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178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Seekrieg. — Der italieniſche Krieg. — Die Argonnenkämpfe vom 20. Juni bis
2. Juli. — Wilſons Antwort. — Wie lange kann der Weltkrieg dauern? — Die Idealiſten. — Aus dem engliſchen
Parlament. — Die Balkanſtaaten. — Bis zum 25. Juli wurden 292 Handelsſchiffe durch U=Boote verſenkt.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 28. Juli.
(W. T. B. Amtlich).
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Nordweſtlich von Sonchez wurden einzelne,
von früheren Kämpfen her noch in den Händen
der Franzoſen befindliche Teile unſerer Stellung
nachts von ſchleſiſchen Truppen erſtürmt;
4 Maſchinengewehre ſind erbeutet.
In den Vogeſen fanden in der Linie
Lingekopf-Barrenkopf erbitterte Kämpfe
ſtatt. Franzöſiſche Angriffe wurden durch
Gegen=
ſtoß nach mehrſtündigem Nahkampf
zurück=
geſchlagen. Dabei ſind auch die vorgeſtern
abend verloren gegangenen Gräben am
Linge=
kopf bis auf ein kleines Stück von uns
zu=
rückgewonnen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Zwiſchen Mitau und Njemen wurden
geſtern noch etwa 1000 verſprengte Ruſſen
zu Gefangenen gemacht.
Oeſtlich und ſüdöſtlich von Rozan ſchreitet
unſer Angriff vorwärts; Goworowo wurde
genommen.
Nördlich von Serock beiderſeits des Narew,
und ſüdlich von Naſielok ſetzten die Ruſſen
ihre Gegenangriffe fort; ſie ſcheiterten völlig.
Der Feind ließ hier und bei Rozan 2500
Ge=
fangene und 7 Maſchinengewehre in
unſerer Hand.
Vor Warſchau wurde weſtlich von Blonie
der Ort Piernnow von uns erſtürmt; in
der Gegend ſüdweſtlich von Gora-Kalwarja
wird gekämpft.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Lage bei den deutſchen Truppen iſt im
allgemeinen unverändert.
Oberſte Heeresleitung.
(Pierunow liegt 24 Kilometer weſtlich von der
Fortslinie von Warſchau.)
Vor Warſchau.
* Berlin, 27. Juli. (Zenſ. Bln.) Der
Kriegsbericht=
erſtatter der B. Z. meldet aus dem
Kriegspreſſe=
quartier vom 26. ds.: Die polniſche Front nähert ſich
immer mehr der großen Weichſelfeſtung Warſchau.
Die Ereigniſſe der letzten Tage führten dazu, daß
War=
ſchau heute bereits von drei Seiten bedroht iſt. Die
Ver=
bindung von Warſchau nach dem Hinterlande geſtaltet ſich
allmählich ſſchwierig. Im allgemeinen dürften die gegen
Warſchau anrückenden Truppen folgendermaßen um
Warſchau ſtehen: Der Einſchließungsbogen, der ſich
ge=
gen den erweiterten Gürtel vorſchiebt, hat einen
End=
punkt ungefähr bei Sonianka, 30 Kilometer nordöſtlich
von Warſchau, an der Straße Nowogeorgiewsk-Oſtrow.
Von dort aus erſtreckt er ſich nach Weſten gegen den Raum
von Naſielok, geht dann ausbiegend um die Nordoſt=
und Südweſtfront von Nowogeorgiewsk herum, das
da=
durch ebenfalls in die Einſchließung eingezogen iſt.
Dann geht er in ſüdlicher Richtung weiter, ſchneidet bei
Blonie, 25 Kilometer weſtlich von Warſchau, die Straße
von Sochaczew nach der Feſtung und umfaßt dieſe, von
dort nach Südoſten abbiegend, in einem Bogen, der
unge=
fähr 22 Kilometer vom Zentrum Warſchaus entfernt gegen
die Weichſel verläuft.
* London, 27. Juli. In ihrem Leitartikel hält es
die Times für außerordentlich wichtig, daß (
War=
ſchau gehalten werde. Der Fall von Warſchau
würde von ſchwerer Bedeutung ſein, ſowohl für den
Weſten, als für die Ruſſen, und ſelbſt wenn es den
ruſſi=
ſchen Heeren glücken ſollte, dem Feinde zu entkommen, ſſo
würde ſich eine neue erfolgreiche Offenſive der Ruſſen
dadurch für unbeſtimmte Zeit verzögern. Die wichtigſte
Baſis der Ruſſen, die ſie für ihr Auftreten gegen
Deutſch=
land nötig hätten, würde ſich dann in den Händen der
Deutſchen befinden; ein derartiges Reſultat würde auf
die Bundesgenoſſen im Weſten einen ſtarken Einfluß
haben.
Die politiſche Bedeutung eines Falles von Warſchau
für Rußland liege, nach Meinung des Standard vom
24. Juli, darin, daß Warſchau die Hauptſtadt des
Gouver=
nements iſt, 800000 Einwohner hat und Sitz des
Gene=
ralgouverneurs, des oberſten Gerichtshofes und des
ruſſi=
ſchen Erzbiſchofs iſt. Warſchau iſt nach Lodz der
bedeu=
tendſte Mittelpunkt der Induſtrie, des Handels und
Ver=
kehrs zwiſchen Rußland und dem Auslande. Mit dem
Fall von Warſchau gehe wahrſcheinlich ganz Polen
vor=
übergehend, vielleicht aber auch für immer, für Rußland
verloren. Und die Tatſache, daß dieſer Verluſt
zurückzu=
führen wäre auf eine Niederlage der ruſſiſchen Armee
in=
folge Mangels an Unterſtützung durch ſeine Verbündeten,
muß ſchwerwiegende politiſche Folgen mit ſich bringen.
Es ſei daher erklärlich, daß die Ruſſen alles aufbieten,
ihre Stellungen zu behaupten. Die Deutſchen erkennen
auch die ruſſiſche Zähigkeit an — aber was wird das den
Ruſſen nützen?
Wenn dann Warſchau wirklich fällt, wird dieſes
Er=
eignis, wie bei dem Falle von Lemberg, als
unweſent=
lich und für den „endgültigen Sieg” Rußlands als nicht
ausſchlaggebend bezeichnet werden.
Der Seekrieg.
Die Tätigkeit unſerer U=Boote.
* Amſterdam, 27. Juli. (Zenſ. Frkft.) Geſtern
iſt in Rotterdam kein einziges engliſches
Schiff ausgefahren, das Paſſagiere nach England
bringen ſollte. Das gleiche geſchah in Kopenhagen.
Die Paſſagiere waren bereits an Bord der „Padang”
ge=
gangen, die ſie nach Kopenhagen bringen ſollte; ſie
muß=
ten wieder zurückkehren, da ihnen mitgeteilt wurde, daß
das Schiff nicht abgehen werde. Die Urſache ſcheint darin
zu liegen, daß das engliſche Schiff „Gannet”, das geſtern
abend von London abging, berichtete, nahe bei dem
„Water=Weg” (der Kanal nach Rotterdam) ein
Unter=
ſeeboot geſehen zu haben, worauf auch die engliſchen
Dampfer „Perth”, „Pern” und „Diomed”, die bereits
aus=
gefahren waren, zurückkehrten.
TU. Stettin, 28. Juli. Die Stettiner Abendpoſt
meldet aus Swinemünde: Der engliſche Dampfer
„Borgila” und der ſchwediſche Dampfer
„Francs” beide mit Papiermaſſe von Schweden nach
England unterwegs, wurden nach Swinemünde
einge=
bracht.
* London, 27. Juli. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Ein deutſches Unterſeebſoot
ver=
ſenkte die Fiſchdampfer „Honoria” und „Sutton”.
Die Beſatzungen wurden in Kirkwall und Lerwick
gelan=
det. Andere Fiſcherfahrzeuge wurden von Unterſeebooten
nach Stornoway verfolgt.
* Aberdeen, 27. Juli. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Der britiſche Fiſchdampfer „
Emb=
lan” iſt bei den Orkneyinſeln von einem Unterſeeboot
verſenkt worden; die Beſatzung wurde gerettet.
* London, 27. Juli. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Die norwegiſche Bark „Carnsmore‟
hat bei Lerwick 52 Mann gelandet. Es ſind die
Be=
ſatzungen der von Unterſeebooten verſenkten
Fiſch=
dampfer „Honoria”, „Hermiona”, „Sutton”.
und „Caſſio‟. Die Beſatzungen der verſenkten
Fiſch=
dampfer „Celtie” und „Cydroma” wurden in
Strom=
neß an Land gebracht, die der verſenkten
Damp=
fer „Roßlyn” und „Strathmore” landeten in
Butt of Lowis.
* Haag, 27. Juli. Die Beſatzung des in Brand
geſteckten norwegiſchen Schoners „Harbo”,
die in Ymuiden gelandt wurde, erzählte, daß die drei
Schiffe, die in der Nähe gebrannt hätten, ein
ſchwedi=
ſches und zwei norwegiſche Segelſchiffe geweſen ſeien, die
gleichfalls mit Holz nach Sunderland unterwegs geweſen
ſeien. Die Beſatzungen wurden von einem däniſchen
Dampfer gerettet.
* Rotterdam, 27. Juli. Der Rotterdamſche
Cou=
rant meldet aus London: Die 29 Mann zählende
Be=
ſatzung des Dampfers „Leelanaw” wurde
geſtern in Kirkwall gelandet. Als die Leute das
Schiff geräumt hatten, gab das Unterſeeboot ein Dutzend
Schüſſe ab und ſchoß dann ein Torpedo ab. Die
Beſat=
zung wurde an Bord des Unterſeebootes genommen und
dort gut behandelt. Das Unterſeeboot brachte ſie bis in
Sicht der Küſte, ließ ſie, als am Horizont eine Rauchſäule
aufſtieg, in die Boote gehen und tauchte unter. Ehe „
Lee=
lanaw” angegriffen wurde, ſah man, wie in der Ferne
zwei Schiffe, wovon eines offenbar ein britiſches war, in
den Grund gebohrt wurden.
* London, 28. Juli. Die Daily Mail betont, daß
das Unterſeeboot, welches die „Leelanaw‟
torpedierte, das Schiff angerufen, gewarnt und der
Mannſchaft reichlich Zeit gelaſſen hat, in die Boote zu
gehen und einen Teil der Habſeligkeiten mitzunehmen.
* Petersburg, 27. Juli. Das Marineminiſterium
macht ſtrenge Vorſchriften für die Schiffahrt im Weißen
Meer bekannt. Zum Schutz vor einem deutſchen
Angriff auf Archangelsk ſind viele Minen gelegt und
die Küſtenbatterien dorthin verlegt worden.
Der italieniſche Krieg.
Kundgebungen gegen den Krieg in Italien.
S. Chiaſſo, 26. Juli, nachts. (Von unſerem
Sonder=
berichterſtatter.) Mit unnachſichtlicher Strenge hat es die
italieniſche Regierung zu verhindern gewußt, daß nichts
von den großen Kundgebungen für den
Frie=
den und gegen den Krieg, die am Sonntag in
zahlreichen Städten wie auf eine vorhergegangene
Ver=
abredung von Parteigruppen unter ſtarker Anteilnahme
weiter Kreiſe des Volkes ſtattgefunden haben, in die
Organe der Oeffentlichkeit gedrungen iſt. Wir ſind daher
auf neutralem Boden auf die Angaben von aus, Italien
hierhergekommenen Bürgern der begüterten Klaſſen
ange=
wieſen. Ich habe in Unterredungen mit dieſen Leuten
keineswegs den Eindruck gewonnen, daß ſie etwas
über=
treiben möchten. Tatſache iſt, daß in Rom, Neapel, Genua,
Florenz, Bologna, Turin, Mailand am Sonntag
nach=
mittag Rieſenaufgebote von
Polizeitrup=
pen und Militär notwendig geworden waren, um
die Kundgebungen nicht zu offenem Aufruhr kommen zu
laſſen. Die Geſchäftsläden mußten in den meiſten Städten
von dem frühen Morgen ab geſchloſſen halten, weil man
Plünderungen durch die hungernden Maſſen befürchtete.
In Rom waren die Gebäude der königlichen Familie, die
Privatwohnungen der Miniſter und der Botſchafter des
Dreiverbandes, ſowie ſämtliche Miniſterialgebäude den
ganzen Tag über von einer undurchdringlichen Kette von
Carabinieri und Soldaten zu Fuß und zu Pferde
um=
geben. An der Porta Pia, wo das Botſchaftsgebäude des
Vertreters von England liegt, iſt es im Laufe
des Tages zu wiederholten blutigen Zuſammenſtößen
zwiſchen Demonſtranten und der Militärgewalt gekommen,
als die Abſicht der erſteren klar zutage trat, Sir Rennel
Rodd alles, nur keine Ovationen zu bringen. Er wird in
Rom von den ſich betrogen glaubenden Volksmaſſen als
die treibende Kraft angeſehen, die Italien zum
Ver=
hängnis geworden ſei. In der Stadt waren
Ge=
rüchte verbreitet, daß es ſich bei jenen Kundgebungen um
einen Einbruchsverſuch in die Villa Bonarparte gehandelt
habe, die, in unmittelbarer Nähe des engliſchen
Bot=
ſchaftergebäudes gelegen, bekanntlich der Sitz des
preußi=
ſchen Geſandten beim Vatikan iſt. Von einem ſolchen
Ver=
ſuch iſt aber im Ernſt nicht die Rede geweſen. Die Wut
des entpörten Volkes wandte ſich ausſchließlich und mit
zunehmender Heftigkeit gegen den der Villa Bonaparte
gegenüber wohnenden Botſchafter Groß=Britanniens.
Be=
wohner des von der Porta Pia ausgehenden Corſo
d’Italia, an dem zahlreiche Villen liegen, waren
Augen=
zeugen jener aufregenden Vorgänge und hatten es am
Abend vorgezogen, mit dem 9=Uhr=Zuge Rom zu verlaſſen.
Mit dieſen Flüchtigen, durchweg Angehörige der beſten
Geſellſchaftskreiſe, konnte ich heute hier mich über die Lage
unterhalten. Herr Salandra und ſein Miniſter des
Aeußern begeben ſich jetzt nur noch unter militäriſcher
Be=
gleitung nach ihren Amtsſitzen. Bezeichnend iſt, daß ſeit
einiger Zeit der polizeiliche Schutz des Gebäudes, in dem
Giolitti in Rom wohnt, aufgehoben werden konnte,
wäh=
rend die Umgebung der Häuſer, in denen die Mitglieder
des Miniſteriums Salandra wohnen, von uniformierten
und nicht uniformierten Poliziſten wimmelt.
Die Villa Borgheſe, der weite römiſche Stadtpark,
mußte in den Nachmittagsſtunden am Sonntag geſchloſſen
werden, als die Gefahr beſtand, daß Maſſen von
Demon=
ſtrierenden ſich hier ſammeln und nach dem Palazzo
Farneſe, dem Sitz des franzöſiſchen
Bot=
ſchafters ſich begeben wollten. Im übrigen ſoll der
Aufenthalt ſowohl in der Villa Borgheſe wie auf dem
Monte Gianicolo, den beiden hauptſächlichſten Zielpunkten
der erholungsbedürftigen Stadtbevölkerung, ſeit einiger
Zeit auch darum nicht ohne Gefahren ſein, weil die in
Scharen auftretenden Bettler in ihrer Verzweiflung im
Kampfe um das tägliche Brot häufig von der Ueberredung
zur offenen Gewalt ſchreiten. Was ſonſt von den
Zu=
ſtänden in Rom erzählt wird, klingt oft ſo wildromantiſch,
daß es einem ſchwer fällt, die Angaben zu Papier zu
bringen. Wer nur irgend die Mittel beſitzt, wendet Rom
den Rücken.
Wenn auf der einen Seite die Stimmung des Volkes
mehr und mehr eine kriegsfeindliche geworden iſt, ſo
be=
ginnt auf der anderen Seite eine ſchwer zu beſchreibende
Hetze gegen die lriegsunluſtigen Reichen
einzuſetzen. Die letzteren werden für den ſchlechten
Aus=
fall der Anleihe, für die Mißſtimmung im Volke, die von
den Reichen ausgegangen wäre, und für die
Desorga=
niſation in der Kriegsinduſtrie
verantwort=
lich gemacht. Der größte Unſinn findet Glauben. So
wird behauptet, die Induſtriellen hätten in ihren Fabriken
Sabotage getrieben, um die Herſtellung von Munition zu
verhindern. Sie hätten all ihr Geld nach dem neutralen
Auslande gebracht, ſie ſtünden mit Deutſchland und der
Türkei in geheimen Verbindungen, ſie wüßten die
De=
ſertion von Heerespflichtigen zu organiſieren und ſo weiter.
Die Folge iſt, daß ſich die Wohlhabenden den ärgſten
Be=
drängniſſen ausgeſetzt ſehen, und daß ſie ihnen durch eine
Flucht ins Ausland zu entgehen ſuchen. Jedem wird mit
Hilfe grober Vertrauensbrüche von Beamten
nachge=
rechnet, wie viel oder wie wenig er für die Anleihe und
die „Kriegsbedürfniſſe” der Wohltätigkeitsvereine aus
gegeben hat. Derjenige Reiche, der zu wenig oder gar
nichts gezahlt hat, iſt ſeines Lebens kaum noch ſicher.
Die Kunde, daß Italien auch der Türkei den
Krieg erklären wolle, hat neue Beunruhigung geſchaffen.
Man meint in Rom und Mailand, der Krieg wäre ſchon
erklärt worden, wenn man nicht Rückſicht auf die
Stim=
mung des Volkes nehmen müßte, das von dem Kriege
gegen einen Staat gerade genug zu haben ſcheint.
Ueber die Kämpfe an der Iſonzofront
meldet man dem Berliner Lok.=Anz. aus Görz vom 26
Juli: Der Angriff der Italiener auf die Iſonzofront von
Görz bis Monfalcone wird mit der größten Erbitterung
fortgeführt. Tagsüber finden die heftigſten
Artillerie=
kämpfe ſtatt, denen ununterbrochen Nachtangriffe der
In=
fanterie folgen. Die Angriffe werden zähe und mit
größ=
ter Tapferkeit durchgeführt. Sie brechen erſt im Feuer
unmittelbar an den öſterreichiſchen Schützengräben
zu=
ſammen. Die italieniſchen Verluſte bei dieſen
andauern=
den, beiderſeits mit größter Erbitterung geführten
Kämp=
fen ſind ſehr ſchwer. Die italieniſche Artillerie unterhielt
buchſtäblich einen Granatenhagel. Der felſige Boden
bringt es dann mit ſich, daß viele Verwundungen durch
Steinſplitter erfolgen. Auf öſterreichiſcher Seite erfordert
es die höchſte Kraftanſtrengung, der feindlichen
Ueber=
legenheit ſtandzuhalten. Bisher konnten die Italiener
keinen Erfolg erringen oder auch nur eine Verbeſſerung
ihrer Stellungen erreichen.
Nach einer weiteren Meldung des Berliner Lok.=Anz.
aus Innsbruck haben in den letzten Tagen in
unmittel=
barer Nachbarſchaft des Monte Adamello blutige
Kämpfe zwiſchen Tiroler Grenzſchutztruppen und Alpini
ſtattgefunden. Die Italiener wollten die Tiroler durch
einen Ueberfall überraſchen. Die Tiroler kamen ihnen
aber zuvor und rieben die Italiener, eine ungefähr
100 Mann ſtarke Abteilung, völlig auf. Die
Unſeri=
gen beklagen den Heldentod von 10 Tapferen, unter ihnen
drei Innsbrucker Alpiniſten. Der Kampf wurde in einer
Höhe von 3220 Metern ausgefochten.
Italien und die Türkei.
* Rom, 27. Juli. (Meldung der Agenzia Stefani.)
Idea Nazionale meldet aus Rhodos: Hier iſt ein
ameri=
kaniſcher Dampfer mit einigen Hundert Italienern
an Bord eingetroffen, welche aus dem Gebiet an der
kleinaſiatiſchen Küſte geflüchtet waren. Der Dampfer war
auch nach Merſina gefahren, um zahlreiche Italiener
auf=
zunehmen, die abreiſen wollten, denen aber von den
Be=
hörden Merſinas die Abreiſe nicht geſtattet wurde. Die
Italiener waren überall der Willkür der Behörden
aus=
geſetzt und mußten bleiben. — Idea Nazionale betont,
daß die Türkei die Provokation und feindſelige
Hal=
tung gegen Italien fortſetze. Außerdem dauere die
Entſendung deutſcher und türkiſcher Offiziere und von
Kriegsmaterial nach Tripolis fort. Das Blatt zieht
daraus den Schluß, daß das Maß voll iſt, und daß die
Abſichten der Türkei offenſichtlich ſind. Wenn die Türkei
Italien den Fehdehandſchuh hinwerfen wolle, ſo ſei Italien
bereit, ihn aufzunehmen. Das Blatt ſchließt: Wir werden
von der Türkei die Entſchädigungen zu erzwingen wiſſen,
welche ſie uns ſchuldet. — Giornale d’Italia erklärt in
Beſprechung derſelben Nachricht: Die Haltung der
Tür=
kei ſei nicht zu rechtfertigen und unqualifizierbar. Man
müſſe deshalb binnen kurzem wiſſen, was die Türkei
gegenüber Italien tun wolle. Man müſſe Richtlinien
an=
geben, durch welche die juriſtiſche und politiſche Lage
Italiens gegenüber der Türkei klargeſtellt würden. Italien
ſei auf jede Möglichkeit vorbereitet.
Die Verluſte der Italiener in Nordafrika.
TU Wien, 28. Juli. Aus Saloniki wird gemeldet:
Hier werden die furchtbaren Verluſte bekannt, welche
die italieniſchen Truppen auf dem
nordafrikani=
ſchen Kriegsſchauplatze erlitten haben. Infolge
von Proviant= und Munitionsabnahme war die Kraft
der italieniſchen Kolonialarmee ſehr geſchwächt. Sie war
genötigt, ſich nach dem Meere zurückzuziehen. Dieſer
planmäßige Rückzug artete aber in Flucht aus, denn die
Aufſtändiſchen hatten die Italiener von drei Seiten
um=
zingelt und riſſen die italieniſche Front entzwei, ſodaß
ein Teil auf franzöſiſches Gebiet gedrängt wurde,
wäh=
rend der andere Teil bei Solmar und Sirk eine
entſchei=
dende Niederlage erlitt. Bei dem erſtgenannten Orte
hatten die Italiener 3000, bei dem zweiten 2500
Tote. An Kriegsmaterial verloren ſie 45
Ka=
nonen, 50 Maſſchinengewehre und viele Tauſend Gewehre.
Die Argonnenkämpfe vom 20. Juni bis 2. Juli.
I.
* Aus dem Großen Hauptquartier wird uns
geſchrieben: Unter geſchickter Ausnutzung des unwegſamen
Argonnen=Waldgebirges war es den Franzoſen Ende
September gelungen, ſtarke Kräfte wie einen Keil zwiſchen
die weſtlich und öſtlich der Argonnen kämpfenden
deut=
ſchen Truppen zu treiben. Gleichzeitig von
Montblain=
ville und Varennes aus öſtlicher Richtung und von
Nord=
weſten über Binarville drangen die Deutſchen in die
Wälder ein. Den geringſten Widerſtand fanden Teile,
die an der Straße Varennes=Le Four de Paris durch die=
Oſthälfte der Argonnen vorgingen. Hier gelang es ſchnell,
die Franzoſen bis an das Tal der Biesme bei Four der
Paris zurückzuwerfen. Um den Reſt des Keils in den
weſtlichen Argonnen zu beſeitigen, mußte die über das
Moreau=Tal=Bagatelle=Pavillon=St. Hubert=Pavillon
vor=
gebogene Stellung eingedrückt werden. Die beiden
ge=
nannten Pavillons wurden nach einigen Tagen
wegge=
nommen. Dann aber koſtete es Wochen und Monate der
erbittertſten und blutigſten Nahkämpfe, um die
Franzo=
ſen Schritt für Schritt und Graben für Graben
zurückzu=
drängen. Es vergingen in den Wintermonaten keine acht
Tage, ohne daß irgendwo dem Feinde ein Graben, ein
Blockhaus oder ein Stützpunkt entriſſen wurde, bald von
kleinen Pionier= und Infanterieabteilungen, bald von
größeren Verbänden bis zu Brigaden und Diviſionen.
Während die Franzoſen ſich mit zäher, unermüdlicher
Widerſtandskraft immer wieder an jedes kleine
Graben=
ſtück und Poſtenloch klammerten, benutzten ſie die ſogeg
wonnene Zeit, um ſich hinter ihrer Front als neuen
Rück=
halt eine Reihe von Stützpunkten zu ſchaffen, die ſie mit
allen Mitteln moderner Feldbefeſtigungskunſt ausbauten.
Im Dezemher hatten die von Oſten vordringenden
Trup=
pen den Rand des tief eingeſchnittenen Charme=
Bach=
tales erreicht. Bald darauf, am 29. Januar, ſtürmten
württembergiſche Regimenter drei ſtarke,
hintereinander=
liegende franzöſiſche Stellungen ſüdlich des Moreau=
Tales. So waren die Deutſchen von beiden Seiten vor
Unter dem Halbmond im Felde.
Original=Kriegsberichte von Walther Krüger.
Wie ich die „Emden”=Schar fand.
V.
Die Begegnung.
Wir ſaßen in Ek Ula im Hauſe des Diſtriktchefs
ge=
rade beim Mittagsmahl. Um 11 Uhr war uns gemeldet
worden, daß die Kamele bereit ſeien, und nach einer
Be=
ſprechung mit den zwei türkiſchen Herren, die ſeitens des
Oberſtkommandierenden der vierten Armee von Maan aus
der Emdenſchar entgegengeſchickt worden waren, hatten
wir beſchloſſen, nachmittags um 2 Uhr aufzubrechen, denn
es erſchien uns nicht ratſam, gerade während der
glühend=
ſten Mittagsſtunden durch die heiße Wüſte zu reiten.
Zu=
dem waren kurz vorher zwei Gendarmen angelangt, welche
der Emdenkarawane in aller Frühe entgegengeritten
wa=
ren und ihre Ankunft für den Abend zwiſchen 7 und 8 Uhr
meldeten. Major K. K. war ein äußerſt liebenswürdiger
Gaſtgeber, der längere Zeit in Deutſchland
militärwiſſen=
ſchaftliche Studien getrieben hatte und uns nun, erfreut
darüber, dort unten in der Wüſte mit Deutſchen
zuſam=
men zu ſein, in begeiſterten Worten ſeine Vorliebe für
Deutſchland ausdrückte.
Da plötzlich kommt unſer Begleiter ins Zimmer
ge=
ſtürzt mit dem Ruf: „Sie kommen!” Wir ſpringen auf,
eilen hinaus, ſehen am Eingang zur Station einige Leute
von den Kamelen ſteigen, mit ein paar flinken Sätzen ſind
wir bei ihnen, und da ſtand endlich Kapitänleutnant
v. Mücke in ſeiner ganzen langen, ſchlanken Geſtalt vor uns,
aus ſeinen hellblauen Augen uns anlachend, voll Freude
darüber, daß er endlich am Schienenſtrang, an einer
rich=
tig gehenden Bahnſtation, angelangt iſt, und wohl auch
darüber, daß deutſche Landsleute die erſten waren, die ihm
dort die Hand zum Willkommengruß boten. Mit ihm war
der Muteſſarif a. D. Sami Bey gekommen, der in
Beglei=
tung ſeiner Gattin, einer jugendfriſchen, hübſchen Frau,
die Emdenſchar nun ſchon ſeit Wochen als Dragoman
be=
gleitete. So ſahen wir ihm denn endlich ins Auge, dem
jungen Helden, der friſch und elaſtiſch aus dem Sattel
ſprang, die Spuren der langen Wüſtenreiſe, der
Entbeh=
rungen und Strapazen nur in dem ſonnverbrannten
Geſich=
zeigend, das lange nicht mehr mit Seife und Schaum in
Berührung gekommen war.
„Was wollen Sie nun zuerſt, Herr Kapitänleutnant?
Rauchen oder trinken? Es iſt alles da! — (Wir hatten
nämlich eine Menge Liebesgaben mitgenommen.)
Beides: Trinken und Rauchen!” war ſeine lachend
gegebene Antwort.
Und wir führten ihn in ein behagliches kühles
Zim=
mer, wo er ſich in einer molligen Ecke niederließ, trank
ind rauchte und nach langer, langer Zeit die erſte deutſche
Poſt durchlas, die ihm das deutſche Konſulat in
Damas=
kus bis El Ula entgegengeſchickt hatte. Und er las, daß
ihm das Eiſerne Kreuz zweiter und erſter Klaſſe
verlie=
hen worden war, und er fand vor Rührung keine Worte.
Und zwiſchen dem Rauchen und dem Leſen erzählte er von
ſeinen Fahrten und Abenteuern. Die Karawane hatte er
vor mehreren Stunden verlaſſen und war ihr
vorausge=
eilt, um ihr Kommen in El Ula zu melden und Quartier
zu machen. Und ſo ſehr es mich auch drängte, aus Mückes
eignem Munde lebendig das ſchildern zu hören, was ja
zum großen Teil ſchon durch Briefe und Berichte aus
Oſt=
aſien, aus Maſſaua, aus Malta uſw. bekannt geworden
war, es hielt mich doch nicht in dem engen Raum, ich
mußte hinaus, der Karawane entgegen, und ſo ließ ich
den Kommandanten denn in Geſellſchaft des mit mir
ge=
reiſten Landsmannes zurück, und eilte in Begleitung des
Majors K. K., des Doktors Fekim Tahſin und zweier
Gen=
darmen auf ſchnellem Kamele der Emdenkarawane
entge=
gen.
Ein heißer Schirokko blies uns ſeinen Odem, deſſen
Glut die wehende Keffije (Kopftuch) nur ſchwach zu
mil=
dern vermochte, ins Geſicht. Die Luft flimmerte von den
glühenden Sonnenſtrahlen, die von dem gelben Sande und
den roten Bergen zurückgeworfen wurden. Ueber der
gan=
zen Gegend lagerte der Dunſt eines heißen Wüſtentages.
So ging es in ſcharfem Trabe etwa zwei Stunden lang.
„Dort kommen ſie!”
Wer hat das gerufen? Wer ſieht ſie ſchon? Das
ge=
ſchärfte Auge des die Spitze haltenden Gendarmen.
Richtig. Dort hinten hebt ſich von dem gelben Sande
eine dunkle Maſſe ab: das muß die Karawane ſein. Noch
klein und winzig. Aber „Jallah! Jallah!” mein Hedſchin
verſteht den Ruf, es ſpitzt die Ohren, und dann legt es
los. Und immer größer wird der dunkle Fleck, und dann
halte ich unmittelbar vor ihr, der langerſehnten tapferen
Heldenſchar.
„Hurra! Hurra! Hurra!” ſchreie ich mit aller
Lungen=
kraft als erſter Deutſcher dort unten in der Wüſte
Inner=
arabiens deutſchen Landsleuten entgegen. Ich hatte ſie
endlich gefunden, nach denen ſich das deutſche Volk ſchon
ſo lange bangte.
Es gab gleich ein Fragen und Antworten faſt ohne
Ende. Wie ſteht es mit dem Krieg? Was macht
Deutſch=
land? Wie geht es mit der Türkei? Und aus allen Fragen
hörte man die Freude und das ſehnſüchtige Verlangen
heraus, endlich ſo weit zu ſein, um bald wieder fürs
Va=
terland zur Waffe greifen zu können.
Kurz vor El Ula kam uns Kapitänleutnant v. Mücke
entgegen, er ſetzte ſich. an die Lnice des Zuges, die deutſche
Kriegsflagge und der Halbmond wurden entfaltet, und ſo
zogen wir in El Ula ein, eine ſtattliche Karawane, denn
die Emdenmannſchaft wurde eskortiert von etwa fünfzig
Beduinen, die unter dem Kommando des Scheichs von Ell
Wegh ſtanden.
Gleich nach dem Einzug in El Ula wurde abgeſeſſen
und entladen. Die Gefahren waren ja jetzt vorüber. Aber
wie ſahen die armen Burſchen aus! Sonnverbrannt,
ab=
gemagert, die Geſichter meiſt voll Stoppeln, ſchmutzig, das
Zeug abgeriſſen, die Schuhe nicht zum Anſehen, wie die
echten, rechten Wüſtenräuber. Ich hätte ihnen nicht im
Dunkeln begegnen mögen. So ſah ich ſie dort unten im
Urzuſtand, noch nicht wieder beleckt von der Kultur. Und
das war ſchön.
Zunächſt wurde für Generalreinigung geſorgt. Die
Mannſchaft konnte ſich in einem Raum der Station
ba=
den, während ich den Kommandanten und die Offiziere
in den kleinen freundlichen Garten führte, wo der
Spring=
brunnen ſo lieblich plätſcherte. Und da ſtiegen ſie ins
kühle Naß und wuſchen und rieben und ließen die kalte
Duſche über ſich ergehen, und lachten und ſcherzten, und
je reiner die Körper wurden, um ſo ſchmutziger wurde das
Waſſer, und dann ſtiegen ſie wieder aus dem erfriſchenden
Jungbronnen, verjüngt und verſchönt, erfüllt von
Wohl=
behagen und wonnigem Empfinden, und reckten und
ſtreck=
ten die Arme, als wenn ſie ſagen wollten: „So, nun kann
es wieder losgehen! Ran an den Feind!”
Dann wurde das Verlangen nach Speiſe und Trank
in ergiebigſtem Maße geſtillt; die Beduinen wurden nach
Erledigung des geſchäftlichen Teils mit reichlichen Ge=u
ſchenken für den Scheich von El Wegh und ſeine
Verwandt=
ſchaft entlaſſen; die Maſchine des Extrazuges ſtand ſchon
ſeit Stunden unter Volldampf. Die jungen Helden hatten
keine Ruhe mehr: Fort, nur fort, der Heimat zu! Und
hinaus ging es aus El Ula, und durch den ſtillen Abend
der ſchweigſamen Wüſte Arabiens, die vordem noch niel
deutſche Lieder aus dem Munde deutſcher Krieger gehört
erſcholl aus fünfzig jungen Kehlen:
„Und wenn im Lenz die Roſen in der Heimat wieder
blühn,
Dann müſſen wir als Freunde wohl auseinanderziehn
Den einen ziehts zum Meeresſtrand, den andern an den
Rhein —
Ein jeder hat im Heimatland ein holdes Schätzelein!
Haltet aus! Jetzt gehts nach Haus! Laßt die
Heimats=
wimpel wehn! — (aber nicht zu kurz)
Sei gegrüßt! Zeigs der Welt, wie wir treu zur Heimat
ziehn.
Dann gehts mit Sang und Klang aus Arabien hinaus
Nach dem lieben, teuren Vaterhaus!
Lehe wohl auf Nimmerwiederſehn! Lebe wohl, Arabien!”
der Linie der neuen feindlichen Befeſtigungen
angekom=
men. Auf dem Höhenrücken, der ſich aus der Gegend des
Bagatelle=Pavillons nach Weſten über den
Argon=
nenrand bis nach Servon hinzieht, lagen die befeſtigten
Werke Labordère, Martin, Central, Cimetiére und
Baga=
telle. Nach Südoſten zweigt ſich von dieſem Höhenzug die
ſogenannte Eſelsnaſe ab, auf deren Rücken die Franzoſen
ebenfalls außerordentlich ſtarke, etagenförmig angeordnete
Stellungen ausgebaut hatten, die in unmittelbarem
Zu=
ſammenhange mit dem Bagatelle=Werk ſtanden. Nach
Oſten und Südoſten fallen die ſteilen Hänge der Eſelsnaſe
in das tiefeingeſchnittene Charme=Bachtal ab. Auch öſtlich
von dieſer Schlucht ſaßen die Franzoſen noch in einigen
zähe verteidigten Stützpunkten, genannt „Storchenneſt”,
„Rheinbabenhöhe” und „St. Hubert=Rücken”. Ein Blick
auf die Karte zeigt, welchen Wert für die Deutſchen die
Wegnahme der feindlichen Anlagen haben mußte.
Wur=
den doch dann die Franzoſen ihrer überhöhenden, von der
natürlichen Bodengeſtaltung zu Feſtungen geſchaffenen
Stellungen beraubt und auf die in das Biesmetal
abfal=
lenden Berghänge in eine erheblich ungünſtigere Lage
zu=
rückgedrängt.
So war alſo die Erſtürmung der franzöſiſchen Werke
nördlich von der Straße Servon-Montblainville und an
den Hängen des Charme=Bachtales das Ziel der unter
der Führung des Generals v. Mudra in den Argonnen
kämpfenden Truppen.
In mühſamer Arbeit und unter fortgeſetzten Kämpfen
arbeiteten ſich Infanterie und Pioniere auf der ganzen
Front mit Sappen und Minenſtollen Schritt für Schritt
bis auf Sturmentfernung an die feindliche Hauptſtellung
heran. Die Franzoſen ahnten, was ihnen blühte, denn
ſie ſchoben in letzter Zeit immer mihr Truppen in den
ſchmalen Abſchnitt der Weſtargonnen: Außer dem ſeit
Ja=
nuar dort befindlichen 32. Armeekorps wurden
nacheinan=
der die neuformierte 126. Infanteriediviſion aus der
Ge=
gend nordweſtlich von Verdun und die 150.
Infanterie=
brigade aus dem Bereich des 5. Armeekorps
herangezo=
gen. Mitte Juni war es ſchließlich ſoweit, daß der große
Angriff ausgeführt werden konnte. Um für den
entſchei=
denden Stoß gegen die Werke Central=Cimetiére=Baga=
telle=Gſelsnaſe die nötige Ellenbogenfreiheit zu ge
winnen, mußten zunächſt das in der rechten Flanke
gele=
gene Labordèrewerk und die ſtarken Stellungen an der
Straße Binarville-Vienne le Château weggenommen
werden. Dieſer vorbereitende Angriff wurde am 20. Juni,
der Hauptſtoß am 30. Juni und 2. Juli ausgeführt.
Eine Anſprache des Kronprinzen.
* Aus dem Großen Hauptquartier, 27. Juli
wird der Köln. Ztg. berichtet: Heute früh war im
Ar=
gonner Wald unter großen Eichen ein feierlicher
Feld=
dankgottesdienſt der Truppen, die am 13. Juli
den ſiegreichen Sturm auf die Höhen 285 und La Fille
Morte gemacht hatten, und zwar in Gegenwart von
Ab=
ordnungen ſämtlicher beteiligter Regimenter, deren
Fah=
nen eichenlaubgeſchmückt den Feldaltar umgaben. Um
9 Uhr erſchien der deutſſche Kronprinz. Er
be=
grüßte den anweſenden Generalfeldmarſchall Grafen
Häſeler, Exzellenz v. Mudra, die Truppen und die übrigen
Generale. Der Gottesdienſt begann mit dem
Nieder=
ländiſchen Dankgebet und Leſung des 46. Pſalms durch
den Diviſionspfarrer Karſtens. Die Feſtpredigt, die
etwa ausführte, daß der Deutſche ein Held vorm Feind
ein Kind vor Gott ſei, hielt Diviſionspfarrer Langhäuſer.
Er ſchloß mit dem Segen, während deſſen die Fahnen
ſich ſenkten und der tägliche Kanonendonner des Kampfes
herüberſcholl. Sodann richtete der Kronprinz an
die Truppen folgende Anſprache:
Kameraden! Ich benutze die Gelegenheit dieſes
Gottesdienſtes, um euch den Dank Seiner Majeſtät des
Kaiſers und Königs und meinen eigenen an dieſer Stelle
auszuſprechen, nicht nur für den letzten Sturm, der
ſchwere Opfer gefordert, aber ein ſchönes, großes
Ergeb=
nis gebracht hat, ſondern auch für die treue und
hin=
gebende Tätigkeit der ganzen elf Monate. Wir decken
unſern Kameraden im Oſten den Rücken und werden
ſo Gott will, es ſo lange noch tun, bis es möglich ſein
wird, mit unſern Gegnern, den Franzoſen, gründlich
abzurechnen. Daß ich mich dabei auf euch verlaſſen kann
das weiß ich und dafür danke ich euch hier. Seine Maje=
ſtät der Kaiſer und König, unſer oberſter Kriegsherr,
hurra, hurra, hurra!
Hierauf wurden dem Kronprinzen die zur
Auszeich=
nung mit dem Eiſernen Kreuz beſtimmten
Offi=
ziere und Mannſchaften, 17 erſter und 457 zweiter Klaſſe,
vorgeſtellt. Der Kronprinz überreichte jedem einzelnen
das Ehrenzeichen perſönlich, drückte ihm die Hand und
ſprach einige Worte mit ihm. Hierauf zogen die
Trup=
pen in Parademarſch vorüber. Eine beſondere
Bewir=
tung aus den Feldküchen ſchloß ſich daran an. Dann
kehrten ſie zu ihren Kampfplätzen zurück.
Der Jahrestag des Kriegsbeginns.
* Berlin, 28. Juli. Wie der Berliner Lokalanz,
erfährt, hat der Evangeliſche Oberkirchenrat
in einer allgemeinen Verfügung an die Superintendenten
es als ganz ſelbſtverſtändlich bezeichnet, daß am
näch=
ſten Sonntag, als dem Jahrestag des Kriegsbeginns,
in den Gottesdienſten dem Danke für die bisher
erfahrene Hilfe Gottes und der Bitte um den ferneren
Beiſtand Ausdruck gegeben wird. Zugleich wird darauf
hingewieſen, daß die Gemeinden dieſem Empfinden
da=
durch Ausdruck geben möchten, daß ſie ihre Opfer zur
Linderung der in den Gemeinden entſtandenen
Kriegs=
not darbringen.
Eine wirtſchaftliche Reichsorganiſation
des deutſchen Handwerks
wird von den amtlichen Vertretungen des deutſchen
Handwerks angeſtrebt. Der Vorberatung hierüber galt
vor kurzem eine Sitzung des geſchäftsführenden
Aus=
ſchuſſes des Deutſchen Handwerks= und
Gewerbekammer=
tages in Berlin. Die wirtſchaftliche Organiſation des
deutſchen Handwerks iſt in folgender Weiſe gedacht: Die
einzelnen Handwerke eines Kammerbezirks vereinigen ſich
in örtliche oder in bezirksweiſe nicht zu weit ausgedehnte
Lieferungsgenoſſenſchaften als Unterbau, dieſe
Bezirks=
lieferungsgenoſſenſchaften ſchließen ſich wieder zu einem
Lieferungsverbande zuſammen, die unter weiterer
räum=
licher Ausdehnung zu Provinzial= oder
Landesliefe=
rungsverbänden zuſammentreten, und ſchließlich
ſollen die Lieferungsvereinigungen eines jeden einzelnen
Handwerks in eine Reichszentralſtelle
zuſammen=
gefaßt werden. — Der Plan, der eine ſtärkere Beteiligung
des deutſchen Handwerks bei der Vergebung großer
Ar=
beiten bezweckt, fußt auf den Erfahrungen, die man in der
bisherigen Kriegszeit mit Lieferungsgenoſſenſchaften des
Handwerks gemacht hat.
Wilſons Antwort.
— Die Antwort des Präſidenten Wilſon
auf die letzte deutſche Note iſt, von dem
juriſti=
ſchen Standpunkt aus betrachtet, wahrſcheinlich ein
Meiſterſtück, und hätte er ausſchließlich die
Inter=
eſſen Englands zu verteidigen, ſo hätte dieſe
Ant=
wort kaum beſſer ausfallen können. Der Präſident hat ja
Jurisprudenz ſtudiert und findet es wahrſcheinlich recht
ſchwer, den trockenen Advokatenton fallen zu laſſen. Da
er jedoch in dem vorliegenden Falle als Präſident der
großen Republik zu gdem deutſchen Volke redet, ſo hätte
man wohl erwarten dürfen, daß er nicht als Juriſt,
ſon=
dern als Staatsmann und Diplomat geſprochen. Leider
iſt dies nicht der Fall. Unſere Gegner ſind die Heiligen,
wir angeblich die Barbaren. Wiederholt wirft er uns
vor, die Grundſätze von „Recht und Menſchlichkeit”
ver=
letzt zu haben, und dabei ſieht der Mann nicht nur mit
gefalteten Händen zu, wie Amerika ſelbſt
Munjtions=
aufträge von Milliarden an unſere Gegner
ſendet, die vielen Tauſenden unſerer tapferen Feldgrauen
das Leben koſten und viele dadurch verſtümmeltwerden,
ſon=
dern er ermutigt ſſogar die Fabrikation der Mordwerkzeuge,
da ja in den letzten Monaten viele neue Fabriken für
Exploſivſtoffe in Amerika entſtanden ſind. Ohne ſpezielle
Erlaubnis der Regierung dürfen ſolche auch nicht in dem
freien Amerika errichtet werden. Man muß eben ſchon
ein hervorragender Juriſt ſein, um dies nicht nur mit
den Anſichten der ſtrikten Neutralität, ſondern auch
Petersburg — ein mißglückter
Kulturverſuch.
* Die Nowoje Wremja ſchreibt: „Das „ſiegreiche‟
Ruß=
land wird eine neue geographiſch=politiſche
Orientierung ſuchen müſſen. Durch die endgültige
Zertrümmerung der Türkenmacht an den Dardanellen
Saſonow hat ſie ja ſchon in ſeiner Duma=Rede
zertrüm=
mert — wird der Süden Rußlands in den Beziehungen
zum Weſten eine neue ungeahnte Bedeutung gewinnen.
Die Oſtſee dagegen verbindet Rußland mit den Deutſchen,
zu denen die Beziehungen für alle Zeiten vernichtet ſind. (!)
Daher wird dieſe See jedes Intereſſe für Rußland
ein=
büßen. Unter dem Einfluß des Krieges muß das
indu=
ſtrielle und kommerzielle Zentrum ebenſo wie das
kultu=
relle und politiſche nach dem Süden rücken. Peters
des Großen Werk „Das Fenſter auf Europa”
war ein mißglückter Kulturverſuch, der
Ruß=
land nicht an die große Weltſtraße, ſondern in den
deut=
ſchen Stall führte, der Petersburg mit ſeiner ſtickigen
Luft erfüllte.”
Nach dieſer geſchmackvollen Einleitung führt die
No=
woje Wremja weiter aus, daß das Zentrum des
ruſſi=
ſchen Reiches ſich in der Richtung des fruchtbaren Südens
und des unendlichen Oſtens fortbewegen müſſe, wie die
ganze Geſchichte Rußlands beweiſe und die künftige
Wohl=
fahrt des Landes verlange. Zurzeit ſei das
Gouverne=
ment Tambow am dichteſten bevölkert, und dieſe
Bevöl=
kerungsdichtigkeit bewege ſich langſam in ſüdöſtlicher
Rich=
tung auf die Wolga zu, jenen echt ruſſiſchen Strom, „lang
wie Rußlands Zukunft, breit wie die ruſſiſche Seele‟.
Ein ſehr intereſſantes ruſſiſches Selbſtbekenntnis!
Der Zug nach dem Weſten, nach der Oſtſee, der Rußland
in Englands Arme trieb ſcheint ein jähes Ende in dem
Augenblick gefunden zu haben, wo die Luftſchlöſſer ruſſi=
ſcher Pläne und Hoffnungen unter den wuchtigen Hieben
Hindenburgs zuſammenſtürzten. Die Sehnſucht nach dem
unbegrenzten Oſten, die in jeder ruſſiſchen Bruſt als
Erb=
teil längſt vergangener Zeit, als eine Art Heimweh nach
den aſiatiſchen Urſitzen des ſlawiſch=mongoliſchen
Völker=
gemiſches lebt, das das heutige Rußland bildet, lebt
wie=
der mit neuer Kraft auf und läßt den künſtlich
aufgetra=
genen Firnis weſteuropäiſcher Kultur verfliegen wie
Mor=
gentau vor der Frühſonne.
Der „echt ruſſiſche” Mann hat ſich in Petersburg nie
wohl gefühlt; es war ihm zu deutſch, in zu großer Nähe
der „deutſchen” baltiſchen Provinzen gelegen. Mütterchen
Moskau hat nie und nimmer ſeine angeſtammte Stellung
als Hauptſtadt des Zarenreiches verloren; der
hundert=
türmige Kreml blieb der feſte Mittelpunkt Rußlands. Und
wie mehr das heute, wo der dröhnende Schritt deutſcher
Bataillone ſich mehr und mehr der künſtlichen Hauptſtadt
an der Newa nähert! — Der Kulturputz an der Weſtfront
des Reiches bröckelt ab in immer größeren Stücken, und
vas ſich dahinter zeigt, iſt die nackte Barbarei eines
Natur=
volkes, dem man verſucht hatte, eine Kultur
aufzuzwin=
gen, für die es in Jahrhunderten noch nicht reif ſein wird.
Was aber dann, wenn Peters des Großen Fenſter auf
Europa eines Tages durch einen kräftigen deutſchen
Stein=
wurf ganz zertrümmert ſein wird?
Soll Moskau wieder ſeinen alten Rang als Reſidenz
des Zaren erhalten? Das Herz Rußlands iſt es längſt
nicht mehr, wenn Rußland überhaupt ein Herz hat; nicht
zuletzt gründet ſich ja der Glauben an die ruſſiſche
Unbe=
ſiegbarkeit auf die Anſchauung, daß das ruſſiſche Reich
überhaupt keine Stelle hat, an der es tödlich getroffen
werden kann. Die Nowoje Wremja hebt ausdrücklich
her=
vor, daß der Gedanke der Schaffung einer neuen ruſſiſchen
Reſidenz nicht akademiſch erörtert werden dürfe, wie etwa
im Vorjahre die Verlegung der Induſtrieſtadt Lodz. „Es
nüſſen im Staatsſchatze einige Milliarden für dieſen
Zweck vorhanden ſein” (Na, na! D. Red.), ſchreibt ſie.
„Die Verlegung der Reſidenz wird zur Tatſache werden.
Wenn Petersburg der Kopf Rußlands iſt, ſo iſt es eine
Schmach, dieſen Kopf nach der Seite Deutſchlands zu
rich=
ten, an das man ſich mehr mit den Füßen ſtoßen ſollte:
Der Augenblick wird kommen, wo wir ruhig in den
lich=
ten Hallen des neuen, echt ruſſiſchen Palaſtes wandeln
werden.”
Unſeren Segen ſoll Rußland dazu haben. Die
Be=
deutung des Artikels der ruſſiſchen Zeitung liegt aber
tiefer. Japan ſucht neuerlich durch ein Bündnis mit
Ruß=
land deſſen Ausdehnungsgelüſte nach dem Oſten
unmög=
lich zu machen. Andererſeits aber iſt das Drängen
Ruß=
lands nach einem eisfreien Hafen, nach einem Zugange
zum Weltmeere begreiflich und eine unumgängliche
Vor=
ausſetzung für die Fortexiſtenz des ruſſiſchen Reiches.
Kon=
ſtantinopel muß und wird unter allen Umſtänden unſeren
treuen türkiſchen Verbündeten bleiben. Zugang zum
Mittelmeer darf Rußland nicht erhalten.
Aber welchen Grund hätten wir, Rußland den Weg
nach dem Indiſchen Ozean zu ſperren? Uns kann es nur
recht ſein, wenn in die ununterbrochene Kette engliſcher
Beſitzungen am Ufer der Weltmeere ein Keil getrieben
wird. Und nach Indien ging ſchon längſt ruſſiſches
Seh=
nen. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe für unſere
Diplomatie, in dieſer Richtung tätig zu ſein, die noch
dazu das Gute haben würde, den natürlichen Zuſtand
er=
bitterter Feindſchaft zwiſchen dem ruſſiſchen Bären und
dem britiſchen, fälſchlich als Löwen bezeichneten Kater
wieder herbeizuführen, und damit manche Gefahren
welt=
politiſcher Art für uns zu beſeitigen. Divide et impera
muß es endlich einmal auch für Deutſchland heißen.
Eng=
land iſt durch dieſe Art Weltpolitik groß geworden, und
wir ſollen nicht zu ſtolz ſein, auch vom Feinde zu
Gie.
lernen.
mit den Grundſätzen von Recht und
Menſchlich=
keit vereinbaren zu können. Der Präſident iſt
entgegen=
kommend genug, zu erlauben, was die U=Boote
an=
belangt, jede vernünftige Rückſichtnahme auf dieſe neue
Geſtaltung der Seekriegführung walten zu laſſen, will
aber nicht zugeben, daß ein weſentliches Recht der
Neu=
tralen dadurch aufgehoben wird. Der Engländer und
Amerikaner bezeichnet dies mit einem einzigen Worte
„Cant”: Menſchlichkeit und Gerechtigkeit, die wir nach
der Anſicht des Präſidenten anhaltend verletzen, während
unſere Gegner uns mit gutem Beiſpiel in der
Aufrechter=
haltung derſelben vorangehen. Dabei haben die letzteren
alle farbigen Beſtien der Welt zuſammengetrommelt, um
unſere kapferen Soldaten auf europäiſchen Schlachtfeldern
zu bekämpfen. Als Amerikaner, in dem Land, wo doch
die Raſſen= und Farbenfrage noch heute eine ſo große
Rolle ſpielt, daß es keinem Japaner oder Chineſen
er=
laubt iſt, ſich permanent anzuſiedeln, geſchweige
irgend=
welche politiſchen Rechte zu erlangen, hätte es doch dem
Präſidenten dämmern müſſen, daß eine ſchwerere
Ver=
letzung dieſer beiden Begriffe überhaupt nicht möglich iſt.
Denn was aus den deutſchen Frauen und Kindern
gewor=
den wäre, wenn dieſes farbige Geſindel als Sieger nach
Deutſchland gekommen wäre — und dies war doch die
Abſicht — daran darf man überhaupt nicht denken.
Präſident Wilſon kann gewiß nicht beleidigt ſein,
wenn man ihn bittet, die Geſchichte ſeines eigenen Landes
zu ſtudieren. England war es, welches vor ungefähr
120 Jahren in dem amerikaniſchen Befreiungskrieg die
eingeborenen Red Indians zur Hilfe gegen die für
Frei=
heit und Selbſtändigkeit kämpfenden Amerikaner rief.
Ein Schrei des Entſetzens ging damals nicht nur durch
ganz Amerika, ſondern auch durch Europa, und der
jün=
gere Pitt, der größte engliſche Staatsmann, warf der
Regierung vor, daß ſie England dadurch für ewige Zeiten
beſchmutzt hätte. Heute, nach 120 Jahren, wiederholen die
alliierten engliſchen, franzöſiſchen und ruſſiſchen
Regie=
rungen dieſes Verfahren, nur mit dem Unterſchied noch
daß ſie dieſe Beſtien tauſende von Meilen
transpor=
tieren, um eine große weiße Raſſe in Europa zu
bekämp=
fen, aber kein Amerikaner hat den Mut, im Namen der
„Menſchlichkeit und Gerechtigkeit” dagegen zu proteſtieren.
Dagegen wagt man es, uns zu maßregeln, weil wir uns
mit unſeren U=Booten — eine von jeder Regierung
aner=
kannte Waffe — zu verteidigen ſſuchen. Die deutſche
Re=
gierung wird ohne Zweifel wiſſen, welche Antwort ſie
dem Präſidenten geben wird.
Aus Waſhington, 27. Juli, wird der Köln. Ztg.
ge=
meldet: Man gewinnt hier den Eindruck, daß die an
Deutſſchland gerichtete Note die öffentliche
Mei=
nung befriedigt. Aus den Erörterungen ſind zwei Punkte
hervorzuheben, zunächſt, daß die bisherige Behandlung
des „Luſitania”=Falles es Amerika unmöglich mache, in
dem Kriege eine Vermittlerrolle zu ſpielen, ſodann, daß
Deutſchland, wenn es ſich nicht in der Lage ſehe, eine
gün=
ſtige Antwort auf die Wünſche und Beſchwerden
Ameri=
kas zu geben, am beſten überhaupfsnicht antworten ſolle,
um eine weitere Erregung der öffentlichen Meinung in
Amerika zu vermeiden. Das Blatt bemerkt hierzu:
Dieſer Rat, die letzte amerikaniſche Note nicht zu
beantworten, erſcheint uns ſehr
beherzigens=
wert. Seltſam mutet es an, daß man ſich in Amerika
immer noch, trotz der ausgeſprochen unfreundlichen
Hal=
tung der Regierung des Herrn Wilſon mit dem Gedanken
getragen zu haben ſcheint, der Präſident der Vereinigten
Staaten könne zur ſchließlichen Friedensvermittlung in
dem großen europäiſchen Kriege auserſehen ſein. Wir
glauben, daß ſich in Europa niemand, ſelbſt nicht auf der
Seite unſerer Gegner, einer ſolchen Vorſtellung hingibt.
Ein Mittler muß vor allen Dingen die Gabe haben, ſich in
die Auffaſſung des andern hineinzudenken, und dieſe Gabe
geht offenbar Herrn Wilſon vollſtändig ab. Sein ganzes
Verhalten, und am deutlichſten ſeine jüngſte Note zeigen,
daß ihm der Grundſatz: Handle ſo, wie du willſt, daß
an=
dere dich behandeln, nicht maßgebend iſt, daß er ſich alſo
zum Mittler nicht eignet. Anſichten wie die ſeine, daß im
Kriege kein noch ſo vorwitziges amerikaniſches Leben
ge=
ſchädigt werden dürfe, kann ein anſtändiger Menſch, auch
wenn er ſein Urteil durchaus nach jenem Grundſatze aus=
übt, nicht als berechtigt anerkennen; er wird das ſeine
den=
ken und es im übrigen vorziehen, des lieben Friedens
wegen nicht zu antworten.
Wie lange kann der Weltkrieg dauern!
*** Napoleon I., der ja mehr Krieg geführt hat,
als irgend ein anderer moderner Feldherr, ſoll einmal
die Behauptung aufgeſtellt haben, daß zum Kriegführen
vor allem drei Dinge gehören: Geld, Geld und nochmals
Geld. Wenn dies vor 100 Jahren bereits der Fall war,
wie viel mehr bewahrheitet es ſich heute, wo man mit
Eiſenbahnen, Rieſendreadnoughts, Luftſchiffen,
Unterſee=
booten, Telegraph und Telephon uſw., und vor allem
mit den enormen Koſten der Munition zu rechnen hat,
deren Summen ſelbſt einem Napoleon unmöglich
er=
ſſchienen wären! Allerdings hat ſich der Wohlſtand der
ganzen Welt und ſpeziell Europas ſeit jener Zeit
ge=
waltig vermehrt; aber wenn der Krieg noch lange anhält,
ſſo wird dieſer Wohlſtand ſo ſtark erſchüttert werden, daß
das bei Ausbruch des Krieges reiche Europa, welches faſt
die ganze Welt mit ſeinen Erſparniſſen finanzierte, an
den Rand des Bankerotts kommt. Laut einer Aufſtellung
von London betragen die Kriegskoſten für den
Monat Juni der vier alliierten Mächte 6 Milliarden
Francs, alſo zirka fünf Milliarden Mark. Nimmt man
dies als Baſis und rechnet man die gleiche Summe für
die beiden Zentralmächte, Türkei, ſowie auch der
neu=
tralen Staaten, die ja auch in Mitleidenſchaft gezogen
ſind, ſo kommt man für einen Monat auf 10 Milliarden
und in einem Jahre auf 120 Milliarden Mark. Dieſe
Summe iſt bereits ausgegeben, und da man
möglicher=
weiſe noch mit einem weiteren Jahre rechnen muß und
die Koſten eher höher als geringer werden, ſo kommt
man zu der Rieſenſumme von 250 Milliarden Mark.
Wie ſchwer es iſt, dieſe Summe auf dem üblichen
Wege der Anleihe aufzubringen, beweiſen die furchtbaren
Anſtrengungen des reichen Englands, welches gezwungen
iſt, den Zinsſatz der Konſols von 2½ auf 4½ Proßent
zu erhöhen, und ſelbſt bei dieſem verlockenden Papier hat
man ſich in England nicht um die Anleihe geſchlagen.
Rußland und Frankreich verſagen faſt vollſtändig. Die
Summe von 250 Milliarden repräſentiert einen
beträcht=
lichen Teil des Nationalvermögens der in den
Krieg=
verwickelten Staaten, und dieſes Nationalvermögen iſt
bis zu einem gewiſſen Grad doch nur imaginär, denn es
beſteht zum großen Teil aus Land, Immobilien,
Waren=
beſtänden, nicht realiſierbaren Wertpapieren uſw., die in
Kriegszeit überhaupt nicht flüſſig zu machen ſind. Man
geht daher wohl kaum fehl, daß bei einem länger als
zwei Jahre dauernden Krieg faſt ſämtliche Regierungen
Europas gezwungen würden, Zwangsanleihen und
Notendruckereien im großen Stil einzuführen. Da jedoch
deren Ergebniſſe auch limitiert ſind, ſo ſieht man, wie
recht Napoleon hatte, als er behauptete, daß, wenn das
Geld ausgehe, die Fortſetzung des Krieges unmöglich
wird. Was ſpeziell Deutſchland anbelangt, ſo hat der
Staatsſekretär einen Kriegskredit von 20 Milliarden
gefordert, und dieſe werden wohl beſtimmt erſchöpft, ehe
der Friede geſchloſſen iſt. Bei einer 5prozentigen
Ver=
zinſung repräſentiert dies allein eine Milliarde pro Jahr
oder ungefähr 15 Mark für jeden Einwohner des
Deut=
ſchen Reiches. Dazu kommen noch die anderen Ausgaben
des Reiches in Friedenszeiten, die ja auch ſchon ſehr hoch
waren gegen die verminderten Einnahmen von Steuer,
Zoll uſw., ſodaß ohne Zweifel neue große Geldquellen
gefunden werden müſſen, um die enormen Koſten zu
dek=
ken. Vorausgeſetzt, daß Europa nicht vollſtändig
ver=
armen will, darf man wohl ſagen, daß der Krieg nicht
länger als zwei Jahre dauern kann. Total erſchöpft
wird Europa ohnehin aus dem Krieg hervorgehen, und
was in vielen Jahren mühſam erſpart wurde, muß
lei=
der geopfert werden. In dieſer Aufſtellung iſt der nach
Milliarden zählende Schaden der Induſtrie und des
Han=
dels nicht mitgerechnet; dieſe erholen ſich meiſtens raſcher
als man glaubt, und in dieſem Falle wahrſcheinlich
raſcher, weil er alle Nationen betrifft, und eine Nation
iſt mehr oder weniger von der anderen abhängig, wenn
auch die Schreier und Kriegshetzer dies nicht einſehen
wollen.
Die Jdealiſten.
England iſt beſorgt, ſeinen wohlbegründeten
Ruf als Heimat der politiſchen Heuchelei aufrecht zu
er=
halten. Das geht neuerdings aus dem Beſchlußantrage
hervor, der mit Genehmigung des Miniſterpräſidenten
Asquith am Jahrestage der Kriegserklärung im ganzen
Lande von Verſammlungen angenommen werden ſoll.
Dieſer Beſchlußantrag ſpricht ſich für die Fortſetzung des
Kampfes bis zu einem ſiegreichen Ende aus, „um die
Ideale der Freiheit und Gerechtigkeit zu
er=
halten, die die gemeinſame und geheiligte Sache der
Ver=
bündeten ausmachen” — Echt engliſch! Die Unterdrücker
der Iren, Buren und Aegypter — um aus dem langen
Reigen der von England unterjochten Völker nur einige
hervorſtechendſter Art zu nennen —, ſpielen ſich wie immer
mit frommem Augenaufſchlag als die Hüter von Freiheit
und Gerechtigkeit auf. Daß ihre Freiheits= und
Gerech=
tigkeitsliebe ihnen geſtattete, gegen den läſtigen
wirtſchaft=
lichen Nebenbuhler im Bunde mit dem abſolutiſtiſchen
Rußland einen Vernichtungskrieg zu entfeſſeln, deſſen
„idealer” Hebel die Aushungerung unſerer bürgerlichen
Bevölkerung ſein ſollte, ſtört die „idealen” Briten in ihrer
Selbſtſpiegelung ebenſowenig, wie ihre unter dauernder
Vergewaltigung des Völkerrechts geübte Drangſalierung
der Neutralen, die einen blutigen Hohn auf „Freiheit und
Gerechtigkeit” bildet. Aber die Londoner Drahtzieher der
öffentlichen Meinung Englands bauen ihre heuchleriſche
Taktik auf der zweifellos ſicheren Erkenntnis auf, daß das
engliſche Volksgemüt das Bedürfnis, ſich in dem
ſchmei=
chelhaften Lichte der Freiheits= und Gerechtigkeitsliebe
zu erblicken, in demſelben Maße fühlt, in dem die
briti=
ſche Nation auf dem Boden der rauhen Tatſachen
Frei=
heit und Gerechtigkeit mit Füßen tritt.
Dieſes Bedürfnis erweitert ſich im gegenwärtigen
Augenblick naturgemäß dahin, auch die verbündeten
Mit=
kämpfer mit der Gloriole der Freiheits= und
Gerechtig=
keitsliebe zu umgeben. Je peinlicher die Verbrüderung
mit den ruſſiſchen Knutenſchwingern von vielen
Englän=
dern im innerſten Herzen empfunden wird, je mehr der
ruſſiſche Generaliſſimus, der in roher Menſchenverachtung
Millionenheere zur Schlachtbank führte, den
Abſolutis=
mus in der widerwärtigſten Geſtalt verkörpert, um ſo
bewußter belügen die Macher an der Themſe ihre
kriti=
ſchen Volksgenoſſen mit jenen heuchleriſchen Redensarten.
Und auch betreffs der zwei „lateiniſchen” Nationen
be=
dürfen die Engländer der Täuſchung und Selbſttäuſchung.
Wiſſen ſie doch von Frankreich ganz genau, daß ſein
Bündnis mit dem Zarismus, ſſeine Aufopferung von
Milliarden, dem einzigen Zwecke galt, Elſaß=Lothringen
für Frankreich zurückzugewinnen, ohne im geringſten
Zu=
ſammenhange mit den Geboten von Freiheit und
Gerech=
tigkeit zu ſtehen, die hier auf Grund des
Nationalitäts=
prinzips ins Spiel kamen. Was vollends Italien
angeht, ſo hieße es das natürliche Reinlichkeitsgefühl der
Engländer unterſchätzen, wollte man bezweifeln, daß das
widrige Schauſpiel des gegen die Verbündeten
gerichte=
ten italieniſchen Verrats ſie nicht im Stillen mit Ekel
erfülle.
Aber gerade der Schmutz, mit dem ſich England
be=
fleckte, als es um wirtſchaftlicher Vorteile willen der
politiſche Bettgenoſſe von Ruſſen, Franzoſen und Ita= wurde, macht es der britiſchen Heuchlernatur zum
Bedürfnis, durch ungeſchminkte Verſchönerung ſeiner
Bu=
ſenfreunde öffentlich gewiſſermaßen ein moraliſches
Rei=
nigungsbad zu nehmen. „Man kann niemand hindern,
in ſeinem Berufe tätig zu ſein”, ſſagt Shakeſpeare.
Gedrückte Stimmung in Belgien und Frankreich.
* (Ctr. Bln.) Aus dem Haag wird der Kreuzzeitung
gemeldet: Wenn nicht alle Anzeichen trügen, ſo beginnt
die Wahrheit über den wirklichen Stand der
Kriegsereigniſſe auch in den maßgebenden
bel=
giſchen Kreiſen in Havre aufzudämmern. Von der
Sie=
gesgewißheit, die noch bis zum Mai in St. Adrette, dem
Sitz des Miniſteriums Broqueville, vorherrſchte, iſt jetzt
kaum noch etwas zu verſpüren. Der Unterrichtsminiſter
Poullet äußerte einem Senatoren gegenüber kurz und
bündig: Es ſteht ſchlecht! Daß die übergroße Mehrheit
des belgiſchen Volkes des Krieges vollſtändig überdrüſſig
iſt und die Ausſchaltung der Ueberreſte der belgiſchen
Armee von der Kampffront wünſcht, iſt ganz zweifellos,
Aber der Patriotismus verhindert den öffentlichen
Aus=
druck dieſer Meinung, die König Albert und ſeine
Regie=
rung wahrſcheinlich teilen. Ebenſo ſteht feſt, daß vielel
Belgier nicht mehr an einen für den Vierverband
günſti=
gen Kriegsausgang, ſondern an das gerade Gegenteil
glauben, wenn ſie dies natürlich auch nur in vertrautem
Familienkreiſe zu äußern wagen. Der Peſſimismus
überflutet alle Vierverbandskreiſe, am meiſten die
Bel=
gier und Franzoſen. Unter den letzteren herrſcht
eben=
falls die denkbar gedrückteſte Stimmung, und alle
Be=
mühungen der Regierung und ihrer Preſſe, dieſe gedrückte
Stimmung der breiten Maſſe zu bekämpfen, erweiſen ſich
ls vergeblich. Noch niemals ſeit dem Kriegsausbruch,
auch nicht zur Zeit der Flucht Poincarés nach Bordeaux,
iſt Frankreich ſo peſſimiſtiſch geſtimmt geweſen wie jetzt.
Aus dem engliſchen Parlament.
* London 28. Juli. Im Oberhauſe
bean=
tragte bei Beratung des militäriſchen
Penſions=
geſetzes Lord Balfour Vertagung, da die
Zugeſtänd=
niſſe, welche die Regierung bisher den Wünſchen des
Oberhauſes gemacht habe, nicht ausreichten. — Lord
Lans=
downe ſprach ſich entſchieden gegen die Vertagung aus.
Das Geſetz ſei eine dringende Notwendigkeit, da die
Mit=
tel für eine ausreichende Verſorgung der Witwen und
Kriegsſommer am Rhein.
Man ſchreibt uns aus Düſſeldorf: Es iſt nicht der
erſte Kriegsſommer, den wir erleben. Schon jährt ſich der
Tag der Kriegserklärung. Aber wer hatte vor einem Jahre
in den unruhvollen Tagen der Erhebung, der Rüſtung, der
Wegbereitung, der Erwartung endlich, wer hatte da Zeit,
zum Rheine zu pilgern! Wunderlich genug war es, wie
ſtill der vielbefahrene Strom, die vielbegangenen Straßen
in jener Zeit dalagen, faſt als hätten die Deutſchen ſie
vergeſſen. Und doch war der Strom in ihren Gedanken
mehr als je, als Wappenzeichen Deutſchlands, als der
deutſche Strom, ein Bollwerk gegen alle Feinde, und
ſeien ſie noch ſo zahlreich. Heuer iſt es anders. Der
eiſerne Wall unſerer Feldgrauen hat die Feinde fern von
unſeren Grenzen gehalten, die deutſche Flutwoge hat in
ehernem Anprall den Krieg weit fortgeſchwemmt ins
feindliche Land, im Schutze der ſtarken und ſiegreichen
Waffen konnte der Bürger ein Zelt der Ruhe und
Zuver=
ſicht aufſchlagen. Und ſo wurde auch der Rhein wieder
eine Stätte der Freude und Erholung. Freilich iſt die
Freude nicht die der Friedenszeiten, wo die
reichbewim=
pelten Schiffe den Strom hinauf= und hinabſchwammen,
Böllerſchüſſe uns in heftiger Gemütsbewegung die Luft
um die Ohren ſchlugen, die Pfropfen mit einem ordentlich
ausgelaſſenen Juchzer der Erlöſung aus der Flaſche
fuh=
ren und in ſchaukelnder Luſt und Karnevalsfröhlichkeit
ge=
ſungen, getrunken und „gebützt” wurde. Selbſt der
Rhein=
länder allezeit bereite Heiterkeit iſt um einige
Pferdeſtär=
ken gemindert worden. Wohl ſchmeckt der Wein, wohl
lockt der Mädchen Mund, aber im Gedenken an des
Vater=
landes großes Ringen wird die Freude gedämpft. Wenn
jetzt ein Lied erklingt, ſo iſt es ein feſter und kräftiger Sang
auf des Vaterlandes Herrlichkeit, Begeiſterung, Dank,
Ge=
löbnis. Die Stimmung iſt ernſt, ohne düſter zu ſein. Ein
fröhliches Wort der Aufheiterung, eine ehrliche Freude
über unſere Erfolge haben noch nie gefehlt. Und wenn
eines der weißen Schiffe=gar mit einer Ladung
verwun=
deter Feldgrauer vorübergleitet, die ein Wohltäter zu ihrer
Erholung und Erheiterung auf dem Rhein ſpazieren fährt,
dann iſt es beinahe wie einſt: Fahnen werden geſchwungen,
Tücher winken, Muſik erklingt, Gläſer funkeln, brauſende
Hurrarufe erdröhnen, an den Ufern läuft alles zuſammen,
alles vereint ſich zur Huldigung für unſere tapferen
Jungen. Es iſt manches Elend, mancher bittere Schmerz
auf jenem Schiffe verſammelt, aber wo ein
Schwerver=
wundeter dieſen Jubel ſieht und hört, da wird auch er
froh; aus welchem Gau dieſe verwundeten Feldgrauen auch
ſtammen mögen, rheiniſche Heiterkeit entzündet auch ſie
und hilft ihnen, Leiden zu vergeſſen und der Zukunft
zu vertrauen.
Mehr als je aber iſt der Rhein in dieſem Jahre eine
Stätte der Erholung geworden. Der Deutſche hat
ſich wieder auf ſeinen Strom beſonnen, wohl unter dem
Zwange der Grenzabſchließung und der Abſperrung
zahl=
reicher Küſtenorte, mehr aber noch unter dem Zwange
jener allgemeinen Begeiſterung, die in dem Rheinſtrome
immer ein Symbol der Größe und Unverletzlichkeit des
Reiches erblicken wird, und darum den heiligen deutſchen
Strom von Angeſicht zu Angeſicht ſehen will. So ſind die
kleinen Rheinorte in dieſem Jahre von Feldgrauen und
Nichtfeldgrauen, die Erholung ſuchen, überfüllt. Und der
Strom tut das Seine, um Körper und Seele Erholung zu
ſpenden. Faſt mehr noch als in anderen Jahren ſind ſeine
reichen Fluren geſegnet von dem Reichtum, der an ſeinen
Ufern blüht und reift. Und doppelt innig umfaßt den
mächtigen Strom die Liebe ſeiner Deutſchen. Noch mehr.
bewußt mehr, wird uns der Rhein ſein, wenn er nach
dieſem großen Kriege nun wieder die bewimpelten Schiffe
durch die klingende, ſingende rheiniſche Sommerluſt tragen
wird
Hs.
Waiſen der Gefallenen, ſowie zur Unterweiſung der
Ver=
ſtümmelten in der Benutzung künſtlicher Gliedmaßen nicht
ausreichten. Der Antrag auf Vertagung der Bill bis nach
den Ferien wurde mit 44 gegen 31 Stimmen angenommen.
Im Unterhauſe ſagte Lord Robert Cecil auf eine
Frage, ein Unterleutnant und zehn Matroſen zweier
be=
waffneter Handelsſchiffe ſeien am 13. Mai von
Marok=
kanern gefangen genommen worden und befänden
ſich noch in deren Gewalt. Es ſei nicht ratſam, das
ge=
forderte Löſegeld zu zahlen und nicht angängig, über die
zu ergreifenden Schritte Mitteilungen zu machen.
Der Handelsminiſter erklärte, die Verminderung
der Kohlenproduktion infolge des Streikes in
Wales werde auf eine Million Tonnen geſchätzt. Der
Verluſt an Löhnen betrage etwa 450000 Pfund Sterling.
— Der Finanzminiſter Mac Kenna ſagte, das
ſteuer=
pflichtige Einkommen betrage im Finanzjahr etwa
1206000000 Pfund Sterling. Das geſamte im Auslande
angelegte britiſche Kapital werde auf etwa 4 Milliarden
Pfund Sterling geſchätzt; im britiſchen Reiche ſei die Hälfte
davon angelegt. — Der Miniſter des Innern John Simon
beantragte die Zurückziehung der Bill, nach welcher das
Inkrafttreten des Waliſer Kirchengeſetzes ſechs
Monate nach dem Ende des Krieges ſtattfinden ſollte. Die
Regierung beabſichtige, durch eine königliche Verordnung
zu beſtimmen, daß das Geſetz unmittelbar nach dem Kriege
in Kraft trete. Die Zurückziehung der Bill ſei notwendig,
da ſie auf den Widerſtand Waliſer Abgeordneter, ſowie
der Staatskirchenpartei geſtoßen ſei. — Lord Robert Cecil
unterſtützte den Antrag, da die Debatte über die Bill
hef=
tig werden würde. Man habe erſt kürzlich geſehen, wie
genau die Verhandlungen des Parlaments und die
Er=
örterungen der Preſſe von den Feinden und auch von den
Neutralen verfolgt wurden. Mit der Aufgabe der Bill
höre für die Unioniſten die Verpflichtung auf, das
Kirchen=
geſetz in einer gewiſſen Zeit nicht zu ändern oder
aufzu=
heben, wenn ſie zur Macht gelangten. Die Zurückziehung
der Bill wurde beſchloſſen. — Hunt (Unioniſt) forderte,
daß Baumwolle für Konterbande erklärt werde.
Während England das unterlaſſe, erlaube ſich Deutſchland,
ſich mit Material zu verſorgen, mit dem es Englands und
ſeiner Verbündeten Soldaten töte. — Lord Robert Cecil
ſprach ſein Erſtaunen darüber aus, daß der Vorredner
glaube, was nur die unwiſſendſten und giftigſten Blätter
ſich nicht zu ſagen ſchämten. Die Regierung tue alles, um
Deutſchland an dem Bezug von Baumwolle zu verhindern.
Die Rede des Vorredners ſei eine unglaubliche
Beleidi=
gung der Regierung. Hunt unterbrach und ſagte, das ſei
die allgemeine Meinung des Landes. Cecil erwiderte, daß
die Verführer des Volkes daran ſchuld ſeien.
Die engliſchen Verluſte.
* Berlin, 28. Juli. Wie die Berliner Morgenpoſt
aus Holland erfährt, betragen die engliſchen
Ge=
ſamtverluſte auf allen Kriegsſchauplätzen ſeit
Be=
ginn des Krieges an Offizieren 4000 tot, 8330 verwundet
und 1383 vermißt; an Mannſchaften tot 57384,
verwun=
det 188 199, vermißt 62 502.
Die parlamentariſche Kontrolle in Frankreich.
* Paris, 28. Juli. (Meldung der Agence Havas.)
Alle Kammergruppen haben am Dienstag
nachmit=
tag getrennt Verſammlungen abgehalten, um die Frage
der Regelung des Kontrollrechtes der
Parla=
mentsmitglieder zu erörtern. Die Gruppen
beton=
ten einſtimmig die Notwendigkeit der Kontrolle. Einige
Gruppen ſprachen ſich für eine ſtändige vollkommene
Kon=
trolle aus, von der nur die Militäroperationen
ausge=
nommen ſein ſollen. Aber die Mehrzahl der Gruppen war
für ein Syſtem, das den von den Gruppen mit genau
feſt=
gelegter Richtlinie in aller Form beauftragten
Parlaments=
mitgliedern die Mittel ſichert, ihre Aufgabe erfüllen zu
können. Die Anhänger dieſes Syſtems machten darauf
aufmerkſam, daß man an dem guten Willen der Regierung
nicht zweifeln könne. Die Regierung äußerte wiederholt
den Wunſch, mit den Parlamentsausſchüſſen Hand in
Hand zu arbeiten, und zeigte ſich gewillt, ihnen alle
Er=
leichterungen für Ermittlungen zu gewähren, ſoweit ſie
mit den militäriſchen Notwendigkeiten vereinbar waren.
Am Mittwoch findet eine neue Plenarſitzung der
Abgeord=
neten aller Gruppen zur endgültigen Beſchlußfaſſung ſtatt.
Außer Viviani wohnten alle Miniſter, ſoweit ſie
Abge=
ordnete ſind, den Sitzungen der Gruppen bei, welchen
ſie angehören.
Die Neutralität der Schweiz.
* Bern, 27. Juli. Der Bund weiſt in einem
Leit=
artikel auf die Hemmungen für die Erledigung der
Ver=
handlungen über den Einfuhrtruſt hin, die
auf dem Gebiete der Kompenſationsmöglichkeit lägen.
Das Blatt findet es undenkbar, daß man an der
Ehr=
lichkeit der Schweizer Neutralität zweifle,
und betont, daß das Land ſeinen geraden Weg gehe, und
weiſt entſchieden jeden Verſuch zurück, es von dieſem
Wege abzubringen. Unſer nationales
Selbſtbeſtim=
mungsrecht, heißt es in dem Artikel, verlangt, daß
wir Herr über unſere Entſchlüſſe bleiben. Leider ſind
deut=
liche Anzeichen dafür vorhanden, daß dieſer Grundſatz
in der Werdezeit des Truſtes durch einen unbilligen
wirt=
ſchaftlichen Druck von außen her gefährdet wird, indem
Waren, deren unſer wirtſchaftliches Leben dringend
be=
darf, zurückgehalten werden. Dies ſind nach dem Willen
des Schweizer Volkes nicht die Mittel und Wege zum
Ziele, das heißt, zu einer Vereinbarung. Der Bund
er=
innert ſchließlich an die Worte des Bundesrats Hoffmann
im Ständerat, daß bei Nichtzuſtandekommen der
Verein=
barung neue Opfer willig getragen werden müßten.
„Auf eigene Gefahr.‟
* Berlin, 28: Juli. Der Deutſchen Tageszeitung
wird von ihrem Kopenhagener Berichterſtatter gemeldet,
daß wiederum eine ganze Reihe amerikaniſcher
Bürger die Reiſe nach dem Kontinent auf dem
britiſchen Dampfer „Adriatie” angetreten haben, der
nach der Aufſtellung der Neu=Yorker Zollbehörde u. a.
folgende Güter an Bord hatte: 1995 Kiſten Patronen,
190 Kiſten Zünder, 30 Kiſten ungeladene Granaten, 182
Kiſten ungeladene Handgranaten, 6 Kiſten Revolver, 4
Kiſten Gewehre, 3918 Rollen Stacheldraht, 1296 Pakete
anderen Draht, 95 Automobile, 5 Laſtzüge, 41 Flugzeuge
und 15867 Barren Kupfer, ſowie große Mengen Meſſing
und Stahl, die gleichfalls zur Herſtellung von
Kriegsge=
genſtänden beſtimmt ſind.
Wenn die Amerikaner nicht hören wollen, müſſen ſie
ſich die Folgen ihres Leichtſinns ſelbſt zuſchreiben.
Die Balkanſtaaten.
Rumänien.
* Bukareſt, 27. Juli. In einem Leitartikel des
Univerſul beſpricht Ali Meneſchtianu die Politik des
rumäniſchen Miniſterpräſidenten Bratianu, die bisher
mit einem hohen Maß von Klugheit geführt worden ſei,
und bei welcher die Erwägung maßgebend geweſen, daß
das kleine Rumänien nicht von Anfang an am Kriege
teilnehmen konnte. In erſter Linie, ſagt Meneſchtianu,
erforderte es höchſte Klugheit, daß Rumänien den
Zen=
tralmächten den Vertrag, wodurch es mit ihnen
verbunden war, nicht kündigte. Formell beſteht dieſer
Vertrag, was man nicht aus den Augen verlieren darf,
und was vor allem der Politiker nicht außer acht laſſen
dürfte, der die Verantwortung für die Geſchicke des
Lan=
des trägt. Er vergaß auch nicht, daß Rumänien ein
kleines Land iſt, das für einen Krieg von langer Dauer
nicht die finanziellen Mittel beſitzt, gleichgültig, gegen
welchen Gegner es ſeine 600000 Mann ſchickte. Wenn es
aber Bratianu bisher verſtand, das Land in einer
wenig=
ſtens ſcheinbar paſſiven Haltung zu führen, ſo legen ihm
die Geſchicke Rumäniens doch die Pflicht auf, im
paſſen=
den Augenblick die teilweiſe oder gänzliche Verwirklichung
ſeines nationalen Ideals herbeizuführen. Der Verfaſſer
ſpricht die tiefe Ueberzeugung aus, daß Bratianu zur
Ver=
wirklichung des Nationalideals die notwendige aktive
Haltung einnehmen und Rumänien dorthin führen werde,
wo die Zukunft des Staates und mit ihm die der ganzen
rumäniſchen Nation für immer geſichert ſein würde.
Trubetzkoi in Bukareſt.
* Bukareſt, 28. Juli. Der König von
Ru=
mänien hat den Fürſten Trubetzkoi nicht
empfangen, worauf dieſer ſofort wieder abreiſte.
Die Ruſſenfreunde in Rumänien ſind hierüber verſtimmt,
da ſie dadurch in ihren Hoffnungen enttäuſcht werden.
Bulgarien und Serbien.
* Die B. Z. meldet aus Sofia: Mit den
fortſchreiten=
den Erntearbeiten macht ſich unter der Bevölkerung eine
wachſende Strömung bemerkbar, die darauf abzielt, daß
der Weg für die Ausfuhr des bulgariſchen Getreides auf
der Donau geöffnet werde. Laut werden immer mehr
Stimmen, die energiſche Vorſtellungen in Serbien fordern
daß dieſes den Donauweg öffne. Die bulgariſche
Regie=
rung ſolle nötigenfalls ein Ultimatum ſtellen oder
Zwangs=
maßregeln anwenden.
Das griechiſche Kabinett.
* Wien, 27. Juli. Die Blätter melden aus Athen:
Die Regierung erließ eine offizielle Kundgebung,
wonach die Gerüchte über Verhandlungen des jetzigen
Kabinetts mit den Venizeliſten zur Bildung eines
Koalitionskabinetts ganz unbegründet
ſeien. Das Miniſterium Gunaris werde bleiben, ſolange
es das Vertrauen des Königs genießt. In politiſchen
Kreiſen ſage man, daß die Vertagung der Kammer der
Vorbote ihrer Auflöſung ſei, die nur deshalb verzögert
wurde, weil man noch hofft, daß ſich Gunaris eine
Mehr=
heit ſichern könnte.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
29. Juli 1914. Im Südweſten Rußlands wird eine
teilweiſe Mobilmachung angeordnet. Frankreich
kon=
zentriert 280000 Mann.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Juli.
Ernannt haben Ihre Königl. Hoheit die
Groß=
herzogin den Amtsrichter bei dem Amtsgericht Vilbel
Karl Schnittſpahn zum Amtsrichter bei dem
Amts=
gericht Groß=Umſtadt, den Gerichtsaſſeſſor Dr. Fritz
Schneider in Mainz (zurzeit im Feld) zum
Amts=
richter bei dem Amtsgericht Worms und den
Gerichts=
aſſeſſor Auguſt Seibert in Mainz zum Amtsrichter
bei dem Amtsgericht Vilbel.
* In den Ruheſtand verſetzt wurde der Lehrer
Sebaſtian Fertig zu Viernheim, Kreis Heppenheim,
auf ſein Nachſuchen, unter Anerkennung ſeiner
lang=
jährigen treuen Dienſte.
Kriegsauszeichnung. Die Heſſiſche
Tapferkeits=
medaille wurde verliehen Herrn Leutnant Karl
Scheu=
ermann, Kompagnieführer im Inf.=Regt. Nr. 118.
* Nachtrag zur Tagesordnung für die Sitzung der
Stadtverordneten=Verſammlung am 29. Juli 1915. Die
Nummern 5 und 6 fallen aus. Dafür kommt hinzu:
5. Die Beſchaffung von Ruhebänken.
* Vaterländiſcher Konzertabend. Das zweite
Wohlfahrtskonzert das vor einigen Tagen zum
beſten der Kriegsfürſorge der Stadt Darmſtadt
angekün=
digt wurde, wird am nächſten Montag, dem 2. Auguſt,
im großen Saal der Turngemeinde am Woogsplatz
ab=
gehalten werden. Da dieſer Tag der Jahrestag der
Mobilmachung unſerer geſamten Streitkräfte iſt, ſo
wird dieſe Veranſtaltung im Rahmen eines
vaterlän=
diſchen Abends gehalten ſein. Neben Heinrich Spemann
und Käte Nowack hat auch Hofopernſänger Leo
Schützendoxf ſeine Mitwirkung freundlichſt zugeſagt.
Das für dieſen Feſtabend beſonders ſorgfältig und
reich=
haltig zuſammengeſtellte Programm, das demnächſt
be=
kanntgegeben werden wird, läßt eine Reihe auserleſener
Kunſtgenüſſe mit Sicherheit erwarten. — Die
Eintritts=
preiſe ſind dieſelben, wie für den erſten Konzertabend
(3 Mark Sperrſitz, 2 Mark erſter Platz numeriert und
1 Mark für unnumerierte Plätze). Der Kartenverkauf für
den Konzertabend iſt wiederum dem Verkehrsbureau
über=
tragen und beginnt am Donnerstag mittag.
Selbſtwirtſchaft der heſſiſchen
Kommunal=
verbände.
Bei der Ausführung der Bundesratsverordnung
vom 28. Juni 1915 über die Regelung des Verkehrs mit
Brotgetreide und Mehl haben ſich ſeither im weſentlichen
Nachteile für diejenigen heſſiſchen Kommunalverbände
er=
geben, denen als ſtarke Zuſchußbezirke das Recht der
Selbſtwirtſchaft nicht übertragen werden konnte.
Das in dieſen Kreiſen gewachſene Brotgetreide war für
die Kriegsgetreidegeſellſchaft beſchlagnahmt und wurde
von dieſer aus deren Bezirken abgezogen. Zur Verſorgung
der Bevölkerung mit Brot wurde dieſen
Kommunalver=
bänden von der Kriegsgetreidegeſellſchaft nur Mehl
über=
wieſen. Verſchiedentlichen Anregungen, ihnen ſtatt Mehl
Getreide zu überweiſen, konnte nicht entſprochen werden.
Die Folge hiervon war die, daß den in ſolchen Bezirken
vorhandenen Mühlen, namentlich den Kleinmühlen, vom
Kommunalverbande Getreide zum Ausmahlen nicht
zu=
gewieſen werden konnte. Vielfach war aber auch deren
Beſchäftigung durch die Kriegsgetreidegeſellſchaft um
des=
willen nicht möglich, weil namentlich die Kleinmühlen die
von dieſer Geſellſchaft geforderten Bedingungen nicht
er=
füllen konnten und auch der an und für ſich ermöglichte
Zuſammenſchluß mehrerer Mühlen zum Zwecke des
Ver=
tragsabſchluſſes mit der K. G. nicht immer gelang.
Wei=
tere Nachteile ergaben ſich dadurch, daß die Zuweiſung
von Mehl an die heſſiſchen Zuſchußkommunalverbände
durch die K. G. oft aus weit abgelegenen Bezirken
erfol=
gen mußte, weil bei dem Inkrafttreten der Verordnung
vom 25. Januar 1915 und dem bis zu dieſem Zeitpunkt
freien Getreide= und Mehlhandel bereits eine ſehr ſtarke
Bewegung der Ernte des Jahres 1914 erfolgt war. Die
Verſchiebung und Verfrachtung des Mehls war deshalb
nur unter verhältnismäßig großen Koſten möglich, was
naturgemäß auf die Preisbildung des Mehls durch die
K. G. und dementſprechend auch auf die Brotpreiſe in den
Zuſchußbezirken eine Rückwirkung äußern mußte.
Die vorerwähnten Nachteile traten in denjenigen
heſſiſchen Kreiſen, die ihren Bedarfsanteil völlig oder doch
nahezu aufweiſen konnten, nicht in die Erſcheinung. Die
in ihren Bezirken anfallende Ernte verblieb
viel=
mehr im Kreis. Eine ſtarke Verſchiebung des
Getrei=
des und Mehls war damit vermieden und es war ihnen
außerdem die Möglichkeit gegeben, die in ihren Bezirken
vorhandenen Mühlen bei dem Ausmahlen des Getreides
möglichſt zu berückſichtigen.
Nach dieſen Erfahrungen war bei der Ausführung der
neuen Verordnung vom 28. Juni 1915 anzuſtreben, daß
die Vorteile der Selbſtwirtſchaft nach
Mög=
lichkeit dem ganzen Großherzogtum
ge=
währleiſtet würden. Zu dieſem Zweck war zunächſt
daran gedacht, nach § 59 Abſatz 2 der Verordnung eine
Landesvermittelungsſtelle für Heſſen zu ſchaffen. Eine
ſolche Stelle hätte aber nur dann den durch ſie erſtrebten
Erfolg gezeitigt, wenn ihr für das ganze Gebiet des
Groß=
herzogtum das Recht der Selbſtwirtſchaft genehmigt
wor=
den wäre. Denn nur dann wären die mit dieſem Recht
verbundenen Vorteile eingetreten. Nachdem durch eine
entſprechende Anfrage feſtgeſtellt war, daß die Verleihung
dieſes Rechtes für das ganze Staatsgebiet an eine
ei=
waige Landesvermittelungsſtelle nicht erfolgen könne,
hätte deren Errichtung nicht nur ihren eigentlichen Zweck
verfehlt, ſondern im Gegenteil zu einer Erſchwerung des
ganzen Verfahrens bei der Durchführung der neuen
Ver=
ordnung führen müſſen.
Es war deshalb ein Weg zu ſuchen, denjenigen
heſſi=
ſchen Kreiſen, die nach wie vor als Zuſchußkreiſe in
Be=
tracht kommen würden, ebenfalls die Vergünſtigung der=
Selbſtwirtſchaft zuzuführen. Es kamen hierfür in
Be=
tracht die Kreiſe Darmſtadt, Mainz und
Offen=
bach. Der vorſtehend erwähnte Zweck war dadurch zu
erreichen, daß dieſe ſeitherigen Zuſchußbezirke mit
ent=
ſprechenden Ueberſchußbezirken zuſammengelegt und mit
dieſen zu einem Kommunalverband
verei=
nigt wurden. Es ſind deshalb durch die
Ausführungs=
anweiſung vom 8. Juli zu der Verordnung vom 28. Juni
915 je die Kreiſe Darmſtadt und Dieburg, Friedberg und
Offenbach, ſowie die Kreiſe Mainz, Bingen und
Oppen=
heim zu einem Kommunalverband zuſammengeſchloſſen.
Hierdurch iſt nach § 26 der neuen Verordnung die
Möglichkeit gegeben, auch dieſen drei
Kommunalverbän=
den das Recht der Selbſtwirtſchaft zu geſtatten, ſodaß
deren Vergünſtigungen künftighin den ſeitherigen
Zuſchuß=
bezirken ebenfalls zugute kommen werden.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Ein vom öſtlichen Kriegsſchauplatz heimgekehrter
Hauptmann hat uns kürzlich berichtet, es ſei gar nicht zu
ſchildern, in welchem Maße unſere Soldaten in Rußland
unter der Qual der Unreinlichkeit und des
Ungeziefers litten. Täglich träten ſie mit der
drin=
genden Bitte um Abhilfe an ihre Offiziere heran. Wenn
dabei auch einfache, nicht verwöhnte Soldaten ſich zu der
Aeußerung verſtehen, ſie wollten auf Zigarren und
Lie=
besgaben aller Art gern verzichten, wenn ſie nur ſtatt
deren Mittel zur Bekämpfung jener läſtigen Plagen
er=
halten könnten, ſo beweiſt das, wie ſehr unſere an deutſche
Reinlichkeit gewöhnten braven Soldaten leiden müſſen,
denn zu klagen iſt doch ſonſt ihre Sache nicht. Zufällig
teilte uns zur ſelben Zeit ein höherer Offizier von der
Front im Oſten Aehnliches mit, ja, er fügte hinzu, daß
er geradezu eine Erhöhung der
Gefechtsfähig=
keit der Truppen darin erblicke, wenn bei dieſen
Abhilfe im Kampf gegen Schmutz und Läuſe
ge=
ſchafft werden könnte und eine Herabſetzung
ihrer Leiſtungen und Kampfesfreude, wenn dies nicht
ge=
ſchähe.
Da gereicht es uns denn zu beſonderer Freude, unſeren
Freunden und Spendern mitteilen zu können, daß dieſe
ſehr bezeichnenden und beachtenswerten Worte in dem
Augenblick uns zu Ohren kamen, da wir die kürzlich
er=
wähnten und in der Preſſe beſchriebenen 6 Bade= und
Desinfektionswagenanlagen nach dem
Oſten ins Feld ſchicken. Wir können daher unſere
Gabe mit dem um ſo herzlicheren Wunſch
hinaus=
gehen laſſen, daß recht Vielen durch ſie jenes körperliche
und ſeeliſche Wohlbehagen verſchafft werden möchte, das
bei uns in allen Schichten der Bevölkerung als eine
ſelbſt=
verſtändliche Aeußerung und Forderung von Kultur gilt:
Reinlichkeit, von der unſere öſtlichen Nachbarn freilich nicht
eben ſehr viel zu halten ſcheinen. Möchten viele Deutſche
ſich über dieſe Dinge recht klar werden und es auch bleiben,
wenn es gilt, mit berechtigtem Stolz und unſeres Werts
bewußt durch eine Welt von Feinden und Neidern zu
gehen.
Bericht über die 10. Fahrt des
Vereins=
lazarettzugs O 3 Großherzogin von Heſſen.
Die 10. Fahrt begann am 19. Juli vormittags kurz
vor 9 Uhr und ging ohne Unterbrechung bis zum
Etappen=
hauptort, der am Vormittage des folgenden Tages gegen
8 Uhr erreicht wurde. Am 21. Juli nachmittags wurden
dort 194 Kranke und Verwundete aufgenommen, nachdem
früh ein Teil des Zugs zur Aufnahme von 60 Kranken
und Verwundeten vorgezogen worden war. Der dann
wieder zuſammengeſtellte Zug fuhr 5 Uhr 46 ab und gab
am 22. Juli früh in Aachen einen Schwerkranken ab, die
übrigen 253 in Wiesbaden. Abends 10½ Uhr wurde der
Zug in Darmſtadt zur Anbringung einiger
Neueinrich=
tungen abgeſtellt.
— Lichtenberg i. Od., 27. Juli. (Ein
intereſſan=
ter Vortrags=Abend) vereinigte am Sonntag die
zahlreichen Sommergäſte Lichtenbergs im großen Saale des
Kurhauſes Schellhaas. Umrahmt von Geſangs= und
Violin=Darbietungen bildete den Mittelpunkt ein
inhalt=
reicher und lichtvoller Vortrag über „Muſik und
Krieg in ihren wechſelſeitigen Beziehungen” des
Kam=
mermuſikers Mehmel aus Darmſtadt. In geſchickter
Anpaſſung waren die weiteren Vorträge gewählt, in die
ſich Frau Frieda Hallwachs=Zerny,
Konzert=
ſängerin aus Kaſſel, z. Z. in Nonrod, und Herr Mehmel
teilten. Außer Liedern von Cornelius und Schumann ſang
die Künſtlerin drei in jüngſter Zeit entſtandene Lieder
ihres Gatten Karl Hallwachs, von denen die beiden
Kriegslieder von zündender Wirkung waren. Von echt
künſtleriſcher Auffaſſung getragen, ſpielte Herr Mehmel
Stücke von Bach, Mozart und Beethoven. Die
Veranſtal=
tung nahm einen äußerſt ſtimmungsvollen Verlauf und
bereitete der den Saal bis auf den letzten Platz füllenden
Zuhörerſchaft Stunden eines großen ungetrübten
Kunſt=
genuſſes. Eine begeiſtert aufgenommene Anſprache des
Herrn Geh. Schulrat Münch aus Darmſtadt endete mit
einem Hoch auf Kaiſer, Vaterland und unſer herrliches
Heer und dem Liede „Deutſchland, Deutſchland über
alles”. Worte des Dankes ſeitens des Herrn Oberlehrer
Geil aus Worms an die Künſtler und deren treffliche
Klavierbegleiterinnen Frl. Zeuner aus Frankfurt und Frl.
Lippmann aus Lichtenberg ergänzten die Aufführung in
harmoniſcher Weiſe. — Die von jungen Damen
vorge=
nommene Sammlung zugunſten des Roten Kreuzes und
der Kriegsfürſorge übertraf alle Erwartungen.
* Mainz, 28. Juli. Eine ſtark beſuchte
ſozialdemo=
kratiſche Verſammlung nahm nach einem Vortrage des
Reichstagsabgeordneten Dr. David eine
Entſſchlie=
ßung an, in welcher aufs ſchärfſte das partei
zer=
rüttende Treiben der Oppoſition verurteilt
und die Haltung der Mehrheit der
ſozial=
demokratiſchen Reichstagsfraktion
gebil=
ligt wurde. Ferner wurde die Erwartung
ausgeſpro=
chen, daß die Partei unerſchütterlich beharrt auf einer
Politik, die allein geeignet iſt, Deutſchland einen
ehren=
vollen und dauernden Frieden zu ſichern.
Mainz, 28. Juli. (Ueber das
Straßenbahn=
unglück) wird noch gemeldet: Wenn auch kein
Men=
ſchenleben zu beklagen iſt, ſo ſind bei mehreren
Perſo=
nen, die im Innern des Wagens ſaßen, doch recht
ernſthafte Verletzungen feſtgeſtellt worden. So
erlitt ein hieſiger Einwohner ſchwere
Rippenquet=
ſchungen ein anderer mehrere ſtark blutende Löcher
am Kopfe. Einem 16jährigen Mädchen wurde die
Naſen=
ſpitze glatt abgequetſcht, einem andern das eine
Auge bedenklich verletzt.
Weiſenau, 28. Juli. (Leichenlandung.) Geſtern
abend wurde hinter der Laubachſchen Badeanſtalt die
Leiche einer unbekannten weiblichen Perſon gelandet. Die
Leiche ſcheint erſt kurze Zeit im Waſſer gelegen zu haben.
Worms, 28. Juli. (Die
Stadtverordneten=
verſammlung) beſchloß, bei der ſtädt. Sparkaſſe hier
ein Darlehen von 1 Million Mark und gegen
4Aprozentige Verzinſung aufzunehmen, wobei ſie ſich
be=
ſondere Beſchlußfaſſung über demnächſtige Tilgung des
Darlehens vorbehielt. Sie ſtellte der
Schützengeſell=
ſchaft einen Betrag bis zu 2000 Mk. zur Verfügung zur
Beſchaffung von Munition uſw. für Perſonen, die ſich
zur Schießausbildung für den Kriegsdienſt
gemeldet haben. — (Billiges Weißkraut und
bil=
lige Kartoffeln.) Die Stadtverwaltung hat es ſich
die ganze Zeit über angelegen ſein laſſen, für die
Bepöl=
kerung billige Kartoffeln und andere Lebensmittel zu
be=
ſchaffen. Es wird das Pfund Kartoffeln zu 8½ Pfennig,
das Pfund Weißkraut zu 6½ Pfennig verkauft. Es ſind
dies die Selbſtkoſten, zu welchen die Stadtverwaltung dieſe
Nahrungsmittel einkauft, es werden ſogar noch teilweiſe
erhebliche Zuſchüſſe geleiſtet.
Oppenheim, 28. Juli. (Drei Menſchenleben
vom ſicheren Tod gerettet.) Geſtern vormittag
vergnügten ſich drei hieſige junge Leute im Alter von 17
bis 18 Jahren auf dem Rhein in recht ſorgloſer Weiſe
mit Nachenfahren, obwohl ſie anſcheinend nicht im
gering=
ſten mit der Steuerung eines Kahnes im offenen,
reißen=
den Strom vertraut waren. Das Fahrzeug trieb raſch
ſtromabwärts und geriet bei Nierſtein in einen
gefähr=
lichen Strudel, in dem es bald darauf umkippte.
Wäh=
rend der eine der Verunglückten ſich an dem treibenden
Nachen feſtzuhalten vermochte, wurden die beiden andern
von den Wellen fortgeriſſen. Die beiden Brückenwärter
Fr. Keſſel und Jak. Ebling aus Nierſtein bemerkten den
Unfall und eilten ſofort zu Hilfe. Nach großen, mit
Lebens=
gefahr verbundenen Bemühungen gelang es ihnen, die
drei mit dem Tode ringenden jungen Leute
heraus=
zuholen.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 28. Juli. Wir leſen in
der Tägl. Rundſch.: Dem Zuge der Ausbeuter oder
Wucherer haben ſich nunmehr auch die
Groß=
händler mit geräucherten Fiſchen
ange=
ſchloſſen: drei Bücklinge, die in Friedenszeiten mit
25 Pfennig bezahlt zu werden pflegten, koſten jetzt
75 Pfennig. In dem gleichen Verhältnis, alſo um das
Dreifache, ſind auch die Preiſe für die anderen geräucherten
Fiſchwaren geſtiegen. Den Kleinhandel trifft bei dieſer
Bewucherung des Volkes, wie ausdrücklich feſtgeſtellt
werden muß, keine Schuld. Dieſer iſt vielmehr, wie wir
hören, feſt entſchloſſen, den Verkauf von Räucherfiſchen ſo
lange einzuſtellen, bis der Großhandel wieder zur
Ver=
nunft zurückgekehrt iſt. Zu dieſer Entſchließung wird
man ihn nur beglückwünſchen können. Es wäre nur zu
wünſchen, daß dieſes Vorgehen nicht auf Groß=Berlin
beſchränkt bleibt, ſondern der Kleinhandel im ganzen
Deutſchen Reich geſchloſſen dem Großhandel die Zähne
zeigt. Von den Behörden aber muß erwartet werden,
daß das Treiben des Großhandels gefühnt wird, falls
nicht der Nachweis erbracht werden kann, daß die
Teuerung gerechtfertigt iſt. Das dürfte unmöglich ſein,
denn friſche Fiſche ſind im Preiſe weitaus nicht ſo
ge=
ſtiegen, wie die dauerhaften Räucherwaren, die zumeiſt
von der Oſtſeeküſte (Bückinge, Flundern u. a.) zu uns
gelangen. Wie es ſcheint, haben ſich auch dort
Händler=
ringe gebildet, die die Zeit zu einem reichen Beutezug für
gekommen erachten. Daß man nunmehr auch die
Fiſch=
nahrung dem Wucher anheimfallen ließ, iſt um ſo
ver=
werflicher und verbrecheriſcher, als dadurch bei der
be=
ſtehenden Fleiſchteuerung die minderbemittelte Bevölkerung
außerordentlich hart getroffen wird.
Münſter i. W., 28. Juli. (Die Butterſchlacht
von Münſter.) Auf dem Wochenmarkte kam es am
Samstag zu erregten Auftritten. Der Magiſtrat hatte
am vorhergehenden Mittwoch die Händler durch ein von
der Polizei zugeſtelltes Schreiben warnen laſſen, das
Pfund höher als 1,50 Mark zu verkaufen, da ſonſt
Höchſt=
preiſe feſtgeſetzt würden. Während ſich einige Händler
mit dem Höchſtpreiſe von 1,50 Mark begnügten, forderten
andere 1,60, 1,65, 1,70 und 1,80 Mark. Dieſe wurden von
Käufergruppen umringt, und es kam zu ſcharfen
Ausein=
anderſetzungen. Die Menge johlte und ſſchrie und viele
Hausfrauen verſuchten, die Butter gewaltſam an ſich zu
reißen und den abgezählten Betrag (1,50 Mark) auf den
Händlertiſch zu legen. Im Kampfe um die Ware fielen
manche Butterwellen zu Boden und wurden zertreten.
Eine Verkäuferin, der beſonders arg zugeſetzt wurde,
mußte mit ihrem Butterkorbe dreimal in die nahegelegene
Kirche vor der erregten Menge flüchten. Eine andere
Händlerin langte „ſchweiß= und buttertriefend‟
am Bahnhof an. Sie wollte von dem geforderten Preis
von 1 Mk. 80 Pf. unter keinen Umſtänden abgehen und
zog es vor, den Markt mit unverkaufter Ware alsbald zu
verlaſſen. Und als ſie in ihrer Erregung ſich zu der
Aeußerung hinreißen ließ: dann will ich die Butter
lie=
er wieder mitnehmen und ſie zu Hauſe meinen
Schwei=
nen zum Fraße vorſetzen, oder den Franzoſen ſchenken,
da riß einem Herrn der Geduldsfaden; er nahm ihr
ge=
waltſam einige Butterpfunde aus dem Korbe und bewarf
ſie damit. Die Geſchädigte, deren Geſicht und Kleider
mit Butter arg beſchmiert waren, wurde zum Geſpött der
Menge, die ihr johlend bis zur nächſten Straßenecke das
Geleite gab.
Poſen, 28. Juli. (Automobilunfalll.) Bei
einer Kraftwagenfahrt, die der Maſchinenmeiſter des
Wirſitzer Elektrizitätswerkes unternahm, überſchlug
ſich der Wagen. Das 4jährige Söhnchen des
Ma=
ſchinenmeiſters wurde auf der Stelle getötet, der
Monteur und der Chauffeur wurden lebensgefährlich
verletzt.
Parlamentariſches.
* Die Abgeordneten von Brentano, Dr. Schmitt
und Genoſſen haben folgenden Antrag, betreffend:
1. freie Eiſenbahnfahrt für beurlaubte
Offi=
ziere und Mannſchaften, 2. Beurlaubung von
Land=
ſturmmännern, 3. Selbſtverköſtigung von Mannſchaften in
der Feſtung Mainz, der Zweiten Kammer zugehen laſſen:
Dieſelben beantragen, die Kammer wolle beſchließen,
die Regierung zu erſuchen, dahin zu wirken:
1. daß allen von der Front in die Heimat beurlaubten
Offizieren und Mannſchaften freie Hin= und Rückfahrt
ge=
währt wird, ohne Unterſchied, ob ſie auf ihr oder ihrer
Angehörigen Geſuch oder ohne ein ſolches durch
Anord=
nung der vorgeſetzten Dienſtſtelle beurlaubt werden, 2. daß
den in der Heimat, namentlich in der Nähe ihrer
Wohn=
orte eingezogenen Landſturmmännern nach Möglichkeit
Urlaub gewährt wird, damit ſie nach Erledigung des
Dienſtes bei Einbringung ihrer landwirtſchaftlichen
Er=
zeugniſſe behilflich ſein können, 3. daß den in der Feſtung
Mainz befindlichen Mannſchaften der frühere Satz von
1 Mark 5 Pfennig pro Kopf verbleibt und der jetzt auf
60 Pfennig pro Kopf reduzierte Satz für die
Selbſtver=
köſtigung wieder aufgehoben wird.
Die Abgeordneten Molthan Dr. Zuckmayer
und Genoſſen haben folgenden Antrag, betreffend:
Beſteuerung der Kriegsgewinne der
Zwei=
en Kammer zugehen laſſen: Wir beantragen, die Zweite
Kammer wolle an die Großh. Regierung das Erſuchen
richten, bei dem Bundesrat dahin zu wirken, daß nach
Ab=
lauf des Krieges von Reichswegen eine entſprechende
Be=
ſteuerung der Kriegsgewinne erfolgt.
Die Abgeordneten Dr. Oſann und Bach haben
folgende Anfrage betreffend: Reife= und
Ab=
gangsprüfung der Kriegsprimaner und
Lehrer=Seminariſten, an die Zweite Kammer
gerichtet: Wie gedenkt Großh. Regierung die ſogennanten
Kriegsprimaner und Lehrer=Seminariſten bezüglich der
Reifeprüfung und Abgangsprüfung zu behandeln? Die
jungen Leute, die im Herbſt vorigen Jahres die höheren
Lehranſtalten mit Reifezeugnis für Oberprima oder die
oberen Klaſſen der Seminarien verlaſſen und ſich dem
Heeresdienſt zur Verfügung geſtellt haben, ſind mit ihren
Eltern im Ungewiſſen darüber, ob ihnen zur Erlangung
des Reife= oder Abgangszeugniſſes noch eine Prüfung
auferlegt werden ſoll oder ob ihnen das Zeugnis ohne
ſolche Prüfung erteilt wird. Das preußiſche
Kultusmi=
niſterium hat in dieſer Frage Zurückhaltung gezeigt,
wäh=
rend die ſüddeutſchen Staaten, insbeſondere Bayern, von
einer Prüfung abſahen. Dieſer Standpunkt iſt nach
unſe=
rer Anſicht der richtige. Die Frage iſt der Klärung auch
für unſer Großherzogtum dringend bedürftig; es wird
des=
halb um Auskunft darüber gebeten, wie ſich Großh.
Re=
gierung zu dieſer Angelegenheit ſtellt.
Ein Antrag der Abgeordneten Dr. Schmitt,
von Brentano und Genoſſen, betreffend:
Steuer=
nachlaß während des Krieges lautet: Wir
be=
antragen, die Zweite Kammer wolle beſchließen, die
Großh. Regierung zu erſuchen, die zuſtändigen Behörden
anzuweiſen, bei Erledigung von Geſuchen um
Steuernach=
laß während des Krieges weitgehendes Entgegenkommen
zu betätigen.
Die Abgeordneten Soherr und Genoſſen haben
folgenden Antrag, betreffend: Schuldentilgung bei
Grundſchulden während der Dauer des Krieges, der
Zwei=
ten Kammer zugehen laſſen: Es iſt uns bekannt, daß die
Landeshypothekenbank, die Landesverſicherungsanſtalt und
auch Bezirksſparkaſſen viele an ſie gerichtete Anträge der
Hausbeſitzer auf Erlaß der Amortiſation bei Hypotheken
während der Dauer des Krieges in dankenswerter Weiſe
genehmigt haben. Um aber eine möglichſt gleichartige
Be=
bandlung ſolcher Fälle in Heſſen zu veranlaſſen, beantra=
gen wir, die Zweite Kammer möge an die Großh.
Regie=
rung das Erſuchen richten, dahin zu wirken, daß für die
Dauer des Krieges nach Möglichkeit alle Anträge der
Hausbeſitzer auf Erlaß der fällig werdenden Amortiſation
genehmigt werden.
Ein weiterer Zuſammenſchluß im
deutſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſen=
ſchaftsweſen.
* Der „Verband landwirtſchaftlicher
Ge=
noſſenſchaften in Württemberg e. V.” mit dem
Sitz in Stuttgart, dem eine Zentralkaſſe, eine Kaufſtelle
und 1687 Einzelgenoſſenſchaften — darunter 1296
Dar=
lehnskaſſenvereine — angehören, iſt dem „
Reichsver=
band der Deutſchen landwirtſchaftlichen
Ge=
noſſenſchaften e. V.‟ (Sitz: Berlin, Bernburger
Straße 21), beigetreten. Der Württemberger Verband
iſt unter den Landes= und Provinzialverbänden
Deutſch=
ands der zweitgrößte, nur der gleichfalls dem
Reichs=
verband angehörige Bayeriſche Landesverband
land=
wirtſchaftlicher Genoſſenſchaften in München übertrifft
ihn in der Zahl der Verbandsgenoſſenſchaften. Der
Beitritt des Stuttgarter Verbandes zum Reichsverband
iſt um ſo beachtenswerter, als ihm zu Anfang des
Jahres der Beitritt des „Verbandes der
landwirtſchaft=
lichen Kreditgenoſſenſchaften im Großherzogtum Baden”
mit 466 Kreditgenoſſenſchaften vorangegangen iſt. Dem
Reichsverband gehören nunmehr in 30 Landes= und
Provinzialverbänden 59 Zentral= und 18 428
Einzel=
genoſſenſchaften, mithin insgeſamt 18487
Genoſſen=
ſchaften an. Die deutſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſen=
ſchaften haben während des Krieges ihren Platz voll
ausgefüllt, ihre Mitarbeit bei der Löſung der großen
nationalen Aufgaben, insbeſondere der Fragen der
Volksernährung, Heeresverpflegung,
Futtermittelver=
ſorgung, Kriegswohlfahrtspflege uſw. iſt bedeutſamer,
als man in weiten Kreiſen annimmt. Der
Zuſammen=
ſchluß der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften
wird auch die Erfüllung aller dieſer Aufgaben weſentlich
fördern, er iſt deshalb in der heutigen Zeit doppelt
erfreulich.
Handel und Verkehr.
— Nachdem der Bundesrat durch Bekanntmachung
vom 22. Juli beſtimmt hat, daß die Proteſtfriſt
für Wechſel, die in Elſaß=Lothringen und in
einzelnen Teilen der Provinz Oſtpreußen zahlbar
ſind, früheſtens mit dem 30. Oktober 1915 ſtatt mit dem
31. Juli 1915 abläuft, iſt die Poſtordnung vom 20. März
1900 entſprechend geändert worden. Danach werden die
Poſtproteſtaufträge mit Wechſeln, die in dieſen
Gebieten zahlbar ſind und deren Zahlungstag in die
Zeit vom 30. Juli 1914 bis einſchließlich 28. Oktober 1915
fällt, am 30. Oktober 1915 nochmals zur Zahlung
vor=
gezeigt werden. Bei Poſtaufträgen zur
Geld=
einziehung und zur Annahmeeinholunge
die an eine zur Aufnahme des Wechſelproteſtes befugte
Perſon weitergeſandt werden ſollen, iſt fortan wieder
der Vermerk „Sofort zum Proteſt” ſtatt des, Vermerks
„Sofort zum Proteſt ohne Rückſicht auf die verlängerte
Proteſtfriſt” auf der Rückſeite des Poſtauftrags
niederzuſchreiben.
* Berlin, 28. Juli. In der Sitzung des
Zentral=
ausſchuſſes der Reichsbank führte der Vorſitzende,
Vize=
präſident des Reichsbankdirektoriums v. Glaſenapp.
an Hand der vorliegenden letzten Wochenüberſicht aus, daß
die Lage der Reichsbank im Zuſammenhange mit
der überaus günſtigen Entwickelung der wirtſchaftlichen
und Geldmarktverhältniſſe in Deutſchland als in jeder
Hinſichtbefriedigend angeſehen werden könne.
* Berlin, 28. Juli. Börſenſtimmungsbild.
Die Stimmung am heutigen Börſenverkehr war recht feſt.
Lebhaftes Geſchäft entwickelte ſich aber nur in wenigen
Werten. Bei reger Kaufluſt ſtiegen erheblich Hirſch Kupfer,
Akkumulatorenfabrik Hagen und Bismarckhütte. Ferner
zeigte ſich Intereſſe für Friſter, Deutſche Waffen, Daimler=
Motoren, Rheinmetall, Köln=Rottweiler, Adler u.
Oppen=
heimer, Löwe, Oberſchleſiſche Eiſenbahnbedarf und
Weſt=
fäliſche Stahlwerke. Die Kursbewegung in dieſen
Pa=
pieren war ſchwankend. Kriegsanleihen erfuhren keine
Aenderung. Ausländiſche Valuten ſtill. Tägliches Geld=
2 Prozent.
Landwirtſchaftliches.
F.C. Frankfurt a. M., 28. Juli. (Fruchte
markt.) Am heutigen Markt war die Stimmung feſt,
das Angebot mäßig, Futtermittel knapp und feſt, Man
notierte Mais 60—62 Mk., Gerſte 70—72 Mk., Biertreber
43—44 Mk., Kleie vom Ausland 50—51 Mk. Alles per
100 Kilo.
Kartoffelmarkt. In Waggonladung 16,50 bis
17,00 Mk.
Viehmarkt. 459 Schweine. Geſchäft langſam,
bleibt Ueberſtand. a) 120—125, 150—155, b) 115—122
142—150, c) 120—125, 150—155.
Literariſches.
— Neues über die Emdenmannſchaft berichtet ein
Teilnehmer in den ſoeben erſchienenen neueſten Heften 33/35
von Bongs illuſtrierter Kriegsgeſchichte „Der Krieg=
1914/15 in Wort und Bild‟ (Deutſches Verlagshaus
Bong & Eo., Berlin W 57, wöchentlich ein Heft zum
Preiſe von 30 Pfg.). An dieſen überaus intereſſanten
Bericht ſchließen ſich weitere, gleichfalls reichilluſtrierte
Artikel an, wie der Vorſtoß des öſterreichiſch=ungariſchen
Torpedobodtzerſtörers Scharfſchütze” in dem Hafen von
Corſini, der erſte Vorſtoß der öſterreichiſch=ungariſchen
Streitkräfte gegen die italieniſche Küſte, die Kämpfe am
Duklapaß. Wie der Hartmannsweilerkopf erſtürmt wurde,
Libau und Szawle, Tiroler Landesſchützen, der Badezug
unſerer Truppen u. a. mehr.
— Die 23. Kriegsnummer der Zeitſchrift „Zur Guten
Stunde‟ (Deutſches Verlagshaus Bong & Eo. Berlin W57,
Preis des Vierzehntagsheftes 40 Pfg.) bringt wieder eine
ganze Reihe ausgezeichneter Aufſätze und Mitteilungen,
ie von allgemeinem Intereſſe ſind. Hochintereſſant iſt
auch eine durch Bilder unterſtützte Abhandlung über
„Mundſchrift”, d. h. die von dem Berliner Zahnarzt
Grünberg erfundene Vorrichtung, die Armloſen gleichwohl
gut und deutlich zu ſchreiben ermöglicht. Der Leitartikel
der Frauenbeilage behandelt die Dienſtpflicht der Frau”.
Wie in jeder Nummer ſtellt General der Infanterie
v. Janſon im „Krieg 1914/15‟ die neueſten Ereigniſſe auf
den verſchiedenen Kriegsſchauplätzen überſichtlich in längerer
Ausführung dar. Schließlich ſeien noch die beiden
ſpannen=
den Romane und nicht zuletzt die Kunſtbeilagen — eine
davon gibt in Tiefdruck ein Leiſtikowſches Grunewaldbild
vollendet gut wieder — erwähnt.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 28. Juli. Amtlich wird verlautbart, 28. Juli,
mittags:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Der Feind unternahm zwiſchen Weichſel und Bug
und bei Sokal eine Reihe heftiger, jedoch erfolgloſer
Gegenſtöße.
Weſtlich Iwangorod brach ein feindlicher
Vor=
ſtoß unter unſerem Feuer zuſammen.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Geſtern ermattete auch der gegen das Plateau
von Doberdo gerichtete Angriff der Italiener.
Stel=
lenweiſe unterhielten ſie noch ein heftiges Artilleriefeuer;
anſonſten rafften ſie ſich nunmehr zu vereinzelten
ſchwa=
chen Vorſtößen auf, die mühelos abgewieſen wurden.
In dem Kampf großen Stils trat ſomit eine Pauſe
ein. Wie die erſte, ſo endete auch die ungleich
gewalti=
gere zweite Schlacht im Görziſchen mit einem
vollſtändigen Mißerfolg des
angreifen=
den Feindes, der diesmal in ungefähr 30 Kilometer
breitem Raum zwiſchen dem Monte Sabatino und der
Küſte ſieben Korps mit mindeſtens 17 Infanterie= und
Mobilmilizdiviſionen einſetzte und um jeden Preis, ohne
Rückſicht auf Opfer an Menſchen und Material,
durchzu=
brechen verſuchte.
Die Geſamtverluſte der Italiener ſind auf
100000 Mann einzuſchätzen.
Erſt die Geſchichte wird die Leiſtungen unſerer
ſieg=
reichen Truppen und ihrer Führer in dieſer
Abwehr=
ſchlacht bewerten; unerſchüttert und unerſchütterlich ſtehen
ſie noch immer da, wo ſie vor zwei Monaten den Feind
erwarteten. Dies gilt nicht nur von den in zwei
Schlach=
ten heiß umſtrittenen Stellungen im Görziſchen, ſondern
auch von unſerer ganzen, zur Verteidigung im Südweſten
der Monarchie gewählten Kampffront.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Ereigniſſe zur See.
Am 27. Juli früh unternahmen unſere leichten
Kreuzer und Torpedoboot seinheiten einen
erfolgreichen Angriff auf die Eiſenbahn
ſtrecke von Ancona bis Peſaro und beſchoſſen
die Stationsanlagen, Bahnhofsmagazine, Wachthäuſer,
Eiſenbahnbrücken an dieſer Küſtenſtrecke mit gutem
Erfolg. Mehrere Lokomotiven und zahlreiche
Wag=
gons wurden demoliert; ein Bahnhofsmagazin in Fano
geriet in Brand, was eine ſtarke Exploſion zur Folge
hatte.
Gleichzeitig belegten unſere Seeflugzeuge den
Bahnhof, eine Batterie, Kaſernen und ſonſtige
militäri=
ſche Objekte in Ancona erfolgreich mit Bomben, wobei
der Rangierbahnhof ſehr ſtark beſchädigt und viel
rollen=
des Material zerſtört wurde.
In einem Naphthatank entſtand ein noch auf 30
See=
meilen ſichtbarer Brand.
Alle Einheiten ſind ohne Verluſte zurückge
kommen. Feindliche Seeſtreitkräfte wurden nicht ge=
Flottenkommando
ſichtet.
Fliegerangriff auf Innsbruck.
* Innsbruck, 27. Juli. Nachdem ſich ſchon bisher
täglich feindliche Flieger in der Nähe von Rivat zeigten,
erfolgte am 23. Juli abends gleichzeitig ein Angriff dreier
feindlicher Flieger auf die Stadt, die mit acht Bomben
belegt wurde, ohne daß jedoch nennenswerter Schaden
angerichtet wurde. Die Flugzeuge wurden lebhaft
be=
ſchoſſen, entkamen jedoch.
Die Rieſenſchlacht in Polen.
TU. Berlin, 28. Juli. Aus dem k. und k.
Kriegspreſſe=
quartier meldet Lennhof der B. Z.: Das bisher
überblick=
bare Hauptergebnis der noch in vollem
Gange befindlichen polniſchen
Rieſen=
ſchlacht iſt, ſoweit der ſüdliche Abſchnitt der ungeheueren
Front, von der Pilica=Mündung bis zum Dnjeſtr in
Frage kommt, zunächſt die Aufrollung des ruſſiſchen
Zen=
trums von Südweſten her. Die Wirkung dieſer
Opera=
tion, zu der der Stoß der Armee Hindenburgs das
not=
wendige Gegenſtück bildet, iſt die, daß die Ruſſen ſich jetzt
zwiſchen Oſtrolenka und Cholm in einer Zange
be=
finden die langſam, aber ſicher, zudrückt. Zwar
ver=
ſuchten die Ruſſen, dieſem Druck noch Widerſtand zu
lei=
ſten; doch waren alle Verſuche ergebnislos und haben
nur vorübergehend entlaſtend gewirkt. Die
Hauptbemü=
hungen der Ruſſen richteten ſich zunächſt, trotz der
unmit=
telbaren Gefahr von Warſchau und Nowo=Georgiewsk,
gegen das ſüdliche Zangenglied, das von den Truppen
Mackenſens und des Erzherzogs Joſef Ferdinand
gebil=
det wird. Die weiteren Anſtrengungen der Ruſſen
richte=
ten ſich dann gegen die Front an der Zlota=Lipa; den
zwiſchen Weichſel und Bug operierenden Gegner
vertrei=
ben zu können, war das Ziel ihrer Hoffnungen. Aber
der Schild, den die Armee Böhm=Ermolli vor dieſe Flanke
hielt, fing alle Hiebe auf. Geſtern abend gelang es
un=
ſeren Truppen, eine wichtige Höhe bei Sokal zu erſtürmen.
Hierdurch wurde unſer Frontwinkel ausgeglichen und
den Ruſſen empfindliche Verluſte
beige=
bracht. Die heftigen Gegenſtöße gegen die Armee
Planzer=Baltin am Dnjeſtr ſind ebenfalls zur Ruhe
ge=
langt. Trotzdem die Ruſſen an dieſem Ende der
Rieſen=
front ſo ſtarke Kräfte verſammelt hatten, iſt es ihnen nicht
gelungen, nachdem ſie in langen Monaten die nicht zu
bre=
chende Widerſtandskraft der Armee Pflanzer=Baltin
ken=
nen zu lernen genügſam Gelegenheit hatten, etwas
errei=
chen zu können.
Der Seekrieg.
292 Handelsſchiffe in 22 Wochen verſenkt!
* Berlin, 27. Juli. In der engliſchen Preſſe wird
die Nachricht verbreitet, daß in den bisherigen 22 Wochen
des Unterſeebootskrieges 98 engliſche und 95 neutrale
Handelsſchiffe verſenkt worden ſeien. Wie
wir von zuſtändiger Stelle erfahren, ſtimmen dieſe
Zah=
len nicht. Es ſind vielmehr bis zum 25. Juli von
deut=
ſchen Unterſeebooten im Kriegsgebiet verſenkt worden:
229 engliſche, 30 andere feindliche Schiffe,
ſechs mit feindlichen verwechſelte neutrale Schiffe.
Außer dieſen neutralen Schiffen ſind weitere 27
neu=
trale Schiffe von deutſchen U=Booten angehal
ten, unterſucht und wegen Führens von Bannware
nach dem Priſenrecht verſenkt worden, da ſie nicht
eingebracht werden konnten. Der Vollſtändigkeit halber
ſei noch erwähnt, daß außerdem drei neutrale Schiffe von
deutſchen Unterſeebooten infolge von Verwechſelung
an=
geſchoſſen wurden, aber nicht verſenkt ſind.
Weitere Opfer der U=Boote.
* London, 28. Juli. Das Reuterſche Bureau
mel=
det aus Stornoway: Der norwegiſche
Damp=
fer „Fimreite” aus Bergen, mit 3819 To.
Waſſerver=
drängung, iſt im Atlantiſchen Ozean von einem
deut=
ſchen Unterſeeboot verſenkt worden. Die
Be=
ſatzung von 20 Mann wurde am Montag früh in
Stor=
noway gelandet.
* London, 28. Juli. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Die Fiſchdampfer „Salacia” und „Iceni”
wurden geſtern von Unterſeebooten verſenkt. Die
Be=
ſatzungen wurden in Loweſtoft gelandet.
TU Haag, 28. Juli. Nieuwe Rotterdamſche
Cou=
rant meldet: Der norwegiſche Dampfer „
Pro=
grenſe” von dem Tyne nach Frankreich unterwegs, iſt
in der Nähe von Yarmouth durch ein deutſches
Unterſeeboot verſenkt worden. Das erſte
Tor=
pedo ging unter dem Schiff weg und explodierte an einer
nahen Sandbank. Ein dichter Nebel verhinderte zu ſehen,
woher das Torpedo kam.
* Kalmar, 28. Juli. Die ſchwediſche Fregatte
„Fortuna”, von Halmſtad nach Weſthartlepool unterwegs,
iſt in der Nordſee von einem deutſchen U=Boot in
Brand geſchoſſen worden. Die Beſatzung wurde an
Bord des U=Bootes genommen und ſodann auf
einen gekaperten norwegiſchen Dampfer übergeführt, der
nach Kuxhaven gebracht wurde. (Anſcheinend
hatte die „Fortuna” Bannware an Bord.)
TU Kopenhagen, 28. Juli. Nach einer
Zuſam=
menſtellung der Politiken haben ſich die deutſchen
Unterſeebootserfolge zu einer
Rekordzif=
fer gehäuft. Beſonders unter den bewaffneten
engli=
ſchen Regierungs=Fiſchdampfern haben die Unterſeeboote
fürchterlich aufgeräumt. Allein aus Grimsby werden die
Namen von ſieben verſenkten Fiſchdampfern genannt,
deren Beſatzungen zum Teil umgekommen ſind.
Ein deutſcher Flieger über Dünkirchen.
TU Kopenhagen, 28. Juli. Ein deutſches
Flugzeug warf vorgeſtern über Dünkirchen vier
Bomben ab, die Schaden in der Stadt anrichteten.
Zur Beſchießung von Reims.
* Lyon, 27. Juli. Nach der Republicain erklärte
der Kriegsminiſter auf eine Anfrage, daß den in Algier
kriegsgefangenen Deutſchen genau dieſelbe
Be=
handlung zuteil werde, wie den Kriegsgefangenen in
Frankreich. — Nach dem Nouvelliſte erzählen aus Reims
eingetroffene Flüchtlinge, daß die letzte
Beſchie=
ßung am 22. Juli nachmittags begann und mit großer
Heftigkeit den ganzen Nachmittag anhielt. An den beiden
folgenden Tagen wurde die Beſchießung etwas weniger
heftig fortgeſetzt. Im ganzen wurden etwa 1000 Schuß
gegen die Stadt abgegeben. An vielen Stellen
ſind Brände ausgebrochen, die aber dank der
Auf=
opferung der Feuerwehr gelöſcht werden konnten.
Be=
ſonders gab es viele Brände durch die Beſchießung in der
Nacht zum Freitag. Allein in dieſen Stunden ſollen über
200 Granaten großen Kalibers auf die Stadt gefallen ſein.
Die Zahl der Toten und Verwundeten in der
Zivil=
bevölkerung iſt ſehr groß.
Berachtigte Klagen deutſcher Gefangener.
* Berlin, 28. Juli. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt
über die Lage der deutſchen Zivilgefangenen in
Frank=
reich: Wie die Regierung der Vereinigten Staaten von
Amerika mitteilt, beſuchte der Vertreter der
ameri=
kaniſchen Botſchaft in Paris die
Zivilgefan=
genenlager in Frankreich und berichtete über
ver=
ſchiedene Mißſtände. Seine Wahrnehmungen ſind der
franzöſiſchen Regierung mitgeteilt und von dieſer nachher
unterſucht worden. Nach dem jetzt vorliegenden Bericht
erkannte die franzöſiſche Regierung die vorgebrachten
Klagen durchweg als berechtigt an und traf für die
Be=
ſeitigung der Mißſtände Anordnungen.
Die Verluſfe der Staliener in Tripolitanien.
T.U. Wien, 28. Juli. Das 8=Uhr=Blatt meldet: Nach
einer von der italieniſchen Zenſur zugelaſſenen Nachricht
in der d’Italia betragen die Verluſte der Italiener
in Tripolitanjen 8400 Tote, 4000
Verwun=
dete und über 5800 Vermißte. Ueber das
Schick=
ſal des reſtlichen Teiles der Schutztruppe herrſcht große
Beſorgnis.
Engliſche Selbſterkenntnis.
* London, 28. Juli. Die Morning Poſt ſchreibt in
einem Leitartikel: Deutſchland hat eine fürchterliche
Macht im Oſten zuſammengebracht und treibt die
Ruſſen durch ſein überlegenes Gewicht zurück, ſodaß die
ruſſiſchen Stellungen und Armeen gefährdet ſind.
Trotz=
dem hörten wir von keiner Diverſion an der Weſtfront.
Die britiſche Armee war untätig. Wir hatten
wochenlang keine Meldungen von Bedeutung. Nichts iſt
geſchehen während dieſer Kriſis, um dem Verbündeten
durch einen Druck in Flandern zu Hilfe zu kommen.
Deutſchland darf die Initiative ergreifen
und ſtrategiſch ungeſtraft hier und dort zuſchlagen. Wir
behaupten 30 Laufgräben mit
Schwierig=
keit, Deutſchland behauptet eine Linie von
vielen hundert Meilen, einſchließlich
Bel=
giens und eines Teiles von Frankreich, und
unternimmt dieſe gewaltigen Angriffe. Trotzdem
ſchmei=
chelt ſich das britiſche Volk, daß es angemeſen teil am
Kriege nimmt. Die Lage iſt gefährlich und
unbefriedi=
gend. Wenn wir nur eine Linie von wenigen Meilen
behaupten können, dann liefern wir keine ſehr ſtarken
Gründe dagegen. Wir haben finanziell für eine Linie von
30 Meilen ebenſoviel ausgegeben, als Deutſchland an allen
Grenzen. Rußland und Frankreich wiſſen, daß wir nicht
alles tun, was wir können, daß wir den Krieg verlängern,
weil wir kaum mit halber Kraft kämpfen. Der Artikel
ſchließt mit der Forderung der Wehrpflicht.
Ruſſiſche Friedenserwägungen.
* Kopenhagen, 28. Juli. Ein Artikel
Mentſchi=
koffs in der Nowoje Wremja erörtert anläßlich der
Be=
drohung Warſchaus die Möglichkeit eines
Frie=
densſchluſſes für Rußland und führt aus:
Deutſchland würde gern Frieden ſchließen, um den Rücken
frei zu bekommen, aber für Rußland würde ein Frieden
der Vernichtung gleichkommen. Deutſchland würde große
Landſtriche, eine ungeheure Kontribution, einen Rußland
ſchädigenden Handelsvertrag verlangen und ſodann das
ganze Slawentum vernichten. Rußland würde verarmen
und nicht imſtande ſein, eine Armee und Flotte zu
unter=
halten und ſomit auf den Standpunkt Chinas
herabge=
drückt, ſodaß nur der Kampf bis aufs Meſſer
verbleibt. (Als beginnende Einſicht, daß Rußland
die Partie verliert, iſt dieſe Stimme immerhin
bemerkens=
wert. D. Red.)
Die Lebensmittelnot in Rußland.
* Kopenhagen 28. Juli. In Moskau ſollte
vom 24. bis 26. Juli ein Kongreß des
Städte=
bundes zur Beratung über die Bekämpfung der
Lebensmittelnot ſtattfinden, die in manchen
Städ=
ten außerordentlich ſcharf auftritt und für die ärmeren
Schichten unerträglich geworden iſt. Bei den
Bemühungen um eine Linderung der Not ſind die
ein=
zeln vorgehenden Stadtverwaltungen auf
unüberwind=
liche Schwierigkeiten geſtoßen, haben unter beſtändigem
Geldmangel gelitten und hatten fortgeſetzt
Schwierigkei=
ten durch Regierungsmaßnahmen. Die beſtellten
Lebens=
mittel kommen häufig zu ſpät oder verdorben an,
muß=
ten mit Verluſten losgeſchlagen werden und konnten auch
wegen der Ausfuhrverbote in einigen Gouvernements
nicht an denjenigen Stellen eingekauft werden, wo ſie
am billigſten waren. Häufig wurden die angeſchafften
Vorräte von der Militärbehörde requiriert. Hinzu kam
noch, daß in den Stadtverwaltungen ſelbſt häufig ſtarker
Widerſtand gegen ſoziale Maßnahmen auftrat. Deshalb
ſoll jetzt in ganz Rußland eine
Geſamtorganiſa=
tion der Städte geſchaffen werden.
Die bulgariſchstürkiſchen Verhandlungen.
T.U. Konſtantinopel, 28. Juli. Dimitrie
Ta=
ſchew, ein hoher Beamter des bulgariſchen Miniſteriums
des Aeußern, traf hier in beſonderer Miſſion ein.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 27. Juli. Nach
glaubwür=
digen privaten Meldungen aus Erzerum vertrieben
die türkiſchen Truppen geſtern den Feind vor dem rechten
türkiſchen Flügel aus ſeiner letzten Stellung und ſchlugen
ihn unter großen Verluſten in die Flucht. Die
türkiſchen Truppen beſetzten darauf mehrere ſtrategiſch
ſehr wichtige Punkte. Der Feind zieht ſich, verfolgt von
den türkiſchen Truppen, in mehreren Kolonnen in
Unord=
nung zurück.
* London, 28. Juli. Aſhmead Bartlett ſchreibt in
einem Brief von den Dardanellen vom 23. Juli:
Die Mehrzahl der Verluſte kommen bei der Verteidigung
der gewonnenen Laufgräben vor, bei welcher der Feind,
der das Gelände beſſer kennt, mit Bomben angreift und
den Nahkampf eröffnet. An der Front bei Achi Baba
iſt es gerade ſo wie bei Souchez. Siege können
ebenſowenig an einem Tage erfochten werden wie in
Frankreich. Die Abſchnitte der Linie des Feindes müſſen
zuerſt durch die Artillerie zu Staub geſchoſſen werden, dann
erſtürmt und ſchließlich gegen Gegenangriffe behauptet
werden.
T.U. Konſtantinopel, 28. Juli. 31 Mann,
dar=
unter 2 Offiziere, der Beſatzung des vor den Dardanellen
in den Grund gebohrten franzöſiſchen Unterſeebootes
„Mariot” wurden als Kriegsgefangene
hier=
her gebracht und nach der Platzkommandantur geführt.
Sämtliche Mannſchaften erzählen, daß ſie von den Türken
gut behandelt werden.
Neue engliſche Note an die Union.
* London, 28. Juli. Einer Reutermeldung aus
Waſhington zufolge teilte Staatsſekretär Grey dem
Staats=
ſekretär Lanſing in einem Telegramm mit, daß die
engliſche Regierung, die eine neue Note vorbereite, ihn
erſucht, die geſtern abgeſandte Note nicht vor dem
Ein=
treffen der neuen Mitteilung zu veröffentlichen.
Zur amerikaniſchen Note.
* Mancheſter, 28. Juli. Der Mancheſter
Guar=
dian weiſt in einem Leitartikel auf die Stelle der Note
Wilſons hin, in der der Präſident die Freiheit
der Meere behandelt. Das Blatt ſagt: Ein
Ver=
gleich mit der Stelle in der deutſchen Note läßt keinen
Zweifel, was der Präſident trotz vielleicht abſichtlicher
Unbeſtimmtheit im Sinne hat. Die ganze Stelle ſollte
ſehr genau geleſen werden. Sie bedeutet ganz klar, daß
nach Wilſon England gegen die Freiheit
der Meere ſündigt. Wir haben bereits einige
De=
peſchen von Wilſon hierüber und werden bald neue
be=
kommen. Er lehnte es ab, mit Deutſchland engliſche
Eingriffe in die Freiheit der Meere zu erörtern; er ſagt
aber, die Lage würde ſich ändern, wenn Deutſchland den
Unterſeebootskrieg aufgäbe. Dann könnten Amerika und
Deutſchland zuſammen für die Freiheit der Meere
eintre=
ten. Die ganze Stelle ſollte in England ſehr erwogen
werden.
TU Berlin, 28. Juli. Wie die Voſſ. Ztg. erfährt,
wird die deutſche Regierung die letzte amerikaniſche Note
zunächſt nicht beantworten. Der
Unterſee=
bootskrieg wird mit alllem Nachdruck
fort=
geführt.
* Konſtantinopel, 28. Juli. Die Preſſe tadelt
im allgemeinen die Antwortnote der
Vereinig=
ten Staaten. Einige Blätter charakteriſieren ſie als
ungerecht und erklären, Deutſchland fürchte die
Teilnahme der Vereinigten Staaten am Kriege
nicht.
Die Arbeiterbewegung in Nordamerika.
* Neu=York, 28. Juli. (Zenſ. Frkft.) Die
Be=
wegung unter den Induſtriearbeitern nimmt
an Stärke zu. Sun erklärt, 600000
Metallarbei=
ter würden demnächſt die Arbeit niederlegen, wenn
ihnen nicht erhebliche Zugeſtändniſſe gemacht
wür=
den, (Frkf. Ztg.)
Unruhen in Indien.
* Amſterdam, 28. Juli. Eingegangene
amerika=
niſche Zeitungen enthalten folgende Nachricht aus Manila
vom 5. Juli: Offiziere und Fahrgäſte des eingelaufenen
ſpaniſchen Poſtdampfers „Alicante”, welcher unterwegs
Aden, Colombo, Ceylon und Singapore berührte,
berich=
ten über ernſte Unruhen in ganz Indien.
Mehrere Aufſtände haben ſtattgefunden. In Colombo
ſollen revoltierende Eingeborene von
eng=
fliſchen Truppen ſtreng beſtraft ſein, nachdem mehrere
Engländer ermordet und die Läden geplündert worden
waren. Das Kriegsrecht wurde verkündet und die
Euro=
päer bewaffnet und die militärtauglichen engliſchen
Untertanen in die Armee eingeſtellt. Es wurden
Vorbe=
reitungen getroffen, die weißen Frauen und Kinder nach
Auſtralien oder in die Heimat zu bringen. In
Singa=
pore riefen die Behörden alle engliſchen
Unter=
tanen zwiſchen 20 und 30 Jahren zu den Waffen.
Auch unter der eingeborenen Bevölkerung im Norden von
Borneo herrſche Unruhe.
* Konſtanz, 28. Juli. Die
Heimbeförde=
rung der Kriegsinvaliden durch die Schweiz ge
langt heute vorläufig wieder zum Abſchluß. Heute abend
wird der letzte Zug mit franzöſiſchen Kriegsinvaliden von
Konſtanz nach Lyon abfahren.
* Berlin, 28. Juli. Nach einer Stockholmer
Mel=
dung des Berliner Tageblattes haben die hervorragendſten
ſchwediſchen Künſtler ſich in allen Zeitungen mit
einem Aufruf an das ſchwediſche Volk gewandt, um eine
Sammlung für die vom Kriege betroffenen
notleiden=
den deutſchen Künſtler in die Wege zu leiten.
* Rom, 27. Juli. (Meldung der Agenzia Stefani.)
Kardinal Gaſparri, der erfahren hatte, daß der
Unter=
ſuchungsrichter des römiſchen Militärgerichts vom
Mili=
tärgericht in Bari beauftragt war, ihn in einem
Pro=
zeß gegen 5 Mönche in Bari als Zeugen zu
ver=
nehmen, ſtellte ſich dem Gericht zur Verfügung,
indem er auf die durch das Garantiegeſetz dem Sekretär
des Vatikans gewährte Immunität verzichtete. Die
Ver=
nehmung fand geſtern ſtatt. Giornale d’Italia will
wiſ=
ſen, daß ſie wichtig war, angeſichts der höchſt patriotiſchen
Erklärungen, die Gaſparri abgab. Das Blatt hebt
her=
vor, es ſei das erſte Mal, daß ein Kardinalſtaatsſekretäv
des Vatikans ſich der Juſtiz mit ſolcher Bereitwilligkeit
zur Verfügung ſtellte. Gaſparri zeige durch ſeine
Hal=
tung, daß ſelbſt die höchſten Würdenträger der Kirche die
Tiefe und Bedeutung des Unternehmens verſtehen, das
Italien ausführe.
* Genf, 28. Juli. Blättermeldungen aus Paris
zu=
folge iſt das Blatt Guerre ſoziale, welches trotz des
Verbotes der Zenſurbehörde einen Artikel Hervés mit
dem Titel „Regierung und Oberkommando” veröffentlichte,
beſchlagnahmt worden.
* Kopenhagen, 28. Juli. Die Nowoje Wremja
beſchwert ſich in einem Artikel, daß der regierende Senat
durch allzu große Milde gegenüber den
naturaliſier=
ten deutſchen Koloniſten das ganze Werk der
Reinigung Rußlands von Deutſchen illuſoriſch mache, da
jetzt nach den erſten Aufhebungen der Ausweiſung durch
den Senat Tauſende gleicher Geſuche einliefen und
Berück=
ſichtigung fänden.
* Kopenhagen, 28. Juli. Rjetſch hofft, daß die
Duma dauernd tagen werde, um als moraliſche
Stütze der Bevölkerung zu dienen.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 28. Juli. Die Kaiſerin hat ſich geſtern
abend nach Oſtpreußen begeben und traf heute früh
in Allenſtein ein. Dort ſtieg die Kronprinzeſſin in den
Salonwagen der Kaiſerin. In Allenſtein fand auch ein
Empfang v. Hindenburgs ſtatt. Die Weiterreiſe nach
Neidenburg erfolgte in Begleitung des Oberpräſidenten
und Regierungspräſidenten.
* Madrid, 28. Juli. Der für heute angekündigte
all=
gemeine Ausſtand der Seeleute findet nicht ſtatt,
da die Regierung verſprochen hat, der Kammer eine
Ge=
ſetzesvorlage zu unterbreiten, in der alle Forderungen der
Seeleute in Erwägung gezogen ſind.
* Kopenhagen, 28. Juli. Die Könige von
Schwe=
den und Norwegen haben dem König von Dänemark
telegraphiſch ihre Teilnahme aus Anlaß des geſtrigen
Fliegerunglücks ausgeſprochen.
* Port=au=Prince, 28. Juli. (Meldung der Agence
Havas.) Die Regierungstruppen meuterten; ſie haben
den Palaſt des Präſidenten angegriffen und das Gebäude
eingeäſchert.
Zur Revolution auf Haiti wird noch aus Port=au=
Prince gemeldet: Bei Ausbruch der Revolte ließ der
Gou=
verneur 160 politiſche Gefangene hinrichten,
darunter den Expräſidenten Zamor, was die Wut der
Meuterer noch ſteigerte.
Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 272
enthält: Kriegsminiſterium. — Infanterie
uſw.: Garde: 4. Garde=Regiment z. F.; 1. Garde=
Re=
ſerve=Regiment; Grenadier=Regimenter Alexander und
Franz; Garde=Jäger=Bataillon. Grenadier=, bzw.
Infan=
terie= bzw. Füſilier=Regimenter Nr. 2, 4, 6 (ſ. Inf.=Regt.
Nr. 330), 9, 25, 26, 29, 32, 34, 38, 40, 42, 44, 45, 46, 47, 49,
52, 57, 59 (ſ. auch Erſ.=Inf.=Regt. Gropp), 61, 62, 65, 66,
68, 69, 72, 77, 79, 80, 83, 84, 85, 86, 88, 89, 90, 93, 94, 97,
110, 112 bis einſchl. 117, 128 138, 144, 148, 152 (letztere
beiden ſ. Erſ.=Inf.=Regt. v. Reinhard), 156 159, 163, 164,
165, 166, 168, 169, 170, 171, 173, 174, 176, 186, 187, 189, 190,
330, 336 und Infanterie=Regiment Runge. Regiment
v. Kurnatowski der Truppenabteilung Eſebeck. Reſerve=
Infanterie=Regimenter Nr. 1, 2, 6, 7, 13, 17, 18, 19 (ſ. auch
Inf.=Regt. Nr. 336), 24, 27, 48, 56, 59, 61, 64, 65, 68, 69,
79, 80, 83, 87, 91, 92, 94, 109, 116, 201, 202, 205, 210, 211,
219 237, 239, 240, 249, 252, 253, 256, 257, 258, 262, 265 270.
Erſatz=Infanterie=Regimenter Königsberg I u. II (erſteres
ſ. auch Erſ.=Inf.=Regt. v. Nußbaum), Gropp, Keller, v.
Nuß=
baum und v. Reinhard. Landwehr=Infanterie=
Regimen=
ter Nr. 1 (ſ. auch Erſ.=Inf.=Regt. Königsberg II), 2, 4,
12 (ſ. Landw.=Inf.=Regt. Tietz), 15, 18, 23, 24, 25, 31, 32,
33, 35, 36, 39, 46, 48, 53, 76, 77, 83, 84, 87 (ſ. Reſ.=Inf.=Regt.
Nr. 17), 116 und Tietz. Landwehr=Erſatz=Infanterie=
Regiment Nr. 5. Brigade=Erſatz=Bataillon Nr. 34. Land=
wehr=Brigade=Erſatz=Bataillon Nr. 10 (ſ. Landw.=Erſ.=
Inf.=Regt. Nr. 5). Landſturm=Inf.=Bataillon I Breslau,
II Caſſel, I Cöln, II Cottbus, Croſſen, I Deutſch=Eylau,
Eiſenach, Gneſen (ſ. Inf.=Regt. Runge), I Inſterburg, III
Königsberg, II Lauban, Naugard (ſ. Inf.=Regt. Runge),
Raſtenburg, I Saarlouis (ſ. Regt. v. Kurnatowski), I
Til=
ſit (ſ. Erſ.=Inf.=Regt. v. Nußbaum). Landſturm=Infant.=
Erſatz=Bataillone: 6. Beuthen O.=S., 4. Caſſel, 24.
Flens=
burg, 16. und 28. des VII. und 1. des XX. Armeekorps
(1. Allenſtein). Jäger=Bataillone Nr. 3, 5; Reſerve=Batl.
Nr. 3, 11. Feſtungs=Maſchinengewehr=Abteilungen Nr. 2
(Thorn) und Nr. 8; Feſtungs=Maſchinengewehr=Zug Nr.
131 (ſ. Inf.=Regt. Nr. 72). — Kavallerie: Küraſſiere
Nr. 2, 5; Dragoner Nr. 1, 6 (ſ. Komb. Kav.=Regt. der 1.
Garde=Inf.=Diviſion), 16 (ſ. Reſ.=Kav.=Regt. Nr. 49);
Huſaren Nr. 15; Ulanen Nr. 5, 8 (ſ. Erſ.=Kav.=Regt. Nr.
1 des I. Armeekorps), 10, 12 (ſ. Erſ.=Kav.=Regt. Nr. 1 des
I. Armeekorps); Jäger zu Pferde Nr. 3; Kombiniertes
Regiment der 1. Garde=Infanterie=Diviſion; Reſerve=
Regiment Nr. 49; Reſerve=Abteilung Nr. 49 (ſ. Reſ.=Kav.=
Regt. Nr. 49); Erſatz=Regiment Nr. 1 des I. Armeekorps.
Feldartillerie: Regimenter Nr. 2, 4, 11, 22, 46,
52, 53, 69, 84, 107; Reſerve=Regimenter Nr. 36, 46, 60, 65,
67; Gebirgs=Kanonen=Batterie Nr. 2. —
Fußartille=
rie: 2. Garde=Regiment; Regimenter Nr. 8, 16, 20; Reſ.=
Regimenter Nr. 5, 10, 16; 1. Landſturm=Bataillon des III.
und Landſturm=Bataillon des XX. Armeekorps. —
Pio=
niere: Regimenter Nr. 18, 31, 36; Bataillone: I. und II.
Nr. 1, II. Nr. 2, I. Nr. 3, II. Nr. 4, I. und II. Nr. 6, I.
und II. Nr. 14, I. Nr. 16 I. Nr. 17, II. Nr. 28 (ſ. Pion.=
Regt. Nr. 31); Reſerve=Bataillon Nr. 33; Kompagnien
Nr. 99, 185. Scheinwerferzug Nr. 229. Minenwerfer=
Abteilung des IV. Reſervekorps; Leichte Minenwerfer=
Abteilungen Nr. 209 und 248; Mittlere Minenwerfer=
Abteilungen Nr. 104 und 163; Schwere Minenwerfer=
Abteilung Nr. 8. — Verkehrstruppen: Eiſenbahn=
Betriebskompagnie Nr. 10. Fernſprech=Abteilung des
IV. Armeekorps; Reſerve=Fernſprech=Abteilung Nr. 26.
Etappen=Kraftwagenpark Nr. 1; Etappen=
Kraftwagen=
kolonnen Nr. 24 und 31. — Munitionskolonnen:
Reſerve=Infanterie=Munitionskolonne Nr. 48; Reſerve=
Artillerie=Munitionskolonne Nr. 7 des I. Reſervekorps.
Sanitäts=Formationen: Sanitäts=Kompagnie
Nr. 2 des V. und Nr. 1 des VIII. Armeekorps. —
Ar=
beits= und Armierungs=Formationen:
Ar=
beitskommando der 66. Inf.=Brigade. —
Bewachungs=
kommando des Gefangenenlagers Caſſel. —
Kriegs=
bekleidungsämter. — Weiter iſt erſchienen die
Sächſiſche Verluſtliſte Nr. 168.
Briefkaſten.
Lehrer L. Zeitig unbrauchbar wegen eines
Herz=
leidens.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Leder-Handschuhe
aus Glacé- Dänisch-, Mocha-,
Wasch- u. Wildleder
Offiziers-Reit- u. Fahr-Handschuhe
Stoff-Handschuhe
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Emil Daum, Wittmannstraße 26, part. — Rabattmarken.
Familiennachrichten.
Die Geburt eines gesunden kräftigen
Stammhalters
zeigen hocherfreut an
Dipl.-Ing. Architekt Hans Georg Schultzenstein
und Frau Berta, geb. Heilig.
Berlin, NW. 21.
Bundesrat-Ufer 12, II.
(*15106
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Herr, Dein Wille geſchehe!
Nach Gottes unerforſchlichem
Ratſchluß erlitt den Heldentod
fürs Vaterland unſer innigſtgeliebter
Sohn, herzensguter Bruder und Neffe
Datennn Schebt
stud. pharm.
Grenadier der 1. Kompagnie des 2. Garde-
Reſerve-Regiments.
Fern der Heimat fiel er in treuer
Pflicht=
erfüllung am 15. Juli nach gerade vollendetem
23. Lebensjahre.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Lehrer Schröck.
Darmſtadt, den 28. Juli 1915.
(*15128
Den Heldentod fürs Vaterland
erlitt auf Rußlands Erde bei einem
Sturmangriff unſer innigſtgeliebter,
unvergeßlicher Sohn
(*15097
Wilhelm Köppchen
Kriegsfreiwilliger
im 18. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Ludw. Köppchen, Schuhmacher
und Frau.
Darmſtadt, den 29. Juli 1915.
Nachruf.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt unſer
langjähriges Vorſtandsmitglied und
Schützen=
bruder
(*15118
Peter Schüler.
Wir verlieren in demſelben ein eifriges
Mitglied und werden ihm ſtets ein treues
Andenken bewahren.
Schützengeſellſchaft „Weidmannsheil”
Darmſtadt.
In treuer Pflichterfüllung fand
den Heldentod fürs Vaterland unſer
lieber Bundesbruder (10962
Regierungs-Baumeiſter
A. H. Des Weier
Leutnant der Landw. im Pionier-Bat. Nr. 21
Ritter des Eiſernen Kreuzes.
Die Burſchenſchaft wird das Andenken des
auf dem Felde der Ehre gebliebenen
Bundes=
bruders ſtets in hohen Ehren halten und ihm
die Treue über das Grab hinaus bewahren.
J. A. der Darmſtädter Burſchenſchaft
„Rheno-Gueſtfalia‟
Dr. Bohe, V. d. E. R.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
anläßlich des Hinſcheidens unſerer lieben Mutter
und Großmutter
(B10987
Frau
Cheiſtine Repter Wibr!
geb. Küſter
ſowie für die zahlreichen Blumenſpenden ſagen
wir Allen herzlichen Dank. Insbeſondere danken
wir auch Herrn Pfarrer Rückert für die troſtreiche
Grabrede, ſowie der Schweſter Marie der
Paulus=
gemeinde für ihre aufopfernde Pflege.
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 27. Juli 1915.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei=
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Freitag, 30. Juli.
Hofreite=Verſteigerung des Georg Ruſſenſchuck
(Saalbauſtraße 36) um 10½ Uhr auf dem Ortsgericht I.
Wetterbericht.
Auf der Rückſeite des raſch über Mitteleuropa
hin=
weggezogenen Teiltiefs der nördlichen Depreſſion hat ein
kräftiger Anſtieg des Luftdrucks bei ſtärkeren weſtlichen
Winden raſche Abnahme der Bewölkung gebracht. Es iſt
jedoch immer noch mit dem Vorübergang weiterer
Wir=
bel zu rechnen, ſodaß das Wetter noch unbeſtändig bleibt;
erhebliche Niederſchläge ſind aber nicht zu erwarten. Die
Temperaturen dürften nur wenig zunehmen.
Wetterausſichten für Donnerstag: Wechſelnd
bewölkt, meiſt trocken, nur wenig wärmer, weſtliche Winde.
Verſteigerungskalender.
[ ← ][ ][ → ] Bank für Handel und Industrie
(Darmstädter Bank)
Landgraf Philipp-Anlage 6
Wilhelminenstraße 14
Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren aller Art in offenen
Depots. Aufbewahrung von Wertgegenständen in geschlossenen
Depots. Ubernahme des Amtes als Testamentsvollstrecker:
Ver-
waltung von Hinterlassenschaften; Vornahme von Erbteilungen.
Unsere Bank ist laut Ministerialerlaß Hinterlegungsstelle für Mündelgelder.
Weiblich
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mehrere Jahre auf einem Bureau
tätig, mit Korreſpondenz u. Kaſſe
vertraut, ſucht anderweit. Stellung.
Angebote unter § 70 an die
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Geübte Weißzeugnäherin (d. auch
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Wendelſtadtſtraße 34, III. I. (*15080
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Leuten. Näh. Neue Ireneſtr. 67, part.
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im Felde ſteht, ſucht Laufdienſt
*15103 Arheilgerſtraße 25.
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Dienſt=u. Küchenm. ſ. a. ſof. o. ſpäter
Stellung. Karolina Beck, gewerbsmäßige
Stellenvermittlerin, Karlstr. 25, I. (*15132
Empfehle mich im Waſch. u. Putz.
Frau Reinhard, Roßdörferſtr. 1. (*
Jg. unabhäng. Frau ſucht
Lauf=
dienſt. Kiesſtraße 38. (*15122
Mamelen.
Hotel= oder Eaſs=Kelnter ſt
noch für Samstag Abend und für
den ganzen Sonntag frei. Ang.
unt. T 20 a. d. Geſchäftsſt. (*15121
Afe
Weiblich
Verkadferm
der Haushaltbranche mit
guten Zeugniſſen geſucht. Ang.
unter § 49 an die
Geſchäfts=
ſtelle ds. Blattes. (10862a
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zum Beſuche von Hausfrauen für
leichtverkäufliche Nahrungsmittel
gegen ſeſte Speſen und hohe
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viſion geſucht. Die Damen werden
evtl, angelernt. Nieder=
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ſtädterſtraße 18, I.
(*15133
Iingere
Verkäuferm
mögl. mit Vorkenntniſſen von
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Darmstädter Teppich- und
Gardinen-Haus
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Ernſt=Ludwigſtr. 19.
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Riedlingerſtraße 20, I. (*15067md
Suche Weisszeugbeschliesserin,
Beikschin u. Hotelhausb. Karolina Beck,
gewerbsmäßige Stellenvermittlerin
Karlſtraße 25, I.
(*15131
Saubere Frau für nachmittags
von 2—5 Uhr geſucht. (*15082
Cretschmar, Holzhofallee 11.
Einf. Dienstmädchen
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Kinderfräulein zweites
Suche. Hausmädch., Beiköchin,
Zimmermädch. f. Hotel u. Penſion.,
Alleinmädchen die kochen können.
Frau minna Dingeldein,
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bethenſtraße 5, Tel. 531. (*15123
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*0975
Darmſtadt, den 27. Juli 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Roeſener.
Darmſtadt, den 12. Zuſt 1915.
Bekanntmachung.
Betreffend: Geſuche um Zurückſtellungen von Arbeitern für die Heeres=Induſtrie
Nach einer Beſtimmung des Königlichen ſtellvertretenden General=Kommandos
18. Armeekorps vom 3. ds. Mts. ſind Befreiungsgeſuche von Arbeitern ꝛc.
grundſätz=
lich nicht unmittelbar bei dem General=Kommando, ſondern bei den Zivilvorſitzenden
der Erſatz=Kommiſſionen, unter Beifügung von Originalen oder beglaubigten
Ab=
ſchriften der erteilten Heeresaufträge, einzureichen.
Indem ich dies zur Kenntnis der in Betracht kommenden Kreiſe bringe, erſuche
ich, die etwa notwendig werden Anträge auf Zurückſtellung und Befreiung von Be=
Vorlage Belege
beifügen und den Geburtstag und Ort, ſowie das Militärverhältnis der betreffenden
(10547ggg
Leute angeben zu wollen.
Der Zivilvorſitzende
der Erſatzkommiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
von Starck.
Bekanntmachung.
Betreffend: Rechtsmittel gegen die Gemeindeſteuerveranlagung für 1915.
Auf Grund der Art. 46 und 50 des Gemeindeumlagengeſetzes vom 8. Juli 1911
hat Großh. Miniſterium der Finanzen, Abteilung für Steuerweſen, die Friſt,
inner=
halb deren Rechtsmittel gegen die Gemeindeſteuerveranlagung für 1915 bei der erſten
Inſtanz anhängig gemacht werden können, für die Gemeinde Darmſtadt bis zum
21. Auguſt einſchließlich erſtreckt.
Ausgenommen von der Friſterſtreckung ſind diejenigen Rechtsmittel, die das
für die ſtaatliche Veranlagung bereits rechtskräftig feſtgeſtellte Einkommen zum
Gegenſtand haben.
(10963
Darmſtadt, den 26. Juli 1915.
Großh. Finanzamt Darmſtadt I.
Stroh.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
finden ſich: 1 ſchottiſcher Schäferhund, 1 Spitzhund (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
aus=
gelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt. (10965
Bekanntmachung.
Bei zwei kranken Pferden des Heinrich Vogel, Arheilgerſtraße 25
dahier, iſt die Bruſtſeuche feſtgeſtellt worden. Gehöftſperre iſt
an=
geordnet.
Darmſtadt, den 27. Juli 1915.
(10985
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Ausgabe von Brotkarten.
Am Mittwoch, den 28., und Donnerstag, den 29. Juli,
ie vormittags von 9 bis 1 Uhr und nachmittags von 3 bis
6 Uhr, werden für die hieſige Einwohnerſchaft Brokkarten für den
Monat Auguſt 1915 in den nachbezeichneten Lokalen ausgegeben:
a) für den Bezirk des I. Polizeireviers im Schulhaus der
Gewerbeſchule (Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädterſtraße,
Eingang Nieder=Ramſtädterſtraße) Saal rechts im
Erd=
geſchoß;
b) für den Bezirk des II. Polizeireviers in der Turnhalle
des Schulhauſes am Ballonplatz:
c) für den Bezirk des III. Polizeireviers in der Turnhalle
der Eleonorenſchule in der Lagerhausſtraße;
d) für den Bezirk des IV. Polizeireviers im Schulhaus der
Landesbaugewerkſchule (Neckarſtraße 3);
e) für den Bezirk des V. Polizeireviers im Gemeindehaus
der Petrusgemeinde, Hofgartenſtraße 8;
f) für den Bezirk des VI. Polizeireviers in der Turnhalle
am Kapellplatz;
g) für den Bezirk des VII. Polizeireviers in dem Schulhaus
der Stadtmädchenſchule in der Emilſtraße (Lehrſaal im
Erdgeſchoß).
Die Abgabe der Brotkarten erfolgt nur gegen Vorlage
der im Beſitz der Empfangsberechtigten befindlichen
Aus=
weiskarten und gegen Rückgabe der nicht verwendeten
Brot=
karten und Brotmarken vom Monat Juli.
Wer beabſichtigt, im Laufe des Auguſt einen Kur= oder
Bade=
ort aufzuſuchen, erhält trotzdem die volle Zahl der zuſtehenden
Brot=
karten. Vor der Abreiſe ſind die nicht verwendeten Brotmarken an
die Brotverteilungsſtelle (Stadthaus) gegen Beſcheinigung
abzu=
lieſern. Auf Grund dieſes Brotkarten=Abmeldeſcheines wird an dem
Kur= und Badeort eine neue Brotkarte ausgegeben.
Die Ausgabe von Brotkarten an Hotels und
Wirt=
ſchaften erfolgt von Freitag,, den 30. d. Mts., ab im
Stadt=
haus (Zimmer 31) gegen Vorlage der Ausweiskarten und nach
erledigter Abrechnung über den Verbrauch der Tagesbrotkarten
im vorhergehenden Monat.
Jede mißbräuchliche Benutzung der Brotkarten und=Marken
wird ſtrafrechtlich verfolgt. Verfehlungen werden nach § 44 der
Bundesratsverordnung vom 25. Januar 1915 mit Gefängnis bis zu
6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mk. beſtraft.
Alle eintretenden Aenderungen in der Perſonenzahl uſw.
ſind jeweils ſofort zu melden. Die Verſäumnis ſowie falſche
Angaben werden gleichfalls mit Strafe geahndet.
Darmſtadt, den 22. Juli 1915.
(10873imd
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Die Brotgetreideernte 1915, hier: Miſchfrucht.
Nachſtehende Bekanntmachung des Großh. Kreisamts
Darm=
ſtadt bringe ich zur Kenntnis der Intereſſenten mit dem Hinweis,
daß unnachſichtlich gegen diejenigen vorgegangen werden wird, die
entgegen den erlaſſenen Vorſchriften — nach erfolgter Aberntung
des Getreides Frucht miteinander miſchen. Feſtgeſtellte
Zuwider=
handlungen werden angezeigt. Dieſenigen Grundſtücke innerhalb der
Gemarkung, die ſeinerzeit mit Miſchfrucht beſtellt worden ſind, ſind
— ſoweit dies noch nicht geſchehen iſt — alsbald, unter Angabe der
Größe und Zahl der Grundſtücke und der Art der Miſchfrucht bei
mir anzumelden.
Darmſtadt, den 26. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Als Miſchfrucht im Sinne der Bundesratsbekanntmachung über
den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl aus dem Erntejahr 1915,
vom 28. Juni l. J. (R.G.Bl. S. 363) iſt nur ſolche Frucht anzuſehen,
die gemiſcht gewachſen iſt und demzufolge auch nur gemiſcht
abgeerntet werden kann. Nicht dagegen iſt es zuläſſig.
abge=
erntete Frucht nach erfolgtem Ausdruſch miteinander zu
miſchen, wie dies beiſpielsweiſe häufig mit Roggen und Gerſte
geſchehen iſt. Wer dies tut, nimmt eine Veränderung an dem
beſchlagnahmten Getreide vor, die nach § 2 der obengenannten
Bekanntmachung ohne Zuſtimmung des Kommunalverbandes
nicht geſtattet iſt und, falls ſie trotzdem erfolgen ſollte nach 80
jener Bekanntmachung mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder
mit Geldſtrafe bis zu 10 000 Mark beſtraft wird. Die
Land=
wirte werden bei dieſer Sach= und Rechtslage in ihrem eigenen
Intereſſe dringend davor gewarnt, Miſchungen verſchiedener
Getreidearten nach deren Aberntung vorzunehmen. Diejenigen
Grundſtücke, die Miſchfrucht tragen, ſind bekannt.
Zuwider=
handlungen werden deshalb unſchwer feſtzuſtellen ſein.
Gleichzeitig wird darauf hingewieſen, daß ſich die Vorſchriſten
der mehrfach erwähnten Bundesratsbekanntmachung auch auf
Ge=
treide beziehen, das etwa, wie Sommergerſte, vereinzelt ſchon vor
dem 1. Juli l. J. abgeerntet worden ſein ſollte. (10958md
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Die Beſchlagnahme von Brotgetreide.
Nachfolgende Bekanntmachung des Großherzoglichen Kreisamts
Darmſtadt bringe ich hiermit zur allgemeinen Kenntnis.
Darmſtadt, den 26. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Bekanntmachung.
Nach § 1 der Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915 über
den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl (Reichsgeſetzblatt Nr. 83 von
1915) iſt das im Reich angebaute Brotgetreide, insbeſondere
Roggen, Weizen, Spelz (Dinkel) mit der Trennung vom Boden
für den Kommunalverband beſchlagnahmt, in deſſen Bezirk es
gewachſen iſt. Dieſe Beſchlagnahme hat die Bedeutung, daß
nur ein Verkauf an den Kommunalverband (Kreisverband)
zu=
läſſig und daß jede Veräußerung an Dritte, die vom
Kommunal=
verband nicht bevollmächtigt ſind, vorbehältlich der im Geſetz
vorgeſehenen Ausnahmen, nichtig iſt. Das für den eigenen
Be=
trieb der Landwirte erforderliche Getreide verbleibt denjenigen, welche
Selbſtverſorger ſind.
Die Beſchlagnahme erſtreckt ſich auch auf den Halm und das
aus beſchlagnahmtem Brotgetreide ermahlene Mehl (einſchließlich
Dunſt). Mit dem Ausdreſchen wird das Stroh, mit dem Ausmahlen
die Kleie von der Beſchlagnahme frei; die Kleie wird einer
gemein=
ſamen Futtermittelſtelle überwieſen, welche die Verteilung und
Ab=
gabe regelt.
Der Kommunalverband (Kreisverband) wird das beſchlagnahmte
Getreide durch Beauftragte zu lohnendem Preiſe aufkaufen laſſen und
alsbald aus ſeiner Kaſſe bezahlen, ſodaß wegen des Verkaufs
niemand in Sorge zu ſein braucht. Selbverſtändlich richtet ſich
der Preis auch nach der Qualität des Getreides, es kommt
daher auf recht ſorgfältige Erntearbeit und gute Lagerung ganz
beſonders an.
Alle unzuläſſigen Verkäufe oder ähnliche Geſchäfte ebenſo wie
das Beiſeiteſchaffen oder das Verfüttern der beſchlagnahmten
Getreide=
vorräte ſind unter empfindliche Strafen geſtellt.
Es iſt eine vaterländiſche Pflicht der Landwirte, gerade
in dieſem Kriegsjahre alles zu tun, was zur ordnungsmäßigen,
ſorgſamen Einerntung und Aufbewahrung des Getreides nötig iſt.
Die näheren Beſtimmungen werden in den nächſten Tagen noch
bekanntgegeben werden.
(10959md
Darmſtadt, den 9. Juli 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
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Feldſchutz.
Auf Grund des Art. 129 b II 2 der Städteordnung vom 8. Juli
1911 wird hiermit, gleich wie im Vorjahre, allen Perſonen, auch den
Eigentümern, das Betreten der offenen und eingefriedigten,
bepflanz=
ten Grundſtücke in der Feldgemarkung Darmſtadt=Beſſungen mit
einbrechender Dunkelheit ſtrengſtens unterſagt. Zuwiderhandlungen
werden mit Polizeiſtrafen bis zu 90 Mark geahndet; im gegebenen
Falle kann nach den geſetzlichen Beſtimmungen auch auf eine höhere
Strafe erkannt werden.
Darmſtadt, den 20. Juli 1915.
(10713a
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
Auszahlung der Kriegs=Unterſtützungen.
Die Auszahlung der Reichs=Kriegsunterſtützung
und des ſtädtiſchen Zuſchuſſes kann künftig nur am
1., 2., 3., 9., 16., 17., 18. und 23. jeden Monats
erfolgen. Fällt einer dieſer Tage auf einen Sonn= oder
Feiertag, ſo tritt an deſſen Stelle der nächſtfolgende
Werktag.
Die Kaſſe iſt an dieſen Zahltagen auch nachmittags
geöffnet.
(4162a
Darmſtadt, den 8. März 1915.
Die Stadtkaſſe.
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Eva Johanna.
Roman von Arthur Werner.
(Nachdruck verboten.)
32)
In Annas eigene Stimmung hinein wollte die andere,
ihre fremde, aber trotzdem gleich wichtige, nein, wichtigere,
nicht paſſen.
In ihr war eitel Licht und Helle und Sonnenſchein, war
Glücksverheißung und heiße Freude des Lebens, war trotz ihres
Aufruhrs die Ruhe; vor ſich aber ſah ſie das peinlich
Unan=
genehme der Begegnung mit Wolf Rennow, ſah den häßlichen
Kampf voraus, der ihr bevorſtand, empfand ſchon jetzt die zu
erwartende Nähe des Mannes, den ſie verachtete als ein ihre
eigenen Gefühle förmlich Entheiligendes, mit dem Schmutze
des Lebens Verunreinigendes, das ihrer Seele immer, jetzt
aber im verzehnfachten Maße widerſtrebte.
Trotzdem ſah ſie dem Zuſammentreffen mit dem aus der
Angſt geborenen Mute entgegen, der tapferer iſt als jeder,
der aus dem Kraftbewußtſein allein hervorgeht.
Und an dieſem Kraftbewußtſein ſelber fehlte es auch nicht,
Das Recht iſt ja Kraft. Noch größere die Pflicht. Und ihr Recht
und ihre Pflicht war es, rettend zwiſchen ihre Schweſter und den
Mann da zu treten.
Und vielleicht war es beſſer, daß nicht Mann dem Mann
gegenübertrat. Männer wägen ſelten ihr Wort, oder ſchärfen
es ganz abſichtlich, um Situationen zu ſchaffen, die das im Buche
der Ehre geſchriebene Geſetz auch heute noch nur mit Blut zu
tilgen, zu verwiſchen und auszulöſchen vermag,
Nein; es war beſſer, Karl Fleming war fort, ſo, wie es gut
war, daß Eva Johanna nicht hier war.
lnd ſo lieh ſe ſich dem henke auf dierkenaſſ beingen.
Ein kleines Tiſchchen wurde gedeckt, ein Korbſtuhl
davorge=
ſetzt, der Teewagen herangeſchoben und das Licht angezündet,
das, von dem grellroten Schirme zurückgeworfen, einen milden,
roſigen Schein über den Tiſch warf, von der Ferne aber ausſah
wie ein Leuchtfleck von lebendigem Blute.
So wartete ſie. Aber um nicht des einen zu denken, dachte
ſie eines anderen, deſſen Seele ihr aus dem Duft zweier Roſen
und Nelken entgegenzuſtrömen ſchien, die ſie dem großen Strauße
entnommen und an ihrer Bruſt ſorgſam, faſt zärtlich befeſtigt hatte.
Schade, daß es nicht die Feldblumen waren, die er ihr
ſelber gepflückt. Dann hätte ſie ſicher gewußt, daß in deren
Duft ſich wirklich das Od ſeiner Seele gemengt hatte und ſie
umfloß und durchſtrömte Aber, wer weiß. Vielleicht hatte er
gerade auf die Roſe, die ſie da trug, als Gruß einen Kuß gedrückt.
Denn er war ja doch Künſtler. Und Künſtler, zu welcher Art
Kunſt ſie auch immer gehören, ſind Dichter. Dichter aber haben
ſolche Ideen.
Merkwürdig, wie ſie ſich das Kommen der Liebe ſo ganz
anders gedacht hatte.
Als ein Unterjochendes, Bezwingendes beſeligt Bedrückendes.
Und jetzt war es als ein ſo Selbſtverſtändliches, ſo Sicheres,
Ungewolltes, aber trotzdem Bewußtes in ihr Leben getreten.
So, wie wenn zwei ſich begegnen und ſich ſofort kennen
und ſich als Vertraute begrüßen und gar nicht zu ſagen brauchen,
wie lieb ſie ſich ſind, wie zueinander gehörig.
Und ſie hatte andererſeits wieder geglaubt, die Liebe ſei
ein Beklemmendes und in der Beklemmung Aufjubelndes,
Jauch=
zendes. Und das mochte es bei vielen Naturen wohl ſein.
Bei ihr nicht.
Bei ihm wohl auch nicht.
Es warih. als geherten ſie ſch ſchon langer ſchon früher
ſeit Ewigkeiten, die in der Liebe ſo kurz ſind.
Sie wußte genau, das iſt eine Liebe, in der es kein Leid gibt.
Denn Leid iſt nur dort, wo die Sorge des einen nicht auch
die Sorge des andern iſt.
Wo die Seelen nicht eins ſind, ſondern nur aufeinander
geſtimmt und vielleicht auch nicht da, denn es gibt kein
In=
ſtrument auf der Welt ſo fein wie die menſchliche Seele.
Und es iſt ſchwer, daß zwei ſo vibrieren wie eine.
So dachte ſie. Nein, ſo empfand ſie in dieſer großen,
herr=
lichen Stille, die ſie umgab. Denn es gibt Gedanken, die man
nicht denkt, nur empfindet. Und es wunderte ſie, daß ſie ſo hohe
Gedanken empfand und wußte, das iſt nicht ſie, ſondern er.
Er, durch mich. In mir.
Und da ſtand ſie auf und trat an die Brüſtung und blickte
hinaus in das Dunkel der Nacht. Hinaus auf die jetzt ſchwarze
Fläche der Wieſe und auf die dunkle Waldwand, die ein Dunkles
m Dunkeln da ſtand, wie eine gewaltige, Welt von Welten
trennende Mauer. Und ſah die Sterne und ſah den Mond,
der ruhig und ſilbern und leuchtend ſeine Kreisbahn dahinzog.
Und dachte ſich, ſo ruhig geht auch dein Leben und bewegt ſich
auch immer im gleichen Kreis, der ſtets zu ihm nur zurückführt.
Da aber fiel ihr mit einem Male der andere ein. O, wenn
er nur nicht käme, die Stimmung zerſtörte, zerriſſe . . . Gerade
da aber hörte ſie Schritte, die kamen über den Kies und
ver=
urſachten ihr einen wirklichen, fühlbaren, phyſiſchen Schmerz.
Und da klang es: Eva Johanna! wie ein Lockruf.
Wie ein Liebesruf.
(Fortſetzung folgt.)
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