Darmstädter Tagblatt 1915


Ntr. 198., Dienstag, den 20. Juli.

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178. Jahrgang
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Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. Der italieniſche Krieg. Aus Belgien. Der Krieg und die chemiſche Induſtrie. Die
Lage in Rußland. Zum Bergarbeiterſtreik in Wales. Schweden und der Krieg.

Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 19. Juli.
(W. T. B. Amtlich).

Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
In der Gegend von Souchez war nach
verhältnismäßig ruhigem Verlauf des Tages
die Gefechtstätigkeit nachts lebhafter. Ein
franzöſiſcher Angriff auf Sonchez wurde ab=
geſchlagen
, Angriffsverſuche ſüdlich davon
wurden durch unſer Feuer verhindert.
Auf der Front zwiſchen der Oiſe und
den Argonnen vielfach lebhafte Artillerie=
und Minenkämpfe. Im Argonnerwalde
ſchwache Angriffsverſuche des Gegners ohne
Bedeutung.
Auf den Maashöhen, ſüdweſtlich von
Les Eparges, und an der Tranchée wurde
mit wechſelndem Erfolg weitergekämpft. Unſere
Truppen büßten kleine örtliche Vorteile, die am
17. Juli errungen waren, wieder ein; wir
nahmen 3 Offiziere und 310 Mann gefangen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Windau beſetzt.
Deutſche Truppen nahmen Tukkum und
Shiuxt. Windau wurde beſetzt.
In der Verfolgung des bei Alt=Auz
geſchlagenen Geguers erreichten wir geſtern
die Gegend von Hofzumberge und nördlich.
Weſtlich von Mitan hält der Gegner eine
vorbereitete Stellung.
Oeſtlich von Popeljany und Kurſchany
wird gekämpft.
Zwiſchen Piſſa und Szkwa räumten die
Ruſſen ihre mehrfach von uns durchbrochenen
Stellungen und zogen auf den Narew ab.
Hier fechtende deutſche Reſerve= und Landwehr=
truppen
haben in den Kämpfen der letzten Tage
in dem jeden feindlichen Widerſtand hegünſti=
genden
Wald= und Sumpfgelände Hervor=
ragendes
geleiſtet. Die Armee des Generals
von Gallwitz drang weiter vor; ſie ſteht jetzt
mit allen Teilen an der Narewlinie. Südweſt=
lich
von Oſtrolenka-Nowogeorgiewsk.
Wo die Ruſſen nicht in ihren Befeſtigungen und
Brückenkopfſtellungen Schutz fanden, ſind ſie
bereits über den Narew zurückgewichen. Die
Zahl der Gefangenen hat ſich auf
101 Offiziere und 28 760 Mann er=
höht
.
Auch in Polen, zwiſchen Weichſel und
Pilica, blieben die Ruſſen im Abzuge
nach Oſten.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Der am 17. Juli in der Gegend nordöſtlich
von Sienno von der Armee des General=
oberſten
v. Woyrſch geſchlagene Feind ver=
ſuchte
in ſeinen vorbereiteten Stellungen hinter
dem Hzanka=Abſchnitt die Verfolgung zum
Stehen zu bringen. Die feindlichen Vorſtel=
lungen
bei Ciepilo wurden von der tapferen
ſchleſiſchen Landwehr bereits im Verlaufe des

geſtrigen Nachmittags geſtürmt. Dieſelben
Truppen ſind in der Nacht in die dahinter=
liegende
feindliche Hauptſtellung eingedrungen.
Ebenſo beginnt die feindliche Linie bei Ka=
ſanow
und Baranow zu wanken. Die
Entſcheidung ſteht bevor.
Zwiſchen koberer Weichſel und Bug
dauerte der Kampf der unter dem Oberbefehl des
Generalfeldmarſchalls v. Mackenſen ſtehenden
verbündeten Armeen den ganzen Tag über in
unverminderter Heftigkeit an. An der Durch=
bruchsſtelle
der deutſchen Truppen bei Pilasz=
kowice
=Krasnoſtaw machten die Ruſſen die
verzweifeltſten Anſtrengungen, die Niederlage
abzuwenden. Eine ihrer Gardediviſionen wurde
friſch in den Kampf geworfen und von unſeren
Truppen geſchlagen. Weiter öſtlich, bis in die
Gegend von Grabowiec, erzwangen öſter=
reichiſche
und deutſche Truppen den Uebergang
über die Wolica. Bei und nördlich von
Sokal drangen öſterreichiſch=ungariſche Truppen
über den Bug vor.

Unter dem Zwang dieſer Erfolge iſt der
Feind in der Nacht auf der ganzen Front
zwiſchen Weichſel und Bug zurückgegan=
gen
; nur an der Durchbruchsſtelle weſtlich von
Krasnoſtaw verſucht er noch Widerſtand zu
leiſten. Die Ruſſen haben eine ſchwere
Niederlage erlitten. Die deutſchen Trup=
pen
und das unter dem Befehl des Feldmar=
ſchalleutnants
v. Arz ſtehende Korps haben
allein vom 16. bis 18. Juli 16250 Gefan=
gene
gemacht und 23 Maſchinengewehre er=
beutet
.
Nach gefundenen ſchriftlichen Befehlen war
die feindliche Heeresleitung entſchloſſen, ohne
jede Rückſicht auf Verluſte die nun von uns er=
oberten
Stellungen bis zum äußerſten zu halten.
Oberſte Heeresleitung.
* Wie aus beigefügter Karte zu erſehen iſt, liegt
Tukkum auf der Strecke zwiſchen Windau und
Riga. Man erſieht daraus zugleich mit Ueberraſchung,
wie weit unſere Truppen ſchon in Nordweſtrußland vor=
gerückt
ſind.

Die Offenſive im Oſten.
* Berlin, 19. Juli. An dem neuen kräftigen Vor=
ſtoß
am Bug=Abſchnitt hat, wie der Berliner Lok.=
Anz. aus dem K. u. K. Kriegspreſſequartier meldet, die
preußiſche Garde einen hervorragenden Anteil. Am 16.
Juli wurde die Offenſive aufgenommen. Stark befeſtigte
ruſſiſche Stellungen auf bewaldeten Anhöhen wurden,
dank der wirkſamen Artillerievorbereitung, mit geringen
eigenen Verluſten in wenigen Stunden vom Feinde ge=
ſäubert
. Am 17. Juli wurde Krasnoſtaw in erbittertem
Gefecht im Sturm genommen und der Gegner von den
nördlich dieſes Einſchnittes gelegenen kunſtvoll verſchanz=
ten
Anhöhen vertrieben. Dadurch iſt die wichtige Eiſen=
bahnlinie
Lublin-Cholm gefährdet. Der in

glänzender Stimmung kraftvoll vorgetragene Angriff be=
droht
auch die anſchließende Front des Feindes. Die
Beute belief ſich allein am erſten Tage auf 3000 Gefangene
und zahlreiche Maſchinengewehre. Die Franzer nahmen
902, die Auguſtaner 602 Ruſſen gefangen.
* Wien, 19. Juli. Die Blätter verzeichnen mit
größter Genugtuung die nach relativ kurzer Kampfpauſe
an der ganzen nordöſtlichen Front energiſch auf=
genommene
Offenſive der Verb ündeten. Mit
herzerhebender Freude, ſagt die Neue Freie Preſſe, ver=
nehmen
Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn aus den
geſtrigen Gefechtsberichten, daß die Verbündeten nicht nur
zwiſchen Weichſel und Bug, ſowie weſtlich der Weich=
ſel
die Offenſive aufnehmen, ſondern daß auch im Norden
die Armeen Hindenburgs wie ein Ungewitter die ihnen

[ ][  ][ ]

gegenübergeſtandenen ruſſiſchen Armeen anfielen und zu=
rückwarfen
. Mit ſtolzer Bewunderung verfolgen Oeſter=
reich
=Ungarn und Deutſchland die glänzenden Operationen
ihrer ruhmreichen Armeen. Das Fremdenblatt ſagt:
Mit einem bedeutenden Geländegewinn und einer Beute
an Gefangenen und Material beginnen die Verbündeten
in einem Abſchnitt die Operationen. Die Ruſſen aber er=
leiden
in der neuen Phaſe ſofort eine weitere beträcht=
liche
Schwächung ihrer Streitkräfte und neue operative
Verluſte. Das Neue Wiener Tgbl. ſagt: Mit Schlägen,
welche zwei ruſſiſche Fronten auf einmal eindrücken, ſetzt
die neue Offenſſipe auf der ganzen Linie ein
und ſchwächt den Gegner durch viele tauſend Gefangene.
Die Zeit ſagt: Bis zu dem angekündigten Bericht Sa=
ſſanows
in der Duma über die Kriegslage werden
zwei heiße Kampfwochen vergehen. Hoffentlich werden
noch mancherlei Dinge ſich zutragen, die ſeinen Rechen=
ſchaftsbericht
weiter erſchweren und das Konto der An=
ſtifter
des Krieges mit weiteren Paſſippoſten belaſten.
* Baſel, 17. Juli. Der Militärkritiker der Baſeler
Nachrichten ſchreibt nach einer Beſprechung der Kriegs=
lage
: Zieht man die Hauptfaktoren der gegenwärtigen
Lage in Betracht: das Fortſchreiten der Opera=
tionen
der Heere der Zentralmächte im
Oſten, das Aufhören der franzöſiſch=engliſchen
Durchbruchsverſuche im Weſten und den Stillſtand der
italieniſchen Angriffe im Süden, ſo kommt man
zu dem Schluſſe, daß ſich ganz allmählich eine Verſchie=
bung
des Uebergewichts der deutſchen und öſterreichiſch=
ungariſchen
Streitkräfte über die Heere der Entente fühl=
bar
macht.
III Wien 18. Juli. Wie die Nowa Reforma
meldet, wurden Lublin und Cholm von der Zivil=
bevöllkerung
geräumt, die man in Stadt und Gouver=
nement
Wolodga unterbrachte.
Franzöſiſche Urteile über die Lage
im Oſten.
* Paris, 18. Juli. Im Eclair veröffentlicht Gengg
ral Perrot einen Artikel, welcher der ruſſiſchen Bot=
ſchaft
vorgelegen hat. Er behandelt die Schlacht in
Pollen und wendet ſich gegen die viel verbreitete Auf=
faſſung
, daß die deutſche Offenſive nunmehr aus
der nordweſtpolniſchen Front vorbreche. Perrot iſt davon
überzeugt, daß der Stillſtand der Armeen Macken=
ſens
nur erfolgte, um erſt den Bau ſtrategiſcher Feld=
bahnen
für den Nachſchub auszuführen. Wären die bei
Lublin und Cholm ſtehenden deutſchen und öſterreichiſch=
ungariſchen
Armeegruppen weiter vorgeſtoßen, ſo hätten
ſie ſich zu weit von der Nachſchubbaſis entfernt. Man
müſſe von einem ſo glänzenden Heerführer wie Macken=
ſen
, ſo ſchreibt Perrot, annehmen, daß er dieſe Schwie=
rigkeiten
in Berechnung gezogen hat. Deshalb baue
Mackenſen anſcheinend Eiſenbahnen. Der Bau dieſer
Linien würde etwa 40 Tage erfordern. Vermutlich ſei er
ſchon bis hinter die deutſch=öſterreichiſch=ungariſche Front=
linie
gediehen. Man dürfe deshalb erwarten, daß in den
allernächſten Tagen die Armeegruppen Mackenſens den
Angriff auf der ganzen Front vortragen. Im
Falle einer ruſſiſchen Niederlage an dieſer Stelle würden
die ganzen Verteidigungsbedingungen für
das ruſſiſche Heer über den Haufen gewor=
fen
und dieſes in eine ſehr ernſte und ſchwierige Lage
kommen. Es ſei höchſte Zeit, daß die ruſſiſche Heeres
leitung eine Löſung aus dieſer Klemme finde.

* Paris, 18. Juli. (W. T. B. Nichtamtlich.) Die
Militärkritiker beſprechen ausführlich die letzten Er
eigniſſe auf der ruſſiſchen Front und erklä=
ren
, die ruſſiſchen Tagesberichte ſeien unklar und
verworren, ſodaß man kein rechtes Billd
von der Lage gewinnen könne. Die deutſche
Offenſive an der Narewfront überraſche ſo=
wohl
durch die Plötzlichkeit, als durch die Breite
der zum Offenſivſtoß angeſetzten Front. Die Militärkriti=
ker
ſind der Anſicht, daß es der ruſſiſchen Heeresleitung
durch Verſtärkungen, welche von anderen Frontſtellungen
entnommen werden müßten, gelingen könne, der deutſchen
Offenſive Einhalt zu gebieten. Allerdings ſei die Eiſen=
bahnlinie
Warſchau-Wilna-Petersburg ſchwer bedroht.
Major de Civrieux erklärt im Matin, die letzten Er=
eigniſſe
zwängen die Ruſſen an den Flügeln bei Lublin=
Cholm und Lomza=Prasznysz nicht zurückzugehen, denn
der Rückzug an dieſen Stellen würde das ruſſiſche
Zentrum in eine ernſte Lage bringen. Es ſe
beſſer in dieſem Falle, die Frontlinie zu berichtigen und
hinter die Weichſel zurückzugehen. Es ſei für die Armee
wichtiger, ſich der Umfaſſung zu entziehen und die Kraft
der eigenen Armee zu bewahren, als ſich um einiger Kilo=
meter
Landes willen den größten Gefahren auszuſetzen,
Der Radical erwartet den Beginn einer entſcheidenden
Schlacht, deren Ergebnis eine unmittelbare Rückwir=
ung
auf die franzöſiſche Front haben werde

Der Seekrieg.

* Rotterdam, 18. Juli. Der Nieuwe Rotter=
damſche
Courant meldet aus London: Der norwe=
giſche
Poſtdampfer Vega iſt geſtern mittag ohne
Ladung aus Bergen in Newcaſtle angekommen. Er war
von einem deutſchen Unterſeeboot gezwungen worden,
ſeine Ladung von 200 Tonnen Salz, 800 Fäſſern But=
ter
und 4000 Kiſten Sardinen in die Seezu werfen.
Das Unterſeeboot blieb neben dem Schiffe und der Kom=
mandant
überwachte die Ausführung des Befehls. Es iſt
das erſte Mal, daß die Vega, die jede Woche die Nord=
ſee
durchfährt, angehalten wurde.
* London, 18. Juli. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Ein holländiſcher Dampfer landete in Aber=
deen
die Beſatzung des ruſſiſchen Dampfers
Balva, der am Freitag auf der Höhe der Shetland=
Inſeln von einem deutſchen Unterſeeboot torpediert
worden war.

Der italieniſche Krieg.
Die Erfolge der öſterreichiſchen U=Boote.

* Berlin, 17. Juli. In erfreulicher Weiſe mehren
ſich die Erfolge der öſterreichiſch=ungariſchen
Unterſeeboote, ſo heißt es in der Voſſiſchen Ztg.
Der Berliner Lokalanzeiger ſchreibt: Wieder ein italieni=
ſcher
Kreuzer verſenkt. Die Verluſte der italieniſchen
Flotte mehren ſich in ſchneller Folge. Wir können ge
ſpannt ſein zu erfahren, wie die Italiener dieſen neuen
Verluſt erklären und beſchönigen werden. Es kann für
erwieſen gelten, daß die natürliche Geſtaltung der Küſte
nicht das ausſchlaggebende Moment für die Erfolge der
öſterreichiſch=ungariſchen Unterſeeboote iſt. Vielmehr
müſſen wir der Umſichtigkeit und Tatkraft der verbünde=
ten
Marine das Verdienſt zuſprechen, die, weit entfernt,
ſich vor der italieniſchen Schiffsübermacht zu verbergen
dieſe angreift, wo ſie zu erreichen iſt. Wir begrüßen des=

halb die neuen Ruhmestaten unſerer Verbündeten mit
herzlicher Freude.
Miniſterbeſprechungen im italieniſchen
Hauptquartier.
TU. Lugano, 19. Juli, Offenhar um Zeit zu er=
ſparen
und um die Konferenzen mit dem König,
Cadorna und Salandra gleichzeitig abhalten zu
können, iſt General Porro nicht erſt nach Rom, ſondern
direkt ins Hauptquartier gereiſt. Die Stampa verſichert,
die wichtigen, in Paris und Calais gefaßten Beſchlüſſe,
die auf eine engere Waffenbrüderſchaft der Verbündeten
und eine verſtärkte Beteiligung Italiens am Weltkriege
abzielen, werden nochmals gemeinſam beraten werden, um
dann raſch zur Ausführung zu gelangen. Secolo meldet,
daß außer Salandra auch der neue Miniſter Barzilai
jedenfalls mit Cadorna im Hauptquartier Beſprechungen
hatte. Ein Freund Sonninos teilte einem Mitarbeiter des
Meſſaggero mit, daß Sonnino, ſobald er den amtlichen Text
des neuen Rotbuches genau kennt, mitteilen werde, ob die
Erwiderung der italieniſchen Regierung in einem neuen
Grünbuch, oder in einer einfachen Note zu beſtehen habe.
Wirtſchaftliche Sorgen in Italien.
Der Avanti befaßt ſich nach der Zürcher Poſt vom
12. Juli in einem längeren Artikel mit der in Italien in=
folge
des Krieges herrſchenden Arbeitsloſigkeit,
insbeſondere in Oberitalien. Schon im September des
vorigen Jahres ſeien, wie auch heute noch, tauſende über
tauſende von Arbeitsloſen vorhanden geweſen, die in
wahrhaft kläglichen Verhältniſſen gelebt hätten. Die
Beſchäftigungsloſigkeit ſei einerſeits durch den Stillſtand
gewiſſer Induſtrien, andererſeits durch die maſſenhafte
Rückkehr der Auswanderer verurſacht worden. Die Ge=
meinden
, die Provinzialbehörden, die Wohltätigkeitsan=
ſtalten
hätten ihr möglichſtes getan, um dem Notſtand zu
begegnen; ihre Arbeit ſei aber unzureichend geweſen.
Heute, nach dem Eintritt Italiens in den
Krieg, habe ſich die Frage der Arbeitsloſigkeit
in noch viel ernſterer Weiſe bemerkbar gemacht und dränge
ſich von Tag zu Tag mehr in den Vordergrund, zumal
die geſamte Preſſe einſtimmig der Anſicht ſei, daß der
Krieg außerordentliche Schwierigkeiten biete und keines=
wegs
bald zu Ende ſein werde. Die Hilfstätigkeit müſſe
daher noch viel umfaſſender einſetzen. Schon im April
habe eine Umfrage ergeben, daß einzig in der Provinz
Mailand in 66 Gemeinden 13 432 Arbeitsloſe
vorhanden waren. In allen dieſen Ortſchaften ſeien not=
wendige
Bauten zu errichten; ihre Ausführung als Not=
ſtandsarbeit
ſcheitere aber daran, daß die Darlehenskaſſen
(Cassa depositi) jedes Anleihen verweigerten. Es müſſe
daher unbedingt und mit allem Nachdruck verlangt wer=
den
, daß die Regierung zur Hebung dieſer Uebelſtände
eingreife.

Aus Belgien.

* Brüſſel, 18. Juli. Holländiſche Blätter veröf=
fentlichen
einen Brief, den der Abgeordnete Frank in
Antwerpen an den Generalgouverneur gerichtet hat und
in dem er unter Hinweis auf die vorzeitige Entlaſſung
von flämiſchen Zivilgefangenen in ihre Heimat Schlüſſe
zieht auf eine vermeintliche unterſchiedliche
Behandlung der flämiſchen und walloni=
ſchen
Bevöllkerung zum Nachteil der letzteren. Die=
ſer
Brief, der übrigens mit dem franzöſiſchen Original
nicht wörtlich übereinſtimmt, iſt älteren Datums. Der Ge=

Auf den Schlachtfeldern
am Dnjeſtr.
II.

Eine ſchwere, ſchwüle Luft lagerte ſchon am frühen
Morgen über der weiten Ebene, die weſtlich des Stryj=
Fluſſes das ganze Gebiet zwiſchen den Nordabhängen der
Karpathen und dem oberen Dnjeſtrufer ausfüllt und erſt
kürzlich nach langwierigen, harten Kämpfen von Feinden
geſäubert worden war. Ein heißer Tag war angebrochen,
der Tag, an dem es unſeren braven Truppen gelingen
ſollte, faſt bis nach Halicz hinunter den Ruſſen ihre gewal=
tigen
Stellungen am Nordoſtufer des Dnjeſtr endgültig zu
entreißen und damit auch dieſen, mit verzweifelter An=
ſtrengung
verteidigten Flügel der feindlichen Front ins
Wanken zu bringen.
Da die vom Feinde zerſtörten Brücken noch nicht
wieder hergeſtellt und die Wege ſchlecht waren, mußten
wir weit nach Süden ausbiegen, um an die Kampffront zu
gelangen. Auf der breiten Kriegsbrücke, einem Meiſter=
ſtücke
öſterreichiſcher Pioniere, ging es über den
Reges Leben herrſcht in dem breiten, jetzt halb ausgetrock=
neten
Flußbett. Nach tagelangem Marſch oder Eiſenbahn=
transport
ein friſches Bad in den kühlen Fluten des
reißenden Stromes. Wie die Glieder ſich recken und die
Muskeln ſich ſtraffen! Nur kurz iſt die Zeit der Raſt. Denn
Parole iſt: Vorwärts! An den Feind! Aber jede Mi=
nute
wird ausgenützt in aufjauchzender Jugendluſt. Juch=
hei!
Noch ſind wir friſch und jung. Was kümmert uns
der Tod, der drüben hinter den blauen Hügeln auf uns
lauert. Ein prächtiger Anblick, dieſe vielen hundert kräf=
tigen
Leiber, die ſich in dem klaren Bergwaſſer tummeln,
zwiſchen den braunen Roſſen der Kolonnen, die von ihren
Fahrern in die Schwemme geritten werden.
Singend, mit Sträußchen und bunten Bändern an
Hut und Mütze geht ein langer Trupp öſterreichiſcher
Jungmannſchaft vorüber, dem nächſten Rekrutendepot zu.
Wie ihre Augen blitzen in dem einen Gedanken, der ſie
alle beſeelt: bald werden wir nun auch des Kaiſers Rock
tragen und eine Büchſe und werden gegen den Feind mar=
ſchieren
. Wie ein Symbol des Sieges jubeln ſie vorbei,
und der Eindruck wird verdoppelt durch den Kontraſt
der trübſeligen grauen Maſſe, die ſich an der anderen
Seite der Straße ſchwerfällig nach Weſten bewegt: ein
endloſer Zug ruſſiſcher Gefangener. Ein deutſcher Land=
ſturmmann
an der Spitze, ein zweiter als Nachhut. Mehr
der Bewachung braucht es nicht. Die müden Leute laufen

nicht davon. Sie ſind froh, daß ſie dem Tode entronnen
ſind. Wozu auch ſich opfern, wenn es doch keinen Zweck
hat, und wenn man nicht einmal weiß, wofür. Ich habe
iele ſolcher Gefangenentrupps geſehen und dabeigeſtan=
den
, wenn ſie vor einen der höheren Stäbe geführt wurden.
Es war immer dieſelbe Geſchichte: Iſt einer dabei, der
Deutſch verſteht? Jawohl! Der Jude da vor=
reten!
Warum haben Sie ſich gefangennehmen
laſſen? Es hat ja doch keinen Zweck, der Ruſſe wird
immer geſchlagen!
Daß dieſe Leute übrigens nicht immer ganz harmlos
ſind, davon wußte das Generalkommando des Reſerve=
korps
ein Stücklein zu erzählen, deſſen Unterkunft wir uns
inzwiſchen genähert hatten.
Der Stab des Korps lag einmal ziemlich weit ab von
der Truppe in einem halbzerſchoſſenen Gehöft, als eines
Abends mitten in einem furchtbaren Schneeſturm ein
Transport von tauſend ruſſiſchen Gefangenen dort an=
langte
. Mit Rückſicht auf das ſchlechte Wetter wurde be=
ſchloſſen
, die Leute in der Scheune übernachten zu laſſen.
Die zerſchoſſene Tür wurde halbwegs wieder gebrauchs=
fähig
gemacht und ein Poſten davor geſtellt, und alles
ſchien gut zu gehen, obwohl trotz der bereitgelegten Re=
volver
an Schlaf unter ſolchen Umſtänden wenig zu den=
ken
war.
Während der Nacht aber kamen immer neue Trupps
an, ſodaß ſchließlich aus den 1000 Mann 2500 wurden, die,
in der kleinen Scheune zuſammengepfercht, ihrer Lage ſich
immer mehr bewußt zu werden anfingen.
Immer drohender wurde der Lärm und das Klopfen
gegen das morſche Scheunentor.
Die Offiziere des Stabes hatten längſt ihre Lager=
ſtätten
verlaſſen und ſich in einer Kammer zur Verteidi=
gung
eingerichtet. Plötzlich gab das Scheunentor nach.
Unter wildem Geſchrei ſtürmten die Gefangenen heraus
auf das Haus zu, in dem die Offiziere mit ihren paar Or=
donnanzen
die ungeheuere Uebermacht erwarteten. Die
Lage war im höchſten Grade bedenklich.
Da ein Schuß und gleich darauf noch einer. Ein
paar Schreie und dumpfes Stöhnen. Dann völlige Stille.
Fünf Minuten ſpäter waren ſämtliche Ruſſen mit
Ausnahme eines Toten und zweier Verwundeter, die ins
Haus geſchleppt wurden, wieder in der Scheune. Das
ſchneidige Eingreifen des Wachpoſtens hatte die Meutern=
den
wieder zur Vernunft gebracht und ſie darüber be=
lehrt
, daß ein deutſcher Stab nicht mit ſich ſpaßen läßt
auch wenn er einmal eine Nacht unter Bewachung von
2500 ruſſiſchen Gefangenen verbringen muß.
Hier lag der Stab des Korps einige Kilometer von
der großen Landſtraße entfernt in einem alten kleinen

Schloß mitten in einem ſehr ſchönen und ausgedehnten,
aber verwilderten Park. Das Haus ſchien, nach der Ein=
richtung
zu urteilen, von einem polniſchen Künſtler be=
vohnt
geweſen zu ſein, war aber jetzt ſo verwahrloſt, daß
verſchiedene von den Herren des Stabes es vorzogen, die
Nächte in ihren Kraftwagen zu verbringen, um ſo den
Quälgeiſtern zu entgehen, die in jenen Gebieten alle
Lagerſtätten zu beleben ſcheinen, ſeien ſie nun von Stroh
oder von üppigſter Seide. Nur das Speiſezimmer, in dem
ſogar ein Flügel nicht ſehlte, konnte der Würde für würdig
rachtet werden, einen ſo ausgezeichneten General mit ſei=
nem
bewährten Stabe zu beherbergen, und hier verbrach=
ten
wir nach der Heimkehr aus der . . . . ſchlacht in froher
Siegesſtimmung einen köſtlichen, unvergeßlichen Abend.
Doch der junge Generalſtabshauptmann, der uns in
die Gefechtsfront geleiten ſoll, mahnt zum Aufbruch. Um
Mitternacht hat der Angriff begonnen. Unſere Truppen
fackeln nicht lange. Wenn Sie vom diesſeitigen Ufer aus
noch etwas ſehen wollen, müſſen wir eilen.
Und in wilder Fahrt, ſteil bergauf und bergab, durch
Bäche und ſumpfige Schluchten geht es nun in nördlicher
Richtung dem Strome zu, der hier im Oſten an beiden
Ufern von anſehnlichen, meiſt bewaldeten Höhenzügen ein=
gerahmt
iſt. Kanonendonner wird hörbar eins zwei
drei: das ſind die Ruſſen. Und dann vier Schuß kurz
hintereinander, wenn unſere Batterien antworten. Lauter
und lauter wird das Dröhnen. Weiße Wölkchen erſchei=
nen
vor uns am Himmel: feindliche Schrapnells.
Immer zahlreicher werden die Trupps Gefangener,
die uns entgegenkommen, immer häufiger die kleineren
und größeren Gruppen Leichtverwundeter, die, mit dem
Notverband verſehen, oft noch die wilden Spuren des
Nahkampfes an ſich tragend, aber in freudigſter Stim=
mung
das nächſte Lazarett aufſuchen. Pferdekadaver
rechts und links neben dem Wege gewiß von einer Bat=
terie
, die dort den Berg hinauf mußte. Ein Doppeldecker
ſauſt in den Lüften vorüber. Man erkennt das Kreuz. Er
kehrt von einer Erkundigungsfahrt zurück und bringt ſeine
Meldung zum Korpskommando wir ſind mitten im
Kampfgebiet.
Hinter einem Dorf, das, tief im Grunde liegend, einer
Kavallericabteilung Deckung bietet, ſteigt eine kahle Höhe
an, die letzte vor dem Flußtale, wo die Schlacht wütet.
Hart hinter ihrem Kamm iſt unſer nächſtes Ziel: der Ge=
fechtsſtand
der . . . . . Zehn Minuten ſpäter beobachte ich
durch das Scherenfernrohr das Gefecht, während ich fünf=
zig
Schritt vor mir die erſte feindliche Granate aus=
einanderberſten
ſehe.
Richard Schott Sonderberichterſtatter.

[ ][  ][ ]

neralgouverneur hat ſchon vor längerer Zeit dem Brief=
ſchreiber
ausdrücklich erklären laſſen, daß von einer un=
gerechten
Behandlung der walloniſchen Volksteile durch
die deutſchen Behörden in Belgien in keiner Weiſe ge=
ſprochen
werden könne. Die Entlaſſung der Zivilgefan=
genen
hänge nicht nur von dem Generalgouverneur, ſſon=
dern
insbeſondere von den Militärbehörden in Deutſch=
land
ab, die dabei naturgemäß vor allem nach dem mili=
täriſchen
Geſichtspunkte verfahren müßten.
* Brüſſſel, 18. Juli. Der Generalgouver=
neur
erläßt folgende Bekanntmachung: Wer es
unternimmt, im Alter zwiſchen 16 und 40 Jah=
ren
Belgien ohne die vorgeſchriebene Er=
laubnis
zu verlaſſen und wer es unternimmt,
Belgien zu verlaſſen, um in die Dienſte eines dem deut=
ſchen
Reiche feindlichen Staates oder in ein Unternehmen
des Auslandes einzutreten, von dem anzunehmen iſt, daß
es für die dem Deutſchen Reiche feindlichen Staaten
Kriegsbedarf herſtellt, wird, ſofern nicht nach den Ge=
ſetzen
des Deutſchen Reiches eine härtere Strafe verwirkt
iſt, mit Gefängnis bis zu 5 Jahren oder Geldſtrafe bis zu
10000 Mark oder mit beiden zuſammen beſtraft. Die
gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher hierzu auffordert
oder es begünſtigt.

Der Krieg und die chemiſche Induſtrie.

G* Der gegenwärtige Krieg iſt ein Wirtſchafts=
krieg
; England, Frankreich, Rußland griffen zu den
Waffen, um ihren Handel und ihre Induſtrie vom deut=
ſchen
Wettbewerb zu befreien. Die Hoffnung, ſich des deut=
ſchen
übermächtigen Handels entwehren zu können, wurde
in erſter Linie mit von der chemiſchen Induſtrie
gehegt, die ihren Bedarf faſt vollſtändig von Deutſch=
land
zu decken hatte, wo ſich die Fabrikchemie zu unge=
ahnter
Blüte entwickelt hatte, und tatſächlich bis zum
Kriegsausbruche den größten Teil des Weltmarktes be=
herrſchte
.
Die Bedeutung der chemiſchen Induſtrie für unſer
Vaterland hat ſich gerade im Kriege in ihrer ganzen Wich=
tigkeit
gezeigt. Hofften doch unſere Feinde, uns durch Ab=
ſchneiden
der Salpeterzufuhr die Herſtellung von Spreng=
mitteln
und die Darſtellung ſtickſtoffhaltiger Düngemittel
unmöglich zu machen und ſo den Kampf mit den Waffen
im Bunde mit der Aushungerung zu einem raſchen Ende
zu bringen. Aber hier gerade zeigte ſich Deutſchlands un=
erſchütterliche
Weltmachtsſtellung. Den erforderlichen Stick=
ſtoff
zur Salpeterſäureerzeugung holten unſere Chemiker
aus der Luft, die uns alle Bosheit der verbündeten Eng=
länder
, Franzoſen und Ruſſen nicht abſchneiden kann, und
der vernichtende Schlag fiel auf ſeine Urheber zurück, in=
ſofern
, als ſich bald zeigte, daß das Ausland vor der völ=
ligen
Unmöglichkeit ſteht, ſich mit einer ganzen Reihe
wichtiger Chemikalien aus eigenem Können zu verſorgen,
die bis dahin von Deutſchland bezogen wurden.
Das gilt ganz beſonders von Heilmitteln und Farb=
ſtoffen
. Die Firma Merck in Darmſtadt hat ja gerade=
zu
ein Weltmonopol für die Darſtellung von Alkaloiden
und chemiſchen Medikamenten. Ob in Yokohama oder
Valparaiſo, ob in Kapſtadt oder in Kalkutta, ob in San
Franzisko oder in Melbourne: all die koſtbaren Stoffe, wie
Kokain, Atropin, Morphin, Adrenalin und unzählige an=
dere
, alle Tinkturen und ſonſtigen Grundſtoffe der Apo=
theken
erhält man in der Merckſchen Originalpackung.
Nicht anders liegen die Verhältniſſe auf dem Gebiet
der Teerfarbeninduſtrie, die hauptſächlich am Rhein und
am Main liegt. Auf der Londoner Weltausſtellung im
Jahre 1862 wurden zum erſten Male die Wunder der
neuen Farbenchemie ausgeſtellt; unter den Preisträgern
fanden ſich faſt nur engliſche und franzöſiſche Firmen.
Aber bald griff deutſche Betriebſamkeit den neuen In=
duſtriezweig
auf! In den 80er Jahren ergab eine Rund=
frage
, daß von den engliſchen Stückwaren=, Woll=, Seide=,
Garn= und Kaliko=Druckern und=Färbern 80 vom Hundert

deutſche Anilinfarben verwendeten, und dieſes Ver=
hältnis
änderte ſich noch vor Ende des Jahrhunderts he=
trächtlich
weiter zu unſeren Gunſten. Um 1900 gab es in
England 14 Teerfarbenfabriken; 1878 betrug der Wert der
engliſchen Produktion 9 Millionen Mark, 1895 nur 7 Mil=
lionen
. Ueber die Urſprungsländer der Einfuhr gibt aber
die engliſche Statiſtik kein genaues Bild, da die meiſten
Teerfarbſtoffe, vom Rhein und Main kommend, über Hol=
land
nach England gebracht werden und als hollän=
diſche
Fabrikate in der engliſchen Statiſtik erſcheinen.
Die engliſche Ausfuhr an Teerfarbſtoffen belief ſich
1910 auf 3915000 Mk. Dagegen lieferte Deutſchland jähr=
lich
etwa für 35 Millionen, rund das zehnfache, nach Eng
land, deſſen Bedarf ſich auf 45 Millionen Mark jährlich
beläuft, um Fabrikerzeugniſſe im Werte von etwa 4 Mil=
liarden
Mark fertigzuſtellen, die 1½ Millionen Menſchen
beſchäftigen.
Begreiflich iſt, daß mit dem Kriegsbeginn die vor=
handenen
Vorräte raſch zuſammenſchmolzen; aushelfen
konnte nur ein Land: die Schweiz. So wurde in England
vorgeſchlagen, im Einverſtändnis mit der Eidgenoſſen=
ſchaft
fertige Anilinfabrikate gegen Halbfabrikate oder Roh
ſtoffe auszutauſchen, aber der Vorſchlag war ebenſo un
ausführbar, wie die Regierungsverſuche in England, eine
eigene Farbſtoffinduſtrie zu gründen. Die Aktienzeich
nungen ergaben bei 1 Million Pfund Kapital nur 122000
Pfund Barzahlungen, und ſo fiel der ganze ſchöne Plan
ins Waſſer. Die Engländer ſahen voraus, daß ſie nach dem
Kriege doch nicht konkurrenzfähig bleiben würden.
Darüber aber müſſen wir uns klar ſein, daß England
nach dem Kriege alle Anſtrengungen machen wird, ſich von
dem deutſchen Import freizumachen; ob es ihm gelingen
wird, für die Deckung des Eigenbedarfs und der Ausfuhr
Erfolge zu erreichen, die in Deutſchland das Ergebnis ge
waltiger geiſtiger und techniſcher Arbeit während mehrerer
Jahrzehnte waren, mag dahingeſtellt bleiben.
Auch dürfen wir nicht überſehen, daß in der Fett=
Oel= und Seifeninduſtrie England Deutſchland
ebenbürtig, wenn nicht überlegen, war, Betriebszweige, die
bei uns jetzt mehr oder minder aus Mangel an Roh=
naterialien
lahmgelegt ſind.
Erfreulich für uns iſt aber, daß unſer größter Feind
durch die zeitweiſe Ausſchaltung des deutſchen Imports
ſelbſt in die ſchlimmſte Lage geraten iſt, wie am beſten die
ohnmächtige Wut über die eigene Hilfloſigkeit in der eng=
liſchen
Preſſe zeigt. Uns ſelbſt aber iſt jetzt wohl erſt
im ganzen Umfange zum Bewußtſein gekommen, welche
Bedeutung die chemiſche Induſtrie für unſere Weltmacht=
ſtellung
beſitzt, und der beſte Wertmeſſer hierfür iſt die
Höhe des Neides, mit dem ſie von England beurteilt wird.

Die Rückkehr der Sanitätsmannſchaften
und Schwerverwundeten.

* Konſtanz, 19. Juli. Zum Empfang der geſtern
hier angekommenen Sanitätsmannſchaften war
auch Prinz Max von Baden wieder auf dem Bahnhof er=
ſchienen
. Nach ihrer Vernehmung, bei der die Mann=
ſchaften
wieder lebhafte Klagen über die ihnen in
Frankreich zuteil gewordene Behandlung
äußerten, wurden ſie beim Mittageſſen durch Oberleutnant
und Adjutant Kimmig in herzlicher Anſprache begrüßt=
Am Nachmittag machten die Sanitätsleute einen Ausfluc
nach Waldhaus Jakob, wo ſie von der Stadt mit Kaffee
und Kuchen bewirtet wurden. Bei der um 4.20 Uhr er=
folgten
Abfahrt des Zuges fand ſich auf dem Bahnhof eine
ſehr große Menſchenmenge ein, die den Scheidenden das
herzlichſte Lebewohl zurief.
* Konſtanz, 18. Juli. Die mit dem geſtern hier
eingetroffenen Schweizer Sanitätszug angekommenen
deutſchen Sanitätsmannſchaften äußerten wieder
ganz beſonders lebhafte Klagen über die ſchlechte
Koſt und Behandlung, ſowie über die Beſchimp=
fungen
, die ſich durch die Bevölkerung, namentlich durch

Weiber, erleiden mußten. Viele von ihnen waren ſchon
ſeit dem 29. Auguſt in Gefangenſchaft und auf der Inſel
Korſika untergebracht worden, wo ſie bei der größten Hitze
die ſchwerſten Arbeiten verrichten mußten.
* Konſtanz, 19. Juli. Der heute vormittag 3.30 Uhr
hier eingetroffene Schweizer Sanitätszug brachte
66 Mann. Sie wurden in der bisher üblichen Weiſe herz=
lichſt
empfangen. Auch ſie waren in der Schweiz wieder
ganz beſonders freundlich mit Blumen und Geſchenken be=
dacht
worden. Bisher wurden 1700 ſchwerverwun=
dete
Franzoſen aus Konſtanz abtransportiert.
Deutſche Schwerverwundete ſind bisher 600 hier angekom=
men
, des weiteren über 900 Sanitätsmannſchaf=
ten
. Ein Zug mit 700 franzöſiſchen Sanitätsmannſchaften
iſt geſtern aus Konſtanz abgegangen.
* Konſtanz, 19. Juli. In Gegenwart des Prinzen
Max von Baden, des Majors von Polentz und der
Präſidentin des hieſigen Frauenvereins wurden geſtern
nach 1 Uhr von Vertretern des hieſigen Ortsausſchuſſes
vom Roten Kreuz den Schweizer Damen Frau Bohny
und Freifrau v. Wattenwyl prächtige Blumenſträuße
überreicht. In den dabei gehaltenen Anſprachen wurden
die vielen und großen Verdienſte gewürdigt, die dieſe bei=
den
Damen ſich um die Organiſation und die Durch=
führung
des Austauſches deutſcher Kriegsuntauglicher und
deutſcher Sanitätsmannſchaften aus Frankreich auf
ſchweizeriſchem Boden erworben haben.

Die wirtſchaftliche Lage Oeſterreich=Ungarns.

* Wien, 18. Juli. Das Fremdenblatt ſchreibt:
Die Bewegung der Spargelder im erſten Halbjahr
1915 iſt von beſonderem Intereſſe, weil in dieſem Halb=
jahre
das Sparkapital für die Zeichnung der beiden
Kriegsanleihen in ſtärkerem Umfang herangezogen
worden iſt. In dieſer Hinſicht iſt mit hoher Befriedi=
gung
ſeſtzuſtellen, daß die Zeichnungen für die Kriegs=
anleihe
ohne Inanſpruchnahme des großen Einlageſtocks
unſerer Bankinſtitute erfolgten, und daß dieſer im Gegen=
teil
auch während des Krieges eine Verſtärkung erfährt.
Der Zuwachs bei den Wiener Bankinſtituten beträgt im
erſten Halbjahr 139 Millionen, das ſind 8 Prozent
der bisherigen Beſtände. Dies bedeutet für die Geſamt=
heit
der Einlagegelder in der Monarchie, die bei Jahres=
ſchluß
etwa 20 Milliarden betrugen, einen Einlagezuwachs
von 1600 Millionen, trotz der Emiſſion der Kriegsan=
leihen
. Dieſe Ziffern beleuchten ſtärker als jedes andere
Beweismittel die ungebrochene wirtſchaftliche
Macht der Monarchie.

Die Lage in Rußland.

* Bukareſt, 19. Juli. Die in Jaſſy erſcheinende
Zeitung Opinia erhält von durchaus zuverläſſiger Seite
Nachrichten über die äußerſt ſchwierige Lage in Rußland
und über den drohenden Ausbruch einer all=
gemeinen
Revolution. Mit großer Beſorgnis
ſehen die ruſſiſchen Behörden dem 21. Juli a. St. ent=
gegen
, an dem in ganz Rußland kirchliche Umzüge ſtatt=
zufinden
pflegen. Für dieſen Tag werden jetzt ſchon die
Garniſonen verſtärkt und man erwägt, ob man
die Prozeſſionen nicht überhaupt verbieten ſoll. Um die
Bevölkerung, die ſeit dem Falle Lembergs in größter Auf=
regung
iſt, zu beruhigen, werden überall offizielle Tele=
gramme
verbreitet, die verſichern, daß in den letzten Tagen
in der Richtung Lemberg neue erfolgreiche Kämpfe ſtatt=
gefunden
hätten, bei denen 150000 Oeſterreicher und
Deutſche gefangen genommen worden ſeien, und daß alle
früheren ruſſiſchen Beamten in Galizien ſich zur Rückkehr
auf ihre Poſten bereithalten ſollen. In ganz Beßarabien
werde Befehl gegeben, die Ernte ſo raſch wie möglich ein=
zubringen
und in das Landesinnere zu ſchaffen. Der Be=
fehl
kann wegen des Mangels an Pferden und Wagen
nicht ausgeführt werden. Auch der Perſonen= und Güter=
verkehr
iſt auf das Mindeſtmaß beſchränkt worden. Im

Kinder und Granaten.
Kriegsbriefe aus dem Weſten von Paul Richard.

:: Mein Quartier lag hinter der Kirche in einer von
uns beſetzten kleinen franzöſiſchen Stadt, die Tag und
Nacht von den Franzoſen mit Granaten belegt wurde.
Täglich forderten ſie ihre Opfer in Geſtalt von zerſtörten
Häuſern und Verletzten oder Getöteten unter der einhei=
miſchen
Bevölkerung. Die Beſchießung, die ſchon wochen=
lang
währte, ohne daß irgend ein militäriſcher Erfolg er=
zielt
wurde, begann zu einer beſtimmten Tagesſtunde. Die
Geſchoſſe wurden wahllos über die ganze Stadt verteilt
ſo daß es keine Rolle ſpielte, in welcher Straße man
wohnte, da man überall die gleichen Ausſichten hatte, ge=
troffen
zu werden. Wenn am Vormittag die erſte Granate
herangeſauſt kam, wurden die dort ziemlich lebhaften
Straßen leerer. Aber eine völlig leere Straße habe ich
auch ſelbſt während des ärgſten Bombardements nicht
geſehen.
Ich ſtehe an dem geöffneten Fenſter, das auf die
Straße hinausführt. Es iſt nachmittags drei Uhr. Nach
der üblichen Mittagspauſe von zwei Stunden, die von
der franzöſiſchen Artillerie pünktlich eingehalten wird,
müßte jetzt die Schießerei wieder einſetzen. Kaum gedacht,
fliegt auch ſchon die erſte Granate in die Stadt. Vor mei=
nem
Hauſe ſpielen etwa ein Dutzend Kinder mit Pflaſter=
ſteinen
, die ſie ſich aus einem Granatenloch mitten in der
Straße holten. Inzwiſchen ſauſt Granate auf Granate in
die Stadt. Die Kinder achten gar nicht darauf. Lärmend
und fröhlich ſpielen ſie weiter. Aber ich ſehe, wie die bei=
den
Aelteſten der Schaar, zwei zwölfjährige Jungen, auf=
horchen
, ſobald ſich ein Geſchoß nähert. Plötzlich ſind die
Kinder alle in dem mir gegenüberliegenden Hausflur ver=
ſchwunden
. Eine Sekunde ſpäter heult eine Granate direkt
über unſere Häuſer hinweg und ſchlägt vielleicht hundert
Meter hinter uns ein. Das Gehör der Kinder mußte ſich
alſo im Laufe der Zeit ſo verfeinert haben, daß ſie aus
dem Geräuſch, das die Granate bei ihrem Flug durch die
Luft macht, feſtſtellen konnten, welche Richtung ſie nimmt.
Meine Anſicht beſtätigte ſich. Sauſten die Granaten meh=

rere hundert Meter rechts oder links über unſere Köpfe
hinweg, ſo ließen ſich die Kinder in ihrem Spiel nicht im
geringſten ſtören. Aber in dem Augenblick, wo der Ein=
ſchlag
in unſerer Nähe zu befürchten war, ſtob die Schar
auseinander und nahm Zuflucht in dem Hausflur. Eben
waren wieder alle verſchwunden, als ein Geräuſch in einer
Entfernung von etwa hundert Metern in das ſchräg ge=
genüber
liegende Eckhaus fuhr und mit großem Krach die
ganze Seite des Daches herunterriß. Das war das Sig=
nal
für die Kinder, ſofort wieder hervorzukommen
und neugierig, wie ſie ja alle ſind, zu dem Hauſe zu eilen,
um ſich den Schaden zu beſehen. Im Zeitraum von einer
Minuten ſtanden außer zwei Erwachſenen wenigſtens fünf=
zig
Kinder um das zertrümmerte Haus. Nun trat ein
Ereignis ein, das mich im Augenblick lachen machte, das
aber ebenſo gut zu dem grauenvollſten Drama hätte füh=
ren
können. Ich war noch ganz in den Anblick dieſer wag=
halſigen
Kindermenge verſunken, als die ganze Schar nach
drei Seiten Reißaus nahm. Bis dahin hatte ich Kinder
noch nie ſo laufen ſehen. Man rannte, fiel, überſtürzte
ſich, verlor die Pantoffeln, ſtand wieder auf, lief weiter,
ſchrie und brüllte. Aeltere ſchleppten ihre kleinen drei=
bis
vierjährigen Geſchwiſter mit, riſſen ſie an den Armen
ſo daß ſie mehr ſchwebten als rannten. Aber viel ſchneller,
als ich es erzählen kann, war eine Granate da und ſchlug
genau in derſelben Richtung wie die eben explodierte, nur
etwa zwanzig Meter weiter, in das dahinter liegende
Haus ein. Die Wirkung, die dieſes Geſchoß auf die Kinder
ausübte, war überwältigend. Blitzſchnell war es
Schreck oder taten ſie es aus Erfahrung warfen ſich
die meiſten auf den Bauch. Und nun die Frechheit! Kaum
ſaß die Granate in dem Haus, da war die Rangenſchar
auch ſchon wieder beiſammen. Lachend wurden die Pan=
toffeln
zuſammengeſucht, und die Kleinen, die eben noch
fürchterlich brüllten, lachten mit den Großen um die Wette
Ich weiß nicht, wie lange dieſe tollkühne Spielerei
noch gedauert hätte, wenn nicht etwas dazwiſchen getreten
wäre, was ihr ein Ende machte. Denn mit einem Male
zerteilte ſich die kleine Menge in aller Ruhe und alles
wanderte ſeiner Wohnung zu. Was den Granaten nicht
gelang, erreichten zwei deutſche Soldaten, die als Poli=

ziſten, mit ſchwarz=weiß=roter Binde verſehen, durch die
Straßen patrouillierten. Ehe ſie herankamen, waren ſämt=
liche
Kinder verſchwunden. Sie wußten alſo genau, daß
ihnen das Betreten der Straße während der Beſchießung
ſtreng verboten war.
Am Vormittag des nächſten Tages ſpaziere ich mit
einem Kameraden durch die Straßen, als plötzlich die Be=
ſchießung
wieder einſetzt. Wir gehen über den Kirchplatz,
als uns zwei Kinder entgegengelaufen kommen, die über
und über mit Mörtelſtaub bedeckt ſind. Jedes von ihnen
trägt einen Suppentopf in der Hand. Aber während der
achtjährige Junge vergnügt über das ganze Geſicht lacht,
guckt ſeine kleine Begleiterin dauernd in den Topf und
heult: Die ſchöne Suppe, die ſchöne Suppe! Sie waren
von einer in ein Haus einſchlagenden Granate überraſcht
worden und wurden von dem herabſtürzenden Giebelputz
überſchüttet. Das hatte gar keinen Eindruck auf ſie ge=
macht
. Dem kleinen Mädel war die Suppe, die es nach
Hauſe zu bringen hatte, viel wichtiger.
Vor einem Lebensmittelgeſchäft ſtehen eine Anzahl
Frauen und Kinder. Weil der Laden gedrängt voll iſt,
haben ſie ſich davor aufgeſtellt und warten, bis die Reihe
an ſie kommt. Da fegt eine Granate über den Platz. Ent=
ſetzt
verſchwindet alles in dem Haus des Ladenbeſitzers.
Aber einige Kinder bleiben und ſtellen ſich nun vor den
Eingang des Geſchäfts froh über den errungenen Vorteil.
Das gefährlichſte Viertel der Stadt, das von den Gra=
naten
faſt gänzlich zerſtört iſt, mußte von den Einwohnern
geräumt werden. Trotzdem unternahmen wir in Beglei=
tung
eines Offiziers einen Spaziergang dorthin während
der Beſchießung. Inmitten eines zerſtörten Hauſes, von
dem das untere Stockwerk aber unbeſchädigt geblieben war,
erblicken wir durch die offenen Fenſter einige Kinder. Das
Zimmer war zum größten Teil geleert, nur kleiner Krims=
krams
ſtand noch herum. Auf unſere Frage erklärte das
älteſte Mädel, ſie hätten hier gewohnt und wollten jetzt die
Sachen abholen. Auf unſere Verwarnung meinten ſie
alle: O, die Granaten tun uns nichts. Wenn eine kommt,
verſtecken wir uns!
Hoch oben auf der blauen Himmelswieſe ſteht ein
goldenes Kreuz, ein feindlicher Flieger. Unſere Artillerie

[ ][  ][ ]

Innern Beßarabiens befinden ſich faſt gar keine Truppen,
da die Ruſſen alle verfügbaren Kräfte im Norden bei
Nowoſielica und an der Bukowinaer Grenze konzentriert
haben.
* Bukareſt, 19. Juli. Peſti Naplo meldet: In
Moskau herrſcht Anarchie. Eine gewaltige Mili=
tärmacht
iſt ſtets in Bereitſchaft. Das revolutionäre
Komitee richtet an die Siebzehnjährigen Aufrufe, der Ein=
berufung
zu den Fahnen nicht zu folgen. In den revolu=
tionären
Proklamationen heißt es weiter, daß die Sache
Rußlands verloren ſei. Die ruſſiſche Armee habe in den
Monaten Mai und Juni 1½ Millionen Mann verloren
und es gäbe keine Offiziere mehr. Zudem werde die ruſ=
ſiſche
Armee durch einen beſonderen Befehl angewieſen, an
der Munition zu ſparen.

Die Autonomie‟ Polens.

* Paris, 19. Juli. Der Petersburger Korreſpon=
dent
des Temps meldet, daß die ruſſiſch=polniſchen
Konferenzen für die Vorarbeiten der Autono=
mie
Polens unterbrochen ſind und erſt nach Eröff=
nung
der Duma wieder aufgenommen werden ſollen. Die
Konferenzen, in denen die große Frage der Autonomie
Polens geregelt werden ſoll, waren angeblich von dem
verſöhnlichſten Geiſt getragen.

Der Krieg Frankreichs ein Unſinn‟.

T.U. Lauſanne 48. Juli. Die Gazette veröf=
fentlicht
Mitteilungen ihres Pariſer Korreſpondenten, de=
nen
zufolge nach der Zeitung La Croix Caillaux in
Braſilien einen Vortrag gehalten habe, in dem er er=
klärte
, Frankreichs Krieg mit Deutſchland
ſei Unſinn. Der Hauptſchuldige ſei allein Delcaſſée,
der den Deutſchen Kaiſer wegen ſeiner erzwungenen De=
miſſion
nach dem Marokkohandel mit ſeinem Haß ver=
folge
. Frankreich hole allein für England die Kaſtanien
aus dem Feuer. Rußland werde ſich niemals dankbar er=
weiſen
. Caillaux führte weiter aus, während ſeiner mi=
niſteriellen
Laufbahn habe er immer an einem guten Ver=
hältnis
zu Deutſchland gearbeitet in der Ueberzeugung,
daß ein franzöſiſch=deutſches Bündnis eine dringende Not=
wendigkeit
ſei. Nach der Marneſchlacht habe er die Re=
gierung
um Friedensſchluß mit Deutſchland angefleht
was leicht zu bewerkſtelligen geweſen ſei. Der Deutſche
Kaiſer wünſchte nur Englands Niederlage und freien
Durchzug. Hätten wir dieſe Wünſche berückſichtigt, wäre
kein Zoll Gebiet verloren gegangen und Belgien hätte
ſeinen König behalten. Im Elyſee herrſchte jedoch Ver=
blendung
. Jetzt ſei der Moment verpaßt und Deutſch=
land
unbezwingbar.
Die Gazetke drückt ihr Erſtaunen darüber aus, daß die
Zenſur dieſen Bericht paſſieren ließ und daß kein
Dementi darauf erfolgte.

Die Kohlennot in Frankreich.

Es wäre kindiſch, ſchreibt H. Gornot im Petit
Journal vom 14. Juli, die Kriſe zu leugnen; aber man
darf ihre Bedeutung auch nicht übertreiben. Man kann
annehmen, daß in dieſem Jahre 20 bis 25 Millionen To.
fehlen werden. Woher kann man ſie nehmen? Amerika
hat Ueberfluß, aber die Frachtkoſten ſind zu hoch. Von
den Neutralen iſt nichts zu erwarten, nur England
vermag uns zu helfen. In gewöhnlichen Zeiten
würde ihm dieſe Aufgabe leicht fallen, denn ſeine Berg=
werke
liefern jährlich die ungeheuere Menge von 270
Millionen To.; aber unglücklicherweiſe hat der Krieg
alle Arbeitsverhältniſſe dort umgeſtürzt. Es fehlt an
Arbeitskräften, denn Tauſende von Bergarbeitern ſind
zur Verteidigung des bedrohten Vaterlandes ausgezogen.
Wenn es für ſeine Flotte und ſeine eigene Induſtrie ge=
ſorgt
hat, muß England auch für den Unterhalt der ver=
bündeten
Flotten ſorgen und die unzähligen Munitions=

fabriken unterſtützen. Wenn es dieſe erſte Pflicht erfüllt
hät, was kann es uns dann noch für die Groß= und
Kleininduſtrie und für die Millionen von Oefen in unſe=
rem
Lande ſchicken? Es gibt nicht eine Stadt in Frank=
reich
, in der man ſich nicht mit der Kohlenknappheit oder
mit einer Preisſteigerung, die für viele mit der Knapp=
heit
eins iſt, beſchäftigt. England macht große Anſtren=
gungen
, und man hofft, daß es im Winter eine nur wenig
geringere Kohlenmenge zu liefern in der Lage iſt; hat
es doch auch klugerweiſe beſchloſſen, den Neutralen keine
Kohlen abzugeben. Die Kohle wird teurer ſein, damit
muß man rechnen; aber ſie wird nicht fehlen, und das iſt
die Hauptſache. Die Anfuhr wird allerdings auch einige
Schwierigkeiten machen. Unſere Häfen ſind voll von
Schiffen, die oft wochenlang auf Entladung warten.

Im Namen der Freiheit und Gerechtigkeit.

* London, 18. Juli. Der 4. Auguſt ſoll als Tag
der Kriegserklärung in allen Städten des briti=
ſchen
Reiches durch Verſammlungen begangen werden,
in denen eine amtlich genehmigte Reſolution ange=
nommen
werden ſoll, wonach die Verſammlungen den
unbeugſamen Entſchluß bekunden, den Krieg zur Ver=
herrlichung
der Ideale der Freiheit und Gerechtigkeit zu
einem ſiegreichen Ende zu führen.
Wo bleibt das dritte Schlagwort von der Zivili=
ſation
? Oder iſt man in London doch zweifelhaft ge=
worden
, ob man, nachdem man Gemeinſchaft mit den
Turkos, Zuaven, Senegalnegern, Ghurkas und den ruſſi=
ſchen
Horden gemacht hat, die Ziviliſation noch als
populäres Schlagwort ausſpielen kann?

Die Rekrutierung in England.

* London, 18. Juli. Die Times druckt an her=
vorragender
Stelle eine Zuſchrift ab in der es heißt, daß
die Rekrutierung unter dem guten Geſchäftsgang
leide. Die Haupturſache ſei die Haltung der Arbeit=
geber
, die ihre Arbeiter und Angeſtellten nicht freigeben
wollen. Die Regierung müſſe auf die Regiſtrierung die
nationale Mobiliſierung folgen laſſen. Die Times er=
örtert
dann die Frage, warum England mit ſo außer=
ordentlich
höheren Koſten Krieg führe als
Deutſchland, trotz der unendlich viel größeren Leiſtungen
Deutſchlands in jeder Hinſicht. Der erſte Grund ſei die
höhere Beſoldung der freiwilligen Soldaten; der zweite
ſei die übertrieben hohe Unterſtützung der Angehörigen
der Soldaten; der dritte und wichtigſte Grund aber ſei,
daß England alle Lieferanten, Kaufleute, Spediteure und
Zwiſchenhändler die günſtige Gelegenheit ausnützen laſſe.
Angeſichts der Höhe der Kriegsgewinne dürfe man die
ſtreikenden Arbeiter kaum tadeln, wenn ſie ebenfalls die
Notlage der Nation zu ihrem eigenen Vorteil ausnutz=
ten
. Der Artikel zieht hieraus die Moral, daß die indu=
ſtrielle
Mobiliſierung notwendig ſei.

Engliſche Kritik an den engliſchen
Kriegsberichten.

* London, 18. Juli. In einer Zuſchrift an die
Morning Poſt kommt der Abgeordnete Mac Neill auf
die Beantwortung ſeiner Frage, betreffend die Höhe 60,
durch den Unterſtaatsſekretär Tennant zurück. Er ſagt:
Es iſt demütigend, vom Unterſtaatsſekretär des Krieges
zu erfahren, daß wir die deutſchen Berichte als
fenauer wie unſere eigenen Informationsquellen be=
trachten
müſſen. Die Erlaubnis des Zenſors zur Ver=
öffentlichung
der deutſchen Funkenmeldungen iſt alſo
eine Garantie für ihre Richtigkeit. Tennant iſt der Frage
ausgewichen. Er verſuchte es ſo darzuſtellen, als ob die
Höhe niemals von den Deutſchen zurückerobert worden
ſei, während Frenchs Depeſche dies offen zugibt. Wenn
man das nicht eine Täuſchung des Publikums
nennen ſoll, ſo weiß ich nicht, wie man das bezeichnen
ſoll.

Sparſamkeit und Recht auf Arbeit.

* London, 18. Juli. Eine ſtark beſuchte repräſen=
tative
Verſammlung der Citymänner nahm
geſtern eine Reſolution an, die Asquith überreicht wer=
den
ſoll. Darin wird die Ueberzeugung ausgeſprochen,
daß ſtrengſte Sparſamkeit in öffentlichen und pri=
vaten
Ausgaben vorwalten und zugleich eine neue Be=
ſteuerung
aller Klaſſen erfolgen müſſe. Lord Stald=
wyn
ſagte, es ſei unverſtändlich, daß die Regierung im
erſten Kriegsjahre nichts getan habe, um nichtmilitäriſche
Ausgaben einzuſchränken. Erſt jetzt beginne man zu er=
kennen
, daß wirkliche Sparſamkeit im Staate, in Gemein=
den
und in den Privatverhältniſſen notwendig ſei. Alle
Klaſſen ſeien an Verſchwendung gewöhnt. Das müſſe
aufhören wegen künftiger Anleihen und zur Verringe=
rung
überflüſſiger Einfuhr. Harold Cox führte aus: Bis
zum Kriegsende werde England 2000 Millionen Pfund
Sterling aufnehmen müſſen. Die Zinſen davon und die
Tilgungsfonds, ſowie die Kriegspenſionen würden rund
1300 Millionen Pfund jährlich ausmachen.
Anfangs glaubten wir alle, daß England ſich in ſtärkerer
finanzieller Lage befinde als Deutſchland. Es ſei nicht
ſicher, ob dieſe Anſicht noch beſtände. Deutſchland
wurde durch den Abſchluß vom Meere gezwungen, zu
ſparen und das mit dem bemerkenswerten Ergebnis, daß
es imſtande iſt, den Krieg fortzuführen, ohne bisher ein
Anzeichen von Erſchöpfung zu geben. Der Redner kriti=
ſierte
die Verſchwendung in den öffentlichen Ausgaben.
Zum Zwecke privater Wirtſchaftlichkeit ſei es am beſten
Tabak, Tee, Zucker, Kaffee, Kakao, Petroleum, Zündhölzer
uſw. ſofort hoch zu beſteuern. Eine Erhöhung der Ein=
kommenſteuer
ſei notwendig. Wenn die Mittelklaſſe be=
reit
ſei, dieſe Notwendigkeit ins Auge zu faſſen, hätte ſie

das Recht, zu verlangen, daß die Einkommenſteuer alle
Staatsbürger treffe, ſodaß jeder zu den Koſten des Krie=
ges
beiſteuere.
* London, 18. Juli. Geſtern fand in London eine
große Kundgebung von Frauen ſtatt, um das Recht
auf Arbeit für das Vaterland zu verlangen.
Etwa 40000 Frauen aller Stände zogen nach Whitehall,
wo Lloyd George eine Anſprache hielt, in der er ſagte,
daß bereits 50000 Frauen in den Munitionsfabriken
tätig ſeien.

Geheimnisvolle Brände in Merſey.

Die Morning Poſt vom 14. Juli ſchreibt: Großer
Schaden wurde durch ein aus unbekannten Urſachen ent=
ſtandenes
Feuer an Bord des Dampfers
Holmgarth angerichtet. Der Dampfer hatte eine
Ladung Salpeter und lag im Dock auf der Birkenhead=
ſeite
des Merſey. Das Feuer griff ſo ſchnell um ſich,
daß die Leute an Bord ſich nur mit Schwierigleit retten
konnten. Innerhalb der letzten Monate erfolgten in den
Docks eine Anzahl geheimnisvoller und koſt=
ſpieliger
Brände. Erſt vor einer Woche wurde eine
große Menge Salpeter in derſelben Gegend auf die gleiche
Weiſe vernichtet. Die Häufigkeit dieſer Brände löſt ein
unbehagliches Gefühl aus.

Zum Bergarbeiterſtreik in Wales.

TU. London, 19. Juli. Bezüglich des Konflik=
tes
in den Kohlenbergwerken in Südwales tei=
len
die Times mit, daß keine Gefahr für die Marine be=
ſteht
, Mangel an Kohlen zu leiden, da die Admiralität für
ausreichende Kohlenvorräte geſorgt habe. Infolge des
Konfliktes wird eine große Konferenz, die Lloyd George
mit den Bergarbeitern aller Teile des Landes haben ſoll.
hinausgeſchoben. Das Datum dieſer Konferenz war ur=
ſprünglich
auf den 21. Juli feſtgeſetzt geweſen; es wurde
beſchloſſen, die Konferenz bis zu Ende des Konfliktes zu
verſchieben.

Kundgebungen gegen den amerikaniſchen
Waffenhandel.

Berlin, 18. Juli. Dem St. Gallener Tageblat:
wird laut Voſſiſcher Zeitung unter dem 28. Juni aus
Neu=York gemeldet: Seit Wochen hat die entente=
freundliche
Preſſe die Tatſache ſyſtematiſch tot=
geſchwiegen
, daß eine Rieſenkundgebung
zugunſten einer wirklichen Neutralität der
Vereinigten Staaten und für ein Verbot der
Waffenausfuhr geplant war. Von dem frühen Abend an
bewegte ſich am 24. Juni ein immer mehr anſchwellender
Menſchenſtrom nach der Halle, in der die Kundgebung
ſtattfinden ſollte. Um 8 Uhr waren ſämtliche 12000
Plätze beſetzt und 3000 Perſonen ſtanden in den Straßen.
In weitem Umkreiſe drängten ſich Zehntauſende um die
Rednertribünen. An der Maſſendemonſtration, für die
nur durch die deutſche Preſſe Propaganda gemacht worden
war, nahmen über 100000 Perſonen teil. Weiter heißt
es in dem Brief: Mehr als 1000 Importeure, die von
Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn Waren im Werte
von 50 Millionen Dollars erwarben, dieſe aber wegen
der berüchtigten Ordre in council König Georgs nicht
erlangen können, ſind nun in energiſcher Weiſe bei dem
Staatsſekretär Lanſing vorſtellig geworden. In der letzten
Woche kam eine Depeſche aus Georgia an, daß beide
Häuſer der Legislatur eine Reſolution angenommen
haben, in der Präſident Wilſon aufgefordert wird, zu
Repreſſalien gegen Großbritannien zu
ſchreiten, falls dieſes nicht gutwillig die Unterbindung
des legitimen Handels der Vereinigten Staaten aufgebe.

Schweden und der Krieg.

* Stockholm, 18. Juli. (Meldung des Spenska=
Telegraphen=Bureaus.) In Gegenwart des Miniſters des
Aeußern empfing Miniſterpräſident Hammer=
ſkjöld
eine Abordnung, welche die von dem Allgemeinen
ſchwediſchen Friedenskongreß in Varberg ange=
nommenen
Beſchlußanträge überreichte. Hierbei erklärte
der Miniſterpräſident:
In Uebereinſtimmung mit den Neutralitäts=
erklärungen
und den vom König ausgegangenen un=
zweideutigen
Kundgebungen iſt es unſer heißer Wunſch,
den Frieden zu bewahren, und es iſt unſere Pflicht,
mit allen Kräften hierfür zu wirken. Aber wir rechnen
auch mit Eventualitäten, in denen die Aufrechterhaltung
des Friedens trotz aller Bemühungen für Schweden nicht
mehr möglich iſt. Welches dieſe Eventualitäten in
dieſem Weltkriege ſind, wäre aus verſchiedenen Geſichts=
punkten
ungeeignet, jetzt anzugeben. Gewiß iſt es, daß
es außer dem äußerſten Falle einer feindlichen Invaſion
in unſer Land auch noch andere Fälle gibt, die als
dieſem gleichbedeutend in Betracht gezogen werden müſ=
ſen
. Der Miniſterpräſident ſprach die Hoffnung aus, daß
dieſe Neutralitätspolitik in allen Lagern des ſchwediſchen
Volkes und bei allen politiſchen Parteien eine mächtige
Stütze finden werde. Er wolle nicht glauben, erklärte
Hammerſkjöld, daß die ſchwediſchen Friedensfreunde, die
kräftig gegen Mißſtände auftreten, auch gegenüber drohen=
den
äußeren Mißſtänden, die nur mit Gewalt abgewehrt
werden könnten, eine einfache Friedenspolitik empfehlen
würden, die darin beſtände, alles zu ertragen, ohne etwas
für Schwedens Recht und Freiheit einzuſetzen. Es wäre
in der Tat gefährlich, wenn durch Empfehlung des Krieges
als wünſchenswert die Vorſtellung Wurzel faſſe, daß Schwe=
den
den Krieg wünſche. Aber gleichzeitig wäre es gefähr=
lich
, wenn man auf gewiſſer Seite die Ueberzeugung be=
käme
, daß Schweden unter allen Umſtänden den Frieden
wolle und deshalb ohne eigentliche Gefahr nach Belieben
behandelt werden könne. Der Miniſterpräſident wies auf
die beſonderen Gefahren hin, die ſowohl die Kriegs= wie
die Friedensagitation mit ſich bringen könne, weil beide
Parteien einander immer zu größerer Einſeitigkeit auf=
hetzten
, wodurch die Einigkeit verdunkelt werde und ſo=
gar
teilweiſe verſchwinde. Jetzt iſt nicht Zeit, für extreme
Doktrinen oder Lieblingsideen zu kämpfen, ſondern es
gilt, zuſammenzuhalten und unſer Erbe in allem unver=

pflanzt Blumen auf die blaßblaue Wieſe in Form grün=
licher
Knoſpen, die ſich plötzlich, weißen Schneebällen gleich
entfalten. Ein ganzes Beet ſetzt ſie dem Flieger vor. Der
ſcheint für dieſe Art Blumen nichts übrig zu haben, denn
er macht kehrt, ohne getroffen zu ſein. Ein Heulen, ähn=
lich
dem einer Granate, und dann ein furchtbares Getöſe.
Der Flieger hat eine Bombe geworfen. Sie iſt mitten auf
die Straße gefallen und hat ein ungeheures Loch geriſſen.
Ein paar Fenſterſcheiben büßten ihr Leben ein. Auch hat=
ten
die Häuſerfronten durch die Splitter etwas gelitten.
Der Rauch hatte ſich noch nicht verflüchtet, als auch ſchon
Kinder heranſtürzten, in dem Loch herumwühlten und eif=
rigſt
nach Splittern ſuchten. Dabei war der Flieger noch
oben in der Luft, ſtand allerdings jetzt nicht mehr ſenk=
recht
über uns, ſo daß die Kinder aus Erfahrung heraus
ſich mit Recht ſagen konnten, daß die Gefahr vorüber ſei.
Am Tage meiner Abreiſe aus der Höllenſtadt mußte
ich einige Stunden in meinem Quartier auf das Auto,
das ſich verſpätet hatte, warten. Ich ſtand vor der Haus=
tür
. Die Granaten pfiffen gar luſtig über die Stadt, und
manche fuhr krachend in meiner Nähe hernieder. Mitten
auf der Straße ſtehen zwei Backfiſche, jung, zierlich und
graziös. Ich beobachte, wie ſie alle Augenblicke zu einem
Offizier, der mir ſchräg gegenüber aus dem Fenſter ſieht,
hinaufſchauen. Ich kannte den Leutnant, der die Mädels
kaum eines Blickes würdigte. Lachend ſchreit er mir zu:
Dieſe Fenſterpromenaden machen ſie nun jeden Tag, ohne
ſich durch die Schießerei ſtören zu laſſen!‟ Da geſchah et=
was
Unerwartetes. Ein ſchneidendes heulendes Getöſe.
Dann ein fürchterliches Donnern und Poltern, ein Split=
tern
und Klirren in dem Hauſe des Leutnants, der, zu=
ſammenſchreckend
, beinahe aus dem Fenſter fällt, im glei=
chen
Augenblicke aber ſich aufrafft und verſchwindet. Ich
ſelbſt war wie betäubt. Eine Granate war durch den
hinteren Dachgiebel gefahren und dort explodiert. Der
Luftdruck aber war ſo ſtark, daß er den Offizier nahezu
umgeworſen hatte. Und was taten die Mädels? Sie
wollten ſich über den Spaß ſchier krank lachen, und die=
ſes
Lachen wirkte auf uns ſo, daß wir unwillkürlich mit
einſtimmten, als wir uns alle vier den durch die Explo=
ſion
angerichteten Schaden beſahen. Kinder und Gra=
naten!

[ ][  ][ ]

mindert und unverletzt unſeren Nachkommen zu bewahren.
Es ſei erklärlich, meinte Hammerſkjöld, daß die ſchwe=
diſchen
Friedensfreunde Schwedens Eingreifen zugunſten
des allgemeinen Friedens wünſchten, aber die Sache ſei
nicht ſo einfach, wie mancher vielleicht glaube. Auf inter=
nationalem
Gebiete gelte in beſonders hohem Maße der
wenig ermunternde Satz: Wer ſich ungebeten einmiſcht,
erntet Undank. Und was noch ſchlimmer ſei: Ein Ein=
greifen
zu ungeeigneter Zeit und in ungeeigneter Weiſe
nütze nicht nur nichts, ſondern bringe großen unheilbaren
Schaden.
* Die Rede des Staatsminiſters Ham=
merſkjöld
über Schwedens Neutralitätspolitik findet
in der ſchwediſchen Preſſe eine ſympathiſche Aufnahme
Stockholms Dagblad ſagt: Mit ungeteilter Freude
werden ſicherlich die klaren männlichen Worte des Mini=
ſters
in den weiteſten Kreiſen des Schwedenvolkes aufge=
nommen
werden. Der Kernpunkt liegt in der ſtarken Be=
tonung
der Tatſache, daß die Regierung die Auffaſſung
mißbilligt, als dürfe das Aufgeben der Neutralität unter
keinen Umſtänden in Frage kommen. Es müßte mit allen
zu Gebote ſtehenden Mitteln dem ganzen Volke klar ge=
macht
werden, daß gegenwärtig nichts ſchädlicher
für unſer Land iſt, als eine mißgeleitete Frie=
densagitation
, die der Welt die Auffaſſung beibringt,
daß unſer Land jede Demütigung und jeden Uebergriff
lieber erträgt, als ein Aufgeben der Neutralität zu wagen.
Das Blatt fügt hinzu, Schweden wolle keinen Krieg, aber
alle Schweden ſeien darin einig, daß ſie, wenn nötig, mit
ihrem Blute und Leben dafür eintreten, das Erbe unver=
mindert
und unverletzt den Nachkommen zu hinterlaſſen
Svensla Dagbladet ſchreibt: Es iſt zu hoffen, daß dieſe
Ermahnungen zu Herzen genommen worden ſind. Dazu
verpflichten alle zuſtimmenden Aeußerungen, welche die
Politik der Regierung auch von der äußerſten Seite er=
halten
hat, wo man, wenn notwendig, das Land vertei=
digen
will. Das Blatt hebt hervor: Es handelt ſich um
Schwedens Recht und Freiheit worüber vor
dem Richterſtuhl der Geſchichte Rechenſchaft abzulegen ſein
werde. Man müſſe der Welt in die Augen ſagen, daß auch
von dem gegenwärtigen Geſchlecht Mut und Willen zum
Beſtehen gefordert werden könne. Die liberale Stock=
holms
Tidningen erklärt befriedigt, daß der Staats=
miniſter
beide extreme Bewegungen abgelehnt und ſich
für klare und ausdrückliche Beibehaltung der Neutralitäts=
politik
ohne Aufgabe nationaler Intereſſen ausgeſprochen
habe. Das Bewußtſein, daß die Regierung mit offenem
Blick für die Gefahr, die dem Lande von verſchiedenen
Seiten drohe, beſtrebt ſei, das Land außerhalb des Krieges
zu halten, andererſeits aber die vitalen Intereſſen des
Landes nicht unter die Füße treten laſſen wolle, erfülle
mit Vertrauen und Zuverſicht. Dagens Nyheter betonen,
daß die Worte des Miniſters neuerlich zu erkennen gaben,
daß die Regierung unerſchütterlich bei der bisher verfolg=
ten
Politik bleiben wolle und erklärt ferner, alles, was
der Miniſter geſagt habe, ſei mit auter Neutralitäts=
politik
vereinbar.

Die Balkanſtaaten.
Griechenland

T.U. Kopenhagen, 19. Juli. Wie aus Athen
gemeldet wird, iſt es Gunaris geglückt, die Parla=
mentseröffnung
einen Monat hinauszuſchieben
Gunaris ſchiebe die Krankheit des Königs vor, um Veni=
zelos
zu verhindern, die Staatsleitung zu übernehmen
* Paris, 19. Juli. Der Temps meldet aus Athen:
Die Regierung hat beſchloſſen, daß Vizeadmiral Gundu=
riotis
unverzüglich den Oberbefehl über die ganze
griechiſche Hochſeeflotte als Nachfolger des
Konteradmirals Kerr wieder übernehmen ſoll.
Bulgarien.
* (Ctr. Bln.) Aus Kopenhagen wird der Tgl. Rund=
ſchau
berichtet: Nach einer Sofioter Meldung hat der
bulgariſche Miniſterpräſident Radoslawow
erklärt, Bulgarien habe keine Eile die in der
Schwebe befindlichen Verhandlungen mit den Mächten
zum Abſchluß zu bringen, da es entſchloſſen ſei, bis zum
Herbſt unter allen Umſtänden an der Neutralität feſtzu=
halten
.
Die rumäniſch=deutſchen Beziehungen.
* Köln, 19. Juli. Der Korreſpondent der Kölni
ſchen Zeitung drahtet zum Beſuche des außerordentlichen
deutſchen Botſchafters, Fürſt Hohenlohe ſei vom
Hofe wie von der rumäniſchen Regierung mit beſonderer
Auszeichnung empfangen worden, was zu dem Schluß
berechtige, daß die guten Beziehungen Rumä=
niens
zu Deutſchland von dem Hetzfeldzug der
Anhänger des Vierverbandes nicht berührt worden ſeien

Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. Juli.

Kriegsauszeichnungen. Der Gefreite d. L. im Inf.=
Regt. Nr. 91 Bertold Schwarz wurde mit der Heſſi=
ſchen
Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet; ferner der Gefreite
Friedrich Kilian vom Infanterie=Regiment Nr. 115.
* Spende der Lokomotivführer. Die heſſiſchen, im
Dienſte der Gemeinſchafts=Verwaltung ſtehenden Loko=
motivführer
ſpendeten der Nationalſtiftung zum
Beſten der Hinterbliebenen der im Kriege Gefällenen den
Betrag von 3000 Mark.
Die Mitnahme von Schrift= und Druckſachen
ins Ausland. Die Ueberwachungsſtellen an den deutſchen
Grenzen ſind verpflichtet, die von den Reiſenden
mitgeführten Schrift= und Druckſachen einer ein=
gehenden
Prüfung zu unterziehen, was unter Umſtänden
viel Zeit in Anſpruch nimmt und die Abfertigung der
Reiſenden verzögert, oft ſogar die Weiterreiſe mit der
nächſten Fahrgelegenheit unmöglich machen kann. Im
eigenen Intereſſe der Reiſenden empfiehlt es ſich daher,
wenn dieſe möglichſt wenig Schriftſtücke, Briefe
und Druckſachen bei ſich führen, auch keine Zeitungen,
da dieſe in der Regel der Beſchlagnahme unterliegen.
Dagegen wird empfohlen, dergleichen Schriftſtücke uſw.
durch die Poſt nach dem Ziele der Reiſe zu ſenden, da
alsdann die Prüfung durch die zuſtändige Poſtprüfungs=
ſtelle
erfolgt und der Reiſende nicht Gefahr läuft, an der
Grenzſtelle aufgehalten zu werden.
Der Ausſchuß für Unterricht und berufliche Für=
ſorge
für Kriegsbeſchädigte (Heſſ. Landesverein vom
Roten Kreuz) teilt uns mit: Zu der am 17. ds. Mts. in

dieſem Blatte erſchienenen Notiz über die vom Roten
Kreuz= ins Leben gerufenen Verwundeten=
Unterrichtskurſe fügen wir berichtigend hinzu, daß
dieſelben nicht erſt ſeit 3 Wochen, ſondern bereits ſeit 3
Monaten im Gange ſind, und daß ſich außer der genann=
ten
Dame noch eine größere Anzahl hieſiger Lehrer und
Lehrerinnen und Damen und Herren aus anderen Be=
rufskreiſen
in uneigennützigſter Weiſe zur Verfügung des
Ausſchuſſes für Unterricht und berufliche Fürſorge ge=
ſtellt
haben und ſich der guten Sache mit frohem Eifer
widmen. Die Kurſe, denen als Unterrichtsraum die Hand=
werkerſchule
in der Karlſtraße und der Kaufmänniſche
Verein in der Schulſtraße ihre Räume öffneten, werden
immer weiter fortgeſetzt, um allen lernbegierigen hieſigen
Verwundeten die Möglichkeit, ſich weiter zu bilden, zu
geben.
C. Die katholiſche Studentenſchaft im Kriege. Von
dem Verband katholiſcher Studentenvereine Deutſchlands
(nicht farbentragend) ſtehen zurzeit 3731 Aktive, Inaktive
und Alte Herren im Heeresdienſte. Hiervon haben 714
das Eiſerne Kreuz erhalten, worunter 14 die 1. Klaſſe
Zu letzteren gehört u. a. Prinz Max von Sachſen, Profeſſor
am Kölner Prieſterſeminar. Gefallen ſind 220 Mitglieder.
Unter den heſſiſchen Vereinen zählt die Darmſtädter
Moenania 12 mit dem Eiſernen Kreuz Ausgezeichnete
und 5 Gefallene, während für die Gießener Naſſovia‟
dieſe Zahlen ſich auf 15 und 3 ſtellen.
nn. Obermeiſtertag der Bäckerinnungen im Groß
herzogtum Heſſen. Im Fürſtenſaal zu Darmſtadt fand
am Sonntag nachmittag ein Obermeiſtertag des
Zentral=Verbandes Deutſcher Bäcker= In=
nungen
Germania (Zweigverband Großh. Heſſen)
ſtatt, der aus allen Teilen des Landes ſehr gut beſucht
war. Obermeiſter Weber=Darmſtadt begrüßte die
zahlreichen Verbandskollegen mit herzlichen Worten und
wies auf die Kriegszeiten hin, unter der auch das Bäcker=
handwerk
ſchwer leide. Von den dem Heſſ. Verband an=
gehörigen
Mitgliedern ſind 7 in Feindesland gefallen
und ehrt die Verſammlung deren Andenken durch Erheben
von den Sitzen. Die von dem Verbandsſchriftführer
Olbert=Darmſtadt vorgetragenen Berichte über gefaßte
Kriegsbeſchlüſſe des Vorſtandes wurden genehmigt.
Der von dem Verbandsrechner Finger=Darmſtadt
vorgetragene Kaſſebericht für 1914 ergab in Einnahme und
Ausgabe 4304 Mk. 47 Pf. Das Vereinsvermögen beträgt
Ende 1914 3028 Mk., für die Kriegsbeſchädigten im
Elſaß wurden 400 Mk. geſpendet. Die Zahl der Verbands=
mitglieder
beträgt 1600 und 34 Innungen. Für einen
im Jahre 1914 abgehaltenen Back= und Garnierkurs
wurden bei 114 Teilnehmern und bei 965 Mk. Einnahmen
insgeſamt 1101 Mk. 13 Pf. verausgabt. Nach dem Bericht
der Rechnungsprüfer waren Kaſſe und Bücher in Ord=
nung
und wurde dem Rechner mit Dank Entlaſtung er=
teilt
. Obermeiſter Weber berichtet hierauf über die Ge=
ſamt
=Vorſtandsſitzung des Zentralverbandes in Berlin
und über die getroffenen Kriegsmaßnahmen. Die Beſei=
tigung
der Nachtarbeit im Bäckergewerbe wurde allgemein
bedauert und erhofft man deren Wiedereinführung nach dem
Krieg für Süddeutſchland. Aus der Zentralſterbekaſſe
wurde für ſieben während des Kriegsjahrs gefallene
Kollegen 2100 Mk. Sterbegeld an die Hinterbliebenen aus=
bezahlt
. Lebhafte Klagen wurden über die Qualität
des Mehls geführt. Zur Kriegsfürſorge in Oſtpreußen
und Elſaß=Lothringen wurden 106000 Mk. geſpendet. Die
Beſchlüſſe fanden ſämtlich Annahme.
Bei der Beſprechung der Lage des Bäckereigewerbes
und über die Geſtaltung der Betriebslage und die Volks=
ernährung
im neuen Erntejahr 1915/16 wurde Klage ge=
führt
über die Behandlung des Bäckereigewerbes durch die
Kreisbehörden. Die Qualität des gelieferten Mehls mache
es ſchwierig, der Bevölkerung genießbares Brot zu lie=
fern
. Bedauerlich ſei, daß die Preſſe fortgeſetzt eine Herab=
ſetzung
des Mehlpreiſes melde, während im Bäckerei=
gewerbe
von einer Mehlpreisermäßigung durch die Agen=
ten
nichts zu ſpüren ſei. Heute noch werde brotkarten=
freies
Weizenmehl waggonweiſe zu Höchſtpreiſen ange=
boten
und auch Brot ſei aus Bayern noch ohne Brotkarte
zu erhöhten Preiſen zu beziehen. Hiergegen möge die
Regierung einſchreiten. Die von dem Zentralverband auf=
geſtellten
Fragebogen wurden nach längerer Beſprechung
angenommen und damit fand die Tagung ihr Ende.
* Die Brotverſorgung der körperlich ſchwerarbeitenden
Bevölkerung. Die Reichsverteilungsſtelle hat den Reichs=
kommiſſär
ermächtigt, zu einer höheren Brotverſorgung
der körperlich ſchwerarbeitenden erwerbstätigen Bevöllke=
rung
den Kommunalverbänden über ihren feſtgeſetzten Be=
darfsanteil
hinaus das erforderliche Mehl zu überwei=
ſen
. Die Erhöhung der Tageskopfmenge aus dieſer
Ueberweiſung ſoll nicht mehr als 50 Gramm betragen,
ſie wird nur auf ausdrücklichen Antrag des Bezugsberech=
tigten
bewilligt. (Siehe Bekanntmachung in der heutigen
Nummer.)

Heſſiſcher Schutzverein für entlaſſene Gefangene.

Gie. Unter lebhafter Beteiligung der Mitglieder und
zahlreicher Gäſte fand geſtern nachmittag im Sitzungsſaal
der Strafkammer im Neuen Gerichtsgebäude unter Vor=
ſitz
des Herrn Generalſtaatsanwalts Geh. Rat
Dr. Preetorius die diesjährige Hauptverſammlung
des Heſſiſchen Schutzvereins für entlaſſene
Gefangene ſtatt.
Der Vorſitzende eröffnete die Verſammlung nach kur=
zen
einleitenden Worten mit dem Hinweis auf die ſchwere
Kriegslage, die auch den Verein nicht unberührt gelaſſen
hat. Der Feldzug, der alle wehrfähigen Männer zu den
Fahnen rief hat auch die Pfleglinge des Vereins zum
Heere gerufen, Frauen verheirateter Pfleglinge mußten
unterſtützt werden, aber der außerordentliche Einfluß des
Krieges machte ſich doch in der Belegung der Straf=
anſtalt
Butzbach geltend. Infolge des Amneſtieerlaſſes
verringerte ſich die Zahl der männlichen Gefangenen von
470 auf 317, eine Zahl, die ſich ſpäter infolge von Be=
gnadigungen
noch weiter verringerte. Im Landes= Zucht=
haus
Marienſchloß wurde der Direktor und 28 Auf=
ſeher
einberufen. Die verringerte Belegung geſtattete die
dortigen Sträflinge kn die Zellenſtrafanſtalt Butzbach
überzuführen und damit erhebliche Vereinfachung im
Strafvollzuge herbeizuführen. Kolliſſionen in der Unter=
ſtützung
der Pfleglinge mit Unterſtützungen von anderer
Seite ſind ſelbſtverſtändlich ſorgfältig vermieden worden.
Vom Vorſtande des Vereins ſind die Herren Direktor
Stumpf und Bürgermeiſter Mueller von Darmſtadt zu den
Fahnen einberufen worden. Der größte Teil der Unter=
ſtützungen
mußte, wie bei allen gleichartigen Vereinen, in
Geld gegeben werden, ſelbſtverſtändlich zu Händen des zu=
geordneten
Beraters; regelmäſig trat Geldunterſtützung
ein, zur Beihülfe für die Familie des Pfleglings. Der
Heſſiſche Schutzverein iſt der einzige, der eine Statiſtik
über die Führung der Pfleglinge fortführt, ausgehend von
der Ueberzeugung, daß ein Pflegling, der ſich 3 Jahre in
der Freiheit bewährt bat, für die Dauer als gebeſſert gel=

ten kann. Schwache Naturen werden bereits früher
wieder zum Straucheln kommen. In dieſem Jahr mußte
wegen Ueberlaſtung der Ueberwachungsbehörden dieſe
Statiſtik ausfallen, wird aber ſpäter wieder fortgeſetzt
werden.
Redner ließ nun einige Beiſpiele aus der Praxis
folgen, um die ſegensreiche Wirkſamkeit des Vereins zu
kennzeichnen und ging dann des Näheren auf die ſegens=
reiche
Zuſammenarbeit mit dem Hamburger Deutſchen
Hilfsverein ein, der es ſich zur Aufgabe gemacht hat, Pfleg=
linge
, die auf Grund ihrer Vorſtrafen in Deutſchland keine
Stellung erwarten dürfen, nach geeigneter Vorbereitung
im Auslande unterzubringen.
Der Vortragende macht ferner auf den in Leipzig be=
ſtehenden
Verein Kolonie Schutzhaus aufmerkſam, eine
merkwürdige Gründung, gegen die eine Warnung, in Ge=
ſtalt
eines beſonderen Aufrufes erlaſſen wurde.
Zum Schutze der Allgemeinheit will dieſer Verein
die ſchweren Verbrecher und aſozialen Elemente in einer
Kolonie in der Nähe Leipzigs unterbringen, wo es ihnen
ſo behaglich gemacht werden ſoll, daß ſie ſich garnicht mehr
fortſehnen. Von vornherein ein unerreichbares Ziel, da
dem Verein jede Möglichkeit fehlt, die Pfleglinge
dort feſtzuhalten. Glücklicherweiſe iſt die Kolonie noch
nicht gebaut, und es ſteht zu erwarten, daß ſie überhaupt
nicht zuſtande kommt. Solche Beſtrebungen ſind eine un=
erfüllbare
Utopie und da weiter der Leipziger Verein vor=
ging
ohne mit den beſtehenden Vereinen zur Unter=
ſtützung
entlaſſener Gefangener Fühlung zu nehmen, kann
von einer gemeinſamen Arbeit nicht die Rede ſein.
Sonderbarerweiſe zahlt der Leipziger Verein ſogar
Proviſion für Mitgliederwerbung. Eine weitere ſonder=
bare
Einrichtung des Vereins ſind die alljährlich im Fe=
bruar
geplanten, in allen Städten zu veranſtaltenden
Wiegefeſte, wobei das geſclätzte Gewicht der Mit=
glieder
mit dem wirklich feſtgeſtellten verglichen und für
jedes Kilo Differenz 5 Pfennig in die Vereinskaſſe gezahlt
werden ſollen!!!
Zum Geſchäftsbericht übergehend, teilte der Vor=
ſitzende
mit, daß die Zahl der Pfleglinge im Vorjahre
194 betrug, gegen 166 im laufenden Jahre. Auf den
Staatszuſchuß konnte dank den reichen Mitteln des Vereins
verzichtet werden. Die Mitgliederzahl und ebenſo die zu
Weihnachten eingegangenen Geſchenke hielten ſich auf etwa
gleicher Höhe wie im Vorjahre.
Auf die Statiſtik der Vereinstätigkeit werden wir mit
dem demnächſt ausführlich zur Veröffentlichung kommen=
den
Geſchäftsbericht zurückkommen.
Der zweite Punkt der Tagesordnung betraf die
Wahlen zum Vorſtande. Die von der Verſammlung zu
wählenden 9 Ausſchußmitglieder, Provinzialdirektor Geh.
Rat Beſt, Mainz, Provinzialdirektor Fey, Darmſtadt, Geh.
Reg.=Rat Dr. Kaiſer, Worms, Oberbürgermeiſter Köhler,
Worms, Oberlandesgerichtsrat Lang, Darmſtadt, Geh.
Oberkonſiſtorialrat D. Peterſen, Darmſtadt, Domdekan,
Prälat Dr. Selbſt, Mainz, Landesgerichtspräſident Theo=
bald
, Darmſtadt, Provinzialdirektor, Geh. Rat Dr. Uſinger,
Gießen, wurden durch Zuruf einſtimmig wiedergewählt.
Es folgt die Bekanntgabe des Voranſchlags für
das nächſte Jahr, der an Einnahmen 11950 Mk.,
gegen 11706 Mk. im Jahre 1914, vorſieht, während die
Ausgaben auf 11550 Mk., gegen 9950 Mk. im Jahre
1914, veranſchlagt ſind, in denen 8 500 Mk. Unterſtützungen,
gegen 7059 Mk. im Jahre 1914, enthalten ſind.
Der Voranſchlag wurde genehmigt. In der anſchlie=
ßenden
Debatte erfolgten noch einige Aufklärungen über
den Verein Kolonie Schutzhaus die geeignet waren,
größte Vorſicht dieſer Unternehmung gegenüber anzu=
empfehlen
, worauf der Vorſitzende mit Dankesworten
an die Erſchienenen die Hoffnung ausſprach, die nächſte
Jahresverſammlung unter friedlicheren Auſpizien ab=
halten
zu können.

Kunſtnotizen.

Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nacht
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Reſidenz=Theater. Es ſei an dieſer Stelle
nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß heute der erſte
Teil von dem mit ſo großem Beifall aufgenommenen
Film Der Roman eines Blumenmädchens in 4 Akten,
Nelly, I. Teil, zum letzten Male vorgeführt wird. Morgen
folgt dann der II. Teil, und wird wohl niemand verſäu=
men
, welcher ſich den erſten Teil angeſehen hat, auch dieſe
Vorſtellung zu beſuchen.
B. Griesheim, 18. Juli. (In der geſtrigen Ge=
meinderatsſitzung
) wurden folgende Beſchlüſſe
gefaßt: 1. Die Gemeinde erklärt ſich bereit, gemeinheitliches
Gelände zur Verbreiterung des Vorflutgrabens zur Ent=
wäſſerung
des Gefangenenlagers der Militärbehörde gegen
eine einmalige Vergütung von 1 Mk. für das Quadrat=
meter
zur Verfügung zu ſtellen. 2. Die Anlegung und
Fortführung eines Kriegstagebuchs für die Ge=
meinde
wird genehmigt und die Herren Bürgermeiſterei=
gehilfen
Hofmann und Simmermacher mit der Bearbei=
tung
beauftragt. 3. Um den überhandgenommenen Feld=
freveln
nach Möglichkeit entgegenzutreten, ſollen bis zum
15. November zwei Hilfsfeldſchützen gegen eine Tagesver=
gütung
von 3.50 Mk. angeſtellt werden.
Mainz, 19. Juli. (Kein Obſt nach England.)
Die in den letzten Tagen durch die Preſſe gegangene Nach=
richt
, daß aus der hieſigen Gegend Obſt in großen Men=
gen
durch das neutrale Ausland, ſpeziell Holland nach
England ginge, iſt, wie dem M. J. geſchrieben wird, in
allen Teilen unzutreffend. Nach Auskünften von
amtlichen Organen iſt ſeit Monaten nicht nur kein Obſt
in das Ausland gegangen, ſondern es beſteht ein direktes
Verbot ſolcher Ausfuhren. Von dieſem Verbote, das ſich
auf friſches, gedörrtes, gekochtes oder ſonſt konſerviertes
Obſt erſtreckt, ſind nur Nüſſe, kandierte Früchte, Obſt=
paſten
und Geleefrüchte ausgenommen. Auch die Tatſache,
daß ſeit Monaten, und beſonders ſeit Beginn der dies=
jährigen
Obſternte, nicht eine Sendung mit der Bahn oder
mit dem Schiff nach den Niederlanden abgeſandt worden
iſt, und ſtrenge Grenzkontrolle herrſcht, ſchaltet alle Ver=
mutungen
aus, als ob unſere Feinde in der Lage ſeien,
ihr Verlangen nach deutſchem Obſt zu befriedigen, wäh=
rend
das deutſche Volk ſelbſt das Nachſehen hätte oder
teuere Preiſe dafür zahlen müßte. ( Präventiv=
zenſur
.) Das Gouvernement hat von heute an die
Präventivzenſur über die hieſige ſozialdemokratiſche
Volkszeitung verhängt.
Worms, 19. Juli. (Unglücksfälle.) Von einem
Unfall wurde der Zimmermann Peter Keil, der beim
Bau der neuen Iſolierbaracken beſchäftigt iſt, betroffen.
Er ſtürzte vom Gerüſt herab und mußte ſchwer verletzt
ins Städtiſche Krankenhaus gebracht werden. Gleich=
falls
ins Städtiſche Krankenhaus eingeliefert wurde der
70jährige Landwirt Theodor Janſon aus Abenheim.
Er wurde durch einen Pferdetritt ſchwer am Kopfe ver=
letzt
. Verunglückt iſt der 70jährige penſionierte Lehrer
Schuhmacher. Durch einen unglücklichen Sturz zog

[ ][  ][ ]

er ſich einen Oberſchenkelbruch und ſonſtige Verletzungen
zu und mußte ins Städtiſche Krankenhaus gebracht
werden.

Aus der Reichshauptſtadt, 19. Juli. Geſtern
nachmittag fuhr der Motorwagen 3309 der Nord=
öſtlichen
Straßenbahn=Geſellſchaft auf der
Halteſtelle Röderſtraße am Steuerhaus auf einen dort
haltenden Straßenbahnzug der Linie Nr. 164 auf. In=
folge
des Zuſammenſtoßes gingen faſt ſämtliche Scheiben
in Trümmer. Durch die Glasſplitter ſowie Quetſchungen
und Hautabſchürfungen wurden im ganzen 17 Perſonen
verletzt.

Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.

* Wien, 19. Julil Amtlich wird verlautbart:
19. Juli, mittags.

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

Die Offenſive der Verbündeten in Polen
und Wolhynien wurde geſtern fortgeſetzt. Weſtlich der
Weichſel wird an der Ilzanka gekämpft. Nordweſtlich
Ilza eroberten öſterreichiſch=ungariſche Truppen einige
feindliche Stellungen. Auf den Höhen weſtlich Krasnoſtaw
dringen die deutſchen Truppen unter ſchweren Kämpfen
ſiegreich vor. Zwiſchen Skierbieszow und Grabowice
bahnten ſich im Anſchluß an deutſche Kräfte öſterreichiſch=
ungariſche
Regimenter in heißem Ringen üher die Volyca
den Weg in die feindlichen Höhenſtellungen. Dort fielen
3000 Gefangene in die Hände unſerer tapferen Trup=
pen
. Nordöſtlich und ſüdöſtlich Sokal fäßten nord=
mähriſche
, ſchleſiſche und weſtgaliziſche Landwehr nach
wechſelvollen Kämpfen am Oſtufer des Bug feſten Fuß.
Unſere vom General der Kavallerie Kirchbach befehligten
Kräfte machten hier 12 Offiziere und 1700 Mann zu
Gefangenen und erbeuteten fünf Maſchinengewehre.
Die Erfolge, die die Verbündeten am 18. Juli an der
ganzen Front errangen, erſchütterten die Widerſtandskraft
des Feindes. Obwohl er in den letzten Tagen und Wochen
erhebliche Verſtärkungen herangezogen hatte, vermochte er
ſich doch nicht mehr zu halten. Er trat in der Nacht vom
17. auf den 18. Juli an der ganzen Front den
Rückzug an und räumte das Schlachtfeld den
ſiegreichen verbündeten Heeren.
In Oſtgalizien blieb die Lage im allgemeinen
unverändert. Nur abwärts Zalesezſyki wählte der
Gegner unſere Dnjeſtrfront abermals zum Ziele hartnäcki
ger Angriffe. Die Ruſſen rückten in ſieben bis acht Glie=
dern
vor. Das erſte war ſcheinbar unbewaffnet und
erhob, als wollte es ſich ergeben, die Hände. Der feind=
liche
Angriff brach in unſerem Feuer unter furchtba=
ren
Verluſten zuſammen. Selbſtverſtändlich
wurde, wie es in Hinkunft immer geſchehen wird, auf die
anſcheinend unbewaffneten Angreifer geſchoſſen.

Südweſtlicher Kriegsſchauplatz.

Im Görziſchen begannen geſtern neue große
Kämpfe. Zeitlich früh eröffnete die italieniſche Artil=
lerie
aller Kaliber gegen den Rand des Plateaus von
Doberdo und den Görzer Brückenkopf das Feuer. Dieſes
ſteigerte ſich mittags zu größter Heftigkeit.
Sodann ſchritt ſehr ſtarke Infanterie zum
Angriff auf den ganzen Plateaurand. In hartnäckigen,
nachtsüber andauernden, vielfach zum Handgemenge kom=
menden
Kämpfen, gelang es unſeren Truppen, die Italie=
ner
, die ſtellenweiſe unſere vorderſten Gräben erreichten,
allenthalben zurückzuwerfen. Unſere Mörſet
brachtn fünf ſchwere Batterien zum Schweigen.
Heute Morgen entbrannte der Kampf
aufs neue. Vereinzelte feindliche Vorſtöße gegen den
Görzer Brückenkopf wurden gleichfalls abgewie=
ſen
. Auch am mittleren Iſonzo, im Krngebiet und an
der Kärntner Grenze entfalteten die Italiener eine leb=
hafte
Artillerietätigkeit, die teilweiſe auch nachts anhielt.
Im Tiroler Grenzgebiet wurde der Angriff
mehrerer Bataillone gegen unſere Höhenſtellungen auf dem
Eiſenreich=Kamm, der Pfann=Spitze und der Filmoor=

Höhe, nordöſtlich des Kreuzbergſattels, abgeſchlagen.
In der Gegend von Schluderbach räumte eine eigene
ſchwache Abteilung ihre vorgeſchobene Stellung.
In Südtirol dauert der Geſchützkampf fort. Be=
ſonderes
Lob gebührt auch den braven Beſatzungen unſerer
Grenzforts, die in dieſen Bollwerken jedem Feuer helden=
mütig
ſtandhalten.

Südöſtlicher Kriegsſchauplatz

Geſtern früh erſchienen vor Raguſa=verchia und
Gravoſa zuſammen acht italieniſche Kreuzer
und 12 Törpedobobte und eröffneten das Feuer
gegen den Bahnhof Gravoſa, einige Ortſchaften und gegen
die Höhe von Raguſa=veechia. Sie gaben insge=
ſamt
1000 Schuß ab. Es wurden einige Privat=
häuſer
leicht beſchädigt. Menſchenverlüſte ſind
nicht zu beklagen; auch Verwundete gab es nicht.
Um 5 Uhr 45 Min, früh erfolgte die bereits gemeldete
Torpedierung des Kreuzers Giuſeppe Garibaldi,
worauf das italieniſche Geſchwader eilends unſere
Küſtengewäſſer verließ.
Der Stellvertreter des Chefs des Generälſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Die Lage an der ruſſiſchen Front.

TU. Kopenhagen, 19. Juli. Der Berichterſtätter
des Daily Chronicle in Petersburg ſendet ſeinem Blatte
einen ausführlichen Bericht über die augenblickliche
Lage an der ruſſiſchen Front: Hindenburg ar=
beitet
zuſammen mit Mackenſen an der gewältigen Auf=
gabe
, das ruſſiſche Heer zu vernichten, deſſen Hauptkräfte
in Polen konzentriert ſind Man iſt hier aber davon über=
zeugt
, daß es den Deutſchen unmöglich ſein wird diefes
Ziel zu erreichen. Der Plan Hindenburgs iſt, Nowogeor=
giewsk
zu erobern, während Mackenſen zu gleicher Zeit
die Linie Breſt=Litowsk beſetzen ſoll. Die Deutſchen
haben die ganzen Vorteile auf ihrer Seite; ſie haben ein
glänzendes Eiſenbahnſyſtem, das imſtande iſt, größere
Truppenmaſſen von dem einen Ende der Front nach dem
anderen zu werfen. Die ruſſiſchen Soldaten ſind jetzt beſ=
ſer
mit Munition verſehen und man habe noch nicht alle
Reſerven an der Front. Das Vorrücken der Deut=
ſchen
in den Oſtſeeprovinzen wird nur als De=
monſtration
betrachtet, um die Ruſſen daran zu hindern,
Truppen an den Narew=Abſchnitt zu ſenden

Kundgebung der tſchechiſchen Städte.

* Prag, 19. Juli. Es fand ein außerordentlicher
Kongreß der tſchechiſchen Städte ſtatt, an dem
der Statthalter teilnahm. Der Vorſitzende Dr. Stych
ielt eine patriotiſche Anſprache. An den Kaiſer wurde
ein Huldigungstelegramm abgeſandt in
dem die Vertreter der tſchechiſchen Städte den Kaiſer ihrer
unerſchütterlichen Treue verſichern und beteu=
ern
, daß die tſchechiſchen Städte wie bisher auch in Zu=
kunft
bis zu dem ſchließlichen glorreichen Siege mit allen
Kräften unſere tapfere Armee unterſtützen werden. Der
Statthalter Graf Coudenhove ſagte: Die wichtigſte
Aufgabe die uns allen obliegt, iſt, die patriotiſche Stim=
mung
der Bevölkerung zu fördern und wachzuhalten,
ſowie das Bewußtſein, daß mit dem Schickſal von
Oeſterreich dasjenige ſeiner Völker un=
trennbar
verknüpft iſt, eine Aufgabe, welche die
Siege unſerer tapferen Armee zu einer leichten und ſchönen
gemacht haben. Oeſterreich iſt der Hort der unter Habs=
burgs
Szepter vereinten Nationen. Wie nötig dieſer Zu=
ſammenſchluß
und dieſer Schutz iſt, beweiſt gerade der
jetzige Krieg, in dem auf den verſchiedenen Kriegsſchau=
plätzen
drei äufblühende Nationen in ihrem nationalen
Beſtande bedroht wären, wenn es unſeren Feinden ge=
länge
, die Oberhand zu erlangen. Glücklicherweiſe beſteht
dieſe Gefahr nicht. Feſtgefügt ſtehen unſere und unſerer
treuen Verbündeten Heere. Der Verrat eines Bundes=
genoſſen
hat unſerer Armee keine Nachteile gebracht, ſon=
dern
nur neue Siege. (Lebhafter Beifall.) Bürgermei=
ſter
Gros hob hervor daß alle tſchechiſchen Städte und
Gemeinden von dem einzigen Gedanken beſeelt ſind, mit
allen Kräften dazu beizutragen, daß der Krieg durch die
ſiegreiche Niederwerfung aller Feinde bald beendet werde.

Die italieniſchen Balkanabſichten.

* Konſtantinopel, 19. Juli. Bei einer noch=
maligen
Beſprechung des öſterreichiſch= unga=
riſen
Rotbuches ſtellt das hieſige Griechenblatt
Chronos feſt, daß ſchon der anläßlich des Tripoliskrieges bei
den Balkanſtaaten von Italien unternommene Schritt
bewieſen habe, daß es die Balkanhalbinſel ſich
allein vorbehalten wollte, wie ja übrigens
ſchon im Jahre 1887 der Artikel 7 auf Verlangen von
Italien in den Dreibundvertrag aufgenommen werden
mußte.

Italieniſche Berichterſtattung.

* Zürich, 19. Juli. Einer Meldung der Neuen
Zürcher Zeitung zufolge haben die italieniſchen
Morgenblätter keinen Bericht über den Untergang
des Panzerkreuzers Gluſeppe Garibaldi enthalten. Ein
großer, weißer Fleck in der Spalte der Kriegsnachrichten
läßt vermuten, daß die Notiz im letzten Augenblick vom
Zenſor unterdrückt worden iſt. Die letzten deutſchen
Berichte vom Weſten ſind geſtern nicht veröffentlicht
worden, dagegen ſind die Siegesnachrichten vom öſtlichen
Kriegsſchauplatz heute vollſtändig in den Morgenblättern
enthalten.

Magiſter Churchill.

* Berlin, 19. Juli. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt unter der Ueberſchrift Magiſter
Shurchill‟: Dem Londoner Korreſpondenten des
Nieuwe Rotterdamſche Courant hat Winſton Churchill
ntereſſante Mitteilungen gemacht. Der Bericht hierüber
hatte ein eigentümliches Schickſal. Zehn Tage hielt ihn
der engliſche Zenſor zurück. War die Aufgabe ſo ſchwer
und zeitraubend, für Churchills Weisheit eine zuſagende
Faſſung zu finden? Ehe die Oeffentlichkeit den Inhalt
erfuhr, bildete er den Gegenſtand einer Anfrage im bri=
tiſchen
Unterhauſe, und Asquith erklärte die Ueberein=
timmung
des Kabinetts mit der Auffäſ=
ſung
Churchills. Das iſt für dieſen unzweifelhaft
eine große Genugtuung, der nach der Kaltſtellung als Ma=
rineminiſter
auf dem ehrenvollen Ruhepoſten eines Kanz=
lers
des Herzogtums Lancaſter ſeinem Tatendrang un=
willkömmene
Zügel anlegen mußte. Churchill fühlt ſich
als Spezialiſt für die Beurteilung engliſcher Verhältniſſe,
ſicherlich mit dem gleichen Rechte, wie Sir Edward Grey
für die kontinentale Politik, der bekanntlich auch
einmal in ſeinem Leben die britiſche Inſel
im vorigen Sommer für einige Tage ver=
laſſſen
hat. Der damalige Marineminiſter Chürchill
begleitete die famoſe Marinebrigade auf ihrem Hilfszuge
nach Antwerpen. Beide, Brigade und Churchill, vermoch=
ten
allerdings das Schickſal der Feſtung nicht zu wenden.
Die wackeren Blaujacken ſchifften ſich ſchleunigſt ein, als
die deutſchen Bomben ſich zu aufdringlich bemerkbar mach=
ten
, und auch Churchill könnte nur mit dem Munde hel=
fen
, ehe er ihnen mit gutem Beiſpiele voranging. Jétzt
machte er von dem reichen Schatze der in Antwerpen ge=
ſammelten
Erfahrungen Gebrauch, um Holland damit zu
beſchenken.
Das Problem der Scheldemündung er=
ſchien
, wie erinnerlich, vor einigen Jahren auf der Tages=
ordnung
, als Holland ſich anſchickte, die Befeſtigungen
bei Vliſſingen zu verſtärken. Vergeblich mühte ſich
damals England, den Holländern in den Arm zu fallen.
Auch Churchill bezeichnet die jetzige geographiſche Regelung
er Scheldemündung als unnatürlich. Denn hätte Ant=
werpen
Transporte über den Fluß erhalten können, ſo
wäre es nicht gefallen. Wir wollen dem Fachmänne nicht
viderſprechen, auch wenn er ſich auf das Glatteis der
Prophezeiungen begibt. Aber ob dem holländiſchen
Leſer die Lage ebenſo unnatürlich erſcheint wie dem
Engländer, der auch die Fortſetzung der Kanal=
üſte
nur als ein britiſches Glacis anſieht,
iſt doch einigermaßen zweifelhaft. Ueber gewiſſe De=
marchen
Englands im Haag und in Brüſſel,
die ſich auf die Scheldepaſſage bezogen, ſind wir
nicht näher unterrichtet. Wir wiſſen nur, daß ſie ſtattge=
funden
haben. Bedauerlicherweiſe erfahren wir auch
etzt aus Churchills orakelhaften Aeußerungen nichts
Genaueres über die Pläne unſerer Feinde bezüglich des
Scheldeproblems natürlich für den Fall, daß ſie in die
Lage kommen ſollten, es nach ihren Wünſchen zu regeln.
Vom Frieden ſind wir noch weit entfernt, meint Churchill.
Darum hat es keinen Sinn, ſich den Kopf darüber zu
zerbrechen, was er möglicherweiſe bringen werde. Aber
eine Beſorgnis möchte er zerſtreuen, daß man Holland zu=
muten
werde, ſeinen flandriſchen Beſitz gegen ein Stück
Oſtfriesland zu tauſchen. Es iſt recht intereſſant, bei dieſer
Gelegenheit von ſolchen Plänen zu hören, die ſich offenbar
chon ſo weit verdichteten, daß man in den Niederlanden
davon Kenntnis erhielt.
Daß England die ausſchließliche Kon=
trolle
der ganzen Küſte von Calais bis zur
Scheldemündung als ſein hauptſächlichſtes
Kriegsziel betrachtet liegt auf der Hand.
Wir haben auch Grund zu der Annahme, daß es Calais
nicht wieder zu räumen beabſichtigt, und
ſchwerlich wird unter den Jungfrauen des heutigen Frank=
eich
wieder eine Jeane d’Are erſtehen. Aber iſt es für
Holland und Belgien verführeriſch, das Los zu teilen,
das England dem geſchwächten Frankreich zugedacht hat?
Ihre Häfen und Flußmündungen nach britiſchen Wünſchen
inzurichten, iſt doch gleichbedeutend mit der Bürde eines
engliſchen Protektorats. Um dieſes Ziel der britiſchen
Politik zu verhüllen, greift Churchill nach dem recht
plumpen Mittel, Holland vor dem deutſchen Nachbar zu
warnen. Deutſchland kann dazu getrieben werden, Hol=
land
anzugreifen, ſeine Lage iſt die der Beſtie im Kafig,
die nach rechts und links wild um ſich ſchlägt, je näher die
Flammen heranrücken. Eine ſtarke Zumutung iſt dieſes
Bild für Neutrale, die ſich aus ungefärbten Berichten
über die wahre Kriegslage unterrichten können. Täglich
leſen die Holländer, vielleicht haben ſie es auch ſchon per=
ſönlich
erfahren, daß der Vierverband in der ganzen Welt
nach der Hilfe der Neutralen ſchreit, während die ver=
bündeten
Zentralmächte, ausſchließlich auf die eigene Kraft
bauend, von Erfolg zu Erfolg ſchreiten.
Auch die längſt abgetane Legende, England und ſeine
Bundesgenoſſen kämpften für die bedrohten kleineren Na=
tionen
, holt Churchill wieder aus der Rumpelkammer her=
vor
. Aber er muß die Abfuhr ſeitens des holländiſchen
Blattes ſelber einſtecken, das ihn an ſeine Liverpooler
ſiede erinnert, England habe den Krieg begon=
nen
, um Frankreichs Niederlage zu verhin=
dern
. Daß Churchill einen beſſeren Befähigungsnach=
weis
auf dem Gebiete der äußeren Politik erbracht hat,
als auf dem der Marine, kann man nach dieſen Leiſtungen
eigentlich nicht behaupten. Was aber den angeblichen
Schutz des Schwächeren anlangt, möchten wir uns auch
eines zoologiſchen, oder richtiger geſagt ſportlichen Bildes
bedienen: Der Dreiverband hing den ſerbiſchen Köder=
ſiſch
an die Angel, um damit den italieniſchen Hecht zu
fangen. Ein Wort Churchills wollen wir uns auch aneig=
nen
, findet doch auch ein blindes Huhn manchmal ein
Korn: Der Friede iſt noch weit; es hat keinen Sinn,
ſich jetzt ſchon den Kopf darüber zu zerbrechen, was er
bringen werde. Deutſchland achtet die holländiſche Neu=
tralität
auf das Gewiſſenhafteſte und hat damit Gleiches
mit Gleichem vergolten. Denn im Gegenſatz zu
Belgien hat Holland dem engliſchen Ver=
führer
ſein Ohr verſchloſſen, als er an es
erantrat. Holland iſt eben wirklich neutral
geblieben. Es liegen nun keinerlei Anzeichen vor,
nuch beſtehen irgendwelche Abſichten, die Churchills War=

Konzerte.

Im großen Saale der Turngemeinde fand geſtern
abend vor ſehr zahlreichem Publikum ein von Herrn Kam=
merſänger
Heinrich Spemann unter gütiger Mitwirkung
hieſiger Künſtler zum Beſten der Darmſtädter Kriegsfürſörge
veranſtaltetes Wohltätigkeitskonzert ſtatt. Der
Konzertgeber eröffnete es mit drei von Herrn Muſikdirek=
tor
Klaſſert auf dem Klavier begleiteten Liedern von
Schubert, Das Wirtshaus Ständchen und Ihr
Bild denen er als Zugabe Der Wanderer folgen ließ.
Im übrigen hatte ſich Herr Spemann ſeine Aufgabe
nicht leicht gemacht. Neben mehreren lyriſchen Liedern ſo
ſchwierige und anſpruchsvolle Nummern wie Schuberts
Erlkönig‟. Gebet aus Rienzi, Schmiedelieder aus
Siegfried und Liebeslied aus der Walküre an einem
Abend zu ſingen und zu erſchöpfen, ſetzt das Vorhanden=
ſein
eines hohen Maßes ſtimmlichen Fonds und künſt=
leriſchen
Könnens voraus. Herr Spemann beſitzt beides
Er ſchöpft noch immer aus dem Vollen und Vollſten, und
trotz des verſchwenderiſchen Ausgebens ſeiner ſtimmlichen
Mittel war er zum Schluſſe faſt noch glänzender disponiert
als am Anfang. Von den Liedern ſchlugen die dramatiſch
pointierten Lieder Der Wanderer und Erlkönig und
das mit einem rieſigen ſtimmlichen Aufwand geſungene
Lied Vom Rhein und beim Wein von Rieß am meiſten
durch. Die Palme gebührt aber dem prachtvoll und mit
verſchwenderiſcher Tonfülle geſungenen Liebeslied aus
der Walküre. Da der Beifall am Schluſſe kein Ende neh=
men
wollte, und er immer wieder hervorgerufen wurde
ſang Herr Spemann zu alledem noch die Gralserzählung
aus Lohengrin als Zugabe.

Als Koloraturſängerin ſtellte ſich Frau Konzertſän=
gerin
Käthe Nowack dem hieſigen Publikum vor und
führte ſich als ſolche aufs vorteilhafteſte ein. Sie ſang
Philines Arie (Polacca) aus Mignon und Mozarts
Veilchen ein heiteres Liedchen Der kleine Fritz von
C. M. von Weber, und das Koloratur=Paradeſtück Die
Nachtigall von Alabieff. Die Vorzüge ihrer Geſangs=
technik
und Koloratur, namentlich aber die glockenhellen
Silbertöne in der hohen und höchſten Stimmlage, die ihr
eigen ſind, kamen in dem letztgenannten, glänzend geſun=
genen
Liede am meiſten zur Geltung. Die Künſtlerin
wurde gleichfalls durch reichen Beifall ausgezeichnet, für
den ſie durch eine Zugabe dankte.
Als dritter Künſtler beteiligte ſich an der Ausführung
des Programms der Rezitator Herr Fredy Wiener von
hier, der das Eleuſiſche Feſt von Schiller mit begleitender
Muſik von Max von Schillings. Das Schloß am Meer
von Uhland mit begleitender Muſik von Richard Strauß
und Die Brautfahrt von Eichendorff mit begleitender
Muſik von Wilh. Kienzl mit vielem künſtleriſchen Ernſt.
Wärme und Begeiſterung vortrug und reichen Beifall
erntete.
Ganz beſondere Anerkennung verdient Herr Muſik=
direktor
Klaſſert, der ſämtliche Nummern des Pro=
gramms
auf dem Klavier begleitete und ſich ſeiner ſchwie=
rigen
künſtleriſchen Aufgabe mit bewundernswerter Aus=
dauer
und Friſche und beſtem Gelingen unterzog.
Da der Saal vollbeſetzt war dürfte dem edlen Zweck
ein nennenswerter Betrag zugeführt und manche Träne
von Witwen und Waiſen dadurch getrocknet werden. Ehre
und Dank den Künſtlern, die dazu beigetragen haben!

[ ][  ][ ]

nungen vor der deutſchen Beſtie im Käfig rechtfertigen
Ein abſolut ſelbſtändiges, neutrales Holland iſt eine wert=
volle
Flankendeckung für das Deutſche Reich. Auf der
anderen Seite bildet der unnätürliche Zugang der
Scheldemündung mehr als einen Schönheitsfehler im
britiſchen Bilde des zukünftigen Europas, die holländiſche
Befeſtigung Vliſſingens ſogar einen garſtigen Klecks.
Schade, daß der mitteilſame Herr Churchill verſäumte,
ſich über dieſen Punkt zu äußern.

Botſchafter von Hohenlohe in Sofia.

* Sofia, 19 Juli. Der außerordentliche deutſche
Bötſchafter in Konſtantinopel, Prinz von Hohenlohe,
iſt geſtern nachmittag vöm König in beſonderer Audienz
empfangen worden.
* Sofia, 19. April. Nach der Audienz beim König
wurde Prinz von Hohenlohe von der Königin emp=
fangen
. Später beſuchte er den Miniſterpräſidenten
Radoslawow. Abends reiſte der Botſchafter nach
Konſtantinopel ab.

Die Havarie des engliſchen Kreuzers
Queen Slizabeth‟.

* Bern, 19. Juli. Nach einer Meldung des Meſ=
ſaggero
aus Syrakus rührte die Havarie des engliſchen
Kreuzers Queen Elizabeth von einer Explo=
ſionskataſtrophe
vor den Dardaneklen her. Beim
elektriſchen Abfeuern eines 38 emGeſchützes explodierte
der Rohrverſchluß, wäs eine erhebliche Beſchädigung des
Schiffes zur Folge hatte. Der Panzer mußte zwecks =
paratur
docken.

Friedenspropaganda in England.

TU. Amſterdam, 19. Jüli. Der Labour Leäder
teilt mit, daß nächſtens im ganzen Lande eine Bewe=
gungfür
einen baldigen gerechten Frieden
beginnt. Der Nationalrat der Unabhängigen Arbeiter=
partei
, der gegen Monatsende zuſammentritt, wird die
Initiative däzu ergreifen. Die Yorkſhire Bezirkskonferenz
nahm eine Reſolution an, welche die ausländiſchen Frié=
denserörterungen
begrüßt und die britiſche Regierung auf=
fordert
, ihre Bedingungen für eine Friedensverhändlung
bekänntzügeben.

Die Läge in Südwales

T.U. Lugand., 19. Jüli. In Südwales hat ſich,
näch in Rom und Mailand vörliegenden Nachrichten, die
Lage verſchlimmert. Die Arbeiter fordern nicht nur eine
Lohnerhöhung von 20 Prözent, ſondern äuch die Auf=
hebung
des Munitionsgeſetzes für Südwäles.
Näch dem Secolo nehmen die Arbeiter durch ihre Haltung
eine ungeheure Veräntwörtung auf ſich, da bei nicht ſofor=
tiger
Wiederaufnähme der Arbeit eine Anzahl vön
Munitionsfäbriken innerhälb acht Tägen
zur Einſtellung der Arbeit gezwungen ſein
würde.
T.U. Häag. 19. Juli. Für dieſen Montag iſt, wie
aus London gemeldet wird, für Südwales die Ankün=
digung
des Belagerungszuſtandes geplant.
Gendarmerie und andere Truppen in Stärke von 4000
Mann aus den verſchiedenſten Garniſonen ſind näch Süd=
wales
abgegangen. Die Regierung beäbſichtigt, eine Pro=
klamation
zu erlaſſen, daß, wenn am Mittwoch dieſer
Woche die Arbeit nicht allgemein wieder aufgenommen
wird, die Beſtimmungen des Munitionsge=
ſetzes
ſofort in Kraft treten werden.

Keine Balkankonferenz in Athen.

* Sofia, 19. Juli. Wie die Agence Bülgare erfährt,
beabſichtigt König Ferdinand nicht eine Reiſe
nach Athen zu unternehmen. Ebenſo ünrichtig ſei die
Meldung von der Verhaftung oder Beobachtung Ghena=
diews
.

Der Krieg im Orient.

* Konſtantinopel, 19. Jüli. Am Freitag er=
öffnete
ein kleines engliſches Kriegsſchiff
Maſchinengewehrfeuer gegen Dikili an der aſiatiſchen
Küſte, gegenüber Mytilene. Eine Zivilperſon wurde ge=
tötet
. Türkiſche Küſtenartillerie erwiderte das Feuer, wo=
rauf
ſich das Kriegsſchiff entfernte. Tags vorher feuerte
ein anderes engliſches Fahrzeug gegen das Zöllamt von
Sarmuſak bei Eivaly einige Schüſſe ab, durch die nur
Feringfügiger Schaden angerichtet wurde.
* Konſtantinopel 19. Juli. Bericht des
Hauptquartiers. An der Dardanellenfront hat ſich
am 18. Juli bei Ari Burnu nichts von Bedeutung
ereignet. Bei Sedd ul Bahr griff ein Teil der feind=
lichen
Kräfte mehrfach einige Gräben unſeres linken Flü=
gels
an. Der Feind wurde bis an unſere Gräben heran=
gelaſſen
und hierauf niedergemacht. Wir machten
einige franzöſiſche Soldaten zu Gefangenen. Un=
ſere
anatoliſchen Batterien beſchoſſen das feindliche Lager
und Landungsſtellen bei Teke Burnu. Die Beſchießung
perurſachte einen Brand, der durch Explöſion von Muni=
tion
mindeſtens eine halbe Stunde dauerte.
An der Front bei Irak verſuchte der Feind, nachdem
er in der Schlacht bei Kalatuknedjin beſiegt worden war,
keine neuen Angriffe. Die Ueberführung der feindlichen
Verwundeten in Schiffen nach dem Süden hat ſeit zwei
Tagen begonnen und dauert fort.
An den anderen Fronten nichts Wichtiges.

Zurückweiſung einer engliſchen Verleumdung.

* Konſtantinopel 18. Juli. Die Agence Milli
meldet: Das in Saloniki erſcheinende Blatt Independance
gibt in der Nummer vom 7. Juli Einzelheiten wieder,
die General Hamilton über die Kämpfe auf
Gallipoli am 29. Juni und 2 Juli berichtet hat.
Wir unterziehen uns nicht der Mühe, die von Hamilton
angegebenen übertriebenen Ziffern über unſere Verluſte
zu dementieren. Das Blatt ſchreibt aber unter Bezug=
nahme
auf die Erklärung Hamiltons, ein türkiſcher Ge=
fangener
hatte einen von Enver Paſcha gezeichneten
Tagesbefehl, in dem der osmaniſche Oberbefehls=
haber
angeblich erklärte daß ein Offizier, der die Sol=
daten
, die ſich weigern, vorwärts zu gehen, nicht töte, be=
ſtraft
werden ſolle, und daß während der letzten Kämpfe
die türkiſchen Soldaten ſich trotz der Befehle und Drohun=
gen
der Offiziere geweigert hätten, zu gehorchen: Eine
ſolche Niederträchtigkeit trifft die Türken empfind=
lich
, ſie bedauern, als Gegner Feinde zu haben,
die der Ehre gänzlich bar ſind und Zynis=
mus
und Lüge bis zu einem der Menſchheit
unbekannten Grade treiben. Wir begreifen
nicht, daß ein General, welcher Nationalität er auch ſei,
auf eine ſolche Stufe der Niedrigkeit hinabſinken kann.

Streik der amerikaniſchen Munſtionsarbeiter.

* London, 19. Juli. Reuter meldet aus Neu=York:
In Boſton und anderen Orten von Maſſachuſetts beſteht

die Gefähr, daß ſich die gleichen Zuſtände wie in Bridge=
pört
(Connecticut) entwickeln, wo die ſteigende Un=
zufriedenheit
der Arbeiter der Aufhetzung
durch ihre Führer zugeſchrieben wird. Wenn es in Brid=
geport
zu einem allgemeinen Streik käme, würden auch die
änderen Orte, wo Munition hergeſtellt wird, in Mitleiden=
ſchaft
gezogen werden. Die Remington Arme Company
iſt Bridgeport verfertigt Unterteile für die Schrapnell=
etzeugung
der Bethlehem Steel Company. Selbſt wenn
der Streik äuf die Remington=Fabrik beſchränkt bleibt,
würden die Folgen ſehr ernſthaft ſein, da die Bethlehem=
Werke große Aufträge dort untergebracht haben. (Aus
dieſer Meldung geht die intereſſante Tatſache hervör,
däß unter den Munitiönsarbeitern, die in den Fabriken
des neutralen Amerika Munition für unſere Gegner ver=
fertigen
, eine größe Streikbewegung um ſich gegriffen
und ſchon wichtige Induſtriezweige lahmgelegt hat.
D. Red.)
* Mailand 19. Jüli. Der Corriere della Sera
meldet aus Bra, daß geſtern beim Depotkommando des
74. Infanterie=Regiments das Verſchwinden der
Regiments=Reſerve=Kaſſe im Betrage von
138000 Lire entdeckt worden ſei. Der Kaſſenſchrank zeigte
keine Einbruchsſpuren, ſodaß man annehmen muß, daß
der Diebſtahl mittels Nachſchlüſſels ausgeführt ſei. Die
Tat macht ein ungeheures Aufſehen, um ſo mehr, äls
man wußte, daß vor der Tür des Kaſſenraumes dauernd
ein ſtrenger Wachtdienſt war.
* Paris 19. Juli. Der Petit Pariſien meldet aus
Le Havre: Die belgiſche Armee erhält eine neue
Kopfbedeckung. Die Mütze nach ruſſiſchem Schnitt,
welche kürzlich eingeführt wurde, wird durch die frühere
belgiſche Mütze in Kaki erſetzt. Die neue Kopfbedeckung
ſöll leichter und weniger ſichtbar ſein als die frühere. An
der Mütze befindet ſich ein Nackenſchutz aus leichtem Stoff.

Letzte Nachrichten.

* Paris, 19. Juli. Das Journal meldet aus
Madrid, daß die Schiffahrtsangeſtellten ihren Geſell=
ſchaften
den Beginn des Generalſtreiks für den
8. Juli angetündigt haben.

Sport.

* Hamburg, 18. Juli. Im Deutſchen Derby
ſiegte Pontreſina (W. Plüſchke) aus dem Stalle Haniel,
zweiter wurde Languard (G. Janek) aus demſelben
Stalle und dritter der Hengſt Anſchluß aus dem Kgl.
Hauptgeſtüt Graditz (Schläfke).

Wetterbericht.

Däs auf der Rückſeite des heute über Skandinavien
liegenden Tiefs zur Entwicklung gelängte Höch hat in
ſeinem Bereich raſche Aufheiterung gebracht. Da jedoch
vöm Känal ein neuer Wirbel vordringt, wird das hei=
tere
Wetter nicht von langer Dauer ſein. Heute iſt bereits
wieder mit ziemlicher Bewölkung und wohl auch zeitwei=
ligen
Niederſchlägen zu rechnen. Die Temperaturen wer=
den
ſich nicht weſentlich ändern.
Wetterausſichten für Dienstag: Ziemlich wolkig,
zeitweilig Niederſchläge keine weſentliche Temperätur=
änderung
, ſſüdweſtliche Winde.

Deutsche Bank Darmstadt
Aufbewahrung und Verwaltung
von Wertpapieren.
(X,403

Dipl.-Ing. Heinrich Armbrüster
Leutnant d: Res:, z. Zi. im Felde
Hedwig Armbrüster, geb. Krost
Kriegsgetraut.
Darmstadt.
Cronberg a, Taunus.

(10625

Für die Beweise herzlicher Teil-
Hahme an unserem Verluste
agen wir innigen Dank.
Familie Konrad Hildenbrand.
Darmstadt, im Juli 1915.
(*14539

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme
bei dem Hinſcheiden meines unvergeßlichen Schwagers,
unſeres Bruders und Onkels
Herrn Jean Wauer
Metzgermeiſter und Gaſtwirt
insbeſondere Herrn Pfarrer Weigel für die troſt=
reichen
Worte, dem Geſangverein Eintracht für
den erhebenden Grabgeſang, dem Geſangverein
Sängerluſt und der Turngemeinde Traiſa für
Niederlegung der Kränze, ſagen wir unſeren herz=
lichſten
Dank.
(10623
Traiſa, den 19. Juli 1915.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Margarethe Ganß.

tatt jeder beſonderen
Anzeige.
Am 3. Juli bei einem Sturmangriff ſchwer
verwundet, ſtarb am 7. Juli in einem Feld=
Lazarett in Feindesland im 43. Lebensjahre den
Heldentod fürs Vaterland mein innigſtgeliebter
Gatte, der treuſorgende Vater ſeiner Kinder,
unſer guter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel
Landſturmmann
Thomus Batoo
8. Komp. Reſ.=Inf.-Regt. Nr. 206,
Inhaber der Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille.
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen.
In deren Namen:
Eliſabeth Jacob, geb. Schmidt,
u. Kinder.
Darmſtadt, 19. Juli 1915.
Erbacherſtraße 57.
(*14564

Todes=Anzeige.
Heute früh um 4 Uhr verſchied nach kurzem,
aber ſchwerem Leiden mein herzensguter, treu=
ſorgender
Gatte, unſer Vater, Schwiegervater,
Großvater und Bruder
Georg Ohly
Schlachthöfverwälter i. P.
Dies zeigen mit der Bitte um ſtille Teil=
nahme
an
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 19. Juli 1915.
Gutenbergſtraße 60.
(10622
Die Beerdigung findet Mittwoch, 21. Juli,
nächmittags 3½ Uhr, vom Portale des Wald=
friedhofs
aus ſtatt.

Statt beſonderer Anzeige.

Nach kurzem, ſchwerem Leiden nahm Gott
der Herr unſeren lieben Väter, den Rektor i. R.
Herrn
Johannes Baptiſt Peters
wohlvorbereitet durch die Gnadenmittel ſeiner
Kirche im 78. Lebensjahre geſtern abend zu ſich.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Joſeph Peters,
Ludwig Peters.
Darmſtadt, 19. Juli 1915.
Von Blumenſpenden und Beileidsbeſuchen
bittet man abzuſehen.
Beerdigung: Mittwoch nachmittag 3 Uhr auf
dem alten Darmſtädter Friedhof. (10602
Die Einäſcherung der Leiche von
Geh. Med.=Rat Dr. Adolf
Weber findet Dienstag, den
20. Juli, nachmittags 5 Uhr, auf
(10582
dem Waldfriedhof ſtatt.

[ ][  ][ ]

Den Heldentod fürs Vaterland erlitt in
der Nacht vom 6. auf 7. Juli bei einem Sturm=
Todes-Anzeige.
angriff unſer lieber, unvergeßlicher Sohn, Bru=
der
, Schwager, Neffe und Onkel (*14535
Bankbeamter
Heute verschied nach langem, schwerem
Leiden im 40sten Altersjahr unser lieber
Joſef Lehn
Kriegsfreiwilliger im Pionier-Regt. Nr. 36
Karl Greulich, Ingeneur
im Alter von 24 Jahren.
Direktor der Appenzellerbahn.
Darmſtadt, den 14. Juli 1915.
Wir bitten um stille Teilnahme.
Im Uamen der trauernden Hinterbliebenen:
Herisau, 17. Juli 1915. (*14577
Bernhard Lehn,
Für die trauernden Hinterlassenen:
Schneidermeiſter.
Vally Greulich-Saeger
u. Kinder.
Kremation: Dienstag, 20. Juli, nachmittags
4 Uhr, in St. Gallen.
Kriegerverein
Trauerzirkulare werden keine versandt.
Darmſtadt.
Die Beerdigung unſeres Mit=
glieds
und Feldzugskameraden
Herrn Georg Ohly
Schlachthausverwalter i. P. (10616
Todes=Anzeige.
findet am Mittwoch, den 21. Juli, nachmit=
tags
3½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Allen Verwandten, Freunden und Bekannten
Wir erſuchen alle Kameraden ſich dort zu
die ſchmerzliche Mitteilung, daß unſere geliebte
Der Vorſtand.
verſammeln.
Schweſter und Tante
Agnes Diehl
geb. Guth
heute nacht nach kurzem Krankenlager ſanft
Dankſagung.
verſchieden iſt.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
Die trauernden Hinterbliebenen.
bei dem Verluſte unſeres unvergeßlichen Sohnes
und Bruders ſagen innigen Dank (B10605
Darmſtadt, 19. Juli 1915.
(*14588
Familie Karl Stier.
Die Beerdigung findet Mittwoch, 21. Juli,
nachmittags 2 Uhr, von der Leichenhalle des
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
Beſſunger Friedhofs aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Heute nacht entſchlief ſanft unſere
liebe Schwägerin und Tante
Frau
Auguſte von Neufpille
geb. von Herff
im 92. Lebensjahre.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Profeſſor Otto von Herff, Baſel,
Dr. med. Auguſt von Herff, Wiesbaden,
Oberſt Karl von Herff, z. Zt. im Felde,
Balduin von Herff, Nord-Amerika.
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 21. Juli,
nachmittags 5 Uhr, von der Friedhofskapelle
Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt. (10614

Verſteigerungskalender.

Mittwoch, 21. Juli.
Mobiliar=Verſteigerung um 9 Uhr Frankfurter
Straße 40.
Mobiliar= uſw. Verſteigerung um 3 Uhr in der
Ludwigshalle‟.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigen=
teil
, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Ge=
ſchäftsleben
: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche wer=
den
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.

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Ludwigstraße 12.

10581

[ ][  ][ ]

men
Nr. M. 1.7. 15.
Bekanntmachung
betr. Beſtandsmeldung und Verwertung von
Kupfer in Fertigfabrikaten.

Nachſtehende Verfügung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit
dem Bemerken, daß jede Uebertretung worunter auch verſpätete oder unvollſtän=
dige
Meldung fällt ſowie jedes Anreizen zur Uebertretung der erlaſſenen Vorſchrift,
ſoweit nicht nach den allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt ſind, nach
§ 9 Ziffer b‟) des Geſetzes über den Belagerungszuſtand vom 4. Juni 1851 oder
Artikel 4 Ziffer 2½) des Bayeriſchen Geſetzes über den Kriegszuſtand vom 5. No=
vember
1912 oder nach § 5½) der Bekanntmachung über Vorratserhebungen vom
2. Februar 1915 beſtraft wird.
§ 1.
Inkrafttreten der Verfügung,
a) Die Verfügung tritt am 20. Juli 1915, nachts 12 Uhr, in Kraft. Für die
Beſtandsaufnahme ſämtlicher Meldepflichtigen iſt der am 27. Juli 1915, nachts
12 Uhr, vorhandene Beſtand maßgebend.
b) Für die in § 3 Abſatz d bezeichneten Gegenſtände treten die Beſtimmungen
der Verfügung erſt mit Empfang oder Einlagerung der Waren in Kraft.
c) Der Verfügung unterliegen auch die ſonſtigen nach dem 27. Juli 1915 bei
den durch § 3 betroffenen Perſonen, Geſellſchaften uſw. hinzukommenden
Beſtände, d. h. ſie unterliegen den Beſtimmungen, betreffend die Verwertung
von Kupfer aus Fertigfabrikaten (§ 5); ſie ſind auch in die zu meldenden
Beſtände (§ 2) einzurechnen.
d) Falls die in § 4 aufgeführte Mindeſtmenge am 27. Juli 1915 nicht erreicht
iſt, treten die Beſtimmungen über die Verwertung von Kupfer aus Fertig=
fabrikaten
(§ 5) für die geſamten Beſtände an dem Tage in Kraft, an welchem
dieſe Mindeſtmenge überſchritten wird.
e) Verringern ſich die Beſtände eines von der Verfügung Betroffenen nachträg=
lich
unter die angegebene Mindeſtmenge ſo behalten die Beſtimmungen
über die Verwertung von Kupfer aus Fertigfabrikaten (§ 5) trotzdem ihre
Gültigkeit.
Von der Verfügung betroffene Gegenſtände.
Der Meldepflicht ſind unterworfen:
Sämtliche gebrauchte und ungebrauchte Fertigfabrikate der nachſtehend aufge=
führten
laufenden Nummern 1 bis 12, welche entweder ganz oder teilweiſe aus un=
legiertem
Kupfer (auch verzinnt oder mit einem anderen Ueberzug aus Metall oder
Farbe) beſtehen, ſoweit ſie nicht bereits durch die allgemeine Verfügung M. 1. 4. 15
K. R. A., betreffend Beſtandsmeldungen von Metallen vom 1. Mai 1915, getroffen ſind.

Bezeichnung:
Blanke Freileitungen
einſchließlich Fahrleitungen elektriſcher Bahnen, freiliegende Schienen=
verbinder
.
Kabel und iſolierte Leitungen
a) oberirdiſch verlegt, von mehr als 50 qmm Querſchnitt des einzelnen
Leiters,
b) unterirdiſch verlegt, von mehr als 95 qmm Querſchnitt des einzelnen
Leiters,
Schaltanlagen
z) blanke Leitungen: Sammelſchienen, Anſchlußleitungen uſw. von mehr
als 50 qmm Querſchnitt,
b) Schaltapparate: Trennſchalter, Hebelſchalter, Zellenſchalter uſw. für
mehr als 500 Ampere.
Trausformatoren
für mehr als 50 KVA.
Maſchinen
für mehr als 100 kW oder 136 Ps:
a) Gleichſtromgeneratoren, Gleichſtrommotoren Einankerumformer,
b) Drehſtrom= und Wechſelſtromgeneratoren, Synchronmotoren,
c) Drehſtrom= und Wechſelſtrommotoren und andere Maſchinen.
Elektrochemiſche und elektrometallurgiſche Einrichtungen:
elektriſche Oefen, elektrolytiſche Bäder uſw.
Deſtillations= und Extraktionsapparate,
Blaſen, Keſſel mit Deſtillierhaube, Kolonnen, Dephlegmatoren, Konden=
ſatoren
, Extraktionsapparate, =batterien uſw.f).
Kühl= und Heizvorrichtungen, Kühlröhren, Kühlſchlangen, Gefrierzellen,
Etagenkühler, Boiler, Koch= und Siederöhren, Heizſchlangen uſw.?).
Sonſtige Gegenſtände und Apparate, wie Feuerbüchſen, Keſſel, Bottiche,
Zylinder, Pfannen, Schalen, Schwimmer, Autoklaven, Walzen, Tiegel,
Waſſerbäder, Trockenſchränke, Trockenbleche uſw., ſowie kleinere Gegen=
ſtände
wie Flaſchen, Kannen, Kaſſerollen, Teller, Becher, Schöpfer, Häm=
mer
, Lötkolben uſw. f).
Rohrleitungen, Verbindungsſtücke, Hähne, Ventile uſw.f).
111 Auskleidungen (z. B. von Bottichen), Beſchläge, Einfaſſungen uſw.t).
12 Siebe, Filter, gelochte Bleche, Zentrifugentrommeln uſwp. f).

Ausnahmen ſind in § 4 genannt.
§ 3.
Von der Verfügung betroffene Perſonen, Geſellſchaften uſw.
Von dieſer Verfügung werden betroffen:
a) alle gewerblichen Unternehmer und Firmen, in deren Betrieben die in § 2
aufgeführten Gegenſtände erzeugt, gebraucht oder verarbeitet werden, ſoweit
* Wer in einem in Belagerungszuſtand erklärten Orte oder Diſtrikte ein bei
Erklärung des Belagerungszuſtandes oder während desſelben vom Militärbefehls=
haber
im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit erlaſſenes Verbot übertritt, oder zu
ſolcher Uebertretung auffordert oder anreizt, ſoll, wenn die beſtehenden Geſetze keine
höhere Freiheitsſtrafe beſtimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft
werden.
*) Wer in einem in Kriegszuſtand erklärten Orte oder Bezirke eine bei der
Verhängung des Kriegszuſtandes oder während desſelben von dem zuſtändigen
oberſten Militärbefehlshaber zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit erlaſſene Vor=
ſchrift
übertritt, oder zur Uebertretung auffordert oder anreizt, wird, wenn nicht
die Geſetze eine ſchwerere Strafe androhen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre
beſtraft.
14*) Wer vorſätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung
verpflichtet iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder wiſſentlich unrichtige oder
unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder
mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft, auch können Vorräte, die ver=
ſchwiegen
ſind, im Urteil für dem Staate verfallen erklärt werden. Wer fahrläſſig
die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung verpflichtet iſt, nicht in der
geſetzten Friſt erteilt oder unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht wird mit
Geldſtrafe bis zu dreitanfend Mark oder im Unvermögensfalle mit Gefängnis
bis zu ſechs Monaten beſtraft.
71 Die aufgeführten Bezeichnungen haben eine allgemeine Bedeutung. Es ſind
ſomit ſämtliche Fertigfabrikate gemeint, die in den einzelnen Gewerben und Betrieben
eventuell mit anderen ſpeziſiſchen Fachausdrücken belegt werden.

die Vorrite ſich in ihrem Gewahrfam oder bei ihnen unter Zolluſcht
beſinden=
b
) alle Perſonen und Firmen, die ſolche Gegenſtände aus Anlaß ihres Wirt=
ſchaftsbetriebes
, ihres Handelsbetriebes oder ſonſt des Erwerbes wegen für
ſich oder für andere in Gewahrſam haben, oder wenn ſie ſich bei ihnen
unter Zollaufſicht befinden;
c) alle Kommunen, öffentlich=rechtlichen Körperſchaften und Verbände, Guts=
bezirke
, in deren Betrieben ſolche Gegenſtände erzeugt, gebraucht oder ver=
arbeitet
werden, oder die ſolche Gegenſtände in Gewahrſam haben, ſoweit
die Vorräte ſich in ihrem Gewahrſam oder bei ihnen unter Zollauficht
befinden;
d) Perſonen, welche zur Wiederveräußerung oder Verarbeitung durch ſie oder
andere beſtimmte Gegenſtände der in § 2 aufgeführten Art in Gewahrſam
genommen haben, auch wenn ſie im übrigen kein Handelsgewerbe betreiben:
e) alle Empfänger (der unter n bis dl bezeichneten Art) ſolcher Gegenſtände nach
Empfang derſelben, falls die Gegenſtände ſich am Meldetag auf dem Ver=
ſand
befinden und nicht bei einem der unter a bis d aufgeführten Unter=
nehmer
, Perſonen uſw. in Gewahrſam oder unter Zollaufſicht gehalten werden.
Gegenſtände, die in fremden Speichern, Lagerräumen und anderen Aufbewah=
rungsräumen
lagern, ſind, falls der Verfügungsberechtigte ſeine Vorräte nicht unter
eigenem Verſchluß hält, von den Inhabern der betreffenden Aufbewahrungsräume zu
melden und gelten bei dieſen als den Beſtimmungen der Verfügung unterworfen.
Sind in dem Bezirk der verfügenden Behörde Zweigſtellen vorhanden ( Zweig=
fabriken
, Filialen, Zweigbureaus u. dgl.), ſo iſt die Hauptſtelle zur Durchführung der
vorliegenden Verfügung auch für dieſe Zweigſtellen verpflichtet. Die außerhalb des
genannten Bezirks, in welchem ſich die Hauptſtelle befindet, anſäſſigen Zweigſtellen
gelten als Einzelfirmen.
§ 4.
Ausnahmen.
Von den Beſtimmungen des § 2 ſind ausgenommen:
a) Beſtände in Fertigfabrikaten, wenn das geſamte Kupfergewicht der Beſtände.
der in § 3 bezeichneten Perſonen, Geſelſchaften uſw. am 27. Juli 1915 gleich
oder geringer als 150 kg iſt:
b) Gegenſtände, die an Kupferteilen weniger als 10% ihres Geſamtgewichtes
enthalten, wenn das Kupfergewicht in jedem einzelnen Gegenſtande nicht
mehr als 1 kg beträgt;
c) Meßinſtrumente, mediziniſche und wiſſenſchaftliche Apparate, Apparate für
Nachrichtenübermittlung;
d) Gegenſtände, welche das Kupfer hauptſächlich in Form von Draht von we=
niger
als 1 mm Durchmeſſer oder in Form von Blech, Band oder Rohr von
weniger als 0,5 mm Wandſtärke enthalten;
e) Kunſtgegenſtände;
t) alle nach dem Zeitpunkt des Inkrafttretens dieſer Vefügung aus dem Aus=
lande
bezogenen Gegenſtände.
§ 5.
Beſtimmungen, betreffend die Verwertung von Kupfer aus Fertigfabrikaten.
Es iſt verboten, Kupfer welches aus Fertigfabrikaten entnommen wird, zu
anderen Zwecken als zur Ausführung von Kriegslieferungen zu verarbeiten.
Kriegslieferungen im Sinne der Verfügung ſind:
a) alle von folgenden Stellen in Auftrag gegebenen Lieferungen: deutſche Mi=
litärbehörden
, deutſche Reichsmarinebehörden, deutſche Reichs= und Staats=
eiſenbahnverwaltungen
ohne weiteres:
b) diejenigen von deutſchen Reichs= oder Staats=, Poſt= oder Telegraphen=
behörden
, deutſchen Königlichen Vergämtern, deutſchen Hafenbauämtern,
deutſchen ſtaatlichen und ſtädtiſchen Medizinalbehörden, anderen deutſchen
Reichs= und Staatsbehörden, in Auftrag gegebenen Lieferungen, die mit dem.
Vermerk verſehen ſind, daß die Ausführung der Lieferung im Intereſſe der
Landesverteidigung nötig und unerſetzlich iſt.
§ 6.
Nachweis der Beſtandsveränderung.
Es iſt ein Verzeichnis einzurichten mit gleicher Einteilung wie der Meldebogen,
aus welchem der ieweilige Beſtand der meldepflichtigen Kupfermengen erſichtlich iſt.
Aendern ſich die Beſtände nach dem für die Beſtandsaufnahme feſtgeſetzten
Meldetage (27. Juli 1915) ſo muß im Falle des Beſitzwechſels erſichtlich ſein, in weſſen
Gewahrſam die Gegenſtände übergegangen ſind, im Falle der Verarbeitung (ſiehe §5),
zu welchem Zwecke das den Gegenſtänden entnommene Kupfer verwendet wurde.
Den Beauftragten der Polizei= und Militärbehörden muß jederzeit die Prüfung
des Verzeichniſſes ſowie die Beſichtigung der vorhandenen Gegenſtände geſtattet werden.
§ 7.
Meldebeſtimmungen.
Die Meldung hat unter Benutzung der amtlichen Meldeſcheine für Kupfer=
Fertigfabrikate zu erfolgen. Die Vordrucke dieſer Meldeſcheine ſind in den Poſtanſtalten
1. und 2. Klaſſe erhältlich. Auf den Meldeſcheinen iſt mit anzugeben,
a) wem die fremden Vorräte gehören, ſoweit ſich ſolche im Gewahrſam eines
Meldepflichtigen befinden,
b) ob etwa und gegebenenfalls durch welche Stelle bereits eine Beſchlagnahme
der meldepflichtigen Gegenſtände erfolgt iſt.
Weitere Mitteilungen irgendwelcher Art darf die Meldung nicht enthalten. Die
Briefumſchläge ſind mit der Aufſchrift zu verſehen: Meldeſchein für Fertigfabrikate.
Die Meldeſcheine ſind frankiert an die Metall=Mobilmachungsſtelle des Kriegs=
miniſteriums
, Berlin W 9, Potsdamer Straße 10/11, vorſchriftsmäßig ausgefüllt bis
zu den nachſtehend feſtgeſetzten Zeitpunkten einzureichen. An die gleiche Stelle ſind
auch etwaige Anfragen, welche die vorliegende Verfügung betreffen, zu richten.
Dem Meldepflichtigen wird anheimgeſtellt, bei Erſtattung der Meldung
ein Angebot zum Verkauf eines Teiles oder ſeines ganzen Beſtandes an melde=
pflichtigen
und nicht meldepflichtigen Kupfer=Fertigfabrikaten einzureichen.
Die Metall=Mobilmachungsſtelle iſt berechtigt, neue Beſtandsaufnahmen und
die Einreichung neuer Meldeſcheine hierüber in gewiſſen Zeitabſchniten zu verfügen.
§ 8.
Einreichungszeitpunkte.
Die Einreichungszeitpunkte der Meldungen richten ſich nach der Geſamtmenge
des gemeldeten Kupfers und ſind wie folgt feſtgelegt:
bis zum 10. Auguſt 1915 ſind einzureichen Meldungen, die ſich auf ein
Geſamtgewicht von über 150 bis 1000 kg erſtrecken,
vom 10. bis zum 15. Auguſt ſind einzureichen Meldungen, die ſich auf ein
Geſamtgewicht von über 1000 bis 5000 kg erſtrecken,
vom 15. bis 20. Auguſt ſind einzureichen Meldungen, die ſich auf ein
Geſamtgewicht von über 5000 kg erſtrecken.
(10600
Frankfurt (Main), 20. Juli 1915.
Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps.

Bekanntmachung.

In Angelegenheiten der Getreidebeſchlagnahme, Mehl= und Brotverſoraung ſind
die Beamten des Kreisamtes und des Kommunalverbands Dienstags, Donners=
tags
und Samstags jeweils von vormittags 1012 Uhr in unſeren Amts=
räumen
Neckarſtraße Nr. 3 Anmeldung auf Zimmer Nr. 19 zu ſprechen.
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
An die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Indem wir Sie auf vorſtehende Bekanntmachung noch beſonders hinweiſen,
beauftragen wir Sie, dieſelbe wiederholt ortsüblich zu veröffentlichen.
(10599imd
Fey.

Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56 be=
finden
ſich: 1 Dobermann. 1 Spitzhund, 1 Jagdhund (zugelaufen).
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde
(10579
findet dortſelbſt jeden Werktag, vorm. um 10 Uhr, ſtatt.

Regelung des Frat= und Rehtoerhraugs.

Die Vorſchriften für Bäcker und Händler, einſchließlich Kolonial=
und Spezereiwarenhändler, vom 27. Mai ds. Js. beſtimmen unter
Ziffer 23, daß am 1., 10. und 20. eines jeden Monats der Beſtand.

Zugang und Abgang von Mehl, ſowie am Schluß eines jeden Mo=
nats
die Menge des von auswärts bezogenen Brotes uſw. der (
ſchäftsſtelle des Ausſchuſſes zur Regelung des Brot= und Mehr=
verbrauchs
(Stadthaus) mitzuteilen ſind. Die hierzu nötigen Melde=
karten
ſind bei den Polizeirevieren zu haben. Die nächſte Meldung
hat für den 20. ds. Mts. zu erfolgen. Der Kontrolle halber muß
auf ſtrikter Durchführung dieſer Vorſchrift beſtanden werden. Gegen
Säumige wird unnachſichtlich mit Strafe vorgegangen werden. Die Poli=
zeibeamten
ſind angewieſen, Verſtöße gegen die Vorſchriſten anzuzeſcen.
(10585im
Darmſtadt, am 17. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſiua.

(iuties Gelernlelt
1 faſt neucs vollſtändiges
Schlafzimmer
hell eichen, modern, umſtände=
halber
billig abzugeben. Näheres
Wendelſtadtſtraße 1, part. (10556a
Wational=Küchenherd, 83/165
N. groß, mit Heizungsvorricht.
veränderungshalber billig abzug.
Schulſtraße 1, I.
10568a)

[ ][  ][ ]

Die Brotverſorgung der körperlich
ſchwerarbeitenden Bevölkerung.

Die Reichsverteilungsſtelle hat den Reichskommiſſär ermächtigt,
zu einer höheren Brotverſorgung der körperlich ſchwerarbeitenden er=
werbstätigen
Bevölkerung den Kommunalverbänden über ihren feſt=
geſetzten
Bedarfsanteil hinaus das erforderliche Mehl zu überweiſen.
Die Erhöhung der Tageskopfmenge aus dieſer Ueberweiſung ſoll nicht
mehr als 50 Gramm betragen, ſie wird nur auf ausdrücklichen Antrag
des Bezugsberechtigten bewilligt.
Als Bezugsberechtigte kommen in Betracht:
a) Alle über 12 Jahre alte Einwohner ohne Unterſchied des
Geſchlechts mit einem eigenen Arbeitseinkommen bis zu
2600 Mk., alſo landwirtſchaftliche und gewerbliche (induſtrielle)
Arbeiter, kleine Landwirte (auch Selbſtverſorger), Handwerker,
kleine Beamte (Eiſenbahn=, Straßenbahn=, Poſt=, Polizei=,
Buregubeamte) uſw.
b) Perſonen mit einem höheren Arbeitseinkommen, die durch die
Art ihrer Berufsarbeit (regelmäßige oder häufige Nachtarbeit,
große Entferung der Arbeitsſtelle von der Wohnung, die ein
Zutragen des Mittageſſens an die Arbeitsſtelle nötig macht)
nachweislich einen größeren Brotbedarf haben.
Wer hiernach Anſpruch auf Zuſatzbrotkarten erheben will, hat
dies unter Vorzeigung ſeines Steuerzettels und der Brotausweis=
karte
Berechtigte nach Poſition b unter Vorlegung der Nachweiſe
über die Art ihrer beruflichen Tätigkeit bei der ſtädtiſchen Mehl=
und Brotverſorgungsſtelle im Stadthaus (Zimmmer 29) zu beantragen.
Darmſtadt, den 16. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
(10607im
Dr. Gläſſing.

Regelung der neuen Ernte; hier Selbſtverſorger

Nach der Bundesrats=Verordnung vom 28. Juni 1915 können
landwirtſchaftliche Betriebe, die ſelbſt Getreide angebaut haben, deſſen
Geſamtmenge bei einer zugeteilten Brotgetreidemenge von 9 kg
monatlich auf den Kopf der Wirtſchaftsangehörigen mindeſtens bis
zum 31. Dezember 1915 ausreicht, von dem Recht der Selbſt=
verſorgung
Gebrauch machen. Die Selbſtverſorger können ihr Getreide
ſelbſt ausmahlen laſſen, unterſtehen jedoch der Kontrolle der ſtädt.
Brotverteilungsſtelle. Brotkarten werden an Selbſtverſorger nicht
ausgegeben.
Wer von dem Recht der Selbſtverſorgung Gebrauch machen
will, hat dieſes unter Angabe ſeiner vorausſichtlich zu erntenden Ge=
treidemenge
und der Zahl ſeiner Wirtſchaftsangehörigen ſpäteſtens
bis 31. Juli im Stadthaus Zimmer 44 anzuzeigen. Nach dieſem
Zeitpunkt eingehende Meldungen werden nicht berückſichtigt.
Darmſtadt, am 17. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
(10608 iif)
Dr. Gläſſing.

Verwendung von Kriegsgefangenen.

Wer zum Einbringen der Ernte Kriegsgefangene zu ver=
wenden
beabſichtigt, wird erſucht, dieſes unter Angabe der Zahl der
gewünſchten Arbeitskräfte und der vorausſichtlichen Zeitdauer der
Beſchäftigung im Stadthaus, Zimmer 44, bis zum 22. Juli zu melden.
Die Zuteilung erfolgt nach der Reihenfolge der Anmeldung.
Darmſtadt, den 17. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
(10606imd

Zwangsverſteigerung.

Die nachſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der Ein=
tragung
des Verſteigerungsvermerks auf den Namen des Peter Groh
und deſſen Ehefrau Marie geb. Röth, als Geſamtgut der Errungen=
ſchaftsgemeinſchaft
, im Grundbuch eingetragen waren, ſollen
Dienstag, den 27. Inli 1915, vormittags 11 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht dahier im neuen Juſtizgebäude,
Mathildenplatz, Zimmer 118, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Weg der Zwangsvollſtreckung.

Bezeichnung der Grundſtücke.
Grundbuch für Arheilgen Band XXV Blatt 1947.

Ord.=
Nr. Flur Nr. qm Kulturart und Gewann Schätzung
I 360¼/10 2976 Hofreite im Ort, Darmſtädter
Straße
78000 Mk.
360%/10
717 Grabgarten daſelbſt
717 Mk.
361¾/100 43 Grabgarten daſelbſt
43 Mk.
3612/100 69 Grabgarten daſelbſt
69 Mk.
Darmſtadt, den 31. Mai 1915.
10576)
Großherzogliches Amtsgericht II.

Verſteigerungs-Anzeige.

Mittwoch, den 21. Juli 1915, nachmittags 3 Uhr,
verſteigere ich im Verſteigerungslokale Zur Ludwigshalle ( Ober=
gaſſe
) zwangsweiſe gegen Barzahlung:
Hausmobilien durch alle Rubriken, eine Partie Schnitt=
waren
, Beleuchtungskörper, Meſſer, Gabeln und Löffel
(verſilbert) u. a. m.
Ferner auf freiwilligen Antrag: 1 Fahrrad, 1 Waſch=
mangel
, 1faſt neue Hängelampe, Küchengeräte, Bilder pp.
Kapp, Gerichtsvollzieher
10617)
zu Darmſtadt.

Bekanntmachung.

Freitag, 13. Auguſt I. Js.,
vormittags 10½ Uhr,
ſoll die den Wirt Georg Martin
Junghans II. Eheleuten zu Rein=
heim
im Grundbuch hieſiger Ge=
markung
zugeſchriebene Liegen=
ſchaft
:
Flur Nr. qm
17 17 768 Hofreite Sandſtraße
Nr. 42,
17 18 189 Hofreitegrund mit
Wirtſchaftshallen
Riedeſelſtraße,
in unſerem Bureau, Grafenſtraße
Nr. 30, II., zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K31/15
Darmſtadt, 3. Juli 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller. (VIII,9922

Einige Wagen
Roggen=Preßſtroh
zu verkaufen
(10577im
Kranichſteinerſtraße 65.

ebrauchtes, ſtarkes Opel=Rad
Gzu verkaufen.
(*14521
Neue Niederſtraße 3, part.

Bekanntmachung.

Freitag, den 30. Juli lfd. Js.,
vormittags 10½ Uhr,
ſoll die den Metzgermeiſter Georg
Ruſſenſchuck Eheleuten dahier zu=
geſchriebene
Liegenſchaft:
Flur Nr. qm
IV 786 274 Hofreite Saalbau=
ſtraße
36,
IV 787 70 Grasgarten da=
ſelbſt
,
in unſerem Bureau, Grafenſtraße
Nr. 30, II., zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K13/15
Falls andere rechtliche Hinder=
niſſe
nicht entgegenſtehen, wird Ge=
nehmigung
der Verſteigerung auch
dann erfolgen, wenn das eingelegte
Meiſtgebot die Schätzung nicht er=
reicht
.
Darmſtadt, 19. Juni 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller. (VIII,9200

Brut= u.
Kanarienzüchter! Zuchtäf-
Flughecken uſw., ſow. viele z. Zucht
nötig. Utenſilien, wegzugsh. ſpott=
bill
. abz. Liebfrauenſtr. 89 I. (*10402
Heyi&John, Hanufakturwaren (5709a

Ollengeuchte

Weiblich

Gebildetes, älteres
Drautei
ſehr gewandte, tücht. Verkäuferin,
welches lange Jahre ſelbſtändige
Stellung bekleidete, ſucht ander=
weitigen
Wirkungskreis als Ge=
ſchäftsführerin
oder Uebernahme
einer Filiale.
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an die Geſchäftsſt. d. Bl. (*14204dsi

Junge Frau ſucht Filiale
zu leiten. Kaution kann geſtellt
werden. Angeb. unter P 78 an
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die Geſchäftsſtelle.

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zwecks Erlernung d. bürgerl. Haush.
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dem Lande in der Nähe Darm=
ſtadts
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an die Geſchäftsſtelle. (*14516

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Hausmädch., Erzieherin zu größ.
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mädch
., Büfettfräul., Servierfräul.
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willig, ſucht ſofort Stelle bei be=
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R30 v. d. Geſchäftsſt. bef. (*14551

Junges, williges Mädchen
ſucht tagsüber Arbeit.
Zu erfragen Lauteſchlägerſtr. 46,
Hinterhaus 1. Stock. (*14522

Zwei Kriegerfrauen, die in
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R 33 a. d. Geſchäftsſtelle. (*14507

mädeh. ſucht Laufſtelleſof. (*14527
Kiesſtr. 8, 2. Stock, Hinterh.

Mädch., w. koch. u. n. koch, jge.
Mädch., noch n. ged., u. mehr. perf.
Hausmädch., w. näh. u. ſerv. k., ſowie
Küchenmädch. ſ. Stellg. Karolina
Beck, gewerbsmäßige Stellenver=
mittlerin
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Suche Beſchäftigung im Flicken.
Alexanderſtr. 5, 2. St. I. (*14454gi

Frauſucht Waſchen u. Putzen, auch
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Junge Frau ſucht Laufd. 2 St.
morg. Lichtenbergſtr. 23, Stb. I. (*

Männlich

Geschäftsmann, welcher noch über
einige Tage freie Zeit in der Woche
verfügt, ſucht Beſchäftigung im
Beſorgen von Ausgängen, Ein=
kaſſieren
oder ſonſtige Vertrauens=
ſtellung
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an die Geſchäftsſtelle. (*14524

Junger Kaufmann
mit Kontorarbeiten vertraut, vom
Militärdienſt befreit, ſucht Stellung.
Angebote unter R 51 an die
Geſchäftsſtelle d. Bl. (*14568ids

Oene Stellen

Weiblich

Schuhbranche
Für mein neues Geſchäfts=
haus
ſuche tüchtige (310591
Verkäuferinnen
die längere Jahre in der
Branche tätig waren. Prima
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haus
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tagsüber für Küche u.
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Landskronſtraße 55, I. Stock.

Saub., tüchtige Lauffrau oder
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ſowie Kindermädchen geſucht.
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Geſucht zu ſofortigem Eintritt
aushilfsweiſe bis zum 1. Auguſt
(B10595
tüchtiges
Hausmädchen
Wo? ſagt die Geſchäftsſtelle.

Sanatorlumg
Lindenfels i. Od.
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Küchenwirtschafterin
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bei gutem Lohn. Dauernde
(10584im
Stellung.
Jüng., unabh. Frau geſucht zur
Mithilfe im Haushalt von morg.
8 Uhr bis 3 Uhr mittags. Zu er=
fragen
in der Geſchäftsſt. (*14575

Geſucht ein braves ält. Mädchen,
am liebſt. v. Lande, z. Führg. eines
bürgerl. Haushalts. Frau Roth,
gewerbsmäßige Stellenvermittlerin
Lauteſchlägerſtr. 6. (*14573

Suche tücht. Alleinmädeh. i. g. Hs.,
erviermdch. u. mehr. Haus-u. Küchen-
mädch
. i. Geſchfth. Karolina Beck, ge-
werbsm
. Stellenvermittlerin, Karlstr. 25, I. (*

Perfekte, ſelbſtänd. Schneiderin
für dauernde Beſchäftigung 23
Tage in der Woche geſucht. An=
gebote
mit Tagespreis erbeten u.
B 29 a. d. Geſchäftsſtelle. (*14515

Zuverläſſ, ehrl., ſaubere Lauf=
frau
od. Mädchen bis nach dem
Spülen in kleinen, guten Haushalt
geſucht. Vorſtellen bis 3 Uhr.
*14543) Gutenbergſtr. 56, II.

Saubere, ehrliche Lauffrau
von 8 bis 11 vormittags geſucht.
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Tücht., ſaub. Waſchfrau ſucht.
Näh. Bismarckſtr. 17, p. (*14567

Männlich

Rrirgstolteete
ſucht Loſe=Verkäufer und Ver=
käuferinnen
für Wirtſchaften und
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Angebote ſchriftlich unter R 39
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Zimmerleute,
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und (II,9482
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in der Herd= und Feldküchen=
fabrikation
bewandert, finden
bei gutem Lohn ſofort dau=
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München=Laim
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u. Lohnanſprüchen unter R 23 an
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Frankfurterſtraße 6.

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Metzger Appfel,
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Jüngerer Hausbursche
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Näheres Frankfurterſtraße 6.

Hausburſche (Radfahrer)
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Moriz Landau, Mathildenplatz 1.
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zum ſofortigen Eintritt geſ.
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dieſes Blattes.
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Behriing
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Konditorlehrling 6
Sohn achtbarer Eltern, findet unter
günſtigen Bedingungen gute Lehr=
ſtelle
. Näh. Konditorei Schwarz,
Darmſtadt.
(*14574ids

[ ][  ][ ]

Eva Johanna.
Roman von Arthur Werner.
24)
(Nachdruck verboten.)

Annä hatte Eva Johanna nicht angetroffen. Sie war
irgendwo im Parke. Man hatte ſie erſt am Teiche geſehen und
dann war ſie dem Pavillon zugegangen, der ganz am Ende
des Buchenwaldes, der der Stolz des Flemingshofes war, ſtand.
Anna wollte ſie ſuchen, und trotzdem ſie mit ihren Gedanken
beſchäftigt war, übte die ſchlichte und in ihrer Schlichtheit ſo
eindringliche Schönheit der märkiſchen Landſchaft doch auf ſie
ihren Reiz aus. Sie war ja für alles, was Natur hieß, ſo ſehr
empfänglich und hier in dieſem ſtillen, abgeſchloſſenen Erden=
winkel
war die Natur geradezu verſchwenderiſch mit ihren Gaben
geweſen.
Der Teich, der faſt ein kleiner See war, war mit Seeroſen
bedeckt, deren weiße und gelbe Blüten ſich von den flachen,
dunklen Blättern abhoben, als würden ſie wie auf Tellern
präſentiert. Mächtiges Schilf ſchoß an der einen Seite, die ſonſt
einen freien Ausblick tief hinein in die Landſchaft gewährte, in
die Höhe und ein lichter Laubwald ſchloß ſich zu beiden Seiten
an, während das andere Ufer des Sees von kleinen dunklen
Kiefern umſäumt wurde, über die ſiegreich einige Pinien, pracht=
voll
verzackte Pinien, ihre Köpfe erhoben. Das Waſſer, ſofern
es vicht von dem breiten Geäſt verdeckt war, warf die dunklen
Reflexe des Kiefernbeſtandes zurück und zwei Schwäne zogen
in ihrer Schönheit langſam gleitend dahin, als bewegten nicht
ſie ſich, ſondern als würden ſie von einer Strömung leiſe ge=
ſchoben
.
Hügelig ſtieg das Gelände auf der anderen Seite empor
und hie und da zeigte ein Landſtreifen die Dürre des Bodens,
aus dem die Kraft der Natur dennoch ſolche Wunder an Schön=
heit
ans Licht gezogen. Im Walde ſelbſt, in deſſen Kiefern=

gehölz ſich das Laubholz ſchon eindrängte und an deſſen Rande
der Lebensbaum wuchs, pickten die Spechte, zirpten die Meiſen,
pfiff der Pirol und ließ der Kuckuck, wie aus weiter Ferne, ſeine
unaufhörlichen, ſtets wieder einſetzenden, ſchickſalbedeutenden
Rufe ertönen. Dort äugte ein Reh durch das Laub und im ſelben
Augenblicke ſtob ein Rudel weitab über den Weg.
Es war wunderbar und Anna blieb, von dem Bilde gefangen,
ſtehen, und beugte ſich, die eine Hand hoch an den Stamm einer
Kiefer gelehnt, vor, um nichts von dem wunderſamen Eindrudck
zu verlieren.
Bitte bleiben Sie ſo, erſcholl eine Stimme. Nur einen
Augenblick, bitte.
Erſchrocken fuhr ſie zurück.
Nein, nicht doch. Bitte, bitte, ſo wie ſie früher ſtanden
mit der Hand am Stamm. Und den Körper ſo vorgebeugt.
Ja . ... ſo. Unwillkürlich hatte ſie die Stellung wieder ein=
genommen
, die der Maler, der dort auf dem niedrigen Feld=
ſtuhle
mit einem Skizzenbuche ſaß, erbeten hatte. Der Maler,
den ſie jetzt erſt geſehen.
Ich habe wirklich keine Zeit, ſagte ſie, wie um Entſchul=
digung
bittend, daß ſie ihre Stellung trotz ſeiner Bitte aufgeben
müſſe. Er aber bat: Nur noch einen Augenblick. Einen ganz
kleinen . . . . ſo . . . . ſo . . . . danke, danke verbindlichſt,
und er ſtand auf, um ſein Werk zu betrachten, an dem er dann
raſch noch einige Striche änderte. Ich denke, es geht, ſagte er
mit Befriedigung. Sehen Sie doch bitte ſelbſt, wie Sie aus=
ſehen
. Krewatin iſt mein Name, Hans Krewatin.
Sie hatte den Namen als den eines berühmten Malers
ſchon häufig gehört, neugierig trat ſie näher.
Ich bin Anna Schückler. Die Schweſter der Herrin von
Flemingshof, ſetzte ſie erklärend hinzu und er lüftete ſeinen
weichen, arg mitgenommenen, farbenbeklexten Filzhut.
Neugierig ſah ſie auf das Bild.

Oh, ſagte ſie, es iſt wundervoll.
Ja, beſtätigte er, es iſt gut. Es iſt ſchön ſogar, aber das
iſt nicht meine Schuld, ſondern das danke ich Ihnen. Mir hat
hier immer etwas gefehlt, das dem Bilde neues Leben, neue
Bedeutung gab. Jetzt iſt es da und ich muß Ihnen Dank ſagen.
Wenn das des Dankes wirklich ſo wert iſt, dann können
Sie mir gleich dafür einen Dienſt erweiſen, ſagte ſie lächelnd.
Ich ſuche nämlich meine Schweſter und vielleicht können Sie
mir ſagen, ob ſie hier vorbeigekommen iſt oder nicht.
Sein Blick verdunkelte ſich ein wenig. Ich habe nicht den
Vorzug, Ihr Fräulein Schweſter zu kennen. Freund Fleming
ſagte mir, die neue Herrin von Flemingshof ſuche und wolle
keinen Umgang, auch den freundnachbarlichen nicht und da man
den Wunſch einer Dame ſtets reſpektiert, ſo taten wir’s natür=
ich
auch. Mittlerweile ſcheint ſich das ja geändert zu haben
denn Freund Fleming iſt ja glücklich in Gnaden aufgenommen
und wenn ich nicht irre, ſo war die junge Dame, die vorhin mit
dem Mordskerl, dem Rennow vorüberging, die junge Herrin
von Flemingshof.
Mit . . . . mit Herrn Rennow? fragte Anna verblüfft.
Ja . . . . Sie ſcheinen das nicht gern zu ſehen . . . .
Ich auch nicht. Und er ging wieder an ſeine Arbeit.
In . . . . in welcher Richtung ſind ſie gegangen? fragte
ſie tonlos.
Dorthin, ſagte er und zeigte tiefer in den Wald hinein.
Ich danke.
Und ſie ging. Aber in entgegengeſetzter Richtung.
Krewatin ſah ihr nach, zuckte mit den Achſeln und lächelte.
(Fortſetzung folgt).

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zwiſchen 11½ und 12 Uhr vor=
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A. L. Ott) ſtehen gelaſſen.
Es wird gebeten, denſelben gegen
Belohnung in der Geſchäftsſtelle
d. Bl. abzugeben.
(*14570

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