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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Die Zerſtörungen in Görz. — Der Balkankrieg. — Bevölkerungspolitik. —
Höchſt=
preiſe für Wild und Fiſche. — Churchill, der Prahlhans. — Perſien den Perſern. — Engliſches Unterhaus. — Großer
Kriegsrat in Paris.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 17. Nov.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Abgeſehen von Artillerie= und Minenkämpfen
an einzelnen Stellen der Front iſt nichts von
Bedeutung zu berichten.
Oeſtlicher Kriegsſchanplatz.
Ruſſiſche Zerſtörer beſchoſſen geſtern an der
Nordſpitze von Kurland Petragge und die
Gegend ſüdweſtlich davon. Sonſt iſt die Lage
unverändert.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Die Verfolgung im Gebirge machte weitere
gute Fortſchritte. Die Serben vermochten ihr
nirgends nennenswerten Aufenthalt zu bereiten.
Ueber 2000 Gefangene, 1
Maſchinen=
gewehr und 2 Geſchütze blieben in unſerer
Oberſte Heeresleitung.
Hand.
Der italieniſche Krieg.
Die Zerſtörungen in der Stadt Görz.
* Wien, 15. Nov. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird gemeldet: Die Beſchießung von Görz
be=
gann am 18. Oktober und dauerte mit wechſelnder Stärke
bis heute. An manchen Tagen fielen mehr als 100 Schüſſe
aller Kalliber, beſonders aber ſchwere Schrapnelle in die
Stadt. Die Beſchießung begann meiſt in den erſten
Früh=
ſtunden und erreichte zwiſchen 3 und 4 Uhr nachmittags
den Höhepunkt, um dann gegen Abend abzuflauen. Nach
amtlichen Ausweiſen wurden ſeit Kriegsbeginn 58
Zi=
villperfonen getötet und 50 verwundet, darunter
viele Kinder. Zweimal tötete je ein Granatſchuß je vier
kleine Kinder. Das Kloſter Monte Santo iſt
ab=
gebrannt und deſſen Kirche zerſtört. Die Sakriſtei der
Görzer Domkirche iſt demoliert. Das Kloſter
Caſtag=
navizza, die letzte Ruheſtätte des Grafen Chambord,
er=
hielt mehrere Granat= und Schrapnelltreffer, wodurch das
Dach und die Malereien ſowohl in der Kirche als auch
im Kloſter beſchädigt wurden. Das im Zentrum der Stadt
liegende Urſulinerinnenkloſter wurde zur Hälfte zerſtört.
In die Kirche Santo Antonio ſchlug eine
Flieger=
bombe durch das Dach. Beide Bahnhöfe ſind durchſiebt
von Artilleriegeſchoſſen. Die Kirchen in den Vorſtädten
Podgora und Grafenberg, dann jene von Peuma, St.
Andra und Oslavija ſind ganz
zuſammengeſchoſ=
ſen, zum größeren Teile auch die betreffenden
Ortſchaf=
ten ſelbſt. Von Görz litt am meiſten der Südteil. Es
dürften wenig Privathäuſer ſein, die keine Treffer haben.
Schätzungsweiſe dürften 300 Häuſer der Stadt mehr
oder weniger ſtark beſchädigt ſein. In das Prachtgebäude
der Oeſterreichiſch=Ungariſchen Bank ſchlugen mehrere
Sprengſtücke ein, wodurch die Decke des Stiegenhauſes
durchſchlagen und die Stiege ſelbſt beſchädigt wurde.
Be=
ſonders aber litt das neue Bezirksgericht, das bisher zehn
Volltreffer erhielt. Feindliche Flieger belegten die Stadt
überdies auch öfters mit Bomben. Charakteriſtiſch für
die italieniſche Kriegsführung iſt, daß am Allerſeelentage
die von der italieniſchen Stellung gut geſehene Straße
zum Friedhof unter Artilleriefeuer genommen wurde.
Was ein Schwede in Florenz geſehen hat.
*Der Redakteur der ſchwediſchen ſozialdemokratiſchen
Zeitung Arbetet, Reichstagsabgeordneter Dr. Gunnar
Löwegren, der kürzlich Italien beſucht hat, ſchildert
folgen=
den Auftritt aus Florenz:
Bei meiner Ankunft am Bahnhof war dieſer von
ei=
ner neugierigen und ſchauluſtigen Volksmaſſe überfüllt,
und auf meine Frage, warum ſoviel Volk zuſammenge=
ſtrömt ſei, klärte man mich auf, daß man gekommen ſei,
um die Sozialiſten zu ſehen, die erſchoſſen
werden ſollten. Das war ein aufregendes
Schau=
ſpiel, dem ich gleich darauf beiwohnen ſollte In Haufen,
zu je 20 Mann, zogen die Verurteilten unter ſtarker
Be=
wachung vorüber. Sie hatten noch immer ihre Uniformen
an und man ſah unter den graugekleideten Landtruppen
auch eine Gruppe blauer Seemannsjacken. Es waren ihrer
ungefähr 200, die aus Ueberzeugung und Haß gegen den
Krieg ſich geweigert hatten, dem Befehl zu gehorchen und
gegen den Feind zu ziehen. Jetzt waren ſie vom
Kriegs=
gericht zum Tode verurteilt und ſollten nach Arezzo geführt
werden, um erſchoſſen zu werden. Die meiſten verſuchten
eine ruhige und freimütige Haltung zu bewahren, und
ei=
ner oder der andere zeigte ſogar Troßz. Wie Vieh wurden
ſie in die Wagen, die für ſie bereit ſtanden, und deren
Fenſter mit Eiſengittern verſehen waren, hineingetrieben.
Erſchütternd war es, zu ſehen, wie es ihnen infolge der
Eiſenketten ſchwer wurde, in den Zug hinaufzukommen.
Die Zuſchauer ſchienen im allgemeinen wenig Mitleid zu
haben. Aber für den Fremdling, der aus Zufall ein
un=
freiwilliger Zuſchauer dieſes Auftrittes wurde, war es
ein letzter und deutlich ſprechender Beweis gegen das
Ge=
rede von der Kriegsbegeiſterung in Italien.
Der Balkankrieg.
Der Feldzug gegen Serbien.
* Wien, 16. Nov. Die Politiſche Korreſpondenz
meldet: Schon kurze Zeit nach dem Beginn der
Offen=
ſive gegen Serbien wurde durch die Vermittelung
des amerikaniſchen Geſandten in Bukareſt und in Athen
die ernſteſte Aufmerkſamkeit der ſerbiſchen Regierung
darauf gelenkt, daß jede den in ſerbiſche
Kriegs=
gefangenſchaft geratenen
öſterreichiſch=
ungariſchen Heeresangehörigen, ſowie den
in Serbien zurückgehaltenen Zivilperſonen zugefügte
Un=
bill nicht nur an den in unſerer Gefangenſchaft
befind=
lichen Heeresangehörigen, ſondern auch an jenen
ſer=
biſchen behördlichen Organen, gegen die wir Anlaß haben
könnten, ſie dafür verantwortlich zu machen, durch
ent=
ſprechende Gegenmaßnahmen vergolten werden würde.
Dieſe Schritte wurden in den letzten Tagen in noch
ent=
ſchiedenerer Weiſe erneuert. Durch das raſche
Vordrin=
gen wurde in Niſch, Uesküb und an anderen ſerbiſchen
Orten eine größere Anzahl unſerer Staatsangehörigen
in Freiheit geſetzt; für ſie wurde durch eigene Abgeſandte
Sorge getragen. Sie wurden mit Geld und allem
ſon=
ſtigen Erforderlichen verſehen. Ihre baldige
Heimbeför=
derung iſt zu erwarten. Dagegen treffen über die von der
ſerbiſchen Armee bei ihrem Rückzuge mitgeſchleppten
Kriegsgefangenien immer mehr ſich verdichtende
betrü=
bende Nachrichten und Gerüchte ein, die, falls deren
Wahrheit in einwandfreier Weiſe feſtgeſtellt werden
ſollte, die K. u. K. Regierung zwingen würden,
unerbitt=
lich mit den ſtärkſten Repreſſalien
vorzu=
gehen.
Das Ende eines Mordſtifters.
Wien, 16. Nov. Trotz ſonſtiger
Freudenbotſchaf=
ten, die heute vorliegen, macht die bulgariſche Meldung
von der Ermordung des Oberſten
Pribitſche=
witſch durch meuternde Soldaten in der
hieſi=
gen Oeffentlichkeit ſtarken Eindruck. Die Blätter erinnern
daran, daß Pribitſchewitſch der Mitgründer des ſerbiſchen
Verſchwörerbundes Narodna Ochrana und die
Seele der Vorbereitung des Kampfes gegen Oeſterreich=
Ungarn geweſen iſt. Nach ihm haben ſich bekanntlich die
Mörder des Thronfolgerpaares als Lieferer der
Mord=
waffen erkundigt, und nur weil er nicht zugegen geweſen
war, hat ein anderer dieſe bereitgeſtellt. Pribitſchewitſch
ſtammte aus Oeſterreich=Ungarn und war früher
öſterrei=
chiſch=ungariſcher Offizier. Mit Hilfe ſeiner in Kroatien
verbliebenen Brüder betrieb er die Aufwiegelung der
ſer=
biſchen und kroatiſchen Jugend, und zwar mit ſolchem
Geſchick, daß der Agramer Hochverratsprozeß gegen
ver=
führte Jünglinge nur ein geringes Ergebnis hatte. Es
wäre gewiß eine gerechte Fügung, wenn dieſer
Mordſtif=
ter nun ſelbſt das Opfer eines Mordes geworden iſt in
dem Kriege, den er mit heraufbeſchworen, und durch die
Hand des Volkes, das er durch Entfeſſelung maßloſer
Begierden ins Verderben geſtürzt hat.
Griechenland und die Alliierten.
* Lyon, 16. Nov. Progrés meldet aus Athen:
Frankreich und England ſind entſchloſſen, evon
der griechiſchen Regierung Garantien für die
Sicherheit ihrer Truppen auf dem Balkan zu fordern. Die
diplomatiſchen Unterhandlungen in dieſer Angelegenheit
ſind im Gange.
Bevölkerungspolitik.
* Berlin, 15. Nov. Geſtern hat im Preußiſchen
Abgeordnetenhaus die erſte Vorſtandsſitzung der
Deutſchen Geſellſchaft für
Bevölkerungs=
politik unter dem Vorſitz von Profeſſor Julius Wolf
ſtattgefunden. Folgende Anträge wurden zum Beſchluß
erhoben:
1. Für die Angehörigen des geſamten Heeres iſt die
Abfaſſung von Merkblättern und verwandten
Darſtellun=
gen durch dazu beſonders berufene Schriftſteller, denen
die Pſyche des Soldaten vertraut iſt, zu veranlaſſen.
2. Der Vorſtand begrüßt aufs wärmſte die durch
Bundes=
ratsverordnung über die Milchpreiſe und den
Milchver=
brauch angeſtrebte Sicherung der nötigen Milch für
Kin=
der und ſtillende Mütter. Er gibt der Erwartung
Aus=
druck, daß die Frage der Milchverſorgung in allen,
na=
mentlich in induſtriereichen Gegenden, für Säuglinge,
Kinder und ſtillende Mütter, ſowie für Kranke, ſeitens
der Regierung weiter genau verfolgt und im
Bedarfs=
falle noch weitere Maßnahmen zur tatſächlichen
Siche=
rung der notwendigen Milchmengen getroffen werden.
3. Es wird die Abhaltung einer Konferenz für Recht und
Lebensſicherung der unehelichen Kinder beſchloſſen. Zu
deren Vorbereitung wird die Einſetzung einer
Kommiſ=
ſion beſchloſſen. 4. Es wird die Bildung einer
Kom=
miſſion für Geltendmachung bevölkerungspolitiſcher
Ge=
ſichtspunkte im Beamtenrecht und bei der
Beamtenbeſol=
dung beſchloſſen. 5. Die Deutſche Geſellſchaft für
Bevöl=
kerungspolitik richtet an die deutſche Unternehmerſchaft
die Bitte bei Bewilligung von Teuerungszulagen an
ihre Beamten und Arbeiter vor allem die Verheirateten
mit einer größeren Kinderzahl zu berückſichtigen und
dem=
gemäß die Teuerungszulagen abzuſtufen. Mitteilungen
über eine derartige Praxis an die Deutſche Geſellſchaft
für Bevölkerungspolitik werden erbeten. 6. Eine
Kom=
miſſion zur Erörterung der Wohnungsfrage unter bevöl. Geſichtspunkten und eine weitere für
die Siedelungsfrage wird eingeſetzt.
Höchſtpreiſe für Wild und Fiſche.
npt. Man ſchreibt uns: Die Erwägungen über die
Feſtſetzung von Höchſtpreiſen für Wild ſind inzwiſchen
zum Abſchluß gebracht und man darf damit rechnen, daß
bis zum Ablauf der Woche eine entſprechende Verordnung
ergehen wird. Dem Vernehmen nach werden die
Höchſt=
preiſe allerdings die normalen Friedenspreiſe etwas
über=
ſteigen, Preiſe jedoch, wie ſie gegenwärtig in den
Groß=
ſtädten vielfach an der Tagesordnung ſind, wo man
bei=
ſpielsweiſe für einen Haſen 6 Mark und darüber fordert,
werden nach Feſtſetzung der Höchſtpreiſe ganz
ausge=
ſchloſſen ſein. Das Wildbret wird dann wieder für die
allgemeine Fleiſchverſorgung in Frage kommen und nicht
nur den wohlhabenderen Kreiſen zur Verfügung ſtehen.
Weſentlich ſchwieriger liegt die Frage bei den Fiſchen;
hier ſind die Beratungen noch nicht zum Abſchluß gebracht.
In erſter Linie würde es ja darauf ankommen,
Höchſt=
preiſe für Seefiſche ſeſtzuſetzen, die auch für die
minder=
bemittelte Bevölkerung als Nahrungsmittel von
Wich=
tigkeit ſind. An Seeſiſchen iſt aber aus Gründen, die
keiner weiteren Erörterung bedürfen, die Zufuhr
gegen=
wärtig aus den deutſchen Fiſchereihäfen ſehr gering und
infolgedeſſen ſind die Preiſe naturgemäß ſtark geſtiegen.
Dieſe Sachlage müßte bei der Feſtſetzung von
Höchſt=
preiſen natürlich berückſichtigt werden, es ſprechen aber
verſchiedene Bedenten dagegen, gerade für die Fiſcharten,
die für die Verſorgung des Lebensmittelmarktes in erſter
Linie von Bedeutung ſind, hohe Höchſtpreiſe feſtzuſetzen.
Aus dieſen Gründen iſt die Prüfung der Frage noch nicht
zum Abſchluß gebracht.
Keine Erſchöpfung Deutſchlands.
* Bern, 16. Nov. Ein Leitartikel der Idea
Nazio=
nale verſpottet den Philoſophen Asquith und andere
Staatsmänner Englands und Frankreichs, di
jetzt ebenſo wie manche Zeitungen die Lage deshalb für
gebeſſert anſehen, weil angeblich ein einheitlicher
Kriegs=
rat geſchaffen ſei. Die Legende von der
wirtſchaft=
lichen Erſchöpfung Deutſchlands von ſeinen
Mangel an Munition und von der Erſchöpfung ſeiner
menſchlichen Reſerven, Dinge, die in allen Zeitungen des
Vierverbandes zu leſen wären, würde heute von keinem
Menſchen mehr geglaubt. Der geſamte Vierverband müſſe
endlich einſehen, welche entſcheidende, ſchreckliche Bedeu
tung der Krieg für ihn habe. Dieſes Bewußtſein vot
ſeiner tragiſchen Lage fehle dem Vierverband bisher
voll=
ſtändig. In England dürfe nicht länger die Meinung
herr=
ſchen, daß es ſich nur um einen weit abliegenden
Kolo=
nialkrieg handele, denn dieſer Krieg entſcheide über Sein
oder Nichtſein. Dieſelbe Anſchauung müſſe ſich auch be
den anderen Bundesgenoſſen Bahn brechen. Man möge
deshalb endlich aufhören, von einer Erſchöpfung
zu faſeln, ſolange Deutſchland noch immer neue Jahr
gänge einberufe. Dieſe Einberufungen ſeien kein Beweis
für Deutſchlands Erſchöpfung, ſondern ein Zeugnis von
dem großen Ernſt, mit dem ſich Deutſchland auf die
Ent=
ſcheidung vorbereite. Dieſe Entſcheidung werde auf dem
Balkan fallen; deshalb dürfe Italien dort nicht fehlen.
Churchill, der Prahlhans.
Die erſte Rede, die Churchilll nach ſeinen
Austritt aus dem Miniſterium Asquith im Unterhauſe
gehallten hat, zeugt von ſeiner Entſchloſſenheit, die
Ge=
pflogenheiten der Miniſterbank auf dem Platze des
amt=
loſen Parlamentsmitgliedes. fortzuſetzen. Gleich ſeinen
bisherigen Kollegen Asquith, Grey und Kitchener häl
Churchill offenbar nach wie vor die Anwendung einer
Taktik für geboten, unter deren Zeichen ſein ganzes
mini=
ſterielles Auftreten geſtanden hat: nämlich die Takktik
einer ſcheinbar durch nichts außer Faſſung zu bringenden
Großmäu ligkeit. Er folgt dabei getreu den
Spuren Asquiths, der jüngſt nach allen Fehlſchlägen
be=
kanntlich ſſeine Verteidigung im Unterhaus auf den
Leitſatz geſtimmt hatte, daß er, wenn noch einmal die erſten
15 Kriegsmonate vor ihm lägen, wiederum genau ſo
handeln würde, wie er ſeit Kriegsbeginn gehandelt hat
Naturgemäß wendet Churchill dieſes Rezept in erſter
Linie auf die Rechtfertigung ſeines Wirkens als
Flot=
tenminiſter an. Als ſolcher wegen der engliſcher
Niederlagen bei Coronel und in der Nordſee, wegen de
Entſatzes von Antwerpen und des
Dardanellenunter=
nehmens von ſeinen Kritikern für einen
verhängnis=
vollen Dilettanten erklärt, überraſchte Churchill da
Unterhaus durch die Enthüllung, daß das
Dardanellen=
unternehmen ſowohl von franzöſiſchen wie von britiſcher
Fachleuten, darunter Admiral Füſher, gutgeheißen
wor=
den ſei. Für dieſe Enthüllung dürfen wir Churchil
danken, und ſie iſt das einzig Bemerkenswerte an dem
Ge=
ſchwätz dieſes eitlen, durch und durch unehrlichen
Men=
ſchen. Denn entweder beweiſt ſie, wie kläglich es mit dem
fachmänniſchen Urteil der leitenden Marinekreiſe in
Eng=
land und Frankreich beſtellt iſt, oder ſie zeigt die militä
riſche Ueberlegenheit der türkiſchen Verteidigung von der
glänzendſten Seite. Churchills Bedürfnis, die
Verantwor=
tung ffür das Dardanellenunternehmen auf eine Vielheit
von Fachmännern zu verteilen, hat alſo eine Alternative,
vor der den ſtolzen Briten grauen dürfte, zur Folg
gehabt.
Vielleicht empfindet Churchill ſpäter einmall dasſelb
Bedürfnis in bezug auf ſein Bekenntnis zur Aufrei
bungstheorie, nach der er den Krieg gegen Deutſchlan
geführt wiſſen will. Klug genug, die als ausſichtslos
er=
wieſene Durchbruchs=Offenſive zu verwerfen, erwartet e
Englands Sieg von ſeiner Seeherrſchaft und der angeb
lich ernſten Vernichtung der ſtreitbaren Männer
Deutſch=
llands. Solchem Wahn huldigt ein Politiker, der aus
zwingenden Gründen vom Scheitern aller
Durchbruchsver=
ſuche überzeugt iſt, zu einem Zeitpunkte, wo die
Unerſchüt=
terlichkeit der deutſchen Front in Weſt und Oſt noch eine
gewaltige Offenſive am Balkan geſtattet, und wo die
Her=
ſtellung der unmittelbaren Verbindung zwiſchen Berlir
und Konſtantinopel die ohnehin feſtſtehende
Wirkungs=
loſigkeit der engliſchen „Seeherrſchaft” noch fragwürdige:
geſtaltet! Muß ein derartiges Ueberſehen des
Tatſäch=
lichen in Erſtaunen ſetzen, ſo darf man ſich vollends über
die Unverfrorenheit wundern, mit der Churchill dem
Ab=
nehmen der deutſchen Kraft eine regelmäßige Zunahme der
engliſchen gegenüberſtellt. Soweit dieſe eingebildete Zu
nahme auf militäriſchem Gebiet erfolgen ſoll, genügt es
zur Widerlegung auf die Schwierigkeiten des engliſchen
Rekrutenerſatzes hinzudeuten, die bewirkt haben, daß das
Freiwilligen=Syſtem nur noch verſuchsweiſe beibehallten
wird. Neben der militäriſchen „Zunahme” der Kraft
Englands fällt aber die finanziell=wirtſchaftliche gerade
für das engliſche Handelsvolk ſchwer in die Wagſchale.
Und wie ſteht es damit? Anſtatt gemäß früheren
Kriegs=
erfahrungen ſich günſtig zu entwickeln, haben ſich im
ge=
genwärtigen Kriege die Finanz= und
Wirtſchaftsverhält=
niſſe Englands ungeheuer verſchlechtert. Dem Sinken des
Sterlingskurſes, eine Folge der verſchlechterten
Handels=
bilanz, die ſich ihrerſeits aus dem ſtetigen Rückgange des
engliſchen Ausfuhrhande’s ergab, geſellt ſich die ſtetige
Verſchlechterung des engliſchen Staatskredits, die den
Uebergang zum 5prozentigen Anleihetyp aufdrängt, und
die durch die Vermehrung der Kriegsſchauplätze bedingte
wachſende Verteuerung der Kriegführung. Welche
Sor=
gen deswegen in England Platz greifen, veranſchaulichen
die letzten Verhandlungen des Oberhauſes, bei denen die
vergleichende Bezugnahme auf Deutſchlands
wirtſchaft=
liche Widerſtandskraft und finanzielle Stärke noch gefehlt
hat.
Das Trugbild zunehmender engliſcher Stärke hat
aber Churchill ſichtlich nur darum vorgeführt, weil er der
Ententegenoſſen, die nach ſeinem eigenen Geſtändnis
bis=
her die „ſchwerſten” Verluſte erlitten, einreden möchte
daß jetzt die Zeit gekommen ſei, wo den Franzoſen und
Ruſſen durch das Einſetzen der engliſchen „Reſerve”
aufge=
holfen werden ſolle. Mit ſolchem Schwindel wartet
Chur=
chill auf, nachdem erſt wenige Tage verfloſſen ſind, ſeit
Grey vor dem Unterhauſe eingeſtand, mittels welcher
Kunſtgriffe einer Diplomatie der geſpaltenen Zunge er
es fertig brachte, die Serben über die Ohnmacht
Groß=
britanniens zu täuſchen und bei der blutigen Stange
feſt=
zuhalten! Mit einem ſolchem Schwindel wartet
Chur=
chill in einem Augenblick auf, wo Großbritannien wegen
der Möglichkeit zittert, daß die geſchlagenen
Entente=
truppen, auf griechiſches Gebiet ſlüchtend, von
Griechen=
land entwaffnet werden! Es gehört die innigſte
Verflech=
tung mit dem Lügengewebe der Londoner Regierung
da=
zu, wenn Churchill auch als amtloſes Parlamentsmitglied
fortfährt, großmäulig eine Komödie der Worte
aufzufüh=
ren und gewiſſermaßen voll Mitleid auf „einige der
klei=
nen Staaten” herabzuſehen, die durch die „Ereigniſſe” auf
den Kriegsſchauplätzen „hypnotiſiert” wurden. Churchill
findet ſich in ſeiner Art auch mit dieſen peinlichen
Ereig=
niſſen ab, indem er gegen ſie ganz einfach die Behauptung
ausſpielt, daß „die Nation, die ſeit alters die Macht hat”
Rückſchläge, getäuſchte Hoffnungen und ſſelbſt ſchlechte
Füh=
rung ertragen könne, weil ſie in unverwüſtlicher
Hart=
näckigkeit ihre Kraft erneuern und mit unerſchöpflicher
Arbeitskraft und Geduld weiter arbeite, „bis das größte
Ziel, für das die Menſchheit jemals gekämpft hat”
er=
reicht ſei. Auf den Wert dieſes Wortgeklingels braucht nur
inſofern eingegangen zu werden, alls es zweierlei
Bemer=
kenswertes verrät. Einmal erhellt hieraus, daß Englands
überlieferter Größenwahn Wünſche und Hoffnungen für
Tatſachen nehmen läßt. Und zum zweiten erfährt daraus
die Welt, worin das größte Ziel beſteht, für das die
Menſchheit jemalls gekämpft hat: in der Aufgabe nämlich,
der auserwählten britiſchen Nation die ſeit alters
über=
kommene Macht zu erhalten. Für dieſes erhabene Ziel
müſſen — von Deutſchland und ſeinen Verbündeten ganz
abgeſehen — die Franzoſen und Ruſſen die „ſchwerſten”
Opfer bringen, müſſen Belgien und Serbien verbluten,
müſſen die Neutrallen der ganzen Erde ungeheure
Verge=
waltigungen geduldig ertragen! Ob ſolche Tragödie der
Ereigniſſe nicht ſchließlich doch zur offenen Rebellion gegen
die Komödie der Worte führt, die Churchill als Ausklamg
ſeiner miniſteriellen Laufbahn im Unterhauſe
ge=
ſpielt hat?
* Amſterdam, 16. Nov. (Zenſ. Frkft.) Der
Nieuwe Rotterdamſche Courant meldet aus London: Das
Unterhaus hat geſtern die Rede Churchills ſehr
herz=
lich aufgenommen und der erſte Miniſter ſprach darauf
ſehr freundſchaftlich, aber ſeine Bemerkung, daß einige
Dinge beſſer unausgeſprochen geblieben, und andere beſſer
geſagt worden wären, findet heute in der Preſſe
Zuſtim=
mung. Allgemein herrſchte der Eindruck, daß Kitchener
bei den Ereigniſſen mithineingezogen worden ſei, und man
fragt ſich, ob Lord Fiſher die offenen Stellen in
Chur=
chills Rede, wie die Daily News ſage, ausfüllen werde.
Aber, ſo führt dies Blat weiter aus, er hat bis jetzt noch
gezeigt, daß er die bewunderungswürdige Gabe des
Schweigens beſitzt, und wir hoffen, daß er Churchills
Rede nicht zum Anlaß nehmen werde, das Stillſchweigen
zu brechen. Daily News kritiſiert ernſthaft Churchills
Erklärungen über ſeine Haltung bei der
Darda=
nellenkataſtrophe vom 18. März. Die
Unterneh=
mung habe ſich als ein Mißerfolg herausgeſtellt, und
trotz=
dem habe Churchill gegen das Gutachten der Admiralität
noch eine zweite wagen wollen. Das ſei keine
Verwegen=
heit mehr geweſen ſondern Leichtſinn. Daily News und
Daily Chronicle ſind ärgerlich über Churchill, weil er,
obgleich vom Regierungstiſche aus ſprechend, ſeine
Sym=
pathien für Carſon erklärt und die Hoffnung
ausgeſpro=
chen habe, daß dieſe Oppoſition zum Nutzen des Landes
und ſpäter zu einem Kabinett führen werde. Der „
Brand=
ſtifter von Ulſter”, ſo ſagt die Daily News bitter, ſtand
auf, um eine Rede zu halten, die jedes prodeutſche Blatt
auf dem Balkan mit großen Lettern auf ſeiner erſten
Seite abdrucken wird. Carſon widerſprach Churchill
rundweg und erklärte, daß damals, als er aus dem
Kabi=
nett ausgetreten ſei, die Entſcheidung bereits gefallen und
es ſchon zu ſpät zur Hilfeleiſtung für Serbien
geweſen ſei. Sowohl Lloyd George als Bonar Law
hätten dieſer Auffaſſung zugeſtimmt, die erſt
zurückgenom=
men worden ſei, als Millerand und danach Joffre
Eng=
land beſucht hatten. Asquith hielt in ſeiner Antwort
auf=
recht, daß die Vorbereitungen für militäriſche Hilfe
wäh=
rend der ganzen Zeit ohne Unterbrechung fortgeſetzt
wor=
den ſeien, ſodaß kein Augenblick verloren worden ſei.
* Die Tägl. Rundſchau ſchreibt zu der Rede: Wir
kennen dieſen Text ſchon lange. Er wurde heute vor
einem Jahr in England ſchon ganz genau ſo gepredigt
und ausgelegt. Ruſſen und Franzoſen werden mit ſehr
gemiſchten Gefühlen die gnädige Anerkennung für ihre
Aufopferung im Intereſſe der Engländer leſen. Hier
deu=
tet Herr Churchill in der Tat den eigentlichen Sinn und
Inhalt des ganzen bisherigen Kriegsverlaufes an:
Auf=
opferung der verbündeten Staaten und Völker durch
England. Das hat Herr Churchill gut getroffen. Warten
wirs ab, ob ers mit ſeinen Prophezeiungen über
Deutſch=
lands Vernichtung im Jahre 1916 ebenſogut gerroffen hat.
Er hat dieſe Richtung auch ſchon für 1914, dann für 1915
prophezeit. Das hätte einen anderen Propheten vielleicht
vorſichtig gemacht. — Die Berl. N. Nachr. ſchreiben: Gut
gebrüllt, Löwe! Wir freuen uns, daß Churchill zur Front
nach Flandern geht. Als tapferen, leichtherzigen Soldaten
wünſchen wir ihm, ſich recht bald übermütig
hervorzuwa=
gen und gefangen genommen zu werden. Es ſoll ihm
dann reichlich Gelegenheit gegeben werden, ſich auf einer
langen Fahrt durch ganz Deutſchland zu überzeugen, in
welch unabſehbaren Scharen Deutſchlands waffenfähige
Jugend auch im Jahre 1916 noch zur Verwertung bereit
ſteht.
Engliſche Ränke.
* Berlin, 16. Nov. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Am vergangenen Donnerstag hat Grey
im engliſchen Unterhauſe erklärt, die Mitteilung des
ruſ=
ſiſchen Geſandten an die perſiſche Regierung, daß das
engliſch=ruſſiſche Abkommen über die
Aufrecht=
erhaltung der perſiſchen Integrität und Unab=
Die Deutſchen Amerikas.
Von Albert Frick.
Eigentlich ſollte es heißen: die Deutſchen der
Ver=
einigten Staaten von Nordamerika. Wenn wir von
Amerika reden, ſo meinen wir im allgemeinen dieſe
zur=
zeit vom Präſidenten Wilſon geleitete Republik. Und vor
allem reden wir jetzt von dieſem Staate viel, der unſere
Feinde mit Munition verſorgt.
Wenn man von den Deutſchen Amerikas ſpricht, ſo
kann man unmöglich die ſtatiſtiſchen Zahlen allein
berück=
ſichtigen, obwohl auch dieſe ſchon eine ſehr ſtattliche
Sprache reden. Denn unter den Ausländern dieſes
Staates ſind die Deutſchen in der größten Anzahl
ver=
treten, und zwar in einer Anzahl, die die Einwohnerzahl
des Königreichs Württemberg bei weitem übertrifft.
Aber was heißt Ausländer? Ausländer heißt ein
Eingewanderter, der ſeiner Staatsangehörigkeit nach
ſeinem Geburtslande treu geblieben iſt. Würde man die
Deutſchen Amerikas, die dort die amerikaniſche
Staats=
angehörigkeit angenommen haben, zuzählen, ſo wächſt das
deutſche Element bei weitem, und die Zahl erreicht eine
ungeheuerliche Höhe, wenn man zu den Deutſchen
Ame=
rikas alle diejenigen zählt, die nach Abſtammung zu den
Deutſchen zu zählen ſind.
Denn die Geſchichte der Maſſenauswanderung
Deut=
ſcher nach Amerika iſt nahezu ein Vierteljahrtauſend alt.
Natürlich kamen vereinzelt Deutſche viel früher nach
Amerika, aber ſie blieben vereinzelt, fühlten ſich nicht mit
anderen Deutſchen dort zuſammengehörig, lebten
ver=
ſprengt als Fremde, waren Einzelweſen.
Erſt im Jahre 1683 traten die deutſchen Einwanderer
in den Nordamerikaniſchen Staaten als eine Gemeinſchaft
auf. Es waren dreizehn Krefelder Familien, die dem
Rufe der engliſchen Quäker gefolgt waren, die ſich unter
William Penn einen eigenen Staat Pennſylvanien
ge=
gründet hatten. Sechs Meilen entfernt von Philadelphia,
wo jene ſich angeſiedelt hatten, gründeten jene die erſte
deutſche Stadt, die ſie „deutſche Stadt”, Germantown,
nannten und welche über ein Jahrhundert lang auch
einen ganz deutſchen Charakter behalten hatte. Jetzt iſt
dieſe Stadt in den Stadtbezirk Philadelphia einbezogen,
welche auch bis in unſere Zeit hinein am meiſten das
Deutſchtum gepflegt und die Deutſchen angelockt hatte.
Im Anfange des 18. Jahrhunderts war es dann
England, welches in der Erkenntnis, daß die Deutſchen
tüchtige Kolonialkräfte ſind Deutſche nach Amerika zog.
Mit engliſchem Gelde machten ſich deutſche Anſiedler in
verſchiedenen Teilen Nordamerikas anſäſſig. Die Zahl
der damals ausgewanderten Deutſchen wird auf etwa
13000 angegeben, was zu jener Zeit (1709) der
Bevölke=
rung einer anſehnlichen Stadt gleichkam. In
Nordkaro=
lina, Pennſylvanien und Neu=York taten dieſe Deutſchen
ſo anſehnliche Kolonialarbeit, daß ſie von den Engländern
anerkannt und bewundert wurde.
Von dieſer Zeit an aber kamen fortwährend Deutſche
in großer Zahl nach Amerika. Das Glück, das die erſten
Anſiedler dort hatten, verlockte andere, in Deutſchland
die Zelte abzubrechen und ſich in der „neuen Welt” ein
neues Leben zu zimmern. Im Jahre 1710 kamen 650
Pfäl=
zer nach Karolina, wo zwei deutſche Schweizer,
Graffen=
ried und Michel aus Bern, große Anſiedelungsgebiete
er=
worben hatten. Dabei fehlte es denn auch nicht an
ver=
unglückten Unternehmungen; ſo gingen von den etwa 2000
Pfälzern, welche der berüchtigte Finanzoperateur John
Law nach Louiſiana lockte, die meiſten elend im
frem=
den Lande zugrunde.
Und wie das Glück der einen andere anlockte, ſo
waren es auch die mannigfach freien Verhältniſfe, die viele
nach Amerika zogen. Zahlreiche, ihres Glaubens halber
aus der Heimat vertriebene Salzburger ſuchten und
ſon=
den im 18. Jahrhundert in Amerika eine Stätte, wo ſie
ihrem Glauben treu bleiben konnten. Mit ihrem
Glau=
ben hielten ſie auch ihr Deutſchtum lange in Ehren,
hiel=
ten an der deutſchen Sprache feſt, und ihre aus
Deutſch=
land ſtammenden Bibeln bildeten ihren Hausſchatz. Aber
die kleine Gemeinde, die in Georgia die Kolonie Ebenezer
begründete, wurde doch nach und nach auseinander
ge=
ſprengt, langſam gingen dieſe verſprengten Koloniſten im
Amerikanertum auf, und heute ſind wohl nur noch einige
jener Salzburger Pergamentbibeln als bibliophile Schätze
von ihnen übrig geblieben.
Indeſſen weiſt auch die Geſchichte der deutſchen
Aus=
wanderung nach Amerika ein großes Kapitel auf, das von
engliſchem Gaunertum, von der rückſichtsloſen
Ausbeu=
tung kündet, die zu allen Zeiten Engländer an Fremden
ausübten. Engliſche Schiffsreeder erwarben in Amerika
Land und ſchickten Agenten nach Deutſchland, um
Kolo=
niſten zu werben. Im 18. Jahrhundert durchzogen dieſe
Herren, „Neuländer” genannt, in prunkvollem Aufzuge,
der den armen Bauern allein ſchon Pracht und Herrlichkeit
vorſpiegeln ſollte, die deutſchen Lande und machten mit
den betörten Bauern jene berüchtigten Verträge, die ſie
völlig auf Jahre hinaus in die Dienſtverpflichtung jener
engliſchen Beſitzer gaben, die ſie wie Leibeigene oder
Sklaven auch weitergeben konnten. Daß von dieſen
Be=
törten die wenigſten noch zu ihren Lebzeiten ſich von ihren
Verpflichtungen gegen ihre engliſchen Arbeitgeber, oder
richtiger: Sklavenhalter, freimachen konnten, war aber
noch nicht das Schlimmſte, fürchterlicher war es, daß viele
von dieſen Unglücklichen das ihnen verheißene Land
über=
haupt nicht ſahen, da die engliſchen Gauner die
Emigran=
tenſchiffe, um möglichſt viel an dem Geſchäft zu verdienen,
überfüllten, ſodaß zahlreiche der Angeworbenen, zum
eigenen Schaden der Unternehmer, auf der Fahrt elend
untergingen.
Auch ſonſt kamen zahlreiche deutſche Anſiedler in
Amerika um. Diejenigen Anſiedler, die ihre Farmen in
der Nähe der Indianerſtämme hatten, mußten nicht allein
hängigkeit außer Kraft treten werde, falls Perſien
beſon=
dere Abkommen mit Deutſchland und der Türkei treffe,
ſei im Einvernehmen mit der engliſchen Regierung
er=
folgt. Es ſei klar, daß die perſiſche Regierung kein
Ab=
kommen mit den Feinden Englands treffen könne, die
Mordanſchläge auf die engliſchen Konſuln und
Un=
tergebenen in Perſien anſtifteten, ohne damit die Lage
Perſiens zu gefährden. — Wir vermuten, daß der
Zu=
ſammenbruch des engliſch=ruſſiſchen Abkommens über
Perſien vom Jahre 1907 die perſiſche Regierung nicht
ge=
rade beſonders ſchrecken wird. Der Verſuch, das
Abkom=
men, das Perſien ruſſiſcher und engliſcher
Eroberungs=
ſucht wehrlos auslieferte, als Bürgſchaft für die
Integri=
tät und Unabhängigkeit Perſiens hinzuſtellen, wird von
der ganzen Welt mit gebührender Heiterkeit begrüßt
wer=
den. Wenn engliſche Beamte in Perſien der Volkswut
zum Opfer gefallen ſind, ſo iſt das angeſichts des
engliſch=
ruſſiſchen Vorgehens in dieſem Lande nicht weiter
er=
ſtaunlich. Erſtaunlich iſt nur, daß Grey der ſich ſo
ſchwer zu Tatſachen zu bekennen vermag, wie ſeine
kläg=
lichen Ausflüchte über die Verhandlungen über das
engliſch=ruſſiſche Marineabkommen und ſeine Erklärungen
gegenüber dem Fürſten Lichnowsky erweiſen, ſo poſitiv
werden kann, wenn es gilt, Anſchläge auf engliſche
Kon=
ſulatsbeamte den Gegnern Englands, alſo natürlich
Deutſchland, zur Laſt zu legen. Der deutſchen Regierung
iſt nur von einem einzigen Mordanſchlag auf
einen engliſchen Konſulatsbeamten etwas bekannt, und
zwar auf Sir Roger Caſement, der von dem
eng=
liſchen Geſandten in Kriſtiania mit Billigung
der engliſchen Regierung geplant war.
Das Londoner Abkommen, ein Hindernis für
den Frieden.
* Bern, 16. Nov. (Zenſ. Frkſt.) In einem
Leitauf=
ſatz „Noch ferne vom Frieden” kommt das Berner
Tag=
blatt nochmals auf das Londoner Abkommen des
Vierverbandes zu ſprechen und ſchreibt: England
riskiert im gegenwärtigen Kriege außer ſeinem Gelde
nicht viel. Aus dieſem Grunde iſt es uns immer
unbe=
greiflich geweſen, warum Frankreich und Rußland
ſich derartig die Hände gebunden haben, daß ſie
ſich verpflichten, nur mit Einwilligung Englands
Frie=
den zu machen. Da können ſie noch lange warten, bis
England dazu ſeine Zuſtimmung gibt, und darum
fürch=
ten wir, der Krieg werde noch lange dauern. Der erſte, der
es wagt, dieſen für die ganze europäiſche Welt
unheil=
vollen, lediglich im Intereſſe Englands geſchloſſenen
Vertrag zu brechen, verdient den Dank der
Menſch=
heit. (Frkft. Ztg.)
Perſien den Perſern.
Als der große Weltkrieg einſetzte, hatte wohl
nie=
mand vorausgeſehen, daß es bei dieſer Gelegenheit nicht
bloß zu einem Austrag der Differenzen zwiſchen den
beiden großen Mächtekonſtellationen kommen werde,
ſon=
dern daß auch im Zuſammenhange mit den Ereigniſſen es
ſich ergeben könnte, an die Löſung von Problemen
heran=
zutreten, die ſeit Jahrzehnten die geſamte Welt
beſchäf=
tigen. So ſind die geſamten Orientfragen zur
Aufrollung gelangt; ſelbſt im fernen Oſten ſcheint ſich
manches vorzubereiten, in Indien gärt es ganz bedenklich,
und ebenſo hat man Grund zur Annahme, daß ſich jetzt
vielleicht auch das Schickſal Perſiens entſcheiden wird.
Die Geſchicke dieſes Landes haben manche Aehnlichkeit
mit denen der Türkei, die ja ſſeit Jahrzehnten als
Beute=
gegenſtand betrachtet wurde; nur daß die Verhältniſſe in
Perſien noch verworrener und troſtloſer waren, als dies
in der Türkei vor der großen Reformbewegung der Fall
war. Perſien war das Objekt, das ſich England und
Rußland auserkoren hatten; zwiſchen beiden Mächten
gab es ſogar langjährige erhebliche Differenzen, die
end=
lich ihren Ausgleich durch Teilung der Intereſſenſphären
fanden, während man Deutſchland mit einigen kleinen
wirtſchaftlichen Zugeſtändniſſen abzuſpeiſen ſuchte. Die
andauernden ſchweren inneren Wirren hatten den Ruſſen
Gelegenheit gegeben, ſich im Lande ſelbſt feſtzuſetzen, und
wenn dies auch nur unter allerlei Vorwänden geſchah,
ſo=
lließ ſich doch mit Sicherheit annehmen, daß die Koſaken
nicht ſo leicht wieder hinausgetrieben würden. Nun kam
der Weltkrieg, und mit ihm auch die Erhebung der
Mo=
hammedaner gegen die Willkürgelüſte der Ententemächte.
Die panislamitiſche Bewegung ſetzte ein, und ihre Wellen
konnten nicht ganz ſpurlos an Perſien vorübergehen. Es
iſt ſchon mehrfach zu Plänkeleien gekommen, weil in
ver=
ſchiedenen Orten die Bevölkerung den Ruſſen
deutſch=
freundlich erſchien, und es läßt ſich nicht leugnen, daß
einige deutſche Handelsmiſſionen, die im Lande
eingetrof=
fen waren, allenthalben mit großen Sympathien
aufge=
nommen worden ſind. Unſere Siege taten das übrige,
um in der Bewohnerſchaft des Landes den Gedanken wach
zu rufen, daß jetzt der gegebene Augenblick gekommen
ſein könnte, die fremde Herrſchaft, insbeſondere das
ruſſi=
ſche Joch, abzuſchütteln, das immer drückender geworden
war. Im Lager der Entenſte verhehlt man ſich
keints=
wegs die Größe der drohenden Gefahr, und erſt dieſer
Tage hat Saſonow in einer Unterredung ſeinen
Befürch=
tungen Ausdruck gegeben, wobei er natürlich nicht
ver=
fehlte, die Schuld für die dort herrſchende Stimmung den
Umtrieben der Deutſchen in die Schuhe zu ſchieben,
wiſ=
ſentlich unterſchlagend, daß ſich die Ruſſen deswegen an
das eigene Herz pochen müßten.
Die Bewegung richtet ſich aber nicht etwa gegen die
verhaßten Ruſſen allein, ſondern ſeit einiger Zeit auch
gegen die engliſche Herrſchaft im Süden, wo es bereits zu
Zuſammenſtößen gekommen iſt. Dort iſt es insbeſondere
die Geiſtlichkeit, die die Bewegung ſchürt und in
begeiſter=
ten Aufrufen zur Erhebung gegen die Fremden
auffor=
dert. Das Verlangen der engliſchen Regierung, die
Strö=
mung zu verbieten, und englandfeindliche hohe Beamte
abzuberufen, hat die perſiſche Regierung kurzerhand als
Einmiſchung in innere Angelegenheiten zurückgewieſen.
Ein bemerkenswertes Zeichen der herrſchendn Stimmung
iſt die erfolgte Einigung aller ſich bisher teilweiſe ſchroff
gegenüberſtehenden Parteien, die ſamt und ſonders dafür
eintreten wollen, das Land von fremder Herrſchaft
frei=
zuhalten. Es iſt wohl nicht zu viel geſagt, zu behaupten,
daß Perſien jetzt am Scheidewege zu ſtehen ſcheint.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
18. November. Schloß Chatillon, ſüdlich von Circy,
im Sturm genommen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 18. November.
* Herrn Staatsrat Wilbrand, dem Vorſitzenden der
Abteilung für Forſt= und Kameralverwaltung im Großh.
Miniſterium der Finanzen, iſt nachſtehendes
Alller=
höchſtes Handſchreiben zugegangen: Darmſtadt,
den 16. November 1915. Lieber Staatsrat Wilbrand
Schon vor anderthalb Jahren war Mir Ihr Geſuch wegen
Uebertritts in den Ruheſtand zugegangen. Der Ausbruch
des Krieges verhinderte Mich daran, Ihrem Wunſche zu
willfahren, den Ich bei der Länge Ihrer reichgeſegneten
Dienſtzeit an ſich nicht hätte ablehnen können. Ich fand
Mich vielmehr zu dem Erſuchen bewogen, Sie wiſſen zu
laſſen, Sie möchten von einem Beſcheid auf die
vongetra=
gene Bitte vorerſt abſehen. Wenn Ich neuerdings erfahre,
daß Sie hierauf zurückkommen, ſo kann Ich Meinen
da=
maligen Wunſch nur wiederholen. Mein Vertrauen auf
Ihren durch mehr als 50 Jahre bewieſenen treuen
Dienſt=
eifer läßt Mich nicht zweifeln, daß Sie bei Ihrer
treff=
lichen Geſundheit bereit ſein werden, auch an Ihrem Teile
die allſeitige Pflicht zu erfüllen, in der gegenwärtigen
Zeit nach Kräften und bis zum ſiegreichen Ende des
Krieges durchzuhalten. Ihr wohlgeneigter Großherzog
Ernſt Ludwig.
* Eine Widerlegung. Von zuſtändiger Seite wird der
Darmſt. Ztg. mitgeteilt: „In einigen auswärtigen
Blät=
tern ſindet ſich die Nachricht, daß in Heſſen auf „
An=
regung der maßgebenden Schulbehörden” des
herrſchen=
den Notſtands wegen evangeliſche Lehrkräfte in
unteren und mittleren Klaſſen den katholiſchen
Re=
ligionsunterricht und umgekehrt erteilten. Eine
ſolche Anregung hat nicht ſtattgefunden; ſie würde auch
gegen Art. 4, Abſ. 4 des Volksſchulgeſetzes verſtoßen.”
Man mußte ſich allerdings darüber verwundern, daß
Berliner Blätter eine ſolche Meldung verbreiteten.
Militärdienſtnachrichten. Es wurden befördert:
zu Leutnants der Reſerve: die Ofſiziersaſpiranten des
Beurlaubtenſtandes (Truppen=Uebungsplatz Lochſtedt):
Er=
mold (I Darmſtadt), Gerſter (Offenburg), Gönner
(Straßburg), Gerhardt (Frankfurt a. M.), Henk
(Gießen), Kluß (Frankfurt a. M.), Mönninghoff
(I Darmſtadt), Stamm (II Darmſtadt), Wetzel
(Worms), Leibgarde=Inf.=Regt. Nr. 115; Brücher
(Gießen), Frieſe (Gelſenkirchen), Grieſe (
Reckling=
hauſen), Luft Malzan, Schmandt, Schneider
(Hans), Wiener (Gießen), Wolf (Neuwied), Inf.=
Regt. Nr. 116; Dornauf (Höchſt), Geißler (
Frank=
furt a. M.), Himmelſtein (Stockach), Klapproth
(Dortmund), Knies (Worms), Schmidt (Otto)
(Frankfurt a. M.), Inſ.=Regt. Nr. 117; Herte, Jung
(Worms), Wibbing (Wiesbaden), Inf.=Regt. Nr. 118;
Eisner (Frankfurt a. M.), Fleiſchhauer (Gießen),
Lutz (Marburg), Marahrens (Hanau), Quiſtorp
(Friedberg), Weil (Darmſtadt), Winter (Karl) (II
Darmſtadt), Inf.=Regt. Nr. 168; Henkel (Darmſtadt),
Hochgeſand (Mainz), Mahr (Darmſtadt), Schang
(Mainz), Witzel (Darmſtadt), Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 80;
Gehbauer (Erbach) Heep (I Darmſtadt),
Korn=
mann (Darmſtadt), Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 88; Berthold
(Darmſtadt), Doll (Kreuznach), Hitz (Gießen), Kreier
(Recklinghauſen), Schweizer (II Darmſtadt), Reſ.=
Inf.=Regt. Nr. 116; Schäfer (Karl) (Friedberg), Reſ.=
Inf.=Regt. Nr. 221; Allwohn, Bünau (Darmſtadt),
Runge (Worms), Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 224; Helfert
(Darmſtadt), Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 254; Röhrig (St.
Wendel), Landw.=Inf.=Regt. Nr. 116; Becker (Robert),
Dahmen (Wiesbaden), Fritſch (Höchſt),
Haber=
mehl (Gießen), Haltmeier (Frankfurt a. M.),
Kam=
menhuber (St. Wendel), Kohlberg (Düſſeldorf),
Korn (Wiesbaden), Schloßſtein, Stein (
Frank=
furt a. M.), Weber (Höchſt), Wittgen (Wiesbaden),
Wolf (Friedrich) (Friedberg), Landw.=Inf.=Regt. Nr.
118. Truppen=Uebungsplatz Senne: Mengler (
Er=
bach), Wagner (I Darmſtadt), Inf.=Regt. Nr. 144;
Kohl (I Darmſtadt), Hepp (I Darmſtadt), Inf.=Regt.
Nr. 145. Truppen=Uebungsplatz Warthelager: v. der
Au (Darmſtadt), Inf.=Regt. Nr. 141. Truppen=
Uebungs=
platz Döberitz: Heinmüller (Darmſtadt), Füſ.=Regt.
Nr. 73. Truppen=Uebungsplatz Munſter: Paſſet (I
Darmſtadt), Inf.=Regt. Nr. 143; Baumann (II
Darm=
ſtadt), Reſ.=Inſ.=Regt. Nr. 70.
Opfertagsveranſtaltung in der Turnhalle am
Woogsplatz. Um Mißverſtändniſſen vorzubeugen, ſei
er=
wähnt, daß der erſte Arbeitsbezirk der Stadt, der unter
Leitung von Frau Liſſa Geyershöfer ſteht, und der
ſechſte Bezirk, unter dem Vorſitz Ihrer Exzellenz Frau
Ge=
neralleutnant Nöll, zum Zwecke gemeinſamer Arbeit ſiche
zuſejmmengeſchloſſen haben. Bürgermeiſter
Mueller hat ſich in liebenswürdigſter Weiſe bereit
er=
klärt, mit einer vaterländiſchen Anſprache dem
Konzert in der Turnhalle eine beſondere Weihe zu
verlei=
hen. Der treffliche Redner gedenkt in ſeiner Rede beſonders
auf die Bedeutung des Opfertages hinzuweiſen. Allen
Beſuchern des Konzertes wird es von erhebendem Genuß
ſein, Herrn Mueller, der ſeit kurzem aus dem Felde
zurückgekehrt iſt, um eine Reihe wichtiger Amtsgeſchäfte
zu erledigen, wieder einmal ſprechen zu hören.
* Graf Zeppelin iſt am Dienstag abend zu kurzem
Aufenthalt im Hotel Traube abgeſtiegen und am Mittwoch
früh wieder von hier abgereiſt.
— Anmeldung des im Inlande befindlichen
Ver=
mögens von Angehörigen feindlicher Staaten. Im
An=
ſchluß an die Bekanntmachung, welche in Nr. 318 unſeres
Blattes erſchienen iſt, ſei noch zur Vermeidung von
Irr=
tümern darauf hingewieſen, daß die Anmeldefriſten zwar
bis zum 15. Dezember d. J. laufen, jedoch die zur
Ent=
gegennahme der Anmeldungen
beauftrag=
ten Handellskammern verpflichtet ſind, die
eingehenden Anmeldungen auf deren Richtigkeit und
Voll=
ſtändigkeit zu prüfen. Es iſt deshalb die Friſt für
Einreichung der Anmeldungen ſeitens der Großh.
Ham=
delskammer Darmſtadt auf Samstag, den 27.
No=
vember d. J., feſtgelegt worden.
Die Ausſtellung der Lazarett=Arbeiten, die das
Rote Kreuz im Gewerbemuſeum veranſtaltet hatte, hat
an=
fangs dieſer Woche ihren Abſchluß erreicht. Die
Aus=
tellung wurde von mehr als 3000 Beſuchern beſichtigt
und dürfte das Intereſſe und Verſtändnis für die
Wich=
tigkeit der ſachgemäßen Beſchäftigung der in den
Laza=
retten befindlichen Verwundeten und Kranken bedeutend
gefördert haben; ſo wird zum Beiſpiel jetzt auch in dem
Vereinslazarett Mathildenhöhe eine eigene
Werk=
tätte zur Beſchäftigung der Verwundeten eingerichtet.
— Es wird gebeten, daß diejenigen der im
Gewerbe=
muſeum ausgeſtellten Sachen, die von den Verwundeten
käuflich abgegeben worden ſind, ſo weit ſie noch nicht
ab=
geholt oder beſorgt ſind, heute Donnerstag oder morgen
Freitag zwiſchen 10 bis 12 Uhr und 4 bis 6 Uhr im
Ge=
verbemuſeum von den Erwerbern abgeholt werden.
Gemäldeausſtellungen. Einige kleine Proben eines
noch nicht ſehr bekannten deutſch fühlenden und denkenden
gegen dieſe Eingeborenen Kämpfe beſtehen, nein, ſie
wur=
den auch in Mitleidenſchaft gezogen, wo Kriege zwiſchen
den Engländern und Eingeborenen und zwiſchen jenen
oder dieſen mit den eingewanderten franzoſiſchen
Anſied=
lern entſtanden. Denn mehr oder weniger arteten dieſe
Kämpfe immer zu Raubzügen gegen die friedlichen
Far=
mer aus, und bei den fleißigen und ſparſamen Deutſchen
gab es immer an meiſten zu holen.
Aber aus jenen Kämpfen entwickelte ſich dann der
große Befreiungskrieg des Amerikaners gegen die
Eng=
länder, und es waren die deutſchen Einwanderer, die an
dieſen Kämpfen ihren großen Anteil hatten. Nicht zum
geringen Teil haben die Amerikaner ihre Unabhängigkeit
dem deutſchen Element zu danken. 30000 Deutſche
ſtan=
den damals in den Reihen der Amerikaner, die bereit
waren, ihr Blut dafür fließen zu laſſen, daß Amerika das
engliſche Joch abſchütteln konnte. Herckheimer bildete
aus ſeinen Landsleuten ein eigenes Milizregiment; er
fand bei Oriskany 1777 ſeinen Tod, und über ein
Jahr=
hundert ſpäter (1883) ehrte man ſein Andenken und ſeine
Verdienſte durch Errichten eines Denkmals. Ebenſo
ver=
dienſtvoll war der aus Gießen ſtammende Bäcker
Chri=
ſtoph Ludwig, der ſein ganzes Vermögen für die Sache
der Freiheit hergab, und den dafür Waſhington, der
Lud=
wig ſeinen „ehrlichen Freund” nannte, zum Generalbäcker
der Armee ernannte. Und endlich iſt noch der Paſtor
Peter Mühlenberger zu nennen, der den Prieſterrock mit
der Uniform vertauſchte und an der Spitze eines deutſchen
Regiments Sieg auf Sieg erfocht, dafür 1777 zum
Brigade=
general erhoben wurde und nach der Befreiung Amerikas
zu Waſhington ein Denkmal erhielt.
Wie ſehr damals die ſtrategiſche Tüchtigkeit der
Deutſchen von den Amerikunern anerkannt wurde, beweiſt
wohl am beſten die Tatſache, daß die Amerikaner ſich da=
mals zwei deutſche Militärs anwarben und ſie zu
Heer=
führern ihrer Revolutionstruppen machten. Die
deut=
ſchen Generale Friedrich Wilhelm von Steuben (1750 bis
1794) und Johann Kolb (geb. 1721, gefallen in dem
Tref=
fen bei Camden am 19. Auguſt 1780) waren die
tüchtig=
ſten Kampfgenoſſen Waſhingtons, des Begründers der
unabhängigen Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Nun aber, da die Deutſchen mit ihrem Blute ihnen
die Freiheit erkämpft hatten, fingen die Amerikaner an,
ſich gegen die deutſche Einwanderung zu ſchützen. Freilich
waren es armſelige Deutſche, die durch die Napoleoniſchen
Kriege ihr Letztes verloren hatten und ein neues Leben
in Amerika beginnen wollten. In jener Zeit 1817
entſtanden in Amerika unter den wohlhabenden Deutſchen
Vereinigungen zum Schutze der armen eingewanderten
Landsleute, aber auch zur Bekämpfung jener oben
geſchil=
derten Seelenverkäufer engliſcher Reeder, die inzwiſchen
immer wieder ihre Fiſchzüge in Deutſchland zu machen
ſuchten und ſchließlich in anderen Ländern Nachahmung
ſanden.
Dann waren die politiſchen Bewegungen von 1830,
1848 und 1849 die Urſache großer Auswanderungen
Deut=
ſcher nach Amerika. Viele bedeutende Köpfe, die ſich durch
Beteiligung an der revolutionären Bewegung unmöglich
in Deutſchland gemacht hatten, hofften ihre freiheitlichen
Ideen in Amerika verwirklichen zu können. Und viele
von ihnen gelangten auch drüben zu großem Anſehen
auch in politiſcher Hinſicht ſo zum Beiſpiel Kurl Schurz,
der einer der einflußreichſten amerikaniſchen Politiker
wurde. Aus ihnen rekrutierten ſich vor allem auch die
tüchtigſten Generale in dem Bürgerkriege, der in den
Vereinigten Staaten 1861 bis 1864 tobte, und der den
Vereinigten Staaten die Grundlage für ihre heutige
Ver=
faſſung gab. Die Generale Sigel, Blenker, Annecke er=
warben ſich in dieſem Kampfe mannigfache Verdienſte,
hatten dafür aber auch die offenkundige Abneigung ihrer
amerikaniſchen Kameraden zu überwinden, die zuweilen
in offenkundige Feindſchaft und Zurückſetzung der
Deut=
ſchen ausartete.
Aber nicht nur an der politiſchen Entwicklung der
Vereinigten Staaten hatten die Deutſchen einen regen
Anteil, viel mehr noch an der wirtſchaftlichen und
indu=
ſtriellen. Aus den fleißigen Farmern, die raſtlos den
Boden Amerikas bearbeiteten, wurden tüchtige Kaufleute
und Fabrikanten auf allen Gebieten. Schon 1748
eröff=
nete in Baltimore ein Deutſcher eine Bierbrauerei; dort
entſtanden die erſten deutſchen Handelshäuſer, die aus
ihrer deutſchen Heimat alle möglichen Waren einführten,
und deutſche Reederfirmen, die deutſchen Einwanderern
die Wege ebnen halfen.
Einen großen Aufſchwung nahm das Deutſchtum in
Amerika nach dem deutſch=franzöſiſchen Kriege und der
Gründung des Deutſchen Reiches. Das deutſche Element
in Amerika, das auf allen Gebieten ſeine überragende
Tüchtigkeit bewies, das eine führende Rolle in der
In=
duſtrie, im Handel, in der Wiſſenſchaft einnahm,
ge=
langte zu ſolchem Anſehen, daß ein Umſchwung
unver=
meidlich war. Wo und wann hätte ſich nicht an die
glän=
zenden Erfolge der Neid geheftet, der auch hier nicht
aus=
blieb genährt und geſchürt durch die Lügen unſerer Feinde!
Aber die Glorie der Siege, welche die Deutſchen in
dem ihnen jetzt aufgezwungenen Weltkriege erringen, wird
auch ſchließlich die Lügenmauer durchbrechen, welche
Eng=
land zwiſchen uns und Amerika errichtet hat, und die
Amerikaner werden wieder einſehen lernen, was ſie den
Deutſchen danken und was ihr Mutterland England
fort=
geſetzt an ihnen ſündigte.
Künſtlers P. Würth, Veitshöchheim, ſind in der
Hof=Buch= und Kunſthandlung von Johs. Waitz, hier
Eliſabethenſtr. 14, zu ſehen und werden wohl auch hier
wie anderwärts, einen ſtillen, aber um ſo ſtetigeren Lieb
haber finden. Der Künſtler, der Autodidakt iſt, geht ſtill
ſeinen eigenen Weg, zu eigener Befriedigung, ohne nad
äußerem Ruhm und Erfolg zu ſtreben. — In dem Schar
fenſter der Kunſthandlung Müller u. Rühle, Eliſabethen
ſtraße, iſt zurzeit eine Kollektion kleiner Aquarelle
ausgeſtellt von Friedrich Troſt in Nürnberg, der ir
den 60er Jahren in unſerer Stadt lebte. Die Ausſtellung
dürfte gerade in Darmſtadt beſonderem Intereſſe begegnen
führt uns doch der Künſtler in ſeinen Bildern Motive
un=
ſerer engeren Heimat, beſonders aus Darmſtadt und
Um=
gegend vor Augen.
gie. Probealarm auf dem Hofe hinter der Stadtkirche.
Geſtern nachmittag fand der in der Sonntagsnummer
an=
gekündigte Probealarm für den Fall eines Fliegerangriffs
ſtatt. Dem Schauſpiel wohnten der Stadtkommandant
Generalmajor v. Lyncker, Oberſtallmeiſter Exzellenz
Frhr. v. Riedeſel, die meiſten Schulvorſtände,
Ver=
walter öffentlicher Gebäude, ſämtliche Polizeirevier=
Vorſtände, zahlreiche Stadtverordnete, ſowie ein großes
geladenes Publikum bei. Regierungsrat Dr.
Rein=
hart gab als Vorſtand der Polizeiverwaltung die
nöti=
gen Erläuterungen: Nach Vereinbarung mit der Kom
mandantur werden die Polizeiwachen bei drohender
Ge=
fahr eines Fliegerangriffs ſofort durch zwei Stichworte
benachrichtigt. Das Stichwort Fliegerbereitſchaf
wird gegeben, wenn in der näheren oder weiteren
Um=
gebung Flieger auftauchen und die Befürchtung eines
An=
griffs gerechtfertigt erſcheint. Die Feuerwache wird auf
22 Mann verſtärkt und hält ſich mit vier Abteilungen zum
ſofortigen Ausrücken bereit. Der Glockenturm der
Stadt=
kirche wird mit zwei Mann beſetzt. Auf das Stichwor
Fliegerdeckung beginnt ſofort das wimmernde
Ge=
läut der zu dieſem Zweck wieder aufgehängten alten
Feuerglocke auf dem Stadtkirchenturm, das von den
Glocken der verſchiedenen Schulen aufgenommen wird
Zugleich eilen Schutzleute auf Rädern durch die Stadt
um mit einem langgezogenen Hupenton auf die drohende
Gefahr aufmerkſam zu machen. Drei langgezogene
Hupentöne und Aufhören des Glockengeläuts bedeuten,
daß die Gefahr vorüber iſt. Die Hupentöne haben
aller=
dings keine große Tragweite. Eine auswärtige Firme
hatte verſprochen, beſſer wirkende Lärminſtrumente zur
Verfügung zu ſtellen. Dieſe ſind indeſſen noch nicht
ein=
getroffen. Mechaniſch wirkende Alarmſignale wie Sire
nen empfehlen ſich um deswillen nicht, weil ſie
mechani=
ſchen Antrieb verlangen, der durch einen Bombenwurf
ſehr leicht unwirkſam gemacht werden kann. Oberbür
germeiſter Dr. Gläſſing wies in der darauffolgenden
Ausſprache darauf hin, daß Verſuche mit anderen
Alarm=
ſignalen bereits gemacht ſeien, daß ſich aber u. a. in
Stuttgart gezeigt habe, daß beſonders auffällige Signale
das Publikum nur um ſo mehr auf die Straße lockten, das
gerade vermieden werden ſolle. Doch werden die Verſuche
fortgeſetzt werden. Branddirektor Fiſcher führte ſo
dann die Alarmierung der Feuerwache vor. Sobald die
Alarmglocken zu ſchrillen begannen, öffneten ſich auto
matiſch die Tore der Wache und nach nicht vollen drei
Minuten ſtanden drei Abteilungen fertig beſpannt zur
Abfahrt bereit, während die vierte als Reſerve zurückblieb.
Nach dieſer Vorführung, die ein glänzendes Zeugnis für
die Diſziplin unſerer Feuerwehr ablegte, folgte ein
Rund=
gang durch die Aufenthalts= und Schlafräume der
Feuer=
wehrmannſchaft, an die ſich eine Erklärung des
Signal=
apparates und der Feuerwehrgeräte anſchloß.
— Städtiſche Weihnachtsſammlung für Soldaten
frauen und Kinder. Wie ſchon bekannt gegeben,
beab=
ſichtigt die Stadt mit gütiger Unterſtützung der
Frauen=
hilfe für bedürftige Soldatenfrauen und
Kinder, die von keiner andern Seite her zu
Weih=
nachten mit Gaben bedacht werden, eine Weih
nachtsbeſcherung zu veranſtalten. Alle
die=
jenigen, die zu dieſer Beſcherung beiſteuern wollen, werden
gebeten, ihre Gaben für die vom 29. November bie
4. Dezember feſtgeſetzte Sammelwoche bereit zu
halten und ſie an den Sammelſtellen abzugeben. Die
einzelnen Sammelſtellen werden noch bekannt gegeben
Im Stadthaus, Zimmer 39, werden jedoch bereits jetz
Gaben entgegen genommen, da eine baldige Einlieferung
ſehr erwünſcht iſt, um zur ſorgfältigen Herrichtung de
Kleider= und Wäſcheſtücke genügend Zeit zur Verfügung
zu haben. Auf ſchriftlichen oder telephoniſchen Wunſch
(nach Zimmer 26 des Stadthauſes) können Gaben auch
in den Häuſern abgeholt werden. Neben Geldbeiträgen
ſind folgende Gegenſtände beſonders erwünſcht: Stoff
und fertige Kleider= und Wäſcheſtücke für Frauen und
Kinder (ſowohl neue als gut erhaltene getragene Sachen
weiße und farbige Strümpfe zur Herſtellung von Kinder
kleidern; auf farbige Strümpfe wird beſonders Wer
gelegt, da ſie nicht ſo leicht ſchmutzen). Ferner Stiefel
Schuhe, Spielzeug, Nahrungsmittel, jedoch nur gut
haltbare, wie Kolonialwaren, Eingemachtes,
Dauer=
waren uſw. Das Anfertigen und Herrichten der Kleider
und Wäſcheſtücke haben der Verband der Heimarbeiterinnen
die Kleiderſammelſtelle 1914/15, die Kriegsnähſtube, ſowie
die Nähſtube der Pflegerinnen 1870/71 in liebenswürdiger
Weiſe übernommen. Nebenbei ſei erwähnt, daß bei den
vom 23. bis 26. November ſtattfindenden Verkaufstag
der Heimarbeiterinnen gute Gelegenheit zum Einkauf
von Wäſche, Kleidern, Strümpfen uſw. gegeben iſt.
Krieg und Frauenberufe. Unter Hinweis auf
die Tatſachen, daß viele Frauen, deren Angehörige in
Felde ſtehen, auf Verdienſt angewieſen ſind, macht die
Zentrale für Frauenberufsberatung darauf
aufmerkſam, daß nur den Frauen zu helfen iſt, die
be=
ruflich Tüchtiges leiſten. Kann man bei den
Arbeit=
ſuchenden auf früher erworbene gründliche
Kennt=
niſſe zurückgreifen, ſo iſt es wohl in den meiſten
Fällen möglich, Arbeit nachzuweiſen. Den
Qualitäts=
arbeiterinnen iſt es ſogar gelungen, neue Berufsgebiete
zu erobern an Stelle von einberufenen Männern. Aber
dieſe werden wiederkehren und es wird Pflicht der
Frauen ſein, von den eingenommenen Plätzen
zurückzu=
treten, und zweifellos wird uns der Friedensſchluß auf
dem Arbeitsmarkt für weibliche Perſonen noch eine
ſchwere Kriſe bringen, nachhaltiger vielleicht als der
Krieg ſie gebracht. Die Notwendigkeit, für ſich ſelbſt
und für die Angehörigen zu ſorgen, wird aber vielen
Frauen in ſtärkerem Maße als je zuvor auferlegt werden.
Deshalb iſt im allgemeinen wie eigenen Intereſſe die
berufliche Schulung der Mädchen und Frauen von ganz
beſonderer Wichtigkeit und der baldige Beginn kann nicht
dringend genug angeraten werden. Hat es ſich doch
gezeigt, daß es ſelbſt in dieſen Zeiten nicht allzu ſchwierig
war, Qualitätsarbeiterinnen Verdienſt zu verſchaffen,
ſtellenweiſe war ſogar das Angebot größer als die
Nachfrage. Doch iſt es häufig nahezu unmöglich, für die
Unmengen von halb ausgebildeten Kräften
Arbeits=
gelegenheit zu finden. Ueber die einzuſchlagenden Wege
für ſämtliche mit der Berufsberatung
zuſammenhängen=
den Fragen, ſowie über die Berufsausſichten erteilt
zu=
verläſſige Auskunft die Zentrale für Berufsberatung,
Abteilung des Arbeitsamtes, zurzeit Stadthaus, Zimmer
Nr. 1. (Sprechſtunden ſiehe Anzeige.)
* Die Städtiſche Zentrale für Volksernährung teilt
mit, daß in der nächſten Woche, von Montag, den 22. bis
Samstag, den 27. November, die Vorführungen in der
hauswirtſchaftlichen Beratungsſtelle, Waldſtraße 21,
ausfallen. Sie ſtellt; ihre Räumlichkeiten dem
Heimarbeiterinnen=Verband während dieſer Zeit zu einer
Ausſtelllung zur Verfügung, deren Beſuch wir auch
an dieſer Stelle angelegentlichſt empfehlen möchten. Von
Montag, den 29. November ab finden die Vorführungen
wieder regelmäßig Montags, Dienstags, Donnerstags
und Freitags ſtatt.
Frauenhilfe im Krieg. Die Abteilung für
Be=
herbergung auswärtiger
Lazarettbeſu=
cher, die bedürftigen Angehörigen hieſiger Verwundeter
für zwei bis drei Tage koſtenloſe Aufnahme verſchafft,
wird nach wie vor ſtark in Anſpruch genommen. Um nun
diejenigen Familien, die ſeither in opferwilliger Weiſe zu
dieſem Zwecke Zimmer zur Verfügung geſtellt haben, nicht
zu ſehr zu belaſten, würde es die Abteilung mit großer
Freude begrüßen, wenn ſich noch einige Familien bereit
erklären wollten, auswärtige, unbemittelte Angehörige
von Verwundeten auf 2—3 Tage bei ſich aufzunehmen.
An=
meldungen werden täglich von 9—12 und von 3—5 Uhr
(mit Ausnahme von Samstag nachmittags) auf Zimmer
26, Stadthaus, gern entgegengenommen.
— Volkstümlicher Richard=Waguer=Abend Henſel=
Dillmann. Nach der großen Wohltätigkeitsveranſtaltung
im Prinz=Regenten=Theater in München, in welcher
Kammerſänger Henſel mit ſenſationellem Erfolge den
Siegfried ſang, wurde der Künſtler vom König von
Bayern in Audienz empfangen. Zu deſſen volkstümlichen
Richard=Wagner=Abend am Mittwoch, den 24. November,
im Feſtſaale der Turngemeinde, mit dem gefeierten
Wagner=Interpreten Hofrat Dr. Dillmann iſt die
Kaſſennachfrage ſo ſtark, daß ſich die Konzertveranſtaltung
genötigt ſah, noch die hinteren Saalplätze zu numerieren,
die von heute ab in der Hofmuſikalienhandlung Gg.
Thies Nachf. Leopold Schutter, Eliſabethenſtraße Nr. 12,
ausgegeben werden.
— Freie Vaterländiſche Vereinigung, Ortsgruppe
Darmſtadt. Wie ſchon kürzlich berichtet wurde, wird in
der erſten öffentlichen Verſammlung der Ortsgruppe
Darmſtadt der Freien Vaterländiſchen Vereinigung, die
am 27. November im Kaiſerſaal ſtattfinden wird, Herr
Profeſſor Dr. Theobald Ziegler aus Frankfurt a. M.
ſprechen. Sowohl das Thema ſeines Vortrags:
Deutſch=
lands innere Aufgaben nach dem
Welt=
kriege wie die Perſönlichkeit des Redners dürfen des
allgemeinen Intereſſes unſerer Bürgerſchaft ſicher ſein.
Auch ſei beſonders darauf hingewieſen, daß der Vortrag
bei völlig freiem Eintritt ſtattfindet, ſodaß auf eine
mög=
lichſt zahlreiche Beteiligung aller Vaterlandsfreunde
ge=
rechnet werden kann.
* Die Zukunft der Völker Oſtaſiens und Deutſchland.
Wie aus dem Anzeigenteil erſichtlich, wird im
Frauen=
verein der Johannesgemeinde heute
Donners=
tag Miſſionsdirektor Lic. Dr. Witte aus Berlin über:
„Die Zukunft der Völker Oſtaſiens und
Deutſchland” ſprechen. Dr. Witte iſt durch ſeinen
Beruf ein gründlicher Kenner Oſtaſiens und unſerer
dor=
tigen Beſtrebungen. Da ihm der Ruf eines
ausgezeich=
neten Redners vorausgeht, ſo ſei der Beſuch des Vortrages
auch an dieſer Stelle Jedermann empfohlen.
* Kriegsvortrag. Man ſchreibt uns: Zu Ende
dieſes Monats wird Profeſſor D. Bachmann aus
Erlangen die Frage, wie der Krieg mit Gottes
Weltregiment vereinbar iſt, hier in einem
Vortrage beantworten. Viele Leſer dieſes Blattes
er=
innern ſich gewiß noch mit dankbarer Freude an die
Ausführungen des genannten Redners über den
Wunderglauben, die im Winter 1913/14 einen
zahlreichen Hörerkreis in unſerer Stadt gefunden und
gefeſſelt haben. Auf nicht geringere Teilnahme kann
wohl der durch die Zeitereigniſſe nahegelegte Gegenſtand
Anſpruch erheben, den er auf Veranlaſſung der
Kirch=
lich=poſitiven Vereinigung dieſes Mal behandeln
wird. (Siehe Anzeige.)
§ Tödlicher Unfall. Ein 7 Jahre altes Mädchen
wurde am Dienstag mittag am Uebergang des alten
Bahnhofes von einer Automobildroſchke
über=
fahren und iſt kurz danach an den erlittenen
Ver=
letzungen auf dem Transport nach dem Städtiſchen
Krankenhaus geſtorben.
§ Selbſtmord. Ein 40 Jahre alter Mann hat
geſtern ſeinem Leben durch Erſchießen ein Ende gemacht.
-h- Auerbach, 16. Nov. (Der hieſige Alice=
Frauenverein), Zweigverein vom Roten Kreuz, hat
durch Sammlung von Schulmädchen, außer von etwas
barem Gelde, 239 Gläſer, 30 Töpfe, 16 Eimer und Büchſen,
57 Flaſchen mit Marmeladen und Säften, 25 Pfd.
Dörr=
obſt und 3½ Zentner friſches Obſt zuſammengebracht.
r. Bensheim, 16. Nov. (Ein Kriegsdenkmal.)
Das von uns ſchon erwähnte Modell des
Ritter=
platzes mit Ehrendenkmal für die Helden des
Welt=
krieges wurde kürzlich von den Stadtverordneten, dem
Vorſtand des Verſchönerungsvereins, dem Stadtbauamt
und dem Geh. Oberbaurat Profeſſor Hofmann=
Darm=
ſtadt, dieſer als Sachverſtändiger, beſichtigt. Alle
An=
weſenden ſtimmten dem Modell=Entwurf voll und ganz
zu. Kunſtmaler Hamann ſchlägt vor, ſtatt einer
Nage=
lung, wie ſie jetzt bei Wehrmännern, Kreuzen uſwe
ſtatt=
finden, farbige Steinchen zu Verkauf zu bringen, dieſe
wieder zu ſammeln und durch Aneinanderreihen ein
Standbild zu ſchaffen, ähnlich den Moſaikbildwerken
früherer Kunſtepochen. Die Steinchen ſollen nur aus
heimiſchem Material der Bergſtraße und dem Odenwald
beſtehen. Kreisrat Eckſtein freut ſich über die
Errich=
tung dieſes eigenartigen Ehrenmals in der Kreisſtadt
Bensheim und wird gerne für Füörderung des Baues
ein=
treten. Geh. Oberbaurat Hofmann beglückwünſchte die Stadt
Bensheim und die beiden Künſtler, Profeſſor
Metzen=
dorf und Kunſtmaler Hamann, zu ihrem hübſchen
Werk. Das Modell iſt im Maßſtabe 1:75 modelliert. Die
Ehrenſäule ſoll in ihrem unteren Teile die Namen der
gefallenen Helden tragen, während die Umfaſſungsmauer
die Namen der Kriegsteilnehmer abwechſelnd mit
ſym=
boliſchen Darſtellungen zeigen ſoll. Das Ehrenmal wird
in ſeiner eigenartigen Geſtaltung eine Schönheit unſerer
Stadt werden. — (Auszeichnung.) Dem
Vizefeld=
webel Hans Keller wurde das Eiſerne Kreuz und die
Heſſiſche Tapferkeitsmedaille verliehen.
Worms, 17. Nov. (Beſchaffungvon
Lebens=
mitteln für die Stadtbevölkerung.) Die
Stadtv.=Verſammlung hatte den Betrag von 500000 Mk.
zur Anſchaffung von Lebensmitteln, namentlich für die
minderbemittelte Bevölkerung, zur Verfügung geſtellt.
Aus dieſem Kredit wurden angeſchafft: Mehl für
209000 Mk., Fleiſchdauerware, Konſerven u. dgl. für
70000 Mk., Speiſekartoffeln für 70000 Mk., ſonſtige
Le=
bensmittel für 300000 Mk. Im ganzen ſind alſo
649000 Mk. verausgabt worden, 149000 Mk. über den
be=
willigten Kredit. Verkauft worden ſind für 480000 Mk.
Waren, ſodaß für 169000 Mk. noch zur Verfügung ſtehen.
Es ergibt ſich die Notwendigkeit, den Kredit zu erhöhen,
denn es könnten Zeiten kommen, wo es notwendig iſt, die
Waren ſchnell zu veräußern und andere anzuſchaffen.
Dabei handelt es ſich nicht um dauernde Ausgaben,
ſon=
dern um einen Kredit, der zum größten Teil wieder
ein=
geht. Der Finanzausſchuß beantragt, den bisher
bewillig=
ten Kredit von 500 000 Mk. um 300000 Mk. zu erhöhen. —
* Auf den Spuren der Bug=Armee. Die
Sommer=
monate ſchwanden vor uns dahin wie die Ruſſen. Im
raſchen Vormarſch der Armeen die kaum eroberten
Fel=
der abzuernten, war keine Kleinigkeit. Was da
vollbracht wurde, wird ein beſonderes Wirtſchaftskapitel
der Kriegsgeſchichte ausfüllen. Wo ſie die Frucht auf dem
Halme nicht verbrennen oder zerſtören konnten, hatten die
weichenden Feinde wenigſtens die Erntegeräte und
land=
wirtſchaftlichen Maſchinen ſei es mitgeſchleppt, ſei es
zer=
trümmert oder in die Teiche geworfen Auch an Arbeitern
fehlte es durchaus, denn die einheimiſche Bevölkerung
mußte mit von dannen. Was tun? Unter der Leitung
agrariſch bewanderter Offiziere und Beamten traten
ei=
gene Wirtſchaftsausſchüſſe zuſammen, die vereinigten alles,
was ſich an Senſen, Sicheln, Eggen, Dreſchmaſchinen uſw.
aufſtöbern und wiederherſtellen ließ, und beſtellten im
Hin=
terlande hundert= und tauſendweiſe, was ihnen noch
fehlte. Auf neuen Feld= und Förderbahnen wurde
nach=
geſchafft, ſoviel zu erlangen war, und binnen kurzem ſah
man Bataillone von gefangenen Ruſſen als friedliche
Schnitter auf die Felder ziehen. Die Lokomobilen
ver=
ſchlangen die Aehren und ſpieen die Körner wieder aus;
Dampf= und Windmühlen begannen die eingeroſteten
Glied=
maßen wieder zu regen und ihr zermalmendes Werk zu
tun; nahe dabei ſtanden die Feldbäckereien Tag und Nacht
unter Dampf und füllten die Vorratsſpeicher mit vielen
Zentnern Kommißbrot und nach langer Zeit auch wieder
mit feinem Weißbrot, das immer weißer wurde, zuerſt
50 Prozent Weizen, dann 75 und ſchließlich 100 Prozent.
Die Proviantkolonnen brauchten nicht mehr die weiten
Rei=
ſen zu machen, ſie verſorgten ſich in den nahen Depots mit
den Früchten, die der deutſche Organiſator mit ruſſiſcher
Arbeitskraft dem polniſchen Acker abgewonnen, und
zweigten von dort nach allen Himmelsrichtungen
ausei=
nander, zu den Ausgabeſtellen der Etappe und zu den
ver=
ſchiedenen Fronten.
* Boche! Der Temps vom 18. Oktober bringt unter
der Rubrik „Gerichtsſaal” nachſtehenden Bericht mit der
Ueberſchrift „Boche!”: „Ein Stadtrat aus einem Ort bei
Paris ſtand geſtern vor der 10. Strafkammer unter der
Anklage, einen Elſaß=Lothringer, der im deutſchen Heer
gedient hatte, mit dem Namen „boche” belegt zu haben.
Enthält dieſes Beiwort eine Beleidigung oder Schmähung?
Der Vertreter der öffentlichen Anklage, Herr Barathon
du Monceau, ſprach ſich dahin aus, daß man das Recht,
ſich über eine Belegung mit dem Ausdruck boche zu
bekla=
gen, ſolchen zugeſtehen müſſe, die ſich eines berechtigten
Anſpruchs auf die ruhmreiche Rolle Frankreichs im
gegen=
wärtigen Kriege rühmnen können.” Nach der Rede des
Ver=
teidigers Garcon ſprach der Gerichtshof unter dem
Vor=
ſitze des Herrn Mesnard den Angeklagten frei, „weil
die Bezeichnung „boche” auf Perſonen
deutſcher Nationalität angewendet, weder
eine Beleidigung noch eine Schmähung
dar=
ſtellt” Merkwürdig, daß die „boches” bisher noch keine
Gelegenheit hatten, „die ruhmreiche Rolle Frankreichs im
gegenwärtigen Kriege” anderswo als nur im —
Gefan=
genenlager zu Döberitz u. a. m. kennen zu lernen!
Dr. M. K.
CK. Das Londoner Hotel=Elend. Unter den
Ge=
ſchäftszweigen, die in England am ſchwerſten durch den
Krieg geſchädigt werden, ſtehen die Hotels an erſter
Stelle. Ganz beſonders liegen die großen Londoner
Ho=
tels, die im Frieden die höchſten Preiſe in Europa
for=
derten und erhielten, geſchäftlich völlig danieder. Wie
der Direktor der Londoner Savoy=Hotel=Geſellſchaft in
einer Geſchäftsverſammlung erklärte, iſt der Niedergang
des engliſchen Hotelweſens vor allem auf das Fehlen
der amerikaniſchen Gäſte zurückzuführen. Während die
Vereinigten Staaten im Frieden 50% der Gäſte lieferten,
trifft man gegenwärtig in England nur ſehr wenige
Ame=
rikaner, die dringende Geſchäfte zu erledigen haben. Die
Bruttoeinnahmen der Savoy=Geſellſchaft ſind während
des Krieges um nicht weniger als 4 Millionen geſunken.
Mainzer Stadttheater.
Erſtaufführung von Rudolf Presbers „Das Urteil
des Paris”.
Das neue Luſtſpiel Rudolf Presbers klingt wie eine
harmlos=liebenswürdige Satire auf gewiſſe Auswüchſe
des Geſellſchaftslebens, auf das Ueberhandnehmen der
Wohltätigkeitsbaſare u. dgl. Dieſe Satire wird aber
lei=
der nicht ſo entwickelt, wie es ehedem wünſchenswert
ge=
weſen, heute allerdings nicht mehr zeitgemäß iſt. Das
neue Werk iſt literariſch recht anſpruchslos. Es beſchränd
ſich auf eine oberflächliche Milieuſchilderung, ohne den
Verſuch, eine der handelnden Perſonen pſychologiſch zu
vertiefen, oder den Vorwurf auch nur einigermaßen
geiſt=
voll zu behandeln oder ſcharf zu charakteriſieren. Aber —
gutes, flottes Spiel vorausgeſetzt — humorvolle Einfälle
und witzige Situationen ſichern dem Luſtſpiel äußeren
Erfolg. Da die Vorbedingungen hier gegeben waren,
hatte auch die Mainzer Bühne dieſen Erfolg zu
verzeich=
nen. Johannes Tralow (Spielleitung) hatte für
hübſche Bühnenbilder geſorgt und die Hauptrollen gut
beſetzt. Hanna Ralph war als Loni ſo hübſch und voll
Anmut im Spiel, daß man der Entſcheidung der
Preis=
richter ohne weiteres zuſtimmen mußte. Wilhelm
Die=
terle machte aus ihrem Gatten die gewohnte
Witzblatt=
profeſſorenfigur. Otto Laubinger war ein vornehmer
Baron Schott. Fritz Schlotthauer (Brönner), Eugen
Herbert (Waldemar), Roſel van Born (Tante Ida),
Elſe Bayer (Emmi Buſch) und Erna Bonn (Tilli
Schultes) waren recht am Platze, ebenſo die zahlreichen
Vertreter der kleineren Rollen. — Das Publikum
amü=
ſierte ſich und ſpendete freundlichen Beifall, ohne gerade
M. St.
begeiſtert zu ſein.
Der Antrag wurde in der geſtrigen
Stadtverordneten=
ſitzung angenommen.
Die Wohnungsfrage in Heſſen.
Die Wohnungsfrage iſt, wie dies natürlich
erſchien, in der erſten Zeit des Krieges nicht mehr in der
Oeffentlichkeit behandelt worden. Trotzdem haben indeſſen
die intereſſierten Kreiſe ihre Entwicklung weiter verfolgt
und ſie ſind inzwiſchen auch vorſorglicherweiſe in
Tätig=
keit geireten.
Es handelt ſich zunächſt um die Frage, ob nach
Been=
digung des Krieges mit einer Wohnungsnot zu rechnen
iſt. Die Entwicklung wird in den einzelnen Teilen des
Reichs vorausſichtlich eine außerordentlich verſchiedene
ſein. In den wirtſchaftlichen Mittelpunkten, alſo
insbe=
ſondere in den Großſtädten, und ebenſo in den ſtark mit
Induſtrie durchſetzten Gegenden werden die Verhältniſſe
eine ganz andere Geſtalt annehmen, als dort, wo die
Großſtadtbildung in geringerem Grade fortgeſchritten
iſt und die landwirtſchaftliche Bevölkerung noch einen
er=
heblichen Teil der Einwohnerſchaft ausmacht.
Heſſen gehört zu denjenigen Teilen des Reichs, in
denen letzteres zutrifft. Eine Wohnungsfrage beſteht
frei=
lich überall, ihre Formen wechſeln und es kann ſehr leicht
vorkommen, daß in ländlichen und weniger
gewerbe=
reichen Landſtrichen die Frage dringender iſt, als in
Ge=
genden mit ſtarker induſtrieller Entwicklung. So hat auch
Heſſen heute noch ſeine Wohnungsfrage.
Aber es iſt zu beachten, daß Heſſen hinſichtlich der
letz=
teren vor den anderen deutſchen Bundesſtaaten manches
voraus hat. Es iſt bekannt, daß das Großherzogtum in
bezug auf die Wohnungsfürſorge, ſowohl in
Deutſch=
land als auch im Auslande als Muſterland gilt,
und das mit Recht. Denn in nur wenig anderen Staaten
finden wir ähnliche Einrichtungen, die der Pflege des
Wohnungsweſens gewidmet ſind, wie in Heſſen. Die
Wohnungsaufſicht wird hier ſchon ſeit mehr als
20 Jahren durchgeführt und ſeit 13 Jahren findet ſie
An=
wendung, nicht nur in den Städten, ſondern auch auf dem
Lande. Die geſamte Organiſation wird durch die dem
Miniſterium des Innern unterſtehende
Landes=
wohnungsinſpektion geleitet und überwacht. In
anderen Staaten findet man dagegen zum Teil kaum
ſchüchterne Anſätze für eine ſolche, an ſich wichtige und für
das Geſamtwohl ſegensreiche Einrichtung.
Eine andere, für das Wohnungsweſen in Heſſen
be=
deutungsvolle Einrichtung iſt der heſſiſche
Zentral=
verein für Errichtung billiger Wohnungen,
der vor 15 Jahren auf Veranlaſſung des
Reichtagsabge=
ordneten Freiherrn v. Heyl zu Herrnsheim in Worms
gegründet wurde und deſſen Protektor der
Großher=
zog iſt. Dem tatkräftigen Eingreifen dieſes Vereins iſt
es gelungen, die gemeinnützige Wohnungsfürſorge in
Heſ=
ſen in weitgehendem Umfange zu organiſieren. Er hat
eine große Anzahl gemeinnütziger Bauvereine ins Leben
gerufen, die im Kleinwohnungsbau bereits tüchtiges
ge=
leiſtet haben,er hat es auch verſtanden, die Gemeinden und
Kreiſe für die Wohnungsfürſorge zu intereſſieren, auch
hat er u. a. durch Schaffung muſtergiltiger Entwürfe den
geſamten Kleinwohnungsbau in günſtiger Weiſe
be=
einflußt.
Ein weiteres Vorbild iſt in Heſſen geſchaffen in der
Landeshypothekenbank. Sie hat ihre
haupt=
ſächlichſte Aufgabe, Regelung des erſtſtelligen
Hypothekar=
kredits, in muſtergültiger Weiſe gelöſt. Auch die
Entſchul=
dung des Grundbeſitzes durch Einführung regelmäßiger
Tilgung der Darlehensſchulden hat ſie in bemerkenswerter
Weiſe gefördert. Die Bank hat gemäß der Abſicht des
über ihre Errichtung erlaſſenen Geſetzes daran
feſtgehal=
ten, daß alle bei ihr entnommenen Hypotheken getilgt
werden müſſen und Ausnahmen hiervon nicht zugelaſſen.
Da ſie als gemeinnütziges Inſtitut arbeitet, iſt ſie in der
Lage, den Darlehensſuchern Hypotheken zu den überhaupt
möglichen günſtigſten Bedingungen zu verſchaffen. Ein
ähnliches Inſtitut haben nur wenig andere Staaten
auf=
zuweiſen.
Zu erwähnen iſt noch die
Landesverſiche=
rungsanſtalt. Unter der umſichtigen Leitung ihres
Vorſitzenden, Geh. Regierungsrat Dr. Dietz, hat die
An=
ſtalt von jeher eine Reihe wichtiger
Wohlfahrtsbeſtrebun=
gen mit ihren reichen Mitteln unterſtützt und es iſt dies
auch hinſichtlich des Kleinwohnungsbaues geſchehen. Für
die gemeinnützigen Bauvereine in Heſſen iſt ſie ſchon
im=
mer die hauptſächlichſte Geldgeberin geweſen. Sie ſteht
in dieſer Beziehung unter den deutſchen
Landesverſiche=
rungsanſtalten mit an erſter Stelle.
Bei Prüfung der Frage, welche Maßregeln zu
er=
greifen ſind, um einer Wohnungsnot nach dem Kriege in
Heſſen zu begegnen, muß natürlich auf dieſen Stand der
Wohnungsfürſorge Rückſicht genommen werden. Es iſt
ohne weiteres klar, daß insbeſondere der genannte
Zen=
tralwohnungsverein und die Landeswohnungsinſpektion
die Entwicklung der Wohnungsverhältniſſe dauernd
ver=
ſolgen und erforderlichenfalls nicht zögern werden,
zweck=
dienliche Maßnahmen zu ergreifen.
Ob und inwieweit in Heſſen mit einer
Wohnungs=
not zu rechnen iſt, läßt ſich jetzt noch nicht überblicken. Es
ſteht feſt, daß vor dem Kriege in einer großen Reihe
heſ=
ſiſcher Städte und Gemeinden Wohnungsmangel herrſchte.
War die Bautätigkeit ſchon während der letzten Jahre vor
dem Kriege eine ſehr geringe, ſo hat ſie im Kriege faſt
ganz geruht. Allerdings haben einige Bauvereine auch
während des Krieges gebaut, indeſſen geſchah dies nur
zur Befriedigung augenblicklicher dringender Bedürfniſſe.
Während des Krieges iſt namentlich von jungen
Ehe=
leuten, wenn der Mann zum Heeresdienſt eingezogen
wurde, manche Wohnung verlaſſen worden, von denen
ein Teil wohl nicht wieder in Benutzung genommen
werden wird, nämlich in den Fällen, wo der Mann auf
dem Felde der Ehre gefallen iſt. Gegenüber dieſer
Mög=
lichkeit iſt andererſeits darauf zu verweiſen, daß nach dem
Kriege wahrſcheinlich ein Abwandern der Bevölkerung
aus größeren in kleinere Wohnungen in gewiſſem Grade
ſtattfinden wird. Ferner werden erfahrungsgemäß kurz
nach Kriegen viele Ehen geſchloſſen und es iſt auch für die
zahlreichen aus Kriegstrauungen hervorgegangenen Ehen,
die nach dem Kriege ebenfalls einen Hausſtand gründen,
Wohngelegenheit zu ſchaffen. Da zweifellos auch die
Be=
völkerung während des Krieges gewachſen iſt, ſo kann
allerdings mit einiger Sicherheit darauf gerechnet werden,
daß nach dem Kriege ein erheblicher Bedarf an
Wohnungen und insbeſondere an
Klein=
wohnungen beſtehen wird.
Zwei Fragen werden bei Deckung dieſes Bedarfs
eine wichtige Rolle ſpielen, nämlich die Beſchaffung der
II. Hypotheken und die Verhinderung einer ungeſunden
Bodenſpekulation. Was letztere Frage anbelangt, ſo liegt
die Gefahr nahe, daß bei ſiegreichem Kriegsausgange
und mit einem ſolchen können wir ja glücklicherweiſe
bei=
nahe ſchon beſtimmt rechnen — eine ſtarke Treiberei in den
Bodenpreiſen ſtattfindet. Die nach dem 70er Kriege
ge=
machten Erfahrungen ſind noch in Erinnerung. Da müſſen
namentlich die Gemeinden auf der Hut ſein, denn hier
können am beſten ſie in wirkſamer Weiſe vorbeugen.
Sehr ſchwierig wird auch die Geldfrage ſein, und man
kann ruhig ſagen, nicht nur hinſichtlich der zweiten,
ſon=
dern auch in bezug auf die erſten Hypotheken. Die
Geld=
knappheit, die ſchon vor dem Kriege beſtand, wird nach
demſelben kaum geringer ſein. Es erwächſt hier der
Landeshypothekenbank eine ſchwere Aufgabe und auch an
die Landesverſicherungsanſtalt werden erhöhte
Anfor=
derungen herantreten, da ſicher die gemeinnützige
Bau=
tätigkeit einen großen Teil des Bedarfs an Wohnungen
zu decken haben wird. Die Beſchaffung zweiter
Hypotheken aber wird auf Schwierigkeiten ſtoßen,
deren Ueberwindung die Zuſammenarbeit aller Kräfte
er=
fordert. Auch hinſichtlich des Zinsfußes werden ſich
Erſchwerniſſe herausſtellen, denn daß wenigſtens für
einige Jahre nach dem Kriege der Hypothekenzinsfuß im
allgemeinen ein höherer ſein wird, wie vorher, kann als
ſicher angenommen werden.
Ein gangbarer Weg muß natürlich gefunden werden.
Es wird alſo Aufgabe der oben genannten Organiſationen
ſein, zu gegebener Zeit mit geeigneten Vorſchlägen auf den
Plan zu treten und die nötigen Vorarbeiten zu beenden
Gerade der Umſtand, daß Heſſen, wie ſchon bemerkt, ſeit
langem Einrichtungen für eine dem Geſamtwohl dienliche
Regelung des Wohnungsweſens beſitzt, wird die
entſte=
henden ſchwierigen Aufgaben weſentlich erleichtern.
Neben der Notwendigkeit der Erſtellung einer
genü=
genden Anzahl Wohnungen tauchen aber jetzt noch einige
andere Fragen auf, die ebenfalls die Aufmerkſamkeit der
Allgemeinheit dringend erfordern. Bekanntlich beſteht
für kinderreiche Familien auch dann, wenn
ge=
nügend Wohnungen, vorhanden ſind immer in gewiſſem
Sinne eine Wohnungsfrage. Dieſe Familien ſind, ſoweit
ſie den weniger bemittelten Kreiſen angehören, vielfach
nicht in der Lage, eine ausreichende Wohnung zu
bezah=
len, oder ſie bekommen überhaupt keine Wohnung, weil
eben Familien mit vielen Kindern nicht gerne geſehen
werden. Wir ſind durch den Krieg belehrt worden, wie
notwendig wir einen geſunden und kräftigen Nachwuchs
brauchen. Daß dieſer nicht in überfüllten oder ungeſunden
Wohnungen gedeihen kann, bedarf keiner weiteren
Aus=
führung. Es muß alſo dafür geſorgt werden, daß
ge=
rade dieſe Familien gute und ausreichende Wohnungen
erhalten. Hier tritt ein beſonders großes allgemeines
Intereſſe in den Vordergrund, eine Aufgabe, deren
Lö=
ſung Staat und Gemeinden obliegt.
Ein weiteres Erfordernis iſt die Pflege des kleinen
Eigenhauſes. Dieſes iſt jetzt ſchon in Heſſen ſehr
ſtark vertreten, aber es muß in noch höherem Maße wie
bisher, danach geſtrebt werden, auch minderbemittelten
Familien den Erwerb eines Eigenheimes mit Garten
zu ermöglichen.
Endlich iſt die Frage der Anſiedelung von
Kriegsinvaliden zu erwähnen, eine Frage, die
bereits von einem oberheſſiſchen Großinduſtriellen, der
bisher ſchon auf dem Gebiete der Wohnungsfürſorge
prak=
tiſch tätig war, aufgeworfen worden iſt. Unter den
Kriegsinvaliden wird mancher, der vom Lande ſtammt,
gerne die Gelegenheit ergreifen, ſich auf dem Lande
an=
zuſiedeln und die ihm verbliebene Arbeitskraft durch
Beſtellung eines eigenen Gartens oder Ackers zu
ver=
werten. Wie dieſe Frage in ihren Einzelheiten zu löſen
iſt, wird ebenfalls Gegenſtand eingehender Prüfung ſein
müſſen.
Die Wohnungsfrage, die wie nur wenig andere ſehr
tief in wirtſchaftliche und ſoziale Verhältniſſe eingreift,
ſtellt mithin ſowohl noch während des Krieges, als auch
nach demſelben eine Reihe von Aufgaben, deren Löſung
für das Geſamtwohl des Volkes von größter Bedeutung iſt.
Handel und Verkehr.
Auf Poſtſendungen, insbeſondere auf
Poſtan=
weiſungen an Kriegsgefangene in
Frank=
reich iſt zur Verhütung der Aushändigung der Sendung
oder des Betrages an Underechtigte gleichen oder
ähn=
lichen Namens hinter dem Namen des Empfängers
tun=
lichſt noch die Matrikelnummer (Kontrollnummer)
anzu=
geben, unter der der Gefangene in Frankreich geführt wird.
Bei Poſtanweiſungen gehört dieſe Angabe auf den
Ab=
ſchnitt (Rückſeite).
* Berlin, 17. Nov. Bei der Durchführung der
end=
gültigen Börſenliquidation zu ultimo November
behält ſich der Börſenvorſtand vor, bei Engagements in
ſolchen Wertpapieren, in denen wegen der Lieferung aus
dem ſeindlichen Ausland ein Stückemangel zu befürchten
iſt, die Erfüllung bis zur zweiten Ultimoliquidation nach
Wiederaufnahme des amtlichen Börſenverkehrs zu
be=
ſtimmten Zinsſätzen hinauszuſchieben. Die Rückzahlung
im Darlehensgeſchäfte und die Begleichung der
Differen=
zen erfolgt am 30. November. Das Syndikat zur
Er=
leichterung der Prolongation gewährt ſeinen bisherigen
und auch anderen Geldnehmern bis zur Wiederaufnahme
des amtlichen Verkehrs ſowohl bei Ultimogeldern, als
auch bei Terminsgeſchäften Unterſtützung zu gewiſſen
Bedingungen. Die wichtigſten Abrechnungskurſe ſind
folgende: Dreiprozentige Reichsanleihe 70, Türkenloſe 150,
Schantungbahn 96 Oeſterreichiſche Staatsbahn 125,
Oeſterreichiſche Südbahn (Lombarden) 16, Baltimore=
Ohio 105, Canada Pacific 185, Orientbahn 160, Hamburg=
Paketfahrt 105, Hanſa 220, Norddeutſcher Lloyd 90,
Ber=
liner Handelsgeſellſchaft 137, Deutſche Bank 225, Diskonto=
Kommandit 175. Dresdner Bank 135, Oeſterreichiſche
Kre=
ditanſtalt 165, Allgem. Elektr.=Geſellſchaft 220 Bochumer
Gußſtahl 210, Deutſch=Luxemburger 115, Gelſenkirchener
160, Harpener Bergbau 155, Laurahütte 140, Natphtha
No=
bel 360, Phönix=Bergbau 210, Elektro Schuckert 125,
Elek=
tro Siemens und Halske 200, Türkiſche Tabak 190,
South=
weſt Africa 85.
Landwirtſchaftliches.
Pfer deverſteigerung. Samstag, den
20. November, vormittags 10 Uhr, kommen auf dem
ſtädtiſchen Schlachthofe in Darmſtadt 50 Stück
Beute=
fohlen, franzöſiſchen Typs, im Alter von 5 Monaten bis
3 Jahren zur Verſteigerung. An der Verſteigerung
kön=
nen nur heſſiſche Landwirte teilnehmen. Die Verſteigerung
erfolgt gegen Barzahlung. Eine Rückvergütung auf die
Steigpreiſe wird für dieſe Fohlen nicht gewährt.
Neue Bücher.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.
Maximilian Bern: Die zehnte Muſe
616 galante, heitere, ernſte Dichtungen. Preis 2 Mk.,
elegant gebunden 3 Mk. Verlag von Otto Elsner,
Ber=
lin S 42.
— Die Helden von Tſingtau, von Otto von
Gottberg. Verlag Ullſtein & Co., Berlin und Wien.
Preis 1 Mk. Das Buch verfolgt Zug um Zug die
un=
erhört kühnen Operationen der kleinen deutſchen Be
ſatzung, die um jeden Fuß breit Bodens mit dem in
grimmig verachteten Feinde ſtritt und bis zur letzten
Pa=
trone in den zuſammengeſchoſſenen Werken ſtandhielt.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 17. Nov. Amtlich wird verlautbart:
17. November:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Nichts Neues.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Geſtern fanden im Görziſchen keine größeren
In=
fanteriekämpfe ſtatt. Auch die Tätigkeit der italieniſchen
Artillerie war im Vergleich zu den früheren Tagen
be=
deutend geringer. Die Lage iſt an der ganzen
Südweſtfront unverändert.
Vorgeſtern belegte eines unſerer
Flugzeug=
geſchwader Brescia mit Bomben. Die Flieger
konnten ſtarke Brände beobachten. Alle Flugzeuge ſind
glatt gelandet.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die an der Sandſchakgrenze kämpfenden
K. u. K. Truppen warfen die letzten montenegriniſchen
Nachhuten über den Lin zurück.
Die Verfolgung der Serben wird überall
fortgeſetzt. Die gegen Sjenica vordringende
öſterreichiſch=ungariſche Kolonne warf den Feind aus
ſeinen zäh verteidigten Gebirgsſtellungen nördlich von
Javor.
Die deutſchen Truppen des Generals v. Koeveß
ſtan=
den geſtern abend einen halben Tagmarſch
von Raska entfernt. In Kurſumlja iſt es zu
Ortskämpfen gekommen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabes:
von Höfer, Feldmarſchalleutnaut.
Großer Kriegsrat in Paris.
* London, 17. Nov. (Reuter.) Das Auswärtige
Amt teilt mit: Der Premierminiſter, der
Staats=
ſekretär des Aeußern, der Erſte Lord der
Admiralität und der Munitionsminiſter
ſind, begleitet von militäriſchen und diplomatiſchen
Fach=
männern, in Paris eingetroffen, um mit der
ranzöſiſchen Regierung zu beraten.
England hält griechiſche Dampfer feſt.
* London, 17. Nov. Die Daily Mail meldet, daß
die britiſchen Behörden in Liverpool und New=Caſtle 90
griechiſche Dampfer zurückhalten.
Engliſches Unterhaus.
Churchills Anklage und Verteidigung.
* London, 17. Nov. In der Unterhausſitzung vom
15. November antwortete der Premierminiſter Asquith
auf eine Anfrage, der Kriegsſekretär ſei ſelbſtverſtändlich
Mitglied des Kriegsrates, und wohne ihm, wenn
erforderlich, ſtets bei. Asquith lehnte es ab, den
indi=
ſchen Sekretär in den Kriegsrat einzuberufen, um die
Kör=
perſchaft nicht zu vergrößern. Auf eine andere Anfrage
antwortete er, es könne keinerlei Einführung des
Dienſt=
zwanges ohne Zuſtimmung des Parlaments geſchehen.
Auf eine Anfrage Aldens (Liberal) erklärte ſich Asquith
bereit, in der Wehrpflichtfrage eine Abordnung von
Ab=
geordneten zu empfangen. Churchill ſagte: Die Tatſache,
daß ich nicht auf der Frontbank der Oppoſition Platz
nehme, bedeutet keine Kritik derer, die es tun. Ich hoffe
ernſtlich, daß Carſon regelmäßig zu den Sitzungen
er=
ſcheint.
Churchill ſagte über die Expedition nach
Ant=
werpen, der Plan ſtamme urſprünglich von
Kitchener und der franzöſiſchen Regierung.
Ich ſpielte bei Kitcheners Plane, Antwerpen zu beſetzen,
nur eine Nebenrolle, Am 2. Oktober hat ein Miniſterrat
ſtattgefunden, worauf ich mich nach Antwerpen begab. Ich
telegraphierte den Vorſchlag, daß Belgien den Widerſtand
fortſetzen ſolle, der engliſchen und franzöſiſchen
Regie=
rung, die in drei Tagen endgültig telegraphieren ſollten,
ob und wie viel Zuſatztruppen ſie ſchicken würden. Beide
Regierungen haben meinen Vorſchlag angenommen, und
es wurde beſchloſſen, Entſatztruppen zu ſenden. Es iſt
natürlich richtig, daß die Operationen zu ſpät begonnen
haben. Aber es iſt nicht meine Schuld. Ich habe am 6.
September die Aufmerkſamkeit der Miniſter auf die
ge=
fährliche Lage Antwerpens gelenkt, aber es geſchah nichts
bis zum 2. Oktober. Die Expedition an den
Dar=
danellen war methodiſch und fachmänniſch gründlich
erörtert worden. Sie war keine improviſierte
Unter=
nehmung von Dilettanten. Die Admiralität hat im
De=
zember mit der Erwägung eines kombinierten militäriſchen
und maritimen Ueberraſchungsangriffes begonnen.
Kit=
chener ſagte er könne keine Truppen abgeben. Der
an=
fängliche Plan hat keinen Angriff auf die
Gallipolihalb=
inſel vorgeſehen. Der Plan iſt von dem franzöſiſchen
Mi=
niſter Augagneur geprüft und gebilligt worden. Der erſte
Erfolg der Beſchießung der Außenforts übte eine
elek=
triſche Wirkung auf dem Balkan aus und
hatte eine ſofortige Rückwirkung auf Italien. Anfangs
März begann ſich der Fortſchritt der Operationen zu
ver=
langſamen. Die beweglichen Batterien des Feindes
be=
gannen ſehr unbequem zu werden. Darauf wurde
be=
ſchloſſen, einen kombinierten maritimen und militäriſchen
Angriff zu machen. Ich bedauerte die Entſcheidung und
wollte den Flottenangriff fortgeſetzt haben, fand aber nicht
die Zuſtimmung Lord Fiſhers. Ich habe von Lord
Fiſher weder eine klare Leitung vor den Operationen,
noch eine feſte Unterſtützung nachher erhalten. Wenn er
die Operationen nicht billigte, hätte er das im Kriegsrate
ausſprechen müſſen, und ich hätte damals zurücktreten
können. Ich übernahm die volle Verantwortung für die
Flottenoperationen; aber für die militäriſche
Unterneh=
mung und ihre Ausführung übernehme ich die
Verank=
wortung nur, ſoweit ich Kabinettsminiſter war. Aber
machten es die Flottenoperationen notwendig, daß man
militäriſche Operationen folgen ließ und dabei beharrte?
Wir hätten unzweifelhaft nach dem Flottenangriff vom
18. März die Operationen abbrechen können. Die
mili=
täriſchen Operationen begannen erſt am 25. April. Wenn
wir in dieſem Zeitraum gewußt hätten, was wir heute
über den Verlauf der militäriſchen Operationen wiſſen,
ſo würde niemand gezögert haben, den Preſtigeverluſt
in Kauf zu nehmen, den der Abbruch des Angriffs auf die
Dardanellen verurſacht hätte. Der Beſchluß, militäriſche
Operationen folgen zu laſſen, iſt ſelbſtändig und
unab=
hängig von dem Beſchluß über den Flottenangriff
ge=
weſen. Ich habe dieſen zweiten Beſchluß unterſtützt
aber das Weſen des Angriffs auf die Gallipolihalbinſel
mußte Schnelligkeit und Energie ſein. Es hätte eine
große Gefahr bedeutet, langſam vorzugehen und lange
Pauſen zwiſchen den Angriffen zu machen.
Anderer=
ſeits hat unſere Armee auf Gallipoli den ganzen
Som=
mer nur wenige Meilen von dem endgültigen Siege
ent=
fernt geſtanden. Angriffe wie bei Neuve Chapelle, Loos
und Souchez hätten das Schickſal der türliſchen Armee
beſiegelt. Ich riet das ganze Jahr der Regierung, keine
Operationen im Weſten zu unternehmen, ſondern
Konſtan=
tinopel zu erobern. Jetzt iſt die Lage völlig verändert.
Churchill fuhr fort, er laſſe dem Generalſtaatsanwalt
Smith alle ſeine Dokumente zurück, damit er ſeine
In=
tereſſen im Unterhauſe verteidige.
Carſon polemiſierte gegen die neulich von Grey
abgegebene Erklärung über die Politik gegenüber
Serbien, und ſagte: Greys Erklärung iſt ungemein
irreführend geweſen. Die Regierung hat
tatſäch=
lich beſchloſſen, Serbien keine Hilfe zu
ſen=
den. Deshalb habe ich das Kabinett
ver=
laſſen. Erſt drei Wochen ſpäter beſchloß die Regierung,
Hilfe zu ſenden, nachdem ſie durch Beſuche Joffres und
Millerands umgeſtimmt worden war. Asquith
wider=
ſpricht Carſon.
Trevelyan ſagte: Es wird jetzt beſtätigt, daß der
Krieg ein Erſchöpfungskrieg ſein wird. Wer ſolchen Krieg
unter eine ſechsjährige Dauer ſchätze, wäre ſehr ſanguiniſch.
Wie wird es eine ſolche Zeit hindurch uns und der übrigen
Welt gehen? Ein Erſchöpfungskrieg bedeutet für uns
ebenſo wie für Deutſchland einen völligen,
un=
widerbringlichen Ruin. Ich bin ſcharf getadelt
worden, weil ich das Wort Frieden ausgeſprochen habe.
Aber ich habe nie von Frieden um jeden Preis geſprochen.
Ich habe geſagt, wir haben gewiß Forderungen, ohne
die der Krieg nicht enden kann; aber es iſt nichts
Entehrendes und Demütigendes, die
ge=
wünſchten Ziele durch Unterhandlungen
zu erreichen. Wenn die Deutſchen ohne Kampf aus
Belgien herausgebracht werden könnten, ſollte es auf
dieſe Weiſe geſchehen. Ich hoffe, daß die Regierung
be=
reit iſt, die nationalen Ziele durch Verhandlungen zu
erreichen, wenn ſich die Gelegenheit bietet. Die
Regie=
rung ſollte, falls ſie gemachte Friedensvorſchläge ablehnt,
der Nation ihren Inhalt bekannt geben. Bonar Law
erwiderte: Wir haben heute zum erſten Male eine Art
Rede gehört, deren wir noch viele hören werden, bis der
Krieg endet. Keine Rede konnte einen geringeren
prakti=
ſchen Wert haben. Der Vorredner nimmt an, daß die
Regierung nicht bereit ſei, die Ziele, wofür wir kämpfen,
ohne Kampf zu erreichen, wenn wir das auf dieſem Wege
können. Kann ſich jemand das einbilden? Der Vorredner
ſelbſt hat Bedingungen ausgeſprochen, die die
Zweckloſig=
keit ſeiner Reden zeigen. Er hat verlangt, daß
Deutſch=
land Belgien räumt, Elſaß=Lothringen abtritt und
zu=
ſtimmt, daß die Welt nach dem Nationalitätenprinzip
re=
giert werde. Glaubt jemand, daß Deutſchland Elſaß=
Lothringen herausgeben und Polen ſeine Nationalität
wiedergeben wird, ohne beſiegt zu ſein? Jeder empfindet
ebenſo wie der Vorredner, was die Schrecken des Krieges
ſind. Jeder von uns würde begierig die früheſte
Gelegen=
heit ergreifen, den Krieg zu beenden, ſofern es mit Ehren,
und ohne die Sicherheit unſeres Landes zu gefährden,
ge=
ſchehen könnte. Die Zeit wird kommen, wo dieſe Art
Red=
ner ausführlicher beantwortet werden müſſen. Die
Zeit iſt noch nicht gekommen. Das Parlament
und die Nation ſind entſchloſſen, wie in den erſten
Kriegs=
tagen, in unſeren Anſtrengungen nicht nachzulaſſen, bis
die Ziele, wofür wir das Schwert gezogen haben, als der
Krieg uns aufgezwungen wurde, befriedigend erreicht ſind.
Am Ende der Debatte wies Boot (Liberal) darauf hin,
daß die Liberalen des Wahlkreiſes, den Trevelyan
vertritt, beſchloſſen hätten, bei den nächſten Wahlen einen
anderen Abgeordneten zu wählen.
Sir Robert Cecil erklärte, es ſeien ruſſiſche
Verſtärkungen wegen der Gefährdung der Sicherheit
der Diplomaten und Untertanen der Entente nach
Teheran abgegangen. um im Notfalle die
auslän=
diſchen Kolonien zu beſchützen. Die britiſche Reaierung
wünſche nichts lieber, als freundſchaftliche Beziehungen
zur perſiſchen Regierung zu unterhalten, wenn dieſe
wirk=
lich Maßregeln ergreifen wolle, um Angriffen auf
Amts=
perſonen Englands und der Alliierten zuvorzukommen.
Die franzöſiſche Anleihe.
* Paris, 17. Nov. Der Senat hat den von der
Kammer gebilligten Anleiheantrag einſtimmig
angenommen.
Die ſchweizeriſch=franzöſiſchen Verhandlungen,
* Baſel, 17. Nov. Die ſchweizeriſch=
fran=
zöſiſchen Verhandlungen in Paris haben damit
geendigt, daß es gelungen iſt, der Schweiz für die Einfuhr
aus Frankreich täglich eine größere Anzahl Wagen der
Paris-Lyon-Mediterrannebahn zu ſichern. Damit iſt in
der Schweiz der für die Einfuhrzwecke drückende Mangel
an Rollmaterial teilweiſe gemildert.
Kitchener in Mudros.
* London, 17. Nov. Das Reuterſche Bureau
mel=
det aus Athen vom 15. November: Kitchener iſt in
Mudros angekommen. Der britiſche Geſandte in
Athen iſt dorthin abgereiſt. Bisher liegt keine amtliche
Beſtätigung vor.
Türkiſche Kammer.
* Konſtantinopel, 17. Nov. Die Kammer
hat in ihrer Sitzung vom 16. November das vor einigen
Monaten im Verordnungswege erlaſſene proviſoriſche
Geſetz genehmigt, nach welchem dem Kriegsminiſterium
als erſte Rate des auf fünf Jahre verteilten
Ausnahme=
kredits 1,5 Millionen Pfund für Auslagen des Baues
und Betriebes folgender Bahnlinien gewährt
wer=
den: Angora)-Erſerum, Erſerum-Schwarze=Meer=Küſte,
Muratli-Rodoſto (Marmara=Meer), Zweiglinie vom
Punkte Angora-Erſerum=Linie nach der Schwarze=Meer=
Küſte, ſowie anderer Zweiglinien; außerdem für den Bau
und Betrieb von Hafenanlagen an den Endpunkten dieſer
Bahnlinien. — Nach der im Laufe der Debatte von der
Regierung beantragten und von der Kammer
genehmig=
ten nachträglichen Abänderung wird dem Kriegsminiſte=
rium auch der Bau und Betrieb der Bahnlinie von
Sam=
ſun (Schwarzes Meer) nach Sivas und einer anderen
Linie von Uſunköprül (im türkiſchen Thratzien) nach
Ke=
ſchan und von dort nach einem Punkte an der Küſte des
Marmara=Meeres übertragen. Nach den von einem
Ver=
treter des Kriegsminiſteriums erteilſten Aufllärungen
wurde der Bau der Linie Angora-Erſerum noch während
des Krieges in Angriff genommen. Es ſind bereits 36
Killometer ſamt mehreren techniſchen Werken fertiggebaut.
Das Kriegsminiſterium hoffe, den Bau des ganzen Netzes
in weniger alls zehn Jahren fertigzuſtellen. Der
End=
punkt der von Erſerum abgehenden Bahnlinie am
Schwar=
zen Meere werde erſt nach dem Kriege beſtimmt und
bellanntgegeben. Bekanntlich ſollte die Konzeſſion eines
ähnlichen Netzes in Kleinaſien einer franzöſiſchen
Gruppe ertelit werden, wogegen die franzöſiſchen
Ban=
ken der Türkei eine große Anleihe gewähren ſollten. Dieſe
Anleihe iſt zwar flüſſig gemacht worden, die auf die
Bahnkonzeſſionen bezüglichen Verträge waren jedoch bis
zum Ausbruch des europäiſchen Krieges nicht
unterzeich=
net und ſind nunmehr gegenſtandslos geworden.
Auf den Antrag, dem Kriegsminiſterium aſch
Schürf=
konzeſſſionen in einer Zone von 20 Kilometern
bei=
derſeits der Bahnſtraße zu erteilen, ging die Kammer
nicht ein. Der Miniſter des Innern erklärte jedoch, es ſei
ſelbſtverſtändlich, daß dieſe Konzeſſion erſt mit
Zuſtim=
nung des Kriegsminiſteriums erteilt werden könnte.
Der Balkankrieg.
Franzöſiſche dunle Ahnungen.
* Parris, 17. Nov. Hervé fordert in der Guerre
Sociale dringende Hilfe für die Armee des
Generals Sarraill. Man ſahh ſelt Kriegsausbruch
ſo viele Fehler begehen, daß die Oeffentlichkeit jetzt
be=
rechtigt ſet, die Regierung zu warnen. Man dürfe
nicht glauben, daß die ſerblliche Armee ſich in guter
Ord=
nung in die Berge zurückziehe, um einen plötzllchen
Vor=
ſtoß gegen die Oeſterreicher und Deutſchen zu
unterneh=
men. Das ſerbiſche Heer, das auf beiden Flügeln von
der Umklammerung bedroht ſei, müſſe ſich gegen die
alba=
niſche Küſte oder Griechenlland zurückziehen. Die letztere
Rückzugslinie ſei wahrſcheinlicher, da in Griechenſland
die Alliierten ſtünden, um zu helfen. Es ſſei ſganz klar,
daß die Oeſterreicher, Deutſchen und
Bulga=
ren gegen Saloniki marſchierten. Wenn man
nicht ſchleunigſt große Verſtärkungen nach Saloniki ſſende,
wo nichts für den Widerſtand vorbereitet werden könne,
gehe man einer ſchhimmeren Kataſtrophe
ent=
gegen, als der Fall Antwerpens für die
Alliierten geweſen ſei. Hervé ſchließt ſeinen Artilel
mit der Frage: Was macht Italien, was Rußland?
Die unheilvolle Politik Venizelos'
* Sofia, 15. Nov. (Meldung der Bulgariſchen
Telegraphen=Agentur.) In einer Beſprechung der
Auf=
llöſung der griechiſchen Kammer ſchreibt das
Echo de Bullgarie: Die Polictik Venizelos ſo
vor=
teilhaft ſie für ſein Land in den Jahren 1912 und 1913
war, wäre heute unheillvolll, weil die weſentlichen
Bedingungen für ihre Durchführung fehlen. Muß man
dieſe Bedingungen in Erinnerung rufen? Zunächſt müßte
das Einvernehmen zwiſchen allen Baſlkanſtaaten
vollkom=
men und ihre Bemühungen vereinigt ſein. Sodann müßte
der Sieg auf die Seite des Vierverbandes neigen. Weder
das eine noch das andere liegt heute vor. Serbien
ver=
ſuchte, nachdem es durch ſeine herausfordernde Tollheit
die Beziehungen zu Bulgarien bis zur Herbeiführung
ines Bruches vergiftet hatte, das Ende vor ſich ſehend
auch Griechenland in den Sturz hineinzuziehen. Wias
den Sieg des Vierverbandes betrifft, ſo
iſt nicht mehr einzuſehen, welches Wunder
ihn herbeiführen könnte. Auf dem Baſkan
ins=
beſondere laſſen der Untergang Serbiens, die Herſtellung
einer zuſammenhängenden Front bis Konſtantinopel und
bis an die Dardanellen, ſowie die Unfruchtbarkeit der
franzöſiſch=engliſchen Anſtrengungen am mittleren
War=
dar keinen Zweifel mehr an dem
Endergeb=
niſſe des Kampfes. Die Sache Serbiens und des
Vierverbandes unter dieſen Verhältniſſen zu der ſeinigen
zu machen, heißt, ſein Land dem Untergange
entgegen=
führen. König Konſtantin und den Männern des
Nach=
barkönigreiches gelang es, dem Unglück vorzubeugen, das
Venizelos in ſeiner Verblendung Griechenland
vor=
vereitet hat. Sie haben das Recht des Landes verteidigt,
Pollitik für ſich zu machen. Skuludis iſt wie Zaimis ein
Vertreter dieſer Politik. Die Liquidierung der Irrungen
von Venizelos wurde eine Notwendigkeit für das
Nlach=
barkönigreich. Die Auflöſung der Kammer iſt der erſte
wichtige Akt dieſer Aufräumungsarbeit.
Grlechen=
land hat die Handlungsfreiheit
wieder=
gewonnen, die Venizelos ſeinen Vorurteillen und
per=
ſönlichen Neigungen opferte.
Griechenland und der Vierverband.
* London, 17. Nov. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Die Blätter veröffentlichen ein Telegramm
us Rom, nach welchem der griechiſche
Marine=
miniſter in Neapel angekommen und nach Rom
weitergefahren iſt. (?)
* Paris, 17. Nov. Der Sonderberichterſtatter des
Petit Journal in Athen drahtet, daß die
Unterhand=
lungen zwiſchen Griechenland und den
Diplomaten des Vierverbandes immer
leb=
hafter würden, aber noch kein Ergebnis gezeitigt haben.
Es handele ſich darum, die griechiſche Regierung zu
ver=
anlaſſen, ihre wohlwollenden Abſichten, die ſie
angeblich für die Alliierten hege, genau zu
umſchrei=
ben, beſonders aber genaue Erklärungen über eine zu
dehnbare allgemeine Verſicherung einer wohlwollenden
Neutralität zu geben. Es handele ſich darum, die Worte
Dragumis’ über die Entwaffnung aufzuklären, und
die Frage der Verproviantierung und des Verkehrsweſens
für die Landungstruppen zu regeln; ferner die häufigen
Reibungen, die beſonders zwiſchen den Griechen und
Engländern vorgekommen ſind, zu vermeiden. Die Frage
der Anleihe iſt vorläufig ausgeſchaltet. Die griechiſche
Regierung erkenne ſelbſt an, daß unter den gegenwärtigen
Umſtänden es von ihr nicht ſehr ſchicklich ſei, die
Alliier=
ten um Unterſtützung anzugehen.
Die Kriegshetzer in Rumänien.
* Bukareſt, 17. Nov. Zwiſchen Filipescu
und ſeinem Sohne einerſeits und dem Regierungsblatte
Vittorul war es wegen Unregelmäßigkeiten, welche
beide Filipescus dem Kriegsminiſterium zum Vorwurf
machten, zum Zeitungsſtreit gekommen. Das
Kriegs=
miniſterium hat mit einer Veröffentlichung von
Schrift=
ſtücken erwidert, die geeignet waren, den Sohn
Fili=
pescus bloßzuſtellen. Geſtern hat der Sohn
Filipescus den Chefredakteur des Vittorul, Berleseu, auf
offener Straße angegriffen. Es kam zu einer
Schlägerei. Das Publikum mußte die Gegner trennem
Der alte Filipeseu veröffentlicht in ſeinem Blatte einen
Brief, den er an Bratianu in der Angelegenheit ſeines
Sohnes geſchrieben hat und in dem er mitteilt, daß er in
der Kammer eine Interpellation einbringen werde.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 17. Nov. Ein Telegramm
aus Bagdad meldet, daß Beduinen ein
engli=
ſches Flugzeug heruntergeſchoſſen und die
Infaſſen gefangen genommen haben. Das Flugzeug
konnte ausgebeſſert und wieder in Dienſt genommen
werden.
* Lyon, 16. Nov. Nach einer Meldung des Progrss
aus Madrid haben bei den
Munizipalrats=
wahlen im allgemeinen die liberalen Demokraten und
die geeinigten Reformiſten geſiegt. In Almeria,
Va=
lencia und Barcelona kam es zu blutigen Zuſammenſtößen,
bei denen zahlreiche Wähler getötet oder verwundet
wur=
den. In Malaga, wo es gleichfalls zu Unruhen kam,
wurden die Wahlen verſchoben.
* London, 17. Nov. Die Times melden: Der
Not=
ſtand in den Städten der Oſtküſte wird täglich
größer. Die Ausſichten ſind düſter; die Notwendigkeit
einer Unterſtützung wird dringend.
* London, 17. Nov. Das Reuterſche Bureau
mel=
det aus Waſhington: Das Staatsdepartement hat
bekannt gegeben, daß es keine kriegführende Macht
er=
ſuchen werde, die Verſicherung zu geben, daß Schiffe, die
unter amerikaniſcher Flagge fahren, nicht
be=
ſchlagnahmt werden ſollen.
* London, 17. Nov. Wie die Daily Mail aus Neu=
York meldet, hat die amerikaniſche Poſt den Verſuch von
Deutſchamerikanern, kleine Pakete
Nahrungs=
mittel nach Deutſchland zu ſchicken, verhindert.
Die Paketpoſt zwiſchen den Vereinigten Staaten und
Deutſchland iſt infolge der Weigerung der
Schiffahrts=
geſellſchaften, Pakete anzunehmen, eingeſtellt worden.
* London, 17. Nov. Die geſtrige Verluſtliſte
weiſt die Namen von 27 Offizieren und 1062 Mann auf.
Letzte Nachrichten.
* München, 17. Nov. Das gantze Stadtgebiet liegt
ſeit heute mittag in tiefem Schnee. Der Schneefall dauert
in ausgiebiger Weiſe an. Auch aus den Gegenden des
Oberlandes und aus anderen bayeriſchen Stadten wird
ſtarker Schneefall gemeldet.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen u ter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
teinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preſſegeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Die Dampfſtraßenbahn.
Es ſcheint, als vergeſſe man die Dampfſtraßenbahn
vollſtändig. Das von Hauſe aus ſchon dürftig
ausgeſtat=
tete Bähnle wird allmahlich ganz vernachläſſigt. Das
gibt allerdings nicht den Anlaß, daß man auch die
Ein=
nahmen vernachläſſigt. Denn Tatſache iſt es, daß ſich die
Dampfſtraßenbahn ſehr gut rentiert, d. h. ſie verhilft den
Aktionaren zu guten Dividenden. Wenn man aber
be=
denkt, eine Kommune wie die Stadt Darmſtadt iſt an
einem ſolchen Betrieb beteiligt, die in erſter Linie an das
Wohl der Bürger von Stadt und Land und dann erſt an
die Ueberverzinſung des Anlagewertes zu denken hat, ſo
iſt es wohl berechtigt, ſeine Entrüſtung über die
herrſchen=
den Verhältniſſe im Betrieb auszuſprechen. Denn ein
ſol=
cher Faktor kann, wenn es not tut, einmal ein Machtwort
ſprechen. Es herrſcht ſchon lange unter den Fahrgäſten der
Dampfbahn, insbeſondere bei den auswärtigen, eine ſtarke
Erbitterung ob der jammervollen Beſchaffenheit der Bahn.
Die Heizung iſt ſehr ungenügend. Meiſtens ſind in den
Zügen die Wagen ungeheizt. Gewiß nimmt man gern
Rückſicht in dieſer Zeit betreffs Sparſamkeit an Kohlen;
es iſt aber ungerechtfertigt, eine ganze Anzahl unbeſetzter
Wagen mitzurollen. Die Fahrgäſte haben keine
Verpflich=
tung, nach dem rauchenden Schornſteinle als
Erkennungs=
zeichen auszuſchauen, man kann das handhaben wie man
will, vielleicht hängt man ein Schild an die
Fenſter=
ſcheiben, mit der Aufſchrift: Geheizt” oder „Nicht geheizt”!
Auf die Geſundheit der Reiſenden wird keine Rückſicht
ge=
nommen. Neulich lief längere Zeit ein Wagen ohne
Fenſter und dazu noch ausnahmsweiſe geheizt. Da
läuft man Gefahr, krank zu werden. Ordnung muß ſein,
wenn auch Krieg iſt. Warum ſtellt man den Wagen nicht
ab, bis der Schaden behoben iſt? — Noch genug
ſtichhal=
tige Gründe eines vernachläſſigten Betriebes laſſen ſich
aufführen. Beſchwerden beim Perſonal helfen nichts,
dasſelbe iſt oſſfenbar nicht imſtande, die Kllagen wirbſam
zu vertreten; woran das liegt, möge man raten,
jeden=
falls gibt ſich das Perſonal alle Muhe, ſeine Pflicht zu
erfüllen. — Die Verſpätungen müſſen ſodann noch
auf=
hören. Früher kamen ſie ſelten vor und nur inſolge
außergewöhnlicher Umſtände. Jetzt ſpielt Pünktlichkeit
keine Rolle, man verkürzt den werktätigen Leuten, die doch
zumeiſt die Bahn benutzen, noch mehr die paar Stunden
in ihrer Häuslichkeit.
Es iſt noch ein Fall anzuführen, welcher die
Zu=
ſtändigkeit der Aufſichtsbehörde ſtreift, nämlich das
Fahren ohne vorſchriftsmäßige Kuppelung der Wagen.
Neulich kam es (an einem Samstagabend) vor, daß fünf
oder mehr Wagen mittelſt einer einfachen Gliederkette an
die Lokomotive angehängt waren und in dieſem Zuſtand
über die ſteile Rampung am Nordbahnhof fuhren. Es lag
doch gewiß ſehr nahe, daß die Kette reißen und die Wagen
rückwärts abrutſchen konnten. Alſo im großen ganzen:
es herrſchen Zuſtände im Betrieb und beim rollenden
Material, die gewißlich die Fahrgäſte angehen und
be=
ſeitigt werden müſſen. Man möge auch gefälligſt den
Geld=
gebern Rechnung tragen. Die Befürwortung finden dieſe
Zeilen ungeteilt bei den Fahrgäſten der Dampfbahn.
Ein Mitreiſender.
Briefkaſten.
Wochengeld. In der Bekanntmachung des
Stellver=
treters des Reichskanzlers vom 23. April 1915, betr. „
Aus=
dehnung der Wochenhilfe während des Krieges” heißt es:
Als Wochenhilfe wird gewährt: 1. ein einmaliger Beitrag
zu den Koſten der Entbindung in Höhe von 25 Mark, 3.
eine Beihilfe bis zum Betrage von 10 Mark für
Hebam=
mendienſte und ärztliche Behandlung, falls ſolche bei
Schwangerſchaftsbeſchwerden erforderlich werden. Wenn
die Krankenkaſſe nur 15 Mark zahlen will, mit der
Begrün=
dung, daß der Hebamme nur 15 Mark geſetzlich zuſtehen,
ſo befindet ſie ſich im Irrtum, es heißt ausdrücklich „zu
den Koſten der Entbindung”, alſo nicht nur die Forderung
der Hebamme ſoll mit den 25 Mark bezahlt werden. Wenn
die Kaſſe auf ihrer Weigerung beharrt, können Sie den
Be=
ſchwerdeweg beſchreiten.
Frau B. Wenn Ihr Bruder zum größten Teil den
Lebensunterhallt ſeiner akten Ektern beſtritten hat, dürfte
Ihren Eltern eine Unterſtützung zu gewähren ſein. Der
Antrag) iſt an die Bürgermeiſterei zu richten.
Depotarbeiter. Sie verlangen, daß der
Briefkaſten=
ontel ſich für Sie bemüht, da kann er wohl auch erwarten,
daß Sie ſich der kleinen Mühe unterziehen, ihm Ihren
Namen zu nennen, wie wir ſchon ſo oft bekanntgegeben
haben. Im übrigen zu Ihrer Frage, wir wiſſen ja nicht,
ob Sie militäriſcherſeits zu der Arbeit kommandiert ſind.
Leute, die militäriſche Verwendung gefunden haben,
brau=
chen natürlich nicht zur Kontrollverſammlung.
F. L. Sie können den in Kiſten aufbewahrten
Kar=
toſſelvorrat ſollgendermaßen berechnen: Man mißt die
Länge, Breite und Höhe des Behälters, drückt die drei
ermittelten Werte in Dezimeter aus und multipliziert ſie
miteinander; das Ergebnis entſpricht dem Inhalt des
Kiaſtens in Litern. — Nach den früheren — vor 1872 —
geltenden heſſiſchen Landesbeſtimmungen wurde das
Malter Kartoffeln uſw. einem Gewicht von 2 Zentnern
oder 100 Kilogramm gleichgerechnet. Da das heſſiſche
Landesmaß auf dem metriſchen Syſtem aufgebaut war, ſo
entſpricht das Malter einem Raumgehalt von 128 Litern
(4 Simmer à 32 Liter = 128 Liter). Um nun von den
vermeſſenen Kartoffeln den Gewichtswert zu erhalten,
muß man mit der Zahl 128 oder rund 130 in die
gefun=
dene Literzahl dividieren. Das Reſultat ergibt die
ge=
ſuchte Anzahl Doppelzentner à 100 Kilogramm. Durch
Diviſion mit der Zahl 64 bzw. 65 erhält man die Anzahl
Zentner à 50 Kilogramm.
Beiſpiel: Eine Kartoffelkiſte ſei im Lichten, d.h.
innen, 1,25 Meter lang, 1 Meter breit, und die Höhe der
darin aufbewahrten Kartoffeln betrage 0,66 Meter.
12,5.10.6,6
Berechnung:
— 6,35 Doppelzentner oder 635 kg.
130
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Gewinnansing
der
6. Prenßiſch-Jäddentſchen
(232. Königlich Prenßiſchen) Klaſſenlotterie
5. Klaſſe 9. Ziehungstag 16. November 1915
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und I.
(Ohne Gewähr A. St.=A. f. Z.)
(Nachdruck verboten)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 10000 Mk. 34427
2 Gewinne zu 5000 Mk. 113744
94 Gewinne zu 3000 Mk. 2655 5737 6880 13830
19888 31008 35044 40791 43463 49603 51969 66811
69201 71600 75105 75333 94527 102290 108607
110556 114029 115540 115841 120771 122226 124768
127421 134207 144260 147423 149354 154409 159326
175897 181649 182585 183167 167273 187957 196062
197629 199308 202966 206171 219640 224531 230592
166 Gewinne zu 1000 Mk. 1410 1684 3800 4462
8747 10812 10836 18544 18815 19092 19316 19807
20520 25634 29226 36168 49375 52322 53629 54590
61762 62086 64327 68130 70373 72635 72756 75172
78081 78678 78766 81561 82945 84430 90017 94955
95617 100500 101105 108405 108611 110724 113844
115444 117886 120450 126513 133384 133477 134441
146976 147272 150866 154884 155775 155915 156723
158979 161000 161041 164110 168917 173600 175123
177141 180965 185656 187831. 198456 200392 204749
206091 206858 207105 213269 214692 215252 215717
219890 220627 226311. 228199 228285
180 Gewinne zu 500 Mk. 771 2642 6871 10629
11668 13041 14180 17705 18865 21434 30121 31702
32641 35003 37941 40176 43816 44378 45453 54580
57810 57929 57962 61999 63716 69730 76852 77106
78090 78467 79635 82705 83746 96368 101199
105466 110329 111368 118612 120508 120772 123909
126836 130621 133621 134639 135506 137339 138733
139351 139865 142482 142580 146349 147898 153452
154102 156079 157283 160133 161813 163494 165358
166878 168506 173538 180739 180999 186140 190954
191180 194305 195932 199180 201022 202972 206661
209365 213566 215486 215810 216422 218985 220360
220666 224737 226018 227985 229551 233383
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
6 Gewinne zu 10000 Mk. 16152 23894 30737
4 Gewinne zu 5000 Mk. 26930 209512
76 Gewinne zu 3000 Mk. 9190 10800 11207 11242
21102 24796 25701 28937 31258 37373 44131 45495
46408 51129 74903 78795 82848 88218 91586 107961.
111413 112617 114085 116328 117145 120683 128081.
155099 176901 191754 197350 198338 203857 213297
215250 220321 232960 233683
148 Gewinne zu 1000 Mk. 1897 2387 (7312 10089
10538 12708 16787 18570 18688 18731 20923 25176
25426 34236 35035 35767 36564 37680 39430 41744
45937 48948 49799 58407 67360 67545 73198 74199
76303 79513 80231 30798 86544 92363 93566 98143
107467 108896 120263 127151. 132293 135082 138331
138479 140296 141143 146247 150527 152431 152752
154689 156542 159223 160872 160898 160963 164765
174400 188965 193218 196709 201333 203818 203981
208232 208777 210073 210811 214268 214711 217172
224179 233421 233877
208 Gewinne zu 500 Mk. 658 11479 12539 13741
14056 16654 16925 28806 33827 35673 36505 36976
39637 40027 42754 44558 48826 49228 50667 51147
51632 54817 61826 65007 67226 68323 69378 73097
75206 78631 80422 67701 90400 90477 91017 102768
102810 103297 106676 107459 107576 108283 109284
115775 116063 116514 119756 119913 124008 124201
124400 124963 125505 125620 126891 129167 132048
136041 136957 137657 138397 142611 142645 143034
145605 146193 147406 149115 149389 149567 150676
151723 157213 159586 162955 166063 167627 169678
172307 175496 175778 178149 182148 182499 184188
185242 188279 188488 193095 193212 194515 196093
198158 203526 205839 205949 206418 216754 217096
218641 220567 220901 224581. 225973
Trauer-Kleidung
31
an
Schwarze Kleider
: Schwarze Mäntel
Schwarze Kostüme
: Schwarze Blusen
Schwarze Röcke
Schwarze Unterröcke
Auswahlsendungen in Trauerkleldung werden sofort erledigt.
G. m.
D. Rellerd & C0., b. M. Spezlamnaus
Ludwigstr. 5. (12682a) Telephon 2539,
Helft den tapferen Bulgaren,
Deutſchlands treuen Freunden!
Geldannahme für das bulgariſche Rote Kreuz bei
der Geſchäftsſtelle des „Darmſtädter Tagblattes”,
Rheinſtraße 23.
(15646a
Gedenket der Kleiderſammelſtelle
Friedrichſtraße 24.
(14125a
Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 369
ent=
hält u. a.: Infanterie=Regiment Nr. 115; Reſerve=
Infan=
terie=Regimenter Nr. 221. 223, 254; 2. Landwehr=Pionier=
Kompagnie des XVIII. Armeekorps. Weiter ſind
erſchie=
nen die Sächſiſche Verluſtliſte Nr. 217 und die Marine=
Verluſtliſte Nr. 55.
Familiennachrichten.
Ihre am 10. November vollzogene
VERMAHLUNG
geben hietdurch bekannt
GERHARD ScHROEDER
u. FRAU SUSANNE, geb Weber
CHENINITZ
DARMSTADT
im November 1915.
(*8354
Todes-Anzeige.
Den Kitgliedern und Freunden des
Alice-Frauenvereins machen wir hiermit
die ſchmerzliche Mitteilung von dem geſtern
abend 10 Uhr erfolgten Ableben
un=
ſerer guten
(16009
Schweſter Margarethe
Breunig
Oberſchweſter im Alice=Hoſpital
zu Darmſtadt.
Der Verein verliert in der Entſchlafenen
eine überaus tüchtige und gewiſſenhafte
Schweſter, welche ſich durch ihre treue,
ſelbſtverleugnende Tätigkeit den Dank
und die Anerkennung aller derer, die ſie
kannten, erworben hatte.
Wir werden ihr in dem Berein ſtets
ein dankbares Andenken bewahren.
Darmſtadt, den 17. November 1915.
Das Zentral=Komitee des Alice=
Frauen=
vereins für Krankenpflege im
Großher=
zogtum Heſſen.
Die Beerdigung findet Freitag nachmittag
in Breitenbrunn i. Od. ſtatt.
Nachruf.
Den Heldentod auf ſerbiſchem Boden erlitt
(16024
unſer treuer Schützenbruder
Herr Kaufmann
Wilhelm Hohn
Unteroffizier der Landwehr.
Wir verlieren in ihm ein edles,
charakter=
volles Mitglied, das wir ſtets in Ehren halten
werden.
Ruhe in Frieden!
Schützenklub „Feurio‟
Darmſtadt, den 16. November 1915.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute abend 10½ Uhr entſchlief ſanft nach
kurzem, ſchwerem Leiden mein innigſtgeliebter,
treuer Mann
(16006
der Rentner
Boihſeree Wirmann
im 68. Lebensjahre.
Darmſtadt, den 16. November 1915.
Friederike Wiemann, geb. Treeck,
Gerichtsaſſeſſor Wilhelm Wiemann,
Leutnant d. Reſ., zur Zeit im Felde.
Die Einäſcherung findet am Freitag, den 19.
ds. Mts., nachmittags 3¼ Uhr, auf dem
Wald=
friedhofe ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abſehen zu
wollen.
Todes=Anzeige.
Bei einem Sturmangriff ſtarb den
Helden=
tod fürs Vaterland auch mein zweiter geliebter,
guter Sohn
(*8358
Musketier
Daniel Luley
Reſ.=Inf.-Regt. No. 221, 7. Kompagnie.
In tiefer Trauer:
Frau Eliſe Luley Witwe,
Minna Bönſel.
Wiederſehen war ſeine und unſere Hoffnung.
Qu ſtarbſt in Deinen ſchönſten Jahren
— Und hinterläßt uns ſchweres Leid,
Es hilft kein Weinen, Jammern, Klagen,
Nun ruhe ſanft in Ewigkeit.
Du warſt ſo gut und ſtarbſt zu früh,
Doch wir vergeſſen Deiner nie.
Todes=Anzeige.
Am 19. Oktober erlitt den Heldentod fürs
Vaterland unſer einziger, innigſtgeliebter, braver
Sohn, Bruder, Schwager und Neffe
Jakob Stein
Musketier im Landwehr-Inf.-Regt. 85
im hoffnungsvollen Alter von 20 Jahren.
Im Namen der tieftranernden Hinterbliebenen:
Familie Hermann Stein,
Ober=Poſtſchaffner.
Darmſtadt, den 17. November 1915.
Tannenſtr. 42.
(16016
Todes=Anzeige.
Im Kampfe fürs Vaterland ſtarb am
25. Oktober unſer unvergeßlicher, innigſtgeliebter,
braver Sohn, Bruder, Schwager, Onkel, Neffe
(16017
und Enkel
Jakob Billmann
Musketier im Inf.-Regt. 116
im blühenden Alter von 20 Jahren.
Dies zeigen in tiefer Trauer an
Familie Ludwig Billmann
Anna Sauer
Darmſtadt, den 17. November 1915.
Ludwigshöhſtr. 37.
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten und Bekannten hiermit
die traurige Mitteilung, daß es Gott dem
Allmächtigen gefallen hat, unſere liebe Mutter,
(*8420
Großmutter und Schweſter
Frau Marie Müller Wwe.
geb. Riſch
nach kurzem, ſchwerem Leiden im Alter von
75 Jahren am Dienstag, abends 9 Uhr, zu ſich
zu rufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Ludwig Müller,
Familie Karl Müller.
Darmſtadt, den 17. November 1915.
Die Beerdigung findet Freitag, nachmittags
2½ Uhr, vom Waldfriedhof aus ſtatt.
Dankſagung.
Allen denjenigen, die unſeren lieben
Ent=
ſchlafenen in ſo wohltuender Weiſe ehrten und
unſer in warmer Anteilnahme gedachten, ſagen
(15987
wir unſeren tiefgefühlten Dank.
Darmſtadt, Berlin, Frankfurt a. M.,
den 17. November 1915.
Marie Schäfer, geb. Appfel,
Familien Roller, Schminke
und Weſtenburger.
Weterbericht.
Wetterausſichten für Donnerstag: Wechſelnd
be=
wölkt, trocken, etwas kälter.
Tagestalender
Donnerstag, 18. November.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende nach 10½
Uhr (Ab. C): „Wallenſteins Lager”, hierauf: „Die
Piccolomini”.
Vortrag von Dr. Berger um 8¼ Uhr im Hörſaal des
Phyſikaliſchen Inſtituts der Techniſchen Hochſchule
(Volksbildungsverein).
Vortrag von Miſſionsdirektor D. Witte um 8 Uhr im
Gemeindehaus der Johannesgemeinde.
Kienes hn. dite Belbestr. Saentwentichſerhenſeltnten
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Rummer hat 12 Seiten.
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Abteilung des Arbeitsamtes.
Abteilung A: Berufsberatung für die mit Volks= und
Mittelſchul=
bildung zugänglichen Berufe. Sprechſtunden Mittwoch
und Freitag von 3—6 Uhr.
Abteilung B: Berufsberatung für die mit höherer
Mädchenſchul=
bildung zugänglichen Berufe. Sprechſtunden Dienstag
und Donnerstag von 3—6 Uhr.
Abteilung C: Fürſorge für Kriegerwitwen und=waiſen.
Sprech=
ſtunden Montag, Dienstag, Donnerstag und Sams=
(16013
tag von 11—1 Uhr.
Stadthaus, Zimmer Nr. 1 (früher Nr. 22).
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e
Bekanntmachung
über den Verkehr mit Stroh und Häckſel.
Vom 8. November 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
§ 1. Den Vorſchriften dieſer Verordnung unterliegt das Stroh von Roggen,
Weizen, Dinkel, Hafer, Gerſte, nicht dagegen die beim Ausdreſchen der genannten
Getreidearten entſtehende Spreu.
§ 2. Wer Stroh an einen anderen abſetzen will, hat das Stroh der
Bezugs=
vereinigung der deutſchen Landwirte m. b. H. in Berlin unter Angabe der Mengen,
Arten und des Eigentümers zum Erwerb anzubieten und zugleich anzugeben, ob er im
Beſitz einer Strohpreſſe iſt, oder ob er zum Ausdruſch ſeines Getreides eine
Lohndreſch=
maſchine mit Strohpreſſe benutzt und wer deren Eigentümer iſt.
Dies gilt nicht für das Stroh, das unmittelbar an die Heeresverwaltung oder an
die Marineverwaltung oder auf Grund eines Arbeits=, Deputats= oder
Leibzuchtver=
trags zum Verbrauch in der Wirtſchaft des Empfängers abgeſetzt wird. Es gilt ferner
nicht für Perſonen, die in der Zeit bis zum 1. Auguſt 1916 insgeſamt nicht mehr als
4 Tonnen jeder Art abſetzen.
§ 3. Der nach § 2 Abſ. 1 Verpflichtete hat das Stroh der Bezugsvereinigung
auf Verlangen käuflich zu überlaſſen und auf deren Abruf zu verladen. Beſitzt er eine
Strohpreſſe oder benutzt er zum Ausdruſch ſeines Getreides eine Lohndreſchmaſchine
mit Strohpreſſe, ſo hat er das Stroh auf Verlangen der Bezugsvereinigung zu preſſen
oder preſſen zu laſſen.
Die Bezugsvereinigung hat binnen 14 Tagen nach Eingang des Angebots (§ 2)
dem Verpflichteten mitzuteilen, ob ſie die Ueberlaſſung des Strohes verlangt; ſtellt ſie
das Verlangen nicht, ſo hat ſie ihm in derſelben Friſt eine Beſcheinigung darüber zu
erteilen.
Der Reichskanzler kann nähere Beſtimmungen für die Ueberlaſſung und
Ver=
ladung treffen.
§ 4. Die Bezugsvereinigung hat die von ihr in Anſpruch genommenen Mengen
binnen 3 Wochen nach Stellung des Ueberlaſſungsverlangens abzunehmen.
Der zur Ueberlaſſung Verpflichtete hat die Mengen von der Stellung des
Ueber=
laſſungsverlangens an bis zur Abnahme aufzubewahren, pfleglich zu behandeln und
in handelsüblicher Weiſe zu verſichern. Erfolgt die Abnahme nicht binnen 3 Wochen
nach Stellung des ueberlaſſungsverlangens, ſo erhält er vom Ablauf der Friſt ab eine
Vergütung von 15 Pfennig für jeden angefangenen Monat und jede angefangene Tonne.
Mit dieſem Zeitpunkt geht die Gefahr des zufälligen Verderbens und der zufälligen
Wertverminderung auf die Bezugsvereinigung über. Der zur Ueberlaſſung Verpflichtete
hat nach näherer Anweiſung des Reichskanzlers Feſtſtellungen darüber zu treffen, in
welchem Zuſtand ſich die Gegenſtände im Zeitpunkt des Gefahrüberganges befinden; im
Streitfall hat er den Zuſtand nachzuweiſen.
§ 5. Die Bezugsvereinigung hat für das Stroh einen angemeſſenen
Ueber=
nahmepreis zu zahlen. Dieſer darf für 1000 Kilogramm
bei Flegeldruſchſtroh
50,00 Mark
„gepreßtem Stroh
47,50 „
„ ungepreßtem Maſchinendruſchſtroh
45,00 „
nicht überſteigen. Iſt das Stroh nicht von mindeſtens mittlerer Art und Güte, ſo iſt der
Preis entſprechend herabzuſetzen.
Iſt der zur Ueberlaſſung Verpflichtete mit dem von der Bezugsvereinigung
ge=
botenen Preiſe nicht einverſtanden, ſo ſetzt die zuſtändige höhere Verwaltungsbehörde
den Preis endgültig feſt. Sie beſtimmt darüber, wer die baren Auslagen des Verfahrens
zu tragen hat. Bei der Feſtſetzung iſt der Preis zu berückſichtigen, der zur Zeit des
Gefahrüberganges (§ 4 Abſ. 2) angemeſſen war. Der Verpflichtete hat ohne Rückſicht
auf die endgültige Feſtſetzung des Uebernahmepreiſes zu liefern, die Bezugsvereinigung
vorläufig den von ihr für angemeſſen erachteten Preis zu zahlen.
Erfolgt die Ueberlaſſung nicht freiwillig, ſo wird das Eigentum auf Antrag der
Bezugsveromigung durch Anordnung der zuſtändigen Behörde auf ſie oder die von ihr
in dem Antrag bezeichnete Perſon übertragen. Die Anordnung iſt an den zur
Ueber=
laſſung Verpflichteten zu richten. Das Eigentum geht über, ſobald die Anordnung dem
Verpflichteten zugeht.
§ 6. Die Zahlung erfolgt ſpäteſtens 14 Tage nach Abnahme (§ 4). Für ſtreitige
Reſtbeträge beginnt dieſe Friſt mit dem Tage, an dem die Entſcheidung der höheren
Verwaltungsbehörde der Bezugsvereinigung zugeht.
Erfolgt die Zahlung nicht binnen dieſer Friſt oder bei nicht rechtzeitiger Abnahme
nicht binnen 5 Wochen nach Stellung des Ueberlaſſungsverlangens, ſo iſt der Kaufpreis
von dieſem Zeitpunkt ab mit 1 vom Hundert über den jeweiligen Reichsbankdiskont
zu verzinſen.
§ 7 Die Bezugsvereinigung darf das Stroh nur an die vom Reichskanzler
be=
ſtimmten Stellen abgeben.
§ 8. Bei der Abgabe des Strohes darf die Bezugsvereinigung einen Aufſchlag
bis zu 4 vom Hundert von dem Uebernahmepreiſe zuzüglich der Transportkoſten und
anderer barer Auslagen erheben. Die Bezugsvereinigung darf von dem Umſatz 2 vom
Tauſend als Vermittelungsgebühr zurückbehalten,
Der Reingewinn iſt zur Beſchaffung von Futtermitteln aus dem Ausland zu
ver=
wenden. Ueber den etwa verbleibenden Reſt verfügt der Reichskanzler.
§ 9. Beim Verkauf des der Abſatzbeſchränkung nicht unterliegenden Strohes
durch den Erzeuger dürfen die im § 5 Abſ. 1. Satz 2 beſtimmten Preiſe nicht
über=
ſchritten werden. Die Preiſe gelten für Stroh von mindeſtens mittkerer Art und Güte.
Die Preiſe gelten für Barzahlung bei Empfang. Wird der Preis geſtundet, ſo
dürfen bis zu 2 vom Hundert Jahreszinſen über Reichsbankdiskont hinzugeſchlagen
werden. Die Preiſe ſchließen die Beförderungskoſten ein, die der Verkäufer
vertrag=
lich übernommen hat. Der Verkäufer hat auf jeden Fall die Koſten der Beförderung
bis zur Verladeſtelle des Ortes, von dem die Ware mit der Bahn oder zu Waſſer
ver=
ſandt wird, ſowie die Koſten des Einladens daſelbſt zu tragen.
Beim Umſatz durch den Handel dürfen zu den Preiſen insgeſamt 4 vom Hundert
zugeſchlagen werden. Dieſer Zuſchlag umfaßt insbeſondere Kommiſſions=
Vermitt=
lungs= und ähnliche Gebühren, ſowie alle Arten von Aufwendungen, nicht aber die
Aus=
lagen für die Fracht von dem Abnahmeorte.
§ 10. Bei Verkauf von Häckſel durch den Herſteller darf der Preis von 60 Mark
für 1000 Kilogramm ohne Sack nicht überſchritten werden.
Für leihweiſe Ueberlaſſung der Säcke darf eine Sackleihgebühr bis zu 35 Pfennig
für 50 Kilogramm Faſſung berechnet werden. Werden die Säcke nicht binnen einem
Monat nach der Lieferung zurückgegeben, ſo darf die Leihgebühr dann um 10 Pfennig für
die Woche bis zum Höchſtbetrage von 1,50 Mark erhöht werden.
Werden die Säcke mitverkauft, ſo darf der Preis für den Sack von mindeſtens 40
Kilogramm Faſſung nicht mehr als 1.20 Mark, und für den Sack, der 50 Kilogramm
oder mehr hält, nicht mehr als 1,50 Mark betragen. Der Reichskanzler kann die
Sack=
leihgebihr und den Sackpreis ändern. Beim Rückauf der Säcke darf der Unterſchied
zwiſchen dem Verkaufs= und dem Rückkaufspreiſe den Satz der Sackleihgebühr nicht
überſteigen. Im übrigen gelten die Beſtimnungen der Abſätze 2 und 3 des § 9. der
Abſatz 3 mit der Maßgabe, daß der Zuſchlag von 4 vom Hundert auch die Auslagen
für die Säcke nicht umfaßt.
§. 11. Ueber Streitigkeiten, die ſich bei dem Enteignungsverfahren, bei der
Ueber=
laſſung, der Verladung und der Aufbewahrung ergeben, entſcheidet endgültig die
zu=
ſtändige höhere Verwaltungsbehörde.
§ 12. Die Landeszentralbehörden erlaſſen die Beſtimmungen zur Ausführung
dieſer Verordnung. Sie beſtimmen, wer als zuſtändige Behörde und als höhere
Ver=
waltungsbehörde im Sinne dieſer Verordnung anzuſehen iſt.
§ 13. Mit Geſängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu
fünfzehn=
tauſend Mark wird beſtraft,
1. wer den ihm nach den Vorſchriften des § 2, des § 3 Abſ. 1 oder des § 4 Abſ. 2
Satz 1 obliegenden Verpflichtungen oder den auf Grund des § 3 Abſ. 3
getroffe=
nen Beſtimmungen nicht nachkommt:
2. wer den nach § 12 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
§ 14. Die Vorſchriften dieſer Verordnung beziehen ſich nicht auf Stroh, das nach
dem Inkrafttreten dieſer Verordnung aus dem Ausland eingeführt wird.
Der Reichskanzler kann nähere Beſtimmungen über den Verkehr mit aus dem
Ausland eingeführtem Stroh treffen und beſtimmen, daß Zuwiderhandlungen mit
Ge=
fängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu fünfzehntaufend Mark beſtraft
werden. Er kann Preiſe für dieſes Stroh feſtſetzen.
Als Ausland im Sinne dieſer Verordnung gilt nicht das beſetzte Gebiet.
§ 15. Der Reichskanzler kann von den Vorſchriſten dieſer Verordung
Aus=
nahmen geſtatten und andere Preiſe feſtſetzen, insbeſondere für den Kleinhandel mit
Stroh und Häckſel.
§ 16. Die in den §§ 9 und 10 feſtgeſetzten Preiſe ſind Höchſtpreiſe im Sinne des
Ge=
ſetzes betreffend Höchſtpreiſe vom 4. Auguſt 1914 in der Faſſung der Bekanntmachung vom
17. Dezember 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 516) in Verbindung mit den Bekanntmachungen
vom 21. Januar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 25) und vom 23. September 1915 (Reichs=
Geſetzbl. S. 603). Dies gilt auch für die Preiſe die der Reichskanzler nach § 14 oder in
Aenderung der Preiſe in §§ 9, 10 nach § 15 feſtſetzt.
§ 17. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung, der § 13 aher erſt
mit dem 12. November 1915 in Kraft.) Der Reichskanzler beſtimmt den Zeitpunkt des
Außerkrafttretens.
Berlin, den 8. November 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung
über den Verkehr mit Stroh und Häckſel.
Vom 11. November 1915.
Bekanntmachung
zur Ergänzung der Bekanntmachung über die Errichtung von
Preisprüfungs=
ſtellen und die Verſorgungsregelung vom 25. Sept. 1915 (R.=Geſetzbl. S. 607).
Vom 4. November 1915.
Bekanntmachung
über die Ergänzung der Bekanntmachung über die Errichtung von
Preis=
prüfungsſtellen und die Verforgungsregelung.
Vom 6. November 1915.
Auf Grund des Artikel I§ 15a und § 15b der Verordnung des Bundesrats
vom 4. November 1915 über die Ergänzung der Bekanntmachung über die Errichtung
von Preisprüfungsſtellen und die Verſorgungsregelung vom 25. September 1915
(R.=G.=Bl. S. 728) wird folgendes beſtimmt:
§ 1. Die in der vorſtehend genannten Verordnung des Bundesrats den
Ge=
meinden und Kommunalverbänden übertragenen Befugniſſe werden anſtatt durch die
Gemeinden und Kommunalverbände durch deren Vorſtand wahrgenommen.
§ 2. Als Behörden, die befugt ſind, die in Artikel I § 15b Abſatz 1 und 3
dieſer Verordnung bezeichneten Maßnahmen zu treffen, werden die Vorſtände der
Kommunalverbände und der Städte mit mehr als 2000 Einwohnern beſtimmt.
Zum Erlaß der nach dem zweiten Abſatze des Artikel I § 15b vorgeſchriebenen
Satzung iſt die Genehmigung des unterzeichneten Miniſteriums einzuholen.
(15999
Darmſtadt, den 6. November 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern.
v. Hombergk.
Krämer.
Nachlaß-Verſteigerung
Donnerstag, den 18. November d. Js.,
vormittags 10 Uhr beginnend,
wird der Nachlaßder verſtorbenen Frau Antonie Schick,
geb. Hartung, in dem Hauſe Magdalenenſtraße 21
gegen Barzahlung verſteigert. Es kommen zum Ausgebot
Weißzeug, Möbel und ſonſtiger Hausrat.
Darmſtadt, den 17. November 1915.
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Ludwig Raab
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Darm=
ſtadt verſtorbenen Karoline
Ma=
thias ſind bis ſpäteſtens 30.
No=
vember ds. Js. bei dem
Unter=
zeichneten geltend zu machen. Bis
zu dem gleichen Tage ſind
For=
derungen der Nachlaßmaſſe zu
begleichen.
(16021
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Der tolle Haßberg.
Original=Roman von H. Courths=Mahler.
Copyright 1915 by Greiner & Comp., Berlin W30.
9)
(Nachdruck verboten.)
Bei dieſen Worten des Aſſeſſors bekam eine reizende
junge Dame, die Tochter des Konſuls Werner, einen
goten Kopf. Gerta Werner hegte eine heimliche
Zu=
neigung für Leutnant von Trebin, und war ſicher, daß
dieſe erwidert wurde, wenn auch noch kein Wort darüber
geſprochen worden war. Vor einigen Wochen hatte Gerta,
die innig mit Regina befreundet war, dieſe gefragt:
Sag’ mal ehrlich, Regina, gehört Herr von Trebin
zu Deinen Bewerbern?
Nein! hatte Regina entſchieden geantwortet.
Aber er iſt doch ſo oft in Villa Baldus.
Da hatte Regina gelacht.
Vielleicht, weil er weiß, daß er hier eine gewiſſe
junge Dame treffen kann, hatte ſie ſchelmiſch erwidert.
Gerta war rot geworden und hatte ſchnell von etwas
anderem geſprochen. Aber Regina mußte recht gehabt
haben, denn Herr von Trebin verſtand es mit
bewun=
dernswertem Geſchick ſo einzurichten, daß er in Villa
Baldus immer Fräulein Gerta Werner traf. Heute hatte
Gerta ſchon wieder erwartungsvoll nach der Tür geſehen,
ob Herr von Trebin nicht ſichtbar werde. Nun ſie wußte,
daß er kommen würde, heuchelte ſie Gleichmut.
In Reginas Geſicht war nach dem jähen Erblaſſen
eine ſanfte Röte getreten. Ihre Augen leuchteten wie in
unterdrückter Erregung, und ihr Herz klopfte laut und
ſtark.
Hans von Haßberg war wieder da! So ſang und
klang es in ihrem Herzen. Und er hatte ſich
ausgezeich=
net, war zum Rittmeiſter befördert worden!
Ob er ſich auf ſich ſelbſt beſonnen hat? fragte ſie ſich
in heißer Unruhe, und es war wie ein Gebet in ihr, daß
er als ganzer Mann zurückgekehrt ſein möchte, von dem
alle Schlacken abgefallen waren.
Auch jetzt knüpften ſich für ſie ſelbſt keine Hoffnungen
und Wünſche an dieſes Gebet. Nur das erſehnte ſie, daß
er ſich ihrer heimlichen tiefen Liebe wert zeigen möge,
daß ſie nicht mehr zu zittern und zu zagen brauchte, wenn
von ihm die Rede war.
Sie war nun recht zerſtreut. Ihre Gedanken ließen
ſich nicht bei ihren Gäſten feſthalten. So entging es ihr
auch, daß Tondern ſie unausgeſetzt beobachtete.
Die Augen dreier Frauen ſahen nun immer wieder
erwartungsvoll nach der Tür, ob Herr von Trebin nicht
endlich erſcheinen würde — die von Regina, von Frau
Melanie und von Gerta Werner. Aber nur Gerta
Wer=
ners Intereſſe galt Trebin ſelbſt. Eine Weile ſtand
Re=
gina allein im Nebenzimmer am Fenſter und ſah
gedan=
kenverloren hinaus.
Da trat Tondern zu ihr.
Nun, mein gnädiges Fräulein, was ſagen Sie dazu,
daß der tolle Haßberg zurückgekehrt iſt? fragte er mit
heiſerer Stimme.
Sie wandte ſich gelaſſen nach ihm um. Ihr Geſicht
war ganz ruhig. Sie hatte ſich wieder in der Gewalt. Ich
habe weder ein Recht noch eine Veranlaſſung, etwas
Be=
ſonderes dazu zu ſagen.
Seine Augen bohrten ſich in die ihren.
Nun, die ganze Stadt wird wohl in Aufregung
ge=
raten. Haßbergs ſchlimme Streiche ſind ja noch in aller
Gedächtnis.
Es zuckte um Reginas Mund.
Ich weiß nur von übermütigen Streichen, nichts von
ſchlimmen, Herr von Tondern. Das iſt doch ein
Unter=
ſchied.
Er biß ſich auf die Lippen. Dann ſagte er hämiſch:
Ja, ja, vor den Ohren reiner Frauen ſpricht man nur
von den übermütigen Streichen. Die ſchlimmen verſchweigt
man. Haben Sie übrigens bemerkt, wie erregt Frau von
Hauſen bei der Nachricht, daß Haßberg wieder im Lande
iſt, war?
Reginas Blick zuckte wie erſchrocken zu Frau Melanie
hinüber.
Nein, ich habe nichts bemerkt, erwiderte ſie faſt ſchroff.
Tondern ließ ſich aber nicht abſchrecken.
Aber ich habe es bemerkt — vielleicht, weil ich mehr
weiß als andere. Nun wird es bald zu Ende ſein mit
Frau von Hauſens Witwentum. Es wird bei ihr heißen:
Herab mit dem Schleier, dem ſchwarzen Gewand,
Der Heini vom Steier iſt wieder im Land.
(Fortſetzung folgt.)
Unter dohem Protektorat Ihrer Durchlaucht der Fürstin Marie
N ,
5. .. zu Erbach-Schönberg, Prinzessin von Baitenberg : .:
Prof. Ph. Schmitt’sche
Mkademie für Conkunst
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Gegründet 1851
Eliſabethenſtr. 36
Zwolf Vortrage
des Herrn Profeſſor Arnold Mendelsſohn
über „Die muſikaliſche Formenlehre mit Aualyſen von
Meiſter=
werken” im Jaale der Akademie für Tonkunst, Eliſabethenſtr. 36, Freitags
von 5—6 Uhr. Die Vorträge beginnen Freitag, den 19. November d. Js.
Das Thema dieſes Winters lautet:
Gpern von Mozart
(„Don Juan”, „Zauberflöte” u. a.)
Das Bonorar beträgt für die 12 Vorträge: Für Hoſpitanten
(Damen und Herren) 10 Mk.; für die Schüler der Ausbildungsklaſſen
der Akademie 3 Mk.; für die Schüler der Dilettantenklaſſen der
Akademie 5 Mk. Schriftliche oder mündliche Anmeldungen an die
Direktion, Eliſabethenſtr. 36, erbeten. Sprechſtunden: wochentags
von 11—12½ Uhr.
(15834gd
Die Direktion der Kkademie für Tonkunst
W. Schmitt. W. Hutter.
Verein für Verbreitung von Volksbildung.
18. November, 25. November, 2. Dezember und
9. Dezember, abends 8¼ Uhr:
Külturgeſchichtliche Vortrage, J. Reihe
von Herrn Dr. Arnold Berger
Profeſſor an der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt
über „Das Zeitalter des Humanismus und der Reformation”
Lokal: Hörſaal des Phyſikaliſchen Inſtituts der Techn. Hochſchule.
Eintrittspreiſe: für alle vier Vorträge Mk. 1.20, für
Mit=
glieder und angeſchloſſene Vereine 80 Pfg.; für einen Vortrag 40 Pfg.,
Für Mitglieder 25 Pfg.
(15698dd
Kartenverkauf am Verkehrsbureau u. bei J. Mylius, Herdweg 2.
Frauenverein der Johannesgemeinde.
Donnerstag, den 18. November, abends 8 Uhr,
im Gemeindehaus:
Vortrag von Miſſionsdirektor D. Witte=Berlin
„Die Zukunft der Völker Oſtaſiens
und Deutſchland”.
Eintritt für Mitglieder und deren Angehörige frei, für Andere 25 ₰.
Der Vorſtand.
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General-Versammlung
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Sonntag, den 21. November 1915, nachmittags 3 Uhr
im „Mathildenhöhsaale‟, Dieburgerstrasse 26.
Tages-Ordnung:
1. Pericht des Vorstandes und des Aufsichtsrates.
2. Genehmigung der Bilanz und Verteilung der Erübrigung.
Z. Ersatzwahlen:
a) für Vorstand,
b) für Aufsichtsrat.
4. Anträge: G. Müller, Abänderung des § 57 des Statuts
Notfond betreffend.
Legitimationskarte ist mitzubringen und dient auch zur
Abstimmung.
Der Aufsichtsrat.
J. Jung.
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Turnhalle am Woogsplatz
24, November, abends 8 Uhr
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Einmaliger
Wagner-Abend
Kammersänger Heinrich
Hofrat Dr. Alexander
Hensel Dillmann
Vortragsfolge:
1. Parslfal: Vorspiel und Glockenszenen. 2. Walküre: Winterstürme
wichen dem Wonnemond. 3. Tristan: Liebestod. 4. Lohengrin:
a) Gralserzählung. b) Zweiter unveröffentlichter Teil. (Zum ersten Male.)
5. Walküre: Feuerzauber. 6. Lohengrin: Weissagung vom deutschen
Sieg im Osten. 7. Siegfried: Schmiedelieder. 8. Rheingold:
Gewitter und Göttereinzug. 9. Meistersinger: Walthers Preislied.
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Das Tagesgespräch Darmstadt
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Das grosse vaterländische Volksschauspiel in 6 Akten
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Dienstag, den 23., und Mittwoch, den 24. November d. Js.,
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im Marthahaus, Stiftſtr. 14, von vormittags 10 bis abends 6 Uhr.
Außer vielen anderen praktiſchen und ſchönen Sachen kommen
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Krieges Unterkunft in gutem,
mögl. kinderloſem Hauſe geſucht.
Angeb. u. A 17 Geſchäftsſt. (*8409
Ein kl. Kind wird (tagsüber) in
gute, ſorgſame Pflege genomm.
bei ruhigen Leuten. Zu erfragen
(*8390
in der Geſchäftsſtelle.
Perkeo=Saal
Alexanderſtraße 14.
Anfang täglich abends 7 Uhr
Ab 16. November:
Das große
neue Programm.
Großh. Hoftheater.
Donnerstag, 18. November 1915.
49. Abonnem.=Vorſtell. C 12.
Schiller=Zyklus. 3. Vorſtellung.
Wallenſtein=Trilogie.
Erſter Abend:
Wallenſteins Lager.
Dramatiſches Gedicht in 1 Aufzug
von Schiller.
Spielleiter: Hans Baumeiſter.
Perſonen:
Wachtmeiſter von
ein. Terzky’ſchen
Karabinier=Regt. K. Weſtermann
Trompeter v. ein.
Terzky’ſchen
Ka=
rabinier=Regim. Adolf Klotz
Konſtabler
. Robert Kleiner
Erſter 1 Scharf= Eduard Göbel
Zweiter) ſchütz Fr. Jachtmann
Erſter Holk.reit. Frz. Schneider
Zweiter) Jäger Otto Thomſen
Erſter ) Buttler. Heinrich Hacker
Zweiter) Drag. Br. Waigandt
Arkebuſ.
Erſter vom Rgt. Paul Peterſen
Zweiterl Tiefen= Otto Wolf
bach
Küraſſ. von einem
wallon. Regim. Hs. Baumeiſter
Küraſſ. von einem
lombard. Regim. Jean Sautier
Kroat .
Harry Harris
Rekrut
Emil Kroczak
Bürger
Herm. Knispel
Bauer.
Rich. Jürgas
Bauernknabe
Frieda Herbach
Kapuziner .
.Rudolf Weisker
Soldatenſchul=
meiſter .
.A. Fleiſchmann
Marketenderin . Minna Müller=
Hanno
Aufwärterin . . Hertha Hinken
Soldatenjunge . Erna Jungkurth
Hierauf:
Die Piccolomini.
Dramatiſches Gedicht in 5 Aufz.
von Schiller.
Spielleiter: Hans Baumeiſter.
Perſonen:
Wallenſtein . . Johann. Heinz
Octavio
Piccolo=
mini
. Hs. Baumeiſter
Max Piccolomini Kurt Ehrle
Graf Terzky
Robert Kleinert
Illo, Feldmarſch. Frz. Schneider
Jſolani
Richard Jürgas
Buttler
. K. Weſtermann
Tiefenbach
Adolf Klotz
Don Maradas S Ludwig Wenzel
Götz
Adolf Stein
Colalto
S Br. Waigandt
Rittm. Neumann Eduard Göbel
Kriegsr. v.
Queſten=
berg
. Herm. Knispel
Baptiſta Seni,
Aſtrolog
. Paul Peterſen
Herzogin v.
Fried=
land
Fritzi Niedt
Thekla
Charlotte Pils
Gräfin Terzky . Herta Alſen
Emil Kroczak
Ein Kornet
Kellermeiſter des
Grafen Terzky Rudolf Weisker
Ein Diener des
Fr. Jachtmann
Octavio.
. Käthe Gothe
Pagen des
Herta Hinken
Herzogs
.Irene Senger
Nach „Wallenſteins Lager” und
dem 3. Aufzuge der „Piccolomini”
finden längere Pauſen ſtatt.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ℳ.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½ —1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung; im
Verkehrs=
bureau von 8—1 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7 U. — Ende nach 10½ U.
Vorverkauf (nur vormittags) für
die Vorſtellungen:
Freitag, 19. Nov. 50. Ab.=Vſt.
O 13. Wallenſtein=Trilogie, zweiter
Abend: „Wallenſteins Tod”.
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Samstag, 20. Nov. 51. Ab.=Vſt.
C 13. „Der Weibsteufel.”
Kleine Preiſe. Anfang 7½ Uhr.
Sonntag, 21. Nov. 52. Ab.=Vſt.
B 13. „Die Walküre.” Kleine
Preiſe. Anfang 6½ Uhr.
Aus dem Spielplan.
Montag, 22. Nov. Drittes
Konzert der Hofmuſik.
Anfang 7½ Uhr. Soliſtin: Vera
Schaviro
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Normalhosen . . Paar 2.25, 1.80, 1.25
Gefütterte Unterhosen . Paar 2.50, 1.60
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Gestrickte Westen Stück 4.95, 3.50, 2.40
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