Darmstädter Tagblatt 1921


30. Juni 1921

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eigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernommer
Nichterſcheinen einzelner Nummer:
n infolge höherer
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durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.

4
184. Jahrgang
mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.

Nummer 178

Der Sturz Giolittis.
** Giolitti hat im italieniſchen Parlament nur eine
kmappe Mehrheit erhalten, wobei noch beſonders beachtet werden
mußte, daß die Miniſter und Staatsſekretäre ſich an dem Votum
für die Regierung beteiligten. Da er mit einer derartig knap=
pen
Mehrheit nicht regieren kann, ſo hat er, immerhin etwas
überraſchend, im Namen des Geſamtkabinetts ſeine Demiſſion
gegeben. Dieſer Sturz des Kabinetts Giolitti iſt allem Anſchein
nach nicht zurückzuführen auf innere Vorgänge, denn Giolitti hat
als Premier getan, was er tun konnte, um Italien einem Wie=
deraufbau
entgegenzuführen und um dem Lande die Beruhigung
zu verſchaffen, die es brauchte.
Obgleich Italien zu den Siegerſtaaten gehört, iſt dort von
einem Sieg nicht viel zu ſpüren, und es war von vornherein
anzunehmen, daß Italien in ſeiner unglücklichen Lage, ganz
gleich, ob es ſich an die Seite der Entente oder an die der Mittel=
mächte
ſtellte, die Leiden und Laſten des Krieges zu tragen hat.
Es ift auch in gewiſſem Sinne richtig, daß Giolitti, was ſeine
Innenpolitik betraf, aus anderen Gründen nicht mehr die freie
Hand hatte, die er zur Fortführung einer zielbewußten Politik
brauchte. Das Kabinett Giolitti war mehr oder weniger Ge=
fangener
der Faſziſten, das ſind jene wilden Burſchen, die als
Legionäre jede Beruhigung verhindern, die die Rotwendigkeiten
des Landes verkennen und die nichts anderes kennen, als die
Erfüllung unerfüllbarer nationaliſtiſcher Aſpirationen. Aber
auch das alles genügte noch nicht, um das Kabinett Giolitti fall=
reif
zu machen. Erft die Außenpolitik des Grafen Sforza hat
dieſem Kabinett die breite Mehrheit geraubt. Sforza hat mit
dem außenpolitiſchen Pfande, das er von Nitti übernommen
hatte, ſchlecht gewuchert. Nitti hatte es noch verſtanden, in San
Remo eine italieniſche Außenpolitik zu treiben, Sforza aber hat
nichts anderes, als eine Politik des niemanden zu Liebe, nie=
manden
zu Leide getrieben. Der Berliner Berichterſtatter der
Idea Nazionale ſagt ganz richtig von ihm, Sforza iſt nicht für
Frankreich und nicht gegen Frankreich, Sforza iſt aber auch nicht
für Deutſchland, er iſt aber auch nicht gegen Deutſchland. Er
war nichts als Vermittler, und Vermittler in einer merkwür=
digen
Paſſivität. So haben wir ihn geſehen in Spaa, in Paris
und in London, ſo kam er auch mit ſeinem unglücklichen Profekt
über Oberſchleſien heraus, das nun nach ihm benannt iſt und
das weder der Entente, noch Italien, noch Oberſchleſien nützt.
Was auch immer für ein Mann das italieniſche Außen=
miniſterium
übernehmen wird, er wird eine andere Politik zu
treiben haben, als ſie Graf Sforza getrieben hat. Selbſwverſtänd=
lich
dürfen wir nun nicht glauben, daß ein italieniſcher Außen=
miniſter
eine Politik im deutſchen Sinne treiben wird. Aber
auch im wohlberſtandenen italieniſchen Intereſſe muß der kom=
mende
Mann mehr ſein als nur ein Vermittler. Von dem neuen
Außenminiſter hängt es im weſentlichen ab, wie lange ſich das
neue Kabinett, deſſen Miniſterpräſident ja noch nicht einmal
bekannt iſt, halten kann.
Ueber die Beunruhigung, die der Rücktritt des Kabi=
netts
Giolitti=Sforza in Frankreich hervorgernfen hat, wird
gemeldet:
* Paris, 28. Juni. Der Rücktritt des Miniſte=
riums
Giolitti, namentlich aber der Abgang des Grafen
Sforza, hat in hieſigen politiſchen Kreiſen einen ſtarken Ein=
druck
hervorgerufen. Die Haupturſache iſt, daß die Politik
Sforzas von der Kammer mit beſonderer Schärfe bemängelt
wurde. Der halbamtliche Petit Pariſien bringt das auch
zum Ausdruck; denn er ſagt in ſeiner Betrachtung, Graf Sforza
habe in den Fragen, die Mitteleuropa und namentlich Deutſch=
land
beträfen, eine Politik getrieben, die ſtetig geweſen ſei. In
mehr als einem Falle und vornehmlich in der letzten Zeit an=
läßlich
der oberſchleſiſchen Frage habe er weiſe Löſungen vor=
geſchlagen
, die alle Parteien hätten annehmen können. Das Blatt
findet eine gewiſſe Beunruhigung darin, daß der Rücktritt des
Miniſters infolge einer Debatte über die auswärtige Politik und
nach zwei Reden des Grafen Sforza und des Miniſterpräſidenten
Giolitti erfolgt ſei. Wer auch immer der Nachfolger des Grafen
Sforza ſei, der wenig günſtige Eindruck werde fortbeſtehen, ſo
lange er nicht bewieſen hätte, daß die italieniſche Politik morgen
nicht dieſelbe ſein werde, wie ſie geſtern war. Das Petit
Journal ſagt, die öffentliche Meinung in Frankreich bedauere
den Weggang des Grafen Sforza, der in den Sitzungen des
Oberſten Rates ſehr oft die Sprache des weiſen Klarblicks ge=
ſprochen
und der immer verſucht habe, die Intereſſen Frankreichs
mit denen Italiens zu verbinden. Auch der Matin iſt be=
unruhigt
, weil das römiſche Organ Paeſe, das das Blatt als
deutſchfreundlich bezeichnet, den Sturz des Grafen Sforza be=
jubele
und ihm vorwerfe, er ſei in den Sitzungen des Oberſten
Rates ſtets ein allzu treuer Mitarbeiter der franzöſiſchen Re=
gierung
geweſen. Dieſe Feſtſtellung genüge, um über die Zu=
ſammenſetzung
der Parteigruppierung ſich zu beunruhigen, die
den Miniſter für auswärtige Angelegenheiten in ſeine gefährliche
Lage gebracht habe.
* London, 28. Juni. Der diplomatiſche Mitarbeiter des
Daily Telegraph ſchreibt, der Rücktritt des Kabi=
netts
Giolitti ſei ein Ereignis von ungewöhnlicher Bedeu=
tung
, insbeſondere im gegenwärtigen Zeitpunkt, da der Grund
für den Rücktritt die Tatſache ſei, daß es Graf Sforza nicht ge=
lungen
war, eine weſentliche Mehrheit für ſeine auswärtige Po=
litik
zu ſichern. Die Unzufriedenheit des italieni=
ſchen
Parlaments ſcheine in der Hauptſache zurückzufüh=
ren
zu ſein auf Sforzas Verzichtleiſtung in der Adria und in
Adalia und auf ſeine weitherzige Unterſtützung
eines Teiles der polniſchen Anſprüche in Ober=
ſchleſien
trotz der Erregung im ganzen italieniſchen Volke in=
folge
der italieniſchen Verluſte in Oberſchleſien. Der Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph erklärt, man müſſe erſt abwarten,
ob der Nachfolger Sforzas nicht verſucht ſein werde, eine tür=
kiſch
=italieniſche Politik aufzugeben zugunſten einer Politik, die
eine Verſtändigung im Oſten zugunſten Großbritanniens, Ita=
liens
und Griechenlands vorſieht.
Rom, 28. Juni. (Havas) Der Könighat die Beſprechun=
gen
fortgeſetzt. Er empfing heute nachmittag die Vizepräſiden=
ten
des Senats, Colonna und Cefalli, und die der Kammer,
Ricci und Gaſparotti. Alle Zeitungen glauben übereinſtimmend,
daß der gegenwärtige Kammerpräſident de Nicola zur Bil=
dung
des Kabinetts berufen wird. Graf Sforza hat bei ſei=
ner
Abreiſe nach Maſſa die Ueberzengung ausgedrückt, daß die
auswärtige Politik Italiens unter ſeinem Nachfolger nicht ge=
ändert
werde. Den Poſten eines Geſandten, falls er ihm ange=

Donnerstag, den 30. Juni 1921

boten würde, könne er nicht übernehmen. Graf Sforza wird ſich
auf ſeine Beſitzungen bei Lunigiana zurückziehen.
Ueberſchwemmung Deutſchlands
mit ausländiſchen Luxus=Artikeln.
** Kürzlich wurde in der Kölniſchen Zeitung mitgeteilt, daß
von der Entente in einem Monat Einfuhrbewilligungen für
eine Menge Vanille erteilt wurden, die dem zehnfachen Jahres=
bedarf
der Rheinlande entſpricht. In derſelben Zeit hat man
für 80 Millionen Mark feine Textilien zur Einfuhr freigegeben,
erner über 1000 Tonnen Datteln, faſt 2000 Tonnen Mandeln,
ſehr erhebliche Mengen von franzöſiſchem Spiritus,
Schokolade und konſervierten Ananas, die den Ein=
führenden
20 Mark je Büchſe koſten, während der Kleinhandel
jetzt ſchon 55 Mark dafür nimmt. Von ſachverſtändiger Seite
wird der Wert dieſer Einfuhr auf eine halbe bis eine Milliarde
Mark monatlich geſchätzt. Die Folgen machen ſich in einem er=
neuten
rapiden Fallen unſerer Valuta bereits ſtark bemerkbar.
Dieſen ſchweren Schädigungen der deutſchen Volkswirtſchaft
ſucht die Reichsregierung durch ein neues Geſetz zu be=
gegnen
, das eine Kontrolle des Paketverkehrs zwiſchen dem
befetzten und unbeſetzten Deutſchland ermöglicht. Natürlich kann
eine amtliche Paketkontrolle uns von dem Uebel nicht reſtlos be=
freien
. Sie wird im beſten Falle die Luruseinfuhr einſchränken,
ohne ſie zu unterbinden. Viel notwendiger iſt es, daß die Ge=
ſamtheit
des Volkes die ſchweren Schädigungen der Einfuhr
von Luxusartikeln für unſere Wirtſchaft erkennt und ſich danach
richtet. Wir können jeglichen Kauf ausländiſcher Waren nur
mit Warenausfuhr bezahlen. Da wir von dem Werte der
Warenausfuhr 26 Prozent an die Alliierten zu entrichten haben,
muß ſich jeder Deutſche darüber klar werden, daß er durch jeden
Kauf ausländiſcher Waren eine Geldſumme von 26 Prozent über
den eigentlichen Rechnungsbetrag hinaus im Endeffekt
Deutſchland entzieht und den Ententeländern
zuführt. Unſere Einfuhr darf ſich alſo nur auf unent=
behrliche
Rohſtoffe erſtrecken, die in Deutſchland zur
Weiterverarbeitung für unſeren eigenen Verbrauch und für Ex=
portwaren
benötigt werden.
Wenn das deutſche Volk daher jetzt dringend ermahnt wird,
ausländiſche Zigaretten, Schokoladen, Weine und Spirituoſen,
Spitzen, Seidenſtoffe uſw. zu meiden, ſo liegt einer ſolchen Auf=
forderung
nichts weniger als eine chauviniſtiſche Tendenz zu=
grunde
. Gerade weil wir ernſthaft bemüht ſind, den der Entente
gegenüber übernommenen Verpflichtungen nachzukommen,
müſſen wir peinlich darauf achten, unſere Wirtſchaftsführung ſo
einzurichten, daß ſie jeder Kritik ſtandhalten kann. Heute noch
mögen franzöſiſche Weinkellereien, Parfümerien und ſonſtige
Intereſſentengruppen ihr ganzes Trachten darauf richten, mög=
lichſt
große Mengen ihrer Erzeugniſſe auf den deutſchen Markt
zu werfen, doch es wird nicht mehr lange dauern, bis man auch
drüben einſieht, daß die Weltwirtſchaft nicht geſunden kann,
wenn Luxusartikel in ungeheuren Mengen nach Deutſchland ge=
langen
.
Dann wird man nicht zögern. aus dieſer Erkenntnis die
nötigen Folgerungen zu ziehen. In einem Zeitpunkt aber, in
dem es die ungeheuerlich großen Reparationsverpflich=
tungen
zu erfüllen gilt, erwächſt jedem Deutſchen die Pflicht,
ſeine perſönlichen Wünſche den Intereſſen der Allgemeinheit
unterzuordnen, das heute mehr als je erforderliche Verant=
wortlichkeitsgefühl
des Einzelnen gegenüber der
Volksgemeinheit auch in wirtſchaftlichen Dingen zu betätigen
und auf ausländiſche Luxusware, zu verzichten, für die eine
niedergebrochene Volkswirtſchaft keine Verwendung haben darf.
Man glaube nicht, auf die paar Zigaretten, die Tafel Schokolade
oder das Stückchen Seife, das der Einzelne kauft, komme es nicht
an. Wer ſelbſt ſo denkt, muß auch dem Nächſten das Recht des
gleichen Gedankenganges zugeftehen. Aus den verhältnismäßig
geringen Mengen, die alle Einzelnen verbrauchen, ſetzen ſich
dann die ungeheuren Quantitäten zuſammen, die Mil=
liardenbeträge
ausmachen und deren dauernde Ein=
fuhr
uns dem endgültigen Verderben immer näher bringt.
Darum fort mit allen ausländiſchen Luxusartikeln im wohl=
verſtandenen
Intereſſe unſerer heimiſchen Volkswirtſchaft, die
ihre Schulden bezahlen und wieder auf die Höhe kommen will!
Oberſchleſien.
Die Räumung Oberſchleſiens.
T.1. Oppeln, 29. Juni. Unter dem Vorſitz des Pfacrers
Ulitzka trat der Zwölferausſchuß am 25. d. M. zu einer
Sitzung zuſammen, um Stellung zur gegenwärtigen Lage zu
nehmen. Die Beratungen, vom Geiſte der Einmütigkeit getragen,
galten der unmittelbar bevorſtehenden Räumung und erſtreck=
ten
ſich auch auf Probleme, die eng mit ihr zuſammenhängen.
Am 21. d. M. hatte General Höfer im Einverſtändnis mit
dem Zwölferausſchuß und dem engliſchen General Henniker
einen Räumungsplan unterbreitet, der u. a. als erſte Etappe die
Räumung der wichtigen und in ſchwierigſter Lage befindlichen
Induſtrieſtädte Gleiwitz und Hindenburg forderte. Eine
zuſtimmende Antwort der interalliierten Korimiſſion traf erſt
am 24. d. M., nachts 12 Uhr, ein. Demnach ſollte die beider=
ſeitige
Räumung wie folgt ſtattfinden: 28. Juni: Rückzug der
Inſurgenten, 29. Juni: Pauſe, 30. Juni: Rückzug des deutſchen
Selbſtſchutzes in die Näume um Kreuzburg und um Leobſchütz,
1. Juli: Pauſe, 2. und 3. Juli: Rückzug der Inſurgenten hinter
Veuthen, Königshütte, Kattowitz, 4. Juli: Pauſe, 5. Juli: Rück=
zug
beider Teile hinter die Grenzen des Abſtimmungsgebietes.
In der Nacht vom 25. zum 26. Juni erhielt General =
fer
Mitteilung von einer Aenderung des Räumungs=
planes
, welche die Franzoſen gegen den heftigen Widerſtand
der Engländer durchzuſetzen wußten. Danach fällt die Pauſe
am 29. Juni weg und der deutſche Selbſtſchutz muß am gleichen
Tage ſeinen Rückzug beginnen. Durch die Pauſe war es den
Deutſchen ermöglicht, ſich augenſcheinlich von der Art und Weiſe
zu überzeugen. Der Schwindel von der Räumung wäre ſchon
am erſten Tage entlarvt worden, was General Lerond ſehr
peinlich berührt hätte. Der franzöſiſchen Perfidie gelang es, auch
noch eine weitere Klauſel im letzten Moment einzuſchmuggeln,
wodurch General Höfer ſich verpflichtet, ſelbſt im Falle eines pol=
niſchen
Treubruches nicht in die alten Linien vorrücken zu laſſen.
Dieſer Paſſus ſteht im ſchroffſten Widerſpruch zu den Zu=
ſicherungen
, welche der engliſche und der franzöſiſche Botſchafter
beim Miniſter des Aeußern Dr. Noſen vor einigen Tagen ge=
geben
haben. Der Zwölferausſchuß und ebenſo General Höfer
ſtimmten dieſem von den Franzoſen wohlberechneten Räumungs=
plan
zu, vor allem aus dem Grunde, um der franzöſiſchen Di=

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Einzelnumnter 25 Pfg.

plomatie und der ihr dienſtbaren Preſſe jeden (offenbar ſehr
willkommenen) Vorwand zu nehmen, den deutſchen Selbſtſchutz
als Hindernis der Pazifizierung Oberſchleſiens zu benennem
Der Ausſchuß neigte der Auffaſſung zu, daß die Räumung des
Inſurgentengebietes dank der franzöſiſchen Intrigen nichts an=
deres
als ein gemeiner Betrugiſt. Beweiſe dafür häufen
ſich, insbeſondere laſſen die Beobachtungen aus dem geräumten
Teile ds Kreiſes Ratibor erkennen, daß eine tatſächliche. Räu=
mung
Oberſchleſiens von den Banden Korfantys von der inter=
alliierten
Kommiſſion nicht beabſichtigt iſt oder von den Fran=
zoſen
hintertrieben wird. Dieſer Augenblick hat die Wahrzeichen
in Warſchau für die Möglichkeit eines Aufſtandes, der nach der
Räumung latent weiterbeſteht, von neuem auflodern laſſen. Ein
neuer Aufſtand liegt durchaus in den Richtlinien der fran=
zöſiſch
=polniſchen Politik, wie ſie von General Le=
rond
und Korfanty während der letzten ſechs Wochen betrieben
wurde.
Den Franzoſen liegt nichts mehr daran, in Oberſchleſien
wenigſtens den Schein der Objektivität zu wahren. Immerhin
iſt es dem Zwölferausſchuß gelungen, die franzöſiſchen Pläne zu
durchkreuzen. Zweifellos hätte es im Intereſſe unſerer Gegner
gelegen, wenn es zwiſchen General Höfer und dem Zwölfer=
ausſchuß
einerſeits und General Henniker und der inter=
alliierten
Kommiſſion andererſeits zu keiner Einigung gekommen
wäre. Die loyale Haltung des Zwölferausſchuſſes und des deut=
ſchen
Selbſtſchutzes werfen alle Vereinbarungen zwiſchen Le=
rond
und Korfanty über den Haufen. Nur den Einge=
weihten
iſt bekannt, wie ſehr ſich die franzöſiſchen Teile der
interalliierten Kommiſſion gegen die Einbeziehung der Stadt
Hindenburg und der anſchließenden großen Landgemeinden in
die erſte Etappe geſträubt haben. Der deutſche Selbſtſchutz wird
ſich alſo gemäß den Vereinbarungen bemühen, die Friſten der
Räumungsbewegung einzuhalten. Wenn es auch den Anſchein
hat, als ob die Partie remis endet, ſo darf doch nicht verkannt
werden, daß der Zwölferausſchuß und General Höfer im Rah=
men
der Möglichkeit jene Aufgaben gelöſt haben, deren Löſung
angeſichts großer außen= und innerpolitiſcher Schwierigkeiten
billigerweiſe von ihnen verlangt werden konnte.
Vefreiung von Gleiwitz und Hindenburg.
* Wie der Vorwärts aus Oppeln meldet, haben nach dort
vorliegenden Nachrichten die Polen tatſächlich begonnen, das
von ihnen beſetzte Gebiet zu räumen. Gleiwitz und das
Induſtriegebiet um Hindenburg mit der Stadt Hindenburg
ſelbft ſind frei, jedoch noch nicht paſſierbar. Sämtliches zur Ver=
fügung
ſtehende deutſche Eiſenbahnmaterial wurde von den Po=
len
mitgeſchleppt, ſo daß bisher noch keine Möglichkeit beſteht,
den Eiſenbahnverkehr wieder einzuleiten. Die Polen haben
ihr geſamtes Kriegsmaterial auf der Eiſenbahn abtransportiert.
In den Dörfern iſt eine Menge Leute zurückgeblieben, die bei
den Inſurgenten Dienſt getan haben.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Aus dem Dortenſchen Giftbrunnen.
Gd. Frankfurt a. M., 29. Juni. Wir berichteten vor
kurzem über die gehäſſigen Angriffe des berüchtigten fran=
zöſiſchen
Hetz= und Propagandajournaliſten Bonnefon im Echo
de Paris auf den Kölner Oberbürgermeiſter Ade=
nauer
. Ihm geſellt ſich faſt zu gleicher Zeit der Temps hinzu.
Beiden hatte es vor allem das angebliche Bemühen angetan,
engliſches Kapital für die Kölner Hafenpläne zu intereſſieren.
Die Frankfurter Zeitung glaubt nun, die Quelle und Triebfeder
dieſer auffallenden franzöſiſchen Preſſekampagne gegen Herrn
Adenauer in dem ungekrönten rheiniſchen Präſidenten Dorten
feſtgeſtellt zu haben. Dorten hat zu Beginn ſeiner Loslöſungs=
bewegung
, die er mit tatkräftiger klingender Unterſtützung land=
fremder
Kreiſe und Stellen im Rheinland einleitete, geglaubt,
den Oberbürgermeiſter auf ſeiner Seite zu haben. Seit er aber
eine gründliche und deutliche Abweiſung erfahren hat, verfolgt
Dorten das Kölner Stadtoberhaupt mit beſonderem Haß. Die
Uebernahme des Präſidiums im preußiſchen Staatsrat durch
Adenauer hat dieſen Haß verdoppelt, und als ihm kürzlich ein
Bericht über eine abſolut harmloſe Informationsbeſprechung des
Kölner Oberbürgermeiſters mit deutſchen Preſſevertretern in
die Hände kam, äußerte er ſofort Freunden gegenüber, das müſſe
in der franzöſiſchen Preſſe zur Aufklärung der Engländer ver=
wertet
werden. Echo de Paris und der Temps haben nun eine
ſolche Verwertung in etwas plumper Weiſe verſucht. Das ge=
nannte
Frankfurter Blatt iſt überzeugt, daß kein verſtändiger
Engländer auf dieſes Manöver franzöſiſcher Angliederungspoli=
tik
und ihres Spießgeſellen Dorten hineinfallen wird. Es iſt
aber gut, wenn man weiß, bei welchen Geſchäften Dorten ſeine
Hand im Spiel hat.
Für die Sicherheit deutſcher Frauen.
Gd. Köln, 28. Juni. Zu dem geſtern gemeldeten Ueber=
f
all auf die der Kommuniſtiſchen Partei angehörige Stadtver=
ordnete
Fräulein Ackermann teilt heute das Kölner Kommu=
niſtenblatt
, die Sozialiſtiſche Republik, mit: Wir müſſen ver=
langen
, daß die Beſatzungsbehörde den Sonntagsausflüglern
wenigſtens den Spaziergang im Walde ſichert. Wenn man von
uns verlangt, daß wir alles zu unterlaſſen haben, was die
Sicherheit der Beſatzungstruppen gefährdet, dann können wir
verlangen, daß wenigſtens Leben und Geſundheit unſerer Mäd=
chen
und Frauen geſichert werde. Nach der Darſtellung war
Fräulein Ackermann in Geſellſchaft ihrer beiden Schweſtern.
Den Ueberfallenen iſt kein Schaden zugefügt worden, weil durch
ihre energiſche Abwehr und auf ihr Hilferufen Zivilperſonen
die farbigen Soldaten vertrieben.
Eine franzöſiſche Stimme für Aufhebung
der Sanktionen.
Paris, 29. Juni. (Wolff.) Guſtade Hervé ſpricht in
einem Leitartikel der Victoire die Zuſtimmung des Generals
Höfer zu dem Rückzugsplan der Abſtimmungskommiſſion als
einen neuen Beweis für den deutſchen guten Willen an. Warum,
ſo fragt er, verſteift ſich der Miniſterpräſident in dieſem Augen=
blick
gegenüber der neuen deutſchen Regierung mit ihren demo=
kratiſchen
Tendenzen darauf, die Aufhebung der im Rhein=
lande
gegen die alte reaktivnäre Regierung von Simons ergriffe=
nen
Sanktionen zu verweigern? Er fürchtet, der Schwäche
angeklagt zu werden. Er fürchtet die politiſche Unerfahrenheit
vieler junger Abgeordneter, die, ſvon ihrem Haß gegen
Deutſchland oder von der Furcht vor ihm verblendet,
die Räumung der Kohlenhäfen am Rhein und die Beſeitigung
der Zollinien als einen Rückzug betrachten würden. Will man

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Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Junt 1921.

Rummer 178.

die demokratiſchen Tendenzen in Deutſchland begünſtigen oder
nicht?. Wenn ja, ſo hebe man die Sanktionen auf. Es iſt un=
ehrlich
, Sanktionen aufrechtzuerhalten, wenn die Urfachen, die
ſie veranlaßten, verſchwunden ſind.
Forzſetzung der Wiesbadener Beſprechungen
in Paris.
Paris, 28. Juni. (Wolff.) Ueber die heute begonnenen
Beratungen, betreffs Ausführung des Londoner
Abkommens, wurde offiziell folgendes Communiqué ausge=
geben
: In Fortſetzung der Wiesbadener Beſprechungen haben
heute die Verhandlungen in Paris begonnen. Teilnehmer waren
auf deutſcher Seite Staatsſekretär Bergmann und Reichskom=
miſſar
für den Wiederaufbau Dr. Guggenheimer, auf der franzö=
iſchen
Seite Miniſter Loucheur und aus den beteiligten Mini=
ſterien
Seydoux, Tannery und Cheyſſon. Beraten wurde die
Frage der Reſtitution und Erfatzleiſtungen gemäß einer An=
regung
der Reparationskommiſſion. Die Verhandlungen übe=
dieſen
Gegenſtand werden morgen fortgeſetzt. Morgen nachmit=
tag
wird über die Lieferung von Materialien verhandelt werden.
Paris, 29. Juni. (Wolff.) Wie der Petit Paxiſien mit=
teilt
, werden die deutſchen und franzöſiſchen Sach=
verſtändigen
bei den jetzt begonnenen Verhandlungen
lediglich zwei Hauptfragen behandeln, die Zahlungsfriſten und
den Preis für die Sachlieferungen. Eine dritte Frage wird
augenblicklich noch in Berlin mit dem Garantieausſchuß ver=
handelt
, der Erſatz der 26prozentigen Abgabe von der deutſchen
Ausfuhr durch einen anderen Index. Wahrſcheinlich werden
die beiden Verhandlungen in der kommenden Woche gemeinſam
in Paris geführt werden. Der Garantieausſchuß wird Berlin
in zwei oder drei Tagen verlaſſen.
Die Abſtimmung über die Flaggenfrage.
** Das überraſchende Ergebnis der Abſtimmung über den
Antrag der bürgerlichen Parteien im Reichstag
betr. die Flaggenfrage, der, wie gemeldet, mit 121 gegen
120 Stimmen abgelehnt wurde, iſt dadurch zuſtande gekommen,
daß ſich 5 Demokraten der Abſtimmung enthielten und das Zen=
trum
ſich geſpalten hatte. Vom Zentrum hatte eine größere Zahl
von Abgeordneten mit Nein geſtimmt, darunter Reichskanzler
Dr. Wirth, Reichspoſtminiſter Giesberts, der frühere Reichskanz=
ler
Fehrenbach, Abg. Dr. Spahn u. a. Die erwähnten Namen
beweiſen übrigens, daß auch führende Mitglieder des rechten
Flügels der Zentrumsfraktion die Annahme für unerwünſch
hielten. Vor der Abſtimmung bemerkte man, daß der Reichs=
kanzler
Dr. Wirth ſich von der Regierungsbank erhob und mit
mehreren Zentrumsabgeordneten den Sitzungsſaal verließ. Bei
den Deutſchnationalen wurde dieſer Vorgang ſofort bemerkt.
Auf den Bänken der Rechten entſtand lebhafte Unruhe, einige
Abgeordnete riefen: Was iſt denn mit dem Zentrum los? Wo
bleibt das Zentrum? In Gruppen, die ſich raſch gebildet hat=
ten
, wurde der teilweiſe Exodus des Zentrums lebhaft beſpro=
chen
. Durch ihn ſchien die Abſtimmung zweifelhaft zu werden,
die Deutſchnationalen ſtellten deshalb einen Vertagungsantrag,
unmittelbar darauf einen Antrag auf namentliche Abſtimmung,
ohne ſich vorher mit den anderen Parteien in Verbindung geſetzt
zu haben. Die Linke war ſtark beſetzt. So kam das merkwür=
dige
Ergebnis zuſtande. Bevor es übrigens zur Abftimmung
kam, wurde noch lebhaft darüber geſtritten, ob der Antrag au
eine Verfaſſungsänderung hinauslaufe und zur Annahme eine
Zweidrittelmehrheit bei Anweſenheit von zwei Dritteln aller
Abgeordneten bedürfe. Wird die Frage dahin entſchieden, daß
der abgelehnte Antrag wirklich eine Verfaſſungsänderung in ſich
ſchließt, ſo iſt die Abſtimmung ungültig, da nicht zwei Drittel
der Mitglieder des Hauſes anweſend waren.
Der Hauptausſchuß des Deutſchen Indu=
ſtrie
= und Handelstages hat mit dem lebhafteſten Be=
dauern
Kenntnis davon genommen, daß der Reichstag unter ge=
ringer
Teilnahme ſeiner Mitglieder mit 121 gegen 120 Stimmen
ſich gegen die Erhaltung der alten ſchwarz=weiß=roten Handels=
flagge
ausgeſprochen hat. Da dieſer Beſchluß dem einmütigen
Wunſche der beteiligten Kreiſe zuwiderläuft und dem Wieder=
aufleben
der Handelsſchiffahrt und der auswärtigen Handels=
beziehungen
die größten Schwierigkeiten bereitet, verlangt der
Hauptausſchuß einen Volksentſcheid über die Beſeitigung
der Beſtimmung der Verfaſſung, nach der die ſchwarz=weiß=rote
Handelsflagge in der oberen inneren Ecke die Farben Schwarz=
Rot=Gold tragen ſoll.
Auch die Lübecker Handelskammer hat eine Drah=
tung
an den Reichspräſidenten, den Reichskanzler und den
Reichstag geſandt. Die Handelskammer gibt der Zuverſich=
Ausdruck, daß das deutſche Volk durch die Volksentſchei=
dung
in der Flaggenfrage der Forderung der deutſchen Schiff=
fahrt
Rechnung tragen werde.
Die Kohlenlage.
Berlin, 28. Juni. (Wolff.) Im Hauptausſchuß des Land=
tags
hob Handelsminiſter Fiſchbeck hervor, daß eine ſchwere
Kohlenknappheit bevorſtehe. Die Förderung betrug im Januar
7,8 Millionen, 82,7 Prozent des Friedensquantums, im April
nur noch 7,648 Millionen, im Mai 6,7 Millionen. Im Sommer
ſei ein Ausfall von 40 000 Tonnen arbeitstäglich zu erwarten.
Dazu komme, daß Oberſchleſien jetzt ganz ausfalle, das
früher ein Drittel der Kohlen lieferte. Die Vorräte ſeien auf=
gebraucht
. Der engliſche Bergarbeiterſtreik und der Ausfall der
engliſchen Kohle wirkten mit, dazu komme die Erfüllung des

Spa=Abkommens, ſo daß trübe Zeiten hinſichtlich der Koh=
lenvorräte
bevorſtünden.
In der geſtrigen Vollverſammlung des Reichskohlenrats er=
klärte
der Geſchäftsführer, Berghauptmann Bennhold, in ſeinem
Bericht über die Kohlenlage, daß vor allem in den Leiſtun=
gen
des Steinkohlenbergbaues ein erfreulicher Auf=
ſtieg
zu verzeichnen ſei, daß aber die Förderung noch um 20
Prozent hinter den letzten Friedensjahren zurückbleibe. Die
Braunkohlenbriketterzeugung überſteige dagegen die Produktion
des Jahres 1913 um etwa ein Drittel. Angeſichts der ſchlechten
Kohlenverſorgung Deutſchlands forderte der Redner wenigſtens
eine vorübergehende Ueberarbeit im Ruhrbergbau, zum min=
deſten
bis zur Beilegung der oberſchleſiſchen Beſetzung. Bezüg=
lich
der Heranziehung des deutſchen Kohlenbergbaues zur Er=
füllung
der Reparationsverpflichtungen erklärte der Redner, daß
der deutſche Kohlenbergbau es für ſeine Ehrenpflicht halte, an
der Einlöſung des gegebenen Wortes mitzuwirken. Allerdings
ſei eine Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen überhaup
nur dann möglich, wenn das oberſchleſiſche Kohlen=
revier
ungeteilt bei Deutſchland verbleibe. Der
Verluſt der oberſchleſiſchen Kohlen würde kataſtrophale Folgen
für das deutſche Wirtſchaftsleben haben.
Beendigung des engliſchen Bergarbeiterſtreiks.
London, 28. Juni. (Wolff.) Reuter meldet amtlich: Der
Bergarbeiterſtreik iſt beigelegt.
Paris, 28. Juni. (Havas.) Nach einem Londoner Tele=
gramm
des Intranſigeant werden die Bergleute am näch=
ſten
Montag die Arbeit wieder aufnehmen. Die Eini=
gung
wurde durch gegenſeitige Zugeſtändniſſe erzielt. Die Ar=
beiter
verzichten auf ihre Forderung einer nationalen Kaſſe für
die Gewinne zum Ausgleich der Löhne und nahmen als Grund=
lage
der Löhne den Tarif von 1914 mit einem Zuſchlag von
20 Prozent an. Die Arbeitgeber ihrerſeits überlaſſen den Ar=
beitern
83 Prozent des Rohertrages und begwügen ſich zur Ver=
zinſung
ihres Kapitals mit 17 Prozent anſtelle der urſprünglich
verlangten 20 Prozent. Um die Ausführung dieſes Abkommens
zu ermöglichen, iſt der Zuſchuß von 10 Millionen Pfund Ster=
ling
, den die Regierung angeboten, dann aber vor zehn Tagen
zurückgezogen hatte, erforderlich. Der Miniſterpräſident wird
morgen vormittag mit ſeinen Kollegen beraten, ob der Zuſchuß
gewährt werden ſoll oder nicht.
London, 29. Juni. (Wolff.) Die Beilegung des
Kohlenſtreiks, findet in der geſamten Abendpreſſe größte
Beachtung. Die Blätter melden, daß die Bergarbeiter die Ar=
beit
ſofort wieder aufnehmen ſollen; es fehlt jetzt nur noch die
Genehmigung des Parlaments für die Beihilfe von 10 Mil=
lionem
Pfund Sterling, die Lloyd George bei den heutigen Ver=
handlungen
den Bergarbeitern erneut angeboten hat. Die Ge=
nehmigung
durch das Parlament wird nur als Formalität an
geſehen. Die Mitglieder des Vollzugsausſchuſſes der Berg
arbeiter erklärtew geſtern nachmittag, daß die Mehrzahl der Ar=
beiter
om Montag wahrſcheinlich die Arbeit wieder aufnehmen
werde. In einigen Orten, insbeſondere in Schottland, werden
Wochen vergehen, bis alle Bergleute wieder an der Arbeit ſind.
Chamberlain teilte im Unterhauſe mit, daß die Abſtim=
mung
über die Frage der 10 Millionen Pfund=Beihilfe im Un=
terhauſſe
Freitag ſtattfinden ſoll.
Die Bergarbeiter ſtimmten, wie berichtet wird, der ſofor=
tigen
Herabſetzung des Taglohnes um 2 Schilling, einer weiteren
Verminderung um 6 Pence im Auguſt und einer weiteren um
6 Pence im September zu. Danach tritt das dauernde Abkom=
men
in Kraft.
London, 29. Junä. (Wolff.) Lloyd George gab
geſtern im Underhauſe von dem Abkommen zwiſchen den
Bergleuten und der Regierung Kenntnis. Das Abkommen
gelte bis zum 30. September 1922 und könne von beiden Seiten
mit dreimonatiger Friſt gekündigt werden. Vor acht Tagen
wird im Unterhauſe keine Beſprechung des Abkommens ftatt=
finden
, um den Führern der Bergleute ihre Aufgabe bei ihren
Verbänden zu erleichtern und um jeden Anſchem der Beein
fluſſung zu vermeiden.
Die iriſche Frage.
London, 29. Juni. (Wolff.) Reuter. In ſeiner Ant=
wort
an Lloyd George erklärte de Valera: Ich berate
mit ſo vielen Hauptvertretern der iriſchen Nation, wie erreich=
bar
ſind. Wir haben den ernſteſten Wunſch, dazu beizutragen,
einen dauerhaften Frieden zwiſchen den Völkern dieſer beiden
Inſeln herbeizuführen, ſehen aber keinen Weg, wie dies erreicht
werden kann, wenn Sie den Irländern die unbedingt notwen=
dige
Einheit verweigern und den Grundſatz der Selbſtbeſtim=
mung
beiſeite ſetzen. Bevor ich ausführlicher antworte, ſuche
ich eine Konferenz mit beſtimmten Vertretern der politiſchen
Minderheit von Irland herbeizuführen.
In einem Schreiben an Craig und vier andere führende
Unioniſten weiſt de Valera darauf hin, daß die Antwort, die
er an Lloyd George ſenden werde, auch Leben und Eigentum
der politiſchen Minderheit von Irland in Mitleidenſchaft ziehen
werde. Deshalb wünſche er zuerſt ihre Anſicht zu hören und
lade ſie deshalb zu einer Zuſammenkunft mit ihm im Dubliner
Rathauſe am 4. Juli morgens ein.
Iriſche Vorwürfe gegen Deutſchland.
TI. Dresden, 29. Juni. Aus Irland wird der Sächſi=
ſchen
Volkszeitung geſchrieben: In dieſem Augenblick, da eng=
liſche
Soldaten in Irland Verbrechen verüben,
die tauſendmal ſchändlicher ſind als die, welche man je den

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Münchener Brief.
Die Münchener Kammerſpiele hatten jüngſt einen
literariſch hoch wertvollen Abend. Gelegentlich der Anweſen=
heit
Rabindranath Tagores brachten ſie deſſen Bühnenſpiel
Das Poſtamt zur Aufführung und bereiteten dem Publi=
kum
damit eine Stunde der Andacht. Dieſe Verklärung eines
ſterbenden Knaben, der die Welt noch einmal liebend umfängt
und über die Schranken des Ichs hinaus im Tode die höhere
Vollendung zeigt, lehrt uns, daß nicht Haß, ſondern nur die
Liebe die Welt überwinden kann. Die äußerſt ſchwierige Nolle
des Knaben Amal ſpielte Eliſabeth Bergner in tief=
innerlicher
Auffaſſung, den Fakir Arnold Marlé in genialer
Weiſe. Der vieldeutig ſymboliſchen Dichtung folgten Leo Tol=
ſtohs
Komödie Er iſt an allem ſchuld und Anton
Tſchechows Luſtſpiel Der Heiratsantrag, eine jener
dramatiſchen Köſtlichkeiten, die die deutſche Literatur der Ge=
genwart
gar nicht mehr hervorbringt. Man lachte Tränen, und
Eliſabeth Bergner, die im erſten Stück den ſterbenden
Knaben ſo lyriſch gab, erwies ſich als geborene Komikerin neben
Arnold Marlé und Erwin Kalſer, dieſen unerſetzbaren
künſtleriſchen Perſönlichkeiten der nunmehr konkurrenzlos erſten
Bühne Münchens.
Mit dem am 12. d. M. allzu früh erfolgten Ableben Leo
Geisbergs wurde eine der intereſſanteſten und wertvollſten
Perſönlichkeiten aus dem Muſikleben Münchens geriſſen. Be=
kannt
war der Dahingeſchiedene nicht nur als hochgeſchätzter
Muſikpädagoge, ſondern vor allem als Interpret der großen
Tonmeiſter, beſonders Wagners und Bruckners. Die von ihm
geſchaffenen Einführungskurſe in die Tonwelt der Genannten
erfreuten ſich ſeit Jahren großen Zuſpruchs. Wer beiſpielsweiſe
von Geisberg die mit wahrhaft genialem Nachempfinden am
Klavier gegebenen Erläuterungen der neuen Bruckner= Sympho=
nien
, des Parſifal oder Triſtan gehört hatte, dem wurden
dieſelben zu einem unvergeßlichen inneren Erlebnis. Leo Geis=
berg
, als Sohn deutſcher Eltern in Amerika geboren, war eine
künſtleriſche Perſönlichkeit von großer Muſikalität und Eigenart.
Seine Mutter, die zu ihrer Zeit in Amerika ſehr geſeierte
Wagner=Sängerin Marie Geisberg, eine Rheinländerin, die
ihren Lebensabend hochbetagt in München beſchloß, war eine
geiſtig hochbedeutende Frau, die dem Sohne ihr Lebenswerk

vererbte, das Apoſtelamt für den Bayreuther Meiſter. Der Tod
Leo Geisbergs hat in München eine Lücke geſchaffen, die kaum
auszufüllen ſein wird.
Clara Ebert.
Nauen telephoniert über 4340 Kilometer.
m. Nauen hat einen neuen großen Erfolg zu ber=
zeichnen
, der dieſe weltbekannte Telefunkenſtation auch
auf dem Gebiete der drahtloſen Telephonie an die Spitze ſämt=
licher
Großſtationen und gleichzeitig auch die große Ueberlegen=
heit
der drahtloſen über die Drahttelephonie erweiſt. Berlin
Rom, London-Paris ſind bisher die weiteſten Strecken, auf
denen die Drahttelephonie noch mit Erfolg benutzt werden kann.
Das iſt aber nur ein kleiner Bruchteil der Entfernung, die jetzt
drahtlos überbrückt iſt; denn dieſe 4340 Kilometer entſprechen
ungefähr der Entfernung NauenAmerika (Neufundland). E=
darf
daher erwartet werden, daß die Fortſetzung der Verſuche
den Beweis der Möglichkeit einer telephoniſchen Verbindung
BerlinNeu=York erbringt.
Schon bei den vor kurzem mit der Hauptfunkenſtelle des
Reichspoſtminiſteriums Königswuſterhauſen angeſtellten draht=
loſen
Telephonieverſuchen war ſowohl das geſprochene Wort als
auch die Muſikübertragung nicht nur in faſt allen deutſchen
Städten, ſondern auch in vielen des benachbarten Auslandes
einwandfrei aufgenommen worden, trotzdem hier nur mit höch=
ſtens
10 Kilowatt Antennen=Energie gearbeitet worden iſt. Die
ſich daran anſchließenden Verſuche von Nauen aus bedienten
ſich dagegen einer Telefunken=Hochfrequenzmaſchine mit 130 Kilo=
watt
in der Antenne. Die Empfangsſtationen in Athen, Buda=
peſt
, Bukareſt, Haag, Helſingfors, Kopenhagen, Kriſtiania, Ma=
drid
, Prag, Stockholm und Zürich hörten dieſe Geſpräche Wort
für Wort mit vollkommener Deutlichkeit, und zwar ohne
Empfangsverſtärker. Um nun aber feſtzuſtellen, auf welche Ent=
fernungen
die drahtloſe Telephonie überhaupt noch aufnehmbar
iſt, hat der argentiniſche Dampfer Bahia Blanca auf ſeinem
Rückwege nach Amerika, ſoweit es die atmoſphäriſchen Verhält=
niſſe
zuließen, regelmäßige Aufnahmen gemacht und hierbei feſt=
geſtellt
, daß die Telephonie mit dem 10 Kilowatt=Telefunken=
Röhrenſender von Königswuſterhauſen noch auf eine Entfernung
von 3500 Kilometer und die mit der 130 Kilowatt= Hochfregutenz=
maſchine
in Nauen gegebene auf 4340 Kilometer aufzunehmer
war. Ein Empfang auf noch größere Entfernungen iſt nur aus
dem Grunde nicht mehr möglich geweſen, weil der Dampfer
inzwiſchen eine Stelle des Atlantiſchen Ozeans erreicht hatte, in

Deutſchen in Belgien fälſchlicherweiſe zuge=
ſchrieben
hat, die den Beweis geben, daß engliſche Soldaten
kriegsgefangenen iriſchen Soldaten das Fleiſch mit Zangen vom
Leibe geriſſen haben, ihnen Glieder ausriſſen, um Geſtändniſſe
zu erpreſſen, ja viele von ihnen ermordet haben, in dieſem Augen=
blick
, findet der große Teil der deutſchen Oeffentlichkeit keine
Worte der Anklage gegen England, keinen Hinweis darauf, daß
hier tagtäglich Verbrechen verübt werden, die gegenüber jenen,
die den deutſchen Kriegsverbrechern vorgeworfenen Bru=
talitäten
, lächerlich klein und geringfügig erſcheinen. Das Aus=
wärtige
Amt in Verlin hat vor Beginn der Prozeſſe in
Leipzig von iriſcher Seite ausführliches Material über jene
Greueltaten erhalten. Wir haben vergebens darauf gewartet, daß
die deutſchen Verteidiger in Leipzig davon Gebrauch machen
würden. In Irland und Amerika iſt man über dieſes Schwei=
gen
höchſt erſtaunt.
Der griechiſch=türkiſche Konflikt.
Paris, 29. Juni. (Wolff.) Wie der Petit Pariſien wit=
teilt
, findem im Augenblick zwiſchen Paris und London
Verhandlungen ſtatt welche Haltung man angeſichts der
griechiſchen Antwort auf das Vermittelungsangebot ein=
zunehmen
gebenkt. Das Blatt glaubt zu wiſſen, daß in franzö=
ſiſchem
Kreiſew die Anſicht vorherrſcht, Griechenland eine for=
melle
und endgültige Benachrichtigung zugehen zu laſſen, worin
erklärt wird, wenn es auf ſeinen Offenſivplänen beharre und
ſich in ein neues Abenteuer ſtürze, es auf eigene Gefahr han=
dele
; es könne absdann auf keine Unterftützung der drei alliier=
ten
Großmächte rechnen.
London, 29. Juni. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter
der Times drahtet aus Smyrna, daß die griechiſche Offen=
ſive
jeden Augenblick beginnen könne. Der König, der Kron=
prinz
, Prinz Alexauder und General Papulos, Kommandant
der griechiſchen Streitkräfte, würden heute Smyrna verlaſſen,
um ſich an die Front zu begeben.
Vereinigte Staaten.
* Paris, 28. Juni. Wie Havas aus Waſhington meldet,
glaubt man dort, daß ein Kompromiß zwiſchen der Reſo=
lution
Porter, die den Friedenszuſtand erklärt, und der
Reſolution Knox, die Vorbehalte hinſichtlich der ameri=
kaniſchen
Rechte an dem deutſchen Eigentum aus dem Friedens=
vertrag
macht, zuſtande kommen werde. Jeder Beſchluß der
Führer der parlamentariſchen Gruppen in den Beratungen des
vereinigten Kongreſſes müſſe aber von beiden Parlamenten rati=
fiziert
werden, bevor er wirkſam werden könne.
Havas meldet aus Waſhington: Die Führer der republi=
kaniſchen
Gruppen des Parlaments erklärten, daß ſie ſich über
die Reſolutionen Knox und Porter, die den Krieg
mit Deutſchland und Oeſterreich als beendet erklärten, verſtän=
digt
hätten. Sie glaubten, daß die Vertreter des Senats und
des Repräſentantenhauſes, die morgen eine Beratung abhielten,
dieſe Abmachung im Namen der beiden Parlamente anneh=
men
würden.
Der Neu=York Herald teilt über die Friedensreſolu=
tion
noch mit, daß von den zwiſchen Senat und Repräſen=
tantenhaus
diskutierten Vermittlungsvorſchlägen
derjenige am meiſten beſprochen werde, der eine Verſchmelzung
der beiden Reſolutionen vorſehe. In dieſer neuen Faſſung ſoll
dann die Friedensreſolution ſich mehr an die Reſolution Porter
halten, die den Friedenszuſtand erkläre, als an die Reſolution
Knox, die die Kriegserklärung widerrufe. Im übrigen werde
das Kompromiß wahrſcheinlich in den Grundzügen mit der Re=
ſolution
Knox übereinſtimmen.
*
*
* Kleine politiſche Nachrichten. Der Reichstag wird ſeine
Tagung noch bis in die nächſte Woche fortſetzen, da noch einige wich=
tige
Vorlagen beraten werden ſollen. Der Reichstagsaus=
ſchuß
für auswärtige Angelegenheiten beſchäftigte ſich
in ſeiner Mittwochsſitzung zunächſt mit der oberſchleſiſchen Frage. Der
Reichskanzler und der Reichsminiſter des Auswärtigen Dr. Roſen warer
amweſend und ergriffen wiederholt das Wort. Die Verhandlungen
waren vertraulich. Dann wurde die Frage der Sanktionen behandelt.
Die Beſprechung der Interpellation ſoll noch in dieſer Woche erfolgen.
Dr. Eſcherich hat an alle Kreis= und Gauhauptleute eine Kund=
Rr.
gebung gerichtet, in der er ihnen mitteilt, daß er imfolge der
fügung der Reichsvegi
ung zur Auflöſung der Einwohnerwehren
Bahyerns ſein Ehrenamt als Landeshauptmann der Einwohnerwehren
Bayerns niederlege. Zwiſchen dem Vatikan und der italie=
niſchen
Negierung wurden Verhandlungen angebahnt, um die
ſeit mehr als 50 Jahren unterbrochenen diplomatiſchen Beziehungin
wieder aufzunehmen. In London wurde der Kongreß der In=
ternationalen
Handelskammern eröffnet. Der Lord=
kanzler
, Lord Birbenhead, hielt die Begrüßungsrede. Der Abtrans=
port
der im Auguſt vorigen Jahres nach Oſtpreußen übergetre=
tenen
50 000 Rufſen der Sowjetarmee iſt auf dem Land=
wege
von Altdamm nach Riga und auf dem Seewege von Stettin nach
Narwa und Petersburg ohne Störung durchgeführt und beendigt
worden.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Juni.
* Ernannt wurden der außerordentliche Profeſſor in der Geolo=
giſchen
Fabultät der Univerſität Tübingen Dr. Hans Schmidt in
Tübingem zum ordentlichen Profeſſor in der evangeliſch=theologiſchen
Fakultät der Landesuniverſität Gießen mit Wirkung vom 1. Oktobe,
921 an und der Fimanzpraktikant Ernſt Heppenheimer aus
nſtadt zum Oberrechnungsreviſor bei der zweiten Juſtifikatur= Ab=
teilung
der Oberrechnungskammer mit Wirbung vom 1. September 1921.

der atmoſphäriſche Störungen weitere Verſuche unterbanden.
Da nun aber Nauen bei dieſen Telephonieverſuchen noch lange
nicht mit der vollen dort zur Verfügung ſtehenden Hochfrequenz=
energie
geſendet hat, ſteht wohl außer Frage, daß unter Aus=
nutzung
der vollen Leiſtungsfähigkeit Nauens noch bedeutend
größere Entfernungen auf drahtlos=telephoniſchem Wege über=
brückt
werden könnten.
*
Dem Hochſchulprofeſſor a. D. Herrn Geheimen
Regierungsrat Dr. Ludwig Bräuler in Wiesbaden (geb. in
Darmſtadt) erneuerte die philoſophiſche Fakultät der Ludwigs=
univerſität
Gießen nach altem Brauche das vor 50 Jahren
ausgeſtellte Doktordiplom. Durch Beſchluß von Rektor und Se=
nat
der Techniſchen Hochſchule in Aachen iſt ihm aus Anlaß
des fünfzigjährigen Gedenktages ſeiner Promotion als Doktor
der Philoſophie in Würdigung ſeiner großen Verdienſte um die
wiſſenſchaftliche Belebung des Eiſenbahnweſens und ſeiner Teil=
gebiete
an der Techniſchen Hochſchule in Aachen die Würde
eines Dr.=Ing. ehrenhalber verliehen worden.
* Ein Wiener Denkmal für den Walzerkönig.
In Wien wurde am 26. Juni unter überaus großer Beteiligung
aus allen Bevölkerungskreiſen im Stadtpark ein Denkmg.l
von Johann Strauß enthüllt. Bundespräſident Hainiſch
tvohnte der Enthüllung bei und widmete dem Andenken des
Komponiſten als dem undergleichlichen muſikaliſchen Interpreten
der Stmmung Wiens und ſeiner Umgebung herzliche und
ehrende Worte. Unter den Anweſenden waren die Wite von
Johann Strauß und andere Familienmitglieder, Bundeskanzler
Schober und der deutſche Geſandte v. Roſenberg ſowie weitere
Vertreter des diplomatiſchen Korps. Der Schöpfer des Denk=
mals
iſt der Bildhauer Eduard Hellmer. Auf mäßig hohem
marmornem Sockel erhebt ſich das in vergoldeter Bronze aus=
geführte
Standbild des Meiſters, die Geige unterm Kimn, durch
die Neigung des Oberkörpers, die erhobene rechte Achſel und
das gleichſam im Tanzſchritt vorgeſchobene linke Bein keinen
Zweifel übrig laſſend, welche Art von Mufik hier dargeſtellt iſt.
Dahinter ſteigt ein marmorner Bogeu empor, eine Art Laubtor
oder ſteinerner Pergola, von deſſen der Hauptfigur zugewen=
deten
Seite zahlreiche jugendliche Geſtalten ſich abheben und in
ihrer fließenden, aufſteigenden Bewegung das Schweben und
Weben, Singen und Klingen verkörpern, das dem Bogen des
Zauberers entquillt.

[ ][  ][ ]

Rummer 128.

* Uebertragen wurde dem Schulamtsanwärter Karl Hüner=
garth
aus Gießen eine Lehrerſtelle an der Volksſchnle zu Gelnhaar,
Kreis Büdingen.
* In den Ruheſtand wurde verſetzt der Amtsgehilfe Heinrich Ache=
bach
bei dem Amsgericht Offenbach auf ſein Nachſuchen under Aner=
kenung
ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte.
* Erledigt iſt eine mit einem ebangeliſchen Lehrer zu beſetzende
Schulſtelle an der Volksſchule zu Hungen, Kreis Gießen.
n. Strafkammer. Hinſichtlich des Fundes von Sachen auf der Eiſen=
bahn
oder innerhalb der Bahnhöfe beſteht vielfach irrige Auffaſſung
obwohl das Bürgerliche Geſetzbuch dies ſpeziel

der Eiſenbahnverwaltung (öffentlichen
Verkehrsanſtalt) und iſt vom Finder unverzüglich an dieſe abzuliefern.
In einem Berufungsfall handelte es ſich um eine Brieftaſche mit 800
Mark Barinhalt, die im letzten Winter am Fahrbartenſchalter des hie=
ſigen
Oſtbahnhofs liegen gelaſſen worden war. Erſt auf der Heimfahrt
merkte der Eigentümer den Verluſt, glaubte ſich beſtohlen und tar keine
weiteren Schritte. Die Taſche wurde durch eine Tochter der Frau
Franziska Engel von hier an jener Stelle gefunden, die Mutter ſtellte
mit einer Begleiterin den Inhalt (auch Ausweispapiere) feſt und nahm
die Taſche nach Hauſe mit. Wie ſie verſichert, erſchien dort bald darau
ein ihr unbekannter, junger Mann als angeblicher Eigentümer machte
ihr wegen der unterlaſſenen Ablieferung Vorwürfe und nahm die
Taſche gegen 20 Mark Finderlohn an ſich, ohne daß Näheres über ihn
zu ermitteln iſt. Anderen gegenüber ſoll Frau E. einen alte
Mann
als Empfänger genannt haben. Erſt nach geraumer Zeit erfuhr jener
Verlierer durch beſonderen Zufall den Sachverhalt und mußte bei der
E. mit leeren Händen abziehen. Dieſe geriet in Verdacht der Aneig=
nung
, wurde aber am Schöffengericht von der Anklage der Unter=
ſchlagung
freigeſprochen. Auf ſtaatsanwaltliche Berufung fand
nochmals Beweisaufnahme ſtatt, und es wurde das Urteil der Vor=
inſtanz
mangels ausreichender Belaſtung beſtätigt. Die unter Aus=
ſchluß
der Oeffentlichkeit geführte Verhandlung gegen den 21jährigen
Taglöhner Heinrich May von hier wegen Verbrechens nach § 176
Abf. 3 St. G.B. endigte mit Verurteilung zu 8 Monaten Gefäng=
nis
, abzüglich 6 Wochen Unterſuchungshaft. Noch aus dem Früh=
jahr
1919 ſtammt ein hieſiger Fall, wegen deſſen der 45jährige Wäſche=
reibeſitzer
Karl Ludwig von Diez a. d. L. des Rückfallbetrugs an=
geklagt
iſt. Er wohnte damals in Frankfurt a. M., war angeblich in
Geſchäften hierher gekommen und erfuhr in einem Gaſthof nahe dem
Hauptbahnhof, daß die ebenfalls dort eingekehrten Händler Steger=
Eheleute aus Offenburg eine größere Buttermenge mit ſich führten.
Sie wollten dieſe nach ihrer Angabe nach Elberfeld bringen, um von
ihrem gewöhnlichen Lieferanten, einer dortigen Großfirma, Schuh=
waren
uſw. für ihren Betrieb einzutauſchen. Es ſoll der einzige Ver=
ſuch
ſolcher Art geweſen ſein, trug aber nachmals Beiden wege
Schleichhandels (unbefugter Aufkauf der Butter zur gewerblichen W=
terveräußerung
) Gefängnis nebſt Geldſtrafe ein. Auch die Butter ſelbſt
büßten ſie durch L. ein, der ihnen für die etwa 8085 Pfund nachträg=
lich
nur 400 Mark überſandte. L. hatte Frau St. während Abweſen=
heit
ihres Mannes den Verkauf eines Teils an ihn zum Preiſe von
25 Mark pro Pfund nicht abgeneigt gefunden, und ſie wollte durch den
Hausburſchen die zwei bei der Gepäckablage aufbewahrten Koffer mit
dem ganzen Vorrat ins Hotel holen laſſen, wo man das Sonſtige er=
ledigen
wollte. L. ging mit dem Beauftragten, nahm die Koffer in
eine Droſchke und ſchickte den Hausburſchen allein zurück. Er ſelbſt
blieb aus dem Gaſthof fern, brachte die Butter in die Wohnung eines
hieſigen Fräuleins, verkaufte daſelbſt einen Teil an Nachbarn uſw.
(angeblich für 12 Mark das Pfund) und nahm das Uebrige nach Frank=
furt
mit. Er will die ganze Butter von Frau St. erworben, nur zweck=
Schädigung des Schleichhandels, ſowie im Intereſſe der Allgemeinhei
gehandelt und die Butter ohne jeden Nutzen abgeſetzt haben. Durch
die beeidigten Zeugenausſagen der St.s iſt dies widerlegt. Die An=
klage
war lediglich auf Irrtumserregung gegenüber dem Hausburſchen
geſtützt (obwohl, auch ſolche gegen Frau St. in Frage kommen konnte),
und das Gericht vermißte für dieſen Punkt ausreichenden Beweis, wes=
halb
der Tatbeſtand des Betrugs verneint wurde. Dagegen erachtete
man den Angeklagten der Unterſchlagung der in ſeinen Beſitz
gelangten, ihm nicht gehörenden Butter für überführt, hielt mildernde
Umſtände für gegeben und verurteilte ihn zu 800 Mark Geld=
ſtrafe
evtl. 80 Tagen Gefängnis. Der frühere, gegen 10 000 Mark
Sicherheitsleiſtung ſuspendierte Haftbefehl wurde aufgehoben. Ueb=
rigens
iſt L. wegen anderer Sache von Frankfurt aus in Unter=
ſuchungshaf

* Heſſiſcher Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für die öffent=
liche
Sitzung des Verwaltungsgerichtshofs am Samstag, den 2. Juli
1921, vormittags 9½ Uhr: Vorentſcheidung i. S. Klage gegen 7 Schutz=
leute
in Worms wegen Körperverletzung.
Eine unerfreuliche Mitteilung. Vom Poſtamt 1 wird uns mit=
geteilt
: Zum 1. Juli muß die Zahl der Ortsbriefträger beim Poſtamt 1
infolge Verkehrsrückgangs und dadurch bedingter Betriebseinſchränkun=
gen
verringert werden. Dieſe Maßnahme hat Aenderungen in
der Einteilung der einzelnen Briefbeſtellbezirke zur Folge. Dabei läßt
es ſich leider nicht vermeiden, daß manche Empfänger ihre Briefſendun=
gen
vom 1. Juli ab etwas ſpäter als bisher erhalten. Etwaigen
Beſchwerden und Berufungen aus Anlaß der Aenderung kann keine
Folge gegeben werden.
Landestheater. Die morgige Neueinſtudierung des Zigeuner=
baron
, in der Frieda Meyer die Saffi, Martha Liebel die
Czipra, Margarete Carlſen die Mirabella, Hanne Graebner die
Arſena, Reinhard Sorger den Barinkay Heinrich Kuhn den
Zſupan, Paul Peterſen den Homonay, Richard Jürgas den Car=
nero
und Hans Siegfried den Ottokar ſingen, ſteht unter der Leitung
von Hans Schleſinger und Rudolf Weisker und fällt der Miete gelb zu.
Den Orcheſterdienſt verſieht, nachdem die Rheinheſſiſche Muſikwoche be=
endet
iſt, von morgen ab für den Reſt der Spielzeit wieder das voll=
zählige
Orcheſter des Landestheaters. Vielfachen Wünſchen entſprechend
wird die letzte Wiederholung des Schwankes Die drei Zwillinge, am
Samstag, den 2. Juli, um 7½ Uhr, beginnen und zu ermäßigten Prei=
ſen
in Szene gehen. Bei der Nachmittagsaufführung des Dreimäderl=
hauſes
gelten die kleinen Opernpreiſe. Die zehnte literariſche Ma=
tinee
des Landestheaters muß wegen plötzlicher Verhinderung des Red=
ners
auf Sonntag, den 10. Juli, verſchoben werden. Am Sonntag, den
3. Juli, findet keine Matinee ſtatt.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Juni 1921.
Seite 3.

Jubiläum. Herr Prokuriſt Rudolf, Lyncker iſt am 1. Juli d. J.
40 Jahre ununterbrochen bei der Firma J. Glückert hierſelbſt
tätig.
Die heſſiſche Landesfachgruppe Gemeinbetechniker des Bundes der
techniſchen Angeſtellten und Beamten hielt in Frankfurt eine Ver=
treterſitzung
ab. Es wurde beſchloſſen, zur Beſoldungsreform
gemeinſchaftliche Vorſchläge bei den Städten einzureichen, desgleichen be=
züglich
der Dienſtbezeichnungen. Bei einer Ausſprache über die gewerk=
ſchaftliche
Organiſation der übrigen Gemeindebeamten wurde zum Aus=
druck
gebracht, daß für den Gemeindetechniker nur der Butab in Be=
tracht
kommt; auch der Bund höherer Kommunalbeamten muß abge=
lehnt
werden, da durch horizontale Organiſation Zerſplitterung ein=
tritt
. Zum Zuſammenarbeiten mit anderen Organiſationen der Ge=
meindebeamten
beſteht Bereitwilligkeit. Bei der Beſprechung des Ein=
ſpruches
des Reiches gegenüber der heſſiſchen Beſoldungsreviſion wird
beſchloſſen, darauf zu drängen, daß die Beſoldungsreviſion im Staat
und in den Gemeinden beſchleunigt durchgeführt wird, da die Reviſion
für 1. April zugeſagt war und die Techniker insbeſondere von der Revi=
ſion
die bei der erſtmaligen Einſtufung vermißte Würdigung techniſcher
Arbeit erwarten. Vorſchläge über eine durchgreifende Neugliederung
der techniſchen Verwaltung bei den Städten ſollen nach der Beſoldungs=
reviſion
gemeinſam ausgearbeitet werden unter dem Geſichtspunkt: die
techniſche Verwaltung dem Techniker. Techniſches Verſtändnis ſoll in
weiten Kreiſen der Allgemeinheit geweckt und gefördert werden.
Deutſche Volkspartei, Ausſchuß für Handwerker und Einzel=
handel
. Die den Berufen des Handwerks und Einzelhandels angehöri=
gen
Mitglieder der Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſchen
Volkspartei hatten ſich im Heſſiſchen Hof zu einer zahlreich be=
ſuchten
Zuſammenkunft vereinigt. Im Auftrage des Vorſtandes eröff=
nete
Genevalſekretär Wittig die Sitzung mit Worten der Begrüßung,
in denen er auf den Zweck der Beſprechung hinwies. Die dem Mittel=
ſtande
angehörenden Parteimitglieder follen ſtändig in engerer Fühlung
miteinander bleiben, um ihre Belange zu beſprechen und der Partei
ſelbſt Dienſte zu leiſten. Cerade die Entwicklung der nächſten Zeit macht
ne ſolche Fühlungnahme notwendig. Deshalb ſchlage der Vorſtand die
Gründung eines Ausſchuſſes für Handwerk und Einzelhandel vor, deſſen
Mitglieder heute gewählt werden ſollen. An der ausgedehnten Aus=
ſprache
beteiligten ſich verſchiedene Redner in zuſtimmendem Sinne. Die
Ausſprache zeigte, daß in Darmſtadt jetzt faſt alle führenden Vertreter
des Handwerks und des Handels auf dem Boden der Deutſchen Volks=
partei
ſtehen. Die Gründung des Ausſchuſſes wurde ſofort vor
nom=
men
; er beſteht aus dem Herrn Inſtallateur Nohl als Vorſi enden,
Herrn Kaufmann Kalbfuß als Stellvertreter und ſechs Be.,Bern.
In einer ſpäteren Verſammlung, die ſich mit verſchiedenen aktuellen Fra=
gen
befaſſen ſoll, wird der Ausſchuß durch Zuwahl ſo geſtaltet werden,
daß alle Berufsarten des Mittelſtandes in ihm vertreten ſind. Herr
Abg. Dr. Oſann begrüßte im Namen der Partei die Gründung dieſes
neuen Fachausſchuſſes und gab ein kurzes Bild von den parlamentari=
hen
Aufgaben der Gegenwart. Die Verſammlung dankte under leb=
haftem
Beifall dem bewährten Abgeordneten für ſeine Worte und zollte
ihm noch beſondere Anerkennung für ſein mannhaftes und würdiges
Auftreten im Landtage gegenüber den die Bevölkerung von Darmſtadt
d den Großherzog verletzenden Aeußerungen des Abg. Kaul. Die
Wahl der Vertreter zum Landesausſchuß des Handwerks und Einzel=
handels
der Deutſchen Volkspartei ſoll ebenfalls in der nächſten Sitzung
erfolgen. Herr Syndikus Dr. Krauſe vom Handwerkerbund in Gießen
zielt ſodann einen mit großem Beifall aufgenommenen ſachkundigen
Vortrag ül r aktuelle Fragen des Handwerks und die Stellung der
Deutſchen Volkspartei zu demſelben. Es ſchloß ſich auch hievan eine
intereſſante Ausſprache. In vorgerückter Stunde ſchloß Herr Nohl
mit Dankesworten die ſehr anregend verlaufene Verſammlung.
Die Hauptgruppe der kameradſchaftlichen Vereinigungen ehemali
ger Garde=Dragoner Nr. 23 veranſtaltete im Garten ihres Vereinslokals
einen kameradſchaftlichen Abend mit Konzert. Die Betei=
ligung
war ſehr rege. Im feſtlich mit Fahnen geſchmückten Garten
ſpielte eine Kapelle, die von Herren Kameraden der ehemaligen Regi=
mentsmuſik
zuſammengeſtellt war. Manch ſchönes Solo, u. a. Die Poſt
im Walde, vorgetragen von Herrn Wehlau, und einige herrliche Volks=
lieder
verſchönerten den kameradſchaftlichen Abend. Daran beteiligte ſich
auch das Offizierkorps. Herr Kamerad Seelmann begrüßte in kurzen
Worten die erſchienenen Kameraden und übermittelte ihnen den herz=
lichen
Dank der Feſtteilnehmer für die am Regimentsfeſt erlebten ſchö=
nen
Stunden treueſter Kameradſchaft. Sie ſprachen den Wunſch aus,
die Vereinigungen mögen in treuer Kameradſchaft weiter wirken zum
Wohle unſeres lieben deutſchen Vaterlandes. Ein Hoch auf letzteres
ſchloß die Rede. Am 3. Juli, nachmittags 3 Uhr, ab Taunusſtraße, wird
n ähnlicher Tag Ausflug nach dem Kranichſteiner Schloß, Ar=
ſich
.
heil
Mühlchen mit Muſik wiederholen. Unſere Arbeit gilt einzig
und allein der treuen, echten Kameradſchaft
* Ein neues Wunder deutſcher Technik. Ein ebenſo merkwürdiger
wie in ſeiner Art bewundernswerter Apparat wurde uns geſtern auf
unſerer Redaktion vorgeführt: das Dekoroſkop! Dieſes iſt ein
pparat zur Erzeugung und objektiven Darſtellung von Flächenſchmuck,
bietet der Textil=, Tapeten=, keramiſchen Induſtrie, der Kattun= und
Kunſtdruckerei, Kunſtſtickereien, Glasmalereien, überhaupt dem ganzen
dekorativen Kunſtgewerbe in ſeinem weiteſten Umfange eine nie zu er
ſchöpfende Quelle neuer Ideen zu künſtleriſchen Entwürfen, ein unüber=
treffliches
Hilfsmittel zur Erzeugung direkt verwendbarer Muſter. Das
Dekoroſkop iſt berufen, laut Urteil führender Kunſtgewerbler, hier eine
Umwälzung herbeizuführen, denn unerſchöpflich an Phantaſien, wie es
iſt, wird ſeine Erfindungskraft nie erlahmen, was kein Künſtler, auch der
phantaſiebegabteſte, auf die Dauer in Ausſicht zu ſtellen vermag. Der
Apargt kombiniert Formen und Farbenwerte in höchſter Vollkommenheit
und zeichnet ſich daurch aus, daß er die Möglichkeit gewährt, die per=
ſönliche
Note des eigenen künſtleriſchen Empfindens zur Geltung zu
bringen. Zweifellos für jeden Fachmann iſt es, daß die tatſächlich un=
begrenzte
Fülle der formalen und koloriſtiſchen Gebilde, welche das
Dekoroſkop in höchſter Schönheit erzeugt, Anregungen gibt, die auf
irgend einem anderen Wege nicht erreichbar ſind. Alles zeichneriſche und
induſtrielle Muſterſuchen erhält hier eine Unterſtützung und Ernährung,
wie ſie mannigfacher kaum vorſtellbar iſt. Alſo heißt es in einem
Proſpekt. In der Tat, der Apparat iſt bei aller Einfachheit und
Handhabung in ſeiner Art ein Ei des Kolumbus, Bauend auf das
aus der Kindheit her bekannte Kaleidoſkop, bietet er unter Zu=
hilfenahme
primitivſter Hilfsmittel unerſchöpfliche Kombinatio=
nen
an farbigen und ornamentalen Tauſendfältigkeiten, die ins Un=

gemeſſene variiert werden können und eine unerſchöpfliche Quelle wech=
elnder
Formen und Farbenſchönheiten darſtellen. Das ganze dekoratide
Kunſtgewerbe in ſeinem weiteſten Umfang, von der Textil=, Tapeten=
Kattun=, und Kunſtdruckerei, Kiniſtſtickerei bis zur Keramik und Glas=
malerei
, kann dieſe Quellen ausſchöpfen, ohne ſich irgendwie gegenſeitig
zu beſtehlen. Herſteller des Apparats ſind die Optiſchen Werke G.
Rodenſtock, München, Vertreter Jugenieur E. Burkard, Darmſtadt,
Liebigſtraße 45.

Freitag, den 1. Juli 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Trot: Für Erwachſene: (Karten blau, lila, rot und grün)
Marke Nr. 30, 29 und 28, je 800 gr Brot. Marke Nr. 25,
560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
ür Kinder: (Karten weiß, Marke Nr. 23 und 29, je 800 gr
Brot. Marke Nr. 20, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltnngsmehl: Bis 15. Juli auf die Nährmittelmarken
Nr. 21 blau, grün, rok und lila und Nr. 17 weiß, je 800 gr
Haushaltungsinehl zum Pfundpreis von 3 50 Mk. ohne Tüte.
Geflügelverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraße 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Milch: Auf Beſtell= und Bezugsmarke Nr. 18 der Sonderbeſtell=
karte
je ¼ Liter Lebensmittelausweis iſt vorzulegen.
Weizengrieß: Es kommt der auf die Nährmittelmarten Lora
vorbeſtellte Weizengrieß zum Verkauf und zwar erhalten die
Inhaber der Nährmittelkarten weiß gegen Rückgabe der
Bezugsmarke Nr. 15 und die Inhaber der Nährmittelkarten
lila, roſa, blau und grün gegen Rückgabe der Bezugsmarke
Nr. 16 je ½ Pfund zum Preiſe von 1 Mark.
Zucker: Bezugsmarke Nr. 6, Juni=Anteil, 750 gr auf den Kopf.
Bezugsmarke Nr. 1, Einmachzucker, 4 Pfund auf den Kopf.
Städtiſche Bekleidungsſtelle: Verkauf der Reſtbeſtände Wilhel=
minenſtraße
15, Zimmer 17.
la Kernſeife: Markenfreie Abgabe das Pfund zu 8 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 17.
Städtiſcher Holzverkauf: Auf die Nummern 1 bis 15 der Holz=
ausweiskarten
je 1 Ztr. Holz zum Preiſe von 14 Mk. für Laub=
holz
und 12 Mk. für Nadelholz. Dieſe Holzmengen müſſen
bis zum 1. Oktober bezogen ſein.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 3. Rate //,
der Jahreszuteilung in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.

Es iſt auf die Nummern der aufgerufenen Marken genau zu
achten, da bei Verwechslungen Erſatz nicht geleiſtet wird.

Kinderhilfe.
Feſt im Platanenhain.
Am Samstag fand zum Beſten der Kinderhilfe ein
Feſt im Platanenhain ſtatt unter Leitung von Frau Ober=
bergrat
Chelius. Schon lange vorher waren fleißige Hände tätig ge=
weſen
, um das Feſt würdig vorzubereiten und bei herrlichem Wetter
und regem Beſuche wurde die Mühe auch reichlich belohnt. Auf der
Terraſſe des Ausſtellungsgebäudes war eine flotte Reſtauration ein=
gerichtet
, die im Verein mit der Saftbude im Platanenhain bei billigen
Preiſen zeigte, daß man auch ohne Alkohol ſehr gut ſich ſtärken und
erfriſchen kann, und die beide regen Zuſpruch hatten
Um die Darbietungen des Nachmittags hatte ſich der Jugend=
ring
Darmſtadt ſehr verdient gemacht und die eifrige fröhliche
gend gab dem Feſte auch das Gepräge. Um 3 Uhr zog der Feſtzug
unter Vorantritt der Muſik des Ortsverbands deutſcher
Muſiker Leitung Herr Obermuſikmeiſter Mickley, zum Platanen=
hain
, wo ſich alsbald ein fröhliches Lel
entwickelte. Die Kapelle
muſizierte unentgeltlich, wie auch am ſpäteren Nachmittag der Muſik
verein Harmonie, Leitung Herr Mittelſtädt, ſich koſtenlos
in den Dienſt geſtellt hatte. Dieſes Entgegenkommen verdient beſonders
hervorgehoben zu werden, da die Herren Mufiker in der Kinderhilfs=
woche
in großer Bereitwilligkeit auch ſchon anderwärts ſich für den
guten Zweck zur Verfügung geſtellt hatten. Eine luſtige Kurioſitäten=
bude
, geleitet von Herrn Architekt Schwindt, ein Glücksrad, das be=
onders
ſtark beſucht wurde, Aufſteigen von Luftballons, Schießbude,
Preisſtechen, ein reizender bunter Stand mit Gitarrebändern, eine
ſchöne Blumen= und Obſtbude uſw. ſorgten für mancherlei Abwechſelung.
Einen Teil der Blumen hatte die Handelsgärtnerverbindung, Vorſitzen=
Herr Heinrich Schäfer, ſowie die Hofgärtnerei Roſenhöhe koſtenlos
zur Verfügung geſtellt.
Die Bücherbude zeigte mit ihrer reichen Auswahl, daß man auch
heute noch gute Bücher bei billigem Preis ſehr wohl erwerben kann.
Von den Darbietungen der jugendlichen Darſteller, ſei erwähnt das
Kinderſpiel Der Wolf und die ſieben Geislein von S. von Koch, das
auch im Film feſtgehalten wurde, die ſchönen Tr
nervorführungen,
Schattenbilder, Hans Sachs=Spiele, Kaſperltheater, Zirkus und ver=
ſchiedene
Reigen. Mit Liedern, geſungen bei Fackelbeleuchtung, fand das
Feſt einen ſchönen, harmoniſchen Abſchluß,
Sonnwendfeier im Orangeriegarten.
Man ſchreibt uns: Zu der am Sonntag erſchienenen Notiz über den
Verlauf der Veranſtaltungen wird noch ergänzend mitgeteilt, daß Herr
Direktor Kiſſinger bei dem flammenden Sonnwendfeuer eine der
Bedeutung dieſes alten Brauches entſprechende kernige Anſprache hielt,
die in ein begeiſtert aufgenommenes Hoch auf das deutſche Vaterland
ausklang. Vor und nach dieſer Anſprache wurden beim Feuerſchein
verſchiedene Chöre von etwa 600 Sängern der Vereinigten Darmſtädter
Männervereine unter Leitung der Herren Kammermuſiker Sturm=
els
und Wendorf vorgetragen. Unmittelbar vor der Sonnwend=
feier
wurden von der Turngemeinde Darmſtadt 1846 nach einem Auf=
marſch
unter Vorantritt der Feſtkapelle ſogenannte Leiter=Pyramiden
von etwa 60 Turnern, ſowie Frei= und Keulenübungen von Turnerin=

Eine wahre Geſchichte aus Köln.
Dieſer Tage führte mich eine kleine Familienangelegenheit
ach dem ſchönen Köln am Rhein, wo ich ſchon manch vergnügte
tunde verlebt habe. Wie es alle Leute machen, wenn ſie in
ner fremden Stadt ſind und nichts Beſſeres zu tun haben,
ng auch ich ins Kaffee, um mich ein bißchen an der ſchönen
Nuſick zu erfreuen.
Ach, wie ſtaunte ich, als der Kapellmeiſter auf einmal Die
Facht am Rhein anſtimte und alle, Deutſche ſowohl als
uch Engländer und Amerikaner, einſtimmig mitſangen, ein
der, ſo gut er konnte. Vor lauter Staunen und ich glaube,
uch halbem Angſtgefühl (denn im beſetzten deutſchen Mainz,
je überhaupt im ganzen von Franzoſen beſetzten Gebiet, koſtet
as Singen von patriotiſchen Liedern in öffentlichen Lokalen
)0 Mark Geldſtrafe) merkte ich kaum, daß man O Deutſchland
och in Ehren angeſtimmt hatte. Als ich mich von meinem
ſchreck erholt, ſang auch ich aus ganzem Herzen mit und freute
ich wieder einmal richtig, auch unter unſeren Feinden ver=
ünftig
denkende Weſen gefunden zu haben.
Wie mir im Laufe der echt rheinländiſchen gemütlichen Un=
rhaltung
erzählt wurde, beſtand in der erſten Zeit der Be=
tzung
Kölns durch die Engländer die Militärkapelle derſelben
us den bekannten Dudelſackpfeifern. Wer muß da nicht
nwillkürlich lachen, wenn ein Engländer in ſeiner eigenartigen
niform auf ſo einem Dudelſack die eindönige Muſik fabriziert?
ind ſo ging es auch dem Kölner. Auch er lachte entweder aus
Nutillen oder aus Hohn über derartige Kunſtgenüſſe, was
m allerdings anfangs teuer zu ſtehen kam; denn er mußte
inz anſtändig" für ſein Lachen zahlen. Aber die Richtigen
daren doch nie erwiſcht worden, und ſo kam es, daß man immer
och feſte lachte, wenn die Dudelſackmuſik durch die Stadt mar=
chierte
. Der Engländer aber wußte ſich zu helfen. Alle die
eute, die beim Lachen ertappt wurden, wurden nicht mehr mit
eld beſtraft, ſondern mußten die Dudelſackmuſik begleiten; und
amit keiner entwiche, gingen ſeitlich und hinten nach die Eng=
änder
ſelbſt und voran die Muſik. Natürlich war das Hallo
ind Geläche dann noch viel größer, bis ſich allmählich die
ölner an hen Dudelſack gewöhnt hatten
Und al" as der Fall war, ſpielte eines Tages die eng=
iſche
Muſil , ſchönſten deutſchen Vaterlandslieder und Jung
mit ein, und mit Freuden erwartete man die
ind Alt ſti
höne englif Militärkapelle, die doch jeden an längſt ent=
hwundene
ſiöne Jahre erinnern wird. Nur waren es damals
e deutſchen Regimentskapellen. Hoffentlich laſſen ſie nicht zu
nge auf ſich warten und kommen bald wieder.
Gg. Sautier.

Reinhold Ewalds Bleiftiftſkizzen.
Zur Ausſtellung im Darmſtädter Kupferſtichkabineut.
Häufig hört man den Künſtlern unſerer Tage und vor=
nehmlich
von ſolchen, die ſtets wiſſen, aber nie erfahren den
Vorwurf machen: ſie könnten nicht zeichnen. Reinhold Ewald
ſcheint mir eine gültige Entkräftung dieſes ſchnellen Urteils und
Vorurteils zu ſein. Auch der Gegner ſeiner Kunſt geſteht ihm
eine ſeltene und verblüffende Fähigkeit des Hantierens, Feſt=
haltens
, Annagelns mit dem Graphitſtift zu. Deſſen ungeachtet
iſt Ewald nicht Zeichner um des Zeichnens willen. Er kommt
keineswegs, wie ſo viele der mit ihm Lebenden, auf die Zeichnung
als ſolche zu, ungefähr in dem Sinne, wie man im Laientum ſich
mühſam dazu gewöhnt hat, die Zeichnung und die aus ihr ab=
geleitete
Druckgraphik als für ſich beſtehendes Kunſtwerk anzu=
ſehen
: Ewald geht von der Zeichnung aus; ſie iſt ihm kein End=
Zweck, ſondern Hilfs=Mittel; er will ſie nicht, ſondern
braucht ſie. Kurzum, in Ewalds grauen und farbloſen Blei=
ſtiftſkizzen
ſind die Untergründe, die Keime, Anfänge und Vor=
bereitungen
ſeiner höchſt farbigen Bilder enthalten. Wer mehr
in ihnen ſucht oder erblickt, ſitzt gegen den Künſtler von vornher=
ein
im Unrecht.
Durch dieſen Tatbeſtand iſt Ewald von der Mehrzahl der
heutigen Maler verſchieden, da ſie ihre Bildeinfälle unmittelbar
auf der Malfläche und mit dem Oelpinſel in der Hand verarbei=
ten
. Er nähert ſich der Arbeitsmethode der Alten, welche ſtufen=
weiſe
über Entwurfsſkizzen, Einzelſtudien, genaue Vor= Zeich=
nungen
und gleichgroß, wie das angeſtrebte Bild, mit der Kohle
geriſſene Kartons hinaus dem Fertigzuſtand des Werks entgegen=
gegangen
ſind. Er nähert ſich deren Arbeitsart, aber er ahmt
ſie nicht nach. Denn ihm geſtattet, wo immer die Idee auf der
Grundlagerung einer zwar beſtimmten, aber noch ungeſtalteten
Seelenverfaſſung an einer Außenſicht d. h. am geſehenen Gegen=
ſtand
, erregt wird, ihr blitzgleiches Hervorſchießen nie die ge=
mächliche
und im Stufenmaß vorſchreitende Feſtlage und Ab=
klärung
, deren alte Meiſter ſich bedient haben. Mit hartem Griff
und ruckhaft muß er zupacken und oft in nervöſer Haſt für
die Erinnerung alles ſichern, deſſen er fürs Weitere bedarf. Be=
zeichnend
iſt, daß er das Farbige ohne Rückſicht auf die Störung
welche dieſes Verfahren auf dem Papier hervorruft, mit ſtich=
wortartigen
Notizen und mit Zahlen von nur ihm bekannten
Sinn auf dem eben gegriffelten Blatt anmerkt. Das ſo Ge=
wonnene
iſt Rohſtoff und Vorrat, und man begreift, daß davon
nichts in den Verkauf und nichts auf die allgemeinen Kunſt=
ſchauen
kommt. Iſt die Skizze erſt einmal im Bild aufgegangen,
dann haftet Ewalds Intereſſe an ihr nur noch als einer ſchwa=
chen
Gedächtnisreliquie.

Sind Ewalds Zeichnungen in ihrer Art, für ihren Zweck und
zu ſeinem Gebrauch vollkommen, ſo ſind ſie im Hinblick au
das endgültige Werk, welches ſie hervorbringen helfen, bloße
Beginne; und manchmal auch nur verſtändlich im Hinblick auf
jenes. Ihr ſrengſter Sinn iſt kein Einmalſein, ſondern ihr Sich=
verhalten
. Warum alſo ſtellt das Darmſtädter Kupferſtichkabinett
ſie aus?
Die Laien nicht allein, auch die zünftigen Kritiker und ſogar
ärgerliche Künſtler haben in vielen Fällen vor Ewalds gemalten
Bildern verſagt (deren Geheimnis ſich allerdings nicht ab=
ſpiken
läßt) und wenig um den Zugang zu ihnen bemüht. Weil
er nicht, wie die häufigen Halbliteraten unter den bildenden
Künſtlern, Geſchichten erzählt und Gedanken illuſtriert, auch nicht
Muſik macht mit Linien und Flächen und Farben, ſondern heftig
und mit ſinnlichem Andrang die bildhafte Geſtaltung im bildhaft
Geſtaltungsfähigen und mit deſſen Mitteln ſucht, darum ſahen
ſie anſtelle ſeiner Erkenntnis und Lebensnähe einzig deren beſeli=
gende
oder erſchreckende Außenſeite: Sie ließen ihn allenfalls
gelten als den dekorativen Schönheitsmacher, den Finder harmo=
niſcher
oder geſpannter Farbenvereinigungen, den ſicheren, nie
ſtrauchelnden Flächenbedecker. Erfahren ſie, er ſei in ſeiner Ju=
gend
wirklich Dekorationsmaler geweſen, ihre Ratloſigkeit hatte
ihm enträtſelt: ſie folgerten ähnlich, wie Kunſthiſtoriker bei dem
alten Quinten Maſſys gefolgert haben, von dem die Sage eine
Lehrzeit in der Huf= und Grobſchmiede überliefert hat. In
Ewalds Zeichnungen nun iſt nichts von dekorativem Charme
oder dekorativer Breite und nichts von dekorativer Läſſigkeit ent=
halten
; ſie ziehen an und halten uns feſt durch ein Aeußerſtes von
Griffigkeit und Zuſpitzung, ja oft von Plötzlichkeit, und ſcheuen
ſelbſt, wo ſie nottut, die knirſchende Härte nicht. Vor allem aber
legen ſie Ewalds Bezug zum Naturding offen dar. Künſtler, wie
der ſeelenzarte Paul Klee, der bravouröſe Kandinsky, ſchaffen
vom Gehirne aus (was man mit bloßer Rechnung und bloßem
Austüfteln nicht vermengen möge!); nur äußerſtenfalls vereinen
ſie dem Unbedingten ihrer gefühlsmathematiſchen Geſtaltungen,
damit ſie erkennbar werden, vage Erinnerungsbilder der Körper
welt. Zu dieſen Künſtlern gehEwald nicht. Er iſt mit der
Körperwelt feſt verknüpft. Die
ud=nährende Nabelſchnur iſt
in ſeinen Zeichnungen kln
ar; indeß der trennende
Schnitt bei ſeinen Bildern
tihrt iſt, da dieſe
ſelbſtändig geworden innerhalb der Natui :nd gegen alles Drau=
ßen
und demnach in ſich beſtehend aus ihrem eigenen Safte ſich
zu erhalten haben. Der Laie merkt gar nicht, daß er, nach dem
Natur=Vorbild in Ewalds fertigen Gemälden ſuchend, eine ab=
ſurde
Forderung ſtellt; nachdem ein Kind einmal zur Welt ge=
kommen
iſt, d. h. dem Embryonentum entwachſen, kann es nicht
mehr mit der Mutter leiblich verbunden ſein. Ewalds Zeich=

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Juui 1921.

Mummer 178.

nen zur Vorführung gebracht. Den Schluß dieſer turneriſchen Veran=
ſtaltungen
bildeten Kunſtfreiübungen von Einzelturnern. Der Velo=
zipebklub
Darmſtadt fuhr mit einer Jugend= und einer Herren= und
Damenriege mehrere Schmuck= und Fahnenreigen. Stets ſtarken Zu
ſtrom fanden die im Orangeriehaus aufgeführten Kinderreigen, die von
Frau Johanna Georg, Tanzmeiſterin, einſtudiert und geleitet wur=
den
. Sämtliche Darbietungen waren hervorragend und ernteten reichen
Beifall. Die geſamte elektriſche Beleuchtungsanlage der Gebäude, Zelte
und des Gartens wurde von der Heſſiſchen Eiſenbahn=Aktien=Geſellſchaft
koſtenlos ausgeführt. Den zahlreichen Stiftern und den Mitwirkenden
unter der umſichtigen und bewährten Leitung der Frau Profeſſor Len;
gebührt Dank für die mit gutem finanziellen Erfolg abgeſchloſſenen
Veranſtaltungen.
Kleingeld=Hamſterei.
* In Nr. 168 vom 20. Juni iſt mit Recht wieder einmal auf die
ſinnloſe Kleingeld=Hamſterei hingewieſen worden. Doch ſeien wir ehr=
lich
: An dieſer leidigen Kleingeld=Hamſterei ſind wir alle, der eine mehr,
der andere weniger, mitſchuldig. Man muß nämlich unterſcheiden zwi=
ſchen
einer abſichtlichen, zielbewußten und einer unabſichtlichen, gedan=
kenloſen
Hamſterei. Der abſichtlich betriebenen Geldhamſterei huldigen
diejenigen, die überhaupt gemünztes Metallgeld lieber hamſtern als Pa=
pier
, das dem Verbrennen, dem Vermodern, Mäuſefraß und ähnlichen
Beſchädigungen leicht ausgeſetzt iſt, ganz abgeſehen davon, daß eine
große Summe in Kleingeld bei Diebſtahl nicht ganz leicht fortzuſchaffen
iſt. Dann kommen die Münzenſammler, zu denen insbeſondere die
Schuljugend das Hauptkontingent ſtellt. Aehnlich wie mit Briefmarken
hat ſich auch mit Kleingeld, insbeſondere mit Notgeld aus Metall und
Papier, im Inland und Ausland ein ſchwunghafter Handel entwickelt,
und genau wie neue Serien irgendwelcher Briefmarken notieren
auch, faſt in börſenmäßiger Weiſe, bei dieſen Sammlern neu erſcheinende
Ausgaben irgendeines Norgeldes oder einer Straßenbahn= Behelfs=
münze
uſw. Unſummen von Kleingeld verſchwinden auf dieſe Weiſe un=
unterbrochen
aus dem Verkehr.
An der unabſichtlichen, gedankenloſen oder unbewußten Hamſterei
iſt aber das Publikum ſelbſt ſchuld. Fortwährend prägt das Reich 10er
und 5er aus Eiſen, 50er aus Aluminium. Sie verſchwinden aus dem
Verkehr und doch hat jedermann irgendeine beſtimmte Menge davon
im Beſitz. Dieſes Geld liegt zu Hauſe in beſchaulicher Nuhe und wartet
auf beſſere Tage, oder es liegt in irgendeiner beſonderen Abteilung des
Portemonnaies, wird täglich mit herumgetragen, aber nie ausgegeben.
Ausgegeben wird immer nur zuerſt und immer wieder zuerſt das Pa=
pier
, damit man das Zeug wieder los wird, und je ſchmieriger und
zerriſſener ſo ein Fetzen ausſieht, um ſo lieber und um ſo eher wird er
wieder weitergegeben. Eingenommenes Metall=Kleingeld wird erſt dann
wieder ausgegeben, wenn alles papierene Kleingeld weg iſt. Normale
Zuſtände werden erſt wieder eintreten, wenn es im Verkehr wieder aus=
ſchließlich
Reichs=Metallgeld gibt und wenn alle papierenen und
metallenen Notgeldſorten von Gemeinden, Geſellſchaften uſw. wieder
völlig verſchwunden bzw. eingezogen ſind. Zu bemerken iſt noch, daß
es dem Publikum bei ausſchließlicher Gültigkeit von Reichs=
Metallgeld gänzlich gleichgültig iſt, aus was für Metall die Stücke
geprägt wären. Ein Fünfmarkſtück aus Aluminium, wenige Gramm
ſchwer, iſt im inländiſchen Verkehr eben ein Fünfmarkſtück mit dem tar=
ſächlichen
Kaufwert von fünf Mark, wenn nur die aufgeprägte Wert=
angabe
fünf Mark lautet uſw. Wie hoch ein ſolches Geldſtück im Aus=
land
bewertet wird, kann uns inländiſchen deutſchen Reichsbürgern
völlig gleichgültig ſein. Alſo fort mit dem Papier und das verſchwundene
Metall=Kleingeld wird wieder auf der Bildfläche erſcheinen.
+ Arheilgen, 29. Juni. Die hieſige Spar= und Dar=
lehenskaſſehält
am 10. Juli im hieſigen Rathausſaale eine außer=
ordentliche
Generalverſammlung ab. Auf der Tagesordnung
ſtehen: 1. Umwandlung in beſchränkte Haftpflicht,
2. Deckung des Verluſtes vom Vorjahre. Das Erſcheinen aller Mit=
glieder
wird erwartet. Am kommenden Sonntag feiert unſere Frei=
willige
Feuerwehr ihr 40jähriges Stiftungsfeſt.
Schon am Samstag abend findet ein Umzug mit Muſik durch die Orts=
ſtraßen
zum Gaſthaus Zum Löwen ſtatt, woſelbſt ſich ein Feſtkommers,
beſtehend in Anſprachen, Geſangsvorträgen ſämtlicher hieſiger Geſang=
vereine
und Konzert durch die eigene Kapelle, anſchließen wird. Der
eigentliche Feſttag, der Sonntag, wird morgens 6 Uhr durch ein Wecken
eingeleitet und von 11 Uhr ab iſt Platzkonzert vor dem Goldenen
Löwen. Nachmittags 2 Uhr wird ſich dann der Feſtzug, beſtehend aus
ſämtlichen hieſigen Vereinen, durch die Ortsſtraßen nach dem Löwen=
garten
bewegen, woſelbſt Turn= und ſportliche Aufführungen mit Kon=
zert
= und Geſangsvorträgen abwechſeln werden. Von abends 8 Uhr ab
findet in den Sälen Zum goldenen Löwen und Zur Sonne Tanz=
vergnügen
ſtatt. Alle Vorbereitungen verſprechen eine würdige Feier.
Nieder=Ramſtadt, 28. Juni. Im Silberkranz. Der Werk=
führer
Anton Schuchmann von Nieder=Ramſtadt und ſeine Ehefrau
geb. Glöckner, aus Schönberg, begehen am 1. Juli das Feſt der Silber=
nen
Hochzeit.
Roßdorf, 28. Juni. Heſſiſche Kinderhilfe. Das Er=
gebnis
der unter Leitung des Rektors Heß und der Damen des Lehr=
körpers
und Kindern der hieſigen Volksſchule hier in der angeſetzten
Kinderhilfswoche vorgenommenen Hausſammlungen war 2291 Mark
Mit der am 19. Juni d. J. erhobenen Kirchenkollekte konnten alſo 2307
Mark gebucht und an die Sammelſtelle des Kreisausſchuſſes, Bank für
Handel und Induſtrie, abgeführt werden. Allen Sammlerinnen und
Gebern gebührt herzlicher Dank für die wiederum geleiſtete Sammel=
arbeit
und dem Kreisausſchuſſe und der Gemeinde überwieſene Gabe
zugunſten der heſſiſchen Kinderhilfe.
X* Roßdorf, 28. Juni. Umbau undNeuherrichtung des
bürgerlichen Gemeindehauſes. Das an der Kirche gelegene,
im Kriege zu Bureauräumen der Bürgermeiſterei hergerichtete alte
Schulhaus wird gegenwärtig im Innern zu Zwecken des Gemeinde=
rechners
erweitert und äußerlich neu hergerichtet. Nach Abnahme des
Verputzes präſentiert ſich der alte Bau ſchon jetzt unter Gerüſt als ein
noch ſchmucker, gut erhaltener Niegelbau, der mit dem ein Haus weiter
liegenden, viel älteren Nathaus gleichmäßig und übereinſtimmend als
Gemeindehaus, wieder hergeſtellt werden ſollte, zumal ſich die alten
Lehmfachwerke zum größten Teil gut erhalten haben. In dem früheren
Hauſe wohnte wohl zu Anfang des 30jährigen Krieges der 1620 als
Schultheiß erſcheinende Unterſchultheiß Peter Gerlach, bis 1634 erwähnt
Schwiegerſohn ſeines Vorgängers, Schultheiß Chriſtoph Windt, 1564 bis
1621, von der Hundsmühle bei Gundernhauſen. Nachkommen des Peter
Gerlach waren noch bis zum Ausgang des Jahrhunderts am Orte. Ein
Johann Sylveſter Gerlach war von 1659 bis 1667 Schultheiß, in welch
letzterem Jahre er Amtsſchreiber geworden iſt. Die Gemeinde erwark
das Haus im Jahre 1848 von Gaſtwirt Johann Georg Beſt, der mit
Frau Katharine, geb. Schenkel, und Kindern nach Amerika auswan=
derte
. Vermutlich war ſein Vater J. Philipp Beſt, S. von Philipp
aus Weiterſtadt, der dreimal mit Moter, Marg. Barb., Schumann,
A. Kath., und Moter, Anna Kath., 1804, 1809 und nach 1827 verheiratet

war, durch eine ſeiner Heiraten Beſitzer des Anweſens geworden. Er
war Gaſtwirt und Gemeinderat und hatte 1824 Drillingstöchter, die
aber bald nach der Geburt wieder verſtarben. Sein Blut und Name
iſt aber noch in Roßdorf und Darmſtadt vorhanden. Der Kaufpreis
des Hauſes war 3121 fl. 36 Kr. Die Gemeinde ließ das Haus mit einem
abermaligen Koſtenaufwande von 2636 fl. 45 Kr. in eine Schulwohnung
mit einem geräumigen Schulſaale im oberen Stocke umſchaffen, der im
Kriege 1914/18 noch zu Schulzwecken und Beſchäftigung der Frauen und
Mädchen mit Heimarbeit unter Frau Eglis Leitung u. a. diente. Das
vor 73 Jahren 5758 fl. 21 Kr. im Ankauf und Umbau koſtende Haus
iſt jetzt der bürgerlichen Gemeinde ungeheuer viel und mehr wert, zu=
mal
es gegenwärtig das alte und noch nicht in Angriff genommene Rat=
haus
(erbaut 1575) erſetzt und ergänzt. Hier wird bald mit Fertig=
ſtellung
der Bürgermeiſter= und Rechnerbureauräume ein großer Teil
der vor Kirchweihe immer viel beſchäftigten örtlichen Maurer, Zimmer
leute und Weißbinder und Handwerker Beſchäftigung finden, wenn das
ebenſo dick verputzte und entſtellte Rathaus mit Sitzungsſaal und Näu=
men
für ein Heimatmuſeum, dem weggeriſſenen Erker und der Vorhalle
in früherer ſchlichter Schöne wieder erſtehen und durch einen quer zu
ſtellenden Anbau die zu Beratungen, Verſteigerungen, Sitzungen und
Unterſchreibungen und Zwecken des Standesamtes, des Ortsrichters, des
örtlichen Grundbuchs= und Bauweſens, Archivs uſw. die dringend benö=
igten
weiteren Näume und würdige Wiederherſtellung überhaupt fin=
den
ſoll.
Zwingenberg, 28. Juni. Ein weiterer Steinbruch?
Die Firma Rüth u. Reinmuth in Heppenheim, die auch hier einen
Steinbruch im Steingeröll im Betrieb hat, will nun noch einen weiteren
Bruch oberhalb des Heurnwegs im Orbistal eröffnen. Gegen dieſen
neuen Bruch erhebt man hier ſchärfſten Proteſt, würde doch damit un=
ſere
Umgegend nicht nur verſchandelt, ſondern auch in ihrer baulichen
Entwickelung gehemmt und unſer Städtchen in ganz empfindlicher Weiſe
geſchädigt. Das idhlliſche Orbistälchen würde ſeiner Schönheit voll=
ſtändig
beraubt werden und niemandem würde es einfallen, ſich hier an=
zuſiedeln
, wenn ein fo ſtörender Geſchäftsbetrieb oben im Walde er=
öffnet
würde. Die Hoffnung, daß hier eine Villenkolonie der An=
fang
iſt bereits gemacht, entſtehen würde, müßte ganz aufgegeben wer=
den
, und alle Aufwendungen, die die Gemeinde bisher gemacht hat,
wären umſonſt geweſen. Unſer Städtchen würde gewiſſermaßen in zwei
Steinbrüche im Süden und Norden eingeengt, ohne irgendwelchen ſteuer=
lichen
Vorteil zu erlangen, denn die Firma iſt in Heppenheim anſäſſig
und der projektierte neue Bruch liegt in der Alsbacher Gemarkung.
Auch für Alsbach wäre der Bruch nur nachteilig und ſollte man hier ein
energiſches Veto einlegen.
Bensheim, 29. Juni. Der Dürerbund Bensheim hat
am 27. Juni einen Volksbildungsabend Die Romantik in
der deutſchen Kunſt veranſtaltet, der als Vorbild für ſolche Abende
gelten kann. Denn hier waren der belehrende und der unterhaltende
Leil zu einer wirklichen Einheit verſchmolzen, und die vorzüglichen
Leiſtungen aller mitwirkenden Kräfte vermittelten ein harmoniſches
Geſamtbild. Herr Dr. Ernſt Zeh=Heppenheim gab an Hand eines
reichen, von ihm ſelbſt zuſammengeſtellten Lichtbildmaterials eine ebenſo
klare wie temperamentvolle Einführung in die bildende Kunſt der deut=
ſchen
Romantik, die er ſcharf gegen den Klaſſizismus und die ſonſtigen
vorhergegangenen Kulturſtrömungen abzugrenzen wußte und deren Aus=
läufer
er bis zur Gegenwart verfolgte.
Wie ſich die Romantik in der
Muſik auswirkte, wurde von Herrn Aſſeſſor Kaiſer=Darmſtadt in
knapper, aber doch erſchöpfender Form aufgezeigt. Seine Ausführungen
wurden veranſchaulicht durch die nachfolgenden, ganz vorzüglich ausge=
wählten
Lieder und Arien von Schubert, Schumann, Mendelsſohn,
Weber und Marſchner. Dem Verein war es gelungen, zwei ausgezeich=
nete
Kräfte für den gefanglichen Teil zu gewinnen. Fräulein Elſe
Elscke vom Landestheater Darmſtadt verfügt über einen äußerſt um=
fangreichen
und in allen Lagen wohlklingenden Sopran von dunkler
Färbung, der beſonders in der Agathe=Arie aus dem Freiſchütz durch
einen lebendigen Vortrag unterſtützt wurde. Der Tenor des Herrn
Dr. Anton Stiefenhofer=Darmſtadt iſt bei aller Weichheit doch
ſehr voluminös. Hervorzuheben iſt die deutliche Ausſprache und die
Veſeeltheit ſeines Vortrags. Die ausgezeichnete Klavierbegleitung der
Lieder verſah Herr Kaiſer. Der gefüllte Saal und der reiche Beifall
bewieſen, daß dieſer Abend einen vollen Erfolg füu den Verein bedeutete.
Lindenfels i. O., 29. Juni. Burgfeſt. Es iſt geplant, das vor
dem Kriege als Heimatfeſt ſo beliebte Burgfeſt in Lindenfels
auf der ſchönſten Ruine des Odenwaldes wieder aufleben zu
ſen. Gerade durch den Krieg ſind ſo viele heimatliche Gebräuche
verblaßt,
der Volkscharakter der einzelnen Gegenden ſo verflacht, daf
es zu be
en iſt, wenn der Gedante, ein Feſt abzuhalten, das der
Pflege heimiſcher Gebräuche und Sitten dient, greifbare Form erhalten
würde. Es wird beabſichtigt neben Aufführungen aus dem Oden=
wälder
Volksleben Tänze in Volkstracht, eine Ausſtellung heimatlicher
Kunſt und Kunſtgewerbes zu veranſtalten mit Verhaufsgelegenheit. Für
Unterhaltung ſollen Tänze und Reigen im Freien dienen, Odenwälder
Bauernſchenke und anderes mehr.
Offenbach, 29. Juni. Selbſtmorb. Rachdem ſie ihr kleines Kind
auf die Straße zum Spielen geſchickt hatte, ſchloß eie in der Bettina=
ſtraße
wohnende junge Frau die Wohnung ab und öffnete den
Gashahn. Erſt nach Stunden wurdem die Nachbarn aufmerkſam
da das Kind die Wohnung nicht betreten konnte. Die ſofort aufge=
nommenen
Wiederbelebungsverſuche verlieſen erfolglos. Der Grund
zur Tat liegt in unglücklichen Familienverhältniſſen. Beim Spielen
an der Mainbrücke ſtürzten drei Jungen, die Kriegen
ſpiel=
ten
, in den Main. Zwei Kinder konnten vechtzeitig durch Mitglie
der des Schwimmvereins gerettet werden. Das dritte Kind, der Sohn
des Bäckermeiſters Goletz, wurde als Leiche geborgen. Kurz vor
dieſem Unfall wurde an derſelben Stelle ein anderer Knabe, der eb=
falls
in den Main gefallen war, von einem zufällig vorüberkommenden
Herrn gerettet. Der eine der Retter, Herr Weber, der die Leiche des
kleinen Goletz barg, hat bereits mehr als 100 Perſonen aus den Main=
fluten
gerettet.
wd. Alzey, 29. Juni. Der Stand der Zuckerrüben und
Futterrüben iſt befriedigend, trotzdem durch die Trockenheit und die
kühle Temperatur wieder Stillſtand im Wachſen eingetreten iſt. Der
Stand der Kartoffeln iſt nicht allgemein befriedigend. Dieſer Umſtand
iſt auf ſpäte Ausſaat, Verwendung nicht einwandfreien Saatgutes und
die große Trockenheit zurückzuführen. An manchen Orten ſind die Kar=
toffeln
unregelmäßig aufgegangen und noch kaum ſichtbar. Durch die
Froſtſchäden im April und Mai in den Weinbergen wird der Ertrag auf
einen Drittel=Herbſt geſchätzt. Die Kleernte ergab im allergünſtigſten
Falle nu: einen Zweidrittelertrag im erſten Schnitt, meiſt aber noch
weniger. Der Nachwuchs iſt ſpärlich. Die Kirſchenernte iſt befriedigend
ausgefallen und löſte der Produzent 200 Mark und darüber, je nach
Qualität.
k. Gießen, 26. Juni. Der Kurſus für Heimatkunde
verbunden mit heimatkundlichen Studienfahrten, beginnt am 24. Juli
unter Leitung von Profeſſor Dr. Küſter. Lehrer aus verſchiedenen
Teilen Deutſchlands, ſogar aus Oberſchleſien, nehmen daran teil. Zahl=
reiche
Freiquartiere ſtehen ſeitens der Lehrer Gießens und der Um=

nungen haben nun das Naturgebilde, welches den ihm eigenen
und ſpezifiſch Ewaldiſchen Geſtaltungstrieb erregt, noch bei ſich.
Macht es Schwierigkeit, Ewalds Bilder als ſeine, ihm allein
verantwortliche Kunſtformung aufzufaſſen, ſo macht es keine, die
Skizzen in ihrem Doppel=Daſein, d. h. noch herkommend von der
Draußenwelt und bereits teilhabend an der Ewaldiſchen Geſtal=
ten
= und Innenwelt, zu begreifen. Man kann ſo rechtfertigt
ſich ihre Vorführung Ewalds Zeichenkunſt als Schlüſſel zu
ſeiner Malkunſt gebrauchen, und wie dabei, zu verfahren iſt, zeigt
das eine, ſchen überdeutliche Beiſpiel des Sommerbildes mit
den badenden Frauen, welches zuſammen mit den vorbereiten=
ten
Einzelakter und Kompoſitionsentwürfen ausgeſtellt iſt.
Ewalds Artung und Grundweſen ſtrömen breit, voll und
dicht erſt in ſeinen Gemälden, wo die Fläche und ihre Grenze,
die Runde und ihre modellierende Abdrehung Farbe geworden
und von ihr nicht mehr geſchieden und unterſchieden werden kön=
nen
; ſie rinnen als engeres und dünneres Gewäſſer und deshalb
leichter überblickbar, niemals aber ſchwächlich, oft höchſt erregt
in ſeinen Zeichnungen. Deren Strich iſt beſtimmt, einmalig feſt=
legend
, ausdrucksgemäß. Seine Spannung und ſeine Lockerheit
ſein pfeilgerader Schuß, ſein Schlängeln der Kurven und Kreiſe,
ſein Zickzack=Geratter und ironiſches Gekicher, und wie alles dieſes
in Gegenſatz, in Verhältnis, in Bindung zueinander tritt: be=
zeichnet
ihn mit Schärfe als Ewalds Eigentum. Nirgendwo iſt
akademiſch=angelernter Schlendrian, nirgendwo klaſſifizierend=
heuchelnde
Trägheit, nirgendwo die alt= oder neuprofeſſorale
Uebereinkunft eines Nachkömmlings der impreſſioniſtiſchen oder
expreſſioniſtiſchen Kunſt. Dem Laien am faßlichſten aber wird
Ewalds Figur durch den Gegenſtandsbereich, in welchem er ſich
mit einem auf ihn ſelbſt hindeutenden Hange bewegt. Seine Akt
zeichnungen erſchöpfen die Bewegungsmöglichkeit des Frauen=
leibes
, ſein Stehen, Sitzen, Liegen und Kauern, ſeine ſtakige
Eckigkeit, ſeine geſchmeidigen Biegungen, das ſchwere Drehen der
Vollen und Reifen. Hüpfende Linien ſtenographieren den Sprung
und Schwung und das Sichwerfen einer Tänzerin; auch wo ſie in
der Eile ohne Kopf oder Arme oder Beine blieb, iſt ſie ganz da
Köpfe und Leute ſtehen, ob ſie ſich kennen oder zufällig ſo bei=
ſammengerieten
, in geheimnisvoll geſpannten Beziehungen. Mit

Pferden und Rindern iſt Hof oder Weide beſetzt, mit Soldaten
und Fuhrwerk gedehntes Gelände. Die erſten Form= und Be=
wegungsfaſſungen
weiblicher Bildniſſe, unheimlich in der Zu=
ſchärfung
des Charakters, ſind ganz Form und Bewegung, d. h.
Sichtbarkeit und alſo dem bildenden Künftler zugänglich, der ja
vom Auge her und zum Auge hin arbeitet. Hilflos und armſelis
das Kind zuſammen mit einer Frau und zuletzt als zappelndes
Geſchöpf im muldenartig ausgebreiteten Schoß der Mutter. Das
Drängen oder Beiſeitetreten der Häuſerblocks und Häuſerzeilen,
das Vorgleiten oder der ſpitzige Stoß von Alleen und Straßen.
Das dumpf=öde Hohl eines Warteſaals; das ſchlurfende Geſchiebe
von Tanzpaaren, wobei Gerüche und Muſik, man weiß nicht, durch
welchen Zauber, mit ſichtbar gemacht ſind; das Geſchrei und Ge=
tute
, Gewirr und Gezucke der Jahrmärkte; der ſicher fügende und
gefügte Wohn= und Innenraum, in welchem Menſchen und Dinge,
Wände und Boden in ihrem Vorhandenſein und ihrer Erſtreckung
ſo dinglich ſind, daß man mit dem Maßſtab ſie abtaſten und
nachrechnen kann. Schließlich die zwangsenge und klug abſtek=
kende
Oeffnung der Zeichenfläche als bedrängter oder einfaſſen=
der
Raum, wo Hohlkörper und Vollkörper ſymphoniſch aufein=
ander
wirken. Und das ganze quellende Vielerlei haftet und iſt
beſchloſſen in einer Sinnenhaftigkeit von elementarer Kraft und
elementariſchem Reichtum, welche ſelten ſind. Kein Künſtler hat
die ganze Welt oder alle Welten. Wir alle ſind ſchwache Erfaſſer
derſelben und ſchwache Einfaſſer derſelben in unſer beſchränktes
Menſchentum. Ewald klaftert weit und faßt voll und bringt, was
er ergreift, nahe an uns heran. Ewald lehrt uns für ſolches Er=
greifen
, das zugleich ein Begreifen iſt, den Gebrauch der da=
für
beſtimmten Organe.
Die Gegenſtände ſeiner Zeichenkunſt deuten viel von ſeinem
Weſen: deshalb ſind in der Ausſtellung nach thematiſcher
Abfolge die Zeichnungen geordnet und eine chronologiſche
vielleicht glättere und gefälligere Ausbreitung vermieden.
Ewald lebt unter uns und iſt gegenwärtig. Was beſagte da die
hiſtoriſierende Zuſammengehörigkeit und ein Entwicklungsraum
von fünf Jahren gegen das eine Wichtige, daß Ewald allem Gang
und Wechſel zum Trotz damals und heute er ſelbſt war?
Karl Frennd.

gegend zur Verfügung für die auswärtigen Amtsbrüder. Am 24. Juli
findet ſeitens des Gießener Lehrervereins im Hotel Schütz eine Be=
grüßungsfeier
ſtatt. Der Kurſus dauert eine Woche. Als Vorträge ſind
vorgeſehen: Geographie. Oberheſſens, Geſchichte Gießens, der Limes
Alfred Bock über ſeine Werke u. a. Der Verein für heſſiſche Volks=
kunde
veranſtaltet für die Kurſusteilnehmer eine Vortragsverſamm=
lung
. Das Muſeum und der Botaniſche Garten Gießens werden be=
ſichtigt
. Die Studienfahrten führen nach Wetzlar, Gleiberg, Schiffen=
berg
, Arnsburg und Münzenberg, Büdingen und Gelnhauſen, Darm=
ſtadt
(Muſeum) und nach Mainz zur Beſichtigung des Römiſch= Ger=
maniſchen
Muſeums. Hier findet eine Zuſammenkunft mit Lehrern
aus dem beſetzten Gebiet ſtatt.
Reich und Ausland.
Oldenburg, 29. Juni. Erbgroßherzog Nikolaus, von
Oldenburg hat ſich in Arolſen mit Prinzeſſin Helene zu Waldeck und
Pyrmont verlobt.
Halle, 28. Juni. Das Sondergericht verurteilte Kempin,
einen der Haupträdelsführer im mitteldeutſchen Aufſtand, beſonders in
den Leunawerken, gemäß dem Antrage des Staatsanwalts zu lebens=
länglichem
Zuchthaus.
Nordhauſen, 28. Juni. Vor demaußerordentlichen Ge=
richte
hatte hatte ſich der kommuniſtiſche Stadtrat Franzke aus Sanger=
hauſen
wegen Hochverrats zu verantworten. Die Verhandlung endete
nachts ½10 Uhr mit der Verurteilung des Angeklagten wegen Bei=
hilfe
zum Hochverrat zu 6 Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Ehr=
verluſt
, worauf 2½ Monate Unterſuchungshaft angerechnet wurden.
wd. Rybnik, 28. Juni. Die Wirkung der Exploſion.
Immer neue Einzelheiten gelangen über die furchtbare Wirkung
der Exploſion auf dem Rybniker Bahnhof, an die
Oeffentlichkeit. Nicht nur die Stadt Rybnik, ſondern auch ihre Um=
gebung
iſt in Mitleidenſchaft gezogen worden. Weit über hundert
Schaufenſter und hundert und aberhundert Fenſterſcheiben wurden zer=
trümmert
. Schornſteine ſind zerſtört, Dächer abgedeckt. Das Arbeiter=
wohnhaus
der Eiſenbahn iſt nur noch eine Ruine. Ein halber Eiſen
bahnwagen, der gegen das Gebäude geſchleudert wurde, hat es in einen
Trümmerhaufen verwandelt. Im ſtaatlichen Gymnaſium ſind die Glas=
malereien
der Fenſter vollſtändig vernichtet worden. Die Antonius=
firche
, der größte und ſchönſte Kirchenbau in Oberſchleſien, fieht furcht=
bar
aus. Das Dach iſt zerſtört, die meiſten Fenſter darin, unter ihnen
ein koloſſales Glasgemälde und die rieſigen Fenſterſcheiben in Buntglas,
ſind verſchwunden. Ein ganzer Eiſenbahnwagen iſt über 500 Meter weit
fo lgeſchleudert werden. Zentnerſchwere Eiſenkonſtruktionen von
Wagen, verbogen wie dünnes Blech, liegen in der ganzen Umgebung
zerſtreut. Die Rybniker Hütte hat ihren Betrieb infolge der Ver=
wüiſtungen
einſtellen müſſen.

95. Sitzung.
St. Darmſtadt, 29. Juni.
Am Regierungstiſch Staatspräſident Ulrich. Miniſter des Innern
Dr. Fulda, Juſtizminiſter v. Brentano, Präſidenten der Landes=
ämter
und Kommifſare.
Präſident Adelumg eröffnet die Sitzung um 934 Uhr.
In Fortſetzung der Genevaldebatte zum Hauptvoxanſchiag
führt
Abg. Dingeldey (D. Vp.)
aus: Die diesmalige Generaldebatte hat ſich überall im maßvollen Bah=
nen
bewegt. Das war von vornherein auch die Abſicht unſerer Fraktion.
Wir ſtehen alle unter dem Eindrucke der gewaltigen Not unſeres Volkes
ganz gleich, in welchenr politiſchen Lager wir ſtehen. Dieſe große ge=
meinſame
Nor zwingt zu gemeinſamem Arbeiten. Hinzu kommt, daß
innerpolitiſch Neues in Heſſen nicht vorliegt, und daß das, was uns
grundſätzlich etwa ſcheidet, ſo oft ausgeſprochen wurde, daß es nicht
wiederholt zu werden braucht. Wenn allerdings unſere Stellungnahme
wie es ſchien, als eine Arr Vertrauensvotum für die Regierung Ulrich
aufgefaßt werden ſollte, ſo muß ich allerdings einen Tropfen Wermuit
in dieſen Freudenbecher gießen, denn ein Vertrauensvotum können Sie
von uns nicht verlangem, von der Regierung Ulrich trennen uns rein ſach
lich doch viele Dinge. Es gibt Perſönlichkeiten, die Träger einer beſon=
deren
Weltanſcheuung ſind, und die mit dieſer Weltanſchauung ſo eng
verknüpft ſind, daß, wenn man die Weltanſchauung bekämpft, man un=
bedingt
die Perſon mit bekämpfen muß. Im übrigen aber wird es
niemand gelingen, mir oder einem unſerer Redner eine rein perſönliche
Kampfest
ſe nach=
eiſem
. Es iſt uns auch niemals eingefallen, etwa
das Pflich
fühl der Herren Miniſter zu bezweifeln oder der Regierung
einen Mangel an Pflichtgefühl vorzuwerfen. Einzig über Befähigung
kann und iſt man in weiten Volkskreiſen verſchiedener Anſicht. Auch in
den Ausführungen über das beſetzte Gebiet kann ein Vorwurf mangeln=
den
Pflichrgefühls nicht liegen. Freilich, für die höheren Verwaltungs=
ſtellen
(ſind wir der Anſicht) komen nur ſolche Beamte in Betracht, die
über die unbedingt notwendigen Vorkenntniſſe in rechtlicher und ver=
waltungstechnifcher
Beziehung, in der Geſetzeskunde uſw. verfügen.
Wir meinen doch, daß ſelbſt der tüchtigſte Gewerkſchaftsſekretär für
ſolche Poſten nicht in Frage komt, und wenn die Regierung ſich dage=
gen
wehrt, ſo dient ſie datſächlich den Intereſſen des Staates. Sie (zur
Linken) haben es ja doch völlig in der Hand, dahin zu wirken, daß der
akademiſche Beamtennachwuchs ſich einſtmals zu Ihren politiſchen Ideen
bekennt. Wenn ich auch meine Zweifel daran habe, daß Ihnen das ge=
lingen
wird, ſo haben Sie es tatſächlich in der Hand und, wenn Ihre
politiſchen Ideen lebensfähig ſind, wird es Ihnen auch gelingen. Was
nun die Vereinfachung der Staatsverwaltung betrifft, ſo ſind natürlick
nicht Erſparniſſe kleinlicher Poſten gemeint. Aber wenn man ſieht,
wie heute noch das völlig überflüſſige Ernährungsminiſterium in zweier=
lei
Form beſtehen bleibt, ſo kann das eben nur aus parteipolitiſchen
Gründen verſtanden werden. Wenn die Zunahme der Eingänge bei den
einzelnen Stellen hier eingewendet wurde, ſo möchte ich doch feſtſtellen,
daß dieſe Zunahme ſicher ſchon während des Krieges eingetreten iſt.
Nun ein paar Worte zu dem Herrn Staatspräſidenten und ſeiner Ar=
heilger
Rede: Ich meine, ein Reſſortminiſter kann recht wohl ſeinen
Parteiſtandpunkt vertreten und propagieren, wie er will. Der Staats=
präſident
hingegen iſt eine berfaſſungsgemäße, an der Spitze des Staates
ſtehende Perſönlichkeit, die nicht nur für die Parteien der Regierung,
ſondern für alle Staatsbürger da iſt, und die das unbedingt notwendige
Maß von Rückſicht auf ihr
hohes Amt nehmen muß. Auch ein paar
Worte zu den Regimentsfeiern. Ich meine, die Regierung hat die
Pflicht, derartige Zuſammenkünfte, ſoweit ſie ſich auf geſetzlichem Boden
bewegen, zu ſchützen gegen Dinge, die auf ungeſetzlichem Boden ſtehen.
Dieſe Pflicht beſteht auch, wenn der Großherzog an dieſen Zuſammen
künften teilnimmt. Tatſächlich iſt aber der polizeiliche Schutz allen
Teilnehmern der Zuſammenkünfte verſagt worden. Es iſt in keiner
Weiſe etwas vorgekommen, was irgendwie als ſtaatsgefährdend ausge=
legt
werden könnte. Auch in dem vom Herrn Staatspräſidenten ange=
führten
Reden der Generäle iſt nichts anderes zu finden, als die ſelbſt=
verſtändlich
durchaus zuläſſige Betonung des Standpunktes, den die doch
auch im Dienſte des Staates grau gewordenen Männer nun einmal ein=
nehmen
und der Ideale, die ſie von der Zukunft wieder erhoffen. Wenn
etwa ein Hoch auf den Großherzog die Republik gefährden könnte, ſo
meine ich doch, daß, die Republik, die den Schaden haben könnte, auf ſehr
ſchwachen Füßen ſtehen muß. (Sehr richtig.) Herr Abg. Kaul hat eine
unglaublich reaktionäre Rede gehalten, die auf nichts anderes hinaus=
ging
, als einen reinem Polizeiſtaat in Heſſen zu errichten. (Unruhe.)
Das hatte ich von Herrn Kollegen Kaul nicht erwartet. Unbegreiflich iſt
auch die Behauptung des Herrn Kaul, daß wir keinen Grund hätten,
von den kommenden Wahlen eine Aenderung der Stärkeverhältniſſe in
dieſem Hauſe zu erwarten. Herr Kaul glaubt das wohl ſelbſt nicht,
oder er kann abſolut nicht aus Zahlen leſen. Es iſt doch klar, daß ein
ſtarker Zug nach rechts erfolgt und dauernd zunimmt. Was die Frage
des Ultimatums und der Sanktionen betrifft, ſo gehöre ich nicht zu den=
jenigen
, die etwa von vornherein und unter allen Umſtänden für Ab=
lehnung
des Ultimatums eingetreten ſind. Ich bin erſt nach langen und
ſchweren Ueberlegungen zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Ab=
lehnung
beſfer geweſen wäre. Es iſt aber völlig ausgeſchloſſen, daß ich
oder ſonſt jemand aus meiner Partei den Unterzeichnern des Ultma=
tums
einen Vorwurf macht. Wir ſind überzeugt, daß ſie ebenſo ernſt
und eingehend jedes Für und Wider erwogen haben. Unverſtändlich iſt

in feſtgeſtanden, daß das Ultimatum unter=
ſchrieben
werden müſſe. Herr Dr. Büchner muß wiſſen, daß die Indu=
ſtrielbenorganiſationen
noch burz vor der Unterzeichnung Entſchließungen
faßten, die ſich gegen die Unterzeichnung ausſprachen. Auch eine ſtarke
Gruppe der Mehrheitsſozialiſten hat das getan. Unterſtrichen darf wer=
den
, daß auch Abg. Büchner feſtſtellt, die Leiſtungsfähigkeit unſerer In=
duſtrie
und Wirtſchaft werde weit überſchätzt, ſowohl im feindlichen wie
im neutralen Ausland. Darum iſt es um ſo unbegreiflicher, daß der der
zeiti

jetzt ſieht man die furchtbare Verſchlechterung der Valuta infolge der
Zahlungen, und die noch fehlenden Zahlungen aufzubringen, wird ſchon
im
ten Jahre unmöglich. Auch die Erwartung, daß uns Oberſchleſier
gerettet und erhalten bleibe, wie wir annahmen, hat ſich als ſchwer
Täuſchung erwieſen. Schon jetzt leſen wir wieder, daß die Inſurgenter
das Räumungsabkommen nicht halten. Schließlich noch ein Wort z
dem Abg. Kaul wegen des Liedes Deutſchland über alles. Ich möcht
unterſtreichen, was ich ihm neulich ſchon zugerufen habe, zum Parteilie?
kann allein Ihre Partei dieſes Lied ſtempeln. Bringen Sie Ihre Leute

[ ][  ][ ]

1921.

Keite B.

jeſes Lied, das doch ſicher nicht von einem
veaktionäven Dichter ſtammt, geiſtig ausdrückt, zum Gemeingat des
ganzen Volkes wird, dann hann es niemals zu einem Parteilied
werden. (Bravo.)
Abg. Reiber (Dem.)
polemiſiert zunächſt in allgemeinen Ausführungen gegen einige
Vorredner und verteidigt die Koalition, ihre Zuſammenſetzung,
ihre Tätigkeit und ihre Erfolge. Der Grundſatz der Gleich
berechtigung hat ſich noch nicht alle Volksgenoſſen genügent
aufgeprägt. Wemn Herr Dingeldey wieder von bürgerlicher Minderheit
und ſozialdemokratiſcher Mehrheit ſprach, ſo iſt das nichts anderes, als
wieder eine Klaſſeneinteilung. Wir erkennen das Recht am Wiederauf=
bau
mitzuarbeiten nur denen zu, die den Grundſatz der Gleichberechtigung
unbedingt feſthalten. Was das Ultimatum betrifft, ſo glaube auch ich
nicht, daß wir es erfüllen können, aber ich meine, der beſte Willen, es ſo
weit das irgend möglich iſt, zu erfüllen, muß bewieſen werden. Die
Unterſchrift war notwendig ſchon in Rückſicht auf das beſetzte Gebiet,
Die Ausführungen der Abgg. Köhler und Dr. Oſann, die ſich mit dem
beſetzten Gebiet befaſſen ſind ungerechtfertigt. Gewiß kann drüben
vielleicht bei Uneingeweihten der Eindruck entſtehen, als tue man hier
nicht alles für das beſetzte Gebiet. Aber wir Abgeordneten wiſſen doch,
was geſchieht, und was ſich für die öffentliche Erörterung nicht eignet:
ich begreife darum ſolche Vorwürfe nicht. Was die Hochſchulen betrifft,
ſo vermiſſen wir dort Führer, die es verſtehen und unternehmen, die
Studenten mit dem Geiſt der neuen Zeit, mit der neuen Staatsform z
verſöhnen. Was die Regimentsfeiern betrifft, ſo wäre es vielleicht beſſer
geweſen, dem früheren Brauch entſprechend, die Perſon des früheren
Großherzogs nicht in die Debatte zu ziehen. Die Neroofität der Linken
gegenüber dieſen Dingen iſt mir unbegreiflich, ſie kann dem neuen Staat
nur ſchaden. Redner kommt dann auf Einzelheiten zu ſprechen und ſtellt
den Aufwendungen für 1500 Mann Schutzpolizei wit 46 Millionen die
Auſwendungen für Volksſchulen mit 68 Millionen, für die Hochſchulen
mit 19 beziv. 17 Millionen gegenüber, die in gar keinem Verhältnis zu
einander ſtehen. In der Frage der Betriebskrankenkaſſen kann ich mit
dem Abg. Delp in keiner Weiſe einig gehen.
Abg. Kiel (U. S.P.):
Wir ſtehen auch heute noch auf dem Standpunkt, daß wir alle in=
direkten
Steuern ablehnen. Das derzeitige Steuerſyſtem betrifft nur
die breiten Maſſen. Das kann nicht ſo weiter gehen. Jede Erhöhung
der Tabakſteuer vergrößert das Heer der Arbeitsloſen. Die beſitzend
Klaſſe, die Großgrundbeſitzer und Großinduſtriellen und Aktiengefell=
ſchaften
können noch weit höher herangezogen werden. Die Neugründun=
gen
der Aktiengeſellſchaften, die meiſt auf die Familien ſich beſchränken,
haben nur den Zwech der Steuerhinterziehung. Im Verlaufe ſeiner
gtremen Ausführungen meint Redner, wir wollen den Sozialismus auf
Erden, den Himmel überlaſſen wir den Engeln und den Spatzen.
(Unruhe. Juſtizminiſter v. Brentano: Blödſinn!) Wenn der Her,
Juſtizmiiſter, oder wer es war, mir Blödſinn zuruft, ſo empfehle ich
ihm den Geheimen Medizinalrat Below, der ihn auf ſeinen Geiſteszuſtand
unterſuchen kann. (Heiterkeit, Unruhe.) Die Vorgänge in Mitteldeutſch=
land
verurteilen auch wir. Aber die Regierung hat da ſehr ſchnell zu=
gegriffen
, während ſie in der bayeriſchen Entwaffnungsfrage ſehr lang=
mütig
iſt. Der Orgeſch gegenüber ſollte der Herr Staatspräſident nicht
zu vertrauensſelig ſein, ich erinnere an Noske. Die Schupo wird ſchon
wieder gegen ſtreikende Arbeiter aufgeboten. Dagegen muß ich prote=
ſtieren
. Bei der Schupo könnte tatſächlich geſpart werden. In der Juſtiz
herrſcht vielfach noch ſehr reaktionärer Geiſt. Ich gebe zu, daß man
heute eher Gehör und offene Türen findet beim Staatspräſidenten, doch
muß ich es aufs ſchärfſte rügen, daß der Staatspräſident dann in
öffentlichen Verſammlungen den Betreffenden Vorhaltungen macht, d
bei ihm Rat und Hilfe geſucht haben. Ich muß ſagen, daß der He=
Staatspräſident ſich in letzter Zeit doch weniger als ſolcher, wie als
Spaßmacher und Clown benommen hat. (Große Unruhe. Rufe links:
Unerhört, Frechheit! Das iſt echt Kiel!) Praſidemt Adelung rügt
dieſen Ausdruck. Auch die Schlußausführungen des Redners werden
vielfach durch Unruhe und Zwiſchenrufe der Linken unterbrochen.
Finanzminiſter Henrich:
Ich darf für die Heſſiſche Regierung in Anſpruch nehmen, daß ſie
mehr wie ein anderer Staat auf die Nöte und Bedrängniſſe der Ge=
meinden
Rückſicht nimmt. Begründet ſind ſie einfach durch den allge=
meinen
Geldmangel. Die Steuerquellen des Staates ſließen noch nicht
ſo ſtork, wie es ſein ſollte. Unſer Beſtreben iſt, die Gemeinden, ſoweit
es irgendwie im Rahmen der Finanzgeſetze möglich iſt, wieder ſelbſtän=
dig
zu machen. Alle Beſtimmungen der Einkommensſteuergeſetze aſt.
können nur als vorübergehend berrachtet werden, bis man endgültig
ſehen kann, welche Mittel eingehen. Die Frage, den Gemeinden das
Zuſchlagsrecht zu geſvähren, wird zurzeit ſehr ernſtlich erwogen.
Man kann von Landeswegen aber nicht Reichsgeſetze umſtoßen. Der
Abg. Dingeldey meinte, daß der Schwerpunkt der Frage in der Zen=
tvaliſierung
zu ſuchen ſei. Auch ich habe ſ. Z. gegen die Zentraliſierung
geſprochen. Aber die Dinge haben doch eine andere Seite. Preuße
hatte nicht die gleich gute ſteuerliche Organiſation wie die ſüddeutſchen
Staaten, und dieſe wären natürlich, wenn es geblieben, wie es war,
im Nachteil geweſen. Der ſpringende Punkt liegt in der Abgrenzung
der Steuer. Dem Reiche muß man natürlich erſt die Exiſtenzſicherheit
gewährleiſten, dann kommen die Länder und Gemeinden. In der näch=
ſten
Woche wird ſich eine Konferenz der Finanzmöniſter wieder mit der
Frage befaſſen. Ich darf feſtſtellen (dem Abg. Delp gegenüber), daß
wir das Bauweſen doch nicht vernachläfſigen. Wir tun, was wir
können. Was die Beſoldungsordnung betrifft, ſo iſt es richtig, daß
dieſe in etwa 100 Punkten beanſtandet worden iſt. Ich habe voraus=
geſagt
, daß eine Anzahl Beſchlüſſe zu Beanſtandungen Anlaß geben
Ein großer Teil der Beanſtandungen iſt gegenſtandslos, beweiſt aber,
wie ſcharf man in Berlin prüft und kontrolliert. Das Schreiben ſelbſt
möchte ich noch nicht bekannt geben, es bietet die Grundlage für weitere
Verhandlungen. Im Ausſchuß bin ich natürlich zu jeder Auskunft bereit
Die Verhandlungen über die Ortskaſſeneinteilung werden nächſte Woche
fortgeſetzt. Wir müſſen erreichen, daß die Spannung vermindert wird.
Zwei Punkte haben etwas peinlich berührt in der Ausſprache. Herr
Delp ſagte (zu den Betriebskrankenkaſfen), die Regierung habe die Kam=
mer
brüskiert. Das muß zurückgewieſen werden. Durch Strich des
Betrages konnte doch nicht eine geſetzliche Einrichtung beſeitigt werden.
(Widerſpruch links.) Das iſt nur ein Schlag ins Waſſer. Aehnlich iſt
es mit dem, was der Abg. Köhler zur Frage der Fähigkeiten der
Miniſter geſagt hat. Sachliche Gegnerſchaft iſt begründer und be=
greiflich
. Gegen ſachliche Kritik wird niemand etwas einzuwenden
haben. Die Abſchwächung des Abg. Köhler, nur manche ſeien unfähig,
verſchlimmert die Sache nur. Eine ehrliche und offene Stellungnahme
iſt da doch beſſer. Wenn Herr Dingeldey ſagt, ſeine Partei habe nie
perſönlich bekämpft, ſo erinnere ich doch daran, daß auch mir Eigennutz
vorgeworfen wurde, abgeſehen von dem Kampf gegen Dr. Strecker.
Was das beſetzte Gebiet betrifft, ſo können wir einfach nicht alles
ſagen, was wir tun weil man damit nur Schaden, niemals Nutzen
ſtiften kann. Ein Wort noch zur Demokratiſierung der Verwaltung.
Die Regierung hat doch die Pflicht und das Recht, in die leitenden
Stellen nur Beamte zu berufen, die auf dem Boden der Regierungs=
politik
ſtehen. Die fachliche Geeignetheit iſt natürlich Vorbedingung.
Gleichgültig iſt aber, auf welchem Wege der Beamte ſich die Geeignet=
heit
erworben hat. Was die Reparationen betrifft, ſo müſſen wir un
bedingt den ehrlichem Willen zur Erfüllung bezeugen. Nur dadurch
können wir die Unmöglichkeit der Erfüllung und eventl. Milderung
beweiſen.
Staatspräſident Ulrich:
Ich hatte nicht die Abſicht, noch einmal zu der Debatte das Wort zu
ergreifen, aber die Bemerkungen einiger Redner zwingen mich zur Zu=
rückweiſung
von dieſer Stelle aus. Der Abg. Kiel hat ſich beſchwert
darüber, daß ich nicht ſtille geſchwiegen habe auf ſeine Zu= und Zwiſchen=
rufe
, die er in ſeiner bekannten harmloſen Weiſe auf der Arheilger
Verſammlung gemacht hat. Ja, meine Herren, es geht einfach nicht
daß man alles über ſich ergehen läßt. (Im weiteren macht Abg. Kiel
dauernd Zwiſchenrufe. Unruhe. Glocke des Präſidenten.) Was Sie,

daran ſchuld. (Erneute Unruhe. Präſident Adelung: Sie meine
doch nur außerhalb dieſes Hauſes, Herr Präſident? Jawohl!
Heiterkeit.) An den Auskünften, die ich Ihnen gab, iſt nicht zu rütteln.
denn Sie glaubten, mich in Bezug auf die Orgeſch an Noske zu erin=
nern
, ſo muß ich ſagen, wir wiſſen genau, daß eine Orgeſch wie in Bay=
ern
bei uns nicht beſteht. Wenn Herr Kiel mehr weiß, muß er uns
Beweiſe bringen, mit Andeutungen können wir nichts anfangen.
SA
habe keine Neigung, auf Geſpenſter einzugehen, die andere Leute ſehen.
n
(Zwiſchenrufe, Unruhe.) Wenn der Redner weiter ſagte, wir
unſere urſprüngliche Auffaſſung vom Sozialismus geändert, ſo iſt das
nicht richtig. Ein paar Bemerkungen zu Herrn Köhler. Ich freue mich,
daß er ſeinen ſchweren Vorwurf abgeſchwächt hat, wenn er auch mit die=
ſer
Abſchwächung nichts beſſer gemacht hat. Er wird nicht beweiſen kön=
nen
, daß Beamte in leitender Stellung ihre Arbeit von unter ihnen
tehenden Organen machen laſſen. Immerhin hat Herr Köhler die in
ilzeh ausgeſprochene Verunglimpfung wieder gur gemacht. Wiederholt
urückweiſen muß ich, daß wir nicht genügend für das beſetzte Gebie=
etan
hätten. Von unſeren Miniſterien iſt faſt jeden Tag der eine oder
dere drüben. Wie vorſichtig man ſein muß, das iſt doch dem Herrn
g. Köhler am beſten bekannt aus der Tatſache, wie die franzöſiſche
ſfe ſeinen Brief ausgenutzt hat, in dem er bekennt, daß er über die
Zarze Beſatzung keine Klagen hat uſw. Leider zeigen nicht alle deut=
u
Beamten drüben, daß ſie das Maß von Eigenſchaften, vor allem
n9haftigkeitz und Würde, beſitzen, um ſich drüben durchzuſetzen.

(Unruhe. Rufe links: Angſtmeier, Napoleon!) Wenn Herr Dingel=
deh
meinte, wir hätten etwa von ihm ein Vertrauensvotum
evwartet, ſo irrt er. Das erwarten wir gar nicht. Was wir erwarten,
iſt nur, daß wan uns nicht dauernd Schwierigkeiten macht. Daß Her=
Dingeldey von der perſönlichen Kampfesweiſe abrückt, berührt an=
genehm
.
Zur Frage der Demokratiſierung der Verwaltung ſprach
Nedner ſich in gleichem Sinne aus wie der Finanzminiſter. Was d
Zahl der Einläufe in den Miniſterien betrifft, ſo ſind fie ſicher auch ſcho=
im
Kriege geſtiegen, aber nicht ſo wie nach dem Kriege. Die Auffaſfung
Dingeldehs von der Perſon des Staatspräſidenten iſt
ſer ideal. Aber
ein Menſch kann aus ſeiner Haut. Auch ein etwa rechtsſtehender Prä=
ſident
wird das nicht können. Daß ich Rückſichten zu nehmen habe,
weiß ich, und das tue ich auch. Ich kann aber nicht verhindern, daß
meine Ausführungen von den Franzoſen willkürlich ausgelegt werden
Was die Regimentsfeiern betrifft, ſo haben wir nientals den allgemeiner
Polizeiſchutz verſagt, wohl aber beſonderen Schutz. Die Tatſachen haben
ja auch gezeigt, daß unſere Auffaſſung die richtige war.
Damit ſchließt die Generaldebatte.
In
perſönlichen Bemerkungen
verteidigt ſich Abg. Kaul (Soz.) gegen den Vorwurf, daß er den
Polizeiſtgat errichten wolle, und
Abg. Köhler (D. Vp.) meint, wenn die etwas unklaren Bemer=
kungen
des Staatspräſidenten ſich etwa auf ſeine Perſon bezogen hätten,
müſſe er es ſehr entſchieden ablehnen, ſich etwa in Bezug auf ſein Ver=
halten
im beſetzten Gebiet irgend welche Vorſchriften machen zu laſſen
und daß er es entſchieden zurückweiſen müſſe, wenn ihm etwa der Vor=
wurf
des Mangels an nationaler Würde gemacht werden ſollte.
Nächſte Sitzung Donnerstag 94/= Uhr. Schluß 1½ Uhr.
Abg. Dingeldey (Dtſch. Vpt.) hat an die Regierung folgende
kleine Anfrage im Heſſiſchen Landtag geſtellt:
Das Zollkomitee der interalliierten Kommiſſion in Koblenz hat under
dem 18. Juni 1921 verfügt, daß für Weine in Fäſſern oder in Keſſel=
wagen
mit einem Weingeiſtgehalt von nicht mehr als 25 von 190 Ge=
wichtsteilen
der Zoll von 24 Mark auf 12 Mark ermäßigt wird, dagegen
für Weine in Flaſchen von 48 Mark auf 100 Mark für 100 Kilo erhöht
wird. Dieſe Verordnung iſt mit Wirkung vom 20. Juni 1921 in Kraft
getreten und wird bereits ausgeführt. Dieſe Verordnung der inter=
alliierten
Kommiſſion hat ſchwere wirtſchaftliche Schädigungen des be=
etzten
Gebietes, des Weinbaues des Weinhandels und aller damit ver=
wandten
Gewerbebetriebe zur Folge. Die Abſicht dieſer Verordnung
iſt zweifellos eine widerrechtliche Begünſtigung der Einfuhr franzöſi=
ſcher
Weine in das deutſche Gebiet unter Verhinderung der Einfuhr
unſerer rheiniſchen und Pfälzer Weine in das beſetzte Gebiet. Der
franzöſiſche Rotwein eignet ſich in erſter Linie zum Verſand im Faß
deshalb Ermäßigung des Zollſatzes für Faßverſand von Wein auf
Hälfte. Die deutſchen Weine dagegen eignen ſich nur wenig zum Ver=
fand
in kleineren Gebinden. Von deutſchem Wein wurden bisher nur
wegen ihrer ſchwierigen Behandlungsweiſe die geringſten Oualitäten im
verſchickt, während alle beſſeren Weine ſtets im Weinbaugebiet, alſo
tzt im beſetzten Gebiet, in Flaſchen gefüllt und in Flaſchen verſandt
wurden. Die neue Verondnung bedeutet eine Herabſetzung der Zollfätze
für Faßweine von 24 Pfg. auf 12 Pfg. für das Liter, dagegen eine Stei=
gerung
des Zollſatzes für Flaſchenweine von 75 Pfg. auf 1,50 Mark
für die Flaſche. Wirtſchaftlich liegt hier ein zweifelloſer Erdroſſelungs=
verſuch
, der gegen den deutſchen Weinhandel gerichtet iſt, vor, unter
nommen zum Zwecke der einſeitigen Begünſtigung der Einfuhr fran=
zöſiſcher
Weine in das unbeſetzte Gebiet. Auf die ſchweren Gefahren
brauche ich nicht hinzuweiſen, auch nicht auf die verhängnisvollen Fol=
en
, die eine Sreigerung der Einfuhr franzöſiſcher Weine für die deut=
ſche
Währung und für die deutſche Handelsbilanz haben wird.
Notwendig iſt aber noch die Hervorhebung der Tatſache, daß dieſe
Maßnahme der interalliierten Kommiſſion einen willkürlichen Ver=
tr
.
agsbruch darſtellt. Denn ſtellen ſchon die Sanktionen ſelbſt einen
R
uch des im Friedensvertrag von Verſailles niedergelegten Vertrags=
rechtes
dar, ſo iſt doch in dieſen Sanktionen wenigſtens das Verſprechen
aufrecht erhalten, alle Maßnahmen im Einklang mit dem deutſchen Zoll=
trif
zu halten. Die genannte Verordnung dagegen ändert in einem
weſentlichen Punkte willkürlich die Beſtimmungen des deutſchen Zoll=
tarifs
in einer gegen die Lebensfähigkeit eines der wichtigſten deutſchen
Wirtſchaftszweige des beſeten Gebietes gerichteten Form. Ich frage:
1. Sind dieſe Tatſachen der Regierung bekannt? 2. Was gedenkt
ſchen
u tun oder hat ſie getan, um dieſen neuen Anſchlag auf den de
Weinbau des beſetzten Gebietes abzuwehren und den durch dieſe Verord=
nung
begangenen Bruch feierlich übernommener Verpflichtungen feſtzu=
ſtellen
und rückgängig zu machen
Die Leipziger Prozeſſe.
Leipzig, 29. Juni. (Wolff.) Heute vormittag wurden die Pro=
zeſſe
gegen die ſogenannten Kriegsverbrecher vor dem zweiten
Strafſenat des Reichsgerichts unter dem Vorſitz des Präſidenten
Schmidt wieder aufgenommen. Es wird jetzt eine Reihe franzöſiſcher
Fälle verhandelt. Neben den Vertretern der Reichsregierung wohnt
den Verhandlungen im Auftrage der franzöſiſchen Regierung eine
ranzöſiſche Juſtizkommiſſion bei, an deren Spitze der
Generalanwalt am Pariſer Kaſſationshof, Matter ſteht. Zu Begit
der Verhandlungen teilte der Vorſitzende mit, daß nur gegen Major
Cruſius, nicht aber gegen General Stenger vom Oberreichsanwalt
Anklage erhoben wurde. Das Verfahren gegen Stenger wurde (
Grund von Anſchuldigungen in der Auslieferungsliſte eingeleitet. S.
7 machte der Vorſitzende Stenger aufmerkſam, daß die Ermitte
gen keinen Anlaß zur Erhebung einer Anklage gegen ihn ergaben,
daß aber der Oberreichsanwalt eine gerichtliche Entſcheidung
in dieſer Sache herbeiführen wolle. Die Beſchuldigung geht dahin, daf
Stenger im Auguſt 1914 den Befehl gegeben haben ſoll, alle verwundeten
Franzoſen, auch die auf dem Schlachfelde gefundenen franzöſiſchen Sol
daten, zu töten. Cruſius ſoll u. a. verſucht haben, am 21. Auguſt 1914
einen franzöſiſchen Soldaten töten zu laſſen, und am 27. Auguſt mehrere,
mindeſtens ſieben, gefangene Franzoſen habe töten laſſen.
Erzberger.
Berlin, 29. Juni. (Wolff.) In der Strafſache gegen den
früheren Reichsfinanzminiſter Erzberger wegen Mein=
ids
, den dieſer gelegentlich ſeiner Vernehmung im Helfferich=
Prozeß geleiſtet haben foll, hat das Landgericht auf überein=
ſtimmenden
Antrag des Generalſtaatsanwalts und der Vertei=
diger
beſchloſſen, den Angeſchuldigten mangels Beweiſes auf
Koſten der Staatskaſſe außer Verfolgung zu ſetzen.
c. Berlin, 29. Juni. (Priv.=Tel.) Der Parteivorſtand des
Zentrums trat heute in Berlin zuſammen. Er wird ſich
u. a. mit dem Wunſche Erzbergers befaſſen, ſich politiſch
wieder aktiv zu betätigen.
Der Kampf um Oberſchleſien.
London, 29. Juni. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter
des Mancheſter Guardian gibt ſeinem Blatte eine ausführliche
Schilderung über das ungeſetzliche Treiben der pol=
niſchen
Inſurgenten und des Verfalles der Induſtrie
in den von den Polen beſetzten Aufftandsgebieten. Der Be=
richterſtatter
meldet aus Hindenburg, daß die Inſurgenten ſeit
Anfang Mai 22 Perfonen ermordeten. Noch immer würden
Gelder erpreßt. Der Berichterſtatter ſchildert dann einen am
vergangenen Sonntag vorgekomenen Fall, wobei die Bürger
in einem mit dem Stempel des polniſchen Komnrandeurs ver=
ſehenen
Schreiben, das der engliſche Bernhterſtatter ſelbſt ſah,
aufgefordert worden ſeien, 50 000 Mark zu bezahlen,
andernfalls Gewalt angewendet werden würde. In Tarnowitz
hätten die Inſurgenten von der Stadt zwei Millionen Mark
unter der Drohung gefordert, daß ſie die Stadt dem Raube und
der Plünderung überlaſſen würden, wenn die Summe nicht
bezahlt werde. In Hindenburg, das eine große deutſche Mehr=
heit
aufweiſt, hätten alle Läden die Aufſchriften in polniſche
Sprache umändern müſſen. Außerdem zſvangen die Polen die
Bevölkerung, überall polniſche Färben anzubringen. In Bis=
marckhütte
ſeien die Betriebsleute, die alle Deutſche ſeien, ge=
zwungen
worden, eine Erklärung zu unterzeichnen, daß ſie die
polniſchen Inſurgenten den Truppen des Generals Höfer vor=
zögen
. Der engliſche Korreſpondent erklärt, dieſe Unterſchriften
würden zweifellos als Propagandamittel benutzt werden.
Oberglogau, 29. Juni. (Wolff.) Heute morgen teilte
der engliſche General Henniker dem Führer des deutſchen
Selbſtſchutzes den Rückzug der polniſchen Inſurgen=
ten
aus der erſten im Räumungsplane vorgeſehenen Zone mit.
Daraufhin leitete General Höfer gemäß den getroſfenen Ver=
einbarungen
ſofort die Umgruppierung des deutſchen

Selbſtſchutzes ein.

Deutſchland und Frankreich.
Paris, 29. Juni. (Wolff.) Leon Jouhaux erwidert im
Peuple auf einen Artikel Poincarés im Temps vom vergange=
nen
Sonntag. Er ſchreibt: Die Wandlung in den Beziehungen
zwiſchen Deutſchland und Frankreich brächte die An=
wälte
des Ueberpatriotismus auf beiden Seiten der Grenze
nichſt zum Schweigen. Poincaré und ſeine Freunde empfänden
keine Freude über die Feſtſtellung, daß die neuen Führer
Deutſchlands die Haltung wechſelten. Was ſie bisher getan hät=
ten
, verwirre und behindere die Parteigänger der Okkupationen,
der Sanktionen und der eiſernen Hand. Wenn ein Zuſammen=
arbeiten
der beiden Länder zuſtande komme, dann ſei es ja aus
mit den Abenteuern, den Fanfaren, der ungeſunden Popularität,
der nationaliſtiſchen Demagogie und den Intrigen in den Wan=
delgängen
der Kammer und des Senats.
Ein vernünftiger Engländer!
c. Berlin, 27. Juni. Auf dem Londoner Kongreß
der internationalen Handelskammern, auf deſſen
Tagesordnung u. a. auch die Probleme der Reparation,
insbeſondere die Wiederherſtellung der zerſtörten Gebiete in
Frankreich und Belgien, ſtehen, erklärte der engliſche Lordkanz=
ler
, Lord Birkenhead, daß dieſe Probleme nicht durch die
Vorurteile und die Leidenſchaften der letzten Jahre beeinflußt
werden dürften. Er wandte ſich dann gegen die wirtſchaftliche
Iſolierung Deutſchlands und ſagte: Ich kann mir
nicht vorſtellen, daß bei der gegenwärtigen Weltlage durch die
Verbannung irgendeiner Nation von dieſen Beſprechungen
(Deutſchland iſt zu dem Kongreß nicht eingelaß
irgendein
Nutzen erzielt werden kann. Eine derartige Verba nung könnte
nur dann verteidigt werden, wenn man glaubt, die wirtſchaft=
liche
Eemeinſchaft habe Vorteil davon, daß ein früherer Feind
vorübergehend oder für lange Zeit von den internationalen Ge=
ſchäften
ausgeſchloſſen werde. Die von Deutſchland zu zahlende
Entſchädigung kann nur in Arbeit oder in Arbeitsproduktion
geleiſtet werden. Daraus folgt mit größter Selbſtverſtändlich=
keit
, daß diejenigen, die Deutſchland die große Wiedergutmachung
auferlegten, ſich nun entſchließen müſſen, den Uebergang in einen
Zuſtand zu erleichtern, der die Zahlungen möglich macht.
Italien.
Rom, 29. Juni. (Wolff.) Der Temps berichtet, daß vor
Eröffnung der geſtrigen Senatsſitzung zum größten Erſtaunen
von Giolitti Sonnino mit ausgeſtreckten Händen auf ihn zu=
kam
und ihn dringend bat, die Zügel der Regierung weiterzu=
führen
. Sonnino erklärte, er ſei mit Giolitti nicht einig über
die Außenpolitik, aber, ſo fuhr er fort: Es iſt gewiß, daß Du
dem Lande den Frieden gegeben haſt. Du mußt in der
Regierung bleiben!
Die Haltung der Alliierten gegenüber
Griechenland.
Paris, 29. Juni. (Tel.=Uniom) Der Petit Pariſien
meldet, daß gegenwärtig zwiſchen Paris und London Beſpre=
chungen
ſtattfinden über die Haltung, die man gegenüber Grie=
chenland
einnehmen will. Es iſt aber nur von Paris und Lon=
don
die Rede und nicht auch von Rom, das infolge der italiemi=
ſchen
Kabinettskriſe von der Teilnahme an dieſer Diskuſſion
ausgeſchaltet iſt. Der Petit Pariſien beſtätigt unſere Darlegung
von der franzöſiſchen Auffaſſung der Lage und meldet, daß man
bcabſichtigt bezſv. der engliſchen Regierung vorſchlägt, Griechen=
land
eine formelle und kategoriſche Warnung zukommen zu
laſſen, in der darauf aufmerlſam gemacht wird, daß, wenn Grie=
chenland
in ſeiner Offenſive und in ſeiner ganzen kleinaſiatiſchen
Politik fortfährt, es auf eigene Rechnung und Gefahr handelt,
und daß es in der Folge von Seiten der drei alliierten Mächte
Frankreich, England und Italien keine Unterſtützung mehr zu
gewärtigen haben werde.
Paris, 29. Juni. (Tel.=Union.) Die natürliche Folge
der griechiſchen Antwortnote wäre ein ſofortiger Meinungs=
austauſch
zwiſchen London, Paris und Rom geweſen, um
wiederum wegen der nunmehr einzunehmenden gemeinſamen
Haltung zu beraten. Bis jetzt iſt aber von einer ſolchen inter=
alliierten
Diskufſion nichts zu hören. Der Grund iſt leicht zu
finden. Er liegt in der italieniſchen Kabinettskriſe, welche den
weiterem Verlauf der alliierten Intervention im griechiſch= tür=
kiſchen
Konflikt paralyſiert. Den Griechen kommt dieſer Still=
ſtand
ſehr zugute und das Ziel iſt, in ihrem Beſtrebungem Zeit
zu geſinnen, um die militäriſche Entſcheidung heranreifen zu
laſſen. Mangels von Nachrichten über ein gemeinſames Vor=
gehen
der Alliierten gegen Griechenland oder auch Beibehaltung
der interalliierten Neutralität iſt man darauf angewieſen, nach=
zuforſchen
, wie ſich die franzöſiſche und engliſche Regierung ge=
genüber
der neuen Lage verhalten werden. Was geſtern in den
Reutermeldungen mitgeteilt wurde, wird heute, was die fran=
zöſiſche
Auffaſſung betrifft, beſtätigt, d. h., um ſich einer alther=
gebrachtem
Formel zu bedienen, die griechiſche ablehnende Ant=
wort
hat hier einen ſehr ſchlechten Eindruck gemacht, mit an=
deren
Worten, man iſt hier nicht einverſtanden, daß man den
Griechen in dieſer Frage freie Hand laſſe. Auch die bereits ans=
geſprochene
Vermutng, daß die franzöſiſche und italieniſche Re=
gierung
parallel verhandeln, wird durchaus beſtätigt. Auch wenn
vorherhand eine Aeußerung ſeitens der italieniſchen Regierung
nicht erwartet werden kann, ſo iſt nach der Sachlage doch nächt
daran zu zweifeln, daß die Franzoſen bei einer aktibem Inter=
vention
gegen die Griechen zugunſten der Türkei italiemiſcher=
ſeits
unterſtützt werden. Man iſt damit um einen neuen Kon=
flikt
zwiſchen Frankreich und England reicher und die Welt iſt
um die Hoffnung, daß überall, auch im Orient, Friedem ſein
wwerde, ärmer.
Jsmid geräumt!
Konſtantinopel, 29. Juni. (Tel.) Auf Verlangen der
Kemaliſten warde Ismid bereits geräumt. Dadurch
haben die Kemaliſten freie Bahn nach Konſtantinopel.
Amerikaniſche Sorgen.
Waſhington, 29. Juni. (Wolff.) Das Repräſeutanten=
haus
hat mit 250 gegen 93 Stimmen einen Antrag angenomnen
welcher es den Aerzten unterſagt, ihren Patienten Bier
zu verſchreiben. Die Partei der Trockenen hielt dieſe
Maßnahmen für notwendig, damit das Geſetz gegen den Alkohol
wirkſam werden könne. Dieſes Geſetz war nämlich in ſeiner
urſprünglichen Faſſung ſo ausgelegt worden, als ob die Aerzte
befugt ſeien, Bier in unbeſchränkten Mengen zu verſchreiben.
Paris, 29. Juni. (Wolff.) Die Chicago Tribune keilt in
einen Artikel über die Wirtſchaftslage Amerikas mit,
daß von einem Wiederaufleben der Geſchäftstätigkeit in größe=
rem
Umfange augenblicklich noch nicht die Rede ſein könne. Die
Arbeitsloſigkeit habe noch ein wenig zugenommen.
Man zähle jetzt ungefähr 4 Millionen Arbeitsloſe. Am 1. Junf
ſeien die Preiſe für die hauptfächlichſten Waren im Durchſchnitt
44 Prozent niedriger geweſen als vor einem Jahre und 50 Pro=
zent
höher als 1913. Der Durchſchnittslohn der Arbeiter ſei
78 Prozent höher als vor dem Kriege, doch ſtiegen die Nah=
rungsmittel
gegen 1914 um ein Drittel und die Mieten um
80 Prozent. Seit dem 1. Januar ſeien in den Induſtrieunter=
nehmungen
, die im ganzen 4 Millionen Arbeiter beſchäftigten,
die Löhne durchſchnittlich um 20 Prozent herabgeſetzt worden.
Die Rohſtoffinduſtrien produzierten nur 20 bis 25 Prozent der
Normalerzeugung. Die Preiſe für Eiſen und Stahl ſeien immer
noch im Sinken begriffen. Die Maiausfuhr in dieſen beiden
Rohſtoffen habe 104 000 Tonnen gegen 420 000 des Vorjahres be=
tragen
. Durch die am 1. Juli in Kraft tretende Herabſetzung der
Beamtengehälter bei den Eiſenbahnen gedenke man jährlich 400
Millionen Dollar zu ſparen. Durch die kürzlich erfolgte Ab=
ſchaffung
der ſogenannten nationalen Arbeitsbedingungen er=
höhte
ſich dieſe Erſparnis um weitere 300 Millionen. Die Woh=
wingsnot
ſei ſo groß, daß ſie durch die Bautätigkeit noch immer

[ ][  ][ ]

Eeite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Jnni 1921.

Rummer 178.

nicht beſeitigt werden könne, trotzdem dieſe ein wenig zugenom=
men
habe."
Letzte Nachrichten.
Verlin, 29. Juni. (Wolff.) Der Hauptausſchuß des
Landtags ſetzte am Mittwoch die Beratung des Bergetats fort,
In der Einzelberatung wurde das Unglück auf der Zeche Mont
Cenis beſprochen. Bergrat Hatzfeld gab eine ausführliche
Darſtellung. Es ſeien 82 Tote und 79 Verletzte zu beklagen;
nur 51 Mann ſeien unverletzt davongekommen. Ueber die Ur=
ſachen
könnten reſtloſe Aufklärungen noch nicht gegeben werden.
Gewiſſe Anhaltspunkte ſeien aber zur Hand. Alles ſpreche für
eine Kohlenſtaubexploſion, die durch einen Schuß ver=
anlaßt
worden iſt. Nachgewieſen ſei, daß der Schießmeiſter
nicht beteiligt geweſen iſt. Eine energiſche Unſchädlichmachung
des Kohlenſtaubes ſei erforderlich. Die Wirkung der Berieſe=
lung
werde vielfach übertrieben. Die ſyſtematiſche Berieſelung
in den Abbauſtrecken hätte nicht den beabſichtigten Erfolg gehabt.
Verlin, 29. Juni. (Wolff.) Nach einer Meldung der B. Z.
a. M. iſt die Ungültigkeitserklärung der letzten Wah=
len
zur Berliner Stadtverordnetenverſamm=
lung
durch das Oberverwaltungsgericht zur feſtſtehenden Tat=
ſache
geworden. Das Urteil mit der Begründung geht den Par=
teien
im Juli zu. Die Neuwahlen zur Stadtverordnetenver=
ſammlung
würden vorausſichtlich im September ſtattfinden.
Brüſſel, 29. Juni. (Wolff.) Agence belge. Die belgiſche
Gruppe der interparlamentariſchen Vereinigung,
welche heute vormittag zuſammentrat, hielt ihre Entſchließung
aufrecht, an den Beratungen und Arbeiten der Vereinigung ſo
lange nicht teilzunehmen, als dieſe den deutſchen Mitgliedern
zugänglich ſein würde und ſo lange, als die deutſche Negierung
nicht vorweg und durch die Tat ihre Verantwortlichkeit
für den Ausbruch des Krieges anerkannt haben würde.
T.U., Rom, 29. Juni. Wie aus Sizilien gemeldet wird,
nimmt der Ausbruch des Stromboli immer größeren
Umfang an. Auch von den umliegenden Inſeln werden Er=
ſchütterungen
gemeldet.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
ſortung; ſür ſie bleibt auf Grund des 8
keinerlet Veran
Abſ. 2 des Preſſe=
geſetzes
in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Die Ausgabe des Einmachzuckers
erfolgt, laut Anzeigen, von Montag, den 27. Juni, ab. Die Verzögerung
iſt dadurch entſtanden, daß infolge der Sanktionen und der errichteten
Zollgrenze im beſetzten Gebiet die Zuckerfabrik Frankenthal, die unſeren
Bezirk zu beliefern hatte, vollſtändig ausfallen mußte und dafür ver=
ſchiedene
im unbeſetzten Gebiete liegende Zuckerfabriken herangezogen
wurden. Dieſe anderen Fabriken ſind hierdurch ſo ſtark in Anſpruch
genommen, daß ſie nicht in der Lage waren, früher zu liefern.
Irgend eine Schuld an dieſer Verzögerung trifft alſo nicht das
Lebensmittelamt. Auch können wir dem Einſender zu ſeiner Beruhigung
mitteilen, daß das Heer von Beamten auf der Zuckerſtelle aus einem
Herrn beſteht.
Lebensmittelamt. J. V.: Beringer.

In einer kleinen Odenwälder Zeitung vom 28. Juni d. J. iſt zu
leſen, daß die Fiſchereiverpachtung der fiskaliſchen Fiſchereibezirke 1 und 2
Modaubach-Brandau bis Gemarkungsgrenze Ober= und Nieder=
Modau, nächſten Freitag, den 1. Juli, vormittags 11½ Uhr, im Gaſt=
haus
zur Poſt zu Ernſthofen ſtattfindet. Warum iſt der Termin zu
kurz bemeſſen? Warum fehlt die Unterſchrift des betreffenden Ober=
förſters
? Warum erſcheint die Verſteigerungsanzeige nicht auch im Tag=
blatt
oder ſonſt einer geeigneten Zeitung außer der Darmſtädter Zei=
tung
? Aber wie geſagt, es geht ja aus dem vorhergehenden Eingeſandt
hervor, daß alles im Stillen geſchehen ſoll, weshalb nicht verfehlt wer=
den
darf, das Publikum ſowie die Behörde aufmerkſam zu machen.
Spiel, Sport und Turnen.
bk. Erſtklaſſige ſportliche Ereigniſſe in Darm=
ſtadt
. Die Saiſon der Leichtathleten und Schwimmer, der reinſten
Sportidealiſten, hat Hochbetrieb, auch bei uns in Darmſtadt. Die die
Bevölkerung aufrüttelnde, zum Ueberlegen anregende 1. Darmſtädter
Sportwoche, vom Sportverein 1898 E. V. in Gemeinſchaft mit dem
S. C. Jung=Deutſchland veranſtaltet, wird ein ſportliches Ereignis nach
dem anderen bringen, wird dem Darmſtädter Bürger das Ideale und
die Vielſeitigkeit der Sportbewegung vor Augen führen. Die neue,
einzigartige Platzanlage am Böllenfalltor und die im letzten Jahre er=
baute
Schwimmbahn im Großen Woog werden den Hintergrund der
Veranſtaltungen abgeben.
Die Darmſtädter Hochſchule wird am 16. und 17. Juli auf der
Rennbahn die leichtathletiſchen Kreismeiſterſchaften
der ſüdweſtdeutſchen Hochſchulen austragen und am 27.
und 28. Juli im Großen Woog die Schwimmeiſterſchaften
aller deutſchen Hochſchulen. Ein großes Programm, das
ſeine Zuſchauer und ſein Verſtändnis finden wird.
Schluß des redaktioneſten Teils.

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Deffentliche Anfrage.
Wie man von Landleuten hören kann, fehlt es eben durchaus
nicht an Milch. In den Städten Frankfurt und Offenbach gibt es ſchon
einige Wochen täglich genügend Vollmilch. Weshalb kann dieſe für die
Darmſtädter Bevölkerung, die ſchon ſo lange Jahre die Milch entbehren
muß, nicht auch endlich beſchafft werden?
Eine der ſo lange geduldig gewveſenen Hausfrauen.

hüte ſich mit dem Meſſer
Wer an Hühneraugen leidet, zu ſchneiden. Völlig ge=
fahrlos
, dabei erſtaunlich ſchnell wirkend iſt das in allen Drogerien
und Apotheken erhältliche Hühneraugen Lebewohl, während Horn=
haut
auf der Sohle durch Lebewohl=Ballen=Scheiben verblüf=
fend
ſchnell entfernt wird. Die Mittel verrutſchen nicht und bleiben
nicht am Strumpfe kleken Preis 2 u. 3 Mk. Drogerien: A. Fiſcher,
Frankfurterſtr. 12, G. Liebig & Co. Nchf., Luiſenſtr 4, Frdr, Schäfer,
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für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an die
Redaktion des
Tagblatts zu richten. Etwaige Honorarforderungen ſind beizufügen:
nachträgliche
wrben nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.

Die heutige Rummer hat 16 Seiten.

Familiennachrichten.

Ihre am Donnerstag, den 30. Juni,
T vormittags, in der St. Ludwigskirche
stattfindende TRAUUNG. beehren
sich anzuzeigen
Luis Brugal
Thea Brugal, geb. Abt.
Darmstadt, Hügelstr. 35.
Aef 3

Statt Karten.
Ihre Vermählung beehren sich
anzuzeigen
Bankdirektor Louis Krämer
Erna Krämer, geb. Joseph
Trauung und Empfang: Sonntag, den
3. Juli 1921, nachm. 1 Uhr, Darmstadt,
Musikverein, Steinstraße 24.
Ar.35..

Todes=Anzeige.
Am Sonntag, den
iſt unſere
einzige, über alles geliebte Tochter
Geuttt=
Uenn Wagenvauf
im Alter von 18 Jahren von einem ſchweren
Leiden erlöſt worden.
Wer ihr edles Weſen und ihre Herzens=
güte
gekannt hat, wird verſtehen, weichen
Verluſt ihr Tod für uns alle bedeutet,
Max Wagenbach
zugleich im Namen aller Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 29. Juni 1921.
Karlſtraße 58, II.
( *25606
Die Beerdigung findet heute Donnerstag,
den 30. Juni, in Eltville a. Rh. ſtatt.

Todes=Anzeige.
Heute nacht verſchied ſanft nach längerem
ſchweren Leiden zu Neuſtadt i. Od. meine
liebe Frau, unfere gute Mutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Frau Luiſe Thiemann
geb. Schuchmann
im 58. Lebensjahre.
(*25644
Die trauernden Hinterbliebenen:
In deren Namen
Adolf Thiemann.
Darmſtadt, Mainz, 28. Juni 1921.
Die Beiſetzung findet in Darmſtadt (alter
Friedhof) in aller Stille ſtatt.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſere liebe Mutter, Schweſter, Schwägerin
und Tante, wohlverſehen mit den hl. Sterbe=
ſakramenten
, heute im ditz Ewigkeit gbzuriffen.
Die trauernd Hinterhliebenen:
Frl. Marietheres Dienſt.
Darmſtadt, den 29. Juni 1921.
Klinik Dr. Loſſen.
Die Beerdigung findet Freitag, den 1. Juli,
um 2 Uhr, vom Portal des Walofriedhofes
aus ſtatt.
Die hl. Meſſe iſt am Samstag um 8½ Uhr
in der St. Ludwigskirche. (*25687

Oggge
gegen Zuckerkarten zu
tauſchen geſucht Große
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Gebe Zucker
gegen gute Kartoffeln ab.
Rhönring 27, pt. (*25673

Dankſagung.
Für die überaus herzliche Teilnahme
an dem unerſetzlichen Verluſt meiner
lieben Gattin und unermüdlich beſorg=
ten
Mutter ihrer Kinder

Eva

Mein

für die zahlreichen Blumenſpenden und
die lieben Worte des Herrn Pfarrers
Goethe ſpreche ich meinen herzlichſten
Dank aus.
(*25509
Julius Burkard u. Kinder.
Darmſtadt, den 28. Juni 1921.

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Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Juni 1921.

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[ ][  ][ ]

K4
H

Mummer 178.

Darmſtädter Tagblett, Donnerstag, den 30. Junf 1921.

Die Sommerfriſche.
Eine Geſchichte vom biederen Landvolk, von vornehmen Herren=
leuten
und allerlei Lumpen
erzählt von F. Schrönghamer=Heimdal.
13)
(Nachdruck verboten.)
5. Kapitel.
In dieſer Nacht iſt Dr. Zwickl mit ſich eins geworden. Er
hat ſich vorgenommen, den Dingen einſtweilen freien Lauf zu
laſſen. Wie er die Verhältniſſe kannte, war es ihm nicht zweifel=
haft
, daß ſich bald oder doch in abſehbarer Zeit eine Gelegenheit
bieten würde, den Hochwinkler Verſchönerungsverein zu einer
außerordentlichen Generalverſammlung einzuberufen und die
erbetene Rede zu halten.
Im übrigen verhält er ſich jetzt als Kurgaſt, nicht mehr als
Sommergaſt, und geht den anderen Kurgäſten mit gutem Bei=
ſpiel
voran. Er iſt der erſte, der im Obermoſer Weiher das ihm
als dem Beſitzer eines Kurproſpektes zuſtehende Freibgd nimmt.
Er iſt der erſte, der ſich von Frau Greti Schafflhuber die Finger=
nägel
polieren läßt. Darob allgemeiner Jubel beim Bader. Er
iſt der erſte, der das fünffüßige Kaibl beim Weißpichler beſich=
tigt
. Es iſt wirklich eine Sehenswürdigkeit erſten Ranges. Er
macht dem Verſchönerungsverein Zugeſtändnis um Zugeſtändnis.
Beim Schaller erkundigt er ſich perſönlich, ob er denn wirk=
lich
den hochherzigen Plan, einen Lawn=Tennisplatz zu errich=
ten
, aufgeben wolle. Es wäre ja ſchade. Und der Verſchönerungs=
verein
müſſe alles daran ſetzen, ſeinem Programme gemäß den
Großſtadtmenſchen die Kur ſo angenehm als möglich zu machen.
Es ſeien bereits Kavaliere und Damen der erſten Geſellſchafts=
klaſſe
angekommen, die ſeines Erachtens unbedingt auf einen
Lawn=Tennisplatz Anſpruch machten.
Vom Wiener Schuhwarenhaus Knarzer, läßt er ſich eine
Auswahl feinſter Box=Kalf vorlegen. In der Herrengarderobe
des Tobias Angerer ergänzt er ſeinen Krawattenbeſtand. Die
chemiſche Waſchanſtalt der Joſepha Meier erhält ihren erſten
Saiſonauftrag von dem Privatgelehrten und Volksſchriftſteller
Dr. Quirinus Zwickl.
Die Chorſängerin Aloiſia Oſterhuber iſt glücklich, dem Dok=
tor
das erſte Bergblumengebinde mit einer Widmungsſchleife
an den Verſchönerungsverein Hochwinkel ausführen zu dürfen.
Das geſchieht alles ſchon am Vormittag nach dem Saiſon=
beginn
. Dem erſtaunten Wirte gegenüber bedauert der Doktor
noch ausdrücklich, zurzeit kein Automobil zu beſitzen, um auch
den Dorfſchmied etwas verdienen zu laſſen, der ſich mit ſeiner

Seite 9.

Garage ein ſo großartiges Verdienſt um die Menſchheit im all=
gemeinen
, um Hochwinkel und ſeine Kurgäſte im beſonderen er=
worben
habe.
Der Wirt geht in die Küche und vermeldet ſeiner Frau nach
langer Ueberlegung: Iſch meune, der Doktor is übergeſchnappt.
Holt’s an Bader! In dieſer großen Zeit iſt der Bader alles.
Sein Name wird mit goldenen Lettern in der Geſchichte Hoch=
winkels
prangen. Der Bader!. Der Bader!
Der Doktor geht aufs Bureau. Die Kurliſte weiſt ihm die
Namen der geſtern angekommenen Fremden. Ein auserleſenes
Publikum, von Leda Delius, der Studentin, bis zum Münchener
Metzgermeiſter.
Im Flur kommt ihm Leda Delius entgegen. Faſt wäre der
Doktor wieder ins Bureau zurückgeeilt, allein das hätte ſich doch
nicht geſchickt. Er iſt jetzt Kurgaſt und hat geſellſchaftliche Pflich=
ten
. Er ſtellt ſich vor: Dr. Quirinus Zwickl, Privatgelehrter
aus München.
Fräulein Leda Delius.
Das gnädige Fräulein ſehen ſich wohl jetzt Hochwinkel an?
Darf ich vielleicht dienen?
Der Doktor überreicht ihr mit graziöſer Verbeugung den
Kurproſpekt.
Sehr liebenswürdig! Alſo ein Führer durch Hochwinkel
und Umgebung?
Jawohl! Zur Einführung.
Danke vielmals. Ich werde Ihnen das Heftchen rechtzeitig
zuſtellen.
O bitte! Wenn Sie es behalten wollten . .. ich habe ja
mehrere Stück davon.
Ein kurzer Gruß. Die weißgraue Seidenrobe der Dame
kniſtert, wie ſie beim Schreiten über die Stiege gerafft wird.
Der Doktor blickt ihr nach. und ſagt ſich: Wirklich ſchön iſt
ſie. Wirklich ſchön für eine Studentin. Aber was gehen, ihn
Studentinnen aus Koblenz an? und wenn es noch ſo ſchade
um ſie iſt, daß ſie Studentinnen ſind. und womöglich noch
Frauenrechtlerinnen dazu.
Nummer vier ſchellt. Eins, zwei noch ein Ruck drei.
Zweimal ſchellen Zimmermädchen. Dreimal Hausmeiſter.
In dieſem Falle der Wirt felbſt. Denn der Hausburſche iſt beim
Forellenfiſchen.
Was wünſchen Euer Gnaden?
Sie ſind der Herr Wirt?
Zu dienen Euer Gnaden.
Der Kurgaſt macht ein paar feierliche Schritte dem Fenſter
zu und überlegt: Ein Barockmenſch dieſer Wirt. Mit der=

ſelben Feierlichkeit wendet er ſich wieder um und fragt weiter:
Sie haben wohl Reißnägel?
Neun, ſagt der Wirt. Das heußt, ich weuß nicht, was
das iſt.
Das ſind ganz kurze Nägel, mit großem dünnen Blättchen.
Haben Sie Leim?"
Jawohl! Ich habe Gummi arabikum.
Das iſt noch beſſer Sehen Sie, hier iſt meine Beſuchs=
karte
. Die befeſtigen Sie mit Ihrem Gummi grabikum an
meiner Zimmertüre. Nicht wahr?
Sofort! Euer Gnaden bleuben wohl länger?
Für die Dauer der Saiſon.
Der Wirt macht wieder eine große Verbeugung und empfiehlt
ſich. Einige Minuten ſpäter prangt an der Zimmertür von Nr. 4:
J. A. G. W. Taubeney
Aeſthet
MünchenPaſing.
Ein Name, der keinem Leſer eines erſtklaſſigen Blattes un=
bekannt
iſt. Sein Träger iſt eine Literaturgröße. Jetzt wandert
er die Dorfſtraße hinab. Alle zehn Schritte bleibt er ſtehen atmet
tief auf und fährt mit der wohlgepflegten Hand über die Denker=
ſtirne
. Sein ganzes Weſen zeigt eine Nuhe und Getragenheit,
die niemand mehr imponiert als ihm ſelbſt. Er iſt die Verkör=
perung
ſeines oberſten äſthetiſchen Grundſatzes geworden: Ruhe,
Nuhe, Ruhe. Vor jedem Hauſe hemmt er den majeſtätiſchen
Schritt und betrachtet es mit großen Augen, in denen eine
Welt ſich ſpiegelt, wie ein Kritiker einmal behauptet hat.
Das Badereianweſen des Coiffeurs Sebaſtian Schafflhuber
feſſelt ihn am längſten. Er lächelt ſogar ein wenig, wie er ſich
wieder zum Gehen wendet. Dieſes Lächeln . . . Es iſt wie
ein Meteor, der für Augenblicke die innere Welt dieſes Gedan=
kenkröſus
beleuchtet. Man ſieht es ſelten, wie Meteore, ſelten
wie alles Köſtliche, das Erdenſöhne beglückt.
Nach dieſem Lächeln folgt eine große Pauſe, wie immer nach
großen Ereigniſſen. In dieſer Pauſe des Selbſtbeſtaunens ge=
wahrt
er zwei Damen auf der Bank des Verſchönerungsvereins
unrer der Dorflinde. Sie haben ihn bereits bemerkt und ſehen
ihm mit jener Beachtung entgegen, die man merkwürdigen Er=
ſcheinungen
zollt, die geeignet ſind, Markſteine in der Geſchichte
eines Menſchenlebens zu werden.
(Fortſetzung folgt.)

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1 Uhr: Wanderung der Bensheimer Parteifreunde
und bereits eingetroffenen Gäſte vom Bahnhof
Bensheim nach Auerbach durch Wolfsſchlucht,
Fürſtenlager, Schönberger Garten, Schloß,
Schönberg, Gronau, Zell.
Uhr: Zuſammentreffen aller Parteifreunde u.
der Fugendgruppen aus Starkenburg und dem
beſetzten Gebiet in Zell, Gaſthaus zur Mühle
(Vetter) Von Bensheim ½ Stunde entfernt.
Redner: die Abgeordneten Dingeldey und
Dr. Oſann. Aufführungen, Imbiß.
6 Uhr: Aufſtieg zum Bismarckturm auf dem
Hemsberg, dort Aufführungen und Anſprache,
Fahnenweihe der Jugendgruppen Worms, Darm=
ſtadt
und Bensheim. Redner: Landtagsabge=
ordneter
Wünzer. Aufführung der Rütli=
Szene aus Wilhelm Tell durch Mitglieder der
Jugendgruppe Nibelungen der Deutſchen
Volkspartei Worms. Sonnwendfeuer.
10 Uhr: Abmarſch. Ankunft Bahnhof. Bensheim
10½ Uhr. Züge: nach Darmſtadt 110 Uhr,
Worms Sonderzug 110 Uhr, Heidelberg 10
und 11 (nur bis Weinheim),
Wir laden die Mitglieder der Ortsgruppe Darm=
ſtadt
und ihre Angehörigen zu zahlreicher Beteili=
gung
ein.
Die Ingendgruppen fahren 9 vormittags ab.
Anmeldungen bis Freitag, den 1. Fuli, in der Ge=
ſchäftsſtelle
, Wilhelminenſtr. 5. Verpflegung iſt mit=
zubringen
.
Diejenigen Mitglieder unſerer Ortsgruppe, die
nicht bereits an der Wanderung (ab Bensheim 1 Uhr)
teilnehmen, bitten wir, den Zug 222 ab Darmſtadt zu
benutzen. Fahrkarten 4. Klaſſe (mit Rückfahrt) 5.80 .
Die Rückfahrt kann ſpäteſtens 110 Uhr ab Bensheim
erfolgen.
Ebenſo ergeht unſere Einladung an alle Partei=
freunde
der Umgegend. Sorgen wir durch ſtarke
Beteiligung dafür, daß ſich der Deutſche Tag an
der Bergſtraße zu einer eindrucksvollen Kundgebung
geſtaltet.
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Deutſche Volkspartei
Kreisverband Darmſtadt
Ortsgruppe Darmſtadt.

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Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 30. Juni 1921.

Rummer 178.

Landwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedluns

N

Buchführung und Beſteuerung der Landwirte.
Von Miniſterialſekretär A. Roth in Darmſtadt.
Noch iſt es nicht in allen Kreiſen der landwirtſchaftlichen
Unternehmer bekannt, daß für ſie in gewiſſer Hinſicht der Buch=
führungszwang
beſteht. Die Verpflichtung zur Buchführung
durch das Handelsgeſetzbuch erſtreckt ſich nur auf Kaufleute. Die
Einführung der Buchführungspflicht für alle Gewerbetreibende,
einſchließlich der Landwirte, iſt wohl früher ſchon viel erwogen,
aber niemals gewagt worden. Für verſchiedene Verbrauchs=
abgaben
, wie für Zucker=, Bier=, Tabakſteuer uſw., waren zwar
ſeither ſchon Bücher zu führen, aber ſonſt hat die Steuergeſetz=
gebung
der Einzelſtagten und des Reiches doch ſtets davon ab=
geſehen
, für die Buchführung Vorſchriften zu erlaſſen. Und die
freiwillige Buchführung konnte durch die von Berufsverbänden
uſw. betriebene Aufklärung, durch Lehrgänge und dergl. auch
nur wenig gefördert werden. Erſt das Umſatzſteuergeſetz
führt allgemein die Buchführungspflicht ein, und zwar für alle
ſelbſtändigen Erwerbstätigen, für Kaufleute. Gewerbetreibende,
Landwirte uſw. Dieſer Buchführungszwang bedeutet etwas
völlig Neues, fowohl vom allgemein volkswirtſchaftlichen wie
vom ſteuertechniſchen Standpunkt aus. Die Vorſchrift iſt von
größter Wichtigkeit für die Förderung einer ſyſtematiſchen Wirt=
Chaftsführung; ſie geht in ihrer Bedeutung weit über das
Steuernecht hinaus und iſt deshalb auch von der Reichsabgaben=
ordnung
nicht ſtillſchweigend übergangen worden. Die Reichs=
abgabenordnung
enthält, weil Buchführung eine wichtige Grund=
lage
der Steuerveranlagung iſt, Vorſchriften über Einrichtung
ſowie Führung der Bücher und richtet ſcharfe Beſtimmungen
gegen Fälſchung der Bücher, gegen erdichtete Konten und gegen
unrichtige Buchungen zum Zwecke der Steuerhinterziehung.
Wohl eine der bedeutungsvollſten Beſtimmungen iſt im 8 210
zu finden; dieſer ſchreibt u. a. folgendes vor:
Wenn eine Schätzung notwendig geworden iſt, weil der
Steuerpflichtige Verpflichtungen, die ihm durch die Steuergeſetze
auferlegt ſind, ſchuldhaft nicht genügt hat und dies im Steuer=
beſcheid
feſtgeſtellt worden iſt, iſt wegen der Höhe der Schätzung
nur die Beſchwerde an das Landesfinanzamt zuläſſig.
Dieſe Beſtimmung verſchafft den Steuerbehörden künftig für
das Veranlagungsgeſchäft eine günſtige Stellung und iſt deshalb
von ihnen auch lebhaft begrüßt worden; ſie kann für den Steuer=
pflichtigen
mitunter recht ernſte Folgen haben. Durch Ver=
letzung
der Aufzeichnungs= und Buchführungsvorſchriften begibt
ſich der Pflichtige eines wichtigen Beweismittels. Die für die
Veranlagung maßgebenden Beſteuerungsgrundlagen werden von
den Steuerbehörden geſchätzt, wenn der Steuerpflichtige Bücher
oder Aufzeichnungen, die er nach den Steuergeſetzen zu führen
hat, nicht vorlegen kann. Dies führt zur Beſchränkung der
Rechtsmittel; wegen der Höhe der Schätzung iſt, wie vorhin ge=
ſagt
, nur die Beſchwerde an das Landesfinanzamt zuläſſig.
Auch ſeither mußte der Steuerpflichtige ſeine Steuererklärungen
durch Nachweiſe begründen, da ſonſt Schätzung eintrat. Aber
für den Steuerpflichtigen war es bisher entſchieden vorteilhaf=
ter
, ſeine Berechnungsunterlagen und ſelbſt ſeine Bücher nicht
vorzulegen; er konnte ſich vielmehr darauf beſchränken, die Höhe
der Veranlagung zu beſtreiten; und wenn er ſonſt ſeiner Aus=
kunftspflicht
nur genügte, dann mußte die Steuerbehörde, das
geſchätzte Einkommen oder Vermögen ſelbſt beweiſen. Damit
war jedoch der Behörde in den meiſten Fällen ein unmöglicher
Beweis aufgebürdet und der Steuerpflichtige hatte alsdann mit
ſeiner Berufung ſehr oft Erfolg. Nunmehr, iſt der Steuer=
pflichtige
nach den obigen Darlegungen in ſeinen Rechtsmitteln
beſchränkt, und es iſt deshalb gut, daß er ſich mit Zweck und
KTragweite der Beſtimmungen vertraut macht.
Im Folgenden ſollen nun kurz die Vorſchriften erörtert
werden, die das Umſatzſteuergeſetz und ſeine Ausfüh=
rungsbeſtimmungen
, über den Buchführungszwang der Land=
wirte
enthalten. Wenn das Geſetz den Ausdruck Aufzeichnungs=
pflicht
braucht, ſo erklärt ſich das aus der Entſtehungsgeſchichte,
ändert aber nichts an dem Inhalt der Pflicht. uebertriebene
Anforderungen an die landwirtſchaftlichen Unternehmer, beſon=
ders
nach einer kaufmänniſchen Buchführung in buchtechniſchem
Sinne, wollte der Geſetzgeber nicht ſtellen. Der Aufzeichnungs=
pflicht
iſt genügt, wenn der Steuerpflichtige ſämtliche verein=
nahmten
Entgelte fortlaufend in ein Buch einträgt und am
Schluſſe des Kalenderjahres danach den Geſamtbetrag ohne vor=
herige
Entnahmen für geſchäftliche oder häusliche Ausgaben
ermittelt. Die Eintragungen ſollen täglich erfolgen. In Be=
trieben
, in denen die vereinnahmten Entgelte im vorhergehenden
Kalenderjahre nicht mehr als 50 000 Mark betragen haben und
kein Anlaß zu der Annahme beſteht, daß die Entgelte im laufen=
den
Kalenderjahre dieſen Betrag überſteigen werden, iſt eine
nur am Schlufſe jeder Woche erfolgende Eintragung der verein=
nahmten
Entgelte nicht als Verletzung der Aufzeichnungspflicht
zu betrachten. Der Eigenverbrauch kann von der laufenden Ein=
tragung
in das Buch ausgenommen und am Schluſſe jedes
Kalenderjahres in einem geſchätzten Betrage der Geſamtheit der
Entgelte hinzugerechnet werden dieſe Vergünſtigung iſt nur
den landwirtſchaftlichen Unternehmern gewährt. Nicht uner=
wähnt
ſoll bleiben, daß kleine landwirtſchaftliche Betriebe mit
nicht mehr als 40 000 Mark Umſatz bis 1924 von der Aufzeich=
nungspflicht
entbunden ſind. Dieſe Grenze wird, bald über=
ſchritten
ſein, wenn Verkauf von Vieh was ja auch einen
ſteuerpflichtigen Umſatz darſtellt in Betracht kommt, und nur
wenigen Landwirten wird deshalb dieſe vorübergehende Be=
freiung
zugute kommen.
Das Reichseinkommenſteuergeſetz kennt keine
Verpflichtung der Landwirte zur Buchführung. Nach ihm kommt
als ſteuerbares Einkommen aus ſelbſtbewirtſchaftetem Grund=
beſitz
der geſamte land= und forſtwirtſchaftliche Betriebsgewinn
in Anſatz. Das Geſetz läßt zu, daß, falls von einem Landwirt
über den Betrieb geordnete den Reinertrag nachweiſende Bücher
geführt werden, die Abſchlüſſe dieſer Bücher als Grundlage für
die Ermittelung des Betriebsgewinnes verwendet werden.
Hiernach kann ſich ein Landwirt, welcher Bücher führt, wohl auf
ſeine Bücher berufen. Aber die Abſchlüſſe der über den Betrieb
der Land= und Forſtwirtſchaft geführten Bücher dienen alsdann
nur als Grundlage als Anhalt bei der Feſtſtellung des
Betriebsgewinnes, im Gegenſatz zu der Veranlagung des Kauf=
mannes
, deſſen Handelsbücher nicht etwa die Natur bloßer Be=
weismittel
haben, ſondern für die Berechnung des gewerblichen
Ertrages entſcheidend ſind. Aus den Kreiſen, der Land= und
Forſtwirtſchaft iſt ſchon mehrfach die Forderung erhoben worden,
daß den über den land= und forſtwirtſchaftlichen Betrieb geführ=
ten
Büchern dieſelbe Bedeutung für die Einkommenſteuer bei=
zulegen
ſei wie den kaufmänniſch geführten Büchern. Jedoch
dem ſteht entgegen, daß der Landwirt nicht wie der Kaufmann
beſonderen Vorſchriften für Form und Inhalt der Buchführung
unterliegt. Allgemein gültige, einheitliche Grundſätze über die
landwirtſchaftliche Buchführung gibt es noch nicht und die zahl=
reichen
, von Landwirten gebrauchten Buchführungsſyſteme wei=
chen
ganz beſonders in den Fragen über Inventur und Bilanz
ſehr voneinander ab. Eine Uebertragung kaufmänniſcher Grund=
ſätze
auf die landwirtſchaftliche Buchführung iſt nicht möglich,
zumal der beim Kaufmann vorhandene geſetzliche Zwang mit
ſeinen ſtrafrechtlichen Folgen fehlt. Trotzdem iſt die Anwendung
der von der Reichsabgabenordnung über den ſogenannten
Buchbeweis gegebenen Vorſchrift nicht ausgeſchloſſen. Nach dieſer
Beſtimmung haben Bücher und Aufzeichnungen, die deni Vor=
ſchriften
der Reichsabgabenordnung entſprechen, die Vermutung
ordnungsmäßiger Führung für ſich und ſind, wenn nach den
umſtänden des Falles kein Anlaß vorliegt, ihre ſachliche Richtig=
keit
zu beanſtanden, der Beſteuerung zugrunde zu legen.

Noch einmal ſei kurz geſagt: das Umſatzſteuergeſetz ver=
langt
von dem Landwirt Buchführung, das Reichseinkommen=
ſteuergeſetz
dagegen nicht. Anläßlich der noch im Gange befind=
lichen
diesjährigen Veranlagung zur Umfatzſteuer werden ja
wohl die meiſten Landwirte bereits erfahren haben, zu welchen
Folgen die beim Fehlen von vorſchriftsmäßigen Aufzeichnungen
eintretende Schätzung des Umſatzes durch die Steuerbehörden
führt. Die Aufzeichnung aller vereinnahmten Entgelte nach den
vorſtehenden Erläuterungen iſt deshalb ſür jeden Landwirt un=
erläßlich
; die Anlegung eines beſonderen Umſatzbuches empfiehlt
ſich auch den Landwirten, die bereits andere Bücher
über ihren Betrieb führen, zumal in dieſe Bicher
nicht ſtets die Roheinnahmen eingetragen werden
und alsdann am Jahresſchluſſe doch die Aufſtellung eines Buch=
auszuges
über die ſteuerpflichtigen Entgelte erforderlich wird.
Die Ueberzeugung, daß bei der Deckung des rieſenhaften Finanz=
bedarfs
des Reiches gerade der Umſatzbeſteuerung eine wichtige
Rolle zukommen wird, verſtärkt ſich immer mehr. Bekanntlich
iſt ja ſchon bei der Beratung des Umſatzſteuergeſetzes von man=
chen
Seiten befürwortet worden, daß höhere Steuerſätze einge=
führt
werden, und unter den in Kürze zu erwartenden neuen
Steuervorlagen wird auch die Umſatzſteuer genannt werden,
jedenfalls nicht, um die Steuerſätze zu ermäßigen.
Arbeitskalender für den Monat Juli.
Trochene Jahre ſind im allgemeinen gute Jahre, aber dieſes
Jahr iſt es doch etwas zu trocken, und da auch der Winter trocken
war und der Boden ohne die Winternäſſe in den Frühling kam,
ſo machen die Folgen ſich doch bemerkbar.
Auf dem Felde beginnt die Ernte des Wintergetreides
in dieſem Jahre ſo früh, wie kaum zuvor. Der geſchnittene
Roggen muß ſofort gebunden und in Haufen oder Huſten zu=
ſammengeſtellt
werden. Die abgeernteten Felder werden ſofort
umgebrochen und ſoweit als nötig direkt eingeſät. In dieſem
Jahre ſoll möglichſt viel Stoppelkraut (Stoppelrüben) eingeſät
werden, damit im Herbſt Viehfutter da iſt. Auch Futtergemenge
müſſen eingeſät werden, damit keine Kalamität in der Ernäh=
rung
des Viehes eintritt. Alles Stroh muß ſorgfältig behandelt
werden, damit es ebenfalls im Winter als Viehfutter dienen
kann.
Die Wieſen müſſen nach der Heuernte, wenn möglich, ge=
wäſſert
werden, damit ſie eine zweite Ernte oder doch eine gute
Herbſtweide liefern. Wenn allerdings bis dann kein tüchtiger
Regen einſetzt, ſind die Ausſichten nur gering.
Im Gemüſegarten wird das Bepflanzen der leeren
Beete mit Wintergemüſe (Winterkohl, Roſenkohl, Spätkohlrabi),
ſowie das Jäten, Behacken und Anhäufeln fortgeſetzt. Anfangs
Juli kann man auch noch einmal Buſchbohnen legen. In
jedem Falle aber ſäe und pflanze man noch einmal Kopfſalat, er
liefert im Herbſt beſonders gute Köpfe. Sommerendivien wer=
den
gebunden und Winterendivien gepflanzt. Auch kann man
ſchon Stielrüben ſäen.
Die Pferde leiden ſchwer unter der ſommerlichen Hitze
und ſoll man dafür ſorgen, daß ſie die Ruhepaufen im kühlen
Schatten und möglichſt frei von Inſekten zubringen können. Die
Ställe ſtreicht man mit 4proz. Pirolkarbol (Schacht= Braun=
ſchweig
) aus wodurch das Fliegengeſchmeiß vertrieben wird.
Auf die Pferdezucht, die heute ſehr lohnend iſt, muß das größte
Gewicht gelegt werden.
Bei den Schafen beginnt die Sommerlammung. Die
Lammſchafe ſollen eine gute, trockene Wieſe in der Nähe des
Stalles haben, damit ſie vor Unbilden geſchützt werden können
und die Lämmer nicht ſo weit zu laufen brauchen. Iſt anſtecken=
der
Durchfall zu befürchten, ſo gebe man den Lämmern vorbeu=
gend
einige Thürpiltabletten.
Die Bienenzüchter haben kein direkt ſchlechtes Jahr,
doch honigen die Blüten bei der andauernden Trockenheit nur
wenig. Viele Bienenzüchter rüſten ſich langſam zur herbſtlichen
Heidefahrt. Dazu gehören ſtarke, volkreiche Stöcke, welche das
Blütenmeer der Heide auch wirklich ausbeuten können.
Zur Getreide=Ernte.
F. Beim Getreide unterſcheidet man bezüglich des Reife=
grades
zwiſchen Milch=, Gelb=, Voll= und Totreife.
Bei der Milchreife iſt der Inhalt des Kornes noch milchig,
auch iſt das Korn noch nicht völlig ausgewachſen. In dieſem
Stadium wandern noch Nährſtoffe in das Korn, und wenn jetzt
das Getreide geſchnitten dird ſchrurnpft das Korn beim Trocken=
werden
ein und wird unanſehnlich.
Bei der Gelbreife iſt die Einwanderung von Nährſtoffen in
das Samenkorn beendet; das Korn iſt bereits ſo hart, daß es
ſich über den Fingernagel brechen läßt; beim Trocknen behält es
ſeine normale Größe und ſchrumpft nicht mehr zuſammen.
Bei der Vollreife iſt das Korn mehlig und feſt und läßt ſich
nicht mehr über den Nagel brechen. Die Farbe des Strohs iſt
bei der Gelbreife und Vollreife eine gleichmäßig gelbe.
Iſt das Getreide ſchon überreif oder totreif geworden, ſo tritt
bei der Ernte ein ſtarker Verluſt an Körnern ein, weil dieſe nur
noch loſe am Stroh ſitzen. Dieſes ſelbſt hat ſeine gleichmäßig
gelbe Farbe verloren und erſcheint grau.
Der richtige Zeitpunkt der Ernte iſt das Stadium der Gelb=
reife
, ſpäteſtens noch das der beginnenden Vollreife. Erntet man
früher, ſo erhält man wohl etwas nahrhafteres Futterſtroh, aber
ſchlecht ausgebildete Körner, die beſonders ſpäter als Saatgut
nicht in Frage kommen können.
Im allgemeinen empfiehlt ſich, namentlich für größere Be=
triebe
mit der Ernte eher etwas zu früh als zu ſpät zu beginnen,
weil dieſe durch den Eintritt ungünſtiger Witterung häufig ge=
ſtört
wird und weil bei heißem Wetter die Reife ſo beſchleunigt
werden kann, daß das Getreide in kurzer Zeit totreif wird und
ausfällt. Iſt das Getreide ungleich entwickelt, ſo daß es ſtellen=
weiſe
reif, teilweiſe noch grün und milchig iſt, was durch ungün=
ſtige
Witterung und duuch Auftreten von tieriſchen Schädlingen
verurſacht ſein kann, ſo kann mit der Ernte nicht gewartet werden,
bis alle Pflanzen den richtigen Reifegrad erreicht haben, ſon=
man
beginnt mit dem Mähen, ſobald der größte Puozentſatz der
Pflanzen ſchnittreif iſt.
Das Schneiden des Getreides geſchieht mit der Sichel, mit
der Senſe oder mit der Maſchine. Die Sichel hat den Vorteil,
daß auch weibliche und ſchwächliche Perſonen zur Ernte heran=
gezogen
werden können und daß ſtark gelagertes Getreide
ſchonend behandelt werden kann, alſo kein zu großer Ausfall von
Körnern ſtattfindet. Da die Arbeit mit der Sichel jedoch ziemlich
teuer iſt und viele Arbeitskräfte verlangt, kommt ſie nur in Klein=
betrieben
zur Anwendung. Bei der Anwendung der Senſe wird
das Getreide entweder von einer zweiten Perſon aufgenommen
und auf den Boden breitgelegt, oder es wird ſofort vom Mäher
in Schwaden gelegt. Die Mähmaſchine arbeitet am beſten bei
aufrechtſtehendem Getreide und liefert in Großbetrieben die bil=
ligſte
Arbeit. Die Mähmaſchine iſt in vielen Syſtemen im Ge=
brauch
; das Getreide wird aber nicht nur gemäht und abgelegt,
ſondern auch gebunden und die Garben zuſammengetragen. Auf
die verſchiedenen Arten der Mähmaſchinen mit den Vorrichtun=
gen
zum Ablegen und Binden ſoll hier nicht eingegangen werden.
Das abgemähte Getreide kann in der Regel nicht ſofort ein=
gefahren
werden, ſondern es muß noch auf dem Felde nachreifen,
das heißt; es muß vollſtändig austrocknen. Wird das Getreide
in nicht vollſtändig trockenem Zuſtande eingefahren, ſo tritt bei
der Aufbewahrung eine Erhitzung ein, wobei Schimmelbildung
ſtattfindet und die Körner ihre Keimfähigkeit verlieren, ſo daß
ſowohl Stroh wie Körner minderwertig werden.
Das Nachreifen auf dem Felde geht um ſo raſcher vor ſich,
je beſſer die Sonne und die Luft auf das Getreide einwirken kön=

nen, und um ſo langſamer, je weniger es durchlüftet wird. Wird
das Getreide ungebunden auf den Boden gelegt und nach einiger
Zeit gewendet, ſo erfolgt die Austrocknung raſch und kann das=
ſelbe
bei günſtiger Witterung bald eingefahren werden. Dieſes
Verſahren hat jedoch den Nachteil, daß bei Eintritt ungünſtiger
Witterung das Getreide den Niederſchlägen ſtark ausgeſetzt iſt,
raſch an Wert verliert und gerne auswächſt. Wird das Getreide
ſofort nach dem Mähen in Garben gebunden und in irgendeiner
Weiſe ſo zuſammengeſetzt, daß das Eindringen des Negens er=
ſchwert
wird, ſo geſchieht das Austrocknen ja langſamer, allein
der Regen kann weniger ſchaden und die Sicherung der Ernte iſt
eine größere. Iſt die Witterung während der Ernte günſtig, kann
durch das Trocknen auf dem Boden an Arbeit geſpart werden, iſt
ſie aber ungünſtig, ſo verurſacht die langſamere Methode weniger
Arbeit, da das wiederholte Wenden wegfällt, und mit Recht wird
deshalb in großen Betrieben die langſamere, aber auch ſichere
Methode bevorzugt. Das ſofortige Einbinden iſt aber nur mög=
lich
, wenn nicht ſoviel Unkraut zwiſchen dem Getreide iſt, weil
dieſes in den Garben beſonders bei ungünſtiger Witterung nicht
trocknet. Bei ſtarkem unkraut bleibt nur das Trocknen auf dem
Boden übrig, mindeſtens darf das Getreide erſt eingebunden wer=
den
, wenn das Unkraut teilweiſe getrocknet iſt.
Zum Binden der Garben verwendet man Roggenſtrohbänder,
die vor dem Gebrauch mit Waſſer befeuchtet werden, damit ſie
biegſamer ſind; auch Bänder aus Hanf und Garn werden viel
verwendet. Damit dieſe bei der Arbeit ſowohl auf dem Felde
wie in der Scheune nicht ſo leicht verloren gehen, werden ſie ge=
färbt
, und um ſie vor dem Zernagen durch Mäuſe zu ſchützen,
chemiſch imprägniert.
Das Binden mit den Bändern geſchieht ſo, daß an dem einen
Ende ein länglichrundes oder auch viereckiges Holzklötzchen an=
gebracht
iſt und das andere Ende um dieſes geſchlungen und feſt=
gemacht
wird. Die Bänder mit Haken aus Draht zu verſehen,
wie man es ab und zu antrifft, iſt unbedingt zu verwerfen, weil
der Draht beim Dreſchen leicht zwiſchen die Streu kommt und
beim Füttern von den Tieren verſchluckt werden kann.
Das Zuſammenſetzen der Garben zum Trocknen geſchieht je
nach der Gegend verſchieden. Am häufigſten wird das Aufſtellen
in Puppen und in Stiegen angewandt. Die Dauer des Nach=
reifens
und des Trocknens iſt verſchieden und beſonders von der
Witterung abhängig. Bei warmer trockener Witterung genügen
beim Trocknen auf dem Boden zwei bis drei Tage bei Stiegen
vier bis fünf Tage und bei Puppen fünf bis ſechs Tage. Kleine
Garben trocknen raſcher als große, weshalb, es vorteilhaft iſt,
keine zu großen Garben zu machen.
Sind die Körner vollſtändig hart, das Stroh ganz trocken
und das etwa vorhandene Unkraut vollkommen dürr, kann das
Getreide eingefahren werden.
5

Obſi= und Gartenbau

Raſenflächen darf man nie bei heißem Sonnenſchein ab=
mähen
oder ſicheln, weil durch die Sonnenglut ſehr leicht die
Wurzeln verbrannt werden und dann häßliche kahle Stellen
bleiben. Wenn ſich die Arbeit aber nicht verzögern läßt, ſo ge=
brauche
man wenigſtens die Vorſicht, das abgeſchnittene Gras
bis zum Abend liegen zu laſſen, um ſo eine Schutzdecke zu ſchaf=
fen
. Erſt dann wende man es und bringe man es in Hauſen,
um gleich danach die Raſenfläche recht gründlich zu bewäſſern.
Wer ſo ſeinen Raſen pflegt und öfter einen Schnitt vornimmt,
wird ſtets ſeine Freude an dem geſunden Wachstum haben.
Die Quitte. Nur vereinzelt trifft man hier und da im Gar=
ten
des Liebhabers den Quittenbaum, der auch im heutigen Ita=
lien
ſeltener geworden iſt als bei den Alten, die noch keine
Ananas und keine Apfelſinen kannten. Im Orient dagegen und
in ganz Oſteuropa, der Weltgegend eingemachter Früchte und
Zuckerwerks, iſt das ganze Mittelalter hindurch bis auf die
neueſte Zeit die Quitte ein beliebter, in Bazaren feilgebotener
Genutß der Menſchen geblieben. Obwohl die angenehm, gewürz=
haft
riechenden Früchte mit dem gelblichen Fleiſch in der Kon=
ditorei
und Küche auch bei uns die verſchiedenſte Verwendung
finden, ſo werden ſie wegen ihres herben Geſchmacks doch nicht
roh, ſondern nur gekocht oder mit Eſſig und Zucker eingemacht
gegeſſen, und das mag wohl die Urſache ſein, warum der Quitten=
baum
keine weitere Verbreitung findet und ſich im Garten als
ſtrauchartiger Baum mit einem minderwertigen Platz begnügen
muß. Eine große Molle ſpielt die Qmitte indes doch in der Obſt=
baumzucht
und zwar als Unterlage bei Veredelungen
von kleinen und mittelgroßen Formen des Birnbaums, weil wan
damit erfahrungsgemäß eine frühere Tragbarkeit der Bäume
und größere, edlere und ſchöner gefärbte Früchte erzielt als bei
Veredelungen mit dem Birnwildling als Unterlage. Wer bei der
Anlegung eines Obſtgartens auf den baldigen Ertrag ſeiner
Birnbäume rechnet, der muß Zwergformbäume auf Quitten=
unterlage
ſetzen; Birnhochſtämme auf Wildlingsunterlage ſtehen
erſt nach 2030 Jahrem in voller Kraft und Ertragsfähigkeit,
wenn gerade die Anpflanzung auf Quittenunterlage, ſchon er=
ſchöpft
iſt. Bei der Anlage einer Pflanzung von größerem Um=
fange
iſt es daher gut, die Hälfte der Birnbäume auf Wildlings=
unterlage
zu nehmen, die dann bei guter Pflege noch lange Zeit
ertragsfähig bleiben, wenn die auf Quitten veredelten längſt ein=
gegangen
ſind.

Erwerbsloſenfürſorge durch Siedlung. Wie verlautet,
will der Wirtſchaftsminiſter demnächſt neue Beſtimmungen zur
Ausführung des 8 15 der Reichsverordnung über Erwerbsloſen=
fürſorge
vom Januar 1920 herausbringen, die beſagen, daß
ſolche Siedlungen aus Staatsmitteln zu unter=
ſtützen
ſind, die Erwerbsloſen Arbeit und Auf=
nahme
gewähren, beſonders dann, wenn die einheimiſche
Rohſtoffgewinnung in ihnen gefördert wird, in möglichſter un=
abhängigkeit
von der Kohle und fremden Rohſtoffen. Tatſächlich
geſtattet die Siedlung eine befriedigende Löſung der Erwerbs=
loſenfrage
, wir dürfen nur nicht, wovor Hanns Fiſcher in der
Zeitſchrift Der Siedler (Oscar Laube Verlag, Dresden) warnt,
die Arbeitsloſen zu Vollſiedlern machen wollen. Nicht mr
die Ausnützung des Bodens würde dabei leiden, es wäre auch
fraglich, ob ſich der Angeſiedelte überhaupt für den neuen Beruf
eignet. Der Weg, der uns hier offen ſteht, iſt die Kleinſiedlung,
jene Wirtſchaftsform, die im Nebenberuf auf kleinſter Scholle
den größten Teil des Nahrungsbedarfes der Familie erzeugt
und dem Siedler trotzdem geſtattet, ſeinen erlernten Beruf aus=
zuüben
. Ihr gehört die Zukunft, wenn die Reichsleitung ſich
entſchließt, endlich kraftvoll dafür zu ſorgen, daß Land bereit=
geſtellt
wird. Die Baufrage betrachtet Fiſcher als gelöſt, nach=
dem
es ihm gelungen ſei, das Einheitsſiedlerhaus mit 4 bis
5 Zimmern, mit und ohne Stall für 25 000 bis 39 000 Mark
ſchlüſſelfertig und maſſiv überall zu errichten. Die Anſiedlung
muß ſich nach den natürlichen Bedingungen richten, das heißt,
wo Ton vorhanden, ſoll Töpferei, in guten Obſtlagen die Her=
ſtellung
von Fruchtſäften, anderswo Spinnpflanzenzucht und
Weberei gefördert werden. Der Gewinnung einheimiſcher wild=
wachſender
Geſpinſt= Heil=, Gewürz= und Nutzpflanzen iſt größte
Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Der Feinmechanik kann in den
Siedlungen eine Heimſtäte geſchaffen werden, um Maſſenarbeit
durch die Güte zu erſetzen und ſo Ausfuhrgegenſtände von Wert
zu erzeugen.

Nachdruck ſämtl, Artikel verboten, Verantwortlich; Kurt Mitſching.

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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tapblan, Donnerstag, den 30. Juni 1921.

Mummer 178.

Seite 14.

Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes

Bericht von der Frankfurter Börſe vom 20. Juni.
Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie, Darmſtadt.
Die Börſe eröffnete in gut behaupteter Haltung bei etwas ruhigem
Verkehr. Die Realiſationen anläßlich des Monatsſchluſſes ſetzten ſich
auch heute fort, doch zeigten ſich die verſchiedenen Märkte als wider=
ſtandsfähig
. Chemiſche Werte waren gut behauptet, nur vereinzelt tra=
ten
kleinere Kursrückgänge ein. Am Montanmarkt traten Deutſch=
Luxemburger durch beſondere Feſtigkeit in den Vordergrund; der Kurs
zog bis 365 Prozent an. Die übrigen Werte dieſes Gebietes neigten
zur Schwäche. Stark begehrt waren Schantung, welche vorübergehend
bis 610 Prozent bezahlt wurden, im Verlaufe jedoch wieder bis 575
Prozent nachgaben. Der Elektromarkt war feſt. Deutſch=Ueberſee ge=
wannen
11 Prozent, Siemens u. Halske 3 Prozent, Felten u. Guillegume
2 Prozent. Schiffahrtswerte zogen leicht an. Der Einheitsmarkt war
geteilt. Neben Kurserhöhungen waren auch Kursrückgänge zu ver=
zeichnen
, da das Publikum Gewinnſicherungen vornahm. Im Freiver=
kehr
wurden Kaſſeler Faß mit 695, Neckarſulmer mit 332, Gebr. Fahr
mit 332337 lebhaft umgeſetzt. Fremde Renten, ſpeziell Bulgaren und
Mexikaner, verkehrten in feſter Haltung.
Frankfurter Abendbörſe vom 29. Juni.
w. Die feſte Tendenz hielt auch an der Abendbörſe an. Es kam
wieder dielfach zu anſehnlichen Kurserhöhungen. Für Deutſche Petro=
leum
beſtand zu Beginn größeres Intereſſe. Die Aktien ſetzten etwa 15
Prozent höher mit 780 ein und blieben bis 790 gefragt. Schantungbahn
lagen wieder ruhiger und wurden mit 580 bezahlt. Megikaner unter=
lagen
Schwankungen. Im freien Verkehr zeigte ſich lebhafte Nachfrage
für Gebrüder Fahr, welche zu 338 bis 345 umgingen. Ph. Holzmann
357½. Feſt lagen Elektr. Deutſch=Ueberſee 13201325. Bergmann 346
bis 344. Stark geſucht waren wieder Lederfabrik Adler u. Oppenheimer,
für welche ein Kurs von zirka 1400 bis 1500 genannt wurde, aber man=
gels
Angebots nicht zur Notierung gelangen konnte. Für Maſchinenfabrik
Karlsruhe, ſowie Schuhfabrik Berneis Weſſels machte ſich zu ſteigenden
Kurſen Nachfrage bemerkbar. Gelſenkirchener Gußſtahl blieben ebenfalls
ſtärker gefragt, 450 rationiert plus 10 Prozent. Von Montanpapieren
blieben Gelſenkirchener mit 394½ höher. Kali Weſteregeln erfuhren
eine Kurserhöhung von 20 Pcozent auf 470. Oberbedarf, auch Caro,
befeſtigt. Chemiſche Werte lagen ruhiger bei behaupteten Kurſen.
Zement Lothringer 510 ſtiegen um 10 Prozent. Der Schluß war bei
regem Geſchäft feſt.
Der Wert der Mark im Auslande.
* Für 100 Mark wurden gezahlt am 29. Juni in Zürich 7.95 (vor
dem Kriege 125,40) Franken, in Amſterdam 408 (52,20) Gulden, in
Kopenhagen 8,20 (88,80) Kronen, in Stockholm 6,25 (88,80)
Kronen, in London 7,27 (97,80) Schilling, in Neu=York 134½
(93,80) Dollar, in Paris 1634 (125,40) Franken.

w. Deviſenmarkt. Frankfnrt a. M., 29, Juni.

Wer Jfe
Geld /Brief ife
Geld ! Brief Mfe
Geld! Brief Jfe
Geld! Briei Antw=Brun.).
Holland ..
London ..
Parts ....
Schweiz ...
Spanten
Italien ..
Liſſab.=Op.
Dänemark. 59240
R425.1
RGI.
592.3
1941.
Ri TJce
F430.
27FEig
594.10
Bsdt
35900
1243 701248.3ch Hf
R4425
N
595.40
2437
124
Zo
1253.701 N 597.55
447.50
2775c
596,63
14
2663 Norwegen.
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12.98 1308-12.96 13.08
7.97 2803
K N0GSAN1
1668.3
119.
4.17
fe7.84½,
69.30- LB6. I5
671.70
20.16
9e

7.90½
100.10

Berliner Börſe.
Berlin, 29. Juni. (Wolff.) Börſenſtimmungsbild.
Wegen der geſtrigen Meldung über die bevorſtehende Herbeiführung
des Friedenszuſtandes zwiſchen Amerika und Deutſchland hatte man
eine beträchtliche Beſſerung des Neu=Yorker Markkurſes, als tatſächlich
eingetreten, erwartet. Die Enttäuſchung hierüber trug zur beträcht=
lichen
Steigerung der Deviſenkurſe im heutigen Verkehr bei. Man
nahm aber an, daß hierbei rein ſpekulative Käufe im Hinblick auf An=
ſchaffungen
für die Reparationsſchulden eine weſentliche Nolle geſpielt
haben. Infolgedeſſen geſtaltete ſich der Verkehr in Induſtriewerten un=
regelmäßig
, keineswegs herrſchte ein großer Kaufandrang im freien
Verkehr. Am Montanmarkt waren anfangs vielfach leichte Abſchwä=
chungen
bemerkbar. Späterhin trat dort eine entſchiedene Befeſtigung
hervor. Rheinmetall gewann auf Intereſſenkäufe 30 Prozent. Senſa=
tionell
höher wurden Adler u. Oppenheimer, nämlich auf zirka 1400,
angenommen, wegen des günſtigen Bezugsrechts infolge der Verfünf=
fachung
des Kapitals. Diskonto Commandit etwas anziehend auf die
bevorſtehende Kapitalserhöhung. Schantungbahn ſtiegen unter lebhaften
Schwankungen 12 Prozent auf neuerliche Gerüchte über Verhandlun=
gen
mit Japan in der Entſchädigungsfrage. Der Anlagemarkt blieb feſt.
Am Produktenmarkte wirkten die ſtarken Preisrückgänge
an den amerikaniſchen Getreidemärkten abſchwächend, namentlich auf
Mais. Eine Gegenwirkung übte allerdings die erhebliche Steigerung
der ausländiſchen Zahlungsmittel an der Fondsbörſe aus. Die Kaufluſt
hielt ſich zurück; Bezugsſcheine wurden aber gegen die geſtern abend noch
niedrig gehaltenen Preiſe etwas höher bezahlt. Rapsſaat neuer Ernte
konnte den geſtrigen Preisſtand nicht aufrecht erhalten. Alter Naps war
mehr beachtet. Auch für Rapsölkuchen war die Kaufluſt zurückhalten=
der
. Leinſaat fand mehr Intereſſe. Hülſenfrüchte waren wegen der
ſehr hohen Inlandsforderungen nur ſchwer umzuſetzen. Rauhfutter
war ruhig.
Deutſche Reichsbank.
Berlin, 29. Juni. Der am 23. Juni abgeſchloſſene Ausweis
geſamten
der Reichsbank zeigt eine Entlaſtung der
Kapitalanlage um 3037,4 Millionen Mark auf 66 483 Millionen
Mark. Für die bankmäßige Deckung allein, d. h. für die Be=

ſtände an Wechſeln, Schecks und diskontierten Schatzanweiſungen, er=
gibt
ſich eine Abnahme um 3151,4 Millionen Mark auf 66 096,8 Millio=
nen
Mark. Im Zuſammenhang mit der Entwickelung der Anlage=
konten
haben auch Lie Konten der fremden Gelder eine Beſtands=
verminderung
zu verzeichnen, die den Rückgang der Anlagekonten noch
überſteigt und ſich auf 3578,3 Millionen Mark beläuft; die Beſtände der
fremden Gelder ſtellten ſich am 23. Juni auf 11 112,5 Millionen Mark.
Im Zahlungsmittelverkehr ſind für die Berichtswoche verhältnis=
mäßig
geringfügige Bewegungen feſtzuſtellen. Einer Neuausgabe von
Banknoten in Höhe von 103.1 Millionen Mark ſtehen Rückflüſſe an Dar=
lehenskaſſenſcheinen
in die Kaſſen der Bank im Betrage von 110,2 Mil=
lionen
Mark gegenüber. Der Umlauf der Banknoten bezifferte
ſich demgemäß am 23. Juni auf 71 986 7 Millionen Mark, der Umlauf
an Darlehenskaſſenſcheinen auf 8656 Millionen Mark. Der Geſamt=
umlauf
beider Arten von Geldzeichen hat alſo während der Berichts=
woche
eine Einſchränkung um 7,1 Millionen Mark erfahren, gegenüber
einer Zunahme in Höhe von 12544 Millionen Mark bzw. 794,2 Millio=
nen
Mark in der Vergleichswoche der Jahre 1919 und 1920.
Bei den Darlehenskaſſen iſt die Summe der ausſtehenden
Darlehen in der dritten Juniwoche weiter zurückgegangen, und zwar
um 9948 Millionen Mark. Ein dieſer Abnahme entſprechender Be=
trag
an Darlehenskaſſenſcheinen iſt von der Reichsbank an die Dar=
lehenskaſſen
abgeliefert worden. Die eigenen Beſtände der Bank an
Darlehenskaſſenſcheinen haben ſich infolgedeſſen unter Berückſichtigung
der aus dem Verkehr zurückgefloſſenen Beträge um 884,3 Millionen
Mark auf 10 403,5 Millionen Mark vermindert.
Worms, 28. Juni. Wormſer Warenbörſe. Der
Markt war ziemlich gut beſucht. Die Tendenz war infolge der Trocken=
heit
und hohen Deviſenkurſe feſt. Maisprodukte waren ſehr gering bei
höheren Forderungen, die auch bewilligt wurden. Hülſenfrüchte waren
lebhafter begehrt. Futtermittel ſehr feſt bei ſteigenden Preiſen. Heu
feſt bei guter Nachfrage.
T.u. Der Valutaſturz der polniſchen Mark. Der
Sturz der polniſchen Valuta geht unaufhaltſam weiter.
Kosciazkanoten werden an der Berliner Börſe mit 3,85 bis 4,05 be=
rechnet
, Auszahlung Warſchau 3,80. Auch aus Wien wird gemeldet:
das Ereignis an der heutigen Börſe war der gewaltige Kursſturz der
polniſchen Mark, welche auf 34½ zurückging.
r. Zur Ausführung der Holzlieferungen an die
Entente. Da die Repanationskommiſſion den maßgebenden beutſchen
Behörden zu erbennen gegeben hat, daß die zunächſt zur Lieſerung vor=
geſehenen
Mengen von Schnitthölzern Schwellen und Telegraphen=
ſtangen
unbehingt innerhalb der geſtellten Friſt von vier Monaten
abgeliefert ſein müſſen, wird das Wiederaufbau=Kommſſaeriat in etwa
acht Tagen die Ausſchreibungen von meuem veröffentlichen. Es werden
hierbei keine Preiſe vorgeſchrieben ſein. Die Friſt für den Zuſchlag
wird, wie wir hören, bis zum 15. Auguft 03. J8. laufen.

Frankfurter Kursbericht 29. Juni 1921. Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie (Darmſtädter Bank).
Berliner Kurſe.

Staatspapiere.
59 Reichsanleihe. .....
.......
*.

.......
8½2
......"
8
4½91 V. u. V. Schatzanweiſ.
4½% Vl.IB.
Sporpränienanleihe . . ..
Preuß, Konſols ....
.....
6
...
42 Bad, Anl, unk. 1935
v. 1907..
1.2
9 Bahern Anl. ... . ..
.....
18 Heſſen unk, 1924....
33
Sle ..
..........
% Württemberger . ...
Ausländiſche,
5%0 Bulgar. Tabak 1902.
1¾% Griech. Monopol..
12% Oeſt. Staatsrentev
913, ab 1918........
4½% Oeſt. Schatzenweif.
ſtfr. v. 1914.. . . .. . . . .
(9.
ſt. Goldrenk=. . . . .
6 O
einheitl. Aente.
Rum, am. Nente v. 03
5½% Goldrente v. 13
am. konv.

v. 05
49
Türk, Admin. v. 1903
% (Bagdad) Eer. 1
4
v. 1911,8allank.
4½.
4½%0 Ung. Staatsr. v. 14
Goldrente. . .

Staatsr. v. 10
Kronenrente.
4%

77,
77,80
69,50
259
3
70
71,
*
75
3.
55,10

32,50
51,50
2

117.
95.
101,50
117,50
94,75
66,50
n5
58,25
32,
29,75

77.5
*
Zu
56,50
2,90
79,75

450.
23,50
R.
51,-
24,80
136,
116.
94,
102.
117,50
94,75
5,10
87,50
60,
32,75
29,50

Waiſe
35 Mexik. amort, innere
konſ. äuß. b. 99
5 Mesik. Goldv. 04, ſtfr.
Be. konſt inner. 7
Frrigationsanl,
% Tamaulipas, Ser. I..
Oblig. v. Trausportanſt.
48 Eliſabethbahn ſtfr.. . .
2,6% Oeſt. Südb. /Lomb.)
eſt. Staatsb. 1.b. 8.Em.
3% Oeſt. Staatsb. Erg.Netz
42
v. 1883.
½% Anatolier I.......
Salon. Conſt. Fonction
Salonique Monaſtir.
5% Tehuantepee .......
4½2
......
Deutſche Städte.
426
Darmſt. v. 1919b.1925
20 Darmſtadt v. 1905.
425 Frankfurt v. 1913...
v. 1903...
3
42 Mainz. b. 1919b. 1926
Pfandbriefe.
425 Frantf. Hyp. Bk. 1920
t.
Frkf. H. Krd.=Ver. 1921
Nein, Hyp. Bank 1922
Mictlt.
1928
1923
3 Rhein.
312
verl.
4% Sübd. Bk. Münch. 1906
48 Heſſ.Löhyp. Bk. Pfdbr.
3½% Heſſ.Ldhh. Bk. Pfdbr.
42 Heſſ. Ldhhp. Kom. Obl.
Bank=Aktien.
Berliner Handelsgeſ.. . ..
Darmſtädter Bank.. . . ..

R 477, 485. 775,
791,
500.
5o6. 329,75 325, A. ! 74,50 77,50 50. 43, 43. 30. 105. 104.
88,60 483, 483. 75,75 97.80 97,10 80,25 80,25 96, 96,50 35 85, ). 89. 92,50 93,* 99,50 99,5( s9: 90,5 79. 80,8 100,16 100, 98,50 22,50 13 83,50 96. 96. 213. 17,50 168, 13

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Deutſche Bank......
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Deutſche Vereinsbk. .

Metallbank. ...
Nationalbank f. Deutſch
Oeſt. Kreditanſtalt . . . . .
Rhein, Kred.=Bank. . . ..
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Dt. Luxemburger. . ....
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Lombarden ........"
Oeſt.=Ung. Staatsbahn.
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Zement Heidelberg. . .. .
Badiſche Anilin ......

59o 29. 6. 323,50 151. 151. / 139. 139,50 2 278. 227. 220.50 314,50 315,25 180, 62,50 62,50 183. 185. 535, 580, ).
365, 365, 392, 392,50 ./ 564,50 562, 320, 439, 450, Mi 342, 371. 381. ./ 650. 688, / 758, 756. 1 271. R2. 308, / 509. 503, 516. 170. 168. 149,25 148,25 114. 114. 553, 587. 462, *
126, 13 343,50 339, 15 408, 402, 19 611. 617,50 k2

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Adlerwerke Kleher....
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zog. Gßlinger Maſchinen. . ..
Gasmotoren Deutz.. . . . .
Karlsruher Maſchinen. .
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Bogtländiſche Maſchinen.
Oelfabrik Ver. Dt. .....

Zellſtoff Waldhof. . .. . .
Buckerfabr. Waghäuſel ..
Frankenthal.
Offſtein. . ...

Darmſtädter Werte.

Kädlerſs.

29. 6. 307,50 306,50 328,25 326,25 467, 462, 613, 298. 299, 335, 388, Re 550, 235 238. 227. 240, 235 269, 280, 340,50 348,50 1019,50 435. 316. 320, 438,50 441, 389, 385. 280, 284. 725. 727. 282,25 28475 375. 373, 234. 3 340. 338, 345, 340,25 5. 560, 31, 339. 28950 H 505, 378, 379. 375. 365, 420, Nahfr. Angeh 265. 370, 345. 350. 300. 305. 220, 225, 190 195. 350, 355,

(Eigene telegr. Meldung.)
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Augsb.=Nürnb. Maſchinen
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Deutſch=Niederländ, Tel.
Deutſche Erdöl. . . . . . . .
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Donnersmarckhütte . . . . .
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Linke & Hofmann....
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Siemen Glas .........
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Wittener Gußſtahl. . . . ..
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Sächſiſche Gußſtahl ...
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29,/6.
631,
485.
818.
249,75
274,75

329.
571.
620,
327,50
374,
235.
470,
209,50
499,
367,50
848.

746.
559,75
398,50
468,

8t0.
590,
139,
425,-
W
80.
872,

443, 441,

28./6.
519,75
643.
495.
320.
zu8,50
256
363.
880 es
320
58.
6so,
36771,
230,
445.
2o8,
454,
369,
830,
241
764,
851,-
396,50
472,-
250,
608,
595,
449,5o
430,
299,
890,

940,

In meinem

finden Sie
Sommerstoffe: Frotté, Voile, Krepp, Dirndlstoffe
Kostümstoffe: Gabardine, Kammgarn, Cheviot
Reinwollene leichte Btoffe zu Mantelkleidern
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zu bedentend herabgesetzten Preisen.
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1 Posten Bourette, reine Seide, auch für Handarbeiten
1 Posten Kleiderstoffe, schwarz/weiss kariert
1 Posten Lindener Samte in allen Farben
1 Posten dunkelgestreifte Hauskleiderstoffe.
Ich mache wiederholt darauf aufmerksam, dass mein Lager aus nur
erstklansigen Oualitäten besteht, Gleichzeitig wird gebeten, auch die
Vormittagsstunden zum Einkaut zu benntzen, da nachmittags wegen
des grossen Andrangs die gewohnte aufmerksame, fachmännische Be-
dienung
nicht gewährleistet ist.
Spezialgeschäft für Kleiderstoffe
und Seiden
Ludwigsplatz 8½/, 1. St.
AIEAIIE Beke Sehnl- u. Schützenstraße:
Gegründet 1881. (*25657) Gegründet 1881.

Feldſchutz.
Auf Grund des Artikels 129b, II., 2, der Städte=
ordnung
vom 8. Juli 1911, wird kiermit allen Per=
ſonen
, auch den Eigentümern, das Betreten de=
offenen
und eingefriedigten Grundſtücke ſowie aller
Feldwege in der Feldgemarkung Darmſtadt vom
1. bis Ende Fuli 1921 von abends 9½ Uhr bis
morgens 5 Uhr ſtrengſtens unterſagt.
Zuwiderhandlungen werden mit Polizeiſtrafen
bis zu 90 Mk. geahndet, gegebenenfalls kann auch
höhere Beſtrafung eintreten.
Darmſtadt, den 25. Juni 1921.
(et7584
Der Oberbürgermeiſter. J. V.: Buxbaum.

Heu=Berkauf.
Am Samstag, den 2. Juli d3. J3., vormittags
10 Uhr, wird das auf den Oberlandeswieſen ſtehende
Futter an Ort und Stelle meiſtbietend verſteigert.
Verwaltung der ſtädtiſchen Braunkohlengrube
Prinz von Heſſen bei Darmſtadt. (st7602

(I,58 39)

On unſer Handelsregiſter, Abteilung 4, wurde heute
2 bei der Firma:
(7583
Württembergiſche Metallwarenfabrik, Aktiengeſell=
ſchaft
, Geislingen, Zweigniederlaſſung Darmſtadt.
eingetragen:
Dem Kaufmann Robert Oſtertag in Geislingen
iſt Prokura erteilt.
Darmſtadt, den 24. Juni 1921.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

On unſer Handelsregiſter, Abteilung B, wurde heute
Ibei der Aktiengeſelſchaft in Firma:
(7575
Au uſt Jacobi, Aktiengeſellſchaft
in Darmſtadt eingetragen:
Durch Beſchluß der Generalverſammlung vom
1. Juni 1921 iſt der Geſellſchaftsvertrag geändert,
Darmſtadt, den 21. Juni 1921.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

[ ][  ][ ]

SSalson-Ausverkauft
ain allen Abteilungen unseres Manufakturwaren-Lagers.
Um unserer Kundschaft etwas besonderos zu bieten, haben wir einen großen Teil
unserer Bestände ohne Rücksicht auf den Einkaufspreis bedeutend zurückgesetzt.
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bei Grohe, Darmſtadt, Karlſtraße.
Tagesordnung:
1. Feſtlegung der Satzungen,
2. Wahl des Vorſtandes.
Nachm. gemütl. Zuſammenſein mit Damen.
Um zahlreiches Erſcheinen wird gebeten. (*25470
Der Vorſtand. J. A.: Vierheller.

II. Teil
Tampire (4. u. 5. Episode)
4. Das Gespenst.
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