Bezugspreis:
monatlich 4.75 M. u. 1.00 M. Abtragegebühr, durch
die Agenturen 5.75 M. frei Haus, durch die Poſt
bezogen 5.50 M. Einzelnummer 25 Pf. Beſtellungen
„ehmen entgegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23
184. Jahrgang
An Sas heſſiſehe Belk!
Wähler und Wählerinnen!
Am Sonntag, den 27. Rovember, ſollen — endlich — auch in
anſerem Lande die Landtagswahlen ſtaitfinden. Als letzter
deutſcher Bundesſtaat ruft damit Heſſen ſeine Wahlberechtigten an
die Urnen. Weit über die Auſgaben einer „verſaſſungsgebenden”
Kammer hinaus hat ſich die Mehrheit des alten Landtages das
Recht angemaßt, die Geſchicke des Landes jahrelang zu leiten,
vhne durch Neuwahlen auf Grund der gegebenen Verfaſſung dazu
berufen zu ſein. Die Deutſche Volkspartei hat dieſe Abſicht von
Anfana an bekämpft und Neuwahlen gefordert. Man iſt darüber
hinweggegangen. Daß die Regierenden nun auch noch den
aller=
lezten Termin als Wahltag beſtimmen, ohne Rücſicht darauf.
durch die Wahl am erſten Adventsſonntag die religtöſen Gefühle
weiter Schichien zu verletzen, das ſetzt ihrem Streben, möglichſt
lange die Macht zu beſitzen, die Krone auf.
Wähler und Wählerinnen! Nun ſollt Ihr entſcheiden. Ihr
ſollt Euer UIrteil ſprechen über die Politik der heſſiſchen
Mehr=
beitsparteten /Sozialdemokratie, Zentrum. Demokraten), Ihr ſollt
aber auch zum Ausdruck bringen, ob es Euer Wille iſt, daß das
heiſiſche Bürgertum länger ohne den ſeiner Stärke entſprechenden
Einfluß auf die Negierung des Landes iſt. Ihr mögt durch
Euren Stimmzettel zum Ausdruck bringen, ob Ihr im Heſſenlande
wirklich keine anderen Männer für die Regierung haben wollt,
als diejenigen, die ſeit dem 9. November 1918 am Nuder waren!
— Darum geht es.
Die Dentſche Volkspartei war in dem nun zu Ende
gehen=
den Landtag eine kleine Fraktion, die gegenüber der ſtarfen
diegierungsmehrheit von Sozialdemokraten. Demokraten und
Bentrum in der Oppoſition ſtand. Sie hat ſich durch keinerlei
njachlichen Angriffe beirren laſſen, eine feſte Linie ihrer Politik
einzuhalten:
Im Kampfe zu ſtehen gegen alles Undeutſche,
gegen alle Mißwirtſchaft, gegen alle Experimente auf
wirtſchaftlichem und politiſchen Gebiete; poſitiv
mitzu=
arbeiten, wo immer ſich die Möglichkeit bot, Schlimmeres
zu verhüten und die Belange der ſchaffenden Stände des
Landes zu ſchützen; ſozial ausgleichend zu wirken und
das rettungsloſe Abgleiten nach links zu verhüten.
Die Tätigkeit der Fraktion der Deutſchen Volkspartei hat
Ɨhren Ausdruck in faſt allen wichtigen Geſetzen des Landes und in
allen großen Debatten des Parlaments gefunden. Auch vor=
Arteilsloſe Gegner haben dieſe poſitive Mitarbeit der Partei
anerkannt.
Für den jetzt beginnenden Wahlkampf bekennen wir
uns zu folgenden Grundgedanken:
Wir bekennen uns zum nationalen Gedanken mit aller
Ent=
ſchiedenheit. Das Vaterland über der Partei!
Als die Nachfolgerin der „Partei der Reichsgründung”, der
alten Nationalliberalen Partei, ſteht die Deutſche Volkspartei
4reu zur Reichseinheit. Wir bekennen uns zum Schutze der
geltenden Verfaſſung gegen jeden gewaltſamen Angriff. Unſere
grundſätzliche Stellung zur Staatsform bleibt davon unberührt.
Wir fordern auch für die Zukunft einen ſelbſtändigen
Bun=
desſtaat Heſſen und diejenigen Mittel und Nechte, die für den
Beſtand des Einzelſtaates und die Erfüllung ſeiner kulturellen
und politiſchen Aufgaben notmendig ſind. Wir wenden uns
des=
halb gegen die Ueberſpannung des zentraliſtiſchen Gedanfens
durch das Reich. Die „Länder” dürſen nicht zu Reichsprovinzen
herabgedrückt werden.
Wir verlangen eine ſtarke Staatsgewalt, die unparteiiſch
und gerecht nach allen Seiten, ohne Rückſicht auf Partei=
Freund=
ſchaft oder =Feindſchaft das Land verwaltet, die jede Uieberzeugung
achtet und das Recht des Bürgers ſchützt, die vor allem auch jedem
Kerror kraftvoll begegnet.
Stets von neuem ergeht unſer Ruf nach Vereinfachung der
Verwaltung, Verminderung der Miniſterien, Sparſamkeit auf
allen Gebieten.
Erhaltung des Berufsbeamtentnms, ſcharfe Ablehnung
par=
leipolitiſcher Günſtlingswirtſchaft, die ſich in der Forderung nach
Ernennung ſozialdemokratiſcher Kreisdirektoren uſw. verbirgk=
Unantaſtbarkeit der Nechtspflege und Schutz derſelben gegen
planmäßige Verunglimpfung.
Ablehnung jeder Kommnnaliſierung und Sozialiſierung,
Kampf gegen die Bevorzugung von Konſumvereinen und gegen die
Begünſtigung der ſogenannten „Bauhütte‟, Schutz des
Mittel=
ſtandes vor einſeitiger ſteuerlicher Belaſtung.
Förderung der Landwiriſchaft und des bodenſtändigen
Bauerntums auf allen Gebieten, Siedelungspolitik ohne
Schädi=
gung des Mittel= und Kleinbeſitzes, Veriendung der lleberſchüſſe
der Kriegsgeſellſchaften lediglich für Zwecke, die dem
Wieder=
aufbau der deutſchen Produktion dienen. Ausgleich zwiſchen Stadt
und Land. Ablehnung jeder Hetze gegen die Landwirtſchaft.
Schutz des Beamtentums und des Mitteiſtandes vor der
Proletariſierung, namentlich aber ernſtlich wirkſame ſtaatliche
Hilfe für Kleinreniner, Penſionäre, Sozialrentner;
Kriegs=
beſchädigte und kinderreiche Familien. Verminderung der
Orts=
klaſſen von 5 auf 3. Der weiteren Verelendung des Mittelſtandes
muß von ſtaatswegen mit allen Mitteln entgegengewirkt werden!
Steuerliche Gerechtigkeit. Beſſere Berückſichtigung des
Familien=
ſtandes bei Bemeſſung der Gehälter und Löhne und bei
Feſt=
ſetzung der Steuern.
Deutſche Kulturpolitik. Deshalb Erhaltung und Ausbau
der Bildungsanſtalten auch in kleineren Städten, zielbewußte
Förderung des Fachſchulweſens. Ablehnung des Deutſchlands
Gegnern in die Hände arbeitenden Pazifismns und aller
ver=
ſchwommenen internationalen Gedankengänge in der
Jugend=
erziehung. Daſür als Grundlage des Erziehungsweſens:
Dentſchtum und Chriſtentum. Erhaltung der Simultanſchule in
der bisherigen Form. Von chriſtlichem Geiſte getragener
Unter=
richt! Schärſſte Ablehnung aller Verweltlichungspläne in der
Simuitanſchule! Schutz der Selbſtverwaltung unſerer
Hoch=
ſchulen. Fortführung des Schul= und Bildungsweſens in den
Grundgedanken des alten Schulgeſetzes von 1874.
Die Selbſtverwaltung der Gemeinden ſteht ſeit Einführung
der Erzbergerſchen Steuergeſetze nur noch auf dem Papier. UIm
Landgemeinden und Städte lebensfähig zu erhalten, iſt eine
Aenderung der Steuergeſetzgebung unbedingt erforderlich. — Die
geltenden Verwaltungsgeſetze ſind Schöpfungen der alten
Nationalliberalen Partei. Ihre Vortrefflichkeit iſt gelegentlich
auch von Sozialdemokraten anerkannt worden. Die Forderung
nach einer Aenderung derſelben iſt alſo mit Vorſicht zu behandeln.
Es iſt im Staatsleben genng UInklarheit und Uinruhe vorhanden,
Neue Erſchütterungen zu ſchaffen, liegt kein Bedürfnis vor.
Die Wohnungsnot iſt durch das Zuſammenwirken von Reich;
Staat. Gemeinden und Privaten, vor allem durch Förderung des
Kleinwohnungsbaus energiſch zu bekämpfen.
Verſtändnisvolles Verhältnis zwiſchen Staat und Kirche.
Für die bevorſtehende Auseinanderſetzung zwiſchen Staat und
Kirche volle Berückſichtigung der Religionsgemeinſchaften als
ſtarker ſittlicher und ſozialer Faktoren. Vor allem bei geldlicher
Abſindung der Kirche eine ſolche Entſchädigung, die dem
geſunkenen Geldwerte entſpricht und ihr die Fortführung der
gerade jetzt ſo wichtigen Kulturarbeit ermöglicht.
Beſondere Pflege der Beziehungen zwiſchen beſetztem und
unbeſetztem Gebiet. Entſchädigung aller Perſonen und
Gemein=
den, die unter der Beſatzung Nachteile erlitten haben.
Rückſichtsloſer Kampf gegen Wucherer, Schieber und
Spekulanten.
Deutfeh, criftliek und fozial
iſt unſere Loſung.
Wähler und Wählerinnen in Stadt und Land! Die
Not iſt groß.
Hart liegt das Schickſal auf unſerem armen Volke. Die
Entſcheidung über Oberſchleſien iſt ein neues Ungrück für
Deutſch=
land. Die „Erfüllung” des Ultimatums ſtellt ſich auch für den
Verblendeten immer deutlicher als unmöglich heraus. Der Sturz
der deutſchen Mark iſt eine der ſchwerſten Folgen dieſer unſerer
Lage. Teuerung, Knappheit der Lebensmittel, wachſende Steuern
belaſten den Einzelnen und die Volfswirtſchaſt. Lohn= und
Gehaltserhöhungen vermögen nur vorübergehend Abhilfe zu
29 mm breite Kolonelzeile im Kreiſe Darmſtadt 80 Pf.
Baukanz. 1.00 M., Reklamezeile (92mm breit)3.00 M.
Auf vorſtehende Preiſe 500 Teuerungszuſchlag.
Anzeigen von auswärts 2,00 M., Bankanzeigen
2.75 M., 92mm breite Reklamezeile 6.50 M. Anzeigen
nehmen entgegen: Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23, die
Agenturen u. Anzeigenexpeditionen. Im Falle höherer
jewalt wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw. erliſcht jede
rpflichtung auf Erfüllung der Anzeigenaufträge
d Leiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder
gerichtlicher Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Einzelnummer 25 Pfg.
inem Gewiſſen und meinen Lands=
, ſo iſt es doch nicht ausgeſchloſſen,
*Weiſe meine Ehre und die meiner
Eberhardt, General d. Inf.
deren Echtheit wir uns verbürgen,
arf wohl angenommen werden, daß
nachdrücklich dieſer Angelegenheit
ſtoner Konferenz.
ſſte Vollſitzung.
ov. (Wolff.) Staatsſekretär Hughes
ovember, vormittags 11 Uhr, eine
ſtungskonferenz einberufen.
Sitzung Briand den Standpunkt
der Rüſtungen zu Lande darlegen
uß für die Abrüſtung zur See, noch
n Oſteus würden vorausſichtlich an
„rtiggeſtellt haben.
des fernen Oſtens.
ff.) Havas meldet aus Waſhington
Unwohlſeins des japaniſchen
Dele=
ſpeziell für die Frage des femen
die Kommiſſion zur Beſprechung
ich Samstag vertagt. Während
jedenen Delegationen ſich bemühen,
beſprechen. Japan würde bereit
ſondere Bedingungen zu räumen,
er Mongolei anerkannt würden.
ehr für die Mandſchurei
intereſſie=
fehen werde, die von ihm erbauten
fapan beſteht außerdem darauf, in
/t zu erhalten bis zur
Wiederher=
zland, um ſich auf dieſe Weiſe vor
lſchewismus zu ſchützen. Dagegen
t, ſich in Port Arthur zu
hal=
r Angelegenheit der 18 Provinzen
pfer wie die anderen Mächte zu
b. (Wolff.) Der perſönliche
Ver=
es Präſidenten der ſüdchineſiſchen
der Debegation von Peking
ein=
nfach enttäuſchend‟. Das
chineſi=
ſen, die zur Wiederherſtellung der
und verlange die Nückgabe
jeſeitigung der berühmten 21
For=
vn 1918 über die Geheimperträge,
im Vaſallen Japans gemacht
wox=
die Mandſchurei, die innere
t zurückerſtattet werden. Es
ver=
ten Einflußzonen und die
Zurück=
trniſonen vom chineſiſchen Gebiet.
Volff.) Der Sonderberichterſtatter
eldet aus Waſhington unter
bereit erklären, auf Schantung
Frühjahr 1918 zu verzichten.
Ja=
a 18 Provinzen ſüdlich der großen
Ausnahme von Tibet: „Japan
Protektorat über die Mandſchurei,
vor und mache Großbritannien
er britiſchen Provinz unter
den=
in zu machen. Der Berichterſtatter
inlich, daß Japan derartige
end=
n werde, die weder den
Vereinig=
nehm, für China aber
ungunehm=
n die Seerüftung.
IIff.) Dem Waſhingtoner
Bericht=
rdian zufolge widerſetzte ſich die
ation auf der Konferenz einer
rung der Flotte, ſo lange
inzöſiſchen und italieniſchen Flotte
h in fünf Jahren beginnen könne,
die Vorherrſchaft zur See
anzu=
heit zu Lande beſitze. Man
ver=
ids in dieſer Frage Italien will=
D Desunbrng
Tiiebefeit-
dre der erſten Forderung einigermaßen bedenklich zu finden.
2re Sozialiſierung des Kohlenbergbaues ſoll die Kreditfähigkeit
des Reiches erhöhen, und es iſt doch wohl mehr als fraglich,
ob die in den Reichsbeſitz zu übertragenden Kohlengruben nach
eifolgter Umorganiſation von unſeren Gläubigern als ein
zu=
berläſſigeres Pfandobjekt angeſehen werden, als die privaten
Kohlengruben.
Man ſollte den Druck der gegenwärtigen Nor wirklich nicht
Mzu zu benutzen verſuchen, Parteigeſchäfte zu machn. Im
übri=
ſem iſt es erfreulich, daß auch die Gewerkſchaften ſich
grundſätz=
lich auf den Standpunkt ſtellen, daß eine Sanierung unſever
Verkehrsbetriebe eine unbedingte Notwendigkeit iſt. Es wird
ür darauf ankommen, wie man ſich dieſe Sanierung in der
Praxis denkt, d. h. ob auch die Gewerkſchaften damit der
For=
drung zuſtimmen, daß die in den Reichsverkehrsbetrieben
über=
ſchüſſigen Arbeitskräfte anderen Zweigen des Erwerbslebens
zugeführt werden. Bei dem Stande unſeres Arbeitsmarktes iſt
die Beibehaltung der bisherigen Praxis geradezu unverant=
Vortlich. Auch die im Verbehrsweſen beſchäftigten Beamten und
Ar beiter müſſen es ſich gefallen laſſen, daß man diejenigen
aus=
herzt, welche in ihren Poſten eine Sinkure ſehen und mit allen
ſtanverlen von Maſchuen uſw., ſo iſt dies auf Anweiſung der
Oberſten Heeresleitung erfolgt; handelt es ſich um Ausſtattung
von Quartieren in Unterſtänden oder zerſtörten Ortſchaften, ſo
könnten Requiſitionen uſw. gegen Empfangsſcheine ausgeführt
worden ſein. Ich möchte bezweifeln, daß dabei meine
perſön=
liche Mtiwirkung je beanſprucht worden iſt. Ich habe alſo in
dieſer Stellung gar keine Gelegenheit gehabt, irgendeine Tat zu
begehen, die das Geringfte mit „Diebſtahl” zu tun haben könnte.
3. Im Gegenteil, ich habe ſogar für die Erhaltung
perſön=
lichen Eigentums feindlicher Bewohner geſorgt, und führe nur
als Beiſpiel an, daß ich ſehr wertvolle Familienbilder uſw. und
ein großes ſilbernes Tablett aus dem Schloſſe A., das in
vorder=
ſter Linie liegend, eine Zielſcheibe war, einpacken ließ und nach
Vereinbarung mit einer hohen kirchlichen Perſönlichkeit nach
Straßburg in das Jeſuitenkloſter ſchaffen ließ, um dieſe
Fami=
lienſtücke nach Friedensſchluß dem Grafen de Leſſaix wieder
zu=
kommen zu laſſen. Der Geiſtliche, es iſt der Straßburger
Weih=
biſchof Zorn von Bulach, hat mir ſchriftlich das Verſprechen
ge=
geben, hierfür zu ſorgen, und hat mir jetzt die Rückgabe der
Wertſtücke an die Familie de Leſſaix beſtätigt.
Ich faſſe dieſe Beſchuldigung als eine ungeheuere
Beleidi=
gung auf, die mir und meiner Familie angetan iſt. Wenn ich
Wolff.) Durch Funkſpruch. Wie
ed Preß aus Waſhington mitteilt,
ung gegen die Unterſee=
Streitpunkt gegenüber den An=
Einſchränkung der
Flottenrüſtun=
hten ſollen die Unterſeeboote auf=
Verwendung zu finden, nach der
en ſind die Unterſeeboote ebenſo
jege wie die Schlachtſchiffe. Die
anſcheinend nicht mehr, daß das
er Unterſeeboote zuſtande komme.
olff.) Wie aus Waſhington
be=
e Flotte beanſpruchen, die den
von Hughes in ſeinen Abrüſtungsvorſchlägen niedergelegten
Maßſtab etwas überſchreite. Admiral Kato teilte den
Preſſe=
berichterſtattern mit, daß Japan es wegen ſeiner geographiſchen
Lage für angemeſſen halte, ſeine Flotte zu erhalten, die 60
Pro=
zent der größten Flotten nur um ein Geringes überſchreite.
In Schiffen, die nur für die Verteidigung beſtimmt ſeien, müßte
es ſogar an die größeren Flotten heranreichen. Kato erklärte,
die Bezeichnung „Verteidigungsſchiffe” beziehe ſich hierbei nicht
auf die Unterſeeboote. Ueber die U=Bootfrage könne er keine
Meinung ausdrücken, bevor er Gelegenheit gehabt habe, die
Vorſchläge Großbritanniens zu unterſuchen. Britiſcherſeits
wurde es in Waſhington abgelehnt, zu den von Japan
vorge=
ſchlagenen Abänderungen der amerikaniſchen Vorſchläge
Stel=
lung zu wehmen.
London, 19. Nov. (Wolff.) Einer Reutermeldung aus
Waſhington zufolge haben die Mitglieder der amerikaniſchen
Delegation den Beſchluß der britiſchen Regierung, die Arbeiten
an den vier engliſchen Schlachtſchiffen einzuſtellen,
mit größter Befriedigung aufgenommen. Von hoher amtlicher
Seite wird darauf hingewieſen, daß die amerikaniſche
Delega=
tion die verhältwismäßige Stärke der Flotten, wie ſie
in dem amerikaniſchen Vorſchlag feſtgeſetzt wurde, als grund=
Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 19. November 1921.
Rummer 370.
Gottesdienſtliche Anzeigen.
Evangeliſche Gemeinden.
26. Sonntag nach Trinitatis, den 20. November 1921,
Totenfeſt.
Kollekte für die heſſiſche evangeliſche Kriegsſtiftung.
Etadtkirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Kleber=
ger — Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Parrer
Lauten=
ſchläger. — Abends 5 U r: Liturgiche Feier mit Bachſcher
Kan=
tate. Pfarrer Vogel. — Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 Uhr
vormittags bis 4 Uhr nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet.
Eingang: Nordtüre.
Stadtkapelle: Vorm 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß,
— Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Vogel.
Schloßkirche: Samstag, den 19. Nov. ahends 4 Uhr: Nereini
gung für Abhaltung lutherifcher Gottesdi
tag, vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt
Um 11½ Uhr: Kindergoltesdienſt.
Mittwoch, den 23. November, abend
der Sd loßkirche: Bibelſtunde, Pfar
Amtshandlungen an Ausn
Sonntag, nachmtttags von 234—
Kirchen. — Nachm 3 Uhr: Kirchlic
Pfarrer Lautenſchläger; auf dem a
Martinskirche: Vorm. 10 Uhr=
11 Uhr: Kindergottesdienſt für den W
Abends. 5 Uhr: Liturgiſche Feier
geſangvereins. Pfarrer D. Waitz. —
8 Uhr im Martinsſtit: Bibelſtunde.
Altersheim: Vorm. 110 Uhr:
Zohanneskirche: Vorm. 10 Uhr
des Denkmals für die Gefallenen. K
11½ Uhr: Kindergottesdienſt. — Abe
dienſt unter Mitwirkung der
Chorſch=
für die Nationalſtiftung — Mittwock
Bibelſtunde im Gemeindehaus. Pfa=
Beſſunger Airche (Betrusgemei:
aſſiſtent Gerſtenmaier. — Um
Pfarrer Wagner. — Nachm 3 Uhr:
hof. — Abends 6 Uhr: Pfarrer W3
Panluskirche: Vormittags 10 1
ten mit Gedächtnisfeier der im gr
ber zu ihren Ehren errichteten Gedäck
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. P
iſt geheizt. — Nachm von 2½—3
fallenen. — Um 3 Uhr: Feier auf de
aſſiſtent Stroh. — Abends 5 Uhr: 4
wirkung des Kirchenchors. Pfarraſſiſt
23. Nov., abends 8½ Uhr: Bibelſtu
Rückert.
Stiftskirche: Vorm. 10 Uhr: Ha=
— Um 11½4 Uhr: Kindergottesdienſt. — Die Gottesdienſte finden in!
der Halle des Eliſabethenſtiftes ſtatt. — Donnerstag, den 24. Nov.,
abends 8 Uhr: Betſtunde.
Kranichſtein (Schloßkapelle): Vorm. 11½4 Uhr: Gottesdienſt
Pfarraſſiſtent Wetzel.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24): Sonntag, vorm. 9 Uhr:
Gebets=
ſtunde. — Um 11½ Uhr: Totenfeier auf dem alten Friedhof. Reoner:
Dr. Avemarie u. a. — Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt —
Nach=
mittags 8½ Uhr: Bibelſtunde. — Abends 8½ Uhr:
Evangeliſations=
vortrag von Dr. Avemarie — Denstag, abends 8½ Uhr:
Blau=
lreuz=Bibelſtunde. — Donnerstag, abends 8½ Uhr: Bibeiſtunde —
Jugendbundverſammlungen: Sonntag, vorm. 17½4 Uhr:
Teilnahme an der Totenfeier auf dem alten Friedhof — Nachmittags
2½ Uhr: Bibelerklärung für Jünglinge. — Um 41, Uhr:
Biebelerklä=
rung für Jungfrauen. — Dienstag, abends 8½ Uhr:
Bibelbeſprech=
ſtunde für Jünglinge. — Abeuds 8½. Uhr: Gebetsſtunde für Jung=
Gemeinde glänbig getaufter Chriſten GBaptiſten), Manerſtr. 174
Sonntag, den 20. Nov, vorm. 9½ Uhr: Bibelſtunde. — Um 11 Uhr;
Sonntagsſchule. — Nachm. 4 Uhr: Predigt Pred. Winhold —
Mittwoch den 23 Nov, abends 8½ Uhr: Gebetsſtunde.
Methodiſtengemeinde Darmſtadt (Schleiermacherſtraße 26),
gegenüber dem Juſtizpalaſt: Jeden Sonntag, nachmittags ½3 Uhr;
Sonntagsſchule. — Um ½4 Uhr: Gottesdienſt. K. Kunde, Prediger,
Katholiſche Gemeinden.
27. Sonntag nach Pfingſten, den 20. November 1921.
Kollekte für den St. Eliſabethen=Verein.
St. Ludwigskirche: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhr;
Felegenheit zur heil Beichte
Sonntag, vorm. von 5½ Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichte,
Um 6 Uhr: Erſte heil. Meſſe — Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit
Aa. 2.
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ſchaffen: dann ſetzt „die Schraube ohne Ende” ein. Beſonders die
Feſtbeſoldeten. Angeſtellten. Unterbeamten und Kleinrentner
leiden unendlich unter dieſer Entwickelung.
Die ſteigenden Lebensmittelpreiſe haben mit der Aufhebung
der Zwangswiriſchaft nur wenig zu tun. Dieſe war längſt
über=
falig. Die Dürre dieſes Sommers. die Entwertung des Geldes,
die Knappheit der Futtermittel, die Mißernte und die wachſenden
Produktionskoſten haben zu einer naturgemößen Steigerung der
Preiſe geſührt. Der Viehſtand unſeres Landes und damit auch
die Miſchverſorgung der Städte iſt ſchwer gefährdet.
Wo wir hinſchauen: überall Not. Klagen und Wünſche. Der
Papiergeidregen, der über das Land geht, vermag darüber nicht
mebr hinwegzutäuſchen. Die gegenſeitige Verhetzung hat deshalb
gar keinen Einn. Beſonders die vergiftenden Angriffe auf
ein=
zelne Stände ſind töricht und zwecklos.
Wir ſind alle aufeinander angewieſen!
denn wir tragen alle die ſchwere Laſt eines unterdrückten Volkes!
Auch jede einſeitige Intereſſenpolitik iſt heute mehr als ſe
vom Uebel. Das Auftreten wirtſchaftlicher Sondergruppen
ver=
breitert die Kluft zwiſchen den einzeinen Ständen noch weiter.
Sie bringt für die betreffenden Berufsſtände keinen Vorteil,
ſchadet aber dem Lande.
Nur vereint kann das Bürger= und Bauerntum eine Macht
darſtellen.
Eine ſolche Vereinigung findet es in der Deutſchen
Volks=
partei, der Partei der nationalen Volksgemeinſchaft.
Noch ein beſonderes Wort an die heſſiſchen Frauen!
Nicht nur wirtſchaftliche, ſondern auch ſittliche Not beſteht
in unſeiem Volfe. Unſere Familie iſt in ſchweiſter Geſahr=
Autorität und Sitte ſind erſchüttert. Dieue und Glauben zum
Geſpött geworden. Leichtſinn und Frivolität erheben in frecher
Weiſe ihre Stimme. Frauen, das iſt Ener und Eurer Kinder
Feind! Merkts auch für den Wabitag. Vileibi nicht zu Hauſe,
ſondern geht einmüttg zur Wahl. Echüitzt Euren Glauben und
Eure Familie, denn es geht um Eure Kinder, um Deutſchlands
Zukunft. Wahrt deutſche Würde und Ehre! Sie ſind in Eure
Hand gegeben!
Die Deutſche Volkspartei macht keine großen Verſprechungen=
Auch ſie kann nur einen Weg zeigen. der nu: langiam zum Ziele
führt. Aber es iſt der einzige Weg: derlenige der Verſtändigung
und der Einſicht, der Volksgemeinſchaft. Dazu ruft ſie das Voik
auf: Stadi und Land, Arbeigeber und Arbeitnehmer müſſen an
einem Ziele arbeiten.
An den Mittelſtand des Heſſenlandes, an die treuen Bürger
und Bürgerinnen aller Stände in unſerer Heimat appellieren
wir: folgt und helft uns! Zeigt, daß es noch einen Idealismus
gibt, der über Wirtſchaſtsintereſſen hinaus das große Ziel im
Auge hat:
Deutfebland wieder frei und ſtark zu ſeben,
Heſſiſches Volk! Schare dich alſo um die alten deutſchen
Fahnen, um das ſturmbewährte Panier des nationalen und
ſozialen Liberalismns und wähle am 27. November die
Einheitsliſte der Deutſehen Belkspartei in Beſſen.
Auf zur Wabl!
Kandidatenliſte der Deutſchen Volkspartei (Einheitsliſte für ganz Heſſen) lautet:
1. Dingeldey. Eduard, Rechtsanwalt, Darmſtadt (bisheriger
Abgeordneter);
2. Schott, Friedrich Jacob, Landwirt, Ufſhofen (Kreis Alzey);
8. Schian. D. Dr.. Martin, Univerſitätsproſeſior, Gießen;
4. Oſann. Dr., Arthur, Nechtsanwalt und Notar, Darmſtadt
bisheriger Abgeordneter1:
5. Köhler, Heinrich. Oberbürgermeiſter, Worms a. Rh. (
bis=
heriger Abgeordncrer);
6. Birnbauſ. Maria, Lehrerin. Gießen;
7. Wüpzer, Nudolf. Oberſiaatsanwalt, Darmſtadt (bish. Abg.);
8.Scholz. Chriſtian Kaufmann und Fabrikant. Mainz;
9. Füller, Johs. Heinrich. Zimmermeiſter, Friedberg 1. Heſſ.;
10. Hahn. Moritz, Bürgermeiſter und Landwirt, Heßloch (
bis=
heriger Abgeordnerer);
11. Laufer, Karl. Arbeiterſekretär und Stadtverordn., Darmſtadt;
12. Dollinger, Auguſt Lehrer, Ober=Gleen (Kreis Alsfeld);
13. Böhm Theodor, Fabrikant, Ofſenbach a. M.;
14. Keller, Dr., Otto, Realſchuldirektor, Michelſtadt i. Odw.;
15. Kärcher II.. Martin Jakob. Landwirt. Lampertheim;
16. Deinhard, Käthe, geb. Labes. Nentnerin. Darmſtadt;
17. Nempel. Jean. Tapeziermeiſter. Worms a. Nh.;
18. Muntermann, Heinrich, Lberpoſtiekretär, Ofſenbach a. M.;
19. Pennrich. Heinrich Jacob, Kaufmann. Bingen a. Nh.;
W. Ochs. Heinrich, Landwirt und Bürgermeiſter, Ilbeshauſen
(Kreis Lauterbach);
21. Neumann, Wilhelm. kaufm. Angeſtellter, Weiſenau b. Mainz;
22. Dauber, Johann Karl. Tachdeckermeiſter. Alzey;
23. Struck, Heinrich. Bahnmeiſter, Nidda (Lberheſſen);
24. Haury, Konrad. Zimmermeiſter, Darmſtadt;
25. Joſt, Johannes Georg. Lehrer. Ofſenbach a. M.;
26. Schäſer, Heinrich, Landwirt und Bürgermeiſter, Rimbach
(Kreis Heppenheim):
27. Glaſer, Adolf, Vorſteher der Landw. Schule, Lauterbach;
B. Hube, Oscar, Fabrikant. Oppenheim a. Rh.;
29. Langsdorf, Dr. med., Ltto, Arzt. Bad=Nauheim;
30. Weigold, Chriſtian Jakob. Gaſtwirt. Auerbach a. d. B.;
81. Möllinger, Eiſe, Pfeddersheim (Kreis Worms);
A. Mäller=Thüring, Georg Otto, Fabrikant, Büdingen
(Oberheſſen);
83 Weiſel, Ludwig, Pfarrer, Wallertheim (Kreis Oppenheim);
194. Schindel, Jakob, Gewerbeſchulvorſtand, Alsfeld (Oberheſſ.);
35. Heim, Ferdinand, Gewerbetreibender, Neu=Iſenburg (Kreig
Offenbach;
36. Kumpf, Heinrich, Fabrikant, Erbach i. Odw.;
37. Klingelhöſſer, Fritz. Forſtmeiſter, Gedern (Kr. Schotten)?
38. Neimherr, Juſtus. Negierungsrat, Heppenheim a. d. B.;
39. Beiſer V., Fritz, Landwirt, St. Johann (Kreis Alzey);
40. Harth, Philipp. Rechnungsrat Darmſtadt;
41. Loeber, Wilhelm. Bäckermeiſter, Gießen;
42. Freund, Jafob Friedrich, Beingutsbeüitzer, Ober=Ingelheim
43. Haas, Wilhelm, Apothefer. Höchſt 1. Odw.;
44. Zöller, Wilhelm Fabrikant. Schlitz (Oberheſſen);
45. Nettig, Johann Rikol., Metzgermeiſter. Bensheim a. d. B.3
46. Benz XIV., Georg, Landwirt. Arheilgen bei Darmſtadt;
47. Hertſch, Ludwig. Nealichuldixeftor, Schotten;
48. Brauch, Heinrich, Landwirt, Heppenheim a. d. W.;
49. Friedrich, Karoline, Bitwe. Heimarbeiterin, Darmſtadt;
50. Wolf, Heinrich. Handlungsgehilfe. Bingen a. Nh.;
51. Appel, Georg. Zuſtellungsbeamter. Darmſtadt:
52. Engel, Johann. Lehrer, Eichloch (Kreis Oppenheim);
53. Bärſch, Johannes, Wagnermeiſter, Rüſſelsheim a. M.;
54. Schctt, Friedrich Wilheim Landwirt. Eſſenheim (Kr. Mainz!2
55. Fuchs, Dr., Hermann, praft. Tierarzt. Wimpfen a. N.;
56. Ritter, Nudolf, Bürgermeiſter, Laubach;
57. Wenzel, Fritz. Dieher und Siadtverordenter, Gießen;
58. Göhrig Heinrich Jakob, Schmiedemeiſter, Babenhauſen
(Kreis Dieburg);
59. Schmittel, Karl, Maurerpolier Mainz=Mombach;
60. Siegel, J. Georg, Kaufmann. Worms a. Nh.;
61. Stoll, Wilhelm, Nentner, Riedmühle b. Hungen;
62. Fey XVl., Georg, Fabrikbeſieer, Pfungſtadt b. Darmſtadt;
63. Lauteſchläger, Guſt., Gymnaſialdirektor, Wormé a. Nh.?
64. Muhl. Heinrich. Landwwirt, Ober=Namſtadi b. Darmſtadt;
65. Huff Vl., Johann, Landwirt, Aſptsheim (Kr. Btngen);
66. KolbII., Johannes, Gemeinderechner, Plaſſen=Schwabenheim;
67. Freitag, Friedrich. Fabrikant. Butzbach;
08. Hammann, Heinrich, Gemeindegevmeier, Gonſenheim bek
Mainz;
69. Weſthäuſer, Georg, Ingenienr, Guſtavsburg (Kreis Groß=
Gerau);
70. Noellner, Dr., Ludwig, Arzt, Darmſtadt.
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nehmen entgegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23
(Fernſprecher 1, 2390 u. 2391), die Agenturen u. alle
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahmevon
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zeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge höherer
Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen
durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
184. Jahrgang
mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.
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Auf vorſtehende Preiſe 50% Teuerungszuſchlag,
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2.75 M., 92mm breite Reklamezeile 6.50 M. Anzeigen
nehmen entgegen: Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23, die
Agenturen u. Anzeigenexpeditionen. Im Falle höherer
Gewalt wie Krieg, Aufruhr, Streiß uſw. erliſcht jede
Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigenaufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei Konhurs oder
gerichtlicher Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Nummer 311
Sonntag, den 20. November 1921
Einzelnummer 25 Pfg.
Die Woche.
Am vergangenen Samstag iſt die Waſhingtoner
Kon=
ferenz durch den Präſidenten Harding eröffnet worden, und
gleich die erſte offizielle Sitzung brachte die große Senſation.
Herr Hughes, der zum Vorſitzenden der Konferenz gewählte
Ver=
weter der Vereinigten Staaten, legte über die Abrüſtung zur
See bereits ein fertiges, ziemlich weitgehendes Programm vor.
Die Rede iſt ja eingehend in der geſamten Preſſe wiedergegeben
worden, ſo daß es ſich erübrigt, ſie hier nochmals genau zu
zitieren. Es iſt ſehr bemerkenswert, daß in dieſem Programm
lediglich von England, den Vereinigten Staaten und Japan die
Rede war, während Frankreich und Italien überhaupt nicht
erwähnt wurden. Die Vollſitzung am Dienstag brachte dann
die große und überaus geſchickte Rede des engliſchen Vertreters
Balfour, in der unter Betonung der beſonderen engliſchen
Be=
dürfwiſſe ausgeführt wurde, daß man mit dem amerikaniſchen
Programm im Geiſte und im Grundſatze übereinſtimme.
Wenn auch die von England ſofort angeſchnittene Frage der
Unterſeeboote vielleicht nicht unerhebliche Schwierigkeiten in ſich
birgt, ſo kann nach den erſten Reden der Waſhingtoner Konferenz
angenommen werden, daß über die weſentlichen Punkte
zwi=
ſchen England und Amerika ſchon eine ziemlich weitgehende
Ver=
ſtändigung erzielt worden ſein dürfte. Es iſt ſelbſtverſtändlich,
daß man dieſe Entwicklung in Frankreich mit wenig Freude
ver=
folgt, da die Vermittlerrolle des Herrn Briand, auf die ſich
die=
ſer offenbar eingeſtellt hatte und mit der man gehofft hatte, gute
Geſchäfte zu machen, einigermaßen hinfällig wird. Nach dem
offiziellen Auftakt haben ſich die Konferenzmitglieder hinter die
verſchloſſenen Türen der Kommiſſionsſitzungen zurückgezogen,
und die Nachrichten, die über den Gang der Verhandlungen
her=
überkommen, ſind vielfach recht widerſprechend. Zunächſt iſt der
fapaniſche Delegierte Schidehara, der ſpeziell für die Fragen des
ferwen Oſtens zuſtändig iſt, „erkrankt”, ſo daß ſich die Kommiſſion
zur Beſprechung dieſer Frage nach einer Havasmeldung zunächſt
vertagt hat. Wir werden gut daran tun, den Verhandlungen
tmſere ſchärfſte Aufmerkſamkeit zuzuwenden.
Die Verhandlungen über die wirtſchaftliche
Rege=
lung in Oberſchleſien ſind inſofern einen Schritt weiter
gekommen, als in der Perſon des früheren Schweizer
Bundes=
präſidenten Calonder eine Perſönlichkeit zum Vorſitzenden
be=
ſtimmt worden iſt, die eine unparteiiſche Leitung der
Verhand=
lungen einigermaßen wahrſcheinlich erſcheinen läßt. Was wir
von der Entente zu erwarten haben, zeigt die Verweigerung der
Einneifeerlaubnis für die deutſchen Bevollmächtigten in das
Ab=
ſimmungsgebiet. Die U.S P. ſcheint ſich immer mehr als
Sach=
verwalterin der Ententeintereſſen zu fühlen, und ſo beruhigt
denn die Berliner Freiheit ihre Leſer damit, daß dieſe
Verwei=
gerung der Einreiſeerlambnis keineswegs eine Schikane gegen
Deutſchland darſtelle, da auch der polniſchen Regierung der Rat
gegeben worden ſei, ihre Unterſuchungen in der Nähe des
Ab=
ſtimmungsgebietes anzuſtellen, nicht in Oberſchleſien ſelbſt. Man
überſieht gefliſſentlich, daß, während den deutſchen Vertretern die
Einreiſeerlaubnis verweigert worden iſt, eine ſolche Maßnahme
den polniſchen Vertretem gegenüber underblieben iſt, und daß
dieſe ſich denn auch an den „Rat” der interalliierten Kommiſſion
durchaus nicht kehren.
Die Reparationskommiſſion weilt zur Stunde
noch in Berlin. Das eine ſteht feſt, daß die Kommiſſion nicht
geneigt iſt, eiwe Stundung der im Januar und Februar fälligen
Repavationsraten zu bewilligen. Wir möchten aber nicht eine
Meldung des Berliner Korreſpondenten des Daily Chronicle
unewwähnt laſſen, der es für wahrſcheinlich hält, daß eine Löſung
gefunden werde, die man als eine Ausdehnung der Idee der
Sachleiſtungen bezeichnen könne. Es exiſtiene ein Schema, das
Deutſchland eine Erleichterung verſchaffe, ohne auf der anderen
Seite für die Empfänger ſchädliche Folgen zu haben. Für die
Frage, ob die Kriſe bereits bei der Januar= oder Februar=Rate
eintritt, iſt von ausſchlaggebender Bedeutung, inwieweit man
hinſichtlich des Kreditangebots der Induſtrie zu einer Einigung
kommt. Wie das bei uns ſo üblich iſt, iſt die ganze Kreditaktion
und insbeſondere die Bedingungen, die die Induſtrie an ihr
Angebot gekrüpft hatte (wir haben darüber ſchon vor einer Woche
lar dieſer Stelle geſprochen), faſt ausſchließlich vom politiſchen,
oder man könnte wohl beſſer ſagen: parteiagitatoriſchen,
Stand=
punkt aus behandelt worden. Gegen die Forderung der
In=
duſtrie, daß die Eiſenbahnen in Privatbeſitz übergeführt werden
ſollten, hat ſich ein Sturm der Emtrüſtung erhoben. Man hat
ſie als „ungeheuerlich” und einen Ausfluß „unerſättlicher
Herrſchgier” bezeichnet, wobei man gefliſſentlich überſehen hat,
daß gegen Mißbrauch der Bahnen durch rückſichtsloſe
Großindu=
ſtrielle ausreichende Sicherheit geſchaffen iſt, wenn das Reich die
Mehrheit der etwa auszugebenden Eiſenbahnaktien behält oder
ſich umfangreiche Mitbeteiligung bei der Feſtſetzung von Tarifen
oder Ausſchüttung eiwaiger Gewinne ausbedingt. Man hat die
Forderungen des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie in
veiten politiſchen und wirtſchaftlichen Kreiſen als einen
Vor=
ſtoß empfunden, und die Gegenſeite hat denn auch Anlaß ge=
Fwommen, ihrerſeits gleichfalls einem Vorſtoß zu machen. Unter
dem 15. November haben die Gewerkſchaften zehn Mindeſtforde=
Trungen erhoben, die zum Teil der Abhilfe der Gegenwartsnot
dienen ſollen, zum Teil aber die Verwirklichung alter
Sehn=
üchte bezwecken Man. fordert die Sozialiſierung des
Kohlen=
vergbaues und die Kontrolle der privatwirtſchaftlichen
Mono=
vole, wobei man nicht umhin kann, die Begründung
insbeſon=
dere der erſten Forderung einigermaßen bedenklich zu finden.
die Sozialiſierung des Kohlenbergbaues ſoll die Kreditfähigkeit
des Reiches erhöhen, und es iſt doch wohl mehr als fraglich,
ob die in den Reichsbeſitz zu übertragenden Kohlengruben nach
rfolgter Umorganiſation von unſeven Gläubigern als ein
zu=
verläſſigeres Pfandobjekt angeſehen werden, als die privaten
Tohlengruben.
Man ſollte den Druck der gegenwärtigen Nor wirklich nicht
Mzu zu benutzen verſuchen, Parteigeſchäfte zu machn. Im
übri=
ſen iſt es erfreulich, daß auch die Gewerkſchaften ſich
grundſätz=
ich auf den Standpunkt ſtellen, daß eine Sanierung unſever
Verkehrsbetriebe eine unbedingte Notwendigkeit iſt. Es wird
ur darauf ankommen, wie man ſich dieſe Sanierung in der
Fraxis denkt, d. h. ob auch die Gewerkſchaften damit der
For=
erung zuſtimmen, daß die in den Reichsverkehrsbetrieben
über=
chüſſigen Arbeitskräfte anderen Zweigen des Erwerbslebens
ugeführt werden. Bei dem Stande unſeres Arbeitsmarktes iſt
die Beibehaltung der bisherigen Praxis geradezu
unverant=
vortlich. Auch die im Verbehrsweſen beſchäftigten Beamten und
Arbeiter müſſen es ſich gefallen laſſen, daß man diejenigen
aus=
herzt, welche in ihren Poſten eine Sinkure ſehen und mit allen
gewerkſchaftlichen und politiſchen Mitteln zu verhindern ſuchen,
daß ſie dem Berufe zugeführt werden, in dem ſie Nützliches
leiſten können.
Wir haben ſchon vor einer Woche darauf hingewieſen, daß
eine eingehende Durchberatung des ganzen Fragenkomplexes
eine unbedingte Notwendigkeit ſei, und wir begrüßen es daher,
daß, wie die allerletzten Nachrichten beſagen, in der Frage der
Kreditaktion ein weſentlicher Fortſchritt erzielt worden iſt,
in=
ſofern, als von Vertretern der Induſtrie und der Banken ein
Schreiben an den Reichskanzler gerichtet worden iſt, welches als
eine geeignete Grundlage für die Weiterführung der Aktion
an=
geſehen wird. Es ſind Schickſalsſtunden, die wir durchleben.
Wir haben keine Zeit wehr zu verlieren.
M.
Zwei Briefe.
K.H. Den Norddeutſchen Blättern werden folgende „zwei
Briefe” zur Verfügung geſtellt:
An Seine Exzellenz
Herrn Geveral der Infanterie v. Eberhardt.
Mir iſt das Mißgeſchick geworden, daß ich durch einen
Ententeoffizier binnen einer Stnde aus meinem Wohnort
aus=
gewieſen wurde, wit der Mitteilung, daß ich wegen Beihilfe zum
Diebſtahl von dem franzöſiſchen Kriegsgericht in Epinal zu ſünf
Jahren Gefängnis verurteilt ſei. Da ich mich vollkommen rein
weiß und während der ganzen Kriegsdauer bezüglich feindlichen
Eigentums mehr als peinlich genau gehandelt hatte, glaubte ich
die Angelegenheit auf eine Verleumdung zurückführen zu
müſ=
ſen und bat meinem Bruder, der Schweizer Staatsangehöriger
iſt, ſich an Ort und Stelle zu orientieren und eventuell Reviſion
gegen das Urteil einzulegen. Die Feſtſtellungen, die mein
Bru=
der in Epinal machte, veranlaſſen mich heute, die Zeilen an Euere
Exzellenz zu richten.
Am Gerichtsgebäude fand derſelbe einen großen Anſchlag
vor, der an erſter Stelle den Namen Euerer Exzellenz enthielt
als zu lebenslänglichem Zuchthaus wegen Diebſtahls verurteilt.
Es folgen bayeriſche und preußiſche Offiziere, auch einige
Sol=
daten, insgeſamt 14 Namen, von denen zwei weitere zu
Zucht=
hausſtrafen, der Reſt zu fünfjährigem Gefängnis wegen
Dieb=
ſtahls verurteilt ſind, zu letzterer Scrafe auch ich wegen Beihilfe
zum Diebſtahl. Die Verurteilungen haben ohne jedes Verfahren
ſummariſch am 29. und 30. Juni d. J. ſtattgefunden. Obwohl ich
im beſetzten Gebietz wohne, hat mam mir nichts bekannt gegeben,
mich nicht gehört, mir auch kein Urteil zugeſtellt. Lediglich meine
Ausweiſung iſt verfügt worden, durch die ich ſelbſtverſtändlich
ſehr geſchädigt wurde, da mein Werk jetzt leitungslos iſt. Aber
auch meinem Bruder gegenüber, der mit höheren Offizieren, die
das Kriegsgericht gebildet hatten, geſprochen hat, wurden keine
Tatſachen, die als Unterlage für die Anklage dienen konnten,
genannt. Man verweigerte die Einſicht der Akten und ſagte
ſchließlich, er möchte ſich an den franzöſiſchen Kriegsminiſter
wenden. Der Eindruck war der, daß irgendwelche Betätigung
gegen das Urteil nicht gewünſcht wurde, das einzig dem
Haß=
gefühl der Franzoſen entſprungen iſt. Trotzdem trieften die
franzöſiſchen Offiziere in ihren Geſprächen von ihrem
Gerech=
tigkeitsſinn. Das ganze Verfahren iſt aber ſo jeder Juſtiz
hohn=
ſprechend, daß es, abgeſehen von der perſönlichen Schädigung,
von unſerer Regierung nicht unbeachtet gelaſſen werden darf.
Es ſcheint Syſtem darin zu liegem, da es nach den
Aburteilun=
gen des Reichsgerichts in den letzten Junitagen plötzlich erfolgte.
Beachtenswert iſt, daß der belgiſche Offizier, der meine
Aus=
weiſung vollſtreckte (eine Feſtnahme des Verurteilten war nicht
verfügt!) und der gut deutſch ſprach, die Angelegenheit als
„Blödſinn” bezeichnete und als einen Haßakt der Franzoſen.
Nach Zeitungsnotizen ſoll man gegen die Generäle v. Oven und
Riedel in Naney in gleicher Weiſe vorgegangen ſein . . ."
Ich erlaube wir, noch darauf aufwerkſam zu machen, daß der
Entente in den Brückenköpfen Duisburg und Düſſeldorf kein
Territorialrecht zuſteht. Nur die nackte Gewalt bildet die
Rechts=
grundlage für das Vorgehen gegen mich. Eine baldige
Aufklä=
rung halte ich ferner aus dem Grunde angebracht, als es mir
nicht ausgeſchloſſen erſcheint, daß die franzöſiſche Regierung dieſe
gegen den Friedensvertrag von Verſailles verſtoßenden
Ver=
urteilungen nicht nur gegenüber der eigenen Bevölkerung,
ſon=
dern auch anderweitig, beſonders im Auslande, verwerten wird.
Es wäre ſchlimm, wem der Gegmer auch dem Auslande
gegen=
über den deutſchen Offizier und Soldaten unwiderſprochen mit
Schmutz bemerfen darf ... Ruthemeyer, Major a. D.
II.
Zu dieſem an mich gerichteten Briefe habe ich zu bemerken:
1. Ich habe niemals auf der Liſte der Endente betreffend
die ſogenannten Kriegsverbrecher geſtanden.
2. Während der für mich in Betracht komuenden Zeit habe
ich nur in den erſten Septembertagen auf franzöſiſchem Boden
mein Hauptquartier gehabt, zuerſt in einer verlaſſenen, arg
ver=
wüſteten Sägemühle, dann in S. bei ſehr neuten, ordentlichen,
älteren Franzoſen, deren Haus völlig unverſehrt war, als ich
es verließ. Dann habe ich mein Hauptquartier zwei volle Jahre
auf deutſchem Boden gehabt. Nicht ein einziges Stück iſt aus
franzöſiſchem Beſitz während dieſer Zeit von mir in Anſpruch
genommen, geſchweige denn „geſtohlen” worden, Handelt es ſich
um Beſchlagnahme von ſür den Kriegsbedarf notwendigen
Be=
ſtandteilen von Maſchinen uſw., ſo iſt dies auf Anweiſung der
Oberſten Heeresleitung erfolgt; handelt es ſich um Ausſtattung
von Quartieren in Unterſtänden oder zerſtörten Ortſchaften, ſo
könnten Requiſitionen uſw. gegen Empfangsſcheine ausgeführt
worden ſein. Ich möchte bezweifeln, daß dabei meine
perſön=
liche Mtiwirkung je beanſprucht worden iſt. Ich habe alſo in
dieſer Stellung gar keine Gelegenheit gehabt, irgendeine Tat zu
begehen, die das Geringfte mit „Diebſtahl” zu tn haben könnte.
3. Im Gegenteil, ich habe ſogar für die Erhaltung
perſön=
lichen Eigentums feindlicher Bewohner geſorgt, und führe nur
als Beiſpiel an, daß ich ſehr wertvolle Familienbilder uſw. und
ein großes ſilbernes Tablett aus dem Schloſſe A., das in
vorder=
ſter Linie liegend, eine Zielſcheibe war, einpacken ließ und nach
Vereinbarung mit einer hohen kirchlichen Perſönlichkeit nach
Straßburg in das Jeſuitenkloſter ſchaffen ließ, um dieſe
Fami=
lienſtücke nach Friedensſchluß dem Grafen de Leſſaix wieder
zu=
kommen zu laſſen. Der Geiſtliche, es iſt der Straßburger
Weih=
biſchof Zorn von Bulach, hat mir ſchriftlich das Verſprechen
ge=
geben, hierfür zu ſorgen, und hat mir jetzt die Rückgabe der
Wertſtücke an die Familie de Leſſaix beſtätigt.
Ich faſſe dieſe Beſchuldigung als eine ungeheuere
Beleidi=
gung auf, die mir und meiner Familie angetan iſt. Wenn ich
mich auch vor Gott, vor meinem Gewiſſen und meinen
Lands=
leuten rein von Schuld fühle, ſo iſt es doch nicht ausgeſchloſſen,
daß im Ausland in ſchuftiger Weiſe meine Ehre und die meiner
Familie angetaſtet wird. v. Eberhardt, General d. Inf.
Dieſe beiden Briefe, für deren Echtheit wir uns verbürgen,
ſprechen für ſich ſelbſt. Es darf wohl angenommen werden, daß
ſich die deutſche Regierung nachdrücklich dieſer Angelegenheit
annehmen wird.
Die Waſhingtoner Konferenz.
Die nächſte Vollſitzung.
Waſhington, 19. Nov. (Wolff.) Staatsſekretär Hughes
hat für Montag, den 21. November, vormittags 11 Uhr, eine
Vollſitzung der Abrüſtungskonferenz einberufen.
Man glaubt ,daß in dieſer Sitzung Briand den Standpunkt
Frankreichs in der Frage der Rüſtungen zu Lande darlegen
wird, denn weder der Ausſchuß für die Abrüſtung zur See, noch
der für die Fragen des fernen Oſtens würden vorausſichtlich an
dieſem Tage ihre Berichte fertiggeſtellt haben.
Die Frage des fernen Oſtens.
Paris, 18. Nov. (Wolff.) Havas meldet aus Wafhington
unter dem 17.: Wegen eines Unwohlſeins des japaniſchen
Dele=
gierten Schidehara, der ſpeziell für die Frage des fernen
Oſtens zuſtändig iſt, hat ſich die Kommiſſion zur Beſprechung
dieſer Frage bis wahrſcheinlich Samstag vertagt. Während
dieſer Zeit werden die verſchiedenen Delegationen ſich bemühen,
ihre Standpunkte genauer zu beſprechen. Japan würde bereit
ſein, Schantung ohne beſondere Bedingungen zu räumen,
wenn ſeine Sonderrechte in der Mongolei anerkannt würden.
Ferner würde es ſich nicht mehr für die Mandſchurei
intereſſie=
ren, wenn ſie nur darauf beſtehen werde, die von ihm erbauten
Eiſenbahnen zu behalten. Japan beſteht außerdem darauf, in
Sibirien die Lage aufrecht zu erhalten bis zur
Wiederher=
ſtellung der Ordnung in 9ußland, um ſich auf dieſe Weiſe vor
einer Berührung mit dem Bolſchewismus zu ſchützen. Dagegen
beſtätigt es die Notwendigkeit, ſich in Port Arthur zu
hal=
ten. Schließlich iſt es in der Angelegenheit der 18 Provinzen
Chinas bereit, dieſelben Opfer wie die anderen Mächte zu
bringen.
Waſhington 18. Nov. (Wolff.) Der perſönliche
Ver=
treter Sun Yat=ſens, des Präſidenten der ſüdchineſiſchen
Republik, bezeichnete die von der Debegation von Peking
ein=
gebrachten Vorſchläge als „einfach enttäuſchend‟. Das
chineſi=
ſche Volk verlange Maßnahmen, die zur Wiederherſtellung der
Rechte Chinas geeignet ſeien, und verlange die Nückgabe
Schantungs, ſowie die Beſeitigung der berühmten 21
Fox=
derungen des Abkomnens von 1918 über die Geheimperträge,
wodurch China ſo gut wie zum Vaſallen Japans gemacht
wox=
den ſei. Es venlange, daß die Mandſchurei, die innere
Mongolei und auch Tibet zurückerſtattet werden. Es
ver=
lange Verzicht auf die verhaßten Einflußzonen und die
Zurück=
ziehung der ausländiſchen Garniſonen vom chineſiſchen Gebiet.
London, 18. Nov. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter
des Mancheſter Guardian meldet aus Waſhington unter
Vorbehalt, Japan werde ſich bereit erklären, auf Schantung
und die 21 Forderungen vom Frühjahr 1918 zu verzichten.
Ja=
pan ſei der Anſicht, daß China 18 Provinzen ſüdlich der großen
Mauer umfaſſen müſſe, mit Ausnahme von Tibet;: Japan
ſchlage daher ein japaniſches Protektorat über die Mandſchurei,
die Mongolei und Koreg vor und mache Großbritannien
den Vorſchlag, Tibet zu einer britiſchen Provinz unter
den=
ſelben Bedingungen wie Indien zu machen. Der Berichterſtatter
hält es jedoch für unwahrſcheinlich, daß Japan derartige
end=
gültige Vorſchläge unterbreiten werde, die weder den
Vereinig=
ten Staaten, noch England genehm, für China aber
unannehm=
bar ſein würden.
Der Streit um die Seerüſtung.
London 18. Nov. (Wolff.) Dem Waſhingtoner
Bericht=
erſtatter des Mancheſter Guardian zufolge widerſetzte ſich die
britiſche Marinedelegation auf der Konferenz einer
proportionolen Verminderung der Flotte, ſo lange
nicht die künftige Größe der franzöſiſchen und italieniſchen Flotte
feſtgeſetzt ſei, da ſonſt Fvankreich in fünf Jahren beginnen könne,
durch Flottenbauten, ebenſo die Vorherrſchaft zur See
anzu=
ſtreben, wie es die Uebenlegenheit zu Lande beſitze. Man
ver=
mute, daß die Haltung Englands in dieſer Frage Italien
will=
kommen ſei.
Neu=York, 18. Nov. (Wolff.) Durch Funkſpruch. Wie
der Korreſpondent der Aſſociated Preß aus Waſhington mitteilt,
bildet Englands Abneigung gegen die
Unterfee=
boote immer noch den größten Streitpunkt gegenüber den
An=
ſichten Amerikas bezüglich der Einſchränkung der
Flottenrüſtun=
gen. Nach den engliſchen Anſichten ſollen die Unterſeeboote
auf=
hören, als Waffe im Seekriege Verwendung zu finden, nach der
Anſicht der Amerikaner dagegen ſind die Unterſeeboote ebenſo
eine legitime Waffe im Seekriege wie die Schlachtſchiffe. Die
britiſche Delegation erwartet anſcheinend nicht mehr, daß das
Abkommen unter Preisgabe der Unterſeeboote zuſtande komme.
London, 18. Nov. (Wolff.) Wie aus Waſhington
be=
richtet wird, will Japan eine Flotte beanſpruchen, die den
von Hughes in ſeinen Abrüſtungsvorſchlägen niedergelegten
Maßſtab etwas überſchreite. Admiral Kato teilte den
Preſſe=
berichterſtattern mit, daß Japan es wegen ſeiner geographiſchen
Lage für angemeſſen halte, ſeine Flotte zu erhalten, die 60
Pro=
zent der größten Flotten nur um ein Geringes überſchreite.
In Schiffen, die nur für die Verteidigung beſtimmt ſeien, müßte
es ſogar an die größeren Flotten heranreichen. Kato erklärte,
die Bezeichnung „Verteidigungsſchiffe” beziehe ſich hierbei nicht
auf die Unterſeeboote. Ueber die U=Bootfrage könne er keine
Meinung ausdrücken, bevor er Gelegenheit gehabt habe, die
Vorſchläge Großbritanniens zu unterſuchen. Britiſcherſeits
wurde es in Waſhington abgelehnt, zu den von Japan
vorge=
ſchlagenen Abänderungen der amerikaniſchen Vorſchläge
Stel=
lung zu wehmen.
London, 19. Nov. (Wolff.) Einer Reutermeldung aus
Waſhington zufolge haben die Mitglieder der amerikaniſchen
Delegation den Beſchluß der britiſchen Regierung, die Arbeiten
an den vier engliſchen Schlachtſchiffen einzuſtellen,
mit größter Befriedigung aufgenommen. Von hoher amtlicher
Seite wird darauf hingewieſen, daß die amerikaniſche
Delega=
tion die verhältmismäßige Stärke der Flotten, wie ſie
im dem amerikaniſchen Vorſchkag feſtgeſetzt wurde, als grund=
Seitt Z.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. November 1921.
Kummer 51 I.
legend anſieht. Aenderungen daran würden möglicherweiſe die
geſamten Verhandlungen in Mitleidenſchaft ziehen.
Von maßgebender Seite iſt der Vorſchlag gemacht worden,
daß, wen die Konferenz eine Verminderung erzielt, die
an=
deren Nationen, die nicht an den Verhandlungen teilwahmen,
eingeladen werden können, ihren Anſchluß an dieſe
Vermin=
derung zu erklären.
Rückkehr der Reparationskommiſſion.
* Berlia, 19. Nov. Wie die Blätter melden, wird die
Reparationskommiſſion vorausſichtlich heute abend
Berlin verlaſſen. Als Ergebwis der Verhandlungen
zwi=
ſchen der Kommiſſion und der Reichsregierung glauben die
Blätter feſtſtellen zu können, daß die Ententemächte auf
ord=
nungsmäßiger Erfüllung der am 15. Januar fälligen
Repara=
tionsverpflichtungen von 500 Millionen Goldmark beſtehen. Die
Reparationskommiſſion ſei zu der Anſicht gekommen, daß die
deutſche Regierung in der Lage ſei, den notwendigen Betrag
von der deutſchen Induſtrie zu erlangen.
Paris, 19. Nov. (Wolff.) George Blum, der Korreſpondent
des Journal, berichtet aus Berlin, innerhalb der
Repara=
tionskommiſſion habe die Einheitsfront diesmal
noch aufrechterhalten werden können. Es bleibe die Frage
offen, ob das auch ſo ſein werde anläßlich der nächſten deutſchen
Offenſive. Wenn die Kommiſſion einmütig in dieſem Augenblick
einer Reviſion der Reparationszahlungen, was die Schuld ſelbſt
anbetreffe, entgegengeſetzt ſei, ſo ſcheine es doch ſicher, daß ſie
ſich zugunſten einer Abänderung der Ausführungsmodalitäten
und der Zahlungsbedingungen ausſprechen werde, ſo wie ſie in
London feſtgeſetzt worden ſeien. Nach dem Korreſpondenten hat
die Reparationskommiſſion, die heute Berlin verläßt, von der
deutſchen Regierung die Verſicherung erhalten, daß die am 15.
Januar fälligen 500 Millionen Goldmark bezahlt werden würden.
Die Kreditaktion.
* Berlin 19. Nov. Wie die Blätter erfahren, fand geſtern
eine Beſprechung zwiſchen den Ausſchüſſen der Banken und
des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie über die
Kredit=
aktion ſtatt. Es wurde beſchloſſen, dem Reichskanzler ein
Schreiben zu überreichen, in dem zum Ausdruck gebracht wird,
daß der Reichsberband der deutſchen Induſtrie ſeine
Bereit=
willigkeit, eine Kreditaktion einzuleiten, aufrecht erhält. Die
Voſſ. Ztg. teilt mit, daß dieſes Schreiben von den beteiligten
Kreiſen als eine geeignete Grundlage zur Weiterführung der
Kreditaktion und für Verhandlungen wegen Aufnahme eines
internationalen Kredits betrachtet werde.
161,6 Milliarden Mark Defizit im Reichshaushalt.
TU. Berlin, 18. Nov. Der Reichsrat beſchäftigte ſich
in ſeiner öffentlichen Sitzung von geſtern abend, die vom
Finanz=
miniſter Dr. Hermes geleitet wurde, mit dem dritten
Nach=
tragsetat für 1921. Der Berichterſtatter, Miniſterialdirektor
Sachs, führte u. a. aus: Der Nachtragsetat enthält zum erſten
Male einen Betrag für die auf Grund der Annahme des
Ulti=
matums im Rechnungsjahr 1921 zu leiſtenden
Reparationszah=
lungen. Dieſe erfordern nun im ordentlichen Etat 95,1
Mil=
liarden und im außerordentlichen 17,1 Milliarden, alſo
zuſam=
men 112,2 Milliarden Mark. Beim weiteren Sinken der Mark iſt
ſogar mit einer Erhöhung dieſer Summe zu rechnen. Die
An=
weiſungen an die Länder und Gemeinden ſteigen um 6,5
Mil=
liarden. Die Mehrausgaben durch die Beſoldungserhöhungen
ſind für ein ganzes Jahr auf mindeſtens 13,2 Milliarden zu
be=
ziffern. IndNachtragsetat erſcheinen ſie nur für ein halbes
Jahr. Im einzelnen werden u. a. verlangt: 450 000 Mark als
Erhöhung der Bezüge des Reichspräſidenten, 1,5 Milliarden für
Unterhalrung der Rentner aus der Invalidenverſicherung, 20,8
Millionen Mark für den Erwerb eines Hauſes in Paris für die
dort beſtehende Wiederaufbaukommiſſion. Alles in allem
gerech=
net ergibt ſich für 1921 ein Fehlbetrag von 161,6 Milliarden,
wobei zu berückſichtigen iſt, daß erſt im nächſten Etat, und zwar
im Jahre 1922, die Reparationslaſt im vollen Betrage erſcheinen
wird. Der Nachtragsetat wurde entſprechend den Beſchlüſſen
der Ausſchüſſe auch vom Plenm des Reichsrates angenommen.
Die Deutſchen Werke.
T.U. Berlin, 19. Nov. Geſtern nachmittag begaben ſich
die Vertreter des Allgemeinen Deutſchen
Gewerk=
ſchaftsbundes, der Chriſtlichen Gewerkſchaften
und der Hirſch=Dunckerſchen Gewerkſchaften nach
vorausgegangener Vereinbarung zum Vorſitzenden der
interalli=
ierten Kontrollkommiſſion, General Nollet, um ihm in
rück=
haltloſer Ausſprache die außerordentlich ſchweren Folgen ſeines
Vorgehens für die deutſche Arbeiterſchaft und für das
Verhält=
nis der deutſchen Arbeiterſchaft zu Frankreich darzuſtellen. Sie
beionten ihm gegenüber, daß ſie als Vertreter von 13 Millionen
deutſchen Arbeitern der allerverſchiedenſten Richtungen ſprächen,
aber darin einig ſeien, daß eine Wiederholung der ſinnloſen
Zerſtörungsmaßnahmen nicht nur in nationaliſtiſchen Kreiſen,
ſondern auch in Kreiſen der deutſchen Arbeiterſchaft tiefe
Em=
pörung gegen Frankreich hervorrufen würde und daß auf eine
friedliche Verſtändigung mit Frankreich nach ſolchen
Maßnah=
men nicht mehr zu rechnen ſei. Auch die deutſchen Arbeiter
wür=
den im Falle der Aufrechterhaltung der Zerſtörungsanordmung
den Kampf gegen alle ſinnloſen und ſchikanöſen Maßnahmen mit
allen ihnen zu Gebote ſtehenden Mitteln einmütig aufnehmen.
General Nollet gab beruhigende Verſicherungen und betonte
daß die ihm erſt jetzt bekannt werdenden Tatſachen einer
er=
weuten Prüfung unterzogen würden. Die Kommiſſion wurde
übrigens auch von dem engliſchen und dem italieniſchen
Bot=
ſchafter, ſowie von dem awerikaniſchen Geſchäftsträger
empfangen.
* Berlin, 18. Nov. Die Betriebsräte aller
Be=
triebe der DeutſchenWerke haben eine Entſchließung
gefaßt, in der gegen die Forderung der interalliierten
Militär=
kontrollkommiſſion entſchieden Proteſt eingelegt wird. Ebenſo
wie die Betriebsräte verſuchten, die Betriebe für Kriegs= und
Rüſtngszwecke nutzbar zu machen, zu verhindern, ebenſo
ent=
ſchieden wenden ſie ſich gegen alle Beſtimnngen, die darauf
zielen, die Betriebe lahm zu legen. Die Betriebsräte erwarten
von General Nollet und dem Botſchafterrat die Aufhebung der
bisherigen Beſtimmngen. Mehrere Vertreter der Deutſchen
Werke haben ſich nach Paris begeben, um bei den zuſtändigen
franzöſiſchen Stellen und auch beim Botſchafterrat wegen der
Lahmlegung der Werke vorſtellig zu werden.
Die iriſche Frage.
London, 18. Nov. (Wolff.) Laut den Blättern
behan=
delte Lloyd George heute dringende Staatsgeſchäfte und
ſetzte heute abend eine Zuſammenkunft der Miniſter feſt. Die
amtlichen Kreiſe ſind der Anſicht, das Ergebnis der Liverpooler
Konferenz habe die Regierung in ihrer iriſchen Politik
ſehr geſtärkt. Die Blätter erwägen auch die Möglichkeit von
Neuwahlen, falls Uilſter den Plan der Regierung zur Löſung
der iriſchen Frage ablehnt. Die Ulſter=Blätter erklären, daß die
Vorſchläge der Regierung zur Löſung der iriſchen Frage
nie=
mals angenommen werden könnten.
London, 19. Nov. (Wolff.) Eine Konfevenz der Miniſter
erörterte geſtern nachmittag die Antwort Ulſters, die, wie
allgemein angenommen wird, unnachgiebig im Ton iſt. Man
hofft trotzdem, daß bald informelle Erörterungen zwiſchen Lloyd
Beorge und Craig ſtattfinden werden. Doch wird vielleicht
in=
folge Craigs Unpäßlichkeit eine Verzögerung eintreten. Es
ver=
lautet, daß der Plan der Regierung die Selbſtverwaltung für
ganz Irland mit provinzieller Geſetzgebung für Ulſter umfaßt.
*
Kleine politiſche Nachrichten. Der volkswirtſchaftliche Ausſchuß
des Reichstages nahm den Zentrumsantrag, ſich grundſätzlich mit der
Erhöhung der Erwerbsloſenfürſorge um etwa ein
Drittel einverſtanden zu erklären, an. — Der Alt=Bundesrat Calonder,
vom Völkerbundsrat mit der Führung der deutſch=polniſchen
Verhandlungen über Oberſchleſien betraut, teilte der
polniſchen und engliſchen Regierung mit, daß die Verhandlungen am
23. November, um 11 Uhr vormittags, in Genf eröffnet werden ſollen.
— Der deutſche Notbund gegen die ſchwarze Schmach, Sitz
Mün=
chen, hat an den Präſidenten der Abrüſtungskonferenz, Hughes, in
Waſhington folgendes Kabeltelegramm geſandt: Der deutſche Notbund
gegen die ſchwarze Schmach bittet den Herrn Präſidenten Hughes, in
der Abrüſtungskonferenz die Entfernung farbiger Truppen im
deut=
ſchen beſetzten Gebiet erwirken zu wollen. — Einer Reutermeldung
aus Bombay zufolge ſind bei den bereits gemeldeten Unruhen am
Tage der Ankunft des Prinzen von Wales an verſchiedenen Stellen
der Stadt Straßenbahnwagen vom Mob verbrannt und die Europäer
mit Steinen beworfen worden. Die Polizei feuerte, nachdem mehrere
Poliziſten getötet oder verwundet worden waren, auf die Menge. Der
geſamte Straßenbahndienſt iſt eingeſtellt und die Unruhen noch nicht
unterdrückt. Bei den Unruhen wurden 4 Poliziſten getötet und 30
ſchwer verwundet. In Kalkutta ſind mehrere Vereinigungen, die gegen
die Zuſammenarbeit mit den britiſchen Behörden Propaganda machen,
als ungeſetzlich erklärt worden.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. November.
* Erſtannt wurde der Steuerrat beim Landesfinanzamt Darmſtadt
Peter Dörr zum Steuerdirektor, der Militäranwärter Konrad Münz
zu Groß=Gerau zum Gefangenenaufſeher am Amtsgerichtsgefängnis
Groß=Gerau mit Wirkung vom 7. Dezember 1921 ab.
* In den Ruheſtand verſetzt wurde der Gerichtsvollzieher Heinrich
Kloß zu Bingen auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom Dienſtantritt
ſeines Nachfolgers an unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten
Dienſte.
n. Strafkammer. Zwei binnen weniger Tage Ende Mai d. J.
ver=
übte hieſige Einbrüche liegen der Anklage gegen den 24 Jahre alten,
ſchwer vorbeſtraften, diebſtahlsrückfälligen Schreiner Philipp Riedel
und den 30jährigen, vorbeſtraften Fabrikarbeiter Emil Muſſel, beide
von hier, zugrunde. Außerdem waren der 30jährige, vorbeſtrafte
Land=
wirt Auguſt Mitteldorf und der 26jährige Metzger Heinrich
Seeger von hier der Hehlerei bezüglich eines Teils der fraglichen
Beute beſchuldigt. Ein Geſtändnis hatte nur R., und zwar in ſehr
um=
faſſender, bis in alle Einzelheiten gehender Weiſe vor dem
Unter=
ſuchungsrichter abgelegt, doch konnte es infolge des jetzigen Verhaltens
dieſes Angeklagten nur verleſen werden. Der gefährliche Verbrecher
ſelbſt gebärdete ſich bei Beginn der Sitzung als „wilder Mann”, wurde
gewalttätig und mußte in die Gefangenenzelle gebracht werden.
E=
erſchien zweifelhaft, ob er bloß ſimuliere, doch bezeichnete ihn de
gerichtsärztliche Sachverſtändige als zurzeit (infolge von Haftpſychoſe
verhandlungsunfähig, und es wurde inſoweit die Sache abgetrennt.
R. gilt nach Anſicht des nämlichen Gutachters, wie ihn dieſer in früheren
Fällen gefunden hat, für erblich ſtark belaſtet und gemindert zurech.
nungsfähig. Trotz ſolcher geiſtiger Verfaſſung verfügte er über
erſtaun=
liche kriminelle Gewandtheit, Schlauheit und Tatkraft. Es erhellt dies
nicht nur aus ſeinen Diebſtählen ſondern auch daraus, wie er die
Frei=
heit wieder zu gewinnen weiß. So hatte er, im April d. J. auswärts
feſtgenommen, abſichtlich einen größeren Metallgegenſtand verſchluckt,
um durch Aufnahme im Krankenhaus günſtigere Gelegenheit zur
Ent=
weichung zu finden. Nach der notwendigen Magenoperation
ver=
ſchwand er mit noch offener Wunde aus dem Johanniterſpital zu
Nie=
der=Weiſel, nachdem er anderen Kranken 350 Mark nebſt Kleidern zu
dieſer Flucht geſtohlen hatte. Nur etwa zwei Wochen hielt er ſich zur
Schonung bei einem Freund in Frankfurt a. M. verborgen, dann
tauchte er abermals hier auf und begann die gewohnte nächtliche
Ein=
brechertätigkeit aufs neue. Durch früheres Verhältnis mit einem
Dienſt=
mädchen war ihm die Wohnung der Familie F. in der Mühlſtraße uſw.
bekannt, er drang vom Garten aus durch den Keller dort ein und
eig=
nete ſich (zum Teil ſogar aus dem Schlafzimmer unmittelbar neben
den ſchlummernden Inſaſſen) 1300 Mark in bar nebſt Wäſche und
Schmuckſachen von über 7000 Mark Wert an. Bereits in der folgenden
Nacht ſuchte er ein Haus der Ohlyſtraße auf gleiche Art heim, weil er
daſelbſt noch aus einem Einbruch vom Jahre 1914 Beſcheid wußte. Er
ſtahl den Familien K. und Str. Silbergerät, fünf Flaſchen Kirſchwaſſer,
ein Fahrrad u. a. m. von etwa 20 000 Mark Geſamtwert. Das ſo
Ge=
ſtohlene hatte R. einſtweilen in der Nähe des Südbahnhofs verborgen,
und dort geſchah auch nachher ſeine Feſtnahme. Man hatte ihn daber
in Begleitung M.s geſehen, doch beſtreitet letzterer jede Beteiligung
oder Kenntnis der beiden Einbrüche, und R. pflichtet dem in ſeinem
erwähnten Geſtändnis bei. Mittäterſchaft M.s war demnach nicht zu
beweiſen, und der Staatsanwalt beſchränkte die Anklage auf
Begün=
ſtigung, weil M. von R. deſſen Flucht erfahren hatte und ihm zur
Er=
leichterung der beabſichtigten Fortſetzung nach der Schweiz behilflich war.
Was den Angeklagten M. betrifft, ſo ſuchte ihn R. unter falſcheur
Namen als angeblicher Zigarrenreifender auf, bot ihm die bei F.
ge=
ſtohlene Wäſche nekſt den Schmuckſachen an und überließ ihm alles
zur Vermittlung des Abſatzes. Er hatte gehört, daß M. ſolche
Ge=
ſchäfte mache. M. wendete ſich ſeinerſeits mit den Schmuckſachen an
ſei=
nen Freund S., dem er reelle Herkunft vorſpiegelte, der anſcheinend
aus Gefälligkeit ſich dafür bemühte und nicht weiter belaſtet iſt, ſo daß
vom Staatsanwalt S.s Freiſpruch beantragt wurde. Das Silbergerät
hatte R. im Garten ſeiner in einer der Exerzierplatzbaracken
wohnen=
den Eltern ohne deren Wiſſen vergraben. Die meiſten der geſtohlenen
Gegenſtände konnten zur Stelle gebracht werden. Auch Muſſel wird
als gemindert zurechnungsfähig bezeichnet. M. und S. wurden
frei=
geſprochen, Mitteldorf erhielt wegen Hehlerei 9 Monate
Ge=
fängnis.
u. Schöffengericht I. Das Treiben in dem Lokal des hieſigen Wirts
Jakob Danz hat bereits vor kurzem den Provinzialausſchuß beſchäftigt
und dort zur Entziehung der Konzeſſion geführt. Nunmehr wurde aus
gleichem Anlaß unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit wegen gewerbs= und
gewohnheitsmäßiger Kuppelei verhandelt. D. wurde ſchuldig befunden
und zu 1 Monat Gefängnis nebſt 2000 Mark Geldſtrafe eventl. 200
wei=
teren Tagen Gefäugnis verurteilt.
— Eine Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung, indet am
Don=
nerstag, den 24. November, nachmittags 5 Uhr, ſtatt mit folgender
Tagesordnung: 1. Neuregelung der Bezüge der ſtädtiſchen
Be=
amten uſw. nach dem Vorgehen von Reich und Staat. 2. Errichtung
eines Neubaues auf dem ſtädtiſchen Anweſen Große Kaplaneigaſſe 30.
3. Herſtellung der Dächer des ſtädtiſchen Anweſens Pallaswieſenſtr. 54,
4. Die Verminderung der perſönlichen Koſten für die Friedhöfe. 5.
Er=
höhung beſtehender und Einführung neuer Gebühren für die Friedhöfe.
6. Unterhaltung des ſtädtiſchen Hauſes Geiſtberg Nr. 2. 7. Errichtung
eines Grabmals für Dr. Kulp. 8. Bewilligung von Mitteln zur
Durch=
führung der Viehzählung am 1. Dezember 1921. 9. Erhöhung der
Ver=
gütung an das Verbrauchsabgabeperſonal für Beſchaffung von
Heiz=
material. 10. Beſchaffung von Nickelkipptöpfen für das
Stadtkranken=
haus. 11. Erhöhung des Verpflegungskoſtentarifs des
Stadtkranken=
hauſes. 12. Erhöhung der Geldanſchläge für die Naturalleiſtungen an
die Beamten und Bedienſteten des Stadtkrankenhauſes. 13. Abſchluß
eines Tarifvertrags für das Haus= und Warteperſonal des
Stadtkranken=
hauſes. 14. Abſchluß der Kaſſe der Hauswirtſchaftlichen
Fortbildungs=
ſchule für 1920. 15. Voranſchlag der Kleinkinderſchule im
Johannes=
viertel für 1921. 16. Erlaß einer Polizeiverordnung über das
Arbeits=
nachweisweſen. 17. Kreditbewilligung für die Inſtandſetzung der
Akku=
mulg=orenbatterie der Zentral=Uhrenregulierungsanlage. 18.
Neufeſt=
ſetzun der Rangiergebühren für das Anſchlußgleis des Gaswerks. 19.
Die Hebernahme der Kreisabdeckerei durch die Stadt. 20. Aenderung
der Grundſätze für den Erlaß von Waſſerzins für Verluſtwaſſer. 21.
Ausübung der Auslandsfleiſchbeſchau im Schlachthof. 22. Leiſtung eines
ſtädtiſchen Zuſchuſſes zur Fortführung des Betriebs der
Dampfſtraßen=
bahn Griesheim—Arheilgen. 23. Polizeiverordnung, das Ausladen
von Schlachtvieh für die Schlachtviehmärkte im Städtiſchen Viehhof betr.
24. Mitteilungen.
8 Vorbereitungsdienſt und Prüfung der Gerichtsſchreiber. Den
Juſtizanwärtern, die Kriegsteilnehmer waren, wird die Zeit des
Kriegs=
dienſtes bis zur Höchſtdauer von 18 Monaten auf den vorgeſchriebenen
dreijährigen Vorbereitungsdienſt angerechnet unter der Vorausſetzung,
daß der Anwärter innerhalb des ſo abgekürzten Vorbereitungsdienſtes
das Ziel desſelben erreicht. An die Anwärter mit abgekürztem
Vor=
bereitungsdienſt dürfen in der Prüfung keine geringeren Anforderungen
geſtellt werden.
— Landestheater. In der Wiederholurng von Schillers „
Jung=
frau von Orleans” am Montag ſpielt nunmehr Rahel Sanzara,
die ſich am 10. November infolge Erkrankung durrch Frau Birklin verteten.
laſſen mußte, die Ditelvolle im Rahmen der Neueiſtudierung, innerhalb
derer auch Joſef Gielen als König, Fritz Valk als Talbot und Heinz
Kenter als Lyonel neu ſind.
— Die Heſſiſche Landeswanderbühne in Rheinhefſen. Man ſchreibt
uns: Die Heſſiſche Landeswanderbühne iſt ſeit 14 Tagen
in Rheinheſſen und findet dort offene Herzen und ſo freudigen Willkomm,
daß ſich die Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und
Jugend=
pflege in Heſſen für alle Mühe, die ſie für den Aufbau des Unternehmens
verwenden mußte, reichlich belohnt ſehen darf. Die Aufführungen ſind
faſt regelmäßig ausverkauft, der Kontakt zwiſchen Publikum und Bühne
ein ſo erfreulicher, daß die Darbietungen der Heſſiſchen
Landeswander=
bühne für die Bevölkerung einen Feſttag, ein frohes gemeinſames
Er=
leben bedeutet, das noch lange im Herzen weiterklingt und fortwirkt.
Aufgenommen ſind die Künſtler von der Bevölkerung wie liebe Gäſte,
denen gemütliche Stunden im Familienkreiſe zu bereiten man als
Ehrenpflicht und Bedürfnis empfindet. So kann es nicht fehlen, daß
die Heſſiſche Landeswanderbühne ihrer Miſſion vollauf gerecht zu
wer=
den vermag, Kunſt aufs Land zu tragen — geſunde, volkstümliche —,
und auch ihre tiefer liegende Aufgabe erfüllen kann und erfüllen wird,
durch gemeinſames Erleben die Menſchen zum Gemeinſchaftsgefühl zu
erwecken.
— Die Beiſetzung von Geheimerat Profeſſor Eugen Bracht geſtern
vormittag um 11 Uhr im Waldfriedhof geſtaltete ſich zu einer ganz
außergewöhnlich eindrucksvollen Würdigung des großen Malers und
Menſchen. Der Sarg des Entſchlafenen verſchwand unter einer Fülle
von Blumen= und Kranzſpenden, unter denen wir ſolche des
Großher=
zogs Ernſt Ludwig, der Kunſtakademien von Berlin und Dresden, des
Verbandes bildender Künſtler in Heſſen, der Freien Vereinigung
Darmſtädter Künſtler, des Heſſiſchen Kunſtvereins, der Deutſchen
Kunſt=
genoſſenſchaft, des Vereins Berliner Künſtler u. a. bemerkten. In
wundervoll durchdachter, formvollendeter Rede gab Herr Pfarrer Vogel
Totenſonntag.
* Schaurig heult der Wind in den hohen, kahlen
Baum=
kronen, wirbelt welke Blätter fort, die auf feuchtem Waldboden
verwelken, vermodern, vergehen. Verlaſſen Feld und Hain, frohes
Kinderlachen verhallt, Vogelgeſang verſtummt, farbenprächtige
Blumen am Wegrand verblüht. Es mahnt an’s Abſchiednehmen
von Freude und Glück. Vereinzelt blühen in den Gärten wohl
noch verſpätete Aſtern und eine letzte Roſe ſenkt müde ihr Haupt,
der Novemberfroſt hat ſie geknickt. Wir pflücken heute die letzten
Blumen und ſchmücken die Grabhügel unſerer lieben
Entſchlafe=
nen. Und um manchen derwitterten Stein, von dem ſchon viel
abgebriskelt iſt, ſchliegt ſich heute ein Kränzlein.
Es iſt Totenfeſt! Unſere Gedanken ſchweifen zurück, da
ſie moch unter uns weilten. Tränen fallen auf die Hügel und
heiße Gebete ſteigen zum düſteren Novemberhimmel empor.
Horch — die Totenglocken läuten, ernſt, mahnend dringen ſie an
ſinſer Ohr. Wir gedenken jener, die fern der Heimat ſchlafen,
deren Gräber heute verlaſſen ſind, denken an jene Millionen von
Menſchen, die ihre Liebſten fürs Vaterland dahingegeben. Und
üiber manche Lippe drängt ſich wohl heute die Frage: „Warum?”
Das Schickfal ſchreitet oft grauſam, erbarmungslos über
Men=
ſchenhoffnungen hinweg.
Der Tag neigt ſich zu Ende. Eine düſtere Novembernacht
ſenkt ſich herab. Leiſe rauſcht der Wind in den Zypreſſenbäumen.
Da blitzt an dunkler Wolkenwand ein Sternlein auf. Schaut
friedlich auf geſchmückte Grabhügel hernieder. O
Hoffnungs=
ſtrahl zieh ein in unſer müdes Herz. Durch Grabesnacht zum
Licht.
E. Kropp.
Zwei Kaiſer.
Es war Mitte Oktober 1815. Da ſegelte ein engliſches Schiff
an der Inſel Madeira vorüber, und ein kleiner Mann mit
gelb=
lichem Geſicht ſtand, die Arme über die Bruſt gekreuzt, an Bord
und ſchaute hinüber nach der paradieſiſchen Inſel, auf der ſelbſt
der Unglücklichſte glücklich ſein mußte. Hügel mit Lorbeerbüſchen
und Weinſtöcken geſchmückt, erhoben ſich in blauer Ferne.
Dattel=
palmen und immergrüne Sträucher wechſelten an dem Ufer mit
Mais= und Getreidefeldern. Das Schiff flog mit geſchwellten
Segeln vorüber, und lange ſchaute der kleine Mann im grünen
Rock dem ſchwindenden Paradieſe nach, und bald war es ver=
ſchwunden, und der kleine Mann mit dem gelben Bronzegeſicht
ſchauet dann wieder nach vorwärts in das weite Meer hinaus
wo ihm eine andere Inſel als neue Heimat auftauchen ſollte —
St. Helena. Der „General” Bonaparte war es, vor dem ein
Jahrzehnt und noch länger die ganze Welt gezittert hatte; vor
dem ſich Fürſten geneigt hatten, und der in einem kurzen Dezen
nium die Welt um ein Jahrhundert vorwärts geſtoßen hatte.
Wenige waren ihm, den in den Tagen der Siege und des Glücks
Tauſende umdrängt hatten, treu geblieben. Unter den Wenigen
waren die Generäle Pertrand und Monthalon. Er war
Eng=
lands erbittertſter und gefährlichſter Feind geweſen und hatte
ſich — wie dieſes zielbewußte Genie und dieſer Menſchen= und
Völkerkenner ſich doch irren konnte! — gerade in dieſes zähen
und erbarmungsloſen Feindes Hand freiwillig begeben. Und
endlich landete er auf St. Helena. Dort ſollte ſein letztes Aſyl
ſein. Dort ſollte man ſechs Jahre ſpäter ſein Grab ſchaufeln. Er
ſtieg hinauf auf ſteile, kärglich bewachſene Höhe. Dort lag der
einſame Hof Longwood. Der war ſein Gefängnis, wo er ſich
unter der harten Aufſicht Hudſon Lowes „frei bewegen” konnte.
Baumfarren, Kiefern und niedriges Geſtrüpp — das war die
Pflanzenwelt, die ihn ums b. Ziegen, Schafe und Kaninchen
das war die Tierwelt. Wenig Häuſer, meinſt von Negern
be=
wohnt, und dann einige verlorene Europäer — das war die
Umwelt. Meiſt lagerten über der ſteilen Baſaltinſel regenſchwere
Wolken, und dann ſtürmte wieder der häßliche Paſſatwind durch
die engen Täler und über die kahlen Höhen. Fern — weit vom
Getriebe der Welt — mußte der Titane, den man immer noch
fürchtete, gebracht werden. In die Nähe der ſchwarzen Erde
mußte er gebannt werden, damit er den Völkrn nicht zum
zwei=
ten Male furchtbar würde.
Wie ganz anders iſt das Schickſal eines anderen Kaiſers,
der mit weibiſchem Eigenſinn, unter weiblichem Einfluß,
Völker=
beunruhigung verſucht hatte, um ebenfalls ſeine Krone
zurückzu=
erobern. Kaiſer=König Karl, der letzte Habsburger, iſt von den
ſiegreichen Mächten ebenfalls verbannt worden, aber man
ver=
fährt glimpflich mit ihm, denn er iſt alles, nur nicht ein Titane,
der zu fürchten iſt, ſondern ein Pygmäe, über den die Großen
der Erde nur lächeln. Nicht bis auf die weitentlegene
Felſen=
inſel im ſüdatlantiſchen Ozean iſt er geſchleudert worden,
ſon=
dern mitten in das herrliche Paradies, an dem vor 100 Jahren
der große Welterſchütterer trotzig=ſtolz vorüberfuhr. Madeira,
durch ſeine feurigen Weine in aller Welt bekannt, und von Dich=
tern hoch geprieſen, auch von unſerem Freiligrath, die ſchöne
bewaldete „Holzinſel” (Madeira iſt das ſpaniſche Woxt für Holz),
wird von nun an der Aufenthalt des Mannes der Zita ſein.
In Funchal (ſprich Fungſchahl), der romantiſchen Stadt mit
ihren ſchönen Klöſtern, wird er mit ſeiner Familie das Leben
eines Phäaken führen. Ein immer heiterer Himmel wird auf
ihn herabſchauen. Eine üppige, immer grüne Fauna wird ſein
Auge erfreuen. Ein buntes Gemiſch von Menſchen, Italiener,
Mauren, Juden und Negern wird ihm die Langeweile des
Nichtstuns ſtören. Mitten in der Naturſchönheit, dem immer
milden Klima, wird er ſeine ungariſchen Sorgen vergeſſen.
Viel=
leicht kennzeichnet gerade die Wahl dieſes Verbannungsortes,
der die Szenerie einer phantaſtiſchen Operette abgeben könnte,
Die Art, wie der Exkaiſer=König von ſeinen „Feinden”
einge=
ſchätzt wird.
rl.
Neue Bücher.
* Max Reger. Ein Bild ſeines Jugendlebens und künſtleriſchen
Werdens von Adalbert Lindner. Broſchiert 60 Mk. (Verlag von
J. Engelhorns Nachfolger in Stuttgart.) Eines der intereſſanteſten
Muſikbücher ſeit langer Zeit! Lindners Werk hat den ganzen Reiz des
perſönlichen Erlebniſſes und der Anſchauung aus nächſter Nähe — war
er doch der erſte Lehrer und enge Vertraute des ſo früh
dahingegau=
genen Meiſters; es gibt ein aus tiefem Verſtehen geſchautes, überaus
ſprechendes Bild des Menſchen und bringt auf faſt jeder Seite neue
Auf=
ſchlüſſe über die Entwicklung des Künſtlers und ſeines Werkes. Die
Ausſtattung rückt den Verlag in die Reihe der buchgewerblich führenden
Firmen.
* Einführung in die Hauptfragen der
Philo=
ſophie. Von Geheimrat Profeſſor Dr. Rudolf Eucken. 3. Auflage,
198 Seiten. Preis gebunden 24 Mk. Verlag von Quelle u. Meher in
Leipzig. 1921. Einheit und Vielheit, Ordnung und Freiheit, Ewigkeit
und Zeit, Beharren und Anderswerden, Außenwelt und Innenwelt,
Idealismus und Naturalismus, das menſchliche Ertennen, das
Wahr=
heitsproblem, das menſchliche Handeln und das Glücksproblem, ſind die
Abſchnitte, in die der Verfaſſer ſeine Gedanken teilt. Ueberall ſehen
wir die Entwickelung ſich nicht in einer geraden Linie, ſondern im
Gegenſatz und Umſchlägen und mannigfachen Verwicklungen ſich bewegen.
Aber nicht die Breite der einzelnen Probleme will Eucken zeigen,
ſon=
dern die weltgeſchichtliche Bewegung des Ganzen überblicken, um durch
die Verſetzung in dieſe Bewegung den großen Verwicklungen und
Gegen=
ſätzen unſerer Zeit entgegenzuwirken, zu geiſtiger Vertiefung und
grung=
licher moraliſcher Erneuerung mitzuhelfen.
Die Weihnachtsgeſchichte, ein Blockbuch in zehn
Holzſchnitten von Rudolf Koch. Verlag von Wilh. Gerſtung im
Rummer 311.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. November 1921.
Seite 3.
ein Bild des reinen, hochſtrebenden Menſchen und Künſtlers, deſſen
Werke leben werden für und für. Namens der Stadt Darmſtadt und teuerten Lebensmittel machen wir nochmals darauf aufmerkſam, daß das
als Vorſitzender der Heſſiſchen Arbeitsgemeinſchaft für bildende Kunſt, Central=Nelief Commitee in Neu=York Einheitspakete in verſchiedener
der alle heſſiſchen Künſtlergruppen angeſchloſſen ſind, ſprach Bürger= reicher Zuſammenſtellung, darunter das neueingeführte Weihnachtspaket,
meiſter Mueller und legte Kränze am Grabe nieder. Im Namen des und ein Kohſer Paket, zur Ausgabe gelangen läßt. Die Einheitspakete
Vereins Berliner Künſtler und des Hauptausſchuſſes der Allgemeinen ſind nur durch Vermittelung von Freunden und Verwandten in Amerika
Deutſchen Kunſtgenoſſenſchaft ſprach der frühere Schüler Eugen Brachts, zu beziehen. Die Preiſe ſind im Vergleich zu dem Gebotenen äußerſt
Profeſſor Kark Langhammer, bewegte Worte des Abſchieds. Profeſſor gering. Die Zuſendung geſchieht frachtfrei. Ein Verzeichnis über die
Dr. Jaeckel=Greifswald feierte des Meiſters bedeutende wiſſenſchaftliche Art der Zuſammenſtellung kann auf dem Roten Kreuz, Paradeplatz 3.
Leiſtungen als Prähiſtoriker, die dem Entſchlafenen anläßlich des dem= Zimmer Nr. 5, eingeſehen werden; Aufforderungskarten zum Verſand
nächſtigen 80. Geburtstages die Ehrung als Dr. hon. e, ſeitens der an Freunde oder Verwandte in Amerika werden ebenda koſtenlos
ab=
univerſität Greifswald eingetragen hätten. Für die Berliner Akademie gegeben.
legte Geh. Rat Hofmann einen Kranz nieder uſw. Eine große Menge
Leidtragender, drei Söhne und eine Tochter des Künſtlers, der
Ver=
treter des Großherzogs, zahlreiche Künſtler und Angehörige der
Geſell=
ſchaft wohnten der Trauerfeier bei.
* Totenfeier. Um Irrtümer zu vermeiden, ſei nochmals darauf
hin=
gewieſen, daß die vom Kriegerverein Darmſtadt zu haltende
Toten=
feier heute, um 2 Uhr, auf dem Waldfriedhof an den Heldengräbern
ſtatt=
fidet. Herr Otto Volk wird ſprechen über Ev. Matthäus 5, 4: „Selig
ſind, die da Leid tragen, denn ſie ſollen getröſtet werden.” Bei
ungün=
ſtiger Witterung findet die Feſer in der Kuppelhalle des
Waldfried=
hofes ſtatt.
* Der Verband evangeliſch=kirchlicher Frauenvereine in Hefſen hielt
am 17. November ſeine erſte Frauenkonferenz in dieſem
Win=
ter im Gemeindeſaal der Johaunesgemeinde in Darmſtadt ab. Der
gute Beſuch zeigte, daß dieſe Verſammlungen einem beſtehenden
Be=
dürfnis in der evangeliſchen Frauenwelt entſprechen. Pfarrer
Schnei=
der =Offenbach referierte über: „Was können die edangeliſchen
Frauen und Frauenvereine für ihre Kirche tun?” In ſeinen
tiefgrün=
digen Ausführungen ging er davon aus, daß von jeher die Frauen
an dem Aufbau der Kirche ſtark beteiligt waren. Auch heute fillt der
Frau dieſe Aufgabe unvermindert zu. Sie kann ihr in erſter Linie
durch ihre Aufgabe in Haus und Familie gerecht werden. Aber auch,
indem ſich die Frau in Geſinnungsgemeinſchaften, Frauenvereinen,
or=
ganiſiert, kann ſie großen Einfluß zur Stärkung der Kirche gewinnen.
An dieſe Ausführungen ſchloß ſich eine rege Ausſprache an, in der auf
Mittel und Wege aufmerkſam gemacht wurde, die dazu dienen, an die
Einzelnen Glieder der Kirche zu gelangen.
* Reichsoffizierbund 1920. Man ſchreibt uns: Die Offiziere aus
dem Mannſchaftsſtande haben ſich zuſammengeſchloſſen, um
ihre Gleichſtellung mit den Offizieren der alten Armee zu erreichen. Mit
dem Deutſchen Offizierbunde und dem Bunde deutſcher
Militäranwärter wurden Arbeitsgemeinſchaften abgeſchloſſen.
Es würde den Rahmen dieſer Notiz weit überſteigen, wollte man den
Zweck und die Ziele des Bundes hier eingehend erörtern. Kurz erwähnt
ſoll nur werden, daß alle Angelegenheiten ohne Ausnahme vom Bund
bearbeitet und durchgefochten werden. Parteipolitik wird innerhalb des
Bundes und ſeiner Unterverbände nicht geduldet. Der innere Ausbau
des Bundes gliedert ſich in mehrere Groß= und Landesverbände. Für
den Freiſtaat Heſſen beſteht eine Ortsgruppe in Darmſtadt. Als
Mit=
alieder können aufgenommen werden: 1. Alle aus dem Mannſchaftsſtande
hervorgegangenen Offiziere, wozu auch die ehemaligen
Feldwebelleut=
nants gehören; 2. Feuerwerks= und Zeugpffiziere, ſofern ſie unter 1.
fallen; 3. Polizeioffiziere, ſofern ſie Armeeoffiziere waren und
außer=
dem aus dem Mannſchaftsſtande hervorgegangen ſind. Unter
Polizei=
offizieren ſind auch die Offiziere der Landes=Schutzpolizei zu verſtehen;
. Einjährig=Freiwillige nach Beförderung zum Offizier. — Der erſte
Vorſitzende der Outsgruppe Darmſtadt, Oberleutnant d. L. a. D. Nieſe
ur Darmſtadt, Heidelberger Straße 124, iſt zur Entgegennahme von
Meldungen und zur Auskunftserteilung gern bereit.
* Goethebund Darmſtadt (Freie Vereinigung). Am Dienstag, den
22. November, im Muſikvereinsſaal ſpricht Dr. Obenauer abſchließend
ber Hölderlin. Karten bei Bergſträßer und abends. (S. Anz.
* Im Silberkranz. Herr Werkmeiſter Theodor Wrzeciono und
Gemahlin begehen heute das Feſt der Silbernen Hochzeit. — Am 22.
November feiern die Eheleute Valentin König, techn. Betriebsleiter,
und Margarethe geb. Haag, Frankfurter Straße 69 (Schlachthof) dus Feſt
der Silbernen Hochzeit.
Montag, den 21. November 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Blaue Karten), Marke Nr. 70, 69
und 66, je 800 gr Brot. Marke Nr. 61, 560 gr Mehl oder
800 gr Brot.
Für Kinder: (Weiße Karten), Marke Nr. 55 800 gr Brot.
Marke Nr. 51, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Gerſtenmehl: (Hohenlohes Kindernahrung) ½ Pfund zu 2 Mk.
markenfrei, zu haben in den Städtiſchen Krankennährmittel=
Verkaufsſtellen.
Haushaltungsmehl: Bis 30. November auf die
Lebensmittel=
marken „Dieburg” blau und weiß, je 800 gr
Haushaltungs=
mehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Milch: Auf Marke „Gertrud: der blauen Lebensmittelkarten
je 14. Liter Vollmilch zum Preiſe von 95 Pfg.
Vollmilch für Kinder und werdende Mütter am 12, 13., 14.,
15 und 16. November 1921 90 0
Zucker: Bis einſchl 30. November auf Marke „Käthe” 2 Pfund.
Zucker: Sonderzuweiſung. Friſtablauf für Vorausbeſtellung
auf Marke „Ottilie” am 30. November,
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 5. Rate (7,
der Jahreszuteilung) in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Der Bezug der Rohbraunkohlen aus der Grube Prinz von
Heſſen iſt in jeder Menge geſtattet.
Holzverforgung: Auf die Nummern 21, 22 der Holzauswveiskarte
je 1 Ztr. Laub= und Nadelholz. Ungeſchnittenes Stockholz
zum Preiſe von 10 Mk. gegen vorherige Bezahlung auf der
Kohlenausgleichſtelle.
Verkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw. an
jeder=
mann: Jeden Mittwoch und Donnerstag von 8—12 Uhr
vormittags und von 2½—6 Uhr nachmittags bei der Städt.
Materialverwaltung im Hinterhaus des Stadthauſes.
5.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
8 uhr vormittags bis 3 uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet,
Ofenbach a. M. Hier iſt die ewig neue Weihnachtsbotſchaft des Lukas=
Gangeliums lebendig und warm empfunden zu einem Ausdruck
ge=
racht, der ſie jedem Menſchen nahebringen und den frohen Sinn und
Zruud des Weihnachtsfeſtes fühlen laſſen muß. — Das Buch entſtand,
vie die bekannten Audolfiniſchen Drucke, aus der Arbeitsgemeinſchaft
des Schriftrünſtlers Rudolf Koch mit Rudolf Gerſtung. Bild und Schrift
ach nach Art der Blockbüicher des ſpäten Mittelalters mit dem Meſſer
u Holz geſchnitten, wodurch das Seitenbild kraftvolle Lebendigkeit und
das Buchganze eine Einheitlichkeit erhält, wie ſie nicht ſchöner erreicht
verden kann. Die Darſtellung der Geſchichte iſt auf einen gemütvoll
zählenden, uns heimelich anmutenden Grundton geſtimmt.
* Die Flamme der Welt. Der Roman einer großen Liebe
von Guido Kreutzer. 320 Seiten mit Original=Titelbild von Bruno
Vennerberg. 1.—10. Tauſend. Geheftet 20 Mk. Alſter=Verlag,
Ham=
uurg 26, Speersort 5—11. Des Herzogs von Larochefoucauld
grübeln=
ſes Wort: „Fürchte dich nicht vor deiner Liebe — ſie iſt die Flamme der
Belt!” nimmt Guido Kreutzer als Sinnſpruch ſeines neueſten Werkes.
Mit ihm hat er wieder einen jener wundervollen, im tiefſten Kern
deut=
chen Romane geſchrieben, die ihm ſeine bevorzugte Stellung in der
eitgenöfſiſchen Literatur, ſeinem Namen den rühmenden Klang, ſeinem
Schaffen die begeiſterte Zuſtimmung der geſamten nationalen Preſſe
llachten. „Die Flamme der Welt” iſt eines ſeiner reifſten und ſchönſten
Verke. Denn in der Schilderung des deutſchen Landes und ſeiner
Men=
chen und ihrer Liebe ſchrieb er, wonach wir alle uns im wüſten Wirrſal
lieſer Gegenwart ſo inbrünſtig ſehnen: Ein Buch der Heimat und des
derzens.
„Wahre und abenteuerliche Lebensgeſchichte eines
Barliners, der in den Kriegsjahren 1807—1815 in Spanien,
Frauk=
eich und Italien ſich befand.” Von Carl Schwartze (Drei
Masken=
ſerlag in München). Die Lebensgeſchichte iſt herausgegeben, mit Nach
bort und Anmerkungen verſehen von Alexander von Gleichen=Rußwurm.
2as Buch iſt mit alten Stahlſtichen verſehen. Der Zeitraum von 1806
ns 1815 iſt durch eine Fülle von Memoiren wohlbekanut. Sie werden
urs abwvechſelungsreichſte durch das Tagebuch des Wanderburſchen und
Süldners Schwartze ergänzt. Der Verfaſſer hat, wie er ſelbſt ſagt, ſeine
ſelzensgeſchichte ohne alle überflüſſigen und die Wahrheit eutſtellenden
2aynörfeleien und Zuſätzen vorgetragen, und zau wundert ſich, daß er
0 dielen Todesgeſahren, die er zum Teil ſelbſt heraufbeſchwor, glücklich
ſtgangen iſt. Das Buch, das ein wertvolles Zeitdokument iſt, wird
eder mit Intereſſe leſen.
* Amalthea=Almanach 1922. Wien, Amalthea=Verlag,
Seis geh. 10 Mk. Zur Jahreswende widmet der Amalthea=Verlag auch
euer ſeinen Freunden trotz der noch immer recht ungünſtigen
Verhält=
iſſe im deutſchen Verlagsweſen ein Jahrbuch, das dank ſeinem reichen
ſichalt und den zahlreichen wertvollen Bildbeigaben allen
Bücherlieb=
abern viel Freude und mannigfache Anregungen bereiten wird. Es
Mhält eine Fülle literariſcher Beiträge, die wieder zum größten Teil
Lebensmittel aus Amerika. Angeſichts der außerordentlich ver=
Polizeibericht vom 11. bis 19. November d. J. Durch
Ein=
bruch wurden geſtohlen: Aus dem Keller eines Hauſes in der
Land=
graf=Philipp=Anlage ein größeres Quantum Aepfel im Werte von 275
Mark; aus dem Hofe eines Hauſes in der Bismarckſtraße ein grauer
Plüſchdamenmantel, linke Seite blau und weiß geſtreift, ein Hauskleid
aus dunklem Tuch, bräunlich geſtreift, mit einem breiten ſchwarzen
Beſatz. — Weiter wurden geſtohlen: Von dem Trockenboden eines
Hau=
ſes im Olbrichweg eine weiße Herrnhoſe, gez. M. A., 5 weiße
Hand=
tücher, gez. E. L., 3 kleine geſtickte Zierdeckchen; von dem Speicher eines
Hauſes in der Landwehrſtraße ein neuer weißer Schließkorb; aus dem
Garten eines Hauſes in der Wienerſtraße ein Kolter aus Kamelhaaren,
ein weißes ſeidenes Kleid, roſa eingehäkelt, mit gehäkeltem Gürtel; in
einem Kaufhauſe am Marktplatz hier ein ſchwarzer Muff mit
ſchwarz=
ſeidenem Futter und ſchwarzer Kordel; aus dem Hofe eines Hauſes in
der Kiesſtraße ein vierräderiger Handwagen; aus dem Hofe eines
Hau=
ſes in der Küchlerſtraße zwei Stallhaſen; aus dem Hofe eines Hauſes
in der Eliſabethenſtraße ein weißes Herrenhemd mit eingeſetzter Bruſt
und ein Damenprinzeßkleid; aus einem Hauſe in der Grafenſtraße 11
neue Herrenhemden, ſowie ein Bettuch; aus dem Hofe eines Hauſes
in der Hochſtraße ein weißer Bettüberzug, zwei weiße Kopſbezüge, gez.
E. H., ein weißes Herreuhemd mit blauen Streifen. —
Fahrrad=
diebſtahl: Aus dem Hofe des Poſtamts 1 in der Rheinſtraße wurde
ein Fahrrad, Marke Opel, Fabriknummer unbekannt, geſtohlen. —
Feſtgenommen wurden: Wegen Diebſtahls der 43 Jahre alte
Ar=
beiter W. Sch. von hier, wegen Abtreibung der 26 Jahre alte Arbeiter
A. B., ſowie deſſen 23 Jahre alte Braut B. W., beide von hier. —
Siſtiert wurden 7 Perſonen wegen verſchiedener Delikte.
* Auf der Ludwigshöhe findet, wie alljährlich, am Totenſonntag,
nachmittags 4 Uhr, Konzert ſtatt. Das Programm hat Herr
Ober=
muſikmeiſter Hauske im Sinne dieſes Tages zuſammengeſtellt. (Siehe
Anzeige.)
Die Anſprüche der heſſiſchen Miniſter
auf Ruhegehalt.
Vom Staatsminiſterium, Preſſeamt, erhalten wir
fol=
gende Zuſchrift:
Da die Wahlagitation zu den bevorſtehenden
Landtags=
wahlen u. a. auch das heſſiſche Miniſterpenſionsgeſetz in den
Vordergrund der Erörterungen rückt, dürfte es gewiß den
Wäh=
lern zu einer gerechten Beurteilung dieſer Frage erwünſcht ſein,
den genauen Wortlaut des Geſetzes vom 16. Juli 1919 vor
Augen zu haben.
„Geſetz, die Ruhegehaltsverhältniſſe und
Hinterbliebenen=
verſorgung der Mitglieder des Geſamtminiſteriums betreffend,
vom 16. Juli 1919.
Artikel 1. Auf die Mitglieder des Geſamtminiſteriums
finden die geſetzlichen und ſonſtigen Beſtimmungen Anwendung,
die hinſichtlich der Fürſorge für die Staatsbeamten, namentlich
auch in bezug auf die Nuhegehaltsverhältniſſe, die
Unfallfür=
ſorge, die Hinterbliebenenverſorgung — Sterbegehalt, Witwen=
und Waiſengeld — beſtehen.
Artikel 2. Der Ruhegehalt ſoll mindeſtens 50 vom
Hun=
dert des Gehalts betragen. Der Anſpruch auf Ruhegehalt
ent=
ſteht nach einer Amtsdauer von mindeſtens ſechs Monaten.
Artikel 3. Der Anſpruch auf Ruhegehalt tritt bei
begrün=
detem Ausſcheiden aus dem Amte ein. Er ruht in Höhe des
Einkoumens, das der Ruhegehaltsberechtigte infolge anderweiter
Anſtellung oder Verwendung im Staats= oder Schuldienſte oder
ſonſtiger beruflicher Tätigkeit bezieht.
War der Ruhegehaltsberechtigte unmittelbar vor ſeinem
Eintritt in das Geſamtminiſterium im Staats= oder Schuldienſt
angeſtellt oder verwendet, ſo hat er ein Amt im Staats= oder
Schuldienſt zu übernehmen, das unter Berückſichtigung
inzwi=
ſchen wahrſcheinlich eingetretener Beförderung ſeinem früheren
Amte mindeſtens entſpricht.”
Eine Prüfung zeigt, daß mit dem Inhalt des Geſetzes nicht
immer das übereinſtimmt, was in der Wahlagitation über das
Miniſterpenſionsgeſetz vorgetragen wird. So iſt beiſpielsweiſe
hinſichtlich der Ruheſtandsverſetzung des bisherigen Präſidenten
des Landesbildungsamtes der Artiiel 3 nicht in allen ſeinen
Teilen gewürdigt worden. Nach Abſatz 2 dieſes Artikels hat
Herr Dr. Strecker, da er „unmittelbar vor ſeinem Eintritt in
das Geſamtminiſterium im Staats= oder Schuldienſt angeſtellt
war”, die Verpflichtung, „ein Amt im Schuldienſt zu
überneh=
men, das unter Berückſichtigung inzwiſchen wahrſcheinlich
ein=
getretener Beförderung ſeinem früheren Amte mindeſtens
ent=
ſpricht‟. Da eine ſolche Stelle derzeit aber noch nicht frei iſt,
muß ſo lange die Penſionierung Platz greifen, die ihn übrigens
um etwa 5000 Mark ſchlechter ſtellt, als wenn er in eine von
ihm zu beanſpruchende offene Schulſtelle ſofort eintreten könnte.
Was die Anrechnung von anwaltlicher Tätigkeit als
Vor=
dienſtzeit bei dem ehemaligen Miniſter Dr. Fulda anlangt, ſo
ſei feſtgeſiellt, daß auch bei den früheren großherzöglichen
Mi=
niſtern Finger und Dittmar in der gleichen Weiſe verfahren
wurde, daß alſo dieſes Verfahren auf Grund der alten
geſetz=
lichen Beſtimmungen aus der Vorkriegszeit beibehalten iſt.
Für eine objektive Beurteilung des Geſetzes im
allgemei=
nen ſei ſchließlich auch auf den zweiten Satz in Abſatz 1 des
Ar=
tikels 2 beſonders derwieſen, den die Kritik ſtets zu
über=
fehen pflegt.
von öſterreichiſchen und ſchweizeriſchen Autoren ſtammen. Eine
beſon=
ders wertvolle Bildbeigabe iſt die farbige Reproduktion des Gemäldes
von Jakob Alt: „Stephansturm”, aus dem von allen Kunſtfreunden
geſchätzten Buch von Alfred Schnerich: „Wiens Kirchen und Kapellen”.
Den künſtleriſchen Schmuck des Almanachs, ſowie Titel und
Einbaud=
zeichnung beſprgte der Maler Oskar Larſen. Dieſes muſtergültig
aus=
geſtattete Buch wird gewiß viel Wohlgefallen finden.
In der Samnlung „Wiſſenſchaft und Bildung” (Verlag
von Quelle u. Meher in Leipzig) erſchienen neu: Bd. 113:
Einfüh=
rung in die Volkswirtſchaftslehre. Von Profeſſor W.
Wygodzinski. 5. Auflage. (21.—25. Tauſend.) 149 Seiten. Preis
10 Mk. Wer einen Einblick gewinnen will, was Volkswirtſchaftslehre
iſt und ſich mit dem Weſen der wichtigſten unſere Zeit bewegenden
Fra=
gen dertraut zu machen beſtrebt iſt, dem ſei das Bändchen warm
emp=
fohlen, das nunmehr bereits in fünfter Auflage erſchienen iſt. Das Buch
gibt ein Bild des Kreislaufs menſchlicher Wirtſchaft: der
Gütererzeu=
gung, Güterverteilung und Güterverwendung. Leidenſchaftslos, ſtreng
objektiv ſind hier alle wichtigen volkswirtſchaftlichen Fragen erörtert,
die uns täglich beſchäftigen. — Bd. 116: Einführung in
Goe=
thes Fauſt. Von Profeſſor Dr. Friedrich Lienhard. 6. Aufl.
(26.—20. Tauſend.) 118 Seiten. Preis 10 Mk. Daß von dieſem Buch
in wenigen Jahren 25 000 Exemplare verkauft wurden, zeigt nicht nur,
wie lebendig die Fauſtdichtung in unſerem Volke iſt, ſondern auch, daß
hier eine einzigartige Einführung oder beſſer geſagt Einfühlung in
Goethes Fauſt geſchaffen wurde, die ſich beſonderer Beliebtheit erfreut.
Knapp und klar gliedert der Verfaſſer den Juhalt ſeines Buches in die
ſechs Kapitel: Goethes Geſamtperſönlichkeit, Gedankengang des erſten,
Gedankengaug des zweiten Teiles, die Arbeit am Fauſt, Fauſt als
Kunſt=
werk und Fauſt als Erlöſungswerk. Jeder Verehrer der Fauſtdichtung
wird aus dieſer Einführung neue Werte ſchöpfen. — Bd. 163:
Geo=
graphiſche Beobachtungen Hilfsmittelkenntnis erforderliche
Fertigkeiten uſſp. Von Geheimen Regierungsrat Profeſſor Dr. Rich.
Lehmann. 2. Band. 132 Seiten. Preis 10 Mk. Profeſſor
Leh=
mann hat ſeiner trefflichen Einführung in die erdkundliche Wiſſenſchaft
raſch das geblante zueite Bändchen folgen laſſen. Es wird jedem
un=
entbehrlich ſein, der erdkundliche Kenntniſſe nicht nur aus Büchern
ſchöp=
fen, ſondern der Natur ſelbſt abringen will. Sie bietet in knappſter
Häunfe Dernſeulheteie eue e etlte e e
forderlichen techniſchen Arbeiten. Das Buch iſt eine wertvolle Förderung
des geographiſchen Studiums.
* Ein gewaltiges, in ſeiner Art einzig daſtehendes Unternehmen
iſt mit Genehmigung des Reichsminiſteriums des Innern vom
Reichs=
archiv in Potsdam ius Leben gerufen worden. Um nichts Geringeres
handelt es ſich, als die Geſchichte ſämtlicher Regimenter der ehemaligen
deutſchen Kriegsarmee, d. h. von mehreren tauſend Truppenteilen, be=
Zu den Landtagswahlen.
— Dr. Streſemann ſpricht in Darmſtadt. Dieſe
An=
kündigung hat genügt, um ſchon jetzt eine ſtarke Nachfrage nach
Einlaß=
karten zu bewirken. Unvergeßlich iſt der Vortrag, den Dr. Streſemann
im Februar 1920 hier in Darmſtadt hielt. Tauſende drängten ſich
da=
mals in der Turnhalle, in atemloſem Bann gehalten durch die Rede
eines Mannes, der mit Recht ein Führer genannt wird. Er führt mit
klugem Sinn in die realen Forderungen und Bedürfniſſe des Tages,
er zeigt aber auch den Weg zu den Höhen neuen völkiſchen Aufſtiegs.
Dr. Streſemann war derjenige, der in ürmiſcher Zeit die Fähnlein
des Bürgertums zur Deutſchen Volkspartei ſammelte, ihm iſt das
Glück beſchieden worden, ſeine Gedanken ſieghaft in den Reihen des
Bürgertums und der national geſinnten Arbeiterſchaft vordringen zu
ſehen und aus der kleinen Schar eine große Volkspartei werden zu
laſſen. Alle Angriffe der Gegner auf ſeine Perſon und ſeine Politik
haben ein um ſo feſteres Band zwiſchen Führer und Partei geſchmiedet.
Und ſo iſt es nicht zu verwundern, daß die Mitglieder und Anhänger
der Deutſchen Volkspartei in Darmſtadt mit Spannung dem nächſten
Dienstag entgegenſehen, an dem Dr. Guſtau Streſemann zu ihnen
ſprechen wird. Sein Auftreten wird der Wahlbewegung einen kräftigen
Anſtoß gelen und die Zuverſicht ſeiner Anhänger für den 27. November
beflügeln.
— Reichsberein demokratiſcher Beamten,
Leh=
rer, Angeſtellten und Arbeiter. Bei der am Montag
abend im Saalbau ſtattfindenden Verſammlung werden die hieſigen
Beamten Gelegenheit haben, in Herrn Reichstagsabgeordneten
De=
lins den Vorſitzenden des Beſoldungsausſchuſſes des Reichstages zu
hören. Gerade die Beſoldungsfragen ſind bei der jetzigen
Geldentwer=
tung von ſo hoher Bedeutung für die Beamtenſchaft geworden, und
ſind hier in Heſſen ſo durchaus abhängig vom Reiche, daß viele es
ge=
wiß begrüßen werden, Genqueres über die Geſichtspunkte zu hören,
nach denen der genannte Ausſchuß bisher gearbeitet hat. Da Herr
Delius zugleich Mitglied des 23. Ausſchuſſes (Beamtenangelegenheiten)
und des Ausſchuſſes zur Vereinfachung und Verbilligung der
Staats=
verwaltung iſt, wird er alle für unſer Staatsweſen ſo t ſtigen
Beam=
tenfragen zur Erörterung bringen können. Auch die iden anderen
Nedner des Abends, Herr Nektor Schäfer und Herr Ehlers=Frankfurt,
werden die Stellung der Parteien zu den Feſtbeſoldeten und die
Grund=
gedanken der demokratiſchen Politik im Hinblick auf die Lage der Kreiſe,
die ſich nicht willkürlich und raſch dem wechſelnden Geldwert anpaſſen
können, behandeln.
Kunſtnotizen.
lleber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtal ngen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Mozartverein und Inſtrumentalverein
verau=
ſtalten ein gemeinſames Konzert am Dienstag, den 29. November, im
Saalbau. Die Vereinigung des von Direftor W. Schmitt geführten
Or=
cheſters und des von Kapellmeiſter F. Nehbock geleiteten ſtattlichen
Män=
nerchores des Mozartvereins dürfte einen Kunſtgenuß beſonderer Art
ver=
bürgen. In Darmſtadt ſelten gehörte Werke von Beethoven, Mozart,
Bruck, Grieg und de Haan ſchließen ſich zu einem harmoniſchen Ganzen,
das dem Männergeſang und dem großen Orcheſter dankbare Aufgabew
ſtellt. Das Nähere werden die Anzeigen mtteilen.
— Union=Theater: Die Nacht ohne Morgen‟.
Die=
ſer große Zirkusfilm darf auf allgemeines Intereſſe Anſpruch erheben.
Von ſtarken dramatiſchen Impulſen iſt die Handlung getrieben, und
was das Auge unmittelbar feſſelt, die Ausſtattung, iſt prunkvoll und
dem Beſten ebenbürtig, das aus ähnlichem Milieu bisher gezeigt
wurde. Ein Vorſpiel führt in das Geſchehen ein. Mac Clifford, ein
Lebensmüder, wird durch einen Artiſten vom ſicheren Tode gerettet.
Zum Dank erklärt er ſich bereit, an einem halsbrecheriſchen Sketch, bei
der Vorführung des „Todesrades”, mitzuwirken. Dieſe neue
Lebens=
aufgabe, die ihm Wohlſtand und Glück an der Seite einer geliebten
Frau einträgt, wird ſein Verhängnis. Unglückliche Indizien laſſen ihn
in den Augen der Juſtiz als Mörder des Zirkusdirektors (Albert
Stein=
rück) erſcheinen. Nach langem, qualvollem Harren aber wird ſeine
Un=
ſchuld erwieſen. Eugen Klöpfer macht aus dieſem tragiſchen Helden
eine prächtige Figur. Als der tatſächliche Uebeltäter hat Hans
Mieren=
dorf Gelegenheit, ſeine hohe Kunſt erneut darzutm. Grit Hegeſa und
Hanni Weiße vertreten die Frauenrollen. — Erſchütternde Einblicke
in den Verlauf der hiſtoriſchen Seeſchlacht am Skagerrak
bie=
tet ihre filmgerechte Rekonſtruktion. Nebenſächliche Bedeutung haben
die naturaliſtiſchen Bilder, die höchſtens eine hinreichende Vorſtellung
von der gigantiſchen Größe der Schiffe und ihrer Armierung bieten.
Aber die graphiſche Darſtellung der Flottenbewegungen iſt ungeheuer
feſſelnd und zeigt, wie die Chancen auf beiden Seiten wechſelten bis
die Nacht dem gewaltigen Ringen ein Ende machte. Dieſen Film ſollte
eigentlich jedermann geſehen haben.
— Die Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal) bringen den
gro=
ßen amerikaniſchen Abenteuerfilm „Die Flammenfahrt des
Pacific=Expreß” in 6 gewaltig ſpannenden Akten. Der Film
der Senſationen, ſchreiben Fachblätter, ein großes Werk, von
groß=
zügigem amerikaniſchem Geiſte. 3. B. der Verbrecher, der mit einer
ſchweren, an den Fußknöchel geſchmiedeten Kette beim Brande des
Zucht=
hauſes Sing=Sing die Flucht ergreift und ſich die Kette bzw. Kugel
durch einen Eiſenbahnzug abfahren läßt. Atemraubendes
Automobil=
rennen, halsbrecheriſche Motorradfahrten. Verfolgung über die Dächer
eines fahrenden Eiſenbahnzuges, kühne Sprünge von unglaublich hohen
Brücken ins Waſſer. Das ganze Werk iſt von einer meiſterhaften Regie
beherrſcht, die bis zum Ende durchgeführte Handlung wirkt ſpannend.
Die Photographien und landſchaftlichen Aufnahmen ſind von
hervor=
ragender Schönheit.
+ Arheilgen, 18. Nob. In der geſtrigen
Gemeinde=
ratsſitzung wurde beſchloſſen, die von der Lebensmittelkommiſſion
Kranichſtein angeforderten 727,50 Mark durch Verkauf der noch
vor=
handenen Lebensmittel zu decken. Die Anſtellung eines
Gemeindebau=
führers wurde auf unbeſtimmte Zeit pertagt. Die Gasverſorgung für
den Lindenweg wird von der Gemeinde vorlagsweiſe übernommen und
ſoll die Tilgung und Verzinſung auf die einzelnen Anlieger
ausge=
ſchlagen werden. Zur Regelung der Dienſtſtunden auf dem Rathauſe
wurde beſchloſſen; Für den Verkehr des Publikums ſind als Amtstage
angeſetzt: Montag und Donnerstag von vormittags 8—1 Uhr und
nach=
mittags von 3—6 Uhr. An den übrigen Tagen ſind die
Verwaltungs=
räume für den Verkehr geſchloſſen, nur die Anzeige von Sterbefällen
kann auch an anderen Tagen erfolgen. Dieſe Neuregelung tritt vom
21. d. M. ab in Wirkung. Für die Auszahlung der erhöhten Gehälter
für die Gemeindebeamten ſoll vom Staate ein Zuſchuß beantragt
wer=
den. Der Verkauf eines abgängigen und die Anſchaffung eines Faſels
arbeiten zu laſſen und in einer Schriftenfolge: „
Erinnerungs=
blätter deutſcher Negimenter”, Auszüge aus den amtlichen
Kriegstagebüchern zu veröffentlichen. Die Leitung der Bearbeitung der
Erinnerungsblätter der preußiſchen Regimenter, (12 ſind bereits
er=
ſchienen) hat ſich das Neichsarchiv ſelber vorbehalten und dem Verlag
der bekannten Firma Gerhard Stalling, Oldenburg i. O., übertragen.
Vor uns liegt die Beaxbeitung von zwei Regimentern, des „
Köni=
gin Eliſabeth Garde=Grenadier=Regiments Nr. 3‟
(Preis 17,50 Mk.) von Oberleutnant a. D. v. Roſenberg=Lipinsky, im
Felde Adjutant des Regiments, und die des 3. Oſtpreußiſchen
Feldartillerie=Regiments Nr. 79 (Preis 8,50 Mk.) von
Fritz Heidrich, im Felde Adjutant des Regiments. Es ſind zwei Bücher,
die nach Ueberſichtlichkeit, Inhalt und Ausſtattung als vorbildlich
bezeich=
net werden müſſen. Die Hefte wachſen zweifellos über den Nahmen
reiner „Erinnerungsblätter” für Angehörige des Regiments hinaus.
Beſonders im Zuſammenhange wird das ganze gewaltige Werk zu einer
kriegsgeſchichtlichen Fundgrube erſten Nanges.
* Trumpp, Prof. Dr. J.: Kleinkinderpflege.
Körper=
liche Entwickelung und Köxperpflege des Kindes im 2. bis 7. Lebensjahr.
Zweite verbeſſerte Auflage. Mit 84 Abbildungen und 2 Tabellen. Broſch.
12 Mk., geb. 16 Mk. Verlag von Ernſt Heinrich Moritz (Inh. Franz
Mittelbach) in Stuttgart. Profeſſor Trumpps „Säuglingspflege”, iſt
weit bekannt und iſt Tauſenden von jungen Müttern der nie verſagende
Ratgeber geweſen. Zu dieſem Werk bildet das jetzt vorliegende die
Fortſetzung und notwendige Ergänzung. Das Buch iſt in allen ſeinen
Teilen ſo recht dem Bedürfnis der ſorgenden Mutter angepaßt. Ein
ungewöhnlich reicher Bilderſchmuck iſt dem Buche beigegeben, der deſſen
Wert als praktiſcher Ratgeber noch bedeutend erhöht.
* Neue Steuer=Verfügungen und Erlaſſe, die jetzt
zu einer für den Laien undurchdringlichen Maſſe anſchwellen, zwingen
jedeumaun, mit peinlicher Sorgfalt auf ſeine Vermögensteile zu achten.
Ein vorzügliches Mittel, Ordnung und Ueberſicht in allen
Vermögens=
beſtandteilen wie Staatsanleihen, Wertpapieren, Grundbeſitz,
Hypotheken=
beſitz, Verſicherungen, Bankguthaben uſſv. aufrechtzuerhalten, bietet das
im Verlage Reinhold Kühn, Berlin SW. 68, Kochſtr. 5 erſchienene Buch
„Mein Vermögensſtand”, herausgegeben von Bankdirektor Paul
Kauſten. Der für Steuerfragen durchaus zuſtändige Autor bringt in
ſeinem Weuk eine äußerſt praktiſche Zuſammenſtellung, welche eine bisher
unbekannte Ueberſichtlichkeit aufweiſt. Preis 25 Mk.
* Nach den gewaltigen Veränderungen nahezu alles Beſtehenden, die
wir in den letzten ſieben Jahren erlebt haben, erſchallt der Ruf nach
einem neuen Konverſationslexikon beſonders eindringlich. Jedermann
will unterrichtet ſein über den gegenwärtigen Stand meuſchlichen Wiſſens.
Nach reiflicher Ueberlegung und entſprechenden Vorbereitungen iſt
nun=
mehr der erſte Band des neuen Brockhaus (6. Auflage von
Brock=
haus kleinem Konverſationslevikon) erſchienen. Das ganze Werk wird
4 Bände umfaſſe.
wurde gutgeheißen. Dem Karuſſellbeſitzer wurde in Anbetracht des
ſchlechten Weters an den Kirchweihtagen ein Nachlaß zugeſtanden.
** Nieder=Namſtadt, 19. Nov. Gemeinderatsbericht. Vor
Eintritt in die eigenuliche Tagesordnung wurden eiwige durch die
Bau=
kommiſſion beſchloſſene Arbeitsvergebungen genehwigt und zwar gemäß
den eingelegten Geboten das Verbitten der Rathausfenſter dem
Schreier=
meiſter Neumeiſter, die Herſtellung eines Werkſchrankes für das
Elekrtri=
zitätswerk dem Schreinermeiſter Keil, die Herſteulung von eiſernen Läden
am Schneiderſchen Hauſe dem Schloſſermeiſter Wittersheim. Der
Ge=
meinderat naym alsdann Kenntnis, von der Entſcheidung des
Landes=
arbeits= und Wirtſchaftsamres, wonach auf einen höheren Baukoſtenzuſchuß
für den Umbau des ehemaligen Schneiderſchen Hauſes nicht mehr zu
rech=
nen iſt. Der ungedecte Fehlbetrag der Umbaukoſten muß daher noch im
Wege der Anleice beſchaſft werden, wozu die Genehmigung erteilt wird.
Der weivere Punkt betraf die anderweitige Verwendung der
zurückgezahl=
ten Hypothekkapitalien und der zur Rückzahlung ausgeloſten
Finnlän=
diſchen Wertpapiere. In Anbetracht des Umſtandes, daß die Gemeinde
zum Umbau des Schneiderſchen Hauſes doch genötigt iſt, noch ein Kapital
aufzunehmen, wurde beſchloſſen, den Betrag von 20 000 Mark der
Ge=
meinde ſelbſt darzuleilzen und 500 Mark in der Bezirkskaſſe Reinheim
ver=
zinslich anzulegen. Bezüglich des in letzter Sitzung ausgeſetzten Punktes,
Handhabung der Vergnügungsſteuerordnung, wurde beſchloſſen, der
Ver=
waltung die Ermächtigung zu erteilen, die Beſtimmungen der
Steuer=
ordnung in möglichſt weitherzigem Sinne zu handhaben. Im einzelnen
wunden an den Steuerſätzen noch folgende Abänderungen beſchloſſen: 8 8
erhält den Zuſatz, daß auswärtige Vereine 50 Prozent des
Eintrittsgel=
des ols Billettſteuer zu zahlen haben. § 16 wird dahin abgeändert, daß
die Staffelung nach dem Werde der in Frage kommenden Juſtrumente in
Wegfall kommt, und daß anſtaur dieſer Sätze für alle Inſtrumente pro
angefangener Betriebsmonat 3 Mark zu zahlen ſind. 8 18 (betrifft die
Tanzluſtbarkeitsſteuer nach dem Flächenraume des Saales) erhält
fol=
gende Faſſung: Die Pauſchſteuer beträgt: bis 50 Quadratmeter — 8 Mk.,
bis 100 Quadratmeter — 12 Mk., bis 200 Quadratmeter — 20 Mk., bis
300 Quadratmeter — 24 Mk., bis 400 Quadratmeter — 30 Mk. für jeden
angefangenen Tag. Bezüglich der ferneren Handhabung der Nichtlinien
für die Beſoldung der Gemeindebeamten wurde einer Verfügung des
Kreisamts entſpreckend der Büvgermeiſterei die Ermächtigung erteilt, den
Gemeindebeamten ohne weiteres jeweils die Teuerungszuſchläge uſw. zur
Auszahlung anzuweiſen, welche dieſen nach Maßgabe der für die
Staats=
beamten geltenden Beſtimmungen zuſtehen. Gleichzeitig wurde die
Finanz=
kommiſſion beauftragt, bezüglich der anderweitigen Regelung der
Natu=
ralbeſoldung der in Betracht kommenden Gemeindebeamten bis zur
näch=
ſten Sitzung eutſprechende Vorſchläge zu machen. Der von der
Oberför=
ſterei vorgelegte Holzhauerakkord für 1922 wurde zur Kenntnis genommen
und dabei beanſtandet, daß die eingeſetzten Löhne den heutigen
Teuerungs=
verhältniſſen nicht entſprechen. Da infolge Beitritts zum Manteltarif für
die ſtaatlichen Holzhauer eine eigenmächtige Erhöhung ſeitens der
Ge=
mneinde nicht erfolgen kann, wurde die Bürgermeiſterei beauftragt,
noch=
mals in Verhandlungen mit der Oberförſterei einzutreten. An
Verwal=
tungskoſten, die an dem an die Ortsbürger zur Verteilung kommenden
Streulaubnutzen in Abzug gebracht werden ſollen, wurden 15 Prozent der
Bruttoeinnahme feſtgeſetzt. Gleich wie der Staat, ſo hat auch die
Ge=
meinde eine Abänderung des Hundeſteuergeſetzes beſchloſſen und zwar
er=
hebt die Gemeinde die gleichen Sätze wie der Staat auch, alſo 20 Mark
für den Hund. Ferner macht die Gemeinde von der ihr eingeräumten
Befugnis (Beſteuerung des mehrfachen Hundebeſitzes) Gebrauch. Die
Zu=
ſchläge hierzu betragen: für den zweiten Hund 50 Mk., für den dritten
Hund 75 Mk., für dem vierten Hund 100 Mk., für den fünften Hund 125
Mark, für den ſechſten und jeden weiteren Hund 150 Mk. Das im
Nat=
haushof aufgeſetzte Gemeindeholz ſoll kleingeſchnitten werden und zwar
durch das Gemeinde=Elektrizitätswerk. Da das Werk noch nicht
entſpre=
chend eingerichtet iſt, ſoll noch zu dieſem Zwecke ein beſondever Motor
beſchafft werden. Die Verſteigerung über das Wegfahren von Erde aus
dem Nathaushofe zu 130 Mark wird geuehmigt. Außerdem wird noch
ge=
nehmigt, daß einige gevingfügige Arbeiten in der Wohnung Steinmacher
gemacht werden. Mit Rüchſicht darauf, daß die Küllanſtraße in der neuen
Baufluchtlinie bald eröffnet werden dürfte, foll von einer nochmaligen
Verpachtung des Stuaßengeländes Abſtand genommen werden. Die
Her=
ſtellung des Straßenpflaſters vor der Anſtaltsmühle und imn der
Under=
gaſſe wurde beſchloſſen. Alsdaun wurden noch einige Rechnungen
ge=
nehmigt. Den Schluß bildete, wie immer, die ſchon zur Gewohnheit
ge=
wordene Anfrage des Gemeinderats Bertſch über die Verlängerung der
Ludwigſtraße. Dieſe konnte aber ſeitens der Verwaltung wiederum nur
dahingehend beantwortet werden, daß der in Frage kommende Meßbrief
noch nicht vorliege.
R. Groß=Zimmern, 19. Nov. Das Feſtder Goldenen
Hoch=
zeit begehen am Sonntag, den 20. d. M. Landwirt Franz Rudolf
und Ehefrau Margarete, geb. Ganß, in voller Rüſtigheit.
— Offenbach, 19. Nov. BrandimHafen. Geſtern abend gegen z
8 Uhr wurde die Feuerwehr, nach dem Hafen gerufen. Im ſtädtiſchen
Kohlenlager war ſtark ſchwefelhaltige Kohle im Brand geraten. Die
Um=
zäunung des Lagers hatte ebenfalls Feuer gefangen. Nach einſtündiger
Tätigheit der Feuerwehr war das Feuer gelöſcht.
Worms, 16. Nov. Ein Pferdedieb wurde hier in der Perſon /
eines jungen Aubeiters aus Flonheim feſtgenommen. Der junge Menſch
war arbeſtslos und wollte ſich auf dem Wege des Pferdediebſtahls leicht
Geld vevſchaffen. Vom Oberſtaatsanwalt verfolgt, wurde er verhaftet.
— Laubach, 19. Nob. Hier fing ein mit Stroh beladener
Eiſen=
bahnwagen Feuer. Der in Fahrt befindliche Zug mußte auf
offener Strecke halten. Da ſich die Perſonenwagen am Zugende befanden,
war es micht möglich, die Reiſenden weiterzubringien. Schließlich nahm
man einen hinter der Maſchine befindlichen Güterwogen zum
Weiter=
transport der Reiſenden. Trotzdem gelang es nicht mehr, den
Anſchluß=
zug in Hungen zu erreichen. Der Wagem brannte vollſtändig aus, obwohl
die Feuerwehr Wetterfeld bald zur Stelle war.
Reich und Ausland.
Berlin, 19. Nov. Reigen=Prozeß. Der als Zeuge und
Sach=
berſtändige vernommene Profeſſor Brunner teilt mit, daß ihn die
Verteidiger Heine und Roſenberger, die ihm den größeren Teil ihrer
langen Plädoyers gewidmet haben, maßlos beſchimpft hätten. Gegen
Konzert.
E.N. Die Mandolinen= und Gitarre=
Vereini=
gung unter Leitung des Herrn Kammermuſikers W. Manecke
gab im Mozartſaal ein Konzert, das die Gitarre in ihrer
Bedeutung als Haus= und Kammermuſikinſtrument zeigen ſollte.
Während die Laute Jahrhunderte hindurch faſt bis in die Zeit
Händels und Bachs hinein im Abendland das eigentliche
Haus=
inſtrument war, trat die Gitarre erſt bedeutend ſpäter, etwa zur
Zeit der Wiener Klaſſiker, ihren Siegeslauf als Modeinſtrument
von Spanien und Italien aus durch das übrige Europa an.
Ganz beſonders im zweiten und dritten Jahrzehnt des 19.
Jahr=
hunderts wurde in Deutſchland viel zur Gitarre geſungen; die
bildenden Künſtler, die in Rom ſtudierten, nahmen ſich liebevoll
dieſer Volkskunſt an. Damals ſpielte die Gitarre auch in der
Kammermuſik eine recht anſehnliche Rolle, und ſo ſtammen die
meiſten derartigen Werke, die uns heute noch viel Genuß
be=
reiten können, aus dieſer Zeit. Am meiſten intereſſierte ein
ſchönes Trio von L. de Call für Violine, Viola und Gitarre,
ganz die Zeit der Klaſſiker, erkennen laſſend, aber in ſeiner
freundlichen Milde und der charaktervollen Eigenart ſeiner Sätze
originell wirkend. Auch ein Duo für Violine und Gitarre,
mehrere Gitarre=Soli und =Duette ſprachen ſehr ſympathiſch an.
Herr Manecke wurde dabei aufs trefflichſte von Frau Paula
Momber=Manecke und den vorzüglichen Künſtlern vom
Landestheater, Herrn Konzertmeiſter Schnurrbuſch und
Kammermuſiker Sprenger, unterſtützt. Zwei Chöre von
Mandolinen, Gitarren und Lauten zeigten, welch weitgehenden
Einfluß Herr Manecke auf die Entwicklung dieſer Kunſt
auszu=
üben verſteht, tdie fein er einzuſtudieren und zum Vortrag
an=
zuleiten weiß. Beide Stücke klangen für Dilettanten erſtaunlich
ſicher und tonſchön.
Dazwiſchen ſang Frau Momber=Manecke in ihrer bekannten,
anſprechenden Art Lieder zur Laute. Wir wiſſen es zu
wür=
digen, daß die Künſtlerin auf allzu Leichtes und Seichtes
ver=
zichtet. Ihre Begleitung iſt von hohem Reiz durch die feine
Ausarbeitung und ſelbſtändige Bedeutung, die Stimme aber
faſt zu groß für den kleinen Saal. Am meiſten Beifall fanden
die heiteren Lieder, die durch anmutig=ſchalkhaften Vortrag
be=
ſonders gewannen. Im übrigen iſt gerade der Mozartſaal für
derartige Darbietungen ſehr geeignet. Die Vorzüge der
Zupf=
inſtrumente, die bei einer anderen Veranſtaltung in der großen
Turnhalle beim Soloſpiel völlig verloren gingen, kommen hier
beſtens zur Geltung. Die Künſtler lohnte reicher Beifall,
wich=
tiger aber iſt für ſie das Verdienſt, gute Vorbilder in der
Hand=
habung der Inſtrunente zu geben, die für die Volkskunſt zu
immer größerer Bedeutung gelangen, und hier bahnbrechend zu
wirken.
Nechtsanwalt Heine habe er wegen verleumderiſcher Beleidigung
An=
ſchuldigung eines falſchen Eides) Strafantrag geſtellt.
ONB. Wiesbaden, 18. Nov. 20 Millionen Mark geſtohlen.
Bei der Filiale einer hieſigen Großbank iſt eine Kaſſette mit
Dollar=
noten im Werte von mindeſtens 20 Millionen Mark geſtohlen worden.
Die Kaſſette, die tagsüber am Wechſelſchalter benutzt und über Nacht in
den Banktreſor eingeſtellt wird, war am Morgen nach dem Bußtag nicht
mehr aufzufinden.
Heidelberg, 19. Nov. Neckarkanal. Der Stadtrat hat beim
Reichsarbeitsminiſterium die Sicherſtellung der unverzüglichen und
un=
unterbrochenen Ausführung der Strecke Mannheim-
Heidel=
berg des Neckarkanals beantragt und gefordert, daß dafür
Sorge getragen wird, daß von dem nunmehr gezeichneten Kapital der
für den völligen Ausbau der Strecke Mannheim—Heidelberg
erforder=
liche Betrag unter allen Umſtänden für dieſen Zweck ſichergeſtellt werde.
Hamburg, 18. Nov. Oberleutnant Boldt entwichen.
Der Marineoberleutnant Boldt, den das Reichsgericht vor einigen
Mo=
naten in einem aufſehenervegenden Kriegsbeſchuldigtenprozeß zu einigen
Jahren Gefängnis verurteilt hatte, iſt aus dem hieſigen Gefängnis
entwichen. Boldt iſt verſchiedentlich zur Erledigung von
Schreib=
arbeiten verwandt worden, doch iſt es bisher nicht aufgeklärt, auf welche
Weiſe ihm die Flucht gelungen iſt. Boldt iſt derſelbe, der ſeinerzeit von
Hamburg aus gefeſſelt nach Leipzig gebracht wurde und deshalb
Gegen=
ſtand politiſcher Erörterungen auch im Reichstag war.
Elbing, 18. Nov. Brand. Das Kaufhaus Lublinski iſt in der
Nacht zum Freitag bis auf die Umfaſſungsmauern ausgebrannt.
An eine Rettung der Stoffe und des andeven Inhalts des Warenhauſes tung, auf die ſanitären Maßnahmen zu achten. Im übrigen gleichen
war nicht zu denken. Der Schaden geht in die Millionen.
Breslan, 18. Nov. Bobsleighunfall. Nach einer Meldung
der Schleſiſchen Zeitung aus Hirſaberg, hat ſich auf der Straße nach
Obergiersdorf ein ſchwerer Bobsleighunfall ereignet. Von fünf
Mannſchaften der Liegnützer Schutzpolizei wurde zur Abfahrt ein
Bobs=
leigh benutzt. Beim Hotel „Zur Koppe” geriet der von unkundiger Hand
gelenkte Bobsleiah aus ſeiner Bahn und überſchlug ſich. Alle finf
Teil=
nechmer erlitten Arm=, Bein= und Beckenbrüche, ſowie Kopf= und
Bruſt=
quetſchungen. Die Verletzten fanden Aufnahme im Warmbrunner Kran= Zwiſchenfällen in Stettin, Hamburg, Lübeck und Bremen.
kenhauſe.
Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 19. Nov., mittags 12 Uhr. Gegenüber den
Vor=
ſchlägen des Ausſchuſſes zur Förderung des Wohnungs
baues, wonach in den nächſten beiden Jahren je 6 Milliarden
auf=
gewandt werden ſollen, wofür jährlich 200 000 Wohnungen neu
ge=
ſchaffen werden ſollen, haben ſich die Mehrheitsparteien auf eine
ge=
meinſame Erklärung des Inhalts geeinigt, den Bericht zur
Kennt=
nis zu nehmen. Dieſe Erklärung findet gegen eine Minderheit
Annahme. Der auf gemeinſamen Antrag aller Parteien eingebrachte
Geſetzentwurf zur Ergänzung des Geſetzes über Abänderung des
Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte wird ohne jede
weitere Debatte in allen drei Leſungen angenommen. Der
Ausſchuß=
bericht über die Erhöhung der Unterſtützungsſätze für
Erwerbsloſe wird angenommen und ein Ausſchußantrag auf
durchſchnittliche Erhöhung um ein Drittel der bisherigen
Unterſtützungsſumme angenommen, nachdem Arbeitsminiſter
Braun anerkannt hatte, daß die Leiſtungen den Anforderungen der
Jetztzeit angepaßt werden müßten. Die Reichsregierung ſei mit
ent=
ſprechenden Anträgen an die Landesregierungen herangetreten, und er
glaube ſagen zu können, daß mit einer Erhöhung um etwa ein Drittel
bei allen zu rechnen ſei, die unverſchuldet arbeitslos geworden ſeien.
Die Genehmigung zur Strafverfolgung des Abg. Tuchta
(U.) und des Abg. Schulze=Berlin (Deutſchnatl.) wegen Beleidigung
wird nicht erteilt.
Die Entſchließung des Ausſchuſſes, die Einſtellung von
Beamten=
anwärtern in allen Zweigen der Reichsverwaltung bis zur nächſten
Etatsberatung zu unterlaſſen, wird angenommen.
Der von dem Abg. Koenen (Komm.) namens ſeiner Partei
ge=
ſtellte Antrag, wegen der
Behandlung der Strafgefangenen in Lichtenburg
ſofort zu verhandeln, da dieſe Behandlung zum Hungerſtreik geführt
habe und die Arbeiter entſchloſſen ſeien, ſofort ihr Recht zu ſuchen,
ohne erſt auf den Miniſter Radbruch zu warten, wird nach längerer
Ge=
ſchäftsordnung mit dem Punkt der Tagesordnung über die
Einſchränkung der kurzen Freiheitsſtrafen
verbunden, nachdem Reichsjuſtizminiſter Radbruch ſich bereit
er=
klärt hatte, über die Zuſtände in Lichtenburg Auskunft zu geben.
Abg. Roſenfeld (U.) ſchildert die Verhätlniſſe in dem
bayeri=
ſchen Gefängnis, in dem Toller gequält werde, und fragt den
Juſtiz=
miniſter, ob er denn bei ſeiner Unterredung mit dem bayeriſchen
Mini=
ſterpräſidenten etwas für ſeine Freunde erreicht habe. Die Verhältniſſe
in Lichtenburg ſeien ein echt preußiſches Gegenſtück zu Bayern. Redner
verlangt die Zurückziehung der Schupo, welche gegen die hungernden
Gefangenen aufgeboten werde. Er verweiſt auf die Gefahren, welche
mit einer Aufrechterhaltung der rigoroſen Behandlung der Gefangenen
verbunden ſeien, und droht mit gewaltſamer Auflehnung der
Arbeiter=
ſchaft.
Abg. Koenen (Komm.) hat ebenfalls ſchwere Bedenken gegen
den Entwurf und ſchildert Vorkommniſſe in Berliner „Gefängniſſen,
welche dem Unterſuchungsausſchuß ausreichendes Material gewähren
könnten. Der Hungerſtreik in Lichtenburg beweiſe, daß die Qualen
unerträglich geworden ſeien. Die Arbeiter ſeien entſchloſſen, für die
ungernden einzutreten. Jedenfalls werde ſich die Arbeiterſchaft bei
dem Gutachten des Rechtsausſchuſſes des Reichstages nicht beruhigen.
Reichsjuſtizminiſter Radbruch: Der Geſetzentwurf bringt
Mil=
derungen, kurz eine Fülle von Segen. Wegen des Strafvollzuges habe
ich keine Anweiſung erteilt, eine Reviſion der einſchlägigen
Beſtim=
mungen vorzunehmen. In die bayeriſchen Angelegenheiten will ich
nicht mehr als nötig eingreifen. Der Hungenſtreik von Lichtenburg iſt
eine heroiſche Torheit, aber er bleibt eine Torheit. Angeſichts der
zahl=
reichen noch ungeſühnten Verbrechen von rechts gegen links (große
Un=
ruhe) iſt dieſe Torheit vielleicht etwas verſtändlich, aber ich hätte
gegen=
über den früheren Beſprechungen mit den Führern der Kommuniſten
eher eine Abmahnung an die Streikenden erwartet, als eine
Verherr=
lichung. So aber wird der Streik nicht zu einer Verzweiflungstat, denn
eine Klage gegen die Gefängnisverwaltung wird nicht erhoben,
ſon=
dern zu einer leeren Demonſtration. (Ungeheurer Lärm.) Ich gedenke
vor dieſer aber nicht zurückzuweichen. Eine Lebensgefahr beſteht für
keinen Kranken. Auch iſt die Schupomannſchaft nicht gegen dieſe,
ſon=
dern nur als Erſatz für die überangeſtrengte Wachmannſchaft
einbe=
rufen. Im übrigen ſollen die Kranken ins Lazarett kommen, ohne
daß dadurch die Strafe unterbrochen wird, denn dazu werden wir uns
nicht zwingen laſſen. Falls ſie aber ein Gnadengeſuch einreichen, ſoll
ſofort die Angelegenheit geprüft werden. (Zuruf links: Keine Gnade!)
Im übrigen ſollen die einzelnen Fälle im nächſten April und von dann
wiederkehrend in einhalbjährigen Pauſen aufs neue geprüft werden.
Das Begnadigungsrecht ſoll namentlich im Hinblick auf die Mitläufer
weiter ausgedehnt werden, daher die vielen Nachprüfungen. Der
Hun=
gerſtreik will die vom Reichstag abgelehnte Amneſtie erzwingen. Dieſe
erſcheint mir auch heute noch nicht möglich. Solange Sie auf der
äu=
ßerſten Linken nicht auf das Kampfmittel der Gewalt verzichten,
kön=
nen Sie von uns nicht einen Verzicht auf Strafverfolgung verlangen.
(Ungeheurer Lärm. Zurufe.
Abg. Roſenfeld (U.) erklärt, die Zuſtände in den „
Gefäng=
niſſen ſeien viel ſchlimmer geworden, ſeitdem die Mehrheitsſozialiſten
in der Regierung ſäßen. Wie aber ein ſozialdemokratiſcher Miniſter
eine Verzweiflungstat eine heroiſche Torheit nennen könne, überſchreite
jedes Gefühl. Er halte an der Forderung der Amneſtie feſt. Er wolle
keine Gnade, er wolle Recht.
Reichsjuſtizminiſter Dr. Radbruch ſtellt nochmals feſt, daß er
geſagt habe, auch für Bayern ſei eine Amneſtie zuläſſig, nur ſei es aus
politiſchen Gründen nicht angebracht, darauf zu beſtehen. Redner
ſchließt mit der Frage: Sollen wir etwa unſeren Feinden durch eine
Amneſtie das Spiel erleichtern2 (Stürmiſcher Lärm.)
Abg. Dr. Levy (Komm. Arbeitsgemeinſch.): Was der Miniſter
über die Ausführung der Amneſtie geſagt hat, iſt auch ein Beweis
da=
für, wie wenig haltbar das Anklagematerial geweſen iſt. Jedenfalls iſt
mit Zuchthausſtrafen mehr freigebig verfahren worden.
Abg. Koenen (U.): Der Miniſter hat ſich als der typiſche
Stinnes=
miniſter gezeigt (ſtürmiſche Heiterkeit), als ein Vertreter der alten
Klaſſenjuſtiz. Er hat ſich den traurigen Ruhm erworben, durch ſein
Verhalten in der Lichtenburger Frage in die Galerie der Bluthunde
und Reaktionäre eingereiht zu ſein. Die Provokation des Proletariats
wird nicht ungehört verhallen.
Abg. Ledebour (U.) verurteilt die terroriſtiſche Politik
Rad=
bruchs genau ſo wie die der Sowjetrepublik, und wenn Lübbring in
einem Zwiſchenruf von Schwindel und Unterſchriftenfälſchung
geſpro=
chen, ſo ſei er von Arbeitervertretern aller ſozialiſtiſchen Parteien
be=
vollmächtigt worden, der Empörung über das Auftreten des Miniſters
und das Verhalten der Mehrheitsſozialiſten Ausdruck zu geben.
Abg. Müller=Franken (Soz.): Der Reichsjuſtizminiſter weiß,
was Gefängnisſtrafen bedeuten. Er gehört unſerer Partei lange genug
an, um das zu wiſſen, und er weiß auch, daß von uns noch niemand zum
Hungerſtreik gegriffen hat. Wir als Fraktion decken ihn jedenfalls
voll=
kommen und teilen auch ſeine Auffaſſung über die Unmöglichkeit einer
allgemeinen Amneſtie. Die Aufhebung der Begnadigung entſpricht
da=
gegen auch unſerer Anſicht.
Abg. Criſpien (U.): Die Klaſſenkämpfer pfeifen auf Gnade. Die
Unabhängigen lehnen es ab, innerhalb einer kapitaliſtiſchen Geſellſchaft
an der Regierung teilzunehmen, weil dadurch nur die Geſchäfte des
Ka=
pitalismus beſorgt werden. Präſident Löbe ruft den Redner zur Sache,
Abg. Dr. Haas (Dem.) erklärt die Beſchuldigungen gegen baye
riſche Gefängniſſe für erfunden.
Der verlangte Unterſuchungsausſchuß wird beſchloſſen. Der
vor=
liegende Antrag Bartz wird abgelehnt, die Vorlage dem Rechtsausſchu)
überwieſen. Es folgt die Beratung der
Interpellation Bartz (Komm.), betr das Verbot des Landeus ruſſiſche:
Schiffe.
Miniſter des Innern Dr. Köſter: Die betr. Angelegenheit muß
im Rahmen der ganzen hiſtoriſchen Entwickelung betrachtet werden,
aber auch was die grenzpolizeiliche Seite angehe, ſo müſſen wir uns
daran gewöhnen, die deutſch=ruſſiſchen Beziehungen ohne
Sentimenlitä=
ten von rechts oder links zu betrachten. Das Abkommen mit der
Sowjetrepublik vom 6. Mai d. J. bedeutet keine Einmiſchung in die
innerruſſiſchen Verhältniſſe, aber wir erwarten auch, daß die ruſſiſchen
Emiſſäre uns gegenüber dieſelbe Haltung einnehmen. Wir „werden
jeden Verſuch, wirtſchaftliche Beziehungen zu politiſchen Zwecken
aus=
zunutzen, verhindern. Dafür ſollten auch die Interpellanten
Verſtänd=
nis haben. Wenn Rußland für ſeine Handelsſchiffe das Vorrecht der
Exterritorialität in Anſpruch nimmt, ſo iſt dieſe Forderung ein Novum.
Es iſt doch ganz unmöglich, der ganzen Handelsflotte Rußlands in
Zu=
kunft die Exterritorialität mit all den Feierlichkeiten des Empfanges
und der Behandlung einzuräumen. Wenn ſich die Interpellanten über
die unterſchiedliche Behandlung rufſiſcher Schiffe beſchweren, fo ſind wir
bereit, dieſen Schiffen die gleiche Behandlung zuteil werden zu laſſer,
wie den Schiffen aller anderen Nationen, zumal die Maſſentransporte
der deutſchen Kriegsgefangenen aufhören und damit unſere
Verpflich=
unſere polizeilichen Vorſchriften über die Behandlung der ruſſiſche
Schiffe auf ein Haar den ruſſiſchen Beſtimmungen für unſere Schiffe,
Was man von unſeren Seeleuten fordert, kann auch Rußland ſich
ge=
fallen laſſen. Rußland ſtöhnt unter Hunger und Seuchen, desharb
müſſen wir uns vor Anſteckung ſchützen. Auch hierbei ſind wir nicht
kleinlich, aber wir haben auch Europa zu ſchützen. Rußland hat die
po=
litiſche Linie durchbrochen und iſt in eine Steigerung der wirtſchaftlichen
Zuſammenarbeit getreten. Redner ſpricht ſodann zu den einzelnen
Abg. Stücklen (Soz.) ſtellt ebenfalls feſt, daß Deutſchlands
Zur=
ſtimmung zu dem ruſſiſchen Anſpruch einen großen Teil von
Gefahren=
qwuellen in ſich ſchließt und fordert, daß von einem beſtimmten Termin
ab die Aufhebung des Kriegsgefangenencharakters für die in Deudſchland
befindlichen Soldaten der Vermondtſchen Armee, der Weißgardiſten und
der Truppen des Generals Avalow platzgveift. Rußland hat eine
all=
gemeine Amneſtie für Mannſchaft und Offiziere erlaſſen und wenn auch
Ginzelne dieſer Ammeſtie nicht trauen, ſo kann doch der größte Teil
abge=
ſchoben werden.
Abg. Schimmelpfennig (Dtſchnlt. Vpt.): Die Erfahrungen mit
Sowjetrußland ſind nicht gerade ermutigend, auf jeden Fall iſt größtes
Mißtrauuen gogenüber den ruſſiſchen Forderungen am Platze. Die
Kon=
trolle der Schiffe muß beſonders in Stettin genau vorgenommen werden.
Abg. Horn (U.S.P.) beſtreitet die Angaben des Miniſters. Es
ſeien nicht nur Mißgriffe vorgekommen, die ganze Sache ſei vielmehr
vollkommen überlegt geweſen. Denn man habe das Schiff drei Tage vor
Greifswald liegen laſſen, ehe es im den Stettit.r Hafen habe einlaufen
dürfen.
Abg. Maretzky (D. Vpt.) hält die Beſſerung der wirtſchaftlicher
Beziehungen zu Rußland für wünſchenswert, dies umſo mehr, als die
Sowjetvegierung ihr kommrniſtiſches Pvogramm zu revidieren beginne
und die Privatzwirtſchaft wieder zulaſſe.
Abg. Bartz (Komm.) weiſt imn ſeinem Schlußwort die Verdächtigung
der Bolſchewiſten zurück, ſie verlangen nur die gleichen Rechte wie die
an=
deven Nationen.
Darauf wiad vertagt. Der Präſident wird ermächtigt, die nächſte
Sitzung zwiſchen dem 6. und 13. Dezember anzuberaumen. — Schluß
7 Uhr 30 Minuten.
Lärmſzenen im preußiſchen Abgeordnetenhauſe.
Berlin, 19. Nov. (Wolff.) Zu Beginn des Landtages beantragte
der Kommuniſt Katz vor Eintritt in die Tagesondnung, den kommuni
ſtiſchen Antrag als erſtem Punkt auf die Tagesordnung zu ſetzen, der die
Befreiung der im Gefängnis Lichtenburg im Hungerſtreik befindlicher!
politiſchen Gefangenen fordert. Der Antrag ſcheiterte an dem Einſpruch
des Abgeordneten v. Campe (Deutſche Volkspartei). Von den Komu
niſten wurde der Einſpruch mit Beſchimpfungen dieſes Abgeordneten be
antwortet. Das Haus ſtimmte der vom Aelteſtenrat vorgeſchlagenen Rel
gelung der Angelegenheit zu, nämlich eine Kommiſſion von Vertvetern
aller Parteien zuſammentreten zu laſſen, die ſofort im Gemeinſchaft mi
einem Vertreter des Juſtizminiſteriums nach Lichtenburg fahren, die nöti
gen Maßnahmen treffen und etwa vorliegende Mißſtände abſtellen folle
Das Haus wollte ſodann die Beratung des Haushalts der Geftütsver/
waltung fortſetzen, jedoch beantragte Abg. Katz die Underbrechung der
Tagesordnung zur Entgegennahme des Berichtes des interfraktioneller
Ausſchuſſes zum Lichtenbunger Hungerſtreik. Der Widerſpruch des Abg
Held (D. Vpt.) brachte den Antvag zu Fall, worauf die Kommmiſter:
mit lärmenden Beſchimpfungen der Rechten antwortten. Abg. Katz er
blärte von dem Rednerpulte aus: Nachdem es ſich zeigte, daß die ganze
Kommiſſion abſichtlicher Schwindel iſt, können wir unmöglich Ihrer
Quatſch weiter anhören. Hierfür wunde der Redner zur Ordnung
ge=
rufen. Gleichfalls erhielt der Abg. Schulz=Neukölln einen
Ordnungs=
ruf, wveil er die Arbeit der Kommiſſion als ſchuftige Komödie bezeichnete.
Den zuveiten Ordnungsmuf erhielt Schulz für die Bemerkung, es ſei
ein=
ſchamloſe Handlungsweiſe des Ausſchuſſes. Abg. Stendel (D. Vpt.
machte einen Zwiſchenruf worauf Aba, Schulz mit geballter Fauſt ant
wortete: Sie ſchamloſer Bube, Sie! Während dieſer Szene fanden
hef=
tige Auseimanderſetzungen zwiſchen den um die Tribüne ſich drängender
kommuniſtiſchen und anderem Abgeovdneten ſtatt. Vizepräſident Garnich
vief den Redner zum drittem Male zur Ordnung und befragte das Haus,
ob es ihn weiter anhören wolle. Der Lärm verſtärkte ſich, als dem Abg,
Schulz das Wort entzogen wurde, dieſer aber an ſeinem Platze
ſtehen blieb und weiter heftige Angriffe gegen den interfraktionellen
Aus=
ſchuß richtete. Von anderen kommuniſtiſchen Abgeordneten wurde nach
vechts gerufen: Ihr ſchamloſe Bande! Die Bande muß raus! Abg. Schuls
ergriff das neben ihm ſtehende Waſſerglas und goß deſſen
Inhalt inweitem Bogen über die in der Nähe
ſtehen=
den Abgeordneten der Rechten. In dem allgemeinen Lärm=
und Durcheinander bemächtigte ſich Abg. Katz der Präſidentenglocke. Der
Vizepräſident verließ unter dem Tumult des Hauſes ſeinen Platz,
wäh=
vend die Lärmſzenen weiter anhielten. Abgeordnete der Kommuniſter
und Mehrheitsſozialiſten wurden handgemein und von Parteigenoſſen
getrennt. Die Tribüne wurde geräumt, machdem zwei Leute
herunter=
gerufen hatten: „Hoch die Gefangenen, nieder mit dieſer Bande hier?
Gegen drei Uhr zog ſich der Aelteſtenrat zu einer Beſppechung zurück.
Die Sitzung wwurde unterbrochen und ſoll am Montag wieder
auf=
genommen werden.
Reparation und Kreditangebot der Induſtrie.
Abreiſe der Reparationskommiſſion.
* Berlin, 19. Nov. Die
Reparationskommiſ=
ſion hat ſich den Blättern zufolge nach einſtündiger
Verhand=
lung mit dem Reichskanzler von dieſem verabſchiedet. Die
Mitglieder der Kommiſſion verlaſſen morgen vormittag Berlin.
Das Reichskabinett beſchäftigte ſich heute nachmittag
mit einem Schreiben des Induſtrieverbandes inr
der Angelegenheit des Kreditangebotes. Die
Verhand=
lungen des Reichsverbandes der Induſtrie mit der
Reichsregie=
rung ſollen in den nächſten Tagen weitergehen. Laut dem
Tage=
blatt nimmt man innerhalb des Induſtrieverbandes an, daß die
Beſprechungen über das Kreditangebot und die von den
In=
duſtriellen daran geknüpften Wünſche mit einem Kompromiß
enden.
Ein Schreiben des Reichskanzlers an die
Reparations=
kommiſſion.
Berlin, 19. Nov. (Wolff.) Im Anſchluß an die
Verhand=
lungen mit der Garantiekommiſſion Ende September iſt die
Reparationskommiſſion nach Berlin gekommen, um die Frage zu.
prüfen, wie die nächſten Zahlungen nach dem Ultimatum vor
London bewirkt werden können. Bei den Verhandlungen mit
den Vertretern der deutſchen Regierung ſtellte ſie die Forderung.
auf, daß die Zahlungen nötigenfalls unter Inanſpruchnahme.
des ausländiſchen Kredits bewirkt werden müßten. Der
Reichs=
kanzler übergab der Neparationskommiſſion vor ihrer Abreiſe.
folgendes Schreiben:
Die deutſche Regierung geht davon aus, daß es an und iu.
ſich nicht dem Sinne der Beſtimmungen des Zahlungsplanes boſ.
London entſpreche, zur Aufbringung der Jahresannuitäten zu
dem Mittel des Kredits zu greifen. Sie iſt aber bereit, um den
Beweis des guten Willens zu geben, eine ſolche Kreditoperatio‟,
vorzunehmen. Für die Frage, unter welchen Bedingungen
die=
ſer Kredit aufgenommen werden könnte, kommt es in erſter Linie
auf die an, die das Geld herleihen ſollen. Die deutſche Ne
Rummer 311.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. November 1921.
Geite 5.
gierung iſt bereit und tut auch bereits Schritte, um ſich Kredite
zu verſchaffen. Sie bittet die Reparationskommiſſion, ſie
hier=
bei unterſtützen zu wollen. Die deutſche Regierung fühlt ſich
jedoch verpflichtet, ſie ſchon jetzt darauf aufmerkſam zu machen,
daß für die Zeit der Rückzahlung des Kredits eine
außerordent=
lich ſchwierige Lage beſonders auch für die ſonſtigen
Verpflich=
tungen des Reiches entſtehen können. Sie erwartet von der
Re=
parationskommiſſion, daß ſie dieſer beſonderen Lage Rechnung
tragn wird.
Der Anſchlag auf die deutſche Induſtrie.
Eine deutſche Note wegen der Dieſelmotoren.
Berlin, 19. Nov. (Wolff.) Die deutſche Regierung
hat durch ihren Botſchafter in Paris an die Botſchafterkonferenz
nachſtehende Note betreffend den Neubau von
ſchnell=
laufenden Dieſelmotoren gerichtet:
Die interalliierte
Marinekontrollkommiſ=
ſion hat in einer an die deutſche Marinefriedenskommiſſion
gerichteten Note vom 20. Juli den Bau von drei ſchnellaufenden
Dieſelmotoren bei der Firma Benz in Mannheim
mit der Erklärung beanſtandet, daß dieſe Motoren
Under=
ſeebootmaſchinen und ſomit „Kriegsmaterial” ſeien. Sie
hat die Fertigſtellung der Maſchinen unterſagt und gefordert,
daß ſie nicht von Ort und Stelle bewegt werden dürften.
Nachdem die Marinefriedenskommiſſion dieſe
Forderung als unbegründet zurückgewieſen hatte,
hat die Kontrollkommiſſion dieſe Weigerung in einer an das
Auswärtige Amt gerichteten Note vom 25. Auguſt als
Ver=
letzung des Ultimatums bezeichnet und ihren
Stand=
punkt under Berufung auf dieſes und auf die darin in Bezug
genommene Entſcheidung der Borſchafterkonferenz vom 3.
Sep=
tember 1920 aufrechterhalten.
Die deutſche Regierung vermag die Forderung der
Kom=
miſſion nicht als berechtigt anzuerkennen. Es beſteht bei
ihr kein Zweiſel darüber, daß es ſich bei den fraglichen Motoren
weder um Maſchinen handelt, die aus dem Abbruch von U=
Boo=
ten herrühren, noch um ſolche, die für U=Bootzwecke beſtellt oder
jemals dafür beſtimmt geweſen wären. Vielmehr ſind die
Mo=
toren von der Firma neu für gewerbliche Zwecke
her=
geſtellt, und zwar in einer Form, wie ſie, wenn auch noch nicht
ſo vollkommen, bereits vor dem Kriege für friedliche Zwecke
Verwendung gefunden hat. Sie ſind alſo reine
Friedens=
maſchinen.
Die Kontrollkommiſſion ſcheint nun aus den von ihr
an=
gezogenen beiden Entſcheidungen das Recht für ſich herleiten zu
wollen, zu beſtimmen, daß ein gewiſſer Maſchinentyp in
Deutſch=
land nicht hergeſtellt werden dürfe, obwohl er nachweisbar nur
zur Verwendung für friedliche Zwecke beſtimmt iſt. Dieſes Recht
ſteht ihr nach Anſicht der deutſchen Regierung weder allgemein
noch in beſonderen Fällen zu.
Dies ergibt ſich erſtens daraus, daß das Problem der
Dieſel=
motoren nicht durch das Ultimatum, ſondern durch beſondere
Entſchließungen der Botſchafterkonferenz geregelt worden iſt.
Dieſe Entſchließungen zeigen, daß die Botſchafterkonferenz der
friedlichen Verwendung dieſer Maſchinen keine Hinderniſſe in
den Weg legen wollte. Hat ſie ſich doch ſogar mit der
Unter=
bringung der für U=Boote beſtimmten Motoren in gewerblichen
Betrieben einverſtanden erklärt. Wenn ſie dies unter Vorbehalt
getan hat, ſo findet das ſeine Erklärung darin, daß es ſich um
Gegenſtände handelt, die urſprünglich für Zwecke der
Krieg=
führung verwendet werden ſollten, nicht aber darin, daß die
Konferenz derartige Maſchinen überhaupt als „Kriegsmaterial”
angeſehen hätte. Mit dieſer Annahme wäre namentlich die
Entſcheidung vom 1. Juni 1921 unvereinbar, die ausdrücklich
zwiſchen den Maſchinen als ſolchen und den beim Einbau
weg=
fallenden, als „Kriegsmaterial” zu behandelnden Teilen
unter=
ſcheidet. Es würde dem Geiſte dieſer Entſchließungen nicht
ent=
ſprechen, wenn nunmehr der Neubau ähnlicher Maſchinen, denen
etwaige beſondere „kriegeriſche” Merkmale völlig fehlen, für
un=
zuläſſig erklärt werden ſollte. Die deutſche Regierung glaubt
vielmehr mit Recht davon ausgehen zu können, daß dieſe
Be=
ſchlüſſe gerade ihren Standpunkt rechtfertigen, wonach die
Neu=
herſtellung ſchnellaufender Dieſelmotoren, ſoweit ſie nicht
aus=
drücklich für U=Boote beſtimmt ſind, keinerlei Beſchränkungen
unterworfen ſein kann. Die Kontrollkommiſſion kann demnach
nicht berechtigt ſein, von dem deutlich zum Ausdruck gekommenen
Willen der Botſchafterkonfevenz abzuweichen.
Aber ſelbſt, wenn die Kontrollkommiſſion durch die
Sonder=
entſcheidung in der Dieſelmotorenfrage nicht gebunden wäre,
würden ihr doch weder der Beſchluß vom 3. September 1920, noch
das Ultimatum das Recht zu dem oben gekennzeichneten
Vor=
gehen geben. Dieſe beiden Entſcheidungen würden ſie nur
er=
mächtigen, zu beſtimmen, was von den Beſtänden, die während
des Krieges Marinezwecken gedient haben und ſich bei
Unter=
zeichnung des Friedensvertrages im Beſitze des Deutſchen
Rei=
ches befunden haben, als Kriegsmaterial im Sinne des Artikels
192 zu gelten hat. Daß ihr der Beſchluß vom 3. September 1920
keine weitergehenden Rechte verleihen wollte, ergibt ſein
Wort=
laut ſowie der Umſtand, daß er ſich als eine reine
Ausführungs=
beſtimmung zum Friedensvertrag darſtellt. Das Ultimatm
beſchränkt ſich in dieſem Punkte darauf, die bereits im Beſchluſſe
vom 3. September enthaltenen Beſtimmungen zu wiederholen
und näher zu erläutern, ohne jedoch darüber hinausgehen zu
wollen. Wenn nun die Kommiſſion das Recht für ſich in
An=
ſpruch nimmt, die Herſtellung eines beſtimmten Maſchinentyps
zu unterſagen, deſſen Verwendbarkeit für friedliche Zweche
un=
beſtritten iſt, ſo liegt darin eine offenbare Ueberſchreitung ihrer
Befugniſſe. Sie verläßt das ihr einzig und allein zugewieſene
Feld der Abrüſtungskontrolle und unternimmt es, in die
wirt=
ſchaftliche Betätigung und Entwicklung Deutſchlands auf das
empfindlichſte einzugreifen. Sie will einen Fabrikationszweig
der deutſchen Induſtrie unterbinden, der weit in die
Vorkriegs=
zeit zurückreicht, der wohl, wie viele andere, während des Krieges
in deſſen Dienſt geſtellt worden iſt, der aber ſeine natürliche
Bedeutung auf dem Gebiete der Friedenswirtſchaft hat und
immer haben wird. Wie abwegig es iſt, den ſchnellaufenden
Dieſelmotor ohne weiteres als typiſches Kriegsgerät zu
ſtigma=
tiſieren, iſt bereits in der Anlage der Note vom 27. Oktober
1920 dargelegt. Die dortigen Ausführungen werden in der hier
beigefügten Anlage ergänzt. Aus ihr mag auch entnommen
werden, welche Tvagweite für die wirtſchaftliche Entwicklung
und damit für die Reparationsfähigkeit Deutſchlands die
Ver=
nichtung eines bedeutſamen und
zukunfts=
reichen Gewerbezweiges haben würde.
Nach all dem ſieht ſich die deutſche Regierung nicht in der
Lage, der Forderung der Kontrollkommiſſion Folge zu geben.
Sie kann auch nicht anerkennen, daß in der Weigerung der
Ma=
rinefriedenskommiſſion eine Verletzung des Ultimatums zu
fin=
den iſt, und bittet, aus Gründen des Rechts und der
Gerechtig=
keit, vor allem aber auch mit Rückſicht auf die in der Anlage
er=
örterten wirtſchaftlichen Momente die Botſchafterkonferenz, die
in ihrer Note vom 10. November 1920 gerade in Zuſammenhang
mit der Dieſelmotorenfrage und in zutreffender Würdigung
ihrer Bedeutung erklärt hat, daß ſie die wirtſchaftliche
Leiſtngs=
fähigkeit Deutſchlands keineswegs beeinträchtigen wolle, die
Kommiſſion anzuweiſen, von ihrem Verlangen
Ab=
ſtand zu nehmen.
Spiel, Sport und Turnen.
* Sportverein Darmſtadt 1898 E. V. Um dem
Publi=
kum über die heute hier ſpielende, Ligamannſchaft des 1. Fuldaer
Fußballklubs Boruſſia=Fulda ein Bild zu geben, ſei
be=
richtet, daß dieſelbe u. a. gegen den bekannten Verein für Raſenſpiele=
Frankfurt 4:0 gewann. Gegen den F. C. Freiburg konnte Fulda ein
0:0=Reſultat herausbringen. Der Lahnkreismeiſter, V. f. B.=Marburg,
mußte die Ueberlegenheit Boruſſias mit 2:0 für Fulda anerkennen.
Gegen den heſſiſchen Kreismeiſter (Weſtdeutſchland) wurde gewonnen
4:0. Dieſes ſind alles klare Reſultate, die zeigen, daß Fulda gute
Stür=
mer= und gute Verteidigerarbeit ſchafft. Auch die in den diesjährigen
Verbandsſpielen aufgeſtellten Reſultate laſſen erkennen, daß Boruſſia
immer klare, nicht allzu knapp anzuſprechende Torzahlen, wie 7:0, 2:0,
4:0, 4:2, 1:0 zu ſeinen Gunſten buchen konnte. Darmſtadt hat allen
Grund, zu dieſem Spiele mit dem nötigen Ernſte und der erforderlichen
Energie heranzutreten. Als Schiedsrichter iſt Herr Karl Halecker=
Wies=
baden gewonnen worden.
Außer den bereits bekannt gegebenen aktiven Mannſchaften treten
heute insgeſamt 6 Jugendmannſchaften und 4 Schülermannſchaften zu
den fälligen Verbandsſpielen an. Die Spiele finden vormittags auf den
Plätzen des Sportvereins, des V. f. R.=Darmſtadt, dem Schupoplatze,
ſowie in Ober=Ramſtadt ſtatt.
Sportverein Darmſtadt ſpielt alſo heute im ganzen mit 16
Mann=
ſchaften, ein Zeichen der mit aller Macht emportſtrebenden
Fußballſport=
bewegung.
Hockey. Die Jugendmannſchaft des Darmſtädter Hockeyklubs
ſpielt heute nachmittag auf dem Golfplatz gegen die Jugendelf der
Sportfreunde Mainz. Die Darmſtädter Elf, zurzeit eine der
beſten des Rhein=Mainkreiſes, dürfte ſich den Sieg nicht nehmen laſſen.
* Turnverein Roßdorf. Den Turnern Heinrich Koop,
Georg Treupel und Georg Münkler wurde vom Reichsausſchuß für
Leibesübungen Berlin das Deutſche Turn= und Sportabzeichen
ver=
liehen.
Schluß des redaktionellen Teils.
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Mieve): „Glaube und Heimat”. — Abends 7 Uhr, Ende 9½ Uhr (C 10,
Sondermiete Serie 157): „Tod und Verklärung” hierauf „Elektra”.
Orpheum: Vorſtellungen um ½4 Uhr und 348 Uhr.
Reichsbund der Kriegsbeſchädigten und
Kriegshin=
terbliebenen: Totenfeier nachmittags 2½ Uhr (Zuſammenkunft
am Portale des Waldfviedhofs).
Rummelbräu: Künſtlerkonzert 4 Uhr.
Leitung: Dr. Otto WBaldgeſtel. Verantwortlich für den leitenden politiſchen
Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeſtel: für heſſiſche Politik und den
übrigen Teil (außer Sport, Hanoel und Landwilr’ſchatliches) Max Streeſe; für
Sport, Handelsteil und Landwirtſchaftliches: Kurt MRitſching; für den Anzeigenteil,
Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Geſchältsleben: Panl Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ che Hofbuchdruckerei. Sämtlich in Darmſtadt.
— Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an die „Nedaktion des
Tagblatts” zu richten. Etwaige Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wrben nicht berückſichtigt. Unverlanzte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten
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Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. November 1921
Nummer 311
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
Börſenwochenbericht
für die Zeit vom 14. bis 19. November, mitgeteilt von der Deutſchen
Bank, Filiale Darmſtadt.
Die Börſe zeigte in der abgelaufenen Woche zum erſten Male ſeit
längerer Zeit eine ausgeſprochen ſchwache Haltung. Während am
Mon=
tag den beträchtlichen Verkäufen der Spekulation noch anſehnliche
Kauf=
aufträge aus Publikumskreiſen gegenüberſtanden, ſodaß es an dieſem
Tage noch nicht zu allzu ſcharfen Rückgängen kam, gingen der Börſe am
Donnerstag auch von einem großen Teil der Bankenkundſchaft
Verkaufs=
auſträge zu, die nur teillveiſe limitiert waren und zu ſcharfen
Kursrück=
ſchlägen auf beinahe allen Gebieten führten. An der Nachbörſe konnte
zwar eine teilweiſe Erholung Platz greiſen, da die Spekulation zu den
er=
mäßigten Kurſen Rüickkäufe und wahrſcheinlich auch Deckungskäufe für ihre
Blankoabgaben vornahm, auch will eite Kursabſchwächung von 100—200
Prozent nach den Steigerungen der monatelang anhaltenden
Hauſſe=
bewegung bei den meiſten Papieren ja nicht allzu viel beſagen, doch war
die Stimmung auch im freien Verkehr der nächſten Tage, noch recht
un=
ſicher, da die ſehr geſpannte Lage der inneren und äußeren Politik der
Effektenſpekulation äußerſte Zurückhaltung auferlegte. Iusbeſondere
wurde die Börſe beunruhigt duach die Erörterungen im
Reichswirtſchafts=
rat über geplante Maßnahmen zu einer ſcharfen Sonderbeſteuerung der
Gewinne aus Deviſens oder Effektenſpekulationen, ſowie durch die in
die=
ſer Woche bekannt geſvordenen Forderungen der Gewerkſchaften, die eine
Beteiligung des Reiches an den Sachwerten der Jnduſtrie in der Weiſe
verlangen, daß die Aktiengeſellſchaften 25 Prozent ihres Aktienkapitals
auf das Reich übertragen und die privaten Unternehmungen durch eine
entſprechende Steuer belgſtet werden ſollen. Auch die am 17. ds. Mts.
in Kraft getretene erhöhte Börſevumſatzſteuer und die mit dem 1.
De=
zeinber wirkſam werdende Ausſchließung der kleinen Beträge vom
offi=
ziellen Verbehr der Berliner Börſe mögen dazu beigetragen haben, daß
vermehrtes Material herauskam. Eine Ausnahme von der ſchwachen
Tendenz machte nur der Nentenmarkt, an dem noch immer die Nachfrage
ſpark überwog. Es kam dabei zu ganz ungewöhnlich großen Umſätzen,
die man zum Teil auf Käufe für ausländöſche Rechnung zurückführt und
die einzelnen Pabieren zu ſenſationellen Kursſteigerungen verhalfen. So
mußte 3proz. Deutſche Reichsanleihe in Frankfurt bei einem Kurſe von
101 Prozent ratzioniert werden und wotierte in Verlin ſogar 103 Prozent.
Auch Valutawerte waren entſprechend der ziemlich feſten Haltung des
De=
viſemmarktes gut behauptet. Auf allen übrigen Gebieten konnten nur
einige Sonderwerte uoch Kuusſteigerungen durchſetzen, während ſich das
Geſamtniveau mehr oder weniger ermäßigte.
Der Schluß der Woche brachte in Zuſammenhang damit den neuerlich
geſteigerten Deviſenkurſen auch für Induſtriepapiere wieder etwas mehr
Nachfrage.
w. Teviſenmarkt. Frankfurt a. M., 19. Nov.
Geld. Brief Geld / Brief NNfe
Geld Prief iffe
Geld Brief. Antw. Bruſſ /1850. 10/1853.90/1948.— 1952.— Norwegen. 346. 103853.30 3976.— Meie Holland 270. 70/9289.30/98 40. 109859.90 Schweden ues 80/ 6181.20 8543.40 6556.60 London 1051.90 1054. 1011 121.80 1124.20 Helſingfors Paris.. 1893. 10 1896.90/2022.90 2027.10 New=York. 255.57 286.17 277.20 277.80 Schweiz 4990.— 5000.—k269. 70/5280.30 Wien (altes — Spanien 3633.80/3641. 20/3871. 10ſ= 878.70 D.=Oeſt. abg. 9.36 9.38 9.40- 9.51— Iſtalien 109s 90 1101.10/158.80/t161.30 Budapeſt 27.84. 27.90 R9.37— 29.43— Liſſab.=Op. .
— Prag. ... 230,70 281.30 294.7 0 295.30 Länewark. R945.—4955.—B144,80 5155.20
w. Frankfurt a. M., 19. Nov. Es fand heute infolge der
Be=
ſtimmungen des Börſenvorſtandes kein Wertpapierhandel ſtatt.
Die berufsmäßige Spekulation legte ſich im Hinblick auf die ungeklärten
Verhältniſſe beim Abſchluß neuer Geſchäfte Zurüchhaltung auf. Wohl
in Erſpartung einer feſteren Montagsbörſe wunden im Verkehr von
Bureau zu Bureau für verſchiedene Werte höhere Kuſe geboten. Man
hält bereits Umſchau, was man zu den billigeren Kurſen kaufen könnte.
Stärker gefragt waren Chemiſche und Eletwopapiere. Unter den
Spezial=
werten fanden Zuckerfabrik Heilbroyn Gummifabrik Peter,
Rütgers=
werke mit zirka 1125 unrd Neckarſulmer Fahrzeug regeve Beachtung. Für
Chemiſche Badiſche Anillin wurde ein Kurs von 920 Höchſter 870,
Scheide=
anſtalt 2025 genannt. Nachfrage beſtand, für Metallbank 1600—1575,
Daimler 680. Montan= und Schiffahrtsaktien befeſtigt. Höher begehrt
ſind Oeſterreich. Kreditaktien und Länderbank. Von amtlich nicht notierten
Werten fanden Benz zu feſteren Kurſen Aufnahme. Sloman Salpeter
feſt, zirka 800, Julius Sichel auf die Kapitalserhöhung 1275, Deutſche
Petroleum auf Gerüchte einer großen Tvansaktion lebhaft 2450, 2500
2425, 2400. Opiag 10 500, Mansfelder Kuxe 30 000, Ufa 400 Geld.
Che=
miſche Rhenania 1375 Greffenius 1250, Hanſa=Bank 228. Der Dollar
ſchwankte zwiſchen 287 und 278. Polennoten zirka 834=
Berliner Börfe.
Berlin, 19. Nov. (Wolff.) Devifenbericht. Das
Zoll=
goldaufgeld wird mit Wirkung vom 23. November auf 3900 Prozent
er=
höht. Da der Neu=Yorker Markkurs in einer weiteren Ermäßigung bis
auf 35½ eine ungefähre Anpaſſung an die geſtrige Berliner Steigerung
des Dollarkurſes erfahren hat, iſt auch hier geſtern abend und beſonders
moch im Laufe des heutigen Vormittags eine weitere Erhöhung der
De=
viſenpreiſe eingetreten. Bis dahin waren die Umſätze aber fehr
gering=
fügig und erſt während der amtlichen Feſtſetzung wurden ſie lebhafter.
Die amtlichen Preiſe wurden aber ziemlich erheblich unter den
Hochkur=
ſen des Vormittags feſtgeſetzt. Von Aktienwverten waren an der Börſe
überwiegend erhöhte Kurſe zu hören. Bei den Grgßbanken ſollen aber
auch ziemlich viel hochläimitierte Aufrräge vorliegen.
Berlin, 19. Yov. (Wolff.) Produktenmarkt. Die bereits
geſtern nachmittag eingetretene Erhöhung der Getreidepreiſe, ſetzte ſich
heute vormittag fort, wobei ſich die Forderuſigen recht erhöhten, doch
wwurden dieſe während des Börſenberkehrs nicht durchweg
aufrechterhal=
ten. Immerhin, blieben die Preiſe höher als geſtern. Für Weizen und
Roggen war die Nachfrage etwvas ſtärker. In Hafer erfolgte für die
Pro=
viantämter noch manche Anſchaffungen. In den übrigen Artikeln hat ſich
nichts von Bedeutung geändert.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 19. Nob. Teleg, Auszahlungen für:
neeGeld Brief Geld. Brief AN
Geld. / Brief Geld. Brief Amſterdam-
Rotierdam
Brüſſ. Antw.
Chriſtianig
Kopenhagen
Stockholm.
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ſtalien ..!.
London .. 9325.65 934. 33 9815.159834.85
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539.45/ 540.551 559.40/ 560.60
1121.35/1123.65/ 156.30 1158.70
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Paris.
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Spanien
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1988. 1972.
5105.855120. 156245 75 5255.25
3746.25/8753.75
291.70 292.30
27.72 —ſ27 78
E7.60-67.80 277.72 278.38
-003.95 2008.05
8838. 15 3843,.85
9.58 9.57 - 9.73— 9.77—
295.70 296.30
9. 22 —ſa9. 28—
60.50— 90.70—
Der Wert der Mark im Ausland.
* Für 100 Mark wuvden gezahlt am 19. November in Zürich 1,90
(vor dem Kriege 145,40) Franken, in Amſterdam 103 (59,20) Gulden,
m Kopenhagen 2,10 (88,80) Kronen, im Stockholm 1,60 (88,80)
Kronen, i London 1,035 (97,80) Schilling, in Neu=York 0,35½
(23,80) Dollar, in Paris 5.— (125,40) Franken.
Neu=York, 18. Nov. (Wolff.) Die Mark erfuhr heute wieder
mit 36 G. und 36½4 Br, gehandelt, und wenn auch um 10.30 Uhr mit 36½4
bezw. 36½ eine kleine Beſſerug zu verzeichnen war, ſo ſtellte ſich der
Schlußkurs doch wieder auf 36 und nachbörslich war die Mark auf 35½
reſp. 35½4 zurüickgegangen. Der höckſte Tageskurs betrug 37, der
nied=
rigſte 35.
Mannheimer Wochenberichte.
H. Mannheim, 18. Nod. Getreide. Für die jungen Saaten
war die Witterung in der verfloſſenen Woche ſehr ungünſtig. Im
Han=
delsgeſchäft war zuerſt noch feſte Stüimmung vorheurſchend, mit Eintritt
der Baiſſe am Deviſen= und Effektenmarkt trat ebenfalls ein Umſchwung
ein, aber nur in ganz geringer Auswirkung. Mau kann hier wiederum
beobachten, daß auf dem Warenmarkt viel vorſichtiger und mit mehr
Ueberlogung gehandelt wird als auf den beiden anderen Gebieten. Von
großer Preisſenkung oder ſtürmiſcher Abgabeluſt war nichts zu bemerken.
Die Verkäufer kamen mit nur wenig mehr Material an den Markt und
hielten ſo ziemlich an ihren Preiſen feſt, nur wenn es zu einem wirklichen
Abſchluß kom, zeigten ſie ſich nicht mehr ſo feſt und gaben nach. Die
Um=
ſätze blieben denn auch ſehr klein und beſchränkten ſich auf die Deckung
des notwendigſten Bedarfs für kontraktliche Verpflichtungen. Weizen iſt
mit 790—800 Mk. gegen die Vorwoche unverändert geblieben, während
Roggen um 10—20 Mk. auf 650 Mk. zurückging, Gerſte ſich um 10—15 Mk.
auf 770—800 Mk. und Hafer um 10—20 Mk. auf 600 Mk. erhöhten und
deshalb hierin auch die Zurückhaltung am größten war. Gelber La
Plata=Mais wird durch die ſchlechte Valuta mit 725 Mk. pro 100 Killo
immer noch zu hoch bewertet und finden darin auch keine
Anſchaffum=
gen ſtatt.
Mehl. Die ſüddeutſchen Mühlen ſind mit ihrem Weizenmehlpreis
Spezialmarke Null nun auf 1150 Mk. pro 100 Kilo ab Mühle
angekom=
men. Dieſer Preis dürſte auch dem heutigen Weizenpreis entſprechen
und damit hoffentlich ſeinen höchſten Staud erreicht haben. Roggenmehl
koſtete 250 Mk., Weizennachmehl 600 Mk. pro 100 Kilo ab ſüddeutſche
Mühle.
Futterartikel hielten ſich ebenfalls auf faſt gleicher Preishöhe,
weshalb auch hier kein größeres Geſchäft zuſtande kam, da die
Verbrau=
cher vorerſt eingedeckt ſind zu noch billigeren Preiſen. Futterbohnen
waren zu 450 Mk., Weizenkleie zu 400 Mk., Roggenkleie zu 410 Mk., von
Nauhfutter Wieſenheu zu 240 Mk., gepreßtes und gebündeltes Stwoh zu
je 80 Mk. pro 100 Kilo ab Mannhem angeboten.
Hülſenfrüchte ſind zurzeit durch das Froſtwetter, wo der
Kar=
toffelzufuhr Schranken auferlegt ſind, etwas mehr gefragt und kam
in=
folgedeſſen größeves Angebot an den Markt, allerdings zu noch höheren
Preiſen als in der Vorwoche. So koſtetzen inländiſche Erbſen mit 700
bis 900 Mk. um 100 Mk. die 100 Kilo, wsiße Ungarnbohnen 1000 Mk.,
Rangoonbohnen 650 Mk. geringe braune Braſilbohuen 450 Mk., braune
ſüdſlawiſche Bohnen 600 Mk., gemiſchte Hülſenfrüczte 650 Mk., geſpaltene
Erbſen 900 Mk. ab Mittelbeutſchland, Vollreis 1700 Mk., Bruchreis 1200
Mark pro 100 Kilo ab Mannheim.
Wein. Das Weingeſchäft hat in Baden und Württemberg ſo
ziem=
lich ſein Ende erreicht, in der Pfalz iſt es bedeutend ruhiger geworden,
wenn auch immer noch etwas Nachfrage nach 1921er auftritt. Für
Ba=
diſche Kaiſerſtühler Weine wunden letzte Woche 1200—1700 Mk. pro Ohm,
für Pfälzer in St. Martim 15 000—16 000 Mk., in Wetzher 15 000 Mk.,
in Rhodt und Hainfeld 14 000 Mk., in Gdesherm 13 000—14 000 Mk., in
Roſchbach 12 000—13 000 Mk., in Walsheim, Knöringen und Eſſingen
12 000—13 000 Mk. pro 1000 Liter gezahlt. Die Winzer halten aber jetzt
zurück und fordern ſchon durchſchnittlich 1000 Mk. mehr.
Holz. Die Nachfrage nach Nadelſtammholz wird immer ſtürmiſcher,
das Angebot kleiner und auf den Waldverſteigerungen werden die
fonſt=
lichen Anſchläge immer mehr überboten. Gruben= und Wellenholz weiſen
gleichfalls ſtärkere Nachfrage auf, ſelbſt auf dem Nodelpapierholz ſchreitet
die Beſſerung, wenn auch nur langſam, fort. Für Schmittware ſind die
Preiſe dementſprechend geſtiegen und ſägefallende, unſortierte Bretter
kaum noch unter 1000 Mk. pro Kubikmeter ab Schwarzwälder oder
bate=
riſche Verſandplätze zu haben. Die Großhandelspreiſe ſtellen ſich pro
100 Stück ab Bahn oder Schiff Mittelrhein auf 3400 Mk. für
Ausſchuß=
bretter, 2600 Mk. für X=Ware, 4500 Mk. für „gute‟ Ware, 5000 Mk. für
reine und halbreine Ware. Auch die Preiſe für Hobelware befinden ſich
in ſtark aufſteigender Richtung. Bauholz zog im Wert ebenfalls an. Für
eine nicht unbeträcktliche Abſchwächung. Um 10 Uhr wurde ſie ſchon Tannen= und Fichtenbauholz mit üblicher Waldkante wurden zuletzt ab
Worms-Mainz 1000 Mk. pro Kubikmeter, für Vorratsholz 800 Mk.
pro Kubikmeter verlangt.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Der Waſſerſtand iſt
auf dem Neckar und auf dem Oberrhein nahezu wieder auf ſeinem
vor=
wöchigen niederen Niveau angelangt, ſodaß auf dem Neckar die
Schiff=
fahrt gleich gar nicht aufgenommen werden konute, während auf dem
Oberrhein bereits wviader ſuarke Ladungsbeſchränkungen nötig ſind. Der
Mittelrhein dagegen hat noch genügend Waſſer für eine volle Schiffahrt,
die aber durch die Kürze des Tages nicht ausgenützt werden kann. Der
Schlepplohn iſt denn auch auf 22 Mk. uach Mannheim geſſunken. Die
Kohlenberſorgung Süddeutſchlands iſt ſchlecht, da die größeren
Abtrans=
porte von der Ruhr hier noch nicht angelangt ſind. Nach Erſatzſtoffen
hielt die beſſere Nachfrage an, desgleichen für Brennholz infolge der
froſtigen Witterung.
Berlin, 19. Nob. (Wolff.) Der Ankaufvon Goldfürdas
Reich durch die Reichsbank und Poſt erfolgt in der Woche vom
21. November bis 27. Nobember d. J. unverändert wie in der Vorwoche
zum Preiſſe von 850 Mark für ein 20=Markſtück, 425 Mark für ein 10=
Markſtück. Für die ausländiſchen Goldmünzen werden entſprechende
Preiſe gezahlt.
Die Eisgewinnung
auf dem Teich der ehemaligen Müllerſchen
Ziegelei Kranichſteinerſtraße 681”, ſoll für den
Winter 1921/22 an den Meiſtbietenden
über=
tragen werden. Die Bedingungen hierfür
ſind auf dem ſtädtiſchen Tiefbauamt,
Grafen=
ſtraße Nr. 30, Zimmer 5, vom 21. bis 26, d.
Mts. einzuſehen. Daſelbſt ſind auch bis zum
26. d. Mts., vormittags 11 Uhr, die
Ange=
bote der Uebernahmsluſtigen einzureichen.
Darmſtadt, den 18. November 1921.
Städt. Tiefbauamt. (st12711
On unſer Handelsregiſter, Abteilung 4, wurden
I neu eingetragen die folgenden Firmen:
Am 10. November 1921:
Hch. Blank & Co.
offene Handelsgeſellſchaft, Sitz Darmſtadt.
Perſönlich haftende Geſellſchafter ſind
Heinrich Blank, Bauunternehmer, und Heinrich
Venator, Architekt, beide in Da mſtadt.
Die Geſellſchaft hat am 15. Juni 1921
begonnen.
AngegebenerGeſchäftszweig: Unternehmen
für Hoch= und Tiefbau und Eiſenbetonbau,
Geſchäftsräume: Aleganderſtraße 8.
Am 12. Nobember 1921:
Jakob Baas, Maſchinenfabrik in Darmſtadt.
Inhaber iſt Jakob Bags, Mechaniker in
Darmſtadt.
Eduard Baas, Techniker in Darmſtadt, iſt
zum Prokuriſten beſtellt,
(12675
Die Firma
Mina Drautz, Kunſthandlung
in Darmſtadt, iſt am 8. Nov. 1921 gelöſcht,
Darmſtadt, den 14. November 1921.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
In unſer Handelsregiſter, Abteilung 4, wur=
I den am 15. November 1921 neu
einge=
tragen die folgenden Firmen:
(12719
1. Jündwarenfabrik „Inwel” Leonhard Götz
in Darmſtadt.
Inhaber iſt Leonhard Götz, Fabrikant
in Darmſtadt.
Geſchäftsräume: Eſchollbrückerſtraße 44,
2. Michel & Morell, Haupniederlaſſung
Bocken=
hauſen, Zweigniederlaſſung Darmſtadt.
Offene Handelsgeſellſchaft.
Perſönlich haftende Geſellſchafter ſind
Kaufmann., Friedrich Wilheli Michel und
Chemiker Paul Theodor Michel, beide in
Vockenhauſen i. T.
Die Geſellſchaft hat am 1. April 1887
begonnen.
Bei der Firma:
N. Heuninger & Co., Maſchinenfabrik,
Keſſelſchmiede u.
Dampfſtraßenwalzen=
betrieb.
in Darmſtadt wurde folgender Eintrag
voll=
zogen:
Geſchäft ſamt Firma iſt auf die A. He
ninger & Co., Geſellſchafr mit beſchränkt,
Haftung in Darmſtadt, übergegangen.
Die Firma wird hier gelöſcht.
Darmiadt, den 16. November 1921.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt 1.
Heſſ. Handels=Lehranſtalt
Fernruf 923 Darmſtadt Saalbauſtr. 73
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Nach Vereinbarung mit dem Heſſ.
und Heſſen=Naſſauiſchen Städtebund
einerſeits und allen landw.
Organi=
ſationen dieſer Bezirke andererſeits
er=
höht ſich vom 20. ds. Mts. ab der
Stallpreis für Vollmilch auf 3.50 Mk.
und dementſprechend der
Kleinver=
kaufspreis auf 4.70 Mark für
das Liter.
*43799
Darmſtadt, 19. November 1921.
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(*43715
KVerlorend
Lürkis brosehs.
in Sold gefaßt,
Mono=
gramam B E mit Krone,
verloren.
Da verreiſt geweſen;
erſt jetzt Nachfrage.
Ehrliche Finder bikte
dieſelbe Lucasweg 13,
part. abzugeben. Weil
Erbſtück gute
Be=
lohnung. (*43485
Mummer 311.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 20. November 1921.
Seite 7.
Danas
49)
Roman von Kurt Frieberger.
(Rechbruck vesboter.)
Verhinderte Hilfe
Vor Hedes Haus herrſcht abendliche Stille. Nichts
Unge=
wohntes iſt merkbar. Spiekermann atmet auf. Weiß der
Him=
mel wer alles in Pappamaureskus unſaubere Geſchäfte
ver=
wickelt iſt. Vielleicht kommt die Gräfin, kommt er ſelbft
unbe=
helligt davon.
Treppauf nimmt er jedes Stufenpaar mit einem Schritt.
Seiner Ungeduld wird nicht flink genug aufgetan. Endlich
ein=
gelaſſen legt er Hut und Stock ab, will er raſch weiter, doch in der
Diele vor den Geſellſchaftsräumen hält Kammerdiener Heinrich
den Ungeſtümen auf. Rundum ſind Türen und Fenſter zu: jeder
Laut ſei ferngehalten. Aus einem Nebengeuach dringt gedämpfte
Muſik. Zu meiſterlichem Taſtenſpiel ſingt ein herrlicher Alt die
„Feldeinſamkeit” von Brahms.
Daß Künſtler und Lauſchende nichts ſtöre, verhüllt den
Ein=
gang in den Raum des Sanges dichter, ſchwerer
Sammer=
vorhang.
Heinrich iſt außer ſich, kann den Zudringlichen juſt noch von
der Klinke drängen, pflanzt ſich vor ihm auf und hält mit beiden
Fäuſten die wallenden Falten.
Spiekermann gerät in Wut: „Mann Gottes! Kein
Augen=
blick iſt zu verlieren. Rufen Sie ſchleunigſt Frau Gräſin raus.”
„Strenges Verbot. Keine Störung von die Muſike.”
„Himmeldonnerwetter! Sie werden im Handumdrehen ganz
andere Störungen erleben, Störungen, — na!”
„Niſcht zu machen.”
„Zum Deibel!. Wenn ich Ihnen ſage . .. Wie ſoll ichs
nur ſagen ..." Verzweiflung wird laut und lauter, hofft
ärger=
liche Nachſchau der Hausfrau, wer wohl die Ruhe entheilige.
Aber der dienſtbefliſſene Lakai ſchnaubt drohenden Blickes:
„Vitte: Nuhe!”
Vor ſolchem Widerſtande verliert der Angeblaſene den Reſt
Selbſtbeherrſchung. Er wütet: „Daß Sie mich nur nich
jeſtoh=
len werden! — Wie lange wird der Firlefanz noch fortjeſetzt?”
„Punkt acht Uhr beginnt die Abendmahlzeit.”
Blick auf die Taſchenuhr beſänſtigt ein wenig. Das Konzert
muß in Kürze beendigt fein. Da betritt auch ſchon Ritterpuſch
das Gemach. Seinen Aerger über die ſpäte Berufung ſucht
ge=
mahte Heiterkeit zu bemänteln: „n Abend! Wo. brennt es
denns”
Spiekermann wendet ſich ihm mit raſchem Gruße zu und
bedeutet dem Diener, daß er abtreten könne. Der mißtraut und
meint: „Muß Störung verhindern. Wurde mir nachdrücklichſt
eingeſchärft. Das erfordert die Kultur, ſagten Frau Gräfin.”
Der kleine Glatzkopf, puterrot, geht ihn an: „Machen Sie
wir nicht raſend! Sie Pagode! Sie Spandauer Juliusturm!
Sie .... Ich werde den dämlichen Kapellmeiſter nicht ſtören!
Verſtanden? Machen Sie font! Ich habe mit Herrn
Ritter=
puſch zu reden.”
„Wenn Sie aber
„Schweig er! Geh er! Sonſt brülle ich dermaßen, daß die
ganze muſikaliſche Raſſelbande durch die Lappen geht!”“
Nun endlich zieht ſich der getreue Wächter der Kultur des
hochgräflichen Hauſes ungern und grollend zurück.
Rirterpuſch findet einigen Troſt im Aerger des
Bücherrevi=
ſor3. Schadenfroh beſänftigt er: „Nuhe iſt die erſie
Bürger=
pflicht. So ne Aufregung iſt ungemein gefährlich.”
„Es ſind ganz andere Dinge viel gefährlicher.”
Der ſpottluſtige junge Mann will eben gegen die zugemutete
Ueberſchreitung der geſetzlich gewährleiſteten achtſtündigen
Ar=
beitszeit aufbegehren, da macht ihn Spiekermanns verſtörter
Blick bedenklich. Verwundert fragt er: „Ja, Meuſchenskind!
Was iſt denn mu los? Sie ſehen ja ſchrecklich aus!”
„Laſen Sie ſchon die B. Z. am Abend?”
„Nee. Den Kurszettel kenne ich bereits.”
„Sie .. . Siel ... ſtehen darin. Geſperrt gedruckt ſtehen
Sie darinnen!“
„Sie ſpaßen wohl!”
„Der Spaß wird Ihnen übelbekommen!“
„Wie ſoll mein Name? . . . Ich gedenke mir weder zu
ver=
ändern noch zu verheiraten. Traueranzeige is nich. Und weine
Leiche zogen ſie woll ooch nich aus dem Landwehrkanale.”
(Fortſetzung folgt.)
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urcht Stelkung a
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Expe=
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en die Geſchſt. (*43700
Kaurmkann
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bends 2—3 Stund.
Be=
chäftigung auf kaufm.
Büro, um ſich wieder
(inzuarb., ohne
Vergü=
igung. Ang. unt T26
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farten — Verfolgung über Dächer eines fahrenden Zuges —
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Freitag, 25. MNov. 1921
abends 6‟, Uhr
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7½ Uhr AOfZerT.
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Sonntag, 20. Nov. 1921,
abends 7 Uhr
Im Mathilden-
Theater-Abend nöhsaal
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Der Fremdenlegionär
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Musik-Vorträge.
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2. Vortrag des
Herrn Dr. ved.
Holwein über
Geflügelkrank=
heiten und derer
Erkennung
3. Aus der Praxis
für die Praxis.
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Landestheater
Sonntag, 20. Nov.
Nachmittags 3 Uhr,
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Ende 5 Uhr.
Abends 7 Uhr.
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von Richard Strauß.
Hierauf zum 1. Male:
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Tragödie in 1 Aufzug
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Muſik v. Rich. Strauß.
Ende 9½ Uhr.
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Montag, 21. Nob.
Schauſpielmiete 1 5.
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Die Jungfrau
von Orleans.
Anfang 6½ Uhr,
Dienstag, 22. ds. Mts., abends 8 Uhr
ſpricht
im großen Saale der Turnhalle am Woogsplatz
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Dampf=Waſchanſtalt ſordentl. Mitgliederverſammlung
findet
Kranichſteinerſtraße 28/36 Montag, 5. Dez. d. J., abends 6”), Uhr,
Wilhelminenſtr. 6 (12666a in den Räumen der Geſellſchaft ſtatt.
Tagesorbnung:
Genehmigung der Rechnung der
Geſellſchafts=
kaſſe und der Weinkaſſe für 1920 ſowie des
moen
Voranſchlags für 1922.
Sämtliche ordentliche Mitglieder werden
LUdooep hierzu mit dem Anfügen eingeladen, daß nach
ges.Katnerh. Nesten es.g 5 38 der Satzung die Mehrheit der ei ſchienenen
Mitglieder zur Genehmigung ſowohl der Rech=
(1,12609)
nungen ſowie des Voranſchlags befugt iſt. Die
Rechnungen für 1920 nebſt Urkunden ſowie der
Voranſchlag für 1922 mit Begründung liegen
(12740
Kinder- in dem Leſezimmer offen.
Darmſtadt, den 19. November 1921.
Der Ausſchuß.
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Einlaßkarten: Numeriert für Mitglieder 3 Mk.
(Nichtmitglieder 5 Mk.), nichtnumerierte Plätze 2 Mk
(Nichtmitglieder 3 Mk.) — Verkauf vom Samstag, den
19. d8. Mts. an in der Geſchäftsſtelle Wilhelminenſtraße 5,
im Papierhaus Elbert (Rheinſtraße) und L. B. Müller
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(12652sg
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Ehren=
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Zentrumspartei Darmſtadt
Montag, den 21. November 1921,
abds, 8 Uhr, im Konkordia=Saal,
Waldſtraße 33
Große Z.
Wahl=Verſammlung.
Redner:
Juſtizminiſter v. Brentano
Negierungsrat Dr. Meller
Zentrumswähler! Kommt zur
letzten Wahl=Verſammlung vor
der Entſcheidung! (12738
Der Vorſtand.
Reichsverein
demokratiſcher Beamter
Lehrer, Angeſtellter u. Arbeiter
Ortsgruppe Darmſtadt.
Am Montag, 21. November, abends
8 Uhr, im Städtiſchen Saalban
Die Feſtbeſoldeten und
die Landtagswahlen.
Referenten:
Oberpoſtſekretär Delius,
M. d. R., Halle
Rektor Schäfer, Darmſtadt
Kaufm. Angeſtellter Ehlers,
Frankfurt.
Jedermann willkommen.
Freie Ausſprache.
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Der Vorſtand.
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Waßmannſtr. 29, (Eilig
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Herr., a. ohne Verm.,
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Berlin 58,
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ohn. Verm., erh.ſof. Ausk. d.
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Treue den Toten!
Totenſonntag.
Von Karl Witzel=Darmſtadt.
Wenn die Natur zum Sammeln bläſt, wenn ein leiſes
Weh=
lagen über ihren ſcheinbaren Zerfall durch ihre weiten Näume
fließt, dann feiert die Menſchheit das Totenfeſt. Die äußere und Ferdinand Raimund ſah ein neues Geſchlecht aufſteigen,
mung noch leiſe im Herzen nachſchwingt. Alles ſchließt den
Kreis, um ein rechtes Sichnahefühlen mit den werten
Verbli=
chenen zu ſchaffen.
Die meiſten Menſchen ergreift ein kalter Schauer, wenn das
Wort Tod in den Inhalt ihres Bewußtſeins tritt. Für ſie
ſchleicht er als knöcherner Senſenmann heran. Selbſt unſere
großen Meiſter haben oft zu dieſem Bild ihre Zuflucht
genon=
nien, um ihn als den darzuſtellen, der uns an unſerem zeitlichen
Ende hinwegnimmt. Für den gefühlvollen Menſchen iſt dies
ine harte Koſt, da ihm Grauſen, Schreck, Abſcheu, Furcht
ent=
ſtehen. An und für ſich hat der Tod nichts Grauenhaftes. Im
Gegenteil!. Er iſt Erfüllung, Bejahung, Genugtuung. Das Werk
des Lebens wird wunderbarerweiſe gekrönt. Die irdiſche Sonne,
die jedes Menſchendaſein abgeben ſollte, erfährt ein ſtarkes
Auf=
leuchten, um dann urplötzlich zu erlöſchen. Ein letztes Aufflackern!
Das Wort: Tod, wo iſt dein Stachel?” hat eigentlich den
Um=
jang ſeiner Bedeutung verloren.
Der Tod iſt Opfer. Alle, die uns lieb und wert geweſen
und dahingegangen ſind, von wo es keine Rückkehr gibt, ſie haben
ſch geopfert. Nachdem ſie ihr Leben der Menſchheit dargebracht
und verſucht haben, neue Werte in ſie hineinzutragen, gaben ſie
ihr Selbſt dahin. Wie dem auch ſei, mehr oder weniger haben
ne die Kultur doch bereichert, wenn ihre Namen auch nicht ins
Luch der Wiſſenſchaft, der Technik, der Induſtrie eingeſchrieben
worden ſind. Im großen Aktenbündel des Lebens ſind ſie doch
wohl vermerkt. Alle Unbill, die unter Umſtänden uns von ihnen
trennte, iſt im Tod verſchwunden. Wir erkennen nur Glanz,
Licht in ihren Taten. Kein abfälliges Urteil trübt ihr in uns
aufgenommenes Bild.
Ruhe ward ihnen zuteil. Sei es, wie es nur immer ſei, in
der Heimat, auf den ehemaligen Schlachtfeldern im Weſten, in
Rumänien, im Morgenland, in Polen, auf dem Meeresgrund —
der Heimat, dem Vaterland, dem Volke haben ſie ihr Höchſtes
gegeben. Deshalb kann für uns ihr Lebenslicht niemals
aus=
gegangen ſein. Sie leben, leben ſo lange nur ein deutſches Herz leuchteten Fenſtern verlockend prangen: Moderne, hochmoderne
ſhlägt. Heute gilt ihnen unſer beſonderes Gedenken, denn
wie=
viel Geiſt, wieviel Gemüt, wieviel Wille mußten wir vorzeitig in
der Erde Schoß ſenken! Dieſe koſtbare Saat muß und ſoll Früchte
zeitigen. Der beſte Erfolg wäre der, wenn wir uns wieder in
Einheit zuſammenſchließen wollten. Die Opfer, die uns alle
aule getroffen, ſind ſo viele, und die Folgen drücken uns allen auf
ſie zurücklaſſen mußten. Laſſen wir allezeit die Inſchrift auf
unſerem Bewußtſein wach ſein:
Dir, liebe Heimat, Segen und Heil,
Ich bin geweſen von dir ein Teil,
Hab' dir mein Herz gegeben zu eſſen,
Wirſt meine Kinder nicht vergeſſen.
Dann wird uns der Totenſonntag zum wahren Gottesdienſt,
der von uns die Brücke ſchlägt zu den heimgegangenen Lieben.
Totenglocken — Weihnachtsglocken.
Zeigt ſich der Tod einſt mit Verlaub
Uind zupft mich: Brüderl, kumm.
Dann ſtell ich mich im Anfang taub.
Und ſchau mich gar nicht um.
Doch ſagt er: Lieber Valentin,
Mach’ keine Umſtänd;, geh!!
Dann leg’ ich meinen Hobel hin
Und ſag’ der Welt adje!
So ſingt Valentin im „Verſchwender”. Wunderbarer
Wan=
del der Zeiten! In Berlin, wo jetzt die Sexualität auf den
Fühnen tanzt, und über die Szene das graue ſoziale Elend zieht,
kommt jetzt plötzlich wieder der große Phantaſieherrſcher und
Menſchenkenner Ferdinand Raimund zu Ehren. Vielleicht nennt ein kindlich Herz an, das frei iſt von Neid und Haß und das noch
man das auch Reaktion. Es werden jetzt in der
Reichshaupt=
ſtadt wieder „Die gefeſſelte Phantaſie” und „Der Verſchwender”
gegeben. Die alte Märchenwelt, mit den wandelbaren
Men=
des grauen Daſeins überdrüſſig und flüchtet ſich in ferne Zonen.
Das goldene Alt=Wien drängt ſich jetzt plötzlich in das kahle,
moderne Berlin.
So war es immer in Zeiten des Verfalls und der
Zerrüt=
tung. Die menſchliche Seele ſuchte ſehnend die Vergangenheit,
die ihr wie ein Märchentraum vorkam.
Ferdinand Raimund hat, wenn auch nicht in ſo furchtbar
erſchütternder Weiſe, ſolchen Wandel der Zeit miterlebt. Er ſchuf
ſeine phantaſtiſch=realiſtiſchen Dichtungen in einer Zeit, wo
Wien wirklich noch das Capua der Geiſter und die Heimat der
Phäaken war. Da kam aber plötzlich der ſcharfe
Nevolutions=
wind, der an der blauen Donau wild die Wogen aufwirbelte,
Szenerie ſcheint wohl dafür geeignet zu ſein, und das Innere das ſeine Freude an Spott und Kampf hatte, — hart und
un=
ſtellt ſich auf dieſen Einfluß ein, nachdem die Allerſeelenſtim= gemütlich. Neſtroy wurde über Nacht der Mann des Tages und
verdrängte den phantaſtiſchen Träumer, Raimund von der
Bühne. Als Naimund Neſtroys „Lumpazi=Vagabundus” ſah,
griff er ſich nach der Stirn und ſagte zu ſeiner Toni: „Das kann
i nit! Aber i ſiech, das gfällt, i hab' ſelber lachen müſſen —
no, ſo is s halt mit mir und meine Stück gar! Alles umſonſt!“
Und dann ſprach er kurz darauf zu einem anderen: „Neben n
Neſtroy bin i nir mehr: no, machen mr halt Platz!” und er
machte auch wirklich Platz, denn er paßte nicht in die graue Zeit
des revoltierenden Wien. Er wurde ſchwermütig und endete
durch Selbſtmord, weil er ſich in ſeinem düſteren Grübeln
ein=
bildete, daß ihn ein toller Hund gebiſſen hätte.
Und jetzt iſt er wieder auferſtanden von den Toten. Die
Menſchen, ſehnen ſich nach ſeiner Phantaſiewelt und nach —
guten, braven Menſchen. Ein Glück aber, daß er nur in ſeinen
Werken auferſtanden iſt, denn er ſelbſt würde ſich; würde er
wie=
der leibhaftig in ſeinem lieben Wien leben müſſen, ſchon nach
einigen Tagen wieder erſchießen. Er würde ſeine alte Kaiſerſtadt
gar nicht wiedererkennen. Mein Gott, wenn er für ein
Bröt=
chen ſechs Kronen zahlen ſollte, wo er zu ſeiner Zeit für dasſelbe
Geld hätte ein gutes Diner mit einer Flaſche Wein einnehmen
können; er wäre rappelköpfiger als ſein „Rappelkopf” geworden.
Ein Glück für ihn, daß er tot iſt; ein Glück aber für uns, daß
ſeine Schöpfungen noch weiterleben, ja, wieder aufleben.
Die Märchenwelt! Seit Urzeiten flüchtet ſich der Menſch
aus ſeinem grauen Elendsdaſein gern in eine erträumte Welt.
Und trotz der harten Zeiten erſteht ſie jetzt wieder dieſe
Märchen=
welt, die den Kindern gehört und in der Menſchen wieder zu
Kindern werden. Die Weihnachtsmärchen ziehen wieder wie
holde Träume über die Bühnen. Zwar ſind ſie bei den jetzigen
Theaterpreiſen Luxusvergnügen, aber was fragt das Kind nach
dem Portemonnaie ſeines Papas oder ſeiner Mama? Es lebt
ſchon jetzt wieder im holden Weihnachtszauber und zählt ſchon
jetzt die Wochen bis zum heiligen Chriſtfeſt. Auf ſeinen Gängen
mit den Eltern durch die Straßen der Stadt ſchaut es mit
be=
gehrlichen Augen all die ſchönen Spielſachen an, die hinter er=
Spielſachen! Oft ſo modern, daß die Phantaſie des Kindes mit
ihnen nicht ſo recht fertig wird, denn ſie liebt es ja, einfache
Dinge mit ihrer Zaubermacht ſich ſelbſt zu geſtalten. Da aber iſt
faſt alles bis aufs kleinſte bereits fertig, und die Kinderphantaſie
hat meiſt dabei nicht viel hinzu zu dichten. und ſo kommt es,
daß ſchon nach dem Weihnachtsfeſt das Kind ſeine koſtbare
den Schultern. Gedenken wir der Verblichenen und derer, die Puppe, die mit dem Naffinement einer vollendeten Dame
geklei=
det iſt, ehrfürchtig wie ein fremdes Weſen auf ihrem Stuhle
dem Grabe eines naſſauiſchen Landſturmmannes in Belgien in ſitzen bleiben läßt und wieder nach der alten Wurſchtelpuppe
greift, bei der ſchon ein Arm ausgeriſſen iſt und die verdächtig
unmodern gekleidet geht.
Von Weihnachten trennen uns nur noch wenige Wochen.
Das Kirchenjahr geht mit dem Totenfeſt zu Ende. Noch einmal
grüßen wir die, die da vor uns lebten und von denen die meiſten
glücklich ſind, zwar nicht in die Phantaſiewelt des Märchens
ge=
flüchtet zu ſein, ſondern in die große unbekannte, die kein
menſch=
licher Geiſt ergründen kann; noch einmal grüßen wir ſie und
legen Kränze auf ihre Gräber, und mancher beweint ſie nicht,
ſondern beneidet ſie.
Und wenn dann die dumpfen Glocken des Totenſonntags
ver=
hallt ſind, dann erklingen von weiter Ferne erſt leiſe, und dann
immer lauter und lauter die hellen Adbentsglocken, die uns das
Feſt des Friedens verkünden.
Das Feſt des Friedens? Wie oft ſchon haben wir bei ſeinem
Nahen auf den wirklichen Frieden gehofft und geharrt, und als
wir ihn endlich zu haben glaubten, da mußten wir mit bitterer
Enttäuſchung ſehen, daß die Drachenſaat des Unfriedens noch
viel mehr und giftiger aufſchoß, als vorher.
Wann werden wir Frieden haben? Mancher fragt es beim
Klange der Advents= und Weihnachtsglocken mit ſchwerem
Ban=
gen: Frieden? Den kannſt du zu jeder Zeit haben, auch in den
größten Stürmen des Schickſals und der Not. Schaffe dir nur
Glauben hat an etwas Höherem und nicht mit haſt= und
raſt=
loſem Schlagen nach flüchtigen Genüſſen jagt. Werde ein
Ein=
fältiger und dann fühlſt du das Glück, das die Seligpreiſungen
ſchenleben vermiſcht, iſt jetzt wiedererſtanden. Das Publikum iſt jenes Göttlichen, deſſen Erſcheinungstag wir bald feiern werden,
verheißen.
rI.
Das Totenfeſt.
Kulturgeſchichtliche Studie. Von Dr. Johannes Kleinpaul.
„Feſte feiern” gilt nicht nur, wie ſo allgemein volkstümlich
angenommen wird, von heiteren, ſondern auch von ernſten
Din=
gen. Mit den meiſten Feſten, nicht nur den kirchlichen, ſondern
auch den häuslichen — Hochzeiten und Kindtaufen vor allem —
iſt beides zugleich verkunden, und es kommt im einzelnen Falle
darauf an, was überwiegt. Ganz ausſchließlich ernſt allein iſt
das Totenfeſt eine Bezeichnung, die ſich im Laufe der
neue=
ſten Zeit mehr und mehr verloren hat. Jedenfalls iſt ſie viel
älter, als der „Totenſonntag”, und, betrachten wir die Sache
genau, viel eindrucksvoller und ſchöner, in weit höherem Grade
des Anlaſſes würdig. Ja, unſere Ahnen verſtanden ſich darauf!
Sie hatten das feinere, tiefere Gefühl.
„Feſt” bezeichnet urſprünglich überhaupt etwas ganz anderes,
als es heute der Sprachgebrauch ausdrückt: ein beſtimmter Tag
im Jahreslauf! In jedem Jahresrund gehörte ein Tag dem
Gedächtnis der Toten; der Unvergeßlichen, die nie vergeſſen
wurden, wie wild, geräuſchvoll, laut auch ſonſt das Leben
ſtürmte. Das Totenfeſt wurde aber nicht allezeit an demſelben
Zeitpunkte begangen, wie jetzt, ſondern zu verſchiedenen Zeiten
und in verſchiedenen Landſchaften verſchieden; zum Teil geſchieht
das auch jetzt noch. Aus dieſem Grunde hat auch das Totenfeſt
ſeine Geſchichte.
Immer aber beging man es an der Jahreswende! Wie heute
noch an dem letzten Sonntag des Kirchenjahres. Seit
wann wohl iſt dies der Fall? Genaues darüber läßt ſich nicht
leicht ſagen. Hierzu nur ſoviel, daß im Jahre 524 zum erſten
Male die Adbentszeit als Beginn des neuen Kirchenjahrs
erwähnt wird. Damals ordnete eine Synode zu Lerida in
Ka=
talonien kirchliche Feiern dieſer heiligen Zeit für die weſtgotiſche
Provinz, das heutige Spanien, an; die vier
Adventsſonn=
tage aber wurden erſt durch Papſt Gregor I. (580—604)
ein=
geführt. Der letzte Sonntag des alten Kirchenjahres, der ihnen
vorausgeht, iſt der heutige Totenſonntag.
Der Totenſonntag ſpielte ſonach gewiſſermaßen die
Rolle des heutigen Silveſter; der letzte Jahrestag, Todestag
— bezeichnenderweiſe! — des Papſtes Silveſter, der Konſtanrin
den Großen taufte; der „Altjahrsabend”, worauf dann der
Neu=
jahrstag folgt. Alſo wieder Jahreswende!. Nun fielen lange
Zeit Weihnachten und Neujahr zuſammen. Das beruht auf den
Anſchauungen unſerer germaniſchen Ahnen, die ſich nur an
natürliche Vorgänge hielten, die ſie mit Augen ſahen und die
von Jahr zu Jahr wiederkehrten. Sie verſtanden ſich im
übri=
gen noch nicht ſo genau aufs Rechnen. Alſo ſahen ſie jedesmal
mit Bangigkeit den „Zwölf. Nächten” entgegen, während
deren nach ihrer Meinung das Sonnenrad ſtille ſtand. Nach
dem Grundſatze alten Kults „simila, similibus” ließen ſie in
dieſer Zeit ebenfalls alle Arbeit ruhen. Vor allem kein Spinnrad
durfte ſich drehen, bis das Sonnenrad wieder rollte. Die heiligſte
der „Zwölf Nächte” aber war die „Mutternacht”, an denen es
ſeinen tiefſten Stand erreichte, um daun wieder aufwärts zu
rollen, die alſo das neue Licht gebar! Das neue Jahr! Daher
ihr Name!. Demzufolge bezeichnete dieſe „Heilige Nacht”
Jah=
resende und sanfang.
Noch ſpät kam das zum Ausdruck, daß man in dieſer ſtillen
Zeit der Toten gedachte. Noch im Jahre 1644 ſetzten es die
eng=
liſchen Puritaner durch, daß für dieſen „heidniſchen Feiertag”
— womit ſie das ſpätere „Chriſtfeſt” meinten — alle Luſtbarkeiten
und religiöſen Handlungen verboten werden und das Volk faſten
ſollte. Gleiche, dem Weihnachtsfeſt feindliche Strömungen,
herrſchten aber um dieſelbe Zeit auch auf dem Feſtlande. An
vielen Orten wurde dagegen gepredigt, auch in Deutſchland.
Doch noch viel augenfälliger offenbarte ſich der Jahresanfang
an anderen Terminen, und zwar von Gau zu Gau verſchieden
— wie eben der Frühling im Süden und Norden zu
verſchie=
denen Zeiten ſeinen Einzug in unſere Lande hält. Lenzerwachen!
Da ſieht Jung und Alt deutlicher, wenn das alte Jahr ſtirbt!
Der Winter mit ſeiner Starre war mit dem Tode eins! Im
ſicheren Frohgefühl, daß endlich ſeine Macht gebrochen, gab man
ihm auf ſchnöde und doch auch wieder ſinnvolle Weiſe den Reſt
zum Abſchied. Man ſymboliſierte beide in einer Strohpuppe,
die man als Mummenſchanz herausſtaffierte und auf dem Anger
verbrannte oder im nächſten Waſſer ertränkte.
Deutlich kommt dies in folgendem Brauch zum Ausdruck,
der noch in ſpätmittelalterlicher Zeit in der Lauſitz im Schwunge
war; ſo in Nadeberg. Dort ſangen am Lätareſonntag die
Kin=
der auf dem Hinwege:
Nun führen wir den Tod hinaus,
Wir tragen ihn über Berg und Tal,
Daß er nicht wiederkommen ſoll;
und auf dem Heimwege:
Wir bringen den lieben Sommer wieder,
Den Frühling und auch den Maien.
Der Blümelein ſind mancherleien.
So in Mitteldeutſchland. Am Main und am Neckar, dort
zum Beiſpiel in Heidelberg, feiert man in dieſer ſelben Weiſe,
freilich ohne Verſe, dafür durch einen ſtattlichen Zug mit vielen
Gute Freunde.
Es iſt ein heftiges Schneegeſtöber. Von einem Wege iſt
kine Spur mehr zu ſehen. Eine große, weiße Schneefläche. Und
nitten in der großen weißen Schneefläche erheben ſich graue
Nauern und hinter ihnen ernſte Zypreſſen, große und kleine
greuze. Das iſt ein Gottesacker. Durch den hohen Schnee waten
einige Leute, ſie gehen hintereinander zu Zweien. Voraus trägt
Iman ein großes Kreuz und eine ſchwarze Totenbahre. Der ſtille
Zug geht nach dem Friedhof zu — langſam und mühſam. Kaum
vernehmbar durch den heulenden Wind iſt das Glockengeläute,
das von fern herüberſchallt. Aber die Raben, die ſchreiend und
kächzend über dem Leichenzuge flattern, hört man deutlich. End=
Uich iſt der ernſte Zug auf dem Gottesacker angelangt. Man ſenkt
den Sarg in die Gruft und ſingt ein feierliches Lied, und der
Paſior hält eine kurze Rede und ſpricht den Segen. Aller Augen
nd tränenfeucht. Nur eine Frau, tief in Schwarz gekleidet,
weint nicht. Troſtlos, hoffnungslos, ſtarrt ſie in die dunlle
Gruft. Die Arme hat keine Tränen. Sie hat in der letzten Zeit
unaufhörlich Tag und Nacht geweint. Außer dem Paſtor hält
ober noch einer eine Rede. Das iſt der frühere Vorgeſetzte des
Toten. Wie preiſt er die Tugenden des ſelig Entſchlafenen: O.
ſännte dieſer in ſeinem engen Sarge doch all das Lob hören,
das ihm an ſeinem Grab ſo überſchwenglich jetzt geſpendet wird.
2och die arme, verlaſſene Gattin wenigſtens hört es, wie man
ihren Mann preiſt. Das wird der ſchwer geprüften Frau gewiß
wohltun! Ob es ihr wohltut? Ernſt, ja faſt feindlich ſchaut ſie
auf den Sprecher. Nichts von Dank, wohl aber von Haß iſt in
ihren Blicken zu leſen. „Er war uns ein treuer, aufrichtiger
Freund und ein fleißiger, aufopfernder Mitarbeiter. Er war ein
Ehrenmann vom Scheitel bis zur Zehe, und kein Falſch war in
ſeinem Herzen. Ruhe ſeiner Aſche! Sein Andenken alzeit in
Chren!” — So ungefähr ſchließt der Redner. Jeder wirft ucch
drei Häuflein harter Erde auf den Sarg, und nun gehen
plau=
dernd die Freunde von dannen.
„Es war ein guter, braver Kerl”, ſagte der eine.
„Ja, das muß man ihm laſſen. Er war ohne Falſch und
beuchelei” erwiderte ein anderer.
„Und kollegial war er”, fährt ein dritter fort. Wo er (inem
in der Arbeit helfen konnte, da tat er es. Niemals drängte er
ſch vor. Er zeigte gar kein Strebertum.”
„Dumm und gut!” fügte ein vierter mitleidig hinzu.
„Na, dumm war er nun keineswegs!” fällt ein fünfter ihm
in Wort. „Im Gegenteil, er war ein ganz geſcheiter Kopf.
Aber er ging nicht recht aus ſich heraus. Er ließ ſich zu viel
ge=
fallen. Er war ein guter Kerl.”
„Ich meine ja nicht, daß er keine Begabung gehabt hatte,
Herr Kollege”, beſchwichtigte der vierte. „Aber er war töricht, da
er wenn er nicht ſo gutmütig geweſen wäre, es weiter hätte
bringen können.
Die guten Freunde, die nicht genug ihren toten Kollegen
loben konnten, kehrten wieder in die Stadt zurück. In einer
Kneipe ſitzen ſie dann gemeinſchaftlich beiſammen und preiſen
den Toten weiter.
Die Frau aber ſteht noch lange an dem Grabe ihres
Man=
nes. „Du armer Dulder”, ſeufzt ſie, „wie haben ſie dir, die dir
heute das letzte Geleit gaben, im Leben arg mitgeſpielt! Oft
kamſt du nach Hauſe und klagteſt mir dein Leid. Da hatte dich
der eine mit höhniſchen Worten gekränkt. Der andere hatte dich
beim Prinzipal angeſchwärzt. Der dritte hatte dich verächtlich
behandelt, als ob du geiſtig tief unter ihm ſtändeſt. Der vierte
hatte dich mit Arbeit überbürdet, die du ihm abnahmſt, und
dann dir nicht einmal gedankt. Der fünfte ließ dich nicht
auf=
kommen, wenn du verſuchteſt, nach jahrelanger raſtloſer Arbeit
eine Stufe höher zu ſteigen. Und dein Vorgeſetzter, der dich
eben ſo lobte und pries, ſchalt von früh bis abends auf dich.
Nichts machteſt du ihm recht, und man warf dich nur nicht auf
die Straße, weil man dich nicht entbehren konnte, denn du
warſt ein guter, ehrlicher Kerl, wie ſie oft ſagten. Du armer,
armer Mann! Sie ſind ſchuld daran, daß du krank, totkrank
wurdeſt; du wurdeſt es vor Aerger und Gram. Als du auf
dei=
nem Krankenlager lagſt, da klagteſt du es mir oft, daß ſie dir
jahraus, jahrein fo arg mitgeſpielt hatten und daß keiner ein
Herz für dich hätte. Und es beſuchte Dich auch keiner während
deiner Leidenszeit. Nun aber halten ſie die großen
Leichen=
reden und preiſen deine Tugenden!”
So ſpricht die arme Witwe für ſich. Sie weiß wohl, daß g
ſich keiner der guten Freunde ihres Gatten um ſie kümmern
würde. Schöne Worte koſten ja nichts. Die ſind raſch geſpendet.
aber Taten, Opfer — o, ſo raſch ſind gute Freunde nicht damit!
Und die Witwe geht nach Hauſe. Sie ſchreitet langſam über
die Schnee=Ebene dahin. Sie begegnet einem prächtigen Leichen=
Oes
Man brsigt einen Toten zu Grabe, der unermüdlich im Leben
geſtrebt und Großes geleiſtet hat. Niedrig hatte er in ſeiner
Fabrik angefangen. Aber er hatte Energie, Begabung, und war
rückſichtslos gegen alle. Er machte ſich Bahn, indem er ſeine
Kollegen rechts und links beiſeite ſchob. Er ſtrebte kühn und
raſtlos empor. Er lächelte über hämiſchen Tadel und zuckte
verächtlich über gleisneriſches Lob die Achſeln. Und er brachte
es bis zum Leiter der Fabrik. Alle waren liebenswürdig und
höflich mit ihm. Keiner widerſprach ihm und jeder buhlte um
ſeine Gunſt. In aller Augen ſchien er ein Gott zu ſein. und
als er krank. ſchwer krank war, da erkundigte man ſich
angelegent=
lichſt nach ſeinem Befinden. Als man aber die Nachricht von
ſeinem Tode erfuhr, da wollte es keinem gelingen, eine traurige
Miene zu machen. Die Toten braucht man ja nicht mehr zu
fürchten, wenn ſie auch noch ſo gebieteriſch und einflußreich im
Leben waren.
Langſam bewegten ſich die Kutſchen nach dem Friedhof zu.
Die „leidtragenden” Freunde unterhalten ſich mit recht
ver=
gnügten Geſichtern.
„Na”, ſagt der eine, „er war zwar ein geſcheiter Menſch,
aber rückſichtslos und unduldſam.”
„Du lieber Gott, ſonſt hätte er es auch nicht ſo weit gebracht.
Durch ſeine Klugheit allein iſt er das nicht geworden, was er
war. So klug wie er war, waren andere auch”, bemerkte gereizt
ein zweiter.
„Ich habe ihn, offen geſagt, nie ſo recht leiden können. Er
hatte etwas Arrogantes. Na, er iſt nun tot. De mortuis —
„Er war ein Selfmademan. — Eine gediegene Schulbildung
hatte er nicht, das merkte man ihm auf Schritt und Tritt an.”
„Glück hat er gehabt. Glück, wie alle Dummen. Bei ihm
aber nannt man das Glück: Energie, Klugheit und Scharſblick.
Ich habe ihn von Anfang an durchſchaut!
So geht das Geſpräch in den Kutſchen hin und her, bis man
an den Friedhof gelangt iſt und ausſteigen muß. An dem
Grabe ſingt und redet man. Einigen gelingt es wohl auch, ein
betrübtes Geſicht zu zeigen. Alle, aber drücken voll innigſter
Teilnahme der Witwe die Hand und loben die Vorzüge ihres
„unvergeßlichen” Freundes ...
urt Müller.
Nummer 44
Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
Strohpuppen (die ebenfalls berbrannt werden) und
Frühlings=
ſymbolen (Maien, Tannengrün, Eiern und Brezeln) ſchon am
Faſtnachtsdienstag den Frühlingseinzug und damit
zu=
gleich die Erinnerung an das einſtige heidniſche Totenfeſt, weil
eben dort zeitiger der Lenz ſich regt.
Alſo ſchon zwei Termine für das Totenfeſt: Faſtnacht und
Lätare! Doch damit iſt ihre alte Reihe noch längſt nicht erſchöpft.
Im Norden, je weiter wir uns umſehen, liegen ſie immer ſpäter.
Im Harz, in Heſſen und anderen ähnlich vom Klima
be=
herrſchten Landſchaft geht ganz Gleiches erſt am
Gründonners=
tag, am Walpurgistage, am Himmelfahrtstage, oder zu Oſtern
oder Pfingſten vor ſich. Auch alles das Jahreswenden mit
gleichem Inhalt und Bedeutung. Zu dieſer Zeit iſt es draußen
wärmer, auch das Waſſer warm genug, daß man da wohl ſchon
ein Bad nehmen kann, und ſo muß in manchen Gegenden der
Schafhirte oder Kuhjunge — eine letzte Abwandlung des
einſti=
gen feſtlichen „Maigrafen” — ein ſolches unter allgemeiner
Be=
luſtigung über ſich ergehen laſſen, wobei er freilich gleiches mit
gleichem vergilt. Jeder läßt ſich gern von ihm gehörig beſpritzen,
denn das Oſterwaſſer und Maiwaſſer hat Wunderkraft. Genau
beſehen, ſteigt aber auch in dieſen Fällen der Tod — in
Men=
ſchengeſtalt — ſymboliſch ins kühle, feuchte Grab.
Und ſelbſt noch der Johannistag iſt in manchen
Gegen=
den heute noch Totenfeſt. So beſonders in Leipzig, wo an
die=
ſem Tage alle Bürger die Gräber ihrer Lieben über und über
mit Roſen ſchmücken und die Thomaner, alter Ueberlieferung
getreu, ihren verſtorbenen Kantoren, wo ſie immer den letzten
Schlaf tun, ein Lied über ihre Hügel ſingen.
Alſo hier am Tage der Sommerſonnenwende! Die
Brücke zur Totenfeier an der Winterſonnenwende!
ſchlägt ſich zwanglos. Und dieſe beiden Termine, an deren
einem die Sonne am höchſten, an deren anderem ſie am tiefſten
ſteht, waren unſeren Ahnen gleich ehrwürdig, was ja auch noch
viele andere übereinſtimmende Bräuche an beiden Tagen
bezeu=
gen. So ſteckte man, um nur den wichtigſten dieſer Art zu
nennen, alljährlich am Sommerſonnwendfeuer einen mächtigen
Holzblock — Julblock genannt — in Brand, den man dann jeden
Tag ein kleines Stück weit auf dem Herde vorſchob, damit er
dort ſchwelend das Feuer unterhielt; bis zum winterlichen
Jul=
feſte mußte er brennen.
Noch ſpäter begeht die katholiſche Chriſtenheit ihr Totenfeſt.
Der 1. November iſt hier dem Gedächtnis aller Heiligen,
d. h. der Heiligen, die keinen beſtimmten Tag im Kalender haben,
der 2. November dem aller Seelen, geweiht. Urſprünglich
fiel jedoch auch dieſes Feſt auf einen ganz anderen Zeitpunkt,
nämlich auf den alten Februar. Doch wie dem nun auch ſei:
Anfangs November iſt wieder Wintersanfang! Der Sommer
vorbei! In älteſter Vergangenheit kannte man bekanntlich nur
dieſe zwei Jahreszeiten. Auch das Sprichwort redet davon:
„Allerheiligen ſitzt der Winter auf allen Zweigen, Allerſeelen
gehen die Mädchen an die Wählen (Spinnrocken)‟. Damit
be=
ginnt ihre häusliche Winterarbeit, die bis zu Mariä Lichtmeß,
Anfangs Februar, dauert. Alſo auch damit iſt jene alte
Bezieh=
ung zwiſchen beiden letzterwähnten Terminen hergeſtellt.
So ſteht alles miteinander im Zuſammenhang. Alles im
Leben und im Tod: Jahreswende, Lebenswende . . ."
Die Welt der Frau
Alte Spruchweisheiten.
Der Herr muß ſelber ſein der Knecht,
Will er’s im Houf, ſinden recht;
Die Frau muß ſelber ſein die Magd,
Will ſie im Hauſe ſchaffen Nat.
Sei des Hauſes ſchmucke Wirtin,
Richte wirtlich alles ein!
Deinem Gatten wird ſein Haus dann
Auch das liebſte Wirtshaus ſein.
Angſtkäufe — Käuferangſt.
„Wenn das ſo fortgeht, it dieſen Angſt=, oder beſſer geſagt:
Maſſeneinkäufen, dann ſind unſere Beſtände ſchon lange vor
Weihnachten gründlich geräumt!” So oder ähnlich ſprechen
au=
geſichts der großen Käufe, die heute alle Schichten der
Bevölke=
rung tärigen, wohl die meiſten Geſchäftsleute. Wenn nur immer
das gekauft würde, was auch bei unſachgemäßer Aufbewahrung
ſeinen Wert nicht verliert, als da ſind Hülſenfrüchte,
Kolonial=
toaren u. a. m., dann wäre ſchließlich kaum etwas gegen dieſe
Angſtkäufe, reſultierend aus der Angſt vor zunehmender
Geld=
entwertung, ſchließlich auch nichts einzuwenden. Wollten ſich nut
einige Volkskreiſe zurückhalten, dann könnte es ſchließtich nach
den zu Anfang des Krieges gemachten Erfahrungen dahin
kom=
men, daß ſie bei Bedarf ſchließlich vor leexen Kiſten und Käſten
ſtehen nud deshalb Mangel an Unentbehrlichem leiden müßten.
Aber die heutige Käuſerangſt hat auch ſchon Angſtkäufe
ge=
zeitigt, die ein grelles Schlaglicht auf die derzeitige
Maſſenpſy=
choſe weiteſter Schichten werfen. Da hat hier eine Witwe ihre
Erſparniſſe abgehoben und für „alle Fälle” in Waren eines
benachbarten Uhrenladens angelegt. „Eine ganze Reihe Wecker
ſtanden auf ihrem Paneelbrett über dem Sofa, als ich ſie
be=
ſuchte, und tickten ſo laut und aufdringlich, daß ich ſie bis zur
Korridortür der kleinen Wohnung hörte”, ſo ſagte mir eine
Be=
kannte, die bei jener Witwe eine Näharbeit beſtellte. Aber —
„Sie verlieren ihren Wert nicht und aufpaſſen will ich ſchon
daß ſie Tag für Tag regelmäßig aufgezogen werden”, ſo äußerte
ſie ihr gegenüber. Eine andere Frau legte ſich für ihre letzten
Sparpfennige Leinenvorräte zu, die ſie ebenfalls, „wenn der
große Kladderadatſch kommt”, wie ſie ſagte, ohne Entwertung
ihres Beſitzes fürchten zu müſſen, wieder zu gleichem oder
höhe=
rem Werte zu verkaufen hofft. „Freilich, tvohl iſt es mir ſeitdem
noch nicht geworden. Ich wage mich kaum längere Zeit aus der
Wohnung, aus Furcht vor Langſingern, die nach meinen
Vor=
räten trachten. Siſt eben eine elende Zeit. So oder ſo nimmt
die Angſt kein Ende.‟ Eine dritte vorſorgliche Hausfrau verfiel
ſogar aus Angſt vor völliger Entwertung ihrer kargen erſparten
Notpfennige darauf, ſich bei einem befreundeten
Bettfedernhänd=
ler die ziemlich erheblichen Reſte ſeines alten Lagerbeſtandes
zu ſichern und weiß nun in ihrer engen Behauſung für dieſe
doch ziemlich „ſchwierig” zu bergende Ware keinen Platz zu finden.
Angſtkäufe. — Aus der Fülle der in den letzten Wochen
viclfach gänzlich planlos ausgeführten nur einige wenige
Bei=
ſpiele. Sie alle ſind ein Beweis dafür, daß die Sorge um die
nächſte Zukunft bei den Meiſten ins Ungemeſſene geſtiegen iſt
und ihnen alle ruhige Ueberlegung, die ſonſtige Sicherheit des
Handelns raubt. Legten ſich aber jene drei oben angeführten
Frauen doch immerhin noch Werte zu, die ſich tatſächlich zu
gege=
bener Zeit wieder in bare Münze umſetzen laſſen, ſo gibt es auch
ungezählte andere, die bei ihren Angitkäufen auch dieſe Vorſicht
außer Acht laſſen. Das kann man beim Kauf zerbrechlichſter
Luxuswaren, feiner Kriſtalle und Porzellane tagtäglich
beobach=
ten. Da werden Summen in den künftigen Weihnachtsgeſchenken
angelegt, deren Kenntnis beim Empſänger derartiger Spenden
alles andere denn das Gefühl des Dankes auslöſen können, da
ſie ihn bedrücken müſſen, wenn er nicht in der Lage iſt, ſich auf
ähnliche oder gleiche Weiſe zu „rebanchieren” Und dabei gibt
es doch unter den tauſendfältig zum Kauf angebotenen Waren
noch ſo Vieles, das erſtens das Anlagekapital, und ſei es noch
ſo hoch, im Laufe der Zeit lohnt, da es ſich amortiſiert und zum
anderen bei täglicher Benutzung durch den Empfänger in
die=
ſem immer wieder von Neuem gleichzeitig mit der Freude am
Beſitz auch den Dank gegenüber, dem Geber weckt. Das ſind
u. a. die vielfachen Gebrauchsgegenſtände und Hilfsapparate für
die arbeitsüberlaſtete, rechnende Hausfrau. Ob es ſich um
Koh=
len, Gas oder Elektrizität erſparende Koch= und Heizappacate
und Maſchinen handelt, ob man bei den heutigen Angſtkäufen
als künftiges Weihnachtsgeſchenk irgend eine arbeitsſparende
oder =erleichternde Maſchine oder techniſches Hilfsmittel erſteht,
wie ſie leider noch viel zu wenig der heute gezwungegermaßen
ohne Hilfskraft tätigen Hausfrau wertvollſte Unterſtützung und
Entlaſtung böten, — immer wären Angſtkäufe auf dieſem
Ge=
biete, doch immer auch Wertkäufe, die nie, wie leider ſo
mancher andere, zwecklos verausgabte Summen bedeuten. In
einer Zeit, wo viele andere gekaufte Waren völlig zinslos lagern,
iſt mit ihrer Hilfe bei regelmäßigem Gebrauch Zeit, Kraft und
Arbeit zu erſparen, die unter Umſtänden auf anderem Gebiet
von der Heusfrau ungleich wertvollerer Betätigung nutzbar
ge=
macht werden kann, oder, was kaum geringer einzuſchätzen iſt,
den vorzeitigen Verbrauch ihrer körperlichen und geiſtigen
Friſche verhüten. Iſt ſchon unter den heutigen Verhöltniſſen
dieſer Käuferangſt kein wirkſamer Riegel vorzuſchieben, dann
ſollten wenigſtens die Angſtkäufe nur nach vorheriger
gründ=
licher und ſorgſamer Erwägung, und wenn es nottut, auch
Be=
lehrung der jüngeren und unerfahrenen Hausfrauen und
Ehe=
paare durch beſonnene und erfahrene Verwandte oder Bekannte
erfolgen, damit dieſe nicht ausſchließlich ſpäter mit bitterer Neue
an eine Zeit zurück denken, da ſie ſich allzu willenlos vom
kopf=
loſen Tun Anderer zu gleichem Vorgehen verleiten ließen.
Eliſabeth Thielemann.
Mode.
— Der Wendemantel, eine praktiſche Neuheit
der Wintermode. „Ja, das iſt wirklich ein Kleidungsſtück,
das den Zeiwerhältniſſen voll Rechnung trägt”, ſo wird manche
Frau ſchon bei ſeinem Anblick bewundernd ausgerufen haben.
Will doch dieſer Wendemantel verſchiedenſten Zwecken dienen.
Von beiden Seiten vollſtändig als Außenſeite bearbeitet, alſo
mit auf= und eingeſetzten Taſchen, ſauber aufgeſtepptem Gürtel,
paſpeliertem Kragen, Zierſteppereien uſw. verſehen, weicht er
doch bezüglich der Art des Stoffes, innen und außen vollſtändig
voneinander ab. Soll er als molliger Wintermantel dienen,
dann zeigt er von außen einen weichen flauſchähnlichen Stoff.
Der große Kragen kann auch als hoher Stehumlegkragen bei
grimmiger Kälte geſchloſſen getragen werden. Zurückgeſchlagen
ſind ihm mit wenigen Griffen entweder Pelz oder Krimmer,
Schalkragen und hohe Manſchetten von gleichem Material,
paſ=
ſend dazu gearbeitet, am angefügten ſchmalen Tuchſtreifen,
raſch mit Kohinoors aufgedrückt. Selbſt am unteren Rande
ver=
ſchwinden die winzigen Druckknopfhälften im hier angebrachten
reichen Tuchornament, ſo daß nach Laune und Wunſch der
Be=
ſitzerin auch hier der hochmoderne handbreite Pelz= oder
Krim=
merbeſatz die Eleganz dieſer molligen Wintermäntel noch er=
Eine Geſchichte von heute. Von Eliſabeth Fauſt.
denn ſie ſpielt nicht in der Vergangenheit, ſondern in der
aller=
jüngſten Gegenwart.
Alſo da wohnt in einer niedrigen, kleinen Dachſtube eine
Malerin, ganz allein. Sie hat nicht Vater noch Mutter mehr, gab es doch daheim nicht. O, welch goldene Zeit war das.
Im=
noch Bruder oder Schweſter. Und die Freunde aus der
Jugend=
zeit ruhen auch ſchon faſt alle unterm grünen Raſen. So lebt
ſie einſam für ſich. Am Tage arbeitet ſie ums tägliche Brot und Hauch, der einem umwehte, wenn man mit dem Vater gegen
verſorgt ihren kleinen Haushalt. Wenn die Sonne ſinkt, kühlt Abend ſpazieren ging durch die weiten, weiten Wieſen?
Heu=
ſie auf einem ſtillen Spaziergang die müden Augen in der
fri=
ſchen Luft, ſchaut auch wohl einmal bei anderen Einſamen und
Kranken herein.
Was einſt in vergangenen, glücklichen Zeiten zum Schmuck
beruf werden. So ſitzt ſie Tag um Tag vor der Staffelei und
dankt Gott, daß ſie etwas gelernt hat, was ihr jetzt durchhilft.
Aber von gemalten Blumen kann man nicht leben ....
„Haben Sie ſchon Kartoffeln?” fragen die Bekannten. Nein
ſie hatte noch keine. Aber ſie würde ſchon welche bekommen!
Sicher.
Sie frug hier — ſie frug da — doch immer gab es Abſagen.
Der Winter rückte nah und näher, täglich konnte Froſt einſetzen
— was ſollte ſie tun?
„Ja, ſo ſind die Bauern! Sie ſitzen im Ueberfluß, laſſen ſich
das Wenige, was ſie abgeben, ſündhaft bezahlen und wir können
derweil verhungern. Schlimmer wie die ärgſten Wucherer ſind
ſie, hartherzig und habgierig. Es gibt überhaupt keine Güte
mehr auf der Welt — — —.” So ſchimpfen die Leute.
Iſt das wahr? grübelt die Malerin. Und ſie hat Liel Zeit
zum Grübeln und Nachdenken an den langen, einſamen Abenken.
Leiſe ſchüttelt ſie den Kopf.
Gewiß, ſie hat manch traurige Erfahrung gemacht. Aber
den Glauben an die Menſchheit will ſie ſich nicht rauben laſſen,
dafür hat ſie auch in dieſer dunklen Zeit trotz allem viel zu oft
Gutes erfahren. Und den Glauben an die Bauern läßt ſie
ſich auch nicht nehmen.
Ihre Gedanken wandern zurück. Sie ſieht im Geiſte ein
kleines Dorf, lieblich im Niddatal gelegen, zwiſchen weiten,
grünen Wieſen und wogenden Kornfeldern, umgeben von einem
Walde der herrlichſten Obſtbäume. Dort war das Pfarrkind
aufgewachſen im Sonnenſchein einer goldenen Jugendzeit, von
Liebe umgeben in Haus und Dorf. Was hatte ſie der Mutter
oft alles heimgebracht! An Oſtern legte ihr der „Has” in
der=
ſchwenderiſcher Fülle bei all den getreuen Nachbarsfrauen und
guten Freunden. Und wenn’s die erſten Aepfel gab, hatte ſicher
das blonde Pfarrkind die Schürze gefüllt bekommen. Backte die
Nachbarin Brot, ſo hieß es: „Willſt Du nen Kratzkuchen?‟ O,
wie der ſchmeckte! Und wenn im Winter das große Schlachten
Es war einmal — nein, ſo darf die Geſchichte nicht anfangen, losging, gabs bald hier, bald da ein Extrawürſtchen für die
Kleine. Was die Mutter kochte, war ja gewiß gut — aber die
köſtliche Buttermilch — oder das Bauernbrot dick, dick mit
Schmierkäſe beſtrichen, der wie lauter Rahm ſchmeckte — das
mer neue Bilder ſteigen in der Erinnerung auf. War nicht
da=
mals die ganze Welt ein einziger Sonnentag, Friede in jedem
ernte! Wie das duftete! Geſchäftiges, frohes Treiben ringsum,
ein ehrerbietiges Grüßen herüber zum alten Herrn im
Silber=
haar — ein munteres, gutes Wort hinüber an die Schaffenden,
ein Zirpen und Duften, ein Bild voll Farbe und Wohlgeruch.
und zur Erheiterung ihrer Tage gedient, muß ihr nun Lebens= Fern die blauen Taunusberge, hinter denen der feurige
Sonnen=
ball ſich ſenkte. —
Vorbei, vorbei. Der liebe Vater zu dem heimgerufen,
deſſen Wort er getreu ſeinen Pfarrkindern ſein Lebenlang
ver=
kündet, — die Jugendheimat verſunken. Nur noch ein
Grab=
hügel war dort ihr eigen, von treuer Anhänglichkeit ſorglich
ge=
pflegt. Sonſt beſaß ſie nichts mehr. Nichts? O doch. Sie
wußte, es gab noch treue Herzen, und manchmal in der
Hunger=
zeit des Krieges hatte ſie es erfahren dürfen, daß ſie nicht
ver=
geſſen war, obwohl ein Menſchemalter dahingegangen, ſeit ſich
die Vateraugen geſchloſſen. Sollte man ihr dort, in der alten,
geliebten Heimat, nicht auch jetzt helfen in ihrer Not? Freilich,
die Kartoffeln würden teuer kommen durch die Fracht, die noch
dazu kam . . . . Aber, wenn ſie nur überhaupt welche
bekam!
Sie wagte eine Anfrage —
Der Brief war fort.
Im Geiſte verfolgte ſie ihn; rechnete aus, wann er ankommen,
wann ſie Antwort erhalten würde. Heute? Nein, nichts. Aber
morgen beſtimmt. Wieder nichts . . . So ging es eine Woche
lang in Hangen und Bangen. Endlich, endlich ein Schreiben
mit dem erſehnten Poſtſtempel. Mit zitternden Händen wird es
geöffnet. Und als ſie es geleſen, faltet ſie die Hände, auf die
heiße Tränen herabtropfen — Dankestränen. Denn in dem
Briefe ſtand, es ſeien Kartoffeln für ſie abgeſchickt: „Koſten tun
ſie aber nichts, als nur die Fracht; es haben verſchiedene
Nach=
barn dazu gegeben, jeder einen Korb, und wir wünſchen gute
Ankunft. Und guten Appetit. Und wir wollen immer feſter
wer=
den im Glauben an Gottes Vatergüte und in der brüderlichen
Liebe.”
Hier endigt meine wahre Geſchichte, geſchehen im Herbſte
des Jahres der Kartoffelnot! —
Jahrgang 1921
höhen hilft. Soll der moderne Wendemantel aber als wirkſamer
Wetterſchutz dienen, dann wird die waſſerdicht imprägnierte
Innenſeite nach außen genommen, nachdem Pelz= oder
Krimmer=
beſatz gelöſt wurde. Der ſonſt weite, glockig ausfallende Aermel
wird durch verſtellbare Knöpfſpange entſprechend verengt und
nun kann ſeine Trägerin ſich den ſchlimmſten
Witterungsunbil=
den „unbeſchirmt” ausſetzen, ohne durchnäßt zu werden.
Gama=
ſchen und Regenkappe von gleichem Stoff vervollkommnen noch
E. M.
dieſes überaus praktiſche Kleidungsſtück.
Der zeitgemäße Haushalt.
Ausgeſchaltete, abgetragene Strümpfe
ge=
ſtrickte Tücher, Jacken uſw. können auſ zwei verſchiedene Arten
nochmals nutzbringend verwertet werden. Zunächſt trenne man
alle guten Stellen nach dem Herausſchneiden ſorgſam auf, knote
das Garn aneinander und wickele es auf ein Knäuel. Die
ſchlech=
ten Stellen dagegen, die zu abgetragen und zu ſehr geſtopft ſind,
ſeide man zur Neuberarbeitung in eine der nun wieder zur
Verfügung ſtehenden Webereieni, wo ſie anter Hinzugabe von
Baumwollgarn zu haltbaren Hauskieider=, Läufer=, Decken= und
Koſtümſtoffen verarbeitet werden. Das aufgewickelte Garn
weiche man nun zunächſt erſt einige Stunden in warmes Waſſer,
wickele es dann naß in nicht zu dicker Lage auf ein
Schneide=
brett, binde es nach dem Trocknen zu Gebinden und fäibe es
darauf mit Braunsſcher Wollſtoffarbe ganz nach Wunſch von
neuem friſch und farbenprächtig ein. Schals, Kinderjäckchen und
=mützchen, Bluſenſchoner uſw. und aus ſtarkem Garn ſelbſt
Kin=
derröckchen ſind auf dieſe Weiſe wieder mit fertigzuſtellen. HI.
Speiſezettel:
Sonntag: Haſenklein mit Grießklößchen.
Montag: Weiße Bohnen mit Speck.
Dienstag: Wirſing mit Bratkartoffeln.
Mittwoch: Birnenkartoffeln.
Donnerstag: Linſen mit Backpflaumen.
Freitag: Graupen mit Rindfleiſch.
Samstag: Quarkkeulchen mit Apfelmns.
Ueen
Spiel und Rätſel
Röſſelſprung Nr. 173.
s s * 5 * 5 8Is/5 * S S S 512/8 * 5 * s * * * O * 2 5 9 S s s 1S * * * S * * s * 8 2/s * s * s E S ss S * * K6 28 S * 8. s * 8 * 2lSIs * 8 s S S * S * * S 5 * 2 * S * 2 * S * 5 8 8s 2s s S s * S. 5 * S * S * * S 6 * * S * * 5 S * S5 s 8 S 2 s * s Silbenrätſel.
il — bert — mont — ven — chen — ne — tor — ſe — um —
zel — burg — chel — ger — eſſe — fln — form — du — ling — um
— mi — enza — hun — en — iſe — ſen — opi — wur — hek — ci
— na — dorn — eg — a8 — lam — che — nau — ho — tro — er
— rö8 — in — ehpo — is — ger — grimm — her — rus — me —
elle — iſchi — beet — ib — ker — ſen.
Die obenſtehenden Silben ſollen 23 Worte ergeben, deren
An=
fangsbuchſtaben, von oben nach unten geleſen, ein bekanntes Lied
Beethovens ergeben.
1. eine Stadt in Thüringen, 2. germaniſcher Volksſtamm,
3. männlicher Vorname, 4. Teil des Pilzes, 5. Krankheit, 6. Drama
von Goethe, 7. berühmter Tondichter, 8. weiblicher Vorname,
9. Märchenfigur, 10. Dichter, 11. Frucht aus Italien oder Spanien,
12. Geſtalt aus der Odyſſee, 13. landwirtſchaftliches Gerät, 14.
Schlaf=
mittel, 15. Teil der Pflanze, 16. Beiname für Wolf, 17. ſchädliches
Tier, 18. Stadt im Rheinland, 19. Kleidungsſtück, 20. Perſonifizierung
Deutſchlands, 21. Krankheit, 22. Baum, 23. Gefühl. R. 5—t.
Ein Rätſel von Schleiermacher.
Wir ſind’s gewiß in vielen Dingen,
Im Tode ſind wir’s nimmermehr.
Die ſind’s, die wir zu Grabe bringen,
Und eben dieſe ſind’s nicht mehr.
Dieweil wir leben ſind wir’s eben
Von Geiſt und Angeſicht.
Dieweil wir leben ſind wir’s eben
Zur Zeit noch nicht.
299. Mit e erſcheint es Jahr für Jahr im ganzen Lande. — Mit
liegt es am Rhein und auch am Donauſtrande.
300. Streicht man einem Zierſtrauch den Fuß und nochmals den Fuß=
So wird’s eine Ortſchaft an Deutſchlands herrlichſtem Fluß.
301. Verbind’ ein Getränke, ein Wild und Gewäſſer, doch alle ohn
Fuß. — Sodaß dann ein weiblicher Name dabei ſich
heraus=
ſtellen muß.
Auflöſungen.
Der Schachſpielaufgabe Nr. 26:
1. L e 6 — a6
1. Beliebig oder e 5
e 4
2. D. T. S oder d 3 n. e 4 matt.
Des Silbenrätſels:
1. Dienstag,
2. Java,
3. Element,
4. Serbien,
5. Orange,
6. Nimrod,
7. Nubien,
8. Erika,f
9. Braunels,
10. Roſe,
11. Idiot,
12. Naumburg
Die Sonne bringt es an den Tag.
Der Rätſel:
296. ſchlagfertig. 297. Laib, Leib, Lob, Lieb, Lab, Laub
298. Polen, Pole, Pol, Po.
Verantwortlich: Max Streefe.