum: Vorſtellung um 348 Uhr.
Demokratiſche Partei: Oeffentliche Wählerverſammlung um
8½ Uhr in der Ludwigshalle zu Erzhauſen.
Deutſche Demokratiſche Jugendgruppe Darmſtadt: Im
Hotel „Prinz Karl” ſpricht Reguerungsrat Dr. Spies abends 8 Uhr,
Leitung: Dr. Otto Waldgeſtel. Verantwortlich
den leitenden politiſchen
S.
eil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeftel;
de Politik und de
Max Streeſe;
Handel und Landwilr’ſchatlid
brigem Teil (außer Sport
tſchaftliches: Kurt MRitſching; für den Anzeigenteil
Handelsteil und Land
Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Geſchätsleben: Paul 2
ge.
h in Darmſtadt.
und Verlag: L. C. Wittichtiche Hofbuchdruckerei. S
Dr.
ie „Redaktion des
de
1 beſtimmte Mitteilungen ſind an
daktionellen
rich
n.
Tagblatts”
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
werben nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten.
Familiennachkichten
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe herzl.
Teil=
nahme bei dem Hinſcheiden unſrer teuren
Entſchlafenen ſagen wir allen
Ver=
wandten und Bekannten, den Schweſtern
der Johannesgemeinde ſowie des Städt.
Krankenhauſes, insbeſondereHrn. Pfarrer
Marx für die troſtreichen Worte bei der
Beerdigung ſowie für die zahlreichen
Kranzſpenden unſeren innigſten Dank.
Darmſtadt=Leipzig, 23. Nov. 21.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familien Lindner=Jochmann.
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Anlage 60½, III. (k40ne
Rummer 314.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 23. Nobember 1921.
Seite 7.
51)
Danaé
Roman von Kurt Frieberger.
(Rachdrnck verdoten.
Hartke langte ſich den Prediger in der Schnapswüſte, fand
„ber kein Gehör, bis er Ruf zur Tochter zuraunte. Mißtrauen
ſchielte nach dem Bringer ſo unglaublicher Botſchaft. Als aber
Andeutung von Weg und Wohnung maßloſe Neugier weckte,
ſputete ſich Herr Weiſe, warf ſich in Gala und ging trotz Ein=
Fpruches ſeiner Gattin. Die ließ er im Unklaren. Sie
arg=
vöhnte Ungehöriges. Das Ehepaar ſchied in Unfrieden. Harte
„Vorte ſauſten hinter dem Manne drein, als er den Laden verließ
ind zum wartenden Hartke in die Kraftdroſchke ſtieg. Das
unbe=
annte Behagen ſolcher Eilfahrt brachte das alte Kind in
fröh=
ſche Stimmung, in maßloſes Staunen verſetzte jedoch die
Auf=
rlärung Hartkes, daß Hedwig Weiſe märchenhaft reiche Gräfin
ei und im allervornehmſten Berlin wohne. Die Sorgen von
geſtern mochte der Metzger dem Vergnügten nicht mitteilen, der
hn mit ſeiner Freude anſteckte. Ganz toll war Weiſes Mutmaßen
nicht. Er meinte, Hede habe ſich beſonnen. Mochte ſie geſtern
gicht, heut ſei ſie einſichtig. Abſage des Vortages ſoll
wettge=
macht werden. Hede gedenkt ſich mit dem Jugendgeſpielen eu
vermählen. Den Vater rief ſie, daß er ſegne, mit.
Bei Spiekermanns grobem Empfang verließ den
Metzger=
meiſter aller Frohmut. Zornig murrte er, daß er eben das
Ge=
wünſchte bringe: den Vater der Gräfin Weſe.
Der Reviſor platzt heraus: „Herr! Wollen Sie hier nicht
Ik treiben!” Ritterpuſch bekräftigt erboſt, die Sache ſei todernſt.
„Schreien Se man nich” grollt Hartke und macht Miene,
gandgreiflich zu werden, als ſich der Kammerdiener ins Mittel
egt: „Siſt!! Keine Störung! Det erloobt . ."
Aber Spiekermann kocht über. Aufs höchſte gereizt, wettert
rden Lakaien an: „Fatzke! Rraus.” So drohend, ſo
gewalt=
atbereit, daß der Erſchrockene plötzlich gehorcht und den Raum
verläßt.
Verzweifelt läuſt der arme Buchgelehrte auf und ab,
jam=
iert: „Warum? . . . Warum ſachten Se nich! . . . O Gott,
Gott! Wie kriejen wa denn . . .?. So ue Baſſermannſche Je=
ſtalt!
Das wird nu wahrhaftig ne Senſationg.
Ritter=
puſch.” Ganz kleinlaut iſt er; den Kontoriſten faßt er beim
greifbarſten Knopf, zerrt ihn zum Kamin in eine Ecke und
be=
ratſchlagt halblaut, was denn nun zu tun wäre.
Vater Weiſe verſteht die Aufregung des fremden Mannes
nicht, macht ſich auch weiter keine Gedanken darüber Ee iſt auf
der wonnigſten Reiſe durchs Märchenland. Ungewohntes
Ge=
fährt brochte ihn in herrliche Straßen einer Stadt, die dem
Nordoſtberliner Frenide iſt. Dort betrat er nun ein
Zauber=
ſchloß. Mit den Stiebeln wandert er über Teppiche, zu deren
Schutz vor bloßer Fingerbetaſtung Mutter ſchnellſtens mehrere
Ellen Schutzdeckchen häkeln wollte. Diener in goldbordiertem
Frack öffneten, mußten ihn einlaſſen, und nun ſtand er in einem
Raum, wie er kaum in Bilderzeitungen je fah.
Schnitzholztäfe=
lung alle Wände lang. Große Kaminniſche mit Polſterbänken
rundum. Nackte Püppchens aus Slein; Lichtertrauben und
Sammetvorhänge. Was wohl bloß der Meter koſten mochie?
Mehr als Mutterns Warenlager. Und all das iſt Eigentum
ſeiner Hede. Alſo ſchließlich und eigentlich und endlich ſein
eigenes Eigentum. O du! Wenn jetzt der geſtiefelte Kater aus
dem Nebenzimmer getreten wäre, Vater Weiſe hätte ſich nicht
mehr gewundert, ſondern „in Abend” geſagt.
Voller Seligkeit beſtaunt er Stück für Stück, ſagt dem
Meß=
germeiſter immer wieder: „Sie könn” von Jlick ſachen! Son
Loſchie! So ne Braut
Aber der antwortet aufgeregt: „Weeß ickt denn? Sie ſah
doch nich barnach aus . . . Sie wollte doch erſt jar nich.”
Nanu. Hede mußte ſelbſtverſtändlich Ihre jeſtriche
Wer=
bung erſt mal beſchlafen."
Mittlerweile kamen die Helfershelfer der Gräfin überein,
daß Spiekermann hier warten ſolle, während der Kontoriſt die
beiden leider ganz zweckloſen Gäſte ins Hinterhaus, wenn
mög=
lich ganz fortſchafft. Seine Einladung, mitzukommeu, ſtößt aber
auf Widerſtand. Auch die Erklärung, daß Herr Spiekermann
erſt mit der Gräfin ſprechen müſſe, beſänftigt nicht der beiden
Ungeduld. Drohend begehrt Hartke zu wiſſen, weshalb er denn
ſo dringend hierherkommen mußte. Sein Begleiter aber will
die Tochter ſehen und iſt ganz bockbeinig.
„Das geht jetzt nicht.”
„Aber wenn ſie mir rufen läßt?‟
„Ach was. Das war in Irrtum.
„Irrtum?! Na hören ſe maa! So ine Rückſichtsloſigkeet.
Hede ſcheint ja jar niſcht von zu wiſſen? Mir aus die
Nacht=
ruhe aufzuſchrecken! Muß ick vonſt Abendjeſpräche bei Budiker
Lehmann raus: muß mir in Staat werfen; muß Mutterns
Arg=
wohn über meine vorjehabte mitternächtche Abenteuer mit
fan=
taſtſche Ausflichte zerſtreuen. Nich mal det Fahrjeld, vor die
Straßenbahn wollte ſe mich jeben. Un nn ſoll ick unverrichteter
Dinge ...
Verzweifelt drängt Spiekermann die Widerſpenſtigen zur
Türe. Die öffnet ſich weit und ſie ſehen zwei Herren im: Frack
eintreten, groß und vornehm; ganz beſtimmt keine Kellner;
darauf verſteht ſich Weiſe. Der ältere Größere der beiden trägt
ſogar in weißer Seide das Johanniterkreuz eingeſtickt. Die
Knöpfe ſeiner weißen Hemdbruſt blitzen von Edelgeſtein. Den
Jüngern ſchmückt das Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe.
Hinter den Eintretenden taucht wieder Heinrich auf, wendet
ſich dem Kontoriſten zu, flüſtert: „Herr Ritterpuſch. Sie ſollen
mal ins Kontor machen.” Mißtrauiſch betrachtet er ihn und fügt
hinzu: „n paar Herren von die Kriminalpolizei — ſachten ſe.”
Gebrochen wendet ſich der Angeredete dem Bücherreviſor zu:
„Herr . . . die Kriminalpolizei . . . Laſſen Sie mich nicht int
Stiche!”
„Na. Da hätten wa die Beſcherung”, grollt der Biedermann.
Bitten Sie dieſen Vater nur gleich mit. Er wird den Herren
ſehr gelegen kommen.” Mit einer Energie, die keine Widerrede
duldet, herrſcht er Hartke und Weiſe an: „Bitte, meine Herren:
ins Kontor. Dort werden Sie alles erfahren.”
„Aber meine . . .!
„Wird auch erſcheinen. Entkommt nicht. Dafür ſorgen dle
uverläſſigſten Männer
(Fortſetzung folgt.)
Man färbe daheim nur mit echten Brauns’schen Stolfarben
und fordere die lehrreiche Gratisbroschüre No. Z von
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(1I,9084
Korpulenz und Krankheit.
Die Krankheiten des reiferen Alters.
Bei den meiſten Menſchen ſtellt ſich ſchon vor dem vierzigſten Jahre
irgend ein Merkmal des beginnenden Alterns ein, meiſtens in Form
jäner unliebſamen Leibesfülle.
Korpulenz iſt die Einleitung für allerlei Gebrechen und Schwächen
er reiferen Jahre. Sie iſt eine Folge der Verzögerung des
Stoff=
vechſels und Blutumlaufs und ſteht im Zuſammenhang mit Gicht
Theumatismus, Haarausfall, Zuckerkrankheit, Hämorrhoiden, Aſthma
ud ſpäter offenen Füßen, Neigung zu Schlagflüſſen, Arterienver
lalkung, Abnahme des Geſichts und Gehörs, Steifigkeit der Glieder uſw.
e ſpäter Leute korpulent werden, deſto länger bleiben ſie jung,
iſch, lebensmutig und leiſtungsfähig.
Durch knappe Ernährung die Fettleibigkeit bekämpfen zu wollen,
hat keinen Zweck, Blutarmut und Nervenſchwäche ſind oft die Folgen.
Noch ſchädlicher können Jodkuren, einſchließlich der Kuren mit
ſo=
genannten Entfettungstees, die aus jodhaltigen Pflanzen (Fueus)
her=
geſtellt ſind, im Einzelfalle wirken.
Wer Zeit und Mittel dazu hat, benutzt mit Erfolg gegen
Fettleibig=
keit Brunnenkuren.
Aber man kann doch nicht das ganze Jahr in Kurorten zubringen.
Der Reaktol=Verſand in Berlin hat nach den wirkſamen
Beſtand=
teilen von fünf der bewährten Kurbrunnen Tabletten künſtlich hergeſtellt,
die man jederzeit ohne große Vorbereitungen einnehmen kann, und die
gegenüber allen anderen Kuren außerordentlich billig ſind.
Die Kur erfordert keine beſondere Diät oder ſonſtigen Zwang, man
wird nicht im Beruf oder in der Erholung geſtört, ſie verurſacht keine
Durchfälle oder ſonſtige Unannehmlichkeiten, und, was die Hauptſache
iſt, ſie wirkt ganz ausgezeichnet.
Reaktol hat Dankſchreiben von Perſonen, die ihrer Stellung nach
ſicher nicht einen überraſchenden Erfolg beſtätigen würden, wenn er nicht
tatſächlich vorhanden wäre, und ſie kann mehrere tauſend ſolcher
Erfolgs=
beſtätigungen aufweiſen. Gewichtsabnahmen von 20 bis 30 Pfund ſind
nichts Seltenes, und, wohlgemerkt, wird das erzielt ohne jede
Beein=
trächtigung des Wohlbefindens, vielmehr macht ſich ſchon nach kurzer
Zeit ein deutlich wahrnehmbares Gefühl größerer körperlicher Friſche
ſemerklich, Atemnot, Kopfſchmerzen und andere Begleiterſcheinungen
der Korpulenz verſchwinden oft ſchon, bevor eine größere
Gewichtsab=
nahme feſtgeſtell
rden konnte.
Wer ſich unt
Bezugnahme auf dieſe Zeilen au die Hauptniederlage
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genügt, wenn man einfach auf einer Poſtkarte mitteilt, daß man gern
nähere Auskunft über die Neaktolkur haben möchte.
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An=
gebote unt.
102 an
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Wer erteilt /*43297fm
italieniſchen
u. holländiſchen=
Sprachunterricht?
An=
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Geſchäftsſtelle ds. Bl.
Gründl= u. gewiſſenh.
Uutericht für (12784a
rt Tilling,
Cello
Kammer=
inuſiker, .
Heimann=
ſtraße 12.
Unterricht
in Darſtellender
Geo=
metrie,
Maſchinen=
zeichnen u.
Schatten=
kanſtruktionen in und
außer dem Hauſe wird
erteiſt. Bu erfr. i. d.
Beſchäftsſtelle. /*44088
Tüchtig., ſelbſtänd gor
Maſchinen=
ſchloſſer
ſefort geſucht, der auch
für die Herſtellung von
Werkzeugen,
nament=
lich für
Holzbearbei=
tungsmaſchinen,
ge=
eignet iſt. Meldung
erbittet das 1276rin
Medawerk,
Darm=
ſtadt,
Wendelſtadtſtraße 26.
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perf. in Stenpgr. und
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ſofort oder ſpäter
ge=
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An=
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Darmſtadt.
Junger
PI
n
aodtgbatft
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ſchüter
einer oberen Klaſſe
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Schloßgar=
tenſtr. 51, II, (Taemmd
Schreib=
gehilfe
möglichſt
Kriegsbe=
ſchädigter für ſtaatl.
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ſtadt ſofort geſucht.
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Ma chinenſchrift u.
ſicheres Rechnen
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ſchriftl. Bewerbung.
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matik und techn
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an Koch= od.
Haus=
halt.=Kurſus
teilnehmen oder ſich
darin weiter
aus=
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ds. Bl. erb. (*44
Aer
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 23. November 1921.
Rummer 314.
Palast-Lichtspiele
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TAllllarden o1t
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EDie Dorfhexes
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Sonntag, 27. Nov.,
nachm. 5½ Uhr:
König Rübezahl.
Abends 8 Uhr:
„Mutterſegen”
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UNION-TIIEATER
Res dens-Theater
Der 1. Henny-Porten-Film der Serie 1921/22
Die Geier-Wally
Ein Roman ans den Bergen in 6 Akten
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Der Kampf mit dem Drachen
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Hans
IIieren-
dorf, H. Liedtke
als Hauptdarstell. in
Whre
Tragödie in 4 Akt.
Der Herr
Lmprerario
Lustspiel in 3 Akt.
Leo Peukert in
der Hauptrolle.
Lustspiel in 3 Akten.
In der Hauptrolle: Hilde Wörner.
„enttal-Fhea er
Die Nacht
ohne Morgen
Zirkus- und Sensat.-
Film in 6 Akten
In den Hauptrollen
Hanny Weise, Alb.
Steinrück, Grit
Hegesa und Han
Hierendorf.
Die Skagerrak-Schlacht
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wie sie in
Wirklich-
keit verlief, 3 Akt.
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Hauptverſammlung
des Heſſiſchen Landesvereins vom
Roten Kreuz.
Die Mitglieder des Heſſiſchen Landesver
eins werden hiermit zur Teilnahme an der
Mittwoch, den 30. Nov. 1921, vorm. 10 Uhr
in der Vereinigten Geſellſchaft, hier, Rhein
ſtraße 36 (Halteſtelle ſämtlicher Linien de
elektriſchen Straßenbahn), ſtattfindenden vr
dentlichen Hauptverſammlung eingeladen.
Gegenſtände der Tagesordnung ſind die
regelmäßigen in Ziffer 3, § 22, verglichen mi
523 der Statuten bezeichneten ſowie die
Ver=
einstätigkeit ſeit 1913
Stimmberechtigt ſind nach § 21 alle Per
ſonen, welche dem Verein als Mitglied bereits
vor der Einladung zur Hauptverſammlung bei
(12796
getreten waren.
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des Heſſ. Landesverein vom Roten Krenz
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w. Frankfurt a. M., 22. Nov. Heute faid ein ofſzieller
Ver=
ehr wir in Deviſen ud Noten ſtatt. Es konnten Kurſe nur
geſprächs=
eiſe abgeſchätzt werden. Die Haltung war bei beſcheidener Nachfrage
sit, wenm gleich ſich die Spekulation in Anbetracht der wirtſchaftlichen
age zurückhaltend verhält. Im Verbehr von Buveau zu Bureau war
es Geſchäft in verſchiedenen Spezialwerten belebter. Von variablen
Serten waren Glberfelder Farben ſtärker verlangt. Man nannte einen
Surs von 920, 930. Lebhafte Nachfrage trat auch für Scheideanſtalt 2050,
100, und für Holzverkohlung hervor, die mit einem Kurs von etwa 1300
eſprochen wurden. Man nannte noch Bad. Anilin mit 890, 900, 915,
Fapbwerke Höchſt 890, Dailer zirka 770, A. E. G. 1040, Metallbank 1550.
Dachfrage beſtand für Wahß u. Freytag. Montanpapiere hörte man
weniger, doch iſt die Tendenz hierfür behauptet. In Bankaktien iſt die
Stimmung ſchwächer. Von unnotierten Wenten konnten Benz Motoven
auf 1030 anziehen. Feſt lagen Deutſche Petroleum 2575, 2600, 2575, Jul.
Sichel 1235, junge Meguin feſter 1325, ferner wurden Karſtadt höher
ge=
ſacht 480. Greffenius nannte man mit 1435, Inog 860. Becher Stahl
g0. Mexikaniſche Anleihen wurden niedriger genannt. Polennoten
ſagen ſtill zirka 8.—. Auszahlung Warſchau ſtellte ſich auf 8,10 bis 8.—.
Zollarnoten bei ſchwanbender Haſtung 278, 280, 279.
Der Wert der Mark im Ausland.
* Für 100 Mark wurden am 22. November gezahlt i Zürich 1,90
zor dem Kriege 145,20) Franken, Amſterdam 1,01 (59,20) Gulden,
Kopenhagen 2,05 (88,80) Kronen, Stockholm 1,56 (88,80)
Kro=
an, Prag 3450 (117,80) Kronen, London 1,74 (97,80) Schilling,
Neu=York 0,35½ (23,80) Dollar, Paris 5/u (125,40) Franken.
Neu=York, 21. Nob. (Wolff.) Die Mark erfuhr heute keine
gößeren Schwankungen. Um 10 Uhr wurde ſie mit 03634 Geld und
037 Brief gehandelt. Bis 10.30 Uhr blieb der Kurs unverändert. Im
Verlaufe erreichte die Mark einen Stand von 0,38, ſchwächte ſich aber
häter bis 0,36 ab. Bei Schluß der Börſe wurde ein Kurs von 0,36½4
eſkgeſtellt. Nachbörslich ging die Mark auf 0,36 bzw. 0,367), zurück.”
w. Teviſenmarkt. Frankfurt a. M., 22. Nov.
Geld ! Brief u
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292.70/ 293.30
Frankfurt a. M., 22. Nob. Abend=Deviſenkurſe.
Vechſel auf Belgien 1900, Wechſel auf Holland 9850 Wechſel auf London
U17½, Wechſel auf Paris 1975, Wechſel auf die Schweiz 5250, Wechſel
uf Neu=York 280.
Tendenz: Bei ſtillem Geſchäft blieb die Tendenz im Abendverkehr
ſek. Die Preisbewegumgen ſind gegen den Stand der Mittagsbörſe nur
wvenig verändert. Deviſe Holland abgeſchwächt. Auszahlung Warſchau
8.—, Polennoten 8.— 4 7,75 genannt.
Von den Produktenmärkten.
Berlin, 22. Nov. (Wolff.) Produktenbericht. Am
Produktenmarkt herrſchte durchaus eine feſte Tendenz, die Preiſe blieben
meiſt gut behauptet. Für Weizen wurden höhere Forderungen nur
ver=
einzelt bewilligt. Noggen war wiederum zu Umlagezwecken beſonders
nach Schleſien begehrt. Gerſte behielt ihre Feſtigkeit infolge der
an=
dauernden Nachfrage ſeitens der Brauereien und Graupenmühlen.
Ha=
fer wurde lebhafter infolge Bedarfs des Konſums und infolge
Deckungs=
begehrs für vorher ergangene Abgaben an die Proviantämter gehandelt
wobei die Preiſe wieder etwas in die Höhe gingen. Mais mußte aber
weſentlich höher bezahlt werden. Für Lokoware zeigte ſich wiederum
vermehrter Begehr. Das Mehlgeſchäft blieb ſtill. Kleie wurde viel
umgeſetzt, weil ſie ſich gegenüber den anderen Futterſtoffen
verhältnis=
mäßig billig ſtellt. Für Raps und Leinſaat herrſchte feſte Stimmung.
Speiſeerbſen waren viel begehrt; Futterhülſenfrüchte waren nur wenig
am Markte.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 22. Nov. Teleg. Auzzahlungen für:
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544.45/ 545.55
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8-
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Ruf.
G1.90— 92.10—
Berlin, 22. Nov. (Wolff.) Die geſtern ſchon in Erſcheinung
getretene Befeſtigung des Deviſenmarktes machte heute unter
dem Einfluß einer weiteren leichten Abſchwächung des Markkurſes in
Neu=York weitere Fortſchritte. Das Geſchäft hielt ſich aber in engen
Grenzen, da man allerſeits wegen der ungeklärten Anleihefrage
Zurück=
haltung beobachtete. Im Effektenhandel hörte man von tatſächlichen
Umſätzen nichts. Dieſe ziemlich feſte Stimmung ſchien aber allgemein
vorzuherrſchen: die Kurſe, welche genannt wurden, zeigten im
allge=
meinen keine Veränderung gegen die bisherigen Schlußnotierungen.
Nur, für Petroleumaktien machte ſich nach den geſtrigen bedeutenden
Steigerungen eine Neigung zu Realiſierungen bemerkbar, ohne daß
je=
doch die Kurſe eine bemerkenswerte Ermäßigung gegen die geſtrigen
Höchſtnotierungen aufwieſen. Die Zurückhaltung bildete allgemein das
Kennzeichen des, Tages.
Die Viehmärkte der Woche.
b. Die Zufuhren zu den Haurptviehmäukten in der verfloſſenen Woche
waren auf den meiſten Märkten gegenüber der Vorwoche wieder etwas
reichlicher. Die Preiſe konnten ſich daher auf vielen Märkten, nicht
be=
haupten und gingen bei Rindern um 25—50 Mk., bei Schweinen um 50
bis 150 Mk. zurück, und blieben bei Kälbern und Schafen ziemlich
un=
verändert. Auf einigen Märkten zogen Rinder um 50—100 Mk., Schweine
um 50—200 Mk. im Preiſe an. Am erheblichſten waren die Aufſchläge in
Köln. Auf den nachſtehenden Märkten notierten für 100 Pfund
Lebend=
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Köln
Zwicbau
Leipzig
Eſſen
Magdeburg
Beulin
München
Hanuover
Breslau
und für Kälber, Doppellender feinſter Maſt, imn Köln 1300—1500, in Eſſen
1400—1550.
Berlin, 22. Nov. (Wolff.) In der nächſten Woche finden nur
an zwei Tagen, nämlich Montag und Donnerstag,
Wert=
papierbörſen, und zwar Vollbörſen, ſtatt.
Berlin, 22. Nov. (Wolff.) Der Börſenvorſtand beſchloß, das
In=
kraftreten des Beſchluſſes des 8 11, wonach in
Dividendenwer=
en nur Aufträge von 5000 Mk. und dem mehrfachen hiervon bzm.
ſoweit es ſich um Aktien in Stücken von 600 Mk. und 1200 Mk. handelt,
von 6000 Mk. und einem mehrfachen hiervon von den Kursmaklern zur
Ausführung angenommen werden dürfen und nur Geſchäfte in dieſen
Beträgen Anſpruch auf Berückſichtigung bei der amtlichen
Kursfeſtſtel=
lung haben, auf 2. Januar 1922 zu vertagen.
* Berlin, 17. Nov. Umtauſch polniſcher Banknoten.
Wie uns mitgeteilt wird, iſt die Bank Przemysſowcöw=Induſtriebank,
Berlin W. 8, Franzöſiſche Straße 15, von der Polska Krajowa Kaſa
Pozhezkowa in Warſchau (Polniſche Staatsbank) mit dem Umtauſch der
mit dem 15. Dezeuber 1921 außer Kurs geſetzten polniſchen Banknoten
der nachbenannten Kategorien beauftragt: 500 Mark=Bankwoten datiert
vom 15. Januar 1919 (15. ſtyeznia 1919 r.) verſehen mit den
Unterſchrif=
ten: St. Karpimski, Chamiee und Karpus. 100 Mark=Banknoten datiert
vom 15. Februar 1919 (15. Jutego 1919 r.) verſehen mit den
Unterſchrif=
ten: St. Karpinski, Chamiee und Karpus, auf roſa=weißlichem Papier,
mit Kosciuszko=Abbildung. 1000 Mark=Banknoten datiert vom 15. Mai
1919 (15. maja 1919 r.) verſehen mit den Unterſchriften: E. Adam, J.
Parzycki und M. Karpus, auf roſa=weißlichem Papier, mit
Kosciuszko=
lbbildung. Genaue Bedingungen, under welchen der Umtauſch erfolgt,
werden noch bekannt gegeben.
Bukareſt, 18. Nov. (Wolff.) Nach einer Meldung der Agentur
Orient Radio hat der Mimiſterrat beſchloſſen, zur Förderung des
Ge=
treideanbaues für das Getreide der nächſten Ernte die
Be=
ſchlagnahme und Höchſtpreiſe fortfallen zu laſſen, ſobald
das Gewicht des Hektoliters 76 Kilogramm überſteigt.
lus den Amtsverkündigungen des
Freisamts Darmſtadt und den
Bekannt=
nachungen des Polizeiamts Darmſtadt.
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n unſer Handelsregiſter, Abteilung B, wurde
heute unter Nr. 178 die Geſellſchaft mit
eſchränkter Haftung unter der Firma: (12789
ſergſträßer Grunderwerbs=Geſellſchaft mit
beſchränkter Haftung
üt dem Sitz in Darmſtadt eingetragen:
Gegenſtand des Unternehmens iſt
Erwer=
ung, Verwaltung, eventuell auch
Bewirt=
haftung und Kultivierung ſowie
Wiederver=
ußerung und ſonſtige Verwertung von an
er Bergſtraße gelegenen Grundſtücken.
Das Stammkapital beträgt 20 000 Mark.
Als Geſchäftsführer iſt Franz Klucken in
armſtadt beſtellt.
Der Geſellſchaftsvertrag, iſt am 14. Okto=
. bezw. 1. November 1921 feſtgeſtellt.
Sind mehrere Geſchäftsführer beſtellt, ſo
ſtb die Geſellſchaft durch mindeſtens zwei
eſchäftsführer oder durch einen Ge
chäfts=
ihrer und einen Prokuriſten vertreten.
Die Bekanntmachungen der Geſellſchaft
felgen nur durch den „Deutſchen
Reichs=
nzeiger”
Darmſtadt, den 16. November 1921.
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Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 23. November 1921.
Nummer 314.
Landwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
Der Luzernebau.
F. Die Rauhfutternot in dieſem Jahre, ſteht im
Vorder=
grunde des Intereſſes. Insbeſondere der viehſtarke
landwirt=
ſchaftliche Betrieb iſt in bezug auf Winterfütterung vor ein
heikles Problem geſtellt. Das Stroh muß die knappen
Heuvor=
räte ergänzen, um den geſamten Viehbeſtand durchzufüttern.
Da=
durch wird aber der Gehalt an Nährſtoffen in einer
Futter=
ration ſtark herabgemindert. Dieſe Tatſache wird in
Milchvieh=
beſtänden durch einen ſehr viel geringeren Milchertrag beſonders
in Erſcheinung treten. Die fehlenden Nährſtoffe müſſen
zuge=
kauft werden in Form von Kraftfutter. Bei den heutigen
Prei=
ſen werden dadurch große Anforderungen an den Geldbeutel des
Landwirts geſtellt. Es erwächſt dem Landwirt die Aufgabe,
dieſe Ausgaben auf ein Minimum zu beſchränken, und zwar am
beſten dadurch, daß er im eigenen Betriebe Kraftfutter erzeugt.
Dabei kommt ihm der Anbau nährſtoffreicher Futtergewächſe
ſehr zu Hilfe. Wir haben glücklicherweiſe die Möglichkeit, ſehr
nährſtoffreiche Futterpflanzen anzubquen. In erſter Linie
kom=
men die Kleearten in Betracht, und unter ihnen vor allem die
Luzerne, weil gerade ſie geignet iſt, in trockenen Jahren
befriedigende Erträge zu liefern. Durch den vergangenen
Som=
mer hat die Luzerne noch mehr Beachtung auf ſich gelenkt, da
ſie durch ihre außerordentlich tiefen Wurzeln befähigt iſt,
lang=
anhaltende Trockenperioden zu überdauern, während der
Gras=
wuchs auf reichliche Niederſchläge angewieſen iſt. „Zudem iſt die
Luzerne ſowohl im grünen, als auch im trockenen Zuſtande ein
ausgezeichnetes Futtermittel, das von allen Tieren gern
ge=
freſſen wird und mit ſeinem Nährſtoffreichtum an der Spitze der
Rauhfuttermittel marſchiert. Bedingung natürlich iſt, daß man
bei der Heubereitung nicht wartet, bis die Stengel vollſtändig
verholzt ſind, ſondern ſchon beim Eintritt der Blüte mit der
Heubereitung beginnt. Bei der Heubereitung iſt zu beachten,
daß der wertvollſte Teil, die Blätter, nicht auf dem Felde bleibt.
Dieſes wird verhütt, wenn man das Trocknen auf dem Schwaden
vornimmt und eventuell bei ungünſtigerem Wetter den
Klee=
reiter benützt.
Die Luzerne hat in der Zone des Weinbaugebietes ihren
natürlichen Standort, daraus iſt ſchon erſichtlich, daß ſie an die
Wärme ziemlich hohe Anforderungen ſtellt, weniger an den
Feuchtigkeitsgehalt des Bodens. Ein feuchter Boden zeigt immer
eine vermehrte Unkraut= und Graswüchſigkeit, ſo daß der
Luzerne=
beſtand eft ſehr bald unterdrückt wird. Die Luzerne iſt ein
Schmetterlingsblütler und als ſolcher ſehr kalkbedürftig, wie die
meiſten Angehörigen dieſer Pflanzenfamilie, was naturgemäß
bei der Düngun,g beſonders berückſichtigt werden muß
Ueber=
haupt iſt es vorteilhaft, wenn man der Luzerne bei
Neuanlag=
eine gewiſſe Vorratsdüngung gibt, da wir es ja mit einem
mehr=
jährigen Futtergewächs zu tun haben. Es empfiehlt ſich, die
Phosphorſäure in Form von Thomasmehl zu geben, weil damit
zugleich eine Kalkdüngung verbunden iſt. Es genügen zu
die=
ſem Zwecke pro Morgen etwa 4—5 Zentuer Thomasmehl und
ebenſo viel Kainit, welches auch durch eine entſprechende Menge
Kaliſalz erſetzt werden kann. Die Düngergabe richtet ſich, das
ſei auch hier wieder hervorgehoben, nach dem jeweiligen
Dün=
gungszuſtand des in Frage kommenden Grundſtückes. Obwohl
die Luzerne zu den Stickſtoffſammlern gehört, ſo iſt es
doch recht zweckmäßig, wenn man eine kleine Menge Stickſtoff
in Form von Salpeter zuführt, etwa einen halben Zentner pro
Morgen, damit eine recht kräftige Entwicklung der jungen
Pflanzen gewährleiſtet iſt.
Die Saat darf nur in einem unkrautfreien Acker erfolgen,
denn die jungen Luzernepflanzen fallen gar leicht dem Unkraut
zum Opfer. Die Unkrautbekämpfung erſtreckt ſich auch über die
erſten Jahre nach der Ausſagt. Wir bedienen uns hierbei der
Egge, und zwar im Frühjahr, wenn der Boden durch den Froſt
gelockert iſt. Die etwaigen Pflanzenbeſchädigungen werden
aufgewogen durch den viel größeren Nutzen, den dieſes
Ver=
fahren mit ſich bringt.
Bei der Neuaylage eines Luzerneſchlages kann man nach
zwei Methoden verfahren, die beide in der Praxis Anwendung
finden. In der Mehrzahl der Fälle ſät man Luzerne als
Unter=
ſaat in Winter= oder Sommergetreide. Bei Drillſaat fährt man
mit der Maſchine am beſten quer zu den Drillreihen der
Deck=
frucht, wobei eine Reihenentfernung von 10 bis 15 Zentimeter
zu empfehlen iſt. Neben der Unterſaat kommt auch die Reinſaat
in Frage, wobei man zweckmäßig etwas Rotkleeſamen beimengt,
damit inan ſchon im erſten Jahre eine größere Futtermenge
ernten kann. Die beſte Zeit der Ausſaat liegt zwiſchen Ende
April und Anfang Mai. In beſonderen Fällen iſt auch eine
frühe Herbſtſaat empfehlenswert, zumal, wenn das Frühjahr
ſehr trocken iſt. Als Saatquantum genügen je nach den
Verhält=
niſſen 20 bis 25 Pfund pro Morgen, bei Breitſaat etwas mehr.
Der Kleinheit des Samens wegen bringt man den Luzerneſamen
nur ganz flach unter, wobei ein leichtes Anwalzen ſehr
vorteil=
haft wirkt.
Es wäre zu wünſchen, daß dort, wo es die klimatiſche Lage
erlaubt, dem Luzernenbau eine größere Beachtung geſchenkt
wird. Wir beſchaffen uns dadurch ein ausgezeichnetes,
gehalt=
reiches Fuutermittel, das vieles Kraftfutter entbehrlich macht,
und gleichzeitig ſind wir in trockenen Jahren vor einer völligen
Mißernte bewahrt.
Die Honigbiene,
ihre Ueberwinterung und hoher Nutzen.
Von J. Barfuß.
Es gibt berſchiedenartige Bienen, welche den Bienenhonig
erzeugen. Eine Bienenraſſe reſp. ein Volk Bienen erzeugt mehr
Honig, als eine andere Raſſe. Dieſes iſt begründet in der
un=
gleichen Bienentätigkeit und in der vorhandenen Tracht. Denn
die Bienen können nur dann vielen Honig fabrizieven, wenn ſie
eine ausgiebige Bienennährweide haben. Je nachdem, welche
Blütenarten von Bäumen oder Pflanzen in der Gegend ſind
und von den ausſchwärmenden Bienen beſucht werden, um den
Nektar zu ſaugen, entſteht der verſchiedenartige Honig. Der
Heidehonig iſt in Gegenden mit vieler Heide bevorzugt. Doch
ſoll in der heutigen Zeit die Bienenzucht nicht allein auf ſolche
Gegenden beſchränkt bleiben, ſondern ſich in dem ganzen
Deut=
ſchen Reich ausdehnen. Deutſchland iſt in der Bienenzucht gegen
Amerika und Argentinien noch weit zurück. Vergegenwärtigt
man ſich aber die zahlreichen Bienennährpflanzen, welche in
Deutſchland gedeihen, ſo muß konſtatiert werden, daß das
Roh=
material, alſo die Blüten, für die Bienenhonigfabrikation, noch
weſentlich vermehrt werden kann. Beſonders werwoll ſind von
Pflanzen und Sträuchern die Blüten von Hederich, Weißklee,
Notklee, Schwedenklee, Naps, Erbſen, Pferdebohnen, Senf, Saat=
und Futterwicke, Ehrenpreis, Reſeda, Phazelia, der
Schier=
ſtrauch, Borrage, Drachenkopf. Rieſenhonigklee, Eſparſette,
Süß=
klee, Honigdiſtel, Helianthi, Buchweizen, Serradella uſw. Auch
der Honig von den Baumblüten, der Pappeln, Götterbaum,
Akazie, Ahorn, Linde, Faulbaum uſw. iſt wohlſchmeckend. Aus
den Blüten der Bäume und Pflanzen verarbeiten die Bienen
den Bienenhonig in den Bienenkörben, Bienenbauten oder
Bie=
nenhäuſern, ſofern der Imker reſp. der Bienenvater den
Honig=
raum gut mit Waben verſehen und ihn warm ausgeſtattet hat.
Die Honigzellen in einem Bienenbau ſind nach oben gebogene
Arbeiter=, Drohnen= und Uebergangszellen. Für das Einholen
des Nektars und des Pollens von den Blüten kommen die
Ar=
beitsbienen in Betracht, die ihrer ſauren Arbeit wegen auch kein
hohes Alter erreichen. Manche von ihnen ſind binnen drei bis
vier Monaten im Sommer erſchöpft. Dagegen ſind die Drohnen
in einemn Bienenſtock nur iu Frühjahr wertvoll, weil ſie die in
dem Bienenbau angeworbenen jungen Königinnen befruchten
müſſen. Allerdings beſorgen ſie, dem Naturtrieb entſprechend,
dieſe Arbeit ſehr gut. Deshalb ſtehen auch die Drohnen mit
den Königingen auf gutem Fuße. Die Königin eines
Bienen=
volkes wird für ein Bienenvolk dann am wertvollſten, wenn ſie
viele Eier legt, woraus wiederum der Imker Nutzen hat, indem
dann auch der Honig verwehrt wird. Die Arbeitsbienen unter
dem vorhandenen Brenenvolt dulden dieſe Drohnen deshalb nur
ſo lange, bis die Tracht, das iſt die Einholung des Nektars und
Pollen, vorbei iſt. Alsdann beginnt in dem Bau eine ſogenannte
Drohnenſchlacht: denn die Arbeitsbienen wiſſen ihrem Inſtinkte
nach, daß die Drohnen nicht mit eingewintert werden dürfen.
Sie vernichten deshalb im Hochſommer=Herbſt die Drohnenbrut
und vertreiben die Drohnen, welche fliegen, aus dem oberen Bau
nach unten, um ſie dem Flugloch nahe zu bringen.
In der Regel verlaſſen die Drohnen den Kampfplatz im
Bienenbau von ſelbſt und fliegen aus dem Flugloch, um draußen
in der Luft zu verhungern und zu erfrieren. Die Arbeitsbienen
beginnen den Kampf mit den Drohnen aber auch deshalb, weil
ihre Arbeit getan iſt und ſie dann unnütz den Honig aufzehren,
der mühſam durch die Arbeitsbienen eingetragen iſt. Mau ſieht
aus dieſer kleinen Darſtellung, wie wunderbar ein Bienenvolk
Honig erzeugt und auch die Stammhalter eines Bienenvolkes
jene Bienen, die nichts mehr einbringen, aus dem Bienenſtock
reſp. Bienenhaus entfernen. Für den Fmnker ſind die
Arbeits=
bienen deshelb ſehr fürſorglich: denn i. früher die
houigver=
zehrenden Drohnen entfernt werden, deſto höher iſt der
Bienen=
ertrag von einem Volk. Wenn auch im Hochſommer=Herbſt ein
erbitterter Kampf zwiſchen Arbeitsbienen und Drohnen
ver=
wirklicht wird, deſſenungeachtet gebrauchen die Arbeitsbienen faſt
nicht ihren Stachel und beſitzen nach dieſer Richtung eine große
Nückſicht reſp. Schonung. Um nun alle Bienenvölker je nach
ihrer Zahl gut einwintern zu können, muß im Herbſt die
Haupt=
abfütterung des Bienenvolkes geſchehen. Sind ſchwache Völker
in einem Bau, ſo bringe man dieſe, mit einem ſtarken Volk
ver=
einigt, in das Winterquartier. Königinnen eines Bienenvolkes,
die zu alt ſind, überwintere man nicht, ſondern töte ſie. Sie ſind
an der haarloſen ſchwarzen Farbe erkenntlich. Auch Königinen,
die Läuſe haben, follen nicht überwintert werden, weil dieſe
ſel=
ten den Winter überſtehen und, bald früher oder ſpäter, durch
den Läuſefraß eingehen. Als für die Ueberwinterung geeignet
ſind ſolche Königinnen anzuſehen, welche, dem ſtarken Volke
ent=
ſprechend, auch eine kräftige Brut haben, um den Bienenſtamm
auch zahlreich zu erhalten. Auf die Schönheit der Löniginnen
ſoll der Bienenvater weniger Gewicht legen, weil auch eine
un=
ſchön ausſehende Königin kräftige Brutzellen aufweiſen kann.
Wie ſchon geſagt, ſind nur ſtarke Völker durchwinterungsfähig,
dem im Winter haben die Bienen auch aus dem Vogelreich
Feinde, die den Bienen nachſtellen. Der Winterſitz der Bienen
bleibt warm, wenn die Waben, worin die Bienen im Winter
ſitzen, mittelmäßig alt und derb ſind. Die obere Ctage eines
Bienenraumes ſoll genügend, etwa ſieben bis acht, Rähmchen
mit Honig haben.
Die Bienen ſitzen im Winter in einem Klumpen zuſammen,
der bis 16 bis 21 Grad Wärme haben muß. Wenn die Bienen
nun auch bis Januar in einem ſchlafähnlichen Zuſtande
über=
wintern, ſo atmen ſie aber doch, ſodaß Luftmangel ein großer
Fehler in einem Bienenbau iſt. Wie ſorgſam ſelbſt die Bienen
den inneren Bau ihres Ueberwinterungshäuschens vorbereiten,
geht daraus hervor, daß ſie jede wahrzunehmende Ritze am Bau
mit Vorwachs uſw. verdichten. Dabei bauen ſie in ihrer
Tätig=
keit das Flugloch vor dem Winter enger, um warm zu ſitzen.
Bienenzüchter, die nur einzelne Bauten haben, können dieſelben
im Herbſt in einen warmen Keller tragen, in dem man ſie dicht
nebeneinander auf Brettſtellagen aufſtellt. Hier ſind dieſelben
auch vor den Vögeln wie: Spechte, Meiſen uſw. geſichert. Kommt
im Winter ein ſonniger, recht milder Tag, ſo kann man die
weni=
gen Stöcke an die friſche Luft bringen, damit die Bienen
ausflie=
gen und ſich reinigen können. Jedenfalls wird das Reinigen
der Bienen für die Geſunderhaltung des Bienenkörpers viel
bei=
tragen, ſodaß auch bei dem Ueberwintern an dem
Sommerſtand=
ort dafür geſorgt werden ſoll, daß die Bienen au ſchönen Tagen
frei ausfliegen können. Das Einwintern der Bienen am
Som=
merſtandort ſoll ſo ſein, daß die vorhandenen Bienenſtöcke, ſeien
es ein Dutzend, Fünfzig oder Hundert, vor Kälte, Schnee und
Vereiſung geſchützt ſind. Die Umhüllung ſoll haltbar ſein, um
die Wärme im Innern dauernd auf mindeſtens 17 Grad zu
hal=
ten. Dort, wo Bienenhäuſer ſind, hüte man ſich aber, bei großer
Kälte, trotz Vorrichtung zum Heizen, das Ueberwinterungslokal
nicht zu überheizen. Denn übermäßige Wärme beunruhigt das
Volk in ſeinem ruhigen Winterſchlaf, wie denn auch Kälte den
Bienen ſo ſchadet, daß ein großer Teil totgehen kann. Man muß
deshalb im Laufe des Winters häufig das
Ueberwinterungs=
lokal oder den Winterſtandort kontrollieren, ob auch der
Winter=
ſchutz noch gut erhalten iſt. Schneit es im Winter, ſo laſſe man
die Fluglöcher reſp. das Flugbrett einſchneien, nach Belieben.
Es hat ſich dieſes ſogar gut bewährt, den Schnee, wenn er durch
die Sonne weggeſchmolzen iſt, wieder zu erneuern, weil der
Schnee den Innenraum der Bienenwohnung warm hält. Die
Meiſen können dann auch nicht durch ihr Klopfen an den
Wän=
den die Bienen an das Flugloch locken, ſie abzufangen.
Bienen=
ſtöcke in Körben und Stroh werden gern von den Spechten
auf=
geriſſen, um ſo die Bienen aus den Stöcken zu holen. Je
brü=
chiger dieſe Bienenwohnungen ſind, deſto mehr können die Vögel
hier den Bienen ihre Winterruhe nehmen und ſie töten.
Trotz=
dem nun die Meiſen und Spechte Bienentöter ſind, ſoll man ſie
nicht zum Tode verurteilen, weil ſie wieder für den Obſtbau
große Vorteile im Vertilgen ſchädlicher Inſekten haben. Vögel
werden von dem Bienenſtand abgehalten, wenn man ſämtliche
tote Bienen in dem Bereiche des Bienenſtandes entfernt, um
Bienen freſſende Vögel nicht anzulocken. Die Zwei= und
Drei=
bauten, Zwillinge und Drillinge, geben in ihrer Bauart einen
großen natürlichen Schutz für den Winter. Bienen, welche im
Winter in den modernen Bienenwohnungen direkt am Glas
pla=
ziert ſind, ſitzen gewöhnlich zu kühl, und vergißt man, bei großer
Kälte die Fenſter mit Tüchern oder Strohmatten zu ſchützen,
ſo erfrieren die Bienen. Es ſind deshalb in dem Innenbau ſo
viele Rahmen zu belaſſen, daß ſie die Bienen, je nach Größe oder
Zahl, voll beſetzen können. Eine nicht vollbelagerte Wabe direkt
am Fenſter gibt ſogar den Bienen Schutz, daß ſie nicht direkt am
Glaſe überwintern. Man ſollte deshalb ſtets am Fenſter eine
nicht ganz von Bienen belagerte Wabe anbringen.
Sorgen nun die kleinen und die großen Imker für eine gute
Durchwinterung der Honigbienen, ſo wird im Frühjahr das
alte Bienenvolk mit dem Nachwuchs von Neuem beginnen,
Nek=
tar und Pollen einzuſammeln. Die Honigbiene iſt nun nicht
allein in volkswirtſchaftlicher Beziehung wegen des Honigs
be=
deutungsvoll, ſondern ſie iſt ſogar notwendig, um die Blüten der
Obſtbäume, der Beerenſträucher und der Nutzpflanzen auf dem
Felde zu befruchten. Es können ſogar fahrbare Bienenhäuſer
in den Gegenden mit vielen Obſtplantagen und zahlreichen
An=
pflanzungen von Oel=, Futter=Rübenpflanzungen uſw. großen
Nutzen ſtiften. Solche Bienenhäuſer werden dann in den
ein=
zelnen Gegenden von Ort zu Ort gefahren, damit die Bienen
ausſchwärmen und die Blüten befruchten können. Manche
Land=
wirte haben ſich durch die Bienenzucht, reichere Ernten ihrer
Felder verſchafft, weil die kleinen Bienen dort tätig ſind. Die
Bienenzucht iſt auf dem Lande in volkswirtſchaftlicher Beziehung
ſehr wertvoll, ſodaß ſie noch bedeutend vermehrt werden ſollte.
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Obſi= und Gartenbau
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— Obſtbäume an Abhängen. Bei der Bepflanzung von
Böſchungen und Abhängen muß man beſondere Kunſtgriffe ge=
brauchen, damit die Bäume ſicher ſtehen und ihr Teil von dem
herabfließenden Regenwaſſer abbekommen. Am vorteilhafteſten
iſt die Anlage von Terraſſen. Ihre Anlage iſt etwas teurer,
al=
wenn man nur jedem einzelnen Baum eine Stufe anlegt, ſie hat
aber den Vorzug, die Wirkung der Stufe zu vervielfachen. Ein=
Terraſſe, die zwiſchen die Bäume eine ebene Fläche legt, führ
dieſen viel mehr Regen=, Tau= und Schneewaſſer zu, als es die
kleine Stufe vermag. Bei Terraſſen ebenſo wie bei Stufen
kommt es darauf an, daß die hervorſtehende. Naſe gegen den
Berg hin abgeſchrägt iſt, die Terraſſenfläche muß alſo mit der
Linie des Abhanges einen Winkel bilden, der ſich einem rechtem
möglichſt nähert. Nur dann erreichen die Anlagen ihren Zweck
zu verhindern, daß die Niederſchläge ungenutzt den Berg
hinab=
laufen und der Hang trocken bleibt. Auf einer Stufe oder Ter
raſſe, über die das Waſſer hinwegſchießen kann, weil ſie zu flach
angelegt iſt, haben Bäume auf die Dauer keinen Halt. Als Maß
für die Stufenbreite rechne man mindeſtens 1½ Meter.
— Obſtmaden. Gerade in dieſem Herbſt wird wieder allge.
mein über die vielen Obſtmaden geklagt, welche das vorhanden,
Obſt verderben. Nachdem im Herbſt ſchon ein großer Teil aS
„wurmſtichig” ausgeſchieden wurde, greift der Schaden den Win
ter über noch weiter um ſich. Zu machen iſt nichts dagegen als
das Ausſondern der ſchlechten Früchte. Dagegen iſt es an der
Zeit, für das nächſte Jahr zu ſorgen, wenn ſich der Madenſchader
nicht dann in doppelter Weiſe wieder zeigen ſoll. Bekanntlich
kommen dieſe Obſtmaden von Inſekten, und gerade dieſes
Jah=
wird uns vorausſichtlich infolge der gelinden Witterung eins
große Anzahl Inſekten bringen. Dieſe kommende Inſektenplage
muß früh bekämpft werden. Die Stämme der Bäume ſind
gründ=
lich zu reinigen und zu kalken. Das Abgekratzte aber bleibe nicht
unter den Bäumen liegen, ſondern beim Neinigen lege mar
unter den Baum ein altes Leintuch, in das die abgekratzter
Rindenſtücke, Mooſe, Flechten und die abgeſchabte
Schädlings=
brut fallen und ſo leicht geſammelt und verbraunt werden
kön=
nen. Es genügt aber nicht nur, die Stämme zu behandeln,
ſon=
dern auch die Kronen müſſen geſchützt werden. Dieſes iſt zwar
ſchwieriger, aber doch nicht unmöglich. Entweder gebraucht mo
dazu Kalkmilch oder Kalkpulver. Kalkmilch (gelöſchter Kalk in
Waſſer ve dünnt) muß allerdings mit einer kleinen Spritze in
die Bäume geſpritzt werden. Kalkpulver (an der Luft zerfallener
gebrannterKalk) kann von derLeiter, von außen nur mit der Hane
oder durch au Stangen befeſtigte Körbe, die beim Schütteln
und Stoßen das Kalkpulver leicht ausſieben, auf die Bäume
ge=
bracht werden. Dieſe Arbeit beginnt, wenn die Knoſpen kaum
zu ſchwellen beginnen, kann wiederholt werden und iſt von
außerordentlich günſtiger Wirkung, da dadurch die Inſekten
ab=
gehalten werden.
— Mittel gegen Baumkrebs. Wenn ein Baum infolge von
Blutlausfraß, äußeren Beſchädigungen uſw. krebskrank gewordein
iſt, dann ſchneide man das kranke Holz, die kranke Ninde uſw
aus, bis man ganz geſundes Holz und geſunde Rinde hat. Dann
beſtreiche man die ausgeſchnittenen Stellen mit Schacht=
Obſt=
baumkarbolineum. Dadurch werden die noch vorhandenen
Krebsſporen vollſtändig abgetötet und die Stelle bald wieder
zum Ueberwallen gebracht. Krebskranke dünne Aeſte ſchneidet
man fort und verbrennt ſie.
— Winterſteckliuge bei Beerenſträuchern. Auch der
Klein=
garten hat Platz für Beerenſträucher, und da ſie in jedem Jahre
reich tragen, iſt ihre Anpflanzung auch ſehr zu empfehlen. Wer
nun einmal ein paar gute Sorten hat, der kann ſich ſelbſt neue
inter=
Sträucher heranziehen. Am beſten geſchieht dieſes durch W
ſtecklinge. Man ſchneidet von den einjährigen Trieben im Herbi
etwa 25 Zentimeter lange Stücke, und zwar ſo, daß ſich die
untere Schnittfläche möglichſt dicht uuterhalb eines Auges
be=
findet. Dieſe Stecklinge werden auf ein Beet, welches jedoch
nicht friſch gedüngt ſein ſoll, in einem Abſtand von 15 bis 20
Zentimeter eingeſteckt und feſtgedrückt. Im Frühjahr ſind ſie
bewurzelt und können an Ort und Stelle gepflanzt werden.
K5
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Vieh= und Geflügelzucht
— Der Einfluß des Lichtes auf das Eierlegen der Hühner.
Den meiſten Geflügelzüchtern iſt es bekannt, daß mit dem
Be=
ginn der langen Nächte die Hühner lauge nicht ſo viel Eier legen
wie beiſpielsweiſe im Hochſommer. Sie begeben ſich dann eher
zur Nuhe und ſtehen am Morgen ſpäter auf. Es fehlt ihnen an
Licht zum Futterſuchen. An den längſten Sommertagen, haben
wir 16 Stunden Tageslicht, in der lichtärmſten Winterzeit jedoch
nur 7 Stunden. Um hier einen Ausgleich zu ſchaffen, iſt ein
pral=
tiſcher Amerikaner auf den Gedanken gekommen, ſein=
Hühner=
ſtälle zu beleuchten. Er berichtet darüber wie folgt: „Ich ließ
in einen Hühnerſtall eine Lampe von 100 Kerzenſtärken und in
den anderen zwei ſolche von 60 Kerzenſtärken anbringen. Ferner
war noch in jedem Stalt eine Lampe von zwei Kerzenſtärken.
Um 6 Uhr morgens mache ich im Stall Licht und die Hühner
ver=
laſſen dann die Sitzſtangen in dem Glauben, es ſei ſchon Tag.
Wenn es hell wird, gehen dann die Lampen aus. Uim 4 Uhr
nachmittags flammen die Lampen wieder auf und brennen dann
bis 9 Uhr, während ich die kleinen Lampen die ganze Nacht
hiu=
durch brennen laſſe. Elf Tage, nachdem dieſe Methode angewandt
wurde, ſtieg der Durchſchnitt von 26 auf83 Eier von 150 Hühnern.
Während ich früher in der Zeit der Nachtfröſte elf Eier pro Tag
erhielt, kam ich jetzt auf 52.” Sollten unſere deutſchen
Geflügel=
züchter nicht etwas von dieſem findigen Amerikaner lernen
kön=
nen? Wiederum gehen wir den langen Nächten entgegen, und
da um dieſe Zeit die Eier recht knapp ſind, ſo dürfte ſich die
Be=
leuchtungsanlage in den Hühnerſtällen ſehr gut rentieren.
— Einfache Hausmittel. Wenn auch jeder Züchter beſtrebt
ſein ſoll, durch möglichſt ſorgfältige Pflege ſeine Tiere vor
Krank=
heiten zu ſchützen, ſo laſſen ſie ſich doch ſchwerlich ganz
vermei=
den Deswegen ſoll man es aber nicht an der Pfiege fehlen
laſſen. Denn Krankheiten ſind ſtets leichter zu verhüten als zu
heilen. Meiſtens ſind es leichte Krankheiten, die bei den
Kanin=
chen auſtreten, die ſich immerhin ſchnell beſeitigen laſſen, wenn
man gleich geeignete Mittel anwendet; deshalb ſeien hiernach
die häufigſten Kaninchenlrankheiten und die Mittel zu ihrer
Heilung angeführt: Aufblähung. Als einfaches Heilmittel
ver=
wendet man hierfür 1 Teelöffel voll Kalkwaſſer, in den man 3
bis 5 Tropfen Terpentinöl hineinſchüttet. Gegen
Appetitloſig=
keit verabreiche man den Tieren Pſefferminze, Wernut und
Schafgarben. Augenentzündungen. Man verdünne eine 2proz=
Löſung Borſäure in lauwarmem Waſſer und verwende dieſe
Lö=
ſung zu Umſchlägen, oder nehme eine ½—1 proz. Löſung
Zink=
pitriol in deſtilliertem Waſſer. Blutreinigung. Man miſche von
Zeit zu Zeit eine Meſſerſpitze voll Schtuefelblüte unter das
Weichfutter der Tiere. Durchfall. Man lege den Tieren
Weiden=
zweige vor. Fieber. Man gebe ihnen mit Wein oder
verdünn=
ten Spirituoſen angefeuchtetes Brot, wodurch ſehr gute Virkung
erzielt wird. Flechten, Grind, Wunden und L itparaſiten. Man
waſche dieſe mit einer Löſung von 2proz. Kreolin oder Lyiol aus.
Das gleiche Mittel wird mit einer Löſung von 3—5 Proz. zur
Stallauswaſchung oder Desinfektion benutzt. Ohrenräude Mag
nimmt eine Portion Schwefelblüte, die man zwiſchen drei Finger
faſſen kann und ſtreut ſie in jedes Ohr. Hierauf ſchüttelt man
beide Ohren etwas und ſetzt das Tier wieder in den Stall. Das
gleiche Verfahren wiederholt man dann nach 8—14 Tagen
noch=
mals. Bei Schei enkatarrh des Rindviehes haben wir wohl
im Biſſulin das wirkſamſte Mittel.
Nachdruck ſän l. Artikel verboten, Verantwortlich: Kurt Mitſching.