Darmstädter Tagblatt 1921


28. Februar 1921

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K
V

T

184. Jahrgang
verbunden mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.

Nr. 58

Montag, den 28. Februar

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1921

Die Pariſer Forderungen.
Menſchen werden papiernen Diktaten nicht gehorchen,
un durch ſie ums Leben zu kommen. J. M. Keynes.
K. L. Es komuit jetzt darauf an, daß wir unter bewußter
Ausſchaltung alles Politiſchen, geſtützt lediglich auf volkswirt=
ſchaftliche
Gründe, die Undurchführbarkeit der von den alliierten
Staatsmännern gemachten Vorſchläge erweiſen. Dadurch wird
die Sicherheit geivonnen, daß das Urteil über ſie nicht durch
außerhalb der Sache liegende Momente beeinflußt und abgelenkt
wird. Auch die Entente kann einer ſolchen Beweisführung nichts
entgegenhalten. Soeben iſt nun im Verlage der Kulturliga
G. m. b. H., Berlin W. 35, eine Broſchüre von Dr. Ernſt Ham=
burger
Die Pariſer Forderungen (Preis 2 Mark) er=
ſchienen
, die unter dieſem Geſichtspunkt auf ſechs Druckſeiten in
knapper und verſtändlicher Form die Forderungen behandelt.
Aus einer überſichtlichen Zahlenzuſammenftellung erſehen wir
bier klar, daß die Pariſer Forderungen vor der nackten Wirklich=
keit
zum Phantom werden. Die gewaltige Höhe bereits der
niedrigſten Jahresraten verdeutlicht am ſinnfälligſten ein Ver=
gleich
mit dem Wert der bisherigen Lieferungen. Wir haben
innerhalb eines Jahres vom Ortober 1919 bis zum Oktober 1920
geliefert:
Kohlen und Koks 13 Millionen Tonnen
im Werte von rund
.. . . 656 Million. Goldmark,
360 000 Stück Vieh im Werte von rund 237
Farbſtoffe u. chemiſch=pharmazeutiſche
Erzeugniſſe im Werte von rund . 2
Ammoniak im Werte von rund .. ..
28
Waren insgeſamt im Werte von . . 1120,8 Million. Goldmark.
Fügt man die 12 Prozent Ausfuhrabgabe in der von den
Alliierten erwarteten durchſchnittlichen Mindeſthöhe von 1 Mil=
liarde
Goldmark hinzu, ſo betragen unſere Leiſtungen des Jahres
1919/20 nur
57% deſſen, ddas wir in jedem der beiden kommenden
Jahre bezahlen ſollen,
98% der Forderungen der Jahre 19231926,
22½
19261929,
19291932,
19 %
und 16 9
19321963.
Stellen wir uns vor, daß die Entſchädigung nur in Kohle
gezahlt werden würde (um eine Anſchauung von der Höhe der
Summe in Waren ausgedrückt zu erhalten) und nehmen wir an,
haß die oberſchleſiſche Volksabſtimmung wider Erwarten zu un=
ſeren
Ungunſten ausfchlägt, womit uns 23 Prozent der Geſamt=
förderung
(1913) noch verloren gingen, ſo ergibt ſich, daß die
von uns verlangte Summe, durch den Wieder=
lautmachungswert
der deutſchen Steinkohlen=
förderung
ausgedrückt, dieſen dann um rund
180 Prozent überſteigen würde. So wichtig auch der
Unterſchied der Zahlungsweiſe für die Geſtaltung unſerer
Wirtſchaftslage iſt, in einer Beziehung kommt die Sache auf das=
ſelbe
heraus: Deutſchland muß in den nächſten 42 Jahren durch=
ſchnittlich
für 5½ Millionen Goldmark Waren ohne
(Entgelt in die Welt hinaus ſenden, um dieſe Zahlungen
tätigen zu können. Die jährliche Geſamtſumme entſpricht faſt
genau dem Geſamtwert unſerer Ausfuhr im Jahre 1920 über=
haupt
, der nach amtlichen Schätzungen 5 Milliarden Goldmark
betrug. Gegenüber dem heutigen Zuſtande verlangt eine Durch=
führung
der Pariſer Vorſchläge bei Aufrechterhaltung der deut=
ſchen
Wirtſchaft eine Vermehrung des Wertes der Ausfuhr
von 19211923 auf 235 % des heutigen Betrages
19231926 260
19261929 285
19291932 310 9
19321963 335 %
wobei noch die in Wirklichkeit nicht zutreffende Annahme ge=
macht
iſt, daß für den heutigen Bedarf an Lebensmitteln und
Rohſtoffen die letztjährige Einfuhrmenge im Werte von 8 Mil=
liarden
genügt. Beziffert man die handarbeitende Bevölkerung
ſin Deutſchland heute auf rund 15 Millionen und ſetzt man den
heutigen Durchſchnittswert ihrer ſtündlichen Arbeitsleiſtung 50
Goldpfennigen gleich, ſo müßte jeder dieſer 15 Millionen, um die
Forderungen der Entente zu befpiedigen, in den nächſten 42 Jah=
ren
von 2 bis 4½ Monate ihrer Arbeitsleiſtung lediglich zur Er=
ſüllung
der Forderungen der Alliierten verwenden, wobei für
orei Viertel der Zeit die höchſte Zahl von 4½ Monaten zutrifft.
Ebenſo viel Zeit im Jahre müßten natürlich Beamte, Ange=
ſtellte
, Angehörige freier Berufe und Unternehmer aufwenden,
um ihre für die Durchführung der Zahlungen notwendigen
wirtſchaftlichen Funktionen zu erfüllen. Da es ſelbſtverſtändlich
eine bare Unmöglichkeit iſt, daß das Volk in der übrigbleibenden
Arbeitszeit von 7½ Monaten jährlich genug zur Erfüllung der=
ſelben
(ſehr eingeſchränkten) Bedürfniſſe ſchafft, für deren Be=
iriedigung
es bislang 12 Monate brauchte, ſo muß es die Ar=
beitszeit
entſprechend erhöhen. Erſt die Einführungeiner
12ſtündigen täglichen Arbeitszeit im Durch=
lichnittdernächſten
42 Jahre für alle Kategorien geiſtiger
und phyſtiſcher Arbeiter böte die Gewähr für die Aufrechterhal=
uung
des heutigen Lebensniveaus bei gleichzeitiger Erfüllung
der Anſprüche der Alliierten.
Auf 42 Jahre ſoll die Zahlung der Wiedergutmiachungs=
ſumme
verteilt werden. 42 Jahre vergingen vom Ende des
Siebenjährigen Krieges bis zur Schlacht von Jena, 42 Jahre
von der Leipziger Völkerſchlacht bis Königgrätz, 42 Jahre vom
Frankfurter Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges. In
42 Jahren erlebte Fraukreich den Ausbruch der großen Revolu=
ſion
, die Konſtituante, die Legislative, den Konvent, das Direk=
ſorium
, das Konſulat, das Kaiſerreich, die Eroberung halb Euro=
ms
, den Zuſammenbruch, die Bourbonen, die Rückkehr Napo=
ttens
, Belle=Alliauce, abermals die Bourbonen, deren Sturz,
den Beginn des Bürgerkönigtums. In einem ſolchen Zeitraum
vullziehen ſich politiſche und wirtſchaftliche Ereigniſſe, die nie=
mand
vorausſieht, Umwälzungen auf wiſſenſchaftlichem und tech=
ſiſchem
Gebiete, die auch nur zu ahnen keiner imſtande iſt. Doch
in Jahre, deren Bild nur ſpielende Phantaſie ſich heute aus=
nalen
kann, ſchreiben bereits jetzt geſchäftige Staatsmänner eine
Viedergutmachungsforderung in Höhe von
jährlich 6 Milliarden Goldmark hinein, ermächtigen
ſie die Enkel, 12 Prozeut des Wertes der deutſchen Ansführ zu
erheben. Auch ein derartiges Dispynieren über eine ferne Zu=
furift
in Zeitläufen voll Unſicherheit und Schwankungen, ein
Songlieren mit Summen, die im Augenblick lediglich vage Be=

griffe darſtellen, bedeutet eine Verkennung aller realen
Tatſachen. Es liegt darin zugleich eine Nichtachtung der
Grenzen menſchlicher Ziele und menſchlichen Könnens, eine
Eigenſchaft, die die Alten voll Scheu und Entſetzen als Hybris,
frevelhafte Ueberhebung bezeichneten, die Menſchen und Völker
von den höchſten Höhen ins Verderben reißt. In London wird
es ſich entſcheiden, ob ſich die Nationen und ihre Führer endlich
dem giftigen Odem entziehen werden, der auch heute noch von
den Schlachtſeldern des Kontinents aufſteigt und die Gegenwart
vorläufig noch aufs ſchwerſte an der Vergangenheit kranken läßt;
ob ſie gewillt ſind, in mutigem Entſchluß Europa in der
gefahrvollſten Stunde ſeiner Exiſtenz zu
retten.
Ein Weg zum Frieden?"
Kritiſche Betrachtung zu Dr. Röhms Artikel.
Von stud. rer. pol. Bruuno Quiel.
Ein Weg zum Frieden! Unter dieſem Titel bringt
das Darmſtädter Tagblait in Nr. 51 dieſes Jahrgangs einen
Leitartikel von Dr. Otto Röhuſ.
Dr. Röhm weiſt in dieſem Artikel darauf hin, daß der Krieg
der Kampf der militäriſchen und wirtſchaftlichen Machtmittel ver=
ſchiedener
Staaten gegeneinander ſei, und daß es den Stoaten
nur ſo lange möglich ſei, Kriege zu ſühren, als ſie ungehindert
ihre militäriſchen und wirtſchaftlichen Kräfte gegen andere Staa=
ten
auszuſpielen vermögen. Unter Hinweis auf den ſehr berech=
tigten
Wunſch, künftige Kriege zu vermeiden, wirft er die Frage
auf: Was können die Vertreter der Wirtſchaft tun, um die Staa=
ten
an der zuſammenfaſſenden Anwendung ihrer militäriſchen
und wirtſchaftlichen Machtmittel zu hindern, um Kriege zu ver=
meiden
? In Beantwortung dieſer Frage kommt dann Dr.
Röhm zu dem Schluß, daß die Regierungen ihrer natürlichen
Veranlagung wegen auf die Benutzung der ihnen zur Verfügung
ſtehenden Machtmittel nie verzichten werden, und die Vertreter
der Rft, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, es übernehmen
müſſen, den künftigen Weltfrieden dadurch zu ſchaffen, daß ſie den
Regierungen das zur Kriegführung unbedingt nötige Material
vorenthalten. Er ſtellt dann zum Schluß des Artikels dieſe For=
derung
gauz beſonders für Deutſchland auf und erhofft ſcheinbar
von dieſem guten Beiſpiele Wunderdinge.
Ganz ohne Zweifel iſt es richtig, daß in der modernen Krieg=
führung
die wirtſchaftlichen Hilfsmittel eine ebenſo bedeutende
Nolle wie die militäriſchen ſpielen. Man könnte ſogar verſucht
fein, ihnen in beſtimmten Fällen die primäre Bedeutung zuzu=
ſprechen
. Ein Staat, der Krieg führen will, muß alſo über beide
Hilfsmittel verfügen.
In dieſer Vorausſetzung iſt der Artikel ſvohl unaufechtbar.
In der Tatſache, daß die Staaten über dieſe beiden Hilfsmittel
verfügen können, ſieht nun Dr. Röhm ſcheinbar die Urſache aller
Kriege und ſchließt daraus, daß, ſo lange die Staaten dieſe Macht
behalten, es auch Kriege geben wird. Alſo entziehen wir den
Staaten dieſe Macht, und der ewige Frieden iſt geſichert. Da
nun aber einer damit anfangen muß, wollen wir Deutſche dies
ſein. Wir entziehen alſo dem Staate oder beſſer der Staats=
geſvalt
die Macht. Wer hat nun aber die Staatsgewalt? Herr
Dr. Röhm behauptet, die Regierung hätte ſie und würde aus
alter Gewohnheit nicht freiwillig darauf verzichten, ſie zu un=
zweckmäßiger
Kriegsbetätigung zu verwenden. Hierin liegt eine
ganz entſchiedene Ueberſchätzung der Kompetenzen unſerer Re=
gierung
. Artikel 1 der Reichsverfaſſung 1919 ſagt nämlich: Das
Deutſche Reich iſt eine Republik, die Staatsgewalt geht vom
Volke aus. Der Träger der Staatsgewalt iſt alſo das Volk,
nicht die Regierung. Dieſe iſt nur das Exekutivorgan des Volks=
willens
. Eine Kriegserklärung kann alſo unſererſeits nur kann zu=
ſtande
kommen, wenn die Majorität des Volkes es will, d. h.
wenn die Vertretung dieſes ſoveränen Volkes, der Reichstag,
durch ein Reichsgeſetz eine Kriegserklärung beſchließt (ſiehe Ar=
tikel
45 der Reichsverfaſſung von 1919), Arbeitgeber und Arbeit=
nehmer
ſind aber der größte Teil des deutſchen Volkes. Was
in dem Dr. Röhmſchen Artikel gefordert wird, iſt alſo durch die
Reichsverfaſſung ſchon in beſſerer Weiſe geregelt. Solange
Deutſchland eine parlamentariſche Republik iſt (mit einenr rich=
tigen
Parlament, das auch den Willen des Volks verkörpert,
und nicht etwa einer Karikatar eines Parlamentes, wie Dr.
Röhm es in dem Leitartikel einer früheren Nummer dieſer Zei=
tung
vorſchlug), wird alſo die Enrſcheidung über Krieg und Frie=
den
auch in den Händen des Volkes bleiben.
Den von Dr. Röhm ſo heiß erſehnten Einfluß der Arbeit=
geber
und Arbeitnehmer auf den Staat hätten wir alſo ſchon.
Es fragt ſich nur, ob der friedliche Geiſt in dieſen ſteikt, und ob
es dem Wohle des Vaterlandes auch wirklich dienlich iſt, daß ein
ſolcher Geiſt vorherrſchend iſt. Nach meiner Anſicht kann darüber
kaum ein Zweifel beſtehen, daß die große Maſſe des deutſchen
Volkes vollauf genug vom Kriege hat und ſicherlich nicht ohne
zwingenden Grund einen neuen Krieg beginnen wird, zumal die
Entente ja ſo liebenswürdig idar, uns jede Möglichkeit, in ab=
ſehbarer
Zeit nochmals zu den Waffen zu greifen, zu unterbin=
den
. Es gehört ſihon die Angſt eines Marſchall Foch dazu, von
einem Voike, das wie kein anderes Volk auf der Welt unter den
Folgen des Weltkrieges gelitten hat, und das kaum imſtande iſt,
in ſeinem Innern Ordnung zu halten, noch Eroberungsgelüſte
zu befürchten.
Wie unn die militäriſchen Kräfte ohne die Hilfe der Wirt=
ſchaftsrräfte
im Kriegsfalle nicht beſtehen können, ſo iſt es auch
umgekehrt. Die Wirtſchaftskräfte können keinen erfolgreichen
Handelskrieg ohne die Unterſtützung der militäriſchen Gewalt
führen. Bei uns, den Beſiegten, iſt die militäriſche Gelvalt zer=
ſchlagen
und die Wirtſchaftsorganiſation nur äußerſt notdürftig
intakt. Die Siegerſtaaten haben ihre militäriſchen Macnmittel
in der Hand behalten und ihre militäriſche Oryauiſation ſogar
noch mehr als vorher befeſtigt, wie Dr. Röhmn gan; richſtig aus=
führt
. Warum rüften nun die Siegerſtagten nach Erreichung
ihres Zweckes nieht ab und geben uns ſo die Möglichkeit, auch
fpäter freiwillig ohne großes militäriſches Aufgebot zu bleiben,
wie wir es heute unter ihrem Zwang ſein müſſen? Weil ſie ihre
militäriſche und irtſchaftliche Gewalt dazu bringend gebrauchen,
um uns auszubeuten! Und ſie werden ſie ſolange aufrecht er=
halten
, wie ſie nur irgend können, d. h. ſolange ſie nicht eine an=
dere
Kraft daran hindert. Ich bin nicht ſo optimiſtiſch, zu glau=
hen
, daß dieſe Kraft ausſchließlich von außer komintt. Es M
ſein, Laß eine für uns günſtige politiſehe Reuſteliation unſ
Lage weſentlich verbeſſert, eine Aenderung in unſerem Loſe ſver=
den
woir aber nur dann erreichen, wenn wir unſere Wünſche auch
tatkräftig zu unterſtützen vermögen.

Am Ende ſeines Artikels meint der Verfaſſer, daß Deutſch=
land
in ſeiner jetzigen Lage beſonders geeignet ſei, vorbildlich
in der Abrüſtungspolitik voranzugehen. Ich kam dieſer Anſicht
ganz und gar nicht beipflichten. Die Friedensliebe des Ohn=
mächtigen
pflegt auf den Starken keinen Eindruck zu machen: das
Gegenteil iſt richtig. Von den Siegerſtaaten muß die
Idee des Weltfriedens ausgehen, denn das Weſent=
liche
dabei iſt, daß die Staaten, die die Gewalt haben, auf den
Mißbrauch dieſer Gewalt endgültig verzichten. Geſchieht dies
nicht, ſo muß der heute ohnmächtige Staat alles daran ſetzen,
wieder zu Kräften zu kommen, wenn er nicht ewig der Sklave ſei=
ner
Beſieger bleiben will.
Die Politik der Entente bis zur heutigen Stunde läßt auch
nicht die leiſeſte Hoffnung zu, daß ſie an der Realiſierung eines
Weltfriedens mitarbeiten will. Solauge von dort nicht der Ver=
ſuch
einer Verſöhnung gemacht wird, iſt nichts zu hoffen. Der
Völkerbund in ſeiner jetzigen Form iſt nicht als ein ſolcher Ver=
ſuch
anzuſehen, eher als das Gegenteil. Erſt ein wahrer Völker=
bund
auf gerechter Grundlage, mit zwingenden Rechten ausge=
ſtattet
und der Garantie abſoluter Unparteilichkeit, könnte uns
die erhoffte Erlöſung von dauernder Kriegsgefahr bringen.
Aber auch dieſer Bund kann nur entſtehen, wenn die augenblick=
lichen
Machthaber auf ihre Macht verzichten. Bor allen Dingen
kann er aber nie auf der Baſis des Verſailler Friedensvertrages
aufgebqut iverden.
Bis dahin bleibt ſür Deutſchland der ewige Frieden eine
UItopie, die wir nicht aus eigener Kraft zu einer realiſierbaren
Idee umwandeln können. Bis die Welt zu dieſer höheren Mo=
ral
reif iſt, müſſen wir mit der Tatſache rechnen, daß uns eine
brutale Uebermacht gegenüberſteht, die lediglich dazu verwendet
wird, uns in der ſchamloſeſten Weiſe auszuplündern. Und
Macht kann nur durch Macht gebrochen werden.
Ideen haben ſich bisher nur als wirkſam erwvieſen, wenn eine
phyſiſche Kraft zu ihrer Verwirklichung dahinter
ſtand. Darum hat friedlicher Geiſt für uns Deutſche nur ſo lange
Berechtigung, als unſere Macht noch nieht ausreicht, unſer Joch
aus eigener Kraft abzuſchütteln. Zur rechten Stunde aber dür=
fen
wir auch nicht davor ſcheuen, durch Gewalt das zu erreichen,
was durch friedliches Unterhandeln nicht zu erreichen war, näm=
lich
eine gerechte Grundlage für einen Völkerfrieden, den das
durch ſchweres Leid gegangene Deutſchland vielleicht dann ſiche=
rer
und beſſer aufbauen kann, als die durch ihren unvermuteten
Sieg übermütig gewordene Entente.
Löſen wir uns einmal von all den ſchönen Zukunftshoffnun=
gen
los und bleiben wir auf dem Boden der Tatſachen. Die
Lage iſt heute leider noch ſo, daß Völkerrecht und Fauſtrecht zwei
verteufelt ähnliche Begriffe ſind. Recht hat hier auch nur ſo lange
Bedeutung, als die Macht dahinter ſteht, ja es iſt ſogar mit
Macht identiſch. Der Staat, der daher heute ungezwungen auf
die Macht verzichtet, verzichtet zugleich auf ſeine Rechte. Mit
wachſender Macht wächſt auch unſer Recht. Darum iſt es unſere
Pflicht, dafür zu ſorgen, daß uns unſere Rechte erhalten bleiben,
und wir dürfen auch nicht vor dem Gedanken zurückſcheuen, un=
ſeren
berechtigten Forderungen bei paſfender Gelegenheit den
nötigen Nachdruck zu verleihen.
Denn ſetzt Ihr nicht das Leben ein,
Nie wird Euch das Leben gewonnen ſein!
Die berufliche Gliederung der Bevölkerung
in Deutſchland.
Npt. Von großen ſtatiſtiſchen Erhebungen über die wirt=
ſchaftliche
und ſoziale Gliederung unſeres
Volkes hat man bisher Abſtand genominen, da ſich die Ver=
hältniſſe
noch zu wenig gefeſtigt haben. Außerdem ſtehen die
Reichsgrenzen ja noch immer nicht endgültig feſt. Die Gründe,
die bisher umfangreiche Zählungen verhinderten, werden zu=
nächſt
auch noch fortbeſtehen. Man muß deshalb verſuchen, auf
Grund von Ueherſichten aus früheren Zeiten und unter Zu=
hilfenahme
von Angaben über die ſeither fortgeſchrittene Ent=
wickelung
ein Bild der augenblicklichen Verhältniſſe zu gewinnen.
In der beruflichen Gliederung des neuen Deutſchland iſt
allein ſchon durch die Gebietsverluſte eine ſtarke Verſchiebung
vorgenommen worden. So gehörten nach der Berufszählung
von 1907 von 100 Berufsangehörigen im alten Deutſchland 28,6,
im neuen Deutſchland dagegen nur 27,1 zur Lanb= und Forſt=
wirtſchaft
. In Induſtrie und Bergbau, waren dagegen 42,8
bezw. 44,1 tätig. Bei Handel, Verkehr und Gaſtwirtſchaſt ſtellen
ſich dieſe Zahlen auf 13,4 bezw. 13,7. Die landwirtſchaftliche
Baſis hat ſich deiinach etugs verringert, der induſtrielle Ober=
bau
derſtärkt. In Preußeie macht ſich dieſe Verſchiebung noch
ſtärker bemerkbar. Berückſichrigt mian nun die ſeit 1907 einge=
tretene
Bebölkerungsvermehrung und die Ergebniſſe der Volks=
zählung
vom Oktober 1912, ſo ergibt ſich auch dann, daß in den
landwirtſchaftlichen Berufen eine Abnahme ſtattgefunden hat.
Wie weit aber darüber hinaus noch tatſächlich eine weitere Ver=
ringerung
aus inneren Gränden (durch fortſchreitende Indu=
ſtricatiſierung
, Junahuie des Handels uſſ.) eingetreten iſt,
konumt nicht zum Ausdruck. Das kann natürlich nur durch eine
neue Zählung ermittelt werden.
Der Gang nach London.
Simtons letzte Unterrevungen in Berlin.
Berlin, 27. Febr. Am geſtrigen Nachmittag ſind, ſvie be=
reits
mitgeteilt, die Parteiführer des Reichstages vom Außen=
miniſter
Dr. Simons empfaugen wvordeu, der ihnen über das
dentſche Programm auf der Londoner Konferenz Mittei=
lungen
machte.
Wie von zuſtändiger Seite erklärt wird, ſind alle Meldun=
gen
über die deutſchen Gegenvorſchläge frei er=
funden
, ebenſo die Mitteilung eines Berliner Blattes, daß
in die deutſche Delegation auch ein Gewerkſchaftsführer auſge=
nomimen
worden ſe
tſehen Eegenvorſchläge bleiben
uach wie vor ſtreng gekeint
on verſchiebenen Blättern ver=
Effentlichte Mitteilung,
habe noch eine Rek- üiber
die Londoner Konferenz im Ausſchuß; für auswärtige Ar
legenheiten gehalten, iſt unrichtig. (Tägi. Nundſchan.)
Franzöſiſche Drohung.
Paris, 25. Jebr. (Wolff.) lieber die 9=de des Neis
ininiſters Dr. Simons im Reichswirtfchaft?rat ſagt der
Temps, während geſlern
Türten in Lenvon verhan=
deir
hätten, habe Di. Simons iedernm mit Buvteſten Be=
gonnen
. Er habe nac ine Rede mehr gigen das Abkoni=
ien
vom 29. Januar gehalten. Vor dem Reichsuirtſchaftsrat
habe er ſeine Schiffe verbrannt. Trotzdem wolle er die Ueber

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 2S. Februar 1921.

Rummer 58.

fahrt übernehmen, die ihn nach London führe, bewaffnet mit
ſeinen Gegenvorſchlägen. Wenn Dr. Simons den Einflüſterun=
gen
ſeiner diplomatiſchen und induſtriellen Umgebung gehorche
und ſich nach London begebe, um geräuſchvoll zu demiſſionieren
oder um die Konferenz zu ſprengen, dann könne nur noch die
Wahl ſeines Nachfolgers intereſſieren. Wenn auch Deutſchland
ſeine Stimme erhoben und mit der Fauſt auf den Tiſch geſchla=
gen
habe, ſo ſchüchtere das Frankreich nicht ein; es könne dies
vielmehr dazu verlocken, ebenfalls die Kraft ſeiner Fäuſte zu ver=
ſuchen
. Kriegsminiſter Barthou habe geſtern in der Kam=
mer
mit ebenſoviel Zurückhaltung wie Feſtigkeit geſagt, welches
der Geiſteszuſtand Frankreichs ſei. Frankreich ſuche nur fried=
liche
Löſung, aber es ſei vollkomen bereit, ſeine Rechte, wenn
es ſein müſſe, auch anders ſicher zu ſtellen.
Der Korreſpondent des Petit Pariſien in London glaubt
zu wiſſen, daß, wenn ſich das Gerücht bewahrheiten ſollte, daß
ian in gewiſſen amt ichen Kreiſen geneigt ſei, den militäri=
ſchen
Zwangsmaßnahmen wirtſchaftliche vor=
zuziehen
, ein Vorſchlag in dieſem Sinne von franzöſi=
ſcher
Seite wohl nicht angenommen werde. Die Entwaff=
nungsfrage
dürfte in nächſter Woche von neuem aufgewor=
ſen
werden. Der Berichterſtatter glaubt zu der Erklärung er=
mnächtigt
zu ſein, daß man auf franzöſiſcher Seite energiſch dar=
auf
beſtehen werde, daß die Reparationsfrage vor die Entwaff=
nungsfrage
geſetzt werde, die man in Frankreich als geregelt
betrachte.
Beſetzung der Mainlinie?
kb. London, 26. Febr. Marſchall Foch und der engliſche
Marſchall Wilſon wurden dringend nach dem Landſitze Lloyd
Georges berufen. Sie werden heute noch dort eintreffen. Wie
Eaſt Europe hierzu meint, ſcheint in Ausſicht genommen zu ſein,
zunächſt die Strafmaßnahmen gegen Deutſchland
zu beſprechen. Den Berichten der Pariſer Blätter aus London
iſt zu entnehmen, daß bereits am 29. Januar der engliſche
Miniſterpräſident den Alliierten den formellen Beſchluß des
Oberſten Rates hinſichtlich der Strafmaßnahmen bekannt gegeben
hat. Nur die Beſtimmungen wegen der Nichtaufnahme Deutſch=
lands
in den Völkerbund befinden ſich nicht im offiziellen Pro=
gramm
. Dem Echo de Paris zufolge würden ſich die Arbeiten
der deutſchen Vertreter, die am Dienstag ihren Anfang nehwen
ſollen, in folgender Weiſe abſpielen: Zunächſt würde Dr. Simons
das Wort erteilt werden, um die Einwendungen Deutſchlands
vorzubringen. Es würde Dr. Simonsaber nicht geſtattet wer=
den
, die Debatte über die Kriegsverantwortlichkeit aufzurollen.
Lloyd George wird Dr. Simons antworten, und alles deu=
tet
darauf hin, daß Deutſchland wieder einmal bittere Wahr=
heiten
zu hören bekommen wird. Was die Finanzdebatte an=
belangt
, ſo wird ſie von Loucheur geleitet werden. Die franzö=
ſiſche
Regierung wird keinerlei Veränderungen der
Ziffern, die am 29. Januar feſtgeſetzt worden ſind, geſtatten.
Sie wird nur die gegenüber dieſen Ziffern gemachten Angebote
Deutſchlands zulaſſen. Die Brüſſeler Sachverſtändigen veröf=
ſentlichen
einen zweiten Bericht, worin ſie ausdrücklich erklären,
daß die in Paris in Ausſicht genommene Summe, die Deutſch=
land
zu bezahlen habe, der Zahlungsfähigkeit
Deutſchlands entſpreche, namentlich, wenn man dem
Umſtand Rechnung trage, daß Deutſchland in Gold zahlen muß
und das Gold gegenüber dem Werte von Waren entwertet wurde.
Der Londoner Berichterſtatter der Chicago Tribune will erfah=
ren
haben, daß man an militäriſche Maßnahmen
längs der Mainlinie denke. Man werde Frankfurt
und Bayreuth beſetzen, um eine Verbindung mit
der Tſchechoſlowakei herzuſtellen, und die Verbin=
dung
Bayerns mit Preußen zu trennen. Auch die
Nordſeehäfen Deutſchlands würden beſetzt werden.
Die Abreiſe der deutſchen Delegation.
Berlin, 27. Febr. (Wolff.) Reichsminiſter Dr. Simons
hat ſich mit den Mitgliedern der deutſchem Delegation heute wit=
tag
im Sonderzug nach London begeben.
Zur Verabſchiedung war der Reichskanzler am Bahn=
hof
erſchſienen, wo er mit dem Miniſter des Aeußern in einem
längeren Geſpräch verweilte. Unter den Vertretern der Regie=
rung
befanden ſich die Staatsſekretäre Albert und von Ha=
niel
, ſowie eine Reihe Beamter der Reichskanzlei, des Aus=
wärtigen
Amtes und der übrigen Miniſterien. Die Zuſammen=
ſetzung
der Delegation wurde in unſerer Meldung vom 24. be=
reits
mitgeteilt und iſt unverändert geblieben.

Amerihas Note über die Verteilung
der Mandate.
Berlin 26. Febr. (Wolff.) In der an den Völkerbund=
rat
gerichteten Note der amerikaniſchen Regierung
über die Verteilung der Mandate deren Wortlaut nunmehr
vörliegt, wird darauf hingewieſen, daß die Vereinigten Staaten
bereits am 20. November 1920 ihr Recht geltend gemacht haben,
von den für den Völkerbund beſtimmten Mandatsprojekten
Kenntnis zu erhalten, um ihrer Anſicht Ausdruck zu geben, die
von weſentlicher Bedeutung für die Gültigkeit einer jeden Ent=
ſcheidung
des Völkerbundes in der vorliegenden Frage ſein
müſſe, umſomehr, als mit dem Mandatsprinzip eine grund=
legende
Neuerung in den internationalen Beziehungen eingeführt
werde. Die Note hebt als für die Vereinigten Staaten vornehm=

lich wichtige Fragen zunächſt die Frage der Schaffung be=
ſonderer
Intereſſenſphären in Anatolien her=
vor
, wofür die Grundlage durch den Vertrag von Sevres gegeben
ſei, und beſchäftigt ſich dann insbeſondere mit der Frage der
Mandate der früheren deutſchen Beſitzungen im Stillen Ozean,
vornehmlich der Infel Yap, die notwendigerweiſe zu jedem
Projekt oder praktiſchen Syſtem von Kabelverbindungen im
Stillen Ozean gehöre, deren freie Benutzung keine Macht begren=
zen
oder kontrollieren könne. Die Note wendet ſich dagegen, daß
das Mandat über dieſe Gebiete Japan übertragen werden ſolle,
und betont, daß die Vereinigten Stgaten als eine der alliierten
und aſſoziierten Haudrmächte unabhängig mit demſelben Recht
wie die anderen Hauptmitglieder der Entente an dem Schickſal
der deutſchen Kolonien intereſſiert und zur Entſcheidung darüber
berechtigt ſeien. Daher müßten die Vereinigten Staaten erwar=
ten
, daß von ihrem Proteſt gegen die Entſcheidung des Völker=
bundrats
vom 17. Dezember 1920 über die Mandatsverteilung
Notiz genommen wirb, und daß dieſe Frage einer erneuten
Prüfung unterzogen werde.
Anmerkung des Wolff=Bureaus: Wie aus obiger Note her=
vorgeht
, vertritt die amerikaniſche Regierung ebenſo wie die
Entente den Standpunkt, daß die Verteilung der Mandate eine
Angelegenheit der fünf alliierten und aſſoziierten Hauptmächte
ſei. Demgegenüber ſteht die deutſche Regierung bekanntlich auf
dem Standpunkt, daß die Entſcheidung über das Schickfal der
deutſchen Kolonien nur vom Völkerbund getroffen wer=
den
kann.

Paris, 27. Febr. (Wolff.) Havas meldet: Es iſt möglich,
daß die Antwort des Völkerbundes auf die ameri=
kaniſche
Note erſt in der nächſten Woche nach Waſhington
geht, da die Mitglieder des Rates erſt die Anſicht ihrer Regie=
rungen
einholen wollten. Sicher iſt, daß die Vereiwigten Staa=
ten
jetzt das Werk des Völkerbundes, von einem günſtigeren
Standpunkt aus betrachten als bei ſeiner Entſtehung. Eine hoch=
geſtellte
amerikaniſche Perſönlichkeit beſtätigte, daß der Beitritt
der Vereinigten Staaten unter gewiſſen Vorausſetzungen wahr=
ſcheinlich
ſer.
Der ſchweizeriſche Geſandte in Paris hat vor
dem Völkerbundrat die Gründe entwickelt, welche die Schweiz
veranlaßten, den für Wilna beſtimmten Ententetruppen den
freien Durchmarſch durch die Schweiz zu verweigern. Bourgeois
antwortete, daß die Weigerung der Schwveiz großen Schaden für
den Völkerbund nach ſich ziehen könnte. Entgegen den Aeuße=
rungen
des ſchweizeriſchen Gefandten ſeien Polen und Litauen
einig für den Fall, und für den Fall, daß Sejettruppen ein=
greifen
würden, wären alle Maßregeln getroffen, um die Beden=
ken
der Schweiz zu zerſtreuen. Bourgeois meinte ſchließlich, daß
bei einer neuen Prüfung der Frage durch die Schweiz keine
Spur von Bedenken zurückbleiben würde, welche neuerlich die
Beziehungen zum Völkerbund getrübt hätten.
Der Vertrag von Sevres.
London, 26. Febr. (Wolff.) Die Morning Poſt meldet,
der Beſchluß der Verbündeten, eine interalliierte Kom=
miſſion
zur Nachprüfung der genauen Zahlen der grie=
chiſchen
und türkiſchen Bevölkerung in Thrazien und Smyrna zu
ernennen, wirkte auf die griechiſche Delegation wie eine Bombe.
Der griechiſche Miniſterpräſident ſei auf einen ſolchen Ausgang
nicht vorbereitet geweſen und habe daher die Angelegenheit ſei=
ner
Regierung unterbreiten müſſen. Noch Berichten aus Athen
wird die griechiſche Nationalverſammlung den Vertrag von
Sévres unverzüglich ratifizieren. Der ökumeniſche
Patriarch befindet ſich auf dem Wege nach London. Er wird am
Montag oder Dienstag hier eintreffen Die Konferenz der Ver=
treter
der verſchiedenen Organiſationen, der under Fremdherr=
ſchaft
lebenden Giechen wird unter dem Vorſitz des Patriarchen
in London abgehalten. Man erwartet, daß dieſe Konferenz be=
deutſame
Beſchlüſſe faſſen wird.
Der Streit um die Kabel.
Waſhington, 27. Febr. (Wolff.) Aſſociated Preß mel=
det
: Der britiſche Botſchafter wurde beauftragt, einen Verſuch
zur Vermittelung zwiſchen der amerikaniſchen und japa=
niſchen
Regierung hinſichtlich der Frage, der Kabel im Stillen
Ozean zu unternehmen.
Die Wiederaufnahme der Beziehungen
mit Amerika.
Haag, 27. Febr. Aus Waſhington wird gemeldet: Die
amerikaniſche Regierung teilte der deutſchen Regierung mit, daß
ſie bereit ſei, den Vorſchlag der Wiederherſtellung
des konſulariſchen Dienſtes zwiſchen den beiden Län=
dern
aufzunehmen. Sobald die neue Regierung ihr Amt ange=
treten
habe, würde der neue Außenmimiſter ſich mit den hierzu
nötigen Unterhandlungen befaſſen. (Tägl. Rdſch.)
Die Abſtimmung in Oberſchleſien.
Oppeln, 27. Febr. (Wolff.) Die interalliierte Kommiſ=
ſion
hat weitere Beſtimmungen über die am 20. März
ſtattfindende Abſtimmung in Oberſchleſien als Ergän=
zung
zu dem am 31. Dezember veröffentlichten Wahlreglement
herausgegeben. Die Abſtimmng findet am 20. März für das

Heſſiſches Landestheater.
Tanz=Matinee.

Die vierte muſikaliſche Matinee des Landestheaters war
ausſchließlich der Tanzkunſt gewidmet und gab unſerer Prima=
ballerina
Fräulein Nini Willenz Gelegenheit, Proben ihres
ausgezeichneten Könnens und individuell ausgeprägten Wollens
abzulegen. Nini Willenz Tanzkunſt iſt in ihrer Art einzig, un=
gemein
vielſeitig und wandlungsfähig. Ein ſeltſames Gemiſch
von faſt verſtiegener Formfindung, feinſtnerviger Stiliſierung,
weltentrückter Hingabe an eine Tanz idee, wundervollſter Har=
iionie
, vollendetem Rhythmus und geſunder, wohltuender Kör=
perlichkeit
, von freudigem, hin und wieder faſt ausgelaſſenem
Sichgehenlaſſen, und dann wieder ſtrengem Feſthalten an Linie,
Bewegung, Ausdruck, körperlicher Mimik. Das Schönſte und
Größte an ihrer Kunſt iſt, daß herrſchend bleibt ein Zug von
ehyfiſcher und pſychiſcher Geſundheit, wenn dieſer Grundzug
vielleicht auch nicht auf den erſten Blick erkembar, ihr ſelbſt viel=
leicht
nicht bewußt iſt. Was die Künſtlerin über viele in ihrer
oder gleicher Poſition erhebt, iſt die ſympathiſche Tatſache ihres
offenſichtlichen Beſtrebens, ihr größeres Können nicht aufdring=
lich
herauszuſtellen, ihre Partnerinnen nicht zu übertreffen, ſie
dielmehr zu gleichem Können zu erziehen. Sie will nicht nur
Tanzkünſtlerin ſelbſt ſein, ſie will der Kunſt dienen. Darum
zieht ſie den Kreis ihres künſtleriſchen Wirkens weit über die
eigene Perſon hinaus. Im Verein mit ihrer Schweſter Maria
Willenz beherrſcht ſie eigentlich das ganze Gebiet der Tanzkunſt
im inneren und äußeren Ausdruck, in der muſikaliſchen Verkör=
derung
und in der Schaffung von farben= und formſchönen
Bühnenbildern, in der immer ſtilvollen Geſtaltung der Koſtüme,
die bis ins Einzelne durchdacht und der Tanzidee angepaßt ſind,
und ſchließlich in der Erfindung neuer Tanzideen ſelbſt. Der
auffallend ſtarke Beſuch der geſtrigen Matinee beweiſt, daß man
zi weiteren Kreiſen wachſendes Verſtändnis dem künſtleriſchen
Wollen der beiden genannten Damen entgegenbringt.
Den erſten Teil des Programms beherrſchte Robert Schu=
manns
Carneval. In vierzehn Bildern in ſchneller Folge zog
der Carneval, Muſik und Empfindung, ausgelaſſene Fröhlichkeit
bis zu dramatiſch tragiſcher Geſtaltung reſtlos erſchöpfend, im
ziagiſchen Licht einfach=ſtimmungsvollen Bühnenbildes vorüber.
Erſtaunlich die Vielſeitigkeit der Erfindugg. Vom ſpukhaften
Huſchen koſtümierter Faſchingsjugend durch einen einzigen Licht=
ſtrahl
, in außerordentlich geſchickter künſtleriſcher Steigerung in
Solis, Duetten und Terzetten bis zum Marche des Davidsbünd=
ler
, contre les Philiſtins, der eine Fülle entzückender Pas und

Geſamtbilder von Grazie und Anmut brachte. Das Ganze ein
Beweis von der Vielſeitigkeit tanzkünſtleriſchen Ausdrucksver=
mögens
, das eigentlich unerſchöpflich iſt, wenn wahre Künſtler=
ſchaft
waltet. In den vierzehn Bildern tanzten außer Nini
Willenz: Alice Paris, Marta Schulz, Recha Eckſtein,
eine außergewöhnlich begabte kleine Künſtlerin, Vera Kor=
ſchan
, Anna Kraft, Walli Martin Lilly Steigl, Alice
Milton und Cajo Kühnly. Am Flügel wirkte Hans Si=
mon
, der ſeine Aufgabe mit feinem muſikaliſchen Gefühl und
bemerkenswerter Anpaſſung löſte.
Der zweite Teil brachte Märchenbilder nach Ideen von
Maria Willenz. Das Orcheſter ſpielte hierzu Variationen
über Volkslieder unter Leitung Ferbinand Wagners. Die
Muſik zu dieſen Märchenbildern, frei gewählt, aber außerordent=
lich
geſchickt angepaßt, war faſt ausnahmslos auf humoriſtiſchen
Ton geſtimmt. Erſtaunlich, wie auch hier künſtleriſches Können
die Idee erſchöpfend belebte, den aus Tanz, Muſik und Märchen
gebildeten Dreiklang harmoniſch einte und zu neuem Eigenem
erſtehen ließ. Maria Schulz tanzte den Till Eulenſpiegel mit
hinreißendem Temperament. Entzückend und faſt ergreifend in
der Einfachheit des Bildes und der plaſtiſchen Geſtaltung im
Tanz gaben Recha Eckſtein und Lenchen Gottlieb die Sterntaler.
Ins Groteske hinüber ſpielte das tapfere Schneiderlein, das
Recha Eckſtein tanzte und dem Cafo Kühnly und Lilli Steigl als
Rieſen ſekundierten. Es waren zwei Königskinder (Nini Wil=
lenz
und Vera Korſchan) war auf ernſten Ton, inneren Ausdruck
geſtimmt, brachte aber entzückende Tanspas von plaſtiſch=ſchöner
Bildwirkung. Dann folgten die ſieben Schwaben (Cajo Kühnly,
Walli Martin, Alice Milton, Alice Paris, Olly Richter, Marta
Schulz, Lilly Steigl), die wieder ganz auf Herausarbeitung des
Märchenſtoffes eingeſtellt waren, und zum Schluß den Ratten=
fänger
von Hameln. Hier war Nini Willenz wieder ganz die
junge, freudedurchalühte Tänzerin, glaubhaft verkörpernd, wie
die Jugend (von ſieben Kindern der Tanzſchule lebendig ver=
körpert
) ihr willenlos folgen mußte. Die Schlußnummer wurde
ſtürmiſch da capo verlangt. Ein Wort noch über Cafo Kühnly,
dem einzigen männlichen Mitglied des Tanzenſembles. Körper
und Veranlagung weiſen den jungen Künſtler auf den Charakter=
tanz
(Groteske!). Wir meinen, er ſollte vermeiden, mit femininer
Wirkung konkurrieren zu wollen, ſollte vielmehr beſtrebt ſein,
Feminines zu bekämpfen. Es gibt auch eine männliche Tanz=
kunſt
. Sein Pierrot blieb wirkungslos, weil er feminin ange=
legt
war, zur Erſchöpfung in dieſer Form ihm aber die Weich=
heit
, Zartheit des Körpers ſowohl wie der Bewegung fehlte. Der
Rieſe im tapferen Schneiderlein war im Gegenſatz hierzu von
frappierender Wirkung.
M. St.

geſamte oberſchleſiſche Gebiet ſtatt. Der Paſſierſchein gilt
als Paß und muß vom paritätiſchen Ausſchuß des Ortes bean=
tragt
werden, in dem abgeſtimmt wird. Die Paſſierſcheine gel=
ten
gleichzeitig als Wahlkarten. Die Perſonen der Kategorien,
A und C erhalten den Paſſierſchein von dem paritätiſchen Aus=
ſchuß
ihres Abſümmungsortes. Die Perſonen der Kategorie B
erhalten einen ähnlichen Paſſierſchein, und diejewigen der Ka=
tegorie
D erhalten denſelben Paſſierſchein, den aber der park=
tätiſche
Ausſchuß des Ortes, in dem ſie eingetragen ſind, aus=
ſtellt
. Perſonen, deren Geſundheitszuſtand Begleitung erfordert,
erhalten auch für den Begleiter einen Paſſierſchein. Sämtliche
Paſſierſcheine brauchen nicht das Viſum des franzöſiſchen Kon=
ſulats
zu haben. Die Abſtimmung erfolgt mit einem Stimm=
zeitel
aus weißem Papier und ſchwarzem Druck. Die Zettel,
Umſchläge und Urne liefert die Regierungskommiſſion,
Ungültig ſind Stimmzettel, die nicht das vorſchriftsmäßige Mu=
ſter
haben, Stimmzettel mit Merkmalen, Zuſätzen oder Strei=
chungen
, Stimzettel ohne Aufdruck, Stimmzettel in unvor=
ſchriftsmäßigen
Umſchlögen ſowie ſolche, die ohne Umſchlag ge=
funden
wurden. Jeder Umſchlag darf nur einen Stimmzettel
enthalten. Falls über die Gültigkeit der Stimmzettel keine Eimig=
keit
im Wahlbureau erzielt wird, gelten ſämtliche Zettel als an=
gefochten
, wodurch ihre Verechnung ausgeſetzt iſt. Die Entſchei=
dung
liegt bei dem interalliierten Bureau, das über die ſtrittigen
Fälle entſcheidet und die angefochtenen Stimmzettel feſtſtellt. Die
endgültigen Ergebniſſe der Abſtimmng und der Geſamtbericht
des interalliierten Bureaus gehen dann an die Regierungskom=
miſſion
. Die Regierungskominiſſion entſcheidet in letzter In=
ſtanz
über die Gültigkeit und beſtätigt das Ergebmis. Wo es
angefochten wird, findet an einem noch zu beſtimmendem Tage
ein zweiter Wahlgang ſtatt.
Pläne für einen deutſch=polniſchen Randſtaat?
Berlin 26. Febr. Wie die Tel.=Union von unterrick=
teter
Seite erfährt, getinnt die Idee, Pommerellen und
Oberſchleſien zu einem deutſch=polniſchen Randſtaat zu=
ſammenzuſchließen
, vor allem in Poſen an Boden. Der Nativ=
nale
Volksverband in Poſen hat beſchloſſen, jeder weiteren De=
zentraliſationsbeſtrebung
der Warſchauer Regierung entgegen=
zutreten
und ein ſelbſtändiges Miniſterium, für die ehemalige
Provinz Poſen ſowie eine eigene Verfaſſung für Poſen zu for=
dern
. In Poſen hofft man, auf dieſe Weiſe eine baldige Ver=
einigung
mit Oberſchleſien herbeiführen zu können.

Internationale Sozialiſtenkonferenz.
Wien, 26. Febr. (Wolff.) In der heutigen Sitzung derl
internationalen Sozialiſtenkonferenz berichtetel
Grimm (Schweiz) über die in der Kommiſſion vorgenomme=l
nem Aenderungen des Statuts der internationalen Arbeitsge=
meinſchaft
der ſozialiſtiſchen Parteien und beantragte, das Sta=
tut
in dieſer Form zu genehmigen. Das Statut beſagt: Unter
dem Namen Internationale Arbeitsgemeinſchaft der ſozialiſti=
ſchen
Parteien beſteht eine Vereinigung ſolcher ſozialiſtiſchen
Parteien, die die Verwirklichung des Sozialismus durch Erobe=
rung
der poltiſchen und wirtſchaftlichen Macht auf dem Wege des
revolutionären Klaſſenkampfes erſtreben. Die Ar
beitsgemeinſchaft iſt nicht eine das geſamte revolutionäre Pro=
letariat
umfaſſende Internationale, wohl aber ein Mittel für
die Schaffung einer ſolchen. Die Arbeitsgemeinſchaft hat die
Aufgabe, die Herſtellung einer Internationale zu fördern, die
das geſamte repolutionäre Weltproletariat umfaßt. Mitglieder
der Arbeitsgemeinſchaft können alle ſozialiſtiſchem Parteien wer=
den
, die keinem der Parteiverbände angehören, die ſich zweite
oder dritte Internacionale nennen, dieſes Statut als für ſich
verbindlich anerkennen und die Beſchlüſſe der allgemeinen Kor=
ferenzen
der Arbeitsgemeinſchaft erfüllen.
In der Nachmittagsſitzung der Sozialiſtenkonferenz
referierte Miſtral=Frankreich über den Kampf gegen die Konter=,
revolution. Die von der Kommiſſion vorgeſchlagene Reſolution
verlangt die Internationaliſierung der Kriegsſchulden und ver
weiſt auf die Gefahr eines neuen blutigen Zuſammenſtoßes in=
folge
der neuen unerfüllbaren Forderungen des Ententekapitals./
Sie ſpricht ſich ferner für die Entwaffnung der deutſchen milie
täriſchen Organiſationen (Orgeſch uſw.) aus, der aber die all=
gemeine
Abrüſtung in allen Ländern folgen müſſe. Schließlichl
fordert ſie die ſozialiſtiſchen Parteien auf, Verſammlungen und
Kundgebungen zu veranſtalten gegen den Militarismus und für
das Selbſbeſtimmungsrecht der Völker. Dieſe Kundgebungen
ſollen am 13. März und am 1. Mai ſtatrfinden. Dr. Hilferding=
Berlin unterſtützte die Reſolution. Die Verwirklichung der Pa=
riſer
Beſchlüſſe würde die Kriſe, die ſich in der zunehmendenn
Arbeitsloſigkeit in Deutſchland und anderwärts zeige, ungemein
verſchärfem. Wenn die Londoner Konferenz ſcheitere und Europa
von neuem in Unruhe verfetzt werde, dann müſſe das zuſammers
ſtürzende Europa den revolutionären Sozialismus unerſchrockenl
finden. Hudſon=Mancheſter verurteilte die Pariſer Beſchlüſſe
Er wies ferner darauf hin, daß die Bergleute von Wales feiern
müßten, und während Frankreich zuviel Kohle habe, gehe Oeſter=
reich
an Kohlenmangel zugrunde.

rſe!
In
* Orphenm
Iis, und
ſith

Letzte Nachrichten.
Berlin, 27. Febr. (Wolff.) Geſtern abend wurde beil
Straußberg, unweit von Berlin, ein dicht beſetzter Auto=
omnibus
auf der Fahrt nach Wriezen von einer bewafft
neten Räuberbande überfallen. Alle Inſaſſen wur=
den
ausgeplündert. Die bisherigen Nachforſchungen ergaben,
daß es ſich um eine organiſierte Räuberbande handeln müſſe, die
in der dortigen Gegend gewerbsmäßig Räuberüberfälle aus=
führt
. Tags vorher wurde auf das Fuhrwerk eines Produktei=
händlers
ein Anſchlag verübt. Der Ueberfallene entkam mit ge
nauer Not.
Rom, 27. Febr. (Wolff.) Wie die Blätter melden, iſt dieſ
Ruhe infolge des tatkräftigen Einſchreitens der Polizei fain
überall wieder hergeſtellt.
London, 27. Febr. Daily Mail meldet aus Notterdam, daß
zwei junge Deutſche im Garten von Doornverhaftetſ
worden ſind. Sie erklärten, daß ſie zu Fuß aus Deutſchland)
herübergekomanen ſind, um den Exkaifer zu ſprechen. Der einel
von ihnen war im Beſitz eines Revolvers. Sie wurden über dien
Grenze abgefchoben.
Kriſtiania, 27. Febr. (Wolff.) Zwiſchen Grimſtad udſ
Lilleſand wurde ein neuer Veeſuch unternommen, Spiri=
tus
einzuſchmuggeln. Die deutſche Luftjacht Malaja
lag dort vor der Küſte. Als die Zollbeamten an Bord gingen,
wurde feſtgeſtellt, daß die Yacht 6000 Liter Sprit geladen hatt
Die Zollbeamten gaben der Yacht Order, den Hafen von Lillel
ſand anzulaufen. Die Beſatzung weigerte ſich, der Anordnung
Folge zu leiſten, und ſtach in See. Sie iſt ſeit Dezember dreimel
in Norwegen geweſen und hat im ganzen 24 000 Liter Spiritus
eingeſchmggelt.
Warſchau, 27. Febr. (Wolff.) Die ſozialiſtiſchen Blätterl
wurden wegen der Aufforderung zum Generalſtreif
für drei Tage verboten.

Darmſtadt, 28. Februar.

Märchen=Abend im Landestheater. Am Mittwoch, den 2. Febr.
geht in neuer Einſtudierung Humperdincks Märchenoper Hänſel
und Gretel in Szene. Die muſikaliſche Leitung hat Ferdinard
Wagner, die Spielleitung Helmut Grohé. Anſchließend folgen die brn
Maria Willenz erdachten und unter Nini Willenz Leitung vom Tan;
nſemble ausgeführten Märchenbilder
Heſſiſcher Künſtlerbund. Man ſchreibt uns: Um den Sonde‟)
zielen der bereits in Heſſen beſtehenden Künſtler=Verbänden zu ſteuer!
haben ſich eine Reihe angeſehener heſſiſcher Künſtler zuſammengefun
den, um einen Künſtlerbund ins Leben zu rufen, der ſämtliche Kräft
des Kunſtſchaffens umfaßt. Eine weitere und wichtige Aufgabe findel
der Bund darin, keine hochtrabenden Programme aufzuſtellen, ſondercl
ſich für alle einzufetzen, die in unſerem Lande unter ſchwierigen wirel
ſchaftlichen Verhältniſſen der Sache dienen. Sein Beſtreben geht dahi)
die wirtſchaftlichen Intereſſen zu vertreten und die ausſtelleriſche Förde

[ ][  ][ ]

Trauer=Kleider
werden ſofort gefärbt (2016a
Färberei Reingold
Wilhelminenſtr. 6. Kranichſteinerſtr. 28.

R

Männlich

Rummer 58.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Februar 1921.

Seite 3.

ya ſeiner Mitglieder in die Hand zu nehmen. Als erſte Tat in die=
Sinne wird für die nächſte Zeit eine große furyfreie Kunſtausſtel=
hr
geplant. Weſter wird die energiſche Vertretung der bünſtleri=
er
Standesintereſſen bei den ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden
mgeführt, um endlich jede Bevormundung zu unterbinden, welche
iierufenen geſtattet, in künſtleriſchen Fragen, wie bisher üblich das
actwort zu ſprechen. Als oberſtes Geſetz gilt, völlige Fernhaltung
er künſtleriſchen Parteipolitik und Bekämpfung der Kliquenwirtſchaft,
e Hebung des Sinnes für die Kunſt in allen Volksſchichten. Die
rääts jetzt ſchon vorliegenden ſtarken Anmeldungen beweiſen, daß ſich
ſſe Heſſiſche Künſtlerbund zu einer weit hörbaren Künſtler=Organiſation
sbquen wird und ſomit eine Garantie geboten iſt, die geſtellten Ziele
verwirklichen. Die vorläufige Vertretung des Heſſiſchen Künſtler=
uoes
liegt in den Händen von Arras, Kunſtmaler, Worms; Well
labicht, Dipl.=Ing. Bildhauer, Darmſtadt; Fritz Bode, Maler,
fnbach; Wilhelm Koban, Architekt, Darmſtadt; Em. Joſ. Mar=
d
, Architekt, Mitglied der Darmſtädter Künſtlerkolonie; Frau Herta
ſichel=Koch=Darmſtadt; F. J. Merkel, Architekt, Mainz; Kay
Tebel, Maler, Profeſſor an der Akademie Kaſſel: Maler Poſch=
ſurnſtadt
, für die Gruppe Poſch=Pfeil=Richter; Frau Berta Strauß,
alerin, Worms; Paul Theſing, Maler, Darmſtadt: T. C.
artz, Bildhauer, Darmſtadt=München; Theodor Wende Gold=
ſprred
, Mitglied der Darmſtädter Künſtlerkolonie; Carl Schwal=
ſch
, Maler, Mainz=München; Dr. Emil Preetorius Profeſſor
der Kunſtgewerbeſchule München, Mitglied der Darmſtädter Künſt=
klonie
; Frl. Frieda Blanka von Joeden, Graphikerin, Mainz=
ankfurt
. Anfragen und weitere Anmeldungen nimmt die Ge=
äſtsſtelle
des Heſſiſchen Künſtlerbundes, Darmſtadt, Olbrichweg 10,
egegen.
* In der Kunſtpflege in Heffen, Luifenplatz 4, iſt eine Sammlung
a Töpferarbeiten aus der Werkſtatt von Müller in Erbach
8geſtellt, die ebenſo wie die Arbeiten der Gräflich Erbachſchen
ſpierei eine ſtarke Nachfrage finden. Die mäßigen Preiſe dieſer far=
glaſierten
Stücke machen ſie zur Verwendung im Haushalt beſon=
s
geeignet. Unter den neu ausgeſtellten Textilarbeiten fallen
big applizierte Kiſſen, eine gebatikte Tiſchdecke und ein geſtickter
uel von Frl. Mari Anne Geher auf, die als Meiſterſchülerin von
rnhard Pankok an der Kunſtgewerbeſchnle in Stuttgart ausge=
ſdoet
iſt.
* M. K. D. Heute abend findet im Fürſtenſaal (Grafen=

uße) ein Konzert des Mandolin= und Zithervirtuoſen Felix Adam=
Ayrober ſtatt. Herr Adam ſpielt u. a. das Konzert Nr. 9 A=Moll von
Beriot. Auch auf der Zither iſt Adam ein Meiſter und hat für dieſen
end beſonders Stücke von Joſ. Hanſtein gewählt. Einen würdigen
ſihmen um die Darbietungen des Meiſters bilden die Vorträge des

Aruyſtädter Kammertrios Herrn Jul. Mohr (Violine), Richard Münch
ier), Rich. Hinz (Gitarre). Außerdem wird unſer Darmſtädter Gi=
wſoliſt
und Lautenſänger Rich. Hinz Gitgareſoli ſpielen und eigene
der zur Laute ſingen.
= Schließung des Weinreſtaurants Sitte. Man ſchreibt uns: Am
März ſchließt Frau Sitte das von ihr ſeit 18 Jahren geführte und
n ihrem verſtorbenen Manne im Jahre 1897 gegründete Weinreſtau=
htin
der Karlſtraße wegen vorgerückten Alters und erfolgtem Haus=
keuf
. Bis zum Alter von über 80 Jahren hat dieſelbe ihren ſchwe=
Beruf in Küiche und Büfett, früher in dem jetzt von ihrem Sohne
eiebenen Reſtaurant Sitte, mit unermüdlichem Eifer ſeltener Pflicht=
ie
und großer Rüſtigkeit ausgeübt. Tauſende hat ſie zur größten
riedenheit ſtets entgegenkommend und preiswert geſpeiſt und be=
Etet und werden ſich alle der alten Mutter Sitte gerne erinnern.
Der, der ſie kennt und gekannt hat, wünſcht von Herzen, daß ihr ein
ſiner Lebensabend noch beſchieden ſein moge.
* Orphenm. Der Paragraphenſchuſter bleibt auch
r Montag, B. Februar, auf dem Spielplon. Morgen, Dienstog,
März, und die mächſten Tage folgen einige Aufführungen des länd=
en
Singſpiels Die Zwillingsbrüder‟ Die anſprechende
uſik hierzu ſtamt von dem geſchätzten Mitglied der Schlierſeer, dem
Fachmelodiumkünſtler Karl Schwarz. (Siehe Anz.)

Neue Bücher.
* Das Betriebsrätegeſetz. HandGuch für den Arbeitgeber,
ſter beſonderer Berückſichtigung des Verfahrens bei Einſtellung und
Ehaſſung, von Rechtsanwalt Claven, Syndikus des Arbeitgeber=
mandes
kaufmänniſcher Großbetrzebe in Köln und des Arbeitgeber=
andes
für das Zeitungsgewerbe Landesverband Rheinland. Preis
(einſchl. Teuerungszuſchlag) 3,60 Mk. A. Marcus u. E. Webers
Flag in Bonn.
* Steuerlich zweckmäßige Geſellſchaftsformen.
die Umtandluung von Geſellſchaftsfomen aus ſteuerlichen Gründen
ian? Von W. Beuck, Steuerſyndikus in Berlin=Zehlendorf, 1921.
Eis 10,20 Mk. Induſtrieverlag Spaeth u. Linde, Fachbuchhanölung
Steuerliteratur, Berlin C2. Die bei aller Ausführlichkeit Enapp ge=
ene
Broſchüre iſt beſonders geeignet, nichſt nur dem Fachmann, ſon=
m
auch dem ſtuerlichen Laien ein Wegweiſer i der Erwägug zu
ob und wie er einen Betrieb, natürlich nur unter Betretung ge=
Eich erlaubter Wege, umzuwandeln hat.
* Neu erſchienene Broſchüren. Im Verlag Gewiſſen
ngen iF lin W 30, Motzſtr. 22, erſchienen 6 Ring=Flugſchriften: 1 Dr. Eduard
und ſüFdtler: Die Revolutionsgefahr 1921 2. Dr. Max Hildebert Boehm:
r Verrat des Oſtens und das gefährdete Preußen 3. Profeſſor Dr.
win Spahn: Die deutſche Avbeiterſchaft und der Aufbau. 4. Berg=
kdirektor
Bernhard Leopold: Deutſches Induſtrievolk 5. Dr.
F1 Hoffmann: Sozäaldemokratiſche Verwaltungsreform in Preußen.
Famiilennachrichten

6. Oskar Albertz: Preurßiſche Landwirtſchaft unter ſozialiſtiſcher Ver=
waltung
. Preis je 2 Mk. Prof. Dr. Kaskel: Die ſozialpolitiſche Ge=
ſetzgebung
. Zentvalverlag G. m. b. H., Verlin NW 6. Preis 2,50 Mk.
Zur Reform der Lebensmittelgeſetzgebug. Vo Geh. Regierungsrat
Prof. Dr. A. Juckenack, Direktor der Statlichen Nahrungsmittel= Unter=
ſuchugsamſtlt
, Neſerent im Preuß. Miniſterium für Volkswohlfahrt.
Berlin, Vereinzguung wiſſenſchaftlicher Venleger, Walter de Gruhter
u. Co. Preis 4 Mk. Das Lohnpfändungsrecht nach dem Reichsgeſetz
vom 10. Augaſt 1920 (R. G.Bl. S. 1572), Erläuterungen nebſt Tabelle
von R. Sachs, Kämmeneikaſſentvendant, Lübbecke i. W. Preis 3 Mk.
1921. Induſtrieverlag Spgeth u. Linde, Fachbuchhandlumg für Steuer=
litevatur
, Berlm C 2. Die Aufgaben der Kommnglpolitik von
Staatsſekretär P. Hirſch, Miniſterpräſident a. D. 1921. Zentralverlag
G. m. b. H., Berlin.
Spiel, Sport und Turnen.
Wettfechten auf leichte Säbel.
Das Zuſammentreffen der Fechtabteilung der Frank=
furter
Turn= und Sportgemeinde Eintracht und
der Turngemeinde Darmſtadt 1846 (Woogsplatz), brachte
ſehr ſpannende Kämpfe, da einander gutgeſchulte Maunſchaften von
hohem Können gegenüberſtanden. Die Kämpfe ſtanden unter der Lei=
tung
von Berbandsfechtwart Zimmermann=Offenbach und endeten mit
der Pnnktzahl von 65:61 zu Gunſten Frankfurts. Da auf Seiten der
Gäſte vorwiegend ältere, beſonders in der Verteidigung überlegene
Fechter kämpften, während in der hießgen Turngemeinde der Fechtbe=
trieb
erſt ſeit Kriegsende wieder unter ihrem altbewährten Fechtmeiſter
Kaiſer in vollem Umfang aufgenommen worden iſt, iſt die knappe Nie=
derlage
für letztere umſo ehrenvoller, als in ihren Reihen die beiden
höchſten Punktzahlen erreicht wurden.
Im einzelnen verteilen ſich die Ergebniſſe wie folgt:
Frankfurt a. M.: Schulz 14 Pukte, Hütt 14 Punkte, Vetter
13 Punkte, Roſenſtein 11 Punkte, Kalk 13 Punkte.
Darmſtadt: von Opel 16 Punkte, Fritz Müller 15 Punkte,
Franz Müller 11 Punkte. Storck 9 Punkte, Kötting 9 Punkte.
Hiervon wurde Hütt=Frankfurt mit dem Ehrenpreis, einem, von
einem Mitglied der hieſigen Abteilung geſtifteten Ehrenſäbel, ausge=
zeichnet
. An die Wettkämpfe ſchloſſen ſich außerdem anziehende Schau=
fechten
im Florett für Danon und Herren, Kampfdegen und leichten
Säbel an. Am Abend fand im großen Turnſaal am Boogsplatz die
feierliche Verkündigung der Siege, verbunden mit einem Familienabend
ſtatt, der durch die Darbietungen der Turnerſingmannſchaft und dem
Geſang des Turners Gg. Maſſoth verſchönt wurde.
Die nunmehr ſeit 60 Jahren beſtehende Fechtabteilung der hieſigen
Turngemeinde kann mit Vefriedigung auf die Veranſtaltung zurück=
blicken
, die einen würdigen Anfang der 75 jährigen Jubelfeier der
Turngemeinde Darmſtadt darſtellt. Welcher Wert den Kämpfen beizu=
meſſen
iſt, ergibt ſich ſchon daraus, daß ihnen der Fechtwart der Deut=
ſchen
Turmerſchaft, Staſſen, beitvohnte. Hoffen wir, daß es ihr gelungen
iſt, der edlen Fechthunſt auch hierdurch wieder neue Anhänger zu ge=
winnen
.
Fußball.
Turngemeinde 1846 Darmſtadt. Die 1. Fußball=
mannſchaft
gewinnt gegen die 1. Mannſchaft F.=C. 1907=Bensheim, 3:1.
Ein beachtenswertes Reſultat. Bei den Einheimiſchen gefiel heute be=
ſonders
die Verteidigung, während der Sturm, ſonſt der beſte Teil der
Mannſchaft, mit Ausnahme des linken Flügels, nicht beſonders gefallen
konnte, da er nicht eifrig genug war, und das ſonſt gepflegte Kombi=
nationsſpiel
völlig vermiſſen ließ, was hoffentlich in den nächſten Spie=
len
wieder wett gemacht wird. Die Bensheimer Mannſchaft war ſtets
eifrig am Ball, um das Reſultat günſtiger zu geſtalten, an Technik
waren die Turner beſſer und entſpricht das Reſultat den Stärkeverhält=
nis
der beiden Mannſchaften.
Weitere Reſultate: 2. Mannſchaft gegen 1. Mannſchaft Turnverein
Groß=Zimmern, 12:1 gew. Die 2. Mannſchaft zeigte ſich von der be=
ſten
Seite. 1. Jugendm. gegen 1. Jugendm. Olympia=Hahn, 3:1 gew.
2. Jngendm. gegen 2. Jugendm. Olympia=Hahn, 3:1 gew. 1. Schü=
lerm
. gegen 1. Schülerm. Darmſtädter Fußballverein, 0:2. 2. Schü=
lerm
. gegen 2. Schülerm. Darmſtädter Fußballverein, 1:1.
Darmſtädter Fußballverein 1912 Olympia=
Arheilgen, 4:2. Eine zirka 1000köpfige Zuſchauerzahl hatte ſich zu
dieſem Spiele eingefunden, überzeugt davon, daß bei der anerkannten
Spielſtärke beider Vereine ein intereſſanter Fußballwettkampf in Ausſicht
ſteht. Der Spielverlauf hat dieſe Vorausſage durchaus gerechtfertigt.
Spannend bis Schluß wogt das Spiel auf und ab; die Chancen ſind
ziemlich gleich verteilt. Beſſeres Zuſammenſpiel, mehr Verſtandnis und
auch überlegenere Technik ſieht D. F.=V. 12 als Sieger. Beſonders
der Sturm, aber auch gute Unterſtützung der Läufer und der über=
ragende
linke Verteidiger von D. F.=V. 12 bilden die Stärke der Elf.
Aber auch beim Gegner ſind gutes Können ſichtbar. Glänzend der Halb=
rechte
, der die Angriffe einleitet und gute Ballbehandlung, Ueberlegung
ſein eigen nennt. D. F.=V. 12 in Aufſtellung:
Hanſel
Friedmann Jung
Oßmann Hannſtein. Spatz
Berger Müllmerſtadt Müller Möſer. Dillmann
Kurz nach Beginn um vom Spielverlauf zu berichten , erzielt
der Halblinke von D. F.=V. 12 durch plazierten Rollball das erſte Tor.
Ein in der 25. Min. gegebener Elfmeter (harte Entſcheidung) bringt
Olympia den Ausgleich. Nach kurzem Zwiſchenraum verhilft der
Linksaußen mit ſcharfem, plaziertem Flachſchuß zur Führung (2:1); den
Ausgleich bringt aber kurz darauf der Halbrechte Olympias, durch
Prachtſchuß vom rechten Flügel. Halbzeit 2:2. Ein kurz nach Seiten=

wechſel vom Linksaußen getretener Eckball wird in glänzender Ma=
nier
vom Halbrechten D. F.=V. 12 durch Kopfball verwandelt, wie uuch
das 4. Tor nach feinem Durchſpiel und präziſer Vorlage zum Halb=
linwh
, von dieſem eingeſchoſſen, eine feine Leiſtung war. Der Schieds=
richter
befrjedigte.
3. Mannſchaft gegen 3. Mannſchaft Olympia=Arheilgen, 0:3. 1.
Schülerm. gegen 1. Schülerm. Turngemeinde 1846 Darmſtadt, 2:0. 2.
Schülerm. gegen 2. Schülerm. Turngemeinde 1846 Darmſtadt, 1:1.
HI. D. Sportverein Liga Viktoria=Neu= Jſen=
burg
, 4:1 (1:0). Eckenverh. 7:1 (5:1). Am Sonntag fand das erſte
Privatſpiel auf dem hieſigen Platze ſtatt, nach den aufreibenden Ver=
bandsſpielen
. Zum erſten Male konnte wieder Takaſz nach drei=
monatlicher
Ruhepauſe die Farben des Sportvereins vertreten. Vor
etwa 200 Zuſchauern lieferten ſich beide Mannſchaften einen intereſ=
ſanten
Kampf, doch wurde der Ball oft zu hoch geſpielt. Iſenburgs
Elf iſt eine ſehr flinke Mannſchaft, hauptſächlich der Sturm. Auch
techniſch iſt die Mannſchaft gut trainiert, große Sicherheir im Ballſtoppen
und Kopfſpiel. Oft auch ſchöne Kombinationen. Sportvereins Elf fand
ſich in der erſten Hälfte nicht gut zuſammen, na3 wohl auf die Umſtel=

für die Liga=Mannſchaft geben. Auch Iakobi fand ſiyh ſehr gut auf
ſeinem neuen Platze zurecht. Leider hatte er mit ſeinen Yöhe en
Schüſſen reichlich Pech. Krauſe bekam erſt uas ſonem erſten Tor den
nötigen Schneid. Die linke Seite taute ebenfalls erſt in der 2. Halh=
zeit
auf. Takaſz, die Stütze der Mannſ haft, im Zuſpiel und Kouf=
ſpiel
hervorragend. Kauſch ſpielte ſehr gut, wes wohl auf ſein gutes
Sichſtellen zurückzuführen iſt. Schneider dagegen muß beſſer zu=
ſpielen
. Die Hintermannſchaft, in der taieder Edinger durch ſeine
beſtechende Spielweiſe gefiel, verdient ein Geſamtlob.
Schluß des redaktioneßen Teils.

Unſere Agentur in
Hähnlein
befindet ſich bei
Frau Conr. Krämer Wwe., Rodauerſtr. 59
in Groß=Rohrheim bei
Frau Frdr. W. Herbold I., Ludwigſtr. 11
in Crumſtadt bei
Frau Kath. Hönig Wwe., Neuſtraße 3.
Beſtellungen auf unſer Darmſtädter Tagblatt ſowie
Inſerate werden dort entgegengenommen. Für pünktliche
Zuſtellung der Zeitung werden wir jederzeit beſorgt ſein.
Der Verlag des Darmſtädter Tagblatts.
2465a)

Dagrslrienber.
Landestheater, Anfang 71 Uhr, Ende vor 10 Uhr (außer Miete,
Schauſpiclmiete 1 10, Sondermiete Serie VI2): Der entfeſſelte Zeit=
genoſſe‟
.
Orpheum: Vorſtellung um 7¾ Uhr.
Klavierabend von Elſe Schmitz=Gohr um 8 Uhr i der Turnhalle
am Woogsplatz (Richard Wagner=Verein).
Konzert des Mandolin= und Zitherwirtuoſen Felix Adam um 7 Uhr
im Fürſtenſaal (Mandolinenkranz).
Vortrag von Profeſſor D. Riebergall um 8 Uhr im Gemeindehaus
Kiesſtraße 17 (Freie Landeskirchckliche Vereinigung). Sanitätsrat
Dr. Kocks um 8 Uhr im Saale des Katholiſchen Geſellenvereins ( Ge=
ſellenverein
.
Verſammlung des Rentnerbundes um 4 Uhr im Mozartſaal.
Ausſtellung zur Bekämpfung der Geſchlechtskranſheiten im Aus=
ſtellungsgebäude
auf der Mathildenhöhe (geöffnet von 18 Uhr).
Berſteigerungskalender.
Dienstag, 1. März.
Nutzholz=Verſteigerung um 8½ Uhr im Ober=Ramſtädter
Gemeindewald (Zuſammenkunft an der Kreuzſtraße, Vizinalweg Nie=
der
=Ramſtudt Nieder=Modau).
Vevantwortlich für den redaktionellen Teil: Max Streeſe;
für den Anzeigenteil: Paul Lange. Druck und Verlag: L. C.
Wittichſche Hofbuchdruckerei. Sämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 4 Seiten.

Nachruf.

Nach langem, ſchwerem, mit größter
Geduld ertragenem Leiden verſtarb am
26. Februar mein
Herr
Guſtav Rüger
in Firma Kamm=Induſtrie Ober=Ramſtadt
Guſtav Rüger.
Ich werde dem Dahingeſchiedenen, der
allezeit pflichtbewußt ſeinen Poſten ver=
ſehen
hat, ein ehrendes Andenken be=
(2584
wahren.
Ober=Ramſtadt, 27. Februar 1921.
Max Walbinger.

Nachruf.
Von ſeinem ſchweren mit größter Ge=
tuld
ertragenen Siech um wurde am
(2583
26. Februar unſer verehrter
Herr
Guſtav Rüger
erlöſt. Wir werden ihm, der allezeit ein
für uns mitfühlendes Herz beſeſſen hat,
ſtets ein ehrendes Andenken bewahren.
Ober=Ramſtadt, 26. Februar 1921.
Die Angeſtellten und Arbeiter
der Firma Kamm=Induſtrie
Ober=Ramſtadt Guſtav Rüger.

Die Beerdigung des am 26. Fe=
bruar
zu Ober=Ramſtadt verſtor=
(2595
benen Herrn
Guſtav Rüger
findet am Montag, den 28. Februar
1921, nachmitt. 3 Uhr, vom Sterbe=
hauſe
, Ober=Ramſtadt, Ernſt= Ludwig=
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Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Februar 1921.

Nummer 58.

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