Darmstädter Tagblatt 1915


Nr. 333., Donnerstag, den 2. Dezember.

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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. Die Einnahme von Prizrend. Die Verteidigung der Jſonzofront. Der Balkankrieg.
Serbiens Ende. Der Krieg in den deutſchen Schutzgebieten. Die Einſtellung der Jahresklaſſe 1917 in Frankreich.
Der Kampf um die Wehrpflicht in England. Japans Abſage.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 1. Dez.
(W. T. B. Amtlich.)

Weſtlicher Kriegsſchauplatz.

Weſtlich von La Baſſée richtete eine um=
fangreiche
Sprengung unſerer Truppen erheb=
lichen
Schaden in der engliſchen Stellung an. Ein
engliſches und ein franzöſiſches Flugzeug wur=
den
abgeſchoſſen; die Inſaſſen ſind gefangen
genommen.

Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.

Keine weſentlichen Ereigniſſe.

Balkan=Kriegsſchauplatz.

An einzelnen Stellen der Front fanden
erfolgreiche Kämpfe mit feindlichen Nach=
huten
ſtatt. Bei Prizrend nahmen die bulga=
riſchen
Truppen 15000 Serben gefangen und
erbenteten viele Gebirgsgeſchütze und ſonſtiges
Kriegsgerät.
Oberſte Heeresleitung.

Die Einnahme von Prizrend.

* Sofia, 1. Dez. Bulgariſcher General=
ſtabsbericht
vom 29. November: Mittags haben
unſere Truppen nach kurzem Kampfe von ent=
ſcheidender
Bedeutung die Stadt Prizrend
genommen. 1617000 Gefangene
wurden gemacht, 50 Feldgeſchütze und Hau=
bitzen
, 20000 Gewehre, 148 Automobile und
eine Menge Kriegsmaterial erbeutet. Die
Zahl der Gefangenen wächſt unaufhörlich.
König Peter und der ruſſiſche Geſandte
Fürſt Trubetzkoi ſind am 28. November nach=
mittags
ohne Begleitung mit unbekanntem Ziele
davongeritten.
Aller Wahrſcheinlichkeit nach wird die=
Schlacht von Prizrend, wo wir die letzten
Reſte der ſerbiſchen Armee gefangen
nahmen, das Ende des Feldzuges gegen Serbien
bedeuten.

Der italieniſche Krieg.
Die Verteidigung der Iſonzofront.

* Baſel, 1. Dez. (Zenſ. Frkft.) Der ſchweizeriſche
Major Tanner telegraphiert den Baſler Nachrichten
aus Görz vom 29. November mittags:
Die Tatſachen an der Iſonzofront übertreffen
weit meine Erwartungen. Es iſt beinahe unfaßbar, nach
einem großen italieniſchen Artilleriehagel und ſchwung=
vollen
Infanterieſturm die Oeſterreicher noch in der oft
ganz verſchütteten Stellung zu finden. Der Geiſt der
Verteidiger iſt vom Schützengraben bis zum Armeekom=
mandanten
abſolut der gleiche; die eindrucks=
vollſte
Zuverſicht. Ihre Unterſtützung findet dieſe
Ruhe in der Kraft und Sicherheit einer Taktik des Zu=
ſammenarbeitens
von Artillerie und Infanterie, die
jeder neuen Maßnähme des Angreifers prompt und wirk=
ſam
zu begegnen weiß. Die artilleriſtiſche und infante=
riſtiſche
Ueberlegenheit der Italiener iſt numeriſch bedeu=
tend
. Trotzdem behauptet die öſterreichiſche Artillerie ihre
Stellung und weiſt die öſterreichiſche Infanterie Angriff
um Angriff ab, oder nimmt das Verlorene im Gegenſtoß

wieder. Die Italiener ſind wohl ſchrittweiſe näher an
die öſterreichiſche Verteidigungslinie herangekommen,
haben auch den Verteidiger genötigt, da und dort die
Frontlinie abzubiegen und an zwei Stellen den Italie=
nern
eroberten Boden zu laſſen; doch ſind dies auch
abgeſehen von dem italieniſchen Aufwand an Zeit, Muni=
tion
und Menſchen, der ungeheure Totalver=
luſte
ausmacht, wirklich Kleinigkeiten. Alle
diesſeitigen Handlungen gelten dem ſtetigen Befeſtigen
und Wiederaufbauen. Kein Menſch denkt an ein
Weichen. Es herrſcht überall ein erſtaunlicher Humor.
Sollte das anſcheinend Unglaubliche eintreten, daß die
erſte Linie irgendwo derart eingedrückt würde, daß die
Oeſterreicher auf die zweite zurückgehen müßten, ſo würde
wohl einfach der Tanz der letzten ſechs Monate, der ſich
faſt mathematiſch genau immer an der gleichen öſterrei=
chiſchen
Verteidigungslinie abwickelte, in ähnlicher Weiſe
von neuem beginnen. Die Entſcheidung zwiſchen
den beiden erbitterten Gegnern ſcheint am Iſonzo in der
Weiſe fallen zu wollen, daß die Italiener daran
verbluten, ehe ſie auch nur einen politiſchen Erfolg
für ihr ungeduldiges Hinterland erreicht haben werden.
Um dieſe Zeit liegen die Oeſterreicher in den Trümmern
von Oslavia und auf der Höhe davor. Der italieniſcher=
ſeits
gemeldete Abſtieg gegen den Iſonzo kann ſich nur
auf die Hangteile bis zur bisherigen öſterreichiſchen Linie
beziehen, da der ganze Görzer Brückenkopff
nirgends durchbrochen iſt.

Der Seekrieg.

T.U. Sofia, 1. Dez. Kambana meldet: In der
Nähe von Maroni wollten die bulgariſchen Behörden ein
franzöſiſches Schiff, das Salz lieferte, kapern.
Die Franzoſen bombardierten hierauf die Küſte am
Aegäiſchen Meer, wobei ſie ihr eigenes Schiff ver=
ſenkten
. Die Beſatzung des Schiffes geriet in bul=
gariſche
Gefangenſchaft. Sämtliche Mitglieder der Be=
ſatzung
ſind Neger, die kein Wort Franzöſiſch verſtehen.

Der Balkankrieg.
Serbiens Ende.

G* Prizrend iſt genommen, dazu 16000 bis
17000 Gefangene, über ein halbes Hundert Feldgeſchütze
und Haubitzen und was ſonſt zum Kriegsmaterial ge=
hört
, erbeutet. Des Hochſtapler= und Verbrecherkönigs
Peter Herrſchaftstraum iſt ausgeträumt, er warf ſich
aufs Pferd und jagte, unbekannt wohin, davon. Schon
am Sonntag meldete der Tagesbericht, daß mit der
Flucht der kärglichen Reſte des ſerbiſchen Heeres in die
albaniſchen Gebirge die großen Operationen abgeſchloſſen
ſeien: der nächſte Zweck, des Balkanfeldzuges iſt er=
reicht
. Ueber die nächſten Zwecke hinaus gibt es aber
weitere, und nicht ausgeſchloſſen iſt, daß die weiteren
Zwecke der Balkankämpfe mit dem geheimnisvollen all=
gemeinen
Orientplan Kitcheners in Verbindung ſtehen.
Der ſerbiſche Miniſterpräſident gab dem ſterbenden
Lande in der letzten Verſammlung der Volksvertreter
eine recht merkwürdige Leichenrede mit: das Todesurteil
für das Land, das durch eine Horde von katilinariſchen
Verbrecherexiſtenzen von Untat zu Untat getrieben wor=
den
war, und ſchließlich aus dem Munde eines der Haupt=
verſchwörer
hören mußte: Serbien bleibt nur noch übrig,
in Schönheit zu ſterben. Nun, die Schönheit des
Sterbens war mäßig, wenn man an die Meute=
reien
und Offiziersmorde der ſerbiſchen Truppen denkt,
und Exkönig Peters Flucht trägt recht wenig heldiſche
Schönheit an ſich!
Durch Fürſtenmord iſt die zweite Herrſchaft der
Karageorgewitſch auf den Thron gelangt, durch Fürſten=
mord
hat ſie ihn verloren. Zeigt ſich nicht die
rächende Hand der Sexechtigkeit in dem blutigen

Drama, das an den Bergen Albaniens ſein Ende fand?
Für die Zeit, die Peter die blutige Serbenkrone trüg,
wird die Weltgeſchichte kein ſchmückendes Beiwort finden,
kein Lied wird den Namen des ſchwarzen Peters ver=
ewigen
verſunken und vergeſſen, das iſt des Sängers
Fluch.
Der Koſſowo=Sturm brauſte in der Geſtalt der deut=
ſchen
und öſterreichiſch=ungariſchen Heere über Serbien
hinweg und kehrte mit eiſernem Beſen das Land rein, um
erſt vor Monaſtir und den albaniſchen Bergen Halt zu=
machen
. Albanien iſt der alte Zankapfel zwiſchen Griechen=
land
und Italien. Wird man ihn den Griechen und
Italienern zur freundſchaftlichen Teilung überlaſſen?
Ein hoher Preis iſt es, der hier winkt, wer wird ihn
holen? Faſt ſcheint es, als ob die Strategie des hauen=
den
Schwertes vor der Diplomatie der ſchmiegſamen
Feder Halt gemacht hätte, und ſo kann es nicht wunder
nehmen, wenn in der Preſſe allerhand Vermutungen und
Hoffnungen beſprochen werden, die aufſchießen, wie die
junge Saat im Frühlingsregen.
Der Weltreiſevertreter Englands für kriegeriſche Ver=
brüderungen
, Lord Kitchener, war in Italien aufgetaucht,
um endlich etwas Schriftliches zu holen. Be=
greiflich
, den für 1916 angekündigten neuen Krieg
muß er mit beſtimmten Summen, mit Zahlen und Daten
belegen und berechnen können; noch fehlt Italien in der
Liſte, und der engliſche Generalſtab klagt, daß die italies
niſche Rubrik immer noch in jungfräulichem Weiß ſchim=
mert
. Was ſoll Italien tun? Im Norden rennt ſich
Cadorna noch immer erfolglos die Schädel ſeiner Solda=
ten
an Oeſterreichs ehernen Mauern ein. Ungeheurt
Verluſte und keine Erfolge, das iſt die Botſchaft, die den
Landesboten bei der Parlamentseröffnung unterbreitet
werden muß. Die Steuerlaſt, die Salandra dem Lande
auferlegen mußte, treibt das italieniſche Volk zur hellen
Wut. Schon kam es in Mailand zu Steuerkrawallen.
Salandra gleicht dem Manne im Syrerland, der an einem
dünnen Wurzelſtock über dem Waſſer in der Tiefe des
Brunnens ſchwebt, über ſich das wutſchnaubende Kamel,
Lord Kitchener der Schlächter von Omdurman wird
dieſen Vergleich zulaſſen, ohne ſich zu ſehr getroffen zu
fühlen , und unter ſich die ergrimmte Tiefe der italie=
niſchen
Volksſeele. Und an den ſchwachen Wurzeln, die
ihn tragen, nagt heimlich und im ſtillen die ſcharfzähnige
Maus immer mehr wachſender ſozialiſtiſcher Propaganda.
Und vielleicht auch Giolitti. Wie ſoll ſich der Mann im
Syrerlande retten? Und zu alledem ſchwebt ihm und
ſeinem Könige das warnende Beiſpiel des ſerbiſchen
Peter vor Augen. Sollte die Zahl der Könige ohne Land.
noch um einen vermehrt werden?
Serbien iſt erledigt. Alle Hilfe kommt zu ſpät. Und
Kitcheners Bemühungen in Rom können nur noch den
Zweck haben, nach engliſcher Sitte Italien als Söldner
Britanniens zur Verteidigung Aegyptens anzuwerben.
In welcher Verlegenheit England iſt, zeigt am beſten
die kürzlich im Unterhauſe gefallene ſchüchterne Andeu=
tung
, daß England einer Neutraliſierung des Kongo=
beckens
, die es bisher ſchroff abgelehnt hatte, wohlwollend
gegenüberſtehe. England will ſeine Nigger frei bekommen
zum Kampfe gegen die Mittelmächte, und deshalb ſoll
auch der zweckloſe Kampf gegen Deutſch=Oſtafrita abge=
brochen
werden. Die Italia weiß ſchon zu melden, daß
40000 farbige Engländer vor dem Kriege waren
ſie black cattle (ſchwarzes Vieh) die für Oſtafrika,
beſtimmt waren, von Durban nach Saloniki unterwegs
ſeien. Griechenland wird unbändige Freude über die
Ankunft dieſer Kulturträger mit dem ſchwarzen Fell
empfinden! Aber ſicher dürften dieſe Bambos und
Wahehes, dieſe Kaffern und Buſchmänner, nicht für=
Serbien, das ein veralteter Begriff geworden iſi, be=
ſtimmt
ſein, ſondern für Aegypten, dort ſollen ſie für
Englands Intereſſen verbluten. Lieber würde England

[ ][  ][ ]

freilich auf dem Balkan für Aegypten kämpfen, als am
Suezkanal aber das wird nun nicht mehr angehen.
Der Balkan hat über Nacht ein anderes Geſicht bekom=
men
. In der Türkei iſt England ein Feind erwachſen,
der jetzt erſt die volle Kriegsrüſtung anlegen kann und
zum Schlage gegen den Nacken Englands ausholt ſo
nannte Bismarck einſt Aegypten.
Was tun? Dieſe bange Frage wird dem am Mittel=
meere
umherirrenden Kitchener Tag und Nacht keine Ruhe
laſſen. Doch nur Geduld, im Buche des Schickſals ſteht
auch Englands Ende geſchrieben!

Der Feldzug gegen Serbien.

* Sofia, 30. Nov. Amtlicher Bericht vom
28. November. In der Richtung auf Prizrend ver=
folgen
unſere Truppen raſtlos die Serben, welche ſich in
großer Unordnung gegen Montenegro zurückziehen. Auf
der Straße Priſtina)Prizrend liegen allenthalben Aus=
rüſtungsſtücke
und Kriegsmaterial. Auf beiden Seiten der
Straße ſieht man zahlreiche tote Pferde und Ochſen, ſowie
beſchädigte Wagen und Motorlaſtwagen. Wir entdeckten
in der Umgebung des Dorfes Suharska eine erhebliche
Menge Munition ſowie zahlreiche Geſchütze, von denen
nur noch die Lafetten und Achſen übrig waren. Weiter
ſüdlich fanden wir die Trümmer eines Pontonparks einer
Pionierkompagnie. Das alles beweiſt, daß die Reſte der
ſerbiſchen Armee nur noch umherirrende Maſſen ſind.
Im Laufe dieſes Tages machten wir 2200 Gefangene und
erbeuteten 16 Geſchütze und 22 Munitionswagen. Auf der
Südfront entwickeln ſich die Operationen für uns günſtig.
Unſere Truppen beſetzten am 26. d. Mts. die Stadt Kiche=
wo
, heute nahmen ſie die Stadt Kruchewo in Beſitz. Die
Serben operieren nunmehr in dieſer Gegend nur noch
als kleine vereinzelte Abteilungen. Unſere Truppen, die
längs der oberen Cerna operieren, überſchritten dieſen
Fluß und bemächtigten ſich der Brücke und Straße, die
nach Bitolia (Monaſtir) führt. Auf den übrigen Fronten
wenig Veränderungen. In den täglichen Heeresberich=
ten
unſeres Großen Generalſtabes werden die Opera=
tionen
unſerer Truppen nur da ſkizziert, wo Aenderungen
in der Lage eintraten. Im allgemeinen wird nichts er=
wähnt
von den Fronten, wo die Lage unverändert blieb.
Dies bezieht ſich beſonders auf die ſüdliche Front, wo
infolge der paſſiven Haltung der engliſch=franzöſiſchen
Truppen unſere Berichte nur weniges über die Opera=
tionen
meldeten, die dort ſtattgefunden haben. Um jeder
Deutung dieſes Schweigens in Europa vorzubeugen, die
dieſes vielleicht als ein Zeichen von Mißerfolgen dar=
ſtellen
wollte, gibt der bulgariſche Generalſtab bekannt,
daß die Operationen der engliſch=franzöſiſchen Truppen
ſich auf das Cernatal beſchränkt haben. Die engliſch=
franzöſiſchen
Truppen haben nicht nur keinen einzigen
Schritt vorwärts dringen können über die Stellungen, die
ſie zur Zeit der Ankunft unſerer Truppen beſetzt hielten,
ſondern ſie wurden ſogar um einige Kilometer hinter
dieſe Stellungen zurückgedrängt. Alle ihre Verſuche, nord=
weſtlich
der Cerna vorzugehen, blieben erfolglos. Heute
befindet ſich kein einziger Serbe oder Franzoſe auf dem
linken Ufer der Cerna. Die Brücken des Fluſſes bis zur
Mündung in den Wardar wurden von den Serben und
Franzoſen auf ihrem Rückzuge zerſtört.

Die Nöte des Vierverbandes.

* Von der Schweizer Grenze, 30. Nov. Die
Stimmung der Pariſer Preſſe iſt, wenn mög=
lich
, noch gedrückter als vorher. Nach dem vorge=
ſtrigen
amtlichen Kriegsbericht läßt ſich, wie Oberſtleut=
nant
Rouſſet im Petit Pariſien feſtſtellt, nicht mehr daran
zweifeln, daß die Expedition zur Herſtellung einer Ver=
bindung
mit der ſerbiſchen Armee volll=
ſtändig
geſcheitert iſt, und daß das engliſch= fran=
zöſiſche
Landungskorps ſich auf eine Verteidigungsſtel=
lung
zurückgezogen hat, wo es die Armeen der Zentrall=
mächte
und der Bulgaren erwartet. Rouſſet ſelbſt, eben=

ſo wie der Major Civrieux im Matin, geben auch zu
daß die Armee Sarrail dem drohenden Anſturm
nur dann gewachſen ſei, wenn ſie ganz bedeutende Ver=
ſtärkungen
erhalte. Aber woher? ſo fragen die beiden
Militärkritiker. Und ſie machen Rußland und Italien Vor=
würfe
, weil die von ihnen verſprochene Hilfe immer noch
nicht ſichtbar werde. Im Figaro ſpricht Joſeph Reinach=
von
großen militäriſchen Vorbereitungen, über die man
noch nichts ſagen dürfe. Aber es glaubt in der ganzen
Preſſe niemand mehr daran, daß die ſo heiß erſehnte Ein=
heit
der Aktionen des Vierverbandes noch rechtzeitig in
Erſcheinung treten werde, um die Lage der Expedi=
tion
in Salonik zu einer beſſeren Wendung zu füh=
ren
. Die ſozialiſtiſche Humanité macht aus ihren ſchweren
Bedenken in bezug auf die nächſten Ereigniſſe kein Hehl.
Sie überläßt offenbar der Regierung die Verantwortung
ür das, was kommen wird. Trotz alledem wagen es die
Zeitungen nicht, der von der Regierung ausgegebenen An=
weifung
zu widerſprechen, daß Saſloniki für die ganze
Kriegsdauer beſetzt bleiben müſſe, wenn auch nur, um
die Deutſchen zu verhindern, es ſelbſt zu nehmen.
* Lugano 30. Nov. (Zenſ. Bln.) Dem
Corriere della Sera meldet Fraccaroli vom 28. d. M.
aus Salloniki, die Armee Sarrail, die auf der Front
Gradsko und Strumitza ſteht, iſt der Umklammerung und
den Angriffen durch Heere ausgeſetzt, denen ſie un=
mögllich
gewachſen iſt. An wirkſame Hilfe von
Salloniki aus iſt ſelbſt mit den Truppen, die neu aus=
geſchifft
werden, nicht zu denken. Die Rettung der Ar=
nee
Sarrail, ſo bemerkt Fraccaroli, iſt bereits ein Pro=
blem
, deſſen Löſung äußerſt ſchwierig ſein wird.
* Lugano, 1. Dez. Der Corriere d’Italia in
Rom erfährt, daß der Rückzug der Verbündeten
nach Saloniki bereits begonnen hätte, da ſie dem
furchtbaren Druck der Bulgaren nicht mehr ſtandzuhalten
vermögen.
* (Zenſ. Bln.) Das Pariſer Petit Journal erfährt
aus Rom, daß der deutſch=öſterreichiſch= bul=
gariſſche
Vormarſch auf Albanien in römiſchen
politiſchen Kreiſen große Beſorgnis hervorrufe.
Man erklärt, daß ernſte Ereigniſſe bevorſtehen, die das
Intereſſe Italiens gefährden. Die Deutſchen und Oeſter=
reicher
hätten es auf ganz Montenegro und Albanien ab=
geſehen
. Ihr Vormarſch bedrohe ſelbſt die Unteradria
und Valona.

Italien und der Balkankrieg.

* Hat die franzöſiſche Preſſe es bisher ſo hingeſtellt,
als ob das Eingreifen Italiens in den Bal=
kankrieg
jeden Augenblick zu erwarten ſei, ſo ſucht ſie
nunmehr das Ausbleiben der italieniſchen Waffenhilfe
ihren Leſern mundgerecht zu machen. Bezeichnend in
dieſer Richtung iſt ein Artikel des Figaro vom 24. No=
vember
. In ihm wird zunächſt ausgeführt, Italien, das
zur Verhütung einer Hegemonie der Zentralmächte und
einer Veränderung der Ordnung der Dinge auf dem
Balkan in den Krieg eingetreten ſei, wiſſe ſehr wohl, was
auf dem Balkan für ſeine Intereſſen auf dem Spiele
ſtehe. Wenn es gleichwohl noch nicht aktiv in den Krieg
eingetreten ſei, ſo habe dies ſeine guten Gründe. Nur
zwei Wege ſtänden ihm zur Verfügung, der eine über
Saloniki, der andere durch Albanien. Erſterer ſei ohne
die Verletzung der Neutralität Griechenlands für Italien
ungangbar. Denn während England, Frankreich und
Rußland auf Grund des (in Wirklichkeit gar kein Inter=
ventionsrecht
begründenden) Vertrages von 1830 zum
Betreten griechiſchen Gebietes berechtigt geweſen ſeien,
gelte gleiches nicht für Italien, das damals noch gar
nicht beſtand und daher an dem Vertrag gar nicht be=
teiligt
ſein konnte. Auf eine Verletzung griechiſchen Ge=
bietes
dürfe es aber Italien, bei ſeinen ſchlechten
Beziehungen zu Griechenland, nicht ankom=
men
laſſen. Auch durch Albanien könnte es nicht mar=
ſchieren
, da der einzige der drei Wege, der gangbar ſei,

über Santi Quaranta, wieder durch griechiſches Gebiet
führe. Daher wird, um Italien aus ſeinem Dilemma
zu befreien, die Aufforderung an Griechenland gerichtet,
ſchleunigſt der Entente beizutreten.

Griechenland und der Vierverband.

* London, 1. Dez. Das Reuterſche Bureau meldet
aus Athen: Die von Skuludis am 29. November den
Geſandten des Vierverbandes abgegebene Er=
klärung
ſtellt tatſächlich Griechenlands Antwort auf
den letzten gemeinſamen Schritt dar. Die Grundlage der
Antwort Griechenlands bildet die Neutralität, die ſo
lange für den Vierverband einen wohlwollenden Charak=
ter
hat, als die Souveränitätsrechte nicht angetaſtet und
keine militäriſchen Beſchränkungen auferlegt werden. Es
beſteht keine Urſache, anzunehmen, daß der Vierverband
beabſichtigt, ſeine urſprünglichen Forderungen abzuän=
dern
. Man hofft in diplomatiſchen Kreiſen auf eine gün=
ſtige
Löſung.
* Rom, 1. Dez. Die Tribuna bringt ein Telegramm
aus Athen, nach welchem dort die Lage plötzlich
ernſter geworden iſt. Geſtern überreichte Skulu=
dis
den Geſandten des Vierverbandes die
griechiſche Antwort auf die letzte Note und hatte
mit ihnen über die Fragen, die den Inhalt der augenblick=
ichen
Unterhandlungen bilden, eine Beſprechung. Es
ſcheine, daß Skuludis ſich über die guten Abſichten
Griechenlands nicht ſehr entgegenkommend
ausgeſprochen habe. Er erklärt, daß die Zurückziehung
der griechiſchen Truppen von Saloniki und die von dem
Vierverband verlangte Ueberwachung der Küſtenzone Be=
dingungen
wären, die die griechiſche Neutralität in
Frage ſtellen und verletzen würden. Giornale
d’Italia erfährt aus Athen, daß die griechiſche Re=
gierung
bereit ſei, den Forderungen des Vierverban=
des
entgegenzukommen, ſoweit es mit der Souveränität
und der Unabhängigkeit des Staates vereinbar ſei. Im
Falle, daß die Forderungen gebieteriſch geäußert würden,
würde die griechiſche Regierung einen modus vivendi
erwägen, der ihre Pflichten als Nation und die durch die
gegenwärtigen Umſtände aufgezwungene Lage in Ein=
klang
brächte.

Der Krieg in den deutſchen Schutzgebieten,

* Ueber den Krieg in den deutſchen Schutzge=
bieten
liegt die ſechſte amtliche Mitteilung vor. Ihr
iſt das nachſtehende entnommen:

Oſtafrika.

Aus allen Mitteillungen bis Ende Juli d. J. ergibt ſich
die erfreuliche Tatſache, daß es unſeren Feinden auch
weiterhin nicht gelungen iſt, auf deutſchem Bo=
den
feſten Fuß zu faſſen. Die meiſten Kämpfe
ſpielten ſich auf feindlichem Gebiet ab, in das einzelne Ab=
teilungen
der Schutztruppe ſogar auf größere Entfernun=
gen
vorgeſtoßen ſind. Von feindlicher Seite liegen Mel=
dungen
über Kämpfe aus neuerer Zeit vor, deren Richtig=
keit
noch der Beſtätigung bedarf. Einige der nach feind=
lichen
Quellen in der letzten (5.) Mitteilung bekannt gege=
benen
Ereigniſſe finden in den amtlichen Meldungen teils
eine Beſtätigung, teils aber auch eine Richtigſtellung. So
haben wir jetzt auch nähere Nachrichten über die Angriffe
der engliſchen Seeſtreitkräfte gegen den Kreuzer Königs=
berg
ſowie über die Landung der Engländer auf Bu=
koba
am Viktoria=See und die Zerſtörung dieſet Station.

Küſtengebiet.

Ueber die nach umfangreichen Vorbereitungen unter
ingeheurem Kräfteaufwand in den Tagen vom 6. bis 11.
Juli unternommenen Angriffe der engliſchen Blockade=
ſtreitkräfte
zum Zwecke der Vernichtung des Kreu=
zers
Königsberg erfahren wir:
Dienstag, den 6. Juli unternahmen bei Tagesanbruch
die vor dem Rufidjidelta ſtehenden feindlichen
Streitkräfte allgemeine Angriffe zum Zwecke der
Vernichtung S. M. S. Königsberg. Anweſend waren
die Kreuzer Weymouth‟, Hyazinth Aſtraea, Pyra=
mus
, drei Hilfskreuzer, ſieben armierte Walfiſchfänger
und zwei neue, von England erworbene, urſprünglich
für Braſilien beſtimmte, 1200 Tonnen große, ſtark armierte

Die Verfolgung der deutſchen
Koloniſten in Rußland.

**: Beim Beginn des Krieges wurden die Söhne der
deutſchen Koloniſten, wie die aller anderen ruſſi=
ſchen
Untertanen, in die Armee einberufen. Später folg=
ten
weitere Einberufungen, ſodaß jetzt die geſamte waffen=
fähige
Mannſchaft bis zum 38. Jahr bei den Fahnen ſteht.
Bald nach den Einberufungen ſchlug das bis dahin ver=
hältnismäßig
wohlwollende Verhalten der ruſſiſchen Re=
gierung
gegen die deutſchen Bauern in das Gegenteil um.
Im September wurde im Gouvernement Beßarabien
zum erſten Male verboten, deutſch zu ſprechen; ſogar auf
den Straßen der rein deutſchen Dörfer durfte bei 3000
Rubel Strafe oder im Nichtzahlungsfalle 3 Monate Ge=
fängnisſtrafe
nicht deutſch geſprochen werden. Es ſind
ſehr viele deswegen verurteilt worden, meiſt haben ſie
allerdings ihre Strafe im Gefängnis abgeſeſſen. Dieſes
Sprachverbot wurde allmählich aber in immer weitere Ge=
genden
ausgedehnt und erſtreckt ſich heute auf ganz Ruß=
land
. Weiterhin wurde befohlen, daß alle Deutſchen, die
ſich der Verbreitung falſcher Nachrichten über den Krieg
ſchuldig machten, nach Sibirien transportiert würden. Für
falſch aber wurde jede Nachricht angeſehen, die nicht
mit den offiziellen ruſſiſchen Kriegsberichten überein=
ſtimmte
. Nach Sibirien verſchickt wurden auch alle Wahl=
beamten
der deutſchen Gemeinden, die der Regierung nicht
zuverläſſig genug erſchienen.
Das alles aber war nur harmlos im Vergleich zu dem
Schlage der die deutſchen Koloniſten am 18. Februar 1915
traf. Schon längſt hatte die ruſſiſche Regierung durch
adminiſtrative Maßregeln jeden Landankauf durch Deutſche
verhindert. Jetzt ging ſie dazu über, die Deutſchen zu
enteignen. Nach den bisher herausgekommenen Liſten
muß auf Grund dieſes Geſetzes bis zum Dezember 1915
eine Bodenfläche von 2,7 Millionen Hektar verkauft wer=
den
. Im Hinblick bierauf waren ſchen im Mäxz 1915 in

den verſchiedenſten, weit voneinander gelegenen Gouverne=
ments
Rußlands die Bodenpreiſe auf ungefähr die Hälfte
des normalen Wertes geſunken. Nun kommt aber noch
hinzu, daß alle Banken angewieſen ſind, niemandem Kre=
dit
zu gewähren, der dieſe Länder deutſcher Bauern kau=
fen
will, und daß auch ſonſt durch allerlei Polizeiſchikane
der Verkauf dieſer Länder verhindert wird. Faſt die ge=
ſamte
Maſſe wird alſo im Dezember 1915 mit einem
Schlage zum Meiſtgebot geſtellt werden und, da in Ruß=
land
eben niemand Geld hat und zu dieſem Zweck ja kein
Kredit gewährt wird, für einen Spottpreis von der Agrar=
bank
oder ruſſiſchen Bauerngemeinden angekauft werden.
Es iſt zu erwarten, daß in den meiſten Fällen der Ver=
ſteigerungspreis
nicht einmal die auf dem Grundſtück
ruhenden Schulden deckt, ſodaß alſo die Beſitzer dieſer
2,7 Millionen Hektar ihr Land faktiſch umſonſt verlieren
und zu Bettlern werden. In den Dörfern, die auf dieſe
Weiſe enteignet werden, lebt eine deutſche Bevölkerung von
1,3 Millionen Seelen, die durch dieſes Geſetz heimatlos
werden, und die ruſſiſche Regierung hat verſprochen, noch
weitere Liſten der zu enteignenden deutſchen Dörfer nach=
folgen
zu laſſen, ſpeziell ſollen in Taurien noch etwa
300000 Hektar enteignet werden.
Viel ſchlimmer aber geht es den deutſchen Kolonien
im Weſten in der Nähe des Kriegsſchauplatzes. Aus faſt
ganz Polen, Wolhynien, Kurland und Litauen ſind die
deutſchen Koloniſten ausgewieſen worden, ohne daß ihnen
ausreichende Zeit gegeben wurde, ihre Wirtſchaft zu liqui=
dieren
. Allein in Wolhynien leben 200000 deutſche
Bauern. Bis zum Frühling waren nur 25000 deutſche
Bauern aus Polen in der Wolgagegend angekommen. Es
müſſen aber bis dahin ſchon über 100000 aus Oſtpolen
ausgewieſen worden ſein. Wo die anderen geblieben ſind,
wiſſen wir nicht. In Saratow ſah man häufig Züge voll
deutſcher Bauern nach Oſten durchgehen. Es hieß, ſie
gingen nach Sibirien. Man konnte aber nichts weiteres
darüber erfahren.
In Nordoſtpolen, Litauen und Kurland ſind ſehr
viele deutſche Bauern hingerichtet worden, weil man ſie

der Spionage für Deutſchland verdächtigte, oder auch ein=
fach
nur, weil ſie deutſche Truppen aufgenommen hatten.
In Kurland erhielt die geſamte deutſche Bauernbevölke=
rung
im April den Befehl, nach Oſten zu marſchieren.
Viele mußten ſich dieſem Befehl fügen, andere wurden ver=
haftet
und ſind durch Riga durch weitergeführt worden.
Einem großen Teil gelang es glücklicherweiſe, teils direkt
zu den Deutſchen überzugehen, deren Vormarſch ſo über=
raſchend
ſchnell erfolgte, daß die Ruſſen nicht darauf ge=
rechnet
hatten, teils in die großen Wälder, die Mittelkur=
land
bedecken, zu flüchten.
Die Frauen, deren Männer im Kriege ſind, erhalten,
wenn ſie zu den verſchickten Deutſchen gehören, von der
ruſſiſchen Regierung keine Unterſtützung mehr, und ſind, da
ſie außerdem von ihrem Hof vertrieben ſind, mit ihren
Kindern in der ſchrecklichſten Lage. Ebenſo ſind auch den
nicht verſchickten Frauen derjenigen Koloniſten, die in
deutſche Gefangenſchaft geraten ſind, die Unterſtützungen
entzogen. Einige ruſſiſche Zeitungen veröffentlichten ſo=
gar
dazwiſchen die Namen der in Gefangenſchaft gerate=
nen
deutſchen Koloniſten mit der Bemerkung, das ſeien die
Verräter, durch die das ruſſiſche Heer gefährdet werde.
Daß unter dieſen Umſtänden Tauſende ſterben müſſen,
kümmert die ruſſiſche Regierung nichts, ſterben doch in
Rußland noch viel mehr der eigenen ruſſiſchen Stammes=
genoſſen
an Hungertyphus, Skorbut und Epidemien.
Es ſind alſo bis jetzt mehr als die Hälfte der deutſchen
Bauernbevölkerung Rußlands entweder ſchon aus ihrer
Heimat vertrieben, oder im Begriff, vertrieben zu werden.
Auch der übrige Teil wird ſich wohl nicht lange halten,
da die Hetze gegen das Deutſchtum immer ſchlimmer
wird. Nach dem Kriege werden vielleicht die barbariſchen
Formen der Deutſchenhetze in Wegfall kommen, man wird
die Deuſchen nicht mehr in Maſſen verſchicken oder er=
ſchießen
. Aber es iſt nicht zu erwarten, daß die geſetzlich
organiſierte Deutſchenhetze, die Enteignung des deutſchen
Grundbeſitzes, aufgehoben wird. Denn die Stimmung der
ruſſiſchen Geſellſchaft wird nach einem verlorenen Kriege
nur noch deutſchfeindlicher werden. Und außerdem mußte

[ ][  ][ ]

Monitoren. Außerdem flogen über dem Delta während
des Kampſes zwei feindliche Flugzeuge zur Uebermittlung
von Beobachtungen. Unter ſtarkem Bombardement der
Kreuzer drangen die mit je zwei 5=Zentimeter= Schnellade=
kanonen
, zwei 12=Zentimeter=Haubitzen, vier 15= Zenti=
meter
=Schnelladekanonen und ſechs Maſchinengewehren
armierten Monitoren und die Walfiſchfänger in das Delta
ein und beſchoſſen S. M. S. Königsberg. Nach neun=
ſtündigem
Gefecht zogen ſich alle Streitkräfte unverrichteter
Sache wieder zurück. Nach den Beobachtungen wurde
ein Walfiſchfänger außer Gefecht geſetzt, ein Monitor
ſchwer beſchädigt. S. M. S. Königsberg iſt vollkommen
gefechtsklar und fahrbereit geblieben und hatte nur geringe
Verluſte. Ein Haubitzentreffer tötete vier Mann. Angriffe
bisher nicht wiederholt. Ein Monitor wurde Mittwoch
mittags von einem Schlepper in Richtung Inſel Mafia
fortgeſchleppt. Abteilung Delta nahm die Monitoren bei
Ein= und Ausfahrt unter ſtarkes Feuer, welches ſeitens
der Monitoren mit größtem Munitionsaufwand erfolglos
erwidert wurde. Abteilung Delta hatte keine Verluſte.
Der Angreifer hatte während des Kampfes annähernd
3000 Schuß aus Schiffsgeſchützen verfeuert. Nach auf=
gefangenen
Funkſprüchen der Kreuzer iſt zu ſchließen, daß
die Monitoren auch nicht unerhebliche Mannſchaftsverluſte
hatten. Am 11. Juli vormittags wurde S. M. S. =
nigsberg
abermals von den Monitoren gemeinſam mit
einem einlaufenden Kreuzer angegriffen. Nach helden=
mütigem
Kampfe und nachdem alle Geſchütze von S. M.
S. Königsberg außer Gefecht geſetzt und mit den beiden
letzten Schrapnellſchüſſen einer der feindlichen Flieger
heruntergeholt worden war, wurde das Schiff auf Befehl
des Kommandanten geſprengt.
Danach bedurfte es eines zweimaligen Angriffs von
zuſammen 16 Schiffen, um den deutſchen Kreuzer außer
Gefecht zu ſetzen.
Der von der engliſchen Admiralität ausgegebene Be=
richt
verſchweigt dieſen enormen Kräfteaufwand, vor deſſen
vielfacher Ueberlegenheit der Kreuzer ein ruhmreiches
Ende gefunden hat.

Nordoſtgrenzgebiet.

Im Gebiet der Nordoſtgrenze ſehen wir in den Mo=
naten
Mai bis Juli d. J. einzelne Abteilungen der Schutz=
truppe
eine rege und erfolgreiche Tätigkeit auf
engliſchem Gebiet entfalten, in der Hauptſache
gegen die Ugandabahn, ſowie gegen die von dieſer
bei Kin abzweigende Magadibahn und die in letzter Zeit
aus rein ſtrategiſchen Gründen in Bau genommene Bahn
Voj=Makatau (Taveta). Das Beſtreben der Engländer,
den Bau dieſer nach dem Kilimandſcharo führenden Bahn
möglichſt zu fördern und die dagegen deutſcherſeits unter=
nommenen
Maßnahmen führten zu einer Reihe von Zu=
ſammenſtößen
, von denen ein größerer am 14. Juli mit
einer gründlichen Niederlage der Engländer endete.
Im einzelnen iſt darüber folgendes bekannt: Oeſt=
lich
des Kilimandſcharo ſtieß die Abteilung des Haupt=
manns
d. L. Augar am 13. Mai auf eine feindliche Eu=
ropäerkompagnie
, die zurückgeworfen wurde. Am 6. Juni
ſtieß die Abteilung Liebemann bei Makatau auf drei,
wahrſcheinlich zur Arbeit am Bahnbau marſchierende feind=
liche
Kompagnien, die ſie auf große Entfernung beſchoß.
Im Laufe des Juni kam es dann noch zu mehreren Zu=
ſammenſtößen
bei Mbuyuni und bei Makatau (öſtlich
Taveta). Am 27. Juni gelang es der Abteilung des Ober=
leutnants
Gutknecht, die Bahn zwiſchen Bura und Maka=
tau
zu ſprengen. Darauf unternahmen die Engländer
Mitte Juli mit ſtärkeren Kräften einen Vorſtoß in Rich=
tung
Taveta. Die amtliche deutſche Meldung hierüber
lautet:
Am 14. Juli bedeutenderes Gefecht öſtlich Taveta.
Abteilungen Hauptmann Vorberg, Oberleutnant d. L.
Merensky und Oberleutnant d. Reſ. Steinhäuſer von
1600 Mann mit Batterie angegriffen. Feind gründlich
geſchlagen. Bisher 6 Europäer, darunter 1 Major und
1 Hauptmann, ſowie 38 Farbige beerdigt. 1 Hauptmann
ſchwer verwundet gefangen. 1 Maſchinengewehr, Waffen
und Signalgerät erbeutet. Bei uns 5 Askari gefallen.
Leutnant Dietrich und 11 Askari ſchwer verwundet.
Am gleichen Tage gelang es der Abteilung des Leut=
nants
d. R. Schnecko, die Bahn bei Mwatete zwiſchen Voi
und Bura, alſo im Rücken der vorgeſtoßenen Engländer,
zu ſprengen. Ebenſo erfolgten weitere Sprengungen am
19. und 23. Juli an bis jetzt noch nicht bekannten Punkten.
Schon in der letzten Mitteilung konnte über erfolg=
reiche
Vorſtöße gegen die Ugandabahn Ende
Mai d. J. berichtet werden. Daß dieſe Vorſtöße auch in der
darauffolgenden und auch noch in neuerer Zeit mit gutem
Erfolg fortgeſetzt wurden, beweiſen nicht nur amtliche
Meldungen, ſondern auch ſolche von feindlicher Seite. Am
2. Juni ſprengte die Abteilung von Knebel nördlich der
Station Simba einen Güterzug von etwa 30 Achſen. Der
Zug wurde gänzlich zerſtört und die Schienen auf 300
Meter aufgeriſſen. Die Abteilung hatte keine Verluſte.
Der Abteilung Brückner gelang am gleichen Tage die
Zerſtörung der Bahntelegraphenlinie in der Nähe der
Station Maſongoleni und die Abteilung des Oberleut=
nants
a. D. Büchſel zerſprengte am 21. Juni bei der

man es ja, wie bekarnt, ſchon vor dem Kriege von Jahr
zu Jahr erwarten, daß die Forderung des Verbandes
echtruſſiſcher Leute und ähnlicher Vereinigungen, das Land
den Deutſchen wegzunehmen, erfüllt werden wird. Es
iſt alſo ausgeſchloſſen, daß die deutſchen Kolonien, wie
der Krieg auch enden möge, weiter exiſtieren können. Das
einzige, was dieſen deutſchen Bauern ver=
bleibt
, iſt, nach dem Friedensſchluſſe dahin
zu wandern, wo ſie unter einer deutſchen
Regierung Anſiedelungsland bekommen
können. Wir können nur hoffen, daß bis dahin mög=
lichſt
viele am Leben bleiben, möglichſt vielen wenigſtens
ein Teil ihres Vermögens erhalten bleibt, um als ſelb=
ſtändige
Bauern ſich eine neue Heimat verſchaffen zu
können.
Unterdeſſen hat ein weiterer Befehl der Regierung
auch alle Kiewer Koloniſten ausgeſiedelt. In derſelben
grauſamen Weiſe ſind ſie nach Oſten geſchleppt worden;
im Radomysler Kreiſe lebten etwa 20000 ſie haben
Ernte und Inventar zurücklaſſen müſſen und gehen wie
ihre Brüder ins Elend, weil der ruſſiſche Zar durch dieſe
Vernichtung ſeiner deutſchen Untertanen ſich die Volks=
gunſt
der ruſſiſchen Bauern zu erhalten hofft. Die Aerm
ſten, die jetzt vertrieben werden, haben keine Preſſe mehr
zur Verfügung, denn alle deutſchen Blätter ſind geſchloſſen,
die ungeheure Blutſchuld aber die der Zar
mit der Ausrottung der Deutſchen auf ſich
geladen, wird ihre Strafe ſinden, das deutſche Volk
ſollte ſich aber ſagen, daß mit dieſem moskowitiſchen Hun
nentume keine politiſche Freundſchaft möglich iſt nur
vor der Macht beugen ſich das ruſſiſche Volk und ſeine
Regierung und dieſe Macht wird mit Gottes Hilfe im
Frieden retten, was die grauenvolle Ausrottungspolitit
des Zaren, ſeiner Regierung und ſeines Volkes vom deut=
ſchen
Bauern in Rußland übrig läßt.

Station Kompinynki eine engliſche Abteilung, von der
mehrere Leute fielen. Diesſeits keine Verluſte. Ferner
erfahren wir auf Grund amtlicher feindlicher Meldungen,
daß am 20. September bei Meile 268 eine deutſche Ab=
teilung
einen Panzerzug zur Entgleiſung brachte und
daß bei Meile 249 am 7. Oktober die Bahn geſprengt
wurde, wodurch die Lokomotive eines Zuges umſtürzte
und der größte Teil des Zuges entgleiſte. Auch die Ma=
gadibahn
wurde, anſcheinend Ende Mai, von der Ab=
teilung
des Oberleutnants Boell bei Meile 53 zerſtört.
(Fortſetzung folgt.)

Unſere Kohlenverſorgung.

npt. Man ſchreibt uns aus Berlin: Der frühzeitige
Eintritt kalter Witterung hat zu der Befürchtung Anlaß
gegeben, es könnte während des Winters eine Kohlen=
knappheit
und damit im Zuſammenhange eine Kohlen=
teuerung
entſtehen. Aus Anlaß des Krieges iſt jedoch
von den zuſtändigen Stellen eine Organiſation der Koh=
lenverſorgung
für den inländiſchen Bedarf wie
für die Ausfuhr geſchaffen, die volle Gewähr dafür bietet,
daß weder Kohlenknappheit noch Kohlenteuerung eintre=
ten
wird. Für die Ausfuhr ſind im preußiſchen Handels=
miniſterium
unter Mitwirkung der Privatinduſtrie zwei
Kohlenausfuhrſtellen, je eine für den Oſten und den
Weſten, eingerichtet worden. Die Ausfuhrbewilligungen
werden vom Reichsamt des Innern erteilt, und über die
Menge der auszuführenden Kohlen findet ein ſtändiger
Meinungsaustauſch mit dem Handelsminiſterium ſtatt.
Die zur Ausfuhr freigegebenen Mengen werden von den
Kohlenausfuhrſtellen auf die einzelnen Zechen verteilt.
Die Geſchäftsführung der Kohlenausfuhrſtelle für den
Weſten liegt in der Hand des Kohlenſyndikats. Bereits
im Sommer war es möglich, den neutralen Ländern
etwa die Hälfte der Kohlenmengen zu liefern, die ſie in
Friedenszeiten bezogen haben. Inzwiſchen iſt noch eine
weitere Steigerung eingetreten. Hieraus geht hervor, daß
von einem Kohlenmangel nicht die Rede
ſein kann; denn man würde nicht die Ausfuhr ſo er=
heblicher
Mengen zulaſſen, wenn der Inlandbedarf nicht
ausreichend gedeckt wäre. Für den inländiſchen Bedarf
iſt im preußiſchen Handelsminiſterium eine Vermittlungs=
ſtelle
eingerichtet, die in Gemeinſchaft mit dem Rheiniſch=
Weſtfäliſchen Kohlenſyndikat und den oberſchleſiſchen Koh=
lengroßhändlern
für möglichſt ſchnelle Verſorgung der
Kohlenverbraucher bemüht iſt. Für Oſtpreußen iſt unter
Beteiligung des preußiſchen Staates und der Kohlen=
induſtrie
eine beſondere Kohlenverſorgungsgeſellſchaft in
der Form einer Aktiengeſellſchaft begründet worden, die
oberſchleſiſche Kohle nach Oſtpreußen auf dem Waſſerwege
liefert. Alle dieſe Organiſationen bürgen dafür, daß in=
bezug
auf die Kohlenverſorgung zu Befürchtungen kein
Anlaß vorliegt.

Schwelnefleiſchverſorgung der Gemeinden.

** Eine verſtärkte poſitive Betätigung der größeren
Stadtgemeinden auf dem Gebiete der Schweine
fleiſchverſorgung wird von agrariſcher Seite als
zweckmäßig empfohlen, um die Verſorgung der Bevölke=
rung
mit Fleiſch zu erleichtern. Den Gemeindeverwal=
tungen
wird nahegelegt, daß ſie eine Brücke geſchäftlicher
Verſtändigung mit Schweinezüchtern und Schweinemäſte=
reien
errichten mögen; eine Aufgabe, die nicht nur in den
Bereich kommunaler Fürſorge gehört, ſondern auch, wie
praktiſche Erfahrung zeigt, ſehr wohl ſich ausführen ließe.
So hat die Elbinger Stadtverwaltung mit
verſchiedenen Schweinemäſtereien (Molkereien) für die
nächſten acht Monate einen Lieferungsvertrag über 1600
Schweine abgeſchloſſen. Die Stadt liefert den Mäſtereien
Roggenſchrot zu Vorzugspreiſen und empfängt als
Gegenleiſtung die Schweine, deren Fleiſch von den ört=
lichen
Schlächtern zu feſtgeſetzten Höchſtpreiſen verkauft
werden ſoll. Dadurch werden die übermäßigen Preisauf=
ſchläge
der Großhändler vermieden. Freilich iſt es zwei=
felhaft
, ob in großen Städten der ganze Bedarf auf die=
ſem
Wege ſich werde decken laſſen. Schwierig dürfte es
auch ſein, von der Reichsgetreideſtelle die erforderlichen
Mengen von geſchrotetem Getreide zugewieſen zu erhal=
ten
. Die Kommunen, ſo meint der Ratgeber, müßten in
Anbetracht der Futterknappheit ihrerſeits um die Beſchaf=
ſung
von Futtermitteln ſich bemühen, indem ſie auf eine
beſſere Verwertung der maſſenhaften Abfallſtoffe aus den
Schlachthäuſern und Einzelhaushaltungen hinwirken.
Natürlich ſollen die ſelbſterzeugten Futtermittel dazu die=
nen
, vertragsmäßig den Schweinemäſtereien geliefert zu
werden, damit dieſe die Schweinelieferung an die Städte
prompt auszuführen imſtande ſind. Denn eine abſicht=
liche
Zurückhaltung der Schweine liege den Landwirten
ganz fern; letztere wären vielmehr eifrig darauf bedacht,
ihren Tieren in möglichſt kurzer Zeit die Schlachtreife an=
zufüttern
, um ſie durch ihren Verkauf von den Futterkoſten
freizumachen.

Danie des Kaiſers Franz Joſeph.

* Wien 30. Nov. Seine Kaiſerliche und König=
liche
Apoſtoliſche Majeſtät haben geruht, das nachſtehende
Handſchreiben zu erlaſſen:
Lieber Generalfeldmarſchall von Mackenſen! Dank
Ihrer muſtergültigen Führung, der vortrefflichen Mit=
wirkung
der Ihnen unterſtellten Kommandanten und der
ausgezeichneten, heldenmütigen Leiſtungen der verbün=
deten
Truppen wurde der Feind empfindlich geſchlagen,
ſt am Balkankriegsſchauplatz ein hocherfreulicher Erfollg
erreicht. Führergeſchick und zähe Ausdauer der Truppen,
die das bisherige Ergebnis errungen haben, werden auch
die noch erübrigenden Aufgaben bewältigen. Dank=
rfüllten
Herzens verleihe ich Ihnen, lieber Generalfeld=

marſchall, die Brillanten zum Militärverdienſtkreuz erſter
Kllaſſe mit der Kriegsdekoration, und den Führern der
Ihnen unterſtellten Armeen, General der Artillerie von
Gallwitz und General der Infanterie von Koeveß, das
Militärverdienſtkreuz zweiter Klaſſe mit der Kriegsdeko=
ration
. Vermitteln Sie all den Braven, die unter Ihrer
ruhmgekrönten Führung Hervorragendes geleiſtet, meinen
Dank und Gruß.
Wien, am 28. November 1915.
Franz Joſeph.

Der Wechſel im öſterreichiſchen Miniſterium.

* Wien, 30. Nov. In Beſprechung der wichtigen im
Kabinett vorgenommenen Veränderungen ſagt das
Fremdenblatt:
Der neue Miniſter des Innern Prinz Hohen=
lohe
hat ſich außerordentlich in der Verwaltung mehrerer
Kronländer bewährt, er hat ſich überall durch großzügige
Auffaſſung hervorgetan und beſonders Verſtändnis für die
ſozialen Aufgaben der Exekutive gezeigt. Das Bedürfnis,
angeſichts der Aufgaben der nächſten Zukunft die Verwal=
tung
mit dem praktiſchen Wirtſchaftsleben enger zu
verbinden, insbeſondere im Hinblick auf die bevorſtehen=
den
Verhandlungen über den Ausgleich mit Ungarn einen
erprobten Fachmann zu gewinnen, dürfte zur Berufung
Spitzmüllers geführt haben, der in den letzten Jahren als
Vorſtand unſerer erſten Bankinſtitute auf ſo vielen Zweigen
der heimiſchen induſtriellen Produktion mit einem weit=
umfaſſenden
Bereich Gelegenheit hatte, ſeine im früheren
Staatsdienſt gewonnenen Einſichten oder Kenntniſſe in
vielfacher Richtung auszubreiten und praktiſch zu ver=
tiefen
. Die hervorragende Arbeitskraft des bisherigen
Handelsminiſters von Schuſter dürfte ſchon demnächſt
ein geeignetes ihm nahe liegendes Betätigungsfeld erhal=
ten
. Der Nachfolger des Freiherrn von Engel, der be=
kanntlich
ſeit Ausbruch des Krieges eine Reihe hoch=
bedeutſamer
ſtaatsfinanzieller Maßnahmen erfolgreich
durchgeführt hat, wird der bisherige Gouverneur der
Poſtſparkaſſe von Leth, unter deſſen Leitung dieſes In=
ſtitut
ſich zu einer vollwertigen Staatsbank entwickelte, die
insbeſondere bei den Kriegsanleihen die ſtrengſten
Proben beſtand. In dieſem Wirkungskreiſe hatte Leth
eine vielſeitige Berührung mit dem heimiſchen Wirt=
ſchaftsleben
und mit den großen finanziellen Intereſſen=
fragen
. Zuſammenfaſſend kann feſtgeſtellt werden, daß
im Grundcharakter und in der Richtlinte im Kabinett
des Grafen Stürgkh keine Aenderung er=
folgt
und daß das gegenwärtige Miniſterium bleibt,
was es war, als es ins Leben getreten iſt: eine nur von
der Rückſicht auf das öffentliche Wohl geleitete objektiv
und gerecht verwaltende Beamtenregierung.

Die Einſtellung der Jahresklaſſe 1917
in Frankreich.

* Paris, 1. Dez. Die Kammer beriet geſtern
einen Geſetzesantrag über die Einſtellung der
Jahresklaſſe 1917. Kriegsminiſter Gallieni
erklärte, er befinde ſich darin in vollſtändiger Ueberein=
ſtimmung
mit Joffre, daß es ſich bei der Forderung nach
der Einberufung der Jahresklaſſe 1917 nur um eine Vor=
ſichtsmaßregel
handele, der man zuſtimmen müſſe. Die
Einberufung bedeute nicht, daß die Jahresklaſſe 1917
ſofort an die Front geſchickt würde, aber es ſei nötig, daß
dieſe Jahresklaſſe lange ſorgfältig ausgebildet werde,
damit ſie für jeden möglichen Fall bereit ſei. Gallieni
forderte die Kammer auf, dieſe Jahresklaſſe ſo bald als
möglich zu ſeiner Verfügung zu ſtellen, damit ſie im
Frühjahr 1916 bereit ſei, zu einer Zeit, wo in Ueberein=
ſtimmung
mit den Alliierten die Verſtärkungen und
Rüſtungen Frankreichs ihm erlauben, eine entſcheidende
Anſtrengung zu machen. Gallieni erklärte, es würden
alle Maßnahmen ergriffen werden, um die Geſundheit der
jungen Leute zu ſchonen. Auf die Kritik eines Deputier=
ten
erwidernd, erklärte Gallieni unter einſtimmigem Bei=
fall
der Kammer, er kenne, weder Verwandte noch
Freunde, er kenne nur ſeine Pflicht. Darauf gab der
Miniſter Erklärungen ab über die große landwirtſchaft=
liche
Mobiliſierung, die er in Uebereinſtimmung mit dem
Landwirtſchaftsminiſter für das nächſte Frühjahr vor=
bereite
. Gallieni ſchloß mit der Bitte, dem Lande die
Jahresklaſſe 1917 zu geben. Durch Handaufheben nahm
darauf die Kammer die Geſetzesvorlage an.

Beſtochene Preſſe in Frankreich.

* Berlin, 1. Dez. Mehrere Morgenblätter laſſen
ſich aus Genf melden: Guſtave Tery bringt im Oeupre
einen offenen Brief an den Finanzminiſter Ri=
bot
, in dem er die Enthüllung macht, daß das fran=
zöſiſche
Finanzminiſterium durch Vermittelung der So=
cieté
Générale des Annonces an die franzöſiſchen
Blätter 50 Millionen Francs, an jedes Blatt 7500
Francs, für Aufnahme der Reklameartikel des Miniſte=
riums
für die neue Anleihe verteilen ließ. Der Abge=
ordnete
Bernard wird vorausſichtlich in der Kammer an
den Miniſter eine Anfrage in dieſer Sache richten.

Der Kampf um die Wehrpflicht in England.

* London, 30. Nov. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Geſtern abend iſt eine Verſammlung
gegen die Wehrpflicht von Londoner Studenten,
Auſtraliern, Kanadiern und Neuſeeländern geſprengt
worden. Die Eindringlinge nahmen den Flaggenſchmuck
herunter, zertrümzmerten den Stuhl des Vorſitzenden und
warfen die urſprünglichen Verſammlungsteilnehmer hin=
aus
. Hierauf veranſtalteten ſie eine Gegenverſamm=
lung
, in der die Entſchließung angenommen wurde,
den Krieg nicht früher zu beenden, als bis die Bedingun=
gen
der Alliierten angenommen ſeien.
* London, 30. Nov. In der Sitzung des Vereins
No Conſcription fellowſhip wurden Briefe der Abge=
ordneten
Trevelyan, Ramſay Macdonald, Thomas
und Snowdons gegen die Wehrpflicht verleſen.
Die Verſammlung nahm eine Reſolution an, daß die Mit=

[ ][  ][ ]

glieder auch gegen die Wehrpflicht Widerſtand leiſten
würden, was immer auch die Strafen ſein mögen.

Kitchener auf Reiſen.

* Berlin, 1. Dez. Ueber Kitcheners Beſuch
in Rom wird nach einem Telegramm der Kreuzzeitung
aus Wien aus zuverläſſiger Quelle berichtet, daß Kit=
chener
nicht auf die Teilnahme italieniſcher Truppen am
Balkan gedrängt habe, ſondern daß es ſich vielmehr um
eine Beteiligung Italiens in der Verteidigung Aegyptens
handelte. Man ſchien in Rom dieſen Gedanken nicht un=
bedingt
abzulehnen und an eine mit den Engländern ge=
meinſame
Verteidigung Aegyptens und Libyens zu
denken.
* (Zenſ. Bln.) Aus Lugano meldet der B. L.: Die
unerwartete Kürze des Aufenthaltes Kitcheners
in Italien, der nur zwölf Stunden in Rom und
zwölf Stunden im Hauptquartier weilte, und dann die
Rückreiſe antrat, wird in Italien vielfach beſprochen, und
zwar meiſt nicht hoffnungsvoll. Man befürchtet in den
Kreiſen der Kriegspartei, daß der Widerſtand Ca=
dornas
gegen den Balkankrieg fortdauere. Die
italieniſche Preſſe ſchweigt faſt vollſtändig über Kitcheners
Reiſe, wahrſcheinlich auf Weiſung der Zenſur.
* Voon der holländiſſchen Grenze, 30. Nov.
Nach einer Reutermeldung iſt Lord Kitchener wie=
der
in London eingetroffen. Am Donnerstag
wird eine Kabinettsſitzung ſtattfinden.

Die Times ruſſiſcher Hoflieferant.

* Am 24. November wurde im engliſchen Un=
terhauſe
eine Bemerkung des Rußkoje Slowo zur
Sprache gebracht, die Timesartikel über eng=
liſche
Organiſationsmängel ſänden im Aus=
land
durch deutſche Agitation eine ſchädliche Verbreitung.
Der Miniſter des Innern Simon brachte auf die An=
frage
dieſe Bemerkung zur Verleſung. Er traf damit die
Times an der empfindlichſten Stelle ihres Herzens.
Schimpflich nennt ſie am 25. ein Vorgehen, das den
Eindruck erwecken könne, Rußkoje Slowo ſei Rußlands
Stimme. Rußland ſei unzufrieden mit ihr, der Times.
Wer das behaupten könne? Zum Gegenbeweis zieht ſie
aus einer Mappe von Anerkennungsſchreiben, die ſie mit
vielen Haarwaſſerfabrikanten gemein hat, einige Zeug=
niſſe
hervor, die allſeits Beachtung verdienen: Es ge=
ſchah
gerade in den Tagen jenes angeblichen Artikels
des Rußkoje Slowo, daß wir die Gunſt erfahren durften,
ein Dankſchreiben eigenen Antriebs zu empfangen
von Herrn Saſonow von Herrn Kriwoſchein und
vom Zaren ſelbſt, die bezeugten, wieviel die Ti=
mes
für eine größere Kenntnis und ein beſſeres Ver=
ſtändnis
zwiſchen Rußland und England geleiſtet habe‟.
Darf ich hinzufügen, ſchrieb Saſonow, daß meiner
Meinung nach die Times den ganzen Krieg hindurch die
hohen Traditionen aufrecht erhalten hat, die ſie von An=
beginn
erfüllten. Eine höhere Anerkenntnis vermag ich
nicht auszuſprechen. Und der Zar ſandte uns ſein be=
ſſonderes
Lob für die militäriſchen Artikel, die Seine
Majeſtät mit größtem Intereſſe geleſen haben.
Wer wagt es hinfort, das ruſſiſche Herz der Times
frevleriſch anzuzweifeln?

Engliſche Finanznöte.

* London, 30. Nov. Daily Mail ſagt in einem
Leitartikel, der Verkauf amerikaniſcher Wertpapiere werde
nicht weit reichen, um die Verſchuldung Eng=
lands
an die Vereinigten Staaten, die in
dieſem Jahre 613 Millionen Pfund Sterling betrage,
auszugleichen. Das Blatt verlangt eine größere Spar=
ſamkeit
und empfiehlt, nach deutſchem Muſter fleiſchloſe
Tage einzuführen.

Zur italieniſchen Kammertagung.

* Mailand, 30. Nov. Dem Corriere zufolge hat
Salandra geſtern an die Abgeordneten, die unter den
Waffen ſtehen, folgendes gedrahtet: Der Ernſt der
augenblicklichen Lage berechtigt mich, die Kollegen
zu bitten, an allen Sitzungen der Kammer teilzunehmen.
Geſtern vereinigte ſich in Monte Cittorio eine Gruppe
offizieller Sozialiſten, die den Abgeordneten Tre=
ves
damit beauftragte, auf die Mitteilung der Regierung
zu antworten. Die ſozialdemokratiſche Fraktion wird
außerdem an den Debatten über die wirtſchaftlichen und
finanziellen Maßnahmen, ſowie über die Einſchränkung
der perſönlichen Freiheit teilnehmen. Der Secolo ver=
ſichert
, die Kammer werde nur einige Tage verhandeln.
Die Blätter ſtellen einſtimmig feſt, daß der Wiedereröff=
nung
der beiden Kammern allgemein mit Gelaſſenheit ent=
gegengeſehen
werde. Die Tribuna ſagt: Die Regie=
rungserklärungen
werden nicht ſo ſehr erwartet, um über
die in der Kammer einzunehmende Haltung zu entſcheiden,
als vielmehr, um eine Beſtätigung oder Abſage der Hypo=
theſen
zu erhalten, die ſich über die Aktionen Ita=
liens
und das Werk der Regierung den einen
oder anderen Sinn gebildet haben. Die Regierung ſpricht
nicht für das Parlament, ſondern für das Land. ( Wie=
derholt
, weil nur in einem Teil der geſtrigen Auflage er=
ſchienen
.)

Die Papft=Unterredung erfunden.

* (Zenſ. Bln.) Die B. Z. veröffentlichte vor kurzem
eine angebliche Unterredung eines neutralen Poli=
tikers
mit dem Papſt, worin dieſer in auffälliger Weiſe
zugunſten der Zentralmächte Stellung
nahm. Nunmehr wird der kikchenpolitiſche Mitarbeiter
der Poſt von glaubwürdigſter Münchener Sielle zu der

Erklärung ermächtigt, daß die von der B. Z. a. M. ver=
öffentlichte
angebliche Unterredung eines Neutralen
mit dem Papſte über kirchen= und weltpolitiſche Fragen
von A bis Zfreierfunden iſt. Der Mitarbeiter der
Poſt bemerkt dazu, daß der Papſt unmöglich in dieſer
Weiſe für die Zentralmächte Partei nehmen konnte,
weil er dadurch im gegenwärtigen Zeitpunkt nur ſeine
Lage verſchlimmert und die Erfüllung ſeiner Friedens=
gedanken
auf unabſehbare Zeit unmöglich machen würde.
Der Mitarbeiter der Poſt fügt hinzu, daß, ſeitdem im
Gaulois und in anderen franzöſiſchen Blättern wirkliche
Unterredungen mit dem Papſt tendenziös gefälſcht wor=
den
ſind, der heilige Vater grundſätzlich mit niemand als
mit den offiziellſten Perſönlichkeiten über die Zeitfragen
mehr ſpricht.

Der Begriff der Neutralität.

* Von der ſchweizeriſchen Grenze, 29. Nov.
Zur Lage in Griechenland bemerken die Baſler Nach=
richten
u. a.:
Griechenland hat eigentlich augenblicklich nur
die Wahl zwiſchen mehreren Uebeln. Erfüllt es
die Forderungen des Verbandes und zieht ſeine Truppen
aus den mazedoniſchen Grenzbezirken zurück, ſo läuft es
Gefahr, daß die ſiegreichen Bulgaren bis tief ins griechi=
ſche
Gebiet hinein ihren geſchlagenen Gegnern nachdrän=
gen
und dann endgültig dort bleiben, wo ſie einmal hin=
gelangt
ſind. Widerſteht es dem Verband, ſo läuft nicht
nur ſeine Handelsflotte Gefahr, vollſtändig lahmgelegt zu
werden, ſondern auch ſeine ſchutzloſen Küſtenſtädte wer=
den
unter Umſtänden ſchwer bedroht von den engliſchen
Marinegeſchützen. . . . . Für uns Schweizer geht aus der
Geſchichte der griechiſchen Neutralität im Weltkrieg jeden=
falls
eine ſehr deutliche Lehre hervor: es gibt nur
eine wirkliche Neutralität und das iſt die
ſtrenge und vollſtändige, wie wir ſie handhaben. Be=
dingte
und beſchränkte Neutralität iſt über=
haupt
keine Neutralität. Wenn Gut und Blut
ganz Griechenlands ſofort eingeſetzt worden wären, als die
erſten engliſchen Marineſoldaten griechiſchen Inſelboden
betraten, ſtünde es jetzt wahrſcheinlich beſſer um das Land,
und es hätte ſeine Achtung durchſetzen können. Aber wenn
man den erſten Quadratkilometer unverzeihlich preisgibt,
ſo gefährdet man damit bereits auch den letzten. Was die
griechiſche Diplomatie gegenwärtig anſtrebt, iſt eigentlich
gar nicht mehr Neutralitätshandhabung, ſondern Zeit=
gewinn
bis zu dem Augenblick, da man die Stärke oder
Schwäche der Vierverbandsſtellung auf dem Balkan genau
überſieht.

Japans Abſage.

* Neu=York, 30. Nov. Durch Funkſpruch von
dem Vertreter des W. T. B. New Fork Times veröffent=
licht
folgendes Telegramm des japaniſchen
Miniſters des Aeußern Baron Yſhii, das der
Times durch den hieſigen japaniſchen Konſul zugegangen
iſt: Tokio, 26. Nov. Die New York Times hat mich durch
Kabeltelegramm wegen des Interviews mit einem Ver=
treter
des Petit Pariſien befragt. Dies Interview iſt
unrichtig wiedergegeben worden. Was ich geſagt habe
iſt folgendes: Wenn Japan ein Heer nach
Europa ſchicken wollte ſo müſſe dieſes ein gro=
ßes
und mächtiges ſein. Aber eine ſolche militäriſche Ex=
pedition
iſt infolge vieler unüberwindlicher Schwierig=
keiten
, die ſich ihr entgegenſtellen, nicht durchführ=
bar
. Yſhii.

Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.

2. Dezember. Belgrad gefallen, dabei 150 Feldgeſchütze
erobert. Kriegstagung des Reichstages. Rede des
Reichskanzlers. Einmütige Annahme der neuen Kriegs=
kredite
von fünf Milliarden.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. Dezember.

* Von der Landesuniverſität. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog hat den ordentlichen Profeſſor in der
theologiſchen Fakultät der Landesuniverſität, Geheimen
Kirchenrat D. Wilhelm Baldensperger in Gießen
auf ſein Nachſuchen, unter Anerkennung ſeiner langjäh=
rigen
treuen und erſprießlichen Dienſte in den Ruheſtand
erſetzt und ihm aus dieſem Anlaß das Ehrenkreuz des
Verdienſtordens Philipps des Großmütigen verliehen.
* In den Ruheſtand verſetzt wurde der Lehrer Georg
Schuchmann zu Nieder=Modau, Kreis Dieburg, auf
ſein Nachſuchen, unter Anerkennung ſeiner langjährigen,
treuen Dienſte. Se. Königl. Hoheit der Großherzog
hat ihm aus dieſem Anlaß das Ritterkreuz 2. Klaſſe des
Verdienſtordens Philipps des Großmütigen verliehen;
ferner wurde in den Ruheſtand verſetzt der Lehrer an der
Volksſchule zu Breungeshain, Kreis Schotten, Max
Gärtner wegen geſchwächter Geſundheit.
* Verſetzt wurde der Großh. Pfandmeiſter Heinrich
Schneider zu Bingen vom Tage ſeines Dienſtantritts
an in gleicher Dienſteigenſchaft in den Beitreibungsbezirk
Mainz IIV.
* Verliehen wurde das Ehrenzeichen für Mitglieder
freiwilliger Feuerwehren durch Entſchließung Sr. =
nigl
. Hoheit des Großherzogs an Adolf Bour=
geois
Franz Buchberger, Julius Dickoré, Georg
Kraus, Heinrich Lehrmund, Rudolf Rödiger,
ſämtlich zu Gießen.
Erledigte Stelle: Die Stelle des Pfandmeiſters des
Beitreibungsbezirkes Bingen.
Kriegsauszeichnungen. Leutnant d. Reſ. im Leib=
garde
=Inf.=Regt. Nr. 115 Bernhard Engeroff erhielt
jetzt zum Eiſernen Kreuz auch die Heſſiſche Tapferkeits=
medaille
. Das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe erhielt Kriegsfrei=
williger
Ludwig Sonne, Offizier=Stellvertreter im
Reſerve=Feldartillerie=Regiment Nr. 25. Oberlehrer Pro=
feſſor
Dr. Wilhelm Heymann zu Groß=Gerau, zurzeit
Leutnant d. L. im Landwehr=Infanterie=Regiment 116,
der bereits das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe und eine ſächſiſche
Auszeichnung beſitzt, hat die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille
erhalten.
* Das Schwurgericht, das unter dem Vorſitze des
Großh. Landgerichtsrats Dr. Lehr am Montag ſeine
Verhandlungen beginnt, wird folgende Fälle behandeln:
Montag, 6. Dezember, gegen Philipp Johann Waſſum,

Lokomotivheizer von Darmſtadt, wegen Notzucht uſw.;
Dienstag, 7. Dez., gegen Leopold Braun, Taglöhner
von Groß=Steinheim, wegen Verſuchs der Urkundenfäl=
ſchung
, und Mittwoch, 8. Dez., gegen Anna Eliſabeth
Stürtz geb. Krauß und Thereſe Probſt geb. Lechner
von Darmſtadt wegen Urkundenfälſchung.
Großh. Hoftheater. Erſtauffführung von
Wolzogens Luſtſpiel Ein unbeſchriebenes
Blatt‟ Ernſt von Wolzogens Luſtſpiel Ein unbeſchrie=
benes
Blatt das in den neunziger Jahren zum erſten
Male aufgeführt wurde, gehört zu den meiſtgeſpielten und
beliebteſten Werken des Dichters. Eine Anzahl ausgezeich=
net
geſehener Figuren, vor allem eine Rolle, die in dem
Repertoire aller Naiven einen Lieblingsplatz einnimmt,
haben in der letzten Zeit zur Wiederaufnahme des Unbe=
chriebenen
Blattes in das Repertoire faſt aller Bühnen
Anlaß gegeben. Beſonders im Vorjahre hat das Werk
eine große Anzahl von Aufführungen erlebt. In der hie=
igen
Erſtaufführung, die heute, Donnerstag, den 2. De=
zember
, ſtattfindet, ſind beſchäftigt die Damen Gothe, Hin=
ken
, Meißner Müller=Hanno und Niedt, ſowie die Herren
Harprecht, Kleinert, Schneider und Weisker. Die Spiel=
leitung
hat Bruno Harprecht. Ernſt von Wolzogen wurde
eingeladen, der Erſtaufführung beizuwohnen. Die nächſte
Wiederholung des Luſtſpiels iſt für Mittwoch, den 8. De=
zember
, angeſetzt.
* Städtiſche Weihnachtsſammlung für die Krieger=
frauen
und=Kinder. Es ſei nochmals darauf aufmerkſam
gemacht, daß Gaben für die Kriegerfrauen und=Kinder
(Kleider, Stoffe, Schuhe, Geld, Lebensmittel uſw.) gerne
auch abgeholt werden, wenn ſie nicht an die unten=
ſtehenden
Sammelſtellen gebracht werden können. Dies=
bezügliche
Mitteilungen richte man an das Stadthaus, Zim=
mer
26, ſchriftlich, mündlich oder telephoniſch. Die Sam=
melſtellen
ſind: 1. Stadthaus, Zimmer 39 (von 96 Uhr).
2. Stadtknabenſchule, Müllerſtraße 11 (von 912 und
26 Uhr). 3. Viktoriaſchule (von 96 Uhr). 4. Eleono=
renſchule
(von 912 und 26 Uhr). 5. Peſtalozziſchule,
Stiftſtraße 32 (von 912 und 36 Uhr). 6. Hermannſchulle,
Eingang Karlſtraße 107 (von 912 und 26 Uhr).
* Pakete an Angehörige der öſterreichiſch=ungariſchen
Feldarmee und ihr zugeteilte Perſonen können bei den
eutſchen Poſtanſtalten fortan nicht mehr unbeſchränkt,
ſondern nur für gewiſſe, von der öſterreichiſch=ungariſchen
Verwaltung bezeichnete Feldpoſtämter zur Beförderung
angenommen werden. Es iſt Sache der Abſender, ſich über
die Zuläſſigkeit der Verſendung und über die Feldpoſt=
ämter
, von denen Pakete angenommen werden, zu ver=
gewiſſern
. Zu Unrecht aufgelieferte Pakete werden von
den öſterreichiſchen Grenzſtellen zurückgeleitet. Näheres
über die Verſendungsangelegenheiten wird bei den Poſt=
anſtalten
durch Aushang in den Schalterräu=
men
bekannt gegeben.
Deutſche Kriegskarte. An den Poſtſchaltern
wird eine von den Deutſchen Vereinen vom Roten
Kreuz ausgegebene Deutſche Kriegskarte die
den Freimarkenſtempel von 5 Pf. eingedruckt trägt, für
10 Pf. verkauft. Den Ueberſchuß von 5 Pf. für jede
abgeſetzte Karte erhält das Rote Kreuz zur Förderung
ſeiner ſegensreichen Aufgaben.
Der St. Eliſabethenverein, Konferenz St.
Ludwig, ſchreibt uns: Die ſchwere und teure Kriegszeit
ſtellt ſo bedeutende Anforderungen an unſere Mittel,
daß wir uns zur Veranſtaltung einer Verloſung
zum Beſten unſerer Armen entſchließen mußten.
Die Gewinne, für deren Beiſteuer wir herzlich danken,
werden an den bekannt gegebenen Tagen (ſiehe Anzeige)
ausgeſtellt ſein. Loſe ſind im Ausſtellungslokal ( Pfarr=
haus
St. Ludwig, Hinterhaus) zu haben. Ebendaſelbſt
werden noch Gegenſtände für die Verloſung dankbar
angenommen.
* Darmſtädter Sprach= und Handelsſchule. Eine
tiefgreifende Umwälzung auf allen Arbeitsgebieten des
deutſchen Volkes wird durch den gegenwärtigen Krieg
hervorgerufen. Das Fehlen der einberufenen Männer
im leiſtungsfähigſten Alter erfordert äußerſte Anſpannung
aller verfügbaren Kräfte, und es kann, wie die Darm=
ſtädter
Sprach= und Handelsſchule feſtzu=
ſtellen
in der Lage iſt, lobend hervorgehoben werden,
daß gegenüber den letzten Friedensjahren ſich eine
größere Anzahl von Schülern und Schülerinnen, jüngeren
und älteren Damen eifrig am Unterricht beteiligt, um
die abweſenden Männer erſetzen zu lernen und ſich
auf dem Gebiete friedlicher Tätigkeit ebenſo ausdauernd
zu zeigen, wie unſere Feldgrauen vor dem Feinde. Am
5. Januar 1916 eröffnet die Darmſtädter Sprach= und
Handelsſchule außer vollen Tageskurſen auch
Abendkurſe für einzelne Fächer, u. a. Buchführung,
Stenographie, Maſchinenſchreiben uſw. in Anbetracht der
Kriegslage zu ermäßigten Preiſen die es jedem
ermöglichen, ſich die erwünſchten Kenntniſſe anzueignen.
Der Unterricht wird nur durch die langjährig praktiſch
tätigen Leiter der Anſtalt ſelbſt erteilt. (Siehe Anzeige.)

Großherzogs Geburtstag im Felde.

Am 27. November verſammelten ſich die Unteroffiziere
und Mannſchaften der in Darmſtadt aufgeſtellten und
zum größten Teil aus heſſiſchen Landeskindern beſtehen=
den
Etappen Hilfsbäckerei=Kolonne 126 im
Soldatenheim in Gent, um in Form einer Abendunter=
haltung
den Geburtstag des Großherzogs zu ſeiern.
Ueberall in dem großen Saale ſah man neben den Reichs=
farben
das heſſiſche rot=weiß, und neben der Bühne
prangte das von einem Oberbäcker geſchenkte lebensgroße
Bild unſeres Landesherrn. Eine größere Anzahl von
Offizieren hatten der Einladung der Kolonne Folge ge=
leiſtet
und beehrten und erfreuten durch ihre Anweſenheit.
Nach dem Vortrag des Prologs aus dem Bajazzo hielt
der Kolonnenkommandeur in markigen, zu Herzen gehen=
den
Worten eine kurze Anſprache, in der er die Verdienſte
unſeres Großherzogs als Soldat und Landesvater be=
leuchtete
. Den Schluß bildete ein begeiſtert aufgenom=
menes
dreifaches Hurrah auf Seine Königliche Hoheit.
Nun folgte eine ganze Reihe von Darbietungen ernſter
und heiterer Art, Einzelvorträge, kleine Einakter, Violin=
ſtücke
, Akrobatenkünſte, ja ſogar eine Signora Monna
zeigte ſich als vorzügliche Tänzerin und Vortrags=
Soubrette. Allen Teilnehmern tat es herzlich leid, als
es 12 Uhr ſchlug und die Feier zu Ende ſein mußte. Noch
lange werden die Teilnehmer von dieſem ſchönen Abend
ſprechen, denn gar ſelten kann bei dem Tag und Nacht
durchlaufenden Betrieb die ganze Kolonne zuſammen ſein.

B. Griesheim, 1. Dez. (Kochkurſus.) Auf Ver=
anlaſſung
der Kreisbehörde wird zurzeit in hieſiger Ge=
meinde
ein Kochkurſus abgehalten, der den Zweck
hat, durch praktiſche Vorführungen die Mädchen der
oberen Volksſchulklaſſen mit den Vorteilen der Kochkiſte
im Haushalt bekanntzumachen. Die Leitung des Kurſus
liegt in den Händen der Kreishaushältungslehrerin
Fräulein Meyer. (Holzverſteigerung.) Gute

[ ][  ][ ]

Preiſe erzielte geſtern die Gemeinde bei der Holzver=
ſteigerung
aus den Diſtrikten Chauſſee=Eck und Dürrer
Kopf. Für Kiefern=Scheiter wurden 7,509,10 Mk. er=
löſt
, für Kiefern=Knüppel 7,8010,20 Mk. und für Kiefern=
Stöcke 4,505 Mk.
Jugenheim, 1. Dez. (Vortrags=Verein.)
Die Reihe der Vorträge dieſes Winters in unſerm
Verein wurde am Sonntag durch einen über England
und die Engländer den Fräulein Lili Schultheis
(Darmſtadt) hielt, eröffnet. Man hätte ſich keine beſſere
Einleitung unſeres Winterprogramms denken können.
In Fräulein Schultheis trat uns eine gründliche
Kennerin des engliſchen Volkes gegenüber. Mit ruhiger
Sicherheit, ohne Liebe oder Haß, gerecht wägend, ſtellte
ſie uns die Engländer mit all ihren Schattenſeiten und
Vorzügen vor Augen. Zwanzig in England mit offenen
Augen verlebte Jahre berechtigten die Rednerin dazu.
Vorträge ſolcher Art ſind von hohem Wert, durch die
lernen wir am beſten unſere Feinde kennen. Das
Publikum folgte geſpannt bis zum Schluſſe und die
Vortragende konnte die Befriedigung haben, ihren Zu=
hörern
wirklich etwas Bleibendes gegeben zu haben.
Unſer Vortragsverein beabſichtigt, in dieſem Winter
mehrere Vorträge über die Politik und das Leben uns
freundlich und feindlich geſinnter Völker halten zu
laſſen.
Bensheim, 30. Nov. (Treibjagd.) Geſtern fand
eine Treibjagd im Bensheimer Niederwald und einem
Teil von der Fehlheimer Feldjagd ſtatt. Es wurden ge=
ſchoſſen
: 175 Stück Haſen, 10 Faſanen, 1 Fuchs und zwei
Weihs.
d. Klein=Gerau, 1. Dez. (Beſchäftigung von
Kriegsgefangenen.) Wie in anderen Orten, ſind
auch in unſerem Dorfe ſchon ſeit dem letzten Sommer
Kriegsgefangene bei den Landwirten als Arbeiter
beſchäftigt. Am 17. Juli kamen 14 Irländer aus dem
Limburger Gefangenenlager, um in der Ernte zu helfen.
Am 4. Auguſt wurden noch 6 weitere Gefangene an der
Dreſchmaſchine beſchäftigt. Am 25. September traten nun
an Stelle der 20 Irländer, die wiederum nach Limburg
ins Lager abrückten, 27 ruſſiſche Gefangene aus dem
Lager bei Wetzlar. Letztere verſtanden die landwirtſchaft=
lichen
Arbeiten beſſer zu verrichten als erſtere. Wegen
Beendigung der Herbſtarbeiten wurden nun am 4. No=
vember
wieder 10 ruſſiſche Gefangene in das Gefangenen=
lager
zurückgebracht. Von den übrigen 17 ſind nun den
Winter über 11 bei Landwirten und 6 als Holzmacher
im Walde beſchäftigt. (Für unſere Krieger.) Wie
im vorigen Jahr, ſo wird auch dieſes Jahr die Gemeinde
den im Felde befindlichen Kriegsteilnehmern aus hieſiger
Gemeinde je ein Weihnachtskiſtchen ſenden. Zu dieſem
Zwecke verſammelten ſich am Freitag im hieſigen Rat=
hausſaal
eine große Anzahl hieſiger Jungfrauen und
verpackten unter Anweiſung unſeres Bürgermeiſters Engel
die Kiſtchen. In jedes wurde auch ein Glückwunſch=
ſchreiben
im Namen der Gemeinde gelegt.
Rüſſelsheim, 1. Dez. (Der einſame Krieger.)
Eine Konfirmandin fand am Bahndamm ein kleines
Paket, das anſcheinend ein vorüberfahrender Soldat aus
einem Militärzuge herausgeworfen hatte. In dem Päck=
chen
lagen ein paar friſche Blumen, eine Anzahl Frei=
marken
, ſowie mehrere Reklamemarken; wohl für den Fall,
daß ein Kind der Finder des Pakets ſei. Ein beigefüg=
tes
Brieflein enthält die rührenden Sätze: Wer dieſes
Paket findet, wird dringend gebeten, mir ins Feld zu
ſchreiben. Sei der Finder jung oder alt, er möge mir
den Wunſch erfüllen. Ich ziehe in den Kampf, bin ein
Waiſenkind, habe niemand, der meiner gedenkt. Ich
möchte jemand in der Heimat haben, der mir ſchreibt. Da=
zu
meine Adreſſe. Der Wunſch des braven Kriegers hat
guten Boden gefunden. Die Konfirmandin ſchreibt dem
einſamen Feldgrauen regelmäßig Briefe und ſendet ihm
fleißig Pakete. Gleichzeitig wurde der fremde Soldat in
die Liſte der im Felde ſtehenden Krieger Rüſſelsheims
aufgenommen und wird wie dieſe regelmäßig mit Liebes=
gaben
bedacht.
Klein=Steinheim, 1. Dez. (Tödlich verunglückt.)
Die 19jährige Arbeiterin M. K. Bonifer iſt in einer
Fabrik beim Reinigen einer Schnellpreſſe derart am Kopf
verletzt worden, daß der Tod eintrat.

Konzerte.

W Im Richard Wagner=Verein veranſtalte=
ten
geſtern die Konzertſängerin Fräulein Hedwig Rode
aus Osnabrück und der Violinvirtuoſe Herr Joſef Szi=
geti
aus Budapeſt ein Konzert. Eröffnet wurde es mit
dem oft geſpielten Konzert Op. 64, E=Moll, für Violine
mit Klavierbegleitung von Mendelsſohn. Herr Szigeti
iſt ein hervorragender Vertreter ſeiner Kunſt, die ihr indi=
viduelles
Gepräge durch die Größe und Energie des
Tones und die Leidenſchaft des Vortrages erhält. Es iſt
erſtaunlich, welche Töne vom vollen und ſatten Celloton
an bis zum leis ſäuſelnden Flageolett, er ſeinem Inſtru=
mente
zu entlocken weiß. Das von ihm aufgeſtellte Pro=
gramm
umfaßte in engem Rahmen das ganze Gebiet ſei=
ner
Kunſt. Eine gewiſſe Nervoſität, die ſich anfangs in=
folge
einer Oppoſition ſeines Inſtruments bemerkbar
machte, wich ſchon in dem mit glänzender Technik ge=
ſpielten
letzten Satze des Mendelsſohnſchen Konzertes der
wiedergewonnenen künſtleriſchen Ueberlegenheit. Er ſpielte
weiter vier kleinere Stücke von Händel, Bach, Beethoven
und ein Virtuoſenſtück von Pugnani=Kreisler und bewies
in dem kleinen prächtigen Menuett von Beethoven, daß er
neben der Leidenſchaft auch der Zartheit der Empfindung
in Tönen Ausdruck zu verleihen weiß. Bemerkenswert
iſt, daß dieſes Stückchen von allen den reichſten Beifall
erntete und als einziges wiederholt wurde. Den Schluß
bildeten das prachtvoll und mit breitem, ſchönem Pathos
geſpielte Albumblatt von Richard Wagner, ein ſehr an=
ſprechendes
Wiener Caprice von Fritz Kreisler und die
oft gehörte Czardasſzeue von Hubay, denen er noch ein
weiteres Flageolettſtück Zephyr von Hubay als Zugabe
folgen ließ. Die Klavierbegleitung zu dieſen Vorträgen
des jungen ungariſchen Meiſters lag bei Herrn Adolf
Knotte aus Frankfurt in berufenen Händen.
Fräulein Hedwig Rode gebietet über eine ſympa=
thiſche
Mezzoſopranſtimme die allerdings für die von ihr
gewählten getragenen Lieder nicht immer genügende
Tragkraft und Ausdrucksfähigkeit beſitzt, obwohl der
Vortrag an ſich künſtleriſche Intelligenz und hohe geſang=
liche
Fähigkeiten erkennen läßt. Weniger eignen ſich
Organ und Vortragsart für Lieder bewegten Charakters
Die Künſtlerin ſang vier Lieder von Brahms und fünf
Lieder von Schubert und als Zugabe Raſtloſe Liebe‟
Am ſchönſten gelangen Brahms’ ſeelenvolles Lied Wie
biſt du, meine Königin Schuberts hochgeniales Lied
Gretchen am Spinnrade und das ideal ſchöne muſika=
liſche
Bekenntuis An die Muſik
Herr Profeſſor Arnold Mendelsſohn begleitete
die Lieder mit gewohnter Meiſterſchaft auf dem Klavjer,

Mainz, 1. Dez. (Der Rhein) führt ſeit vorgeſtern
auf ſeiner rechten Stromſeite ſtarkes Treibeis. Es
ſtammt meiſtens vom Neckar her, der ſtellenweiſe ſchon ſehr
ſtarke Eisbildung aufwies. Auch vom Untermain kommt
jetzt ſchon viel Treibeis. Wie ſtark übrigens die Eis=
bildung
hier war, iſt aus der Tatſache erſichtlich, daß der
hieſige Winterhafen, ſowie der Zollhafen in ihrer ganzen
Breite zugefroren waren. Am Winterhafen wurde das
Eis ſchon am Sonntag von der wagehalſigen Jugend
überſchritten, und auf dem Koſtheimer Floßhafen ver=
gnügten
ſich die Kleinen bereits mit Schlittſchuhlaufen. In
einzelnen Häfen des Neckars und des Maines waren die
Schiffe ſchon völlig eingefroren. Das bedeutet für den
Monat November ein Ereignis, das ſeit Jahrzehnten nicht
da war. Jetzt iſt es mit der Herrlichkeit freilich ſchon zu
Ende. Das über 10 Zentimeter dicke Eis iſt wieder über=
all
im Abgange.
Gießen, 1. Dez. (Von der Landesuniverſi=
tät
.) Der Privatdozent für Geologie Dr. Hermann
Meyer wurde am 27. November zum außeretatsmäßi=
gen
außerordentlichen Profeſſor ernannt. Der Pri=
vatdozent
der klaſſiſchen Philologie Dr. L. Hepding
wurde zum außeretatsmäßigen außerordentlichen Profeſ=
ſor
ernannt. Dem Geh. Hofrat Profeſſor Dr. Paſch
in Gießen wurde anläßlich ſeines Doktorjubiläums von
der Breslauer philoſophiſchen Fakultät das Diplom er=
neuert
als dem Mathematiker, der in der Geometrie als
Erſter hinſichtlich der Strenge der Beweiſe und der Schärfe
der Begriffsbildung über Euklid hinausgegangen iſt
Gießen, 1. Dez. (Ein Dank der Kaiſerin.)
Aus Lich wird dem G. A. geſchrieben: Aus Anlaß des Ge=
burtstages
der Kaiſerin wurde in Lich eine Samm=
lung
von eingemachten Früchten, gedörrtem Obſt uſw.
veranſtaltet, die ſehr reichlich ausfiel. Die Kaiſerin dankte
der Veranſtalterin der Sammlung, der Fürſtin zu Solms=
Hohenſolms=Lich zu Lich in folgendem Telegramm:
Neues Palais, den 15. 11. 15. um 6 Uhr 3 Min. nachm.
Sehr gerührt danke ich Ihnen und den Frauenvereinen,
die mir eine ſo große Sendung Mus, Saft, Honig und
Backobſt geſchickt haben. Viele werden damit erfriſcht
werden, auch in der Etappe. Einiges habe ich ſelbſt heute
nachmittag in meinem Orangerie=Lazarett verteilt. 1000
Dank allen! Viktoria. Außerdem hat die Hofſtaatsdame
der Kaiſerin, Exzellenz Fräulein v. Gersdorff den
Dank in einem Brief wiederholt, aus dem folgendes noch
mitgeteilt ſei: Sie hätten nur ſehen ſollen, wie die Kai=
ſerin
ſich an Ihrer ſchönen Sendung erfreut hat, und die
Freude geht nun weiter nach Potsdam nach Berlin
bis nach Serbien. Ich denke, Sie haben ſchon einen direk=
ten
Dank von Ihrer Majeſtät erhalten. Für den Fall er
ſich verzögert die Kaiferin hat ja immer ſo viel zu tun
ſo darf ich ihm Ausdruck geben und Sie bitten, ihn der
Frau des Provinzialdirektors und allen Geberinnen aus
dem Frauenverein auszuſprechen. Die Kaiſerin freute ſich
ſehr, daß auch aus den Bundesſtaaten Obſtgaben für die
Verwundeten kamen es iſt fabelhaft viel zuſammen ge=
kommen
wir erleben in dieſer ſchweren, ſchweren Zeit
überhaupt ſo viel Großes und Schönes . . . . . . Ich kann
noch berichten, daß die ſchönen Marmeladen, Säfte, Ge=
lees
und Honig ſehr gut angekommen ſind, ein einziges
Gläschen war entzwei. Es freute die Kaiſerin, die Namen
der Geberinnen auf den Decken zu leſen und zu ſehen,
welch köſtliche Obſtſorten dabei waren. Das Backobſt iſt
ruch ſo gut und praktiſch und kann ſo gut weit verſchickt
werden.

Reich und Ausland.

Spandau, 1. Dez. (Gasvergiftung.) In einem
Hauſe der Wattſtraße in der Siemensſtadt hat man die
daſelbſt wohnende Frau Profeſſor Jacobs nebſt Toch=
ter
und einem zwölfjährigen Sohn bewußtlos im Schlaf=
zimmer
vorgefunden. Während der Nacht hatte ſich der
Schlauch des Gasheizofens gelöſt, ſodaß Gas ausſtrömte.
Erſt nach ſtundenlangen Bemühungen konnten die 3 Pec=
ſonen
ins Leben zurückgerufen werden.
Leipzig, 1. Dez. (Der größte Bahnhof Euro=
pas
.) In den nächſten Tagen wird, wie jüngſt gemeldet,
die feierliche Eröffnung des großen Leipziger
Hauptbahnhofs ſtattfinden. Damit iſt trotz der
Kriegszeit ein Werk der Vollendung nahe gebracht worden,
das ſich als unerreichtes Dokument deutſcher Ingenieur=
und Baukunſt darſtellt. Schon vor 30 Jahren hatte man
geplant, die Einzelbahnhöfe in Leipzig durch einen großen
Hauptbahnhof zu erſetzen, aber erſt im Jahre 1901 kam
eine Vereinbarung zwiſchen der preußiſchen und ſäch=
ſiſchen
Staatsbahn zuſtande, wonach der Bau eines Zen=
tralbahnhofes
für den geſamten Perſonenverkehr auf dem
Gebiet des Magdeburger, Thüringer und Dresdener
Bahnhofs mit 26 Gleiſen, ferner der Bau von Zentral=
güterbahnhöfen
, geſondert für Sachſen und Preußen, und
die dazu notwendigen Geleiſe= und Werkſtättenbauten in
Angriff genommen werden ſollten. Das mächtige Emp=
fangsgebäude
, das von den Architekten Loſſow und Kühne
erbaut iſt, beſteht aus einem 298 Meter langen Vorbau
und aus zwei Seitenflügeln. Die Hallen der Bahnſteige
ſind durch eine Querhalle mit dem Empfangsgebäude ver=
unden
. Der Verkehr der Reiſenden wird in geſonderten
Zugängen durch zwei Haupteingangshallen und ſeitliche
Ein= und Ausgänge geregelt. Bei den Erdbewegungen
wurden nicht weniger als mehrere Millionen Kubikmeter
Erde bewegt. Die Koſten der Geſamtanlage beliefen ſich
auf rund 120 Millionen Mark. Davon trugen
Preußen und Sachſen ziemlich gleichmäßig je etwa 50
Millionen und die Stadt Leipzig 20 Millionen Mark.
Böblingen, 1. Dez. (Familientragödie.) Der
ſeit 6. November mit ſeinen drei Kindern vermißte Zim=
mermann
Grob iſt heute vormittag in einem Waldteil
in der Nähe der Stadt aufgefunden worden. Er hat zu=
erſt
mit einem kleinen Taſchenmeſſer den Kindern den
Hals durchſchnitten und ſich dann ſelbſt auf gleiche Weiſe
entleibt.
Köln, 1. Dez. (Fürſorge für unſere Krieger.)
Bei der Hundertjahrfeier in Saarbrücken teilte der Ober=
präſident
Frhr. v. Rheinbaben nach der Kölniſchen
Zeitung den Beſchluß mit, eine rheiniſche Siede=
lungsgeſellſchaft
zu begründen, die den Namen
Rheiniſche Heimat tragen und den aus dem Kriege
zurückkehrenden landwirtſchaftlichen und
induſtriellen Arbeitern die Möglichkeit des Er=
wverbs
einer eigenen Heimſtätte gewähren ſoll.
Sofia, 1. Dez. (Große Kälte in Bulgarien.)
Das bulgariſche Zentral=Meteorologiſche Bureau teilt mit,
daß die Kälte am 30. November früh in Sofia 25 Grad
Celſius in Küſtendül 22 Grad Celſius und in Plewna
20 Grad Celſius erreichte. Seit 1881, ſeitdem in Bulga=
ien
meteorologiſche Beobachtungen gemacht werden, be=
trug
die niedrigſte Temperatur in Sofia 17 Grad Celſius
unter Null.

Handel und Verkehr.

* Berlin, 1. Dez. Börſenſtimmungsbild.
Die Umſätze im heutigen Börſenverkehr bewegten ſich bei
allgemeiner Zurückhaltung in recht engen Grenzen. Der
Abbröckelungsprozeß machte für die Werte der Rüſtungs=
induſtrie
weiter mäßige Fortſchritte, da im Zuſammen=
hang
mit den Erörterungen über die Wirkung der Kriegs=
gewinnſteuer
wiederum Realiſierungen erfolgten. Deutſche
Anleihen bewahrten gute Haltung. Ausländiſche Valuten
blieben bei unregelmäßigem Geſchäft allgemein behauptet.
Die im Zuſammenhang mit den Ultimoabwickelungen
eingetretene Verſteifung am Geldmarkt hat nachgelaſſen.
Tägliches Geld war zu 4½ Prozent und darunter er=
hältlich
.

Landwirtſchaftliches.
Getreide=Wochenbericht
der Preisberichtſtelle des Deutſchen Landwirtſchaftsrats
vom 23. bis 29. November.

Auf dem Gebiete der Volksernährung beſchäftigt die
öffentliche Meinung zurzeit am meiſten die Kartoffelver=
ſorgung
der Bevölkerung während des Winters und die
Wirkung der Höchſtpreiſe für Schweine auf die Fleiſch=
verſorgung
. Beide Fragen haben zu leldenſchaftlichen
Erörterungen in den Zeitungen geführt, die die tatſäch=
lichen
Verhältniſſe mehr verwirren als aufklären und nur
dazu dienen, bei unſeren Feinden den falſchen Eindruck
zu erwecken, daß die deutſche Volksernährung gefährdet
ſei. Es wäre dringend zu wünſchen, daß im Intereſſe
eines glücklichen Ausganges des Krieges eine ruhige Be=
trachtung
der Verhältniſſe Konſumenten und Produzen=
ten
wieder zuſammenführt. So dankbar und verdienſtvoll
die behördlichen Beſtrebungen ſind, die Teuerung verſchie=
dener
Lebensmittel auf ein geringeres Maß zurückzufüh=
ren
, ſo ſehr muß andererſeits davor gewarnt werden,
hierbei ſo weit zu gehen, daß die Erzeugung von Lebens=
mitteln
darunter leidet. Was nützen ſchließlich der
ſtädtiſchen induſtriellen Bevölkerung niedrige Höchſt=
preiſe
, wenn ſie dafür keine Lebensmittel kaufen kann.
Bei den behördlichen Maßnahmen auf dem Gebiete der
Volksernährung wird vielfach zu wenig beachtet, daß die
landwirtſchaftliche Produktion ſich nicht wie bei der Her=
ſtellung
induſtrieller Erzeugniſſe, wie Munition, Kano=
nen
und Gewehre, in wenigen hundert Betrieben kon=
zentriert
, ſondern daß erſtere vielmehr in Millionen klein=
ſter
landwirtſchaftlicher Betriebe dezentraliſiert iſt. Auch
ſcheint uns zu wenig beachtet zu werden, daß die land=
wirtſchaftliche
Gütererzeugung nicht wie bei der In=
duſtrie
ein mechaniſcher Prozeß iſt, den der Menſch auf
Grund eines Rechenexempels genau beherrſcht, ſondern
vielmehr einen organiſchen Prozeß bildet, der nur zum
Teil in der Gewalt des Menſchen liegt. Nirgends iſt dies
ſo deutlich in Erſcheinung getreten, als bei den Maß=
nahmen
für die Fleiſch= und Kartoffelverſorgung,
Am Getreidemarkt iſt das Geſchäft in der letzten Zeit
recht ſchleppend geworden. Die Tendenz hat ſich etwas
befeſtigt, zumal das kalte Wetter anregend wirkte. Klei=
nigkeiten
La=Plata=Mais ſind zu 845 Mark von Köln, ru=
mäniſcher
zu 880 Mark loco Hamburg angeboten. Saat=
hafer
Ligowo 2. Abſ. 455460 Mark, Pomm. Petkus.
Gelbhafer 1. Abſ. 495 Mark. Sommerſaatgerſte 515 Mark,
Sommerweizen 340350 Mark. Hafer zu Nährzwecken
340 Mark ab Mecklenb. Station. Tapiokamehl 78½. Ta=
piokablütenmehl
94½ Mark, Tapiokagrieß 78 Mark,
Duisburg. Kartoffelmehl Tertia 48 Mark, Secunda 51
Mark. Aus dem Angebot von Futtermitteln ſei erwähnt:
Weizengemenge 780 Mark Halle, Gerſtengemenge 790
800 Mark, Maſtſchrot 480500 Mark. Prima ausländiſche
Eicheln gedarrt 460 Mark, gemahlen 465 Mark, Weizen=
kleie
540 Mark, Roggengrieß 555 Mark, Leinkuchen ausl.
750 Mark loſe, Leinkuchen ab Frankfurt a. M. 790 Mark,
Hefekuchen 500 Mark, Reiskleie 320 Mark, Erdnußkleie
325330 Mark, Strohmehl 190250 Mark, getrocknete
Rübenblätter 255 Mark Magdeburg, Häckſelmelaſſe 70:30
240 Mark mit Sack, Torfmelaſſe 218 Mark Poſen. Zi=
chorienbrocken
490 Mark Magdeburg, Rübkuchenmehl
640 Mark ab Oldenburg, Spelzſpreu 270300 Mark,
Trockenſchnitzel 365 Mark. Norweg. Walmehl 580 Mark,
isländ. Heringsmehl 575 Mark, Dorſchmehl 560 Mark,
Krabbenſchrot grob 570 Mark mit Sack Bremen. Spelz=
ſpreumehl
mit Sack 270280 Mark Hamburg, Futterkar=
toffeln
6668 Mark Hamburg, Pferdemöhren *8690
Mark Hamburg, Speiſemöhren 104108 Mark Hamburg,
Winter=Weißkohl 8890 Mark Hamburg. Ausländ. Ei=
heln
friſche 270280 Mark Hamburg, ausländ. Kaſtanien
170175 Mark Hamburg. Steckrüben 4648 Mark Ham=
burg
, geſchrot. inländ. Kakaoſchalen 310 Mark Hamburg,
geſchrot. ausländ. Kakaoſchalen mit 3 Prozent Bei=
miſchung
denat. 305 Mark Hamburg, geſchrot. Kakaoſchalen
denat. mit 3 Prozent Häckſel 300310 Mark ab Hamburg.
F.C. Frankfurt a. M., 1. Dez. (Viehmarkt.)
Auftrieb: 135 Schweine. Bezahlt wurden für Lebend=
gewicht
: a) 108 Mk., b) 7893 Mk., e) 118 Mk., d) 129 Mk.
Geſchäft flott, bleibt geringer Ueberſtand.
Frucht= und Futtermittelmarkt. Auf dem
Fruchtmarkt iſt die Lage ſeit Montag unverändert. Das
Angebot, beſonders für Futtermittel, iſt etwas beſſer ge=
worden
, doch iſt die Kaufluſt, durch die hohen Preiſe, nicht
groß. Man notierte für Leinkuchen 7779 Mk., Kleie
5152 Mk., Kraftfutter 4142 Mk., Rapskuchenſchrot
5557 Mk., Hopfentreber 4143 Mk.
Kartoffelmarkt. Kartoffeln im Großhandel
und in loſer Ladung ab Verſandſtation für die hieſige
Gegend notierte man 6,10 Mk. Alles für 100 Kilogramm.

Vermiſchtes.

Eine Reichsbankſtelle für nicht ge=
münztes
Gold. Jeder weiß: heute gehört das Gold
in die Reichsbank. Nur Kleinliche, Furchthaſen und
Pflichtvergeſſene ſperren die Goldſtücke in den Geld=
ſchrank
, in die Lade, in den Strumpf. Aber es gibt noch
eine Menge Edelmetall, Silber, Gold, Platin, das der
eutſchen Nation im Weltkriege zu ſeinem Teil Wunden
heilen, Not lindern kann. Das iſt der mannigfaltige, nie
gebrauchte Schmuck, Tafelgegenſtände, alte Ringe, Mün=
zen
und dergleichen. Bisher hob man es auf auch
Gegenſtände, die keinerlei kunſtgewerblichen Wert beſitzen.
Jetzt aber iſt die Zeit gekommen, alles noch Brauchbare,
as man ſelbſt entbehren kann, der Allgemeinheit zuzu=
führen
. Der Vaterlandsdank, der faſt überall Sammel=
ſtellen
eingerichtet hat (Hauptgeſchäftsſtelle im Königl.
Kunſtgewerbemuſeum, Berlin SW 11, Prinz=Albrecht=
Straße 7), iſt bemüht, wie eine Reichsbankſtelle für alles
nutzlos umherliegende Material von verarbeitetem Edel=
metall
zu wirken. Dorthin bringe man, was in Truhen
und Käſten, faſt vergeſſen, ſich ſindet.

[ ][  ][ ]

Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.

* Wien, 1. Dez. Amtlich wird verlautbart:
1. Dezember.

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

Keine beſonderen Ereigniſſe.
Bei den dem öſterreichiſch=ungariſchen Oberbefehl
unterſtehenden verbündeten Streitkräften der Nordoſtfront
wurden im Monat November an Gefangenen und
Beute
78 Offiziere, 12000 Mann und
32 Maſchinengewehre
eingebracht.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz.

Der geſtrige Tag verlief an der Iſonzofront im
allgemeinen ruhiger. Nur der Brückenkopf von Tolmein
wurde wiederholt heftig angegriffen. Dieſe Vorſtöße des
Feindes brachen in unſerem Feuer zuſammen.
Heute nacht ſetzte ſtarkes Artilleriefeuer gegen den
Nordhang des Monte San Michele ein. Gleich=
zeitig
griffen die Italiener den Gipfel dieſes Berges an;
ſie wurden zurückgeſchlagen.
Auch feindliche Angriffsverſuche im Raum von San
Martino wurden abgewieſen.

Südsſtlicher Kriegsſchauplatz.

Unſere Truppen dringen umfaſſend gegen Plevlje
vor. Eine Kolonne greift die Gradina=Höhe ſüdöſt=
lich
des Metalka=Sattels an. Eine andere erſtürmte in
den Nachmittagsſtunden und nach Einbruch der Dunkel=
heit
den von Montenegrinern zäh verteidigten Hochflächen=
rand
zehn Kilometer nördlich von Plevlje.
Prizrend wurde am 29. November mittags von
den Bulgaren genommen.
Die Armee des Generals von Koeveß hat im
Monat November
40800 ſerbiſche Soldaten und 26 600 Wehr=
fähige
gefangen genommen und 179 Geſchütze
und 12 Maſchinengewehre erbeutet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabes:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Der Seekrieg.

* London, 1. Dez. Lloyds meldet: Der britiſche
Dampfer Kingsway iſt verſenkt worden. Der
Kapitän und 21 Mann der Beſatzung ſind gelandet, ein
anderes Boot mit 5 Perſonen wird vermißt.

Sizilien von deutſchen U=Booten belagert.

T.U. Von franzöſiſcher Seite wird gemeldet, daß
Sizilien neuerdings von deutſchen U= Boo=
ten
belagert wird. Am 19., 20. und 21. November
waren ſie vor Eſtika. Sie halten ſich auch in der Nähe der
Bucht von Syrakus und bis vor Aſſignano auf.

Austauſch von Kriegsgefangenen.

* Konſſtanz, 1. Dez. Heute abend geht der erſte
ſchweizeriſche Lazarettzug mit franzöſiſchen ſchwerver=
wundeten
Kriegsgefangenen von Kon=
ſtanz
nach Lyon ab. Am 3. Dezember trifft der erſte
Zug mit deutſchen Schwerverwundeten in Konſtanz ein.
Am 4. Dezember geht der zweite ſchweizeriſche Lazarett=
zug
mit franzöſiſchen Schwerverwundeten nach Lyon ab.
* Vliſſingen, 1. Dez. Geſtern ſind hier mit dem
Dampfer Mecklenburg 105 Mitglieder des deut=
ſchen
Roten Kreuzes angekommen, darunter 17
Offiziere aus Deutſch=Südweſtafrika. Sie ſpra=
chen
ſich anerkennend über die Behandlung in Afrika aus,
klagten aber über den Dampfer, mit dem ſie nach Eng=
land
gebracht worden waren, vor allem über die mangel=
hafte
Verpflegung. Abends ſind ſie nach Goch weiter=
gereiſt
.

Deutſche Kohlen für Rumänien.

T.U. Bukareſt, 1. Dez. Die Regierung teilt mit,
daß die Zentralmächte aus Schleſien und
Böhmen große Kohlenmengen nach Rumänien
abſenden. Auch Rußland ſendet zahlreiche Waggons
mit Kohlen an Rumänien ab.

Die Einziehung des Jahrgangs 1917
in Frankreich.

* Paris, 1. Dez. Kriegsminiſter Galllieni hat
entſchieden, daß der Jahrgang 1917 am 5. Ja=
nuar
1916 eingezogen wird. In der geſtrigen,
weitausgedehnten Kammerdebatte erklärte der Mi=
niſterpräſident
: Wir ſind ſicher, daß unſere Hilfs=
mittel
uns erlauben, unſer Ziel zu erreichen. Augenblick=
lich
bedürfen wir des Jahrganges 1917 nicht. Anderer=
ſeits
erklärt aber der Kriegsminiſter: Die Einzie=
hung
des Jahrganges 1917 werde verlangt, obgleich die
Alliierten hinſichtlich der Truppenbeſtände beſſer daſtänden
als die feindlichen Mächte.

Hungerrevolten in Rußland.

T.U. Kopenhagen, 1. Dez. Nach einer Meldung
des Dien kam es in dem ſüdruſſiſchen Orte Netewedin zu
großen Hungerrevolten. Die Bevölkerung leidet
ſtark unter der Not der Zeit, da ſie von jeder Zufuhr ab=
geſchnitten
iſt und die Preiſe deshalb ins Unerſchwingliche
ſteigen. Die vom Hunger gepeinigte Volksmenge, unter
der ſich auch eine Anzahl einberufener Landſturmleute in
Uniform befanden, griffen die Lebensmittelläden an und
zertrümmerten die Einrichtungen. Die Polizei ging mit
der blanken Waffe vor. Die Menge erwiderte mit Stein=
würfen
. Es gab eine Anzahl Tote und Verwun=
dete
: Die Kolize varhaftete 60 Perſonen.,

Der Balkankrieg.
Die bulgariſche Offenſive gegen Monaſtir.

T.U. Paris, 1. Dez. Aus Saloniki wird gemeldet,
daß die bulgariſche Offenſive gegen Monaſtir
in den letzten Tagen große Fortſchritte gemacht
hat. Die Serben waren gezwungen, vor Kruſchewo
eine Schlacht anzunehmen, welche für ſie einen ungünſti=
gen
Verlauf nahm. Die Bulgaren zogen in Kruſchewo
ein und bleiben in der Verfolgung der Serben. Monaſtir
wurde bereits geräumt. Der Verkehr Monaſtir=Saloniki
iſt unterbrochen, und man erwartet ſtündlich den Fall
Monaſtirs.
T.U. Genf, 1. Dez. Nach hier ſoeben eingetroffenen
Meldungen des Temps aus Saloniki iſt eine große
Schlacht zwiſchen den Serben und Bulgaren
in der Gegend von Monaſtir im Gange, wo
die ſerbiſchen Truppen eine neue Verteidigungslinie orga=
niſiert
haben. Verſtärkungen der engliſch=franzöſiſchen
Truppen verlaſſen Saloniki und begeben ſich an die Front.
T.U. Rotterdam, 1. Dez. Der Daily Telegraph
meldet: General Waſſitſch meldete der ſerbiſchen Regie=
rung
, daß er beabſichtige, über Durazzo nach Skutari zu
gehen. Alle Hoffnungen auf eine Rettung
Monaſtirs wurden aufgegeben, da der Feind
über eine fünffache Uebermacht verfügt. Weitere
Londoner Meldungen aus Saloniki und Monaſtir über die
militäriſche Lage lauten ſehr bedenklich. Nachdem die
bulgariſche Streitmacht auf die Ankunft öſterreichiſch=
ungariſcher
und deutſcher Verſtärkungen gewartet hatte,
ſetzte ſie den Vormarſch nach Monaſtir fort. Eine ſer=
biſche
Heeresgruppe von 10000 Mann geriet in ein Ge=
fecht
mit zwei bulgariſchen Diviſionen, bei denen ſich auch
öſterreichiſche und deutſche Abteilungen befanden. Es
fand eine erbitterte Schlacht ſtatt, aber die Ser=
ben
konnten ſich nicht behaupten und zogen ſich zu=
rück
. Nach dieſem Kampf verließen der ruſſiſche und
franzöſiſche Konſul Monaſtir. Alle in Monaſtir angekom=
menen
Verwundeten ſind nach Saloniki gebracht worden.
Monaſtir wurde geſtern völlig von den Serben geräumt.
* London, 1. Dez. Die Times erfahren aus Sa=
lloniki
: Unter den zuletzt angekommenen Flüchtlingen
befand ſich eine Anzahl öſterreichiſcher und deutſcher Un=
tertanen
, die in Monaſtir interniert waren und durch
die ſerbiſchen Behörden nach Griechenland geſchickt wor=
den
ſind. Einige ſahen ſehr dürftig und kränklich aus.

Die Lage im Sandſchak.

T.U. Budapeſt, 1. Dez. Der Kriegsberichterſtatter
des Az Eſt meldet aus Novipazar: Die zurückfluten=
den
ſerbiſchen Truppen plünderten mehrere
mohammedaniſche Dörfer des Sandſchaks. Solange dieſe
inter ſerbiſcher Herrſchaft ſtanden, iſt es dort häufig zu
Zuſammenſtößen zwiſchen der mohammedaniſchen und
ſerbiſchen Bewohnerſchaft gekommen. Die Unruhen nah=
men
erſt ein Ende, als unſere Truppen dort einmarſchier=
ten
. Von entfernt liegenden Dörfern traf noch heute
Nachricht ein, wonach montenegriniſche Banden die tür=
kiſchen
Bewohner angriffen. Um die Ordnung und Sicher=
heit
in Novibazar und in anderen Städten und Dörfern
wieder herzuſtellen, wurden bewaffnete ſtädtiſche Wachen
gebildet. Die militärdienſtuntauglichen Türken werden
von uns zumeiſt bei Wegebauten verwendet werden. Die
türkiſchen Bauern werden nur für ſolche Grundſtücke Pacht
bezahlen müſſen, deren Eigentümer Mohammedaner ſind.
Den ſerbiſchen Eigentümern wird eine Pacht nicht ge=
ſtattet
. Es wird feſtgeſtellt, daß die von den geflüchteten
Serben ausgeführten Verwüſtungen nicht ſo ſchrecklich
ſind, als man gedacht hatte. Die Truppen der Zentral=
mächte
wurden von der Bevölkerung wie eine Erlöſung
aufgenommen.

Zurückziehung der Ententetruppen.

* Salloniki, 1. Dez. (Meldung der Agence Ha=
vas
.) Infolge der Räumung des Engpaſſes von Kat=
ſchanik
durch die Serben iſt die Vereinigung der
franzöſiſchen und ſerbiſchen Streitkräfte
nutzlos und unmöglich geworden. Auch der
Marſch der Franzoſen auf Veles iſt nutzlos geworden,
da die Zurückziehung der Truppen aus der Gegend von
Krivolac begonnen hat. Krivolac, welches der Mit=
telpunkt
der Unternehmungen war, wird bald zu einem
vorgeſchobenen Poſten werden, der zur Grundlage De=
mirkapu
hat, wo die Franzoſen große Streitkräfte zu=
ſammenziehen
. Entgegen den Nachrichten aus bulgari=
ſcher
Quelle halten die Franzoſen alle auf dem linken
Wardar=Ufer bis Krivolac eroberten Stellungen beſetzt

Die Erledigung der engliſch=franzöſiſchen Komödie.

TU Sofia, 1. Dez. Ein bulgariſcher Miniſter ſagte
im Geſpräch: Ich erachte den ſerbiſchen Feldzug
ſo gut wie erledigt. Selbſtverſtändlich wird Bul=
garien
ſo lange unter Waffen bleiben, bis auch die
übrigen Verbündeten Serbiens niederge=
rungen
ſind und keine Gefahr mehr bedeuten. Die
Erledigung der engliſch=franzöſiſchen Komödie, die für
die Feinde eine Tragödie werden wird, gehört in unſer
Programm. Wir werden nicht raſten, bevor wir nicht
vor jeder Möglichkeit geſchützt ſind.

Die verlorene Partie der Entente.

* Turin, 1. Dez. Die Stampa bringt zwei militä=
riſche
Artikel, von denen der eine nachweiſt, daß Italien
wohl daran getan habe, ſich nicht an dem Bal=
kanunternehmen
zu beteiligen, das militäriſch
ein Irrtum und eine Gefahr, und politiſch ein Miß=
erfolg
ſei. Der zweite Artikel ſagt, daß die jetzt von
einigen Blättern verlangte Truppenentſendung
nach Syrien, die den Suezkanal retten ſollten, ein
großer Irrtum wäre. Kitchener werde in London
dafür eintreten, daß ſowohl der Balkanfeldzug als auch
das Dardanellenunternehmen rückgängig gemacht werden.
Auch werde er dafür ſorgen, daß nicht ein dritter Fehler
mit einer unglücklichen Expedition nach Syrien begangen
werde. Kitchener ſei der Meinung, dem Vierverbande
bliebe, wenn er ſiegen wolle, nur ein Weg, nämlich, die
deutſchen Linien in der Champagne und im
Artois zu durchbrechen. Nur auf dieſe Weiſe
könne Aegypten gerettet werden.
* Mailand, 1. Dez. Eine Korreſpondenz des
Corriere aus Rom enthält folgende Stelle: Eine hohe
fremde Perſönlichkeit, die dieſer Tage in Rom anweſend
war, drückte die Meinung aus, daß die Engländer
und Franzoſen gut täten, ſich vom Balkan zu=
rückzuziehen
, um ſich in Saloniki zu verſchanzen.
(Gemeint iſt offenbar Kitchener. D. Red.)

Die Haltung Griechenlands.

* London, 1. Dez. Die Times erfahren aus
Athen: In Beantwortung der Forderung des Vier=
verbandes
, die griechiſchen Truppen aus dem
von den Alliierten beſetzten Gebiete zurückzuziehen,
erklärt die griechiſche Regierung, daß ſie dies für
unausführbar hält, weil dadurch andere Schwie=
rigkeiten
entſtehen würden. Es wird auf die Einſetzung
eines Ausſchuſſes von Sachverſtändigen ge=
drungen
.

König Peter erkrankt.

* Berlin, 1. Dez. Der Lokalanz, berichtet aus
Stockholm: Einzelheiten über die Erkrankung des
Königs Peter von Serbien beſagen, daß der
König auf der Reiſe nach Skutari, die er mit Paſitſch zu
Pferde zurückgelegt hat, ungeheure Entbehrun=
gen
ausſtand. Er iſt oft 36 Stunden ohne Nahrung
geblieben. Die diplomatiſchen Miſſionen am ſerbiſchen
Hofe haben ſich nach Montenegro begeben und werden
von dort über Italien nach Saloniki reiſen. Ein Teil
der Miſſionen wird in die Heimat zurückkehren.

Enver Paſcha in Sofia.

* Berlin, 1. Dez. Die B. Z. meldet aus Sofia:
Der türkiſche Kriegsminiſter Enver Paſcha iſt hier
eingetroffen. Am Bahnhofe hatte er mit dem Kriegs=
miniſter
Naidenow und General Sawoff eine län=
gere
Unterredung.

Der Krieg im Orient.

* Konſtantinopel, 1. Dez. Das Kriegspreſſe=
quartier
teilt mit: Die engliſchen Befehlshaber und Sol=
daten
an der Irakfront handeln als würdige Schü. Kitcheners, des berüchtigten Schlächters von
Omdurman. Die Engländer, die infolge des Gefechtes
am 22. November in unſere Stellungen in der Umgebung
von Kteſiphon eindrangen, töteten ſechs Perſonen,
die mit dem inneren Dienſt in dem Mauſoleum eines
Heiligen in der Nähe von Kteſiphon beauftragt waren.
Als wir nach drei Tagen die Stellungen wieder nahmen,
fanden wir mit großer Empörung die verſtümmelten
Leichen jener Diener nicht weit von dem Mauſoleum.
Wir überlaſſen der öffentlichen Meinung Europas das
Urteil über dieſe barbariſchen Handlungen.
* London, 1. Dez. Der Sonderberichterſtatter des
Reuterſchen Bureaus an den Dardanellen meldet:
Kitchener beſuchte während ſeines Aufenthaltes im
Mittelmeer die Gallipolifront und ſagte in einer
Anſprache an die Truppen, der König würdige ihre Ver=
dienſte
, die alle Erwartungen übertroffen hätten. ( Kitche=
ner
iſt aber ſehr beſcheiden geworden.)
* Berlin, 1. Dez. Der Lokalanzeiger berichtet aus
Kriſtiania: Nach einer Meldung der Rjetſch aus Ba=
tum
iſt der Ort Trwams (?) im Lemkoranſchen Bezirk
von perſiſchen Banden überfallen worden,
die weit in ruſſiſches Gebiet eingedrungen ſein ſollen.

Die Bedrohung Aeguptens.

T.U. Athen, 1. Dez. Die Engländer arbeiten fieber=
haft
an der Befeſtigung des Suezkanals. Eng=
liſche
und franzöſiſche Militär=Ingenieure gebrauchen die
ſchon in Flandern angewandte Methode, einzelne Teile zu
überſchwemmen. Sie errichten ferner künſtliche Anhöhen
mit Befeſtigungswerken, um den Anſturm abzuwehren.
T.U. Genf, 1. Dez. Unmittelbar nach Kitcheners
Unterredung mit Briand verlautet in Regierungskreiſen,
daß Kitchener über die von ihm in Aegypten veran=
laßten
Truppenbewegungen nur teilweiſe befriedigende
Meldungen erhielt. Es bedürfe der äußerſten Energie der
dortigen britiſchen Autorität, um die weit über den Kreis
der in Kairo anſäſſigen Intellektuellen hinaus bis tief
nach dem Sudan reichenden politiſchen und
religiöſen Bewegungen zu bekämpfen. Die
Privatmeldung von der Hinrichtung einer Anzahl anti=
britiſcher
Verſchwörer iſt unbeſtätigt, für richtig hält man
aber die Erneuerung der Bitte des anglo=ägyptiſchen
Khediven, ſich ins Privatleben zurückziehen zu dürfen.

* Wien 1. Dez. Gelegentlich des Beſuchs in Wien
at der Deutſche Kaiſer den Thronfolger Erzher=
zog
Karl Franz Joſeſ a la suite der deutſchen Ma=
rine
geſtellt. Der Erzherzog tritt damit an die Stelle,
die ſein verewigter Oheim Erzherzog Franz Fer=
dinand
viele Jahre hindurch inne hatte. Das Hand=
ſchreiben
des deutſchen Kaiſers erinnert auch an dieſe Tat=
ſache
.
* Bern, 30. Nov. Laut einer römiſchen Meldung
des Secolo hat Kardinal Mercier dem Papſt ſein
Bedauern ausdrücken laſſen, an dem bevorſtehenden Kon=
ſiſtorium
nicht teilnehmen zu können.
* Paris, 1. Dez. Der Temps meldet aus Madrid:
Im Senat forderte Marquis Rozaleja, daß die Pro=
paganda
für die franzöſiſche Anleihe ver=
boten
werden ſolle, da ſie ſpaniſche Gelder außer Landes
ziehe. Die Regierung erklärte, eine ſolche Maßnahme ſei
unmöglich und unnütz.
* Amſterdam, 30. Nov. Der Staatsanwalt
beantragte gegen den Chefredakteur Schröder des be=
kannten
Hetzblattes Telegraaf, der ſeinerzeit in einem
Eingeſandt geſchrieben hatte, daß es im Zentrum Eu=
ropas
Schurken gebe, die für den Krieg verantwortlich
ſeien, ſechs Monate Gefängnis. Das Urteil wird ſpäter
bekanntgegeben werden.
* London 30. Nov. Die Morning Poſt erfährt
aus Kopenhagen: Der Dampfer der ſkandinaviſchen Ame=
rikalinie
Oskar II., welchen Ford und ſeine Anhänger
mieteten, um die ſogenannte Friedensexpedi=
tion
nach Europa zu bringen, wird zuerſt Kri=
ſtiania
anlaufen und dann nach Kopenhagen weiterſah=
ren
. Die Delegierten werden ſich hierauf nach Stockholm
und Amſterdam begeben, wo vermanente Friedensbu=
reaus
errichtet werden ſollen. In Amſterdam wird eine
Friedenskonferenz abgehalten. Der Dampfer ſoll am 4.
Dezember Neu=York verlaſſen.
* London, 1. Dez. Die letzte Verluſtliſte nennt
57 Offiziere und 895 Mann. 30 Mann vom engliſchen
Train werden aufgezählt, die bei dem Angriff auf das
engliſche Transportſchiff Woodſield ge=
tötet
, verwundet oder gefangen worden ſind. Dies iſt die
erſte Andeutung von amtlicher engliſcher Seite über den
Vorfall.
* WWilmington (Delaware), 1. Dez. (Reuter.)
In der hieſigen Pulverfabrik fand eine Explo=
ſion
ſtatt, bei der 30 Menſchengetstet worden ſind.

[ ][  ][ ]

Deutſcher Reichstag.

* Berlin, 1. Dez. Der Haushaltungsaus=
ſchuß
des Reichstages hat den Geſetzentwurf über
die Kriegsabgaben der Reichsbank mit einem
Zentrumsantrag angenommen, den Reingewinn aus den
Jahren 1915 und 1916 ſtatt zur Hälfte, zu Dreivierteln
dem Reiche zuzuweiſen.
* Berlin, 1. Dez. Im Haushaltungsaus=
ſchuß
des Reichstages erwiderte der Staatsſekre=
tär
auf die Anregung eines Redners der Fortſchrittlichen
Volkspartei, den Geſetzentwurf über die Beſteuerung
von Einzelperſonen zur Erfaſſung der
Kriegsgewinne im Februar oder März dem Reichs=
tage
vorzulegen, er glaube, mit Sicherheit die Vorlage bis
zu dieſem Zeitpunkte in Ausſicht ſtellen zu können. Er
denſke nicht an eine rohe und brutale Steuer, nach der ein=
fach
in allen Fällen 50 Prozent vom Gewinn genommen
werden ſollen. Die verſchiedenen Verhältniſſe ſollten be=
rückſichtigt
werden.
* Berlin, 1. Dez. Dem Vorwärts zufolge beſchloß
die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion,
im Reichstag folgende Interpellation einzubringen:
Iſt der Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben,
unter welchen Bedingungen er geneigt iſt, in Friedensver=
handlungen
einzutreten?

Letzte Nachrichten.

* München, 1. Dez. Die Reichsratskammer
iſt zu ihrer erſten Sitzung der gegenwärtigen Tagung zu=
ſammengetreten
, um die bereits vorliegenden geſetzgebe=
riſchen
Arbeiten zu erledigen. Vor Eintritt in die Tages=
ordnung
ſprach der Präſident Fürſt Fugger=Gloett
der tapferen Armee und beſonders den bayeriſchen Trup=
penführern
Kronprinz Rupprecht und Prinz Leopold den
Dank aus. Die im Felde Stehenden verrichteten Wunder
von Tapferkeit, bei den zu Hauſe Gebliebenen ſehen wir
den eiſernen Willen, jedes Opfer auf ſich zu nehmen. Aner=
kennnende
Worte zollte der Präſident auch der muſtergül=
tigen
Haltung der Preſſe und ihrem Verſtändnis für die
Aufgaben der großen Zeit. Rühmend hob er weiter den
Anteil der bayeriſchen Truppen an dem deutſchen
Siegeszug hervor und ſprach das Gelöbnis treuen Zu=
ſſammenhaltens
zu Kaiſer und König aus, um für das
Vaterland einen dauernden Frieden zu erreichen. Dar=
auf
wandte ſich der Miniſter des Innern Freiherr von
Soden in einer längeren Anſprache an das Haus und
gedachte ebenfalls rühmend der herrlichen Erfolge der
Deutſchen und ihrer Verbündeten auf den zahlreichen
Schlachtfeldern, nicht minder des Zuſammenaxbeitens
aller Beteiligten in der Heimat, um durchzuhallten, ſowie
der Verdienſte der Preſſe. Die Hoffnung der Feinde, daß
wir mit unſeren Nahrungsmitteln nicht durchreichen wür=
den
, ſei bitter betrogen worden. Die Bayern wollen auch
ferner mit die erſten ſein, um dem Vaterlande, in Treue
feſt zum Herrſcherhauſe und zu Kaiſer und Reich, zu die=
nen
, eines Sinnes mit den deutſchen Bundesſtämmen.
Ohne jede Verzögerung erledigte die Kammer dann meh=
rere
Geſetzentwürfe. Die nächſte Sitzung findet am 21.
oder 22. Dezember ſtatt.

Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotteric.

* Berlin, 1. Dez. In der heutigen Vormittags=
ziehung
der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſen=
lotterie
fielen 15000 Mark auf Nr. 180 166, 10000
Mark auf die Nrn. 90762 197230, 5000 Mark auf die Nrn.
102993 170413 250002, 3000 Mark auf die Nrn. 4483 14345
16325 20795 21680 35599 50885 57767 58648 62653 64806
67944 79153 89553 97547 111009 111786 115401 124354
132479 138119 147918 149987 152566 153237 155213 169502
178900 188121 188360 192349 193180 196209 107908 204656
207393 215497 216678 218320 218612 225938 231332.
In der Nachmittagsziehung fielen 15000 Mark auf Nr.
135926, 10000 Mark auf Nrn. 50061 211439 222930, 5000
Mark auf Nrn. 19305 19865 85902 126515 158959, 3000
Mark auf Nrn. 6770 7848 17690 18210 41169 42553 58208
61936 64188 66544 69518 69688 79309 81707 83236 91431
99737 103333 106314 108071 116892 118200 144963 145356
153665 156259 158692 158711 160409 160587 170040 173702
176171 181438 185957 195849 201490 205579 210394 210836
211861 214136 222104 223157 223236 227358 232516. (Ohne
Gewähr.)

Neue Bücher.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.

Der Flieger von Ypern‟. Eine Geſchichte
aus dem großen Weltkriege. Deutſchlands Jugend er=
zählt
von C. F. Stauffer. Mit Bildern von G. Ba=
chem
. Fein gebunden Preis 3 Mk. Verlag von A. An=
ton
u. Co., Leipzig und Berlin. Mit ſeinem bereits in
10. Auflage vorliegenden Fahnenträger von Verdun
eroberte der Verfaſſer ſich die Herzen unſerer Jugend im
Sturm. Num kommt er mit einer neuen Weihnachtsgabe,
und auch dieſe wird nicht verfehlen, allen deutſchen Kna=
ben
Herz und Seele warm zu machen. Wie den Fahnen=
träger
von Verdun zeichnet auch dieſes neue Werk Stauf=
fers
echt deutſche Geſinnung und hohe vaterländiſche Be=
geiſterung
aus, und es wird nicht verfehlen, ſeinem Ver=
faſſer
zu den alten viele neue Freunde hinzu zu gewinnen.
Mein Vaterland. Deutſche Jugendbücher
zur Pflege der Vaterlandsliebe. Band 22. Otto Vi=
tenſe
, Weltkriegsbilder. Nach Berichten von Mitkämpfern
und Augenzeugen zuſammengeſtellt. In Pappband ge=
bunden
60 Pf. Stuttgart, Verlag von Adolf Bonz
& Comp.
Am 8. Dezember dieſes Jahres ſind hundert Jahre
verfloſſen, ſeit Adolf von Menzel das Licht der Welt er=
blickte
. Das hat die Veranlaſſung zu einem neuen Buche
über Menzel gegeben, das unter dem Titel Adolf von
Menzel, der Maler deutſchen Weſens her=
ausgegeben
von Georg Jacob Wolf, ſoeben bei F. Bruck=
mann
A.= G. in München erſchienen iſt. Preis broſchiert
3 Mk., gebunden 4,50 Mk. Auf 138 Seiten ſind 149 Werke
des Meiſters in vorzüglichen, vielfach ganzſeitigen Ton=
und Strichätzungen wiedergegeben. Aus dem reichen, faſt
vollſtändigen Material, das dem Verlage als dem Heraus=
geber
früherer großer Menzelwerke und dem verlagsrecht=
lichen
Vertreter der Menzelſchen Erben zur Verfügung
ſteht, iſt das Beſte ſorgfältig ausgewählt worden.

Die Kriegskinderſpende der Kronprinzeſſin.

* Berlin, 27. Nov. Die von der Kronprin=
zeſſin
ins Leben gerufene Kriegskinderſpende
deutſcher Frauen hat erfreulicherweiſe ſchon einer großen
Anzahl bedürftiger Kriegsmütter geholfen; ſie wird ihre
ſegensreiche Tätigkeit deſto weiter ausdehnen können, je
mehr und reichlicher die Spenden gütiger Geber fließen.
Leider wird eine Menge von Arbeitskraft, Zeit und Geld
mmützerweiſe vertan durch die zu Tauſenden eingehen=

den Schreiben ſollcher Frauen, die nach den nun einmal
getroffenen Beſtimmungen für die Spende nicht in Frage
kommen können. Man ſollte es nicht glauben, was hier
Tag für Tag verfehlt wird. Bedacht werden durch ein
Geſchenk aus den Beſtänden der Spende können nur be=
dürftige
Mütter, die ſeit dem 20. September d. J., dem Tag
des Aufrufs der Frau Kronprinzeſſin, durch die Geburt
eines Kindes geſegnet wurden, und deren Männer ſich
zur Zeit der Geburt des Kindes im Heeresdienſt befan=
den
oder inzwiſchen im Dienſt ſtarben oder fielen. Und
da ſchreiben nun Frauen mit Kindern, die alle vor dem
obengenannten Termin geboren wurden, da ſchreiben
Frauen, deren Männer gar nicht Soldat ſind oder ge=
weſen
ſind, es ſchreiben ſolche, die offenſichtlich nicht be=
dürftig
ſind, ja es ſchreiben ſolche, die gar keine Kinder
haben.
Möchten doch alle Frauen ſich recht genau überlegen,
ob ihre Lebensumſtände für dieſe Spende zutreffen; und
wenn das der Fall iſt, dann mögen ſie getroſt das kurze
Geſuch abſenden, das außer ihrer genauen Adreſſe nur den
Geburtstag des Kindes und den Tag des Eintritts des
Mannes in den Heeresdienſt zu enthalten braucht, und
dem amtliche Beſcheinigungen nicht beizuſügen ſind; ge=
warnt
aber ſeien ſie davor, ſich unnütz das Geld aus der
Taſche locken zu laſſen von Winkelſchreibern, die ihnen
zu Unrecht vorreden, ſie müßten da etwas bekommen.
Und möchten doch andererſeits überall, zumal auf dem
Lande und in Induſtriegegenden, Lehrer, Geiſtliche, Orts=
vorſteher
, Damen und Herren, die im Dienſte der Wohl=
tätigkeitsverbände
ſtehen, mit gutem Rat den Kriegs=
müttern
helfen, damit ſolche Bedürftige, bei denen die
Bedingungen zutreffen, aus der Spende erfreut werden
können, andere aber zu anderen Stellen geleitet werden,
von denen ihnen vielleicht Hilfe kommen kann.
Der Verwaltung der Spende iſt es fortan nicht mehr
möglich, unzutreffende Geſuche zu beantworten; die hohen
Beträge, die dabei für das Porto allein auszugeben
wären, müſſen der Spende zu ihrem eigentlichen Zweck
erhalten bleiben.
Geſuche müſſen die Aufſchrift tragen: Kriegskinder=
ſpende
deutſcher Frauen, Privatkanzlei der Frau Kron=
prinzeſſin
, Potsdam. Geldſpenden wollen freundliche
Helfer gütigſt an die Diskonto=Geſellſchaft Potsdam,
für das Konto Kriegskinderſpende deutſcher Frauen, ein=
zahlen
.

Briefkaſten.

Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
F. G. Ueber die Berechnungen bei Feſtſetzung der
Kleiepreiſe erteilt Ihnen vielleicht die Landwirtſchaftskam=
mer
Auskunft.
W. Sch. Zeitig untauglich wegen Krankheit des
Herzens oder der großen Gefäße.
Kno. Da der Gasherd einen Mangel aufweiſt, der
ſeine Gebrauchsfähigkeit weſentlich beſchränkt, oder ſogar
ausſchließt können Sie Rückzahlung des Kaufpreiſes ver=
langen
. Bei der Lampe können Sie dagegen nur dann
Rückzahlung des Kaufpreiſes verlangen, wenn Sie beim
Abſchluß des Kaufes ausdrücklich zur Bedingung gemacht
haben, daß die Lampe im Gebrauch die Färbung behält.
Andernfalls nur eine der durch den Fehler bedingte
Wertminderung entſprechende Herabſetzung des Kauf=
preiſes
. Läßt ſich der Verkäufer zu einer gütlichen Verſtän=
digung
nicht herbei, ſo müſſen Sie beim Amtsgericht Klage
erheben.

Verluſtliſte.

* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 378 ent=
hält
u. a.: Infanterie=Regimenter Nr. 116, 168; Reſerve=
Infanterie=Regimenter Nr. 116, 221, 223; Landwehr= In=
fanterie
=Regimenter Nr. 116, 118. Weiter ſind erſchienen
die Bayeriſche Verluſtliſte Nr. 233, die Sächſiſche Ver=
luſtliſte
Nr. 223 und die Württembergiſche Verluſtliſte
Nr. 297.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 379
enthält u. a.: Infanterie=Regiment Nr. 118; Reſerve=
Infanterie=Regimenter Nr. 116, 222 bis einſchl. 231.
Weiter ſind erſchienen: Sonder=Verluſtliſte des Deutſchen
Heeres (Unermittelte) Nr. 9 in Geſtalt einer beſonderen
Kunſtdruckbeilage, die Sächſiſche Verluſtliſte Nr. 224 und
die Württembergiſche Verluſtliſte Nr. 298.
(Schluß des redaktionellen Teils.)

Preis:
¼ Flaſche M. 1.50
½ Flaſche
85 Pfg.

(I, 16591)

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1878

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Darmstadt Bismarckstrasse 21.
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Reichhaltiges Sarglager. Mäßige Preise.
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und provisionsfreien Scheck-Konten.
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Helft den tapferen Bulgaren,
Deutſchlands treuen Freunden!
Geldannahme für das bulgariſche Rote Krenz bei
der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblattes
Rheinſtraße 23. (15646a

Gewinnanszug
der
6. Prenßiſch-Fäddentſchen
(232. Königlich Preußiſchen) Klaſſenlotterte
5. Klaſſe 20. Ziehungstag 30. November 1915

Auf jede gezogene Nummer find zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, nud zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II.

Gedenket der Kleiderſammelſtelle
(14125a
Friedrichſtraße 24.

(Ohne Gewähr A. St.=A. f. B.)
(Nachdruck verboten)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
6 Gewinne zu 10000 Mk. 130104 157331 171093
10 Gewinne zu 5000 Mk. 28153 51664 (65042
211719 226389
66 Gewinne zu 3000 Mk. 1460 5897 81944 32539
34791. 35165 35797 42335 44054 44569 57465 61695
64885 66507 101938 106319 109121 128061 12848s
132584 137451 137985 138039 149581 156329 159324
166564 177964 181991 201616 201976 206030 212698
142 Gewinne zu 1000 Mk. 1203 4817 5481 8991.
9724 20948 27326 32545 34677 35365 41168 42066
51691 52575 53253 54466 55963 62183 62585 66447
67309 68303 69626 70786 71127 71619 76803
88867 97689 101380 102470 104018 106149 109684
111659 113481 125923 129309 130498 181980 133808
135044 136351 139705 144227 145015 154039 154133
158550 169776 165898 165980 168893 168934 169477
171008 185317 186300 187360 189410 193614 203008
205307 206926 207418 208921 212125 213844 213673
225446 225549
210 Gewinne zu 500 Mk. 354 521 8358 10881
13010 13330 15610 16761 17140 20063 20470 20501
24934 27563 29686 36735 37371 39179 40294 41794
49326 63909 55050 57619 58304 58964 60924 61816
63885 65532 65683 66975 67527 67593 69070 69110
72105 72210 72774 73359 74458 80507 81291 65931
88407 90145 90278 92817 96454 97827 98892 99338
100680 100925 110223 110929 112112 112812 116534.
122983 123002 129530 131227 133603 134109 138594
141955 145962 149506 150377 151478 157731 168124
164214 165169 167402 168967 170244 170447 177493
178840 179617 181137 182660 165563 186276 187469
187583 187947 168290 191238 197167 198984 200455
202920 203978 204866 206682 214559 217194 216087
223694 224610 230395 232999
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
10 Gewinne zu 5000 Mk. 14285 83056 92430
121712 127490
68 Gewinne zu 3000 Mk. 9512. 10455 14647 51287
66549 60436 61430 62511 64395 71258 71393 86450
108335 112510 122004 125089 126358 134344 135303
137353 145938 152517 152618 178499 191569 194535
195569 196589 202118 207787 213580 220511 223390
227787
130 Gewinne zu 1000 Mk. 19398 23138 23265 24729
28080 51251. 52555 53349 53620 59680 61653 62906
63467 65656 76514 76705 83759 84096 84357 85107
86321 92476 92532 99648 100215 100516 10061.1
101142 111369 112157 112332 115232 122352 122497
124863 125264 125723 125732 134068 134362 140482
146143 146678 152649 155695 159865 163697 164159
166264 167691 186930 187937 188078 190811 191269
192675 200774 205612 206523 209666 213036 222061
224716 225980 229100
200 Gewinne zu 500 Mk. 4187 4416 5404 5641.
7723 8090 16401 18395 19764 26035 27381 29622
32754 34530 44795 49372 61221 52148 54631 56462
69363 60300 69116 69415 70173 71770 74239 76485
81440 82229 87721 89439 93165 94470 96453 96990
98063 98423 106895 107924 108553 109545 109873
110076 121308 121668 128976 130074 130942 181261.
133377 142882 144979 145256 146660 145835 146390
150485 158438 166362 169622 169669 170834 171422
171532 173853 179434 182309 162683 162948 183750
164064 184420 186124 189080 191983 192491 193628
195691 195868 196447 197651 203107 206511 206609
207859 208029 208097 211568 212153 216663 217000
218169 221668 221720 222299 226338 229482 231706
233622

Tageskalender.

Donnerstag, 2. Dezember.
Großh. Hoftheater, Anfang 7½ Uhr, Ende 9¾ Uhr
(Ab. C): Ein unbeſchriebenes Blatt
Vortrag von Dr. Berger um 8¼ Uhr im Hörſaal des
Phyſikaliſchen Inſtituts der Techniſchen Hochſchule
(Volksbildungsverein).
Hauptverſammlung des Landesvereins für Innere
Miſſion um 10¾ Uhr im Landesſynodalgebäude.
Generalverſammlung der Darmſtädter Volksbank
um 8¼ Uhr im Fürſtenſaal
Monatsverſammlung des Gartenbauvereins um
8 Uhr im Kaiſerſaal.

Verſteigerungskalender.

Freitag, 3. Dezember.
Acker=uſw.=Verſteigerung des Johann Asheuer um
10½ Uhr auf dem Ortsgericht I.
Fundſachen=Verſteigerung um 9 Uhr im Fund=
bureau
zu Frankfurt, Poſtſtraße 6.
Leitung: Dr. Oito Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Haus H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige Honorar=
forderungen
ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

[ ][  ][ ]

Trauer-Kleidung

Schwarze Kleider
Schwarze Kostüme
Schwarze Röcke

: Schwarze Mäntel
: Schwarze Blusen
Schwarze Unterröcke

Auswahlsendungen in Trauerkleldung werden sofort erledigt.
G. m.
D. Renteld & Co., b. H. Speziamaus
Ludwigstr. 5.
(12682a) Telephon 2539.

Familiennachrichten.

IEIRE KRIEGSTRAUUNG
BEEHREN SICH ANZUZEIGEN
GG. HIRTZINGER U. FRAU
PAULA, GEB. TROST.
DARMSTADT, 1. DEZEMBER 1915.
(*9366

Den Heldentod fürs Vaterland erlitt unſer
lieber A. H.
Bipl.-Ing.
Julius Fey
Musketier im Infanterie-Regiment Nr. 81.
Er ſtarb am 28. November 1915 im Lazarett
zu Homburg an den Folgen ſeiner im Felde
(16629
zugezogenen Leiden.
Wir gedenken ſeiner in Treue!
In tiefer Trauer:
Die Turnerſchaft Merovingia.
J. A.:
Fritz Kanold.
Darmſtadt, den 2. Dezember 1915.

Den Heldentod fürs Vaterland ſtarb am
26. November mein herzensguter, braver Sohn,
unſer lieber, guter Bruder
(*9389
Ernſt Bretſch
Bionier im Pionier-Regiment Nr. 35
im Alter von 23 Jahren.
In tiefer Trauer:
Eleonore Bretſch Witwe,
Hedwig Bretſch,
Eugen Bretſch, z. Zt. im Lazarett in
Leipzig,
Otto Bretſch, Ingenieur,
Heinrich Bretſch, z. Zt. Kriegsgefangener
in England,
Fritz Bretſch, z. Zt. im Felde,
Johanna Bretſch.

Meten

Wetterausſichten für Donnerstag: Trüb, vielfach
nebelig, zeitweiſe Regen, keine weſentliche Temperatur=
änderung
.

Weiblich


Buchhalterin
bilanzſich.) mit all. vork. Bureau=
arb
. vertraut, ſucht Vormittagsſtllg.
Ang. u. C 91 a. d. Geſchäftsſt. (*
Fräulein, m. gut. Zeugn., bew.
in Stenographie u. Maſchinenſchr
ſucht ſof. Stelle. Ang. unt. C 94
an die Geſchäftsſtelle. (*9321ds
Geübte Schneiderin
ſucht Beſchäftigung in Konfektion.
Ang. u. D 11 a. d. Geſchäftsſt. (*
ſucht Stellung
Fraulein zum Servieren
in einem Reſtaurant oder Kaffee,
geg. ganz geringe Vergütung. Ang.
u. D 5 an die Geſchäftsſt. (*9350
Unabh., ält. Mädch. ſ. tagsüb. Ar=
beit
, geht auch Waſchen u. Putzen
(*9328
Langgaſſe 41.
Saub., ehrl. Fräul. empf. ſich
aushilfsw. im Servieren. Näher.
(*9343
in der Geſchäftsſtelle.
Jung. Mädchen ſucht Laufſt. v.
morg. b. n. d. Spülen od. vor= u.
nachm. Wienerſtr. 62, Hth. (*9393
15jähr. Mädchen ſucht Stelle
(*9364
für den ganzen Tag.
Darmſtr. 21, Stb., part.
Kochfr., der. Mann 10 Mon. ſ. F.,
tücht. u. ſparſ. i. Herrſch.= u. Hotelk.
ſ. v. morg. b. nachm. Arb. b. beſch. An=
ſprüchen
. Ang. unter D 1 an die
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*9357
Aelteres, braves, ſehr fleißiges
Mädchen ſucht Stelle zu älterem
Ehepaar, Dame oder Herrn.
Suche mehrere Mädchen in gute
(*9371ds
Stellen.
Katharina Jäger,
gewerbsmäßige Stellenvermittle=
rin
, Luiſenſtraße 34.
Jung., beſſ. Mädch. möchte in
gutem Hotel oder Penſion das
Kochen erlernen; übernimmt etwas
Hausarb. Taſchengeld erwünſcht.
Angebote unter C 98 an die
Geſchäftsſtelle.
(*9338
Männlich
Tücht. Kaufmann
verh., militärfr., ſucht Bureaupoſt.,
am l. Vertr. d. Chefs in Det.= Ge=
ſchäft
, bei beſch. Anſprüch. Ang. u.
C 73 a. d. Geſchäftsſt. (*9225mdf
Für Jungen, der zu Oſtern die
Schule verläßt, w. Lehrſtelle bei
einem Konditor geſucht. Ang. u.
C 88 an die Geſchäftsſt. (*9312df

Stellen

Weiblich
Nur gebild. Verſönlichkeitenzu
Beſuchen in guten Bürgerfamilien
für Darmſtadt und Umgegend geg.
Proviſion geſucht. Ang. u. D 6
an die Geſchäftsſtelle. (*9349
Für den Vertrieb von
Weihnachts= und Neu=
jahrskarten

werden 2 tüchtige Frauen oder
Mädchen geſucht.
Angebote unter & 95 an die
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*9330

Junges, ſauberes und fleißiges
Mädchen
zum Reinhalten der Räume und
für andere leichte Arbeit per ſofort
für den ganzen Tag geſucht.
Geschw. Strauss, Phot. Atelier,
Wilhelminenſtraße 9. (*16586md
Für ſofort wird ein gut
empfohlenes, tüchtiges Mädchen
für halbe Tage geſucht. Georgen=
ſtraße
10, 2. Stock. (*9278mdf
Ordentl.,
ſaubere Lauffrau
od. Mädchen tagsüber, vielleicht
auch zur Aushilfe per ſof. geſucht.
Stiftſtraße 17, II.
*9352)
ſofort
Ordentl. Laufmädchen geſ.
*9351) W. Barth, Waldſtr. 26.
Junges Mädchen, vorm. v.
810 u. nachm. v. 23 Uhr, geſ.
*9347) Alte Ireneſtr. 9, part.
Jüngeres Fräulein
welches zu Hauſe ſchlafen kann,
im Nähen bewandert iſt und ſchon
bei Kindern war, ſofort geſucht.
Ang. mit Zeugnisabſchr. u. evtl.
Bild unter C97 an die Geſchäfts=
(*9327
ſtelle ds. Bl.
Junges Mädchen zwei Stun=
den
morgens zum Fleiſchaus=
tragen
geſucht Nieder=Ramſtädter
(*9336ds
Straße 57 b.
geſucht für
Monatsfrau nachmittags
(*9340
Mollerſtraße 29, III.
zum 1. Januar
Mädchen für
Gesucht Küche u. Haus,
ſowie Zweitmädchen, w. etwas
nähen kann. Vorzuſt. morg. bis
10 Uhr u. abends v. 7 Uhr ab.
Frau Oberstleutnant Lang,
Heinrichſtr. 145, p. (*9391dso
Saub.,
für
zuverläſſ. Laufmädchen morg.
geſucht, 23 Std. Meldungen v.
112 Uhr. Lichtenbergſtr. 16, III. (*
Suche g. bürgerl. Köchin, Allein=
u
. Dienſtmdch. für Herrſchafts= u.
Geſchäftshs. Karolina Beck, ge=
werbsmäßige
Stellenvermittlerin,
Karlſtraße 25, I.
(*9376
Suche braves, ordentl.
Schulmädchen
für Ausg. nachm. 48.
(*9370
Wilhelminenſtr. 4, Laden.
Männlich
Dachhalter
mit allen vorkommenden Bureau=
arbeiten
vertraut, militärfrei, ſof.
geſucht. Angeb. m. Gehaltsanſpr.
u. Zeugnisabſchr. erbet. (16559md
Lippmann May.
Für einen leichtgehenden Artikel
Wiederverkäufer geſucht. (*9382
geſucht bei
Schuhmachergeſelle
(16479a
W. Lastritius, Nieder=Ramſtadt.
Geſ. ein 1
auf
älterer Schuhmacher Woche
f. dauernd. Viktoriaplatz2. (*9277md
Tücht. Werkzeugſchloſſen
bei hohem Lohn geſucht. (B16581
J. Nohl, Martinſtraße 24.
Tüchtiger Mann
als Maſchinenmeiſter und Vor=
arbeiter
geſucht.
(*9246md
Preßhefefabrik Eberſtadt.

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tagsüber zu 3jährig. Kinde u. et as
Hausarbeit geſucht. Frau am Tage
abweſend, im Beſſunger Stadtteil.
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Junge,
für 2 Stunden
ſaubere Flall vormitt. geſucht
49345) Näh. in der Geſchäftsſt.

ſofort geſucht.
Kirchſtraße 7.

Georg Goetz,
(*9365df

Kräfiger Lehrling
oder jugendl. Arbeiter
für meine Raſiermeſſerfabrik gegen
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Lage, ca. 900 am geſamte Fläche,
hypothekenſicher, günſt. Zahlungs=
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[ ][  ][ ]

N. V. 17. 14510. 15. z. 9. A.
Bekanntmachung
tetreffend Beſchlagnahme Veräußerung und Verarbeitung von wollenen und
halbwollenen Wirk= und Strickwarenlumpen und von wollenen und halbwollenen
Abfällen der Wirk= und Strickwarenherſtellung.

Nachſtehende Bekanntmachung wird auf Erſuchen des Königlichen Kriegs=
miniſteriums
auf Grund der Bekanntmachung über die Sicherſtellung von Kriegs=
bedarf
vom 24. Juni 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 357) mit dem Bemerken zur allgemeinen
Kenntnis gebracht, daß Zuwiderhandlungen nach § 6 dieſer Bekanntmachung mit
Strafe bedroht ſind‟).

§ 1. Inkrafttreten.

Die Anordnungen dieſer Bekanntmachung treten mit Beginn des 1. Dezember
1915 in Kraft.
§ 2. Von der Bekanntmachung betroffene Gegenſtände.
Von dieſer Bekanntmachung werden betroffen:
alle geſtrickten, gewirkten, gehäkelten und trikotartigen wollenen und halb=
wollenen
Lumpen und Abfälle, ſortiert und unſortiert, auch mit Seide
untermiſcht, in weißer und in allen anderen Farben, insbeſondere
1. wollene und halbwollene Strümpfe und ſonſtige ge=
ſtrickte
und gewirkte Sachen,
im nachſtehenden
2. wollene und halbwollene Trikotſtrümpfe und Trikotagen, 1 kurz Wirk= und
3. wollene und halbwollene Schals und Zephirs,
Stricklumpen
4. neue Fabrikationsabfälle der unter Ziffer 1 bis 3 ge=
genannt
.
nannten Gattungen,

§ 3. Von der Bekanntmachung betroffene Perſonen.

Von dieſer Bekanntmachung werden alle Perſonen betroffen, welche ſich gewerbs=
mäßig
mit dem Ein= und Verkauf oder der ſonſtigen Verwendung und Verarbeitung
von Wirk= und Stricklumpen (§ 2) befaſſen (alſo nicht z. B. Haushaltungen).

§ 4. Beſchlagnahme.

Alle in § 2 bezeichneten Gegenſtände werden hiermit beſchlagnahmt.
Trotz der Beſchlagnahme iſt das Sortieren von Lumpen erlaubt und erwünſcht.
Trotz der Beſchlagnahme ſind ferner alle Veränderungen und Verfügungen zu=
läſſig
, die mit Zuſtimmung der Kriegs=Rohſtoff= Abteilung, Sektion W. IV., des
Königlich Preußiſchen Kriegsminiſteriums, Berlin SW 48, Verlängerte Hedemann=
ſtraße
11, erfolgen.

§ 5. Veräußerungserlaubnis.

Trotz der Beſchlagnahme iſt die Veräußerung der in § 2 bezeichneten Gegenſtände
zu Heeres= oder Marinezwecken erlaubt.
Als Veräußerung zu Heeres= oder Marinezwecken gilt nur die unmittelbare oder
mittelbare Veräußerung an ſolche Sortierbetriebe, welche von der Kriegswollbedarf=
Aktiengeſellſchaft in Berlin mit dem Ankauf der in § 2 bezeichneten Gegenſtände für
die Zwecke des Heeres= oder Marinebedarfs beauſtragt ſind.
Die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Königlich Preußiſchen Kriegsminiſteriums
wird eine Liſte der von der Kriegswollbedaef=Aktiengeſellſchaft in Berlin beauftragten
Sortierbetriebe veröffentlichen. Dieſe Liſte iſt auch bei der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung,
Sektion W. IV., des Königlich Preußiſchen Kriegsminiſteriums erhältlich.

§ 6. Verwendungserlaubnis.

Trotz der Beſchlagnahme iſt die Weiterverarbeitung der in § 2 bezeichneten
Gegenſtände erlaubt, ſofern dieſe vor Inkrafttreten dieſer Bekanntmachung bereits ge=
wolft
waren.
Erlaubt iſt ferner das Miſchen, Reißen, Färben und Karboniſieren ſowie jede
andere Art der Verwendung und Verarbeitung der in § 2 bezeichneten Gegenſtände
zur Herſtellung ſolcher Ganz= und Halberzeugniſſe, deren Anfertigung unmittelbar
von dem Königlich Preußiſchen Kriegsminiſterium, dem Reichs=Marineamt dem
Bekleidungs=Beſchaffungsamt oder durch Vermittlung der Kriegswollbedarf= Aktien=
geſellſchaft
in Berlin oder des Kriegs=Garn= und=Tuchverbandes E. V. in Berlin
ausdrücklich veranlaßt iſt.

§ 7. Freigabeanträge und Anfragen.

Für Freigaben iſt die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung, Sektion W. IV., des Königlich
Preußiſchen Kriegsminiſteriums in Berlin ausſchließlich zuſtändig.
Anfragen und Anträge ſind mit der Aufſchrift Wirk= und Stricklumpen an die
Kriegs=Rohſtoff=Abteilung, Sektion W. IV., Berlin SW 48, Verlängerte Hedemann=
ſtraße
11, zu richten.

§ 8. Ausführungsbeſtimmungen.

Die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Königlich Preußiſchen Kriegsminiſteriums
iſt berechtigt, Ausführungsbeſtimmungen zu dieſer Bekanntmachung zu erlaſſen.
Frankfurt a. M., den 1. Dezember 1915.
(16611
Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps.
) Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend
Mark wird, ſofern nicht nach allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt
ſind, beſtraft:
1, wer unbefugt einen beſchlagnahmten Gegenſtand beiſeiteſchafft, beſchädigt
oder zerſtört, verwendet, verkauft oder kauft oder ein anderes Veräußerungs=
oder
Erwerbsgeſchäft über ihn abſchließt;
2. wer der Verpflichtung, die beſchlagnahmten Gegenſtände zu verwahren
und pfleglich zu behandeln, zuwiderhandelt:
3. wer den nach § 5 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.

Bekanntmachung
über die Regelung der Kartoffelpreiſe.

Vom 23. November 1915.
Auf Grund der Verordnung des Bundesrats über Abänderung der Bekannt=
machung
vom 28. Oktober 1915 über die Regelung der Kartoffelpreiſe vom 11. No=
vember
1915 (Reichs=Geſetzblatt S. 760), ſowie zur Ergänzung unſerer Bekanntmachung
vom 15. November 1915 (Regierungsblatt S. 216) wird folgendes beſtimmt:
Artikei I.
§ 1 unſerer Bekanntmachung über die Regelung der Kartoffelpreiſe vom
15. November 1915 erhält folgenden Zuſatz:
Bei den durch unſere Bekanntmachung, betreffend die Kartoffelverſorgung,
vom 7. November 1915, vereinigten Kommunalverbänden Darmſtadt, Offen=

für die Feſtſetzung von Höchſt=
preiſen
an die Stelle der Großh. Kreisämter.
Artikel II.
Dieſe Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Verkündigung in Kraft.
Darmſtadt, den 23. November 1915.
(16605
Großherzogliches Miniſterium des Innern.
v. Hombergk.

Bekanntmachung.

Betreffend: Die fleiſch= und fettfreien Tage.
Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Stellvertreters des Reichs=
kanzlers
vom 28. Oktober 1915 und auf die Bekanntmachung Großh. Miniſteriums
des Innern vom 30. Oktober 1915 zur Einſchränkung des Fleiſch= und Fettverbrauchs
(Amtsverkündigungsblatt Nr. 232 vom 5. November 1915) wird für den Kreis Darm=
ſtadt
beſtimmt:
1. Statt der Freitage 24. und 31. Dezember 1915 werden die Donnerstage
23. und 30. Dezember 1915 als fleiſchfreie Tage im Sinn des § 1 der Bekannt=
machung
vom 28. Oktober 1915 beſtimmt.
2. Statt der Donnerstage 23. und 30. Dezember 1915 werden die Mittwoche
22. und 29. Dezember 1915 als fettfreie Tage im Sinn des § 2 Abſ. 1 Ziffer 1 der
Bekanntmachung vom 28. Oktober 1915 beſtimmt.
3. An den Sonnabenden 25. Dezember 1915 (1. Weihnachtstag) und 1. Januar
1916 (Neujahr) darf in Gaſtwirtſchaften uſw. ausnahmsweiſe Schweinefleiſch verab=
reicht
werden.
Darmſtadt, den 1. Dezember 1915.
(16613a
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.

Bekanntmachung
über die Feſtſetzung der Preiſe für Wild

Vom 22. November 1915.
Auf Grund der Verordnung des Bundesrats vom 28. Oktober 1915 (Reichs=
Geſetzbl. S. 716) wird über die Regelung der Wildpreiſe folgendes beſtimmt:
I.
Der Preis für Wild darf beim erſten Verkaufe für beſte Ware folgende Sätze
nicht überſchreiten:
Mark
bei Rot=und Damwild für 0, Kilogramm mit Decke .
0,80
Rehwild
0,5
. 0,70
Wildſchweinen
0,
Schwarte
0,5s
Haſen
das Stück mit Fell (Balg)
. 3,;
Kaninchen
, 1100
Faſanenhähnen
Federn
2,50
Faſanenhennen
1.75
Dieſe Preiſe gelten nicht für den Verkauf an den Verbraucher,sſoweit er nicht
Mengen von mehr als 10 Kilogramm zum Gegenſtande hat.
II.
Inſoweit für Wild gemäß § 4 der Verordnung des Bundesrats vom 28. Oktober
1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 716) Höchſtpreiſe für die Abgabe im Kleinhandel an den Ver=
braucher
feſtgeſetzt werden, dürfen ſie für beſte Ware folgende Sätze nicht überſchreiten:
bei Rot= und Damwild für 0,s Kilogramm
1,4. Mark
Rehwild
0,5
1180 ,
Wildſchweinen
0,5
1,10
Haſen
für das Stück ohne Fell . .
450
mit
, 30,
Kaninchen
ohne . .
1,30 ,
mit
1,60 ,
Faſanenhähnen
mit Federn
3/50
Faſanenhennen
2,50
Bei abweichender Anordnung der Grundpreiſe gemäß § 3 der Verordnung des
Bundesrats vom 28. Oktober 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 716) tritt eine entſprechende
Aenderung dieſer Sätze ein.
III.
Dieſe Beſtimmung tritt mit dem 1. Dezember 1915 in Kraft.
Berlin, den 22. November 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers
(16604
Delbrück.

Bekanntmachung.

Unter Bezug auf meine Bekanntmachung vom 1. Juni d. Js. fordere ich hier=
durch
alle diejenigen jungen Leute, welche ſeit dem 30. Mai d. Js. 17 Jahre
alt geworden, alſo in das wehrpflichtige Alter eingetreten ſind und mithin
dem Aufruf des Landſturms nuumehr unterliegen, auf, ſich alsbald und ſpäte=
ſtens
bis 15. September d. Js. bei der Bürgermeiſterei ihres Wohnortes zur
Landſturmrolle anzumelden.
In gleicher Weiſe haben ſich alle diejenigen, welche in der Folgezeit
17 Jahre alt werden, bis ſpäteſtens zum 15. desjenigen Monats zu melden,
der auf denjenigen Monat folgt, in welchem das 17. Lebensjahr vollendet wird.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1915.
(12319a
Der Zivilvorſitzende
der Erſatzkommiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
von Starck.
An die Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Indem ich Sie auf meine vorſtehende Bekanntmachung hinweiſe, empfehle ich
Ihnen, die Anmeldungen der Leute entgegenzunehmen.
Die betreffende Stammrolle wird Ihnen k. H. wieder zugehen.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1915.
Der Zivilvorſitzende
der Erſatzkommiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
von Starck.

Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befindet ſich: 1 Wolfshund. Die Hunde können von den Eigen=
tümern
bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die Verſteige=
rung
der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag,
(16609
vormittags um 10 Uhr, ſtatt.

Zurücklieferung der Mehlſäcke.

Vom 1. Dezember ab werden mit dem Einſammeln der zurück=
zuliefernden
Mehlſäcke die nachverzeichneten Händler beauftragt:
David Borenſtein, Obergaſſe 20: für Alexanderſtraße, Schloß=
graben
, Schillerplatz, Schuſtergaſſe, Kirchſtraße Karlsſtraße bis
zur Heinrichsſtraße, Heinrichsſtraße, Heidenreichſtraße, Oſtbahn=
hof
, Künſtlerkolonie, Erbacher Straße, Mühlſtraße, Mauerſtraße,
Lauteſchlägerſtraße, Magdalenenſtraße, Ballonplatz und den von
dieſen Straßen pp. begrenzten Stadtteil;
Frau E. Ettinger, Fuhrmannsſtraße 2: für Heinheimer
Straße, Dieburger Straße, Speſſartring, Rhönring, Arheilger
Straße, Lauteſchlägerſtraße und den von dieſen Straßen be=
grenzten
Stadtteil:
Jakob Moſchkowitz, Große Bachgaſſe 14: für den ganzen
Beſſunger Stadtteil ſüdlich der Heinrichsſtraße:
Wolf Rotter, Eckhardtſtraße 2: für Marktplatz, Ludwigsſtraße,
Schulſtraße, Schützenſtraße, Hölgesſtraße, Steinſtraße, Heinrichs=
ſtraße
, Eſchollbrücker Straße, Landaraf=Philipps=Anlage, Breite=
Allee, Stirnweg, Kirſchenallee, Pallaswieſenſtraße, Blumenthal=
ſtraße
, Wendelſtadtſtraße, Landwehrſtraße, Herrngarten, Parade=
latz
und den von dieſen Straßen begrenzten Stadtteil:

Arie Zwickler, Schwanenſtraße 12: für Schloßgartenſtraße,
Frankfurter Straße, Aliceſtraße, Liebigſtraße, Blumenthalſtraße,
Rhönring bis zur Eckhardtſtraße, Gardiſtenſtraße, Schwanen=
ſtraße
und den von dieſen Straßen begrenzten Stadteil.=
Jeder Händler hat eine Liſte mit ſich zu führen und auf Ver=
langen
vorzuzeigen, in der die Bäcker und Mehlhändier des ihm zu=
geteilten
Bezirks verzeichnet ſind.
Um die Prüfung der Rücklieferung zu ermöglichen, werden die
Bäcker und Mehlhändler aufgefordert ſich die jedesmalige Ablieferung
der Sücke beſcheinigen zu laſſen. Für dieſelben iſt beim Empfang
1 Mk. für das Stück zu vergüten.
(16447goi
Darmſtadt, den 23. November 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Mueller.

Verkauf von Stroh.

Die Landwirte werden darauf hingewieſen, daß nach einem
Erlaß des Stellvertreters des Reichskanzlers vom 21. Oktober d. Js.,
abgedruckt im Amtsverkündigungsblatt Nr. 228 vom 1. November d. Js.,
alle Kaufverträge über Stroh von Roggen Weizen und Hafer
der Ernte 1915 für nichtig erklärt ſind. Dies gilt auch für Ver=
träge
, die vor der Verkündigung dieſer Verordnung abgeſchloſſen ſind,
es gilt aber nicht für Verträge mit der Heeres= oder Marineverwaltung.
Dieienigen Landwirte, die Stroh abzugeben haben, werden
hiermit aufgefordert, dies umgehend unter Forderung des Preiſes
für freie Lieferung in die Proviantamtsſcheune und unter Angabe
der Lieferungsfriſt dem Großh. Proviantamt Darmſtadt anzuzeigen.
(16474gim
Darmſtadt, den 24. November 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Mu, ſer.

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wird heute, am 29. November 1915,
vorm. 11½ Uhr, das Konkursver=
fahren
eröffnet, da die Zahlungs=
unfähigkeit
dargetan iſt.
Der Amtsgerichtstaxator Raab
zu Darmſtadt wird zum Konkurs=
verwalter
ernannt.
Konkursforderungen ſind bis
zum 30. Dezember 1915 bei
dem Gerichte anzumelden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über
die Beibehaltung des ernannten
oder die Wahl eines anderen Ver=
walters
, ſowie über die Beſtellung
eines Gläubigerausſchuſſes und
eintretenden Falls über die in
§ 132 der Konkursordnung be=
zeichneten
Gegenſtände und zur
Prüfung der angemeldeten Forde=
rungen
auf
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Dienstag, den 4. Jan. 1916,
vormittags 9 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte,
neues Gerichtsgebäude, Zimmer
Nr. 201, Termin anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur
Konkursmaſſe gehörige Sache in
Beſitz haben oder zur Konkursmaſſe
etwas ſchuldig ſind, wird aufge=
geben
, nichts an den Gemein=
ſchuldner
zu verabfolgen oder zu
leiſten, auch die Verpflichtung auf=
ſerlegt
, von dem Beſitze der Sache
und von den Forderungen, für
welche ſie aus der Sache abge=
ſonderte
Befriedigung in Anſpruch
nehmen, dem Konkursverwalter
bis zum 30. Dezember 1915 An=
zeige
zu machen.
Darmſtadt, 29. November 1915.
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[ ][  ][ ]

Der tolle Haßberg.
Original=Roman von H. Courths=Mahler.
Coppright 1915 by Greiner & Comp., Berlin W30.
*20)
(Nachbruck verboten.)

Man hat im Geſellſchaftsleben wenig Gelegenheit, ein=
ander
kennen zu lernen. Wie hätten Sie ſich da ein Ur=
teil
über mich bilden ſollen?
Und doch haben Sie ſich eins über mich gebildet,
mein gnädiges Fräulein.
So weit ich konnte.
Und Sie haben mich nicht ganz verdammt?
So leicht verdamme ich keinen Menſchen, Herr Ritt=
meiſter
.
Er beugte ſich vor und ſah ſie mit ſeinen grauen
Augen tief an.
Ich habe Sie früher ſehr verkannt. Wiſſen Sie, wie
ich Sie bei mir nannte?
Nun?
Sie müſſen mir aber vorher Abſolution erteilen.
Das will ich gerne tun. Alſo wie nannten Sie mich?
Die kritiſche Regina.
Ein Lächeln flog über ihr Geſicht.
Wie kam ich denn zu dieſem Namen?
Ich bildete mir ein, Ihre Augen ſähen all mein Tun
und Laſſen mit kritiſcher Mißbilligung an.
Sie ſchüttelte den Kopf.
Kritiſche MMißbilligung. O nein, die hat ſicher nie in
meinen Augen gelegen.
Wirklich nicht?
Nein, wirklich nicht. Vielleicht hat in meinem Blick
zuweilen das Bedauern gelegen, daß Sie ſich ſelbſt ſo viel

Schaden zufügten. Und vielleicht vielleicht hätte ich Sie
gern zuweilen ein wenig ermahnt und verwarnt wie
eine vernünftige große Schweſter ihren unartigen Bruder.
Er faßte ſchnell nach ihrer Hand und zog ſie an ſeine
Lippen.
Wenn Sie wüßten, wie wohl Ihre Worte mir tun,
ſtieß er hervor.
Haſtig zog ſie ihre Hand zurück. Sie erinnerte ſich
an Heinz von Tonderns Worte. Und wieder wuchs die
Angſt in ihr empor, Haßberg könne etwas tun, was ihn
in ihren Augen herabſetzen mußte. Wollte er wirklich um
ſie werben? Dann ſollte er es offen und ehrlich tun, in=
dem
er ihr ſeine Lage ſchilderte und ihr eingeſtand, daß
er nur nach ihrem Reichtum trachtete. Etwas anderes
konnte ihn ja nicht zu ihr ziehen, meinte ſie. Kam er
offen zu ihr wer weiß, ob ſie ihm dann nicht, um ihm
zu helfen, ihre Hand reichte. Aber wenn er ihr in nied=
riger
Berechnung eine Komödie vorſpielen wollte, dann
würde ſie bittere Schmerzen lleiden. Das Schlimmſte,
was ihr geſchehen konnte, war, daß ſie ihn würde ver=
achten
müſſen.
Schon wollte ſie ein Wort der Abwehr hervorſtoßen,
aber in dieſem Augenblick trat Frau Ruthart ein. Sie
begrüßte Haßberg höflich, jedoch mit ſichtlicher Zurück=
haltung
. Nun kam ein oberflächliches Geſpräch in Gang
und nach einigen Minuten erhob ſich Haßbeng, um ſich
zu verabſchieden.
Ich hoffe, Sie laſſen ſich zuweilen an unſeren Don=
nerstagen
bei uns ſehen, Herr von Haßberg, ſagte Re=
gina
ruhig und gelaſſen.
Einen Moment ſah er ſie mit aufleuchtenden Blicken
am. Da verlor ſie ihre Sicherheit und ſah an ihm vorbei.
Wenn Sie geſtatten, werde ich gern von dieſer Er=
laubnis
Gebrauch machen, meine verehrten Damen.

Auch Tante Thereſe rang ſich nun einige höfliche
Worte ab.
Darauf empfahl er ſich.
Tante Thereſe ſah beſorgt in Reginas Geſicht, ſagts
aber nichts.
Regina ſtand wie im Traume und ſah vor ſich hin.
Es war, als lauſche ſie Haßbergs verklingenden Schrit=
ten
. Ihr Herz war voll und ſchwer.
Am Abend desſelben Tages ging Haßberg wieder in
die Grunowſchen Weinſtuben. Er fand eine Menge Offi=
ziere
dort, die eifrig über die Ermordung des Erzherzogs
Ferdinand von Oeſterreich und ſeiner Gemahlin ſprachen.
Die Zeitungen hatten dieſe Nachrichten vor einer Stunde
gebracht.
Natürlich ahnte keiner der Offiziere, welche Folgen
diefes Ereignis nach ſich ziehen würde, aber ſie waren
doch ſehr erregt und tauſchten ihre Anſichten darüber aus.
Haßberg ſetzte ſich zu ihnen und beſtellte einen Im=
biß
und eine Flaſche Wein. Er beteiligte ſich wenig an
der Unterhaltung, hörte aber nicht ohne Intereſſe zu.
Kurze Zeit darauf fand ſich auch Heinz von Tondern
ein und wurde aufgefordert, bei den Offizieren Platz zu
nehmen. Da er ein früherer Regimentskamerad war und
ſein Vater außerdem ein gaſtliches Haus führte, war er
allgemein beliebt.
Tondern begrüßte Haßberg, als ſtehe er noch im
beſten Einvernehmen mit ihm. Auch Haßberg vermied
es, ſich etwas merken zu laſſen, wenn er auch einen reſer=
vierten
Ton feſthielt. Der fiel aber nicht auf, weil er
überhaupt ſtill und zurückhaltend geworden war.
(Fortſetzung folgt.)

Kg.
½2 Kg.
½ Kg.
*2 Kg.
Fricka
Oegir
M. 1.85
Kg.
Kg.
M. 1.95 3 M. 3.40
M. 4.40
1.90
3.80
* 4.80
M. 3
M. 3.20

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zu den
am Sonntag, 5. Dezember 1915, nachmittags 4½ Uhr,
im Mathildenhöhſaale, Dieburgerſtraße 26,
ſtattfindenden
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verbunden mit dem Märchenſpiel
47
Der Goidene Schluler

von A. Dietert=Maurer.
An der Veranſtaltung nehmen teil:
das Schülerinnen=Orcheſter der Viktoriaſchule unter Leitung
des Herrn Oberlehrer Dr. Schuchmann, die Mädchenhorte
unter Leitung von Frl. Luiſe Wenck, die Lauten= und Gitarren=
gruppe
von Frau Oberbergrat Chelins und Mitglieder der
Jugendhilfe im Kriege.
Für den geſanglichen Teil hat Frl. Tilli Geiger ihre gütige
Mitwirkung zugeſagt.
Eintrittskarten zu haben am Verkehrsbureau und bei der
Geſchäftsſtelle der Jugendhilfe, Neckarſtraße 3, Baugewerkſchule
Erdgeſchoß (bei letzterer Stelle nur Donnerstag und Freitag, nachm.
von 4 Uhr ab) und an der Kaſſe.
Preiſe der Plätze: Num. Sperrſitz Mk. 2.,
Saal 1.,
Galerie 1.
nicht num. Saal und Galerie 50 Pfg.
Kinder unter 14 Jahren die Hälfte.
Der Reinertrag wird zu gleichen Teilen dem Roten Kreuz, der
Hinterbliebenen=Fürſorge der Stadt Darmſtadt und der Kriegsfürſorge
der Jugendhilfe zugeführt.
Flügel, Harmonium und Pianino ſind von der Firma Karl
Arnold gütigſt zur Verfügung geſtellt.
(16623

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Großer Saal des Hanauer Hofes
(Eingang in der Mauerstraße.)

Samstag, den 4. Dezember 1915, abends 8½ Uhr:

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Sonntag von ½10 bis ½1 Uhr und von 2 bis 4 Uhr im Hinter=
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des Pfarrhauſes St. Ludwig.
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von Stoffreſten, getragenen Kleidern, Schuhen uſw.
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der
Darmſtädter Volksbank
(eingetragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht).
Wir beehren uns hiermit, unſere Mitglieder zu einer
außerordentlichen Generalverſammlung auf
Donnerstag, den 2. Dezember 1915,
abends 8¼ Uhr
in das Reſtaurant des Herrn Georg Chriſt (Grafenſtraße 18/20
Fürſtenſaal
ergebenſt einzuladen.
(16147a
Tagesordnung:
Ankauf des Nachbargrundſtückes Schützenſtraße Nr. 14.
Darmſtadt, den 19. November 1915.

Der Vorſtand:
Der Aufſichtsrat:
Lndwig Roll, Vorſitzender. Stein. L. Habicht. Thomas.

Großherzogliche Kommandantur der Haupt= und
Reſidenzſtadt Darmſtadt.
Sonnabend, den 4. Dezember 1915, abends 8¼ Uhr,
im Kaiſerſaal
Kriegsvortragsabend für die Allgemeinheit:
Der U=Boot=Krieg in Wort und Bild
(etwa 90 herrliche Lichtbilder).
Vortragender: Oberleutnant Friedrich Weber=Robine, z. Z. am
Luftſchiffhafen in Gotha. Eintrittskarten zum Preiſe von 50 Pfg.,
1 und 2 Mk. ſind im Vorverkauf beim Verkehrsbureau und der
Kommandantur Darmſtadt, Riedeſelſtraße 57, und 1 Stunde vor Be=
ginn
der Veranſtaltung an der Abendkaſſe zu haben.
Der Reinertrag fließt der Kriegsfürſorge des XVIII. Armee=
korps
zu. Wer ein Goldſtück zum Einwechſeln bringt, erhält
für 1 Mark eine 2 Mark=Karte oder eine Freikarte im Werte
von 50 Pfg.
(16603

Frauenverein der Martinsgemeinde.
Einladung
zu der am Montag, den 6. Dezember 1915, abends 8 Uhr,
im Martinsſtift ſtattfindenden
Haupt= und Mitgliederverſammlung.
Tagesordnung: 1. Jahresbericht des Vorſitzenden. 2. Rechnungs=
ablage
. 3. Vorſtandswahl. 4. Anträge.
Die Mitglieder und Helferinnen werden hierzu freundlichſt ein=
geladen
.
Zugleich richtet der Frauenverein die Bitte an die Mitglieder,
auch in dieſem Jahre die Beſcherungen der Kinder= und Strickſchule
durch Gaben unterſtützen zu wollen. Dieſelben werden mit Dank
entgegengenommen von, den Pfarrern der Martinsgemeinde, den
Schweſtern der Kinderſchule und den Helferinnen. (16601

Großh. Hoftheater.

Donnerstag, 2. Dezember 1915.
60. Abonnem.=Vorſtell. C 15.
Zum erſten Male:
Ein unbeſchriebenes Blatt.
Luſtſpiel in 3 Aufzügen
von Ernſt von Wolzogen.
Spielleiter: Bruno Harprecht.
Perſonen:
Dr. Gerh. Mohl,
Univerſitätsprof. Br. Harprecht
Achilles Homann,
Oberſt a. D. . . Rud. Weisker
Kurt Homann,
Portepeefähnrich,
deſſen Sohn . . Frz. Schneider
Amalie Homann,
Schweſt. d. Oberſt Fritzi Niedt
Gertrud, verwitw.
Homann, ihre
Schwägerin . . Käthe Meißner
Paula, der. Tocht. Käthe Gothe
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meyer

Rob. Kleinert
Thereſe, Wirtſchaf=
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3.70 , 13.19. Reihe 3.20 , Par=
terre
: 1.5. Reihe 2.35 , 6.8.
Reihe 1.95 , Proſzeniumsloge
5.20 , Mittelloge 5.20 , Bal=
konloge
4.70 , I. Rang 4.20 ,
II. Rang: 1.6. Reihe 2.15 ,
7. u. 8. Reihe 1.75 , I. Galerie
1.15 , II. Galerie 0.65 .
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der Vorſtellung; im Verkehrs=
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telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7½ Uhr. Ende 9¾ Uhr.
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die Vorſtellungen:
Freitag, 3. Dez. 61. Ab.=Vorſt.
D 16. Der Evangeli=
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Samstag, 4. Dez. Außer Ab.
12. Volks= u. Garniſonsvorſtellung
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Raub der Sabinerinnen
Anfang 7 Uhr. Vorverkauf:
Mittwoch, 1. Dez., bis einſchließl.
Samstag, 4. Dez., nur im Ver=
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Verkauf der etwa noch vorhande=
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Karten an der Tageskaſſe im
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