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Nummer 230
Sonntag, den 21. Auguſt 1921
Einzelnummer 25 Pfg.
Die Woche.
Die Pariſer Tagung des Oberſten Rates iſt zu
Ende geangen. Mit fürchterlicher Klarheit hat es ſich gezeigt, daß
die von den „Siegern” verſuchte Liquidation des Weltkrieges
ern gewaltiges Fiasko darſtellt. Nachdem es über die
Haupt=
frage faſt zu einem Bruch gekommen wäre, war es
vorauszu=
ſehen, daß auch die Behandlung der anderen Fragen keine oder
nur halbe Löſungen bringen würde.
Die wirtſchaftlichen Sanktionen ſollen unter verſchiedenen
Verkkauſulierungen aufgehoben werden. „Eine alliierte
Ein=
tichtung wird ins Leben gerufen, um die Einfuhrbewilligungen
für Erzeugniſſe der alliierten Länder in den beſetzten Gebieten
zu überwachen. Die Kommiſſionen in Koblenz wird ein
Ueber=
gangsregime einrichten, um die Inkraftſetzung der genannten
Maßnahmen vorzubereiten.”
Ob dieſe Beſtimmung belanglos ſein wird, wie man es von
engkiſcher Seite hinſtellen will, oder ob es ſich um eine geplante
Verewigung des „Loches im Weſten” handelt, läßt ſich noch nicht
mi Sicherheit überſehen. Es kommt hier auf die Ausführung
an. Unſere bisherigen Erfahrungen berechtigen zu keinem
allzu=
großem Optimismus. Wir wiſſen nur zu gut, daß für
Frank=
neich die wirtſchaftlichen Sanktionen in erſter Linie dazu gedient
haben, zunächſt das beſetzte Gebiet mit franzöſiſchen
Luxus=
waren zu überſchwemmen, und wir wiſſen auch nur zu gut,
wieviel Frankreich daran liegt, die Möglichkeit zu dieſem
lukra=
tivem Geſchäft ſich auch fernerhin, offen zu halten. Nur der
deutſche Konſument iſt es, der die deutſche Wirtſchaft dagegen
wirkfam zu ſchützen in der Lage iſt.
Daß die militäriſchen Sanktionen, die franzöſiſche Beſetzung
vom Düſſeldorf, Duisburg und Ruhrort, aufrecht erhalten
blei=
nen, daß mam dem „glorreichen” Frankreich den ruhmloſen
Ab=
zug vorläufig erſpart hat, war, wie an dieſer Stelle ſchon früher
mgedeutet, vorauszuſehen. Die Leiden der deutſchen
Bevölke=
ng fpielen ja für die nüchternen Rechner an der Themſe keine
Holle.
Lloyb George hat bekanntlich ſeine etwas plötzliche Abreiſe
mu Paris mit feiner Inanſpruchnahme durch die iriſche Frage
ngründet. Und wenn dieſe Begründung auch nur einen
billi=
gen Vorwand darſtellt (auf einen Tag kam es nicht an), ſo iſt
ſoch verſtändlich, daß der engliſche Premierminiſter ſeine volle
Aufmerkſamkeit dem iriſchen Problem widmet, denn die
ingelegenheit iſt in ein recht kritiſches Stadium getreten. Wenn
mam die Bedeutung der Frage für England richtig würdigen
biU, muß man ſich zunächſt die geographiſche Lage der von
irtr reichen, England vorgelagerten Inſel mit ihren prächtigen
hcfen vergegenwärtigen.
Und dieſe Bedeutung Irlands für England iſt Irlands
Ferhängnis geweſen! Schon um die Mitte des 12.
Jahrhun=
erts begann England, ſich in die Verhältniſſe Irlands
einzu=
ſiſchen, und der Papſt Hadrian IV., der einzige Engländer, der
ſenzals den Stuhl Petri beſtiegen, erließ auf Wunſch
Hein=
ichs II. 1154 die berühmte Bulle, durch die er „als Herr aller
inſeln, auf welche Chriſtus, die Sonne der Gerechtigkeit,
ge=
hrenen, „Irland, um heilloſe Sünden zu tilgen” und die
Gren=
eie der Kirche zu erweitern, der engliſchen Eroberung preisgab
yr 11. November 1171 zog Heinrich II. in Dublin ein und
er=
lärte ſich zum Herrn von Irland. Die unerhörte
Leidens=
eſchichte eines tapferen Volkes nahm damit ihren Anfang, das
ſich nun mit beiſpielloſer Energie 34 Jahrtauſend gegen die
larte Fauſt des Eroberers wehrt, wobei die Gegenſätze nach
ſer Reformation durch die konfeſſionelle Frage noch erheblich
erſchärft wurden.
Mit 1455 000 Pfund Sterling Beſtechungsgeldern erreichte
ord Caftle=Reagh, daß am 17. Februar 1800 das iriſche
Unter=
aurs ſich mit 158 gegen 115 Stimmen für die Union mit
Eng=
md erklärte, das damit ſcheinbar ſein Ziel, die völlige
Einver=
eibung Irlands erreichte. Tatſächlich aber führte dieſe
for=
telle Vereinigung nur zur weiteren Verſchärfung der
Gegen=
litze, insbeſondere, da England ſich allen Reformen
entgegen=
ſemmte. London wurde nicht nur der politiſche, ſondern auch
der finanzielle Mittelpunkt Irlands, deſſen wirtſchaftliche Lage
ſch ſtändig verſchlechterte. Von der Notlage der iriſchen Pächter
uſwarf der engliſche General Gordon im Jahre 1880 ein
tref=
ndes Bild, als er in der Times ausführte: „Ich glaube, da
ſeſes Volk aus demſelben Stoff gemacht iſt wie wir; daß es
nglanblich geduldig und ſtaatstreu, gleichzeiitg aber in ſeiner
ſämmung gebrochen und verzweifelt iſt, da es am Rande der
ungersnot in Behauſungen wohnt, in denen wir nicht unſer
jeh halten würden.” Während England im 19. Jahrhundert
n Zeitalter beiſpielloſer Blüte erlebte, ſank in Irland die
Be=
ölkerungsziffer von zirka 8 Millionen auf etwa 4 Millionen
erab. Alle Reformen wurden nur unter den ſchwerſten
ämpfen durchgeſetzt. Es iſt deswegen durchaus verſtändlich,
aß das Beſtreben Irlands ſeit über 100 Jahren darauf
gerich=
tiſt, die Union mit England zu löſen. Lloyd George will das
ſiſche Problem einer Löſung zuführen, er will Irland die volle
elbſtverwaltung gewähren, keine engliſche Regierung aber
inn einer völligen Loslöfung Irlands aus dem engliſchen
Im=
kium zuſtimmen. Was noch bei den geſcheiterten
Homerule=
orlagen der Jahre 1886, 1896 und 1912 von den Iren als
Be=
ſeiung begrüßt worden wäre, wird heute von Sinnfein (wir für
ns ſelbſt) nicht mehr als befriedigende Löſung anerkannt.
Nur auf der Grundlage der Anerkennung der Republik kann
Regierung mit einer auswärtigen Macht verhandeln”
ſit de Valera vor wenigen Tagen ausgerufen. Wir Deutſche
üſſen aus menſchlichen und politiſchen Erwägungen wünſchen,
iß die ſcheinbar unter ſo günſtigen Auſpizien begonnenen
Ver=
indlungen nicht mit einem neuen Bruch und neuen erbitterten
ämpfen endigen.
Inzwiſchen hat Lloyd George im engliſchen
Un=
erhaus über die Pariſer Konferenz berichtet und in großen
ügen zu den außenpolitiſchen Problemen Stellung
genom=
en. Für uns iſt es von beſonderem Intereſſe, daß der
eng=
ſche Staatsmann nur von einem polniſchen Aufſtand in
berſchleſien ſpricht, und daß er die polniſch=franzöſiſche Politik
ſrch eine treffende Parallele zu den Wilnger Ereigniſſen
kenn=
ichnet. Auch die Sanktionen ſind nach Lloyd George nicht
ehr gerechtfertigt nach der Annahme des Ultimatums durch
entſchland. Der Völkerbundrat wird nunmehr zu erweiſen
iben, inwieweit von einem Weltgewiſſen überhaupt noch
ge=
rochen werden kann, ob die Stimme der Vernunft ſich
durch=
ſſetzen in der Lage iſt.
Wie ſehr die Atmoſphäre auch heute noch vergiftet iſt,
be=
eiſt der Bericht des Etoile Belge über einen internationalen
ſrgreß für Geſchichte und Medizin, der letzthin in
Paris tagte und zu dem Deutſche nicht eingeladen waren.
Wenn der Ausſchluß der Deutſchen nicht beſonders zum
Aus=
druck komme, ſo ſei dies darauf zurückzuführen, daß die
Mitglie=
der eine ſolche Beſtimmung für unnötig hielten, da ja die
Deut=
ſchen ſich ſelbſt außerhalb aller Nationen geſtellt hätten. All=
Völker, ſo ſoll Profeſſor Hervé (Paris) unter lebhaftem Beifall
ausgeführt haben, ſeien der Vereinigung willkommen,
ausge=
nommen eines, ſolange es ſein Unrecht nicht anerkannt habe,
und der Amerikaner Custom ſoll erklärt haben, er ſetze keinen
Fuß in einen Saal, in dem ſi chein Vertreter Deutſchlands
be=
finde. Werden wir endlich erkennen, wie lebensnotwendig der
intenſive Kampf gegen die Lüge von Verſailles für Deutſchland
iſt? Werden wir endlich erkennen, daß wir in unſerer Not
einig zuſammenſtehen müſſen, daß die heutigen Methoden
unſerer Parteikämpfe uns vollends in den Abgrund ſtürzen?
Durch das Rheinland reiſt der Unabhängige Mink, und hält
Vorträge über ſeine während 8 Monaten in Rußland
geſammel=
ten Eindrücke. Er kommt zu einer entſchiedenen Ablehnung
des Bolſchewismus und ſeiner Methoden. Stuhlbeine ſind die
geiſtigen Waffen, mit denen ihn die Kommuniſten bekämpfen.
Prügelſzenen in Parlamenten ſcheinen ſich bei uns einbürgern
zu wollen und eine wüſte Preſſehetze ergänzt das Bild
gegen=
wärtiger Praxis. Fühlen ſich unſere Radikalen zu ſchwach zu
einem ſachlichen Kampf der Meinungen?
Beſonders bedauerlich iſt es, daß auch heute noch ein großer
Teil der deutſchen Arbeiterführer ſich nicht zu dem Gedanken
der nationalen Gemeinſchaft durchringen konnte. Es muß
end=
lich erkannt werden, daß es geradezu eine ſchwere Gefahr für
den Sozialismus bedeutet, wenn er mit der Hypothek der
inter=
nationalen Utopie belaſtet bleibt.
M.
Die deutſche Gegenliſte.
S. Zu einem Zeitpunkt, wo die Entente noch unnachgiebig
in der Frage der Auslieferung der Kriegsbeſchuldigten
ſchien, hat die deutſche Regierung angekündigt, daß ſie ihrerſeits
eine Gegenliſte von Kriegsverbrechern der Alliierten
veröffent=
lichen werde, um der Entente an der Hand unwiderleglicher
Tat=
ſachem den Beweis zu liefern, daß Verbrechen im Kriege nicht
ein=
ſeitig vom deutſcher, ſondern ebenſo von gegneriſcher Seite
began=
gen wordem ſind. Monate und Jahre ſind underdeſſen vergangen.
Ein erdrückendes Belaſtuungsmaterial, hat ſich inzwiſchen gegen
die Entente angeſammelt, das, durch hunderte von eidlichen
Aus=
ſagem erhärtet, in ſeiner Geſamtheit ein hiſtoriſches Dokument
für die infernaliſche Grauſamkeit und Blurgier gerade der
Na=
tionem bildet, die ſich noch immer erdreiſten, als Träger der „
Kul=
tur” Europas zu gelten. Selbſt aus dem feindlichem Lager haben
ſich Stimmen erhoben, die der Entente zu bedenken geben, daß es
an der Zeit ſei, mit dem Geſchrei über die deutſchen „Barbaren”
einmal aufzuhören und einmal vor der eigenen Tür gründlich
zu kehren. Was ein Mann von Namen und Ruf wie Henri
Bar=
buſſe über die Hinſchlachtumg von 180 wehrloſen Deutſchen in
einem Graben vor Verdun der Oeffentlichkeit übergeben hat, iſt
für ſich alleim genügend, um all die deutſchen „Kriegsverbrechen”,
zwenigſtens ſoweit ſie bisher in Leipzig zur Verhandlung ſtanden,
als harmlos erſcheinen zu laſſen. Ein Beiſpiel, allerdings ein
entſetzliches, iſt dieſer Vorgang für viele andere. In einer Reihe
von deutſchen Veröffentlichungen, die ſich auf amtliche Quellen
ſtützen, ſind Dutzende von Fällen zu finden, die über ähnliche
haarſträubende Vorfälle berichten.
Am Material, um ihre Gegenliſte zu beröffentlichen, fehlt es
alſo der deurſchem Regierung demnach nicht; und es iſt daher nur
ſchwer verſtändlich, warum ſie noch immer nicht dem Drängen
weiteſter Kreiſe Deutſchlands nachgibt und ihre Liſte, die
aller=
dings nicht eine Rache=, ſondern eine Rechtsliſte iſt, der Entente
in aller Form mit dem Verlangen vorlegt, daß auch auf der
Ge=
genſeite die Schulldigen, derem Namen alle bekannt ſind, zur
Rechenſchaft gezogen werden. Früher hat man an den
maßgeben=
den Sctellen Berlins erklärt, daß Deutſchland ſeine Gegenliſte ſich
aufſpare, um ſie bei beſonderer Gelegenheit gegen die Entente als
Trumpf auszuſpielem. Will man vielleicht nun auf den
Augen=
blick warten, wo die Entente irgend ein Leipziger Urteil nicht
anerkent und ſeine Nachprüfung durch eine engliſche oder
fran=
zöſiſche Gerichtsbehörde verlangt, um dann zu erklären, daß eine
Regierung, die ſelbſt nicht einmal die ſchwerſten Verbrechen im
eigenem Lande ſühnt, zur Umſtoßung eines deutſchen
Reichs=
gerichtsurteils auch nicht einen Schimmer von Berechtigung
be=
ſitze? Oder fürchtet man in Berlin, die Herren an der Seine und
Themſe vor den Kopf, zu ſtoßen, wenn man ihnen ihr
Sünden=
regiſter vors Geſicht hält? Das alles könnem keine Gründe ſein,
die die Veröffentlichſng der deutſchen Gegenliſte verzögern
dür=
fen. Vielmehr iſt der Augenblick gekommen, wo ihre Bekanntgabe
geradezu eine gebieteriſche Pflicht geworden iſt.
Deutſchland hat eine Reihe ſeiner „Kriegsvrebrecher” zu
empfindlichen Freiheitsſtrafen verurteilt. Dieſe Prozeſſe ſollen
ſich fortſetzen. Elaubt die Entente wirklich, daß das deutſche Volk
gewillt iſt, auf die Dauer Männer, die im beſten Sinne des
Wor=
tes nicht mehr getan habem als ihre Pflicht, auf die Anklagebank
zu bringemn, während in den Ententeländern die gemeinſten
Mör=
der frei herumlaufen und von ihren Regierungen mit
Auszeich=
nungen überhäuft werden? Je länger ſich das Schauſpiel der
Kriegsverbrecherprozeſſe in Leipzig fortſetzt, deſto heftiger wird
man in Deutſchland verlangen, daß auch die wirklichen Verbrecher
im feindlichen Lager ihrer verdienten Strafe zugeführt werden.
Im Namem derſelben Gerechtigkeit, in dem die Entente die
Be=
ſtrafung der deutſchen Beſchuldigten fordert. Darum: Heraus
mit der Gegenliſte!
Die oberſchleſiſche Frage.
Der Völkerbundrat.
Paris, 19. Aug. (Havas.) Zu der gemeldeten
Beru=
fung des ſpaniſchen Vertreters beim
Völker=
bundrat, Quinones de Leon, zum
Berichterſtat=
ter für die außerordentliche Sitzung des Völkerbundrates am
29. Auguſt fügt eine Habasmeldung noch hinzu: Das ſpezielle
Verfahren, auf das dieſe Bekannimachung anſpielt, beſteht darin,
daß jeder Beſprechung des Völkerbundrates eine möglichſt
voll=
ſtändige und möglichſt unparteiiſche Prüfung der Angelegenheit
vorangehen ſoll. Zu dieſem Zwecke beauftragt der Präſident für
jede Angelegenheit, mit der ſich der Völkerbund befaßt, ein
Mit=
glied, einen Bericht vorzubereiten, der dazu beſtimmt iſt, den
Mitgliedern des Völkerbundrates alle Auskünfte und alle
Auf=
klärungen zu liefern, die ſie im Laufe der Beſprechung nötig
haben könnten. Bei der Eröffnung der Sitzung verlieſt der
be=
zeichnete Berichterſtatter ſeinen Bericht, der ſogleich an alle Mit=
glieder des Völkerbundes verteilt wird. Nach Beendigung des
Berichtes findet, dem Falle entſprechend, entweder ſofort eine
Beſprechung ſtatt oder ſie wird auf ein ſpäteres Datum feſtgeſeßzt,
um unter Umſtänden den Mitgliedern des Völkerbundrates zu.
erlauben, den Bericht gründlicher zu prüfen und vervollſtändigte
Auskünfte zu erbitten. Nach dieſer gründlichen Prüfung der
An=
gelegenheit ſprechen ſich dann die Mitglieder des
Völkerbund=
rates aus.
Paris 19. Aug. Nach einer Havasmeldung entſtand
geſtern für den Völkerbundrat die Frage, ob er ſich mit
dem zweiten Briefe des Oberſten Rates, den Briand in ſeiner
Eigenſchaft als Präſident wie den erſten unterzeichnet hätte, zu
befaſſen haben würde, ein Brief, der dem Völkerbundrat „die
Schwierigkeiten, welche die Ziehung der Grenze in
Ober=
ſchleſien darbietet” auseinandergeſetzt hätte. Die
Beſprechun=
gen, die ſoeben in Paris abgehalten worden ſind, haben dazu
geführt, ein anderes Verfahren anzuwenden. Der Oberſte Rat
beſchränkt ſich darauf, das Aktenmaterial der Angelegenheit dem
Völkerbund zu übermitteln. Keinerlei ergänzender Brief begleite
dieſe Uebermittelung, aber ein Mitglied des Rates,
Quino=
nes de Leon, der Vertreter Spaniens, wird ſofort beauftragt,
„einen objektiven Tatſachenbericht zur Informierung der
Mitglie=
der des Rates” vorzulegen. Das iſt aus verſchiedenen Gründen
wichtig: 1. weil es den erſten Akt des Verfahrens des
Völker=
bundrates darſtellt, 2. weil es die Mitteilung beſtätigt, daß die
Prüfung des Streitfalles tatſächlich begonnen hat, und 3. weil
die Ernennung eines Berichterſtatters noch vor dem
Zuſammen=
tritt des Rates ann 29. Auguſt beweiſt, daß der Rat von dem
Willen beſeelt iſt, die Angelegenheit nicht in die Länge ziehen
zu laſſen, und ſchließlich, weil die Ernennung des Vertreters
von Spanien, die ebenſo ſchmeichelhaft für ihn wie für ſein Land
iſt, in Frankreich und in Paris, wo Quinones de Leon ſo viele
Sympathien beſitzt, nicht als ein bedeutungsloſes Ereignis
an=
geſehen werden kann.
Wie uns mitgeteilt wird, iſt der ſpaniſche Vertreter und
Be=
richterſtatter Quinones de Leon durchaus franzöſiſch
geſinnt, eine unparteiiſche Berichterſtattung alſo dadurch in
Zweifel geſtellt.
Paris, 20. Aug. (Wolff.) Wie der Petit Pariſien zu
wiſſen glaubt, hat der Präſident des
Völkerbund=
rates in ſeiner Antwortnote an Briand, den Text der vom
Oberſten Rat angenommenen Entſchließung wiederholt. Er
er=
klärte dann weiter, daß der Völkerbundrat den ihm anvertrauten
Auftrag annehme, eine Löſung bezüglich der Ziehung der
ober=
ſchleſiſchen Grenze herbeizuführen. Er gibt ſchließlich der
Gewißheit Ausdruck, daß die Regierungen ihren Vertretern
voll=
kommene Freiheit in der Behandlung der Angelegenheit laſſen
werden und drückt die Hoffnung aus, daß der Völkerbundrat in
einer Friſt, die ſo kurz als möglich ſein würde, zu einem
abſchlie=
ßenden Ergebnis kommen werde.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Engliſche Induſtrieſpionage im beſetzten
Gebiet.
GRZ. Köln, 19. Aug. Eine Verhandlung vor dem
Kölner Gericht beſchäftigte ſich mit der Induſtrieſpionage
einer engliſchen Firma, die mehrere Perſonen aus
Ries=
dorf beauftragt hatte, von einem Fabrikmeiſter der Farbwerke
Leverkuſen Anilinrezepte zu erwerben. Den Tätern war von
der engliſchen Firma eine Bezahlung in Höhe von 100 000 Pfund
Sterling, alſo etwa 25 Millionen Mark, in Ausſicht
ge=
ſtellt worden. Das Urteil lautete gegen drei der Angeklagten
auf 9 Monate Gefängnis und 3000 Mack Geldſtrafe, gegen den
vierten Angeklagten auf 6 Monate Gefängnis und 2000 Mark
Geldſtrafe.
Danzig.
Danzig, 19. Aug. (Wolff.) Der Landesverband
der Deutſchnationalen Volkspartei erhebt
bezüg=
lich der vom Oberkommiſſar getroffenen Entſcheidung, betreffend
die Uebergabe der Eiſenbahnen und der
Verkehrs=
wege im Gebiete der Freien Stadt Danzig an Polen einen
Proteſt, worin es u. a. heißt: Wir erblicken in dieſer
Ent=
ſcheidung nicht nur eine für das deutſche Danzig völlig
unerträg=
liche Löſung der Eiſenbahnfrage, ſondern auch eine gröbliche
Verletzung der Danzig=Polniſchen Konvention. Wir müſſen
ver=
langen, daß die den beſonderen Zwecken des Hafendienſtes
die=
nenden und gemäß der Beſtimmung des Hafenausſchuſſes in
deſſen Eigentum gelangenden Bahnen, auch die Leitung und
Verwaltung des Hafenausſchuſſes und die hauptſächlich den
Be=
dürfniſſen der Freien Stadt Danzig dienenden Bahnen,
nament=
lich die Vorortſtrecken, insbeſondere von Danzig nach Zoppot
und Praſiſt und von Simonsdorf nach Tigenhof, mit allen
Bahnhofsanlagen und allem Zubehör der Freien Stadt Danzig
überwieſen werden. Die Uebernahme der Verwaltung durch die
gänzlich unerprobte polniſche Eiſenbahnverwaltung würde eine
ſchwere Schädigung Danzigs bedeuten. Wir erwarten mit
Be=
ſtimmtheit, daß der Senat beim Völkerbund Einſpruch
gegen die in der Entſcheidung des Oberkommiſſars liegende
Ver=
gewaltigung erhebt. Wird dieſe Entſcheidung nicht in dem von
uns verlangten Sinne geändert, ſo müßte die deutſchgeſinnte
Bevölkerung dies als Kampfanſage empfinden.
Die Steuergeſetzentwürfe der Reichsregierung.
ONB. Berlin, 19. Aug. Die Reichsregierung hat die
neuen Steuergeſetzentwürfe bekannt gegeben. Dieſe
ſind unter dei Geſichtspunkt aufgeſtellt, daß Deutſchland die
ſehr ſchweren finanziellen Leiſtungen und die durch die
An=
nahme des Ultimatums übernommenen
Verpflich=
tungen erfüllen und die hierfür notwendigen Beträge in der
Hauptſache durch Steuern aufbringen muß. Die weiteren
Geſetz=
entwürfe ſehen zum Teil eine Erhöhung der bereits beſtehenden
Steuern vor, zum Teil bereiten ſie einen weſentlichen Umbau
der bisherigen Beſteuerung vor, ſo bei der Umſatzſteuer,
Ver=
mögensſteuer, Zuwachsſteuer, Körperſchaftsſteuer, Kohlenſteuer,
Wirtſchaftsſteuer, Verſicherungsſteuer, Kraftfahrzeugſteuer, ferner
Zölle und den Entwurf eines Rennwettgeſetzes. Der Entwurf
des Vermögensſteuergeſetzes knüpft an das
bis=
herige Reichsnotopfer an. Doch ſoll die Vermögensſteuer zum
Unterſchied vom Reichsnotopfer, das innerhalb von 50 Jahren
entrichtet werden muß, innerhalb 15 Jahren abgetragen werden.
Eine weſentliche Aenderung iſt inſofern erfolgt, daß anſtelle der
einmaligen Veranlagung, wie es beim Reichsnotopfer
vorge=
ſchlagen war, eine periodiſche Veranlagung vorgeſehen iſt. Von
großer Bedeutung iſt auch die Vermögenszuwachs=
Seite 2.
folgen ſoll.
anzunehmen, daß darüber ſchon vor der Tagung des Reichstages
eine leidenſchaftliche Preſſepolemik einſetzen wird. Von ſeiten
land zurzeit zu bewältigen hat, kaum möglich iſt, auf alle
Be=
völkerungsſchichten und namentlich die Verbraucherkreiſe jene
wäre. Von welchen Geſichtspunkten ſich die Regierung bei der
Abfaſſung der neuen Steuergeſetzentwürfe leiten ließ, geht aus
der Begründung hervor, die dem Entwurf des
Vermögens=
ſteuergeſetzes beigegeben iſt. In dieſer heißt es u. a.: Das
Ulti=
matum hat Deutſchland Verpflichtungen auferlegt, die geſamten
Wirtſchaftskräfte zur Abtragung der aus dem Kriege übernom=
Ultimatum vorangegangen ſind, haben die glliierten und
aſſozi=
ierten Mächte mit Nachdruck darauf hingewieſen, daß nach 8 12
Verſailles das Steuerſyſtem des Deutſchen Reiches im
allgemei=
nen ebenſo ſchwer ſein müßte, wie in irgendeinem anderen
Lande, das in der Reparationskommiſſion vertreten ſei, daß aber
Deutſchlands bisherige ſteuerliche Belaſtung hinter der der
alli=
ierten Hauptmächte zurückgeblieben ſei. Deutſchland müſſe daher
dazu übergehen, das Syſtem der Verbrauchsſteuer ſo
auszue=
ſchaftlichen Lebens vereinbar ſei. Zwar hat die Erkenntnis an
Boden gewonnen, daß die Verbraucherſteuern vielfach im
Kreis=
weiter abgewälzt werden, daß auf der anderen Seite die Steuern
vom Einkommen und Vermögen von der Abwälzung nicht
aus=
geſchloſſen ſind. Es muß alſo darauf Bedacht genommen werden,
die Belaſtung durch direkte und indirekte Steuern nach
Möglich=
keit von vornherein gleichmäßig hoch zu geſtalten.
Statiſtik des beſetzten Gebietes.
* Das Preußiſche Statiſtiſche Landesamt hat
bemerkens=
ten Rheinlandes herausgegeben, und zwar getrennt nach
den drei Zonen der 5=, 10= und 15jährigen Beſatzung. Hieraus
ergibt, ſich folgendes:
Vor dem Kriege war die Rheinprovinz 26997 Qua= Pferde, Maultiere und Maſchinengewehre.
dratkilometer groß. Nach der Abtretung von Eupen=Malmedy
umfaßt ſie noch 26 000 Quadrattilometer. Hiervon ſind beſetzt:
die Regierungsbezirke Aachen (3166 Quadratkilometer) und
Trier (5700 Quadratkilometer, außer dem Saargebiet), ganz,
von den Regierungsbezirken Düſſeldorf 3395, Köln 2679, Koblenz
4638, insgeſamt 19 573 Quadratkilometer. Hierzu kommt noch
das Saargebiet mit 1484 Quadratkilometer, ſodaß 21 057
Qua=
dratkilometer oder faſt 81 Prozent der geſamten Rheinprovinz
beſetzt ſind.
Der preußiſche Staat iſt ferner noch mit 2342
Quadratkilo=
meter des Regierungsbezirks Wieshaden am beſetzten
Ge=
biet beteiligt. Hiernach ergibt ſich, daß vom preußiſchen Gebiete
im ganzen 21 915 Quadratkilometer mit 4 402 750 Einwohnern
zum beſetzten Gebiete gehören.
Vom Freiſtaat Heſſen ſind 1812 Quadratkilometer mit
466 150 Einwohnern von der Beſatzung betroffen, von Bayern
die Rheinpfalz mit 5599 Quadratkilometer und 833 900
Ein=
wohnern. Der Landesteil Birkenfeld des Oldenburgiſchen
Staa=
tes umfaßt 503 Quadratkilometer und 50 500 Einwohner, ſonach
ergibt ſich als Umfang des ganzen Gebietes im Weſten
einſchließ=
lich des Saargebietes eine Fläche von 31 313 Quadratkilometer,
das iſt 6,6 Prozent des geſamten gegenwärtigen Umfanges des
Deutſchen Reiches.” In dieſem Gebiet wohnen beinahe 10
Pro=
zent der Bevölkerung des Deutſchen Reiches. Die auf Grund
der „Sanktionen” beſetzten Gegenden ſind hierbei nicht berück=.
Die iriſche Frage.
London, 19. Aug. (Wolff.) Im Unterhaufe erklärte
Lloyd George bei Einbringung des Vertagungsantrages, da es
wichtig ſei, daß in Großbritannien, Frland und der Welt ſich
eine den Regierungsvorſchlägen günſtige Meinung bilde, ſo
ſeien dieſe ausführlich in dem an de Valera gerichteten Briefe,
der am 14. Auguſt veröffentlicht wurde, dargelegt worden. Falls
die Bedingungen angenommen würden, ſo würden
Verhandlun=
gen folgen. Die Ergebniſſe würden dann in dem Parlament zu
einem unterbreitenden Geſetz niedergelegt werden. Sollten die
Bedingungen wider Erwarten abgelehnt werden, ſo werde die
Regierung genötigt ſein, nach Befragung des Parlaments
Schritte zu ergreifen. Lloyd George ſchloß mit einer
Aufforde=
rung an die Sinnfeiner, lieber die Bedingungen anzunehmen,
als einen neuen Streit zu entfachen.
London, 19. Aug. (Wolff.) Im Oberhauſe erklärte
Lord Curzon, die Regierung habe Irland alles angeboten,
Darmſtädter Dagblatt, Sonntag, den 21. Auguſt 1921.
Ueiner unch die ie Berusfuf der Frescenuine Te. me enen derhen Lanf. Nuie die Selchehet des eicke de=
Souveränität der Krone und die Einheit des britiſchen Reiches
Die neuen Steuern werden zweifellos bei großen Volks= zu gefährden. Keine Regierung könne die völlige Abtrennung
ſchichten der Bevölkerung auf ſtarken Widerſtand ſtoßen. Es iſt Irlands gewähren. Dies würde den Bürgerkrieg in Irland und
Irlands wirtſchaftlichen Ruin bedeuten.
Der Lordkanzler erklärte, wenn die Verhandlungen
zuſam=
der Regierung wird darauf hingewieſen, daß es im Rahmen menbrechen ſollten, ſo würde man zu. Feindfeligkeiten
eines ſo großen und gewaltigen Finanzproblems, wie es Deutſch= gezwungen werden in einem Maße, wie dies bisher, Frland
gegenüber niemals geſchehen ſei. Die Regierung werde
vor keinerlei Maßnahmen zurückſchrecken, die etwa notwendig leitet, daß die in Frage ſtehenden Baumwolſtickereiem für Gebrauck
weitgehende Rückſicht zu nehmen, wie ſie bei weniger ungünſtigen, werden könnten, um zu verhindern, daß ein weſentlicher Teil der
Verhältniſſen für unbedingt wünſchenswert gehalten worden britiſchen Inſeln ſich vom britiſchen Neiche abtrenne. Die
Re=
gierung ſtehe oder falle mit dem, was ſie angeboten habe. Die
Entſcheidung, ob ſie angenommen oder verworfen werden ſollte,
liege jetzt auf der anderen Seite.
London, 19. Aug. (Wolff.) Im Unterhauſe fand heute
nach der Erklärung Lloyd Georges eine Beſprechung der
iri=
ſchen Frage ſtatt, die jedoch zu keiner Entſchließung führte. Heſſiſchen Eiſenbahn=Aktien=Geſellſchaft hat die mißlichen
Vorkehrsver=
menen Laſten anzuſpannen. In den Verhandlungen, die dem Darauf vertagte ſich das Parlament bis zum 18. Oktober
unter den von Lloyd George angegebenen Vorausſetzungen.
* Dublin, 19. Aug. Geſtern abend wurde bekannt gege=
Abſatz 2 des Anhanges 2 zum Artikel 232 des Vertrages von ben, daß das Sinnfeiner=Parlament die Antwort auf die
Vor=
ſchläge der britiſchen Regierung am Montag in
ge=
heimer Sitzung beraten werde.
Die Lage in Marokko.
wd. Paris 19. Aug. Petit Pariſien meldet aus
Me=
lilla, daß der Führer der marokkaniſchen Aufrührer
bauen, wie es noch irgendwie mit der Aufrechterhaltung des wirt= ein Spanier namens Emilie Rulle ſei, der früher Kommandant
der 2. Batterie in Melilla war. Als er von den Marokkanern
gefangen genommen wurde, bot er dem Kabylenführer Abdelkrim
lauf der Wirtſchaft von den Verbrauchern auf den Arbeitgeber ſeine Dienſte an. Er ſoll ſelbſt die Kanonen bedient haben, die
Melilla beſchoſſen. General Beringer erklärte, daß in
Ma=
rokko der normale Zuſtand bald wiederkehren würde. Die
Ka=
bylen, die Spauien verrieten, würden exemplariſch beſtraft
wer=
den und die ganze Schwere des Gerichts zu ſpüren haben. Die
Regierung ſei entſchloſſen, dem General Beringer alles Material
zur Verfügung zu ſtellen, das er für den Feldzug in Marokko
benötige. Als Oberkommiſſar der ſpaniſchen Negierung wird
werte Mitteilungen über Größe und Bevölkerung des beſetz= den meiſten Fällen nicht gezwungen ſein, die Regierung in dende Fubelfeter der Vertreter der ſchwarzen Kumſt der Fraude und
Madrid ſelbſt um Eplaubnis bitten zu müſſen. Die Depeſchen dem Frohſinn Ausdruch geben. Vormittags findet gkademiſche Feier mit.
aus Melilla beſagen, daß die marokkaniſchen Rebellen viel
Eiſen=
bahnmaterial und Flugzeuge erbeuteten, desgleichen zahlreiche
Paris, 20. Aug. (Wolff.) Wie der Matin erfährt, hat
die ſpaniſche Regierung ſoeben den amtlichen Bericht über die mäßigten Preiſen veranſtaltet werden. Dafür werden beſondere
erſten Kämpfe in der Umgebung von Melilla erhalten.
Da=
nach ſind insgeſamt 14 712 Mann gefallen, ohne die Vermißten Kultun, Hauptgeſchäftsſtelle Darmſtadt. Rheinſtraße 41, bittet daher al
zu zählen. 139 Feldgeſchütze, 332 Maſchinengewehre und über
29 000 Gewehre fielen in die Hände des Feindes.
Rummer 230.
Dermſtod, 21. Malf.
* Ernannt wurden: Der Förſter Geora Vang aus Storndorf
zum Förſter der Forſtwartei Eichelſachſen, Oberförſterei Schotten, der
Förſter Peter Lehr aus Darmſtadt zum Förſter der Forſtwartei
Seli=
genſtadt und die Förſter Adam Bauer aus Hammelbach zum Förſter
der Forſtwartei Altenhain, Oberförſterei Ulrichſtein, Heinrich Bauer
aus Reicheslheim i. O. zum Förſter der Forſtwartei Hirſchhorn I,
Wil=
helm Bechtold aus Eſchenrod zum Förſter der Forſtwartei
Kilians=
herberge, Oberförſterei Feldkrücken. Julius Kniß aus Griesheim zum
Förſter der Forſtwartei Bernsfeld, Oberförſterei, Burg=Gemünden,
Heinrich Trupp aus Deckenbach zum Förſter der Forſtwartei
Sprend=
lingen II. Amtsgehilfe=Subſtitut Johann Makkorn in Darmſtadt
zum Amtsgehilfen bei dem Amtsgericht. Darmſtadt
Amtsgehilfe=
Subſtitut Nikolaus Leiſer in Darmſtadt zum Amtsgehilfen bei dem
Amtsgericht Darmſtadt II, Amtsgehilfe=Subſtitut Philipp. Friedrich
Wegerle in Offenbach zum Amtsgehilfen bei dem Amtsgericht
Offenbach, Amtsgehilfe=Subſtitut Franz Otto Staub in Alzeh zum
Amtsgehilfen bei dem Amtsgericht Alzey, Amtsrichter bei dem
Amts=
gericht Ulrichſtein Ludwig Schneider zum Amtsrichter bei dem
Amtsgericht Schlitz.
In den Ruheſtand verſetzt wurden die Förſter der Forſtwartei
Weickärtshain, Oberförſterei Laubach, Förſter Georg Tröller, zu
Weickartshain, der Forſtwartei Udenhauſen, Oberförſtere
ei Grebenau,
Förſter Lorenz Schmidt zu Ubenhauſen, auf ihr Nachſuchen unter
Anerkennung ihrer dem Staate geleiſteten Dienſte.
Verneinung bes Koſtbarkeitsbegriffs beim Verluſt vom
Baum=
wollſtickereien zum Kilogrammwerte von 590 Mark. —
Wichtige
Reichsgerichtsentſchetdung. Der Kläger macht gegen den
Preußiſch=Heſſiſchen Eiſenbahnfiskus Erſatzanſprüche in Höhe von 128 565
Mark geltend für den Verluſt von mehr als vier Ballen
Baumwollſtik=
kereien. Die in Verluſt geratene Sendung (zuſammen 26 Ballen) war
am 18. Oktober 1919 von der Straßburger Transportgeſellſchaft der
Ei=
ſenbahngütemabfertigung im Weißenbug zum Transport nach Mainz
übergeben und auf der Fahrt beraubtz worden. Der beblagte
Eiſenbahn=
fiskus hält der Klage die Ginrede des Koſtbarkeitsbegriffs entgegen, da
bei der Veuſendung des Gutes die für Koſtbarkeiten geltenden Tarifto=
W ce
ſchriften nicht beachtet worden ſeiem und ein Kilogrammwert von nah
600 Mark in Betracht komme. Die Kammer für Handelsſachen des
Landgerichts Mainz und das Oberlandesgericht Darmſtadt wieſen den
Einwand des Fistus zurück und erklärten den Klageanſpruch dem Grunde
nach für gerechtfertigt. Das Reichsgericht hat das Urteil des
Oberlandesgerichts mit folgenden Entſcheidungsgründen be
ſtätägt: Das Oberlandesgericht hat das Streitverhältnis unter der
Geſichtspunkt des 8 467 HGB. (8 96 EVO.) geprüft, indem es von de
der Rechtſprechung des Reichsgerichts feſtſtehendem Begriffsbeſtim
ausgegangen iſt, wonach Koſtharkeiten Gegenſtände ſind, derem Wert im
Verhältnis zu ihvem Umfange und Gewicht umgewöhnlich hoch iſt. Ein
ſolches Mißverhältnis zwiſchem Wert und Gewicht hat dep Vorderrichter
für die Zeit der Verſendung verneint. Dabei hat ihn die Erwägung
ge=
gegenſtände des täglichen Bedarfs beſtimmt geweſen ſeien, daß der Preis
für ſie nur infolge der Entwertung des deutſchem Geldes gegen früher um
das Mehrfache geſtiegen ſei, und daß uunder dieſem Umſtänden der Preis
von 97 Schweizer Franken oder 590 Mark für das Kilogramm nicht als
ein auffallend hoher bezeichnet werden könne. Ein Rechtsirrtum iſt in
dieſen Ausführungen nicht enthalten. (Aktenzeichen: I. 374/21. — 4. 5.
1921.) (Nachdruck verboten.)
* Die elektriſche Straßenbahn ins Martinsviertel. Die
Direktio=
hältniſſe vom Hauptbahnhof nach dem Maruinsviertel eingeſehen u
auf einen diesbezüglichem Antrag des Bezirksvereins Nord der Deutf
Volkspartei auf Einlegung eines Wagens der eleltriſchem Straßenbat
um 10 Uhr abends ab Hauptbahnhof bis Schloßgartenplatz unde
18. Auguſt 1921 beſtimmt, daß der letzte Kurswagen der Linie 1. ve
ſuchsweiſe ab Hauptbahnhof 9.51 bis zur Frankfurter Straße burchlaufen
ſoll. Das Durchlaufen bis zur Endhalteſtelle „Schloßgartenplatz” 7
wegen der zur Verfügung ſtehenden kurzen Zeit leidev nicht möglich.
Bei eventueller Verſpätung des von Heidelberg kommenden Zuges kann
ſich die oben genannte Abfahrtszeit entſprechend verſchieben; doch barf,
der Wagen nicht länger als bis um 9.53 guf Anſchluß warten.
— Eine Druckſachen=Ausſtellung wurde vom
Bezirksmaicht=
nenmeiſterverein. Darmſtadt, anläßlich des Bjährigen
Be=
ſtehens des Vereins im Gewerbemuſeum veranſtaltet. Die Ausſtellung.
die ſich auf Druckerzeugniſſe aller Art, hergeſtellt in den verſchiedenen
hieſigen Druckereiew, erſtveckt. dürſte beſonders bei der Geſchäftswelt von
Darmſtadt und Umgebung Intereſſe erwecken, zumal in den recht
ge=
ſchmackvoll mit viel Sorgfalt ausgeführten Aubeiten der modernſten
Geſchmaulsrichtung Nechnung getragen iſt. Der Maſchinemmeiſterverein
hat ſich mit der Ausſtellung der Drucherzeugniſſe ein beſonderes Verdienſt
ſchon dadurch erworben, als die Initiatibe bon Arbeiterſeite aus erfolgte,
denn der Stolz des Arbeiters auf ſeinem Beruf kommt duuch dieſe
Ver=
anſtaltung nicht zuletzt zum Ausdruck. Neben dieſer Ansſtellung ſob
General Beringer vollkommene Aktionsfreiheit haben und in eine heute, Sonntag, in den Näumen des „Nummelbräu”
ſtattfin=
guten geſanglichen und muſikgliſchen Vorträgen ſtatt. Nachmittags iſt
großes Volksfeſt, abends Ball.
Zur Ausſtellung „Deutſchland und der Friedensvertrag” bittet uns
die Liga zum Schutze der beutſchen Kultur mitzuteilen, daß beſondere
Führungen für Vereine und ſonſüige Ourganiſationen zu erheblich er=
Tageßzeiten reſerviert werden. Die Liga zum Schutze der deutſchen
Vereine, die ihrem Mitgliedenn den Beſuch der für ums alle
bedeutungs=
vollen Ausſtellung zu einem ſehr geringem Preiſe ermöglichen wollen.
ſich an die Liga zu wenden.
— Auszahlung von Kriegsgefangenenguthaben. Den aus England
heimgekehrten Kriegsgefangenen wird bekannt gegeben, daß
die durch die Hauptkaſſe für das Kriegsgefangenenweſen Berlin SW. 68
Schützenſtraße 3, auf Grund ihrer dort vorgelegten Gutſcheine
ausge=
zahlten Gelder nur vom Reich geleiſtete Vorſchüſſe darſtellen und daf
die endgültige Abfindung erſt nach Eingang der fremöſtaatlichen amt
lichen Guthabenliſten erfolgen kann. Die erwähnten Gutſcheine ſin
durchweg unverbindlich; auf pribate Anfrage erteilte Auskünfte der en
liſchen Regierung, die weder Unterſchrift noch Stempel tragen, ſinb
daher als amtliches Material, nicht anzuſehen. Denjenigen
Hetm=
kehrern, die aus England in der Zeit vom November 1918 bis End
Auguſt 1919 zurückehrten, wird dabei ein Umrechnungskurs von
Mark für 1 Lſtr. berechnet, weil dieſer Kurs den
Durchſchnittsk=
dieſer Zeit darſtellt. Für die nach dem 1. September 1919 aus En
land Heimgekehrten und für alle aus Frankreich Zurückgekomme
wird der Kurs des Entlaſſungstages aus dem Durchgangskager.
währt. Ein weitergehendes Entgegenkommen iſt bei der Finanzle
des Reiches nicht möglich. Die Annahme der Heimkehrer, die fvem
ſtaatlichen Regierungen hätten den ihnen noch zuſtehenden Arbeltsb
dienſt in bar an die deutſche Regierung geſandt, iſt unzutreffend. Bar
überweiſungen an Arbeitslohn haben noch nicht ſtattgefunden, fon
dern es ſind nur teilweiſe Mitteilungen über die Höhe der bei der Ent
laſſung der Kriegsgefangenen aus feinblicher Hand beſtehenden
Gut=
haben (Guthabenliſten) eingegangen. Die in dieſen Liſten vermerkten
Guthaben im Geſamtbetrage von etwa 43 000 Lſtr. ſind bereits zur
end=
gültigen Auszahlung gelangt. Die Forderungen der Kriegsgefangenen
beſtehen nicht gegen das Deutſche Reich, ſondern gegen die ehemals
feindlichen Regierungen. Wenn das Reich eine vorläufige Anzahlumg
vor dem Eingang der amtlichen Guthabenliſten leiſtet, fo geſchieht dies
freiwillig und aus Entgegenkommen für die Heimgekehrten. Einer
rechtlichen Anſpruch darauf haben ſie nicht. Sie müſſen ſich daher m
der zugeſtandenen Abfindung vorläufig begnügen und im übrigen das
Ergebnis der in ihrer Sache unternommenen diplomatiſchen Schritt
abwarten. Ein weiteres Entgegenkommen der Neichsregierung beſteh
darin, daß auch ohne Beibringung von engliſchen Gutſcheinen ein
Vor=
ſchuß bis zu 100 Mark auf den verdienten Arbeitslohn gezahlt wird,
wenn ein ſolcher Anſpruch irgendwie glaubhaft gemacht wird.
— Im Silberkranz. Am Dienstag, den 23. Auguſt begehen bie
Eheleute Heinnich Sauer und Frau Marie geb. Rühl, Liebfrauet
ſtraße 40, das Feſt der Silberhochzeit.
n. Wurmplage und Selbſtbehandlung. Bekanntlich hat ſich während
der letzten Jahre ein vermehrtes Vorkommen der im menſchlichen Darm
Dürer und die deutſche Schrift.
C.K. Der Streit, ob die ſogenannte Antigug oder
Frak=
turdie geeignete Druckſchrift im Deutſchen ſei, hat in den letzten
Jahren beſonders heftig getobt, und während, die einen die
alleinige Berechtigung der Antiqua derfochten, verteidigten die
anderen die Fraktur als unſere Nationalſchrift. Gewiß hat die
Antiqua, die ſich ſtärker an die Form der alten lateiniſchen
Schrift anlehnt und daher dem Ausländer geläufiger iſt, den
Vorteil internationgler Geltung, aber es würde eine Verarmung
unſeres Volkes bedeuten, wenn man die Fraktur ganz aus
un=
ſeren Büchern verbannen wollte. Iſt doch in dieſer Schrift das
beſondere deutſche Formgefühl prachtvoll ausgedrückt, und man
kann es verſtehen, zuenn einer der eifrigſten Vorkämpfer der
Fraktur, Guſtav Milchſack, ausruft: „So lange ein Deutſcher
ſeinen Arm rühren kann, wird er für die Fraktur, ſeine
Natio=
nalſchrift, kämpfen wie für ein teures Stück ſeiner Heimat,
ſei=
nes Volkes, ſeiner ſelbſt.” Milchſack hat auch in ſeiner ſo wenig
beachteten Schrift „Was iſt Fraktur?” darauf hingewieſen, wie
enge Beziehungen unſer größter bildender Künſtler Dürer zu
dieſer Schrift beſitzt, die zu einer Zeit, als die verbreitetſte
Anti=
qua, die ſogenannte Schwabacher, als die Schrift der Werke
Luthers auf der Höhe ihres Anſehens ſtand, aus der
Verborgen=
heit faſt unbekannter Druckerwerkſtätten plötzlich ans Licht trat.
Es iſt eine neue Entdeckung Milchſacks, auf die wohl in der
gan=
zen Dürer=Literatur noch nicht aufmerkſam gemacht worden iſt,
daß er den Anteil Dürers an der Einführung dieſer Schrift
be=
tont. Dürer hatte die lateiniſchen Texte zu den Bildern ſeiner
großen und kleinen Paſſion und zu denen des Marienlebens mit
Antigua, dagegen den deutſchen Text zu ſeinen Bildern zur
Offenbarung, ſowie den deutſchen und lateiniſchen Text zu den
Apokalypſe=Blättern mit Schwabacher Lettern gedruckt: die Titel
zu den beiden Holzſchnittfolgen hat er mit ſtreng gotiſchen
Let=
tern auf Holz gezeichnet und geſchnitten. Als er einige Jahre
ſpäter die Zeichnungen zur Ehrenpforte beendete, waren auch
hier die Inſchriften faſt durchweg in deutſcher Schrift
ausge=
führt. Als er aber ſeine kunſtheoretiſchen Arbeiten drucken ließ
und ſo zum erſtenmal eine Druckſchrift ohne Bilder aus ſeiner
Oruckerei herausbrachte, da verwendete er eine ganz neue Schrift,
nämlich die Fraktur, und ganz in ſeinem Sinne ließ ſeine Witwe
nach ſeinem Tode ſeine nachgelaſſenen Werke ebenfalls in dieſer
Schrift drucken.
Die „Prob von Frakturſchriften”, die der Nürnberger
Schreib=
meiſter Fohannes Neudörfer für den Formſchneider Hieronymus
Andreä entwarf und die dieſer in Holz ſchnitt, iſt alſo zuerſt
von Dürer in ſeiner Privatdruckerei verwendet worden. Wenn
uun dieſe Frakturſchrift zunächſt für Dürer, alſo in ſeinem
Auf=
trag und auf ſeine Koſten, hergeſtellt wurde, ſo wird
wahrſchein=
lich auch von ihm die Initiative zur Schöpfung einer neuen
Schrift ausgegangen ſein. Denn ſonſt hätte er ja bei der all=
gemein beliebten Schwabacher oder bei der Antiqua bleiben
kön=
nen, die er beide bereits in ſeiner Hausdruckerei beſaß. Dürer
wird mit Neudörfer und Andreä, bevor ſie ans Werk gingen,
die Form der neuen Schrift beſprochen und die Arbeit der beiden
beſtändig prüfend begleitet haben. Der Plan zu einer ſolchen
neuen Schrift hat dieſen Meiſter der kunſtgewerblichen Form
gewiß ſchon lange beſchäftigt. Schon in der
Goldſchmiedewerk=
ſtatt ſeines Vaters mag ſein Intereſſe für Druckſchriſten geweckt
worden ſein; vielleicht hat er ſogar ſelbſt in ſeinen Lehrjahren
an Schriftſtempeln gearbeitet, die für ſeinen Paten, den großen
Buchdrucker=Verleger Koberger, hergeſtellt worden ſein mögen.
In Italien ſah er, wie ſich die bedeutendſten Künſtler und
Ge=
lehrten bemühten, die beſte Form der Antiqua durch
mathe=
matiſche Konſtruktionen zu finden; auch er ſelbſt hat das Problem
auf dieſe Weiſe zu löſen verſucht. Bei vielen ſeiner Bilder hatte
er die Schriftart für die Inſchriften auszuwählen; dabei
ver=
fuhr er durchaus nicht engherzig, ſondern wählte bald Gotiſch,
bald Antiqua, bald beide dicht nebeneinander. Auch beim Druck
der Texte zu ſeinen großen Bilderfolgen entſchied er ſich bald
für die deutſche und bald für die lateiniſthe Schrift. Als er dann
1512 in den Bannkreis Kaiſer Maximilians trat und die hier
ver=
wendeten neuen Schriftformen des Gebetbuches und des
Theuer=
dank kennen lernte, da mag in ihm die ſtarke Sehnſucht erwacht
ſein, nach ſolchen Verſuchen nun eine vollendete deutſche Schrift
zu ſchaffen. Der renaiſſancehafte Glanz, der noch aus den
Schriften des Gebetbuches und des Theuerdankes ihm
entgegen=
leuchtete, widerſprach ſeinem deutſchen Formgefühl, und erſt in
der Fraktur fand er die Erfüllung deſſen, was er erfehnt hatte.
Als die Schrift endlich die Geſtalt empfangen hatte, in der ſie
1525 in Dürers „Unterweiſung der Meſſung mit dem Zirkel und
Richtſcheit” ans Licht trat, da war ſie nicht bloß äußzerlich fertig,
ſondern auch imerlich vollendet, ein Kunſtwerk, das den Genius
ihres Schöpfers auch nach 400 Jahren noch laut verkündet.
kock. Von der Biebricher Kunſtausſtellung. Es dürfte kaum
eine franzöſiſche Veranſtaltung gegeben haben, die mit einem ſo
kläglichen Fiasko abſchneidet, als die franzöſiſche
Kunſt=
ausſtellung im Biebricher Schloß. Ungezählte
Tau=
ſende gab die franzöſiſche Regierung für die Propaganda aus.
Aber den Lockrufen folgten lediglich franzöſiſche Soldaten und
Ziviliſten. Das deutſche Publikum hat ſich bis heute der
Aus=
ſtellung demonſtrativ ferngehalten und macht einen weiten Bogen
um das Schloß herum. Auch die Einführung der beſuchsfreien
Tage vermag es nicht, den vor Langweile ſchier ſterbenden
Aus=
ſtellungsaufſehern, der Kaſſiererin und der Garderobefrau
Ge=
ſelſchaft und Beſchäftigung zuzuführen. Nur zwei Deutſche ſind
von Anfang an die treueſten Beſucher der Ausſtellung. Das ſind
die wackeren Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr von
Bieb=
rich, die auf Anordnung der franzöſiſchen Verwaltung die Aus=
An
ein Stundenhonorar von 5 Mark, das die Franzoſen bezahlen
müſſen. Die täglichen Ausgaben von 240 Mark für die
Feuer=
wehr werden nicht im entfernteſten von den Eintrittsgeldern
auf=
gebracht. Seit einigen Tagen haben die Franzoſen im
Schloß=
park auch ein franzöſiſches Kino eröffnet. Auch von dieſem
Unternehmen halten ſich die Einheimiſchen fern.
— Der Reiz der verbotenen Frucht. In dem großen
Um=
zug gegen das Alkoholverbot, der dieſer Tage in
Neu=York ſtattfand, marſchierte auch eine 80jährige Dame
trotz des ſtrömenden Regens unentwegt mit. Natürlich wurde
ſie deswegen ausgefragt, und nun erklärte ſie, ſie habe ſich ihr
ganzes Leben lang gegen den Alkoholgenuß ausgeſprochen, abe
jetzt, wo er verboten ſei, verlange ſie Freiheit auch in dieſer
Hin=
ſicht für jeden Einzelnen. Dieſe kleine Tatſache nimmt Muriel
Harris zum Ausgangspunkt für eine Schilderung der
eigentüm=
lichen Stellung der modernen Amerikanerin zum
Alkohol. Bevor das Alkoholverbot erlaſſen wurde, konnte
man ſelten eine Frau antreffen, die nicht theoretifch dafür ge
weſen wäre, heute gewinnt man aus den weiblichen Aeußerunge
den Eindruck, daß die Frauen im allgemeinen die heftigſten
Ge=
ner dieſer Maßnahme darſtellen. Sie ſind am meiſten enttäuſd
über das, was ſie doch hauptſächlich angerichtet haben, denn ſi
hatten ſich die Sache ganz anders vorgeſtellt. Zunächſt einmal
erbittert es den Gerechtigkeitsſinn der Frauen, daß der Genuß
von Alkohol im heutigen Amerika mehr denn je eine Klaſſenfrage
iſt. Wer genug Geld hat, kann ſo viel Wein und Schnaps
trin=
ken, wie er will.
Die armen Leute müſſen darauf völlig verzichten. Als
Wir=
tin ſetzt die Amerikanerin, die früher nur alkoholfreie Getränke
auf dem Tiſch hatte, jetzt ihre Ehre darein, den Gäften den
ſelte=
nen verbotenen Genuß eines guten Weines zu verſchaffen. Wi
ja ſtets im Leben, und beſonders bei Frauen, reizt das am
mei=
ſten, was verboten iſt, und dieſer Reiz der verbotenen Frucht hat
aus der früher ſo nüchternen Amerikanerin eine leidenſchaftlicht
Verehrerin eines „guten Tropfens” gemacht. „Ueberall in
Ge=
ſprächen,” ſchreibt die Verfaſſerin, „werden Hausrezepte für
alko=
holiſche Getränke mitgeteilt, und das Geheimnis, die Furcht vos
Strafe, erhöht noch die Freude an der Bereitung ſtarker
Ge=
tränke und an der Mitteilung ſolcher Rezepte. Ein Mädchen,
das in dem Brauen von kräftigen Sachen etwas leiſtet, iſt
be=
ſonders begehrt und wird von den Männern für „smart”
gehal=
ten. Der Wein iſt, weil er verboten wird, in der neuen Welt mit
einem bisher unbekannten Schimmer von Nomantik umgeben.
Weintrinken iſt eine der Senſationen, die man von einer Reiſ
nach Europa erwartet, und die Amerikanerin iſt ebenſo begierie
danach, dem Gott Bacchus tüchtig zu opfern, wie ſie es nachhe
berhältnismäßig wenig tut. Es hat faſt den Anſchein, als ob
Rummer 230.
be
m
1n
mit
ein,
anzutreffenden Würmer ergeben, weshalb die Anwendung
entſprechen=
der Gegenmittel, beſonders des Chenopoſans, einen bedeutenden
Um=
fang angenommen hat. Letzteres iſt aber kein harmloſer Stoff, ſondern
wirkt in allzu großer Menge giftig, ſo daß Geſundheitsſchädigung, je
ſelbſt tödlicher Ausgang eintreten kann. Ein neuerdings hier
beobach=
teter Fall war ſolch ſchwerſter Art, ein kleines Kind verſtarb, und nach
dem Befund der Leichtenſektion ſcheint der Tod durch beſagtes Mittel
herbeigeführt worden zu ſein. Ob fahrälſſiges Verſchulden irgend einer
Seite vorliegt, iſt noch Gegenſtand näherer Prüfung, das Geſchehnis
elbſt aber wird ſchon jetzt als gewiſſe Warnung von allgemeinerem
Belang. Unter dem Einfluß der gegenwärtigen Verhältniſſe befinden
ſich wohl die meiſten Perſonen, zumal Kinder, in geſchwächtem Zuſtand
(wie ja auch Magen= und Darmerkrankung ſehe häufig aufzutreten
pflegen), und es iſt daher doppelte Vorſicht vonnöten. Keinesfalls ſollte
man allzu ſorglos nach dem Grundſatz „je mehr, deſto beſſer”, die
Selbſt=
behandlung betätigen.
Reinlichkeit im Walde. Herr Beigeordneter Buxbaum ſchreibt
uns: Der Verſchönerungsverein, die Stadtverwaltung und die
Ober=
förſtereien haben in den Anlagen und in den Wäldern der
Umge=
bung unſerer Stadt zahlreiche Bänke aufgeſtellt. Ein Gang durch
unſere Wälder zeigt uns im Umkreiſe jeder Bank ein Bild der
Ver=
wüſtung und Unreinlichkeit, wie es kraſſer nicht gezeichnet werden kann.
Die mit großer Sorgfalt um die Vänke gepflanzten Sträucher ſind
liberall vollkommen vernichtet, alles zertreten. Rundum liegen Unmengen
von Zeitungsfetzen, Papierreſten, Konſervenblichſen, Zigarren= und
Zi=
garettenreſte, Streichhölzer und dergl. Wahrlich ein Bild, das die
chaoti=
ſchen Zuſtände unſerer Zeit widerſpiegelt! Es iſt ja ſchon imier
vor=
gekommen, daß um die Bänke Paßierreſte zerſtreut lagen, aber in dem
Maße, in dem jetzt in dieſer Hinſicht derfahren wird, war es nie der
Fall. Ich richte an den geſunden Sinn der Bevölkerung, an
Spazier=
gänger, an die Lehrer mit ihren Schulklaſſen, an alle Wandervögel uſw.
die dringende Bitte: Werft keine Padierfetzen und dergl. achtlos weg,
verlaßt den Platz, auf dem ihr ausgeruht und gegeſſen habt, erſt, wenn
ihr euch überzeugt habt, daß kein Papier mehr ſichtbar iſt. Reinige jeder
elbſt die Umgebung der Bänke! Habt ackt auf jede Pflanze, ſchont
inſeren Wald. Er iſr ein Kleinoo, das wir alle hiiten und pflegen müiſſen.
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 21. Auguſt 1321
eng=
Montag, den 22. Auguſt 1921
ige Lebensmittelmarken:
Trot: Für Erwachſene: (Karten blau), Marke Nr. 98, 97
und 96, je 800 gr Brot. Marke Nr. 91, 560 gr Mehl oder
800 gr Brot.
Für Kinder: (Karten weiß Marke Nr. 69, je 800 gr Brot.
Marke Nr. 66, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltnngsnzehl: Bis 15. September auf die
Lebensmittel=
marken „Friedberg” blau und weiß, je 800 gr
Haushaltungs=
iehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Ungültige Warken. Alle bis einſchließlich 15. Auguſt ds. Js. für
Brot und Mehl aufgerufenen Marken ſind ungültig und dürfen
zum Brot= oder Mehlbezug nicht mehr angenommen werden.
Geflügelverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraßie 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Gerſtenmehl (Holglohe indernahrung): ½ Pfund zu 2.— Mk.
markenfrei, zu haben in den Städt. Krankennährmittal=
Ver=
kaufsſtellen.
Milch: Auf Marke „Auguſte” der blanen Leßensmitteikarten
je ½ Liter.
Zucker: Bezugsmarke Nr. 36 blau, grün, lila und rot, Nr. 27
weiß, Nr. 13 gelb, Juli=Anteil 500 gr und Sonderzutveiſung
Marke „Minna” 500 gr auf den Kopf.
la Kernſeife: Ganze Riegel zu 16 Mk., halbe Riegel zu 8 Mk
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 5.
Städtiſcher Holzverkauf: Auf die Nummern 1 bis 15 der
Holz=
ausweiskarten je 1 Ztr. Holz zum Preiſe von 14 Mk. für
Laub=
holz und 12 Mk. für Nadelholz. Dieſe Holzmengen müſſen
bis zum 1. Oktober bezogen ſein.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 3. Rate //„
der Jahreszuteilung in Braunkohlenbriketts beſtellt werde
Außerdem die volle Jahreszuteilung in Rohbraunkohlen aus
der Grube Prinz von Heſſen.
Verkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw.: Jeden
Mittwoch von 7—12 Uhr vormittags und von 2—6 Uhr
nach=
mittags bei der Städt. Materialverwaltung im Hinterhaus
des Stadthauſes.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet,
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Es iſt auf die Nummern der aufgerufenen Marken genau zu
achten, da bei Verwechslungen Erſatz nicht geleiſtet wird.
8 Polizeibericſt. Feſtnahme eines farbigen Franzo=
Geſtern wurde durch die hieſige Polizei in der Wilhelminenſtraße
ſr Marokbaner feſtgenommen, welcher ſeine Uniform mit Zivilkleidern
ertauſcht hatte. Beſchlagnahmt: Die Polizei in Nied a. M. hat
r10. Auguſt Ifd. Js. nachſtehende Fahrräder beſchlagnahmt: ein
Heurn=
arrad, Fabrik=Nr. 147 798,
Herrnfahrrad, Fabrik=Nr. 97 022, ein
E‟
rrnfahrrad, Fabrik=Nr. 5895, ein Herrnfahrrad, Fabrik=Nr. 73 941,
r Knabenfahrrad, Fabrik=Nr. 10 382, ein Herrnfahrrad, Fabrik=Nu.
5045, ein Herrnfahrrad, Fabrik=Nr. 124 603, ein Herrnfahrrad,
Fabrik=
r. 6663, ein Herrnfahrrad, Fabrik=Nr. 214 759. Da obige Räder
zwei=
los von Diebſtählen herrühren, werden Perſonen, wvelche Anſprüche
tend machen können, erſucht, ſich umgehend an genannte Polizeibehörde
wenden. Geſtohlen wurde: Aus einer Gartenhütte am
Pfaurwie=
nweg ein Jagdgewehr. Aus dem Zimmer eines Dienſtmädchens in der
lyſtraße ein goldener Anhänger. Aus einem Hausftur in der
Ernſt=
dwigſtraße ein Fahrrad, Marke „Wanderer”, Fabrik=Nr.
29 561. Aus
iem Manſardenzimmer eine Brieftaſche wit 800 Mark Inhalt. Feſt=
genommen wurden: Die 15 Jahre alte Arbeiteri M. W. von
He=
ring i. O. wegen Diebſtahls. Die Proſtituierte M. H. von hier wegen
Uebertvetung ſittenpolizeilicher Vorſchriften. Der 20 Jahre alte Arbeiter
K. S. von Reichmannsdorf i. B.
und der 21 Jahre alte Metallarbeiter
A. R. von Hamburg wegen Obſtentwendung.
Saalbau. Zu dem heute ſtattfindenden Sommerfeſt der Kaufm.
Stenographen=Geſellſchaft „Gabelsberger” im
Saal=
baugarten ergingen keine beſonderen Einladungen. Die zahlreichen
An=
hänger der genannten Geſellſchaft haben daher ungehinderten Zutritt
in den Oberwaldhausanlagen findet nach längerer Pauſe am
Sonntag nachmittag ein Konzert ſtatt, deſſen Ausführung der
Or=
cheſtervereinigung obliegt und von Herrn H. Hauske geleitet wird.
(Siehe Anzeige.
Sportplatz=Reftaurant (Böllenfalltor). Auf das heutige
Sonntag=
abend=Konzert unter Leitung des Herrn Obermuſikmeiſters Hauske ſei
beſonders aufmerkſam gemacht. (S. Anz.)
— Im Heſſiſchen Hof konzertiert Sonntag, 21. Auguſt, abends, in
gewohnter Weiſe Herr Obermuſikmeiſter M. Weber nach einem
vollſtän=
dig neuen Programm. (Siehe Anzeige.)
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Die Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal) bringen das große
Doppeiprogramm in 10 Akten 1. Die Jagd nach dem
Millio=
nendieb oder Hotel Tgrtarus, ein Letektivdrama in 5 Akten mit
Karl Strobl als Staatsanalt und Martin Lübbert als
Ein=
brecher, 2. Das Abenteuer auf der Store Strandſtrede
gewaltiger Senſations= und Abenteuerfilm in 5 Akten mit Heinrich
Schroth als Detektid. Auf den Geſamtinhalt dieſer beiden ganz
be=
deutungsvollen Filmwerke einzugehen, hieße dem Publikum den Rei
und die Spannung im voraus nehmen; immerhin kann geſagt werden,
daß hier etwas über die Leinwand rollt, was an hochdramatiſcher
Dar=
ſtellung ganz außergewöhnlicher Senſationen nicht ſo leicht übertroffen
werden kann.
Union=Tl
ater: „Der Gang in die Nacht”,
Ent=
zückende Naturſtimmungen, re
izende Bildausſchnitte einer typiſch
nor=
diſchen Landſchaft, eine pſychologiſch fein und ſpannend angelegte
Hand=
lung, das ſind die äußeren und inneren Qualitäten dieſes neuen
Film=
werks. Die handelnden Charaktere tragen intereſſante Züge, aber man
wird nicht ſagen können, daß ſie nur in Romanen vorkommen.
Jeden=
falls ſteuern die erſtklafſigen Leiſtungen der Darſteller — alles Namen
von beſtem Kſang — dazu bei, um ein Stück von düiſterer Tragik
er=
üllten echten Lebens auf be
Leinwand zu zeigen. Beſonders darf auch
die dem Stimuungsgehalt der Vilder ausgezeichnet angepaßte
Muſik=
begleitung genannt werden, die allein ſchon einen vollen Genuß
be=
deutek. — Sehr lehrreich und intereſſant iſt der Merckſche Film, der
internationalen Propagandazwecken dienen ſoll und uns Deutſche — die
Darmſtädter zumal — mit berechtigtem Stolze erfüllen kann.
Reſidenz=Theate
„Das Geheimnis der
Mumi
Der Sonntagsſpielplan wartet mit zwei Filmen von
aus=
erleſener Klaſſe auf. Höchſte Spannung iſt das Kennzeichen der
Detektiogeſchichte, die der bekannten ſchauſpieleriſchen Fähigkeit der
temperamentvollen Egede Niſſen — von dem „Millionendieb” her nochk
in guter Erinnerung — und ihrer männlichen Partner Janſon und
Stifter dankbare Aufgaben ſtellt. Lya Ley, die einem Luſtſpiel den
Stenipel ihrer urwüchſigen Perſönlichkeit aufdrückt, bedarf keiner
Emp=
fehlung miehr. Nur der Titel „Lyas beſte Rolle” ſei
hervorge=
hoben. Mehr braucht man nicht zu ſagen, ſondern kann das Urteil
ge=
troſt den lachenden Zuſchauern überlaſſen.
* Grieshei, 18. Aug. Gemeinderatsſitzung. Der
Vor=
anſchlag für 1921 im Betrage von 2 107 941,73 Mark wurde in der von
der Finanzkommiſſion vorgeſchlagenen Abänderung angenommen. —
Auf ein Geſuch der Notſtandsarbeiter wurde der Stundenlohn auf
5 Mark erhöht. — Die Regulierung des Scheidgrabens betreffend, nahm
der Gemeinderat Kenntnis von den Mitteilungen des Bürgermeiſters
über die ſtattgehabte Konferenz in der Sache. — Dem Johannes
Klin=
ger 2. wurde der nachgeſuchte Baukoſtenzuſchuß in entſprechender Höhe
bewilligt. — Bei der Wahl von zwei Mitgliebern zur
Wohnungskom=
miſſion wurden Lehrer Joh. Müller als Mitglied und Gaſtwirk Helwig
Landau als Stellvertreter
vählr. — Das Geſuch des Kinopächters
Beſold um Ermäßtigung de
Billettſteuer wurde abſchlägig beſchieden.
Ein Geſuch des Schaffners Eduard Vogel wegen Ankauf eines
Wohn=
hauſes wurde aus Konſequenzrückſichten abgelehnt. — Das Geſuch der
Hebamme Sophie Pfaff um Entbindungsgeld in einem beſonders
dürf=
tigen Falle wurde ebenfalls abgelehnt, weil für derartige Entbindungen
von der Gemeinde feſte Vergütung ſchon gewährt wird. — Einem
An=
trag der Saalbeſi
für die Kirchweihe die Vergnügungsſteuer fallen
zu laſſen, konnte mit
ſickſicht auf die Finanzlage der Gemeinde nicht
tattgegeben werden. Die Str
zenbeleuchtung wird dagegen, wie
ge=
wünſcht, in Funktion treten. — Das Haushaltungsgeld für die
Kran=
kenfchweftern wird von 100 Mark monatlich auf 150 Mark erhöht vom
1. d. M. ab. — Die Miete für die Barackenwohnungen wurde für
1 Quadratmeter Wohnfläche auf 1 Mark für den Monat. feſtgeſetzt.
r. Nieder=Ramſtadt, 19. Aug. Gemeinderatsſitzung Tom
18. Auguſt. Als erſter Punkt der Tagesordnung wird das
Bauvor=
haben des Ferd. A. Pertſch aus Darmſtadt verhandelt. Dieſer
beab=
ſichtigt, bei ſeinem in hieſiger Gemarkung liegenden Mühlenhof, an der
Ober=Ramſtädter Kreisſtraße, einen größeren Baukomplex, beſtehend aus
zunächſt 6 Einfamilienhäuſern, zu errichten und ſuchte uum die
Bewilli=
gung des Staats= und Gemeindebaudarlehens nach. Letzteres zuüirde ſich
füir die beabſichtigten 6 Häuſer bei Bewilligung der vollen Summe auf
twas über 100 000 Mark belaufen. Im Intereſſe der nur zu
begrüßen=
den Hebung der Baurätigkeit und zum Zwecke der Milderung der immer
drohender in Erſcheinung tretenden Wohnungsnot iſt der Gemeinderat im
allgemeinen der Auffaſſung geweſen, die Sache zu fördern. In
An=
betracht deſſen, daß die Gemeinde in den letzten Jahren zu
Wohnungs=
zwvechen ſchon ganz gewaltige Summen aufgewendet hat, konnte ſich der
Gemeinderat gegenwärtig noch nicht
gzu verſtehen, dem Geſuch in der
dorliegenden Form zu entſprechen. Die Sache wäre vielleicht diskutabel,
wenn ſich der Geſuchſteller mit dem Mindeſtſatz von einem Drittel des
geſetzlichen Satzes des Baudarlehens begnügen würde. — Eine ſehr rege
Debatte ſetzte bei dem nächſten Punkt der Tagesordnung,
Brennholz=
verſorgung der Minderbemittelten für 1922, ein. Nach
einem vorliegenden Schreiben der Oberförſterei wird die Rationierung
des Brennholzes vom nächſten Winter an aufgehoben und ſollen von
dieſem Zeitpunkte an nur noch die Minderbemittelten im Wege der
Ra=
tionierung mit Brennholz verſorgt werden. Zur Feſtſtellung der
Min=
derbemittelten wurde eine viergliedrige Kommiſſion eingeſetzt und dieſer
als Richtlinie mit auf den Weg gegeben, alle diejenigen Familien als
minderbemittelt anzuſehen, deren Jahresgeſamteinkommen den Betrag
von 15 000 Mark nicht überſteigt. — In Ausführung eines früher
gefaß=
ten Gemeinderatsbeſchluſſes, den Kriegerwitwen einen entſprechenden Teil.
der Holzgeldſchuld für 1921 zu erlaſſen, wurde die ſeitens der Ortsgrupbe
der Kriegsbeſchädigten uſw. vorgelegte Liſte einer Prüfung unterzogen
und beſchloſſen, den zurzeit noch unverheirateten Kriegerwitwen, fowne
den alleinſtehenden Witwen, deren Söhne gefallen ſind, 50 Proz ent
der Holzgeldſchuld zuerlaſſen. — Die Nachprüfung der
Be=
ſchwerden über die Feſtſetzung des Getreideumlagezolls
ührte zu lebhaften Auseinanderſetzungen. Allgemein war man der
An=
ſicht, daß die Feſtſetzung des Umtagezolls auf ganz falſchen Grundlagen
aufgebauk ſei. Mit Rückſicht darah5, daß die Gemeinde hinſichtlich des
ihr auferlegten Lieferzolls nicht entlaſtet werden kann, beſchloß der
Ge=
meinderat, den Beſchwerden ebenfalls nicht ſtattzugeben, muß vielmehr
den Landwirten empfehlen, das Lieferſoll nach gegenſeitiger
Verein=
barung aufzubringen. — Als Hilfsfeldſchüitz für 2 Monate wird Jak.
Blum dahier beſtellt. — Die Frage der Erhöhung der Teuerungszulagen
der Gemeindebeamten gemäß einem allgemeinen Ausſchreiben des
Kreis=
amts Darmſtadt nahm einen längeven Zeitraum der Debatte in Anſpruch.
Allgemein war man der Anſicht, daß gegen eine Erhöhung der Sätze, wie
ſie übrigens den Staats= und Gemeindebeamten ſchon längſt bewilligt iſt,
nichts einzuwvenden wäre, nur glaubte ſich ein Teil des Gemeinderats der
Bewilligung mit rückwirkender Kraft widerſetzen zu ſollen. Nach
lär=
gerer Verhandlung einigte man ſich dahin, die neuen Sätze mit Wirkungs
fengaſſe, wurden dem Pfläſterermeiſter Seibel aus Traiſa als
Wewgſt=
nehmenden übertragen. — Unter Punkt Verſchiedeies wurden noch eiuige
kleinere unbedeutende Angelegenheiten erledigt, womit die öffentlich=
Sitzung geſchloſſen wurde. In geheimer Sitzung noch eine Armenſache.
wd. Groß=Gerau, 20. Aug. Die Brotverſorgung.
Nach=
dem feſtgeſtellt worden iſt, daß Landwirte, die weniger als ein Hektar
Getreide angebaut hatten, ihr ausgedroſchenes Brotgetreide, Haſer und
Gerſte im freien Handel abſetzten und für ſich und ihre Angehörigen
Brotkarten beantragten, hat der Kommunalverband Groß=Gerau ange=
lich Gerſte und Hafer) an den Kommunalverband abgeliefert haben.
Gelingt dieſer Nachweis nicht, dann müſſen die betreffenden Landwirte,
wenn ſie ſich nicht mit Brotgetreide ſelbſtverſorgen wollen, das Brok im
freien Handel, alſo zu den für markenfreies Brot geltenden Preifen,
kaufen.
Klein=Zimmern, 20. Aug. Beigeordnetenwahl. Bei
der am Sonntag hier ſtattgefundenen Beigeordnetenwahl wurde
Fried=
rich Kiefer mit 218 Stimmen gewählt. Gerhard Henrich erhielt 73,
Johannes Millmann 3. 21 Stimmen. — Nächſten Sonntag feiern Herr
einrich Krebs und
ſei=
te Ehefrau Margarethe, geb. Sachs, ihre
Goldene Hochzeit. Der Jubilar iſt ein Krieger von 1886 und
1870 und beide ſind noch in voller Rüſtigkeit. Aus ihrer Ehe gingen
2 Kinder herbor, wovon nur noch ein Sohn lebt.
wd. Offenbach, 20. Aug. Ehrlichkeit. Beim hieſigen
Telegra=
dhenamt ſurde durch Verſehen am Telegraphenſchalter ein
Tauſend=
maukſchein zu viel ausbezahlt. Bei der Abrechnung meldete man den
Verluſt, ohne irgendwelche Anhaltspunkte zu haben. In einem
ano=
nymen Brief wurde ſpäter der Tauſendmarkſchein dem
Telegraphen=
direktor zugeſandt.
Bensheim, 19. Aug. Stenographenverein
Gabels=
berger, Seminar Bensheim. Am vergangenen Mittwoch
veranſtaltete der Stenographenverein am Seminar zu Bensheim einen
ortragsabend,
ei dem der Vorſitzende des „Schülergaues Darmſtadt
dabelsbergerſche
Stenographen”, Herr Otto Weſtermann aus
Darm=
ſtadt, über das Thema „Die Stenographie Gabelsberger
an den höheren Schulen in Heſſen” ſprach. Der Vortragende
entwickelte mit begeiſterten Worten ein klares Bild von der Tätigkeit
im 10. Schülerbezirk und ging beſonders auf die Arbeit im
Schüler=
gau Darmſtadt näher ein. Seine Ausführungen gipfelten in dem
Satze, daß jeder Schülerverein ein Arbeitsverein ſei müſſe und daß
er nicht zu einem Vergnügungsklub ausarten dürfe, der die
Steno=
gradhie nur noch nebenher als zufälligen Sport betriebe. Er ſchloß
mit einer Ermahnung zu ernſter, zielbewußter Arbeit und zu zahlreicher
Beteiligung an dem im November in Darmſtadt ſtattfindenden
Schüler=
gautag. Auch der Geſchäftsführer des Gaues, Herr Ernſt Weitz=
Darm=
tadt, wies in kurzen, treffenden Worten auf die Notwendigkeit ernſter
Arbeit hin und erinnerte beſonders an das unermüdliche Schaffen
Gabelsbergers, deſſen eifriges Streben jedem Schüler ein Anſporn
ſein ſollte zu raſtloſer Tätigkeit in der Gabelsbergerſchen Schule. Der
Vorſitzende des Vereins dankte den beiden Herren im Namen der
An=
weſenden für ihre freundlichen Ausführungen und ſchloß, nachdem noch
einige geſchäftliche Mitteilungen erledigt waren, mit der Hoffnung auf
ein frohes Wiederſehen bei dem Gautag.
Momart, 19. Aug. Ein gutes Geſchäft machte die Gemeinde
bei der dieſer Tage ſtattgefundenen Neuverpachtung ihrer Jagd. Es
wurde nämlich für die nur 1500 Morgen große Jagd der auch für
heu=
tige Verhältniſſe reſpektable Pachtpreis von 6500 Mark im Jahre
er=
zielt. Pächter iſt ein Darmſtädter Herr.
Lindenfels, 20. Aug. Mittagspauſe in
Verkaufs=
tellen. In den letzten Tagen zirkulierte hier eine Liſte zur
Ei=
führung einer gemeinſamen Mittagspauſe in allen Verkaufsſtellen. Es
haben ſich 28 Geſchäftsleute aller hieſigen Branchen bereit erklärt, die
Mittagspauſe von 12,30 bis 1,30 Uhr hier gemeinſam durchzuführen.
ich die Haltung in der Alkoholfrage ſeit dem Verbote bei
Män=
hiern nud Frauen geradezu ins Gegenteil verkehrt hat. Der
Nann findet ſich damit ab, die Frau iſt raſend. Durch das
öchließen ſo vieler Gaſthäuſer und Klubs iſt der Mann mehr
Hauſe, macht größere Anſprüche und wirkt auch dadurch ver
ſtimmmend auf die Frau, die ſeine ſchlechten Launen aushalten
mß, während er ſie ſonſt in einem Trunk „erſäufte‟
Sodann
inken die, die durchaus trinken wollen, auch jetzt noch in
Ame=
ika, nur ſehr viel ſchlechteren und ſchädlicheren Stoff, der au
ie Gefundheit ungünſtig einwirkt. Dke Wut gegen das
Alkohol=
erbot wächſt daher unter den Frauen mehr und mehr an, und
ſie Amerikanerin wird aus einer Alkoholfeindin — wenigſtens
oretiſch — zur leidenſchaftlichſten Vorkämpferin eines guten
runkes."
** Die ausziehenden engliſchen Herzöge. Die engliſchen
erzöge die Vertreter der höchſten britiſchen Ariſtokratie,
iehen aus den alten herrlichen Schlöſſern ihrer Väter aus, weil
e ſie wegen der hohen Steuern nicht mehr halten können. Der
könig geht ihnen mit gutem Beiſpiel voran; auch er muß ſich bei
em großen Defizit ſeines Budgets nach Kräften einſchränken
und hat jetzt beſchloſſen, eine ſeiner prachtvollſten Beſitzungen,
as von dem Prinzgemahl angelegte Barton Manar, Cowes,
verkaufen. Der Herzog von Dediord hat feſtgeſtellt, daß
ihm=
beſitzungen von über 16 000 Acres mit faft 600 Häuſern ein
Defi=
von über 5000 Pfund im Jahr bringen. Der Herzog vor
ſortland gibt fein altes, wundervolles Stammſchloß Welbeck
bbéy auf, um in eine „kleinere, billigere Wohnung” zu ziehen,
nd der Herzog von Rutland muß ſich von ſeinem Stammſchloß
elvoir Caſtle trennen, weil er die Koſten für die Unterhaltung
ſicht mehr aufbringen kann. „Um ſo große Schlöſſer ſich leiſten
können,” erklärt der Herzog von Rutland offenherzig, „mutß
an entweder rieſige Geldſummen aus einem Eoldbergwerk
be=
ehen oder eine Dollarprinzeſſin mit ungezählten Millionen in
rem Geldbeutel heiraten.‟ Er meint, daß ſein altes Schloß
h wegen ſeiner herrlichen Lage vorzüglich zu einem
Sanato=
unn eignen würde, aber da das Bauwerk eine geſchichtliche und
inſtleriſche Denkwürdigkeit iſt, ſo wird die Regierung wohl dieſe
kaktiſche Verwertung nicht geſtatten. Nicht nur die Herzöge
üſſen in England ausziehen, ſondern überhaupt die
Groß=
undbeſitzer, denn die Steuern ſind zu hoch, als daß ſie ſich noch
1f ihren Landeſitzen halten könnten. „Wenn ein Edelmann von
ſinen Renten 5000 Pfund im Jahr hat,” ſo bemerkt dazu die
ſtates Gazette, „ſo iſt er nicht mehr imſtande, auf ſeinem
Land=
wohnen zu bleiben, denn die Einkommen= und verſchiedene
dere Steuern laſſen ihm don ſeinen Nenten wenig mehr als
W) Pfund, und das iſt für die Erhaltung eines größeren
Guts=
guſes heute zu wenig.”
Neue Bücher.
* Völkergeſchichte werdend und wirkend. Kurze
Darſtellung der Entſtehung, Geſchichte, des Weſens und der Juſtände
der für Deutſchland wichtigſten anderen Völker und Staaten. Von
Profeſſor Dr. Walter Opitz. R. Voigtländers Verlag in Leipzig.
Preis ungeb. 13 Mk., geb. 20 Mk. Wenn man den ſchmucken Band zur
Hand nimmt, fragt man ſich erſtaunt: Wie iſt es nur möglich, daß
vor=
her noch niemand auf den geſcheiten Gedanken gekommen iſt, dies Buch
zu ſchreiben.: Aus dicken Einzelwerken wohl konnte man ſich über
Ruß=
land, England uſw. holen, was man zur Allgemeinbildung oder zum
Fachſtudium brauchte. Eine Zuſammenfaſſung aber
— die fehlte und
erſcheint doch, nun ſie da iſt, als ſelbſtverſtändlich. Das Buch enthält
kurze Ueberſichten über die Vergangenheit und Gegenwart folgender
Völker, Staatengruppen oder Erdteile: Oeſterreich=Ungarn, die
Balkan=
völker, Rußland, Polen, Niederlande und Belgien, Schweiz, die drei
ſkandinaviſchen Staaten, England, Frankreich, Italien, Spanier und
Portugieſen, Amerika, Afrika, Aſien. Da hat man ziemlich alles, was
man für den Hausgebrauch und als Zeitungsleſer nötig hat, hübſch
beiſammen, und zwar in einer guten, leichtflüſſigen Darſtellung. — In
demſelben Verlage erfchien: Japan, wie es iſt. Von Friedr.
Klemann. 8 140 Seiten auf holzfreiem Papier. Preis geb. 18
Mark. Von den wirklichen Kennern des Landes iſt bisher wenig zur
Aufklärung geſchehen. Der Verfaſſer hat ſich lange Zeit vor dem
Kriege und während des Krieges in Japan aufgehalten und weiß daher
ein Wort über japaniſche „Ritterlichkeit” gegenüber den
Kriegsgefan=
genen zu ſagen. Er ſchildert Japan, „wie es iſt”, lobt den Japaner
wo und wie er es verdient, hält aber auch mit ungeſchminktem Urteil
nicht zurück, wo dies ihm vonnöten ſcheint.
* In der im Verlag von Kurt Wolf in München herausgegebenen
Sammlung zeitgenöſſiſcher Erzähler „Der Neue Roman”, in der
t. a. Romane von Balzac, Eulenberg, Gorki, Carl Hauptmann,
Hein=
rich Mann, Sternheim, Tagore ze. erſchienen ſind, iſt neu
herausgekom=
men: Anatole France. Der kleine Peter. „Der kleine
Peter” enthält die Kindheitsgeſchichte des Dichters Anatole France. Sie
iſt voll lebendigſter Erinnerung an früheſte Spiele und erſtes Leid
t von Kinderphantaſien liegt vor uns. „Der kleine Peter”
Eine
eiß mehr von Angtole France, als all die anderen köſtlichen Bücher
dieſes ewig Jungen. Preis geh. 15 Mk.
jüngſte Runnſtedt. Roman von Friedel
Merze=
nich. (Engelhorns Romanbibliothek, 36. Reihe, Bd. 1/2.) Broſch.
7. Mk., geb. 9 Mk. Verlag von J. Engelhorns Nachf., Stuttgart. Es
war ein guter Gedanke, den neuen Jahrgang von Engelhorns
Roman=
bibliothek mit dieſem Roman von Friedel Merzenich zu eröffnen. Die
Verfaſſerin hat ſich durch ihre früher erſchienenen Werke bereits einen
ausgezeichneten Namen gemacht und offenbart auch in dieſer neueſten
Arbeit ihr ausgeſprochenes Fabuliertalent. Sie erzählt uns eine
Ge=
ſchichte, die in der Wiesbadener Geſellſchaft glücklicher Friedenszeiten
ſpielt. Wie aus einem verführeriſchen und verführten Sprühteufelchen
unter der formenden Hand des Schickſals ein Charakter wird, das hat
die rheiniſche Dichterin mit Kraft, mit Herz und Humor geſchildert.
Delphi Fabrice, Das Geſpenſt. Roman. (Verlag
Dr. P. Langenſcheidt, Berlin W 15. Preis geh. 15 Mk., geb. 18 Mk.,
in Halbleinen 20 Mk.) Ohne daß wir es wollen und wiſſen, nimmt uns
der Autor dieſes Nomans gefangen und hält uns in ſeinem Bann. Kein
eigentlicher Roman, ſondern die erſchütternde Beichte eines unſeligen,
ſeiner Leidenſchaft verfallenen Menſchen unſerer Zeit. Obwohl in Glanz
und Reichtum gebettet, ift er doch ärmer als der äumſte Lump auf der
Landſtraße, und beklagenswerter als der Todgeweihte auf
ſchmerzdurch=
wühltem Krankenbett. Auf der Flucht vor dem Geſpenſt, das ihm ſein
Wahn vorgaukelt, ſtürzt er ſich in die Wogen des Großſtadtlebens,
ver=
wüſtet ſeine Seele, betäubt ſein Gehirn in tollen Raffinements und
vertraut ſich endlich verzweifelt dem Kokain und Morphium mit ihren
goldenen Bildern an.
* Robert Hohlbaum: Fallbeil und Reifrock. 1921.
„Wila”, Wiener Literariſche Anſtalt, Wien UIII. Mit
Einbandzeich=
nung von Karl Alexander Wilke. Preis geb. 20 Mr. Mitten in die
düſteren Szenen der Schreckensherrſchaft führen uns die Novellen „Die
Königin”, „Die Marſeillaiſe” und „Die junge Gefangene”, in die
bunt=
bewegte, genußfrohe Zeit des Wiener Kongreſſes. Die Novelle „
Tän=
zerin”, die luſtige Geſchichte „Warum der Graf von Lauterbach nicht
depoſſediert wurde”, zeigen, welchen Einfluß die feurigen Rebengeiſter
des Grinzinger auf ein winziges Staatenſchickſal nahmen. Die „
Winter=
brautnacht” ſchildert das erſchütternde Ringen nach Klarheit in einer
ruheloſen Künſtlerſeele, die endlich Frieden und Befreiung findet. Zum
Sehluſſe in „Die drei Verſchwörer”, eine fröhliche Satire auf den
Revo=
lutionskultus biederer vormärzlicher Spießbürger, welchen der Sturm
im Waſſerglaſe, den das Jahr 1848 in ihrer Kleinſtadt entfeſſelt, allen
Freiheitsrauſch gründlich austreibt.
* Bibliothek der Unterhaltung und des Wiſſens.
Romane, Erzählungen, Humoresken, Allerlei aus Wiſſenſchaft, Kunſt,
Natur und Leben. Alle dier Wochen ein reich illuſtrierter, gebundener
Band zum Preiſe von je 5,60 Mk. (Verlag der Union, Deutſche
Ver=
lagsgeſellſchaft, Stuttgart.) In vielen Millionen von Bänden
ver=
breitet, erfüllt die „Bibliothek” ihr Programm: Jedem Büicherliebhaber
Gelegenheit zu geben zur Anlegung einer wirklich gediegenen,
ſpan=
nendſte Unterhaltung und eine unerſchöpfliche Fundgrube des Wiſſens
zugleich bietenden Privatbibliothek. Neu erſchienen ſind Bd. 11—13.
„Briefe Peter Hilles an Elſe Lasker=Schüle=”
Geh. 8 Mk., geb. 11 Mk.* Paul Caſſirer, Verlag, in Berlin. Schon in
dem vor über einem Jahre erſchienenen „Peter=Hille=Buch” hat Elſe
Las=
ker=Schüler dem Menſchen Peter Hille ein Denkmal geſetzt als Zeichen
ihrer tiefen Verehrung für dieſen abſeits in einer Traumwelt
ſchaffen=
den Dichter. Die Briefe Peter Hilles, die Elſe Lasker=Schüler jetzt in
einem kleinen Bande herausgibt, zeigen die ſpieleriſche und innige
Ver=
bundenheit dieſer beiden Menſchen mit ihrer Umwelt und geben ein
Bild von der faſt märchenhaften Geſtaltung, die die alltäglichen
Begeb=
niſſe der Außenwelt in dem gemeinſamen Erleben Peter Hilles und
Elſe Lasker=Schülers erfahren haben.
„Der Franzoſe” eine Geſchichte Frankreichs für Deutſche
von Dr. Johannes Bühler, Ladenpreis 10 Mk. Riehn u. Reuſch,
Buch= und Kunſt=Verlag, München, Thereſienſtr. 12. Bürgt der Name
Johannes Bühler an und für ſich ſchon für eine einwandfreie,
wiſſen=
chaftliche Forſchung, ſo wird ſeine vorliegende Arbeit ein um ſo
grö=
ßeres, allgemeines Intereſſe finden, als er darin verſucht, auf Grund
geſchichtlicher Nachweiſe dem Deutſchen eine Erklärung des franzöſiſchen
Charakters, wie er ſich jetzt, nach dem Weltkriege, wieder in beſonderem
Maße gegen die Deutſchen wendet, zu geben. Der Deutſche ſoll durch
dieſes Buch den Franzoſen in ſeiner ganzen inneren Unwahrhaftigkeit
erkennen, damit er lernt, ihm und ſeinem Weſen auch zu begegnen. Erſt
wenn man die Gründe kennt, die die Entſtehung des Haſſes gegen alles
Deutſche hervorriefen, wird man dieſen Haß wirkungsvoll bekämpfen
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 2I. Muguſt IDZI.
Rumtter Suw.
Birkenau, 19. Aug. Wegen Waſſermangels mußte
un=
ſere ſchöne Badeanſtalt im neuen Schulhauſe, die ſich ſtets eines guten
Beſuches erfreute, ſchon vor Monaten geſchloſſen werden. Daß dies
für die Liebhaber eines geſunden und erfriſchenden Bades eine große
Entbehrung bedeutet, iſt wohl klar. Aber der Mangel an Waſſer macht
ſich nun auch in Küche und Hauswirtſchaft recht unangenehm
bemerk=
bar. Durch die letzthin niedergegangenen Regengüſſe wurde ja unſere
Waſſerleitung etwas leiſtungsfähiger, aber leider hielt dies nur kurze
Zeit an. Man ſah ſich deswegen wieder veranlaßt, die Waſſerleitung
täglich nur von 5—7 Uhr morgens und von 6—7 Uhr abends zu öffnen.
Deswegen ſind die Bewohner höher gelegener Wohnungen gezwungen,
in der Zwiſchenzeit ihren Waſſerbedarf nicht ſelten in den Wohnugen
tiefer gelegener Ortsteile zu holen, was auch nicht gerade angenehm
iſt. — Zum Unterkommifſionär der
Getreidebewirt=
ſchaftung bzw. als Aufkäufer des Getreides zur Ablieferung der
vorgeſchriebenen geſetzlichen Menge an den Kommunalverband
Heppen=
heim wurde für die Gemeinden Birkenau, Kallſtadt, Rohrbach,
Löhr=
bach, Buchklingen, Nieder=Liebersbach, Gorxheim, Tröſel und
Schnorren=
bach der Gaſtwirt Johannes Trietſch 6. hier beſtellt.
tu. Alzey, 20. Aug. Zum Bechenheimer Naubmord. Als
Täter des in der Nacht zum 11. Auguſt an dem 75jährigen Daniel
Braun in Bechenheim verübten Raubmordes ſind der Maurer Otte
Warſchinsky und der Fabrikarbeiter Johann Ernſt Bauernfeind
Verdacht. Sie kamen aus Frankfurt a. M. und übernachteten einige
Tage vor dem Raubmord in der Scheune des Braun.
Nieder=Ingelheim, 20. Aug. Zum Ehrenbürger und
Ehrendoktor ernannt. Kommerzienrat Alberk Boehringer,
In=
haber der chemiſchen Fabrik C. H. Boehringer Sohn hier, wurde aus
Anlaß ſeines 60jährigen Geburtstages von der hieſigen Gemeinde zum
Ehrenbürger ernannt. Gleichzeitig verlieh ihm die mathematiſch=
natur=
wiſſenſchaftliche Fakultät der Univerſität Freiburg i. Br. den
Ehren=
doktor für ſeine in der chemiſchen Induſtrie bedeutſamen Leiſtungen.
Gau=Algesheim, 19. Aug. Ein fruchtbarer Baum. Herr
Georg Bolenz hat in ſeinem Garten in der Weingaſſe einen Apfelbaum,
auf dem zu gleicher Zeit reife, halbreife und friſchangeſetzte Früchte ſind;
außerdem blüht der Baum.
wd. Bad=Ranheim, 20. Aug. Das Trinkgeld. In einem
Hotel wurden in einem Monat nicht weniger als 25 000 Mark
Trink=
gelder vereinnahmt, die auf das Perſonal verteilt wurden, wobei ſich
der Liftboy auf 1800 Mark ſtellte. Wenn auch dieſe Einnahmen recht
hoch erſcheinen, ſo iſt doch zu berückſichtigen, daß es ſich um
Saiſon=
ſtellungen handelt und daß viele der Angeſtellten im Winter brotlos
ſind.
tu. Vilbel, 20. Aug. Die Wohnungsnot als Heirats
ſperre. Dem bereits vielerorts geübten Verfahren, bei
jungverhei=
teten Paaren die höheren Lebensalter hinſichtlich der Zuteilung von
Wohnungen zu bevorzugen, folgt nun auch die hieſige Bürgermeiſterei,
indem ſie bekannt macht, daß die jungen Leute, die in nächſter Zeit
hei=
raten, nicht nach der Anmeldung, ſondern nach dem Lebensalter bei der
Wohnungsverteilung berückſichtigt werden, ſo daß die Brautleute, die
bereits mit Rückſicht auf die Wohnungsnot längere Zeit gewartet haben,
den jüngeren Leuten vorgehen.
tu. Alsfeld, 20. Aug. Eine Landſtreicherbande macht die
hieſige Gegend unſicher. Sie lebt romantiſcherweiſe, ohne ein Dach über
dem Kopf zu haben, und nährt ſich von Kellereinbrüchen. Es gehören
ihr vier Mitglieder an, deren Häuptling die anderen an Körpergröße
weit überragt. Da ſie ſich am Tage verborgen zu halten pflegen, waren
nur gelegentlich nachts flüchtige Beobachtungen möglich, nach denen die
Landſtreicher nur notdürftig gekleidet mit bloßen Brüſten umhe
laufen. Bei ihren Kellereinbrüchen benützen ſie eine pechartige Maſſe
zum Beſchmieren der Fenſter, die ſie ſpäter eindrücken. In Burg=
Gemünden, in Wiedergemünden, in Nülfenrod und in Ehringshauſen
ſind aus den Kellern Butter, Kartoffeln, Brot, Fleiſch, Speck, Wurſt,
Apfelwein. Zigarren, Zigaretten und Miſch geſtohlen worden. Auch
ſteinerne Gefäße haben die Diebe mitgehen heißen. Die polizeilichen
Nachforſchungen ſind bisher erfolglos geblieben.
Berlin, 20. Aug. Zum Zuſammenbruch der
Sport=
banken. Wie das Berliner Tageblatt erfährt, erſtrecken ſich die
Er=
mittelungen der Staatsanwaltſchaft nicht nur auf die
ver=
krachven Sportbanben Köhn und Arthur Müller, fondern auch auf andere
bisher noch nid
liquidierte Unternehmungen, ſo vor allem auf das
größte der Spor
internehmungen, den Klantekonzern. Dieſe Ermit
lungen, die von der Staatsanwaltſchaft Berlin I ausgehen, büirfder
N
kürzeſter Friſt zur Erhebung der Anklage führen. Geſtern früh hat
Beplin ein weiterer Wertkonzern ſeine Zahlungen eingeſtellt. Es i
dies die Biedermaunſche Sportbank, die im Hauſe Belle Allianoe=Platz 6
ihre Bureauräume hat. Vor dem Hauſe kam es zu ſo erregten Szenen
der betrogenen Einzahler, daß die Schutzpolizei die Ruhe wiederherſtellen
mußte. — Ein Filmunglück. Auf einem Filmplatz in
Steglitz bei Berlin ſtürzte geſtern nachmittag eine 15 Meter hohe
Mauer ein und begrub dier Arbeiter unter ſich. Ein Apbeiter iſt tot,
zwei wurden ſchwer verletzt.
Wie die B. Z. a. M. meldet, iſt der Inhaber des Köhn=
Wett=
konzerns, Köhn, im Auftrage der Staatsanwaltſchaft
verhaf=
tet worden.
Heidelberg, 20. Aug. Meteor. In der vergangenen Nacht wurde
bei Hei
berg ein auffallend leuchtender Meteor geſehen. Er war
von blaugrüner Farbe und zog von Nordweſten nach Südoſten, wo er in
vi.
leuchtende Veräſtelungem zerſplitterte. Auch auf der Königſtuhl=
Sternwarte wurde die gleiche Beobachtung gemacht.
Die Streikbewegung.
wd. Mainz, 19. Aug. Der in Ausſicht genommene Streik im
Holzgewerbe, der am Donnerstag ausbrechen ſollte, iſt
vermie=
den worden. Am Donnerstag und Freitag fanden zwiſchen den
Ar=
beiterorganiſationen und den Arbeitgebern Verhandlungen ſtatt, die
am Freitag abend zu einer Einigung führten. Infolgedeſſen erleidet die
Tätigkeit in der Bau= und Möbelbranche keine Unterbrechung.
wd. Mainz, 20. Aug. Die Speditionsarbeiter, Hafenarbeiter,
Möbelträger, Kohlenarbeiter und Kohlenfuhrleute in dem Hafengebiete
Mainz und Guſtavsburg und Mainz=Kaſtel ſind wegen Lohndifferenzen
in den Ausſtand getreten.
Halle a. d. S., 19. Aug. Der Halleſchen Zeitung wurde nach=
Metallarbeitevverſammlung das Ergebnis der
Urab=
mittags in einer
können. Aus dem Grunde dürfte das vorliegende Werk zu denen
ge=
hören, die dem deutſchen Volke zum Wiederaufbau der Stellung in der
Welt, die ihm gebührt, unbedingt förderlich ſind.
Kleingarten= und Pachtſchutz von Stadtrat G.
Brumby. Preis 12 Mk. Induſtrieverlag Spaeth u. Linde,
Fach=
buchhandlung für Rechtswiſſenſchaft und Steuerliteratur, Berlin C. 2.
Allen, denen an einer kritiſchen Darſtellung von einem juriſtiſch und
publiziſtiſch gebildeten Führer gelegen iſt, wird das neue Werk von
Nutzen ſein. Denen, die mit den Einigungsämtern und Schiedsgerichten
wegen Pachtſtreitigkeiten zu tun haben, iſt es ein wohl beratender
An=
walt — den Aemtern ſelber eine Quelle wiſſenſchaftlicher Information.
Unentbehrlich iſt es deshalb für die Organiſationen der Pächter und
Kleingärtner, für die Pachteinigungsämter und
Kleingartenſchieds=
gerichte, für die Kleingartenämter und Dienſtaufſichtsſtellen. Auch die
Preiſe der Rechtsanwalte und Rechtsauskunftgeber werden an dem
Buche nicht vorbeigehen dürfen.
— In demſelben Verlage erſchien:
Bücherei für Bilanz und Steuern. Band II, Grundlagen
der Bilanzlehre mit Hinweiſen auf das Steuerrecht von Dr. H.
Groß=
mann, Profeſſor an der Handelshochſchule zu Leipzig. Preis geb
8 Mk. Nur der wird die Bilanz nach ihren wichtigen
Zweckbeſtim=
mungen beherrſchen und aufſtellen lernen, der ihre Grundlagen und
ihre Zuſammenhänge zum geſamten Rechnungswerk der Unternehmung
kennt. Dieſem Belehrungszwecke dient der 2. Band der Bücherei für
Bilanz und Steuern. In dem vorliegenden Bande hat ſich der
Ver=
faſſer die Aufgabe geſtellt, die grundlegenden Stoffe der Bilanzlehre
gleichmäßig durchzuarbeiten. Das reiche Bilanzmaterial, in dem die
wichtigſten Typen der Bilanzen nach Form und Inhalt vertreten ſind,
dient der zweckmäßigen Verbindung von Theorie und Praxis.
Broſius, Heinrich, Beamter der Rhein. Creditbank,
Lehrbuch der Bankbuchhaltung zum Selbſtſtudium wie zum
Schulgebrauch. 5. Auflage 1921. Gr. 8‟. VIII und 250 Seiten und
Tabelle. 30 Mk. C. E. Poeſchel, Verlag, Stuttgart. Soeben i
die neue Auflage dieſes bekannten und überall mit Recht beliebten
Buches erſchienen. Die Aufgabe, die ſich der Verfaſſer geſtellt hat,
näm=
lich ſowohl demjenigen, der ohne Vorkenntniſſe in das Weſen der
dop=
velten und amerikaniſchen Buchführung eindringen will, wie auch dem
Handelsſchüler oder Kaufmann, der ſich dem Bankfach zu widmen
beab=
ſichtigt, ebenſo wie jedem Bankbeamten ein Führer zu ſein, iſt vollauf
gelöſt. Der Verfaſſer hat es in überaus geſchickter Weiſe verſtanden,
in glänzender Verbindung von Praxis und Theorie das Weſentlichſte
ſeiner Materie herauszuſchälen. Wie hoch das Broſiusſche Werk in
der Praxis eingeſchätzt wird, beweiſt, daß das Broſiusſche Buch vom
Reichsbanfdirektorium für ſeine Prüfungen empfohlen wird.
* Freytag=Berndts Handkarten=Serie hat durch
ein neues, eben erſchienenes Blatt: Polen, 1:2 Millionen, eine
wertvolle Bereicherung erfahren. 55:70 Zentimeter groß, in Farben
gut ausgeführt, umfaßt das reich beſchriftete Blatt das Gebiet zwiſchen
Volberg—Riga—Witebsk—Czernowitz—Kijetv—Wien. Auch die neue,
in dem am 23. April 1920 in Warſchau abgeſchloſſenen Bündnisvertrage
Polens und der Ukraine vereinbarte Grenze zwiſchen dieſen beiden
Staaten iſt bereits auf dem ſehr überſichtlichen Blatte enthalten.
Ver=
lag G. Freytag u. Berndt, Wien VII, Schottenfeldgaſſe 62.
ſtimmung in den Betrieben der Metallinduſtvie bekamt gegeben. 5367
Metallaubeiter ſprachen ſich für den Streik aus, 468 dagegen. Es
wurde beſchloſſen, ſofort in den Ausſtand zu treten.
Marienwerder, 19. Aug. (Wolff.) Die Buchdrucker bei
den hieſigen Buchdruckereien legten heute die Arbeit nieder
da die Lohnforderungen nicht bewilligt wurden. Die Zeitungen können
daher nicht erſcheinen.
Taris, 20. Aug. Nach einer Havasmeldung aus Genf ſind die
Arbeiter der Baumwollſpinnereinduſtrie ungefähr 10 000
wegen einer Zprozentigen Lohnherabſetzung in den Streik getreten.
Zur Sitzung des Völkerbundsrats.
Paris, 20. Aug. Wie Hadas mitteilt, erklärt der
autgen=
blichliche Präſident des Völkerbundrates, Vicomte Ishij, in
ſeiner Antwort an Briand, dem Präſidenten des Oberſten Rates,
baß es ihm noch nicht möglich geweſen ſei, allbe ſeine Kollegen
aus dem Rate zu befragen, daß er indeſſen davon überzeugt ſei
daß es ſich in Einklang wit dem Buchſtaben und dem Geiſte des
Völkerbundpaktes bereit erklären würden, die Einladung
anzunehmen, die ihnen Namens des Oberſten Rates übermittelt
worden ſei und die Löſung bekannt geben zu laſſen, die ſie be
züglich der Grenzführung in Oberſchleſien empfehlen.
Wie der Temps mitteilt, habe die Reiſedes ſpaniſchen
Botſchafters in Paris nach Mädrid, die ſchon ſeit
längerer Zeit vorgeſehen war, nichts mit dem Angebot des
Be=
richterſtatters Ouinomes de Leon zu tun. Nach Mitteilung der
ſpaniſchen Botſchaft wird Quinonos de Leon 5—6 Tage abweſend
bleiben.
Wie der Indranſigeant mitteilt, ſchließt der Brief des
Vicomte Ishij an Miniſterpräſident Briand betreffs der
An=
nahme der Auſgabe, ein Gutachten über die Grenzführung in
Oberſchleſien zu erſtatten, mit den Worten: Ich hoffe feſt, daß
dieſe Empfehlung (Bem. d. Red.: eine Grenze in Oberſchleſien)
einſtimmig gemacht werden wird.
Athen, 20. Aug. (Wolff.) Der Miniſter des Aeußern
Baliazzi, der griechiſche Geſandte in Bukareſt Panas und
der frühere Miniſter Streit ſinſd zu Vertretern Griechenlands
auf der nächſten Völkerbundverſammlung ernannt
worden.
Kriſtiania, 20. Aug. (Wolff.) Im geſtrigen Staatsrat
wude die norwegiſche Delegation zur
Völkerbund=
verſammlung ernannt. Die Delegation iſt die gleiche wie
im vergangenez Jahre, nur tritt an Stelle des verſtorbenen
Mi=
nifters Hagerup der Miniſter des Aeußeren Michelett,
Pro=
feſſor Nanſen wurde zum Vorſitzenden ernannt.
TU. London, 20. Aug. Man rechnet in hieſigen offiziellen
Kreiſen damit, daß die Tagung des Völkerbundrates gleich am
Anfang zu einem Scheitern der Verhandlungen
führen wird. In dieſem Fall wird der Völkerbundrat an
die Völkerbundverſammlung appellieren, in der Großbritannien
dureh die Unterſtützung der Domänions, die daſelbſt gleichfalls
vertreten ſind, eine ſehr ſtarke Poſition haben wird. Allerdings
iſt die Frage, wie ſich einige Dominions, namentlich Auſtralien
und Hanada, zu dem Problem ſtellen werden, noch völlig
unge=
klärt. Nach den letzten Aeußerungen Lloyd Georges hält wan es
jedoch für ſehr unwehrſcheinlich, daß es in der
Völkerbundver=
ſaumlung zu einer Fronde der Kronkolonien gegen England
komen wird.
Erneute Zuſammenkunft von Rathenau
und Loucheux.
Berlin, 20. Aug. Miniſter Nathenau und
Lou=
cheur, die bei ihrer erſten Begegnung eine weitere
Zuſammen=
kunft verabredeten, haben vereinbart, ſich in Wiesbaden am 26.
Auguſt zu treffen.
Die Beziehungen zwiſchen Deutſchland und
den Bereinigten Staaten.
TU. London 20. Aug. Daily Telegraph meldet aus
Wa=
ſhington: In politiſchen Kreiſen iſt man allgemein der Anſicht,
daß die Verhanblungen mit Berlin ſich nicht auf der
Grundlage eines Sonderfriedens, ſondern auf der eines
Han=
delsvertrages bewegen. Die Friedensverhandlungen
wür=
den ſpäter beginnen. Das Handelsabkommen werde nur eine
vorübergehende Maßnahme ſein, unter der die Konſuln zeit
weilige Vollmachten erhalten. Die Handelsbeziehungen zwiſche;
beiden Ländern würden wieder aufgenommen werden. Mit der
Herſtellung diplomatiſcher Beziehungen würde man jedoch bis
zur Unterzeichnung des Friedensvertrages warten. Es werde
nicht notwendig ſein, ein derartiges Handelsabkommen dem
Senat zu unterbreiten.
Berlin, 20. Aug. (Tel. unſerer Berliner
Re=
daktion.) Die Rede Lloyd Georges über das
engliſch=
japaniſche Bündnis hat in den Vereinigten Staaten beträchtliche=
Aufſehen hervorgerufen. Der Waſhingtoner Korreſpondent
der Neu=York Sun ſchreibt, daß eine formelle Allianz zwiſchen
den Vereinigten Staaten, Japan und Großbritannien in
offiziel=
len Kreiſen als eine Unmöglichkeit angeſehen werde. Der Neu=
Yorker Korreſpondent der Evening News beſtätigt dieſe
Ausfüh=
rungen, fügt aber hinzu, daß einer Verſtändigung der drei
Mächte nichts im Wege ſtände. Eine Reutermeldung aus
Waſhington meldet dagegen, daß in Regierungskreiſen
verlau=
tet, Lloyd Georges Gedanke an ein Bündnis zwiſchen den
Ver=
einigten Staaten, Großbritannien und Japam, um die
pazi=
fiſtiſche Frage zu löſen, werde eingehend von der Regierung der
Vereinigten Staaten geprüft. Der Staatsſekretär Hughes hat
ſich jedoch geweigert, irgendeinen Kommentar über dieſen Punkt
zu geben, da es ja die herkömmliche Haltung der Vereinigten
Staaten ſei, nicht in Bündniſſe einzutreten.
Erteilung von Konzeſſionen in Rußland
an Ausländer.
* Berlin, 20. Aug. (Tel. unſerer Berliner
Re=
daktion.) Die in Berlim erſcheinende Zeitung „Goloe Roſſii”
erfährt aus angeblich zuverläſſiger Quelle, daß zwiſchen der
Gruppe deutſcher, engliſcher und amerikaniſcher
Kapitaliſten einerſeits und der ruſſiſchen
Sowjetregie=
rung andererſeits Verhandlungen über die Erteilung von
Konzeſfionen zum Wiederaufbau von Petersburg und
Odeſſa geführt werden. Die Konzeſſionen erſtrecken ſich auf die
Erweiterung und Ausbeſſerung der Häfen dieſer Städte, auf die
Wiederherſtellung der Kanaliſation, der elektriſchen
Straßen=
bahnem und vor allem auf die Inſtandſetzung der Fabriken. Die
Konzeſſionen ſollen auf 40 Jahre abgeſchloſſen werden. Am 26.
Auguſt findet in Berlin eine Zuſamenkunft der Kapitaliſten mit
der Sowjetregierung ſtatt, bei der die Einzelheiten endgültig
be=
ſprochen werden ſollen.
Das ruſſiſche Elend.
Paris, 20. Aug. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung
be=
richten in Konſtantinopel eingetrofſene Flüchtlinge aus
Odeſſa, wie die Korreſpondenz der Ruſſiſchen Union meldet,
ſchreckliche Einzelheiten über die Lage in der Stadt
Seit Wochen verteilten die Sowjetbehördem keine Lebensmittel
mehr. Häuſig ſehe man Leute auf den Straßen Odeſſas vor
Hunger ſterben.
Paris 20. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung der
Kor=
reſpondenz Ruſſiſche Union ſind nach bolſchewiſtiſcher Feſtſtellung
vom 20. Juli bis zum 2. Auguſt 22 000 Cholerafälle
vorgekommen.
Paris, 20. Aug. Nach einer Havasmeldung aus Bukareſt
hat der Miniſterrat beſchloſſen, ſich an der internationalen
Ak=
tion zur Unterſtützung Rußlands zu beteiligen.
Die amerikaniſche Hilfe.
TU. Paris, 20. Aug. Chicago Tribune meldet aus
Waſhington, Herbert Hoover habe den Auftrag erhalten, mit
dem Ernährungswerk in Rußland ſofort zu beginnen.
Die erſten Schiffe werden nach Danzig, Niga, Hamburg unk
Nowo=Roſſifk in 10 Tagen abgehen. Im Repräſentantenhaus
brachte Eduard King den Antrag ein, den Präſidenten
Har=
ding zu ermächtigen, 5 Millionen Dollar von dem Ueberſchuß
des Kriegsdepartenzents zu verwenden, um Rußland
Medika=
mente zuzuführen. Der Kommiſſar für das Geſundheitsweſen in
Rußland, Sonzaſchkow, teilt mit, daß bisher nur ein einziger Fall
von Beulenpeſt in Rußland vorgekommen ſei. Die
Choler=
ſei im Abnehmen begriffen. Im Juni wären 43000, im
Juli 40 000 Choberafälle verzeichnet worden.
Von der interparlamentariſchen Konferenz
in Stockholm.
Stockholm, 19. Aug. (Wolff.) In der geſtrigen Vollverſan
lung der interparlamentariſchen Konferenz wurde di
Stellungnahme der interparlamentariſchen Union zu den internation
len Arbeitskonferenzen weiter erörtert. Die geſtern eingebrachte 9
ſolution Engberg wurde angenommen. Es referierte über
Frage der Einſchränkung der Rüſtungen zunächſt Branting=Sch
den, der feſtſtellte, daß zwiſchen der interparlamentariſchen Union
un=
dem Völkerbund keine Konkurrenz beſtehe. Den Regierungen ſei
leichter, die Zaghaftigkeit und Langſamkeit, die den Völkerbund
en
kennzeichnen, zu überwinden, wenn ſie die Parlamente hinter ſich he
Er beantrage daher, daß die Union an der Löſung der ſo wichti
Frage der Rüſtungseinſchränkungen aktiv teilnehme. Schweden, Dä
mark und China hätten ſich ſchon verpflichtet, während der kommende
zwei Jahre die Rüſtungsausgaben des laufenden Jahres nicht zu übe
ſchreiten. Branting lobte die Initiative der Vereinigten Staaten
der Frage der Beſchränkung der Rüſtungen zur See. Tanaka=Japan
erklärte, das japaniſche Volk wünſche lebhaft eine Abrüſtung und hof
baß die Waſhingtoner Konferenz Erfolg haben werde. Graf Raou
Hamilton=Schweden äußerſte ſich zugunſten der Abſchaffung d
Militärdienſtpflicht. Die Konferenz nahm ſchließlich den
trag Branting an. — Der frühere holländiche Finanzminiſter 2
Treub erſtattete hierauf Bericht über die internationalen Wirtſchafts
und Finanzprobleme und den Völkerbund. Nach kurzen Ausführung
Hermann Müllers=Deutſchland über die allgemeine Wirtſchaftsla
Deutſchlands wurde eine von dem interparlamentariſchen Rat vorg
ſchlagene, von Dr. Treub unterſtützte Reſolution angenommen, d
zufolge eine interparlamentariſche Wirtſchafts= und Finanzkommiſſior
geſchaffen werden ſoll, die die im Berichte Treubs erwähnten, ſow
andere gleichartige Probleme ſtudieren und bei künftigen
interparlamen=
tariſchen Konferenzen darüber berichten ſoll.
Stockholm, 20. Aug. (Wolff.) Betreffs der amerikaniſchen
Initiative zur Einſchränkung der Rüſtungen nahm di
interparlamentariſche Konferenz die von Jalſh=Am
rika beantragte Reſolution an, in der es u. a. heißt: „Jeder ger
und wohlüberlegte Vorſchlag, der aus den Beratungen der Konferenz
über die Beſchrankung der Rüſtungen der Staaten hervorgehen könnte
ſei von der interparlamentariſchen Gruppe mit ſteten und zähem In
tereſſe zu verfolgen, damit er auch von den Regierungen der betrefft
den Länder angenommen werde. In der Schlußberatung über die
Frage „Interparlamentariſche Union und Völkerbund” erklärte Lord
Werdale=England, es ſei gelungen, eine Reſolution zuſtande zu brin
gen, die die lebhaſteſten Hoffnungen auf die Mitarbeit der Vereinigten
Staaten zulaſſe. In der Reſolution wird erklärt, es ſei dringend
not=
wendig, daß der Völkerbund univerſellen und umfaſſenden Charakter
erhält, der ihm die Möglichkeit gibt, ſeine hohe Aufgabe beſſer zu er
füllen. Nachdem die Reſolution vorgetragen worden war, äußerte ſich,
Robinſon=Amerika, er fühle ſich glücklich, namens ſeiner Gruppe erklären
zu können, daß dieſe Reſolution von der amerikaniſchen Delegation
gutgeheißen worden ſei. Die Reſolution wurde einſtimmig
angenom=
men. Schücking=Deutſchland hielt einen Vortrag über die Organiſation
des Unkerſuchungs= und Vermittelungsverfahrens, vor dem Forum des
Völkerbundes. Eine Reſolution wurde angenommen, in der es begrüß
wird, daß der Völkerbundspakt das Prinzip der obligatoriſchen
Unter=
ſuchung und Schlichtung aller Konflikte einführt, die nicht einer
juri=
ſtiſchen Entſcheidung unterliegen. Die Konferenz beauftragte ihr
Bu=
reau, den Vortrag Schücking an das Sekretariat des Völkerbundes
ein=
zuſenden. Die von dem Engländer Laugh eingebrachte Reſolution über
die Minderung des Paßzwanges wurde angenommen. Zu
Mitgliedern des Vollziehungsausſchuſſes wurden für Plener=Oeſterreich
und Eickkoff=Deutſchland, die ausgeſchieden ſind, und für Tydemann=
Holland, der geſtorben iſt, Scherrer=Fyllemann (Schweiz), Schanzer
Italien und Furton=Amerika geſvählt.
Das Königspaar lud die Mitglieder der
interpärla=
mentariſchen Konferenz zum Tee ein. Am Abend fand in
Grand=Hotel eine Abſchiedsfeier ſtatt, bei der Freiherr von Adlswari
(Schweden) auf die Zukunft der interparlamentariſchen Union ſprach
Der Präfident des interparlamentariſchen Rates, Lord Weardale=
Eng=
land, ſtattete Schweden den Dank der Konferenz ab. Senator Ferra
ris=Italien äußerte die Hoffnung, daß die nächſte interparlamentariſchel
Konferenz in Italien ſtattfinde.
Die iriſche Frage.
London 19. Aug. (Wolff.) Wie die Blätter melden,
hielt der König in der vergangenen Nacht einen Kronrat ab
Heute nachmittag fand eine Kabinettsſitzung ſtatt.
Dublin, 19. Aug. (Wolff.) Geſtern abend wurde
be=
kannt gegeben, daß das Sinnfeiner=Parlament die
Amtwort auf die Vorſchläge der britiſchen Regierung am
Mondag in geheimer Sitzung beraten wird.
Der griechiſch=türkiſche Krieg.
Angora, 19. Aug. (Habas.) Der amtliche Kriegsbericht
vom 18. ds. Mts. beſagt, daß eine türkiſche
Kavallerie=
abteilungAltuntach beſetzt und den Griechen ſchwere
Ver=
luſte beigebracht habe.
Konſtantinopel, 19. Aug. (Havas.) Blättermeldungen
zufolge iſt in Angora eine neue Heeresgruppe gebildet worden,
die den größten Teil der Kaukaſustruppen umfaßt und in Stärke
von 35 000 bis 40000 Mann an die griechiſche Front geworfen
werden ſoll.
Paris, 20. Aug. (Wolff.) Nach einer Matinmeldung aus
London ſind die griechiſchen Truppen nur noch 75 Kilo
meter von Angora entfernt. Angora iſt von griechiſchen
Flug=
zeugen bombardiert worden.
Letzte Nachrichten.
U. München, 20. Aug. Wie die Blätter aus Bruck im
Vintſchgau zu melden wiſſen, ſollen durch Bruch einer
Schneewächte auf dem Kitzenſteinhorn ſieben Touriſten
tödlich verunglückt ſein.
Paris, 20. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung aus Oran
in Algier von geſtern griffen ungefähr 500 Mann vom Stamme
der Kebdana den Poſten am Waſſerkap an. Läden wurden
geplündert und Häuſer angezündet. Gruppen von Aufſtändiſchen
ſind bis an den Stacheldraht gelangt, der den Poſten umgibt.
Paris, 20. Aug. (Wolff.) Eine Meldung aus Rom erklärt
die von einem Schweizer Blatte gebrachte Meldung, nach der
Seuchen in Italien wüten ſollen und aus dieſem Grunde
Ueberwachungsmaßnahmen der Häfen und Grenzen
vorgenom=
men würden, für vollkommen erfunden. Der
Geſund=
heitszuſtand in Italien ſei vollkommen normal.
Paxis, 20. Aug. (Wolff.) Wie die Abendblätter melden,
iſt Erneſt Daudet, der ältere Bruder Alphonſe Daudets,
ein bekannter hiſtoriſcher Romanſchriftſteller und Journaliſt, im
Alter von 84 Jahren in Petites=Dalles geſtorben.
Spiel, Sport und Turnen.
* Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Fußballabtei=
lung. Fußballwettſpiel Spielverein 1913
Milten=
berg a. M. (4=Klaſſe) gegen T.=G. D. 1846.
Barren=
turnen. Anſchließend an das Fußballwettſpiel gegen die Ensgraber=
Mannſchaft des Sportvereins Darmſtadt am letzten Mittwoch ſteht der
1. Elf die T.=G. D. 1846 am kommenden Sonntag einem anderen,
äußerſt ſpielſtarken Gegner gegenüber. Gegen den Spielverein 191‟
Miltenberg a. M., einem hervorragenden Vertreter der A=Klaſſe
des Speſſartgaues, iſt den Einheimiſchen Gelegenheit geboten, ihr
Beſtes zu zeigen, was bei dem Spiel gegen die Ensgraber=Mannſchaft
leider nicht der Fall war, denn die Turner, die ſich in der erſten
Halb=
zeit als die Beſſeren erwieſen, konnten das Spiel in der zweiten
Halb=
zeit nur mit 9 Mann beendigen und mußten den alten Taktikern des
Sportvereins mit 4:2 den Sieg überlaſſen. Die Turner werden in
folgender Aufſtellung antreten:
Müller
Müller Rößling
Schwarz Waßner Ruppert
Dohm Heß Klotz Frey Heſſe.
Während der Halbzeit wird die 1. Turnerriege mit
Vor=
führungen am Barren auftreten, die auf einer hohen Stufe ſtehen
Nummer Z50.
armſtäöker Tagblatt, Sonntag, deu 21. Auguſt 1921
und den Sportplatzbeſucher wiederum davon überzeugen, zu welchen
erſtklaſſige Leiſtungen es ein guter Turner durch ernſtes Ueben
brin=
gen kann.
Spielabteilung „Union” der Turngemeinde
Beſſungen 1865 E. V. Heute trägt die 3. Elf das fällige Rückſpiel
gegen die 2 des Darmſtädter Fußballvereins auf dem Exerzierplatz aus.
Die 1. Jugendmannſchaft erwartet zu einem Propagandaſpiele die
Jugendmannſchaft vom Sportverein Viktoria 01 Aſchaffenburg (Liga)
Im Vorſpiel unterlag Unions 1. Jgdm. 5:1 Toren. Bei der techniſch
guten Entwickelung der beiden Jugendmannſchaften dürfte der Ausgang
sr. 10 000 Markfür das Goetz=Haus. Durch den
Turner=
bund Porto Alegre aus Südbraſilien ſind der Sammelſtelle für die
Er=
haltung des Goetz=Hauſes in Leipzig=Lindenau 10 000 Mark überwieſen
worden. Das Geld wurde ſeiner Zeit bei dem 6. Deutſchen Turnfeſt der
obigen Vereinigung in Rio Grande do Sul geſammelt. Bei der
Ver=
anſtaltung war den Beſuchern das Goetz=Haus im Lichtbild vorgeführt
worden.
Schluß des redaktionellen Teils.
Rasch
und sicher
wirkend.
Erhältlich i.
Apotheken.
v AHofopothekerOffos-
HM.S
APrkl,
D2r eche
Migräne, Zahnschmer z, Rheuma
des Spieles von Intereſſe ſein. Sportverein Germania 03 Pfungſtadt
(Liga) 2. Jgdm. und die gleiche Mannſchaft der Spielabteilung treffen
ſich vormittags 10 Uhr auf dem Sportplatz an der Heidelberger Straße.
Das Wettſpiel der 1. Jgdm. findet ebenfalls daſelbſt nachmittags 3 Uhr
ſtatt. Die übrigen Mannſchaften ſind ſpielfrei, um der Teilnahme an
dem Vereins=Schwimm=Wettkampf in Roßdorf kein Hindernis zu
be=
reiten. Es ſteht zu erwarten, daß ſich die Spielabteilung äußerſt rege
an der Veranſtaltung der Schwimmabteilung in Roßdorf beteiligt.
* Arheilgen, 20. Aug. Ein intereſſantes Fußballwettſpiel gibt
es morgen nachmittag auf dem Germania=Sportplatz am Arheilger
Mühlchen zu ſehen. Germania=Arheilgens 1. Mannſchaft
hat die ſpielſtarke Melitia=Hanau zu Gaſt. Beibe
Mannſchaf=
ten bürgen für einen ſpannenden Kampf.
gr. Einen neuen Rekord im Diskuswerfen erreichte bei
den leſchtathletiſchen Wettkämpfen in Bingen der bekannte Frankfucter
Wetterausſichten für Sonntag:
Wolkig, Regenfälle, etwas kühler, nordöſtliche Winde
Ka
Orpheum, Anfang 7¾ Uhr: „Caſanovas Sohn”
25jährige Jubelfeiern: Bezirksmaſchinenmeiſterverein
Darm=
ſtadt (Verband der Deutſchen Buchdrucker): Feſtverſammlung um
8½ Uhr und Volksfeſt um 3½ Uhr im Nummelbräu. — Zitherklub
Darmſtadt=Beſſungen: Feſtakt um 11 Uhr und Konzert um 4 Uhr in
der Beſſunger Turnhalle.
Sommerfeſte: Geſangverein Konkordia um 4 Uhr im
Mathilden=
höhſaal.
Kaufm. Stenographen=Geſellſchaft „Gabelsberger”, um
4 Uhr im Saalbau.
Waldſpaziergang des Evang. Männervereins der
Johannes=
gemeinde (Abmarſch um 2½ Uhr vom Oſtbahnhof).
Ausſtellung alter Wandmalereien aus heſſiſchen Kirchen
im Ausſtellungsgebäude auf der Mathildenhöhe (geöffnet von 10—1
und von 3—7 Uhr).
Ausſtellung der Freien Vereinigung Darmſtädter Künſtler in der
Kunſthalle am Rheintor. 11—4 Uhr, Sonntags 10—4 Uhr.
Verſteigerungskalender.
Montag, 22. Auguſt.
Brennholz=Verſteigerung um 5 Uhr von der Brandfläche
Abt. 7, Forſtwartei Bürgertanne.
Mobiliar=Verſteigerung um 10 Uhr im Schloß
Rumpen=
heim.
Generalvertreter
— Peter Kirch
Mainz.
Werfer Steinbrenner mit 44,61 Metern. Steimbrenner hat damit ſeine
erſt kürzlich jedoch noch nicht durch die D. S. B. anerkannte Höchſtleiſtung
von 44,165 Metern überboten. Den Weltrekord im Diskuswerfen hält ſeit
dem Jahre 1913 der Finne Taipale mit 48,27 Metern.
sr. Abſchaffung der Meiſterſchaftshockeyſpiele in
Weſtdeutſchland. Der Weſtdeutſche Hockeyverband beſchloß auf
ſeinem Verbandstage in Düſſeldorf mit großer Mehrheit die
Abſchaf=
ung der Meiſterſchaftsſpiele. In den Verbandsvorſtand
wählte man Brewer, Baller und Dr. Pape (ſämtlich Bonn), in den
pielausſchuß Burmeiſter (Köln) Wette (Düſſeldorf) und Blum (
Mün=
chemGladbach). Der nächſte Verbandstag findet 1922 in Eſſen ſtatt.
sr. Golf=Länderkampf Deutſchland — Ungarn. Au
den Plätzen des Klubs zur Vahr=Bremon fand ein Länderkampf
zwiſchen den Repräſentatiben des Deurſchen Golf=Verbandes und des
Magyar Golfklubs=Budapeſt auf eine Herausforderung der Budapeſter
hin ſtatt. Jedes Land war durch vier Spieler vertreten. Für die
Bu=
dapeſter ſpielten: Lauber, Hattanny, v. Gyurkovich und v. Kovacz, für
den Deutſchen Golf=Verband traten Fahrenholz=Berlin, v. Limburg=
Leipzig, v. Flotow=Frankfurt a. M. und Hellmers=Bremen in die
Schran=
hen. Von den 16 Spielen gewann Deutſchland neun und Ungarn ſieben
Spiele, ſodaß, Deutſchland mit 9:7 Punkten Sieger blieb.
Leitung: Dr. Otto Waldgeſtel. Verantwortl.
den leitenden
itiſche
Heſſiſche Politik und de
Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeſtel;
reeſe; für
hatliches): Max
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Verl
Rt4
Druck :
ür den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
„Redaktion
eizufſt
n; nachträgliche
Tagblatts” zu richten. Etwaige Honorarforderungen ſind b
werben nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Johrun
Kraft
Erhältlich in allen Apotheken, Drogerien u. einschläg, Geschäften.
Alleiniger Großvertrieb für die Provinz Starkenburg Hans
& Ludwig Oswald, Darmstadt.
(II,7348
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Faniliennachrichten
Ein IUNGE ist uns heute
„G V geboren
Leopold Kuhlmann
Polizet-Hauptmann der Hess.
Schutzpolizei, Hauptmann a. D.
und Frau lutta-Ursula, geb. v. Baumer,
Schloß Babenhausen (Hessen)
19. August 1921.
A 23
Den Heimgang meines lieben Mannes, unſeres
treu=
ſorgenden Vaters, Großvaters, Schwiegervaters, Bruders
Schwagers und Onkels
sondern
(*32478
infolge bedeutender Abschlüsse
vor Eintritt der Teuerung!
Hemdentuch 800 1000 110 1150
Wäschebatist .... . . .. .. . 100
Weiss Oxford. . .. . . . . . 1450 1550
Hemdenfanell far Sporthemden 900 1200
115
Perkal ......"
.. 1950
Weiss Panama ..
Bettkattung . . . . . . . . . . 130 1550
Bettdamast 3250 3450 380 4250
Bettdamast-Rosto weit unter Preis
Freiherr von Heyl zu Herrnsheim’ſcher Oberförſter
zeigen wir in ſtiller Trauer an,
(9445
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Margarete Bauer.
Forſthaus Guntershaufen b. Stockſtadt a. Rh., Aidenbach
und Gimbsheim, den 20. Auguſt 1921.
Die Beerdigung findet am Montag, 22, Auguſt, nachm. 2 Uhr
aus an der Ueberfahrt Stockſtadt=Guntershauſen aus
vom Fäh
ſtatt.
— Es wird gebeten, von Beileidsbeſuchen abzuſehen.
Marta Körber
Christian Schwarz
VERLOBTE
Darmstadt
Würzbarg
August 1921
abe meine Tätigkeit
*32471
wieder aufgenommen
Todes=Anzeige.
Heute morgen entſchlief ſanft nach ganz
kurzem Krankenlager infolge Altersſchwäche
unſere liebe Mutter, Großmutter und
Ur=
großmutter
Margarete Jung
Philipp Schnetder
VERLOBTE
Darmstadt
Pankratiusstraße 71
Holzstraße 10
(*32397
Nervenarzt
Karlſtr 72
K,9424
Gläsertücher ... ..... ...."
Frottiertücher ....... 14‟
Abgepasste Handtücher ..."
este
650 298 3
Battuchstoffe Oual
oppelt-
Schürzenstoffe breit 1600 19
Zahnarzt
geb. Bauer
(*32483
im 82. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Ph. Schellhaas
„ Jacob Schellhaas.
Traiſa, Darmſtadt, den 20. Auguſt 1921.
Die Beerdigung findet Montag, nachmittags
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Die Beerdigung findet Montag, nachm. 3 Uhr,
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T
[ ← ][ ][ → ]Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Aluguſt 1921.
Nummer 230.
Seite 6.”
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
Börſenwochenbericht
für die Zeit vom 15.—20. Auguſt, mitgeteilt von der Deutſchen
Bank, Filiale Darmſtadt.
— Die Flut der Kauf= und Verkaufaufträge an der Börſe ſchſvoll zu
Begimn der abgelaufenen Woche ſo ſehr an, daß die techniſchen
Eiurich=
tunger, ſolvohl der Bauteir als auch der Vörſe ſelbſt dem Anſturm
tat=
ſächlich nicht mehr geſwachſein zuaren. Die Börſeuvorſtände ſahen ſich
deshalb genötigt, zuerſt in Verlin und dann auch in Frankfurt und an
anderen Plätzen ſofort Abwehrmaßnahmen zu ergreifen und beſchloſſen
vorerſt wieder einzelne Börſen ausfallen zu laſſen, da man ſich bis jetzt
noch auf keinen der ſonſtigen, ſeit einiger Zeit erwogenen Vorſchläge zur
Bewältigutng des übermäßig angewachſenern Geſchäftes hat einigen können.
Frankfurt begnügte ſich damit. bis Ende nächſter Woche keine Abendbörſe
mehr abzuhalten, wvährend in Berlin die Bürſe am Dienstag, Donnerstag
und Samstag geſchloſſen bleibt, nachdem ſie bereits am dergangenen
Mittwoch ausgefallen ſvar. Den Anlaß zu dieſer ungeheuren Steigerung
der Börſenſpekulation gab die Geſtaltung der Deviſenkurſe, die zu
Ve=
ginn der Woche ſprunghafte Erhöhungen erfuhren. Kabel, Neu=York,
wurde au Dienstag im Freiverkehr bis zu einem Höchſtkurs von 96
ge=
handelt und ſchuvächte ſich an den folgenden Tagen ebenſo plötzlich
wie=
der bis auf zirka 81 ab. Später trat dann unter dauernden
Schvan=
kungen eine Erholung bis zu zirka 84 ein, ohne daß ſich für eine dieſer
Beſwegungeir ausreichende ſachliche Grütnde anführen ließen. An den
Effektenmärkten verfehlte ſie trotzdem ihren Eindruck nicht und ſo kan
es deun um die Mitte der Woche auf den meiſten Gebieten zu einem
kräftigen Rückſchlag. Am ſchwverſten bctroffen wurden dabei die dariablen
Märkte, an deuen es infolge von Realiſationen der Spekulation zu
ſcharſen Kursabſchlägen kam. Die Baiſſepartei ließ ſich ſogar teillwveiſe
zu Blankoverkäufen verleiten in der Hoffnung, die Provinz werde an
den folgenden Tagen größere Verkaufsorders au den Markt bringen.
Er zeigte ſich jedoch wviederum, daß das Priuatpublibum ſich nur ſehr
ſchwer zu einer Löſung ſeiner Engagements verſteht und auch in den
meiſten Fällen zum Durchhalten ſeiner Beſtände fähig iſt. So kam auch
diesmal wieder von Seitzenu der privaten Kapitaliſten nur wenig
Ma=
terial heraus, während andererſeits die Kaufluſt für alle diejenigent
Werte, die irgend einen beſonderem Anreiz boten, durchaus nicht
uach=
ließ. Zum Schluß der Woche trat auch die Spekulation teillweiſe zur
Dechtmg der Leerverkäufe wieder als Käufer auf, ſodaß die Tendenz eine
allgemeine Befeſtigung erfuhr. Beſonders lebhaft war das Geſchäft ant
Montanmarkt, am dem Phönix, Gelſenkirchener, Deutſch=Luxemburger
und Mannesnaun aufangs große Steigerungenu erzielten und von deit
ſpäter erlittenen Rüickſchlägen zum Schluß der Woche einen großen Teil
wieder gowinnen konnterr. Oberſchleſiſche Werte tendierten ebenfalls nach
oben und zeigten ſich auch an den ſchwachen Tagen ſehr widerſtandsfähig,
da man für ſie bei der allouählich eintretenden Beruhigung im
Abſtim=
mungsgebiet eine günſtige Entwicklung erwartet. Die bevorſtehende
Auf=
hebung der wirtſchaftlichent Sanktioneu brachte für eine Reihe von
Che=
miſchen Werten eine kräftige Anregung. Badiſche Anilin, Höchſter
Farbwverke, Griesheim Elektron, Chem. Albert. Chem. Weiler ter Meer
und andere profitierten hievvon beſonders. Etwas ſtiller lag dagegen
der Markt der Elektrowverte, doch hielten ſich hier auch die Mückſchläge in
engeren Greuzen. Hervorzuheben iſt ferner noch die verhältnismäßig
lebhafte Nachfrage für Bank=Aktien, ſowie für Autowerte. Der
Ein=
heitsmarkt, der zu Anfang der Woche eine außevordentlich feſte Haltung
zeigte, geſtaltete ſich ſpäter ſehr uneinheitlich, da eine Reihe von
be=
ſonders ſtark geſtoigerten Werten unter Realiſationen zu leiden hatte,
während für ſehr viele andere die Kaufluſt unvermindert anhielt.
Mannbeimer Wochenberichte.
II. Mannheim, 19. Aug. In der abgelauſenen Woche waren die
Börſen ſwohl noch gut beſucht, aber die ſtürmiſchen Einkäufe haben ſich
nicht mehr wiederholt und die Umſätze blieben in engen Grenzen, zuerſt
da die Verkäufer infolge der hohen Deviſenkurſe auf ihren hohen
Preis=
forderungen beſtehen blieben, dann aber übten auch die Käufer
Zurück=
haltung, nachdem die günſtigere Witterung doch uoch beſſere Ernteerträge
erwarten läßt und auch die Deviſenkurſe zu ſinfen begannen. Die
Stimmung war denn auch ruhig.
Getreide. Vom 18. Auguſt ab iſt die Einfuhr von Weizen,
Nog=
gen und Spelz aus dem Ausland frei. Der Handel mit ausländiſchem
Getreide wird ſicher wwieder aufleben, zumal unſere Getreidehändler in
ſehr engen verwandſchaftlichen Beziehungen mit überſeeiſchen, beſonders
argentiniſchen Getreidehäuſern ſtehen und ſchon deshalb bei einigermaßen
gutem Stand unſerer Mark günſtige Offerten erhalteu, die ein Sinken der
Getreidepreiſe erhoffen laſſen. Hard=Med=Winterweizen II tuar per
Auguſt zu 18½ holl. Gulden eif, Notterdau, Hamburg oder Breien
angeboten. Die weiteren Ausdruſchergebniſſe in inländiſchem Getreide
befriedigen ebenfalls. In inländiſchem Getreide wurde in der
Berichts=
woche zuenig umgeſetzt und die Preiſe beivegten ſich für Weizen ab
Manheim zwiſchen 490—475 MNk., ab mitteldeutſche Stationen 458—442
Mk. für ſpätere Lieferungen, für Noggen ab Maunheim zwiſchen 390
bis 380 Mk., ab Köln zu 336 Mk., für Braugerſte zwiſchen 550—520—480
Mk. ab Mannheim, auf 505 Mt. ab Mecklenburg, aber auch zu den
niedri=
geren Sätzei trat nicht das lebhafte Geſchäft der Voxſpoche hervor, da ſich
die Mälzereien Zurückhaltung auferlegen. Däniſche Gerſte war per
Au=
guſt zu 40½ däntiſche Kroneir eif. „Hamburg und rumäniſche Futtergerſte
zu 62 belg, Frankein ab Antwerpen alles per 100 Kilo offeriert. Deutſche
Futtergerſte findet trotz willigerer Preiſe als zu teuer für
Fütterungs=
zwecke keine Abnehmer, das gleiche iſt von Hafer zu ſagen, der nun auch
in größeren Mengen auf den Markt kommt. Als Preis wurden 354 Mk.
ab baheriſche Station genannt. Mais blieb unverändert und koſtete
gel=
ber Mais in Mannheim verfügabr 325 Mk., La Platamais 360 Mk. ab
Mannheim und 330 Mk. ab Norddeutſchland.
Mehl iſt entſprechend dem Cetreide obenfalls im Preiſe gedrückt,
aber auch darin kament nur die dringendſten Umſätze zuſtande, da der
Mehlhandel vorſichtiger im Einkauf geſvordei iſt. Für Weizenmehl
Spezial Null forderten die ſüiddeutſcheu Mühlen 710 Mk. gegem 725 Mk.
in der Vortuoche, für Brotmehl 560 Mk., für Noggenmehl Marke 01
525 Mk. pro 100 Oilo ab Mühle, norddeutſche Mühlen legten Ang=bote
in Weizenmehl zur 650 Mk. und Noggennehl zu 460 Mk. ab
Magde=
burg vor.
Futtermittel ſind jetzt weniger ſtark gefragt, da man bei dem
günſtigen Wetter noch auf eine größere Grünfutter= und Rübenernte
hofft. Während bei faſt allen Futterartikeln, eine Preisſenkung um
—10 Mk. pro 100 Kilo zu berzeichnter iſt, ſtiegen die Preiſe für Heit um
20—30 Mk. pro Dvbpelzentner, wuas wwohl auf die Ausfuhrbeſchränkungei
der einzelnen Länder zurückzuführen iſt. Biertreber koſteten 260—280 Mk.,
Trockentreber 260—265 Mk., Malzckeime 265—270 Mk., feine ſchweizer
Weizenkleie 270 Mk., mittlere und grobe 260—265 Mk. ab ſüddeutſche
bezuv. Grenzſtationen, Wieſenheu 190—200 Mk., Rotkleeheu 210—220 Mk.,
Preßſtroh und gebündeltes Stroh je 65—75 Mk. pro 100 Kilo waggonfrei
Mannheim.
Hülſenfrüchte. Die Marktlage blieb hier feſt, da die
Ernte=
ergebniſſe nicht mehr zu verbeſſern ſind. Für grüne Landbohnen wurden
5—6 Mk. pro Pfund, für Rangoonbohnen 360 Mk., braune Braſilbohnen
290 Mk., braune holl. Bohnen 335 Mk., ungariſche Bohnen 550 Mk.,
in=
ländiſche Erbſen 450—550 Mk., Reis 675—950 Mk. die 100 Kilo ab
Mannheim oder ſüddeutſche Stationen verlangt.
Wein. Die Herbſtausſichten werden im badiſchen Markgräflerland,
in der Pfalz und im Rheinland als erfreulich bezeichnet. Der letzte
Ne=
gen iſt den Trauben noch gut zuſtatten gekommen. In vielen Gewannen
findet man ſchon weiche Beeren, die Portugieſer färben ſich.
Nebkrank=
heiten treten nur vereinzelt auf, Rebſtöcke und Trauben ſind geſund.
Weinhandel iſt es wie immer vor einer neuen Ernte ſtill, obwohl noch
in einzelnen Gegenden bei den Winzern große Mengen 1920er Weine
lagern, die ſie jetzt aber, wenit guch zu billigeren Preiſen abſtoßen müſſen,
um ihre Fäſſer für die 1921er Kreſzenz freizubekommen. Im Rheingau
wurden verkauft in Erbach 1920er zu 12000 Mk. das Halbſtück, in Lorſe
18 000—18 500 Mk. das Stück, mittlere Sorten zu 17 000—19 000 Mk.,
geringere Sorten noch billiger. In der Pfalz erzielte man für Na
weine 5100—6500 Mk. für gezuckerten 1920er 6000—6500 Mk. die 1000 Oit
Tabak. Die Spätjahrstabake hoben ſich durch ihnen zu Teil
wordene kräftige Befeuchtung gut erholt, ſo daß quantitatio mit eine
Mittelernte zu rechnen iſt, ob aber qualitativ noch etwas an
Zigarren=
tabak von der 1921er Ernte zu erwartem iſt, hängt von der weiteren
Ge=
ſtaltung der Witterung ab. Der Handel in alten Tabaken war noch
recht lebhaft und die Stimmung bei hohen Preiſen feſt. Die Läger der
Händler haben ſich in 1920er Tabaken ſtark gelichtet. Auswärtige Fabri
kanten kauften ſortierte badiſche Oberländer Tabake zu 1400—1500 Mk.,
Abſälle zu 1100—1200 Mk. Pflanzentabake wurden einige hundert
Zent=
ner in der Umgebung von Mannheim zu etztwa 1000—1100 Mk. in de
diſchen Oberland=Tabakgegend zu 1000—1300 Mk. abgeſetzt. Mit dem
Brechen der Frühtabake wurde in Friedrichstal begonnen. Die Tabake
ſind kurz und kräftig. Auf dem Rippenmarkt herrſcht trotz der niederen
Preiſe Flauheit.
* Berlin, 20. Aug. Am Produktenmarkt bewegte ſich
das Geſchäft in ziemlich engen Grenzen. Die Preisgebote für. Hafer
ſtellten ſich auf zirka 170—172 Mark, ausgenommen nach Berlin. Von
Leizen waren nur einzelne ſchnell erreichbare Waggons ohne
Schwierig=
keit unterzubringen. Sommergerſte ließ ſich nur in guten Qualitäten
zu den letzten Preiſen verkaufen. Wintergerſte blieb ſchwach behauptet,
Mais blieb unberändert, da die höheren Deviſenkurſe die billigeren
ame=
rikaniſchen Preisfonderungen ausglichen. Weizeumehl war nur in beſten
Sorten und prompter Ware im Handel und bei den Mühlen begehrt.
Noggen hatte andauernd ſchwierigen Handel, Kleie ſvar ſehr ſtill,
Vik=
torigerbſen ſwurden in ſehr ſchönen neuen Qualitäten beſonders nach
dem Rhein viel verkauft. Futtermittel wurden wenig umgeſetzt.
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14
UI
Ich hab in rechter Treue
Mein Vaterland geliebt,
Und glaube, daß Gott mir die neue
Ewige Heimat gibt.
Grabinſchrift W. v. Ploennies,
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aunaznnannngnnnnnnnnannnngnnnnnnannnannn!
Wilhelm von Ploennies.
1828—1871.
Mitbegründer der heſſiſchen Volkskunde, militäriſcher Klafſiker
und deutſcher Dichter.
Seit 50 Jahrem — F am 21. Auguſt 1871 — ſchlummert
Wil=
helm v. Ploennies an der Seite ſeiner Eltern auf dem alten
Darmſtädter Friedhof unter einer herrlichen alten Tanne nach
langem Siechtum einer fröhlichen Urſtände entgegen. Von dem
heute lebenden Geſchlecht faſt ganz vergeſſen, wird er nur von
ſeinen alten und neuen Freunden nach Gebühr gewürdigt. Nicht
um ſein Lob in alle Welt hinauszupoſaunen — er kann ruhig
warten, feine Stunde wird ſicher kommen —, ſind dieſe Zeilen
niedergeſchrieben, ſondern um uns heute, die in der Zeit der
ſchwe=
ren Not Lebenden, an dem Leben, Wirken und Sterben eines
ganzen Mannes, der ſein Vaterland „in rechter Treue” geliebt,
aufzurichten und neuen Lebensmut daraus zu ſchöpfen. In den
trübſten Zeiten des deutſchen Bundes war er, ähnlich wie ſein
Freund Königer, voll von Hoffnung in die deutſche Zukunft und
hat an der Schenkendorffſchen Weisſagung feſtgehalten: ein
Morgen ſoll noch kommen, ein Morgen mild
und klar.
Ludwig Wilhelm von Ploennies*) iſt in
Darm=
ſtadt am 7. September 1828 als Sohn des Großh. Medizinalrats
Auguſt v. Pl. und der Dichterin Luiſe v. Pl. geboren. Sein
väterliches Erbteil war ein klarer, ſcharfer Verſtand und
wahr=
ſcheinlich auch der Hang zur Satire, von der Mutter hatte er
das weiche, tiefe Gemüt und die große poetiſche Begabung ge
erbt. Wie ſchon früy ſich ſeine Anlage zur Satire und Karikatur
in dem Riegerſchen Hauſe offenbarte, iſt in dem Lebensbild von
Max Rieger bereits geſchildert. Dieſe Vorliebe für das
Spott=
bild brachte ihm auch einen Zuſammenſtoß mit einem Lehrer des
Darmſtädter Gymnaſiums, dem Profeſſor Piſtor, infolgedeſſen
er die Schule verließ (vergl. die Schilderung von W. Baur,
Lebensbilder, S. 418 ff.). So kam Ploennies aus der
akademi=
ſchen Laufbahn, die er anfangs im Auge hatte, heraus und
wurde Soldat. Am 10. September 1844 trat Wilhelm in das
2. Großh. Heſſiſche Infanterie=Regiment (ſpäter Nr. 116) ein
und wurde ann 12. Mai 1847 Leutnant. In den beiden nächſten
Jahren kam er gleich mitten in die Wirren der Zeit hinein und
machte den Feldzug 1848 und 1849 gegen die badiſchen
Frei=
ſchärlerkk) mit. Wegen ſeines Verhaltens 1848 bei der
Erſtür=
mung Freiburgs wurde er belobt und zeigte ſich 1249 in dem
Gefecht bei Hemsbacham 30. Mai 1849 aus. Die ſchwere
Ver=
wundung, Zerſchmetterung des rechten Schulterblattes, die er
inn dieſem Gefecht davontrug, wurde von den Aerzten als die
Haupturſache ſeiner ſpäteren langjährigen Leiden angeſehen.
=Preie! Seine poetiſchen und volkskundlichen Arbeiten, namentlich ſeine
eindringliche Beſchäftigung mit dem deutſchen Volkslied, wurden
ſihon in den Lebensbildern 3, Max Rieger, und 5, Rudolf Hilde=
*) Die Ploennies ſtammem aus Lübeck, ihr Stammpater iſt
Fr berühmte Bürgewmeiſter Hermanm von Pl., der Gegner von
fürgen Wullenweber. Wilhelm von Pl. leitet dem Namen
in einem launigen Gedicht „Als ſich der Ahnherr die Ahnfrau gefreit”
vn dem Plöner See her. Tatſächlich gab es in Lübeck im 14. Jahr=
Nundert ein Geſchlecht von Plon, Ploen. Leider kann aber keit
Zuſam=
menhang mit dem Ploennies nachgewieſen werden. Vielmeh
iſt der
ſiame Ploennies wie zuerſt Rieger feſtſtellte, ſprachlich ein
Abkömm=
ſtig von Apollonius, ähnlich wie der Familienname Tönnies,
Tinnies, in der hieſigem Mundart Dönges von Antonius,
Bör=
ies von Libovius u. g. Bewieſen wird das, daß Ploennies in
Ribeckſchen Urkunden der damaligen Zeit auch als Vorname vorkommt.
Ob der Name der Sradt Plön und des Plöner Sees nicht doch etwas
eing
virkt hat, bleibe dahingeſtellt.
*) Briefe aus dieſem Feldzug an Max Rieger habe ich in
meinem erſten Aufſatz „Aus den Lehr= und Meiſterjahren
Wilhelms von Pl.” imArchio für Waffen= und Uniform=
3. S. 416 abgedruckt. „Es war hier wie überall. In jedem
kunde I, 2.)‟
Ort iſt ein auch zuvei Schreier, die die Leute aufhetzen. So oft wir in
Boden ins Quartier kamen, wurden wir mißtrquiſch empfangen:
varen
Die
wir aber einige Tage da, ſo herrſchte die innigſte Freundſcha
Briefe zeigen deutlich, wie nämlich auch in Baden die Revolution keine
wirklichen Wurzeln im Volk hatte, ſondern meiſt von außerhalb,
beſon=
ders aus den nahen Frankreich, hineingetragen wurde. Die wirkliche
Be=
völkerung, die Bauern, hatte gar beine Beſchwerden gegen ihre
Regie=
rung vorzubringen.
brand, beſprochen. Hier ſei noch erwähnt, daß er in ſeiner
Früh=
zeit ſich auch dramatiſch verſucht hat. Ein als Handſchrift
ge=
drucktes Trauerſpielausder Zeit, das die
Revolutions=
wirren im Odenwald behandelt, noch ganz nach Shakeſpeare
gearbeitet, war in Frankfurt a. M. mit der Fanny Janauſchel
in der Titelrolle vorgeſehen, da machte die ausbrechende
Revolu=
tion dem Ganzen ein raſches Ende. Ein nicht gedrucktes
Luſt=
ſpiel „Komödie der Lügen”, das wieder die revolutionären
Ver=
hältniſſe des hinteren Odenwaldes abſpiegelt, wurde von
Mit=
gliedern der Vereinigten Geſellſchaft in dieſer unter großem
Bei=
fall aufgeführt. Sehr hübſch ſchildert er dieſe ſeine Frühzeit
über ſich ſelbſt launig ſpottend, in einem Gedicht an den ihm
be=
freundeten ſchweizeriſchen Oberſten, ſpäteren Bundespräſidenten
Welti:
„Fremdling war ich in dem Roſenhage deutſcher Dichtung, der
mich einſt umfing,
Als ich, angelockt von Lied und Sage, auf der Spur des
Muſen=
gottes ging,
Alte Reime wieder neu zu ſingen, eh’ der Strom der Zeiten
ſie entrafft,
War gelungen — mich ergriff’s zu ringen nach der eig’nen
Meiſterſchaft.
War es Phoebus nicht, der mich gerufen? Platens Verſe zeigten
mir die Bahn;
Aufwärts ſtieg ich die geweihten Stufen, trat zur heil’gen Quelle
kühn heran.
Stürmend griff ich in die eig’ne Leier — doch entſetzt erhebt ſich
die Schar
Aller Muſen, die in ſtiller Feier um den Sohn des Zeus
ge=
jagert war.
Weh! Im Aug des Gottes ſah ich Blitze — fühlte ſchon, wie er
mich lebend ſchund
Doch er traf mich nur mit ſeinem Witze, ein olympiſch Lächeln
um den Mund:
„Dieſer Leutnant”, ſprach er zu den Damen „trank zu viel aus
der kaſtalſchen Flut,
Dichtet Lieder und am Ende Dramen, und wer weiß, was er
noch weiter tut!
Ihn zu rufen — ein Verſehen war es —, Platens Geiſt hat ihn
und uns betört
Drum zurück zu Bruder Ares ſchicken wir ihn, wo er hingehört.
Dort am Darm iſt Ares zahm geworden, wilden Männermord
vergaß er längſt
Hält Paraden und verteilet Orden als ein ſchauriger
Ga=
maſchenhengſt
Klagend ſank ich vor dem Gotte nieder: „Sohn der Leto! Hemme
deinen Fluch!
Nimmer ſing’ ich meine kühnen Lieder, nimmer forſch’ ich in
dem Heldenbuch;
Aber im Kaſernendienſt hernieden, auf Paraden iſt für mich
kein Heil,
Triff mich lieber, wie die Niobiden, Fernhintreffer mit dem
gold’nen Pfeil!”
und der Gott ergriff den goldnen Bogen, ſchwingt ihn dreimal
über meinem Haupt:
„Auch bei Ares bleib’ ich dir gewogen, nur in and’rer Art, als
du geglaubt:
Sollſt ein Jünger ſein des Fernhintreffers — aber ferne vom
kaſtalfchen Born,
Oder in das heiße Land des Pfeffers — treibet dich des
Muſen=
gottes Zorn.
Fliegende Geſchoſſe zu erſinnen, ſei dir jetzt für immer angetan —
Mit und ohne Spitzen, Riegel, Rinnen — forſche ſtets umſonſt
nach ihrer Bahn!
Quäle dich mit Stutzen, Büchſen, Flinten — ſchreibe, rechne,
zeichne deine Qual!
Lade ſie von vornen oder hinten, ſchieße einmal oder
fünf=
zehnmal.”
Wir find damit etwas vorgeeilt und müſſen jetzt aus
frühe=
ren Jahren manches nachholen. Ploennies nahm als
Freiwilli=
ger an dem Schleswig=Holſteiniſchen Feldzuge teil
und zeichnete ſich namentlich bei dem unglücklichen Sturm auf
Friedrichsſtadt am 4. Oktober 1850 unter von der Tann
aus. Am 1. April 1852 wurde ihm die Ausbildung der
Scharf=
ſchützen ſeines Regiments übertragen, die erſt in den 60er Jahren
in beſonderen Schützenbataillonen zuſammengefaßt wurden.
Da=
mit beginnt nun ſeine klaſſiſche Tätigkeit auch auf dem Gebiete
der Gewehrfrage. Mehrere Reiſen nach Belgien und Frankreich
um die Waffenerzeugung dieſer Länder an Ort und Stelle kennen
zu lernen, machte er damals; von der zweiten brachte er eine
genaue Zeichnung einer in Frankreich monopoliſierten Maſchine
zum Prägen und Fertigmachen von Zündhütchen mit, ſo daß ſie
daraufhin in Heſſen und Schweden eingeführt werden konnte.
Es folgten noch allerlei Erfindungen auf dieſem Gebiete. Mitte
der 50er Jahre war ſein Ruf als Waffentheoretiker ſo begründet,
daß ihn 1857 die rnſſiſche Regierung nach Petersburg berief, um
bei der Neubewaffnung der ruſſiſchen Armee mitzuwirken. Leider
hatte dieſer Aufenthalt ſchwere Folgen. Ploennies zog ſich dort
ein anfangs nur rheumgtiſches Knieleiden zu, daß trotz aller
möglichen Kuren nur ſchlimmer wurde, ſo daß er ſich bereits 1862
mit dem Charakter als Hauptmann in den Ruheſtand
zurück=
ziehen mußte. Er, der ſich 1859 verheiratet hatte und bereits
mehrfacher Familiendater war, begann nun notgedrungen eine
lebhafte ſchriftſtelleriſche Tätigkeit, deren bedeutendſte Frucht die
klaſſiſch zu nennenden „Neuen Studien über die ge=
—
zogene Feuerwaffe der Infanterie‟
Darmſtadt, Zernin 1861—1871, zu nennen ſind, die in faſt alle
modernen Sprachen, ſogar ins Japaniſche, überſetzt wurden. Es
iſt hier nicht der Ort, darzulegen, worin die Ploenniesſchen
Ver=
dienſte auf dieſem Gebiete beſtanden, man leſe das bei Herget
a. a. O. nach, auch wird in den folgenden Aufſätzen im Archiv
. W. u. U. darüber gehandelt werden. Eine Fortſetzung und
Ergänzung, vielfach aber auch allgemeine politiſche Fragen
be=
handelnd, ſind die ſeit 1866 in der Augsburger Allgem. Zeitung
unter der dem alten Familienbeinamen „Sternenſtraß”
entliehe=
nen Spitzmarke X 3½ erſchienenen „Militäriſchen
Briefe” die einen europäiſchen Ruf genoſſen. Seine
hervor=
ragende militäriſche, taktiſche und ſtaatsmänniſche Begabung tritt
hier glänzend hervor. Die Gedanken, die er bruchſtückweiſe in
den Militäriſchen Briefen niedergelegt hatte, wollte er weiter
ausführen in einem Werk „Die Reform des
Kriegs=
weſens im Geiſte der Zeit”, kam aber infolge ſeines
immer mehr zunehmenden Leidens nicht mehr dazu.
Nachdem Ploennies noch 1866 bei leidlich guter Geſundheit
war und infolgedeſſen noch den Schweizer Schießverſuchen in
Aarau beiwohnen konnte, verſchlimmerte ſich ſein Zuſtand in
den folgenden Jahren. Ein im Jahre 1868 von den Aerzten
empfohlener Aufenthalt am Genfer See brachte auch keine
Erleichterung. Ganz bewegungsunfähig, kehrte er nach
Jahres=
friſt mit ſeiner Familie in die Heimat zurück. 1869 glaubte er
ſeine „letzte Stunde” herangekommen und dichtete unter
dieſer Ueberſchrift ein wundervolles „Schwanenlied” und
ſeine Grabſchrift. Er erholte ſich aber wieder etwas, eine
glücklich verlauſene Augenoperation verſchaffte ihm einige
Lin=
derung, und ſo konnte er, freudig erhoben, das große deutſche
Jahr der Siege mitfeiern. Er dichtete ganz in dem Ton der
alten Volksballaden, des Volksliedes die Immertellen des
Schlachtfeldes‟. Dem erſten Gedicht auf die Schlacht bei Wörth
fügte ſein Jugendfreund Max Rieger ganz in dem Sinne
des alten Volksliedes noch folgende bezeichnende Strophe bei:
„Und der dies Lied geſungen frei,
Liegt auf dem Siechenbette,
Viel lieber wär” er auch dabei,
Wo man geſtritten hätte,
Und läg’ im Blut auf kühlem Grund
Ganz ohne Schmerz mit bleichem Mund;
Es kann doch nie kein Leiden
Sein Herz von Deutſchland ſcheiden.”
In dem zweiten Lied: „Die Heſſen vor Metz” kommt
der denkwürdige Vers vor:
„In den deutſchen Lotharinger Boden
Senket nun mit den geliebten Toten
Allen Bruderzwiſt für ewig ein,
Daß uns nimmermehr entriſſen werde
Dieſe neuerſtrittene heilige Erde
An die Moſel rückt die Wacht am Rhein.”
Unterm 24. Auguſt ſchrieb er an ſeinen Freund und
Mit=
arbeiter, den Hauptmann Weygand der in der Schlacht bei
Gravelotte ſchwer verwundet war: „Daß ich mit meinem übrigen
halben Auge ſchreibe, kann nur für Sie geſchehen. Habe viel
Angſt um Sie ausgeſtanden, Beſter, und danke Gott, daß es ſo
gut abläuft. Hätten mich doch gütige Genien aufs Schlachtfeld
getragen in den inneren Streuungskegel einer Mitrailleuſe mit
dem Radius der mittleren abſoluten Abweichung, ſo daß die
normale Bahn mitten durch meinen elenden Leib gegangen wäre,
ich wäre dann wenigſtens pro patria in die große Grube
ge=
kommen.
Endlich noch einige Worte über den Dichter Wilhelm
von Ploennies. Zunächſt muß hervorgehoben werden, daß
ſeine Dichtung im Verhältnis zu ſeiner großen Begabung nur
gering an Zahl iſt. Es ſind nur Broſamen, die von dem Tiſch
des Reichen gefallen ſind. Ob er als Dramatiker Großes
ge=
leiſtet hätte, ſei dahingeſtellt. Seine Lyrik ruht tief und feſt auf
dem Urgrund aller Poeſie, dem Volkslied, das er wie kaum ein
anderer kannte. Er hatte dieſe ſeine Kenntnis nicht aus Büchern
Zur Einführung in die Ploennies=Gedächtnis=
Ausſtellung des Stadtmuſeums.
Vom 21. Auguſt bis Ende September.
A. Da eine Reihe großer Bilder, in dem zur Verfügung
ſtehenden Raume des Stadtmuſeums nicht zur Geltung kommt,
ſind uns für die Zeit der Ausſtellung Räume im Schloß
Eingang im inneren Schloßhof über die Freitreppe, der
Schloß=
firche gegenüber — zur Verfügung geſtellt worden.
Die Ausſtellung umfaßt nicht nur die Bildniſſe von
Wil=
helm von Ploennies, ſeiner Ahnen, Geſchwiſter und Freunde,
die Handſchriften ſeiner Werke und die im Druck vorliegenden
Werke, Briefe, Karikaturen u. a. m., ſondern auch von ſeinem
Freunde R. Hofmann diejenigen von deſſen Werken, zu denen
Ploennies die Idee angegeben oder die denſelben Geiſt atmen;
ndlich iſt noch die Ploennies=Büchſe nebſt Munition ausgeſtellt.
im bei den vielen Bildniſſen das Ganze nicht zu eintönig
wer=
den zu laſſen, iſt der ganze landſchaftliche Hintergrund, vor dem
ich das Leben von Ploennies abgeſpielt hat, vorgeführt.
Zuerſt kommen alſo ſeine Vorfahren. Der erſte in das Licht
er Weltgeſchichte Tretende iſt der berühmte Lübecker
Bürger=
meiſter Hermann von Ploennies (Anfang des 16. Jahrhunderts).
Dtrch den Reichsritter und Edlen Georg Friedrich von
Ploen=
ties (1709—1762) ſiedelte ſich das Geſchlecht in Heſſen an. Die
Eltern von Wilhelm von Ploennies, Augüſt von Ploennies
12. Mai 1796 bis 23. Juni 1847), Großh. Medizinalrat, und
eniſe von Ploennies, geb. Leisler aus Hanau (7. November 1803
bis 22. Januar 1872), beide gemalt von Gläſer. Luiſe von
Ploennies im Kreiſe der Ihrigen, etwa 1851, darauf auch
Wil=
helm v. Ploennies als junger Leutnant. Dazu kommt dann eine
Anſicht des Dichterheims in Jugenheim von H.
Zer=
tin, in dem ſie von 1848—1864 nach dem Tode ihres Mannes in
ändlicher Zurückgezogenheit lebte, zuſammen mit ihrem
Schwie=
zerſohn J. W. Wolff, von dem ein prächtvolles Dragonertyp mit
einer Frau Marie, geb. v. Ploennies, daneben hängt. Von hier
ius machte Wilhelm von Ploennies ſeine Volksliederjagden zum
Teil zu Pferde nach Knoden und Lindenfels. Dann kommt der
hadiſche Feldzug, vertreten durch eine Steinzeichnung des
Ge=
echts von Hemsbach an der Bergſtraße am 30. Mai 1849, in dem
Ploennies bekanntlich ſchwer verwundet wurde. Kaum
not=
ürftig geneſen, reiſte er ſeinem Regiment nach, das damals
ängere Zeit in Konſtanz in Garniſon lag. Da Ploennies
noch keinen Dienſt tun konnte, lebte er während dieſer Zeit auf
dem gegenüberliegenden Schloß Meersburg bei dem
Frei=
herrn Joſeph von Laßberg (1778—1855), dem Kenner
alt=
deutſcher Dichtung und Entdecker der Nibelungenhandſchrift O
in Hohenems, jetzt in Donau=Eſchingen. Dieſer ſowie ſeine
Tochter Hildegard ſind im Bildnis, ebenſo wie eine alte Anſicht
der Meersburg zu ſehen. Wir werden demnächſt noch ein
Lebens=
bild dieſes hervorragenden Mannes, des Schwagers der Annette
von Droſte=Hülshoff, bringen, in dem wir das hübſche
Gedicht von Ploennies auf den Meiſter Joſeph in
mittelhoch=
deutſcher Sprache mitteilen, womit dieſer ſeinen Dank an
Laß=
berg abtrug:
Hie hebet ſich ein niuwes liet
von eime edelen ritter
herren Jöſephen von Laßberg
in Kädrünen wiſe.
Das Gedicht iſt unterſchrieben: „Dietze liet iſt geſchrieben
von eime edelen Knechte, Willehalm Ploennies, des herzogen zu
Heſſen man, der ouch ein gaſt was ze Meersburg.
Der nächſte Haltepunkt auf ſeiner Lebensfahrt iſt St.
Pe=
tersburg, wohin er auf der Höhe ſeines Rufes als
Waffen=
theoretiker 1857 berufen wurde. Er wohnte während ſeines
neun=
monatigen Aufenthalts in der Peter=Pauls=Feſtung bei
einem alten General von Manderſtjerna. Dieſe iſt in einem
pracht=
vollen Farbſtich zu ſehen, ebenſo der damalige
Höchſtkomman=
dierende, Großfürſt Michael Nikolaiewitſch, von dem
ein Handſchreiben an das heſſiſche Kriegsminiſterium über die
Verdienſte von Ploennies aufliegt. Der nächſte Halt iſt die
Reiſe 1866 zu den Schießverſuchen in Aarau, von wo die
Freundſchaft mit dem damaligen Oberſten, ſpäteren
Bundespräſi=
denten Welti. Bruchſtücke eines Gedichts an ihn haben wir oben
abgedruckt. Die nächſte Reiſe ging auch in die Schweiz, nach
Vevey und La Mottex am Genfer See. Von erſterem Ort
iſt ein Farbſtich ausgeſtellt, ein Gegenſtück zu St. Petersburg.
Todkrank kehrte er in einem von der Schweizer Regierung zur
Verfligung geſtellten Salonwagen in die Heimat zurück, um hier
zu ſterben. Mitten zwiſchen der Oberin Sucrow und der
Schweſter Margarethe Hardt iſt er auf dem Totenbett zu
ſehen. Der Kreis ſeiner militäriſchen Freunde und Mitarbeiter
iſt zu einer Gruppe zuſammengeſtellt. In der Mitte ſind auf
einem Bild zu ſehen: Hauptmann von Küchler, Oberleutnant
Ploennies I und Oberleutnant Pfaff, der ihm bei ſeinen
Verſuchen half. Drum herum ſind zu ſehen: Hauptmann von
Herget, Hauptmann Weygand, vom Zeughaus:
Oberſt=
leutnant Müller, Hauptmann Bellaire und Stabsquar=
tiermeiſter Vollmar. Dazu kommen ferner noch der
Divi=
ſionspfarrer Strack, der Germaniſt R. Hildebrand, der
Stahlfabrikant Berger aus Witten und der Erfinder des
Werder=Gewehrs aus Oberndorf. Dazu kommen dann
noch die Freunde Bernhard Schädel, von dem
verſchie=
dene Bildniſſe und Verkörperungen auf Bildern von Moritz
von Schwind auf dem letzten Bilde des Märchens von den
ſieben Raben an der Wand hängen (vergl. Lebensbild 2). Von
R. Hofmann (vergl. Lebensbild 4) iſt ausgeſtellt: das
Fran=
kenſteiner Eſelslehen, das Affenbild gegen den
Materialismus, als Gegenſtück dazu das Spottbild auf
Piloty (in einer photographiſchen Nachbildung, wo iſt der
Originalentwurf?), zum Shakeſpeare=Klub. der Entwurf
eines Spottbildes, deſſen Sinn aber noch nicht völlig aufgeklärt
iſt, erkennbar iſt nur Shakeſpeare in der Mitte, links davon
ſchwebt Wilhelm von Ploennies, am Boden liegt Hofrat Dr.
Becker, aus ſeiner Wartburgzeit das Roſenwunder der
hl. Eliſabeth, ein Studienkopf zum Helfenſteiner,
Trachtenbilder aus dem Hinterland, gewiſſermaßen
Illuſtratio=
nen zum „Falſchen Baurat” Von Freunden ſeien noch
ge=
nannt die Benderei, der Hofprediger Bender und der
Gymnaſiallehrer Hofrat Franz Bender, nebſt einer
Kari=
katur des neuen Hofrats und Gedicht dazu. Endlich ſind noch
die Bilder u. a. zum Generalvom Knopf” von Ploennies
ſelbſt, Knopf als ſchöner Leutnant und als General, ein
Ent=
wurf zu Streckebeins Morgenſeufzer (S. 97 meiner
Ausgabe) von Ploennies ſelbſt und die vollendete Ausführung
von N. Hofmann von letzterem dann noch die Vignette „Der
Kampf des Engels mit dem Teufel um den entſeelten Knopf”
zu ſehen. Ein Entwurf zum „Aufruhr Anno 48 vor der Kaſerne‟
(S. 163 meiner Ausgabe) von Ploennies ſelbſt. Ferner das
Gefecht von Jammerfeld=Laufach und Duhamels
Mechaniſches Pferd (S. 143 meiner Ausgabe), ferner einige
Mo=
delle von Soldaten, worauf Ploennies im Kapitel 24 des
„Knopf” als plaſtiſcher Künſtler zu ſprechen kommt. Endlich iſt
auch das „Standhafte Kriegs= und Exerzierreglement der Freien
Stadt Ricklingen” mit ſeinen eigenartigen Bildern, das Vorbild
zum „General vom Knopf” zu ſehen. Dazu kommt dann noch
das Bildnis des Oberfeuerwerkers Bürſtlein (vergl. „Knopf”,
Kap. 35, S. 208 meiner Ausgabe).
Von Ploenniesſchen techniſchen Erfindungen konnten bloß
die Gebrauchsanweiſung für einen Entfernungsmeſſer, die
Ploennies=Büchſe ſowie ein ſternförmiges Ploennies=Geſchoß
aufgetrieben werden. Außerdem iſt noch eine Krakuſe, d. h.
Nummer 33
zuſammengeleſen, ſondern an der Quelle bei ſeinen
Wanderun=
gen im Odenwald geſchöpft. Das ſchönſte Gedicht über das
Volkslied vielleicht in deutſcher Sprache iſt das ſchon mehrfach
hier angeführte, in mehreren Faſſungen überlieferte, teilweiſe
auch in den „Knopf” aufgenommene (S. 116 meiner Ausgabe):
„Geh’ aus, mein Herz, und ſuch’ ein Lied.” Hoffentlich findet
ſich bald der richtige Tonmeiſter, der es zu neuem Leben erweckt.
Andere ſeiner Lieder ſind einem durch langes Leiden feſt und
gelaſſen gewordenen Herzen entquollen, gehören mit zu den
beſten religiöſen Dichtungen, beſonders das eigenartige „
Schwa=
nenlied”, in dem chriſtliche und antike Gedanken wundervoll
zu=
ſammenklingen.
Die bekannteſte, aber nicht vollendetſte Dichtung iſt der
ſati=
riſche Roman „Leben, Wirken und Ende des
Gene=
rals der Infanterie Frhrn. Leberecht vom
Knopf”, der zum erſtenmal 1868 erſchien. Wir haben das
Nötige in unſerer Neuausgabe in der Einleitung bereits geſagt,
ſind auch in den letzten Aufſätzen in dieſem Blatte wiederholt,
z. B. unter Königer, R. Hofmann und Hildebrand,
darauf zu ſprechen gekommen. Jetzt wollen wir nur noch einige
Ausſprüche von Ploennies anführen. Der Vorläufer von Knopf
iſt bekanntlich das „Standhafte Kriegs=, Dienſt= und
Exerzierreglement der Reichsſtadt Riblingen.
Publiziert zur Feier des 18. Oktober 1815”, das A. von
Pla=
ten ſehr ſchätzte. Ploennies ſchreibt: „Eine ähnlich
durchſchla=
gende Wirkung glauben wir einer Schrift vorherſagen zu dürfen,
welche unter dem Titel .. . erſcheinen wird. . . . Alle Richtungen
des militäriſchen Lebens werden ſcharf, aber ohne jede
perſön=
liche oder lokale Anzüglichkeit geſchildert. Unſerem Zopf, dem
kleinen und dem großen, wird vielfach die ſatiriſche Schere an
die Wurzel gelegt.” . . . „Man würde nicht in Verſuchung
ge=
weſen ſein, ihn für eine litergriſche Kleinigkeit zu halten. Sind
denn bei uns dieſe humoriſtiſchen Schriften, die brennende
Tagesfragen, große menſchliche Intereſſen auf nationalem
Hin=
tergrund poetiſch entwickeln, ſo häufig, wie die Brombeeren? . .
Ein Jude ſprach: „Um eine Kanone zu machen, nehme man ein
ſanges Loch und mache Meſſing drum herum”; ſo nahm ich ein
Nichts, ſteikte es in eine Uniform und ſtellte es als den
natür=
lichen und geiſtigen Mittelpunkt des jetzigen Kriegsweſens dar.
Ein moraliſcher horror vacni gab die Grundidee zu dem Buche.
Wilhelm Raabe, der ſeinerzeit den „Knopf” in Stuttgart
durch ſeinen Freund, unſeren Landsmann Otto Müller,
ken=
nen gelernt hatte, äußerte ſich in einem Briefe an den Schreiber
dieſes, der „General Knopf” wäre bei ſeinem Erſcheinen eine
Tat geweſen. Obgleich nun im Laufe der Zeit drei Auflagen
erſchienen ſind und manch echter Darmſtädter das Buch wie
ſei=
nen Goethe, Schiller und Datterich wertſchätzt, iſt die deutſche
Literaturgeſchichte bis jetzt noch ganz achtlos an dieſer Dichtung
vorübergegangen, die noch geleſen werden wird, wenn ſämtliche
jetzigen Modegötzen der Literatur längſt den papiernen Tod
er=
litten haben werden. Ich kenne ſeine Mängel wohl. Er iſt
ungleich=
mäßig, manche burleske Szene wäre beſſer weggelaſſen worden,
kurz, es fehlt die letzte feilende Hand. Dies erklärt ſich alles
damit, daß der Dichter eben infolge ſeiner Krankheit daran
ge=
hindert wurde. Ein Hauptgrund aber iſt, daß Ploennies als
großer Verehrer von E. T. A. Hoffmann den „Knopf” ganz
in der Art und Weiſe dieſes romantiſchen Satirikers verfaßte.
Damals aber war Hoffmann halb vergeſſen und feiert erſt in
unſeren Tagen wieder eine Auferſtehung. Was den „Knopf”
für uns Darmſtädter ſo wertvoll macht, iſt der Umſtand, daß er
ein getreues Spiegelbild des Lebens und Treibens in unſerer
Stadt ſeit Ende des 18. Jahrhunderts bis 1866 iſt. Namentlich
die Revolution in Darmſtadt hat ſich faſt genau ſo abgeſpielt,
wie ſie im Kapitel 28 geſchildert wird; man vergleiche nur das
(in der Anmerkung S. 241 meiner Ausgabe) aus Tagebüchern
Mitgeteilte. Es iſt deshalb nur anzuerkennen, daß die Stadt
ihre höchſte Ehre ihm erweiſen und eine Ploenniesſtraße erſtehen
laſſen will, ebenſo iſt im ſtädtiſchen Oberwald am
Brun=
nersweg einer herrlichen Eiche der Name
Ploennies=
eiche beigelegt worden.
Nachdem Ploennies noch die von ihm im „Knopf” und
ſei=
nen anderen öffentlichen Aeußerungen vorausgeſagte
Entwick=
lung und die hohgezite Deutſchlands erlebt hatte, nahmen die
durch jahrelanges Siechtum ſchon halb aufgezehrten Kräfte
immer mehr ab. Schließlich ſchlief er am 21. Auguſt ſanft ein.
In dem oben erwähnten „Schwanenlied” heißt es am Schluß:
„Still vom Herzen weicht der letzte Kummer,
Sanft beſchleichet mich der letzte Schlummer,
Sachte landet der erwünſchte Kahn.
Und es bringen mir die Ruderknechte
Mein in manchem irdiſchen Gefechte
Schwer erkämpftes Leichentuch heran.
Nun, ſo legt mich in dem weißen Linnen
In das ſchwarze Schifflein, fahrt vom hinnen
Nach dem hochgelobten heil’gen Strand.
Tragt mich dort im meinem weichen Laken
Schlummernd, ſo wie einſtens die Phäaken
Den Odyſſeus, zu dem Heimatſtrand.”
9. Noack.
ein Senſenſpieß, aus der Bangertsgaſſe ausgeſtellt, der
wohl ſicher bei Hemsbach mit im Gefecht war.
In den Glaskäſten ſind nun faſt ſämtliche Originalausgaben
ſowie weitere Ausgaben von Ploenniesſchen Werken und
Auf=
ſätzen in Zeitſchriften, z. B. auch die volkskundlichen in der
Wolffſchen Zeitſchrift für deutſche Mythologie und Sittenkunde,
einer über das Volksdrama, ſowie die Hildebrandſche Ausgabe
der hiſtoriſchen Volkslieder, ferner die Gudrun=Ausgabe, das
„Trauerſpiel aus der Zeit”, ſämtliche Ausgaben des „Generals
vom Knopf” die „Immertellen des Schlachtfeldes”, die „
Schwa=
nenlieder”, die militäriſchen klaſſiſchen „Neuen Studien” und
Zeitungen, wie die „Sternenſtraß”=Militäriſchen Briefe der
Augsburger Allgem. Zeitung u. a. Ferner die Handſchriften der
„Komödie der Irrungen”, des Urentwurfs des „Knopf” u.
einer reiche Auswahl ſeiner Briefe, ſowie einige an ihn, z. B
von R. Hildebrand. Endlich kommen noch die Schriften und
Aufſätze über ihn zur Auslage.
Zwei ſingende Engel.
Muſikaliſche Sprachſtudien.
An Berhard Schädel.
Schaue mit mir, ſchaue ſtill
In die blaue, tiefe Himmelsferne
Fühle mit mir, was da kommen will —
Sieh, ein Licht, gleich einem Doppelſterne,
Glimmet, flammet, wächſt in holdem Schein
Wächſt und ſtrahlet näher —
Klare Wonne flutet auf uns ein.
Lüfte zittern von dem Licht,
Und es klingt als reinſten Tones Welle
Klingt und ſtrahlend in die Seelen bricht,
Melodien trägt die goldene Helle,
Aber all den Glanz und all den Klang
Spendet wonnelabend
Zweier Engel himmliſcher Geſang.
Selig ſchönes Engelpaar,
Wie es Arm in Arm heranfliegt,
Klangdurchrauſchter lichter Doppelaar,
Wie ſich eins dem andern innig anſchmiegt.
Freudig zitternd quillt aus ihrem Mund
Herzmuſik der Engel,
Macht mein krankes Herz geſund.
Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
IE Die Welt der Frau
EIBDDgnnrnwnnrensevrerweerrurrrnerurerenerwennnnnnnrenverennennsserntnnrsrrsern
Die Hausfrau nach den Ferien.
Die erſten Wochen nach den Ferien, ſofern die Hausfrauen
dieſe wirbilch als ſolche verlebten, gehören in den meiſten
Haus=
haltungen zu jenen, „da das unterſte zu oberſt gekehrt wird”
Vier lange Wochen wurde im Haushalt nichts, oder nur ſehr
wenig getan, die Reinigungsarbeiten nur auf das Aeußerſte
be=
ſchränkt, wenn man daheim geblieben war. Im anderen Falle
aber, wenm man alſo verreiſte, wurde alles zuvor eingemottet.
Muß da nicht eine umfaſſende Tätigkeit der Hausfrau einſetzen,
um wieder ins „rechte Gleis” zu kommen, das Räderwerk des
Haushaltes wieder in altgewohnter und jahrelang geübter Weiſe
in Tätigkeit zu ſetzen?
Freilich, es gab eine Zeit, eine geſegnete, wonnevolle, von
ſtiller Seligkeit für die Hausfrau erfüllte Ferienzeit. Es gab in
dieſer lange und doch ſo kurze Wochen der völligen Ausſpannung,
der Selbſtbefreiung, der ſeeliſchen Einkehr, in der ihr nach und
nach die Augen über den wahren Sinn des Daſeins, über den
eigentlichen Zweck ihrer Tätigkeit aufgingen. Eine Zeit, in der
ſie, befreit von der Laſt der täglichen Haushaltsmühen und =
Sor=
gen und ſo weit von ihr, wie der Maler von ſeinem Studienobjekt
entfernt, wieder den rechten Standpunkt zu allen Dingen des
täg=
lichen Lebens gewann und — auch ſo oft mit bitterer Reue und
heimlichen Vorwürfen ſich ſelbſt gegenüber — einſah, daß ſie oft,
ach, viel zu oft des Guten zu viel getan hatte. Wo ſie
nachträg=
lich unzählige Gelegenheiten feſtſtellte, bei denen ein
gerin=
gerer Auſwand an Sorgei, Mühen und Arbeit nicht nur ſich
ſelbſt, ſondern auch ihrer Familie, namentlich ihrem Ehegatten
gegenüber ein Mehr, ein ſegensvolles, ſtillbeglückendes und
reudegebendes Mehr geweſen wäre. Aber — reſolut wie die
meiſten Hausfrauen ja glückſicherweiſe ſind — hielt ſie ſich nicht
lange bei dieſen quälenden, ſich ſelbſt peinigenden Vorwürfen auf,
ſondern ſchüttelte ſie ab wit bem feſtem Entſchluß: das
kümf=
tige Leben mit und in ihrer Familſe anders,
ganz anders zu geſtalten. Nicht mehr in kleinen und
großen Sorgen für dieſe ſich aufzuobfern und aufzureiben,
ſon=
dern mehr mit und in ihr die angenehmen und beglückenden
Sei=
ten des Familienlebens zu genießenn. Das eigene Sorgen= und
Pflichtennnaß ſo weit zu verringern, daß ihre Sinne, ihr
In=
tereſſe jederzeit noch wach und rege blieb für alle Angelegenheiten
des Ehegauten, der großen und kleinem Kinder.
Das war damals, in reſtloſen Genießen arbeits= und
pflich=
tenfreier Feriem. Und heute?
Heute ſteckt dieſelbe Hausfrau, dieſelbe Gattin und Mutter,
trotz aller guten Vorſätze, trotz beſter Abſichten doch wieder mitten
drim im bewegten Auf und Nieder der pflichſtenreichem häuslichen
Tätgkeit. Wohl huſcht ihr danm und wann ein ſtiller Gedanke
an die damals gemachten Vorſätze durch den Kopf. Aber mit
reſigviertem Lächeln verſucht ſie ihn raſch zu verſcheuchſen. Ja
freilich, ſie würde ſchon gern, wen — vvenn nicht eben ihr
Haus=
halt der gleiche gebliebem wäre, das alte Haushaltsgetriebe mit
eimem Räderwerk tagtäglich im Gang geſetzt, im Gang erhalten
werden müßte, wenm nicht hier und da eine Störung
eintre=
ten ſoll.
„Muß denin aber,” ſo möchten wir dagegen fragen, „der
Haus=
halt unbedingt auf alte, kräfteverzehrende Weiſe weitergeführt
werdem? Müßte micht ein Teil jenes Willens, der während der
Ferienzeit die gutem Vorſätze zur Umkehr ſchuf, auch jetzt dazu
vorhanden ſein, ſie in die Tat umzutſetzen, m das erſehnte freiere,
glückbichere und beglückende Leben führem zu können?”
Blichen wir doch umm uuns, ir Hausfrauen. Bald hören wir
hier, bald dort von einer mehr, oder weniger bekannten
Mit=
ſchwweſter, die allzu früh, oft völlig unerwartet ,„die Segel ſtreichen
mußte, das ſo lange geführte Szepter der Haushaltsführung aus
dem endkräftetem Händen legen und nichn genuug damit, auch noch
eigene Pflege und Wartung in ihrer Krankheit, in der durch
Ueberanſtrengung zummeiſt ſelbſſt verſchuldeten Leidenszeit
bean=
ſpruchen muß. Sind wüir micht wielfach auf dem gleichem Wege,
den ſie einſt gegangen? Müßte uns ihr Zuſammenbruch nicht
täg=
lich, ja ſtündlich Warnung und Mahnung ſein, in Zukunft nur
unter weitgehenöſter Schonung unſerer eigenen Kräfte unſere
täglichem Pflichten zu erledigen? Eine geſunde und friſche Gautin,
Mutter und Hausfrau iſt heute mehr den je das größte Glink
für die Familie. Dieſes nicht ſelbſt durch Ueberſpannumg der
eigenem Kräfte zu gefährden, müßten wir Hausfrauen als unſere
Eliſabeth Thielemann.
erſye Pflicht betrachtem.
Aus der Kinderſtube.
Kinderſtreitigkeiten und =Ungezogenheiten. Heulend kommt
der kleine Fritz nach Hauſe. Mit zerriſſener Bluſe und
halbauf=
geweichten Stiefeln, das Haar vom Winde (oder von den
Spiel=
gefährten) zerzauſt, ſtürmt er in die Küche, wo Mutter gerade am
Herde ſteht und alle Hände voll Zu tun hat. „Fritz Müller hat
mich gehauen, huhuhu, guck mal, Mutter, meine ganze Bluſe iſt
entzwei.” Und unter weiterem Ach= und Wehgeſchrei berichtet
er der erboſten Mutter von der Balgerei mit dem großen Fitz,
bei der er als der Kleinere und Schwächere den Kürzeren zog
und ſchließlich jämmerlich geſchlagen das Feld räumte.
Dieſe Geſchichte iſt eigentlich immer aktuell, und viele, biele
Eltern wiſſen ein Lied davon zu ſingen, ein Lied, das vielleicht
auch noch einige Verſe mehr hat als die oben angeführten. Auch
die Briefkaſtenredaktionen wiſſen ein Lied davon zu ſingen, denn
an den Briefkaſtenonkel wendet ſich gewöhnlich der Vater oder die
Mutter des verprügelten Sprößlings mit der Bitte um Rat und
Auskunft. Natürlich haben die Eltern den Wunſch, daß den
jugendlichen Böſewichtern ihre Untat in gleicher Weiſe
heim=
gezahlt werde, und da der Junge (manchmal iſt es auch das
Töchterchen des Hauſes) allein dazu nicht imſtande iſt, möchten
ſie an ſeiner Stelle die Vergeltungsmaßnahmen in Anwendung
bringen.
Davon kann jedoch nicht dringend genug abgeraten werden.
Fremde Kinder darf man unter keinen Umſtänden ohne
Einwilli=
gung der Eltern züchtigen, wenn man nicht als Lehrer oder
Er=
zieher dazu befugt iſt, ſie können noch ſo böſe Streiche aushecken,
noch ſo ſchlimme Ungezogenheiten begangen haben. Tut man es
und kommt es den Eltern zu Ohren, ſo können ſie gegen den
un=
befugten Züchtiger, er kann noch ſo große und berechtigte Urſache
haben, das Kind abzuſtrafen, mit Erfolg rechtlich vorgehen.
Das beſte iſt, wenn Eltern ſich in derartige Streitigkeiten
überhaupt nicht hineinmiſchen, ſondern die Auffaſſung vertreten,
daß die Kleinen ihre Kämpfe ganz untereinander abmachen,
und daß es gar nicht ſo ſchlimm iſt, wenn die Grete mal von dem
Hans eine Ohrfeige kriegt oder der Hans vom Fritz einen
tüchti=
gen Naſenſtüber. Derartige Entgleiſungen können überall
vor=
kommen und man tut gut daran, ſie nicht tragiſch, zu nehmen.
Kinder vertragen ſich beinahe ebenſo ſchnell wieder, wie ſie ſich
er=
zürnt haben. Und wenn dann ſo ein kleiner Bube mit Geſchrei
und zerriſſener Kleidung nach Hauſe kommt, ſo iſt das zwar ein
Grund für die Mutter, böſe zu ſein, aber nicht den Zorn in
hand=
greiflicher Art an dem fremden Kinde auszulaſſen.
M. H.
Ein ſchönes Sommerſingſpiel für Kinder beiderlei Geſchlechts
iſt das Rateſpiel „Der Händler‟. Dazu ſtellen ſich alle
Teil=
nehmer im Kreiſe auf, nehmen irgendeine duftende Blüte oder
Blatt in die hohle, geſchloſſene Hand, wie Nelke, Veilchen,
Lilien=
blatt uſw., kurzum alles, was im Garten oder auf der Wieſe an
duftenden Trieben vorkommt. Nun kommt der oder die
Händ=
ſerin mit verbundenen Augen auf eines der Kinder zu und
die=
ſes fragt oder ſingt nach irgendeiner einfachen Melodie;
„Händler Du vom fernen Land,
Was birgſt Du in Deiner Hand?”
Das angeredete Kind hält nun die ein wenig geöffnete Hand
dem kleinen Käufer unter die Naſe und ſingt:
„Ich, der junge Händler klein,
Brachte Dir was ſchönes heim;
Doch darf ich’s Dir nicht nennen,
Du mußt es ſelber erkennen.”
Jahrgang 1921
Erkennt das kaufende Kind am Geruch, ſo löſe man ihm die
Binde von den Augen, und die kleine Händlerin, deren „Ware
erkannt wurde, tritt an deſſen Stelle. Weiß jedoch die
Händle=
rin die Ware nicht zu nennen, ſo muß ſie ein Pfand zahlen, das
Marie E.
zum Schluß verloſt wird.
Der zeitgemäße Haushalt.
Wer Pilze, Obſt und Gemüſe als Wintervorrat an
der Luft oder Sonne trocknet, ſollte ſtets auf das ausgebreitete
Dörrobſt einen ſauberen Papierbogen oder luftdurchläſſige
Stoffe, wie alte Gardinen, Mull, Gaze uſw. legen, um das
Beſchmutzen durch Fliegen; Staub und Ruß zu vermeiden.
Alles „Holzige” von Kohlrabi iſt keineswegs
wertlos, ſondern ergibt, kleingeſchnitten und an der Sonne oder
im Oſen getrocknet, eine Beigabe zu Suppengrün für der
Winter.
Fiſche, die ſich ſchwer ſchuppen laſſen
über=
gieße man ſchnell mit kochendem Waſſer, worauf ſich die
Schup=
pen ſofort mühelos löſen.
Fleiſchloſe Reisgerichte.
Reis mit Tomaten gebacken. Abgequirlter Reis
wird in Salzwaſſer dick ausgequollen und dann mit reichlich
in Fett geröſteter Zwiebel und etwas gewiegter Peterſilie
ge=
miſcht, lagenweiſe mit Tomatenſcheiben in eine Auflaufform
geſchichtet, worauf man das Ganze mit einem dickflüſſigen
Eier=
kuchenteig übergießt und im Ofen 34 Stunden backen laßt.
Reisſchmarrn. In Waſſer ausgequollenen Reis
verrührt man mit ſoviel Magermilch, daß ein dickflüſſiger Teig
entſteht, dem man Ei, Salz und abgeriebene Muskatnuß nach
Geſchmack beifügt. In eine mit Fett erhitzte Pfanne gießt man
von dem Teig und reißt ihn fortwährend mit Gabeln in kleine
Stückchen, die man mit Zimtzucker beſtreut, noch heiß aufträgt.
Reisklöße zu geſchmortem Obſt. Ausgequollene
Reis wird mit 1 Ei, wenig Salz und Zucker nach Geſchmack, mi
geriebener Semmel, Grieß oder feingemahlenen Graupen zu
feſtem Teig gemiſcht, dann einige große Klöße geformt, die matz
n leichtgeſalzenem Waſſer ſolange kocht, bis ſie an der
Ober=
fläche ſchwimmen.
N. W.
Speiſezettel.
Sonntag: „Nudelſuppe, Rouladen mit Kartoffelſalat, ge
ſchmorte Birnen.
Montag: Reisſchmarrn mit Zimtzucker.
Dienstag: Grüne Bohnen mit Hammelfleiſch.
Mittwoch: Birnenklöße.
Donnerstag: Möhren mit Erbſen, Kohlarbi und
Abſtech=
klößchen.
Freitag: Gebackener Fiſch mit Mayonaiſenſoße.
Samstag: Reisklöße zu geſchmortem Obſt.
Spiel und Rätſel
Denkmal=Rätſel.
Al, ard, bel, ck, D, Da, Do, e, El, el, Em, Eng, Er, er, fre.
Ga, ge, ge, glü, i, i, Jg, ko, La, lä, le, Ma, Ma, ma, ma, me, me,
mm, Na, nd, Ne, Ni, nſt, nz, O, pe, pf, ra, Rap, rg, ro, Sa, Sä,
Se, Sta, d, ſt, tin, To, tur, Ul, Un, und, Wa.
II
1. Ein Buchſtabe
2. Ein weiblicher Vorname
3. Ein Binnenwaſſer
4. Ein Monat
5. Eine Himmelsrichtung
6. Ein Gift
7. Etwas nicht gern Geſehenes
8. Eine heſſiſche Stadt
9. Ein weiblicher Vorname
10. Ein alter römiſcher Kaiſer
11. Ein Küchengeſchirr
12. Ein Haustier
13. Ein Baum
14. Ein weibliches Weſen
15. Eine Wiegeeinrichtung
16. Ein Stacheltier
17. Ein Hotelbeſucher
18. Eine unwahre Geſchichte
19. Ein weiblicher Vorname
20. Ein altes Maß
21. Eine Waffe
22. Ein männlicher Vorname
23. Eine Pferderaſſe
24. Eine Stadt in Preußen
25. Ein Inſelvolk
26. Ein Idealiſt
Die Anfangsbuchſtaben der ermittelten Wörter ergeben ein
Denkmal in unſerer Stadt.
F. B.
Silben=Rätſel.
Aus nachſtehenden Silben ſind 20. Worte zu bilden, deren
Anfangsbuchſtaben ein Sprichwort nennen.
a, ak, be, bi, bin, bro, burg, chel, chi, e, e, e, ei, en, ga, gem,
gens, ger, gi, geu, ham, i, i, la, le, let, lohn, ment, na, ne, ne, ni,
nod, nu, pe, ra, ra, re, ſa, ſe, ſe, ſe, ſe, ſen, ſer, ſi, ſul, tan, tul.
Die Worte bedeuten:
1. Herrſcher, 2. Männlicher Vorname, 3. Volksſtamm, 4.
Shake=
ſpeare’ſche Dramaſigur, 5. Stadt in Bayern, 6. Fluß in Spanien,
7. Weiblicher Vorname, 8. Fluß in Böhmen, 9. Waſſerfall, 10.
Kern=
frucht, 11. Vogel, 12. Stadt in Weſtfalen, 13. Engliſche Kolonie in
Afrika, 14. Franzöſiſcher Tondichter, 15. Knollengewächs, 16.
Land=
wirtſchaftliches Gerät, 17. Grundſtoff, 18. Gebirgstier, 19. Metall,
20. Geſichtsteil.
Henny Schubert.
Silben=Tauſch=Rätſel.
Taler, Wagen, Wieſel, Rechen, Spinnrad, Woge, Raſen,
Wieland, Hexe.
In obigen Wörtern ſind die Anfangsſilben zu vertauſchen, ſo
daß wieder bekannte Wörter entſtehen, deren Anfangsbuchſtaben
einen bedauerlichen Zuſtand nennen.
Zur Verwendung kommen folgende Silben: Ach, Ei, In, Kel,
Kon, Na, Ni, Rei, Stie.
Carl Deubel.
Rätſel.
265. Der Mann ſteht auf. Er muß das Wort. — Da ſpricht die
Frau: Ein f ſtreich’ fort — Und ſchieb’ ins Wort ein I hinein, —
Bekömmlicher wird das dir ſein.
266. Die Dorfſchüler ſeufzen gar ſchwer bei dem Wort. — Heut”
will’s ihnen gar nicht gefallen. — Ja, fiel aus dem Worte der
vierte Laut fort, — Die Arbeit gefiel ihnen allen.
267. Sagſt Du einem Knaben das Wort, — So wird es ihn wenig
erfreun. — Doch läßt Du den Kopf dabei fort, — Wird’s
eher ihm angeiiehm ſein.
Auflöſungen.
Des Geographiſchen Sternrätſels:
1. Kamenz, 2. Oppeln, 3. Neiße, 4. Saarau, 5. Teltow, 6. Aachen,
7. Naſſau, 8. Zoppot. — Konſtanz.
Des Städterätſels:
Danzig, Amſterdam, Rom, Mainz, Siegen, Turin, Antwerpen,
Dresden, Trier. — Darmſtadt.
Des Umſtellungsrätſels.
Daniel, Ibſen, Eiſen, Name, Amſel, Chriſt, Hafen, Traum, Inſel,
Garde, Achſel, Lende, Laſter. — „Die Nachtigall”.
Der Rätſel. 262. A, Rom, Aroma. 263. Made, Mädchen. 264. Lot
Obige 57 Silben ſind in nebenſtehender Figur derart einzntragen,
daß Wörter nachſtehender Bedeytung entſtehen:
Arwrtartlich: Max Straeſe