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Nummer 258
Sonntag, den 18. September 1921
Einzelnummer 25 Pfg.
Die Woche.
Als die deutſche Regierung ſich weigerte, einer Löſung
tes Reparationsproblems auf Grund der ſogenannten
Pariſer Forderungen ihre Zuſtimmung zu geben, wurden
WZwangsmaßnahmen wirtſchaftlicher und militäriſcher Art ſeitens
er Entente ergriffen, um die Zuſtimmung Deutſchlands zu
er=
wingen. Düſſeldorf, Duisburg und Ruhrort wurden militäriſch
eſetzt, und außer der Erhebung einer 50prozentigen Export=
Fibgabe wurde die Errichtung einer innerdeutſchen Zollgrenze
be=
chloſſen und durchgeführt. Die Reparationsfrage wurde formell
nledigt durch die Annahme des im Mai dieſes Jahres an
deutſchland gerichteten Ultimatums, womit auch der letzte
Schein=
gund für die Berechtigung jener Zwangsmaßnahmen
ntfiel. Die letzte Tagung des Oberſten Rates zu Paris brachte
charfe Auseinanderſetzungen über die Frage der Sanktionen, da
Frankreich ſich mit allen Mitteln einer Aufhebung
entgegen=
tmmte. Die engliſche Regierng errang einen teilweiſen Sieg,
ndem die Aufhebung der wirtſchaftlichen Sanktionen für den
5. September beſchloſſen wurde unter der Bedingung, daß
Deutſchland bis zum 31. Auguſt die fällige Goldmilliarde
bezah=
en und die deutſche Regierung ihre Einwilligung zur Schaffung
irtes interalliierten Organs geben ſollte, welches (dem Sinne
eer Franzoſen nach) der Entente einen Einfluß auf die deutſche
Ats= und Einfuhrkontrolle ſichern ſollte. Die fällige
Goldmil=
iarde iſt pünktlich bezahlt worden und ebenſo hat die deutſche
Regierung ihre gwndſätzliche Einwilligung zur Schaffung dieſes
nteralliierten Organs in einer Note vom 26. Auguſt
ausgeſpro=
hen. Trotzdem alſo die Bedingungen für die Aufhebung der
virtſchaftlichen Sanktionen deutſcherſeits erfüllt ſind, denkt man
n Frankreich nicht daran, das gegebene Verſprechen einzulöſen.
Man weiß in Paris nur zu gut, in welchem Maße die
Rheinzoll=
enze das deutſche Wirtſchaftsleben ſchädigt. Planmäßig
arbei=
et man dort auf den Ruin der deutſchen Wirtſchaft hin, zu
der=
elben Zeit, in der die franzöſiſche Preſſe mit lautem Geſchrei
uf die Gefährdung der franzöſiſchen Kriegsentſchädigung
hin=
veift, die durch die ſchlechte Wirtſchaftslage Deutſchlands bedingt
ei, und es darf nicht überſehen werden, daß zur gleichen Zeit
weder die Beſetzung des Ruhrreviers gefordert wird, als das
inzige Mittel, welches Frankreich genügend ſichern köne. Die
nanzöſiſchen Pläne, auf die wir an dieſer Stelle immer wieder
irrgewieſen haben, treten unverhüllter denn je zutage.
Die halbamtliche Mitteilung der deutſchen Regierung, welche
die interalliierten Regierungen auf die ſchweren Folgen der
Aafrechterhaltung der Sanktionen verantwortlich macht, findet
pemn auch in England erhebliche Beachtung. Es darf aber in
Dieſem Zuſammenhange nicht überſehen werden, daß die engliſche
Seffentlichkeit zurzeit ſtark durch den iriſchen Konflikt in Anſpruch
nommen iſt. Die Antwort de Valeras auf die Einladung zur
Tonferenz von Inverneß läßt, wie Llond George in ſeinem
Ant=
vortſchreiben zweifellos zutreffend feftſtellt, jedes
Entgegenkom=
nen vermiſſen. Wir haben ſchon früher darauf hingewieſen, daß
terne engliſche Regierung ſich darauf einlaſſen kann, mit Irland
vie mit einer fremden Macht zu verhandeln. Ob die Simfeiner
rchtig beraten ſind, wenn ſie die Lage derartig zuſpitzen, erſcheint
Areigermaßen zweifelhaft.
Inzwiſchen trägt die Balkaniſierung Europas
durch die Friedensſchlüſſe des Sommers 1919 weiter ihre Früchte.
Die umgariſche Weigerung, das ſogenannte Burgenland,
welches die Friedensverträge Deutſchöſterreich zuſprechen, zu
räu=
men, hat neue Wetterwolken am politiſchen Horizont aufſteigen
ſafſen. Es iſt gar beine Frage, daß das Recht auf ſeiten
Deutſch=
löſterreichs ift, aber es ift niemand da, der in der Lage oder
ge=
willt wäre, dieſem Recht Geltung zu verſchaffen. In der Tſchecho=
Slowakei und in Südſlawien wäre wohl die Neigung zu einem
militäriſchen Vorgehen gegen Ungarn vorhanden, aber dies
würde dem Intereſſe Italiens widerſprechen, welches die
Bil=
dung eines ſchecho=ſüdſlawiſchen Korridors befürchtet, und es iſt
bedeutſam, daß auch England ſich in dieſer Frage dem
italieni=
ſchen Standpunkt anſchließt, um ſo mehr, als wir ja die intenſive
Arbeit Frankreichs hinter den Kuliſſen in Ungarn kennen. Die
Oſterreiſe Karls von Habsburg mit all ihren
Begleiterſcheinun=
gen iſt ja noch in friſcher Erinnerung.
Alle dieſe Vorgänge finden jedoch in Deutſchland
keines=
wegs die Beachtung, die ſie zweifellos verdienen. Im
Brenn=
putnkte des öffentlichen Intereſſes ſtehen zurzeit die
inner=
deutſchen Fragen. Der Konflikt zwiſchen dem Reich und
Bayern iſt mit dem Rücktritt des Miniſteriums Kahr keineswegs
erledigt. Eine Wiederkehr Kahrs iſt noch keineswegs
ausge=
ſchloſſen. Die Einzelheiten des Konflikts ſind in der geſamten
deutſchen Preſſe ſo eingehend erörtert worden, daß es ſich hier
er=
übrigt, nochmals näher auf ſie einzugehen. Ob man die
baye=
riſche Stimmung in Berlin recht beurteilt hat, als man es für
zweckmäßig hielt, daß der deutſche Reichskanzler durch die
Her=
vorhebung eines ungefähr ein Jahr zurückliegenden Berichtes
des preußiſchen Staatskommiſſars für die öffentliche Ordnung
die Lage nochmals aufs Aeußerſte verſchärfte, erſcheint denn doch
recht zweifelhaft. Im bayeriſchen Landtagsausſchuß hat am
Freitag der Staatsſekretär Dr. Schweyer das Wort ergriffen zu
überaus ſcharfen Ausführungen. Bayern müſſe ſich nachdrücklich
dagegen verwahren, daß ein Organ eines anderen Bundesſtaates
n Bayern tätig werde, ohne ſich mit der bayeriſchen Regierung
ins Benehmen zu ſetzen. Das wäre auch deshalb angezeigt
ge=
weſen, weil die ſogenannten Feſtſtellungen Weismanns von
vornherein den Stempel der Unwahrſcheinlichkeit an ſich getragen
hätten und eine Aufklärung durch die bayeriſche Regierung
drin=
gend erforderlich geweſen wäre, anſtatt daß in einer ſo
ſchwieri=
gen politiſchen Lage, wie ſie gegenwärtig gegeben ſei, plötzlich
vor der ganzen Welt vom höchſten Beamten des Reiches gegen
eine Landesregierung Stellung genommen werde. Man hätte
er=
warten dürfen, daß man wenigſtens nicht auf Kindermärchen,
wie das angebliche Vorhandenſein eines verſchanzten Lagers
in der Nähe von München hereinfalle. Wenn ein deutſcher
Reichskanzler ein Aktenſtück wie den Bericht des preußiſchen
Staatskommiſſars in der dafür gewählten Form zum Vortrag
bringt und ſich deſſen Inhalt damit zu eigen macht, ſo müſſen
wir annehmen, daß für die ungeheueren Vorwürfe, die der Re=
Rierung eines Landes darin gemacht werden, einwandfreie
Unter=
lagen vorhanden ſind. Nachdem ſich jetzt die bayeriſche
Regie=
rung ſehr eingehend geäußert hat, dürfte es angebracht ſein, mit
einem Urteil über das Vorgehen der Reichsregierung
zurückzuhal=
ten, bis auch dieſe ihrerſeits dazu das Wort ergriffen hat. Denn
es iſt ſelbſtverſtändlich und unerläßlich, daß dies unverzüglich
geſchieht. Die Geſamtlage des Deutſchen Reiches iſt ſo ſchwierig,
daß die Reichseinheit unter keinen Umſtänden von irgendeiner
Seite, weder von der Reichsregierung noch von der Regierung
eines der Länder gefährdet werden darf, und es iſt eine
un=
bedingte Notwendigkeit, daß an die Stelle der Leidenſchaft die
ſachliche Erörterung tritt. Die Ermordung Erzbergers hat zu
einer derartig beiſpielloſen allgemeinen Verhetzung geführt, daß
die Gefahr vorliegt, daß die Dinge einer Kataſtrophe zutreiben.
Wenn wan auf ſeiten der Rechten neuerdings eine gewiſſe
Zu=
rückhaltung feſtſtellen kann, ſo kann dies von der Linken leider
nicht geſagt werden. Wenn die Organe der Kommuniſten und
der Unabhängigen ſich in ihrer Hetze geradezu ſelbſt überſchlagen,
ſo iſt das zwar verwerflich, aber bei der allgemeinen Tendenz
kaum zu verwundern. Daß aber auch die
Mehrheitsſozialdemo=
kratie, wenn auch, zum Teil wenigſtens, in gemäßigter Form in
das gleiche Horn bläſt, iſt mehr wie bedauerlich und beweiſt, daß
parteitaktiſche Momente im Vordergrund ſtehen. Die ganze
poli=
tiſche Atmoſphäre iſt vergiftet und man iſt ſich offenbar der ſich
daraus ergebenden Gefahren keineswegs überall voll bewußt.
Treiben wir einem Abgrund zu?
M.
Das Ei des Kolumbus?
Die Deviſenhilfe der Bankwelt.
* Berlin, 17. Sept. Iſt es das Ei des Kolumbus, das
Dr. Wirth, in der Reparations=, Valuta= und
De=
viſenfrage gefunden hat? Streng genommen hat es der
Kanzler micht gefunden, die Initiative ging, wie man ſagt, nicht
von der Regierung aus, ſondern das Präſidium des
Reichs=
verbandes der deutſchen Induſtrie hat ihm den
gro=
ßen Plan auf den Schreibtiſch geworfen. Aber anerkennenswert
iſt, daß Dr. Wirth, auf den ſich immer noch Kanzler= und
Finanz=
miniſterſorgen zu einer Ueberlaſt vereinigen, mit beiden Händen
zugegriffen hat. Eine Kette von Sitzungen wurde anberaumt.
Alle führenden Größen der Induſtrie und Bankwelt wurden
ge=
laden. Seit zwei Wochen tagt wan ſchon. In einer dieſer
Sitzungen ſoll einer der größten Finanzmänner Deutſchlands
ausgerufen haben: Die deutſche Induſtrie und Wirtſchaft begehen
eine heroiſche Tat! Solcher Optimismus iſt um ſo erfreulicher,
als der Lobredner des neuen Planes zu den Kreiſen gehört, die
bei der Durchführung des Problems das größte Opfer bringen
müſſen. Aber ſo ganz Opferlamm iſt man doch nicht. Die
Groß=
banken und die Induſtrie, die ihre vorhandenen Deviſen für die
nächſte Reparationszahlung ausliefern und für künftige
Roh=
ſtoffkäufe privaten Kredit im Ausland ſuchen ſollen, verlangen
eine Gegengabe: Die geplante Erfaſſung der Goldwerte ſoll
auf=
gegeben werden und außerdem das ganze Wirthſche
Steuerpro=
gramm revidiert werden.
Böswillige voreilige Kritik könnte das einen Kuhhandel
nennen. Vielleicht aber iſt es eine ganz ehrliche und
notwen=
dige Auseinanderſetzung. Sie ſcheint nur auf dem Boden der
Politik die Form eines Kuhhandels anzunehmen. Die
Regie=
rung ſchickte nämlich den Vater der Republik, den
Reichspräſiden=
ten Ebert (warum keinen Miniſter?) zu den Oberhäuptern der
mehrheitsſozialiſtiſchen Regierungspartei und ließ ihnen ſagen,
ſie möchten doch dahin wirken, daß auf dem Görlitzer Parteitage
der S.P.D. der vorbereitete Angriff gegen den „Kapitalismus”
und gegen das neue Steuerprogramm der Regierung unterlaſſen
und keine allzu warme Lanze für die Erfaſſung der Sachwerte
eingelegt werden möge. Der väterliche Zuſpruch iſt nicht mit
un=
geteiltem Beifall aufgenommen worden. Der linke Flügel der
Mehrheitsſozialdemokratie ſcheint ſich nicht von ſeiner
vorgefaß=
ten Meinung für Görlitz abbringen zu laſſen. Der Berliner
Vorwärts, der dieſen linken Flügel neuerdings immer deutlicher
vertritt, äußert allerhand Zweifel ſowohl an dem guten Willen
als auch an der Fähigkeit der Bank= und Induſtriewelt, die
Deviſen freiwillig und ganz aufzubringen. Erſt einmal müßten
geſetzliche Bürgſchaften aufgeſtellt werden. Schließlich wäre man.
um die Golddeviſen wirklich herauszuholen, doch auf eine
Er=
faſſung der Sachwerte hinaus. „Wir halten jedenfalls am
un=
ſeren Forderungen weiter grundſätzlich ſeſt,” ſagt das
Zen=
tralorgan.
Immerhin iſt man zu weiteren Verhandlungen berekt, und
es wird wit Hochdruck weiter verhandelt. Heute, Samstag
vor=
mittag kommen 40 Vertreter der deutſchen Bankwelt zuſammen,
um feſtzuſtellen, ob es möglich iſt, 1 bis 1½ Goldmilliarden an
Deviſen für die nächſte Reparationszahlung (vorausſichtlich
Frühjahr 1922) im Inland aufzubringen, ferner, ob es möglich
iſt, den Deviſenbeſitz der ausländiſchen Tochtergeſellſchaften
deut=
ſcher Unternehmen heranzuziehen, endlich wie der private Kredit
im Ausland erreicht werden ſoll. Kredit erreicht man
meiſten=
teils nur durch Verpfändung, wenn man nicht mehr viel hat.
Wer ſoll verpfänden? Was ſoll verpfändet werden? Auch die
Landwirtſchaft ſoll an der Kreditbeanſpruchung
teilneh=
men. Die halbamtliche Notiz des Wolffbureaus hat zwar auch
von Verhandlungen mit den Vertrtern der Landwirtſchaft
ge=
ſprochen, bis jetzt beherrſchen allerdings nur Finanz und
In=
duſtrie das Feld. Neben den wirtſchaftlichen Konferenzen
wer=
den viele politiſche einhergehen. Die Bereitwilligkeit der
In=
duſtrie und Finanz, auf den großen Kredit= und Deviſenplan
einzugehen, bedeutet nämlich politiſch nicht mehr und nicht
we=
niger als eine Abkehr von dem in der Deutſchnationalen Partei
beſonders ftark zum Ausdruck kommenden Peſſimismus, der an
eine Erfüllung des Ultimatums überhaupt nicht mehr glaubt.
Finanz und Induſtrie, die ihre politiſche Vertretung zum
größ=
ten Teil in der Deutſchen Volkspartei haben, wünſchen jetzt die
Verbreiterung der Regierungskoalition im Reiche und in
Preu=
ßen. So greifen Wirtſchaftsplan und politiſche Strömng wie
Ringe ineinander. Die gemeinſame Löſung beider Aufgaben
auf einen Schlag wäre auch wieder ſo ein Ei des Kolumbus.
Dr. Fritz Auer.
Die bayeriſche Kriſis.
Die Erklärung Dr. Schweyers.
* Berlin, 17. Sept. Ueber die Auffaſſung hieſiger
parlamentariſcher Kreiſe von den Ausführungen des bayeriſchen
Staatsſekretärs Dr. Schweyer berichtet das Berliner
Tage=
blatt: Staatsſekretär Dr. Schweher erklärte, die Tatſache, daß
der preußiſche Staatskommiſſar für die öffentliche Ordnung bei
der Verfolgung der Kappiſten ſich auch auf bayeriſchem Gebiete
betätigte, ſei ein Eingriff in die Landesrechte Bayerns. Dem
iſt entgegenzuhalten, daß die Geſuchten preußiſche
Staatsange=
hörige waren. gegen die Haftbefehle vorlagen. Ferner wird
betont, daß Reichskanzler Dr. Wirth den Weißmannſchen Bericht
im Unterſuchungsausſchuß verleſen hat, ohne ſelbſt irgendwie
Stellung zu deſſen Inhalt zu nehmen. Uebrigens iſt der Be=
richt ſofort nach der Sitzung des Ueberwachungsausſchuſſes der
baheriſchen Regierung amtlich übermittelt worden. Die
Vor=
würfe Dr. Schweyers gegen die Reichsregierung ſind
unbe=
gründet. Es liegt, wie in parlamentariſchen Kreiſen weiter
er=
klärt wird, nicht an der Reichsregierung, wenn gegenwärtig
keine Verhandlungen zwiſchen Reich und Bayern über die
Auf=
hebung des Belagerungszuſtandes ſtattfinden, vielmehr ſeien
dieſer Abbruch der günſtig begonnenen Verhandlungen, ſowie
die jetzigen Auseinanderſetzungen eine Folge des Verhaltens
der Münchener Regierung ſeit dem Rücktritt Kahrs. Mit
Wahr=
ſcheinlichkeit könne darauf gerechnet werden, daß
Staatskom=
miſſar Dr. Weißmann nach den Münchener Aeußerungen einen
zweiten Bericht bekannt geben und das Material näher
bezeich=
nen wird, das die Unterlage des erſten Berichts bildete.
Die Germania ſchreibt: Wir wollen nicht zur Verſchärfung des
Streites beitragen und noch einmal alle Münchener
Unter=
laſſungsſünden aufzählen, aus denen der Konflikt entſtandem
iſt. Es genügt, auf das Urteil eines ſo bedeutenden
Beobach=
ters zu verweiſen, wie das des greiſen Abgeordneten Spahn.
Die bayeriſche Haltung entſpricht nicht der Situation. Die
Reichsregierung hat genügend guten Willen gezeigt, zu einer
Verſtändigung mit Bayern zu kommen. Die Verſtändigung
wäre ohne Zweifel ſchon weiter fortgeſchritten, wenn die
baye=
riſche Regierung nach dem Rücktritt des Herrn v. Kahr in
beſſe=
rer Fühlung mit Berlin geblieben wäre. — In der Freiheit
heißt es: Nach der Verfaſſung gibt es drei Wege zur
Beſeiti=
gung des bayeriſchen Ausnahmezuſtandes: 1. Aufhebung durch
den Reichstag, 2. Aufhebung durch die Landesregierung, 3.
Auf=
hebung durch den Reichspräſidenten. Der erſte Weg kommt nicht
in Betracht, weil die Andauer des Ausnahmezuſtandes bis zum
Zuſammentritt des Reichstages unerträglich wäre. Der zweite
Weg kommt jetzt, nach dem Rücktritt der Regierung Kahr, auch
nicht mehr in Betracht, denn ſein Abwarten bis zur Bildung
einer neuen Regierung würde die Entſcheidung zu lange
hinaus=
ſchieben. Bleibt noch der dritte Weg. Dieſer muß beſchritten
werden. Der Reichspräſident muß endlich von ſeinem
verfaſ=
ſungsmäßigen Recht der Aufhebung Gebrauch machen.
Die Kriſis und die baheriſchen Parteien. TEN
ONB. München, 16. Sept. Die heutigen
Verſämm=
lungen der Bayeriſchen Volkspartei in ſieben
Sälen Münchens haben die erwartete Bekanntgabe der
Richt=
linien der Partei zur Löſung der Regierungskriſe
in Bayern gebracht. In der großen Verſammlung, an der
auch Miniſter Matt und Staatsſekretär Schweyer teilnahmen,
wurden die Fordenungen der Partei von Staatsminiſter
OSwald als Referent dahin formuliert: 1. Unter keinen
Um=
ſtänden eine Koalition mit der Sozialdemokratie: 2. Feſthalten
an der bisherigen Koalition ſoweit als möglich; 3. Rückkehr
Kahrs als Mimiſterpräſident, von dem die Partei keine Minute
getrennt geweſen ſei, und der ſelbſt treu zur Partei ſtehe;
4. Schaffung eines Staatspräſidenten für Bayern, der
politi=
ſchen Manövern entrückt ſein müſſe. Sollte die Rückkehr v. Kahrs
nicht zu erreichen ſein, was lebhaft von der Partei bedauert
werden würde, ſo ſei an ſeiner Politik feſtzuhalten. Die
Ver=
ſammlung nahm dieſe Forderungen nach zum Teil
außerordent=
lich ſcharfer Kritik des Redners an den Maßnahmen der
Reichs=
regierung mit ſtürmiſchem Beifall auf. Der Miniſter erklärte
u. a. noch: Der heutige Kampf mit dem Reich, der ein ſolcher
gegen die unbequeme bayeriſche Regierung ſei, werde nicht der
letzte ſein. Aus vertrauenswürdiger Quelle liege die Nachricht
vor, daß das Reich Bayern das Budgetrecht nehmen ſolle, und
daß dieſer Wunſch der Reichsregierung von einer außerdeutſchen
Stelle unterſtützt werde. Der Reichskanzler möge ſich hierzu
äußern. Wenn es bei den Verhandlungen mit Berlin zu einer
für Bayern unbefriedigenden Löſung komme, könne ſie für das
Reich und den Reichsgedanken von unabſehbaren Folgen ſein.
Eine weitere Unitariſierung ſei nicht zu ertragen. Zu dem
Konflikt in Bayern ſelbſt erklärte der Redner u. a. noch, daß
die Miniſter der D. V. P. ſich mit dem Miniſterpräſidenten nach
deſſen Rücktritt ſolidariſch erklärt haben; zwiſchen Held, v. Kahr
und der Partei ſeien keinerlei Gegenſätze vorhanden. Bei der
Abſtimmung im Ausſchuß habe die Koalition die ſchweren
Fol=
gen eines Bruches mit dem Reich nicht außer acht laſſen dürfen.
Nur von einer Seite ſei die Auffaſſung vertreten worden, daß
der Ausnahmezuſtand, der im Augenblick angeſichts der
ſchwie=
rigen Lage nicht zu entbehren ſei, ſofort aufgehoben werden
müſſe.
ONB. München, 16. Sept. Eine Erklärung der
Bayeriſchen Mittelpartei (Deutſchnationale Partei
Bayerns) in der München=Augsburger Abendzeitung lehnt die
Vereinigung irgendwelcher bürgerlicher Parteien mit den
Mehr=
heitsſozialiſten zur Bildung einer
Regierungskoali=
tion in Bayern als Mißachtung und Verhöhnung des
Willens der Volksmehrheit ab. Die Fraktion iſt der Meinung,
daß die neue bayeriſche Regierung nur dann eine tragfähige
Wehrheit habe, wenn man eine Koalition ſämtlicher
nichtſozia=
liſtiſcher Parteien finden kann. Eine Löſung der Kriſe könne
heute ohne die Rückkehr Kahrs und Roths nicht mehr
herbei=
geführt werden, an denen die Partei in unverbrüchlicher Treue
feſthalte unter Zurückweiſung der Erklärungen der Bayeriſchen
Volkspartei=Korreſpondenz, in denen von unerträglichen
außer=
parlamentariſchen Einflüſſen auf die Partei und ihre Vertreter
im Kabinett geſprochen wurde. Die Partei ſei bereit, an der
Bildung der neuen Regierung unter den angeführten
Voraus=
ſetzungen mitzuarbeiten.
ONB. München, 16. Sept. Die Demokratiſche
Partei hat ihre vorgeſehenen Sitzungen des
Landesvorſtan=
des und des Landesausſchuſſes auf Montag und Dienstag
kom=
mender Woche verſchoben. Von der Sozialdemokratiſchen
Par=
tei wird im Landtag eine Interpellation wegen der letzten
poli=
tiſchen Vorgänge eingebracht werden.
Die Frage der Aufhebung der Sanktionen.
SD. Aus dem franzöſiſch beſetzten Gebiet wird
dem SD.=Dienſt geſchrieben: Die Nichtaufhebung der
wirtſchaftlichen Sanktionen, auf die das Rheinland
noch ſchmerzlicher wartet, als das übrige Deutſchland, hat
hierzulande, wo man in der täglichen Miſere auf dem Boden
der bitteren Wirklichkeit ſteht, viel weniger überraſchend und
aufſehenerregend gewirkt, als es anſcheinend in den unbeſetzten
Landesteilen der Fall zu ſein ſcheint. Dieſer Unterſchied in der
Beurteilung einer Sachlage dürfte letzten Endes, wie manches
andere, auf den Umſtand zurückzuführen ſein, daß man im
un=
beſetzten Gebiet ſich noch immer vielfach in einer recht wenig
ſympathiſchen Unkenntnis der wahren Verhältniſſe links des
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 18. September 1921.
Mnmmer 258.
Rheines befindet. Der leidende Teil iſt dabei immer das
Rheinland.
Wer in den letzten Wochen beobachten konnte, wie
fran=
zöſiſcherſeits auch nicht die geringſten Anſtalten getroffen
wur=
den, die auf einen Abbau der Zollgrenze ſchließen laſſen
konn=
ten, wer erlebt hat, wie ſogar nicht einmal leiſe Andeutungen
wahrzunehmen waren, der wußte genau, was der 15. September
für ein Tag der Enttäuſchung werden würde. Nur, daß man
hier im Lande plötzlich vorausſah, was plötzlich kam. Handel
und Wandel ſind hier im beſetzten Gebiet klüger geworden, ſie
haben ſich ſeit geraumer Zeit auf die Fortdauer der Sanktionen
eingeſtellt, um nicht vor böſen Ueberraſchungen zu ſtehen und
aus Träumen geweckt zu werden, die nicht geträumt werden
dürfen. Man durchſchaut hier das Spiel der Franzoſen zu
ge=
nau, um ſich irgend einer Verſicherung anzuvertrauen. Die
nüchterne Wirklichkeit iſt der einzige Maßſtab. Wenn noch
wenige Tage vor der Aufhebung der Sanktionen der Uebergang
zwiſchen beſetztem und unbeſetztem Gebiet beiſpielsweiſe in
Höchſt erſchwert wurde, ſo iſt das ein Vorgang, der nur
ein=
deutig ausgelegt werden kann. Die Enttäuſchung im beſetzten
Gebiet iſt darum nicht ſo nach außen wirkend, aber darum nicht
weniger tief, und die Notlage der Induſtrie und des Handels,
der immerhin bei der Weiterführung ſeiner Betriebe mit einer
baldigen Aufhebung der Schranke rechnen mußte und weiter
rechnen muß, nach wie vor ſo, daß mit aller Macht auf einen
Fall der Zollinie unaufhörlich hingearbeitet werden muß, ohne
viel Zeitverluſt und große Reden.
Aus Brüſſel wird gemeldet: Der Miniſter des
Aus=
wärtigen, Jaſpar, der von einer Beſichtigungsreiſe in das
be=
ſetzte deutſche Gebiet zurückgekehrt iſt, empfing einen
Mitarbei=
ter des Soir. Bezüglich der wirtſchaftlichen Sanktionen
er=
innerte der Miniſter daran, daß die Antwort der deutſchen
Re=
gierung noch unbeſtimmt gehalten ſei. Es beſtehe indes kein
Zweifel daran, daß eine Regelung nahe beporſtehe.
Jedermann müſſe wünſchen, daß den Maßnahmen ein
Ende geſetzt werde, die das ganze Wirtſchaftsleben, nicht
nur des Rheinlandes in ſeinen Beziehungen mit Deutſchland,
ſondern auch des linken Rheinufers im Verkehr mit Belgien
empfindlich ſtören.
Die halbamtliche Mitteilung der deutſchen Regierung, worin
die alliierten Regierungen für die ernſten wirtſchaftlichen
Fol=
gen durch die Beibehaltungder Sanktionen nach dem
15. September verantwortlich gemacht werden, findet in der
Abendpreſſe große Beachtung. Die Weſtminſter Gazette
ſchreibt, Deutſchland habe die Reparationsbedingungen
angenom=
men und führe ſie durch. Die Alliierten würden Deutſchland
niemals die Sanktionen für einen ſo geringfügigen Zweck
auf=
erlegr haben, wie er in der Mitteilung des franzöſiſchen
Mini=
ſters des Aeußern auseinandergeſetzt werde. Es ſei notwendig,
daß man in England erfahre, bis zu welchem Maße die britiſche
Regierung mit dem Beſchluß der franzöſiſchen Regierung, die
Sanktionen beizubehalten, eins iſt, und wie dieſe Verweigerung
einer einfachen Maßnahme der Gerechtigkeit Deutſchland
gegen=
über überhaupt verteidigt werden kann. Die Aufrechterhaltung
der Sanktionen, nachdem Deutſchland die
Reparationsbedingun=
gen angenommen hatte, hätte der deutſchen Regierung ernſten
Schaden zugefügt. Dabei hänge von der augenblicklichen
deut=
ſchen Regierung die Stetigkeit Europas ab. Es ſei von
äußerſter Wichtigkeit, daß die Sanktionen raſch
beſeitigt werden.
Köln; 17. Sept. (Wolff.) Die Köln. Zta. meldet: Nach
einer Mitteilung der Rheinlandkommiſſion entbehrt die
Zei=
tungsnotiz über die angebliche Zurückberufungder
eng=
liſchen Zollbeamten aus Opladen jeder
Begrün=
dung.
Die Unterſuchung über den Aufruhr
in Mitteldeutſchland.
Berlin, 16. Sept. (Wolff.) In ſeiner Vernehmung vor
dem Unterſuchungsausſchuß bekundete der ehemalige
Betriebsrat vom Leunawerk Lochen, die Diebſtähle hätten ſich
in der letzten Zeit vor dem Aufſtand nicht ſichtlich verwehrt,
viel=
mehr ſei die Kontrolle ſchärfer geworden. Es habe früher eine
Protektionswirtſchaft beſtanden, und dadurch wurden die Dinge
zur Kataſtrophe getrieben und nicht durch irgendwelche Agitation
von der K.A.P.D. und ihren Leuten. Als die Schutzpolizei zur
Beſetzung Mitteldeutſchlands aufgerufen worden ſei, habe man
die geſamte Arbeiterſchaft, nicht nur die kommuniſtiſche,
aufge=
fordert, ſich dagegen zu wehren. Der Betriebsrat habe während
der Belagerungszeit in enger Fühlung mit dem Aktionsausſchuß
geſtanden. Ein Maſchinengewehr habe er nicht geſehen, wenn
auch davon geſprochen worden ſei. Die Minderproduktion des
Werkes während der Aufruhrzeit habe 50 bis 60 Prozent der
monatlichen Produktion betragen. — Die nächſte Sitzung des
Ausſchuſſes findet am Montag ſtatt.
Die Lage in der Pfalz.
ONB. Speyer, 16. Sept. Mit den Vorgängen in Speher
beſchäftigte ſich geſtern eine ſtark beſuchte Mitgliederverſammlung
des ſozialdemokratiſchen Vereins Speyer. Der
Referent, Salzberg, der als Kartellvorſitzender des
Gewerkſchafts=
kartells über alle Verhandlungen und Vorgänge genau
unter=
richtet iſt, ſtellte feſt, daß die Ausſchreitungen nicht von der
M. S. P. D. (Mehrheitsſozialdemokratie) organiſiert worden ſind,
da ihr Programm Gewalttätigkeiten verwerſe.
Ob=
wohl die M. S.P.D. die Entfernung der Bilder wünſchte,
ſteht ſie doch auf dem Standpunkt, daß die Entfernung
auf andere Art hätte, geſchehen können. Die Linksgenoſſen
hätten das in ſie geſetzte Vertrauen nicht gerechtfertigt. Der
Kommuniſt Weber habe bei der Demonſtration bereits gegen
die beiden anderen Parteien gehetzt und Propaganda für
ſeine Partei gemacht. Eine Gemeinſchaft mit ſolchen Leuten
ſei daher unmöglich. Der Referent berichtete dann über die
bereits bekannten Sitzungen in Ludwigshafen, bei denen ſich
die Kommiſſion überzeugt habe, daß die Kommuniſten es nicht
ehrlich meinten, ſondern nur Parteiintereſſen verfolgten. Sie
habe deshalb beſchloſſen, den Generalſtreik nicht zu erklären,
da alle Forderungen erfüllt worden ſeien und die eine nicht
erfüllt werden konnte. Intereffant war die Mitteilung des
Referenten, daß in der darauffolgenden
Betriebsräteverſamm=
lung in Speyer Meſſer gezogen und diejenigen mit Biergläſern
bedroht wurden, die gegen den Generalſtreik ſtimmten. In
einer Entſchließung, die einſtimmig angenommen wurde,
ver=
urteilte die Verſammlung entſchieden das Verhalten der
Ver=
treter der Kommuniſtiſchen Partei, das dazu angetan iſt, neue
Zerſplitterung in die Reihen der Arbeiter zu tragen. Die
Ver=
ſammlung ſtellte ſich geſchloſſen hinter die Mitglieder der
Sechſer=Kommiſſion, ſoweit ſie der Ueberzeugung waren, daß
die Anwendung des Generalſtreiks unzweckmäßig und infolge
der Erledigung der geſtellten Forderungen gegenſtandslos
ge=
worden war. Den Führern wird das Vertrauen ausgeſprochen,
und die Zuſicherung gegeben, daß die Mitglieder ſich auch in
Zukunft hinter ſie ſtellen werden. Zum Schluß wird die
Er=
wartung ausgeſprochen, daß alle Mitglieder der
Sozialdemokra=
tiſchen Partei ihren ſozialiſtiſchen Standpunkt überall, wo es
notwendig erſcheint, zum Ausdruck bringen. Um wilden Streiks
vorzubeugen, wurde der Antrag angenommen, daß für die Folge
bei einem allgemeinen Streik zuerſt der große Parteiausſchuß
zu hören iſt.
Vom Völkerbund.
Genf, 16. Sept. (Wolff.) Der Völkerbundsrat beſchäftigte
ſich in ſeiner heutigen Sitzung unter dem Vorſitz von Wellington
Koo ausſchließlich mit der Freien Stadt Danzig. An
der Ausſprache nahmen teil der Oberkommiſſar von Danzig,
General Haking, der polniſche Vertreter Askenaſy, der Danziger
Präſident des Senats Sahm, der Danziger Vertreter Dr.
Volk=
mann (Finanzweſen), Regierungsrat Herzbruch und Dr. Färber.
Im Gegenſatz zu der früheren Tagung des Völkerbundsrates
wurde die Danziger Frage in der heutigen Sitzung
ver=
hältnismäßig in kurzer Zeit erledigt. Zum Teil lag dies wohl
daran, daß die wichtigſte und ſchwierigſte der ſchwebenden
Fra=
gen, die Eiſenbahnfrage, noch nicht auf der Tagesordnung
ſtand. Wie wir erfahren, ſchweben über die Eiſenbahnfrage
Ver=
gleichsverhandlungen.
Im übrigen wurden folgende Punkte erledigt: 1. Die
Be=
ratung des Entwurfes eines Geſetzes über Erwerb und Verluſt
der Danziger Staatsangehörigkeit wurde aus formellen Gründen
auf die nächſte Sitzung des Rates vertagt, da die nach der
pol=
niſchen Konvention erforderlichen Vereinbarungen mit Polen
über die Naturaliſationsbedingungen zwar beſchloſſen, aber noch
nicht ratifiziert ſind, und da das Danziger Parlament den vom
Senat eingereichten Geſetzentwurf über dieſe Materie noch nicht
verabſchiedet hat. 2. Ein von der polniſchen Regierung
einge=
brachter Appell gegen eine Entſcheidung des Oberkommiſſars, die
in einer Zivilprozeßſache erfolgte, die vor den Danziger
Gerich=
ten ſchwebt und ein Vorkaufsrecht der Danziger Bauernbank in
Danzig zum Gegenſtand hat, iſt in der Junitagung des Rates
vom Rate des Völkerbundes an die
Wiedergutmachungskommiſ=
ſion verwieſen worden. Nachdem ſich dieſe für unzuſtändig
er=
klärt hat, beſchloß der Rat heute, die Angelegenheit den beiden
Regierungen Polens und Danzigs zur Regelung zu überlaſſen.
3. Der Bericht des Oberkommiſſars über die Verteidigung der
Freien Stadt Danzig, der als vertraulich bezeichnet wurde, wird
zunächſt der ſtändigen Militärkommiſſion des Völkerbundes
zwecks Erſtattung eines Gutachtens überwieſen, ſo daß der Rat
dazu in einer ſpäteren Sitzung Stellung nehmen wird. 4. Auf
der Junitagung hat der Rat beſchloſſen, daß der Oberkommiſſar
ein Gutachten erſtatten ſoll über die Errichtung eines
Anlege=
hafens (Port d’Attache) für die polniſche Kriegsmarine, ohne
daß dadurch eine polniſche Marinebaſis geſchaffen würde. Der
Oberkommiſſar hat unter Beifügung einer Erklärung der
pol=
niſchen Regierung beantragt, ein Gutachten der ſtändigen
Mili=
tärkommiſſion darüber einzuholen, welcher Unterſchied zwiſchen
einer Marinebaſis und einem Anlegehafen beſteht. Präſident
Sahm beantragte unter Widerſpruch des polniſchen Vertreters,
daß auch die Regierung von Danzig aufgefordert würde, zu
dieſer Frage Stellung zu nehmen, unter Berufung darauf, daß
auf Beſchluß des Völkerbundes in die Danziger Verfaſſung die
Beſtimmung aufgenommen worden ſei, daß in Danzig keine
Militär= oder Marinebaſis geſchaffen werden dürfe. Der Rat
beſchloß entſprechend dem Danziger Antrage, daß auch die
Dan=
ziger Regierung binnen einer Friſt von 14 Tagen hierzu Stellung
nehmen möge und dann die Militärkommiſſion ihr Gutachten
dem Rate erſtatten ſolle.
Die iriſche Frage.
London, 17. Sept. (Wolff.) de Valera richtete an
Lloyd George folgendes Telegramm: Ich habe Ihr
Tele=
gramm geſtern abend erhalten. Ich bin überraſcht, daß Sie nicht
ſehen, daß, wenn wir unſererſeits die Konferenz auf der
Grund=
lage Ihres Briefes vom 7. September annähmen, ohne unſere
Stellung ganz klar zu machen, Irlands Vertreter in die
Konfe=
renz eintreten würden, indem ihre Stellung falſch ausgelegt und
der Sache Irlands recht unheilbarer Schaden zugefügt würde.
In dem bisherigen Briefwechſel haben Sie die Stellung Ihrer
Regierung, wir die unſerige dargelegt. Wenn unſere
Stand=
punkte nicht vollſtändig entgegengeſetzt wären, würde es
tatſäch=
lich gar keine Frage geben, die erörtert werden müßte. Es ſollte
klar ſein, daß in einem Falle wie dem unſrigen, die
Unterhänd=
ler, wenn irgendein Erfolg erzielt werden ſoll,
zuſammenkom=
men müſſen, ohne Präjudiz und nicht gebunden durch irgend=
welche Bedingungen, ausgenommen ſolche, die ihnen durch di
Tatſachen auferlegt werden, die Ihnen bekannt ſind.
London, 17. Sept. (Wolff.) Telegrammen aus
Dubli=
zufolge wird die Lage infolge der letzten Botſchaft de
Va=
leras als weſentlich gebeſſert betrachtet.
London, 17. Sept. (Reuter.) Wegen der iriſchen
Frage wird Lloyd George nach Wiederherſtellung
wahrſcheir=
lich früher nach London zurückkehren, als man angenommen
hatte. Es ſoll dann ſofort ein Kabinettsrat abgehalten werden
Der iriſche Geheime Rat trat geſtern zum erſten Male ſeit
lar=
ger Zeit in Dublin Caſtle wieder zuſammen, doch wird amtlich,
erklärt, daß dies mit der politiſchen Lage nicht zuſammenhänge
Die Nachrichten über die ernſte Entwickelung der Lage wurden in
in Dublin mit einiger Beſtürzung aufgenommen. Viele Leuten
haben, wenn ſie auch de Valeras erneute Erklärung über di=
Stellung der Sinnfeiner als unweiſe und wahrſcheinliches
Hir=
dernis betrachteten, doch nicht angenommen, daß der erſte
Mini=
ſter die Konferenz von Inverneß widerrufen würde. Das Ver=,
trauen auf einen glücklichen Ausgang iſt ernſtlich erſchüttert, doch
hofft das Volk immer noch darauf.
Die Zeitung Iriſh Newspaper glaubt, daß noch irgendein
Mittelweg gefunden werden könne. Iriſh News nimmt au
Grund von Informationen aus wohlunterrichteten Dubline,
Kreiſen an, daß die Dinge zu Neuwahlen treiben. Freeman=
Journal erklärt, das engliſche und iriſche Volk weigerten ſich.
dies als Ende der Friedensbemühungen anzunehmen. Iriſh
Independent hält die Antwort Lloyd Georges für überhaſtet
Inzwiſchen ſoll das Dail Eireann wieder zu der Beratung der
Lage zuſammengerufen werden. Es verlautet, daß die Sinn=cau
feinerführer nach dem Empfang von Lloyd Georges Telegramm
die ganze Nacht hindurch beraten haben.
Rußland und Rumänien.
* Bukareſt, 16. Sept. Die Sowjetregierung hat),p
die rumäniſche Regierung davon unterrichtet, daß der), finm e
Delegierte der Sowjetregierung Karachan in Warſchau einge=F.mlſ
troffen iſt und der Ankunft eines Delegierten der rumäniſchengr dle
Regierung entgegenſieht, um die Beſprechungen zu eröff= ſitzicoe
nen. Der rumäniſche Delegierte Filaliti iſt geſtern nach War=/irnn
ſchau abgereiſt. Bei der bevorſtehenden Zuſammenkunft handeln
es ſich un eine erſte Fühlungnahme zu dem Zwecke, die Richt=/ gad
linien für die künftigen Verhandlungen mit Rußland feſtzulegen,F ſam
Bei dieſer Gelegenheit ſoll in Warſchau auch die Frage der Ver=/=wm!
waltung des Dnjeſtergebietes von neuem erörtert werden, die ſi Sund
bereits den Gegenſtand einer früheren Beſprechung gebildet hat, )Sntzen
Anee
Der griechiſch=türkiſche Krieg.
terel und
Paris 16. Sept. (Wolff.) Das Nachrichtenbureau über
mittelte der Havasagentur folgendes Telegramm aus Konſtan=)mmt neu
timopel: Die Nachrichten über den griechiſchen Mißerfolgrlgeene
werden weiter beſtätigt. Die türkiſche Armee ſoll, unterſtützt von i M
neuen Verſtärkungen, fortfahren zu kämpfen. Die griechiſche Ar=/öcche
mee iſt ſehr mitgenommen und leidet unter Verpflegungs= Er
ſchwierigkeiten. Man betrachtet ihren endgültigen Rück=)fellr
zug als nahe bevorſtehend. Nachrichten aus Bruſſa zu= nach
folge ſoll König Konſtantin von ſeinen Truppen in dieſer Stadt
kalt empfangen worden ſein.
Paris 16. Sept. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung
aus Athen hat die Regierung mit dem Armeeoberkommandan= / oſt
ten die Frage, ob die Fortſetzung des Marſches aufſcark
Angora angebracht ſei, geprüft, da die Meinungen darüber ber Ro
geteilt ſind. Der Militärgouverneur von Smyrna hat ſich nach W eh
Bruſſa begeben, wo unter dem Vorſitz des Königs ein ſehr
be=
deutender Kriegsrat abgehalten werden ſoll.
*
* Kleine politiſche Nachrichten. Der Reichstag iſt nunmehr von
Präſidenten Loebe auf den 27. September, nachmttags 3 Uhr, einbe=
rufen worden. Nach den vorläufigen amtlichen Diſpoſitioner ſollen irn
der erſten Woche nur Interpellationen, darunter auch die über die
Aur=
guſtverondnung, beſprochen werden. Die erſte Leſung der neuen Steuzr./wr
vorlage ſoll erſt Anfang Oktober beginnen, um den Fraktionen Zeit zuu /fä.
Beſprechungen zu laſſen. — Daily Expreß teilt mit: Der Sohr
Srinnes ſei in England. Man bringt ſeine Anweſenheit i /=
Zuſammenhang mit einem großzügigen deurſchen Plane, der ſchon voa //
dem Kriege beſtanden habe, den Abfall der britiſchen Kohle zur
Er=
zeugung von Nebenproduktem auszubeuten. Er habe für die Dauer einer
Anzahl von Jahren ein Recht auf beinahe 6 Millionen Tonnen Abfall
zu einem Preiſe von 1 Schilling für die Tonne erworben. — Wie die
Blätter melden, ſind 49 engliſche Bürgermeiſter nach Frankreich
gekom=
men. Sie werden die zerſtörten Gebiete beſuchen und im Namen
der Stadt, die ſie vertreten, Dörfer adoptieren. — Wie das Echo de r=
Paris aus Brüſſel meldet, ſind die belgiſchen Truppen, die im
Moi an den Rhein geſchickt wvurden, am Donnerstag im Extrazug nach
Belgien zurückgekehrt. — Politiken meldet aus Riga: In Kiew wurden
auf Befehl der außerordentlichen Kommiſſion 830 Perſonen
er=
ſchoſſen. Sie waven beſchuuldigt, eine Verſchwörung zum Sturze der
Sowjetregierung gebildet zu haben. Die navionale Bewegung in der
Ukraine nimmt beſtändig zu. Auch die Sowjetpreſſe berichtet von einer
ſtarken Gärung und ſchreibt, das Ziel der Bewegung ſei, die
Arbeiter=
regierung zu ſtürzen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 18. September.
* Zurückgenommene Ausſchreibung. Die Ausſchreibung einer
Leh=
rerſtelle zu Beedenkirchen wird hierdurch zurückgenommen.
8 Verwaltungsgerichtshof. 1. Vorentſcheidung gegen Straßenwärter
Joh. Fornoff in Brensbach wegen Feldfrevels. Feldſchütz von der
Schmitt in Großbieberau zeigte den Joh. Fornoff an, er habe in der
Feldgemarkung Großbieberau in den Flutgraben nahe der Kreisſtraße
ein Weidengeflecht eingebaut und ſo dem Waſſerlauf des Flutgrabens
ge=
heenmt. Fornoff erhielt deshalb vom Amtsgericht Reinheim einen
Straf=
befehl über 10 Mark, gegen dem er Einſpruch erhob. Fornoff behauptete,
Deutſchlands wahre politiſche Miſſion.
* In einem Artikel der Kreuz=Zeitung Nr. 379 hat Graf
Weſtarp, der bekannte Führer der Deutſchnationalen, den
Grafen Keyſerling wegen ſeiner politiſchen Anſichten
ange=
griffen. Graf Keyſerling erwiderte in Nr. 407 des gleichen
Blattes. Da dieſe Erwiderung auch weitere Kreiſe hier in
Darm=
ſtadt intereſſieren dürfte, ſo bringen wir im Folgenden einen
Auszug.
Keyſerling ſtellt zunächſt feſt, daß viele ihn deshalb falſch
beurteilen, weil ſie nur ſeine theoretiſch gehaltenen Schriften
kennen, aber nicht ſeine praktiſch orientierten mündlichen
Vor=
träge.
Keyſerlings Schrift „Deutſchlands wahre politiſche Miſſion”
iſt im November 1918 niedergeſchrieben worden und ging in
ihrem äußeren Rahmen aus der damaligen Zeitſtimmung
her=
vor. Deshalb darf ſie nicht als Aktualität beurteilt werden,
ſon=
nur als zeitloſer Ausdruck deſſen, worin Keyſerling noch heute
Deutſchlands eigentliche Sendung ſieht. Als zeitlich Wirkender
ſchreibt er ganz anders. Dies kann man z. B. aus dem Anfang
der Bücherſchau im ſoeben erſchienenen 2. Heft der Mitteilungen
der Geſellſchaft für freie Philoſophie „Der Weg zur Vollendung”
ſehen. Hier wird Heroismus als die Loſung unſerer Zukunft
verkündet. Keyſerling erwartet Deutſchlands Wiederaufſtieg
nicht vom Wiedererwachen des Geiſtes der letzten Jahrzehnte,
trotzdem er im übrigen Heroismus, Patriotismus und
Natio=
nalgefühl genau ſo hoch wertet, wie der konſervative Führer.
Preußens Verhängnis war, daß es zugleich das modernſte und
das älteſte Ding Europas geweſen iſt; allen Ländern war es
voraus in ſeiner Ausrüſtung, hinter allen zurück im Verſtehen
und Verkörpern der heute wirkenden geiſtigen Imponderabilien.
Macht kein tieferes Verſtehen bald dem Nichtverſtehen Platze, treten
die großen altpreußiſchen Eigenſchaften nicht bald in den Dienſt
eines weiterblickenden Geiſtes, dann wird Deutſchland ſicher
nicht wieder auferſtehen. Keyſerling gibt ſeinen Schülern als
immer wiederkehrende Loſung Tag ſür Tag Initiative,
Selbſt=
verantwortung, Heldenmut — alſo genau die moraliſche Ge=
ſinnung, die auch die beſten Konſervativen kennzeichnet. Nur
muß jene Geſinnung tieferer Einſicht zuſtatten kommen, wenn
Deutſchland in der neu erſtehenden Welt ſeinen Platz
behaup=
ten will.
Was iſt nun dies Neue, das entſtehen ſoll?
Selbſtverſtänd=
lich ſoll jeder Staatsbürger national empfinden, wer nicht
einmal dies vermag, iſt ſeines Volkes nicht wert — nur darf
ſein Patriotismus dem Europäer nie mehr letzte Inſtanz ſein:
in der neu entſtehenden Welt ſtellt Europa das politiſche Atom
dar. Weiterkommen wird durch engen Nationalismus kein
euro=
päiſches Volk. Alle Staaten, die ihm noch frönen, werden es
bitter bereuen, Frankreich allen voran. Den gewaltigen
angel=
ſächſiſchen und aſiatiſchen Reichen, die jetzt entſtehen, wird es bald
nicht ſchwer fallen, den Störern des europäiſchen Friedens den
zu wahren ihr Intereſſe unbedingt verlangt, Einhalt zu gebieten.
Europa wird ſich vereinheitlichen müſſen, ob es mag oder
nicht. Wie ſoll da ein Staatsweſen proſperieren, das ſich an
der Tradition Altpreußens, ſoweit dieſe außenpolitiſch iſt,
orien=
tiert? Nur auf anderem Wege kann Deutſchland wieder groß
werden, nämlich, indem es von ſeiner univerſaliſtiſchen Geſinnung
(die gleichzeitig national und übernational, nicht jedoch
inter=
national iſt), ſeiner Rechtlichkeit und praktiſch von ſeinem
wirt=
ſchaftlichen und wiſſenſchaftlichen Begabungs= und
Ausbildungs=
vorſprung ausgeht. Gewiß wird Europa ſich nie uniformieren;
die nationalen Unterſchiede werden ſogar eher zu= als abnehmen,
aber ſie werden von immer geringerer politiſcher Bedeutung ſein.
In der Welt von morgen wird Politik überhaupt immer
we=
niger bedeuten. Dieſe wird gewiſſermaßen aufhören,
Haupt=
fach ſein zu können. Dies wird den automatiſch ins
Hinter=
treffen verſetze, deſſen Hauptbegabung praktiſch iſt; aber die,
deren Hauptfach die Oekonomie iſt, werden in einer weſentlich
ökonomiſch orientierten Welt im Nebenfach deſto erfolgreicher
politiſieren. Da die Wirtſchaft nun neben der Wiſſenſchaft das
eigentlich nationaldeutſche Hauptfach iſt, ſo erwartet Keyſerling
in verhältnismäßig kurzer Zeit deutſche Führerſchaft auf der
ganzen europäiſchen Linie.
Graf Keyſerling hält unſere Zeit für die der größten
Er=
neuerung ſeit 2000 Jahren, und aus dieſem Grunde jedes Vor=
bild aus naher Vergangenheit für irreführend. Mit dieſer
An=
ſicht ſteht er allerdings im Gegenſatz zum Grafen Weſtarp.
Wo=
für aber Graf Weſtarp, ſonſt kämpft — nationale Ehre und
Würde, moraliſche Wiedeverhebung —, dafür arbeitet auch Graf
Keyſerling, denn dies ſind die Grundbedingungen jeder
Wiedererhebung. Nur erſtrebt er nicht die alte, den Namen nicht
mehr verdienende Ariſtokratie, ſondern eine neue, echte, und
wünſcht, den Heroismus im Dienſte höherer als der alten Ideale
zu ſehen. Selbſtverſtändlich muß Deutſchland ſeine Feſſeln
ſprengen. Nichtsdeſtoweniger werden innereuropäiſche Kriege
bald ebenſo unmöglich erſcheinen, wie heute ſolche zwiſchen
Ba=
den und Württemberg. Keyſerling arbeitet für eine weitere
Zu=
kunft, um Jahrzehnte voraus. Und von dieſer her will er ſein
Streben verſtanden wiſſen.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Spielplan der Frankfurter Theater vom 18.—25.
September 1921: 1. Opernhaus: Sonntag, 18., 7 Uhr: „Cavalleria
rurſticana” und „Der Bajazzo”. Montag, 19., (geſchl. Vorſtellung).
Diens=
tag, 20., 6½ Uhr: „Die Jüdin” Mittwoch, 21., 7 Uhr: „Der
Trouba=
dour‟ Donnerstag, 22., 7 Uhr: „Zar und Zimmermann”. Freitag, 23.,
7½ Uhr: „Martha”, Samstag, 24., 7 Uhr: „Madame Butterfly”
Sonn=
tag, 25., 1. Meß=Feſtſpiel, zum erſten Male, 6½ Uhr: „Boris Godunow”,
muſikaliſches Volksdrama in 9 Bildern von Muſſorgsky. — 2.
Schau=
ſpielhaus: Sonntag, 18., 3 Uhr: „Alt Heidelberg”, 7 Uhr: „
Penthe=
ſilea”, Mondag, 19., 7 Uhr: „Robert und Bertram‟. Dienstag, 20.,
7 Uhr: „Fiesko”. Mittwoch, 21., 7 Uhr: „Pentheſilea‟. Donnerstag, 21.,
(geſchl. Vorſtellung). Freitag, 23., 7 Uhr, „Pentheſilea”, Samstag, 24.,
7 Uhr: „Der König der dunklen Kammer”, Sonntag, 25., 3 Uhr: „Alt
Frankfurt” 7 Uhr: „Robert und Bertram”. — 3. Neues Theater:
Sonntag, 18., bis Dienstag, 20., je 7½ Uhr: „Börſenfieber”. Mittwoch,
21., und Donnerstag, 22., je 7½ Uhr: „Chviſta, die Tante”. Freitag, 23.,
bis Samstag, 24., und Sonntag, 25., je 7½ Uhr: „Börſenfieber”. — 4.
Kammerſpiele: Sonntag, 18., 3 Uhr: „Zapfenſtreich”, Sonntag,
18. und Montag, 19., je 71 Uhr: „Der Pfarrer von Kirchfeld‟.
Diens=
tag, 20., 7½ Uhr: „Zapfenſtreich”. Mittwoch, 21., und Donnerstag, 22.,
Rummer 258.
Beamter gehandelt zu haben, die Beſitzer hätten die Reinigung des
abens unterlaſſen, er habe vas Geflecht eingebaut, um der
Verſchlam=
ung des Durchlaſſes vorzubeugen. Das Amtsgericht Reinheim ſetzte das
rFahren aus und das Miniſterium beſchloß, Vorentſcheidung des
Ver=
rungsgerichtshofs einzuholen. Der Vertreder des Staatsintereſſes
nach Lage der Sache zu erkennen, daß eine dienſtliche Verfehlung
inns des Straßenwärders wicht vorliegt. In dieſem Sinne ergeht auch
s Urteil. 2. Vorentſcheidung gegen die Gendarmeriewachtmeiſter
Rö=
ſr und Schneider i Hungen wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt,
achtmeiſter Schneider iſt in der Verhandlung anweſend. Gegen Konr.
hardt in Inheiden war Anzeige wegen Entwendung von Holz erhoben.
ewen des zugewieſenen Holzes und des hierüber ausgeſtellten
Gemeinde=
gabeſcheins ſtellten die beiden Wachtmeiſter Ermittelungen an. Aus
claß derſelben ſollen ſie ſich gegemübber dem Gerhardt eines Mißbrauchs
Amtsgewalt ſchuldig gemacht haben. Gerhardt iſt vom
Schöffen=
gicht Hungen nur wegen fahrläſſigen Fortſchaffens des Holzes im Sinne
n Art. 9, 39 des Forſtſtrafgeſetzes mit 30 Mark Geldſtrafe beſtraft wor=
. Die beiden Wachtmeiſter wollten von G. den Abfuhrſchein
vorge=
gr haben, was er erſt nach langem Sträuben tat. Den beiden
Wacht=
itern gegenüber, von denen der eine ihn links und der andere ihn
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 18. September 1921.
Seite 3.
hrs am Arm anfaßte, holte er drohend aus. G. wird als ein Mann
ſchildert, der auch ſonſt mit dem Geſetz in Konflikt gekommen ſei, und
= Ort keinen guten Freund habe. Da G. im Verdacht des Diebſtahls
b, haben die beidem Wachtmeiſter Ermittelungen angeſtellt, einer
chſuchung hatte ſich G. widerſetzt. Die Beamten waren bei der
zderſpenſtigkeit des G. zur Gewaltamwendung ſowohl berechtigt wie
rpflichtet. Der Vertreter des Staatsindereſſes und mit ihm der
Ge=
h’shof verneinten jede dienſtliche Verfehlung der beiden Beamten.
* Beſeitigung der Hoheitszeichen. Wegen Beſeitigung der
Hoheits=
chen, die ſich auf die frühere Staatsform beziehen, hat das
Geſamt=
iiniſterium in ſeiner Sitzung am 12. September beſchloſſen, an
ſie der Regierung unterſtellten Behörden die Aufforderung
er=
hen zu laſſen: 1. ſämtliche Amtsſtellen haben die vorhandenen
ſchwarz=
iß=roten Fahnen abzuſchaffen und die verfaſſungsgemäße ſchwarz=
rot=
eldene Fahne anzuſchaffen: 2. aus ſämtlichen Amtslokalen ſind alle
ilder und Büſten ehemaliger Fürſten zu entfernen: 3. ſämtliche
ehe=
uigen Hoheitszeichen, Inſchriften, Initialien, Grenz= und
Amtsſchil=
r ſind zu beſeitigen und durch entſprechende Schilder und Wappen
3 Volksſtaates Heſſen zu erſetzen; 4. ſämtliche aus der Zeit der
ver=
iſſenen Staatsform in den Aemtern noch vorhandenen Amtsſiegel und
enrpel ſind durch die der neuen Staatsform zu erſetzen; 5. alle mit
i alten Aufſchriften bedruckten Kuverts, Briefbogen, Ladungen und
teilsvosdrucke uſw. ſind zu korrigieren. Die Ausführung dieſer
Vor=
riften ſoll bis zum 1. November d. J. erledigt, und darüiber, daß das
ſchehen iſt, ſoll bis zum gleichen Tage Bericht an die zuſtändigen
vor=
ſſetzten Behörden erſtattet ſein.
— Landestheater. Die erſte Wiederholung von Gerhart Hauptmanns
Fünſamen Menſchen” in der Beſetzung der Neueinſtudierung
idet am kommendem Montag ſtatt und fällt der Schauſpielmiete I ſowie
* Sondermiete 12 zu. Am Dienstag wird zum erſten Male in dieſer
pielzeit Beethobens „Fidelio” gegeben. Dieſe Aufführung, der
Mdiete ſowie der Sondermiete 13 zufallend ſteht wie früher unter
ichael Ballings Leitung. Die Hauptrollen ſind mit Frau Heſſe (
Leo=
vre) ud dem Herren Jonſſon (Floreſtan), Schlembach (Rocco), Siegfried
aquino), Biſchoff (Pizarro) und Kuhn (MMiniſter) beſetzt; zu ihnen
mmt neu Margarete Allbrecht, die mit der Marcelline hier zum erſten
Jale eine große Pcrie ſingt. Die nächſte Neueinſtrdierung in der Oper
Maillarts hier ſeitz einer längeren Reihe von Jahren nicht gegebenes
ölöckchen des Eremiten‟ Es folgen — nach einer Aufführung
en „Triſtan und Jſolde” — die Erſtaufführungen von Strauß”
Elektra” ud Schrekers „Ferner Klang‟. Das Schauſpiel bringt
imnächſt Shakeſpeares „Richard III.‟, Shaws „Cäſar und
Cleo=
jatra”, ſowie die Uraufführung von Heinrich Antons „Blut, Du
üiſt Blut.” Außerdem ſteht die Aufführung von Offenbachs „
Or=
friheus inder Unterwelt” in neuer Inſzenierung bevor.
* Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbomk und
ioſt erfolgt in der Woche vom 19. bis 25. d. M. zum Preiſe von 450
1Faark für ein Zwanzigmarſtück, 225 Mark für ein Zehnmarkſtück. Für
m Kilo Feingold zahlt die Neichsbank 63 000 Mk. und für die
auslän=
nauf Fiſchen Goldmünzen entſprechende Preiſe.
* Oberſchleſier=Hilfswerk. Die Reichsgewerkſchaft der
oſt= und Telegraphenbeamten hat dem Oberſchleſier=
Hilfs=
terk in dieſen Tagen den Betrag von 28 000 Mark überwieſen. — Zur
ſinserung der Not in Oberſchleſien ſtiftete die Kakao=Kompagnie Th.
(eichardt=Wandsbek 200 Zentner Puderſchokolode. Dieſe
hoch=
enb=)rige Spende beſteht aus 667 Kartons je 300 Päckchen; das
Brutto=
iller at ewicht beträgt 11000 Kilo. — In der letzten Zeit ſind die Spenden für
delu) us Oberſchleſier=Hilfswerk wieder ſehr zahlreich eingegangen. Abgeſehen
Snu on den 100 000 Mark, die der Magiſtrar Berlin dem Oberſchleſier=
Zu x küfswerk zur Verfügung geſtellt hat, ſpendete die Stadt Köln 75 000
Nark, der Verein der deutſchen Kali=Intereſſenten Berlin 53 000 Mark,
e Firma Kunheim u. Co., Kommerzienrat Ludwig Born, die Allgem.
al=Straßenbahngeſellſchaft Berlin, die Firma Voigt u. Häffner A. G.
Frankfurt a. M., die Stadt Moers, der Kreisausſchuß Prenzlau, die
ſohllen=Handelsgeſellſchaft Berlin je 10000 Mark.
* Ueber die nene Kirchenverfaſſung wird Mittwoch, 21. September,
achmittags 3 Uhr im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17, zu Darmſtadt,
be=
en werden. Den einleitenden Vortvag hat Pfarrer D. Waitz
über=
cromen. In freier Ausſprache wwerdem die wichtigſten Fragen,
insbeſon=
ra die die Kirchenrehierung betreffenden, beſprochen werden. Es iſt
otwendig, daß nicht allein die Wünſche der Fachleute, ſondern auch die
er Gemeindeglieder zum Ausdruck kommen, damit die neue
Kirchen=
erfaſſung nicht für eine Paſtorenkirche, ſondern für eine wirkliche
Volks=
rche geeignet ſei. Das iſt das beſondere Beſtreben der
Edangeli=
chen Konferenz (ſogen. Friedberger Konferenz), von der die
Ein=
erufung der Verſammlung ausgeht. Nicht nur ihre Mitglieder und
munde, ſondern auch Gäſte ſind willkommen.
* Deutſche Demokratiſche Partei, Frauengruppe. Am Dienstag
nach=
nittag finder im Saale des Hotels Prinz Karl (Ecke Schul= und
Karl=
raße) nach der Sommerpauſe die erſte Zuſammenkunft der
rauengruppe ſtatt. Frau Landtagsabgeordncle Balſer wird
ei dieſer Gelegenheit politiſche Tagesfragen behandeln und Frau
Mini=
erialreferentin Keller aus ihrer Tätigkeit berichten. Beide Themen
dürften für die Mitglieder unſerer Gruppe von höchſtem Intereſſe ſein.
(S. Anzeige.)
— Studentenwohnungen. Zum Semeſterbeginn kommt wieder eine
große Anzahl neueintretender Studenten nach Darmſtadt. Die
Nachfrage nach Wohnungen wächſt ſchon jetzt beſtändig und wird in
näch=
ſter Zeit ganz beſonders groß ſein. Der ſtudendiſche
Wohnungsaus=
ſchuß hat auch diesmal wieder wit der bereitwilligſten Underſtützung
des ſtädtiſchen Wohnungsamtes die Vermittelung von
Studentenwohnun=
gen übernommen. Er bittet die Bürgerſchaft Darmſtadts, ihn zu
unter=
ſtützen und alle entbehrlichen Zimmer zur Verfügung zu ſtellen. Da
viele Studierende ſich in einer überaus ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage
befinden, möge der Preis möglichſt niedrig bemeſſen ſein. Die
Vermitte=
lung durch den ſtädtiſchen Wohnungsausſchuß erfolgt koſtenlos.
Anmel=
dungen mit Angabe des Preiſes, der Beleuchtungsark uſw. werden durch
die Poſt oder in den Briefkaſten des Wohnungsamtes der Studentenſchaft
(Techniſche Hochſchule, Weſtflügel, kleiner Gingang am Herrngarten)
er=
beten. (Siehe Anzeige.)
* Die Uraufführung des erſten Darmſtädter Films der Iris=Film=
Geſellſchaft: „Bernhards Liebesliſt” von Lille Raven=Kraatz, brachte
einen vollen Erfolg. Das Union=Theater war bis auf den letzten Platz
gefüllt. Das Publikum unterhielt ſich ausgezeichnet und ſpendete
wäh=
rend der Vorführung und am Schluß Applaus; eine im Kinotheater
ge=
wiß ſeltene Erſcheinung. Ein Beweis dafür, daß es möglich iſt, mit
einem wirklichen Luſtſpiel under Ausſchaltung des Kitſches und der
Gro=
teske, Wirkung zu erzielen. Bleibt die Ins=Film=Geſellſchaft auch in
Zukunft ihrem Vorſatz getreu, nur künſtleriſch hochwertige Filme
her=
auszubringen, ſo wird der Erfolg nicht ausbleiben und unſere Stadt
wioderum der Ausgangspunkt einer neuen Richtung ſein. Die
Auf=
nahmen ſind durchweg vorzüglich gelungen; ſie zeichnen ſich durch
außer=
ordentliche Schärfe und Klarheit aus. Beſonders wohltuend wirkt der
Reichtum an Szenen und ihr ſchneller Wechſel; die Handlung bleibt
im=
mer intereſſant. Vor allen Dingen iſt die Friſche der Darſtellung und
das gute Ausſehen der Künſtler hervorzuheben. Landſchafts ufnahmen
von künſtleriſchem Wert und Gebäudeaufnahmen (Künſtlerkolonie)
ver=
leihen dem Film eine ganz beſondere Note und werden zweifellos dazu
geeignet ſein, die landſchaftliche Schönheit und die baulichen Kunſtwerte
Darmſtadts in aller Welt bekannt zu machen. Für die Regie
verant=
wortlich zeichmet Bernhard Herrmann vom Stadtthenter Wiesbaden,
für die kinewatographiſchen Aufnahmen Hanns Macco und für die
Photographie Kollmann.
Neue Bücher.
* Cin neues Handbuch der deutſchen Literatun.
im Verlag Union, Deutſche Verlagsgeſellſchaft in Stuttgart, erſchien:
zeſchichte der deutſchen Literatur. Von den Anfängen
is zur Gegenwart. Von Karl Borinski, Profeſſor an der
Uni=
erſilät München. Zwei Bände in Halbleinen geb. 98 Mk. Der
rſte Band (643 S.) enthält die Kapitel: Die germaniſche Vorzeit. Die
beiſtliche Ausbildungszeit der deutſchen Sproche und Literatur. Die
itterliche Blüte der deutſchen Dichtung unter den ſchwäbiſchen Kaiſern.
erfall des Rittertums, Aufkommen der Städtze. Renaiſſance,
Humanis=
aus. Reformation und Gegenreformation. Das Jahrhundert des 30 Krieges. Die zweite bürgerliche Blüte der deutſchen Literatur
m 18. Jahrhundert. — Der zweite Band (673 S.) umfaßt die Kapitel:
die Auflöfung des alten deutſchen und klaſſiſchen Reiches. Wandlung
ur Romantik. Blüte der Romantik. Politiſche Dichtung. Dichtung
nd Wirklichkeit. Arbeit und Dichtung. Dichtung und Kunſt. Im
euen Reich. Man erſieht aus dieſer Inhaltsangabe zugleich, wie der
Werfaſſer den Stoff gegliedert hat. Profeſſor Borinski iſt als Verfaſſer
er in der „Kürſchrerſchen Nationalliteratur” enthaltenen „
Literatur=
eſchichte der Neuzeit bis zu Goethes Tod” bekamt. In ſeinem Vorwort
hu dem neuen Handbuch ſagt er, daß der Reiz der Aufgabe für ihn in
er Möglichkeit gelegen habe, den Standpunkt über den Parteien
feſt=
uhalten und ſo ein Werk zu geben, das ſeine Notwendigkeit rechtfertige.
Beſondere Aufmerkſamkeit habe er dem Iwhalt der angeführten Werke
beſchenkt und habe, wemn auch in kürzeſter Form, davon immer eine
Vorſtellung zu geben geſucht und ſeinen Ehrgeiz darin geſetzt, am
voll=
tändigſten zu orientieren. Um die Zugänglichkeit zu erleichtern wird
urchaus verſtändliche Sprache, mit möglichſtem Ausſchluß von
Fremd=
vörtern, geboten. In der Wearbeitung des erſten Teiles leitete ihn das
Beſtreben, vom muzeitlichen und allgemeinen Geſichtspunkte aus
an=
tiehend zu wirken, im weiteren, das Buch auf das Bedürfnis des Tages
u bringen..
Stichdroben zeigen, daß der Verfaſſer die Aufgabe, die er ſich geſtellt
ſat, ſeiner Abſicht entſprechend glücklich gelöſt hat, wobei er die einzelnen
iterariſchen Erſcheinungen und Vertreter der Literaturſtrömungen ſtets
in Zuſammenhang mit der Zeit und als Ausflüſſe der Zeit behandelt
hat, ohne darüber das Individuell=Perſönliche zu verwachläſſigen. Die
teue Literamrgeſchichte zeigt Borinskis ganzes Können in ſeiner
an=
tiehenden, von deutſcher Würde durchtränkten Eigenart; ſie iſt ein Werk
voll Geiſt, kritiſcher Schärfe und Selbſtändigkeit des Urteils, gegeben
von dem ſicheren Standpunkt poſitiver Kunſt= und Weltanſchauung. Ein
guter Führer für alle Bildungſuchenden, für Studium und Haus, aber
zügleich ein ernſtes Werk für die Freunde eines vernünſtigen Fortſchritts
der Liveratur und für die Schriftbefliſſenen ſelbſt.
Die dem Werke beigegebenen Bildniſſe aus der älteren Zeit ſind
Wiedergaben nach Kupferſtichen und Gemälden, aus der neueren Zeit
nach photographiſchen Aufnahmen. Wir wunſchen dieſer neuen
Literatur=
geſchichte, die in der Anordnung und Behandlung des Stoffs eigene und
neue Wege geht und die Erſcheinungen der deutſchen Literatur in
Ver=
gangenheit und Gegenwart von einer höheren Warte aus betrachtet und
bewertet, weiteſte Verbreitung.
* Philoſophiſche Schriften von Otto Flake, erſchienen
im Drei Masken=Verlag in München: Pandaemonium. Eine
Montag, den 19. September 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Karten blau), Marke Nr. 90, 89
und 86, je 800 gr Brot. Marke Nr. 81, 560 gr Mehl oder
800 gr. Brot.
Für Kinder: (Karten weiß!, Marke Nr. 65, je 800 gp Brot.
Marke Nr. 61, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltungsmehl: Bis 15. Oktober auf die
Lebensmittel=
marken „Offenbach” blau und weiß, je 800 gr
Haushaltungs=
mehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Züte.
Gänſeverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraße 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Gerſtenmehl (Hohenlohe Kindernahrung): ½ Pfund zu 2.— Mk.
markenfrei, zu haben in den Städt. Krankennährmittel=
Ver=
kaufsſtellen.
Milch: Auf Marke „Auguſte” der blauen Lebensmittelkarten
je ¼ Liter.
Jucker: Auguſt= und September=Zucker auf die Marken „Gießen”
und „Mainz” ſämtlicher Nährmittelkarten. Auf jede Marke
entfällt ein Anteil von 750 gr.
Ia Kernſeife: Ganze Riegel zu 16 Mk., halbe Riegel zu 8 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 8.
Städtiſcher Holzverkauf: Auf die Nummern 1 bis 20 der
Holz=
ausweiskarten je 1 Ztr. Holz zum Preiſe von 14 Mk. für
Laub=
holz und 12 Mk. für Nadelholz. Dieſe Holzmengen müſſen
bis zum 1. Oktober bezogen ſein.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 4. Rate 7,,
der Jahreszuteilung vorwiegend in Braunkohlenbriketts
be=
ſtellt werden. Außerdem die volle Jahreszuteilung in Roh
braunkohlen aus der Grube Prinz von Heſſen.
Verkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw.: Jeden
Mittwoch von 7—12 Uhr vormittags und von 2—6 Uhr
nach=
mittags bei der Städt. Materialverwaltung im Hinterhaus
des Stadthauſes.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
7 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Es iſt auf die Nummern der aufgerufenen Marken genan zu
achten, da bei Verwechslungen Erſatz nicht geleiſtet wird.
S Polizeibericht. Vorſicht, Schwindlerl Seit einiger Zeit
treibt ſich in hieſiger Gegend ein Unbekannter umher und verſucht,
Bei=
träge für Oberſchleſien zu erheben. Der Betrüger nennt ſich Frhr. von
Mannsfeld, auch Chaurlien. Spenden wollem nur denjenigen Perſonen
ausgehändigt werden, deren Liſten polizeilich geſtempelt ſind. Vorſicht iſt
geboten. — Geſtohlen wurden: Ein vor der Städt. Sparkaſſe
aufge=
ſtelltes Fahrrad, Marke „de Zug”, Fabr.=Nr. unbekannt; aus dem Hofe
des Hochbauamts in der Grafenſtraße ein Fahrrad, Marke „Torpedv”;
aus einem Hofe in der Hochſtraße ein Fahrrad, Marke „Torpedo”, Fabr.=
Nr. unbekannt; aus einer Bauhütte an der Rößlerſtraße 55 Mark in
barem Geld, eine Mütze, ſowie der Schlüſſel zu der Bauhütte; aus dem
Hausflur eines Hauſes in der Nieder=Ramſtädter Straße zwei
Flurgar=
dinen; aus einem Gardem in der Saalbauſtraße etwa 25 Pfund Pfirſiche.
— Feſtgenommen wurden: Der 48 Jahre alte Straßenreiniger
G. G., der 28 Jahre alte Eiſenbahnbedienſtete N. K. der 30 Jahre alte
Eiſenbahnbedienſtete A. G. von Darmſtadt wegem Meineids bezw.
Ver=
leitung zum Meineid; der 29 Jahre alte Hausdiener O. R. von Neudorf
Philoſophie des Identiſchen. Geh. 22 Mk. Der Grundgedanke dieſes
Werkes heißt: Das Religiöſe oder die Relation der Kreatur zum Ganzen
iſt das Unoptimiſtiſche, nämlich das Exiſtenz= und Tatfeindliche. Das
iſt Ausgangspunkt einer Oppofition gegen das europäiſche
Philoſophie=
ren, insbeſondere das moral=idealiſtiſche deutſche Die Zeichen mehren
ſich, daß die Oppoſition allgemein als buddhiſtiſche Mode gilt. Das
Reſultat vom Auftreten eines Pandgemoniums iſt ein nicht mehr
chriſt=
liches, ein neuantikes oder neuheidniſches Weltbild, in das die Begriffe
des Stoizismus, Zynismus, Heroismus und Irvationalen eingeführt
werden. Das Werk bedeutet die kühne und entſchloſſene Abſage an die
deutſche Schunlphiloſophie: das Moraliſche iſt nicht Norm, ſondern
Pro=
blem. — Die moraliſche Idee. Eine kritiſche Unterſuchung. Geh.
12 Mark. Die Schrift in Broſchürenumfang iſt die Ausführung der im
„Pandgemonium” geforderten praktiſchen, d. h. impulsgebenden
Philo=
ſophie und wählte ſich ein heute alle intereſſierendes Thema. Sie iſt
der Verſuch, die notwendige Reform der Ethik in Uebereinſtimmung mit
den Inſtinkten einer Zeit zu bringen, die mit dem Weltkriege die
Kata=
ſtrophe des dogmatiſchen Weltbildes erlebt hat. Flake weiſt nach, daß es
keine allgemein=verbindliche Norm des Moraliſchen gibt, vermeidet aber
die Banalität einer individualiſtiſchen Moral und behandelt die
Gren=
zen wie die Geltung der Vevantwortlichkeit. Er gibt eine neue Richtung,
inwieweit überhaupt für Europer die Flucht in eine veligiöſe Sphäre
möglich iſt. Die philoſophiſche Methode iſt diejenige der Relationslehre,
d. h. es ſetzt ſich eine wirklich denkeriſche Methode durch, hinter den
praktiſchen Erkenntniſſen ſteht moderne Metaphyſik.
* Menſch und Tier im Eiszeitalter. Von Dr. K. H.
Jacob=Frieſen, Abteilungsdirektor der prähiſtoriſch=
ethnographi=
ſchen Sammlungen am Provinzialmuſeum zu Hanuover. Zweite,
er=
gänzte Auflage. 86 Seiten mit drei Kartenſkizzen und 52 Abbildungen.
R. Voigtländers Verlag in Leipzig. Preis gebd. 8 Mk. Der Menſch
im vorgeſchichtlichen Zeitalter iſt Gegenſtand ſtark zunehmender
Anteil=
nahme Gelehrter und Ungelehrter. Dieſe Schrift, wiſſenſchaftlich
ein=
wandfrei, wendet ſich an Liebhaber und bietet dieſen eine ſchöne
ein=
führende Ueberſicht über die Entwicklungsgeſchichte der Erde, die Suche
nach dem Urmenſchen, unſere heutige Kenntnis von ihm und der mit
ihm jeweils am Leben geweſeven Tierwelt. Sehr gut gewählt ſind die
zur Erläuterung beigegebenen Abbildungen von Skelettfunden u. dal.
mehr. — In demſelben Verlage erſchien: Frühlingsgarten. Ein
Sträußlein Kinderlieder von Wolrad Eigenbrodt. Mit elf
Bil=
dern von Gerda Luiſe Schmidt. 48 Seiten. R. Roigtländers Verlag
in Leitzig. Preis karton. 6 Mk. Eigenbrodt (geſt. am 24. April 1921)
war einer unſerer innigſten Jugenddichver, ein lieber Menſch, vielen
be=
kannt ſchon durch ſeine früheren Werke: Aus der ſchönen weiten Welt”
und „Bäumchen im Frühling‟. Die elf Schatdenbilder von Gerda Luiſe
Schmidt ſind nicht minder ſchön und kindertümlich. Alles in allem ein
Jugendbuch, wie es ſein ſoll.
* Jahrbuch des Norddeutſchen Llohb 1920/21. Die
deutſche Schiffahrt unter beſonderer Berüickſichtigung des Norddeutſchen
Llody und die Folgen des Krieges. 320 Seiten, mit vielen Bildern,
Plänen und Skizzen. Bremen 1921. Kommiſſionsverlag Fran Leuwer
in Bremen. Druck von H. M. Hauſchild. Preis 60 Mk. Wieder liegt
ein ſtattlicher Band des Jahrbuches des Norddeutſchen Lloyd vor, das
in ähnlicher Weiſe wie ſeine Vorgänger die Entwickelung der Dinge auf
dem Gebiete der Schiffahrt und im deutſchen Wirtſchaftsleben, wie ſie
wegen Diebſtahls. — Siſtiert wurden: Vier Perſonen wegen
Dieb=
ſtahls, Gewerbsunzucht uſw.
— Vereitelter Einbruchsverſuch. In der Nacht vom 16. auf 17.
Sep=
tember, gegen 10 Uhr, verſuchten drei Perſonen, die durch das
Detektiv=
bureau Siegler, Hügelſtraße 30, ſchon längere Zeit beobachtet wurden,
im Mauſoleum einen Einbruch zu verüben, um die dort
vorhan=
denen Gemälde zu rauben und Leichenraub zu begehen. Die Wertſachen
ſollten in Mainz einem franzöſiſchen Juwelier übermittelt werden. Durch
Hinzuziehung von zwei Beamten der Abteilung Schutzpolizei,
Wacht=
meiſter Arndt und Oberwachtmeiſter Pech, wurde der Einbruch vereitelt
und die drei Perſonen konnten heute morgen feſtgenommen werden.
Grenzgang 1921.
m. In dieſem Jahre nahm der Grenzgang, an dem wieder die
Mehrzahl der Stadtverordneten, die Amtsvorſtände und ſonſtige für das
Wohl der Stadt beſorgte Amtsperſonen teilnahmen, ſeinen Anfang mit
einer Beſichtigung des Botaniſchen Gartens.
Geheimrat Schenck gab einleitend einige Daten über die Geſchichte
des Eartens, der, ſeit 1814 beſtehend, mehrmals verlegt, 1874 eine
blei=
bende Stätte am jetzigen Platz fand. Er iſt 20 Morgen groß;
beſchäf=
tigt ſind dort ſechs männliche und eine weibliche Angeſtellte; das Budget
iſt nur ſehr minimal, vor dem Kriege nur 12000 Mark an Ausgaben,
heute das neunfache. Die Herren Geh. Nar Schenck und
Garten=
inſpektor Purpus führten dann je eine Abteilung durch die Anlagen
des Gartens, wobei ſich herausſtellte, daß eine ganze Anzahl der
Teil=
nehmer die Herrlichkeiten dieſes Gartens noch gar nicht kannte.
Doch nicht lange hieß es hier verweilen; der Grenzgang, wenn auch
heute nur noch ſymboliſch, erforderte immerhin einige Stunden
Fuß=
wanderung, wozu Herr Geheimer Forſtrat Kullmann, der ſtädtiſchen
Forſten vieljähriger Heger und Beſchützer, die herrlichſten Wege
aus=
gewählt hatte.
Eine Ueberſicht über die Wanderung mag die hier folgende
Er=
läuterung geben:
Die erſte Station bildete der Kahlert=Brunnen am
Kotlett=
pfad. Errichtet vom Verſchönerungsverein im Jahre 1906 und zu Ehren
des langjährigen Ehren=Beigeordneten Kahlert benannt. Die Quelle
liegt öſtlich nach dem Kahlert=Brunnemweg hin, unmittelbar am
Kotlett=
pfad. Sie iſt gefaßt, das Waſſer aber doch noch einmal durch eine Art
Talſperve dort gehalden, damit der Brunnen das ganze Jahr fließen
kann. Das Ablaufwaſſer iſt in Rohren nach einer Kullmannſchen
Vogel=
tränke wit ſelbſttätigem Waſſerablauf geleitet, ſo daß dieſe Tränke ſich
ſtets von ſelbſt füllen kann, nud nur der Zulauf zeitweiſe veguliert und
die Tränke geveimigt zu werden braucht. Die Umpflanzung der Tränke
mit Sträuchern und Gebüſch iſt jetzt, nachdem dort ein Beſtandsabtrieb
erfolgt iſt, mit Erfolg zu bewirben, während das vorher nicht der Fall
war. Der zu der Anlage führende Koulettpfad wurde 1905 gebaut und
hat ſeinen Namen erhalten von ſeinem für die Darmſtädter Ausflügler
ſo überaus genußreichen Ausgang auf die Roßdörfer Kotelette. Der
Pfad iſt wohl der längſte den der Verſchönerungsverein auf
Vevan=
laſſung der Herren Geh. Staatsrat Wilbvand bis jetzt angelegt hat und
führt ſtaubfrei nach Roßdorf, was man beim Einhalten der Chauſſee nicht
haben kann.
Die zweite Station war der Alexander=Tempel. An der
Ga=
belung des dortigen Wieſengrundes ließ Großherzog Ludwig III. ſeinerzeit
in äſthetiſch richtiger Würdigung dieſes günſtig gelegenen Platzes, von
dem aus man die drei dort liegendem üppigſchönen Wieſengründe
über=
blicken kann, dieſen errichten und bis vor 5 Jahren iſt die Anlage auch durch
das Hofmarſchallamt auf Kabinettskoſten unterhalten worden. Das
Bächlein, das von Oſten her die Wieſen durchfließt, iſt der Darmbach.
Der Waldrand rings um die Wieſen iſt mit Bänken verſehen, die dem
Beſucher es ermöglichen, die Schönheitem der Natur dort in ſtiller
Ab=
geſchiedenheit zu bewundern. Mit Rückſicht hierauf hat die Oberförſterei
Darmſtadt vor 5 Jahren ſich für die Uebernahme und Unterhaltung der
Anlagen durch die Stadt mit aller Entſchiedenheit eingeſetzt, als das
Hofmarſchallamt ſich außer Stand glaubte, die weitere Unterhaltung der
Anlagen zu behaltem und der Tempel mit Tiſch und Bänken am
Zuſam=
menbrechen war. Die Stadt hat ſeitdem (1916) die Anlagen übermommen
und durch die Oberförſterei ganz neu bis auf Bänke und Tiſch ſolid
her=
ſtellen laſſen.
Die Klipſtein=Eiche (Oberförſterei Beſſungen), mit der
Grab=
ſtätte des früheren Präſidentem des ehemaligen Oberforſtkollegs, von
Klippſtein, deſſen Sarg dort in einem Bachſtem=Gewölbe ruht. Die Leiche
kam vom Darmſtädter Friedhof, wo ſie bis zur Genehmigung der
Be=
erdigungserlaubnis an die jetzige Grabſtätte einſtweilen ruhte, in ihre
jetzige Gruft an der Eiche. Von Klippſtein war einer der
hervorragend=
ſten Schüler des Gg. Ludwig Hartig, deſſen Denkmal im Parke ſteht.
Die Eiche ſtockt auf Rotliegendem, das zur drittälteſten Formation
des Urgebirgsbodens gehört. Ihr Alter wird auf 700 Jahre geſchätzt.
Die Höhe beträgt 32 Meter ihr Umfang in Bruſthöhe gemeſſen 6.15
Meter und am Boden gemeſſen 9,24 Meter. Die Krone beginnt in
9 Meter Höhe, beſteht aus drei ſtarken Aeſten und hat eine Breite von
20 Meter. Ein früher vorhandener vierter Aſt war anbrüchig und wurde,
um der Fäulnisübertrogung in den Stamm vorzubeugen, vor ungefähr
28 Jahren ſtückweiſe und angebunden, um das Denkmal nicht zu
beſchädi=
gen, bis an den Schaft abgewommen. Die Faulſtelle, die ſich im Schaft
bereits doch ſchon gebildet hatte, wurde ausgekratzt und mit Zement
aus=
gegoſſen. Die am äußeren Stamm entſtandene Wundſtelle erhielt einen
Ueberwurf aus Zement und Aſphalt, in welchem die Eichen=Nindenform
eingezeichnet wurde als Abſchluß. Der alte Baum ſucht, was intereſſant
iſt, die Wudſtelle durch Ueberwallen zu vernarben.
Du Thil=Eichen, zur Erinnerung an die Tätigkeit des
ehewa=
ligen Heſſiſchen Mimiſters du Thil, als Begründer des mit Preußen
ge=
meinſamen Zollvertrages vom 14. Februar 1828, des erſten Aktes
wirt=
ſchaftlicher Vereinigung von Seiten deutſcher Staaten. Es ſind zwei
Eichen, die nur 4,5 Meter voneinander abſtehen und zuſammen gehören,
und deshalb bei der Widmung zuſammen gefaßt wurden. Ihre Höhe
beträgt 30, bezw. 35 Meter ihr Umfang 2,95 und 2,32 Meter. Die Krone
hat eine Breite von 13 Meter und 19 Meter und iſt 10 und 11 Meter
hoch am Stamm angeſetzt.
Gegewüber den du Thil=Eichen nach den Wieſen hin liegt das
Ruts=
wieſenbrünnchen, eine Anlage des Verſchönerungsvereins aus 1896, der
damals eine dort in der Nähe befindliche Quelle faſſen und das Waſſer
hierher leiten ließ. Der mit einer Sitzbank verſehene Platz läßt den
ſich im letzten Jahre geſtaltet hat, zu ſchildern verſucht. Die während
der Kriegsjahre erſchienenen Jahrbücher tragen im weſentlichen den
Chavakter einer ausführlichen Kriegschronik, während die letzten
Jahr=
gänge ſich mit den ſchwerwiegenden Folgen des Krieges für die deutſche
Handelsſchiffahrt beſchäftigen. Das geſchieht auch noch in dem jetzt
vor=
liegenden Bande, der gleich eitig erkennen läßt, daß die deutſche
See=
ſchiffahrt nach Krüften bemüiht iſt, ihre friedliche Tätigkeit im Intereſſe
des Geſamtwohls des deutſchen Vaterlandes wieder aufzunehmen.
Zahl=
reiche bildliche Darſtellungen, Karten, Pläne und graphiſche Tabellen
erläutern den Inhalt des neuen Jahrbuchs, das ſich wüirdig ſeinen
Vor=
gängern anſchließt und als ein Werk von dauerndem geſchichtlichen Wert
anzuſprechen iſt.
* Die Kulkurgeſchichte der Deutſchen im
Mittel=
alter. Von Herrn Bibliotheksdirektor Profeſſor Dr. Georg
Stein=
hauſen. Dritte verbeſſerte Auflage. 164 Seiten. Preis geh. 10 M.
Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig. 1921. Die neue Auflage
die=
ſer Kulturbilder iſt doppelt armell. Steinhauſen verſteht es geradezu
in einzigartiger Weiſe, zu zeigen, wie aus der Verſchmelzung von Antike,
Germanentum und Chriſtentum jene höchſte Blüte menſchlicher
Geiſtig=
keit entſproß. Wie dieſe Kräfte miteinender rangen, wie ſie in
Zwi=
ſchenräumen immer wieder wirkſam werden ud je nach ihrer Intenſität
die Entwickelung beſtimmen; all dies unter des Verfaſſers kundiger
Führung zu verfolgen, iſt ein hoher Genuß.
* Unſeres Herrgotts Verſuchskinder Novelle von
Fritz Berger. Dom=Verlag in Berlin SW. 68. Preis in
Halb=
leinen 18 Mk., in Halbleder 40 Mk. Aus dem badiſchen Lande iſt
unſe=
rem Volke ein neuer Dichter gekommen. Der mit ſeinen Jahren auch in
ſeiner Kunſt gereifte Poet erzählt die Geſchichte des wilden Utz, des
Her=
zogs Ulrich von Württemberg; ein hiſtoriſcher Stoff aus der
Reforma=
tion, aber ganz auf die Schilderung von Herzenswirren und
übermenſch=
licher Leidenſchaft eingeſtellt, ſo daß das Koſtüim nur nebenſächlich wirkt
und das Seeliſche das Weſentliche bleibt. Berger iſt ein Meiſter des
Stils. Er gehört zu den ſeltenen deutſchen Erzählern, die mit
untrüg=
licher Sicherheit und ohne Aufgebot irgend einer Künſtelei jederzeit den
ſchlichteſten und gleichteitig triftigſten Ausdruck finden und die hinter
den Geſchehniſſen ihre tiefere Bedeutung ſchauen und ſie dem ergriffenen
Leſer vor Augen zu führen verſtehen.
* Der Engel Eliſabeth. Roman von Hans Reimann.
Verlag Ullſtein in Berlin SW. 68. Preis 7 Mk. Hans Reimann, ein
Geiſt von queckſilberner Beweglichkeit und groteskem Witz, erſcheint hier
als Romandichter vor dem Publikum und entfaltet in geſteigerter und
zuſammengedrängter Form alle die Eigenſchaften, die ſeinen Ruf
be=
gründet haben: Die Unerſchöpflichkeit, die Orignalität und die Komik
ſeiner Einfälle.
* Der erfolgreiche Kaufmann. Ein Ratgeber und
Weg=
weiſer für junge Kaufleute. Von O. S Marden. Verlag von Jul.
Hoffmann in Stuttgart. Preis geh. 15 Mk., gebd. 20 Mk. Dieſe Schrift
kommt in einer Zeit, die völlig unter dem Zeichen des wirtſchaftlichen
Wettbewerbs ſteht, einem in den weiteſten Kreiſen gefühlten Beditrfnis
entgegen. Auch der einſt ſo bewunderte, ja gefürchtete deutſche Kan
mann wird ſtaunen über die Fülle von Belehrung und Anvegung, die
ihm Mardens Schrift zu ſpenden weiß. Sie will, wie alle Mardenſchen
Schriften, ihm helfen, ſein Leben und Schaffen zu einem Meiſterſtiick
zu geſtalten; ihm nicht nur den Weg zeigen, der nach oben führt, ſon=
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 18. September 1921.
Rummer 258.
Waldbeſucher die Geſtaltumg der Waldränder, mit ſchönen, tiefbeafteten
Stammen und die durch ihre Manigfaltigkeit ſich wirkungsvoll
abheben=
den verſchiedenartigen Waldbäunen, wie g. B. Weymuths=Kiefern, Erlen
und die insbeſondere hervortretende Birke, die Dame des Waldes,
be=
wundern, während dann ein Fernblick auf den Wald den
Pfarrwinbel=
fleck trifft, der dem vor ihm liegendem Wieſengrund maleriſch abſchließt.
Forſtgarten der Oberförſterei Beſſungen, angelegt in 1900. Die
Düngung des Gartens erfolgte in Friedenszeiten wit in Waſſer
aufge=
löſter Bremer Pudrette und das zum Gießen nötige Waſſer iſt aus
einer auf dem Hang nach dem Dachsberg befindlichen und gefaßten
Quelle bis in die Mitte des Gartens geleitet. Die Anlage erfolgte im
Jahre 1915.
Der ſteile Waldweg führte hierauf auf den Dommersberg, wo ein
frugaler Imbiß und ein Glas Bier die Wanderer ergickte. Hier nahm
Herr Bürgermeiſter Mueller Veranlaſſung, Herrn Geh. Forſtrat
Kullmann für die vortreffliche Führung durch den prächtigen Wald
zu danken. Herr Karl H. Göbel trug ſodann zur Begrüßung der
Teilnehmer ein Gedicht vor, dus den ſchönen alten Brauch des
Grenz=
ganges verherrlicht. Herr Dr. Friedrich hielt einen ſehr lehrreichen
Vortrag, das Ergebnis ſeiner Forſchungen über die Entſtehung der
Darmſtädter Gemarkung. Beiden Herren wurde lebhafter Dank gezollt.
Eine kurze Wanderung führte dann bald zum Böllenfaütor, wo
Sonderwagen der Elektriſchen der Teilnehmer des Grenzganges
warte=
ten, um ſie zum „Perkeo” zu bringen, allwo ein gemütliches
Beiſammen=
ſein bei Speis und Trank den Tag beſchließen ſollte. Bürgermeiſter
Mueller nahm hier zunächſt Veranlaſſung, zu bedauern, daß die
Hirſche bei uns ausgeſtorben ſeien, ſo daß die Herren Stadtverordneten
in dieſem Jahre auf ihr Hirſcheſſen verzichten müßten. Sodann ſprach
e: Herrn Brauereibeſitzer Wiener den Dank aus für das geſpendete
Zier und widmete Herrn Geh. Forſtrat Kullmann nochmals Worte der
Anerkennung, hoffend, daß der Nachfolger, Forſtmeiſter Zeh, der
eben=
falls unter den Gäſten weilte, den Spuren ſeines Vorgängers folgen
werde. Landesforſtmeiſter Dr. Weber gedachte des guten Erfolgs der
in Heſſen alteingebürgerten gemeinſchaftlichen Verwaltung von Staats=
und Gemeindewaldungen und ſchilderte mit inniger Liebe all die
Vor=
züge unſeres ſchönen heſſiſchen Waldes. — Inzwiſchen erfreute ein aus
Mitgliedern der ſtädtiſchen Beamtenſchaft beſtehendes Quintett mit
aus=
gezeichneten Inſtrumentalvorträgen, desgleichen unſer allbeliebter
Kam=
werſänger Herr Weber mit einigen Liedern. Herr Sanitätsrat Dr.
Nöllner gedachte mit einem frohen Trunk der ſtädtiſchen
Beamten=
ſchaft, Herr Oberſtaatsanwalt Wünzer mit launigen Worten der
echten herzlichen hefſiſchen Gemütlichkkeit und Herr Lehrer Schmitt
der Frauen, die geſtern abend nicht die Gleichberechtigung beanſpruchten
und vollzählig abweſend waren.
Der Tag zeigte wieder, daß trotz aller politiſchen und wirtſchaftlichen
Gegenſätze unſere Stadtväter ſich immer wieder zuſammenfinden in
echter heſſiſcher Gemütlickteit, und darum hat der alte hiſtoriſche Brauch
des Grenzganges auch heute noch ſeine innere Berechtigung, und ſo
ſchließen wir mit den Worten unſeres Dichters Karl H. Göbel:
Der Grenzgang! — Liegt im Klange dieſes Wortes
Nicht eine Mahnung? — Lenkt es nicht den Blick
Mik ernſtem Hinweis nach des Reiches Grenzen?
Nur harter Wille trotzt hier dem Geſchick,
Drum fühlt als Hüter Euch des Heimathortes,
Wie ſollt” es ſonſt in Deutſchland wieder lenzen?
Laßt Eu’re Frauen, Kinder wieder ahnen,
Daß doch die Sonne ſiegt! — Es gibt ſo viel"
Was auch dem Aermſten Freude hilft erbauen!
Hier greift nur zu: Dem Auge zeigt das Ziel,
Sich auch durch Nebel einen Weg zu bahnen,
Um hoffnungsfroh des Glückes Strahl zu ſchauen!
So blickt die Heimat heut” auf ihre Führer,
In dem Vertrauen, das des Schiffes Kiel
Dem Hafen zuſtvebt, dem der Frieden eigen! —
Ja: Dieſem Sehnen, ſolchem hehren Ziel
Sollt Ihr als froher Hoffnung wack rer Schürer
Die tieferſehnten rechtem Wege zeigen! —
Voll ſolchen Willens wollet heut” beſchreiten
Die Grenzeit unſrer lieben Heimatſtadt
Und dieſen Gang als Gleichnis ſvohl verſtehen:
„Wenn jeder Einzelne den Willen hat,
Treu Trotz zu bieten jeder Not der Zeiten,
Dann dürft Ihr bald der Leiden Grenze ſehen!“
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Nedaktion ihr Urteil vor.
— Die Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal) bringen den großen
Kriminal=Abenteuer=Senſationsfilm „Madame X. und die
ſchwarze Hand”, in ſechs gewaltigen Akten, mit Heinrich Peer und
Emmy Sturn in den Hauptrollen. Der ſenſationelle Inhalt dieſes
hervoragenden Filmwerkes bildet eine ſeltſame Begebenheit, die
gleich=
zeitig ein mediziniſch=wiſſenſchaftliches Studium charakteriſiert. Ein
jun=
ges Mädchen der Ariſtokratie, lebensgefährlich erkranct, wird durch
Blutsübertragung eines übelbeleumundeten Menſchen zwar gerettet,
aber ſpäterhin ihrem Weſen nach zur Verbrecherin und wird im
Ge=
heimen als Madame X. das Haupt einer gefürchteten Verbrecherbande,
die unter dem Namen „Die ſchwarze Hand” ihr Unweſen treibt.
Reich an materiellen Gütern, unterliegt ſie zeitteiſe dem in ihrem Blut
ſteckenden ſchlechten Charakter unter der Maske ihres Doppellebens,
gegen den ſie ſchier hilflos iſt. Das Treiben der „Schwarzen Hand”
wird immer offenſichtlicher und gefährlicher, bis eines Tages das Ende,
der Tag der Vergeltung naht und alle entlardt werden. Nach
unſäg=
licher Mühe gelingt es ſchließlich der Polizei, die Schlupfwinkel der
Bande zu entdecken, und die tollkühnen Verfolgungen beginnen. Be=
dern auch ſeinen Ehrgeiz entfachen, ſeinen Willen ſtärken und ſeine
Tat=
kraft ſtählen — kurz, ihm die Schwingen verleihen, die zu den Höhen
des Lebens und des Erfolges emportragen.
* Im Verlag von Ernſt Heinrich Moritz (Inh. Franz Mittelbach) in
Stuttgart erſchienen: Naſſauer, Dr. Max: Des Weibes Leib
und Leben in Geſundheit und Krankheit. 3. völlig
umge=
arbeitete, erſveiterte und verbeſſerte Auflage der Geſundheitspflege für
Frauen und Mütter von Profeſſor Dr. S. Gottſchalk. Mit drei
Tafeln und 63 Abbildungen. Oeh. 16 Mk., geb. 22 Me. Das Werk iſt
das Handbuch und Hausbuch für die Jungfrau, Frau und Mutter. Es
gibt Antvort auf alle Fragen, die des Weibes Leib und Leben berühren.
In keiner Familie ſollte dieſes mit zahlreichen anſchaulichen Bildern
geſchmückte Werk fehlen; für die Frau und Mutter iſt es ein Geſchenk
von ſeltenem Wert. — Trumpp Profeſſor Dr. J.:
Säuglings=
pflege. Vierte, umgearbeitete Auflage. Mit einer Tafel und 41
Ab=
bildungen. Broſch. 9 Mk., geb. 12 Mk. Profeſſor Trumpps „
Säug=
lingspflege”, die nun ſchon in 20 000 Exemplaren verbreitet und in
fremde Sprachen überſetzt iſt, liegt in neuer Auflage vor. Es iſt der
eigentliche Ratgeber für die jungen Mütter; es iſt wertvoll für jede
deutſche Frau. Das Werk iſt kein trockener Leitfaden, ſondern das
Er=
gebnis langjähriger Erfahrungen eines bedeutenden Kinderarztes.
Klare Abbildungen in reicher Zahl machen den Inhalt des Werkes
be=
ſonders anſchaulich.
* In Neclams Univerſal=Bibliothek in Leipzig erſchien: Nr. 6229—
6230. Dichter=Biographien. 23. Band: Peter Roſegger.
Von Ankon Schloſſar. Mit Roſeggers Bildnis. (144 S.) Geh. 3 Mk.,
in Bibliothekband 4,50 Mk. Dieſe Biographie, die bis ins Einzelne das
Leben und Schaffen des Dichters ſchildert, entſtammt der Feder eines
vertrauten Freundes Peter Roſeggers, der dieſem faſt ein halbes
Jahr=
hundert lang naheſtand. Der Verfaſſer ſelbſt iſt auf dem Gebiete der
öſterreichiſchen Literaturgeſchichte ſeit Jahrzehnten tätig und erſcheint
deshalb von vornberein für die Abfaſſung des Lebensbildes beſonders
geeignet.
* Richtlinien für den Abſchluß von
Lieferungs=
berträgen. Unter Berückſichtigung der neueſten Rechtſprechung des
Reichsgerichts für die kaufmänniſche Praxis dargeſtellt von Dr. jur.
Sieberg. Preis 9 Mark. 1921. Induſtrieverlag Spgeth u. Linde,
Faiköu khandlung für Steuerliteratur in Berlin C. 2. Der Verfaſſer
hat es ſich zur Aufgabe gemacht, unter eingehender Berückſichtigung der
neueſten Rechtſprechung des Reichsgerichts Richtlinien für den Abſchluß
von Lieferungsverträgen herauszuarbeiten. Die praktiſche Brauchbarkeit
des Buches wird durch die in den Anmerkungen geſammelten Hinweiſe
auf die wichtigſten Eutſcheidungen erhöht.
Die geiſtigen Kräfte im Wirtſchaftsleben und
ihre Erforſchung. Von Dr. Ernſt Biſchoff. W. Gente,
Wif=
ſenſchaftlicher Verlag in Hamburſt 1921. 3 Mk. Der Verfaſſer, Leiter
des pihchologiſchen Laboratoriuneh der Staatskrankenanſtalten Hamburg=
Langenhorn, entwickelt in dieſee eigenartigen kleinen Schrift, die weit
über die gelehrte Sphäre hinaus, ganz beſonders in den Kreiſen der
Induſtrie und des Handels, lebhaftes Intereſſe finden dürfte, die
Grund=
lagen einer neuen Wiſſenſchaft von der Arbeitsforſchung. Das Büchlein,
in ſeiner klaren Darſtellung vom Leichten zum Schwereren führend, gibt
nach jeder Richtung hin reiche Anregunger
* In der alle Gebiete der Erde umfaſſenden Landkartenſammlung
der Firma Flemming u. Wiskott A. G. in Berlin W. 50 iſt ſoeben als
neues Blatt erſchienen: Generalkarte Nr. 71: Thüringen
1:250 000. Dieſe Karte gibt eine Ueberſicht über das neue
Großthürin=
gen unter Berückſichtigung des Anſchluſſes Koburgs an Bayern. Ein
dezentes Bandkolorit gibt das Gebiet als Ganzes zu erkennen. Die
Vahnen ſind in drei Stufen gegeben. Der Preis für das gefalzte und in
Umſchlag gelegte Exemplar beträgt 6 Mark.
ſonders intereffant und feſſelnd ſind die Ssenen: Sprung aus dem
Fenſter, Jagd über Dächer, Untiefen, Abgründe, unter Ueberwindung
kataſtrophaler Hinderniſſe führt die Flucht des Hauptverbrechers, der
ſchließlich durch einen waghalſigen Sprung von einem Felſen in den
Fluten endet. Zum Schluſſe ein heiteres Luſtſpiel: „Erfolg
verblüf=
fend”.
Arheilgen, 16. Sept. Amtsniederlegung. Die
Mehr=
heit des hieſigen Gemeinderats beſtehend aus den
Mit=
gliedern Ph. Anthes II., Jak. Büttner II., Thomas Eißler, Frau Lina
Horſt, Joh. Hübner, M. Jung, Joh. Heinr. Müller, Chriſtian Pfeiffer,
Phil. Strauch und Jak. Waldmann III., hat in den letzten Tagen ihr
Amt mit folgender Begründung niedergelegt: „Eine ganze Reihe
wichtiger, nach unſerer Ueberzeugung im wohlberſtandenen Intereſſe
hie=
ſiger Gemeinde gelegenen Beſchlüſſe des Gemeinderats, zum Teil ſchon
über ein Jahr alt und ſogar einſtimmig gefaßt, ſind bis heute noch nicht
ausgeführt worden. Der Beſchluß des Gemeinderats vom 24. März Ifd.
Js., betreffend Beamtenbeſoldungsregelung, baſierend auf einer
Ver=
einbarung wit den Geweindebeamten bezw. deren Vorſtand, wurde
ge=
gen die bitalen Intereſſen unſerer Gemeinde durch Urteile des
Kreis=
uud des Provinzialausſchuſſes verworfen. Infolge einer autokratiſchen
Geſchäftshandhabung des Bürgermeiſters wurde es dem Gemeinderat
ſogar verwehrt, endgültig Stellung zu nehmen zu dem Urteil des
Pro=
vinzialausſchuſſes vom 3. Auguſt Ifd. Js. in Sachen der
Beamtenbeſol=
dungsvegelung. Durch alle dieſe Tarſachen iſt feſrgeſtellt, daß das
Selbſt=
verwaltungsrecht der Gemeinde gewiſſermaßen nur noch auf dem
Pa=
pier ſiehr, wen nicht zur Farce geworden iſt. In dieſer Erwartung
aber haben wir uns der Gemeinde im Jahre 1919 nicht zur Verfügung
geſteilt, ſind wir auch nicht von unſern Wählern in unſer Amt beruſen
worden. Letzteren und der ganzen Gemeinde gegewüber können wir es
richt mehr verantworten, eine derarrige — wie geſchildert — Verwaltung
der (Hemeinde noch weiter tragen zu helſen. Deshalb und aus dem
Ge=
bot den Selbſrchtung ſehen wir uns gezwungen, unſer Gemeinderatsamt
biermit niedeorzulegen."
+ Arbeilgen, 17. Sept. Die für letzten Donnerstag anberaumte
ordentliche Gemeinderarsitzung konnte infolge
Beſchlußunfähig=
keit nicht abgehalten werden und der Bürgermeiſter gab bekannt, daß
die Gemeinderäte: „hil. Avthes II., Jak. Büttner II., Thomas Eißler,
Frau Lina Horſt, Jok. Hiiſien, Mart. Jung, Joh. Heinr. Müller,
Chriſtian Pfeiffen, Pbil. Sot=auch uud Jak. Waldmann III. ihr Amt
niedergelegt hrchen. Run iſt unter Berufung auf Art. 104, 3 der
Landgemeinde=Ordmimg cuf Znenstag, den 20. ds. Mts., nachmittags
6 Uhr, eine neue Fnneiuderatsfitzung mit der gleichen Tagesordnung
angeſetzt.
Auch die hieſigen 50=Jährigen, feiern am heutigen
Sonn=
tag ihren 50. Gebuntstag. Die Feier findet von nachmittags ½4 Uhr ab
im Gaſthauſe „Zur Sonne” wit Familienangehörigen ſtakt.
r. Groß=Umſtadt, 15. Sept. Landw. Jahresmarkt.
Begün=
ſtigt durch herrliches Herbſtwetter vollzog ſich der diesjährige Pferde=
und Zuchtwiehmarkt erſtmalig wieder in gewohnten Ausmaßen der
Vor=
kriegszeit. Reſpektabel war der Auftrieb an erſtklaſſigem Pferde= und
Zuchtviehmaterial und desgleichem eine mit dem Markt verbundene
Aus=
ſtellung landwirtſchaftlichen Maſchinen. Betrießsmokorem uſw.
Haupt=
ſächlich dem Austauſch gutem Durchtviehs zu dienen, trug der Markt bei
recht vegem Fremdenverkehr ſo recht das Gepräge einer
wohlarvangier=
ten Veranſtaltung bäuerlicher Art. Der Verkauf ging flott, die Preiſe
bewegten ſich in zeitgemäßen Grenzen. — Unter den vielen
Marktbe=
ſuchern entdeckte ein fremder Landwirt auch einem alten Bekannten, der
ihm vor Wochen eine Kuh geſtohlen hat. Dieſer zog es allerdings vor,
ſofort zu verſchwinden, ſodaß man ſeiner noch nicht habhaft werden
konnte.
pfd. Trebur, 16. Sepk. 2000 Mann Einquartierung.
Heute wurde unſer Ort für längere Zeit zu einer franzöſiſchen Garniſon
umgewandelt. 2000 Mann farbiger Beſatzungstruppen wurden hier
ein=
quartiert, um auf dem in unſerer Gemarkung hergeſtellten Schießplatz
Scharfſchießem abzuhalten. Der größte Teil der Gemarkung iſt dadurch
jetzt von morgens 6 Uhr bis mittags 12 Uhr geſperrt. Die Uebungen
ſollen vier Wochen lang dauern. Wie unter dieſen Umſtänden die
Tre=
burer Landwirte ihre Ernte= und Feldbeſtellungsarbeiten erledigen ſollen,
iſt ubegreiflich. Im Intereſſe der Volksernährung wäre es Pflicht der
heſſiſchen Regierung, ſofort energiſche Vorſtellungen bei den
Beſatzungs=
behörden zu erheben.
wd. Mainz, 17. Sepk. Das Fahnenverbot. Die
Rheinlands=
kommiſſion hat ihre Beſtimmung, daß das Hiſſen von Flaggen auf
öffent=
lichen oder privaten Gebäuden oder am öffentlichen Orten mur dann
ge=
ſtattet iſt, wenn dem Kreisdelegierten mindeſtens 48 Stunden vorher
Mit=
teilung gemacht wurde, dahin erweitert, daß das Mitführen von
Flaggen in einem Umzug als das Hiſſen von Flaggen angeſehen wird
und daher unter die erwähnte Beſtimmung fällt. Das Flaggen braucht
nicht ausdrücklich genehmigt zu werden, doch kann der Kreisdelegierte es
verbieten, wenm die Sicherheit der Beſatzungstruppen dadurch gefährdet
wird.
wd. Mainz, 17. Sept. Die vereinigten
Angeſtellten=
organiſationen hatten vor Wochen den Arbeitgeberverbänden
nach den Richtliniem der Zenaralarbeitsgemeinſchaft der induſtriellen und
gewerblichen Arbeitnehmev und Avbeitgeber Deutſchlands neue
Ge=
haltsforderungen eingereicht, um der ſprunghaft einſetzenden
Teuerung zu ſteuern. Da in gemeinſamen Verhandlungen keine Einigung
erzielt werden konnte, wurden die Schlichtungsausſchüſſe zur
Entſchei=
dung angerufen. Der Schlichtungsausſchuß Mainz hat nun in
achtſtün=
diger Sitzung am Donnerstag einen Spruch gefällt, nachdem ein
noch=
mabiger Verſuch einer Einiqung durch eine ſechsgliedrige Kommiſſion
fehlgeſchlagen war, der die Gehälter vom 1. September ds. Js. einſchl.
ſozialer Zulagen neu regelt. Der neue Gehaltstarif wird im Zukunft für
Induſtri., Groß= und Kleinhandel das Gebiet von Wiesbaden, Mainz
und Umgebung erfaſſen.
Zweiter deutſcher Kirchentag.
ep. Stutrgart, 16. Sept. Ein Antrag, der ſoziale
Unter=
richtskurſe und mehr Mittel für evangeliſche Arbeiterſekretariate
fordert, fand am Mittwoch einmütige Annahme, gab aber auch Anlaß
zu einer lebhaften Ausſprache über die Stellung der Kirche zu den
ver=
ſchiedenen Gewerkſchaften, weil gefordert worden war, der Kirchentag
ſolle erklären, daß ihm die chriſtlichen Gewerbſchaften näher ſtehen als
die anderen. Dem wurde von verſchiedenen Seiten widerſprochen. Auch
ein Antrag auf Förderung des evangeliſchen
Volksbildungs=
weſens durch den Deutſchen Evangeliſchen Kirchenausſchuß wurde
einſtimmig angenommen, ebenſo ein Antrag zuu Sittlichkeitsfrage, der
unter anderem den Kirchenausſchuß bittet, gegen die Verſuche zur
Be=
ſeitigung der 8§ 218—220 des Strafgeſetzbuches ſchärfſten Widerſtand zu
leiſten, und für die Regelung der Proſtitutionsfrage (Aufhebung der
Bordelle) Richtlinien aufſtellt.
Die zweite Leſung der Bundesverfaſſung am Mittwoch und
Donnerstag brachte nur ganz unbedeutende Aenderungen des
Entwur=
fes. Am Donnerstag ſprach der Kirchentag dem chriſtlichen
Aus=
lande für die liebreiche Hilfe, die das evangeliſche Deutſchland in
ſeiner Not erfährt, ſeinen herzlichſten Damk aus und envbot den
evan=
geliſchen Gemeinden Oberſchleſiens in ihrer Bedrängnis ſeinen
Gruß. Der Bertreter dieſer Gemeinden, Superintendent D. Voß aus
Kattowitz, hielt eine der ergreifendſten. Neden der ganzen Tagung. Die
Verhandlungen über die Schulfrage, zu der Oberlehrerin Fromm=
Berlin noch eine ſehr eindrucksvolle Rede über das evangeliſche
Er=
ziehungsideal hielt, fand ihren Abſchluß mit der einſtimmigen Annahme
einer Kundgebung, die als oberſtes Ziel der Erziehung den
from=
men und ſittlichen Menſchen im Geiſte des Epangeliums bezeichnet, für
die evangeliſchen Kinder nachdrücklich Schulen ihres Bekenntniſſes und
einen Religionsunterricht fordert, der nach den Normen chriſtlichen
Glau=
bens und Lebens erteilt wird, wie ſie in den in der Heiligen Schrift
gegebenen und in den Bekenntniſſen der Reformation bezeugten
Evan=
gelien enthalten ſind‟ Endlich fand auch die
Kirchenbundsver=
faſſung und der Kirchenbundsvertrag in dritter Leſung einſtimmige
Annahme urter tiefſter Bewegung des ganzen Hauſes, der in dem
ge=
meinſamen Geſang von „Nun danket alle Gott” zum Ausdruck kam.
Nachdem dann der Vorſitzende Freiherr v. Pechmann in einem
geiſt=
vollen Rückblick auf die ganze Tagung deren Bedeutung für die
evan=
geliſche Kirche Deutſchlands gewürdigt und allen Mitarbeitenden
ge=
dankt hatte, wurde ſie von Prälat Stahlecher mit Gebet geſchloſſen.
Am Donnerstag abend trurden im Feſtaal der Liederhalle und in
der Hoſpitalkirche öffentliche Reformationsfeiern gehalten, zu
denen ſich die Evangeliſchen Stuttgarts in großen Scharen einfanden.
Die Gäſte aus Oeſterreich, Siebenbürgen, Lettland, Schweden, Spanien
und der Schweiz wurden herzlich begrüßt und brachten wiederum Grüße
aus den evangeliſchen Kirchen ihrer Heimat. Männer der Wiſſenſchaft
und Lutherforſcher — in der Liederhalle Profeſſor D. Scheel=
Tübin=
gen und in der Hoſpitalkirche Profeſſor D. Schian=Gießen — ſtellten
die Lage des Proteſtantismus in der Gegenwart dar und die Kräfte,
die uns gerade jetzt von Luther zufließen können.
Am Freitag vormittag ſammelten ſich die Mitglieder des
Kirchen=
tags und eine zahlreiche Gemeinde noch einmal in der Markuskirche
zu einer Luthergedenkfeier, bei der Erzbiſchof D.
Söder=
blom=Upfala und Profeſſor D. Smend=Münſter die Feſtreden
hielten.
Kongreſſe und Verbandstage.
ge
Freiburg, 17. Sept. (Wolff.) Die
Knappſchaftsberufs=
noſſenſchaft für das Deutſche Reich hielt heute hier
ihre ordentliche Genoſſenſchaftsverſammlung ab, die von Generaldirektor
Kleine=Dortmund geleitet wurde und von 120 Vertretern des deut=
ſchen Bergbaues beſucht war. Der Vorſitzende ſvies bei dem Vorty
über den Verwaltungsbericht für das Jahr 1920 darauf hin, daß ſich
dem verfloſſenen Jahre die entſchädigungspflichtigen Umfälle
erfreuliche-
weiſe bedeutend verringert hätten. Auf Antrag des Genoſſenſchaftsoy
ſtandes genehneigte die Verſammlung für ein Dienſtgebäude und drr
Bau von Beamtenwohnhäuſern für die Sekvion 1 in Bonn die HergaJ.
eines Darlehens von 2 100 000 Mark aus der Rücklage und zum Bey
von Beamtenwohnungen im Bezirk der Sektion 2 (Bochum) ein ſplch=”
von 4 000 000 Mark.
Der Mord an Erzberger.
Berlin 17. Sept. (Wolff.) Amtlich. Mit Rückſicht da,
auf, daß die Mörder des Abgeordneten Erzberger nun.
mehr feſtgeſtellt, aber noch nicht ergriffen ſind, wird die aus=n
geſetzte Belohnung von 100000 auf 200 000 Mark en
höht. Zuſtändig für die Verteilung ſind die badiſchen Landes.)
behörden.
Die Streikbewegung.
*Berlin, 17. Sept. Der Lokalanzeiger meldet aus Dresder
Der Metallarbeiterverband hat es abgelehnt, den
Strei=
beſchluß zurückzunehmen, falls nicht von den Arbeitgebern weſentliche
Zulagen zugeſtanden würden. Infolgedeſſen tritt die angekündigte Aus
ſperrung von etwa 40 000 Arbeitern in Dresden und Umgebung 7.
Kraft.
* Berlin, 17. Sept. Der Lokalanzeiger meldet aus Halle: De
zehntägige Streik bei dem Eiſenhüttenwerk Thale iſt na.
Annahme des Vermittelungsvorſchlages des Oberpräſidenten beende,
Auch der Streik im Meuſelwitzer Braunkohlenrvier iſt beendet und die
Streik der Schieferarbeiter im Thüringer Wald.
* Paris, 16. Sept. Havas meldet aus dem Streikgebiet
Im allgemeinen herrſcht im Streikgebiet Ruhe. Ein Zug von
Stre=
kenden, der die Straßen in Roubaix paſſierte, hat verſchiedenen
Arbeiter=
die noch arbeiteten, die Fenſter eingeworfen. Ein anderer Zug hat u
den Geſchäftew, in denen noch gearbeitet ſwurde, die Türen eingeſchlaget
und die Arbeiter bedroht. Heute vormittag begab ſich ein Zug vor
Streikenden vor das Haus der Induſtriellem und begann mit Steinen di
Fenſter einzuwerfen. Gendarmerie ſchritt ein und es kam zu einem
Zu=
ſammenſtoß, bei dem vier Verhaftungen vorgenommen wurden. In letzte
Stunde wird bekannt, daß die Vertretung der Arbeitgeber der Textz
induſtrie das Vermittelungsangebot der Friedensrichter abgelehnt haf
Die Entſchließung iſt bereits den Behörden mitgeteilt worden. Es win
darin gefagt, daß ein ernſtliches Schiedsgerichtsangebot bereits bei
B=
ginn des Konfliktes am 27. Juli abgelehnt worden ſei. Die Arbeite
abordnung wvurde heute nachmittag wieder von Briand empfangen
Ueber den Empfang erklärte Jouhaux, der Arbeiterabordnung ſei vorn
Miniſterpräſidenten auseinandergeſetzt worden, daß der heute abgehalter=
Miniſterrat iha einſtimmig beauftragt habe, mit allen in ſeiner Mact
ſtehenden Mitteln das Notwendige zu tun, um eine Löſung des Konfli
tes herbeizuführen. Der Miniſterpräſident erklärte, daß er dieſen Ent
ſchluß des Miniſterrates im Sinne einer offiziellen Ladung des
Arbei=
geberverbandes aufgefaßt habe, der am Montag nachmittag zu einer V.
gegnung mit der Arbeiterabordnung und dieſem Kabinett werde erwarte
werden. Eine autoriſierte Perſönlichkeit hat dem Vertreter von Havo/
gegewürber erklärt, daß es im buchſtäblichen Sinne ſich um eine Vor
ladung handele. Die Regierung werde ſich bei den Textilinduſtriellen da
für verwenden, es zu einer freundſchaftlichen Löſung des Konfliktes zi
bringen, d. h., daß dieſe in eine Beſprechung mit dem Arbeitervertreter:
willige. Nur für den Fall, daß die Arbeitgeber auf ihrer Weigerg be
harren würden, würde der Miniſterpräſident wahrſcheinlich eine direky
Einladung ergehem laſſen.
Roubaix, 17. Sept. (Wolff.) Heute vormittag herrſchte Fr
Tourcoing und Roubaix vollkommene Ruhe. Das Hauptintereſ)
konzentriert ſich jetzt auf Paris, da die Reaierung die Abſicht
bekam=
gegeben hat, ſich für eine raſche Löſung des Streitfalles zu verwender,
90
Ar
tum
Die bayeriſche Kriſis.
Eine Entſchuldigung des preußiſchen Staatsmimiſteriums.
Berlin, 17. Sept. (Wolff.) Die preußiſche Staats;
regierung übermittelt uns folgende Erklärung:
„In der vom Reichskanzler am 15. September im Aus.
ſchuß des Reichstages verleſenen Niederſchrift, die der preußiſch=
Staatskommiſſar für öffentliche Ordnung dem Reichskanzler
au=
deſſen Wunſch übergab, iſt von Ermittelungen die Rede, die in
Bayernvon dem Staatskommiſſar veranlaßt wurden. Die Er/
mittelungen fanden im Mau 1920, und zwar auf Anordmung der
damaligen Reichsregierung ſtatt. Zur Erklärung hierfür dienz
daß der preußiſche Staatskommiſſar für öffentliche Ordnung ſein
Beſtehen der Einrichtung auch von den Reichsinſtanzen in
An=
ſpruch genommen wird und von dieſen Aufträge empfängt. Das
Reichskommiſſariat für öffentliche Ordnung war zudem
damal=
erſt im Entſtehen begriffen. Das preußiſche Staatsminiſterium
erhielt von den durch ſeinen Staatskommiſſar aufgeſtellten
Er=
mittelungen erſt durch die Verleſung der Niederſchrift durch den
Reichskanzler im Reichstagsausſchuß Kenntnis. Das Staats
miniſterium bedauert, daß derartige Schritte eines ſeine
Organe in einem anderen Lande ſtattfanden, ohne daß darüben
die Regierung dieſes Landes unterrichtet war. Es bedauer
weiter, daß darüber der Oeffentlichkeit Mitteilung gemacht wurde)
bevor die Regierung des beteiligten Landes Möglichkeit hatte
ſich zu dem Ergebnis der damaligen Ermittelungen zu äußern
Gegen die Wiederholung derartiger Vorkommniſſe ſind die ge
eigneten Vorkehrungen getroffen.”
Anträge der Bayeriſchen Volkspartei.
* Berlin 17. Sept. Wie die Blätter melden, brachte die
Bayeriſche Volkspartei im Landtage zwei Anträge
ein. Der erſte fordert, einen Staatspräſidenten an die Spitze
der Staatsregierung zu ſtellen, der im Rahmen der
Reichsverfaſ=
ſung und der bayeriſchen Verfaſſung Bayern nach außen hir
vertreten ſoll und dem Landtag die Vorſchlagsliſte der Miniſter
zu unterbreiten hat. Der zweite Antrag will durch Antrag im
Reichsrat die dem Reichspräſidenten verliehenen Machtbefugniſſe
dahin beſchränken, daß ſie in kein Hoheitsrecht eines Landes
ein=
greifen dürfen, daß insbeſondere der Vollzug des vom
Reichs=
präſidenten verlangten Ausnahmezuſtandes Sache der
Landes=
regierung bleibt.
Die Aufhebung der Sanktionen.
London 17. Sept. Reuter veröffentlicht folgende
Mel=
dung: Die Unterhaltungen zwiſchen London, Paris und
Kob=
lenz über die Aufhebung oder Aufrechterhaltung der
Deutſch=
land auferlegten wirtſchaftlichen Sanktionen
dau=
ern weiter an. Der Oberſte Rat war im Auguſt
überein=
gekommen, die Zollſchranken auf dem rechten Rheinufer
aufzu=
heben, vorausgeſetzt, daß Deutſchland eine Milliarde Goldwark
bis 31. Auguſt gezahlt hat. Er hatte ferner die Einſetzung eines
interalliierten Ausſchuſſes beſchloſſen, der die Bewilligung von
Ausfuhr= und Einfuhrgenehmigungen überwachen ſollte. Die
franzöſiſche Regierung fordert, daß dieſer Ausſchuß
viel weitere Machtbefugniſſe erhalte. Er ſolle eine
ſouveräne Körperſchaft ſein mit voller Befugnis, Deutſchland
hinſichtlich der Erteilung aller Genehmigungen Vorſchriften zu
machen. Es wird hier nicht verſtanden daß Deutſchland,
wenn der interalliierte Ausſchuß ſo umfaſſende Machtbefugniſſe
erhielt, irgendwelche Vorteile durch die Aufhebung der
Sanktio=
nen gewinnen würde. Obwohl verlautet, daß Deutſchland der
Einſetzung des vorgeſchlagenen Ausſchuſſes im Prinzip
zuge=
ſtimmt hat, behauptet die franzöſiſche Regierung, daß
Deutſch=
land nicht gewillt ſei, den Plan durchzuführen, und ſie erklärt,
daß die wirtſchaftlichen Sanktionen deshalb aufrecht erhalten
werden müßten. Wenn gewiſſe Punkte, ſo ſchließt die
Reuter=
erklärung, durch die jetzt im Gang befindlichen Unterhaltungen
aufgeklärt ſein werden, dann wird zuverſichtlich erwartet, daß
die ganze Frage in befriedigender Weiſe gelöſt werden wird.
London 17. Sept. (Wolff.) Die Times berichtet aus
Brüſſel, man nehme dort an, daß der belgiſche Miniſter des
Aeußern Jaſpar der britiſchen und der franzöſiſchen Regierung
einen Vorſchlag betreffend die raſche Aufhebung der
wirt=
ſchaftlichen Sanktionen unterbreitet habe.
Gradnauer über die verfehlte Politik
der Entente.
Paris 17. Sept. (Wolff.) Der Berliner Berichterſtatter
des Matin hatte eine Unterredung mit dem Reichsminiſter des
Rummer 258.
Innern Dr. Gradnauer, worin dieſer unter anderem ſagte:
Die deutſche Regierung hat ſich mit zwei Gefahren zu
be=
ſchäftigen, mit dem Bolſchewismus und dem
Mon=
archismus. Der Bolſchewismus kann im Reiche noch lokale
Aufſtände und Beunruhigungen hervorrufen, ſcheint aber viel
von der Anfteckungskraft verloren zu haben. Gegen die
mon=
archiſtiſche Gefahr dagegen muß die Regierung ſehr wachſam
ſein. Unglücklicherweiſe verſchaffen die ſehr ernſten
Schwierig=
heiten unſerer auswärtigen Lage unſeren inneren Gegnern ein
ſcheinbares Argument. Sie werfen der Berliner Regierung vor,
daß ſie keinerlei Erfolge auf dem Gebiete der
auswärtigen Politik buchen kann. Briand hatte
einmal erklärt, wenn wir der deutſchen Demokratie das Leben zu
hart machen, laufen wir Gefahr, auf der anderen Seite des
Rhei=
nes das Wiederaufflammen des Nationalismus hervorzurufen.
Das iſt die volle Wahrheit und ich begreife, daß die zahlreichen
monarchiſtiſchen Kundgebung
Oel ins Feuer göſſe. Wie oft erlaubt die
Sank=
tionsfrage der Preſſe der Rechten, die öffentliche Meinung
zu entflammen, nicht nur gegen Frankreich, ſondern gegen die
Demokpätie, der ſie Schwäche vorwirft. War das nicht ein
Irr=
tum Ihrerſeits, nach der Annahme des Ultimatums die
Zwangs=
maßnahmen aufrecht zu erhalten? Aber die ernſteſte Gefahr für
Deutſchland iſt Oberſchleſien. Wir ſtellen zweifelsfrei feſt,
mit welcher Angſt die deutſche Bevölkerung ohne Unterſchied der
Klaſſen die Entſcheidung des Völkerbundes erwartet. Wenn
dieſe Provinz, die ihre Entwicklung der deutſchen Arbeit und der
deutſchen Induſtrie verdankt, nicht Deutſchland gelaſſen würde,
könnten wir eine neuen Ruck nach rechts nicht vermeiden.
Glücklicherweiſe ſind die Parteien von den Linksradikalen bis
zu den Alldeutſchen darüber einig, den Bogen nicht allzu ſcharf
zu ſpannen. Ich hatte mit den Vertretern der Deutſchnationalen
Volkspartei eine Unterredung. Sie verſprachen mir, ihre
Preſſe=
organe zur Mäßigung aufzufordern, auch die Kommuniſten
ſag=
ten dasſelbe. Das ſind günſtige Anzeichen. Ich neige daher
da=
zu, zu denken, daß wir in eine Zeit politiſcher
Beruhi=
gung in Deutſchland kommen werden, die es Deutſchland
ge=
ſtatten wird, ſich durch Arbeit wieder zu erholen und ſeinen
Ver=
pflichtungen Frankreich gegenüber nachzukommen.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Zeitungsverbote und Ausweiſungen.
Mainz, 17. Sept. (Wolff.) Nach einer Verlautbarung
im Echo du Rhin hat die Rheinlandkommiſſion für
drei Monate den „Kladderadatſch” und die Zeitſchrift „
In=
ternationale Jugend” im beſetzten Gebiet verboten
und ſich ferner vorbehalten, diefenigen Publikationsorgane
end=
güldig vom beſetzten Gebiet auszuſchließen, die bereits zweimal
verboten worden waren und dieſe Verwarnung nicht beachtet
haben. — In der Zeit vom 15. Juni bis 15. September wurden
14 Ausweiſungen aus dem beſetzten Rheinland verfügt,
hauptſächlich gegen Deutſche.
Die weſtungariſche Frage.
Budapeſt, 17. Sept. (Wolff.) Der italieniſche
Ge=
ſandte Prinz Caſtagnetta iſt von Wien, wo er mit dem
ita=
lieniſchen Außenminiſter über Weſtungarn verhandelte,
zurück=
gekehrt. Er erklärte nach ſeiner Rückkehr folgendes: Italien
be=
dauere, daß ſein Standpunkt zu Weſtungarn durch die ungariſche
Preſſe irrtümlich aufgefaßt wurde. Italien hege nach wie vor
wärmſte Freundſchaft für Ungarn, habe jedoch in der
Vollſtreckung des Friedensvartrages von Trianon gebundene
Hände. Ungarn würde ſich bald davon überzeugen, daß die
ita=
lieniſche Politik nicht nur dem allgemeinen Frieden, ſondern
auch den ungariſchen Intereſſen diene.
Caſtagnetto veröffentlichte auch eine Botſchaft de la
Torettas, derzufolge die traditionelle italieniſch=ungariſche
Freundſchaft nach der Vollſtreckung des Trianoner Friedens
er=
heblich vertieft werden ſoll, ſo daß Ungarn, geſtützt auf ſeine
glänzend erprobten tauſendjährigen Tugenden, der ſchönſten
Zu=
kunft entgegenſehe.
Letzte Nachrichten.
Rom, 17. Sept. (Wolff.) Heute vormittag fand im
Kriegs=
miniſterium unter Teilnahme des Miniſterpräſidenten eine
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 18. September 1921.
Sitzung des Ausſchaſſes zur Huldigung eines „unbekannten
Soldaten” ſtatt, der am 4. November am Denkmal Viktor
Emanuels unter großen Feierlichkeiten beigeſetzt werden ſoll.
Florenz, 17. Sept. (Wolff.) Nach einem eindrucksvollen
Huldigungszuge, woran ſich die Vertreter aller italieniſchen
Ge=
meinden beteiligten, wurde in der Kirche Santa Croce ein
Kranz am Denkmal Dantes niedergelegt.
Neapel, 17. Sept. (Wolff.) Stefani. Hier wurde die
Muſtermeſſe in Anweſenheit des Herzogspaares von Aoſta
und der Miniſter der Induſtrie, der Arbeit und der Juſtiz,
ſo=
wie vieler Senatoren, Abgeordneten, des Konſularkorps,
militä=
riſcher und Zivilbehörden feierlicht eröffnet.
Madrid, 17. Sept. (Wolff.)/Ein amtlicher Bericht aus
Ma=
rokko meldet, daß die ſpaniſchen Verpflegungsabteilungen am
Beſtimmungsort ankamen. Bei der Rückkehr wurden die
Ko=
lonnen, die die Verpflegungsabteilungen begleitet hatten,
an=
gegriffen, doch wurde der Angriff energiſch erwidert. Nach
wei=
teren Nachrichten räumten die Rebellen Nador. Vor ihrem
Rückzuge ließen ſie mehrere ſpaniſche Gefangenen frei.
London, 17. Sept. (Wolff.) 20 oder 30 irländiſche
In=
ternierte entwichen aus dem Lager von Kilworth.
Athen, 17. Sept (Wolff.) Die Zeitung Athenaika glaubt
zu wiſſen, daß infolge der Einſtellung der militäriſchen
Opera=
tionen die Regierung beſchloſſen habe, die
Löſungderklein=
aſiatiſchen Frage auf diplomatiſchem Wege zu
verfolgen. Die Nachricht iſt amilich noch nicht beſtätigt worden.
Spiel, Sport und Turnen.
— Tennis= und Eisklub. Das Tennisturnier nimmt
einen ſehr ſchönem Verlauf und erfreut ſich des größten Intereſſes aller
Fveunde des ſchönen Sportes. Ueber 150 Meldungen liegen vor.
Er=
freulicher Weiſe ſind under den Turnierteilnehmern mehrere Auswärtige,
gute Freunde des Klubs, durch deren Anweſenheit das interne Turnier
erheblich an ſportlichen Werten gewonnen hat. Unter anderem ſind hier
zu nennen die Damen Roth und Knoll und die bekannten Tennisgrößen
Oeſſarr, Goſerich und Richter, deren Zuſammentreffen mit den beſten
Spielern des Klubs zu äußerſt ſchönem und ſpannenden Kämpfen führen
wird. Bei günſtiger Witterung dürften die ſchönſten Spiele und die
Schlußrunden am heutigen Sonntag zum Austrag kommen. Daran
an=
ſchließend wird dann die Preisverkeilung im Klubhaus ſtattfinden.
— Sportverein Darmſtadt 1898 E. V. Auf die heute
zum erſten Male wieder ſtattfindenden Verbandsſpiele wird hiermit
noch=
mals aufmerkſam gemacht. Am meiſten Intereſſe dürfte das Spiel um
3 Uhr nachmittags auf der Sportplatzanlage am Böllenfalltor haben.
Es treten ſich hier die Ligamannſchaften des Vereins für Raſenſport
Bürſtadt und des Sportvereins Darmſtadt gegenüber. Bürſtadt iſt durch
das neue Spielſyſtem aus der A=Klaſſe in die Liga=Klaſſe aufgerückt.
Cs wird als guter A=Vertreter ſicher ſeine Spielſtärke auch gegen
Liga=
vereine zeigen können. Für Darmſtadt gilt es ſich heute die beiden erſten
Punkte zum Aufſtieg in die Oberliga zu ſichern. Bürſtadt wird alles
daran ſetzen, wenn nicht ſiegreich, ſo doch ehrenvoll abzuſchneiden. Auf
jeden Fall iſt Bürſtadt ein ernſt zu nehmender Gegner. Darmſtadt tritt
in kompletter Aufſtellung an.
sr. Die weinenden Weltmeiſter. Der Sport zeigt uns
merhwürdige Launem der Natur. Unſere Weltmeiſter die Beſten ihrer
Sportart, mit Nerven an die der gewöhnliche Sterbliche nur mit
Schau=
dern denkt, die en ſich als Schiffstaue vorſtellt, unſere Weltmeiſter, die
im härteſten Kampf mit eiſerner Energie und Willenskraft ſich ihre Titel
ertvorben haben, ſie verlieren vollſtändig ſich und ihre Selbſtbeherrſchung,
wena ſie — berlieren. Nachdem uns unſer Weltmeiſterringer Schwarz
nach ſeiner Niederlage gegen dem Fimnen Huhtanen im Berliner
Sport=
balaſt das wenig ſchöne Bild eines weinenden geſchlagenem Weltmeiſters
im Ring geboten hat, umringt von einer brüllenden und pfeifenden
Men=
ſchenmenge, wie er ſeinem Titel und ſeinem verfloſſenen Ruhme
nach=
trauert, erhalten wir jetzt auch nähere Nachricht über das Benehmen jener
kleinen 17jährigen, kapriziöſen Franzöſin Mlle. Suzanne Lenglen, der
Weltmeiſderin im Tennis, als ſie in Neu=York die Niederlage gegen die
amerikaniſche Meiſterin Frau Malory erlitt. Den erſten Satz hatte die
Franzöſin glatt verloren. Als der zweite beginnen ſollte, fing Suzanne
hyſteriſch an zu weinen und ging, in ein mächtiges Taſchentuch ſchluchzend,
zum Schiedsrichter, um zu erklären, daß ſie nicht imſtande ſei,
weiterzu=
ſpielen. Erſchöpft ſank ſie auf eine Bank. Alles glaubte, daß die kleine
Franzöſin ernſtlich erkrankt ſei. Kino=Operateure, Journaliſten und
Pu=
blikum ſtrömte herbei, um die letztem Atemzüge der Weltmeiſterin zu
ſehen. Eine unbeſchreibliche Aufregung herrſchte auf dem Platz. Aber
Suzanne heulte immer weiter und wollte ſich nicht beruhigen. So war
natirlich an eine Fortſetzung des Spieles nicht mehr zu denken.
Schließ=
lich mußte Frau Malory wit einem Einſatzſiege vorlieb nehmen, und
Frankreichs Tenwisehre war gerettet. Mlle, Lengllen hatte nur durch
„Krankheit” verloren.
Wetterausſichten für Sonntag:
Bei nordöftlichen Winden heiter und trocken.
Erhältlich in allen Apotheken, Drogerien u. einschläg. Geschäften.
Alleiniger Großvertrieb für die Provinz Starkenburg Hans
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Unſeren verehrl. Poſtabonnenten
empfehlen wir, in den Orten, in denen
ſich eine Agentur befindet, das „
Darm=
ſtädter Tagblatt” durch dieſe zu beziehen.
Bei Reklamationen wegen Nichtzuſtellung
uſw., iſt bei der Agentur jederzeit
Ge=
kegenheit, noch am gleichen Tage die
Zeitung zu erhalten. Man erhalt die
Zeitung früher und billiger.
1o491a) Darmſtädter Tagblatt.
Tageskalender.
Landestheater, Anfang 6 Uhr, Ende 10 Uhr (D2,
Schauſpiel=
miete d1): „Louis Ferdinand, Prinz vom Pveußen”
Unterhaltungsabend des Geſangvereins „Liederzweig” um
5 Uhr im Mathildenhöhſgal.
Familientreffen des Gewerkſchaftsbundes mm 4 Uhr im „
Feier=
abend”.
Spaziergang des Oſtbundes nach Nieder=Ramſtadt (Abmarſch um
2 Uhr vom Meßplatz).
Vortrag („Zemach — Prieſterkönig *) abends 8 Uhr Müühlſtr. 70.
Promenadekonzert um 11 Uhr im Platannenhain.
Ausſtellung alter Wandmalereien aus heſſiſchen Kirchen
im Ausſtellungsgebäude auf der Mathildenhöhe (geöffnet von 10—1
und von 3—7 Uhr).
übrigen Teil (außer Sport, Handel und Landwtrſchaftiches,) 1. B. Surr Witſchigr für
Sport, Handelsteil und Landwirtſchaftliches: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil
Unzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Geſchäſteleben: Baml Lauge. —
Druck und Verlag: L. C. WBittich’iche Hofbuchdruckerei. Sämtlich in Durmſtadt.
— Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind au die „Rebaktion des
Tagblatts” zu richten. Etwaige Honorarforderungen ſind beizufügen;
nachträglich=
werden nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſonbt.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Familiennachrichten
InanannanannaannnnagnEEnAnnHAgHnarHännannaEnngnnägagkÄgÄETAEp
Die VERLOBUNG ihrer
jüng-
sten Tochter Erika mit Hrn, Kcrk
Hesse zeigen an
Zahnarzt Otto Köhler
und Frau, geb. Buch.
Seine VERLOBUNG mit Fräcl.
Erika Köhler zeigt an
Kurt Hesse
cand, electr.
Privatwohnung Neckasst, 6, I.
Von Besuchen bitten wr abzusehen.
DARMSTADT.
(*36212 v
mnunnapangEaannRnEEYEHLÄnnGEennnngnnnanEEEENENRHÄEAÄRRRÄHNAHEAR
Heinrich Klotz
Marie Treusch
VERLOBTE
Ginsheim.
Lengfeld i. O.,
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Statt Karten.
Lotti Magnus
Gustav Freudenberger
VERLOBTE
Verlobungs-Aufhebung.
Meine Verlobang mit Loni Röder
in Groß-Zimmern erkläre ich hiermit
für aufgehoben.
Georg Karl Fischer.
Ober-Ramstadt, 16. Sept. 1921.
Kur. 8
Todes=Anzeige.
Hierdurch die Mitteilung, daß mein
herzensguter Mann
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden unſeres
lieben Entſchlafenen ſagen wir auf
dieſem Wege unſeren herzlichſten Dank.
In tiefer Trauer:
Frau Luiſe Dreſcher, geb. Volk
Greta und Ludwig.
Schwanenſtraße 63.
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falls Sie bei mir eine Police der Europäiſchen
Güter= und Reiſegepäck=Verſicherungs=
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Darmstadt, den 18. Sept. 1921.
Die Beerdigung findet am Montag, den
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Der Vorſtand.
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Deutſchlands Kaiſerreich zuſammen,
Deutſche Größe bleibt beſtehn.
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Atomwelten.
Die Wiſſenſchaft der Neuzeit hat einwandfrei feſtgeſtellt,
aß die Bauſteine der Materie, die Atome, ſehr kompliziert
auf=
ebaute Weltſyſteme darſtellen. Im Mittelpunkt einer ſolchen
ſtomwelt befindet ſich der ſogenannte Atomkern, der mehrere
hoſitiv=elektriſche Ladungen trägt und von Elektronen (den
ltomen der Elektrizität) umkreiſt wird. Die Anzahl der
Elek=
ronen richtet ſich dabei nach der Zahl der Kernladungen, es iſt
ilfo außerordentlich wichtig, dieſe letzteren zu kennen, wenn man
inen genauen Einblick in jene ultra=mikroſkopiſchen Welten
er=
alten will. Die Ermittlung dieſer Zahl geſchieht nun auf ſehr
infache Weiſe durch das ſogenannte „periodiſche Syſtem der
Ele=
nente‟ In dieſem ſind alle bis heute bekannten Elemente nach
eigendem Atomgewicht geordnet. Schreibt man immer acht
lemente in eine Reihe, die nächſtfolgenden acht darunter und
ſo fort, ſo zeigen ſich in dieſem Syſtem ganz merhvürdige
Ge=
etzmäßigkeiten. Auf Grund dieſer Geſetzmäßigkeiten berechnete
Nendelejeff, der das periodiſche Syſtem aufſtellte, die
Eigen=
ſchaften und Verbindungen, einiger noch unentdeckter Elemente,
und ſiehe, es wurden Elemente entdeckt, die genau die
voraus=
verechneten Eigenſchaften beſaßen; ſie erhielten die Namen:
Zallium, Caeſium und Germanium. Numeriert man in dieſem
nerkwürdigen Syſtem, deſſen inneren Zuſammenhang mit dem
Aufbau der Materie man übrigens noch keineswegs kennt, die
inzelnen Elemente ihrer Reihenfolge nach, ſo geben dieſe „
Ord=
rungszahlen”, wie man gefunden hat, die Zahl der
Kernladun=
en und ſomit die Zahl der um den Atomkern kreiſenden
Elek=
ronen an. Im Waſſerſtoffatom umkreiſt demnach nur ein
Elek=
ron den Atomkern, um den Atomkern des Heliums, das im
veriodiſchen Syftem die zweite Stelle einnimmt, ziehen alſo zwei
Elektrönen ihre Bahnen, während der Kern des Sauerſtoffatoms
on acht Trabanten begleitet wird. So kommt jede Anzahl bis
zu 92 vor, welche bei dem Element Uran erreicht wird. Ueber
die Verteilung der Elektronen, konnte man bisher nur wenig
rritteln; man nimmt an, daß bei mehreren Elektronen immer
üre ſymetriſche Anordnung um den Atomkern vorhanden iſt.
Imkreiſen alſo zwei Elektronen den Atomkern, ſo befinden ſie ſich
ſöchſtwahrſcheinlich auf ein und demſelben Bahnring um 180
Brad voneinander entfernt; ſind es vier Elektronen, ſo werden
ie 90 Grad Abſtand voneinander haben; bei acht Elektronen
verden vier auf einem imeren und vier auf einem äußeren Ring
ich bewegen. Wie man einſieht, wird bei wachſender
Elektronen=
ahl eine genaue Beſtimmung der Verteilung immer ſchwieriger,
a ſchließlich unmöglich, da ſich immer mehr
Anordnungsmöglich=
ſeiten ergeben. Etwas genauer ſind wir über die
Größenver=
zaltwiſſe dieſer Atomwelten unterrichtet. Die Elektronen beſitzen
ünen Radius von etwa zwei zehntauſendſtel Millimeter, der
Azomkern (beim Waſſerſtoff) iſt etwa noch 2000 mal kleiner, er
ut alſo einen Radius von einem zehnmillionſtel Millimeter.
Wenn wir uns den Atomkern ſo groß wie eine Erbſe
vor=
hUlen, dann iſt das Elektron eine Kugel von nicht ganz 10 Meter
Yurchmeſſer. Wollen wir dieſe Größenverhältniſſe zur beſſeren
Veranſchaulichung beibehalten, ſo muß das Elektron, wenn wir
inehmen, es bewege ſich auf dem inneren Bahnring, vom
Aromkern 170 Kilometer entfernt ſein. Der Radius des zweiten
Bahnringes iſt bereits viermal, der des dritten neunmal, der
es vierten ſchon ſechzehnmal ſo groß wie der Nadius des erſten
Ringes. Die Radien der einzelnen Bahnringe ſind alſo durch
die Quadrate einfacher ganzer Zahlen charakteriſiert. Die
Ge=
ſchwindigkeit, mit der die Elektronen ihren Atomkern umkreiſen,
mimmt vom innerſten Ring gegen die äußeren zu ſtetig ab, iſt
ſaber auch dort noch eine ungeheuer große. Führen wir der
Ma=
erie Energie zu, ſei es nun in Form von Elektrizität oder
Wärme oder Bewegung, ſo wird ſie bei einem beſtimmten Punkt
* glühen beginnen, alſo Licht auszuſenden. Das Licht entſteht
ſin der Weiſe, daß die Elektronen, wenn ihnen Energie zugeführt
wird, ſich imner ſchneller und ſchneller bewegen, ja ſogar von
ſeinem Bahnring zum anderen überſpringen und ſo ſchließlich
den Weltäther in Schwingung verſetzen. Das Licht, das ja be=
(Das Skelett.
Von Nabindranath Tagore.*)
In dem Zimmer, neben welchem wir Knaben, zu ſchlafen
pflegtem, hing ein wenſchliches Sbelett. In der Nacht pflegte die
Briſe, die durch das geöffnete Fenſter hereinſtrich, mit ſeinen
nochen zu raſſeln. Am Tage raſſelden wir mit dieſen Knochen.
Bir hattem Oſteologſie bei einem Srudenten der Medizin, denn
nſer Vormund war entſchloſſen, uns in alle Wiſſenſchaften
ein=
zuweihen. Wieweit es ihm gelang, brauchen wir denen, die uns
jennen, wichu zu ſagen, und den andern bleiht es beſſer ein
Ge=
ſeimnis.
Viele Jahre ſind ſeitdem vergangen. Inzwiſchen iſt das
Ske=
ett aus dem Zimmer verſchwunden und auch die Oſteologie aus
nſerem Gehirn, ohwe eine Spur zurückzulaſſen.
Neulich war das Haus voll von Gäſten, und ich mußte die
Nacht in demſelben alten Zimmer zubringen. Der Schlaf wollte
ndieſer ungewohnten Umgebung nicht kommen, und während ich
ſtich ruhelos von einer Seite auf die andere warf, hörte ich die
Kirchenuhr in der Nähe eine Stunde nach der anderen ſchlagen.
as Licht der Nachtlampe in der Ecke wurde imner matter,
end=
ſch ſprühte und flackerte es noch ein paarmal auf und ging dann
anz aus.
Wir hatten kürzlich mehrere Verluſte in der Familie gehabt,
o war es natürlich, daß das Erlöſchen der Lampe mich auf
To=
ſesgedanken brachte. Ich ſtellte die Betrachtung an, daß es
n der großen Areng der Natur doch eigentlich derſelbe Vorgang
i, wenn eine Lampe erloſch, oder wenn das Lichtlein eines
Men=
henlebens ſich in ewiges Dunkel verlor.
Meine Gedanken viefen das Skelett wieder in meiner
Erinne=
tng wach. Während ich verſuchte, mir vorzuſtellen, wie der Leib,
er es einſt umhüllt hatte, wohl ausgeſehen haben könnte, war es
nir plötzlich, als ob etwas immer um mein Bett herumging,
wo=
ei es an den Wänden entlang taſtete. Ich kounte ſein raſches
Utmen hören. Es ſchien nach etwas zu ſuchen, was es nicht
fin=
ſen konnte, und es ging mit immer haſtigeren Schritten im
Zim=
ier umher. Ich war ganz ſicher, daß dies alles nur eine
Ein=
ildung meines ſchlafloſen, aufgevegten Hirns war; und daß, was
mir als laufende Tritte erſchien, in Wahrheit das Pochen der
(dern in meinen Schläfen war. Doch trotzdem überlief es mich
lalt. Um dieſe Halluzination los zu werden, rief ich laut: „Wer
t da?‟ Die Tritte ſchienen neben meinem Bett anzuhalten, und
ſemand antwortete: „Ich bin es. Ich bin gekommen, um wich
ach meinem Skelett umzuſehen.”
*) Dieſe Skizze iſt dem neuen, bei Kurt Wolff, Verlag in München,
ſchienenen Geſchichtenbuch „Die Nacht der Erfüllung”
entnom=
nen, das den gleichen unnachahmlichen Duft der Sprache atmet, der über
er Lyrik und dem dramatiſchen Schaffen des indiſchen Weiſen ruht.
kanntlich nichts anderes iſt, als ſolche Aetherſchwingung,
ver=
dankt alſo ſeine Entſtehung einem Vorgang, der ſich ganz im
Innern der Atomwelten abſpielt. Wie man ſieht, ſind wir heute
ziemlich genau unterrichtet über die Bewegungsverhältniſſe der
Elektronen; ein um ſo undurchdringlicheres Dunkel liegt jedoch
ausgebreitet über den Atomkern. Bei einigen Elementen hat
man nachgewieſen, daß er noch zuſammengeſetzt iſt, ſo hat man
z. B. gefunden, daß ſich aus dem Atomkern des bekannten
Ele=
ments Radium Heliumatome ſelbſttätig abſcheiden, ſolche alſo
doch notwendig im Radiumatomkern vorhanden ſein müſſen.
Ueber die Atomkerne der meiſten Stoffe jedoch können wir,
ab=
geſehen von der Feſtſtellung der poſitiv=elektriſchen Ladung,
kei=
nerlei Ausſagen machen.
Nur ſo viel ſteht heute ſchon feſt, daß die Eigenſchaften der
verſchiedenen Elemente nur in ſehr geringem Maße von der
Anzahl der Elektronen, hauptſächlich aber vom Atomkern
ab=
hängen. Wenn wir einſt ſeine genaue Zuſammenſetzung kennen,
ſo können wir auch daran gehen, Atomkerne künſtlich aufzubauen,
Elemente ineinander zu verwandeln. Es ſteht dann alſo nichts
mehr im Wege, die Träume der mittelalterlichen Alchimiſten
zu verwirklichen.
W. Braun.
Wiſſenſchaft und Technik
nk. Das U=Boot im Dienſte der Meeresforſchung. Zur
Vor=
nahme von Forſchungen bis zu 100 Meter unter dem
Meeres=
ſpiegel ſoll in Frankreich, wie die ſchweizeriſche Zeitſchrift für
Naturwiſſenſchaften Natur und Technik zu melden weiß, ein
Unterſeeboot von 18,8 Meter Länge, 2,3 Meter größtem
Durch=
meſſer und 50 Tonnen Waſſerverdrängung in den Dienſt der
Wiſſenſchaft geſtellt werden. Das Boot wird ausſchließlich
elek=
triſch angetrieben: der Motor verleiht ihm eine Geſchwindigkeit
von 6 Knoten auf der Oberfläche und 4,7 Knoten untergetaucht.
Ferner iſt das Boot mit der notwendigen Ausrüſtung zur
Meeresforſchung verſehen, und mit ſtarken Seitenlichtern, durch
welche die Vorgänge unter dem Waſſer beobachtet werden
können. Daß die nötigen Vorrichtungen vorhanden ſind, um
Waſſer und andere Objekte zu Prüfungszwecken unter Waſſer
aufzunehmen, iſt ſelbſtverſtändlich.
nk. Spuren der älteſten Menſchen in Bayern? Durch
die Preſſe ging die Nachricht, daß in den Illerſchottern
ſüd=
lich von Memmingen Steinwerkzeuge gefunden wurden, deren
Alter auf mindeſtens dreiviertel Millionen Jahre zu
veran=
ſchlagen ſei. Nach den Proben, die Prof. Dr. J. Birkner, dem
bekannten Prähiſtoriker der Münchener Univerſität, zur
Begur=
achtung vorgelegt worden ſind, handelt es ſich um Gerölle,
wel=
ches maſſenhaft, oft in den eigentümlichſten Formen, in den die
ſchwäbiſch=bayeriſche Hochebene bedeckenden Schottern gefunden
wird, alſo um Zufallsprodukte und Naturſpiele, nicht um
menſch=
liche Spuren.
Der Naturfreund
ao
nk. Elternliebe bei den Schwalben. Die rührende
Für=
ſorge, die Schwalben ihren Jungen entgegenbringen, iſt ſchon
oft geprieſen worden. Ein vortreffliches Beiſpiel für die
Eltern=
liebe, das zugleich das innige Zuſammenwirken von Vater und
Muter bei den Schwalben ſchlagend beleuchtet, iſt, ſo wird in
den Mitteilungen über die Vogelwelt berichtet, vom Halleſchen
Anatomen Paul Eisler beobachtet worden. Eisler ſah eines
Tages, wie durch das offene Fenſter ſeines im Erdgeſchoß
ge=
legenen Arbeitszimmers eine noch nicht ganz flügge Schwalbe
hart auf die Diele fiel. Nachdem das Tierchen ſich von ſeiner
leichten Betäubung erholt hatte, ſetzte er es auf die breite, nach
außen geneigte Schieferplatte der Fenſterbank, wo es unter
ängſtlichem Schreien unbeweglich ſitzen blieb. „Die beiden alten
Schwalben,” erzählte der Gelehrte, „waren zunächſt laut
krei=
ſchend vor dem Fenſter hin= und hergeflogen, hatten ſich bei
meinem Anblick auf die Dachkante eines zweiſtöckigen Anbaues
zurückgezogen und beantworteten von dort lebhaft das Schreien
der Jungen; ich trat nun hinter den dichten Fenſtervorhang
und beobachtete durch ein Loch in dieſem das Weitere. Nach
einer kleinen Weile begann das Junge mit unſicheren
Schritt=
chen und weitabgeſpreizten Flügeln gegen den Rand des
Fen=
ſters vorwärts zu taumeln. Die Alten ſchrien jetzt unaufhörlich,
kamen aber nicht herbei. Am Rande der Fenſterbank angelangt,
kippte das Junge ungeſchickt nach vorn über, und ſein Sturz
in den Hof ſchien ohne mein Eingreifen unvermeidlich. Da
Es wäre doch lächerlich geweſen, einem Geſchöpf meiner
Ein=
bildung gegenüber Furcht zu zeigem; daher ſagte ich — indem ich
aber doch die Betüdecke etwas feſter ſaßte — mit erheuchelter
Ruhe: „Eine nette Beſchäftigung zu dieſer nächtlichen Stunde!
Was wollen Sie denn mit dem Skelett anfangen?”
Die Antwort ſchien faſt unmittelbar aus meinem Moskito=
Vorhang zu bommen. „Welche Frage! In dem Skelett waren die
Knochen, die mein Herz einſchloſſen; der jugendliche Reiz meiner
ſechsundzwanzig Jahre umblühte es. Sollte ich nicht den Wunſch
haben, es noch einmal zu ſehen?”
„Gewiß,” ſagte ich, „das iſt ein ganz berechtigter Wunſch.
Suchen Sie wur weiter, während ich verſuche, etwas zu ſchlafen.”
Die Stimme ſagte: „Aber ich glaube, Sie ſind einſam. Nun,
da werde ich mich ein Weilchen zu Ihnen ſetzen, und wir wollen
ein wenig plaudern. Vor Jahren pflegte ich ſo bei Menſchen zu
ſitzen und mich mit ihnen zu unterhalten. Aber während der
letz=
ten fünfunddreißig Jahre habe ich nur auf den
Verbrennungs=
plätzen der Totem im Winde geſtöhnt. Ich möchte gern einmal
wie in früheren Zeiten mit einem Menſchen plaudern.”
Ich fühlte, wie ſich jemand ganz dicht bei meinem Vorhang
niederſetzte. So ergab ich mich denn in dieſe Situation und
er=
widerte mit ſoviel Herzlichkeit, wie ich aufbringen konnte: „Ja,
das wird ſehr nett ſein. Laſſen Sie uns von etwas Luſtigem
reden."
„Das Luſtigſte, was ich kenne, iſt meine eigene
Lebens=
geſchichte. Die will ich Ihnen erzählen.”
Die Hirchenuhr ſchlug die zweite Stunde.
„Als ich noch im Lande der Lebendigen und jung war,
fürch=
tete ich eins wie den Tod ſelbſt, und das war mein Gatte. Was
ich fühlte, läßt ſich nur mit dem vergleichen, was ein Fiſch
emp=
findet, der an einem Angelhaken gefangen iſt. Denn es war, als
hätte mich ein Fremder mit dem ſchärfſten aller Haken aus dem
friedlich ſüllen Heim meiner Kindheit geriſſen — und ich hatte
kein Mittel, ihm zu entrinnen. Mein Gatte ſtarb zwei Monate
nach unſerer Heirat, und meine Freunde und Verwandten
be=
klagten mich mit vielem Pathos. Der Vader meines Gatten aber,
nachdem er mir lange forſchend ins Geſicht geblickt hatte, ſagte zu
meiner Schwiegermutter: Siehſt du nicht, daß ſie den böſen
Blick hat?” — Nun, höven Sie auch zu? Ich hoffe, Sie ſinden die
Geſchichte unterhaltend?"
„Sehr unterhaltend,” ſagte ich. „Der Anfang iſt wirklich
äußerſt luſtig.”
„Laſſen Sie mich alſo fortfahren. Ich war ſehr froh, als ich
wieder in meines Vaters Haus zurückkam. Die Leute verſuchten,
es mich nicht merken zu laſſen, aber ich wußte wohl, daß ich von
der Natur mit einer ſeltenen, blendenden Schönheit ausgeſtattet
war. Was meinen Sie?‟
„Ich glaube es wohl,” murmelte ich. „Aber Sie müſſen
be=
denken, daß ich Sie nie geſehen habe.”
ſchoſſen plötzlich unter durchdringendem Geſchrei die beiden Alten
mit Blitzesgeſchwindigkeit vom Dache herab, ſchwebten in
wun=
dervollem Steilbogen von rechts und links dicht an das Junge
heran, brachten dabei je einen Flügel unter deſſen entſprechenden
Flügel und trugen das Kleine in weitausgreifender
Schrauben=
linie zum Dache des Anbaues empor.‟ Die Präziſion in dem
gleichzeitigen Untergreifen der Flügel des Jungen und in der
Wahrung des gegenſeitigen Abſtandes beim Aufſteigen war,
meint Eisler, noch verblüffender, als die Ausführung der
gan=
zen Bewegung ab= und aufwärts in einem zuſammenhängenden
Gleitflug ohne einen einzigen Flügelſchlag. Das Junge hing
während des Aufſtieges ganz ruhig zwiſchen den beiden Alten.
Hilfsbereite Weſpen. Bei der heutigen gewaltigen
Weſpen=
plage an der Bergſtraße fällt oft ein Tierlein in die klebrige
Flüſſigkeit, kommt wohl heraus, kann aber nicht weiter laufen
oder fliegen, weil Flügel und Beine am Tiſch oder Tellerrand
feſtkleben. Sofort erſcheinen andere Weſpen und ſchlecken die
feſtgehaltene Genoſſin mit ihren Unterlippen ſo lange ſauber ab,
bis ſie ſich wieder fortbewegen kann. Ob das nun aber wirklich
kameradſchaftliche Hilfe oder nur die Freßgier nach dem ſüßen
Klebſtoff iſt, iſt fraglich; denn ſie tun es auch bei toten, füß
ein=
gewickelten Weſpen. Anders ſteht es mit folgendem Fall: Beim
Birnenſchälen war ich oft von Hunderten von Weſpen
um=
ſchwärmt, die munter auf Schädel und Geſicht, Stirn, Wangen
uſw., auf den bloßen Armen, Händen und Füßen
herumſpäzier=
ten und Nahrung ſuchten, beſonders gerne im Bart und auf
den Lippen die ſaftigen Reſte verſpeiſter Birnen abſchleckten oder
mit den Kiefern zerbiſſen, wobei ſie freilich auch wohl ab und zu
meine Lippen ein wenig kniffen. Aber ſie ſtachen nicht, ſo lange
man ſie in ihrem Betrieb nicht ſtörte. Einmal drückte ich
un=
abſichtlich eine Weſpe mit dem Arm gegen die Tiſchplatte. Sofort
hatte ich einen Stich weg. Ich jagte das Kerflein fort und beſah
mir die Beſcherung. Im Fleiſch ſaß der Stachel mit ſeinen
Widerhäkchen und oben am Stachel ein Stück Hinterleib des
Tieres, ſo daß ich die Genugtuung hatte, die Weſpe ginge nun
als Vergeltung für den Stich an ihrer eigenen großen Wunde
zugrunde. Mit einer Federzange ward nun langſam und
vor=
ſichtig durch Drehen und Wackeln der Stachel herausgeholt und
die Stelle mit Speichel, dem beſten Mittel gegen alle
Kerbtier=
ſtiche, beſtrichen. Der Stich ſchwoll nun weder an, noch tat er
weh. Jetzt wollte ich aber mal ſehen, was geſchähe, wenn ich
das Tier nicht fortjagte. Ich ergriff eine Weſpe, die auf dem
Arm lief, und drückte ſie immer ſtärker, bis ſie ſtach. Da ließ ich
ſie los. Kurze Zeit ſaß ſie ſtill, dann bewegte ſie den Stachel
mit ihrem Leibe hin und her, ging im Kreiſe um ihn herum,
als wöllte ſie ihn aus dem Fleiſch herausſchrauben. Alles nützte
nichts; der Stachel ſaß feſt und blieb feſt ſitzen und ſie mit ihm.
Da blieb ſie wieder kurze Zeit unbeweglich. Ob ſie nnn
während=
deſſen Töne ausgeſtoßen hat, die Menſchen nicht hören können —
ich wenigſtens habe nichts gehört —, weiß ich nicht; es kamen
aber bald von verſchiedenen Seiten drei Weſpen an, die ſich mit
ihren Vorderbeinen und Kiefern an dem Stachel der erſten
Weſpe zu tun machten, ihn packten und zu lockern ſuchten. Die
erſte Weſpe hielt geduldig ſtill. Nach längerer Zeit ließen die
drei Weſpen vom Stachel ab und flogen gleichzeitig fort. Der
vorher gerade Stachel war jetzt gekrümmt. Die erſte Weſpe zog
kräftig an, der Stachel wich leicht aus dem Fleiſche, und
die Weſpe flog fort. Hier liegt doch wohl tatkräftige
Hilfe der Genoſſen vor, denn zu freſſen und zu ſchlecken war an
der Stelle nichts.
Mannigfaltiges
Ein teures Buch mät leeren Blättern. Als im Jahre 1738
der niederländiſche Arzt Dr. Boerhave ſtarb, einer der
berühm=
teſten des 18. Jahrhunderts auf der ganzen Welt, fand man in
ſeinem Nachlaß einen verſiegelten Folianten, der die Aufſchrift
trug: „Die einzigen und tiefſten Geheimniſſe der Heilkunſt.” In
Anbetracht der Berühmtheit des Arztes, der ſelbſt auch ein hohes
Alter erreichte, vermutete man in dieſem Buche natürlich die
höchſten Geheimniſſe und die wertvollſten Rezepte. Der Nachlaß
ſollte verſteigert werden, aus allen Ländern kamen
Kauflieb=
haber, um womöglich das wertvolle Buch zu erſtehen. Ein
rei=
cher Engländer gelangte endlich in den glücklichen Beſitz
des=
elben. Er hatte den Preis bis auf 70000 Gulden getrieben,
eine für damalige Zeit ganz enorme Summe. Feierlich wurde
mn das Buch entſiegelt, aber ſiehe: es war leer! Nur auf der
erſten Seite fand man einige Zeilen des Inhalts: Man ſolle
maßig leben!
„Was? Sie haben mich nicht geſehen? Und mein Skelett?
Hahaha! Nun gut. Ich ſcherzte nur. Wie kann ich Sie je davon
überzeugen, daß jene zwei höhlenartige Löcher das ſtrahlendſte
dunkle, ſchmachtende Augenpaar enthielten? Und daß die
grinſen=
den Zähne, die Sie zu ſehen pflegten, nichts ahnen ließen von dem
Lächeln, das jene rubinrotew Lippen umſpielte? Wenn ich nur
verſuche, Ihnen eine Vorſtellung zu geben von der Anmut, dem
Reiz, der in der Fülle der Jugend in weichen, wundervoll
ge=
ſchwungenen Linien jene trockenen alten Knochen umwuchs und
umblühte, ſo muß ich lächeln. Aber es macht mich auch zornig,
Die hervorragendſten Aerzte meiner Zeit hätten ſich nicht träumen
laſſen, daß meine Knochen dazu gut ſeien, um Oſteologie daran
zu lernen. Wiſſen Sie, daß ein junger Arzt, den ich kannte, mich
tatſächlich mit einer goldenen Tſchampakblüte verglich? Er meinte,
daß die ganze übrige Welt nur ber Kelch ſei, der die Blüte meiner
Schönheit umſchloß. Denkt irgend jemand bei dem Skelett an
eine Tſchampakblüte?
Wenn ich ging, ſo hatte ich das Gefühl, daß, wie ein
Dia=
mant Glanz um ſich verbreitet, jede meiner Bewegungen nach
allen Seitem Wellen von Schönheit ausſtrahlte. Ich konnte
ſtun=
denlang meine Hände betrachten — Hände, die ſpielend leicht den
unbändigſten aller Männer gezügelt hätten.
Aber jenes ſtarre, ſtarrende alte Gerippe hat falſch Zeugmis
von mir abgelegt, während ich unfähig war, die ſchamloſe
Ver=
beumdung zurückzuweiſen. Darum haſſe ich von allen Menſchen
Sie am meiſten! Ich möchte durch ein Traumbild von meiner
einſtigen bebenswarmen Schönheit auf immer allen Schlaf aus
Ihren Augen bannen und mit ihm den ganzen oſteologiſchen
Krimskrams, mit dem Ihr Hirn angefüllt iſt.”
„Ich könnte bei Ihrem Leibe ſchwören, wem Sie ihn noch
hätten,” rief ich aus, „daß auch keine Spur von Oſteologie mehr
in meinem Kopf iſt, und daß das einzige, was ihn jetzt erfüllt,
ein ſtrahlendes Bild vollkommener Schönheit iſt, das ſich
leuch=
tend vom ſchwarzen Hintergrund der Nacht abhebt. Das iſt alles,
was ich ſagen kann.”
„Ich hatte keine weiblichen Gefährten,” fuhr die Stimme fort.
„Mein einziger Bruder war entſchloſſen, nicht zu heiraten. Im
Frauengemach war ich allein. Allein pflegte ich im Garten zu
ſitzen, im Schatten der Bäume, und zu träumen, daß die ganze
Welt in mich verliebt ſei; daß die Sterne ſchlaflos mit durſdigen
Blicken meine Schönheit tränken, daß der Wind ſchmachtende
Seufzer ausſtieß, wenn er unter irgend einem Vorwande an mir
vorbeiſtrich, und daß der Raſen, auf dem meine Füße ruhten,
wenn er Bewußtſein gehabt, es bei ihrer Berührung wieder
ver=
loren hätte. Ich träumte, daß alle jungen Männer in der ganzen
Welt wie Grashalme zu meinen Füßen lägen; und mein Herz
wurde von einer unbeſtimmten Traurigkeit erfaßt.
Als meines Bruders Freund, Schekar, ſeine mediziniſchen
Studien beendet hatte, wurde er unſer Hausarzt. Ich hatte ihn
Nummer 37
Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
Die Welt der Frau
Welche Farbe ſteht mir?
C.K. Die neueſte Modevorſchrift geht bereits ſoweit,
von den Damen zu verlangen, daß ſie ihre Haare und
ihren Teint mit den Farben der Kleider in Harmonie bringen.
Dieſe Aufforderung zum Schminken und Färben ſteht aber zu
allen bisherigen Gewohnheiten in einem ſo ſtarken Gegenſatz,
daß ſie wohl nur wenige Damen befolgen werden. Bisher war
es nur üblich, daß man die Toilette ſo wählte, daß ſie zur
natür=
lichen Erſcheinung der Frau paßt. Es wird daher auch wohl
weiterhin die Frau ihr Haar nicht rot und ihren Teint nicht
grün färben, weil ſie eine grüne Jacke und ein rotes Kleid trägt,
ſondern ſie wird vielmehr für die Jacke und das Kleid ſolche
Farben ſuchen, die ihrem Haar und ihrem Teint ſtehen. Die
Nüancen im Haar und in der Hautfarbe des ſchöneren
Geſchlech=
tes ſind ja unendlich mannigfaltig, und es kann von einer Dame,
die auf ihre Kleidung etwas gibt, angenommen werden, daß ſie
ſich über die Beſonderheiten ihrer Erſcheinung vollkommen im
klaren ift. Nur mit klarer Erkenntnis dieſer Tatſache wird ſie
die richtigen Farben für ihr Kleid auswählen. Immerhin gibt
es von Malern und Farbenkennern ausgeſprochene, von der
Frauenwelt erprobte Regeln, die der Dame die ſchickſalsſchwere
Frage beantworten helfen: „Welche Farbe ſteht mir?‟ Die
Grundfarbe, auf der die Blondine die koloriſtiſche Sinfonie ihrer
Toilette aufbaut, iſt ein blaſſes Orange. Dieſe Töne kommen
ſowohl in ihrem Haar wie in ihrem Teint vor, und ſie wird
da=
her am beſten die Komplimentärfarbe verwenden, ein
Himmel=
blau. Unbeſtimmte Farbtöne, wie z. B. Rehbraun, Mausgrau
uſw. müſſen aus der Kleidung der Blondine unbarmherzig
aus=
geſchieden werden. Für die Brünette iſt es dagegen ſehr
un=
vorteilhaft, wenn ſie in Lichtblau geht, denn dieſer Ton muß
notwendig ihren Teint noch dunkler machen. Ebenſo zerſtört
das Blau den geheimnisvollen Glanz ihres dunklen Haares.
Ihr ſtehen aber dafür zahlreiche andere vorteilhafte Farben zur
Verfügung. Ein tiefes Orange, Rot und Gelb erhöhen die
Pracht ſchwarzer Flechten. Aus dem Gegenſatz der Farben
ent=
ſpringt ihr höchſter Reiz; nur Weiß ſollte ſie niemals tragen.
Die helle Blondine bedarf ſolcher Farbtöne, die ihrer Erſcheinung
Wärme und Feuer verleihen. Ein delikates Grün wird ihrem
Teint einen roſigen Anhauch geben, denn es hat rote Reflexe.
Weiß iſt ebenſo wie für die dunkle Schönheit für die helle
Blon=
dine gefährlich, denn es erhöht die Unbelebtheit ihres Aeußern.
Sie vermeide alle zu ausgeſprochenen koloriſtiſchen Akzente.
Sanfte, fein ausgewählte Farben paſſen für ſie. Eine Frau, die
die Natur mit einer roten Hautfarbe ausgeſtattet hat, mß Grün
vermeiden, beſonders die helleren Töne. Die Röte wird
näm=
lich dadurch nur noch unterſtrichen. Sehr ſelten kann eine Frau
Violett tragen, denn dieſe Farbe iſt für Blond und Brünett
gleich ungünftig. Es gibt unzählige Nüancen des Farbtones,
zwiſchen denen die Dame die Wahl hat, und letzten Endes wird
wohl nur der unbewußte Geſchmack gerade die koloriſtiſche Note
herausbekommen, die den beſonderen ganz perſönlichen Reizen
der Frau ihren höchſten Glanz verleiht.
Geſundheitspflege.
Behandlung von Fingerentzündungen. Die
ſo ſchmerzhaften Entzündungen an den Fingerſpitzen ſind am
zweckmäßigſten mit Kamillenablochungen zu behandeln. Man
verfährt derart, daß das entzündete Fingerglied mehrmals, am
Tage in dem heißen Kamillentee gebadet und ſofort nach dem
Bade die heißen abgebrühten Kamillen auf die entzündeten
Stellen gebunden werden, ein Verfahren, was auch des Nachts
angezeigt iſt. Bei dieſer Behandlung werden die Schmerzen ſehr
bald nachlaſſen und die Eiterſtelle leicht aufbrechen und ſo baldige
Heilung eintreten.
Der zeitgemäße Haushalt.
Gegenſtände aus Meerſchaum, wie Tabakspfeifen,
laſſen ſich tadellos wieder kitten, wenn man vier Teile feinſten
Alabaſtergips mit einem Teil feingeriebenem Gummi arabicum
und etwas lauem Waſſer zu breiiger Maſſe verrührt und damit
die zerbrochenen Stücke beſtreicht und des beſſeren Haltes wegen
mit einem Faden oder Band umſchlingt, worauf man ſie einen
Tag unberührt trocknen läßt.
m
Küchengewürzkräuter und Tees zweckmäßig
zu trocknen. Alle jene Kräuter, die während des Winters
entweder als Küchenwürze oder als Heilkräuter und Tees gute
Dienſte leiſten ſollen, müſſen nach ihrer Ernte auch zweckmäßig
behandelt werden, wenn ihnen nicht ihre beſten Duftſtoffe
ver=
loren gehen ſollen. Raſches Trocknen iſt bei allen ohne
Aus=
nahme geboten. Sie möglichſt ſtaubfrei zu trocknen, iſt dagegen
das oberſte Geſetz der Hygiene. Alle abgepflückten Blüten und
Blätter, die auf Horden, Tellern oder Brettern getrocknet werden
follen, müſſen deshalb ſtets zum Schutze gegen Ruß und Staub
mit altem Mull, altem weichen Leinen= oder dichtem
Gardinen=
ſtoff bedeckt werden. Nach beendigtem Trocknen zeigt ſich beim
Auswaſchen dieſer Tücher, wie außerordentlich diel Schmutz ſie
von den Kräutern fernhielten. Alle an Stengeln in Sträußen
und Bündeln getrockneten Heilkräuter und Tees ſollten zu ihrem
Schutz in weiten Papiertüten, nach Art von Blumenſträußen mit
den Stielen nach oben, an ausgeſpannten Schnüren angebunden
werden. Sind die Tüten groß und weit, dann ſchreitet der
Trockenprozeß an den jetzigen heißen Tagen ebenſo raſch
vor=
wärts, wie ohne dieſe Schutzhüllen, unter denen ſie beim
Ver=
wahren auch gleich aufgehoben werden können. Sie brauchen
nur dann über den Kräutern quer herüber zuſammengekniffen
zu werden, um von ihnen Küchen= und Speiſekammergerüche
fernzuhalten. Der Inhalt der Tüten iſt von außen leicht auf
ihnen zu verzeichnen.
E. L.
Verwendung unreifer Aepfel. Abgefallene
un=
reife Aepfel können zu einem wohlſchmeckenden Mus verwendet
werden. Da ſie aber zu Mus allein zu ſauer ſind, gibt wan eine
andere Frucht dazu, die ſich durch ihre Süßigkeit auszeichnet,
und das iſt der Kürbis. Er gibt nicht nur der Maſſe ein ſchönes
Ausſehen, ſondern auch einen angenehmen Geſchmack. Für zwei
Dutzend große, unreife Aepfel genügt ein Kürbis von 6 Pfund.
Daß auch Pflaumen durch Zuſatz von Kürbis verbeſſert werden
önnen, verſteht ſich von ſelbſt.
M.
Backpulver, das man ſelbſt bereiten kann. Ein
gutes und verläßliches Triebmittel für Backwerk beſteht aus zwei
Teelöffel Cremotartaxi und zwei Eßlöffel doppeltkohlenſaurem
Natron, beide in der Apotheke erhältlich. Man miſcht ſie
mit=
einander und fügt ſie zuletzt dem Mehl bei. Die angegebene
Maſſe genügt für ein Pfund Mehl.
Speiſezettel:
Sonntag: Milchkaltſchale, Kalbsbraten mit Grießnockerln, Birnen.
Montag: Buttermilchplinſen mit geſchmorten Kirſchen.
Dienstag: Matjesheringe mit Tomaten= und Gurkenſalat,
Pell=
kartoffeln.
Mittwoch: Grüne Bohnen mit Hammelfleiſch.
Donnerstag: Birnenklöße.
Freitag: Geb. Fiſch mit Mayonnaiſe und Schnittlauu.
Samstag: Reis mit Zucker und Zimt, Bratwurſt.
Lieber Simpliziſſimus!
In einer dunklen Niſche des Café Blum in Wiesbaden ſitzt
ein franzöſiſcher Offizier und ſtudiert emſig ſein dictionaire
de poche (oder boche?). Er findet ſich anſcheinend noch nicht
ganz zurecht darin, beſonders weiß er mit den verſchiedenen
deutſchen Ausdrücken nichts anzufangen, die häufig hinter einer
Vokabel ſtehen, und kann ſein Verwundern nicht unterdrücken,
daß die arme deutſche Sprache oft einer Menge Wörter bedarf,
um ein einziges franzöſiſches wiederzugeben.
Da er ſich etwas beſtellen will, ſchlägt er unter „gargon”
nach. Nach geraumem Suchen klappt er zu und ruft mit feſter
Stimme in den Saal: „Knabee, Bubee, älterer Aerr,
Jung=
geſellee, Aageſtolz, Kellnähr, bringän Sie mir un chocolat!“
Es erſchien zur Konſultation Wolf Billig aus Galizien, in
karlsruhe wohnhaft. Nach Beendigung derſelben fragt er nach
dem Preis.
Der Arzt: „Es koſtet wie bisher zehn Mark.”
Wolf Billig: „Iſt es nicht billiger?”
Der Arzt: „Wieſo denn billiger? Es wird doch ſogar alles
wieder teurer.”
Wolf Billig: „Es iſt doch aber überall Saiſon=Ausverkauf!”
ſchon oft durch einen Spalt des Vorhangs gefehen. Mein Bruder
war ein Sonderling und mochte die Welt nicht mit offenen Augen
anſehen. Sie war ihm zu bunn und kraus. Und ſo rückte er
all=
mählich immer mehr von ihr ab, bis er ganz allein in einer
dunklen Ecke ſaß. Schekar war ſein einziger Freund und daher
der einzige junge Mann, den ich je zu ſehen bekam. Und wenm
ich des Abends im Garten meinem Hof hielt, ſo war das ganze
Heer von eingebildeten Anbetern, die zu meinen Füßen lagen,
jeder ein Schekar. — Hören Sie zu? Woran denken Sie?”
Ich erwiderte mit einem Seufzer: „Ich wünſchte eben, ich
wäre Schekar.”
„Warten Sie ein Weilchen. Hören Sie erſt die Geſchichte zu
Ende. Eines Tages, in der Regenzeit, bekam ich Fieber. Der
Arzt kam, um nach mir zu ſehen. Das war unſere erſte
Begeg=
nung. Ich lag dem Fenſter gesenüber, ſo daß der roſige Abglanz
des Abendhimmels auf mein blaſſes Andbitz fallen mußte. Als
der Dokvor eintrat und mich anblickte, verſetzte ich mich an ſeine
Stelke und betrachtete mich ſelbſt. Ich ſah im herrlichen
Abend=
licht das zarte, blaſſe Geſicht wie eine welke Blume auf dem
wei=
chen, weißen Kiſſen liegen, während die Locken loſe um die Scrn
fielen und die ſchüchtern geſenkten Lider dem ganzen Geſicht einen
rührenden Ausdruck gaben.
Der Doktor fragte in zaghaft leiſem Tone meinen Bruder:
„Dürfte ich wohl ihrem Puls fühlen?”
„Ich zog ein müdes, ſchön geformtes Handgelenk unter der
Deche hervor. Ach,” dachte ich, als ich darauf blickte, könnte ich
doch nur ein Saphirarmband daran haben.”) Ich habe nie
ge=
ſehen, daß ein Doktor ſich ſo ungeſchickt anſtellte, wenn er den
Puls eines Patzienten fühlte. Seine Finger ziuterten, als ſie mein
Handgelenk faßten. Er maß mein Fieber und ich ſeinen
Herz=
ſchlag. — Glauben Sie mir das nicht?”
„Das glaube ich Ihnen gern,” ſagte ich, „der Herzſchlag des
Menſchen iſt verräteriſch.”
„Nachdem ich mehrmals erkrankt und wieder hergeſtellt war,
bemerkte ich, daß die Zahl der Höflinge, von denen ich des Abends
im Garten träumte, bald auf einen einzigen
zuſammengeſchmol=
zen war. Und zuletzt beſtand meine kleine Welt nur noch aus
einem Doktor und einem Patienten.
An ſolchen Abenden kleidete ich mich heimlich in einen
gold=
gelben Sari, wand um den Knoten, in den ich mein Haar ſchhang,
einen Kranz von weißen Jasminblüten und begab mich, mit
einem kleinen Spiegel in der Hand, zu meinem gewohnten Platz
unter den Bäumen.
Nun, glauben Sie etwa, daß man es bald müde wird, ſeine
eigene Schönheit anzuſtaunen? Ach nein! Ich ſah mich gar nicht
mit meinen eigenen Augen. Ich war damals ein Doppelweſen.
Ich ſah mich, als ob ich der Doktor wäre; ich ſtarrte mich an, war
entzückt, verliebte mich zum Wahnſinn. Aber trotz all der
Lieb=
kofungen, mit denen ich mich überhäufte, irrte doch ein Seufzer
in meinem Herzen umher, wie der ruheloſe Nachtwind.
Jedenfalls war ich von dieſer Zeit ab nie mehr allein. Wenn
ich ging, beobachtete ich mit gefenkten Lidern das Spiel meiner
zarten kleinen Zehen auf der Erde, und fragte mich, was der
Doktor wohl ſagen würde, wenn ex es ſehen könnte. Am Mittag,
wemin die Luft von Sonnenglut erfüllt war und nichts zu hören
als hin und wieder der ferne Ruf einer Gabelweihe; wenn
drau=
ßen an unſerer Gartenmauer der Händler vorüberging mit ſeinem
ſingenden Ruf: „Kauft Spangen, kriſtallene Spangen!” dann
brei=
tete ich ein ſchneeweißes Tuch auf den Naſen und legte mich da=
ich nur in Weiß kleiden, ohne jeden Schmuck.
rauf, den Kopf auf den Arm geſtützt. Mit geſuchter Nachläſſigkeit
ruhre der andere Arm leicht auf dem weichen Tuch, und dann
ſtellte ich mir vor, jemand erblickte mich in dieſer wundervollen
Poſe, ergriffe meine Hand mit beiden Händen ehrfürchtig, drückte
einen Kuß auf ihre roſige Fläche und ginge dann langſam fort. —
Wie wäre es, wenn ich die Geſchichte hier enden ließe? Wie würde
ſie Ihnen gefallen?”
„Das wäre kein ſchlechter Abſchluß,” erwiderte ich
nachdenk=
lich. „Sie würde zwvar nicht ganz vollſtändig ſein, aber ich könnte
ja leichſt den Reſt der Nacht damit zubringen, ſie irgendwie
ab=
zurundem.”
„Aber auf dieſe Weiſe würde die Geſchichte zu ernſt. Wo
bliebe das Luſüige dabei? Und wo bliebe das Skelett mit ſeinen
grinſenden Zähnen?
Laſſen Sie mich daher fortfahren. Sobald der Doktor eine
kleine Praxis hatte, mietete er im Erdgeſchoſſe unſeres Hauſes
ein Zimmer als Sprechzimmer. Ich befragte ihn damals
mit=
unter im Scherz über Medizinen und Gifte, und wiebiel von
die=
ſer oder jener Arznei dazu gehören würde, um einen Menſchen
zu töten. Dieſer Gegenſtand intereſſierte ihn, und er wurde
be=
redt. Durch ſolche Geſpräche wurde ich mit dem Gedanken an den
Tod vertraut, und ſo waren Liebe und Tod die beiden Dinge, die
meine kleine Welt ausfüllten — Meine Geſchichte iſt jetzt bald
zu Ende. Es iſt nicht viel mehr übrig.”
„Von der Nacht iſt auch nicht viel mehr übrig,” mrmelte ich.
„Nach einiger Zeit bemerkte ich, daß der Doktor merkwürdig
zerſtreut geworden war, und es ſchien, als ob er mir etwas zu
verbergen ſuchte, deſſen er ſich ſchämte. Eines Tages kam er
herein. Er war ſorgfälbiger als gewöhnlich gekleidet und lieh ſich
meines Bruders Wagen für den Abend.
Ich konnte meine Neugier nicht länger bezwingen und ging
hinauf zu meinem Bruder, um zu erfahren, was der Doktor
vor=
hatte. Nachdem ich erſt über andere Dinge geredet hatte, fragte
ich ihn endlich: „Uebrigens, Dada,) wohin will der Doktor heute
abend in deinem Wagen?"
In den Tod,” antwortete mein Bruder kurz.
„Ach, ſag’ es wir doch,” drängte ich. „Wohin will er in
Wirk=
lichkeit?"
„Er will ſich verheiraten,” war die etwas deutlichere Anwort.
Ach, wirklich!” ſagte ich und brach in ein Gelächter aus.
Ich erfuhr allmählich, daß die Braut eine reiche Erbin fei,
die dem Doktor ein großes Vermögen mitbringen würde. Aber
warum kränkte er mich, indem er mir dies alles verbarg? Hatte
ich ihn je gefleht und gebeten, ſich nicht zu verheiraten, weil es
mir das Herz brechen würde? Man darf den Männern nie trauen.
Ich hatte in meinem Leben nur einem einzigen Mann getraut,
und nun machte ich dieſe Entdeckung.
Als der Doktor nach getaner Arbeit hereinkam und im
Be=
griff war, aufzubrechen, ſagte ich lachend zu ihm: „Nun, Doktor,
Sie wollen ſich heute abend verheiraten?"
Meine Heiterkeit brachte ihn nicht nur aus der Faſſung, ſie
verletzte ihn auch.
„Aber wie kommt es denn.” fuhr ich fort, „daß wir keine
Illu=
mingtion und keine Muſikkapelle haben?”
Er erwiderte mit einem Seufzer: „Iſt eine Hochzeit denn ein
ſo froher Anlaß?”
Ich brach in ein erneutes Gelächter aus.
„Nein, nein,” rief ich, „dies geht wirklich nicht. Hat man je
von einer Hochzeit ohne Lichter und Muſik gehört?”
) d. ält. Bruder
Neu reichgebackenes Ehepaar beſichtigt Landhaus zweck)
Ankauf. Antikiſierender Eingang, auf dem Architrav: „Procruf
Negotiis”
Er zu ihr: „Des muß ma ſcho’ ſag’n, damiſche Namn habs,
ſ ghabt, die wo früher ’s Geld ghabt hab’n.”
Ia
Spiel und Rätſel
Magiſches Quadrat.
Nach richtiger Ordnung der Buchſtaber
A141B121O ) enthalten die wagerechten und die ſenkrechten
EIEIEEI Reihen gleichlautende Wörter von folgender
Bedeutung:
1. Stadt im preußiſchen Regierungsbezir!
Schleswig, 2. Weibliche Geſtalt in „Don Carlos=
L L191012 / 3. Landſchaft in Griechenland, 4. Prophet
SISISISIWN 5. Dalmatiniſche Inſel.
Carl Deubel.
Geographie=Rätſel.
ach, ach, bach, bach, bach, ber, Bin, ck, ders, Eg, ein, els, en
Erb. Erz, gen, gen, han, heim, heim, heim, He, ig, Ju, Kö, Lau,
n. Nie, nig, Pfed, Rei, rſt, Sel, fen, ſtadt, ſtadt, Sto, ter, tz, Ur.
Aus obigen Silben ſind Ortſchaften zu ſuchen, die in folgenden
Kreiſen liegen und zwar:
2. 8. und 9. im Kreiſe Erbach, 10. und 12. im Kreiſe Groß=Gerau=
11. und 13 im Kreiſe Offenbach,
14. im Kreiſe Oppenheim.
1. und 4. im Kreiſe Dieburg, 7. im Kreiſe Alzey,
3. im Kreiſe Worms,
5. im Kreiſe Bingen,
6. im Kreiſe Lauterbach,
Die Anfangsbuchſtaben ergeben den Volksſtaat, in dem diefe
Ortſchaften liegen.
Franz Becher.
Schieb=Rätſel.
Pelzkappe, Hermann, Speer, Preſſe, Elfenbein, Larve, Lindau,
Mangel.
Obige Wörter ſchreibe man buchſtabenweiſe ſo untereinander,
daß zwei ſenkrechte Reihen zwei berühmte Männer der Luftſchiffahr
nennen.
Carl Deubel.
Rätſel.
279. Häng’ einem Getränke zwei Buchſtaben an, — Den Leibestei!
findſt Du bei Weib und bei Mann — Gib’ dem nun an
Anfange noch einen Laut, — Es ſeine Genoſſen erbärm ich,
verhaut. — Nun noch ein’n an Kopf! Dann wird es zum Glück.
Ein jedermann nützliches Kleidungsſtück.
280. Hängſt Du an einen Mond ein Land, — So wird Dir eine
Stadt genannt.
281. Streich’ einem Klettervogel den Mittellaut hinweg, — Ein
Ei=
weißſtoff, ſehr nahrhafft, ſteht auf demſelben Fleck.
Auflöſungen.
Des Leiſtenrätſels:
1. 2.
3. 4.
1. M A KRELE
2. A TRO PTN.
K R
BG
R O
AL
E P
N A
3. L. TBANON
4.ENGLAND
Des Hunderätſels:
Schnauzer, Schweißhund, Boxer, Bernhardiner, Dogge,
Pin=
ſcher, Neufundländer, Windhund, Teckel, Bulldogg. — „Zwergs
pudel”.
Des Odenwaldrätſels:
Malchen, Eulbach, Lichtenberg, Juhöhe, Breuberg, Otzberg,
Katzenbuckel, Uenglert, Starkenburg. — Melibokus.
Der Rätſel: 274. Dragon, Dragoner. 275. Schmaus, Maus,
aus. 276. Das Hemde. 277. Kohl, Köhler, Kohle. 278. Modern.
Verantwörtlich: Max Streeſe.
„Ich quälte meinen Bruder ſo ſehr, daß er ſofort alles
be=
ſtellte, was zu einer vergnügten Hochzeit gehört.
Die ganze Zeit ſchwatzte ich in einem fort luſtig, von der
Braut, von dem bevorſtehenden Feſt, und was ich dun wollte,
wenn die Braut ins Haus käme. „Und, Doktor,” fragte ich, „
wer=
den Sie nun noch fortfahren, den Leuten den Puls zu fühlen?”
Hahaba! Wenn man auch nicht ſehen kann, was in einem
Men=
ſchen, beſonders iu einem Mann, vorgeht, ſo will ich doch darauf
ſchwören, daß meine Worte den Doktor wie Dolchſtöße ins Herz
trafen.
Die Hochzeitsfeierlichkeit ſollte ſpät am Abend ſtattfinden.
Bevor der Doktor aufbrach, ſollte er mit meinem Bruder
drau=
ßen auf der Terraſſe ein Glas Wein trinken, wie ſie es alle Tage
zu tun pflegten. Der Mond war gerade aufgegangen.
Ich kam lächelnd zu ihnen und ſagte: „Haben Sie denn
Ihre Hochzeit vergeſſen, Doktor? Es iſt Zeit, aufzubrechen.”
Ich muß hier noch eine Kleinigkeit erwähnen. Ich war
inzwiſchen in die Apotheke hinuntergegangen und hatte ein
klei=
nes Pulver geholt, das ich unbemerkt in des Doktors Glas
ge=
ſchüttet hatte.
Der Doktor leerte ſein Glas auf einen Zug und ſagte dann
mit vor Erregung erſtickter Stimme und mit einem Blick, der
mir in die Seele ſchnitt: „Dann muß ich fort.”
Die Muſik begann zu ſpielen. Ich ging in mein Zimmer
und kleidete mich in meine Brautgewänder von Seide und Gold.
Ich nahm meine Juwelen und Schmuckſachen aus dem
ver=
ſchloſſenen Schrank und legte ſie alle an; ich malte das rote
Ab=
zeichen meiner Frauenwürde auf den Scheitel meines Haares.
Und dann bereitete ich mir unter dem Baum im Garten mein
Lager.
Es war eine wundervolle Nacht. Der ſanfte Südwind küßte
die Müdigkeit der Welt hinweg. Der Duft des Jasmins und
der Quittenblüten füllte den Garten mit berauſchender Freude.
Als die Klänge der Muſik leiſer und leiſer wurden und das
Licht des Mondes blaſſer und blaſſer, als die Welt mit ihren
altvertrauten Vorſtellungen von Heim und Verwandten meinem
Bewußtſein wie ein Traum zu entſchwinden begann, — da ſchloß
ich die Augen und lächelte.
Ich glaubte, daß, wenn die Leute kommen und mich finden
würden, jenes Lächeln noch anf meinen Lippen weilen würde
wie die Spur von rotem Wein, daß ich jenes Lächeln mit mir
nehmen und daß es mein Antlitz verklären würde, wenn ich ſo
hinüberſchlummerte, in mein ewiges Brautgemach. Aber ach,
wo blieb das Brautgemach? Wo die Brautgewänder von Seide
und Gold? Als ich von einem raſſelnden Geräuſch in mir
er=
wachte, fand ich drei kleine Buben, die an meinem Skelett
Oſteo=
logie leinten. Wo einſt in meinem Buſen Freude und Leid
pochten und die Blütenknoſpen, der Jugend, ſich eine nach der
anderen erſchloſſen, da war jetzt der Lehrer geſchäftig mit ſeinem
Zeigeſtock und zählte meine Knochen auf. Und jenes letzte
Lächeln, das ich mir ſo ſorgfältig einſtudiert hatte, haben Sie
davon eine Spur bemerkt?
Nun, ſagen Sie mir, wie gefällt Ihnen die Geſchichte?”
„Sie war wundervoll,” ſagte ich.
In dieſem Augenblick begann der Hahn zu krähen. „Sind
Sie noch da?” fragte ich. Niemand antwortete. Durchs Fenſter
dämmerte der Morgen.
naaannanansnaganannnnanaannanann-
Der Aufſatz „Goethe und Frau von Stein” in der vorigen
Nummer ſtammt aus der Feder des Herrn Ernſt Luckow=
Darm=
ſtadt.
Mummer 258.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 18. Septeuber 1921.
Seite 7.
Dangé
Roman von Kurt Frieberger.
11)
(Nachdru verboten.)
Befürchtet er bei Kaſſenebbe Anſturm von Teilhabern am
Fälligkeitstage, teilt er ihr ſein Bangen mit, ſo fühlt er ſich mit
Recht bemitleidet, der arme, kleingläubige Thomas.
Unbekannt bleiben die Quellen, aus denen an ſolchen Tagen
der Gefahr unermeßliche Geldſtröme ſeine zierlichen, ängſtlichen,
ſorgſam getüfelten Rechenbeete überfluten und vermuren. Die
Gräfin ſpricht von Konto E, von Konto I, von Konto U, und
Ritterpuſch träumt ſich ein kaufmänniſches Märchen zurecht. Ein
zeitgemäßes Märchen von höherer Mathematik. Mögen andere
mit Dingen handeln — mein Gott!, auch die Firma hat in
prächtigen Magazinen Koſtbarkeiten aller Art aufgeſtapelt.
Kiſten und Säcke werden aus allen Himmelsgegenden
ange=
fahren. Trotz Krieg, Abſperrung, Blockade wiſſen Findige
täg=
lich neue Wege. Der rechte Wille bricht ſich Bahn. So häufen
ſich die begehrten Seltſamkeiten der Welt.
Deutſche Wanderluſt, ſeit Jahren feindſelig in enge
Gren=
zen gepfählt, mag ſich hier ſehnſüchtig an fernſten Fernen
er=
luſtieren. Hier ſtehen Kiſtenwürfel; mit krauſen Schriftzeichen
bemalte Matten umhüllen ſie. An langer Stange hingen einſt
ihrer je zwei gleich wie an einem Wagebalken über die Kuli=
Schulter, als der köſtlich duftende Chinatee bordwärts geſchleppt
wurde. Daneben ragen ſilberne Doſenſtapel, dem Ozean
ent=
ſchöpfte Fiſche, zahllos wie ſeine Wellen. Blutorangen und
kaliforniſche Pfirſchen, Ananas und ſüdſlawiſche Dörrpflaumen,
türkiſches Leckwerk und die bunten, goldbedruckten Täfelchen
der Schweizer Schokolade, feurige Getränke des berühmteſten
Lemberger Hauſes und ſaubere Säcke braſilianiſchen Kaffees —
hier läßt ſich träumen.
Dein Körper bleibt zurück; der Gedanke wandert.
Zauber=
mantel des Verlangens trägt über alle Weltmeere. Qualmende
Lokomotive ſchleppt gewichtiger Wagen Reihe — hundertachſigen
Gütereilzug — durch einſames Waldtal bergan. Wolken geiſtern
um Tunnelſchwärze. Nebel webt von Achen zum Felsgewänd
und im Harzduft triefender Fichten ſteht ein einſames
Block=
haus der Streckenwacht. Berghänge ſinken und fruchtbare
Ebene weitet ſich meerab. Von heißen Steinmolen ſchwingt der
Krane raſtloſes Kettenklirren Ballen und Sack und
Kiſten=
geſchichte. Sirenen und Dampfpfeifen, Wimpelflattern und der
kleinen Schaluppen aufrauſchendes Hin=und=her um die Kiele
der Weltmeerwanderer. Tropenſonnenglaſt, Walfang am
Eis=
wall der Polarſee, Kuhherden Kanadiens, Kokosladung
palm=
umſchatteter Malaieninſel, rußige Hafenrieſen und Kohlen=
Aufklärung.
Die Firma Jean Kredel Nachf. Inh. Jean
Schneider, Rheinſtr. 5, bringt in der letzten
Sonntagsnummer des Darmſtädter Tagblatts
eine mit der Ueberſchrift „Aufklärung” verſehenc
Mitteilung, wonach die Herren Göbel und Otto
Caſpary bereits über 2 Jahre für die Firma
nicht mehr tätig ſeien. Beſtellungen werden
entweder ſchriftlich, an die Firma oder an
Rei=
ſende, die ſich genügend legitimieren können,
erbeten.
Ich bringe hiermit meiner verehrlichen
Kund=
ſchaft und auch der der Firmna Kredel zur
Kennt=
nis, daß ich mein Geſchäft ſeit nahezu 3 Jahren
ſelbſtändig betreibe und ſeit dieſer Zeit niemals
für die Firma Kredel tätig geweſen bin.
Obwohl dies auch meine verehrliche
Kund=
ſchaft niemals angenommen hat, ſehe ich mich
gegenüber der „Aufklärung” der Firma Jean
Kredel Nachf, veranlaßt, dies ausdrücklich
(*35814
feſtzuſtellen.
Darmſtadt, den 18. Setztember 1921.
Otto Caſpary
Inhaber der Firma Caſpary & Co.
Großhandlung
in Beleuchtungs=Artikeln
Arheilgerſtr. 10
Fernruf 2127.
Darmſtadt —
trimmer, Grubenlampen in erdnachtwärts ſinkender
Förder=
ſchale, Rauch über Wäldern rotſchwarzer Schlote, Schienengewirr
und Signallampenflimmern — Arbeit der Welt.
Aber all dies iſt greifbar, faßbar, ſichtbar, iſt der kleinſte
Teil von Hedes Unternehmen. Mögen auf ihren Befehl Halden
voll Erz zu wandern beginnen, dem Hochofenanſtich Glutſtröme
flüſſigen Eiſens entſtürzen, Tauſende fleißiger Hände Sättel für
Regimenter kiſſen und nähen: das vermag auch anderer
Kauf=
leute Willen und Wagnis.
Unſerer Zeit iſt Höheres gemäß. Alles ſtrebt in
Unendlich=
keiten. Im Unbegrenzten, Erdbefreiten iſt Menſchendenken
da=
heim. Zielbewußt befahren wir Luft wie See. Unſichtbare
Wellen tragen über Länder und Meere hinweg Nachricht „An
Alle” Ueber den verſteinten Formeln der Geſetze bildet ſich
frei ein gerechteres Recht. Denkkraft zerſchlägt das
Sonnen=
reich, legt ewige Wahrheit in Trümmer, ſpielt mit dem
Unbegreif=
lichen, rechnet mit Begriffen, die keiner ſich vorzuſtellen vermag,
und herrſcht über Dinge, die nicht von dieſer Welt ſind.
Armſelig dünkt längſt alles Begrenzte. Ueberholt iſt
an=
ſchauliche Körperlichkeit. Höhe — Breite — Tiefe: Dreiheit der
Ausdehnung — wie eng und kindlich. So ſuchten ſich vor mehr
als zwei Jahrtaufenden Denker im Chiton, die noch keine Hoſen
trugen, das Weltbild klar zu machen."
Unſere Zeit baut nichts ins Bejahte, nicht ins Vorhandene,
nicht in die ſichtbare Welt ihre größten Werke, nein, ins
Unfaß=
bare, in die Verneinung deſſen, was iſt, ins Jenſeitige.
Wie arm ſind Zahlen von unveränderlichem Werte.
Schü=
ler mögen an ihnen ihre kindiſchen Künſte verſuchen. Den
Mei=
ſter lockt Erforſchung des Geheimſten. Nicht um die Größen
ſelbſt bekümmert er ſich mehr. Wie ſie einander beherrſchen,
will er ergründen, will wiſſen, wie Veränderung des Einen
unabwendbare Veränderungder Anderen mit ſich bringt.
Ab=
hängigkeit des Du und Es vom Ich — Wechſelſpiel
vieldeutig=
ſter Beziehung des Lebendigen und des Unbelebten. . . Nicht
in dem, was iſt, nur in der Möglichkeiten unbegrenztem Reich
mag er weilen, als in ſeines Denkens würdigſtem Gebiete.
So auch Hede. Nicht Ware gibt Gewinn, noch
irgend=
welcher Wert der Börſe. Was man Effekten und Produkte
heißt, das ſpielt kaum nebenbei noch armſelige Nollen. Die
Waghalſige ſcheint nur mehr mit dem Wahrſcheinlichen, mit
dem „Es könnte ſein”, mit dem „Es wird” zu rechnen.
Vor=
bedachtem Wagnis ahnt ſie den Erfolg voraus. Anvertraute
Maſſenwerte wägt ſie in zarten Händen und nachdenklich verteilt
ſie den möglichſten Gewinſt. Verluſt beſtraft, wird heimlich
ge=
duldet. Schon blenden Hoffnungen neuen Einheimſens.
Ver=
trauen trägt eines Tages Millionen heim.
Ihr dient Begeiſterung; Wirkung ihres Weſens, dem nichts
gleicht. So wunderſam gemengt ſind Anmut, heitere Laune
der ewig unbeirrbaren Zuverſicht, Vornehmheit des Gehabens
und wohlwollendes Verſtändnis für die Sorgen ihrer Getreuen.
Ueber allem weht ein Hauch Rätſeldämmern.
Wandere durch einen ſonnig=kühlen Septembermorgen des
Grunewalds. Allenthalben gepflegteſte Reinheit. Stille, ſchöne,
eigenbrödleriſch vornehme Häuſer, die ſich mehr verbergen denn
zeigen, ſind umhängt von den Laubkronen regungsloſer Bäume.
Leiſes Wandern über ſauberen Kies. Fenſter und Vorhänge
ſind wohl gehalten. Alles liebevoll gewartet und dennoch
ſchein=
dar unbeivohnte Lautloſigkeit. Neben ſchwarzen Föhrenſchirmen
hängen traumverlorene Weiden ihr blaßumſilbertes Laubgrün
über den Landſchaftsfrieden. Ohne Wind zittert jedes zierliche
Blatt glitzernd am Stengel.
Warum?
Du fühlſt keinen Hauch, du ſiehſt keinen Bewohner, weißt
aber, daß irgend ein Heimliches in den Wipfeln wirkt, daß
un=
bekanntes Erleben in der abweiſenden, unnahbaren
Heimſtätten=
ſchönheit ewig rege bleibt.
Keuſches Sein in Abgeſchiedenheit.
Gleiche Seltſamkeit eignet der jungen Gräfin Weſe.
Vor=
nehm ſcheint ſie und verſchloſſen, abweiſend und dennoch nicht
ern. — Villengleich im Garten an der Straße. Blanke
Augen=
lichter, in den lieben, offenen Zügen des ſchmalen, geſunden
Geſichtes, deſſen Weiß und Blond ſchöner färbt als alle Kunſt
der Schminke. — So die ſpiegelklaren Fenſter, die aus der
Schauwand ſtraßenwärts ſchauen. Kronen der Hängeweide,
Efeuranken: Alles Geheimnis um Stamm und Pforte.
Zittern=
des Laub, Unraſt, Ungeduld, Wollen und Schaffen — wer weiß,
was beſvegen mag.
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 18. September 1921
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D 1 an die Geſchäftsſt.
OAOTAALLSA
AbsTassenkeke
bestcht nicht allein in der richtigen Behandlung der
Wäsche, sondem vor allem in der richtigen Wahl
der Waschmittel. Diese müssen ohne Schärfe sein,
das Gewebe nicht angreifen, eine schöne fette Lauge
geben, Schmutz, Staub usw. völlig lösen. Alle diese.
Vorzüge vereinigt in sich
das altbewährte und überaus beliebte selbsttätige
Waschmittel in höchster Vollendung. Aber es leistet
infolge sciner hervorragenden Eigenschaften noch
weit mehr, nämlich!
Es wäscht und blcicht gleichzcitig, verkürzt
die Waschdauer, ermöglicht also
schmelfes Tgaschem! Es erfordert keinen weiteren Zusatz
von Seife, Seifenpulver usw., daher . . sparem Vie Seſd!
Während Sie Ihr Essen bereiten oder Ihren Kaffee kochen, können
Sie die gleiche Herdhitze zum Waschen ausnützen, also .. . . . .
Keime Ex trafenernmmg ! Dadurch und weil nur einmaliges
viertelstündiges Kochen nötg . . . swarem Tie Roffſema!
Während Sie hhrer Arbeit nachgehen, verrichtet Persil das Waschen
für Sie vollständig selbsttätig, ohne Waschbrett oder Maschine, daher
Keine Arbeitsbehinderung! Denn es wäscht ganz
von selbst, völlig mühelos ohne
Reiben und Bürsten, daher . .T. Sparem Vie Krbeit!
Persil erspart die Rasenbleiche, gibt einen frischen, duftenden
Ge-
ruch und macht, mag sie noch so schmutzig sein . . . . . . . . .
Hfendendweißße Wäsche! Es löst Schmutz und Staub
völlig, entternt die hartnäckigsten Flccken und greitt das Gewebe
nicht an, daher „. . . . schonen Vie die lUäsche!
Alle diese Vortelle erlangen Sie durch Gebrauch von Persil. Es Ist
jetzt wieder in Friedens-Qualität überall zu haben und nicht nur
das beste, sondern vor allem
das allein richtige Waschmittel!
Nur im Urigimaf-Jackung, mierals Tosc!
Allciaige
auch der altbckannten „HENKO‟
Hestelter: Henkel d Cic. Düsseldorf Heutert Wach- und Bleich-Sode
Mf
Lehrfräulein
oder
Anfängerin
mit guter Handſchrift, für
Kontor und Lager, zu
ſo=
fortigem Eintritt geſucht.
Angebote unt. D 84 an die
Geſchäftsſtelle. (*36237go
Gebildetes
Fräulein
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Schularbeiten u. zum
Spa=
zierengehen zu 3 Kindern
für nachmittags von 2—7
Uhr geſucht. Eintritt
An=
fang Oktober. Angeb. mit
Zehaltsangabe und
Zeug=
nisabſchriften erbeten unt.
B 74 Geſchäftsſt. (10224a
Putzgeſchäft.
Lehrmädchen für den
Laden aus achtbarer
Fa=
milie geſucht. (*36135sg
Meta Geyer
Eliſabethenſtraße 37.
Aueinmadchen
jüngeres (15-17) zuverl.
aus anſtändiger Familie in
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1. Okt. geſ. Baurat Kröh,
Bismarckſtr. 3 7, I. /,zesosgid.
Mädchen
velches kochen kann und
einen Teil der Hausarbeit
verichtet, zum alsbaldigen
Eintritt geſucht von
Brock=
haus, Oſannſtr. 14, I, sewig m
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Seite E
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
Börſenwochenbericht
vom 12.—17. September 1921, mitgeteilt von der
Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.
Der Börſenverkehr iſt in der abgelaufenen Woche in Berlin und
Frankfurt infolge der Einſchränkungsmaßnahmen, die durch die
Unzu=
ſänglichkeit der techniſchen Einrichtungen nötig wurden, auf zwei
Börſen=
ſage zuſammengeſchrumpft und auch für die ganze zweite Hälfte des
Septembers ſind wöchentlich nur höchſtens drei Börſen vorgeſehen. Dieſe
ſtarke Droſſelung des Geſchäftes blieb nicht ohne Einfluß auf die Tendenz
der Börſe, da nun doch auch ein großer Teil der Bankenkundſchaft das
durch die häufigen Börſenruhetage vermehrte Riſiko nicht länger tragen
wollte und zu Abgaben ſchritt. Auf dem Deviſeumarkte ſetzte ſich zwar
die Steigerung der Kurſe ununterbrochen weiter fort, doch verſagte die
Effektenbörſe dieſer Bewegung für diesmal die Gefolgſchaft beinahe
voll=
ſtändig. Ja man kann ſogar ſogen, daß die kataſtrophale Enwwertung
der Mark mit dazu beigetragen habe, das Gefühl der Unſicherheit an
den Effektenmärkten zu erhöhen, da man bei der Heftigkeit der Bewegung
umſo eher glaubte, auf einen Rüchſchlag rechnen zu müſſen. Auch die
Nachrichten über bevorſtehende Regierungsmaßnahmen zur Einſchränkung
der Deviſenſpekulation und Erfaſſung der Beſtände an ausländiſchen
Zahlungswittel wirkten in dieſer Richtung, obgleich man im Fachkreiſen
nicht an einen dauernden Erfolg ſolcher Maßnahmen glauben will, da
die Urſachen für den Sturz des Markkurſes offenbar tiefer liegen und in
der Hauptſache in den durch das Londoner Ultimatum erzwungenen
Re=
parationszahlungen zu ſuchen ſind. Die Nachfrage nach Debiſen blieb
demn auch bis zum Schluß der Woche groß und die Verſteifung der Kurſe
ſetzte ſich von geringen Schwankungen abgeſehen, weiter fort.
Entſpre=
chend dieſer Entwickhlumg waren an der Effektenbörfe Auslandswerte ſtark
gefvagt und beſonders Mexikaner Remten kräftig geſteigert, auch türbiſche
Werde konnten um etwas anziehen. Durch beſonders feſte Haltung
zeich=
neten ſich ſonſt noch oberſchleſiſche Werte und Bankaktien aus, während
auf den übvigen Gebieten die Haltung gänzlich uneinheitlich war. In
vielen Fällen bewirkte das herauskommende Material ſtarke
Kursab=
ſchläge, die bei einzelnen vorher ſtark geſteigerten Werten ſelbſt über
100 Prozemt betrugen. Vor allem hatte der Einheitsmarkt hierunter zu
eiden, doch fehlte es andeverſeits auch nicht an weiteren ſtarken
Kurs=
ſkeigerungen und gegen Schluß der Donnerstagbörſe machte ſich ziemlich
allgemein Neigung zu einer Erholung der gewichenen Kurſe bemerkbar.
Der Wert der Mark im Ausland.
* Für 100 Mark wurden gezahlt am 17. Septenber in Zürich
5,80 (125,40) Franken, in Amſterdam 3,05 (59,20) Gulden, in
Ko=
venhagen 5,75 (88,80) Kronen, in Stockholm 4,50 (88,80) Kr.,
in London 5,10 (97,80) Schilling, in Paris 13,75 (125,40) Franken.
w. Teviſenmarkt. Frankfurt a. M., 17. Sept
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Holland.
London ..
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4038 60
1888.101t
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io30 50 760.ö
323
4044
766.30
1871.90
91416.5
464.50
Rie T717.20
B246 70
3a5.80
734.20
73820
293.701
leis.10 Ke
13253.30
386,65
735.80
1741.80
1301.30
427.10 427.80
si680 Aue
Schweden
Helſingfors
New=York.
Wien (altes
D.=Oeſt. abg.
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Prag. . . . 118.50
fe34010
189.30
108.84
2.75-
R1.10-
129.10 T430,5N
2s4.30
139 70
10889
977—
21. 15-
159,401 1333.60/1336 40
Mrsf.806202.20
1o1 85 1o185
9.48- 953—
18.98— i9,03—
—=
Mannbeimer Wochenberichte.
H. Mannheim, 16. Sept. Während der ganzen Berichtswoche
herrſchte Geſchäftsflauheit, da ſich die feſte Stimmung immer mehr
ver=
ſteifte und die Preiſe ſtändig anzogen. Was an Kleinigkeiten gehandelt
wurde, geſchah nur zu etwas willigeren Preiſen. Die Käufer an den
Warenbörſen ſind im Einkauf viel vorſichtiger bei den hohen Preiſen als
an den Effekten= und Deviſenbörſen. Sie haben viel mehr Hoffnung
auf eine Wiedergeſundung unſeres Wirtſchaftslebens, die uns beſſere
Warkhurſe und billigere Warenpreiſe bringt, und wollen nicht wieder wie
in dieſem Frühjahr Verluſte erleiden. Wo ſie teuer eingekaufte Ware,
Heſonders Hülſenfrüchte, Schmalz, Kaffee, Tee, Kakao uſw., infolge der
Sturzwelle im Ausland zu verluſtbringenden Preiſen abſetzen mußten,
en der Befürchtug, dieſe Abwärtsbewegung bringe nun den vollſtändigen
elbbau, der aber doch einmal kommen muß. Jedenfalls wollen ſie nicht
Dabei unter die Räder kommen und kaufen deshalb ſtets nur den dringend=
Sten Bedarf, um nicht mit großen Wavenvorräten belaſtet zu ſein.
Getreide. Durch den freien Handel in inländiſchem Getreide
und freier Einfuhr von ausländiſcher Ware richten ſich nun auch, wie
vorausgeſagt und wie es ſchon vor dem Krieg war, die inländiſchen
Ge=
treidepreiſe ganz nach den ausländiſchen. Nachdem auch in dieſer Woche
unſere Markbewertung weiter geſunben iſt, lauteten die Auslandofferten
dementſprechend höher, ſo für Hard=Red=Winter=Weizen eif. Rotterdam
oder Hamburg auf 194/ und für Kanſas=Weizen auf 1834 holländiſche
Gulden pro 100 Kilo und der Inlandspreis iſt um 25—30 Mk. auf 485
bis 490 Mk. für in Mannheim verfügbarer Weizen geſtiegen, während er
in der Pfalz noch mit 450—470 Mk. ewwas billiger angeboten war.
Amerikaniſcher Roggen war mit 1634 holl. Gulden cif. Rotterdam am
Markte, da aber uſer deutſcher Roggen trotz der Steigerung um 10 Mk.
auf 380 Mk. ab Mannheim und 330—350 Mk. ab Pfalz immer noch
billi=
ger iſt, ſchenken die ſüddeutſchen Mühlen der Auslandsware keine
Beach=
tung. Hafer wurde etwas mehr gehandelt, für geringere Ware ging der
Preis von 360 auf 370 Mk. in die Höhe, für beſſere Ware iſt er um 5 Mk.
von 385 auf 380 Mk. pro 100 Kilo ab Mannheim zurückgegangen, die
Pfalz notierte ihn ſogar mit 380—390 Mk. In Braugerſte wird natürlich
immer noch beſte Qualität am meiſten bevorzugt, da aber darin der
Vor=
rat nicht ſo groß iſt, greifen die Malzfabriben und Brauereien nun auch
zu guter mittlerer Qualitüt, die zuletzt mit 470—510 Mk. bewertet wurde
gegen 450—480 Mk. in der Vorwoche und 470—485 Mk. in der Pfalz.
Mais it zu Fütterungszwecken ſtets gut gefragt, da es die geringſte
Steigerung von 10 Mk. von 340 auf 350 Mk. auſwies, für Maisfabrikate
wie Maismehl und Maisgrieß aber nunmehr weniger Verwendung findet,
da es genügend Weizenmehl und Weizengrieß gibt und ſich die Mühlen
auch mehr auf das Mahlen von Getreide und Noggen verlegt, haben.
Mehl. Auslandsmehl iſt im Preiſe infolge der hohen Deviſenkurſe
derart teuer geworden, daß es in Deutſchland nur noch ſehr wenig
Ver=
wendung findet. Aber auch das Inlandsmehl koſtet heute mit 710 Mk.
für die füddeutſche Weizenmehlmarke Null uum 35 Mk. pro Doppelzentner
mehr, während die Pfälzer Mühlen trotz billigerer Weizenpreiſe ſogar
725 Mk. für die gleiche Sorte verlangen. Roggenmehl koſtete bei 70 Ausmahlung 620—635 Mk., bei 75=prozentiger Ausmahlung
vermiſcht mit 40=prozentigem Auslandsweizen 660 Mk. und norddeutſches
Weizenmehl 450—480 Mk. per September=, Oktober=Lieſerung ab nord=
und mitteldeutſche Stationen, gelbes Maismehl 255—360 Mk., weißes
430 Mk., weißer Maisgrieß 460 Mk.. Maisfuttermehl 315 Mk. die 100
Kilo ab ſüddeutſche Stationen.
Futterartikel finden fortgeſetzt Abſatz, da ſie durch die
Grün=
fütternot eben dringend benötigt werden. Oelſaaten haben ebenfalls im
Preiſe angezogen und wurden offeriert: Rapskuchen zu 250 Mk.,
Kokos=
kuchen 330—340 Mk., Palmkuchen 310—320 Mk., Leinkuchen zu 380—390
Mk., Palmkernſchrot zu 250—260 Mk. je 100 Kilo ab ſüddeutſchen
Statio=
uen, die norddeutſchen Angebote waren noch höher trotz der dazu
kom=
menden Speſen. Kleie weiſt den feſteſten Markt auf; für ſüddeutſche
Kleie verlangte man 250—260 Mk., für Pfälzer Weizenkleie 280 Mk., für
Schweizer Kleie 320—330 Mk. ab pfälziſche Stationen, für norddeutſche
Weizenkleie 230—250 Mk., Roggenkleie 240—250 Mk. Haferkleie 230—240
Mk., Haferfuttermehl 270 Mk., Haferſchalen 180 Mk., Reiskieie 200—210
Mk., Reisfuttermehl 250—260 Mk. ab norddeutſche Stationen, Biertreber
280 Mk. ab Mannheim, alles pro 100 Kilo. Naußfutter liegt zwar feſt,
iſt aber weniger dringend gefragt, da ſich die Landwirte noch mit dem
bischen Grünfutter und dem neuen Oehmd durrchhelfen, nachdem ſie viel
Vieh abgeſtoßen haben. Wieſenheu galt 200—220 Mk., Rotkleeheu 220
bis 230 Mk., Stroh drahtgepveßt und ſtrohſeilgebunden 60—70 Mk. die
100 Kilo ab Mannheim waggonfrei.
Hülſenfrüchte fanden auch dieſe Woche beine nennenswerte
Bewegung und blieben im Preiſe ziemlich unverändert, inländiſche Erbſen
mit 500—600 Mk. Ackerbohnem mit 400 Mk., Rangoonbohnen mit 410
Mk. nur Reis als Auslandsware mit Deviſenbeeinfluſſung iſt um zirka
50 Mk. die 100 Kilo auf 725—950 Mk. ab Mannheim geſtiegen. Neue
Linſen werden ſo hoch bewerdet, daß ſie zu dieſem Preis gar nicht für
den Konſum in Betracht kommen und ſelbſt Mehlſpeiſen billiger ſind.
Tabak. Die Tabakernte iſt überall in vollem Gange und ſchon
viele Felder weiſen nur noch die kahlen Tabakſtrunkem auf, die jetzt nicht
mehr verwendet werden wie im Kriege, da man ja nicht einmal mehr die
vielen anfallenden Rippen gebrauchen kann. Rippentabak wird nur noch
ſehr wenig verkonſumiert und die Angebote an pfälziſchen wie
überſeei=
ſchen Rippen werden immer größer, aber trotz rückgängiger Preiſe iſt der
Abſatz ſehr ſchlecht. Soweit bis jetzt geſagt werden kann, iſt die Ernte
doch noch mittelgut ausgefallen, die Qualität iſt aber ſtark und die Tabake
bedürfen einer langen Lagerung bis zur Verarbeitungsfähigkeik. Für
alte Tabake beſteht weiter feſte Stimmung und die Preiſe für 1920 er
Tabake werden immer höher, je mehr ſich durch die Valuta der
Auslands=
tabak verteuert. Deutſche Fabrikanten ſind ohne Einkauf von Holland
zurückgekehrt, da ihnen der Auslandstabak zu teuer kommt bei dem
ſchlechten Stand der Mark; rechnet man dazu noch den Zoll und die hohe
Steuer ab 1. Oktober, ſo würden ſich die Fertigfabrikate ſo teuer ſtellen,
daß ſie für den großen Konſum nicht mehr in Betracht kämen. In der
Fabrikatiyn nimmt deshalb auch ſchon die Beſchäftigung ab.
Wein. Die Trauben haben vorzügliches Bratwetter, färben ſich
infolgedeſſen ſchnell und werden füß. Im der Pfalz iſt bereits der
Por=
tugieſerherbſt nahezu beendet. Ihm iſt jetzt auch ausſchließlich das ganze
Intereſſe zugewandt. Das Erträgnis wird als gut bezeichnet und
Moſt=
gewichte von 70—101 Grad ſeſtgeſtellt. Alles deutet alſo auf einen
aus=
gezeichneten 1921er Rotwein hin. Für die Maiſche wurden je nach Lage
und Moſtgewicht 150, 180 200 und 240 Mk. die 40 Liter bezahlt. Der
Weißherbſt läßt nicht mehr lauge auf ſich warten, da die Trauben faſt
vollſtändig reif ſind. Man rechnet auf 1—34 Herbſt. An alten 1920er
Weinen wurden in Hainfeld größere Poſten naturſauer zu 5000—5200
Mk., gezüclert zu 5600—5800 Mk., 1919er zu 8000 Mk. gehandelt. Die
Vereinigten Steeger Weinbergbeſitzer erlöſten bei ihrer Verſteigerung in
Bacharach für 1000 Liter teilweiſe naturreine 1920er Weißweine 3800 bis
17600 Mk.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Der Waſſerſtand iſt
ſo weit zurückgegangen, daß die Rheinſchiffe auf ihrer Bergfahrt bereits
ſtark leichtern müſſem und nur noch mit halber Ladefähigkeit fahren. Die
Rentabilität wird dadurch noch mehr herabgedrückt, da die Sätze infolge
der ſcharfen Konkurrenz der Eiſenbahnen nicht erhöht werden können.
Ein ſtarkes Tiefdruckgebiet hat über Süddeutſchlond Bewölkung und
be=
reits auch teilweiſe Regen gebracht, ſo daß wohl mit einer Beſſerung der
Waſſerverhältniſſe zu rechnen iſt. Die Frachtſätze nach den Mainplätzen
und Mannheim ſtellten ſich auf 16 Mk., höher hinauf wurden keine
No=
tierungen mehr feſtgeſtellt, der Schlepplohn blieb mit 22 Mk. unverändert
nach Mannheim.
* Worms 16. Sept. Der Markt war gur beſucht, die Tendenz
war im allgemeinen recht feſt infolge der ſehr hohen Deviſenkurſe, und
es herrſchte gute Nachfrage nach Ware. Gerſte war in ſteigender
Ten=
denz und es wurden höhere Forderungen bewilligt. Auch Weizen und
Roggen waren weſentlich feſter. Das gleiche gilt auch für Hafer.
Be=
züglich Miehl haben die Mühlen ihre Forderungen erhöht. Futterartikel
waren geſucht und hierfür wurden höhere Forderungen gewünſcht.
Oel=
ſaaten ſehr gefragt bei höheren Preiſen. Rauhfutter fand ſchlanken
Ab=
ſatz bei ſeitherigen Preiſen.
* Frankfurt a. M., 17. Sept. Der Börſenvorſtand hat
beſchloſ=
ſen, die Wertpapierbörſe in der nächſten Woche am Montag,
den 19., Mittwoch, den 21., und Freitag, den 23. Seprember, ſtattfinden
zu laſſen. Dienstag und Donnerstag werden nur Deviſen und Noten,
und zwar um 12 Uhr, Samslag, den 24. Sept., nur Deviſen um 11 Uhr
notiert.
wd. Neue Fuſion in der Filmbranche Am Dienstag,
20. September findet die Generalverſammlung der Decla=Film=
Geſellſchaft ſtatt, in welcher über die Fuſion mit der
National=
filmgeſellſchaft auf der Umtauſchbaſis, daß für zwei Decla=Aktien eine
Nationalfilm=Aktie gewährt wird, Beſchluß gefaßt werden ſoll. Dieſer
Amtrag wird vorausſichtlich von der Generalverſammlung abgelehnt
werden. Dagegen haben zwiſchen der Deutſchen Bank als Führerin der
Ufa=Gruppe und der Nationalbank als Führerin der Decla=Gruppe
Ver=
handlungen über eine Fuſion zwiſchen beiden Gruppen ſtattgefunden.
Ein diesbezüglicher Antrag wird auf der Generalverſammung der Decla
eingebracht werden. Da er von zwei Dritteln der Aktienbeſitzer
unter=
ſtützt wird, kann man ſchon jetzt die Fuſion zwiſchen Ufa und Decla als
definitäv awſehen. Im Zuſammenhang damit wird die Ufa eine
Kapi=
talserhöhung von etwa 50 Millionen vorſchlagen.
mü. Neue Braunkohlenlager. Bohrungen im Kreife
Calbe haben ein Braunkohlenflöz von 10,5 Meter Mächtigkeit und
vier Quadratkilometer Ausdehnung ergeben. Der Kreis Calbe wird
den Abbau ſelbſt in die Hand nehmen und iſt bereits in Verhandlungen
über die Errichtung eines großen Kvaftwerkes eingetreten.
wd. Kapitalserhöhung der Sarotti A.G. Wie wir von
zuſtändiger Seite höven, beabſichtigt die Verwaltung, eine
Kapitalserhöh=
ung größeren Stils vorzunehmen. Die Aufſichtsmtsſitzung ſoll noch
Ende dieſes Monats ſtattfinden.
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Mitgliederverſamml.
Mittwoch, 21. Septemb.,
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Stellungnahme zum
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Pfarrer D. Waitz.
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