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Nummer 304
Sonntag, den 13. November 1921
Einzelnummer 25 Pfg.
Die Woche.
Am 12. November wird zu Waſhington die
Konfe=
renz der Großmächte durch den Präſidenten der Vereinigten
Staaten eröffnet. Die Beſchlüſſe dieſer Konſerenz werden das
Weltgeſchehen entſcheidend beeinfluſſen. Es wird der Verſuch
ſein, das politiſche Gefüge der Welt nach den gewaltigen
Erſchüt=
terungen des Krieges und noch mehr der Nachkriegszeit
einiger=
maßen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der Ausfall
Deutſchlands und Rußlands als Großmächte bedingt eine neue
Orientierung der anderen, das gewaltige Anwachſen der
Ver=
einigten Staaten von Amerika insbeſondere eine ſolche im
Ver=
hältnis dieſes Landes zu England. Es wäre müßig, der
Kon=
ferenz heute ſchon eine Prognofe zu ſtellen, wo offenbar noch
nicht einmal eine endgültige Entſcheidung über die
Beratungs=
gegenſtände getrofſen iſt. Die Neigung, die brennendſte Frage,
die allgemeine Weltwirtſchaftskriſis in den Kreis der
Be=
ſprechungen einzubeziehen, ſcheint jedenfalls auf verſchiedenen
Seiten ſehr gering zu ſein. Auf der anderen Seite hängen aber
natürlich dieſe Fragen auf das engſte zufammen mit dem
Pro=
blem des Stillen Ozeans und letzten Endes auch mit der Frage
der Rüſtungsbeſchränkungen. Es iſt intereſſant, daß ein Pariſer
Telegramm berichtet, daß von den enropäiſchen Fragen im
offi=
ziellen Programm der Konferenz nicht die Rede ſein werde,
während auf der anderen Seite kaum zu erſehen iſt, wie
über=
haupt die Frage der Rüſtungsbeſchränkung zu Lande erörtert
werden kann, ohne Beſprechung der europäiſchen Probleme.
Ueber die Dauer der Konferenz läßt ſich heute gleichfalls noch
nichts vorausſagen. Wir haben jedenfalls das Intereſſe, daß
die entſcheidenden Beratungen ſich nicht durch Monate hinziehen,
denn es iſt unmöglich, die brennenden Finanzfragen zu löſen,
be=
wor nicht in Waſhington die Entſcheidung gefallen iſt.
Ins=
beſondere iſt mit Recht immer wieder darauf hingewieſen
wor=
den, daß große Kreditaktionen vorher wenig Ausſicht auf
Er=
folg haben.
Der franzöſiſche Standpunkt in der Abrüſtungsfrage, der ja
ſchon in Genf ſeinerzeit zum Ausdruck gekommen iſt, dürfte die
Waſhingtoner Verhandlungen im übrigen nicht gerade
erleich=
tern. Abrüſtung für die anderen, nur nicht für Frankreich und
Feine Vaſallen! Hinſichtlich der Durchführung der Entwaffnung
Deutſchlands kann die Pariſer Regierung wiederum einen
gro=
ßen Erfolg buchen. Ju Höchſt a. Main hat man die Säbel einer
Theatertruppe beſchlagnahmt und damit Frankreich wieder
ein=
nal vor einem Revanchetrieg Deutſchlands bewahrt.
Herr Lloyd George iſt durch den ſchleppenden Gaug der
engliſch=iriſchen Verhandlungen verhindert, perſönlich au der
Waſhingtoner Konferenz teilzunehmen, was in Frankreich mit
einer gewiſſen Genugtuung vermerkt wird. Das engliſch=
Franzöſiſche Verhältnis iſt augenblicklich nicht gerade
tibermäßig herzlich. Das Abkommen Frankreichs mit den
An=
goratürken, deſſen Durchführung einen ſchweren Schlag für die
engliſche Stellung in Kleinaſien bilden würde, hat mehr als
ragespolitiſche Bedeutung. Der britiſche Außenminiſter Curzon
hat an den franzöſiſchen Botſchafter in London eine Note ge=
Eichtet, deren Bedeutung ſchon daraus erhellt, daß man ſie von
Frankreich aus als einen perſönlichen Schritt Curzons hinſtellen
nöchte. Frankreich ſtrebt danach, die iſlamiſche
Vor=
mmacht zu werden und außerdem foll die Türkei die
wirtſchaft=
liche Einfallspforte Frankreichs nach Rußland werden. Die
Nie=
derlagen der Griechen waren, wie an dieſer Stelle mehrfach
be=
ront, Niederlagen Englands und erfordern eine ziemlich
weit=
gehende Neueinſtellung ſeiner kleinaſiatiſchen Politik. Schon
ſeetzt ſpielt man in London mit dem Gedanken, daß Griechenland
nicht nur auf das ſogenannte Wilajet, ſondern auch auf die
Stadt Smyrna verzichten ſolle, deren Verwaltung ein britiſcher
Oberkommiſſar zu übernehmen hätte.
So ſcharf wir alle dieſe Vorgänge und ihre möglichen
Rück=
wirkungen auf Deutſchland beachten ſollten, ſtehen für uns
zurzeit die großen Finanzfragen doch im Vordergrund
des Intereſſes. Im Deutſchen Reichstag hat der derzeitige
Finanzminiſter Hermes ein Bild unſerer Finanzlage gegeben,
das leider unſer ganzes Elend noch keineswegs erſchöpfend
ſwiedergibt. Unſere Ausgaben erreichen danach die Höhe von
182 Milliarden Mark. Die Ausgaben für unſeren inneren Etat
belaufen ſich im ordentlichen Haushalt auf 59 Milliarden, im
außerordentlichen auf 45 Milliarden, insgeſamt alſo 104
Milliar=
den, denen 72 Milliarden Einnahmen gegenüberſtehen, wobei zu
bemerken iſt, daß die Erhöhung der Ausgaben durch die
Beſol=
dungsreform in dieſen Ziffern überhaupt noch nicht enthalten
ſt. Aus den eben genannten Ziffern ergibt ſich ein Defizit von
*2 Milliarden Mark, von dem 21 Milliarden auf Poſt und
Eiſen=
bahn entfallen. Rechnen wir nun zu unſerem inneren Bedarf
ſroch die für die Reparationszahlungen erforderlichen Beträge,
die Herr Hermes noch zu einem Dollarkurſe von 24 umrechnete,
ſo kommen wir auf geradezu phantaſtiſche Zahlen. Der
Abge=
ordnete Helfferich errechnet über 400 Milliarden, denen eine
Ein=
nahme von etwa 100 Milliarden gegenüberſteht. Da dieſe
Zif=
ſern leider nicht übertreiben, ergibt ſich pro Kopf der
Bevölke=
tung eine Belaſtung von 7000 Mark.
Der Dollar wird an der heutigen Börſe mit 287 uotiert und
die weitere Entwickelung läßt ſich in keiner Weiſe abſehen. Bei
dieſem Stand der Dinge ſind ſcharfe Eingriffe gar nicht zu
ver=
mieiden. Wenn wir nicht im kürzeſter Friſt bei öſterreichiſchen
Ver=
hältniſſen angelangt ſein wollen, iſt eine Balanzierung des
nneren Bedarfs eine ſich in erſter Linie ergebende
Not=
wendigkeit. Es muß radikal mit der bisherigen Defizitwirtſchaft
gebrochen werden. Es iſt eine Unmöglichkeit, daß in
Staats=
betrieben auch heute noch ein kaum zu verſtehender Luxus mit
Arbeitskräften getrieben wird, und es iſt mehr wie bedauerlich,
daß die Furcht vor der Unpopularität durchgreifende
Maßnah=
uen auf dieſem Gebiete bisher verhindert hat. Im Intereſſe
jeden Staatsarbeiters liegt es übrigens, daß überſchüſſige
Ar=
beitskräfte anderen Produktionszweigen zugeführt werden, da
ſur ſo die Möglichkeit beſteht, die notwendigen Arbeitskräfte
an=
gemeſſen zu bezahlen.
Im Zuſammenhang mit dem Finanzproblem muß auch das
Preditangebot der deutſchen Induſtrie einer
Be=
trachtung unterzogen werden, welches darauf abzielt, dem Reiche
durch Privatkredit über die Schwierigkeiten der nächſten
Repara=
tkonszahlungen nach Möglichkeit hinwegzuhelfen. Der
Reichs=
derband der deutſchen Induſtrie hat nunmehr ſein Angebot an
ganz beſtimmte Bedingungen geknüpft. Vorbedingung iſt
da=
nach, daß das Reich ernſte Schritte zur Sanierung ſeiner
Finan=
zen unternimmt, da es nach Anſicht des Reichsverbandes der
deutſchen Induſtrie ein Verbrechen ſein würde, den letzten
Not=
fenmig zu opfern, wenn doch alles in ein unerſchöpfliches Loch
fiele. Die Finanzwirtſchaft des Reiches untergrabe auch den
Privatkredit, und man habe feſtſtellen müſſen, daß eine
Bilan=
zierung des Reichsetats ohne die Reparationszahlungen möglich
ſei, wenn die hohen Zuſchüſſe für die Reichsverkehrsbetriebe
fortfielen. Die Staatsbetriebe ſeien nach Anſicht der Induſtrie
am ſchlechteſien geleitet, könnten aber auch in einem
demokratiſch=
parlamentariſch verwalteten Staat gar nicht aus dem Defizit
herauskommen, weil der Einfluß politiſcher Momente zu ſtark
ſei. „Abgeſehen von den unter Mitwirkung der parlamentariſchen
Inſtanzen zu löſenden Fragen der ſparſamen Finanzwirtſchaft
und der Befreiung des Wirtſchaftslebens von den ihm
auferleg=
ten Feſſeln, kommen zunächſt Akte der Geſetzgebung in Frage,
die es ermöglichen, mit den Reichseiſenbahnen beginnend, die
ſonſt in öffentlichen Händen befindlichen Betriebe in
privatwirt=
ſchaftliche Formen zu Leingen.” Befreiung des
Wirtſchafts=
lebens alſo „von den ihm auferlegten Feſſeln” und
Ueberfüh=
rung der Reichsverkehrsbetriebe in privatwirtſchaftliche Formen.
Es war vielleicht nicht ganz geſchickt, daß man Erläuterungen zu
dieſen doch offenbar ſehr weittragenden Bedingungen erſt dann
herausgab, als man ſich ſchon auf verſchiedenen Seiten,
aller=
dings offenbar recht übereilt, auf eine unbedingte Ablehnung des
Angebots feſtgelegt hatte. Man mußte insbeſondere wiſſen, daß
die Forderung einer „Ueberführung der Reichseiſenbahnen in die
Privatwirtſchaft” ohne jede weitere Erläuterung weiteſten
Krei=
ſen des deutſchen Volkes als eine abſolute Unmöglichkeit
erſchei=
nen mußte. Es iſt natürlich nicht daran gedacht, einem privaten
Induſtriekonzern die ganze Eiſenbahnverwaltung zu übertragen,
ſondern man denkt an ein Unternehmen, an dem das Reich, die
Induſtrie, die Gewerkſchaften, der Handel, die Landwirtſchaft,
kurz, die geſamte deutſche Wirtſchaft beteiligt ſein ſoll. Es
ſowohl prinzipiell als auch in der techniſchen Durchführung
er=
hebliche Schwierigkeiten bieten würde. Ganz falſch, ja
verhäng=
nisvoll würde es aber ſein, wenn man auch dieſe Angelegenheit
wieder lediglich vom parteipolitiſchen Standpunkt aus betrachten
wollte. Der Grundgedanke des Angebots einer Sanierung von
innen heraus iſt durchaus geſund, und unſere Lage iſt derart, daß Rechnung getragen werden. 4. Die Lage Frankreichs müſſe
be=
eine ernſthafte Prüfung zum mindeſten durch alle in Frage kom= rückſichtigt werden. Es müſſe etwas geſchehen, um die
Befürch=
menden Inſtanzen dringend geboten erſcheint. Was unter der
„Befreiung des Wirtſchaſtslebens von den ihm auferlegten
Feſ=
ſeln” zu verſtehen iſt, iſt leider bisher noch nicht klar geſagt
wor=
den; daß aber damit nicht an eine Rückkehr zum unbedingten Deutſchland ausübe. 5. Selbſt wenn die Konferenz ihr Ziel
Mancheſtertum gedacht iſt, darf wohl ohne weiteres angenommen nicht erreichen ſolle (1), werde ſie dazu gedient haben, die
Hin=
werden.
Zurzeit weilt die Reparationskommiſſion in
Berlin, um an Ort und Stelle ſich von der tatſächlichen Lage antwortlich ſeien.
der deutſchen Finanzen zu überzeugen. Die Anregung zu dieſem
Beſuch iſt von engliſcher Seite ausgegangen, und man kann wohl
hoffen, daß durch eine ernſthafte Prüfung endlich dem albernen
Gerede von franzöſiſcher Seite ein Ende gemacht wird, daß
Deutſchland planmäßig den eigenen Bankerott herbeiführe, um
ſich den Reparationszahlungen zu entziehen. Daß wir mit oder
ohne Kreditangebot der Induſtrie auf die Dauer keinesfalls
in der Lage ſind, die Ententeforderungen zu bezahlen, ſteht außer
aller Frage. Hoffen wir, daß die Vernunft innerhalb und außer=
U.
halb Deutſchlands zum Durchbruch kommt.
Das iſt was anderes!
* Als Frankreich nach dem Frankfurter Frieden ſich endlich
in ſein Schickſal gefügt hatte, da fühlte es ſich noch immer nicht
als beſiegt, ſondern hielt ſich für verraten. Es zeigte einen
Na=
tionalſtolz, der auch uns Deutſchen Achtung einflößen mßte.
Ohne Unterſchied der Parteien dachte man jenſeits des Rheines
an nichts anderes als an Revanche. Bismarck unterſchätzte
die=
ſes Revanchegeſchrei durchaus nicht, denn er kannte die
fran=
zöſiſche Volksſeele. Und der, der uns in erſter Linie zum Siege
verholfen hatte, der große Moltke, hielt den beſiegten Feind
durchaus nicht für alle Zeiten abgetan, da er die Tapferkeit und
Vaterlandsliebe des franzöſiſchen Soldaten hochachten gelernt
hatte. Und darum ſuchte er bei der erſten beſten Gelegenheit
noch einmal den Kampf mit Frankreich, um es auf lange Zeit
ungefährlich für Deutſchland zu machen. Seine Abſicht aber
ſcheiterte an Bismarcks Abneigung gegen jeden Präventivkrieg.
Vielleicht wäre es beſſer geweſen, die deutſche Politik wäre dem
klaren Zukunftsblick Moltkes gefolgt. In Frankreich aber war
damals ein Mann, der uns leider, leider in den Tagen des
Zu=
ſaurmenbruches gefehlt hat, nämlich Gambetta. Ihm haben eigent= Amerika unterzeichneten Vertrages wurden heute abend im
lich die Franzoſen den Sieg zu verdanken und nicht Foch. Er
wollte wohl von einem Revanchekrieg eiwas wiſſen, aber nichts
von dem ewigen Revanchegeſchrei hören. Und darum ſprach er
jene denkwürdigen Worte, die in der franzöſiſchen Geſchichte für
immer in goldenen Lettern leuchten werden: „Nie davon reden,
ſtets daran denken!” Kein vernünftiger Deutſcher hielt dieſe
Worte für verbrecheriſch, ſondern hatte ſogar Achtung vor
die=
ſem ſtillen und feſten Mut. Hätte dieſe Worte ſeit 1918 nur
irgendein deutſcher Staatsmann geſprochen, dann würden
ge=
wiſſe Parteileute wild aufgebrauſt ſein vor Entrüſtung, da ſie Reichsrat vorgelegt worden. Unter dem Titel „Das Saargebiet
der ſich nach dem Kriege noch als ein viel ſchlimmerer als
wäh=
rend desſelben zeigt, zu beſäuftigen. Ein Deutſcher ein ganz
unbekannter, hat es gewagt, Gambettas Worte ins Deutſche zu
während einer Verſammlung des Vereins ehemaliger 56er. Der
Vorſitzende war es. Geſprochen wurden dieſe Worte in Bochum, voller Weiſe. Es umfaßt zwanzig Kapitel und geht auf die
druckte Bericht wurde, wie üblich, den Mitgliedern des Vereins
zugeſandt. Neunzehn von dieſen Mitgliedern befanden ſich in
dem von den Belgiern beſetzten Gebiet. Die Geſchichte kam zu
den Ohren des belgiſchen Allgewaltigen in Aachen. Er ließ bei
den verdächtigen Mitgliedern in dem beſetzten Gebiet Haus= hält Auszügen von Berichten von André Tardieu, der am
Zu=
ſuchungen abhalten, und die Mitgliedſchaft allein und dann auch
der gedruckte Bericht genügte, um ſie vor das Kriegsgericht
in Aachen zu ſchleppen. Am 8. Oktober wurden ſie verhaftet,
und vier Wochen darauf wurde ihnen das Urteil geſprochen:
drei Monate Gefängwis und zehntauſend Mark Geldſtrafe. Und
zwar von belgiſchem Rechts wegen, denn erſtens hatten dieſe
neun=
zehn deutſchen Männer zwar nicht von Revanche geſprochen,
ſon=
dern nur an Revanche gedacht, da ſie ja die Berichte in ihren
Wohnungen ſo ſorgſam aufgehoben hatten, und zweitens waren
ſie Mitglieder eines Vereins, der ſich „mit militäriſchen Dingen”
befaßt. Das iſt alſo die neueſte Interpretation eines
Krieger=
vereins.
Gegen dieſes Urteil gibt es ſelbſtverſtändlich keine Berufung.
Die neunzehn Mann müſſen die drei Monate abſitzen und
wer=
den wirtſchaftlich total ruiniert! Tut nichts! Die Hauptſache iſt, gebietsbewohner auf Schaffung parlamentariſcher Vertretung,
daß wieder einmal die Ententefolter gegen Deutſche angewandt
wird. Das deutſche Nationalgefühl muß nach belgiſch=
franzöſi=
ſcher Methode bis auf den letzten Stumpf ausgemerzt werden.
Der Deutſche ſoll ſich den beiden Siegervölkern an der Grenze
gegenüber als Helote fühlen, der nicht einmal auf ſeinem eigenen
Boden ſeinen eigenen Gefühlen durch Worte freien Lauf geben
darf. Einem Gambetta baut man wohl in Frankreich Denkmäler,
in Deutſchland aber werden ſchlichte Männer zu ſchweren
Stra=
fen verurteilt, wenn ſie ſich erfrechen, Gambettas denkwürdige
Worte nachzuſprechen. Das deutſche Volk ſoll durch ſolche
Schi=
kanen und entwürdigende Torturen nach und nach mürbe und
mutlos gemacht werden. Die Franzoſen verſtehen es, beſiegte
Völker zu behandeln. Wir Deutſche haben das Gegenteil gezeigt
und müſſen nun unſere Verſöhnungsverſuche, die oft nicht
be=
ſonders würdig waren, bitter büßen.
rI.
Die Waſhingtoner Konferenz.
Die Politik Hardings.
Paris, 11. Nob. (Hadas.) Der Sonderberichterſtatter der
Agentur Havas berichtet aus Waſhington: Die Politik
Har=
dings, wie ſie in allgemeinen Umriſſen aus früheren
Be=
ſprechungen hervorgehe, laſſe ſich folgendermaßen
zuſammen=
faſſen:
1. Ein engeres internationales Zuſammenarbeiten durch den
Völkerbund zu vertreten, deſſen Werk jedoch, da es ſich auf
Europa beſchränke, nicht erſchwert werden ſolle. Das Mittel, an
engeren internationalen Beziehungen mitzuarbeiten, würde die
politiſche Verſammlung der jetzigen Konferenz ſein. 2. Harding
erkenne die Unabhängigkeit der Politik und die territoriale
Un=
braucht wohl laum ausgeführt zu werden, daß eine ſolche Löſung verletzlichkeit Chinas an, halte es jedoch für nötig, innerhalb
einer beſtimmten Grenze die Forderungen Japaus zwecks einer
gewiſſen Ausdehnung ſeiner Grenze zuzulaſſen. Die
Schwierig=
keit werde darin liegen, feſtzuſtellen, wie weit dieſe Ausdehnung
gehen würde. 3. Der Unabhängigkeit Englands gegenüber der
übrigen Welt, in bezug auf Rohſtoffe und Lebensmittel ſolle
tungen Frankreichs zu zerſtreuen. Der Dreibund dürfe unter
keiner Form neu aufleben. Amerika werde Frankreich zur
ge=
gebenen Zeit beiſtehen, indem es ſeinen moraliſchen Druck auf
derniſſe für den allgemeinen Frieden an den Tag zu bringen,
und ſie werde ſie auch diejenigen erkennen laſſen, die dafür ver=
Die Anſichten des Präſidenten Härding ſollen angeblich in
zwei wichtigen Punkten von den Gedanken abweichen, die man
Staatsſekretär Hughes zuſchreibt. Harding habe gegenüber
Eng=
land das ausgeſprochene Ziel, die Kündigung des engliſch=
japa=
uiſchen Vertrages durchzuſetzen.
Engliſche Preſſeſtimmen.
London, 12. Nov. (Wolff.) Die Blätter weiſen auf die
große Bedeutung der heute beginnenden Waſhingtoner
Konferenz hin. Daily Expreß überſchreibt ſeinen
Leit=
artikel über die Konferenz: „Die Ziviliſation am Scheidewege.”
Daily News ſagt, die Hoffnungen der ganzen Welt ſeien auf
Waſhington gerichtet. Der Times zufolge haben ſich die
Aus=
ſichten der Konferenz in den letzten Wochen vergrößert, da man
ſich immer mehr der kataſtrophalen Folgen eines Fehlſchlagens
der Konferenz bewußt werde. Daily Chroniele berichtet
aus Waſhington, es ſei zwecklos, in Abrede zu ſtellen, daß in den
dortigen Konferenzkreiſen außerordentliche Nervoſität, ja
Be=
forgnis vorherrſche. Von allen in Waſhington vertretenen
Mächten habe Japan am meiſten Grund, einen Erfolg der
Ver=
handlungen zu wünſchen und einen Mißerfolg zu fürchten. Lorb
Curzon habe an Staatsſekretär Hughes ein Telegramm gerichtet,
in dem er erklärt, die britiſche Regierung werde alles tun, was
in ihrer Macht liege, um die Verwirklichung der großen
Hoff=
nungen, mit denen die Konferenz zuſammentrete, zu fördern.
Frieden mit Amerika.
Berlin, 11. Nov. (Wolff.) Die Ratifikationsurkunden zu
dem am 25. Auguſt von den Bevollmächtigten Deutſchlands
und den Bevollmächtigten der Vereinigten Staaten von
Auswärtigen Amt ausgewechſelt. Damit iſt der Vertrag in
Kraft getreten und der Friedenszuſtand
wiederher=
geſtellt.
Ein deutſches Weißbuch über das Haargebiet
d. Berlin, 11. Nov. Das bereits vor längerer Zeit von
der deutſchen Reichsregierung angekündigte „Weißbuch” über
das Saargebiet iſt ſoeben erſchienen und dem deutſchen
glauben, nur durch lammfromme Geduld und Demut den Feind, unter der Herrſchaft des Waffenſtillſtandsabkommens und des
Verſailler Vertrages” iſt es im Verlage von Georg Stilke,
Ber=
lin, erſchienen. Das „Weißbuch” geht inhaltlich und in der Form
weit über die üblichen Weißbücher hinaus und behandelt die
übertragen und auszuſprechen. Bei einer Tiſchrede war es, Saargebietsfrage auf Grund von amtlichen Dokumenten,
Be=
richten, Preſſemeldungen uſw. in ausführlicher und
eindrucks=
alſo in einer Stadt, die auf unbeſetztem Gebiete liegt. Der ge= franzöſiſche Frage etwa bis Ende September ein und führt eine
ſehr große Menge amtlichen Materials an, das bisher nicht
be=
kannt war und das die franzöſiſche Politik in ein grelles Licht
ſtellt. Das erſte Kapitel, das die Anwendung der Beſtimmungen
des Verſailler Vertrages über das Saarbecken behandelt,
ent=
ſtandekommen des Saarbeckenabkommens hervorragenden Auteil
genommen hat. In dieſem Kapitel ſind außerordentlich
inter=
eſſante franzöſiſche Noten wiedergegeben, deren Inhalt und
Wortlaut zum Teil in einem Aufruf an die Bewohner des
Krei=
ſes Saarlouis enthalten ſind, der am 17. Januar 1919 durch
fran=
zöſiſche Offiziere in Saarlonis verteilt und öffentlich angeklebt
wurde. Des weiteren enthält das Weißbuch außerordentlich
in=
tereſſante Urkunden aus der erſten Hälfte der
Waffenſtillſtands=
zeit, die Notenwechſel der franzöſiſchen Regierung in der Frage
der Schaffung einer Saarlandsſtaatsangehörigkeit, Noten und
Berichte über die Zuſtände bei den franzöſiſchen
Beſatzungs=
truppen, franzöſiſchen Kriegsgerichten und der franzöſiſchen
Gen=
darmerie im Saargebiet, die Beamtenfrage, den Beamtenſtreik
und die Ausweiſung, Unterlagen für das Verlangen der Saar=
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. November 1921.
Rummer 30X.
wirtſchaftliche und Währungsfragen, Zolfragen, Schule und
Sprache, Beſchwerden der Regierungskommiſſion des
Saarge=
die Stellungnahme der Regierungskommiſſion in der Entſchä= kam es zu ſtürmiſchen Auftritten. Nachdem ſich
ſämt=
diguungsfrage und den Notenwechſel wegen der Ermordung der liche Fraktionen des Hauſes darüber geeinigt hatten, durch
Lehrerin Schnür aus Heinitz. Nicht berückſichtigt ſind in vem ſchnellſte Beratung des Haushaltsplanes für das laufende Jahr,
in der Schwebe ſind und teilweiſe wegen des bereits ſehr ſtarken ten ſo zu beſchleunigen, daß im nächſten Fanuar Neuwah=
Umfanges des „Weißbuches keine Berückſichtigung mehr finden len erfolgen können, kam es bei der Beratung des
Haushalts=
konnten.
Die Kredithilfe der Induſtrie.
zuſammengetreten, um über die Bedingungen der Großindu= dere Oerter, fortgeſetzt im Lande unternehmen. Als der
Abge=
ſtrie für eine Reparationskreditaktion zu beraten. Vorausſicht= ordnete weiter ſagte, wenn am Ende gute Freunde dieſe
Fahr=
lich werden die Beratungen geraume Zeit in Anſpruch nehmen, ten bezählten, dann geſchehe dies jedenfalls nicht ohne Gegen=
Die B. Z. hört dazu aus unterrichteten Kreiſen, daß die Er= leiſtung, erhob ſich auf der linken Seite des Hauſes ein
ohren=
klärung des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie durchaus betäubender Lärm. Die Abgeordneten ſchlugen auf die Tiſche
ſpreche kur von privatwirtſchaftlicher Form und behalte ſich ſprangen auf und verließen ihre Plätze. Der nach einiger Zeit
nähere Erklärungen ihrer Abſichten noch vor.
geu des Reichskanzlers mit den Führern der Reichs= veraumen.
tagsfraktion der Sozialdemokraten und des Das franzöſiſche Ränkeſpiel i= der Pfalz.
Zentrums teilen die Blätter mit, daß das Zentrum für eine
Braunſchweigiſcher Landtag.
bietes über angebliche Einmiſchung der deutſchen Regierung, Braunſchweig, 11. Nov. (Wolff.) Im Landtag
Weißbuch alle reinen Verwaltungsfragen, weil ſie teilweiſe noch der Beſoldungsgeſetze und des Verfaſſungsentwurfs die
Arbei=
planes durch die Rede des Abg., Blaſius (
Landeswahlver=
band) zu erregten Szenen. Der Abgeordnete übte ſcharfe Kritik
an den Miniſtern, insbeſondere an der Tätigkeit ſdes Miniſters
ONB. Berkin; 11. Nov. Heute vormittag 111 Uhr iſt Oerter, und richtete die Frage an das Staatsmiiſterium, wer
der vom Reichskanzler Dr. Wirth einberufene Kabinettsrat die vielen Automobilfahrten bezahle, die die Miniſter,
insbeſon=
nicht als genügend klar und durchſichtig angeſehen werden kön= und drohten nach der rechten Seite des Hauſes. Dem
amtieren=
nen. Es ſei nicht klar, ob die Induſtrie tatjächlich die Aus= den Vizepräſidenten war es nicht möglich, die Ruhe
wiederherzu=
lieferung der Bahnen uſw. in Privathände fordere, denn ſie ſtellen. Er verließ den Präſidentenſtuhl. Auch die Abgeordneten
zuſammentretende Aelteſtenausſchuß beſchloß, die Sitzungab=
* Berlin 12. Nov. Zu den geſtrigen Beſprechun= zubcechen und die nächſte für Dienstag vormittag anzu=
Grz. München, 10. Nov. Ein Rückblick in der Münche=
Fortſetzung der Verhandlungen mit dem Reichsverbande der ner Poſt bringt neue Enthüllungen über die Haltung des
deutſchen Induſtrie ſei, während die Sozialdemokraten die Be=franzöſiſchen Befehlshabers in der Pfalz
dingungen der Induſtrie für unannehmbar erklärten. In den Eeneral de Metz, und ſeine Verſuche, die ſozialiſtiſchen Parteien
Kreiſen der ſozialiſtiſchen Abgeordneten herrſcht, laut Vorwärts, vor den franzöſiſchen Wagen zu ſpannen. Der General hat am
die Meinung vor, daß dieſe Bedingungen nur das Mittel ſein : 12. Septemher, nach der Entſpannung, zu den von ihm geladenen
ſollen, die Kreditaktion überhaupt unmöglich zu machen. Sollte Arbeitervertretern geäußert: „Die Vorgänge in Speher ſind nicht
die Deutſche Volkspartei oder eine der Mittelparteien auf dieſe
Bedingungen eingehen, ſo werde das die ſchwerſten
innerpoli=
tiſchen Folgen haben. Nach Informationen des Berl.
Lokal=
anzeigers dürfte die Deutſche Volkspartei es ablehnen, mit der
ganzen Angelegenheit als Partei in irgendeiner Form in
Ver=
bindung gebracht zu werden.
Gegen die Preistreiberei.
Berlin, 11. Nob. (Wolff.) Der preußiſche Juſtizminiſter
hat am 10. November an ſämtliche Geveralſtaatsanwälte und
Oberſtaatsanwälte eine Verfügung ergehen laſſen, worin auf
den Runderlaß des preußiſchen Staatskommiſſars für
Volks=
ernährung vom 10. November Bezug genommen wird. Der
Juſtizminiſter ordnet an, daß, ſoweit nach dem Runderlaß ein
Einſchreiten der Staatsanwaltſchaft wegen
Preistreiberei in Frage kommt, zu energiſchem ſchnellen
Vorgehen im Intereſſe des wirtſchaftlichen Friedens und zur
rückſichtsloſen Unterdrückung ſpekulativer Auswüchſe geſchritten
werden ſoll.
Reichstagsanfrage betreffend marokkaniſcher
Mordbuben.
Sd. Berlin, 11. Nov. Von dem demokratiſchen
Abgeord=
neten Korell iſt im Reichstage folgende Anfrage
ein=
gebracht worden. In der Nacht zum 6. November wurde in
Bingen a. Rh. der Arbeiter Franz Kröly von einem
marokka=
niſchen Paſſanten ohne jeden Grund ermordet. Der Unglückliche
hinterläßt eine Frau und drei unverſorgte Kinder. Die
Ermor=
dung geſchah in beſtialiſcher Weiſe. Die Bevölkerung, die den
unweit Bingen in Ober=Ingelheim verübten Mord noch gut im
Gedächtnis hat — iſt er doch ungeſühnt geblieben — iſt in
gro=
ßer Erregung. Die Beſatzungsbehörde greift fortgeſetzt in das
öffentliche Leben der Bevölkerung ein, um „Beunruhigung von
ihr fernzuhalten‟. Die Beunruhigung durch die Exzeſſe des
Militärs ſollte für ſie eine dringende Sorge ſein. Die
Bevölke=
rung iſt von dem ſtürmiſchen Verlangen erfüllt, daß die farbigent
Truppen entfernt werden. Ich frage die Reichsregierung, ob
ſie die näheren Umſtände des Mordes mitzuteilen in der Lage
iſt und ob ſie eine ausreichende Sühne für den Mord und eine
vollſtändige Schadloshaltung der Familie von der franzöſiſchen
Regierung zu verlangen gewillt iſt. Ich frage ferner, ob ſie die
alliierten Regierungen über die Erregung der Bevölkerung
we=
gen des Verhaltens der farbigen Truppen in Kenntnis ſetzen
und ihre Entfernung verlangen will.
Ausfuhrverbot für Fiſche.
Berlin, 12. Nov. (Wolff.) Mit Rückſicht darauf, daß
zurzeit infolge des ſchlechten Valutaſtandes eine beträchtliche
Menge Fiſche zu Ausfuhrzwecken angekauft werde, wodurch
die Preife unangemeſſen hoch getrieben werden und dem
inneren Markt die Ware in großem Umfang entzogen wird,
wurde die Ausfuhr für Fiſche bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Das Ausfuhrverbot umfaßt friſche Seefiſche
einſchließ=
lich der friſchen Heringe, ſowie Salzheringe und geräucherte
Fiſche. Auch die Ausfuhr von Süßwaſſerfiſchen wurde geſperrt.
Unter Berückſichtigung beſonderer örtlicher Bedürfniſſe wurden
in geringem Umfange Ausfuhrkontingente zugeſtanden.
die Hauptſache, ſie ſind vielmehr nur ein Nebenſtreit des
Ge=
ſamtbildes. Sie ſind im Recht und die Regierung iſt im
Un=
recht. Jmmer, wo Sie im Rechte ſind, werden Sie unſere
Unterſtützung haben. Bedauerlich iſt vor allem, daß Sie drei
Parteien ſind. Sie müſſen aufhören, parteilich zu ſein. Sie
müſſen eine Regierung ſein. Sie müſſen zeigen, daß Sie als
freie Männer auch regieren können. In der Pfalz können Sie
frei reden und ſtimmen. Wir haben die Freiheit, zu machen,
was wir wvollen, was zu einer Abwehr der Reaktion geeignet
iſt. Eine Bekämpfung der Geiſtlichkeit iſt jedoch falſch. Die
Geiſtlichkeit iſt für das Volk. Ich empfehle Ihnen, mit der
Geiſtlichkeit zuſammenzugehen. Hören Sie auf, Partei zu ſein,
ſeien Sie eine Regierung.”
Die Arbeiterſchaſt aber lehnte es ab, eine Regierung zu ſein
— von de Metz Gnaden. Die Bevölkerung der Pfalz hatte das
Ränkeſpiel des franzöſiſchen Generals, der, wie die Unterſuchung
der Speherer Vorfälle ergeben hat, lediglich die Loslöſung der
Pfalz vom Reiche erſtrebte, um den Boden für die franzöſiſche
Annexion zu ebnen, rechtzeitig durchſchaut. Die franzöſiſchen
Machenſchaften ſind an dem geſunden Sinn und der
Vaterlands=
liebe der Pfälzer zuſchanden geworden.
Enthüllungen über Karls Verrat.
* Der bevollmächtigte Geſandte Paul Lefevre macht im
Echode Paris bemerkenswerte Enthüllungen über das
ver=
räteriſche Treiben Karls von Oeſterreich im
Laufe des Krieges. Er erzählt, daß Karl ſofort, als er den
Thron beſtieg, die deutſchfreundlichen Elemente aus ſeiner
Um=
gebung entfernte. Als Deutſchland von Oeſterreich Verſtärkung
forderte, gab er ſeinen Offizieren die Möglichkeit, die
Abſen=
dung an die franzöſiſche Front zu vermeiden.
Schon im Jahre 1916 erhielt der öſterreichiſche Botſchafter in
Berlin Mitteilung, daß man in Oeſterreich verhandeln könne.
Wenige Monate ſpäter, im März 1917 wurde Graf Goluchowsky
in die Schweiz entſandt. Auf dem Schloſſe des Grafen Salvi
fanden zwiſchen Goluchowsky, dem Nuntius Pacelli, einem
Prieſter Galli, dem öſterreichiſchen Botſchafter Strynski (2) und
dem Jeſuitenpater Ledochowsky Beſprechungen ſtatt, in deren
Verlauf Graf Goluchowsky neuerdings erklärte, daß Karl den
Krieg nicht wollte; Goluchowsky verurteilte in Karls Namen den
Unterſeebootkrieg und forderte, daß der Papſt den Abſchluß
eines Separatfriedens zwiſchen Oeſterreich und den Alliierten
fördere. Oeſterreich würde zugeſtehen, die nötigen Reparationen
zu leiſten und die verlangten Zugeſtändniſſe zu machen. Im
Frühjahr 1917 beſchloſſen die Vereinigten Staaten, in den Krieg
zu treten. Sie wußten damals, daß Oeſterreich den Krieg nicht
mehr weiterführen wolle. Der franzöſiſche Botſchafter war
dar=
über genau unterrichtet.
Das Angora=Abkommen und England.
Paris, 11. Nov. (Havas.) Die engliſche Botſchaft
hat der franzöſiſchen Regierung eine Note übermittelt, in der
ſie erklärt, daß das Uebereinkommen zwiſchen der
franzöſi=
ſchen Regierung und der Regierung von Angora
weſentlich von dem verſchieden ſei, das im vergangenen März
in London zwiſchen Briand und Bekir Sami Bei abgeſchloſſen
wurde, gegen welches die engliſche Regierung Einwürfe machte,
die ſie ſpäter nicht aufrecht hiolt, weil das uebereinkommen von
der Regierung von Angora nicht ratifiziert worden iſt.
London 11. Nov. Eine Reuternote beſagt, England
erwarte die Antwort Frankreichs auf die Denkſchrift,
betr. den Vertrag von Angora, um genau zu erfahren, welche
Ausſichten auf eine gemeinſame Aktion zur Beendigung des
tür=
kiſch=griechiſchen Krieges beſtehen. Zu dieſem Zweck ſei es
we=
ſentlich, zu wiſſen, ob die Beſtimmungen des Abkommens von
London noch in Kraft ſeien. Reuter teilt mit, daß England an
Frankreich und Italien ein vollſtändiges Protokoll über die mit
dem griechiſchen Miniſterpräſidenten Gunaris geführten
Be=
ſprechungen zugeſagt hat.
Paris, 11. Nov. (Wolff.) Wie die Abendblätter
mittei=
len, wird Franklin Bouillon am kommenden Sonntag nach
Cilicien abreifen. Er wird von einer Reihe von
Konſular=
beamten begleitet ſein. Seine Aufgabe beſteht darin, die
Durch=
führung des Abkommens zwiſchen Frankreich und
den türkiſchen Nationaliſten in die Wege zu leiten.
liche zuſtändigen Miniſterien der Länder vertreten. Erſter Gegenſtand
für die Veratungen war die Beſchaffung von Arbeiten für die
Erwerbs=
loſen und Erwerbsbeſchränkten für den Fall, daß die heutige äußerſt
günſtige Lage des Arbeitsmarktes wieder einer kriſenhaften Entwicklung
Platz machen follte. Ferner wurde auch eingehend über die
Finanzie=
rung des Wohnungsbaues im Jahre 1922 verhandelt. Die Beſprechungen
werden am 12. November fortgeſetzt werden. — Reuter meldet:
Un=
garn hat ſich in Form einer feierlichen Zuſage an die Mächte verpflichtet,
die Dynaſtie Habsburg für immer von der ungariſchen
Thron=
folge auszuſchließen. Die Alliierten ſind der Anſicht, daß eine dieſe=
Form übernommene Verpflichtung durchaus befriedigend iſt. Te kleine
Entente iſt benachrichtigt wvorden, daß der Zwiſchenfall beendet ſei. —
Die franzöſiſche Regierung hat am 1. November mit
Ab=
lauf zum 1. Februar 1922 das Handelsabkommen mit Italien gekündigt.
— Wie die Wiener Mittagszeitung meldet, verlautet in gut
unterrichte=
ten diplomatiſchen Kreiſen, daß das Uebereinkommen zwiſchen
der Tſchechoſlowakei und Polen ein Werk Frankreichs ſei.
Die polniſche Negierung ſoll einen Kredit von 700 Millionen Franken
nur unter der Bedingung erhalten haben, daß der Bündnisvertrag mit
der Tſchechoflowakei abgeſchloſſen werde, deſſen Spitze ſich gegen
Deutſchland richte. — Die Zahl der Arbeitsloſen in England
hat ſich in der vergangenen Woche um 111000 vermehrt.
Darmſtadt, 13. November.
Vorzeitige Auszahlung der Gehaltsbezüge.
Vom Preſſeamt des Staatsminiſteriuns wird uns
ge=
ſchrieben: Mit Rückſicht auf die fortſchreitende Teuerung und zur
Behebung der ſich aus dieſer Veranlaſſung für die Beamten uſw.
den bisherigen Beſtimmungen ſeſtgeſetzt ſind, diesmal
ausnahms=
weiſe zu den nachſtehend angegebenen Terminen auszuzahlen ſind:
1. Die Bezüge der Staatsbeamten, der im Staatsdienſt
der=
wendeten Staatsdienſtanwärter, der gegen Monats= oder
Jahresvergüitung beſchäftigten ſtaatlichen Bedienſteten und
Schreibgehilfen, ſoſvie der Volksſchullehrer (=Lehrerinnen),
Schulverwalter (=Verwalterinnen), Schulgehilfen (=
Gehil=
finnen) am 15. November,
2. die Bezüge der Ruhegehaltsempfänger am 21. November und
3. die Hinterbliebenenbezüge am 25. November.
Damit die Mehrbeträge, die ſich aus der vom 1. Oktober bs.
Js. ab eintretenden Neuregelung der Dienſtbezüge ergeben.
alsbald zur Auszahlung gelangen können, werden die Veamter
uſw., denen beſondere Berechnungsbogen alsbald zugehen, bei!
dieſer Gelegenheit erſucht, dieſe Bogen nach Ausfüllung
um=
gehend an die Buchhaltung der vorgeſetzten Miniſterien oder
Landesämter zur Prüfung einzuſenden. Die Auszahlung wird
vorausſichtlich in den erſten Tagen des Dezember möglich ſein.
Wir weiſen ausdrücklich darauf hin, daß eine Verzögerung in der
Auszahlung dieſer Mehrbeträge eintreten muß, wenn nicht die
alsbaldige Einſendung der Berechnungsbogen erfolgt.
Hinſichtlich der Ruhegehältsempfänger und der
Witwen von Beamten wird ſich die durch die vorſtehend
bemerkte Neuregelung der Gehalte uſw. bedingte Neufeſtſetzuag
der Ruhegehalts= und Hinterbliebenenbezüge nicht ſofort
ermög=
lichen laſſen, weil die Feſtſetzung dieſer Bezüge von den
ein=
zelnen Miniſterien und Landesämtern beſonders erfolgen muß.
Bezüglich dieſer Perſonen iſt jedoch Vorſorge getroffen, daß auch
ſie bis Mitte Dezember in den Genuß der erhöhten Bezüge
ge=
langen.
Die Neuregelung der Vergütungen der Kauz=l
leigehilfen uſw. wird in den erſten Tagen gleichfalls
be=
kannt gegeben.
Das Geſamtminiſterium hat beſchloſſen, die Miniſterien und
Landesämter zu ermächtigen, die Zahlung der den Beämten und
Nietzſches Krankheit.
** Das entſcheidende Erlebnis Nietzſches iſt die
Krank=
heit.‟ Dieſe Behauptung ſtellt Heinrich Römer in einem
groß=
angelegten und tiefſchürfenden Werk über Nietzſche auf, das im
Verlage von Klinkhardt und Biermann zu Leipzig erſcheint.
Daß der Prophet des Uebermenſchentums, der Schilderer der
„blonden Beſtie”, dies Idealbild des ſtarken Menſchen aus
un=
erfüllter Sehnſucht heraus ſucht, iſt ſchon öfters betont worden.
Hier wird aber die Krankheit in den Mittelpunkt ſeiner
Ent=
wicklung geſtellt. Nietzſche hat ſich die Grundlage für ſein
Lei=
den im Kriege von 1870 geholt. Abgeſehen von ſeiner großen
Kurzſichtigkeit und einer gewiſſen Neigung zu
Magenverſtim=
mungen war er von Hauſe aus geſund, breit und kräftig gebaut,
don friſcher Geſichtsfarbe, maßvoll in allen Dingen. Im Kriege
von 1870, den er als Schweizer Bürger nur als Krankenpfleger
mitmachen durfte, hatte er große Strapazen zu überwinden und
opferte ſich geradezu bei der Sorge für die Schwerverwundeten
auf. „Als ich meine Kranken in ein ausgezeichnetes Lazarett
abgeliefert hatte,” berichtet er ſelbſt am 20. Oktober 1870 dem
Freunde Gersdorff, „wurde ich ſchwer krank: ſehr gefährliche
Brechruhr und Rachendiphtheritis ſtellten ſich ſogleich ein.
Nach=
dem ich mehrere Tage mit Opium= und Taninklyſtieren meinem
Leibe zugeſetzt hatte, war die erſte Gefahr beſeitigt. Nach einer
Woche konnte ich nach Naumburg abreiſen, bin aber bis jetzt noch
nicht wieder geſund. Dazu hat ſich die Atmoſphäre dieſer
Er=
lebniſſe wie ein düſterer Nebel um mich gebreitet: eine Zeitlang
hörte ich einen nie enden wollenden Klagelaut.” Seit dieſer
Krankheit, die er ſich im Dienſte des Vaterlandes zuzog, iſt
Nietzſches Geſundheit nie mehr vollſtändig hergeſtellt worden.
Zu dem Magenleiden, das nun chroniſch wurde und ihn
mauch=
mal tagelang mit Erbrechen quälte, geſellte ſich ein böſer
Kopf=
ſchmerz. Schließlich mußte er ſich von ſeiner Basler Profeſſur
beurlauben laſſen und nahm dann ganz ſeinen Abſchied. „Die
inzwiſchen immer noch gewachſene äußerſte Schmerzhaftigkeit
meines Kopfes,” heißt es in ſeinem Abſchiedsgeſuch, „die immer
größer gewordene Einbuße an Zeit, welche ich durch die
zwei=
bis ſechstägigen Anfälle erleide, die von neuem feſtgeſtellte
er=
hebliche Abnahme meines Sehvermögens, welche mir kaum noch
zwanzig Minuten erlaubt, ohne Schmerzen zu leſen und zu
ſchreiben — dies alles zuſammen drängt mich, einzugeſtehen,
daß ich meinen akademiſchen Pflichten nicht mehr genügen kann.”
Nietzſche hat ſelbſt bekannt, daß er der Krankheit ſeine
Phi=
loſophie verdanke. Dieſe Krankheit verhilft ihn zu einer Fülle
und einer Tiefe des Erlebens, zu dem er ſonſt ſchwerlich
vorge=
drungen wäre. „Ich entdeckte das Leben gleichſam neu, mich
ſelber eingerechnet,” fagt er. „Ich ſchmeckte alle guten und ſelbſt
kleinen Dinge, wie ſie anders nicht leicht ſchmecken könnten; ich
machte aus meinem Willen zur Geſundheit, zum Leben meine
Philoſophie. Die Jahre meiner niedrigſten Vitalität waren es,
wo ich aufhörte, Peſſimiſt zu ſein: der Inſtinkt der
Selbſtwieder=
herſtellung verbot mir eine Philoſophie der Armut und
Ent=
mutigung. Und ſchon dies häufige Geſundwerden und dies
bezaubernde Gefühl der Geneſung! Ein wundervoller Zuſtand,
und die Urſache der erhabenſten und mutgſten Empfindungen!“
Die Krankheit gibt ihm einen neuen Stolz. „Ihr kennt alle das
Gefühl nicht,” ruft er aus, „welches der Gefolterte nach der
Folterung hat, wenn er in die Zelle zurückgebracht wird und ſein
Geheimnis mit ihm — er hält es immer noch mit den Zähnen
feſt! Was wißt Ihr vom Jubel des menſchlichen Stolzes!”
Indem die Krankheit ihn dem Tode mehr als einmal
nahe=
brachte, „erlebte” er auch dieſen, und ſo entſtanden jene Worte
einer hehren Majeſtät, wie die Zarathuſtras „Vom freien Tode‟
Auf Grund dieſer neuen Erlebniſſe führte ihn die Krankheit in
neue Tiefen der Erkenntzis. „Der tragende Grundſatz ſeiner
ganzen Philoſophie”, ſagt Römer, „iſt ihm in der Krankheit
ge=
boren, jener Grundſatz, den er einmal halb ſcherzhaft
ausge=
drückt in den Worten: „Das eigentliche Malheur in der Welt
iſt alles bloß Schwäche.” Indem er an dieſer Schwäche teil hatte,
war er ein Dekadent; aber indem er ſie überwand und der Saat
der Krankheit die herrlichſten Früchte abgewann, war er ein
Ueberwinder und das Gegenteil eines Dekadenten: die
Krank=
heit wurde ihm eine Oelle der Kraft. So verdankt er ſeinem
langen Siechtum, wie er bekennt, unſäglich mehr als ſeiner
Geſundheit: „Ich verdanke ihm eine höhere Geſundheit, eine
ſolche, welche ſtärker wird von allem, was ſie nicht umbringt!“
Dieſe „große Geſundheit” iſt die ſchöpferiſche Geſundheit. Nur
wenn er etwas hervorbrachte, fühlte er ſich wirklich geſund. In
der Krankheit ſelber arbeitete er auch nicht. In dieſen Zeiten
der Krankheit ſtaute ſich aber gleichſam die Flut der Gedanken.
und wenn er das Schaffen die große Erlöſung vom Leben
nennt, ſo fügt er andererſeits hinzu: „Aber daß der Schaffende
ſei, dazu tut Leid not und viel Verwandlung; ja viel bitteres
Weh muß in Eurem Leben ſein, Ihr Schaffenden!“
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Profeſſor Walter Nernſt, der den Nobelpreis
für Chemie erhalten hat, gehört zu den Männern, die in
erſter Linie zum Ausbau der phyſikaliſchen Chemie beigetragen
haben. Als Fünfundzwanzigjähriger ſchuf er ſeine
grundlegen=
den Arbeiten, indem er als Affiſtent Wilhelm Oſtwalds im
Jahre 1889 ſeine Theorie der Konzentrationsketten aufſtellte, eine
Theorie, die trotz aller umwälzenden Erkenntniſſe der letzten
drei Jahrzehnte noch heute ein Grundelement der Theorie und
Praxis bildet und zum Berechnen der Spannung galvaniſcher
Ketten angewendet wird. Ein Problem, das hundert Jahve lang
keine völlig befriedigende Aufblärung gefunden hatte, war damit
gelöſt: das Problem, auf welche Weiſe beim galvaniſchen
Ele=
ment die Umwandlung chemiſcher Energie in elektriſche vorgeht.
Bald wurde der junge Privatdozent von Leipzig nach Göttingen
berufen, wo er das von ihm gegründete Inſtitut für phyſikaliſche
Chemie mit großem Erfolg leitete. 1904 folgte der Forſcher,
deſ=
ſen Name dem großen Publikum inzwiſchen durch die von ihur
konſtruierte Lampe bekannt geworden war, einem Ruf nach
Ber=
lin. Hier griff er erfolgreich verſchiedene phyſikaliſch=chemiſche
Probleme an. So beſchäftigte er ſich mit der gegenſeitigen
Beein=
fluſſung der Löslichkeit von Salzen, mit dem Gefrierpunkt
ver=
dünnter Löſungen, mit dem Verbrennungsprozeß in
Gas=
motoren. Das als „Nernſtſches Wärmetheorem” bezeichnete
Ge=
ſetz baut ſich auf ſeinen Unterſuchungen über die Beziehungen
der chemiſchen Affinität und Wärme auf. In jüngſter Zeit hat
er das Verhalten der Gasmoleküle bei ſehr tiefen Temperatureu
unterſucht und dabei neue, den bisherigen Anſchauungen
zu=
widerlaufende Theorien entwickelt. Die Chemiker aller
Kultur=
ſtagten haben durch ſeine Arbeiten und ſein Lehrbuch der
theo=
retiſchen Chemie weitgehende Anregungen erhalten. Es iſt das
zweitemal, daß ihm die Auszeichnung des Nobelpreiſes
zu=
erkannt wird.
* Beſuch bei Goethe als Luſtbarkeit.
Mitglie=
der der Deutſchen Volkspartei haben im preußiſchen Landtag
fol=
genden Antrag eingebracht: Goethes Geburtshaus und
das Goethe=Muſeum zu Frankfurt a. M. mit ihren
wert=
vollen, unerſetzlichen Sammlungen ſind aufs ſchwerſte gefährdet.
Das Freie Deutſche Hochſtift iſt infolge der allgemeinen Notlage
kaum imſtande, die notwendigſten Ausgaben zur Erhaltung der
vorhandenen, in mühſetiger Arbeit geſammelten Schätze zu
be=
ſtreiten. Schwere Bauſchäden des Hauſes müſſen beſeitigt, die
Heizung, die lange ausgeſetzt war, wieder in Betrieb genommen
werden, wenn die Sammlungen nicht ſchwer gefährdet werden
ſollen. Die Koſten dafür ſind nicht aus den laufenden
Einnah=
men zu beſtreiten. Zudem beabſichtigt der Magiſtrat der Stadt
Frankfurt, gedrängt von der Finanzuot der Stadt, die
Einnah=
men des Goethe=Hauſes mit einer Luſtbarkeitsſteuer von
32000 Mark zu belegen. Der Landtag wolle beſchließen: das
Staatsminiſterium zu erſuchen, zur würdigen Erhaltung dieſer
jedem Deutſchen heilise Stätte der Verwaltung des Goethe=
Hauſes eine jährliche Beihilfe zu gewähren und dahin zu wirken,
daß ſich das Reich mindeſtens mit dem gleichen Betrage beteiligt.
Nummer 304.
Staatsdienftanwärtern nach dem Beſoldungsgeſetz vom 14.
Okto=
er 1921 zuſtehenden Bezüge ſofort nach Veröffentlichung des Ge=
Fetzes zu veranlaſſen, ohne die in Artikel 8 der Heſſiſchen
Verfaſ=
fung vorgeſehene Friſt von ſieben Tagen abzuwarten.
Darmſtädter Tagblait, Sonntag, den 13. November 1921.
Seite 3.
n. Strafkammer. Ein äußerſt gemeingefährliches Diebestreiben
Hatten vom Frühjahr bis in den Sommer dieſes Jahres der 22jährige
Schloſſer Johann Schedel und der 20jährige Schloſſer H. Schmidt
— beide von hier — entfaltet und nahezu ein Dutzend nächtlicher
Ein=
rüche in hieſige Geſchäfte, ſowie in Wirtſchaften uſw. verübt. Der
Seſamtwert der ſo erbeuteten und meiſt in Frankfurt a. M. an
un=
bekannte Hehler abgeſetzten Sachen beläuft ſich auf ungefähr 70 000 Mk.,
End nur wenig konnte wieder zur Stelle gebracht werden. Eine ſo
eſtohlene Dame büßte aus ihrer Wohnung in der Taunusſtraße Kleider
Silberzeug, Schmuck uſw. von 32 000 Mark Wert ein. Schedel wurde
ierfür in der früheren Verhandlung als vorbeſtrafter Rädelsführer zu
iner Geſamtſtrafe von vier Jahren Zuchthaus verurteilt, während die
Sache bezüglich Schmidt zur Beobachtung ſeines Geiſteszuſtandes
aus=
geſetzt werden mußte. Nunmehr ging das Gutachten dahin, daß er
ſtvar verantwortlich, aber ſtark gemindert zurechnungsfähig ſei, wofür
tuch das damalige und jetzige Verhalten vor Gericht ſprach. Sch. erhielt
rit mildernden Umſtänden 1 Jahr 9 Monate Gefängnis,
ab=
üüiglich 4 Monaten Unterſuchungshaft. — Der ſchöffengerichtlich wegen
behlerei in zwei Fällen zu 7 Monaten Gefängnis verurteilte 50jährige
bandelsmann Simon Blumhof von Klein=Umſtadt hatte Berufung
terfolgt. Er kaufte im letzten Sommer Häute im Werte von etwa 7000
Mark, die von dem 21jährigen Knecht Adam Wolf aus Höchſt i. O.
und dem 45jährigen Metzger und Wirt Bernhard Freund von Groß=
Ɨmſtadt gemeinſam aus dem Groß=Umſtädter Schlachthaus entwendet
norden waren. Fr. und W. hatten noch einen verſuchten ſchweren
Dieb=
jahl ausgeführt, bei dem es auf den Weinkellervorrat eines dortigen
Einwohners abgeſehen war. Erſterer machte ſich ferner der Hehlerei
dadurch ſchuldig, daß er mehrere von W. und einem Genoſſen aus einer
höchſter Fabrik geſtohlene, auf mehrere Tauſend Mark bewertete
Leder=
weibriemen an ſich brachte. W. hatte außerdem allein mittels
Einſtei=
gens einen Hammel geſtohlen, und Bl. nahm ihm das Tier für 400 Mk.
g5, was die zweite Hehlerei darſtellt. Das rechtskräftige
Schöffen=
gerichtsurteil lautete gegen W. auf insgeſamt 1 Jahr 6 Monate Gefäng
mis und gegen Fr. auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis. Bl. hätte ventuell
nskiert, für ſein an Gewerbsmäßigkeit ſtreifendes Handeln in zweiter
Imſtanz noch ſchlechter abzuſchneiden, beſann ſich deshalb eines Beſſeren
uid erkannte die ſieben Monate Gefängnis an, indem er vor
nochmali=
eer Beweisaufnahme ſeine Berufung zurückzog.
8 Verwalrungsgerichtshof. Diſziplinarſache Bvücher, Fortſetzung.
lehrer Darmſtädter deponiert weiter über Vorfälle, die ein anſtößiges
Ferhalten des Bürgermeiſters zu zwei Heubacher Frauen dartun ſollen,
Kürgermeiſter Brücher habe ihm zugemutet, völlig fingierte Hausliſten
bei der Volkszählung herzuſtellen, was er zurückgewieſen habe; auf
Be=
fragung des Anwalts des Bürgermeiſters, ob er an der Abfaſſung de=
Amfang dieſer Woche im „Volksfreund” erſchienenen Artikels irgendwie
bsteiligt ſei, verweigert Lehrer Darmſtädter die Antwort. — Am dritten
Verhandlungstag wird wir Boweisaufnahme, aus der wir nur das
Weſentlichſte wiedergeben, fortgefahren. Nachzutragen wäre noch, daß
Bürgermeiſter Brücher durch Verfügung des Miniſteriums des Innern
vom 8. Januar 1921 des Amtes vorläufig enthoben iſt. Gemeinderat
2intelmann erklärt: Höchſtens 20 Perſonen ſind unter denen, die ſich an
der Bewegung gegen Brücher beteiligen, der Großteil der Bevölkerung
ſteht hinter dem Bürgermeiſter, der im Kriege allein, ohne Hilfe, die
ſechverſtändig und eingeſchult war, in ſchwerer Zeit die Geſchäfte des
Ortes leitete. Wilh. Staudr IV. hält den ganzen Feldzug gegen den
Bürgermeiſter für einen Racheakt, die Gegnerſchaft ſtammt erſt aus der
Zeit nach der Bürgermeiſterwahl 1919. Dramatiſch geſtalter ſich die Ge
g müberſtellung der beeidigten Zeuginnen, Frau Bürgermeiſter Brücher
uvd Frau Lehrer Darmſtädter. Während letztere ausführlich erzählt
drß ſich Frau Brücher wiederholt ürber „Eheirrungen” ihres Ehemannes
dhklagt habe, bleibt Frau Brücher dabei, daß ſie ſich niemals bei Frau
Darmſtädter über ſolche Dinge beklagt habe. Bürgermeiſter Brüicher
er=
kart dazu, daß eine Meineidsanzeige gegen Frau Lehrer Darmſtädter
ihr. die Staatsanſaltſchaft gegangen ſei tvegen einer Gei dem Gericht in
Croß=Umſtadt gemachten Zeugenausſage in einer Sache Rödelsberger—
Aehrer Damnſtädter. Wirt Hild erblärt, er habe ſämtliche Eingaben au
öe Behörden mit unterzeichnet, die meiſten habe Gruber geſchrieben oder
Gg. Knöll, Lehrer Darmſtädter habe höchſtens uronchmal mit ſeinem
iſtat die Beſchlverdeführer unterſtützt. Seine Parteiſtellung in der Sache
bkundet er durch die Bemerkung, ein Zeuge, den ſie hätten laden laſſen,
ſu nicht erſchienen. Der Gerichtsvorſitzende bedeutet ihm, daß über die
vernehnenden Zeugen dem Gericht allein die Entſcheidung zuſtehe.
De Beweisaufnahme wird geſchloſſen. Die Plädoyers werden heute
nechmittag ſtatrfindem und die Urteilsverkündigung erſt ſpäter erfolgen,
u xausſichtlich in nächſter Woche.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchufſes der Provinz
Starkenburg am Mittwoch, den 16. Nov., vormittags halb 10 Uhr;
Geſuch des Johann Anton Gramſch zu Darmſtadt um Erlaubnis
urn Betrieb einer Schankwirtſchaft im Hauſe Ludwigsplatz Nr. 2. —
. Klage der Gemeinde Lampertheim gegen die Verſicherungsanſtalt für
zerneindliche Beamte wegen Nichtbewilligung der Teuerungszulage an
die Gemeindehebamme Eliſabethe Oberfeld zu Lampertheim. — 3. Klage
des Gemeinderechners Reubold, zu Haiſterbach gegen die
Verſiche=
hrungsanſtalt für gemeindliche Beamte wegen Nichtaufnahme als
Mit=
zlied. — 4. Klage des Vollziehungsbeamten Johannes Hilsdorf in
Heppenheim a. d. B. gegen die Verſicherungsanſtalt für gemeindliche
Beamte wegen Nichtbewilligung der 20prozentigen
Dienſtbeſchädigten=
mrage.
8 Schullehrerwitwenkaffe. Nach dem Geſetz vom 14. Oktober 1921
uird die Schullehrerwitwenkaſſe mit Wirkung vom 1. April 1920
auf=
gehoben; ihr Vermögen gilt als Staatsvermögen.
8 Einreihung ehemaliger Hofbeamten in die neue
Beſoldungsord=
nung. Es handelt ſich um die in den Staatsdienſt übernommenen und
darin verwendeten, aber in ſtaatlichen Beamtenſtellen noch nicht
end=
gültig angeſtellten Perſonen. In Gruppe II gehören: 2 Hoflakaien,
1 Telephonwärter, 3 Hauswärter, 1 Einfahrer, 2 Hofkutſcher, 2 Garten=
1 Hofgarteninſpektor, 1 Kanzleiinſpektor; in Gruppe K: 1 Kabinetts
kaſſierer.
th. Die Lutherfeier, die die Markusgemeinde zum
Gedächt=
nis von Luthers Geburtstag am 10. November im Gemeindehaus
ver=
anſtaltete, nahm einen erhebenden Verlauf. Pfarrer Vogel führte in
ſeinem Vortrage: „Auf Luthers Spuren in Erfurt” die Zuhörer im
Geiſte in die Straßen, Gäßchen und Winkel der alten Shadt Erfurt, we
Luther in den Jahren 1501 bis 1511 mit zwei kurzen Unterbrechungen
weilte. In paclenden, anſchaulichen Bildern ließ er die Geſtalt des
Studenten „Martius Luther ex Mansfeld” erſtehen und ſchilderte die
Vorgänge, die den jungen Mönch ſchließlich zu der heroiſchen Tat der
Reformation trieben. Die Ausführungen waren beſonders deshalb ſo
intereſſant, weil Pfarrer Vogel einen Teil ſeiner Jugend in Erfurt ver
lebt hat. Danach wurde mit verteilten Rollen das Lutherfeſtſpiel von
Nithack=Stahn vorgetragen, das hier noch nicht gehört wurde. Die
Mitwirkenden (die Herren Vogel, Zulauf, Hanauer und Sperb) gaben
ihr Beſtes und brachten das meiſterhaft geſchriebene Stück trotz bloßen
die an der Feier teilnahmen, ſprachen den Mitwirkenden am Schluß ihre
vollſte Anerkennung und ihren herzlichſten Dank für das Dargebotene
aus. Den Wunſch, den Pfarper Vogel in ſeinem Schlußworte ausſprach,
möchten wir hier wiederholen, daß doch in den Kreiſen, wo echt
evan=
geliſch=proteſtantiſches Leben pulſiert, ſich Freunde und Gönner finden
möchten, die es trotz der ſchweren Verhältniſſe ermöglichen, das Werk
von Nithack=Stahn in Darmſtadt aufzuführen. Die Feier bezeugte das
ſtarke Intereſſe, das man unferem Luther auch heute wieder
entgegen=
bringt, durch den überaus zahlreichen Beſuch, der den Gemeindeſaal
durch den Umbau der Bühne als zu klein erſcheinen ließ, ein Uebelſtand,
dem abgeholfen werden müßte.
* Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Gefellſchaft erhielt ſoeben von
dem Neuen Theater in Frankfurt die Nachricht, daß das geplante
Ge=
ſamtgaſtſpiel des Neuen Theaters am nächſten Dienstag, 7 Uhr,
im Mathildenhöhſaal ſtattfinden ſoll. Zur Aufführung gelangt
Wil=
helm von Scholz' Schauſpiel „Der Wettlauf mit dem
Schatten‟ Das hochintereſſante, ſpannende Werk erzielt zurzeit
in Berlin, London und anderen Städten Serien=Erfolge. Die
Auffüh=
rung dürfte ſich zu einem bedeutenden künſtleriſchen Ereignis geſtalten.
(S. Anzeige.)
— Caritas=Verſammlung. Man ſchreibt uns: Im Konkordiaſaale
ſprach am Freitag abend dor den Mitgliedern der Männer=
Vin=
zenz und Frauen= und Eliſabeth=Vereine und ſonſtiger
caritativ intereſſierten Kreiſen Herr Bibliothekar Auer von der
Zen=
trale des Deutſchen Caritas=Verbandes in Freiburg i. Br. über: „Das
neue Gebot”. Nach einem kurzen Ueberblick über die ſchwachen
Anſätze zur Fürſorgearbeit im Altertum entwickelte der Redner den
Grundgedanken des überzeitlichen Wertes des Liebesgebotes unſeres
Heilands: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, ſo
wie ich euch geliebt habe‟. Der Redner verſtand es, das Beiſpiel des
Heilands in unſere Zeit zu profizieren (in der Fürſorge für das
Krip=
pen= und Klein=Kind, für die Jugendlichen, Gefährdeten, Flüchtlinge,
Obdachloſe, Gefangene, Alternde). Auch zeigte er an dem heute
belieb=
ten Schlagwort vom urchriſtlichen Kommunismus die Grundidee der
chriſtlichen Caritas: Freiwilligkeit und Opferbereitſchaft. Die
Betrach=
tung über die geſchichtliche Entwickelung der Caritas nach ihren
hervor=
ſteihendſten zeitlichen Aeußerungen führte auch zu einer warmen
An=
erkennung der ſeit der Glaubenstrennung geübten proteſtantiſchen
Lie=
bestätigkeit. Ein Kampf auf dieſem Gebiete dürfe nur ein Wettkampf
in der Liebe ſein. Als wichtige Gegenwartsaufgaben wurden genannt:
Mitarbeit in der Jugendgerichtshilfe durch Uebernahme von
Schutz=
aufſichten und Vormundſchaften, Sorge für den gefährdeten Mittelſtand,
den Kleinrentner, Schulung für dieſe Aufgabe auch durch Benutzung der
einſchlägigen Literatur (ſolche lag in guter Auswahl im Saale auf und
wurde gern gekauft). Mit einem warmen Appell an die perſönliche
Hilfsbereitſchaft ſchloß der Redner ſeine ernſten, zu Herzen gehenden
Ausführungen. Dem Dank der Zuhörer gab der Leiter des Abends,
Herr Profeſſor Como, Ausdruck. Herr Dekan Kaſtell zog die
Nutzanwendung für die hieſigen Verhältniſſe.
— Evangeliſcher Bund. Der evangeliſchen Kirche iſt ſeit dem
Er=
ſtarken der ſozialen Strömung im Staate oft vorgeworfen worden, ſie
fördere einſeitig die Selbſtändigkeit des Einzelnen, aber ſie habe nicht
das Zeug dazu, eine Gemeinſchaft zu bilden, die von rechter Bruderliebe
erfüllt ſei. Dieſer brennenden Gegenwartsfrage iſt die Veranſtaltung
gewidmet, die, bei freiem Eintritt, nächſten Dienstag abend, den 15.
November, an der Stiftsſtraße im „Feierabend” ſtattfindet. Prof.
D. Matthes wird in ſeinem Vortrage über „Sozialismus und
edan=
geliſche Kirche” zeigen, daß auch die edangeliſche Kirche den Bruderſinn
gepflegt hat und wie ſie ihn künftig viel beſſer entwickeln kann.
* Vogelsberger Höhenklub. Die Ausführung der Wanderung in
den dorderen Odenwald hatte die an die altbewährte Führung
geknüpf=
ten Erwartungen bei weitem übertroffen. Von Ober=Ramſtadt aus
ging es auf aufgeweichten Wegen über Hahn nach Wembach, wo bei
Gaſtwirt Keller Frühſtücksraſt gehalten wurde und man nur eines
Lobes voll war über das dort Gebotene. Mittlerweile hatte ſich durch
das dunkle Wolkenmeer die Sonne durchgebrochen, und ſo konnte man
frohgemut den Weg zur Bocksmühle antreten, die auch nach einem
unter=
wegs vorbereiteten „Ueberfall” in flottem Marſchtempo bald erreicht
war. Von da ſtrebte man geradewegs Schloß Lichtenberg zu, wohin
man bei ſtrömendem Regen und Sturm gelangte. Mehrere Stunden
gemütlichen Beiſammenſeins in den bekannt gaſtlichen Räumen
Schell=
hags' hatten die wackeren Wanderer hinter ſich, als die Führer zum
Aufbruch mahnten und unter Singſang dem Wanderungsziel Groß=
Bieberau entgegen geeilt wurde. — Recht ſtattlich war wiederum die
Schar wanderfroher Klubiſten, die trotz der Witterungsundilden den
Führern Gefolgſchaft leiſteten und ob der glänzend durchgeführten
Wanderung die beſten Eindrücke von dieſem Wandertage mit nach Hauſe
nehmen konnten. Hatten doch auch ſonſt bewährte Kräfte ſich in den
Dienſt unſerer V.H.K.=Sache geſtellt, die mit Darbietungen ſo
mancher=
lei Art — ſie einzeln aufzuführen, würde zu weit führen — die echt
landsmänniſche Urgemütlichkeit zur vollſten Blüte brachten. Darum ſo
weiter arbeiten! Friſchauf!
* Die heſſiſche familiengeſchichtliche Vereinigung hält jeden dritten
Dienstag im Monat, halb 9 Uhr, im „Kaiſerſaal” ihre regelmäßigen
Zuſammenkünfte, die von dem auf dem Gebiete heſſiſcher
Familien=
forſchung außerordentlich tätigen und bewanderten Herrn
Regierungs=
rat Schäfer geleitet werden. Vor dem nächſten Vortrag am
Diens=
tag, 15. Nov., von Frl. Schädel: „Ehrengedächtnis Landgraf Georgs”
wird Herr Pfarrer Schmidt von Roßdorf über die von 1527 bis
1626 in Arheilgen, Groß=Gerau, Beſſungen und Roßdorf u. a. Orten
ſich findenden Vertreter, namentlich Pfarzer und Lehrer, der Pfarrfamilie
„Moter” referieren. Zahlreiche Träger des Namens Moter leben heute
noch in Noßdorf und Darmſtadt und ſind als Gäſte der Vereinigung
herzlich willkommen, um die aufgedeckten urkundlichen Nachrichten und
Erlebniſſe ihrer Ahnen und Stammpäter vor 300 Jahren mit den
regelmäßigen Beſuchern der Abende zu erfahren.
— Elternvereinigung der Darmſtädter Mittelſchulen. Auf
Diens=
tag, den 15. November, abends 8 Uhr, beruft die genannte Vereinigung
in die Turnhalle am Woogsplatz eine große
Proteſtverſamm=
lung ein. Die Herren Voltmer aus Frankfurt, Joſt aus
Offen=
bach, Wittich aus Darmſtadt und der Vorſitzende werden ſprechen.
Aile Eltern, Freunde und Gönner, die den Fortbeſtand der Mittelſchulen
ſvünſchen, werden dringend ſowie herzlichſt gebeten, zu erſcheinen. —
Näheres ſiehe Anzeige.
— Goethebund Darmſtadt (Freie Vereinigung). Auf den am
Diens=
tag, den 15. November, 8 Uhr, im Muſikvereinsſaal ſtattfindenden
Holderlin= Abend von Dr. Obenauer ſei hiermit hingewieſen.
(Siehe Anzeige.)
* Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Auf das heute nachmittag,
bünktlich 2½ Uhr, ſtattfindende Schau= und Werbeturnen
wird hiermit nochmals hingewieſen.
— Demokratiſche Partei. Montag, den 14. Nov., abends halb 9 Uhr,
findet in Ober=Ramſtadt (Kaffee Dorn) eine öffentliche
Wähler=
verſammlung mit freier Ausſprache ſtatt. (Siehe Anzeige.)
— Chriſtlicher Jugendverein, Dieburger Straße 26, I. Wir möchten
nicht unterlaſſen, nochmals auf den heute abend 7 Uhr im Hoſpiz,
Ober=
gaſſe 12. ſtatrfindenden Werbeabend hinzuweiſen. Jedermann iſt
freundlichſt eingeladen. Beſonders die Eltern mit ihren Söhnen, auch
die, die Oſtern konfirmiert werden, werden um ihr Erſcheinen gebeten.
Der Eintritt iſt frei. Der Saal iſt geheizt.
— Mieterverein. Auf die morgen, den 14. November, abends, in
der Turnhalle am Woogsplatz ſtattfindende Mieterverſammlung wird
beſonders aufmerkſam gemacht.
* Kaufmänniſche Stenographen=Geſellſchaft „Gabelsberger”, E. V.,
Darmſtadt. Heute Sonntag, 13. Nov., findet in den Unterrichtsräumen,
Mathildenplatz 8, von 10 bis halb 1 Uhr eine Ausſtellung
ſteno=
graphiſcher Arbeiten ſtatt, worauf nochmals hingewieſen ſei.
— Im Silberkranz. Am Dienstag, den 15. Nov., begehen Herr
Karl Schwill nebſt Frau Maria geb. Rapp das Feſt der Silbernen
Hochzeit.
Montag, den 14. Nobember 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene:, (Blaue Karten), Marke Nr. 73, 72
und „Cäcilie” je 800 gr Brot. Marke Nr. 71, 560 gr Mehl
vder 800 gr Brot.
Für Kinder: (Weiße Karten! Marke Nr. 57 und „Cäcilie‟
800 gr Brot. Marke Nr. 56, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Gerſtenmehl: (Hohenlohes Kindernahrung) ½ Pfund zu 2 Mk.
markenfrei, zu haben in den Städtiſchen Krankennährmittel=
Verkaufsſtellen.
Haushaltungsmehl: Bis 30. November auf die
Lebensmnittel=
marken „Dieburg” blau und weiß, je 800 gr
Haushaltungs=
inehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Milch: Auf Marke „Marie; der blauen Lebensmittelkarten
je 1. Liter Vollmilch zum Preiſe von 95 Pfg.
Vollmilch für Kinder und werdende Mütter vom 1. bis 11.
No=
vember 1921 100 %
Zucker: Von Montag, den 14, bis einſchl., 30. November auf
Marke „Käthe” 2 Pfund.
Ia Kernſeife: Ganze Riegel zu 19Mk., halbe Riegel zu 9.50 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 8.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 5. Rate (r
der Jahreszuteilung) in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Der Bezug der Rohbraunkohlen aus der Grube Prinz von
Heſſen iſt in jeder Menge geſtattet.
Holzverſorgung: Auf die Nummern 21, 22 der Holzausweiskarte
je 1 Ztr. Laub= und Nadelholz. Ungeſchnittenes Stockholz
zum Preiſe von 9 Mk. gegen vorherige Bezahlung auf der
Kohlenausgleichſtelle.
Verkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw. an
jeder=
mann: Jeden Mittwoch und Donnerstag von 8—12 Uhr
vormittags und von 2½—6 Uhr nachmittags bei der Städt.
Materialverwaltung im Hinterhaus des Stadthauſes.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
8 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags geöffnei
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet,
Neue Bücher.
* Soziale Fragen im Urchriſtentum. Von Profeſſor
dr. Ernſt Lohmeher. 136 Seiten. (Wiſſenſchaft und Bildung, Bd. 172.
Freis gebunden 9 Mk. Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig. 1921.
as öffentliche Leben unſerer jüngſten Vergangenheit und Gegenwart
ſirgt in Kultur und Religion, m Staat und Geſellſchaft, in Wirtſchaft
uud Polikik mannigfaltige Strömungen und Strebungen, die i ihrer
Artk und Richtuung den vielberſchlungenen Bewegungen der
römiſch=
helleniſtiſchen Zeit gleichen. Darin liegt der außerordentliche Reiz dieſes
rotz aller Gemeinverſtändlichkeit tief ſchürfenden Buches. Es iſt nichts
wniger wie eine Soziologie der antiken Welt, die der Verfaſſer vor uns
ausbreitet. Erft wenn wir uns in die geſelbſchaftliche Struktur dieſer
Zeiten eingefühlk haben, vermögen wir die Botſchaft Jeſu und ihre welt=
Feichichtliche Bedeutung zut verſtehen. Damit war die Einteilung des
Stoffes für den Verfaſſer gegeben. Die Ergebniſſe dieſes Buches ſind
geradezu überraſchend und regen zu tiefſtem Nachdenken und Ver
gleichen an.
* Briefe eines Bankdigektors an ſeinen Sohn.
Von Argentarius. Neuer Band: „Valwva‟. — Der neue Band
öie ſer bebannten Briefe behandelt ein Thema, das für Deutſchland
lei=
ſer von ſchmerzlicher Bedeutung iſt. Mit der außerordentlichen
Klar=
heit und Eindringlichkeit, die Argentarius eigentümlich ſind, wird das
Problem der Geldentwertung, des Niedergangs der Weltgeltung einer
Vihrung, aufgerollt und bis in ſeine letzten Faſern zerlegt. Und dies
cſt in der trockenen Art eines Lehrbuchs, ſondern in ſo feſſelndeu, man
ſöchte ſagen „ſpannender” Weiſe, daß der Leſer das Buch nicht aus
der Hand legt, bevor er die letzte Seite geleſen hat. Das Buich iſt im
Sank Verlag, Berlin W. 57, erſchienen. (Preis 12,50 Mk. geheftet,
7 Mk. gebunden.)
* Neue Chriſtoterpe 1922. 43. Jahrgang. Ein Jahrbuch.
evausgegeben von Adolf Bartels u. Julius Kögel. Mit Titelbild
Auguſte Viktoria‟. C. Ed. Müllers Verlagsbuchhandlung (Paul
Sei=
er), Halle (Saale). Geh. 22 Mk., kart. 24 Mk. Mit Freude begrüßen
e wieder einen neuen Jahvgang des Jahrbuches „Neue Chriſtoterpe‟.
Vechdem es in den letzten Jahren leider im Raum beſchränkt werden
aßte, hat es in dieſem Jahr wieder eimen ſtattlichen Umfang erreicht.
5 altbeliebtes vornehmes Geſchenk findet es immer mehr Eingang in
e deutfche Familie, wo noch innerſtes deutſches Weſen und echte
deut=
che Art ihr Heim haben. In dem Aufſatz: „Unſere Kaiſerin” hat Geh.
herkonſiſt.=Rat Paul Conrad unſerer ehemaligen verſtorbenen geliebten
(ardesmutter ein würdiges Denkmal geſetzt. Das Titelbild „Auguſte
i toria” zeigt ſie uns noch in geſunden Tagen. Auch dieſer neue
Jahr=
ſſrrg mit ſeinem reichen Inhalt, auf den wir nicht näher eingehen kön=
Neig, wind wieder von köſtlichen lyriſchen Perlen geſchmückt, wie z. B.
or Heinrich Sohnuey, Marie Sauer, Wilh. Lennemann, Helene Brehm,
Mred Huggenberger, Hedwig Forſtreuter, Dietrich Vorwerk, Marie
ech, Martin Jentzſch, Luiſe Schäfer=Schmidt und Stephanie von
Su Glar.
*Helene Chriſtaller: „Verborgenheit”, Roman.
Fei=
er Halbleinenband 25 Mk., Ganzleinenband 30 Mk. Verlag von
Strek=
a und Schröder in Stuttgart. Das neue Buch, das Helene Chriſtaller,
* demnächſt 50 jährige Dichterin, ihrer großen Gemeinde bietet, hat
en vollen inmeren Wert, wie er nur einer durch ſchwere Schickſale ge=
Often und geläuterten, kernhaften Perſönlichkeit eigen ſein kann. Mit
Uſtem Gefühl für die ſeeliſche Not der Menſchheit unſerer Gegentuart
Mraltet die Verfaſſerin die Waudlung eines „modernen” Mannes, der
Aer Abſcheu am nervöſen Taumel ſeiner großſtädtiſchen Geſellſchaft
Die Emſamkeit einer Waldhütte flieht und hier inmitten der ewig
ruhevollen, ewig ſchaffenden Natur zu ſeinem beſſeven Selbſt
zurück=
findet. Es iſt ein Genuß und eine wirkliche Erhebung, dieſen inneren
Geſundungsprozeß in der Form eines Tagebuches mitzuerleben, das
ungemein friſch und perſönlich wirkt und die beliebte Erzählerin auf der
Höhe zeigt.
* Beate Paulu?, geb Hahn oder Was eine Mutter
kann‟ Eine ſelbſt miterlebte Familiengeſchichte, herausgegeben von
Philipp Paulus, Direktor der wiſſenſchaftlichen Bildungsanſtalt
Salon bei Ludwigsburg, 7. Auflage. Mit einem Bild, 17 Bogen 8” in
Halbleinen gebunden 16 Mk. Chr. Belſerſche Verlagsbuchhandlung,
Stuttgart. Das Lebensbild dieſer glaubensſtarken württembergiſchen
Pfarrfrau gehört zu dem Ergreifendſten und Lehrreichſten, was in den
letzten Jahaen erſchien. Und gerade für all die Kleinmütigen, die unter
der Nor und den Einſchränkungen der Nachkriegszeit jetzt ſeufzen und
klagen, hat es beſonderen Wert, denn es zeigt ihnen, was auch vor 100
Jahven eine Familie zu entbehren und zu leiden hatte, und wie Arbeit,
Glaube und Liebe die bewegenden Kräfte zur glücklichen Uebewwindung
aller Nöte waren und ewig ſein werden. Jungen Mädchen wie Müttern
ein treffliches Vorbild, ein Buch für jede Volks= und Schulbibliothek.
* Im Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig erſchien Karl
Gjellerup: Das heiligſte Tjer. Ein elyſiſches Fabelbuch.
Gebunden 32 Mk. Nur ein Dichter von Gjellerups Geſtaltungskraft,
ſeinem ſonnigen Humor, ſeiner tiefen, auf reichem philoſophiſch=
hiſtori=
ſchen Wiſſen beruhender Weltanſchauung konnte ſich an einen ſolchen
Stoff heranlvagen. Im Elyſium erwacht unter den in ewiger Heiterkeit
auf der Aſphodeluswieſe wandelnden Tieren der Wunſch, ein Tier möge
heilig geſprochen und von allen anderen verehrt werden. Dies entfacht
ſofort den Ehrgeiz, die Parteibildung, den Wettbampf. Die einſt im
Leben berühmten Männern angehörenden Tiere übernehmen die
Führer=
rolle und werden zu Trägern der Ideen ihrer Herren. Erhabene und
groteske Szenen wechſeln ſich ſo ab, und in unterhaltendſter Form
rau=
ſchen die großen weltgeſchichtlichen Vorgänge an uns vorüber. Eine
einzigartige Dichtung, wohl des Autors ſchönſtes Werk.
* G. Eſcherich, Im Lande des Negus. 2. vermehrte
Auf=
lage. Mit 40 Abbildungen. Verlag Georg Stilke in Berlin. Preis
30 Mk. broſchiert, gebunden 35 Mk. Das Buch liegt in 2. Auflage in
beſter Ausſtattung vor. Mit dem Verfaſſer, der in ſeiner klaren,
leb=
haften Auffaſſung der Dinge Eindrücke und Erlebniſſe verſchiedenſter
Art feſthält und dieſe in einer ihm eigenen, durchaus perſönlichen und
feſſelnden Sprache wiedergibt, erlebt der Leſer die Leiden und Freuden
des Forſchers wit, lernt er Land und Leute des ſo unbekannten,
mächti=
gen imnerafrikaniſchen Reiches kennen. Dem aber, der Sinn für die
Na=
tur oder gar für edles Weidwerk hat, dem wird das Buch vom Beſten
bieten. Gleichzeitig aber iſt es ein Dokument deutſcher Tatkraft und
Willensſtärbe, ein hohes Lied deutſcher Gaſtfreundſchaft in fernen
Lan=
den, ein Gedentblatt deutſchen Anſehens und deutſcher Größe. So mag
jeder, der ſein Vaterland liebt, aus dieſem Buche neue Kraft und neue
Hoffnung ſchöpfen!
* Pflüger, Ernſt, „Heimat iſt alles” 8‟ 96 S., 1921.
Preis 12 Mk., Adolf Sponholtz Verlag, G. m. b. H., Hannover. Wohl
nicht oft hat ein deutſcher Dichter, bedor ſeine Schöpfungen in Buchform
erſchienen, eine ſolche Fülle von Anerkennungen erfahren, wie der
nieder=
ſächſiſche Dichter Ernſt Pflüger. Wir haben hier formvollendete Verſe
vor uns, die ſich mit Welt und Leben und dem Nächſten
auseinander=
ſetzen, reine Lyrik voll Wucht und Leben. „Heimat iſt alles”, nennt
Pflüger ſeine Gedichtſammlung und will damit ſagen, daß der Menſch,
dem die Umzwelt lcer und leblos ward, an Herz und Geiſt verarmt.
Wohl dem Volke, das in der Zeit der tiefſten Erniedrigung noch ſolche
Dichter hat.
„Der deutſchen Einheit Schickſalsland‟ „Der
deutſchen Einheit Schhickſalsland”, nennt ſich ein Werk von Paul
Wentzcke (München, Drei Masfen Verlag, 1921; 228 S., geh. 24 Mk.,
geb. 32 Mk.), das uns ſoeben zugeſchickt wurde, das als Titel das Bild
des Straßburger Münſters zeigt. Der deutſchen Einheit Schickſalsland
— das iſt Elſaß=Lothringen, das ehemalige „Reichsland”, das ſelbſt nun
wieder den Kern bildet dar ganzen großen rheiniſchen Frage, die iner
und ſtets auch die Schickſalsfrage Deuttſchlands, ja ganz Europas war
und bleiben wird. Tief in den Weltkvieg hinein und weit über ihn
hinaus führt die Erzählung, die, immer wieder im Bilde einer großen
Vergangenheit, vor allem doch auch die Fragen und Forderungen der
Gegenwaut aufzuzeigen weiß. Einer der beſten Kenner der ganzen
deut=
ſchen Einheitsbeivegung, der aus eigener Erfahrung die jüngſte
Ent=
wicklung des elſaß=lothringiſchen Problems mit erlebt hat und nun an
erſter Stelle im Vorkampf für das Verſtändnis der geſamtrheiniſchen
Frage ſteht, ſveiſt hier neue Wege zu fruchtbaver hiſtoriſch=politiſcher
Be=
handlung unſerer Gegenwart und unſerer Zukunft.
* „Undwasder Feind uns angetan Das Buch vom
Raubfrieden. Herausgegeben von H. C. von Zobeltitz.
Verlags=
buchhandlung Fr. Zilleſſen (Heinrich Beenken), Berlin C. 19,
Wall=
ſtraße 17/18. Das Buch verfolgt den Zweck, dem deutſchen Volke die
Schändlichkeiten der Vevträge von Verſailles, Spa, Paris und London
in beſonders klauer und deutlicher Weiſe vorzuführen. Ehe die
Erkennt=
nis des Vernichtungs=, Knebelungs= und Demütigungswillens unſerer
Feinde nicht allen Deutſchen zum Bewußtſein gekommen iſt, wird das
deutſche Volk ſich nicht zu ſich ſelbſt zurückfinden. Auf ganz neue Weiſe,
ohne Aufzählung von Pavagraphen und Klaufem, einfacher und
ſchla=
gender als bisher irgend einer der vielen Verſaillesbücher, nämlich durch
Bilder und zitatartigen Text unſerer größten Deutſchen will dies Buch
die Grweckung der Erkenntnis erreichen — will und wird ſie erreichen!
Es wird ſo zur Geſundung unſeres Volkes beitragen.
* E3 iſt nationale Pflichr eines jeden Deurſchen, ſich über die
Grund=
lagen unſever neuen Außenpolitik zu unterrichten. Dieſem Zweck will
die im Verlage von Georg Stilke in Berlin NW. 7 (Preis 22 Mk.)
er=
ſchienene Schrift von Dr. Walter Schätzel: „Die Welt der
Pari=
ſer Friedensſchlüſſe” dienen. An der Hand eines reichen
Zah=
lenmaterials beleuchtet ſie das neue Weltbild und weiſt auf die vielen
neuentſtandenen Probleme, namentlich wirtſchaftlicher und
ethnographi=
ſcher Narur hin. Zwei überſichtliche Karten von Europa und Afrika
zeigen die vorgegangenen Veränderungen.
* Die neuen Reichsſteuern zuſammenhängend und faßlich
dargeſtellt von Juſtizrat Dr. Noeſt, Solingen. Heft 6: Das RocA
einkomrmenſteuergeſetz. Geſetz vom 29. März 1920. In der Faſſung ſau
20. März 1921 unter Berückſichtigung des Geſetzes vom 11. Juli 1921
und der Ausführungsverordnungen vom 30. Mai und 25. Juli 1921.
Zweite Auflage. Preis 12 Mr. 1921. Induſtrieverlag Spgeth und
Linde, Fachbuchhandlung für Steuerlitevatr, Berlin C. 2. Die Uleine
Schrift bildet auch in ihrer zweiten Auflage einen vortrefflichen
Weg=
weiſer durch die oft ſchwver berſtändlichen Vorſchriften des Geſetzes. —
Iu demſelben Verlage erſchien: Wiederaufbau und
Steuer=
politik. Vorträge, gehalten anläßlich der Tagung des
Reichsverban=
des der Deutſchen Induſtrie in München am 28. September 1921 von
Dr. Hans Jordan=Mallinckrodt. Mitglied des Präſidiums
und Vorſitzender des Sreuerausſchuſſes des Reichsverbands der
Deut=
ſchen Induſtrie und Dr. Fritz Haußmann=Berlin, ſtellvertr. Vorſitzender
des Steuerausſchuſſes des Reicksverbandes der Deurſchen Induſtrie.
Preis geb. 8 Mk. 1921. Induſtrieberlag Spgeth u. Linde,
Fachbuch=
handlung für Steuerlitevatur, Berlin C
— Polizeibericht. In der Zeit vom 5. bis 12. Nov.: Einbrüche:
In der Nacht vom 7. auf 8. Nov. wurden aus einem Gartenhaus in der
Blumenthalſtraße zwei Stallhaſen entwendet. In den letzten Tagen
wurde in der Trainkaſerne ein Ballen Papierſtoff entwendet. —
Dieb=
ſtähle: Am 7. Nov. aus dem Hofe Mühlſtraße 24 vom Bleichplatze
drei Damenhemden gez. K.E., A.E. und M.E., eine Untertaille, ein
Handtuch, zwei Nachtjacken, einige Taſchentücher, im Werte von 500 Mk.
Am 9. Nov. in der Heidenreichſtraße 21 von der Bleiche ein Ueber
ſchlagtuch, ein Damaſtbezug, ein Kopfbezug. Am 10. Nov. in der
Guten=
bergſtraße zum Trocknen aufgehängte zwei Damenhemden, ein
Damen=
nachthemd, ein Herrenhemd, Wert 375 Mk. In der Nacht vom 9. auf
10. Nov. in der Rheinſtraße ein Teil einer eiſernen Eingangstüre. —
Fahrräder geſtohlen: Ein Fahrrad Marke Panzer ohne Nummer
ein Fahrrad Marke Feſtino ohne Nummer, ein Damenfahrrad Marke
Opel ohne Nummer, ein Herrenfahrrad ohne Marke, am Sattel die
Nummer 825 eingeſchlagen. — Feſtnahmen: Der 21 Jahre alte
A. H. wegen Entweichen aus dem Gefängnis, die 21 Jahre alte D. D.
wegen Diebſtahls, der 26 Jahre alte Schreiner P. Sch. wegen Diebſtahls
— Siſtiert wurden 14 Perſonen wegen verſchiedener Strafdelikte.
— Eine Aenderung der Krankenbrotverkaufsſtellen wird am 16.
Nobember vorgenommen. (S. Bekanntmachung.)
— Ludwigshöhe. Das Programm zum heutigen Konzerr (um
4 Uhr) iſt ſehr vielſeitig und weiſt u. a. auf: Adam=Ouvertüre „Wenn ich
König wär”, Stücke aus den Operetten „Die Cſardasfürſtin”, „Noſe von
Stambul”, „Die Kaiſerin” uſw. Die Leitung liegt in Händen des
Herrn Obermuſikmeiſters M. Weber. Nach dem Konzert findet ein
Tänzchen ſtatt. (Siehe auch Anzeige.)
Die Ausgabe von Sonntagsfahrkarten
am Nordbahnhof.
* Auf Veranlaſſung des Bezirksvereins Nord der
Deutſchen Volkspartei werden zufolge Verfügung der
Eiſen=
bahndirektion Mainz vom 4. November 1921 im Einverſtändnis mit der
Direktion der Süddeutſchen Eiſenbahn=Geſellſchaft in Darmſtadt mit
Wirkung vom 12. November
Nord ausgegeben
1921 Sonntagsfahrkarten von Darmſtadt=
KMe Ma u Nach Preis 1. Dez 1921 3. Kl. 4. Kl. 3. Kl. 4. Kl. ℳ ℳ — „ Erbach (Odenwald) oder Weinheim 14.— 9.— 19.— 12.— Erbach (Odenwald) oder Jugenheim 14 — 9.— 19.— 12.— Groß=Bieberau ... 6.90 4.90* 9.30 6. 40* Höchſt (Odenwald) . . . 9.— 12 — 8.— König (Odenwald) . .. 11.— 7.50 15 — 10.— Niederkainsbach Fränkiſch=Crumbach 8.70 6.70* 11 90 9 — Reichelshein (Odenwald) . 10.30 8. 30* 14.— 11.- Reinheim (Odenwald) . . . . . . . 5.50 3.50 7 50 4 60 Wiebelsbach=Heubach 8.— 5.50 11.— 7.50 *) Auf den Strecken der
für die dritte Klaſſe.
üddeutſchen Eiſenbahn=Geſellſchaft gültig
Zu den Landtagswahlen.
Wählerverſammlung der Deutſchnatiynalen
(Heſſiſchen) Volkspartei.
* Die Deutſchnationale (Heſſiſche) Volkspartei eröffnete den
Wahl=
kampf mit einer öffentlichen Verſammlung in der Turnhalle am Woogs
platz. Herr Kindt, als Verſammlungsleiter, erteilte zunächſt dem
Spitzenkandidaten der Probinzliſte Starkenburg, Herrn Profeſſor D. Dr.
Diehl, das Wort, der über „Die Kämpfe in dem vergangenen und
kommenden Landtag” etwa folgendes ausführte:
Wenn ich wieder zu den Wahlen kandidiere, ſo hat das ſeinen
be=
ſonderen Grund. Jetzt in dieſer ſchweren Zeit muß jeder, der die
Kraft und den Beruf in ſich fühlt, zu helfen, Opfer bringen. Ich glaube
etwas mitzubringen für dieſe Aufgaben: Das Verſtändnis für das
Leben, wie es iſt, und für die Welt, ohne die die Gegenwart nicht zu
begreifen iſt, die Geſchichte. Ich gebe zu, daß auch weniger Wichtiges
in dem Landtag behandelt wird, Dinge, die lediglich eine Ausführung
von Beſchlüſſen des Reichstages ſind; aber oft genug handelt es ſich
auch um einen Kampf von Weltanſchauungen, und da iſt es nicht einerlei,
wie ſie entſchieden werden.
Jede Revolution zerſtört Geſchichte, und auch dieſe hat ein gut Teil
zerſtört: Nicht nur die Monarchie und das Heer, auch noch vieles Gute
an kulturellen Gütern. Welche Fragen ergeben ſich jetzt? Der
Staats=
präſident Ulrich hat bei der Rebolutionsfeier geſagt, es handele ſich um
Nepublik oder Monarchie. Um dieſe handelt es ſich ſicher nicht in erſter
Linie. Es handelt ſich darum, ob wir noch mehr Trümmer zu den
vor=
handenen getürmt ſehen wollen, ob noch mehr don dem, was uns heilig
und wert iſt, dem Zeitgeiſte zum Opfer gebracht werden ſoll, kurz, um
zwei Welkanſchauungen: Den Geiſt, der das geſchichtlich Gewordene als
notwendige, ja einzig mögliche Grundlage des Neuen anſieht, und den,
der die Verwirklichung von geſchichtsloſen Ideen irgend eines
Pro=
gramms erſtrebt. Das iſt der Kampf, der durch alle Verhandlungen des
Landtags hindurchklingt.
Da iſt zunächſt die Umgeſtaltung des Bildungsweſens. Was ja
ſchließlich herausgekommen iſt, fügt ſich in den Rahmen der Geſchichte
ein, denn es iſt auch zum großen Teil von einem vorrevolutionären
Mann geplant und ausgearbeitet worden. Von Anfang hat man ſich
mit dem Gedanken getragen, den konfeſſionellen Religionsunterricht
ab=
zuſchaffen und durch einen allgemeinen, der ſich auf die Ideen vor
Goethe, Kant, Fichte und andere oft zitierte Perſönlichkeiten ſtützte, zu
erſetzen. Ich kann mir einen derartigen Unterricht nicht vorſtellen. Aber
hier iſt eben dieſer Unterſchied der Weltanſchauungen. Oder ein anderes.
Wie iſt man mit dem Recht umgeſprungen. Auf der einen Seite ſtehen
wir, die wir das geſchreibene überlieferte Recht, natürlich in
fortſchrei=
tender Entwickelung, als etwas Heiliges gewahrt wiſſen wollen; auf der
anderen Seite ſteigt aus der Revolution ein neuer Rechtsbegriff; der
der Mehrheit, der Macht der Straße. In verfeinerter Form ſchleicht
ſich auch dieſes neue Recht in die Kammer.
Aber, was hinter uns liegt, iſt noch gar nichts im Vergleich zu dem,
was kommen wird. Bisher ſind, beſonders in den Ausſchuſſen, die
So=
zialdemokraten — im Plenum, da kommt es in die Zeitungen, da muß
man ſich ſchon mehr zuſammennehmen — ſehr zuruckhaltend geweſen.
Aber in der neuen Kammer werden wir vorausſichtlich einen
Kommu=
niſten und mehrere Unabhängige haben, die dann ſozuſagen eine
Kon=
trolle ausüben werden, ob auch ihre Genoſſen für das Erfurter
Pro=
gramm raſch und energiſch genug arbeiten. Es wird einen Kampf geben
zwiſchen Recht und Macht, zwiſchen dem geſchichtlich Gewordenen und
den geſchichtsloſen Ideen, die in verſchiedenen Parteiprogrammen
ent=
halten ſind. Der Kampf in dem Schulweſen wird neu entbrennen, denn
die bisherigen Ergebniſſe ſind für die Sozialdemokratie nur eine
Ab=
ſchlagszahlung, darüber müſſen wir uns tkar ſein. Die Frage wird
ſein: Wollen wir uns die Erziehung der Jugend zur chriſtlichen
Per=
ſönlichkeit, im Geiſte der Relegion, nehmen laſſen als etwas, was für
die Erziehung zu einem guten Heſſen und Deutſchen nebenſächlich iſt
oder nicht. Sollen unſere Kinder künftig aufwachſen, ohne etwas von
Gott zu hören oder nicht? Der Kampf wird kommen, er iſt uns bereits
angekündigt. Mehrheitsbeſchlüſſe werden ihn entſcheiden. Auch die
Auseinanderſetzung zwiſchen Staat und Kirche wird kommen — dabei
iſt nicht von der Trennung von Staat und Kirche die Rede — wie ſo
viele, die die Revolution auf den hohen Stuhl geſetzt hat, meinen; die
iſt ſchon lange bei uns durchgeführt. Es handelt ſich bei allen dieſen
Fragen nicht um perſönliche Meinungsverſchiedenheiten, ſondern um
Weltanſchauungen, die ausgetragen werden müſſen.
So ſtehen uns harte Kämpfe bevor. Hie das Recht der alten Zeit,
hie das der Revolution, das, wie in Thüringen, den Buß= und Bettag
abſchafft und ſtatt des Reformationsfeſtes einen Revolutionsfeiertag
feſt=
ſetzt, ohne viel zu fragen. Darum ſind die heſſiſchen Landtagswahlen
eine hochwichtige Sache. Es handelt ſich nicht darum, dieſen oder jenen
Mann in den Landtag zu bekommen, ſondern um Sieg oder Niederlage
unſerer Weltanſchauung. Daß wir auch in dem neuen Landtag
außer=
halb der Regierung ſtehen werden — ich laſſe mir darüber keine grauen
Haare wachſen —, iſt klar, aber nicht ſo wichtig. Es gilt, unſerer Sache
den nötigen Rückhalt zu geben.
Abſchließend noch ein paar Bemerkungen, warum ich gerade hier
als Kandidat der Deutſchnationalen (Heſſiſchen) Volkspartei ſtehe und
m ich Ihnen rate, dieſe Partei zu wählen. Ich bekenne mich zu
weil die Partei bewieſen hat, daß ſie alle Schichten der
Bevölke=
greifen kann. Wie in anderen Ländern, ſo muß und wird das
ich in Heſſen gelingen. 2. weil die Partei ein ausgeſprochen ſoziales
Programm hat, und das iſt für mich einer der weſentlichſten Punkte.
Nur durch ein wahrhaft ſoziales Arbeiten kann der Kampf gegen die
ſozialiſtiſchen Ideen ſiegreich geführt werden. 3. weil ſie als Quelle
dieſes Sozialismus die Religion nimmt. Haben wir wieder mehr
Re=
ligion, dann wird alles beſſer. „Wer unter euch der Vornehmſte ſein
will, der ſei euer aller Diener!” das muß wieder unſer Leitſatz werden,
4. weil ich ein Deutſcher bin. Das mag manchem anmaßend klingen,
aber es iſt ſo. Ich kann es verſtehen, daß einer aus Angſt Verſailles
unterſchrieb, ja ſelbſt London. Aber wer heute noch nicht klar ſieht, daf
man mehr als alle Leiſtungen, uns unſere nationale Ehre, rauben will,
der iſt blind. Darum Achtung vor denen, die von vornherein eher
zu=
grunde gehen, als die Ehre obfern wollten. Mögen manche das natio
naliſtiſch nennen — ich bin nie vor Fürſten gekrochen, habe nie
batrio=
tiſche Gedichte gemacht (Heiterkeit) —, aber mit meinen nationalen
An=
ſichten bin ich nur hier geborgen. Nicht heute ſo und morgen ſo, ſon
dern, ſo wird’s gemacht und nicht anders. — Lebhafter Beifall dankte
dem Redner.
Als zweiter Redner des Abends ergriff darauf Herr Kindt das
Wort. Er führte nach einer Schilderung ſeiner deutſch=
ſüdweſtafrika=
niſchen Eindrücke während und nach dem Kriege unter anderem aus
Die Kriegsfchuldlüge hat uns nach Verſailles London gebracht.
Reichs=
kanzler Wirth erklärte, wir könnten erfüllen, wenn wir wollten;
Ra=
thenau behauptet, es käme nur auf den Grad der Not an, die man dem
deutſchen Volke zumuten wollte. Wir Deutſchnationalen haben von
vornherein betont: Das iſt eine Unwahrheit, wir können nicht erfüllen.
Im Frühjahr proteſtierten noch hier in dieſem Saale alle Parteien
einſchließlich der Sozialdemokraten gegen die Pariſer Beſchlüſſe.
Nur=
wenig ſpäter nahm man das viel weitergehende Londoner Ultimatum
an. Die Sanktionen ſollten aufgehoben werden — wir haben nichts
da=
von gemerkt. Oberſchleſien ſollte gerettet werden — es wurde von uns
losgeriſſen. Die Valuta ſollte ſich beſſern — ſie iſt ſo tief geſunken wie
noch nie. Frieden und Freundſchaft ſollten wir haben — ja, wie ſagte
doch der franzöſiſche Abgeordnete Leon Daudet: „Ich liebe die deutſchen
Republikaner und Pazifiſten, weil ich Deutſchland die Peſt wünſche!”
Die deutſche Luftfahrt ſoll vernichtet werden, die deutſchen Werke
ge=
ſchleift, ja ſogar in die innere Geſetzgebung des Reichs greift der Feind
ein. Die indirekten Steuern mußten auf ſeinen Befehl erhöht werden
jetzt miſcht er ſich auch in die Sozialpolitik.
Ich bedauere es, daß der Saal nicht mit Arbeitern voll iſt, denn
dieſe Dinge werden ihnen wohl unterſchlagen. Das iſt das wahre
Ge=
ſicht des Verſtändigungsfriedens, aufgebaut auf der Schuldlüge. Die
Internationale der Arbeiter hat ſich als ein Trugbild erwieſen. Nur
deutſche Arbeiter bringen es fertig, nach England Streikgelder zu
ſchik=
ken in einer Zeit, wo deutſche Kinder Hungers ſterben. Und auf dem
internationalen Kongreß in Genf erkennen deutſche Arbeiter von neuem
die Lüge der deutſchen Kriegsſchuld an. Sie ſchwächten es nachher zwar
dahin ab, daß ſie nur inſofern ſchuldig ſeien, als ſie den Ausbruch des
Krieges nicht verhindert hätten. Der Kampf gegen die Schuldlüge iſt
der Anfang und das Ende jeder politiſchen Tätigkeit. Darum müſſen
wir zunächſt eine andere Regierung haben, die den Mut hat, zu handeln.
Die Schuldlüge iſt die Grundlage des Friedensvertrags, das hat nicht
nur Lloyd George, ſondern auch Briand erklärt. Der Weg iſt uns
gewieſen. Wir müſſen ihn beſchreiten. (Beifall.)
Frieden hat uns die Revolution nicht gebracht. Statt Freiheit
Aus=
nahmegeſetze gegen Andersdenkende: Demokratiſierung der
Beamten=
ſchaft, das heißt politiſche Kontrolle. Ruſſiſchen Zuſtänden treiben wir
entgegen. Brot ſollte ſie bringen. Eine allgemeine Tenerung haben
wir nicht zuletzt durch die unſachgemäße Beſetzung der betreffenden
Stellen mit tüchtigen Parteileuten; machtlos hat die Regierung bislang
den wüſten Spekulationen auf dem Valutamarkt zugeſehen. Und was ſie
jetzt plant, das Vorzeigen einer Legitimation, genügt lange nicht, um
den Valutaſchiebereien zu ſteuern, die ein Verbrechen ſind am deutſchen
Volk. (Beifall.) Man hätte von einer Regierung, in der die
Sozial=
demokraten den Ton angeben, gerade in dieſer Hinſicht mehr ſozialen
Sinn erwarten ſollen. Redner geht dann des näheren auf die
finan=
ziellen Laſten, die ſich aus dem Verſailler Vertrag und dem Londone=
Ultimatum ergeben, ein und weiſt an Hand eines umfangreichen
Zahlen=
materials die völlige Unmöglichkeit der Erfüllung nach. Er plädiert für
Reviſion des Vertrags.
Lauter Beifall bewies auch dieſem Redner, daß er die rechten Worte
gefunden hatte. In der anſchließenden Diskuſſion ergriff Herr
General=
ſekretär Wittig der Deutſchen Volkspartei das Wort, um die Haltung
der Deutſchen Volkspartei bei der Regierungsbildung zu rechtfertigen.
Herr Kindt wies in ſeinem Schlußwort darauf hin, daß von irgend
welchen Angriffen auf die Deutſche Volkspartei keine Rede ſein kö ne=
— Gegen 11 Uhr wurde die Verſammlung geſchloſſen.
— Die große Mittelſtandsverſammbung der Deurſchen
Demo=
ratiſchen Partei, in der Reichstagsabg. Obermeiſter Knieſt=
Kaſſel, Apotheker Donat=Goddelau, Mitglied des Probinzialtages und
Vorſitzender des Verbandes der Handwerter und der Gewerbetpeibenden
im Kreiſe Groß=Gerau, ſowie Mauvermeiſter und Stadtverordneter
Sames=Darmſtadt ſprechen, findet am Montag, den 14. ds. Mts.,
abends 8 Uhr, im Konkordiaſaal, Waldſtraße 33, ſtatt. Das Thema
lgutet: „Der gewerbliche Mittelſtand und die Landtagswahlen”.
Kunſtnotizen.
llieber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Konzert des Pfälziſchen Landes=Sinfvnie=
Orcheſters. Den Beſuchern des 1. Konzerts des Pfälziſchen Landes=
Sinfonie=Orcheſters wird am Freitag, den 18. November, abends ½
Uhr im Städtiſchen Saalbau ein beſondever Kunſtgenuß geboten. Der
Preſſe vom 13. Oktober aus Speyer entnehmen wir folgendes: Das
1. Konzert des Pfälziſchen Landes=Sinfonie=Orcheſters erzielte einen
großen vollen Erfolg. Die Leiſtungen waren hochſtehend und vollendet
Es iſt hocherfreulich, daß das Orcheſter einen ſo glänzenden Aufſtieg
genommen hat, daß die Leiſtungen auch der ſchärfſten Kritik ſtandhalten.
Das Hauptwerk dieſes Abends bildete wie auch hier die 3. Sinfonie
Evoica von Beethoven. Das Orcheſter ſpielte mit Bravour und hat die
ſchwierige Aufgabe glänzend gelöſt und bot unter Ernſt Boehes
anfeu=
ernder Führung Glanzleiſtungen, für die das überaus zahlreich
erſchei=
nende Publikum durch begeiſterten Beifall dankte. Der Soliſt, Herr
Max Menge aus Hamburg, ſtellt ſich als ein ausgezeichneter
Violinvir=
tuoſe vor, er ſpielte mit verblüffender Technik, großem klangvollen Ton
und packendem Vortrag. Es iſt empfehlenswert ſich ſchon jetzt im
Vor=
verkauf bei Chriſtian Armold, Ernſt=Ludwigſtraße 9, Plätze zu ſichern.
— Die Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal) bringen den großen
Senſationsfilm „Ein Teufelskerl”, Detektivdrama in ſechs Akten,
mit dem berühmten Kriminalkommiſſar Max Wannoſvsky in der
Titel=
rolle als Detektiv Ruſtan. Dieſer Film ſchildert in ſechs überaus
ſpan=
nenden Akten die Erlebniſſe des Kriminalkommiſſars Wannowsky
(Berlin), deſſen Verwegenheit, Raffinement, Tollkühnheit weit über
die Grenzen Deutſchlands hinaus bekannt iſt und weit und breit
ihres=
gleichen ſucht. Der Film gewinnt um ſo mehr an Bedeutung, als
Wan=
nowsky ſelbſt die Hauptrolle ſpielt und dadurch ein Werk geſchaffen
wurde, welches in keinem Falle an Wirklichkeit übertroffen werden kann.
Ein Werk deutſcher Regiekunſt in des Wortes wahrſter Bedeutung.
B. Dieburg, 13. Nov. Im Silberkranz. Die Eheleute
Metz=
germeiſter Löb Lorch und Sette geb. May begehen am 20. November
das Feſt der Silbernen Hochzeit.
wd. Mainz; 12. Nov. Die Nacht zum Freitag brachte
Tempe=
raturen, wie man ſie oft im dichen Winter nicht gewohnt iſt. Das
Maintal meldete aus verſchiedenen Orten Kältegrade bis zu mius 9,
der Feldberg hatte ſogar noch etwas kälder, aus dem Speſſark kommen
Meldungen von gar 10 Grad Kälte, die übrigens auch in der Rhön
verſpürt wurden. Die Nacht zum Samstag brachte eme leichte
Er=
wärmung, die auf das Nochlaſſen der ſcharfen Winde zurückzuführen iſt.
Für die nächſten Tage wird eine weitere Erwärmung erwartet.
wd. Nierſtein, 12. Nov. Mik dem geſtrigen Tage hat das Leſen
der Trauben ſein Ende erreicht. Die Hutzeit der Weinberge währte
vom 25. Auguſt bis 8. November. Tätig waren in der Gemarkung
16 Schützen an zuſammen 1124 Tagen, was einen Koſtenaufwand von
33 720 Mark verurſachte.
* Friedberg, 12. Nov. Wetterauer
Muſeumsgeſell=
ſchaft. Am 10. November fand im Rathaus zu Friedberg (
Heſſen=
die Gründung der „Wetterauer Muſeumsgeſellſchaft” ſtatt. Sie bezweckt,
Hand in Hand mit dem Geſchichtsverein, den Ausbau des Friedberger
Muſeums, des Stadtarchivs und der Stadtbibliother zu einem „
Wet=
terauer Mufeum”. Es traten ſofort 41 Herren mit einmaligen
Beiträgen von je 2000 und 1000 Mark oder einem jährlichen Beitrag
von je 100 Mark bei, und weitere ſehr namhafte Zuwendungen ſtehen
unmittelbar bevor. Die jährlichen Zuſchüſſe der „Wetterauer
Muſeums=
geſellſchaft” dienen ſatzungsgemäß nur für Neuanſchaffung, währen?
die Stadt Friedberg auch weiterhin großzügig für die Unterhaltungs
koſten der wertvollen Sammlungen aufkommt. Friedberg, die Stadt
der Schulen, hat nun in dem Muſeum, dem Stadtarchiv und der
Stadt=
bibliothek ein lebensfähiges Inſtitut, das der Wiſſenſchaft und dem
Schulunterricht, der Heimatpflege und der Volksbildung im Kreiſe
Friedberg für alle Zeiten unſchätzbare Dienſte leiſten wird; ein
Denk=
mal treuer Heimatliebe, zu dem faſt jede Friedberger Familie ihr
Scherflein beigetragen hat. Dem Vorſtand der Wetterauer Muſeums
geſellſchaft” gehören an die Herren Kaufmann W. Adler, Profeſſor Dr.
G. Blecher, Profeſſor F. Dreher, Kommerzienrat H. Langsdorf, Nentner
E. Oppenheimer, Bürgermeiſter Dr. L. Sehd und Fabrikant Dr. R
Trapp. Der Vertreter des Kreisausſchuſſes und der Stadt Friedberg
werden demnächſt ernannt. Freudig wurde von der Verſammlung auch
die Mitteilung begrüßt, daß die „Friedberger Geſchichtsblätter”, ab
1. Januar 1922 wieder regelmäßig erſcheinen. Einſeitig beſchrieben
Manuftripte mit Beiträgen zur Geſchichte und Landeskunde der
Wet=
terau (Orts= und Familiengeſchichte, Geologie, Flora, Fauna, Sitter
und Gebräuche, Lieder und Sagen) richte man gütigſt an das Stadtarchit
Friedberg in Heſſen, Haagſtraße 16.
* Kleine Mitteilungen aus Heſſen. Heppenheim. Eine
karo=
lingiſche Steintafel. Unſere Stadt und ihre nächſte Umgebung iſt reich
an Denkmälern und Ueberreſten indereſſanter Bauten faſt aller
Jahr=
hunderve unſever Zeitrechnung. Em zwar unſcheinbares, aber
hochwich=
tiges Denkmal, das eine Urkunde aus dem Jahre 803 enthält, befindet
ſich in Form einer ſteinernen Tafel eingemauert in dem Eingange des
aus der alten Kiuche ſtammenden Turmes. Der ganze Charakter dieſe
Inſchrift weiſt nach dem Urteil der Forſcher auf das 12. Jahrhund
hin, in welcher Zeit dieſe ſwichtige Urkunde ohne Zweifel noch i
gvenzung des damaligen Kirchſpiels an. — Biebesheim i. R. Eiru
ausgezeichnete Jagdbeute machte der Pächter der hieſigen Feld= um
Waldjagd. Er brachte bei einer Treibjagd im Walde 25 Rehe un)
25 Haſen zur Strecke. Die intereſſanteſte Jagdbeute des Tages
wa=
indes ein mächtiges Wildſchwein im Gewicht von 2 Zentnern. Das Tie
dürfte ſich wohl aus dem Groß=Gerauer oder einem anderen Wildpan:
in die Ebene verirrt haben. — Rüſſelsheim. Ein aufregende
Vorgang ereignete ſich während des letzten heftigen Sturmes hier au
dem Maine. Die zwiſchen hier und Flörsheim verkehrende Mainfähr
die mit zahlreichen Perfonen und einem Fuhrwerk beſetzt war, wurd:
von dem Sturm ſtromaufwärts getrieben und verlor ſo ihre Führuwa,
Als die Aufvegung der Paſſanten aufs höchſte geſtiegen war, riß ſich das
ſcheu gewordene Pferd vom Wagen los und ſprang über das Geländer
der fliegenend Brücke hinlveg in den von hohen Wellen bewegten Strom,
Zum Glück erreichte das wertvolle Tier ſchlvimmend das Ufer, und auch
die Paſfagieve kamen mit dem Schrecken davon. — Lamperthein=
Seit einigen Tagen iſt der etwa 50 Jahre alte Maſchinenmeiſter bei de
Zellſtoffabrik Waldhof, Nikolaus Blum, verſchwunden. Man hat ihn
zuletzt am Sonntag in der Nähe des dortigen Waſſerwerks nach der
Grenze am heſſiſchen Wald zugehend, geſehen. Eine von etwa 50
Per=
ſonen am Sonntag undernommene Streife in der Umgegend derlief ohrie
Reſultat. — Büdingen. Im ſogen. Wachtbau des Schloſſes hat die
fürſtliche Familie die etwa 17 000 Bande umfaſſende Bibliothekk zu einer
Fideikommißbibliothek eingerichtet, die der Allgemeinheit zugängig
ge=
macht werden ſoll. In den Räumen des Wachthauſes ſoll hünftig guch
das Städtiſche Muſeum Unterkunft finden.
Gegen die Beamtenbeſoldung.
— Von dem Vorſtand des Landeskartells Heſſen des
Deutſchen Beamtenbundes, dem ſämtliche Reichs=, Staats= und Gemeinde
beamten Heſſens angehören, wird uns folgende Entſchließung übermit
telt, die am 26. Oktober gefaßt wurde: „Der Vorſtand des Landeskartells
Heſſen des Deutſchen Beamtenbundes erhebt auf das entſchiedenſte
Widerſpruch gegen die durch die Tagespreſſe mitgeteilte Neuregelung
der Beamtenbezüge, die den unteren Beamtengruppen nicht den der
Steigerung entſprechenden Ausgleich bietet. Wir müſſen vom D.B.B.
erwarten, daß er unter allen Umſtänden an ſeiner Forderung auf
Feſt=
ſetzung eines Exiſtenzminimums, und zwar in einer Höhe von
minde=
ſtens 20 000 Mark, feſthält. Wir müſſen die Zeitungsmeldung, die von
einer Zuſtimmung des D.B.B. zu den veröffentlichten Sätzen ſpricht,
als unmöglich betrachten.”
Der Vorſtand des Heſſiſchen Beamtenbundes, die Vertretung ſämt
licher heſſiſcher Länderbeamten, hat ſich ebenfalls in ſeiner Sitzung vom
3. November mit der Neuregelung der Beſoldungsordnung beſchäftigt
und dazu folgende Eutſhließung gefaßt: „Der Vorſtand des Heſſiſchen
Beamtenbundes ſpricht ſich nach eingehender Behandlung der neuen
Beſoldungsordnung dahingehend aus: Die für die Gruppen 1—5
vor=
geſehenen Bezüge ſind durchaus ungenügend. In den Gruppen 1 und 2
iſt noch nicht einmal das Exiſtenzminimum erreicht. Das mag bei den
Reichsbeamten als erträglich angeſehen werden, weil nach Aeußerung
der Reichsregierung im Reichsbeſoldungstarif dieſe Gruppen leerlaufen.
Für die Länder, im beſonderen für Heſſen, trifft das nicht zu. Dort
befinden ſich in dieſen Gruppen noch ganze Beamtenkategorien. De=
Vorſtand des Heſſiſchen Beamtenbundes drückt ſein Bedauern darüber
aus, daß der D.B.B. ſich der Auswirkung dieſer Regelung auf die
Län=
der nicht bewußt geweſen iſt und fordert außerdem, daß bei der nächſten
Gehaltsbewegung die Grundgehälter der unteren Beamtengruppen im
Verhältnis bedeutend ſtärker erhöht werden.”
Zur Hilfsaktion für Kapitalkleinrentner.
* Man ſchreibt uns: Durch die fortwährend ſteigenden Waren= und
Lebensmittelpreiſe iſt die Frage der Hilfsaktion zu einer brennenden
geworden. Wie bereits gemeldet, ſollen zwar vom Reich 100 Millioner
für dieſen Zweck bereitgeſtellt ſein; in Rentnerkreiſen ſieht man jedoch
dieſer Staatshilfe mit gemiſchten Gefühlen entgegen. Nur ein Geſetz,
velches dem kleinen Kapitalrentner geſtattet, ſein Einkommen durch
einen Zinszuſchlag erhöhen zu können, gleich wie alle anderen Stände
ihr Einkommen erhöhen konnten, würde dauernde Hilfe ſchaffen. Dieſ=
100 Millionen könnten etwa für einen gewiſſen Zeitraum den Zinſen
von Staats= und Gemeinde=Anleihen zugeſchlagen werden zugunſten
von Perſonen, deren Einkommen das Exiſtenzminimum nicht erreicht,
Induſtriegeſellſchaften ſchütten trotz ungeheuerer Kapitalvermehrung
märchenhafte Dividenden ihren Aktionären in den Schoß. Die
Inhabe=
ihrer Schuldverſchreibungen, einſt in Gold bezahlt, müſſen ſich mit enn
werteter Papiermark als Zins begnügen. Gewerbetreibende,
Hau=
beſitzer, Handel und Landwirtſchaft konnten ihre Einkünfte um das
viel=
fache ſteigern, aber alle bezahlen ihre Zinſen und Rückzahlungen auch
heute noch in entwerteter Papiermark. Die Gerechtigkeit erfordert, daf
auch die Aermſten der Armen um ihr Recht nicht betrogen werden.
Eine weitere Hilfe könnte denjenigen Kleinrentnern leicht geboten
werden, die ſeinerzeit ihr Geld in Ausland=Anleihen anlegten. Di=
Papiere wurden während des Krieges beſchlagnahmt und das Reich
ver=
pflichtete ſich, mit den Beſitzern abzurechnen, aber bis heute iſt eine
Ab=
rechnung noch nicht erfolgt. Ein Vorſchuß konnte darauf gewährt wert
den, muß aber mit 5 Prozent verzinſt werden — aber woher nehmen!
Durch eine beſchleunigte Abrechnung mit den Bedürftigen könnte vielen
geholfen werden.
Viele Kleinrentner hatte ihre Gelder, der höheren Zinſen weger
in ungariſchen und ruſſiſchen Papieren angelegt. Ungarn bezahlt heut
ſeinen Inlandsgläubigern die Zinſen. Warum ſeinen Auslandsgläubi
gern noch nicht? Rußland will neuerdings ſeine alten Schulden an
erkennen, von Zinszahlungen iſt jedoch keine Rede. Wäre es nicht Pfliche
der Reichsregierung, bei dieſen Staaten auf Verträge zu dringen, daf
dieſelben ſchleunigſt ihren Zinsverpflichtungen nachkommen. Wil
empfehlen unſeren Abgeordneten angelegentlichſt dieſe Anregungen bei
der im Reichstag bevorſtehenden Hilfsaktion für kleine Kapitalrentner!
Reich und Ausland.
ONB. Heidelberg, 11. Nov. Die Schändung des Bismarck
denkmals. Anläßlich der Ermordung Erzbergers hatten auch in
Heidelberg große Arbeiterdemonſtrationen ſtattgefunden, wobei wahr
ſcheinlich auch dem Bismarckdenkmal die Naſe abgeſchlagen wor
den war. Hierzut hatte nun der ſozialdemokratiſche Landtagsabgeordnet?
Dr. Kraus bei einer Beſprechung der bedauerlichen Angelegenheit ſich
im Landtag geäußert. „Das werden wohl ein paar beſoffene Studenten
gelveſen ſein. Das kommt in Heidelberg ſehr oft vor.‟ Der Aklge
meine Studentenausſchuß hat auf dieſe Bemerkung eine Er
klärung erlaſſen, in der es u. a. heißt, daß die Vermutung ſehr nah‟
liegt, daß die Schändung des Bismarckdenkmals im engſten Zuſchmmen
hang mit den Taten der Demonſtranten ſtehe, die ja bekanntlich am ſelben
Tage Hoflieferantenſchilder abgeriſſen hätten. Abg. Kraus, der ſelbf:
Akademiker ſei, habe mit wenig Verantwortlichkeitsgefühl gehanddlt
wenn er vor dem Landtag haltloſe Behauptungen aufſtelle, bevor er ſich
über den wahren Sachverhalt vergewiſſert habe.
ONB. Mannheim, 11. Nob. Ein gerichtliches Nachſpie
zum Oppauer Unglück. Einige Tage nach der Oppaue;
Exploſionskataſtrophe veröffentlichte der Lagerverwalter Ja
kob Strobel in Mannheim, ein Mitglied der Mannheimer Techniſcher
Nothilfe, im Mannheimer Tageblatt ein Eingeſandt, das gro
ßes Aufſehen erregte und von einem Teil der deutſchen Preſſe und ſoga
von der franzöſiſchen Preſſe nachgedruckt wurde. In dieſem „Wo bleib
die Nächſtenhilfe” überſchriebenen Eingeſandt wurde in ſchärfſter Forn
behauptet, daß der badiſche Miniſter des Innern Remmele
das Eingreifen der Mannheimer Nothilfe nach dem Oppauer Unglücl
verboten habe, trotzdem bei Einſetzen der Nothilfe ohne Zweifel nocl
viele Menſchenleben zu retten geweſen ſeien; ſelbſt die franzöſiſche Be.
ſatzungsbehörde habe mehr Mitgefühl gezeigt. Wegen dieſer
Verdäch=
tigung, die dem Miniſter den Vorwurf der Schuld am Tode vieler
Menſchen machte, ſtrengte Remmele gegen den Verfaſſer des Eingeſandt=
Privatklage an, die jetzt vor dem Karlsruher Schöffengericht verhandel
wurde. Der Angeklagte erklärte den Artikel auf Veranlaſſung und au
Mitteilungen des damaligen Leiters der Techniſchen Nothilfe, des In
gewieurs Zeiß, geſchrieben zu haben. Die Verhandlung ergab die völlig
Haltloſigkeit der Behauptungen Strobels. Die Oppauer Hilfsaktion ha
auf das Eingreifen der Nothilfe, die ſofort von der badiſchen Regierung
zur Verfügung geſtellt wurde, verzichtet, weil genügend andere
Hilfs=
kräfte zur Verfügung ſtanden. Das Urteil lautete auf drei Monate
Ge=
fängnis, Tragung der Koſten und Veröffentlichung des Urteils.
wd. Cochem, 12. Nov. Bekanntlich iſt der hieſige Gaſtwirt Pau
Nikolay von der im Zuſammenhang mit dem Cochemer Tunnel be
Kriegsausbruch erhobenen Beſchuldigung des Landesverrats
wegen völlig erwieſener Unſchuld freigeſprochen worden. Dend
von ſeinem Rechtsbeiſtand, Juſtizrat Dr. Schrreiber=Köln, bei der
preußiſchen Regierung geſtellten Antrag auf Vorlage der bisher geheim
gehaltenen Akten zur Einleitung entſprechender Maßnahmen gegen ſein!
damaligen Verleumder iſt inzwiſchen durch beſondere Verfügung de=
Miniſters des Innern entſprochen worden. Auf Grund der ſo
gewoſk=
nenen Aktenkenntnis hat der Gaſthofsbeſitzer Nikolay jetzt an die
Staatsregierung den Antrag auf öffentliche Ehrenerklärung, völlige
Schadloshaltung und Einleitung des Diſziplinarverfahrens gegen der
früheren Landrat von Cochem, jetzt Regierungsrat zu Breslau, und die
für die Verhaftungsmaßnahmen verantwortlichen Perfönlichkeiten des
damaligen Generalkommandos zu Koblenz geſtellt. Er hat weiter de*
intragt, den früheren Landrat im Dienſtaufſichtswege zur Bekanntgabe
der Perſonen anzuhalten, welche ihm die verleumderiſchen Unterlager:
Rummer 304.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. November 1931.
Seite 5.
für ſeinen Bericht gaben, der als die alleinige Veranlaſſung zu ſeiner
ugerechtfertigten Verhaftung anzuſehen iſt.
Kopenhagen, 11. Nov. Ein guter Fang. Das Ritzauſche Bureau
meldet aus Apennade: Dienstag abend wurde eine neue
Lokomo=
tive aus Deutſchland nach Dänemark geführt. Bei der
Unterſuchung durch die deutſche Zollbehörde an der Grenze fand man,
von Kohlen verdeckt, Goldbarren im Werte von 24
Mil=
läonen Mark. Die Barren wurden beſchlagnahmt. Berlingske
Ti=
dende bringt über die Angelegenheit folgende Einzelheiten: Am
Diens=
tag abend, burz nach 10 Uhr, erhielt das däniſche Zollamt in Padborg
ein Telegramm der Flensburger Polizei, worin dieſe mitteilte, daß im
Laufe des Abends oder der Nacht der Verſuch gemacht werde, eine große
Sendung Gold in Barren über die Grenze nach Dänemark zu
ſchmug=
geln. Das Gold werde in einer neuen Borſiglokomotive verſteckt ſein,
die an die Zentralwerkſtätte der däniſchen Staatsbahuen in Aarhus
ge=
liefert werden ſolle. Kurz nachher traf ein neues Telegramm aus
Flens=
burg ein, in dem mitgeteilt wurde, es ſei der deutſchem Polizei gelungen,
die Lokomotzive aufzuhalten und Goldbarven im Werte von etwa 25
Mil=
lionen Mark zu beſchlagnahmen. Die Flensburger Polizei erfuhr durch
einen reinen Zufall von dem bevorſtehenden Schmuggel. Die Monteure,
die die Maſchine an die däniſche Guenze begleſten ſollten, verrieten ſich
m einer Bierſtube. Das Gold liegt jetzt in der Flensburger Zweigſtelle
der Reichsbak.
Aus dem Reichsrat.
* Berlin, 11. Nov. Der Reichsrat ſtimmte einem
Geſetzent=
wurf zu, der das Börſengeſetz dahi abändert, daß nunmehr auch
weibliche Perſonen zur Börſe zugelaſſen werden.
Sodann wurde der Geſetzentwurf über Entſendung von
Be=
triebsratsmitgliedern im den Aufſichtsrat mit dem
Hinzufügen angenomm, daß ſolche Mitglieder nicht wählbar ſind, die in
den letzten drei Jahven in einer Körperſchaft mit gleichartiger
wirt=
ſchaftlicher Betätigung dem Aufſichtsrat angehört haben.
Zur Annahme gelangte weiterhin das
Arbeitsnachweisge=
ſetz, das die Errichtung von örtlichen Arbeitsnachweiſen und
Landes=
ämdern für Arbeitsvermittelung unter Aufſicht des Reichsamtes für
Ar=
beitsvermittelung bezweckt. In dieſen behördlichen Stellen ſollen in
Zu=
kunft auch die ganzen bisherigen örtlichen und privaten
Arbeitsſtellen=
vermittelungen zuſammengefaßt werden. Neue Reichsbehörden werden
nicht geſchaffen. Das Geſetz benutzt die vorhandenen
Landesarbeits=
ämter und die Landesnachweiſe der Gemeinden, die eine einheitliche
Geſtaltung erhalten. Beſonderer Wert wird auf die Selbſtverwaltung
dieſer Arbeitsnachweisämter dunch die beteiligten Kreiſe gelegt. Die
örtlichen Arbeitsnachweiſe werden von der Gemeinde ernichtet und
ver=
waltet. Die Landesämter ſind Aufſichts= und Beſchwerdeſtellen. Sie
haben den Arbeitsmarkt zu beobachtent und den Ausgleich von Ort zu
Ort zu regeln. Das Reichsamt für A beitsvermittelung regelt den
Ausgleich von Angebot und Nachfrage zwiſchen den verſchiedenen
Ge=
bieten, macht Erhebungen über die Lage des Arbeitsmarktes, über
Aus=
ſtände und Ausſperungen und Entwickelung der Berufsvereine von
Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Hierüber ſind regelmäßige Berichte
zu veröffentlichen. Die Facharbeitsnachweiſe der Innungen,
Handels=
kammern und dergleichen ſind innerhalb von zwei Jahren als
Fachab=
teilungen in den allgemeinen Arbeitsnachweis zu überführen. Solche
Fachabteilungen ſind auch ſonſt nach Bedarf bei den Arbeitsnachweiſen
zu bilden. Von der Ueberführung nicht gewerbsmäßiger
Facharbeits=
nachweiſe in Fachabteilungen der Arbeitsnachweiſe kann der
Arbeits=
winiſter nach Anhörung des Reichsamtes Ausnahmen zulaſſen. Sonſtige
nicht gewerbsmäßige Arbeitsnachweiſe (gemeinnütziger Vereine,
Anſtal=
teir, Behönden und Schullen) werden der Aufſicht des Landesamtes
unter=
ſtellt. Sie können bei wiederholter Uebertretung der Beſtimmungen
ge=
fihloſſen werden. Die Arbeitsvermittelung erfolgt unentgeltlich,
un=
parteiiſch und ohne Rückſicht auf die Zugehörigkeit zu einem Berufsver;
ein. Bei Streits oder Ausſpervungen haben die Arbeitsnachweiſe nur
auf beſonderen Wunſch zu vermitteln. Arbeitgeber und Arbeitnehmer
können bis zu dvei Monaten von der Benutzung des Nachweiſes
aus=
geſchloſſen werden. Die gewerbsmäßige Stellenvermittelung wird ohne
Entſchädigung vom 1. Januau 1931 an aufgehoben werden. Schon jetzt
darf eine Erlaubnis zum Gewerbebetrieb einer Stellenvermittelung nicht
mehr meut erteilt werden. Ein Zwang zur Benutzung des
Arbeitsnach=
weiſes wird nicht eingeführt. Es beſteht nur der fakuſtative
Melde=
zuang, indem die oberſte Landesbehörde durch Polizeiverordnung
ver=
fügen hann, daß Arbeitgeber, die bei ihnen vorhandenen offenen
Arbeits=
plätze, ſowie jede Beſetzung von offen gemeldeten Plätzen beim
Arbeits=
nachweis anzumelden haben. Der Reichsratz hat in einigen kleinen
Aen=
devungen die Grundgedanken nicht berührt. Für Bahern erklärte der
Geſandte v. Preger, daß ſeine Regierung weſentliche Bedenken gegen
Das Geſetz habe, aber von förmlichen Anträgen abſehe und nicht gegen
die Vorllage ſtimmg.
Zur Annahme kam dann eine Nobelle zum Geſetz über die
Kauf=
mannsgerichte und das Gewerbegerichtsgeſetz, durch
die auch wweiblichen Perſonen als Beiſitzer zugelaſſen und die Gebühren
heraufgeſetzt werden, ferner der Geſetzentwurf über die in Madrid
ab=
geſchloſſenen Weltpoſtvereinsverträge und eine Vorlage, die in
Erfül=
lung einer der tſchechiſchen Negierung gegebenen Zuſage für eine
Er=
mäßigung des Bierzollſatzes eintritt, ſobald von dem eingeführten Bier
auch noch eine innere Bierſteuer erhoben wird.
Zur neuen Beſoldungsvorlage für die Beamten
berlas Miniſterialdirektor v. Schlieben die auch in der heutigen
Reichstagsſitzung abgegebene Erklärung der Reichsregierung über die
Deckung der den Ländern und Gemeinden durch eine Verbeſſerung der
Bezüge ihrer Beamten erwachſenden Mehrkoſten. Der bayeriſche
Ge=
ſandte v. Preger erklärte, daß ſeime Regierung dieſe
Regierungserklä=
rung nicht als genügend anſehen könne, ſie müſſe daran feſthalten, daß
das Reich verpflichtet ſei, den Gemeinden und Ländern zur Deckung
der Mehrausgaben neue Einnahmen zu überweiſen und bis zur
Erfüllung dieſer Pflicht den Ländern and Gemeinden die
entſtehen=
den Mehrausgaben zu erſetzen. Da im Ausſchuß die Anregung
Baherns keine genügende Unterſtützung gefunden habe, ſo verfolge er
den bayeriſchen Antrag als ausſichtslos nicht weiter. Auf Anfrage des
heſſiſchen Geſandten von Biegeleben, erklärte der Vertreter der
Reichsregierung, daß unter den Mehreinnahmen, aus denen die
Reichs=
regierung eine teilweiſe Deckung der erhöhten Koſten erwarte, nicht allein
an die Ueberweiſungsſteuern, ſondern auch an die eigenen Einnahmen der
Länder und Gemeinden gedacht werde. Der ſächſiſche Vertreter von
Sichart hätte auch an ſich den bayeriſchen Weg für beſſer gehalten.
Da die in der Erblärung der Regierung enthaltene Regelung keine
Rege=
lung für die Ewigteit ſei, begnüge er ſich damit einſtweilen. Stehe aber
feſt, daß die Erträge aus den neuen Steuern nicht reichten, ſo müßten
ſich die Länder nach anderen Einnahmequellen umſehen. Der Vertreter
von Mecklenburg=Strelitz ſchloß ſich den Ausführungen des baheriſchen
Geſandten an. Auf die Anfrage eines thüringiſchen Vertreters
ver=
ſicherte ſchließlich Miniſterialdirektor v. Schlieben, es ſei keineswegs
beabſichtigt, in die Etats der einzelnen Läuder einzugreifen. Gewiſſe
Kautelen müßten geſchaffen werden. Eine kleinliche Nachprüfung folle
ſelbſtverſtändlich nicht ſtattfinden, die Reichszuſchüſſe ſollten auch für di
indirekten Folgen der neuen Beſoldungsordnung, alſo auch für
Peuſio=
näre und Hinterbliebene, geſpährt werden.
50prozentige Erhöhung der Poſtgebühren!
Berlin, 12. Nov. (Wolff.) Wie früher bereits berichtet
wurde, hat das Reichspoſtminiſterium Mitte Oktober mit dem
Verkehrsbeirat über die Erhöhung der Poſt=,
Tele=
graphen= und Fernſprechgebühren verhandelt.
Da=
bei wurde über die Poſt= und Telegraphengebühren ein
Einver=
ſtändnis erzielt. Die Erhöhung der Fernſprechgebühren hielt
der Verkehrsbeirat für verfrüht, ohne aber an den in Ausſicht
genommenen Gebührenſätzen etwas zu ändern. Inzwiſchen iſt
die neue Beſoldungserhöhung eingetreten, die mit der
Lohn=
erhöhung und Steigerung der Materialpreiſe einen neuen
Jahresfehlbetrag von 3½ Milliarden Mark
her=
vorruft. Die Reichsregierung konnte es angeſichts dieſer
Sach=
lage bei den urſprünglich geplanten Gebührenſätzen, bei deren
Einführung ſchon 134 Milliarden ungedeckt geblieben wären,
nicht bewenden laſſen und beſchloß deshalb, dieſe Gebührenſätze
um 50 Prozent zuerhöhen. Demzufolge wurde im
Ver=
gleich zu der Vorkriegszeit bei Berechnung der künftigen
Ge=
bührenſätze ſtatt dem Verhältnis von 1 zu 10, ein ſolches von
1 zu 15 zugrunde gelegt. Dieſe Verhältnisrechnung wird indes
nicht bei allen Gebührenarten ſtreng durchgeführt: zum Teil iſt
wie bei dem Paketverkehr eine mäßigere Steigerung vorgeſehen.
Die Teuerung.
Berlin, 12. Nob. (Wolff.) Im Reichsminiſterium für
Ernährung und Landwirtſchaft fand am 11. November unter
Leitung des Miniſterialdirektors Dr. Hoffmann eine Konferenz
über die Erhöhungder Margarinepreiſe ſtatt, worin
Gelegenheit zu einer eingehenden Ausſprache geboten wurde.
An den Beratungen nahmen die Vertreter des
Margarinever=
bandes, die Arbeitsgemeinſchaft der Verbraucherverbände und
der drei Gewerkſchaftsrichtungen teil. Von den Produzenten
wurden unter Vorlegung des ſtatiſtiſchen Materials die Gründe
dargelegt, die die Heraufſetzung des Margarinepreiſes
notwen=
dig machten. Mit Nachdruck wurde von den Erzeugern darauf
hingewieſen, daß der ſchlechte Stand der deutſchen Valuta gerade
bei der Margarinefabrikation einen ſo ſtark preisſteigernden
Ein=
fluß ausübt, weil faſt ſämtliche Rohſtoffe aus dem
Auslande bezogen werden müſſen. Denn von dem
Geſamt=
preis der Margarine entfällt nur ein verhältnismäßig geringer
Teil — etwa ein Fünftel des Wertes — auf Unkoſten, Löhne,
Frachten und ſonſtige Speſen, die zwar auch an ſich erheblich
teurer wurden, aber doch in deutſcher Währung gezahlt werden.
Dagegen ſtellen die faſt ausſchließlich aus dem Auslande
einge=
führten Rohſtoffe die übrigen vier Fünftel des Wertes der
Mar=
garine dar. Eine Gegenüberſtellung der Preiſe, die für
auslän=
diſches Rohmatcrial (Oele und tieriſche Feite) am 1. und 11.
No=
vember gezahlt werden mußten, ergab eine ganz
ungewöhn=
liche Verteuerung innerhalb dieſer kurzen Zeit. Die
Ver=
treter der Margarineinduſtrie erklärten ſich bereit, beim
Marga=
rineverband dahin zu wirken, daß bei den künftigen
Preisfeſt=
ſetzungen die Vertrauensleute der Arbeitsgemeinſchaft der
Ver=
braucherverbände und der drei Gewerkſchaftsverbände
hinzuge=
zogen werden. Die genannten Organiſationen werden zu
die=
ſen Beratungen Vertreter entſenden, die imſtande ſind, über die
Berechnungen der Margarinefabriken ein Fachurteil abzugeben.
Die amtliche Unterſuchung der derzeitigen Margarinepreiſe findet
ebenfalls unter Zuziehung von Verbrauchervertretern ſtatt.
Berlin, 12. Nov. (Wolff.) Die
Großhandels=
indexziffer des Statiſtiſchen Reichsamts ſchnellte unter dem
Einfluß der kataſtrophalen Markentwertung von 2067 im
Durch=
ſchnitt des September auf 2460 im Durchſchnitt des Oktober
em=
por. Die Preisſteigerung iſt allgemein, und zwar
ſtiegen Getreide und Kartoffeln von 2016 auf 2380, Fleiſch, Fiſche
und Fette von 1943 auf 2325, Kolonialwaren von 2317 auf 3099,
landwirtſchaftliche Erzeugniſſe und Lebensmittel zuſammen von
2020 auf 2417; ferner Häute und Leder von 3727 auf 4539,
Texti=
lien von 3070 auf 4176, Metalle von 2036 auf 2065, Kohle und
Eiſen von 1830 auf 1885, Induſtrieſtoffe zuſammen von 2155 auf
2539. Die vorwiegend im Inland erzeugten Waren (Getreide,
Kartoffeln, Fleiſch, Fiſche, Fette, Kohlen und Eiſen) von 1952
auf 2235. Die vorwiegend aus dem Auslande eingeführten
Waren ſtiegen von 2643 auf 3585. Der Dollar ſtieg im
Durch=
ſchnitt im Oktober gegenüber dem September in Berlin um 42,9
vom Hundert; ihm folgten unmittelbar die Einfuhrwaren mit
einer Preisſteigerung um 35,6 vom Hundert, während ſich das
Preisniveau für Inlandswaren gleichzeitig um 14,5 vom
Hun=
dert hob.
wd. München, 12. Nov. Dieſer Tage fand unter dem
Vor=
ſitz des Präſidenten der Landespreisſtelle eine Ausſprache
über die Teuerung und den Ausverkauf Bayerns
ſtatt. Bezüglich der Urſachen war man ſich einig darüber, daß
die neue Teuerung im Zuſammenhang mit dem Abbau der
Zwangswirtſchaft und den Erhöhungen für Steuern und Tarife
ſtehe. In der Hauptſache aber ſei ſie hervorgerufen durch das
Diktat der Entente, das ganz gewaltige Reparationsleiſtungen
auferlege, dadurch auf den Auslandswert der deutſchen Mark
verheerend wirke und ſo aufs neue den Preisſtand der Waren
nach oben revolutionieren. Nachdem Handelsminiſter Hamm
ein=
gehend die wirtſchaftliche Lage beleuchtet und die Maßnahmen
der Regierung bekannt gegeben hatte, betonte er, daß über die
Maßnahmen des Staates hinaus Verkäufer und Käufer
Selbſt=
zucht üben müßten. Es ſei nicht nur ſittliche Pflicht, dem anderen
nichts wegzunehmen, ſondern man ſchade durch die unnötige
Einkäufe ſich ſelbſt, da man dadurch die Preiſe in die Höhe treibe
und ſpäter teuerer kaufen müſſe. Gegenüber der Auffaſſung, daß
die Zwangswirtſchaft zu früh aufgehoben worden ſei, wurde auf
die Tatſache hingewieſen, daß nicht zuletzt durch das Verhalten
der Verbraucher (Schleichhandel) die Zwangswirtſchaft praktiſch
ſchon außer Wirkung geſetzt worden war, ehe ſie förmlich
aufge=
hoben wurde. Es wurde weiter hervorgehoben, daß alle
wirt=
ſchaftlichen, erfolgverſprechenden Maßnahmen ergriffen wurden
und werden, und daß insbeſondere gegen Wucherer und
unlau=
tere Elemente im Handel mit aller Schärfe vorgegangen werde.
Die Macht der Regierung ſei aber der wirtſchaftlichen
Entwicke=
lung gegenüber nur beſchränkt. In Handelskreiſen wurde im
Anſchluß an die Ausführungen des Miniſters betont, daß man
nirgendwo im Reiche ſo ſcharf gegen Wucherer und Schieber
vor=
gehe wie in Bahern. Man war ſich einig darüber, daß äußerſte
Sparſamkeit und Einſchränkungen nötig ſind und daß nur durch
gemeinſame Arbeit und Anſtrengungen die Entwickelung
ge=
bremſt werden kann.
850 Mark für ein Zwanzigmarkſtück!
Berlin, 12. Nov. (Wolff.) Der Ankauf von Gold
für das Reich durch die Reichsbank und Poſt erfolgt in der Woche
vom 14. bis 20. d. Mts. im Preiſe von 850 Mark für ein
Zwanzigmarkſtück, 425 Mark für ein Zehnmarkſtück. Für die
ausländiſchen Goldmünzen werden entſprechende Preiſe gezählt.
Lohnbewegung.
Gaswerk ſind auch die Belegſchaften des Gaswerke
Schmargen=
dorf und Lichtenberg, in den Streik getreten. Die Arbeiter
der übrigen Berliner Gaswerke haben beſchloſſen, den Betrieb vorläufig
aufrecht zu erhalten. Morgen ſoll erneut in Verſammlungen zur Frage dem Bundesrat ſein Abberufungsſchreiben. Sein Nachfolger iſt
des Streiks Stellung genommen werden, wenn nicht bis dahin der
Ber=
liner Magiſtrat die von den Arbeitern geforderte Wirtſchaftsbeihilfe
be=
willigt.
Berlin, 12. Nod. (Wolff.) Seit heute morgen befinden ſich die
Gasanſtaltsarbeiter aller Groß=Berliner Werke in
paſ=
ſiver Reſiſtenz. Sie verrichten nur Notſtandsarbeiten; die
Gas=
verſorgung iſt vollſtändig unterbrochen. Wenn der Forderung ſofortiger
Auszahlung einer Teuerungszulage von 1000 Mk. vom Magiſtrat nicht
entſprochen werden ſollte, wollen ſämtliche Arbeiter die Gasanſtalten ver= Mannheim, weiß=ſchwarz:
laſſen. Heute mittag iſt der Magiſtrat zur Beratung zuſammengetreten.
Ebenſo verſammelte ſich im Rathaus die ſtädtiſche Tarifkommiſſion mit
dem Lohnkartell. Die beiden Körperſchaften empfehlen, der B.Z.a.M.
zufolge, einen Vergleichsvorſchlag, wonach allen ſtädtiſchen Arbeitern
für Oktober und November eine Summe ausgezahlt wird, die der zu
erwartenden Lohnerhöhung entſpricht.
Die Belegſchaften, der Berliner
Elektrizitäts=
werke ſind heute mittag zu Betriebsverſammlungen
zuſammengekom=
men, um zu der Arbeitseinſtellung der Arbeiter in den Städtiſchen
Gaswerken Stellung zu nehmen.
* Düſſeldorf, 12. Nob. Nachdem der Dortmunder
Schieds=
ſpruch abgelehnt worden war, haben geſtern abend die
Funktio=
näre des Deutſchen Metallarbeiterverbands und des Chriſtlichen
Metall=
arbeiterverbands beſchloſſen, am Montag morgen in den Streik
zu treten. Dieſem Beſchluß haben ſich auch die Hirſch=Dunckerſchen
Ge=
werkſchaften angeſchloſſen. Beſtreikt werden alle der Arbeitgebervereini=
gung angehörenden Betriebe.
* Rom, 12. Nov. Obwohl der Streik in Rom noch andauert,
ſind wieder mehrere Eiſenbahnzüge eingetroffen und abgegangen. Faſt
ſämtliche Läden ſind geöffnet und das Ausſehen der Stadt iſt normal.
In einigen Stadtvierteln kam es zu Zuſammenſtößen zwiſchen
Kommu=
niſten und Faſziſten. Bei dem Miniſterpräſidenten fanden Beratungen
ſtatt, wobei die erforderlichen Maßnahmen zur Herbeiführung eines
beſchleunigten Streikendes geprüft wurden. Nach den letzten amtlichen
Meldungen ſind bei den Zuſammenſtößen am 9. und 10. November vier
Perſonen getötet, 13 mehr oder weniger ſchwer, ſowie eine Anzahl
Per=
ſonen leicht verletzt worden, hierunter befinden ſich neun Polizeibeamte.
Geſtern abend und heute früh ſind die Zeitungen wieder erſchienen.
der Abrüſtung wird die Unabhängigkeit Frlands von ſeiner
Zu=
fuhr zu berückſichtigen ſein. In bezug auf Frankreich werde der
Gedanke eines Garantievertrages fallen gelaſſen, Amerika könne
aber Frankreich jederzeit unterſtützen, indem es auf Deutſchland
einen Druck ausübe, um Frankreichs Befürchtungen zu
beſeiti=
gen. Die Hoffnungen der radikalſten Pazifiſten aber dürften
keine Ermutigung erfahren in der Richtung einer vollſtändigen
Unterdrückung der Rüſtungen.
Als erſte Frage auf der Tagesordnung der Konferenz
ſteht die Abrüſtung zur See. Ueber den fernen Oſten ſoll
Amerika folgende Vorſchläge machen: 1. Die Zugänge nach
Sibi=
rien ſollen freigegeben werden. 2. Die oſtchineſiſche Eiſenbahn
ſoll internationaliſiert werden. 3. Ein Finanzkonſortium ſoll
eine internationale Aktion durchführen. 4. Japan ſoll ſeine
Rechte auf die Südmanſchurei=Eiſenbahn behalten. 5. Alle
chine=
ſiſchen Anleihen ſollen durch Vermittelung eines Konſortiums
zur Ausgabe gelangen. 6. Privatunternehmungen ſollen gleiche
Rechte haben. 7. Prioritätsrechte ſollen ausgeſchaltet werden.
Bezüglich des Stillen Ozeans ſoll ſich die Konferenz mit
folgen=
den Fragen befaſſen: 1. Chineſiſche Angelegenheiten. 2. Sibiriſche
Angelegenheiten. 3. Mandate.
Paris, 12. Nov. (Hovos.) Heute vormittag 141 Uhr
wurde in der Memorial=Hall die Konferenz über die
Entwaffnung durch eine Begrüßungsanſprache des
Präſi=
denten Harding eröffnet.
Die Reparationen.
Berlin, 12. Nov. Die offiziellen Verhandlungen zwiſchen
der Reichsregierung und der in Berlin weilenden
Repara=
tionskommiſſion haben noch nicht begonnen. Die
Kommiſſion nahm geſtern lediglich inoffiziell mit einigen
Ver=
tretern der deutſchen Regierung Fühlung. Heute fanden in der
Reichskanzlei Beſprechungen zwiſchen dem Reichskanzler und den
Vertretern jener Miniſterien und Reſſorts ſtatt, die an den
Repa=
rationsfragen intereſſiert ſind. Die Regierungsvertreter, die
geſtern mit der Neparationskommiſſion Fühlung genommen
haben, erſtatteten dem Reichskanzler Bericht. Irgendwelche
Be=
ſchlüſſe ſind nicht gefaßt worden. — Wie das Berliner Tageblatt
erfährt, liegt der Beſchluß über den endgültigen Standpunkt der
Gewerkſchaften zu den von der Induſtrie in Verbindung mit der
Kreditaktion geſtellten Bedingungen noch nicht vor. Die
allgemeine Stimmung der Gewerkſchaften iſt jedoch gegen die
Bedingungen der Induſtriellen. Die Gewerkſchaften werden
vor=
ausſichtlich am Montag oder Dienstag endgültige Beſchlüſſe über
die von ihnen einzunehmende Haltung faſſen.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Die gefälſchte „Saarländer=Adreſſe!”
Wer Auskunft darüber geben kann, wie der bekannte Betrug
am deutſchen Saargebiet durch die Sammlung von
Unterſchrif=
ten, beſonders in Lothringen anfangs 1919 zuſtande gebracht
worden iſt, der teile alle Einzelheiten und alles, was darüber
bekannt geworden iſt, umgehend mit der Geſchäftsſtelle „Saar=
Verein”, Berlin SW. 11,. Königgrätzer Straße 94.
Aufruf an alle aus dem Saargebiet ausgewieſenen Deutſchen!
Nachdem der Völkerbund ſeinerzeit die reſtloſe Zurücknahme
aller bisher erfolgten Ausweiſungen aus dem Saargebiet von
dem Präſidenten der Saarregierungskommiſſion, Staatsrat
Rault, verlangt hat, ſoll in einer Eingabe an den Völkerbund
erneut gegen, die bisher nicht aufgehobenen
Aus=
weiſungen Einſpruch erhoben und die Aufhebung
gefordert werden.
Um eine genaue Nachweiſung aller wegen ihrer deutſchen
Geſinnung immer noch ausgewieſenen Perſonen aufſtellen zu
können, bittet die Geſchäftsſtelle Saar=Verein, Berlin SW. 11,
Königgrätzer Straße 94, hierdurch nochmals dringend die
betref=
fenden Perſonen, welche der Aufforderung bis jetzt noch nicht
entſprochen haben, ihr die genaue Anſchrift, Name, Stand, Alter,
Wohnort, die Zeit und den Grund oder die Art ihrer
Auswei=
ſung umgehend mitteilen zu wollen.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 12. Nov. (Wolff.) Zu dem Ueberfall auf das
Poſtamt in Tempelhof wird berichtet, daß zwei der
Räu=
ber den in dem Schalterraum beſchäftigten vier Beamten
Revol=
ver entgegenhielten und die Herausgabe der Gelder forderten.
Ein Poſtſekretär, der ſich auf die Räuber ſtürzte, erhielt einen
Schuß durch den Mund. Aus einer Schublade raubten die
Räu=
ber ſodann 3000 Mark. Die Oberpoſtdirektion ſetzt eine
Beloh=
nung von 10 000 Mark auf die Ermittelung und Ergreifung der
Täter aus.
Genf, 12. Nov. (Wolff.) Der Verwaltungsrat des
Inter=
nationalen Arbeitsamtes hat beſchloſſen, am nächſten
Freitag zuſammenzutreten, um die Tagesordnung für die
nächſtjährige Sitzung feſtzuſetzen. Was die nächſtjährige
Kon=
ferenz betrifft, ſo wird ſie im Oktober ſtattfinden, und zwar
* Berlin, 11. Nov. Außer den Arbeitern im Charlottenburger wahrſcheinlich in Genf, da niemand einen anderen
Konferenz=
ort vorſchlug.
Genf, 12. Nov. (Wolff.) Der tſchecho=ſlowakiſche Geſaudte
bei der Schweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft, Diſek, überreichte
der frühere Wiener Vertreter der Tſchecho=Slowakei, Flieder.
Spiel, Sport und Turnen.
Sportverein Darmſtadt 1898 e. V.
Zum Pokalſpiele treten Mannheim und Dar
folgt an:
Weisſchuh
Schmidt. Gaſſe
Günther Voigt Volkert
Lieberiaun Fuchs O. Kupfer H. Kupfer
Wickenhäuf
Bonin
Takaes
Steckenreuther
Metzendor
Schneider Krauſe. Rauſch
Sulzmann. Stephan
Bärenz
Darmſtadt, blau=weiß.
Zu den Pokalſpielen ſei noch bemerkt, daß hierzu in Süddeutſchland
insgeſamt 639 Vereine gemeldet haben. Die heute ſtattfindende Runde
wird zeigen, welche der Bewerber in die zweite Nunde am 18.
Dezem=
ber eintreten. Der unterliegende Verein ſcheidet nach den Beſtimmungen
ohne wweiteres aus. Von den 639 teilnehmenden Vereine gehören 160
der Liga=, 333 der A=, 101 der B= und 45 der C=Klaſſe an. Die
Feſt=
ſetzung der Gegner fand durch Verloſung ſtatt, wobei als Gegner
Liga=
geger C=Klaſſe, 4= gegen B=Klaſſe uſw. zu verzeichnen ſind. Die
feſt=
geſetzten Termine für die Pokalrunden ſind:
13. November 1921
18. Dezember 1921
15. Januar 1922
29. Januar 1922
12. Februar 1922.
Wie bereits mitgeteilt, ſpielen vor dem Pokalſpiele die A.H.=
Mann=
ſchaften Turnvereins 1846=Mannheim und Sporwerein Darmſtadt,
Die Abrüſtungskonferenz.
wd. Berlin, 12. Nov. Die erſte Sitzung der
Wa=
ſhingtoner Konferenz findet heute vormittag 10.30 Uhr
ſtatt. Harding wird die Eröffnungsrede halten. Er hat ſich
über die Grundſätze der Abrüſtungskonferenz Preſſevertretern
gegenüber dahin geäußert, daß ſich Amerika dem Wirken des
Völkerbundes nicht entgegenſtellen werde, ohne ihm aber
beizu=
treien. Die Vereinigten Staaten treten für die politiſche
Unab=
hängigkeit Chinas ein. Japans Anſprüchen müßten bei der neu
abgeſteckten Grenze Rechnung getragen werden. In der Frage
* Darmſtädter Fußballverein 1912. Die ſüdd.
Fuß=
ballvereine beginnen heute die erſte Runde der Spiele um den Südd.
Fußballverbandspokal. Zum letzten Male kämpft heute die 1.
Mann=
ſchaft des Darmſtädter Fußballvereins 1912 unter dieſem Namen,
mach=
dem ſich DFV. 12 mit dem Sportverein Germania 1913=Darmſtadt in
dieſen Tagen unter dem Namen Verein für Raſenſpiele e. V.=Darmſtadt,
vereinigt hat. Die Mannſchaft tritt der 1. Mannſchaft don F.=V.
Ju=
gendfveunde=Eberbach gegenüber in der Aufſtellung:
Hanſe
Jung. Suchland
Dietrich Müller
Berger. Ganß Hannſtein Müllmerſtadt. Dillmann
Weun dieſer Mannſchaft auch gegenüber Eberbach die größeren
Ge=
winnausſichten zuzuſprechen ſind, ſo wird es doch höchſten Eifer
bedür=
fen, wenn der Sieg ihr zufallen ſoll.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. November 1931.
Mummer Ux.
— Darmſtädter Leichtathletik 1921. Die ſportliche
Arbeit findet ihren Ausdruck in der Erziehung von Höchſtleiſtungen,
durch objektive Feſtſtellung mit Stoppuhr und Bandmaß. Es laſſen ſich
deshalb auf dieſer Grundlage einwandfreie Vergleiche zwiſchen den
ein=
zelnen Leiſtungen verſchiedener Wettkämpfer, einzelner Vereine oder
Städte oder gar ganzer Völker vornehmen. Darin beſteht der
Wiſſens=
unterſchied des Sports vor anderen wichtigen Gebieten der Leibesübung,
Heſonders im Turnen, wo in ſubjektiver Feſtſtellung der Punktzahl
ge=
wertet wird.
Am Ende der verfloſſenen Wettkampfzeit verlohnt es ſich ſchon, einen
Blick rückwärts zu werfen und den oben angegebenen Vergleich
anzu=
ſtellen. Fangen wir mit der erweiterten Spannung an. Wie verhielt
ſich das deutſche Volk im Jahre 1921 gegenüber den Leiſtungen der
an=
deren Sportvölker? Mit den europäiſchen ſtehen wir auf gleicher Stufe
in entſchieden beſſerer Ausgeglichenheit als 1914. Der Sommer 1921
wird einen Markſtein bilden in der Athletikgeſchichte. In der Rekordliſte
wird ſich die Jahreszahl 1921 oft wiederfinden. Der Eingeweihte weiß
aber auch, daß mit dem Leiſtungsfortſchritt der Spitze auch die Baſis mit
teilnehwen mußte. Und ſo ſchon in Gefolgſchaft der vielen neuen
Höchſt=
leiſtungen eine allgemeine Leiſtungsſteigerung.
Vergleichen wir Darmſtadt im Rahmen mit anderen Städten,
Darmſtadt und Frankfurt! Frankfurt hat ſich im Sommer 1921 zur
Hochburg der deutſchen Leichtathletik emporgeſchwungen. „Eintrachſt”=
Frankfurt hat drei deutſche Meiſterſchaften inne hat drei neue Staffel
jöchſtleiſtungen geſchaffen und zwei Jahresbeſtleiſtungen in Staffeln
vollbracht. In den Länderkämpfen waren die Frankfurter die Stützen
der Mannſchaften. Unter dieſen Umſtänden mußten die Darmſtädter
ihre frühere Leiſtungsfähigkeit erheblich ſteigern, um nicht ins
Hinter=
treffen zu geraten. Und ſo ſahen wir die Darmſtädter ihre
Friedens=
leiſtungen von 1914 bei weitem übertreffen. Wenn auch die Zahl der
Erfolge gegenüber 1920 nicht gewachſen iſt, ſo muß doch die Verbeſſerung
der Leiſtungen ſofort ins Auge fallen.
Die 4X100 Meter=Staffel des Sportvereins 98 hat es in dieſem
Sommer hinter der deutſchen Meiſtermannſchaft in Frankfurt auf eine
Zeit von under 44 Sekunden gebracht, ſodaß ſie in der Reihe der erſten
deutſchen Mannſchaften ſteht. Die beſte Leiſtung im Sommer 1921 ſchuf
Weber über die knappe Strecke (100 Meter) in Köln gegen die Schweizer
und Berliner, wo er den Zwiſchenlauf in 11 Sek. gewann. Jans
er=
reichte über die 200 Meter am Ende des Sommers die vorzügliche Zeit
von 22,8 Sek. Seine Hquptſtärke liegt aber in der 400 Meterſtrecke, wo
er dominierte. Sein Sieg in dieſer Strecke in Köln über den Berliner
und den Schweizer Meiſter fand die gebührende Achtung.
Die Mittelſtreckenläufer in der 3 X1000 Meter=Staffel
zuſammen=
gefaßt brachten es zu beachtenswerten Leiſtungen. Nur Zehlendorf=
Berlin und „Eintracht”=Frankfurt ſtehen über ihnen mit ihren
Leiſtun=
gen. Auf gleicher Stufe ſtehen die Mannſchaften des Karlsrher
Fuß=
ballvereins und Turnſportvereins 1860=München.
Daß bei derart gut ausgebildeten Kräften die Erfolge über die
gemiſchten Staffeln (Olympiſche Staffel: 800, 400, 200 200 Meder) nicht
ausbleiben konnte, iſt klar. Auch hier ſtellten die Darmſtädter ihren
Mann und verſchafften ſich durch den ſenſationellen Sieg über
Charlot=
tenburg übevall im Reich Geltung.
Haben wir wr über die Leiſtungen unſerer Beſten einen perſönlichen
Rückblick geworfen, ſo bleibt die Leiſtungsfähigkeit aller übrigen
unver=
mindert beſtehen. Denn all das, was zum Aufbau dieſer Spitze withilft
und beiträgt, kann in dieſen wenigen Zeilen nicht zuſammengefaßt
wer=
den. Es verliert ſich bis in die tiefverzweigten, feinverteilten Kanäle
des Tvaiingsbetriebs.
Wir ſind ſtolz in Darmſtadt darauf, eine Leichtathletikmannſchaft zu
beſitzen, die im verfloſſenen Sommer 123 Siege (erſte, zweite und dritte)
erkämpfen konnte.
Ihre Leiſtungsfähigkeit wird in allen Städten des Reiches geſchätzt,
ſodaß nicht allen Einladungen zu großen Wettkämpfen Folge geleiſtet
werden konnte. Für den Sommer 1922 hat der Düſſeldorfer
Turnver=
ein 1847 die Darmſtädter Mannſchaft zu ſeinen Jubiläumswettkämpfen
jetzt ſchon beſonders eingeladen. Das Hauptintereſſe werden aber die
deutſchen Kampfſpiele 1922 auf ſich vereinigen und wir hoffen, daß die
Darmſtädter Sportsleute die bis dahin zur Verfügung ſtehende Zeit aufs
beſte dafür verwenden.
* Handball. Mit dem heutigen Sonntage beginnen im Verband
des Frankfurter Verbandes für Turnſport in Gemeinſchaft mit dem
Gau Frankfurt der Deutſchen Turnerſchaft die
Handballver=
bandsſpiele für die Saiſon 1921/22. Gleich in den erſten Spielen
ſtehen ſich die ſpielſtärkſten Gegner im Bezirk 1 gegenüber. In den
Spielen der erſten Runde ſteht die 1. Mannſchaft des
Sportver=
eins 1898=Schupo der 1. Mannſchaft der Frankfurter Turn= und
Sportgemeinde „Eintracht”=Schupo vormittags 9½ Uhr auf
dem Sportplatze am Böllenfalltor und die 2. Mannſchaften derſelben
Vereine, nachmittags 2½ Uhr, auf dem Sportplatze der Heſſ.
Schutz=
polizei auf dem Exerzierplatz in ihren beiden Spielen gegenüber. Alle
vier Mannſchaften kämpften im Vorjahre hartnäckig um den Meiſter
ihres Bezirkes, aus denen ſchließlich die Darmſtädter als Sieger
hervor=
gehen konnten. Dieſe Frage iſt in dieſem Jahre eine ziemlich offene,
umſomehr, da die Frankfurter Schupoleute an Spielſtärke bedeutend
zugenommen haben. Aber auch die Darmſtädter waren in der letzten
Zeit nicht wüßig und haben ein fleißiges Training hinter ſich, ſodaß
ſicher zwei ſcharfe und indereſſante Spiele zu erwarten ſind, auf deſſen
Ausgang man geſpannt ſein darf.
— Hockey. Am Sonntag nachmittag finden zwei intereſſante
Hockeywettſpiele auf dem Golfplatz ſtatt. Die Hockehabteilung der Turn=
und Sportgemeinde „Eintracht”=Frankfurt tritt mit ihrer 1. Damen=
und 1. Herrenmannſchaft gegen die gleichen des Darmſtädter Hockehklubs
an. Die Dawenelf der „Eintracht” zählt zu den beſten Süddeutſchlands
und wird ſich den Sieg nicht wehmen la n. Anſchließend treffen ſich die
1. Herrenwannſchaften. „Eintracht” hat in dieſer Saiſon beachtenswerte
Erfolge zu verzeichnen, die Mannſchaft hat große Fortſchritte gemacht
und iſt ein harter Kampf um den Sieg zu erwarten. Die
Jugendmann=
ſchaft des D.H.K. ſpielt in Frankfurt gegen die Jugendelf der „Eintracht”
ihr Vorſpiel um den „F. N.=Sport” Wanderpreis.
— Roßdorf. Heute begeht der hieſige Kraftſportverein „Deutſche
Eiche” ſeine alljährigen Vereinswettkämpfe, die von morgens 8 Uhr
ab in drei Klaſſen ausgetragen werden. Mittags 4 Uhr hat obiger
Ver=
ein den Kraftſportverein Neu=Iſenburg zu Gaſt, um einen
Mannſchafts=
kampf gegen denſelben auszutragen. Man darf auf den Ausgang dieſer
Mannſchaftskämpfe wohl geſpannt ſein. Von Intereſſe dürfte noch ſein,
daß an dieſem Tage auch eine Mannfchaft im Gewichtheben auftritt,
wobei ſich einige auswärtige Sportkollegen, unter anderem auch Herr
Weltmeiſter Liſt, befinden.
Preußiſch=Süddeutſche Klafſenlotterie.
* Berlin, 10. Nov. In der Vormittagsziehung
wur=
den gezogen: 200 000 Mk. auf Nr. 255963, 15 000 Mk. auf Nr. 129907,
10 000 Mk. auf Nr. 25883 167376 204596, 5000 Mk. auf Nr. 76091 87277
115205 119038 271792, 3000 Mk. auf Nr. 771 4576 21982 23648 25843 35156
37947 39172 52753 53258 67112 70394 72741 73140 75757 76147 77037
81870 87029 90893 94860 96977 98627 101994 104767 108097 108395 109911
138377 130942 145412 149118 153026 157572 159795 160437 167036 171000
171518 175080 177070 177931 181759 184069 187706 190332 203855 210351
215669 223191 225206 233155 234633 235366 246955 253162 253996 258804
262601 27C999 271998 275998 239900 292713. — In der
Nachmittags=
ziehung wurden gezogen: 50 000 Mk. auf Nr. 127739, 10 000 Mk.
auf Nr. 104807, 5000 Mk. auf Nr. 29801 79602 129689 139914, 3000 Mk
auf Nr. 3333 5879 7641 8738 9660 11923 20752 24577 24616 28543 31727
35869 36931 48136 63851 64313 65253 70373 75743 81813 91046 101548
106386 108380 119072 120580 125294 129518 133815 145944 160366 163977
166528 168415 168759 173007 181688 184658 186208 186292 187807 191276
206143 213189 213429 214310 215133 215968 225853 226996 235177 241287
242268 250667 253243 259852 263503 269982 269788 270946 272246 273307
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Montag, 14. November.
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Leitung Dr. Otto Waldgeſtel. Verantwortlich fur den leitenden rolitiſchen
Teil und für F=uilleton: Dr. Otto Waldgeſtel; für heſſiſche Voli ᛋk und den
übrigen Teil (außer Sport, Handel und Landwirtſchaftli hes): Max Streeſe; für
Sport, Handelsteil und Landwirtſchaftliches: i. V. Max Streeſe; für den Anzeige teil,
Anzeigenbeilagen und Mitteiluugen aus dem Geſchäft eben: Paul Lange. —
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei. Säm iich in Darmſtadt.
— Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitieilungen ſind an die „Redaktion des
Tagblatis” zu richten. Eiwaige Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
werden nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſendt.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Willy Seelig u. Frau
Rosel, geb. Simon
zeigen hocherfreut die Geburt
eines gesunden Töchterchens an
z. Zt. Klinik Dr. Rosenthal.
Darmstadt, den 11. November 1921.
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Statt Karten.
Maya Schropp
Willi Schelhaas
VERLOBTE
Frankfurt a. M.
Darmstadt
Elisabethenstr. 49 Wertheim a. M.
13. November 1921.
aaf4
Friedel Wertheimer
Josef Thalheimer
VERLOBTE
Darmstadt
Eichtersheim
b. Heidelberg. Landwehrste, 7½, pt.
Rosel Unverzagt
Paul Markert
geben ihre Verlobung bekannt.
Darmstadt, 12, Nov. 1921.
Statt Karten.
Simon Ansbacher
Mina Ansbacher
geb. Herz
VERMAHLTE
Würzburg.
Trauung: Montag, den 14. Nov., mittags 1 Uhr,
Darmstadt, Hotel Stadt Frankfurt.
scccccccgee
Sonntagsgruß.
Der freundlichen Spenderin
herzlichsten Dank.
(*42678
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
ge=
fallen, meine liebe Frau, unfre gute,
treubeſorgte Mutter. Schweſter,
Schwägerin und Tante
Frau
Margarete Kremer
geb. Möbs
geſtern abend gegen 9 Uhr im Alter
von 55 Jahren unerwartet zu ſich
zu rufen.
(*42989
Im Namen der tieftrauernd Hinterbliebenen:
Franz Kremer.
Darmſtadt, Nieder=Mörlen, Wimpfen,
Frankfurt, 12. Nov. 1921.
Die Beerdigung findet Montag, den
14. Nov., nachm. 3 Uhr, vom Portale
des Waldfriedhofs aus ſtatt.
Das feierl Requiem iſt am Dienstag
um Uhr in der St. Ludwigskirche.
Nehmen Sie anstelle teurerEien
ür die liebevolle Teilnahme an
C) unſerer Trauer bei dem
Heim=
gang unſeres lieben Vaters und
Schwiegervaters ſprechen wir
un=
ſeren herzlichſten Dank aus.
Darmſtadt, 12. Novbr. 1921.
Prof. Wilh. Vollhardt
Nelly Vollhardt, geb. Lutz.
(*42980
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Dankſagung.
Wir ſagen Allen, welche uns bei dem
Heimgange unſerer lieben Entſchlafenen
Fran Harsarete Haus, geh. Simon
ſo liebevolle Teilnahme entgegenbrachten,
unſeren innigſten Dank. Insbeſondere
Adanken wir Hrrn Pfarrer Beringer für
die troſtreichen Worte am Grabe, (12488
Die trauernden Hinterbliebenen.
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Mine 3
Me MMee
Mi 6e
nnnnannaganasanneanas-
DAaanz-
Nur durch Dienſt wird das All erhalten, der Gehorſam
*
iſt die höchſte Idee der Freiheit.
Ernſt Moritz Arndt.
Herbſt.
Die Zeit der Ernte iſt vorüber. Wieſen und Aecker ſind kahl
und leer; nur die Egge zieht langſam über die dunklen Felder,
um die Erdſchollen für künftiges Jahr zu lockern. Die Blätter
der Bäume und Sträucher ſind rot und gelb und dürr, ein leiſer
Windhauch, ein Atemzug der Natur bloß, und ſie fallen müde,
leblos zur Erde. Nur noch die Traube hängt ſchwer und voll
zwiſchen dem fahlen Gerank, das auch ſchon bleich iſt und fallen
möchte..
Herbſt. Lichter leuchtender Herbſt, voll tiefer Klarheit,
un=
endlicher Weite, kriſtallheller Reinheit. Die Luft lind und warm
und weich. Die dürren Blätter in den Gärten weit außerhalb
der Stadt raſcheln unter den Tritten einſamer Wanderer, und
dort auf dem kleinen Platz dreh’n ſie ſich im Winde und tanzen
in wildem Reigen einen Totentanz.
Herbſt. Mit tauſend Fäden ſind wir der Natur verknüpft.
Wind und Wetter, Jahreszeit und Klima, all das wirkt auf uns.
Die leiſeſten Schwingungen der Seele ſtehen im Zuſammenhang
mit der Natur. Unſere Stimmungen ſind vom
Feuchtigkeits=
gehalt der Luft abhängig, unſere Launen vom Stand der Sonne,
unſerer Seele Barometer ſteigt und fällt mit der Temperatur.
Zwiſchen hohen Häuſermauern, hinter dichten Gardinen fühlen
wir ihre Kraft, die uns geheimnisvoll umhüllt, die uns Werden,
Vergehen und Sterben immer wieder vor Augen führt. Unſer
Temperament, unſer Weſen iſt der Spiegel des Klimas. Aus
der Höhenquote, aus den Windſtrömungen, aus der
Verſchieden=
heit des Lunſtkreiſes wollte man einſt den Charakter der Völter
deuten. Schon Hippokrates lehrt den Zuſammenhang von Klima
uud Witterung auf perſönliche Eigenhciten und meint, daß
Berg=
bewohnes immer munter, urbeitſem, wachſam und ſeurig ſeien.
Ariſtozeles findet, daß die Bewohn= moraſtiger Gegenden
ſchwver=
ſällig und urnlos ſind. Montes uien ſagr, daß in kalten Ge
zu=
den mehr Mut, mehr Bewußtſein der Kraft., mehe Freimütigkeit
und weniger Mißtrauen und Argwohn zu finden ſeien und meint,
daß man das Klima nach dem Maße der Senſibilität beſtimmen
könnte. Auch des Nordländers Vorliebe zu hitzigen Getränken,
des Südländers Mäßigkeit, daß im Norden mehr Vernunft und
Gemüt, mehr Treue und Ausdauer, im Süden Aufbrauſen des
Affekts, düſtere Leidenſch wn, Rachſucht und Wankelmut
häu=
figer ſind, iſt auf die Beſaffenheit des Klimas zurückzuführen.
Die Naturnotwendigkeit offenbart ſich in körperlichen und
gei=
ſtigen Eigenheiten: in des Spaniers choleriſcher Glut, in des
Franzoſen feurig champagnerartigem Ungeſtüm, in der Franzöſin
leichter Beweglichkeit in ihrem anſpruchsvollen Drange nach
Ge=
ſelligkeit, in ihrer Dichter graziöſer Sprache. In des Briten
kaltem Ernſt, in der Dänen Reizbarkeit, in der Normannen
un=
bezähmbarer Neigung zu Abenteuern, die dieſe „ſkandinaviſchen
Vikinger” zu ihren Naubzügen trieb und die in der Natur des
Landes, den wilden Urgebirgen und den Meeresfluten, die tief
ins Land hineinzüngeln, ihre Erklärung finden. In des
Ita=
lieners üppiger und verzehrender Leidenſchaftlichkeit, in der
Tür=
ken Ernſt, Schweigſamkeit und Hang zur Wolluſt. Sogar in
Ge=
bärdenſpiel, im Ausdruck der Sprache, in der Mundſtellung
wollen manche Forſcher die allmächtige Gewalt der Natur
erken=
nen. Das gilt für die Allgemeinheit. Der einzelne löſt ſich von
ſeiner Heimat, dem All und vom Geſetz der Notwendigkeit und
gehorcht den geheimen Geſetzen ſeiner eigenen Natur, die
indi=
viduell reagiert auf jene ſonderbar dunklen Kräfte.
Herbſt bei uns. Stiller, friedlicher Herbſt, warm und ſchön
und doch ſo ſehnſuchtsſchwer und bang. Und weit unten iſt es
Sommer, lachender, blühender Sommer und einige wenige
Glück=
liche folgen ihm, immer weiter bis in den ſüdlichſten Süden. Sie
halten ihn, er füllt ſie aus, und um uns und in uns wird es
Herbſt. Unſere Wünſche werden ſtiller, unſere Träume
farb=
loſer, und erſt im Frühling erwachen ſie wieder, und Sehnſucht
und Hoffnung ſtehen lächelnd Pate. Und wir gehn wieder dem
Glück entgegen. Glück.. .?. Ein ſeltſam Laut, deſſen Inhalt
wir nicht in Worte kleiden, nicht durch Begriffe erläutern können,
für das es keine Grenzpfähle gibt, keine Kilometerſteine, keine
Radabweiſer. Sein Neiz liegt in ſeiner Unbeſtimmtheit. Es iſt
das All, das Unerreichbare, das ewig Ferne, nach dem wir uns
ſehnen von dem Augenblick, da wir zu denken angefangen, da ſich
der erſte ſcheue Wunſch in unſer Herz geſtohlen; dem wir
zu=
jauchzen an jungen, ſchönen Frühlingstagen, nach dem wir
weh=
mütig auslugen in weichen, ſtillen Dämmerſtunden, das wir
er=
warten in dunkel rätſelhaften Nächten. Dem wir entgegenſtreben
täglich von neuem mit großen, weitgeöffneten Augen, mit
hoch=
geſchwellter Bruſt, mit fliegendem Atem, das uns immer wieder
lockt mit ſeinem ſüßen Sirenenlächeln, mit ſeinen
einſchmeicheln=
den Zauberliedern, mit ſeinem zitternd ſprühenden Sternen=
licht. . . . Und unſere Phantaſie webt raſtlos täglich neue, täglich
buntere Farben in jenes Spinnennetz, wo alle Wünſche, alle
Hoffnung, alle Träune ſich ſpiegeln und leuchten wie Tautropſen
im Sonnengold. .
Und ein Weiſer, in deſſen reinem Herzen die Allgüte lohte,
hat den tiefen Sinn jener Sehnſucht erkannt und den
todestrau=
rigen Schmerz der Enttäuſchung und deshalb nahm er uns ſanft
bei der Hand und ſagte: Schaut vorwärts — dort iſt das Glück.
Weit, weit von hier, aber erreichbar. Ein ganzes Leben lang
müßt ihr wandern — immerfort — ruhelos — aber dann —
dann werdet ihr es finden. Dort weit, weit ab, jenſeits des
gro=
ßen Stromes, den ihr Leben nennt, liegt das Feenreich, das
Eden, die Inſel der Seligen und dort — dort wohut das Glück.
Und jahrtauſendelang haben wir ihm gefolgt und gingen durchs
Leben hoffnungsfreudig und zukunftsſicher, denn jenſeits der
Brücke mußten wir es finden, in jenem Wundergarten in ewigen
Sonnenſchein getaucht. . . Aber heute — heute iſt uns der Weg
zu beſchwerlich, und wir wollen das Glück auf Erden finden und
ſuchen es — und ſuchen es, aber der graue Alltag lächelt
gelang=
weilt und ſieht uns aus hämiſch kalten Augen an, in deren
tief=
ſter Tiefe es wie Spott zuckt.
Leiſe Töne, einer Ziehharmonika klingen durch den ſtillen
Abend. Auf der Bank vor ſeiner Haustür oder an dem nied= nk. „Erdölſand in der Schweiz‟. Durch geologiſche
Unter=
rigen Kellerfenſter einer Vorſtadtwohnung, auf dem ein paar
blühende Geranien und Fuchſien nicken und die wenigen
Strah=
ſeinen abgearbeiteten, ſchwieligen Händen entlockt er dem
In=
ſtrument langgezogene Töne, in die er all ſein Leid, all ſeine
un=
die dunklen Empfindungen, die in ihm leben, die in ihm ſtreiten,
für die er keine Worte finden kann, die ihn müde und traurig
machen oft und manchmal himmelhochjauchzend, und die er nicht
einem Ausdruck ringt. Tagsüber da hämmert er, oder hobelt,
oder dreht, und das Nattern der Maſchinen, das ſchmetternde
Ge=
töſe der großen Näder, das Lärmen des Motors übertönt die
Sprache ſeiner Seele, aber abends, wenn es ſtill geworden, ganz
ſtill, dann klingt und klagt etwas in ihm und zittert leiſe. . .. Aubikmeter Bas mit über 98 Prozent Methan ausnkömen.
Und da hat er geſpart und geſpart, hat jahrelang Kreuzer zu
Kreuzer gelegt und endlich jene alte Harmonika erſtanden, die er
ſeit langem in einem Winkel des Schaufenſters des großen
La=
dens geſehen, und die nun ſeine beſte Freundin geworden, ſeine
Vertraute der er alles ſagen kann und klagen, was ihn bedrückt,
die ihn tröſtet durch ihre warmen Töne, die ſeine Gefühle
wieder=
geben, die all ſein ſtummes Leid leiſe von ſeiner Stirne
ſtrei=
chelt.
3 Muſik — eine wunderſame Himmelsgabe, die uns reich
ge=
macht die manchen Lichtſtrahl wirft in dunkle Herzen; ihre Laute
ſind Töne, die Klang und Farbe haben, die alles auszudrücken
vermögen, was uns bewegt, die beredter ſind als tauſend Worte,
wärmer, zarter, treffender, deren Inhalt alles Leid und alle Luſt
Harmonien. .
Herbſt. Die Sehnſucht lebt wie die Erdfrucht unter dunklen,
ſchwarzen Hüllen und wartet, bis ein verirrter Sonnenſtrahl ſie
wieder wachküßt. Die Kaſtanie löſt ſich aus ihrer Schale und
fällt mit dumpfem Schlag zur Erde — und ſtirbt. Die Neife iſt
ihr Tod. Ihr Leben iſt ein ſtetes Werden, dann kommt das
Ende, jäh, plötzlich, kein langſames Entblättern. . . . Und die
Schmetterlinge, die in der Sonne ſpielen, ſterben, wenn ſie
lie=
ben; nur in uns iſt ein ewiges Erſtehen und Vergehen, ein
täuſchtwerden.
Ein wunderſames Märchen unſer Leben. Aus Luſt und
Schmerzen geboren, ſtehn an unſerer Wiege, gütige Feen und
geben uns aus dem reichen Vorn aller Erdenſchätze manch ſchöne
Gabe mit auf den Weg. Dem einen dies, dem andern jenes.
Dem einen Güte, dem andern Schönheit, dem dritten Klugheit,
einigen Fleiß, andern Leichtlebigkeit, manchen den Hang zur
Träumerei. Jedem etwas, mit dem er zufrieden ſein könnte,
aber im letzten Augenblick kommt die böſe Fee, für die es keinen
goldenen Teller gibt, und die legt uns aus Nache die Unraſt ins
Herz, das Suchen und Suchen, das Wünſchen und Sehnen nach notwendig zu ſein, kann möglicherweiſe aber in früheren Jahr=
Genies, aber auch ins Herz der Häßlichen, des Schwächlings, des
Krüppels..
Die Sehnſucht iſt ein ſeltſam Göttergeſchenk. Sie hat uns
alles Schöne auf Erden finden laſſen, ſie hat unſere Phantaſie
beflügelt, hat uns die Wege tauſendfach gewieſen, hat uns
empor=
getragen zu ſtolzen Höhen. Sie iſt die Triebfeder aller großen hervorgerufen ſein. So lange ein Schutzbündnis nicht durch eine
GSedanken, aller großen Taten, ſie facht den Ehrgeiz an, der die Anzahl ſicherer Beobachtungen tatſächlich begründet werden kann,
Welt erobert und die Staaten groß gemacht, den Wiſſensdurſt, müſſen wir wohl annehmen, daß lediglich dasſelbe Wohngebiet
der uns manch dunkles Nätſel gelöſt, und das Mitleid, das die
Menſchen Menſchlichkeit gelehrt und Verſtehn. Aber ſie hat
auch Verderben gebracht und alles Leid. . . . Die Sehnſucht iſt
das ewige Feuer, das die Lebensflamme der Menſchheit
unter=
hält und an dem der einzelne ſeine Flügel verſengt.
Da erſtand uns allmählich, in der Zieſignation eine gütige
Fee. Sie ſchleicht abends, wenn es dunkel geworden, leiſe an
unſer Lager, legt ihre guten weichen Hände auf unſere
fiebern=
den Schläfen, auf unſer klopfendes Herz und küßt uns geſund.
Reſignation: Kampfesmüdigkeit, Kapitulation,
Eingeſtänd=
nis der Schwäche. Eine Krankheitserſcheinung ſpottete unlängſt
jemand. Und doch liegt in ihr die höchſte Weisheit, des Lebens
tiefſte Philoſophie, die man erſt im Herbſt des Lebens, im reichen,
ſegenſpendenden, ruhig klaren Herbſt erfaßt. Denn aller
Ver=
zicht, alles überlegene Sichfügen, verſtändige Sichbeſcheiden, ein
zu Verſtehentrachten, wo wir nicht begreiſen können, volles
Ver=
zeihen, wo wir verletzt wurden und die Einſicht, daß Sünde
Krankheit iſt und Leid, all das ſind Formen der Reſignation, ſind
Vorſtufen wunderfeiner Empfindungen, die ſtolze Errungenſchaft
weniger Starker. Ein erneuter Sieg der Vernunft, ein
Sichlos=
löſen von der Gewaltherrſchaft des Temperaments, die alles
unterjochen möchte. . Eine Stärke, die die Schwäche geboren. ..
Marie Holzer.
Wiſſenſchaft und Technik i
ſuchungen in der Schweiz wurden nach der Umſchau in
Wiſſen=
ſchaft und Technik (Frankfurt a. M.) große Mengen Oelſand im
len auffangen, die die Sonne manchmal hinunterſchickt, ſitzt ein Kanton Genf entdeckt. Es handelt ſich meiſt um ofſene, von der
ſtiller, kleiner Mann nach des Tages Müh’n und Unraſt. Mit Rhone und ihren Nebenflüſſen angeſchnittene Lagerſtätten; doch
ſcheint es möglich, bei Bohrungen in ihrer Nähe auch in tieferen
Schichten noch geſchloſſene Lager und vielleicht ſogar flüſſige
klare Sehnſucht, all ſein unausgeſprochenes Weh hineinlegt, all Oele zu finden. Aus dem Oelſand ſickert ein mehr oder weniger
dickflüſſiges Oel aus, das durch Auslaugen oder Deſtillieren in
größeren Mengen für Schmieröle und in kleineren Mengen für
Leuchtpetroleum= und Benzingewinnung brauchbar iſt. Weitere
zu deuten und nicht zu ſagen vermag, und für die er doch nach wahrſcheinlich abbauwürdige Oelſandvorkommen finden ſich noch
im Kanton Wagdt und im Berner Seeland ſüdlich von Biel.
Auch Erdgasquellen ſind in der Schweiz vorhanden, unter
an=
derem am Rickentunnel, wo man größere Gasmengen und auch
flüſſiges Erdöl vermutet; auch bei Cuarny, wo minutlich 700
Wer
Der Naturfreund IIm)i
:t
nk. „Woher ſtammt die Sage vom Einhorn?” Ueber den
Urſprung der Volksſage vom Einhorn hat lange Zeit völlige
Un=
klarheit geherrſcht. Erſt Schrader hat im letzten Jahrzehnt des
verfloſſenen Jahrhunderts, wie Dr. Hanns Krafft in der
Zeitſchrift Natur und Kultur ſchreibt, nachweiſen können, daß
die Einhornſage auf die Darſtellung des Ur= oder Auerochſen
(Bos primigeniue) zurückgeht, die ſich auf altaſſyriſch=
babyloni=
ſchen Reliefs vorfand. Dieſe Darſtellungen ſind ebenſo wie die
ägyptiſchen Wandmalereien nur im Profil wiedergegeben, ſo daß
enhält, die jede Sprache ſprechen, und alles auflöſen in weiche nur ein Horn zu ſehen iſt. Später wurden daun dieſe
Darſtel=
lungen des Einhorns durch die auf ägyptiſchen Reliefs
darge=
ſtellten Säbelantilopen (Oryx) beeinflußt, die ebenfalls durch
ihre Profilanordnung nur ein Horn zeigten. Dieſe aus dem
Altertum übernommenen Darſiellungen gewannen im
Mittel=
alter durch unwahre wichtigtueriſche Berichte von Neiſenden
neue Belebungen. Nashörner, auch große ſchwarze Rinder
ſcheinen hiermit verwechſelt worden zu ſein, und der „
Monobero=
logien” gab es im 16. und 17. Jahrhundert eine große Menge.
Seitdem man dann noch vermeinte, foſſile Reſte dieſes
wunder=
baren Tieres entdeclt zu haben, pries man die Heilkraft des
Cinhorns in noch begeiſterteren Tonen. Selbſt die kleinſten
ewiges Wünſchen und Entſagen, ein ewiges Hoffen und Ent= Stücke eines ſolchen Einhorns hielt man für ein unfehlbares
Mittel gegen Gift und Diß.
nk. „Vogelvergeſellſchaftung im Herbſt”. Zu den Kiebitzen,
die ſich im Herbſt in den Marſchwieſen in kleinen oder großen
Flügen aufhalten, geſellen ſich ſehr oft, faſt regelmäßig, Stare
und ſchließen ſich ihnen ganz an, fliegen mit ihnen auf, führen
in der Luft alle Schwenkungen mit aus und laſſen ſich auch
wie=
der mit ihnen nieder. Dieſe Erſcheinung iſt jedem Beobachter
bekannt. Was iſt die Urſache dieſer Vergeſellſchaftung? Schutz
vor Feinden, etwa durch Wachſamkeit, ſcheint — meint Nichard
Gerlach in der Ornithologiſchen Monatsſchriſt — nicht ſehr
dem Unerreichbaren. Sie legt es ins Herz des Eroberers des hunderten, wo ernſtliche Feinde häufig waren, der Antrieb zur
Tiergemeinſchaft geweſen ſein. Für die Ernährung iſt das
Zu=
ſammenſein der beiden Tierarten kaum erſprießlich. Auch das
gemeinſchaftliche Durchſtreifen der Wälder und Gärten von
Meiſen, Goldhähnchen und Spechten dürfte wohl nicht durch den
Vorteil, den eine Art aus der Wachſamkeit der anderen zieht,
und ähnliche Lebensbedürfniſſe die Vögel ſich enger
zuſammen=
ſchließen laſſen, ohne daß ein eigentlicher Zweck damit
verbun=
den zu ſein braucht.
—
Die Igelei.
Von Toni Rothmund.
Die Nacht war ſchwül. Die kleine Heide hatte ſich ſchon lange
im Bett herumgeworfen, jetzt ſtand ſie auf. öffnete die Tür und
trat vor das Haus. Es war eine weiße Nacht und ſo ſtill, daß
man das leiſe Naſcheln der Inſekten hören konnte. Die Blumen
und die Gräſer, der Ginſter und das Brombeergeranke waren
naß von Tau. Heide ging zu ihrem großen Stein in der Mitte
der Halde und ſtreckte die Glieder auf die kühle Platte. Sie
ließ ſich ganz vom Mondſchein überrieſeln und durchleuchten.
Ueber ihr prangten die vielen glitzernden Sterne, unter ihr in
der Ebene glänzten die Lichter von Dörfern und Städten.
Auf einmal hörte ſie neben ſich ein kleines Huſten, und gleich
darauf ſagte jemand: „Seid Ihr alle da?‟
tig über den Nand des Steines und ſah Herrn Troll, den Igel,
mit ſeinen fünf Jungen im Mondſchein ſpazieren gehen.
Ge=
rade etwas unterhalb des Steines machten ſie halt, und Herr
Troll fragte: „Wo blieken wir das letzte Mal ſtehen?”
„Beim Fuchs!” ſchrien die fünf Igelchen. Sie hatten
ſon=
derbar ſchrille Stimmen, und was ſie ſagten, klang wie ein
ſchar=
fes Pſeifen. „Ganz recht, beim Fuchs!” wiederholte Herr Troll. Darauf hatte der Fuchs nur gewartet, er ſprang wvie der Blitz
Wie retten wir uns vor dem Fuchs, Malchen?”
„Indem wir, indem wir —” ſtotterte Malchen und blieb
ſtecken, denn ſie war ein etwas leichtfertiges Igelchen und hatte
das letzte Mal nicht ordentlich aufgepaßt. Dafür wurde ſie nun
von ihrem Vater mit einem Stachel in die Schnauze gepickt und
ſchrie: „Autſch!” Herr Troll aber ſagte: „Das geſchieht Dir ganz
recht. — Hans, mein Igel, antworte Du!”
„Indem wir uns zuſammenrollen und die Stacheln
ſträu=
ben,” ſagte Hans. „Richtig!” lobte Vater Troll. „Ueberhaupt
*) Nachſtehende Dichtung iſt der ſoeben im Verlag von Levy u.
Mül=
ler in Stuttgart erſchienenen Märchenerzählung „Die Bernſteinperle‟
hon Toni Rothmund entnommen. Prachtausgabe in 40=Format mit
8 farbigen Vollbildern und zahlreichen Textilluſtrationen, von Ernſt
Kutzer. Das Buch zählt zum Beſten auf dem Gebiete der neueren
Jugendliteratur.
ſind wir allen Geſchöpfen gegenüber im Vorteil, denn wir haben
Stacheln. Nicht mal der Menſch hat Stacheln; er hat nur Haars,
die ihm nichts nützen, denn er kann ſie nicht ſträuben und nicht
damit ſtechen.”
In dieſem Augenblick ſagte eine höfliche Stimme: „Ei,
au=
ten Abend, meine Herrſchaften! Sieh da, ſieh da, welche Freude!
Die ganze Igelei auf einem Haufen!‟ Es war der Fuchs, der
ſo ſprech, und Heide ſchob ſich bäuchlings vorwärts, ſo daß ſie
mit dem Kopf über den Nand des Steines fortgucken konnte,
ſtützte das Kinn in die Hände und ſchaute zu.
Troll ſtieß einen Pfiff aus, und ſogleich rollten ſich alle Igel
zu runden, von Lanzen ſtarrenden Knäueln zuſammen. Der
Fuchs ſetzte ſich zu ihnen hin, denn ſo lange ſie nicht aufgerollt
waren, konnten ſie ihm auch nicht davonlaufen. „Schöner Abend
heute!” ſagte der Fuchs und ſchielte die ſechs Stachelkugeln nach
der Neihe an. „Necht ſo ein Igelwetter zum Spazierengehen.
Jal” ſchrien mehrere Stimmen. Heide beugte ſich vorſich= Die Luft ſo angenehm, der Mond ſo hell, und alle Schnecken
und Würmer unterwegs. Wenn mich nicht alles täuſcht, ſehe ich
gerade dort eine allerliebſte, ſaftige Schnecke in einem
knuſperi=
gen, gelbgeringelten Häuschen.”
Hier konnte ſich das vorwitzige Malchen nicht länger
bezäh=
men, es rollte ſich ein klein wenig auf und blinzelte unter
ſei=
nem Stachelwald hervor und hielt nach der Schnecke Ausſchau.
„Alfo, ich ſagte Euch, daß er an der Spitze unſerer Feinde ſteht, auf Malchen zu, ſo daß ſie knapp noch Zeit hatte, die Schnauze
einzuziehen. Der Fuchs aber biß auf Stacheln und bekam
Naſenbluten. Er tat aber, als ob nichts geſchehen ſei, denn
wenn die anderen Igel etwas gemerkt hätten, wäre er ausgelacht
worden. So kicherte nur Malchen ein wenig hinter ihren
Stacheln.
Der Fuchs wiſchte ſich mit ſeinem Schwanz das Blut vom
Geſicht und fuhr fort, mit einer liebenswürdigen Stimme zu
reden: „So viel ich gehört habe, wollen die Mäuſe ja heute
Hoch=
zeit halten; es ſind dreißig Glühwürmer beſtellt, und die
ſämt=
lichen Grillen ſind aufgeboten, um zum Tanz aufzuſpielen. Frau
Irmels älteſte Tochter ſoll ſich mit einem altadligen Mausbock
vermählen. Die weißen Mäuſe haben ihr Erſcheinen ebenfalls
zugeſagt. Ich ſing neulich eine, die ſchmeckte ausgezeichnet. Man
merkte, daß ſie mit Zuckerbrot und Weizen fettgemacht worden
war. Und dabei ſind ſie leicht zu kriegen, weil ſie ein bißchen
dumm ſind.‟ Der Fuchs wartete die Wirkung ſeiner Worte ab
und beobachtete die Igel aufmerkſam. Vater Troll ſeufzte, als
er ſo von Mäuſen reden hörte, das Waſſer lief ihm im Munde
zuſammen, aber er wickelte ſich nicht auf.
„Uns hat man natürlich nicht eingeladen zum Feſt,” fuhr
der Fuchs fort, „und wir braiichen uns das eigentlich gar uicht
gefallen zu laſſen. Ich hörte ſchon, daß ſich auch Amalie, die
Fledermaus, beklagt hat, daß ſie keine Einladung bekommen
habe. Ich habe nun eine Schrift aufgeſetzt, in der ich mich beim
Mauſekönig ganz entſchieden über dieſe Nichtachtung beſchwert
habe. Ich ſammle Unterſchriften und möchte auch um Ihren
werten Namen bitten. Vielleicht darf ich Ihnen die Schrift
ein=
mal vorleſen?”
Der Igel grunzte etwas, was „meinetwegen” heißen konnte,
und der Fuchs begann. Ein Papier hatte er aber gar nicht, er
ſagte alles auswendig. „Und hier käme dann Ihre Unterſchrift
hin: Troll, der Igel,” ſchloß der Fuchs.
Der Igel rührte ſich nicht. Heide guckte.
„Oweh. o weh. o weh. Her Troll iſt ohnmächtig geworden!“
rief nun der Fuchs mit geheucheltem Mitleid. „Ich dachte es mir
gleich, daß es ungeſund ſei, wenn man ſich bei dieſem warmen
Wetter ſo feſt zuſammenrollt. Zum Glück habe ich die erſte Hilfe
bei unglücksfällen gelernt. Ohnmächtige müſſen mit kaltem
Waſſer begoſſen werden. Leider iſt keines hier, ich werde daher
den Kranken vorſichtig in den Bach rollen.”
Der Igel rührte ſich noch immer nicht. Der Fuchs aber
be=
gann nun wirklich, ihn fortzurollen, und Heide ſtand auf und
ſchlich hinter den beiden her, gefolgt von den fünf Igelchen, die
in ihrer unſchuld meinten, Papa ſei es wirklich ſchlecht
gewor=
den, und der Fuchs wolle ihn wieder geſund machen. Sie waren
eben noch ſehr dumm. So kam der Fuchs an den Bach, der von
den Bergen kommend neben der Halde herſprang und ſich
wei=
ter unten in das Tal ſtürzte. Der Fuchs redete die ganze Zeit
tröſtend auf den Igel ein. „Es wird Ihnen jetzt vielleicht etwas
ſchwindelig ſein. Herr Troll; das kommt aber nur vom
Herum=
gekugelt werden, und es gibt ſich im Waſſer, wenn Sie erſt den
Kopf unter dieſer ungeſunden Decke herausſtrecken und wieder
Luft ſchnappen können. Sie verſtehen doch zu ſchwinmen? Ja?
Dann iſt die Sache für Sie ganz ungefährlich. Hopplal”
Nummer 43
Anterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
Jahrgang 1921
Die Welt der Frau
Was uns bleibt.
Wir ſind ein armes Volk geworden. Ueber dieſe bittere
Tat=
ſache dürfen uns die überfüllten Luſtbarkeiten und die Flüſſigkeit
des Geldes, die ſich beſonders in manchen Kreiſen beigr Einkauf
von Lebensmitteln offenbart, nicht hinwegtäuſchen. Wir werden
es uns in Zukunft nicht mehr geſtatten können, Gaſimäler, mit
nicht endenwollender Speiſenfolge zu veranſtalten, oder
koſtſpie=
lige In= oder gar Auslandsreiſen zu unternehmen. Wir haben
große Urſache zur Genügſamkeit, Beſcheidenheit und Eigjachheit,
uns alſo Eigenſchaften anzueignen, für die uns der Krieg ſchon
vorgebildet hat.
Doch, wenn wir auch gezwungen ſind, uns Einſchränkungen
und Entbehrungen in unſerer Lebensführung aufzuerlegen, ſo
haben wir doch noch keine Urſache, zu verzweifeln. Wis iüſſen:
uns nur aus dem Tiefſtand des Materialismus herausarbeiten
und die Not des Lebens darf uns nicht ausſchließlich gefangen
nehmen.
Uns bleibt noch ſo vieles. Es iſt nur an uns, die Freude,
das Licht und die Sonne in unſer Daſein zu tragen. Und das
können wir, indem wir nicht zum wenigſten in der Natur
Ab=
wechslung, Befriedigung, Anregung und Erholung ſuchen und
uns den idealen Gütern des Lebeus, geiſtigen und künſtleriſchen
Intereſſen, neben der Arbeit, in unſeren Mußeſtunden zuwenden.
Nach dieſer Richtung hin können wir ſelbſt in beſcheidenen
Ver=
hältniſſen „in Schönheit” leben, indem wir uns aus der rauhen
Wirklichkeit in das Gebiet der Kunſt hinüberretten.
Denn iſt uns zum Beiſpiel nicht die Muſik geblieben? Ich
denke dabei beſonders an die Hausmuſik, die man jetzt mehr denn
je bei Begabung und Talent pflegen ſollte, ohne einem
Dilletan=
tismus Vorſchub zu leiſten, der für die Umwelt zur Qual
wer=
den kann. Da wird in erſter Linie das Klavierſpiel in Betracht
kommen, zweihändig und vierhändig. Neben dieſem kann, die
Geige oder das Cello, die Laute und der Geſang in erhöhtem
Maße dazu beitragen, uns muſikaliſche Genüſſe zu bereiten.
Ferner bleibt uns die Lektüre, die wir uns durch die
Zei=
tung, den Leſezirkel, durch Volks= und Leihbibliotheken oder
durch die eigene Hausbücherei verſchaffen können. Kann es wohl
etwas Genußreicheres geben, als das Leſen eines guten Buches?
Auch das Vorleſen ſollte des Abends, wie es in der guten
alten Zeit Sitte war, mehr in Aufnahme kommen. Nicht allein
Nomane, Novellen uſw. ſollte man dabei zu Gehör bringen, nein,
auch Theaterſtücke, und dieſe mit verteilten Rollen leſen. Wie
behaglich und anregend können ſich derartige Leſeabende
geſtal=
ten, wenn um des Lichts geſellge Flamme ſich die
Hausbewoh=
ner ſammeln. Und wie würde durch dieſes Beiſammenſein das
Familienleben geſtärkt, die Mitglieder an das Haus gefeſſelt
werden.
Geblieben iſt uns auch eine beſcheidene Geſelligkeitspflege
im Hauſe. Was verlieren wir denn an dem Aufgeben der großen
„Abfütterungen”, die uns durchweg nur Kopfzerbrechen, Sorgen,
Unruhe, viel Mühe und Arbeit und große Unkoſten ſchufen und
meiſtens nur den Magen, diel weniger den Geiſt und das
Ge=
müt befriedigten? Was wir unſeren Gäſten nicht mehr an
mate=
riellen Genüſſen bieten können, müſſen, wir durch geiſtige zu
erſetzen ſuchen, kurzum, wir müſſen Geſelligkeit pflegen, die uns
innerlich reicher macht, von der wir etwas mit in den Alltag
hineinnehmen, die in uns nachklingt und nachwirkt.
Und dann bleibt uns die Natur. Wenn wir, wie ſchon oben
erwähnt, keine weiten Reiſen mehr machen können, kleine
Aus=
flüge in die weite Umgebung unſerer Vaterſtadt werden wir auch
fortan noch unternehmen können. Wie herrlich und erfriſchend
iſt zum Veiſpiel eine Fußwanderung durch Wald und Felder,
den Ruckſack auf dem Rücken, der den Proviant erhält.
Zum Schluß möchte ich noch die Aufmerkſamkeit auf Muſeen
und Bildergalerien lenken, denen leider in Laienkreiſen viel zu
wenig Beachtung und Intereſſe entgegengebracht wird, und die
man meiſtens nur aufſucht, wenn man Fremdenbeſuch hat. Und
doch könnte gerade der Beſuch dieſer Sammlungen für uns eine
reiche Quelle des Schönen, Intereſſanten und
Wiſſens=
werten ſein.
Habe ich nun recht, wenn ich behaupte, daß in dieſer
trau=
rigen und bewegten Zeit uns noch Vieles geblieben iſt, das
Freude und Licht und Sonne in unſer Leben zu bringen vermag
Ida Söchting.
Das Kind und ſein Kleid.*)
Eine Anregung für Mutter und Kind.
Wie Blumen ſind Kinder; ſie lieben die reine Farbe, ihr
Weſen iſt farbig, hell und fröhlich, ſingt ihr Blut. Zu ihren
roſigen Wangen, ihren leuchtenden Augen, ihren friſchen Lippen
ſtehen farbenfrohe Stoffe gut. Darum ſchmücken wir gerne mit
bunten Blumen und Sternen ihr Kleid, uns und den Kindern
zur Freude . .. Warum aber laſſen wir nicht die Kinder ſelbſt
ihre Farben wählen? Sie werden nicht verfehlen, aus dem, was
die Mutter bietet, das Beſte zu finden. Laßt ſie ſelbſt das
Gelb zum Blau, das Rot und Roſa, das Grün und Weiß
zu=
ſammenſtimmen und binden! . . . Farbig, nicht bunt; keck, doch / s
*) Aus der von Hofrat Alexander Koch=Darmſtadt herausgegebenen
Stickerei= und Spitzen=Rundſchau: „Das Blatt der ſchaffenden
Frau”, Heft 1/2 (8 Mk.) mit zirka 75 großen Abbildungen, 1 farbige,
4 Sepiatonbeilagen und zirka 15 Plaudereien erſter Autoren.
nicht kaſperlehaft ſei ihre Kleidung. Laßt mit Pinſel und Farbe
die größeren Kinder ſelbſt luſtige Blumen=Muſter dichten, die
ihnen Mutter dann und Schweſter ſorgſam ſticken in lichten
Ge=
weben! . . Die Freude des Schaffens, die Luſt am
ſelbſt=
ſchöpferiſchen Tun werden früh dann die Kinder erleben.
Rich=
tige Könner und tüchtige Helfer werden ſie dann, der Umwelt
wieder: Sonne, Seele, Lachen und Freude zu geben....
Hugo Lang.
Der zeitgemäße Haushalt.
Moderne farbige Herrentaſchentücher ſelbſt
zubatiken. Am beſten eignen ſich zu dieſer raſch
ausgeführ=
ten Arbeit weiche, alte, oft gewaſchene Batiſt=, Baumwoll= oder
Leinentaſ hentücher. Neue Tücher ſaugen die Farbe noch nicht
genug auf und ſind deshalb hierfür weniger geeignet. Man legt
zur Erzielung eines gleichmäßigen Muſters die Tücher zur Hälfte
zuſammen und faltet ſie nun entweder am Rande entlang in
kleinen Pliſſeeſtreifen, während man die übrige Fliche zu
klei=
nen Stoffbüſchen und Bäuſchchen abbindet oder man bindet das
ganze zuſammengelegte Tuch, über den Saum hinweggehend, in
berſchiedenen Abſtänden eng zuſammengefaltet, gan; willkürlich
zu Falten, Püffchen, Zipfeln oder Kuoten. Auch mit
eingebun=
denen Erbſen, Haſelnüſſen oder Kinderſpielkugeln in ganz
gleich=
mäßigen Abſtänden verwendet man feinen, feſten Binotaden und
verknotet ihn jedesmal nur einmal loſe mit einer Schlinge, die
man nach dem Färben raſch aufziehen kann. Nun tauckt man die
einzelnen Püppchen, zuſammengeſchnürten Zipfel und Enden
in verſchiedene, kräftige, kochendheiße Farblöſungen, die man ſich
aus Braunſchen Bluſenfarben nach Wunſch hergeſtellt, ſpült
ſofort in ſtarkem Eſſigwaſſer nach und wird nun beim Löſen
der Schnüren, das ganze Tuch in reizvollſter Weiſe gemuſtert
vorſinden, da die mit Bindfaden bedeckten Flächen weiß ſtehen
geblieben ſind. Natürlich kaun man auch das ganze Tuch zuerſt
in einen lichten Ton einfärben, und wenn trocken, mit dunkleren
Farben darüber batiken.
H. I.
Tintenflecken aus Parkettfußböden zu
ent=
fernen iſt meiſt ein ſehr ſchwieriges Beginnen. Am beſten
ge=
lingt es mit verdünnter Salzſäure. Nachdem man zuvor den
ganzen Fleck durch Abreiben mit Seifenwaſſer von Wachs
ge=
reinigt hat, läßt man das Salzſäurewaſſer eine Viertelſtunde
einwirken, ſcheuert dann mit Scheuerbaſt und feinem Sand ſowie
etwas Seifenpulver ſauber und wiederholt das Verfahren im
Notfall, bis der Flecken verſchwunder iſt.
K.
Eine einfache Reinigung der Haarbürſten iſt
ein Waſchen derſelben mit warmem Sodawaſſer. Und zwar lege
man ſie in eine flache Schüſſel, ſodaß nur die Borſten vom Waſſer
bedeckt ſind, damit nicht die Politur leidet. Darin läßt man ſie
einige Minuten weichen, bevor man ſie an der Luft, auf den
Bor=
ſten ſtehend, trocknen läßt. Aber auch in Salmiakwaſſer werden
ſie ſauber, wozu man 1 Liter Waſſer 1 Eßlöffel Salminkgeiſt
zuſetzt.
Um die Haltbarkeit der Scheuertücher zu
ver=
doppeln, ſteppe man auf die Mitte ein Stück Varchend,
Fla=
nell oder andere Stoffreſte und durchnähe ſie kreuz und quer.
Dadurch wird die Mitte des Tuches feſter. Bei Lappen, die zum
Waſchen ſteinerner Treppen und Hausfluren benutzt werden, iſt
das Aufſteppen von Sackleinen zu empfehlen, da dieſes noch
haltbarer iſt.
K.*
Graugewordene Holzhefte von Meſſern und
Gabeln werden wieder ſchwarz, wenn man ſie mehrere Male
mit einer Löſung von Eiſenvitriol einpinſelt. Nach dieſer
Be=
handlung hüte man ſie vor Berührung mit ſcharfen Laugen,
da ſonſt das Ausſehen ungünſtig beeinflußt würde.
I.
Speiſezettel.
Sonntag: Kaninchenragout mit Grießklößchen.
Montag: Saure Bohnen.
Dienstag: Quarkauſlauf mit Apfelmus.
Mittwoch: Prinzeßkartoffeln.
Donnerstag: Linſen mit Backpflaumen.
Freitag: Virnenklöße.
Samstag: Möhren mit Erbſen.
Mannigfaltiges
— Allerlei Weisheit. Die Sonne legt in jeder
Sekunde einen Weg von 57 Kilometern zurück. Sie
bewegt ſich mitſamt dem ganzen Planetenſyſtem
in der Richtung auf das Sternbild des Herkules zu. — Schon
der Menſch der Renntierzeit verſtand, pfeifenarrige
Muſikinſtru=
mente aus Knochen herzuſtellen. — Im naturwiſſenſchaftlichen
Liuſeum zu Neu=York befindet ſich eine Krake, die die ungeheure
Länge von 13 Meter beſitzt. — Die Gletſcher Grönlands bewegen
ſich jäglich bis zu 22 Meter vorwärts, die der Alpen aber nur
15 bis 100 Zentimeter. — Bei der Hamburger Cholera=Epidemie
1890 erkrankten von den zirka 6000 dortigen Tabakarheitern, die
ſämtlich ſtarke Naucher waren, nur 8 an Cholera, und nur zwei
derſelben ſtarben. — Kein Vogel fliegt gern, wenn er ſtarken
Wind im Rücken hat; bei Sturm verkriechen ſich faſt alle Vögel.
— Die Wellengeſchwindigkeit bei bewegter See beträgt die eines
Schnellzuges. — Ein Strauß liefert alle 8 bis 9 Monate 20 bis
40 weiße und einige ſchwarze Federn. — Der dierte Teil, aller
deutſchen Schulkinder iſt ohrenleidend.
Humor vom Tage
euesene
Die Sehenswürdigkeit. „Sagen Sie mal, ſtand
denn im vorigen Jahre bei der großen Waſſersnot das Waſſer
wirklich ſo hoch, wie das Schild da anzeigt?” — „Ach Gott
be=
wahre, aber die Straßenbengels haben es zuerſt immer
abge=
riſſen, und nun hat es die Kurverwaltung, ſo hoch angebracht,
wo keiner ran konn.”
Glückliche Braut. „Lernſt Du nicht vor der Ehe kochen?”
„Nee, brauche ich nich, mein Bräutijam is Zahn=Athlet!”
(„Der Brummbär”)
Bittere Enttäuſchung. Erſter Backfiſch: „Du haſt es
doch durchgeſetzt, daß der junge intereſſante Doktor wegen des
angeblichen Unwohlſeins gerufen wurde; war es intereſſant?”
— Zweiter Backfiſch: „Ach, das Ungeheuer hat alle meine ſüßen
Illuſionen zerſtört; er verordnete mir Bitterwaſſer.”
Gut gegeben. Aelteres Fräulein: „Wo ſind denn Ihre
Haare geblieben, Herr Baron?” — Lebemann: „Bei Ihren
(„Dorfbarbier”)
Zähnen, gnädiges Fräulein.”
mI
Spiel und Rätſel
Schachaufgabe Nr. 26.
e
d
b
ei
Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt.
Silben=Rätſel.
ange, bi, bien, Braun, burg, Di, di, E. El, em, en, ens, ent, fels,
J. Ja, ka, Naum. Nim, Nu, Or, ot, ri, Ro, rod, ſe, Ser, tag, va.
Vorſtehende Silben ergeben Wörter von folgender Bedeutung:
1. Wochentag, 2. Inſel im ſtillen Ozean 3. Grundſtoff, 4.
Bal=
kan=Staat, 5. Südfrucht, 6. Jägertitel, 7. afrikaniſches Land, 8.
weib=
licher Vorname, 9. Stadt im Reg.=Bez. Koblenz, 10. wohlriechende
Blume, 11. Irrſinniger, 12. Stadt in Thüringen.
Die Anfangsbuchſtaben von oben nach unten und die
End=
buchſtaben von unten nach oben geleſen, nennen ein bekanntes
Sprichwort.
Franz Becker.
Rätſel.
296. Die erſte Silbe leidet nie ein echter Mann. — Die anderen
beiden Silben hört man bei der Bahn. — Das Ganze immer
ſein, ſteht jedem Redner an.
297. Gar oft kauſt man das Wort mit agi. — Ein jedes Tier hat es
mit ei. — Man hat es gern, ob o. ob ie. — Man hat’s mit a,
doch ſieht man’s nie, — Mit au iſt es in Wald und Hain.
Was für ein Wort mag das wohl ſein?
298. Nimm dreimal einem Lande ſeinen Fuß. — Es wird ein Mann,
ein Ende und ein Fluß.
Auflöſungen.
Des Schachſpiels:
1. Te8—d8
1. Kd4n. e4+
2. Sg 4 —e 5 matt.
A.
1. Kd4—c4 Fvder
49
2. Sd 5 —c 3matt.
1. Beliebig anderes
2. Sd5—e 3 matt.
Des Telephonrätſels: Fernſprechamt.
Des Füllrätſels: Wach, Holder—Wachholder.
Der Rätſel: 294. Ellenbogen. 295. Biel, Leib, Blei, Beil.
Verantwortlich: Max Streeſe.
BeenennnsEI I
ſehen war, geſchah; jetzt mußte der Igel mit ſeinem Kopf und
ſeinen Füßen herauskommen, um zu ſchwimmen, wenn er nicht
ertrinken wollte. Darauf hatte der Fuchs nur gewartet. Wie
ein Pfeil ſchoß er auf den armen Troll los und — hätte ihn
gewiß erſchnappt, wenn er nicht im ſelben Augenblick hinten am
ſchaute in Heides funkelnde Augen. „Schämen Sie ſich, Sie alter
Lügenbold!” rief Heide entrüſtet. „Sie haben gar keine Schrift
gehabt, es war alles Schwindel, ich habe es wohl geſehen! Und davon.
nun wollen Sie den armen Troll freſſen und ſeine Kinder zu
Waiſen machen!“
„Laſſen Sie mich los, oder ich beiße Sie!” fauchte der Fuchs, darauf nieder, ein Liedlein vor ſich hin ſummend:
Troll war mittlerweile wieder aus Land gekrochen und hatte
ſich eilig davongetrollt, gefolgt von den fünf kleinen, dummen
Igelchen. Als die tapfere Heide ſah, daß ſie in Sicherheit waren,
ließ ſie den Schwanz los, und weil es etwas plötzlich geſchah.
fiel der Fuchs auf ſeine Naſe, und Heide ſetzte ſich etwas
gewalt=
ſam ins Gras, und der Fuchs bekam zum zweiten Mal an die= Still lag ſie da, mit dem Kopf auf dem zurückgebogenen
ſem Abend Naſenbluten. „Sie haben mich um meinen
Sonn=
tagsbraten gebracht, Sie unverſchämte Perſon!” bellte er
wü=
tend. „Nun müſſen meine amen Kleinen hungern!”
„Den Igel hätten ſie doch nicht vertragen können,” erwiderte
Heide, „der hätte ihnen nur den Magen zerſtochen mit ſeinen
ſpitzen Stacheln!”
„Die Stacheln ißt man nicht mit, Sie einfältiges Ding!”
Man dreht den Igel herum und ißt ihn wie den Nußkern aus
Menſchen verſchmäht ihn nicht. Was wollen Sie?. Man will
doch leben! Ich habe ſagen hören, daß Sie einem immer in die
Quere kommen, wonn man auf die Jagd geht. Wir ſind nun
leicht verhungern? Iſt das Ihre Abſicht?”
ein Geſchöpf vom anderen leben muß!”
„Das iſt nun einmal ſo. Wollen Sie die Welt anders
machen?”
in Not ſehe, weil ein Größeres, Stärkeres es freſſen will, da
muß ich dem Bedrängten beiſtehen. Wenn Sie einmal in Not
ſind, dann würde ich Ihnen ebenſo helfen.”
Wmmmmmmmmmmmmmnnmm
zu eſſen bringen?”
„Ich will Ihnen ein Stück Brot holen,” erbot ſich Heide
ſchüchtern. „Brot freſſen ſie nicht,” raunzte der Fuchs. „Wenn
Sie nicht unter dem Schutze der Perle ſtünden, die Sie um den
Schwanz feſtgehalten worden wäre. Wütend fuhr er herum und Hals tragen, dann würde ich mich an Ihnen ſelbſt ſchadlos Arbeit finden können. Elend und mürbe hatte ihn das ſtändige
Mit dieſen Worten lief der Fuchs eingezogenen Schwanzes
Laugſam ging Heide durch das taufeuchte Geſtrüpp und das
weiß=, rieſelnde Mondlicht zu dem Stein zurück und ſtreckte ſich
„Was ſoll ich Glück beſitzen?
Bin nur ein Findelkind!
Mein Bett iſt Moos und Heide,
Mein Bruder iſt der Wind —
Arm, und ſchaute in den Himmel hinauf, bis ein Schlaf
her=
unterfiel und ſie zudeckte. Und die Sternlein hielten mit
hun=
derttauſend Augen über ihr Wache.
Von Emmy Bekker.
Claudius Schulers Eltern waren geſtorben. Eigentlich
der Schale. Igelbraten iſt etwas Köſtliches, und ſelbſt Ihr hatte er Schulmeiſter werden wollen. Aber jetzt, wo die
Ein=
künfte des Vaters wegfielen, war daran nicht mehr zu denken.
Was ſeine Eltern hinterlaſſen hatten, reichte für Claudius
Schu=
ler noch nicht einmal aus, um ein halbes Jahr ſorgenfrei leben
einmal Jäger, und wir leben von der Jagd. Sollen wir viel= zu können. So mußte er ſich eben ſeine Schulmeiſtergedanken
aus dem Kopf ſchlagen und ſich Arbeit ſuchen, bei der gleich
Ach,” ſagte Heide traurig, „es iſt ſo entſetzlich, daß immer etwas zu verdienen war. — Claudius Schuler mietete ſich ein
Zimmerchen, ſtellte hinein, was von den altmodiſchen
alters=
ſchwachen Möbeln ſeiner Eltern unterzubringen war, und das
übrige machte er eben noch zu Geld und ging freudigen Herzens
auf die Suche nach Arbeit. Aber daß dies leichter gefagt wvie
Nein nein, aber ich kann nicht anders; wo ich ein Geſchöpf getan war, mußte Claudius Schuler bald erfahren. So froh und
von ihnen nicht empfangen. Kalt und geſchäftsmäßig muſterte
man ihn von oben bis unten, und das Ende von allem war
Beneenen mmnenennemenmenmnm H Wi
dann komme ich nicht in Not. Was ſoll ich; nun meinen Kleinen arbeitsfähig ausſah, konnte man nicht behaupten. Zart und
ſchmächtig war ſein Körperbau, durchſichtig und blaß ſeine
Hautfarbe, und das mußte ihm zum Verderben werden.
Claudius Schulers Geld war ſchon längſt aufgezehrt. Der
Winter war inzwiſchen gekommen, und er hatte immer noch keine
halten. So iſt es leider unmöglich. Sie haben eben Glück!” Suchen gemacht, höhniſch und verächtlich ſchien ihn die Welt aus
allen Ecken anzugrinſen. Eiſig war die Luft in ſeinem Zimmer,
heizen, ſolch einen Luxus konnte, ſich Claudius Schuler, nicht
leiſten. Um den Tiſch ging er ſtändig herum, die Hände in di=
Rockärmel geſteckt, um ſich wenigſtens ein bißchen ſeine eiskalten
Glieder zu erwärmen und dachte nach, was da wohl noch zu
machen ſei. Viel war nicht mehr zu wollen. Kahl und öde ſah
es im Zimmer aus und nahm ihm noch deu letzten Reſt von
Wärme. Außer einem Stuhl, dem Tiſch und dem Bett hatte alles
daran glauben müſſen. Und Claudius Schuler dachte gut, wenu
die Welt mich nicht leiden mag und mir ſo wehe getan bat, dann
habe ich auch ein Recht, ihr zu ſagen, welch tiefes und herbes
Leid ſie mir angetan hat. Und er ging ſort, kaufte ſich Tinte und
Feder und ein Büchlein und ſchrieb ſich Leid und Kummer vom
Herzen. Wie er geendet hatte, war es ihm ſo leicht und froh
ums Herz. Und vergnügt ſtand er auf, bewegte verſchiedene
Mal kräftig die ſteif gewordenen Glieder hin und her und ſprach
Wie Claudius Schuler zum Dichter wurde. laut, wie wenn er eine Menſchenmenge um ſich verſammelt hätte:
„So Welt, jetzt habe ich dir mein Leid geklagt, jetzt will ich dir
auch noch ſagen, wie ſchön du mir es hätteſt machen können!“
— — Am Tiſch ſaß Claudius Schuler. Die Feder eilte über das
Papier, und ſo behaglich wurde es ihm, nichts war mehr von der
Winterkälte zu ſpüren. Sonnig und warm war das Land, wo
Claudius Schuler weilte, und das Herz klopfte freudig vor
Er=
regung, ſo war es mit dabei. Und ſeine ganze reine Kinderſeele
brachte Claudius Schuler aufs Papier und auf der letzten Seite
des Büchleins ſtand das letzte Wort ſeines Lebensliedes, und
Glaudius Schuler legte nicht die Feder aus der Hand, ſondern
deutete mit dem Finger auf ſein letztes geſchriebenes Wort, ſtand
nicht auf und ſah nicht empor, ſondern blickte verklärt lächelnd
auf ſeine letzten geſchriebenen Worte.
Nach ein paar Tagen, wurde das Zimmer geöffnet, und
Clauidus Schuler ſaß immer toch ſo da und wies die Menſchen
vertrauensſelig, wie er den Menſchen entgegenkam, wurde er auf ſein Lebenslied. Und kräftiger und ſtärker war es wie
Cluu=
dius Schuler je geweſen war und beherrſchte durch ſeine Größe
die Welt und die Menſchen.
Rymmer 304.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. Nobember 1921.
Seite 7.
Danaé
Roman von Kurt Frieberger,
(Rachdruck verdoten.)
Weltanſchauung und Lebensweisheit.
Stundenlang iſt Joachim im Junggeſellenheim ſeines
Oheims zu Gaſte. Erſt ſaßen ſie einander bei frohem Mahle
gegenüber. Herzlicher war die Begrüßung als ſonſt in den
küh=
leren Breiten üblich. Der Schweſter wohlgeratener Sohn war
dem Alten ſtets herzensnah geweſen. Verſtand der eine auch
nicht immer den anderen, Blutsverwandtſchaft band die Fäuſte
doch zuletzt in herzlichem Handſchlag.
Reiches Erlebnis, furchtbarer Erinnerungen Uebermaß hatte
der alte Herr angehört. Ihm war Krieg und Felderzählung
nicht Ueberdruß. Selbſt einſt Soldat, lebte er im Lauſchen auf.
Heimweh nach Schwung in den Sattel und geſporntem Nitt in
Morgenkühle und Hufſtaub einer grenzenloſen Welt wachte
blutpeitſchend und dennoch wehmütig auf. Selber jung ſein,
ſtarke Jugcnd um ſich Kraftgefühl im Schenkel, der den Gaul
meiſtert, im Arm, der den wuchtigen Pallaſch ſchwingt, in Aug‟
und Stimme, die Herrſchaft über Leben und Tod — reiſiger
Schar befehlen. Mannheit, Herrentum — Bändiger ſein und
Sieger — das heißt Freude, das iſt Freude.
„Das war es, das war einmal”, kommt es hart über
Joachims ſchmale Lippen. Nicht ihm allein ſtarb eine Welt von
Schönheit und Kraft. Steinſchwer laſtet auf ſeinem Herzen
Qual des Beſiegtſeins. Entthront iſt, wer ein Mann. Kann
Geiſt erſt leben, wenn der Körper abſtarb?
Markſteine des Erinnerns ſind abgeſchritten. Der Jüngere
gab, was ihm bedeutſam ſchien, Kampf, Gefahr und Erlebnis,
ſchwieg über zerſtörende Qual der Einſamkeit, rührte nur mit
wenigen Worten an das Unglück jahrelanger Gefangenſchaft.
Sein Stolz lehnte Mitleid ab, das ihn nicht mit den Augen der
Geliebten anſah. Daß er es von ihr ertrug, war größte Liebe.
Hier bei dem Betagten, dem Erfahreren, ſuchte er Hilfen
anderer Art. Viel Furchtbares — Uebermaß der Anſtrengung,
Todesdrohung, ſchwere Wunde, verſchmachtende Hilfloſigkeit auf
dem Blachfeld nach der Schlacht, rohes grauſames Fuhrwerken
ſeines Körpers voll Blut und Schmerz in Feldlazareit und
Siechenhaus, Todfeindſchaft rachſüchtiger Kerkermeiſter — alles
erlitt er ungebrochen. Verzweiflung fiel i r erſt an bei der
Wiederkunft. Schickſal hatte ihm die Heimat geſtohlen, ihn ſich
ſelbſt genommen.
Einſt im Gymnaſium war ihm vom griechiſchen Denker
er=
zählt worden, der ſich einen Standpunkt außerhalb der Weit
wünſchte, um ſie durch ſein Wiſſen, ſeine Künſte ſtark und
unſehl=
bar aus den Angeln zu heben.
Armer Joachim! Ihm ſchien, als ſtünde er ſelbſt irgendwo
Irrſtern — im haltloſen, unbegrenzten Raum. Ihm vor Augen
aber geriet die alte Welt, ſeine Welt, in Schüttern und Wanken,
barſt in ſplitterige Kanten und Scherben wie Landſchaft im
Bilde jüngſter Maler, ging in Trümmer.
Was ihm von Väterzeiten her im Blute lag, ſvas er gelernt,
zu achten und zu ehren, Heiligtümer ſeines Denkens, ſeines
Stol=
zes — alles gali nicht mehr.
Wie er ſelbſt Alteiſen und nichts mehr nutz war, fand er
auch von dem keine Spur, das ihm alle ſeine Tage her Halt und
Freude war. Nichts, das nicht ins Gegenteil verkehrt ſchien
Der Staat in Trümmern wie nicht nach Jena. Kehraus
der Kronen und Throne, Selbſtbezichrigung, Selbſterniedrigung
allerorten, feige winſelnde gegenſeitige Beſchuldigung . . .
Knecht=
ſeligkeit, die ſich fremdem Hohnbefehl liebedieneriſch duckte, nur
um das nackte Leben friſten zu dürfen, befreiter Sklaven wüſte
Roheit, Popanz der Ideale, dem Pöbelhaufen, ſeiner Gier, ſeiner
Geilheit, ſeiner Feigheit vorangetragen.
Wie ſollte der Enkel fritziſcher Ofſiziere verſtehen, daß ein
Rat der Deſerteure das Wort ergreift, um zu befehlen?
Die Göttin der Eerechtigkeit hatte die Binde von den Augen
geriſſen und ſtarrte, von Grauen geſchüttelt, entgötterten Blicks
in eine Trümmerſtatt halbverſchütteter Opfer, die mit letzter
Kraft einander würgten, benagten, plünderten, in eine Orgie des
Leichenraubs.
Still und ernſt hatte der Oheim gelauſcht. Auch ihm war das
Bisher in Rauch aufgegangen. Nur gaben ihm Alter, Erfahrung,
Weltläufigkeit und nicht zuletzt eine tiefe Kenntnis fremder
Lan=
der, anderer Völker Klarheit des Blicks. Vertraut mit Kunſt
und Wiſſen des Abendlandes, des Morgenlandes und der Neuen
Welt, wvog er mit feinerer Wage. Er verſtand auch die anderen,
die Gegner zu hören, wußte zu erklären, auch wenn er nicht
billigte, ſuchte gevecht zu ſein, wo er verabſcheute.
Mehr als einmal riß es den Neffen vom Sitz auf, wenn der
graue Herr ſcharf aburteilte über Würden, Einrichtungen,
Ge=
ſchehniſſe, Taten, die der andere blind als gottgewollte Ordnung
hinzunehmen gewohnt war. Nur allzu menſchlich war geirrt
wordea. Die Führer hatten mit dem Sieg Urteilskraft und
Geſte verloren, verlernt. In rieſiger Rüſtung ſteckte Zwergtum.
Der Oheim lehrte auch erkennen, was an den neuen
Schlag=
worten gut ſein wollte. Selbſt Roheit verdiente nicht ſelten
Mit=
leid, war ſie doch Angſt, hatte ſie es doch nicht anders gelernt.
Und gab es tiefere Tragik, als ſelbſtlos für das erkannte Beſte
zu kämpfen und hinter ſich furchtbare Macht zu fühlen. Führer
zu ſein einem grauſigen Heerbann menſchlicher Verworfenheit?
Selbſt Herrſcher ſein und von Beherrſchten beherrſcht. Zu wiſſen,
daß von Niedrigſtem geſpornt Unband des Verbrechens, die
Wahrheit zum Schlachtgeſchrei wählte; nicht mehr zurückkönnen;
Führer bleiben, um nicht den letzten Zügel entgleiten zu laſſen,
um nach der Sündflut das Land der Verheißung zu grüßen,
zu ſchaffen.
Auich aus dem Mund des Alten kam bittere Erkenntnis.
Man hätte dem Zuſammenbruch Recht zubilligen können, wäre
dem Weltbrand ein neues Gutes entſproſſen. So aber waren
die Helden tot, die Rieſen des Guten wie des Böſen
niederge=
ſtreckt. Wer gut, wer böſe, kein Lebender, weiß es zu ſagen.
Ringsum aber auf derWalſtatt waren die Krüppel
zurückgeblie=
ben, Krüppel an Herz und Hirn und Kraft.
Gemeine Soldaten würfelten um das Gewand des
gekreu=
zigten Heilands. Das war nicht das erſehnte tauſendjährige
Reich. Geblieben war die Herrſchaft der Mittelmäßigen, die
mühſam kleinlich ausgeglichene Erbärmlichkeit der Armen im
Geiſte
Im Schlamm von Neid, Gier, Not, Verdroſſenheit,
Unfähig=
keit, Groll verſank, was irgend ſchwerer wog. Leichte Spreu
blieb obenauf. Das Minderwertige, Winzige deckte wie Flugſand,
nas irgend höher ragte, deckte Mulden zu, glich aus. Umſchau
machte traurig wie ein Blick auf Dünen und unfruchtbaren
Strandhafer.
Starken Worten des Tadels folgte ſtarkes Wort der
Ermun=
terung. Viele waren getvogen und zu leicht befunden worden.
Noch iſt nichts zu hören als Schreie des Kreißens.
Urteile, Schlüſſe, Vermutungen ſind Irrtümer. Tätig ſein,
wach ſein, bereit ſein iſt alles.
(Fortſetzung folgt.)
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142935
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Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 13. Nobember 1921.
Rummer 304.
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
Börſenwochenbericht
ſiir die Zeit vwt 7. bis 12. November. Mitgeteilt don der Deurſchen
Bank Filiale Darmſtadt.
Die Börſe eröffnete die abgelaufene Woche bei außerordentlich
leb=
haften Umſätzen in ſehr feſter Haltung, da aus den Kreiſen des
Privat=
publikums wieder große Kaufaufträge eingegangen waren und die
De=
viſenkurſe ihre Steigerung zunächſt noch fortſetzten. Schon im Verlauf
der Moutagsbörſe trat aber ein teilweiſer Umſchwung der Tendenz ein
und weiterhin wurde die Börſenlage durch eine große Unſicherheit und
Uneinheitlichkeit der Stimmung characteriſiert. Die Haupturſache
hier=
für iſt zweifellos in den ungewöhnlich ſtarken Scſvankungen des
Devi=
ſenmarktes zu ſuchen, an dem die geplante Einführung von Schluß
ſcheinen, die den Finanzämtern zugehen ſollen, umfangreiches Material
hevausbrachte. Außerdem wurde die Nervoſität der Börſe noch geſteigert
durch die Erwartung ſchwerwiegender politiſcher Entſcheidungen, die
fo=
wohl auf der Konfereuz i Wafhington, als auch anläßlich des Beſuchs
der Repavationskommiſſion in Berlin ſich ergeben können. Beim
Pu=
blihum verſtärkte ſich unter dieſen Umſtänden die ſchon ſeit einiger Zeit
bemerkbare Neigung zu Realiſationen noch, ſodaß für die
Donnerstags=
börſe nicht unerhebliche Verkaufsanfträge vorlagen. Die Kurſe erfuhren
denn auch an dieſem Tage auf den meiſten Gebieten ſehr fühlbare
Ab=
ſchläge. Trotzdem kann die Geſamttendenz nicht als ſchwach bezeichnet
werden, da die Spekulation bereits am Montag viel Material abgegeben
hatte und nun wieder umfangweiche Käufe vornahm, wodurch an beiden
Tagen allzuheftge Kursſprünge vermieden wurden. Da gleichzeitig am
Deviſenmarkte eine neue ſcharfe Kuusſteigerung einſetzte, machte ſich an
der Nachbörſe und im fveien Verkehr der uächſten Tage eine allgemeine
Erholung auch der Effektenkurſe geltend. Eine große Reihe von
Wer=
ten, für die irgend eine ſpezielle Anregung vorlag, hatten übrigens auch
während der ſchwächeren Tage zum Teil große Steigerungen zu
ver=
zeichnen, ſodaß ſich die Lage beſonders am Kaſſamarkte völlig
uneiuheit=
lich geſtaltete. Von den variablen Werten hatten die Bank= und
Schiff=
fahrtsaktien am meiſten unter Abgaben zu leiden und konnten ſpäter ihnre
Einbußen auch nur teilweiſe wieder einholen. Weſentlich
widerſtands=
fähiger zeigten ſich die Montanwerte, von denen Harpener und Phönig
ſogan auch noch am Donnerstag weitere Steigerungen aufzuweiſen
hat=
ten. Ebenſo lagen Eleftrowerte nur mäßig ſchwächer, während die
Aktien der Chem. Induſtrie meiſt 100—200 Prozent verloren. Für
Hypothebenpfandbriefe, Induſtrie=Obligationen und Staatsventen zeigte
ſich wiedevum große Nachfrage, ſodaß trotz weſentlich höherer Kurſe
häu=
fig Rationierungen vorgenommen werden mußten.
Der Wert der Mark im Ausland.
* Für 100 Mark wurden gezahlt am 12. November in Zürich
1,85 (vor dem Kriege (125,40) Franken, in Amſterdam 1,03 (59,20)
Gul=
den, in Kopenhagen 2,05 (88,80) Krönen, in Stockholm 1,60
(88,80) Kronen, in Neu=York 0,35¾ (23,80) Dollar, in Paris
4Uſ. (125,40) Frauken.
w. Teviſenmarkt. Frankfust a. M., 12. Nob.
Mee
Geld Brief Geld / Brief fe
Geld ! Brief Nffe
Geld Brier Aan e
Holland..
London ..!
Paris ..
Schweij.
Spanien.
Liſſab.=Op.
Dänewark. R0l8. —ſ2022.—11973.— 11977.—
6940.— 9460. — 68927.50 99 47.50
136.80 1139.20/1125.,80 1128.20
2o87.90 2002. 10f043.90 2048.10
5459.505470.506869.605380.40
4085.90/4094. 10/3966.— 3974.—
Italien .. 11173.80/1170 201 143,80/1146.20
*
244. 70 5255.306319,605330.40 Norwegen.
Schweden .
Helſingfors
Rew=York.
Wien (altes)
D.=Oeſt. abg
Budapeſt .
Prag.... ſ3598.— 004.—5
6555.90 6569. 100
—.
286.95 287.55
—.— —.
8.90— 9.01—
4.72 —24.78—
302.60 308.40 3996.—4004.—
6518.40 6531.60
282.70 283.30
8.49— 8.51—
R5.47— 25.53—
300.70 301.30
w. Frankfurt a. M., 12. Nod. In Verbindung mit der
Ab=
ſchwächung am Deviſenmarkt wurden auch Effektenkurſe, ſoweit
Spezial=
werte, gegenüber geſtern etwas niedriger geſprochen. Im allgemeinen
machte ſich jedoch Zurückhaltung geltend. Da die Börſe für den
öffent=
lichen Verkehr wieder geſchloſſen war, ſo hat eine Kursnennung nur
wenig Anſpruch auf Genauigkeit. Man hörte im Vergleich zu geſtern
Höchſter Farben 1030, Badiſche Anilin 1050, Scheideanſtalt 2100.
Ober=
bedarf 1320. Lahmeher 870, Deutſch=Luxemburg 1350. Banken ſind
ge=
fragter, Metallbauk 1700 genannt. Von unnotierten Werten wurden
genannt: Benz 1060 (Geld), Mansfelder Kuxe 32 000, Deutſche
Petro=
leum 2250, Sloman Salpeter 900, Becker=Stahl feſt 980. Soweit ſich bis
jetzt überſehen läßt, dürfte die nächſte Börſe am Montag wieder feſt
werden. Man muß allerdings in Betracht ziehen, daß noch vielfach
Zurückhaltung geüibt wird. Das Geſchäft war heute ſehr ſtill.
Mannheimer Wochenberichte.
H. Mannheim, 11. Nov. Getreide. Der jungen Saat droht
neue Gefahr. Kaum daß ſie nach der durchdringenden Befeuchtung des
Erdbodens zum Keimen gekommen iſt, tritt Froſt ein und bringt ihre
Entwickelung in dem erſtarrten Boden wieder zum Stillſtand, anſtatt
daß ſie mit einer ſchützenden Schneedecke überzogen wird. Im Handel
war die Tendenz durchweg unregelmäßig. Zuerſt Fortſetzung der
ſtür=
miſchen Hauſſe, die nur durch den eintägigen Deviſenſturz unterbrochen
wurde, und dann wieder Hauſſe, zumal immer weniger Ware an den
Markt kommt und die Landwirtſchaft mit Angeboten ganz ausbleibt.
Bei dieſer Geſchäftslage haben ſich die Mühlen aus dem Markt ganz
zurückgezogen, denn wirden ſie die heutigen Getreidepreiſe anlegen,
müßten ſie Mehlpreiſe verlangen, zu denen ſie ſich nicht verſtehen können.
Was die reellen Handelsfirmen anbetrifft, ſo gehen dieſe nur in das
Geſchäft, wenn ſie durch kontraktliche Lieferungspflichten dazu
gezwun=
gen ſind. Und die zweifelhaften Elemente, die ein groß Teil Schuld
an der gewaltigen Preisſteigerung tragen, aber allen für ſie ungünſtigen
Verpflichtungen nicht nachkommen wollen, werden hoffentlich durch die
Maßnahmen des Börſenvorſtandes aus dem Markt verſchwinden, damit
wieder geſunde Verhältniſſe eintreten. Daß unter dieſen Umſtänden die
Umſätze in der abgelaufenen Woche klein blieben, iſt nicht weiter zu
be=
tonen. Durch die Hauſſe iſt in dieſer Woche der Weizen um 90 Mk. auf
790—800 Mk., Roggen um 110 Mk. auf 660—670 Mk., Gerſte um 80 Mk.
auf 760—785 Mk., Hafer um 90—100 Mk. auf 580—590 Mk. geſtiegen.
Mais iſt durch die hohen Deviſen ganz enorm verteuert worden und
liegt ganz außerhalb des Intereſſes, wverden doch zurzeit 775 Mk. ab
Hamburg pro 100 Kilo verlangt.
Mehl. Die Mühlen ſind nicht mit neuen Angeboten
heuausgekom=
men, da ſie bis Ende des Jahres ausverkauft ſind, ſoweit ihre
Rohpro=
duſte reichen und Neueindeckungen nicht wachen.
Futterartikel. Wenn ſich die Feſtigkeit auch erhielt, ſo iſt auf
dieſem Markt ebenfalls eine Unſicherheit und eine Zurückhaltung einge=
treten, die jedes größere Geſchäft verhinderte. Die Preiſe ſind
geſpro=
chen höher, werden aber nicht bewilligt und nur zur Deckung des
not=
wendigſten Bedarfs wie zur Erfüllung von Verpflichtungen wurden
An=
ſchaffungen gemacht. In Rauhfutter blieb das Angebot ebenfalls klein,
ſleeheu hat ſich um 30—40 Mk. auf 260—270 Mk. verteuert, während
Preßſtroh mit 80 Mk. und gebündeltes Stroh mit 76 Mk. pro
Doppel=
zentner ab Mannheim ziemlich unverändert blieben.
Hülſenfrüchte liegen weiter feſt, aber auch hier ſind die
Preis=
forderungen zu hoch, um ein größeres Geſchäft zu ermöglichen. Der
Konſum hält ſich noch mehr an Mehl und Kartoffeln. Erſt im
kommen=
den Frühjahr, wenn die Kartoffelvorräte kleiner werden oder zu Ende
gehen, wird man ſich mehr mit den hohen Preiſen abfinden und dann
wird auch hier ein beſſever Abſatz hervortreten. Inländiſche Erbſen ſind
um 50—100 Mk. auf 600—800 Mk. pro 100 Kilo waggonfrei Mannheim
geſtiegen.
Obſt kommt nur noch ſehr wenig an den Markt. Moſtobſt koſtet
110—120 Mk. ab württembergiſche Stationen, Tafelobſt 180—200 Mk.
ab Verſandſtation, im Kleinhandel 2,50—3,00 Mk. das Pfund.
Wein. Nachdem der Handel die erſten Anſchaffungen in neuen
Weinen gemacht hat und dieſe ſich jetzt in der Gärung befinden, iſt etwas
Ruhe eingetreten. Im Markgräfler Land wurden für 1920er Weine
1200—1500 Mk. für 1921er Weine 1700—2100 Mk. pro Ohm (150 Liter)
bezahlt. Im Rheingau bewegten ſich die Preiſe für abgeſetzten 1920er
Wein zwiſchen 16 000—19 000 Mk., für 1921er Weine bis zu 20 000 Mk.
pro Stück.
Holz. Die Lage am Nadelholzſtammarkt iſt weiter außerordentlich
feſt. Die Preiſe ſetzten ihre Aufwärtsbewegung in raſchem Tempo fort.
Kleines Angebot gegenüber großer Nachfrage begünſtigen dieſe
Markt=
lage. Auf den forſtlichen Verſteigerungen herrſcht bei ſtarkem Beſuch
ſcharfer Wettbewerb und die forſtlichen Anſchläge werden weit überboten.
Bei einer Verſteigerung im badiſchen Schwarzwald erzielte man für
Fichtenlangholz 1.—6. Kl. 651—367 Mk., für Forlenlangholz 1.—5. Kl.
824—428 Mk. pro Kubikmeter ab Wald, alſo 117—136 Prozent höher
als die Anſchläge. Floßholz iſt geſucht, ebenſo Meßholz, nur
Nadel=
papierholz bleibt noch ſchwach gefragt, wenn ſich auch die Preiſe eine
Kleinigkeit gehoben haben. In Schwvellenholz herrſcht lebhafter Verkehr.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Die ſtarken
Nieder=
ſchläge haben eine kräftige Beſſerung der Waſſerſtandsverhältniſie
ge=
bracht und die Wiederaufnahme der Schiffahrt auf dem Oberrhein
er=
möglicht. Schon iſt aber allſeits wieder ein Sinken des Waſſers zu
bemerken und man konnte ſich deshalb bis jetzt zu einem Beginn der
Schiffahrt auf dem Neckar noch nicht entſchließen. Da bis jetzt noch
wenig Waren nach Mannheim gekommen ſind, herrſcht immer noch
große Stille im Umſchlagsverkehr, und verſchiedene Betriebe ruhen ſeit
einigen Tagen. Der Talverkehr liegt brach, nur einige Schiffe von
Karlsruhe fahren mit Holz und von Mannheim mit Salz rheinabwärts.
Die Tagesmiete wird heute mit 50—60 Mk. pro Tonne, der Schlepplohn
mit 30 Mark bis nach Mannheim notiert. Die Kohlenzufuhr aus der
Ruhr hat ſich noch nicht gebeſſert, da ſich die Wagengeſtellung als
unzu=
länglich erweiſt. Die Lagerbeſtände auf den Zechen werden immer größer.
Am Erſatzbrennſtoff= und Brennholzmarkt hat infolge der ſchlechten
Kohlenverſorgung und der eingetretenen kälteren Witterung ſich beſſere
Nachfrage eingeſtellt und Zunahme im Verkaufsgeſchäft gebracht.
Tabak. In den neuen 1921er Tabaken hat ſich noch kein Verkauf
entwickelt, obwohl dieſe ſchon in vielen Orten zur Abhängung
gekom=
men ſind, da die Forderungen der Pflanzer als viel zu hoch gehalten
werden. Nur in dem Orte Kirchheim wurden zwei kleinere Partien
zu 1500 Mk. pro Zentner verkauft; zu weiteren Abſchlüſſen kam es aber
nicht. Alte 1920er Tabake ſind mehr denn je geſucht, nachdem ſich der
Einkauf ausländiſcher Tabake durch die ſtändige Markeutwertung immer
unmöglicher geſtaltet. Der Rippenmarkt wird durch die allgemeine
Marktlage günſtig beeinflußt und die Preiſe ziehen laufend an.
Von den Produktenmärkten.
Berlin, 12. Nov. (Wolff.) Am Produktenmarkt blieb
das Geſchäft auch heute beſchränkt bei vorſichtiger Zurückhaltung der
Käufer. Die Preisforderungen für Weizen waren ſehr ungleichmäßig,
zum Teil niedriger, zum Teil feſter als geſtern. Roggen war zu
Umlage=
zwecken weiter begehrt. Gerſte behauptete bei ſtillem Verkehr ihren
Preisſtand. Hafer war reichlicher angeboten, ohne daß davon der
Preis=
ſtand merklich beeinflußt wurde. Kleie und Mais wurde ziemlich
leb=
haft gehandelt, namentlich für Mais war die Tendenz feſt. Für Mehl
herrſchte keine beſondere Kaufluſt. Die Tendenz für Futtermittel blieb
gefeſtigt.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 12. Nod. Teleg, Auszahlungen für:
Ne AeGeld / Brief Geld Brief KN
Geld. Brief TNfe
Geld Brief Amſterdam-
Rotterdam I
Brüſſ. Antw
Ghriſtiania
Kopenhagen
Stockholm.
Helſingfors
Italien ..
London .. —
9g90.— 1001
1988.— 1987.
5254. 70 5235.30/5244. 756255.35
6593.40 6606. 60
558.40 559,60
1158.80 1161 2
t133S5ſtlisa. 13/ bss0. 20/g809.80
ſio1s. G5lug21.95
14115.85/4124. 15/4130, 85/4139.15
6483.506498.50
524.45/ 525.55
N133.85 1136.15
1103.35ſ108,85 New=York
Paris ...
Schweiz .
Spanien .
Wien (in D.=
Oeſter, abg.
Prag...." W57.21/ 237.790
047.95/2052.05)
6884. 606375.40
6948.058953.95/
—."—
8.58— 8.62—
304.,65 305.3
k3.97— ſ24.08
3.40— 93.,60— 27777 252.25
Roc. 25/2012.05
254. 705265.30
8871.10/3878.90
2.83— 8.87—
299.70/ 300.30
R4.87—12493—
R1.85— 91.85- Budapeſt.
Buen=Aires
Berliner Kartoffelnotierungen.
b. Die Berliner Notierungskommiſſion für Kartoffeln notierte am
11. November folgende Preiſe im Mark für 50 Kilogramm: für
Speiſe=
kartoffeln, rote und weiße, 82—84 Mark Erzeugerpreis.
Weitere Preisſteigerung auf der Berliner Häute=Auktion.
b. Die Auktion wwurde heute (11. November) fortgeſetzt. Zum
An=
gebot kamen 50 459 Stück Schaffelle, 32 487 Stück Kalbfelle, 3086 Stück
Freſſerfelle. Der Beſuch war wieder ſehr gut und die Nachfrage ſehr
lebhaft. Insbeſondere wvaren Kalbfelle ſehr begehrt, die bis zu 60 Proz.
i Preiſe anzogen. Schaffelle erzielten 30—50 Prozent höhere Preiſe
und für beſonders begehrte Loſe wurden noch höhere Preiſe erzielt. Für
das Gefälle von Berlin II wurden erzielt: Kalbfelle bis 9 Pfd. mit Kopf
56,30 (34,10—34,95), do. über 9 Pfd. mit Kopf 56,10 (35,10), do.
baheri=
ſche 67,70 (38,50), und für das auswärtige Gefälle: Kalbfelle bis 9 Pfd.
mit Kopf 56 (33,50), do. über 9 Pfd. mit Kopf 56 (33,50—36,60).
Schaf=
felle, alte Holſteiner 12,90 (8,90), do. vollwollige feine 13,10 (10,05), do.
vollwollige grob 13,15 (9) do, halblange 14,90 (10,25), do. kurzwollige
fein 13,85 (8—9), do. kurzwollige grob 13,60 (8,40—8,50). Blößen
13,50 (7). Holſteiner Lammfelle 14 (9,70—10,50). Freſſerfelle bis 20 Pfd.
39 (26,40). Roßhäute 490—940 (305—660). Die Preiſe verſtehen ſich pro
Pfund in Mark, außer bei Roßhäute pro Stück in Mark. Die Preiſe iu
Klammern bedeuten die Preiſe der Vorauktion. Die übrigen
Verwer=
tungen erzielten ähnliche Preiſe.
Die Viehmärkte der Woche.
b. Die Zufuhren zu den Hauptviehmärkten in der verfloſſenen Woche
waren auf den meiſten Märkten in allen Gattungen wieder etwas höher.
Nur in Kälbern war der Auftrieb auf vielen Märkten geringer. Die
Preiſe zogen erneut an und zwar bei Rindern um 25—125 Mk., bei
Kälbern um 50—100 Mk., bei Schafen um 50—75 Mk. und bei Schweinen
um 50—150 Mk. pro 100 Pfund Lebendgewicht. Auf den nachſtehenden
Märkten notierten pro 100 Pfund Lebendgewicht in Mark:
Rinder
Schafe Schweine
Kälber
400— 900 650—1000 300—650 1350—1750
Zwickau
350—1050 450—1250 450—650 1200—1550
Köln
300— 950 550—1000 350—775 1150—1700
Dresden
350— 950 600— 950 400—725 1200—1675
Leipzig
350— 850 400—1000 300—650 1100—1750
Magdeburg
350—1100 600—1300 400—700 1100—1600
Eſſen
350— 900 650—1425 325—650 1200—1750
Berlin
400— 825 650—1050 350—725 1150—1700
Breslau
450— 975 850—1250 400—650 1200—1625
Elberfeld
950—1400
350— 870 900—1000
München
und für Kälber Doppellender feinſter Maſt in Magdeburg 1050—1300
Mk., in Köln 1300—1500 Mk., in Eſſen 1400—1500 Mk. für 100 Pfund
Lebendgewickt.
Vom Eiermarkt.
b. Da die Zufuhren in friſcher Ware weiter ſehr gering ſind, kommt
nunmehr mehr konſervierte Ware in den Handel, wofür die Nachfrage
gut iſt. Die Preiſe ſind wie auf allen anderen Lebensmittelmärkten
wei=
ter geſtiegen. In der verfloſſenen Woche notierten im Großhandel pro
1000 Stück in Mark am Berliner Markt 2930—3030, Sächſiſcher Markt
2900—3000, Oldenburger Markt V50—3000, Schleſiſcher Markt 2350 bis
3050, Süddeutſcher Markt 2800—2350, Weſtdeutſcher Markt 3150—3300.
Weinmarktbericht.
Die letzte amtliche Veröffentlächung ließ es an Einheitlichkeit der
zahlenmäßigen Schätzung fehlen, denn nur für die Weinbaugebiete
Preu=
ßens und Bayerns war die Güte der Trauben beſonders gefennzeichnet,
für die Weinbaugebiete Württembergs, Badens und Heſſens, aber war
eine zahlenmäßige Beurteilung der Güte unterblieben. Das konnte zu
der Annahme führen, daß im Preußen und in Bayern beſſer geratener
Wein in Ausſicht ſtände als in Württemberg, Baden und Heſſen. Es
ſteht heute feſt, daß nichts verkehrter geweſen wäre, als eine ſolche
Auf=
faſſung. Die allgemeine Leſe iſt zwau noch nicht beendet, aber ſie iſt ſo
weit vorgeſchritten, daß über die Güte des neuen Jahrganges ein ſicheres
Urteil abgegeben werden kann, das ſich in die Worte zuſammenfaſſen
läßt: Der 192ler wird in ſämtlichen deutſchen Weinbaugebieten zu der
größten Jahrgängen zählen. Dieſes Urteil ſtützt ſich nicht allein auf die
überall ermittelten hohen Moſtgewichte, 80 bis 90 Grad Oechsle und
mehr bei kleinen Weinen, 100 Grad und mehr bei Weinen aus beſſeren
Lagen, ſondern auch darauf, daß die Verhältniſſe, die für das Reifen der
Trauben wichtig ſind, günſtig waren: früher Eintritt der Reife, viel
Licht und Wärme, geſunder Stand der Reben, langes Friſchbleiben des
Blattwerks bis zur Leſe. Auch komut in Betracht, daß das Einheimſen
der Trauben von beſter Witterung begünſtigt wurde bezw. noch
begün=
ſtigt wird. Wie förderlich dies alles ſein mußte, wurde in vollem Werte
nicht gleich bei Beginn der Leſe überall erkannt, aber es dauerte doch
nicht lange, bis die Ueberzeugung durchbrach, daß uns ein Wein
beſchie=
den wurde, wie er in ſolcher Güte nur ſelten wächſt. Der 1921er findet
deswegen zunehmend Liebhaber und er wird wie die der Vereinigug
Deutſcher Handelsveutreter für Weine und Spfrituoſen zugehenden
Be=
richte erkennem laſſen, zu ſteigenden Preiſen gehandelt, zu ſo hohen
Prei=
ſen, uuie ſie wohl kaum erwartet wurden. Hierauf wirkt in erſter Linie
der Umſtand ein, daß die Ernte in Güte zwar vorzüglich, in Menge aber
im allgemeinen kaum mittelmäßig ausfiel, denn ma rechnet gegenwärtig
damit, daß das Ergebnis iur ganzen ſchwanken wird zuiſchen einem
Drit=
tel bis zur Hälfte eines vollen Ertrages. Die neueren Nachrichten aus
dem Weinbaugebiet der Moſel bringen allerdings günſtigere Eugebniſſe
hinſichtlich der geherbſtetem Menge; ſo wird von einigen Stellen der
Mittelmoſel ſogar von einem vollen Herbſte berichtet. Zufällig wirken
gerade jetzt auch noch andere Umſtände auf die Bewertung des 1921ers
ein: das ſtarbe Fallen der Mark, die Erhöhug des Goldaufgeldes auf
den Zoll, die Beſeitigung des ſogenannten Rheinzolls. Hieraus erhlärt
ſich die Neigung der Winzer zu höhenen Forderungen, auf welche auch
die Käufer bereiwvilliger eingehen, als ratſam iſt.
So erfreulich es iſt, daß wir einen vorzüiglichen 1921er ernten, ſo
bedauerlich iſt es doch, daß dadurch der Anreiz gegeben iſt zur Rückkehr
ungeſunder geſchäftlicher Verhältniſſe, die zu beſeitigen die maßgebenden
Organiſationen aber alle Anſtrengungen machen. In Rheinheſſen wurde
192ler aus Gemarkungen, die Heine Weine erzeugen, bereits mit 13000
Mark für 1200 Liter und höher bezahlt und die 1920er wurden in der
letzten Zeit dort zu 8000 Maak und höher verkauft. An der Nahe
wur=
den Traubenpreiſe angelegt, die einem Moſtpreiſe von 12000 Mark für
1200 Liſter und mehr entſprechen. Für die 192der ſind dort die
Forde=
rungen erheblich geſtiegen. In Lorch, das zum unteren Rheingau
ge=
hört, wurden für 1921er rund 14 000—18 000 Mark für 1200 Liter
er=
zielt. Im Rheigau oberhalb Rüdesheim geht die Leſe infolge des
gün=
ſtigen Wetters langſam vorwärts. Preiſe ſind noch wenig bekannt
ge=
worden. In der bayeriſchen Pfalz koſteten anfangs bei ſteigender
Nach=
frage kleine 1921er Oberhandter 3000—10 000 Mark und 1920er etwa
6000 Mark die 1900 Liter. An der Moſel wurden Traubenpreiſe
ange=
legt von 400 Mark oder Stwas weuiger für den Zentner bis 500 Mark.
und höher. In Baden wurden kleine 1921er mit 600—800 Mark für
100 Oiter und höher bezahlt und in Württemberg mit 700—800 Mart
für 100 Liter; aber alle dieſe Preiſe ſind ſeit dem Beginn der Leſen
überall rapide geſtiegen und die Aufwärtsbewegumg iſt noch niht zum
Strllſtand gekommen.
wd. Harpener Bergbau A.=G. Das Börſengerücht über
eine Angliederung der Gewerkſchaft Graf Bismarck an die Harpener
Bergbau A.=G. wird als unbegründet bezeichnet.
wd. Eine umtauſchſtelle für Polennoten. Die
vol=
niſche Regievung wird in Berlin eine Umtauſchſtelle für die
einzuziehen=
den Noten errichten.
Aenderung der
Krankenbrot=
verkaufsſtellen.
Mit dem 15. ds. Mts. werden die
ſeit=
herigen Krankenbrotveikaufsſtellen aufgehoben
und für die Zeit vom 16. November ds.
Fs. bis 15. Januar 1922 folgende Bäckereien
mit dem Verkauf von Krankenbrot beauftragt:
L. Schwinn, Woogſtr. 3.
Wily. Geher, Orangerieſtr. 2,
Georg Merker, Heidelbergerſtr. 86,
Heinrich Jöſt, Kranichſteinerſtr. 15,
Leonh. Ludwig, Mollerſtr., 25,
Die Bäckereien
Friedrich Kufuagel, Karlſtr. 6. und
Gg. Breitwieſer, Arheilgerſtr. 23,
ſtellen das Krankenbrot her, und es kann auch
von dort bezogen werden.
(st12458
Darmſtadt, den 12. November 1921,
Lebensmittelamt.
Verſteigerung
einer Hofreite u. von Grundſtücken
Dienstag, den 15. November 1921,
nach=
mittags 6 Uhr, ſollen im Rathaus zu
Eber=
ſtadt die nachverzeichneten Liegenſchaften aus
dem Nachlaſſe der verſtorbenen Emil Haller I.
Eheleute zu Eberſtadt durch den
unterzeich=
neten Ortsgerichtsvorſteher öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert werden:
1. Flur KV Nr. 311 Acker im Dreißiger
1607 qm
KVI Nr. 472 Acker rechts am
Gries=
heinerweg — 2231 qm
Nr. 298 Grabgarten das Do
181 gm
I Nr. 299 Hofreite daſelbſt
200 gn
Bemerkt ſei, daß das Haus ein
Geſchäfts=
haus (Kolonialwarengeſchäft iſt. Indemſelben
iſt die elettriſche Lichtleitung bereits gelegt.
Eberſtadt, den 11. November 1921.
Hefſ. Ortsgericht Eberſtadt.
Schäfer.
124971
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IV. Teil — 6 Akte
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Sierzu laden wir unſere Mitglieder und ihre
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verbunden mit Tanz
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Montag, den 14. November,
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