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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der italieniſche Krieg. — Die Kämpfe im Prieſterwalde. — Englands politiſche Moral.
Aus dem engliſchen Unterhauſe. — Der Bergarbeiterausſtand in Wales.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 21. Inli.
(W. T. B. Amtlich).
Weſtlicher Kriegsſchanplatz.
Im Oſtteil der Argonnen ſtürmten unſere
Truppen zur Verbeſſerung ihrer neuen Stellung
noch mehr franzöſiſche Gräben, nahmen 5
Offi=
ziere, 365 Mann gefangen und erbeuteten ein
Maſchinengewehr.
In den Vogeſen fanden in der Gegend von
Münſter hartnäckige Kämpfe ſtatt. Die
Franzoſen griffen mehrfach unſere Stellung
zwiſchen Lingekopf (nördlich von Münſter) und
Mühlbach an. Die Angriffe wurden
ab=
geſchlagen. An einzelnen Stellen drang der
Feind in unſere Stellungen ein und mußte in
erbittertem Nahkampf hinausgeworfen werden.
Südweſtlich des Reichsackerkopfes hält er noch
ein Stück eines unſerer Gräben beſetzt. Tag
und Nacht lagen die angegriffene Front und
unſere anſchließenden Stellungen bis
Didols=
hauſen und bis zum Hilſenfirſt unter heftigem
feindlichem Feuer. Wir nahmen 4 Offiziere
und etwa 120 Mann, zum großen Teil
Alpen=
jäger, gefangen.
Ein deutſcher Kampfflieger zwang ein
fran=
zöſiſches Flugzeug bei Bapaume zur
Lan=
dung. Das Flugzeug iſt unverſehrt in unſerem
Beſitz.
Kolmar wurde von feindlichen Fliegern
mit Bomben beworfen, von denen 10 auf
Häuſer und Straßen der Stadt fielen; ein
Ziviliſt wurde getötet, eine Frau verletzt.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Oeſtlich von Popeljany und Kurſchany
zieht der Gegner vor nuſeren vordringenden
Truppen ab. Weſtlich von Szawle wurde
die letzte feindliche Verſchanzung im Sturm
geuommen und beſetzt und die Verfolgung
in öſtlicher Richtung fortgeführt.
An der Dubiſſa, öſtlich von Roſſienje,
durchbrach ein deutſcher Angriff die ruſſiſchen
Linien; auch hier wich der Gegner.
Südlich der Straße Mariampol-Kowno
führte ein Vorſtoß zur Fortnahme der Dörfer
Kiekeryski und Janowka. Drei hintereinander
liegende Stellungen wurden erobert. Ebenſo
waren Angriffe von Landwehr gegen noch
ge=
haltene feindliche Stellungen nördlich von
No=
wogrod von vollem Erfolg begleitet. Die Ruſſen
gingen unter Zurücklaſſung von 2000
Ge=
fangenen und 2 Maſchinengewehren zurück.
Weiter ſüdlich am Narew wurde ein
ſtarkes Werk der Vorſtellung von Rozan
erſtürmt, 560 Gefangene gemacht und 3
Ma=
ſchinengewehre erbeutet. Der Gegner verſuchte
an dieſem Fluſſe hartnäckigen Widerſtand zu
leiſten. Die verzweifelten Gegenſtöße mit
zu=
ſammengerafften Truppen aus den
Brückenkopf=
ſtellungen von Rozau, Pultusk und
Nowogeor=
giewsk mißlangen. Die Ruſſen erlitten
ſchwere Verluſte. 1000 Gefangene
blieben in unſerer Hand.
Die Plonie=Grojec=Stellung gewährte
dem Feinde einen kurzen Aufenthalt. Unter
dem Zwange unſeres ſich von allen Seiten
verſtärkenden Druckes begannen die Ruſſen
weſtlich von Grojee ihre Befeſtigungen
aufzu=
geben und in öſtlicher Richtung zurückzugehen.
Unſere Truppen folgen dichtauf.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
In der Verfolgung erreichten die deutſchen
Truppen des Generaloberſten von Woyrſch
geſtern die vorgeſchobene Brückenkopfſtellung
ſüdlich von Iwangorod. Ein ſofortiger
Angriff brachte ſie in den Beſitz der feindlichen
Linie bei Wladislawow. Um die
anſchließen=
den Stellungen wird noch gekämpft.
Zwiſchen oberer Weichſel und Bug
hat ſich der Gegner erneut den Armeen des
Generalfeldmarſchalls Mackeuſen geſtellt.
Trotz hartnäckigem Widerſtande brachen
öſterreichiſch=ungariſche Truppen bei Skrzyniee=
Niedrzwica=Mala (ſüdweſtlich von Lublin),
deutſche Abteilungen ſüdöſtlich von Piaski und
nordöſtlich von Krasnoſtaw in die feindlichen
Stellungen ein. Der Angriff iſt im Fortſchreiten.
Oberſte Heeresleitung.
Die Räumung Rigas und Warſchaus.
T.U. Petersburg, 21. Juli. Sämtliche
behörd=
lichen Archive Rigas, die Geldbeſtände der dortigen
Staatsbank=Filiale und die Akten der Gerichte ſind geſtern
nach Petersburg abgegangen. Mit der
Räu=
mung der dortigen Intendanturläger iſt begonnen worden.
Staatliche Beamte haben die Weiſung erhalten, zur
Ab=
reiſe bereit zu ſein. Im Laufe der jüngſten Wochen haben
13000 Perſonen der Zivilbevölkerung die Stadt
flucht=
artig verlaſſen. Die Nordweſt=Bahnen haben die
Anord=
nung erhalten, für 19 Flüchtlingszüge täglich
Vorſorge zu treffen. Mitau ſieht wie ausgeſtorben aus.
* (Ctr. Bln.) Ueber die Räumung Warſchaus
durch die Ruſſen berichtet das Wiener Achtuhrabendblatt
aus Kopenhagen: Petersburger Zeitungen iſt zu
ent=
nehmen, daß die für Rechnung des Staates arbeitenden
Warſchauer Fabrikbetriebe nach Sjedlez und Litowſk
ver=
legt werden. Die ruſſiſchen Gouvernementsbehörden in
Warſchau ſiedeln teilweiſe nach Bjela über. Die
Finanz=
verwaltung des Gouvernements befindet ſich bereits in
Biela.
Die Kämpfe im Oſten.
* (Ctr. Bln.) Der Berichterſtatter des Berl.
Lokal=
anzeiger im öſterreichiſch=ungariſchen Kriegspreſſequartier
beſchreibt die Front in Südpolen und
Oſtgali=
zien folgendermaßen: Sie verläuft zwiſchen Weichſel
und Wieprz in einer Länge von 100 Kilometern nach
Nor=
den gerichtet, und zwar von Joſefow bis Krasnoſtaw.
Zwiſchen Wieprz und Bug iſt ſie nach Nordoſten gerichtet
und ebenfalls 100 Kilometer lang. Hier reicht ſie etwa
bis Sokal in Oſtgalizien. Sie zieht ſich dann nach Oſten
gerichtet jenſeits der Zlota Lipa zum Dnjeſtr bei Rizniow
in einer Länge von etwa 150 Kilometern und verläuft dann
mit dem Geſicht nach Norden auf dem Nordufer des
Dnjeſtr. bis an die beßarabiſche Grenze in einer Länge
von 100 Kilometern. Weiter ſagt der Berichterſtatter: Die
Abdrängung des Feindes vom oſtgaliziſchen Boden geht
Hand in Hand mit dem Raumgewinn der Verbündeten
in Ruſſiſch=Polen öſtlich und in letzter Zeit ſogar weſtlich
der Weichſel. In Anbetracht des hohen Einſatzes, um
den gerungen wird, ſetzt der Feind alles daran, um den
Verbündeten möglichſt viel Abbruch zu tun und um Zeit
zu gewinnen, die öſtlich von Warſchau und Iwangorod
befindlichen Widerſtandszentren nachhaltiger (in Stand
zu ſetzen. Der von der Natur und dem Feinde geſchaffene
Widerſtand muß hoch eingeſchätzt werden, ſodaß ſelbſt
unter günſtigen Umſtänden Wochen vergehen können, ehe
die von den Verbündeten erreichten Ziele ein Nachlaſſen
in den operativen Anſtrengungen geſtatten werden.
* Baſel, 20. Juli. Die Baſler Nachrichten
enthal=
ten einen Auszug aus einem Bericht des Londoner
Kor=
reſpondenten des Corriere della Sera über die rieſige
Schlacht im Oſten. In dieſem Bericht wird u. a. der
Vertreter der Times im ruſſiſchen Hauptquartier, der
Amerikaner Waſhburn, erwähnt. Dieſer behauptet, daß,
um die gewaltigen Stöße der Deutſchen aufzuhalten, eine
ganz neue Armee aus den in Galizien ſtark
mitgenomme=
nen Truppen gebildet und friſch organiſiert worden ſei.
Sie werde von dem ſchon erwähnten neuen General
be=
fehligt. Waſhburn wohnte der Beſichtigung dieſer Armee
bei. Er behauptet, dies ſei das beſte Heer, das Rußland je
ins Feld geſtellt habe. Für etwaige Schlappen ſeien ſchon
drei Verteidigungsſtellen hergerichtet.
* London, 21. Juli. Der Militärkritiker des Daily
Telegraph ſchreibt: Das Schickſal der engliſchen Armee
in Flandern und des engliſchen Volkes daheim iſt eng
mit dem ungeheuren Kampfe zwiſchen der
Oſt=
ſee und dem Schwarzen Meere verknüpft. Die
endgültige Entſcheidung, die der einen oder der anderen
Partei Niederlage oder Sieg verleiht, dürfte auf dem
öſt=
lichen Kriegsſchauplatze fallen.
* London, 21. Juli. Der militäriſche Mitarbeiter
der Times ſchreibt: Er würde keine Sorgen wegen des
Ausganges der Kämpfe in Polen haben, wenn die
Munitionsverſorgung der Ruſſen nicht einen ſo
zweifel=
haften Faktor bildete; da ſie aber erwieſenermaßen
Mangel leiden, iſt die Lage höchſt unſicher. Die
Ereigniſſe der nächſten Wochen bieten großes dramatiſches
Intereſſe. Die Times macht darauf aufmerkſam, daß die
engliſchen Verluſte an den Dardanellen von 42434 Mann
ſchon größer ſeien als die Verluſte des ganzen
Buren=
krieges, die 38156 Mann betragen haben.
* Berlin, 21. Juli. Ueber vergebliche
ruſſiſche Sturmangriffe am Dnjeſtr wird
dem Berliner Lokalanzeiger aus Ezernowitz vom 20. Juli
telegraphiert: Die Ruſſen hatten am unteren Dnjeſtr
große Verſtärkungen herangeholt und verſuchten den
Unſrigen die am linken Dnjeſtrufer gewonnenen
Poſi=
tionen zu entreißen. Alle ihre Bemühungen blieben
er=
folglos. Unſere Truppen halten alle ihre Poſitionen feſt.
Die Ruſſen haben auch ſchwere Artillerie herangeſchafft.
Die heftigſten Artilleriekämpfe haben ſich entwickelt. An
der beßarabiſchen Grenzfront haben die Ruſſen in den
letzten vier Nächten heftige Sturmangriffe unternommen,
die regelmäßig von den Unfrigen abgewieſen wurden.
Der Nachtangriff vom 18. Juli dauerte ſechs Stunden;
unaufhörlich ſtürmten die Ruſſen. Manche Stellungen
verſuchten ſie achtmal zu nehmen. Aber alle ihre
Be=
mühungen waren vergebens.
Der italieniſche Krieg.
Die italieniſche Kriegsanleihe.
* Rom, 21. Juli. Die Blätter melden, daß die
letz=
ten Berechnungen über das Endergebnis der
Kriegsanleihe auf eine Geſamtſumme der
Zeichnun=
gen in Höhe von einer Milliarde und 100 Millionen Lire
ſchließen laſſen.
Dürftige Erfolge.
T.U. Zürich, 21. Juli. Petersburger
Zeitungs=
äußerungen zufolge iſt man in Petersburg über die
dürftigen Erfolge Italiens ſehr
ent=
täuſcht. Die Zeitungen erwähnen eine Privatmeldung
der Nowoje Wremja, wonach König Viktor Emanuel ein
Handſchreiben an den Zaren geſchickt habe, um ihm drin=
gend anzuraten, nachgiebiger gegen Rmänien zu ſein, da
das Eingreifen Rumäniens erforderlich ſei. Einige
ruſ=
ſiſche Zeitungen fragen zweifelnd, ob in der Tat Italien
jetzt nicht imſtande ſei, die „vernichtete öſterreichiſch=
unga=
riſche Armee” ſiegreich zu bekämpfen.
Die Unruhen in Tripolis.
* Lugano, 21. Juli. Schlechte Nachrichten ſind aus
dem weſtlichen Teil Libyens eingetroffen. Die
italie=
niſche Beſatzung von Nalut in Tripolis hat die
tune=
ſiſche Grenze überſchritten und ſich nach
Dehi=
bat begeben, weil die Streitkräfte der Rebellen ſo ſtarl
waren, daß kein anderer Rückzug übrig blieb.
Plündernder Pöbel.
* Florenz, 20. Juli. Nach der Unita Cattolica
iſt in San Marino ein Kapuzinerkloſter
ge=
plündert worden, weil man die Mönche im Verdacht
hatte, öſterreichfreundlich zu ſein.
Die Kämpfe im Prieſterwalde.
* Aus dem Großen Hauptquartier wird uns
geſchrieben:
In den franzöſiſchen Tagesblättern vom 30. Mai
er=
ſchien ein amtlicher Bericht über „Die Eroberung des
Prieſterwaldes”. Darin waren die ſchweren Kämpfe
geſchildert, die die Franzoſen in dieſem Walde zu beſtehen
hatten und die für ſie „nach ſieben Monaten unabläſſigen
Ringens endlich zum Ziele führten‟ Dieſer Prieſterwald
war in den erſten Julitagen der Schauplatz erneuter
ſchwerer Kämpfe, eines durchſchlagenden deutſchen
Er=
folges.
Vom Kamm der Höhe, die ſteil aus dem Moſeltal
aufſteigt und dieſes nur um etwa 200 m überhöht, erſtreckt
ſich nordweſtlich Pont=a=Mouſſon ein ausgedehntes
Wald=
gebiet. Deſſen gegen Pont=à=Mouſſon abfallender Teil
bis an die Straße Fey en Haye-Norroy heißt auf den
deutſchen Karten „Prieſterwald” während auf den
fran=
zöſiſchen nur der ſüdliche Waldteil dieſen Namen führt,
der nördliche aber Bois Communaux genannt iſt. Hierin
mag eine Erklärung dafür liegen, daß die Franzoſen ſich
für unbeſtrittene Herren des „Prieſterwaldes” hielten.
Am Südrand des Waldes, an der Straße Pont=ä=
Mouſſon-Montauville-Limey liegt der Exerzierplatz,
im Walde der Schießplatz der Garniſon Pont=à=Mouſſon.
Die Mannſchaften der franzöſiſchen Regimenter, die uns
hier gegenüber ſtehen, ſtammen aus den Ortſchaften der
Umgebung, und manch gefangener Franzoſe konnte in
Be=
gleitung von deutſchen Landſturmmännern früher, als er
gedacht und gehofft hatte, ſeine Angehörigen in ſeinem
Heimatsort begrüßen.
Der Prieſterwald iſt der echte Lothringiſche Wald. Nur
wenige und ſchlechte Wege durchziehen ihn. Dichtes
Un=
terholz erſchwert jegliche Bewegung außerhalb der Wege.
Die mangelnde Forſtkultur haben unſere und die
franzö=
ſiſchen Granaten nachgeholt. Sie haben dem Walde Licht
und Luft geſchaffen. Freilich ſind ſie dabei ſo weit
ge=
gangen, die alten Baumrieſen teils mitſamt den
Wur=
zeln herauszureißen, teils inmitten der Stämme zu
knicken. Tief eingeriſſene Schluchten zerklüften den Wald
und behindern ſeine Wegſamkeit. Die höchſte Erhebung
hat das Waldgelände in einem Höhenkamm, der vom
Ein=
tritt der Straße Fey en Haye-Norroy in den Wald nach
Oſten zieht. Auf dem höchſten Punkt ſteht das Croix des
Carmes. Auf dieſem Höhenrücken liegen die deutſchen
Stellungen.
In ſchweren, hin und herwogenden, monatelangen
Angriffen war es den Franzoſen dank ihrer Uebermacht
Anfang Juni gelungen, auf dem weſtlichen Teil des
Höhen=
rückens Fuß zu faſſen. Sie wieder hinunter zu werfen,
war das Ziel unſeres Angriffes am 4. Juli. Es war
kein leichtes Stück Arbeit, das uns dort bevorſtand. Die
Franzoſen hatten 6 und 7 Stellungen hintereinander in
einer Geſamttiefe von 4 bis 500 m ausgebaut. Unſer
Angriff wurde eingeleitet durch einen Vorſtoß aus dem
an der Moſel liegenden Abſchnitt. In einer Breite von
etwa 250m gelang es hier,in die feindliche Stellung
einzu=
bringen, und 5 franzöſiſche Blockhäuſer mitſamt ihrer
Beſatzung in die Luft zu ſprengen. Wir zerſtörten die
eingebauten Kampfmittel und gingen dann, wie
vorge=
ſehen, wieder in die alte Kampfſtellung zurück, ungeſtört
vom Feinde.
Nachmittags begann der Hauptangriff. Die durch
inſer Artilleriefeuer erſchütterte franzöſiſche Infanterie
konnte dem Anſturm nicht ſtandhalten. Stellung auf
Stellung fiel. Am Abend waren alle franzöſiſchen
Stel=
lungen in einer Breite von 1500 m genommen. 12
Offi=
ziere, über 1000 unverwundete Gefangene, 3 Geſchütze,
7 Minenwerfer, 7 Maſchinengewehre, 1 Pionierpark mit
reichlichemGerät waren unſere willkommene Beute. Was
die Franzoſen in mongtelangem Ringen erworben, hat
unſere ſtürmende Infanterie, unterſtützt durch die
vortreff=
iche Artillerie, ihnen in wenigen Stunden wieder entriſſen.
Wo man hobelt, fallen Späne. Ohne Verluſt iſt ſolch ein
Er=
folg nicht zu erreichen. Unſere Geſamtverluſte
einſchließ=
lich der nur vorübergehend ausfallenden
Leichtverwun=
deten erreichten aber nicht einmal die Zahl allein der
ge=
fangenen Franzoſen. Deren Verluſte an Toten waren
außerordentliche. Nach Ausſage der Gefangenen waren
die Kompagnien ſchon vor unſerem Angriff nur durch
unſer Artilleriefeuer auf 60 bis 70 Mann
zuſammenge=
ſchmolzen. In dem eingangs erwähnten amtlichen
Be=
richt iſt betont, daß die franzöſiſchen Soldaten den
Prie=
ſterwald als „unſern Wald” ungleich ſinniger bezeichnen
als die Deutſchen, die ihn „Todeswald” oder „Wald der
Witwen” nennen. Die Phantaſie des Berichterſtatters in
Ehren. Uns iſt indeſſen von einer derartig
geſchmackvol=
len Benamſung nichts bekannt. Am 4. Juli iſt aber der
Prieſterwald den Franzoſen zum „Todeswald”
ge=
worden.
Selbſtverſtändlich mußten wir damit rechnen, daß der
Feind uns den Gewinn bald ſtreitig machen würde. Schon
in der Nacht zum 5. Juli ſetzte er zu dem erwarteten
Ge=
genangriff an. Wir konnten dieſen, wie auch die ſpäteren,
abweiſen. Unter den Gefangenen befinden ſich auch
far=
bige Franzoſen. Söhne der Inſel Réunion ſind es, die
zum Kampfe für Ziviliſation und Kultur herangeholt
ſind. Nicht nur in ihrer Uniform ſind ſie franzöſiſche
Sol=
daten geworden, ſondern auch in ihrer Geſinnung. Denn
gleich dieſen ſagten ſie bei ihrer Vernehmung aus, daß
ſie den franzöſiſchen Zeitungen keinen Glauben mehr
ſchenken, daß ſie, des Krieges müde, den Frieden wollen,
ſei er zugunſten Frankreichs oder nicht. Anſcheinend iſt
dieſe Stimmung auch in der Bevölkerung nicht ſelten.
In Pont=à=Mouſſon ſollen Frauen das Automobil des
Präſidenten der Republick mit Steinen beworfen haben
unter dem Rufe, ſie wollten den Frieden, ſie wollten ihre
Söhne zurückhaben.
Englands politiſche Moral.
G.* Lord Haldane der ehemalige engliſche
Kriegsminiſter und Exſtudioſus von Göttingen, hat
an=
fangs dieſes Monats in einem Londoner Klub kaltlächelnd
als beſonderes Verdienſt für ſich in Anſpruch genommen,
England unauffällig für den Krieg mit
Deutſchland vorbereitet zu haben. Mit kühler
geſchäftsmäßiger Ruhe gab er dieſe Erklärung ab, mit dem
ausdrücklichen Hinzufügen, keinerlei Grund zum Haß
ge=
en Deutſchland zu haben.
Eine nicht üble Probe der moraliſchen Grundſätze, die
die regierenden Männner Englands beeinfluſſen. Für uns
unbegreiflich, aber vom Standpunkte engliſchen
Rechts=
empfindens ganz erklärlich.
Die See war Englands Lehrmeiſter, und das
eng=
liſche Volk mußte treulos und tückiſch werden wie die
trü=
geriſche Salzflut, die die engliſchen Inſeln umſpült, und
wahrlich, England hat es verſtanden, die Vorteile ſeiner
inſularen Lage in unerhörter Weiſe auszunutzen. Nie
trieb es eine Feſtlandspolitik, die es hätte zwingen können,
irgendwelche Rechte kontinentaler Staaten anzuerkennen
oder auch nur zu berückſichtigen. Right or wrong:
my eountry (Recht oder Unrecht — mein Land geht
vor) war Englands höchſtes Geſetz und der Angelpunkt all
ſeiner Politik.
Und was bedeuteten für die Raubtiernatur des
eng=
liſchen Volkes papierne Feſſeln, wie die Londoner Dekla=
ration oder die Beſchlüſſe im Haag? Gibſon Bowles, der
hervorragende engliſche Staatsrechtslehrer, erklärte ſie mit
eherner Stirne „ohne bindende Kraft, tot und
dahin und ohne Wirkſamkeit für England,
und wenn ſich das Auswärtige Amt zu Beginn des Krieges
noch einigermaßen auf den Standpunkt der Deklaration
ge=
ſtellt habe, ſo ſei das lediglich geſchehen, „um das
Ge=
ſicht zu wahren”! So faßt England die bindende
Kraft internationaler Abmachungen auf!!
Durch die Veröffentlichungen der Norddeutſchen Allg.
Zeitung im Anſchluß an Haldanes Rede wird ſchlagend
nachgewieſen, wie England grundſätzlich alle Verträge
ab=
lehnt, die ſeine Handlungsfreiheit beeinträchtigen
könn=
ten, und wenn Verträge unterzeichnet wurden, die damit
im Widerſpruch zu ſtehen ſcheinen, ſo ſind das nur ſolche,
die andere Mächte binden, England aber zur See
freien Spielraum laſſen. Es hat bisher in Europa
keine Macht gegeben, die England hätte zwingen können,
kontinentalen Verträgen beizutreten, und ſo konnte der
erwähnte Bowles in ſeinem Buche über die Londoner
Deklaration jede internationale Beſtimmung über die
Führung des Seekrieges als Einſchränkung britiſcher
See=
herrſchaft und unerträgliche Beleidigung des britiſchen
Volkes bezeichnen. — „Für England liege die
Not=
wendigkeit, Verträge zu ſchließen, niemals
vor, und der Abſchluß ſolcher ſei nur ein Beweis für die
Unfähigkeit des abſchließenden Diplomaten!”
Damit iſt engliſche Willkür und der nackteſte
Nützlichkeitsſtandpunkt zum alleinigen Geſetz erklärt.
Recht iſt, was England nützt und fördert,
Unrecht und Verbrechen gegen Kultur und Menſchheit, was
England ſchadet.
Unter dieſen Grundſätzen engliſcher Sondermoral hat
die ganze Welt ſeit Jahrhunderten zu leiden gehabt:
Klar ausgeſprochen und in ihrer ganzen nackten
Scham=
loſigkeit bloßgeſtellt wurden ſie der Menſchheit aber erſt in
dieſem Kriege. Ein Erſchrecken geht durch die neutralen
Staaten; erleichtert atmen die auf, die kluge Zurückhaltung
gegenüber den Verſprechungen und Verlockungen
des britiſchen Rattenfängers übten. Mit jedem Tage
mehrt ſich der dumpfe Druck der Verzweiflung bei denen,
die dem Sirenenliede folgten, und denen jetzt, wo es zu
ſpät iſt, die Augen aufgehen, ſodaß ſie mit Schaudern den
tiefen Abgrund vor ſich ſehen, an deſſen Rand ſie die
trü=
geriſche Selbſtſucht des engliſchen Freundes geführt hat.
Der ſpaniſche Abgeordnete Antonio del Olmet, der
vor dem Kriegsausbruche Europa bereiſte, faßt die Wünſche
der Welt am Schluſſe ſeines Reiſewerks in folgenden
Worten zuſammen:
„Gib o Herr, daß das Recht fiegt; nicht wie es die
Nationen lehren, die andere unter ihr Joch zwingen
wollen, und Schwarze, Gelbe und Braune zum Kampf
gegen die Weißen ſchleifen, ſondern das Recht, das der
empfindet, der den Zorn Englands deshalb erregt hat,
weil er das nützlichſte Glied der Menſchheit iſt.”
„Gib, daß die Arbeit ſiegt; nicht die falſche Arbeit
derer, die nur aus fremdem Schweiße Nutzen ziehen oder
anderen ihre eigene Faulheit mit Kanonen aufzwingen
wollen, ſondern die Arbeit, die billige Maſchinen ſchafft
und Brot unter die Menſchen bringt.”
„Gib, daß der Befreier ſiegt, nicht die Henker unſeres
(d. h. des ſpaniſchen) Volkes, die unſerer Eigenart ſpotten,
ſondern der, der uns nie Böſes zugefügt, der uns eine
Hoffnung auf Macht gibt. Gib o Herr, daß Deutſchland
ſiege!”
Gewiß eine erfreuliche Stimme aus dem fernen
Gibraltarlande! Vielleicht fällt auch dieſe Zwingburg
engliſchen Eigennutzes, wenn es Deutſchland gelingt, die
Die bisherigen Erfolge der
Iſonzokämpfe.
Italieniſche Kriegsbriefe von Paul Schweder.
II.
Im Küſtenlande, im Juli 1915.
:: Aus dem Rahmen der kleineren Gefechte im
Ge=
birge und der Ebene heraus fällt die große
Schlacht bei Plava und am Görzer
Brückenkopf,
die den italieniſchen Schlachtenruhm ſo tief verblaſſen
macht. Cadorna hatte ſich entſchließen müſſen, feine
Tak=
tik des Zauderns aufzugeben. Die Verbündeten in der
Entente wollten einen Sieg, um auf die Balkanſtaaten —
vor allem Rumänien — Eindruck zu machen, und die
innere Stimmung im Lande bedurfte ebenfalls
notwen=
dig einer Auffriſchung durch Siegesmeldungen, da die
Stimmung ſchon anfing ſtark gedrückt zu werden.
Nach=
dem der italieniſche Oberbefehlshaber ſeine ſchwere
Ar=
tillerie mehrere Tage hatte in Wirkſamkeit treten laſſen,
glaubte er die Stellungen der Oeſterreicher reif für den
frontalen Sturmlauf. Hierin hat er ſich ſtark getäuſcht.
Entweder haben ſeine Aufklärungsmittel, vor allem die
Flieger, verſagt, oder das Schweigen der Oeſterreicher am
letzten Tage des Geſchützfeuers war eine Kriegsliſt. Was
er erreicht hat, wiſſen wir:
die Iſonzoniederung wurde zu einem
großen Leichenfeld.
Seitdem herrſcht an der Front die den Italienern ſo
not=
wendige Ruhe. Sie beſchränken ſich darauf, das
Geſchütz=
feuer nicht ausgehen zu laſſen, um wenigſtens zu zeigen,
daß ſie noch da ſind, und hier und da finden unbedeutende
Plänkelgefechte zwiſchen kleineren Abteilungen ſtatt. Und,
um das hier mit anzuführen:
an der Tiroler Grenze das gleiche Figsko.
Zuſammenfaſſend konſtatiert der Bericht des K. u. K.
Kriegspreſſequartiers, daß die Italiener mit ihrer Abſicht,
Tirol zu befreien, immer noch da ſtehen, wo ſie am erſten
Kriegstage ſtanden. Wo ſie ſchwächliche Verſuche
unter=
nahmen, unſere=vorderen Linien zu ſondieren, wie bei
Caſtello, wo eine Kompagnie zerſprengt wurde, werden
dieſe ſtets ſchon im Keime erſtickt. Um ein klares Bild
davon zu bekommen, wie groß das Fiasko des Krieges
gegen Tirol iſt, muß man ſich vorſtellen, daß nicht weniger
als acht Hauptangriffslinien aus Italien zur Tiroler
Grenze führen. In keiner dieſer Routen kam es ſeit
Kriegsausbruch zu einer wirklich bedeutenden Aktion.
Nir=
gends haben die Italiener verſucht, wirklich einen
energi=
ſchen Vorſtoß zu unternehmen. Kanonaden und Angriffe
kleinerer Kavallerieabteilungen ſind das Geſamtergebnis
einer zweimonatigen Kriegsführung. So konnte es dann
kommen, daß die Verteidigung Tirols da, wo die
Ver=
teidigungslinie unmittelbar an der Grenze verläuft, wie
beiſpielsweiſe am Stilfſer Joch, am Tonalepaß und im
Gebiet des Coſton, ihre Poſitionen auf ſtrategiſch wichtige
Höhenpunkte auf italieniſchem Boden vorgeſchoben hat,
ohne daß die Italiener ernſtlich verſucht hätten, ſie von
dieſen zu vertreiben. Da, wo die Terrainbeſchaffenheit
es angemeſſen erſcheinen ließ, dem Feinde ſchmale
Grenz=
ſtreifen kampflos beim Kriegsbeginn zu überlaſſen wie am
Tiroler Südzipfel oder bei Cortina, ſind die Italiener
nicht einen Schritt über die freiwillig eingeräumte Zone
hinausgekommen.
Herr Cadorna ſitzt derweilen in ſeinem Hauptquartier
in der Lombardei und ſinnt ſeinen Sorgen nach. Wenn
er das Fazit ſeiner Feldherrntätigkeit zieht, ſo muß er
zu=
geben, daß die italieniſche Armee den auf ſie geſetzten
Er=
wartungen in keiner Weiſe entſprochen hat, Erwartungen,
denen man allerdings von ſeiten Eingeweihter, zum
Bei=
ſpiel türkiſcher Militärs, ſchon vor dem Kriege wenig Wert
beimaß. Militäriſche Sachverſtändige neutraler Staaten
erblickten in den Einteilungen des Feldheeres im Anſchluß
an die Friedensorganiſation in die vier Armeen von Rom,
Verona, Neapel und Mailand einen ſchweren Fehler. Auch
die vielen Freiwilligen=Formationen, die ſchon im
Frie=
den organiſiert waren, finden jetzt ihre Kritiker. Sie
wurden aus privaten Mitteln geſchaffen, und das hat ſie
in dem geldarmen Lande bei den Militärs beliebt gemacht.
Die freiwilligen Radfahrer und die
frei=
willligen Automobiliſten
zählen über 2000 Mitglieder und werden zum großen Teil
in geſchloſſenen Abteilungen verwandt. Es iſt leicht
er=
klärlich, daß dieſe techniſchen Truppen bei allem guten
Wil=
len in ſelbſtändigen Formationen nicht das leiſten können,
wie in feſten, ſchon im Frieden vorhandenen militäriſchen
Beſtänden. Für ganz unverſtändlich wird man es halten,
daß es
eine einheitlich organiſierte Traintruppe
überhaupt nicht gibt.
Infolgedeſſen dürfte die Aufſtellung der Trains mit
gro=
ßen Schwierigkeiten verbunden ſein. Vielleicht weniger in
Oberitalien, wo die Mobiliſierung durch das ſtark
ent=
wickelte Eiſenbahnnetz begünſtigt wurde. Schwieriger
waren die Verhältniſſe im Süden und in Mittel=Italien,
und hier haben ja auch die Verſuche der öſterreichiſchen
Flotte eingeſetzt, den Aufmarſch und den Transport des
Nachſchubes zu ſtören. — Große Sorgen wird Cadorna
die Frage der Auffüllung der Verluſte
bereiten. Schon vor der Plavaſchlacht mußte er die
Ter=
ritorialmiliz, den Landſturm, einberufen, wie will er nun
das verlorene Viertel ſeines Heeres wieder ergänzen?
Aus Deutſchland und Amerika ſind die Reſerviſten nur in
ganz ſpärlicher Zahl eingetroffen, man ſchätzt den Ausfall
auf über 100000 wehrfähige Männer. In Philadelphia
iſt bezeichnenderweiſe auf den Arzt des italieniſchen
Kon=
ſulats ein Bombenattentat ausgeübt worden, weil er ſich
weigerte, Dienſtuntauglichkeitszeugniſſe auszuſtellen. Die
aus den ſüdamerikaniſchen Staaten heimgekehrten
Land=
arbeiter ſtellen auch nicht das beſte Erſatzmaterial dar, ganz
abgeſehen davon, daß ihre Zahl lange nicht die erwartete
Höhe erreicht hat. Bekannt iſt, daß Tauſende von in
Deutſchland beſchäftigten italieniſchen Arbeitern,
nament=
lich aus der Kategorie der hochbezahlten induſtriellen
Ar=
beiter, ſich direkt gegen den Krieg erklärt haben und ſogar
ihre Naturaliſation in Deutſchland beantragten. Cadorna
hat daher ferner
ſchon die Jahresklaſſen 1896 und 1897
ein=
berufen
müſſen, um einigermaßen die Reſerveformationen zu
ver=
vollſtändigen.
Wie es um das Sanitätsweſen, den Nachſchub von
Verpflegung und Ausrüſtung ſteht, erſieht man aus den
Schilderungen neutraler Zeugen und der zahlreichen
De=
ſerteure. Die mangelnde Intelligenz und Initiative des
italieniſchen Soldaten laſſen kein ſelbſtändiges Handeln
zu und machen es notwendig, daß ſelbſt kleinere
Patrouil=
len nur durch Offiziere geführt werden. Das bedeutet einen
großen Bedarf und damit auch einen erhöhten Verluſt an
dieſen, die ſich gerade in Italien nur ſchwer erſetzen laſſen.
engliſche Selbſtſucht zu brechen, die wie ein Alb auf de
ganzen Menſchheit laſtet. England beherrſcht nicht mehr
die See, die Kraft ſeiner Flotte ſchwand dahin wie
Mär=
zenſchnee vor der Sonne, als Deutſchlands Unterſeeboote
und Luftſchiffe in den Kampf eingriffen. Wie lange
wirds dauern, daß England verſuchen wird, ſich unter den
Schutz der völkerrechtlichen Verträge zu flüchten, die es
ſelbſt ſchnöde brach und verriet? Anfänge dazu ſind j
ſchon gemacht worden. Aber dann wird ſich die Wahrheit
des alten Sprichworts zeigen: Untreue ſchlägt den
eige=
nen Herrn. Das England, das ſich als den Schutzherrn
der Neutralen aufſpielt, das Belgien ins Unglück ſtürzte
Frankreich verdarb, das früher Hollands Glück und
Mach=
zerſtörte, das Kopenhagen im tiefſten Frieden
bombar=
dierte und die däniſche Flotte raubte, das in brutalen
Eigennutz den Opiumkrieg anzettelte um ein ganzes große
Volk zum Nutzen ſeines Geldbeutels vergiften zu können
das Aegypten mit heuchleriſcher Liſt ſtahl, das die freien
Buren knechtete, das, da es die halbe Welt zum
Frohn=
dienſt gezwungen hatte, auch die andere Hälfte knechten
wollte, das Volk, das einſt drohte, die ſchwarz=rot=goldene
Flagge des deutſchen Bundes zur Piratenflagge erklären
zu wollen, das Volk, das kein Völkerrecht anerkannte und
anerkennen will, es muß und wird niedergezwungen
wer=
den. Seine Macht wird gebrochen werden auf ewige
Zeiten zum Wohle der ganzen Menſchheit!
Aus dem engliſchen Unterhauſe.
* London, 21. Juli. Reutermeldung. Im
Unter=
hauſe verlangte Asquith einen Kriegskredit von
150 Millionen Pfund Sterling, was die
Ge=
ſamtſumme für das Finanzjahr auf 650 Millionen
bringt oder auf 1012 Millionen ſeit dem Beginn des
Krieges. Die Ausgaben für die erſten ſiebzehn Tage des
Juli haben 54 Millionen betragen. Die
Nettokriegs=
ausgaben in der Zeit vom 1. April bis 17. Juli
ein=
ſchließlich der Anleihen an Verbündete machen 277
Milli=
onen Pfund Sterling aus. Die Kriegsausgaben, ſo wurde
ausgeführt, zeigen eine ſteigende Tendenz. Die
An=
leihen an die Verbündeten können ſteigen, wenn Staaten
ſich der Sache der Verbündeten anſchließen, die an den
früheren Abſchnitten des Krieges nicht teilgenommen
haben. Asquith erwähnte auch, daß der Wortlaut der
Klauſel, die von den Anleihen handle, abgeändert worden
iſt. Die Regierung verlangt jetzt, daß das Geld nur als
Vorſchuß in Form von Anleihen und Bewilligungen für
Zwecke, die mit dem Kriege in Zuſammenhang ſtänden,
ausgegeben werden dürfe. Bei dem letzten
Kriegs=
kredit habe der Schatzkanzler richtig erklärt, daß keine
Vorſchüſſe gegeben worden ſeien, außer an Staaten, die als
britiſche Dominien und als verbündete Mächte bezeichnet
werden könnten. (Wir haben, ſo ſchloß Asquith, diesmal
abſichtlich keine Grenzen gezogen. Das Haus wird
ſicher=
lich nicht verlangen, daß ich Einzelheiten angeben ſoll. Es
iſt unter den gegenwärtigen Umſtänden wünſchenswert,
daß wir bezüglich der Länder, denen vielleicht Vorſchüſſe
gewährt werden, eine größere Freiheit haben. —
Cham=
berlain ſagte auf eine Anfrage, er habe eine Depeſche
aus Indien erhalten, nach welcher die Regierung
voraus=
ſichtlich feindliche Fremde demnächſt internieren werde.
Der Schatzkanzler ſagte, ein Mindeſtpreis für die neue
Kriegsanleihe würde nicht feſtgeſetzt. — Nield (Unioniſt)
ſtellte eine Frage wegen der Vereinigung für demokratiſche
Kontrolle, die eine Propaganda für die Beendigung
des Krieges und gegen die Rekrutierung unter für
dem Feinde günſtigen Bedingungen betreibe, ebenſo auch
wegen der unabhängigen Arbeiterpartei, die 200
Ver=
ſammlungen wöchentlich in der gleichen Abſicht halte und
eine große Menge Literatur verbreitet habe, in welcher
die frühere und gegenwärtige Regierung angegriffen und
die Tatſachen über den Urſprung des Krieges entſtellt
würden. Nield fragte weiter, ob die Regierung wirkſame
Schritte tun werde, um die Propaganda zu
ver=
hindern und die beteiligten Perſonen in den
Anklage=
zuſtand zu verſetzen. Er fragte ferner, ob dieſe
Körper=
ſchaften von Deutſchland finanziert würden. — Ponſonby
ſagte, der Verein für demokratiſche Kontrolle habe eine
derartige Propaganda wiederholt abgeleugnet und nehme
keine Beiträge von den Feinden an. — Carſon ſagte, der
Verein verfolge den Zweck, beim Kriegsende einen ſolchen
Ausgleich und ſolche Aenderungen in den Beziehungen der
Völker herbeizuführen, die einen dauernden Frieden,
an=
ſtatt die Zeit eines neuen Wettrüſtens bringen würden.
Die Organe der Bewegung würden beobachtet. — Nield
fragte, ob die Polizei den Verſammlungen beiwohnen und
darüber berichten könne. — Carſon ſagte, wenn die
Poli=
zei von den Verſammlungen erfahren würde, ſo würde ſie
ſie ſicher beſuchen. — Ponſonby ſagte, der Verein ſei bereit,
die Liſte der Geldgeber von der Regierung prüfen zu
laſſen und die Polizei zu den Verſammlungen zuzulaſſen.
— Outhwaite (liberal) fragte, ob die Regierung, ehe ſie
Schritte gegen den Verein unternähme, den Miniſter
Hen=
derſon um Rat fragen wolle, der aus dem Verein
ausge=
treten ſei, um in das Kabinett einzutreten. — Carſon
er=
widerte: Nein! Bei der Debatte über die Kohlenbill
beantragte Walton (liberal), die Bill zu verwerfen, da ſie
ungerecht die Kohleninduſtrie anders behandle, während
andere Induſtrien große Kriegsgewinne machen dürften.
— Miniſter Runciman verteidigte die Bill aus praktiſchen
Gründen, da ſonſt die Kohlenpreiſe gewaltig ſteigen
wür=
den. Der Schatzkanzler würde die Frage der
Beſteue=
rung der Kriegsgewinne nicht überſehen.
Markham kritiſierte die Regierung. Hätte ſie ſofort
ange=
kündigt, daß ſie die Kriegsgewinne gründlich beſteuern
würde, dann wäre der Streik in Südwales vermieden
worden. Markham ſowie andere Redner betonten, daß
namentlich die Gewinne des Zwiſchenhandels
herange=
zogen werden müßten. Die Bill wurde in zweiter Leſung
angenommen.
Der Kriegsrat in Calais.
* Berlin, 21. Juli. Ueber den jüngſten
Kriegs=
rat der Verbündeten in Calais, der faſt eine Woche
dauerte, ſickern jetzt allerlei Einzelheiten durch. Danach
hätten, wie die Morgenblätter zu melden wiſſen, fünf
engliſche, drei franzöſiſche und zwei belgiſche Generäle
daran teilgenommen, General Porro ſei erſt in dem
Augen=
blick angekommen, als die Beratung beendet war. Er
habe nur noch Gelegenheit gehabt, ſich kurz mit den anderen
Herren zu beſprechen. Als Hauptergebnis des Kriegsrats
wurde angegeben: die Rückkehr zur alten
Abnutzungs=
theorie gegenüber dem Feinde, alſo ſyſtematiſche Defenſive
damit die Deutſchen durch die ihnen aufgezwungene
Offen=
ſive ſo viel Menſchen als möglich verlieren, alsdann
ver=
ſchiedene Truppenverſchiebungen und Vorbereitung des mit
Sicherheit erwarteten Winterfeldzuges.
Der Bergerbeiterausſtand in Wales.
* Cardiff, 21. Juli. Reutermeldung. Nach einer
weiteren Konferenz mit den Arbeitgebern
und Arbeitern wurden geſtern die Bedingungen von
den Grubenbeſitzern ſchriftlich niedergelegt und den
Ar=
beitern unterbreitet. Lloyd George bemerkte dabei: Nun
werden wir nicht mehr lange zu verhandeln brauchen.
Ein ſpäteres Telegramm beſagt, daß, obwohl noch keine
amtliche Verlautbarung vorliegt, doch bereits ein
Abkom=
men erreicht ſein ſoll, das erſt ſechs Monate nach
Friedensſchluß ablaufen wird.
* London, 21. Juli. Die Morning Poſt findet
einen gewiſſen wehmütigen Humor in der Tatſache, daß ſich
Lloyd George nach Südwales begeben hat, um die
Stürme des Neides und Klaſſenhaſſes zu beſchwichtigen,
die er einſt ſelbſt ſo ſehr entfeſſeln half.
* London, 21. Juli. Reuter meldet aus Cardiff:
Die Schwierigkeit mit den Arbeitern iſt beige
legt. Die Forderungen der Arbeiter wurden bis auf
einen Punkt bewilligt.
Die Balkanſtaaten.
Bulgarien.
* (Ctr. Bln.) Aus Lugano wird der Voſſ. Ztg.
ge=
meldet: Luciano Magrini berichtet dem Secolo unter
dem 26. Juni aus Sofia: Der große europäiſche Krieg
hat in Bulagrien eine unerwartet geringe Wirkung
ausgeübt. Das Land iſt von Groll gegen Serbien,
Grie=
chenland und Rumänien, ſowie gegen den Zaren Nikolaus
beherrſcht, der Bulgarien preisgegeben, den König von
Rumänien in Konſtanza beſucht hat und ſich das Regiment
verleihen ließ, das ſeinerzeit zuerſt in Bulgarien einrückte.
Der Krieg Oeſterreich=Ungarns gegen
Ser=
bien wurde in Bulgarien freudig begrüßt.
Ein Teil der Preſſe hat über die ruſſiſchen Niederlagen
un=
verhohlen Befriedigung geäußert. Der Vizepräſident der
Sobranje hat erklärt, die Ereigniſſe in Galizien hätten
einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Die Ruſſen ſeien
geſchlagen worden, wie ſie es verdienten. Bulgarien denke
nur an Makedonien. Es würde Thrazien den Türken
zu=
rückgeben, wenn es dafür Makedonien gewinnen könnte.
Es hat die Türkei mit Munition, Zement und Benzin
ver=
ſorgt, es habe mit der Türkei Verhandlungen über die
Abtretung des von der Eiſenbahn Philippopel-
Dedea=
gatſch durchlaufenen Gebietes geführt. Der General
Sa=
now der Aeltere war darum eben erſt in Konſtantinopel.
Die Deutſchen haben in Bulgarien großen
Einfluß und werden willig angehört. Ihnen ſchloſſen
ſich zahlreiche Generale, Beamte und Bandenführer an.
Die Atmoſphäre in Sofia iſt deutſchfreundlich. Der
Kriegs=
miniſter Fitſchew, der General Sawow der Aeltere,
der Heeresinſpektor General Boyajew ſind für Deutſchland.
Das Landvolk allerdings iſt noch immer ruſſiſch geſinnt
und würde bei einem Kriege gegen Rußland ſchwerlich
mit=
gehen. Im ganzen iſt das Volk friedlich und gegen jeden
Krieg. Es fürchtet eine Wiederholung der Ereigniſſe von
1912 und 1913. Das Kabinett Radoslawow iſt mehr oder
minder deutſchfreundlich.
Proteſt Bulgariens gegen die engliſche
Blockade.
* Konſtantinopel, 20., Juli. (Ctr. Frkf.)
Bul=
garien proteſtierte energiſch in London gegen die
engliſchen Blockademaßregeln gegen die
bul=
gariſchen Häfen des Aegäiſchen Meeres als im
Wider=
ſpruch ſtehend mit den Rechten der Neutralen. Bulgarien
fordert die Aufhebung der Blockade und iſt entſchloſſen,
andernfalls Repreſſalien zuergreifen. (Frkf. Ztg.)
Die Intereſſen Rumäniens.
* Bukareſt, 20. Juli. Die Indépendance
Rou=
maine ſagt in einem Leitartikel: Wir beglückwünſchen die
nationale Aktion zu dem Entſchluſſe, in die Ferien zu
gehen. Vor allem erſpart ſie uns damit Tiraden, die
be=
reits begonnen haben, die ruhigſten Leute nervös zu
machen. Das Blatt verweiſt auf die Leitſätze der
natio=
nalen Aktion, wonach Rumänien für die Verteidigung
von Geſittung und Gerechtigkeit auch dann eingreifen
müßte, wenn es keine Gebietsanſprüche hätte, ja, die
Pflicht des Einſchreitens ſich auch in dem Fall aufdrängte,
daß man von vornherein wüßte, Rumänien würde
zer=
ſchmettert werden. Das Blatt ſagt: Bei ſolchen Leitſätzen
kann es ſich natürlich nicht um die Intereſſen des
Rumä=
nentums und des rumäniſchen Staates handeln. Für uns
aber ſind die erſten Pflichten die Aufrechterhaltung des
rumäniſchen Staates, die Sorge für ſeine Größe und
ſein Gedeihen und den ſittlichen Fortſchritt des Volkes.
Alles andere kommt erſt nachher. Nur für die
rumä=
niſche Sache wollen wir rumäniſches Blut vergießen.
Auch ſind wir der Anſicht, daß erſt die Ausſichten auf einen
Erfolg erwogen werden müſſen, bevor wir das Schwert
ziehen, und daß das Land nicht in den Abgrund geworfen
werden darf. Wie idealiſtiſch auch die Rolle eines Don
Quixote ſein mag, verzichten wir doch für unſeren Teil
nicht auf unſere Rolle, die in der Feſtigung des
König=
reichs beſteht, deſſen Daſein die Bürgſchaft und Hoffnung
des ganzen Rumänentums iſt.
Mit den Mitgliedern der verſchiedenen Alpenvereine aus
allen Ständen z. B., die ſo überaus zahlreich freiwillig
unter Oeſterreichs Fahnen geeilt ſind, kann ſich in keiner
Weiſe der Piemonteſe, geſchweige denn der Calabrier,
Apulier oder gar der Sizilianer an Anpaſſungsfähigkeit,
Wiſſen und gutem Willen meſſen.
Auch bei weiteren Vergleichspunkten ſenkt ſich die
Schale zugunſten der Oeſterreicher. Alle Welt war ja
ſeinerzeit überraſcht von der Leiſtungsfähigkeit ihrer
ſchwe=
ren Geſchütze, die vor den belgiſchen Feſtungen donnerten
und ſeitdem nicht minderwertiger geworden ſind.
Dem=
gegenüber beriefen ſich die Italiener noch im Frieden
dar=
auf, daß es ihnen ebenfalls gelungen ſei, einen
vorzüg=
lichen Geſchütztyp herauszubringen. Vor allem ſollte es
das 28=Zentimeter=Geſchütz ſein, dem man die gleiche
Durchſchlagskraft wie dem öſterreichiſchen großen Mörſer
nachrühmte, und ferner das ſchwere Feldgeſchütz vom
Ka=
liber 14,9. Die Erfahrungen, die man auf öſterreichiſcher
Seite mit den italieniſchen Kanonen gemacht hat, ſind aber
keineswegs berühmt. Die Tragweite der 28=Zentimeter=
Geſchütze iſt lange nicht ſo groß, wie man nach den
italie=
niſchen Behauptungen annehmen konnte. Dazu kommt
eine überaus große Unſicherheit im Zielen. Auch die
Wi=
derſtandskraft der Rohre läßt ſehr zu wünſchen übrig.
Schon nach einer verhältnismäßig geringen Zahl von
Schüſſen bilden ſich Sprünge und Riſſe, die wohl auf eine
Minderwertigkeit des Materials hinweiſen. Man hat in
der Vorbereitungszeit auf italieniſcher Seite die
Bedeu=
tung einer ſtarken Artillerie für den Gebirgskampf wohl
vorausgeſehen und entſprechende Anlagen geſchaffen. Man
hat z. B. nicht die Koſten geſcheut und ſogar einige Straßen
gebaut bzw. eingeſprengt, wenn es galt, ſchwere Geſchütze
auf eine beſonders wichtige Stellung zu bringen. Ob die
Italiener imſtande ſein werden, bei ihrer gering
entwickel=
ten Geſchütztechnik — ſie bezogen das meiſte Material von
Schneider=Creuzot — die Verluſte an Geſchützmaterial zu
ergänzen, muß die nächſte Zukunft lehren, ebenſo ob die
ſinnloſe Maſſenvergeudung von Munition ſich nicht bald
empfindlich bemerkbar machen wird.
Bezeichnend für den Geiſt des italieniſchen Heeres iſt
das an verſchiedenen Kampfſtellen beobachtete gänzliche
Verſagen der Elitetruppe, der Berſaglieri
Sie entſprechen inſofern unſeren Garderegimentern, als
ſie ſich nicht aus einem beſtimmten Bezirk, ſondern aus dem
ganzen Lande rekrutieren. Die Truppe hatte im Frieden
etwas Operettenhaftes an ſich mit dem Hahnenfederſchmuck
und dem berühmten Eilſchritt. Die Hahnenfedern ſind
jetzt im Kriege verſchwunden und ihren Elan und
Eil=
ſchritt haben die Oeſterreicher nur ſelten bewundern können.
Wenn das am grünen Zweig geſchieht, wie mag es dann
erſt bei der Maſſe der Linienregimenter, namentlich bei
denen aus Süditalien, ausſehen!
Ein Volksheer kann auf die Dauer nicht Offenſivkraft
entwickeln und den Sieg an ſeine Fahnen feſſeln, wenn
nicht die heimiſche Volkswirtſchaft in den wichtigſten
Zweigen wenigſtens aufrecht erhalten bleibt; und in dieſer
Beziehung hapert es bei Italien in ganz bedenklicher
Weiſe, auch bei Zweigen, deren Verſagen der
Oeffentlich=
keit noch nicht ſo recht zum Bewußtſein gekommen iſt. Die
Heuernte ſcheint ſo gut wie vernichtet zu ſein, da es zu
ihrer Hereinbringung an den nötigen Arbeitskräften fehlte.
Die Ernte der Fruchtarten iſt ſtark gefährdet, wenn die
Einberufungen ſo wie bisher weitergehen. Die Hoffnung
auf Einfuhr fremden Getreides ſchwindet von Tag zu Tag.
Die Möglichkeit, daß das ruſſiſche Getreide durch die
Dar=
danellen nach Italien kommen könnte, iſt angeſichts der
Kriegslage völlig ausgeſchloſſen, ganz abgeſehen davon
daß das in Silos der ruſſiſchen Schwarzen=Meer=Häfen
lagernde Getreide entweder verbrannt oder verfault ſein
dürfte. Die Preiſe für Lebensmittel ſteigen in
regel=
mäßigem Tempo, dank einer gänzlich verfehlten
Organi=
ſation, obwohl die Landwirte ihre Produkte um jeden
Preis verkaufen, da ſie befürchten, ſie ſpäter an die
Heeres=
verwaltung abgeben zu müſſen, die nur mit
Requiſitions=
ſcheinen bezahlt.
Man ſieht, das ſind der Sorgen genug für das Land.
Und während die italieniſchen Reihen am Iſonzo
verblu=
ten, da vertrieb man ſich ſelbſt in der dünnen Oberſchicht
der Gebildeten die Zeit noch mit allerlei Mätzchen. Man
entfernte das Bild Kaiſer Wilhelms aus dem römiſchen
Jagdklub, verbrannte unter Freudengeheul die verhaßten
ſchwarzgelben Farben und brachte nach ruſſiſchem Muſter
als Siegesbeute Fahne und Wappen einer öſterreichiſchen
Gendarmerieſtation ein. — Wann wird das Erwachen
kommen in dieſem Lande und wie wird es ſein?
* Eine neue deutſche Stadt. Während die Deutſchen
noch immer mehrere große Städte Frankreichs im Beſitz
haben, ſind die Franzoſen großmütig genug, ihnen eine
neue Stadt zu ſchenken, von der man bisher nichts
ge=
wußt hat. Das geht aus einer Lyoner Korreſpondent
hervor, die der Petit Pariſien in ſeiner Nummer vom
11. Juli veröffentlicht. Es wird da nach der Neuen
Zürcher Zeitung berichtet, daß die franzöſichen
Kriegs=
gefangenen in Deutſchland Briefe rührender Dankbarkeit
an ein Lyoner Damenkomitee richten, das ſie ſtets mit
Mundvorrat verſorgt. Einer dieſer Soldatenbriefe kommt
aus Dillingen an der Donau, ein anderer aus Eichſtätt,
aber an erſter Stelle heißt es: „De Geprüft: Je fais
réponse à votre colis qui m'a fait bien plaisir ‟ Auch
der dritte Brief iſt gleicher Herkunft: „De Geprüfkt: Quel
bon pain, un vrai gäteau . Wo mag nur dieſe
rätſelhafte Stadt Geprüft liegen, die ſich offenbar
eines großen Lagers franzöſiſcher Kriegsgefangener
er=
freut? Vielleicht dürfen wir antworten: „Geprüft” iſt
überall zu finden, denn ebenſogut, wie die
Korreſpon=
denzen der Gefangenen, können auch alle Städte, wo ſie
beherbergt werden, als „geprüft” gelten. Würde es ſich
um Oeſterreich handeln, ſo trüge die rätſelhafte Stadt
des Petit Pariſien den noch viel ſchöneren Namen „
Ueber=
prüft”.
* Und ich bin nicht dabei In Neu=York
hat ein deutſcher Schriftſteller, Verfaſſerr mehrerer
Trauer=
ſpiele, Dr. Fritz Sydow, am 1. Juni ſeinem Leben
frei=
willig ein Ende gemacht. Man fand ihn mit
durchſchoſſe=
ner Stirn am Strand auf. Von ſeiner Abſicht,
Selbſt=
mord zu begehen, hatte er einem Freunde brieflich
Mit=
teilung gemacht, aber als das Schreiben eintraf, war er
bereits tot. Dem Briefe lag ein Gedicht „Und ich bin
nicht dabei” bei. In ergreifender Weiſe ſchildert es die
Not eines Deutſchen, deſſen Herz danach brennt, an der
Seite ſeiner Volksgenoſſen gegen den Feind zu kämpfen,
und der doch tatenlos in der Ferne weilen muß.
* Ein neues geflügeltes Wort hat der
Marineſach=
verſtändige Kirchhoff in der Tägl. Rundſchau geprägt. Er
ſchreibt: Herunter mit den Schiffen, vor allem den mit
neutraler Menſchlichkeitsmunition
bela=
denen!
Amerikaniſcher Einſpruch gegen den
Waffenhandel.
* Eſſen=Ruhr, 20. Juli. Laut einer Genſer
Mel=
dung des Eſſener Generalanzeigers berichtet die Pariſer
Ausgabe des New=York Herald aus Neu=York: Bryan
hat in einer ſeiner letzten Agitationsreden in Waſhington
die Arbeiter aufgefordert, dem Krieg durch eine allgemeine
Verweigerung der Munitionserzeugung
in den Vereinigten Staaten ein Ende zu machen. Der
Neu=York Herald hält eine vorübergehende Beſchränkung
der Munitionserzeugung für ſehr wahrſcheinlich, da die
Deutſchen und Iren eine große Propaganda für dieſen
Plan Bryans aufgenommen haben. In den Waffenſabriken
von Bridgeport ſtreiken bereits an 8000 Arbeiter, in den
Waffenfabriken in Connectieut an 3000 Arbeiter. Die
be=
kannten großen Remington=Munitionsfabriken zeigen an,
daß ſie den Betrieb vorläufia nicht wieder aufnehmen
können.
Arbeiterausſtände in Amerika.
* London, 20. Juli. (Ctr. Frkft.) Reuter meldet
aus Bridgeport: Die Unterhandlungen über den
drohen=
den Streik in den Waffenfabriken von
Re=
mington blieben ohne Erfolg. Die Führer der
Arbei=
ter erklären, daß die Metallarbeiter und Maſchiniſten
mor=
gen nachmittag die Arbeit niederlegen werden, und
inner=
halb einer Woche die Fabriken von Remington und die
Fabriken der Geſellſchaften, die ähnliche Beſtellungen
haben, arbeitslos ſein werden.
* Paris, 20. Juli. Die Agence Havas meldet aus
Neu=York: Die amerikaniſche Regierung iſt durch
Vermittlung des Staatsſekretärs des Arbeitsdepartements
bemüht, ihren Einfluß zugunſten einer ſchnellen Löſung der
Ausſtandsbewegung in Bridgeport geltend
zu machen.
* Neu=York 21. Juli. (Reutermeldung.) 5000
Ar=
beiter der Standard Oil Company in Bayonne (New=
Jerſey), die beim Laden der Schiffe für die Ausfuhr
be=
ſchäftigt ſind, legten die Arbeit nieder. Sechs
Schiffe konnten nicht abfahren.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Juli.
Gegen die Lebensmittelverteuerung.
Das Stellvertretende
Generalkom=
mando des 18. Armeekorps hat folgende
Ver=
ordnung erlaſſen:
Auf Grund des § 9b des Geſetzes über den
Be=
lagerungszuſtand vom 4. Juni 1851 beſtimme ich, daß
mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft
wird:
1. wer bei dem gewerbsmäßigen= Einkauf von
Gegen=
ſtänden des täglichen Bedarfes Preiſe bietet, die
unan=
gemeſſen hoch ſind, wenn nach den Umſtänden des
Falles die Abſicht anzunehmen iſt, eine
Preis=
ſteigerung oder Heraufſetzung beſtehender
Höchſt=
preiſe herbeizuführen;
2. wer, um eine Preisſteigerung oder Heraufſetzung
der beſtehenden Höchſtpreiſe herbeizuführen, Gegenſtände
des täglichen Bedarfes, die an ſich zum Verkauf
be=
ſtimmt ſind, aus dem Verkehr zurückhält,
oder bisher zum Verkauf geſtellte Gegenſtände des
täglichen Bedarfs einer anderweiten Verwendung
zu=
führt, z. B. Milch, die bisher als ſolche verkauft wurde,
zu Käſe oder Butter verarbeitet oder verfüttert;
3. wer beim gewerbsmäßigen Kleinverkauf für
Gegenſtände des täglichen Bedarfs Preiſe fordert
oder annimmt, die nach der Marktlage
ungerecht=
fertigt hoch ſind:
4. wer aus Eigennutz als Verkäufer von
Gegen=
ſtänden des täglichen Bedarfs, ſolange ſeine Vorräte
reichen, Käufern die Abgabe ſeiner
Verkaufs=
gegenſtände gegen entſprechende Bezahlung
ver=
weigert.
Verurteilungen wegen Zuwiderhandlungen gegen
die vorſtehende Verordnung werden vom
General=
kommando öffentlich bekannt gemacht.
* Ordensverleihungen. Ihre Königl. Holleit die
Großherzogin haben dem vortragenden Rat bei
Großh. Miniſterium der Finanzen, Abteilung für
Steuer=
weſen, Geh. Oberfinanzrat Wilhelm Dornſeiff zum
21. Juli 1915 das Komturkreuz 2. Klaſſe des
Verdienſt=
ordens Philipps des Großmütigen, ferner dem
Schranken=
wärter Georg Luckhaupt zu Nieder=Ramſtadt und
dem Maſchinenputzer Johannes Kumpf zu Darmſtadt,
beide in der Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft,
aus Anlaß ihres Ausſcheidens aus dem
Staatseiſenbahn=
dienſt das Allgemeine Ehrenzeichen mit der Inſchrift
„Für treue Arbeit” verliehen.
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 6,
vom 21. Juli hat folgenden Inhalt: 1. Bekanntmachung,
den Ausſchlag der allgemeinen Landeskirchenſteuern für
1915 betreffend. 2. Bekanntmachung, die für das
Rech=
nungsjahr 1915 zur Beſtreitung der Bedürfniſſe der
iſraelitiſchen Religionsgemeinde Mainz zu erhebende
Kultusſteuer betreffend. 3. Ueberſicht über die in der
Stadt Offenbach zu erhebenden Gemeindeumlagen für
das Rechnungsjahr 1915. 4. Ueberſicht über die in den
iſraelitiſchen Religionsgemeinden des Kreiſes Alsfeld zu
erhebenden Gemeindeumlagen für das Rechnungsjahr
1915. 5. Ueberſicht über die von Großh. Miniſterium
des Innern genehmigten Umlagen zur Beſtreitung
der Bedürfniſſe der iſraelitiſchen Religionsgemeinden des
Kreiſes Erbach für 1915. 6. Nachweis der Befähigung
zur Uebernahme eines Kirchenamts. 7.
Namensver=
änderungen. 8. Ordensverleihungen. 9. Aenderung des
Wappens der Stadt Mainz. 10. Ermächtigung zur
An=
nahme und zum Tragen fremder Orden. 11.-
Charakter=
erteilungen. 12. Aufgabe der Zulaſſung zur
Rechts=
anwaltſchaft. 13. Dienſtnachrichten. 14. Dienſtenthebung.
15. Dienſtentlaſſungen. 16. Ruheſtandsverſetzungen.
Kriegsauszeichnung. Dem Unteroffizier Rudolf
Schuhmacher von hier, Landwehr=Inf.=Regt. 116,
wurde am 20. Juni die Tapferkeitsmedaille verliehen.
n. Die Ferienſtrafkammer verhandelte geſtern einen
Preßbeleidigungsfall und verurteilte den
verant=
wortlichen Redakteur des hieſigen ſozialdemokratiſchen
Organs zu 100 Mark Geldſtrafe eventuell 20
Tagen Gefängnis, ſprach auch dem angegriffenen
Pfarrer Erckmann in Bauſchheim die Befugnis zur
Ver=
öffentlichung des Urteiltenors zu. Angeklagter ſelbſt war an
der Abfaſſung des fraglichen, im Januar d. J. erſchienenen
Artikels, einer aus Bauſchheim datierten Notiz, nicht
betei=
ligt, aber preßgeſetzlich haftbar. Der mitangeklagte
Ver=
faſſer, Landtagsabgeordneter Raab=Pfungſtadt, der trotz
Ladung zur Verhandlung ausblieb, könnte nur mit
Zu=
ſtimmung der Zweiten Ständekammer während der Dauer
des Landtags belangt werden. Das Gericht ſetzte das
Verfahren gegen R. vorläufig aus. Im Januar d. J.
hatte ſich eine Bauſchheimer Arbeiterfrau, als gegen ſie
Ermittlungen wegen roher Mißhandlung ihres
Pflege=
kindes ſtattfanden, erhängt, und Pfarrer E. verweigerte
aus Abſcheu über dieſes ihr Verhalten zuerſt die
Beteili=
gung am Begräbnis, ſagte aber dann dem Schwiegerſohn
der Verſtorbenen auf deſſen dringende Bitte, aus Schonung
für die Angehörigen und im Intereſſe des Friedens, ſeine
Mitwirkung zu. Nach Rückſprache ſollte die Beiſetzung um
5 Uhr nachmittags erfolgen, weil Pfarrer E. für ſeinen im
Felde ſtehenden Kollegen an jenem Tage von 3 bis 4 Uhr
den Konfirmandenunterricht in dem 5 Kilometer entfernten
Rüſſelsheim abzuhalten hatte. Er mußte den Weg zu Fuß
zurücklegen und konnte alſo erſt gerade zur beſtimmten
Stunde in B. eintreffen, doch war ſeinerſeits alles zur
raſchen Anlegung des Ornats in ſeiner Wohnung
vorbe=
reitet, und er verließ ſich darauf, daß vor ſeiner Ankunft,
ſelbſt bei einer etwaigen kleinen Verzögerung, nichts
ge=
ſchehe, man vielmehr warte. Dem Schwiegerſohn war
dagegen von dritter Seite Mißtrauen in die Zuſage
einge=
flößt worden, und er ſagte bei Beſtellung des
Grab=
geläutes zu dem Glöckner, pünktlich um 5 Uhr zu läuten,
einerlei, ob der Pfarrer da ſei oder nicht. So geſchah es
denn auch, der Trauerzug ſetzte ſich ohne weiteres in
Be=
wegung, und der gerade um 5 Uhr im Ort anlangende E.
ſah ihn aus einiger Entfernung die Straße daherkommen.
Da E. im Wandereranzug mit Ruckſack war und ſomit
dem Zuge zu begegnen Anſtand nahm, blieb er, bis jener
vorüber war, in der Seitenſtraße. Gleich dem
Schwieger=
ſohn faßten auch viele andere an der Beiſetzung
Teilneh=
mende in Unkenntnis der wahren Sachlage das Geſchehene
falſch auf und unterließen es, ſich durch nähere Beſprechung
mit letzterem zu vergewiſſern. Kurzerhand ſchob man ihm
abſichtlichen Wortbruch unter, und ſah dies Verhalten,
weil er kurz vorher einer Selbſtmörderin das Geleite
ge=
geben hatte, als parteiiſch an. In dieſem Sinne wandte
ſich der Schwiegerſohn, um den Fall in die Preſſe zu
bringen, an den Landtagsabgeordneten Raab, und nach
ſeiner Erzählung ſchrieb er dieſe Notiz. In dem Artikel
fehlt jede Angabe über die Veranlaſſung des Selbſtmordes
und ſind die ehrverletzenden Vorwürfe ſcharf
hervorge=
hoben. Der als Zeuge vernommene Schwiegerſohn lehnte
in der Verhandlung jeden Vergleich ab. Das Gericht mußte
die ſchwere Beleidigung als durchaus unbegründet
berück=
ſichtigen und bei der Strafzumeſſung zugunſten des
An=
geklagten, daß er in gutem Glauben gehandelt habe.
— General von Scholz. Der General der Artillerie
von Schol= der im Tagesbericht der Oberſten
Heeres=
leitung als Armeeführer auf dem öſtlichen
Kriegsſchau=
platz erwähnt iſt, war von 1903 bis 1906 in Darmſtadt,
wo er das Kommando über die 25. Feldartillerie=Brigade
hatte. 1908 bis 1912 hatte er in Frankfurt a. M. das
Kommando über die 42. Diviſion. Am 13. September
1912 wurde er zum General der Artillerie befördert und
gleichzeitig Kommandierender General des neuerrichteten
20. Armeekorps in Allenſtein. Anläßlich des
Regierungs=
jubiläums des Kaiſers wurde ihm 1913 der Adel verliehen.
Er iſt 1851 als Sohn eines Superintendenten in
Flens=
burg geboren. Den Feldzug gegen Frankreich machte er
als Einjähriger im Feldartillerie=Regiment Nr. 9 mit;
erſt nach dem Kriege trat er zur militäriſchen Laufbahn
über und wurde 1872 Leutnant. Von 1879 bis 1881
be=
ſuchte er die Kriegsakademie und kam 1885 in den
Gene=
ralſtab. Dieſem hat er von da ab mit nur kurzen
Unter=
brechungen bis 1903 angehört. Als Stabsoffizier war er
erſt Abteilungschef im Großen Generalſtab und dann Chef
des Generalſtabs des 18. Armeekorps. Von 1903 bis 1906
war er, wie oben erwähnt, Kommandeur der 25.
Feld=
artillerie=Brigade in Darmſtadt und wurde auf dieſem
Poſten 1905 Generalmajor. Ein Jahr ſpäter kam er
wieder in den Großen Generalſtab, und zwar als
Ober=
quartiermeiſter, welche Stellung er bis zu ſeiner
Beför=
derung zum Generalleutnant in Frankfurt bekleidete.
Kreuz in Eiſen. Dienstag morgen nahm der
Vor=
ſtand des Kriegervereins im Auftrag des ganzen
Vereins die Nagelung am Kreuz in Eiſen vor” und
führte der guten Sache einen namhaften Betrag zu. —
Die Feldpoſtexpedition der 5. Kavallerie=
Diviſion ließ durch die Frau eines ihrer Kameraden
für das im Feld geſammelte Geld mehrere Nägel ins
Kreuz ſchlagen. Es iſt ſchön, daß die ganze
Be=
völkerung, in der Heimat und draußen, ſich an dem
guten Werke beteiligt.
* Die Inſpektion des Kraftfahrweſens hat mitgeteilt,
daß bei den Kraftfahrtruppen nur ſolche Leute eingeſtellt
werden, die längere Tätigkeit als Kraftfahrzeugführer
nach=
weiſen können, ferner Schloſſer, Monteure uſw., die
in=
folge ihrer techniſchen Vorbildung beſonders geeignet
er=
ſcheinen; für letztere ſind bei den Erſatzabteilungen des
Kraftfahrbataillons Fahrſchulen eingerichtet, die für das
vorhandene Bedürfnis genügen. Die vielfach in
Tageszei=
tungen erſcheinenden Inſerate, in denen ein kurzer
Lehr=
kurſus bei Fahrſchulen zwecks Erzielung der Einſtellung
bei der Kraftfahrtruppen empfohlen wird, ſind nicht
zu=
treffend.
* Aufhebung von Frauenabteilen. Nach einer
Verfü=
gung der Eiſenbahndirektion Mainz ſind auf ſämtlichen
Nebenbahnſtrecken des Direktionsbezirkes die
Frauen=
abteile in den Zügen aufgehoben worden.
Ferner führen keine Frauenabteile mehr die
Perſonen=
züge der Strecken Wiesbaden-Frankfurt,
Wiesba=
den-Rüdesheim, Wiesbaden-Aſchäffenburg, Mainz-
Frankfurt, Mainz-Bingerbrück, Darmſtadt-Frankfurt,
Darmſtadt-Eberbach uſw. Bei Perſonenzügen, die dem
Arbeiterverkehr dienen und bei denen beſondere
Frauen=
abteile oder ganze Wagen für Arbeiterinnen freigehalten
worden ſind, findet die Verfügung keine Anwendung.
Bei den Perſonenzügen des Fernverkehrs ſind nach wie
vor Frauenabteile einzurichten.
Bei dem Spemann=Wohltätigkeitskonzert am
Montag abend hat die Kaſſen=Einnahme’für verkaufte
Karten und Programmegdie überraſchend hohe Summe
von 1607,90 Mk. ergeben. Da der Veranſtalter in
dankenswerter Weiſe’den geſamten Reingewinn
zur Verfügung geſtellt hat und die ganzen
Un=
koſten nur einige hundert Mark betragen, ſo wird der
Kriegsfürſorge der Stadt’Darmſtadt aus dem Spemann=
Konzert ein Betrag von mehr als 1200 Mk.
zu=
fließen.
Deutſches Obſt nach England. Eine Bekanntmachung
des Gouverneurs von Köln, General von Held, weiſt
auf die Kaiſerliche Verordnung vom 31. Juli 1914 (Reichs=
Geſetzbl. S. 260) und die Bekanntmachung des Herrn
Reichskanzlers vom 5. September 1914, betr. die Ausfuhr
von Obſt, hin und fährt dann fort: Es iſt feſtgeſtellt, daß
große Mengen Obſt trotz dieſer Verordnung aus dem
Rheinlande, insbeſondere auch aus dem Feſtungsbereiche,
aufgekauft und unter falſcher Deklaration über
die holländiſche Grenze gebracht worden
ſind. Es beſteht die Vermutung, daß das Obſt nach
England weitergeleitet wird. Die
Verord=
nung wird hierdurch in Erinnerung gebracht und dgrauf
hingewieſen, daß Zuwiderhandlungen auf Grund oes §9b
des Geſetzes über den Belagerungszuſtand vom 4. Jun
1851 mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft
werden, ſofern nach den allgemeinen Strafgeſetzen nicht
eine höhere Strafe verwirkt iſt.
* Laſſet kein Obſt umkommen! Dieſe Mahnung
kann nicht oft genug wiederholt werden, beſonders in
dieſem Jahre, in dem die Ernte geringer ausfällt als
im Vorjahre. Wer in ſeinem Garten Ueberfluß hat und
davon für gute Zwecke abgeben möchte, der ſei hier an
die Hauswirtſchaftliche
Fortbildungs=
ſchule verwieſen. Dieſe Anſtalt wird, wie im
Vor=
jahre, gerne Zuwendungen an Obſt entgegennehmen und
für die Zwecke der Verwundetenpflege und der
ſtädti=
ſchen Kriegsfürſorge (Speiſung der Kinder eingezogener
Mannſchaften) verarbeiten. Auch Fallobſt iſt
willkom=
men. Sendungen können abgegeben werden in den
Fortbildungsſchulabteilungen Rundeturmſtraße 11 und
Hermannſtraße 21 (Eingang Karlſtraße). Falls ſie
ab=
geholt werden ſollen, wird Nachricht an Schäfer,
Schieß=
hausſtraße 131, erbeten.
Treue Mieterin. Frau Heß, Pankratiusſtraße
Nr. 26 (Klockow), wohnt jetzt 25 Jahre in derſelben
Woh=
nung.
o. Eberſtadt, 21. Juli. (Eine merkwürdige
Tat.) Höchſt eigenartig und ungewöhnlich erſcheint der
bereits ſeinerzeit kurz gemeldete Vorfall, der ſich im vorigen
Monat zwiſchen der Witwe M. und ihrer gleichfalls
ver=
witweten Schwiegertochter in einem Hauſe am Alten
Eber=
ſtädter Weg nahe der Villenkolonie Eberſtadt abgeſpielt
hat. Das anfänglich verſchwommen erſcheinende Bild
einer ſchweren Gewaltat hat ſich geklärt, und das offene,
rückhaltloſe Geſtändnis der in Unterſuchungshaft
befind=
lichen Angeſchuldigten läßt in Verbindung mit den
in=
zwiſchen bekannt gewordenen übrigen Umſtänden die
Be=
weggründe deutlich hervortreten. Man hat es mit einer
Frau in der Mitte der ſechziger Jahre mit durchaus
un=
getrübter Vergangenheit zu tun. Dabei waltete zwiſchen
ihr und dem Opfer ihres nächtlichen Mordverſuchs bis
zuletzt das friedlichſte Einvernehmen, und auch ſofort nach
dem Ueberfall bemühte ſich die Täterin wieder beſorgt
liebe=
voll um die Verletzte. Sie ſelbſt hatte ſich am kritiſchen
Abend und in jener Nacht zuerſt ausſchließlich mit
Selbſt=
mordgedanken getragen und zu ihrer Ausführung bereits
ein dolchartiges Meſſer ins Auge gefaßt. Durch die
beab=
ſichtigte Wiederverheiratung der Schwiegertochter deuchten
ihr die Grundlagen des bisherigen Lebens, der häusliche
Frieden und ihre Selbſtändigkeit bedroht, der Lebensabend
war ihr mit einem Male verleidet und unerträglich, weshalb
ſie verzweifelt, aber auch ruhig entſchloſſen nach einem
Ausweg ſuchte. Zugunſten des verſtorbenen Sohnes hatte
ſie ſich vor Jahren des größten Teiles ihres Vermögens
entäußert, und auf deſſen Namen war das von ihr und
der Schwiegertochter bewohnte Anweſen eingetragen; er
ſeinerſeits hatte es teſtamentariſch ſeiner Frau vermacht.
Nun brachte ihr am fraglichen Abend eine an ſich recht
ge=
ringfügige Meinungsverſchiedenheit dieſe Lage und die
vielleicht durch die geplante Ehe erwachſenden Klagen
be=
ſonders ſcharf zum Bewußtſein; und ſo reifte der Entſchluß,
dieſem Wechſel zuvorzukommen und aus dem Daſein
freiwillig zu ſcheiden. Während ſie jedoch das!
erwähnte Meſſer aus dem Schlafzimmer der
Schwieger=
ochter holen wollte, wandelte ſich dieſe Auffaſſung. Frau
M. erwog, daß der Selbſtmord ihr zwar das Gefürchtete
erſpare, dann aber ein Fremder in all ihrem
liebgewor=
denem früheren Beſitz ſchalte. Letzteres war durch
Beſei=
tigung der Schwiegertochter zu verhüten, die ſie noch immer
liebte und ebenfalls vor etwaiger gleicher Enttäuſchung
behüten wollte. So ſchlug plötzlich die Selbſtmordabſicht
in den Tötungsvorſatz um, und ſie ſchlug mit einem
an ſich gerafften Werkzeug auf den Kopf der
Schla=
fenden ein. Durch das ſich anſchließende Ringen mit”
der aus dem Schlafe Erwachten und durch das
Herbei=
eilen des Dienſtmädchens erfolgte abermals ein
Stim=
mungswechſel der Täterin; ſie bemühte ſich, weitere Hilfe
us der Nachbarſchaft herbeizuholen und half beim
Ver=
binden der Verletzten. In einem unbewachten Augenblick
verſuchte ſie einen Selbſtmordverſuch zu machen;
zuerſt wollte ſie ſich erhängen, dann lief ſie nach dem
Ge=
leiſe der Straßenbahn. Alle die pſychiſchen
Vor=
gänge ſind derart, und die ſonſt ruhige, aber angeblich leicht
erregbare Frau ſcheint ſich in jener Nacht in einem ſolchen
Gemütszuſtand befunden zu haben, daß, wenn auch im
all=
gemeinen Zurechnungsfähigkeit vorliegen ſollte, ſich doch
die Frage augenblicklicher
Bewußtſeins=
ſtörung zur Zeit der Tat aufwirft. Vermutlich
wird daher die Unterſuchungshaft u. a. der pſychiatriſchen
Beobachtung und Begutachtung der Angeſchuldigten dienen,
die ja ihrerſeits, dem Vernehmen nach, völlige
Geiſtes=
klarheit und Verantwortlichkeit für ſich in Anſpruch
neh=
men ſoll. Uebrigens ſind die Verletzungen der
Ueberfal=
lenen, nachdem die anfängliche Gehirnerſchütterung
beſei=
tigt war, ſehr günſtig verlaufen, ſodaß raſch
Heilung eintrat. In Anbetracht aller dieſer Momente
kann man dem Ausgang des Verfahrens mit Spannung
entgegenſehen.
Michelſtadt i. O., 21. Juli. (Verſammlung der
Krankenkaſſenvertreter.) Auf Anregung der
Landkrankenkaſſe Erbach und der Ortskrankenkaſſe
Michel=
ſtadt fand am Sonntag vormittag unter dem Vorſitze
des Geſchäftsführers Lang eine Verſammlung der
Krankenkaſſſen=Verwalter der beiden Kreiſe
ſtatt. Nach einigen einleitenden Worten des Vorſitzenden
nahm hierauf Kontrollinſpektor Simon von der
Lan=
desverſicherungsanſtalt Großh. Heſſen das Wort über
„Anſprüche für Feldzugsteilnehmer und deren
Hinterblie=
benen nach der reichsgeſetzlichen Invaliden= und
Hin=
terbliebenen=Verſicherung‟ Nachdem noch eine Anzahl
wichtiger Fragen eingehend beſprochen worden war, wurde
die Verſammlung mit Dankesworten an
Kontrollinſpek=
tor Simon um ½1 Uhr geſchloſſen.
Mainz, 21. Juli. (Spitzbubenfrechheit.) Eine
unangenehme Ueberraſchung erlebte geſtern nachmittag
eine hieſige Familie beim Betreten ihres in Kaſtel
gele=
genen Gartens. Man war mit einem Wagen nebſt
Lei=
tern und Körben dorthin gekommen, um die prachtvollen
reifen Frühbirnen von drei mit Früchten behangenen
Bäumen abzuernten. Als man jedoch zu den Bäumen
kam, entdeckte man, daß alle drei bereits vollſtändigge=
leert waren. Auf die Anzeige der Beſtohlenen erklärte
der angrenzende Gartenbeſitzer, daß am gleichen Morgen
bei hellem Tage Männer mit Leitern und Säcken
gekom=
men ſeien, die in aller Gemütsruhe die Bäume
abgeerntet=
hätten.
(50jähriges Doktor=Jubiläum.)
Am 23. Juli 1915 ſind 50 Jahre verfloſſen, ſeit einer der
angeſehendſten Bürger der Stadt Mainz, der Geheime
Medizinalrat Dr. Jakob Krug, zum Daktor
der Medizin in Gießen promoviert wurde. Vom April
1872 bis Oktober 1908 hat er mit unermüdlichem Fleiße
als Direktor die Großherzogliche Hebammenlehranſtalt
in Mainz geleitet und bis zum Jahre 1912, in welchem
er ſſeine Praxis niederlegte, als einer der hervorragendſten
Aerzte in Stadt und Kreis Mainz gewirkt.
Worms, 21. Juli. (Städtiſcher
Gemüſever=
kauf.) Zu den wirtſchaftlichen Maßnahmen, die die
Stadtverwaltung im Intereſſe der ſtädtiſchen Bevölkerung
ergriffen hat, gehört auch der Verkauf von
Gemü=
ſen auf dem Wochenmarkt. Mit dem Verkauf wurde
be=
reits Ende April begonnen und er fand ſeit dieſer Zeit
an allen Hauptmarkttagen regelmäßig ſtatt. Zum Verkauf
kamen bisher Kopfſalat, Gurken, Kohlrabi, Blumenkohl,
Wirſing ſowie Rot= und Weißkraut. Insgeſamt wurden
bisher ungefähr 18000 Stück abgeſetzt. Sämtliches
Ge=
müſe iſt im Eigenbetrieb der Stadt erzeugt.
Der Zweck der Maßnahme war die Abſicht, ſtädtiſche
Ein=
richtungen bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln im
Kriegsjahr mit heranzuziehen, um ſodann mit Hilfe
die=
ſer einen Einfluß auf die Geſtaltung der Marktpreiſe zu
gewinnen.
Reich und Ausland.
Altenburg, 21. Juli. (Reiche Schenkung.) Frau
Geheimrat Kohler und ihre Tochter, Frau v. Ehrenberg in
Altenburg, ſchenkten der dortigen Stadtgemeinde 100000
Mark für Kriegsbeſchädigte, ſowie für Kriegerwitwen
und Waiſen.
Rantau, 21. Juli. (Zu dem Badeunglück,)
bei dem ſechs Schulmädchen in der Oſtſee ertranken,
meldet das B. T. folgende Einzelheiten: Am Montag
ſpielten 26 Mädchen unter Aufſicht einer Lehrerin an einer
ſeit Jahren zum Baden benutzten Stelle, wo ſich
vermut=
lich in der letzten Zeit eine tiefe Stelle gebildet hatte,
denn plötzlich verſchwanden mehrere Mädchen im Waſſer
Die Lehrerin ſtürzte ſofort ins Waſſer und brachte fünf
Kinder in Sicherheit. Als ihre Kraft verſagte, zogen
zwei Gumbinner Gymnaſiaſten, die Brüder Paslack, die
faßt bewußtloſe Lehrerin aus dem Waſſer und
rette=
ten noch eine Anzahl Kinder. Vier davon konnten ins
Leben zurückgerufen werden, ſechs jedoch, ſämtlich aus
Königsberg, ſind tot.
Durban, 21. Juli. (Brennender Dampfer.)
Der Dampfer „Benalla” mit 800
Auswande=
rern nach Auſtralien beſtimmt, der ſich 800 Seemeilen
öſt=
lich von Durban befindet, brennt. Der Dampfer
„Otoli”, 150 Seemeilen davon entfernt, eilt auf das
draht=
loſe Notſignal hin zu Hilfe.
Stimmen aus dem Publikum.
Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Rebaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Anfrage eines Steuerzahlers.
1, Wo bleibt die Bekanntmachung wegen
Erſtrek=
kung der Zahlungsfriſt für die zwei erſten Ziele
der Gemeindeſteuer? Es wird kaum jeder Steuerzahler
in der Lage ſein, bis Ende dieſes Monats zwei Ziele
auf einmal zu bezahlen.
2. Wo bleibt die Bekanntmachung wegen
Erſtrek=
kung der Beſchwerdefriſt? Die dem
Gemeinde=
ſteuerzettel unter Ziffer 1 der Erläuterungen aufgedruckte
Belehrung iſt nicht verſtändlich.
— Kleine und große Schulknaben geben bei uns
gar zu oft durch das geſundheitsſchädliche
Zigaretten=
rauchen ein öffentliches Aergernis. Freilich findet ſich
dieſer teure Unfug auch anderwärts. Aber hier ſetzt die
Behörde mit entſprechenden Gegenmitteln zur Abſtellung
des Uebels ein. In Köln hat man den Volksſchülern
das Rauchen unter Androhung von Schulſtrafen
nachdrücklich und ſtrengſtens verboten. Die ſtädtiſchen
Behörden wirken Hand in Hand bei der Bekämpfung des
Uebelſtandes, und an die geſamte Bürgerſchaft erging
die Bitte um tatkräftige Hilfe. Und wie ſorgt erſt die
deutſche Obrigkeit in Weſtflandern für die flämiſche
Jugend: In verſchiedenen Dörfern iſt — nach dem
Allge=
menen Handelsblad — angeſchlagen, daß die Jungen
unter 16 Jahren, die man beim Rauchen antrifft,
ein=
gelocht werden ſollen.
— Ein Schrei der Entrüſtung kommt aus der Schar
der Hausfrauen: unſer Obſt kriegen die Engländer! Iſt
dies richtig? Wir aber müſſen es entbehren oder „
Wucher=
preiſe” zahlen! — Obſt iſt durchaus nicht nur „leckere
Zu=
koſt” wie der Obſtzüchter in Nr. 193 ſchreibt; für viele iſt
es ein wichtiges Nahrungsmittel, das nur unter ſchwerer
Schädigung der Geſundheit entbehrt werden kann. Aber
woher ſollen wir es nehmen? Warum gibt es für Obſt
keine Höchſtpreiſe wie für Brot, Petroleum uſw.? Warum
kein Ausfuhrverbot? Wo iſt Hilfe?
Eine Hausfrau.
Weiterſtadt, 21. Juli. Das viel verbreitete
Gerücht, daß die Milchpreiserhöhung auf die
Produzenten zurückzuführen iſt, iſt für hier unzutreffend,
indem im hieſigen Orte 16 Pf. für den Liter Milch
nach wie vor bezahlt wird von den Aufkäufern.
Der Preisaufſchlag iſt demnach wohl auf Veranlaſſung
der Milchhändler geſchehen. Dieſelben erzielen jetzt
pro Liter 26 Pf., mithin einen Verdienſt von 10 Pf.,
wovon nur ein kleiner Betrag für Unkoſten in Betracht
zu ziehen iſt. Es wäre deshalb zweckmäßiger, wenn die
Milch auf eine andere Weiſe wie eben im hieſigen Orte
aufgekauft werden würde, damit dieſelbe zu einem
billigeren Preiſe abgeſetzt werden könnte.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 21. Juli. Der Börſenvorſtand hat die
Fälligkeit aller auf Ultimo Juli geſchloſſenen
oder laufenden Geſchäfte, ſowie als Zahltag aller
Ultimo=
gelder auf Ultimo Auguſt feſtgeſetzt. Der
Zins=
fuß beträgt unter den gleichen Bedingungen wie in den
Vormonaten 4½ bzw. 2½ Prozent. Bei allen auf Ultimo
Juli geſchloſſenen oder laufenden Geſchäften, deren
Fäl=
ligkeit nunmehr vom Börſenvorſtand auf Ultimo Auguſt
feſtgeſetzt worden iſt, kann der Verkäufer des Engagements
auf Ultimo Auguſt kündigen durch eine bis zum 20. Auguſt
dem Käufer gegenüber ſchriftlich abzugebende Erklärung,
daß er die Wertpapiere zu den Vertragspreiſen
überneh=
men will. Der Verkäufer kann die Kündigung auf das
geſamte Engagement oder auf durch die Mindeſtbeträge
des Ultimohandels teilbare Teilbeträge des Engagements
erſtrecken. Der Käufer iſt berechtigt, ſchriftlich bis zum
25. Auguſt entweder zu erklären, daß er mit der
Ueber=
nahme ſeitens des Verkäufers — und zwar nur in vollem
Umfange, in dem ihm vom Verkäufer angeboten,
einver=
ſtanden iſt, oder ſich — wiederum nur in demſelben
Um=
ſange — zur Annahme der gekündigten Wertpapiere auf
Ultimo Auguſt zu erbieten. Gib er keine dieſer beiden
Erklärungen ab oder nimmt er ſeiner Erklärung entgegen
die gekündigten Wertpapiere nicht ab ſo erhöht ſich der
von ihm für Auguſt 1915 für dieſe Wertpapiere zu
ent=
richtende Zinsfuß auf 6 Prozent für das Jahr.
* Berlin, 21. Juli.
Börſenſtimmungs=
bild. Wie ſchon ſeither, verſtärkt ſich die zuverſichtliche
Stimmung der Börſenbeſucher unter dem Eindruck der
ſehr günſtigen Meldungen des deutſchen Generalſtabs,
ebenſo infolge einer lebhaften Beſchäftigung der deutſchen
Induſtrie von Tag zu Tag. Heute waren beſonders
Auto=
mobil=, Maſchinenfabriks= und Bergwerksaktien
begün=
ſtigt. So ſind als belebt und höher zu nennen: Daimler,
Benz. Hannoverſche Maſchinen, Hirſch Kupfer,
Erdölak=
tien, Phönix, Bismarckhütte und Adler Oppenheimer.
Heimiſche Renten und Kriegsanleihe blieben unverändert
feſt. Deviſen waren etwas feſter, Geldmarkt unverändert
ſehr flüſſig.
Landwirtſchaftliches.
— Pferdeverſteigerung. Freitag, den 23. Juli,
vormittags 10 Uhr, kommen in dem Hofe der alten
Train=
kaſerne ca. 12 ausrangierte Militärpferde,
ſowie 7 Zugeſel zur Verſteigerung. Zu der
Pferde=
verſteigerung werden nur heſſiſche Landwirte
zu=
gelaſfen. Die Verſteigerung der Zugeſel dagegen iſt
allgemein freigegeben. Die Steigerer müſſen ſich
ver=
pflichten, die Tiere nur in ihrem Betriebe zu verwenden
und ſie während des Krieges nicht zu verkaufen. Die
Verſteigerung erfolgt nur gegen Barzahlung.
— Frankfurt a. M., 21. Juli. (Viehmarkt.)
Auftrieb: 456 Schweine. Geſchäft ziemlich rege, bleibt
Ueberſtand. Bezahlt wurden: a) 117½—122 (143—148),
b) 113— 117½ (135—140), c) 117— 122 (145—148),
d) 117—122 (144—148 Mark).
— Frankfurt a. M., 21. Juli. (Fruchtmarkt.)
Eine Aenderung in der Stimmung iſt auf dem
Frucht=
markt ſeit Montag kaum zu bemerken. Kaufluſt, dem
An=
gebot entſprechend, gering. Man notierte für Gerſte
68—70 Mk., Mais 62—63 Mk. Futtermittel ſind kaum
an=
geboten. Kleie 51—52 Mk. Kokoskuchen 60—62 Mk.
Vermiſchtes.
Verſtändigungsbeſtrebungen
zwi=
ſchen den Handlungsgehilfenverbänden.
Die beiden größten Handlungsgehilfenverbände haben
einen Vertrag geſchloſſen, deſſen wichtigſte Beſtimmungen
lauten: „Vereinbarung zwiſchen dem Verein für
Hand=
lungs=Commis von 1858, Sitz Hamburg, und dem
Deutſch=
nationalen Handlungsgehilfen=Verband, Sitz Hamburg.
In der Erkenntnis, daß es Aufgabe aller deutſchen
Män=
ner iſt, die größte Errungenſchaft des Krieges, „das
Ge=
meinſchaftsgefühl des deutſchen Volkes” dieſem auch nach
dem Kriege zu erhalten und zu bewahren, haben der
Deutſchnationale Handlungsgehilfen=Verband und der
Verein für Handlungs=Commis von 1858 eine Reihe von
Vereinbarungen getroffen, die ihr gegenſeitiges
Verhält=
nis nach dem Kriege zum Gegenſtand haben. Das Ziel
dieſer Vereinbarung iſt, die Art der aus den teilweiſe
abweichend gerichteten Anſchauungen und Beſtrebungen
entſpringenden Auseinanderſetzungen zwiſchen den
Ver=
bänden und ihren Gliederungen in Zukunft ſo zu
beein=
fluſſen, daß der Boden der ſachlichen Auseinanderſetzung
nicht verlaſſen wird, damit das Gemeinſchaftsgefühl der
deutſchen Handlungsgehilfen als Glieder eines Volkes und
eines Standes nicht verloren geht, und trotz aller
ſach=
lichen Gegenſätze die beteiligten Perſonen doch auf dem
Boden der gegenſeitigen Achtung miteinander verkehren
und verhandeln können. Zu dieſem Zwecke unterwerfen
ſich beide Verbandsleitungen für ſich ſelbſt und für alle
ihre Verbandsgliederungen und ſelbſtändigen
Einrichtun=
gen, ſoweit ſie auf dieſe einen ſatzungsgemäßen Einfluß
ausüben können, unter Ausſchluß der ordentlichen
Ge=
richte dem Spruche eines Ehrenrats. Der Ehrenrat iſt
nicht berufen, über rein ſachliche
Meinungsverſchieden=
heiten auf dem Gebiete der Standespolitik zu entſcheiden,
wohl aber iſt er zuſtändig, wenn bei der Austragung
dieſer Meinungsverſchiedenheiten die Wahrhaftigkeit oder
die Form verletzt wird, ferner für die Einhaltung von
Vereinbarungen, die zwiſchen beiden Verbänden getroffen
ſind oder werden. Bei Kaufmannsgerichtswahlen und
Wahlen zu anderen Standesvertretungen beſchränken ſich
die Gliederungen beider Verbände auf die Empfehlungen
ihrer Liſten, ohne Angriffe auf den anderen Verband
oder ſeine Liſte zu richten.” Beide Verbände wollen alſo
bleiben, was ſie bisher waren. Die Leitungen ſind ſich
auch darüber klar, daß zukünftig abweichende
Anſchauun=
gen und Beſtrebungen vorhanden ſein werden; es wird
ſogar ausdrücklich betont, daß dieſe nicht unterdrückt
wer=
den ſollen. Trotzdem wäre es natürlich verkehrt, die
Be=
deutung des Vertrages zu unterſchätzen, denn ſelbſt bei
ſachlich ſcharfen zukünftigen Auseinanderſetzungen ſollen
Wahrhaftigkeit und insbeſondere die Ausſchaltung aller
gehäſſigen Kampfesformen Grundſatz ſein. Darin liegt der
große Gewinn dieſes Abkommens, denn trotz aller
Mei=
nungsverſchiedenheiten in Einzelfragen haben doch die in
den verſchiedenen Verbänden organiſierten
Handlungs=
gehilfen auch viele gemeinſame Intereſſen.
Literariſches.
* Neu erſchienene Broſchüren.
Flugſchrif=
ten zur Volksernährung. Herausgegeben von der Zentral=
Einkaufsgeſellſchaft mit beſchränkter Haftung. Heft 3. Das
Einmachen der Gartenbeeren. Von Prof. Dr. Udo
Dam=
mer, Berlin=Dahlem. Verlag der Zentral=
Einkaufsge=
ſellſchaft m. b. H., Berlin W 8, Behrenſtraße 21 — Die
Sozialdemokratie am Scheidewege. Ein Beitrag zum
Thema: Neuorientierung der deutſchen Politik. Von
Wilhelm Kolb, Redakteur, Mitglied des badiſchen
Land=
tags. Druck und Verlag der Buchdruckerei Geck & Cie.
Karlsruhe. Preis 1 Mk. — Deutſchlands Heer und Flotte,
zuſammengeſtellt von Ernſt von Lindenau. Verlag von
Kurt Stockhauſen in Nürnberg. Preis 30 Pf. —
Bis=
marck und wir. Von Bertold Litzmann. Bonn, Verlag
von Friedrich Cohen. — Sonntagskinder. Novelle von
Hedda von Schmid 111 Seiten Umfang, mit Feldpoſtkarte
der Kaiſerin. Preis 20 Pf. Hermann Hilger Verlag in
Berlin.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 21. Juli. Amtlich wird verlautbart:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Der Feind hat ſich ſüdlich der von Cholm über
Lublin nach Iwangorod führenden Bahn neuerlich geſtellt.
Trotz ſeinem hartnäckigen Widerſtande gelang es den
ver=
bündeten Streitkräften, die Linie an mehreren Stellen zu
durchbrechen; bei Rozana bahnte ſich das Korps Arz im
Verein mit deutſchen Bataillonen den Weg in die
feind=
liche Stellung. Südweſtlich Biskupico wurden die Ruſſen
in der Nacht durch die Deutſchen zum Rückzug
gezwun=
gen. Zwiſchen der Biſtritza und der Weichſel ſtieß die
Armeedes Erzherzogs Joſef Ferdinand auf
ſtarken Widerſtand. Beiderſeits von Bocechow entriffen
unſere Truppen in erbittertem Handgemenge ſibiriſchen
Regimentern ihre zäh verteidigten Stellungen. Bei
die=
ſer Armee wurden geſtern 30 Offiziere und 6000
Mann als Gefangene eingebracht und 9
Maſchi=
nengewehre erbeutet.
Zwiſchen der Weichſel und der Pilica wurde die
Verfolgung fortgeſetzt. Deutſche Landwehr durchbrach
nordöſtlich Zwolen die Vorſtellung des Brückenkopfes von
Iwangorod. Um die anſchließenden Stellungen wird noch
gekämpft.
In Oſtgalizien entbrannten bei Sokal
neuer=
dings heftige Kämpfe.
An der Zlota=Lipa und am Dnjeſtr iſt die
Lage unverändert.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Im Görziſchen ſetzten die Italiener auch geſtern
ihren allgemeinen Angriff fort. Am Rande der Ebene von
Doberdo und dem Görzer Brückenkopf tobte die Schlacht
den ganzen Tag. Abends gelang es dem Feinde, den
Berg San Michele, öſtlich Sdrauſſina, zu nehmen. Heute
früh eroberte Generalmajor Boog mit bisher
zurückge=
haltenen Kräften dieſe Höhe zurück. Südöſtlich behaupten
ſich unſere Truppen mit größter Zähigkeit. Ein
Flanken=
angriff von der Ruinenhöhe öſtlich Sagrado warf
ſchließ=
lich die Italiener auch hier zurück. Sie fluteten unter
großen Verluſten in die deckenden Räume. Da unſere
Truppen auch den ganzen Südweſtrand der Ebene feſt
in Händen behielten und am Görzer Brückenkopf alle
feindlichen Angriffe blutig zurückſchlugen, hatte die mit
ungeheuren Opfern bezahlte Anſtrengung wieder kein
Er=
gebnis.
An der übrigen küſtenländiſchen Front herrſcht
ver=
hältnisnäßig Ruhe. An der Kärntner Grenze hat
ſich nichts Weſentliches ereignet.
Oeſtlich Schluderbach griffen drei feindliche
Bataillone den Berg Piano an; ſie wurden
abgewie=
ſen,, fluteten zurück, verloren etwa zwei Drittel ihrer
Be=
ſtände.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchallentnant.
Die öſterreichiſchen Stellungen am Stilfſer Joch.
TU. Zürich, 21. Juli. Der Schweizer
Oberſtleut=
nant Karl Müller gibt ſeine Eindrücke vom Beſuche des
Stilfſer Joches wie folgt wieder: Die Italiener
haben den günſtigen Augenblick zum
Durch=
bruch verpaßt. Jetzt ſind die Päſſe feſtungsgemäß
ausgebaut und feſt in den Händen der öſterreichiſchen
Truppen. Dieſe ſind vom beſten Geiſte beſeelt, von
wil=
lensſtarken Offizieren geführt und entſchloſſen, den
italieniſchen Anmarſch aus dem Trafeiertale und aus
Vintſchgau mit dem Aufgebot aller Kräfte abzuwehren.
Selbſt wenn die Paßſtellung genommen werden könnte,
würde ein weiteres Vordringen der Italiener auf ſo ſtark
verteidigte Abwehrſtellungen ſtoßen, daß der Vormarſch
vor Anbruch des Spätherbſtes, der den Krieg im
Hoch=
gebirge von ſelbſt beendet, ausgeſchloſſen wäre. Ich halte
deshalb die Stellung der Oeſterreicher am Stilfſer Joch
unter den gegenwärtigen Verhältniſſen für unbezwinglich.
Italieniſche Anerkennung für Hindenburg.
TU. Zürich, 21. Juli. Nach einer Drahtmeldung
der Zürcher Poſt aus Mailand, geben die italieniſchen
Blätter die Großartigkeit des Planes
Hin=
denburgs zu, den ſie den größten Feldherrn der
Ge=
ſchichte nennen. Der Plan des Feldmarſchalls ſei
außer=
ordentlich gut und durchaus wohldurchdacht. Sollte das
ruſſiſche Heer infolge Munitionsmangel nicht länger
Wider=
ſtand leiſten können, ſo werde es, wie das Blatt aus
be=
greiflichen Gründen hinzufügt, mit „ungeſchwächten
Kräften” den Rückzug antreten.
Die Revue über die internationale Lage.
TU. Lauſanne, 21. Juli. Ih einer Beſprechung
der internationalen Lage ſchreibt die Revue, die entgegen
den meiſten Blättern der franzöſiſchen Schweiz eine
durch=
aus neutrale Haltung einnimmt: Hindenburg,
deſ=
ſen zeitweiſes Verſchwinden ſo viel Gerüchte hervorgerufen
hat, erſcheint jetzt im Oſten wieder auf der Bildfläche. Die.
Wirkung ſeines Namens, der dem Anſehen des
Feldmarſchalls Blücher vergleichbar iſt, wird ſich bei den
eigenen wie bei den Truppen des Feindes
fühlbar machen. Weiter erklärt die Revue, alles
hänge für Rußland und beſonders für Polen davon ab,
ob die Kriegsbereitſchaft des Großfürſten Nikolajewitſch
und der Munitionsvorrat der Ruſſen ſich ergänzen.
Italieniſche Munitionsſorgen.
* Rom, 21. Juli. (Meldung der Agenzia Stefani.)
Geſtern trat der Munitionsausſchuß unter dem
Vorſitz Salandras zuſammen. General Porro
ver=
trat die oberſte Heeresleitung. Der Ausſchuß faßte einige
grundſätzliche Beſchlüſſe, betreffend die Sicherung der
Verſorgung des Heres mit Munition auch fir eine lange
Kriegsdauer und ſolche, die die Organiſierung der
Hilfs=
induſtrien für die militäriſchen Inſtitute anlangen.
Aus Italien.
* Brescia, 21. Juli. Die Brescianer Zeitungen
Il Cittadino und La Sertinella Bresciana bringen die
Nachricht von der Verhaftung der Mitglieder
der fozialiſtiſchen Verwaltung von
Cor=
done. Unter den Verhafteten befinden ſich der
Bürger=
meiſter, der Vizeſekretär und fünf Gemeindeaſſeſſoren.
Sie wurden im Militärautomobil unter Begleitung
zahl=
reicher Karabinieri nach Breseia übergeführt. Die
Zei=
tungen ſchreiben, daß die Verhafteten der
antimilitariſti=
ſchen Propaganda angeklagt ſind.
* Rom, 21. Juli. Das Amtsblatt veröffentlicht
einen Erlaß, durch den der Bürgermeiſter von
Piene di Teco in der Provinz Porto Maurizio ſeiner
Stelle enthoben wird, weil er am 16. Mai öffentlich eine
heftige Rede gegen die Beteiligung Italiens am Kriege
gehalten hat.
* Rom, 21. Juli. Der Avanti erfährt aus Brescia,
daß vorgeſtern früh in den Räumen des dortigen
Jung=
ſozialiſtiſchen Vereins eine Unterſuchung
vorgenommen wurde, infolge der fünf
Vereinsmitglie=
der verhaftet wurden. Man glaubt, daß eine weitere
Verhaftung in Val di Trempia erfolgte.
* Mailand, 21. Juli. Die Stampa meldet, daß
die Kommiſſion zur Feſtſetzung der Lebensmittelpreiſe
eine Reſolution an die Regierung gerichtet hat, in der
die amtliche Feſtlegung der Getreidepreiſe
dringend verlangt wird.
Deutſche Torpedoboote in Zeebrügge.
TU. Amſterdam 21. Juli. Der Telegraaf meldet
aus Gent, daß in Zeebrügge deutſche
Torpedo=
boote liegen und fragt, wie dies bei der engliſchen
See=
herrſchaft möglich ſei. Das Blatt gibt an, die
Torpedo=
boote ſeien aus Hoboken längs der oberen Schelde an
Rupelmunde und Dendermonde vorbei nach Gent und
dann durch die Kanäle gekommen.
Austauſch von Schwerverwundeten zwiſchen
Deutſchland und Rußland.
* Stockholm, 21. Juli. Die deutſche und die
ruſſiſche Regierung haben die Vorſchläge der
Direktion des Roten Kreuzes betr. Auswechſelung
von Invaliden und verwundeter Gefangener zwiſchen
Deutſchland und Rußland gebillligt. Vier
Züge mit Einrichtungen für Krankenpflege gehen dreimal
wöchentlich von Haparanda nach Trelleborg Ider
umge=
kehrt ab, jeder mit 250 Verwundeten. Die Verbindung
Saßnitz-Trelleborg wird von ſchwediſchen
Spezial=
dampfern beſorgt. Die Beſichtigung zur Verhinderung
von Epidemien findet in Saßnitz und Tornea ſtatt. Der
erſte Zug geht in der erſten Auguſthälfte ab.
Amerikaniſche Note an Deutſchland.
* London, 21. Juli. Das Reuterſche Bureau
meldet aus Waſhington: Das Kabinett hat nach
zweiſtündiger Verhandlung Wilſons Entwurf der
Note an Deutſchland, die in ein bis zwei Tagen
nach Berlin abgehen dürfte, zugeſtimmt. Ueber den
Inhalt der Note wird nichts verlautbart.
Freie Eiſenbahnfahrt für beurlaubte
Mannſchaften.
* Berlin, 21. Juli. (W.T. B. Amtlich.) Bisher iſt
nur den zur Wiederherſtellung ihrer Geſundheit, wie zur
Frühjahrsbeſtellung und zur Ernte in die Heimat
beur=
laubten Mannſchaften freie Eiſenbahnfahrt gewährt
wor=
den. Nunmehr iſt für ſämtliche Mannſchaften
bei Heimatsurlaub während des Krieges
freie Eiſenbahnfahrt bewilligt worden.
Die Petroleumhöchſtpreiſe.
* Berllin, 21. Juli. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung bringt eine Mitteilung über die Bewilligung
bzw. Beantragung von Ausnahmen von Petroleum=
Höchſtpreiſen für Einzelfälle und beſtimmte genau
zu bezeichnende Petroleummengen durch den
Reichskanz=
ler bis zum 31. Auguſt 1915.
Berlin, 20. Juli. Eine Eingabe aus
Inter=
eſſentenkreiſen um Geſtattung des Verkaufs alter
Petroleumvorräte über Höchſtpreiſe
beant=
wortete der Reichskanzler, wie verſchiedenen
Morgen=
blättern berichtet wird, dahin, daß er geneigt ſei,
Han=
delsfirmen und Handelsperſonen für den Verkauf genau
bezeichnete Mengen höchſtpreisfrei auf Antrag zu
be=
laſſen. Der Antragſteller habe eine Beſcheinigung
bei=
zubringen, daß er ſchon ſeit Anfang Auguſt v. Js. den
Petroleumhandel betrieben habe.
Türkiſche Studienreiſe nach Deutſchland.
* Konſtantinopell, 21. Juli. Der frühere
Chef der Kabinettskanzlei des Sultans,
der Dichter und Profeſſor der weſtländiſchen
Literaturge=
ſchichte an der türkiſchen Univerſität Konſtantinopel, Hali
Sia Bey, wurde von der türkiſchen Regierung mit einer
Studienreiſe nach Deutſchland betraut. Die
Reiſe, welche, wie von unterrichteter türkiſcher Quelle
ver=
lautet, mit politiſchen Tagesfragen nichts zu tun hat,
bezweckt die Erforſchung des geiſtigen, künſtleriſchen,
wiſ=
ſenſchaftlichen, wirtſchaftlichen und ſozialen Lebens, ſowie
überhaupt des deutſchen Kulturlebens. Bei der Reiſe
ſollen die hauptſächlichſten Städte beſucht werden. Die
Berichte ſollen im Tanin erſcheinen und ſodann in
Buch=
form durch das Unterrichtsminiſterium veröffentlicht
werden.
Die Deutſchen in der Türkei.
TU Lugano, 21. Juli. Aus Philippopel berichtet
Magrini dem Secolo unter dem Titel „Die Deutſchen in
der Türkei‟: Die Siege in Galizien und die
Miß=
erfolge der Verbündeten an den Dardanellen haben die
Zuverſicht der Bevölkerung in Konſtantinopel
gehoben. Anfangs Mai hätte man durch
Ueber=
raſchungen vielleicht Konſtantinopel nehmen können, wenn
man zugleich mit dem erſten Bombardement auch die
Truppen gelandet hätte; ſtattdeſſen habe man den
Tür=
ken durch das Bombardement gleichſam eine Warnung
zukommen laſſen und ihnen Zeit gegeben, die Verteidigung
mit deutſcher Hilfe gründlich vorzubereiten. Auch wäre
die Einnahme der türkiſchen Hauptſtadt vielleicht
gelun=
gen, wenn die Ruſſen die 200000 Mann, die der Zar
be=
reits in Sebaſtopol beſichtigt hatte, auf Derkos hätte lan=
den können. Galizien, ſo ſagt Magrine, hat das
ge=
plante Unternehmen gegen Konſtantinopel aufgezehrt.
Für die Türkei beſtehen nur zwei gefährliche Dinge,
Mangel an Munition und Mangel an Kohlen. Aber
ſchon gebe es, dank der deutſchen Technik, Munition in
der Türkei. Die Kohlen kommen von Keraklea, doch werde
die Einführung durch ruſſiſche Fahrzeuge ſehr
beeinträch=
tigt. An Lebensmitteln fehlt es in der Türkei nicht.
Wenn man bedenkt, wie die Deutſchen die türkiſchen
Truppen organiſiert und galvaniſiert haben, ſo ſei es
völlig ausſichtslos, daß die jetzt an den Dardanellen
kämpfenden engliſch=franzöſiſchen Druppen vielleicht
je=
mals Konſtantinopel nehmen könnten, ſolange nicht große
Verſtärkungen aus England und Frankreich kämen,
ſo=
lange die Ruſſen nicht 200000 Mann am Bosporus landen
können.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 21. Juli. Das
Hauptgau=
tier teilt mit: Bei Ari Burnu ließen wir am 19. Juli
eine Mine vor unſeren Schützengräben ſſpringen,
wodurch feindliche Gegenminen vernichtet worden. Zwei
ſtarke Abteilungen, welche der Feind in die
Vorpoſten=
kämpfe auf dem linken Flügel hineinwarf, wieſen wir
mit ſchweren Verluſten zurück. Unſere Artillerie
zerſtreute eine lange Infanteriekolonne, die der Feind
ſeinem linken Flügel zur Verſtärkung ſchickte. Unter den
Franzoſen, die wir am 18. Juli in unſeren
Schützen=
gräben gefangennahmen, befinden ſich ſchwerverwundete
Offiziere. In der Nacht zum 20. Juli und am
folgen=
den Tage beſchoſſen unſere Batterien auf dem
aſia=
tiſchen Ufer das Lager und die Landungsbrücken
des Feindes bei Tekke Burnu und ſeine Truppen
bei Mortaliman.
Im Jrak griffen unſere Vortruppen in der Nacht
zum 18. Juli den feindlichen rechten Flügel öſtlich
Kale=
telnedſchim an und zwangen ihn nach vierſtündigem
Kamfp zum Zurückgehen. Unſere Artillerie verſenkte ein
mit Lebensmitteln beladenes feindliches Boot. Eine
An=
zahl gewaltſam in die feindliche Armee
einge=
ſtelllter Moslems iſt am 17. Juli deſertiert und
zu uns geflüchtet. Die Verluſte des Feindes in der
Schlacht bei Kaba=Tulmain am 14. Juli werden auf
2000 Mann geſchätzt. Eine unſerer aus Freiwilligen
beſtehenden fliegenden Kolonnen überfiel in der Nacht
zum 18. Juli ein feindliches Lager und kehrte mit
reicher Beute zurück.
Von den anderen Fronten nichts Weſentliches.
Der Papſt über den Krieg.
TU. Wien, 21. Juli. Die Reichspoſt meldet: Joſe
Juan Cadenas der Direktor der Madrider
Zeit=
ſchrift ABC hatte eine Audienz beim Papſt
Bene=
dikt XV. Der Papſt kam auf das Eingreifen Italiens
in den Weltkrieg zu ſprechen und ſagte, alles, was möglich
iſt, habe ich verſucht. Ich hoffte, daß das baldige Ende
käme, aber der neue Konflikt habe die Lage
verſchlim=
nert, indem er der Tragödie große Proportionen gab.
Ich fürchte, das Eingreifen Italiens hat den Krieg auf
unbeſtimmte Zeit verlängert. Der Friede, der ſich zu
nähern ſchien, ſcheint ſich zu entfernen. Der Papſt fragte,
ob Spanien bis Ende des Krieges neutral bleiben werde.
Der Krieg ſei ſchrecklich, tauſendmal beſſer die Neutralität.
Ich denke an die ſchwere Situation, in der ſich König Alfonſo
befindet; ſeine Lage ähnelt der meinigen. Cadenas kam
dann kurz auf den ungeheuren Jubel zu ſprechen, der in
ganz Spanien anheben würde, wenn der Papſt nach
dort=
hin überzuſiedeln bereit wäre. Er ſagte: Das Escurial iſt
zu düſter, zu montan; in Sevilla iſt eine beſſere Reſidenz
für den Statthalter Chriſti. Der Papſt kreuzte ſeine
Hände und bewegte ſie leiſe: Nein! Nein! Jetzt iſt mehr
denn je meine Anweſenheit in Rom nötig.
Serbien und der Vatikan.
* Wien, 21. Juli. Die Politiſche Korreſpondenz
meldet: Gegenüber Zeitungsnachrichten, nach denen der
Papſt den ſerbiſchen Geſandten Gavrilovie in
offi=
zieller Antrittsaudienz empfangen habe, erfahren wir
zu=
ſtändigerſeits, daß der Vatikan daran feſthält, für die
Kriegsdauer den amtlichen diplomatiſchen Verkehr mit
Serbien nicht aufzunehmen. Gavrilovie, dem bloß
ad personam der Titel eines bevollmächtigten Miniſters
zukommt, iſt von der ſerbiſchen Regierung ausſchließlich
als offiziöſer Agent zur Durchführung des Konkordats
entſandt und als ſolcher vom Heiligen Stuhl empfangen
worden.
Peſſimismus in der franzöſiſchen Preſſe.
TU. Genf, 21. Juli. Mit großer
Geſpannt=
heit und Beängſtigung verfolgen die militäriſchen
Berichte der franzöſiſchen Blätter die Vorgänge auf
dem öſtlichen Kriegsſchauplatze. So
ver=
kennen dieſelben nicht, daß die deutſche Offenſive dort
all=
emein und vollſtändig iſt, daß die im Gange befindlichen
Kämpfe von Kurland bis zum Dnjeſtr hart und blutig
ſind, und daß die Schlacht aller Wahrſcheinlichkeit nach
von endgültiger Entſcheidung ſein wird. Man ſpricht der
Oeffentlichkeit Vertrauen auf die Beſtändigkeit und den
Mut der ruſſiſchen Truppen, ſowie auf einen glücklichen
Ausgang des Kampfes zu.
Engliſche Munitionsſorgen.
* London 21. Juli. Der Daily Telegraph ſchreibt:
Wenn wir alles hinter der Herſtellung von
Muni=
tion zurücktreten laſſen, wird es uns nicht mehr lange
möglich ſein, den Alliierten als finanzielle Hilfsquelle zu
dienen. Ohne den Ausfuhrhandel größtenteils aufrecht
zu erhalten, werden wir die ſilbernen Kugeln, welche den
Krieg gewinnen ſollen, nicht zur Verfügung haben. Die
Beſchäftigung der Mechaniker müßte ſo geregelt werden,
daß unſere gewöhnliche Ausfuhrinduſtrie auf einem
mög=
lichſt hohen Stande bleibt. Die Morning Poſt findet einen
gewiſſen wehmütigen Humor in der Tatſache daß ſich
Lloyd George nach Südwales begeben hat, um die Stürme
des Neides und Klaſſenhaſſes zu beſchwichtigen, die er
einſt ſelbſt ſo ſehr entfeſſeln half.
* London, 21. Juli. Reynolds Newspaper greift
Sir John Simon wegen ſeiner jüngſt gehaltenen Rede
an, in der er ſich gegen die Debatte des Parlaments über
die Munitionsfrage ausſprach. Das unter der
Leitung des Parlamentsmitgliedes Sir Henry Dalziet
ſtehende radikale Blatt ſagt: Als die Frage, ob England
ſich am Kriege beteiligen ſolle, auf der Tagesordnung.
ſtand, erklärte Simon im Kabinett, daß er hierfür keine
perſönliche Verantwortung übernehmen könne und ſprach
den Wunſch aus, aus dem Kabinett auszutreten. Das
Blatt fordert Simon auf, ſo lautenden Gerüchten, wenn
ſie falſch ſeien, entgegenzutreten.
Einziehung der Neunzehnjährigen in Rußland.
* Petersburg, 21. Juli. Der Rjetſch meldet:
Der Miniſterrat beſchloß, noch im Laufe des Jahres
1915 die im Jahre 1896 geborenen
Wehrpflich=
tigen, die nach den geltenden Beſtimmungen erſt im
Jahre 1917 zu dienen haben, einzuziehen. Das
Blatt tritt in einem Leitartikel dafür ein, daß die
Volks=
ſchullehrer auf dem Lande und andere des Leſens kundige
Perſonen, um den Krieg zu einem wirklichen Volkskriege
zu machen, von der Regierung beſondere volkstümliche
Berichte über die Sachlage zwecks Weiterverbreitung
er=
halten, da unter den Analphabeten, die 80 vom Hundert
der ruſſiſchen Bevölkerung ausmachen, die wildeſten
Ge=
rüchte über die Kriegslage verbreitet ſeien.
* Moskau, 21. Juli. Der Rußkoje Slowo
mel=
det aus Warſchau: In ganz Polen wurde der
unge=
diente Landſturm, die ſogenannte Ratniki erſter
Klaſſe, eingezogen. — Die Semſtwos ſtellten den Antrag,
daß die geſamte Induſtrie zur Erzeugung von Munition
militäriſch organiſiert werde. In Rußland herrſcht ein
derartiger Arbeitermangel, daß man über Charbin 300000
chineſiſche Kulis kommen ließ, die jetzt erwartet werden.
Feuer an Bord eines amerikaniſchen
Ueberdreadnoughts.
* London, 21. Juli. Die Morning Poſt meldet
aus Waſhington: An Bord des
Ueber=
dreadnoughts „Oklahama”, der faſt fertig war
und nächſtens Probefahrten machen ſollte, iſt ein Brand
ausgebrochen. Der Schaden iſt bedeutend. Man
glaubt, daß Brandſtiftung vorliegt. In der letzten Woche
entſtanden Brände auf den Schlachtſchiffen „Alabama”,
und „New Jerſey” die ebenfalls angelegt worden ſein
ſollen. Um zukünftigen Brandſtiftungen zuvorzukommen,
wurden die Wachen in den Docks der Werften vermehrt
und andere Maßregeln getroffen, um das
Regierungs=
eigentum zu ſchützen. Die Geheimpolizei unterſucht die
Urſachen der vielen Dynamitanſchläge auf die Brücken,
über welche Munitionszüge fahren müſſen und forſcht
fer=
ner den Leuten nach, die Bomben in die Schiffe legen.
Auch Umtriebe, um das Regierungseigentum in Kanada
zu vernichten, die angeblich von den Vereinigten Staaten
ausgehen, bilden den Gegenſtand einer Unterſuchung.
* Berlin, 21. Juli Das Berl. Tagebl. meldet aus
Amſterdam: Belgiſchen Flüchtlingen, die
bisher in Oldenzaal auf Gemeindekoſten untergebracht und
verpflegt wurden, iſt mitgeteilt worden, daß ſie vom
1. Auguſt ab nach Belgien zurückkehren
müß=
ten, oder in Internierungslager gebracht werden würden.
* Gmunden, 20. Juli. Heute, am Jahrestage der
Schlacht von Liſſa, fand hier auf dem Rathausplatz die
feierliche Enthüllung des für Kriegsfürſorgezwecke
beſtimmten Wehrmanns ſtatt. Der patriotiſchen Feier
wohnten der Herzog und die Herzogin von Cumberland,
deren Töchter, Großherzogin Alexandra von Mecklenburg=
Schwerin, die Prinzeſſin Olga von Braunſchweig=
Lüne=
burg, ferner Herzog Ernſt Auguſt von Braunſchweig mit
Gemahlin, Prinzeſſin Maria von Schaumburg=Lippe und
Prinz Alfonſo von Bourbon bei. Die Figur des
Wehr=
manns iſt eine Spende des bayeriſchen Grafen zu
Löwen=
ſtein. Den Fürſtlichkeiten wurden bei der Rückkehr ins
Schloß von der Menge begeiſterte Huldigungen
darge=
bracht. An Kaiſer Franz Joſef wurde eine
Huldigungs=
depeſche abgeſandt.
* Cardiff, 21. Juli. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) In der Konferenz der Delegierten
der Bergarbeiter wurden heute Morgen die
Arbeits=
bedingungen, wie ſie von dem Exekutivkomitee
gut=
geheißen worden ſind, mit überwältigender Mehrheit
angenommen.
* Athen, 21. Juli. Die Agence d’Athene meldet:
Das Entlaſſungsgeſuch, das der Miniſter des
Aeußern, Zographos, aus Geſundheitsrückſichten
ein=
gereicht hat, iſt genehmig’t worden. Miniſterpräſident
Gunaris führt vorläufig die Geſchäfte.
New=York, 20. Juli. Nach den vom
Handels=
amt veröffentlichten Zahlen hat der Wert der
ameri=
kaniſchen Ausfuhr nach Deutſchland im Juni
80 Pfund Sterling gegen 2800090 Pfund Sterling im
Juni des Vorjahres betragen.
* Neu=York, 21. Juli. Die Arbeiter der
Munitionsfabrik von Bridgeport haben geſtern
die Arbeit nicht, wie angekündigt, niedergelegt.
Wie erwartet, wurden die Forderungen der Arbeiter
be=
willigt.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 21. Juli. Eine Verordnung des
Bundes=
rats, betreffend den Verkehr auf dem
Lebensmittel=
markt ſteht bevor.
* Mailand, 21. Juli. Wie die Stampa aus San
Daniele in Friaul meldet, wurde die dortige Gegend
in der vergangenen Nacht von einem heftigen Zyklon
heimgeſucht, wobei erheblicher Schaden verurſacht wurde.
Menſchenleben wurden nicht vernichtet.
* Neu=York, 21. Juli. Heute brachen unter
ausſtän=
diſchen Arbeitern der Standard Oil
Com=
panie ernſte Unruhen aus. Die Polizei, die die
Ordnung herzuſtellen vermochte, mußte zu den Knüppeln
greifen und wurde mit Steinen beworfen, Schüſſe wurden
gewechſelt, doch niemand verletzt.
Kriegschronik (Nr. 25).
4. Juli: Viermaliger Angriff der Franzoſen bei Les
Eparges abgeſchlagen. — Die Höhen nördlich
Krasnik erſtürmt.
Rückzug der Ruſſen über den Bug bei Krylow.
5.
— Die ruſſiſche Front bei Krasnik
durch=
brochen. — Ein engliſcher Flugzeugangriff
auf die deutſche Bucht der Nordſee
zurück=
gewieſen.
Vier italieniſche Armeekorps zwiſchen dem Gör=
6.
zer Brückenkopf und der Adria
zurückgeſchla=
gen. — Verſenkung des franzöſiſchen
Poſt=
dampfers „Carthage”, durch ein deutſches
Unterſeeboot.
Arras bei der Beſchießung in Brand geraten.
Der italieniſche Panzerkreuzer „Amalfi” in der
8.
Nordadria durch ein öſterreichiſch=ungariſches
Unterſeeboot verſenkt.
9. „ Erſtürmung franzöſiſcher Grabenlinien im
Prieſterwald. — Warſchau von der
Zivil=
bevölkerung und den Regierungsbehörden
ge=
räumt. — Die Ueberreichung der deutſchen
Antwort in der „Luſitania”=Frage an Amerika.
10.
Die deutſche Streitmacht in Deutſch=
Südweſt=
afrika, 204 Offiziere und 3166 Mann, hat ſich
Botha ergeben.
11. Juli: Im Prieſterwald ſchreitet ein Angriff der
Fran=
zoſen. — Im Mittelmeer zeigen ſich zwölſ
deutſche Unterſeeboote.
18. „ Die „Königsberg” wird von zwei engliſchen
Monitoren beſchoſſen und ſinkt.
14. „ Eine Note Oeſterreich=Ungarns an die
Vereinig=
ten Staaten von Nordamerika wird
bekannt=
gegeben.
15.
Die Stadt Prasznysz von unſeren Truppen
be=
ſetzt.
16.
Fortgeſetzte franzöſiſche Angriffe in den
Argon=
nen ſcheitern.
17.
Die Offenſive im Oſten unter Leitung des
Ge=
neralfeldmarſchalls v. Hindenburg hat zu
großen Ergebniſſen geführt. Die Ruſſen wichen
auf ihre ſeit langem vorbereitete Stellung
Ciechanow-Kraſnoſiele zurück und werden
auch hier geſchlagen. Zwichen Bug und
Weichſel entwickeln ſich größere Kämpfe.
18.
Die Ruſſen ſetzen zwiſchen Piſſa und Weichſel
ihren Rückzug fort und werden zwiſchen
Weich=
ſel und Bug zurückgeworfen. — Der
italie=
niſche Panzerkreuzer „Giuſeppe Garibaldi‟
durch ein öſterreichiſches U=Boot verſenkt.
19.
Große Erfolge unſerer Truppen in Kurland.
Tuckum genommen und Windau beſetzt. Die
Ruſſen weichen vor der Armee v. Gallwitz
über den Narew zurück. Die Zahl der
Ge=
fangenen beträgt 110 Offiziere und 28760
Mann. Schwere Niederlage der Ruſſen auf
der ganzen Front zwiſchen Weichſel und Bug.
20.
Die Ruſſen in Kurland und zwiſchen Weichſel
und Bug weiter zurückgedrängt. Radom
be=
ſetzt. — Amerikaniſche Note an England,
betr. die Wahrung des Völkerrechts.
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt I.
Geöffnet an Wochentagen von 9—12 Uhr vormittags und
3—5 Uhr nachmittags. Samstags nachmittags nur für
dringende Falle und Sterbefallsanzeigen.
Geſtorbene. Am 15. Juli: Juliane Bereiter, geb.
Mehmel, Ehefr. des Fuhrmanns, 44 J., ev., Kaſinoſtr. 16.
Am 16.: Eliſe Vetter, geb. Appel, Ehefr. des Ober=
Poſt=
ſchaffners, 38 J., ev., Wendelſtadtſtr. 35. Johanna Louiſe
Helene Craß, geb. Riebling, Ehefr des Sattlers, 47 J.,
ev., Liebfrauenſtr. 73. Am 15.: Jakob Funk, Maurer,
55 J., ev., Grafenſtr. 9. Am 16.: Konrad Heppenheimer,
Privatier, 78 J., ev., Wienersſtr. 87. Am 17.: Henriette
Melitta Zöller, Tochter des Schloſſers, 7 M., ev.,
Ober=
gaſſe 32. Dr. Adolf Weber, Geheimer Medizinalrat,
86 J., ev., Heinrichſtraße 114. Peter Paul Heckmann,
Schüler, Sohn des Buchbindermeiſters, 9 J., ev.,
Mühl=
ſtraße 72. Guſtav Georg Taſchner, Maler und Lackierer,
42 J., kath., Blumenthalſtr. 56. Am 19.: Johann Georg=
Ohly, Schlachthofverwalter i. P., 67 J., ev.,
Gutenberg=
ſtraße 60. Am 17.: Marie Margarete Frieda Baumann
Geſchäftsinhaberin, 25 J., ev., led., Kahlertſtr. 36. Am 18.:
Johann Baptiſt Peters, Oberlehrer i. P., 77 J., kath.,
Wilhelminenplatz 10. Auguſte Sophie Karoline von
Neufville, geb. von Herff, Witwe des Rittergutsbeſitzers,
91 J. ev., Bismarckſtr. 31. Am 17.: Gertrud Marie Agnes
Coellen, geb. Kaminski, Ehefr. des Schriftſtellers, 38 J.,
ev., aus Eberſtadt, hier Grafenſtr. 9. Am 18.: Johann
Gſtädtner, Schuhmacherlehrling, 18 J., ev., Uedl., aus
Eberſtadt, hier Grafenſtr. 9. Annelies Diehl, geb. Guth,
Witwe des Friſeurs, 81 J., ev., Grafenſtr. 9.
Ausführung der Verordnung über den Verkehr
mit Brotgetreide und Mehl aus dem
Erntejahr 1915.
Nach der Verordnung des Bundesrats vom 17. Juni
1915 ſind Kaufverträge über Roggen, Weizen, Spelz,
Emer, Einkorn, Hafer, Gerſte allein oder mit anderem
Ge=
treide gemengt, ferner Miſchfrucht, worin ſich Hafer
be=
findet, aus der inländiſchen Ernte des Jahres 1915 als
nichtig erklärt. Hiernach ſind alle etwa vor dem
In=
krafttreten der Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915
über den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl
abgeſchloſſe=
nen Verträge über den Verkauf von Getreide der neuen
Ernte ohne weiteres rechtsungültig und
dürfen nicht erfüllt werden. Mit dem 1. Juli ds. Js.
tritt nach der letzteren Verordnung die
Beſchlagnah=
me des ſämtlichen im Reich angebauten Brotgetreides,
nämlich Roggen, Weizen, Spelz, Emer und Einkorn
allein oder mit anderem Getreide außer Hafer gemengt,
mit der Trennung vom Boden für den
Kommunal=
verband ein, in deſſen Bezirk es gewachſen iſt. Die
Beſchlagnahme erſtreckt ſich auch auf den Halm und das
aus beſchlagnahmtem Brotgetreide ermahlene Mehl,
ein=
ſchließlich Dunſt. Das Stroh wird mit dem Ausdreſchen,
die Kleie vorbehältlich der Beſtimmungen der §§ 42 bis 46
der Verordnung mit dem Ausmahlen von der
Beſchlag=
nahme frei. Die Rechtslage iſt deshalb die, daß die
Be=
ſitzer beſchlagnahmter Vorräte ſich jeder Verfügung
über dieſelben, ſoweit ſie nicht
ausdrück=
lich geſetzlich zugelaſſen iſt, zu enthalten
haben. Es dürfen namentlich Veränderungen an den
beſchlagnahmten Vorräten nur mit Zuſtimmung des
Kom=
munalverbandes vorgenommen werden. Das gleiche gilt
von rechtsgeſchäftlichen Verfügungen über ſie.
Eine Ausnahme hiervon iſt in § 6 für die
Unter=
nehmer landwirtſchaftlicher Betriebe gemacht. Dieſe
dür=
fen trotz der Beſchlagnahme
1. zur Ernährung der Selbſtverſorger auf den Kopf
und Monat der Angehörrigen uſw. ihrer Wirtſchaft
9 kg Brotgetreide verwenden;
2. das zur Herbſt= und Frühjahrsbeſtellung
erforder=
liche Saatgut verwenden und
3. ſelbſtgezogenes Getreide für Saatzwecke veräußern.
Als Saatgetreide in dieſem Sinne gilt jedoch nur
Saatgetreide, das nachweislich aus
landwirtſchaft=
lichen Betrieben ſtammt, die ſich in den letzten
2 Jahren mit dem Verkauf von Saatgetreide befaßt
haben. Die veräußerten Mengen ſind
von dem Verbraucher dem
Kommunal=
verband binnen 3 Tagen anzuzeigen.
In allen ſonſtigen Fällen ſind die Beſitzer
beſchlag=
nahmter Vorräte berechtigt und verpflichtet die zur
Erhaltung der Vorräte erforderlichen Handlungen
vor=
zunehmen. Insbeſondere ſind ſie berechtigt und auf
Verlangen des Kreisamts verpflichtet, die
Vorräte auszudreſchen. Nimmt der Beſitzer eine zur
Er=
haltung der Vorräte erforderliche Handlung oder das
Ausdreſchen binnen der vom Kreisamt geſetzten Friſt
nicht vor, ſo kann dieſe die erforderlichen Arbeiten auf
ſeine Koſten durch einen Dritten vornehmen
laſſen. Eines beſonderen Zwangsverfahrens bedarf es
hierfür nicht. Es kann vielmehr nach fruchtloſem
Ab=
lauf der Friſt das Kreisamt Dritte mit der Vornahme
der erforderlichen Handlungen beauftragen, die der Ver=
pflichtete auf ſeinem Grund und Boden ſowie in ſeinen
Wirtſchaftsraumen und mit den Mitteln ſeines Betriebs
zu geſtatten hat. Die hierdurch entſtehenden Koſten fallen
ihm zur Laſt.
Wenn ſich ein landwirtſchaftlicher Betrieb über die
Grenzen eines Kommunalverbandes hinaus erſtreckt, ſo
darf nach § 5 das beſchlagnahmte Brotgetreide innerhalb
dieſes Betriebs von einem Kommunalverband in den
andern gebracht werden. Mit der Ankunft in dem letzteren
gehen jedoch die aus der Beſchlagnahme ſich ergebenden
Rechte ohne weiteres auf dieſen Kommunalverband über.
Der Beſitzer hat die Ortsänderung binnen
3 Tagen unter Angabe der Getreidearten
und ihrer Mengen bei den
Kommunalver=
bänden anzuzeigen.
Zu den Handlungen, die dem Beſitzer des
Brot=
getreides unterſagt ſind, gehört auch die Verfütterung von
beſchlagnahmtem Brotgetreide, ſodaß eine
Zuwiderhand=
lung hiergegen unter die Strafbeſtimmung des § 9
Ziffer 1 fällt.
Nach dieſer Vorſchrift wird mit Gefängnis bis
zu einem Jahr oder mit Geldſtrafe bis zu
10000 Mark beſtraft,
1. wer unbefugt beſchlagnahmte Vorräte beiſeite
ſchafft, insbeſondere aus dem Bezirk des
Kom=
munalverbandes, für den ſie beſchlagnahmt ſind,
entfernt, ſie beſchädigt, zerſtört, verarbeitet oder
ver=
braucht,
2. wer unbefugt beſchlagnahmte Vorräte verkauft,
kauft oder ein anderes Veräußerungs= oder
Er=
werbsgeſchäft über ſie abſchließt,
3. wer die zur Erhaltung der Vorräte erforderlichen
Handlungen pflichtwidrig unterläßt,
4. wer als Saatgetreide erworbenes Brotgetreide
ohne Genehmigung des Kreisamts zu anderen
Zwecken verwendet,
5. wer eine ihm nach den §§ 5 und 6 obliegende
An=
zeige nicht in der geſetzten Friſt erſtattet, oder
wiſ=
ſentlich unvollſtändige oder unrichtige Angaben
macht.
Auch beſchlagnahmefrei gewordenes Brotgetreide
iſt durch die Verordnung über das Verfüttern von
Brotgetrelde, Mehl und Brot vom 28. Juni 1915
und deren Strafvorſchrift gegen Verfütterung
ge=
ſchützt.
Es ſollte hiernach den Eigentümern von Brotgetreide
aus der neuen Ernte empfohlen werden, ihr Getreide
alsbald dem Kommunalverband zum Zwecke des
frei=
händigen Ankaufs zur Verfügung zu ſtellen. Dabei wäre
darauf hinzuweiſen, daß gegebenenfalls auf Anordnung
des Kreisamts die Enteignung der Vorräte verfügt
wer=
den kann und daß in ſolchen Fällen für die zu
über=
laſſenden Vorräte ein angemeſſener Preis gezahlt wird,
der von dem Provinzialausſchuß feſtzuſetzen iſt.
Der Beſitzer hat nach § 35 auch die Vorräte, die er
freihändig übereignet hat oder die bei ihm enteignet ſind,
zu verwahren und pfleglich zu behandeln, bis der
Er=
werber ſie in ſeinen Gewahrſam übernimmt. Er hat
hier=
für eine von dem Provinzialausſchuß endgültig
feſtzu=
ſetzende angemeſſene Vergütung zu beanſpruchen.
Zu=
widerhandlungen gegen die Verpflichtung des § 35,
der=
artige Vorräte zu verwahren und pfleglich zu behandeln,
werden nach § 37 mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder
mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mark beſtraft.
Es wird endlich noch bemerkt, daß durch § 63 der
Ver=
ordnung die ven Kommunalverbänden oder Gemeinden
auf Grund der Verordnung vom 25. Januar 1915 über die
Verbrauchsregelung getroffenen Beſtimmungen, alſo auch
die für die Selbſtverſorger in Kraft geblieben ſind und
daß auch Zuwiderhandlungen gegen dieſe bisherigen
Be=
ſtimmungen nach § 57 der neuen Verordnung mit
Ge=
fängnisſtrafe bis zu 6 Monaten oder Geldſtrafe bis zu
1500 Mark bedroht ſind.
Schutz dem Kleinhandel.
* Der „Materialiſt” vom 21. Juli veröffentlicht
nach=
ſtehenden Artikel:
Die vom Bundesrat erlaſſene Verordnung über die
Feſtſetzung von Höchſtpreiſen für Petroleum, die wir ſchon
in unſerer letzten Ausgabe veröffentlichten, iſt inzwiſchen
in Kraft getreten.
Die maßgebenden Organiſationen des Kleinhandels
haben ſich ſofort nach Bekanntgabe der Verordnung an
den Herrn Reichskanzler mit Eingaben gewandt und um
Milderung der Vorſchriften gebeten. Die Anſichten der
betroffenen Kleinhandelskreiſe gipfeln ſich in folgendem:
Die Verordnung, die zu Beginn des Krieges auch in
Kleinhandelskreiſen als ſelbſtverſtändlich hingenommen
wäre, bedeutet eine neu eaußerordentliche
Be=
laſtung des Kleinhandels, die ſchwere
Geldver=
luſte im Gefolge und für manchen, der ſich für längere
Zeit gebunden hat, zum völligen Ruin führen kann.
Nachdem die Petroleumpreiſe eine ſo ſchwindelhafte
Höhe erreicht hatten und von ſeiten der Regierung nichts
verlautete, daß Gegenmaßregeln ergriffen werden ſollten,
mußte der Handel zu der Annahme kommen, daß ein
Einſchreiten der Regierung nicht geplant
ſei. Die Verordnung trifft den Kleinhandel wie ein
Blitz aus heiterm Himmel, zumal die Friſt, in der ſich
der Kaufmann der teuer eingekauften Vorräte entledigen
könnte, nur auf einige wenige Tage bemeſſen iſt.
An der ganzen unangenehmen Situation, die ſeit
Kriegsbeginn und infolge der neuen Maßregel in
ver=
ſtärktem Maße am Petroleummarkte herrſcht, ſind die
großen Einfuhrgeſellſchaften nicht frei
von jeder Schuld zu ſprechen.
Bedauerlicher=
weiſe haben die meiſten der Großfirmen, welche ſeit
Jahr=
zehnten die Kleinhändler mit Petroleum regelmäßig
ver=
ſorgten, ſeit Kriegsbeginn faſt völlig verſagt.
Als alle Bemühungen der Kleinhändler, durch die
alten Lieferanten Petrolrum, wenn auch zu höheren
Prei=
ſen zu erhalten, fehlſchlugen, blieb dem Kleinhandel nichts
weiter übrig, als zur Selbſthilfe zu greifen und
die Einfuhr von rumäniſchem Petroleum
ſelbſt in die Hand zu nehmen.
Nach Ueberwindung ungeheurer Schwierigkeiten, die
hauptſächlich in der Beſchaffung von Transportmitteln
be=
ſtanden, glückte endlich das Unternehmen. Aber unter
welchen Opfern! Früher wurde die Ware auf dem
Waſ=
ſerwege bezogen, dieſer iſt aber infolge der Kriegslage mit
Serbien geſperrt. Es mußte deshalb zu dem viel teueren
Bahntransport gegriffen werden. Während in normalen
Zeiten der Verkauf an die Kleinhändler ab deutſchem
Tanklager geſchieht, mußten die Tankwagen jetzt von
Deutſchland nach Rumänien geſandt werden, es iſt alſo
zweimal die teure Bahnfracht zu bezahlen. Die Mieten
für die Tankwagen ſtiegen ins Unendliche, von den
ſonſtigen Unannehmlichkeiten, beſonders
Zollſchwierig=
keiten, ganz zu ſchweigen.
Trotz aller dieſer ungeahnten
Schwie=
rigkeiten iſt es dem deutſchen Kleinhandel
und der ihm naheſtehenden Kreiſe
ge=
lungen, das deutſch= Volk mit dem faſt un=
entbehrlich gewordenen Beuchtöl zu
ver=
forgen, nachdem der Großhandel völlig
verſagt hat.
Gleichzeitig muß aber auch erwähnt werden, daß
neben dem Detailhandel auch das Spekulantentum große
Mengen Petroleum bezogen, aber durch künſtliche
Zurück=
haltung der Ware allein die unerhörte Preistreiberei
her=
beigeführt hat. In der Begründung genannter
Verord=
nung heißt es:
Erſt gegen Ende des Winters bemächtigten ſich des
Pe=
troleumeinfuhrgeſchäfts auch Händler, die
außer=
halb der Petroleumgeſellſchaften ſtehen
und ſelbſtändig Petroleum bisher nicht
eingeführt hatten. Von dieſen wurde die
Marktlage in Petroleumzu einer
ungerecht=
fertigten Steigerung der Preiſe
ausge=
nutzt. Es ſind in letzter Zeit Petroleumpreiſe von 70
und 80 Pf. für das Liter verlangt und gezahlt worden.
Allgemein wurde als ſelbſtverſtändlich angenommen,
daß unter jenen „Händlern” jene gewiſſenloſen
Spekulanten, die bereits ſeit Kriegsbeginn ihr
un=
ſauberes, lichtſcheues Gewerbe treiben, gemeint ſeien.
Dieſer Meinung war auch eine angeſehene, maßgebende
Tageszeitung, die „Leipziger Neueſten Nachrichten” die in
einem vorzüglichen Leitartikel am 10.Juli die Lage auf
dem Petroleummarkt eingehend beleuchtet haben und den
Kleinhandel gegen den Vorwurf des
Wuchers ganz energiſch in Schutz nehmen.
In verſchiedenen Kreiſen iſt man aber hier und da
der Meinung, daß mit jenen „Handlern” diejenigen
Klein=
handelskreiſe gemeint ſeien, die, den Bezug von
Petro=
leum in die Hand genommen haben, die Männer alſo, die
ſich zweifellos um die Verſorgung unſeres
Volkes mit Leuchtöl Verdienſte erworben
haben.
Gegen dieſe Auffaſſung legt der geſamte reelle deutſche
Kleinhandel Verwahrung ein. Es iſt undenkbar, daß
mit dem Vorwurf des Wuchers ein ganzer Stand
getrof=
fen werden ſollte, der für das Vaterland noch mehr als
ſeine Pflicht getan hat!
Nun noch eine Frage:
Woran liegt es, daß der Großhandel, der lange Jahre
die Verſorgung Deutſchlands mit Leuchtöl in der Hand
hatte, in ſchwerer Kriegszeit ſo völlig verſagte? Was
dem Kleinhandel gelang, mußte dem Großhandel ſpielend.
leicht gelingen!
Warum iſt man nicht gegen dieſen eingeſchritten?
Was nun die Verordnung ſelbſt anbelangt, ſo
bedeu=
tet ſie eine ſchwere, ja vielleicht die ſchwerſte Belaſtung
des Kleinhandels in der Kriegszeit.
In der Feſtſetzung des Zeitpunktes des
Inkrafttretens der Verordnung auf den
15. Juli liegt eine furchtbare Härte.
Wie bereits oben geſagt, kam die Verordnung ganz
plötzlich, niemand hatte Zeit, die mit ſchweren Opfern
er=
worbenen Petroleumvorräte abzuſtoßen, viele Abſchlüſſe
laufen noch und müſſen abgenommen werden.
Millionen werden hierbei verloren!
Wenn der Zeitpunkt des Inkrafttretens um wenige
Wochen weiter hinausgeſchoben worden wäre, dann konnte
ein Teil der Vorräte rechtzeitig abgeſtoßen und von einer
weiteren Hereinnahme neuer Ware abgeſehen werden.
So aber müſſen Vorräte, die ſich mit 56, 65, ja 70 Pf.
kal=
kulieren, mit 32 Pf. verkauft werden.
Neben dem Spekulantentum, das die Verordnung
zweifellos treffen wollte, iſt aber auch der
Kleinhandels=
ſtand, der für den nicht reagierenden Großhandel
ein=
ſprang, der ſchwer, aber unſchuldig Betroffene. Warum
muß ein Stand, der doch voll und ganz ſeine Pflicht
ge=
tan hat, für die Sünden anderer büßen?
Schmerzlich vermißt wird außerdem in der
Bekannt=
machung noch eine Vorſchrift, nach der die getätigtes
Abſchlüſſe in dem Augenblick ungultig
ſind in dem die Verordnung in Kraft tritt.
Nach dem § 7 der Verordnung kann der Herr
Reichs=
kanzler Ausnahmen von den Vorſchriften erlaſſen. Der
ſchwer um ſeine Exiſtenz ringende Kleinhandelsſtand
bittet dringend um Milderung der
Ver=
ordnung in dem angeregten Sinne.
Was noch in hohem Maße bei der Bekanntmachung
auffällt, das iſt das Fehlen der nutzbringenden und
ſegens=
reichen Mitarbeit der Handelskammern. Vor dem Kriege
war es üblich, alle Handelsfragen dem Deutſchen
Handels=
tage bzw. den Handelskammern, der einzigen
Stan=
des= und Intereſſenvertretung des
Han=
dels, zur Aeußerung vorzulegen. Dieſe Mitarbeit
ver=
mißt man daher ſehr.
Es wird die Hoffnung ausgeſprochen, daß die
Dar=
legungen Anlaß geben werden, bei ſpäter nötig werdenden
Verordnungen die Tätigkeit der Handelskammern in
An=
ſpruch zu nehmen.
Wie bereits vor einiger Zeit mitgeteilt wurde, ſind
die großen Einfuhrgeſellſchaften verpflichtet worden, vor
dem 1. September Petroleum nicht mehr an Kleinhändler
zu liefern. Irgend welche andere Bezugsquellen gibt es
nicht, denn der Kleinhandel wird ſeine Hände vom
Pe=
troleumbezug laſſen, nachdem er ſich ſo
empfind=
lich geſchadet hat.
Es ergibt ſich nunmehr aber die Tatſache, daß
Höchſt=
preiſe für einen Artikel feſtgeſetzt worden ſind, der
nach=
gewieſenermaßen an den Kleinhandel vom Großhandel
nicht mehr abgegeben werden darf!
Die Königl. Bayriſchen und Württembergiſchen
Ge=
neralkommandos haben in letzter Zeit energiſche
Maßregeln gegen den Lebensmittelwucher
getroffen. Nach Blättermeldungen ſteht eine
Rege=
lung dieſer Angelegenheit für das Anze Reich bevor.
Wir betonen ausdrücklich, daß wir von Kriegsbeginn
an für energiſches Einſchreiten der Behörden gegen die am
Lebensmittelmarkt in unheilvoller Weiſe tätigen
Zwiſchenhändler und Spekulanten mit
denen aber der reelle Kaufmannsſtand nichts gemein hat,
eingetreten ſind.
Wenn die für Süddeutſchland eingeführten
Maß=
regeln auf ganz Deutſchland ausgedehnt werden, dann
be=
ſteht die Befürchtung — für Süddeutſchland beſteht ſie
ſchon —, daß der geſamte reelle Kleinhandel,
der an der Teuerung völlig unſchuldig iſt,
abermals getroffen wird.
Im Intereſſe des geſamten Kleinhandelſtandes der
Nahrungsmittelbranche wird Verwahrung dagegen
einge=
legt, daß der rechtmäßige anſäſſige Kleinhandel mit den
Spekulanten und Lebensmittelwucherern identifiziert und
gleichfalls von den gegen dieſe getroffenen Maßregeln
betroffen wird.
An anderer Stelle der vorliegenden Ausgabe
be=
richten wir, daß ein Zuckergroßhändler wegen
Ueber=
ſchreitung der feſtgeſetzten Höchſtpreife zur Anzeige
ge=
bracht wurde. Die Firma hat für das beſchlagnahmte
Quantum Zucker rund 25000 Mk. mehr gefordert
als zuläſſig war.
Der Fall iſt ein ſchlagender Beweis für das von uns
behauptete: Die Großen verdienen im Handumdrehen
ein Vermögen, wenn aber der Kleine dem Kauſpreis
ent=
ſprechend, einige Pfennige vom Publikum mehr fordert,
wird er von dieſem ohne weiteres des Wuchers
be=
ſchuldigt!
Zum Schluß erklären wir noch, daß wir auch
ferner=
hin für weitere ſcharfe Maßnahmen gegen das das deutſche
Volk in unerhörter Weiſe ausbeutende Spekulantentum
eintreten.
Gleichzeitig rufen wir aber den Schutz der
Re=
gierung für den rechtmäßigen
Klein=
handel an.
Wetterbericht.
Das Tief im Nordweſten verlagert ſich langſam nach
Nordoſten zu und beeinflußt nur noch das nördliche
Mit=
teleuropa mit ſeinen Randwirbeln. Im Südweſten ſteigt
der Luftdruck wieder an, mit einer Aenderung der
augen=
blicklichen Witterung iſt alſo nicht zu rechnen.
Wetterausſichten für Donnerstag: Wolkig,
trok=
ken, keine Temperaturänderung, weſtliche Winde.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
das bedeutet, daß eine Tasse
„Kriegs-Kornfranck” nicht einmel
einen halben Pfennig kostet; ein
Paket für 50 Pfennig gibt nämlich
ungefähr 120Tassen. „Kriegs-
Kornfranck” ist eine Mischung von
sorgfältig ausgewählten,
gemah-
lenen Rohstoffen. „Kriegs-
Korn-
franck” schmeckt vorzüglich; er ist
anregend und bekömmlich und
het eine sehr schöne kaffeebraune
Farbe.: — Ein Kaffeegetränk mit
solchen Vorzügen macht den
Hausfrauen das Sparen leicht.
Bäder und Sommerfriſchen.
Wildbad im württ. Schwarzwald. Der
Kurbetrieb belebt ſich von Tag zu Tag mehr. Die Zahl
der Fremden beträgt 5431. Es weilen zurzeit mehrere
hervorragende Perſönlichkeiten hier.
Familiennachrichten.
Durch die glückliche
Ge-
burt eines gesunden, kräftigen
SOHNES wurden hoch
er-
freut
Eduard Peiquert und Frau
Emmy, geb. Dolle.
Darmstadtg den 21. Juli 1915.
(*14688
Teilnehmenden Freunden und Bekannten
ſtatt jeder beſonderen Anzeige hierdurch die
ſchmerzliche Nachricht, daß es Gott gefallen hat,
unſere liebe Schweſter, Schwägerin und Tante
Marie Heiß
geſtern morgen 10 Uhr im Städtiſchen
Kranken=
haus durch einen Herzſchlag im 60. Lebensjahre
abzurufen.
Die Einäſcherung und die ſpätere
Beiſetz=
ung auf dem Familiengrab in Auerbach a. d. B.
finden auf Wunſch der lieben Entſchlafenen in
aller Stille ſtatt. (B10716
Im Namen der trauernden Familie:
Mathilde Heiß.
Darmſtadt, Hochſtr. 59, 22. Juli 1915.
Man bittet von Blumenſpenden und
Beileids=
beſuchen abſehen zu wollen.
Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Allen Verwandten, Freunden u. Bekannten
hiermit die traurige Mitteilung, daß uns unſer
über alles geliebter, teurer Sohn und Bruder
Rudolph
im Alter von nahezu vollendetem 9.
Lebens=
jahre durch den Tod entriſſen wurde. (10717
Joſeph Wartensleben
und Familie.
Darmſtadt, den 21. Juli 1915.
Die Beerdigung findet Donnerstag, 22. Juli,
nachmittags um 2½ Uhr, vom iſraelitiſchen
Friedhofe aus ſtatt.
Blumenſpenden dankend verbeten.
Todes=Anzeige.
Freunden und Bekannten die traurige Mit=
(*14730
teilung, daß unſer liebes
Mariechen
im Alter von 5 Monaten heute nacht ſanft
ent=
ſchlafen iſt. Um ſtilles Beileid bittet
Familie Chriſtoph Leren.
Tr.=Ueb.=Pl. Darmſtadt, den 21. Juli 1915.
Beerdigung: Freitag nachmittag 4 Uhr auf
dem Waldfriedhof.
Nachruf.
Von den Mitgliedern der
Turngemeinde Beſſungen
er=
litten weiter den Heldentod
für das Vaterland: (10707
Peter Hartmann
Hermann Kohler
Tnowig Oiter.
Wieder betrauern wir drei treue Mitglieder;
auch ihre Namen wird die Geſchichte der
Turn=
gemeinde verwahren und ihr Andenken ſtets in
Ehren halten.
Darmſtadt, den 21. Juli 1915.
Der Vorſtand
der Turngemeinde Beſſungen.
Für die wohltuende Teilnahme
unseren innigsten Dank.
Joseph Peters,
Ludwig Peters.
Darmstadt, 22. Juli 1915.
(10721
Verſteigerungskalender.
Freitag, 23. Juli.
Hofreite=Verſteigerung des Georg Scherer
(Rheinſtraße 47) um 10½ Uhr auf dem Ortsgericht I.
Dünger=Verſteigerung um 9½ Uhr auf dem
Hopfengartengelände bei den Holzbaracken.
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Frei=
tag von 9—1 Uhr und nachmittags von 3—5 Uhr,
Samstag von 9—1 Uhr.
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von 11—1 Uhr; bei Sonderausſtellungen auch werktags
nachmittags von 5—5 Uhr.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
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P. Friese, Pankratiusſtr. 69. (9892a
Bekanntmachung.
Betreffend: Der Voranſchlag der Kreiskaſſe des Kreiſes Darmſtadt für
Rech=
nungsjahr 1915.
Gemäß Artikel 40 der Kreis= und Provinzialordnung wird hiermit nachſtehend
der von dem Kreisausſchuß entworfene und in der Sitzung des Kreistags vom 28. Juni
1915 feſtgeſtellte Voranſchlag über die mutmaßlichen Einnahmen und Ausgaben der
Kreiskaſſe des Kreiſes Darmſtadt für das Rechnungsjahr 1915 zur öffentlichen
Kennt=
nis gebracht.
Darmſtadt, den 12. Juli 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.; von Starck.
(10708
Voranſchlag der Kreiskaſſe des Kreiſes Darmſtadt für 1915.
Einnahme.
Ausgabe.
BetragBetrag
1BetragBetrag
im
im
für
für
vorigen
vorigen
Bezeichnung
1915
Jahr
1915
Jahr
36. 7o
.
22
I. Abteilung: Für den Betrieb.
40 94609) 8 338)01l 1. Rechnungsreſt .
2. Beiträge der Gemeinden und Gemarkungen:
*60 0001—1492 000) auf den Geſamtkreis.
3785-I 4 189
b) auf die Landgemeinden
3. Provinzialumlagen .
185 000—1185 000l-
1000l-) 1000— 4. Entſchädigung für an Milzbrand,
Rauſch=
brand und Schweinerotlauf gefallene Tiere 1 2000— 2000—
5. Für Vertigung ſchädlicher Wögel und
Eich=
hörnchen
1200- 15001—
320
320)-
6. Fonds für Landwirtſchaftszwecke
320-
320—
35
7. Beteiligung bei der Heſiſchen
Landes=
hypothekenbank . ..
8. Stiftungen, Schenkungen und
Vermächt=
niſſe
1113/50) 1148150 10. Fonds zur Gewährung von
Unterſtütz=
ungen an bedürftige Familien der zum
Dienſt einberufenen Reſerve= und
Land=
wehrmannſchaften
1 113150) 1 148150
25 299lss) 26 299188 11. Beihilfe für ehemalige Kriegsteilnehmer . 25 299/88) 26 299188
100-
100— 12. Gebühren und Auslagen im
Verwaltungs=
ſtreitverfahren .
0— 501-
4 000- 4 000- 13. Strafgelder zur Belohnung des Aufſichts=
* gerſonals
, „ „
4000- 4000-
. ,
14. Bau und Unterhaltung von Kreisſtraßen:
24 130—
a) Neubauten .
24 130- 825144
64945- 60 070l-
5) Unterhaltung
83 759110 74 100110
101 910—1101 909197!
c) Beſondere Herſtellungen
1119 435/80l126 175173
85 76728
d) Abtretung von Kreisſtraßenſtrecken . 86 193199) 1 707/03
50001- 5000) Obſtbaumpflanzungen . . . .
8651- 9274—
15.
51 188)— 71 408)— 16. Kreisunterſtützungen.
1241200—1252 000l-
1500- 2 000— 17. Schlachtvieh= und Fleiſchbeſchau in den
1500)— 2000—
Landgemeinden . .
18. Koſten der Nahrungsmittelkontrolle
1350-1 1350—
800)- 8001— 19. Beſoldungen
1 3108032) 30 614113
5502—1 8 529/33
20. Ruhegehalte
8 436/8e 8 335
635)-) 7635)— 21. Tagegelder und Gebühren
650-
600—
22. Botenlohn und Verkündigungskoſten
23. Für Bureaubedürfniſſe und Gerätſchaften 5570- 5970
24. Zuſchuß in andere Kaſſen und für
gemein=
nützige Zwecke .
10 447/14l 10 867/14
25. Koſten der Brandhilfe
300— 300—
26. Sanitätspolizeiliche Aufwendungen=
4 150—1 4 150-
27. Sicherheitspolizeiliche Aufwendungen.
50)—
50-
28. Kreisanſtalt für techniſche Verarbeitung
und Verwertung von Tierkadavern
7 2001- 7200—
29. Gewerbegericht für die Landgemeinden
des Kreiſes . .
1.0501—
., , , , „
30, Reſervefonds für unvorhergeſehene Fälle 6435116) 876710s
31. Betriebskapital .
13 000- 13000-
II. Abteilung: Für das Vermögen.
262/80
32. Kapitalanlagen
255
,
kra rahlerbatste te
879 7291751786 516/16
Summe
Bekanntmachung.
Auf Grund der Ausführungsanweiſung Großh. Miniſteriums des Innern vom
19. Juli 1915 in Verbindung mit § 3 Abſatz 2 der Bundesratsverordnung über den
Verkehr mit Brotgetreide und Mebl aus dem Erntejahr 1915 vom 28. Jum
1915 wird für den Kreis Darmſtadt folgendes beſtimmt:
§ 1. Wer Getreide ausdreſchen läßt oder ausdriſcht, bedarf hierzu der
Ge=
nehmigung (Dreſchſchein) derienigen Bürgermeiſterei, in deren Gemarkung
aus=
gedroſchen werden ſoll.
§ 2. Die Feſtſtellung des Dreſchergebniſſes nach dem Gewicht muß alsbald
nach dem Ausdreſchen durch einen vereidigten Wiegemeiſter erfolgen, der das
Dreſchergebnis in eine von ihm zu führende Dreſchliſte einträgt. Bevor dieſe
Feſt=
ſtelung erfolgt iſt, darf kein ausgedroſchenes Getreide von dem Dreſchplatz entiernt
werden. Ausnahmen ſind nur zuläſſig in durch Naturereigniſſe hervorgerufenen
Not=
fällen, wovon der Bürgermeiſterei aber dann unverzüglich unter Angabe des Raumes,
in den das Getreide verbracht wurde, Anzeige zu machen iſt.
§ 3. Zuwiderhandlungen werden nach § 60 der Bundesratsverordnung mit
Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mark beſtraft, ſofern
nicht die Zuwiderhandlung unter die Beſtimmung des §9 der Bundesratsverordnung
fällt, welche Gefängnis bis zu einem Jahre oder Geldſtrafe bis zu 10 000 Mark androht.
§ 4. Vorſtehende Beſtimmungen treten mit dem Tage ihrer Verkündigung in
dem Amtsverkündigungsblatt in Kraft.
Darmſtadt, den 21. Juli 1915.
(10703
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
An die Großh. Bürgermeiſtereien dee Landgemeinden des Kreiſes.
Indem wir Sie auf die vorſtehenden Anordnungen hinweiſen, beauftragen
wir Sie, dieſe auf ortsübliche Weiſe beignnt zu machen und ſtrenge darauf zu achten,
daß ihnen Folge geleiſtet wird. Insbeſondere wollen Sie ſich, ſoweit möglich,
per=
ſönlich davon überzeugen und ſich durch die Polizeiorgane jedenfalls vergewiſſen,
daß kein Getreide an die Dreſchmaſchine angelieſert wird, ohne daß ein Dreſchſchein
von Ihnen ausgeſtellt iſt, der in jedem einzelnen Falle dem Dreſchmaſchinenbeſitzer
vorgezeigt werden muß, und daß kein ausgedroſchenes Getreide von dem Dreſchplatz
entfernt wird, ehe das Dreſchergebnis durch den beeidigten Wiegemeiſter feſtgeſtellt iſt.
Die Gebühren der Wiegemeiſter hat die Gemeinde nach dem Gewichte der zu
verwiegenden Getreidemengen zu bemeſſen und aus der Gemeindekaſſe zu beſtreiten.
Der Dreſchſchein, auf deſſen unterer Hälſte das Dreſchergebnis von dem
Wiege=
meiſter einzutragen iſt, iſt nach nachſtehendem Muſter auszuſtellen. Es können im
Bedarfsfalle auch mehrere Wiegemeiſter für die Gemeinde beſtellt werden.
Zuwiderhandlungen gegen unſere Anordnungen ſind unnachſichtlich zur Anzeige
zu bringen.
Formulare für die von den Wiegemeiſtern zu führenden Wiegeliſten ſowie zu
Dreſchbeſcheinigungen werden Ihnen zugehen.
Darmſtadt, den 21. Julit 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
Muſter!
Dreſch=Beſcheinigung.
Dem —
zu
wird
, den —
hiermit beſcheinigt, daß er am
191—
Wagen
dreſchen darf.
, den
191m
Großh. Bürgermeiſterei —
(Siegel.)
Ergebnis.
Das oben genehmigte Dreſchen von —
Wagen Frucht
— Kilo u
hat
— ergeben.
AE
, den
191—,
Der Beſitzer des Getreides:
Der vereidigte Wiegemeiſter:
An den Großh. Bürgermeiſter zurückzugeben.
Bekanntmachung.
In Angelegenheiten der Getreidebeſchlagnahme, Mehl= und Brotverſoraung ſind
die Beamten des Kreisamtes und des Kommunalverbands Dienstags
Donners=
tags und Samstags jeweils von vormittags 10—12 Uhr in unſeren
Amts=
räumen Neckarſtraße Nr. 3 — Anmeldung auf Zimmer Nr. 19 — zu ſprechen.
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
An die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Indem wir Sie auf vorſtehende Bekanntmachung noch beſonders hinweiſen,
beauſtragen wir Sie, dieſelbe wiederholt ortsüblich zu veröffentlichen.
Fey.
(10599imd
M e e
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
finden ſich: 1 deutſcher Schäferhund 1 Pinſcher, 1 Jagdhund, 1
Dober=
mann (zugelaufen). Die Hunde können von den Eigentümern bei
dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht
ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um
(10699
10 Uhr, ſtatt.
Bekanntmachung
betr.: Polizeiverordnung über das Bewohnen von Dachräumen.
Nach Anhören der Stadtverordneten=Verſammlung wird mit
Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großh.
Miniſteriums des Innern vom 28. vor. Mts. zu Nr. M. d. J. 9558,
auf Grund des Art. 129b der Städteordnung, ſowie Artikel2 und 85
der Allgemeinen Bauordnung für die Bruchwieſenſtraße zwiſchen
Wittmann= und Schießhausſtraße und die Bruſtſtraße zwiſchen
Klappacher Straße und Martinſtraße folgendes beſtimmt:
§ 1. Oberhalb der Haupttraufkante der Hauptgebäude iſt nur
ein bewohnbares Dachgeſchoß zuläſſig; über dieſem Dachgeſchoß
können mit Zuſtimmung der Baupolizei, welche die Entſcheidung im
einzelnen Falle nach pflichtmäßigem Ermeſſen, insbeſondere unter
Beachtung aller etwa erforderlichen hyzieniſchen und
feuerpolizei=
lichen Bebingungen zu treſfen hat, einzeine Wohnräume für
Dienſt=
boten zugelaſſen werden.
§ 2. Verfehlungen gegen vorſtehende Beſtimmung ziehen,
ſofern der Oberbürgermeiſter im öffentlichen Intereiſſe eine
Be=
ſtrafung für angemeſſen erachtet, für die Zuwiderhandelnden
Geld=
ſtrafe bis zu 30 Mark nach ſich, inſoweit nicht die Strafvorſchriften
des Art 80 der Allgemeinen Bauordnung anwendbar ſind.
Neben der Strafe kann der Oberbürgermeiſter auf Grund des
Art. 129b Ziffer 3 der Städteordnung die erforderlichen
Zwangs=
maßregeln behufs Räumung unvorſchriftsmäßig eingerichteter oder
benutzter Gelaſſe auf Koſten der Schuldigen anordnen. (10395dd
§ 3. Dieſe Polizeiverordnung tritt ſofort in Kraft.
Darmſtadt, den 9. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
V.: Ekert.
Proßer Friſcher Ofen, elegante
Form, faſt neu, billig z. verk.
Heidelbergerſtr. 7, I. (*14651mdf
Zut erhaltene große Zinkbade=
G wanne billig abzugeben. Pal=
(*14690
laswieſenſtraße 5.
Alle, die Forderungen an den
Nachlaß des verſtorbenen Rektors
i. R. Joh. Bapt. Peters,
Darm=
ſtadt, Wilhelminenplatz 10, haben,
werden hiermit aufgefordert, dieſe
alsbald bei Dr. Peters,
Stabs=
arzt d. R., Mainz, Rheinallee 4,
(10720
einzureichen.
Neue Kartoffeln
Prima Wetterauer dicke
Kai=
ferkrone, 50 Kilo mit Sack 8 Mk.
75 Pfg. ab hier, verſendet unter
(I,10697
Nachnahme.
Jacob Stern-Simon,
Friedberg (Heſſen), Tel. 368.
Prima
Kornſtrohhäckſel
in Säcken gefüllt) ſofort abzugeb.
Auch ſteht eine gebrauchte Däckſel
maſchine zum Verkauf. (15641md
Landwirtſchaftl. Verſuchsſtation!
Alle 30.
Empf. Kaffee, Cee, Salatöl.
Hauptniederlage der Firma
Schepeler, Frankfurt a. M.
J. Schellhaas,
Karlſtr. 50, Telephon 1697. (B10277
Feldſchutz.
Auf Grund des Art. 129b II2 der Städteordnung vom 8. Juli
1911 wird hiermit, gleich wie im Vorjahre, allen Perſonen, auch den
Eigentümern, das Betreten der offenen und eingefriedigten,
bepflanz=
ten Grundſtücke in der Feldgemarkung Darmſtadt=Beſſungen mit
einbrechender Dunkelheit ſtrengſtens unterſagt. Zuwiderhandlungen
werden mit Polizeiſtralen bis zu 50 Mark geahndet; im gegebenen
Falle kann nach den geſetzlichen Beſtimmungen auch auf eine höhere
Strafe erkannt werden.
Darmſtadt, den 20. Juli 1915.
(1a713a
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
Kraftloserklärung von Pfandſcheinen.
Die Inhaber der angeblich abhanden gekommenen Pfandſcheine
Nr. 19584, 29673, 31616, 33 297, 37844, 40732.
46005, 46411 und 52561 werden hiermit aufgefordert, ihre
Anſprüche innerhalb 14 Tagen, vom Tage des Erſcheinens dieſer
Bekanntmachung an gerechnet, in unſerem Geſchäftszimmer — Kirch
ſtraße Nr. 9 — geltend zu machen, widrigenſalls nach Ablauf dieſer
Friſt gemäß § 30 der Satzung vam 1. März 1913, betreffend das
ſtädtiſche Leihamt Darmſtadt, die Kraftloserklärung der Pfandſcheine
erfoigen wird.
* Darmſtadt, den 20. Juli 1915.
(10689
Städtiſches Leihamt.
Paul.
Kursus für Schwerhörige.
Ableſen vom Munde, hierdurch der Menſchheit wiedergegeben=
Raſche Auffaſſung der zwangloſen Umgangſprache.
Wohltat für Angehörige. Defekt nicht mehr bemerkbar.
heilt Dir. F. Baum
Wilhelminenſtraße 35,
totter
Ecke. Hügelſtraße. (10202a
Guterh. Herren=Anzug (ſtarke
Figur), ſchwarze Hoſen zu verk.
*14705) Ernſt=Ludwigsplatz 1, II.
zu
2 Stück pa. Apfelwein verk.
Näh. Heidelbergerſtr. 89. (*14680df
Olenrauch
Weiblich
Tücht. Zuarbeiterin
ſucht Stelle, auch als Verkäuferin.
Anf. Auguſt od. Sept. Ang. unt.
R 86 an die Geſchäftsſt. (*14687
Wirtstochter ſucht Stellung in
ſolidem Café oder Reſtaurant zum
Bedienen der Gäſte. Ang. u. R94
an die Geſchäftsſt. (*14707
Jge., ſaub Frau ſucht Laufdienſt
Heinheimerſtr. 32, I. r. (*14633md
Jg. Frau ſucht Laufdienſt vorm.
Große Ochſengaſſe 3, II. (*14699
Junge gutempf. Frau ſucht halbe
Tage Beſchäft. in beſſ. Hauſe. Ang.
u. R 92 an die Geſchäftsſt. (*14712
Haushält. m. pa. Zeugn. u. mehr.
Mädch. ſ. auf ſof. u. ſpät. Stellung.
Karolina Beck, gewerbsmäß.
Stellen=
vermittlerin, Karlſtr. 25, I. (*14720
Tücht. Büglerin ſucht Beſchäftig.
in Wäſcherei. Angeb. unt. R 83
an die Geſchäftsſtelle. (10701a
Männlich
der durch den
Geschattsmalll, Krieg über freie
Zeit verfügt, wünſcht einige
Stun=
den oder verſchiedene Tage in der
Woche Beſchäftigung,
Vertrauens=
poſten, Verwaltung, Einkaſſieren
uſw. Im Bau= und Finanzfach
erfahren. Hohe Kaution kann geſt.
werden. Angebote unt. R 76 an
die Geſchäftsſtelle. (*14659mdg
in den mitleren Jahr.,
Herr mit guten Zeugniſſen,
ſucht Stellung als Aufſeher,
Rei=
ſender, Einkaſſierer. Kaution
vor=
handen. Angebote unter R 95
an die Geſchäftsſt. d. Bl. (*10722a
Ein mit ſämtl. Kontorarb. vertr.
junger Mann
26 J. alt, vollſt. militärfr., im
Lohn=
u. Krankenkaſſenw. firm, ſucht, geſt.
auf gut. Zeugn., bald. Stellg. Gefl.
Angebote erbet. unter R 56 an die
Geſchäftsſtelle erbeten. (*14610md
Junger Kaufmann
mit Kontorarbeiten vertraut, vom
Militärdienſt befreit, ſucht Stellung.
Angebote unter R 51 an die
Geſchäftsſtelle d. Bl. (*14568ids
Junger Kaufmann (18j.), in
Buchhaltung u. ſämtl.
Kontor=
arbeiten firm., ſucht ſich, geſt. a.
Ia Zeugn., günſt. zu verändern.
Ang. u. R 90 a. d. Geſchäftsſt. (*
für meinen 14jährigen
Suche Sohn gute
kauf=
männiſche Lehrſtelle. Ang. unt.
R 97 an die Geſchäftsſt. (*14719
Ofene Stellen
Weiblich
Tücht. Buchhalterin
ſofort geſucht. Angebote u. R 69
an die Geſchäftsſtelle. (10658a
Zum Eintritt per 1. September
ſuchen tüchtige
(10692dsi
Verkäuferinnen
für unſere Kleiderſtoff=,
Manu=
faktur= und
Weißwarenabtei=
lungen. Angebote mit
Zeugnis=
abſchriften erbitten
Gebr. Rothschild, Markt.
Jüngere Verkäuferin aus gut.
Familie per bald geſucht. Zu erfr.
in der Geſchäftsſtelle. (*14718
findet Beſchäf
Büglerin tigung. Zu
er=
fragen in der Geſchäftsſt. (*14716
für Bumen= und
raulell Obſtverkauf geſucht.
Näheres Blumenladen,
Rhein=
ſtraße 24.
(*14703
Geſucht ein junges Mädchen
mit guten Zeugniſſen. Stiftſtr. 9,
2. Stock.
(*14653md
Fleiß., ehrliche Lauffrau vorm.
von 8—10 Uhr geſucht, per 1. Aug.
Link, Eliſabethenſtr. 25½, II. (*1465a
Für ſofort geſucht Mädchen, das
kochen kann, in kleinen Haushalt
von morgens bis nach dem Spülen.
Nur vormittags vorſtellen.
Wilhelminenſtr. 9, II. (*14684
Ein tüchtiges Mädchen
für Küche und Haushalt für
ſo=
fort geſucht. Zu erfragen
Grafen=
ſtraße 18, am Büfett. (*14715dsc
Braves, fleißiges Laufmädchen
geſucht. Hügelſtr. 4, part. (*14713
Männlich
Tücht. militärfr. Buchhalter
(Kriegsinv. bevorz.), als Verkäufe
geeig., für feine Uniformſchneiderei
ſofort geſucht. Ang. u. R 73 an
die Geſchäftsſtelle d. Bl. (10661md
(10672md
Tüchtige
Blech-Schweisser
bei hohem Verdienst gesucht.
Gebrüder Roeder, Herdfabrik.
Von hieſiger angeſehener Firma
wird für 15. Auguſt möglichſt
militärfreier
Büchnaner
welcher mit allen vorkommenden
Kontorarbeiten vertraut iſt, in
dauernde Stellung bei guter
Bezahlung geſucht.
Gefl. Angebote unter § 2 an
die Geſchäftsſt. ds. Bl. (*14726dfs
Komits
militärfrei, für Lager
arbeiten geſucht. (10704
Angeb. mit Zeugnis= Abſchriften
unter R 89 an die Geſchäftsſtelle.
Keſſelſchmiede
Jungſchmiede u.
Taglöhner
fiuden dauernde Beſchäftig. (106
Göhrig & Leuchssche
Kessel-
fabrik, Aktiengesellschaft.
Tüchtige Schloſſer=
und (II,9482
Spengler
in der Herd= und
Feldküchen=
fabrikation bewandert, finden
bei gutem Lohn ſofort
dau=
ernde Beſchäftigung bei
Wamslers Herdfabrik
München=Laim
Landsbergerſtraße 372.
Tüchtiger Wagnergehilfe
(*14698
dauernd geſucht.
J. Thomas, Bleichſtraße 15.
Friſeurgehilfe
zum ſofortigen Eintritt gegen hohen
Lohn geſucht. Christoph Wagner,
Große Ochſengaſſe 39. (*14560imd
für vormittags
1Arbeiter geſucht.
Karl Walter, Gärtnerei.
Arheilgerſtraße 132. (10651a
Manaiarbeiter
nach
(10715
Bauſtelle Neu=Iſenburg
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Baricte
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(10705
Ferdinand Wolff,
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Lenriing
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Eva Johanna.
Roman von Arthur Werner.
(Nachdruck verboten.)
26)
Wohl konnte er auch der ſagen, daß die Umſtände es
augen=
blicklich nicht wünſchenswert erſcheinen ließen, daß das
Ver=
hältnis zwiſchen ihm und der jungen Herrin von Flemingshof
allzuſehr in die Offentlichkeit dränge, da von den verſchiedenſten
Seiten gegen dieſe Verbindung intrigiert würde, aber damit
würde ſich ſeine Mutter in ihrem krankhaftem Mißtrauen wohl
nicht zufrieden geben. Sie würde Beweiſe verlangen, und
wenn er ſie nicht gab, an ihrem Unglauben, an ihrer Angſt
zugrunde gehen.
Was alſo tun? Ja, wenn er erſt mal verheiratet war,
ſtand die Sache anders, wenn Eva Johanna erſt den Ehering
am Finger trug — — — Feſtgeſchmiedet mußte ſie ſein, ehe ſie
mit ſeiner Mutter zuſammenkam.
Und da durchzuckte ihn eine glänzende Idee, wie ein heller,
leuchtender Blitz.
Die Amerikaner, die hatten es ſo verflucht leicht, da heiratete
man einfach von heute auf morgen; da ging es noch auf bequeme
Art, nur hier war die Sache mit ſo infamen Schwierigkeiten
verbunden. Durch die Vorbereitungen, das Aufgebot, wurde
ja natürlich die ganze Verwandtſchaft mobil gemacht.
Amerika!
Das war die Rettung aus allen Schwierigkeiten. Er mußte
Eva Johanna zur Reiſe bewegen. In ein paar Wochen kam
man dann wieder und lachte allen ins Geſicht.
Amerika!
Ja, das war die Rettung.
Seine Papiere waren in Ordnung und die, welche Eva
Johanna benötigte, lagen wohl von der Erbſchaft her noch
beim Notar.
Ein ſiegesgewiſſes Lächeln umſpielte ſeinen Mund. Mit
Eva Johanna wollte er ſchon fertig werden.
Seine Wünſche muſten ſogar ganz in hren eigenen
Ab=
ſichten und Wünſchen gelegen ſein. Und dann, wenn die Ehe
geſchloſſen, dann war er hier der Herr. Dann hatte er, und nur
er, hier zu befehlen, und dann ſollte die kleine Kröte, die Schückler
ſehen, wo ſie blieb. Dann ſollte ſie einmal lernen, was das
heißt, gegen einen Wolf Rennow Stellung zu nehmen. Und
nun er ſeinen Plan gefaßt, wollte er einen Spazierritt machen.
Ins Dorf hinunter.
Das Wetter war wunderbar klar; der Himmel wolkenlos,
faſt wie der ſeine, und ein leiſer Hauch ſtrich über die Felder
und erfüllte die Luft mit dem würzigen Atem der Erde und
dem Atem der Millionen von Blüten und Halmen und Gräſern,
die ihrem Schoße entſproſſen. Alles aber, ringsum, ſoweit ſein
Blick ſah und weit darüber hinaus, gehörte in abſehbar kurzer
Zeit ihm, und er herrſchte hier als unumſchränkter Gebieter,
ſo wie er zuletzt auf ſeinem mächtig zuſammengeſchrumpften
Beſitze geherrſcht und gewaltet hatte. Und dieſes
Herrſcher=
gefühl berauſchte ihn ſo und hielt ihn, ihn völlig erfüllend, ſo
feſt, als gäbe es nichts auf der Welt, was ihm dieſen Beſitz noch
ſtreitig machen oder gar entreißen könnte.
Und ſo ſah er ihn denn mit ganz andern Augen an als
bisher.
Nicht mit denen des Wunſches, ſondern mit denen des
Genuſſes, der im Beſitzbewußtſein zu liegen pflegt.
An irgendeine Möglichkeit, in dieſem Beſitze geſtört zu
werden, dachte er nicht mehr. Es war ja bisher alles ſo gut
gegangen.
In dieſer Stimmung trat er bei ſeiner Mutter ein und
teilte ihr als Tatſache mit, daß die Heirat beſchloſſene Sache
ſei und ſeine Braut die erſte Gelegenheit benützen werde, zu
ihr zu kommen. Bei ſich aber dachte er: Nicht eher wirſt du Eva
Johanna kennen lernen, als bis ſie ſich mit meinem Namen
nennt.
Wie du glaubſt, ſagte die alte Frau, und wie ihr es für
lichtig finde, und gad hn dont zu verſichen, nie unrichtig
ſie es finde.
Er aber zuckte nur mit den Achſeln. Dann ging er auf ſie
zu, ſchlug ſeine Arme um ſie, gab ihr einen faſt zärtlichen Kuß
und ſagte: Oft ſind Verhältniſſe ſtärker als wir und unſer Wille,
Und damit mußte ſie ſich zufrieden geben, wenn ſie auch trotz
allen Nachdenkens keine Erklärung für dieſe Worte fand.
* * *
Anna Schückler hatte zwei große Sorgen.
Die eine war die; wie war Laura zu finden? Die andere
die: wie war Wolf Rennow fernzuhalten.
Ja, wäre Karl Fleming dageweſen, dann wäre das anders
geweſen. Dann wäre ſie beiden Sorgen überhoben oder
wenig=
ſtens der einen. Der letzten; denn daß der es mit Wolf Rennow
aufnehmen konnte, das galt ihr als ſicher. Das fühlte ſie. Und
Fühlen iſt oft ein Wiſſen. Ein Wiſſen der Seele. Und zum erſten
Male dachte ſie: Warum kann man nicht jemand herbeirufen
durch die Stimme des Herzens? Hört er ſie nicht? Fühlt er
nicht, daß Eva Johanna von Gefahren umgeben iſt, daß ſie ihm
verloren zu gehen droht?
Warum kommt er nicht? Warum iſt er überhaupt fori?
Und da erwachte mit einem Male der Gedanke in ihr:
Gerade ſeine Flucht beweiſt ſeine Liebe. Es iſt die Tat einer
zweifelnden, verzweifelten Liebe, die ſich im Gegenſtande dieſer
Liebe bedroht ſieht.
Mit dieſem Gedanken ging ſie zu Eva Johanna.
Eva, ſage mir eins: Weiß Karl Fleming etwas von dir und
dem anderen?
Ein heißes Rot ſtieg in Eva Johannas Geſicht, ſtieg ihr
bis zu den Schläfen empor.
(Fortſetzung folgt).
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