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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Balkankrieg. — Falſche Friedensgerüchte. — Asquiths „große Rede‟. — Die
Regierungserklärung des Kabinetts Briand.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 4. November.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Nördlich von Maſſiges ſtürmten unſere
Truppen einen nahe vor unſerer Front
liegen=
den franzöſiſchen Graben in einer Ausdehnung
von 800 Metern. Der größte Teil der
Be=
ſatzung iſt gefallen. Nur 2 Offiziere (darunter
1 Major) und 25 Mann wurden gefangen
genommen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Vor Dünaburg wird weitergekämpft. An
verſchiedenen Stellen wiederholten die Ruſſes
ihre Angriffe. Ueberall wurden ſie
zu=
rückgeſchlagen. Beſonders ſtarke Kräfte
ſetzten ſie bei Garbunowka ein. Dort waren
ihre Verluſte auch am ſchwerſten. Das Dorf
Mikuliſchki konnten ſie im Feuer unſerer
Artillerie nicht halten; es iſt wieder von uns
beſetzt.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinz Leopold von Bayern.
Keine weſentlichen Ereigniſſe.
Heeresgruppe des Generals
von Linſingen.
Die Ruſſen verſuchten geſtern früh einen
Ueberfall auf das Dorf Kuchocka=Wola. In
das Dorf eingedrungene Abteilungen wurden
ſofort wieder hinausgeworfen.
Ein abermaliger Verſuch des Feindes, durch
ſtarke Gegenangriffe uns den Erfolg weſtlich
von Czartorysk ſtreitig zu machen, ſcheiterte.
Aus den vorgeſtrigen Kämpfen wurden
insge=
ſamt 5 Offiziere, 1117 Mann als
Ge=
fangene und 11 Maſchinengewehre eingebracht.
Bei den Truppen des Generals Grafen von
Bothmer wurde auch geſtern noch in und
bei Siemikowee gekämpft. Die Zahl der bei
dem Dorfkampfe gemachten Gefangenen hat
ſich auf 3000 erhöht. Ruſſiſche Angriffe
ſüd=
lich des Ortes brachen zuſammen.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Gegen zähen feindlichen Widerſtand ſind
unſere Truppen beiderſeits des Koslenik=
Berglandes (nördlich von Kraljevo) im
Vor=
dringen. Oeſtlich davon iſt die allgemeine Linie
Zakuta — Vk. Peelica — Jagodina überſchritten.
Oeſtlich der Morawa weicht der Gegner;
unſere Truppen folgen. Es wurden 650
Ge=
fangene gemacht.
Die Armee des Generals Bojadjeff hat
Valakonje und Boljevae (an der Straße
Zajecar —Pargein) genommen und im
Vor=
gehen von Sorljig auf Niſch den Kalafat (10
Kilometer nordöſtlich von Niſch) erſtürmt.
Oberſte Heeresleitung.
Der Krieg im Orienf.
* Konſtantinopel, 3. Nov. Das
Haupt=
quartier teilt mit: An der Dardanellenfront
dauerte das örtliche Feuergefecht mit ſtärkeren
gegenſeiti=
gen Artilleriekämpfen an. Ein Torpedoboot bei Ari
Burnu und zwei Kreuzer bei Sedd=ul=Bahr nahmen
an dem Feuer teil. Unſere Artillerie zerſtörte zwei
feind=
liche Maſchinengewehrſtellungen bei Kanliſiert, Ari Burnu
und vor unſerem rechten Flügel bei Sedd=ül=Bahr. Unſere
anatoliſchen Küſtenbatterien verjagten ein feindliches
Transportſchiff, das ſich der Landungsſtelle bei Sedd=ül=
Bahr zu nähern verſuchte. An der Kaukaſusfront
ſchlu=
gen wir einen feindlichen Angriff im Abſchnitt von
Mar=
man zurück. — Sonſt nichts zu melden.
Der Balkankrieg.
Der Feldzug gegen Serbien.
* Sofia, 3. Nov. Amtlicher Bericht über die
Operationen am 1. November: Unſere
Offen=
ſive entwickelt ſich weiter auf der Straße Zajecar-
Bole=
vac, wo wir die Linie Tzrvelobodo-BBukovo-
Tatarſko=
pola)-Veliſejevica (Höhe 756—Höhe 830)—Dorf
Skrob=
nica (Höhe 919)—Dorf Pelipoto erreichten. Im
Sorl=
jiski-Timok=Tal nahmen wir das Dorf Sarljig und den
Ples=Berg. Unſere Truppen gingen auf das linke Ufer
des Fluſſes über. Nach der Einnahme von Bela=Palanka
gingen unſere Truppen bis zu der Linie Grodek-Höhe
1917—Vrandal-Höhe 180—Bogov=Berg-Dorf Secsklik
(nördlich Surdulica). Wir machten weiter Fortſchritte
und eroberten vier Geſchütze, eine Feldküche, ſowie eine
große Menge Kriegsmaterial. König Peter von Serbien
war an der Front anweſend und gab ſeinen Truppen,
um ſie zu ermutigen, die Verſicherung, daß die engliſchen
und franzöſiſchen Truppen im Begriffe ſeien, der
ſerbi=
ſchen Armee zu Hilfe zu eilen. Die Lage auf dem
maze=
doniſchen Kriegsſchauplatz blieb unverändert, abgeſehen
von unſerem Vormarſch gegen die Höhen Sontſchka Glava=
Kleppa Planina und Preslab Planina, die wir
einnah=
men. Südlich von Strumitza nichts Neues. Wir
mach=
ten in dieſer Gegend 600 Gefangene, erbeuteten vier
Ge=
ſchütze und zwei Maſchinengewehre. Die verbündeten
Truppen eroberten Grina Gora, Rudna Glava, Gorni
Milanowatz, Vrilochewo, Starideo und Popovic. Am
Vormittag desſelben Tages ſetzten die Serben das
Arſe=
nal von Kragujevac in Brand. Die Stadt wurde am
Nachmittag von den Verbündeten beſetzt.
* London, 4. Nov. Die Times meldet aus Athen:
Die Bulgaren, die von Köprülü gegen Monaſtir
vorgerückt ſind, haben das Babunagebirge erreicht. Die
Serben haben ſich bis hinter Prilep und Monaſtir
zu=
rückgezogen. Die Bevölkerung von Monaſtir iſt auf
griechiſches Gebiet geflüchtet.
* Paris, 4. Nov. Petit Pariſien meldet aus
Salo=
niki: Die Geſandten der alliierten Staaten haben
Krajewo verlaſſen, um ſich in Mitrowitza
nieder=
zulaſſen.
* Paris, 4. Nov. Petit Pariſien meldet aus Athen:
Der ſerbiſche Rückzug wird immer ſchneller
und die Lage wird ſtündlich ernſter, angeſichts der an
allen Frontſtellen erfolgenden Angriffe. Die engliſchen
Truppen fingen am Samstag an, Saloniki zu verlaſſen.
Der Abtransport der engliſchen Truppen nach Gevgheli
und Doiran wird die ganze Woche fortgeſetzt. Sie ſollen
von Gevgheli und Doiran aus ihre Stellungen beziehen.
* Paris, 4. Nov. Zu der Lage in Serbien
ſchreibt der Temps: Die Alliierten haben ſich im
Orient überraſchen laſſen. Sie können die bereits
hergeſtellte Verbindung zwiſchen den Mittelmächten,
Bulgarien und der Türkei nicht mehr verhindern.
Die Verſorgung Bulgariens und der Türkei mit
Kriegs=
material wird über die Donau erfolgen. Die Folge
da=
von iſt, daß ſich die Lage im Orient zugunſten
un=
ſerer Feinde verbeſſert. Der Vorteil für unſere
Feinde iſt zunächſt materieller Art, weil er die Türkei aus
jener Umklammerung rettet, in der ſie erliegen ſollte, und
den türkiſchen Streitkräften geſtattet, eine aktivere Rolle
im weiteren Verlaufe des Unternehmens zu ſpielen.
Fer=
ner bedeutet die Vereinigung einen moraliſchen Erfolg
für unſere Feinde. Der Temps vertröſtet ſeine Leſer
da=
mit, daß die Alliierten infolge der gemeinſamen
Unter=
nehmungen des italieniſchen und des ruſſiſchen Heeres
ihren Kriegsplan würden durchführen können, deſſen
Wir=
kung die Mittelmächte in dem Augenblicke ſpüren würden,
da der erſte Rauſch über ihre Augenblickserfolge auf dem
Balkan ſchwinden würde.
Die Eröffnung des Donauweges.
* Berlin, 4. Nov. Ueber die Fahrt des
Her=
zogs Adolf Friedrich von Mecklenburg
nach Sofia bringt das Berliner Tageblatt einen
Be=
richt, in dem der Donauübergang bei Orſowa
anſchaulich geſchildert wird. Drei Tage dauerte die
romantiſche Fahrt des Herzogs durch Serbien nach Sofia.
In Wahrheit habe ſich der Herzog auch den Uebergang
über die Donau mit ſeinen Soldaten ſozuſagen ſelbſt
er=
kämpft. Er habe als Erſter das Fort Eliſabeth am
ſerbi=
ſchen Donauuſer ſüdöſtlich von Orſowa betreten; er habe
eine Stunde lang mit einem deutſchen Unteroffizier allein
ſich darin aufgehalten, und ſein Adjutant, Oberleutnant
Schölwinck, derſelbe, der von den Franzoſen als Parlaz
mentär widerrechtlich bei Reims gefangen genommen,
als Spion zum Tode verurteilt worden war und bereits
vor ſeinem eigenen Grabe ſtand, erzählte dem Vertreter
des Berliner Tageblattes, wie der denkwürdige Tag des
Donauüberganges verlief. Im erſten Ponton ſetzte der
Adjutant des Herzogs über, mit der zweiten Bootsſtaffel
folgte der Herzog ſelbſt. Hundert Fuß vom ſerbiſchen
Ufer wurden die Boote wie raſend beſchoſſen. Zwei
Mann im Boot traf die tödliche Kugel. Aber die
Pio=
niere ruderten durch; dann wurde es ſtill. Die Artillerie
der Verbündeten hatte ihr Feuer eingeſtellt, um die
eige=
nen Leute nicht zu gefährden. Drei Tage ſpäter verließ
der Herzog Orſowa, um auf dem Landwege durch
Ser=
bien Sofia zu erreichen. Die Donaufähre ſetzte ihn mit
zwei Automobilen im ſtrömenden Regen nach dem
ſerbi=
ſchen Ufer über. Tags vorher war die Donauflottille
von Moldawa hier angekommen. In Brza=Palanka
ſtand bereits bulgariſche Kavallerie. Trompetenfanfaren
und Hurras empfingen den Herzog. Der ganze Ort hatte
in Eile mit deutſchen und bulgariſchen Fahnen geflaggt.
An den Generalfeldmarſchall v. Mackenſen wurde ein
Telegramm abgeſandt, das ihm die Verbrüderung der
Deutſchen und Bulgaren kundgab.
* Konſtantinopel, 3. Nov. Die türkiſchen
Blät=
ter betonen fortgeſetzt die Eröffnung des
Donau=
weges für den weiteren Verlauf des Krieges und weit
ſen darauf hin, daß ſich die Türken auch als Wacht an
den Dardanellen bewährt haben, indem ſie die
Verbin=
dung Rußlands mit ſeinen Bundesgenoſſen verhinderten.
Die Blätter drücken die Ueberzeugung aus, daß die
En=
tente, die nicht imſtande war, den Weg durch die
Darda=
nellen zu öffnen, den Weg von der Nordſee bis zum
In=
diſchen Ozean niemals werde verſperren können.
Rumäniens Haltung.
* (Zenſ. Bln.) Aus Bukareſt wird der
Telegra=
phenunion gemeldet: Offenbar im Hinblick auf die
man=
nigfachen und widerſpruchsvollen Gerüchte über die
Po=
litik der rumäniſchen Regierung veröffentlichen die
Blät=
ter hierüber folgende halbamtliche Note:
Eine bewaffnete Intervention
Rumä=
niens kann ſich nur ereignen, wenn irgendeine der
triegführenden Gruppen vitale Intereſſen unſeres
Lan=
des bedrohen ſollte. Es muß ausdrücklich darauf
hinge=
wieſen werden, daß nicht die geringſte
Verpflich=
tung für Rumänien beſteht, Serbien zu
verteidigen. Bulgarien ficht als Bundesgenoſſe der
Zentralmächte und der ſerbiſch=bulgariſche Krſieg kann
infolgedeſſen nur als Epiſode des großen euroväiſchen
Konſiles aufgeſaſt werden. Rumänien fühlt keine
Ver=
pflichtung, den Bukareſter Vertrag auch gegen
Groß=
mächte zu verteidigen, ſondern würde dies nur gegen
die Signatarmächte dieſes Vertrages tun, wenn dieſe ihn
aus ehrgeizigen Gelüſten umſtoßen wollten. Die
rumä=
niſche Armee iſt nicht im eigentlichen Sinne des Wortes
mobiliſiert. Wir haben nur Maßregeln zu unſerer
Ver=
teidigung ergriffen, die allerdings andauernd noch
ver=
vollſtändigt werden. Rumänien iſt in keiner
Rich=
tung militäriſch gebunden. Es iſt unwahr,
daß eine Abmachung militäriſcher Art, insbeſondere
zwi=
ſchen Rumänien und Italien, beſteht. Italien beſitzt
Ru=
mäniens Sympathie, die ſich auch in den Jahren äußerte,
als Italien noch zum Dreibunde gehörte. Der
Dreibund=
vertrag iſt jedoch von Italien aufgehoben worden. Wir
haben ebenſowenig Abſichten auf
Trans=
ſylvanien wie auf Beßarabien. Es beſteht
ebenſowenig Ausſicht auf ein Eingreifen Rumäniens für
die Zentralmächte, wie auf eine Stellungnahme gegen
dieſelben.
Niedergeſchlagenheit in Rußland.
* Genf, 3. Nov. (Zenſ. Frkf.) Der Petersburger
Sonderberichterſtatter des Petit Pariſien drahtet, daß
man in ruſſiſchen Kreiſen über die Lage in Serbien
äußerſt beunruhigt ſei. Zwar vollziehe ſich das
deutſche Vorrücken langſam, weil die beteiligten
Effektiv=
beſtände nicht bedeutend ſeien; indeſſen nehme das
Fort=
ſchreiten ſtändig zu, wobei ſich wieder ganz beſonders die
ſchwere Artillerie bewähre. Die Folgen davon, daß jetzt
die direkte Verbindung Berlin-Konſtantinopel
infolge der Vereinigung der deutſchen und der
bulgari=
ſchen Truppen hergeſtellt ſei, ſeien gar nicht auszudenken.
Die nächſte Zukunft Serbiens erſcheine trotz der
Tapfer=
keit der ſerbiſchen Truppen ſehr ſchwarz. Die ſerbiſchen
Heere ſeien gezwungen, zurückzuweichen. Durch die
Un=
terbrechung der Linie Saloniki- Niſch ſei
ihre Verpflegung ſehr ſchwer. Als äußerſt hart werde
auch die Aufgabe der franzöſiſchen
Hilfstrup=
pen im Süden angeſehen. Die öffentliche Meinung
Ruß=
lands ſei niedergeſchlagen wegen der großen
Schwierig=
keiten, in denen Rußland ſich befinde und die eine
ſofor=
tige energiſche Intervention unmöglich machten.
Falſche Friedensgerüchte.
* Berlin, 4. Nov. Die Nordd. Allg. Zeitung
ſchreibt: „Das Haager Korreſpondenzbureau meldet unter
der Ueberſchrift: „Deutſche
Friedensvor=
ſchläge”: Von glaubwürdiger aber nicht offizieller
Seite wird uns verſichert, daß einige Mitglieder des
deutſchen Reichstages vor kurzem in Amſterdam weilten.
Einer der Herren äußerte bei den Beſprechungen, die
bei dieſer Gelegenheit abgehalten wurden, der
Reichs=
kanzler habe als die Bedingungen, unter welchen
Deutſch=
land geneigt ſein würde, Frieden zu ſchließen,
be=
zeichnet: Die Erwerbung der belgiſchen Maaslinie durch
Deutſchland ſowohl vom militäriſchen als induſtriellen
Geſichtspunkte, die Annexion von Kurland durch
Deutſch=
land und 30 Milliarden Mark. — Wir wiſſen nicht,
wo=
her das Haager Korreſpondenzbureau dieſe
Informa=
tionen geſchöpft haben kann, müſſen aber feſtſtellen, daß
ſie jeder tatſächlichen Grundlage
entbeh=
ven. Der Reichskanzler hat keinerlei derartige
Aeuße=
rungen getan, wie es überhaupt verfrüht wäre, von den
Friedensbedingungen zu ſprechen. Wenn trotz dieſer
wie=
derholten Feſtſtellungen immer wieder Nachrichten über
die Geneigtheit und das Bedürfnis Deutſchlands, Frie=
den zu ſchließen, ausgeſtreut werden, ſo läßt das nur auf
plumpe Verſuche unſerer Gegner ſchließen, zur Hebung
der Stimmung im eigenen Land Deutſchland als
friedens=
bedürftig hinzuſtellen.”
Kriegsfürforge.
* Berlin, 4. Nov. (Amtlich.) Vor einger Zeit
er=
ſchien in der Preſſe ein Artikel mit der Ueberſchrift:
„Was geſchieht für die Angehörigen und
Hin=
terbliebenen unſerer Krieger?‟ Da dieſer
hinſichtlich der Waiſenverſorgung zu Zweifeln
Anlaß gegeben hat, wird zuſammenfaſſend hierüber
noch=
mals folgendes mitgeteilt: Die Höhe der
Kriegsverſor=
gung hängt von dem militäriſchen Dienſtgrad des
Ver=
ſtorbenen ab. Die Witwe eines Gemeinen erhält
jähr=
lich im allgemeinen 400 Mark, die eines Unteroffiziers
500 Mark, die eines Feldwebels 600 Mark. Das
Kriegs=
waiſengeld beträgt für jedes vaterloſe Kind einer
Mili=
tärperſon der Unterklaſſen 168 Mark, für jedes
eltern=
loſe Kind 240 Mark. Die unter gewiſſen
Vorausſetzun=
gen bei größerer Kinderzahl nach dem
Militärhinterblie=
benengeletz eintretenden Kürzungen werden im
Unter=
ſtützungswege ausgeglichen.
Asquiths „große Rede‟.
** Die tiefgehende Beunruhigung, von der in
England Parlament, Preſſe und Volk wegen der
Kriegslage ergriffen wurden, ſollte durch eine pomphaft
angekündigte Rede des Miniſterpräſidenten
Asquith beſchwichtigt werden. Jetzt iſt dieſe Rede
gehalten, in der Asquith „ſoweit als möglich” die Lage
ſchildern wollte, und jeder wahrheitsliebende Beurteiler
muß ſagen, daß ſie bis auf belangloſe Ausnahmen an
Aufſchlüſſen tatſächlicher Art ungemein arm geweſen iſt.
Anders aber konnte ſie von einem Miniſter, der die
eng=
liſchen Sorgen auf einen „kleinen Klüngel berufsmäßiger
Klageweiber” zurückführen möchte, um den Knalleffekt
ſeiner Ausführungen, die Ablehnung des Rücktrittes,
möglichſt wirkſam zu geſtalten, auch gar nicht gehalten
werden.
Ueberwuchern infolgedeſſen in der Rede neben
An=
ſchwärzungen des Gegners die allgemeinen Redensarten,
ſo iſt trotzdem zwiſchen der neueſten Rede
As=
quiths und ihren Vorgängern ein
Unter=
ſchied erkennbar. Denn obwohl Asquith die
kriegeri=
ſche Entſchloſſenheit des engliſchen Volkes
ſelbſtverſtänd=
lich herausſtreicht, hat er an die Stelle ſeiner früheren
großen Worte über die Zertrümmerung des preußiſchen
Militarismus, die Wiederherſtellung Belgiens u. dgl.
die mattere und dehnbare Erklärung geſetzt, daß der
Krieg „bis zu einem erfolgreichen Abſchluſſe” fortgeführt
werden ſolle. Ebenſo hat er an die Stelle ſeiner
frühe=
ren, von Kitchener noch überbotenen Prahlereien über
kriegeriſche Errungenſchaften des Vierverbandes
notge=
drungen Lobſprüche treten laſſen, die in der Hauptſache
bloß den organiſatoriſchen Anſtrengungen Englands
gel=
ten und nur in bezug auf den Seekrieg Hymnen
Chur=
chillſcher Prägung zu Ehren bringen. Jedoch übertönt
wird das Lob der britiſchen Flotte durch die Mahnung,
einen „grenzenloſen Vorrat an Mut und Geduld”
aufzu=
bringen. Welchen militäriſchen Gebrauch Großbritannien
von einem derartigen Vorrat an den Dardanelllen
zu machen gedenke, darüber hat ſich Asquith trotz der
berechtigten Wißbegierde ſeiner Landsleute und trotz der
Wichtigkeit, die er dem Dardanellenunternehmen für die
Kriegführung in Aegypten und in Meſopota=
mien keinaß, vollemmen ausgeſchwiegen. Um ſo
deutlicher verriet er die helle Wut, die in Downing Street
wegen der enttäuſchenden Haltung der neutral
geblie=
benen Balkanſtaaten herrſcht. Ein Schauſpiel für
Götter, den Sprecher einer Regierung, deren einſtige
Stärke geſchicktes Schachern war, in ſittlicher Entrüſtung
verſichern zu hören, daß London im Gegenſatze zu Berlin
nicht das Eigentum ſeiner Verbündeten hinter deren
Rücken habe verſchachern wollen! So ſchwindelt der
Präſident eines Miniſteriums, das endlos, aber erfolglos
bemüht war, Bulgarien durch unverbindliche
Verſpre=
chungen mazedoniſch=ſerbiſchen Gebietes für den
Vierver=
band zu ködern! Und derſelbe Asquith, der als einzigen
diplomatiſchen Aufſchluß tatſächlicher Art eigentlich nur
das mit England abgekartete Lügenſpiel preisgibt, das
Venizelos mit dem Einſpruch gegen die Landung
in Saloniki aufführte —, derſelbe Asquith ſchreckt nicht
vor der Heuchelei zurück, das Zuſammengehen
Bulga=
riens und der Mittelmächte gegen Serbien „eine
hinter=
liſtige und gemeine Verſchwörung” zu nennen. Siehe
Italien!
Weshalb Asquith ſich dieſes Truges bediente, iſt
unſchwer zu erraten: kann England die Serben nicht
ret=
ten, dann erfreut es ſie wenigſtens durch Anſchwärzung
ihrer Gegner, deren uatürliches Recht, ſich zur Abſtrafung
des verbrecheriſchen Werkzeugs ruſſiſcher
Eroberungspolli=
tik zu verbinden, mit eiſerner Stirn geleugnet wird.
Weit lieber hätten die Serben natürlich aus Asquiths
Munde die Ankündigung irgend eines militäriſchen
Ret=
tungsverſuches vernommen; ſie werden dafür mit
den=
billigen Worten abgeſpeiſt, daß Joffres Beſuch in
Lon=
don die völlige Uebereinſtimmung Englands und
Frank=
reichs über Ziel und Methode des Vorgehens am
Bal=
kan ergeben habe. Die Serben dürften hier vor allem
heraushören, daß Rußland und Italien nicht mit
von der Partie ſind, und deshalb werden ſie in Asquiths
vagem Zuſatz, die Verbündeten betrachteten die
Unab=
hängigkeit Serbiens als eines ihrer Kriegsziele,
verzweifelt wenig Troſt finden. Auch die Ausſicht auf
ein engeres Zuſammenarbeiten der Verbündeten in
militäriſcher, politiſcher und maritimer Beziehung, das
Asquith verheißt, kann die Serben nicht über das „
Zu=
ſpät” dieſer ohnehin höchſt zweifelhaften Neuerung
täuſchen.
Man beachte ferner, daß Asquith jetzt gar nicht
mehr von der Bezwingung der
Dardanel=
llen und der Eroberung Konſtantinopels
ſpricht, ſondern damit tröſtet, daß ohne den Angriff auf
die Dardanellen die Ruſſen im Kaukaſus geſchlagen
wären, daß die Türken Aegypten angegriffen hätten und
daß der britiſche Zug nach Meſopotamien nicht möglich
geweſen wäre. Vergleicht man damit, was früher über
die Abſicht der Dardanellen=Expedition geſagt worden
iſt und in welch hochtrabenden Tönen der Wortheld
Saſonow von der Gewinnung Konſtantinopels (
Zare=
grads!) für Rußland und dem beſchleunigten Untergang
der Türkei geprahlt und wie er den Balkanſtaaten
ge=
droht hat, ſo erkennt man, wie klein der große Hans
jetzt geworden iſt. Daß Asquith die abgetanen Reden
Churchills von der verſteckten deutſchen Flotte
wiederholt, iſt ein troſtloſes Armutszeugnis und, ſeitdem
man weiß, daß die engliſche Flotte ſich in dem Hafen der
Orkney=Inſeln in Sicherheit gebracht hat und dort
un=
tätig liegt, geradezu komiſch.
Daß ein engliſcher Miniſter nach 15 Kriegsmonaten
ſeine große Beruhigungsrede mit einer derartigen Ver=
Wall Street.
Wenn man Wall Street am Tage betritt, wird man
vielleicht bemerken, daß im „Finanz=Diſtrikt” ein ganz
be=
ſonders reges Leben und Treiben herrſcht. Lebhaft geht
es ja während der Börſenſtunden dort immer zu, jetzt aber
haſten die Menſchen noch mehr durcheinander als ſonſt.
Geht man aber gar am Abend nach Wall Street, dann
wird man direkt überraſcht, denn die Rieſen=Gebäude
die ſonſt um dieſe Zeit dunkel und ſtill daſtehen, ſind hell
erleuchtet, die Angeſtellten der großen Maklerfirmen
müſſen, um die Arbeit zu bewältigen, die Nacht zu Hilfe
nehmen.
Es iſt ein wahnſinniges Spekulationsfieber unter dem
Volke ausgebrochen, alle Welt drängt ſich nach Wall
Street um vort raſch reich zu werden.
Aber es geht immer ſo in Walll Street, das
Publi=
kum beginnt erſt zu kaufen oder zu ſpekulieren, wenn alles
in die Höhe getrieben iſt, wenn die „Hauſſiers” (in Neu=
York Bullen genannt) bereits ihre Aktien auf andere
ab=
laden oder bereits abgeladen haben.
Wer heute Bethlehem=Steel oder einen anderen in
die Höhe getriebenen War Stock” für bar oder gar „auf
Margin” kauft, der ſollte unter Kuratel geſtellt werden.
Die Spekulanten in ſogenannten „War Stocks” ſind
geradezu wahnwitzig geworden; dieſe Aktien werden ſo
hinaufgetrieben, daß ihr Kurs oft 20 Punkte an einem
Tage emporſchnellt. — Sie ſind aber auch ſchon 20 Punkte
an einem Tage gefallen, um dann den Kursverluſt nicht
nur wieder einzuholen ſondern vielleicht noch um zehn
Punkte höher als am Tage vorher zu „ſchließen‟ — Ein
Spekulant, der nur auf „Margin” kauft, iſt ſicher, in einem
ſolchen Falle ſein Geld zu verlieren, da nur ſelten jemand
mehr als 20 Prozent als Sicherheit („Margin”) hinlegt,
um ein wenig zu ſpekulieren.
„Wiped out!“ — Verloren! — Das Geld, welches als
Sicherheit für die im Terminhandel gekauften Aktien nein, ſogar bei der Anlage eine patriotiſche Tat zu
voll=
diente, iſt unrettbar in dem Wallſtreet=Strudel
ver=
ſchwunden.
Wall Street will den Krieg in Europa — Wall
Street möchte den Krieg ſo lange als möglich dauern
laſ=
ſen, denn Wall Street verdient jetzt ungeheure Summen.
Vor längerer Zeit las ich in der Times einen
Arti=
fel: „Atter the war — what?‟ — Nach dem Kriege —
was? — das iſt die große Frage, die ſich die verſchiedenen
amerikaniſchen Geſchäftsleute vorlegen. Millionen und
Millionen ſind in den Fabriken und Werken angelegt, die
Kriegsmaterial anſertigen. Millionen und Millionen
werden weiter in dieſe Unternehmen geſteckt. — Viele
bisdererencde Fchrien, die gnehane Artieh anfeligten,
haben das ſolide Geſchäft aufgegeben, ihre Kunden
abge=
wieſen, um an den großen Kriegsproſiten teilzunehmen.
Wenn der Krieg morgen zu Ende wäre, würden dieſe
Leute ruiniert ſein; ſie ſäßen mit einer leeren Fabrik ohne
Kundſchaft da. Und die anderen, welche Millionen in
Neubauten und Maſchinerie angelegt haben, wären auch
ruiniert, denn ſo groß auch die Profite ſein mögen, in
we=
nigen Monaten laſſen ſich nicht die vollen Anlagekoſten
herausſchinden.
Es wird einen rieſigen „Scrap heap” geben. Ganz
koloſſale Sammlungen an altem Eiſen, von hübſchen
Ak=
tienformularen, die nicht das Papier wert ſind, auf
wel=
chem ſie gedruckt wurden. — Der induſtrielle Krach wird
ſicher kommen, er wird ſchlimm genug ſein. Vorher aber
wird in Walll Street ein Krach eintreten, wie er überhaupt
noch nicht da war.
Die gewöhnlichen Wall Street=Paniken der letzten
Jahre berührten das Land wenig, weil bei ihnen nur
die Börſianer ſich gegenſeitig die Hälſe abſchnitten. Aber
die kommende Panick wird das ganze Land berühren,
weil das Spekulationsfieber alle Völkerſchichten ergriffen
hat.
Die faule engliſch=franzöſiſche Anleihe wird den
großen Krach noch beſchleunigen. Es iſt heute bereits
ſicher, daß die amerikaniſchen Finanziers auf die falſche
Karte gewettet haben, als ſie die Alliierten als Trumpf
betrachteten. Sie wiſſen es, und deshalb wollen ſie ihren
Verluſt auf das große Publikum abladen.
Ich kenne eine ganze Anzahl guter Deutſcher, die jetzt
auch in Wall Street um „das goldene Kalb tanzen” Sie
werden ſich nicht mit der Fabrikation von Kriegsmaterial
abgeben. Aber in Kriegsaktien zu ſpekulieren — das
geniert ſie nicht. —
Und dabei iſt es ſo einfach, „Geld zu machen” ohne
Riſiko, ohne irgend welches Odium auf ſich zu laden —
bringen. Die deutſche Kriegsanleihe iſt eine
ausgezeich=
nete Anlage, ſie trägt gute Zinſen und infolge der Gelde
kurſe=Diſſerenz verdient man ja gleich von vornherein. Das
auf dieſe Weiſe angelegte Geld kann weder den Alliierten,
noch den ihre Sache vertretenden Großbankiers zugute
kommen.
Aber was auch immer mit dem Gelde geſchieht, die
Hauptſache iſt, daß es nicht in den Wall Street=Strudel
fällt. Der Krach, die Panik wird furchtbar ſein! — Ob
man nicht ſpäter einmal von einer Wilſon=Panik ſprechen
wird? — Eine Rooſevelt=Panik hat es bekanntlich gegeben.
Friedrich Wilhelm Fuchs, Darmſtadt-Hamburg.
Das erſte dieswinterliche Konzert
des Muſikvereins,
Montag, 8. November,
im großen Saale der Turngemeinde am Woogsplatz.
Der ernſten, großen Zeit entſprechend, in der wir
augenblicklich leben, hat der Muſikverein dieſen Winter
lauter bedeutende Werke unſerer bewährten Meiſter in
Ausſicht genommen. Das Programm für das erſte
Kon=
zert enthält Mozarts Requiem und Bachs
Kan=
tate „Ein feſte Burg iſt unſer Gott‟ Beide
Werke wurden ſeit vielen Jahren hier nicht zu Gehör
ge=
bracht, und ſo ſei es mir vergönnt, ihnen eine kurze
Be=
trachtung zu widmen.
Mozarts Requiem, der Schwanengeſang des
unſterb=
lichen Meiſters, wurde ſchon bald nach ſeinem Hinſcheiden
die Quelle einer Menge ſagenhafter Erzählungen, die
zum Teil ihren Grund fanden in ganz beſonderen
Um=
ſtänden, die mit der Entſtehung des Werkes und mit der
Krankheit und dem Tod des Komponiſten
zuſammen=
hingen. Der geheimnisvolle Bote, der das Werk im
Namen eines unbekannten Auftraggebers beſtellte, das
plötzliche Wiedererſcheinen dieſes Boten, als Mozart im
Begriff war, den Reiſewagen zu beſteigen, um in Prag der
Uraufführung ſeines Titus beizuwohnen, der krankhafte
Zuſtand, der den Meiſter nach der Rückkehr von Prag
er=
griff, die Todesahnungen, die ihn befielen, und die ihn
zu dem Ausdruck hinriſſen, daß er das Requiem gewiß
für ſich ſelbſt ſchriebe, der darauf wirklich eintretende Tod,
der die Vollendung des Werkes verhinderte, das waren
gewiß Umſtände geheimſinnig genug, um zu den
aben=
teuerlichſten Gerüchten Veranlaſſung zu geben. Die
For=
ſchung hat indeſſen manches aufgeklärt, und ſo wiſſen
wir, daß ein gewiſſer Graf von Walsegg, ohne ſeinen
Namen bekannt zu geben, das Requiem durch den
Kam=
merdiener Leutgeb im Juli 1791 bei Mozart beſtellte, um
es als ſeine eigene Kompoſition zur Todesfeier ſeiner im
Februar verſtorbenen Gemahlin aufzuführen. Das
Ho=
norar wurde im voraus bezahlt, und Mozart, gewiß
glücklich, wieder einmal eine große kirchliche Kompoſition
ſchreiben zu können, ging in gehobener Stimmung an die
Arbeit. So entſtand die breit angelegte Einleitung:
„Requiem aeternam dona eis” und ein großer Teil des
„Dies irge” Im Auguſt wurde die Arbeit unterbrochen
durch die Reiſe nach Prag, wo Titus als Feſtoper bei
den Krönungsfeierlichkeiten Leopolds des Zweiten als
König von Böhmen in Gegenwart des Komponiſten
auf=
geführt wurde. Auf dieſer Reiſe begleitete ihn der junge.
tröſtung auf die Zukunft ſchließen muß, gleichwohl aber
in ſelbſtbewußteſter Tonart ſein Verbleiben im Amte
an=
kündigt, iſt für die engliſche Demokratie im allgemeinen
und für die ſogenannte Allmacht des engliſchen
Unter=
hauſes im beſonderen ungemein kennzeichnend. Mit nicht
geringer Spannung darf man daher der Aufnahme
har=
ren, die Englands Parlament und Preſſe dem
Wort=
geklingel des Premierminiſters bereiten.
* London, 3. Nov. In ſeiner Rede im Unter
haus wies Asquith, wie ergänzend gemeldet wird,
darauf hin, daß die Zuſammenarbeit zwiſchen dem
fran=
zöſiſchen und britiſchen Generalſtab ihren Höhepunkt in
dem willkommenen Beſuche Joffres erreicht habe. Er
Asquith — könne zu ſeiner Genugtuung ſagen, daß
die=
ſer Beſuch die vollkommene Zuſammenarbeit der Länder
zur Folge haben werde, ſowohl bezüglich des
anzuſtre=
benden Zieles, wie bezüglich der Mittel. — Am Schluß
ſeiner Rede äußerte ſich Asquith noch wie folgt: Die
Kriegskommiſſion des Kabinetts wird auf drei oder vier
Mitglieder beſchränkt werden. Es ſind Maßregeln
ge=
troffen zu einem engeren militäriſchen, maritimen und
diplomatiſchen Zuſammengehen der Alliierten. Er habe
ebenſo großes Vertrauen wie früher, daß die Alliierten
die gerechte Sache zu einem glücklichen Ende bringen
wür=
den. Er werde ſeine Aufgabe nicht fallen laſſen, ſo lange
er das Vertrauen des Königs, des Parlaments und des
Landes genieße.
* Berlin, 3. Nov. In der Beurteilung der Rede
von Asquith üben die hieſigen Blätter, wie der Frkf.
Ztg. geſchrieben wird, ſtarke Zurückhaltung, zum Teil auch
deshalb weil man glaubt, daß die bisher nach Reuter
übermittelten Auszüge der Rede nicht den Inhalt der
ganzen Rede wiedergeben könnten. Denn, wenn das der
Fall wäre, müßte ſie eine große Enttäuſchung für
alle diejenigen ſein, die nach den Ankündigungen in der
engliſchen Preſſe und nach den einleitenden Worten, die
Asquith ſelbſt gebraucht hat, daß er nämlich die
gegen=
wärtige und die zu erwartende Lage ſchildern wolle, eine
umfaſſende Darſtellung dieſer Lage und eine Kundgebung
von einer gewiſſen hiſtoriſchen Bedeutung erwartet haben.
Man weiß vor allen Dingen nicht recht, was man mit der
böswilligen Beſchuldigung anfangen ſoll, daß
Deutſchland das Eigentum” ſeiner Verbündeten hinter
ihrem Rücken verſchachere. Deutſchland hat das
Eigen=
tum keines ſeiner Verbündeten verſchachert. Es liegt auch
nicht das geringſte Anzeichen vor, daß es jemals etwas
Derartiges tun werde. Es iſt vielmehr zu vermuten, daß
Deutſchlands Verbündete am Ende aus den
gemeinſamen Errungenſchaften den entſprechenden Nutzen
ziehen werden.
Laut Berl. Lok.=Anz. hat Asquith am Dienstag
in Weſtminſter eine glühende Lobrede auf Deutſchlands
ungebrochene Kraft und ſeine alle Erwartungen
über=
treffenden militäriſchen und moraliſchen Eigenſchaften und
Größe gehalten. Freilich habe er dies in ſeiner Rede nicht
geſagt, aber gegen ſeinen Willen ſei ſeine Rede eine
Ver=
herrlichung Deutſchlands geworden. Er habe
durch verſchiedene Zahlen nachzuweiſen verſucht, wie
Un=
geheuerliches England unter ſeiner Führung in den 15
Monaten des Krieges leiſtete, aber er habe nicht ſagen
können, was England im Verein mit ſeinen
Bundesge=
noſſen durch die überwältigenden Leiſtungen erreichte
und weil er das nicht ſagen konnte, darum ſei ſeine Rede
eine Lobrede auf Deutſchlands ungebrochene Kraft
ge=
worden. Was England und die ganze Welt aus dieſer
Rede leſen iſt folgende unbeſtreitbare Wahrheit: Obwohl
England eine noch nie dageweſene Zahl von Männern
für die Armee angeworben hat, obwohl es aus ſeinen
Kolonien Hunderttauſende von Weißen und Farbigen auf
den Kriegsſchauplatz beförderte, obwohl ſeine Schiffe
Millionen von Soldaten, 800000 Pferde und Millionen
an Tonnen von Proviant und Munition beförderten,
ob=
wohl ſeine Flotte die Meere beherrſcht, ſteht Deutſchland
in ungebrochener Kraſt da. — Die Deutſche Tagesztg.
be=
ſchäftigt ſich mit den Bemerkungen Asquiths über die
deutſche Flotte. Das Blatt ſagt, Asquith ſollte bedenken,
daß ſeine Reden nicht wirkungsvoller würden dadurch,
daß man ſie wiederhole. Als der Krieg ausbrach, war die
deutſche Flotte lange nicht fertig im Sinne des
Flotten=
geſetzes und ſah ſich gleichwohl der Geſamtheit der
groß=
britanniſchen Flotte gegenüber. Die großbritanniſche
Ad=
miralität zeigt eine ſehr weitgehende Vorſicht, indem ſie
die Intaktheit der Flotte über alles ſetzt und alle ihre
Ueberlieferungen der Seekriegführung beiſeite ſetzt. Die
Unterſeebootgefahr erklärt dieſes Verfahren nicht, wohl
aber legt Großbritannien das größte Gewicht darauf,
möglichſt mit ungeſchwächter Flotte aus dieſem Kriege
heraus und in die politiſche Zukunft hineinzugelangen.
Wer von der deutſchen Flotte geſprochen habe, das ſeien
nicht die Deutſchen, ſondern die Engländer geweſen,
der=
ſelbe Asquith, der in Friedenszeiten die Lüge verbreiten
ließ, die deutſche Flotte ſtelle eine furchtbare Bedrohung
Großbritanniens und ein Angriffswerkzeug dar.
* Amſterdam, 3. Nov. Die Blätter beſprechen
die Rede Asquiths und beſchränken ſich zunächſt
darauf, zu wiederholen, was Asquith ſagte. Soweit eine
Kritik geübt wird, ſo ſpricht daraus die Enttäuſchung,
daß die Rede den hochgeſpannten Erwartungen nicht
ent=
ſprochen hat. — Nieuws van den Dag ſchreiben:
Mög=
licherweiſe hat die Rede durch den Ton, mit dem Asquith
ſprach, auf die Stimmung gewirkt, in der das Haus ſich
befand. Die Zuhörer ſind um nichts weiſer geworden
als ſie es vorher waren; das Ergebnis iſt alſo ein
ſehr mageres. — Der Nieuwe Rotterdamſche Courant
ſchreibt: Wenig überzeugend klingt der Teil der Rede, in
dem Englands militäriſche Lage verteidigt wird. Noch
weniger glücklich war Asquiths Verteidigung von
Eng=
lands Haltung bezüglich Serbiens. Sie kann nur den
Eindruck beſtätigen, daß England, nachdem es erſt von
Bulgarien Hilfe erwartet hatte, alle Hoffnung auf
Grie=
chenland ſetzte, aber ſelbſt nichts tat, um Serbien zu retten,
bis es vielleicht zu ſpät war. Unſer Eindruck, ſoweit wir
nach den Reutertelegrammen urteilen, iſt der, daß die
Rede zwar den Stempel kräftiger Ueberzeugung trägt,
aber, was die Wichtigkeit anbelangt, enttäuſchen muß.
— Der Standaard ſchreibt: Viel Neues wußte Asquith
nicht zu erzählen. Der Schluß, der mit ſpontanem Beifall
aufgenommen wurde, iſt nicht allzu hoch anzuſchlagen.
Derartige Herzensergüſſe ſagen nur wenig. Alles, was
wir erfahren haben, iſt, daß die Nation weiter zu kämpfen
entſchloſſen iſt.
* London, 4. Nov. Die Times ſchreibt: Asquith
hat wiederholt mit denſelben Worten wie ſeine Kritiker
die Richtigkeit faſt alles deſſen zugegeben, was letzthin über
die Unzulänglichkeiten der Regierung
be=
treffs der Kriegsführung geſagt worden iſt. Das Blatt
kritiſiert die Rede eingehend und ſchreibt über die
Balkan=
frage: Asquith erklärte nicht, weshalb die Regierung keine
zureichenden militäriſchen Maßregeln getroffen hat,
nach=
dem Venizelos am 21. September eine franzöſiſche und
britiſche Expedition von 150000 Mann erbeten hatte. Grey
ſagte, daß keine Verzögerung in der Truppenſendung
ſtattgefunden hat. Wird dieſe Erklärung die kritiſche
Prüfung vertragen? Asquith ſagte, die Lage erfordere
Geduld und Mut. Die Nation hat dieſe Tugenden im
bei=
ſpielloſen Maße bewieſen. Aber ſie erwartet von der
Re=
gierung drei andere Eigenſchaften: Vorausſicht, Initiative
und Energie. Asquith hat zugegeben, daß dieſe bisher
merklich fehlten. Die Zukunft des Krieges hängt von
ihnen nicht wenig ab. Der parlamentariſche Korreſpondent
der Times ſchreibt: Aſquiths Rede war, obwohl ſie ſehr
wenig ſagte, eine geſchickt erzeugte günſtige Stimmung. —
Die liberalen Blätter und der Daily Telegraph beſprechen
die Rede Asquiths im günſtigen Sinne und beurteilen
diejenige Carſons abfällig. Die Morning Poſt hingegen
ſchreibt in einem Leitartikel mit der Ueberſchrift „Rhetorik”:
Zu den vielen Lehren, die der Krieg uns erteilt hat,
ge=
hört die Erkenntnis der Gefahr, ſich auf die Rhetorik zu
verlaſſen. Die Rede Asquiths iſt ein ſchöner
Blumenſtrauß von Rhetorik geweſen, aber wir
brauchen ein ſolides Handeln. Asquith hat Serbien Hilfe
zugeſichert; Belgien hat dieſelbe Zuſicherung erhalten.
Unſere Soldaten ſind zu ſpät nach den Dardanellen
ge=
ſchickt worden. Wir hegen die verzweifelte Hoffnung, daß
ſie nicht zu ſpät nach dem Balkan geſandt werden. Asquith
ſpricht von der ernſten Finanzlage und gibt zu, daß der
ein=
zelne Soldat 150 bis 250, oder gar 300 Pfund koſtet.
Solche Ziffern ſind widerſinnig und führen zum
Ban=
kerott. Asquith rühmte, daß das Kabinett bereits
fünf=
zig Kommiſſionen gebildet habe und will jetzt eine neue
Kriegskommiſſion bilden, während die letzte
Verantwor=
tung doch dem Kabinett verbleibt. Der Artikel ſchließt:
Alles iſt Asquith gegeben worden, was ein fügſames
Par=
lament und eine willige Nation geben kann. Aber die
Nation wird durch die Ereigniſſe ſelbſt zu der
Er=
kenntnis gezwungen, daß die Geſchäfte
gröblich verpfuſcht ſind. Wir freuen uns, daß
Carſon die Ehrlichkeit und den Mut beſeſſen hat, dem
Lande wahrheitsgemäß über den Zuſtand der
Verwir=
rung und Unentſchloſſenheit zu berichten, dem ein Ende
gemacht werden muß, wenn wir einem Unheil entgehen
wollen.
Die Debatte im Unterhauſe.
* London, 4. Nov. Carſon ſagte in ſeiner Rede:
Wir ſtehen im fünfzehnten Monat des Krieges und geben
täglich fünf Millionen Pfund aus. Unſere Verluſte haben
eine halbe Million betragen Der Kriegsſchauplatz
erwei=
tert ſich beſtändig und droht ſich auf den Oſten und auf die
Lebensintereſſen des britiſchen Reiches
auszudehnen. Wir ſehen nach 15 Kriegsmonaten die
Feinde im Beſitze Belgiens, eines Teiles Frankreichs und
Polens und ſie drohen binnen kurzem Serbien zu
zer=
malmen. Unſere Truppen in Gallipoli werden im Schach
gehallten. Die dortigen Kämpfe verurſachen zahlloſe
Ver=
luſte durch Verwundungen und Krankheiten. Das
be=
deutet eine ſchwere Gefahr. Man wird nichts durch
den Verſuch gewinnen, die Gefahr vor der Nation zu
ver=
lleinern. Das Parlament und die Nation wollen wiſſen,
ob die Hülfsquellen im Innern und das Kriegsmaterial
vorteilhaft verwendet werden, ob große Rechenfehler
ver=
mieden werden konnten, und ob die Maſchinerie der
Re=
gierung die zweckmäßigſte und wirkſamſte für die
Kriegs=
führung iſt. Die Nation iſt ſehr beunruhigt
über die Vorgänge auf den verſchiedenen
Kriegsſchauplätzen. Der erſte Stoß, den die
Na=
tion erhielt, war die ſchreckliche Enthüllung des
Muniti=
onsmangels. Daß das Kabinett zur Kriegführung
un=
geeignet iſt, erhellt daraus, daß keiner der zweiundzwanzig
Miniſter jemals die Urſachen des Munitionsmangels
herausgefunden hat. Ich habe nie begriffen, wie alle
zweiundzwanzig Miniſter blind dagegen ſein konnten, daß
es gänzlich unmöglich war, die militäriſche
Expe=
dition nach den Dardanellen die uns ſchon ſo
lange wie ein Mühlſtein um den Hals hängt,
erfolg=
reich auszuführen. Keine Nation durfte die Expedition
un=
ternehmen, die einige hunderttauſend Mann koſtete und
un=
beſchreibliche Leiden verurſacht hat, wenn ſie nicht von
ihren maritimen und militäriſchen Ratgebern die
Ver=
ſicherung erhielt, daß der Erfolg wahrſcheinlich ſei. Hat
es jemals ein ſolches Beiſpiel falſcher Berechnung
gege=
ben, als was an den Dardanellen geſchah? (Beifall.) Der
erſte Rechenfehler war die Flottenexpedition und der zweite
war die Truppenlandung, die vierzigtauſend Mann
koſtete und mit zu ſchwachen Kräften ausgeführt wurde,
um vorwärts kommen zu können. — Ein weiterer
Rechen=
fehler war die Landung in der Suvlabai, die
eben=
falls mit zu geringen Streitkräften und ebenfalls mit
einem Verluſte von 40000 Mann ausgeführt wurde,
wo=
bei die Expedition keine einzige Meile vorrückte. Vom
Tage dieſes Unglücks bis heute war das Kabinett
un=
ſähig, einen Entſchluß zu faſſen, ob es die Expedition
fort=
ſetzen ſollte und könne, oder die Truppen zurückziehen
und die Verluſte und Leiden ſparen ſollte, die täglich
fort=
dauern ohne die geringſte Hoffnung auf ein
befriedigen=
des Ergebnis.
Das Kabinettsſyſtem iſt gut für den Frieden,
aber die krampfhaften Sitzungen und Debatten des
Kabi=
netts ſind gänzlich fruchtlos für die Kriegsführung. Nötig
iſt eine kleine Zahl von Männern die täglich,
nicht wöchentlich zuſammentreten. Der beſte General=
Süßmeyer, ein höchſt talentvoller Schüler Mozarts,
damals 25 Jahre alt, der dem Meiſter bei der Vollendung
des Titus behilflich war, die Rezitative ſchrieb, einiges
inſtrumentierte, und der höchſtwahrſcheinlich das beliebte
Duett „In deinem Arm zu weilen” zwiſchen Sextus und
Annius verfaßt hat. Nach Wien zurückgekehrt (Mitte
September), war noch einiges an der Zauberflöte
zu vollenden (Arie der Pamina, das Terzett „Soll ich
dich, Teurer” und vor allen Dingen die Ouvertüre),
Num=
mern, die uns den Komponiſten Mozart in der Vollkraft
ſeines Schaffens zeigen. Die Zauberflöte wurde am 30.
September gegeben und dann oft mit immer ſich
ſteigern=
dem Erfolg wiederholt. Nun erſt nahm Mozart das
Re=
quiem wieder vor, aber ſchon im Oktober traten die
krank=
haften Stimmungen auf, die tiefe Melancholie, verbunden
mit Todesahnungen, die ihn zu den oben erwähnten
Aeußerungen veranlaßten, ſodaß ſeine Frau ihm die
Noten zum Requiem wegnahm, und ſie ihm erſt
wieder=
gab, als im November der ſchöne Erfolg einer von ihm
verfaßten Freimaurer=Kantate die trüben Stimmungen
etwas verſcheucht hatte. Er ſchrieb nun mit großer
Hin=
gabe weiter am Requiem, nicht mehr in der Folgenreihe,
wie der Text dieſe vorſchreibt, ſondern nach freier Wahl
und Stimmung, und ſo war das letzte, was durch ſeinen
Tod (5. Dezember 1791) unterbrochen wurde, nachdem
er ſchon das Domine Jeſu Chriſte und Hoſtias
geſchrieben, der herrliche Anfang zum Lacrymoſa,
wovon er nur die erſten acht Takte ſchrieb, die freilich auch
die bedeutende Steigerung enthalten, die uns nicht ahnen
laſſen, daß es ein Sterbender war, der ſo etwas noch
ſchaffen konnte. — Der Meiſter verſchied und unvollendet
lag das Requiem da. Es war aber eine beſtellte Arbeit, die
abgeliefert werden mußte. Auf Bitten der Witwe und
wohl auch im Sinne des Verſtorbenen beſchloß
Süß=
meyer, deſſen Schriftzüge eine große Aehnlichkeit mit der
Mozartſchen Handſchrift aufweiſen, und der die Anlage
und Ausarbeitung der Kompoſition jedenfalls mit
Mo=
zart durchgeſprochen hatte, das Werk zu vollenden. Er
ſchrieb das Partitur=Fragment vollſtändig ab,
inſtrumen=
tierte alles vom Dies irge an nach Mozarts Angaben,
und fügte neu hinzu den Schluß des Lacrymoſa, das
Sanctus, Benedictus und den Anfang des Agnus Dei,
während er für den Schluß des Werkes mit Unterlegung
des anderen Textes die Wiederholung der Einleitung
ver=
wendete, was gewiß ſpricht für ſeinen durchaus richtigen
Blick als Muſiker, wie auch für ſeinen höchſt pietätvollen
Standpunkt als Menſch dem geliebten Meiſter gegenüber.
In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts
ent=
ſtand ein heftiger Streit für und wider das, was etwa
von Mozart, und das, was etwa von Süßmeyer im Re
quiem ſein könnte. Die törichſten Behauptungen wurden
ufgeſtellt, und Süßmeyer, der längſt tot war er ſtarb
1803 in Wien — und auch zum Teil Mozart, kamen recht
ſchlecht dabei weg. Indeſſen, der Streit verhallte, die
Original=Partitur ward Eigentum der k. k. Hofbibliothek
in Wien, und ſeit Veröffentlichung der von Brahms
redi=
gierten Partitur bei Breitkopf und Härtel, und vielleicht
noch mehr ſeit der Herausgabe eines Fakſimile des
Mozartſchen Autograph (das Verdienſt von Alfred
Schne=
rich in Wien) wiſſen wir ganz genau, was Mozart
ſchrieb und wieviel davon durch Süßmeyer ergänzt
wurde. Daß Süßmeyer ein vortrefflicher Muſiker war,
geht aus allem hervor. Inwieweit er etwaigen mündlichen
Anweiſungen von Mozart folgte, können wir natürlich
nicht wiſſen, aber das, was vorliegt, zeigt, wie trefflich
er ſeine Muſik dem Mozartſchen Stil anpaßte, und wie
dieſe Muſik einer nicht gewöhnlichen Erfindungsgabe
ent=
ſtammt. Einiges, z. B. die kleine Oſanna=Fuge, läßt
etwas von der Derbheit des ſpäteren Beethoven ahnen,
und das Agnus Dei iſt geradezu ein prächtiges Stück.
Soll ich nun unter den Sätzen, die von Mozart ſind,
dieſen oder jenen hervorheben, ſo möchte ich vor allem die
Einleitung erwähnen. Nach den wehmütigen
Klän=
gen der Holzbläſer erhebt ſich dieſer Teil zu einer Größe,
die nicht den Schmerz des einzelnen zum Worte kommen
läßt, ſondern die wie eine große Trauerfeierlichkeit eine
ganze Gemeinde umſpannt. Es iſt die Sprache der Kirche,
in deren Allgemeinheit der einzelne ſich auflöſt.
Gewal=
tig, kühn und neu iſt das Dies irae, das, wie ähnliche
Sätze (Confutatis, Rextraemendae), eine Kraft
offenbart, die wir ſonſt nur aus der Schluß=Szene des
Comthurs in Don Giovanni kennen. Von wunderbarer
Lieblichkeit iſt das Hoſtias, das, eingeſchoben zwiſchen
die große Fuge „Quam olim Abrahae” und deren
Wiederholung, einen herrlichen Gegenſatz bildet. Ihm
ver=
wandt iſt das ſchöne Soloquartett „Rekordare”
wäh=
rend das letzte, was der Meiſter ſchrieb, der Anfang des
Lacrymoſa, eine Innigkeit atmet, die jeden doppelt
ergreifen wird bei dem Gedanken, daß gerade hier nach
dem mächtigen Aufſchwung der Worte „qua resurget ex
favilla judicandus homo reus” der Tod ihm die Feder
aus der Hand nahm. Er verſchied, aber ſein Werk lebt
fort und hat Tauſende und Abertauſende über ſich und
ihren Kummer hinaus in die Welt des Idealen erhoben.
Und ſo möge es auch heute wieder zu uns ſprechen, in
dieſer Zeit, die ſo reich iſt an Stimmungen, die gerne im
Kunſtwerk erlöſend und befriedigend ausklingen.
Einen ganz anderen Geiſt atmet die Kantate von Bach.
Ihr liegt Luthers kraftvolle Dichtung „Ein feſte Burg iſt
unſer Gott” zugrunde, die einer Zeit entſprang, da die
Meinungen um den „Glauben” ſich hart entzweiten, und
bald darauf ein furchtbarer Kampf die Menſchheit
zerflei=
ſchen ſollte. Als Bach die Kantate komponierte, hatten
ſich die Zeiten weſentlich geändert, doch der Geiſt der
Lutherſchen Dichtung wurde von ihm ſo kräftig gefaßt und
wurde in dieſem Kunſtwerk ſo hoch gehoben, daß ſie für
jede Zeit paßt, da ein gewaltiges Ringen um Eigenart
und Daſeinsberechtigung zwiſchen den Völkern dieſer Erde
kosbricht. Wer fühlt nicht bei der grandioſen Uniſono=
Stelle des Chors „und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollte uns verſchlingen” etwas widerklingen von der
Freude, die uns ergreift, wenn wir ſehen, was einmütige
Kraft gegenüber einem Halbdutzend feindlicher Heere
ver=
mag? Wie toſt es da im Orcheſter. Ein wahrer
Wogen=
ſchwall! Aber geſchloſſen geht der Chor vor und bleibt
Sieger in dem gewaltigen Sturm.
Schon der Anfangschor „Ein feſte Burg” atmet einen
Mut, eine Ueberzeugung und eine Kampfesfreudigkeit,
wie ſie nur deutſchem Weſen und deutſcher Kunſt
ent=
ſpringen konnte. Rauſchende Trompeten=Fanfaren
beglei=
ten den Anfang, und während jede Zeile vom
Luther=
ſchen Choral im Chor zu einer kleinen Fuge ausgebildet
wird, hält die Choralmelodie, von hohen Bläſern
ange=
ſtimmt und kanoniſch in den Bäſſen nachgeahmt, das
ganze als Cantus firmus zuſammen.
Eine Baß=Arie, wiederum von der Choralmelodie in
den Sopranen begleitet, eine Sopran=Arie, ein Duett für
Alt und Tenor, und einige Rezitative bringen als nötige
Abwechſelung auch das mildere Element zur Geltung, aber
die Grundſtimmung bleibt kriegeriſch und kommt noch
einmal im Schlußchoral zur Geltung, wo es ſo ergreifend
ſchön heißt: „Nehmen ſie uns den Leib Gut, Ehr’ Kind
und Weib laß fahren dahin, ſie haben’s keinn Gewinn,
das Reich muß uns doch bleiben!” Die innige
Ueberzeugung, die kraftvoll aus der letzten Zeile ſpricht,
muß gerade in unſerer Zeit bedeutend wirken.
Das Konzert findet verſuchsweiſe und vielen
Wün=
ſchen entſprechend zum erſtenmal im großen Turnſaal
am Woogsplatz ſtatt. Vielleicht wird dieſer Verſuch
man=
chen Kunſtfreund veranlaſſen, das Konzert zu beſuchen,
um ſich von der Wirkung dort zu überzeugen. Mehr aber als
dieſes Experiment möchte ich die Vorführung zweier ſo
hochbedeutender Werke als Grund zu einem Beſuch
empfehlen. Treffliche Soliſten haben ihre Mitwirkung
zugeſagt, der Chor ſingt mit Begeiſterung und iſt durch
tüchtige Kräfte aus dem Sängerchor des Lehrervereins
verſtärkt, während die Hofkapelle in beiden Werken eine
Aufgabe zu löſen hat, durchaus ihrer künſtleriſchen
Be=
deutung entſprechend; aber vor allen Dingen zeichnen ſich
beide Kompoſitionen ganz beſonders durch Eigenſchaften
aus, die imſtande ſind, unſer Gemüt zu erheben, zu
tröſten, und wenn Zaghaftigkeit uns befangen ſollte, unſer
Herz mit Mut und Vertrauen in deutſche Kraft, deutſche
Art und deutſches Weſen zu erfüllen.
W. de Haan.
Darmſtadt, November 1915.
ſtab iſt nötig, aber zu Beginn des Krieges wurden die
beſten Offiziere an die Front geſandt und der
General=
ſtab geſchwächt. Solange dieſes Syſtem fortdauert, das
für die gemachten Rechenfehler verantwortlich iſt, wird
man die zur Verfügung ſtehenden Hilfsmittel des Landes
nicht zum Beſten und im Intereſſe der Nation verwenden
können. Carſon erklärte weiter, er könne in dem von
Asquith angelündigten Kriegsausſchuß keine
weſentliche Verbeſſerung ſehen und fuhr dann fort:
Vielleicht der ernſteſte Fall des Gebarens des Kabinetts iſt
die Balkanfrage. Nichts ſetzt mich mehr in
Erſtau=
nen, als der Anblick, wie unſere Ballkanpolitik ſich im
Kreiſe herumdrehte. Grey gab am 28. September eine
Erklärung ab, die Serbien tatſächliche Hilfe verſprach. Ich
glaubte, unſere militäriſchen Berater würden dieſe
Er=
klärung nie erlauben, wenn ſie nicht ihre Vorbereitungen
und Pläne fertig hätten, um, ſobald der Augenblick kam,
Serbien militäriſch zu unterſtützen. Ich wünſchte, der
heute von Asquith mitgeteilte Entſchluß wäre vor Wochen
gefaßt worden. Carſon las darauf ſeinen Brief an
As=
quith vor, in dem er ſeinen Austritt aus dem
Ka=
binett begründete. Ich bewillkommne aufrichtig
As=
quiths Erklärung über die künftige Politik und will nicht
die Umwege unterſuchen, über die die Regierung dieſen
Beſchluß erreichte. Ich will nur hoffen, daß der
Feldzugs=
plan klar und endgültig ausgearbeitet iſt, obwohl ich, als
ich zurücktrat, keine Spur davon entdecken konnte.
Koſt=
bare Zeit ging verloren. Der Krieg ſteht leider
nicht ſtill. Ich glaube, daß es für die Naſion Zeit iſt,
dieſe Dinge zu wiſſen. Es iſt gleich, welche Männer den
Krieg fortführen, wofern es nur mit der größten
An=
ſtrengung geſchieht.
Redmond ergriff darauf das Wort und betonte die
Loyallität Irlands. Er kritiſierte die Bildung einer
Koalitionsregierung. Niemand könne ſagen, daß die
jetzige Regierung irgendwie ſtärker ſei als die frühere.
Redmond ſprach dann über die Verluſte der iriſchen
Regi=
menter und ſagte: Wir kennen noch nicht die Wahrheit
über die Suvlabai, ich erhielt Briefe von hochgeſtellten
Offizieren, die ich nicht verleſen darf. Sir John
Hamil=
ton iſt jetzt zurück. Eines Tages müſſen dieſe Dinge
un=
terſucht werden. — Barnes (Arbeiterpartei) kritiſſierte
die Wirkungen des Munitionsgeſetzes. — Lord Charles
Beresford ſagte, die Rede Asquiths würde die
Be=
unruhigung der Nation wenig verringern. Die
ganze Dardanellenexpedition ſei von Anfang
bis zum Ende verpfuſcht geweſen. Was nütze es,
13000 Mann nach Serbien zu ſchicken. Man brauche dort
200000 und könne ſie erſt in zwei Monaten ſchicken.
Whittacker ſagte, die Rede Carſons könne eine
un=
heilvolle Wirkung auf die Alliierten Englands und die
Briten in den Kolonien haben. Eine Anzahl anderer
Ab=
geordneter kritiſierte ebenfalls die Politik der Regierung.
Die Regierungserklärung des
Kabinetts Briand.
* Paris, 3. Nov. (Meldung der Agence Havas.)
Die Erklärung der Regierung, die heute
nach=
mittag von Briand in der Kammer und von Viviani
im Senat verleſen wurde, lautet:
Meine Herren! Erwarten Sie keine langen
Erklä=
rungen von uns. Die Stunde gehört der Tat. Auf die
Tat hin müſſen alle Kräfte der Regierung angeſpannt
ſein. Auf klare, ſcharfe, ſchnelle Entſchlüſſe, auf eine von
jeder Formalität, von jedem Zaudern und von jeder
Un=
gewißheit freie und ſchnelle Ausführung werden wir
unſere Sinne und unſere Tatkraft richten. Die
haupt=
ſächlichſte Aufgabe der Regierung iſt es, die lebendigen
Kräſte des Volkes durch Gliederung im Hinblick auf den
Krieg auszunützen, zu dieſem Zweck alle Bemühungen
aller öffentlichen Dienſtzweige zuſammenzufaſſen und zu
vereinigen. Durch enges und unaufhörliches
Zuſammen=
wirken eines jeden guten Willens wird der Sieg
errun=
gen werden. Jeder muß an ſeinem Platze, der Anregung
der Regierung folgend, ſeine Aufgabe erfüllen. Jeder
Verſtoß gegen die durch das Lebensintereſſe des
Vater=
landes gebotene Diſziplin wird unverzüglich nach
Feſt=
ſtellung der Verantwortlichkeiten energiſch geahndet
wer=
den. Jedem Fehler und jeder Schwächeanwandlung
wird die Sühne folgen. Auf der Grundlage dieſes
Pro=
gramms wurde die Regierung gebildet, die ſich Ihnen
vorſtellt. Sie wurde als das Abbild des Volkes ſelbſt
gebildet, das aus eigenem Antriebe eine vollſtändigere
Einigkeit aller Bürger gegenüber dem Feinde
verwirk=
licht. Männer aller Parteien! Vergeſſen Sie die
Mei=
nungsverſchiedenheiten, die Sie einſt trennen konnten und
nähern Sie ſich einander mit der einzigen Sorge:
Lan=
desverteidigung und mit dem Ziele: Sieg! Niemals
hatte Frankreich eine würdigere Armee, um zu ſiegen.
Die Regierung muß mit Hilfe der Kammern dieſen
Hel=
den, die wir mit Bewegung und Stolz begrüßen, alle
Mittel hierzu in die Hand geben. Soldaten und Führer,
in gegenſeitigem Vertrauen vereint, wetteifern in Mut
und Selbſtloſigkeit im Dienſte des Vaterlandes. Sie
entwickeln in den Schützengräben wie auf den
Schlacht=
feldern die höchſten Eigenſchaften unſerer Raſſe. Jeden
Tag fügt ihr Mut dem Ruhmesglanze Frankreichs einen
Strahl mehr hinzu. Bis dieſes ihrer Tapferkeit geſteckte
Ziel erreicht iſt, werden ſie, die auf die Meiſterſchaft des
großen Führers, der ſie befehligt, voll und ganz
ver=
trauen, und die ſeine ruhige Zuverſicht in den Enderfolg
teilen, kämpfen. Mit einer ſolchen Armee, die von einem
ſolchen Führer befehligt wird, und mit einer Marine,
die ſie ſo wirkſam unterſtützt, ſind alle Hoffnungen
er=
laubt. So folgt das Land, das des Abſchluſſes des
Krie=
ges ſicher iſt, den Wechſelfällen des Krieges mit
unver=
wirrbarer Gelaſſenheit und Kaltblütigkeit. Sein
Stoizis=
mus zeigt es zu allen Opfern, ſelbſt zu den grauſamſten
und ſchmerzlichſten, bereit. Dieſe während 15 Monaten
bewährte hohe moraliſche Haltung veranlaßt die
Regie=
rung, die Zenſurfrage in Erwägung zu ziehen. Dieſe
Frage muß eine Löſung erhalten, die ſchon ſeit einiger
Zeit geſucht wird. Die Löſung wird dadurch möglich,
daß die Preſſe gewillt iſt, im Intereſſe der
Landesver=
teidigung die Kontrolle, die ſie ſelbſt verlangt,
anzuneh=
men. Die Regierung wird gemeinſam mit der Preſſe
für die Anwendung der Geſetze die in einer Demokratie
zwiſchen der Freiheit und Autorität notwendigen
Konzeſ=
ſionen finden. Wir werden unſere Kunſt gleichzeitig aus
der nationalen Meinung und aus dem Vertrauen des
Parlaments ſchöpfen, das die Quelle unſerer Autorität
iſt. Wir wenden uns an Ihre Mitwirkung, die uns
wert=
voll ſein wird. Wir wiſſen, daß es Ihre Sorge iſt, das
Vorgehen der Regierung zu unterſtützen. Dieſe iſt
ihrer=
ſeits bereit, ihre Aufgabe zu erfüllen und alle
Verant=
wortung zu übernehmen. Es wird ihr am Herzen liegen,
die Kontrolle des Parlaments über ihre Handlungen
zu erleichtern. Sie wird jede Gelegenheit ergreifen, um
das Parlament aufzuklären, indem ſie ihm durch eine
regelmäßige Zuſammenarbeit, ſei es mit den Ausſchüſſen
des Parlaments, ſei es mit dem Parlamente ſelbſt, alle
Auskünſte gibt, auf welche das Parlament ein Anrecht
hat. Dieſe Einigkeit wird uns dazu verhelfen, den Krieg
bis zum Ende durchzuhalten, d. h. bis zum Siege, der
den Feind aus den beſetzten Gebieten vertreibt, ſowohl aus
denjenigen, die ſeit einigen Monaten unter der Invaſion
leiden, als auch aus denjenigen, die ſie ſchon ſeit vielen
Jahren ertragen. Frankreich hat den Frieden nicht
ge=
ſtört. Indem es allen Provokationen widerſtand, hat
es alles getan, um ihn zu erhalten. Durch einen
vorbe=
dachten Ueberfall, den kein Sophismus jemals wird
recht=
fertigen können, iſt ihm der Krieg aufgezwungen worden.
Es hat ihn angenommen ohne Furcht und es wird nicht
haltmachen, bis der Feind zur Ohnmacht verurteilt ſein
wird. Frankreich wird erſt nach der Wiederherſtellung
des Rechts durch den Sieg und erſt, wenn es alle
Ga=
rantien für einen dauernden Frieden erhalten hat, den
Frieden unterzeichnen.
Mit jedem Tag wird die Verbindung unter
den Mächten enger. Aber wir ſind der Meinung, daß
das Zuſammenwirken der Anſtrengungen der verbündeten
Nationen noch vollſtändiger und beſonders noch raſcher
erfolgen kann und muß. So ſchwierig es auf den
ver=
ſchiedenen und ſo weit auseinander liegenden
Kriegs=
ſchauplätzen zu erreichen iſt, ſind wir doch entſchloſſen, es
zu verwirklichen durch häufigere Beſprechungen, durch
immer intimere Fühlungnahme. Bereits haben die
Reiſen des Generals Joffre nach Italien und England,
der Empfang, der ihm dort bereitet wurde, die von den
Generalſtäben getroffenen Entſcheidungen den
verbünde=
ten Mächten geſtattet, ihre gegenwärtigen und künftigen
Aktionen mehr in Einklang zu bringen. Bei dem Rufe
Serbiens iſt Frankreich von der erſten Stunde an zu
Hilfe geeilt. Wir gehen mit der engliſchen Regierung
vollſtändig einig über die Führung der Operationen auf
dem Balkan. Frankreich und ſeine Verbündeten werden
ie heroiſche ſerbiſche Nation nicht preisgeben, deren
Wi=
derſtand die Bewunderung der Welt hervorgerufen hat.
Das gegenwärtige Unternehmen Deutſchlands auf
dem Balkan bezeugt den Mißerfolg ſeiner Anſtrengungen
auf den Hauptkriegsſchauplätzen. (!!) Weil ſeine
Offen=
ſiven an der franzöſiſchen und der ruſſiſchen Front
ge=
brochen wurden, verſucht es dieſe Diverſion. Die
Zen=
tralmächte können ihre Niederlage verzögern, verhindern
werden ſie ſie nicht. Wir unſererſeits ſind entſchloſſen,
bis zum Ende durchzuhalten. Unſere Feinde haben bei
uns weder auf Ermüdung noch auf Ohnmacht zu zählen.
Nachdem wir unſere Aufgabe erwogen, gedenken wir ſie,
ſo hart ſie auch ſei, bis zu ihrem notwendigen Ziele
durch=
zuführen. Wir haben den Willen zu ſiegen. Wir werden
ſiegen.”
Die Regierung nahm die ſofortige Beſprechung
der Interpellationen an. Der Sozialiſt
Baro=
nowski billigte die Erklärung der Regierung. Er
er=
klärte, die Abgeordneten würden der Regierung folgen,
wenn ſie eine wirklich ſtarke Regierung ſei, welche regiere.
Der Redner bat die Regierung dringend, einen Kriegsrat
zu errichten, welcher den Alliierten geſtatte, einen
gemein=
ſamen Plan zu verfolgen. Er forderte ſchließlich die
Ein=
führung geheimer Sitzungen. Rameil interpellierte
über die Handhabung der Zenſur. Der Liberale
Con=
ſtant fragte, welches die Abſichten der Regierung
bezüg=
lich der in Frankreich gebliebenen Oeſterreicher und
Deut=
ſchen ſeien. Der Miniſterpräſident erklärte in
Beantwor=
tung der Interpellation, daß das Land, das mit
erho=
bener Stirn durch die ſchwerſten Stunden
hindurchge=
gegangen ſei, ſich nicht zu ſcheuen brauche, ſeine größten
Intereſſen öffentlich beſprochen zu ſehen. Er ſpricht ſich
ſodann mit ehrenden Worten über ſeine Vorgänger aus,
die in den verhängnisvollſten Stunden die
Verantwor=
tung auf ſich genommen haben. Er fordert ein
einmü=
tiges Vertrauen, das unerläßlich ſei, um in
nutzbringen=
der Weiſe regieren zu können. Er beſtätigt ſodann die
Vorbereitung von Maßnahmen zur Einſchränkung der
Zenſur und ſchließt, daß nur der vollſtändige Sieg
Frank=
reich zufriedenſtellen könne.
Die Kammer beſchloß darauf den Anſchlag der Rede
Briands und nahm mit 551 gegen eine Stimme eine
Tagesordnung an, die das Vertrauen in die
Regie=
rung ausſpricht.
* Wenn Phraſen und großſprecheriſche Reden den
Sieg herbeiführen könnten, hätten Churchill und
Saſo=
now ihn längſt erfochten. Es gab eine Zeit, wo man ſich
durch derartige hochtrabende Reden verblüffen ließ und
ſich fragte: Wie können verantwortliche Miniſter
ange=
ſichts der wirklichen Lage ſolche Reden halten? Nach den
Erfahrungen aber, die man damit gemacht hat, nimmt
man ſie jetzt nicht mehr ernſt. Namentlich in Frankreich
bedarf man ſolcher Beſchwichtigungsphraſen, und man
weiß ja, wie zugänglich das Volk gerade dort für ſchöne
Worte iſt, die es gern für bare Münze nimmt. Der neue
Mann vollends glaubt dem Volke noch Vertrauen ein=
flößen zu können. Aber er hat es doch etwas toll
getrie=
ben: Deutſchland hat den Balkankrieg unternommen, weil
es auf allen Kriegsſchauplätzen Mißerfolge zu verzeichnen
hatte! Hat man je ſo etwas erlebt, läßt ſich eine plumpere
Vergewaltigung der Wahrheit und eine frechere
Düpie=
rung des Volkes denken? Die franzöſiſche Regierung
kann nach dieſer Rede Briands von ſich ſagen: Ich habe
ſchon ſo viel für dich gelogen, daß mir zu lügen faſt nichts
mehr übrig bleibt.
England und Schweden.
* Stockholm, 4. Nov. Stockholms Dagblad
ver=
öffentlicht einen ſcharfen Artikel gegen die neuen
engliſchen Beſtimmungen über die Verſorgung
neutraler Schiffe mit Bunkerkohlen und erklärt, dieſe
Be=
ſtimmungen ſeien beſonders gegen Schweden gerichtet,
da England in den abgebrochenen Verhandlungen mit
Schweden ſeinen Willen nicht habe durchſetzen können.
Eine Unterwerfung unter die engliſchen Beſtimmungen
ſei gleichbedeutend mit der Annahme der engliſchen
Vor=
mundſchaft.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
5. November. Der deutſche Kreuzer „York” fährt im
Nebel auf eine deutſche Mine und ſinkt. — Das engliſche
Unterſeeboot „E 5‟ durch eine deutſche Mine zerſtört.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 5. November.
Kriegsauszeichnungen. Wehrmann Gefreiter Hch.
Fuchs im Landw.=Inf.=Regt. 118 erhielt das Eiſerne
Kreuz 2. Klaſſe, ferner der ſchon mit der
Tapferkeitsme=
daille ausgezeichnete Reſ. Karl Ludwig Fornoff,
Dragoner=Regt. 23.
Großh. Hoftheater. Heute beginnt mit einer
Auf=
führung der „Räuber” der diesjährige Schillerzyklus.
Als Volks= und Garniſonvorſtellung zu ermäßigten
Prei=
ſen wird Samstag, den 6. Nov., 7 Uhr, „Alt=
Heidel=
berg” gegeben. Der Kartenverkauf hierzu findet am
Verkehrsbureau ſtatt, eventuell noch vorhandene Karten
werden eine Stunde vor Beginn der Vorſtellung an der
Tageskaſſe des Hoftheaters abgegeben. Sonntag, den
7. Nov., D 11, findet die erſte Aufführung des „
Fliegen=
den Holländer” in dieſer Spielzeit ſtatt. Für
Mon=
tag, den 8. Nov., 2½ Uhr nachmittags, iſt Fuldas Luſtſpiel
„Jugendfreunde” als Verwundeten=Vorſtellung
angeſetzt. Die nächſte Wiederholung des „Fidelen
Bauer” iſt für Dienstag, 9. Nov., in Ausſicht genommen.
Im Laufe der nächſten Woche beginnt das zweite
Viertel des Abonnements. Dasſelbe bringt gleich zu
Anfang zwei Erſtaufführungen, und zwar
Her=
mann Bahrs „Der Querulant” mit Anna Bahr=
Mildenburg in der weiblichen Hauptrolle und
Verdis „Othello” unter muſikaliſcher Leitung Felix
von Weingartners. Für die erſten Wochen des neuen
Abonnementsviertel ſind ferner in Ausſicht genommen:
Die Erſtaufführung von Wolzogens „Ein
unbeſchrie=
benes Blatt”, die Uraufführung von Mozarts „
Gärt=
nerin aus Liebe” in der Bearbeitung von Oshar Bie,
Wiederholungen des „Parſifal” verſchiedene Werke
Schillers, im Rahmen des Schillerzyklus, dem ſich die
Ur=
aufführung von Victor Hahns „Warbeck” (frei
nach Schillers Fragment) anſchließen wird. Der nächſte
Zyklus, der im Hoftheater geplant iſt, wird vier Werke
von Ibſen umfaſſen, die für Darmſtadt entweder neu,
oder hier lange nicht auf dem Spielplan erſchienen ſind.
g. Feſtſetzung von Kleinhandelshöchſtpreiſen für
Kar=
toffeln. Durch Verordnung des Bundesrats vom 28.
Ok=
tober war der Höchſtpreis beim Verkauf durch die
Kar=
toffelerzeuger im Großhandel auf 3,05 Mk. feſtgeſetzt
wor=
den. Vom Großh. Miniſterium des Innern iſt nunmehr
durch Bekanntmachung vom 4. November auch der
Zu=
ſchlag für den Kleinhandel, d. i. der Verkauf
an den Verbraucher, ſoweiſt er nicht Mengen von mehr als
500 Kg zum Gegenſtand hat, auf 1 Mark feſtgeſetzt
wor=
den. Der Kleinhandelspreis darf alſo 4,05 Mark für
den Zentner nicht überſteigen. Dieſe
Beſtim=
mung tritt mit dem Tage der Verkündigung in Kraft. Da
die Produzentenhöchſtpreiſe, in unſerem Gebiete 3,05. Mk.,
auch für alle Arten und Sorten der
Kartof=
feln, alſo auch für Saat=, Salat=, Eierkartoffeln und
dergleichen gelten, ſo iſt das gleiche auch von dem
Klein=
handelshöchſtpreiſe zu ſagen.
* Laßt das Geld im Lande! Kauft deutſche
Erzeug=
niſſe! Von geſchätzter Seite wird uns geſchrieben: Ich
beſorge in letzter Zeit meine Einkäufe ſelbſt. Dabei iſt
mir aufgefallen, wie oft, trotz der heutigen Zeitlage,
immer wieder ausländiſche Waren
ver=
langt werden, ſtatt der durchaus gleichartigen deutſchen.
Allein geſtern drei Fälle: Eine „Dame” bringt ſogen.
Hopjes zurück, weil ſie keine Haagſchen Hopjes ſeien,
deutſche nähme ſie nicht. In einem anderen Laden will
eine andere „Dame” durchaus Schweizer
Pfefferminz=
paſtillen und geht weg, weil nur deutſche da ſind. In
einem dritten Falle komme ich dazu, wie eine „Dame‟
unter allen Umſtänden holländiſchen, keinen deutſchen,
Kakao haben will. Daß in ſämtlichen Fällen
gleichwer=
tige, ſogar beſſere deutſche Erzeugniſſe zu haben waren,
wird niemand bezweifeln. Noch mehr iſt mir aber
aufge=
fallen, daß mein gutgemeinter Rat, doch die deutſchen
Sachen zu kaufen, wir hätten durch den Krieg ſchon einen
ſo ungeheuren Schaden, daß es wirklich nicht nötig ſei,
noch das Ausland zu unterſtützen und das Geld ins
Aus=
land gehen zu laſſen, einem verſtändnisloſen, ſogar
mit=
leidigen Lächeln begegnete, auch ſeitens der übrigen
Käu=
ferinnen; es iſt ja meiſtens das weibliche Geſchlecht, das
die Einkäufe beſorgt. — Von anderer Seite wurde mir
dieſe Erfahrung durchaus beſtätigt. Es wurde auch der
Grund genannt: Es ſei „fein” ausländiſche Waren zu
kaufen! Wäre es angeſichts dieſer Erfahrung nicht am
Platze, immer wieder in Volksbildungs= und ähnlichen
Vereinen aufklärend über die geldwirtſchaftlichen
Zuſam=
menhänge zu wirken, und wäre es im beſonderen nicht
eine ſegensreiche Aufgabe für Frauenvereine aller
Richtungen, ihre Mitglieder zu verpflichten, nicht nur ſelbſt
keine unnötigen Auslandserzeugiſſe zu kaufen, ſondern
auch ihre Mitſchweſtern davon abzuhalten und in den
Läden auf das Unzeiſtgemäße ihres Verlangens aufmerkſam
zu machen? Schon die Furcht, vielleicht von ſeiten einer
Frau eine Bemerkung hören zu müſſen, würde bei ſolchen
Damen ihre Wirkung nicht verfehlen, in vielfach höherem
Grade als von ſeiten eines Mannes, der nicht ahnen kann,
was „fein” iſt.
Der letzte Wagen Weißkraut, den die Stadt beſchafft
hat, iſt geſtern angekommen und wird, wie bisher, im
Hintergebäude des Stadthauſes abgegeben.
* Verwertung von Roßkaſtanienſamen. Von
ge=
ſchätzter Seite wird uns zu der Frage der Verwertung
von Roßkaſtanienſamen geſchrieben: In der Chemiker=
Zeitung 1912, Seite 954, Nr. 80, beſchreibt von Lawes,
Hannover in einem Artikel „Ueber Unterſuchung und
Ver=
wertung von Roßkaſtanienſamen” folgendes Verfahren
wozu jedoch zu bemerken iſt, daß der Alkohol (Spiritus=)
wegen ſeines derzeitigen abnorm hohen Preiſes wohl
keine Anwendung finden dürfte und es daher zweckmäßig
ſcheint, die zerkleinerten Kaſtanien zur Entfernung des
Bitterſtoffs mit heißem Waſſer auszulaugen und
dies Verfahren ſo lange zu wiederholen, bis das Waſſer
geſchmacklos iſt: Die Roßkaſtanienſamen ſind bisher
meiſt achtlos fortgeworfen worden, obgleich ihr Nährwert
ebenſo hoch iſt wie der des Getreides; ſie enthalten im
Mittel gegen 8 Prozent Protein, 7 Prozent Rohfett, 77
Prozent ſtickſtoffreie Extraktivſtoffe, 2,6 Prozent Aſche. In
dem Rohfett fand man ein Phenolderivat, wahrſcheinlich
Aesculetin, ein Dioxyeumaron; es bildet einen
Beſtand=
teil der harzigen Subſtanz der Samen, in welchem
aus=
ſchließlich das bittere Prinzip enthalten iſt. Der Zucker
in reifen Samen iſt faſt ausſchließlich als Rohrzucker
vor=
handen, in unreifen Samen als Invertzucker.
Saponin=
artige Subſtanz von kratzendem Geſchmack und Bitterſtoff
in den Samen machen dieſe ungenießbar. Von den
ver=
ſchiedenen Vorſchlägen, dieſe Beſtandteile ſo zu entfernen,
daß der hohe Nährwert der Samen möglichſt erhalten
bleibt, hat ſich nur das von Flügge erteilte Patent als
gationell und brauchbar erwieſen. Flügge läßt die
ge=
pulverten Samen mit Alkohol extrahieren (die
fabrik=
zmäßige Ausnutzung hat er der Firma Engelhardt,
Frank=
ifurt a. M. überwieſen) und erhält ein weißliches,
ge=
ſchmackloſes Kraftnährpulver von ſehr hohem Eiweiß=
und Phosphorſäuregehalt. Das alkoholiſche Extrakt
ent=
hält als wichtige, mediziniſch wirkſame Prinzipien
reich=
lich ſaponinartige Subſtanz und Phenolabkömmlinge; das
Extrakt ſoll gegen Rheumatismus und Hautaffektionen
mit Erfolg viel angewendet werden. Die Ausnutzung
dieſes Patentes iſt der erſte Schritt zur beſſeren
Verwer=
ſtung der Roßkaſtanienſamen, welche bisher faſt nur zur
Wildfütterung, zur Darſtellung techniſcher Stärke und als
Waſchmittel Verwendung fanden.
nn. Gedenkfeier für verſtorbene franzöſiſche
Kriegsgefangene. Die im Gefangenenlager zu
Gries=
heim internierten franzöſiſchen Soldaten haben geſtern
aus Anlaß des Totengedenktags Allerheiligen und
Aller=
ſeelen an den Gräbern ihrer an den Kriegswunden und
durch Krankheit verſtorbenen Kameraden auf dem hieſigen
Waldfriedhof eine prachtvolle Kranzſpende niederlegen
laſſen. Der rieſige Lorbeerkranz mit weißer Seidenſchleife
und Goldfranſen trägt folgende Widmung: A nos morts!
Les prisoniers francaise,du camp de Darmstadt. Ein
bleibendes Denkmal an den franzöſiſchen Kriegergräbern
ſoll nach dem Friedensſchluß errichtet werden.
gie. „Ueber England und die Engländer” ſprach
geſtern im Heſſiſchen Goethebund auf Grund vieljähriger
perſönlicher Erfahrungen Fräulein Schultheiß. Wenn
der Vortrag auch an und für ſich nichts Neues brachte,
ſo gewann er doch durch die eingeſtreuten kleinen
perſön=
lichen Erlebniſſe einen eigenen Reiz. Von einer
Schil=
derung des engliſchen Weltreiches ausgehend, verſuchte
die Rednerin eine Erklärung des ſpezifiſchen
Engländer=
tums aus Raſſeeigentümlichkeiten zu geben, die
wiſſen=
ſchaftlich wohl unhaltbar iſt. Auch in der Darſtellung der
Engländer als einer dekadenten, dem Untergange
ent=
gegeneilenden Volksgemeinſchaft, ging die Rednerin
ſicher zu weit. Sehr richtig waren dagegen die
Ausfüh=
rungen über die Gegenſätze zwiſchen engliſcher und
deut=
ſcher Schulbildung, und ſehr fühlbar machte ſih trotz
allen gegenteiligen Verſicherungen ein ſtarker Unterton
der Bewunderung alles Engliſchen. Die Zuhörer
folg=
ten dem Vortrage mit geſpanntem Intereſſe und dankten
der Rednerin durch lebhaften Beifall.
§ Feſtgenommen. Ein franzöſiſcher Kriegsgefangener,
welcher ſeit Sonntag von ſeiner Arbeitsſtelle in Hanau
durchgegangen iſt, wurde geſtern durch einen Schutzmann
aufgegriffen und an die nächſte Militärwache
ab=
geliefert.
§ Kaminbrand. Am Mittwoch abend gegen 11 Uhr
iſt im Hauſe Heidelberger Straße 73 ein
Kamin=
brand ausgebrochen, welcher durch die herbeigerufene
Feuerwehrwache alsbald gelöſcht wurde.
Erhebung der Vorräte von Brotgetrelde,
Hafer und Mehl.
— Die Zuteilung der Brotration, ferner die
Feſt=
ſetzung der Hafermenge für die Pferde u. dgl.
Maßnah=
men ſind bisher erfolgt auf Grund der im Juli d. J.
vor=
genommenen Ernteſchätzungen. Dieſe waren naturgemäß
unſicher. Um nun für alle Maßnahmen auf dem Gebiete
der Volksernährung und der Viehhaltung eine zuverläſſige
Grundlage zu gewinnen, hat der Bundesrat angeordnet,
daß am 16. November d. J. die Vorräte an
Brot=
getreide, Hafer und Mehl durch eine
Be=
ſtandsaufnahme feſtgeſtellt werden. Erſt
wenn das Ergebnis dieſer Erhebung vorliegt, wird ſich
überblicken laſſen, ob die der Bevölkerung zugewieſene
Brotration erhöht werden und ob Getreide zu
Futter=
zwecken freigemacht werden kann. Die Vorräte von Gerſte
werden nicht feſtgeſtellt. Mit der Durchführung der
Er=
hebung im Großherzogtum Heſſen iſt die Großh.
Zen=
tralſtelle für die Landesſtatiſtik in Darmſtadt
beauftragt worden.
Als Beſitzer von Brotgetreide, Hafer und Mehl
kommen lediglich die landwirtſchaftliche Bevölkerung und
die Kommunalverbände in Betracht. Die Vorräte der
Kommunalverbände werden getrennt feſtgeſtellt.
Vor=
räte von Mehl, welche den Bäckern, Konditoren und
Mehl=
kleinhändlern vom Kommunalverband aus deſſen
Be=
ſtänden überwiefen worden und am 16. November noch
vorhanden ſind, ſollen zu den Vorräten des
Kommunal=
verbandes gerechnet werden. Das gleiche gilt für
die=
jenigen Hafermengen, welche der Kommunalverband aus
ſeinen Beſtänden den Pferdebeſitzern abgegeben hat. Die
genannten Perſonen haben alſo getrennte Angaben
zu machen, je nachdem die Vorräte aus ihrer eigenen
Ernte ſtammen, oder vom Kommunalverbande aus deſſen
Beſtänden überwieſen worden ſind.
Die Angaben können von den Landwirten entweder
mündlich dem Zähler gemacht, oder in ein
Anzeigeformu=
lar eingetragen werden. Letzteres empfiehlt ſich ganz
beſonders für die Selbſtverſorger. Aber in beiden Fällen
muß der Anzeigepflichtige ſeine Angaben durch ſeine
Unterſchrift als richtig anerkennen. Wer unrichtige
An=
gaben macht, kann mit Geldſtrafe bis zu
zehn=
tauſend Mark oder mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten beſtraft werden. Es empfiehlt ſich, die
betreffende Bekanztmachung betr. die Erhebung der Vor=
räte von Brotgetreide, Hafer und Mehl im
Amtsverkün=
digungsblatt genau zu beachten.
Von unſerem Leibgarde=Infanterie=
Regiment 115.
Am Tage des Reformationsfeſtes beging das II. Ba
taillon des Leibgarde=Infanterie=Regiments Nr. 115 unter
Führung des Majors Müller=Hickler eine in allen
Teillen glänzend verlaufene und für die Bereiligten ſtets
denkwürdige Feier. Tags vorher war die Anregung
gegeben worden, die hervorragenden Waffentaten unſerer
bulgariſchen Verbündeten, insbeſondere die Einnahme
von Pirot und die Verbindung der beiden Armeen
durch einen großen Zapfenſtreich feſtlich zu
be=
gehen. Am Oſtausgang des kleinen Dorfes Te.
dem Unterkunftsorte des Bataillons, verſammelten ſich
abends 7½ Uhr unter Führung des Leutnants v.
Fran=
kenberg die Spielleute der vier Kompagnien, ein Teil der
Regimentskapelle und ein Zug von Fackel= und
Lampion=
trägern. Den Schluß bildeten einzelne Züge der
Kom=
pagnien des Bataillons. Unter den wuchtigen Klängen
des Hohenfriedberger Marſches, umſtrahlt von dem
tauſendfachen Widerſcheine der in tiefſter Dunkelheit
magiſch leuchtenden Lichter, ſetzte ſich der waffenklirrende
Zug in Bewegung. Unvergeßlich war der Eindruck, als
die Kolonne unter dem Wirbelſchlag der Trommeln an
dem großen Freiplatz vor der Kirche einbog, wo das
Bataillon mit ſeinen Offizieren Aufſtellung genommen
hatte. Feierlich klang das Locken und anſchließend das
Gebet des Zapfenſtreiches durch die dunkle Nacht.
In marligen, zu Herzen gehenden Worten hob ſodann
Major Müller=Hickler in einer Anſprache an ſein
Ba=
taillon die weittragende Bedeutung jener ruhmreichen
Kämpfe unſerer Kameraden im fernen Südoſten hervor,
die uns den Weg gebahnt nach Konſtantinopel, nach dem
Suez und nach Aegypten, um gerade dort unſeren ärgſten
Feind ins Herz treffen zu können. Ein brauſend
auf=
genommenes Hurra auf den Allerhöchſten Kriegsherrn
und den vielgeliebten Landesfürſten, das gemeinſam
ge=
ſungene „Deutſchland, Deutſchland über alles” und die
ergreifenden Töne des Niederländiſchen Dankgebets
be=
ſchloſſen dieſe für alle Angehörigen des II. Bataillons
v. F.
ewig denkwürdige Feier.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Der Richard=Wagner=Verein gedenkt
ſeinen nächſten (243.) Vereinsabend am Donnerstag,
11. November, zu veranſtalten. Es wird ein deutſcher
Sonaten=Abend ſein, zu deſſen Ausführung zwei
Künſtler erſten Ranges, der Violinvirtuoſe Adolf
Buſch und Generalmuſikdirektor Dr. Max Reger ſich
vereinigt haben. Das Programm enthält J. S. Bachs
E=Moll=Sonate (von Reger für Klavier bearbeitet), die
G=Dur=Sonate von Brahms, und bringt als Neuheit die
Sonate in C=Moll op. 139 von Max Reger.
Arheilgen, 3. Nov. (Von der Jugendwehr.)
Von herrlichem Herbſtwetter begünſtigt, veranſtaltete am
Sonntag die hieſige Jugendwehr einen
Uebungs=
marſch nach dem hinteren Odenwald mit dem Endziele
Eberbach am Neckar. Früh 6 Uhr 15 Min. trat die
Kompagnie unter den Klängen beliebter Soldatenlieder
den Ausmarſch an. Ab Darmſtadt=Nord ging die Fahrt
6 Uhr 52 Min. über Wiebelsbach nach Gaimühle. Von
hier gings in militäriſchem Marſchzeitmaß nach
Katzen=
bach, durch die Wolfsſchlucht nach Schloß Zwingenberg
und Zwingenberg am Neckar. Nach kurzer Raſt vor dem
Schloſſe erfolgte Weitermarſch am Neckar entlang nach
Eberbach, das um 2 Uhr erreicht wurde. Nach etwa
ein=
rüne gem Aufenthalte daſelbſt mußte die Rückfahrt nach
dem Nordbahnhofe Darmſtadt wieder angetreten werden,
weil ein längeres Verweilen dadurch unmöglich war,
daß die Eiſenbahnbehörde die Benutzung des Eilzuges
6 Uhr 4 Min. nicht genehmigen konnte. Führer und
Mannſchaft waren dennoch am Schluſſe der
Veranſtal=
tung darin einig, einen ſchönen Sonntag verlebt zu
haben. Ganz beſonders hervorgehoben ſei noch das
ein=
wandfreie Verhalten der jungen Leute in der Eiſenhahhn
und auf dem Marſche durch die Ortſchaften. — (
Samm=
lung en.) Für die Kriegsgefangenen in Rußland
gin=
gen hieſigenorts 519,50 Mark ein. — Auch der Vorſtand
des hieſigen Zweigvereins vom Roten Kreuz wird am
kommenden Sonntage durch die nächſtjährigen
Konfir=
mandinnen Liſten umgehen laſſen, in die Gaben
einge=
zeichnet werden können zur Beſſchaffung von
Liebes=
gaben für unſere heſſiſchen Truppen.
k Eberſtadt, 4. Nov. (Die Gemeindekaſſe)
empfing von der Landesbrandkaſſe 2000 Mk. für
er=
höhten Feuerſchutz. Die Gemeinde hat in dieſem Jahr
eine neue Magirusfeuerſpritze angeſchafft.
Gernsheim, 4. Nov. (Eine Predigt für
ge=
fangene Franzoſen.) Am letzten Sonntag hielt
Herr Pfarrer Blum von hier in der hieſigen Pfarrkirche
für die zahlreichen franzöſiſchen Gefangenen, die hier
und in den Nachbargemeinden beſchäftigt ſind, eine
Pre=
digt in franzöſiſcher Sprache. Die Franzmänner waren
zu dem Gottesdienſt ſehr zahlreich erſchienen und
nah=
men die Predigt in ihrer Mutterſprache mit
offenſicht=
licher Freude auf.
e. Auerbach, 3. Nov. (Liebesgabenſpende.)
Zur Beſchaffung von Liebesgaben als
Weihnachtsge=
ſchenke für unſere „Blauen Jungen” hat die hieſige
Orts=
gruppe des Deutſchen Flottenvereins 25 Mark aus ihrer
Vereinskaſſe geſpendet und dem Heſſiſchen
Landesaus=
ſchuß überſandt.
-h- Bensheim, 3. Nov. (Kriegsauszeichnung.)
Mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeichnet unter
Beförde=
rung zum Unteroffizier wurde der Sanitätsſoldat Hugo
Meinhold von hier. Als früherer Artilleriſt eilte er
in heftigem Feuer an ein Geſchütz, deſſen
Bedienungs=
mannſchaften alle getötet oder verwundet waren, und
bediente es mit beſtem Erfolge weiter. — Auch der
Mus=
ketier M. Eßinger von Reichenbach erhielt das
Eiſerne Kreuz; ebenſo der Forſtwart Unteroffizier
Brück der Forſtwartei Auerbach auf dem Auerbacher
Forſthauſe im Hochſtädter Tale.
Erbach, 4. Nov. (Aus dem Hauſe Erbach=
Schönberg.) Durch Beſchluß Großh.
Oberlandes=
gerichts Darmſtadt iſt der Fürſt und Graf zu Erbach=
Schönberg zum Vormund des Grafen Erasmus
zu Erbach=Erbach und von Wartenberg=Roth beſtellt
wor=
den. Die Verpflichtung iſt am 29. Oktober erfolgt.
Mainz, 4. Nov. (Aus der heſſiſchen
National=
liberalen Partei.) Man ſchreibt uns: Ein
erfreu=
liches Bild reger Parteiarbeit auch während der Dauer
des Krieges zeigt der von der Freien Vereinigung
heſſiſcher Nationalliberaler ſoeben
heraus=
gegebene Geſchäftsbericht. Da des Kriegsausbruchs=
wegen von der Einberufung der für Oktober vergangenen
Jahres in Ausſicht genommenen
Jahreshauptverſamm=
lung und damit von der Erſtattung des Jahresberichts
für das Geſchäftsjahr 1913/14 abgeſehen werden mußte,
umfaßt der vorliegende Bericht die Zeit von zwei
Ge=
ſchäftsjahren (vom 1. Oktober 1913 bis 30. September
1915). In Erfüllung der ſich geſtellten Aufgaben
ent=
wickelte die Geſchäftsſtelle auch während der Berichtszeit
eine rege und erfolgreiche Werbe= und
Aufklärungs=
tätigkeit. Dabei konnte mit Genugtuung feſtgeſtellt
werden, daß nach wie vor der Zuſammenſchluß der
nationalliberalen Organiſationen in den fünf zum
Wir=
kungsbereich der Freien Vereinigung gehörenden
Wahl=
kreiſen zu einer Arbeitsgemeinſchaft weſentlich zur
För=
derung und zum Ausbau eines wahrhaft
national=
liberalen Parteigedankens in Heſſen beigetragen und
damit die Stoßkraft der Partei erhöht hat. Neben einer
großen Anzahl von Vereinsveranſtaltungen und internen
Beſprechungen und Beratungen fanden in der Zeit vom
1. Oktober 1913 bis zum Kriegsausbruch 42
öffent=
liche Verſammlungen mit den
Reichstagsabgeord=
neten Heck und Keinath, den Landtagsabgeordueten
Baſch, ſowie heſſiſchen Parteifreunden und dem
Geſchäfts=
führer Dr. Linſe als Rednern ſtatt. In die Berichtszeit fällt
u. a. die Landtagserſatzwahl Waldmichelbach, an
deren Erfolg die Freie Vereinigung weſentlichen Anteil hatte.
Wenn auch der Kriegsausbruch für die Geſchäftsführung
mancherlei einſchneidende Veränderungen mit ſich brachte,
ſo konnten doch rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen
getroffen werden, die die Weiterarbeit und das „
Durch=
halten” über die Dauer des Krieges hinaus gewährleiſten.
Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, daß es bei
all=
ſeitigem guten Willen gelingen wird, nach dem Kriege
eine in allen Teilen einige Nationalliberale Partei in
Heſſen zu ſchaffen. Die Ausſicht, daß dieſes Ziel zu
er=
reichen ſein wird, ſei um ſo begründeter, als der Krieg
von ſich aus viele Schwierigkeiten beſeitigt hat und viele
Streitobjekte nach dem Kriege nicht mehr vorhanden
ſein werden.
Mainz, 4. Nov. (Eine „Weibsteufel”=
De=
batte.) Auf eine Anfrage in der geſtrigen
Stadtverord=
netenverſammlung erklärte Oberbürgermeiſter Dr.
Göt=
telmann, die Gründe des Verbots zur Aufführung des
„Weibsteufel” gingen aus dem Wortlaut des Verbots
hervor, und der weſentlichſte ſei die Wahrung des
Burg=
friedens. Weil das Stück das Empfinden eines
erheb=
lichen Teils der Stadt verletze, habe der Gouverneur die
Aufführung in ſeinem Befehlsbereich verboten. Da der
Gouverneur auch die höchſte Zivilbehörde darſtelle, halte
er eine Erörterung über die Sache nicht für zuläſſig.
Stadtv. Dr. Sprenger meinte, daß das Verbot nicht am
Gouverneur ſondern an der Zenſur liege, und macht
die=
ſer Vorwürfe. — Stadtv. Bauer erſucht den
Oberbürger=
meiſter, dieſerhalb vorſtellig zu werden. Der Vorſitzende
erklärt, dem Gouvernement Kenntnis von der Ausſprache
geben zu wollen. — In der nichtöffentlichen Sitzung
ent=
ſtand wegen der Linienführung der Wiesbadener
Straßen=
bahn nach dem Hauptbahnhof eine längere Debatte.
Schließlich wurde der Antrag der Bürgermeiſterei, die
Linie über die Kaiſerſtraße zu führen, mit 22 gegen
14 Stimmen angenommen. Damit iſt die Führung über
die Große Bleiche gefallen. Techniſche Schwierigkeiten
und Ueberlaſtung der Großen Bleiche ſollen
ausſchlag=
gebend bei der Beſchlußfaſſung geweſen ſein. — Für die
Einrichtung der Großen Bleiche für elektriſchen
Straßen=
bahnbetrieb und Fortführung dieſer Linie über die
Bin=
ger Straße bis zum Friedhof wurde ein Kredit von
82500 Mark bewilligt. Die Arbeiten ſollen allsbald zur
Ausführung gelangen. — Der Zuſchuß der Stadt für die
Theaterſaiſon 1914—15 beträgt 12158 Mark.
Ebersheim, 4. Nov. (Schadenfeuer.) Zum
fünften Male innerhalb eines Jahres wurde die
Bürger=
ſchaft durch Feuerlärm geweckt. Es brannte in der
Kirch=
gaſſe, nahe der katholiſchen Kirche. Die 3 Scheunen
der Landwirte Knußmann, Nauth und Worf wurden ein
Raub der Flammen. Zum Glück war ſämtliches
Getreide gedroſchen, ſodaß nur Stroh und ein Wagen
Kartoffeln durch das Feuer vernichtet wurden. Leider
gelang es immer noch nicht, trotz der größten
Vorſichts=
maßregeln, den Brandſtifter zu entdecken, ſodaß die
Einwohnerſchaft ſehr beunruhigt iſt.
Monzernheim 4. Nov. (Den Bruder
erſichla=
gen.) Am 29. Oktober, nachmittags 1 Uhr, wurde der
Handarbeiter Johann Schmitt in Monzernheim in
ſeiner Scheuer tot aufgefunden. Da Johann
Schmitt dem Trunke ergeben war, nahm man an, er wäre
von der Scheuerleiter abgeſtürzt und ſei in die in der
Scheuertenne aufbewahrten Hacken und Karſte gefallen
und hätte ſich dadurch ſo ſchwer verletzt, daß der Tod
ein=
getreten ſei. Das Gericht in Oſthofen, im Beiſein des
Staatsanwalts Schuhmann aus Mainz, ſowie der Herx
Kreisarzt und deſſen Aſſiſtent begaben ſich am Samstag
Vormittag in die Hofreite des Schmitt zur Einnahme
des richterlichen Augenſcheins und zur Sektion. Das
Gutachten des Kreisarztes Herrn Med.=Rats Dr.
Schäf=
fer, ging dahin, daß hier kein Unglücksfall
ſon=
dern ein Totſchlag ſtattgefunden habe. Bei
Verneh=
mung ſeines Bruders Konrad Schmitt geſtand derſelbe
ein, daß er ſeinen Bruder mittels eines
Kar=
ſtes erſchlagen habe. Sie ſeien in Wortwechſel
ge=
kommen, worauf er ſeinem Bruder zweimal mit dem
Karſt auf den Kopf und in das Geſicht geſchlagen hätte.
Schmitt wurde verhaftet und in das Haftlokal Oſthofen
eingeliefert.
Worms, 4. Nov. (Vom Krankenauto
über=
fahren.) Geſtern abend gegen halb 8 Uhr wurde in
der Kämmererſtraße, Ecke Stephansgaſſe, ein 38 Jahre
alter Fabrikarbeiter von hier durch das
Kranken=
auto überfahren. Die Verletzungen, die er
davon=
trug, beſtanden nur in leichten Hautabſchürfungen; er
konnte aus dem Krankenhaus, wohin er ſofort nach dem
Unfall vorſorglich gebracht worden war, auf ſein
Ver=
llangen gleich wieder entlaſſen werden. Den Autoführer
trifft keine Schuld.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 4. Nov. Wegen Vergehens
gegen das Nahrungsmittelgeſetz hatte ſich vor dem
Ber=
liner Schöffengericht geſtern ein Buttergroßhändler
zu verantworten. Er verſorgte Kleinhändler mit Butter.
Der Nahrungsmittelpolizei fiel der ſehr hohe Waſſergehalt
der unterſuchten Butter auf. Der Großhändler wurde
wegen ſtarker Verfälſchung der Butter angeklagt. Der
Amtsanwalt beantragte 100 Mark Geldſtrafe. Das Gericht
ging über dieſen Antrag hinaus mit der Begründung,
daß die Triebfeder ſeiner Handlungsweiſe ſchnöde
Ge=
winnſucht geweſen ſei, die in dieſer ſchweren Zeit beſonders
verwerflich erſcheine. Der Angeklagte wurde zu 200
Mark Geldſtrafe verurteilt.
Breslau, 3. Nov. (Todesfall.) Der ordentliche
Proſeſſor der engliſchen Sprache und Literatur an der
hieſigen Univerſität, Dr. Sarrazän, iſt geſtorben.
Königsberg i. Pr., 3. Nov. (Zu dem vierfachen
Raubmord in Hochſtüblau), über den wir ſchon
berichteten, wird noch gemeldet, daß die Verhaftung
der Täter noch nicht gelungen iſt. Die Vermutung,
daß als Täter drei Ausbrecher aus der
Korrektions=
anſtalt Konitz in Frage kommen, hat man jetzt fallen
laſſen, zumal ſich der dringende Verdacht auf einen
älteren und einen jüngeren Mann lenkt, die am
Sonn=
abend in den Nachmittagsſtunden in Hochſtüblau in der
Bahnhofſtraße bettelnd von Haus zu Haus gegangen
ſind. Dabei gaben ſie ſich, jedenfalls fälſchlich, als
oſt=
preußiſche Flüchtlinge aus. Ueber die Art, wie die
furcht=
bare Tat begangen worden iſt, konnten auch bei dem
ge=
richtlichen Lokaltermin am Montag vormittag keine
Feſt=
ſtellungen gemacht werden.
Wichtige Beſchlüſſe des Bundesrats.
* Berlin, 4. Nov. (W.T. B. Amtlich.) In der
heu=
tigen Sitzung des Bundesrats gelangte zur Annahme:
Der Entwurf einer Verordnung zur Regelung der
Milchpreiſe und des Milchverbrauchs, der
Entwurf einer Verordnung zur Regelungder Preiſe
für Schlachtſchweine und Schweinefleiſch, die
Neu=
faſſung des Abſchnitts 2 (Verſorgungsregelung der
Ver=
ordnung vom 25. September 1915), die Vorlage betreffend
Vorſchriften über die Altersrente, die Vorlage betreffend
Einſchränkung der Arbeitszeit in Spinnereien
Webe=
reien uſw., der Entwurf einer Verordnung betreffend
Ausnahmen von dem Verbote des Handels mit in
Eng=
land abgeſtempelten Wertpapieren, der Entwurf einer
Verordnung über die Verjährungsfriſten. — Nach dem
Einführungsgeſetz zur Reichsverſicherungsordnung hat der
Bundesrat für die bevorſtehende Tagung des
Reichs=
tages dieſem die geſetzlichen Vorſchriften über die
Altersrente zur erneuten Beſchlußfaſſung
vorzu=
legen. Es handelt ſich dabei um die Frage, ob die
Alters=
grenze des ſiebzigſten Lebensjahres der
Ver=
ſicherten für den Bezug der Altersgrenze auf das
fünf=
undſechzigſte Lebensjahr herabgeſetzt
wer=
den ſoll. In der heutigen Sitzung beſchloß der
Bundes=
rat, dieſe Herabſetzung der Altersgrenze in der Vorlage
für den Reichstag zurzeit nicht zu empfehlen. Die
Herabſetzung der Altersgrenze würde, wie in der
verſiche=
rungstechniſchen Denkſchrift nachgewieſen wird, eine
Er=
höhung der Beiträge zur Invaliden= und
Hinterbliebenen=
verſicherung notwendig machen und eine Mehrbelaſtung
des Reichs mit einem Reichszuſchuß zur Folge haben.
Beides kann im gegenwärtigen Zeitpunkte nicht
befürwor=
tet werden.
Der Unfall des Königs von England.
* London, 3. Nov. (Meldung des Reuterſchen
Bu=
reaus.) Nach einer Erklärung von verläßlicher Seite ritt
König Georg bei der Truppenbeſichtigung ein
frem=
des Pferd. Das Tier ſcheute bei den Hurrarufen, es
bäumte und ſtürzte infolge des glatten Bodens auf den
Reiter, der verwunder wurde, einen heftigen Schreck
hatte, aber keinen Knochen brach. Die Folgen des
Un=
falles verſchlimmerten ſich noch dadurch, daß der
Patient mit dem Auto eine weite Strecke transportiert
werden mußte. Der König wurde von der Viktoriaſtation
auf einer Tragbahre, die in einen Ambulanzwagen
ge=
ſtellt war, nach dem Buckingham=Palaſt gebracht;
die Wunden waren ſo ſchmerzhaft, daß der Wagen
ſchrittweiſe fahren mußte.
* London, 3. Nov. Dem amtlichen
Krankheits=
bericht zufolge hatte der König eine weniger gute
Nacht; er leidet noch an Schmerzen. Das
Allgemein=
befinden iſt beſſer. Der König kann wieder feſte Nahrung
zu ſich nehmen.
Sport.
— Darmſtädter Sportklub 1905, e. V. Ein
weiteres Fußballwettſpiel der Kriegsmannſchaft
des D. S. C. 05 findet am kommenden Sonntag,
nach=
mittags 3 Uhr, auf dem Sportplatz hinter dem Alten
Schießhaus gegen den Fußballklub „Germania”=
Langen 1906 ſtatt. Der Eintritt iſt, wie auch bei den
früheren Kriegsſpielen, frei.
Landwirtſchaftliches.
Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 3. November 1915. Auftrieb 52 Schweine. Preiſe
pro 50 kg Schlachtgewicht 168—170 Mk. Marktverlauf
flau; Ueberſtand. Schweinemarkt am 4. November 1915.
Auftrieb 55 Schweine. Preiſe pro 50 kg
Schlachtge=
wicht 168—170 Mk. Marktverlauf mäßig; Ueberſtand.
Kälbermarkt am 4. November 1915. Auftrieb 180
Kälber. Preiſe pro 50 kg Lebendgewicht: 1. Qualität
78 Mk., 2. Qualität 76 Mk., 3. Qualität 74 Mk.
Markt=
verlauf drückend.
— Frankfurt a. M., 4. Nov. (Schlachtviehmarkt.)
(Amtlicher Bericht.) Auftrieb: 466 Rinder, darunter
8 Ochſen, 3 Bullen, 455 Färſen und Kühe; Kälber 714,
Schafe 430, Schweine 707. Preiſe für 50 Kilogramm
Lebendgewicht in Mark: Kälber: feinſte Maſtkälber
84—88 (Schlachtgewicht 140—147), mittlere Maſt= und
beſte Saugkälber 80—84 (133—140), geringere Maſt= und
gute Saugkälber 76—78 (129—132), geringe Saugkälber
70—74 (119—125). Schafe: Maſtlämmer und
Maſt=
hammel 57—58 (124—125), geringere Maſthammel und
Schafe 49—50 (116—120), mäßig genährte Hammel und
Schafe (Merzſchafe) 44—46 (105—110). Schwleſine:
vollfleiſchige Schweine von 80—100 Kilogramm
Lebend=
gewicht 132—140 (165—172), vollfleiſchige Schweine unter
80 Kilogramm Lebendgewicht 125—132 (158—165),
voll=
fleiſchige von 100—120 Kilogramm 132—140 (165—172)
vollfleiſchige von 120—150 Kilogramm 132—140 (165
bis 172). Marktverlauf: Kälber und Schafe werden bei
lebhaftem Geſchäftsgang ausverkauft. Der
Schweine=
markt verlief gedrückt und hinterläßt Ueberſtand.
Neue Bücher.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.
— Eine neue Karte des nördlichſten ruſſiſchen
Kriegs=
ſchauplatzes in bekannt vorzüglicher Ausführung hat die
kartographiſche Anſtalt G. Freytag u. Berndt, Wien, VII.,
herausgegeben mit G. Freytags Karte der
Oſt=
ſee=Provinzen: Kurland, Livland, Eſtland
1:1 Mill., 70 :85 cm groß, Mk. 1.—
— Das ſoeben erſchienene neue Heft der „Wiener
Mode” bringt wiederum eine Fülle ſchöner Wiener
Mo=
delle von unvergleichlicher Kleidſamkeit. Darunter ſind
beſonders ſchöne Jung=Mädchenkleider für den Winter.
Man abonniert die „Wiener Mode” zum Preiſe von
3 Kronen 50 Hellern (3 Mark) pro Quartal in jeder
Buch=
handlung oder direkt beim Verlage Wien VI/2,
Gumpen=
dorferſtr. 87.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 4. Nov. Amtlich wird verlautbart:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Der Feind ſetzte ſeine Angriffe gegen die Strypa=
Front fort. Die gegen die Stellungen bei
Wisni=
owezyk und Burkanow gerichteten Angriffe
bra=
chen vor unſeren Hinderniſſen zuſammen. Vor den
Schützengräben zweier Bataillone wurden 500 ruſſiſche
Leichen begraben.
Im Dorfe Simiekowce, nördlich von Bie
niawa, wird nach wie vor heftig gekämpft.
Oeſterrei=
chiſch=ungariſche und deutſche Truppen gewannen den
Ort faſt ganz zurück. Die Zahl der in dieſem Raum
ein=
gebrachten Gefangenen beträgt 3000.
Auch am unteren Styr wurden zahlreiche Vorſtöße
des Gegners abgeſchlagen. Bei den vorgeſtrigen Kämpfen
weſtlich Czartorysk hat ein aus Truppen beider
Heere zuſammengeſetztes Armeekorps insgeſamt 5
ruſſi=
ſche Offiziere und 1117 Mann gefangen genommen
und 11 Maſchinengewehre erbeutet.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Die Angriffe der Italiener auf den Görzer
Brük=
kenkopf und die Nachbarabſchnitte dauern fort. Geſtern
waren die heftigſten Stürme gegen Zagora, die
Pod=
gora=Höhe und den Monte San Michele
ge=
richtet. Wieder wurde der Feind überall
abge=
wieſen. Auf den Podgora=Höhen wird um
ein=
zelne Gräben noch gekämpft.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Oeſtlich von Trebinje iſt ein Angriff gegen die
montenegriniſchen Grenzſtellungen im Gange.
Oeſtlich von Bileca und ſüdlich von Avtovac
wurden in den dort erkämpften Poſitionen feindliche
Vor=
ſtöße abgeſchlagen.
Auf dem Berg Bobija kam es zu
Handgranaten=
kampf.
Der ſerbiſche Widerſtand im Raume von
Kraguje=
vac und bei Jagodina wurde gebrochen. Der Feind
iſt im Zurückweichen.
Von der Armee des Generals v. Koeveß rückten
öſterreichiſch=ungariſche Streitkräfte über Pozega
hin=
aus.
Die Verbindung zwiſchen Uzice und der öſtlich von
Viſegrad kämpfenden Gruppe iſt hergeſtellt.
Südweſtlich von Cacak warfen wir den Feind von
den das Tal beherrſchenden Höhen. Andere
öſterreichiſch=
ungariſche Kolonnen nahmen die Höhe Stolice und
Lipnica Glavica und drängen die Serben auf den
Drobnja=Rücken zurück.
Deutſche Trupen rückten in Jagodina ein.
Von den bulgariſchen Kräften drang eine
Ko=
lonne bis Boljevac ſüdweſtlich von Zajecar vor. Eine
andere nahm den Berg Lipnica nordöſtlich von Niſch. Die
Angriffe der Bulgaren ſüdweſtlich von Pirot gewinnen
Raum.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabes:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Zurückgeſchlagene ruſſiſche Angriffe.
TU Berlin, 4. Nov. Dem Berl. Tagebl. wird
aus dem K. u. K. Kriegspreſſequartier unterm 3. Nov.
gemeldet: Die ruſſiſchen Angriffe haben ſich
nun=
mehr auf die ganze Strypafront der Armeen Pflanzer=
Baltin und Bothmer ausgedehnt. Gegen Buzcacz und
weiter flußabwärts gegen Burkanow richtete der Feind
eine Reihe von Vorſtößen. Der Einbruch gelang ihm
indeſſen nur bei Bienieva, wo ſich die Strypa zwiſchen
Teichen und Sümpfen zu einer ſchmalen Flußrinne
ver=
engt. Im Nachtangriff warf jedoch ein Flügelkorps der
Armee Bothmer die Eindringlinge über die Strypa
zu=
rück. Um die Bogenſtellung bei Tarnopol ſind jetzt
eben=
falls heftige Kämpfe im Gange. Am Styr
warfen deutſche und öſterreichiſche Truppen der
Nord=
armee die von Nowaſielki vorgegangenen Ruſſen auf den
Brückenkopf der Bahn Kiew-Kowel zurück.
TU Berlin, 4. Nov. Dem Berl. Tagebl. wird aus
dem Kriegspreſſequartier gemeldet: Die wieder
aufge=
lebte ruſſiſche Offenſive an der oberen Strypa
und am unteren Styr brachte den Ruſſen wieder
große Verluſte. In Oſtgalizien ſind die ruſſiſchen
Angriffe auf den meiſten Punkten ſchon abgewieſen. In
Nord=Wolhynien ſind öſterreichiſch=ungariſche und
deut=
ſche Kräfte in die ruſſiſche Hauptſtellung im Abſchnitt an
der Kowel-Kiew=Bahn ſüdlich des Sumpfgebietes
ein=
gedrungen. Erfolge konnten die Ruſſen an keinem Punkt
erzielen.
Die Kämpfe bei Görz.
* Wien, 3. Nov. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird über die Ereigniſſe am 1. November im
Görziſchen gemeldet: Gegen den Görzer
Brük=
kenkopf ſetzte der Gegner mindeſtens zwei neue
Bri=
gaden ein, die früher an der Dolomitenfront ſtanden.
Der Monte Sabotino wurde zweimal, Oslavija einmal
und die Stellung weſtlich von Pevma viermal
angegrif=
fen; alles vergebens. Sehr ſtarke Vorſtöße
rich=
teten ſich auch gegen die Podgorahöhen, wo der Gegner
wie ſchon öfter, in einige Gräben eindringen konnte, die
er vor nächtlichen Gegenangriffen aber wieder räumen
mußte. Wie gewöhnlich wurden die feindlichen
Angriffe durch Trommelfeuer eingeleitet. Gleichzeitig
richtete ſich ein heftiges Sperrfeuer gegen die Räume
hinter unſerer Front und den Weſtteil von Görz. Starke
Angriffe gegen den Raum von Plava und den Nordteil
der Hochfläche von Doberdo ſollten den Hauptſtoß
unter=
ſtützen. Bei Plava ſelbſt hielt unſere Artillerie mit
mör=
deriſchem Feuer den Angriff nieder. Bei Zagora kam es
zu Nahkämpfen, die noch im Gange ſind. Am Nordteil
des Doberdo=Abſchnittes richtete ſich der Angriff
meh=
rerer Bataillone gegen den Monte San Michele. Das
Honved=Inſanterie=Regiment Nr. 1 ſchlug ihn blutig ab.
Gegen den Raum von San Martino gingen fünf
italie=
niſche Infanterie=Regimenter vor. Es kam zum
Hand=
gemenge in unſeren Gräben. Was ſich vom Feinde
ret=
ten konnte, ſuchte Heil in der Flucht. Unſere Stellungen
blieben feſt in unſeren Händen.
Zum Miniſterwechſel in Rußland.
TU Stockholm, 4. Nov. Die Neubildung
des ruſſiſchen Miniſteriums unter Austritt
Saſonows, Charitonow und Kriwoſchein wurde im
großen Kronrat im Hauptquartier des Generals
Iwa=
now beſchloſſen. In dieſem ſüdweſtlichen Hauptquartier
waren außer den Miniſtern auch die Mitglieder einer
engliſchen Militärmiſſion anweſend. Nach Anſicht
Pe=
tersburger unterrichteter Kreiſe bezweckt die engliſche
Miſſion, Rußlands aktive Teilnahme an den
Bal=
kanereigniſſen durchzuſetzen, ſowie die rumäniſche
Frage aufzurollen. Saſonow hat ſeine
Demiſ=
ſion eingereicht, weil er außerſtande ſei, die Balkanpolitik
vor der Duma zu verantworten, und ſein Anſehen den
Balkandiplomaten gegenüber erſchüttert ſei. Die größte
Schwierigkeit war die Wahl des Nachfolgers; ſchließlich
hat ſich Goremykin zum Antritt des Saſonowſchen Erbes
entſchloſſen. Der Rücktritt Kriwoſcheins und
Charito=
nows, der vor einiger Zeit bereits angekündigt war,
wurde durch den reaktionären Kurs veranlaßt.
TU Paris, 4. Nov. Die hieſige Preſſe erklärt zum
Rücktritt Saſonows, daß er gleichfalls wie Delcaſſé
ein Opfer der verfehlten Balkanpolitik
der Vierverbandsmächte ſei. Die Preſſe betont,
daß der ehemalige Miniſter des Aeußern immer ein
gro=
ßer Freund Frankreichs geweſen und viel dazu
beigetra=
gen habe, die Bande zwiſchen Frankreich und Rußland
einerſeits und zwiſchen dieſen beiden Mächten und
Eng=
land andererſeits enger zu knüpfen. Die Neubildung des
Kabinetts beeinfluſſe keineswegs die äußere Politik
Ruß=
lands; im Gegenteil, das neue ruſſiſche Miniſterium
be=
deute eine Kräfteverſtärkung der Regierung, deren Ziel
nach wie vor die Niederwerfung der Zentralmächte ſei.
Was die innere Politik Rußlands anbetrifft, ſo bedeutet
die Ernennung Goremykins zum Chef der Regierung,
daß der Zar entſchloſſen iſt, die Vorrechte der
Re=
gierung unumſchränkt zu wahren und daß er
die teilweiſe Genugtuung, die er dem Parlament
ge=
währt hatte, aufs äußerſte zu reduzieren gedenkt. Blätter
wie der Temps, Petit Pariſien und Matin erklären, es
ſei nicht ausgeſchloſſen, daß es zwiſchen
Goremy=
kin und der Duma zu einem Kon flikt kommt,
was zu bedauern ſei. Der Entſchluß des Zaren, alle
Kräfte des Kaiſerreichs dem Kriege zu widmen, müſſe
alle anderen Fragen als nebenſächlich erſcheinen laſſen.
Frankreich habe zu den inneren Problemen
Rußlands keine Stellung zu nehmen und
müſſe beſonders vermeiden, durch einſeitige
Stellung=
nahme Stoff zu Diskuſſionen zu liefern, die die Ruſſen
am beſten ſelbſt im Intereſſe ihres Landes führen
kön=
nen. Die linksſtehende Preſſe verbürgt dagegen ihre
Ent=
täuſchung über die reaktionäre Wendung der ruſſiſchen
Politik nicht und ſieht in der Bildung des neuen
ruſſi=
ſchen Kabinetts die Unterdrückung des ruſſiſchen
Parla=
mentarismus und die Wiederkehr zur autokratiſchen
Herr=
ſchaft in Rußland.
* Petersburg, 4. Nov. Zwiſchen Chwoſtow
und Ruchlow iſt über die Einmiſchung Chowſtows in
die Fragen der Lebensmittelbeförderung ein
Kompe=
tenzkonflikt ausgebrochen. Ruchlow hat an
Chow=
ſtow ein Schreiben geſchickt, in dem er ſich jede
Ein=
miſchung in die Angelegenheiten ſeines Reſſorts verbittet.
Ruſſiſches.
Eine Vergnügungsſteuer.
* Petersburg, 4. Nov. Der Finanzminiſter hat
in dem letzten Miniſterrat vorgeſchlagen, eine
Kriegs=
ſteuer von zwei Kopeken bis einen Rubel zehn
Ko=
peken auf die Eintrittskarten der verſchiedenen
Ver=
gnügungsanſtalten zu legen.
Die Moskauer Unruhen.
* Petersburg, 4. Nov. Eine Anzahl
ruſſi=
ſcher Geſchäftsleute in Moskau, die bei den
Deutſchen=Pogromen Schaden erlitten, haben beim
Senats=
gericht eine Privatklage auf Schadenserſatz
gegen den damaligen Miniſter des Innern Maklakow,
den Generalgouverneur Juſſupow und den
Stadthaupt=
mann Adrianow eingereicht.
Meuterei der ruſſiſchen Kaukaſustruppen.
* Konſtantinopel, 4. Nov. Nach den aus
Erze=
rum eingetroffenen Nachrichten meuterte ein
Ba=
taillon des rechten Flügels der ruſſiſchen
Kaukaſus=
armee. Den gegen die Meuterer entſandten Truppen
wurde bewaffneter Widerſtand entgegengeſetzt. Auf
bei=
den Seiten gab es ernſte Verluſte. Ruſſiſche
Gefan=
gene, von denen die Nachrichten herrühren, bemerken, daß
auch ihre Offiziere ſehr niedergedrückt ſind.
Die Einigkeit der Ententegenoſſen.
T. U. Konſtantinopel, 4. Nov. Eine anmutige
Enthüllung macht der Tanin anläßlich des
Jahres=
tages des Kriegsausbruches. Er erzählt
näm=
lich, daß, als die Entente ſich noch bemühte, die Türkei
vom Anſchluß an den Dreiverband abzuhalten, jeder
ihrer Botſchafter die Abſicht des anderen
Verbündeten gegen die Türkei in den
ſchwärzeſten Farben darzuſtellen ſuchte.
Der engliſche Botſchafter gab zu, daß Rußland der
eigent=
liche Feind der Türkei ſei. Er half aber dieſen ſo
gefähr=
lichen ruſſiſchen Plan durch die Verſicherung zu
beruhi=
gen, daß England nach dem Kriege gegen Deutſchland ſich
auf Rußland werfen und dieſes dadurch an der
Ausfüh=
rung ſeiner feindlichen Abſicht verhindern werde. Der
franzöſiſche Botſchafter ſuchte die Pforte von der
Frag=
würdigkeit der ruſſiſchen und engliſchen
Freundſchaftsver=
ſicherungen zu überzeugen, während der ruſſiſche
Botſchaf=
ter ſich bemühte, ſeine Ententekollegen anzuſchwärzen. So
erlangte die Pforte ſchon zu Beginn des Weltkrieges einen
Einblick in das unaufrichtige und treuloſe Treiben des
Vierverbandes.
Eine neue engliſche Kreditvorlage.
* London, 4. Nov. Der parlamentariſche
Mitarbei=
ter des Daily Telegraph erfährt, daß die
Kreditvor=
lage die in der nächſten Woche eingebracht werde 250
Millionen Pfund betrage, die wie gewöhnlich von
Asquith begründet werden würde, er werde ſich dabei auf
eine Beſprechung der finanziellen Ausſichten beſchränken.
Trotzdem wird dieſe Gelegenheit zu einer Debatte der
politiſchen und militäriſchen Zuſtände benutzt werden.
Der Balkankrieg.
Der bulgariſche Tagesbericht.
* Sofia, 4. Nov. Amtlicher Bericht über die
Kampfhandlungen am 2. November. Unſere Truppen
ſetzten ihre Offenſive auf der Straße Zajecar-Paracin
fort. Wir beſetzten die Stadt Bolevac und
er=
reichten die Linie Valakone-Bodrujevac im Tale des
Sprlisky Timok. Nach erbittertem Kampfe erreichten wir
die Linien Kalafat=Höhe 5072—Dorf Prekopa-Prokopje
Planina=Höhe 951—Höhe 1099 an der Vicerga Mian (?).
Nach Ausſagen von Gefangenen wohnte König Peter
den Kampfyandlungen an dieſer Front bei. Im Tal des
Vlaſſotinsca=Fluſſes wurden die Serben aus ihren
Stel=
lungen vertrieben. Unſere Truppen beſetzten die Linie
Secenica-Breſtovdol und machten noch 600
Gefan=
gene. Von den übrigen Fronten wird keine Veränderung
gemeldet.
Die Bulgaren beſchießen Niſch.
T.U. Budapeſt, 4. Nov. Aus Bukareſt wird
ge=
meldet: Die gegen Niſch vordringenden bulgariſchen
Truppen operieren ſehr erfolgreich. Die bulgariſche
Artillerie hat bereits die Befeſtigungen von
Niſch unter ihr Feuer genommen.
Serbien vor der Kataſtrophe.
T.U. Sofia, 4. Nov. Das Blatt Utro meldet aus
Bukareſt, daß der dortige ſerbiſche Geſandte ein
chiffrier=
tes Telegramm von der ſerbiſchen Regierung erhielt,
in dem der ſerbiſche Geſandte von der verzweifelten
Lage Serbiens verſtändigt wurde und verſchiedene
darauf bezügliche Mitteilungen erhielt. Der ſerbiſche
Geſandte ſuchte daraufhin den Miniſterpräſidenten
Bra=
tianu auf, bei dem er über eine Stunde verweilte.
Nach=
richten aus Kreiſen, die dem Miniſterpräſidenten nahe
ſtehen, beſagen, der ſerbiſche Geſandte habe ausgeführt,
daß Serbien gezwungen ſein werde, von den
Zentralmäch=
ten und Bulgarien Frieden zu verlangen, um
wenigſtens das zu retten, was Serbien noch zu erhalten
gedenkt, falls nicht im letzten Augenblick noch Hilfe komme.
Bratianu erteilte dem ſerbiſchen Geſaudten die Antwort,
daß Rumänien Serbien nicht zu Hilfe
kom=
men könne. Sichtlich verzagt verließ der ſerbiſche
Ge=
ſandte das Miniſterium und begab ſich in die ruſſiſche
Geſandtſchaft wo er gleichfalls längere Zeit
ver=
weilte. In Sofia iſt in ernſter Form die Nachricht
ver=
breitet, daß Serbien einen Sonderfrieden
von Bulgarien und den Zentralmächten
verlangt habe. Sollten dieſe Gerüchte auf
Wahr=
ſcheinlichkeit beruhen, ſo würde demnach Serbien bereit
ſein, auf ganz Mazedonien zu verzichten und ebenſo auch
die von den Zentralmächten beſetzten Gebietsteile
auf=
zugeben, um wenigſtens als politiſche Einheit erhalten zu
bleiben.
* Lyon 4. Nov. Wie die Blätter melden, erklärte
eine hochgeſtellte ſerbiſche Perſönlichkeit, daß der ſerbiſche
Generalſtab das ſerbiſche Heer langſam an die
albaniſche Grenze zurückzuführen und die
Streitkräfte möglichſt intatt zu erhalten beabſichtige, um
ſpäter mit den verbündeten Armeen gemeinſam vorgehen
zu können. Im Abſchnitte von Kriwolak finden nach den
letzten Gefechten Vorpoſtenſcharmützel ſtatt. An der
gan=
zen griechiſch=bulgariſchen Grenze herrſcht bulgariſcherſeits
große Tätigkeit. Soldaten und Ziviliſten ſind längſt der
ganzen Grenze mit dem Anlegen von Schützengräben und
Schanzwerken beſchäftigt.
Keine Demobiliſierung der griechiſchen Armee.
* Berlin, 4. Nov. Die B. Z. berichtet aus
Buda=
peſt: AzEſt meldet aus Athen: Der griechiſche
Kriegs=
miniſter hat die Nachricht über die Demobiliſierung
der griechiſchen Armee dementiert.
Das Vorgehen Griechenlands gegen die Entente.
T.U. Sofia, 4. Nov. Die halbamtliche Kambana
ſchreibt: Von berufener Stelle wird erklärt, daß unſere
Armee ſiegreich fortſchreitet. Die Lage iſt
vorzüglich, Griechenland und Rumänien bleiben neutral.
Die Anweſenheit König Konſtantins und des
grie=
chiſchen Generalſtabsche fs in Saloniki
bil=
det den erſten Schritt Griechenlands gegen
die Entente. Griechenland hat beſchloſſen, der
bru=
talen Neutralitätsverletzung durch die Ententetruppen ein
Ende zu bereiten und falls es nötig ſein ſollte, die bereits
gelandeten Truppen mit Waffengewalt zu
ver=
treiben.
* Konſtantinopel, 4. Nov. An keiner hieſigen
Stelle iſt bisher eine Beſtätigung der Gerüchte über die
Zurückziehung der verbündeten Truppen
von Saloniki, oder der bevorſtehenden Landung im
bulgariſchen Hafen Kavalla am Aegäiſchen Meer
einge=
troffen.
TU Sofia, 4. Nov. Mit Befriedigung wird hier
die Nachricht aus Athen aufgenommen, wonach unter den
dortigen leitenden Kreiſen, wie der Oeffentlichkeit das
immer anmaßendere Gebaren der Ententetruppen in
Sa=
loniki wachſenden Unwillen erregt. Man beginnt
zu befürchten, daß England ähnlich wie in Gibraltar ſich
auch in Saloniki dauernd niederlaſſen werde. Die
bul=
gariſch=griechiſchen Beziehungen geſtalten
ſich zunehmend freundlicher. Die Regierung
beſchloß, außer Getreide, Mehl und Rohprodukten auch
ſonſtige Bedarfsartikel für die Ausfuhr nach
Griechen=
land freizugeben.
Ein neues rumäniſches Kabinett?
TU Bukareſt, 4. Nov. Täglich finden beim
König Konferenzen ſtatt. Majorescu ſoll ein
neues Kabinett bilden. In das neue Kabinett
werden eintreten: Peter Carp, Marghiloman und Fürſt
Cantacuſene.
Entwaffnung ruſſiſcher Kriegsſchiffe.
* Berlin, 4. Nov. Der Lok.=Anz. meldet aus
Bu=
dapeſt: Der Peſter Lloyd meldet aus Bukareſt, daß
nach der rumäniſchen Zeitung Epoca die in dem
Donau=
hafen Kruja liegenden ruſſiſchen Kriegsſchiffe
nunmehr entwaffnet worden ſind. Die Bemannung
beſtand aus 860 Matroſen, von denen der größte Teil
geſtern nach dem Hafen Konſtanza geführt wurde. Der
Reſt wird heute folgen.
Die aufgedeckten Machenſchaften des
Vier=
verbandes in Bulgarien.
* Sofia, 4. Nov. Das Regierungsorgan Narodni
Prawa bringt eine Aufſtellung der
Beſtechungs=
ſummen, die im Laufe des September von Agenten
des Vierverbandes an verſchiedene
bulga=
riſche Politiker gegeben wurden, die für einen
Krieg gegen die Türkei agitierten. An die erwähnten
Perſonen ſind 1 500000 Franken ausgezahlt
wor=
den, ferner im Laufe des September und bis zum 18.
Ok=
tober mehrere Schecks im Betrage von 2 740000
Fran=
ken, an einen Bauernbündler ſind rund 18
Millio=
nen ausgezahlt worden. Das Blatt kündigt an, daß eine
Unterſuchung eingeleitet wurde.
„Moraliſche‟ Erziehung ſerbiſcher Soldaten.
* Wien, 4. Nov. Das Kriegspreſſequartier meldet
unter dem Titel „Moraliſche Erziehung
ſerbi=
ſcher Soldaten”: In welcher zielbewußten,
ſyſtema=
tiſchen Art in der ſerbiſchen Armee der Haß gegen
Oeſterreich=Ung arn ſeit Jahren geſchürt wird,
beweiſt ein jetzt aufgefundenes militäriſches Dokument.
Gelegentlich der letzten Einnahme Belgrads ſtieß man in
der Wohnung des ſerbiſchen Rittmeiſters Milos Kalenic
auf einen vom 1. Dezember 1913 datierten Befehl des
Generals Branko Jovanovic des Kommandanten
einer ſerbiſchen Kavallerietruppendiviſion. In dieſem
Schriftſtücke fordert der Diviſionär das ihm unterſtehende
Offizierkorps auf, zur Erreichung der nationalen Ideale
alle Mittel, ſelbſt jene anzuwenden, die ſonſt im
Privat=
leben als unmoraliſch angeſehen werden und ſchärfſte
Strafen verdienen.
Nach dem weſentlichen Inhalt des Befehles muß
der Soldat für den Krieg moraliſch erzogen werden. Die
Anſicht des Diviſionärs über dieſe „moraliſche Erziehung”
iſt in der Form eines Breviers in zehn Punkten
zuſam=
mengefaßt. In dem dritten Punkte, die Verherrlichung
der ſerbiſchen Waffentaten betreffend, wird angeordnet,
daß bei Beſprechung des ſerbiſch=bulgariſchen Krieges die
Bulgaren als untreue Verbündete und als
Verbre=
cher die auf die Vernichtung des Serbentums
hin=
arbeiten, zu ſchildern ſind. Im neunten Punkte wird von
der Notwendigkeit und Wahrſcheinlichkeit
eines Krieges mit Oeſterreich=Ungarn zu dem
Ziele geſprochen, um die unter öſterreichiſch=ungariſcher
Herrſchaft ſtehenden ſerbiſchen Länder, die durch rein
ſerbiſche Stämme verſchiedener Religionen bewohnt
wer=
den, wie Bosnien, die Herzegowina, Dalmatien, Nord=
Albanien, das Banat, Syrien, Bacska, Slawonien,
Kro=
atien, Krain und Görz, unter das ſerbiſche Szepter zu
bringen. Der Diviſionär meint, den Soldaten müſſen
die „Svabas” Albaneſen und Bulgaren als To
d=
ſeinde bezeichnet und dies bei jeder Gelegenheit
be=
tont werden. Der ſerbiſche Soldat müſſe für den Kampf
auf Leben und Tod vorbereitet werden, da jetzt die
Schlachten am Amſelfelde und bei Slivnica gerächt
wer=
den ſollen. Es ſoll im Soldaten ſtatt des angeborenen
Türkenhaſſes der Haß gegen Oeſterreich=Ungarn,
Bulgarien, ſowie gegen das autonome Albanien
großgezogen werden. Den jungen Soldaten muß
ein=
geprägt werden, daß der Krieg mit Oeſterreich=Ungarn
zum weiteren Erreichen der nationalen Ideale eine
un=
bedingte Notwendigkeit bilde.
Aus dem vorgefundenen Befehl geht hervor, daß der
Kommandant der zweiten Kavalleriebrigade und jener
des vierten Kavallerieregiments dieſe Inſtruktion des
Diviſionärs zur beſonderen Beachtung und Beherzigung
empfehlen und von dem Offizierkorps die eifrigſte
Be=
folgung dieſer Grundſätze erwarten.
* Berlin, 4. Nov. Die Berliner
Stadtverordneten=
verſammlung hat einſtimmig und ohne Debatte einer
Vorlage des Magiſtrats zugeſtimmt, eine Spende von
20000 Mark für das Rote Kreuz in
Bulga=
rien zu bewilligen.
* London, 4. Nov. Der Brotpreis wird vom
nächſten Montag ab in London und anderen Städten
wei=
ter erhöht.
* London 4. Nov. Die Morning Poſt berichtet
aus Cardiff: Infolge des Schiffsmangels und der
Ein=
ſchränkung des Handels durch die Maßnahmen der
Re=
gierung mußten die für die Admiralität liefernden
Kohlenzechen im Oktober neun Tage ſtillſtehen.
Viele andere haben kürzere Zeit ſtilllgeſtanden. Die
Arbei=
ter einiger Bezirke planen regelmäßige Feiertage
ein=
zuführen.
* Konſtantinopel, 3. Nov. Der Kaiſer hat dem
Großveſir den Schwarzen Adler=Orden
ver=
liehen.
Wahlen in Amerika.
* Amſterdam, 4. Nov. Die Times meldet aus
Neu=York: Die Republikaner hatten am
Diens=
tag bei den örtlichen Wahlen Erfolge. In
ver=
ſchiedenen Staaten des Oſtens verlor die demokratiſche
Partei an Stimmem
* Neu=York 3. Nov. (Zenſ. Frkft.) In den
ge=
ſtern abgehaltenen Staatswahllen, die teilweiſe mit
einer Abſtimmung über vorgeſchlagene
Verfaſſungsände=
rungen verbunden waren, erlitt das
Frauenſtimm=
recht eine entſchiedene Niederlage. Der Staat Neu=
York verwarf es mit einer Majorität von 220000
Stim=
men, Maſſachuſetts mit einer ſolchen von 110000,
Penn=
ſylvania von 150000 Stimmen. Die Niederlage iſt um
ſo bemerkenswerter, als eine äußerſt lebhafte Agitation
für das Frauenſtimmrecht vorhergegangen war. Das
zweite intereſſante Ergebnis iſt, daß Präſident
Wil=
ſons Anhänger überall entſcheidend
ge=
ſchlagen wurden. Sehr auffällig trat dies in einem
Kongreßwahlkreiſe im Staate Neu=York hervor, wo der
Kandidat von Wilſon beſonders empfohlen war. Hier
haben die deutſchen Wähler den Ausſchlag gegen Wilſon
gegeben und die Mehrheit von 6000 Stimmen, die ſein
Freund früher gehabt hatte, in eine Minderheit
umge=
wandelt. (Frbft. Ztg.)
Letzte Nachrichten.
* Amſterdam, 4. Nov. Einem hieſigen Blatt zufolge
meldet die Times aus Petersburg, daß der Verkehr auf
den zentralaſiatiſchen Altaibahn am 2.
No=
vember eröffnet worden iſt, vierzehn Monate vor dem
urſprünglich angeſetzten Zeitpunkt. Die Bahn, die
fünf=
hundert Meilen lang iſt, erſchließt ausgedehnte und reiche
Strecken Sibiriens dem Verkehr.
* Kriſtiania, 4. Nov. Aus St. Croix in Däniſch=
Weſtindien ſind beunruhigende Nachrichten über eine
Negerrevolte hierher gelangt. Einzelheiten fehlen.
Die däniſche Regierung entſendet aber ſofort ein
Panzer=
ſchiff mit einigen hundert Infanteriſten nach Weſtindien.
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Freütag: Wechſelndie
Be=
wölkung, teilweiſe Aufklaren, Morgennebel, ſonſt meiſt
trocken, etwas kälter.
Tageskalender.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende nach
11 Uhr (Ab. D): „Die Räuber”.
Fügen Fie Ihren Bendungen ins Feld
1 Schachtel Jays ächte Sodener Mineral-
Paſtillen bei. Sie erweiſen damit unſeren
tapferen Kriegern einen
(I,15362
doppelten Dienſt.
Erſtens ſind „Fays ächte” ein vorzügliches
Mittel gegen alle Erkältungen und
zwei=
tens wirken dieſelben durſtſtillend.
Ver=
langen Sie aber ausdrücklich „Fays ächte‟,
weil minderwertige Nachahmungen beſtehen.
Ihre Kriegstrauung beehren sich anzuzeigen
Fritz Paul,
Revisor,
z. Zt. Sanitäts-Unteroff. im Inf.-Regt. 342,
z. Zt. im Felde
und Frau Lisbeth, geb. Eymann.
Darmstadt, 4. November 1915.
(*7426
Statt Karten!
Regierungsbaumeister Karl Hallwachs
und Frau Katharina Hallwachs,
geb. Eißfeller,
zeigen die Geburt einer Tochter an.
Darmstadt, 4. November 1915.
(*7450
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
heute früh 5½ Uhr meine liebe Frau, unſere
gute, treuſorgende Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Margarete Landzettel
geb. Weber
nach langem, ſchwerem Leiden im Alter von
71 Jahren zu ſich zu nehmen.
Um ſtille Teilnahme bitten
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Ludwig Landzettel.
Darmſtadt, den 4. November 1915.
Große Kaplaneigaſſe 14.
(*7445
Die Beerdigung findet Samstag, den 6. Nov.,
nachmittags 2 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Nach Gottes Willen iſt heute unſere liebe,
treue Mutter und Großmutter
(B15430
Frau Beate Boltz
geb. Raab
Witwe des Oberlehrers
nach kurzer Krankheit im 88. Lebensjahre ſanft
entſchlafen.
In tiefer Trauer:
Oberbibliothekar Dr. Voltz
und Familie.
Darmſtadt, den 4. November 1915.
Roquetteweg 41.
Die Beerdigung erfolgt in der Stille.
Nach dem Wunſch der Verſtorbenen bitten wir
von Blumenſpenden und Beileidsbeſuchen
abzuſehen.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meinen innigſtgeliebten Gatten, meinen
unver=
vergeßlichen, guten Vater
Herrn Dares Mäeen
Metzgermeiſter
nach langem, mit großer Geduld ertragenem
Leiden heute vormittag im Alter von 69 Jahren
plötzlich zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Um ſtille Teilnahme bitten: (*7476
Pauline Bickerle, geb. Schober,
Willy Bickerle.
Darmſtadt, den 4.=November 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, den 6. Nov.,
nachm. ½3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Den Heldentod fürs Vaterland ſtarb in
Galizien mein braver, treuer Sohn, unſer guter
Bruder, Schwager und Bräutigam (*7415
Tnowig Zahele
im Alter von 20 Jahren.
In tiefer Trauer:
Familie Ph. Buhlmann,
Käthe Fulzmann
als Braut.
Darmſtadt, den 4. November 1915.
Gottesdienſt in der Synagsge der israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Samstag, den 6. Nov. Vorabend 4 Uhr 30 Min.
Morgens 8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr..
Sabbataus=
gang 5 Uhr 50 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 7. Nov., an:
Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachmittags 4 Uhr 45 Min.
NB. Sonntag, den 7. und Montag, den 8. November=
Rausch Chaudesch Keslev
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme bei dem Heimgange
unſerer lieben, guten Gattin und Mutter ſagen wir
hiermit unſeren innigſten Dank.
(*7427
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
P. Herle,
Johanna Herle.
Darmſtadt, den 4. November 1915.
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
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Bekanntmachung
über die Regelung der Fiſch= und Wildpreiſe.
Vom 28. Oktober 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) beſchloſſen:
§ 1. Der Reichskanzler iſt ermächtigt, Preiſe für Fiſche und Wild im Großhandel
am Berliner Markte nach Anhörung von Sachverſtändigen feſtzuſetzen (Grundpreis).
Die Grundpreiſe werden nach Berückſichtigung der Geſtehungskoſten und der
Marktlage von einem Sachverſtändigenausſchuſſe, deſſen Zuſammenſetzung und
Ver=
fahren der Reichskanzler beſtimmt, laufend nachgeprüft.
§ 2. Die Grundpreiſe ſind für das Reichsgebiet maßgebend, ſoweit nicht gemäß
§ 3 abweichende Beſtimmungen getroffen werden.
§ 3. Zur Berückſichtigung der beſonderen Marktverhältniſſe in den verſchiedenen
Wirtſchaftsgebieten können die Landeszentralbehörden oder die von ihnen beſtimmten
Behörden für ihren Bezirk oder Teile ihres Bezirkes Abweichungen von den
Grund=
preiſen anordnen.
Bei Verſchiedenheit der Preiſe am Orte der gewerblichen Niederlaſſung des
Käufers und des Verkäufers ſind die für den letzteren Ort geltenden Preiſe maßgebend.
§ 4. Inſoweit Grundpreiſe gemäß § 1 feſtgeſetzt ſind, ſind Gemeinden mit mehr
als zehntauſend Einwohnern verpflichtet, andere Gemeinden ſowie Kommunalverbände
berechtigt und auf Anordnung der Landeszentralbehörde verpflichtet, Höchſtpreiſe im
Kleinhandel mit Fiſchen und Wild unter Berückſichtigung der beſonderen örtlichen
Ver=
hältniſſe feſtzuſetzen. Der Reichskanzler iſt befugt. Vorſchriften über die Grenzen zu
erlaſſen, innerhalb deren ſich die Kleinhandelshöchſtpreiſe zu bewegen haben. Soweit
Preisprüfungsſtellen beſtehen, ſind dieſe vor der Feſtſetzung zu hören.
Sind die Höchſtpreiſe am Orte der gewerblichen Niederlaſſung des Verkäufers
andere als am Wohnort des Käufers, ſo ſind die erſteren maßgebend.
§ 5. Gemeinden können ſich miteinander und mit Kommunalverbänden zur
ge=
meinſamen Feſtſetzung von Höchſtpreiſen (§ 4) vereinigen.
Die Landeszentralbehörden können Kommunalverbände und Gemeinden zur
gemeinſamen Feſtſetzung von Höchſtpreiſen vereinigen.
§ 6. Soweit die Höchſtpreiſe für einen größeren Bezirk geregelt werden, ruht die
Verpflichtung oder die Beſugnis der zu dem Bezirk gehörenden Gemeinden und
Kommunalverbände.
§ 7. Die auf Grund dieſer Verordnung feſtgeſetzten Preiſe ſind Höchſtpreiſe im
Sinne des Geſetzes, betreffend Höchſtpreiſe, vom 4. Auguſt 1914 in der Faſſung der
Be=
kanntmachung vom 17. Dezember 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 516) in Verbindung mit
der Bekanntmachung vom 23. September 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 603).
§ 8. Die Landeszentralbehörden erlaſſen die Beſtimmungen zur Ausführung
des § 4. Sie können anordnen, daß die Feſtſetzungen nach § 4 anſtatt durch die
Ge=
meinden und Kommunalverbände durch deren Vorſtand erfolgen. Sie beſtimmen, wer
als Kommunalverband, als Gemeinde oder als Vorſtand im Sinne dieſer Verordnung
anzuſehen iſt.
§ 9. Als Kleinhandel im Sinne dieſer Verordnung gilt der Verkauf an den
Ver=
braucher, ſoweit er nicht Mengen von mehr als zehn Kilogramm zum Gegenſtande hat.
§ 10. Dieſe Verordnung tritt am 1. November 1915 in Kraft. Der Reichskanzler
beſtimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Berlin, den 28. Oktober 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung
über die Regelung der Fiſch= und Wildpreiſe.
Vom 1. November 1915.
Auf Grund des § 8 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung der Fiſch=
und Wildpreiſe vom 28. Oktober 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 716, 717) wird folgendes
beſtimmt:
§ 1. Die Feſtſetzungen nach § 4 der Verordnung erfolgen anſtatt durch die
Ge=
meinden und Kommunalverbände durch deren Vorſtand.
§ 2. Im Sinne der Verordnung iſt anzuſehen:
a) als Kommunalverband der Kreis,
b) als Gemeinde jeder im Sinne von Artikel 1 der Städte= und
Landgemeinde=
ordnung gebildtte Verband,
e) als Vorſtand des Kommunalverbandes der Großherzogl. Kreisrat
d) als Vorſtand der Gemeinde in Landgemeinden die Großherzogl.
Bürger=
meiſterei, in Städten der Bürgermeiſter oder Oberbürgermeiſter.
Darmſtadt, den 1. November 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern:
J. V.: Schliephake.
Krämer.
15411)
Bekanntmachung
zur Einſchränkung des Fleiſch= und Fettverbrauchs.
Vom 28. Oktober 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
§ 1. Dienstags und Freitags dürfen Fleiſch, Fleiſchwaren und Speiſen, die ganz
oder teilweiſe aus Fleiſch beſtehen, nicht gewerbsmäßig an Verbraucher verabfolgt
dies git uicht für die Lieſerung unmitelbar an die Heresverwalungen und
an die Marineverwaltung.
§ 2. In Gaſtwirtſchaften, Schank= und Speiſewirtſchaften ſowie in Vereins= und
Erfriſchungsräumen dürfen
1. Montags und Donnerstags Fleiſch, Wild, Geflügel, Fiſch und ſonſtige Speiſen,
die mit Fett oder Speck gebraten, gebacken oder geſchmort ſind, ſowie
zer=
laſſenes Fett und
2. Sonnabends Schweinefleiſch
nicht verabfolgt werden.
Geſtattet bleibt die Verabfolgung des nach Nr. 1 oder 2 verbotenen Fleiſches als
Aufſchnitt auf Brot.
§ 3. Als Fleiſch im Sinne dieſer Verordnung gilt Rind=, Kalb=, Schaf=,
Schweinefleiſch ſowie Fleiſch von Geffügel und Wild aller Art. Als Fleiſchwaren
gelten Fleiſchkonſerven, Würſte aller Art und Speck. Als Fett gilt Butter und
Butter=
ſchmalz, Oel. Kunſtſpeiſefette aller Art, Rinder=, Schaf= und Schweinefett.
§ 4. Die Beamten der Polizei und die von der Polizei beauftragten
Sachver=
ſtändigen ſind befugt, in die Geſchäftsräume der dieſer Verordnung unterliegenden
Per=
ſonen, insbeſondere in die Räumein denen Fleiſch, Fleiſchwaren und Fett gelagert,
zubereitet, feilgehalten oder verabfolgt werden, jederzeit einzutreten daſelbſt
Beſich=
tigungen vorzunehmen, Geſchäftsaufzeichnungen einzuſehen, auch nach ihrer Auswahl
Proben zum Zwecke der Unterſuchung gegen Empfangsbeſtätigung zu entnehmen.
Die Unternehmer ſowie die von ihnen beſtellten Betriebsleiter und
Aufſichts=
perſonen ſind verpflichtet, den Beamten der Polizei und den Sachverſtändigen Auskunft
über das Verfahren bei Herſtellung ihrer Erzeugniſſe, über die zur Verarbeitung
ge=
langenden Stoffe und deren Herkunft ſowie über Art und Umfang des Abſatzes zu
erteilen.
§ 5. Die Sachverſtändigen ſind, vorbehaltlich der dienſtlichen Berichterſtattung
und der Anzeige von Geſetzwidrigkeiten, verpflichtet, über die Einrichtungen und
Geſchäftsverhältniſſe, welche durch die Aufſicht zu ihrer Kenntnis kommen,
Verſchwiegen=
heit zu beobachten und ſich der Mitteilung und Verwertung der Geſchäfts= und
Betriebs=
geheimniſſe zu enthalten. Sie ſind hierauf zu vereidigen.
§ 6. Die Unternehmer haben einen Abdruck dieſer Verordnung in ihren
Ver=
kaufs= und Betriebsräumen auszuhängen.
§ 7. Mit Geldſtrafe bis zu eintauſendfünfhundert Mark oder mit Gefängnis bis
zu drei Monaten wird beſtraft:
1, wer den Vorſchriften des § 1 oder des § 2 zuwiderhandelt;
2. wer den Vorſchriften des § 5 zuwider Verſchwiegenheit nicht beobachtet oder
der Miteilung von Geſchäfts= oder Betriebsgeheimniſſen ſich nicht enthält;
3. wer den im § 6 vorgeſchriebenen Aushang unterläßt:
4. wer den nach § 10 erlaſſenen Ausführungsvorſchriften zuwiderhandelt.
In dem Falle der Nr. 2 tritt die Verfolgung nur auf Antrag des
Unter=
nehmers ein.
§ 8. Die zuſtändige Behörde kann Gaſtwirtſchaften, Schank= und
Speiſe=
wirtſchaften, Vereins= und Erfriſchungsräume ſchließen, deren Unternehmer oder
Re=
triebsleiter ſich in Befolgung der Pflichten unzuverläſſig zeigen, die ihnen durch dieſe
Verordnung oder die dazu erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen auferlegt ſind. Das
gleiche gilt für ſonſtige Geſchäfte, in denen Fleiſch, Fleiſchwaren und Speiſen, die ganz
oder teilweiſe aus Fleiſch beſtehen, feilgehalten werden.
Gegen die Verfügung iſt Beſchwerde zuläſſig. Ueber die Beſchwerde entſcheidet
die höhere Verwaltungsbehörde endgültig. Die Beſchwerde bewirkt keinen
Aufſchub.
§ 9. Die Vorſchriften dieſer Verordnung finden auch auf
Verbrauchervereini=
gungen Anwendung.
§ 10. Die Landeszentralbehörden erlaſſen die Beſtimmungen zur
Ausführung dieſer Verordnung. Sie beſtimmen, wer als zuſtändige Behörde
und als höhere Verwaltungsbehörde im Sinne dieſer Verordnung
anzu=
ſehen iſt.
Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bezeichneten
Behörden ſind befugt, an Stelle der in den §§ 1 und 2 bezeichneten Tage andere zu
beſtimmen ſowie Ausnahmen von den Vorſchriften in den §§ 1 bis 3 zu geſtatten.
§ 11. Dieſe Verordnung tritt mit dem 1. November 1915 in Kraft. Der
Reichs=
kanzler beſtimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Berlin, den 28. Oktober 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung
zur Einſchränkung des Fleiſch= und Fettverbrauchs.
Vom 30. Oktober 1915.
Auf Grund des § 10 der Bundesratsverordnung zur Einſchränkung des Fleiſch=
und Fettverbrauches vom 28. Oktober 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 714, 715) wird
folgen=
des beſtimmt:
§ 1. Zuſtändige Behörde iſt das Kreisamt, höhere Verwaltungsbehörde der
Provinzialausſchuß.
§ 2. Als diejenigen Behörden, die befugt ſind, an Stelle der in den §§ 1 und 2
bezeichneten Tage andere zu beſtimmen, ſowie Ausnahmen von den Vorſchriften in den
§§ 1 bis 3 zu geſtatten, werden die Kreisämter bezeichnet.
Darmſtadt, den 30. Otiober 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern:
J. V.: Schliephake.
Krämer.
15410)
erter e e e ere enen
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 1 Spitzhund, 1 Foxterrier, 1 Affenpinſcher (zugelaufen).
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Wollzei=Revier
ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde
findet dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt. (15409
Bekanntmachung.
Im Einverſtändnis mit der Stadtvertretung und mit
Geneh=
migung Großh. Miniſteriums des Innern vom 26. Oktober d. J.
zu Nr. M. d. J. III. 16 653 erhält der § 22 Abſ. II der
Wochenmarkt=
ordnung für die Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt vom 27. März
1914 folgende Faſſung:
„Der Großverkauf auf dem beſonderen Platz dauert 2½ Stunden.”
Die Beſtimmung tritt ſofort in Kraft.
Im Einvernehmen mit dem Herrn Oberbürgermeiſter wird auf
Grund des § 4 Abſ. I der Wochenmarktordnung die Zeit für den
Großverkauf wie folgt feſtgeſetzt:
1. für die Monate November bis einſchl. April von 7 bis
9½ Uhr vormittags,
2 für die übrigen Monate von ½6 bis 8 Uhr vormittags.
Darmſtadt, den 3. November 1915.
(15408
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Dr. Reinhart.
Die Lieferung von Vollmilch
ſoll vom 15. November 1915 ab anderweit vergeben werden.
Schrift=
liche Angebote ſind bis 7. November, vorm. 11 Uhr und mit
entſprechender Aufchrift verſehen, auf Zimmer 27 im
Wirtſchafts=
gebäude Ernſt Ludwigskaſerne abzugeben, woſelbſt auch die
Lieſe=
rungsbedingungen eingeſehen werden können.
(15433
Küchenverwaltung
I. Erſatz=Batl. Infanterie=Regt. Nr. 115.
Gitarren, Mandolinen
Violinen, von 5 Mk. an. Flsten,
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Saiten billigſt!
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abzug. Gervinusſtr. 62. (*7398
cher verabfolgt 1
ſtadt II har in ſeiner Sthzung
vom 14. Oktober 1915 die
nach=
folgenden Perſonen wegen Milch=
(15389
fälſchung verurteilt:
1. Landwirt Jakob Schmidt II.
Ehefrau, geb. Fauſt, zu Meſſel,
zu einer Geldſtrafe von 30 Mk.,
im Uneinbringlichkeitsfalle
6 Tage Gefängnis;
2. Landwirt Philipp
Lau=
mann IV. Ehefrau, geb.
Ger=
mann zu Meſſel, zu einer
Geldſtrafe von 60 Mk., im
Un=
einbringlichkeitsfalle 12 Tage
Gefängnis=
3. Landwirt Simon
Spiel=
mann I. Ehefrau, geb.
Lau=
mann zu Meſſei, zu einer
Geldſtrafe von 50 Mk., im
Un=
einbringlichkeitsfalle 10 Tage
Gefängnis;
4. Landwirt Ludwig
Lau=
mann I2. Wwe, geb. Volh
zu Meſſel, zu einer Geldſtrafe
von 20 Pk., im
Uneinbring=
lichkeitsfalle 4 Tage Gefängnis.
Das Urteil iſt rechtskräftig.
Darmſtadt, 27. Oktober 1915.
Gr. Amtsgericht Darmſtadt II.
ür Samstag auf d.
Empfehle Wochenmarft
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Hafen u. Rehe
ganz und im Ausſchnitt (*7417
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Groß=Zimmern.
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520 550 367 355 664 546 37 590 611 297
588 205 475 318 222 148 353 380 351 381
604 695 145 54 140
406 217 180 226
236
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Viktoriaſtr. 59 nur perſönlich vorzuzeigen. — Liſte
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Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.
67)
(Nachdruck verboten.)
Clakkre nickte ſchweigend. Lottchen ſah ſie unruhig
und ſchwankend an. Augenſcheinlich kämpfte ſie mit
einem Entſchluß. Wie Claire ſich nun abwendete und in
das vergoldete grüne Blätterdach draußen ſchaute, faßte
ſie Mut, und ihre geheime Liebe für Weidner, ihre
herz=
liche Zuneigung für Claire trugen endlich den Sieg über
ihre ſcheue Zurückhaltung davon. Ich glaube, Herr Doktor
Weidner liebt Sie, Fräulein Schild! ſagte ſie leiſe und
zaghaft. Claire ſchwieg; aber innerlich atmete ſie auf.
Die Kleine wußte alſo nichts von ſeiner vergeblichen
Wer=
bung. — Darf ich noch eine Frage tun? fuhr Lottchen
bebend fort. — Bitte! — Sie, — Sie lieben ihn wieder?
— Claire zögerte mit ihrer Antwort. — Er, er wird Sie
heiraten? Atemlos, wildklopfenden Herzens tat das
junge Mädchen ihre letzte entſcheidende Frage. — Wäre
Ihnen das recht? fragte Claire, ſich ihr jetzt zuwendend;
ernſt, ihre dunklen Augen voll und forſchend in die ihren
ſenkend.
Mir? Ach, was habe ich denn recht oder nicht recht
zu finden? rief ſie ſchmerzlich aus. Ich habe nur zu
dul=
den! Es iſt ja nur zu natürlich, daß er Sie anbetet! —
Ich werde ihn trotzdem nicht heiraten! erwiderte Claire
ruhig. Ich liebe ihn nicht genug dazu, ſo hoch ich ihn
ſonſt ſchätze! — Aber — aber Schönerlen? ſtammelte
Lott=
chen faſſungslos. — Soll ich Doktor Weidner die Schmach
antun, ihn um deſſentwillen zu belügen? fragte Claire
ſtolz. Ich habe Schönerlen längſt als verloren betrachtet
und ich werde beide nicht wiederſehen; die heilge
Ver=
ſicherung kann ich Ihnen geben!
Lottchen fuhr empor und ſtarrte Claire ungläubig und
zweifelnd an. Dies ſchöne Mädchen war ihr ein
unlös=
bares Rätſel. Hatte man ſie auch nicht über die Gründe
des plötzlichen Verlaſſens ihrer Stellung aufgeklärt, ſo
hatte ſie doch erfahren, daß Claire die Baroneſſe Schild
zu Brandenſtein und ehemalige Herrin auf Schönerlen
war. Nun winkte ihr mit dieſem Manne, „dem
Herrlich=
ſten von allen”, der Wiedergewinn der verlorenen
Hei=
mat, und ſie, die Unbegreifliche, ſchlug beide aus. Nicht?
rief ſie erregt aus. Ihn — ihn nicht? Mein Gott, ihn,
den — Sie verſtummte erſchrocken. Und dann ſtieg, ihr
ſelbſt unbewußt, in das vor Erregung erblaßte Geſicht
eine jähe dunkle Glut, und in den weit offenen Augen
dämmerte der Schein einer vagen, überwältigenden
Glücks=
hoffnung auf. Claire gewahrte es mit wehmütiger Freude.
Laſſen Sie uns rückhaltlos und freundſchaftlich
mitein=
ander ſprechen, liebe Charlotte! ſagte ſie, des jungen
Mädchens Hand feſt in die ihre nehmend.
Ich weiß, daß Ihr Herz Doktor Weidner gehört. Viele
kleine Anzeichen haben es mir an dem Geburtstagabend
bei Frau von Gröningen verraten. Ich freue mich dieſer
Ihrer Liebe zu ihm und hoffe von ganzer Seele, daß Sie,
vermöge Ihrer Macht und Geduld, das erſehnte
Glück erreichen werden. Der Gedanke, in Ihnen die
zukünftige Herrin von Schönerlen zu erblicken, wird mir
zur Befriedigung und zum Troſte gereichen; das glauben
Sie mir! Lottchens Köpfchen hatte ſich unter Claires
Worten mehr und mehr ihr zugeneigt, und als ſie es nun
in deren ſchönen Augen feucht ſchimmern ſah, ließ ſie ihn
auf ihrer neuen Freundin Schuler ſulen, ſchlang die
Arme um ihren Hals und brach in Tränen der Wonne
und des Schmerzes aus.
Claire fühlte, welch eine Erleichterung es dem jungen
mutterloſen Mädchen gewährte, einmal an einer
weib=
lichen Bruſt vertrauensvoll den lang verſchwiegenen
Emp=
findungen ihres Innern freien Lauf laſſen zu dürfen. Sie
ſaß deshalb ganz ſtill, ſprach kein Wort und ließ ſie ſich
ruhig ausweinen. Auch als die Tränen Lottchens dann
verſiegt waren, blieben ſie noch geraume Zeit beide ſtumm.
Sie wiſſen gar nicht, wie wohl Sie mir getan haben und
wie dankbar ich Ihnen bin! flüſterte Lottchen endlich, noch
einmal ihr Geſichtchen an Claires Buſen drückend. Und
jetzt muß ich gehen, ſo ſchwer es mir auch wird. Sie ſtand
auf, hob ihren Hut vom Riegel und befeſtigte ihn mit
zit=
ternden Händen auf ihrem vollen, aſchblonden Haar.
Nach=
dem ſie Schirm und Handſchuhe genommen, kam ſie zu
Claire, die noch verſunken auf dem Sofa ſaß, zurück und
ſah ſie aus ihren rührend verweinten Augen bittend an.
Ich darf Ihnen doch ſchreiben, liebes Fräulein Claire?
— Nicht, ſo lange Sieein Schönerlen ſind! entgegnete
Claire ſanft. — Aber wenn ich zurück bin, erlauben Sie
mir doch, Sie wieder zu beſuchen? Ich habe ganz
vergeſ=
ſen, Ihnen mitzuteilen, daß Papa mir erlaubt hat,
Geſang=
ſtunden bei Ihnen zu nehmen; damit möchte ich ſobald als
möglich beginnen. — Gewiß! erwiderte Claire herzlich,
die gütige Abſicht wohl durchſchauend und würdigend.
Sie küßten einander zum Abſchied unter Lottchens
erneu=
ten Beteuerungen unwandelbarer Freundſchaft, und Claire
hatte das Gefühl, daß ſie dies kleine liebe Mädchen nicht
mehr wiederſehen würde.
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Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
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konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7 u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ II. Galerie 0.65 ℳ.
Kartenverkauf: an der
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kaſſe im Hoftheater von 9½ —1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
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bureau von 8—1 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
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entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7 Uhr — Ende nach 11 Uhr.
Vorverkauf (nur vormittags) für
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Samstag, 6. Nov. Außer Ab.
9. Volks= und Garniſonvorſtellung
zu ermäßigten Preiſen: „Alt=
Heidelberg” Anfang 7 Uhr.
Vorverkauf: Mittwoch, 3. Nov.,
bis einſchl. Samstag, 6. Nov., nur
im Verkehrsbureau (Ernſt=
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wigsplatz). Verkauf der etwa noch
vorhandenen Karten an der
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kaſſe im Hoftheater am Tage der
Vorſtell., eine Stunde vor Beginn.
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D 11. „Der fliegende
Hol=
länder”. Kleine Pr. Anf. 7 U.
Montag, 8. Nov. Außer Ab.
10. Volks= u. Garniſonvorſtellung
zu ermäßigten Preiſen: „Der
Strom‟ Anfang 7½ Uhr.
Vorverkauf: Freitag. 5. Nov., bis
einſchl. Montag, 8. Nov., nur im
Verkehrsbureau, Ernſt=Ludwigspl.
Verkauf der etwa noch
vorhande=
nen Karten an der Tageskaſſe im
Hoftheater am Tage der Vorſtell.,
eine Stunde vor Beginn.
Aus dem Spielplan.
Dienstag, 9. Nov. 42. Ab.=Vſt.
A 11. „Der fidele Bauer.”
Kleine Preiſe. Anfang 7½ Uhr.