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Ausgabe A (m. Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Ein engliſcher Truppentransport verſenkt. — Die Streckung der Textilrohſtoffe. — Eine
Note Oeſterreich=Ungarns an Amerika. — Ruſſiſches. — Der drohende Bergarbeiterausſtand in Wales. — Die Balkanſtaaten.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 15. Juli.
(W. T. B. Amtlich).
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
In Weſtflandern ſprengten wir geſtern
weſtlich von Wytſchaete mit gutem Erfolge
Minen.
In der Gegend von Souchez griffen die
Franzoſen zum Teilmit ſtärkeren Kräften an
ver=
ſchiedenen Stellen an. Sie wurden überall
zurückgeſchlagen.
Nordweſtlich von dem Gehöft Beauſéjour
in der Champagne kam ein feindlicher
Hand=
granatenangriff infolge unſeres Minenfeuers
nicht zur Durchführung.
Die Franzoſen machten geſtern bis in die
Nacht hinein wiederholte Verſuche, die von uns
eroberten Stellungen im Argonnerwalde
zurückzuerobern. Trotz Einſatzes großer
Munitionsmengen und ſtarker, aufs neue
heran=
geführter Kräfte brachen ſich ihre Angriffe an
der unerſchütterlichen deutſchen Front. An
vie=
len Stellen kam es zu erbitterten Handgranaten=
und Nahkämpfen. Mit ungewöhnlich hohen
Verluſten bezahlte der Gegner ſeine
ergeb=
nisloſen Anſtrengungen. Die Zahl der
franzöſiſchen Gefangenen hat ſich auf 68
Offiziere und 3688 Mann erhöht. Der
Erfolg unſerer Truppen iſt um ſo
bemerkens=
werter, als nach übereinſtimmenden
Gefangenen=
ausſagen die Franzoſen für den 14. Juli, dem
Tage ihres Nationalfeſtes, einen großen Angriff
gegen unſere Argonnerfront vorbereitet hatten.
Auch öſtlich der Argonnen herrſchte geſtern
erhöhte Gefechtstätigkeit. Im Walde von
Malancourt wurden Angriffsverſuche des
Feindes durch unſer Feuer verhindert.
Im Prieſterwalde brach ein franzöſiſcher
Vorſtoß verluſtreich vor unſeren Stellungen
zuſammen.
Ein franzöſiſches Flugzeng wurde beim
Ueberfliegen unſerer Stellungen bei Souchez
ge=
troffen und ging brennend in der feindlichen
Linie nieder. Ein zweites Flugzeug wurde bei
Henin=Lietard heruntergeſchoſſen; Führer und
Beobachter fielen verwundet in unſere Hand.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
In kleineren Gefechten an der Windau,
abwärts Kurſchany, wurden zwei Offiziere
und 425 Ruſſen zu Gefangenen gemacht.
Südlich des Njemen, in der Gegend von
Kalwarja, eroberten unſere Truppen bei
Franciczkowo und Oſowa mehrere ruſſiſche
Vorſtellungen und behaupteten ſie gegen heftige
Gegenangriffe.
Nordöſtlich Suwalki wurden die Höhen
von Olſcanka von uns erſtürmt, 300
Ruſſen gefangen genommen und zwei
Maſchinen=
gewehre erbeutet.
Südweſtlich Kolno nahmen wir das Dorf
Krusca, ſowie feindliche Stellungen ſüdlich
und öſtlich dieſes Dorfes und ſüdlich der Linie
Tartak-Lipniki; 2400 Gefangene und acht
Maſchinengewehre fielen in unſere Hand.
Die Kämpfe in der Gegend von
Prasznysz wurden erfolgreich fortgeführt.
Mehrere feindliche Linien wurden von
uns genommen und die in den letzten
Februartagen heißumſtrittene und von den Ruſſen
ſtark ausgebaute Stadt Praszuysz ſelbſt von
uns beſetzt.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Lage iſt im allgemeinen unverändert.
Oberſte Heeresleitung.
TU. Genf, 15. Juli. Alle nordfranzöſiſchen
Blätter=
meldungen zeigen Beängſtigung wegen der ſeit Beginn
dieſer Woche nördlich von Arras erzielten
deutſchen Fortſchritte. Aus der letzten
Joffre=
note geht deutlich hervor, daß die Verbündeten, da ihnen
nun bald die Verteidigung ihrer Stützpunkte im Umkreiſe
von Arras unmöglich zu werden beginnt, den Verluſt
des franzöſiſchen Stützpunktes Cabaret rouge ſchwer
emp=
finden. Die franzöſiſchen Fachkritiker halten dieſen
Ver=
luſt für beſonders bedauerlich und zeigen Beunruhigung
wegen des unausgeſetzten deutſchen Vordringens in den
Argonnen und im Prieſterwalde.
Der Krieg im Orient.
Türkiſcher Bericht.
* Konſtantinopel, 15. Juli. Das
Haupt=
quartier teilt mit: An der Dardanellenfront
erbeutete in der Nacht vom 12. zum 13. Juli eine unſerer
Erkundungsabteilungen bei Ari Burnu auf unſerem
rechten Flügel eine Kiſte mit Handgranaten. Wir warfen
den Feind, der ſich dem Schützengraben auf dieſem Flügel
zu nähern verſuchte, zurück. Auf dem linken Flügel feuerte
der Feind aus Furcht vor Ueberraſchung die ganze Nacht
aus Leuchtpiſtolen und unterhielt ein andauerndes
In=
fanteriefeuer ins Leere. Bei Sedd=ül=Bahr war am
Morgen des 13. auf der ganzen Front leichter
Artillerie=
kampf. Am Nachmittag griff der Feind nach heftiger
Ar=
tillerievorbereitung mehrmals unſeren linken Flügel an,
wurde jedoch durch unſere Gegenangriffe zurückgetrieben
und erlitt ſchwere Verluſte. Außerdem warfen wir den
Feind, der ſich am 12. Juli einem Teile unſerer
Schützen=
gräben auf dieſem Flügel genähert und dort geblieben
war, aus der Stellung und trieben ihn in die früheren
Stellungen zurück. Wir nahmen bei dieſer Gelegenheit
14 Engländer gefangen. Unſere anatoliſchen Batterien
nahmen wirkſam an den Kämpfen vom 12. und 13. bei
Sedd=ül=Bahr teil. Zwei feindliche Zerſtörer, die aus
den Gewäſſern von Kerevizdere gegen unſeren linken
Flügel feuerten, flohen vor dem wirkſamen Feuer dieſer
Batterien in die Meerenge. Ein feindliches Torpedoboot,
das gewöhnlich im Golf von Saros kreuzte, näherte ſich
geſtern dem Ufer und wurde von zwei Granaten getroffen.
Es floh hinter die Inſel Saros und verließ nachts den
Golf. An der Front von Jrak trieben unſere Truppen
vom 10. auf den 11. ein feindliches Motorboot zurück, das
ſich einem Deiche weſtlich Corna am Euphrat nähern wollte.
Der Feind, der an dieſer Stelle zu Lande einen Angriff
mit Unterſtützung von Kanonenbooten unternehmen wollte,
wurde durch unſeren kräftigen Gegenangriff in die Flucht
getrieben. Anſcheinend ſind die Verluſte des Feindes
während dieſer Kämpfe ſehr groß. Auf den anderen
Fronten nichts Bedeutendes.
Sehr ernſte Nachrichten von den
Dardanellen.
* Berlin, 15. Juli. Laut Berliner Tageblatt
ver=
öffentlicht der Daily Telegraph ſehr ernſte Nach=
richten von den Dardanellen. Es ſei nicht ein
Wort zu viel geſagt, heißt es in dem Bericht, wenn man
behaupte, daß an den Dardanellen eine Armee unter den
ungünſtigſten Bedingungen kämpfe. Die Türken würden
allein genügt haben, um die Landungsexpedition in eine
verzweifelte Lage zu bringen. Es komme hinzu,
daß ſie unter deutſcher Führung ſtänden. Die
Deutſchen hätten glänzende Methoden, ſich ſchnell zu
ent=
ſcheiden; und ſie hätten den Krieg auf eine wunderbare
Höhe gebracht. Die Halbinſel Gallipoli bilde ein
geniales Verteidigungswerk, das von den
Deutſchen und Türken zu einer einzigen, tatſächlich
un=
beſiegbaren Feſtung ausgebaut ſei. Den Engländern bleibe
nur möglich, den Schluß zu ziehen, daß die
Dardanellen=
aktion ein nahezu hoffnungsloſes Opfer war und ſei.
Ein engliſcher Truppentransport
bei Lemnos verſenkt.
* Athen, 14. Juli. (W. T. B. Nichtamtlich.) Es wird
beſtätigt, daß ein großer engliſcher
Truppen=
transport bei Lemnos verſenkt worden iſt.
Der Seekrieg.
* Berlin, 14. Juli. Bei dem Kreuzergefecht
bei Gotland am 2. Juli iſt, wie die Voſſiſche Zeitung
erfährt, der ruſſiſche Panzerkreuzer „Rurik”
erheblich beſchädigt worden. Er wird zurzeit in
Kronſtadt ausgebeſſert. Die Vermutung, daß das Schiff
von der ſchweren Artillerie unſeres Kreuzers „Roon”
Treffer erhalten hat, wird demnach von neutraler Seite
beſtätigt.
* Kopenhagen, 14. Juli. Der däniſche
Dampfer „Kronprinz Frederik” wurde ſüdlich
des Sundes von deutſchen Kriegsſchiffen angehalten
und nach Swinemünde gebracht. Der Dampfer war mit
einer Holzladung von Sundsvall nach England
unter=
wegs.
* Lyon, 15. Juli. Der „Nouvelliſte” meldet aus
Cherbourg, daß nach Berichten, die dort eingetroffen ſind,
auf der Höhe von Calais ein franzöſiſchſer
Fiſchdampfer, deſſen Geſchütze ſo aufgeſtellt waren,
daß ſie nicht zu ſehen waren, von einem deutſchen
Unter=
ſeeboot aufgefordert wurde, anzuhalten. Der
Fiſchdamp=
fer gehorchte; als aber das Unterſeeboot herangekommen
ſei, habe der Fiſchdampfer das Feuer eröffnet.
* Kriſtiania, 15. Juli. Dem Morgenbladet in
Narvik zufolge wurde ein ſchwediſcher Dampſer,
wahrſcheinlich der „Ernſt Caſſel”, mit Kohlen von
Ame=
rika nach Narvik unterwegs, am Donnerstag abend von
einem britiſchen Hilfskreuzer ungefähr eine Meile von
Värö angehalten. Soweit bemerkt, ſetzte der Kreuzer eine
große Anzahl Matroſen an Bord des Dampfers, der
darauf umdrehte und in ſüdweſtlicher Richtung weiterfuhr.
Der Kreuzer fuhr ſüdwärts, und man nimmt an, daß er
den Dampfer nach Kirkwall beordert hat.
Die Streckung der Textilrohſtoffe.
*⁎* Da England uns nicht nur aushungern will,
ſondern die geſamte Zufuhr abſchneidet, um Deutſchland
zur Unterwerfung zu zwingen, ſo müſſen ähnliche
Maß=
regeln, wie ſie zur Sicherung der Volksernährung dienen,
auch auf anderen Gebieten getroffen werden. Wider alles
Völkerrecht hat England unter anderem auch
Baum=
wolle auf die Liſte der unbedingten Bannware geſetzt
und geſtattet keine Einfuhr mehr nach Deutſchland. Da
Baumwolle in unſeren Breitengraden nicht gewonnen
wird, ſo ſind wir allein auf die Einfuhr angewieſen, die
ſich nur aus den Vereinigten Staaten von Amerika auf
rund 500 Millionen Mark jährlich belief. Auch Jute
be=
ziehen wir nur vom Auslande, während Wolle, Hanf
und Flachs zwar bei uns produziert werden, aber nicht
in ausreichendem Maße, ſodaß wir auch in dieſen
Arti=
leln einen großen Teil unſeres Bedarfs vom Auslande
beziehen müſſen.
Um dieſen für das Heer und die Zivilbevölkerung zu
decken, ſind nun ſeitens der Heeresverwaltung zunächſt
bezüglich der Baumwolle zwecks Streckung der Vorräte
Beſtimmungen getroffen worden, die auch für die übrigen
Textilſtoffe erwartet werden dürfen und in erſter Linie
ein Verbot der Herſtellung von Luxusartikeln enthalten
und die Verwendung beſtimmter Garnnummern
vor=
ſchreiben, die gröber ſind, als die bisher üblichen Garne.
Der Heeresbedarf iſt zunächſt voll zu decken, und es ſteht
zu hoffen, daß unter ſtrenger Einhaltung der
Streckungs=
vorſchriften auch dem ſonſtigen wirklich notwendigen
Be=
darf genügt werden kann. Unſere Textilinduſtrie hat ja
immer aus ſehr reichlich bemeſſenen Vorräten gearbeitet;
ſie mußte ſtets einmal mit einer Mißernte bzw. dem
Ver=
ſagen der Rohprodukte rechnen und ſich darauf
einrich=
ten. Ferner bleibt zu bedenken, daß das zur Einfuhr
gelangte Rohmaterial nur zum Teil für unſeren eigenen
Bedarf an Textilwaren beſtimmt war, vielmehr als
fer=
tiges Fabrikat ſeinen Weg wieder ins Ausland nahm.
Da die überſeeiſche Ausfuhr ſeit Kriegsbeginn geſperrt
iſt, ſo müſſen bei uns noch große Vorräte an
Rohproduk=
ten bzw. an Fabrikaten vorhanden ſein, wenn auch der
Kriegsbedarf für das Heer ein ganz enormer geweſen
iſt. Immerhin kommen uns die nicht ins Ausland
ge=
ſandten Textilfabrikate jetzt zuſtatten und tragen zur
Deckung des notwendigſten Bedarfs in der Zeit der
Knappheit bei. Jeder kann ſich übrigens in der
Beſchaf=
fung von Kleidung und Wäſche während des
Krieges=
unſchwer Beſchränkung auferlegen und ſich den gegebenen
Verhältniſſen anpaſſen.
Gegen die Verteuerung der Lebensmittel.
* Berlin, 15. Juli. Der Berliner Lokalanzeiger
kann mitteilen, daß ſich die zuſtändigen Stellen
zu einem tatkräftigen Vorgehen mit durchgreifenden
Maßmahmen ſgegen die Verteuerung der
Lebensmittel entſchloſſen hätten.
T.U. Berlin, 15. Juli. Wie der Berl. Lok.=Anz
mitteilt, haben ſich die zuſtändigen Reichsſtellen nunmehr
zu einem tatkräftigen Vorgehen gegen die
Verteuerung des Lebensunterhaltes
ent=
ſchloſſen. Maßnahmen gegen die künſtliche Verteuerung
des Zuckers ſind nach dem Blatte in Ausſicht genommen;
ferner ſoll alles getan werden, um der Bevölkerung eine
ausreichende Verſorgung mit Eiern zu ſichern. Ferner ſei
erwähnt, daß ſich auch die Fleiſchfrage in tatkräftiger
Be=
arbeitung befindet. Der Vorſtand des Deutſchen
Städtetages hat dafür einen Unterausſchuß
einge=
ſetzt, der mit der Unterſuchung der verſchiedenen
vorge=
ſchlagenen Mittel beſchäftigt iſt. Das Blatt ſchreibt am
Schluſſe ſeiner Ausführungen: Man wird mit
Befriedi=
gung vernehmen, daß die leitenden Stellen eifrig an der
Arbeit ſind, um den Kampf gegen die Teuerung
durchzu=
führen. Mögen ſie dabei alle Tatkraft aufbieten! Die
öffentliche Meinung wird ſie in jeder Weiſe
un=
terſtützen, um zu ſichern, was wir alle einmütig
wol=
len: Das Durchhalten.
Rumäniſches Getreide für Deutſchland!
T.U. Haag, 14. Juli. Den Times wird aus
Myti=
lene gemeldet, ein großer Teil der reichen Kornernte
Rumäniens werde wegen des Mangels eines anderen
Ausfuhrweges (wegen Schließungder Dardanellen)
wahr=
ſcheinlich nach Deutſchland und Oeſterreich gehen.
Aus Bukareſt wird dazu gemeldet, daß große Mengen
Getreide für deutſche Rechnung gekauft worden ſeien, die
jetzt an Bord von Donauſchiffen in rumäniſchen Häfen
liegen. Die Regierung werde aus nationalen Gründen
ein völliges Ausfuhrverbot von Getreide nach
Deutſch=
land kaum erlaſſen können.
Was die deutſchen Sanitätsmannſchaften aus
ihrer franzöſiſchen Gefangenſchaft erzählen.
* Konſtanz, 14. Juli. Der erſte ſchweizeriſche
Sanitätszug mit 261 unverwundeten
deut=
ſchen Sanitätsleuten traf heute vormittag um
½9 Uhr hier ein. Der Empfang war nicht minder herzlich
als der der Schwerverwundeten. Prinz Max von Baden
war auch diesmal zum Empfange anweſend. Die meiſten
der angekommenen Sanitätsleute waren ſchon ſeit Auguſt
bzw. September vorigen Jahres in franzöſiſcher
Gefangen=
ſchaft. Nur wenige waren darunter, die bei den Mai= und
Junikämpfen an der Lorettohöhe in franzöſiſche
Gefangen=
ſchaft geraten waren. Auch dieſe Gefangenen berichten
durchweg nur Unerfreuliches über ihre
Behand=
lung in der Gefangenſchaft. Die ärztliche Pflege war
überall ſchlecht und mancher deutſche Soldat habe
infolge=
deſſen ſein Leben eingebüßt oder doch mindeſtens ſchwere
Schädigungen der Geſundheit davongetragen. Auch die
ſanitären Einrichtungen der Lager waren alle ſehr
mangel=
haft. Allgemein wurde auch über die ſchlechte Koſt
ge=
klagt. Infolge dieſer Mängel war es nicht zu
verwun=
dern, daß anſteckende Krankheiten ausbrachen und der Tod
reiche Ernte hielt. Nicht allen Sanitätsleuten war es
ver=
gönnt, in den Lazaretten ihre verwundeten deutſchen
Kameraden zu pflegen. Die meiſten mußten ſchwere
kör=
perliche Arbeit verrichten, und zwar im Bergbau, bei Hafen=
und Bahnbauten uſw. Dabei hatten ſie eine äußerſt karge
Koſt und eine Löhnung von 16 Pfennig pro Tag. Schwer
hatten die deutſchen Sanitätsleute oft unter der
Behand=
lung der Bevölkerung manchmal aber auch unter
der Bosheit des Aufſichtsperſonals zu leiden.
Eine auffallende, übrigens bereits bekannte Tatſache war
die, daß man den Polen und Elſäſſern überall eine
Son=
derbehandlung angedeihen laſſen wollte. Zur Ehre der
Polen und Elſäſſer jedoch ſei es geſagt, daß ſie dieſe
Be=
handlung, von einigen Ausnahmefällen natürlich abge
ſehen, durchweg ablehnten und das Los ihrer Kameraden
teilen wollten. Nicht wenige von ihnen wanderten
des=
halb ſogar ins Gefängnis. Mit Gefängnisſtrafen waren
die Franzoſen übrigens im allgemeinen ſehr freigebig.
Sehr intereſſant erzählt ein älterer freiwilliger
Sanitäts=
mann über ſeinen Aufenthalt in Reims. Die
Fran=
zoſen legten zum Schutze der Kathedrale
eine große Anzahl deutſcher Verwundeter
in dieſelbe, von denen bei der Beſchießung
viele ums Leben kamen. In den franzöſiſchen
Gefangenenlagern wurde auch eine in deutſcher Sprache
abgefaßte Zeitung für Kriegsberichte verbreitet, die die
unglaublichſten Lügen über die Kriegslage
ent=
hielt. Nach ihrer Ankunft wurden die deutſchen
Sanitäts=
leute auf dem Bahnhof in Konſtanz vernommen, wo ſie
Auskunft über ihre Erlebniſſe in Frankreich geben
muß=
ten. Nach dem Mittageſſen fuhren die bayeriſchen
Sani=
tätsleute um 2 Uhr mit dem Schiff, die übrigen um 7 Uhr
20 Minuten mit der Bahn in ihre Garniſonen zurück.
Morgen früh um 8 Uhr 30 Minuten trifft wieder ein
Zug mit deutſchen Schwerverwundeten hier ein.
Die Ankunft der Invaliden in Konſtanz.
* Bern, 14. Juli. Ein Vertreter des Bundes
wohnte der Ankunft der Invaliden in
Kon=
ſtanz bei. Er ſchreibt ſeinem Blatte über die dort
erhal=
tenen Eindrücke: Was ſich da meinem Gemüte darbot,
läßt ſich nicht beſchreiben. Die Invaliden begrüßten nach
unzähligen Leiden ſeit vielen Monaten zum erſten Male
wieder die heimatliche Erde. Deutſche Brüder und
Schwe=
ſtern entboten ihnen voll gedämpften Jubels und voll von
Bewunderung den heimatlichen Willkommensgruß.
Wel=
ches Auge konnte da trocken bleiben, wo die ganze
Volks=
ſeele ſich in ihrem tiefſten Empfinden ſchrankenlos öffnete
und ihr Beſtes hergab in dem Gedanken an das
Vater=
land. Ununterbrochen brauſte ein tauſendſtimmiges
Hurra dem einfahrenden Zuge entgegen. Als dann die
Muſik die Nationalhymne anſtimmte und aus den Zug
fenſtern die Ankömmlinge, faſt trunken vor Freude,
wink=
ten und in die Rufe einſtimmten, da war der Eindruck
auch auf die Neutralen überwältigend. Noch eins
muß ich erwähnen, um das ich beſonders erſucht wurde
nämlich, daß die Zuginſaſſen mit größtem und wärmſtem
Danke der Anteilnahme und Fürſorge gedachten, die ſie
auf der Durchfahrt durch die Schweiz erfahren haben.
Schon in Genf erfreute man ſie mit Blumen und
Teil=
nahmsbezeugungen, ebenſo wieder in Freiburg, Bern und
Zürich. Eine ſolche Menſchenfreundlichkeit zu finden,
zumal in der franzöſiſchen Schweiz, deutſchen Soldaten
gegenüber, hätten ſie nicht erwartet.
Die Behandlung der franzöſiſchen Gefangenen
in Deutſchland.
* Paris, 14. Juli. Aus Lyon wird berichtet, daß
die Regierung aus Anlaß der Rückkehr franzöſiſcher
Sa=
nitätsoffiziere aus Deutſchland eine Unterſuchung über
die Behandlung der franzöſiſchen
Gefan=
genen in Deutſchland angeſtellt hat. Die
bishe=
rigen Ergebniſſe der Unterſuchung laſſen erkennen, daß
das deutſche Sanitätsweſen keinen Unterſchied macht
zwiſchen den eigenen und fremden Verwundeten. Freund
und Feind werden gleichgut behandelt.
Ein „deutſcher Opfertag‟
* München, 14. Juli. Die Münchener Neueſten
Nachrichten regen in einem Aufruf an, den
Jahres=
tag des Kriegsbeginns durch einen deutſchen
Opfertag zu feiern, in der Art, daß jeder an dieſem
Tage ein Opfer bringe, entweder zugunſten des Heeres,
oder zugunſten aller Unternehmungen, die die Linderung
der Kriegsnot zum Ziele haben, wie des Roten Kreuzes,
des Roten Halbmondes, der Wohlfahrtsausſchüſſe,
Kriegs=
fürſorge aller Art, für die Anſchaffung von
Sanitäts=
kraftwagen, für die Verſtümmelten, Blinden, Witwen
und Waiſen, notkeidende Kriegerfamilien, für die Opfer
der ruſſiſchen Beſtialität in Oſtpreußen uſw. Wenn jeder
nach ſeinen Kräften opfert, wenn die Wohlhabenden die
Gaben der Armen ergänzen, ſo heißt es in dem Aufruf
an die Daheimgebliebenen, dann muß es den 60 (
Mil=
lionen Deutſchen im Lande ein Leichtes ſein, auch 60 oder
mehr Millionen Mark als Frucht dieſes Opfertages
zu=
ſammenzubringen.
Eine Note Oeſterreich=Ungarns
an Amerika.
* Wien, 14. Juli. Der Miniſter des
Aeuße=
ren hat an den Botſchafter der Vereinigten
Staa=
ten von Amerika am Wiener Hofe eine Note gerichtet,
die den nachſtehenden Wortlaut hat:
Wien, 29. Juni 1915. Die tiefgreifenden
Wir=
kungen, welche ſich aus der Tatſache ergeben, daß ſich ſeit
geraumer Zeit zwiſchen den Vereinigten Staaten von
Amerika einerſeits und Großbritannien und deſſen
Ver=
bündeten andererſeits ein
Handelsverkehr mit Kriegswaffen
in großem Umfange abſpielt, während Oeſterreich=
Un=
garn gleich Deutſchland von dem amerikaniſchen Markte
völlig abgeſchloſſen ſind, haben von allem Anfange an die
ernſteſte Aufmerkſamkeit der K. u. K. Regierung auf ſich
gezogen. Wenn nun der Unterzeichnete ſich erlaubt, in
dieſer Frage, mit welcher das Waſhingtoner Kabinett
bisher bloß von der Kaiſerlich deutſchen Regierung befaßt
worden iſt, das Wort zu nehmen, ſo folgt er hierbei dem
Gebot der unabweislichen Pflicht, die ihm
anvertrauten Intereſſen vor weiterer ſchwerer Schädigung
zu bewahren, die aus dieſer Situation gleich wie für
das Deutſche Reich ſo auch für Oeſterreich=Ungarn
er=
wächſt. Iſt auch die K. u. K. Regierung durchaus davon
überzeugt, daß die Haltung, welche die
amerika=
niſche Regierung in dieſer Angelegenheit
ein=
nimmt, keiner anderen Abſicht entſpringt, als der, die
ſtrikteſte Neutralität zu wahren und ſich den in Betracht
kommenden Beſtimmungen der internationalen Verträge
bis auf den Buchſtaben anzupaſſen, ſo drängt ſich doch die
Frage auf, ob die Verhältniſſe, wie ſie ſich im Laufe des
Krieges, gewiß unabhängig von dem Willen der
Bun=
desregierung, herausgebildet haben, nicht derartig
beſchaf=
fen ſind, daß ſie die Intentionen des
Waſhing=
toner Kabinetts ihrer Wirkung nach durchkreuzen,
ja geradezu ins Gegenteil verkehrt werden. Wird
Vergrabene Töne.
Kriegsbriefe aus dem Weſten von Paul Richard.
:: Durch die Räume eines franzöſiſchen Schloſſes
hallen die Klänge eines Wiener Walzers. Sie dringen
durch die Wände des Salons, in dem wir ſchweigend ſitzen,
um die graziöſen, lockenden und prickelnden Töne Takt
für Takt in uns einzuſaugen. Eine weiche, angenehme
Luft dringt durch das geöffnete Fenſter. Vor uns liegt
eine Parklandſchaft mit grünem Raſen, gelben Kieswegen
und alten Eichen, über die die Abendfonne rotglühendes
Gold wirft. Sie hat ſich auf den Rücken eines Rudels
zahmer Hirſche geſetzt, die im Park äſen.
Süß und ſchmeichelnd klingt es an unſer Ohr.
Man=
ches Auge ſenkt ſich und manche Bruſt atmet raſcher, und
leiſes Träumen zieht durch unſere Seelen. Erinnerungen
tauchen auf an das Liebſte, das man hat, das man jetzt
nur noch aus Briefen kennt und zu dem doch die
Sehn=
ſucht aller geht; wofür man leidet und kämpft. Und
rieſengroß malen die Schallwellen an die rotſeidenen
Ta=
peten das Wort, das wir mit hungrigen Augen
verſchlin=
gen: „Heimat!‟ Da unterbricht einer die Stille und ruft
uns in die Wirklichkeit zurück:
„Meine Herren, vergeſſen Sie nicht, daß Sie ſich in
einem Offiziersgeneſungsheim befinden und daß Sie
Gäſte haben!“
Aber die anderen wehren ſich und meinen, daß ja
ſchon aus unſerem Verhalten hervorgegangen wäre, wie
ſehr wir mit dieſer träumenden Stille einverſtanden
ge=
weſen ſeien. Doch der Bann, der über uns allen lag, iſt
gebrochen.
Das elektriſche Licht wird eingeſchaltet. Durch einen
braunſeidenen Lampenſchirm gedämpft, verteilt es ſich
über gelbe Seſſel und auf einen rieſigen, runden,
dunkel=
roten Mahagonitiſch, um den wir Platz genommen haben.
Aus echtem chineſiſchen Geſchirr, das man ſo häufig bei
reichen Franzoſen vorfindet, wird Tee gereicht. Ein dicker
Teppich, der den ganzen Raum bedeckt, dämpft den Schritt
der Ordonnanzen, die lautlos einſchenken und
verſchwin=
den. Durchſichtige, bläuliche Schwaden Zigarrenrauches
fangen ſich in dem Lampenſchirm, umtänzeln ihn und
werden langſam von der durch das Fenſter gleitenden Luft
hinausgetrieben. Zögernd ſetzt die Unterhaltung ein.
Mein Nachbar, ein junger, blonder Offizier mit kleinem
Schnurrbart, beginnt:
„Ich bin leider gar nicht muſikaliſch. Ich habe nie
eine Note behalten können, und doch liebe ich die Muſik.
Ich kann mir denken, daß Menſchen, hingeriſſen und
be=
rauſcht von ihr, zu den ſchönſten und edelſten Taten
veran=
laßt werden!“
Sein Nachbar widerſpricht. Der jetzige Krieg wäre
doch überreich an ſchönen und edlen Taten. Aber bei
allem hätte wohl die Muſik keine Rolle geſpielt. Er gebe
zu, daß ihr Eindruck auf die meiſten Menſchen ein
mäch=
tiger ſei, ja, daß das Gefühl, das durch die Muſik erweckt
werde, ſo ſtark werden könne, daß es ſich tief in das
menſchliche Gehirn vergrabe, um nach Jahren bei
irgend=
einer Gelegenheit als Erinnerung hervorzutauchen. So
habe er ſich beiſpielsweiſe vorhin bei den Tönen des
Wal=
zers erſt gar nicht erklären können, warum ihm plötzlich
ſeine vor Jahren verſtorbene Mutter in den Sinn
gekom=
men ſei, bis ihm einfiel, daß ſeine Mutter, eine
Oeſter=
reicherin, ihm als Kadetten von einem Ball in der Wiener
Hofburg, den ſie mitgemacht hatte, erzählte, und das Feſt
mit ſo glühenden Farben ſchilderte, daß er es förmlich
miterlebte, daß er die Töne der ſchönen, alten Gavotten
und die ſchmeichelnden Klänge des Wiener Walzers
wochenlang in ſich herumtrug. Und das ganze Bild, das
doch nun zwanzig Jahre zurücklag, wäre vorhin wieder
mit aller Lebendigkeit vor ihm aufgetaucht.
Ein Dritter meinte: „Sie wird ſich immer vergraben,
wenn ſie bei irgendeinem Anlaß die Seele des Menſchen
ſo tief berührt, daß die Begebenheit als ſolche dadurch in
den Hintergrund gedrängt wird und nur das Lied oder
die Melodie als mächtiger Faktor im geeigneten
Augen=
blick wieder vor uns ſteht und dadurch auch die
Begeben=
heit wieder aus dem Dunkel heraustritt, um ſich
gewiſſer=
maßen als Rahmen um das „tönende Bild” zu legen. Er
ſei überzeugt, daß alle hier im Kreiſe ein ſolches „
tönen=
des Bild” in ſich herumtrügen. Jeder könne aus den
Er=
innerungen des jetzigen Krieges das eine oder andere
Ge=
ſchichtchen berichten. Man würde auf dieſe Weiſe einen
recht netten und intereſſanten Abend verleben. Er ſei
gern bereit, den Anfang zu machen. Man ſtimmte ihm
allgemein zu, und er begann:
„Es war am zweiten Weihnachtsfeiertag in Laon.
Ueber dem romantiſchen Bergneſt lag die Winterſonne ſo
warm, daß die aus den Reſerveſtellungen weit und breit
herbeieilenden Soldaten zum Feſtgottesdienſt im Dome
von Laon ohne Mäntel kamen oder ſie über dem Arm
trugen. Als wir am Spätnachmittag die Kirche betraten,
war ſie ſchon gedrängt voll. Aber immer neue
Menſchen=
maſſen wälzten ſich herein. In den Gängen drängten ſie
ſich bis vorn zum Altar, und an den Seiten ſtanden ſie
bis an die Mauern. Die Feier begann. Eine Künſtlerin
ſang geiſtliche Lieder, die ohne Eindruck auf mich blieben.
Dann ſpielte ein bekannter Orgelvirtuoſe wunderſchön auf
dem prachtvollen Inſtrument, das ſich in dem dortigen
Dom befindet. Man fühlte, wie die Menſchen von dieſem
Rauſchen der Orgel gepackt wurden, wie die Herzen
er=
bebten und erzitterten, wie ſich die Köpfe ſenkten und die
Hände ſchloſſen. Da — als die Winterſonne ihre letzten
Strahlen durch die bunten Fenſter warf, ſodaß ein
magi=
ſches Licht das Dämmer der Kirche durchbrach, löſte ſich
von der Orgel das Lied „Ein feſte Burg iſt unſer Gott!”
los. Es war, als ging ein jauchzendes Frohlocken durch
die Tauſende, und gleich einem brauſenden Orkan
ent=
ſtrömte es dem Munde aller, um ſich mit den mächtigen
Orgelklängen zu einem Gebirge entfeſſelten Jubels,
begei=
ſterten Glaubens und innigen Gebetes zu vereinigen,
aber dieſe Frage beſcht, und ihre Beſachung kann nach
der Meinung der K. u. K. Regierung nicht zweifelhaft
ſein, dann knüpft ſich hieran von ſelbſt die weitere Frage,
ob es nicht möglich, ja ſogar geboten erſcheint, daß
Maß=
nahmen ergriffen werden, die geeignet ſind, dem Wunſch
der Bundesregierung, beiden Kriegsparteien
gegenüber eine
ſtärkere parit ätiſche Haltung
einzunehmen, volle Geltung zu verſchaffen. Die K. u. K.
Regierung zögert nicht, auch dieſe Rechtsfrage unbedingt
zu bejahen.
Der amertkaniſchen Regierung, die an dem Haager
Werke in ſo hervorragender Weiſe mitgewirkt hat, iſt es
ſicherlich nicht entgangen, daß ſich Weſen und
In=
halt der Neutralität in den fragmentariſchen
Vorſchriften der einſchlägigen Verträge nicht annähernd
erſchöpfen. Faßt man ſpeziell die Entſtehungsgeſchichte
von Artikel 7 bzw. 13 der Konvention ins Auge, auf den
ſich die Bundesregierung im vorliegenden Falle offenbar
ſtützt, und deſſen Wortlaut ihr, wie durchaus nicht
ge=
leugnet werden ſoll, eine formale Handhabe für die
Dul=
dung des von den Vereinigten Staaten gegenwärtig
be=
triebenen Handels mit Kriegsmaterial bietet,
ſo bedarf es, um den wahren Geiſt und die Tragweite
dieſer Beſtimmung zu ermeſſen, die übrigens ſchon durch
das Verbot der Lieferung von Kriegsſchiffen und durch
das Verbot gewiſſer Lieferungen an Kriegsſchiffe der
kriegführenden Länder durchbrochen erſcheint, nicht erſt
des Hinweiſes darauf, daß die neutralen Staaten in den
einzelnen eingeräumten Befugniſſen im Sinne des
Preambule zur letztgenannten Konvention ihre Grenzen
finden in den
Forderungen der Neutralit ät,
wie ſie den allgemein anerkannten
Prinzi=
pien des internationalen Rechtes
entſpre=
chen. Nach allen Autoritäten des Völkerrechts, die ſich
mit der hier zunächſt in Betracht kommenden Frage des
näheren beſchäftigen, darf eine neutrale
Regie=
rung den Handel mit Krieg skonterbande
nicht ungehindert ſich vollziehen laſſen, wenn der
Handel eine ſolche Geſtalt oder ſolche Dimenſionen
an=
nimmt, daß dadurch die Neutralität des Landes in
Mit=
fleidenſchaft gezogen wird. Mag man nun der
Beurtei=
lung der Zuläſſigkeit des Konterbandehandels welches der
verſchiedenen Kriterien immer zugrunde legen, die in
dieſer Hinſicht in der Wiſſenſchaft aufgeſtellt wurden, ſo
gelangt man nach jedem einzelnen derſelben zu dem
Schluſſe, daß der Export von Kriegsbedarf
aus den Vereinigten Staaten, wie er im
gegenwärtigen Kriege betrieben wird, mit
den Forderungen der Neutralit ät nicht in
Einklang zu bringen iſt. Es handelt ſich jetzt
nicht etwa um die Frage, ob die amerikaniſche Induſtrie,
die ſich mit der Erzeugung von Kriegsmaterial
beſchäf=
tigt, davor bewahrt werden ſoll, daß der Export, den
ſie zu Friedenszeiten betrieben hat, eine Einbuße erleide.
Vielmehr hat dieſe Induſtrie gerade infolge des Krieges
eine ungeahnte Steigerung erfahren. Um die
ungeheu=
ren Mengen von Waffen, Munition und ſonſtigem
Kriegsmaterial aller Art zu fabrizieren, welche
Groß=
britannien und deſſen Verbündete im Laufe der
vergan=
genen Monate in den Vereinigten Staaten beſtellt haben,
bedurfte es nicht nur der vollen Ausnutzung, ſondern
ſo=
gar der Umwandlung und Erweiterung der beſtehenden
und der Schaffung neuer größerer Betriebe, ſowie des
Zuſtrömens von Maſſen von Arbeitern aller Branchen zu
dieſen Betrieben; kurz, tiefgreifender, das ganze Land
erfaſſender Aenderungen des wirtſchaftlichen Lebens.
Der amerikaniſchen Regierung kann ſonach von keiner
Seite das Recht beſtritten werden, durch
Erlaſſung eines Ausfuhrverbotes
dieſen offen zutage liegenden enormen Export von
Kriegsbedarf zu inhibieren, von welchem überdies
noto=
riſch iſt, daß er nur einer der kriegführenden Parteien
zugute kommen kann. Würde die Bundesregierung von
dieſer ihr zuſtehenden Befugnis Gebrauch machen, ſo
könnte ſie ein Vorwurf auch dann nicht treffen, wenn ſie,
un mit den Aunforderungen der mattonalen Geſetzgebung
im Einklang zu bleiben, den Weg der Erlaſſung
eines Geſetzes beſchritte. Denn wenn es auch
prinzipiell zutrifft, daß ein neutraler Staat die in ſeinem
Bereich geltenden Vorſchriften, betreffend ſein Verhalten
zu den Kriegführenden, nicht abändern ſoll, ſo lange der
Krieg dauert, ſo erleidet der Grundſatz doch, wie ſich aus
dem Preambule 13 der Haager Konvention klar ergibt,
in dem Falle eine Ausnahme; „ou Vexperience en
de-
montrerait la necessité pour la. sauvegarde de les
droits‟. Dieſer Fall iſt übrigens für die amerikaniſche
Regierung ſchon mit der Tatſache gegeben, daß
Oeſter=
reich=Ungarn, ebenſo wie Deutſchland, von jedem
Han=
delsverkehr mit den Vereinigten Staaten abgeſchnitten
iſt, ohne daß die rechtliche Vorausſetzung hierfür, eine
rechtsgültige Blockade, vorläge. Dem etwaigen Einwand
gegenüber, daß es bei aller Bereitwilligkeit der amerika=
Verbündete, ſo auch an Oeſterreich=Ungarn und
Deutſch=
land zu liefern, den Vereinigten Staaten eben nur
in=
folge der Kriegslage nicht möglich ſei, mit Oeſterreich=
Ungarn und Deutſchland Handel zu treiben, darf wohl
darauf hingewieſen werden, daß die Bundesregierung führen, ſowie alle Kupfer= und Meſſingſachen, Türklinken
zweifellos in der Lage wäre, dem geſchilderten Zuſtande
abzuhelfen. Es würde wohl vollauf genügen, den
Geg=
nern Oeſterreich=Ungarns und Deutſchlands
die Siſtierung der Zufuhr von
Lebensmit=
teln und Rohſtoffen für den Fall in Ausſicht zu
ſtellen, daß der legitime Handel in dieſen Artikeln
zwi=
ſchen der Union und den beiden Zentralmächten nicht
freigegeben wird. Wenn ſich das Waſhingtoner Kabinett
zu einer Aktion in dieſem Sinne bereitfände, ſo würde
es nicht nur der in den Vereinigten Staaten ſtets
hoch=
gehaltenen Tradition folgen, für die Freiheit des
legi=
timen Seehandels einzutreten, ſondern ſich auch das hohe
Verdienſt erwerben, das frevelhafte Beſtreben der Feinde
Oeſterreich=Ungarns und Deutſchlands, ſich des Hungers
als Bundesgenoſſen zu bedienen, zunichte machen.
Die K. u. K. Regierung darf ſonach im Geiſte der
ausgezeichneten Beziehungen, die niemals aufgehört
haben, zwiſchen der öſterreichiſch=ungariſchen Monarchie
und den Vereinigten Staaten zu beſtehen, an die
Bun=
desregierung den von aufrichtiger Freundſchaft getragenen
Appell
richten, ſie möge unter Bedachtnahme auf die hier
entwickelten Darlegungen den von ihr in dieſer ſo
hoch=
bedeutſamen Frage bisher eingenommenen Standpunkt
einer reiflichen Ueberprüfung unterziehen. Eine Reviſion
der ſeitens der Regierung der Union beobachteten
Hal=
tung im Sinne der von der K. u. K. Regierung
vertre=
tenen Auffaſſung würde nach deren Ueberzeugung nicht
nur im Rahmen der Gebiete und Obliegenheiten einer
neutralen Regierung, ſondern auch in den Richtlinien
jener von
wahrer Menſchlichkeit und Friedensliebe
beherrſchten Grundſätze liegen, welche die Vereinigten
Staaten von jeher auf ihr Banner geſchrieben haben.
In=
dem der Unterzeichnete die Ehre hat, die ſehr gefällige
Vermittelung Seiner Exzellenz des
außerordentlichen=
bevollmächtigten Botſchafters der Vereinigten Staaten
von Amerika, Herrn Fredric Courtland Panfield, mit der
Bitte ganz ergebenſt in Anſpruch zu nehmen, die
vor=
ſtehenden Ausführungen auf telegraphiſchem Wege zur
Kenntnis des Waſhingtoner Kabinetts gelangen zu laſſen,
benützt er zugleich auch dieſen Anlaß, um Seiner
Exzel=
lenz dem amerikaniſchen Botſchafter den Ausdruck ſeiner
ausgezeichneten Hochachtung zu erneuern.
Burian, m. p.
Zerſtörung galiziſcher Erdölquellen.
* Berlin, 15. Juli. Wie die Kriegsberichterſtatter
laut Deutſcher Tageszeitung melden, hätten die Ruſſen
in Tuſtanovice 178 Erdölſchächte mit einem
Geſamt=
werte von 40 Millionen Kronen niedergebrannt.
In Modrycz und Kolpice ſeien von den Ruſſen 45000
Erdölziſternen durch Brandlegung vernichtet worden.
Ruſſiſches.
Die Einberufung der Duma.
* Petersburg, 14. Juli. Rjetſch antwortet auf
die Frage des Miniſterpräſidenten Goremykin nach
dem Zwecke der Einberufung der Duma, daß
das Land inſtinktiv einen feſten Stützpunkt ſuche, denn
alles ringsherum ſchwanke. Im Lande ſei der
Selbſt=
erhaltungstrieb erwacht. Es verlange einen feſten
Stütz=
punkt für alle Möglichkeiten.
* Berlin, 15. Juli. In Dumakreiſen wird einem
Petersburger Drahtbericht der Voſſ. Ztg. zufolge
behaup=
tet, daß als Eröffnungstag der Duma
nunmehr der 31. Juli n. St. in Ausſicht genommen
ſei. Die Regierung beabſichtige, den Jahrestag der
Kriegserklärung zu einer neuen Kundgebung in der
Voll=
ſitzung der Duma auszunutzen.
* Petersburg, 14. Juli. Der Miniſter des Innern
befahl allen Gouverneuren, im Falle des Einrückens
des Feindes die Bevölkerung zu beruhigen und beim
Verlaſſen alle Lebensmittel und Futtermittel mitzu=
und Kirchenglocken zu entfernen. Den Einwohnern von
Kurland wurde nach einer Meldung des Rußkoje Slowo
aus Riga befohlen, beim Einrücken des Feindes ſofort
die Kirchenglocken zu entfernen und die geſamte Ausſaat
zu vernichten. Der Kultusminiſter hat allen deutſchen
Koloniſtenſchulen befohlen, die ruſſiſche Sprache als
Unterrichtsſprache einzuführen und alle Lehrer zu
ent=
fernen, die die ruſſiſche Sprache nicht beherrſchen.
Aufbeſſerung des ruſſiſchen Geldwertes.
* Petersburg, 15. Juli. Petersburger
Indu=
ſtrielle reichten beim Finanzminiſter ein Geſuch ein, um
Maßnahmen zur Aufbeſſerung des ruſſiſchen
Geldwertes, deſſen Kurs um 25 bis 30 vom Hundert
unter ſeinem Werte ſtehe, was im Auslande den
Ein=
druck krankhafter Zuſtände hervorrufe und die größten
Schwierigkeiten für den Handel herbeiführe.
Antirepublikaniſche Bewegung in Frankreich.
* Paris, 14. Juli. In der Guerre Soziale ſtellt
Guſtave Hervé feſt, daß in Frankreich, ſowohl auf
dem Lande als auch in Paris, ſich ſtarke Umtriebe
gegen die Republik bemerkbar machen. An der
Front laufe das Gerücht um, daß in Paris Hungersnot
herrſche, und daß die Arbeiter unter Vorantragen von
roten Fahnen Kundgebungen gegen die Republik
veran=
ſtalten. Aus der ganzen Provinz, aus den Departements
Ardeche, Haute Loire und Seine et Marne erhalte er
Zu=
ſchriften, die ebenſolche Gerüchte wiedergeben. Andere
Zuſchriften beſagten, daß in den Kirchen von den Prieſtern
gegen die Republik Stellung genommen werde, die einzig
an allem Uebel ſchuld ſei. Hervé erklärt, die Ausſtreuer
ſolcher Gerüchte ſeien Vaterlandsverräter, die wiſſentlich
oder unwiſſentlich die Sache der Feinde Frankreichs
un=
terſtützten. Es ſei gefährlich, ſolche Uebeltäter ihre
Wühl=
arbeit ungeſtört fortſetzen zu laſſen.
Ueber Millerands Mißwirtſchaft
heißt es in einem Drahtbericht der Voſſiſchen Zeitung
aus Genf: Die Mißſtände in verſchiedenen von dem
franzöſiſchen Kriegsminiſterium abhängis
gen Verwaltungszweigen, die auch in der Kammer
wie=
derholt zur Sprache kamen, führten zu einer
einſchneiden=
den Perſonalveränderung im Intendanturweſen. Auft,
Vorſchlag des neuen Staatsſekretärs Thierry wurden
drei leitende Poſten neu beſetzt.
Die engliſche Preſſe gegen die
engliſch=
franzöſiſchen Berichte.
* Rotterdam, 14. Juli. Die Times wenden ſich
gegen die Art und Weiſe, wie das engliſche Publikum
über die militäriſchen Ereigniſſe unterrichtet wird.
Mar=
ſchall French habe ſeinerzeit berichtet, daß die ganze Höhe
60 bei Ypern ſeit dem 17. April ſich in den Händen der
Engländer befinde und daß die Beſetzung am 19. April
Worte und Töne fingen ſich an den Wänden, wie wenn
da oben im Kirchenchor ein Heer unſichtbarer Geiſter ſaß,
die das Lied auffingen und es reiner und ſeliger
wieder=
holten, auf daß es auf uns herniederfloß, gleich Stimmen
aus überirdiſchen Sphären. So inbrünſtig iſt wohl ſelten
in einem franzöſiſchen Dom geſungen worden als damals
in dem von Laon, und ich weiß, daß ſich das Bild ſo tief
in meine Seele geprägt hat, daß es nimmer daraus
ver=
jagt werden lann!“
Man ſchwieg. Durch das Fenſter ſah laue Nacht
hin=
ein. Eine große ſchwarze Fliege umraſte ſummend den
braunen Lampenſchirm. Sie unterbrach die Stille.
Dann fuhr ein anderer fort: „Wir lagen hinter der
Feuerſtellung in einem Dörfchen in Reſerve, als ich eines
Abends den Befehl erhielt, mit meiner Kompagnie ſofort
zur Verſtärkung nach vorn zu kommen, weil ein Angriff
der Franzoſen erwartet wurde. Meine Leute ſchliefen
ſchon alle. Aber in wenigen Minuten ſtanden ſie,
ſchlaf=
trunken zwar, in Reih’ und Glied. Wir marſchierten
los. Um die Stimmung zu heben, ſollte ein Lied
geſun=
gen werden. Anfangs klang es ſehr dünn aus den
ver=
ſchlafenen Kehlen, aber ſchließlich ſangen ſie alle. Sie
ſangen das Lieblingslied der Soldaten, das Sie ja alle
kennen und das ſchließt: „In der Heimat, da gibt’s ein
Wiederſeh’n!” Und ſonderbar! Die Leute konnten ſich
von dem Lied nicht trennen; ſie ſangen es, bis ich es ihnen
aus Vorſicht wegen der Nähe des Feindes verbieten
mußte.
Wir hatten in dieſer Nacht furchtbare Verluſte. Viele
meiner beſten Leute fielen. Ich ſelbſt wurde verwundet,
konnte aber trotzdem nach einem flüchtigen Verband im
Graben aushalten. Der Feind wurde zurückgeſchlagen.
Als wir in der Morgendämmerung den Rückmarſch
an=
traten und die Lücken ſahen die der Tod in unſere Reiben
geiſe haits de unde nundes oefigt ſehſbert, und is
ſah manchen, der die Zähne aufeinanderbiß, um nicht
weinen zu müſſen, daß ihm der liebſte Kamerad fehlte.
Ich hielt eine kurze Anſprache, lobte die braven Jungens
und ehrte die Toten, die den ſchönſten Tod, den Tod für
Vater= und Heimatland, erlitten hätten, und ſchloß
da=
mit, daß wir, die Lebenden, die Köpfe nicht ſinken laſſen
dürften. Nach einem dreimaligen Hurra auf Kaiſer und
Reich ſetzten wir uns in Bewegung. Ich ſchlug vor, ein
Lied zu ſingen, ich würde ſelbſt mitſingen. Und die
Sol=
daten begannen ihr Lieblingslied: „Ich hatt’ einen
Ka=
meraden”. — Aber wir ſangen nur den einen Vers. Als
wir zu der Stelle kamen: „In der Heimat, da gibt’s ein
Wiederſeh’n!” da ging ein Schluchzen durch die Reihen,
das Lied erſtarb.
Immer, wenn ich das Lied jetzt höre, muß ich mich
zuſammennehmen, um nicht naſſe Augen zu bekommen.”
Die Ordonnanzen kamen und ſchenkten neuen Tee ein.
Dann erzählte ein Arzt: „In einem Lazarett hinter
der Front wurde ein Schwerverwundeter eingeliefert. Er
hatte einen Bauchſchuß. Wie in faſt allen Fällen, wo die
Kugel den Leib durchbohrte, wurde auch bei ihm nicht zur
Operation geſchritten, da die Wunde auf natürlichem Wege
viel ſchneller heilt, als wir es mit aller Kunſt erreichen
können. Acht Tage hatten genügt, um dem kräftigen
Burſchen Friſche und Humor wiederzugeben. Beſonders Inſtrument: „Morgenrot, Morgenrot!” — — Da merkte
den letzteren beſaß er in reichem Maße. Nun lag er, zwar
bleich und abgemagert noch, in ſeinem Bettkaſten, blickte
mit luſtigen Augen umher und langweilte ſich furchtbar.
Jedem ſprach er, der ſelbſt noch feſt lag, Mut zu, und für Keiner fand mehr das Wort zur Fortſetzung der
Unter=
jeden hatte er irgendeine launige Bemerkung. Eines haltung.
Tages kam ich hinzu, wie er auf einer Mundharmonika
blies, ſo gut wie es überhaupt auf dieſem Inſtrument
möglich iſt. Als er mich ſah, hörte er auf, aber auf=meit?
Zureden begann er von neuem. Er kannte jedes Lied. Alte
Kinder= und Volksweiſen, Soldatenlieder und
Kirchen=
geſänge. Am liebſten ſpielte er Luſtiges, heitere
Marſch=
lieder, die von den Verwundeten mitgeſummt wurden.
Nur Ernſtes und Trauriges wollte er nicht ſpielen. Als
ich ihn nach dem Grund ſeiner Weigerung fragte, meinte
er: „Ach, Herr Doktor, ich möchte doch meinen
Kamera=
den die Stimmung nicht verderben. Sehen Sie, Herr
Doktor, hier iſt doch mancher dabei, der ſich grämt, und
wenn ich nun noch traurige Lieder ſpielen würde, das
könnte der nicht ertragen, und ich auch nicht!” Ich drückte
ihm die Hand und ſagte ihm, er ſolle ſich ſchonen, damit
ſeine völlige Geneſung ſchnell vonſtatten ginge.
Da — eines Morgens, als ich von Bett zu Bett gehe
und zu ihm komme, liegt er müde und wachsgelb in den
Kiſſen vergraben. Er hätte furchtbare Schmerzen, ſagte
er mir. Die ſofortige Unterſuchung ergab, daß eine
ſchwie=
rige Komplikation eingetreten war, die eine Operation
dringend nötig machte. Aber ſchon am Nachmittag des
anderen Tages ſah ich, daß der Tod ihn gezeichnet hatte,
daß es keine Rettung mehr für ihn gab. Als ich an ſeinem
Bett ſtand, ſchlug der Sterbende die Augen auf, und indem
er nach keiner Mundharmonika griff, flüſterte er mit
matter Stimme: „Einmal noch, Herr Doktor!” Und zart
und leiſe, wie das Weinen einer Mutter, quoll es aus dem
ich, daß er wußte, daß er ſterben müſſe. Er ſpielte ſich
ſein eigenes Sterbelied.”
Der Arzt ſchwieg. — Brütende Stille auf uns allen.
vollſtändig wurde. In England habe großer Jubel über
die Meldung geherrſcht. Marſchall French habe weiter
berichtet, daß die Deutſchen am 3. Mai auf dem Hügel
Fuß faßten, daß aber am 6. Mai die verloren gegangenen
Laufgräben von den Engländern zurückerobert worden
ſeien. Sogar am 8. Mai habe der franzöſiſche
Tages=
bericht gemeldet, daß wiederum einige der verlorenen
Laufgräben zurückgewonnen worden ſeien, aber dann ſei
die Höhe 60 aus den amtlichen Meldungen verſchwunden.
In ſeinen jetzt veröffentlichten ausführlichen Depeſchen
berichte French unumwunden, daß die Gegner jenen
Hügel am 5. Mai mit dem Bajonett zurückerobert hätten.
Die Times ſagen, ſie hätten den Fall der Höhe 60
gewiſſen=
haft analyſiert, weil er ein Beiſpiel dafür liefere, wie
Urreführend die engliſchen und
franzöſi=
ſchen amtlichen Berichte manchmal ſeien. Die
Nation ſei aufgefordert worden, ſich über die Eroberung
zu freuen, über den Verluſt habe man ſie in Unkenntnis
gelaſſen. Solche Zwiſchenfälle ſeien geeignet, Mißtrauen
gegen die amtliche Berichterſtattung überhaupt zu erregen.
Der drohende Bergarbeiterausſtand in Wales.
* Rotterdam 14. Juli. Wie der Rotterdamſche
Courant berichtet, ſchreibt der parlamentariſche
Mitarbei=
ter der Times: Die Regierung glaubt, daß der Streik
abgewendet werden wird, da die Bergarbeiter nicht
verſuchen werden, der königlichen Verordnung, die Streiks
in den Kohlengruben von Südwales verbietet, Widerſtand
zu leiſten. Das Vertrauen in eine glückliche Beilegung des
Zwiſtes iſt ſo groß, daß ſie bisher noch keinen ſogenannten
Munitionsgerichtshof für die Südwalliſer errichtet hat, um
Uebertretungen zu beſtrafen. Der Gerichtshof ſoll erſt
ins Leben gerufen werden, wenn der Streik wirklich
aus=
bricht. Man ſagte geſtern abend im Unterhauſe, die
Munitionsbill müſſe jetzt ihre Probe beſtehen.
Die Mitglieder der Arbeiterpartei waren
merkwürdiger=
weiſe am optimiſtiſchſten. Nach einer Verſammlung der
Arbeiterpartei ſprachen ſie ſehr beſtimmt die Anſicht aus,
daß es nicht zum Streik kommen werde. Eine große
Verantwortung laſte auf der Leitung des nationalen
Berg=
arbeiterverbandes und Lloyd George und Arthur
Hender=
ſon, die verſichert haben, daß während des Krieges in der
Steinkohleninduſtrie nicht geſtreikt werden wird. Die
Re=
gierung rechne damit, daß das Wort gehalten wird.
Der „Times” zufolge wird die Kommiſſion der
Fach=
arbeiterverbände heute in London zuſammentreten, und
die organiſierten Arbeiter werden alles mögliche tun, um
Unheil abzuwenden. Der Verband der Bergarbeiter
Großbritanniens appelliert an die Bergarbeiter von Wales,
nicht zu ſtreiken, aber in Cardiff iſt die Stimmung erregt
und die dortigen Führer verſichern, daß die Bergarbeiter
vor Drohungen nicht zurückſchrecken.
* London, 15. Juli. Der Daily Chronicle meldet
aus Cardiff: Es ſcheint keine Möglichkeit zu
be=
ſtehen, den Ausſtand in den Walliſer
Kohlen=
gruben am Donnerstag zu verhindern. Die
Lage iſt ſoernſt, daß Aſquith und Lloyd George ſich
vielleicht nach Südwales begeben, um den Bergleuten den
Ernſt der Lage klarzumachen. Der Bergarbeiterführer
Harthorn erklärte, die Leute würden ſich durch die
Drohun=
gen Lloyd Georges nicht einſchüchtern laſſen. Wenn der
Verſuch gemacht werde, die Leute unter das
Munitions=
geſetz zu zwingen, werde die Lage zehnmal ſchlimmer
wer=
den. Die Times meldet aus Glasgow: Die ſchottiſchen
Bergleute fordern eine Lohnzulage von einem Schilling
täglich. Sie haben kürzlich eine Zulage von einem halben
Schilling erhalten.
Die Buren.
W.V. Ein Leſer unſeres Blattes ſchreibt uns:
Bezug=
nehmend auf den Artikel „Die Schandtaten des
engliſchen, Pöbels in Süd=Afrika” in Ihrem
geſchätzten Blatt vom 14. ds möchte ich Ihnen folgendes
mitteilen: Ich bin Süd=Afrikaner (Johannesburg) und
habe während des Burenkrieges in Süd=Afrika gelebt.
Ich habe nie anderes gewußt und bemerkt, als daß das
Burenvolk für die Deutſchen große Sympathien
hegte und war darum ſehr erſtaunt, als die Buren bei
Ausbruch dieſes Krieges ſo für England eintraten, bis auf
den kleinen Aufſtand, der, ſchlecht organiſiert, keine
Be=
deutung erlangen konnte. In Wahrheit ſind aber die
eigentlichen Buren gar nicht ſo auf Seiten Englands
ge=
weſen, wie man annehmen könnte nach dem, was „Reuter”
bekanntgegeben hat; es war Zwang, weiter nichts. Daß
in Johannesburg ſelbſt die Burenbevölkerung
nichts mit dem eingewanderten engliſchen
Pöbel gemein haben will, mag Ihnen folgendes Beiſpiel
zeigen. Die Volkſtem, eine in Pretoria erſcheinende
Zei=
tung, brachte vor kurzem folgendes: „Nachdem der Pöbel
in Johannesburg im Hauptſtadtteil nach der Verſenkung
der „Luſitania” ſämtliche deutſchen Läden, Bureaus uſw.
zerſtört und geplündert hatte, gab es wieder in der
Be=
ziehung Ruhe. Da wurde bekannt, daß noch in
Vrede=
dorp einige deutſche Geſchäfte ſeien, die noch nicht zerſtört
ſeien. (Ich muß erwähnen, daß Vrededorp ein Teil von
Johannesburg iſt, der faſt ausſchließlich von Buren
be=
wohnt wird, die an und für ſich eine ziemlich wilde
Geſell=
ſchaft bilden.) So verſammelten ſich einige 300 Engländer
aus anderen Stadtteilen und beſchloſſen, auch dieſe letzten
deutſchen Geſchäfte zu zerſtören. Am Pfingſtſonntag ſollte
die Sache ausgeführt werden. Die 300 Mann erſchienen
auf einmal in Vrededorp und machten Anſtalten, um ihr
Zerſtörungswerk zu beginnen, aber kaum war der erſte
Stein in eines der Ladenfenſter geflogen, als die 300 Mann
von den Vrededorper Einwohnern überfallen und jäm
merlich verprügelt wurden. Dabei ſpielten eiſerne Stangen
eine große Rolle, ſodaß es auf Seite der Plünderer drei
bis vier Tote und eine große Anzahl mehr oder minder
Schwerverletzte gab. So nahm der geplante
Plünderungs=
zug einen raſchen und für die Plünderer ſehr unheilvollen
Ausgang.” Soweit der Artikel des Volkſtem in
ungefäh=
rem Wortlaut.
Dies ein Beiſpiel, daß doch nicht alle Buren den Dank
vergeſſen haben, zu dem ſie Deutſchland gegenüber
ver=
pflichtet ſind.
Der Retter aus Bothaland.
G.* Herr Botha iſt nach der Londoner Daily Mail
der einzige unter allen engliſchen Heerführern, „der den
erſten großen und vollkommenen Sieg der engliſchen
Waffen errungen hat”, und da ſich das ganze Land
ver=
geblich nach „mutigen und unerſchrockenen Männern”
ſehnt, wäre endlich der geeignete Mann gefunden, um alle
Not der Zeit zu heben.
Nun, mit dem großen und vollkommenen Sieg „über
die Deutſchen” ſieht’s nicht gerade berühmt aus, wenn
die Nachricht überhaupt wahr iſt. Ein Heldenſtück war
es ſicher nicht, mit mehr als 40000 Mann die kleine
deutſche Heldenſchaar in Südweſtafrika — kaum 3000
Kämpfer im ganzen — im zwölften Kriegsmonat zur
Strecke zu bringen. Und das nennt England eine „große.
vollkommene Leiſtung”!
Und ob dieſer Heldenleiſtung ſchlägt die Daily Mail
allen Ernſtes vor, Herrn Botha an die Spitze der weißen
und farbigen Engländer zu ſtellen! Mag er kommen, in
Die Helden der „Dresden‟
Am 15. März wurde der kleine Kreuzer „
Dres=
den” an der Küſte von Juan Fernandez innerhalb
der neutralen Zone, alſo unter ſchwerem
Völkerrechts=
bruch, von engliſcher Uebermacht verſenkt. Der Beſatzung
gelang es, an Land zu kommen: ſie wurde von den
chile=
niſchen Behörden auf der Inſel Quiriquina wenige
Meilen nördlich von Concepeion interniert.
Ueber die letzten Tage des tapferen Schiffes und
das Schickſal der Beſatzung gibt die chileniſche Zeitung
Mereurio in Valparaiſo eine feſſelnde Schilderung, die
wir in folgendem auszugsweiſe wiedergeben:
Die „Dresden” hatte vom Grafen Spee dem
Ad=
miral des deutſchen Geſchwaders, den Befehl erhalten, ſich
zurückzuziehen und konnte mit ihren ſchnellen Maſchinen
auch dem überlegenen Feinde entkommen. Sie zog ſich in
das ſeuerländiſche Inſelgewirr zurück, um ſich dort in den
unzugänglichen Buchten zu verbergen, was dank der
her=
vorragenden ſeemänniſchen Fähigkeiten des Kapitäns z. S.
Lüdecke auch gelang. Die „Dresden” war mit einem
Schlage verſchwunden.
Die chileniſche Regierung ſchickte den Zerſtörer „Lynch”
nach dem Süden, um über die Unverletzlichkeit der
chile=
niſchen Küſte zu wachen. Der Kommandant dieſes
Schif=
fes, Huerta war nicht wenig überraſcht, eines Tages
in einer der kleinſten, faſt unzugänglichen Buchten, die
ſei=
nem kleinen Schiffe kaum die Einfahrt erlaubte, ein
frem=
des Kriegsſchiff anzutreffen: es war die „Dresden”, die
in einer geradezu abenteuerlichen Fahrt dort ein Verſteck
geſunden hatte. Der Kreuzer erhielt Befehl, innerhalb von
24 Stunden ſeinen Zufluchtsort zu verlaſſen, und er tat
dies auch. Der Kohlenvorrat war faſt aufgebraucht, er
wurde durch Holz, das dort in unbeſchränkter Menge zur
Verfügung ſteht, ergänzt. Auch die Lebensmittel an Bord
gingen zu Ende. Hier mußte der Fiſchfang aushelfen, der
glücklicherweiſe reichen Ertrag gab. Kapitän z. S.
Lü=
decke hatte die Abſicht, nach Talcahuano zu gehen,
um ſich dort internieren zu laſſen. Bald aber verrieten
aufgefangene Funkſprüche, daß das deutſche Schiff von
Engländern verfolgt wurde. Die Keſſel des Kreuzers
waren zum Teil durchgebrannt und den Anſtrengungen
einer längeren Flucht nicht mehr gewachſen. Der Kapitän
änderte daher den Kurs auf Juan Fernandez
er=
reichte auch die ſchützende 3=Meilen=Grenze — aber was kam
es England auf einen neuen Bruch des Völkerrechts an:
das wackere Schiff wurde nach heldenhaftem Widerſtande
verſenkt! Kapitan z. S. Lüdecke war 6 Monate hindurch
nicht aus den Kleidern gekommen. Seinem eiſernen
Wil=
len war es gelungen, der kleinen Beſatzung immer aufs
neue Mut einzuflößen. Die an Land gerettete Beſatzung
wurde von der chileniſchen Regierung auf die Inſel
Qui=
riquina gebracht, wo ſie ſogleich begannen, mit
deut=
ſcher Tatkraft alles in Stand zu ſetzen, was ihnen
mangel=
haft erſchien. An und für ſich verfügten zwar die
chileni=
ſchen Militärbaracken über alle Bequemlichkeiten, und die
Offizierswohnungen waren geradezu hervorragend. Aber
es iſt nicht deutſche Art, nur die Annehmlichkeiten des
Lebens in faulem Nichtstun zu genießen. In kurzem war
die Inſel wie umgewandelt. Sie beſaß eine
Waſſerlei=
tung, die aber ſo verrottet war, daß ſie längſt nicht mehr
ge=
braucht werden konnte; die Rohrleitung war verfallen und
vergeſſen. Niemand kümmerte ſich mehr um ſie. Die
deut=
ſchen Seeleute holten ſich die Erlaubnis der Regierung zur
Wiederherſtellung, riſſen die alten Rohre aus dem Boden
und verlegten ſie neu, ſodaß heute Quiriquina über ein
ganz vorzügliches Trinkwaſſer verfügt. Dann machte ſich
die Mannſchaft daran, die zum großen Teil ungangbaren
Wege der Inſel wieder in Stand zu ſetzen, ſo daß ſie heute
den beſten Straßen der chileniſchen Republik nicht
nach=
ſtehn. Das alles verdankt die Inſel den 365 Seeleuten
der „Dresden” von denen täglich abwechſelnd je 100 ſich
landwirtſchaftlichen Arbeiten, Straßenbauten uſw.
wid=
men, während die übrigen militäriſche Uebungen vornehe
men. Einzelne Gruppen erhalten täglich Landurlaub
nach Talcahuano, wo auch die Offiziere im Kreiſe der
chi=
leniſchen Kameraden ihre freie Zeit zubringen. Was den
Chilenen am meiſten auffällt, iſt die ſtraffe Haltung und
die tadelloſe Kleidung unſerer Leute, die ſich auch nicht die
kleinſte Nachläſſigkeit zuſchulden kommen laſſen.
Welch ein Unterſchied zwiſchen dieſem Verhalten
deut=
ſcher Internierter und den franzöſiſchen und vor allem
engliſchen Gefangenen! Hat man ſchon je gehört, daß ſich
Engländer freiwillig irgend welchen Arbeiten unterzogen
hätten? Auf welcher Seite iſt das wahre Kulturvolk zu
ſuchen? Ehre den Tapferen, denen ein widriges Schickſal
verſagte, weiter für ihr Vaterland mit den Waffen
kämp=
fen zu können, die es aber verſtanden, in anderer Weiſe
durch praktiſche Kulturarbeit die Ehre ihres Vaterlandes
hochzuhalten und dem deutſchen Namen an der fernen
Küſte des Stillen Ozeans Achtung zu verſchaffen. Gie.
unſeren Gefangenenlagern iſt noch viel Platz, um
prak=
tiſche Studien über wirklich humane Behandlung
ge=
fangener Feinde zu machen.
Louis Botha iſt ein ehrgeiziger Mann. Er will
Lord und Pair von England werden, er, der
Kultur=
träger, der einſt in Berlin klagte, daß tauſende von Frauen
und Kindern der Buren durch Englands Niedertracht
ver=
hungern mußten, und der jetzt ſelbſt tauſende von
deutſchen Frauen und Kindern dem gleichen Schickſal
preis=
gibt. Er, der einſt England an den Pranger ſtellte, weil
es das Privateigentum der Buren konſiszierte, er läßt
heute die Plünderer von Bloemfontein und
Johannes=
burg ungeſtraft und ſchleppt die Deutſchen in
Konzen=
trationslager und vergißt nicht, ſich ihr Privateigentum
gewiſſenhaft anzueignen.
Aber noch größere Ehrungen auf Vorſchuß hat man
dem Manne zugedacht, der ſeine ganze Vergangenheit
ver=
riet, der mit allen ehrenhaften Buren brach, der der
ge=
meinen Ermordung Delareys zuſtimmte, der Dewet ins
Gefängnis lieferte. Südweſtafrika ſoll ihm zu Ehren in
„Bothaland” umgetauft werden!!
Welch Meer von Hohn und Spott würde über uns
von England ausgegoſſen werden, wenn wir Ruſſiſch=
Polen und Kurland in Hindenburgland umtaufen
woll=
ten! Und mit wieviel mehr Recht könnten wir das tun,
als England es mit Südweſtafrika zu tun ſich anſchickt!
Lord Beaconsfield hat mal geſagt, von allen 509
Pairs von England verdankten höchſtens fünf ihre Würde
einer ehrenvollen Handlung oder würklichem Verdienſt
um den Staat. Der Mann, der Zulukaffern und
Betſchuana=
nigger und ſonſtiges farbiges Volk als Kulturträger gegen
Deutſchlaud führen will, iſt ſicher geeignet, als Pair von
England die von Beaconsfield gelennzeichnete Mehrzahl
der Pairs noch zu verſtärken!
Botha wahrlich iſt der geeignete Mann dazu: in ihm
verkörpert ſich alles, was dieſer Krieg an unedlen
Leiden=
ſchaften aufflammen ließ. Er, der mit 40000 ganze 3000
ſchlug, zieht aus, um Deutſchland zu vernichten: er, der
einſt die Buren von den Engländern befreien wollte, will
jetzt die Engländer von den Deutſchen befreien! Difteile
est, satiram non scribere.
Die Balkanſtaaten.
Italiener und Serben.
General Porro der Stellvertreter des
italie=
niſchen Generalſtabschefs, hat ſeinen Unterredungen mit
den leitenden Perſönlichkeiten der Pariſer Regierung und
mit General Joffre eine lange Beſprechung mit dem in
Paris beglaubigten ſerbiſchen Militärattaché
folgen laſſen. Es liegt die Annahme nahe, daß der Zweck
dieſer Beſprechung darin beſtand, ein gemeinſames
mili=
täriſches Vorgehen von Italienern und Serben gegen
Oeſterreich=Ungarn zu erörtern. Ein derartiges
Zuſam=
mengehen Italiens und Serbiens wäre jedoch zweifellos
an eine politiſche Vorausſetzung gebunden, nämlich an
eine italieniſch=ſerbiſche Vereinbarung über Albanien.
Der Zorn der italieniſchen Preſſe wegen des ſerbiſchen
Vormarſches in dieſem von der Irredenta läugſt
bean=
ſpruchten Gebiet iſt ein ſicheres Anzeichen dafür, daß ein
militäriſches Zuſammengehen Italiens und Serbiens
gegen die Donaumonarchie von einer vorhergehenden
Einigung über Albanien abhängt. Entſchlöſſe ſich
Ser=
bien aus Haß gegen Oeſterreich dazu, ſich in Albanien
gemäß italieniſchen Wünſchen Beſchränkungen
aufzuer=
legen, dann würde es dies ſicherlich nur unter der
Be=
dingung tun, daß ihm Italien mindeſtens gewiſſe
Bürg=
ſchaften für ſeinen mazedoniſchen Beſitz gewährte.
Solche Bürgſchaften müßten ſich in erſter Linie gegen
Bulgarien richten. Ob ſich aber Italien zur Leiſtung
einer derartigen Bürgſchaft verſtünde, ohne gleichzeitig
von Serbien gewiſſe Zuſagen gegen Italiens
unbeque=
men Nebenbuhler im ſüdlichen Albanien, gegen
Grie=
chenland zu erhalten, muß höchſt zweifelhaft
er=
ſcheinen. Vielleicht hatte die Athener Nea Aletheia ſchon
Kenntnis von den italieniſch=ſerbiſchen Anbandelungen,
als ſie die ſerbiſchen Ausdehnungsgelüſte am Balkan
ſchroff bekämpfte, Griechenland gegenüber den Serben
wieder im Beſitz ſeiner Aktionsfreiheit erblickte und
feſt=
ſtellte: „Serbien denkt in keiner Weiſe an Griechenland,
und wenn es an uns denkt, ſo werden wir unſere Lage
ſelbſt überdenken; die ſerbiſchen Vergrößerungsgelüſte
haben das Gleichgewicht auf dem Balkan erſchüttert; das
ſerbiſch=griechiſche Bündnis hat daher alle Berechtigung
verloren.‟ — Durch ein Handein=Hand=gehen Serbiens und
Italiens in Albanien müßten die Griechen in ſolcher
Auf=
faſſung naturgemäß um ſo mehr beſtärkt werden, je
größer die Erſchütterung iſt, die das Gleichgewicht am
Balkan durch die italieniſche Ausdehnung in Albanien
erführe. Die Geſtaltung der italieniſcheſerbiſchen
Be=
ziehungen kann daher von größtem Einfluß auf das
Ver=
hältnis der Balkanſtaaten untereinander werden. Es
be=
darf nicht der Hervorhebung, daß neben Griechenland,
und zwar in noch höherem Grade als dieſes, Bulgarien
durch italieniſch=ſerbiſche Abmachungen über Albanien
be=
rührt wird. Bei der Feſtigkeit, mit der Serbien auf
ſſeinem mazedoniſchen Beſitz beſteht, iſt es wahrſcheinlich,
daß die Ausſchaltung des italieniſch=ſerbiſchen
Gegen=
ſatzes in Albanien eine Verſchärfung der ſerbiſch=
bulgari=
ſchen und eine Verſchlechterung der ſerbiſch=griechiſchen
Beziehungen im Gefolge haben würde.
Serbien in Albanien.
* Paris, 15. Juli. Miniſterpräſident Paſchitſch
ge=
währte einem Sonderberichterſtatter des Petit Journal
in Niſch eine Unterredung, in der er erklärte, Serbien
habe in Albanien einrücken müſſen, um ſtrategiſch
wichtige Punkte zu beſetzen und ſich gegen Angriffe zu
ſchützen. Serbien verlange nur ein freies,
freundſchaft=
liches Albanien, ſowie diejenigen Ausgänge nach der
Adria, die für die politiſche und wirtſchaftliche
Unabhängig=
keit Serbiens notwendig ſeien. Eine ſolche Politik
Ser=
biens laufe keineswegs den Anſprüchen Italiens zuwider.
Uebrigens beſtehe darüber eine Entſcheidung der Londoner
Konferenz.
Verſchärfung der griechiſch=italieniſchen
Beziehungen.
* (Ctr. Bln.) Aus Konſtantinopel meldet der Berl.
Lokalanz.: Je größere Kreiſe in Griechenland die
Empö=
rung über das Vorgehen der Ententemächte
ergreift, deſto ſchärfer geſtalten ſich die
griechiſch=
italieniſchen Beziehungen. Wie von griechiſcher
Seite verlautet, revanchiert ſich Italien für das
Ein=
dringen griechiſcher Banden in das Hinterland Valonas
durch die Lahmlegung der Bewegungsfähigkeit der
grie=
chiſchen Handelsflotte im Adriatiſchen Meer. Noch
wäh=
rend der letzten acht Tage wurden acht große griechiſche
Segelſchiffe, die Lebensmittel nach Valona bringen ſollten,
von einem italieniſchen Kreuzer trotz der Vorweiſung der
Ausweispapiere angehalten und nach Brindiſi beordert
unter der Motivierung, daß im Adriatiſchen Meer
grie=
chiſche Schiffe nichts zu ſuchen hätten. Es gelang aber
den griechiſchen Seglern, bei günſtigem Winde nach Korfu
zu entkommen.
England blockiert Griechenland und
Bulgarien.
* Konſtantinopel, 14. Juli. (Ctr. Frkft.) Die
Nervoſität der Engländer im Aegäiſchen Meere
nimmt täglich beſtimmtere Formen an. Ueberall herrſcht
Beſorgnis vor deutſchen Unterſeebooten. Die engliſchen
Beläſtigungen der griechiſchen Schiffahrt in
de=
ren eignen griechiſchen Territorialgewäſſern ſpitzen ſich zur
regelrechten Blockade gegen Griechenland zu.
Dasſelbe gilt für Bulgarien. Der einzige bulgariſche
Hafen im Aegäiſchen Meere, Dedeagatſch, unterliegt ſeit
dem 10. Juli einer vollſtändigen engliſchen Blockierung.
Sie iſt allerdings nicht effektiv, da vor Dedeagatſch
keiner=
lei Kriegsſchiffe in Sicht ſind. Aber ſeit vier Tagen laſſen
die Engländer keinen Dampfer nach Dedeagatſch
einlau=
fen. Bis dahin verkehrten nach dem dortigen Hafen täg
lich einige dreißig Frachtdampfer. Sogar der Dampfer
„Maine” der amerikaniſchen Archipelagos=Linie wurde
vor Dedeagatſch zur Umkehr gezwungen. Seinen
Paſſa=
gieren wurde nur geſtattet, auf einem engliſchen
Torpe=
doboot nach Dedeagatſch zu fahren. (Frkf. Ztg.)
Das ſerbiſche Elend.
* Kopenhagen, 14. Juli. (Ctr. Bln.) Der
Na=
tional Tidende wird aus Paris gedrahtet: Ein Pariſer
Arzt, Profeſſor Pozzi, ſchreibt aus Serbien: Ich befinde
mich hier im reinſten Typhuszentrum. Es iſt
ent=
ſetzlich, ſchaudervoll und troſtlos. Wir haben ſtrengen
Be=
fehl, weder Zahlen noch Einzelheiten anzugeben. Die
Lage iſt ſo, daß die Kranken aus Platzmangel ſtehend
ſterben. Man belegt dasſelbe Bett mit zwei, ja mit drei
Leuten. Man bringt ſie unter den Betten und überall auf
dem Boden unter. Und ſie röcheln dort, ohne auch nur
die Beine ausſtrecken zu können. So ſind ſie
zuſammen=
gepfercht. Der Brief ſchließt mit der eindringlichen Bitte
um Unterſtützungen.
Zufammentritt des griechiſchen
Parlaments.
* Paris, 14. Juli. Die Blätter erfahren aus Athen:
Man verſichert, das griechiſche Parlament, das
am 20. Juli zuſammentreten ſollte, werde nicht vor dem
Monat Auguſt einberufen werden.
* Athen, 14. Juli. Eine vom italieniſchen Miniſter
des Auswärtigen an den griechiſchen Geſandten in Rom
gerichtete Beſchwerde über das Verhalten der
griechiſchen Preſſe wird in hieſigen politiſchen
Kreiſen als verfehlt und von der griechiſchen Preſſe als
lächerlich bezeichnet, da die italieniſche Preſſe Griechenland
ſeit langem auf das Beleidigendſte angegriffen habe. Der
Miniſterrat beſchäftigte ſich mit dem Mißbrauch der
griechiſchen Flagge durch ein Schiff der
italie=
niſchen Kriegsmarine.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 16. Juli.
In den Ruheſtand verſetzt haben Ihre Königl.
Hoheit die Großherzogin den ordentlichen Profeſſor
an der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt Geheimerat
Dr. Erasmus Kittler auf ſein Nachſuchen, unter
Anerkennung ſeiner langjährigen, treuen und
vorzüg=
lichen Dienſte, mit Wirkung vom 1. November 1915 und
ihm aus dieſem Anlaß das Komturkreuz 1. Klaſſe des
Verdienſtordens Philipps des Großmütigen verliehen.
* Beſtätigungen. Ihre Königl. Hoheit die
Groß=
herzogin haben die von der
Stadtverordnetenverſamm=
lung zu Worms getroffene Wiederwahl des
Bürger=
meiſters Dr. Alfred Wevers zum beſoldeten
Beigeord=
neten der Stadt Worms auf die Dauer von 6 Jahren,
die von der Stadtverordnetenverſammlung zu Alzey
ge=
troffene Wiederwahl des Karl Friedrich und Karl
Gärtner und die Wahl des Adolf LeviII zu
Beigeord=
neten der Stadt Alzey auf die Dauer von 6 Jahren
und die von der Stadtverordnetenverſammlung zu Bad
Nauheim getroffene Wiederwahl des Reinhard Knieriem
zum unbeſoldeten Beigeordneten der Stadt Bad Nauheim
auf die Dauer von 6 Jahren beſtätigt.
Kriegsauszeichnungen. Dem Stadtſekretär bei der
Stadtkaſſe zu Darmſtadt Adolf Franz, zurzeit als
Feld=
magazin=Inſpektor im Felde ſtehend, wurde die Heſſiſche
Tapferkeitsmedaille verliehen. — Der Lehramtsaſſeſſor
Wilhelm Gérard aus Darmſtadt, zurzeit Leutnant der
Reſ. und Kompagnieführer im Inf.=Regt. Nr. 118, erhielt
die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille, nachdem ihm ſchon im
Januar d. J. das Eiſerne Kreuz verliehen worden war.
— Militärkrankenwärter Johann Reſtle erhielt die
Großh. Badiſche Silberne Verdienſtmedaille am Bande
der militäriſchen Karl=Friedrich=Verdienſtmedaille. — Der
Großherzog von Baden hat dem Oberleutnant Karl
Lud=
wig Ritter vom Inf.=Regt. Prinz Carl (4. Großh. Heſſ.)
Nr. 118, zurzeit Feldintendant der 36. Reſerve=Diviſion,
das Ritterkreuz zweiter Klaſſe mit Schwertern des Ordens
vom Zähringer Löwen verliehen.
* Von der Techniſchen Hochſchule. Der Diplom=
In=
genieur Alfons Haug aus Spaichingen hat ſich am 14.
d. Mts. an der Großh. Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt
der mündlichen Doktor=Ingenieur=Prüfung
im Papieringenieurfach unterzogen und „gut” beſtanden.
Achtung vor feindlichen Agenten! Feindliche
Agen=
ten ſuchen, wie beobachtet worden iſt, Briefeaus dem
Feld oder Abſchriften von ſolchen durch
An=
kauf oder auch unentgeltlich an ſich zu bringen, angeblich
um ihren Inhalt in einem vaterländiſchen
Schrift=
werk (!) zu verwerten. Die wahre Abſicht geht dahin,
planmäßig Stoff zu ſammeln, der über die
Gliederung des Heeres, über Standorte,
Verſchiebungen, Verluſte der deutſchen Truppen uſw.
dem Feinde Schlüſſe ermöglicht. Falls ſich hier
ſolche Agenten zeigen ſollten, wäre die Polizei ſofort, und
zwar in möglichſt unauffälliger Weiſe, zu benachrichtigen.
* Strafbare Unterſtützung von Kriegsgefangenen.
Da eine größere Anzahl von Kriegsgefangenen an den
verſchiedenſten Arbeitsſtellen in hieſiger Stadt beſchäftigt
wird, ſieht ſich das Großh. Polizeiamt veranlaßt, die von
dem ſtellvertretenden Generalkommando des 18.
Armee=
korps zu Frankfurt a. M. über Kriegsgefangene
erlaſſe=
nen Verordnungen zur Kenntnis zu bringen, und zwar
mit dem Bemerken, daß Zuwiderhandlungen gegen die
darin enthaltenen Vorſchriften auf Grund des Geſetzes
über den Belagerungszuſtand vom 4. Juni 1851 mit
Ge=
fängnis bis zu einem Jahre beſtraft werden.
Verboten iſt das Zuſtecken von Eßwaren oder anderen
Sachen an Kriegsgefangene, das unbefugte Verkaufen
Vertauſchen oder Verſchenken von Sachen an
Kriegs=
gefangene und das unbefugte Einbringen von Sachen in
ein Kriegsgefangenenlager, Briefſchaften von
Kriegs=
gefangenen oder an Kriegsgefangene in Empfang zu
neh=
men oder zu beſorgen. Verboten iſt auch jede Förderung
und Unterſtützung entwichener Kriegsgefangener,
insbe=
ſondere die Gewährung von Unterkunft, Nahrung, und
Kleidung, die Verabfolgung von Geldmitteln, die
Beſchaf=
fung von Arbeitsgelegenheit für dieſelben, ſowie die
Be=
ſchäftigung im eigenen Haushalt oder Betriebe. Von
der Anweſenheit entwichener Kriegsgefangener iſt
unver=
züglich der nächſten Polizeibehörde Mitteilung zu machen.
(Siehe Bekanntmachung im heutigen Tagblatt.)
* Kreuz in Eiſen. In nachahmenswerter Weiſe
bekundete geſtern wieder eine als Wohltäterin bekannte
hieſige Dame ihren Opferſinn. Sie ſpendete 100 Mark,
wofür 200 Schüler der ſtädtiſchen Knabenſchulen Nägel
in das Eiſerne Kreuz am Paradeplatz einſchlagen durften.
Der Oberlehrer der Ballonſchule, Herr Hauptlehrer
Löſch, hielt eine kurze Anſprache, in der er des
Helden=
mutes und der Heldentaten unſerer Tapferen draußen
vor dem Feinde und des Opferſinns und der
Liebes=
tätigkeit der Daheimgebliebenen anerkennend und dankend
gedachte und der Hoffnung Ausdruck gab, daß ihre
Ruhmestaten von einem herrlichen Siege gekrönt ſein
möchten. In das Hoch auf unſere Helden draußen und
daheim und auf das geliebte Vaterland ſtimmten auch
die zahlreichen Zuhörer begeiſtert ein. Mit dem Geſang
von „Deutſchland, Deutſchland über alles” ſchloß die
ernſte, hübſche Feier. Sie wird den beteiligten Knaben
und der hochherzigen Spenderin gewiß eine ſchöne und
erhebende Erinnerung ſein.
— Zu der Sammlung für das „Kreuz in Eiſen”
ha=
ben weiter das IV. (Großh. Heſſ.) Bataillon des
Land=
wehr=Infanterie=Regiments Nr. 87 und das Landwehr=
Infanterie=Regiment Nr. 118 Beiträge von zuſammen
rund 800 Mark geſtiftet. Die durch Sammlung
von den heſſiſchen Truppenteilen aufgebrachte Summe
überſteigt damit den Betrag von 10000 Mark.
Treue Deutſche im Auslande. Eine Anzahl
ameri=
kaniſcher Damen und Herren hat dem Tagblatt 11 Dollar
50 Cts. durch Frau Marie Meyer in Neu=York überwieſen
mit dem Auftrage, dafür Nägel in das Kreuz in
Eiſen ſchlagen zu laſſen. Der Auftrag wurde geſtern
durch einen Beauftragten des Tagblatts ausgeführt. Die
Spenderinnen und Spender werden einzeln eine
Quit=
tung und Erinnerungskarte erhalten. Zu wünſchen wäre
daß dies edelmütige Beiſpiel allenthalben, wo im
Aus=
lande Deutſche wohnen, Nacheiferung fände.
Kriegsſammlung der Eiſenbahnbeamten. Die von
den Beamten und Beamtinnen der hieſigen
Eiſen=
bahn=Verkehrskontrolle II gelegentlich der
Ge=
haltszahlung am 1. Juli d. J. veranſtaltete
Samm=
lung für Kriegshilfszwecke ergab den Betrag
von 615 Mk. 37 Pf. Unter Hinzurechnung des in dieſem
Blatte vom 1. Mai d. J. bekanntgegebenen Betrags von
3042 Mk. 75 Pf. ergibt die Sammlung dieſer
Beamten=
ſchaft ſeit Kriegsbeginn den Geſamtbetrag von 3658 Mk.
12 Pf. Von dem am 1. Juli d. J. geſammelten Betrag
wurden überwieſen: 110 Mk. zum Beſten der erblindeten
Krieger an Frau General von Schenck zu Frankfurt a. M.,
100 Mk. dem Kaiſerl. Türkiſchen General=Konſulat zu
Frankfurt a. M. für Zwecke des „Roten Halbmondes”
50 Mk. zum Beſten der Luftflotten=Mannſchaften, 50 Mk
zum Beſten der Grenztruppen des XX. Armeekorps an
Dr. Salzmann in Allenſtein, 50 Mk. der Deutſchen Bank
in Berlin für die Beratungsſtelle für deutſche Flüchtlinge,
100 Mk. der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt, zur
Be=
ſchaffung von Liebesgaben für die Marine=Mannſchaften,
154 Mk. dem „Kreuz in Eiſen‟ Der letztere Betrag wurde
in der Weiſe verwendet, daß am 15. d. Mts. von den
Kin=
dern der beteiligten Beamten 79 eiſerne Nägel zu je 1 Mk.
und 25 ſilberne Nägel zu je 3 Mk. geſchlagen wurden.
H. K. Verleitung zum Bruch des Lehrvertrags.
Seit einiger Zeit werden in einzelnen Gegenden des
Groß=
herzogtums durch bezahlte Agenten im Auftrag größerer
Baufirmen Arbeitskräfte für
Armierungs=
arbeiten in Lille und ſonſtigen beſetzten Gebietsteilen
angeworben. Es mehren ſich die Klagen, daß hierbei
auch Lehrlinge, die durch Lehrverträge noch
gebunden ſind, zur Aufgabe=ihrer
Lehr=
verhältniſſe veranlaßt werden. Stets handelt
es ſich um Lehrlinge, die im letzten Lehrjahre ſtehen; die
Väter befinden ſich im Felde, die Mütter haben nicht die
nötige Gewalt über die jungen Leute. Anſcheinend übt
auch der hohe Lohn eine verführeriſche Wirkung aus.
Abgeſehen von der Schädigung, die das Handwerk durch
die Entziehung der gerade jetzt ſo notwendigen
Arbeits=
kräfte erleidet, ſind aber auch die jungen Leute durch Ein=
gehen derartiger Verpflichtungen großen Gefahren in
mehrfacher Hinſicht ausgeſetzt. Vor allem werden
hier=
durch die jungen Leute aus ihrem Berufe herausgeriſſen,
ſie können ihre Ausbildung nicht vollenden und müſſen
ſpäter als ungelernte Arbeiter ihre Unachtſamkeit ſchwer
büßen. Die Handwerkskammer hat bereits Material
ge=
ſammelt, aus dem hervorgeht, daß die jungen Leute
infolge des hohen Verdienſtes und mangelnder Aufſicht
zu unverhältnismäßigen Ausgaben veranlaßt und in
ihrem jugendlichen Alter auch in ſittlicher Hinſicht
ge=
fährdet ſind. Eltern und Lehrmeiſter werden auf dieſes
Treiben hingewieſen und erſucht, mit allen Mitteln die
jungen Leute von dem Eingehen derartiger
Werbeangebote abzuhalten. Die
Handwerks=
kammer hat den behördlichen Stellen das bis jetzt
ent=
ſtandene Material vorgelegt; zu weiterem energiſchen
Einſchreiten gegen dieſes Werbeunweſen werden alle
Lehr=
meiſter und ſonſtige Perſonen gebeten, derartige Fälle
unverzüglich dem Bureau der Handwerkskammer zu
Darmſtadt mitzuteilen.
Petroleumhöchſtpreiſe. Verſchiedene uns
zuge=
gangene Anfragen veranlaſſen uns zu dem nachdrücklichen
Hinweis, daß vom geſtrigen (15. Juli) Tage ab
Petro=
leum nur zum Höchſtpreiſe von 32 Pf. für
das Liter ab Geſchäft bzw. 34 Pf. frei ins Haus
ver=
kauft werden darf. Jede Ueberſchreitung dieſes Preiſes
wird rückſichtslos geahndet; die Polizeibeamten ſind
an=
gewieſen, Preisüberſchreitungen zur
An=
zeige zu bringen. Die Anſicht, zu teurerem Preis
eingekaufte Vorräte erſt ausverkaufen zu können, ehe die
Höchſtpreiſe in Kraft treten, iſt falſch und kann zu höchſt
unliebſamen Folgen führen.
M. Von den im Kriegsdienſt ſtehenden heſſiſchen
Lehrern ſind nunmehr 164 auf dem Felde der Ehre
ge=
fallen. — Die Anzahl aller vor dem Feind gebliebenen
Lehrer aus ganz Deutſchland ſoll 4906 betragen.
— Konzert Heinrich Spemann zum Beſten der
Darm=
ſtädter Kriegsfürſorge. Ein höchſt ſeltener Genuß ſteht
dem Darmſtädter Publikum am nächſten Montag abend im
Turnhalleſaal am Woogsplatz bevor durch ein vom
Kam=
merſänger Heinrich Spemann veranſtaltetes
großes Wohlfahrts=Konzert, deſſen ganzer Reinertrag dem
unter Leitung des Herrn Oberbürgermeiſters ſtehenden
Fonds für die Darmſtädter Kriegsfürſorge zugeführt
wer=
den wird. Spemann wird an dieſem Abend neben
meh=
reren Geſängen aus Wagners „Siegfried” und „Rienzi”
auch eine Anzahl Lieder von Schubert u. a. zum Vortrag
bringen. Eine weitere Bereicherung erhält das
Pro=
gramm des Abends durch die dankenswerte Mitwirkung
der Frau Hofopernſängerin Olga Kalllenſee, des
beſt=
bekannten Wiesbadener Baritoniſten Kammerſänger
Troitzſch, der Herren Muſikdirektor Klaſſert
Re=
zitator Fredy Wiener u. a. Die Eintrittspreiſe ſind
auf 3 Mark für Sperrſitz, 2 Mark für den erſten Platz (
nu=
meriert) und 1 Mark für alle übrigen Plätze feſtgeſetzt.
Der Kartenverkauf beginnt am Freitag früh durch das
Ver=
kehrsbureau am Ernſt=Ludwigsplatz. (S. Anz.)
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Fräulein Wilhelmine Heiß unſere
be=
kannte einheimiſche Pianiſtin und Muſiklehrerin, gab hier
kürzlich vor geladenem Publikum einen muſikaliſchen
Nachmittag. Während ſie ſelbſt ſich in der Wiedergabe
von Beethovens Mondſcheinſonate und einigen Scherzo
von Brahms wieder als eine Klaviervirtuoſin von Rang
zeigte, die an ihrer Vervollkommnung unabläſſig weiter
arbeitet, wurden von ihren beſten Schülern Kompoſitionen
von Beethoven, Grieg, Chopin und Liſzt in einer Weiſe
vorgetragen, die von dem pädagogiſchen Talente ihrer
Lehrerin das beſte Zeugnis ablegten.
— Reſidenz=Theater am Weißen Turm. Zum
letztenmal unwiderruflich kommen heute die beiden
äußerſt intereſſanten Films „Die Erſtürmung und
Ein=
nahme der Feſtung Prezmysl” und „Die
Sanitäts=
hundeprüfung am Böllenfalltor” zur Vorführung.
Morgen kommt dann das Sittendrama „Nelly”, I. Teil,
der Roman eines Blumenmädchens in 3 Akten, mit
Toni Sylva in der Hauptrolle, auf den Spielplan.
(Siehe Anzeige.)
h-Von der Bergſtraße, 15. Juli. (Dieneue Ernte.)
In einzelnen Fällen hat man neues Korn mit dem
Flegel ſchon gedroſchen. Qualität und Quantität ſind
vollſtändig befriedigend und will man noch ſelten ein
beſſeres Ernteergebnis gehabt haben. Der
kräf=
tige Regen, der in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch
niederging, hat den Spätkartoffeln ſo viel
Feuchtig=
keit gebracht, daß man ſicher mit einer guten
Kartof=
felernte rechnen kann. Auch die Rübenpflanzen
haben nun genügend Feuchtigkeit für ihre erſte
Entwicke=
lung. — Auf dem Zwingenberger
Obſtgroß=
markt werden zurzeit bezahlt: Aprikoſen 45 Mk., Pfirſiche
40—43 Mk., Frühbirnen 22—25 Mk., Frühäpfel 20—22 Mk.,
alles pro 50 Kilo.
A Vom ſüdlichen Odenwalde, 15. Juli. (
Heidel=
beerernte — Regen.) Die Heidelbeerernte liefert
heuer einen ſchwach mittleren Ertrag. Anfangs waren die
Früchte infolge der Dürre klein und hutzelig, der Regen
förderte ihr Wachstum. Die Preiſe zeigten in ihrer
Be=
wegung die entgegengeſetzte Tendenz wie ſonſt. Früher
begann der Preis pro Pfund mit 30 und 25 Pf. und ſank
gewöhnlich bis auf etwa 10 und 8 Pf., heuer bewegte er
ſich von 14 Pf. auf 30 Pf. Ein Grund hierfür liegt wohl
in geringem Ertrag, doch iſt es auffallend, daß trotz der
mangelnden Ausfuhr der Preis ſtieg. Man ſieht, daß der
innere Markt ganz erhebliche Mengen aufnehmen kann
oder aufgenommen hat. — Endlich ergiebige Feuchtigkeit
letzte Nacht und heute! Die Ohmeternte wird zwar nicht
mehr gerettet, jedoch iſt dadurch reichlich Herbſtfutter in
Ausſicht. Auch den Kartoffeln wird der Guß ſehr zu
ſtat=
ten kommen, ſeither fand man recht unentwickelte Knollen.
Einzelne Lagen zeigten vor dem Regen Trockenheit bis
tief hinein, und man mußte ſich wundern über das noch
reichlich vorhandene Grün auf ſolchen Plätzen.
M. Nackenheim, 15. Juli. (Von der
Einquar=
tierung.) Nachdem die Militärbehörde auf Erſuchen
der Gemeinde die Verpflegung der hier einquartierten
Truppenteile ſelbſt übernimmt, ſchweben nun
Verhand=
lungen über Beſchaffung von Räumen, in welchen die
Verköſtigung geſchehen ſoll. Hierbei ſei bemerkt, daß
Nackenheim ſchon ſeit den erſten Mobilmachungstagen
dauernd mit Einquartierung belegt iſt und die
Ge=
meinde zu den Verpflegungskoſten ſchon ſeit einiger Zeit
einen anſehnlichen Beitrag liefert.
Oſthofen, 15. Juli. (Selbſtmord.) Am Dienstag
abend gegen 7 Uhr ertränkte ſich der frühere
Mühlen=
arbeiter Chriſtian Heinrich Graf aus Oſthofen im
Rhein, zwiſchen der Rhein=Dürkheimer Fahrt und Rhein=
Dürkheim. Er wurde von einem Arbeiter und einem
Schüler von Rhein=Dürkheim beobachtet, wie er, nachdem
er Stock und Hut auf den Weg gelegt hatte, in den
Rhein ging. Was den alten Mann von= 73 Jahren zu
dieſem Schritt bewogen hat, iſt unbekannt, zumal er nicht
an Nahrungsſorgen gelitten hat. Die Leiche wurde kurz
nach der Tat geländet. Das Gericht aus Oſthofen
be=
gab ſich am Mittwoch nach Rhein=Dürkheim behufs
Leichenſchau.
Bingen, 15. Juli. (Dauerware.) Die Stadt
Bin=
gen hat zum Verkauf an hieſige Einwohner
Fleiſchkonſer=
ven beſchafft, mit deren Verkauf nunmehr begonnen wird.
Sie werden an ſolche Einwohner abgegeben, die ein
Jahreseinkommen unter 2600 Mark haben. Der Verkauf
findet gegen bar ſtatt unter Vorzeigung des
Staatsſteuer=
zettels als Ausweis.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 15. Juli. Ueber den
Ab=
ſchluß der Berliner Sparkaſſen wird berichtet,
daß in dem letzten Jahre trotz des Krieges 15 593 268 Mark
mehr eingezahlt als abgehoben worden ſind, wenn von der
Inanſpruchnahme durch die Kriegsanleihe abgeſehen wird.
Die Anzahl der Sparkaſſenbücher iſt um 15620 Stück
ge=
ſtiegen. Zur erſten Kriegsanleihe ſind rund 18, zur
zwei=
ten rund 35 Millionen Mark von der Berliner Sparkaſſe
beigeſteuert worden, insgeſamt rund 53 Millionen Mark.
—Heute hat die Stadtverordnetenverſammlung die
An=
leihe von 288 Millionen Mark bewilligt.
Frankfurt, 15. Juli. (Höchſtpreis für Milch.)
Die Frkf. Ztg. ſchreibt: Vom Magiſtrat wird uns
mitge=
teilt: „Nachdem die Vereinigten Landwirte einſeitig mit
einer ſehr ſtarken Erhöhung des Milchpreiſes vorzugehen
beabſichtigen, hat der Magiſtrat im Einvernehmen mit den
Nachbarſtädten beſchloſſen, den ſeither für Frankfurt
gül=
tigen Preis von 26 Pf. als Höchſtpreis
feſtzu=
ſetzen und die Verordnung ſofort in Kraft treten zu
laſſen.‟ Dieſe Verordnung iſt die richtige, prompte
Ant=
wort auf die ſoeben erfolgte Ankündigung der Vereinigten
Landwirte, daß von heute ab der Milchpreis von 26 auf
30 Pf. erhöht wird! Die Verordnung des Magiſtrats
möge von den Verbrauchern beherzigt werden, das heißt:
man weigere ſich, mehr als 26 Pf. zu zahlen, und bringe
die Leute, die der behördlichen Anordnung
zuwiderhan=
deln, unnachſichtlich zur Anzeige. Das rückſichtsloſe
Ver=
halten der Landwirte, denen ſich die
Millchhänd=
ler angeſchloſſen haben — möglicherweiſe ſoll für ſie
durch die Preiserhöhung auch noch ein Gewinn
heraus=
ſpringen — kann nicht ſcharf genug verurteilt
werden.
Hamburg, 15. Juli. (Raubmord.) Heute wurde
die 19jährige Frau Böthling tot in ihrer Wohnung
aufgefunden. Es liegt Raubmord vor. Die
Raub=
mörderinnen, zwei Waiſenhauszöglinge von 15 und
17 Jahren, ſind heute verhaftet worden. Sie ſind
geſtän=
dig. Geraubte Sachen wurden bei ihnen gefunden.
Poſen, 15. Juli. (Todesfall.) Der frühere
Reichs=
tagsabgeordnete für den Wahlkreis Schwetz (1873 bis
1876), Graf v. Parczeweki, iſt im Alter von 90 Jahren
geſtorben.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 15. Juli. Börſenſtimmungsbild.
Im freien Börſenverkehr gewann das Geſchäft
keine größere Ausdehnung. Die Stimung kennzeichnete
ſich aber im allgemeinen als feſt. Kaufluſt machte ſich
geltend für Daimler=Motoren, Höchſter Farbwerke, Löwe,
Friſter, Rheinmetall, Allgemeine Elektrizitätsgeſellſchaft,
ſowie für verſchiedene Stahlwerke; dieſe Werte erlangten
teilweiſe anſehnliche Beſſerungen. Kriegsanleihen
wur=
den wenig umgeſetzt. Von ausländiſchen Valuten waren
Nordiſche abgeſchwächt. Geld unverändert flüſſig.
Landwirtſchaftliches.
— Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 14. Juli. Auftrieb: 48 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht 148 Mk. Zutrieb von
Landſchweinen. Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht
145 Mk. Marktverlauf: flau; Ueberſtand. —
Schweine=
markt am 15. Juli. Auftrieb: 82 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht 144—150 Mk. Zutrieb von
Landſchweinen. Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht
143—145 Mk. Marktverlauf: mäßig; Ueberſtand. —
Käl=
bermarkt am 15. Juli. Auftrieb: 168 Kälber, 2 Schafe.
Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht 1. Qual. 62 Mk.,
2. Qual. 60 Mk., 3. Qual. 56 Mk. Marktverlauf: lebhaft.
— Frankfurt a. M., 15. Juli. (
Schlachtvieh=
markt.) Amtlicher Bericht. Auftrieb: Rinder 239
Stück, darunter 1 Bullen, 238 Färſen und Kühe; Kälber
755 Stück; Schafe 134 Stück; Schweine 336 Stück. Preiſe
für einen Zentner Lebendgewicht (Schlachtgewicht) in Mk.:
Kälber: feinſte Maſtkälber 70—78 (117—128), mittlere
Maſt= und beſte Saugkälber 64—68 (107—113), geringe
Maſt= und gute Saugkälber 58—63 (98—107), geringe
Saugkälber 52—56 (88—95). Schafe: Maſtlämmer und
Maſthämmel 51—52 (110—112). Schweine: vollfleiſchige
Schweine von 80 bis 100 Kilogramm Lebendgewicht 118
bis 123 (145—150), vollfleiſchige Schweine unter 80
Kilo=
gramm Lebendgewicht 116—120 (140—145), vollfleiſchige
Schweine von 100 bis 120 Kilogramm Lebendgewicht 118
bis 123 (148—150). Marktverlauf: In Kälbern und
Schweinen reger, in Schafen ruhiger Handel; am
Schweinemarkt kleiner Reſtbeſtand.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Rebaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.
— Die in Nr. 193 d. Bl. ausgeſprochene Annahme,
daß die Beteiligung des Verlagsbuchhändlers Eugen
Diederichs in Jena bei der Spitteler=Feier in Zürich
von der Tagespreſſe nicht beachtet worden ſei, iſt nicht
richtig. Das Verhalten des genannten Herrn iſt z. B. in
Nr. 305 des „Reichsboten”, vom 18. Juni in dem der
„Kunſt und Wiſſenſchaft” gewidmeten Teile gerügt
wor=
den. Dasſelbe Blatt hat dann in Nr. 338 vom 6. Juli
eine Erklärung von Diederichs und die Antwort der „
Süd=
deutſchen Monatshefte” auf dieſen Rechtfertigungsverſuch
gebracht.
Dr. G.
Schreiber dieſes möchte bei der günſtigen
Witte=
rung die Landwirte auf das Pflanzen von
Weiß=
rüben aufmerkſam machen. Dieſelben geben, wenn der
Samen jetzt auf umgebrochenem Stoppel= oder Brachfeld
geſät, im Herbſt eine reiche Ernte und bilden bei der
Füt=
terung des Rindviehes eine willkommene Ergänzung des
Winterfutters.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 15. Juli. Amtlich wird verlautbart:
15. Juli mittags:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Die allgemeine Lage hat ſich nicht geändert.
Am Dnjeſtr, abwärts Nizniow, kam es am
nörd=
lichen Flußufer an mehreren Stellen zu erfolgreichen
Kämpfen unſerer Truppen, wobei 11 Offiziere und 550
Mann des Feindes gefangen wurden.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Gegen einzelne Stellungen des Plateaus von Doberdo
unterhalten die Italiener wieder ein lebhafteres Ge
ſchützfeuer. Sie verſuchten auch mehrere
Infanterie=
angriffe, namentlich zwiſchen Sdrauſſina und Polazzo,
wurden aber wie immer unter großen Verluſten
zurück=
geſchlagen.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet
hat ſich nichts von Bedeutung ereignet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchallentnant.
Zuſammenkunft des Kaiſers mit
Hindenburg.
* Berlin, 15. Juli. Aus Poſen wird dem
W. T. B. mitgeteilt: Kürzlich weilte Se. (Maj. der Kaiſer
hier anläßlich ſeiner Reiſe nach dem Kriegsſchauplatze
nördlich der Pilica. Gleichzeitig war
Generalfeldmar=
ſchall Hindenburg hier eingetroffen. Se. Maj, der
Kaiſer hatte mit ihm und dem Chef des Generalſtabs
des Feldheeres, General der Infanterie v.
Falken=
hayn, eine längere Beſprechung im Schloſſe.
Die öſterreichiſche Note an Amerika.
* Budapeſt, 15. Juli. Der Peſter Lloyd ſchreibt
über die Note an die Vereinigten Staaten:
Die Note Burians iſt ein freundſchaftlicher Akt. Wir
hegen die Zuverſicht, daß ſie in den Vereinigten Staaten
von der verantwortlichen Stelle ſowohl wie von der
öffentlichen Meinung als ſolcher aufgefaßt wird.
Alkot=
many ſchreibt: Amerika muß, wenn es mit uns und
Deutſchland das Freundſchaftsverhältnis fortſetzen will,
raſche und energiſche Maßnahmen treffen,
um die angebliche Neutralität in eine
wirkliche zu verwandeln. Budapeſti Hirlap
ſchreibt: Die Note vermeidet es ſorgfältig, die ſchwebende
Frage zuzuſpitzen. Es fehlt der Hinweis, der ſo nahe
liegt, daß in erſter Linie die Munitionslieferungen die
Fortdauer des Krieges verurſachen. Amerika iſt für
die Langvierigkeit des Krieges
verant=
wortlich.
Die Behandlung der ruſſiſchen Kriegsgefangenen
in Oeſterreich=Ungarn.
* Wien, 15. Juli. Seit langem und mit der in
größerem Maße zunehmenden Zahl der Deſertionen
aus dem ruſſiſchen Heere haben die ruſſiſchen Zeitungen
Meldungen über ſchlechte Behandlung der ruſſiſchen
Kriegsgefangenen in der Monarchie veröffentlicht. — Auf
Einladung der öſterreichiſch=ungariſchen Regierung hatte
der ſpaniſche Botſchafter bereits ſeit Dezember
Ge=
legenheit, die Kriegsgefangenenlager zu beſuchen. Die
ruſſiſche Regierung war über die tatſächliche Lage der
Kriegsgefangenen in der Monarchie durch die über dieſe
Beſuche von berufenſter Stelle erſtatteten Berichte genau
unterrichtet worden. Die trotzdem ohne Unterlaß in den
ruſſiſchen Zeitungen erſcheinenden Nachrichten über die
traurige Lage der ruſſiſchen Kriegsgefangenen tragen in
allzu durchſichtiger Weiſe den Stempel der
bewuß=
ten Unwahrheit und ſind nur zu dem Zweck in die
Welt geſetzt worden, um die unſeren Kriegsgefangenen
zuteil werdenden Bedrückungen zu beſchönigen und die
ruſſiſchen Soldaten abzuhalten, ſich freiwillig in
Gefan=
genſchaft zu begeben.
Der Seekrieg.
* Wisby, 15. Juli. Meldung des Ritzau=Bureaus
aus Lingarn: Aus Oſtgotland wird der Zeitung
Got=
ländingen telephoniert, daß geſtern von Einbruch der
Dunkelheit bis 2 Uhr nachts ein mächtiges
Feuer=
meer geſehen wurde. Dampfer, die nachts auf dem
Meere ſich aufhielten, berichten von einer mäch tigen
Kanonade.
* London, 15. Juli. Lloyds melden aus Gregt
Yarmouth: Der Dampfer „Rym” aus Bergen, von
den Tynedocks nach Rochefort unterwegs, iſt geſtern
mit=
tag anderthalb Seemeilen ſüdweſtlich vom Leuchtſchiffe
Shipwach torpediert worden. Die Beſatzung
lan=
dete unverſehrt in Yarmouth.
Zur Vernichtung der „Königsberg‟
T.U. London, 15. Juli. Ueber dſe letzten
Kämpfe der „Königsberg” liegen jetzt noch weitere
Einzelheiten vor, in denen zugegeben wird, daß ſich das
Schiff außerordentlich heftig gewehrt hat. Der Kapitän
der „Königsberg” hatte alle Vorbereitungen zum Gefecht
in einer ganz geſchickten Weiſe getroffen und das Schift
in grünes Laub und grüne Tücher
einge=
hüllt ſodaß der Kreuzer wenig vom Buſchwerk zu
unterſcheiden war. Die engliſchen Flieger hatten große
Mühe, den genauen Ankerplatz des Schiffes feſtzuſtellen.
Weiter hatte die „Königsberg” verſchiedene Kanonen von
Bord gebracht und dieſe im Dünenſand an der Mündung
des Fluſſes aufgeſtellt, wo ſie ein heftiges Feuer
eröffne=
ten, bis ſie infolge Munitonsmangels ſchwiegen. In
dem Bericht an die engliſche Admiralität erklärte der
Oberbefehlshaber, Vizeadmiral Kinghall, daß ſeine
Auf=
gabe außerordentlich ſchwierig geweſen ſei und daß er
über=
haupt dieſelbe nur mit Hilfe der tüchtia arbeitenden
Mo=
nitore habe löſen laſſen.
Die Franzoſen beſchießen eigene
U=Boote.
* Berlin, 15. Juli. Am 5. Juli gab das
franzö=
ſiſche Marineminiſterium amtlich bekannt, daß am 4. Juli
im Aermelkanal zwei deutſche U=Boote durch
Fahrzeuge des franzöſiſchen zweiten leichten Geſchwaders
beſchoſſen worden ſeien und daß hierbei ein
U=Boot von mehreren Granaten getroffen worden ſei.
— Wie wir an zuſtändiger Stelle erfahren, kommen
deutſche U=Bootenicht in Frage. Es kann ſich
daher nur um franzöſiſche oder engliſche U=Boote
han=
deln, die von den genannten franzöſiſchen Streitkräften
irrtümlicherweiſe beſchoſſen worden ſind.
Franzöſiſche Phraſen.
* Paris, 15. Juli. Die Ueberführung der
Aſche Rouget de Lisles in den Invalidendom
bildete den Anlaß einer großen Kundgebung, der ſich die
Pariſer Bevölkerung anſchloß. Der Zug bildete ſich am
Triumphbogen auf der Place del’Etoile. Teil nahmen
daran der Präſident Poincaré, das Parlament, das
diplomatiſche Korps und Abordnungen verſchiedener
Ge=
ſellſchaften. Der Sarg, der ſich auf einer Artillerielafette
befand, war von Truppen der Pariſer Garniſon umgeben.
Im Invalidendom hielt Poinegré eine Anſprache,
in welcher er den Charakter unterſtrich, der zwei große
Seiten in der Geſchichte Frankreichs einander nähere. Er
pries die Marſeillaiſe, jene unvergleichliche Hymne deren
Klänge in den Herzen der Nation übermenſchliche
Tugen=
den erwecken. Der Präſident erinnerte daran, daß die
Umſtände, unter welchen Rouget de Lisle ſeine Hymne
komponierte, den heutigen entſprechen. Die franzöſiſche
Demokratie, weit von jedem kriegeriſchen Geiſt entfernt,
blieb den Herausforderungen gegenüber ſchweigſam und
unbewegt und bemühte ſich, das europäiſche Konzert zu
organiſieren und zu erhalten. Nach Tanger, nach Agadir,
und nach den Balkankriegen hat Frankreich ſeinen
Friedens=
willen beſtätigt, indem es in neue Unterhandlungen
ein=
willigte, um zwiſchen Deutſchland und ſich die letzten
latenten Gründe für Schwierigkeiten und
Zuſammen=
ſtöße zu erſticken. Am Tage, nachdem ein
franzöſiſch=
deutſches Abkommen geſchloſſen war, das die orientaliſchen
Intereſſen regelte, und als Europa beruhigt erſchien,
brachte ein unvorhergeſehener Donnerſchlag die Welt zum
Erzittern.
Poincaré führte dann aus, wie Frankreich das Opfer
eines brutalen, bis ins Kleinſte vorbedachten Angriffes
geworden ſei. Da man Frankreich gezwungen habe, das
Schwert zu ziehen, habe es nicht das Recht, das Schwert
in die Scheide zurückzuſtecken, bevor die Toten gerächt
ſeien und der gemeinſame Sieg der Verbündeten geſtatten
werde, die Ruinen wieder aufzubauen, Frankreich in
der Geſamtheit neu zu ſchaffen und es wirkſam gegen die
periodiſche Wiederkehr ſolcher Provokationen zu ſchützen.
Mit dem Willen zum Siege habe auch Frankreich die
Ge=
wißheit, zu ſiegen. Die Feinde dürften ſich nicht darüber
täuſchen. Nicht um einen unſicheren Frieden,
nicht um einen unruhigen, flüchtigen Waffenſtillſtand
zwiſchen dem abgekürzten Kriege und einem noch
ſchreck=
licheren Kriege zu unterzeichnen und nicht um
kommen=
den neuen Angriffen und tätlichen Gefahren ausgeſetzt
zu bleiben, habe ſich Frankreich bebend bei den wuchtigen
Klängen der Marſeillaiſe erhoben. Der Endſieg werde
der Preis für die moraliſche Kraft und Ausdauer ſein.
Der Redner forderte weiter, alle Kraft und Energie auf
ein einziges Ziel zu richten, nämlich den Krieg, ſo lange
er auch dauern möge, bis zur endgültigen Niederlage des
Feindes und bis zum Ende des Albdruckes fortzuſetzen,
die die deutſche Sucht nach Größe auf Europa laſten
laſſe. Poincaré ſchloß ſeine Anſprache, indem er ſagte,
ſchon erhelle der Tag des Ruhmes, den die Marſeillaiſe
feiert, den Horizont, ſchon habe das Volk in einigen
Mo=
naten die Annalen Frankreichs um eine große Zahl
wun=
derbarer Taten und epiſcher Geſchehniſſe bereichert. Jene
wunderbaren Volkstugenden erhöben ſich nicht umſonſt
an allen Stellen Frankreichs. „Laſſen wir ſie ihr heiliges
Werk beenden, ſie bahnen dem Siege der Gerechtigkeit
den Weg!”
Präſident Poincaré führte noch aus, wie
Oeſter=
reich trotz der Warnungen Italiens und trotz des
Nach=
gebens Serbiens den Angriff auf Serbien ausgeführt
habe. Die Geſchichte werde beſtätigen, daß Rußland und
Frankreich alles getan hätten, um den Frieden zu
erhal=
ten, aber der militäriſche Imperialismus der
Zentral=
mächte wollte den Krieg. Die Nachwelt werde eines
Tages mit Verblüffung erfahren, daß nach der brüsken
Kriegserklärung an Rußland eines Tages ein deutſcher
Botſchafter vergeblich verſucht habe, ſich von der Pariſer
Bevölkerung beleidigen zu laſſen, und dann, ohne zu
lachen, auf dem franzöſiſchen Miniſterium des Aeußern
die von dem Bureau in der Wilhelmſtraße ausgeheckte
Fabel als Caſus belli vorgelegt habe, ein franzöſiſcher
Flieger habe, ohne dabei von jemanden geſehen zu ſein,
was wohl ſeinen Grund habe, Bomben auf Nürnberg
geworfen. Die rächende Geſchichte werde auch alle
wei=
teren ſchmachvollen Handlungen erzählen: Jene feigen
Vorſchläge an England, die Verletzung der Neutralität
Belgiens, Mißachtung aller Verträge, Terroriſierung der
Bevölkerung der beſetzten Gebiete durch barbariſche
Mit=
tel und die barbariſche und unmenſchliche Kriegführung.
Jeder Franzoſe könne ruhigen Gewiſſens behaupten,
nichts vernachläſſigt zu haben, damit der Frieden erhalten
bleibe. Frankreich ſei das unſchuldige Opfer
eines brutalſten bis ins Kleinſte vorbedachten
Angriffes geworden. An einer ſpäteren Stelle ſeiner Rede
führte Poincaré aus: Es gibt nicht einen einzigen unſerer
Soldaten, nicht eine Frau in Frankreich, die es nicht klar
verſtehen, daß die ganze Zukunft unſerer Raſſe, nicht nur
ihre Ehre, ſondern ihre Exiſtenz, von den ſchweren
Minu=
ten dieſes Krieges abhängen. (Der Herr Präſident ſollte
ſich einmal die Frage vorlegen, wie die Geſchichte ſpäter
über ſolche lächerlichen, unbewieſenen und haltloſen
Be=
hauptungen und Beſchimpfungen von ſeiten eines
leiten=
den Staatsmannes urteilen wird. Vielleicht iſt es das
Gefühl, auf einem offenen Pulverfaß zu ſitzen das ihn
zu dieſer neueſten franzöſiſchen Geſchichtsfälſchung und
Phraſendreſcherei bewogen hat. D. Red.)
Die Regiſtrierungsbill im engliſchen Oberhaus.
* London, 15. Juli. Im Oberhaus beantragte
Lord Lansdowne die zweite Leſung der
Regiſtrie=
rungsbill. Er erörterte die frühere Militärpolitik
Englands und erwähnte, daß jetzt ſeines Wiſſens 22
oder 23 Diviſionen auf dem europäiſchen
Kriegsſchauplatz kämpfen würden. Bei der
Be=
ſprechung der Munitionsſchwierigkeiten ſagte
Lansdowne: Die Lieferanten hätten die
Regie=
rung im Stich gelaſſen. England machte auf dem
Auslandsmarkt den Verbündeten Konkurrenz. Eine
klägliche Balgerei herrſchte um die
Kriegs=
munition mit den bekannten Folgen. Man
werde nie erfahren, was der Mangel an Organiſation
dem Lande gekoſtet hätte. Die Bill enthalte nichts, was
einen Staatszwang begründe; dieſer könne nur durch ein
neues Geſetz eingeführt werden. Er glaube nicht, daß die
Nation einen freiwilligen Dienſt mit ſeinen
Ungerechtig=
keiten und Anomalien lange dulden werde. Die Bill
bedeute in gewiſſem Sinne eine Annäherung an den
Staatszwang, inſofern die Regiſter die Einf
üh=
rung der Wehrpflicht erleichtern würden.
Die Gegner der Wehrpflicht ſollten verſuchen, die Frage
zu beantworten, wie lange der Krieg dauern würde und
ob ſie dafür Gewähr leiſten könnten, daß ſie den Krieg
ohne Wehrpflicht beenden könnten. Kitchener hätte dieſe
Bill gewünſcht, um die freiwillige Anwerbung erfolgreich
fortzuſetzen. Die Gegner wollten ihn verhindern, ſpäter
dieſe Waffe zu gebrauchen, damit der Krieg nicht ein
unrühmliches Ende nehme. Lord Devenport ſagte,
die Regierung hätte beſſer getan, wenn ſie den Mut
be=
ſeſſen hätte, direkt die Wehrpflicht einzuführen. Die jetzige
Bill ſei ein Kompromiß zwiſchen denen die wollten und
denen, die nicht wagten. Die Bill wurde in zweiter
Leſung angenommen.
Grey wieder im Dienſt.
* London, 15. Juli. Staatsſekretär Grey hat
ſeine Arbeiten im Auswärtigen Amt wieder
auf=
genommen.
Beratungen in Petersburg.
T.U. Wien, 15. Juli. In Petersburg finden
außer=
ordentliche Beratungen ſtatt, in denen erneute
Beſchlüſſe gefaßt werden. Es heißt, daß der neue Miniſter
des Innern eine Reihe von Perſonen vorgeſchlagen habe,
die in das neu zu bildende Kabinett berufen ſeien, das
jedoch die Zuſtimmung nicht erlangt habe. Es
bewahr=
heitet ſich ferner, daß in einer Anzahl ruſſiſcher
Städte Unruhen ſtattgefunden haben, doch
verharren die Behörden bei der Angabe, daß es ſich
ledig=
lich um Ausſchreitungen wegen der Lebensmittelnot und
Teuerung und wegen gewiſſer finanzieller Verfügungen
der Obrigkeit handelte. Dagegen wird zugegeben, daß
den Tumulten in verſchiedenen Hafenſtädten auch
an=
dere Urſachen zugrunde liegen. Das
Peters=
burger Kriegsgericht hat die Gattin des Adligen Sananko
und den Arbeiter Runtanew wegen Verbreitung von
Proklamationen gegen den Krieg zum
Ver=
luſt aller Rechte und zu vier bzw. acht Jahren
Zwangs=
arbeit verurteilt. Die Nachforſchungen der Polizei haben
ergeben, daß ſolche Proklamationen in ganz Rußland
maſſenweiſe im Umlauf ſind. Die Zentrale, von der ſie
ausgehen, konnte bisher nicht ermittelt werden. Die
Blätter ſind offenbar angewieſen, das Volk zur Geduld
zu mahnen und vor Friedenshöffnungen zu warnen.
Der=
artige Warnungen und Mahnungen erſcheinen jetzt täglich
in den führenden Preßorganen.
T.U. Petersburg, 15. Juli. In einer
Geſamt=
beratung der Direktoren haben ſämtliche ruſſiſchen
Ver=
ſicherungsgeſellſchaften beſchloſſen, für den durch die
jüngſten Moskauer Pogrome verurſachten
Schaden nicht aufzukommen. Sie berufen ſich auf den
Wortlaut der ruſſiſchen Normalpolice, wonach die
Ver=
antwortung bei Aufſtänden und Revolten erliſcht. Von
Ruſſen allein wurde bisher ein Schaden durch Raub und
Brand in Höhe von 53 Millionen Rubel angemeldet, von
Neutralen weitere 19 Millionen. Der Schaden, den meiſt
Wenigbemittelte und Unverſicherte erlitten haben, wird
auf ungefähr 2 Millionen geſchätzt.
Ruſſiſche Soldaten als Mordbuben.
* Berlin, 15. Juli. (W. T. B. Amtlich.) Durch
eid=
liche Ausſagen von 19 ruſſiſchen Staatsangehörigen iſt
jetzt bekannt geworden, daß ruſſiſche Soldaten
auf Befehl ihrer Offiziere Mitte Oktober bei
Budwiecie evangeliſche Ruſſen deutſcher Abſtammung, 27
Männer und 2 Frauen, deren Familien ſeit Generationen
in Rußland wohnen und deren Angehörige in der
ruſſi=
ſchen Armee ſtehen, erbarmungslos zuſammentrieben,
ſchlugen, marterten und ohne Verhör und
Urteils=
ſpruch aufhängten. An den Mißhandlungen
betei=
ligte ſich auch der Oberſt des ruſſiſchen Infanterie=
Regi=
ments Nr. 105, indem er die Gefangenen mit dem Fuße
trat. — Der einzige Grund für die ſcheußlichen
Handlun=
gen war die Tatſache, daß die unglücklichen Opfer
ruſſi=
ſcher Barbarei deutſchklingende Namen trugen.
Der Krieg im Orient.
* Athen, 15. Juli. Von unſerem
Sonderbericht=
erſtatter wird aus Mythilene vom 14. Juli gemeldet: Die
Angriffe der Alliierten wurden trotz der letzten Niederlage
heute mit verzweifelten Anſtrengungen
gegen Alſchi Baba und Krithia wieder
aufgenom=
men. Die Kriegsſchiffe bombardieren aus weiter
Ent=
ferung die Dardanellenforts.
Eine griechiſche Beſchwerde an England.
* Athen, 15. Juli. (Von unſerem
Privatkorre=
ſpondenten.) Die Beſchwerde der Regierung
bei der hieſigen britiſchen Geſandtſchaft wegen
der Unterſchlagung griechiſcher
Handels=
telegramme von und nach Amerika erweckt die
größte Zufriedenheit. Man hofft, daß die unerträglichen
Zuſtände endlich aufhören.
Dis Miſſion des Generals Porro.
* Mailand, 15. Juli. Der Pariſer Korreſpondent
des Secolo berichtet, der Beſuch des Generals Porro
an der franzöſiſchen Front bezweckte, über die Möglichkeit
eines Zuſammenarbeitens mit den verbündeten
Streit=
kräften Klarheit zu gewinnen und den Augenblick für
einen gemeinſamen Angriff feſtzuſetzen.
Kämpfe an der rhodeſiſchen Grenze.
* London, 15. Juli. Die Times meldet aus
Sa=
lisbury verſchiedene Gefechte zwiſchen den
kom=
binierten britiſchen und belgiſchen
Trup=
pen mit den Deutſchen an der Grenze von
Nord=
rhodeſia. Mehrere Patrouillen des Feindes wurden auf
deutſchem Gebiete überfallen. Der Feind griff am 29.
Juni die britiſche Stellung bei Abercorn mit 70
Euro=
päern, 500 Eingeborenen und drei Maſchinengewehren
an; er wurde aber zurückgetrieben. Feindlicherſeits
wur=
den zehn Weiße getötet und mehrere verwundet. Wir
verloren an Toten einen Weißen und zwei Schwarze;
zehn Schwarze wurden verwundet. Die militäriſche
Organiſation Rhodeſiens iſt vollendet und Reſerven
ge=
ſchaffen.
* Berlin, 15. Juli. Der Berliner Lokalanzeiger
erfährt aus Eſſen, daß der Geſandte Kruav von Boy=
len und Halbach 50000 Mark für Bade= und
Desin=
fektionswagen des Oſtheeres, 25000 Mark für warme
Unterkleidung und 30000 Mark für Mineralwaſſer
ge=
ſtiftet hat. Die gleiche Summe iſt von den Kruppſchen
Werksangehörigen aufgebracht worden.
* Berlin, 15. Juli. Der Lokalanzeiger meldet aus
Breda: Nach einer Meldung der Independence Belge
aus Paris wurde auf das Ehepaar Caillaux am
Montag früh bei einer Spazierfahrt in Paſſy ein
Atten=
tat verübt. Mehrere Perſonen drängten ſich an das
Automobil heran und hieben ſo brutal auf das Ehepaar
ein, daß die Opfer blutüberſtrömt zuſammenbrachen.
Caillaux und ſeine Frau wurden in ſchwerverletztem
Zu=
ſtande in eine Klinik gebracht.
* Zürich, 15. Juli. Nach der Neuen Zürcher
Zei=
tung wird neuerdings ſeitens der Bank von Frankreich
die Abgabe fremder Valuten von dem Nachweis
des Bedürfniſſes für den Warenverkehr abhängig gemacht.
Dieſe Maßregel bezweckt, die Valutenſpekulation an
aus=
ländiſchen Börſen, und beſonders in Neu=York, zu
er=
ſchweren, bzw. möglichſt zu unterbinden. Die Folge der
Maßnahme ſei bereits, daß in der ſeither hohen
Bewer=
tung der Auslandswechſel ein Rückſchlag eingetreten ſei.
Man beabſichtige, auch an Stelle der bisherigen privaten
Veröffentlichungen der Schwankungen der ausländiſchen
Wechſelkurſe eine amtliche Notierung des täglichen
Durch=
ſchnittskurſes treten zu laſſen. Dieſe Maßnahmen ſtießen
aber auf den heftigen Widerſtand der Börſenkreiſe.
* Rom, 15. Juli. Barzilai iſt zum Miniſter der
eroberten Gebiete ernannt worden. (Das Volk will doch
etwas für ſein Geld haben. D. Red.)
* Paris, 15. Juli. Die nach einem an die ſpaniſche
Regierung gelangten Telegramm gemeldete Nachricht vom
Tode des portugieſiſchen Parteiführers Affonſo Coſta
erweiſt ſich als falſch. Der portugieſiſche Geſandte in
Paris hat aus Liſſabon ein Telegramm erhalten, das
Be=
finden Coſtas habe ſich merklich gebeſſert.
* Liſſabon, 15. Juli. Der Miniſterpräſident teilte
in der Kammer und im Senat den Sieg Bothas in
Südweſtafrika und die Befreiung der portugieſiſchen
Ge=
fangenen mit.
* Konſtantinopel, 15. Juli. (W. T. B.
Nicht=
amtlich.) Nach dem amtlichen Bericht über das
Befin=
den des Sultans iſt der Allgemeinzuſtand ſehr gut.
Die Geneſung hat begonnen.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 15. Juli. (W. T. B. Amtlich.) In der
heu=
tigen Sitzung des Bundesrats gelangten zur
An=
nahme die Entwürfe der Bekanntmachungen wegen
Er=
gänzung der Bekanntmachung über Verbrauchszucker,
wegen weiterer Ergänzung der Verordnung F, betr. den
Verkehr mit Zucker und der Menge des zum
ſteuer=
pflichtigen Inlandverbrauch abzulaſſenden Zuckers, ſowie
der Entwurf der Bekanntmachung über den Verkehr mit
Oelfrüchten und der daraus gewonnenen Produkte.
* Dresden, 15. Juli. Der außerordentliche Landtag
wurde heute mittag im Sitzungsſaale der Erſten Kammer
durch eine Schlußanſprache des Vorſitzenden des
Staats=
miniſteriums, Dr. Beck, geſchloſſen.
Vermiſchtes.
R. M.V. Einfaches, billiges Verfahren
zur Friſchhaltung von Früchten! Der
Kriegs=
wirtſchäftliche Ausſchuß beim Rhein=Mainiſchen Verband
für Volksbildung hat eine Vorſchrift herausgegeben zur
Friſchhaltung von Früchten mit und ohne Zucker und zum
Verſchluß aller Arten von Marmeladen und Gelee in
Gläſern und Steintöpfen. Das Verfahren unterſcheidet
ſich von den bisher üblichen dadurch, daß faſt alle Gefäße
dazu benutzt werden können, auch Porzellan= und
Stein=
gutkruken, irdene Töpfe und ſelbſt Waſſergläſer, daß keine
Gummiteile zum Verſchluß notwendig ſind und daß die
Früchte weder durch ſtarken Zuckerzuſatz noch durch Zuſatz
von Salizyl=Säure haltbar gemacht werden müſſen. Es
eignet ſich ganz vorzüglich für die Bedürfniſſe der
Haus=
frau und wird in dieſem Jahre beſonders gute Dienſte
leiſten, da ja die Obſternte ſoweit nur irgend möglich
aus=
genutzt werden muß, und die Spezialgefäße immer teuerer
werden. Eine Anleitung zu dem Verfahren iſt nun im
Druck erſchienen und wird auf der Geſchäftsſtelle des
Rhein=Mainiſchen Verbandes für Volksbildung Frankfurt
a. M., Paulsplatz 10, koſtenlos abgegeben und
frei verſandt. Der Verband iſt außerdem bereit auf
Anſuchen von Bürgermeiſterämtern, Frauenvereinen,
Kriegswirtſchaftlichen Beratungsſtellen uſw. das
Ver=
fahren in den Gemeinden außerhalb Frankfurts
vor=
führen zu laſſen. — Gleichzeitig hat der Rhein=Mainiſche
Verband für Volkbildung ein Flugblatt herausgegeben,
welches den jugendlichen Hilfskräften, die ſich zur
Ernte=
hilfe bereit erklären, geeignete Maßregeln gibt, durch die
gewiſſe Unzuträglichkeiten, die ſich im vergangenen Jahre
herausſtellten, vermieden werden ſollen. Auch dieſes
Flug=
blatt iſt durch die Geſchäftsſtelle des Verbandes koſtenlos
und portofrei zu erhalten.
Literariſches.
Bei Kronprinzens.” Aus dem
Familien=
leben des Kronprinzenhauſes. Johannes Baum Verlag,
Berlin W 30. Preis broſchiert 2 Mk., gebunden 3 Mk.
Die Liebe, die der Thronfolger und ſeine Gemahlin
all=
gemein genießen, hat ihren Urſprung in den
Charakter=
eigenſchaften der beiden. Nicht zuletzt iſt es das ſchöne
Familienleben bei Kronprinzens, das weite Kreiſe des
Volkes mit Stolz und Befriedigung erfüllt. Die Bilder
aus dem Felde werden den Leſer beſonders feſſeln.
Die=
ſes Buch ſoll dazu dienen, manches Unbekannte von dem
künftigen deutſchen Herrſcherpaar zu erzählen.
Die ſilberne Glocke Roman von Karl
Rosner, Verlag Ullſtein u. Co., Berlin und Wien, 1 Mk.
Am Bauernmarkt in Wien ſteht das Haus „Zur ſilbernen
Glocke” deſſen Bewohner Karl Roſner in den erſten
Ka=
piteln uns vorführt, und deſſen behaglichen Frieden er mit
entzückender Kleinmalerei ſchildert. Dann wird dieſer
Ro=
man zu einer von tiefem Gefühl bewegten, fein und ſchlicht
erzählten Familiengeſchichte. Ein junges Mädchen wird
einem Manne verlobt, dem der Wunſch des Vaters, nicht
das eigene Herz es zugeführt hat. Und wie nun das
Schickſal der Tochter beſchloſſen iſt, da zeigt ſich, daß ſie
nicht allein bleibt; tröſtend kommt eine zu ihr, die vor
vielen Jahren noch ungeſtümeren Schmerz erlebt hat, die
ſtille, müde, verträumte Mutter. Zartſinnig löſt dann
Rosner die Diſſonanz. Es iſt ein Roman der beiden
deut=
ſchen Hauptſtädte, die er mit Liebe und kluger Erkenntnis
ihrer Weſensart einander gegenüberſtellt. So wird man
das Werk gerade in unſeren Tagen nicht nur als ein
ſchönes Idyll, ſondern auch als deutſch=öſterreichiſches
Zeit=
bild empfinden.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſesdes
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
Kinderprivileg. Das preußiſche Steuergeſetz kennt
das ſogen. Kinderprivileg. Ueberſteigt das Einkommen
den Betrag von 6500 Mark nicht, ſo wird der regelmäßige
Steuerſatz um eine Stufe bei 2, um zwei Stufen bei 3 oder
4, um drei Stufen bei 5 oder 6 nach den §§ 1601 bis 1615
des BGB. unterhaltsberechtigten
Haushaltungsangehöri=
gen ermäßigt. Bei Einkommen von 6500 bis 9000 Mark
wird der Steuerſatz um eine Stufe bei 3, um zwei Stufen
bei 4 oder 5 ſolcher Haushaltungsangehörigen ermäßigt.
Für je zwei weitere ſolcher Angehörigen tritt in beiden
Fällen eine Ermäßigung um eine weitere Stufe ein. Die
Ehefrau wird bei der Feſtſtellung der
unterhaltsberechtig=
ten Perſonen nicht mitgezählt. Der bisherige Abzug von
50 Mark für jedes Kind iſt ganz fortgefallen. Das
heſſi=
ſche Steuexgeſetz kennt leider dieſe wohltätige Beſtimmung
nicht.
Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 262
enthält: Infanterie uſw.: Garde: 2., 3. und 4. Garde=
Regiment z. F.; Grenadier=Regimenter Alexander, Franz
und Auguſta. Lehr=Infanterie=Regiment. Grenadier=,
bzw. Infanterie=, bzw. Füſilier=Regimenter Nr. 1, 5, 13,
14, 16, 18, 20, 21, 27, 41, 43, 45, 53, 55, 58, 69, 70, 71, 775,
77, 88, 94, 97, 109, 111, 112, 114, 117, 128, 129, 130,
143, 144, 145, 147, 160, 161, 165, 167, 169, 174, 175, 335.
Reſerve=Infanterie=Regimenter Nr. 1, 5, 7, 19, 22, 25, 40,
61, 67, 75, 80, 81, 82, 86, 91, 130, 223, 225, 226, 228, 229,
233, 252, 253, 259, 267. Erſatz=Infanterie=Regimenter Nr.
28 und Königsberg I. Landwehr=Infanterie=Regimenter
Nr. 6, 7. 8, 11, 22, 24, 28, 35, 39, 81, 84. Beſatzungs=
Regi=
ment Nr. 4 (ſ. Inf.=Regt. Nr. 335). Brigade=Erſatz=
Bataillone Nr. 13, 15, 16, 42, 80, 81. Landſturm=Infant.=
Bataillone Gneſen, Samter (ſ. Inf.=Regt. Nr. 335).
Re=
ſerve=Maſchinengewehr=Abteilung Nr. 1. —
Kavalle=
rie: Garde=Küraſſiere; 1. Garde=Ulanen; Küraſſiere
Nr. 1, 3, 6; Dragoner Nr. 1, 11; Reſerve=Dragoner Nr. 8;
Huſaren Nr. 5: Reſerve=Huſaren Nr. 6; Ulanen Nr. 1, 4;
Jäger zu Pferde Nr. 2 (ſ. Komb. Kav.=Regt. des III.
Re=
ſervekorps), 3, 5, 10, 13; Reſerve=Jäger zu Pferde Nr. 1;
Kombiniertes Regiment des III. Reſervekorps; Reſerve=
Abteilung Nr. 82. — Feldartillerie: Regimenter
Nr. 14, 54, 56, 69, 81; Reſerve=Regimenter Nr. 3, 10, 12,
17, 20. — Fußartillerie: 2. Garde=Landwehr=Batl.;
Regimenter Nr. 1, 10; Reſerve=Regiment Nr. 7: Reſerve=
Batterie Nr. 22.
Pioniere: I. Garde=Bataillon;
Bataillone: II. Nr. 4, I. Nr. 6, II. Nr. 7; Erſatz=
Batail=
lone Nr. 2 und 5. — Verkehrstruppen:
Fern=
ſprech=Doppelzug der 22. Infanterie=Diviſion.
Feld=
fliegertruppe. — Etappen=Fuhrparkkolonne
Nr. 14 der 11. Armee. — Munitionskolonnen:
Munitionskolonne Nr. 3 des Korps Zaſtrow;
Feldartil=
lerie=Munitionskolonne Nr. 37 des I. Armeekorps ſowie
Nr. 1 (ohne Angabe des Armeekorps): Reſerve=Artillerie=
Munitionskolonne Nr. 9 des I. Reſervekorps. — Arbeits=
Formationen: Arbeiter=Bataillon Nr. 5;
Arbeiter=
tolonne Waſſerburg. — Weiter ſind erſchienen die
Baye=
riſche Verluſtliſte Nr. 198 und die Sächſiſche Verluſtliſte
Nr. 164.
Wetterbericht.
Von Weſten dringt ein neuer Tiefdruckwirbel nach
Mitteleuropa vor, auf deſſen Vorderſeite geſtern bei
kräf=
tigen Südweſtwinden trübes Regenwetter herrſchte. Auf
der Rückſeite tritt heute wieder Bewölkungsabnahme ein
und die Niederſchläge fallen in öfters einſetzenden Schauern.
Wetterausſichten für Freitag: Wechſelnde
Bewöl=
kung, Regenſchauer, keine Temperaturänderung, weſtliche
bis nordweſtliche Winde.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
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Familiennachrichten.
Ein gesunder Junge
ist angekommen.
München, 13. Juli 1915.
Possartstr. 12.
Willy Preetorius
u. Frau, geb. Chales de Beaulieu.
(10448
Mein lieber Mann, unſer
herzens=
guter Bruder, Schwager und Onkel
Georg Frauenfelder
Kreisgeometer,
Leutnant d. Reſ. im Reſ.-Inf.-Regt. Nr. 223,
Inhaber d. Großh. Heſſ. Tapferkeitsmedaille,
iſt an den Folgen ſeiner am 26. Mai erlittenen
ſchweren Verwundung fern von der Heimat
im Kriegslazarett zu S. . . . am 3. Juli für
ſein geliebtes Vaterland geſtorben. (*14283
In tiefer Trauer:
Berta Frauenfelder, geb. Wehner,
Familie Heiß.
Michelſtadt i. Odenwald und Darmſtadt,
im Juli 1915.=
Die Ueberführung zur Beerdigung in
Darm=
ſtadt erfolgt ſpäter.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.
Manch bravem Kämpfer folgeſt Du nun auch.
Im Feindesland Dein treues Auge brach.
O Mann, o Sohn, o Bruder, kehrſt Du
nim=
mermehr zurück,
Zum fernen Grab ſchweift tränend unſer Blick.
Fern von ſeinen Lieben ſtarb den
Helden=
tod fürs Vaterland am 24. Juni unſer
unver=
geßlicher, lieber Sohn, Bruder, Schwager und
(10444
Onkel
Gefreiter
Konrao Schaole
Reſ.-Inf.-Regt. 221, 2. Komp.
im Alter von 33 Jahren.
In tiefem Schmerze:
Die trauernden Hinterbliebenen.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
anläßlich des Hinſcheidens meines lieben Mannes,
unſeres lieben Vaters, Schwiegervaters, Großvaters,
Schwagers und Onkels ſagen wir herzlichen Dank.
Insbeſondere danken wir auch Herrn Pfarraſſiſtent
Storck für die troſtreiche Grabrede, ſowie der
Schweſter Sophie der Martinsgemeinde für ihre
(*14324
aufopfernde Pflege.
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen:
Eliſe Rahn, geb. Hirſchmann,
Johanna Nahn,
Familie Lotz.
Darmſtadt, den 14. Juli 1915.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem ſchweren Verluſte
unſeres lieben Vaters ſagen wir auf
dieſem Wege unſeren beſten Dank,
insbeſondere Herrn Pfarrer D. Waitz
für die troſtreiche Grabrede ſowie
der Generaldirektion des Großh.
Hof=
theaters und Hofmuſik, dem
Krieger=
verein, dem Leib=Dragoner=Regiment
Nr. 24, der Großh. Garde=
Unteroffizier=
kompagnie und dem Trompeterkorps
des Artillerie=Regiments Nr. 25.
*14275) Die trauernden Hinterbliebenen:
Geſchwiſter Schon.
Darmſtadt, den 16. Juli 1915.
Todes=Anzeige.
Hiermit die traurige Nachricht, daß es Gott
dem Allmächtigen gefallen hat, meine liebe
Frau, unſere gute Mutter, Tochter, Schweſter,
Schwiegertochter und Schwägerin (10430
Eutſabeth Hetot
geb. Brenner
nach langem, ſchwerem Leiden im 41.
Lebens=
jahre zu ſich zu nehmen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Emil Heidt,
Eliſabeth Brenner Ww.
Darmſtadt, 14. Juli 1915.
Die Beerdigung findet Freitag, den 16. Jüli,
nachm. 3½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme an dem uns ſo ſchwer
be=
troffenen Verluſte unſeres lieben
Sohnes und Bruders (10422
Wihelm Teßmulh
ſagen wir Allen unſeren herzlichen
Dank.
Familie K. Aßmuth.
Gsttesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 16. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr
30 Min.
Samstag, den 17. Juli. Morgengottesdienſt 8 Uhr
30 Min. Sabbatausgang 9 Uhr 25 Min.
Dienstag, den 20. Juli: Faſttag, Zerſtörung
Jeru=
ſalem. Vorabend 9 Uhr 15 Min. Morgens 6 Uhr
45 Min. Abends 7 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge eder israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Samstag, den 17. Juli. Vorabend 7 Uhr 40 Min.
Morgens 7 Uhr 30 Min. Nachmittags 5 Uhr.
Sabbat=
ausgang 9 Uhr 24 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 18. Juli, an:
Morgens 6 Uhr. Nachmittags 7 Uhr 15 Min.
NB. Montag, 19. Juli: Nachmittags 6 Uhr.
Abends 9 Uhr.
Dienstag (Faſttag des 9. Aw):
Morgens 5 Uhr 55 Min. Nachmittags 7 Uhr 45 Min.
Tageskalender:
Freitag, 16. Juli.
Operetten=Abend um 8 Uhr im Kaffee „Fürſt
Bismarck”
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei,
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Panl Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Dr. P. Sohtppe
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seine ärztliche Tätigkeit
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Unsere Bank ist laut Ministerialerlaß Hinterlegungsstelle für Mündelgelder.
Übernahme der Verlosüngskontrolle von Wertpapieren. Kontrolle und
Versicherung von Wertpapieren gegen Kursverlust im Falle der
Aus-
losung. — Wir übernehmen Barbeträge zur Verzinsung inlaufender
Rech-
nung, auf provisionsfreien Scheckkonten oder gegen Einlagebücher.
(Die Verzinsung beginnt von dem der Einzahlung folgenden Werktage ab.)
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
finden ſich: 1 deutſcher Schäferhund. 1 ſchottiſcher Schäferhund, 1
Spitz=
hund, 1 Pinſcher, 2 Jagdhunde (zugelaufen). Die Hunde können von
den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
(10417
Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Bekanntmachung.
Da eine größere Anzahl von Kriegsgefangenen an den
ver=
ſchiedenſten Arbeitsſtellen in hieſiger Stadt beſchäftigt wird, ſehen
wir uns veranlaßt, nachſtehend die von dem ſtellvertretenden
General=
kommandd des 18. Armeekorps zu Frankfurt a. M. über
Kriegs=
gefangene erlaſſenen Verordnungen zur Kenntnis zu bringen, und
zwar mit dem Bemerken, daß Zuwiderhandlungen gegen die darin
euthaltenen Vorſchriften auf Grund des Geſetzes über den
Be=
lagerungszuſtand vom 4. Juni 1851 mit Gefängnis bis zu
einem Jahre beſtraft werden.
Die Schutzmannſchaft hat Anweiſung, den Befolg der
Vor=
ſchriften ſcharf zu überwachen und jede Zuwiderhandlung ohne
Nach=
ſicht zur Anzeige zu bringen.
(10428
Darmſtadt, den 14. Juli 1915.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
I. Verordnung des ſtellvertretenden
Generalkom=
mandos 18. Armeekorps vom 25. November
1914, betreffend die Verabfolgung von Sachen
an Kriegsgefangene.
Auf Grund der §§ 1 und 9 des Geſetzes über den
Belagerungs=
zuſtand vom 4. Juni 1851 ordne ich hiermit an:
Das Zuſtecken von Eßwaren oder anderen Sachen an
Kriegs=
gefangene, das unbefugte Verkaufen, Vertauſchen oder Verſchenken
von Sachen an Kriegsgefangene und das unbefugte Einbringen von
Sachen in ein Kriegsgefangenenlager iſt verboten.
Zuwiderhandlungen gegen dieſe Verordnung werden nach § 9
des vorgenannten Geſetzes mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft.
Der kommandierende General:
Freiherr von Gall, General der Infanterie.
II. Verordnung des ſtellvertretenden
Generalkom=
mandos 18. Armeekorps vom 27. Februar 1915,
betreffend Beſorgung von Briefſchaften der
Kriegs=
gefangenen durch Privatperſonen.
Auf Grund der §§ 1 und 9 des Geſetzes über den
Belagerungs=
zuſtand vom 4. Juni 1851 ordne ich an:
Privatperſonen iſt es verboten, Briefſchaften von
Kriegs=
gefangenen oder an Kriegsgefangene in Empfang zu nehmen oder
zu beſorgen.
Unter Kriegsgefangenen ſind alle Militär= und Zivilgefangenen
zu verſtehen, gleichgültig ob ſie ſich in den Kriegsgefangenenlagern
ſelbſt, in Lazaretten oder an einer Arbeitsſtelle befinden.
Zuwiderhandlungen werden nach § 9 des vorgenannten
Ge=
ſetzes mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft.
Der kommandierende General:
Freiherr von Gall, General der Infanterie.
III. Verordnung des ſtellvertretenden
Generalkom=
mandos 18. Armeekorps vom 23. Jnni 1915,
betreffend Unterſtützung entwichener
Kriegs=
gefangener.
Im Anſchluß an die Verordnung vom 25. November 1914,
betr. die Verabfolgung von Sachen an Kriegsgefangene, beſtimme ich:
Verboten iſt auch jede Förderung und Unterſtützung entwichener
Kriegsfangener, insbeſondere die Gewährung von Unterkunft,
Nah=
rung und Kleidung, die Verabfolgung von Geldmitteln, die
Ver=
ſchaffung von Arbeitsgelegenheit für dieſelben, ſowie die Beſchäftigung
im eigenen Haushalt oder Betriebe.
Von der Anweſenheit entwichener Kriegsgefangener iſt
unver=
züglich der nächſten Polizeibehörde Mitteilung zu machen.
Zuwiderhandlungen werden auf Grund des § 9b des Geſetzes
über den Belagerungszuſtand vom 4. Juni 1851 mit Gefängnis bis
zu einem Jahre beſtraft.
Der kommandierende General:
Freiherr von Gall, General der Infanterie.
Bekamtmnachung,
Die Bruſtſeuche unter den Pferden der II. Erſatz=Abteilung
Feldartillerie=Regiments Nr. 61 iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 14. Juli 1915.
(10449
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Bekanntmachung
betr.: Polizeiverordnung über das Bewohnen von Dachräumen.
Nach Anhören der Stadtverordneten=Verſammlung wird mit
Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großh.
Miniſteriums des Innern vom 28. vor. Mts. zu Nr. M. d. J. 9558,
auf Grund des Art. 129b der Städteordnung, ſowie Artikel2 und 80
der Allgemeinen Bauordnung für die Bruchwieſenſtraße zwiſchen
Wittmann= und Schießhausſtraße und die Bruſtſtraße zwiſchen
Klappacher Straße und Martinſtraße folgendes beſtimmt:
§ 1. Oberhalb der Haupttraufkante der Hauptgebäude iſt nur
ein bewohnbares Dachgeſchoß zuläſſig; über dieſem Dachgeſchoß
können mit Zuſtimmung der Baupolizei, welche die Entſcheidung im
einzelnen Falle nach pflichtmäßigem Ermeſſen, insbeſondere unter
Beachtung aller etwa erforderlichen hygieniſchen und
feuerpolizei=
lichen Bedingungen zu treffen hat, einzelne Wohnräume für
Dienſt=
boten zugelaſſen werden.
§ 2. Verfehlungen gegen vorſtehende Beſtimmung ziehen,
ſofern der Oberbürgermeiſter im öffentlichen Intereſſe eine
Be=
ſtrafung für angemeſſen erachtet, für die Zuwiderhandelnden
Geld=
ſtrafe bis zu 30 Mark nach ſich, inſoweit nicht die Strafvorſchriften
des Art. 90 der Allgemeinen Bauordnung anwendbar ſind.
Neben der Strafe kann der Oberbürgermeiſter auf Grund des
Art. 129 b Ziffer 3 der Städteordnung die erforderlichen
Zwangs=
maßregeln behufs Räumung unvorſchriftsmäßig eingerichteter oder
benutzter Gelaſſe auf Koſten der Schuldigen anordnen. (10395dd
§ 3. Dieſe Polizeiverordnung tritt ſofort in Kraft.
Darmſtadt, den 9. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J V.: Ekert.
Weg. Amzug bilig abzug.:
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Bekanntmachung.
Freitag, den 23. Juli l. Js.,
vormittags 10½ Uhr.
ſoll die den Architekt Georg Scherer
Eheleuten dahier zugeſchriebene
Liegenſchaft:
Flur Nr. qm
IV 260 2447 Hofreite
Rhein=
ſtraße Nr. 47,
in unſerem Bureau Grafenſtraße
Nr. 30, II, zwangsweiſe verſteigert
(K84/14
werden.
Darmſtadt, 16. Juni 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller. (VIII,9024
Bekanntmachung.
Mittwoch, den 28. Juli I. Js.,
vormittags 10½ Uhr,
ſoll die den Anton Schieferſtein
Eheleuten dahier zugeſchriebene
Liegenſchaft:
Flur Nr. qm
III 1403 233 Hofreite
Lager=
hausſtraße
Nr. 2,
in unſerem Bureau, Grafenſtraße
Nr. 30, II, zwangsweiſe verſteigert
(K23/15
werden.
Darmſtadt, 10. Juni 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller. (VIII,9023
Bekanntmachung.
Donnerstag, 26. Auguſt 1915,
vormittags 10½ Uhr,
ſollen die dem Kaufmann Emil
Neumaier in Stuttgart im
Grund=
buche für die Gemarkung
Darm=
ſtadt (Beſſungen) zugeſchriebenen
Liegenſchaften:
Flur Nr. qm
49 133 3840 Acker große
Ge=
wann,
49 137 1876 Acker daſelbſt
in unſerem Geſchäftszimmer,
Witt=
mannſtraße 1 dahier, zwangsweiſe
verſteigert werden. (K24/15
Darmſtadt, 13. Juli 1914.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt II
(Beſungen).
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Bekanntmachung
betr.: Nachtrag zur Baupolizeiordnung.
Nach Anhören der Stadtverordneten=Verſammlung wird, mit
Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmiaung Großh.
Miniſteriums des Innern vom 28. vor. Mts., zu Nr. M. d. J. 9558,
zu der Baupolizeiordnung für die Stadt Darmſtadt auf Grund
der Artikel 2 und 37 der Allgemeinen Bauordnung und der §§ 3, 4,
6, 8 und 9 der Ausführungsverordnung dazu, folgender Nachtrag
erlaſſen, deſſen Beſtimmungen ſofort in Kraft treten.
§ 32h. Die in § 32c enthaltenen Beſtimmungen haben auch
Gültigkeit für die Bruchwieſenſtraße zwiſchen Wittmann= und
Schießhausſtraße und die Bruſtſtraße zwiſchen Klappacher Straße
und Martinſtraße.
(Dieſe Beſtimmungen lauten:
1. Wenigſtens ½ der Geſamtfläche eines ieden Bauplatzes muß
unbebaut bleiben. Für Eckgrundſtücke kann die frei zu
laſſende Fläche bis auf ½ ermäßigt werden.
2. Die unbebaubare Fläche muß unmittelbar an der
Rück=
ſeite des Vorderhauſes beginnen und ein geſchloſſes Ganzes
bilden.
3. Für die Berechnung der unbebaubaren Flächen gelten
fol=
gende Grundſätze:
a) Offene Veranden Terraſſen, Freitreppen und dergl.
wer=
den nicht in Abzug gebracht.
b) Vorgärten werden in die bebaubare Fläche nicht
einge=
rechnet.)
(10396dd
Darmſtadt, den 9. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
I. V.: Ekert.
Bekanntmachung
betr.: Nachtrag zum Ortsbauſtatut.
Nach Anhören der Stadtverordneten=Verſammlung wird mit
Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großh.
Miniſteriums des Innern vom 28. vor. Mts. zu Nr. M. d. J. 9558,
zu dem Ortsbauſtatut für die Stadt Darmſtadt auf Grund der
Artikel 2, 29, 37 Abſ. 2 und 59 der Allgemeinen Bauordnung und
der §§ 3—5, 7, 9 und 78 der Ausführungs=Verordnung zur
Allge=
meinen Bauordnung folgender Nachtrag erlaſſen, deſſen Beſtimmungen
ſofort in Kraft treten.
§ 1. Für die Bruchwieſenſtraße zwiſchen Wittmann= und
Schießhausſtraße und die Bruſtſtraße zwiſchen Klappacher Straße
und Martinſtraße wird die geſchloſſene Bauweiſe gemäß den §§ 9,
10 und 11 des für den Gemarkungsteil zwiſchen Beſſunger Straße,
der ſüdlichen Fortſetzung des Donnerbergrings, der Landskronſtraße
mit Eſchollbrücker Weg und der neuen Main=Neckarbahn=Linie
er=
laſſenen Nachtrags zu dem Ortsbauſtatut vom 4. V 1911 feſtgeſetzt.
(Dieſe für den Gemarkungsteil nächſt der Beſſunger Straße
gültigen Beſtimmungen lauten, in ſinngemäßer Anwendung für die
beiden vorerwähnten Straßen, wie folgt:
§ 9. Die einzelnen Bauplätze ſind tunlichſt bis zu den
beider=
ſeitigen Grenzen zu überbauen. Eine Ausnahme von dieſer
Be=
ſtimmung kann erfolgen, wenn ein Gebäudeabſtand vonkmindeſtens
6 Meter gewahrt und die Seitenfronten dem Faſſadenmotiv
ent=
ſprechend ausgebildet werden.
§ 10. Es iſt geſtattet, an der Bruchwieſenſtraße außer dem
Erdgeſchoß ein Obergeſchoß unterhalb der Haupttraufkante zu
er=
richten; in der Bruſtſtraße iſt die Errichtung von zwei Geſchoſſen
unterhalb der Haupttraufkante — außer dem Erdgeſchoß — zuläſſig.
Darüber iſt die Haupttraufkante in kräftig betonter Weiſe
durchzuführen und im unmittelbaren Anſchluß an die
Haupttrauf=
kante muß die Dachfläche mit der für das Dach charakteriſtiſchen
Neigung einſetzen.
Oberhalb der Haupttraufkante iſt nur ein bewohnbares
Dach=
geſchoß zuläſſig. Ueber dieſem Dachgeſchoß können mit Zuſtimmung
der Baupolizei, welche die Entſcheidung im einzelnen Falle nach
pflichtmäßigem Ermeſſen, insbeſondere unter Beachtung aller etwa
erforderlichen hygieniſchen und feuerpolizeilichen Bedingungen zu
treffen hat, einzelne Wohnräume für Dienſtboten zugelaſſen werden.
Hinter der Außenwand zurückſitzende Dachaufbauten ſind nur
bis zu ½ der Gebäudeſeiten zuläſſig.
§ 11. Hinter= und Seitengebäude zu gewerblichen und
Wohn=
zwecken ſind zuläſſig, dürfen aber nur ein Erd= und ein Obergeſchoß
erhalten; über dieſen Geſchoſſen dürfen keine bewohnbaren Räume
eingerichtet werden.)
(10394dd
pil=
Darmſtadt, den 9. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter
J. V.: Ekert.
Slüoliſche Sparkuhe Darmſtaet.
II. Kriegsanleihe.
Die Wertpapiere der II. Kriegsanleihe werden von der
Reichsbank in Teilbeträgen in Zwiſchenräumen von 4—6 Wochen
ausgegeben. Wir werden unſere Zeichner brieflich davon in
Kenntnis ſetzen, ſobald die Stücke eingetroffen ſind und bei uns
abgeholt werden können.
Darmſtadt, den 10. Juli 1915.
(10269imd
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Netz, Direktor.
Bekanntmachung.
Laut Sitzungsbeſchluß vom 13. Juli 1915 wurde
die Firma
„Maſchinen= und Feldzengfabrik Darmſtadt,
G. m. v. H. in Darmſtaot
Mühlſtraße 28, aufgelöſt und werden daher
ſämt=
liche Perſonen, die der genannten Firma etwas
ſchul=
den oder von derſelben zu fordern haben, hiermit
erſucht, ſich bei derſelben zu melden.
Maſchinen- und Feldzeugfabrik Darmſtadt
G. m. b. H.
(10418fff
in Liquidation.
zu ver= Eine Chalselongue
[ ← ][ ][ → ] Eva Johanna.
Roman von Arthur Werner.
(Nachdruck verboten.)
21)
Eva Johanna aber ließ ſie nicht ausſprechen, ſie wollte
nicht dulden, daß man vor ihr von dem Manne ſo ſprach, der
ihr ſeinerzeit allerdings ein tiefes Leid angetan, der ihr aber
jetzt ſo einwandfrei gezeigt hatte, daß er — von Liebe war nicht
die Rede — ihrer Achtung würdig ſei.
Laß das, unterbrach ſie daher, ich will nicht, daß du ſo
von ihm ſprichſt.
Du . . . . willſt . . . . es nicht?
Nein, denn du weißt nicht, daß er mir alles erklärt hat.
Durch neue Lügen?
Nein, Anna, durch ganz untrügliche Beweiſe.
Dann verſteh’ ich dich nicht, dann verſtehe ich die Welt
überhaupt nicht und ich bin froh, daß ich ſie nicht verſtehe.
Eva . . . . Eva . . . . ſagte ſie dann plötzlich und trat zu
der Schweſter hin und ergriff deren Hand. Eva, ſage mir nur,
was hat dich ſo furchtbar verblendet? Haſt du ihn nicht immer
für einen ſchlechten, erbärmlichen und charakterloſen Menſchen
gehalten? Und jetzt?
Jetzt bin ich eben eines anderen belehrt.
Durch wen? Durch ihn?
Ja, aber ich weiß, daß es ſo iſt.
Und wenn du es tauſendmal weißt, ich ſage dir nein, nein
und abermals nein, rief ſie emphatiſch. Ich kenne die Leute von
dem Schlage derRennows, und es ſollte mich gar nicht wundern,
wenn er es wäre, der dir alles, was dich jetzt wieder ſo unglücklich
macht, eingebrockt hat.
Auch das hier? fragte Eva verbittert und zeigte dabei auf
den Brief.
Da mußte Anna freilich verſtummen. Der Brief ſprach klar
von einer Schuld. Aber von weſſen Schuld?
In jedem Falle gab er den Gedanken in dieſem
Augen=
blicke wieder eine andere Richtung. Er erinnerte an die, die ihn
geſchrieben hatte und die jetzt krank und verzweifelt umherirrte,
Gott weiß wo. Wer ſagte es denn, daß Laura Wendland wirklich
zu Karl Fleming gegangen war.
Wenn man ihrem Briefe Glauben ſchenkte, dann ſprach
doch aus ihm ſo viel Verachtung gegen den Mann, daß die
An=
nahme, ſie ſei zu ihm gegangen, nur dann Berechtigung hatte,
wenn man auch dieſen Brief für Lüge hielt.
Wir müſſen ſehen, wo ſie iſt, ſagte Anna entſchloſſen. Nicht,
weil es uns Aufklärung geben wird, ſondern weil wir es ihr
ſchuldig ſind. Ihr und auch uns, denn wenn ihr etwas zuſtoßen
würde, ſo wäre das für uns ein Vorwurf fürs ganze Leben.
Eva Johanna zuckte nur mit den Achſeln. Tu, was du willſt,
ſagte ſie, aber mir iſt um die wirklich nicht bange.
Trotzdem ließ es ſich Anna nicht nehmen. Sie wollte gehen.
Finden würde ſie ſie ſchon, und vielleicht ging auch jemand mit.
Die alte Marie? Gut, wenn ſie mitkam, war es ſelbſtverſtändlich
viel beſſer.
Und ſo machten ſich denn die beiden, Anna und die noch
rüſtige Alte, auf den nicht weiten Weg.
Einen Wagen nehmen? Nein, wozu?
Zu Fuß war es beſſer und gewiß war aus der Alten über
Fleming mancherlei herauszuholen, was dazu beitragen konnte,
ſich ein Bild von ihm zu machen. Ein neues, anderes, wahres,
glaubhaftes Bild.
Und die alte Marie zeigte ſich wirklich recht mitteilſam und
geſprächig; auch auf ſie hatte das große Ereignis, die Flucht
Laura Wendlands, wie etwas Unbegreifliches, völlig
Unfaß=
bares gewirkt. Mein, mein! wer hätte ſich ſo was gedacht! Und
warum denn? So ein gutes, braves, liebes Fräulein, das ſo
an unſerem gnädigen Fräulein hing? Die eine Liebſchaft? Nein,
nein, mit wem denn? Siſt ja gar niemand hier, der für ſo ein
Fräulein paſſen könnte. Und der junge Herr, der Karl Fleming,
mein’ ich, der . . . . aber ich ſoll ja nichts ſagen . . . . der
wäre der einzige, aber der iſt in ganz wen andern verliebt. Und
die gute Alte lächelte geheimnisvoll, als wiſſe ſie ganz genau
in Karl Flemings Herzen Beſcheid.
Anna gab ſich deshalb auch nicht zufrieden. Es iſt doch
ſicherlich eine Dame aus Berlin? fragte ſie, abſichtlich falſch
ratend, damit die Alte um ſo ſicherer aus der Schule plauderte.
J, woher denn, fiel die auch richtig darauf hinein, unſer
Fräulein iſt’s . . . . aber ich ſollte mich ja nicht verplappern.
Hat er es denn Ihnen ſelbſt geſagt? fragte Anna weiter.
Das braucht er ja gar nicht zu ſagen, das merkt man ihm
doch an. Und immer frägt er nur nach dem Fräulein, und immer
muß man ihm nur von dem Fräulein erzählen und ’s tut ihm
nur leid, daß er ſie nicht heiraten kann, weil ſie den Gutshof
hat. Siehſt du, Marie, hat er mir erſt neulich geſagt, das ginge
wohl, daß ich ſie auf den Gutshof als Herrin bringen würde,
nicht aber, daß ſie als Herrin mich dahin bringtg Na, ich
ver=
ſtehe ja von ſo etwas nichts, denn, wenn zweie ſich lieb haben,
dann iſt es wohl gleich, denk ich, ob der Hof ihm gehört oder
ihr, aber er meint, nein, das ſei ganz etwas anderes.
(Fortſetzung folgt.)
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am Montag, den 19. Juli, abends 8 Uhr
im Turnhallesaal am‟ Woogsplatz
veranstaltet
zum Besten der Darmstädter Kriegsfürsorge
unter gütiger Mitwirkung von
Frau Hofopernsängerin Olga Kallensee
Kammersänger Maximilian Troltzsch
Musikdirektor Klassert
Rezitator Fredy Wiener u. a.
Eintrittspreise: Sperrsitz 3 Mk., Erster Platz numeriert
2 Mk., alle übrigen Plätze 1 Mk., ab Freitag früh im
Verkehrsbureau.
(10437fg
In kattee Farst Bismaren
findet am Freitag, den 16. Juli, ein
Opererten-Abend
statt.
Zu diesem Abend ist ein ausgewähltes Programm von
der bekannten Künstler-Vereinigung zusammengestellt,
so dass allen Konzertbesuchern Stunden wirklichen
Genusses bevorstehen.
(10443
Das Konzert beginnt abends 8 Uhr.
Mooidenz Fheater!
Heute unwiderruflich zum letztenn
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Die Erstürmung und Einnahme von
Przemysl!27?
u. die Sanitätshundeprüfung am Böllenfalltor.
Morgen: Nelly, I. Teil
Der Roman eines Blumenmädchensin 3 Akten.
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Beginn: Donnerstag, den 15. Jat.
Mein diesjähriger Sommer-Ausverkauf dürfte wohl weitaus das Günstigste sein, was ich bis heute meiner
Kund-
schaft bieten konnte. Die Vorteile sind um so erstaunlicher und um so höher zu bewerten, da bei den heutigen
enormen Preissteigerungen aller Waren billige Ware kaum mehr zu haben ist.
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