Darmstädter Tagblatt 1921


07. November 1921

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1921

Einzelnummer 25 Pfg.

Der Rhein=Main=Donau=Kanal
und die Arbeiterſchaft.
Die Erkenutnis, daß der Ausbau der Großſchiffahrts=
ſtraße
Nhein Main Donau zum Wiederaufſtieg un=
ſeres
Wirtſchaftslebens unbedingt notwendig iſt, darf heute als
Gemeingut des deutſchen Volkes bezeichnet werden. An den
Ausbau dieſer in verkehrs= und volkswirtſchaftlicher Beziehung
außerordentlich bedeutſamen Großſchiffahrts= und Waſſerkraft=
ſtraße
knüpfen ſich hoffnungsvolle Erwartungen mannig=
facher
Art.
Es ſei nur kurz darauf hingewieſen, daß mit dem Ausbau
dieſer Waſſerſtraße, die im Vordergrund des Intereſſes nicht
nur in Deutſchland, ſondern auch in Frankreich, England, Hol=
land
, Belgien, der Schweiz, Oeſterreich, Ungarn und den Balkan=
ländern
ſteht, eine Verbindung der beiden größten Ströme
Mitteleuropas herbeigeführt wird, die zwei verſchieden organf=
ſierte
Wirtſchaftsgebiete, nämlich den induſtriellen Weſten und die
an land= und forſtwirtſchaftlichen Erzeugniſfen geſegneten
Donauländer, inverkehrsökonomiſcher Hinſicht einander näher=
bringt
. Dadurch werden uns die Rohſtoffgebiete des nahen und
fernen Oſtens mit ſeiner ſchlechteren Valuta erſchloſſen, und
Deutſchland wird von den teuren Einkaufsländern des Weſtens
unabhängiger gemacht. Es wird ein Austauſch von Maſſen=
gütern
auf dem Waſſerwege einſetzen, auf dem landwirtſchaftliche
Maſchinen, Induſtrieartikel und Düngemittel nach dem Oſten
getragen und uns dafür billige Lebensmittel (insheſondere Ge=
treide
), Petroleum, Erze und Bauxit geliefert werden. Auch
durch die Frachten des Waſſerweges, die niedriger ſein werden
als im Eiſenbahnverkehr, wird eine Verbilligung der Erzeug=
niſſe
herbeigeführt, die der Geſanthet des Volkes zugute kom=
men
wird. Mit dem Ausbau der 1200=tonnenſchiffigen Groß=
ſchiffahrtsſtraße
RheinMain-Donau von Aſchaffenburg bis
Paſſau=Grenze wird zugleich der Ausbau von Kraftwerken in
Angriff genommen, die zum großen Teil die Finanzierung der
Schiffahrtsanlagen ermöglichen. Insgeſamt werden an dieſer
bayeriſchen Waſſerſtraße 33 Kraftwerke erſtehen, die nicht we=
niger
als 250 000 Pferdeſtärken oder 1½ Milliarden Kilowatt=
ſtunden
jährlich erzeugen und verbilligten Licht= und Kraſt=
ſtrom
liefern.
Schon im nächſten Frühjahr ſoll mit dem Bau begonnen
werden. Im erſten fünf= bis ſechsjährigen Bauabſchnitt ſoll
Der Main auf der Strecke AſchaffenburgWürzburg zur Groß=
ſchiffahrtsſtraße
und die Donauwaſſerſtraße zwviſchen Paſſau und
Regensburg duuch Niederwaſierregulierung und Einbau einer
Stauſtufe bei Steinbach ausgebaut werden. Gleichzeitig hier=
mit
iſt der Ausbau von 15 Kraftſtufen an Main und Donau
vorgeſehen. Dieſe 15 Kraftwerke erzeugen zuſammen jährlich
530 Millionen Kilowattſtunden. Die Vorteile, die ſich ſchon
tvährend des erſten, nunmehr aus finanziellen, Rückſichten be=
ſchränkteren
Bauabſchnittes für die Arbeiterſchaft und die Ge=
meinden
ergeben, werden ganz erheblich ſein. Die Tatſache,
daß die Großſchiffahrt des Rheins dadurch bis nach Würzburg
vorgetragen wird, iſt insbeſondere für die Verſorgung Bayerns
und der Nachbarſtaaten mit Kohle und ſonſtigen Maſſengütern
von größter Bedeutung. Andererſeits verſchafft das ſodann un=
gehinderte
Vordringen der großen Donauſchiffe nach Regens=
burg
Bayern einen beſonders günſtigen Anſchluß an den Süd=
oſten
Europas. Die geſegneten Donauländer werden uns im
ſrachtenſparenden Sinne näher gebracht werden.
Tauſende von Arbeitsloſen werden durch den Aus=
bau
dieſer Schiffahrts= und Waſſerkraftſtraße Verwendung fin=
den
. Zwar iſt das Geſpenſt der Arbeitsloſigkeit zurzeit infolge
des Sinkens unſerer Valuta etwas zurückgedrängt worden, ſo=
bald
aber die deutſche Mark wieder ſteigt, wird die Erwerbs=
loſigket
von neuem einen erſchreckenden Umfang annehmen. Die
Möglichkeit, Arbeiter in geldſchaffenden Betrieben unterzubrin=
den
, wird dann beſonders begrüßt werden. Die Zuteilung von
Erwerbslofen für die einzeluen Bauabſchnitte wird in engſter
Zuſammenarbeit mit den Arbeitsämtern ausſchließlich durch
letztere erfolgen. Dadurch wird es gelingen, den Arbeitsloſen
eine längere und lohnende Beſchäftigung zu bieten. Die Ent=
wicklung
des Arbeitsmarktes wird damit dauernd wirkſam be=
einflußt
, ſo daß dadurch auch die Wirtſchaftlichkeit der Arbeiten
außer Zweifel ſteht. Zuerſt werden es große Erdbewegungs=
arbeiten
, Baggerungen und Gründungsarbeiten ſein, bei denen
die Arbeitsloſen Beſchäftigung finden. Durch Schaffung von
Wehren, Schleuſen und Brücken wird aber auch die Eiſenindu=
ſtrie
auf zahlreiche Aufträge und ausreichende Beſchäftigung
ihrer Arbeiterſchaft rechnen können. Bei dem Ban der Kraft=
werke
und Turbinenhallen ſteht reiche Beſchäftigung für Elek=
trizitätsfirmen
und Ziegeleien, Toninduſtrie (Plattenbelag) und
Marmorwerke in Ausſicht. Einen großen Umfang werden auch
die Lieferungen und Arbeiten für die Hafenanlagen einnehmen.
Auch das Baugewerbe wird zur Errichtung der techniſchen Bau=
ten
ſtark herangezogen werden. Nicht zuletzt wird außer den
Handarbeitern auch techniſches und kaufmänniſches Perſonal
Verwendung finden und ſo auch eine Entlaſtung des Arbeits=
marktes
bei den geiſtigen Arbeitern eintreten.
Auch durch die am Kanal ſich anſiedelnde Holzverarbeitungs=
ürduſtrie
wird ſich neue Arbeitsgelegenheit mit ausſichtsreichen
Wirtſchaftsmöglichkeiten bieten. Das baheriſche Holz, das jetzt
noch zum Schaden Baherns erſt am Mittelrhein verarbeitet
wird, ſoll nämlich in Zukunft nur noch verarbeitet außer Landes
gehen. Der bayeriſche Holzhandel ſtellt auch ſchon ſeine Maß
nahmen auf dieſe Tatſache ein und hat bereits ſeine Vorbe=
reitungen
nach dieſer Richtung getroffen.
Die Großſchiffahrtsſtraße wird überhaupt ſiedlungs=
belebend
wirken. Die Induſtrie wird ſich bald über das
ganze Gebiet der Waſſerſtraße verteilen, und ihre Arbeitskräfte
werden ſich zum großen Teil auf dem Lande anſäſſig machen.
Dadurch wird, nicht zuletzt die Wohnungsnot in den
Städten gelindert und eine rege und vielſeitige Verbindung der
Induſtrie mit der Landwirtſchaft herbeigeführt werden.
Die zurzeit im Vordergrunde des Intereſſes ſtehende Strom=
gewinmung
der Waſſerkraftſtraße wird der namentlich im Süden
Deutſchlands immer notwendiger gewordenen Umſtellung des
Wärmekraſtbetriebes auf Waſſerkraftbetrieb weſentlich Rechnung
tragen. Durch das Starkſtromnetz des Bahernwerkes wird unter
Heranziehung der Kräfte der mittleren Jſar und des Walchen=
ſeewerkes
größtenteils die Verteilung des in den Mainkraft=
werken
und den ſüdbayeriſchen Waſſerkräften gewonnenen Stro=
mes
vorgenommen werden.
Schon mit dem erſten Ausbau der Großſchiffahrts= und
Waſſerkraftſtraße werden unſtreitbar große ideelle, kulturelle und

wirtſchaftliche Werte erzeugt, ſo daß die Unterſtützung dieſes
überragenden Werkes ſeitens weiteſter Kreiſe lebhaft zu be=
grüßen
iſt.
F. Heigl.
Die große Koalition in Preußen.
. Berlin, 6. Nov. (Priv.,Tel.) Zur preußiſchen Kabi=
nettsbildung
begrüßt das Berliner Tageblatt das endliche Zu=
ſtandekommen
der großen Koglition von der Deutſchen
Volkspartei bis zur Sozialdemokratie. Zweifcllos werde ſich
nach dieſem Vorbild auch im Reiche, eine gleichartige Koa=
lition
herausbilden müſſen, um jene Stabilität und Homogeni=
tät
zu ſchaffen, die allein eine Politik auf lange Sicht ermögliche.
Der Vorwärts weiſt darauf hin, daß durch die über=
raſchende
Löſung der preußiſchen Kriſe die in der Deutſchen
Volkspartei vorhandene Spaltung offenbar wurde.
Die Germania hebt hervor, daß alle Fährniſſe der Krif=
von
der Tatſache überſtrahlt würden, daß die große ſtaatsolitiſche
Einſicht über die parteipolitiſchen Intereſſen einmal den Sieg
davongetragen haben.
Der Lokalanzeiger vermag in der neuen Kabinettsbildung
angeſichts der Umſtände, unter denen ſie ſich vollzog, und der
ſchließlich ſich ergebenden Perſonalverhältniſſe mehr als ein ge=
wagtes
Erperiment nicht zu erblicken.
Die Tägliche Rundſchau ſpricht den Wunſch aus, die Deutſche
Volkspartei möge in der großen Koglition nicht als Nachtrab
der Linken, ſondern als Vorpoſten der Rechten wirken.
Induſtrie und Kredithilfe.
Berlin 5. Nov. (Wolff.) Die heutige außerordentliche
Mitgliederverſammlung des Reichsverbandes der
deutſchen Induſtrie hat nach ſechsſtündigen Verhandlun=
gen
nachftehende Erklärung einſtimmig beſchloſſen:
Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie ermächtigt ſeinen
für die Behandlung der Angelegenheit der Kredithilfe eingeſetz=
ten
Ausſchuß, der augemeſſen zu ergänzen iſt, unter Zuziehung
der deutſchen Banken die Verhandlungen mit der Reuchsregie=
rung
mit dem Ziele weitgehender geldlicher Stützung des Rei=
ches
für die Reparationszwecke fortzuſetzen. Es muß gleichzeitig
Sicherheit dafür gegeben werden, daß Reichsregierung und
Reichstag eine ſparſame Finanzwirtſchaft auf allen Gebieten des
Staatslebens unverzüglich eintreten laſſen und die Wirtſchaft
von allen die freie Betätigung und die Entwickelung ſchädigen=
den
Feſſeln zu befreien. Iusbeſondere müſſen die Reichs= und
ſonſtigen in öffentlicher Hand befindlichen Betriebe derart be=
handelt
werden, daß ſie nicht weiter die öffentlichen Finanzen
belaſten, ſondern ſie entlaſten. Ein Ziel unſerer inneren Wirt=
ſchaftsoplitik
muß ſein, alle in der Wirtſchaft vorhandenen und
nicht voll beſchäftigten Kräfte, ſicher zu produktiver Arbeit zu
bringen. Die Induſtrie muß die Sicherheit haben, daß durch ihre
Mitarbeit aus unproduktiven Unternehmungen Unterpehmun=
gen
gemacht werden, die ſolche Erträge bringen, daß ſie zur Ver=
zinſung
und Tilgung des geplanten Gelddarlehens ausreichen
und die jetzt vorübergehend freiwillig eintretende Induſtrie ent=
laſten
. Es wurde weiter beſchloſſen, daß, wenn ein feſter Plon
für die Durchführung der Kredithilfe vorliegt, die Mitgliederver=
ſammlung
des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie damit
befaßt werden ſell.
Oeſterreichs Finanznöte.
Wien, 6. Nev. (Wolff.) Die Politiſche Korreſpondeiiz
ſthreibt: In der Dienstags=Sitzung des Nationalrates
bringt die Bundesregierung das Budget für 1922 ein, das
ein Defizit von ungefähr 150 Milliarden Kronen aufweiſt.
Diefe Ziffer wird bei obiektider Berrachtung auf ihr natürliches
Maß der ihr innewohnenden Urſachen zurückgeführt, nämlich
auf die Fürſorge für die Aufrechterhattung des einſachen Lebens
der Bevölkerung ſeit dem Zuſammenbruch, deri Friedensſchluſſe
und der Durchführung der Reparationen, die durch den enor=
men
Valutenbedarf auch Oeſtereich indirekt trefſen. Die
über das Finanzprogramm der Regierung ſchwebenden Verhand=
lungen
ſind größtenteils abgeſchloſſen und es kann als Zeichen
des Vertrauens des Auslandes gewertet werden, daß es zum
erſten Male ohne beſondere Sicherſtellung gelang, die Ge=
treideverſorgung
und auch den großen Teil der übrigen
Lebensmitelverſorgung auf mehrere Monate hinaus zu gewähr=
leiſten
. Die bereits vom Nationalrate genehmigten Geſetze, die
notwendige Einſtellung der Zuſchüſſe, der Beamtenabbau und
die ſonſtigen Maßnahmen erden das Deſizit des Staafes be=
heben
und das Vertrauen der Bevölkerung zum Staat um ſo
mehr feſtigen, als dieſe duich die von ihr übernommenen Opfer
in erſter Linie zur aktiven Mitwirkung bei der Herbeiführung
geordneter Finanzverhältniſſe berufen iſt.
Wien, 6. Nov. (Wolff.) Finanzminiſter Gürtler äußerte
ſich zu einem Vertrcter der Reichspoſt über das gegenwärtige
Verhalten des Züricher Marktes gegenüber der
Krone: Der Züricher Kronenkurs in der heutigen Entwick=
lung
ſei nichts anderes als ein ſchanloſer Erpreſſungs=
verſuch
, um die öſterreichiſhe Regierung zu Interventions=
käufen
zu zwingen. Wahrſcheinlich habe die Züricher Sp= ku=
lation
erfahren, daß es der öſtereichiſchen Regierung gelungen
ſei, einen nicht unbeträchtlichen Vorrat an fremden Valuten ohn=
Belaſtung des heimiſchen Valutenmarktes zu beſchaffen. Sie Männern und Frauen nach den Grundſätzen der Verhältniswahl ge=
möchte
nun die öſterreichiſche Finanzberwaltung nötigen, dieſe
Valuten ſür eine Stützungsaktion in Zürich zu dergenden. Die
Regierung werde unter keinen Umſtänden irge.id etwas zur
der öſterreichiſchen Valuta und damit die Kaufkraft der Krone
werde nicht von der Züricher Börſe beſtimmt. Ausſchlaggebend
für den Wert der Krone ſei nur die Aktivität oder Paſſivität
der öſterreichiſchen Volkswirtſchaft. Um die Paſſidität des Staats=
haushaltes
auf ein ſolches Maß einzuſchränken, daß der Reſt des
Defizits durch normale Kreditoperationen gedeckt werden könne,
ſeien alle Vorbereitungen in vollem Gange.
Die Abſetzung der Habsburger.
Budapeſt, 5. Nov. (Wolff.) Die Nationalver=
ſammlung
behandelte geſtern den Geſetzentwurf, betr. das
Erlöſchen der Herrſcherrechte König Karls und
des Erbfolgerechtes des Hauſes Habsburg. Nachdem der Re=
ſerent
des ſtaatsrechtlichen Ausſchuſſes, Abg. Rubinak, den Ge= unzuläſſig nach Form und Inhalt eine der ſchärfſten Brüskierungen
ſetzentwurf bcleuchtet und zur Annahme empfohlen hatte, erklärte
Miniſterpräſident Graf Bethlen, der Geſetzentwurf ſei keine 1
Konſequenz der Entwicklung eines normalen konſtitutionellen ſie ſich klar darüber, daß auf den Wind, den ſie geſät, ein Sturm folgen
Lebens, ſondern eine Folge der Ereigniſſe in den letzten zwei
Wochen. Bei dieſer Gelegnuheit müſſe er gleich namens der können, weil etwa die weitaus überwviegende Mehrheit in der Studen=
ungariſchen
Regierung und der ungariſchen Nation feierliche tenſchaft nichts zu ſchaffen haben
Verwahrung gegen jede ausländiſche Einmiſchung erheben.

(Lebhafte Zuſtimmung.) Die ungariſche Regierung habe alles,
was ſie getan habe, aus eigenem Antriebe getan. Feierliche
Verwahrung müſſe auch dagegen erhoben werden, daß viel wei=
tergehende
, gegen den Vertrag von Trianon verſtoßende For=
derungen
geſtellt worden ſeien. Der Miniſterpräſident betonte
ſchließlich, daß Ungarn an dem Friedensvertrag feſthalte. Dar=
auf
ſprach Graf Apponyi. Er proteſtierte gegen die Ver=
letzung
des Friedensvertrages von Trianon durch Androhung
des bewaffneten Einſchreitens und die Forderung der kleinen
Entente bezüglich der Teilnahme an der Entwaffnung. Redner
beſprach dann die Forderung der kleinen Entente nach Thron=
entfetzung
der Habsburger und betonte, daß die Frage der
Staatsform eine innere Angelegenheit Ungarns ſei. Als die
Regierung die Rückkehr des Königs mit bewaffneter Gewalt
verhindert habe, hätten die Nachbarländer dies mit Befriedigung
zur Kenntnis nehmen müſſen; ſie hätten ſich jedoch damit nicht
begnügt. Er verſtehe die Zwangslage, in der ſich die Regierung
befinde, vollſtändig und werde ihr infolgedeſſen keine Schwierig=
leiten
bei der Annahme der Vorlage bereiten, er erkläre jedoch,
daß die Entthronungsvorlage die Einrichtung des ungariſchen
Nationalkönigtums in ſeinen Grundlagen angreife. Dies wider=
ſtrebe
ſeinem Rechtsempfinden; er müſſe ſich daher der weiteren
Veratung entziehen. Graf Apponyi verließ hierauf mit 12 wei=
teren
Abgeordneten den Sitzungsſaal.

Zur neuen Verfaſſung der evangeliſchen
Landeskirche.
Man ſchreibt uns: Die Nevobution, in der wir ſtehen, hat unter
den Umnpälzungen und Umgeſtaltungen, die ſie uns gebracht hat und
bringt, auch eine neue Verſaſfung unſerer evangeliſchen Landeskirchen
nötig gemacht. Wir Leuken dabei zunächſt an die Neugeſtaltung der Ki=
chenregierung
, die durch die Beſeitigung des Sumnepifkopats des Lan=
2:sfürſten gefordert wird. Aber nicht weniger iſt die Umgeſtaltung der
Formen des kirchlichen Lebens auf anderen Gebieten nötig geworden,
und zwar auf ſolchen G=bieten, die auf das religiöſe Leben der Gemein=
den
viel tiefer einwvirken, als die Umgeſtaltung der Kirchenvegierung.
Wir nennen nur die Arbeit der Pfarrer innerhalb und außerhalb der
Gemeinden und die Vorbereitung zu ihrem Amt, die Mitarbeit der Ge=
meinden
an ihrer Erbauung. Ju erſter Linie ſteht die Umwandlung der
Obrigkeitskirche trotz ihrer 50jährigen Synodalverfaſſung iſt unſare
Landesbirche zum Teil noch Obrigkeitstioche in eine auf die Mitzwir=
tung
und Mitverantwortung, aller ihrer Glieder aufgebaute Kirche.
Dieſe Umwandlungen, in denen wir ſtehen, fordern dringend, daß die
Kirche in allen ihren Gliedern wit Bewußtſein, dieſe Umwandlungen
miterlebt, bei der Neugeſtaltung ihrer Lebensformen mitwirkt.
Cs genügt deshalb nicht, daß die auf Grud der ſeitherigen Ver=
faſſung
beruſenen Organe die neuen Verfaſſungen ausarbeiten, ſondern
die Kirchenglieder müſſen möglickſt vielfeitig in dieſe Arbeit hereinge=
zogen
wverden. Je mehr ſie das Werden des Neuen mit Bewußtſein mit=
erleben
, mit um ſo größerem Intereſſe und um ſo größerer Liebe werden
ſie an dem Neugewordenen teilnehmen. Und es wird verhindert werden,
daß die neuen Formen des kinchlichen Lebens, wie man der ſeitherigen
Verfaſſung unſerer Landeskirche nachgeſagt hot, tote leere Formen blei=
ben
, die wirtungslos über dem Gemeindeleben ſchweben.

auch Gelegenheit bekommen, ja möglichſt dazu geweckt und veranlaßt
werden, ſich darüber auszuſprechen. Es kann dies ſelbſtverſtändlich nicht
in den gottesdieuſtlichen Verſammlungen geſchehen, ſondern in beſonders
zu dieſem Zweck einberufenen Gemrindeverſammlungen. Der gegebene
Ort für dieſe Verſammlungen iſt in der Regel die Kivcke. Wo Gemeinde=

faſlung über die neue Verfaſſung nicht übereilt, ſondern der Ausgeſtal=
tung
der neuen Verfaſſung die nötige Zeit gelaſſen wird. Nachdem die
ſeither beuufenen Organe zur Herſtellung eines Entwurfes ſich ein Jahr
Zeit genommen haben, zu ihrer Arbeit, wird dieſes zweite Stadium die=
ſer
Vorberoſtungsarbeit, die Durcharbeit in dem Gemeinden, mindeſtens
dasſelbe Maß an. Zeit in Anſpuuch nehmen dürfen.
Es wird dieſe Durcharbeitung der Materie in den Gemeiden nicht
bloß die Frucht haben, daß die Gemeinden möglichſt vielſeitig in das
Intereſſe an dem Neuwerdenden hereingezogen worden, ſonden; daß
auch die Herren Pfarrer durch die gründliche Durcharheitung des Stof=
fes
mit der Sache vertrauter, zum Urteil reifer, zum Handeln fähiger
wverden. Docendo discimus.
Durch dieſe Verzögerung der abſchließenden Beſchlußfaſſung wird ja
das kirchliche Leben der Landeskirche in keinerlei Weiſe gehindert werden.
Wir können in deu feitherigen Formei ungeſtört ſveiter arbeiten. Wir
können die Erfahrungen, die and re Landeskirchen, die raſcher handeln,
mit ihren neuen Verfaſſungen gemacht haben, uns zunutz uachen. Viel=
leicht
kaun auch die Vielgeſtaltigteit des evangeliſchen Kirchenweſens ver=
mieden
und mehr Einheitlichkeit erreicht werden, indem die kleineren
Landeskichen in den Formen der Kirckenverfaſſung an die größeren ſich
anſchließen oder auch umgekehrt.

Ein Proteſt der heſſiſchen Studentenſchaft.
* Der Gieß. Anz, erhält folgende Zuſchrift:
Wir leben in einer Zeit, die mit den Rufen Freiheit und Gleich=
heit
eingeleitet wurde und die man deshalb die neue nennt; wir
leben in einer Zeit, die dem Zwanzigjährigen das Wahlrecht gegeben
und die die Karenzzeit früher von den Zugezogenen verlangt, ehe ſie
ihr Wahlrecht ausüben konnten beſeitigt hat.
Das Volk aber gab ſich eine Verfaſſung! Eine Verfaſſung, in deren
Artikel 17 ſteht: Die Volksvertretung (deu Läuder) muß in allgemeiner,
gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl von allen reichsdeutſchen (1)
wählt werden.
Und in demſelben Artikel 17 der Verfaſſung der deutſchen Republik
ſteht ferner zu leſen: Die Grundſätze für die Wahlen zur Voltsvertre=
Beſſerung des Züricher Kurſes unternehmen, denn das Schickſal tung gelten auch für die Gemeindewahlen. Jedoch kann bei dieſen (I)
durch Landesgeſetz die Wahlberechtigung von der Dauer des Aufenthalts
(alſo nicht des Wohnſitzes!) in der Gemeinde bis zu einem Jahre ab=
hängig
gemacht werden.
Daraus geht zweifelsfrei hervor, daß die Wahlberechtigung zur
Volksvertretung unter keinen Umſtänden von einer ein= bis zweijährigen
Dauer des Aufenthalts, noch viel weniger aber von der Begründung
des Wohnſitzes abhängig gemacht werden darf.
Das aber iſt geſchehen! Der Geſetzgebungs=Ausſchuß des Heſſiſchen
Landtages hat es vor kurzem für gut befunden, dem 8 2 des Landtags=
wahlgeſetzes
eine Interpretation zu geben zu der er keines egs be=
reckſtigt
iſt die den Studierenden Gießens und Daruſtadts, den
Technikern Friedbergs und Bingens, ſofern ſie aus nicht heſſiſchen Län=
dern
ſtammen, das Wahlrecht zur bevorſtehenden Landtagswahl weg=
nimmt
. Ueber die rechtliche Seite der Frage wird ja hoffentlich der
Staatsgerichtshof entſcheiden, wenn auch erſt nach der Wahl. Uns inter=
eſſiert
hier die politiſche. Und dazu ſei geſagt, daß dieſer Beſchluß
der an Brüskierungen gegenüber der Studentenſchaft ſo reichen Negie=
rungszeit
der Regierung und der hinter ihr ſtehenden Parteien iſt. Sei
muß, der orkanartigen Charakter annehmen kann. Wenn man in Darm=
ſtadt
glaubt, Tauſende von Studenten ihres Wahlrechts berauben zu
1 mit jenem Eſperanto=Geiſt, der
aus Genf herüberwinkt, ſo täuſche man ſich aber auch nicht darüber, daß

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 7. November 1921.

Nummer 298.

der keine Pflichten gegen denſelben Staat anerkennen kann, der ihm
wichtigſte ſtaatsbürgerliche Rechte abſchneidet! Iſt ſich die Negierung
klar darüber, daß ſie durch ihr Verhalten die Studentenſchaft in immer
ſchärfere Oppoſition gegen ſie treibt?
Iſt ſie ſich über die Wirkung jener Heldentat im klaren, die das
überlebensgroße Gemälde des Großherzogs aus der Aula der Alma
mater Ludoviciana herauszureißen befahl?. Darf man ſich die Frage
erlauben, ob die Neue Aula als Amtsraum angeſehen wird, ob die
kahlen Backſteinmauern mit dem Bilde des ſeitherigen Präſidenten des
Heſſiſchen Landesamtes für das Bildungsweſen, des Freundes und
Gönners der Gießener Studentenſchaft, geziert werden wird?
Die Korporationen aber werden ſich die Frage vorzulegen haben,
ob ſie es mit ihrem Stolz, ihrer Tradition und ihrer Stellung verein=
baren
können, weiterhin mit ihren Fahnen und Chargierten die ver=
hunzte
Aula zu betreten!
Was iſt das Ganze? Ein Skandal!
J. Fr. Zimmer, Kand. jur.

75jähriges Jubiläum der Turngemeinde 1848.
In goldenen Lettern prangt, weithin ſichtbar, in dem mit
Fahnen, Girlanden, Blattpflauzen, Palmen und friſchen Eichen=
kränzen
feſtlich geſehmückten Turnhauſe die 75 auf der Bühne,
die in einen grünen Hain verwandelt ſcheint. Ein weit über
Heſſens Grenzen hinaus ruhmreicher bekannter Turnverein be=
geht
das ſeltene Jubiläum des 75jährigen Beſtehens. Gegründet
von Männern mit eiſerner Tatkraft, hat er ſich allen Stürmen
der Zeit zum Trotz ſiegreich behauptet; denn hochgehalten wurde
ſtets der Wahlſpruch, den Heinrich Felſing vor 75 Jahren
der Turngemeinde beſcherte: ein Wahlſpruch, wie er ſchöner
nicht bis heute iſt gefunden, vier Worte, grad wie ein Gedicht,
mit Eichenlaub umwunden heißt es treffend in einem Liede
des Turnbruders L. Schinnerl, es ſind die 4 F, Friſch, Fromm,
Froh und Fref! Und herrlich iſt der Same aufgegangen, der
in die Herzen geſenkt wurde: auf dem glänzenden Jubel=
Schauturnen hat es ſich gezeigt, in wie geradezu vorbild=
licher
Weiſe körperliche und ſittliche Erziehungs=
arbeit
an der Jugend geleiſtet wird. Vom 6jährigen Knaben
bis zum 60jährigen Manne ein edler Wetteifer, ein ſchöner Tat=
beweis
deſſen, was in mancherlei hohen Worten geſagt wurde:
Erziehung zu Kraft und Gewandtheit, Selbſtvertrauen, Mut,
Beſonnenheit, Wertſchätzung des Kameraden, Beſcheidenheit,
ſelbftſicheres Auftreten und freiwillige Unterordnung
in eine höhere Notzvendigkeit, die als Zwang erkannt morden iſt.
Die zahlreichen Ehrungen ferner, die dem Jubelverein von den
verſchiedenſten Seiten zuteil wurden, bewieſen die beſondere
Wertſchätzung und Anerkennung der Turnſache. Eine bleibende
Erinnerung wird allen Teilnehmern dieſes Feſt ſein wegen der
einfach=ſchlichten Form, es iſt aber auch, und darin liegi ſeine
beſondere ethiſche Bedeutung, ein hoffnungsdoller Ausblick in
die Zukunft: Führer des Volkes werden herangebildet, ſtark an
Körper und Geiſt und auf dem Boden des Turnplatzes jene Ver=
ſöhnung
der Klaſſen indem alle Schichten als Turner nur für
eine Sache einſtehen zur Tat, die leider heute noch vielfach fehlt.
Möge dies hohe Ideal in nicht allzu ferner Zeit ſeine endliche
Verwirklichung finden!

Eingeleitet wurden die Feierlichkeiten am Samstag nachmitag durch
ein Fußballſpiel, worüber bereits kurz berichtet wurde. Nach einer Ge=
dächtnisfeier
für die Geſtorbeuen und Gefallenen der Turngemeinde auf
dem alten Friedhof am Grabe von H. Felſing, dem Ehrenmitglied und
Mitbegründer, bei der zwei Chöre der Singmaunſchaft mitwirkten, ver=
einigte
der
Feſtabend
eine ſchier unüberſehbare Menge zu edler Geſelligkeit. Eine gewählte
Vortragsfolge, Mitwirkende waren Herr Kammermuſiker Georg
Weber (Bariton, die Herxen Haaſe und Volke (Violine), Til=
ling
(Cello), Klinger (Kontrabaß), Kalwe (Klavier) vom Landes=
theater
=Orcheſter, die Schülerinnenabteilung, ſoſpie die Turn= und Sing=
mannſchaft
und Chormeiſter Herr Wilh. Etzold (Begleitung am Flu=
gel
), deren Abwickelung nahezu 4 Stunden in Anſpruch nahm, brachte
reichen Genuß aller Art. In ernſt=feierlicher Weiſe eröffnete die
Ouvertüre zu Iphigenia in Aulis von C. W. Gluck den Reigen der
Darbietungen. Nachdem ſo recht von Herzen kommenden und auch zu.
Herzen gehenden Geſang des Chors Gott grüße Euch von Mücke hielt
der 2. Sprecher, Rechtsanwalt H. Kalbhenn, die Begrüßungs=
anſprache
. Er dankte den treuen Hütern und Vertretern der Turn=
gemeinde
, die trotz aller Stürme der Zeiten lebensfähig geblieben ſei
und in ganz Deutſchland ruhmreich genannt ſei. Zwar riß der Krieg
tiefe Lücken in die Reihen der Turner, aber dank der zähen Arbeit der
Zurückgebliebenen blieb ein ſtarker Stamm erhalten. Das weitere Blü=
hen
der Turngemeinde ſei der beſte Beweis für das lebensſtarke Ziel
der deutſchen Turnerſchaft. Nicht um äußere Chren gehe es, der Eichen=
kranz
ſei das ſchlichte Symbol des Sieges. Sinnbild deutſcher Kraft
iſt die Eiche, viele Blätter ſind wohl von ihr gefallen, aber ſie ſteht
noch da, feſtgewurzelt, und muß ſtehen, und die Turner ſind berufen
zur Entfaltung neuer Triebe. Ob auch tauſend Teufel ſtürmen, haſ=
ten
wir feſt an den ſtarken Wurzeln unſerer Kraft: Ans Vaterland,
ans teure, ſchließ dich an! Gut Heil!
Auf ein allgemeines Lied Den Siegern von Mitglied L. Eggert,
der durch ein dreifaches Gut Heil geehrt wurde, folgten zwei Lieder
für Bariton Blick ich umher aus Tannhäuſer und Alt=Heidelberg
von Jenſen. Der ſtarke Beifall bei ſeinem Erſcheinen auf der Bühne
und die Blumenſpenden bewieſen, daß der Sänger, deſſen weiche und
warme Stimme ſo ſympathiſch berührt, der erklärte Liebling des
Publikums geblieben iſt. Auch die beiden letzten Lieder Ich denke oft
ans blaue Meer von Weingartner und Trinkſpruch von Schmal=
ſtich
trugen Herrn Weber wohlverdienten Applaus ein. Wurde ſo das
Ohr durch den Geſang entzückt, ſo bot dem Auge ein Bild voll Schön=
heit
und lieblichſter Annut ein von älteren Schülerinnen unter Leitung
von Turnlehrerin Frl. Schmuck ausgeführter Menuett=Reigen. Nicht
endenwollender Beifall folgte auch einer von Anna Kraft und Martha

den mußte. Nach dem Vortrage zweier Muſiſtücke Abe Maria von hauer Ph. Schwarz vor längerer Zeit eine Plakette geſchaffen
worden, deren Umrahmung Steinmetz Konr. Wittmann hier
Bach=Gounod und Ekſtaſe Reverie von L. Ganne begann die Ent=

gegennahme der Glückwünſche von befreundeten hieſigen. Ver=
einen
. Alle rühmten die Verdienſte der Turngemeinde um die körper=
liche
Ertüchtigung der Jugend und ſprachen die Hofnung aus, daß der
Jubelverein vor Schickſalsſchlägen, auch den kleinſten, bewahrt bleiben
möge. Beſonderen Beifall fanden kernige Worte des Vertreters des
Turnvereins Groß=Gerau der die Verſammlung mahnte, auch die
Turnbrüder im beſetzten Gebiet nicht zu vergeſſen. Das Gelöbnis der
Treue und Erhaltung der bisherigen guten Beziehungen legten ferner
ab die Vertreter des Akad. Turnvereins Darmſtadt, des Sportvereins
Darmſtadt 1898, des Ortsgeſverbevereins, des Sportvereins Olympia=
Darmſtadt, des Turnvereins Arheilgen, der Liedertafel Darmſtadt, der
Darmſtädter Turnerſchaft, der Turngemeinde Beſſungen, der Turn
geſellſchaft Darmſtadt, der Turngemeinde Hanau, des Heſſiſchen Lehrer=
Turnvereins, des Volksbildungsvereins und des Ausſchuſſes für Leibes=
übugen
Darmſtadt. Außerdem waren eine Reihe ſchriftlicher Glück=
wünſche
eingegangen, u. a. von dem Schwimmwart der Deutſchen Tur=
nerſchaft
, Robert Braun. Rechtsanwalt Kalbhenn dankte allen
Rednern und verſprach, daß die Turngemeinde 1846 auch fürderhin mit
allen Kräften weiterkämpfen werde für die Erfüllung ihrer Aufgaben
zum Wohle des Vaterlandes. Als leuchtende Vorbilder im Dienſte
der Turnſache gedachte er der beiden Turnbrüder Magnus und
Ludwig Hamm, die ſeit 62 Jahren der Turngemeinde angehören.
Ein zweites allgemeines Lied von Turnbruder L. Schinnerl Zum
75jährigen Jubiläum der Turngemeinde und der vier P exakt aus=
geführte
Stuhlpyramiden uier Leitung Turnwarts R. Graßmann,
ein Violin=Solo Hehre Kati von Hubay, von Herrn Kammermuſiker
Haaſe meiſterlich vorgetragen, Chor Donauwellen, Walzer mit Or=
cheſter
von Jpanovici und Joh. Strauß unſterblicher Walzer Geſchich=
ten
aus dem Wiener Wald füllten den Reſt des Abends.
Die Feſtfeier
am Sonntag vormittag nahm dank hingebender Unterſtützung
durch Opernſängerin Frl. Jenny Jungbauer (Sopran),
Frau E. Hochſtätter (Klavier), Frl. Marie Rückert ( Vor=
trag
), die Orcheſtervereinigung unter Leitung Herrn
Obermuſikmeiſters Hauske und den gemiſchten Chor der
Turngemeinde unter Leitung des Chormeiſters Herrn W.
Etzold einen erhebenden Verlauf. Keine würdigere Begrü=
ßung
konnte wohl gefunden werden, als durch N. Wagners
Einzug der Gäſte auf die Wartburg aus Tannhäuſer. Aus=
drucksvoll
ſprach dann zwiſchen wehenden Fahnen Frl. M.
Rückert den von H. Enders verfaßten Vorſpruch, in dem
das gegenwärtige Geſchlecht gemahnt wird, ſtets zu kämpfen für
Ehre, Freiheit und Recht. Der Schlußchor zum Feſtſpiel Die
Weihe des Hauſes für Sopranſolo, gemiſchten Chor und Or=
cheſter
von Beethoven (Frl. Jungbauer wurde durch Blu=
men
und ſtarken Beifall geehrt) leitete in feierlicher Weiſe über
zu einer markigen Feſtrede des 1. Sprechers der Turnge=
meinde
, Prof. Dr. Brückel, der ſich die Ehrung verdienter
Mitglieder anſchloß. Er hieß die Anweſenden im Namen des
Vorſtandes herzlich willkommen und begrüßte die zahlreichen
Ehrengäſte, die Vertreter der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Be=
hörden
, ſowie die Heruen des Ehrenausſchuſſes, welch letztere
nicht zu unterſchätzende Vorarbeit zum guten Gelingen des
Feſtes geleiſtet haben. Nach einem kurzen Rückblick auf die Ge=
ſchichte
des Jubelvereins, der in kritiſchen Zeiten durch die hoch=
herzige
Spende des Kommerzienrats Diſchinger wieder
lebensfähig gemacht wurde, bezeichnete er als deſſen höchſte
künftige Aufgabe, Erſatz zu ſchaffen für die 41 Beſten, die der
Krieg genommen, durch die körperliche, ſittliche und geiſtige Er=
ziehung
der Jugend. Die Errichtung des Turn= und Spiel=
platzes
am Finanzamt, der auch den Schulen zur Verfügung
geſtellt wurde, ſei als ein großer Schritt vorwärts zu bezeichnen.
Er betrachte es als das Ideal der Turnerei, woenn die Turn=
halle
, ohne die die Stadt Darmſtadt manchmal wohl in große
Verlegenheit bei künſtleriſchen und anderen Veranſtaltungen ge=
kommen
wäre, nur für Leibesübungen zur Verfügung ſtehen
könnte und nur in Ausnahmefällen der Allgemeinheit. (Wäre der
Gedanke einer Feſthalle Wirklichkeit geworden, ſo wäre dieſes
Ziel wohl heute ſchon erreicht. D. Red.) Mit Dank begrüßte
er es daher, daß die Stadt Darmſtadt die Turngemeinde bei der
Löſung ſchwieriger Zukunſtsfragen (Heizung. Vermietung,
Spielplatz, innere und äußere Reparation der Turnhalle) dunch
Bewilligung einer namhaften Summe unterſtütze; auch die
Staatsregierung habe eine Beihilſe in Ausſicht geſtellt. Dank
gebühre aber auch vielen altbewährten Mitgliedern, die mehr
als 40 Jahre im Dienſte der Sache Jahns geſtanden. Folgende
Mitglieder wurden durch Ernennung zu Ehrenmitglie=
dern
und Verleihung der Turnnadel mit einem goldenen
Eichenzweig ausgezeichnet: Heinrich Heß, Gärtnereibeſitzer;
Karl Karp, Uhrmachermeiſter; Ludwig Klier, Stadtgärt=
ner
; Phil. Klöß, Palaisinſpektor a. D.: Ludwig Krickſer,
Weißbindermeiſter; Fr. Wilh. Müller, Schreinermeiſter;
F. L. Ohnacker, Kaufmann: Gg. Prieſter, Werkführer
i. R.: Stadian Riehl, Schloſſermeiſter; Karl Schwarz,
Maurermeiſter: Hch. Langsdorf Eiſenbahnoberſekretär;
Jak. Bauſcher, Werkführer. Im Namen der ſo Geehrten
ſprach Herr Karl Karp ſeinen tiefgefühlten Dank für die ſchöne
Ehrung aus und gelobte, daß ſie nach wie vor treu zur Turn=
ſache
ſtehen wollten. In warmen Worten gedachte der Redner
auch der wackeren Sängerſchar und der Dichter (L. Schinnerl,
Hch. Enders und Robert Schneider), die alle gern und oft
ihre Kunſt in den Dienſt der guten Sache geſtellt hätten.
Eine Ehrung ganz beſonderer Art wurde Herrn Kommer=
zienrat
Diſchinger zuteil. Als ſichtbares Zeichen der Dank=
barkeit
für tatkräftige Unterſtützung in drangvoller Zeit war

ausgeführt hat. Dipl.=Ing. Friedr. Vogel hat die Einfetzung
unentgeltlich übernommen, das Metall war in kurzer Zeit von
Mitgliedern ſelbſt geſammelt worden. Am Ehrentage der Turn=
gemeinde
wurde auch dieſe Ehreuplakette enthüllt. Mit den Wor=
ten
: Dauernder als Erz iſt die Dankbarkeit in unſeren Herzen
ſchloß der Redner.
Die nun folgende Entgegennahme der Glück=
wünſche
wurde eröffnet durch einen echt turneriſchen Gruß
der Turngemeinde Beſſungen. Dieſe lief in wenigen Minuten
vom Beſſunger Turnhauſe eine Stafette zur Turnhalle und ließ
durch eine jugendliche Turnerin ihre Grüße in einem Köcher
überbringen. Frank und frei, die Wangen gerötet vom friſchen
Hauch betrat ſie die Bühne und entbot den Gruß: Deutſch in
dem Wort und deutſch in der Tat, Heil dazu, Schweſter dir, ein
dreifaches frohes Gut Heil! Und Gut Heil! ſcholl es brau=
ſend
zurück.
Als erſter hielt dann Herr Staatspräſidenk Ulrich eine kurze aber

Richter (Schülerabteilung) getanzten Gavotte, die wiederholt wer= von den Mitgliedern Oberbauſekretär Ludwig Graf und Bild=

af aich in der Leſchlife der nchken 5 Soche den Zuredersefr 1ou
allgemeine Vertrauen und die Unterſtützung aller, die er ſich durch das
Sichverzehren im Dienſte anderer erworben habe, nicht fehlen mögen.
Im Namen der Stadtverivaltung teilte Beigeordneter Daub mit, daß
die Stadtverordnetenverſammlung in Erkeuutnis und Würdigung der
hohen vaterländiſchen Aufgabe des Turnens die Summe von 5000 Mark
als Beitrag zum Jubiläumsfonds bewilligt habe. Die erzieheriſchen und
volksverſöhnenden Momente des Turnens betonte Se. Magnifizenz der
Mektor der Techmniſchen Hochſchule, Dr. Peterſen, in klaren Worten,
mögen ſie die Beherzigung finden, die ſie verdienen! Die Bruderhand
mit dem Belenntnis der Treue reichten außerdem nach kurzen, aber
treffenden Worten der Vertreter der deutſchen Turnerſchaft und des
9. Turnkreiſes (Mittelrhem), Schulre, Schmuck, des Main=Rhein=
Gaues, Lehrer Rorh, der Vertreter der Studentenſchaft der Techniſchen
Hochſchule uund des Afad. Durnbereins Alemannia=Darmſtadt, Dr.
Friedrich für den Kreis und Gau der Deuſtſchen Schwimmerſchaft,
der Vertreter des Velozipedklubs Darmſtadt, des Akad. Sportklubs, des
Schwimmblubs Jungdeutſchland‟=Darmſtadt, des Darmſtädter Fecht=
klubs
, des Odenwaldklubs, Direktor Ritſert namens der höheren Kna=
benſchule
und der Familie Felſing, ſerner noch die Sprecher des Turn=
veveins
Dieburg, Weinheim, Offenbach, der Turngemeinde Worms, des
Tunvereins Erbach i. O. (der Oberuurnwart Hofferberth zu ſei=
nem
Ehrenmitglied ernannte), Aſchaffenburg, Mannheim, des
Main=Speſſart=Gaues und der Aſchaffenburger Turnerſchaft. Turner
Harms endlich als Sprecher der aurswärtigen früherem Mitglieder.
Außerdem war eine große Reihe telegraphiſcher und ſchriftlicher Glück=
wünſche
befreundeter Turnvereine eingetroffen. Unter lautem Beifall
gab der Vertreter des Ausſchuſſes der Deutſchen Turnerſchaft, Schulrat
Schmuck, bekannt, daß der Turngemeinde 1846 der Ehrenbrief der
Deutſchen Turnerſchaft verliehrn ſei. Der Ueberbringer verlas den von
Dr. Osk. Berger verfaßten Brief, an deſſen Ende er Gwünſcht, daß
das nächſte Feſt in einem freien und umabhängigen Vaterlande eines
freien Volkes, das durch Selbſtzucht dem Anſpruch aunf das Recht hat,
ein deutſches und ein treues Volk im Lande zu werden! Dazu der Turn=
gemeinde
. Darmſtadt Gut Heil! (Beifall.) Für die Entwickelung des
Turneus iſt ſerner von überragender Bedeutung die Tatſache, daß die
Darmſtädter Profeſſorenſchaft der Techniſchen Hochſchule auf Anregung
von Prof. Finger ſich zur perſönlichen Beteiſigung am Turnen bereit
erklärt hat. Wie Lehrer Roth ausführte, ſei jetzt, das Aſchenbrödel
zut hohen Ehren gebommen dadurch, daß der Wert der Leibesübungen
von dem geiſtigen Führern voll auerkannt wverde. Durch berufenen Mund
könne nunmehr der Turnſache diejeuige Geltung im Volke verſchafft
werden, die ihr ihrer Bedeutung nach für das Volkswohl mitz gutem
Recht zukonune.
Die Arie der Konſtanze aus Entführung, von Frl. Jungbauer
mit ſichevem Erfolg geſungen, und der Guuß an Hans Sachs und Schluß=
motiv
des 3. Aktes aus dem Meiſterſingern von Nürnberg bildeten den
impoſanten Abſchluß der Feier.
Das Jubel=Schauturnen

henn, allgemeines Lied Weum der Jugend Ideale noch das Leben nicht
geraubt, und Abmarſch. Die Uebungsfolge, derem Oberleitung in
Händen des bewährten Oberturnwarts Wilhelm Hofferbert lag,
zeigte dem Beſchanuer den uerſchöpflichen Born des deutſchen Turnens.
Einfachſte Schullüibungen bis zum vollendetſten Können in reicher Man=
wigfaltigkeit
erbrachten den Beweis, daß die Bildung des Körpers mit
allen Mitteln in der Turngemeinde durchgeführt wird. Beſonderen Bei=
fall
fanden Schulübungen der 1. Niege am Längspferd (Hocke, Grätſche,
Kehre, Wende und Schere), ſowie die Gipfelübungen (Leitg.
Vort. Haber), die in wirklich hervorragender Weiſe ausgeführt wur=
den
. Schwierige Keulenübungen der Turnevinnen (Leitg. Turnwart
Biſchoff) fanden ebenfalls ungeteilten Beifall.
Dia Uebungsfolge ſelbſt war folgende: 1. Freiübungen der Jugend=
abteilungen
. Lsitung: (Jugendtw. Knörzer und Turmlehrerin Frl.
Schmuck); 2. Frefübungen der Zöglinge (Vort. H. Müller); 3. Stab=
übungen
der Turner und Turnerinnen (Turnwt. Biſchoff); 4. Langſtab=
übungen
der Altersriege (Obertw. Hoffenbert); 5. Frei= und Trocken=
übungen
der Schwimmer (Schwimmwt. Hanfr); 6. Balltechnik der Fuß=
baller
(Spielwt. Heß); 7. Schuulübungen der Fechter (Fechtmſtr. Kaiſer);
8. Faufüballſpiel der Spieler (Spielwt. Imbeſcheid). Geräteturnen
(Schulübungen). 1. Pferdeturnen: (Jugendtw. Bauſcher, Turnwt. Graß=
mann
). 2. Barventurnen: Die Altersriege an drei feſtgeſtellten Barren
(Obentw. Hofferbert); die Turnerinen an vier quergeſtellten Barven
(Turnwt. Biſchoff); die Zöglinge am Vierholm (Vort. Bingel). Ein=
zeldarbietungen
vollendeter Uebungen. 1. Turmen
der 1. Riege am zweifachen Reck Vort. Haber); 2. Frefübungen m Ver=
bindung
mit Straffſchritt der Mädchen (Turnſehrerm Frl. Schmuuch);
3. Keulenübungen der Turnerinnen (Turmwt. Biſchoff); 4. Stützhanzel=

W. Der Muſikverein veranſtaltete am Sonntag vor=
mittag
unter Leitung des Herrn Dr. Friedrich Nogck und unter
Mitzwirkung der Konzertſängerin Frau Lobſtein=Wirz aus
Heidelberg ſeine erſte Morgenmuſik wit dem Programm
Rokokolieder‟. Einleitend gab Herr Dr. Noack einen kur=
zen
Rückblick auf die Entwicklung des deutſchen Liedes, das ſchon
im Mittelalter als unbegleitetes Lied oder Chorlied beſtand;
erſt vom 16. Jahrhundert an tritt das begleitete Sololied auf;
dann trat ein Stillſtand bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts
ein. Die Lieder waren aus dem Volkston heraus geboren,
lehnten ſich aber noch vielfach an den Kunſtſtil an, wodurch ein
Zwieſpalt entſtand. Beeinflußt wurden ſie durch die gleich=
zeitige
Literatur. Später wurden beſtimmte Vorſchriften für das
Volkslied erlaſſen; zuerſt entſtanden neue trockene, dann aber
aus dem Herzen heraus quellende wertvolle Kompoſitionen. Faſt
ille Kompoſitionen aus dieſer Zeit ſind verſchollen.
Zu dem Programm ſelbſt übergehend, das Lieder aus der
rſten und zweiten Hälſte des 18. Jahrhunderts enthielt, be=
ierkte
Redner, daß Frau Lobſtein=Wirz ſich die Mühe gemacht
abe, ſie aus alten Büchern in Sammlungen zuſammenzuſtellen.
ie Lieder des erſten Teiles (von Sperontes, Telemann und
örner) weiſen meiſtens Melodien aus der Tanzmuſik auf und
nd nicht leicht zu ſingen, weil ſie urſprünglich inſtrumental
edacht ſind. Die Lieder ſind teils volkstümlich=ſentimental,
ils bewegteren Charakters. Die intereſſanteſten waren die
on Sperontes, Singende Muſe an der Pleiße und Die Stu=
eirtinnen
. Eigentümlich iſt der ſtereotype Schluß faſt aller die=
er
Lieder.
Der zweite Teil enthielt Lieder von Ph. Em. Bach, Mozart,
Fr. Zelter und Nägeli. Bach war ein galanter Muſiker, hat N. Das Herbſtkonzert der Liedertafel Darmſtadt
ber die Verflachung der Muſik nicht mitgemacht. Seine Lieder
eigen eine ganz neue muſikaliſche Einſtellung. Zelter, der
reund Goethes, und J. Fr. Reichardt ſind neben J. P. Schulz
ie Hauptträger der Berliner Schule. Zelter iſt viel unterſchätzt
oiden, namentlich von den Biographen Schuberts. Goethe
og ihn Schubert vor (was man heute allerdings ſchwer begreift),
eine Lieder ſind beachtenswerte, fein gearbeitete Kompoſitionen.
Em Vortrag gelangte die Kompoſition des Goetheſchen Ge=
dig
es Einſamkeit‟. Auch die ſüddeutſchen Komponiſten nah=
men
teil an der Berliner Schule. Der Schweizer Hans Georg
Nägeli (17731836) ſtellte das volkstümliche Lied auf, das ſpä=

ter Allgemeingut des Männerchores geworben iſt (Silcher). Er
gebietet über Herzenstöne und eine tiefg und feine Melodik, wie
die beiden ſchönen Lieder Erſter Vepl=ſt und Liebe bewieſen.
Auch muſikliebende Dilettanten in dieſer Zeit waren als
Komponiſten eifrig tätig, wodurch das Lied weiter ins Volk
getragen wurde, ſo z. B. der Dichter Schubart. Auch der Hu=
mor
komnit vielfach zum Recht, wie in dem Haydnſchen Lob der
Faulheit und dem Schubartſchen Lied. Die Henne‟. Der Süd=
deutſche
Zumſteg (17601862) gebietet über innere Herzenstöne
und Phantaſie und hat Schubert beeinflußt. Das zum Vortrag
gebrachte Lieb Wahre Minne zeigte das deutlich. Das Lied
Das Löſegeld von Reichardt iſt hübſch gearbeitet und humo=
riſtiſch
, das gleiche gelt von dem Liede Die Mutter bei der
Wiege von J. P. Schulz (17471801), deſſen Begleitung in
der Form merkwürdig modern anmutet. Die beiden oben er=
wähnten
, ſchon bekannten humoriſtiſchen Lieder von Haydn und
Schubart gaben dem fon zuſammengeſtellten Programm einen
heiteren Abſchluß.
Frau Lobſtein=Wirz bewährte ſich in den 16. zum
Vortrag gebrachten Liedern, die ſie ſämtlich frei aus dem Ge=
dächtnis
ſang, als eine ausgezeichnete, mit hervorragenden
ſtimmlichen Mitteln ausgeſtattete, fein empfindende und in=
telligente
Liederinterpretin, die den Gehalt der verſchieden ge=
arteten
Lieder nach jeder Richtung hin erſchöpfte und den bor=
teilhaften
Eindruck ihres Vortrages noch durch eine ſympathi=
ſche
perſönliche Note verſtärkte. Sämtliche Lieder wurden von
Herrn Dr. Noack muſtergültig begleitet. Das Morgenkonzert,
für deſſen Veranſtaltung dem Muſikverein Dank gebührt, war
genußreich uind belehrend zugleich.

am Sonntag nachmittag im Städtiſchen Saalbau nahm einen
ausgezeichneten Verlauf. Einer der älteſten Vereine unſerer
Stadt, hat die Liedertafel ſtets treu ihre künſtleriſchen Ziele
verfolgt und nimmt nun ebenfalls an dom ungeheuren Auf=
ſchwung
teil, den die Männerchöre zahlenmäßig und künſtleriſch
ſeit Kriegsende zu verzeichnen haben. Bedenkt man, wie wenig
in den letzten Jahrzehnten für guten Schulgeſang getan wurde,
und wie gutes Vomblattſingen eine ſeltene Ausnahme bildet,
ſo bleibt es faſt unbegreiflich, wie unſere Chöre ihre ſchweren
Aufgaben ſo trefflich löfen. Auch heute konnte man bewundern,
wie gut die Leiſtungen waren, wie ſicher ſich die Sängerſchar

nuter der Leitung ihres bewährten Chormeiſters K. Grim
fühlte. Eine von deſſen Kompoſitionen, der Chor Jugend,
leitete das Konzert wirkungsvoll ein, tonſchön und mit gutem
Ausdruck vorgetragen. Auch die übrigen Chöre gelangen recht
trefflich unter ihnen die ſchöne Kantate Landerkennung von
Grieg. Sie verlangt einen Soliſten, der in Herrn Opernſänger
Kuhn gewonnen war. So ſehr wir ihn als Baſſiſten ſchätzen,
ſo wenig paßte er für dieſe Partie, die einen ausgeſprochen lyri=
ſchen
Bariton erfordert und ihm zu hoch lag. Um ſo mehr
kamen die Vorzüge ſeiner hervorragenden Geſangstechnik, präch=
tigen
Stimmittel und des feindurchdachten Vortrages in den
Einzelgeſängen zum Ausdruck. Schumann, Hugo Wolf und
Loewes Archibald Douglas, wie den zugegebenen Heinrich
der Vogler ſang er mit hinreißender Dramatik und Ueber=
zeugungskraft
.
Als Soliſtin war Frau Kammerſängerin Lauer= Kott=
lar
aus Frankfurt a. M. zugezogen, ein bei uns gern geſehener
Gaſt, deren vornehwe, den Hauch wirklicher Größs atmende
Kunſt wir ſtets bewunderten. Sie ſang die große Sopran=
ſzene
aus der ſo ſelten gehörten Oper Der Widerſpenſtigen
Zähmung und einige Lieder von Max Reger in vorbildlicher
Weiſe. Ob letztere allerdings allen Hörern muſikaliſch wirklich
nähertraten, möchten wir bezweifeln, denn dieſe Koſt iſt für
Ohren, die nicht an moderne Muſik gewöhnt ſind reichlich
ſchwer. Als intelligente Klavierſpielerin mit vorzüglicher Tech=
nik
bewährte ſich Frl. Paula Tegel von Frankfurt a. M., die
Liſzts Konzertſtück op. 2 und drei Werke von Chopin mit einer
für ihre Jugend erſtaunlichen Reife ſpielte. Die Klavierbeglei=
tungen
hatte Herr Kapellmeiſter H. Simon übernommen, und
er entledigte ſich ſeiner Aufgabe mit gewohnter Sicherheit und
Feingefühl. Die ganze Vortragsfolge zeigte das Beſtreben, nur
das Beſte zu bieten, bei der Bedeutung aller einzelnen Werke
war ſie aber entſchieden zu lang, wie bei faſt allen Männerchor=
konzerten
, die wir in letzter Zeit hören konnten. Kann man
reine Unterhaltungsmuſik auch gut einen Nachmittag lang auſ=
nehmen
, auch große Werke, deren Großzügigkeit feſſelt, ſo bei=
langen
ſo diele gewichtige Kompoſitionen verſchiedenſter Art 10
vielfache Umſtellung für den Hörer, daß er ermüden , oder
daß bei ihm oberflächliches Hören ohne Miterleben hervorge‟
rufen wird, was ja doch von den Vereinen bekämpft werden
will. Darum gebe man nicht ſolche verſchwenderiſche Fülle Ae‟
rade, wenn ſo Gutes geboten wird, wie im geſtrigen Konzel
Der Beifall war ſtets von Herzen kommend und reich.

[ ][  ][ ]

Rummer 298.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 2. Rovember 1921.
übugen der Tumer (Jugendtw, Bauſcher); 5. Einzelfechten in Florett architekten zu einer fruchtbaren Ausſprache über dieſe Fragen anzuregen, tag früh konnte die Hockeh=Elf des A. S. C. Darmſtadt ihr erſtes Wett=
und Säbel (Fachtmſtr. Kaiſſer).
die auch für Darmſtadt von ſo weitgehender Bedeutung ſind. Der Vor= ſpiel mit einem guten Siege beenden. Die 1. Mannſchaft des Turn=
Sämtliche Uebungeun, auch am Samstag, wurden von Mitglied Lahl trag findet am 7. d. M., abends 81 Uhr, in der Aula der Baugewerk=

Seite F.

verſtändmisvoll am Klavier begleitzt. Um die Ausſchmückung des Saales
hatten ſich die Gärtnor Karl Arheilger und Ludwig Kuhn, die die
Pflanzendekoration übernommen, ſolvie die Mitglieder B. Schwarz
und Fu. Schmitt (Fahnendekoration) berdient gemacht. r.F.
Darmſtadt, 7. November.
n. Schöffengericht I. Einen eigenartigen Gaſt hatte das Landes=
theater
kürzlich nächtlicherweile beherbergt, denn die Wächter trafen
mehvere Stunden nach Mittermachnt auf der Bühne den 21jährigen Hilfs=
arbeiter
Karl Grauer aus Stuttgart anſcheimend feſt ſchlaſend au.
Er hatte es ſich auf einem Sofa der nach der Vorſtellung noch nicht ab=
geräumten
Bühne bequem gemacht, ſuchte ſich nach der Entdeckung zuerſt
anderswo zu verſtechem und wunde unter dem Verdacht beabſichtigten
Diebſtahls ſeſtgenommen. Hierfür ergab ſich kein genügender Veweis,
obwohl Gr. bereits wegen ſchuvenen Diebſtahls norbeſtuaft und neuer=
dimgs
in die Unterſuchung eines auf dem Quſtſchloß Solitude bei Stutt=
gart
von mehreren Tätern verübten großen Einbruchs verwickelt iſt.
Er will das Theater völlig harmlos beſucht haben und nachher aus blo=
ßem
Intereſſe an der ihm unbekannten Gimrichtung dort geblieben ſein.
Daß dies rechtswidrig geſchah, war zwzeifellos, und das Urteil lautet
wegen Hausfriedensbruch auf die zuläſſige Höchſtſtrafe von 3 Monaten
Gefängnis. Sonderbar mutet auch der Fall des der Untreue in Tat=
einheit
mit Betuug angellagten 36jährigen Gärtners Karl Häuſer
von hier an. Seit dem vorigen Jahre beſteht eine hieſige Siedelungs=
geſellſchaft
kleiner Leute, die es auf achtzehn Mitglieder mit etwa 17000
Mark Geſellſchaftsvevmögen gebracht hatte und trotz ſolch recht beſchei=
dener
Kapitalgrundlage ans Wenrk gehen wollte. Man verhandelte er=
folglos
mit dem Reichsfiskus bezüglich Geländes von einer Million Wert

ſchule (Neckarſtraße 3) ſtatt. Dur Deckung der Unkoſten wird ein Ein=
trittsgeld
von 250 Mark erhoben.
Der Velociped=Klub Darmſtadt E. V. verausgabt am Sonttag,
den 13. November, an ſeine Mitglieder die im verfloſſenen Jahre er=
rungenen
Ehrenpreiſe. Dieſelben ſind in den Schaufenſtern von Guſtab
Kanzler, Schulſtraße 12, vom 6. bis 12. November ausgeſtellt.
Traiſa, 7. Nov. Am heutigen Abend findet im Heſſiſchen Hof
eine öffentliche Wählerverſammlung der Deutſchen
Demokratiſchen Partei ſtatt, in der Herr Ziegler aus Darmſtadt
über das Thema Drei Jahre heſſiſcher Politik ſprechen wird. Jeder=
mann
iſt willkommen. Nach dem Vortrag findet eine freie Aus=
Fprache ſtatt.

Letzte Nachrichten.
Berlin, 6. Nov. (Wolff.) Der deutſche Städtetag
iſt für den 11. November zu einer außerordentlichen Tagung
nach Berlin einberufen, um zu beraten, wie die Mittel für die
Gehalts= und Lohnerhöhungen, die nach dem Vorganze
im Reich auch in den Gemeinden notwendig geworden ſind,
aufgebracht werden können.
Berlin, 6. Nov. (Priv.=Tel.) Geſtern abend wurde in Neu=
kölln
die Inhaberin einer Kohlenhandlung, Frau Richter,
in einem Schuppen auf ihrem Kohlenplatz mit einem Beim er=
ſchlagen
aufgefunden. Der Tat dringend verdächtig wurde
ein Arbeiter verhaftet, der zu der Ermordeten in nahen

vereins Aſchafenburg trat mit ihrer grün=weißen Kleidung gegen den
A. S. C. in rot=weiß an und boten dadurch ein farbenreiches Bild. Der
junge A. S. C. beginnt ſogleich mit einem ſcharfen Angriffstempo und
weiß den Ball dauernd vor dem feindlichen Tor zu halten. Der Innen=
ſturm
iſt ſehr bald eingeſpielt und bietet ein vortreffliches Zuſammen=
ſpiel
. Nach einigen Minuten kann A. S. C. auch ſchon in Führung
gehen. Bis zur Halbzeit folgen noch 3 weitere Tore, dem die Aſchaffen=
burger
durch ihren Mittelſtürmer ihr Ehrentor entgegenſetzen konnten
Nach Halbzeit (4:1) ſpielt Darmſtadt gegen ſtarken Wind, der aher das
Tempo nicht beeinträchtigen kann. Einige Durchbrüche der Aſchaffene
burger werden immer vor dem Tor abgefangen. Der Darmſtädter
Sturm iſt unermüdlich trotz des guten Tempos und erhöht das Reſultat
noch auf 8:1. Das Spiel wurde von beiden Seiten äußerſt vornehm
und korrekt durchgeführt und befriedigte durchaus. Bei Darmſtadt lag
die Stärke im Mittelſturm und Mittelläufer, während die Hintermann=
ſchaft
noch ſicherer werden muß. Auch bei Aſchaffenburg lag die Stärke
im Sturm, der öfters durch gute Durchbrüche überraſchte. Am nächſten
Sonntag wird der A. S. C. Darmſtadt gegen Union=Niederrad an=
treten
. Wir wünſchen der jungen Mannſchaft einen weiteren Erfolg
in ihrem zweiten Wettſpiel.
Schluß des redaktionellen Teils.

Budapeſt, 5. Nov. (Wolff.) In der Radetzkykaſerne
Höhe. Im übrigen zunden mannigfacke Gegenſtände, wie Werkzeug, iſt heute Nacht ein Brand ausgebrochen. Das Feuer konnte erſt
ſonſtige Geräte. Janben uſb. (wohl für künftige Bautätigleit) ang= in den Morgenſtunden auf ſeinen Herd beſchräukt werden. Acht
ſchafft. Als Geſchäſtsfühver wiukte H., und es wwurde ihm anfänglich der
Zeitverluſt ſtundenwveiſe vergitet. Er enhob bald den Anſpruch monat= Perſouen wurden getötet.
lichen feſten Gehalts, doch wurde durch Mitgliederbeſchluß das Anſinnen
Budapeſt, 6. Nov. (Wolff.) Die Nationalverſamm=
abgelehnt
und nur die eimmalige Beihilfe von 1000 Mark zugeſtanden, lung nahm einſtimmig auch in dritter Leſung den Geſetzent=
Im Protokollbuch war dieſer Beſchluß von dem Vorſitzenden unterſchrie= wurf über den Verluſt der Herrſcherrechte des Ex=
ben
. Jetzt findet ſich davor eine offenſichtlich eingefügte Seite, die, gleich königs Karl und das Erlöſchen des Thronfolgerechts des
den anderen, von H. geſchrieben, einen dem H. 1000 Mark Monatsgehalt Haufes Habsburg an.
feſtſetzenden Beſchluß trägt. Durch Wechſeln des Vorſtandes wau es
Bukareſt, 5. Nov. (Wolff.) Die Agentur Orient Radio mel=
H. möglich, an Hand dieſer Beurkundung durch falſche Vorſpiegelung
jewelsz von dem neuen Vorſitzenden Anweiſung auf die Monatsraten zu det: Karl und Zita von Habsburg ſind mit dem Son=
erhalten
, wodurch er bis zun Entdeckung 40006000 Mark ſich verſchaffte, derzug von Orſova nach Galatz abgereiſt. Sie werden unver=
Schwere Urkundenfälſchung nahm das Gevicht mangels Beweiſes (ob die züglich auf das engliſche Kriegsſchiff Cardiff gebracht. Die
Einführung vor oder nach Unterſchriſt des Vorſitzenden geſchah) nicht Reiſe zu Land hat ihren Grund in dem niedrigen Waſſerſtande

an. H. wurde wegen Betrugs und Untreue zu 1 Jahr Gefängnis
verurteilt.

der Donau. Engliſche Polizeibeamte übernahmen die Be=
wachung
. Die Cardiff wird von vier rumäniſchen Torpedo=

Fel We ee ern i ei r Der en ee
fochten. Kolgiu und Morphium war ohne die erforderliche Handels=
erlaubnis
an franzöſiſche Abnehmer im beſetzten Gebiet geliefert worden.
In Anbetracht etwaiger Stpaferhöhung ließ es M. nicht zur Verhand=

EHer Ocden en erftaife e rtierise
hinterziehung. Im März 1930 verkauſte ihm der Wirt Lepper auf dem
Griesheimer Trupkenübungsplatz ein Auto für 130 000 Mark, das
er ſelbſt em Jahr vorhev vom Arbeiter= und Soldatenrat
für nur 3300 Mark erworben hatte. Die ſeitens des L. demgemäß
zu entrichtende Luxusſteuer von 15 Prozent wurde nicht geleiſtet, und
erſt nach langer Zeit gelangte die Underlaſſung zur amtlichen Kenntmis.
Außer gegem L. erging Strafbeſcheid auch gegen den Käufer, weil er ſich
nach dem einſchlogigen neueren Geſetz als Erſatzſchuldner haftbar gemacht
hatte. Die Faſſumg der Vorſchriften iſt keineswegs einfach, was im
Verein mit andeven Momenten das Gericht zu dem ſchon erwähnten
Freiſpruch beſtimmte.
Richard Wagner=Verein. Das heutige, pünktlich um 8 Uhr be=
ginnende
Kammerorcheſter=Konzert ſteht unter der Leitung
des Herrn Kapellmeiſters Hermann von Glenck, der ſich in dem
neulich von ihm veranſtalteten Konzert im Mathildenhöhſaal als Diri=
gent
hier aufs glücklichſte eingeführt hat.
Lichtbilbervortrag. Die Wohnungsnot laſtet auf den Städten
mit immer ſteigendem Druck. Die Unrentabilität des Bauens lähmt
aber jede Tätigkeit zur Bekämpfung eines Elends, deſſen Folgen uns
allen heute ſchon vor Augen ſtehen. Der heutige Vortrag des Archi=
tekten
und Bodenreformers Hans Hammann aus Duisburg über
Wohnungsnot und Sieblungsweſen wird verſuchen, aus
der Praxis des Siedlungsweſens heraus die Schwierigkeiten der heu=
tigen
Lage zu beleuchten und die Gefahren der jetzigen Entwickelung
aufzudecken. Die Direktion des Gewerbemuſeums, die dieſen Vortrag
veranſtaltet, hofft, durch die Ausführungen eines erfahrenen Siedlungs=

Familſennachrichten

Unterfertigte erfüllt
hiermit die traurige
Pflicht, alle Bundesbrü=
der
und Freunde von dem
am 5. November 1981 zu
Herne (Weſtf.) erfolgten
Ableben ihres lieben
Alten Herrn, des Ober=
ingenieurs

Oskaraus dem Bruch
(aktiv S.=S. 96)
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
Darmſtadt, 6. November 1921.
Die D. B. Germania.
134) J. A.: Dietrich Kaiſer K.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe innigſter Teil=
nahme
bei dem ſchmerzlichen Verluſte
unſeres lieben Entſchlafenen
Herrn
Ludwig Schuchmann
ſagen wir Allen, beſonders Herrn Pfarrer
Waitz für ſeine troſtreiche Grabrede, für
die vielen Blumen= und Kranzſpenden,
ſowie Niederlegung eines Kranzes ſeitens
derArbeiterſchaft des hieſigen Elektriztäts=
werkes
unieren tiefgefühlten Dank.
Im Namen
der tieftrauenden Hinterbliebenen
Frau Anna Schuchmann Wwe.
geb. Fiſcher.
Darmſtadt, den 6. November 1921.
(r42033
Gardiſtenſtraße 4.

Antwerpen, 6. Nov. (Wolff.) Infolge der Ernennung des
Abg. van Cauvelgert, des Kandidaten der flämiſch= katho=
liſchen
und ſozialiſtiſchen Koalition im Gemeinderat, zum Bür=
germeiſter
von Antwerpen beſchloſſen die liberalen
Gemeinderatsmitglieder, jede Zuſammenarbeit mit dem Bür=
germeiſter
und dem Schöffenkollegium abzulehnen und an die
Wähler zu appellieren.
Tokio, 5. Nov. (Wolff.) Reuter meldet: In der Kabinetts=
ſitzung
des heutigen Vormittags hat das Miniſterium
ſeinen Rücktritt erklärt.
Spiel, Sport und Turnen.
Hockeh.
Sportklub 1880 Frankfurt 1.Darmſtädter Hockey=
klub
1. 14:0 (3:0). Am Samstag zeigte die bekannte Frankfurter
Mannſchaft ihr großes Können in Darmſtadt. In äußerſt ſchnellem
Tempo ſetzt das Spiel ein. Frankfurt hat natürlich mehr vom Spiel,
doch weiß Darmſtadt das Spiel offen zu halten und bringt ſeinerſeits
das Frankfurter Tor des öfteren in Gefahr. Mehrere ſichere Chan=
cen
werden ausgelaſſen. Nach 25 Minuten erzielt Frankfurt durch gut
plazierten Schuß des Halbrechten das erſte Tor. Der Kampf geht wei=
ter
. Frankfurts Angriffe werden gefährlicher. Darmſtadt wehrt gut
ab, kann jedoch weitere Erfolge des Gegners nicht verhindern. ( Halb=
zeit
3:0).
Nach Seitenwechſel zeigt Frankfurt ſein ganzes Können. In raſen=
dem
Lauf und glänzender Kombination bringt der Innenſturm den Ball
immer wieder an Darmſtadts Schußkreis, wo ſich die Verteidigung, be=
einträchtigt
durch den ſchlechten Boden, der ungeſtümen Angriffe nur
ſchwer erwehren kann. In gleichmäßigen Abſtänden fallen 11 weitere
Tore für Frankfurt, faſt alle durch glänzende Schüſſe des Halbrechten
Theo Haag. Auch Darmſtadts Sturm iſt nicht müßig, kann jedoch gegen
die vorzügliche Verteidigung des Gegners keinen zählbaren Erfolg er=
zielen
.
Hockeh=Abteilung des Akad Sport=Klubs Darm=
ſtadt
gegen Turnverein Aſchaffenburg 8:1. Am Sonn=

Deutſche
Demohratiſche Partei.
Am Montag, 7. Nov., abends 8 Uhr,
findet in Traiſa
im Heſſiſchen Hof eine
Oeffentliche
Wählerverſammlung
ſtatt, in der Herr Ziegler aus Darmſtadt
über das Thema
Drei Jahre heſſiſcher Politik
ſprechen wird.
(12251
Jedermnnn willkommen.
Freie Ausſprache.
Der Vorſtand.

Samsattielk
Die Beibehaltung der alten, ſeinen
Qualität macht nach Inkrafttreten
der neuen Steuerſätze folgende erhöhte
Preisnotierungen leider uvermeidlich:
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Preisaufſchlag entſchädigt.
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Orpheum: Vorſtellungen um 14 und 348 Uhr.
Richard Wagner=Verein: Kammerorcheſter=Konzert abends
8 Uhr in der Turnhalle am Woogsplatz.
Lichtbilder=Vorurag: Wohnungswot und Siedlungsweſen
abends 814. Uhr in der Aulſg der Baugewerkſchue.
Vereinigung ehem. 116er; Kameradſchaftliche Zuſammen=
kunſt
abends 8 Uhr im Anker.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Max Streefe;
für den Anzeigenteil: Paul Lange. Druck und Verlag: L. C.
Wittichſche Hofbuchdruckerei. Sämtlich in Darmſtadt,
Die heutige Nummer hat 4 Seiten.

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[ ][  ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 7. November 1921.

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Verm. Dam.
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Herr., a. ohne Verm.,
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Berlin 58, Weißen=
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Der Meister-Detektiv
Lepain, der König
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Die Nacht
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Theodor Loos
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Fortsetzung und II. Teil
Auf den Schienen
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