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Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Deutſchland und die Vereinigten Staaten. — Das öſterreichiſche Rotbuch über den
Treubruch Staliens. — Die Finanzlage Deutſchlands im Kriege. — Ruſſiſches. — Eine ſchwere engliſche Niederlage.
Aus dem engliſchen Unterhauſe. — Die Balkanſtaaten.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 14. Juli.
(W. T. B. Amtlich).
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heute nacht wurden abermalige
Handgra=
natenangriffe bei der Zuckerfabrik von Souchez
abgewieſen.
Die Franzoſen ſprengten in der Gegend
von Toyon (weſtlich von Craonne) und Perthes
(in der Champagne) erfolglos einige Minen;
unſer Handgranatenfeuer hinderte den Feind,
ſich an den Sprengſtellen feſtzuſetzen.
In den Argonnen führten deutſche
Angriffe zu vollem Erfolg.
Nordöſtlich von Vienne le Chateau
wurde etwa in 1000 Meter Breite die
fran=
zöſiſche Linie genommen. Ein Offizier,
137 Mann wurden gefangen genommen,
ein Maſchinengewehr und ein Minenwerfer
erbeutet.
Südöſtlich von Boureuilles ſtürmten
unſre Truppen die feindlichen
Höhen=
ſtellungen in einer Breite von drei
Kilo=
metern und einer Tiefe von einem Kilometer.
Die Höhe 285 (La Fille morte) iſt in unſerem
Beſitz. An unverwundeten Gefangenen
fielen 2581 Franzoſen, darunter 51
Offi=
ziere, in unſere Hände; außerdem wurden
300—400 verwundete Gefangene in Pflege
genommen, zwei Gebirgsgeſchütze, zwei
Re=
volverkanonen, 6 Maſchinengewehre und eine
große Menge Gerät erbeutet. Unſere
Trup=
pen ſtießen bis zu den Stellungen der
fran=
zöſiſchen Artillerie vor und machten acht
Ge=
ſchütze unbrauchbar, die jetzt zwiſchen den
beider=
ſeitigen Linien ſtehen.
Ein engliſches Flugzeug wurde bei
Frezenberg (nordöſtlich von Ypern)
herunter=
geſchoſſen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Zwiſchen Njemen und Weichſel haben
unſere Truppen in der Gegend Kalwarja
(ſüdweſtlich von Kolno), bei Krasnik und
ſüd=
lich Mlawa einige örtliche Erfolge erzielt.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Bei den deutſchen Truppen keine Aenderung.
Oberſte Heeresleitung.
* Vienne le Chateau liegt am Weſtrand der
Argonnen, Boureuilles am Oſtrand, beide Orte
etwa in gleicher Höhe mit Verdun.
* Im Argonnerwalde fand am vergangenen
Freitag ein Dankgottesdienſt zur Feier des
jüng=
ſten deutſchen Sieges in den Weſtargonnen ſtatt.
Wie verſchiedene Berliner Morgenblätter nach dem
Köl=
ner Stadtanzeiger berichten, nahmen an der Feier, zu
wel=
cher auch der Oberbefehlshaber der 5. Armee, der
deut=
ſche Kronprinz, ſowie der greiſe Graf Häſeler
er=
ſchienen waren, gegen 2000 Offiziere und Mannſchaften
der beiden an dieſen Kämpfen beteiligten Diviſionen teil.
Nach dem Gottesdienſt überbrachte der Kronprinz ſeinen
tapferen Truppen den Dank des Kaiſers ſowie des
Königs von Württemberg und dankte auch in ſeinem
Na=
men für das opferfreudige und todesmutige Verhalten
der Truppen.
* Jetzt bringen auch lettiſche Zeitungen Andeutungen
über eine bevorſtehende Räumung Rigas und
der benachbarten kurländiſchen Städte. Die
Gemeinde=
verwaltungen haben die Entfernung ſämtlicher
Kirchen=
glocken (!) angeordnet, damit das Metall dem
herannahen=
den Feinde nicht in die Hände falle. Das Rigaiſche
Kriegsinduſtriellen=Komitee, das in den erſten Tagen
ſeiner Gründung eine rege Tätigkeit entfaltete, hat ſeine
Arbeiten eingeſtellt.
* Nach der Nowoje Wremja werden in ganz
Kur=
land Viehrequiſitionen vorgenommen. Jede
Gutsbeſitzerfamilie darf eine Kuh behalten, die bei der
Annäherung des Feindes wegzuſchaffen iſt. Mäſſen von
Meſſingzeug, Kupfergegenſtänden, auch Kirchenglocken,
werden zu militäriſchen Zwecken weggenommen.
Abtei=
lungen werden gebildet mit dem beſonderen Auftrag, bei
Annäherung des Feindes die Ernte zu vernichten.
In den letzten Tagen verließen die Einwohner
maſſen=
weiſe Südkurland, die Züge nach Windau ſind überfüllt.
** Berlin, 14. Juli. Laut Berliner Tageblatt warnt
man nach Meldungen der Times aus Petersburg in
ruſ=
ſiſchen Militärkreiſen vor einer Ueberſchätzung der
ruſſi=
ſchen Teiloffenſive bei Krasnik=Lublin.
Tatſache iſt, ſagt das Blatt, daß der Feind auf einer
Front von 1500 Kilometern auf die ruſſiſche Linie drückt,
und dagegen kann ein ruſſiſcher Teilerfolg auf einem
Ab=
ſchnitt von 60 Kilometern ſehr wenig beſagen.
* Berlin, 13. Juli. Die Poſt ſchreibt: Der
ſtän=
dige Rückzug des ruſſiſchen Heeres in das
Feſtungsgebiet von Iwangorod hat diejenige
Folge gezeitigt, die von vornherein vorauszuſehen war
und die ebenſo ohne tieferen und nachhaltig wirkenden
Be=
lang iſt wie alle ähnlichen Unternehmungen der Ruſſen in
dieſem Kriege. Es ſind aus dem Gebiet der
Feſtungs=
linie Iwangorod-Breſt-Litowsk Verſtärkungen
herangeführt worden, durch die die Ruſſen in die Lage
verſetzt wurden, vorübergehend einen ſtärkeren Druck auf
den Angreifer auszuüben. zumal die Verbindungswege
im eigenen Lande den Ruſſen eine ſchnellere Durchführung
der Abwehrmaßnahmen ermöglichen. Es handelt ſich
hierbei um die verzweifelte und zähe Abwehr unſeres
Sto=
ßes gegen Lublin, aber nicht um die Möglichkeit, von
der befeſtigten Linie aus eine Gegenoffenſive
durchzu=
führen, dazu fehlen ſeit dem Durchbruch bei Gorlice alle
Vorausſetzungen. Hätten ſich die Ruſſen ſtark genug zu
einer Gegenoffenſive gefühlt, dann würden ſie rechtzeitig
ihre Kräfte zur Verteidigung Lembergs herangeführt
ha=
ben. In den Tagen ſeit der Durchbruchsſchlacht bei
Gor=
lice, ja ſelbſt noch ſeit dem Fall von Przemysl, hatten ſie
reichlich Zeit, in dieſer Hinſicht die entſprechenden
Maß=
nahmen zu treffen. Taten ſie es nicht, ſo geſchah es aus
dem Grund, weil ſie ſich nicht ſtark genug dazu fühlten,
denn die Behauptung Lembergs wäre das Einſetzen ſtarker
Kräfte den Ruſſen wert geweſen, da ſie den moraliſchen
und militäriſchen Wert des Falles von Lemberg ſehr klar
ſahen und ſehen mußten. Schon daraus geht hervor, wie
es um die ruſſiſchen Erfolgsmöglichkeiten in Wahrheit
be=
ſtellt iſt. Sie haben tatſächlich alle Kräfte zurückgehalten,
um die ſtarke Schranke bei Iwangorod mit aller Macht
verteidigen zu können. Darum kann nicht von einer
Ge=
genoffenſive, ſondern nur von einem Gegenſtoß der
Ruſſen geſprochen werden, der keinen Siegeswillen in
ſich birgt und bergen kann. Es iſt das Aufflackern einer
zähen Verteidigungskunſt, eine zeitweilige Verlangſamung
der Verfolgung geweſen die durch die entſprechenden
Ge=
genmaßnahmen der Verfolger leicht unwirkſam gemacht
wird. Das Zurückweichen auf die natürlichen militäriſchen
Hilfsquellen bedeutet eine Verſtärkung, die aber nicht von
langem Atem ſein konnte. Andererſeits wurden dadurch
die immer ſchwächer werdenden Hilfskräfte dem Angriff
und ſomit der Zerſchmetterung durch den Verfolger
aus=
geliefert. Dadurch zerbröckeln die Erſatzkräfte immer mehr
und ebnen weiter den Weg zum endgültigen Siege unſeres
Heeres.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 14. Juli. Das Große
Hauptquartier meldet von der kaukaſiſchen
Front: Die Verluſte des Feindes an Toten und
Verwundeten in der Gegend von Aras in den Gefechten
der letzten Woche zwiſchen unſeren Truppen und der
feind=
lichen Infanterie und Kavallerie, die mit dem Rückzug des
Feindes endeten, werden auf 2000 geſchätzt. Gegenwärtig
zählten wir über 600 Tote auf der Rückzugsſtraße des
Feindes. An der Dardanellenfront verſuchte der
Feind vorgeſtern vormittag, bei Ari Burnu nach heftigem
Geſchütz= und Gewehrfeuer unter Bombenſchleudern
ge=
gen unſeren rechten Flügel vorzugehen. Der Angriff des
Feindes brach in unſerem Feuer zuſammen. Der Feind
zog ſich zurück. Ein ähnlicher Angriff gegen unſeren
linken Flügel wurde ebenſo leicht abgewieſen. Der Feind
floh eilig. Ein Teil der Flüchtenden fiel in Abgründe.
Wir erbeuteten eine Menge Munition, Waffen und
Kriegs=
material. Bei Sedd=ul=Bahr griff der Feind am gleichen
vormittag nach heftigem Geſchützfeuer von ſeinen beiden
Flügeln aus, und unterſtützt durch einen Teil ſeiner Flotte,
unſeren rechten und linken Flügel an. Er wiederholte
dreimal den Angriff auf unſeren rechten Flügel, wir
wie=
ſen ihn ab und fügten ihm ſchwere Verluſte zu. Der
Kampf auf dem linken Flügel artete in
Schützengraben=
kämpfe aus und ging ergebnislos bis zum Einbruch der
Nacht weiter. Wir erbeuteten zwei feindliche
Maſchinen=
gewehre auf dieſem Flügel. Trotz der Verſchwendung von
ungefähr 60000 Granaten in der geſtrigen Schlacht und
trotz beträchtlicher Verluſte erreichte der Feind nichts.
Der Seekrieg.
* Paris, 14. Juli. Der Eclair erörtert die Lehren,
welche die Alliierten aus dem
Unterſeeboots=
kriege ziehen müßten, und erklärt, die Seeherrſchaft
werde künftig dem gehören, welcher die meiſten
Unterſee=
boote beſitze. Das deutſche Programm des
Unterſeeboots=
krieges hätte eine große Gefahr werden können, wenn
Deutſchland über eine genügende Anzahl von
Unterſee=
booten verfügt hätte. Bereits jetzt ſei der
Unterſeeboots=
krieg eine ſchwere Prüfung. Die Alliierten müßten
unbedingt alle Maßnahmen zur Bekämpfung dieſes
Kampfmittels ergreifen. Hierzu gehöre zunächſt, jedes
Handelsſchiff ohne Ausnahme mit Geſchützen zu
be=
waffnen. Der Vorſchlag ſei bereits gemacht, aber auf
Widerſtand geſtoßen. Die alliierten Regierungen ſollten den
Widerſtand fallen laſſen, denn die Opfer, die man bringen
müſſe, ſeien zu groß. Ferner ſollte von allen alliierten
Staaten eine große Flotte von Unterſeebooten möglichſt
ſchnell gebaut werden, das ſei wichtiger. als Dreadnoughts
zu beſitzen.
Der italieniſche Krieg.
Oeſterreich einig gegen Italien!
— In der Tijd vom 9. Juli beſpricht „ein militäriſcher
Fachmann” die glänzende Lage Oeſterreichs
auf dem ſüdlichen Kriegsſchauplatze. Den Italienern
fehlt die Kriegserfahrung, das Organiſationstalent und
die Beharrlichkeit. Trotz des Verhältniſſes von 4:1 ſind
die Italiener den Oeſterreichern nicht gewachſen. Sie
haben entſetzliche Verluſte und kommen nicht vorwärts. Die
öſterreichiſchen Verluſte ſind ſehr gering, viel geringer als
man erwartet hat. Die Bevölkerung der bedrohten
Ge=
biete will durchaus nicht abreiſen, ſondern die „Scholle‟
gegen die Italiener, die ſie durchaus nicht fürchten, ſelbſt
verteidigen. In Tirol herrſcht eine einfach grenzenloſe
Begeiſterung — trotz der vielen Verluſte ſeit
Kriegsbe=
ginn! Der öſterreichiſche Soldat wird im Ausland ſehr
unterſchätzt. Zumal gegen Italien gibt es da nicht mehr
Deutſche, Tſchechen, Slawonier uſw., ſondern nur noch ein
Volk: Das Volk des greiſen Kaiſers Franz Joſef!
Deutſchland und die Vereinigten Staaten,
CD Noch liegt keine amtliche amerikaniſche Auslaſſung
über die Aufnahme vor, die Deutſchlands Antwort auf die
letzte „Luſitania‟=Note in Waſhington gefunden hat, und
auch ſonſt iſt bisher nicht erkennbar geworden, wie die
amerikaniſche Regierung die deutſche Note beurteilt. Um
ſo eifriger bemüht ſich das Reuterſche Bureau, auf Grund
der amerikaniſchen Preſſe den Eindruck zu erwecken, als
ob in den Vereinigten Staaten die öffentliche Meinung
mit Ausnahme der deutſchen Zeitungen in der ſchärfſten
Verurteilung des jüngſten diplomatiſchen Schrittes
Deutſchlands einig ſei. Prüft man aber die Belege, die
das Reuterſche Bureau ſelbſt für die angebliche
Stellung=
nahme der anglo=amerikaniſchen Preſſe anführt, ſo
ge=
langt man zu einem recht eigentümlichen Ergebnis. Denn
unter den vom Reuterſchen Bureau wiedergegebenen
Aus=
laſſungen jener Blätter fehlen faſt ausnahmslos die
Meinungsäußerungen der bekannten großen Zeitungen.
Statt deſſen gibt Reuter eine Blütenleſe wenig oder gar
nicht bekannter Preſſeorgane: den Boſton Tranſcript, die
Raleigh Times, den Louisville Evening, die Desmoines
Tribune, die Tampa Times und ähnliche Blätter läßt
Reuter aufmarſchieren, während er von ſeinen gewohnten
Kronzeugen, der großen anglo=amerikaniſchen Preſſe Neu=
Yorks, Waſhingtons uſw., beinahme vollſtändig ſchweigt.
Dieſes Schweigen geſtattet die Schlußfolgerung, daß
Reuter die ihm wohlgefallenden Aeußerungen nicht ohne
Anſtrengung zuſammenkratzen mußte, um ein Bild
ent=
werfen zu können, das den engliſchen Bedürfniſſen
ent=
ſpricht. Unter ſolchen Umſtänden darf man erſt recht den
Angaben der Morning Poſt trauen, die aus Waſhington
meldet, daß nur einige Blätter ſich erregt über die
deut=
ſche Note äußern, und daß von einem drohenden Abbruch
der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und
den Vereinigten Staaten nicht die Rede ſein könne.
Bei dem praktiſchen Entgegenkommen, das für die
Haltung Deutſchlands in der Tauchbootfrage neben der
Wahrung ſeines grundſätzlichen Standpunktes den
Aus=
ſchlag gegeben hat, würde es uns ſchier unbegreiflich
er=
ſcheinen müſſen, wenn die amerikaniſche Antwort
dar=
auf in einer allgemeinen Erregung beſtehen ſollte. Wer
jenſeits des Ozeans die tatſächliche Sicherung
amerika=
niſcher Intereſſen und nicht die Durchſetzung
unberechtig=
ter engliſcher Anſprüche für die Hauptaufgabe der
ameri=
kaniſchen Diplomatie hält, wird ſich durch die gefärbte
Berichterſtattung des Reuterſchen Lügen=Bureaus nicht zu
einem falſchen Urteil verführen laſſen.
Das öſterreichiſche Rotbuch über
Italiens Treubruch,
* Wien, 13. Juli. Die Blätter beſprechen das neue
Rotbuch über Italiens Treubruch mit
Be=
merkungen, welche die Niedertracht der handelnden
italieniſchen Staatsmänner ſchonungslos geißeln.
Das Fremdenblatt ſchreibt: Das Rotbuch
er=
zählt die Geſchichte einer Erpreſſung, vom erſten
Augen=
blicke an hat ſich Italien auf gewaltſame Ausnutzung der
Lage verlegt, in die der Weltkrieg uns verſetzte, und als
es ſchließlich ſolche Forderungen an uns ſtellte, daß die
Er=
füllung uns zu Bettlern gemacht hätte, griff es zur Waffe,
um ſie zu erzwingen. Wie weit es damit bisher gekommen
iſt, weiß mit Ausnahme vielleicht des betrogenen
italie=
niſchen Volkes heute ſchon alle Welt. „Zu ſpät” dieſes
hochmütige Wort Sonninos an unſern Botſchafter können
wir jetzt den Italienern zurückgeben.
Die Reichspoſt kennzeichnet als erſte Empfindung
nach der Leſung des Rotbuches: Gott ſei Dank, daß wir
endlich dieſen Bundesgenoſſen los geworden ſind! Italien
hatte ſeine gegen Oeſterreich=Ungarn brauchbare Waffe
mitten in den Paragraphen des Dreibundvertrages; der
Artikel VII des Vertrages ſchwebte immer als Drohung
über uns; heute kann man geſtehen, daß die Diplomatie
Oeſterreich=Ungarns, wollte ſie Italien keinen Vorwand
liefern, bis zur ängſtlichen Vorſicht zurückhaltend war;
es mußte ſchon eine Kataſtrophe wie der Serajewoer
Fürſtenmord kommen, damit die Monarchie ſich aller
Be=
denken entſchlage und die notwendigen Maßregeln zur
Rettung ihrer Exiſtenz ergreife. Dem Himmel ſei Dank,
daß wir die Sonninos und Salandras nun endlich los
ſind. Das war für Oeſterreich=Ungarn und ſeine Völker
ein entſetzliches Bündnis. Aus dem Rotbuch läßt ſich eine
hübſche Blütenleſe neuer Zeugniſſe über den Charakter
des Staates entnehmen, mit dem wir länger als ein
Men=
ſchenalter zuſammengegangen ſind. Man braucht da gar
nicht von der Knifflichkeit zu reden, womit San Giuliano
den Artikel VII zur Erpreſſung mißbrauchte, und von der
liſtigen Ausrede womit der italieniſche Generalſtab ſich
von der Kriegshilfe drückte von der Feindſeligkeit, die die
Abſperrung der Zentralmächte durch eigene Maßregeln noch
verſchärfte. Was ſoll man aber ſagen, wenn man hört
daß die italieniſche Regierung zur Begründung ihrer
Er=
preſſungen das Geſtändnis ablegte, die Dynaſtie Savoyen
ſitze nicht feſt genug auf dem Throne und müſſe dem Volke
die drohende Revolution mit Landgewinn auf Koſten des
Verbündeten abkaufen. Dieſe Spottgeburt von einem
König wird von den eigenen Miniſtern monatelang
irre=
geführt, ohne Treu und Glauben gegen den
Bundes=
genoſſen, ohne Treu und Liebe für das eigene Volk haben
die mit Revolution und Freimaurerei verbündeten
Rat=
geber des Königs Italien in das kriegeriſche Abenteuer
geſtürzt.
Die Neue Freie Preſſe bezeichnet laut dem
Rotbuch den General Cadorna als treibende Kraft des
Krieges zwiſchen der Monarchie und Italien; das
Rot=
buch zeige die Beweggründe der italieniſchen Politik wie
durch einen tiefen Schacht bis auf den Grund. San
Giu=
liano wollte das nämliche wie Sonnino; er hatte jedoch
einen Reſt von Anſtand und Ritterlichkeit; er erſchrak vor
dem Gedanken, die feierliche Bürgſchaft des gegenſeitigen
Schutzvertrages vor der ganzen Welt zu verleugnen und
die Geſchichte des italieniſchen Einheitsſtaates für alle
Zeiten zu beflecken. Sein Nachfolger Sonnino hatte ſolche
Bedenken nicht, er zerriß den Vertrag und erklärte den
Krieg. Das Blatt entwirft dann nach den Rotbuchakten
das Bild Sonninos als eines düſtern, verbiſſenen,
unſchlüſſigen, mißtrauiſchen, täppiſchen, leicht gekränkten
Menſchen, der in der Politik verfährt wie ein Stier im
Porzellanladen; der König werde nirgends als
ſelbſtändig handelnde Kraft ſichtbar, er habe den Gang der
Verhandlungen mit Wien und die großen Zugeſtändniſſe
der Monarchie nicht gekannt, er ſei in den Verhandlungen
von den Miniſtern benützt worden, um in Wien durch das
Mitleid für die bedrohte Dynaſtie noch einige Landſtriche
herauszupreſſen. Den Krieg habe Cadorna
her=
beigeführt; er habe die Feſſeln der geſchloſſenen
Ver=
träge gar nicht gefühlt, er habe die Monarchie in einem
vorbeugenden Kriege überfallen wollen, ſolange ſie mit
den mächtigſten Feinden zu kämpfen gehabt habe, um ſie
ſo zu ſchwächen, daß ſie künftig jede Demütigung
hinneh=
men müßte. Aus den Worten San Giulianos und
Son=
ninos höre man ihn heraus.
Das Neue Wiener Tagblatt nennt den Inhalt
des Rotbuches eine wahre Leidensgeſchichte.
Unvermeid=
lich ſei der Krieg mit Italien geweſen, die Wurzel des
Uebels ſei die dem Geiſt und Buchſtaben des
Bündnisver=
trages widerſprechende Neutralität Italiens geweſen;
mit den Rüſtungen ſei dann der Gedanke gewachſen, ſie
gegen den Erbfeind Oeſterreich=Ungarn zu gebrauchen,
die nationale Eitelkeit der italieniſchen Staatsmänner
hätte mitgeholfen, der ſteigende Druck Englands und die
Arbeit des engliſchen und namentlich des franzöſiſchen
Botſchafters hätten mächtig mitgewirkt
Die Zeit ſtellt feſt, ſchon eine flüchtige Durchſicht
des Rotbuches erzeuge den Eindruck, daß Heimtücke und
ſittliche Skrupelloſigkeit der italieniſchen Politik daraus
hervortrete wie die Züge eines typiſchen
Verbrecher=
geſichtes.
Die Finanzlage Deutſchlands im Kriege.
* Berlin, 14. Juli. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt:
Die Daily News entnehmen in ihrer Nummer vom
30. Juni dem Pariſer Blatt IInformation einen Artikel
von Maurice Strauß, in welchem dieſer Aeußerungen
wiedergibt, die ihm gegenüber ein Finanzmann aus der
Umgebung des Herrn Behrens, des Direktors der
Dresdener Bank, gelegentlich einer Unterhaltung in
Ber=
lin getan haben ſoll. Die Aeußerungen bringen eine ſehr
peſſimiſtiſche Beurteilung der finanziellen und
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſe Deutſchlands zum Ausdruck. Das
um=
laufende Geld ſei nur fiktiv; des im Lande befindlichen
Goldes habe ſich die Regierung bemächtigt. Lieferanten
ſei eröffnet worden, daß ſie ihr Gold bei der Reichsbank
einzuzahlen hätten, wenn ſie auf Regierungsaufträge
rechnen wollten. Die Zeichnung auf die zweite
Kriegsanleihe ſei im Grunde nur eine
Scheinzeich=
nung, da die Darlehenskaſſen auf jede Zeichnung einen
Vorſchuß von 90 Prozent leiſteten. Wenn hiernach das
Publikum ſieben Milliarden zeichnete, ſo bringe die
Zeichnung in Wahrheit nur 700 Millionen. Wie lange
werde ſich dieſes Spiel noch aufrecht erhalten laſſen?
So viel Angaben ſo viel Unwahrheiten.
Nie=
mals hat die deutſche Regierung die Vergebung von
Lie=
ferungen an die Bedingung der Abgabe von Goldmünzen
an die Reichsbank geknüpft, oder ſonſtwie mittelbar oder
unmittelbar Lieferanten zur Abgabe von Goldmünzen
veranlaßt. Richtig iſt, daß der Goldſchatz der
Reichsbank während des Krieges eine ganz
außerordentliche Verſtärkung erfuhr. Am 30.
Juli 1914 ſtellte er ſich auf 1253 Millionen Mark, am
7. Juli 1915 war er auf 2390 Millionen Mark, alſo um
1137 Millionen Mark, geſtiegen. Von dieſer Vermehrung,
die in England und Frankreich großes Aufſehen erregte
und noch erregt, entfallen 205 Millionen auf die
Ueber=
weiſung des Reichskriegsſchatzes. Der Reſt wurde —
ab=
geſehen von einigen aus dem Auslande eingegangenen
Beträgen — der Reichsbank freiwillig aus dem Verkehr
im Umtauſch gegen Reichsbanknoten zugeführt. Daß der
in Deutſchland befindliche Goldvorrat
da=
mit noch lange nicht erſchöpft iſt, ergibt ſich klar
aus den Woche für Woche fortdauernden Goldzuflüſſen.
Gerade der Umſtand, daß während eines ſo ungeheueren
Krieges die Bevölkerung die Goldmünzen freiwillig zur
Zentralnotenbank trägt und dagegen Noten fordert, iſt
ein Vorgang, der in der Münz= und Bankgeſchichte aller
Länder und Völker ohne Beiſpiel daſteht, und liefert einen
überzeugenden Beweis für die Vollwertigkeit und den
unerſchütterlichen Kredit der Reichsbanknoten. Die
zweite Kriegsanleihe wurde in einer Höhe von
mehr als neun Milliarden Mark gezeichnet.
Zum Zwecke der Einzahlung auf dieſe Anleihe konnten
Darlehen bei den Reichsdarlehenskaſſen entnommen
wer=
den; aber nur gegen die Verpfändung anderweitiger
Effekten oder ſolcher Kriegsanleiheſtücke, die bereits vor
der Darlehensentnahme voll bezahlt waren, und zwar
nicht bis zu 90, ſondern höchſtens bis zu 75 Prozent des
Wertes der Pfänder. Auf bloße Zeichnung wurden
Dar=
lehen überhaupt nicht erteilt. Die Inanſpruchnahme der
Darlehenskaſſen war indes ganz überraſchend geringer.
Sie betrug am 15. April, am Tage nach dem erſten
Ein=
zahlungstermin, nur 521 Millionen Mark. Am 7. Juli
1915, nach Ablauf der drei erſten Einzahlungstermine,
die zur Einzahlung von 70 Prozent verpflichteten, waren
auf die Anleihe insgeſamt 8669,4 Millionen Mark (95,2
Prozent der Geſamtzeichnung) bar eingezahlt. Die
In=
anſpruchnahme der Darlehenskaſſen hatte bis zu dieſem
Tage ſich auf 399 Millionen Mark vermindert, ſodaß
nicht mehr als 4,6 Prozent der eingezahlten Summe durch
Darlehen der Darlehenskaſſen gedeckt waren.
Aber wer iſt denn der deutſche Finanzmann,
der die in dem Artikel enthaltenen wahrheitswidrigen
Behauptungen aufgeſtellt haben ſoll? Maurice Strauß
bezeichnet ihn, wie erwähnt, als einen Mann aus der
Umgebung des Herrn Behrens, des Direktors der
Dres=
dener Bank. Tatſächlich exiſtiert jedoch kein einziger
Direktor der Dresdener Bank namens Behrens
und hat ein ſolcher auch niemalse xiſtiert. Es läßt
Die Streife nach Kurland.
(Zur Veröffentlichung genehmigt.)
„Heute nacht brechen wir auf! Wir ſollen hoch nach
Norden ins ruſſiſche Gebiet vorſtoßen und haben einige
Sonderaufträge!” Wie klang das herrlich, wie ſchnell war
alles bereit! Durch dunkle, wolkenverhangene Nacht, die
vom zunehmenden Mond nur auf Minuten durchleuchtet
wurde, ging es die erſten Stunden. Schwer erkennbar der
Weg, der oft durch Wälder führte, die Offiziere mit der
Taſchenlampe die Karte verfolgend. Als wir eben wieder
einen tiefdunkeln Wald durchſchritten haben, ſteht links am
Horizont ein helles, ſtahlblaues Band. Die Nordſee! hört
man aus eines Dragoners Mund. Bald iſt das blaue
Band von lichten, roſigen Wölkchen umgeben und die
erſten Sonnenſtrahlen zucken über die Erde. Wie reitet
ſichs köſtlich im Morgenſonnenſchein! Weithin endlos
un=
überſehbar dehnt ſich die ruſſiſche Ebene, die einſt zur
Eis=
zeit von einem rieſigen Gletſcher bedeckt und von ihm platt
gepreßt und geſchliffen wurde wie ein Kuchenteig. Zu
bei=
den Seiten des ſchlechten, ungepflegten Weges, den viele
Hunderte recht einfacher Brücken überqueren, die Sümpfe,
Gräben, Bäche und Flüſſe überbrücken — meiſt nur ſind
ſie aus loſen Balken gefügt, häufig gebrochen, ſodaß ſie
durch den Moraſt hindurch umgangen werden müſſen —
bis an den kiefernbeſtandenen Horizont weite, endloſe
Fel=
der von ſtets gleichem Ausſehen: mit Findlingen,
mäch=
tigen Steinen und Blöcken überſät, entweder ſchlecht
ge=
pflügt und dünn beſtanden, oder mit Heidekraut und noch
ganz kahlen, ſilberſchimmernden Birken beſtanden,
zwi=
ſchen denen der Rebhahn ruft, über die der Kiebitz fliegt
und der Storch ohne Flügelbewegung dahinzieht.
Arm=
ſelige Gehöfte und kleine Dörflein zerſtreut über die weite
Ebene: faſt niemals ein Haus mit Ziegeldach, nur
zer=
zauſte und verwahrloſte Strohdächer, den Ziehbrunnen
im Hofe hübſch neben dem Jauchentümpel, wenige
moos=
überwucherte Obſtbäume um das Wohnhaus, das mit
win=
zigen, unregelmäßigen Fenſtern in der brettergefügten
Hauswand unſauber in die Sonne ſtarrt. Verängſtigte
Landleute, Bündel in der Hand, eine Lade auf dem
Hand=
karren, die Weiber faſt immer von einem ſtattlichen
Kin=
derrudel umgeben, ziehen über die Felder und blicken
un=
ſicher auf unſere ſtattlichen Reiter, die ihnen freundlich
zunicken. Mächtige, turmähnliche Windmühlen, die
Sproſſenflügel mit feſtem Leinen verſtärkt, recken ihre
Kreuzarme in die Luft oder drehen ſich emſig im
ſchnei=
denden Nordwind. Denn bitterkalt pfeift der uns
ent=
gegen, trotz der Sonne und trotz ſchneller Bewegung
durch=
dringend bis ins Mark, Wolken von Staub uns ins
Ge=
ſicht ſchleudernd. Ohne Ruh, faſt ohne Raſt, geht der Ritt
den ganzen Tag hindurch, kaum, daß die müden Pferde
ſchnell einmal an einem ſchlammigen Graben ihren Durſt
löſchen können; bald ſind alle Schleimhäute gereizt, die
tränenden Augen ſind verklebt, der Gaumen trocken, die
Lippen aufgeſprungen, die Haut gerötet und von dünner
Schmutzkruſte bedeckt: das iſt ja alles ganz gleicht wir
wollen und müſſen vorwärts, nur vorwärts nach Norden
um die Ruſſen zu überraſchen. — So geht es 5, 6 Tage
lang weiter. In der Nacht einige Stunden unausgezogen
auf dem Stroh; wie wohl tut die Wärme des auf einem
Bauernherd ſchnell entfachten Feuers, wie köſtlich ſchmeckt
die warme Fleiſchſuppe, die man mit dem aus der Taſche
gezogenen Löffel ſich einverleibt; wenn gar ein heißer Tee
oder Kaffee das Mahl krönt, deſſen Hauptbeſtandteil ein
derbes Stück Kommißbrot und ein tüchtiges Stück Schinken
bildet, ſo iſt man wunſchlos und ſtreckt ſich behaglich auf
das kniſternde Stroh. Wohlgeſinnt iſt der Gott des
Schla=
fes dem Krieger; nach wenigen Minuten füllt melodiſches
Getön das Prunkgemach bis zum Morgen, der allerdings
um 3 Uhr die weiß=roten Lanzenfähnchen der Dragoner
ſchon wieder in ſeinem Lichte hell aufleuchten läßt.
Die Sprengung.
Geſichert reitet das Regiment. Vorn und zu beiden
Seiten umgeben von ſpähenden Patrouillen. Da fallen
links vorn die erſten Schüſſe: man ſieht mit dem Glaſe
unſere abgeſeſſenen Reiter auf eilig davonſprengende
ruſ=
ſiſche Reiter feuern. Meldereiter kommen von vorn: das
vor uns liegende Dorf, der Wald rechts vorn ſind von
ſtarken feindlichen Kräften beſetzt. Stärkere Abteilungen
unſerer Dragoner gehen vor. Bald knattert es fröhlich
zu beiden Seiten. Ein Dutzend unſerer Leute reiten eine
ſchneidige Attacke auf eine halbe Ruſſenſchwadron, die
eilig die Schnelligkeit ihrer Pferde verſucht. Wir halten
an einem Kreuzweg. 2 Dragoner nahen im Trab einige
Ruſſen an die Pferde gebunden. Der eine unſerer
Lanzen=
reiter ſchimpft fürchterlich: „Auf 10 Meter hat mich der
Hund noch beſchoſſen; ich habe ihm aber gegeben.” Nicht
hören will der Ergrimmte auf den Einſpruch: „Auch der
hat ja nur ſeine Pflicht getan.” Ich verbinde den rechten
Arm des Koſaken, dem vom mächtigen Streiche des Dra=
gonerſäbels beide Knochen am Ellenbogen durchſchlagen
ſind. Unſicher ſtarren die Koſaken uns an: ſie fürchteten,
gehängt oder erſchoſſen zu werden; nun erhalten ſie Brot
und Waſſer und gütige Worte. Willig erzählt der eine
unſerem Dolmetſcher, einem freiwilligen Unteroffizier was
dieſer ihn über Art und Stärke der uns
gegenüberliegen=
den Truppe fragt. Da ein Donnerlaut! Unſere inzwiſchen
vorgeſchobene Sprengabteilung hat die Bahn zwiſchen der
Feſtung K. und der Stadt L. in Arbeit, dazu den Bahnhof
in &. Nun ſchallt es Schlag auf Schlag, hoch fliegen die
Steinwolken, bald lodern die Bahnhofsgebäude hell auf.
Die Weichen, die Schienen, die Schwellen werden
ver=
nichtet, die Bahnlinie gänzlich unterbrochen, ſodaß die
Wiederherſtellung lange Zeit erfordern wird. Auch eine
Brücke der gleichen Bahn weiter nördlich wird zu gleicher
Zeit einer freundlichen Behandlung unterzogen. Zerſtörer
Krieg, brav haſt du deine Arbeit getan!
Das Nachtgefecht.
Ein gutes Quartier! Viel wert nach den mächtigen
Anſtrengungen der Tage. Zwar kein Bett, das wünſcht
man kaum, doch ein weiches Lager in ſauberem Hauſe,
dazu freundliche, deutſchſprechende Leute und gute
Be=
wirtung. Wie dankbar aber auch iſt des rauhen Kriegers
Herz. Ich denke einen langen Schlaf zu tun. Nach einer
halben Stunde fallen die erſten Schüſſe. Nitſchewo! Wir
ſind in Rußland; das tut nichts! Granaten fallen in die
Stadt, eine, zwei, vier! In zwei Minuten bin ich auf
der Straße bei meinem Sanitätswagen. Heraus aus der
beſchoſſenen Stadt! Tiefes Dunkel, ein wildes Toſen und
Brauſen der durcheinander flutenden Truppen. Wer
be=
fiehlt? Was iſt? Dort am Waldesrand ſtehen unſere
Maſchinengewehre, hier an der Brücke liegen unſere
Dra=
goner im Anſchlag. Was iſt? Anſcheinend ein ruſſiſcher
Durchbruch mit ſtarken Kräften durch unſere kecke
Streif=
ſchar. Wir werden ſie ſchon kriegen; nur heraus aus der
Stadt und von der einen waldeingezwängten Straße
müſſen wir erſt. Alſo 3 Kilometer zurück! Brauſen,
Toſen! Wie ſingen die Kugeln um uns! Wie ſchrecklich
ſchien der Anblick eines rechts ſeitwärts von uns
platzen=
den Schrapnells. Mir perſönlich wird meine äſthetiſche
Freude über das Schlachtenfeuerwerk leider arg getrübt
durch die Ungewißheit über das Schickſal meines Sohnes,
der vorn in erſter Reihe ſteht. Da unten im Dunkel tobt
die Hölle; brutal klingt das ruſſiſche Hurragebrrüll in
das Ohr. Nun nimmt die Verſorgung der Verwundeten
ſich deshalb wohl annehmen, daß Maurice Strauß ſeinen
Gewährsmann ebenſo erfunden hat, wie die Fiktiven des
Direktors der Dresdener Bank, zu deſſen Umgebung der
Gewährsmann gehört haben ſoll, und wie die fiktiven
Behauptungen, die er dieſem Gewährsmann in den Mund
legt.
Die Frage der Volksernährung.
* Berlin, 14. Juli. Laut Berliner Tageblatt
werden der bayeriſche und der preußiſche
Städteverband zu einer gemeinſamen Sitzung
zu=
ſammentreten, um die Richtlinien zu einem gemeinſamen
Vorgehen aller deutſchen Städte in der Frage der
Le=
bensmittelfürſorge feſtzulegen.
* Berlin, 14. Juli. Der Münchener Magiſtrat
überwacht jetzt die feſtgeſetzten Lebensmittelpreiſe
ſcharf; ſie dürfen 14 Tage lang nicht erhöht werden.
Zu=
rückgehaltene Waren werden beſchlagnahmt und für
Rechnung des Beſitzers zu den feſtgeſetzten
Höchſt=
preiſen verkauft.
* München, 13. Juli. Die Ernte verſpricht in
Bayern einen guten Ertrag, wie übereinſtimmend
aus Ober= und Niederbayern, Unterfranken und der Pfalz
berichtet wird. Da das Korn trocken gewachſen iſt, wird es
ein vorzügliches rentables Mehl geben. Beſonders
früh=
zeitig begannen die Erntearbeiten im Maintal. Auch in
der Paſſauer Gegend wurde der Kornſchnitt früher wie
ſonſt vorgenommen, ebenſo in der Pfalz, wo die
Körner=
bildung etwas zu wünſchen übrig läßt.
* Stuttgart, 14. Juli. Um den Auswüchſen
des Zwiſchenhandels und des wucheriſchen
Treibens im Groß= und Kleinhandel mit
Gegenſtänden des täglichen Bedarfes (Brot,
Mehl, Fleiſchwaren, Kaffee, Tee, Kakao, Gemüſe, Milch,
Holz, Kohlen, Leuchtöl und Seife) entgegenzutreten, hat
das Stellvertretende Generalkommando des 13.
Armee=
korps verfügt, daß mit Gefängnis bis zu 1 Jahr
beſtraft wird, wer beim Verkauf bzw. Einkauf
unver=
hältnismäßig hohe Preiſe bietet, fordert
oder annimmt, wer zum Verkauf beſtimmte
Gegen=
ſtände zurückhält und wer als Verkäufer ohne Grund
einem Käufer die Abgabe ſeiner Urkaufsgegenſtände
ver=
weigert.
Ruſſiſches.
* Petersburg, 14. Juli. (W. T. B. Nichtamtlich.)
Der Miniſterpräſident Goremykin empfing eine
aus=
gewählte Abordnung des Seniorenkonvents
der Duma und erklärte, die Wünſche des Konvents dem
Miniſterrat vorlegen zu wollen. Erwiſſenicht, was
die Duma in dem jetzigen Zeitpunkte überhaupt
hel=
fen könne. Die Lage ſei viel beſſer, als
viele Uneingeweihte ſich vorſtellen
wür=
den. (!) Ein Mitglied der Abordnung bat um die
Aus=
gabe von Verluſtliſten, da ganz phantaſtiſche Schätzungen
in der Bevölkerung herrſchten. Goremykin erklärte, daß
die ruſſiſchen Verluſte nicht ſo groß ſeien, wie die
deut=
ſchen Zeitungen ſie angeben.
* Berlin, 14. Juli. In Petersburger politiſchen
Kreiſen bildet das Tagesgeſpräch, wie der Voſſiſchen
Zei=
tung berichtet wird, die angeblich bevorſtehende
Ernen=
nung Samarins zum Prokurator des
heili=
gen Synod. Bei ſeiner Energie und ſeinen ganz
inti=
men Beziehungen zu den allerhöchſten und Hofkreiſen wird
ſich Samarin nicht damit begnügen, Reſſortminiſter für
Kultus zu ſein, ſondern die geſamte ruſſiſche Politik
be=
einfluſſen. Die Birſhewija Wjedomoſti ſagt, Samarin ſei
fanatiſch dem Abſolutismus ergeben und Gegner der
Ver=
faſſung und des Parlamentarismus nach europäiſcher Art
Wenn er zur Macht gelangt, wird er ein Rußland nach
ſeiner Art ſchaffen unter der Fahne der Selbſtherrlichkeit.
Eine ſchwere engliſche Niederlage.
* Wie aus London gemeldet wird, hat der engliſche
Finanzminiſter Me Kenna bekanntgegeben, daß die
Zeich=
nungen auf die neue engliſche
Kriegs=
anleihe einen Geſamtbetrag von 600 Millionen Pfund
Sterling oder 12 Milliarden Mark ergeben haben. Die
Köln. Ztg. ſchreibt hierzu:
Herr Me Kenna wird ſich nicht im unklaren darüber
ſein, daß dieſer Zeichnungserfolg der mit ſo großer
Re=
klame angekündigten neuen engliſchen Anleihe eine ſchwere
Niederlage der ganzen engliſchen Finanzwirtſchaft
bedeu=
tet. Er ſelbſt hat ſeinerzeit hervorgehoben, daß er ein
Zeichnungsergebnis von etwa einer Milliarde Pfund als
das Maß deſſen anſehe, was bei Begebung dieſer Anleihe
erwartet werden dürfe, und was er als Höchſtgrenze an
nehmen könne. Nunmehr ſind es 400 Millionen Pfund
oder 8 Milliarden Mark weniger geworden, als Herr
Me Kenna anſcheinend erwartet hatte. Dabei muß man
berückſichtigen, daß die neue Kriegsanleihe dem engliſchen
Publikum Ertragsausſichten bietet, wie ſie ſonſt am
eng=
liſchen Markt gänzlich unbekannt ſind. Iſt ſie doch mit
einem Zinsfuß von 4½ Prozent ausgeſtattet, während bis
dahin engliſche Konſols nur 2½ Prozent Zinſen brachten
und auch die erſte engliſche Kriegsanleihe nur 3½ Prozent
abgeworfen hatte. Wenn trotzdem das
Zeichnungsergeb=
nis nicht größer geworden iſt, ſo drückt ſich darin ein
weit=
gehendes Mißtrauen des engliſchen Publie
kums in die Finanzwirtſchaft des
briti=
ſchen Reiches aus. Weit mehr fällt noch ins Gewicht,
daß die 12 Milliarden Mark, die bei der Zeichnung
heraus=
gekommen ſind, nicht etwa diejenigen Mittel darſtellen, die
nunmehr der britiſchen Finanzverwaltung für die Zwecke
des Krieges neu zufließen, ſondern daß daran noch ein
erheblicher Abzug zu machen iſt, weil, wie bekannt,
ſo=
wohl die 2½%=Konſols als auch die Schuldverſchreibungen
der erſten Kriegsanleihe gegen die neue Anleihe
umge=
tauſcht und in Zahlung gegeben werden konnten. Wie
groß die umgetauſchten Beträge älterer Anleihen ſind,
läßt ſich vorläufig nicht erſehen, man wird aber kaum
fehlgehen, wenn man annimmt, daß mindeſtens etwa die
Hälfte jener 600 Millionen Pfund auf umgetauſchte ältere
Anleihen entfallen. Das iſt eine unter engliſchen
Geſichts=
punkten noch ſehr günſtig aufgeſtellte Rechnung, die
er=
geben würde, daß der britiſchen Finanzverwaltung 300
Millionen Pfund Sterling oder 6 Milliarden Mark an
neuen Mitteln für Kriegszwecke zufließen werden. Daß
man damit nicht weit reichen wird, liegt bei den
gewal=
tigen Erforderniſſen, die der Krieg auch an die engliſche
Finanzwirtſchaft ſtellt, auf der Hand. Nicht nur in
Eng=
land, ſondern auch vor der ganzen neutralen Welt
be=
deutet dieſes Ereignis der britiſchen Kriegsanleihe einen
gewaltigen Mißerfolg, der ohne weiteres als
ſchwere Niederlage Englands in dem großen
Krieg gedeutet werden darf, der ja in erſter Linie ein
Wirtſchaftskrieg iſt, alſo auch wirtſchaftliche Erfolge und
Mißerfolge werten muß. Es iſt kaum nötig, dem
gegen=
über an den glänzenden Erfolg zu erinnern, den die
deut=
ſche zweite Kriegsanleihe hatte. Nicht weniger als 9,06
Milliarden Mark brachte damals das deutſche Volk allein
aus eigener Kraft auf. England dagegen konnte ſich bei
der Aufnahme ſeiner Kriegsanleihe auf die Kolonien und
die ausgedehnten Beſitzungen des britiſchen Reiches
ſtützen und hat zweifelsohne dieſe alle in ausgedehntem
Maße zur Zeichnung mit herangezogen. Hat es doch ſogar
verſucht, Teilbeträge ſeiner Anleihe in den Vereinigten
Staaten wie auch in den ſkandinaviſchen Ländern und in
Holland unterzubringen. Das alles hat ihm nichts
ge=
holfen. Nur 600 Millionen Pfund ſind den gewaltigen
Anſtrengungen zum Trotz aufgebracht worden. Das
ge=
nügt wohl zur Kennzeichnung des Zuſtandes, in dem ſich
die britiſche Kapitalkraft jetzt befindet.
Aus dem engliſchen Unterhauſe.
* London, 14. Juli. (W. T. B. Nichtamtlich.)
Un=
terhaus. Simon ſagte auf eine Anfrage, daß in der
letz=
ten Woche 1140 Fremde interniert und 573
heim=
geſchickt wurden. Aſquith ſagte auf eine Frage, er
hoffe, daß die Paxlamentsſeſſion Ende Juli
ſchließe. Addiſon ſagte in einer Antwort, daß ſich bisher
89266 Munitionsarbeiter gemeldet haben. Es
ſei noch unſicher, wieviele ihrer gegenwärtigen
Beſchäfti=
gung entzogen werden könnten. Die Abgeordneten
Mark=
ham, Lynck und Dalziel ſtellten ſechs Fragen verſchiedenen
Inhalts. Markham fragte, ob der Premierminiſter
zu=
ſichern wolle, daß unfähige Beamte aus dem
Kriegs=
amt entlaſſen würden. Lynck wünſchte eine Debatte
über die Kriegsführung und Gründe für die
Ein=
ſetzung eines Geſchoßminiſteriums. Dalziel wünſchte eine
Debatte über die Rede Haldanes. Aſquith erklärte,
alle Fragen zuſammen zu beantworten, und ſagte dann:
Es iſt nicht im öffentlichen Intereſſe, daß ich
mehr ſage, als daß ich gegenwärtig keine öffentlichen
Mitteilungen machen kann, und daß eine Debatte unter
den obwaltenden Umſtänden keinem guten Zwecke dienen
und den beſten Intereſſen der Nation ſchaden würde.
(Beifall.) Der Nationaliſt Healy fragte, ob Aſquith dem
Hauſe mitteilen könne, woher Dalziel Informationen
be=
ſitze, die ſich anderen entzögen. Aſquith ſagte, er könne die
Frage nicht beantworten. Markham fragte: Sollen wir
alſo annehmen, daß Beamte, die in ihrer amtlichen
Tätig=
keit verſagten, im Amt bleiben ſollen? Aſquith erwiderte
mit Schärfe, man ſolle nichts Derartiges annehmen. Der
ehrenwerte Abgeordnete ſolle annehmen, was er, Aſquith,
ſagte, das ſei der überlegte Entſchluß der Regierung und
entſpreche dem Gefühle der großen Mehrheit des Hauſes
und der Nation. Dalziel fragte, ob Aſquith mit Lloyd
George übereinſtimme, daß Haldanes
Aeuße=
rungen ungenau und unvollſtändig geweſen ſeien.
Aſ=
quith erwiderte, indem er ſagte, er habe nichts
hinzuzu=
fügen. Lynck fragte: Läßt nicht der Stand der Dinge eine
große Unfähigkeit und koloſſale Fehler der
leitenden Stelllen erkennen? Der Sprecher
be=
merkte: Das wird die Debatte! Pringle fragte: Hält
Aſquith es für richtig, daß dieſe Debatte in der Preſſe
fortdauern ſoll, während ſie im Parlament
ver=
boten bleibt? Aſquith lehnte die Antwort ab, da die
Frage ſich nicht aus den früheren Fragen ergebe. Thorne
(Arbeiterpartei) rief dazwiſchen: Welch eine glückliche
Familie! Mac Kenna ſagte noch über die Anleihee:
Ein Ertrag von 800 Millionen &, wie er von den
Blät=
tern genannt worden ſei, ſei von der Regierung weder
er=
wartet noch erhofft worden. Die Geſamtzahl der Zeichner
bei der Bank von England habe 547000 betragen. Die
Bank von England habe 570 Millionen & erhalten. Auf
der Poſt ſeien 15 Millionen gezeichnet worden.
Der Streik eine Geſetzesübertretung.
* London, 14. Juli. (W. T. B. Nichtamtlich.) Der
Munitionsminiſter kündigte geſtern an, es werde eine
Verordnung erſcheinen, durch welche jeder Streik in dem
Kohlenbezirke (Südwales) für eine
Geſetzesüber=
tretung erklärt wird.
Die Bergleute von Südwales.
* London, 14. Juli. Die Morningpoſt meldet: In
Cardiff fand eine Verſammlung der
Abgeord=
neten der Bergleute von Südwales ſtatt. Sie war
von 304 Abgeordneten beſucht, die 136 493
Bergarbei=
ter etwa 65 Prozent der geſamten Arbeiterſchaft des
Reviers, vertraten. Die überwältigende Mehrheit lehnte
den Vorſchlag des ausführenden Ausſchuſſes ab, daß die
Arbeit während der weiteren Verhandlungen mit der
Re=
gierung fortgeſetzt werden ſoll. Eine noch größere
Mehr=
heit verwarf den Antrag, eine namentliche Abſtimmung
aller Arbeiter zu veranſtalten. Angenommen wurde allein
der Antrag, daß die Verſammlung an den
ur=
ſprünglichen Beſchlüſſen feſthält. Die
Kon=
ferenz ging auseinander, ohne eine neue Verſammlung
vorzuſehen. Heute läuft die 14tägige Periode der
täg=
lichen Arbeitskontrakte ab, die am 30. Juni für die Dauer
der Verhandlung bewilligt wurden. Die Nachricht von
dem Beſchluſſe der Bergarbeiter in Südwales ſchlug, dem
Daily Telegraph zufolge, wie eine Bombe ein. Die Blätter,
führen übereinſtimmend aus, daß die Führer die Macht
über die Arbeiter verloren hätten. Man erachtet Lkoyd
George des Verſprechens entbunden, daß er die Bergleute
mich in Anſpruch; der flotte, fröhliche Rittmeiſter, den ich
eben noch an der Brücke mit ſeinen Leuten liegen ſah,
kommt und ſtützt mit dem linken ſeinen rechten Arm. Einen
Platz im Sanitätswagen verſchmäht er. „Da kann ein
Schwerverwundeter hinein.” Ich helfe ihm auf den Boch
des Wagens. Einen Leutnant mit Knochenſchuß im
rech=
ten Arm legen wir auf die Bahre und laden ihn ein in den
Wagen. Hinter einer Scheune, um die die ruſſiſchen
Schrapnells heulen, verbinde ich ſechs, acht Verwundete,
lade ſie auf ſchnell requirierte, ſtrohgefüllte Bauernwagen
und laſſe ſie ſchnell abfahren. Mit dem Kommandeur
reite ich im Schritt durch das Schrapnellfeuer. Zu
Tra=
ben verſchmäht er. An einer Waldecke ſpähen wir nach
dem Feinde, von Koſakenkugeln umſchwirrt. Unten iſt
das Toben verhallt, nur einzelne Schüſſe fallen noch. Auf
roſigen Flügeln kommt das erſte Morgenrot. Gott ſei
ge=
lobt, man kann wieder ſehen. Auf einem grünen Felde
ſteht ein Trupp Reiter, eine Schwadron höchſtens. Das iſt
unſer Regiment. Heiſer klingt des Kommandeurs Stimme:
Guten Morgen, Leibdragoner! Das war ein ſchwerer Tag
heute; ich weiß, daß ihr nur vor ſtarker Uebermacht
aus=
gewichen ſeid, und hoffe, daß ihr bald Gelegenheit haben
werdet, zu zeigen, was ihr könnt! Ich frage nach meinem
Sohne: nur zwei von ſeiner Schwadron ſind da; wo die
anderen ſind, weiß niemand. Mit grimmigem Schmerz
reite ich neben dem Kommandeur, lange, lange in
tie=
fem Schweigen. Eine Häuſer= und Baumgruppe, Reiter
dabei erkennbar. Es ſind unſere Dragoner und Artillerie.
Wir darauf los. Lebt mein Sohn? Ja, er iſt nicht
ver=
wundet. Wie kann ein Menſchenherz jubeln mitten aus
tiefem Leid heraus. — Etwa 50 Mann fehlen vom
Re=
giment; auch von ihnen kommen in den nächſten Tagen
noch einige wieder. Ich verbinde Verwundete, eine ganze
Reihe. Wieder naht ein Wagen mit blutiger Fracht. Ein
prächtiger 18jähriger Junge, geſtern noch fröhlich und
mutig, liegt neben anderen; ich ſehe eines Sterbenden
Augen. Auch ſein Nebenmann, der mit dem zerſchmetterten
Schädel, wird den Tag nicht ſinken ſehen. Wie hatteſt
du heute Arbeit, du mit der Senſe! Weg ihr Gedanken;
wer fällt, ſtirbt für ſein Vaterland. Dulce et decorum est!
Die Gefangenen.
Schon aus unſerem Nachtgefecht brachten wir 40
Ge=
fangene mit, und deren Anzahl wuchs in den nächſten
Tagen ſchnell . Sie liefen faſt von allein zu; wenn ein Zug
unſerer Dragoner eine Attacke auf eine vielmal ihnen an
Zahl überlegene Abteilung ritt und mit Hurra und Kara=
binerſchüſſen ihnen zuſetzte, ging die Sache etwas ſchneller
Bald hatten wir mehr von den Ruſſen, als wir ſelbſt
ſtark waren. Gutwillig folgten die meiſten, froh, den
Ge=
fahren des Krieges entronnen zu ſein und wieder beſſer
und regelmäßiger verpflegt zu werden, als ſie es in den
letzten Wochen gewöhnt geweſen waren. Wenigſtens
ver=
ſicherte ein ruſſiſcher Landſturmkapitän, den wir an
unſe=
rem Eſſen — Schinken und gebratene Kartoffeln —
teil=
nehmen ließen, daß er und ſeine Leute ſeit 5 Tagen faſt
ohne Nahrung und ohne Schlaf geweſen ſeien. Da er
behauptete, ſein Oberſt liege erſchoſſen im Walde, ſtellte
unſer menſchenfreundlicher Kommandeur zu deſſen
Beerdi=
gung ein Kommando, dem ich mich mit meinem Sohne
und dem Kapitän anſchloß. Der Letztere, im Zivil Juriſt
war ein gebildeter Mann, der ſich franzöſiſch auszudrücken
verſtand. Er verſicherte trotz ſeiner augenblicklich ſchlechten
Lage, daß er Rußland für unbeſiegbar halte, war aber
von den deutſchen Erfolgen und Fortſchritten nicht
unter=
richtet. Als wir dem Ort, an dem der gefallene Oberſt
liegen ſollte, nahe kamen, begegnete uns wieder ein ſtarker
Trupp ruſſiſcher Gefangener, und an deſſen Spitze der
tot=
geglaubte Oberſt. Das gab unter Küſſen, Umarmungen
und Tränen ein rührendes Wiederſehen zwiſchen den
bei=
den Offizieren, das auch uns ergriff. — Mehrere der
Gefangenen, ſo auch der eine Kapitän, waren im Kriege
von ihren Frauen begleitet. Drollig war der Abſchied, doch
vielleicht auf recht lange Zeit, eines Reichswehrmanns
von ſeiner Eheliebſten: Kein Abſchiedswort, kein Blick,
linksumkehrt und ſie rechts. — Für ihre gute Verpflegung
machen die Ruſſen gern ſich uns nützlich. Niemand hat
Sorge, daß ſie ausreißen könnten; daran denken ſie ſelber
am wenigſten. Schwierig iſt der Abtransport der
Gefan=
genenhorde: weit iſt der Weg zu den deutſchen Linien.
Dennoch fehlt keiner am Ziele: im Gegenteil, noch
ver=
ſchiedene Helden ſind dazu gekommen, um die Reiſe in
das gaſtliche Deutſchland mitzumachen, das gezwungen iſt,
alle dieſe Herrſchaften zu ernähren, doch nicht, wie wir
hoffen wollen, ohne ſpäter die Hotelrechnung vorzulegen.
Hinter der Dubiſſa.
Getan war unſere Arbeit, mehrere hundert Kilometer
in wenigen Tagen durchſchritten, geglückt unſer kecker
Vorſtoß. Wir hatten die Bahnen, die Verbindungen des
Feindes zerſtört und hatten, wie es die Abſicht war, ſtarke
Maſſen der Ruſſen auf uns gelenkt, die von den Stellen,
wo um die Entſcheidung gekämpft wurde, von ihnen
weg=
genommen werden mußten. Daß wir, doch immer nur
ein Häuflein, dazu weit in dem unermeßlichen Gebiet
zer=
ſtreut, uns gegen die uns vielfach überlegenen Kräfte des
Gegners auf die Dauer nicht behaupten konnten, war
ſelbſtverſtändlich. Nun aber galt es, den Kopf aus der
Schlinge, in den wir ſelbſt ihn keck geſteckt hatten, möglichſt
ohne allzu ſtarke Einbuße wieder herauszuziehen.
Täg=
liche Gefechte gabs mit den Ruſſen, dazu beſtimmt, den
Gegner über unſere wahre Stärke zu täuſchen.
Wie=
wacker ſchoſſen unſere Leute täglich ſich mit den
über=
legenen Feinden herum. Nicht ſchnell konnten wir zurück:
wir hatten, wenn auch nur wenig, Infanterie bei uns,
mit der wir gleichen Schritt und Tritt halten mußten. Am
letzten Tag hatten die Ruſſen unſere Abſicht, hinter die
ſchützende Dubiſſa zu gehen, erkannt, und nun verſuchten
ſie, uns zu vernichten oder zu fangen. Dieſe freundliche
Abſicht hätten ſie ſicher erreichen können, wenn ſie mit mehr
Ueberlegung und Schneid vorgegangen wären. So
be=
ſchränkten ſie ſich darauf, uns zum herzlichen Andenken mit
ihren Kugeln zu bedenken, und, daß ſie es wirklich guk
meinten, haben wir an dem Tage zur Genüge erkannt.
Als die letzten von der ganzen Truppe ging der Stab
un=
ſeres Regiments mit einer halben Kompagnie Infanterie
zurück. Von beiden Flanken her pfiffen die Koſakenkugeln
um uns; von hinten kamen die Schrapnells; wenig nur
konnte man zu Zeiten für ſein Leben und ſeine
unverletz=
ten Gliedmaßen geben. Mehrmals mußten feindliche
Attacken abgewieſen werden; wir ſahen nach den Schüſſen
die Koſaken von den Pferden fallen. Das Ergebnis der
viele Kilometer hindurch fortgeſetzten Beſchießung war auf
unſerer Seite ein Leichtverwundeter. Leugnen will ich
nicht, daß, als wir bei Einbruch völliger Dunkelheit die
Dubiſſafurt durchritten, neben dem Gefühl der Freude
über den gelungenen kecken Ritt ein Gefühl der
Erleich=
terung und vorläufigen Geborgenſeins unſere Herzen, vor
allem vermutlich das unſeres Kommandeurs, der den
Rükk=
marſch kaltblütig geleitet hatte, durchzog. Den ſchönſten
Lohn aber für alle unſere Verluſte, Anſtrengungen und
Entbehrungen erhielten wir durch die Einſicht, daß es uns
im Verein mit dem gleichzeitigen Vorſtoß anderer
deut=
ſcher Truppen gelungen war, wieder ein tüchtiges Stück
von dem Rieſenkörper Rußlands loszureißen und alles
Land bis zur Dubiſſalinie dem deutſchen Einfluß zu
unter=
werfen. Die Dubiſſaſtellung aber zu halten und zu ſichern,
wird für uns die Aufgabe der nächſten Wochen ſein.
nicht unter das Munitionsgeſetz ſtelle. Wenn das Geſetz
auf die Bergleute ausgedehnt wird, tritt das obligatoriſche
Schiedsgericht in Kraſt. Man glaubt, daß die Drohung
des Munitionsgeſetzes genüge, um den
Aus=
ſtand zu verhindern.
Das Vorbild der Geſittung.
* Berlin, 14. Juli. Die Norddeutſche Allg. Ztg.
ſchreibt: Die Gefangenſetzung der deutſchen
Miſſionare in Südafrika iſt, wie eine neuere
Nach=
richt der Berliner Miſſion beſtätigt, in der Tat nicht
erfolgt. Vielmehr wurde den Geiſtlichen ſeitens der
Regierung geſtattet, auf ihren Poſten zu bleiben.
Bei den Plünderungen der Geſchäfte und
Wohnhäuſer Mitte Mai ſah der Pöbel einfach nach
dem Namen und beraubte und zerſtörte auch Läden, deren
Inhaber nicht die deutſche Staatsangehörigkeit beſaßen,
ja ſogar von ſolchen, die als Hetzer für den Feldzug gegen
Deutſch=Südweſt aufgetreten ſind. (!) Beſonders ſchlimm
ſollen die Ausſchreitungen in Johannesburg
ge=
weſen ſein. Das Pfarrhaus der dortigen deutſchen
Ge=
meinde aber und die Berliner Miſſionsſtation, ſowie die
zu beiden gehörigen Kirchen ſind wie durch ein Wunder
bewahrt geblieben. Den Anſtoß zu dem wüſten Treiben
gaben Nachrichten, die über gleichartige Heldentaten in
England bekannt wurden. Das Mutterland
lieferte der Kolonie ein Vorbild der Geſittung.
Die engliſche Zenſur der neutralen Poſt.
* Stockholm, 13. Juli. Svenska Dagbladet
vom 13. Juli meldet: Geſtern hat die ſchwediſche
Tele=
graphenverwaltung die Nachricht erhalten, daß die
eng=
liſchen Behörden in der Frage der
Telegramm=
zenſur zu einem Entgegenkommen bereit ſeien. Die
Mitteilung beſagt, daß England Telegramme, deren
Be=
förderung den engliſchen Intereſſen ſchädlich ſei, auch
fernerhin der Zenſur unterwerfen müſſe, daß es aber
bereit ſei, dem Abſender von dem Anhalten der
Tele=
gramme telegraphiſch Mitteilung zu machen, ſowie auf
Wunſch bei Telegrammen über 5 Francs die bezahlten
Telegrammgebühren für die Strecke, auf der ſie nicht
be=
fördert werden, zurückzuerſtatten, und zwar bei
Tele=
grammen Schweden-Amerika nur für die Strecke
Eng=
land-Amerika; letztere jedoch nur unter beſonderen
Be=
dingungen. Für Anwendung des ganzen Verfahrens iſt
Vorausſetzung, daß die Regierungen der nordiſchen
Län=
der bei engliſchen Telegrammen, die von den nordiſchen
Zeuſurbehörden angehalten werden, zu einem gleichen
Verfahren bereit ſind.
Die Balkanſtaaten.
Ein Kronrat in Athen.
*⁎* Auf heute Donnerstag war von König
Kon=
ſtantin ein Kronrat anberaumt worden, welcher,
wenn es der Geſundheitszuſtand des Königs geſtattet,
ab=
gehalten werden ſollte, um über verſchiedene brennende
Fragen Beſchluß zu faſſen. Bekanntlich haben die letzten
Parlamentswahllen eine ſchwierige Lage
geſchaf=
fen, indem Venizelos, der infolge des perſönlichen
Ein=
greifens des Königs vom Amte als Miniſterpräſident
zu=
rückgetreten war, wieder eine ziemlich erhebliche Mehrheit
erhalten hat. Wenn auch nicht alle ſeine Anhänger für
die von Venizelos bis zu ſeinem Sturze befolgte Politik
der Aufgabe der Neutralität Griechenlands eintreten und
für die Aufrechterhaltung der letzteren ſich in der neuen
Kammer vorausſichtlich eine Mehrheit finden würde, ſo
ſteht das Kabinett Gunaris noch vor einer Reihe anderer
Probleme, die es ohne eine feſte Stütze im Parlament
nicht gut wird löſen können. Es hat deshalb zu wählen
ob es ſo lange im Amte bleiben will, bis es bei
irgend=
einer Gelegenheit eine Niederlage erleidet oder ob es
gleich demiſſionieren ſoll. Bisher war dieſe Frage
un=
entſchieden geblieben; die Krankheit des Königs hatte die
Löſung verzögert, und es iſt ja erklärlich, daß der Mon=
arch das Kabinett Gunaris, das auf ſeinen Ruf unter
ſchwierigen Verhältniſſen in die Breſche getreten war,
nicht gern gleich wieder opfern möchte, damit Venizelos
den Platz einnehmen kann. Aber als konſtitutioneller
Monarch wird er kaum einen anderen Weg gehen können,
wenn die Kammermehrheit geſonnen iſt, das am Ruder
befindliche Kabinett abzulehnen! Ueber dies alles dürfte
der Kronrat entſcheiden.
Jedoch auch über die von Griechenland im
gegenwär=
tigen Weltkriege weiter einzuſchlagende Politik wird er
Beſchluß faſſen und damit der Regierung — mag ſie nun
die Firma Gunaris oder Venizelos führen — die
Richt=
ſchnur für ihre Haltung geben. In Anbetracht deſſen,
daß der König und die große Mehrzahl der Beamten der
Krone jeder abenteuerlichen Politik fernſtehen, unterliegt
es wohl keinem Zweiſel, daß an der ſtrikten Neutralität
feſtgehalten werden wird. Dabei bietet ſich ſicher auch
Gelegenheit, die Herausforderungen zu beleuchten, denen
Griechenland ſeitens des Vierverbandes ausgeſetzt iſt,
und geeignete Abwehrmaßregeln zu erörtern. Daß die
Regierung den Bau eines einer franzöſiſchen Werft in
Beſtellung gegebenen Kriegsſchiffes zurückgezogen hat,
läßt auf eine gewiſſe Entſchiedenheit ſchließen.
Die Verhandlungen des Kronrats ſind jedenfalls in
dieſem Augenblick auch für Europa von Bedeutung,
ins=
beſondere könnte ein offizieller Beſchluß, an der
Neutra=
lität feſtzuhalten, nicht ohne Einwirkung auf die übrigen
Balkanſtaaten bleiben.
Die Stimmung in Griechenland.
* Von der franzöſiſchen Grenze, 13. Juli,
meldet die Köln. Ztg.: Ein Abgeordneter der griechiſchen
Kammer, der vor einigen Tagen zur Erholung für einige
Zeit in der Weſtſchweiz Aufenthalt genommen hat, gab
hier auf die Frage nach der Lage der Dinge und
der Stimmung in Griechenland die Antwort,
er halte ein Eintreten Griechenlands in den Krieg an der
Seite der Vierverbandsmächte jetzt für ausgeſchloſſen.
Ab=
geſehen von dem Antagonismus mit Italien wegen der
albaniſchen Frage und Italiens Abſichten im Aegäiſchen
Meere und Kleinaſien, habe die öffentliche Meinung eine
derartige Wandlung erfahren, daß, auch wenn es ſtatt
eines mehrere Venizelos gebe, dies nichts mehr ändern
könne. Die Beliebtheit des Königs ſei vollkommen, und
die Armee ſtehe völlig zu ihm. Verſuche, Griechenland
durch Straßenbewegungen in Abenteuer zu ſtürzen,
dürf=
ten mit eiſerner Entſchloſſenheit niedergehalten werden.
Doch nicht einmal dazu werde es mehr kommen, da im
Volke wegen der engliſchen Druckmittel und Schikanen die
größte Erbitterung Platz greife.
Rumänien und der Vierverband.
* (Ctr. Bln.) In einem Telegramm aus Lugano,
ver=
öffentlicht der Berl. Lok.=Anz. einen bemerkenswerten
Ar=
tikel des Bukareſter Secolo=Korreſpondenten Magrini
über die Verhandlungen zwiſchen Rumänien
und dem Vierverbande. Magrini ſtellt feſt, daß
die deutſche Diplomatie in Bukareſt einen großen Erfolg
errungen habe, und daß an den Eintritt Rumäniens in
den Weltkrieg nicht zu denken ſei, wenn ſich die militäriſche
Lage in Galizien nicht von Grund aus ändere. Magrini
macht Bratianu heftige Vorwürfe wegen ſeiner
Hinter=
hältigkeit und ſagt, Rumänien habe den Verſuch gemacht,
die Schuld für ſein Zögern auf Italien abzuſchieben,
in=
dem es Italien vorwarf, daß es zu lange mit ſeiner
Inter=
vention gezögert habe, und daß es die rumäniſchen
Inter=
eſſen nicht genügend vertreten hätte. Auf dieſen Vorwurf
antwortet Magrini mit der bemerkenswerten Feſtſtellung,
daß Italien bereits einen vollen Monat vor ſeinem
Ein=
tritt in den Krieg in Bukareſt den Abſchluß ſeines
Vertra=
ges mit dem Dreiverbande mitgeteilt habe. Daraus geht
hervor, daß Italien einen vollen Monat vor
der Kriegserklärung, alſo am 25. April, zum
Kriege entſchloſſen geweſen iſt. Weiter ſtellt
Magrini feſt, daß Rußland alle Forderungen Rumäniens
— abgeſehen von dem für Serbien vorgeſehenen Banat
— angenommen habe. Rumänien wolle aber trotzdem
nicht früher in den Krieg eintreten, als bis dies ohne jedes
Riſiko geſchehen könnte. Ein rumäniſcher
Generalſtabs=
offizier habe dem Berichterſtatter geſagt, das rumäniſche
Heer ſei zu klein, um gleichzeitig die Grenze gegen
Oeſter=
reich=Ungarn und Bulgarien zu ſchützen. Rumänien
könnte nur dann in den Krieg eintreten, wenn ſeine Armee
ſich der ruſſiſchen anſchließen könnte. Dazu müßten die
Ruſſen aber die Bukowina wieder beſetzen, ſonſt liefe die
rumäniſche Armee Gefahr, von der öſterreichiſch=
ungari=
ſchen in zwei Teile geſpalten zu werden. Auch fehle es
aan Munition und Pferden. Die jetzige Lage
ſchil=
dert Magrini folgendermaßen: Das Bündnis Rumäniens
mit den Zentralmächten ſei nicht gekündigt. Zwiſchen
Bulgarien und Rumänien ſei keine Vereinbarung
getrof=
fen, die Bulgarien zur Neutralität verpflichte. Die
inter=
ventioniſtiſche Oppoſition habe alle Beziehungen zur
Re=
gierung abgebrochen. Interventioniſtiſche
Demonſtratio=
nen finden nicht mehr ſtatt, und das Leben in Bukareſt
fließt ruhig dahin. Vor kurzem fand ſogar eine
Demon=
ſtration zugunſten der Neutralität ſtatt. Die Oppoſition
werde auf dieſe Weiſe um ihr Anſehen gebracht und
Bra=
tianu genieße die allgemeine Zuſtimmung. Ueberzeugt
durch die Ereigniſſe in Galizien, glaube jedermann an
den endgültigen Sieg der Deutſchen. Durch die Arbeit
der deutſchen Agenten habe ſogar der Eintritt Italiens
in den Krieg eine ſchlechte Preſſe gefunden. Schließlich
droht Magrini, Rumänien werde es gehen wie den
törich=
ten Jungfrauen der Bibel, denen Gott, als ſie zu ſpät um
Einlaß baten, antwortete: „Ich kenne Euch nicht mehr!“
Verſtärkung des Kabinetts Bratianu.
* Bukareſt, 14. Juli. (Ctr. Frkft.) Nach einer
Meldung der Bukareſter Dimineata wird der Führer der
konſervativen Partei, Alexander Marghiloman,
deſſen Anſichten über die für Rumänien notwendige
Po=
litik mit denen des Miniſterpräſidenten Bratianu
überein=
ſtimmen, demnächſt in das Kabinett eintreten. In der
Wohnung des Miniſterpräſidenten hat am Montag in
An=
weſenheit aller Miniſter, von Delegierten der
auswärti=
gen rumäniſchen Vertretungen und der Präſidenten der
Kammer und des Senats eine Beratung
ſtattgefun=
den, vor welcher der Miniſter des Aeußern, Porumbaru,
mehrere Stunden mit dem König konferierte. (Frkf. Ztg.)
Die Skutari=Frage.
* Berlin, 14. Juli. Wie der Deutſchen
Tageszei=
tung aus Sofia berichtet wird, hätte der Zaar den
Ge=
neral Kaulbars in wichtiger Miſſion zum König
Ni=
kolaus von Montenegro entſandt.
Wahrſchein=
lich beſtehe dieſe darin, daß der Zar dem König Nikolaus
nahelegen wird, Skutari zu räumen, da Italien gegen die
Beſetzung dieſer Stadt bei den Mächten des
Dreiverban=
des Einſpruch erhoben hat.
Der Anſchlag in, Sofia
* (Ctr. Bln.) Aus Lugano wird der Voſſ. Ztg.
ge=
meldet: Der Secolo erinnert daran, daß gleich zu Beginn
der Vorunterſuchung im Attentatsprozeß von Sofia die
Verhaftung Ghenadiews gemeldet, aber von
der bulgariſchen Geſandtſchäft in Rom ſofort
demen=
tiert wurde. Diesmal hülle ſich die Geſandtſchaft auf
Anfrage in Schweigen. Das Blatt berichtet weiter, der
Hauptangeklagte Pope Anaſtaſoff Vinkenti habe geſtanden,
daß noch eine Reihe von Attentaten geplant
war, ſo beſonders ein Bombenattentat auf König
Ferdi=
nand. Anaſtaſoff habe Ghenadiew nicht freiwillig ver=,
raten, aber man habe in ſeinem Hauſe für Ghenadiew
be=
laſtende Papiere und Telegramme gefunden, aus denen
auch hervorgeht, daß er von Ghenadiew 10000 Franken
erhalten habe. Darauf habe er geſtanden. Der Secolo
ſagt weiter, die Attentate Anaſtaſoffs hätten zureiner Dik=
— Künſtler an der Front. Heiß und ſengend ſtrahlt
die Sonne vom Himmel. Rußlands Wege ſind breite
Staubrinnen, in die die Pferde bis zur Feſſel einſinken.
Nur was noch vor wenigen Monaten zur Zeit der
Schnee=
ſchmelze unergründlicher Schlamm und Moraſt war, iſt
hart und feſt. Die zum Gottesdienſt in früher Stunde
an=
marſchierenden Truppen ſind in eine Wolke von Staub
ge=
hüllt. Der Geſang beim Gottesdienſt klingt unrein und
heiſer. — Alles ſtrebt nach Beendigung der Andacht den
Quartieren zu.
Vor unſerem Stabsquartier im polniſchen Gutshauſe,
das den ſeltenen Luxus eines Klaviers birgt, rattert ein
ſchwerer Parkwagen von den Pionieren vor. Die Pferde
gehen müde in den Schatten der alten Linde, denn ſie
ha=
ben 25 Kilometer hinter ſich. Auf dem Bock ſitzt ein
Train=
fahrer. Die Drillichjacke ſtarrt vor Schmutz, und der
Waf=
fenrock, mit dem er ſich ſchmückt, als er in die Nähe des
Stabes kommt, iſt ſchlecht verpaßt; die Aermel ſind, wie
er ſelbſt ſcherzend meint, einen Kilometer zu lang. Wie
ein Junge, der ſeine Garderobe vom Vater erbt, ſo ſitzt er
drin. — Aber auffallend feine Züge zeigt ſein
ſcharfge=
ſchnittenes Geſicht. Hinter dieſer hohen Stirn, über die
anſtatt der Locke ein wüſter Haarbüſchel ſich drängt, ſteckt
etwas Geheimnisvolles. Einer von uns erkennt ihn: „Das
iſt ja S. . . . . . der Kapellmeiſter aus D.‟ Ungläubig
ſchauen die anderen auf den ſtaubigen, ſchmutzigen
Train=
fahrer. . . . Kopfſchüttelnd gehen ſie’mit ihm ins Zimmer,
wo das Klavier ſteht. Da ſchwindet jeder Zweifel. Eine
Welt von Tönen brauſt wie grollender Donner, ſäuſelt wie
leiſes Wehen durch den Raum. Wir halten den Atem an.
Wir müſſen uns faſt gewaltſam in die Wirklichkeit
zurück=
verſetzen. . . . Nun fängt er an zu ſingen. Das „Ave
Maria” von Schubert klingt klagend in den Morgen hinaus
und weckt ein Echo in der Bruſt der Krieger, die ſich wie
Zaungäſte unter den Fenſtern ſammeln, die den Tönen
lauſchen, als kämen ſie aus einer beſſeren Welt. . .
Unter den Zuhörern lehnt an der Freitreppe ganz in
ſich verfunken ein Feldwebel. Er fällt mir auf. „Nun,
Herr Feldwebel, Sie hören wohl auch gern Muſik?” fragte
ich ihn. Und verklärten Antlitzes ſagt er nur: „Ach, hätte
ich jetzt meine Geige hier!“ — „So, Sie ſpielen auch?”
„Ich bin der Konzertmeiſter B. aus Z.‟ — Die Violine
iſt=
bald beſchafft, und nun ſpielen ſie zuſammen, die beiden
ſo plötzlich entdeckten Tonkünſtler, und die Stunden
ver=
gehen, und die Wirklichkeit verſinkt. — Die Welt der Töne
nimmt alles gefangen, Muſik, die Königin, ſchwingt ihr
Szepter. . . . Da fällt an der Front ein Schuß, und leiſe
ſage ich zu meinem Nachbar: „Und draußen iſt Krieg. .
C.K. „Drückeberger”. Wenn ein Haſe auf der Flucht
vor den Jägern und Hunden einſieht, daß ihn die
Schnel=
ligleit ſeiner Läufe nicht mehr retten kann, drückt er ſich
dicht an den Erdboden heran und hofft dadurch, da ſich
die Farbe ſeines Felles von der Farbe des Erdbodens
oder der Ackerfurche nicht abhebt, ſeinen Verfolgern zu
ent=
kommen. Die Jäger haben ein ſolches Manöver des
Ha=
ſen mit dem Ausdruck „ſich drücken” und den Meiſter
Lampe ſelbſt mit dem Namen „Drückeberger” belegt. Aus
der Jägerſprache wanderten beide Ausdrücke in unſere
allgemeine Sprache, und wir wenden ſie heute in
übertra=
gener Bedeutung namentlich in zwei Beziehungen: in
Hinſicht auf das Steuerzahlen und den Militärdienſt,
viel=
fach an. Steuern zahlt niemand gern; viele ſehen daher
die Drückeberger auf dieſem Gebiet mit milderen Augen
an, mit viel milderen jedenfalls als die, die ſich etwa von
ihrer militäriſchen Dienſtpflicht drücken wollten. Zum
Glück iſt die Zahl der militäriſchen Drückeberger bei uns
ſehr gering, und wir unterſcheiden uns auch in dieſer
Be=
ziehung ſehr vorteilhaft von unſeren Gegnern, bei denen
die Klagen über das Drückebergertum nicht abreißen
wol=
len . . . Wie haben wir uns aber den zweiten
Beſtand=
teil des Wortes „Drückeberger” zu erklären? Wenn wir
ihn damit auslegen wollen, daß jemand ſich durch das
Drücken birgt oder verbirgt, ſo bleibt dabei das
entſpre=
chende Wort „Freiberger” unerklärt. Ein Freiberger im
Theater denkt gar nicht daran, ſich zu verbergen, ſondern er
ſitzt ſtolz auf ſeinem Platze da, den andere teuer bezahlen
müſſen. Wir haben einen Familiennamen Berger, der
ſehr zahlreich verbreitet iſt. Dieſer iſt nicht von „Berg”
abzuleiten, ſondern hält die Erinnerung daran feſt, daß
erein einer Zeit, als wir noch keine feſten Familiennamen
hatten, bei uns in Deutſchland als Perſonenname ſehr
be=
liebt war. Er ſtammt von dem mittelhochdeutſchen Worte
„beraht” (glänzend) her, von dem auch der Berg ſeinen
Urſprung herleitet. In Schweden und Norwegen iſt der
Name Birger noch heute einer der beliebteſten Vornamen;
die Bezeichnungen „Drückeberger” und „Freiberger” die
alſo in derſelben Weiſe zuſammengeſetzt ſind wie etwa
„Faſelhans” „Hemdenmatz” (Mathias) u. a., zeigen uns,
daß der „Berger” einſt auch in Deutſchland ein ſehr
be=
liebter Vorname war. Jetzt, wo wir die Entſtehung der
Bezeichnung „Drückeberger” kennen, verſtehen wir es auch,
wenn tapfere deutſche Soldaten in ihren Feldpoſtbriefen
mitunter ſich ſſelbſt in bezug auf den Schützengraben= und
Deckungskrieg als die reinen Drückeberger bezeichnen. Die
Briefſchreiber ſind Jäger von Beruf oder aus Liebhaberei,
und in deutſchen Waidmannskreiſen iſt die Bezeichnung
des ſich in die Furche drückenden Haſen als „Drückeberger”
noch heute gang und gäbe. Es gibt alſo, wie man ſieht,
bei uns auch tapfere Drückeberger.
Großfürſten=Gelöbnis. Nachdem die ruſſiſche
Heeresmacht in Galizien zuſammengebrochen iſt, wird auch
das Zivil” dem Generaliſſimus Nikolai Nikolajewitſch es
nachfühlen, daß er den Ehrendegen und die 5 (!)
Georgskreuze die ihm der Zar in dem
denkwürdi=
gen Erlaß vom 8. Mai für die Eroberung „
Rotruß=
lands” verliehen hat, als eine ſehr fragwürdige
Berei=
cherung ſeiner Garderobe anſieht. So begreift man, wenn
der Großfürſt jene Auszeichnungen der Mutter Gottes
von Kaſan mit dem Gelöbnis zur Obhut übergab,
ſie erſt nach der Einnahme — Krakaus wieder an ſich zu
nehmen. Auf dieſe Weiſe hat ſich der Großfürſt=
Genera=
liſſimus von jenen peinlichen Gegenſtänden mit einer
hero=
iſchen Geſte getrennt, die hoffentlich gleichfalls dermaleinſt
zu ſeinen ſchmerzlichen Erinnerungen gehören wird.
tatur Ghenadiews führen ſollen. Man bringe in Sofia
auch die ganze Sache mit dem Frontwechſel Ghenadiews
in Verbindung, der früher ein ausgeſprochener Anhänger
Oeſterreichs war und plötzlich ein Anhänger des
Drei=
verbandes wurde, und ſpreche davon, daß eine
Groß=
macht die Hand im Spiele gehabt habe, die ſchon öfters auf
ähnliche Weiſe in das politiſche Schickſal Bulgariens
ein=
zugreifen verſucht habe.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 15. Juli.
Ernannt haben Ihre Königl. Hoheit die
Groß=
herzogin den Oekonomen am Landeszuchthaus
Marienſchloß Georg Holzmann zum Aktuar bei dem
Amtsgericht Ober=Ingelheim.
* Kirchliche Dienſtnachrichten. Ernannt wurden:
Pfarrverwalter Storck zu Darmſtadt zum
Pfarr=
aſſiſtenten an der Martinsgemeinde zu Darmſtadt;
Pfarraſſiſtent Zimmermann zu Bretzenheim zum
Pfarrverwalter daſelbſt. Pfarraſſiſtent Wilhelm Pfaff
zu Gadernheim wurde auf ſein Nachſuchen zwecks
Ueber=
nahme der Pfarrſtelle in Volpertshauſen (Rheinprovinz)
mit Wirkung vom 1. Juni 1915 aus dem Dienſte der
heſſiſchen evangeliſchen Landeskirche entlaſſen.
Pfarr=
aſſiſtent Heinrich Seim zu Michelſtadt wurde auf
ſein Nachſuchen zwecks Uebernahme der Pfarrſtelle in
Grüſen (Konſiſtorialbezirk Caſſel) mit Wirkung vom
1. September 1915 aus dem Dienſte der heſſiſchen
evangeliſchen Landeskirche entlaſſen. Geſtorben iſt:
der evangeliſche Pfarrer Otto Hofmann zu Winnerod
am 8. Juni.
Kriegsauszeichnung. Auguſt Schwab,
In=
haber der Firma Auguſt Schwab jun., Möbelgeſchäft, hat
im Weſten die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille bekommen.
— Kreuz in Eiſen. Eine durch ihre Wohltätigkeit
be=
kannte Dame hat einen größeren Betrag geſtiftet, für den
am Mittwoch nachmittag Schüler der hieſigen Volksſchulen
Nägel einſchlugen.
Von den Vertretern des Kirchenvorſtandes und der
Männervereinigung der Martinsgemeinde wurden
vorgeſtern mehrere Nägel in die Krone des Kreuzes
ein=
geſchlagen, nachdem bereits von dem Frauenverein und
der Kriegsfürſorge dieſer Gemeinde die Nagelung in
gleicher Weiſe ſtattgefunden hatte. Möge das Beiſpiel
der Martinsgemeinde Nachahmung finden!
* Verarbeitungsverbot und Beſtandserhebung von
Seide und Seideabfällen. Mit Wirkung vom 15. Juli ab
iſt die Verarbeitung von roher, unverſponnener Bourette=
Seide und ungefärbten Bourette=Garnen in allen
Num=
mern zu andern als Heereszwecken verboten. Als
Verar=
beitung gilt auch das Färben. (Siehe Bekanntmachung.)
Petroleum=Höchſtpreiſe. Mit dem heutigen Tage
treten die vom Bundesrat beſchloſſenen Höchſtpreiſe
für Petroleum in Kraft; ſie betragen im Kleinhandel
beim Verkauf ab Lager oder Laden 32 Pf., bei Lieferung
ins Haus 34 Pf. das Liter. Uebertretungen dieſer
Be=
ſtimmung werden mit Strafen bis zu 1500 Mk.
oder Gefängnis beſtraft. Die Bekanntmachung iſt
in dem Anzeigenteil des heutigen Blattes abgedruckt.
* Zum Automatenſchwindel. Der Zentralſtelle
zur Bekämpfung der Schwindelfirmen in
Lübeck ſind in letzter Zeit zahlreiche Beſchwerden von
kleinen Geſchäftsleuten zugegangen, wonach dieſe durch
die gewiſſenloſen Reiſenden verſchiedener Berliner und
Fürther Automatenverſandfirmen zu langfriſtigen, weit
über ihre wirtſchaftlichen Bedürfniſſe hinausgehenden
Lieferungsverträgen verleitet wurden. Als Lockmittel
diente vor allem die Zuſage, daß ein Automat gratis
ge=
liefert werde. Erfreulich iſt es, daß die Gerichte gar bald
das Schwindelſyſtem erkannt und die Verträge als
nichtigerachtet haben. Die obengenannte
Zentral=
ſtelle hat nun an Hand ihres umfangreichen Materials
eine Flugſchrift zuſammengeſtellt, worin der
Automaten=
ſchwindel näher erörtert und auch auf die wichtigeren
ein=
ſchlägigen gerichtlichen Entſcheidungen eingegangen wird.
Die Flugſchrift wird ſolchen Stellen und Perſonen, die ihr
Intereſſe an der Bekämpfung des Beſtellſcheinſchwindels
nachweiſen, umſonſt zur Verfügung geſtellt.
* Darmſtädter Kriegsfelder. In der Dienstag abend
im „Chauſſeehaus” ſtattgehabten Verſammlung von
In=
habern von Kriegsfeldern erteilte der Obſt= und
Garten=
bautechniker des Landwirtſchafskammer=Ausſchuſſes, Herr
W. Behne recht willkommene Belehrungen über die
Bepflanzung von Brachgelände überhaupt, wie
über ſachgemäße Ausnützung freiwerdender Gemüſebeete
insbeſondere. Herr Behne ſprach zunächſt mit
Bewunde=
rung von dem erfreulichen Gedeihen der Frühjahrs= und
Sommerpflanzungen als von Erfolgen, die man vor
we=
nigen Monaten auf dieſem Oedgelände nicht ahnen konnte;
tiefgründige Bodenbearbeitung, verſtändige Düngung und
fleißiges Begießen ſeien hier überraſchnd reich belohnt.
Angeſichts der wohl noch längere Zeit ſich hochhaltenden
Fleiſchpreiſe gelte es nun mehr als ſonſt, auf einen
ergie=
bigen Gemüſebau hinzuarbeiten, jedes abgeerntete Beet ſei
raſch für eine Neupflanzung vorzubereiten, wenn
mög=
lich, unter Verwendung von Stallmiſt, Kompoſt, Torfmull,
Jauche. Als für jetzt geeignetſte Gemüſepflanzungen
wer=
den unter ſachlicher Begründung empfohlen vor allem
Wirſing, Spinat, Kohlrabi, Mohrrüben, Roſenkohl,
Buſch=
bohnen (Körnergewinnung für den Winter); für ſpäter
Grün= oder Winterkohl, Steckrüben uſw. Aeußerſt
gebo=
ten erſcheine häufiges flaches Umhacken des Bodens, auch
in trockener Zeit. Um dem ſo ſchädigenden Raupenfraß
vorzubeugen, ſollen an den Unterſeiten der Krautblätter
eifrigſt die gelblichen Eier des Kohlweißlings aufgeſucht
und zerdrückt werden, unterbleibt dies, dann iſt der Kohl
geliefert und alle Mühe und Arbeit war umſonſt. Im
Verlauf einer nachfolgenden fruchtbaren Ausſprache wurde
ſeitens eines Anweſenden vorgeſchlagen, dem Herrn
Ober=
bürgermeiſter und der Stadtverordneten=Verſammlung
Dank auszuſprechen für die den Inhabern von
Kriegs=
feldern gewordene Unterſtützung durch unentgeltliche
Ab=
gabe von Kompoſterde und für die Herrichtung von
ver=
ſchiedenen Waſſerzapfſtellen, ein Wunſch, dem der Leiter
der Verſammlung, Herr Reallehrer Lerch gerne
nachzu=
kommen verſprach. Der Bezug von ſtädtiſchem Kompoſt
iſt nach vorausgehender Meldung auf dem Tiefbauamt
auch für die zweite Bepflanzung möglich. Um weiterem
Mißbrauch der zur Entnahme von Gießwaſſer neu
herge=
ſtellten Zapfſtellen vorzubeugen, ſollen auch diejenigen
Waſſerentnehmer zur Leiſtung einer Vergütung
herange=
zogen werden, deren Namen nicht in der an die Stadt
ab=
gegebenen Liſte verzeichnet ſind ihre freiwillige Meldung
(Stadthaus, Zimmer Nr. 50) wäre ſchon deshalb erwünſcht,
weil der Ausſchlag auf die Bezieher ſich dann auch für ſie
günſtiger geſtaltete. Zur Verteilung unter die Anweſenden
gelangten „Merkblätter über die tieriſchen und pflanzlichen
Schädlinge der Gemüſepflanzen und ihre Bekämpfung”
ſo=
wie das „Kriegsflugblatt Nr. 3. Gemüſebau, Gemüſever=
wertung im Kriegsjahr 1915” bearbeitet im Auftrag der
Heſſ. Landwirtſchaftskammer von W. Behne. Beide
Druck=
ſachen ſind inhaltlich ſo beachtenswert, daß wir ſie als
dauernde Führer in der Hand eines jeden Gartenbeſitzers
wiſſen möchten, zumal ſie koſtenlos bezogen
werden können; der kleine Vorrat wird in den
Stun=
den der Bücherentleihung (Montags, Mittwochs und
Frei=
tags, von 7½ bis 9 Uhr abends) in der Beſſunger
Bücher=
halle unentgeltlich an Feld= und Gartenbeſitzer abgegeben.
Mit einem warmen Dankeswort an Herrn Behne und dem
Wunſche, es möchten die Kriegsfelder auch fernerhin die
vaterländiſche Arbeit ihrer Bebauer reichlichſt lohnen
ſchloß der Vorſitzende die anregend verlaufene
Verſamm=
lung. Dem verdienſtvollen Wirken des Herrn
Realleh=
rers Lerch wurde aus der Verſaumlung heraus wärmſte
Anerkennung zuteil.
Wandert deutſches Obſt nach England? Wir hatten
ſchon vor einigen Tagen darauf aufmerkſam gemacht, daß
anſcheinend deutſches Obſt nach Holland ausgeführt werde.
Jetzt ſchreibt man auch dem Mainzer Anzeiger zu dieſer
Frage folgendes: Die Hauswirtſchaftliche Abteilung des
Nationalen Frauendienſtes hat ſich ſchon ernſtlich mit dem
Problem der billigeren Obſtbeſchaffung befaßt. Von
einem „Obſtſtreik” verſprechen wir uns nicht genügenden
und dauernden Erfolg, denn die mißlichen Verhältniſſe
beruhen einfach auf zu geringem Angebot. Es iſt
Tat=
ſache, daß große Maſſen der ſchönſten
Obſt=
ſorten mit Schiff oder Bahn fortgeſchafft
werden. Sie bleiben aber nicht in dem neutralen
Hol=
land, denn Holland bringt ja ſelbſt ſoviel Gemüſe und
Obſt, daß es uns liefert, ſondern ſie gehen nach
England! England bekam alljährlich von unſerer
Ernte beſonders Steinobſt. Um die jetzige Zeit wurden
überall in Rheinheſſen die Reineclauden, Mirabellen,
Aprikoſen uſw. halbreif aufgekauft und nach England
geſchickt. Trotz Aushungerungskrieg Englands, trotz
Nahrungsmittelknappheit bei uns, findet das jetzt noch
ſtatt, wenn auch etwas verhüllter. Da mahnt man die
Hausfrauen: Verwertet mehr Obſt, kocht Obſt ein, damit
das fehlende Fett erſetzt wird! Ja, wo und wie denn?
Sorge die Regierung durch Verhinderung, durch Verbot
der Ausfuhr, daß das Obſt im Inland bleibt und uns
Deutſchen zur Ernährung dient! Unſere Obſternte hatte
ja ohnedies nie ausgereicht wir bezogen in den letzten
Jahren ½ bis ½ unſeres Bedarfs vom Ausland, mehr
denn 800000 Tonnen. Dieſer Zuſchuß fehlt uns. Wenn
alſo die Ausfuhr in der früheren Art vor ſich geht, ſo
wird der Fehlbetrag immer größer. Was ſollen unſere
Kranken und Kinder im Winter eſſen? Was nützen alle
Anſtrengungen der willigen Hausfrauen, den Geboten der
ſchweren Zeit nachzukommen, wenn den Erzeugern und
Händlern nicht baldigſt Grenzen geſteckt werden. — Eine
amtliche Aufklärung wäre am Platze.
Einſtellung des Privat=Güter= und
Paket=
verkehrs nach Galizien.
* Wegen ſtarker Inanſpruchnahme der Eiſenbahnen
auf dem Kriegsſchauplatz in Galizien muß der bisher
nach der Südarmee Linſingen zugelaſſene
Pri=
vat=Güter= und Paketverkehr bis auf
wei=
teres eingeſtellt werden. Privatſendungen von
Gütern und Paketen können einſtweilen nach dem
gan=
zen galiziſchen Kriegsſchauplatz nicht angenommen
werden. Bei Zweifeln über die Zugehörigkeit der
Trup=
penteile zu höheren Verbänden genügt eine Anfrage bei
dem nächſten Militär=Paketdepot mittels der in jeder
Poſt=
anſtalt erhältlichen grünen Karten.
* Eberſtadt b. D., 14. Juli. (Auszeichnung.)
Unteroffizier Hermann Wagner im Infanterie=
Regi=
ment Nr. 49 erhielt das Eiſerne Kreuz.
Pfungſtadt, 13. Juli. (In der letzten
Ge=
meinderatsſitzung) wurde beſchloſſen, bei Großh.
Oberförſterei um Genehmigung zweier
Holzleſe=
tage in der Woche nachzuſuchen. — Die
Gemeindever=
waltung hat dieſer Tage wieder 500 Zentner
Kar=
toffeln von auswärts bezogen und an Bäcker und
ſonſtige Intereſſenten abgegeben. — Dem Musketier im
Infanterie=Regiment Nr. 118 Ludwig Hillgärtner
von hier wurde die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille
ver=
liehen.
-h- Zwingenberg, 14. Juli. (Auszeichnung.)
Herr Dr. jur. Ludwig Fuchs, Sohn unſeres
Bürger=
meiſters, zurzeit Oberleutnant und Batterieführer im
ba=
diſchen Landwehr=Artillerie=Regiment Nr. 66, erhielt von
dem Großherzog von Baden das Ritterkreuz 2. Klaſſe mit
Schwertern des Ordens vom Zähringer Löwen. Das
Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe und die Heſſiſche
Tapferkeits=
medaille erhielt Herr Dr. Fuchs ſchon vor längerer Zeit.
h- Auerbach, 14. Juli. (Straßenpflaſterung.)
Die Straßenſtrecke zwiſchen hier und Bensheim ſoll in
dieſem Herbſt mit Kleinpflaſter verſehen werden, was
in=
folge des Krieges verſchoben worden war.
h- Bensheim, 14. Juli. (Auszeichnung.) Der
Musketier Joſeph Weißmüller von hier erhielt die
Heſſiſche Tapferkeitsmedaille.
Aus dem Ried, 14. Juli. (Die Ernte.) Mit
dem Einheimſen der Roggenernte, zunächſt der auf dem
Sandboden gewachſenen, wurde Ende voriger Woche
be=
gonnen. Der inzwiſchen eingeſetzte Regen hat die
Ernte=
arbeit unterbrochen. Ueber den Ausfall der Getreideernte
kann man erſt urteilen, wenn auch die Frucht auf dem
Lehmboden, wo ſchönes Korn und üppiger Weizen ſteht,
eingebracht worden iſt. Unter den Hackfrüchten ſtehen die
Spätkartoffeln und Zuckerrüben, auch Gelberüben friſch da
und verheißen eine gute Ernte. — Leider hört man manche
Landwirte über hier und da angerichteten
Wild=
ſchaden an Frucht und Gemüſe Klage führen. Der
verurſachte Schaden macht ſich bei der heurigen Ernte
doppelt fühlbar.
Offenbach, 14. Juli. (Kreistag.) In der Sitzung
des Offenbacher Kreistages teilte der Vorſitzende
Kreis=
rat Gennes unter anderem mit, daß im Kreiſe Offenbach
bis jetzt Kriegsunterſtützungen im Geſamtbetrage von
2650 946 Mark ausgezahlt worden ſeien; davon fallen
auf den Zuſchuß des Kreiſes ſelbſt 398 380 Mark. — Eine
Samariterin, die bei allen Offenbachern in
ehren=
dem und dankbarem Angedenken ſteht, iſt in Nowawes
bei Potsdam geſtorben. Es iſt dies Fräulein Helene
Hüſ er, einſtige Oberin der Schweſternſchaft des hieſigen
Stadtkrankenhauſes. Sie hat die Entwicklung des
Kran=
kenhauſes aus mittlerer Größe zum großen Teil miterlebt.
Die letzte große Aufgabe, die ihr geſtellt war, war die
Einrichtung des Schweſternhauſes.
Neu=Iſenburg, 14. Juli. (Feldpoſtdieb.) Der
Poſtſchaffner Johannes Möller hier, der im
Poſtge=
bäude wohnt, hat in letzter Zeit aus der Packkammer des
Gebäudes fortgeſetzt Feldpoſtſendungen entwen
det, geöffnet und den Inhalt an ſich genommen. Am
Samstag morgen beim erſten Beſtellgang wurden zwei
Feldpoſtpakete bei ihm gefunden, die er mit in die Stadt
nehmen wollte. Die anderen geſtohlenen Sachen bewahrte
er in ſeiner Wohnung in einem Schranke auf, und als
ihm die Sache nicht mehr geheuer ſchien, verſteckte er ſie
im Keller des Gebäudes, in einem Sack, wo ſie bei der
Durchſuchung dann auch gefunden wurden. Möller wurde
verhaſtet und dem Amtsgericht Offenbach zugeführt. —
(Tödlicher Unfall.) Sonntag nachmittag wurde
das beinahe zwei Jahre alte Kind Rud. Theodor Hörr
in ſeinem Bettchen tot aufgefunden. In dem Bettchen iſt
ein verſtellbarer Kopfkeil. Das Kind iſt nun wohl nach
oben geklettert, rutſchte mit dem Körper zwiſchen
Kopf=
keil und Bettſtelle hindurch, blieb mit dem Kopf hängen
und erſtickte.
* Mainz, 14. Juli. (Erwiſchte Ausreißer.)
Die aus Schwabsburg am 3. Juli geflüchteten vier
ruſ=
ſiſchen Kriegsgefangenen ſind in der Rheinpfalz
aufge=
griffen worden.
Gießen, 14. Juli. (Von der Hochſchule.) Die
Verwendung eines gefangenen franzöſiſchen
Dozenten als Lehrer an der Univerſität, die auf
Ver=
anlaſſung des Profeſſors der franzöſiſchen Sprache
ge=
ſchehen war, hatte keine lange Dauer. Die
Studenten=
ſchaft äußerte ſo lebhaften Widerſpruch, daß der
Fran=
zoſe ſeine Stunden einſtellen mußte und in ein anderes
Gefangenenlager verlegt wurde
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 14. Juli. Heute vormittag
fand im Feſtſaal des Herrenhauſes eine Trauerfeier
für den Präſidenten Grafen von Wedel=Piesdorf
ſtatt. Neben der Familie erſchienen zahlreiche Mitglieder
des Herrenhauſes und der anderen Parlamente, Ritter
des Schwarzen Adlerordens, Johanniterritter, Mitglieder
der Hofgeſellſchaft, die Spitzen der ſtaatlichen, ſtädtiſchen
und kirchlichen Behörden. — Als Vertreter,des Kaiſers
legte der Hausminiſter Graf Eulenburg einen Kranz
nie=
der. Das Staatsminiſterium war faſt vollzählig
erſchie=
nen. Die Trauerrede hielt nach dem einleitenden Geſang
des Domchors Oberhofprediger Dryander.
Abermali=
ger Geſang beſchloß die Trauerfeier. Der Kaiſer hat
an die Witwe des Grafen Wedel=Piesdorf
fol=
gendes Telegramm gerichtet: „Die Nachricht von dem
Hin=
ſcheiden Ihres von mir hochgeſchätzten Gatten hat mich
auf das Schmerzlichſte berührt. Empfangen Sie und die
lieben Ihren mein wärmſtes Beileid zu dem ſchweren
Ver=
luſte, an dem ich großen Anteil nehme. Mit reichen
Gei=
ſtesgaben, warmem Herzen und lauterem Charakter
aus=
geſtattet, ſtand der Verewigte mir alle Zeit treu zur Seite
und hat ſich in ſeinem langen, reichgeſegneten Leben
her=
vorragende Verdienſte um mein Königliches Haus und
das Vaterland erworben. Mit unauslöſchlichem Danke
werde ich des treuen Mannes ſtets gern gedenken. Gott
der Herr tröſte Sie in Ihrem tiefen Weh. Wilhelm R.”
München, 14. Juli. (Reiche Stiftung.)
An=
läßlich ſeines ſilbernen Ehejubiläums hat das
Fürſten=
paar von Thurn und Taxis in Regensburg eine
Stiftung von einer halben Million errichtet. Neben
Legaten für die Beamten und Diener des fürſtlichen
Hau=
ſes ſind auch wohltätigen Vereinen reiche Spenden
ausge=
ſetzt worden.
Vermiſchtes.
Kriegstagung des Guſtav=Adolf=
Ver=
eins. Der Zentralvorſtand des Guſtav=Adolf=Vereins
verſammelte ſich Ende voriger Woche zu einer Voll=
Sit=
zung in Leipzig unter dem Vorſitz des Geheimen
Kir=
chenrats Superintendent D. Dr. Hartung. Pfarrer D.
Zauleck=Bremen berichtete u. a., daß die von den Kindern
Deutſchlands geſammelte Guſtav=Adolf=Kindergabe für
die Kriegsnöte der Diaſpora=Länder eine erfreuliche
Ver=
mehrung gegen das Vorjahr zeigt. Der Vorſtand nahm
zur Kenntnis, daß infolge des Krieges, insbeſondere
we=
gen des Ausfalls der Hauptverſammlung 1914, die
Ab=
lieferungen der Hauptvereine an die Zentralkaſſe ein
Minderergebnis gegen 1913 von 73000 Mark gehabt haben.
Immerhin ſtand die erfreuliche Summe von 171000 Mark
zur Verteilung an diejenigen Pflegegemeinden bereit, die
im Vorjahre von den einzelnen Vereinen nicht ihrem
Be=
dürfnis entſprechend bedacht worden waren. Um für die
bevorſtehenden großen Friedensaufgaben des Vereins
möglichſt gerüſtet zu ſein, wurden von dieſer Summe nur
109000 Mark verteilt, der Reſt jedoch zurückgehalten.
An=
geſichts der Kriegslage wurde beſchloſſen, auch in dieſem
Jahre von der Abhaltung einer Hauptverſammlung
abzu=
ſehen und an Stelle derſelben im Herbſt dieſes Jahres, wie
bereits im Januar, nur eine geſchäftliche Abgeordneten=
Verſammlung in Leipzig abzuhalten. Ausführliche
Mit=
teilungen wurden über die vom Kriege betroffenen
Ar=
beitsgebiete des Guſtav=Adolf=Vereins erſtattet. Den
Schluß der Verhandlungen füllten Unterſtützungsgeſuche
einzelner Diaſpora=Gemeinden aus, von denen
hervorge=
hoben ſeien: Abbazia auf Iſtrien, das durch den Ausbruch
des Krieges mit Italien aufs ſchwerſte betroffen iſt,
Nad=
worna in Galizien, in dem bereits wieder Unterricht und
Seelſorge in Gang gebracht werden konnten, und die
chile=
niſche Schulgemeinde Quilaco, deren Notſtand ein
Be=
weis für die ungeahnten Fernwirkungen des Krieges iſt.
— Der Deutſche Bund evangeliſch=
kirch=
licher Blaukreuzverbände, dem auch der
heſ=
ſiſche Landesverband angehört hielt kürzlich in Berlin
eine aus dem ganzen Reiche beſchickte Kriegstagung ab, an
der auch zwei Vertreter des heſſiſchen Verbandes
teilnah=
men. In der Hauptverſammlung überbrachten Vertreter
des Oberkirchenrats, des brandenburgiſchen Konſiſtoriums,
des Zentralvereins für Innere Miſſion u. a. die
Wün=
ſche ihrer Behörden. Verhandelt wurde, zum Teil unter
Mitteilung ergreifender Einzelheiten, über Grundlagen
und Ausbau der chriſtlichen Nüchternheitsarbeit, daheim,
im Felde, im Lazarett uſw. Ein wundervolles
Jugend=
buch „Heiliges Jugendland” lag neu vor, das jedem
Freunde alkoholfreier Jugenderziehung warm empfohlen
werden kann. (Berlin, Blaukreuzverlag, W. 15.)
Im Verlag von Paul Bender, Graphiſche
Kunſt=
anſtalt, Zollikon=Zürich, erſchien ein Kunſtblatt „
Hinden=
burg” eine peinlich genaue Farbenwiedergabe nach dem
aufſehenerregenden Originalgemälde von Herrn
Hof=
maler Artur Fiſcher in Berlin. Es iſt dieſes Bild
unzweifelhaft das beſte Porträt von Hindenburg, das
allſeitig mit Freuden begrüßt werden dürfte. Da der
über die Kriegszeit auf 5 Mk. im Detail reduzierte
Preis außerordentlich billig iſt, dürfte dieſes gelungene
Porträt überall gerne aufgenommen werden, um ſo mehr
als es auch vom graphiſchen Standpunkt aus, nach dem
Urteil kompetenter Autoritäten, eine ganz vorzügliche
Leiſtung darſtellt. Dasſelbe Bild iſt auch in kleinerem
Formate zu 3 Mk. käuflich, und ebenſo außerdem als
Vollfigur mit dem Hintergrund der maſuriſchen Seen.
Handel und Verkehr.
Vom Poſtſcheckverkehr. Im Reichspoſtgebiet
iſt die Zahl der Kontoinhaber im Poſtſcheckverkehr
Ende Juni 1915 auf 107406 geſtiegen (Zugang im
Monat Juni 613). Auf dieſen Poſtſcheckkonten wurden
im Juni gebucht 1905 Millionen Mark Gutſchriften und
1907 Millionen Mark Laſtſchriften. Bargeldlos wurden
2115 Millionen Mark des Umſatzes beglichen. Das
Ge=
ſamtguthaben der Kontoinhaber betrug im Juni
durch=
ſchnittlich 262 Millionen Mark. Im internationalen
Poſtüberweiſungsverkehr wurden 4,3 Millionen Mark
umgeſetzt.
— Schnellpreſſenfabrik Frankenthal
Albert & Cie., Akt.=Geſ. in Frankenthal. Der
Aufſichtsrat der Schnellpreſſenfabrik hat beſchloſſen, der
am 30. Auguſt ſtattfindenden Generalverſammlung die
Verteilung einer Dividende von 10 Proz. vorzuſchlagen.
* Berlin, 14. Juli. Börſenſtimmungsbild.
Die Börſenbeſucher ließen nur geringe
Unternehmungs=
luſt erkennen. Vollkommen vernachläſſigt blieben
Berg=
werks= und Hüttenaktien. Von den übrigen Aktien
wur=
den die an Kriegslieferungen beteiligten Unternehmungen
wie Daimler=Motoren, Köln=Rottweiler, Löwe, Mix u
Geneſt ſowie Böhler reger umgeſetzt, meiſt zu etwas
ab=
geſchwächten Kurſen. Angeblich üben die Erörterungen
über die mögliche Einführung der Kriegsgewinnſteuer
einen nachteiligen Einfluß aus. Kriegsanleihen
behaup=
tet. Ausländiſche Valuten neigten bei ganz
unbedeuten=
den Umſätzen zur Schwäche.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Rebaktion
tinerlei Verantwortung: für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verautwortlich.)
— Das „ſelbſtſchreibende Barometer”, das ſich in
der Wetterſäule auf dem Luiſenplatz befindet, iſt ein ſehr
konſervativer Apparat; denn es liebt keinerlei
Ver=
änderungen der beſtehenden Lage. Schon ſeit Wochen
war der Zeiger nicht um einen Millimeter=Teil von ſeiner
Bahn gewichen, ſondern zog (wenn er nicht verſagte)
„unverrückbar wie des Nordens Stern” beharrlich ſeinen
roten Strich in derſelben Strichlinie weiter. Mit
be=
wundernswerter Konſequenz wurde aber jeden Montag
die Tabelle wieder unter den Stift geſchoben. Seit
Montag hat der Apparat nun ſeine Tätigkeit ganz
ein=
geſtellt; offenbar iſt ihm die Geſchichte zu dumm geworden.
— Die geehrte Redaktion des Darmſtädter Tagblattes
möchte ich auf die Notiz im Juni=Heft („Italien”) der
Süddeutſchen Monatshefte, Seite 536, aufmerkſam machen,
nach der der Verleger Eugen Diederichs in Jena, der
Ver=
leger von Spitteler, es für paſſend erachtet hat, ſich nach
Zurich zu begeben, um dort mit Hodler und den anderen
Weſtſchweizern Spittelers Geburtstag zu feiern. Dieſes
Verhalten eines unſerer erſten Verleger iſt, ſoviel mir
be=
kannt, in der Tagespreſſe nicht bemerkt worden. Warum?
Dr. B., Lt. d. R.
Von einem Obſtzüchter wird uns geſchrieben:
Wenn man den Wert des Obſtes nach ſeinem
Ge=
halt an Eiweiß, Fett und Kohlehydraten beſtimmt, dann
kommt es weit hinter der Kartoffel. Beiſpielsweiſe
gebraucht ein körperlich ſchwer arbeitender Taglöhner mit
Frau und 4 Kindern pro Tag (laut Konverſationslexikon)
321 Gramm Fett. Nach der gleichen Quelle enthält nur
getrocknetes Obſt etwas Fett, und zwar 0,8 ¾. Da
nun getrocknetes Obſt etwa 90 % an Gewicht verliert
müßte obengenannte Familie zur Deckung ihres
Tages=
bedarfs an Fett etwa 280 Kilo Obſt verkonſumieren (bzw.
28 Kilo Dörrobſt). Angenommen nun, das friſche Obſt
iſt (nach Anſicht der Käufer) nicht teuer, ſo dürfen wir die
100 Kilo doch mit 10 Mk. rechnen; das gäbe eine
Tages=
ausgabe von 28 Mk. für den Fettbedarf. Nun, das iſt
natürlich ein Unſinn, aber es ſoll zeigen, wohin man
kom=
men kann, wenn man für derartige Fragen von ſozialer
Bedeutung nur mathematiſche Momente berückſichtigt.
Gewiß, es iſt auch den Minderbemittelten der Genuß
einer leckeren Zukoſt zu gönnen, und eben dieſem
Um=
ſtande wollen die Produzenten Rechnung tragen durch
Anbau verſchiedener Sorten und durch die leider gerade
in Heſſen noch nicht richtig gewürdigte Sortierung des
Obſtes. Es wird hier freilich mit Berechtigung
angenom=
men, daß die bürgerlichen Hausfrauen nicht ſo
unbeſchei=
den ſind, wenn ihnen für die ihnen zukommende beſſere
Sortierung ein der aufgewandten Mühe und größeren
Seltenheit der beſſeren Ware entſprechend höherer
Betrag in Rechnung geſtellt wird, dagegen in einer Weiſe
vorzugehen wie in Mainz. Soll der Züchter eben nicht
auch für ſein Vorgehen einen entſprechenden
Unternehmer=
gewinn ſich anrechnen dürfen neben den zuvor
angeführ=
ten Unkoſten, dann wird er eben ſchließlich auf ein
Aus=
leſen verzichten.
Und die Mainzer Damen? Nun, der Schreiber dieſer
Zeilen erinnert ſich, ſeinerzeit bei der landw. Ausſtellung
1905 in Mainz einige Damen gehört zu haben, wie ſie
trotz der für „Ausſtellungsobſt” mäßigen Preiſe ſagten:
Wir kommen am letzten Tag wieder, da müſſen ſie uns
ja das Obſt geben wie wir es wollen, wenn ſie es nicht
wieder mitnehmen wollen! — Und die Händler? Nun,
die bringen auch oft die Produzenten durch übermäßige
Zufuhr um ihre ſauer verdienten Groſchen. Und der
Pro=
duzent? Der iſt ſchließlich auch ein Menſch ſozuſagen, der
ſeinen Lohn verdient für ſeine Arbeit, wenn man dies
auch bisher nicht anerkannte.
Der Ausdruck „verhältnismäßig gute Ernte‟
iſt übrigens vorzüglich gewählt. Man wagt nicht, eine
wirklich gute Ernte zuzugeſtehen. Was bisher geerntet
wurde, und was man in Formobſtgärten beobachten kann
(wo man allein imſtande iſt, den Ausfall durch
Ungeziefer=
ſchäden einigermaßen zu beurteilen), das kann uns ſchon
heute belehren, daß wir heuer ausnehmend viel
Aus=
ſchuß haben werden.
Muſik.
Vier neue zeitgemäße Kriegslieder
mit Klavierbegleitung, komponiert von P. Sippel, ſind
ſoeben im Verlag von Joſ. C. Huber, Dieſſen, erſchienen,
auf die wir gern aufmerkſam machen: 1. Die neuen
Lands=
knecht', 2. Zwiſchen See und Sumpf, beide für hohe und
tiefere Stimmlage, 3. Der rote Mohn, für mittlere Stimm= werde.
lage, 4. Die Freundesbanner, einſtimmiges Chorlied der
poetiſche Text der erſten drei Lieder, gedichtet von P.
Ans=
gar Pöllmann, fand bei ſeinem Erſcheinen viel Anklang
Der Preis der Kompoſitionen Nr. 1 bis 3 à 60 Pf.,
Nr. 4 à 1,20 Mk. einſchl. Singſtimme iſt wohl auch in
Kriegszeiten für jedermann erſchwinglich.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 14. Juli. Amtlich wird verlautbart:
14. Juli mittags:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz
Die allgemeine Situation iſt unverändert.
Stalieniſcher Kriegsſchauplatz.
Von Artilleriekämpfen und Scharmützeln abgeſehen,
hat ſich an der Südweſtfront nichts ereignet
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchallentnant.
Tiroler Schützen.
* Wien, 14. Juli. Die Kriegsberichterſtatter der
Blätter berichten über einen gelungenen
Ueber=
fall von Tiroler Schützen auf die 90.
Alpini=
kompagnie, die nahe an der Grenze ins Lenotal kam,
um aufzuklären. Ein Zug Tiroler Schützen mit 2
Kano=
nen überfiel am 8. Juli nach einem Marſche über
Ge=
birgswege das feindliche Lager. Nachdem beide
Talaus=
gänge beſetzt worden war, eröffneten ſie das Feuer gegen
die Italiener, die über 100 Mann verloren und eiligſt aus
dem Tale flohen. Auf Seiten der Oeſterreicher wurde nur
ein Mann verletzt.
Die kaiſertreuen Welſchtiroler.
* Wien, 14. Juli. Die Kriegsberichterſtatter der
Blätter heben die Tatſache hervor, daß mit dem Ausbruch
des italieniſchen Krieges ſich auch in den bisher am
ſtärkſten irredentiſtiſch geſinnten Gegenden
Iſtriens die Bevölkerung ſich ſofort aufs heftigſte
gegen Italien und gegen den
Irredentis=
mus wandte. Den irredentiſtiſchen Führern wurden
am Tage der Kriegserklärung die Fenſter
einge=
ſchlagen. Flüchtlinge aus den von den Italienern
beſetzten Grenzdörfern erzählen voll Empörung von
Un=
taten ihrer Befreier; Schändungen von Kindern,
Verge=
waltigungen von Frauen und Mädchen, brutale
Miß=
handlungen und Grauſamkeiten jeder Art ſind die tägliche
Arbeit der italieniſchen Patrouillen. Wie unbedingt
kaiſertreu der weitaus überwiegende Teil der
welſchtiro=
liſchen Bevölkerung iſt, zeigt ſich erſt jetzt, da ſie ſelbſt den
Kampf um die Scholle mitmacht. Aus den kleinſten und
ärmſten iſtrianiſchen Dörfern laufen Spenden und
Liebes=
gaben für die Soldaten unſerer Südarmee ein. Die
Wiedereroberung Lembergs wurde in Kapo d’Iſtria ohne
vorherige behördliche Einladung mit der Beflaggung
ſämtlicher Häuſer mit ſchwarzgelben Fahnen gefeiert.
Die Mehlverteilung.
* Berlin, 14. Juli. (W.T. B. Amtlich.) Bei der
Einführung der Brotgetreideregelung wurde,
um in der Uebergangszeit Stockungen zu vermeiden, ein
eingeſchränkter Mehlhandel Zugelaſſen. Für die
Rege=
lung in dem beginnenden Wirtſchaftsjahr war dieſe Rück
ſicht nicht nötig, ſodaß hier jeder derartige
Mehl=
handel verboten iſt; ein Kommunalverband darſ
dann Mehl nur innerhalb ſeines Bezirks abgeben. Ein
Mehlverkehr über die Grenzen eines
Kommunalverban=
des hinaus iſt allein Sache der Reichsgetreideſtelle. Jene
Uebergangsvorſchriften ſind indeſſen je länger deſto mehr
dazu benutzt worden, einen Handel mit ſogenanntem
be=
ſchlagnahmefreiem Mehl einzurichten, der nicht nur Mehl
zu übertriebenen Preiſen: Roggenmehl zu 70—80 Mark
Weizenmehl zu 90—110 Mark oder noch höher in den
Verkehr gebracht, ſondern auch die ganze Regelung der
Mehlverſorgung der deutſchen Bevölkerung empfindlich
beeinträchtigt und mancherorts geſtört hat. Der
Reichs=
kanzler hat ſich daher veranlaßt geſehen, die einſchlägigen
Vorſchriften der alten Verordnung über den Mehlhandel
ſchon jetzt aufzuheben. Die Beſitzer von Mehlvorräten, die
ſie nicht von ihrem Kommunalverbande, von der
Kriegs=
getreidegeſellſchaft oder von der Zentraleinkaufsgeſellſchaft
erhalten haben, werden daher gut tun, ſie möglichſt bald
dem zuſtändigen Kommunalverbande anzubieten, zu
deſ=
ſen Gunſten ſie nach der Verordnung vom 28. Juni 1915
am 16. Auguſt 1915 beſchlagnahmt ſein werden.
Die deutſche Antwortnote an Amerika.
*London, 14. Juli. Die Morning Poſt meldet
aus Waſhington: Es iſt ſchwer zu ſagen, ob die Preſſe
das wahre Spiegelbild der öffentlichen
Meinung wiedergibt, oder ob ſie dieſe zu beeinfluſſen
ſucht; letzteres ſcheint der Fall zu ſein. Dem Neu=York
Herald zufolge betrachtet das Publikum als Maximum
bzw. Minimum der erforderlichen Aktion der Regierung
den Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen bzw. eine
letzte Darlegung des amerikaniſchen Standpunktes. Sun
meldet, die Stimmung in Waſhington gegen
einen Abbruch der diplomatiſchen
Be=
ziehungen ſei ſtärker geworden. Ueber die
näch=
ſten Schritte des Präſidenten mag niemand eine beſtimmte
Anſicht äußern.
* London 14. Juli. Daily Telegraph meldet aus
Neu=York: Die Hearſtblätter ſagen: Niemand weiß, welche
Regeln des Völkerrechts für den U=Boot=
Krieg gelten, da er ſo jungen Datums iſt, daß das
Völkerrecht keine Beſtimmungen aufſtellen konnte.
TU. Amſterdam, 14. Juli. Wie der
Korreſpon=
dent der Times aus Waſhington meldet, wird Präſident
Wilſon erſt am Freitag aus ſeinem Sommerſitz nach
Waſhington zurückkehren, um dem Kabinettsrat zu
prä=
ſidieren, der ſich mit der deutſchen Note befaſſen ſoll. Die
Lage wird nach wie vor für ernſt gehalten. Niemand
weiß recht, was eigentlich werden ſoll. Von
verſchiedenen Seiten wird in Anbetracht der
Schwierig=
keit der Lage die Einberufung einer außerordentlichen
Parlamentstagung verlangt; aber es ſei wenig
wahr=
ſcheinlich, daß einem ſolchen Verlangen nachgegeben
* Neu=York, 14. Juli. Wie aus Los Angeles
ge=
meldet wird, erklärte Bryan, die Leitartikel über die
Antwort Deutſchlands ſtellten extreme Anſichten
dar. Er glaube, die Majorität ſei lediglich an
dem Schutze der amerikaniſchen Rechte in
tereſſiert. Das amerikaniſche Volk würde herzlich alle
Schritte des Präſidenten billigen, die er für geeignet halte
die Amerikaner aus der Gefahrzone fernzuhalten, oder die
Paſſagiere mit Konterbande, beſonders Munition, nicht in
Berührung kommen zu laſſen.
Die flämiſche Bewegung in Belgien.
* Haag, 14. Juli. Der Nieuwe Courant
veröffent=
licht einen Artikel ſeines Korreſpondenten in Aardenburg
über die flämiſche Bewegung in Belgien, in
dem ausgeführt wird: Noch vor einem halben Jahr konnte
von einer ſelbſtändigen flämiſchen Bewegung keine Rede
ſein. Dann kam eine Zerſplitterung in zwei Richtungen;
die eine mit dem Hauptſitz in den Niederlanden war vor
allem belgiſch und wollte erſt das Vaterland befreien, die
andere, mit dem Hauptſitze in Gent, hatte das
Schlag=
wort: Flandern über allesl, Belgien iſt nur ein
geographiſcher Begriff. Die Anhänger dieſer Bewegung
glauben, es ſei der hiſtoriſche Augenblick gekommen, um
Flandern von der fremden Oberherrſchaft
zu befreien. Der erſte Programmpunkt war,
Flan=
dern unter flämiſcher Verwaltung, damit in einer
natio=
nal geſäuberten Umgebung eine echte flämiſche Kultur
entſtehen könnte. Die beiden Bewegungen, die ſich zuerſt
bekämpft haben, finden jetzt einander wieder. Bekannte
Flamen nehmen an der Bewegung teil und arbeiten
zu=
ſammen für ein ſtarkes und freies flämiſches Volk. Nicht
der Ausgang des Krieges ſoll entſcheiden, ſondern der
einige Wille aller Flamen, weder deutſch noch franzöſiſch
zu ſein.
Die Miſſion des italieniſchen Generals Porro.
* Paris, 14. Juli. (Meldung der Agence Havas.)
Der italieniſche General Porro iſt aus dem Großen
Hauptquartier nach Paris zurückgekehrt und hatte in der
italieniſchen Botſchaft eine lange Beſprechung mit dem
ſerbiſchen Milit ärattaché. Er frühſtückte
ſo=
dann mit dem Gefolge und den ihm zugeteilten
franzöſi=
ſchen Offizieren.
* Turin, 14. Juli. Die Stampa gibt in einer
Kor=
reſpondenz aus Rom zu, daß die Miſſion Porros
in Paris nicht bezweckt habe, die Entſendung
italieni=
ſcher Truppen nach Frankreich vorzubereiten. Es handle
ſich vielmehr um die Wiederaufnahme eines Planes, der
kürzlich viel in der Oeffentlichkeit beſprochen und dann
anſcheinend wieder fallen gelaſſen wurde. Auch in der
Gazzetta del Popolo wird angedeutet, daß Porros Reiſe
mit der beabſichtigten Dardanellen=Expedition
zuſammenhänge
* Paris, 14. Juli. General Porro iſt geſtern
abend von Paris abgereiſt. Er erklärte, mit ſeiner Reiſe
durch Frankreich ſehr zufrieden zu ſein.
Der Seekrieg.
TU Kopenhagen, 14. Juli. Die engliſche
Admi=
ralität gibt bekannt, daß in der Woche, die am 7. Juli
abſchloß, in engliſchen Häfen im ganzen 1369 Schiffe
ankamen und abfuhren; davon wurden zehn Schiffe
mit einem Geſamtgehalt von 31068 Tonnen
von Unterſeebooten verſenkt. Fiſchdampfer
ſind in der genannten Zeit nicht verſenkt worden.
* Stockholm, 14. Juli. (W.T. B. Nichtamtlich.)
Der ſchwediſche Dreimaſtſchoner „Daiſy” iſt, mit einer
Kohlenladung von Furnes Island nach Sundevall
unter=
wegs, heute abend außerhalb der Schären auf eine
Mine geſtoßen und geſſunken. Der Kapitän und
vier Mann der Beſatzung ſind umgekommen.
Engliſche Kriegsſchiffe in ſchwediſchen
Gewäſſern.
* Kriſtiania, 14. Juli. Verdens Gang meldet
aus Drontheim: Dem Blatt Noordlandpoſten erzählt ein
zuverläſſiger Mann, daß er am letzten Mittwoch eine
See=
meile vom Lande an derſelben Stelle, wo der deutſche
Dampfer „Friedrich Arp” in den Grund gebohrt worden
iſt, ein Kriegsſchiff mit zwei Schornſteinen geſehen
habe, das von Weſten kam. Gleichzeitig ſei ein größerer
Dampfer erſchienen. Dann hörte er einen Schuß fallen,
worauf der Dampfer anhielt. Das Kriegsſchiff legte
ſich an ſſeine Seite und ſignaliſierte einem kleineren
Damp=
fer, der ſich in der Nähe befand. Später aber verſchwand
das Kriegsſchiff, während das andere Schiff mit dem
Dampfer weſtwärts fuhr. — Wie aus Narwick gemeldet
wird, handelt es ſich bei dem beſchlagnahmten Dampfer
wahrſcheinlich um den Lübecker Dampfer „Belaia”, der
Narwick mit einer Erzladung verlaſſen hatte.
Engliſche „Einigkeit‟
* London, 14. Juli. Die Daily Chronicle klagt in
einem „Giftpreſſe und Verleumdungen, Made in England,
Ermutigung der Feinde des Königs” überſchriebenen
Ar=
tikel über die luchsäugige Wachſamkeit, mit
der die deutſche Preſſe die engliſchen
Schwierigkeiten, die Arbeiterfrage, die Trunkſucht
und die Rekrutierung, aber beſonders alle Anzeichen
politiſcher Unſtimmigkeit und Gärung verfolgt die
einen Teil der britiſchen Preſſe kennzeichne. Die
führen=
den deutſchen Zeitungen bewieſen aus engliſchen
Blät=
tern, daß die engliſchen Zuſtände chaotiſch,
die Miniſter uneinig und großenteils Pfuſcher ſeien. Das
Blatt ſagt: Dieſe Aeußerungen eines gefährlichen
un=
patriotiſchen Teiles unſerer Preſſe, die in den deutſchen
Zeitungen erſcheinen, ermutigen unſere Gegner mehr auf
als Siege und bauen in ihnen Vertrauen und Hoffnung
auf, die ein ſo gewaltiges Aktivum in ihren nationalen
Anſtrengungen bilden.
* London, 14. Juli. Die Daily News ſchreibt:
Der Nachdruck, mit dem das Unterhaus die ſummariſche
Art guthieß, wie der Premierminiſter mit den Kritikern
der Regierung verfuhr, gibt die im Lande herrſchende
Stimmung über die Tätigkeit eines gewiſſen Teils der
Preſſe und einer kleinen Klique ihrer Anhänger im
Par=
lament wieder. Das Publikum mißbilligt nicht die Kritik
einer Anſicht, es wünſcht kein Verheimlichen einer
etwai=
gen Unfähigkeit an hohen Stellen, aber es
mißtraut gründlich den Motiven obſkurer
Intri=
ganten. — Die Daily Mail ſtellt in einem Leitartikel
die Tüchtigkeit der Soldaten den entgegengeſetzten
Eigen=
ſchaften der Politiker gegenüber. Das Blatt ſagt:
Nie=
mand wurde wegen Nachläſſigkeit in der
Muni=
tionsfrage entlaſſen oder beſtraft. Asquith
unter=
drückt noch immer die Unterſuchung der Tatſachen und
weigerte ſich, dem Hauſe Fragen zu beantworten.
As=
quith willabſoluter Herr des Unterhauſes
ſein; je mehr ſich ſeine Herrſchaft in der Art wie geſtern
entfaltet, deſto weniger wird das Publikum befriedigt ſein
Eine geſunde Kritik und Unterſuchung im Unterhaus
würden der Nation einen großen Teil Sorgen erſparen
Die Nation will wiſſen, ob ſie Sicherheit gegen die
Wieder=
holung von Fehlern jener Männer beſitzt, deren Trägheit
und Kurzſichtigkeit allen Mut und alle Aufopferung der
Soldaten im Felde zunichte machen.
Kanadas Kriegshilfe für England.
* London, 14. Juli. Heute wurde im
Unter=
hauſe ein Frühſtück gegeben, dem der kanadiſche
Pre=
mierminiſter beiwohnte. Balfour führte den Vorſitz
und erklärte, daß die Hilfe, die von den Kolonien gewährt
werde, von entſcheidendem Einfluß ſein könne. England
ſei ſtolz auf das, was Kanada getan habe. Borden
führte aus, vier Tage vor Kriegsausbruch
habe er nach London telegraphiert, daß, wenn ein Krieg
ausbräche, Kanada dies als eigene Angelegenheit
betrach=
ten würde. Die Hilfsquellen des Reichs ſeien faſt
uner=
ſchöpflich. Er fürchte ſich nicht vor der Zukunft. Wenn
der Kampf auch lang dauere, Kanada ſei bereit, ſein Teil
auf ſich zu nehmen. Borden fuhr fort, Deutſchland habe
ſich bezüglich der Einigkeit des britiſchen Reichs
verrech=
net. Dieſes ſei heute enger zuſammengeſchloſſen als je.
Balfour ſagte, die Wahrheit, daß auch nichtmilitäriſche
Nationen Kriege führen können, beginne erſt zu dämmern.
Er hoffe, daß, ehe der Krieg beendet ſei, das britiſche Reich
der Welt bewieſen habe, daß es trotz ungenügender
Vor=
bereitung ſeiner Rieſenaufgabe gewachſen geweſen ſei.
England war nicht mehr vorbereitet, weil es die Kraft
ſeiner Helfershelfer zu ſehr überſchätzt hatte. D. Red.)
Weitere Veränderungen im ruſſiſchen
Miniſterſum?
* Petersburg, 14. Juli. (Ctr. Frkft.) Rußkoje
Slowo meldet, daß Saſonows Rücktritt
bevor=
ſtehe. Sein Nachfolger werde vorausſichtlich Fürſt
Wolkonski. Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt,
daß Wolkonski der Kadettenpartei naheſtehe. Bereits im
Juni iſt er vom Zaren zu Beratungen herangezogen
worden. Auch bei dem letzten Kronrat im
Hauptquar=
tier war er zugegen. Trotzdem käme ſeine jetzige
Ernen=
nung überraſchend, weil bisher angenommen wurde, daß
Saſanow ein willenloſes Werkzeug in der Hand der
augen=
blicklich einflußreichen Parteien geweſen ſei. — Rjetſch
teilt mit, daß der ausſichtsreichſte Kandidat für den Poſten
des Juſtizminiſters der Oberprokurator der erſten
Senatskammer Dobrowolski ſei.
Drohende Stimmung im ruſſiſchen Heer.
TU Hamburg, 14. Juli. Von der Front
zurück=
gekehrte Dumamitglieder weiſen, wie das Hamburger
Fremdenblatt meldet, auf die drohende Stimmung
im Heere und auf wahrſcheinlich weitere Niederlagen
hin. Miniſterpräſident Goremykin erklärte, die Dinge
lägen nicht hoffnungslos; ſie litten unter der Angſt der
„Strategen in Unterröcken”.
Ein ruſſiſch=bulgariſcher Zwiſchenfall.
* Wien, 14. Juli. Vier bulgariſche Schiffe
wurden, wie aus Sofia gemeldet wird, voon der
Schwarze=Meer=Flotte verſenkt. Die Schiffe
führten rumäniſches Petroleum für bulgariſche Kaufleute
an Bord. Die bulgariſche Regierung hat hiergegen in
Petersburg energiſchen Proteſt eingeleitet.
Truppenkonzentrationen an der bulgariſchen
Grenze.
TU Bukareſt, 14. Juli. Seara meldet aus Niſch,
daß Serbien bedeutende Truppenmaſſen von der
öſter=
reichiſchen Grenze weggenommen habe, um ſie an der
bulgariſchen Grenze zu konzentrieren.
Der Krieg im Orient.
* Athen, 14. Juli. Von unſerem
Sonderkorre=
ſpondenten. Wie aus Mytilene gemeldet wird, ſoll
vor=
geſtern ein großer franzöſiſch=engliſcher
An=
griff gegen die Türkenſtellung bei Atſchibaba und
Kri=
thia ſtattgefunden haben. Beſonders bei Atſchibaba
mach=
ten die Alliierten große Anſtrengungen, die ohne ein
für ſie günſtiges Ergebnis blieben. Die Preſſe
verlangt einmütig Maßnahmen gegen die
Verge=
waltigung der griechiſchen Schiffahrt
ſei=
tens der Engländer.
Amerika braucht dringend deutſche Farbſtoffe.
* Rotterdam, 14. Juli. Der Nieuwe
Rotterdam=
ſche Courant gibt folgende Meldung der Morningpoſt aus
Waſhington wieder: Deutſchland wünſcht
Baum=
wolle einzuführen, obwohl es genug
Vor=
räte für den gegenwärtigen Bedarf hat.
Seit einiger Zeit werden zwiſchen der deutſchen
Regie=
rung und der amerikaniſchen Regierung Verhandlungen
wegen der Einfuhr von Farbſtoffen, die
Amerika dringend braucht, geführt. Die
deut=
ſche Regierung verweigert die Ausfuhr, wenn nicht eine
entſprechende Menge Baumwolle nach Deutſchland kommt.
Der Korreſpondent der Morningpoſt nennt es eine
Er=
preſſertaktik. (!!) Die Vereinigten Staaten weigerten ſich,
die deutſchen Bedingungen für die Ausfuhr anzunehmen.
Das ſchwediſche Tranſitverbot.
* Petersburg, 14. Juli. (Ueber Stockholm.)
Der Rjetſch teilt aus völlig zuverläſſiger Quelle mit, daß
die ſchwediſche Regierung die Frage der Aufhebung
des Tranſitverbotes für Güter nach Rußland
offengelaſſen hat, bis das Verhältnis
Schwe=
dens zu England zufriedenſtellend
geord=
net iſt. Möglicherweiſe werde ein Teil der Güter nach
Rußland abgehen dürfen. In ruſſiſchen
Diplomatenkrei=
ſen, ſo ſagt das Blatt, halte man dieſe Löſung für ein
ſchlechtes Zeichen.
Die Zenſur der neutralen Poſt dauert fort.
* Kopenhagen, 14. Juli. (W. T. B. Nichtamtlich.)
Berlingske Tidende meldet aus Stockholm: Die
ſchwe=
diſche Poſt aus Nordamerika und Argentinien wird trotz
des ſchwediſchen Proteſtes auch weiter von den
Englän=
dern und Franzoſen zenſuriert.
* Stockholm, 14. Juli. Zu der von der
ſchwedi=
ſchen Preſſe gebrachten Nachricht wegen des
Zugeſtänd=
niſſes Englands in der Frage der
Telegramm=
zenſur erfährt das Svenska=Telegramm=Byran, daß
die fraglichen Zugeſtändniſſe von der ſchwediſchen
Regierung nicht als befriedigend angeſehen
werden und daß die Frage noch Gegenſtand der
Verhand=
lungen iſt.
Berlin, 14. Juli. Zu Ehren des
neuernann=
ten bulgariſchen Geſandten in Berlin,
Rizow, fand geſtern bei dem erſten
Geſandtſchaftsſekre=
tär, Anaſtaſow, und deſſen Gemahlin, geborene
Rados=
lawow, ein Tee ſtatt, dem eine große Anzahl in Berlin
weilender Bulgaren beiwohnte. Ein Vertreter der
bulga=
riſchen Studentenſchaft brachte das Wohl des neuen Ge=
ſandten aus. Als er die warme Symphatie der bulgariſchen
Jugend für Deutſchland bekundete, ſtellte Exzellenz Rizow
die übermächtige Hingebung der Deutſchen an ihr
Vater=
land als leuchtendes Beiſpiel hin.
* Berlin, 14. Juli. Im Zoſſener
Halb=
mondlager fand geſtern mittag in Gegenwart
zahl=
reicher Offiziere die Einweihung der Moſſchee
ſtatt, die ein Geſchenk des Kaiſers iſt. Zu der eigenartigen
Feier hatten ſich laut Berliner Tageblatt der türkiſche
Botſchafter mit dem Botſchaftsrat und dem Militärattaché
eingefunden. Der Kommandant des Gefangenenlagers
führte in ſeiner Anſprache aus, die den Mohammedanern
verdolmetſcht wurde, daß dieſe auch in der Gefangenſchaft
nicht ihre religiöſen Gebräuche entbehren ſollen.
* Lindau, 14. Juli. Bei der Grenzkontrolle
einer Dame, die in die Schweiz zu reiſen beabſichtigte,
wurde dieſe einer Leibesviſitation unterzogen, wobei ſich
die Unbekannte plötzlich eine Revolverkugel in den Kopf
jagte. Es ſtellte ſich heraus, daß in dem Frauengewand
ein Mann ſteckte.
* Konſtanz, 14. Juli. Heute vormittag iſt hier
ein ſchweizeriſcher Sanitätszug mit 261
deutſchen Sanitätsleuten aus franzöſiſcher
Ge=
fangenſchaft eingetroffen. Die Sanitätsleute werden im
Laufe des Tages in Gruppen, nach Armeekorps eingeteilt,
weiterbefördert.
* Turin, 14. Juli. Die Stampa berichtet aus
Biella, daß in verſchiedenen Fabrikbetrieben der
Woll=
induſtrie in Biella die Arbeiter ausſtändig
ſind. In Tolono kam es geſtern abend zu Unruhen, die
von den Ausſtändigen provoziert wurden. Die Frauen
ggitierten für eine Lohnerhöhung.
* Genf, 14. Juli. Das ſerbiſche
Kriegs=
miniſterium hat in Niſch ein amtliches
Aus=
kunftsbureau für Kriegsgefangene errichtet.
* London, 14. Juli. Die neueſte Verluſtliſte
weiſt die Namen von 61 Offizieren und 1261 Mann auf.
* London, 14. Juli. Das Reuterſche Buregu
meldet: Staatsſekretär Grey wohnte heute zum erſten
Male ſeit ſeiner Abweſenheit vom Auswärtigen Amte
wieder einem Kabinettsrat hei.
* Kopenhagen, 14. Juli. Auf dem geſtern hier
eingetroffenen däniſchen Amerikadampfer „Frederik VIII.”
befand ſich eine größere deutſche Geſellſchaft,
beſtehend aus 9 Aerzten, 52 Krankenpflegern, der Gattin
des früheren Gouverneurs von Tſingtau,
v. Meyer=Waldeck, mit ihren drei Kindern und einigen
Herren, ſämtlich auf der Heimreiſe von Tſingtau In
Kirkwall, wo der Dampfer 30 Stunden zurückgehalten
wurde, wurden 6 Deutſche von den Engländern
zurück=
gehalten.
* Alexandria, 14. Juli. (Meldung des
Reuter=
ſchen Bureaus.) In Verbindung mit dem Attentat
auf den von den Engländern ernannten Sultan ſind vier
junge Leute, darunter ein Rechtsſtudent, verhaftet
worden.
Letzte Nachrichten.
* Madrid, 14. Juli. (Meldung der Agence Havas.)
Der Gouverneur von Badajoz meldet, daß Affonſo
Coſta geſtorben iſt.
Landwirtſchaftliches.
— Mikteilung deer Großh. Wein= und
Obſtbauſchule Oppenheim. Bei dem ſtarken
Auftreten des Heuwurms in dieſem Jahre haben
wir aller Vorausſicht nach auch mit ernſthafteren
Sauer=
wurmſchäden zu rechnen, die in Verbindung mit der
Fäul=
nis bei feuchter Auguſt= und September=Witterung den
bis jetzt guten Behang in den eigentlichen Wurmlagen
ſtark zu beeinträchtigen vermögen. Wo es die
Arbeits=
kräfte und die Betriebsweiſe geſtattet, ſollten daher die
Winzer, die noch von dem von uns im Jahre 1914
gelie=
ferten Sauerwurmmittel etwas übrig haben, dasſelbe
tunlichſt in dieſem Jahre zur Anwendung bringen und mit
den Beſpritzungen anfangs kommender
Woche beginnen. — Zur Auflöſung des Mittels können,
ſtatt wie im Vorjahre 500 Liter Waſſer, mit gleich gutem
Erfolg 550—600 Liter verwendet werden. Auch kann die
Auflöſung in einer bereits fertigen, ½ bis ½ prozentigen
Kupferkalkbrühe erfolgen, wobei darauf zu achten iſt, daß
in beiden Fällen die fertige Sauerwurmſpritzflüſſigkeit
alkaliſch reagiert, alſo weißes Phenolphtaleinpapier rot
färbt.
Literariſches.
Mit den Feldgrauen nach Belgien hinein.
Kriegserlebniſſe und Schilderungen. Herausgegeben von
Wilhelm v. Trotha, Oberleutnant a. D. Mit
zahl=
reichen Bildern. Leipzig, Heſſe & Becker Verlag. 240
Seiten. 1,50 Mk., geb. 2 Mk. Oberleutnant Wilhelm
v. Trotha, bekannt durch mehrere Volkserzählungen und
Romane, gibt in dem trefflich ausgeſtatteten Buche eine
zuſammenhängende Darſtellung der Eroberung Belgiens,
das, wie man weiß, ſich von England und Frankreich
hatte verleiten laſſen, die Neutralität zu brechen. Das
Buch, das mit trefflichen Bildern, u. a. dem des Kaiſers,
geſchmückt iſt, darf ohne Bedenken auch als Lektüre für
die heranwachſende Jugend empfohlen werden. Auch bei
unſern Feldgrauen wird es bald beliebt werden.
Gedenken wir der Vergeſſenen!
Draußen im Felde und auf den Wogen der Meere gibt
es unter unſeren wackeren Kämpfern ſo manchen, dem nie
oder faſt nie die Freude zuteil wird, eine für ihn perſönlich
beſtimmte Gabe, ein ſichtbares Gedenken aus der lieben
Heimat zu erhalten. Wehmütiger Stimmung, ja,
bluten=
den Herzens ſteht ſo mancher Brave dabei, wenn die
Feld=
poſt ſeine Kameraden reich bedenkt, während ſie ihm nie
etwas bringt. Eltern= oder geſchwiſterlos ſteht er allein in
der Welt oder ſeine Angehörigen können ihm kein
der=
artiges Zeichen der Liebe und des Gedenkens aus ihren
beſcheidenen Mitteln zuwenden. — Es bedarf nicht erſt
vieler Worte, um darzutun, daß hier das warmherzige, ſich
in Taten äußernde Mitempfinden einzuſetzen hat.
Kei=
nen draußen im Kampfe Stehenden ſoll jemals das
Ge=
fühl beſchleichen, die Schweſtern und Brüder der Heimat
könnten auch nur einen derer vergeſſen, die zu kämpfen
und zu ſterben bereit ſind.
Der Bund für freiwilligen Vaterlandsdienſt hat die
Organiſation dieſer Angelegenheit in die Hand genommen.
Er ſendet die herzlichſte Bitte ins Land:
Teilt uns mit, wer bei der Verſorgung der bisher
Vergeſſenen helfen will. Sammelt und ſendet uns
Naturalliebesgaben und Geldſpenden für dieſen Zweck.
Berlin W9, Potsdamer Platz, Bellevueſtraße 21—22.
Poſtſcheckkonto: Berlin Nr. 20878. Bankkonto: Deutſche
Bank Berlin, Depoſitenkaſſe C.
Der Bund
für freiwilligen Vaterlandsdienſt E. V.
Wetterbericht.
Von Weſten her iſt ein Tiefdruckwirbel raſch über
Mitteleuropa hinweggezogen und hat verbreitete
Regen=
fälle gebracht. Auf ſeiner Rückſeite ſteigt der Luftdruck
kräftig an, ſodaß ſich im Weſten ein Hochdruckgebiet
ent=
wickelt, unter deſſen Einwirkung raſche Abnahme der
Be=
wölkung zu erwarten iſt. Die Temperaturen werden
wie=
der etwas anſteigen.
Wetterausſichten für Donnerstag: Wolkig,
trok=
ken, wärmer, nordweſtliche Winde.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
isf seine Auswiebickeif
sehr groß--—
und darin liest seine Billigkeit.
Heutzutage muß jeder sparen.
„Kriegs-Körnfranck” ist ein
vor-
züglicher Kaffee-Ersatz. Die
sorg-
fältige Auswahl geeigneter
Roh-
stoffe und deren glückliche
Zu-
sammensetzung verschaffen dem
Getränk seinen angenehmen
Ge-
schmack und Geruch. „Kriegs-
Kornfranck” ist üherall zu haben,
Ganzes Paket 50 Pfg., halbes 26 Pfg.
Dut Euren Hammerſchlag
am „Kreuz in Eiſen”!
Du warſt ſo gut.
Du ſtarbſt ſo früh,
Deine Lieben vergeſſen Dich nie.
Allen Verwandten, Freunden und Bekannten
die ſchmerzliche Mitteilung, daß mein ſo
herzens=
guter, innigſtgeliebter Mann, der treuſorgende
Vater ſeiner beiden Kinder, unſer guter, braver,
unvergeßlicher Sohn, Schwiegerſohn, geliebter
Bruder, Schwager und Onkel
LndwigLorenz Engel
ſeitheriger Gaſtwirt Schießplatz Meſſel,
Wehrmann im Landw.=Inf.=Regt. Nr. 116,
2. Kompagnie,
am 6. Juli, früh 2 Uhr, bei einem Gefecht durch
eine feindliche Granate im 38. Lebensjahre den
Heldentod fürs Vaterland geſtorben iſt.
In tiefem Schmerz
die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Philippine Engel, geb. Hickler,
und Kinder,
Familie Kaſpar Engel,
Johann Hickler IV.,
Simon Fröhner II.,
Konrad Engel,
Philipp Baumann VI.,
Aug. Engel.
Meſſel, den 14. Juli 1915.
(*14203
Ach, wie traurig war die Kunde
Und wie troſtlos iſt der Schmerz,
Durch Deinen Tod, Du Heißgeliebter,
Ach, wie blutet uns das Herz.
Ach, es iſt ja kaum zu faſſen,
O, wie kanns nur möglich ſein,
Daß Du uns ſo früh verlaſſen,
Kehreſt nicht mehr bei uns ein.
Nach zehn Monat langem heißen Ringen,
Nach manch’ vollbrachter blut’ger Schlacht,
Hat feindlicher Granaten=Hagel
Dein junges Leben dahingerafft.
Als Du Abſchied haſt genommen
Von den Liebenden daheim,
Als letzter Gruß: Auf Wiederkommen,
Ach, kehr’ nur wieder bei uns ein.
Ach, wer hätte dies geahnet,
Ach, wer hätte es geglaubt,
Daß Du nicht mehr wiederkehreſt,
Nun iſt aller Troſt geraubt.
Alles beten, alles flehen
Half ja nichts bei Gott dem Herrn;
Gott hats anders auserſehen,
Gottes Ratſchluß ſtand uns fern.
So ruh’ nun ſanft in fremder Erde,
Ruhe ſanft in kühler Gruft,
Bis dereinſt der Tag erſcheinet,
Wo Gott der Herr uns Alle ruft.
Nachruf!
Am 12. Juli verſchied nach langem Leiden
der Herr Obermaſchinenmeiſter
(10413
Olle Ranm.
Durch deſſen Heimgang verljere ich einen
Mitarbeiter, der in meinem Geſchäft eine
geradezu vollendete Erſcheinung darſtellte.
Felſenfeſte Charakterſtärke und Pflichttreue,
treueſte ſeltene Anhänglichkeit an das Geſchäft
und nie ermüdende, ausdauerndſte Arbeitsliebe
zeichneten dieſen vortrefflichen, vorbildlichen
Men=
ſchen aus, der daher auch von allen Mitarbeitern
ungeteilte Hochachtung und Liebe genoß. Herr
Rahn war 34 Jahre, alſo ſeit Gründung des
Geſchäfts, in meinem Hauſe tätig.
Ich und meine Familie werden ſein
An=
denken für alle Zeit in hohen Ehren halten.
H. Hohmann
Hof=Buch= und Steindrucker.
Darmſtadt, 15. Juli 1915.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Todes=Anzeige.
Hiermit die traurige Mitteilung, daß geſtern
abend 9 Uhr mein guter Schwager, unſer
(10400
Bruder und Onkel
Here Deun Wilter
Metzgermeiſter und Gaſtwirt
nach langem, ſchwerem Leiden im 63.
Lebens=
jahre ſanft entſchlafen iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Margarethe Ganß.
Traiſa, den 13. Juli 1915.
Die Beerdigung findet Freitag, den 16. Juli,
nachmittags 3½ Uhr, in Traiſa ſtatt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Für die wohltuende große Anteilnahme und
überreichlichen Blumenſpenden, die uns bei dem
Ableben meiner lieben Frau und unſerer Mutter
Deim Kürotine Schepp
geb. Walter
zuteil wurden, ſagen wir auf dieſem Wege auf=
(10382
richtigen Dank.
Wir danken ebenſo den Schweſtern des
Eliſa=
bethenſtifts für die aufopfernde Pflege während der
ſchweren Krankheit und Herrn Pfarrer Lenz für
die Einſegnung der Verſtorbenen und ganz
be=
ſonders Herrn Pfarrer Vogel für die
troſtſpen=
dende Grabrede.
Chriſtian Schepp,
Familie Ernſt Schepp.
Darmſtadt, den 13. Juli 1915.
C
Dankſagung.
Für die uns erwieſene aufrichtige
Teilnahme und die zahlreichen
Blu=
menſpenden bei dem uns ſo ſchwer
betroffenen Verluſte ſagen wir allen
Verwandten, Freunden und Bekannten
innigſten Dank. Insbeſondere danken
wir Herrn Pfarrer Velte für die
troſt=
reiche Grabrede, ſowie der
Schloſſer=
vereinigung Darmſtadt für ihre Be=
(10402
teiligung.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie A. Wagner.
Darmſtadt, den 14. Juli 1915.
Gewerbemuſeum (Neckarſtraße 3). Täglich geöffnet
von 11—1 Uhr; bei Sonderausſtellungen auch werktags
nachmittags von 3—5 Uhr.
JUNGDARMSTADT.
Zwei unserer tapferen Jungmänner sind
bei der Verteidigung des Vaterlandes gefallen:
Kriegsfreiwilliger
Einn Gerhardr
vom Dragoner-Regiment Nr. 23
und
(10416
Kriegsfreiwilliger
Geerg Frcher
vom Infanterie-Regiment Nr. 168
Inhaber des Eisernen Kreuzes.
Wir haben sie lieb gehabt und werden
sie nicht vergessen.
Darmstadt, 14. Juli 1915.
Die Führer von Jungdarmstadt:
BicKEL,
DElss,
SchAEFER,
Oberleutnant und
Brigade-Adjutant.
Hauptmann und
Kompagnie-Chef.
Oberbürger-
meister a. D.
Städtiſches Hallenſchwimmbad, Mühlſtr. 33,
geöffnet von morgens 7 Uhr bis abends 8½ Uhr; die
Schwimmhalle iſt offen von 7—9, 12—2 und 5—8½
Uhr für männliche Beſucher, von 9—12 und 2—5 Uhr für
weibliche Beſucher.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbnchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Wanngeht leer. Möbelwag.
von Mannheim nach Darmſtadt?
Gefl. Beſcheid erbeten (*14188
Wilhelminenſtr. 33, im Laden.
Worzügl. Privatmittags= und
Abendtiſch f. beſſ. Herren u.
Damen. Hölgesſtraße 1, I. (7001a
Dieſenige Perſon, welche am
Samstag abend geg. 12 Uhrden
Fussball v. d. Hauseing. Beckerstr. 25
mitnahm, iſt erkannt und wird um
Rückg. des Balles im 3. St. erſucht,
andernfalls Anzeige erfolgt. (*14375
Schwarze Damenuhr
verloren. Gegen Belohnung
ab=
zugeben bei
(*14207
Borné, Ernſt=Ludwigſtraße.
Verloren gold. Damenuhr
in kleinem, ſchwarz. Ledertäſchchen,
auf der Straße oder im Geſchäft.
Gegen Belohnung abzugeben
*14214) Heinrichſtr. 72, part.
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ledernes Portemonnaie
mit Inhalt verloren. Abzugeben
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Karlſtr. 47 — Telephon 641.
Spa Johanna.
Roman von Arthur Werner.
(Nachdruck verboten.)
20)
Eva Johanna ſchüttelte traurig den Kopf.
Nein, ſagte ſie, nein, Anna, es iſt ſo. Und ich kann ihm
nicht einmal einen beſonderen Vorwurf machen. Nein, wirklich
nicht, denn er kann ja ſagen, es ſei ihm niemals eingefallen,
mir je von Liebe zu ſprechen. Und er hätte ganz recht. Er hat’s
ja auch niemals getan, und vielleicht habe ich’s mir nur
ein=
gebildet, daß ſeine Augen mir von Liebe ſprachen, daß der Klang
ſeiner Stimme ſchmeichelnd wie eine Liebeswerbung war,
und daß jedes Wort für mich den verborgenen Sinn einer
Liebes=
beteuerung annahm. Vielleicht bildet man ſich das alles wirklich
nur ein, denn man redet ſich doch ſo gerne das ein, was man ſich
wünſcht, was man erſehnt und erhofft. Siehſt du, vielleicht
lacht er nur über das törichte Mädchen, das ſich in das dumme
Märchen eingelebt hatte, daß er es liebe, während ſeine Liebe
doch einer anderen, einer ganz anderen gehörte. Und er kann
ja darüber auch lachen. Aber weh, ſiehſt du, weh tut es doch. Ganz
ebenſo weh, als wenn es die Wirklichkeit wäre. Und dann,
häß=
lich, nicht wahr, iſt es doch wirklich von ihm, daß er ſeine Geliebte
zu mir ins Haus gebracht hat?
Laura Wendland? fragte Anna erſchreckt.
Ja, Laura Wendland. Und als ich es geſtern erfuhr, Anna,
da war der Schmerz, die Empörung ſo groß, daß ich ein Wort
geſprochen habe, ein ſehr häßliches, hartes und grauſames Wort,
das ich wirklich bereue.
Und dieſes Wort hat Laura Wendland hinausgetrieben?
Ja, dieſes Wort hat ſie hinausgetrieben. Vielleicht aber auch
die Erkenntnis deſſen, was ſie getan.
Sie iſt aber krank. Der Arzt hat Beſorgnis gehegt. Wenn
ſie nun nicht weiß, wohin!
Ein biteres Lichein ſog iber Eoa Zohames Geſch. 2a0
nur, die weiß es ſchon, ſagte ſie.
Du glaubſt, zu ihm? . . . . fragte Anna.
Natürlich zu ihm. Wohin denn ſonſt. Und beide ſchwiegen
ſtill.
Eine Weile ſaßen ſie ſo, jede ihren eigenen Gedanken
nach=
hängend, dann griff Anna leiſe wieder nach dem Briefe, der auf
dem Schoße Eva Johannas lag, und ſie las ihn noch einmal.
Jedes Wort. Und jedem Worte ſuchte ſie ſeinen ganz beſtimmten
Sinn zu geben, gleich, als verſetze ſie ſich ſelbſt ganz in die Lage
und Stimmung der Unglücklichen, die ihn geſchrieben.
Denn eine Unglückliche war es, das klang nicht nur
über=
zeugend aus dem Briefe heraus, nein, das bewies die ſchwere
Krankheit, in die Laura Wendland verfallen war, denn von
einer ſolchen hatte der Doktor geſprochen.
Auch war ja hier gar kein Name genannt. War es Fleming?
Vieles, nein, alles beinahe ſchien auf dieſen zu paſſen.
Nur mit dem Bilde, das Anna ſich nach den Schilderungen Eva
Johannas von ihm gemacht, ſtimmte es nicht.
Aber Voreingenommenheiten durfte ſie ja nicht gelten
laſſen, obwohl ſie um Evas Johanna willen alles tun mußte,
was deren Hoffnung, wenn auch nur für den Augenblick und wenn
auch nur leiſe, beleben konnte.
Drum fragte ſie: Sag Eva, haſt du irgendeinen Beweis?
Ja. Sie log, als ich ſie fragte, wo ſie geſtern geweſen.
Sie log und wurde rot und verwirrt. Und ſpäter erfuhr ich,
ſie ſei früh morgens aus Flemings Hauſe getreten.
Das war allerdings arg, und darauf wußte Anna keine
Antwort zu geben. Aber eines noch war ihr nicht klar. Da ſtand
noch von einem Zweiten: Es iſt ein anderer Mann da, der Sie
liebt, und der Ihrer wert iſt. Wer iſt der andere? fragte ſie.
Ein vupunes Ral übeſog das Anit, Eoa Zoſgunat.
Nichts . . . . niemand . . . . frage mich nicht.
Ich muß, Eva Johanna. Sieh, wenn ich dir helfen ſoll,
und ich möchte dir helfen, dann muß ich doch alles wiſſen, dann
darf mir nichts, am wenigſten aber ſo Wichtiges verborgen
bleiben. Denn hier ſteht noch mehr, hier ſteht, daß auch du jenen
andern liebſt oder zu lieben ſcheinſt und du . . . . liebſt doch nur
einen, und das mußte Laura Wendland doch wiſſen. Wer alſo
iſt’s? Und ihre Stimme klang ſo eindringlich, daß Eva Johanna
antworten mußte.
Wolf, ſagte ſie.
Doch nicht Wolf Rennow? ſchrie die Schweſter auf, denn
das, das war unmöglich!
Ja, Wolf Rennow.
Das begreife ich nicht, entſetzte ſich Anna. Sie ſtand auf und
ging, die Hände faſſungslos ineinander verſchlungen, das Zimmer
mit großen Schritten durchmeſſend, ruhelos auf und ab.
Wolf Rennow!
Jeden anderen Namen hätte ſie zu hören erwartet, nur
nicht den.
Wolf Rennow!
Ja, war denn das denkbar? War das denn überhaupt
möglich? Er, der Mann, um deſſen ſchmählicher Treuloſigkeit
willen Eva Johanna ſo ſchwer gelitten hatte, er ſollte der Mann
ſein, der ſich neuerdings um ihre Liebe bewarb? Nein, nein,
nein, nein! Das war ja Wahnſinn, war undenkbar!
Und du, du haſt erlaubt, daß dieſer Menſch, dieſer Elende,
ſich dir wieder nähert? Du haſt . . .
(Fortſetzung folgt.)
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Bekaunmachung.
Auf dem Schießplatz Meſſel wird am Samstag, den 17. Juli 1915, von
10% bis 25 Uhr mit ſcharfer Infanterie=Munition geſchoſſen.
Das abgeſperrte Gebiet darf nicht betreten werden. Zuwiderhandelnde haben
Beſtrafung auf Grund des preußiſchen Geſetzes vom 4. Juni 1851 über den
Belage=
rungszuſtand zu gewärtigen.
Darmſtadt, den 14. Juli 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Roeſener.
(10405
Bekanntmachung
Gewerbliche Schutzrechte feindlicher Staatsangehöriger betreffend.
Unter Bezugnahme auf § 7 Abſ. 1 der Verordnung des Bundesrats über
gewerb=
liche Schutzrechte feindlicher Staatsangehöriger vom 1. Juli 1915 (R. G. Bl. S. 414) und
Ziffer 1 der Beſtimmungen zur Ausführung der genannten Verordnung vom 2. Juli
1915 (R. G. Bl. S. 417) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der Geheime
Regierungsrat und vortragende Rat im Reichsamt des Innern von Specht zum
Reichskommiſſar für gewerbliche Schutzrechte beſtellt worden iſt.
Seine Geſchäftsſtelle befindet ſich im Dienſtgebäude des Reichsamts des Innern,
Berlin W 8, Wilhelmſtraße 74.
Darmſtadt, den 7. Juli 1915.
Großherzogliches Miniſterinm des Innern.
v. Hombergk.
10404)
Krämer.
Bekanntmachung
betreffend Verarbeitungsverbot und Beſtandserhebung von Seide
und Seidenabfällen.
Nachſtehende Verfügung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit
dem Bemerken, daß jede Uebertretung — worunter auch verſpätete oder unvollſtändige
Meldung fällt —, ſowie iedes Anreizen zur Uebertretung der erlaſſenen Vorſchrift,
ſoweit nicht nach den allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt ſind, nach
§ 9 Ziffer b‟) des Geſetzes über den Belagerungszuſtand vom 4. Juni 1851 oder
Artikel 4 Ziffer 2%) des Bayeriſchen Geſetzes über den Kriegszuſtand vom 5. November
1912 oder nach § 5) der Bekanntmachung über Vorratserhebungen vom 2. Februar
1915 beſtraft wird.
§ 1.
Inkrafttreten der Verordnung.
Die Verordnung tritt am 15. Juli 1915 in Kraft. Durch das Inkrafttreten der
Verordnung werden alle früheren Verordnungen und Einzel=Verfügungen aufgehoben,
welche die Gegenſtände dieſer Verordnung betreffen.
Für das Verarbeitungsverbot und die Meldepflicht iſt der bei Ablauf des
15. Juli 1915 beſtehende tatſächliche Zuſtand maßgebend. (Stichtag.)
§ 2.
Verarbeitungsverbot für unverſponnene Bourette=Seide
und ungefärbte Bourette=Garne.
Die Verarbeitung von roher, unverſponnener Bourette=Seide und ungefärbten
Bourette=Garnen in allen Nummern zu andern als Heerszwecken iſt verboten. Als
Verarbeitung gilt auch das Färben.
Als Verarbeitung zu Heereszwecken gilt nur:
1. Verarbeitung roher, unverſponnener Bourette=Seide zu ungefärbten Garnen,
die letzter Hand zur Erfüllung von Aufträgen der Heeresverwaltung
be=
ſtimmt ſind.
2. Verarbeitung von ungefärbten Garnen zu ſolchen Stoffen, welche zur
Her=
ſtellung von Pulverbeuteln dienen, die letzter Hand zur Erfüllung von
Aufträgen der Heeresverwaltung beſtimmt ſind.
Die Verarbeitung zu Heereszwecken muß durch ordnungsgemäße Ausfüllung
eines amtlichen Belegſcheines nachgewieſen werden. Soweit ältere Aufträge am
Stichtage noch nicht vollſtändig erledigt ſind, iſt ein ordnungsgemäß ausgefüllter
Belegſchein unverzüglich nachzubringen. Die Belegſcheine ſind vom Webſtoffmeldeamt
der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Kriegsminiſteriums, Berlin SW. 48, Verlängerte
Hedemannſtaße 11, zu beziehen.
§ 3.
Meldepflichtige Gegenſtände.
Meldepflichtig ſind ſämtliche nachſtehend aufgeführten Gegenſtände:
1. Rohe, unverſponnene Bourette=Seide (Seidenabfälle),
2. ungefärbte Bourette=Garne in allen Nummern,
3. rohe, unverſponnene Seide, geeignet zur Herſtellung von Schappe=Seide,
4. Schappe=Seidengarne
a) einfach bis zur Nummer 100,
b) zweifach bis zur Nummer 200/2,
5. rohe, unverſponnene Tuſſah=Seide,
6. ungefärbte Tuſſah=Seidengarne in allen Nummern.
§ 4.
Meldepflichtige Perſonen.
Zur Meldung verpflichtet ſind alle natürlichen und juriſtiſchen Perſonen,
ein=
ſchließlich derer des öffentlichen Rechtes, ſowie alle Firmen, die ſich im Beſitze
melde=
pflichtiger Gegenſtände (§ 3) befinden.
Vorräte, die ſich am Stichtage nicht im Gewahrſam des Eigentümers befinden,
ſind ſowohl von dem Eigentümer als auch von demjenigen zu melden, der ſie zu
dieſer Zeit in Gewahrſam hat.
§ 5.
Meldeſcheine.
Sämtliche meldepflichtigen Beſtände ſind unter Benutzung des amtlichen
Melde=
ſcheines für Seide und Seidengarne an das Webſtoffmeldeamt der Kriegs=Rohſtoff=
*) Wer in einem in Belagerungszuſtand erklärten Orte oder Diſtrikte ein bei
Erklärung des Belagerungszuſtandes oder während desſelben vom Militärbefehlshaber
im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit erlaſſenes Verbot übertritt, oder zu ſolcher
Uebertretung auffordert oder anreizt, ſoll, wenn die beſtehenden Geſetze keine höhere
Freiheitsſtrafe beſtimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft werden.
*) Wer in einem in Kriegszuſtand erklärten Orte oder Bezirke eine bei der
Ver=
hängung des Kriegszuſtandes oder während desſelben von dem zuſtändigen oberſten
Miltärbefehlshaber zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit erlaſſene Vorſchrift
übertritt, oder zur Uebertretung auffordert oder anreizt, wird, wenn nicht die Geſetze
eine ſchwerere Strafe androhen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft.
e) Wer vorſätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung
ver=
pflichtet iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt, oder wiſſentlich unrichtige oder
unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder
mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft, auch können Vorräte, die
ver=
ſchwiegen lind, im Urteil für dem Staate verfallen erklärt werden. Wer
fahr=
läſſig die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung verpflichtet iſt, nicht in
der geſetzten Friſt erteilt oder unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, wird
mit Geldſtrafe bis zu dreitauſend Mark oder im Unvermögensfalle mit
Gefäng=
nis bis zu ſechs Monaten beſtraft.
Abteilung des Königlichen Kriegsminiſteriums, Berlin SW. 48, Verlängerte
Hede=
mannſtraße 11, bis ſpäteſtens 31. Juli 1915 zu melden.
Die amtlichen Meldeſcheine ſind bei dem Webſtoffmeldeamt erhältlich.
Die Meldeſcheine ſind vorſchriftsmäßig auszufüllen; die Beſtände ſind nach den
vorgedruckten Sorten getrennt anzugeben.
Weitere Mitteilungen irgendwelcher Art darf der Meldeſchein nicht enthalten,
auch dürfen bei Einſendung der Meldeſcheine ſonſtige ſchriftliche Erklärungen nicht
beigefügt werden.
Auf einem Meldeſchein dürfen nur die Vorräte eines und desſelben Eigentümers,
oder die Beſtände einer und derfelben Lagerſtelle gemeldet werden.
Auf die Vorderſeite der zur Ueberſendung von Meldeſcheinen benutzten
Brief=
umſchläge iſt der Vermert zu ſetzen: „Enthält Meldeſchein für Seide=
§ 6.
Sonſtige Meldebeſtimmungen.
Die nach dem Stichtage (15. Juli 1915) eintreffenden, vor dem Stichtage aber
ſchon abgeſandten Vorräte ſind vom Empfänger zu melden. Sie gelten für die
Meldepflicht als ſchon am Stichtage in dem Beſitze des Empfängers befindliche Vorräte.
Iſt über eine Lieferung eine Meinungsverſchiedenheit vorhanden oder ein
Rechts=
ſtreit anhängig, ſo iſt derjenige zur Meldung verpflichtet, der die Ware beſitzt oder
einem Lagerhalter oder Spediteur zur Verfügung eines anderen übergeben hat.
Alle Anfragen und Anträge, welche die vorſtehende Verordnung betreffen, ſind
an das Webſtoffmeldeamt zu richten.
Anträge auf Befreiung von dem Verarbeitungsverbot (§ 2) ſind nur in ganz
beſonderen Fällen, und nur mit eingehender Begründung zu ſtellen. Die Entſcheidung
darüber erfolgt durch das Webſtoffmeldeamt.
Die Anfragen und Anträge müſſen mit der Kopfſchrift „Betrifft Seide”
ver=
ſehen ſein.
Muſter der gemeldeten Vorräte ſind nur auf beſonderes Verlangen dem
Web=
ſtoffmeldeamt zu überſenden.
§ 7.
Lagerbuch.
Ueber die nach § 3, Ziffer 1—6, meldepflichtigen Gegenſtände iſt von demienigen,
der dieſe Gegenſtände in Gewahrſam hat, ein Lagerbuch zu führen, aus welchem jede
Aenderung der Vorratsmengen und ihre Verwendung erſichtlich ſein muß.
Beauftragten der Polizei= und Militärbehörden iſt jederzeit die Prüfung des
Lagerbuches, ſowie die Beſichtigung des Betriebes zu geſtatten.
Frankfurt (Main), den 15. Juli 1915.
(10379
Stellv. Generalkommando 18. A.=R.
Bekanntmachung
über die Höchſtpreiſe für Petroleum und die Verteilung der
Petroleum=
beſtände. Vom 8. Juli 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
§ 1. Der Preis für je 100 Kilogramm Reingewicht Petroleum darf bei
Ver=
käufen von 100 Kilogramm und mehr 30 Mark nicht überſteigen.
Der Preis gilt für Lieferung von einem deutſchen Lager oder von der deutſchen
Grenze ab. Uebernimmt der Verkäufer das Zurollen nach dem Lager des Käufers
oder die Verſendung nach einem anderen Orte, ſo kann er nur ſeine baren Auslagen
und bei Verwendung eigenen Fuhrwerks eine Vergütung bis zu 1 Mark für je 100
Kilogramm Reingewicht berechnen.
Bei Lieferung in Keſſelwagen ſchließt der Höchſtpreis die Vergütung für die
leihweiſe Ueberlaſſung des Keſſelwagens ein: jedoch darf für einen die Zeit von
48 Stunden überſchreitenden Aufenthalt des Wagens auf der Empfangsſtation eine
Vergütung berechnet werden.
Ferner darf berechnet werden:
4. für die käufliche Ueberlaſſung von Holzfäſſern eine Vergütung bis zu 4,50 Mark
für je 100 Kilogramm Reingewicht des verkauften Petroleums; wird der
Rückauf des Faſſes vereinbart, ſo darf der Rückaufspreis nicht geringer ſein
als 2,75 Mark für je 100 Kilogramm Reingewicht;
2. für die leihweiſe Ueberlaſſung von Eiſenfäſſern eine Vergütung bis zu 1 Mark
für je 100 Kilogramm Reingewicht des verkauften Petroleums und, wenn
die Fäſſer nicht binnen zwei Monaten nach der Lieferung zurückgegeben
werden, eine fernere Vergütung von 1 Mark für jedes Faß und jeden weiteren
angeſangenen Monat:
3. für Füllen von Gebinden des Käufers eine Vergütung bis zu 50 Pfennig
für je 100 Kilogramm Reingewicht.
§ 2 Bei Verkäufen von weniger als 100 Kilogramm darf der Preis für je
1 Liter Petroleum bei Lieferung vom Lager oder Laden des Verkäufers ab 32 Pfennig,
bei Lieferung in das Haus des Käufers 34 Pfennig nicht überſteigen.
Für die Ueberlaſſung und das Füllen von Behältniſſen darf eine Vergütung
nicht berechnet werden.
§ 3. Wird Petroleum im Großhandel (§ 1) nach Maß oder im Kleinhandel (§ 2)
nach Gewicht verkauft, ſo wird für die Anwendung der §§ 1 und 2 eine Menge von
100 Kilogramm einer ſolchen von 125 Litern gleichgeſtellt.
§ 4. Die Höchſtpreiſe (§§ 1, 2) gelten für Barzahlung bei Empfang. Wird der
Kaufpreis geſtundet, ſo dürfen bis zu zwei vom Hundert Jahreszinſen über
Reichs=
bankdiskont zugeſchlagen werden.
§ 5. Unter Petrbleum werden die nach der Abdeſtillation von Naphtha (Benzin)
übergehenden flüſigen Erdölprodukte mit einem Flammpunkt von mindeſtens 21 Grad
verſtanden, die ſich zu Leuchtzwecken, d. h. zum Brennen auf handelsüblichen
Petroleumlampen eignen.
Die Vorſchriften der Verordnung finden Anwendung auf Schwerbenzin (
Terpen=
tinölerſatz) ſowie auf Miſchungen, die zu Leuchtzwecken (Abſ. 1) geeignet ſind, ſofern
in ihnen Petroleum enthalten iſt.
§ 6. Unter Berückſichtigung der von den Landeszentralbehörden zu beſchaffenden
Bedarfsnachweiſungen kann der Reichskanzler die Grundſätze beſtimmen, nach denen
die Verteilung der im Handel befindlichen und in den Handel kommenden
Petroleum=
beſtände an die Verbraucher zu erfolgen hat. Er erläßt die zur Durchführung der
Verteilung erforderlichen Anordnungen.
Wer den vom Reichskanzler getroffenen Anordnungen zuwider Petroleum
ab=
gibt, wird mit Geldſtrafe bis zu fünfzehnhundert Mark oder mit Gefängnis bis zu
drei Monaten beſtraft.
§ 7. Der Reichskanzler kann Ausnahmen von den Vorſchriften der Verordnung
zulaſſen.
§ 8. Die §§ 2, 4, § 5 Abſ. 2, § 6 des Geſetzes, betreffend Höchſtpreiſe vom
4. Auguſt 1914 in der Faſſung der Bekanntmachung vom 17. Dezember 1914 (Reichs=
Geſetzbl. S. 516) in Verbindung mit der Bekanntmachung vom 21. Januar 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 25) finden entſprechende Anwendung.
§ 9. Dieſe Verordnung tritt am 15. Juli 1915, die Vorſchrift des § 6 mit dem
Tage der Verkündung der Verordnung in Kraft. Der Reichskanzler beſtimmt den
Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
(10403
Berlin, den 8. Juli 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
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be=
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terrier, 2 Jagdhunde (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigen=
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