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178. Jahrgang
Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Balkankrieg. — Die Gerichte gegen Lebensmittelwucherer. — Weitere Höchſtpreiſe.
Die Verlegenheiten des Vierverbandes. — Ein neuer engliſcher Raubzug. — Mit den Bulgaren vereint.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 27. Oktober.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
An der Straße Lille-Arras entwickelte
ſich geſtern abend nach einer franzöſiſchen
Sprengung ein unbedeutendes Gefecht, das für
uns günſtig verlief. Nordöſtlich von Maſſiges
drangen die Franzoſen im Handgranatenkampf
an einer ſchmalen Stelle in unſeren vorderſten
Grabeu ein; ſie wurden nachts wieder vertrieben.
Im Luftkampf ſchoß Leutnant
Immel=
mann das fünfte feindliche Flugzeug ab,
einen franzöſiſchen Doppeldecker mit engliſchen
Offizieren, die gefangen genommen ſind. Zwei
weitere feindliche Flugzeuge wurden hinter
der feindlichen Linie zum Abſturz gebracht,
eins davon wurde von unſerer Artillerie völlig
zerſtört, das andere liegt nördlich von Sonchez.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Südlich der Eiſenbahu Abeli -
Düna=
burg drangen unſere Truppen in der Gegend von
Tymſchany in etwa zwei Kilometer Breite in die
ruſſiſche Stellung ein, machten ſechs
Offi=
ziere und 450 Mann zu Gefangenen und
erbeuteten ein Maſchinengewehr und zwei
Minenwerfer. Die gewonnene Stellung wurde
gegen mehrere ruſſiſche Angriffe behauptet, nur
der Kirchhof von Szaſzali (1 Kilometer
nordöſtlich von Garbunowki) wurde nachts
wieder geräumt.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinz Leopold von Bayern.
Nichts Neues.
Heeresgruppe des Generals
von Linſingen.
Weſtlich von Czartorysk iſt unſer
An=
griff bis an die Linie Komarow-Kamienucha=
Höhen ſüdöſtlich Miedwieza vorgetragen.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Weſtlich von Viſegrad wurde Dobrun
genommen. Die Armeen der Generale von
Koeveß und von Gallwitz haben den
Gegner überall, wo er ſich ſtellte, geworfen.
Mit den Hauptkräften wurde die allgemeine
Linie Valjewo-Morawei (am Ljig)-Topola
erreicht, öſtlich davon die Jaſenica, Raca und
beiderſeits Svilajnac die Reſave überſchritten.
Im Pek=Tal iſt Neresmica genommen.
Die ſüdlich von Orſowa vorgehenden Kräfte
erbeuteten in Kladovo 12 ſchwere
Ge=
ſchütze. In Ljnbicevac (an der Donau,
öſtlich von Brza=Palanka) wurde die
un=
mittelbare Verbindung mit der
Ar=
mee des Generals von Bojadjeff
Hurch Offizierspatrouillen hergeſtellt.,
Der rechte Flügel dieſer Armee folgt dem
Gegner von Negotin in nordweſtlicher und
ſüdweſtlicher Richtung.
Um den Beſitz von Knjazevac wird weiter
gekämpft. Oberſte Heeresleitung.
Der Seekrieg.
* Kölln, 26. Okt. Die Köln. Ztg meldet aus
Athen unter dem 24. Oktober: Der von einem
deut=
ſchen Unterſeeboot nahe der Bucht von Tſageszi
torpedierte engliſſche Transportdampfer „
Mar=
chetti” hatte 1000 engliſche Soldaten, 20 Krankenpfleger,
12 Aerzte, 500 Maultiere und eine große Menge
Muni=
tion für Saloniki an Bord. Nur 82 Mann wurden
ge=
rettet, die in Pappapuli ankamen. Zwei Zerſtörer hatten
den Dampfer bis kurz vor die Angriffsſtelle begleitet.
Der Luftkrieg.
* Berlin, 26. Okt. Am 17. Oktober warf ein
deut=
ſcher Doppeldecker über ſchweizeriſchem
Ge=
biet bei dem Orte Lachaux de Fonds einige Bomben
ab. Der Führer des Flugzeuges war durch Wolken und
Dunſt in der Orientierung vollſtändig behindert und
be=
fand ſich in dem beſten Glauben, auf franzöſiſchem Gebiet
zu ſein. Durch den Bombenwurf iſt materieller Schaden
angerichtet und auch vier Perſonen ſind, glücklicherweiſe
nur leicht, verletzt worden. Auf den Proteſt der
ſchweize=
riſchen Regierung iſt ſeitens der zuſtändigen deutſchen
Be=
hörden eine Unterſuchung eingeleitet worden, die die
Rich=
tigkeit des obengeſchilderten Tatbeſtandes ergeben hat.
Selbſtverſtändlich haben die deutſchen Militärbehörden die
für den Unfall Verantwortlichen, die damit gegen
wieder=
holte Befehle verſtoßen haben, zur entſprechenden
Verant=
wortung gezogen. Gleichzeitig ſind alle Fliegerabteilungen
erneut vor dem Ueberfliegen neutralen Gebietes nachdrück
lich gewarnt worden. Der ſchweizeriſchen Regierung hat
die kaiſerliche Regierung unverzüglich ihr lebhaftes
Bedauern über den Vorfall ausgeſprochen, ſie von den
getroffenen Maßnahmen in Kenntnis geſetzt und
Lei=
ſtung von Schadenerſatz und Gewährung
von Schmerzensgeldern zugeſagt. Die
ſchweize=
riſche Regierung iſt bei der Regelung dieſes Zwiſchenfalles
der kaiſerlichen Regierung in jeder Beziehung entgegen
gekommen, ſodaß er nunmehr als vollſtändig erledigt
betrachtet werden kann.
* Lugano, 27. Okt. (Zenſ. Frkſt.) Nach Berichten
aus Venedig ſteht feſt, daß die Decke der
Barfüßer=
kirche mit den Tiepolo=Fresken ganz zerſtört iſt. Der
Corriere della Sera verlangt Stärkung des
italieni=
ſchen Flugweſens und
Vergeltungsmaß=
regeln gegen öſterreichiſche Städte. Der Flug
italieni=
ſcher Flieger über Trieſt wird natürlich von der
italieni=
ſchen Preſſe verſchwiegen. Ueber die Tatſache, daß der Flug
über Venedig beſonders deshalb erfolgreich war, weil die
italieniſch=franzöſiſchen Flieger gerade beim Feſtmahle
ſaßen, gehen alle Blätter ſchweigend hinweg. (Frkf. Ztg.)
Der Balkankrieg.
Der Feldzug gegen Serbien.
* Berlin, 27. Okt. Nach einem Telegramm des
Berl: Tagebl. berichtet die Times aus Bukareſt, daß die
ſerbiſche Artillerie bei Tekia nach einem
hef=
tigen Bombardement von dem öſterreichiſchen Ufer der
Donau aus zum Schweigen gebracht wurde. Die
Oeſter=
reicher ſetzten über den Fluß quer über die Inſel
Adaka=
leh und die ſerbiſchen Truppen wichen vom Donauufer
zurück. Die öſterreichiſchen Truppen haben jetzt von
Or=
ſowa her freien Durchzug auf der Donau nach
Bulgarien. Bei Orſowa wurden 15 Dampfer und
Laſtſchiffe mit Munition zuſammengezogen. Die Serben
haben Radujeyac geräumt.
* Turin, 26. Okt. Der Stampa wird von ihrem
römiſchen Korreſpondenten berichtet, die Lage auf dem
Balkan ſei nach wie vor für die Alliierten ernſt. Die
Nachricht von der Beſetzung Ueskübs ſei ſchmerzlich. Der
Fall dieſer bedeutenden mazedoniſchen Stadt bringe nach
dem einſtimmigen Urteil der Militärkritiker Serbien
tatſächlich in eine ſehr ſchwierige Lage, weil
da=
durch jede Verbindung zwiſchen der franzöſiſch=engliſchen
Expedition und Serbien ſo gut wie unmöglich werde. Der
Beſitz Ueskübs bedeute, daß in Serbien jegliche
Verbin=
dung mit dem Aegäiſchen Meer unterbunden ſei, ſodaß
Serbien nur noch durch Albanien und das Adriatiſche
Meer mit den Alliierten verkehren könne. Trotz der
eng=
liſch=franzöſiſchen Erfolge gegen die Bulgaren (Von
ſol=
chen „Erfolgen” weiß nur die Stampa. D. Red.) müſſe man
zugeben, daß der zwiſchen Berlin und Sofia vereinbarte
Plan des Balkanfeldzuges mit unheimlicher Genauigkeit
verwirklicht werde. Wenn auch der wunderbare ſerbiſche
Widerſtand die Pläne des Feindes aufhalten könne, ſo
würden doch unleugbar die militäriſchen Erfolge der
Bul=
garen eine große moraliſche Wirkung auf dem Balkan
er=
zielen.
Die Hilfe des Vierverbandes.
* Paris, 26. Okt. Petit Pariſien glaubt beſtätigen
zu können, daß die ruſſiſche Regierung in den
letzten Tagen Vertretern des Vierverbandes ihre Abſicht
bekräftigt habe, ſobald als möglich Serbien zu Hilfe zu
eilen. Es handele ſich nicht nur um eine Entſendung zur
See, ſondern um die Entſendung beträchtlicher Truppen.
Es ſeien Maßnahmen getroffen, damit dieſe Hilfe Serbien
an beſonders empfindlichen Stellen der Oſtfront wirkſame
Unterſtützung bringe. (Das iſt ſehr vorſichtig ausgedrückt.)
* Lyon, 26. Okt. Progrés meldet aus Paris:
Frankreich und England haben ſich verpflichtet,
jene 150000 Mann zu ſtellen, welche Griechenland gemäß
ſeinem Bündnisvertrag mit Serbien Bulgarien
gegen=
über ſtellen ſoll.
Kein Durchmarſch ruſſiſcher Truppen durch Rumänien.
* Bukareſt, 26. Okt. (Zenſ. Frkft.) Die
Meldun=
gen, wonach Rußland in amtlicher Form an die
rumäniſche Regierung die Forderung des
Durchmarſchs ruſſiſcher Truppen durch
rumä=
niſches Gebiet geſtellt habe, können wir auf Grund
zu=
verläſſiger Informationen für unrichtig erklären. Es
iſt bisher kein derartiger Schritt erfolgt. Vor einiger
Zeit wurde nach dieſer Richtung hin in nur
unverbind=
licher Form ein ruſſiſcher Fühler ausgeſtreckt. Da dieſer
Fühler von rumäniſcher Seite nicht das erwartete
Entge=
genkommen fand, unterblieb ein offizielles Verlangen.
Griechenland und der Vierverband.
* Paris, 26. Okt. Der Sonderberichterſtatter des
Petit Journal in Athen berichtet, daß über die neuen
Verhandlungen Griechenlands und des
Vierverbandes noch nichts bekannt ſei. Die
diplo=
matiſchen Kreiſe bewahren ſtrengſtes Schweigen. Gewiſſe
Blätter wollten wiſſen, daß die Ententemächte einen
ge=
meinſamen Schritt bei der griechiſchen Regierung
vor=
bereiten. In amtlichen Kreiſen glaubt man nicht an die
Wahrſcheinlichkeit eines ſolchen Schrittes. Die griechiſche
Regierung habe keinen Grund zu der Annahme, daß der
Vierverband Griechenland zwingen wolle, eine andere
Politik als die bisherige durchzuführen. Griechenland
habe dem Vierverband genug Beweiſe ſeiner guten
Ab=
ſichten gegenüber dem Vierverband gegeben, als daß es
dem Vierverband noch neue Garantien geben müſſe.
Falls jedoch die Entente einen gemeinſamen Schritt
un=
ternehme, werde die Regierung entſchioſſen ſein, in der
bisherigen Politit zu beharren, die mehr als jemals den
Intereſſen der Nation entſpreche.
Das engliſche Angebot an Griechenland
* London, 26. Okt. (Unterhaus.) Auf eine
Anfrage über das Angebot Cyperns an Grie=
chenland antwortete Grey: Wir fühlten uns
ver=
pflichtet, in der ſehr kritiſchen Lage, in der ſich die
ſerbi=
ſchen Verbündeten befanden, alles zu verſuchen, um ihnen
die einzige Hilfe, die ſofort zur Verfügung ſtand, zu
ſichern. Die britiſche Regierung ließ deshalb wiſſen, daß,
wenn Griechenland Serbien ſeine volle ſofortige
Unter=
ſtützung gewähre, Großbritannien bereit wäre, den
Grie=
chen Cypern zu geben. Da Griechenland ſich nicht in der
Lage ſah, Serbien zu unterſtützen, wurde die Bedingung,
unter der das Angebot gemacht wurde, nicht erfüllt. Das
Angebot iſt deshalb hinfällig.
Der rumäniſche Straßenpolitiker Filipescu.
* Bukareſt, 26. Okt. Ueber die geſtrigen
Kund=
gebungen ſagt die Independance Roumaine:
„Filipescu mußte etwas Neues bieten, deshalb
wandte er ſich an die Soldaten von dem Balkon ſeines
Klubs aus. Es iſt gewiß ein wenig erbauliches
Schau=
ſpiel, zu ſehen, wie ein geweſener Miniſter Soldaten
ihrer Pflicht abwendig machen will, obgleich es ſeine
Aufgabe iſt, der öffentlichen Ordnung Achtung zu
ver=
ſchaffen. Man ſieht aus dieſem Vorgang, welche
Zer=
ſtörungen die Selbſttäuſchung in der leidenſchaftlichen
verſtörten Seele Filipescus angerichtet hat. Dieſe
Hand=
lungsweiſe iſt das Empörendſte und
Ungeheuer=
lichſte von allem, was der Führer der Konſervativen
auf dem Gewiſſen hat. Die öffentliche Meinung iſt
dar=
über entrüſtet und wird es ihm nicht verzeihen.
Fili=
pescu iſt kein Träumer wie etwa Derouléde; er will um
jeden Preis nach außen wirken und will dies durch einen
Krieg im Innern einleiten. Mit überraſchender
Ge=
ſchwindigkeit gleitet Filipescu auf den Abhang der
An=
archie hinunter, ſeitdem die Bewegung das Stichwort
vom Adeverul erhalten hat. Mit beſonderer Begabung
für die Zerſtörung iſt er daran, ſich ſelbſt zu zerſtören. Es
gelingt ihm überraſchend raſch; man weiß heute, was
man von ihm zu halten hat. Er wird in dieſem Lande
nicht die Rolle ſpielen, zu der er ſich berufen glaubt. Wlas
wir heute durchmachen, iſt ein Reinigungsprozeß,
worüber die Geſchichte das letzte Wort ſagen wird.”
Die Wirkung der letzten Zeppelinbeſchießung
in London.
* Kopenhagen, 26. Okt. Mit ſtaunenswerler
Energie hat es die engliſche Zenſur verſtanden, alle
Nach=
richten über die Wirkung der letzten Zeppelinbeſchie,
ßung in London zu unterdrücken. Geſtützt auf die
Ausſagen einer aus London hier eingetroffenen
neutra=
len, abſolut zuverläſſigen Perſönlichkeit läßt ſich die
tat=
ſächliche und moraliſche Wirkung des letzten
Zeppelin=
angriffes folgendermaßen zuſammenfaſſen: Der
Zeppelin=
beſuch über London hat nur kurze Zeit gedauert, höchſtens
ſechs bis acht Minuten, wenigſtens wurden innerhalb
die=
ſes Zeitraumes die meiſten Bomben geworſen. Ihre
Wir=
kung übertrifft alles bisher Dageweſene, es ſind nämlich
nicht weniger als rund 1000 Perſonen (?) getötet oder
verletzt worden. Der Materialſchaden geht in die vielen
Millionen und ſoll etwa 70 Millionen Mark betragen. Es
braucht wohl nicht beſonders betont zu werden, daß die
moraliſche Wirkung des Bombardements geradezu
un=
geheuer war. Die Panik, die in London ausbrach
läßt ſich nicht ſchildern, bemerkenswert iſt die Erregung,
die heute noch anhält und weite Kreiſe der Bevölkerung
ergriffen hat. Jedenfalls muß heute geſagt werden, daß
das engliſche Volk von dem Wahn gründlich geheilt iſt,
der Krieg wäre nur eine Angelegenheit, in die es
unmit=
telbar nicht verwickelt wäre. Es hat die Folgen dieſes
Krieges in furchtbarer Weiſe am eigenen Leibe verſpüren
müſſen. (Nat.=Ztg.)
Die Gerichte gegen Lebensmittelwucherer.
* Vor einigen Tagen wurde das ſcharfe Vorgehen
eines bayeriſchen Staatsanwalts gegen die
Lebensmittelwucherer erwähnt und die Hoffnung
ausgeſprochen, daß in allen Gerichtsſälen gegen dieſe
Sün=
der mit äußerſter Strenge eingeſchritten werde, damit das
Volk die Gewißheit erhalte, daß es vor dieſen Wucherern
auch wirklich geſchützt wird. Jetzt werden zwei weiterc
ſtrenge Urteile gegen Lebensmittelwucherer gemeldet: In
München=Gladbach wurde wegen Uebertretung der
Höchſtpreiſe für Weißkohl von der Strafkammer ein
Land=
wirt zu zwei Monaten, ſeine Tochter zu einem Monat
und ein anderer Landwirt zu ſechs Monaten Ge=
fängnis verurteilt. In Köln verurteilte das
Schöffen=
gericht zwei Marktfrauen, die die Höchſtpreiſe für Gemüſe
überſchritten hatten, zu Gefängnisſtrafen von einer Woche.
Der Amtsanwalt hatte hier drei Wochen und eine Woche
beantragt und betont, daß es ſich um Lebensmittelwucher
und Gewiſſenloſigkeit ſchlimmſter Art handele. Zur
Be=
gründung des Urteils führte der Vorſitzende aus:
Das Gericht hat die zahlreichen Fälle der Ueberſchreitung
der Höchſtpreiſe als eine Teilerſcheinung der leider
viel=
fach unheilvoll wirkenden, geſetzwidrigen Erwerbsgier bei
Ausnutzung der durch den Krieg geſchaffenen anormalen
Verhältniſſe zu betrachten und dabei zu berückſichtigen,
daß die ſachgemäße richterliche Behandlung dieſer
volks=
vergiftenden Straftaten auch bei ſolchen Vergehen
ähn=
lichen Charakters hemmend wirken kann. Das bewußte
Ueberſchreiten der Höchſtpreiſe — hier für Gemüſe — ſtellt
eine dreiſte niedrige und heute beſonders
bösartige Verneinung der
Staatsautori=
tät dar und verrät eine kraſſe Verſtändnisloſigkeit für die
Nöte anderer und für wichtigſte Allgemeinintereſſen. Unſer
Volk, daß in ungeahnter Weiſe willig und einmütig die
höchſten Opfer für unſere vaterländiſchen Ziele bringt,
kann wahrhaftig wirkungsvollen Schutz vor unnötigen
Laſten und Kümmerniſſen beanſpruchen. Zur
unab=
weisbaren Pflicht wird hier dem Gericht
unnachſichtige Strenge zunehmend mit
fort=
ſchreitender Zeit und erbarmungslos beim Rückfalle.
Die Polizeidirektion in Hanau teilt mit daß der in
Hanau wohnhafte Eier= und Butterhändler Johann
Ge=
org Pflug in der Zeit vom 1. bis 18. d. Mts. das Pfund
Molkereibutter für 1,90 Mk. ohne Frachtvergütung
bezo=
gen und dieſe vom 1. bis 11. d. Mts. im Kleinhandel mit
2,40 Mk. und nach dem 11. d. Mts. mit 3. Mk. für das
Pfund verkauft hat. Durch dieſe Preistreiberei iſt die
Unzuverläſſigkeit des Händlers in bezug auf den Handel
mit Butter dargetan. Es iſt ihm daher der Handel mit
Butter, Käſe und Eiern unterſagt worden.
Der Oberbürgermeiſter von Köln macht bekannt,
daß dem Kaufmann Hans Zachler, wohnhaft in Köln, der
Handel mit Nahrungs= und Futtermitteln aller Art, mit
rohen Naturerzeugniſſen ſowie Heiz= und Leuchtſtoffen
unterſagt worden iſt. Der Polizeidirektor von Köln
teilt mit, daß der Kölner Mehlgroßhandlung Schwoebel
u. Schmidt, Kaufmann Adam Schwoebel der Handel mit
Mehl und Lebensmitteln aller Art unterſagt
wor=
den iſt.
Der Polizeidirektor v. Miquel von Saarbrücken
veröffentlicht, daß den dortigen Bäckermeiſtern Franz
Finger, Wilhelm Wannenmacher und Fritz Herrmann die
Herſtellung von Backwaren und der Handel mit Mehl und
Backwaren unterſagt worden iſt.
Weitere Höchſtpreiſe.
*⁎* Die Abſicht der Regierung, in allernächſter Zeit
Höchſtpreiſe für Dauergemüſe feſtzuſetzen, muß
ungeſichts der erheblichen Preisſteigerung, welche die
letz=
teren aufzuweiſen haben, gebilligt werden. Leider kommt
auch dieſe Maßregel, die in weiteſten Kreiſen ſchon längſt
als dringend nötig erachtet wurde, reichlich ſpät, und
das kaufende Publikum iſt durch die argen
Preistreibe=
reien auf dem Gemüſemarkt bereits den Sommer und
den erſten Teil des Herbſtes hindurch ſchwer geſchädigt
worden. Immerhin beginnt erſt jetzt die eigentliche
Dek=
kung des Winterbedarfs an Dauergemüſe, und durch die
baldige Einführung von Höchſtpreiſen läßt ſich noch viel
Schaden verhüten. Vorausſetzung iſt freilich, daß dabei
nicht, wie es mit anderen Artikeln, wie zum Beiſpiel mit
der Butter, der Fall war, die wucheriſch
hinaufgeſchraub=
ten Preiſe als Norm dienen, ſondern daß feſtgeſtellt wird,
welcher Aufſchlag zu dem normalen Friedenspreiſe unter
Berückſichtigung aller in Betracht kommenden beſonderen
Verhältniſſe als gerechtfertigt anzuſehen iſt. Daß nicht
nur für den Klleinhandel Höchſtpreiſe beſtimmt werden,
ſondern auch für den Großhandel, und die Produzenten,
erſcheint ſelbſtverſtändlich; letztere dürfen auch nicht
dar=
über im Zweifel gelaſſen werden, daß eine Heraufſetzung
der Höchſtpreiſe im Laufe des Winters ganz
ausgeſchloſ=
ſen iſt. Ueberhaupt muß in der Frage der
Lebensmittel=
preiſe neben den berechtigten Intereſſen der Produzenten
und Händler (Wucherintereſſen ſind aber nicht berechtigt)
mehr als bisher das Wohl der Verbraucher ins Auge
ge=
faßt werden.
Wir wollen hoffen, daß nun wenigſtens die
Höchſt=
preiſe für Gemüſe bald kommen und geeignet ſind,
billi=
gen Anforderungen zu genügen.
Briefmarken als Kleingeld.
B. B. Der Mangel an Nickelmünzen bringt auch die
Beamten an den Schaltern der Poſtanſtalten oft in große
Verlegenheit. Dieſer Mangel wird jetzt dadurch
beho=
ben, daß kleinere Beträge mittels Briefmarken
gezahlt werden. Weigert ſich jemand, für 30 oder 40
Pfen=
nig Briefmarken anzunehmen, dann genügt meiſt ein
kur=
zer Hinweis, daß die Kriegszeit von jedem Opfer
ver=
lange, die Annahme von Briefmarken aber doch nur eine
Kriegs=Gefälligkeit bedeute. Stillſchweigend werden dann
die Briefmarken eingeſteckt.
Auch Warenhäuſer und größere Geſchäfte haben ſich
anſehnliche Poſten von 5= und 10=Pfennigmarken beſorgt.
im ſie anſtelle von Geld als Zahlungsmittel zu verwerten.
Türkiſche Kammer.
* Konſtantinopel, 26. Okt. In der geſtrigen
Sitzung der Kammer unter dem Vorſitz des
Vizeprä=
ſidenten Huſſein Djahid beſtieg der Präſident
Halil Bey die Rednertribüne und ſagte, daß der
Sul=
an ihn auf Vorſchlag des Großweſirs zum Miniſter
des Aeußern ernannt habe. Er übernehme die
Ver=
antwortung dieſes ſehr wichtigen Amtes auf der
Grund=
lage des Vertrauens der Kammer. Unter andauernden
Zeifallsbezeugungen wünſchte die Kammer dem neuen
Miniſter beſten Erfolg. Als der Vizepräſident den Tod
des deutſchen Botſchafters Freiherrn v. Wangenheim
ankündigte und ſagte: „Die türkiſche Kammer vernimmt
ohne Zweifel mit Bedauern den Tod dieſes Diplomaten,
der dem türkiſch=deutſchen Bündnis ſo große Dienſte
er=
wieſen hat” drückte die Kammer einſtimmig ihr lebhaftes
Beileid aus. Nachdem die Kammer als Zeichen der
Trauer eine halbe Stunde die Sitzung unterbrochen hatte,
ſchritt ſie zur Wahl des Präſidenten und wählte den
früheren Wali von Adrianopel, Hadji Adil, der
kürz=
lich zum Abgeordneten von Bruſſa gewählt worden war,
mit 128 gegen 25 Stimmen zum Präſidenten
Die Verlegenheiten des Vierverbandes.
— Verwirrung und Ratloſigkeit — und das iſt
kei=
neswegs zuviel geſagt — herrſchen jetzt im Lager des
Vierverbandes, deſſen Verlegenheiten immer größer
werden. Den Herrſchaften ſcheint allmählich die Einſicht
zu dämmern, daß ſie ſich ähnlich, wie mit dem
Dardanel=
en=Unternehmen auch mit der jüngſten, angeblich ſo viel
geprieſenen Landung in Saloniki arg in die Neſſeln
ge=
etzt haben. Dieſe letztere war zweifellos auf der
Er=
vägung aufgebaut, daß Griechenland mit von der Partie
ſein werde, und als die erſte Enttäuſchung kam, glaubte
tan, daß Griechenland wenigſtens die Aktion der Entente
in jeder Weiſe fördern würde. Dies ſtellte ſich aber
leichfalls als ein Irrtum heraus, und hieran iſt die
Entente zweifellos ſelbſt ſchuld, indem ſie Griechenland
gegenüber eine Haltung einnahm, die unbedingt
verſtim=
nend wirken mußte, da man das Land faſt wie einen
Vaſallenſtaat zu behandeln ſich erdreiſtete. Das hat aber
dem Faß den Boden ausgeſchlagen; die griechiſche
Regie=
rung ſetzt einer weiteren Truppenlandung Widerſtand
entgegen und hat eine neue Proteſtnote an den
Vierver=
band gerichtet, die feſtſtellt, die Entente mißverſtehe die
griechiſche Politik. Griechenland habe unter den
letzten Balkankriegen viel gelitten, und ſei gewillt, unter
allen Umſtänden den Landesfrieden zu ſichern. Die
bul=
gariſche Regierung habe neuerdings wegen der
willkür=
ichen Truppenlandungen der Entente Proteſt erhoben,
und in ihrer Note betont, daß, inſofern die gegen
Bul=
garien gerichteten Kriegsoperationen von griechiſchem
ebiete ausgehen, Bulgarien bei der Zurückdrängung der
feindlichen Ententetruppen gegen ihren Landungsplatz die
Verfolgung unbedingt bis zum Ende durchführen werde,
ungeachtet, ob die bulgariſchen Truppen griechiſches
Ge=
biet betreten und dort die Entſcheidung herbeigeführt
wer=
en müſſe. Aus dieſem Grunde ſehe ſich Griechenland
Als ich in Ueskueb war.
Eine Reiſeerinnerung.
Von Paul Zſchorlich (Berlin).
Den reißenden Ibar entlang, durchs wilde
Kopaonik=
gebirge hindurch war ich in der Stadt Novipaſar
ange=
langt in einer Märchenſtadt, reich an weißen Minaretts,
in ſaftiges Grün gebettet und von hohen Gebirgen
umge=
ben. Von hier bis Mitrowitza waren es noch zehn
Stunden Wagenfahrt. Unvergeßlich iſt mir der hohe
Paß, über den der ſteinige Weg führte. Volle fünf
Stun=
densging es bergan. Man ſchämte ſich faſt vor den
bei=
den Pferden, denen Unglaubliches zugemutet wurde.
Dann ſauſten wir holterdiepolter, an Berghängen
entlung und durch Gebirgsbäche hindurch nach
Mitro=
witza hinunter, wo der langentbehrte Pfiff einer
Eiſen=
bahn faſt vertraulich anmutete.
Mitrowitza iſt Endſtation der von Saloniki
herauf=
kemmenden, in Uesküb ſich gabelnden Bahn, deren
and=
rer Strang nach Niſch führt. Damals — die Serben
waren gerade Herren des Landes geworden — ging
nicht alle Tage ein Zug, und wenn er fuhr, brauchte er
für die 120 Kilometer anſtatt der fahrplanmäßigen ſechs
Stunden beinahe das Doppelte.
Am Schalter in Mitrowitza verlangte ich eine Fahrkarte
nach Uesküb. Der ſerbiſche Beamte ſah mich groß an
und ließ das Fenſter wieder herunter. Ich trommelte an
die Scheiben, denn ich dachte: eine Ungehörigkeit iſt der
anderen wert, und verlangte, als er öffnete, abermals
eine Karte nach Uesküb. Da brüllte er: „Es gibt kein
Uesküb mehr, die Stadt heißt jetzt Skoplje!‟ Dieſe
furze, aber gründliche Lektion am Fahrkartenſchalter be=
lehrte mich alſo darüber, daß der türkiſche Name „
Ues=
küb” unter dem neuen Regiment verpönt, und daß es
bedenklich war, ihn noch zu gebrauchen.
Die Fahrt ging durch das hiſtoriſch berühmte
Am=
ſelfeld eine von Gebirgszügen eingeſchloſſene Ebene,
die in alter Zeit von Fruchtbarkeit ſtrotzte heute aber
kaum noch als Viehweide gut iſt. Hier iſt die
Völker=
ſchlacht von 1389 geſchlagen worden, deren glücklicher
Ausgang die türkiſche Herrſchaft in Südoſteuropa auf
Jahrhunderte befeſtigte. In der dortigen Gegend werden
beſonders viel die alten ſerbiſchen Volkslieder geſungen,
die vom Ruhm vergangener Tage erzählen. Das Koſſywo
polje (ſo heißt im Serbiſchen das Amſelfeld) ſpielt eine
große Rolle in ihnen. Ja, wenn es nur aufs Singen
ankäme, dann ſtünde die ſerbiſche Herrſchaft auf anderen
Füßen!
Es ſcheint, daß die Serben auf genau demſelben
Weg, auf dem ſie vor zwei Jahren nach Süden von
Krajewo über Raſchka und Mitrowitza bis nach Uesküb
vorgedrungen ſind, nun nach der Eroberung von Uesküb
ins Innere zurückfliehen. Das Ibartal beſitzt eine ſchöne
breite Straße, auf der es ſich gut fliehen, aber auch gut
verfolgen läßt. Nur oberhalb Uesküb, wo die
Gebirgs=
maſſe der Schar Planina durchſchritten wird, iſt infolge
des dort befindlichen Engpaſſes Vorſicht für ein
nach=
dringendes Heer geboten, da ſich die Serben vermutlich
an dieſer Stelle in den Hinterhalt legen werden. Dann
aber iſt die Straße bis Mitrowitza und darüber hinaus
frei. Schwerlich wird freilich das Amſelfeld, wenn es
die Bulgaren paſſieren, zu einem Schlachtfeld werden.
Denn, ſich zu einer größeren Schlacht zu ſtellen, iſt den
Serben ſchon aus Gründen der Zahl nicht mehr möglich.
Die Fahrt hinunter nach Uesküb iſt maleriſch. Ein
mächtiger Gebirgsſtock erhebt ſich zur Rechten: der faſt
3000 Meter hohe Ljubotin die höchſte Erhebung der
Schar Planina, in deren Schluchten ſelbſt im
Hochſom=
mer dicker Schnee liegt. Dieſer Berg iſt es, der Uesküb
einen ſo impoſanten Hintergrund verleiht. Man
befin=
det ſich doch hier auf der Höhe von Ram! Und die Hitze
gibt im Sommer der mittelitalieniſchen Temperatur
wahrlich nichts nach. Und doch blinken die Spitzen
der Schar Planina wie des nur 1850 Meter hohen
Ka=
raſchitza weiß ins Tal hinunter. Gern hätte ich einen
Abſtecher in das wilde Gebirge gemacht, das von der
Bahnſtation Orhanie in wenigen Stunden zu erreichen
iſt, aber von allen Seiten wurde mir abgeraten, denn
die albaniſchen Stämme, die dort drinſitzen, üben Raub
und Erpreſſung heute noch ſo unbefangen, wie es ihre
Väter taten. Ohne militäriſchen Schutz iſt ein ſolcher
Ausflug nicht möglich. Der Ljubotin iſt übrigens eines
der dankbarſten Gemſenreviere, die es heute noch gibt.
Nach der Durchquerung eines großartigen
Felsde=
filees fährt der Zug, der auf jeder kleinen Bahnſtation
mindeſtens zehn Minuten gehalten hat, im Bahnhof von
Uesküb ein. Dieſe Hauptſtadt der Provinz Koſſowo
zählt etwa 60000 Einwohner, ein buntes Gemiſch von
Türken, mohammedaniſchen Albaneſen (Arnauten),
Bur=
garen, Serben, Griechen, Juden und Zigeunern. Die
Türken bilden mit den Albaneſen, zu denen auch (
katho=
liſche) Miriditen kommen, etwa die Hälfte der
Bevölke=
rung, ein Viertel machen die Bulgaren aus, die unter
der ſerbiſchen Eroberung natürlich beſonders ſchlimm
daran waren, da ſie ſich haſſen, wo immer ſie ſich
begeg=
nen. Maleriſch, am Wardarfluß gelegen, verkörperk
Uesküb trotz des ſtarken ſlawiſchen Einſchlags das
Tür=
kentum der alten Zeit. Will man den echten, alten
Tür=
ken ſehen, der von moderner Kultur noch völlig
unbe=
rührt geblieben iſt, ſo muß man ihn hier ſuchen. Der
genötigt, gegen die Truppenlandungen der Ententemächte
neuerdings Verwahrung einzulegen.
Es iſt begreiflich, daß dieſe Schwierigkeiten nicht bloß
örtlich in die Erſcheinung treten, ſondern auch weitere
politiſche Folgen nach ſich ziehen müſſen, und tatſächlich
kommt dies bereits in der inneren Lage der Ententemächte
zum Ausdruck. König Georg von England iſt plötzlich in
Frankreich eingetroffen; wie es heißt, um ſich mit den
leitenden franzöſiſchen Stellen zu beraten, bevor weitere
Veränderungen im engliſchen Kabinett erfolgen, die ſich
dem Austritt Carſons aller Wahrſcheinlichkeit nach
an=
ſchließen werden. Vor der Reiſe hat der König mehrere
angeſehene und maßgebende Perſönlichkeiten empfangen,
und erneut tritt mit ziemlicher Beſtimmtheit die Nachricht
auf, daß Herr Grey abermals ſeine Demiſſion angeboten
habe. Auch die innere Lage Frankreichs wird immer
ſchwieriger. Das Kabinett Viviani wackelt bedenklich,
das Vertrauensvotum der Kammer war nichts als ein
Pyrrhusſieg; allgemein iſt man verſtimmt darüber, daß
die Regierung mit der Sprache nicht herausgerückt iſt,
und allem Anſcheine nach auf Drängen Englands eine
Geheimſitzung ablehnte, weil dort unangenehme
Geheim=
akten hätten preisgegeben werden müſſen. Der Poſten
Delcaſſés iſt noch immer nicht beſetzt, weil ſich niemand
findet, zumal die große Möglichkeit vorhanden iſt, daß
ſehr ſchnell ein Kabinettswechſel eintreten kann. In
Ita=
lien gärt es, und mehr noch in Rußland, wo ſich
wieder=
holt, namentlich in Petersburg und Moskau, Unruhen
zugetragen haben. Wahrlich, die Lage des Vierverbandes
iſt keine beneidenswerte.
Ein neuer engliſcher Raubzug.
G.* Während die Verbündeten Englands den letzten
Mann und den letzten Groſchen für die europäiſchen
Kriegsſchauplätze aufbieten, während Frankreich für
Eng=
land auf Gallipoli und in Mazedonien kämpft, hat
Eng=
land ganz im ſtillen ein ſtarkes Heer aufgeboten für einen
privaten Raubzug, der den Freunden in ihrer Not nichts
hilft und nichts helfen kann, aber England reiche Beute
verſpricht — —, wenn er gelingen ſollte!
England hat den Beutezug nach Bagdad,
von dem wir kürzlich als möglich ſprachen, in der Tat
angetreten. Ganz geräuſchlos iſt ein engliſches Heer
in das meſopotamiſche Stromland eingedrungen, geleitet
von Kanonenbooten und Flußdampfern, die in aller Stille
in Koweit am Perſiſchen Golf geſammelt wurden. Mit
dem Sultan von Koweit, einem Araberfürſten, der vom
Padiſchah in Konſtantinopel abhängig iſt, verfuhr man
nach dem ſchon oft bewährten engliſchen Rezept: ihm
wurde eine gehörige Penſion ausgeſetzt, ein funkelnder
indiſcher Orden um den Hals gehängt — und das
Sulta=
nat Koweit war geweſen! England ging dabei wohl in
erſter Linie von dem Beſtreben aus, die deutſche
Bagdad=
bahn wenigſtens in einem Endpunkt in die Hände zu
be=
kommen, und das iſt denn auch gelungen. Koweit iſt
jetzt engliſch und damit der Endpunkt der Bagdadbahn.
Das Stromland des Euphrat und Tigris hat für den
ungeheuren aſiatiſchen Landbeſitz der Türkei denſelben
Wert wie das des Nils für Aegypten oder der Rhein für
Holland. Meſopotamien iſt bei genügender Bewäſſerung
ein Land, das gewaltige Erträge an Korn und Baumwolle
liefern kann, und am Karunfluſſe, der die Grenze nach
Perſien hin bildet, kommen überaus reiche Petroleum=
und Naphthaquellen vor. Zugleich bilden Euphrat und
Tigris den Zugang zum Meere. Undein jenem reichen
Ge=
biete, in dem vielleicht die Wiege der Menſchheit ſtand,
ſtießen ſchon vor vielen Jahren deutſche Wirtſchaftspläne
und engliſche Raubgelüſte zuſammen. Mit dem Zuge
gegen Bagdad zieht England auch Lauf einem neuen
Kriegsſchauplatz indirekt gegen Deutſchland ins Feld,
direkt aber gegen die wirtſchaftlichen Werte, die
Deutſch=
land hier feſtgelegt hat.
Im Jahre 1888 übernahm die Deutſche Bank
die erſte türkiſche Anleihe und bahnte damit in kluger
Weitſichtigkeit die wirtſchaftliche Annäherung zwiſchen
Deutſchland und der Türkei an. Seitdem zeigt ſich in der
ganzen Orientpolitik Deutſchlands das Beſtreben, die
Be=
ziehungen zur hohen Pforte ſo eng wie möglich zu ge=
ſtalten. Wie verſtändnislos ſtand man geraume Zeit den
Kaiſerreiſen nach Konſtantinopel und Jeruſalem
gegen=
über, und welche Bedeutung hatten ſie als Markſteine auf
dem Wege zur ſtürliſchsdeutſchen Freundſchaft, die ſich
heute ſo glänzend bewährt! Jeder Verſtändige ſieht heute
jene Kaiſerreiſen in ganz anderem als „romantiſchem”
Lichte!
Wir können die ruſſiſchen Heere ſchlagen, aber wirklich
niederwerfen können wir das ruſſiſche Rieſenreich nur,
wenn die Dardanellen geſchloſſen bleiben, und dafür ſorgt
die Türkei in treuer Bundesgenoſſenſchaft, und darin liegt
für uns der hohe politiſche Wert der türkiſchen
Freund=
ſchaft.
Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten — ſie ſind
ſpärlich genug dank der engliſchen Zenſur — hat das
anglo=
indiſche Expeditionskorps den Weg längs der Ufer des
Euphrat und Tigris eingeſchlagen, gedeckt durch
Kanonen=
boote und Flußdampfer. Die vorhandenen, ſehr
ſchwa=
chen türkiſchen Kräfte konnten den Vormarſch der
Eng=
länder nicht aufhalten, und ſo ſollen die Engländer bereits
bis Kut=el=Amara gelangt ſein, alſo auf etwa 100 Kilometer
an das alte Bagdad heran. Möglich, daß Djemal Paſcha,
der Führer der türkiſchen Kräfte, Bagdad räumt, wenn
er nicht rechtzeitig ausreichende Verſtärkungen erhält.
Aber die Räumung Bagdads würde nicht von Bedeutung
ſein; Meſopotamien kann höchſtens einen
Nebenkriegs=
ſchauplatz abgeben, wie der Kaukaſus. Oder ſollte der
kaltgeſtellte Nikolai Nikolajewitſch einen Vorſtoß nach
Armenien planen, um dem engliſchen Heere am Tigris die
Hand zu reichen und die gegen Aegypten marſchierenden
türkiſchen Truppen in der Flanke zu bedrohen? Vom
Perſiſchen Golfe bis Kut=el=Amara haben die Engländer
bisher 400 Kilometer zurückgelegt, von Bagdad bis zur
kaukaſiſchen Grenze ſind es noch etwa 600 Kilometer. Wie
es heißt, hat Rußland in Odeſſa ein großes Heer
geſam=
melt: ſollte das etwa in Meſopotamien eingeſetzt werden?
Das erſcheint nur wenig glaublich!
Der engliſche Zug nach Bagdad wird eine Epiſode
bleiben, wie ſie der Krieg ſchon mehrere gezeitigt hat.
Aber charakteriſtiſch bleibt es für engliſche Denkungsart
und Bundestreue, daß hier ein Raubzug, zur Förderung
allereigenſter Intereſſen unternommen wird, während
ſich die Bundesgenoſſen in Europa verbluten.
Sollte nicht dies neue Beiſpiel engliſcher Selbſtſucht
dazu beitragen, dem Vierverbande endlich die Augen zu
öffnen und ſie erkennen laſſen, wie ſie nur dazu gut ſind,
für England die Kaſtanien aus dem Feuer zu holen?
Die ruſſiſche Staatswirtſchaft unter engliſcher
Kontrolle.
* Stockholm, 26. Okt. (Zenſ. Bln.) Gegenüber
der Petersburger Telegraphen=Agentur, die das
Ergeb=
nis der Auslandsreiſe des
Finanzmini=
ſters Bark als glänzend bezeichnet, iſt der Stockholmer
Berichterſtatter der Voſſ. Ztg. in der Lage nachzuweiſen,
daß Barks Londoner Abmachungen tatſächlich zu einer
erbarmungsloſen Kontrolle über Rußlands
Staatswirtſchaft durch die engliſche
Regie=
rung geführt haben. Ihm liegt nämlich der volle Text
der Vereinbarungen vor, die am 13. Oktober
zwiſchen der engliſchen Regierung und Bark gelroffen und
unterzeichnet worden ſind. Dieſes für Rußlands
Unter=
jochung hiſtoriſche Dokument weiſt ſieben Punkte auf, von
denen ſchon der erſte die völlige engliſche Eroberung
Rußlands klar dokumentiert. Dieſer Punkt lautet
wörtlich:
Von nun ab ſollen ſämtliche für Rechnung der
ruſſi=
ſchen Regierung ſowohl im vereinigten Königreich, als
auch in den Vereinigten Staaten Nordamerikas zu
be=
tätigenden Einkäufe in London geſchloſſen und
durchgeführt werden. Der zweite Punkt geſtatte der
ruſſiſchen Regierung, in London eigene Experten zu
unter=
halten, während Punkt 5 Rußlands Knechtung noch
deut=
licher feſtlegt; er lautet nämlich: Keinerlei für Rechnung
Rußlands zu betätigende Einkäufe, deren Bezahlung aus
dem von der engliſchen Regierung an Rußland
einge=
räumten Kredite erfolgen ſoll, dürfen abgeſchloſſen
wer=
den, bevor der von der ruſſiſchen Regierung in London
formell ernannte Agent nach Beratung mit der von der
engliſchen Regierung eingeſetzten Inſtanz dazu
äuto=
riſiert werden wird, und Punkt 6 beſagt, daß fortab
die ruſſiſchen Kriegsbeſtellungen von dem Bevollmächtigten
der ruſſiſchen Regierung nur nach vorherigem
Einvernehmen mit dem britiſchen, von Lord
Kit=
chener einzuſetzenden Komitee getätigt werden dürfen.
Was den Wiſſenden ſchon längſt kein Geheimnis mehr
geweſen iſt, daß nämlich taſächlich das engliſche
Miniſterium Rußland regiert, iſt am 13.
Ok=
lober durch Barks Unterſchrift nur noch formell beſtätigt
worden.
Franzöſiſcher Einſpruch gegen die falſchen
Kriegsberichte.
* Paris, 26. Okt. Das Journal nimmt Stellung
gegen die falſchen und tendenziöſen
Mel=
dungen, die aus Athen und Saloniki der franzöſiſchen
Preſſe übermittelt werden und die verſuchen, die Lage
Serbiens in einem günſtigen Lichte erſcheinen zu
laſ=
ſen. Die Berichte ſtünden teils ſogar im Widerſpruch zu
den ſerbiſchen amtlichen Meldungen. Bald heiße es, der
öſterreichiſch=deutſche und der bulgariſche Vormarſch in
Serbien ſei jetzt angehalten, bald werde die Einnahme von
Uesküb und Veles dementiert, um in den nächſten Tagen
aus amtlicher ſerbiſcher Quelle doch beſtätigt zu werden.
Aus neutralen Blätern und amtlichen ſerbiſchen Berichten
erkenne man jedoch, daß die öſterreichiſch=deutſche und die
bulgariſche Offenſive gegen Serbien langſam aber ſtetig
vorrücke Die wahren Tatſachen verkennen und entſtellen
zu wollen, ſei um ſo vergeblicher, als der planmäßige
Rück=
zug der Serben dem wirklichen Programm entſpreche.
Angriffe auf die engliſche Regierung.
* London, 27. Okt. Die Morning Poſt ſchreibt in
einem Leitartikel: Wenn Asquith ein wenig von ſeiner
alten Energie und ſeinem alten Geſchick, womit er einſt
das Oberhaus bekämpfte und beſiegte, gegen Deutſchland
anwenden wollte, ſo würde ſeine Regierung mehr
Achtung beſitzen und die engliſche Sache beſſer in
der Welt daſtehen. Wenn dies über ſeine Kraft geht, ſo
ſollte er ſein Amt lieber anderen überlaſſen,
oder, wenn dies unmöglich iſt, die Mitgliederzahl des
Kabinetts in geeigneter Weiſe vermindern. Wenn er es
nicht tut, ſind diejenigen, die ſehen, wie man die Dinge
treiben läßt, verpflichtet, dem Parlament und der Nation
die Wahrheit zu ſagen und durch ihre Agitation eine
Beſſerung der Verhältniſſe herbeizuführen; ſie werden
eine Nationalpartei gründen, die die Regierung inmitten
des Krieges bekämpfen wird, um die notwendigen
Re=
formen durchzuſetzen, ohne die England den Krieg nicht
gewinnen kann.
Klagen über den engliſchen Nachrichtendienſt.
* London, 27. Okt. Die Times klagen, daß durch
die fünfzehn Monate lang geübte fehlerhafte und
ungenügende Uebermittelung engliſcher
Nachrichten an die Preſſe in der ganzen
Welt Englands Name und die Sache der
Ver=
bündeten geſchädigt ſind. (Aha!) Der Artikel
ſtellt dem Ungeſchick der britiſchen Behörden die
erfolg=
reichen deutſchen Methoden gegenüber und ſagt:
Die Londoner Vertreter von Zeitungen der Alliierten und
Neutralen ſind, nachdem ſie fünfzehn Monate mit dem
Preſſebureau kämpften, hoffnungslos und entmutigt. Ihre
anfängliche Energie iſt erſchöpft. Die Berichte der
ameri=
kaniſchen Berichterſtatter aus Deutſchland ſind beſſer
ge=
ſchrieben, wertvoller und eindrucksvoller als aus England,
die vom Zenſor zuſammengeſtrichen werden, der ſogar
Zitate aus der engliſchen Preſſe unterdrückt. Aus dieſem
Grunde werden auch die engliſchen Nachrichten in Amerika
mit Argwohn angeſehen. Aehnlich iſt es in Südamerika.
England darf das Eindringen des Feindes in die Spalten
der ſüdamerikaniſchen Blätter nicht widerſtandslos über
ſich ergehen laſſen. Das romaniſch=amerikaniſche
Nach=
richtenbureau in Waſhington mit Zweiganſtalten in Neu=
York und Chicago telegraphiert deutſchfreundliche
Nach=
richten in gutem journaliſtiſchen Spaniſch an die meiſten
großen und kleinen Blätter in zwanzig Staaten des roma=
Orient drängt ſich dem Reiſenden hier viel mehr auf als
ſelbſt in Konſtantinopel, das von Jahr zu Jahr mehr
weſteuropäiſchen Einfluß verrät. In Uesküb aber, deſſen
Eiſenbahnverbindung von Weſteuropäern ſo gut wie gar
nicht benutzt wird und das außerhalb des großen Verkehrs
liegt, iſt alles beim alten geblieben. Nur im Innern
Kleinaſiens ſieht man heute noch einen ſo primitiven,
altertümlichen Baſar. In Uesküb grüßen ſich die alten
Türken noch mit der ganzen Feierlichkeit und
liebenswür=
digen Umſtändlichkeit, die ſie ihrem Salem aleikum zu
verleihen wiſſen, hier werden die religiöſen Vorſchriften
peinlich genau genommen. Wenn der Muezzin zum Gebet
ruft, breitet ſich eine plötzliche Ruhe über die ganze
Straße, und jeder Gläubige widmet ſich, unbekümmert
um das, was um ihn herum vorgeht, für ein bis zwei
Minuten ſeiner Andacht. Das Händlertum auf der
Straße könnte einen preußiſchen Polizeipräſidenten zur
Verzweiflung bringen, und das Ausſchreien der Waren
nicht minder. Da kommt der Mann mit den Honigkuchen,
ein anderer bietet friſches Gebäck feil, ein dritter
balan=
ciert eine lange Stange, an der rohe Fleiſchſtücke
bau=
meln, ein vierter breitet Gebetsteppiche und Stickereien
vor dir aus, ein fünfter hält dir eine türkiſche Zeitung
unter die Naſe und ein ſechſter will dich mit dem
unver=
meidlichen Sorbet laben. Dazwiſchen wandeln voll
patriarchaliſcher Ruhe die Juden in langem Kaftan, und
ſchwarzäugige Zigeunerinnen ſäugen inmitten des Staubs
und des Lärms kleine Kinder, die bereits gehen können.
Auch eine Feſtung beſitzt Uesküb. Sie fällt zum
Wardar hin ſteil ab, der hier ſo breit iſt wie etwa der
Main bei Frankfurt. Sie ſieht drohend aus und hat in
züheren Zeiten manchen Sturm beſtanden. Heute hat
ſie dem Anſturm der Bulgaren keinen nennenswerten
Widerſtand leiſten können.
Als ich in Uesküb war, wohnte ich bei einem
Bul=
garen, der mit einem Fluch gegen die Serben aufſtand
und zu Bette ging. Wann und wo er mich traf, machte
er ſich Luft über den neuen Herrn, und nie tat er es, ohne
hinzuzufügen: „Keine drei Jahre, mein Herr, werden die
Serben hier bleiben, darauf verlaſſen Sie ſich!” Heute,
da dieſe Prophezeiung ſo glänzend in Erfüllung
gegan=
gen iſt, werden die Bulgaren in Uesküb, die ſich nur
widerwillig den ſerbiſchen Herren gefügt haben, die Sieger
jubelnd empfangen haben. Auch die Arnauten haben jc
im Grunde nie mit den Serben 'ſympathiſiert, deren
Steuereintreibung ihnen nicht in den Kopf wollte, denn
unter der türkiſchen Herrſchaft war in dieſer Beziehung
manches möglich, was angeſichts der großen Zahl
ſerbi=
ſcher Beamter, die ſofort nach der Beſetzung Ueskübs in
dieſe Stadt kamen, zur Unmöglichkeit wurde.
Nur etwa 40 Kilometer nordöſtlich von Uesküb liegt
Kumanowo, ein Sätdtchen von etwa 10000
Einwoh=
nern, in deſſen Nähe die ſerbiſch=bulgariſche Endſchlacht
im zweiten Balkankrieg getobt hat. Auch jetzt wird der
Ort wieder genannt, der bereits im Beſitz der Bulgaren
iſt Die Gegend iſt öde und wenig mit Wald beſtanden.
Kahler Fels und ſchlecht beſtellte Felder, untermiſcht von
ausgetrockneten Wieſen, geben dem Landſchaftsbild ihr
Gepräge. Ohne Eile und an jedem Bauerndorf längere
Zeit anhaltend, puſtet die Eiſenbahn nach Niſch hinauf,
dem oberen Morawatal entgegen. Aber gerade weil man
berall ſo viel Zeit hat, laſſen ſich gut Studien machen.
Was ſind das für Leute, die, maleriſch gekleidet, auf den
Stationen herumſtehen? Unmöglich, ſie ethnologiſch zu
entziffern. Im eigentlichen Serbien unterſcheidet ſich der
Serbe deutlich vom Bulgaren, dort, wo in Bulgarien
Griechen wohnen, wird ſie auch ein ungeübtes Auge ſchnell
von jenen unterſcheiden lernen. Auch hier gehen alle
Raſſenbegriffe durcheinander. Früher behauptete man, es
ſeien faſt durchweg Bulgaren, dann gab es eine Zeit, da
man das Serbentum bis, bald nach Saloniki glaubte
ver=
folgen zu können. Ende der achtziger Jahre ſtellte der
Ge=
lehrte Gopoevic durch eingehende Voltsſtudien und auf
Grund perſönlicher ſtatiſtiſcher Aufnahmen feſt, daß
zahl=
reiche Bulgaren einen Dialekt des Serbiſchen ſprechen. Er
fand, daß die Slawa, der volkstümlichſte ſerbiſche Brauch,
überall und vielfach heimlich gefeiert wurde. Aber
Go=
poevic war ein Serbe! Die wiſſenſchaftlichen Meinungen
ſtehen ſich noch heute diametral gegenüber. Jedenfalls
iſt nicht mit Sicherheit zu ſagen, wo das Serbentum
auf=
hört und das Bulgarentum beginnt. Alles iſt
durcheinan=
dergemiſcht, und im Laufe der Jahrhunderte ſind
völ=
kiſche wie kirchliche Anſchauungen und Gebräuche ſo
in=
einandergefloſſen, daß es vielfach gar nicht mehr
mög=
lich iſt, zu entſcheiden, was einmal urſprünglich war. Schon
die völkiſche Politik bereitet dem, der in ſie
einzudrin=
gen verſucht, Kopfzerbrechen. Hier aber tappt man völlig
im Dunkel, trotz Statiſtik und peinlich genauer
Auszäh=
lung von Häuſern und Steuerköpfen.
Hier entſcheidet jetzt das Schwert. Und in der Tat:
es bleibt keine andere Löſung. Alexander der Große hieb
den gordiſchen Knoten, an den die Herrſchaft über Aſien
geknüpft ſein ſollte, mit dem Schwert durch. Der
maze=
doniſche Knoten erfährt heute dasſelbe Schickſal.
niſchen Amerika und fügt Karten und Photographien bei.
Drei Blätter in Buenos=Aires machen das Schlagwort
„Gibraltar für Spanien” volkstümlich. Die Deutſchen
wenden dieſelbe Methode erfolgreich in Spanien an. Das
Wolffbureau errang ſoeben einen großen Triumph in
Bulgarien. Es verſorgte die bulgariſche Preſſe mit
Ar=
tikeln, die alle den Kehrreim hatten: die Deutſchen ſiegen,
ſie können nicht geſchlagen werden. Das bulgariſche Volk
war bereits bekehrt, als König Ferdinand das
entſchei=
dende Wort ſprach. Die Deutſchen bearbeiten jetzt
Ru=
mänien und Griechenland, ebenſo Holland, die Schweiz
und Skandinavien. Inzwiſchen tat England nichts. (Aber
es log doch kräftig! D. Red.) Der Artikel verlangt
ſchließ=
lich, nach fünfzehn Kriegsmonaten eine wirkſame
Nach=
richtenabteilung zu gründen, um der ganzen Welt
einen zuſammenhängenden und namentlich ſchnellen Nach
richtendienſt zu liefern.
Die engliſche Telegrammzenſur.
* Amſterdam, 26 Okt Die hier eingetroffene
Zeitung New York World enthält bemerkenswerte
Ein=
zelheiten über die willkürliche Behandlung der
Kabeltelegramme durch die britiſche
Zen=
ſur. Hierdurch werde dem amerikaniſchen Handel ein
Schaden zugefügt, der ſich auf Millionen belaufen dürfte.
Beiſpielsweiſe ſei der Handel mit getrockneten Früchten
zwiſchen den Vereinigten Staaten und Griechenland
voll=
ſtändig unterbunden worden. Telegraphiſche Aufträge
von Amerika nach Europa und umgekehrt würden
zurück=
gehalten. Die britiſche Zenſur habe u. a. die ihr amtlich
gewährte Einſicht in die amerikaniſchen
Handelsbeziehun=
gen dazu benutzt, um Munitionsaufträge, die eine
unab=
hängige Firma erlangt hatte, ungültig zu machen und ſie
dem beglaubigten Vertreter der britiſchen Regierung in
Amerika, der Firma J. P. Morgan & Co. zu übertragen.
Alle bisherigen Einſprüche des amerikaniſchen
Staats=
departements ſeien vergeblich geweſen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. Oktober.
* In den Ruheſtand verſetzt wurde die Lehrerin
Bertha Kuhlmann an der höheren Bürger=(Mädchen=
Schule zu Oppenheim auf ihr Nachſuchen, unter
Aner=
kennung ihrer treuen Dienſte.
Kriegsauszeichnungen. Es erhielt die Heſſiſche
Tapferkeitsmedaille der Gerichtsreferendar Ferdinand
Elbertt, Einj.=Kriegsfreiw. Unteroffizier im Garde=
Dragoner=Regt. Nr. 23, 2. Esk., Sohn des verſtorbenen
Oberſtadtſekretärs Rechnungsrat Elbertt; dem Reſerviſt
Karl Röder, hier, Dragoner im Garde=Dragoner=
Re=
giment Nr. 23, 5. Eskadron, wurde von ſeinem Herrn
Oberſt von Brandenſtein für tapferes Verhalten vor dem
Feinde die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille an den
Waffen=
rock geheftet; Dragoner Aug. Aßmus, hier, im Garde=
Dragoner=Regiment Nr. 23, Sohn des Dachdeckermeiſters
Aug. Aßmus, wurde mit der Heſſiſchen
Tapferkeitsme=
daille ausgezeichnet; Straßenbahnſchaffner Johannes
Helfrich, welcher vor längerer Zeit die Heſſiſche
Tapferkeitsmedaille erhalten, iſt zum Vizefeldwebel
be=
fördert worden.
Vom Großh. Hoftheater wird uns geſchrieben:
Heute Donnerstag wird „Die Jüdin” wiederholt. In
den Hauptpartien ſind beſchäftigt die Damen Kallenſee
und Schelper, ſowie die Herren Globerger, Mann,
Schützendorf und Stephani. Dirigent Felix von
Wein=
gartner, Regie Otto Nowack. Es gelten die kleinen
Preiſe. Schönherrs „Weibsteufel” wird, von
Hans Baumeiſter einſtudiert, mit Herta Alſen in der
weib=
lichen, ſowie Hans Baumeiſter und Kurt Weſtermann
in den männlichen Rollen, Freitag, den 29., zum erſten
Male aufgeführt. Mit meiſterhafter Virtuoſität des
Auf=
baues und der Charakteriſtik, ſowie mit ungewöhnlicher
dramatiſcher Schlagkraft hat es der Dichter von „Glaube
und Heimat” verſtanden, in den fünf Akten ſeines
neue=
ſten Bühnenwerkes drei Menſchenſchickſale zu geſtalten
und damit einen tiefgehenden und andauernden Erfolg
erzielt. In Berlin geht das Werk mit ungeſchwächter
Zugkraft bereits dem Jubiläum der 100. Aufführung
ent=
gegen. Die Erſtaufführung am Freitag beginnt um 7½
Uhr. Samstag, den 30., geht „Huſarenfieber” als
Volks= und Garniſonsvorſtellung zu ermäßigten Preiſen
in Szene. Der Kartenverkauf hat in dem Verkehrsbureau
bereits begonnen und wird daſelbſt bis einſchließlich
Samstag, den 30., fortgeſetzt. Für Sonntag, den 31.,
C 9, iſt zum erſten Male in dieſer Spielzeit „Carmen”
ingeſetzt. Es gelten die kleinen Preiſe.
D Die Großherzogliche Techniſche Hochſchule hat auf
einſtimmigen Antrag der Abteilung für Maſchinenbau
durch Beſchluß von Rektor und Großem Senat, Herrr
Geheimerat Profeſſor Dr. Erasmus Kittler, Mitglied
der Erſten Kammer der Stände auf Lebenszeit, die
Würde eines Doktor=Ingenieurs
Ehrenhal=
ber verliehen, anläßlich ſeines Uebertrittes in den
Ruheſtand nach langjähriger erfolgreicher Lehrtätigkeit,
in dankbarer Würdigung ſeiner Verdienſte um die
Ent=
wicklung der Hochſchule.
* Heilverfahren der Reichsverſicherungsanſtalt fü
Angeſtellte auch für Kriegsteilnehmer. Auf eine
An=
frage der Rechtsſchutzabteilung des Verbandes Deutſcher
Handlungsgehilfen zu Leipzig an das Direktorium der
Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte, ob die §§ 36—43
des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte auch für
in=
valide Krieger Anwendung finden, erhielt die
er=
wähnte Rechtsſchutzabteilung folgende Antwort: „Den
Kriegsteilnehmern kann ebenſo wie anderen Verſicherten
ein Heilverfahren gewährt werden, falls die ſonſtigen
Vorausſetzungen gegeben ſind. Den Betreffenden muß
je=
doch die zur Durchführung des Heilverfahrens
erforder=
liche Urlaubszeit zur Verfügung ſtehen.”
Petroleumkarten. Die ſtädtiſche Verwaltung
be=
abſichtigt, vom 10. November ab die Verteilung der
Pe=
troleumbeſtände durch Ausgabe von
Petro=
leumkarten zu regeln. Es iſt deshalb eine
Vor=
ratserhebung über die derzeitigen in der Stadt noch
vorhandenen Petroleumbeſtände angeordnet worden.
Gleichzeitig wurde angeordnet, daß die Haushalltungen
den Bedarf an Petroleum anmelden, den ſie
im Laufe eines Monats für die Zwecke der. Haushaltung
benötigen. Die Meldung der Petroleumvorräte ſowohl
als auch der Bedarf an Petroleum hat bei den
zuſtän=
digen Polizei=Revieren auf beſonderen Meldekarten zu
erfolgen. Die Ausgabe der Petroleumkarten, die nach
dem 10. November allein noch zum Bezug von Petroleum
berechtigen, wird vorausſichtlich am 31. Oktober erfolgen.
Die Verteilung des Petroleums bleibt in der ſeitherigen
Weiſe beſtehen und wird durch die Kleinhändler wie
bis=
her vorgenommen, jedoch unter der amtlichen Kontrolle
der Stadtverwaltung. Das Uebertreten der erlaſſenen
Anordnungen wird mit Geldſtrafe oder im
Unvermögens=
falle mit Gefängnisſtrafe geahndet. Es iſt zu hoffen, daß
alle Haushaltungen, denen eine andere Beleuchtungsart
möglich iſt, auf Zuteilung von Petroleum verzichten, um
dieſes den Heimarbeiterinnen und kleineren Betrieben zu
überlaſſen, die lediglich auf Petroleum angewieſen ſind.
gie. Allg. deutſcher Frauenverein (Ortsgruppe
Darm=
ſtadt). Geſtern abend ſprach im Café zur Oper Frau
Karoline Balſer über das Thema: 50 Jahre
Frauenbewegung, verbunden mit einem Bericht
über die Hauptverſammlung des deutſchen Frauenvereins
zu Leipzig. Die Verſammlung fand vom 26. bis 29.
Sep=
tember ſtatt und geſtaltete ſich zugleich zu einer
Erinne=
rungsfeier für die verſtorbene Gründerin des Vereins.
Ueber 900 Frauen aus allen Gauen Deutſchlands hatten
ſich verſammelt, auch die Staats= und ſtädtiſchen Behörden
ſowie die Univerſität waren bei den Veranſtaltungen
ver=
treten. Freilich geſtaltete ſich das Feſt anders, als man
urſprünglich geplant hatte, doch trug der Ernſt der Zeit
nur dazu bei, die Bedeutung der Verſammlung zu heben
und den Teilnehmern nachdrücklich vor Augen zu führen,
wie unſere vielbewunderte deutſche Organiſation der
Kriegshilfe nicht möglich geweſen wäre ohne die Mithilfe
der deutſchen Frauenwelt, deren Arbeit in der
Kriegsfür=
ſorge geradezu Staunenswertes geleiſtet hat. Von ganz
beſonderem Eindruck auf die Teilnehmer war die Feier
an dem gewaltigen Bau des Völkerſchlachtdenkmals, die
ſo recht dazu beitrug, den ſtimmungsvoll ernſten Grundton
für die Verſammlungstage zu geben. Der Allg. deutſche
Frauenverein wurde am 18. Okt. 1865 von Luiſe Otto in
Leipzig gegründet, eine Gründung, die zugleich den Beginn
der organiſierten deutſchen Frauenbewegung bedeutete. In
den vergangenen 50 Jahren der Vereinstätigkeit iſt
man=
ches Große geleiſtet worden, das der Geſchichte angehört
und die vornehmſte, von Anfang an aufgeſtellte Forderung,
die des Rechtes auf Arbeit auch für die gebildete Fran
(Lehrerinnen uſw.) iſt nach manchen ſchwerem Kampfe
durchgeſetzt worden. Noch manche Aufgabe harrt freilich
ihrer Löſung, aber auch ſie wird in nicht allzu ferner Zeit
kommen. Teilnahme der Frau an der Staatsarbeit iſt
eine Pflicht und Ehre für ſie. Die Rednerin behandelte im
einzelnen die Angeſtelltenbewegung, die wirtſchaftliche
Lage der Künſtlerinnen, Lehrerinnen und der
Organiſa=
tionen für Einzelfragen, wie Frauenbildung, Studium,
Sittlichkeits= und Mutterſchutzbewegung u. a. m. Der
All=
gemeine deutſche Frauenverein ſteht heute noch
unverän=
dert auf dem Standpunkt, daß die höchſte und breiteſte
Ausbildung der Frau auf allen Gebieten die Grundlage
bildet für alle Fortſchritte unſeres ſozialen Lebens. Neben
anderen Einzelheiten aus dem Arbeitsgebiet des
Geſamt=
vereins und der Ortsgruppen kennzeichnete die
Vortra=
gende als den Höhepunkt der Frauenbewegung die in den
90er Jahren erfolgte Freigabe der Univerſitäten für das
Frauenſtudium und ferner die 1894 erfolgte Gründung
des Bundes deutſcher Frauenvereine und die
Zuſammen=
faſſung aller Organiſationen, die zur Frauenbewegung
zählen. Zur Berichterſtattung über die Leipziger
Ver=
ſammlung übergehend, gab ſie eine Ueberſicht über die
dort gehaltenen Einzelvorträge. Frau Dr. Altmann=
Gott=
heiler hat über weibliche Berufstätigkeit während und
nach dem Kriege geſprochen und dabei beſonders
ausführ=
lich die Zukunftsprobleme behandelt, zu deren Löſung
allenthalben die Berufsberatung der Frauen einen
wich=
tigen Faktor bildet. Margarete Treuge ſprach über das
Frauendienſtjahr, ein ungemein wichtiges Problem, mit
dem ſich auch die hieſige Ortsgruppe des Allgemeinen
deut=
ſchen Frauenvereins baldigſt befaſſen wird. Ueber die
Hausfrau im deutſchen Volkshaushalt ſprach Frau Marta
Voß=Zietz, die im Auftrage deutſcher Frauenvereine
allent=
halben in Deutſchland Hausfrauenvereine organiſiert hat.
Den Schluß der Leipziger Verſammlung bildete ein
Vor=
trag von Fräulein Dr. Bäumer über die Bürgerin im
künftigen Deutſchland, indem ſie auf die wichtigen
Auf=
gaben hinwies, die der deutſchen Frauenbewegung noch
harren, bis die Bürgerin gebildet und erzogen wird, die
das neue Deutſchland der Zukunft fordert.
Der Vortrag ſchloß mit einem warmen Appell an die
Darmſtädter Frauenwelt, ſich in eifriger Mitarbeit der
Ortsgruppe anzuſchließen und nach Kräften beizutragen
zur Löſung aller jener Fragen, auf denen nicht zum
ge=
ringſten Teile die Zukunft unſeres Volkes beruht. An
den Vortrag ſchloß ſich ein geſelliges Beiſammenſein.
— Die Lebensmittelteuerung. Vom
Kriegs=
ausſchuß für Konſumentenintereſſen wird
uns geſchrieben: Die Lebensmittelteuerung ſoll morgen
Freitag, den 29. Oktober, abends 8½ Uhr, im großen
Saal des Schützenhofs, Darmſtadt, Hügelſtraße, den
Gegenſtand der Erörterung in einer großen
Volks=
verſammlung bilden, die vom Kriegsausſchuß für
Konſumentenintereſſen einberufen iſt. Redner ſind Herr
Geh. Juſtizrat Dr. Vohſen (Heidelberg) und Direktor
Valentin Liebmann aus Frankfurt a. M. Zu dieſer
Verſammlung ſind die Männer” und Frauen aller
Stände freundlichſt eingeladen. Durch einen
maſſen=
haften Beſuch muß die Bevölkerung von Darmſtadt
gegen die jetzigen Zuſtände proteſtieren und
nachdrück=
lichſt verlangen, daß es ſo nicht weiter gehen darf.
Ver=
ſäume deshalb niemand dieſe Verſammlung.
Urania=Vortrag „Von den Karpathen bis Breſt=
Litowsk” am Montag, den 1. November, im Kaiſerſaal.
Das gewaltige Ringen auf den ſchneebedeckten Kämmen
der Karpathen und in der galiziſchen Ebene ſchildert ein
Vortrag in lebendiger Anſchaullchkeit, der Herrn Dr.
Fritz Wertheimer, Kriegsberichterſtatter bei unſerer
tapferen Südarmee, zum Verfaſſer hat. — Von der
kleinen Bergſtadt Munkacs, die lange der Sitz des
Hauptquartiers unſerer Südarmee war, geht es auf
ſchmalen, zur Winterzeit oft ganz unwegſamen Pfaden
zum Kamm der Karpathen. Geradezu unſagbare
Strapazen hatten unſere tapferen Krieger hier zu
er=
dulden, wo die Kälte ſo grimmig wurde, daß ſelbſt die
Maſchinengewehre einfroren. Vom Lagerleben mit ſeinen
Entbehrungen und mit ſeiner Poeſte, von Galiziens
buntgemiſcher Bevölkerung, von den brennenden Oeltanks
bis Borislaw, von dem Fall Lembergs, dem
Durch=
bruch der ruſſiſchen Linie bei Stryj, von den
Greuel=
taten der Koſaken und von den Leiden der polniſchen
Bevölkerung erhält man in dieſem Vortrag in Wort und
Bild deutlich Kunde und in dramatiſcher Steigerung
ziehen die Kriegsereigniſſe bis zur Umklammerung von
Breſt=Litowsks vorüber. — Eintrittskarten in der
Hof=
muſikalienhandlung Georg Thies Nachfolger.
Die Verſorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln.
— Der Verein der Fortſchrittlichen Volkspartei
richtete an die Stadtverwaltung folgende Eingabe:
Das ſtetige Anſteigen der Kartoffelpreiſe und das
raſche Herannahen derſkalten Jahreszeit, die eine
Ver=
ſendung von Kartoffeln ſehr erſchwert, laſſen die Gefahr
Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Uraufführungen.
Mainzer Stadttheater.
Wir Deutſche bringen es fertig, in einer Zeit, da wir
mit Rußland noch in einem der furchtbarſten
Vernich=
tungskämpfe ſtehen, die die Welt je geſehen, uns auf der
Schaubühne ein Stück anzuſehen von ausgeſprochen
ruſſi=
ſcher Tendenz; eine Komödie, die uns nicht etwa unſere
Feinde in einem Lichte zeigt, das den Haß ſchüren ſoll
oder kann, die uns vielmehr durchaus edle
Charakter=
eigenſchaften des Volkes ſchildert und unſer volles
Mit=
empfinden heiſcht in der Art, wie es ſich aufzulehnen
ver=
ſucht gegen die knutende Polizeiherrſchaft. Es ſind im
Grunde durchweg ſympathiſche Menſchen, die in dem
„Zeitbild” in vier Akten von Axel von
Ren=
kern, betitelt „Wjera” auf die Bühne geſtellt
wer=
den. Die Handlung, ſoweit von einer ſolchen die Rede
iſt, erheiſcht unſer Mitfühlen, und ein dicht beſetztes
Thea=
ter gibt dem beifallsfreudig Ausdruck, niemand
prote=
ſtiert. Das heißt, dieſe Beifallsfreudigkeit kann nicht
darüber hinwegtäuſchen, daß es ſich bei dieſer Neuheit um
eine ſchwache dramatiſche Arbeit handelt, die auf etwelche
literariſche Würdigung kaum Anſpruch erheben darf. Die
Anerkennung der Tatſache, daß ein Theater wie das
un=
ſere in der gegenwärtigen Zeit in kaum fünf Tagen die
zweite Uraufführung herausbringen kann, fällt ungleich
höher aus als die der Neuheit ſelbſt, die nebenbei ſo
vor=
züglich herausgebracht wurde, daß man die Empfindung
nicht los ward, dieſer Aufwand iſt einer größeren Sache
würdig. Das Werk iſt nicht ſo groß, daß es einen Abend
füllen kann, auch nicht, wenn die Pauſen noch länger ſind,
wie ſie waren. Es bleibt bei einer epiſodenhaften
Schil=
derung, die an ſich allerdings recht gut gelungen iſt.
Mög=
lich, daß der Rotſtift gar zu fleißig gehandhabt, aber
an=
zunehmen, daß dieſes im Intereſſe der Straffheit der
Handlung notwendig war, die hin und wieder zu Längen
anſetzt. Denn bei der Liebe und Sachkenntnis, mit der
ſich die Spielleitung Johannes Tralows der Neuheit an=
genommen, erſcheint ſicher, daß nichts von dramatiſcher
Bedeutung ungeſpielt blieb. Die Aufführung war in
allen Einzelheiten wie im Zuſammenſpiel ganz
ausge=
zeichnet. Neben der Regie gebührt allen Darſtellern
volles Lob. Bei der großen Anzahl der Mitſpielenden,
unter denen die Trägerin der Titelrolle eigentlich am
wenigſten hervortritt, ſei es erlaſſen, auf Einzelheiten
einzugehen. Vielleicht, daß außer der Wjera Hanna
Ralphs und der temperamentvollen Umſtürzlerin Jeſſe
Edith Gärtners noch beſonders hervorgehoben zu werden
rechtfertigen die Herren Agte als Gouverneur, Herbert
als deſſen Sekretär, Heinemann als Polizeihauptmann
und Dieterle als Lew Platonow. Die Inſzenierung
ver=
dient wegen des charaktervollen Bildes des zweiten Aktes,
der auf dem Gefängnishof ſpielt, und auch des ſtilvollen
Verſammlungszimmers beſondere Anerkennung. M. St.
Weimarer Hoftheater.
Als Nachfeier zum fünfzigſten Geburtstage des
Dich=
ters brachte das Weimarer Hoftheater das vieraktige
Luſtſpiel „Münchhauſen” von Fritz Lienhard
in liebevoller Einſtudierung heraus ud erzielte vor dem
faſt ausverkauften Hauſe einen warmen, herzlichen
Er=
folg, der ſich nach jedem Akte in mehrfachen Herausrufen
kundgab. Der Erfolg iſt um ſo höher zu werten, als er
nicht durch derbe Situationskomik, ſondern durch feinen
Humor und ſinnige Symbolik erzielt iſt. Wie ſchon in
ſei=
nem „Till Eulenſpiegel” hat der Dichter hier eine
volkstümliche Figur in den Mittelpunkt einer anmutig
bewegten Handlung geſtellt und zur Trägerin tieferer
Ideen gemacht. Aus dem Lügenbaron, der nur aus
Prahlhanſerei aufſchneidet, iſt der bewußte Vertreter
einer Weltanſchauung geworden, die über die
Nüchtern=
heit des Alltagslebens ſich erhebt und auf den Flügeln
der Phantaſie die Grenzen von Raum und Zeit
über=
ſpringt. Ein Feind jeder gemeinen Lüge, ſieht der gütige
Schloßherr ſich von einer diebiſchen Dienerſchaft umgeben,
und ſelbſt ſeine Wirtſchafterin, die er zur Bäronin
er=
heben wollte, hat ihn getäuſcht. So findet der Vereinſamte
Zuflucht aus einer verlogenen Wirklichkeit bei ſeinem
Neffen Hans, der ihn verſteht und ſeine Phantaſien nicht
verſpottet. In trefflicher Maske gab Hans Fritz
Ger=
hard den Titelhelden und verkörperte in Haltung, Wort=
und Mienenſpiel ſo feinfühlend die Abſichten des
Dich=
ters, daß dieſe Figur in ihrer inneren Größe glaubhaft
emporwuchs; ihm galt unter den Darſtellern mit
Recht=
der Löwenanteil des Beifalls. Johannes Riemann
gab den jugendlichen Hans mit verhaltener
Innerlich=
keit. Märchenhaft war die Sommernachtsſtimmung in der
phantaſtiſchen Wildnis von Münchhauſens Park. Die
Aufführung iſt ein Zeichen für das ernſte künſtleriſche
Streben des Weimarer Hoftheaters. Dr. A. St.
Münchener Schauſpielhaus.
Im Münchener Schauſpielhauſe kam am
23. Oktober das vieraktige Schauſpiel „Gnade”
von Wilhelm Speyer zur Uraufführung. Dieſes
Schauſpiel, das eigentlich ein Luſtſpiel iſt, arbeitet mit
recht feinen Mitteln. Das Thema „Gnade”, das im
Schlußakt anklingt, erfährt freilich keine ſehr tiefe
Aus=
deutung. Aber man unterhielt ſich dafür bei den luſtigen
Begebniſſen der vier Akte ſehr gut. Speyer ſtrebt den Stil
der Shakeſpeareſchen Komödie an, der ihm in manchen
Aeußerlichkeiten auch gelingt. Der Stoff, den Speyer einer
Novelle Paul Buſſons entnahm, führt in die Zeit
Friedrichs des Großen. Das Stück ſpielt am Vorabend
des Siebenjährigen Krieges und behandelt das
ſonder=
bare Unterfangen, durch das ſich ein arg bedrängter
Jun=
ker ſalvieren will. Er macht, auf Anraten ſeiner Freunde,
einen — Raubanfall auf die Angebetete ſeines Herzens,
die, mit 300 Louisdors beladen, auf einen Schloßball
fährt. Nach dieſer Tat, die dem Autor zu ſeiner
wich=
tigſten Szene Gelegenheit gibt, erwachen mancherlei
Ge=
wiſſensqualen, und der „Räuber” verrät ſich, in Hitze,
ſelber. Er will nun alles bekennen und ſich dem Richter
ſtellen, aber die beraulte junge Dame läßt Gnade
wal=
ten, bietet dem Räuber nicht nur Rettung, ſondern ſogar
die eigene Hand, und alles ſchließt mit der patriotiſchen
Pointe des jäh ausgebrochenen Krieges. Das Publikum
war ſehr befriedigt und rief den Dichter, der oftmals,
feldgrau, vor der Rampe erſcheinen durfte. R. R.
als dringlich erſcheinen, daß trotz der Rieſenernte ein
großer Teil der ſtädtiſchen Bevölkerung im Winter
Man=
gel an Kartoffeln leiden wird. Raſches und
tat=
kräftiges Eingreifen iſt darum dringend
geboten.
In Heſſen werden weit mehr Kartoffeln gezogen, als
das Land braucht, darum iſt es berechtigt, daß die im
Lande gezogenen Mengen in erſter Linie für das Land
ſelbſt verwendet werden. Wir bitten, zu dieſem Zwecke
folgende Maßnahmen bei der Großh. Regierung zu
be=
antragen:
1. Die Ausfuhr von Speiſekartoffeln aus dem Lande iſt
ſolange zu verbieten, als der inländiſche Bedarf nicht
gedeckt iſt.
2. Die in jeder Gemeinde erzeugte Menge an Kartoffeln
muß nach den ſtattgehabten Beſtandsermittelungen
ungefähr bekannt ſein. Die einzelnen
Produktions=
gemeinden ſind aufzufordern, die Kartoffelzüchter zu
veranlaſſen, einen beſtimmten Teil ihrer Erzeugung
an Speiſekartoffeln zum Satz von 7 Mk.
für den Doppelzentner beſter
Speiſe=
kartoffeln frei Abgangsſtation, oder von 8 Mk.
frei Kelller des Empfängers — mit
entſprechen=
der Preisherabſetzung für geringere Sorten — zur
Verfügung zu ſtellen, mit der Androhung, daß bei
ungenugender Lieferung Enteignung zu einem
geringeren Preiſe erfolgt. Die jeder Gemeinde
aufzugebende Menge richtet ſich nach dem Verhältnis
zwiſchen dem angemeldeten Geſamtbedarf des Landes
zur Geſamterzeugung. Die aus einzelnen Gemeinden
und bzw. von einzelnen Erzeugern bereits an
inlän=
diſche Verbraucher verkauften Mengen ſind auf die
Lieferungsverpflichtungen aufzurechnen.
3. Gleichzeitig ſind alle Bedarfsgemeinden aufzufordern,
den angemeldeten, nicht gedeckten Bedarf ihrer
Ein=
wohner, einſchließlich des Bedarfs der Kleinhändler
und der Armenverwaltung, bei der Großh. Regierung
anzumelden.
4. Die Bedarfsgemeinden haften dafür, daß die
ange=
meldeten Kartoffelmengen innerhalb eines
Zeitrau=
mes von 3 Monaten abgenommen werden, ſie haften
ferner für die Zahlung und ſorgen für die Zufuhr
der mit der Bahn verſandten Kartoffeln an die
Emp=
fänger.
5. Iſt innerhalb einer beſtimmten Friſt — etwa zwei
Wochen nach der Aufforderung an die
Produktions=
gemeinden — die geforderte Menge nicht zur
Ver=
fügung geſtellt, dann ſind die geſamten
Kartoffelvor=
räte zu beſchlagnahmen und den Bedarfsgemeinden
ſind beſtimmte Orte zu überweiſen, in denen ſie das
Recht der Enteignung zu einem Satz von etwa 6 Mk.
für den Doppelzentner beſte Speiſekartoffeln
erhal=
ten. Für die Wegbringung haben die Enteigner ſelbſt
zu ſorgen.
An die Stadtverwaltung ſelbſt ergeht weiter
das Erſuchen, den Beſtellern die benötigten Kartoffeln
zum Selbſtkoſtenpreis zuzuführen, weniger Bemittelten
die Zahhlung in Raten zu ermöglichen, für den
Kleinver=
kauf in den Läden — vielleicht zeitlich abgegrenzte
Höchſtpreiſe zu beſtimmen, zeitig für gute
Aufbewahrungs=
räume für diejenigen Mengen zu ſorgen, die die Stadt
in eigener Verwahrung behalt, und ſchließlich den Armen
und Bedürftigen die Kartoffeln unter den Selbſtkoſten zu
überlaſſen.
kebensmittelbeſchaffung der Stadt
Darmſtadt.
— Die geſetzlichen Beſtimmungen weiſen die
Für=
ſorge für die Bevölkerung den Kommunalverwaltungen
zu. Für die größeren Städte bedeutet die Verſorgung
der Bevölkerung mit den nötigen Lebensmitteln die
zur=
zeit größte und wichtigſte Arbeit. Schon bei Ausbruch
des Krieges haben die meiſten größeren Städte in
rich=
tiger Erkenntnis des Kommenden beizeiten vorgeſorgt
und ſich gewiſſe Mengen der hauptſächlichſten
Lebens=
mittel geſichert oder als Vorrat eingelagert. Auch die
Stadtverwaltung Darmſtadt war in dieſer Hinſicht in
be=
ſonderem Maße tätig. Sofort bei Kriegsbeginn wurden
bedeutende Mengen an Getreide aufgekauft und in einer
von der Stadt in eigener Regie betriebenen Mühle zu
Mehl vermahlen. Weiter wurde ein größerer Poſten
fei=
neres Weizenmehl angekauft und eingelagert. Als im
Februar 1915 die bekannte Knappheit an Mehl eintrat,
haben dieſe Vorräte vorzüglichen Dienſt geleiſtet.
Wei=
ter wurden durch die Stadtverwaltung im Herbſt 1974
ſchon bedeutende Mengen von Kartoffeln beſchafft
und an Minderbemittelte zum Selbſtkoſtenpreis und an
die Kriegsfürſorgeberechtigten unentgeltlich abgegeben. Das
geringe Ernteergebnis an Kartoffeln und die dadurch
verurſachten hohen Preiſe bewirkten, daß viele Fam: ſich nicht genügend mit Kartoffeln eindecken
konn=
ten. Der im Frühjahr 1915 ſich zeigende große Mangel
an Kartoffeln in weiten Schichten der Bevölkerung
ver=
anlaßte die Stadt, wiederholt einzugreifen und größere
Mengen von Kartoffeln aufzukaufen. Es war nicht
beabſich=
tigt, dieſe Kartoffeln ſelbſt einzulagern; ſie ſollten
viel=
mehr mit Hilfe der berufenen Organiſationen den
Ver=
brauchern unmittelbar zugeführt werden. Dieſes kam
nicht zuſtande, und die Stadt war genötigt, die
Kar=
toffeln in eigenen Lagerräumen unterzubringen. Hierbei
war nicht zu vermeiden, daß Verluſte durch Fäulnis
ent=
ſtanden, um ſo mehr, als die Anfuhr der Kartoffeln zum
Teil in die im März 1915 einſetzende Kälteperiode fiel.
Immerhin war der Verluſt bei einer gelagerken Menge
von mehr als 20000 Zentnern geringer, als der vom
Reich als Verluſt angenommene Prozentſatz. Durch dieſe
Kartoffelbeſchaffung konnte der Bevölkerung faſt bis zur
neuen Ernte dieſes wichtige Nahrungsmittel zu
verhält=
nismäßig billigem Preis zugeführt werden. An die
Kriegsfürſorgeberechtigten wurden auch dieſe Kartoffeln
unentgeltlich und an die Minderbemittelten unter dem
Selbſtkoſtenpreis und gegen Ratenzahlung abgegeben.
Durch die Bundesratsverordnung vom 25. Januar wurde
die Mehl= und Brotverſorgung für das ganze Deutſche
Reich einheitlich geregelt und den Kommunalverbänden
übertragen. Die Stadt Darmſtadt bildete ein eigenes
Regelungsgebiet, für das unterm 1. März die
Brotmar=
kenkontrolle eingeführt wurde. Hierdurch wurde der freie
Verkehr in Mehl und Getreide völlig ausgeſchaltet. Die
Verſorgung der Bevölkerung mit Mehl und Brot erfolgte
lediglich durch die amtliche Verteilungsſtelle der Stadt.
Die Beſchaffung des erforderlichen Mehls mit rund 150
Sack für den Tag war wohl Sache des
Kommunalver=
bands, doch wurde im Einverſtändnis mit dem
Kommu=
nalverband Darmſtadt die Mehlbeſchaffung durch die
Stadtverwaltung ſo lange vorgenommen, bis die
Ueber=
weiſungen durch die Kriegsgetreidegeſellſchaft erfolgten.
Gegen Ende des Erntejahres 1914, als die in den
Haus=
haltungen noch vorhandenen Mehlbeſtände zur Neige
gingen und Klagen über Mangel an Kochmehl laut
wur=
den, vermittelte die Stadtverwaltung den Bezug von
2000 Kilo beſchlagnahmefreiem Weizenmehl,
das einer hieſigen Firma zum Vertrieb übergeben wurde.
Im Vorfrühjahr, als infolge der einſetzenden Kälte die
Kartoffelbeſtände knapp waren, wurde als Erſatz für
Kar=
toffeln ein größerer Poſten Eßkaſtanien beſchafft. Da
aber bald darauf genügende Mengen an Kartoffeln
be=
ſchafft werden konnten, beſtand für die Kaſtanien in der
Bevölkerung kein Bedürfnis und die Ware wurde wieder
abgeſtoßen. Der Zuſatz an Kartoffeln zur Brotbereitung
machte es nötig, eine größere Menge von
Trockenkar=
toffelpräparaten zu beſchaffen. Bei der Bereitung von
Brot kamen neben den friſchen Kartoffeln in Betracht:
Kartoffelſtärkemehl, Kartoffelwalzmehl und
Kartoffel=
flocken. An dieſen Präparaten wurden von der
Deur=
ſchen Trockenkartoffelgeſellſchaft (Teka) geliefert: 10000
Kilo Kartoffelwalzmehl und 30000 Kilo
Kar=
toffelſtärkemehl. Die große Nachfrage nach
die=
ſen Präparaten brachte es mit ſich, daß die Aufträge von
der Teka nur ſchwer ausgeführt werden konnten und
lange Lieferfriſten entſtanden. Um die Bäckereien
Darm=
ſtadts mit Kartoffelpräparaten zu verſorgen, ließ die
Stadtverwaltung in einer im Odenwald vorhandenen,
nicht an die Teka angeſchloſſenen Kartoffeltrocknerei etwa
200000 Kilo Kartoffeln zu Flocken
verar=
beiten.
Weiter wurde zur Ausſaat von Kartoffeln
Saat=
ware beſchafft und an die Einwohner abgegeben. Um
einem etwa eintretenden und inzwiſchen auch
eingetrete=
nen Mangel an Hülſenfrüchten vorzubeugen,
wur=
den von der Stadtverwaltung 42500 Kilo Reis
einge=
lagert. Dieſe Reismenge wurde ſpäter für das Reich
beſchlagnahmt, doch iſt zu hoffen, daß die Beſchlagnahme
demnächſt aufgehoben wird und der Reis an die
Bevöl=
kerung abgegeben werden kann, wenn andere Gemüſe rar
werden. Zu gleicher Zeit mit dem Reis wurden 6000
Kilo Erbſen und 25000 Kilo Bohnen beſchafft, die
zurzeit ebenfalls für das Reich beſchlagnahmt ſind,
vor=
ausſichtlich aber gleichfalls demnächſt zur Abgabe an die
Bevölkerung freigegeben werden.
An Fleiſchwaren wurden durch die
Stadtverwal=
tung beſchafft: 330 Zentner Dauerware und 500 Stück
Gefrierſchweine, die bereits an die Bevölkerung zu
verhältnismäßig billigen Preiſen abgegeben wurden, zu
einer Zeit, als die Schweinefleiſchpreiſe eine
unerſchwing=
liche Höhe erreicht hatten. Die außerdem beſchafften
Fleiſchkonſerven (3300 Doſen) ſind zurzeit noch als
Vorrat vorhanden, ebenſo etwa 10 Zentner von
ge=
räucherten Wurſtwaren, die demnächſt an die
Be=
völkerung abgegeben werden ſollen. Wegen Beſchaffung
von billigen Fiſchen ſind noch Verhandlungen im Gang.
An Graupen (geſchälte Gerſte) wurden 10000 Kilo,
an Teigwaren ebenfalls 10000 Kilo und an
Gries=
mehl etwa 10000 Kilo beſchafft. Ein Teil dieſer Waren
wurde bereits ausgegeben, der Reſt wird in den nächſten
Tagen ausgegeben werden.
Um gegen eintretenden Milchmangel
ge=
wappnet zu ſein, wurden im Frühjahr dieſes Jahres
20000 Doſen beſter kondenſierter Milch beſchafft, und, da
ſie in der Haltbarkeit faſt unbegrenzt iſt, bis auf weiteres
eingelagert. Eine weitere Beſtellung von 5000 Kilo
glei=
cher kondenſierter Milch wurde in den letzten
Tagen betätigt, und auch dieſe Menge wird als Vorrat
eingelagert werden. Eine geringe Menge an Salz, die
im Vorjahr bei Kriegsausbruch beſchafft und
eingela=
gert wurde, iſt inzwiſchen in den ſtädtiſchen Betrieben
verwendet worden.
Mit dem Beginn des neuen Erntejahres wurde durch
die Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915 die
Regelung des Brot= und Mehlverbrauchs auf der Baſis
der im vorhergehenden Erntejahr gewonnenen
Erfahrun=
gen weitergeführt. Die auf den Kopf der Bevölkerung
entfallende tägliche Brotmenge konnte gegen das
Vor=
jahr etwas erhöht werden, und es beſteht Ausſicht, daß
nach der endgültigen Aufnahme der Getreidebeſtände, die
am 16. November d. J. ſtattfindet, eine weitere
Er=
höhung der täglichen Brotration vorgenommen werden
wird. Der Kommunalverband Darmſtadt hat von dem
Recht der Selbſtwirtſchaft Gebrauch gemacht. Zu dieſem
Zweck wurden die beiden Kreiſe Darmſtadt und Dieburg
zuſammengeſchloſſen. Das für den Kommunalverband
erforderliche Mehl wird in den Mühlen der Kreiſe
Darmſtadt und Dieburg hergeſtellt, wodurch auch dieſen
Kleinbetrieben Rechnung getragen iſt. Ob das in den
Kreiſen angebaute Getreide für das Erntejahr 1915
aus=
reicht, wird die Aufnahme am 16. November ergeben.
Um dem derzeitigen Mangel an Kochmehl
in den Haushaltungen abzuhelfen, iſt beabſichtigt,
mit Genehmigung des Kommunalverbandes eine
ent=
ſprechende Menge Weizen=Auszugsmehl herſtellen zu
laſſen und an die 23000 Haushaltungen der Stadt
Darm=
ſtadt zu verteilen. Es ſoll auf Grund der
Brotaus=
weiskarten an jede Haushaltung etwa 3 Pfund
Weizen=
mehl zu Kochzwecken verabfolgt werden.
Mit Beginn der neuen Kartoffelernte
wur=
den 550 Zentner Frühkartoffeln aus Belgien
be=
ſorgt und auf den Markt geworfen, wodurch die
Markt=
preiſe weſentlich beeinflußt wurden. Weiter wurden an
Speiſekartoffeln für die Kriegsfürſorge etwa 3000
Zent=
ner beſchafft und an die Berechtigten unentgeltlich
abge=
geben. Auch die Preiſe für Gemüſe und
derglei=
hen wurden dadurch reguliert, daß größere Mengen an
Frühgemüſen engekauft und auf den Markt geworfen
wurden. So wurden beſchafft an frühem
Weiß=
kraut 125 Zentner, Rotkraut 75 Zentner,
Schnitt=
bohnen 100 Zentner und Zwiebeln 100 Zentner.
Ferner an ſpätem Weißkraut, zum Teil aus hieſiger
Gegend, zum Teil aus der Pfalz und zum Teil aus der
Filder, etwa 1000 Zentner. Bel der regen Nachfrage nach
Weißkraut wurden weitere 400 Zentner beſtellt, die in
den nächſten Tagen eintreffen werden.
Ferner ſind beſtellt, und es darf mit dem alsbaldigen
Eintreffen gerechnet werden, weitere 100 Zentner
Thü=
ringer Zwiebeln.
Der ſich immer ſtärker bemerkbar machende Mangel
an Fetten und Oelen hat die Stadtverwaltung
veranlaßt 265 Zentner däniſche Meiereibutter
zu beſchaffen, die in den nächſten Tagen eintreffen
wer=
den. Die Abgabe wird in den noch bekanntzugebenden
hieſigen Geſchäften derart erfolgen, daß auf den Kopf der
Bevölkerung eine gewiſſe Menge Butter zugeteilt und
auf Grund der vorzulegenden Brotausweiskarte
verab=
folgt wird. Bei der derzeitigen verſorgungsberechtigten
Bevölkerung von etwa 75000 Perſonen wird auf eine
Familie von 3—4 Köpfen etwa 2 Pfund Butter
ent=
allen. Der Preis beträgt 2.10 Mk. Um auch für die
übrigen Butterbezüge annehmbare Preiſe zu erhalten,
wurden unterm 23. Oktober im Einvernehmen mit den
umliegenden Städten Höchſtpreiſe für Butter feſtgeſetzt.
In der gleichen Weiſe wurden 200 Kiſten
Kühhlhaus=
eier bezogen, die ebenfalls auf Grund der
Brotausweis=
karte zum Preiſe von 16½ Pf. abgegeben werden. Auf den
Kopf der Bevölkerung entfallen hierbei 3 Stück, für eine
Familie im Durchſchnitt etwa 12 bis 15 Stück.
Um weiterhin die Bevölkerung mit billigem Obſt
zu verſorgen, wurden aus dem Odenwald und der
Wet=
terau etwa 1400 Zentner Aepfel — zum Teil Tafelobſt,
zum Teil Wirtſchaftsobſt — bezogen, und zum
Selbſt=
koſtenpreis an die Bevölkerung abgegeben. Auch der hier
zum erſtenmal errichtete Obſtgroßmarkt wurde
da=
mit befahren, und die Preiſe dadurch reguliert. Weiter
ſind beſtellt und treffen in den nächſten Tagen ein etwa
100 Zentner Birnen, die zur Bereitung von
Lar=
werg Verwendung finden ſollen. Um den
Bevölkerungs=
ſchichten, die zurzeit nicht in der Lage ſind, ſich mit größeren
Mengen an Obſt einzudecken, auch im Frühjahr für
ge=
nügende Obſtnahrung zu ſorgen, wurden etwa 300
Zenr=
ner harte und widerſtandsfähige Aepfel in
Schulhaus=
kellern im Odgnwald eingewintert. Dieſes Obſt wird
erſt im Frühjihr ausgegeben und dadurch auch den
Min=
derbemittelten Gelegenheit gegeben, billiges Obſt zu
er=
halten zu einer Zeit, wenn das Obſt knapp wird.
Der noch als Vorrat vorhandene Weizengries
wird demnächſt ohne Brotmarken an kinderreiche
Fa=
milien (für kleine Kinder) und an ältere kränkliche Leute
zu möglichſt billigem Preis abgegeben werden. An
Proben von Schmalz wurden 200 Kilo, an
Kunſtſpeiſefett 160 Kilo und von
amerikani=
ſchem Speck 1000 Kilo beſchafft. Fallen dieſe Proben
zur Zufriedenheit aus, ſo ſollen hiervon größere
Be=
ſtände beſchafft und verteilt werden. Auch iſt es
ge=
lungen, nochmals 1000 Gefrierſchweine
an=
zukaufen, die in der nächſten Zeit eintreffen und in der
früheren Weiſe verkauft werden ſollen. Um dem Mangel
an Oelen abzuhelfen, wurde veranlaßt, daß die
Schul=
kinder ſich mit dem Einſammeln der in dieſem Jahre ſehr
reichlich geratenen Bucheckern beſchäftigen, die an den
hierfür gebildeten Reichsausſchuß abgeliefert werden
ſol=
len. Aus dem gleichen Grund hat die Stadtverwaltung
ſchon im Nachſommer bei der Aufſichtsbehörde den
An=
trag geſtellt, die Nußernte zu beſchlagnahmen, um daraus
Oel herſtellen zu laſſen.
Der wiederholt erwähnte Mangel an Kochmehl
hat die Stadtverwaltung veranlaßt, 17 heſſiſche
Morgen Buchweizen, die auf fiskaliſchem Gelände
angebaut waren, zu erwerben und ernten zu laſſen. Die
Körner ergeben gemahlen ein ſehr wohlſchmeckendes
Schrotmehl, das zu Koch= und Backzwecken verwendbar
iſt und ohne Brotmarken abgegeben werden kann. Das
Stroh, das einen größeren Nährwert als
Wintergetreide=
ſtroh beſitzt, wird zu Häckſel verarbeitet und als
Vieh=
futter verwendet werden.
Eine Kalamität in den Städten bildete der Mangel
an Petroleum, das nur noch in ½ bis ½ der früheren
Menge eingefahren wird. Die Stadt war weiteſtgehend
beſtrebt, den Hausbeſitzern bei der Legung von
Gasbe=
leuchtung entgegen zu kommen, doch war es bei dem
Mangel an Hilfskräften und Material nicht möglich, alle
Wünſche ſo zeitig zu befriedigen, als es wünſchenswert
wäre. Viele Betriebe und beſonders die
Heimarbeite=
rinnen ſind deshalb noch auf Petroleumbeleuchtung
an=
gewieſen. Um dieſen das für ihren Unterhalt nötige
Licht zu beſorgen, iſt beabſichtigt, vom November ab die
ganze Petroleumverſorgung der Stadt Darmſtadt durch
die ſtädtiſche Verwaltung auf Grund von
Petroleum=
karten zu regeln. Die Verhandlungen mit den
liefern=
den Firmen und die Vorarbeiten für die Verteilung
des Petroleums ſind im Gange. Zur weiteren
Be=
hebung der Petroleumnot hat die Stadtverwaltung die
Beſchaffung von ſogenannten Kriegslichtbrennern
(Spiritusglühlicht) in die Hand genommen. Der
Ver=
trieb wurde der Firma Krätzinger übertragen, durch die
auch die Umwandlung der vorhandenen Brenner
vorge=
nommen werden wird.
Ueber die Abgabe der vorhandenen und noch zu
be=
ſchaffenden ſtädtiſchen Lebensmittel iſt ein
Ab=
kommen getroffen worden mit dem Detailliſtenverein und
dem Konſumverein dahier. Erſterer ſtellt acht
Ladenge=
ſchäfte, letzterer ſechs Verteilungsſtellen zur Verfügung.
In dieſen über die ganze Stadt ziemlich gleichmäßig
ver=
teilten Abgabeſtellen werden die Lebensmittel gegen
Be=
zugsſcheine zu billigem Preis an die
Bezugsberechtig=
ten abgegeben. Bezugsberechtigt ſollen alle hieſigen
Ein=
wohner ſein, deren Einkommen 2600 Mark nicht erreicht.
Doch ſoll dieſe Einkommensgrenze überſchritten werden
können, wenn eine größere Anzahl von Kindern vorhanden
iſt. Grundſätzlich ſoll dann die Berechtigung vorliegen,
wenn das Durchſchnittsmindeſteinkommen auf den Kopf
nach der Brotausweiskarte nicht mehr als 400 Mark
be=
trägt. Die Brotausweiskarte wird zum Ausweis für die
Berechtigung zum Bezug von Lebensmitteln mit einem
Stempelaufdruck verſehen, der dann ohne weiteres zum
Bezug aller von der Stadt beſchafften Lebensmittel zu
billigem Preiſe berechtigt. Durch dieſe Art der Abgabe
iſt der Handel mitberückſichtigt, arbeitet aber mit einem
ſehr geringen Nutzen, freilich auch ohne jedes Riſiko.
Durch dieſe Regelung ſoll erreicht werden, daß die
hauptſächlichſten Lebensmittel zu annehmbaren
Prei=
ſen der Bevölkerung zugänglich gemacht und nicht
dadurch vertenert werden, daß ſie mit
entſprechen=
dem Aufſchlag durch eine Anzahl von Händen gehen, denn
gerade dieſer Handel durch mehrere Hände hat
preisverteu=
ernd auf die Lebensmittel eingewirkt. Die
Bundesrats=
verordnung vom 23. Juli d. J. gibt wohl eine Handhabe,
gegen ſolche ungerechtfertigte Preisſteigerungen
einzuſchrei=
ten, doch hält es in den meiſten Fällen ſchwer, den
wirk=
lich Schuldigen zu faſſen. Die durch
Bundesratsver=
ordnung vom 25. Sept. gebildete
Preisprüfungs=
ſtelle der gleichzeitig auch die Verbrauchsregelung der
wichtigſten Lebensmittel übertragen iſt, wird ebenfalls
gegen ungerechtfertigte Preisſteigerungen einwirken
kön=
nen. Dieſe Preisprüfungsſtelle ſetzt ſich nach dem
Stadt=
verordnetenbeſchluß vom 14. Oktober 1915 zuſammen aus:
Gruppe I. Erzeuger und Handel:
Landwirtſchafts=
kammer Dr. Hammann, Handelskammer Dr. Human,
Handwerkskammer Stadtv. C. Lautz, Landwirtſchaftliche
Zentralgenoſſenſchaft Direktor Berg, Großhandel
Kauf=
mann Heuß, Kleinhandel Kaufmann Klockow,
Konſum=
verein Geſchäftsführer Karcher, Innungen Obermeiſter
Weber.
Gruppe II. Verbraucher und Sachverſtändige:
Schlachthofdirektor Dr. Garth, Stadtverordneter
Hen=
rich, Stadtverordneter Dr. Oſann, Ober=Lazarettinſpekter
Steinmann, Marktmeiſter Stöhr, Stadiverordneter Delp
für Konſumentenausſchuß, Stadtverordneter Hammann,
Eiſenbahnſekretär Gall und als Erſatzmann
Stadtverord=
neter Jung. Den Vorſitz führt der Oberbürgermeiſter,
als Stellvertreter wurde Stadtverordneter Hammann
be=
ſtimmt.
Die Preisprüfungsſtelle hat 4 Unterausſchüſſe
gebil=
det, und zwar: 1. für Heiz= und Leuchtmittel, 2. für Milch,
Butter, Fett und Fleiſch, 3. für Kartoffel und Gemüſe,
4. für Lebensmittel, als Eier, Konſerven uſw.
Die Tätigkeit der Preisprüfungsſtelle wird ſich in
erſter Linie darauf erſtrecken, die Preiſe für die
hauptſäch=
lichſten Lebensmittel im Vergleich zu den Geſtehungs=
koſten zu ermitteln und für dieſe Lebensmittel Marktpreiſe
vorzuſchreiben.
Der Lebensmittelmarkt wurde bisher ſchon
und wird auch für die Folge dauernd verfolgt, und im
Verein mit Fachleuten der verſchiedenen Richtungen
wer=
den alle eingehenden Angebote gewiſſenhaft geprüft
wer=
den. Wo ſich günſtige Gelegenheiten bieten, wird ohne
weiteres zugegriffen. So iſt es gelungen, bisher
beträcht=
liche Mengen an Lebensmitteln zu erwerben und zu
bil=
ligen Preiſen der Bevölkerung zuzuführen.
Das in vielen Städten ins Leben gerufene
Lebens=
mittelamt iſt in Wirklichkeit auch in der Stadt Darmſtadt
vorhanden, wenn ſich deſſen Tätigkeit auch bisher mit
etwas weniger Reklame nach außen abſpielte. Sind doch
zurzeit nicht weniger als 17 Beamte und Bedienſtete mit
der Beſchaffung und der Verteilung von Bkot, Mehl und
anderen Lebensmitteln tätig, wobei nicht inbegriffen ſind
die Bedienſteten und Arbeiter des Lagerhauſes und der
Mühle, durch die ſich die Zahl der Arbeitskräfte des unter
der ehrenamtlichen Leitung des Stadtv. Hammann
ſtehen=
den Lebensmittelbureaus auf etwa 30 erhöht.
Die Beſchaffung von Speiſekartoffeln für den
kom=
menden Winter iſt in die Wege geleitet. Soweit die
Kar=
toffeln durch die Einwohner nicht ſelbſt beſchafft wurden,
hat die Stadtverwaltung die Aufträge zur Beſchaffung
der Kartoffeln entgegen genommen und ſteht mit der
Land=
wirtſchaftskammer und verſchiedenen größeren Firmen in
Unterhandlung. Infolge der in den letzten Tagen rapid
ſteigenden Kartoffelpreiſe glaubte die Stadt, die mit
die=
ſem großen Ankauf verbundene Verantwortung
weiterer Preisſteigerung ablehnen zu müſſen.
Alle Zeichen deuten darauf hin, daß Höchſtpreiſe und
mög=
lichenfalls Beſchlagnahme der Kartoffelbeſtände erfolgen
müſſen, um der Bevölkerung dieſes wichtige Lebensmittel
zu annehmbarem Preiſe zu beſchaffen.
Vorſorglicher=
weiſe wurden 20000 Zentner als Bedarf bei der
Reichs=
kartoffelſtelle angemeldet und die Ausſtellung von
Bezugs=
ſcheinen beantragt, nach denen innerhalb der Kreiſe
Darm=
ſtadt, Dieburg, Bensheim und Groß=Gerau die nach der
Verordnung vom 9. Oktober beſchlagnahmten
Kartoffel=
beſtände für die Stadt Darmſtadt geſichert werden. Weiter
ſchweben Verhandlungen mit dem Generalgouvernement
Warſchau, wonach es ermöglicht werden ſoll, aus den
be=
ſchlagnahmten Kartoffelvorräten in Polen einen Teil des
Bedarfs der Stadt Darmſtadt zu decken. Kenner der
Verhältniſſe verſichern, daß die in Polen angebauten
Kar=
toffeln den in hieſiger Gegend gepflanzten Sorten nicht
nachſtehen. Der Preis für die aus Polen etwa zu
be=
ziehenden Speiſekartoffeln wird jedenfalls nicht mehr als
5,50 Mk. betragen. Zurzeit kommen für Darmſtadt in Frage
etwa 10000 Ztr. für Beſtellungen und etwa 12000 Ztr.
für die Kriegsfürſorgeberechtigten. Es iſt zu hoffen, daß
auch die Kartoffelfrage in den nächſten Tagen in einem
für die Bevölkerung günſtigen Sinne erledigt wird.
Darmſtädter Wochenmarktproiſe
am 26. Oktober.
Kartoffeln u. Gemüſe: Kopfſalat, Stück 3—8 Pf
Feldſalat, Körbchen 10 Pf.
Speiſekartoffeln, Pfd. 4-5 Pf. Endivien, Stück 5—10 P
P.
Salatkartoffel., Pfd. 12-14 Pf. Radieschen, Bündel 2
Buſchbohnen, Pfd. 25-30 Pf. Rettiche, Stück.
Stangenbohnen, Pfund Meerrettich, Stück 10—25 Pf
25—30 Pf. Sellerie, Stück 3—10 Pf.
Grünkohl, Stück . 3—8 Pf.
Gelbe Bohnen, Pfund
25—30A
Obſt:
Blumenkohl, Stück 10—60 Pf.
Römiſch=Kohl, Bündel
2—3 Pf. Eßäpfel, Pfund 10—15 Pf
Roſenkohl, Pfund 28 Pf. Kochäpfel, Pfund 8—10 Pf
Wirſing, Pfund . 4—5 Pf. Eßbirnen, Pfund 12—20 Pf
Stück . 5—18 Pf. Kochbirnen, Pfund 7—10 Pf
Weißkraut, Pfund 6—7 Pf. Quitten, Pfund
Stück 8—30 Pf. Pfirſiche, Pfund
Rotkraut, Pfund 8—10 Pf. Trauben, Pfund . 35 P
Stück 10—50 Pf. Kaſtanien, Pfund 25 P
Zitronen, Stück 8—15 Pf
Kohlrabi, oberirdiſche,
Stück 3—5 Pf. Brombeeren, Schopp. — P
Spinat, Pfund . 10—15 Pf. Nüſſe, 100 Stück 40—60 Pf.
Tomaten, Pfund 18—20 Pf.
Sonſtige Waren:
Zwiebeln, Pfund 20—22 Pf.
Gelberüben, Pfund 8—10 Pf. Süßrahmbutter, Pfund
2,40 M.
Bündel . 6 Pf.
Roterüben, Pfund 8—10 Pf. Landbutter, Pfund 2,10 M.
20 Pf.
Weißerüben, Stück 2—5 Pf. Eier, Stück
Handkäſe, Stück 6—10 Pf.
Schwarzwurzeln, Stück
20—25 Pf. Schmierkäſe, ½ Liter 25 Pf.
Städt. Marktverwaltung.
k. Eberſtadt, 26. Okt. (Schlechte
Kinder=
ſtreiche.) Nachdem hier auf Feldwegen und Aeckern
ſchon wiederholt aufgebrochene, ihres Inhalts beraubte
Feldpoſtſchachteln gefunden worden waren, hat es ſich
herausgeſtellt, daß Kinder, welche an Sonntagen
Feld=
poſtpakete zur Poſt bringen ſollten, dieſe unterwegs
auf=
gemacht und die Sachen daraus entnommen haben; das
Portogeld haben ſie anderweitig ausgegeben. Hoffentlich
bringt der erzieheriſche Einfluß der geſtern wieder
be=
gonnenen Schule die Kinder von ihren ſchlechten
Schrit=
ten. — (Höchſtpreiſe für Butter) ſind auch für die
Gemeinde Eberſtadt feſtgeſetzt worden, und zwar für
Tafel= und Molkereibutter 2.40 Mk., für Landbutter
1.90 Mk. das Pfund. Es darf alſo nicht mehr verlangt,
aber auch nicht mehr bezahlt werden.
r. Auerbach, 27. Okt. (Alice=Frauenverein.)
Hier hat auf Einladung der Frau Kreisrat Eckſtein eine
Verſammlung ſtattgefunden, in der ein Zweigverein
des Alice=Frauenvereins für Auerbach
ge=
gründet wurde. Die Verſammlung fand in dem
Sitzungs=
ſaale des Rathauſes ſtatt und waren die Eingeladenen
faſt alle erſchienen. Herr Miniſteralrat Dr. Kratz=Darmſtadt
hielt einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag
über Zwecke und Ziele des Alice=Frauenvereins.
Hier=
auf ging man zur Beratung der Satzungen und
Grün=
dung des Vereins über. In den Vorſtand wurden
ge=
wählt die Damen Frau Stabsarzt Engelbach, Frau
Pfar=
rer Eßlinger, Frau Major von Gaiſſert, Frau
Bürger=
meiſter Gölz, Fräulein Greeff, Frau Kommerzienrat
Gut=
jahr, Frau Lehrer Herpel, Fräulein v. Heſſe, Frau
Heu=
ßer, Frau Dr. Link, Frau Dr. Merck, Frau v. Znaniecka
als Ehrenvorſitzende Frau M. von Derſchau, und als
Vertreter des Roten Kreuzes Herr Dr. v. Derſchau. Frau
v. Znaniecka, geb. v. Grolman, wurde zur
Vorſitzen=
den und Fräulein v. Heſſe zu deren Stellvertreterin
ge=
wählt. Als Geſchäftsführer wurde Herr von Schütz und
als Rechner Herr H. Schmidt beſtimmt. Der
Großherzo=
gin wurde von der Gründung des Vereins telegraphiſch
Kenntnis gegeben, worauf von derſelben folgendes
Tele=
gramm einlief: „Sehr erfreut über die Gründung des
Auerbacher Zweigvereins des Alice=Frauenvereins, deſſen
Arbeit jetzt im Kriege als immer umfaſſender und
ſegens=
voller ſich erweiſt, wünſche Ich Ihrem Verein gutes
Ge=
deihen und erfolgreiches Wirken. Eleonore.”
e. Bensheim, 26. Okt. (Für das Rote Kreuz.)
wurden hier im Monat September 427 Mark aufgebracht.
Die Geſamtſumme beträgt damit 25886 Mark.
-h- Von der Bergſtraße, 26. Okt. (Auszeichnung.)
Der Gefreite Chriſtian Weiß von Auerbach erhielt die
Heſſiſche Tapferkeitsmedaille, und der Pionier W.
Sei=
bert von Bensheim das Eiferne Kreuz. — (Der
Zwingenberger Obſtgroßmarkt) ſoll am
15. November geſchloſſen werden.
„8 Aus dem Ried, 26. Okt. (Die Kartoffel= und
Rübenernte.) Die auf die Spätlartoffelernte
ge=
ſetzten Erwartungen wurden, wie ſich nun nach deren
Be=
endigung überſehen läßt, bei weitem übertroffen. Die
Knollen ſind, mit geringen Ausnahmen in ſeltener Größe
völlig ausgereift und die Aecker lieferten auch große
Mengen. Auch die übrigen Hackfrüchte, Zucker=, Dick= und
Gelbrüben, fallen gut aus. — Die bei den Herbſtarbeiten
zu Hilfe genommenen Ruſſen haben den Landwirten gute
Dienſte geleiſtet. — Hohe Preiſe erzielen die Landwirte
für Gelbrüben und anderes Gemüſe. Sie verkaufen
erſtere zu 3—4 Mk. den Zentner, je nachdem ſie für
tieri=
ſche oder menſchliche Nahrung dienen ſollen (Futter= und
Speiſerüben), während in früheren Jchren
durchſchnitt=
lich für den Zentner nur eine Mark erlöſt wurde.
Neu=Iſenburg, 27. Okt. (Die Errichtung einer
Volksküche) wurde in der letzten Gemeinderatsſitzung
genehmigt. Der Preis des Mittageſſens iſt auf 20 Pf.
ohne Fleiſch feſtgeſetzt worden. Als Leiterin der
Volks=
küche iſt Frau Mohr von der Kriegsfürſorge beſtimmt
worden.
— Mainz, 26. Okt. (Miſſionskonferenz.) Am
Montag, dem 25. Oktober, tagte hier in dem
Gemeinde=
ſaal der Johannis=Kirche die Heſſiſche
Miſſions=
konferenz. Es war eine Kriegstagung. Wir ſtehen
in einer Paſſionszeit der Miſſion. Darauf wies der
Vor=
ſitzende Pfarrer Lic. Dr. Bert von Weiſenau, hin. Danach
legte Proſeſſor D. Richter aus Berlin in lebendiger,
be=
redter Weiſe dar, warum die evangeliſche Miſſion keinen
Grund hat, trübe in die Zukunft zu blicken. Wohl iſt die
deutſche Miſſionsarbeit durch den Krieg tief erſchüttert, ja
liegt vielfach zerſchlagen am Boden, abber unſer Anteil an
der ev. Weltmiſſion iſt nur ein Zehntel; in anderen ev.
Ländern blüht ſie gerade jetzt. — Die katholiſche
Miſſions=
arbeit hat noch größere Schwierigkeiten. Wegen der
Kriegsverpflichtung der Kleriker in Frankreich und Italien
ſind ganze Miſſionsprovinzen verwaiſt, weil etwa 3500
Miſſions=Pater und etwa gerade ſoviel Laien=Brüder zu
den Waffen gerufen wurden; und dann rächt ſich jetzt bitter
das franzöſiſche Protektorat über die katholiſche Miſſion
im Orient. Weil die dortigen Miſſionsleitungen franzöſiſch
geſinnt waren, wurden ſie von der Türkei ausgewieſen.
Einſichtige katholiſche Miſſions=Theoretiker in
Deutſch=
land haben dieſe Gefahr längſt kommen ſehen. — Das
deutſche Volk war vor dem Krieg auf dem Weg, ein
Welt=
volk zu werden, und, da jetzt im Krieg die deutſche Kultur
weithin Bewunderung findet, wird ſein Weg in die
Völber=Welt, ſo hoffen wir, auch offen bleiben. Was
wol=
len wir den Völkern bringen? Der Fehler der engliſchen
Miſſionsarbeit war, daß ſie engliſche Kultur bringen und
die Welt engliſch machen wollte. Wollen wir deutſche
Kultur anderen Völkern bringen, ſo darf unſere Kultur
nicht religionslos ſein, ſondern muß von dem
Evange=
lium beſeelt ſein, wie es im Ev. Joh. 3, 16 ſteht. — Daß
Profeſſor Richter nicht nur gedankenreich, ſondern auch
kindlich=friſch zu ſprechen verſteht, zeigte ſich, als um 4 Uhr
die hellerleuchtete Johannis=Kirche ſich mit großen
Scha=
ren der Jugend aus den höheren Schulen der Stadt füllte.
Sie lauſchten aufmerkſam auf die Schilderungen aus der
Werkſtattt des Miſſionars und ſangen zum Schluß
froh=
bewegt ein Miſſionslied. Das war ein lieblich Bild,
Deutſchlands Zukunft für das herrliche Miſſionswerk
er=
wärmt zu ſehen!
Mainz, 27. Okt. (Eine rätfelhafte
Erkran=
kung.) Geſtern erkrankte während des Kaffeetrinkend
ein hieſiger 28jähriger Kaufmann unter merkwürdigen
Umſtänden. Man glaubte an eine Vergiftung und ſchaffte
den Kranken ſofort ins Städtiſche Krankenhaus. Dort liegt
er wie im Starrkrampf danieder; der Mageninhalt ergab
keinerlei Anhalt zu einer Vergiftung. Die Krankheit iſt
für die Aerzte vorläufig noch ein Rätſel. — (Große
Geldſummen) werden in den nächſten Tagen in den
Landorten im Feſtungsbereich Mainz zur Auszahlung
kommen. Es handelt ſich hierbei um die Entſſchädigung,
die ſeitens der Militärbehörde an die Grundbeſitzer für
die bei den großen Armierungsarbeiten in den
Gemar=
kungen entſtandenen Flurſchäden gezahhlt werden. Die
Entſchädigungen erſtrecken ſich auf eine große Anzahl von
Gemeinden in den Kreiſen Mainz, Bingen und
Oppen=
heim. Sie wurden bereits genau feſtgeſtellt und werden
mit 4 Prozent Zinſen vom 1. November 1914 bis Ende
September 1915 ausbezahlt. Die Auszahlung erfolgt
durch die Bezirkskaſſen oder Untererhebeſtellen gegen
Rück=
gabe der verausgabten Anerkennungsſcheine.
Worms, 27. Okt. (Beiſetzung der Freifrau
Heyl zu Herrnsheim.) In Herrnsheim fand
ge=
ſtern die Beiſetzung der am Sonntag verſtorbenen
Frei=
frau Heyl zu Herrnsheim unter großer Anteillnahme der
Bevölkerung von Worms und Umgegend ſtatt. Im
Schloſſe zu Herrnsheim, in der kleinen Schloßkapelle, fand
eine kleine Trauerfeier ſtatt. An ihr nahmen u. a. teil
als Vertreter des Großherzogspaares Freiherr v.
Leon=
hardi, ferner Graf zu Erbach=Fürſtenau,
Ober=
ſtallmeiſter Exz. Riedeſel Frhr. zu Eiſenbach,
Botſchaf=
ter Freiherr von Schoen, der Brigadekommandeur
Ge=
neralleutnant Winter, die Kreisbehörde mit Herrn
Geh. Regierungsrat Dr. Kayſer an der Spitze, die
Stadtverwaltung unter Führung des Herrn
Oberbürger=
meiſters Köhler, eine Deputattion des Wormſer
Stadt=
verordnetenkollegiums, beſtehend aus den Herren
Ben=
der, Kranzbühler und Zucker, die
Gemeindever=
waltung von Herrnsheim unter Führung des Herrn
Bür=
germeiſters Oekonomierat Mahler, eine Vertretung des
Geſamtkirchenvorſtandes von Worms und des
Kirchen=
vorſtandes von Herrnsheim, ferner Damen und Herren,
die der Verblichenen nahegeſtanden hatten. Herr Pfarrer
Günzer verlas an der Bahre der Verewigten die Heilige
Schrift und ſprach dann ein Gebet. Im Brunnenhof der
Gottliebenkapelle hielt Pfarrer Pabſt nach
ſtimmungs=
vollem Orgelſpiel eine ergreifende Grabrede, in der er
u. a. erwähnte, daß der Verſtorbenen im Jahre 1870 das
Eſerne Kreuz verlehen wurde. Nach einem Grabgeſang
des jugendlichen Sängerchors, Vaterunſer und Segen
ſank der Sarg innerhalb des Kreuzganges in die Tiefe.
Die Angehörigen der Verblichenen nahmen ſchmerzbewegt
Abſchied von der letzten Ruheſtatt, und in langer Reihe
traten Männer und Frauen an das Grab und legten
Kränze als letztes Liebeszeichen nieder. Der
Groß=
herzog und die Großherzogin hatten prächtige
Kränze geſandt, die in ihrem Namen Freiherr v.
Leon=
hardi überreichte. Die reiche Kranzſpende der Stadt
Worms wurde von der Deputation der Stadtverordneten
dargebracht. Die Aliceſchule, das Sophienheim, das
Ma=
thildenheim, der Lydiaverein, der Damenarbeitsverein,
ſie huldigten zum letztenmal mit Blumen ihrer
verbli=
chenen Gründerin, Gönnerin und Helferin und gelobten
unvergängliche Dankbarkeit.
Worms, 27. Okt. (Brand im Kino.) Im
Kaiſer=
kino entſtand geſtern abend im Vorführungsraum
in=
folge Kurzſchluſſes Feuer, das dank der getroffenen
Si=
cherheitsmaßregeln binnen wenigen Minuten von dem
Perſonal wieder gelöſcht werden konnte, ſo daß für die
Zuſchauer keinerlei Gefahr beſtand. Es verbrannten nur
die Films, wodurch ein Schaden von etwa 2000 Mark
ntſtand.
Alzey, 27. Okt. (Schweinefleiſch wird
bil=
liger.) Die hieſige Metzgerinnung hat den Preis für
Schweinefleiſch und ſämtliche Wurſtwaren um 20 Pf. für
das Pfund herabgeſetzt. Man rechnet für den Winter mit
einem weiteren, ganz erheblichen Rückgang der
Schweine=
fleiſch= und Wurſtpreiſe, da die Ställe der Landwirte
ge=
genwärtig wieder ſehr gut mit fetten Schweinen angefüllt
ſind und die Nachzucht durch Jungſchweine gerade
jetzt=
infolge der reichen Kartoffelernte ſehr eifrig betrieben
wird.
Nieder=Ingelheim, 27. Okt. (Das ſeltene Feſt
der Diamantenen Hochzeit) feierten die Eheleute
Gg. Teuerkauf und Marg., geb. Braun, von hier. Dem
Jubelpaare wurden durch das Oberkonſiſtorium ein
wert=
volles Geſangbuch und durch den Kirchenvorſtand ein
grö=
ßeres Geldgeſchenk überreicht.
G. K. Bad Nauheim, 25 Okt. (Winterkurbetrieb.)
Zu den mannigfachen Erſcheinungen des öffentlichen
Lebens, die der Krieg verurſacht hat, gehört auch die
Ein=
richtung des Winterkurbetriebes in verſchiedenen
Bade=
orten Deutſchlands. Auch in Bad Nauheim wird in
dieſem Winter zum erſtenmale ein regelrechter Kurbetrieb
ſtattfinden; nicht nur die Badehäuſer, in denen Thermal=,
Sprudel= und Brunnenbäder verabfolgt werden, ſondern
auch das Kurhaus bleibt geöffnet, und das
Unterhal=
tungsprogramm, das regelmäßige Konzerte,
Theatervor=
ſtellungen und andere Veranſtaltungen bringt, erweiſt
ſich als ſehr reichhaltig und abwechslungsvoll. Die
Zahl der bisher ſchon eingetroffenen und angemeldeten
Kurgäſte iſt recht erheblich. Bad Nauheim bietet in
dieſer früher ſo ruhigen Zeit den Anblick regen
Bade=
lebens und Fremdenverkehrs. Es iſt zu erwarten, daß
Bad Nauheim auch während der Winterkurzeit dauernd
Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch, 27. Oktober
Zum erſten Male:
Der fidele Bauer.
Operette in einem Vorſpiel und 2 Akten von Viktor Leon.
Muſik von Leo Fall.
W.l. Der „fidele Bauer” iſt der „Zipfelhaubenbauer”
mit dem ſchönen Namen Scheichelroither aus dem
ober=
öſterreichiſchen Dorfe Oberwang. Er will aus ſeimnem
Sohne Stephan etwas Großes machen und läßt ihn
ſtu=
dieren, damit er Geiſtlicher werde. Als er mit ſeinem
Studium fertig iſt, iſt er aber, wie der Lindoberer=Bauer
erzählt, nicht Geiſtlicher, ſondern Arzt geworden, womit
der Vater auch zufrieden iſt. Der Sohn wird Profeſſor
und eine wiſſenſchaftliche Kapazität, ſchämt ſich aber dann,
nachdem er eine vornehme Dame von Adel geheiratet hat,
ſeiner niederen Herkunft aber der Vater verzeiht ihm,
denn „ſein Sohn iſt ſeine einzige Paſſion”.
Die Handlung von dem verlorenen und
wiedergefun=
denen Sohn, die erſt im letzten Akte Geſtallt annimmt,
iſt nicht die Hauptſache der Operette, die man auch
eben=
ſogut und vielleicht beſſer als Poſſe mit Geſang
bezeich=
nen würde ſondern die auf den volkstümlichen Ton
ge=
ſtimmten Bauernſzenen und, wie in der Operette
über=
haupt, die eingelegten Geſangsnummern. Duette,
Ter=
zette, Kouplets und Tanzlieder. Dieſe ſind in dem
be=
kannten Operettenſtil gehalten, teils luſtiger, oft
gro=
tesker, teils ſentimentaler, bisweilen rührſeliger Art, wie
die Szenen zwiſchen Vater und Sohn.
Das Beſte und Unterhaltendſte an der Operette ſind
die volkstümlichen Bauernſzenen, in denen auch in
ober=
öſterreichiſchem Dialekt geſprochen wird. Sie treten in den
erſten beiden Alten in den Vordergrund, im zweiten tut
ſich der ganze Jahrmarktsrummel eines Dorfes mit
Ka=
ruſſell, Schaubuden und Kaſpartheater auf, Zecherei und
Tanz enden mit einer regelrechten Rauferei. Die
Hand=
lung des letzten Aktes, in dem die von der Kultur noch
unbeleckten Bauern in das Haus des Wiener Profeſſors
kommen, zehrt von dem unerſchöpflichen Thema des
Ge=
genſatzes zwiſchen bäuerlichem Urzuſtand und
großſtäd=
tiſcher Ueberkultur und wirkt ſtark auf die Lachmuskeln.
Der Konflikt, der ſich aus der Verſchiedenartigkeit der
Ver=
wandtſchaft des Profeſſors ergibt, löſt ſich ſchließlich in
Ulk auf.
Die eigentliche Senſation des Abends war das
Tanz=
duett zwiſchen Heinerle und ſeiner Mutter, das von der
als niedlicher Bauernbubi gekleideten vierjährigen Erna
Große und Frau Gothe geſungen wurde und
dröhnenden Beifall entfeſſelte und wiederholt werden
mußte; auch die Muſik zu dieſem Duett iſt ſehr
anſpre=
chend. Auch die übrigen Geſangsnummern, obwohl ſie
oft ins Groteske gehen, gefielen ſehr und mußten
mei=
ſtens wiederholt werden.
Den fidelen Bauer, der aber ebenſo oſt ſentimental
wie fidel iſt, ſpielte und ſang Herr Weisker, den Sohn
Stefan Herr Thomſen. In der ausgeprägten und
hu=
morvollen bäuerlichen Charakteriſtik ſtand Herr
Har=
precht als Lindoberer hinter Herrn Weisker nicht
zurück. Das Annamirl im ſchmucken Bauernkoſtüm ſang
Frau Jacobs, den raufluſtigen Vincenz Herr
Glo=
berger die ſich mit Erfolg dem ihnen ſonſt
fernliegen=
den Stil der leichten Operette anpaßten. Herr Globerger
ſchien den Dialekt am ſicherſten zu beherrſchen. Die Rolle
des Ortspolizeimannes ſpielte Herr Peterſen mit
der=
ber Komik. Frl. Schreber als junge Frau des
Pro=
feſſors charakteriſierte der Lindoberer in der
Bauern=
ſprache als „ſchönes Gebäude” womit er das Richtige
be=
zeichnen wollte.
Die Aufführung wurde von Herrn Kapellmeiſter
Kleiber mit echtem Temperament geleitet. Spielleiter
war Herr Harprecht. Sehr echt und anheimelnd war
die erſte Szene des Dorfes, deſſen Mittelpunkt ein großer
Brunnen mit fließendem Waſſer einnahm, ſehr lebendig
inſzeniert die Jahrmarktsſzene und hübſch das dörfliche
Bild mit dem großen Baum, unter deſſen ſchützendem
Dache die Bauern auf Bänken ſaßen und zechten. Im
Gegenſatz zu dieſem ländlichen Idyll ſtand das elegante
und ſtilvolle Heim des Profeſſors in der Hauptſtadt mit
Wohn= und Speiſezimmer.
gut beſucht werden wird, und daß der Zweck derſelben,
den vielen durch den Krieg an ihrer Geſundheit
un=
mittelbar oder mittelbar Geſchädigten (vor allem Herz=,
Rheumatismus=, Gicht= und Nervenleidenden) auch
im Winter Gelegenheit zur Heilung zu bieten,
er=
reicht wird.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 27 Okt. Der Keſſelheizer
Selchow aus Heiligenſee, der auf dem Heimwege von
der Fabrik nachts, um den Weg abzukürzen, den
Bahn=
damm überſchritt, geriet hierbei mit einem Fuß in die
Weiche und wurde, ehe er ſich befreien konnte, von
einem Perſonenzuge überfahren. Bei
Tages=
anbruch wurde der Unglückliche gefunden; er ſtarb bald
darauf infolge Verblutung.
München, 27. Okt. (Beſtrafter Wucherer.)
Wegen Preisüberſchreitung beim Verkauf von Gerſte iſ
der Oekonom Berghammer zu 4400 Mark
Geld=
ſtrafe, oder 340 Tagen Gefängnis verurteilt worden.
Dresden, 27. Okt. (Kontraktbrüchig.) Das
Präſidium des Deutſchen Bühnenvereins hat die Frau
Hermine Koerner, eine ehemalige Dresdener
Hofſchau=
ſpielerin, für kontraktbrüchig erklärt.
Stettin, 27. Okt. (Der erſte Schnee.) Nachts trat
Schneefall ein. Der Schnee liegt einen Zentimeter
hoch. Die Temperatur fiel in den Morgenſtunden auf
minus drei Grad.
Wien, 26. Okt. (Ueber das gegen den Prinzen
Leopold von Koburg begangene Attentat)
weroen nunmehr noch folgende Einzecheiten bekannt: Das
Attentat wurde Sonntag in Wien in der Wohnung der
Kon=
zertſängerin Helene Rybicka verübt. Zum
Bekannten=
kreiſe der Sängerin gehörte ſchon ſeit längerer Zeit der Sohn
des Prinzen Phillpp Koburg=Gotha und der belgiſchen
Prinzeſſin Luiſe, Prinz Leopold von Koburg. Da nun der
Prinz ſeine Beziehungen zu der Sängerin löſen wollte,
goß dieſe ihm Schwefelſäure ins Geſicht, ſchoß ſich dann
in die Bruſt und ſtarb ſofort. Helene Rybicka war die
Tochter des unlängſt verſtorbenen Regierungsrates der
Wiener Polizeidirektion und wurde für eine talentierte
Konzertſängerin gehalten. Nach dem Attentat lief Prinz
Leopold, der Huſarenuniſorm trug, die Treppe hinab. Er
hielt die linke Hand vor ſein Auge und ſchrie: Mein
Gott, mein Gott, ich bin erblindet. Der Prinz beſtieg
dann ſeinen Wagen und ließ ſich ins Sanatorium Loew
bringen. Montag wurde er operiert und ſein rechtes
Auge entfernt; man befürchtet aber, daß auch das andere
Auge entfernt werden muß. Die Polizei hat die Briefe
des Prinzen an die Sängerin und jene Photographien,
auf denen der Prinz und die Sängerin zuſammen
aufge=
nommen ſind, beſchlagnahmt. König Ferdinand, von
Bul=
garien, der Onkel des Prinzen, wurde telegraphiſch von
dem Vorfall verſtändigt.
Weitere Maßnahmen gegen die
Lebensmittelverteuerung.
* Berlin, 27. Okt. Für die nächſten Tage ſtehen
Maßnahmen des Bundesrats für folgende
Le=
bensmittel in Ausſicht: Butter, Milch, Käſe und
ſonſtige Speiſefette mehrere Sorten Fleiſch,
Eier, Wild, Fiſche, Gemüſe, Kakao und
Zucker.
Zum Tode v. Wangenheims.
Konſtantinopel, 26. Okt. Der deutſche
Kaiſer hat an Freifrau v. Wangenheim nachſtehendes
Beileidstelegramm geſandt: Ich bin tief erſchüttert von
dem Heimgange Ihres vortrefflichen Gemahls und ſpreche
Ihnen meine allerherzlichſte Teilnahme aus. Er hat mir
und dem Vaterlande in den ſchwerſten Lagen immer
ausgezeichnete Dienſte geleiſtet und verſprach auch, in
Zukunft eine meiner beſten Stützen zu werden. Seine
hervorragenden Verdienſte im letzten großen Kriege ſichern
ihm für alle Zeiten bei mir ein dankbares Andenken.
Gott tröſte Sie in Ihrem ſchweren Leide. Die Kaiſerin
ſchließt ſich der aufrichtigen Teilnahme aus vollſtem
Herzen an. Wilhelm.
Die Kaiſerin drahtete: Tieferſchüttert, ſpreche ich
Ihnen mein von Herzen kommendes Beileid aus. Gott
ſtehe Ihnen bei in Ihrem ſchweren Kummer. Welch
ſchwerer Schlag für den Kaiſer iſt der Tod Ihres Mannes,
der ſo ſegensreich gewirkt hat. Auguſte Viktoria.
Der bulgariſche Miniſterpräſident Radoslawow
drückte ebenfalls ſein Beileid aus. Er werde nie den
letzten Aufenthalt des Frhrn. v. Wangenheim in Sofia
vergeſſen. — Auch der König von Bulgarien
ſandte ein Beileidstelegramm.
Konſtantinopel, 26. Okt. Die geſtrigen
Abend=
blätter beſchäftigen ſich eingehend mit dem Tode des
Frhrn. v. Wangenheim. — Terdſchuman=i=Hakikat
nennt den Verſtorbenen einen Spezialiſten der
Balkan=
politik, deſſen klarer Blick und deſſen Erkenntnis die
Not=
wendigkeit der Schaffung eines deutſch=türkiſchen
Bünd=
niſſes in ernſter Zeit in die Tat umſetzte. Défenſe (
fran=
zöſiſch) bedauert, daß der Tod v. Wangenheim die Freude
an der Krönung des von Marſchall v. Bieberſtein
über=
nommenen Werkes nach dem Frieden abgeſchnitten habe.
Chronos (griechiſch) erinnert daran, daß Frhr. v.
Wangen=
heim der hervorragendſte unter den Staatsmännern
ge=
weſen iſt, die eine Verſtändigung und Annäherung
zwiſchen der Türkei und Griechenland angeſtrebt haben.
Handel und Verkehr.
In Belgien nehmen fortan am
Briefver=
kehr mit Deutſchland auch die Orte Arlon,
Baſtogne, Einey, Hal, Libramont, Löwen, Marche, Namur,
Neufchateau, Ottignies, Tirlemont, ſowie ſämtliche bisher
noch nicht zugelaſſenen Orte der Provinz Lüttich teil.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preſſegeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
— Unter „Stimmen aus dem Leſerkreis” bringen
Sie nochmals einen Artikel über das Unweſen mit
Wohl=
fahrtskarten. Anbei ſtelle ich Ihnen 2 weitere
Wohl=
fahrtskarten zur Verfügung; aus der Aufſchrift
geht hervor, daß nur 3 Pf. den Kriegsblinden zu
gute kommen, 7 Pf. der Verlagsanſtalt für
1 Karte, deren Wert vielleicht 2—3 Pf. beträgt. Ich
zeichnete in der Liſte einige Mark und wurde erſt durch
den nachträglichen Eingang einer Anzahl dieſer Karten
gewahr, daß ich den Blinden nur Pfennige hatte zukommen
laſſen, die Verlagsanſtatl aber einige Mark verdienen
ließ-— ſehr gegen meine Abſicht. Ich möchte bezweifeln,
ob Ihre K. H. der Prinz und Prinzeſſin Auguſt Wilhelm
mit dieſer Art, für die Kriegsblinden zu ſammeln,
einver=
ſtanden ſind
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
Wien, 27. Okt. Amtlich wird verlautbart:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz
Die Vertreibung der Ruſſen weſtlich von Czarto
rysk ſchreitet trotz der heftigen Gegenwehr des Feindes
fort.
Sonſt nichts Neues.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Der italieniſche Angriff auf unſere küſtenländiſche
Front wurde geſtern nicht mehr mit ſo großem Aufwand
an Menſchen und Munition wie an den früheren
Schlacht=
tagen fortgeführt. Der Feind zögert mit dem Einſatz ſeit
ner zurückgehaltenen Kräfte.
Mehrere Angriffsverſuche gegen die Krn=Stel
lung kamen aus ihren Anfängen nicht heraus.
Wiederholte Angriffe auf den Tolmeiner Brücken
lopf wurden wie immer abgewieſen.
Der Abſchnitt von Plava ſtand zeitweiſe unter
Trommelfeuer. Ein Angriff auf Globna wurde
zurück=
geſchlagen. Bei Plava vermochte die italieniſche
Infan=
terie nicht mehr vorzugehen.
Im Südabſchnitt des noch immer unter ſchwerem
Feuer ſtehenden Brückenkopfes von Görz drang der
nach=
mittags hier angreifende Feind in ein kleines Grabenſtück
ein, das er jedoch nachts wieder verlor.
Das Geſchützfeuer gegen die Hochfläche von Doberdo
hat bedeutend nachgelaſſen.
Die Angriffstätigkeit der Italiener an der Dolo
mitenfront hält an. Vorſtöße ſtarker gegneriſcher
Kräfte gegen den Col di Lana auf dem Sief=Sattel
ſcheiterten.
Unſer Spital in Rovereto wurde mit
Briſanzgra=
naten beſchoſſen.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Oeſtlich von Biſegrad entriſſen unſere Truppen
dem Feind die Höhen beiderſeits des Grenzdorfes
Do=
brunj.
Die Armee des Generals der Infanterie v. Koeveß
drängte den Gegner ins Gebirge nördlich von Grn.
Mi=
lanowac zurück.
Oeſterreichiſch=ungariſche Kräfte warfen ihn mit dem
Bajonett aus ſeinen Höhenſtellungen bei Topola.
Die beiderſeits der Morawa operierende deutſche
Armee gewann die Höhen ſüdlich der Raca und dringt
die Mlava aufwärts vor.
Die Orſovagruppe iſt in Brza=Palanka
ein=
gerückt. In Kladovo wurden 12 ſchwere
ſerbi=
ſche Geſchütze und große Vorräte an Munition,
Ver=
pflegung und Bekleidung erbeutet.
Abteilungen der weſtlich von Negotin kämpfenden
bulgariſchen Kräfte ſtellten die Verbindung mit
den öſterreichiſchen, ungariſchen und deutſchen Truppen her.
Die gegen Knjazevac entſandten bulgariſchen
Kräfte kämpften geſtern im Oſtteil dieſer Stadt.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
* Von einem Ereignis von welthiſtoriſcher
Bedeu=
tung geben uns die heutigen Tagesberichte Kenntnis:
Bulgariſche Truppen ſtelllten, die Verbindung
mit den Armeen der Mittelmächte her.
Da=
mit iſt der Ring durchbrochen, in den die Intriganten in
London, Paris und Petersburg die Mittelmächte
ein=
ſchließen und ſie zur Ohnmacht verurteilen wollten. Als
ſie ſchon nach kurzer Zeit gewahr wurden, daß ſie ſich
in der militäriſchen Kraft Deutſchlands und ſeines treuen
Verbündeten verrechnet hatten, ſetzten ſie ihre ganze
Hoff=
nung auf die Abſchnürung des Gegners: der Hunger ſollte
die gewaltige Feſtung, der man mit Waffengewalt auf
ehrliche Weiſe nicht beikommen konnte, zu Fall bringen.
Doch dieſe Hoffnung hat ſich auch immer mehr als ein
Trugſchluß erwieſen. Wir konnten aus eigener Kraft
den gewaltigſten Krieg beſtehen, den je ein Volk zu
be=
ſtehen hatte, mit gewaltigen Schlägen vertrieben unſere
Armeen den Feind von unſeren Grenzen und im Innern
ſchuf ein arbeitskräftiges und arbeitsgewohntes Volk
alles, was wir zur Kriegführung benötigen.
Jetzt, nach fünfvierteljähriger Kriegführung, haben
wir noch genügend friſche Kräfte, um zum
entſcheiden=
den Schlage gegen das Haupt der gewaltigen Koallition
unſerer Feinde auszuholen. In dreiwöchigen heftigen
Kämpfen mit einem verzweifelt kämpfenden Gegner haben
unſere Armeen in Verbindung mit der tapferen
bulgſa=
riſchen Armee jetzt den Riegel durchbrochen, der uns den
Weg nach dem verwundbaren Punkt des
bri=
tiſchen Weltreiches verlegte. Noch iſt die
ge=
ſchlagene Breſche klein, aber bald wird auch der letzte
ſer=
biſche Widerſtand gebrochen ſein und dann hindert uns
nichts mehr an dem weitausholenden
entſchei=
denden Schlage
gegen England.
* Die Frkft. Ztg. ſchreibt: Auf den Schlachtfeldern
Serbiens, auf einem Boden, der ein Teil des
Kampf=
preiſes ſein wird, den ſich das bulgariſche Volk unter der
Führung ſeines Königs durch einen glänzenden Feldzug
heute ſchon erobert hat, iſt durch den ſymboliſchen Akt des
erſten Handſchlags zwiſchen den ſiegreichen Soldaten der
Armeen Deutſchlands und Bulgariens, der Grundſtein
gelegt worden zu dem neuen Bau einer gemeinſamen und,
wie wir hoffen dürfen, glanzvollen Geſchichte der
Zen=
tralmächte und ihrer tapferen Waffengenoſſen am Balkan,
einer Geſchichte, die den weiten Raum von den Geſtaden
der Nordſee bis an die Ufer des Perſiſchen Golfes zu
ihrem nirgends beſchränkten Schauplatz haben wird. Der
große Strom des Handels, der wirtſchaftlichen und
kultu=
rellen Entwicklung wird nicht, wie es die Abſicht unſerer
Zeinde im Oſten war, vom ruſſiſchen Reich über den Bal=
kan nach dem Mittelmeer fluten können, allles was
deutſch und europäiſch heißt auf ſeiner Bahn
zermal=
mend, und alles was oſtwärts davon liegt vom Bannkreis
des europäiſchen Zentrums abſchneidend, ſondern das
Fließen und Gehen, das Treiben und Schaffen wird in
breitem Gleiſe vom Deutſchen Reiche über das Land der
Verbündeten, über Oeſterreich und Ungarn, über
Bulga=
rien und die Länder des Sultans ſeinen Weg nehmen, in
regem Austauſch aller Güter, jedem das Seine
gewäh=
rend und jedem geſtattend, frei und in ruhigem Aufſtieg
die Kräfte zu entfalten. Der geſtrige Tag hat dem
mäch=
tigen Konzern der Zentralmächte und ſeiner Freunde die
Pforte zu dieſem Weg geöffnet, denn die Kriegslage läßt
keinen Zweifel darüber, daß aus dem Austauſch der
er=
ſten Grüße unſerer Patrouillen ſich bald ein reger und
geſicherter Verkehr über die Straßen des Balkans
ent=
wickeln wird. Der Feldzug gegen Serbien kann heute
ſchon in ſeinem weſentlichſten Teil als gewonnen
be=
zeichnet werden. Die ſerbiſchen Truppen, die jetzt noch in
der Nordoſtecke ihres Landes ausharren, werden unſerem
Druck bald weichen müſſen. Die Bulgaren haben heute
ſchon den unumſtößlichen Beweis in ihren Händen, daß
ihr König und ihre Regierung das Land gut beraten
haben, als ſie das bulgariſche Heer zum Kampf gegen die
Rieſenreiche der Entente aufriefen. Die Hillfsloſigkeit
unſerer Gegner und die Ausſichtsloſigkeit jeder wirkſamen
Handlung der Entente am Balkan wird für manches Volk
die Bedeutung eines Wendepunktes ſeiner politiſchen
Denkweiſe und ein Wertmeſſer für die herkömmlichen
Be=
griffe von der Macht und Größe unſerer Gegner ſein.
England gibt Serbien auf.
* London, 27. Okt. (Reuter.) Im Oberhauſe
richtete Lord Loreburns an die Regierung eine
An=
frage, in der er näheres über die Unternehmung
auf dem Balkan zu erfahren verlangte.
Lansdowne erörterte die Umſtände, die zur
Ausſendung der Expedition geführt haben. Eshandle
ſich gegenwärtig nur um eine kleine
Trup=
penmacht, da gegenwärtig keine größere herangezogen
werden könne. Inzwiſchen werde aber eine größere
Streitmacht für den Dienſt in Südoſteuropa
vorberei=
tet. Auch für Transportſchiffe ſei geſorgt, um Truppen
nach den Beſtimmungsorten zu bringen. Dieſe Maßregeln
ſeien in aller Eile getroffen worden, da Schnelligkeit von
größter Wichtigkeit ſei und Serbien nur ſo entſetzt werden
könne. Der Gebrauch, der von der großen Streitmacht
ge=
macht werden ſolle, hänge zum Teil von dem Stand
der Dinge im Augenblick des Eintreffens ab. Die
Er=
eigniſſe in Südoſteuropa entwickelten ſich ſehr ſchnell.
Zwei Ereigniſſe der jüngſten Zeit brachten einſchneidende
Veränderungen der militäriſchen und politiſchen Lage mit
ſich. Erſtens die Aenderung in der Haltung der
grie=
chiſchen Regierung, die zu dem wohlüberlegten
Entſchluſſe gelangte, daß das Land durch ſeine
ver=
traglichen Pflichten nicht gebunden ſei, Serbien in der
heutigen folgenſchweren Kriſe zu Hilfe zu kommen. Dies
ſei eine gründliche Veränderung der Lage.
Lansdowne fuhr fort: Außerdem — es tut mir
auf=
richtig leid, dies ſagen zu müſſen — verläuft der
Feldzug in Nordſerbien derartig, daß die
ſerbiſchen Truppen höchſtwahrſcheinlich dem Angriff, dem
ſie von den öſterreichiſch=ungariſchen und deutſchen
Trup=
pen ausgeſetzt ſind, während die Bulgaren dieſen durch
einen Dolchſtich in den Rücken (ſiehe Italien. D. Red.) der
Serben beiſtehen, nicht ſehr lange werden
wider=
ſtehen können. Bei dieſer militäriſchen Lage ſind die
Alliierten vollig einig, daß die Aufſtellung der neu
ankommenden Verſtärkungen mit Umſicht
gewählt und eine Entſcheidung angeſtrebt werden
müſſe. Wir werden verſuchen, die engliſſchen Truppen
dazu zu verwenden, daß ſie einen Durchzug der Truppen
der Mittelmächte durch Bulgarien hindern.‟ Hierüber
wird noch beraten. Sir Charles Monroy hat den
Auftrag, ſo ſchnell wie möglich hierüber einen Bericht
vor=
zulegen. Die Regierung wird ſich nicht zu
einem übereilten Auftreten hinreißen
laſſen das ſich auf unbeſtimmte Gefühle ſtützt oder
nur dem Wunſche folgt, ein begrenztes Ziel zu erreichen.
Alle Schritte werden mit Berückſichtigung der beſten
Rat=
ſchläge, die auf militäriſchem und maritimem Gebiete zur
Verfügung ſtehen, unternommen werden.
Bemerkenswert an der Rede Lansdownes iſt, daß er
die Hoffnung auf eine Abwehr der deutſchen,
öſterreichiſch=
ungariſchen und bulagriſchen Angriffe nicht mehr hegt.
Die Verwendung der „großen” Streitmacht ſoll erſt nach
dem „Stand der Dinge” im Augenblick des Eintreffens
beſtimmt werden. Das heißt alſo, man will Serbien
ſeinem Schickfal überlaſſen, da England jedenfalls ſeine
Truppen an einer anderen Stelle notwendiger braucht.
Italiens Abſage an die Bundesgenoſſen.
* Rom, 27. Okt. Die Tribuna ſchreibt, Italien
könne aus militäriſchen Gründen ſich
augenblicklich nicht an der
Ballkanexpedi=
tion bet eiligen, wenn es auch politiſch an der
Expedition teilnehme. Durch dieſe Haltung verſtoße
Italien nicht gegen ſeine Vertragspflichten. Italien habe
zwar die Pflicht, mit allen ſeinen materiellen und
mora=
liſchen Kräften am Kriege teilzunehmen, aber über den
Gebrauch dieſer Kräfte habe die italieniſche Regierung zu
entſcheiden. — In einem anderen Artikel unterſtreicht die
Tribung dieſe Auffaſſung der italieniſchen Vertragspflicht
durch folgende Sätze: Der öffentlichen Meinung in den
alliierten Ländern kann man nicht verübeln, daß ſie gerne
ſähen, wenn Italien mit dem Schwert die diplomatiſchen
Fehler anderer wieder gut machen würde. Aber das
Recht auf die Erfüllung dieſes Wunſches hat dieſe
öffent=
liche Meinung nicht. Wenn Italien der
Balkanexpe=
dition fernbleibt, ſo entzieht es ſich keiner
Ver=
pflichtung. — Schließlich bemerkt die Tribuna in einem
dritten Artikel gegenüber den Befürchtungen, daß
Ita=
liens Fernbleiben von der Balkanexpedition bei der
öffent=
lichen Meinung der Alliierten verſtimmen könnte,
folgen=
des: Die italieniſche Regierung hat nur Rückſicht auf die
öffentliche Meinung Italiens zu nehmen. Außerdem hat
die italieniſche Regierung nach außen hin nur die Pflicht,
ſich mit den verſchiedenen Regierungen
auseinanderzu=
ſetzen, nicht mit der öffentlichen Meinung. Sollte die
öffentliche Meinung in England und Frankreich mit
Ita=
lien unzufrieden ſein, kann ſie ja ihre Zufriedenheit in
Griechenland oder in Venezuela ſuchen.
Der Luftkrieg.
* Amſterdam 27. Okt. Amerikaniſchen Blättern
zufolge meldet die Aſſociated Preß aus Neu=York:
Unge=
fähr ein Dutzend franzöſiſcher Flieger ſind
nach England gekommen, um den engliſchen
Flie=
gern bei der Abwehr der Zeppelinangriffe zu
helfen.
* Bern, 27. Okt. Der Bund bemerkt zu der
Er=
ledigung des Zwiſchenfalles mit dem deut=
ſchen Flieger: Durch ihre Erklärung erledigt die
deutſche Regierung den Fall in
anerkennenswer=
ter Raſchheit. Sie hat dabei, was wir mit
Befriſe=
digung feſtſtellen, den vom Bundesrat aufgeſtellten
An=
ſprüchen in vollem Maße Rechnung getragen.
* Baſel, 27. Okt. Die Basler Nachrichten ſehen
eine neue Gewähr gegen die Wiederholung
der Fliegerangriffe in der deutſchen Zuſicherung,
daß den Fliegern befohlen worden iſt, nur Bomben
abzu=
werfen, falls ſie ſich unzweiſelhaft über feindlichem
Ge=
biet befinden. Liegt darin auch etwas Selbſtverſtändliches,
ſo macht der Befehl doch mit Rückſicht auf die Umſtände,
unter denen er erlaſſen worden iſt, in der Schweiz
ſicher=
lich einen guten Eindruck.
Nunmehr liegen die Aeußerungen faſt aller
deutſch=
ſſchweizar iſchen Blätter zu der Entſchuldigung
Deutſchlands anläßlich des Fliegerzwiſchenfalles in La
Chaur de Fonds vor. Sie drücken ſämtlich ihre
Be=
friedigung über die Erledigung aus und heben die
raſche und glatte Behandlung hervor. Sie ſehen
wei=
tere Bürgſchaften in dem Befehl, nur bei einem
unzweifel=
haften Ueberfliegen feindlichen Gebietes zu
bombardie=
ren.— Das St. Galler Tagblatt hätte allerdings in der
Frage zukünftiger Bürgſchaften gern ein weiteres
Entge=
genkommen Deutſchlands geſchehen. Der ſtrenge
militä=
riſche Befehl ſei nicht ein durchaus zuverläſſiges
Vorbeu=
gungsmittel. Das Blatt wünſcht eine beſtimmte Zone
längs der ſchweizeriſchen Grenze, die für deutſche Flieger
verboten werde, und hofft, daß nachträgliche
Verhandlun=
gen noch dazu führen werden.
Der Seekrieg.
* London, 27. Okt. Das Kriegsamt meldet: Der
engliſche Transportdam pfer „Marquette‟
iſt im Aegäiſchen Meere torpediert worden. Wie
ver=
lautet, werden nur 99 Mann vermißt. (Notiz: Der
Ver=
gleich mit unſeren, am 25. und 27. d. Mts.
veröffentlich=
ten Meldungen über die Verſenkung des Schiffes zeigt,
daß die abſichtlich unbeſtimmt gehaltene
engliſche Mitteilung über die Zahl der dabei
zu=
grunde gegangenen Mannſchaften nicht richtig ſein kann.
Nach früheren übereinſtimmenden Meldungen ſind von
tauſend Soldaten, welche an Bord des Schiffes
waren, nur 82 gerettet worden.)
* Neu=York 27. Okt. Der Neu=York Herald
meldet: Die kanadiſchen Vickerswerke haben den Auftrag
erhalten, Unterſeebootsjäger für
Groß=
britannien zu bauen; fünfundzwanzig
ſind bereits abgeliefert. Acht fuhren unter
eigenem Dampf über den Atlantiſchen Ozean. Die Schiffe
ſind 75 Fuß lang und beſitzen eine
Oberflächengeſchwin=
digkeit von zwanzig Seemeilen und können unter Waſſer
fünfzehn Meilen zurücklegen. Sie führen keine Torpedos
und ſind hinten und vorn mit Dreizollkanonen
aus=
gerüſtet.
Ruſſiſches
* Stockholm, 27. Okt. Dem Rannaje Utro
zu=
folge verhandelte das Dünaburger Militär=Bezirksgericht
in Witebsk ſeit dem 2. ds. Mts. unter Ausſchluß der
Oeffentlichkeit gegen den ehemaligen
Feſtungskomman=
danten Kownos Grigoriew wegen
Ueber=
gabe der Feſtung an den Feind ohne
Aus=
nutzung aller Verteidigungsmittel, was
in=
folge des Verlaſſens der Feſtung durch den
Kommandan=
ten nicht geſchehen ſei. — Die Anklage war nach einem
Artikel ergangen, der die Todesſtrafe vorſieht. Das
Ge=
richt verurteilte Grigoriew unter Zubilligung
mildern=
der Umſtände am 10. d. M. zur Aberkennung alller Rechte
und 15 Jghren Kerker. Das Urteil wird zur
aller=
höchſten Beſtätigung vorgelegt. Bei der Verhandlung
der Sache war auf allerhöchſten Befehl der
abkomman=
dierte Gehilfe des Militär=Prokureurs zugegen.
Zuſammenkunft des Königs von England mit
Poincaré.
* Paris, 27. Okt. Meldung der Agence Havas:
Präſident Poincaré verließ am Sonntag in Begleitung
des Kriegsminiſters Millerand Paris, um ſich zur Armee
zu begeben. Er kam dort am Montag mit dem König
von England und dem Prinzen von Wales zuſammen
und beſichtigte am Dienſtag zwei franzöſiſche Armeen.
Der König wohnte der Parade der Kolonialtruppen bei.
Poincaré verlieh dem Prinzen von Wales das
Kriegs=
kreuz.
Präſidentenkriſe in Frankreich!
TU. Lugano, 27. Okt. Eine Pariſer
Korreſpon=
denz der Freiburger Liberté läßt erkennen, daß in
Frank=
reich nicht nur eine Miniſterkriſe ſondern auch eine
Prä=
ſidentenkriſe herrſcht. Die neuen Kandidaten ſeien
Deschanel, Ribot und Bourgeois. Der Kammerpräſident
Deschanel ſei zurückgetreten, um ſich für die Möglichkeit
der Präſidentſchaft beſſer vorzubereiten.
Bevorſtehende wichtige Veränderungen im
franzöſiſchen Kabinett.
TU. Kopenhagen, 27. Okt. Für heute werden
wichtige Veränderungen im franzöſiſchen
Kabinett erwartet. Es verlautet, Doumergue
werde der Nachfolger Delcaſſés im Miniſterium des
Aeu=
ßern, Um das Gleichgewicht der Partei mit den
Mini=
ſtern aufrecht zu erhalten, wird die radikale Gruppe der
Delcaſſé angehört, einen neuen Kolonialminiſter für
Dou=
mergue beſtimmen. Der Wechſel wurde von mehrereen
Parteien erzwungen, die drohten, daß ſie ohne einen
wei=
teren Wechſel im Kabinett auch den neuen Außenminiſter
bekämpfen würden.
TU. Amſterdam, 27. Okt. Die durch Delcaſſés
Rücktritt geſchaffene Lage iſt noch immer nicht geklärt.
Eine Entſcheidung iſt auch geſtern nicht getroffen worden.
Für heute abend iſt eine Beratung Poincarés mit dem
Miniſterium angeſetzt.
Gegen die Wehrpflicht.
TU. Kopenhagen, 27. Okt. Der Labour L
veröffentlicht einen Aufruf an die engliſche
beiterſchaft, ſich mit allen Mitteln der
gemeinen Wehrpflicht zu widerſetzen.
der letzten Woche ſei es im Kabinett zu einem Zuſa”
ſtoß zwiſchen Aſquith und den fünf Wehrpflichts=Min
gekommen, der tatſächlich zur Kapitulation des Pr
miniſters geführt habe. Die fünf
Oppoſitions=
hätten ihre Demiſſion nur gegen das beſtimmte
ſprechen Aſquiths zurückgezogen, ſofort nach Beend
von Lord Derbys Rekrutierungskampagne die allge
Wehrpflicht einbringen zu wollen.
Vertagung der bulgariſchen Sobranje.
* Sofia, 27. Okt. (Meldung der Bulgariſchen
Telegraphen=Agentur.) Die Sobranje, die übermorgen
zuſammentreten ſollte, iſt auf den 28. Dezember vertagt
worden.
Eine amerikaniſche Vertretung in Sofia.
* Sofia, 27. Okt. (Meldung der Bulgariſchen
Te=
egraphen=Agentur.) Der Sonderagent der ameritaniſchen
Botſchaft in Konſtantinopel, Einſtein, iſt zum
Geſchäfts=
träger in Sofia ernannt worden. Er iſt der erſte
ſtän=
dige amerikaniſche Vertreter in Sofia. Die Vereinigten
Staaten hatten bisher einen gemeinſamen diplomatiſchen
Vertreter für Rumänien und Bulgarien.
Der Balkankriege
Der bulgariſche Tagesbericht.
* Sofia, 27. Okt. Amtlicher Bericht über die
Ope=
rationen vom 25. Oktober: Die Offenſive dauert auf de
ganzen Front an. In Negotin fanden wir große
Vor=
räte von Mehl und Hafer. In dem Donauhafen Kuſſick
weſtlich Prahovo ſind viertauſend Winterweſten,
zwei=
tauſend Kaputzen, zweitauſend Militärmützen und dreißig
Kiſten mit Munition gefunden worden. Bei
Knjaze=
vac erbeuteten wir vier Feldgeſchütze und ſechs
Kiſten voll Munition und nahmen einen Hauptmann und
dreißig Soldaten gefangen. Im Diſtrikt Koſſovo
be=
ginnt die albaneſiſche Bevölkerung mit
bewaff=
neter Hand gegen die Serben zu kämpfen.
Nörd=
lich Uesküb, auf dem Wege nach Katchanik, entdeckte
man die Leichen von 28 Bulgaren, die von den Serben
aus dem Gefängnis entlaſſen und niedergemacht
worden waren. Ferner ſind dreihundert Bulgaären aus
verſchiedenen Städten Mazedoniens nach Katchanik
ab=
geführt worden. Die Serben machten eine große Anzahl
Bulgaren nieder, die bei ihren Trains und der Bagage
be=
ſchäftigt waren. Piele ſerbiſche Familien, darunter
meh=
ere von ſerbiſchen Offizieren, ſind in Uesküb geblieben.
Die Vertreter der Behörden und höhere ſerbiſche Offiziere
rieten der amerikaniſchen Miſſion und anderen Fremden,
aus Ueslüb zu fliehen, da, wie ſie angaben, die Bulgaren
ein Barbarenvolk ſeien und ſie niedermachen würden.
Gleichzeitig ließen ſie aber ihre eigenen Familien in
Uesküb und ſagten ihnen, daß die Bulgaren Leut e von
gutem Benehmen ſeien und ihnen kein Leid tun würden.
Der ſiegreiche Vormarſch der verbündeten Truppen in
Serbien.
TU. Budapeſt, 27. Okt. Dem Alkotmany wird aus
Budapeſt gemeldet, die hieſigen Blätter berichten, daß im
Laufe von zwei Wochen die deutſchen,
öſterreichiſch=
ungariſchen und bulgariſchen Truppen Herren der
bisher von den Serben geſchloſſenen
Do=
nau und der Donau=Schiffahrt geworden
ſind. Nach Meldungen aus Turn=Severin wichen die
Serben auf der ganzen Linie von der Donau zurück. Der
Verkehr zwiſchen Ungarn und Bulgarien wird in ein bis
zwei Tagen eröffnet werden.
TU. Amſterdam, 27. Okt. Die Times melden aus
Athen: Das Gefecht zwiſchen Krivolag und
Strumitza iſt am Freitag abend beendet. Die
ſer=
biſchen und franzöſiſchen Truppen wurden
zurückge=
ſchlagen und werden von den bulgariſchen Truppen
verfolgt.
TU. Chriſtiania, 27. Okt. Große, Bedeutung
mißt man in Paris der Tatſache bei, daß nach
fünfſtün=
digem Bombardement der ſerbiſchen Stellungen bei
Or=
ſova die Deutſchen und Oeſterreicher die Donau
über=
ſchritten und Tekia beſetzten. Der Matin ſchreibt: Nach
der Eroberung von Uesküb durch die Bulgaren
muß nun ſtündlich mit einer Vereinigung der
deutſchen und öſterreichiſch=ungariſchen
Truppen mit der bulgariſchen Armee gerechnet werden.
Die bulgariſchen Häfen ſind gut geſchützt.
TU. Budapeſt, 27. Okt. Der Peſter Lloyd läßt
ſich aus Sofia drahten: Das Organ des bulgariſchen
Kriegsminiſters ſchreibt, die bulgariſchen Häfen
des Aegäiſchen Meeres ſind ſo gut geſchützt, daß
feindliche Schiffe nicht einlaufen können.
Vertrauliche Anfrage an Griechenland.
TU. Genf, 27. Okt. Mehrere Blätter melden aus
Saloniki, daß daſelbſt ſerbiſche Notabeln erwartet werden,
um dem griechiſchen Thronfolger die furchtbare Lage
Serbiens vorzuſtellen. In Paris liefen vorgeſtern
Meldungen ein, daß bei Griechenland vertraulich
ange=
fragt worden ſei, ob es den Frieden zwiſſchen
Serbien und den Zentralmächten, ſowie
Bulgarien vermitteln wolle.
Ein Notſchrei Paſitſchs an England.
TU. London, 27. Okt. Der ſerbiſche
Miniſterprä=
ſident Paſitſch hat der Times folgenden Aufruf zur
Veröffentlichung zugehen laſſen: Serbien macht
un=
menſchliche Anſtrengungen, ſeine Exiſtenz zu
verteidigen und zwar in Uebereinſtimmung mit den
Wünſchen ſeiner großen Bundesgenoſſen. Die
Oeſter=
reicher, Deutſchen und Bulgaren haben Serbien zum
Todeverurteilt und unſere gemeinſchaftlichen Feinde
verſuchen nun ſchon 20 Tage lang uns trotz des
Helden=
mutes unſerer Soldaten zu vernichten. Unſer Widerſtand
kann nicht bis ins Unendliche fortdauern, darum bitten
wir England alles zu veranlaſſen, damit wir die
Ver=
ſicherung haben, daß ſeine Truppen uns erreichen und uns
helfen, damit wir zuſammen die gemeinſchaftliche Sache
verteidigen können, die ſo ernſtlich bedroht iſt.
Amerikaniſche Blätter zur Verletzung der griechiſchen
Neutralität.
* Amſterdam 27. Okt. Hier eingetroffene
ameri=
kaniſche Blätter befaſſen ſich in Leitartikeln mit der
Ver=
letzung der griechiſchen Neutralität durch die
Allliierten. Bemerkenswert iſt, daß ſelbſt
ausge=
ſprochen englandfreundliche Blätter das Vorgehen
der Entente verurteilen. Die New=York World
ſchreibt: Was wird nun aus Rooſevelts phantaſtiſcher
Theorie, daß es nach der Haager Konvention von 1907 die
geſetzliche Pflicht der Vereinigten Staaten geweſen wäre,
gegen die deutſche Verletzung der belgiſchen Neutralität
einzuſchreiten. Die beiden Fälle ſind, was die
Vey=
einigten Staaten betrifft, im Weſen gleich, da die
Briten und Franzoſen in Griechenland den erſten und
zweiten Artikel der Konvention übertreten haben. Die
New=York Sun bemerkt: Es beſteht kein Zweifel, daß die
Franzoſen und Briten durch die Truppenlandung in
Sa=
loniki die griechiſche Neutralität vorſätzlich
verletzt haben. Die Evening Poſt ſchreibt: Wenn die
Entſendung der Truppen der Alliierten nach Serbien über
Saloniki gegen den Willen der Griechen und ſomit eine
Verletzung neutralen Territoriums iſt, würde eine ſehr
ernſte Frage aufgeworfen. Es würde ein Bruch
des Völkerrechts und der Haager Konvention
vorliegen.
Der König von Griechenland über die griechiſchen
Abſichten.
* Neu=York, 27. Okt. (Reuter.) Der griechüſche
König hat einem Vertreter der Aſſociated Preß in
Athen folgendes über die Anſtwort Griechenlands
auf Serbiens Bitte um Hilfe mitgeteilt:
Grie=
chenland hält das Schwert locker in der Scheide,
bedroht aber niemanden. Es kann auch nicht zulaſſen,
daß durch die Ereigniſſe die Unverletzllichkeit
Griechenlands und die Freiheit des griechiſchen
Volkes bedroht werden. Es iſt meine Pflicht, das Volk
vor der Vernichtung infolge eines Einmiſchens in
den europäiſchen Krieg zu bewahren. Ich werde dies,
ſo=
weit möglich, auf jede Gefahr hin tun.
Deutſche Hilfe für die Türkei.
* Konſtantinopel, 27. Okt. Die Kammer hal
im Dringlichkeitswege ein Geſetz angenommen, durch das
die Regierung zur Aufnahme eines von der deutſchen
Regierung gewährten Vorſchuſſes in Höhe
von 6 Millionen Pfund ermächtigt wird.
Die Türken und die heiligen Stätten.
** Berlin, 27. Okt. Die Kaiſerlich Türkiſche
Botſchaft dementiert auf das Entſchiedenſte die in der
engliſchen Preſſe veröffentlichten falſchen Nachrichten über
die Zuſtände an den heiligen Stätten, denen
zufolge die Klöſter in Jeruſalem in Kaſernen
umgewan=
delt worden, Rekruten auf dem Oelberg exerzieren und
auf dem Berg von Golgatha Schützengraben ausgehoben
ſein ſollen. Dieſe Nachrichten ſind in böswilliger Abſicht
verbreitet worden. Sowohl die Chriſten wie die
Iſraeli=
ten üben weiter in voller Freiheit ihre religiöſen
Andach=
ten. Sie haben freiwillig einige Schulgebäude zu
Ho=
ſpitälern umgewandelt. Von der Wahrheit dieſer
Behaup=
tung kann ſich jeder an Ort und Stelle überzeugen.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 27. Okt. Das Hauptquartier
teilt mit: An der Dardanellenfront machten bei
Anaforta unſere Patrouillen, indem ſie ſich den
ſeind=
lichen Gräben näherten, einen Teil der feindlichen
Solda=
ten im Handgemenge nieder, die bei
Verſchanzungsarbei=
ten beſchäftigt waren, verhinderten deren
Wiederherſtel=
lung und brachten die Drahthinderniſſe einiger feindlicher
Gräben als Beute mit.
Bei Anaforta und Ari Burnu fanden
Artil=
leriekämpfe zwiſchen unſerer Artillerie und Land= und
Schiffsgeſchützen des Feindes ſtatt. Feindliche
Verprovian=
tierungskolonnen, die beim Ausſchiffungspunkt von Ari
Burnu geſichtet wurden, wurden durch unſere Artillerie
zerſprengt. Bei Sedd ul Bahr feuerte der Feind
ge=
gen unſere Schützengräben am linken Flügel über 700
Granaten und Bomben ab, ohne ein Ergebnis zu erzielen.
Auf der Kaukaſusfront am rechten Flügel
wurde nach einem Gefecht zwiſchen unſeren Patrouillen
und feindlichen Kompagnien der Feind gezwungen, ſich
zurückzuziehen. — Sonſt nichts Neues.
Abtransport der Ententetruppen von Gallipoli.
TU. Budapeſt, 27. Okt. Magyar Orſoag meldet
aus Lugano, daß, Nachrichten aus Neapel zufolge, der=
Vierverband 80 große Dampfer von
Galli=
poli nach Salonikiabgehen ließ, um vorwiegend
auſtraliſche und kanadiſche Truppen zu befördern.
Unruhen in Armenien.
* Berlin, 27. Okt. Die Kaiſerlich Türkiſche
Bor=
ſchaft teilt mit: In der Nacht vom 16. September
ver=
anſtalteten armeniſche Banden einen
Auf=
ruhr. Sie verſchanzten ſich in ſtarken Gebäuden auf den
beherrſchenden Punkten der Stadt Urfa und eröffneten
ein Feuer gegen unſere Gendarmeriepatrouillen, von
welchen zwei Mann getötet und acht verwundet wurden.
Unſere Gendarmerie wurde überall mit Feuer
emp=
fangen. Nachdem die Armenier ſich der fremden
Nieder=
laſſungen bemächtigt hatten und die Beſitzer mit Gewalt
zurückhielten, ſtellten ſie dort Schießſcharten her. Da
dieſe Tatſachen bewieſen, daß die aufrühreriſchen Banden
entſchloſſen waren, bewaffneten Widerſtand zu
leiſten und die Unzulänglichkeit der in geringer Zahl
vorhandenen Gendarmerie auszunützen, und da ſie ſchließ.
lich ſich der Stadtteile der Muſelmanen bemächtigten und
die Einwohner niederzumetzeln begannen, wurden einige
für die Front beſtimmte Truppen nach
Urfa abgeſchickt. Die Schlupfwinkel der Banden
wurden zerſtört und der Aufruhr am 3. Oktober
unterdrückt. Die Zahl der bei dieſem Vorfall
getöte=
ten Soldaten und Gendarmen beträgt 20, der verwundeten
50. Der Zweck, den die Banden mit dem Aufruhr
ver=
folgten, war einerſeits der, Schaden anzurichten, fremde
Niederlaſſungen zu zerſtören und die Untertanen, der mit
der Türkei im Kriege befindlichen Staaten zu töten, um
die Folge dieſer Morde auf die Türkei abzuwälzen.
An=
derſeits wollten ſie einen Teil der kaiſerlichen Truppen an
einen befeſtigten Schlupfwinkel feſſeln und ſie vom
Kriegs=
ſchauplatz abziehen. Dank den kräftigen, ſchnellen
Maß=
nahmen der türkiſchen Behörden hatte der Aufruhr nicht
den gewünſchten Erfolg. Er wurde unterdrückt, ohne daß
einem Untertanen, der mit der Türkei ſich im Kriege
be=
findlichen Ländern oder neutralen ein Schaden erwuchs.
General Hamilton vor ein Kriegsgericht?
TU. Köln, 27. Okt. Nach der Köln. Ztg. wird
ſchweizeriſchen Blättern aus London gemeldet, General
Hamilton werde wegen der mangelhaften
Organiſa=
tion des Angriffes in der Suvla Bay, der ein
ſchwerer Fehlſchlag der ganzen
Dardanel=
lenaktion bedeutet, vor einen Kriegsrat geſtellt werden.
Amerika als Geldgeber der Kriegführenden.
TU. Haag, 27. Okt. Unter dem unſcheinbaren
Na=
men einer Bank=Anleihe verſucht England, ſich
aber=
mals in Amerika eine neue Anleihe von 1000
Millio=
nen Franken zu verſchaffen, nur ſoll dieſelbe diesmal
das Anſehen einer Privatanleihe der Londoner
Großban=
ken beim Neu=Yorker Morgan=Konſortium erhalten,
wes=
halb die Verhandlungen mit letzterem ausſchließlich durch
die Londoner Unione and Smith=Bank geführt werden.
Die 1000 Millionen ſollen in vier Raten von je 250
Mil=
lionen innerhalb Jahresfriſt geliehen werden. Daß es
ſich aber um eine regelrechte engliſche
Staatsan=
leihe handelt, ſcheint ganz zweifellos.
* Neu=York, 27. Okt. Die Aſſociated Preß meldet
aus Chicago, daß in Neu=York, Chicago und
Cincinnati deutſche Banken in Gründung
gefriffen ſind, die ſich beſonders mit deutſchen und
öſter=
reichiſchen Geldtransaktionen befaſſen werden.
* Amſterdam, 27. Okt. Hier eingetroffene
ameri=
kaniſche Blätter melden: Hermann Ridder hat in der
Staatszeitung einen Aufruf an die Deutſch=Ameri=
kaner veröffentlicht, eine große Nationalbank
zu gründen, deren Gelder der britiſchen Regierung
un=
zuganglich wären.
* Rom 27. Okt. Der Oſſervatore Romano
veröffent=
licht ein Schreiben des Papſtes an den
Fürſt=
biſchof von Krakau, in dem er alle
Po=
len Oeſterreichs, Deutſch= und Ruſſiſch=Polens
auffor=
dert, ſich mit ihm in gemeinſamen Gebeten zu vereinigen.
Zugleich ſandte der Papſt 25000 Kronen für die
Kriegsopfer Polens. Der polniſche Episkopat
wandte ſich durch einen Aufruf an die katholiſchen Biſchöfe
der ganzen Welt und ſchlug Sonntag, den 21. November,
für die gemeinſamen Gebete vor. Die Spenden ſollen an
die Schweizer Nationalbank in Lauſanne zu Händen des
Generalkomitees für Hilfeleiſtung an Kriegsopfer Polens
geſandt werden. Der Oſſervatore Romano bringt auch
den Wortlaut dieſes Aufrufes.
London, 27. Okt. Die letzte Verluſtliſte
nennt die Namen von 99 Offizieren und 3595 Mann.
Lotzdon, 27. Okt. Die Daily Mail ſagt, daß die
jungen Männer im wehrpflichtigen Alter
nicht nur durch Auswanderung, ſondern auch durch
ſchnel=
les Heiraten ſich dem Militärdienſt zu entziehen
ſuchen. Die Heiraten nahmen in den volksreichen Bezirken
von Südweſt=London in den letzten drei bis vier
Mo=
naten um 50 Prozent zu.
* Amſterdam, 27. Okt. Amerikaniſche Blätter vom
7. Oktober melden aus Waſhington: Die Weigerung
bri=
tiſcher Schiffe, Waren deutſcher und öſterreichiſcher Firmen
nach Oſtaſien zu verfrachten, ſchädigt den
amerika=
niſchen Handel ſchwer da ein großer Teil des
Handels zwiſchen dem fernen Oſten und den Vereinigten
Staaten ſich in den Händen der Deutſchen befindet.
Wenn auch die Frachten zwiſchen zahlreichen deutſchen
Firmen in Südamerika und den Vereinigten Staaten nicht
angenommen werden ſollen, wie gerüchtweiſe verlautet,
würde der amerikaniſche Handel in eine kritiſche Lage
geraten. Auch japaniſche Schiffe haben ſich geweigert,
Waren der Mittelmächte zu verſchiffen. 75 bis 90
Pro=
zent des chineſiſchen Exports nach Amerika
ſind in deutſchen Händen=
TU. Haag, 27. Okt. Die deutſchen und
öſter=
reichiſchen Maſchiniſten der Werkzeugfabriken
Terris Wold u. Co., Chicago, ſind in den Ausſtand
getreten, weil von der Firma ein Kontrakt zur Herſtellung
von Werkzeugen übernommen wurde, die zur Herſtellung
von Schrapnells für den Vierverband dienen ſollen. Das
Unternehmen iſt damit völlig lahmgelegt.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 27. Okt. Bezüglich des Studiums der
Ausländer an den Univerſitäten iſt
neuer=
dings mehrfach eine unrichtige Auffaſſung hervorgetreten.
Schon lange vor dem Kriege, nämlich durch den Erlaß
vom 24. September 1913, hat das Miniſterium durch
Feſt=
ſetzung von Höchſtzahlen für die einzelnen Univerſitaten
dem übermäßigen Andrang der Ausländer Schranken
ge=
ſetzt. Als der Krieg ausbrach, wurden alle
ſtudie=
renden Ausländer aus feindlichen
Staa=
ten von den Univerſitäten entfernt. Hierbei
mußte aber die Möglichkeit von Ausnahmen vorbehalten
werden, weil es Fälle gibt, wo, man denke nur an
Bal=
ten, Buren und Inder, das deutſche Intereſſe eine ſolche
Ausnahme geradezu erfordert. Jeder Fall iſt daraufhin,
ebenſo wie auch die Perſönlichkeit des Studenten, genau
geprüft worden. Die Geſamtzahl der ſo bewilligten
Aus=
nahmen iſt gering. Es ſind nämlich ſeit Kriegsbeginn,
alle preußiſchen Univerſitäten zuſammengerechnet, nur in
69 Fällen ſolche jungen Leute zum Studium
zugelaſſen worden. In der Hauptſache handelt es
ſich dabei um Balten.
* Dresden, 27. Okt. Der König bewilligte dem
Staats= und Kriegsminiſter General der Infanterie von
Carlowitz, zurzeit im Felde, die erbetene
Ent=
laſſung von dem Amte des Kriegsminiſters
auf die Dauer ſeiner Verwendung in der Feldſtellung
unter Belaſſung des Titels und Rang als Staatsminiſter.
— Der König übertrug dem ſtellvertretenden
Kriegs=
miniſter, Generalleutnant v. Wilsdorf, unter der
Er=
nennung zum Staatsminiſter die Leitung des
Kriegsminiſteriums.
* Genf, 27. Okt. Einer Meldung des Matin zufolge
fand am verfloſſenen Sonntag vormittag in den
Oſt=
pyrenäen in nordſüdlicher Richtung ein Erdbeben
ſtatt. In Riveſaltes und Perpignon, wo das Erdbeben
beſonders ſtark war, ſind Exploſionen vorgekommen.
* Kriſtiania, 27. Okt. Dem Kultusminiſter
Brygge=
ſad iſt der nachgeſuchte Abſchied bewilligt
wor=
den. Zu ſeinem Nachfolger wurde der Präſident des
Storthings, Lövland, ernannt.
Briefkaſten.
B. P. Wenden Sie ſich an die deutſche
Zivilverwal=
rung für Belgien in Brüſſel, Abteilung für Schulweſen,
mit einer Anfrage.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Krieg und Wohnungseinrichtung.
Die Möbel-Industrie und die gesamte
Einrichtungs-Branche haben
begreif-
licherweise in ganz besonderem Maße durch
die Erscheinungen des Krieges zu leiden, wobei
die ständig wachsende Preissteigerung fast aller
Rohmaterialien nicht das geringste Uebel ist.
Die erheblichen Vorräte fertiger
Möbel und Einrichtungs-
Gegen-
stände, sowie das bedeutende Material-Lager
ermöglichen uns vorläufig noch den Verkauf zu
niedrigen Preisen. Interessenten, die in der Lage
sind, schon jetzt, wenn auch für spätere
Liefe-
rung, Entschlüsse zu fassen, genießen
wesent-
liche Vorteile ohne Risiko für den Fall, daß die
Gründung der Haushaltung durch
unvorher-
gesehene Ursachen des Krieges nicht erfolgen
kann. Man verlange ausführliche Auskunft und
kostenlose Uebersendung unseres Albums
„WOHNLICHE INNENRAUME-
Gg. Ehrnarat Gsohne, Möbelfabrik
Werkstätten für Handwerkskunst
DARMSTADT, Feldbergstrasse Nr. 36.
(13721a)
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Licht
Steinleiden Jschtas
Heilhar
HurchGrunnenkur-
Iu aulse mni!
Gesmannshaf
Graffdof-Quelle
(5 2f
Broschüre gratis durch die
Brunnenverwaltung Assmannshausen am Rhein.
Haupt-Niederlage: Rud, Schäfer Nachf Mineralwasser-Handlung.
Nachruf.
Am 15. Bktober fand der Ingenieur und
Hauptlehrer an der Großh. Landes-
Bau-
gewerkſchule
Hermann Boigt
auf den Schlachtfeldern Serbiens den
Hel-
dentod für ſein Baterland.
Der Dahingegangene war ſeit 1906
an der Schule tätig und betrauert der
Lehr-
körper in demſelben einen liebenswerten
und von Begeiſterung für ſeinen Beruf
er-
füllten Kollegen von reichen Kenntniſſen,
deſſen vorbildliches Pflichtgefühl ihm ein
dauerndes Gedenken ſichert.
Birektion und Lehrkörper der
Groß=
herzoglichen Landes-Baugewerkſchule
Darmſtadt
Profeſſor Wienkoop.
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
hiermit die traurige Nachricht, daß es Gott
dem Allmächtigen gefallen hat, meine
unver=
geßliche Frau und treubeſorgte Mutter ihres
Kindes, unſere Schwägerin und Tante
Stin Ellſabeige Beyus
geb. Eichhorn
plötzlich von ihrem Leiden durch den Tod zu
erlöſen.
(*6733
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Adam Dehus.
Eberſtadt, den 27. Oktober 1915.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 28. ds.
Mts., nachmittags 3½ Uhr, vom Eingang des
Ortes Neue Darmſtädter Straße aus, ſtatt.
Für die vielen Beweiſe
liebe=
voller Teilnahme bei dem Tod
unſerer lieben Tante (B15060
Fräulem Eiſe Uhrig
ſagen wir herzlichen Dank.
Darmſtadt, den 28. Okt. 1915.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Emilie Kempff, geb. Uhrig, Wwr.,
Gießen,
Frau Thereſe Suchs, geb. Uhrig,
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger Anteilnahme
bei dem ſchweren Verluſte, der uns betroffen,
ſprechen wir unſeren herzlichſten Dank aus;
be=
ſonders danken wir Herrn Pfarrer Wagner für
ſeine troſtreichen Worte am Grabe und die
zahl=
reichen Beileidsbezeugungen aus der Gemeinde
Hahn, dem früheren Wirkungskreiſe des
Ent=
ſchlafenen.
(B15036
Frau Lehrer Adam Kreiſel, Wwe.,
Profeſſor Ludwig Kreiſel,
Gr. Oberlehrer,
Eliſabeth Kreiſel.
Darmſtadt, im Oktober 1915.
Für die uns erwieſene Teilnahme bei dem
ſchweren Verluſte unſeres lieben Gatten u. Vaters
Herrn
Martin Wehrilg
ſagen wir Allen auf dieſem Wege herzlichſten
Dank.
(*6749
Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer
Schäfer für die tiefempfundenen Worte am Grabe,
den Herren Vorgeſetzten des Verſtorbenen für die
ihm erwieſene Ehre, ſowie ſeinen Kameraden des
Unterſuchungsgefängniſſes und des Landſturm=
Bataillons.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Gretchen Weyrich,
geb. Hofferberth.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1915.
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme bei dem
Hinſcheiden meiner guten Frau ſagen
wir Allen unſeren innigſten Dank.
Familie Ch. Buſch.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1915.
(*6766
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme an dem uns ſo ſchwer
be=
troffenen Verluſte, beſonders für die
zahlreichen Blumenſpenden und die
Beteiligung ihrer Mitſchülerinnen und
Lehrerin, ferner für die troſtreichen
Worte des Herrn Dekan Schneider
ſprechen wir auf dieſem Wege unſeren
innigſten Dank aus.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Blankenbach.
Weiterſtadt, den 26. Oktober 1915.
(15042
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Donnerstag: Wolkig, meiſt
trocken, keine weſentliche Temperaturänderung.
Tageskalender.
Donnerstag, 28. Oktober.
Broßh. Hoftheater Anfang 7 Uhr, Ende 10½
Uhr (Ab. C): „Die Jüdin”.
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Große
Doltd Derſammtan
Freitag, den 29. Oktober, abends 8½ Uhr,
im großen Saale des Schützenhofs, Darmſtadt,
Hügelſtraße.
Tagesordnung:
Die Lebensmitteltenerung.
Referenten: Herr Geh. Juſtizrat Dr. Vohsen=Heidelberg und
Herr Direktor Valentin Liebmann=Frankfurt a. M.
Freie Diskuſſion.
Zu dieſer Verſammlung ſind die Männer und Frauen aller
Stände freundlichſt eingeladen. Durch einen Maſſenbeſuch muß die
Bevölkerung von Darmſtadt gegen die jetzigen Zuſtände proteſtieren
und nachdrücklichſt verlangen, daß es ſo nicht mehr weiter gehen darf.
(15005md
Deshalb auf zur Verſammlung.
Die Regierung, Stadtverwaltung und die Herren
Stadt=
verordneten ſind zu dieſer Verſammlung freundlichſt eingeladen.
Der Kriegsausſchuß für Konſumentenintereſſen.
Im Auftrage: Heinrich Delp, Stadtverordneter.
Evangeliſche Gememſchaft.
Im Saal Teichhausſtraße 34 findet am Sonntag, den
31. Oktober, nachmittags 3½ Uhr, ein
Feſtgottesdienſt
zum Erntedank= und Reformationsfeſte ſtatt. Anſprachen, Chorgeſänge,
Soli, Deklamationen kommen zum Vortrag.
Daſelbſt werden von Montag bis Freitag, je abends 8½ Uhr
Evangeliſations=Vortrage
gehalten. Zu ſämtlichen Veranſtaltungen iſt der Eintritt frei und
Jedermann herzlich willkommen.
(*6705
Darmstädter Vertragsverbande
Dienstag, 2. November 1915, abends 8 Uhr,
im Festsaale der Turngemeinde (Woogsplatz 5):
15023)
Vortrag
von Herrn
D. Gortrieu Fraup
aus Dortmund:
„Waslernenwiraus demersten Kriegsjahr!
Eintrittskarten: Sperrsitz zu 2 Mk., Saal zu 1 Mk., Numerierter
Balkon zu 1.50 Mk., Galerie (Sitz- oder Stehplatz) zu 50 Pfg. sind in
der Hofmusikalienhandlung von Heinrich Arnold und abends an
der Kasse zu haben.
Der Vorstand.
Schneider’s
Kunst-Ausstellung
Frankfurt a. M.
Rossmarkt 23 :: Am Gutenbergdenkmal
Kollektionen:
Kobert Curry o Paul Dahlen
Irma Graf o August Rumm
Einzelwerke von: Liebermann, Schönleber, Thoma, Trübner u. a.
Im graph. Kabinett:
Pfaehler von Othegraven
Zeichnungen vom östlichen Kriegsschauplatz
Auerbacher-Schloss
Wegen Neubau der Wirtschaftsgebäude und
wegen vorgerückter Jahreszeit muss die
Gartenwirtschaft mit dem heutigen Tage
geschlossen werden.
6. (232.) Preussisch-Sundentsche alassen-Lotterie
Zu der vom 6. November bis 2. Dezember 1915 stattfindenden
Haupt-und Schlussziehung
habe ich noch Lose abzugeben, auch nach auswärts.
(14855a
Preis für
1 Los
Mk. 50.— Mk. 100.—
Mk. 200.-
Mkr. 25.—
Philipp J. Schmidt
Darmstadt, Rheinstr. 33
Sonne Telephon 127 =nsseen. Königl. Preuss. Lotterie-Einnehmer.
Steins Tiſchhalle
Arheilgerſtr. 2 (an der Hochſchule)
empfiehlt friſch von der See:
Schellfiſche
groß, mittel und klein
Kablian
ganz und im Ausſchnitt.
Ferner: (*6725
Bratſchellfiſche,
Rieſenlachs=
heringe, Heringe, Bücklinge,
Ochſenmaulſalat und Sülze.
Täglich
ſriſch gebackene Fiſche.
Ab nächſter Woche
Klippfiſche. —
Weussia
Blutreinigungstee
Paket Mk. 1.00.
Birkenblättertee
von vorzüglicher Wirkung gegen
Gicht, Rheumatismus uſw.
Paket 75 Pfg.
Reformgeſchäft, Ariſta‟
Ernſt=Ludwigſtraße 3.
Seſſel, 2 Bettſt. u. Sprung=
1 federmatratze zu verk. (*6768
Landwehrſtr. 193/
Großh. Hoftheater.
Donnerstag, 28. Oktober 1915
34. Abonnem.=Vorſtell. C 8.
Die Jüdin.
Große Oper in 5 Akten
von. J. F. Halévy.
Perſonen:
Kaiſer Sigismund Frz. Herrmann
PrinzeſſinEudora,
Nichte d. Kaiſers Olga Kallenſee
Johann v. Brogny,
Kardinal u.
Prä=
ſident d. Concils Alfr. Stephani
Leopold, Reichs=
. A. Globerger
fürſt .
Eleazar, ein Jude Joſef Mann
Recha, ſ. Tochter Berta Schelper
Ruggiero,
Ober=
ſchultheiß d. Stadt
Konſtanz.
L. Schützendorf
Albert, kaiſerlicher
Offizier
Ludw. Wenzel
Ein Waffenherold Adolf Klotz
Chöre: Robert Preuß.
Im 1. Akt: Bauerntanz, einſtud.
von Hedw. Ehrle, ausgeführt vom
Ballettkorps.
Nach dem 3. Akte längere Pauſe.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ℳ.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung im
Verkehrs=
bureau von 8—1 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7 Uhr. — Ende 10½ Uhr.
Vorverkauf (nur vormittags) für
die Vorſtellungen:
Freitag, 29. Okt. 35. Abon.=Vſt.
D 9. Zum erſten Male: „ Der
Weibsteufel‟ Drama von
Schönherr. Gewöhnliche Preiſe.
Anfang 7½ Uhr.
Samstag, 30. Okt. Außer Ab.
8. Volks= u. Garniſonvorſtellung
zu ermäß. Preiſen: „
Huſaren=
fieber.”. Anfang 7½ Uhr. —
Vorverkauf: Mittwoch, 27. Okt.,
bis einſchl. Samstag, 30. Okt., nur
im Verkehrsbureau (Ernſt=
Lud=
wigsplatz). Verkauf der etwa noch
vorhandenen Karten an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater am Tage der
Vorſtell., eine Stunde vor Beginn.
Sonntag, 31. Okt. 36. Ab.=Vſt.
C9. „Carmen”. Kleine Preiſe.
Anfang 7 Uhr.
Aus dem Spielplan.
Montag, 1. Nov. Zweites
Konzert der Hofmuſik.
Anfang 7½ Uhr. Dirigent:
Ge=
neralmuſikdirektor Felix v.
Wein=
gartner. Soliſtin: Lucille v.
Wein=
gartner=Marcel.
Dienstag, 2. Nov. 37. Ab.=Vſt.
A 10. „Mignon.” Kleine Pr.
Anfang 7½ Uhr.
Anmeldungen auf Neu=
Abonne=
ments, beginnend mit den
Vor=
ſtellungen A 12, B 12, C 12 und
D 12, werden ſchon jetzt von der
Hoftheater=Hauptkaſſe
entgegen=
genommen. Kaſſeſtunden an allen
Wochentagen, vorm. v. 10—12½ U.
Feldpost.
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Zugjalousien, Holzrouleaux, Rollschutzwände.
Voranzeige?!!
Der 2. Bruno Harprecht-Film
Uin ui Enre des varers
Drama in 2 Akten mit Herrn Bruno Harprecht
in der Hauptrolle
(15046
ab Samstag, den 30. d. Mts, im
Roslachz Fheater
am Weissen Turm.
Der Liebe Sieg!
Das größte Detektivdrama der Gegenwart,
in 3 Akten.
Die Jagd nach dem
Schicksalsstein.
Größtes Kriminal= und Wildweſtdrama
in 4 Akten.
Frau Annas Pilgerfahrt.
Hervorragendes Luſtſpiel, in 3 Akten.
Die neueſten Kriegsberichte ſowie ſonſtige Einlagen
bringt das
Glympiatheater
mit Erſtaufführungsrecht bis Samstag.
(*6764
Geſetz
betreffend Aenderung des Geſetzes, betreffend die Unterſtützung von Familien
in den Dienſt eingetretener Mannſchaften vom 28. Februar 1888 (Reichs=
Geſetzbl. S. 59).
Vom 30. September 1915.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutſcher Kaiſer, König von
Preußen ꝛc.
verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zuſtimmung des Bundesrats und
des Reichstags, was folgt:
Einziger Paragraph.
1. Im§ 10 Abſ. 5 des Geſetzes betreffend die Unterſtützung der Familien in den
28. Februar 1888 (Reichs=Geſetzbl. S. 59)
Dienſt eingetretener Mannſchaften vomz
4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 332,
iſt der Satz 2 zu ſtreichen.
2. Als Abſ. 6 iſt einzufügen:
Die Familienunterſtützung wird während dreier Monate über den
Zeitpunkt hinaus, von dem an die den Hinterbliebenen auf Grund des
Ge=
ſetzes vom 17. Mai 1907 (Reichs=Geſetzbl. S. 214) zu zahlenden
Hinterbliebenen=
bezüge zuſtändig ſind, weitergewährt. Etwa darüber hinaus gezahlte
Familien=
unterſtützungen gelten als Vorſchußzahlungen auf die Hinterbliebenenbezüge
und ſind bei deren Auszahlung einzubehalten.
Urkündlich unter Unſerer Höchſteigenhändigen Unterſchrift und beigedrucktem
Kaiſerlichen Inſiegel.
Gegeben Großes Hauptquartier, den 30. September 1915.
(L. S.)
Wilhelm.
Delbrück.
Bekanntmachung
über die Sicherſtellung von Kriegsbedarſ.
Vom 24.7Jüni 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
§ 1. Während der Dauer des gegenwärtigen Krieges kann das Eigentum an
Gegenſtänden, die bei der Herſtellung und dem Betriebe von Kriegsbedarfsartikeln
zur Verwendung gelangen können, unbeſchadet der Zuſtändigkeit der
Militärbefehls=
haber, auch durch Anordnung der Kriegsminiſterien oder des Reichs=Marineamts oder
der von ihnen bezeichneten Behörden auf eine in der Anordnung zu bezeichnende
Perſon übertragen werden.
Die Anordnung iſt an den Beſitzer der Gegenſtände zu richten. Das Eigentum
geht über, ſobald die Anordnung dem Beſitzer zugeht.
§ 2. Der Uebernahmepreis wird unter Berückſichtigung des Friedenspreiſes
zu=
züglich eines nach den Verhältniſſen des Einzelfalls angemeſſenen Gewinns durch ein
Schiedsgericht endgültig feſtgeſetzt. Bei den nach dem 31. Juli 1914 aus dem
Aus=
land eingeführten Gegenſtänden iſt an Stelle des Friedenspreiſes der Einſtandspreis
des Einführenden zu berückſichtigen.
Der Uebernahmepreis iſt bar zu zahlen.
Soweit es ſich um das Eigentum feindlicher Ausländer handelt, kann der
Reichskanzler im Wege der Vergeltung abweichende Beſtimmungen treffen.
§ 3. Das Schiedsgericht entſcheidet in einer Beſetzung von einem Vorſitzenden
und vier Beiſitzern. Der Vorſitzende wird vom Reichskanzler ernannt. Die Beiſitzer
werden vom Vorſitzenden berufen, und zwar drei auf Vorſchlag des Deutſchen
Handels=
tags, der vierte auf Vorſchlag derjenigen amtlichen Vertretung des Handels, in deren
Bezirke ſich die Gegenſtände ganz oder zum Teil befinden.
Der Reichskanzler erläßt die näheren Beſtimmungen.
Die Koſten des Schätzungsverfahrens fallen dem Reiche zur Laſt.
§ 4. Die Kriegsminiſterien und das Reichs=Marineamt oder die von ihnen zu
bezeichnenden Behörden ſind, unbeſchadet der Zuſtändigkeit der Militärbefehlshaber,
befugt, Gegenſtände, die auf Grund des § 1 der Inanſpruchnahme unterliegen können,
zu beſchlagnahmen. Die Beſchlagnahme erfolgt durch öffentliche Bekanntmachung oder
durch Mitteilung an denjenigen, der die Gegenſtände im Beſitze hat, ſie herſtellt oder
bei dem ſie ſich unter Zolaufſicht befinden. Sie tritt mit der öffentlichen
Bekannt=
machung oder mit dem Zugehen der Mitteilung oder, ſoweit ſie noch nicht vorhandene
Gegenſtände betrifft mit deren Entſtehen in Kraft. Die Beſchlagnahme hat die
Wirkung, daß die Vornahme von Veränderungen an den von ihr berührten
Gegen=
ſtänden verboten iſt und rechtsgeſchäftliche Verfügungen über ſie nichtig ſind. Den
rechtsgeſchäftlichen Verfügungen ſtehen Verfügungen gleich, die im Wege der
Zwangs=
vollſtreckung oder Arreſtvollziehung erfolgen. Trotz der Beſchlagnahme ſind alle
Ver=
änderungen und Verfügungen zuläſſig, die mit Zuſtimmung der beſchlagnahmenden
Stelle erfolgen.
Der von der Beſchlagnahme Betroffene iſt verpflichtet, die Gegenſtände bis zum
Ablauf einer zu beſtimmenden Friſt oder bis zu einer ihm geſtatteten Verarbeitung
oder Verfügung zu verwahren und pfleglich zu behandeln.
Für die Verwahrung und pflegliche Behandlung der von der Beſchlagnahme
betroffenen Gegenſtände und für die durch die Beſchlagnahme bewirkte
Verfügungs=
beſchränkung kann eine angemeſſene Entſchädigung gewährt werden, ſoweit dies aus
beſonderen Gründen, namentlich mit Rückſicht auf die Dauer der Verwahrung oder
der Verfügungsbeſchränkung, der Billigkeit entſpricht. Die Entſchädigung iſt
aus=
geſchloſſen, inſoweit während der Dauer der Beſchlagnahme die Gegenſtände
über=
nommen oder anderweit verwertet werden. Die Entſcheidung erfolgt endgültig durch
die höhere Verwaltungsbehörde.
§ 5. Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen beſtimmten Behörden
erlaſſen die Ausführungsbeſtimmungen.
§ 6. Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu
zehn=
tauſend Mark wird, ſofern nicht nach allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen
ver=
wirkt ſind, beſtraft:
1. wer unbefugt einen beſchlagnahmten Gegenſtand beiſeiteſchafft, beſchädigt
oder zerſtört, verwendet verkauft oder kauft oder ein anderes
Veräußerungs=
oder Erwerbsgeſchäft über ihn abſchließt;
2. wer der Verpflichtung, die beſchlagnahmten Gegenſtände zu verwahren und
pfleglich zu behandeln, zuwiderhandelt:
3. wer den nach § 5 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
§ 7. Die §§ 2 und 3 finden keine Anwendung auf Gegenſtände, für die
Höchſt=
preiſe feſtgeſetzt ſind oder feſtgeſetzt werden.
§ 8. Soweit von den Militär= oder Marinebehörden einſchließlich der
Befehls=
haber, vor dem Inkrafttreten dieſer Verordnung über das Eigentum an
beſchlag=
zahmten Gegenſtänden des Kriegsbedarfs verfügt worden iſt, finden die Vorſchriften
der §§ 2 und 3 Anwendung, wenn nicht der Uebernahmepreis vertraglich vereinbart
der nach den Beſtimmungen des Geſetzes über die Kriegsleiſtungen vom 13. Juni
1873 (Reichs=Geſetzbl. S. 129) oder durch rechtskräftiges Urteil feſtgeſetzt worden iſt.
Auf Beſchlagnahmen von Gegenſtänden des Kriegsbedarfs, die vor dem
In=
raftreten dieſer Verordnnng von den Militär= und Marinebehörden, einſchließlich
der Befehlshaber, angeordnet ſind, finden die Vorſchriften des §4 Abſ. 3 Anwendung;
ine weitere Entſchädigung iſt ausgeſchloſſen.
§ 9. Die Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Der
Reichskanzler beſtimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Berlin, den 24. Juni 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung
jetreffend die Aenderung der Bekanntmachung über die Sicherſtellung
von Kriegsbedarf vom 25. Jnni 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 357).
Vom 9. Oktober 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
Artikel I.
In der Bekanntmachung über die Sicherſtellung von Kriegsbedarf vom 24. Juni
1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 357) werden folgende Aenderungen vorgenommen:
1. Dem § 1 wird folgender Abſatz 3 hinzugefügt:
Der Beſitzer iſt verpflichtet, die Gegenſtände herauszugeben,
insbeſon=
dere ſie auf Verlangen und Koſten des Erwerbers zu überbringen oder
zu verſenden.
Rummer 1 eingefügt:
1. wer der Verpflichtung, die enteigneten Gegenſtände herauszugeben oder
ſie auf Verlangen des Erwerbers zu überbringen oder zu verſenden,
zu=
widerhandelt;
Die bisherigen Nummern 1, 2, 3 erhalten die Nummern 2, 3, 4.
Artikel II.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.
Berlin, den 9. Oktober 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung
betreffend Sicherſtellung von Kriegsbedarf.
Auf Grund von § 5 der Bekanntmachung des Reichskanzlers über die
Sicher=
ſtellung von Kriegsbedarf vom 24. Juni 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 357) wird als höhere
Verwaltungsbehörde der Provinzialausſchuß beſtellt.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.
(15021
Großherzogliches Miniſterium, des Innern.
J. V.: Schliephake.
Bekanntmachung.
In Roßdorf iſt die Maul= und Klauenſeuche ausgebrochen. Auf Grund
der §§ 161 ff. der Ausführungsvorſchriften des Bundesrats zum Reichsviehſeuchengeſetz
ordnen wir die folgenden Maßnahmen an:
I. Die Dieburger Straße von der Erbacher Straße bis zur Schwanenſtraße
in Roßdorf wird zum Sperrbezirk erklärt.
Für den ganzen Bereich des Sperrbezicks werden folgende Maßnahmen
angeordnet:
1. An den Haupteingängen des Sperrbezirks ſind Tafeln mit der deutlichen
und haltbaren Aufſchrift „Maul= und Klauenſeuche= Sperrbezirk. Einfuhr und
Durchtreiben von Klauenvieh, ſowie Durchfahren mit Wiederkäuergeſpannen
verboten” leicht ſichtbar anzubringen.
2. Sämtliche Hunde ſind feſtzulegen. Der Feſtlegung iſt das Führen an der
Leine und bei Ziehhunden die feſte Anſchirrung gleich zu achten. Die
Verwendung von Hirtenhunden zur Begleitung von Herden und von
Jagd=
hunden bei der Jagd ohne Leine kann geſtattet werden
3. Schlächtern, Viehkaſtrierern ſowie Händlern und anderen Perſonen, die
gewerbs=
mäßig in Ställen verkehren, ferner Perſonen, die ein Gewerbe im
Umher=
ziehen ausüben, iſt das Betreten aller Ställe und ſonſtiger Standorte von
Klauenvieh im Sperrbezirk, desgleichen der Eintritt in die Seuchengehöfte
verboten. In beſonders dringlichen Fällen kann die Ortspolizeibehörde
Aus=
nahmen zulaſſen.
4. Dünger und Jauche von Klauenvieh, ferner Gerätſchaften und Gegenſtände
aller Art, die mit ſolchem Vieh in Verährung gekommen ſind, dürfen aus dem
Sperrbezirk nur mit unſerer Erlaubnis unter den von uns anzuordnenden
Vorſichtsmahregeln ausgeführt werden.
5. Die Einfuhr von Klauenvieh in den Sperrbezirk, ſowie das Durchtreiben von
ſolchem Vieh durch den Bezirk iſt verboten. Dem Durchtreiben von
Klauen=
vieh ſteht das Durchfahren mit Wiederkäuergeſpannen gleich. Die Einfuhr
von Klauenvieh zur ſofortigen Schlachtung, im Falle eines beſonderen
wirt=
ſchaftlichen Bedürfniſſes auch zu Nutz= und Zuchtzwecken, kann von uns
ge=
ſtattet werden.
II. Für die verſeuchten Gehöfte werden folgende Maßnahmen angeordnet:
1. Ueber alle verſeuchten Ställe wird die Sperre verhängt. Die abgeſperrten
Tiere dürfen aus dem Stalle nur mit polizeilicher Erlaubnis zur ſofortigen
Schlachtung entfernt werden unter Beobachtung der von dem Großherzogl.
Kreisveterinärarzt über den Transport und den Ort der Schlachtung
ange=
ordneten Maßregeln.
2. Die auf dem Gehöft befindlichen Pferde dürfen außerhalb des geſperrten
Gehöftes verwendet werden, jedoch nur unter der ausdrücklichen Bedingung,
daß ihre Huſe vor dem Verlaſſen des Gehöftes desinfiziert werden.
3. Das Geflügel iſt ſo zu verwahren, daß es das Gehöft nicht verlaſſen kann.
4. Fremdes Klauenvieh muß von dem Gehöft ferngehalten werden.
5. Milch darf aus dem Gehöft nur weggegeben werden, nachdem ſie vorher
abgekocht worden iſt,
6. Dünger und Jauche dürfen aus den verſeuchten Gehöften und Ställen nur
abgefahren werden, nachdem ſie vorher gehörig mit Kalk desinfiziert worden ſind.
7. Futter und Spreuvorräte dürfen aus dem Gehöft nur mit polizeilicher
Er=
laubnis und nur im Einverſtändnis mit dem Großh. Kreisveterinärarzt
ent=
fernt werden.
8. Wagen und ſonſtige Fahrzeuge dürfen aus dem Gehöft nur entfernt werden,
nachdem ſie durch Fahren über eine entſprechend lange Kalkſchicht desinfiziert
worden ſind.
9. Die Stallgänge der verſeuchten Ställe, die Plätze vor den Türen dieſer
Ställe und vor den Eingängen des Gehöfts, ſowie die etwaigen Abläufe
aus der Dungſtätte oder dem Jauchenbehälter ſind täglich mit einer
ent=
ſprechend breiten und etwa 1 em hohen Kaltſchicht zu verſehen.
10. Die geſperrten Ställe dürfen abgeſehen von Notfällen, ohne polizeiliche
Genehmigung nur von dem Beſitzer oder ſeinem Vertreter oder den mit
Beaufſichtigung und Wartung der Tiere betrauten Perſonen betreten werder.
Perſonen, die in abgeſperrten Ställen verkehrt haben, dürfen erſt nach
erfolgter Desinfektion das Seuchengehöft verlaſſen; insbeſondere haben lie
ihre Schuhe in dem ausgeſtreuten Kalk zu desinfizieren.
11. Zur Wartung des Klauenviehs im Seuchengehöfte dürfen Perſonen nicht
verwendet werden, die mit fremdem Klauenvieh in Berührung kommen.
III. Für die nicht verſeuchten Gehöſte werden folgende Anordnungen getroffen:
1. Sämtliches Klauenvieh der nicht verſeuchten Gehöſte iſt in den Ställen
ab=
zuſondern und darf aus den Gehöften in der Regel nicht herausgebracht
werden.
2. Zum Schlachten darf Klauenvieh nicht außerhalb des Sperrbezirks verbracht
werden.
3. Für landwirtſchaftliche Zwecke darf Klauenvieh aus nicht verſeuchten
Ge=
höften mit beſonderer Erlaubnis der Ortspolizeibehörde benutzt werden.
4. Die Abſonderung der Tiere in nicht verſeuchten Ställen wird ſolange aufrecht
erhalten, bis aus allen Seuchengehöften entweder ſämtliches Klauenvieh
be=
ſeitigt oder die Seuche abgeheilt und in allen Fällen die vorſchriftsmäßige
Desinfektion erwirkt worden iſt.
IV. Der nicht zum Sperrbezirr erklärte Teil der Gemeinde und Gemarkung
Roßdorf bildet ein Beobachtungsgebiet.
Für das Beobachtungsgebiet gelten folgende Anordnungen:
1. Aus dem Beobachtungsgebiet darf Klauenvieh ohne ortspolizeiliche
Geneh=
migung nicht entfernt werden. Auch iſt das Durchtreiben von Klauenvieh und
das Durchfahren mit fremden Wiederläuergeſpannen durch das
Beobachtungs=
gebiet verboten.
Das Verbot des Durchtreibens einſchließlich Durchführens und des
Durch=
fahrens mit Wiederkäuergeſpann erſtreckt ſich nicht auf Klauenvieh das im
Beobachtungsgebiet bleibt.
2. Die Ausfuhr von Klauenvieh, zum Zwecke der Schlachtung iſt, wenn die
früheſtens 48 Stunden vor dem Abgang der Tiere vorzunehmende tierärztliche
Unterſuchung ergibt, daß der geſamte Viehbeſtand des Gehöfts noch ſeuchenfrei
iſt, von der Ortspolizeibehörde zu geſtatten, und zwar:
a) nach Schlachtſtätten in der Nähe liegender Orte;
b) nach in der Nähe liegenden Eiſenbahnſtationen oder Häfen (
Schiffsanlege=
ſtellen) zur Weiterbeförderung nach Schlachtviehhöfen und öffentlichen
Schlacht=
häuſern, vorausgeſetzt, daß dieſen die Tiere auf der Eiſenbahnſtation oder mit
dem Schiffe unmittelbar oder von der Entladeſtation aus zu Wagen zugeführt
werden.
Für den Transport nach in der Nähe liegenden Orten, Eiſenbahnſtationen
oder Häſen (Schiffsanlegeſtellen) iſt von der Orispolizeibehörde anzuordnen, daß
er zu Wagen oder auf ſolchen Wegen erfolgt, die von anderem Klauenvieh nicht
betreten werden. Durch Vereinbarung mit der Eiſenbahn= oder ſonſtigen
Betriebs=
verwaltung und, ſoweit nötig, durch polizeiliche Begleitung iſt dafür Sorge zu
tragen, daß eine Berührung mit anderem Klauenvieh, ſofern dies gleichfalls aus
einem Beobachtungsgebiete ſtammt, auf dem Transporte nicht ſtattfinden kann.
Die Polizeibehörde des Schlachtorts iſt von dem bevorſtehenden Eintreffen der
Tiere rechtzeitig zu benachrichtigen.
Bei Klauenvieh, das im Beobachtungsgebiet abgeſchlachtet wird oder das zur
Abſchlachtung in einen benachbarten Sperrbezirk gelangt, kann die Unterſuchung
des Beſtandes auch durch den zuſtändigen Fleiſchbeſchauer vorgenommen werden.
Beim Transport der Schlachttiere nach Orten des Beobachtungsgebietes oder in
einen an dieſes angrenzenden Sperrbezirk wird von der Beförderung zu Wagen
Abſtand genommen.
3. Die Ausfuhr von Klauenvieh zu Nutz= oder Zuchtzwecken darf nur mit
unſerer Genehmigung erfolgen. Dieſe Genehmigung wird nur unter der
Be=
dingung erteilt, daß eine früheſtens 24 Stunden vor dem Abgang der Tiere
vor=
zunehmende amtstierärztliche Unterſuchung die Seuchenfreiheit des geſamten
Vieh=
beſtandes des Gehöfts ergibt, und daß ſich die Polizeibehörde des
Beſtimmungs=
orts mit der Einfuhr einverſtanden erklärt hat. Am Beſtimmungsorte ſind die
Tiere auf die Dauer von mindeſtens neun vollen Tagen der polizeilichen
Beob=
achtung (Quarantäne) zu unterſtellen. Auf den Transport und die Aumeldung
der Tiere finden die Beſtimmungen der Ziffer 2 ſinngemäß Anwendung.
Hinſichtlich der polizeilichen Beobachtung gelten die Beſtimmungen über
Quarantäne.
4. Die Einfuhr von Klauenvieh in das Beobachtungsgebiet zur Schlachtung
und zu Nutz= und Zuchtzwecken iſt geſtattet, nicht aber zu Handelszwecken.
5. Im ganzen Bereiche des Beobachtungsgebietes iſt der gemeinſchaftliche
Weide=
gang von Klauenvieh aus den Beſtänden verſchiedener Beſitzer und die gemein=
ſchaftliche Benutzung von Brunnen, Tränken und Schwemmen für Klauenvieh
verboten.
6. Der Weidegang für Schweine iſt verboten. Schafherden iſt von der Großh.
Bürgermeiſterei ein beſonderer Weidediſtrikt anzuweiſen. Werden ſie außerhalb
dieſes Diſtrikts angetroffen, ſo wird ihre Aufſtallung oder Einpferchung
angeord=
net werden.
V. Für den ganzen Kreis Darmſtadt iſt bis auf weiteres die Abhaltung von
Klauenviehmärkten (insbeſondere Ferkelmärkten) unterſagt.
VI. Zuwiderhandlungen gegen vorſtehende Anordnungen werden mit
Gefäng=
nis bis zu 2 Jahren oder mit Geldſtrafe bis zu 3000 Mk. beſtraft.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.
An die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Sie wollen die obige Bekanntmachung ſofort ortsüblich bekannt geben. Der
Befolg der angeordneten Maßnahmen iſt durch das Polizeiperſonal ſtreng zu
über=
wachen.
Etwa in Ihren Gemeinden wohnende Viehhändler ſind von den
Anord=
nungen ſofort beſonders in Kenntnis zu ſetzen.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1915.
15043
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 1 Rottweiler. 1 deutſcher Schäferhund, 1 Boxer (
zu=
gelaufen). Die Hunde können von den Eigentümern bei dem
5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht
ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um
(15032
10 Uhr, ſtatt.
Bekanntmachung.
Der bei den Pferden des Zentral=Pferdedepots, welche in den
Baracken des Truppen=Uebungsplatzes bei Darmſtadt, im Infanterie=
Wagenſchuppen, Eſchollbrückerſtraße, und im Pferdemarkt, Stall 1—4,
untergebracht ſind, beſtehende Rotzverdacht iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 24. Oktober 1915.
Großh. Polizeiamt.
(15031
Dr. Reinhart.
Bekanntmachung.
Städtiſche Weihnachtsſammlung für unſere Truppen im
Felde.
Vom 3.—10. November.
Um unſeren tapferen Truppen im Felde eine Weihnachsfreude
zu bereiten, beabſichtigt die Stadt Darmſtadt in Kürze einen
Liebes=
gabentransport für die im Felde ſtehenden heſſiſchen Verbände
ab=
gehen zu laſſen. Sie richtet an die Bewohner der Stadt die herzliche
Bitte, auch die diesjährige Weihnachtsſammlung für die Truppen
durch Gaben unterſtützen zu wollen. Die Sammlung, die im ganzen
Heſſenlande ſtattfinden ſoll, wird für Darmſtadt im Einverſtändnis
mit dem Roten Kreuz von der Stadt aus vorbereitet und ausgeführt.
Arbeitet an Wollſachen: Strümpfe, Hemden, Hoſen, Wämſe,
Weſten, Handſchuhe.
Spendet an Lebensmitteln: Konſerven, Schokolade, Wein und
andere Getränke, Tee, Zucker, Marmelade, hart
ge=
trocknete Fleiſch= und Wurſtdauerwaren, Maggiwürfel,
Dörrobſt, Lebkuchen uſw.
Schenkt außerdem: Tabak. Zigarren, Zigaretten, Pfeifchen,
Taſchentücher, Hoſenträger, Seife, Kerzen, Taſchenlampen,
Taſchenmeſſer, Briefpapier, Bleiſtifte, Spiele.
Gebt Geld zum Ankauf von Liebesgaben!
Stauchen, Leibbinden, Ohrenſchützer, Kniewärmer ſind nicht
erwünſcht.
Streichhölzer, friſches Obſt, friſche Wurſtwaren, Konſerven in
Gläſern uſw. ſind nicht zuläſſig.
Perſönliche Pakete werden nicht angenommen. Es wird
ge=
beten, die Gaben unverpackt einzuliefern, da die Heeresverwaltung
nur Einheitskiſten annimmt.
Die Einſammlung der Gaben in den Häuſern erfolgt vom 3.
bis 10. Nov., nachmittags, durch die Jugendwehr. Eine Abgabeſtelle
für Gaben und Geld iſt außerdem im Stadthaus, Zimmer 39.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1915.
(15050a
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Mueller.
Bekanntmachung.
Chriſtbeſcherungen für Arme, beſonders für arme Kinder.
Wie in verfloſſenen Jahren, richten wir auch in dieſem Jahre,
um eine möglichſt gleichmäßige Berückſichtigung aller Bedürftigen
herbeizuführen, an die Vorſtande der Vereine, Schulen und
Kor=
porationen, ſowie an alle Privatperſonen, die im laufenden Jahre
eine Weihnachtsbeſcherung für Arme, beſonders für arme Kinder, zu
veranſtalten gedenken, das Erſuchen, die Liſten der von ihnen
Vor=
gemerkten mit möglichſt genauer Angabe ihrer Wohnungen möglichſt
frühzeitig bei uns einreichen zu wollen.
Wir werden dann die Liſten mit einer Auskunft darüber
ver=
ſehen laſſen, welche der darin vorgeſehenen Perſonen noch anderweit
zur Weihnachtsbeſcherung in Ausſicht genommen ſind.
Den die Weihnachtsbeſcherung veranſtaltenden Vereinen,
Pri=
vaten uſw. bleibt es dann überlaſſen, wegen der mehrfach zur
Be=
rückſichtigung bei der Beſcherung in Ausſicht Genommenen mit den
anderen in Betracht kommenden Veranſtaltungen ſich zu benehmen
und je nach Befund die ſich empfehlenden Abſtriche vorzunehmen.
Darmſtadt, den 8. Oktober 1915.
(14529sss
Städtiſches Fürſorgeamt.
J. V.: Hopp.
Einquartierung.
Zur Vermeidung ſpäterer Einſprüche empfiehlt es ſich, die
Quartierſcheine alsbald nach Abgang der Mannſchaft dem ſtädt.
Einquartierungsausſchuß, Stadthaus Zimmer Nr. 23, zur Prüfung
und Feſtſtellung der Quartierleiſtung vorzulegen. Daſelbſt erfolgt
auch die Anweiſung von Quartiergeld, jedoch nur vormittags.
Bei Verzicht auf Einquartierungsvergütung zu Guuften
bedürftiger Angehörigen von Kriegsteilnehmern wird um Abgabe
der Quartierſcheine auf vorbezeichnetem Amtszimmer gebeten.
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
(10666a
Die Flieger=Erſatz=Abteilung 9
Truppen=Uebungsplatz Darmſtadt
vergibt die Lieferung von 2000 Ztr. Speiſe=
Kar=
toffeln. Lieferungsangebote mit Preisangabe ſind
verſchloſſen bis zum 1. November der
Kaſſenverwal=
tung einzureichen.
(15029
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Brotmarken=Ablieferung.
Mit Beginn der Gültigkeit der neuen Brotmarken, am 25. ds.
Mts., wird den hieſigen Bäckereien eine ihrem bisherigen Verbrauch
entſprechende Mehlmenge für einen beſtimmten Zeitraum ohne
Gegenleiſtung von Brotmarken überlaſſen. Alle am 24. Oktober
ds. Js. ungültig werdenden Brotmarken, ſoweit ſie die Zahl 140
nicht erreichen, ſind von den Bäckern und Händlern bis ſpäteſtens
zum 30. Oktober ds. Js. am Schalter der Zuſatz=Brotmarkenausgabe
im Stadthaus in einem der gebräuchlichen Umſchläge, mit Stückzahl
und Namensaufſchrift verſehen, gegen eine Beſcheinigung abzuliefern.
Die darüber auszuſtellenden Empfangsſcheine gelten über die
Zahl der abgelieferten Marken und können demnächſt zuſammen mit
neuen Marken zum Mehlbezuge verwendet werden. Auf dem
Um=
ſchlag, der eine Beſcheinigung enthält, iſt ein entſprechender Vermerk
zu machen.
Vom 1. November ds. Js. ab werden von der ſtädtiſchen
Mehlverteilungsſtelle zum Mehlbezug nur noch die neuen, vom
25. Oktober ab gültigen Marken angenommen.
Darmſtadt, den 24. Oktober 1915.
(15000mdf
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Ablieferung von Honnenblumenſamen.
Der von privaten Gartenbeſitzern und Landwirten gewonnene
Sonnenblumenſamen wird von jeder Eiſenbahnſtation
entgegen=
genommen und 40 Pfennig für das Kilogramm vergütet. Der
Samen muß jedoch völlig trocken und auch ſonſt einwandfrei,
nament=
lich rin ſein.
Darmſtadt, den 11. Oktober 1915.
(14454a
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerstag, den 28. Oktober 1915, nachm. 4 Uhr,
verſteigere ich im Saale Rundeturmſtr. 16 öffentlich zwangsweiſe
gegen Barzahlung:
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Aus=
ziehtiſch, 1 Pianino und verſch. andere Gegenſtände.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1915.
(15041
Faulstich, ſtellv. Gerichtsvollzieher,
Bleichſtraße 9.
Mober- und-Auhtonshaus
Nr. 1 Bleichstrasse Nr. 1.
Im Auftrage zu Verſteigerungspreiſen:
1 Herrenzimmer, dunkel ſchwer eich. m. Pracht=Schnitzerei,
Speiſezimmer, Schlafzimmer, einf. Herrenzimmer, Küche,
pitſch=
pine, Wohnzimmer, hell nußb., Vüfetts, Dipl.=Schreibtiſche,
Schreibtiſch m. Aufſatz, Bücherſchränke, 2 u. 3tür., Glas=,
Waſch= u. Nachtſchränke, Kleiderſchränke, 1 u. 2tür., verſchied.
Tiſche u. beſſ. Stühle, Waſchtiſch m. Marm., Kommode, Spiegel,
Diwan, Diwan u. 2 Seſſel, Notenſtänder, Serviertiſch,
Gas=
u. elektr. Lüſter, Gasherd m. Tiſch, Gasheizofen, Waſchmange,
Kinderſchulbank, Blumenſtänder, Klavierſtuhl, Badewanne,
(15058
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Antike Möbel. Spiegel, geſchn. Betpult, Oelgemälde uſw.
Kolonialwaren=Einrichtungen u. einzelne Regale.
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steigerungen, Taxationen
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Täglich von 8—12 u. 2—6 Uhr geöffnet.
Diktate — Abschriften
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Roman von M. Herzberg.
(Nachdruck verboten.)
60)
3. Kapitel.
Als Claire an dem Morgen nach der Flucht Luiſens
in das Eßzimmer trat, fand ſie den Frühſtückstiſch noch
unberührt vor. In der Meinung, daß Frau von
Grönin=
gen, wie des öfteren ſchon, noch ſchliefe, oder in ihrem
Schlafzimmer bei der Toilette ſei, frühſtückte ſie auch heute
allein. Als es aber immer ſpäter wurde, ohne daß
die=
ſelbe erſchien, wurde ſie doch beſorgt und ging hinauf, ſich
zu erkundigen, ob ſie nicht etwa unpäßlich ſei und ihrer
Dienſte bedürfe. Die Tür zu Frau von Gröningens
An=
kleideräumen ſtand offen, und die Jungfer hantierte allein
darin. Schläft Frau von Gröningen noch? fragte Claire
ſie. — Nein, gnädige Frau ſind ausgegangen! —
Aus=
gegangen? wiederholte Claire erſtaunt. So früh? — Ja,
nur eben über den Morgenrock den Mantel geworfen, und
fort war ſie. — Hat Frau von Gröningen keine Verfügung
hinterlaſſen? forſchte Claire befremdet. — Nein, ſie hat
auch keinem geſagt, wohin ſie geht.
So auf ſich angewieſen, benutzte Claire den
unver=
hofft freien Vormittag zu einer gründlichen
Geſangs=
übung, die ſie ſchon lange beabſichtigt hatte und bei ihrer
Lieblingsbeſchäftigung verfloſſen ihr die Stunden ſo
un=
bemerkt raſch, daß die Zeit des Lunch im Fluge
herbei=
kam. Frau von Gröningen war ndch immer nicht
zurück=
gekehrt, und Claire wurde nun ernſtlich beſorgt und
un=
ruhig. Aus dieſem Zuſtande herauszukommen, da ſie ja
doch nichts weiter tun konnte, begab ſie ſich nach dem Eſſen
ins Bibliothekzimmer, um die ängſtlichen Gedanken durch
Leſen zu zerſtreuen. Im Banne eines intereſſanten Buches
gelang ihr dies auch bald ſo vollſtändig, daß ſie die
Wirk=
lichkeit mit ihren Ereigniſſen völlig vergaß. Das
Biblio=
thekzimmer lag im hinteren Eckbau der Villa, und das An=
rollen der Wagen eiwalger Beſucher drang nur gebämpft
in ſeine abgeſchiedene Stille. Es hätte aber auch inmitten
lärmendſten Straßengeräuſches befindlich ſein können,
Claire wäre bei einem ſpannenden Roman für die
ohren=
zerreißendſten Getöſe taub geweſen. So überhörte ſie die
unerwartete Ankunft des Hausherrn.
Gröningen hatte am Abend vorher ſeiner Frau den
Vorſchlag gemacht, falls der folgende Tag ſchön ſein ſollte,
ſie und ihre Geſellſchafterin zu dem erſten Frühjahrsrennen
nach Hoppegarten zu führen. Und da der anfangs etwas
trübe, neblige Morgen ſich zu einem ſtrahlend ſchönen
Tage aufgeklärt, ſo hatte er ſich Karten verſchafft und war
gegen 2 Uhr heimgefahren, die Damen, wie verabredet,
abzuholen. Zu ſeinem grenzenloſen Erſtaunen vexnahm
er, daß ſeine Frau ſeit einigen Stunden bereits von Hauſe
abweſend ſei und ſie keinerlei Nachricht über das Ziel
ihres Ausgangs hinterlaſſen habe. Das hatte ſie ja noch
nie gemacht! Welch' neue Verrücktheit ſteckte wieder
da=
hinter? Vielleicht vermochte Claire Auskunft zu geben.
Es zog ihn ſowieſo mit allen Faſern zu ihr.
Nachdem er abgelegt, begab er ſich, erſt des Dieners
Entfernung abwartend, nach dem von ihm bezeichneten
Raume, wo Claire noch leſend ſaß. Die weichen Teppiche
und ſchweren Portieren, durch die er ſchritt, dämpften
ſeine Tritte; Claire hätte ihn aber auch ohnedies nicht
kommen hören. Eine ganze Zeit ſtand er nun, ſie
be=
obachtend, unbemerkt in der offenen Tür. Gröningens
Herz ſchlug. Mit trunkenen Augen genoß er ihre
Schön=
heit. Und noch ein anderes machte ſeine Pulſe klopfen.
Seit jenem Geburtstagsmorgen ſah er ſich zum erſten
Male wieder mit ihr allein und hatte für die nächſte
Stunde keinen Lauſcher, keine Störung zu fürchten. Die
leichte Beſorgnis für ſeine Frau verſank in nichts vor
die=
ſer verführeriſchen Ausſicht. Guten Tag, gnädiges
Fräu=
lein! — Herr Gott! Claire fuhr heftig zuſammen und
ſtarrte ihm mit faſſungsloſer Ueberraſchung ins Geſicht.
Er ſchloß borſchig die Tür hinter ſch zu und trat näher.
Habe ich Sie ſo erſchreckt? fragte er mit leichtem Bedauern.
Ueber die Maßen! Ich habe Sie gar nicht kommen
hören, Herr von Gröningen! — Das glaube ich gern! Sie
waren ja ganz vertieft in Ihre Lektüre. Claire ſchlug das
Buch zu und erhob ſich. Frau von Gröningen iſt nicht zu
Hauſe, bemerkte ſie. — So ſagt man mir zu meiner
Ver=
wunderung! entgegnete er. Wiſſen Sie nicht, wohin ſie
gegangen iſt? — Nein, ich bin auch in größter Unruhe
des=
wegen. Schon ſeit Stunden iſt ſie fort und niemand weiß
wohin! — Seltſam allerdings! Ich hatte mit ihr
verab=
redet, daß ich Sie beide zu dem Rennen nach Hoppegarten
abholen wollte. Deshalb komme ich nun. Hat meine
Frau nicht davon geſprochen? — Nein, ich habe Frau von
Gröningen heute überhaupt noch gar nicht geſehen. Als
ich gegen 9 Uhr heimkehrte, war ſie ſchon fort. — Sie muß
es ganz vergeſſen haben! Da ich keine Ahnung habe,
wo ſie ſein könnte, bleibt uns weiter nichts übrig, als
ruhig abzuwarten. Ich vermute eine Kaprice und nichts
ernſtlich Beunruhigendes.
Claire war ſtehen geblieben, ihr Buch in der Hand.
Sie gedachte nach Beendigung der kurzen Unterredung
ſofort das Zimmer zu verlaſſen; aber er war nicht
geſon=
nen, ſich dieſe ſo günſtige Gelegenheit, ſie einmal wieder
ohne Zeugen ſprechen zu können, entgehen zu laſſen.
Nehmen Sie doch wieder Platz, gnädiges Fräulein, und
gönnen Sie mir ein wenig Ihre Geſellſchaft! bat er
da=
her höflich. Ich möchte ſonſt denken, daß meine
Gegen=
wart Ihnen unangenehm iſt. Claire überlegte, ob ſie
ihrerſeits das Alleinſein mit Gröningen nicht benutzen
ſollte, um ihm, wie es ſein Recht und ihre Pflicht
erfor=
derte, zuerſt Mitteilung davon zu machen, daß ſie ihre
Stellung in ſeinem Hauſe aufzugeben beabſichtige.
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tung zuvorzukommen, begann ſie gemeſſen: Da, es ſich
heute ſo fügt, Herr von Gröningen, ſo möchte ich, ehe
ich noch mit Ihrer Frau Gemahlin davon ſpreche, Ihnen
mitteilen, daß ich meine Stellung in Ihrem Hauſe
kün=
digen muß. — Wie? rief er tief betroffen. Sie wollen
mich, — uns, verbeſſerte er ſich raſch, — verlaſſen? — Ja,
Herr von Gröningen. — Mein Gott, warum denn? Iſt
Ihnen vielleicht jemand zunahe getreten? Sie ſchüttelte
den Kopf. Keineswegs. Es geſchieht aus einem anderen
Grunde, und — Herr von Gröningen, unterbrach ſie ſich
ſelbſt, ernſt ihn mit ihren ſchönen, großen, ehrlichen Augen
anſehend, darf ich zu Ihnen ganz offen und rückhaltslos,
wie zu einem Freunde, ſprechen? — Und das fragen Sie
noch, Claire? rief er eifrig, unwillkürlich die Hand
aus=
ſtreckend. — Ich fürchte ſo ſehr, mißverſtanden zu werden,
undankbar zu erſcheinen, und Siex dem ich ſo viel ſchulde,
zu verletzen, ſprach ſie zögernd, und doch muß es geſagt
ſein! Er gab jetzt keine Antwort, ſondern ſah ſie
ge=
ſpannt und beklommen an. Seit — ſeit dem
Geburts=
tage Frau von Gröningens beſteht meine Abſicht, fuhr
Claire fort, behutſam und zartfühlend ihre Worte
wäh=
lend. Da iſt es mir erſt ſo recht klar geworden, daß
meine Anweſenheit hier für Sie beide — Sie ſelbſt und
Ihre Frau Gemahlin — von Uebel ſei. Als ich mich
damals überreden ließ — als ich vielmehr ſelbſt,
unbe=
ſonnen, auf Ihren edel gemeinten Vorſchlag einging,
hatte ich, unerfahren wie ich war, nicht geahnt, welche
Folgen dies nach ſich ziehen würde, doppelt
verhängnis=
volle Folgen bei einem Temperament und einer
Veranla=
gung wie der Ihrer Frau Gemahlin. Ich habe ihr,
ohne Wiſſen und Willen, Schmerz und Verdruß bereitet,
und dies läßt mich meinen Irrtum tief bereuen. — Meine
Frau iſt verrückt! entfuhr es ihm wütend. — O nein,
Herr von Gröningen! Sie liebt Sie nur ſehr, und viele
andere Frauen, ich ſelbſt vielleicht auch an ihrer Stelle,
würden ebenſo denken und fühlen! — Sie?
Nimmer=
mehr! rief er bitter. — Doch! Ich könnte es auch nicht
ruhig mit anſehen, daß eine Fremde zwiſchen mir und
meinem Gatten ſtände, entgegnete ſie ſehr ernſt.
Er nagte an ſeinen Lippen. Das iſt ja doch
Un=
ſinn! ſagte er heftig. Sie beeinträchtigen ſie doch nicht
im geringſten! Sie dürfen mir das nicht antun, Claire,
Sie dürfen nicht gehen, Sie müſſen bleiben! Mein Gott,
rief er leidenſchaftlich aus, ſehen Sie denn nicht, daß ich,
daß ich — daß Sie ſelbſt — bleiben Sie, Claire! ſchloß
er innig. Sie gab, peinlich erregt, keine Antwort; aber
er ſah ihr an, daß ſie auf ihrem Entſchluß beharrte.
Be=
denken Sie, was Sie erdulden mußten, bevor Sie zu uns
kamen! Von neuem werden die für ein ſchönes,
welt=
fremdes Mädchen im Strome der Großſtadt lauernden,
unvermeidlichen Gefahren und Prüfungen an Sie
heran=
treten, Sie verletzen und verwunden! Hier bei uns ſind
Sie, im ſicheren Hafen der Familie, davor geſchützt! Und
in dieſem Augenblick glaubte er ſelbſt an die Sicherheit,
die er, in ſeiner blinden Leidenſchaft, ihr bot. Wieder
ſchwieg Claire, obgleich ſie nur zu gut wußte, daß er
wahr geſprochen. Sehen Sie das nicht ein, Claire? bat
er dringend. — Gewiß haben Sie recht! Aber dennoch
muß Fräulein Schild gehen! ſagte ſie, jetzt mit
liebens=
würdigem Verweiſe ſeiner wiederholt vertraulichen
An=
rede Einhalt gebietend. Er aber, in ſeiner rückſichtsloſen,
ſteigenden Erregung, kehrte ſich nicht daran. Ihr
Ent=
ſchluß iſt trotz allem unwiderruflich? fragte er mit
ver=
haltenem Schmerz. — Ja. — So möchte ich faſt glauben,
daß noch ein anderer Beweggrund dahinterſteckt! rief er
argwöhniſch. Warum ſind Sie nicht offen gegen mich,
Claire? — Ich habe Ihnen die Wahrheit geſagt, Herr
von Gröningen. Mein Entſchluß war gefaßt, ehe noch
der —. — Ehe noch was? griff er die ihr unverſehens
entſchlüpften letzten Worte auf. Sie wurde rot und
ver=
legen. — Iſt das Ihre gerühmte Aufrichtigkeit? fragte
er mit herber Bitterkeit. — Einem Freunde verſchweigt
man nichts! Einen Freund hintergeht man nicht —
Das iſt ein unverdient hartes Wort, Herr von Gröningen!
unterbrach ſie ihn beleidigt. Frau von Gröningen hätte
Urſache, mir das vorzuwerfen, Sie nicht! — Claire! rief
er leidenſchaftlich. Verzeihen Sie. Geſtehen Sie mir
nur das eine, und auf den Knien will ich Ihnen danken,
wenn ich mich irre. Es kam mir eben ein ahnender,
fürchterlicher Verdacht! Die Wahrheit, Claire, ich flehe
Sie darum an: Hat ein Mann — hat mein Schwager
Ein=
fluß auf Ihren Entſchluß? — Antworten Sie? So
ant=
worten Sie doch! rief er aufſpringend, dicht vor ſie
hin=
tretend und mit brennenden Augen in ihrem Geſicht zu
leſen verſuchend. — Gemach, mein Herr! entgegnete ſie jetzt
zürnend, und, gleichfalls aufſtehend, trat ſie zurück, einen
weiteren Raum zwiſchen ihnen beiden ſchaffend. Da Sie
s durchaus wiſſen wollen, fuhr ſie beherrſchter fort,
ob=
gleich ihr Herz ſtürmiſch zu klopfen begann, ſo will ich
Ihnen auch darüber offen Auskunft geben, weil ich ein
Verſteckſpiel unter meiner Würde halte. Ich mache Ihnen,
Ihnen allein dieſe Mitteilung, um des Dankes willen, den
ch Ihnen ſchuldig bin; denn ſie betrifft meine eigenſte
Privatangelegenheit. Vergeſſen Sie aber nicht, daß ich
mich auf Ihre Diskretion verlaſſe! Foltern Sie mich nicht
lange! — Zur Sache! drängte Gröningen atemlos, ihre
ſtolzen Worte, ihren Appell an ſeine Ritterlichkeit käum
beachtend. — Nun denn, mein Entſchluß zu gehen, war, wie
ich Ihnen ſchon äufrichtig verſicherte, bereits gefaßt, ehe —
Gröningen in ſeiner fiebernden Erregung wartete die
Vollendung ihres Geſtändniſſes nicht ab. Er, Weidner,
hat Ihnen einen Heiratsantrag gemacht! rief er faſt
ſtöh=
tend. — Ja. — Sie lieben ihn, Claire? — Herr von
Gröningen! — Ja oder nein! Aus Barmherzigkeit, Claire!
So ungeneigt ſie war, ſeine unbefugten Fragen zu
beant=
worten, ſo fühlte ſie doch inſtinktiv, daß es beſſer geſchähe,
um etwaige unerlaubte, verderbliche Hoffnungen zu
zer=
ſtören. Ich glaube! erwiderte ſie daher, ohne ihn
anzu=
ſehen. — So werden Sie ſeine Werbung annehmen? —
Genug der Beichte! entgegnete ſie unwillig, ihm den
Rücken wendend, um zu gehen. Aber er vertrat ihr den
Weg. Nur noch dieſe letzte, einzige Frage beantworten
Sie mir! flehte er mit erhobenen Händen. Sie werden
Weidner annehmen? — Ich beabſichtige es! Und jetzt
laſſen Sie mich hinaus! ſagte ſie energiſch befehlend; denn
er ſtand vor der Tür, die ſie paſſieren mußte. Ihn wollen
Sie heiraten? brach er da in raſender Eiferſucht Aus.
das leide ich nicht, das dulde ich nicht! Das dürfen Sie
nicht! — Was? rief Claire nun auch, am Ende ihrer
Ge=
duld, aufs äußerſte gereizt. Haben Sie mir etwas zu
verbieten? In meine Privatangelegenheiten hat ſich
nie=
nand einzumiſchen, ſelbſt der beſte Freund nicht. Ich
bin gewöhnt, zu tun und zu laſſen, zu entſcheiden wie ich
vill, und werde Sie wahrhaftig nicht um Erlaubnis dazu
fragen!
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