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178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Die neuen Uniformen des Heeres. — Wirtſchaftsfriedliche nationale Arbeiterbewegung.
Die engliſch=franzöſiſche Anleihe in Amerika. — Winke mit dem Zaunpfahl. — Ruſſiſches. — Die Frage der Dienſtpflicht
in England. — Die Balkanſtaaten. — Ausſchiffung franzöſiſcher Truppen in Saloniki.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 4. Oktober.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Geſtern früh erſchienen vor Zeebrügge
5 Monitore und legten ein wirkungsloſes Feuer
auf die Küſte. Drei belgiſche Einwohner fielen
dem Feuer zum Opfer. Unſere Küſtenartillerie
traf einen Monitor, der ſchwer beſchädigt
abge=
ſchleppt werden mußte.
Gegen die engliſche Front nördlich von
Loos, aus der nachts ein vergeblicher Ausfall
gegen unſere Stellung weſtlich von Haisnes
unternommen wurde, machten die
Angriffs=
arbeiten weitere Fortſchritte. Südlich des
Sou=
chezbaches konnten ſich die Franzoſen in einem
kleinen Grabenſtück an der Höhe nordweſtlich
Givenchy feſtſetzen. Südlich dieſer Höhe wurden
franzöſiſche Angriffe abgeſchlagen. Das vierzig
Meter lange Grabenſtück nordöſtlich von
Neu=
ville wurde von uns wieder genommen.
In der Champagne ſetzten geſtern
nach=
mittag die Franzoſen in der Gegend nordweſtlich
von Maſſiges und nordweſtlich von Ville=ſur=
Tourbevergeblich zum Angriffe an. Ihre
An=
ſammlungen wurden unter konzentriſches Feuer
genommen. Ein ſtarker Nachtangriff gegen
unſere Stellungen nordweſtlich von Ville=ſur=
Tourbebrach im Artillerie=und
Maſchinengewehr=
feuer unter ſchweren Verluſten zuſammen.
Der Bahnhof Chalons, der
Hauptſammel=
ort des Nachſchubs für die franzöſiſche
Angriffs=
gruppe in der Champagne, wurde heute nacht
mit ſichtbarem Erfolg von einem unſerer
Luft=
ſchiffe mit Bomben belegt.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Die Ruſſen ſchritten geſtern nach ausgiebiger
Artillerievorbereitung faſt auf der ganzen Front
zwiſchen Poſtawi und Smorgon in dichten
Maſſen zum Angriff, der unter
ungewöhn=
lich ſtarken Verluſten zuſammenbrach;
nächtliche Teilunternehmungen blieben ebenſo
erfolglos.
Auch ſüdweſtlich von Lennewaden (an
der Düna) wurde ein feindlicher Vorſtoß
ab=
gewieſen.
Bei den anderen Heeresgruppen iſt die Lage
unverändert.
Oberſte Heeresleitung.
Die Offenſive im Weſten.
* Berlin, 3. Okt. Zu der ergebnisloſen
Offenſive im Weſten gibt Karl Rosner aus dem
Kriegspreſſequartier im Berliner Lok.=Anz. das folgende
Bild:
Die Offenſive der Engländer, die gleichzeitig mit
jener der Franzoſen mit gewaltiger
Feuervorberei=
tung eingeſetzt hatte, iſt am 26. September zum
Stillſtand=
gekommen. Obwohl die Engländer ſich in großer Ueber=
macht befanden, haben ſie einen größeren Angriff ſeit
die=
ſem Tage nicht mehr gewagt. Im Oſten von Apern ſind
die Deutſchen zur Offenſive geſchritten. Es gelang ihnen,
den Engländern furchtbare Verluſte beizubringen. Der
Vorteil, den die Engländer bei Loos erzielt hatten, wird
ihnen in täglichen Kämpfen ſchrittweiſe wieder entriſſen.
Die Verluſte der Engländer waren bei den Kämpfen der
vergangenen Woche derart ungeheuer, daß neue Angriffe
von ihrer Seite in der nächſten Zeit kaum zu erwarten
ſein dürften. Auf der Front zwiſchen Reims und den
Argonnen blieb der Hauptplan des Feindes, unſere
Stel=
lung hier zu durchbrechen, erfolglos und der Anſturm
wurde durch die wunderbare Tapferkeit unſerer Truppen,
durch das rechtzeitige Einſetzen unſerer Reſerven und das
Zuſammenarbeiten der ganzen Kriegsmaſchine
abgeſchla=
gen. Es wurden jetzt mehrfach ſtarke Schanzarbeiten der
Franzoſen bemerkt. Es bleibt fraglich, ob und wann der
Feind einen neuen Vorſtoß in breiter Front verſuchen
wird. — Mar Osvorn berichtet in den von ihm
be=
dienten Blättern vom 3. Oktober: Heute. eine runde Woche
nach Beginn der großen Champagneſchlacht, kann man
ſagen, daß der völlige Mißerfolg des feindlichen
Haupt=
planes beſiegelt iſt. Gleichwohl dauern die franzöſiſchen
Teilangriffe fort. Sie werden ſtets durch ſchwere
Artil=
lerie und Wurfminen eingeleitet und in gewohnter Weiſe
durch mächtige Vorſtöße von Infanteriemaſſen in
meh=
reren Wellen hintereinander ausgeführt. Sie ſind
ver=
hältnismäßig auf kleine Strecken beſchränkt, waren bisher
aber erfolglos und haben das Bild der Lage in keinem
Punkte verſchoben. Unſere Verluſte ſind gewiß groß und
ſchmerzlich bei Offizieren und Mannſchaften. Die
helden=
hafte Entſchloſſenheit unſerer Truppen iſt aber in dieſen
Tagen gewachſen. Was auch kommt, wir ſind gerüſtet!
TU. Kopenhagen, 3. Okt. Der engliſche
Korre=
ſpondent Philipp Gibbs telegraphiert der Politiken über
die Schlacht bei Loos:
Die Deutſchen ſchlugen ſich wie die Teufel. Das
eng=
liſche Heer muß des Feindes einzig daſtehende Tapferkeit
anerkennen. Viele dieſer Soldaten kämpften nicht um ihr
Leben, ſondern eher um den Tod. Kein deutſcher Offizier
wollte ſich ergeben; man verſprach ihnen Pardon, wenn ſie
ſich gefangen geben, ſie aber antworteten mit
Maſchinen=
gewehren und Piſtolen, und warfen ſich uns ſchließlich
mit dem Dolche in der Hand entgegen, bis ſie, von Kugeln
durchbohrt. umſanken. Nach der Schlacht brachte man den
deutſchen Gefangenen Waſſer. Einer mit einer blutenden
Kopſwunde weigerte ſich, zu trinken und zeigte auf einen
ganz lebloſen Kameraden am Boden: „Der muß erſt
haben!‟
* Genf, 3. Okt. Die hochgeſpannten Erwartungen,
die die erſten amtlichen Berichte über die
franzöſiſch=
engliſche Offenſive in Frankreich ausgelöſt
hat=
ten, haben infolge der langſamen Fortſchritte der weiteren
Offenſive der Ungeduld und Nervoſität Platz
gemacht. Die franzöſiſche Preſſe ſieht ſich genötigt, das
Publikum daran zu erinnern, daß die Kriegsoperationen
noch lange dauern könnten, und daß der Ausgang der
Schlacht noch nicht erwartet werden dürfe. Die Preſſe
be=
ruhigt das Publikum mit dem Hinweiſe darauf, daß der
glückliche Beginn der Offenſive eine Gewähr für den
wei=
teren glücklichen Fortgang der Operationen ſei. Der
Son=
derberichterſtatter des Journal de Geneve meldet:
Die öffentliche Meinung in Paris iſt trotz
Verzögerung der Kampfhandlungen andauernd
gedul=
dig. Man ſagt ſich, daß ſich die Heeresleitung bei ihrem
Angriffsplane zwei Ziele geſteckt hat. Das eine iſt, eine
neue Kriegsmethode gegen Feldbefeſtigungen zu verſuchen
und das andere, eine möglichſt weite Zurückdrängung des
Feindes. Der zweite Teil der Unternehmung iſt noch im
Gange. Er erfordert Zeit und nach jedem taktiſchen
Er=
folge neuerliche Artillerievorbereitung. Die bisherigen
Erfolge der neuen Kampfmethode verſprechen den
endgül=
tigen Sieg.
Ferner wird aus Genf, 2. Oktober, gemeldet:
Petit Pariſien berichtet: Am Bahnhof Chapelle
ſam=
melt ſich Tag für Tag eine große Menge an, um die
Verwundetenzüge, welche unabl äſſig
ein=
treffen, zu empfangen. Das Grand Palais iſt mit
Ver=
wundeten überfüllt. Auf dem Nordbahnhof kamen
eben=
falls eine große Zahl engliſcher Verwundeter an und
dem=
gemäß iſt die Pariſer Stimmung ſehr düſter,
ſodaß die heutige Preſſe Mut predigen muß. Hervé
be=
richtet von Geſprächen unter Frauen, welche den Mißerfolg
der Offenſive tadeln, und die entmutigt ſagen, die
Solda=
ten eroberten ein kleines Stück der erſten Linie, während
der Feind inzwiſchen die vierte Linie angelegt habe,
ſo=
daß an der ganzen Lage nichts geändert ſei. Hervé be=
merkt dazu, ſo lange die deutſchen Linien nicht ganz und
gar durchbrochen würden, ſeien die Blutopfer vergeblich.
Die Pariſer ſeien jetzt beinahe pathologiſch überreizt und
glauben alle Gerüchte, ſodaß die Geſamtlage ſehr erſchwert
ſei.
* Peter sburg, 4. Okt. Nowoje Wremja begrüßt
die große Offenſive an der Weſtfront und
äußert ihre Befriedigung darüber, daß endlich
ein=
mal die Mißſtimmung im ruſſiſchen Volk (!)
in der Frage, wo die Alliierten blieben, beſeitigt werde.
Denn jetzt ſei erwieſen, daß ſich die Alliierten bisher zum
gemeinſam geplanten Vorſtoß vorbereitet hätten.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 4. Okt. Das Hauptquartier
teilt mit: An der Dardanellenfront iſt nichts
Be=
deutendes vorgefallen. Außer Gefechten zwiſchen
Erkun=
dungsabteilungen gab es den gewöhnlichen Artillerie=
und Infanteriekampf. Am 2. Oktober ließen wir bei
Sedd=ul=Bahr vor unſerem rechten Flügel eine Mine
ſpringen, die eine feindliche Gegenmine zerſtörte. — An
den anderen Fronten nichts Wichtiges.
Die neuen Uniformen des Heeres.
* Die große Entſcheidung über die künftigen
Friedensuniformen des Heeres iſt gefallen und
bekanntgegeben. Die ſoeben erſchienene Nummer des
Armee=Verordnungsblattes veröffentlicht die allerhöchſten
Beſtimmungen über „Aenderungen an den Uniformen
der Offiziere und Mannſchaften” nebſt den
Ausführungs=
beſtimmungen des Kriegsminiſteriums.
Auf Grund der anßerordentlich günſtigen
Erfahrun=
gen, die in dem gegenwärtigen Kriege mit der feldgrauen
Uniform gemacht worden ſind, iſt die
Einführung des Feldgrau auch für die
Friedensuniformen
beſchloſſen worden, wohl die durchgreifendſte Aenderung
in der Ausſtattung unſeres Heeres, die ſeine Geſchichte
aufweiſt, die aber außerordentlich erleichtert wird durch
den Umſtand, daß die große Anzahl neugebildeter
Trup=
penteile, wenigſtens bei der Infanterie, die Kammern
völlig geleert hat und auch Beſtände an Tuchen ſo gut wie
nicht mehr vorhanden waren. Neben der Einführung der
feldgrauen Friedensuniform geht eine beträchtliche
Ver=
einfachung und Verbilligung einher.
Das Grundtuch des Waffenrockes (Attila, Ulanka)
und der Schirmmütze iſt demnach künftig feldgrau, nur für
Jäger und Schützen, Jäger zu Pferde und das Reitende
Feldjägerkorps graugrün. Bei den Schirmmützen der
Küraſſiere, Dragoner und Huſaren bleibt das bisherige
Grundtuch. Es wird künftighin unterſchieden zwiſchen
dem Friedensrock, in dem der Soldat auf der Straße
und im Verkehr ſich zeigt, und der auch künftighin tadellos
ſitzen und ſchmuck ſein ſol und dem Feldrock, der Muſe,
die zugleich als Arbeitsrock diſent und die weit und bequem
genug ſein muß, um das Unterziehen wollener
Unterklei=
dung uſw. zu geſtatten. Der künftige Ausgehrock unſeres
Soldaten, der bisherige Wafſenrock, zeigt zu dem
feld=
grauen Grundtuch die altbekannten farbigen
Beſätze.
Die Schulterklappe
wird fortan ſein:
An der Bluſe:
Am Friedensrock:
Für die geſamte Infan= Feldgrau mit weißem.
Vorſtoß.
terie: Weiß.
Für die Jäger: Hellgrün.
Für die Kavallerie: a) Küraſſiere: Wie bisher
im Frieden, alſo weiß mit Vorſtoß in der Regimentsfarbe;
b) Dragoner: Kornblumenblau miſt Vorſtoß in der
Regi=
mentsfarbe; e) Huſaren: Schnüre in den
Regimentsfar=
ben (bisheriger roter 3. Huſar z. B. rotweiß); d) Ulanen:
Rot mit Vorſtoß in der Regimentsfarbe (weißer Ulan
z. B. rot mit weißem Vorſtoß); e) Jäger zu Pferde: Wie
bisher im Frieden, alſo hellgrün mit Vorſtoß in der
Regi=
mentsfarbe.
Für die Feldartillerie: Rot.
Für die Fußartillerie: Goldgelb mit zwei
ge=
kreuzten Granaten.
Für die Pioniere: Schwarz mit rotem Vorſtoß.
Für die Verkehrstruppen: Hellgrau.
Für den Train: Kaliblau (ſtatt hellblau).
Eine völlige Vereinheitlichung iſt bei den Hoſeen
eingetreren; es gibt künftighin für die ganze Armee nur
noch Hoſen von einem völlig neutralen Grau.
Der neue Mantel der Fußtruppen iſt ein
Mittelding zwiſchen dem bisherigen ungefütterten, der
ſich als zu leicht erwieſen hat und dem zu langen und zu
ſchweren der berittenen Waffen. Auch der Mantel iſt
künf=
tighin feldgrau, die Spiegel am Kragen ſind weggefallen,
die Schulterklappen ſind dieſelben wie an der Bluſe.
Man=
tel und Bluſe haben einen vom Grundtuch abweichenden
Kragen.
An den eigenen Mützen tragen künftighin auch die
berittenen Waffen einen Schirm.
An die Stelle des Halstuches und der ſchwarzen
Halsbinde tritt eine graue Halsbinde von verbeſſertem
Schnitt.
Das Schuhzeug der Fußtruppen bleibt, als
glänzend bewährt, völlig unverändert; für die berittenen
Waffen wird ein ſchwarzer Einheits=Kavallerieſtiefel
ein=
geführt. Auch das Lederzeug iſt künftig einheitlich ſchwarz.
Ferner iſt für die geſamte Armee ein einheitlicher
Leib=
riemen mit dem bisherigen Koppelſchloß der Fußtruppen
eingeführt. Bandelier und Kartuſche für Unteroffiziere
und Mannſchaften ſowie die Leibbinde der Ulanen ſind
abgeſchafft. Auch die Ulanen ſchnallen das Koppel fortan
über, nur die Huſaren werden zur Schonung des
Schnur=
beſatzes auch künftig unterſchnallen.
Bei der Feldbekleidung ſind die
Unteroffizier=
treſſen einheitlich für die ganze Armee durch graue
Borden erſetzt. Die Nummer auf dem Helmüberzug wird
künftig von allen Truppen getragen, und zwar in grüner
Farbe. Sämtliche Helme haben eine abnehmbare Spitze,
der Tſchapka einen abnehmbaren Deckel. Auch dabei
ha=
ben die Erfahrungen des Krieges mitgewirkt. Wie für
Zeltbahn und Brotbeutel ſo wird auch für den Torniſter
die graue Farbe eingeführt.
Die Offiziersausſtattung
wird ſich im Waffenrock, Bluſe, Mantel und Hoſen ganz
eng der der Mannſchaften anpaſſen, und zwar muß Bluſen=
und Manteltuch dem der Mannſchaften völlig gleichen,
während für die Friedensröcke ein feineres Tuch geſtattet,
auch die Stickerei beibehalten iſt. An der Bluſe iſt die
Stickerei ähnlich wie bisher am Feldrock erſetzt. Für die
Achſelſtücke ſind dieſelben Grundſätze wie bei den
Schul=
terklappen durchgeführt. An Stelle des nicht feldbrauchbaren
blanken ſilbernen Achſelſtücks wird im Kriege ein
beſon=
deres mattes Feldachſelſtück getragen. Dagegen ſind die
Epauletten gänzlich abgeſchafft. Der
zwei=
reihige Paletot iſt durch einen einreihigen feldgrauen
Man=
tel erſetzt, der Ueberrock und die Interimsattila werden
durch die bisherige Litewka unter dem Namen „Kleiner
Rock” erſetzt Die Vorſtöße des Kleinen Rocks und die
Auf=
ſchläge ſind für alle Offiziere Ponceaurot, für alle Beamten
kornblumenblau. Offiziere des Beurlaubtenſtandes
brau=
chen dieſen Friedensrock nicht zu beſitzen. An die Stelle
der ſilbernen Feldbinde tritt ein ledernes
Feld=
koppel, die Adjutantenſchärpe wird zum Feldanzug nicht
mehr angelegt. Schnürſchuhe und Gamaſchen der
Offi=
ziere ſind fortan ſchwarz und dürfen auch zum
Parade=
anzug getragen werden. Zur Feldausſtattung der
Offi=
ziere der Fußtruppen treten Brotbeutel, Feldflaſche und
Trinkbecher hinzu.
Die Ausführungsbeſtimmungen des
Kriegsminiſteriums
betreffen insbeſondere das Auftragen der noch
vorhan=
denen Beſtände und das Zuſammentragen von Stücken
alter und neuer Art. Außerdem wird beſtimmt, daß
Offiziere Mäntel, Bluſen, Reit= und Stiefelhoſen, ſowie
Brotbeutel, Feldflaſchen und Trinkbecher gegen
Erſtat=
tung der Selbſtkoſten aus Truppenbeſtänden entnehmen
können. Auch Tuch zu den oben genannten
Bekleidungs=
ſtücken dürfen ſie von den Bekleidungsämtern beziehen.
Am Schluſſe der Allerhöchſten Kabinettsorder heißt
es: „Ich erwarte, daß, nachdem nunmehr die Bekleidung
und Ausrüſtung des Heeres unter Berückſichtigung der
Kriegserfahrungen neu geregelt iſt, alle von einzelnen
Dienſtſtellen erlaſſenen Sonderbeſtimmungen, erteilten
Er=
laubniſſe und Zugeſtändniſſe aufgehoben werden.
Abwei=
chungen von den Beſtimmungen und die Einführung
be=
ſonderer Abzeichen bedürfen auch während des Krieges
Meiner ausdrücklichen Genehmigung.”
Das Kriegsminiſterium weiſt dazu noch beſonders auf
einzelne Stücke als vorſchriftswidrig hin. So
Offizier=
feldmützen für Unteroffiziere und Mannſchaften,
Wickel=
gamaſchen, Schnürſchuhe mit Gamaſchen für
Unteroffi=
ziere und Mannſchaften, braune Handſchuhe für
Unter=
offiziere und Mannſchaften, Unteroffizierabzeichen in
Form von Winkeln und dergleichen (W. T. B.)
Wirtſchaftsfriedliche nationale
Arbeiter=
bewsgung.
* Berlin, 2. Okt. Auf Einladung des
Hauptaus=
ſchuſſes nationaler Arbeiter= und
Berufs=
verbände Deutſchlands hat am 1. Oktober 1915
in Berlin eine Verſammlung von Anhängern und
Freun=
den der wirtſchaftsfriedlichen nationalen
Arbeiterbewegung ſtattgefunden, auf welcher
Ar=
beiter und Unternehmer der Induſtrie, des Bergbaues
und der Staatsbetriebe, des Handwerks, der
Landwirt=
ſchaft, des Handels und der Schiffahrt ſowie ſonſtige
Be=
rufsſtände vertreten waren. Folgender Beſchluß
ge=
langte einſtimmig zur Annahme:
Die Verſammlung hält es für eine unbedingte
Not=
wendigkeit, daß die Grundgedanken der neuen Bewegung
immer mehr bekannt und anerkannt werden: Hebung des
Arbeiterſtandes bei voller Erhaltung ſeiner
Unabhängig=
keit nach allen Seiten ſowie Pflege eines
vertrauensvol=
len Zuſammenwirkens von Unternehmern und Arbeitern
aus innerer Ueberzeugung und damit dauernde Sicherung
eines geſunden deutſchen Wirtſchaftslebens. Gerade der
jetzige Krieg hat die Richtigkeit dieſer Grundgedanken
er=
wieſen. Denn fürwahr, der Krieg hat in blutigen Zügen
dem deutſchen Volke die Tatſache vor Augen geführt, daß
nicht im Kampf vermeintlicher Gegenſätze, ſondern in
friedlicher Zuſammenarbeit die Kraft und das Heil
un=
ſeres Vaterlandes liegt. Nach dem Kriege wird ein
ver=
trauensvolles Zuſammenwirken von Arbeitern und
Un=
ternehmern infolge der ſchwierigen Lage der deutſchen
Volkswirtſchaft, insbeſondere im internationalen
Wettbe=
werb, in erhöhtem Maße eine nationale Lebensfrage ſein
Die Verſammlung begrüßt deshalb den vom
Hauptaus=
ſchuß geplanten weiteren Ausbau ſeiner Tätigkeit und
er=
klärt ſich bereit, der wirtſchaftsfriedlichen Lehre und
Bewe=
gung insbeſondere auch in den naheſtehenden Kreiſen und
Verbänden jegliche Förderung angedeihen zu laſſen. Sie
ſtimmte dem Vorſchlage des Hauptausſchuſſes zu, eine
Vertretung einzuſetzen, welche dauernde Fühlungnahme
und Gedankenaustauſch verbürgt. Dabei ſoll jedoch allen
Beteiligten volle Freiheit ihrer Entſchließungen
ver=
bleiben.
Eine Kartoffel=Einkaufsgeſellſchaft.
*⁎* Der aus den Verhandlungen zwiſchen dem
Reichsamt des Innern und dem Vorſtand des Deutſchen
Städtetages hervorgegangene Beſchluß, eine Kartoffel==
Einkaufsgeſellſchaft mit dem Rechte der Enteignung und
der Feſtſetzung von Enteignungspreiſen zu gründen, iſt als
ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur Erfüllung der
dringendſten berechtigten Wünſche der Verbraucher
anzu=
ſehen. Die Regierung hat damit ihren bisherigen
Stand=
punkt, der die Enteignung von Kartoffelvorräten verwarf,
verlaſſen, da ſie wohl erkannt haben wird, daß ohne eine
ſſolche die Verſorgung der Bevölkerung, namentlich der
ſtädtiſchen, mit Kartoffeln zu angemeſſenem Preiſe nicht
geſichert werden kann. Aus der Erfahrung im verfloſſenen
Jahre mußten unſere leitenden Kreiſe ja auch eine Lehre
gezogen haben, und ſie konnten unmöglich nochmals
zu=
geben, daß außer mit faſt allen übrigen Lebensmitteln
auch mit dem wichtigſten, der Kartoffel, Wucher getrieben
wird. Und ſo dürfen wir denn hoffen, daß ſich ſolche
Mißſtände, wie ſie im letzten Jahre herrſchten, nicht
wie=
derholen. Zunächſt bleiben die Einzelheiten der Beſchlüſſe
abzuwarten. — Auch zur Beſeitigung der immer
unerträg=
licher werdenden Teuerung anderer Nahrungsmittel,
namentlich Gemüſe, muß notwendigerweiſe etwas
ge=
ſchehen, und es ſteht zu erwarten, daß auch darüber die
Verhandlungen im Reichsamt des Innern ein
befriedigen=
des Ergebnis zeitigen werden.
Generalkonſul Gaffney und die engliſche
Verleumdung.
* München, 2. Okt. Zu den Meldungen über eine
angebliche Entlaſſung des hieſigen amerikaniſchen
Generalkonſuls Gaffney äußerte ſich dieſer heute
ſelbſt dahin, daß er geſtern aus Waſhington die
telegra=
phiſche Mitteilung erhalten habe, daß der Präſident ſein
Abſchiedsgeſuch annehmen werde, wenn es
ge=
geben werde. Gaffney antwortete mit dem Erſuchen um
Erhebung einer Anklage und um Unterſuchung, damit er
erfahre, was von Amts wegen gegen ihn für Klage
erho=
ben werde. Wenn der Präſident es wünſche, werde er
zurücktreten.
* München, 1. Okt. Die Münchener Zeitung
ver=
öffentlicht heute eine Unterredung mit dem hieſigen
amerikaniſchen Generalkonſul John Gaffney, in der
dieſer auf die verſchiedenen von engliſcher Seite gemachten
Vorwürfe erwidert und die Verlogenheit des
ge=
gen ihn unternommenen
Verleumdungsfeld=
zuges bloßlegt und über deſſen wirklichen Gründe das
folgende ſagt:
Der erſte Grund iſt der, daß ich ein Irländer bin.
Dieſe Tatſache genügt ſchon, um mich in den Verdacht zu
bringen, daß ich für die engliſche Politik nur geringe
Begeiſterung habe. Dieſer Verdacht iſt zutreffend. Doch
iſt die von der engliſchen Preſſe anſcheinend gezogene
Schlußfolgerung, daß ich meine iriſchen Anſchauungen
irgendwie mit meinen amtlichen Funktionen verquickte,
ſelbſtverſtändlich hinfällig. Der zweite Grund beſtand
darin, daß ich vor einigen Wochen, als die
unglaublich=
ſten Schauergeſchichten über Mißhandlung und
Drangſalierung amerikaniſcher Bürger in München
wie=
der in der Morning Poſt und, von ihr übernommen, in
der Neu=York World auftauchten, an die Neu=York World
einen Brief richtete, in dem ich ihr mitteilte, daß ich als
Konſul in München zuverläſſig bezeugen könne, daß alle
dieſe Londoner und ſonſtigen Mordgeſchichten barer
Un=
ſinn ſeien. Ich hielt mich dazu verpflichtet, dieſen Brief
an die Neu=York World zu richten, weil in amerikaniſchen
Blättern offenbar Beſorgnis über das Schickſal der in
München weilenden Amerikaner und Amerikanerinnen
herrſchte. Durch meine Richtigſtellung wurden natürlich
die engliſchen Nachrichten als das gekennzeichnet, was
ſie in Wirklichkeit waren, nämlich böswillige Lügen
und Erfindungen. Anſtatt ſich nun zu beſſern und
ſolche unwahre Berichterſtattung zu unterlaſſen, greifen
die Londoner Morning Poſt und ähnliche Blätter mich
jetzt erſt recht an, wie ſich zeigt, mit den Waffen der Lüge
und Heuchelei, die anſcheinend jetzt das einzige geiſtige
Rüſtzeug dieſer Blätter ausmachen. Ich bedauere es ſehr,
ſowohl im Intereſſe der hieſigen amerikaniſchen Kolonje
wie im Intereſſe meiner engliſchen Schutzbefohlenen, daß
durch dieſe ſyſtematiſche Verhetzung ein Moment der
Un=
ruhe geſchaffen wird. Aber ſo wie die Verhältniſſe nun
einmal liegen, bin ich gegenüber dieſen ungentlemanliken
Intrigen vollſtändig machtlos. Andererſeits aber macht
es mir Freude, ſagen zu können, daß mir infolge dieſer
Angriffe eine ganze Anzahl von Sympathie= und
Ver=
trauenskundgebungen zugegangen iſt. Soweit alſo die
Manöver dieſer Zeitungen den Zweck hatten, Mißtrauen
gegen mich bei der amerikaniſchen Kolonie und meinen
engliſchen Schutzbefohlenen auszuſtreuen, ſind ſie ſicherlich
vollſtändig mißlungen.
Notſtandsarbeiten in Galizien.
* Wien, 3. Okt. Unter dem Vorſitz des
Miniſter=
präſidenten Grafen Stürgkh fand eine Konferenz in
der Angelegenheit der wirtſchaftlichen Notſtands= und
Retablierungsaktion in Galizien ſtatt,
an der der Miniſter des Innern, der öffentlichen. Arbeiten,
der Miniſter für Ackerbau, der Finanzminiſter, der
Mini=
ſter für Galizien, der Statthalter und der
Landeshaupt=
mann von Galizien, ſowie der Obmann und mehrere
Mit=
glieder des Polenklubs teilnahmen. Die wichtigſten auf
dieſem Gebiete im Zuge befindlichen Maßnahmen wurden
durchbeſprochen und ein Ueberblick über die bereits in
voll=
ſtändiger Durchführung begriffenen Anordnungen
gewon=
nen. Für die energiſche durchgreifende Fortführung und
Ausgeſtaltung der Aktion wurden die maßgebenden
Richt=
linien feſtgeſetzt.
Cadornas Möbelwagen.
Itaglieniſche Kriegsbriefe
von Paul Schweder.
:: Eine alte Berliner Redensart beſagt: „Dreimal
umziehen iſt ſo gut wie einmal abbrennen!‟ Dieſe
Wahr=
heit ſcheint dem italieniſchen Heerführer, Herrn Cadorna,
noch nicht eingegangen zu ſein, denn er zieht jetzt zum
1. Oktober bereits zum vierten Male um, was man im
militäriſchen Sprachgebrauch „Umgruppieren” heißt. Zu
Beginn des Krieges war er ein leidenſchaftlicher
Anhän=
ger des insbeſondere von den fanatiſchen Verfechtern der
Irredenta d’Italia mit Begeiſterung vertretenen
Gedan=
kens, daß in erſter Linie das Plateau von Doberdo
ge=
wonnen werden müſſe, das den Zugang zu dem heiß
be=
gehrten Trieſt ſperrt. Deshalb dirigierte er ſeinen
Möbel=
wagen zunächſt nach dieſem Punkte, wo er nicht nur
natio=
nalen Aſpirationen Genüge zu tun hoffte, ſondern auch
militäriſche Erfolge erwartete. Aber auch am
Doberdo=
hügel erwuchs den Italienern das erſte große
Leichen=
feld. Die Oeſterreicher hatten rechtzeitig die Abſichten
des neuen Mieters erkannt und von ihrem Hausrecht mit
Hilfe von Skoda=Geſchützen, Maſchinengewehren und ihren
prachtvollen ungariſchen und ſloweniſchen Regimentern
Gebrauch gemacht. Cadorna ſtutzte zwar, aber er ließ ſich
durch die erſten Mißerfolge nicht gleich entmutigen. Was
tut man nicht alles, um bald unter Dach und Fach zu
kommen!
Die ganze militäriſche Organiſation Italiens wurde
eingeſetzt, um den Zugang zu Trieſt zu erzwingen. Die
„prominenten” Männer des heutigen Italiens, der König
ſelbſt, ſein edler Ritter d’Annunzio, und der Miniſter für
die „unerlöſten Gebiete” Herr Barzilai (alias Bürzel)
aus Trieſt, ſuchten von den italieniſchen Linien zu Füßen
des Plateaus von Doberdo aus immer wieder das Land
ihrer Sehnſucht mit Feldſtechern und Fernrohren ab, ohne
jedoch verhindern zu können, daß die Oeſterreicher nach
wie vor in ihren ſelbſtgewählten Stellungen und den
fel=
ſigen Schützengräben die Haustür für den unerwünſchten
Miet luſtigen geſperrt hielten.
Schließlich kam Herr Cardona zu der Einſicht, daß
das Plateau von Doberdo eine uneinnehmbare Gegend
ſei; und wie der Großſtädter, dem die Gegend zu
unge=
mütlich wird, ſich kurz entſchloſſen eine neue Wohnung
ſucht, ſo zog auch Herr Cadorna entſchloſſen um. Er
machte ſogar den „Zug nach dem Weſten” der ſich heute
in vielen Großſtädten breitmacht, mit und begab ſich
wei=
ter am Iſonzo aufwärts, um dort zu erreichen, was ihm
bisher verſagt blieb.
Mit Mann und Roß und Wagen, mit Autobuſſen und
den Vetturinowagen aus Neapel, mit piemonteſiſchen
Karren und Eſelsfuhrwerken, wie ſie der italieniſche
Train aufweiſt, vollzog ſich hinter den italieniſchen Linien
der Abmarſch großer Teile der Streitmacht nach dem
neu=
gewählten Angriffspunkt. Als alles vorbereitet war,
er=
folgte der Angriff. Es kamen die blutigen Tage von
Tolmein und Karfreit, am Krn=Maſſiv, Orte, die zwar
ſchon zu Beginn des Krieges ſeine Schrecken kennen
ge=
lernt hatten, aber jetzt tagelang unter Geſchützfeuer
ge=
halten wurden. Man weiß, daß die Verluſte der
Ita=
liener hier geradezu enorme waren, und außerordentlich
hoch die Zahl der italieniſchen Gefangenen, die froh
waren, dem vernichtenden Geſchützfeuer von einem Ort
hinter der öſterreichiſchen Front zuhören zu können. Und
als der blutige Angriff tagelang gedauert hatte, da ſah
Cadorna wieder ein, daß hier nichts zu ſuchen ſei.
Zum dritten Male erſchien der Möbelwagen auf dem
Plane. Es gab ja noch ein unerlöſtes Gebiet: Südtirol
mit der alten Biſchofsſtadt Trient. Im Auguſt
entbrann=
ten die erſten Kämpfe auf der Hochebene von Lafraun,
die nach und nach einen überaus erbitterten Charakter
annahmen. Die kleinen Verteidigungswerke der
Oeſter=
reicher, allerdings gut verborgen in Felshöhlen und au
ſchwer zugänglichen Gipfeln, wurden von dem ſchwerſten
Kaliber des Feindes zugedeckt und mußten an einem
Tage bis zu 200 Schuß aushalten. Als die tagelangen
Kämpfe den Italienern keinen Vorteil brachten, ſetzten ſie
wieder einmal alles auf eine Karte. Um die Mitte Auguſt
entbrannte auf der ganzen Linie ein noch verſtärktes
Höllenkonzert, das bis zum 25. Auguſt anhielt. Da glaubte
Cadorna die Feinde in ihren Schützengräben völlig
ver=
ſchüttet zu haben, und befahl den Generalſturm. Mit
an=
feuernden Rufen: „Avanti Savoya!” und „Urra!” liefen
die Italiener an und verbluteten wie eine vorwärts
ge=
triebene Horde.
Zehn Tage gab Cadorna ſeinen dezimierten Truppen
Zeit, ſich zu erholen; dann zog er Verſtärkungen heran
und verlegte ſeinen Angriff wieder an eine andere Stelle.
Er wollte diesmal ins Puſtertal durchbrechen, und zwar
im Sextener Gebiet, zwiſchen der Pfannſpitze und den
Dolomiten. Die Gegend wirkte allerdings wie ein ſchlech=
tes Omen. Bereits in den erſten Kriegstagen hatten ſich
die Italiener hier böſe Schlappen geholt, wobei das
Tos=
caner Infanterie=Regiment faſt völlig aufgerieben wurde.
Der Angriff der Italiener wurde nunmehr mit allen
Mit=
teln der militäriſchen Technik lange und energiſch
vorbe=
reitet. Vom 1. September ab erdröhnten die ſchweren
Geſchütze von der Schöntalhöhe bis zur Pfannſpitze. Nach
einigen Tagen Geſchützfeuers näherten ſich in einer dunklen
Nacht drei italieniſche Diviſionen, die die Sturmkolonnen
bildeten, den öſterreichiſchen Schützengräben. Sie kamen
bis auf 200 Meter nahe, alle Deckungen geſchickt
be=
nutzend, ohne daß die Gegner ſich bemerkbar gemacht
hätten. In dem Glauben, daß die gegenüberliegenden
Gräben geräumt ſeien, fingen ſie an, die vermeintlichen
letzten Draht= und andere Hinderniſſe zu beſeitigen. Da
flammten die Leuchtraketen und Scheinwerfer der
Oeſter=
reicher auf und beleuchteten die kurze Diſtanz zu dem
Feinde, der buchſtäblich reihenweiſe dahingemäht wurde.
An einer Stelle allerdings war der Durchſtoß geglückt.
Die tapferen Verteidiger, an Zahl weit unterlegen, waren
gefallen oder verwundet worden, und ſo konnten ſich die
Italiener in den Beſitz einiger Gräben ſetzen. Der
öſter=
reichiſche Generalſtabsbericht beſagte aber trocken: Sie
wurden nach kurzer Zeit wieder herausgeworfen!
Ca=
dorna gab in ſeinem Bericht an, daß der Angriff ſeiner
Truppen angeſichts der ſtarken Verteidigungsſtellen des
Feindes an den Punkten, die ſchon von Natur furchtbar
waren, aufgehalten werden mußte. Als
Oberkomman=
dierender der öſterreichiſchen Truppen fungierte hier der
Abgott der Tiroler, General der Kavallerie v. Dankl. Der
mißlungene Durchbruch ins Puſtertal wurde von der
Oberſten Heeresleitung voll gewürdigt. Erzherzog Eugen
ſprach in einem beſonderen Tagesbefehl den tapferen
Ver=
teidigern der Kreuzbergſtellung ſeinen Dank und ſeine
lobende Anerkennung aus. — So war alſo Südtirol
Herrn Cadorna verriegelt!
Im Hintergrunde aber lauerten Franzoſen und
Eng=
länder darauf, daß Herrn Cadornas Möbelwagen einen
Teil ſeiner Truppen auch an die Front gegen die Boches
und einen anderen für die Dardanellenkämpfe abgibt,
wogegen ſich der italieniſche Führer naturgemäß mit
Hän=
den und Füßen ſträubt, da ihm ſchon bei den bisherigen
Umzügen an der Iſonzofront verſchiedene Habſeligkeiten
abhanden gekommen ſind. Auch ſeine Möbelpacker
begin=
nen bereits zu murren, und wenn es noch wahr
wer=
den ſollte, daß die Italiener auch noch bei den beabſich=
Die engliſch=franzöſiſche Anleihe
in Amerika.
Engliſch=franzöſiſcher Geldbedarf und die
Joffreſche General=Offenſive.
B* Der amerikaniſche Vorſchuß hat trotz
langer Verhandlungen den beſcheidenen Betrag von
zwei Milliarden Mark nicht zu überklettern
ver=
mocht. Die Geldnot ſoll alſo im Lande befriedigt
ſein. Eine der Geldquellen Frankreichs, die
Bank=
notenpreſſe hat annähernd 10 Milliarden liefern müſſen;
dieſe weiter in Anſpruch zu nehmen, geht nicht an, ohne
große Gefahr für Währung und Volkswirtſchaft.
Frank=
reich und England haben deshalb für Oktober geplant,
nach deutſchem bewährtem Vorbild — aber Eines ſchickt
ſich nicht für Alle — langfriſtige Anleihen aufzulegen,
und dafür ſollte das erwartete, mit allen Mitteln „
ſicher=
geſtellte‟ Ergebnis der General=Offenſive (der Ausdruck
„ſichergeſtellt” ſtammt aus dem Joffreſchen Befehl) den
Boden vorbereiten. Unſer Heer hat alſo nicht nur
ge=
treulich Wacht gehalten, ſondern mit ſeinem Waffenerfolg
auch dieſe Bodenbeſtellung derart geſtört, daß die
Geld=
ſorgen im Weſten ſich mittlerweile ins Aſchgraue
umge=
färbt haben. Bleibt übrig die Zwangsanleihe, ein
gro=
ßer Schritt zum Ende! Und bei uns gehen die Zahlungen
auf die neue Kriegsanleihe freiwillig in Milliarden ein!
Ein ſchwerer Schlagfür Englands Anſehen.
* Amſterdam, 3. Okt. Der hier vorliegende
Mancheſter Guardian vom 30. September ſagt in einem
Leitartikel: Die amerikaniſche Anleihe bedarf
der Genehmigung des Parlaments. Selten hat eine dem
engliſchen Volke vorgeſchlagene finanzielle Transaktion ſo
laut nach Rechtfertigung geſchrien wie dieſe.
Das Blatt rechnet aus, daß England dieſe Anleihe, die
noch dazu in England wie in Frankreich ſteuerfrei ſein
ſoll, mit nahezu 7 Prozent verzinſen müſſe, während
die letzte Kriegsanleihe 4½prozentig bei einem Parikurſe
war. Dieſe Anleihe reduziert alſo den Kredit Englands
von 4½ auf 7 Prozent. Die engliſchen Wertpapiere
müſ=
ſen infolgedeſſen ſinken und die Bedingungen der nächſten
Kriegsanleihe ungünſtiger werden. Dieſe 7prozentige
Anleihe ſei viel ſchlechter, als die ſchlechteſte, zu der
Deutſchland genötigt geweſen ſei, und dies ſei ein
ſchwerer Schlag für Englands Anſehen und deſſen
empfindlichſte Seite, ſeinen finanziellen Ruf. Man
rechtfertige dieſe Art Anleihe damit, daß eine gemeinſame
engliſch=franzöſiſche Anleihe notwendigerweiſe den Kredit
Englands herabdrücke. Natürlich habe ſie das getan; aber
das wäre ein Grund geweſen, ſich nicht darauf einzulaſſen.
Wenn die Amerikaner ſich um die Alliierten verdient
ge=
macht hätten, und eine Belohnung verdienten, ſo wäre
es billiger geweſen, ihnen ihren Gewinn an der Anleihe
in Höhe von zwei Millionen Pfund Sterling zu ſchenken,
als dieſe Anleihe abzuſchließen, die den engliſchen Kredit
ſo ſchwer ſchmälert.
* Neu=York, 3. Okt. Evening Poſt ſagt, die
eng=
liſche Regierung trage Schuld an der
Geſtal=
tung der Anleihe, da ſie ſie ſo lange hinausgeſchoben
habe, bis das Sinken des Sterlingkurſes ungünſtige
Be=
dingungen herbeigeführt habe.
Engliſche Bedenken.
London, 3. Okt. Die Times melden aus
Wa=
ſpington vom 29. Sept.: Die deutſche Propaganda gegen
die Anleihe muß in Rechnung geſtellt werden; ſie
wird=
anſcheinend ſehr ſtark ſein, zumal die Ankündigung der
engliſch=franzöſiſchen Kommiſſion die Frage ganz
uner=
wähnt läßt, ob dieſer Kredit zum Ankauf von
Mu=
nition benutzt werden ſoll oder nicht. Der
Korre=
ſpondent hat Grund anzunehmen, daß der Vorſchlag, den
Kredit nicht dazu zu verwenden, gemacht wurde, um der
Agitation gegen die Ausfuhr von Munition in dem
kom=
menden Kongreß etwas von ihrer Kraft zu nehmen. Der
Korreſpondent glaubt freilich nicht, daß ſie Erfolg haben
könne, obwohl ſie über zahlreiche Stimmen verfügt, aber
ſie könnte die Arbeiten des Kongreſſes ſtören und viel
böſes Blut machen. Jetzt könne man aber ſagen, daß
die Bedingungen der Anleihe ihre Nützlichkeit für die
Na=
tion beweiſen und daß ſie nicht den egoiſtiſchen Intereſſen
der amerikaniſchen Exporteure entſprungen ſei.
Winke mit dem Zaunpfahl.
G* „Wird Deutſchland das grauſame Unrecht, das es
Belgien gegenüber begangen hat, wieder gutmachen?”
fragte Herr Grey in einem Briefe an die engliſchen
Zei=
tungen und fährt fort: „Deutſchland kämpft um die
Ober=
herrſchaft und um einen Tribut. Wenn dem ſo iſt und
ſolange es ſo iſt, kämpfen unſere Verbündeten und wir.”
Das iſt ſo deutlich, daß ſelbſt die Neutralen es verſtehen
mußten, und in der Tat ſchrieben die Stockholmer Nya
Dagligt Allehanda darauf: „Kann man das Zugeſtändnis
Großbritanniens aus dieſen Zeilen leſen, daß es nur noch
negative Kriegsziele verfolgt und daß es ſich zur reinen
Verteidigung gezwungen ſieht?” Von dem Gedanken, der
früher Englands Programm beherrſchte, daß Deutſchland
zum Range eines Kleinſtaates herabgedrückt werden müſſe,
iſt ſchon’ lange nicht mehr die Rede. Die Trauben ſind
denn doch zu ſauer geworden! England will längſt nichts
mehr gewinnen, nur noch hindern (wenn das geht!), daß
das verhaßte Deutſchland etwas gewinnt.
Und wie der Miniſter den Ton angab, ſo ſchallt es
aus dem ganzen engliſchen Blätterwald: Großbritannien
werde nur nach völliger Räumung Belgiens und
Frank=
reichs Frieden ſchließen. „Wir können die Gedanken und
Abſichten der britiſchen Miniſter nicht durchſchauen,”
ſchrieb die Deutſche Tagesztg., „aber auffallend iſt dieſe
Häufung von Aeußerungen gleichen Inhalts ohne
Zwei=
jel, und es liegt ſehr nahe, ſie als Wink mit dem
Zaun=
pfahl für Deutſchland aufzufaſſen.” Großbritannien iſt
kriegsmüde — oder richtiger geſagt, am Ende ſeiner Kraft,
und ſo iſt es bereit, zu vorläufigen Friedensbeſprechungen,
wenn Deutſchland die engliſchen Bedingungen erfüllt,
oder ſich bereiterklärt, ſie zu erfüllen. Man vertraut
offen=
bar darauf, daß die Diplomaten Englands beſſere Erfolge
erzielen werden als die engliſchen Heere und die der
Ver=
bündeten. Außerdem aber dürfte man in England
allge=
mein ſich falſchen Vorſtellungen über das vorhandene
Friedensbedürfnis in Deutſchland hingeben und zu ſehr
von ſich auf andere ſchließen. Ueber die Unmöglichkeit
der Zerſchmetterung Deutſchlands iſt man ſich klar; nun
bleibt bloß noch übrig, durch Mittel der Politik und
Diplo=
matie zu verſuchen, „den tollen Hund Europas an die
Kette zu legen”, wie ſich Lord Curzon vor einiger Zeit
geſchmackvoll ausdrückte.
Der Mancheſter Guardian verſuchte vor einiger Zeit
ein anderes Ablenkungsmittel, indem er ausführte, es
ſcheine die Politik des Reichskanzlers zu ſein, die
deut=
ſchen Beſtrebungen auf Kleinaſien zu lenken. Es wäre
dies die natürliche Fortſetzung ſeiner Politik vor dem
Kriege, die wirtſchaftliche Eroberung ohne Krieg, wäh=
rend die Gegner des Reichskanzlers die Weltherrſchaft auf
gewaltſamem Wege erringen wollten. Damit wurde
Deutſchland zugleich gnädigſt die Erlaubnis erteilt, ſich
nach dem Kriege wirtſchaftlich in Kleinaſien auszubreiten
daß damit die Türkei gegen Deutſchland mißtrauiſch
gemacht werden ſollte, liegt auf der Hand.
Wenn britiſche Miniſter plötzlich im Chore vom
Frieden zu reden beginnen, muß etwas an der Sache faul
ſein — England muß das allergrößte Intereſſe daran
haben, jetzt Frieden ſchließen zu können.
Und ſo iſt es in der Tat. England hat fruchtlos
einen großen Teil ſeines Heeres geopfert, ſeine
finan=
zielle Größe iſt zuſammengebrochen, ſein Kredit dahin,
wie die mehr als ſchmählichen Bedingungen der
ameri=
kaniſchen Anleihe zeigen. Noch einige Monate länger
Krieg, und der Welthandel rechnet nicht mehr nach dem
Sterlingskurs, ſondern nach Dollars. Nicht mehr London,
ſondern Neu=York bildet das Zentrum des Welthandels.
Englands Finanzen ſind dem Zuſammenbruche nahe, all
das bedeutet für ſich ſchon mehr als einen verlorenen
Krieg. Die deutſche Rechnung Englands war falſch,
darum einen Strich unter die Bilanz und den
Verluſt=
vortrag abgeſchrieben, ſo denkt der engliſche Krämergeiſt.
Mit dieſem einen falſchen Poſten aber iſts nicht
ab=
getan. Auch die Dardanellenaktion war ein gewaltiger
Rechenfehler, vielleicht der gewaltigſte, denn an den
Dar=
danellen wird das Schickſal des Suezkanals entſchieden,
mit dem Suezkanal das Geſchick Indiens und mit Indien
Englands Gewaltherrſchaft über die Welt. Darum möchte
England am liebſten auch das Dardanellenabenteuer glatt
abbrechen. Was kümmert ſich England um Rußland,
genau ſo wenig wie um ſeine übrigen Bundesgenoſſen.
Als der Krieg begann, mußten die Verbündeten geloben,
keinen Sonderfrieden zu ſchließen. England ſchwor mit,
aber mit der jeſuitiſchen reservatio mentalis, ſofern es
meinen Intereſſen nicht ſchadet. Heute ſind Rußlands
Armeen aufgerieben, das Zarenreich der Vernichtung nahe
und England hat ſich nicht gerührt; ſeine Flotte ruht ſich
in ſicherem Verſteck aus, Englands Heere blieben zu Haus,
das Geſchrei vom Munitionsmangel mußte alle Sorgen
und Fragen der Verbündeten übertönen. Das eine gute
hat ja der Munitionsmangel: der Nachweis vom
Gegen=
teil iſt nicht zu erbringen.
Alſo Rußland wird preisgegeben. England ſpricht
nur noch von Belgien und Nordfrankreich. Es will über
den Frieden mit ſich reden laſſen, wenn wir beide
heraus=
geben. In richtigem Deutſch heißt aber das nichts
ande=
res, als daß England verloren iſt, wenn Belgien und
Nordfrankreich nicht herausgegeben werden. Dieſe
Mög=
lichkeit laſtet wie ein Alb auf England; Deutſchland’ſteht
vielleicht ſchon im Begriffe, nicht bloß von Helgoland und
Zeebrügge, ſondern auch von Calais und Boulogne und
der franzöſiſchen Weſtküſte aus gegen Englands Flotte
und Handel vorzugehen. Heute ſind es noch engliſche
Stützpunkte — wie lange noch, hängt vom Willen der
deutſchen Heeresleitung ab!
Das iſt die bittere Sorge, um derentwillen England
ſeinen Bundesgenoſſen Rußland rückſichtslos preisgab.
Wie nun, wenn Rußland Gleiches mit Gleichem vergilt?
Je länger der Krieg dauert, um ſo drückender werden die
Friedensbedingungen für den Unterlegenen. England
weiß das, und darum beginnt es jetzt ſchon, ſeine Wünſche
für den Frieden in unauffälliger Form anzudeuten.
Wünſche freilich, die wir nicht weiter berückſichtigen
wer=
den, und wenn noch ſo deutlich mit dem Zaunpfahl
ge=
winkt wird.
tigten Truppenlandungen von Dedeagatſch oder an den
Dardanellen aushelfen ſollten, ſo dürfte bald der
Zeit=
punkt nicht mehr ferne ſein, wo Herr Cadorna in einem
einzigen Möbelwagen die ganze italieniſche Armee nach
Hauſe führen kann.
Die italieniſche Flotte hat bisher nicht gerade
Lor=
beeren geerntet, weder zu Waſſer noch in der Luft.
Oeſter=
reichiſche Unterſeeboote und Flieger haben das Ihre
ge=
tan, um den Traum von einer Beherrſchung des
Luft=
meeres und der Adria zunichte zu machen. Von Pola
bis herunter zur Meerenge von Otranto haben die
öſter=
reichiſchen Kanonen geſprochen, und mancher Panzer, nicht
bloß der Italiener, fault auf dem Grunde des Meeres.
Die italieniſche Flotte hat es denn in der letzten Zeit
auch vorgezogen, ſich fern vom Schuß zu halten, und
viel=
leicht ſteht im engen Zuſammenhange damit die
Verab=
ſchiedung des italieniſchen Marineminiſters, die in den
letzten Tagen hier bekannt wurde.
Einen Erfolg aber darf die königlich italieniſche
Ma=
rine doch auf ihrem Konto verbuchen: Sie iſt Herrin des
Garda=Sees geworden! Der nördlichſte Zipfel dieſes
Sees gehörte bekanntlich zu Oeſterreich ſehr zum
Schmerze der Italieniſſimi, die denn auch in
Friedens=
zeiten hier auf öſterreichiſchem Boden eine lebhafte
Pro=
paganda entfalteten. Das öſterreichiſche Geſtade des Sees
wird bekanntlich viel von Fremden beſucht, und bei dem
Zuſammenſtrömen landesfremder Elemente war es leicht,
eine ausgedehnte Spionage zu entfalten.
Genau ſo wie die Italiener zu Lande ſchon im
Frie=
den ſtarke Offenſivſtellungen gegen die Oeſterreicher
ſchu=
fen, hatten ſie auch auf dem Garda=See eine maritime
Macht zuſammengebracht, für welche die Erklärung, ſie
ſolle lediglich der Bekämpfung des Schmuggels dienen,
nicht ausreichend war. Man ſah da große Zollwachtſchiffe
mit mächtigen Scheinwerfern und mit Geſchützen bemannt
— alles gegen Schmuggler; Motorboote, die
Maſchinen=
gewehre trugen, ſowie eine Unzahl von kleineren
Fahr=
zeugen, die allerlei Spezialzwecken dienten. Die kleine
Inſel Trimelone, die den nördlichen Teil des Sees
ab=
ſperrt, hatten die Italiener zu einer Art Seefeſtung
aus=
gebaut und mit Geſchützen ſchwerſten Kalibers geſpickt.
Auch eine Fliegerſtation hatten ſie am Ufer angelegt.
An=
geſichts der Tatſache, daß der nördliche Teil des Garda=
Sees ſtrategiſch überhaupt nicht wertvoll iſt, haben die
Oeſterreicher, wie ſie den ſüdlichen Zipfel von Tirol
räum=
ten, auch den See den Italienern überlaſſen, die hier
Hillige Lorbeeren ernten konnten.
Zur Eröffnung der neuen
Gemälde=
galerie in Wiesbaden.
Am 2. Oktober wurde die ſtädtiſche Gemäldegalerie
welche im Mittelbau des dreiflügeligen Muſeums=
Neubaues untergebracht iſt, und im Kriegsjahr 1914/15
fertiggeſtellt wurde, mit einer den Zeitläufen angemeſſenen,
würdigen Feier von Oberbürgermeiſter Gläſſing eröffnet.
Von der Eröffnung bleiben die beiden Seitenflügel des
groß angelegten, von Prof. Th. Fiſcher, München
entworfenen Geſamtbaues welche beſtimmt ſind das
Naturhiſtoriſche und das Altertumsmuſeum aufzunehmen,
unberührt.
Daß es gelungen iſt, das Werk in dieſer ſchweren Zeit,
unter Ueberwindung der verſchiedenſten Hemmniſſe, zu
vollenden, iſt der beſte Beweis, welche Summe von Kraft
und Wille im deutſchen Volke ſteckt, wenn es gilt ſeine
Kultur durch ein ſichtbares Werk zu dokumentieren.
Ein ſollches Kulturdokument hat ſich die Stadt
Wies=
baden durch Errichtung des Muſeumsneubaues geſetzt.
Der mit einer Kuppel gekrönte Mittelbau, der durch
ſeinen ſich an den ioniſchen Stil anlehnenden
Säulen=
portikus einen feierlichen Eindruck hervorruft, und für die
Aufnahme von Werken der billdenden Kunſt beſtimmt iſt,
dürfte angeſichts der praktiſchen Verwertung aller auf
dieſem Gebiete gemachten Erfahrungen als vorbildlich
be=
zeichnet werden können.
Raumeinteilung, Belichtung und Ausſtattung
ver=
binden ſich zu voller Harmonie. Durch Schaffung
ver=
ſchieden großer Räume und unter Ausſchaltung der bisher
üblichen Rieſenſäle, iſt die Raumeinteilung nicht nur
in=
tereſſant geſtaltet, ſondern auch, und zwar in Verbindung
mit der entſprechenden Belichtung, die Gewähr gegeben,
den einzelnen Kunſtwerken gerecht werden zu können und
zugleich im Beſchauer keine Ermüdung auſkommen zu
laſſen. Die Belichtung, die ſich wie die einzelnen Räume
dem Kunſtwerke anpaßt und aus einfachem Seiten= und
Oberlicht, ſowie kombiniertem und Laternenlicht
be=
ſteht, deſſen Vater übrigens der verſtorbene Direktor der
Hamburger Gallerie, Lichtwark, iſt, bedingt wiederum eine
entſprechende Ausſtattung der Räumlichkeiten. Sind dieſe
drei Faktoren zu einem harmoniſchen Ganzen verbunden,
dann erſt kann eine dem Kunſtwerk würdige Wirkung
ver=
bürgt werden. Dieſe Harmonie iſt, wie bereits betont,
hier erreicht. Die Ausſtattung, die unter des Mallers
Hans Völcker feinſinniger Leitung geſchaffen wurde,
ſchließt ſich würdig der Raumeinteilung und Belichtung
an und verhilft dem Geſamteindruck, durch den dauernden
Wechſel von Farbe und Stoffart, die ſich von den
ein=
fachſten bis zu den reichſten Stoffen in feinem
Nuanzen=
reichtum vollzieht zu einer ebenſo reichen, wie in ſich
ge=
ſchloſſenen Schönheit. Unterſtützt wird die Geſamtwirkung
der großen Säle durch ihre vielgeſtaltige Profilierung,
ver=
bunden mit ſtilvollem ornamentalem Deckenſchmuck, nach
Entwürfen von Frau H. Völcker.
Die längsſeitig in zwei Hälften geteillte Gallerie hat
den dreifachen Zweck zu erfüllen, nicht nur in der einen
Hälfte die ſtädtiſche Gemäldeſammlung aufzunehmen,
ſondern auch, und dafür bleibt ein Teil der anderen Hälfte
reſerviert, einer alljährlichen Kunſtausſtellung, großen
Maßſtabes Unterkunft und würdigen Rahmen zu
ge=
währen. Der letzte Teil der Räumlichkeiten dient der
Ab=
haltung der ſtändigen Ausſtellung des Naſſauiſchen
Kunſt=
vereins.
Mit Ueberleitung der Beſtände der ſtädtiſchen Gallerie
aus den Räumen des alten Muſeums, die in keiner Weiſe
auch nur den allerdringendſten und allergeringſten
Erforder=
niſſen genügen konnten, war Hans Völcker ebenfalls
be=
traut. Und hier im neuen Heim erſt iſt es möglich, ſich
einen Begriff vom wirklichen Wert der
Gemäldeſamm=
lung zu bilden, der darin beſteht, daß ſie namentlich Werke
erſter deutſcher Meiſter aus der Zeit der 60er und
70er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis zu ſolchen der
Gegenwart enthält.
Die Werke aus der Zeit der 60er und 70er Jahre,
un=
ter denen die Düſſeldorfer mit den beiden Achenbach an der
Spitze hervorragen, verdankt die Gallerie größtenteils der
ihr als Vermächtnis einverleibten wertvollen
Heintz=
mann’ ſchen Sammlung.
Bereichert wird die Galerie u. a. noch durch leihweiſe
Ueberweiſung der Beſtände zweier Privatſammlungen
und zwar der hervorragenden Pagenſtecher’ſchen
Samm=
lung, in welcher außer der einzigartigen Trübnergalerie,
die erſtllaſſige Werke (etwa zwanzig) aus allen
Schaffens=
perioden des Meiſters aufweiſt, und durch ihre
Voll=
ſtändigkeit und ihren künſtleriſchen Wert unerreicht in
Deutſchland daſtehen dürfte, noch Meiſterwerke von Schuch,
Thoma, Th. Alt, Habermann u. a. enthalten ſind.
Dann durch die Sammlung A. Mayer, in welcher
namentlich die Hölländer, Liebermann und andere
bedeu=
tend vertreten ſind.
Unter den ſonſtigen Leihgaben und Stiftungen wäre
noch ein Herrenbildnis von Slevogt, eines der
bedeutend=
ſten Werke des Künſtlers, zu nennen.
An der Entwickelung und dem Ausbau der ſtädtiſchen
Galerie haben beſonders der Naſſauiſche Kunſtverein
und die Geſellſchaft für bildende Kunſt, durch Erwerbung
Ruſſiſches.
Die Verhandlungen des Miniſterrats.
* Kopenhagen, 3. Okt. Berlingske Tidende
meldet aus Petersburg: Ueber die Verhandlungen
des Miniſterrates im Hauptquartier
ver=
lautet, daß zuerſt eine Reihe wichtiger Fragen von
aktuel=
lem Intereſſe verhandelt wurden. Beſonders wurden
Maßregeln für die Zuſammenarbeit der Zivil= und
Mi=
litärbehörden mitgeteilt, die Räumung beorohter Gebiete
beſprochen und endlich Mitteilung von den Beſchlüſſen
der Kongreſſe in Moskau gemacht, infolge deren der Zar
den Empfang einer Deputation dieſer Kongreſſe ablehnte.
Forderungen von Veränderungen im Miniſterium und
über die Einberufung der Duma vor einem
be=
ſtimmten Zeitpunkt wurden nicht verhandelt, um nicht den
Eindruck zu erwecken, als ob Spaltungen ingerhalb des
Miniſteriums beſtänden. Im übrigen erſtäktete
Saſo=
now Bericht über die auswärtige Lage, insbeſondere über
Bulgarien. Die Mehrheit des Miniſteriums war
ſich darüber einig, daß energiſche Maßregeln gegen
Bul=
garien notwendig ſeien, und daß man nicht davor zurück
ſchrecken ſolle, Bulgarien ein Ultimatum zu ſtellen. Nach
ihrer Rückkehr hatten die Miniſter eine lange Konſerenz
bei Kriwoſchein.
Die Zenſur.
* Petersburg, 3. Okt. Rußkoje Slowo meldet:
Im Miniſterrat wurde der Miniſter des Innern,
Tſcher=
batow, gefragt, ob es richtig ſei, daß er die
Präven=
tivzenſur wieder einführen wolle. Er
er=
klärte, daß er davon nichts wiſſe und verwies die
Frage=
ſteller an die Preßzenſurverwaltung. — Auf Veranlaſſung
höherer Kreiſe ſoll dieſe Nachricht gleichſam als
Probe=
ballon in die Welt geſetzt worden ſein, um zu ſehen, wie
die Oeffenſtlichkeit ſich dazu verhielte. Aber der
ein=
mütige Proteſt, dem dieſe Nachricht begegnet iſt, hat klar
erwieſen, daß die Maßregel den allerheftigſten
Wider=
ſtand hervorrufen würde. Sogar rechtsſtehende
Reichs=
ratsmitglieder proteſtierten bei dem Miniſter des Innern
dagegen.
Die Frage der Dienſtpflicht in England.
* London, 3. Okt. Der Londoner Korreſpondent
des Mancheſter Guardian berichtet unter dem 29.
Septem=
ber über die Reden von Kitchener und Asquith in
einer Verſammlung von Vertretern der
Arbeiter=
ſchaft. Nach dieſem Bericht hätte Kitchener geſagt, er
zöge die Einrichtung der Freiwilligen vor und würde ſie
gerne beibehalten. Aber der Fortgang der
Anwer=
bungen genügenicht, um die Lücken der Armee den
Anforderungen entſprechend auszufüllen. Kitchener
ent=
wickelte auch einen Plan, den das Kabinett noch nicht
vor=
gelegt hat, nämlich, auf die frühere Form der engliſchen
Dienſtpflicht zurückzugreifen, wonach jeder Bezirk eine
be=
ſtimmte Zahl Soldaten ſtellen mußte, die, wenn die
frei=
willigen Meldungen nicht ausreichten, durch Ausloſung
ergänzt wurden. Der Berichterſtatter ſagt weiter:
Nach=
dem Kitchener gegangen war, ſprach Asquith in einem
ganz anderen Ton und verteidigte den Grundſatz der
Freiwilligkeit. Die Anſprache erweckte bei einigen
Anweſenden den Eindruck, daß Asquith eher zurücktreten,
als der Einführung der Wehrpflicht zuſtimmen würde.
Der Berichterſtatter fügt hinzu: Dieſer Eindruck möge viel
leicht übertrieben ſein. Die Verſammlung beſchloß,
daß=
die Vertreter der Arbeiterſchaft eine eigene Bewegung für
die Anwerbung der Freiwilligen einleiten ſollen.
Ent=
gegen dieſem Bericht des Mancheſter Guardian ließ der
Miniſter Henderſon durch das Preſſebureau mitteilen,
daß die Vertretungen der Arbeiterſchaft, vor denen Kit=
von Werken erſter deutſcher Künſtler verdienſtvollen
An=
teil. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß eine verhältnismäßig
ſo junge Gallerie, wie die Wiesbadener, mit ihrem Beſtand
an Werken alter Kunſt, keinen Vergleich mit den
berühm=
ten Gallerien im Reich aushalten kann, den ſie auch
gar=
nicht ſſucht, und an einen Erwerb ſolcher Werke aus lleicht
begreiflichen Gründen nicht denken kann. Es wurde
viel=
mehr, und wird fernerhin das Hauptgewicht auf die
Er=
werbung von Kunſtwerken aus der neueren und neueſten
Zeit gelegt. Es gelangen dadurch die Lebenden, die ſich
ſo oft im Schatten der großen Toten gedulden mußten,
zu ihrem Recht.
Die zur Feier der Eröffnung ſtattfindende große
Kunſſtausſtelllung, die vom Naſſauiſchen Kunſtverein
ins Leben gerufen und durch deſſen Vorſitzenden, Dr.
Romeiß eröffnet wurde, bedeutet ein Programm,
in=
dem durch dieſe in großzügiger Weiſe ein Ueberblick über
das moderne deutſche Kunſtſchaffen geboten wird. In
ſeltener Vollzähligkeit ſind nicht nur unſere heutigen
Meiſter mit größtenteils erſtmals der Oeffentlichkeit
zu=
gängigen Werken, ſondern alle Richtungen beinahe
lücken=
llos vertreten. Beſondere Berückſichtigung haben die im
Felde Stehenden gefunden.
Für die Güte der Ausſtellung geben nachſtehende
Namen Gewähr: Thoma, Schönleber, Trübner,
Lieber=
mann, Corinth, Slevogt, Sieck, Klein=Chevallier,
Strath=
mann, L. v. Hofmann und Habermann. Ferner der feine
Weimarer Hagen, dann Orlik, E. R. Weiß uſw. bis
Erbe=
löh und Schwalbach.
Es iſt nicht möglich, nach einer einmaligen
Beſichti=
gung auf Einzelheiten einzugehen.
Durch dieſe Ausſtellung ſoll der Stadt Gelegenheit
gegeben werden, ihre Galleriebeſtände zu ergänzen.
Ein vorbildliches Unternehmen, deſſen Gelingen und
Größe um ſo erſtaunlicher iſt, als die Kürze und
Schwere der Zeit eine ſolch große Beteiligung der
deut=
ſchen Künſtlerſchaft kaum erhoffen ließen. Was hier
ge=
ſſchaffen wurde, geht nicht nur Wiesbaden, ſondern auch
das ganze deutſche Volk an.
Wiesbadens Bürgerſchaft aber beſonders iſt ihren
leitenden Männern ſtark verpflichtet, denn durch dieſe
Schöpfung wurde ein Kulturweg betreten, auf dem dieſe
ſchöne erſte Kur= und Fremdenſtadt großen Zielen
ent=
gegen gehen kann und muß. Möge die Bürgerſchaft ſich
dieſer Verpflichtung bewußt ſein und ſich der Aufgabe
swürdig erweiſen, dierder Löſung harrt.
R. M.
chener und Asquith geſprochen hätten, einſtimmig gegen
die gröblichen Unrichtigkeiten in dem Bericht des
Man=
cheſter Guardian Einſpruch erheben. Das Blatt erwidert
darauf, daß der Bericht 24 Stunden lang der
Zenſur vorgelegen habe und dann für die Veröffentlichung
freigegeben wurde. Es fügt ferner hinzu, daß der
ver=
öffentlichte Einſpruch den Sinn des Berichts unrichtig
auf=
gefaßt habe. Der Bericht des Mancheſter Guardian
er=
weckte hier große Aufmerkſamkeit. — Die Weſtminſter
Ga=
zette ſagt in einem Leitartikel über die Arbeiterſchaft und
die Rekrutierung: Wir ſind nahezu am Ende der
Ergeb=
niſſe, die durch einen Aufruf an die Maſſen erreicht
wer=
den können.
Gegen die Einfuhrzölle in England.
* London, 3. Okt. Der Parlamentskorreſpondent
der Daily News bemerkt zu der Unterhausdebatte vom 29.
September: Der Kampf gegen die Einfuhrzölle
wurde wacker fortgeſetzt. Es bedurfte des
Dazwiſchen=
tretens von Asquith unter deutlicher Drohung mit
ſei=
nem Rücktritt, um die Zölle auf Automobile zu retten. Der
Parlamentskorreſpondent des Mancheſter Guardian ſagt
in ſeinem Bericht: Schließlich blieb von dem neuen Tarif
nichts mehr als das Prinzip, und das war nach Mac
Ken=
nas Worten bereits ſehr eingeſchränkt.
Das dunkle London.
* London, 3. Okt. Geſtern abend ſind neue
Be=
ſtimmungen über die Beleuchtung von
Lon=
don in Kraft getreten. Die Straßen waren belebt wie
gewöhnlich. Aber die Blätter betonen, daß den
Fuß=
gängern ernſte Gefahr von Kraftwagen und
Auto=
buſſen drohe. Daily News ſchreiben, die Londoner müßten
ſich jetzt mehr auf ihr Gehör als auf ihr Geſicht verlaſſen,
um die Entfernung herankommender Wagen abzuſchätzen.
London zeige ein neues Bild voller geiſterhafter
Nacht=
bilder. Dunkelheit brüte auf alllen Straßen,
Plätzen und Gaſſen. Die Kraftomnibuſſe müßten auf
be=
ſtimmten Straßen alle Lichter löſchen. In den
Eiſenbahn=
wagen müſſen die Vorhänge herabgelaſſen werden. Daily
Mail meint, daß man ſeinen Weg durch die Straßen ebenſo
ſchwer finde, wie in einer Nebelnacht im Dezember. Man
erkennt die Gebäude nicht und konnte ſich in den
gewohn=
teſten Straßen nicht zurecht finden. Die Times meint, die
Zeppeline würden jetzt keine dunklen Stellen mehr ſehen,
nach denen ſie ſich richten könnten.
Die Balkanſtaaten.
Das Ultimatum Rußlands an Bulgarien.
* Petersburg, 3. Okt. (Meldung der
Petersbur=
ger Telegraphen=Agentur.) Der ruſſiſche Geſandte
in Sofia iſt beauftragt worden, unverzüglich dem
Miniſterpräſidenten Radoslawow folgende
Note zu überreichen:
Die Ereigniſſe, die ſich gegenwärtig in Bulgarien
ab=
ſpielen, bezeugen den endgültigen Entſchluß der
Regie=
rung und des Königs’Ferdinand, das Schickſal des
Landes in die Hände Deutſchlands zu legen.
Die Anweſenheit deutſcher und öſterreichiſcher Offiziere im
Kriegsminiſterium und bei den Generalſtäben der Armee,
die Zuſammenziehung von Truppen in den an Serbien
ſtoßenden Gebietsteilen und die weitgehende finanzielle
Unterſtützung, die das Kabinett in Sofia von unſeren
Feinden annahm, laſſen keinen Zweifel mehr über das
Ziel der gegenwärtigen militäriſchen Vorbereitungen der
bulgariſchen Regierung zu. Die Mächte der Entente, die
ſich die Verwirklichung der Beſtrebungen des bulgariſchen
Volkes haben angelegen ſein laſſen, machten Radoslawow
zu verſchiedenen Malen aufmerkſam, daß ſie jede gegen
Serbien feindliche Handlung als gegen ſich gerichtet
an=
ſehen würden. Die von dem Vorſitzenden des bulgariſchen
Kabinetts als Antwort auf dieſe Warnungen reichlich
ab=
gegebenen Verſicherungen ſind durch Tatſachen widerlegt.
Der Vertreter Rußlands, das mit Bulgarien durch die
unvergängliche Erinnerung an Bulgariens Befreiung von
dem türkiſchen Joche verbunden iſt, kann nicht durch ſeine
Anweſenheit die Vorbereitungen zu dem
brudermörderi=
ſchen Angriff auf ein ſlawiſches Volk und einen
Verbünde=
ten gutheißen. Der ruſſiſche Geſandte erhielt
da=
her den Auftrag, Bulgarien mit dem geſamten
Per=
ſonal der Geſandtſchaft und der Konſulate zu
verlaſ=
ſen wenn die bulgariſche Regierung nicht binnen 24
Stunden offen die Beziehungen zu den Feinden der
ſla=
wiſchen Sache und Rußlands abbricht, wenn ſie nicht
un=
verzüglich dazu ſchreitet, die Offiziere zu entfernen, welche
den Armeen der Staaten angehören, die ſich mit den
Mäch=
ten der Entente im Kriege befinden.
Ein Erklärung Radoslawows.
* Berlin, 4. Oktt. (Zenſ. Frkft.) Aus Budapeſt
wird dem Lokalanzeiger berichtet: Der Budapeſter Vilag
meldet aus Sofia: Radoslawow empfing eine
Ab=
ordnung der Mitglieder der mit der Genadiewgruppe
abermals vereinigten Stambulowpartei. Sie
er=
ſuchte den Miniſterpräſidenten, die Partei über die
Bal=
kanlage zu orientieren. Radoslawow erklärte
folgendes: Bulgarien kann mit Recht erhoffen, daß ſeine
Situation ſich vorteilhafter als bisher geſtalten wird. Die
für die nächſte Zukunft vorausſichtlichen weitern Ereigniſſe
verſprechen ſehr vorteilhafte Reſultate. Bulgarien wird
ſeine Grenzen gegen Nordweſten und Süden ausdehnen.
Unſer Verhältnis zu Rumänien iſt herzlich.
Der zwiſchen Rumänien und den Zentralmächten
aufge=
tauchte Konflikt iſt bereits beigelegt. Rumänien
wird während der ganzen Dauer der Offenſive der
Zen=
tralmächte gegen Serbien neutral bleiben, auch in
dem Falle, wenn am Balkan neue Komplikationen ent=
ſtehen. Die rumäniſche Regierung gab eine Erklärung ab,
wonach ſie bezüglich Serbiens desintereſſiert ſei.
Grie=
chenlands Haltung während der Offenſivel der
Zentralmächte gegen Serbien werde identiſch mit
Rumäniens Haltung ſein.
Ein Mitglied der Deputation fragte, ob der Zweck
der Mobilmachung der bulgariſchen Armee durch die
be=
waffnete Verteidigung der Neutralität erſchöpft werde.
Radoslawow antwortete: „Die Regierung teilte in einem
Zikulartelegramm an die auswärtigen Vertretungen offen
mit, daß die bulgariſche Mobiliſierung im Intereſſe der
Verteidigung der Rechte und Unabhängigkeit Bulggriens
für nötig befunden wurde. Die Notwendigkeit des Schutzes
der bulgariſchen Gebiete und der bulgariſchen Neutralität
trat für keinen Augenblick ein. Die Situation Bulgariens
und des bulgariſchen Kabinetts mache auch kein Suchen
nach Vorwänden notwendig.”
Dieſe Mitteilungen wurden von der Abordnung mit
großer Begeiſterung aufgenommen. Die offiziöſe Narodni
Prava ſchreibt im Zuſammenhang damit: Jedermann
kann erſehen, daß Tage der ſchwerſten Erprobungen und
Anſtrengungen anbrechen. Jedermann muß bereitſtehen,
das Teuerſte zu opfern. Wenn jedermann ſeine Pflicht
tut, wird Bulgarien größer und geachteter, keiner wird
hinter dem anderen zurückbleiben. Gehen wir alle
vor=
wärts!
Salonikials Operationsbaſis der Entente.
* Paris, 4. Okt. Der Temps meldet: Der
Vier=
verband teilte der griechiſchen Regierung mit, daß die
Vorſchläge zurückgezogen ſeien, die Bulgarien
gemacht, worden ſeien, um ſeine Teilnahme am Kriege
gegen die Türkei zu erlangen. Die Landung von
Franzoſen und Engländern in Saloniki ſei
unmittelbar bevorſtehend.
* Paris, 4. Okt. Die Preſſe nimmt die
Temps=
meldung von der bevorſtehenden Landung
franzö=
ſiſcher Truppen in Saloniki als Grundlage für
die Erörterung der bulgariſchen Frage. Die Nachricht wird
freudig aufgenommen. Die Preſſe erklärt ſogar,
Bulga=
rien habe den Verbündeten durch ſeine feindſelige
Hal=
tung einen großen Dienſt erwieſen, indem es ihnen
dadurch eine Truppenlandung in Saloniki geſtatte. Den
Verbündeten ſei jetzt der ſchnellſte Weg nach
Konſtantino=
pel geöffnet. Die Preſſe erklärt weiter, daß eine
Ver=
letzung der griechiſchen Neutralität nicht vorliege (aha!),
denn die Truppenlandungen in Saloniki erfolgen zum
Schutze Griechenlands. (!!) König Konſtantin werde ſich
kaum von den deutſchen Agenten beeinfluſſen laſſen, die
ihm nahelegten, gegen die Truppenlandung in Saloniki
zu proteſtieren. Griechenland habe ſeinerzeit gegen die
Beſetzung von Tenedos und Mytilene durch die
Verbün=
deten keinen Einſpruch erhoben. Auch diesmal liege kein
Grund vor, zu proteſtieren. Echo de Paris erklärt, der
Proteſt Griechenlands wäre nur ein Blatt
Papier, das ſich zwiſchen die Verbündeten und
Grie=
chenland ſtellen könnte. Wenn König Konſtantin glaube,
daß ein ſolcher Proteſt nichts koſte, ſo ſolle er bedenken,
daß man am teuerſten bezahle, was nichts koſten ſolle.
(Dies ſoll der franzöſiſchen Preſſe unvergeſſen bleiben,
wenn ſie wieder einmal über die Beſetzung Belgiens
jammert.)
* Bern, 4. Okt. Die italieniſche Preſſe
übernimmt allgemein die Mitteilung des Temps, nach der
die franzöſiſchen Truppen nach Mazedonien
geſandt werden ſollen und ihre Landung in Saloniki
bald zu erwarten ſei. Corriere della Sera erfährt aus
Rom, daß man die Landung in Saloniki jetzt für
unzwei=
felhaft hält. Dagegen ſei ſchwer feſtzuſtellen, was an
Ge=
rüchten von anderen vorbereiteten oder geplanten
Lau=
dungen wahres ſei. Man könne auch bei der
Zurückhal=
tung der leitenden Kreiſe in Italiſen nicht ſagen, ob
Ita=
lien an der Unternehmung des Vierverbandes in
Maze=
donien teilnehmen werde oder nicht. Doch wiſſe man
mit Sicherheit, daß die Teilnahme Italiens an einer
Lan=
dung in Saloniki bisher noch nicht beſprochen ſei, weil
man nur die Möglichkeit der Landung ſolcher Truppen in
Betracht gezogen habe, die augenblicklich den bei der
Dar=
danellenunternehmung beteiligten Truppen entnommen
werden ſollen.
* Berlin, 4. Okt. Nach dem Berl. Tagebl. ſei,
italieniſchen Blättern zufolge, die Ausſchiffung der
Ententetruppen im Zuſammenhang mit der
Bal=
kanaktion bereits im Gange. Die hierzu nötigen Truppen
wurden dem Dardanellenheere entnommen. Nach der
Tribuna hätte die Ausſchiffung in einem griechiſchen
Hafen begonnen; auch ſtänden ruſſiſche Landungen in
Varna und Burgas bevor, während in Sebaſtopol und
Odeſſa äusgedehnte militäriſche Vorbereitungen getroffen
würden.
Die Haltung Griechenlands.
* Die Meldungen über die Haltung Griechenlands
im Falle einer Landung von Truppen in Saloniki lauten
widerſprechend. Nach der Darſtellung der italieniſchen
Preſſe iſt offenbar das Abkommen Griechenlands mit der
Entente Tatſache, obwohl die offiziöſe Athener Patris
noch den Schein der Neutralität zu wahren ſucht, indem
ſie ſchreibt, die Anweſenheit Hamiltons genüge nicht,
einen diplomatiſchen Proteſt zu rechtfertigen, da ſchon
viele fremde Offiziere in Saloniki ſich aufgehalten hätten.
Die Patris fährt fort: Wenn Franzoſen und Engländer
infolge eines bulgariſchen Angriffs landen werden, wird
ſie Griechenland als Verbündete anſehen; wenn ſie jedoch
durchziehen wollen, nur um Serbien zu unterſtützen, wird
Griechenland dies trotz des Bündniſſes mit Serbien als
Verletzung der Nentralität anſehen und den
nötigen Proteſt einlegen.
T.U. Athen, 3. Okt. Die Stimmung in der
Armee und im Volke, die ſich gegen eine militäriſche
Hilfeleiſtung für Serbien ausſpricht, nimmt immer ſtärkere
Formen an. Die Blätter der Oppoſition wenden ſich ſehr
ſcharf gegen die Abſicht der Venizeliſten, mit Serbien
zu=
ſammen zu gehen. Dieſes Unternehmen wäre nicht
volks=
tümlich und ſein Ausgang ſehr zweifelhaft.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
5. Oktober: Vor Antwerpen die Forts Keſſel und
Brochem zum Schweigen gebracht. Die Stadt Lierre
und das Eiſenbahnfort an der Bahn Mecheln-
Ant=
werpen genommen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 5. Oktober.
* Perſonalien von der Heſſiſch=Preußiſchen
Eiſen=
bahngemeinſchaft. Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog hat folgenden Beamten der Heſſiſch=
Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft aus Anlaß ihrer
Ver=
ſetzung in den Ruheſtand die nachbenannten
Auszeich=
nungen verliehen: den Zugführern Kaſpar Kern,
Chriſtian Debor und Heinrich Germann zu
Frank=
furt a. M., ſowie dem Wagenmeiſter David Schachner
zu Mainz das Silberne Kreuz des Verdienſtordens
Philipps des Großmütigen; dem Packmeiſter Wilhelm
Ziſſel zu Worms, dem Weichenſteller Johann Ehmig
zu Wörrſtadt und dem Bahnwärter Peter Appel zu
Heidesheim das Allgemeine Ehrenzeichen mit der
In=
ſchrift „Für treue Dienſte‟. In den Ruheſtand verſetzt
wurden auf ihr Nachſuchen der Packmeiſter Wilhelm
Ziſſel zu Worms, die Zugführer Kaſpar Kern und
Chriſtian Debor zu Frankfurt a. M., der Zugführer
Heinrich Germann zu Frankfurt a. M., der
Wagen=
meiſter David Schachner zu Mainz und der
Weichen=
ſteller Wilhelm Stork zu Langen, ſämtlich in der
Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft.
* In den Ruheſtand verſetzt wurde der
Pfand=
meiſter Karl Jakobi zu Mainz auf ſein Nachſuchen
unter Anerkennung ſeiner bisherigen treuen Dienſte bis
zur Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit.
— Großh. Hoftheater. Dienstag, A 5, wird
„Wie einſt im Mai” in der bekannten Beſetzung
gegeben. Anfang 7 Uhr. Mittwoch, den 6., B 5, wird
„Die Jüdin” in der Neuinſzenierung des vorigen
Jahres und unter muſikaliſcher Leitung des
General=
muſikdirektors Felix von Weingartner wieder in den
Spielplan aufgenommen. Anfang 7 Uhr. Es gelten
die kleinen Preiſe. Donnerstag, den 7., C 5, wird die
erfolgreiche Operette „Die Puppe” wiederholt.
An=
fang 7½ Uhr. Auf dem Gebiete des Schauſpiels
be=
deutet die Aufführung von Shakeſpeares „Coriolan”
am Freitag, den 8. ds., ein beſonders intereſſantes
Er=
eignis. Das Werk geht zum erſten Male am
Hof=
theater in Szene. Die Titelrolle ſpielt Hans
Bau=
meiſter.
Die nächſte Wiederholung des „Parſifal”
findet Sonntag, den 10., D 6, ſtatt. Der Kartenverkauf
hierzu beginnt am Mittwoch, den 6. Oktober. Die
Ur=
aufführung des neueſten Werkes von Schnitzlers
„Komödie der Worte” findet gleichzeitig nur mit
dem Hofburgtheater in Wien hier am 12. Oktober ſtatt.
Die männlichen Hauptrollen in den drei Einaktern ſpielt
Bruno Harprecht, die drei weiblichen Hauptrollen ſind
mit den Damen Gothe, Meißner und Pils beſetzt.
Spiel=
leitung Hans Baumeiſter.
C Zum 68. Geburtstag Hindenburgs. Wie
wir vernehmen, hat die Stadtverwaltung an
General=
feldmarſchall v. Hindenburg zum 68. Geburtstag die
Glückwünſche der Stadt drahtlich übermittelt.
* 25jähriges Arbeitsjubiläum. Geſtern konnte der
Schriftſetzer Ludwig Felſenheimer auf eine 25jährige
Tätigkeit bei der L. C. Wittich’ſchen
Hofbuch=
druckerei zurückblicken. Dem Jubilar, der ſich durch
ſein offenes Weſen und treue Pflichterfüllung viele
Freunde und allſeitige Anerkennung erworben hat, wurden
von ſeinen Arbeitskollegen und der Geſchäftsleitung
herzliche Glückwünſche dargebracht, von ſeinen Chefs
wurde ihm ein Geſchenk überreicht. Auch ein Telegramm
ſeines Lehrmeiſters in Babenhauſen brachte ihm die
herz=
lichſten Glückwünſche.
* Kartoffel=Verſorgung. Der Oberbürgermeiſter gibt
bekannt: Die Ernte an Spätkartoffeln verſpricht einen
guten Ertrag. Weitreichende Verſorgung mit Kartoffeln
für Winter und Frühjahr iſt deshalb möglich und zu
emp=
fehlen. An alle Haushaltungen ergeht hiermit die
Auf=
forderung, ihren Kartoffelbedarf in der bisherigen Weiſe
und bei ihren bisherigen Lieferanten alsbald zu beſtellen.
Bei dem Mangel an Arbeitskräften und Geſpannen auf
dem Lande wird vielfach bahnamtliche Beſörderung
hier=
her erfolgen müſſen. Nach den ungünſtigen Erfahrungen,
die die hieſige Stadtverwaltung, wie ſo viele andere, im
vergangenen Winter mit dem Maſſenbezug und der
Maſſeneinlagerung von Kartoffeln gemacht hat, kann in
dieſem Jahr auf eine ſpätere Beſchaffung und Lieferung
von Kartoffeln durch die Stadt — auch an
Minderbemit=
telte — unter keinen Umſſtänden gerechnet
werden. Deshalb gilt es für jedermann, ſich alsbald
und reichlich mit Kartoffelvorräten vorzuſehen.
Die=
jenigen hieſigen Einwohner, die 1. nur ein verſteuerbares
Einkommen unter 3200 Mk. (Steuerklaſſe) haben, 2. einen
größeren Vorrat benötigen und Zahlung hierfür nicht in
einer Summe leiſten können, 3. Lieferung des
Kartoffel=
bedarfs durch Vermittlung der Stadtverwaltung gegen
Zubilligung ratenweiſen Abtrags erbitten wollen, werden
aufgefordert, unter Vorlage der Brotausweiskarte und
des Steuerzettels ihren Bedarf an Kartoffeln auf dem
Stadthaus, Zimmer Nr. 21, in der Zeit vom 7. bis
ein=
ſchließlich 15. Oktober an den Wochentagen vormittags
von 9 bis 12 Uhr anzumelden.
* Im Vereinslazarett „Alicehoſpital” fand am
Sonntag ein Unterhaltungsabend für
Ver=
wundete ſtatt. Muſikaliſche Darbietungen wechſelten
mit ernſten und heiteren Vorträgen ab. Beſondere
Ver=
dienſte erwarben ſich unter den Mitwirkenden vor allem
die den Beſuchern unſeres Hoftheaters wohlbekannten
Damen Frau Franziska Callwey=Boruttau und
Fräu=
lein Emma Mühlforth, die ihre vollendete Kunſt
in den Dienſt der guten Sache geſtellt hatten. Daß alle
Darbietungen dankbar aufgenommen wurden, bewieſen
die ſchlichten, warmen Dankesworte eines der feldgrauen
Zuhörer.
* Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft
beginnt Samstag, den 9. Oktober, mit ihrer Fiesjährigen
Wintertätigkeit. Carl Hauptmann wird abends
8 Uhr im Mathildenhöhſaal eigene Dichtungen
zur Vorleſung bringen. (Vgl. Anzeige im
Inſeraten=
teil des heutigen Blattes.)
* Das Konzert in der Pauluskirche, das von dem
jugendlichen Organiſten derſelben, Herrn Eberhard Delp,
am vorigen Mittwoch veranſtaltet wurde, hat nicht nur
einen guten künſtleriſchen, ſondern auch guten finanziellen
Erfolg gehabt. Es gingen 663,75 Mk. ein, die zum
größten Teil der Kriegsfürſorge der
Paulus=
gemeinde überwieſen werden konnten. Allen Künſtlern
und Künſtlerinnen, die ihre Kunſt in uneigennütziger
Weiſe in den Dienſt der Nächſtenliebe geſtellt haben, ſei
auch an dieſer Stelle herzlich gedankt.
* Konzert. Auf der Ludwigshöhe findet am
Mittwoch ein großes Militär=Konzert ausgeführt
von der Kapelle der II. Erſatz=Abteilung des Feld=Art.=
Regiments Nr. 61 (Leitung Herr Böhme), ſtatt. Der
Reinertrag wirdader Kriegsfürſorge überwieſen.
Schwurgericht.
-g. Vor dem Schwurgericht begann geſtern die auf
zwei Tage berechnete Verhandlung wegen des am 22.
Mai in Lampertheim bei Gelegenheit eines
Ein=
bruches verübten Mordes an der Witwe Frödert, und
zwar ſind angeklagt der am 10. März 1894 geborene
Kutſcher und Metzger Richard Drabick, und der am 23.
April 1896 geborene Metzger Albert Paliga, beide aus
Königshütte. Außer jener Mordtat ſind die beiden noch
einer Reihe anderer Straftaten beſchuldigt und auch
ge=
ſtändig.
Vertreter der Anklage iſt Oberſtaatsanwalt Dr.
Schwarz, Verteidiger Juſtizrat Dr. Bender und
Rechtsanwalt Dr. Brücher. Wegen der Länge der
Ver=
handlung werden zwei Erſatzgeſchworene ausgeloſt.
Zuerſt wird der Angeklagte Paliga vernommen; er
läßt ſich über die ihm zur Laſt gelegten Straftaten ſehr
eingehend aus und iſt bis auf unweſentliche Einzelheiten
wie in der Vorunterſuchung geſtändig. Er iſt der Sohn
eines Metzgermeiſters in Königshütte und beſuchte die
dortige Volksſchule; er ſei nicht gern in die Schule
gegan=
gen und habe auch nicht viel gelernt, doch ſpricht er Deutſch.
Mit 15 Jahren kam er bei ſeinem Vater in die Lehre.
Als im November der Ruſſeneinfall in Oberſchleſien
drohte, kamen die beiden Angeklagten mit den
wehrpflich=
tigen jungen Schleſiern hierher nach Darmſtadt. Paliga
fand bei dem Metzger Merſchroth in Hahn bei
Eſcholl=
brücken eine Stelle als Metzgergeſelle, die er jedoch nach
vierzehn 'Tagen wieder verließ, angeblich, weil ihm der
Lohn nicht hoch genug war. Bis zum 20. April war er
dann wieder bei ſeinem Vater tätig. An dem genannten
Tage hatte er ſich mit dem wieder nach Königshütte
zurück=
gebrachten Drabick zu einem Einbruch bei einem
Königs=
hütter Metzger verabredet, um ſich Reiſegeld zu verſchaffen;
ſie wollten nämlich wieder nach Darmſtadt zurück, weil es
ihnen in dieſer Gegend ſo gut gefiel. Sie erbeuteten etwa
500 Mark, womit ſie ſich auf die Reiſe begaben. In
Glei=
witz, Breslau und Berlin ſtaffierten ſie ſich aus und
mach=
ten ſich mit Frauenzimmern vergnügte Tage, bis das
Geld ziemlich alle war. Auch 50 Mark, die D. ſeiner
Mutter geſtohlen hatte, wurden mit durchgebracht. Der
Geburtstag des Paliga wurde beſonders feſtlich mit Sekt
begangen. Als dem Paliga auf dem Nachhauſeweg von
der Feier das eine Frauenzimmer davonlief, ſchlug er das
andere derart, daß er ſchließlich mit zur Polizeiwache
mußte
Nach mancherlei Irrfahrten wurden die beiden
Ange=
klagten bei Eſchollbrücken feſtgenommen und Drabick, da
er die militäriſchen Meldevorſchriften nicht erfüllt hatte,
ſofort als unſicherer Heerespflichtiger bei den 115ern
ein=
geſtellt. Paliga nahm in Ober=Ramſtadt eine Stellung
an, von wo er dann den Drabick wiederholt beſuchte. Am
16. Mai deſertierte Drabick unter Beihilfe des Paliga,
nachdem beide in der Kaſerne noch verſchiedene Einbrüche
verübt hatten, wobei ihnen zwei Revolver, ein
Hirſchfän=
ger und Zigarren in die Hände fielen. Drabick iſt wegen
der Deſertion bereits vom Kriegsgericht zu 5½ Jahren
Gefängnis verurteilt worden, Paliga hat ſich jetzt wegen
der Beihilfe zur Deſertion mit zu verantworten. Nach
dem Verlaſſen der Kaſerne in der Nacht zum 17. Mai
zogen die beiden aus, um ein Verbrecherleben zu führen,
wie ſie ſich verabredet hatten. Jeder, der ſich ihnen in
den Weg ſtellen würde, ſollte erſtochen oder erſchoſſen
wer=
den. Doch bemerkt Paliga wiederholt, daß er immer
unter dem Einfluß des Drabick gehandelt habe.
Am 20. Mai ſchon machten ſie einen Verſuch, auf
ver=
brecheriſche Weiſe zu dem erhofften Reichtum zu kommen.
Auf dem Wege von Hemsbach nach Laudenbach in Baden
trafen ſie den etwa 62jährigen Makler Jankau aus
Hemsbach. Paliga hielt dem alten Mann den Revolver
vor den Kopf und verlangte ſeine Barſchaft, die ihm dieſer
auch aushändigte; es war nur eine Mark. Als der alte
Mann davonlief, habe der Drabick ihn, den Paliga,
aus=
geſchimpft, daß er keinen Mut hätte; da habe er ſich
ge=
ſchämt und ſei dem Ueberfallenen nachgelaufen, um ihm
eins mit dem Meſſer zu verſetzen. Allerdings konnte er
dem Flüchtenden nur ein Paar Riſſe in der Kleidung
ver=
urſachen.
Am 21. Mai bettelten ſie auf dem Anweſen der
Frö=
dertſchen Eheleute in der Neuſchloßſtraße in Lampertheim.
Abends kehrten ſie zurück und übernachteten in dem leeren
Schweineſtall des Anweſens. Da kamen die beiden als
ſachverſtändige Metzger auf den Gedanken, daß die Leute
ihre Schweine verkauft haben, alſo eine erhebliche Summe
im Hauſe haben müßten. Drabick habe geſagt, das Geld
müßten ſie auf alle Fälle haben. Er habe wieder nicht
den Mut dazu gehabt, aber der Drabick habe ihn
aus=
geſchimpft und geſagt, er dürfe nicht davonlaufen. Von
10 bis 12 ſchliefen ſie dann wieder in dem leeren
Schweine=
ſtall und ſuchten ſich dann Eingang in das verſchloſſene
Haus. Drabick nahm ein in dem Stall vorgefundenes
Beil und öffnete damit die Haustür. Sie kamen zunächſt
in die unverſchloſſene Küche, wo ſie den Küchenſchrank
unterſuchten. D. brannte ein vorgefundenes kleines
Küchenlämpchen an, und, um Entdeckung zu verhüten,
ver=
klebten ſie das Küchenfenſter mit Zeitungen, die ſie mit
Butter feſtklebten. Dann tranken ſie erſt Kaffee und
mach=
ten ſich danach auf die Suche nach dem vermuteten
Geld=
vorrat. Paliga ging nach dem Boden hinauf, während
Drabick verſuchte, in das neben der Haustür gelegene
Zimmer zu gelangen; er nahm an, daß dies ein
Wohn=
zimmer ſei. Von außen drückte er die Scheibe ein, um
dann durch das Fenſter einzuſteigen. Als Paliga das
Scheibenklirren hörte, wollte er flüchten, wie er angibt,
doch D. habe ihn zurückgehalten. Durch das Eindrücken
der Fenſter aber war die in jenem Haus ſchlafende Witwe
Frödert aufgewacht, hatte die Tür geöffnet und gerufen
Was iſt draußen los! Die beiden Einbrecher hatten ſich
durch die geöffnete Tür in das Zimmer begeben, und D.
rief dem P. auf polniſch zu: „Stech ſie, ſtech ſie, ſonſt werden
wir erwiſcht.” Er, Paliga, habe vor Angſt gezittert, aber
um vor ſeinem Kumpan Mut zu zeigen, ſei er auf die
alte Frau zugegangen und habe ihr zugerufen: „Geld
oder Leben!” Als die Frau darauf laut aufſchrie, habe er
mit ſeinem Hirſchfänger auf ſie eingeſtochen. Durch den
Schrei war es im Hauſe lebendig geworden, deshalb
flüch=
teten die beiden Verbrecher. Auf Vorhalt gibt Paliga
zu, daß er nach der Tat zu Drabick geäußert habe, „das
Meſſer ſei eingegangen wie Butter”, und er hätte „jetzt ſein
Meiſterſtück gemacht”. Er habe viel geſagt, aber alles nur
aus „Renommage” beſonders weil ihm D. nach dem
Ueberfall auf den Jankau ſagte, er habe den Mann nur
angekratzt, weil er keinen Mut habe.
Von Lampertheim wanderten die beiden nach
Wein=
heim. Unterwegs verſetzte der Drabick ſeine Uhr, wofür
ſie zu eſſen bekamen. In Auerbach ſetzte ſich der
An=
geklagte D. auf ein vor einem Hauſe ſtehendes Fahrrad
der Firma Schade u. Füllgrabe, mit dem er nach
Eber=
ſtadt fuhr, wo er es für 18 Mark verkaufte. In
Darm=
ſtadt trafen ſich die beiden wieder. Sie verſetzten ihre
Mäntel, um Reiſegeld zu erlangen. Da das erlangte Geld
nicht bis Königshütte reichte, verſetzten ſie unterwegs auch
noch die beiden geſtohlenen Revolver. In Königshütte
verübten ſie noch drei Einbrüche bzw. Diebſtahlsverſuche,
die aber nicht mit zur Anklage ſtehen.
Die Vernehmung des P. nahm den ganzen Vormittag
in Anſpruch.
In der Nachmittagsſitzung wurde der Angeklagte
Drabick vernommen. Er verſuchte, die Urheberſchaft,
der ganzen Kette von Verbrechen dem Paliga zuzuſchieben.
Er wurde als uneheliches Kind geboren, erhielt aber eine
ordentliche Erziehung; auch er beſuchte die Königshütter
Volksſchule. Er beherrſcht die deutſche Sprache nur mit
Schwierigkeit. Den Paliga hat er ſchon von der
Schul=
zeit gekannt, doch erſt im April dieſes Jahres ſei er
wie=
der mit ihm in Berührung geweſen. Paliga wäre der
Urheber des Planes, nach Darmſtadt zu fahren und ſich
Geld durch einen Einbruch zu verſchaffen. P. habe in ihm
den Plan zur Deſertion erweckt; als Paliga in der
Ka=
ſerne eine Kiſte erbrach, ſei er ſo erſchrocken, daß er
ſich=
ſetzen mußte. Er beſtreitet, daß ſie ſich verabredet hätten,
jeden zu erſchießen oder zu erſtechen, der ſich ihnen in den
Weg ſtellen würde, wie er auch leugnet, etwas von der
Er=
preſſung an dem Makler Jankau gewußt zu haben. Er
ſei etwa 100 Meter vorausgegangen. Auch den
Einbruchs=
diebſtahl bei der Witwe Frödert habe Paliga angeregr,
er habe bei der ganzen Tat widerwillig im
Hinter=
grunde geſtanden. P. habe mit der linken Hand auf die=
Frau Frödert eingeſtochen. Die Klinge ſei bis zum Heft
blutig geweſen. P. nahm ein weißes Taſchentuch und
wiſchte damit das Meſſer ab. Als ſie beide in
Königs=
hütte zum Vater des P. kamen, wies dieſer ſeinen Sohn
fort, ſein Haus ſei kein Schweineſtall, er ſei ohne ſein
Wiſſen weggegangen und ſolle machen, daß er fortkomme.
Nach dem Gutachten des Kreisaſſiſtenzarztes Dr.
Engau ſind die beiden Angeklagten voll
zurechnungs=
fähig.
Kreisaſſiſtenzarzt Dr. Martin=Heppenheim
hat=
die Sektion der Leiche der Witwe Frödert vorgenommen.
Dem Wundbefund nach iſt das Meſſer bis zum Heft in
den Körper eingedrungen, das Herz war völlig
durch=
ſtoßen, und dieſe Wunde muß den ſofortigen Tod
her=
beigeführt haben.
Gerichtschemiker Dr. Popp=Frankfurt a. M.
erſtat=
tete hierauf ein ausführliches Gutachten über die von ihm
feſtgeſtellten Beweismittel, mit denen es gelang, die
bei=
den Angeklagten der Tat zu überführen, nachdem man
ſie in Königshütte am 29. Mai nach ihren verſchiedenen
Einbruchsverſuchen am Tage nach ihrer Rückkehr in die
Heimatſtadt verhaftet hatte. — Auf eine Reihe von
Zeu=
gen wird verzichtet. Der erſte Zeuge, der 62jährige
Vieh=
makler Leopold Jankau aus Hemsbach, bekundet, daß
der D. während des Ueberfalls unmittelbar dabei ſtand.
Als der P. das Geld erhalten hatte, ging dieſer zu D. und
rief ihm zu, jetzt haben wir das Geld. Die weitere
Zeu=
genvernehmung erbrachte nichts Bemerkenswertes. Nach,
Verleſung von Protokollen über Vernehmung
auswärti=
ger Zeugen wurde die Beweisaufnahme um ½8 Uhr
abends geſchloſſen. Heute vörmittag geht die
Verhand=
lung weiter.
Kunftnotfzen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., beren im Nach
ſtehenden Erwähnung geſchteht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Reſidenz=Theater am Weißen Turm. Herr
Bruno Harprecht, der beliebte Darmſtädter Künſtler,
gaſtiert zum erſten und bis jetzt einzigſten Malle im Fillm.
„Im Banne der Leidenſchaft” nennt ſich das dramatiſche
Lebensbild in 3 Akten. Das ſichere und glänzende Spiel
Bruno Harprechts kann man in dieſem Werk ſo recht
be=
wundern; Henny Porten, ſeine Partnerin, iſt ja alllen
Freunden der Kinematographie als außerordentlich
tüch=
tige Schauſpielerin bekannt, ſo daß dieſe beiden Namen
eine erſtklaſſige Darbietung garantieren. Ein großes
Zirkusdrama. in 4 Akten, „Fahrend Volk” und einige
kleinere Films machen den Spielplan zu einem
Weltſtadt=
programm. (S. Anz.)
Pfungſtadt, 4. Okt. (Die
Nahrungsmittel=
verſorgung.) Den drei hieſigen Flurſchützen wurden
in Anbetracht ihrer Dienſte, die ſie bei der Getreide= und
Mehlverſorgung unſerer Stadt leiſteten, außerordentliche
Belohnungen von 40 bis 100 Mark zugeſprochen. Der von
der Gemeinde in die Wege geleitete Umſatz an Getreide
und Mehl ſchloß im erſten Kriegsjahr mit 151 669,29 Mark
ab. — Von dem ſeither von der Stadtverwaltung
ver=
mittelten An= und Verkauf von Kartoffeln
will man für die Folge Abſtand nehmen, da man hofft,
daß der Nachfrage hieſiger Käufer von den Landwirten
zu mäßigen Preiſen entſprochen werden kann. Dagegen
beabſichtigt man, den Ankauf von größeren
Men=
gen Weißkraut in die Wege zu leiten, um den
Be=
darf zu decken. — Der von der Gemeinde eingerichtete
Fiſchverkauf bewährt ſich recht gut; allwöchentlich
werden über zwei Zentner Fiſche bezogen und abgeſetzt.
Offenbach, 3. Okt. (Einweihungeines
Kriegs=
denkmals.) Der in Geſtalt des Ritters Götz von
Ber=
lichingen auf dem Aliceplatz vor dem Kriegerdenkmal
er=
richtete Eiſerne Mann wurde heute vormittag
ent=
hüllt. Vor dem Denkmal hatten Verwundete, Offiziere,
Geſang= und Kriegervereine, Pfadfinder und
Jugend=
wehr Aufſtellung genommen. Die Fahnen der Vereine
bildeten an beiden Flanken einen Fahnenwald, als
pünkt=
lich um 11¼ Uhr die Großherzogliche Familie
nebſt Gefolge in zwei Automobilen ankam, von den
zahl=
reichen Anweſenden mit freudigem Hurra begrüßt.
Nach=
dem die Kapelle und die verbündeten Geſangvereine mit
„Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre” die Feier
ſtim=
mungsvoll eröffnet, hielt Oberbürgermeiſter Dr. Dullo
die Feſt= und Weiherede. Unter Führung von Profeſſor
Hugo Eberhardt beſichtigten dann der Großherzog,
die Großherzogin und die beiden Prinzen den Mann in
Eiſen und ſchlugen in die Bruſtwehr goldene Nägel ein.
Indeſſen ſangen die verbündeten Geſangvereine das
Alt=
niederländiſche Dankgebet, während die Spitzen der
Be=
hörden, der Stadt und des Militärs die erſten Nagelungen
vornahmen. Um 12 Uhr fuhren die hohen Herrſchaften
unter Hochrufen der Feſtverſammlung wieder zurück.
Mainz, 4. Okt. (Exploſion.) In einem Hauſe
der Lauterenſtraße entſtand geſtern nachmittag infolge
Un=
vorſichtigkeit eines Schloſſers, der einen Anſchluß an die
Gasleitung herſtellte, eine ſtarke Exploſion, die von
ſol=
cher Wirkung war, daß im Hauſe ſelbſt und in den
Nach=
barhäuſern faſt ſämtliche Fenſterſcheiben zertrümmert
wurden. Der Schloſſer zog ſich an den Händen und im
Geſicht erhebliche Brandwunden zu. Andere Perſonen
wurden nicht verletzt.
Guntersblum, 4. Okt. (Empfindlichen
Scha=
den) erlitt der Weingutsbeſitzer Röſch durch ein
Miß=
verſtändnis. R. ſchickte ſeinen Dienſtknecht in den Keller
um dort ein Weinfaß von erheblichem Umfang, das zur
Reinigung mit Waſſer gefüllt war, zu entleeren. Der
Knecht geriet aber an ein falſches und ließ ein großes
Faß 1911er Wein auf die Straße laufen. Der entſtandene
Schaden iſt naturgemäß groß. — Ein ähnliches
Miß=
geſchick paſſierte einem Weingutsbeſitzer in Alsheim.
Dieſem ſtürzte ſein Wagen im Orte um und erhebliche
Mengen des koſtbaren 1915er liefen in den Bach.
* Gießen, 3. Okt. Gleich wie andere Zeitungen hat
auch der Gießener Anzeiger mit Beginn des
Mo=
nats Oktober ſeinen Bezugspreis um 10 Pf.
monat=
lich erhöht.
Friedberg, 4. Okt. (Der Prüfungsausſchuß
für den Lebensmittelmarkt) des Kreiſes
Fried=
berg ſetzte den Höchſtpreis für beſte Süßrahmbutter auf
2,15 Mk. das Pfund feſt. Der Durchſchnittsverkaufspreis
in den Molkereien beträgt 2 Mk. Friſche deutſche Landeier
dürfen nicht teurer als 17 Pfennig das Stück verkauft
werden. Wegen der überreichen Obſternte wird eine
Preisfeſtſetzung vorläufig nicht vorgenommen.
Ober=Lais, 4. Okt. (Petroleumenteignung.)
Das Großh. Kreisamt enteignete ſämtliche
Petroleum=
vorräte in der Gemeinde und läßt nunmehr das
Petro=
leum durch die Bürgermeiſterei verteilen. Die gleiche
Maß=
regel wurde im benachbarten Steinberg getroffen, weil
mehrere Petroleumhändler den Verkauf der Ware
ver=
weigerten oder gar die Abgabe abhängig von anderen
Einkäufen machten.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 4. Okt. Zu einem Feſte
der Feldgrauen geſtalltete ſich die heutige Hauptprobe
des Philharmoniſchen Chors. Auf Anregung des Kaiſers
lud der Chorleiter, Profeſſor Siegfried Ochs, 1400
Feld=
graue aus Berliner Lazaretten ein. Vom Hofe war die
Prinzeſſin Auguſt Wilhelm erſchienen. Nach dem
Vor=
trag von „Deutſchland, Deutſchland über alles”, der durch
den Chor eingeleitet wurde, erfolgte die Aufführung, die
in Mag Bruchs Heldenfeier auch eine Neuheit brachte.
Da=
neben wurden deutſche Volkslieder aufgeführt, die von
Siegfried Ochs für den Chor geſetzt waren. Der
meiſter=
hafte Vortrag fand namentlich nach den Soldatenliedern
bei dem eigenartigen Auditorium, den begeiſterten Beifall,
an dem ſich auch die Prinzeſſin Auguſt Wilhelm lebhaft
beteiligte. — Generalfeldmarſchall von Hindenburg
hat an den Präſidenten des Preußiſchen
Abgeordneten=
hauſes, Grafen von Schwerin=Löwitz, auf das ihm
zu ſeinem Geburtstage überſandte Glückwunſchtelegramm
folgendes Antworttelegramm gerichtet: „Eurer Exzellenz
und dem hohen Hauſe der Abgeordneten danke ich herzlichſt
für die mir gütigſt ausgeſprochenen Glückwünſche. Gott
der Herr wird auch weiterhin mit unſeren Waffen ſein.
Feldmarſchall von Hindenburg.” — Wegen
Falſchmün=
zerei iſt der 19jährige, aus Dresden ſtammende
Schnei=
dergeſelle Hugo Guſch verhaftet worden. Er hatte einen
echten Schein zerſchnitten und ſich nach den einzelnen
Teilen Stempel ſchneiden laſſen, um mit dieſen falſche
Scheine zuſammenzuſtellen. Bei der Hausunterſuchung
fand man auch einige falſche Scheine.
Holzminden, 4. Okt. (Zugentgleiſung.) Der
D=Zug Nr. 30 entgleiſte geſtern nachmittag bei der
Eimfahrt=
in den Bahnhof Stadtoldendorf mit 24 Achſen. Die
Ma=
ſchine, der Tender, ein Packwagen und vier Wagen
ſtürz=
ten um. Ein Reiſender wurde ſchwer und fünf andere
leicht verletzt.
Roſtock, 4. Okt. (Eiſſenbahnunfall.) Geſtern
abend zwiſchen 5 und 6 Uhr fand am Bahnübergange
Satower Chauſſee ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem
Wagen der elektriſchen Straßenbahn der Strecke
Roſtock-Barnſtorf mit einem Perſonenzug der
Strecke Roſtock-Warnemünde ſtatt. Der
Straßenbahn=
wagen wurde aus dem Gleis gehoben und ſchwer
beſchä=
digt. Eine Perſon wurde getötet und mehrere verletzt.
Die Verletzten wurden von der Feuerwehr nach dem
Uni=
verſitätskrankenhaus gebracht.
Das Unglück ereignete ſich dadurch, daß ein Wagen
der elektriſchen Straßenbahn durch die geſchloſſenen
Schranken an der Bahnüberführung der Satower Chauſſee
fuhr. Eine Perſon wurde getötet, ein dreieinhalbjähriges
Kind und eine Dame wurden ſchwer, fünfzehn Perſonen
leicht verletzt. Der Getötete iſt der Profeſſor Kraſemann
aus Bützow.
Gneſen, 4. Okt. (Einführung des
Erzbi=
ſchofs.) In der Domkirche hat geſtern in feierlicher Weiſe
die Einführung des Erzbiſchofs Dalbor für die
Erzdiö=
zeſe Gneſen ſtattgeſunden.
Die Inſchrift auf dem
Reichstags=
gebäude.
* Berlin, 4. Okt. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt über die Inſchrift auf dem
Reichstagsgebäude: Von unterrichteter Seite geyt
uns nachſtehende Mitteilung zu: Nachdem nunmehr
be=
ſchloſſen worden iſt, daß das Reichstagsgebäude die
In=
ſchrift: „Dem deutſchen Volke!” erhalten ſoll,
be=
ſchäftigte ſich die Oeffentlichkeit mit der Frage, welche
Schriftzeichen für die Inſchrift gewählt werden ſollen.
Es iſt von einer Seite die Behauptung aufgeſtellt worden,
im Ausſchmückungsausſchuß ſei zuerſt vorgeſchlagen
wor=
den, lateiniſche Buchſtaben zu wählen, daß man dann aber
auf deutſche Schriftzeichen ſich geeinigt habe. Von gnderer
Seite wurde behauptet, daß die Anbringung laleiniſcher
Schriftzeichen beſchloſſen worden ſei, und es wurden
hieran heftige Angriffe geknüpft. Demgegenüber ſei hier
feſtgeſtellt, daß bei der Beratung im
Ausſchmückungs=
ausſchuß ſeitens der Vertreter der Regierung bei dem
Vorſchlag auf Anbringung der Inſchrift von vornherein
darauf hingewieſen worden iſt, daß es dem
Volks=
empfinden nicht entſprechen würde, wenn
Antiquaſchriftzeichen gewählt würden.
Die=
ſer Auffaſſung trat der Ausſchuß bei und beſchloß, daß
die Inſchrift in gotiſchen Buchſtaben ausgeführt werden
ſolle. Die Entwürfe der Inſchrift werden dem
Aus=
ſchmückungsausſchuß zur Beſchlußfaſſung vorgelegt.
Hier=
nach ſteht außer Zweifel, daß lateiniſche Schrift nicht in
Betracht gekommen iſt.
Der Krieg.
Der öſterreichiſchsungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 4. Okt. Amtlich wird verlautbart:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Der geſtrige Tag verlief ohne beſondere Ereigniſſe.
Die Lage blieb unverändert.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
An der Tiroler Front entfalteten die Italiener
eine lebhaftere Tätigkeit, die auf den Hochflächen von
Vilgereuth und Lafraun zu größeren und
andauernden Kämpfen führte.
Im Tonale=Gebiet wurde ein nach heftigem
Artilleriefeuer geſtern abend angeſetzter Angriff des
Fein=
des auf die Albiolo=Spitze blutig abgewieſen. Auf
der Hochfläche von Vilgereuth ſtanden unſere Stellungen
auf dem Plaut (nördlich des Maronia=Berges )ſeit frühem
Morgen unter dem Schnellfener ſchwerer und mittlerer
Geſchütze. Vormittags gingen von der bereitgeſtellten
feindlichen Infanterie ſchwache Abteilungen zu einem
vergeblichen Angriff por. Abends erneuerte der
Gegner dieſen Angriff mit ſtarken, hauptſächlich aus
Ber=
ſaglieri= und Alpini=Truppen zuſammengeſetzten Kräften
und kam nahe an unſere Hinderniſſe heran. In der Nacht
gelang es ihm, einen feldmäßigen Stützpunkt zu nehmen.
Unſere Truppen warfen ihn jedoch nach hartnäckigem, bis
in die Morgenſtunden währenden Kampfe wieder hinaus.
Soblieben alle Stellungen in unſerem
Beſitz.
Auf der Hochfläche von Lafraun zwang ſchon unſer
Geſchützfeuer die vorgehende Infanterie zu
verluſt=
reichem Rückzuge.
Auch im Raum von Buchenſtein wurde das Vorgehen
ſchwächerer Abteilungen leicht vereitelt.
An den übrigen Fronten keine weſentlichen Ereigniſſe.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
An der unteren Drina lebhafteres Geplänkel. —
Sonſt keine Ereigniſſe.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Zur Lage im Weſten.
TU Berlin, 4. Okt. Der Korreſpondent des B. T.
Bernhard Kellermann ſchreibt aus dem Großen
Hauptquartier: Auf der Front Armentieres-Arras haben
große Ereigniſſe nicht ſtattgefunden. Die Angriffe
erlahm=
ten und gingen in Kämpfe von Graben zu
Gra=
ben über. Beim Hohenzollernberge, bei der Höhe
weſt=
lich Givenchy, und in der Gegend von Höhe 140 wurde
beſonders zähe gekämpft. An dem Endteil dieſer Front
furchtbares Artilleriefeuer. Die beherrſchende Höhe 140
zwiſchen Givenchy, Angobelle und Vimy, die die
Franzo=
ſen behaupten, genommen zu haben, iſt feſt in unſerer
Hand.
TU Genf, 4. Okt. In ſeiner militäriſchen
Wochen=
betrachtung unterzieht General Cherfils im Gaulois
den erſten Akt der großen Schlacht im Weſten einer
kriti=
ſchen Würdigung. Er geſteht ein, daß die anſtürmenden
Franzoſen ihren Erfolg mit ganz beträchtlichen
Verluſten haben bezahlen müſſen. Eine der
voll=
kommenſten und mächtigſten
Organiſatio=
nen ſei nach hölliſchem, drei Tage und drei Nächte
wäh=
rendem Artilleriefeuer angegriffen worden. Das
Ergeb=
nis dieſer artilleriſtiſchen Vorbereitung war ungleich.
So groß auch der Wert einer derartigen Beſchießung
ge=
weſen ſein mag, ſo ſind doch noch genügend Verteidiger
übrig geblieben, und in ihrer Hand befinden ſich
noch genug Waffen.
* Kopenhagen, 4. Okt. Politiken ſchreibt in
einem Leitartikel, es ſehe zurzeit ſo aus, als ob der letzte
Durchbruchsverſuch der Alliierten an der
Weſtfront dasſelbe Schickſal haben würde
wie die vier vorhergehenden, nämlich, nach
einem kurzen Vordringen im Sande zu verlaufen.
Wenn der Durchbruchsverſuch hätte glücken ſollen, hätte
er Schlag auf Schlag durch alle Linien hindurch geführt
werden müſſen. Der Angreifer hätte genug Munition und
Truppen haben müſſen, um ihn ſoweit durchzuführen; es
ſcheine aber ſo, als ob Joffre weder genug Munition, noch
Reſerven hatte, um das Ziel zu erreichen. — Das ſei leicht
verſtändlich, denn es wäre eine ungeheure Menge
Muni=
tion dazu nötig, deren Aufſammlung Wochen erfordern
würde; die vorhandene ſei jetzt wahrſcheinlich ſchon
größ=
tenteils aufgebraucht. Auch könne man ſchließlich nur
eine beſtimmte Anzahl Diviſionen auf einem begrenzten
Gelände zum Angriff anſetzen. Deshalb ſeien ſchon vor
dem Durchbruchsverſuch in der Champagne verſchiedene
neutrale Militärſchriftſteller theoretiſch zu der
Behaup=
tung gelangt, daß ein Durchbruch im Weſten
un=
möglich ſei. Der franzöſiſche Sieg in der Champagne
habe zuerſt ausgeſehen, als wollte er dieſe Theorie
um=
ſtoßen, doch werde ſie ſchließlich doch wohl recht behalten.
Der Seekrieg.
Der engliſche Flaggenbetrug.
* Saßnitz, 4. Okt. Der Stettiner Dampfer „
Svio=
nia” der Reederei Kunſtmann iſt geſtern kurz nach 5 Uhr
nachmittags bei Arcona durch ein feindliches
U=Boot mit Geſchütz beſchoſſen worden. Das
Schiff wurde bei Stubbenkammer auf Strand geſetzt. 10
Mann der Beſatzung wurden in Kolliger Ort gelandet.
Der Reſt der Beſatzung mit dem Kapitän und
Steuer=
mann iſt nach Saßnitz unterwegs. Die Leute erzählen,
daß das U=Boot zunächſt die deutſche Flagge
führte, dann die engliſche Flagge ſetzte, und auf 400
bis 500 Meter ohne vorherige Warnung den Dampfer
be=
ſchoß. Daraufhin ſei die Beſatzung in die Boote
ge=
gangen.
Ein engliſcher Hilfskreuzer ſchwer
beſchädigt.
* Maa sluis, 4. Okt. Am Mittwoch wurde ein
engliſcher Hilfskreuzer, der am Verſinken
war, von zwei Fiſchdampfern nach Dover geſchleppt.
Engliſche Kriegsſchiffe vor der belgiſchen Küſte.
* Rotterdam, 4. Okt. Der Rotterdamſche Cour.
meldet aus Cadzand unterm 3. Oktober: Heute früh
um 6 Uhr beſchoſſen engliſche Kriegsſchiffe
wie=
derum die belgiſche Küſte. Nachdem ſie eine Anzahl
Schüſſe abgefeuert hatten, fuhren ſie wieder ab. Man
konnte die Schiffe durch den Nebel nicht ſehen. Als der
Nebel ſich verzog, bemerkte man über Zeebr ügge
ſchwere Rauchwolken. Flugzeuge flogen über die Küſte
hin und wurden von den Deutſchen heftig beſchoſſen. Ein
franzöſiſcher Zweidecker, mit einem engliſchen Offizier an
Bord, mußte in der Gemeinde Zuidſande am
Ant=
werpenſchen Polder eine Notlandung vornehmen. Der
Offizier wurde interniert.
Die engliſche Poſtſperre.
TU Kriſtiania, 4. Okt. Aus Bergen wird
gemel=
det, mehrere Dampfer der norwegiſchen Bergen-
Dront=
heim-Newcaſtle=Linie werden ſeit Mittwoch,
wahrſchein=
lich in Newcaſtle, zurückgehalten. Seit Donnerstag
iſt hier keine engliſche Poſt mehr eingetroffen.
Barzilai als Geſchichtsfälſcher.
* Berlin, 4. Okt. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt:
In der Rede, die der italieniſche Miniſter Barzilai in
Neapel gehalten hat, behauptete er der deutſche
Botſchaf=
ter in Konſtantinopel, Freiherr v. Wangenheim, habe
acht Tage vor der Ueberreichung des
öſterreichiſch=
ungariſchen Ultimtaums an Serbien dem
italieniſchen Botſchafter Marquis Garroni geſagt, das
Ultimatum werde ſo beſchaffen ſein, daß der Krieg
unaus=
bleiblich ſei. Barzilai folgert hieraus, daß es ſich um
eine Aggreſſivnote Oeſterreich=Ungarns und Deutſchlands
gehandelt habe, und Italien auf Grund des
Dreibundver=
trages, der ſich ausdrücklich nur auf einen Defenſivkrieg
be=
ziehe, weder zur Beteiligung am Kriege noch zur
Neutra=
lität verpflichtet geweſen ſei. Wir ſtellen hiermit feſt, daß
Freiherr v. Wangenheim zwar um die angegebene Zeit
mit Marquis Garroni die aus der Zuſpitzung der
öſterreichiſch=ſerbiſchen Beziehungen entſtandene
Kriegs=
gefahr beſprochen hat, die ihm nachgeſagte
Wen=
dung aber nicht gebraucht hat und aus dem
Grunde auch nicht brauchen konnte, weil
ihmebenſſo=
wenig wie der deutſchen Regierung der
Wortlaut des öſterreichiſch=ungariſchen
Ultimatums vorher bekannt war. Was die
Schlußfolgerung Barzilais betrifft, ſo iſt ſie ebenſo
unzu=
treffend. Artikel 4 des Dreibundvertrages, wie er im
öſterreichiſch=ungariſchen Rotbuch veröffentlicht worden iſt,
verpflichtete die Vertragſchließenden für den Fall zu
wohl=
wollender Neutralität, daß eine der Dreibundmächte in
ihrer Sicherheit durch eine andere Großmacht ſich bedroht
und genötigt ſehen ſollte, der ſie bedrohenden Großmacht
den Krieg zu erklären. Dieſer Fall lag am 1. Auguſt 1914
vor. Rußland hatte durch die Mobilmachung ſeiner
ge=
ſamten Streitkräfte die Sicherheit des Deutſchen Reiches
und Oeſterreich=Ungarns bedroht, und verweigerte die
Zu=
rücknahme dieſer Maßregel. Beide Mächte ſchritten daher
zur Kriegserklärung an Rußland und das ihm zur
Ge=
folgſchaft verpflichtete Frankreich. Für Italien lag
damit in Gemäßheit des Dreibundvertrages die Pflicht
Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn gegenüber vor,
zum mindeſten wohlwollende Neutralit ät
zu beobachten.
Von dieſer Pflicht wurde Italien durch die
Beſtim=
mungen des Artikels 3 des Dreibundvertrages nicht
ent=
bunden, der die Verpflichtung zur Kriegsfollge behandelte
und auf den Fall eines unprovozierten Angriffs auf einen
der Vertragſchließenden durch zwei Großmächte beſchränkte.
Selbſt wenn die italieniſche Regierung die Ueberzeugung
gehabt hätte, daß ein deutſch=öſterreichiſcher Aggreſſivkrieg
vorlag, war ſie durch den klaren Wortlaut des Artilels 4
zur wohlwollenden Neutralität
verpflich=
tet. Das erkannte die italieniſche Regierung ſelbſt an.
Am 3. Auguſt 1914 meldete die Tribuna, Marcheſe di San
Giuliano habe auf die Mitteilung von dem zwiſchen
Deutſchland und Rußland ausgebrochenen Kriege dem
deutſchen Botſchafter erklärt, daß Italien gemäß dem
Geiſte und Wortlaut des Dreibundvertrages Neutralität
beobachten werde.
Der Miniſter ſtellte des weiteren in ſeiner Rede die
Behauptung auf, daß, als Italien ſich von der Türkei
Eiſenbahnkonzeſſionen in Adalia geben ließ, die Deutſche
Bank Agenten nach der betreffenden Zone ſandte, die
unter dem Vorwande, landwirtſchaftliche Maſchinen zu
verkaufen, die Ländereien zu kaufen verſucht haben, durch
die die Eiſenbahn habe führen müſſen. Es ſei hiermit
feſtgeſtellt, daß die italieniſche Regierung ſich bewußt war,
daß die Gegend von Adalia zum mindeſten zur
Inter=
eſſenſphäre der deutſchen Bagdadbahn=
Geſellſchaft gehörte. Bevor ſie daher die
Kon=
zeſſionserteilung für die Eiſenbahn in Adallia bei der
Pforte nachſuchte, bemühte ſie ſich darum, das
Einver=
ſtändnis Deutſchlands zu erlangen. Dieſes wurde ihr
deutſcherſeits in bundesfreundlicher Geſinnung
bereitwil=
ligſt ausgeſprochen. Auch befürwortete die kaiſerliche
Re=
gierung die Erteilung einer Konzeſſion an Italien bei der
Pforte. Ihren Dank hierfür ſcheint die italieniſche
Re=
gierung nunmehr durch Barzilai zum Ausdruck bringen
zu wollen, an deſſen Erzählung von der Entſendung eines
Agenten der Deutſchen Bank zum Ankauf von Ländereien
nach Adalia kein wahres Wort iſt.
Zum Weberausſtand in Oberitalien.
T.U Von der Schweizer Grenze, 4. Okt.
Der Weberausſtand nimmt immer größeren
Umfang an. Die Induſtriellen ſchlugen als letztes
Angebot eine Lohnerhöhung von 10 Prozent und höchſtens
40 Prozent vor, was abgelehnt wurde. Wird bis heute
keine Einigung erzielt, ſo werden alle anderen
organiſier=
ter Arbeiter erſucht werden, ebenfalls die Arbeit
einzu=
ſtellen. Inzwiſchen haben ſich die Metallarbeiter
bereits der Bewegung angeſchloſſen.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 4. Okt. (Meldung des
Wie=
ner Korreſpondenzbureaus.) Nach einem Telegramm
aus Adalia beſchoſſen vorgeſtern zwei
Torpedo=
boote, darunter ein franzöſiſches, die Stadt mit etwa 100
Geſchoſſen. Das Städtiſche Spital diente, obwohl die
Flagge des Roten Halbmondes über ihm flatterte,
haupt=
ſächlich als Zielſcheibe und wurde zerſtört. Ein
Kran=
ker iſt getötet. Die feindlichen Schiffe feuerten ſodann 41
Schüſſe gegen die Ortſchaft Techirali. Abends
vor=
her hatten ſie Kalamaki an derſelben Küſte beſchoſſen,
wobei ſie ein dem Miniſterium für fromme Stiftungen
gehöriges Gebäude zerſtörten.
Aus Arzerum wird gemeldet, daß mit Ausnahme
von Scharkiützeln an der Grenze dieſes Wilajets Ruhe
herrſcht. Türkiſche Abteilungen trieben in öſtlicher
Richtung ein ruſſiſches Kavallerieregiment und ein
Infan=
teriebataillon zurück. Ein türkiſcher Feldwebel mit acht
Mann zeichnete ſich bei dieſer Gelegenheit gegen
über=
legene ruſſiſche Kräfte beſonders aus. — Im
ruſſi=
ſchen Heere wütet die Cholera.
* Berlin, 4. Okt. Das B. T. meldet aus
Amſter=
dam: Dem Daily Chronicle zufolge hat der
amerika=
niſche Botſchafter in Konſtantinopel der Pforte
das Anerbieten geſtellt, alle Armenier, die jetzt aus
ihren Wohnplätzen entfernt worden ſind, nach Amerika
bringen zu laſſen.
Die Balkanſtaaten.
Ausſchiffung franzöſiſcher Truppen in Saloniki.
* Mailand, 4. Okt. Die Blätter melden aus Athen:
Der franzöſiſche Geſandte übermittelte dem
Miniſterpräſi=
denten Venizelos folgenden Brief:
Auf Befehl meiner Regierung beehre ich mich, Eurer
Exzellenz die Ausſchiffung der erſten
Abtei=
lung franzöſiſcher Truppen in Saloniki
anzu=
zeigen und gleichzeitig zu erklären, daß Frankreich und
England als Verbündete Serbien ſeine Truppen zu Hilfe
ſchicken und auch, um die Verbindung mit Serbien aufrecht
zu erhalten. Bei dieſen Maßnahmen rechne ſie auf
Griechenland, das bis heute immer die Beweiſe ſeiner
Freundſchaft gab, damit es ſich den getroffenen
Maßnah=
men nicht widerſetzt, die im Intereſſe Serbiens, mit dem
es ja auch verbündet iſt, getroffen wurden.
Venizelos antwortete hierauf: Im Namen
Grie=
chenlands habe ich die Ehre, Eurer Exzellenz zu erwidern,
daß die königliche Regierung, die im europäiſchen Kriege
neutral iſt, die unternommenen Schritte nicht
gut=
heißen kann, die der griechiſchen Neutralität
einen um ſo empfindlicheren Schlag verſetzen, als ſie von
zwei großen kriegführenden Nationen unternommen
wur=
den. Die königliche Regierung hat die unabweisbare
Pflicht, gegen den Durchmarſch von Truppen durch
helleniſches Gebiet Einſpruch zu erheben. Der
Umſtand, daß die Truppen allein zur Hilfe Serbiens, des
Bundesgenoſſen Griechenlands, beſtimmt ſind, ändert in
keiner Weiſe die juriſtiſche Lage der
Regie=
rung. Denn auch durch die Gefahr, von der Serbien
gegenwärtig bedroht iſt, und die Entſendung
inter=
nationaler Truppen veranlaßt hat, darf aus der
Verwirk=
lichung des Casus köderis kein Nachteil für die griechiſche
Neutralität erwachſen.
* Mailand, 4. Okt Der Sonderberichterſtatter des
Corriere della Sera in Athen drahtet: General
Hamil=
ton, der Höchſtkommandierende der engliſch=franzöſiſchen
Dardanellenſtreitkräfte iſt am Donnerstag unerwartet in
Saloniki eingetroffen. Hamilton erklärte,
be=
auftragt zu ſein, die Ausſchiffung der Truppen
vorzubereiten, die die Vierverbandsmächte nach
Mazedonien ſchicken, und die zuſammen mit dem
griechi=
ſchen Heer gegen einen bulgariſchen Angriff auf Serbien
operieren würden. Die Nachricht von dem unerwarteten
Beſuche Hamiltons verurſachte in den diplomatiſchen
Kreiſen Athens große Bewegung. Die Lage
erſcheint allen ſehr ernſt.
Die amtliche Patris ſchreibt dazu, Hamilton habe
keinen Schritt unternommen, der beunruhigen könne, da
er nicht der erſte fremde Offizier ſei, der Saloniki poſſiere.
Der einzige beunruhigende Umſtand ſei die
Zuſammen=
kunft Hamiltons mit dem griechiſchen General
Moſcho=
pulos, dem kommandierenden General des 3.
Armee=
korps, von dem ſich Hamilton verſchiedene Auskünfte für
den Fall der Ausſchiffung von nach Serbien beſtimmten
Truppen habe geben laſſen. Moſchopulos habe ſofort das
Miniſterium davon in Kenntnis geſetzt, und der
Mini=
ſterrat prüfe die Frage ſorgfältig. Das Blatt
führt aus, daß die bloße Gegenwart Hamiltons in
Salo=
niki augenblicklich noch keine diplomatiſchen Schritte
Grie=
chenlands verlange. Es würden einige Erklärungen
über die Unterredung Hamiltons mät
Moſchopulos eingeholt.
Im Falle einer Truppenlandung in
Salo=
niki gebe es zwei Möglichkeiten für Griechenland: Wenn
die Truppen des Vierverbandes wegen eines bulgariſchen
Angriffs auf Serbien gelandet würden, ſo würden die
Vierverbandsmächte als Verbündete Griechenlands
be=
trachtet werden. Wenn ſie jedoch nach Serbien gingen,
um Serbien Hilfe gegen deutſche Truppen
zu leiſten, ſo wäre der Durchmarſch ein
Neutrali=
tätsbruch und die griechiſche Regierung würde die
nötigen Schritte tun. Der Berichterſtatter des
Cor=
riere della Sera fügt hinzu, daß ſich Hamilton mit 50
Offi=
zieren, vielen Pferden und einigen Automobilen in
Salo=
niki ausgeſchifft habe. Das Volk habe ihn freundlich
empfangen. Hamitlon habe mit ſeinen Offizieren eine
Automobilfahrt um Saloniki unternommen; man glaube,
um einen günſtigen Landungsplatz ausfindig zu machen.
Bulgarien vor der Entſcheidung.
* Berlin, 4. Okt. Von einer unterrichteten
bulgari=
ſchen Perſönlichkeit wird der Telegraphen=Union verſichert,
daß die Regierung in Sofia aller
Wahrſcheinlich=
keit nach das ruſſiſche Ultimatum überhaupt
nicht beantworten wird. Man erwartet in
Bul=
garien mit völliger Gelaſſenheit die Abberufung aller
Entente=Geſandten aus der Hauptſtadt des bulgariſchen
Reiches vorausſichtlich noch für den heutigen Tag. Man
hält gleichzeitig das Abgehen einer Kriegserklärung
Ruß=
lands an Bulgarien für durchaus gegeben.
T.U. London, 4. Okt. Daily News melden aus
Petersburg, die Ententemächte hätten abermals bei
Rumänien und Griechenland Schritte
unter=
nommen, um Bulgarien mitzuteilen, daß ein Angriff
Bulgariens auf Serbien die ernſteſten Folgen
nach ſich ziehen würde.
T.U. Kopenhagen, 4. Okt. Zum ruſſiſchen
Ultimatum an Bulgarien ſchreibt das der
däni=
ſchen Regierung naheſtehende Blatt Politiken: Es iſt
kaum anzunehmen, daß die Antwort Bulgariens
derart lauten wird, daß ſich eine Kataſtrophe
vermeiden läßt; vielmehr iſt es wahrſcheinlich, daß
der Kriegsbrand im Laufe der nächſten Tage die
ganze Balkanhalbinſel umſpannen wird.
Ein Vorſchuß an Griechenland.
T.U. Rom, 4. Okt. Nach einer Meldung der
Tri=
buna aus Athen hat Griechenland von den
Ententemäch=
ten einen Vorſchuß von 30 Millionen
Francs für die Koſten der Mobilmachung erhalten.
Der Belagerungszuſtand über Athen und
den Piräus.
* Mailand, 4. Okt. Mailänder Blätter erfahren
aus Athen, daß der König geſtern das Dekret der
Ver=
hängung des Belagerungszuſtandes über
Athen und den Piräus unterzeichnet hat. Die
Ver=
fügung tritt jedoch erſt in einigen Tagen in Kraft.
* Berlin, 4. Okt. Die Voſſiſche Ztg. meldet: Die
Zahl der Krieger, die das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe
in der deutſchen, öſterreichiſch=ungariſchen und türkiſchen
Armee tragen, beträgt jetzt über 5000.
* Wien, 4. Okt. Der Namenstag des
Kai=
ſers wird in der ganzen Monarchie feſtlich begangen.
Ueberall werden Feſtgottesdienſte abgehalten. Wien
prangt in reichem Flaggenſchmuck. Sowohl von
öffent=
lichen wie von Privatgebäuden wehen Fahnen in den
öſterreichiſchen und ungariſchen Farben.
* Konſtantinopel, 4. Okt. Kaiſer Franz
Joſeph hat dem Oberbefehlshaber der
Dardanellen=
armee, Marſchall Liman von Sanders=Paſcha,
das Großkreuz des Leopoldsordens mit der
Kriegsdeko=
ration, und dem Vizeadmiral Souchon=Paſcha und
dem General Bronſart von Schellendorf das
Militärverdienſtkreuz zweiter Klaſſe mit der
Kriegsdeko=
ration verliehen.
Die dritte Kriegsanleihe.
* Berlin, 4. Okt. Auf die dritte Kriegsanleihe
ſind bis zum 2. Oktober einſchließlich fünf
Milliar=
den Mark eingezahlt worden.
* Berlin, 4. Okt. Zu dem
Einzahlungs=
ergebnis von 5 Milliarden bis zum 2.
Septem=
ber auf die Kriegsanleihe bemerken die Blätter,
daß dieſe Einzahlungen nicht minder wie das
Zeichnungs=
ergebnis ſelbſt über alle Erwartungen hinausgehen.
An=
ſtatt der bis zum 18. September zu leiſtenden Einzahlung
von 30 Prozent ſind ſchon jetzt 42 Prozent eingezahlt.
Letzte Nachrichten.
* Karlsruhe, 4. Okt. Die Seismographen der hieſigen
und der Durlacher Erdbebenwarte verzeichneten geſtern
früh ein ſtarkes Fernbeben in 9000 Kilometer
Ent=
fernung.
* Bremen, 4. Okt. Die Rettungsſtation Barhoeft der
Deutſchen Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger
tele=
graphiert: Heute von dem Fiſcherboot „Seeadler”,
Fiſcher Oeſterreich, geſtrandet auf der Sandbank Dock,
mit Fiſchen von Darſſerort nach Stralſund beſtimmt, zwei
Perſonen gerettet durch das Rettungsboot der Station
Barhoeft. Nordoſtſturm mit Regen.
* Kopenhagen, 4. Okt. Die ordentliche Tagung des
Reichstages wurde eröffnet; das Präſidium wurde
wiedergewählt.
* London, 4. Okt. Die Blätter melden, daß es
ge=
lungen ſei, eine drahtloſe telephoniſche
Ver=
bindung über eine Strecke von 2500 engliſchen Meilen
zwiſchen Arlington (Virginia) und Mare Island (
Kali=
fornien) herzuſtellen. Die Stationen ſtehen gegenwärtig
unter der Verwaltung des Marinedepartements.
In=
tereſſenten der drahtloſen Telegraphie erklären, daß es
nach dem Kriege möglich ſein werde, von Amerika nach
Europa zu ſprechen.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 4. Okt. Börſenſtimmungsbild.
Die Börſenkreiſe legten ſich heute wieder große Reſerve
auf: die Umſätze gewannen nur in wenigen Werten
größere Ausdehnung. Deutſche Anleihen konnten die
Kurſe gut behaupten Von ruſſiſchen Fords waren
ver=
ſchiedene Anleihen für holländiſche Rechnung gefragt, es
mangelte aber an Angebot. Von Induſtriepapieren
wur=
den namentlich Vereinigte Deutſche Nickelwerke und
Sachſenwerke umgeſetzt. Von ſchweren Montanpapieren
erfreuten ſich Phönix Bergbau vermehrten Intereſſes,
an=
geblich auf günſtige Stahlberichte. Oberſchleſiſche Werte
waren dagegen angeboten. Wechſelkurſe waren bei ſtillem
Geſchäft wenig verändert. Geldmarkt flüſſig.
Landwirtſchaftliches.
— Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 4. Oktober. Auftrieb: 48 Schweine. Preiſe für
50 Kilo Schlachtgewicht 175—178 Mk. Zutrieb von
Land=
ſchweinen. Preiſe für 50 Kilo Schlachtgewicht. 173 Mk.
Marktverlauf: Mäßig, Ueberſtand.
— Frankfurt a. M., 3. Okt. (Viehhof=
Markt=
bericht.) Auftrieb: 2097 Rinder (322 Ochſen, 42 Bullen,
1733 Kühe), 406 Kälber, 86 Schafe, 890 Schweine. Ochſen:
a) 1. 70—80 (135—138), 2. — (—), b) 65—70 (124—129),
c) 60—64 (112—120) Mk.; Bullen: a) — (—), b) 66—72
(118—124), c) 58—62 (105—110) Mk.; Kühe: a) 65—73
(120—135), b) 60—66 (115—125), c) 1. 55—62 (110—124),
2. 50—56 (100—112), d) 39—46 (78—92), e) 30—38 (68
bis 87) Mk.; Kälber: a) — (—), b) — (—), c) 78—82 (128
bis 137), d) 72—78 (122—131), e) 68—72 (115—122) Mk.;
Schafe: a) und b) 60—62 (130—135) Mk.; Schweine: a) 140
bis 150 (175—185) b) 136—144 (170—180), c) und d) 140
bis 150 (175—185) Mk. Marktverlauf: Rinder lebhaft,
Kälber und Schafe ruhig, geräumt, Schweine gedrückt;
bleibt Ueberſtand.
Frucht= und Futtermittelmarkt. Der
Ge=
treidemarkt iſt ſtill, da ausländiſche Ware fehlt.
Futter=
mittel feſt. Kokoskuchen 63,50—65,00 Mk., Leinkuchen 67
bis 68 Mk. Angebot iſt ſehr klein.
Briefkaſten.
B. B. Durch Zwang wird die Auskunft nicht zu
er=
langen ſein, außer in einem Verfahren gegen den Sohn
auf Unterhalt. Da Ihr Vater unterhaltsbedürftig
iſt, kann er von dem Sohn Unterſtützung fordern.
Be=
dienen Sie ſich doch hierbei der Hillfe einer der hieſigen
Rechtsſchutzſtellen, die Ihnen wohl gern behilflich ſind,
da nach Ihrer Mitteilung Ihr Vater vermögenslos iſt.
Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 337
enk=
hält u. a.: Infanterie=Regimenter Nr. 116, 117, 118;
Land=
ſturm=Infanterie=Bataillon Erbach; Landſturm=Infanterie=
Erſatz=Bataillon I Darmſtadt; Dragoner=Regiment Nr. 24.
Weiter ſind erſchienen die Bayeriſche Verluſtliſte Nr. 223,
die Sächſiſche Verluſtliſte Nr. 199 und die
Württember=
giſche Verluſtliſte Nr. 272.
I, 13915
Deutsche Bank Darmstadt
Stahlkammer-Anlage
Vermietung von Schrankfächern
zu mässigen Preisen.
(X,13349
Familiennachrichten.
Statt Karten!
Die glückliche Geburt ihres zweiten
Töchterchens zeigen hocherfreut an
Dipl.-Ing. Karl Conrad, Oberingenieur
und Frau Alice, geb. Schnabel.
Gleiwitz, den 1. Oktober 1915.
(*4748
Todes=Anzeige.
Für das Vaterland fiel unſer lieber Sohn,
Bruder, Enkel und Neffe
(13972
Lehramtsreferendar
Dr. Hermann Schüler
Leutnant der Reſ. im Reſ.-Inf.-Regt. Nr. 81.
Darmſtadt, den 3. Oktober 1915.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Profeſſor Otto Schüler.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
und Onkel
Es iſt beſtimmt in Gottes Rat,
Daß man vom Liebſten, was man hat,
muß ſcheiden.
Den Heldentod fürs Vaterland ſtarb
am 25. September im Kampfe gegen
die Engländer mein innigſtgeliebter
Mann, der gute Vater ſeines Kindes,
unſer lieber Sohn, Bruder, Schwager
Georg Rautenſtrauch.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Anna Rautenſtrauch, geb. Bernius,
und Kind
Familie Georg Rautenſtrauch, Caſſel
Familie Georg Bernins.
Darmſtadt, den 4. Okt. 1915. (*4801
Kaupſtraße 51.
Todes=Anzeige.
Verwandten und Bekannten die traurige
Nachricht, daß am Sonntag abend ½12 Uhr
mein guter Gatte, unſer treubeſorgter,
liebe=
voller Vater, Großvater, Schwiegervater,
(*4794
Schwager, Bruder und Onkel
Jakob Getroſt
nach langen, mit großer Geduld ertragenen
Leiden durch einen ſanften Tod erlöſt wurde.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 5. Oktober 1915.
Liebfrauenſtraße 74.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 6. lf. Mts.,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Blumenſpenden ſind nicht im Sinne des
Verſtorbenen.
Statt beſonderer Anzeige.
Am 22. September erlitt den Heldentod
fürs Vaterland in Rußland mein innigſtgeliebter
Sohn, unſer guter, treuer Bruder, Schwager
und Onkel
(*4820
Cmil Weilker
im 32. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Jakob Weicker Wwe.
Darmſtadt, den 4. Oktober 1915.
Dankſagung.
Allen, die uns in unſerem großen
Schmerze ihre liebevolle Teilnahme
erwieſen, ſagen wir unſeren innigſten
(13988
Dank.
Emilie Fauſtmann,
Friederike Fauſtmann,
Leonore Schneider,
geb. Fauſtmann,
Hophie Schneider.
Darmſtadt, den 5. Oktober 1915.
Dankſagung.
Auf dieſem Wege ſagen wir Allen,
die meinem lieben Manne, unſerem
treuſorgenden Vater das letzte Geleit
gaben, und denen die uns ihre Teilnahme
an unſerem herben Verluſte fühlen
ließen, beſonders durch die zahlreichen
Blumenſpenden, unſeren innigſten
(B13990
Dank.
Familie Wolff
Familie Moſcheroſch.
Am 29. September starb den Heldentod für das
Vaterland (durch in den Kopf getroffenen Granat-
Splitter) mein heissgeliebter, herzensguter Sohn,
unser Bruder und Enkel
Herhreh-AAuffer
Ersatz-Reservist Res.-Inf.-Regt. 87/8
im Alter von 29 Jahren.
In tiefstem Schmerz:
Katharina Müller, geb. Grein.
Geschwister Elisabeth und Käthe.
Heinrich Grein.
Familie Klinger.
Darmstadt, 4. Oktober 1915.
Todes=Anzeige.
Am 25. September d. J. fiel auf
Frank=
reichs Erde unſer lieber, herzensguter Sohn und
Enkel, Bruder, Bräutigam und Neffe
Kar. Baup
Leutn. d. R.
im Alter von 23 Jahren.
In tiefſter Trauer:
Familie Gg. Ph. Daub III.,
Metzgermeiſter,
Marg. Rothenhäuſer Wwe.,
Marie Gunkel, als Braut.
Groß=Bieberau und Roßdorf
den 4. Oktober 1915.
(*4729
Wetterbericht.
Bei wechſelnder Bewölkung ſind in der Sonntag Nacht
überall leichte Niederſchläge gefallen. Die Temperaturen
lagen geſtern etwas höher. Eine Aenderung des
unbe=
ſtändigen Wetters tritt zunächſt nicht ein.
Wetterausſichten für Dienstag: Wechſelnd bewölkt,
vereinzelt leichte Regenſchauer, milder.
Tageskalender:
Dienstag, 5. Oktober.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende gegen
10½ Uhr (Ab. A.): „Wie einſt im Mai”.
Verſteigerungskalender.
Mittwoch, 6. Oktober.
Hofreite=Verſteigerung des Heinrich Schäfer
(Moosbergſtraße 94) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht II.
Gewerbemuſeum (Neckarſtraße 3). Täglich geöffnet
von 11—1 Uhr; bei Sonderausſtellungen auch werktags
nachmittags von 3—5 Uhr.
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Haus H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Maſſen=Verkauf
Schafnaſen
ſolange Vorrat
10 Pfund 60 Pfennig
Gelee=Aepfel
10 Pfund 50 Pfennig
Gellerts Butterbirnen
das Feinſte extraſchön
10 Pfund 1,50 Mark
empfiehlt (*4755
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Karlſtraße 24. Teleph. 478.
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Mett=
wurſt heute noch bill. als
Feldpoſt=
ſendungen. Mollerſtr. 36. (*4781
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Freudenberger,
Bleich=
haben,
ſtraße 13, Telefon 1265. (*4805
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(13983
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iſt wieder eingetroffen (*4677gi
Grafenſtraße 33 (Lad.).
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à Pfund 5 Pfennig
Pfund- und Zentnerweise.
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Herſchaften! HabeimAluſtrag ea.
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auf dem Acker zu verk. (*4719
P. Walter, Arheilgerſtr. 150.
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ſchrank, 2 Glasſchränke, geeign.
für Ladenzwecke, Schreibtiſch,
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Ver=
ſchiedenes. Gardiſtenſtr. 4 p.
tebrauchter Ofen zu verkaufen
4726) Liebigſtr. 43, 1. St.
Amtliche Nachrichten des Großh. Kreisamts Darmſtadt.
In Wallerſtädten (Groß=Gerau) iſt die Maul= und
Klauen=
ſeuche ausgebrochen.
In Raunheim (Kreis Groß=Gerau) iſt die Maul= und
Klauen=
ſeuche erloſchen.
In Seligenſtadt (Kreis Offenbach) iſt die Maul= und
Klauen=
ſeuche erloſchen.
(13980
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 1 Spitzhund, 1 Foxterrier, 1 Jagdhund. 1 deutſcher
Schäferhund, 1 Spitzhund (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Ver=
ſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werk=
tag, vorm. um 10 Uhr, ſtatt.
(13970
Bas Einhalten der Tauben zur Saatzeit.
Ich beſtimme hiermit, daß die Tauben von nun ab bis zum
28. Oktober I. Js. eingeſperrt gehalten werden müſſen.
Zuwiderhandlungen werden nach Art. 39 Ziffer 2 des
Feld=
ſtrafgeſetzes mit Geldſtrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu
einer Woche beſtraft.
Mit Rückſicht auf die großen Schäden, die von den Tauben
zur Saatzeit angerichtet zu werden pflegen, muß auch in dieſem
Jahre eine genaue Beobachtung der Vorſchrift im
landwirtſchaft=
lichen Intereſſe im Hinblick auf die dringend notwendige
Scho=
nung und pflegliche Behandlung des Saatgutes verlangt werden.
Dem Polizei= und Feldſchutzperſonal iſt die ſtrengſte
Durch=
führung dieſer Anordnung anempfohlen.
Auf Militärbrieftauben der Mitglieder des hieſigen
Brieftauben=
klubs findet Vorſtehendes nur inſoweit Anwendung, als dies das
Reichsgeſetz vom 28. Mai 1894, den Schutz der Brieftauben betreffend,
zuläßt.
Darmſtadt, den 29. September 1915.
(13981iii
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Schmitt.
Kartoffel=Verſorgung.
Die Ernte an Spätkartoffeln verſpricht einen guten Ertrag.
Weitreichende Verſorgung mit Kartoffeln für Winter und Frühjahr
iſt deshalb möglich und zu empfehlen. Zur Bedarfsregelung bitte
ich folgendes zu beachten:
1. An alle Haushaltungen ergeht hiermit die Aufforderung,
ihren Kartoffelbedarf in der bisherigen Weiſe und bei ihren
bisherigen Lieferanten alsbald zu beſtellen. Bei dem Mangel an
Arbeitskräften und Geſpannen auf dem Lande wird vielfach
bahn=
amtliche Beförderung hierher erfolgen müſſen.
Nach den ungünſtigen Erfahrungen, die die hieſige
Stadtver=
waltung, wie ſo viele andere, im vergangenen Winter mit dem
Maſſen=
bezug und der Maſſeneinlagerung von Kartoffeln gemacht hat, kann
in dieſem Jahr auf eine ſpätere Beſchaffung und Lieferung von
Kar=
toffeln durch die Stadt — auch an Minderbemittelte — unter keinen
Umſtänden gerechnet werden. Deshalb gilt es für jedermann,
ſich alsbald und reichlich mit Kartoffelvorräten vorzuſehen.
II. Diejenigen hieſigen Einwohner, die
1. nur ein verſteuerbares Einkommen unter 3200 Mk. (Steuerklaſſe
haben,
2. einen größeren Vorrat benötigen und Zahlung hierfür nicht in
einer Summe leiſten können,
3. Lieferung des Kartoffelbedarfs durch Vermittlung der
Stadt=
verwaltung gegen Zubilligung ratenweiſen Abtrags erbitten
wollen,
werden aufgefordert, unter Vorlage der Brotausweiskarte und des
Steuerzettels ihren Bedarf an Kartoffeln auf dem Stadthaus,
Zim=
mer Nr. 21, in der Zeit vom 7. bis einſchließlich 15. Oktober
an den Wochentagen vormittags von 9 bis 12 Uhr anzumelden.
Vordrucke hierzu ſind auf den Polizeirevieren erhältlich und
aus=
gefüllt bei der Anmeldung vorzulegen. In der Anmeldung iſt
anzu=
geben, in welchen Raten die Abzahlung der Kartoffelſchuld erfolgen
ſoll. Selbſtverſtändlich kann keine allzulange Befriſtung in Betracht
kommen. Es muß etwa die Hälfte oder mindeſtens ein Drittel
an=
gezahlt und der Reſtbetrag in 3 oder 4 Monatsraten abgetragen
wer=
den. Die Stadtverwaltung wird die Lieferung guter Speiſekartoffeln
aus der näheren und weiteren Umgebung von Darmſtadt zu
ange=
meſſenem Preiſe vermitteln. Der Preis ſteht heute noch nicht feſt;
er wird demnächſt bekannt gegeben werden. Die Ausführung der
Beſtellung, Abrechnung uſw. geſchieht durch eine von der Stadt
be=
auftragte Stelle, unter dauernder Kontrolle der Stadt.
III. Im Falle der Bedürftigkeit kann, nach Prüfung und
Be=
fund der Verhältniſſe, ein Nachlaß auf den Kaufpreis der Kartoffeln,
neben dem Zugeſtändnis von Ratenzahlungen, gewährt werden. Wer
auf eine Beihilfe dieſer Art Anſpruch erheben zu können glaubt, hat
dies unter Begründung ſeines Anſpruchs, bei Anmeldung ſeines
Be=
darfs (7.—15. Oktober) auf dem Stadthaus anzugeben. Später
ein=
gehende Geſuche können nicht in Betracht gezogen werden.
Darmſtadt, den 1. Oktober 1915.
(13982imd
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Die Ableitung der Regenwäſſer aus dem Kriegsgefangenenlager
auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt ſoll öffentlich
ver=
geben werden. Die Zeichnungen und Bedingungen liegen im
Ge=
ſchäftszimmer des Neubaubureaus auf dem Truppenübungsplatz,
Holzbaracke Nr. 7, vormittags von 8 bis 12 Uhr und nachmittags
von 2 bis 6 Uhr offen und können daſelbſt die
Verdingungsunter=
lagen zum Preiſe von 2,40 Mk. gegen poſt= und beſtellgeldfreie
Ein=
ſendung des Betrags bezogen werden.
Die ausgefüllten Angebote nebſt verſchiedenen Proben ſind
verſiegelt, mit entſprechender Aufſchrift verſehen, bis 13. Oktober
ds. Js., vormittags 10 Uhr, an vorgenanntes Geſchäftszimmer
einzuſenden, zu welchem Zeitpunkt die Eröffnung erfolgt. Die
Zu=
ſchlagsfriſt beträgt 28 Tage.
(8,13977
Neubaubureau Gefangenenlager
Truppenübungsplatz Darmſtadt.
Der Riädergarten
Saalbauſtraße 8
nimmt Montag, den 11. Oktober, wieder ſeinen Anfang, und werden
an demſelben Tage vormittags Anmeldungen daſelbſt
entgegen=
genommen.
(13975if
Th. Schultz=Gora.
Inſiitue Br. Märia, Waldſtr. 31
10 klaſſige höhere Mädchenſchule.
Das Semeſter beginnt am 14. Oktober.
Neu=
anmeldungen nimmt entgegen
Die Oberin.
14008)
1 Gaslampe zu verk.
13965)
Beckſtraße 14, part.
asherdtiseh, 3flam. Gasherd, neue
Zither billig zu verk. (*4723im
Heidelbergerſtr. 4, 1. St.
Die Anfuhr von Kehricht
und Schutt
nach der Kehrichtabladeſtelle am
Glasberg und dem alten
Bahn=
einſchnitt der Main=Neckar=Bahn
(am Walddiſtrikt Pelz) kann von
unterzeichnetem Amte bis auf
wei=
teres geſtattet werden und ſind
Erlaubnisſcheine bei dieſem
ein=
zuholen.
(13899go
Städtiſches Tiefbauamt.
Altkupfer, Messing, Zinn
für Heereslieferungen kauft jedes
Quantum zu Höchſtpreiſen (13757a
Metallgiess. Geider, Schwanenſtr. 31.
24!!
Wer dort? (13640a
hier V. Schatz, Schloßgaſſe 23.
Ich komme ſof. u. zahle Ihnen für
getrag. Kleider, Schuhe,
Zahn=
gebiſſe, alte Federbett. ſtets die höchſt.
Preiſe. Bitte Beſtellungennurtelef.
Sch kaufe
alte geſtrickte Wollſachen. Zahle
bohe Preiſe.
(13941a
Frau Obſtfeld
Kleine Bachgaſſe 7.
aufe alte Lahngebisse p. Zahn 35 Pf. d. Best,
Ludwigshöhſtr. 60, 1. St. (13911a
Ich kaufe
getragene Herren=, Damen= und
Kinderkleider, ſowie alle Arten
Schuhe und Zahngebiſſe.
*4499sgi) A. M. Lemler,
Obergaſſe 15, Laden.
Betten,
Kaufe gebr. Möbel, ganze
Nachläſſe, auch Fahrräder, geg. ſof.
Kaſſe. J. Lich, Alexanderſtr. 3. (9923a
2 Deckbetten mit Kiſſen zu kauf.
2 geſucht. Angebote unter L 94
an die Geſchäftsſtelle.
(*4724
Ankauf.
Getrag. Herrenkleider, Stiefel
und Wäſche kaufe ich auch bei
dieſen Kriegszeiten und zahle
dennoch gute Preiſe. Schriftl.
An=
gebote unter H 100 an die Ge=
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (13892si
Mark. a. d. Jahr. 1850—75, loſe, auf
Brief. uſw. kauft O. Hase, Buchhalt.,
Frankfurt a. M., Wieſenſtr. 57. (*4452gid
Gebrauchter Offitier=Säbel
(Infant.) zu kaufen geſucht. Ang.
u. M 10 an die Geſchäftsſt. (*4668
gutes ſowie deſektes,
Schuhwerk, bezahlt zum höchſten
Preiſe C. Minkler, Langgaſſe 10,
chriſtliches Geſchäft. (*4744ifo
asofen, mittelgroß, zu kaufen
geſucht. Angeb. unter L. 98
an die Geſchäftsſtelle. (*4752
Weſſerer Ueberzieher f. mittlere
Perſon zu kaufen geſ. Nähere
Angebote mit Preisangabe unter
M1 an die Geſchäftsſt. (*4751
Eleganter Herren=Wintermant.
für ſchlanke Mittelgröße zu
kaufen geſucht. Angeb. erbeten u.
L 95 an die Geſchäftsſt. (*4722
ebrauchte Gaslampe zu
kaufen geſucht. Gefl. Ang. u.
M4 an die Geſchäftsſt.
(*4731
Zu kaufen geſucht:
Aeltere Möbel, Bilder,
Por=
zellan uſw. Gefl. Angebote unter
M 20 a. d. Geſchäftsſtelle. (*4817
Gebrauchte Gitarre
zu kaufen geſucht.
Friedrichſtr. 13, I.
(*4777)
Nächſter Pferde=Markt
in Frankfurt (Main)
Mitt=
woch, 13. Oktober. (I,13979
(ſchöner Hühnerhund) eines
Kriegs=
teilnehmers Unterkunft während
der Kriegszeit bei einem
Hunde=
liebhaber (Jäger ꝛc.) geſucht.
Anfragen an Direktor Daub
Mathildenſtr. 47, II., erb. (B13900
hönes Kätzchen zu verſchenken
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Bücherſchrank, 2= oder 3teilig, Diplomat=
3. Herrenzimmer Schreibtiſch und viereckiger Tiſch;
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achteckiger Tiſch, 2 Stühle und Ständer;
Pitch=pine, mit Kunſtverglaſung und Linoleum=
H. Küche,
belag.
Bücherſchränke, Diplomat=Schreibtiſche,
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Schuhmacher=Verſammlung
am Mittwoch, den 6. Oktober 1915, abends 9 Uhr,
in der Schlossbierhalle.
Tagesordnung:
1. Die gegenwärtige Lage im Schuhmacherhandwerk.
Referent: Der Verbandsvorſitzende des Süddeutſchen
Schuhmachermeiſterverbandes.
2. Uebernahme von Heereslieferungen.
(13985
Der Vorſtand.
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Nach dem 2. und 3. Bilde
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Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ℳ.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung im
Verkehrs=
bureau von 8—1 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anf. 7 Uhr. — Ende geg. 10½ Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Mittwoch, 6. Okt. 18. Ab.=Vſt.
B 5. „Die Jüdin.‟ Dirigent:
Generalmuſikdirektor Felix von
Weingartner. Kl. Pr. Anf. 7 U.
Donnerstag, 7. Okt. 19. Ab.=Vſt.
C 5. „Die Puppe.” Kl. Pr.
Anfang 7½ Uhr.
Freitag, 8. Okt. 20. Ab.=Vorſt.
D 5. Zum erſten Male: „
Co=
riolan”. Hiſtoriſches Drama
in 5 Akten von William
Shake=
ſpeare. Kleine Pr. Anfang 7 Uhr.
Samstag, 9. Okt. Außer Ab.
4. Volks= u. Garniſon=Vorſtellung
zu ermäßigten Preiſen. „
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manns Töchter.” Anf. 7 U.
Vorverkauf: Mittwoch, 6. Okt.,
bis einſchließlich Samstag, 9. Okt.,
gleichzeitig an der Tageskaſſe im
Hoftheater zu den üblichen
Kaſſe=
ſtunden, ſowie im Verkehrsbureau,
Ernſt=Ludwigsplatz.
Voranzeige. Sonntag, den
10. Oktober. 21. Ab.=Vorſt. D 6.
„Parſifal.” Gewöhnl. Preiſe.
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Räucher=
waren aus friſchen Fiſchen.
BilligſtePreiſe
Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.
(Nachdruck verboten.)
Das hat jetzt ein Ende, Herz! ſagte er, reuevoll den Arm
um ſie ſchlingend und ſie auf ſeine Knie ziehend. Von heute
ab werde ich wieder jeden Abend bei Dir bleiben. Mit
ge=
ſchloſſenen Augen trank ſie gierig ſeine ſo ſeltenen Küſſe; aber
ganz beruhigt war ſie doch nicht. Sieh’ mir ins Auge, ſagte
ſie, als er ſie wieder freigab. Sieh mich an und beantworte
mir auf Ehre und Gewiſſen eine Frage. — Verſpare Dein
Kreuzverhör doch auf heute abend, Schatz! fiel er ihr raſch ins
Wort. Der Wagen wartet! — Laß ihn warten! erwiderte
ſie ungeduldig. Ich habe auch warten müſſen! Ich will Dich
ja nicht nach Deinem Tun im Klub fragen! Sage mir nur,
ob es allabendlich wirklich immer nur dieſelbe Angelegenheit
war, die Dich beſchäftigte und dich zwang, mich zu verlaſſen?
Auf Deine Ehre, Götz, ich bitte Dich! — Es war immer
die=
ſelbe Angelegenheit, die mich all dieſe Abende beſchäftigte,
auf meine Ehre! verſetzte er. Biſt Du nun endlich beruhigt?
Aufatmend umarmte ſie ihn ſtürmiſch. Ja, Götz, ja; aber —
— Noch ein Aber? — Ihr Geſicht verbergend, ſchmiegte ſie ſich
an ihn und flüſterte in ſein Ohr: Sie — ſie betrifft — keine —
Frau? — Doch! lachte er. Sie betrifft eine ſehr, ſehr törichte,
furchtbar eiferſüchtige kleine Frau, die ich wirklich nicht mehr
allein laſſen darf! Wie ich Dir ſchon mitteilte, erreichte die
An=
gelegenheit geſtern ihr Ende. Jetzt haſt Du mich abends ſtets
daheim, liebſte Lu! Im übrigen wird auch ſie Dir bald
Zer=
ſtreuung genug gewähren! — Sie? Welche ſie? fragte Luiſe,
ſofort geſpannt aufhorchend. — Nun, Deine Geſellſchafterin!
entgegnete er ſo gelaſſen wie möglich. Sie wird heute
eintreffen, denke ich. Seine Frau fuhr auf, wie geſtochen. Eine
Geſellſchafterin! Haſt Du denn jemand engagiert? — Nun
ja! Wir ſprachen doch ſchon vor Wochen davon! Daß Du das
vergeſſen haſt! — Das war doch nur ſo eine Idee von Dir Götz!
rief ſie erblaſſend. Ich habe nie daran gedacht, daß ſie
verwirk=
licht werde! — Zu Deinem Beſten, Kind. — Und davon wußte
ich nichts, bis jetzt? zürnte ſie heftig. Dieſe famoſe Idee iſt alſo
bereits perſeit gewarden, ahne daß ich Richeres dowvon eſüchtens
Ich meine, ich hätte dabei doch auch mitzureden gehabt!
Wie Du biſt! entgegnete er ungewönlich milde. Und dazu
ohne allen Grund. Ich wollte Dir einfach die häufigen, langen
Fahrten nach der Stadt, von denen Du, wie ich weiß, keine
Freundin biſt, erſparen. Erkundigungen, Recherchen ſind doch
da unvermeidlich. Da ich ohnehin täglich hinein mußte, nahm
ich die Sache in die Hand; das iſt doch ſehr erklärlich, ſo einfach.
— Auf welche Weiſe haſt Du denn die Dame engagiert? fragte
Luiſe mißtrauiſch und tief verſtimmt. — Durch eine Agentur
natürlich. Man hat ſie mir warm empfohlen. Sie ſpricht
franzöſiſch, iſt feingebildet und muſikaliſch, namentlich
geſang=
lich hochbegabt. — Haſt Du ſie geſehen? fragte ſeine Frau
lauernd. — Gröningen überlegte blitzſchnell. Ja! ſagte er
ruhig. Iſt ſie jung? fragte Luiſe ebenſo wie vorher. Zu einer
jungen Frau paßt nur eine junge Geſellſchafterin, antwortete
Gröningen lächelnd. Iſt ſie auch hübſch? examinierte Luiſe in
derſelben Weiſe weiter. Ich glaube! — So tut es mir leid um die
junge, hübſche Dame! ſagte Luiſe ſehr beſtimmt und entſchloſſen.
— Du haſt recht, ſie zu bedauern, Lulu! entgegnete ihr Gatte.
Es iſt wahrhaftig nichts Angenehmes, ſein Brot unter Fremden
eſſen zu müſſen, ſeien dieſe auch ſo lieb und gut wie meine Frau!
— Du verſtehſt abſichtlich falſch, mein Freund! erwiderte ſie
höhniſch. Und alſo deutlich mit Dir zu reden: Ich werde dem
Fräulein dieſe Unannehmlichkeit bei mir wenigſtens erſparen;
in mein Haus kommt ſie nicht. Ich will keine Geſellſchafterin!
— Lulu, bedenke, das geht jetzt nicht mehr! rief Gröningen
er=
ſchrocken. Sie iſt feſt engagiert; Du mußt ſie aufnehmen, ſei es
auch nur für den erſten, geſetzlichen Monat! — Wie iſt ihre Adreſſe?
fragte ſie unbekümmert. Ich will ihr abſchreiben, ſie reich
ent=
ſchädigen. Sie bleibt, wo ſie iſt! — Was? Und ich ſoll Dich
lieb haben, Dir ferner gut ſein, wenn Du Dich mir in einem
ſolchen Lichte zeigſt? fragte er in aufrichtiger, heller Entrüſtung.
Einer armen, heimatloſen Waiſe willſt Du die vielleicht letzte
Hoffnung eines freundlichen Aſyls rauben, aus übertriebener,
lächerlicher Eiferſucht? Schätzeſt Du Dich ſelbſt in meinen Augen
ſo gering, um eine Rivalität zu fürchten? Haſt Du Dein gutes
Herz — nächſt Deinem Liebreiz, Dein mir teuerſtes Gut — denn
ganz und gar verloren? Muß ich mein gegebenes Wort brechen,
weil meine Frau u meine Frau u. Er halt lng ſehne
Worte gewählt. — Wenn Du das ſo ſchwer auffaſſeſt, Götz,
rief ſie, im Innerſten getroffen. Wenn ſie wirklich eine Waiſe,
iſt, Götz, ſo — ſo — — So darf ſie kommen? fragte er leiſe
ſie wieder in ſeine Arme nehmend. — Nun ja, — für einen
Monat vorläufig, da Du es durchaus ſo willſt. Gröningen atmete
auf. Ich wußte ja, daß Du Dich wiederfinden würdeſt, meine
Lulu! flüſterte er, ſie dankbar küſſend. — Was weißt Du eigentlich
Näheres über ſie, Götz? begann ſie wieder. Aus welchem Hauſe
kommt ſie? Hat ſie gute Zeugniſſe oder Referenzen? Man
muß doch wiſſen, wen man bei ſich aufnimmt! — Gewiß, gewiß!
ſtimmte er ſchnell zu. Aus dem Kopfe kann ich Dir freilich alle
dieſe Fragen nicht beantworten. Wo iſt doch nur der betreffende
Brief? Ich hatte ihn noch eben hier! Und er ſuchte eifrig in
allen Schuben ſeines Schreibtiſches. Ich kann ihn jetzt nicht
finden; ich muß ihn in der Eile verlegt haben. Aber es iſt nun
auch die höchſte Zeit, daß ich fortkomme! Er ſah nach ſeiner
Uhr. Herrgott, wie ſpät! Komm, Herz, gib mir ſchnell einen
Schluck Kaffee. Meine Zigaretten rauche ich heute unterwegs.
Er verließ vor ſeiner Frau raſch das Zimmer, und ſie mußte
wohl oder übel, folgen. Stehend trank Gröningen haſtig ſeine
Taſſe aus und verabſchiedete ſich dann ebenſo von ſeiner Frau.
Adieu, lieber Schatz, und keine trüben Gedanken, nicht wahr?
Wenn irgend möglich, kehre ich heute früher heim, den
Empfeh=
lungsbrief, auf den Du ein Recht haſt, zu ſuchen, reſpektive Dir
ausführlich zu berichten! — Puh, puh! machte er wieder, als er
eilends den Kurfürſtendamm hinunterrollte. Das wäre
über=
ſtanden, Gott ſei Dank! Nun muß Claire das Ihre tun.
Ver=
ſteht ſie, Lu zu imponieren — und wenn e ne, ſo hat ſie das Zeug
dazu — ſo iſt das Spiel gewonnen!
(Fortſetzung folgt.)
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finden auf vielſeitigen Wunſch noch tagtäglich bis Donnerstag, 7. Oktober, von nachmittags
3 bis abends 10 Uhr ununterbrochen ſtatt. Um weiteren Beſuch bittet die Lehrmeiſterin.
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