Darmstädter Tagblatt 1915


Nr. 254., Dienstag, den 14. September.

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Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Zeichnet die dritte Kriegsanleihe!

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. Schulter an Schulter mit unſeren Verbündeten. Die günſtige Entwickelung des Güters
verkehrs. Ruſſiſches. Frankreichs polniſches Herz. Die Kriegskoſten Englands.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 13. Sept.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Lage iſt unverändert.
Ein feindliches Flugzeug wurde bei
Courtray, ein zweites über dem Walde von
Montfaucon (nordweſtlich Verdun) ab=
geſchoſſen
. Die Inſaſſen des erſteren ſind
gefangen, die des anderen tot.
In letzter Nacht wurde ein Luftangriff
auf die Befeſtigungen von Southend durch=
geführt
.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Hindenburg.
Auf dem linken Ufer der Düna, zwiſchen
Friedrichſtadt und Jakobſtadt, iſt der Feind
aus mehreren Stellungen geworfen.
Weiter ſüdlich wich er aus. Die folgenden
deutſchen Spitzen erreichten die Straße Ecken=
grafen
(30 Kilometer ſüdweſtlich von Jakob=
ſtadt
) Rakiſchki. Auch zwiſchen der Straße
Kupiſchki- Dünaburg und der Wilja
unterhalb Wilna iſt die Vorbewegung in
flottem Gange. Die Bahnlinie Wilna=
Dünaburg=St. Petersburg wurde an
mehreren Stellen erreicht.
Im Njemenbogen, öſtlich von Grodno,
blieb die Verfolgung im Fluß. An der unteren
Zelwianka ſind mehrere ſtarke Gegenſtöße
des Feindes abgeſchlagen. Es wurden geſtern
über 3300 Gefangene, ein Geſchütz und zwei
Maſchinengewehre eingebracht.
Heeresgruppe des Generalfeldmar=
ſchalls
Prinzen Leopold von Bayern.
Der Feind iſt im Rückzug. Es wird
dichtauf gefolgt. Ueber 1000 Ruſſen wurdea
zu Gefangenen gemacht.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Mackenſen.
Der Widerſtand des Gegners iſt auf
der ganzen Front gebrochen. Die Ver=
folgung
in der Richtung auf Pinsk iſt im
Gange.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die deutſchen Truppen haben geſtern weſtlich
und ſüdweſtlich von Tarnopol mehrere ſtarke
feindliche Angriffe blutig abgewieſen und
dabei einige Hundert Gefangene gemacht. In
der Nacht wurde eine günſtige Stellung, einige
Kilometer weſtlich der bisherigen gelegen, un=
behindert
vom Gegner eingenommen.
Oberſte Heeresleitung.

Die Kämpfe am Sereth.
* Der Widerſtand der Ruſſen am Sereth
hat, wie das Berliner Tageblatt meldet, einen ſehr ern=
ſten
Charakter angenommen, und er iſt wahrſchein=
lich
auf einen Befehl der oberſten Heeresleitung zurückzu=
führen
, die letzte Verteidigungsſtellung auf galiziſchem
Boden unter allen Umſtänden zu halten. Die Kühnheit
der ruſſiſchen Gegenoffenſive ſei um ſo größer, als die
Sereth=Stellung an beiden Flanken bereits durchbrochen
und umgangen wurde. Im Berliner Lokalanzeiger
wird über die ruſſiſche Verteidigung am Sereth berichtet:
Das unverhältnismäßig raſche Vordringen der Truppen
der Verbündeten nach Dubno und in die Stubiel= Niede=
rung
, alſo ziemlich nahe an Rowno, den letzten öſtlichen
Hort ruſſiſcher Kraft, konnte nicht anders, als den Gegner
zu verzweifeltſtem Widerſtand in jenem Gebiete zwingen,
in welchem ſeiner Berechnung nach alsbald bedeutende
Verſtärkung aus dem Feſtungsdreieck angetroffen und
hierdurch dies letztere Gebiet entſprechend belaſtet werden
müſſe. Das erfolgreiche Vordringen unſerer Truppen
würde demgemäß aufgehalten werden. Zu dieſem Zweck
ſeien auf der ganzen Linie zwiſchen Trembowla und
Czortkow, hauptſächlich aber weſtlich dieſer beiden Städte,
zwiſchen dem Serethlauf und der Chauſſee Struſow-
Buczacz, ſehr große Verſtärkungen des Gegners einge=
troffen
, die bisher noch nicht abgeſchloſſene Kämpfe zur
Folge hatten, In der Köln. Ztg. heißt es zu den Kämp=
fen
der öſterreichiſch=ungariſchen=deutſchen Truppen am
Sereth: Die kraftvolle Entſchiedenheit, mit welcher die
Truppen der Verbündeten der mit großer Ueberzahl auf=
tretenden
feindlichen Macht entgegentreten, und die gün=
ſtige
Entwickelung der Kämpfe im wolhyniſchen Gebiete
berechtigen zu der Erwartung, daß die dortige ruſſiſche
Gegenoffenſive bald zum Stillſtand kommen wird.
* Paris, 13. Sept. Die Blätter ſehen in dem
ruſſiſchen Erfolg bei Tarnopol einen gro=
ßen
Sieg, welcher die Perioden der Niederlagen be=
enden
werde und eine baldige Aenderung der Lage an der
Oſtfrom erhoffen laſſe. Nur der Temps iſt in ſeinen Be=
trachtungen
vorſichtiger. Er erklärt, daß die Ruſſen trotz
des Erfolges bei Trembowla gezwungen ſein würden,
den Sereth zu verlaſſen und ſich weiter oſtwärts zurück=
zuziehen
, falls die Armee der Verbündeten die bei Dubno
und Kremenetz davongetragenen Erfolge ausnütze, was
ihr geſtatten würde, Tarnopol von Norden zu umfaſſen.

Der Seekrieg.

* Kriſtiania, 12. Sept. (Meldung des norwegi=
ſchen
Telegrammbureaus.) Die britiſche Regierung
hat der norwegiſchen Regierung eine Mitteilung
über die Berichte geſandt, die ſie von ihrer Marinebehörde
über die verſchiedenen Fälle des Vorgehens briti=
ſcher
Kriegsſchiffe gegen Handelsſchiffe an
der norwegiſchen Küſte eingeholt hat. Die Berichte be=
ſagen
, daß die Verſenkung des deutſchen Dampfers
Friedrich Arp und die Anhaltung und Aufbringung der
anderen Fahrzeuge in größerer Entfernung als dreiviertel
Meilen von der Küſte erfolgt ſei. Die britiſche Regierung
führt jedoch bezüglich des Falles der Anhaltung des
Dampfers Markland von Bergen an, daß dieſe in un=
mittelbarer
Nähe des norwegiſchen Seegebietes erfolgte.
Da über die Stelle Zweifel herrſchten, bedauere die bri=
tiſche
Regierung ſehr, wenn die Seegebietsgrenze Nor=
wegens
irrtümlich oder zufällig und ohne Abſicht verletzt
worden ſein ſollte.
* Paris, 13. Sept. Die Verſenkung fran=
zöſiſcher
Schiffe durch deutſche Un=
terſeeboote
an den Küſten Frankreichs

hat in Marſeille große Erregung hervorgerufen.
Der Temps erklärt, die Torpedierungen, die von den öſter=
reichiſch
=ungariſchen und deutſchen Unterſeebooten im
Ozean und im Golf von Biskaya ausgeführt wurden, be=
weiſen
, daß die Unterſeeboote die engliſchen Gewäſſer in=
folge
wirkſamer Verfolgung durch engliſche Schiffe ver=
laſſen
mußten. Der Tätigkeit der deutſchen Unterſeeboote
in den ſo weit von ihrer Baſis entfernten Meeren ſei eine
gewiſſe moraliſche Wirkung nicht abzuſprechen.
* London, 13. Sept. Nach einer Lloydmeldung
wurde der Dampfer Aſhmore (2519 Brutto=To.)
verſenkt. Vier Mann der Beſatzung werden vermißt,
die übrigen ſind gerettet.
* Köln, 12. Sept. Die Kölniſche Volkszeitung mel=
det
aus Petersburg: Bei dem Transport von Flücht=
lingen
und wertvollen Maſchinenteilen aus Riga nach
Reval geriet der Dampfer Zerbino auf eine
(jedenfalls ruſſiſche) Mine und ſank. Mehr als 200
Perſonen, angeblich der beſſeren Stände, ſind ertrunken.

Der Hrabie‟Fall.
Engliſche und franzöſiſche Tendenz=
meldungen
.

* Genf, 12. Sept. (Zenſ. Frkft.) Die franzöſiſche
Preſſe ſetzt ihre Bemühungen fort, Deutſchland und
die Vereinigten Staaten zu verhetzen. In
dem Berliner Vorſchlag, die Arabie‟=Angelegenheit even=
tuell
vor das Haager Schiedsgericht zu bringen, erblickt
der Temps lediglich einen Verſuch der Verſchleppung und
ſpricht die Erwartung aus, Waſhington werde das Spiel
durchſchauen.
* London, 12. Sept. Das Reuterſche Bureau
meldet aus Waſhington: Die Hoffnung, daß die
U=Boot=Kriſe günſtig beendet und einem Bruche
zwiſchen den Vereinigten Staaten und Deutſchland vor=
gebeugt
ſei, macht wieder Zweifeln Platz. Geſtern
wurde wieder von der Möglichkeit eines Abbruches der
diplomatiſchen Beziehungen geſprochen. Diesmal ſeien
beide Zentralmächte an der Kriſe beteiligt, da
Oeſterreich=Ungarn, deſſen Botſchafter eigentlich wegge=
ſchickt
iſt, den Vereinigten Staaten gegenüber dieſelbe
Politik einſchlagen würde, wie Deutſchland. Offiziöſe
Berichte, daß Deutſchland eine zweite Note nach
Waſhington abgeſandt habe, böten die einzige Grundlage
für einen Optimismus in amtlichen Kreiſen. Man werde
mit der Antwort auf die deutſche Arabic‟=Note wahr=
ſcheinlich
warten, bis man wiſſe, ob noch ein Zuſatz aus
Berlin zu erwarten ſei. Wenn ſich an der deutſchen Aus=
legung
des Arabic‟=Falles nichts mehr ändere, werde die
amerikaniſche Note wahrſcheinlich Anfang nächſter
Woche in Berlin ankommen. Die Note werde den ameri=
kaniſchen
Standpunkt kurz und deutlich klarlegen..
* Paris, 13. Sept. Die Preſſe erklärt, die deut=
ſche
Note an die Vereinigten Staaten betreffend die
Verſenkung der Arabie beſtätige die Anſicht.
daß die von der deutſchen Regierung gemachten Konzei=
ſionen
keinen wirklichen Wert beſäßen. Die Verpflichtung
Deutſchlands, Paſſagierdampfer vor der Torpedierung zu
warnen, ſei inhaltslos geworden, da nach ihrer Anſicht die
Verſenkung eines Schiffes nur von dem Gutbefinden des
Unterſeebootskommandanten abhänge, was nur eine ſchein=
bare
Garantie ſei. Es ſei begreiflich, daß Deutſchland das
Prinzip des Unterſeebootkrieges keinem Schiedsgericht
unterwerfen wolle. Jedoch ſei es fraglich, wie das Haager
Schiedsgericht über das Prinzip der Entſchädigung urtei=
len
könne, ohne das Ereignis zu verurteilen, welches zu
dieſer Entſchädigung Anlaß gab. Der deutſche Vorſchlag,
die Frage der Entſchädigung für die mit der Arabic
untergegangenen amerikaniſchen Bürger einem Schieds=

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gericht zu unterbreiten, ſei nur ein Mittel, um Zeit zu ge=
winnen
, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen. Man
müſſe abwarten, ob das Waſhingtoner Kabinett ſich dazu
hergeben werde. Der merklich weniger freundſchaftliche
Ton der letzten deutſchen Note laſſe erkennen, daß die
deutſche Regierung daran zweifle.

Der Krieg im Orient.

* Konſtantinopel, 12. Sept. Die osmaniſche
Regierung, welche laut Mitteilung des Preſſe=
bureaus
ſeit Beginn des Krieges den Kriegsgefan=
genen
der verſchiedenen Glaubensgemeinſchaften und
Raſſen einen Ruhetag in der Woche zur Erfüllung ihrer
religiöſen Pflichten gewährt hatte, hat nunmehr den
Sonntag dafür beſtimmt, und damit einen neuen Beweis
der Fürſorge gegeben, welche ſie trotz der ſchlechten Be=
handlung
der Kriegsgefangenen in den feindlichen Län=
dern
ſeit dem erſten Kriegstage an den Tag gelegt hat.
* Konſtantinopel, 12. Sept. Mehrere Scheichs
und Notabeln des Hedſchas richteten an die Pforte ein
Telegramm, in dem ſie erklären, daß ſie trotz der Anſtren=
gungen
der Engländer, die Bevölkerung der Hedſchas
auszuhungern, ſämtlich entſchloſſen ſeien, den Heiligen
Krieg fortzuſetzen, ſelbſt wenn ſie von Steinen
und Erde leben müßten. Da die türkiſche Regierung ihnen
übrigens Lebensmittel liefere, hätten ſie auch beſchloſ=
ſen
, von dem Gebrauch von engliſchen Produkten abzu=
ſehen
. Das Telegramm ſchließt mit herzlichen Wünſchen
für die Türkei und deren Verbündete.
* (Zenſ. Bln.) Die Wiener Neue Freie Preſſe meldet
aus Athen: Blättermeldungen berichten von der Anſamm=
lung
verbündeter Truppen an den Darda=
nellen
. Mudros und Lemnos ſind in ungeheuere
Heerlager verwandelt. Gegenwärtig befinden ſich auf
Mudros ungefähr 115000 Mann verbündeter Truppen,
von denen 45000 Mann Engländer, engliſche Freiwillige
und auſtraliſches Militär ſind. 70000 Mann ſind fran=
zöſiſche
Truppen, die vor einigen Tagen mit Ozeandamp=
fern
eingetroffen ſind. Mit dieſen Verſtärkungen werden
die Streitkräfte der Verbündeten, die bis jetzt 200000
Mann ſtark waren, auf 350000 gebracht Dieſe
Zahl wird für entſcheidende Operationen an den Darda=
nellen
für ausreichend erachtet. Doch werde zur Auffül=
lung
der Verluſte aus den Kämpfen die Entſendung von
weiteren 150000 Mann vorbereitet, die Frankreich allein
ſtellen wird. 40000 Mann ſind bereits von Marſeille
unterwegs.

Schulter an Schulter mit unſeren
Verbündeten.
VI.
Die Kämpfe um den Zwinin.

Von einem Teil des Weſtflügels der Südarmee zu=
erſt
bei Alſo=Verecke und dann am Lyſa aus ihren ſtark
befeſtigten Stellungen vertrieben, zogen ſich die Ruſſen
Anfang Februar über Tucholka in nördlicher Richtung zu=
rück
. Schon bei Orawa erreichten ſie eine von inzwiſchen
angelangten Verſtärkungen beſetzte Aufnahmeſtellung, und
zwar auf den Höhen beiderſeits der Straße, links auf
dem Zwinin und rechts auf dem Oſtrog und dem Oſtry.
So beherrſchten und ſperrten ſie bis auf weiteres das
über Kopiowa nach Skole=Stryj hinabführende Tal und
befanden ſich wiederum in Stellungen, die dem kühnſten
Angriff zu trotzen ſchienen.
Der Zwinin iſt ein 10 Kilometer langer, 1000 Meter
hoher Rücken, der ſich etwa um 300 Meter über das
Orawa=Tal erhebt. Auf die nach der Straße zu ab=
fallenden
Oſtſchultern dieſes Rückens, dem ſogenannten
Zwinin I, lagen die Ruſſen in mehreren Befeſtigungs=
linien
übereinander derartig verſchanzt, daß ſie allen
Grund hatten, ſich darin ſicher zu fühlen. Weniger aus=
gedehnt
, aber ebenſo hoch erhebt ſich auf der anderen
Seite, über den Oſtrog mit der Straße verbunden, der
gleichfalls die Verteidigung ungemein begünſtigende
Berg Oſtry.
Die Kämpfe um dieſe Stellungen währten von An=
fang
Februar bis in die zweite Aprilhälfte hinein. Gleich

in den erſten Tagen verhinderten die Ruſſen unſeren
Verſuch, den Zwinin I von links her zu umgehen und
ſetzten ſich auch am Weſtende auf dem Zwinin II feſt.
Fortan ſpielte ſich hier das Ringen auf zwei getrennten
Schauplätzen ab: Am Oſtabhang gingen die Sieger von
Alſo=Verecke und vom Lyſa dem Zwinin I, am Weſtab=
hang
die Sieger von Annaberg dem Zwinin II zu Leibe.
Jeder ſuchte den Augenblick wahrzunehmen, wenn der
andere den Gegner nötigte, ihm ſeine geſammelten Kräfte
entgegenzuwerfen und den jeweils nicht angegriffenen
Teil des Berges von Truppen zu entblößen. Immer
neue Ueberrumpelungsmöglichkeiten wurden erprobt. So
näherte man ſich dem Zwinin I bald von den weſtlich
dahinter liegenden Vorbergen aus, bald ſchlich man ſich
im Oſten, von der Straße her, um ihn herum, bald lockte
man durch lebhaft ausgeführte Demonſtrationsangriffe
auf die Linie Oſtrog-Oſtry einen Teil der ruſſiſchen Be=
ſatzung
vom Zwinin hinweg und rannte gegen die zeit=
weilig
geſchwächte Stellung zuverſichtlich an.
Mit dem erſten ſtürmeriſchen Feuereifer war es in=
deſſen
nicht getan. Zwar glückte es ſchon bald, den Geg=
ner
aus ſeinen unteren Schützengräben hinauszudrängen
und ſich binnen kurzer Zeit den oberen Werken bis auf
wenige hundert Meter zu nähern. Allein die immer
wiederholten tollkühnen Verſuche, die Ruſſen dort oben
bei Nacht oder bei Tage zu überraſchen, ſcheiterten trotz
ſtrenger Geheimhaltung der vorbereitenden Schritte
immer wieder an der ſcharfen Wachſamkeit des mit Ma=
ſchinengewehren
und Handgranaten reichlich verſehenen
Gegners, an den Tücken des verſchneiten und vereiſten
Gebirges, und vor allem an der Unbeſtändigkeit des
Wetters, das mit Schneetreiben, Regengüſſen und Nebel
und mit dem plötzlichen Wechſel von hohem Froſt und
Frühlingswärme die kräftigſten Unternehmungen zu=
ſchanden
machte. Dieſe immer wieder hartnäckig gewag=
ten
Angriffe führten mehrmals, ſo am 9. Februar und am
20. März, bis in die oberſten Verteidigungsſtellen der
Ruſſen, doch nie wollte es unſeren Truppen gelingen,
endgültig darin Fuß zu faſſen; ſie fanden die feind=
lichen
Gräben voll beſetzt, mußten den gewonnenen
Boden wieder räumen und in ihre Sturmſtellungen zu=
rückkehren
, hinter ihnen die verwüſtete Bergkuppe, bedeckt
mit zahlloſen im Schnee verſinkenden Freundes= und
Feindesleichen.
Unter den Einflüfſen der Witterung gerieten die rück=
wärtigen
Verbindungen in einen troſtloſen Zuſtand. Die
langen Serpentinen des Lyſa konnten ſchließlich nur auf
holperigen Knüppeldämmen überwunden werden. Schnee,
Straßenſchlamm und Glatteis geſtatteten den mühſelig
heranrückenden Erſatzmannſchaften nicht mehr als
2 Kilometer in der Stunde zurückzulegen. Durch ein=
fallende
Geſchoſſe und durch die Wirkung der Schnee=
ſchmelze
entſtanden in den Fahrdämmen große tiefe
Löcher, die den Autoverkehr behinderten, wenn nicht aus=
ſchloſſen
, und nächtliches Fahren und Reiten in jener
Gegend mit Lebensgefahr bedrohten. Der Pferdever=
brauch
ſtieg ins Unermeßliche. Man hatte nicht Arbeits=
kräfte
genug, die gefallenen Tiere raſch einzuſcharren.
Gute Dienſte taten die landesüblichen Ochſengeſpanne.
aber wie langſam rückten ſie aus der Stelle! Teilweiſe
behalf man ſich ausſchließlich mit Trägerkolonnen, ſtellte
hunderte von Gefangenen ein und ließ ſie abſeits der
ungangbaren Straßen ſich ihren eigenen Weg bahnen bis
zu den vorderen Stellungen. Einigemale ſtockte über=
haupt
jeder Verkehr und ohne den Fernſprecher wäre man
von der Welt ganz und gar abgeſchnitten geweſen. Mangel=
hafte
Zufuhr, Kälte und Näſſe beeinträchtigten den Geſund=
heitszuſtand
der durch fortwährende Kämpfe ohnehin
ſehr geſchwächten Truppen immer mehr. Sollte der wich=
tige
Zweck dennoch erreicht werden, ſo mußte ein ſorg=
fältig
erwogener Angriffsplan den, wenn auch erſchöpf=
ten
, ſo doch dauernd angriffsfreudigen Streitkräften zu
Hilfe kommen.
Dementſprechend wurde beſchloſſen, die Infanterie
us den von ihr errungenen Linien wieder zurückzu=
nehmen
, die letzten feindlichen Werke durch lange an=
dauerndes
ſchweres Artilleriefeuer angriffsreif zu machen
und ſich dann in Sappen bis an die Sturmſtellung hinan=
zuarbeiten
. Nur dieſe Geduldsprobe konnte zum Ziele
führen, aber ſie brachte auch neue Sorgen mit ſich. Für
die Schwierigkeit, die erforderliche Anzahl ſchwerer Ge=
ſchütze
in Stellung zu bringen, gilt alles, was über den
Zuſtand der Straßen und des Geländes und über die
allgemeine Verkehrshemmung geſagt worden iſt. Außer=
dem
war die Artilleriebeobachtung wegen völliger Unſich=
tigkeit
oft halbe Wochen lang unmöglich, Wochen, die dann
ungenützt verſtrichen. Inzwiſchen hatten die Ruſſen
Przemysl genommen und zogen von den dort frei gewor=
denen
Kräften beträchtliche Teile auch in ihre Zwinin=
Stellungen.

Endlich traf es ſich am 9. April, daß beide Parteien
gleichzeitig einen Angriff geplant hatten. In der erſten
Morgenfrühe wollte der Ruſſe die ihm am Zwinin II
gegenüberliegenden Deutſchen den Berg hinunter=
werfen
. Er ſtieß mit großer Gewalt vor und drohte, vom
Oſtabhang her unterſtützt, ſeinen Willen in lebhaftem
Kampfe durchzuſetzen. Da ſtürmten die Belagerer des
Zwinin I kurz nach 8 Uhr morgens aus ihren Stellungen
den Gipfel hinauf. Diesmal überraſchten ſie den Geg=
ner
vollkommen. Es kam zu einem über die Maßen er=
bitterten
Nahkampf auf einem Schlachtfelde, wie die Ge=
ſchichte
es niemals geſehen hat: Eng, nach allen Seiten
abſchüſſig, in monatelangen Kämpfen kahlgeſtampft und
geſchoſſen, durch Sprengminen, Geſchoßtrichter und ein
Gewirr von Gräben aufgewühlt und zerklüftet, mit küm=
merlichen
Reſten einer Bewaldung, deren zerſplitterte
Baumſtümpfe gleich den Grabmälern eines voll belegten
Friedhofes aus dem Voden ragten. Ueberall waren un=
ter
dem wegſchmelzenden Schnee die Toten der beiden
verfloſſenen Monate wieder ans Licht gekommen, ſchwarze
ſchaurige Gruppen der Verweſung. Von unzähligen
Handgranaten empfangen, klommen die Deutſchen trotz
alledem Schritt für Schritt vorwärts, bis der Kampf ent=
ſchieden
war und der Sieg ſich auf ihre Seite neigte.
Dieſe Wendung am Oſtabhang wirkte alsbald anfeuernd
hinüber auf die Kämme am Zwinin II. Auch dort ge=
wannen
die Unſeren die Oberhand, warfen ihre An=
greifer
in nördlicher Richtung zurück und den Abhang
hinunter und ſetzten ſich eiligſt mit den Eroberern des
Zwinin I in Verbindung. Als ſich die erſten Vorläufer
der beiden ſolange getrennten und nun wieder vereinten
Korpsteile die Hand reichten, überwältigte ſie der Ernſt
dieſes bitter ſchweren Sieges; man ſah die ſtämmigen
Leute einander ſchluchzend umarmen und erlebte das Un=
vergeßliche
, wie ſie, unter Verwundeten und Toten nie=
derſinkend
, ſich zum Ruhen hinſtreckten. Unzählige Leichen
füllten die ruſſiſchen Schützengräben, mehr als 1500 un=
verwundete
Gefangene fielen auf dem Zwinin I in die
Hände der Sieger, darunter ein vollzähliger Regiments=
ſtab
, und als Beute 17 Maſchinengewehre und eine große
Menge Kriegsmaterial Der mitgefangene ruſſiſche Kom=
mandant
der Verteidigungswerke war auf die erſte Mel=
dung
, daß die Deutſchen im Sturm vorgingen, ruhig bei
ſeinem Morgentee ſitzen geblieben: Laß die ſich nur die
Schädel einrennen! Nachher zeigte er ſich ehrlich ver=
blüfft
durch die Unwiderſtehlichkeit unſeres Angriffs. Er
habe vieles für möglich gehalten (geſtand er den Offi=
zieren
, die ihn gefangen nahmen), habe den Deutſchen
Großes zugetraut, niemals aber die Erſtürmung des ſo
verſchanzten Zwinin. Auch deutſche und öſterreichiſch=
ungariſche
Offiziere haben bei ſpäteren Beſuchen immer
wieder erklärt, die gewaltſame Wegnahme einer derartig
ſtarken und für die Verteidigung idealen Stellung ſei
kaum zu begreifen. Alle Kenner räumen dieſer Leiſtung
unter den Großtaten der Kriegsgeſchichte einen ſehr hohen
Rang ein und ſtellen ſie ohne Bedenken hoch über die
Stürmung der Spicherer Höhen.
Nach dem 9. April trat wieder für einige Tage un=
ſichtiges
Wetter mit heftigem Schneetreiben ein, wodurch
die unverzügliche Ausgeſtaltung des Erfolges vereitelt
wurde. Die dann folgenden beiden Wochen waren der
Belagerung und Erſtürmung des Oſtry gewidmet. Ein
in der Mitte der Südarmee kämpfendes Korps beſchäftigte
die Ruſſen vor der Front; ſein äußerſter linker Flügel er=
zwang
ſich am 24. und 25. April, unterſtützt von den Er=
oberern
des Zwinin I, durch eine Umgehung zuerſt eine
wichtige Nebenhöhe und ſodann, trotz großer Gelände=
ſchwierigkeiten
, auch die Hauptkuppe. Er konnte ſich
dank der gründlichen Arbeit, die von den Artillerien der
Verbündeten vorher geleiſtet worden war, aller feind=
ichen
Gegenangriffe erwehren, Hunderte von Ruſſen ge=
fangen
nehmen, die übrigen verjagen und ſich oben
dauernd feſtſetzen. Damit war die letzte große Aufgabe
gelöſt, die die Südarmee ſich in den Karpathen geſtellt
hatte, bevor die weſtgaliziſche Offenſive ihr im Mai neue
und weitere Ziele verſprach.

Die günſtige Entwicklung des Güterverkehrs.

* Berlin, 12. Sept. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt über die günſtige Entwicklung
des Güterverkehrs:
Nächſt den gewaltigen Zeichnungen auf unſere Kriegs=
anleihen
und den günſtigen Abſchlüſſen der Reichsbank
gibt es wohl keine Tatſache, die einen ſo ſicheren Rück=
ſchluß
auf die gute Lage unſeres geſamten Erwerbs=
lebens
geſtattet, wie die anhaltende Steigerung
der Einnahmen aus dem Güterverkehr der preu=
ßiſchen
Staatseiſenbahnen. Leider wurden dieſe Zahlen
ſeit Kriegsbeginn nicht mehr laufend veröffentlicht, weil

Die Sorgen des Herrn Cadorna.
Italieniſche Kriegsbriefe von P. Schweder.

:: Auf den höchſten Berggipfeln der gewaltigen Alpen=
mauer
die Italien von Oeſterreich=Ungarn trennt, ſteht
Herr Cadorna nach nunmehr faſt viermonatigem Ringen
und ſchaut, wie weiland Abraham, in das gelobte Land
hinein, ohne auch nur die geringſte Ausſicht zu haben,
jemals dorthin zu gelangen. Vom Himmel rieſelt der
erſte Schnee und deckt mit barmherziger Hand die Heka=
tomben
von Leichen der Alpini, Berſaglieri und all der
anderen maleriſchen Kerntruppen des Königreichs an der
bitteren Adria zu. Aller Vorausſicht nach wird der kom=
mende
Winter zugleich ein Winter ſchwerſten Mißvergnü=
gens
für Herrn Cadorna ſein. In drei großen Armee=
gruppen
ſtehen ihm des verbündeten Nachbarreichs Trup=
pen
gegenüber: am Iſonzo unter der Oberleitung des
Generals Borowicz, in Kärnten und im heiligen Land
Tirol hier unter dem Kommando des Generals von Dankl.
Das ſind Heerführer die ſchon im Karpathenfeldzug ihre
hervorragende Befähigung für einen erfolgreichen Krieg
im Winter dargetan haben, während Herrn Cadornas
Sorgen in erſter Linie dahin gehen mögen, was aus den
ſonnengewohnten Söhnen des linden Südens nunmehr
werden ſoll.
Langſam haben ſich ſeine Berichte von den beiden
Fronten am Iſonzo und in Tirol und auch von der drit=
ten
im Kärtnerland geändert. In der erſten Zeit löſten
ſie bei uns und unſeren Verbündeten meiſt unfreiwillige
Heiterkeit aus, weil ſie in einem für unſere Begriffe allzu
reichlichen Maße auf das Wetter eingingen und immer
wieder Wind und Regen die Schuld daran beimaßen, daß
die eigenen Operationen ſo langſam vor ſich gingen. Die
Figur des italieniſchen Königs mit dem Degen, der in
einem Regenſchirm ausläuft, iſt ja ſchon zu einem Be=
ſtandteil
unſerer Witzblätter geworden. Aber man darf
nicht vergeſſen, daß das Wetter für den Südländer eine
ſehr ernſte Sache iſt, viel ernſter als für uns. Der Ita=
liener
fürchtet jeden Regentropfen wie die Katze und iſt
abenſo empfindlich gegen Hitze wie gegen Kälte. Jeder

Italienreiſende weiß, daß in der Mittagsſtunde die kleinen
Städte wie ausgeſtorben ſind, und daß ſich das öffentliche
eben erſt in den Abendſtunden bemerkbar macht. Das
Dolce far niente iſt nur möglich, wenn ein ſanfter Wind
vom blauen Himmel weht, nicht aber, wenn die Regen=
tropfen
klatſchen oder gar der Nordwind und die Bora
einen Vorgeſchmack des mitteleuropäiſchen Winters brin=
gen
. Man kann daher ruhig den Berichten der Ueber=
läufer
glauben, die erzählen, daß die Sorgen der italieni=
ſchen
Heeresleitung, die im Wetter wurzeln, ſich von Tag
zu Tag mehren. Mit großen Schwierigkeiten verſucht
man, die Alpinibataillone, die für die erſten Stürme be=
ſtimmt
waren und geradezu entſetzliche Verluſte hatten
durch Truppen wieder aufzufüllen, die wenigſtens einiger=
maßen
den Unbilden der Berge zu trotzen imſtande ſind.
Man hat die Söhne des rauhen Apennin herangezogen,
ſcheint das Rezept aber nicht als richtig befunden zu
haben, denn in den letzten Tagen hat man ſie abgeſchoben
und durch andere Soldaten erſetzt. Es mag vielleicht
etwas Wahres darin ſein, daß dies vor allem aus Grün
den der militäriſchen Diſziplin geſchehen iſt. Die Söhne
der Romagna haben ſich ſeit jeher durch eine große
Selbſtändigkeit im Denken und Handeln ausgezeichnet,
auch wo dieſe gar nicht angebracht war. So weiß man
daß vor einiger Zeit einige mittelitalieniſche Städte für
48 Stunden ihren geliebten Re vollkommen vergaßen
und ſich zur Republik bekannten, weil die Regierung nicht
ſo gewollt hatte wie ſie. Vor dieſen unſicheren Elementen
hatte man auch diejenigen kriegserfahrenen Soldaten an=
derweitig
untergebracht, die im letzten Türkenkrieg in Tri=
polis
gefochten hatten. Die Mitteilungen der Gefangenen
über die Urſaſche dieſer Verſchiebungen gehen ausein=
ander
. Es heißt, daß die Tripolisſoldaten zurückge=
nommen
wurden, weil ſie enorme Verluſte erlitten hatten,
die eine geſchloſſene Formation nicht mehr erlaubten. Es
iſt richtig, daß namentlich die Offiziersverluſte dieſer Re
gimenter, die ſich übrigens ſehr gut geſchlagen haben
außerordentlich hoch geweſen ſind. Wahrſcheinlicher klingt
es aber, daß die italieniſche Regierung nötwendig Ver=
ſtärkungen
für Tripolis braucht, wo der Heilige Krieg
wetterleuchtet.

Unter dieſen Schwierigkeiten iſt es September gewor=
den
, und langſam breitet ſich die Schneedecke der Hoch=
alpen
nach unten, in die Täler zu, aus. In den Dolo=
mitenſtellungen
deckt der Schnee bereits die Geſchützläufe,
und er ſchmilzt erſt von den Rohren, wenn dieſe durch
das Feuern warm geworden ſind. Wie lange wird es
noch dauern, bis der Schnee zwei und drei Meter hoch
liegt? Dann ſchützt Tirol ſich ſelbſt, und der weiße Tod
trifft jeden Eindringling der Berge. Hier halten die
Tiroler Standſchützen die Wacht, von denen freilich ſchon
viele ihr Leben hingaben fürs heilige Land Tirol. Immer=
hin
ſind die Verluſte der Oeſterreicher nicht groß, wenn
man ſie in Vergleich ſtellt zu der Munitionsverſchwendung
der Italiener. Sie verwenden hier gegen die öſterreichi=
ſchen
Stellungen ihre zwei beſten Geſchütztypen, die etwa
den öſterreichiſchen 15=Zentimeter= und 30,5=Zentimeter=
Geſchützen entſprechen. Es klingt wie ein Witz, iſt aber
wahr, daß unter der Einwirkung des raſenden Feuers
der Italiener manche Bergkuppe verſchwunden bzw. nied=
riger
geworden iſt, und man wird in Zukunft in der
Geographie Tirols manches umlernen müſſen: die K=Spitze
iſt nicht mehr 1900, ſondern nur noch 1890 Meter hoch.
Die Tiroler Standſchützen! Ein Schimmer der Ro=
mantik
umkleidet ſie, die ihren Urſprung auf die Befrei=
ingskriege
vom Anfang des vorigen Jahrhunderts zurück=
führen
. Damals haben die franzöſiſchen Heerführer die
Tiroler Bergſchützen als Franktireurs betrachtet, und mit
Andreas Hofer zuſammen hat ſo mancher von ihnen den
Todesgang in Mantua getan. Dem hat die öſterreichiſche
Regierung in dieſem Weltkrieg vorgebeugt, indem ſie den
Standſchützen eine militäriſche Organiſation verlieh, die
ſie in den Rahmen des Heeres einreihte. Und als ob die
und k. Regierung eine Ahnung von den kommenden Din=
gen
gehabt hätte, iſt das bereits im Mai 1913 geſchehen.
Die Landtage von Tirol und Vorarlberg haben damals
entſprechende Landesgeſetze angenommen. Gleichwie die
Territorials von England beſaßen die Tiroler und Vorarl=
berger
einſt das Privileg, daß ſie als Soldaten nur im
eigenen Lande verwendet werden durften. In einen mo=
dernen
Staat paßte dieſes Vorrecht natürlich nicht mehr
hinein, es mußte fallen, aber man durfte dabei das engere

[ ][  ][ ]

ſie bis zu einem gewiſſen Grade durch die Truppenbewe=
gungen
beeinflußt werden, und dem Gegner keine Ge=
legenheit
zu Rückſchlüſſen hierauf gegeben werden darf.
Wie wir aber an zuſtändiger Stelle erfahren, iſt die Ent=
wicklung
dauernd eine günſtige. Die Einnahmen aus
dem Güterverkehr erreichten ſeit der Wiederaufnahme des
vollen Güterverkehrs regelmäßig annähernd die des
vorigen Friedensjahres. Im Juli 1915 haben
ſie ſogar die Einnahmen des Juli 1914 um 2,80 Prozent
überſtiegen. Damit iſt die höchſte Julieinnahme über=
troffen
, die von den preußiſchen Staatseiſenbahnen vorher
je erzielt worden iſt. Im Durchſchnitt der Monate April
bis Juli 1915 blieben die Einnahmen aus dem Güter=
verkehr
nur um 1,90 Prozent hinter denen in den gleichen
Monaten des Vorjahres zurück. Die Einnahmen aus dem
militäriſchen Verkehr waren an den Julieinnahmen nur
mit 7,89 Prozent beteiligt. Die Einnahmen für Auguſt
ſtehen noch nicht feſt. Man fragt ſich unwillkürlich, wie es
möglich war, daß der Güterverkehr einen ſolchen Umfang
annehmen konnte, da doch eine große Zahl der kräftigen
Arbeiter zu den Fahnen eingezogen wurde. Die Erklä=
rung
liegt darin, daß das Erwerbsleben alle ver=
fügbaren
Reſerven aufgeboten hat, und daß alle
Beſchäftigten mit der äußerſten Kraftanſtrengung arbeiten.
Nicht nur alte Leute und Jugendliche, ſondern namentlich
auch Frauen ſind jetzt in Erwerbszweigen tätig, an die
ſie ſich früher kaum herangewagt hätten. Der Einblick aber,
den obige Zahlen in die günſtige Lage unſeres geſamten
Erwerbslebens geſtatten, ſtärkt unſer Vertrauen auf
den endgültagen Sieg unſerer guten Sache.

Ruſſiſches.
Die Oppoſition gegen die Regierung.

* Petersburg, 12. Sept. Rjetſch meldet: In
Regierungskreiſen verlautet, daß ſich die Regierung
gegenüber den Wünſchen der Moskauer und ſonſtiger
Stadtverwaltungen auf die Bildung eines ſogenannten
Vertrauensminiſteriums durchaus ableh=
nend
verhält und daß ſie den Moskauer Organiſationen,
die derartige Wünſche geäußert haben, ihr Mißfallen
Lausgedrückt hat. Rjetſch droht der Partei der Rechten
und der Preſſe die ſchwerſten Folgen an, falls ſie die Be=
kämpfung
der liberalen Maßregeln, die zur Verteidigung
des Landes notwendig ſeien, nicht aufgäben. In einem
Artikel, überſchrieben Ein Verzweiflungsſchrei aus dem
Lande ſchildert Rjetſch die ungeheuren Hemmun=
gen
und Bedrückungen, die die Bevölkerung in
der Provinz in dieſer Zeit von der Regierung auszuhalten
habe, insbeſondere die willkürliche Unterdrückung von Zei=
tungen
. Den Semſtwos ſei direkt verboten worden, die
kriegeriſchen Ereigniſſe öffentlich bekannt zu geben.
* London, 12. Sept. Morning Poſt meldet aus
Petersburg: Man macht gegenwärtig große Anſtrengun=
gen
, dem Miniſterium Goremykin eine an=
dere
Zuſammenſetzung zu geben und es von
den reaktionären Elementen gänzlich zu befreien. Eine
neue Partei iſt unter der Benennung Reformpar=
tei
gegründet worden, die in der Duma und dem Reichs=
rat
die Majorität beſitzt. Dieſe Partei hat bereits einen
derartigen Einfluß, daß das Miniſterium fünf ſeiner Mit=
glieder
ausgewählt hat, um mit den Leitern der Partei zu
verhandeln. Wenn die Reformpartei ihre Wünſche durch=
ſetzt
, wird Goremykin als Miniſterpräſident durch Kri=
woſchein
erſetzt werden. Saſonow ſoll Miniſter des
Aeußern bleiben, der Vorſteher der Semſtwovereinigung,
Fürſt Awow, Miniſter des Innern, der Bürgermeiſter
von Moskau, Knowolow, Handelsminiſter, und Schinga=
rew
Finanzminiſter werden.
* London, 11. Sept. Daily Telegraph berichtet
aus Petersburg von einer Konferenz der Mi=
niſter
mit Vertretern der Blockparteien der Duma,
die ſehr erregt geweſen ſein und bis Mitternacht ge=
dauert
haben ſoll. Die Miniſter ſelbſt ſeien geteilter Meinung
geweſen, teils gegen eine Verlängerung der Dumaſeſſion,
die aufhetzend auf die Volksſtimmung wirken würde, teils

für die Zuſammenarbeit mit der Duma, jedoch nicht für
Gewährung aller ihrer Forderungen. Zum Schluß habe
die verſöhnlichere Stimmung geſiegt. Die
Miniſter hätten verſprochen, die Wünſche des Dumablocks
höheren Ortes vorzutragen. Jedenfalls ſcheine kein
Grund für die Befürchtung vorzuliegen, daß die innere
Kriſis die Energie der Kriegführung beeinträchtigen
könnte; vielmehr verlange der Block ſelbſt in erſter Linie
kräftige Fortſetzung des Krieges.
In Gnaden enthoben.
* Amſterdam, 12. Sept. (Zenſ. Bln.) Großfürſt
Nikolai Nikolajewitſch iſt Mittwoch abend von
Petersburg nach dem Kaukaſus abgereiſt. Auf dem
Bahnhof verabſchiedete er ſich durch Händedruck von jedem
einzelnen Mitgliede ſeines bisherigen Stabes. Auch der
neue Generalſtabschef Alexejewitſch war zugegen. Kurz
vor Abgang des Zuges erſchien der Zar mit dem Hof,
den Miniſtern und ſeinem Gefolge. Der Zar und der
Großfürſt betraten den Wagen, wo ſie ſich verabſchiedeten.
Als der Zug ſich in Bewegung ſetzte, grüßte Großfürſt
Nikolai aus dem Fenſter. Der Zar blieb auf dem Bahn=
hof
, bis der Zug abgegangen war. Dieſer Abſchied ſollie
der Welt dartun, daß der Großfürſt ſeines Amtes als
Oberbefehlshaber in Gnaden enthoben iſt.

Frankreichs polniſches Herz,

G* Brand, Brand, überall Brand! Hütten und Schlöſ=
ſer
brennen, Heide und Weide brennen, ja ſelbſt die Steine,
wenn es möglich wäre, ſollten in Brand geſteckt werden.
Dem Bauern ſagt man: Steck’ Dein Haus in Brand!
dem Fabrikanten wird befohlen: Verwüſte Deine Fabrik!,
zu allen ſagte man: Deckt die Brunnen zu, fällt die Bäume
und macht die Straßen ungangbar und mäht das Korn
auf dem Halme ab! Alles das geſchah. Nichts wurde
geſchont! Alle Pracht und Herrlichkeit ruhmreicher
Vergangenheit, Schlöſſer, die Jahrhunderten getrotzt hat=
ten
, wurden ebenſo wie jede Bauernhütte in Schutt gelegt.
Alte Möbel, Gemälde der Voreltern, alte Malereien, Tape=
ten
, ja die Geſchichte eines ganzen Volkes wurde ein Opfer
der Flammen. Die obdachloſen Menſchen wurden zu=
ſammengetrieben
und nun hieß es: Jetzt die Kirchen dem
Erdboden gleichgemacht! Es wurden beſondere Brank=
ſtifter
=Abteilungen gebildet, die Kirchen mit
Petroleum begoſſen und mit Dynamit geſprengt. Die
Kirchen wurden verwüſtet und dem Erdboden gleich=
gemacht
. Polen von heute iſt eine Wüſte, wie die Erde
es war, bevor der Menſch geſchaffen wurde. Millionen
wurden beſitzlos dem Wind und Wetter preisgegeben.
Mit Kolbenſtößen mußten ſie von den Schutthaufen ihrer
Heimat vertrieben werden. Wie in ein rieſenhaftes Netz
hinein trieb die ruſſiſche Armee dieſe Frauen, Kinder und
Greiſe vor ſich her. Unzählige ſanken in die Sümpfe
und Bäche, die kleinen wie die ganz alten. Der Strom der
Menſchen ging über ſie hin.
Alſo ſchildert der militäriſche Mitarbeiter der Depeche
de Toulouſe als Augenzeuge den ruſſiſchen Rückzug aus
Polen, und weiter weiß er hinzuzufügen, daß das Bild
der ſchwarzen Mutter Gottes von Czen=
ſtochau
, wo Tauſende von Polen Tag und Nacht in
flehendem Gebet auf den Knien lagen, plötzlich blutige
Tränen geweint habe!
Und wer iſt nach franzöſiſcher Auffaſſung ſchuld an
dieſer Not und dieſem Elende Polens? Nach dem Jour=
nal
des Débats, das obige Schilderungen übernimmt, die
hunniſchen Eindringlinge deren Joch ſchwer auf
dem polniſchen Volke laſtet. Die Boches haben das fürch=
terliche
Elend über das Land des weißen Adlers gebracht!
Kein Wort der Anklage hat die franzöſiſche Preſſe für

die, die das polniſche Volk mit einer Barbarei, die ihres
Gleichen in der Geſchichte nicht hat, in die ſchrecklichſte
Not ſtürzten: für Nikolai Nikolajewitſch und ſeine Spieß=
geſellen
. Recht merkwürdig berührt dies reichlich ſpät
kommende Mitleid Frankreichs mit dem unglücklichen
Polen. Warum fand ſich nicht ſchon längſt ein Wort der
Teilnahme, des Proteſtes gegen die unerhörten Be=
drückungen
des polniſchen Volkes? Seitdem ſich Präſi=
dent
und Zar auf die Wangen küßten, ſeitdem gemeinſamer
Neid und gemeinſame Mißgunſt die wunderbaren Schlaf=
genoſſen
der galliſchen Republik und des blutigen Frie=
denszaren
zuſammenführten, war das polniſche Volk für
Frankreich geſtorben. Aus dem Strafgericht, das nach
Kriegsrecht über heimtückiſche belgiſche Meuchel=
mörder
von uns verhängt werden mußte und verhängt
wurde bei weitem nicht in der Ausdehnung, die gerecht=
fertigt
geweſen wäre, machten die franzöſiſchen Maul=
und Federhelden Berge von himmelſchreienden Greueln.
Ueber die wirklichen ruſſiſchen Greueltaten gegen die Polen
und die noch fürchterlicheren gegen die jüdiſche polniſche
Bevölkerung fand niemand ein Wort des Bedauerns, ge=
ſchweige
denn der Anklage. Im Gegenteil, die ruſſiſchen
Schandtaten werden als Werk heroiſcher Selbſtvernichtung
geprieſen, und erſt in dem Augenblick, in dem Polen in
deutſchen Händen iſt, wo mit den deutſchen kämpfenden
Heeren wie in Belgien deutſche Verwaltung und deutſche
Volkswirtſchaft in Polen einzieht, wo Polen zum erſten
Male ſeit Menſchenaltern tief und befreit aufatmet, da
mit einem Male entdeckt Frankreich ſein mitfühlendes
Herz für Polen! Sonderbar, höchſt ſonderbar!
Und wie denkt Polen ſelbſt über das Joch der Ein=
dringlinge
? In der Neuen Zürcher Zeitung ſchreibt ein
ruſſiſcher Pole begeiſtert von der Bewunderung, die die
großartige Organiſationskunſt der Deutſchen erregt. Vom
erſten Augenblick an ſei Ordnung in das Leben der polni=
ſchen
Bevölkerung gebracht worden; die Selbſtverwaltung
der Städte ſei nicht nur geſchont, ſondern in großem Um=
fange
zur Geſamtverwaltung herangezogen worden.
Deutſchland habe das volle Vertrauen der Polen gewonnen
und in ganz Polen werde der Gedanke eines
engen Anſchluſſes an das Deutſche Reich
von Tag zu Tag ſtärker. So etwas nennt Frank=
reich
ein Joch der Eindringlinge‟!
Die Worte unſeres Reichskanzlers, daß Polen
glücklicheren Tagen entgegengehe, nachdem es auf=
gehört
hat, eine Domäne des Zaren zu ſein, werden voll
beſtätigt durch den Führer der öſterreichiſchen Sozialdemo=
kraten
, Daszynski, der im Stockholmer Sozialdemokraten
ſchreibt: Der Unterſchied zwiſchen Rußland und den
Mittelmächten liegt darin, daß die Stellung
der Polen bei letzteren geſetzlich geregelt iſt, wäh=
rend
in Rußland Willkür und Geſetzwidrigkeit
die Lage der Polen verzweifelt machten. Trotz der Ger=
maniſierungsbeſtrebungen
Preußens haben ſich die Polen
glänzend organiſieren können; ſie haben keine Analpha=
beten
und der Wohlſtand der polniſchen Bevölkerung ſteht
am höchſten in Preußiſch=Polen.
Man könnte über die franzöſiſche Mitleidsheuchelei
zur Tagesordnung übergehen, wenn nicht noch etwas an=
deres
dahinterſteckte. Nicht um das Wohl und Wehe
Polens iſt es dem Franzoſen zu tun, ſondern darum,
neue ſchmutzige Zetteleien gegen Deutſchland zu beginnen.
Das künftige Polenreich ſoll als Sturmbock im Oſten
gegen Deutſchland benutzt werden. Die Geiſter eines
Mieroslawski, Kosziusko, Poniatowski, polniſcher Frei=
heitshelden
, die in ſchattenhaſten Umriſſen im franzöſiſchen
Geſchichtsbewußtſein auftauchen, ſie ſollen aufgeruſen
werden gegen Deutſchland. Aber auch ſie waren nichts
anderes, als mißbrauchte Werkzeuge franzöſiſchen Ehr=

Nationalgefühl der Beteiligten nicht verletzen. Und man
hat das in geſchickter Weiſe erreicht. Ihre militäriſche
Dienſtpflicht erfüllen die Tiroler und Vorarlberger bei den
berühmten Kaiſerſchützen=Regimentern, die in bevorzugten
Garniſonen ſtehen und Elite=Regimenter darſtellen. So=
bald
die Ausgedienten die jeweilige Altersgrenze erreicht
haben, treten ſie zur Landwehr bzw. Landſturm über
Sie ſollen dann nur, wenn es das Geſamtintereſſe der
Monarchie erfordert, außerhalb des Landes Verwendung
finden, und zwar unter nachträglicher Billigung des Land=
ſtages
. Innerhalb des Landſturms haben die Stand=
ſchützen
ihre beſondere Formation. An jedem Ort können
Standſchützenorganiſationen gebildet werden, wenn ſich
mindeſtens 20 Perſonen freiwillig melden. Vorbedingung
für den Eintritt iſt die Erreichung des 17. Lebensjahres
und eine gewiſſe Ausbildung im Schießen. Bezeichnender=
weiſe
iſt eine Altersgrenze nach oben nicht feſtgeſetzt, ſie
wird nur durch die körperliche Rüſtigkeit bedingt. Die
Standſchützen machen jährlich vier Uebungen durch, die im
weſentlichen Schießübungen ſind. Bei jeder Uebung wer=
den
60 ſcharfe Patronen verſchoſſen. Die Gewehre lie=
fert
die Militärbehörde, ebenſo die Armeemunition. Die
Standſchützen ſind der Stolz jeder Gemeinde, und ihre
Schießübungen erfreuen ſich des lebhafteſten Intereſſes bei
jung und alt. Die Gemeindeverwaltungen, Korporatio=
nen
aller Art und Privatperſonen ſetzten für die beſten
Schützen koſtbare Preiſe aus, die in der Familie des glück=
lichen
Gewinners weitervererbt und mit Stolz gezeigt
werden. Die landſturmpflichtigen Standſchützen bilden
bei Kriegsausbruch eigene Bataillone unter eigenen Offi=
zieren
. Dieſe Offiziere gehen aus Wahlen hervor, bei
denen nur das Maß der Beliebtheit in der Gemeinde und
die Schießfertigkeit, nicht aber Rang und Stand entſcheidet.
So ſieht man unter den Standſchützenoffizieren manche
originelle Erſcheinung, die im bürgerlichen Leben wenig
mit den Berufsoffizieren gemeinſam haben mag. Die
Wahlen werden übrigens der Militärbehörde zur Prü=
fung
vorgelegt und dann vom Kaiſer beſtätigt. Die
ganze Organiſation der Standſchützen iſt der Eigenart
des Landes angepaßt, daß, wenn dereinſt nach dem Frieden
vom Brenner bis nach Bozen hin die Standſchützenfahnen
in die alten Kirchen und Kirchlein wieder einkehren, neuer
Lorbeer zum alten Ruhm vom Jahre 9 gekommen ſein
wird.

Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Uraufführung im Deutſchen Künſtlerthea=
ter
: Ernſt Hardts König Salomo.

Aus Berlin wird uns geſchrieben: Ernſt Hardt
hatte vor einigen Jahren mit dem Versdrama Tant=
ris
der Narr einen ſtarken, überraſchenden und an=
haltenden
Erfolg. Die Weiterentwicklung des Dichters
erfüllte leider nicht ganz, was ger zu verſprechen ſchien.
War die Tantrisdichtung bei allem äußerlichen Faltenwurf
ſprachlichen Schmucks auch von dem Innern entſprühendem
Feuer erfüllt, ſo erwies ſich das nachfolgende Werk Gu=
drun
ſchon merklich ſchwächer an dichteriſch=menſchlicher
Kraft, bedenklich zum rein Schöngeiſtigen hinneigend. Das
dreiaktige Drama König Salomo das Sonnabend
zum erſten Male im Deutſcchen Künſtlertheater
aufgeführt wurde, zeigt ein aus bühnenmäßiger Aſthetik
etwas ſchwaches Weiterſchreiten auf der angedeuteten Li=
nie
. Der Stoff des Salomo=Dramas hätte es vertragen,
mit ſtarken, eindeutigen Farben auf die Bühne gebracht
zu werden. Was Hardt gibt, iſt ein lockeres Gewebe ver=
ſchiedener
Themen, Probleme und Handlungen, die jedes
für ſich drei Akte hätte füllen können. Und trotz dieſer
Vielheit, oder vielmehr gerade ihretwegen, iſt das Hardt=
ſche
Drama Stückwerk geblieben, das vielfach anregt und
zu wenig befriedigt. Das Sterben des Königs David und
die Thronbeſteigung ſeines zweitgeborenen Sohnes Salo=
mo
bilden das Handlungsgerüſt, das von verſchiedenen
Hemmungen und ſeitlichen Ausblicken ins Unausgeführte
umrankt wird. Des greiſen Königs erſtgeborener Erbe,
der in jugendlich=brutaler Herrſchſucht brennende Adenia,
ſucht mit Liſt und Gewallt vorzeitig die Macht des Regen=
ten
an ſich zu reißen. Sein Gegenſpieler iſt Salomo, der
ſanfte, jüngere Bruder, den Gott liebt‟ Die Heidin
Abiſag, das Jugendkind des Frühlings und der Liebe
tritt zwiſchen die Beiden. Schon wittert man hier das
Problem des Stückes; aber Hardt eilt nervös weiter und
ſtellt im zweiten Akt das letzte ſenile Aufflammen und den
Tod Davids in den Vordergrund. David ſtirbt, den Kopf
im Schoße der keuſchen Abiſag, deren junge Wärme ſeinen
fliehenden Atem bannen ſoll. Und während der König
ſtirbt, in greiſenhafter Sehnſucht ſich an Abiſag klammernd,
flammt die dichteriſch lebensvoll geſtaltete Liebesſzene
zwiſchen Salomo und Abiſag neben ſeinem Sterbelager
auf. Dieſe Szene iſt die beſte des Stückes. Sie allein

hätte an ſich als Baſis eines ſtarken Werkes dienen kön=
nen
. Durch den zwiſchen Diesſeits und Jenſeits geſpro=
chenen
Fluch des Vaters verliert Salomo die Braut ſeines
Herzens, bevor er ſie noch ganz beſaß. Adenia fällt in der
Schlinge ſeiner Verſchwörung; Salomo wird König. Ein
weiſer König, der durch den doppelten Tod der Geliebten
die Kraft erhielt, ſein Leben im Daſein ſeines Volkes zu
finden. Die Aufführung unter der guten, aber etwas
einförmig breiten Spielleitung Dr. Arthur Eloeſ=
ſers
gab ſich redliche Mühe, dem ſplitterigen Drama ge=
recht
zu werden. Theodor Loos als Prinz und =
nig
Salomo künſtleriſch durchdacht, aber etwas zu knaben=
haft
und unbeſtändig in der Durchführung ſeiner aller=
dings
ſchwer zu geſtaltenden Rolle. Sybil Binder
ließ als Abiſag das ſymboliſch Geſteigerte nur angedeutet,
war aber im übrigen erfreulich friſch und lebensvoll.
Adolf Klein, ein vortrefflicher Schauſpieler aus der
alten Schule, gab den David mit den noch immer be=
währten
Mitteln des guten und wirkſamen Theaters.
Der in gedämmtem Haß fiebernde Sproß Sauls des
Herrn Arthur Bergen war ſchauſpieleriſch intereſ=
ſant
. Das Publikum, faſt vollzählig in der üblichen Zu=
ſammenſetzung
der literariſchen Berliner Premiére, etwas
zurückhaltend, ſpendete nach dem zweiten Akt höflichen
Applaus.
A. B.
Ein Verband ſüdweſtdeutſcher Bühnen=
leiter
.
* Frankfurt a. M., 12. Sept. In einer geſtern hier
ſtattgehabten Sitzung von Vertretern ſüdweſtdeutſcher
Bühnen wurde die Gründung eines Vervandes
Südweſtdeutſcher Bühnenleiter beſchloſſen.
Dem neuen Verbande ſind 19 Bühnen beigetreten. Zu
Vorſitzenden wurden die Herren Geheimrat Dr. Baſſer=
mann
(Hoftheater Karlsruhe), der Intendant des Frank=
furter
Schauſpielhauſes, Hofrat Max Behrend und zum
Schriftführer der Intendant des Freiburger Stadt=
theaters
, Dr. Paul Ledband, gewählt. Die vertraulichen
Beratungen bezweckten in erſter Linie, alle Maßregeln zu
möglichſt ſicherer Durchführung des Bühnenbetriebes in
dieſem Kriegsjahre zu ergreifen, um die ſchwierige, wirt=
ſchaftliche
Lage der Theater zu überwinden. Die Tagun=
gen
ſollen in kurzen Zwiſchenräumen in ſüdweſtdeutſchen
Städten abgehalten werden, zunächſt im Oktober in Karls=
uhe
.

[ ][  ][ ]

geizes, und das polniſche Volk hat nicht vergeſſen, wie
ſchmählich es in ſeinen Freiheitskämpfen von Frankreich
im Stiche gelaſſen wurde.
Für uns aber wird die polniſche Frage und ihre Ge=
ſchichte
wichtige Fingerzeige dafür geben, wie wie unſere
Oſtgrenze gegen feindliche Ränkeſchmiede ſichern können
und müſſen, nicht nur gegen Ränkeſchmiede aus dem Oſten,
ſondern auch gegen ſolche aus dem Weſten.

Kriegslügen.

Polen ſoll von den Deutſchen ver=
wüſtet
ſein! Daily Chronicle vom 9. September und
andere engliſche Zeitungen veröffentlichen einen unter
dem Protektorat des Oberhauptes der engliſchen Kirche,
des Erzbiſchofs von Canterbury, ſtehenden Aufruf zu=
gunſten
Polens. In dieſem Aufrufe heißt es wörtlich:
Polen, ein Gebiet, ſiebenmal ſo groß wie Belgien,
iſt viermal von den Deutſchen verheert (ravaged) wor=
den
. Millionen ſind heimatlos und dem Hungertod preis=
gegeben
. Alte Männer und Frauen haben das Dach über
dem Kopfe verloren, und wenn die Kinder ihre dünnen
Arme weinend nach Brot ausſtrecken, können ihre Mütter
nur mit Tränen antworten. Das Geſpenſt des Hungers
hat ſeine ausmergelnden Hände über das weite Land
zwiſchen dem Njemen und den Karpathen gebreitet. Ar=
beiter
haben ihre Arbeit verloren, denn alle Fabriken und
Werkſtätten ſind geſchloſſen. Der Pflug roſtet, weil un=
gebraucht
, denn der Arbeiter iſt ſeiner Werkzeuge und
ſeiner Saat beraubt, Epidemien haben ſich im Lande ver=
breitet
, und das Herdfeuer im Hauſe iſt verlöſcht!
Daß ſich auch Vertreter der Kirche in England zu
ſolchen infamen Verleumdungen hingeben, iſt bezeichnend.

Die Kriegskoſten Englands.

* London, 12. Sept. Die Times ſchreiben in einem
Leitartikel über das kommende Budget: Die täg=
lichen
Kriegsausgaben ſind in ziemlich beun=
ruhigender
Weiſe geſtiegen. Wir zweifeln, ob
ſich die Nation und das Parlament die gegenwärtige Lage
deutlich gemacht haben. Mac Kenna konnte, als er am
21. Juli die Kriegsanleihe bekannt gab, ſagen, daß die bis
herigen Anleihen ſamt den Einkünften mit den Ausgaben
ſeit dem 1. April balanzierten. Die täglichen Koſten
betrugen etwa 3½ Millionen, aber ſeitdem ſtiegen die
Ausgaben in einer Weiſe, die ungenügend bemerkt wurde.
Die Ausgaben betrugen in der Zeit vom 20. Juni bis zum
4. September gegen 530 Millionen, alſo täglich 62
Millionen Pfund Sterling. Dieſer Betrag
ſchließt freilich die Rückzahlung von 160 Millionen an die
Bank von England ein. Aber wenn man dieſe Summe
abzieht, bleiben tägliche Kriegskoſten im Be=
trage
von 4¾ Millionen, während die täglichen
Staatseinkünfte 750000 Pfund Sterling ausmachen. Wenn
dieſes Tempo andauert, werden die Jahresausgaben ſich
auf über 1500 Millionen Pfund Sterling (30 Milliarden
Mark) belaufen, die Einkünfte betragen bei der jetzigen
Steuergrundlage 270 Millionen. Die bisherigen Anleihen
betragen 900 Millionen, ſodaß ein beträchtliches Defizit
bleibt. Von der neuen Kriegsanleihe wurden bereits 452
Millionen ausgegeben.
* London, 12. Sept. Die in Mancheſter tagende
Britifh Aſſociation erörterte geſtern in der volkswirt=
ſchaftlichen
Abteilung die Finanzfrage des Krieges.
Der Bericht, der der Abteilung vorgelegt wurde, be=
tont
, daß England als das reichſte Land unter den Krieg=
führenden
vermutlich am beſten abſchneiden würde. Es
befinde ſich aber in ſchlechterer Lage als Amerika. Dieſes
werde nach dem Kriege die Sahne abſchöpfen, für Eng=
land
bleibe die Milch, für die übrigen Kriegführenden die
abgerahmte Milch. In der Debatte befürwortete Dru=
mond
Fraſer für die neue Anleihe eine einfachere,
volkstümlichere Form. Es ſei im nationalen Intereſſe von
der größten Bedeutung, daß die Kriegsſchatzſcheine von
den Staatsbürgern genommen würden. Es ſei notoriſch,
daß das veraltete Syſtem der beiden erſten Kriegsanleihen
mit der kurzen Friſt für die Zeichnung und Zahlung die
Maſſe des Volkes nicht angezogen habe, ſodaß die Banken
einen großen Teil der Anleihen gezeichnet hätten. Das
ſei alſo Geld geweſen, das die Beſitzer längſt in die Ban=
ken
eingezahlt hätten. Ueber den auswärtigen
Wechſelkurs ſagt der der Abteilung vorgelegte Be=
richt
: Der Goldvorrat ſei völlig unzureichend, um den
Wechſelkurs aufrecht zu erhalten. Amerika hätte auch die
letzte Kriegsanleihe zweifellos ſtark gezeichnet, wenn die
ausländiſchen Nationen von der britiſchen Einkommen=
ſteuer
befreit geweſen wären. Man könne nicht darauf
rechnen, daß die Goldausfuhr dauernd einen Ausweg aus
den Schwierigkeiten biete. Sparſamkeit müſſe nicht
nur gepredigt, ſondern erzwungen werden. Dieſe
Lehre ſollte umſo leichter ſein, als Deutſchland be=
reits
der ganzen Welt ein Muſterbeiſpiel
gegeben habe. In der Debatte ſagte Profeſſor Scott
von der Univerſität St. Andrews: Wenn die Kriegsaus=
gaben
jährlich nicht 1000 Millionen Pfund Sterling über=
ſteigen
, könnte man einen ſolchen Krieg bis ins Unendliche
finanzieren. Die Bedingung ſei freilich, daß die Nation
viel mehr und fleißiger arbeite als in Friedenszeiten.

Die engliſchen Arbeiter und der Krieg.

* London, 12. Sept. Die Gewerkſchaftsta=
gung
in Briſtol hat einſtimmig folgende Entſchlie=
ßung
ihres parlamentariſchen Ausſchuſſes angenom=
men
: Der Ausſchuß iſt ernſtlich bekümmert über die geſtri=
gen
Erklärungen Lloyd Georges, der gewiſſen Gewerk=
ſchaften
den Bruch ihrer Abkommen mit der Regierung
vorgeworfen hat. Dieſe Erklärungen enthielten eine all=
gemeine
Verurteilung der Faulenzerei und daß die Bel=
gier
und andere Arbeiter verhindert würden, ihr Beſtes zu
leiſten. Der Ausſchuß wird alsbald Schritte tun, dieſe Vor=
würfe
zu unterſuchen und darüber Bericht erſtatten.
Später ſprach Ramſay Macdonald, dem ein großar=
tiger
Empfang bereitet wurde. Er plädierte für die Einig=
keit
der Arbeiter, damit ſie nach dem Kriege die großen

Fragen der nationalen Wiederherſtellung in Angriff neh=
men
könnten. Wenn der Friede kommt, ſagte er, werden
wir uns mit Wirtſchaftsfragen, wie der Tarifreform, mit
Fragen der auswärtigen Politik und der Frage dauernder
Friedensunterlagen zu beſchäftigen haben. Macdonald
fuhr fort: Wir alle ſtimmen darin überein, daß es Bür=
gerpflicht
iſt, auf ſeiten der nationalen Ehre zu
ſtehen. Man darf ſich der nationalen Pflicht nicht ent=
ziehen
. In dieſen Tagen nationaler Bedrängung iſt vie=
les
, das uns früher teuer war, in die Ferne gerückt. Un=
ter
uns ſind viele Friedensfreunde, aber heute wandern
ihre Gedanken nach den Schützengräben, wo ihre Söhne
dem Tod ins Auge ſehen, um das Vaterland zu verteidi=
gen
. Maedonald forderte dann den Kongreß auf, perſön=
liche
Meinungsverſchiedenheiten nicht zu einer dauernden
Trennung anwachſen zu laſſen. Nach dem Frieden hoffe
er wieder zuſammen mit den alten Freunden ſeinen alten
Feinden gegenüberzuſtehen. Der Kongreß lehnte ſchließ=
lich
mit großer Mehrheit die beantragte pazifiſtiſche Reſo=
lution
ab.

Deutſche Sumpathien in Spanien.

* Berlin, 13. Sept. Wie der Berliner Lokalanz.
aus Madrid erfährt, ging der dortigen Preſſe folgende
Mitteilung des deutſchen Botſchafters, Prinzen
zu Ratibor, zu: Auf Grund der von den verbündeten
deutſchen und öſterreichiſch=ungariſchen Heeren in Polen
erzielten Erfolge, deren Krönung die Einnahme von War=
ſchau
geweſen, hat die deutſche Botſchaft in Madrid ſei=
tens
allen Geſellſchaftsſchichten angehörender Perſonen ſo
maſſenhaft Beglückwünſchungen und Sympathie=
erklärungen
erhalten, daß es ihr unmöglich iſt, jedem
einzelnen eine Erwiderung zugehen zu laſſen. Sie ſieht
ſich genötigt, die Gefälligkeit der Preſſe in Anſpruch zu
nehmen, und ſpricht auf dieſem Wege ihren aufrichtigen
Dank aus.

vie Balkanſtaaten.
Bulgarien und die Entente.

*Konſtantinopel, 12. Sept. (Zenſ. Frkft.)
Aus Sofia wird von wohlinformierter Seite gemeldet,
daß im Lager der dortigen Entente=Diplomatie große
Niedergeſchlagenheit herrſche. Man habe die
Gewißheit, daß der geſamte diplomatiſche Aufwand ſeit
Jahresfriſt endgültig verloren ſei. Die letzte Kraftan=
ſtrengung
unternahm der in beſonderer Miſſion in Sofia
befindliche franzöſiſche Miniſter Cruppi, ſowie der
engliſche Geſandte, deſſen maßloſe Verſprechun=
gen
aber den Keim der Unehrlichkeit enthielten. Nach
ſcharfen Diskuſſionen zwiſchen dem engliſchen und dem
ruſſiſchen Vertreter, der ſeit Wochen im Hintergrunde
blieb, reiſten Cruppi und eine Anzahl engliſcher und fran=
zöſiſcher
Agenten nach Niſch. Cruppi äußerte ſich, Bul=
garien
ſei für die Entente verloren; es habe ſich
endgültig den Zentralmächten angeſchloſſen. Dieſes Re=
virement
bedeute einen der größten politiſchen Erfolge
der Zentralmächte.
Von gleicher Seite wird aus Sofia gemeldet, daß
vorausſichtlich ſchon in kurzer Zeit die diplomati=
ſchen
Miſſionen Rußlands, Englands, Frankreichs,
Italiens und Serbiens aus Sofia abberufen würden.
Der engliſche Geſandte habe ſeine Archive bereits nach
Saloniki expediert.
* Petersburg, 12. Sept. Der Rjetſch verteidigt
den Standpunkt Bulgariens, das die Reviſion
des Bukareſter Vertrages mit Recht verlange. Das Blatt
fordert, daß die Vierverbandsmächte Serbien ein
Ultimatum überreichen ſollten, die geforderten Provinzen
an Bulgarien auszuliefern. Rjetſch hält die ſerbiſche
Antwort für eine Verhöhnung der Verbündeten.

Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.

14. September: Das Gouvernement Suwalki unter
deutſche Verwaltung geſtellt. Hindenburgs Bericht an
den Kaiſer über die Schlacht an den Maſuriſchen Seen.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 14. September.

* Uebertragen wurde der Schulamtsaſpirantin
Eliſabeth Meinhardt aus Mainz eine Lehrerinſtelle
an der Volksſchule zu Gonſenheim, Kreis Mainz.
* Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 11,
enthält: 1. Vorleſungsverzeichnis der Großh. Heſſiſchen
Ludwigs=Univerſität zu Gießen, Winterſemeſter 1915/16.
2. Ueberſicht über die in der Stadt Bingen zu erhebendn
Gemeindeumlagen für das Rechnungsjahr 1915. 3. Ueber=
ſicht
der von Großh. Miniſterium des Innern genehmigten
Umlagen zur Beſtreitung der Bedürfniſſe der iſraelitiſchen
Religionsgemeinden des Kreiſes Lauterbach für das
Rechnungsjahr 1915. 4. Nachweis der Befähigung zur
Uebernahme eines Kirchenamts. 5. Namensveränderungen.
Kriegsauszeichnungen. Leutnant Theodor Stem=
mer
, zurzeit zu den Pionieren kommandiert, erhielt das
Eiſerne Kreuz zweiter Klaſſe. Dr. Paul Sander,
der Dramaturg des Hoftheaters, der ſeit Dezember im
Felde ſteht, wurde zum Leutnant ernannt und mit der
Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Geometer
1. Klaſſe Gg. Mayer, Offizier=Stellvertreter und Kom=
pagnieführer
der 4. Kompagnie Arm.=Batl. 116, zurzeit
in Frankreich, wurde mit dem Eiſernen Kreuz zweiter
Klaſſe ausgezeichnet, Schutzmann Stephan vom5. Po=
lizei
=Revier, zurzeit Sergeant bei der 241. Pionier= Kom=
pagnie
, wurde mit der Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille aus=
gezeichnet
.
n. Strafkammer Ein im Poſthilfsdienſt verwendeter
Jugendlicher, der kürzlich 18 Jahre alt gewordene, bis=
her
unbeſtrafte Kaufmann Adam Schlegelmilch
aus Groß=Umſtadt wurde in der geſtrigen Verhand=
lung
wegen Unterſchlagung im Amte und Bei=
ſeiteſchaffung
von Poſtſendungen zu 6 Mo=
naten
Gefängnis verurteilt. Sch. war ſeit Anfang

d J. beim Poſtamt in Mühlheim nach handtreulicher
Dienſtverpflichtung beſchäftigt und bezog 90 Mark Mo=
natsgehalt
. Seinen Hausleuten fielen Gegenſtände auf,
die von weggenommenen Feldpoſtpäckchen herzurühren
ſchienen, und die auf Anzeige eingeleitete Unterſuchung
beſtätigte den Verdacht. Der Angeklagte iſt der Aneignung
von etwa 10 ſolcher Päckchen geſtändig und will ihren
Inhalt teils als unbrauchbar weggeworfen, teils an ſeinen
beim Heere ſtehenden Bruder geſchickt haben. Er unter=
ſchlug
ferner einen Betrag von 45 Mark, der ihm zur
Einzahlung bei der Poſt von dritter Seite anvertraut wor=
den
war und womit er eigene Schulden beglich. In An=
betracht
der Jugend ſah das Gericht unter ſcharfer Rüge
der betätigten Geſinnung von ſchwererer Beſtrafung ab, zu=
mal
der Geldbetrag erſetzt iſt. Im Gegenſatz zu dieſem
Anfänger ſieht der 42 Jahre alte Taglöhner Georg
Hehr aus Gernsheim auf eine lange Reihe ſchwerer
Vorſtrafen zurück; insgeſamt hat er ſchon etwa 20 Jahre
hinter Schloß und Riegel zugebracht und war erſt im Juli
ds. Js. wieder auf freien Fuß gekommen. Der alte Diebs=
hang
ließ ihn ſchon im Auguſt abermals einen Rückfall=
diebſtahl
begehen, und er wurde, als er das auf der Aktien=
ziegelei
an der Kranichſteiner Straße entwendete alte
Zink (abgeriſſene Dachkandeln) wegſchaffen wollte, durch
einen Feldſchutzmann feſtgenommen. Natürlich beruft er
ſich auf Arbeitsloſigkeit, hat aber auch bei der Entlaſſung
aus der Strafanſtalt noch 65 Mark Verdienſt erhalten.
Das Urteil lautete aus den bemerkten Umſtänden auf
9 Monate Gefängnis, abzüglich 1 Monat Unter=
ſuchungshaft
. Auch nennenswert iſt in einer Beru=
fungsſache
wegen Betrugs, die zur Freiſprechung des in
erſter Inſtanz mit 20 Mark Geldſtrafe belegten Händlers
W. aus O. führte, ein auf künſtlichen Dünger, nämlich
Thomasmehl bezüglicher Punkt. Dieſer beſteht aus der
gemahlenen Schlacke, die ſich im Hüttenbetrieb bei dem
gleichnamigen Verfahren zur Entphosphorung des Eiſens
bildet. Gerade der Phosphorgehalt verleiht ihr den
Dungwert, und zwar inſoweit, als dieſe Phosphorſäure
zitronlöslich iſt. Das Zitronlösliche pflegt hinter dem Ge=
ſamtgehalt
an Phosphorſäure um einige Prozent zurück=
zubleiben
, ſodaß nicht letzterer überhaupt, ſondern der
erſtere Gehalt für die Preisbemeſſung im Handelsverkehr
maßgebend iſt. Abnehmer und Verbraucher müſſen alſo
ihr Augenmerk auf fraglichen Punkt richten, damit ſie nicht
durch minderwertige Ware in Nachteil geraten.
Vom Großherzoglichen Hoftheater wird uns ge=
ſchrieben
: Heute, Dienstag, geht Shakeſpeares Som=
mernachtstraum
neu einſtudiert und neu inſzeniert
als erſte Schauſpielvorſtellung dieſer Spielzeit mit der
Muſik von Mendelsſohn in Szene. Spielleiter: Hans
Baumeiſter, muſikaliſcher Leiter: Erich Kleiber. Anfang
7 Uhr, A. 1. Für Mittwoch, den 15. ds., iſt Verdis Trou=
badour
mit den Damen Jacobs, Feiſtle und Marx, ſo=
wie
den Herren Mann, Schützendorf, Semper und
Thomſen angeſetzt. Muſikaliſcher Leiter: Erich Kleiber,
Spielleiter: Otto Nowack. Anfang 7½ Uhr, B1, kleine
Preiſe. Donnerstag, den 16. ds., findet die Erſtauffüh=
rung
der Komödie Der gutſitzende Frack von
Dregely ſtatt. Dieſes außerordentlich amüſante Werk, das
zu den größten Luſtſpielerfolgen der letzten Jahre gehört,
erlebte in Wien bisher über 200 Aufführungen, am Deut=
ſchen
Schauſpielhaus in Berlin über 100, und wurde von
faſt allen großen Bühnen Deutſchlands und Oeſterreichs
angenommen. Freitag, den 17. ds geht anläßlich des
Geburtstages Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin
Fuldas Luſtſpiel Jugendfreunde, eingeleitet von
Rezniceks Luſtſpiel=Ouvertüre, in Szene. Auf Wunſch
Ihrer Königlichen Hoheit wurde zur Schonung des
Opernperſonals und der Hofmuſik von einer muſikaliſchen
Vorſtellung Abſtand genommen, da die Oper in dieſen
Tagen mit den letzten Proben zu Parſifal beſchäftigt iſt,
deſſen Erſtaufführung bekanntlich am Sonntag, den 19. ds,
ſtattfindet.
Um einem allzu großen Andrang des=Publikums an
der Kaſſe vorzubeugen, begann der Vorverkauf zur Erſt=
aufführung
des Parſival bereits am Montag
nachmittag von 3½—5 Uhr an der Tageskaſſe des
Hoftheaters. Derſelbe wird am Dienstag von 3½—5 Uhr
fortgeſetzt nnd findet von Mittwoch, den 17., ab zu den ge=
wöhnlichen
Kaſſenſtunden an der Tageskaſſe des Hofthea=
ters
ſtatt. Für die Erſtaufführung des Parſifal gelten
die gewöhnlichen Preiſe. Es wird erſucht, bereits vorbe=
ſtellte
Karten tunlichſt ſchon Montag oder Dienstag=ab
zuholen. Textbücher ſind an der Kaſſe zu haben.
Da ſich Hofopernſänger Arnold Gabor noch in mili=
täriſchen
Angelegenheiten in Oeſterreich befindet, ſo hat
ſich bis zu ſeinem Eintreffen Hofopernſänger Otto Sem=
per
in kollegialer Weiſe bereit erklärt, die Partien des
lyriſchen Baritonfachs zu übernehmen.
* Niedrigſtpreiſe‟. Im Kampfe gegen die über=
mäßige
Verteuerung der Nahrungsmittel und vor allem
gegen den ausgeſprochenen Lebensmittelwucher haben un=
ſere
ſtädtiſchen Behörden ſeit Beginn des Krieges unge=
zählte
mehr oder minder wirkſame Verordnungen erſon=
nen
. Dabei hat es ſich merkwürdigerweiſe herausgeſtellt,
daß das beliebteſte und am häufigſten in Anwendung ge=
brachte
Mittel der behördlichen Feſtſetzung von Höchſt=
preiſen
, von denen man ſich ſo viel verſprach, in der
Praxis nicht immer alls der richtige Weg zur
Erzielung einer geſunderen wirtſchaftlichen Lage ange=
ſehen
werden konnte. Mit einer neuartigen Me=
thode
hat jüngſt der Magiſtrat des ſächſiſchen Städt=
chens
Brand=Erbisdorf den Verteuerern unſerer
Nahrungsmittel einen Dämpfer aufgeſetzt. Er faßte die
Sache von der entgegengeſetzten Seite an, verordnete keine
Höchſtpreiſe, ſondern legte Niedrigſtpreiſe feſt, das
heißt, er ließ allwöchentlich die bezahlten niedrigſten Ver=
kaufspreiſe
für Lebensmittel aufzeichnen und dieſe auf
einer Tafel nebſt dem Namen des betreffenden Ge=
ſchäfsmannes
am Rathaus öffentlich aushängen. Es
iſt klar, daß die Hausfrauen dieſe billigen Verkaufsſtellen
bei ihren Einkäufen bevorzugen. So bedeutet die Nennung
in dem amtlichen Aushang eine ſehr wirkſame Gratis=
Reklame für die Geſchäftsinhaber, die ſich zumeiſt
natürlich beeilen, mit ihren Preiſen herunterzugehen, nur
um auf die billige Liſte zu kommen. Außerdem müſſen
notgedrungen dann auch die andern mit ihren Preiſen
heruntergehen.
Mehlaufnahme. Da möglicherweiſe für den
Bezirk der Stadt Darmſtadt eine andere Tagesmenge
Mehl auf den Kopf der Bevölkerung zugeteilt wird, iſt
für den 15. September eine neue Mehlaufnahme ange=
ordnet
. Sie erſtreckt ſich jedoch nur auf die Vorräte der
Bäcker und der Mehlhändler.
Vom Bindfadenverbrauch. Gehen wir jetzt auch
mit dem Unwichtigſten und Geringgeachtetſten ſorgſam um,
ſo können wir dadurch an Rohſtoffen ſparen und beſchrän=
ken
bei den geſtiegenen Rohſtoffpreiſen die Ausgaben
weſentlich. In dieſer Beziehung ſei beiſpielsweiſe auf
den Bindfadenverbrauch aufmerkſam gemacht.
Der deutſche Jahresbedarf an Bindfaden beträgt 25 bis 30
Millionen Kilogramm. Der hierzu benötigte Rohſtoff hat

[ ][  ][ ]

einen augenblicklichen Wert von ungefähr 60 Millionen
Mark. Dieſe Zahlen laſſen erkennen, welche Beträge für
die Volkswirtſchaft während des Krieges durch Sparſam=
keit
gewonnen werden können. Bisher fanden dieſe Werte
ihren Untergang zum großen Teil im Papierkorb, Kehricht=
eimer
und Feuer des Kohlenherdes. So unwichtig Bind=
faden
an ſich erſcheint, ſo wenig kann er im Warenverkehr
entbehrt werden. Damit der vorhandene Rohſtoff den Be=
dürfniſſen
des Krieges vorbehalten bleibt, und damit un=
ſer
Wirtſchaftsleben durch den Mangel an Bindfaden
nicht erſchwert wird, muß jeder einzelne ſämtlichen Bind=
faden
zukünftig ſorgſam ſammeln und von neuem verwer=
ten
. Wir ſind gewohnt, mit dieſem unentbehrlichen Ver=
packungsmaterial
im großen und ganzen verſchwenderiſch
umzugehen, wenngleich einzelne ſparſame Hausfrauen
ſchon ſeither die mühſam entknoteten Bindfadenenden für
zukünftigen Gebrauch auf Knäuel wickelten. Da Bindfaden
durch den Gebrauch nicht verloren geht und durch An=
einanderknoten
die einzelnen Enden immer wieder zu
neuer Verwendung geignet gemacht werden können, ſo
können beträchtliche Mengen Rohſtoffe für wichtigere
Zwecke Verwendung finden und außerdem nicht unbedeu=
itende
Werte für die deutſche Kriegswirtſchaft geſpart wer=
den
. Wenn daher zukünftig in jeder Fabrik, in jedem
Geſchäft und in jedem Haushalt ſämtlicher Bund=
faden
geſammelt und wieder von neuem zur
Verwendung hergerichtet wird, ſo können wir mit
den augenblicklichen Vorräten noch auf ſehr lange Zeit
auskommen. Es würde ſich außerdem empfehlen, daß die
Spinnereien den Ankauf von gebrauchtem Bindfaden
in die Wege leiten, um ihn wieder herzurichten und den
Verbrauchern von neuem zuzuführen. Bei der bewährten
Anpaſſungsfähigkeit unſerer Induſtrie wird es den Bind=
fadenfabriken
zur Erſparung von Faſerrohſtoff ſicherlich
gelingen, Bindfaden zu liefern, deſſen Kern aus Hanf oder.
Flachs, im übrigen aber aus Papier hergeſtellt iſt. Auch
nur aus Papiergarnen hergeſtellter Bindfaden kann in
zahlreichen Fällen als Erſatz Verwendung finden.
gie. Eine vaterländiſche Aufführung zum Beſten er=
blindeter
Krieger veranſtaltete am Sonntag abend im
Kaiſerſaal Frl. Eugenie Alberti unter Mitwirkung
von Frau Konzertſängerin Irma Hermanns= Schaff=
ner
aus Cöln, Frau Direktor Vogel, Fräulein Schwan
(Klavier), Herrn Hofopernſänger Semper, Hofſchauſpieler
Heinz, Hans Kuhlmann (Violine), dem Darmſtädter Or=
cheſterklub
ſowie einigen Schülern und Schülerinnen. Die
reichhaltige Vortragsfolge, deren orcheſtralen Teil der
Darmſtädter Orcheſterklub in gewohnter Vollendung aus=
führte
, brachte die Arie der Dalila von Saint=Saéns
(Frau Hermanns=Schaffner), ein ſehr wirkungsvolles
Melodram: Zu Stolzenfels am Rhein (Begleitung Frl.
Kuhlmann), geſpielt von Schülerinnen Frl. Albertis, ein
Violin=Solo von Herrn Kuhlmann und Fridericus Rex,
ſowie Prinz Eugen von Frau Direktor Vogel mit Beglei=
tung
des Herrn Finanzrat Lony; der zweite Teil unter
Vorträgen des Herrn Heinz, Herrn Semper und der Frau
Hermanns=Schaffner ein von Frl. E. März ſtimmungsvoll
zu Gehör gebrachtes Melodram Des Kriegers Traum
Den Schluß bildete das von Schülerinnen Frl. Albertis
mit viel Geſchick und Gewandtheit gegebene Patriotiſche
Feſtſpiel Traum der Königin Luiſe deren Schlußgruppe,
mit künſtleriſcher Vollendung geſtellt, beſonderen Beifall
fand. Die Vorſtellung war gut beſucht, und allen Mitwir=
kenden
wurde reicher Beifall zuteil.
C. Aus der St. Ludwigs=Gemeinde. Am Sonntag
fand im Konkordiaſaal eine ſtark beſuchte Feier zu Ehren
des neuen Herrn Pfarrers Kaſtell ſtatt, die den Cha=
rakter
eines Familienfeſtes trug. Im Namen des Kirchen=
vorſtands
St. Ludwig begrüßte Herr Oberpoſtſekretär
Herbert den Herrn Pfarrer, der in Darmſtadt infolge
ſeiner früheren Wirkſamkeit kein Fremder ſei, und ver=
ſicherte
ihn des Vertrauens der Gemeinde. Begrüßungen
ſeitens der Vertreter des Katholikenvereins, Kirchenge=
ſangvereins
, Geſellenvereins, Lehrlingsvereins, ſowie der
Conſtantia ſchloſſen ſich an. Der Herr Pfarrer ſprach in
bewegten Worten ſeinen Dank aus, verſprach ein ein=
trächtliches
Zuſammenwirken mit dem Kirchenvorſtand
und verſicherte die Vereine ſeiner warmen Sympathien.
Treffliche Darbietungen des Kirchengeſangvereins, deſſen
Leiter, Herr Muſikdirektor Klaſſert, ein ſinniges Feſt=
lied
gedichtet hatte, verſchönten die einfach gehaltene
Feierlichkeit.
* Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft wird
bereits am 9. Oktober ihre erſte Veranſtaltung abhalten.
Karl Hauptmann, der gefeierte Dichter des Krieges,
wird die Saiſon an dieſem Abend mit Vorträgen aus
eigenen Werken beginnen. Die enthuſiaſtiſche Aufnahme,
die Hauptmann in anderen Städten fand, läßt geraten er=
ſcheinen
, ſich zeitig mit Karten zu verſehen.

Muſterung der dauernd Untauglichen.

D Wie aus den amtlichen Bekanntmachungen des
Zivilvorſitzenden der Erſatzkommiſſion Darmſtadt ſowie
des Bezirkskommandos I dahier hervorgeht, ſind infolge
Aenderung des Wehrgeſetzes und des Reichsmilitärgeſetzes
die ſeither von jeder weiteren Geſtellung vor den Erſatz=
behörden
entbunden geweſenen, als dauernd untang=
lich
ausgemuſterten Militärpflichtigen ſowie die
militäriſch ausgebildeten Perſonen, die als dauernd
untauglich entlaſſen worden ſind, einer nochmaligen
Muſterung zu unterziehen. Zu dieſem Behufe
haben ſich nach den erwähnten Bekanntmachungen alle
diejenigen ausgemuſterten Leute, welche am 8. September
1870 und ſpäter geboren ſind, in der Zeit vom 16. bis
18. September I. J., und zwar die Militärpflich=
tigen
bei der Bürgermeiſterei ihres Wohnorts, die ehe=
maligen
Mannſchaften des Beurlaubten=
ſtandes
bei dem Hauptmeldeamt I Darmſtadt, Neue
Niederſtraße 18, zu melden.
Auch die Kriegsbeſchädigten aus den
Jahren 1914/15 haben ſich zu melden.
Die Meldung muß ausnahmslos im Falle
die Betreffenden ſelbſt hierzu nicht in der Lage ſind
durch die Angehörigen erfolgen.
Von dem Geſetz vom 4. September 1915 werden alle
Wehrpflichtigen betroffen, die am 8. September 1870 oder
ſpäter geboren ſind. Es haben ſich zu melden:
a) Bei dem zuſtändigen Bezirkskom=
mando
(Hauptmeldeamt): Alle ehemaligen Unteroffi=
ziere
und Mannſchaften des Beurlaubtenſtandes, die als
dauernd garniſondienſtunfähig aus jedem Militärverhält=
nis
ausgeſchieden (ausgemuſtert) ſind; ferner alle ehe=
maligen
Unteroffiziere und Mannſchaften, die nach min=
deſtens
einjähriger (Einjährig=Freiwillige nach neun=
monatiger
) aktiver Dienſtzeit als dauernd ganzinvalide
oder als dauernd garniſondienſtunfähig entlaſſen und aus
allen Militärverhältniſſen ausgeſchieden ſind. Die in den
Jahren 1914/15 im Krieg, d. h. beim Feldheer beſchädigten
und als dauernd dienſtunbrauchbar entlaſſenen Leute
müſſen ſich zwar melden, bleiben aber von der Nachmuſte=
rung
vorläufig befreit.
b) Bei der Ortsbehörde: Alle übrigen als
dauernd untauglich befundenen Wehrpflichtigen, einſchl.

der beim Kriegserſatzgeſchäft ausgemuſterten Landſturm=
pflichtigen
. Von der Meldung befreit ſind diejenigen
Wehrpflichtigen, die das wehrpflichtige Alter noch nicht
erreicht haben, d. h. die im Jahre 1896 oder ſpäter geboren
ſind.

Rotes Kreuz.

(Geöffnet von 81 und 26 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25, Krankenbeförde=
rungs
=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576; Aus=
kunftsſtelle
: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Bericht über die 27. und 28. Fahrt des Ver=
einslazarettzuges
T 1.
Vom 30. Juli bis 6. Auguſt war T 1 in der Haupt=
werkſtätte
Darmſtadt; es wurden ſämtliche Wagen für
Preßgasbeleuchtung eingerichtet und eine Reihe Repara=
turen
gemacht. Die Abfahrt verzögerte ſich bis zum
12. Auguſt, an welchem Tage wir abends 7 Uhr 45 Mi=
nuten
über Worms-Saarbrücken nach der Etappe fuhren.
Am 13. Auguſt mittags erreichten wir unſeren erſten
Etappenort, um dort abzuwarten und am 20. an den
Hauptort zu kommen.
Am 23. wurden 13 Mann des Perſonals
und 4 Schweſtern durch den Etappendelegierten mit
der Roten=Kreuz=Medaille ausgezeichnet
für treue Pflichterfüllung ſeit Indienſtſtellung des Zuges;
ein Teil davon war allerdings ſchon mittlerweile behufs
anderweitiger Verwendung ausgeſchieden. Am 24. Auguſt
wurde dann der Zug, wie gewohnt, beladen und ging
mit 244 Mann und 6 Offizieren nach dem Heimatziel ab,
das er am nächſten Tage früh 8½ Uhr in Heidelberg er=
reichte
. Hier blieb der Zug zur Inſtandſetzung und
Provianteinnahme bis zum 28., um dann abends 5 Uhr
zur 28. Fahrt abzufahren.
Am 29. Auguſt kamen wir mittags 1½ Uhr in un=
ſerem
Etappenhauptort an, um bereits am 31. wieder ein=
zuladen
. Das Einladen erfolgte an den gleichen Bahn=
höfen
wie ſonſt; der Zug ging mit 237 Mann und 7 Of=
fizieren
nach dem Heimatziel ab, das er am 1. September
vormittags 3½ Uhr in Landau (Pfalz) erreichte, um von
7 Uhr ab dort entladen zu werden. Mit dieſem Tage
ſchied der militäriſche Transportführer aus, und der bis=
herige
leitende Arzt übernahm lt. kriegsminiſt. Ver=
fügung
als Chefarzt den Zug. Der Zug bleibt bis zur
Wiederausfahrt auf Bahnhof Landau. Während der
beiden letzten Fahrten erlebten wir bei ſtarken Regen=
güſſen
bedeutenden Temperaturabfall und deutliche Herbſt=
ſtimmung
und müſſen die entſprechenden Vorbereitungen
treffen

Kunſtnoffzen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Beranſtaltungen ꝛc., deren im Nach=
ſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.

Das Reſidenz=Theater am Weißen Turm
hat ſich mit gewaltigen Unkoſten das alleinige Erſtauf=
führungsrecht
für Darmſtadt des gewaltigen Meiſter=
Kriminal=Romans in 5 Akten Dämon und Menſch ge=
ſichert
, und kommt dieſer Kunſtfilm ſchon ab heute Diens=
tag
zur Vorführung. Rudolf Schildkraut, der be=
deutendſte
Charakterdarſteller Deutſchlands, hat die Haupt=
rolle
übernommen. Die Preſſe ſchreibt: Dämon und
Menſch! Der ganze Film iſt ein gewaltiger Akkord von
tiefſter Realiſtik, dämoniſch im Spiel und Handlung, ein
Sittendokument, wie es wuchtiger und grandioſer noch
nie ſo meiſterhaft dargeſtellt worden iſt, dabei glänzend
geſpielt, brillant photographiert und ſpannend vom An=
fang
bis zum Ende, daher hat der Film die ſenſationellſte
Wirkung bei dem Beſchauer. Neben einigen kleinen
Humoresken ſei auf die intereſſante Kriegschronik auf=
merkſam
gemacht, iſt doch diesmal der Schauplatz der Be=
freiungskämpfe
bei Tannenberg und die Zerſtörung Oſt=
preußens
duech die Ruſſen darin enthalten. (S. Anz.)

* Von der Bergſtraße, 13. Sept. (Vom Meli
bokus.) Man erſucht uns, unſere Meldung im Sonn=
tagsblatt
dahin richtig zu ſtellen, daß der Turm auf dem
Melibokus den Wanderern doch zugänglich iſt.
Mörlenbach, 13. Sept. (Ueberfahren und ge=
tötet
.) Hier wurde das zweijährige Kind eines Land=
wirtes
überfahren und ſofort getötet. Anſcheinend trifft
den Lenker des Fuhrwerkes keine Schuld.
Rüſſelsheim, 13. Sept. (Einen flotten Ge=
ſchäftsgang
) haben die Opelwerke zu verzeichnen.
Obwohl die Firma nach dem vor wenigen Jahren ſtatt=
gefundenen
Brand ihre Fabrikräume ganz bedeutend ver=
größerte
, ſieht ſie ſich bereits wieder genötigt, einen gewal=
tigen
Neubau von 5 Stockwerken in einer Länge von 65
Metern ausführen zu laſſen. Der Bau kommt ſüdlich der
Bahnlinie zu ſtehen. Die Gemeindeverwaltung hat in ihrer
letzten Sitzung dem Baugeſuch der Firma ihre Zuſtim=
mung
erteilt. (Kartoffelverkauf.) Der von der
Gemeinde ins Leben gerufene Kartoffelverkauf hat ſich
überaus gut bewährt. Es wurden in wenigen Wochen
über 2400 Zentner Kartoffeln zu billigem Preiſe an Ge=
meindeangehörige
abgegeben.
Mainz, 13. Sept. (Eine Obſtflottill e) konnte man
in den letzten Tagen wiederholt den Rhein befahren ſehen.
Die großen Mengen Obſt, die auf den flußbaufiskaliſchen
Anlagen, auf Rheinauen bei Nierſtein und am jenſeitigen
Stromufer zur Verſteigerung kamen, insgeſamt über 500
Zentner prachtvolles Wirtſchafts= und Tafelobſt, waren
meiſt von Nierſteiner Einwohnern und Händlern erſtan=
den
worden. Zum Transport des Obſtes fuhren über
15 kleinere und größere Schiffe ab, die von einem Dampf=
boot
geſchleppt wurden. Der Strombaufiskus erzielt
diesmal hier für ſein Obſt die bisher noch niemals er=
lebte
Einnahme von rund 20000 Mark. In früheren
Jahren ſtellte ſich der bei der Verſteigerung erreichte Be=
trag
durchſchnittlich auf 78000 Mark.
Worms, 13. Sept. (Neuentdeckte Römer=
gräber
.) Beim Auswerfen von Schützengräben in der
Nähe der Schildſtraße ſind wieder einmal umfangreiche
römiſche Gräber aufgedeckt worden. Unter Leitung der
Herren Prof. Weckerling, San.=Rat Dr. Köhl und Dr. Grill
wurden die Ausgrabungen planmäßig vorgenommen.
Mehrere Steinſarkophage aus dem 2. oder 3. Jahrhundert
n. Chr. wurden freigelegt. An bedeutenden Funden ſind
zu nennen: eine ſehr ſchöne, nicht beſchädigte Glasflaſche
mehrere ſtark iriſierende Gläſer, von denen eines beſon=
ders
gut erhalten iſt, weiter eine Reihe von Sigillata=
Krügen, eine goldene Fibel uſw. Die Ausgrabungen wer=
den
fortgeſetzt und werden unſer Paulus=Muſeum mit
einigen wertvollen Stücken bereichern.
Hochheim, 13. Sept. (Selbſtmord.) Auf ſchreck=
liche
Weiſe verübte der in Hochheim lebende Privatier
Jeſele Selbſtmord. Er ſtieg außerhalb des Dorfes an

einem eiſernen Maſt der elektriſchen Ueberlandzentrale
empor und wurde vom elektriſchen Strom getötet. Die
Leiche war vollſtändig verbrannt.
Friedberg, 13. Sept. (Berufsausbildung
für invalide Offiziere.) Eine ſehr zeitgemäße
Einrichtung, die zunächſt im Intereſſe unſerer vielen inva=
liden
Offiziere und ſodann auch weiterer Kreiſe unſeres
Volkes liegt, iſt jetzt an der Städtiſchen Polytechniſchen
Lehranſtalt Friedberg getroffen worden. Um dieſen dienſt=
unfähig
gewordenen Kriegsteilnehmern die baldige, nutz=
bringende
Aufnahme einer angemeſſenen neuen Berufs=
tätigkeit
zu ermöglichen, die auch den geſellſchaftlichen
Fähigkeiten und Anſprüchen der Offiziere gerecht wird,
ſind dortſelbſt beſondere Ausbildungskurſe für Offiziere
geſchaffen worden, die ihnen die für eine Erfolg ver=
ſprechende
techniſch=kaufmänniſche Betätigung notwen=
digen
Kenntniſſe in zweckmäßiger, ſchnellſter Weiſe ver=
mitteln
ſollen. Nähere Auskunft darüber erteilt das
Großh. Bürgermeiſteramt Friedberg i. Heſſen.
Schlitz, 12. Sept. (Todesfall.) Hier ſtarb am
9. September nach kurzem Krankenlager der Rektor i. P.
Weifenbach im 86. Lebensjahre, einer der bekannteſten
Schulmänner Oberheſſens Der Verewigte wirkte zuerſt
14 Jahre an der Muſterſchule zu Friedberg, darauf 42
Jahre in ſeiner Vaterſtadt Alsfeld mit vorbildlicher Be=
rufs
= und Pflichttreue als Lehrer. 1891 verlieh ihm Se.
Königl. Hoheit der Großherzog den Philippsorden
und anläßlich ſeines 50jährigen Dienſtjubiläums am
5. Auguſt 1901 das Ritterkreuz 2. Klaſſe, und die Stadt
Alsfeld ernannte ihn zu ihrem Ehrenbürger. Nachdem er
in den wohlverdienten Ruheſtand getreten und ihm ſeine
Gattin im Tode vorangegangen, ſiedelte er vor acht Jahren
nach Schlitz über, um dort im Kreiſe ſeiner Kinder die
Ruhejahre zu verleben.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 13. Sept. Heute vormit=
tag
beſichtigte die Kronprinzeſſin mit ihren vier Söhnen
den Eiſernen Hindenburg auf dem Königsplatze
und nagelte mehrere goldene und ſilberne Nägel ein.
Auf dem Hauptpoſtamt in der Heiligengeiſtſtraße wurden
geſtern vormittag zwei in der Ortsbriefſtelle beſchäftigte
Sortierer, zwei Brüder Strauß, verhaftet, die
ſeit längerer Zeit Feldpoſtſendungen beraubt
haben ſollen.
Stuttgart, 13. Sept. (Todesfall.) Der frühere
ritterſchaftliche Landtagsabgeordnete Landgerichtsdirektor
Freiherr von Wächter=Spittler iſt auf ſeinem
Schloſſe Horn bei Biberach im Alter von 64 Jahren ge=
ſtorben
.
Rom, 12. Sept. (Todesfall.) Ueber Baſel,
Nach einer Meldung der Agenzia Stefani aus Bologna
iſt Donna Laura Minghetti, die Mutter der Fürſtin
Bülow, heute nachmittag geſtorben.
Genf, 12. Sept. (Neues Großfeuer in
Paris.) Aus Paris wird wieder eine große
Feuersbrunſt gemeldet: In Saint=Quen gingen die
dortigen Benzin=Lagerräume geſtern in Flammen
auf. Faſt ganz Paris war in dichte ſchwarze Rauchwolken
gehüllt und es herrſchte lebhafte Bewegung unter der Be=
völkerung
. Die Pariſer Feuerwehren ſuchten die Nachbar=
gebäude
zu ſchützen. Da bis nachmittags um drei Uhr
alle Bemühungen den Brand zu löſchen, vergeblich waren,
mußten drei Löſchzüge zur Verſtärkung geholt werden.
Neu=York, 13. Sept. (Banditenüberfall.) Der
Korreſpondent des Neu=York Herald meldet, daß in der
letzten Nacht drei maskierte Männer in das Haus der Frau
Nichols in der fünften Avenue eindrangen. Nachdem
die Banditen die Dienerſchaft unſchädlich gemacht hatte,
erdroſſelten ſie Frau Nichols und raubten aus deren Kaſ=
ſenſchrank
für 2500000 Franken Schmuck, ſowie
die an ihrem Opfer befindlichen Ringe, Ohrringe und das
Kollier. Einem der Diener gelang es eine Stunde nach
dem Verbrechen, ſich ſeiner Feſſeln zu entledigen. =Er
machte ſofort Alarm und infolge der von der Polizei ein=
geleiteten
Unterſuchung geſtand auch einer der Diener, den
Verbrechern die Haustür geöffnet zu haben. Fünf weitere
Perſonen wurden verhaftet.

Zeichnungen für die dritte Kriegs=
anleihe
.

* Es zeichneten ferner: Kammgarnſpinnerei Kaiſers=
lautern
1750000 Mk. Städtiſche Sparkaſſe Freiburg
i. Br. 6 Millionen. Friedr. Seyd u. Söhne Elberfeld
1 Million. Städt. Sparkaſſe Wülfrath 1 Million. Städt.
Sparkaſſe Barmen 6 Millionen (vorher 4 u. 8 Millionen).
Stadt= und Amtskaſſe Haltern i. W. 1 Million. Ver=
einigte
Hanfſchlauch= u. Gummiwarenfabriken A.=G.
Gotha 1 Million (vorher 500000 Mk.). Halleſcher Knapp=
ſchaftsverein
1 Million. Wittener Gußſtahlwerk 1500000
Mk. (vorher je 500000 Mk.). Akt.=Geſ. Th. Goldſchmidt
Eſſen 1500000 Mk. Kreisſparkaſſe Grevenbroich 1300000
Mk. Städtiſche Sparkaſſe Magdeburg 3 Millionen. Stadt
Stuttgart 1 Million. Magiſtrat der Stadt Erfurt
1500000 Mk. Sparkaſſe des Herzogtums Gotha 2 Mil=
lionen
. Kabelwerk Rheydt 1 Million. Maximilians=
hütte
1 Million. Lederhandlung Arnold Kayſer, Berlin
1250000 Mk. Berliner Kindl=Brauerei A.=G. 1 Million.
Kieler Spar= und Leihkaſſe 15 Millionen. Provinzial=
verband
Schleswig=Holſtein 4 Millionen. Elektrotech=
niſche
Fabrik Rheydt 2 Millionen. Die Gräfrather Spar=
kaſſe
1 Million. Landesverſicherungsanſtalt Schleſien 10
Millionen. Gebrüder Fahr A.=G. Pirmaſens 1500000
Mk. Vaterländiſche und Rhenania, Vereinigte Verſiche=
rungs
=Geſellſchaften Elberfeld und Köln, 1500000 Mk.
Märkiſche Stahlinduſtrie Remſcheid 2 Millionen. Die
ſtädtiſchen Stiftungen in Magdeburg 1 Million. Magde=
burger
Lebensverſicherungsanſtalt 3 Millionen. Städtiſche
Sparkaſſe in Werden (Ruhr) 2 Millionen. Bankfirma
Wachenfeld u. Gumprich in Schmalkalden 1 Million.
Konzern der Frankfurter Allg. Verſicherungs=Akt.=Geſ.
Frankfurt a. M. vorläufig 6 Millionen.

Handel und Verkehr.

* Berlin, 13. Sept. Börſenſtimmungsbild.
Im Börſenverkehr hielt ſich die Geſchäftstätigkeit
wieder in engſten Grenzen. In Aktien der großen Berg=
werks
und Hüttenunternehmungen, ſowie in Waffen=
fabriken
dürften Umſätze kaum zuſtande gekommen ſein;
dagegen war einiges Intereſſe für deutſche Gußſtahl=
kugel
, Benz, Daimler, Becker Stahl und Wittener Guß=
ſtahl
zu höheren Kurſen bemerkbar. Kriegsanleihen
waren feſt. Zinsſätze und ausländiſche Valuten er=
fuhren
keine Aenderung.

[ ][  ][ ]

Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.

* Wien, 13. Sept. Amtlich wird verlautbart:
13. September.

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

Die ruſſiſchen Angriffe gegen unſere oſtgaliziſche
Front dauern an. An der Serethmündung wur=
den
ſtarke feindliche Kräfte zurückgeworfen. Der Kampf
führte an zahlreichen Stellen zu einem Handgemenge in
den Schützengräben. Nordweſtlich von Struſow bra=
chen
mehrere ruſſiſche Vorſtöße unter dem Kreuzfeuer un=
ſerer
Batterien zuſammen, andere wurden mit dem Bajo=
nett
abgewieſen.
In der Nacht bezogen die bei Tarnopol kämpfen=
den
verbündeten Truppen eine auf den Höhen öſtlich von
Kozlow und Jezierna eingerichtete Stellung, die an un=
ſere
auf dem Oſtufer der mittleren Strypa befindliche
Front anſchließt. Die Bewegung wurde von dem Gegner
nicht geſtört.
Bei Nowo=Alekſinies ſind heftige Kämpfe im
Gange.
Oeſtlich von Dubno ſind unſere Truppen an die
Eiſenbahn vorgedrungen. In der Gegend von Derazno
warfen wir den Feind an mehreren Punkten, wobei ſich
das Wiener Landwehr=Infanterie=Regiment Nr. 24 beſon=
ders
hervortat.
Die k. und k. Streitkräfte in Litauen nahmen bei
ihrem vorgeſtrigen Sturme auf das Drof Szurazy 9 Offi=
ziere
und 1000 Mann gefangen und erbeuteten
fünf Maſchinengewehre.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz.

An der küſtenländiſchen Front nahmen ge=
ſtern
die Kämpfe in den Räumen von Flitſch und Tol=
mein
mit unverminderter Heftigkeit ihren Fortgang.
Wieder wurden alle Angriffe unter ſchweren
Verluſten der Italiener zurückgeſchlagen;
wieder behaupteten unſere Truppen ausnahmslos alle
Stellungen.
Im Raume von Flitſch ſetzte der Feind, nachdem
vormittags ein Angriff auf den Roombon und ein Durch=
bruchsverſuch
gegen die Hänge dieſes Berges geſcheitert
waren, nachmittags Kräfte von Südweſten her gegen den
Jaworeck und die Colobar=Planina an. Gegen Abend
war auch dieſer Vorſtoß abgewieſen. Italieniſche Artil=
lerie
beſchoß hier die Anſammlungsmulden ihrer eige=
nen
Infanterie mit ſichtlicher Wirkung.
Im Vrſie=Gebiete, wo der Gegner ſchon im vorgeſtri=
gen
Kampfe über 500 Mann verloren hatte, brach geſtern
nachmittag wieder ein Angriff zuſammen.
Den Tolmeiner Brückenkopf griffen die Ita=
liener
viermal vergeblich an. Weiter ſüdwärts herrſchte
verhältnismäßig Ruhe.
An der Tiroler Front waren neuerliche Annähe=
rungsverſuche
des Feindes gegen unſere Popena=Stellung
ebenſo fruchtlos, wie alle früheren. Vor der Grenzbrücke
liegen weit über 100 tote Italiener.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Die Ereigniſſe in Galizien.

TU. Berlin, 13. Sept. Der Kriegsberichterſtatter
meldet der B. Z. aus dem K. und K. Kriegspreſſequartier:
Allen Anſtrengungen der Ruſſen zum Trotz macht die
Wolhynien=Offenſive tatkräftige Fort=
ſchritte
. Der Gegner leiſtet überall energiſchen Wider=
ſtand
, muß aber dennoch dem Drucke der langſam vor=
dringenden
Stoßtruppen allmählich weichen. Einen
neuen Erfolg haben die Verbündeten an der Ikwa er=
rungen
, wo ſie das Oſtufer bei Dubno in heftigen
Kämpfen dem zähhaltenden Gegner entriſſen haben. Auch
im Stubiel=Abſchnitt bei Rowno ſteht der Angriff günſtig.
Dieſes Vortragen der Offenſive iſt ein glänzender Beweis
dafür, daß die Zurücknahme eines Teiles der Front in=
folge
des Vorgehens numeriſch ſehr überlegener feind=
licher
Kräfte aus dem Brückenkopf von Trombowla gänz=
lich
bedeutungslos iſt. Zwiſchen Tarnopol und
Trembowla verſuchten die Ruſſen am Samstag mit einem
bei Mikulince geführten ſtarken Stoß die Zurücknahme
eines weiteren Frontabſchnittes zu erzwingen. Er wurde
glatt abgeſchlagen. Das gleiche Schickſal ereilte ein An=
griff
auf die weſtlich und nördlich von Tarnopol ſtehenden
Truppen.
* Zu den Ereigniſſen im Oſten ſchreibt der
militäriſche Mitarbeiter der Frkf. Ztg.:
Eine ernſthafte Nachricht aus Stockholm beſagt,
daß ſich das Große Hauptquartier der Ruſſen auf einer
Eiſenbahnſtation zwiſchen Wilna und Minsk befindet und
ſich die ruſſiſchen Kräfte in zwei Hauptgrup=
pen
ſammeln, in eine Nordgruppe bei Wilna,
auf deren Entſtehen wir unſere Leſer ſchon wiederholt hin=
gewieſen
haben, und in eine Südgruppe in Galizien.
Letztere könnten wir die politiſche Armee Ruß=
lands
nennen. Die Stockholmer Nachricht will wiſſen,
daß von Wilna aus der Hauptſtoß der ruſſiſchen Kräfte
erfolgen ſoll. Auch auf die Möglichkeit dieſes Gedankens
haben wir ſchon vor Wochen hingewieſen, ihn allerdings
ſchon damals als einen Traum bezeichnet. Und ein Traum
iſt er geblieben. Strategie aber iſt klare, nüchterne Wirk=
lichkeit
. Aus allem und nicht zum wenigſten aus unſeren
amtlichen Berichten iſt ziemlich klar erkenntlich, was nun
unſererſeits geſchehen wird. Die Räumung Kiews
und Dünaburgs ſpricht dafür, daß die genannte Idee
der Ruſſen weniger offenſiv als defenſiv verwirklicht
werden ſoll. Man will mit jener an ſich wahrſcheinlichen
Gruppierung vielleicht doch nur zu haltbaren Poſitionen
kommen, um den Winter zu überdauern. Bei der
politiſchen Armee Rußlands im Südoſten
ſcheint ein energiſcher Mann zu führen. Wir wieſen ſchon
darauf hin, daß durch das Vorgehen der öſterreichiſchen
Kräfte über Luck die ruſſiſche oſtgaliziſche Armee in eine

bedenkliche Lage kommt. Dieſe Lage iſt ſeit der Wegnahme
Dubnos und ſeit dem Uebergang öſterreichiſcher Heeres=
kolonnen
über die Ikwa und den Goryn noch beträchtlich
bedenklicher geworden. Durch die Wegnahme Dubnos iſt
für die Armee Böhm=Ermolli das Vorgehen gegen die
rechte Flanke der ruſſiſchen Sereth=Linie erleichtert worden.
Die Lage in Galizien kann vom ruſſiſchen Stand=
punkt
aus nur gerettet werden, wenn während der öſter=
reichiſch
=ungariſchen Vorwärtsbewegung in Wolhynien
die verbündeten Kräfte am Sereth und an der Strypa ent=
ſcheidend
geſchlagen werden. Eine in Galizien ſieg=
reiche
ruſſiſche Armee braucht einen Feind in ihrer rech=
ten
Flanke nicht ſo ſehr zu fürchten. Die ſtrategiſchen
Wirkungen der Umgehung hängen immer von der allge=
meinen
Lage bei den Hauptgruppen ab. Aus dieſen hier
nur ganz ſkizzenhaft angeführten Gedankengängen geht
die volle Erklärung für die Geſchehniſſe der letzten Tage
hervor: Auf ruſſiſcher Seite der heiße Wunſch, bei Tar=
nopol
und Trembowla zu ſiegen, auf verbündeter
Seite das Beſtreben, gerade hier unbedingt zu halten, bis
die Armeen Puhallo und Böhm=Ermolli wirkſam werden.
Daß es hierbei eu harten Kämpfen und ſelbſt zu teil=
weiſem
Zurückgehen und Aufgeben von Ortſchaften und
von irgendwie zu ſehr exponierten Stellungen kommt, iſt
ganz ſelbſtverſtändlich, ebenſo ſelbſtverſtändlich wie die
Tatſache, daß ſich das ruſſiſche Große Hauptquartier mit
Gier auf den kleinſten Erfolg ſtürzt, und ihn dem in dump=
fer
Bangigkeit harrenden Volke als die durch den Zaren
gewordene Erlöſung kundgibt.

Die Zeppelinangriffe auf England.

* London, 13. Sept. Das Preſſebureau meldet,
daß Zeppeline in der letzten Nacht wiederum einen
Angriff auf die Oſtküſte unternommen haben. Es
wurden Bomben abgeworfen, durch die jedoch niemand
verletzt wurde. Auch ſonſt wurde kein Schaden angerichtet.
TU. Rotterdam 13. Sept. Während des letz=
ten
Zeppelinangriffes ſoll in London eine
Panik geherrſcht haben, obwohl Reuter das Gegen=
teil
behauptet. Das Londoner Preſſebureau teilt eine polli=
zeiliche
Verfügung mit, nach der jeder, der unbefugt eine
Straßenlaterne auslöſcht, ſofort verhaftet werden kann.
Das Auslöſchen der Laternen durch unbefugte Perſonen
ann zu großer Verwirrung und Gefahr für das Publi=
kum
führen. Natürlich ſind beim letzten Zeppelinangriff
zahlreiche Menſchen zu den Laternen geſtürmt, um ſie aus=
zulöſchen
.
* London, 12. Sept. Daily News meldet, daß die
Städte an der Oſtküſte, die durch das Ausbleiben der Fe=
rienbeſucher
infolge der deutſchen Luftan=
griffe
leiden, an die Königin Mary ein Erſuchen um
Unterſtützungen aus Wohltätigkeitsfonds richteten.

Der Luftkrieg.

TU. Stockholm, 13. Sept. Täglich zeigen ſich
über Riga in ſteigender Anzahl deutſche
Flieger. Am 5. September hat ein ſehr großer Aero=
plan
der Birſchewija Wjedomoſti zufolge, in der Nähe der
Bahnſtation einige Bomben abgeworfen. Am nachſten
age wurde die Ogerslibrücke von deutſchen Fliegern mit
Bomben beworfen, angeblich ohne Reſultat. Fahrkarten
nach Oger und Kovinhauſen werden nicht mehr verkauft.
TU. Genf., 13. Sept. Ohne ſelbſt den geringſten
Schaden zu nehmen, belegten deutſche Flugzeuge vor=
geſtern
abermals Compiegne und Umgegend mit
zahlreichen Bomben. Der Bahnhof, wo Truppen
konzentriert ſind, hat am ſchwerſten gelitten.

Zeppeline auf der Wacht.

* Köln, 13. Sept. Die Köln. Ztg. meldet aus Kri=
ſtiania
vom 11. Sept.: Die Mannſchaft des norwegi=
ſchen
Dampfers Murjeck, der mit Ballaſt von Rotter=
dam
in Narwick angekommen iſt, erzählt, der Narwicker
Zeitung zufolge, daß die Murjeck in der Nordſee von
einem deutſchen Luftſchiff angerufen worden ſei.
Das Luftſchiff ſei ſo tief heruntergegangen, daß eine Gon=
del
in der Höhe des Dampfers war. Nachdem die Deut=
ſchen
Aufſchluß über Beſtimmung und Ladung der Mur=
jeck
erhalten hatten, ſetzten ſie ihre Reiſe ſeewärts fort.
Während der ganzen Zeit blieb der Dampfer in voller
Fahrt. Das Luftſchiff hatte 30 Mann Beſatzung und in
einer Gondel mehrere Geſchütze; es machte 50 Knoten.

Der Seekrieg.

TU. Paris, 13. Sept. Der franzöſiſche
Frachtdampfer Ville de Moſtaganem wurde
auf der Fahrt von Cette nach Maſtaganem von einem
deutſchen Unterſeeboot torpediert und verſenkt. Drei
Mann der Beſatzung wurden leicht verletzt.
* Paris, 13. Sept. Nach einer Meldung des
Temps aus Saint=Nazaire hatte der aus Montreal
eingetroffene engliſche Dampfer Norſeman 23 Mann
der Beſatzung des engliſchen Dampfers Mimoſa an
Bord. Die Mimoſa war 137 Meilen ſüdweſtlich Faſtnet
von einem deutſchen Unterſeeboot verſenkt worden.
Die Verſenkung der Mimoſa war bereits vor einigen
Tagen gemeldet worden.
* Paris 13. Sept. Der Temps gibt Blättermel=
dungen
aus Coruna wieder, nach denen der engliſche Poſt=
dampfer
Orania den Hafen von Corung anlief, da er
durch Funkſpruch benachrichtigt worden war, daß bei Kap
Finiſterre ein deutſches Unterſeeboot liege.
Die Beſatzung berichtete, ſie habe in der Nähe der fran=
zöſiſchen
Küſte eine Barke mit etwa 20 Perſonen geſichtet,
die einen verſenkten engliſchen Dampfer ver=
laſſen
hätten. Die Orania habe die Schiffbrüchigen
nicht aufgenommen, da ſie ihrerſeits ebenfalls die Anwe=
ſenheit
eines deutſchen Unterſeebootes feſtgeſtellt habe, das
die Orania hätte angreifen können.
* Kriſtignia, 13. Sept. Ein deutſches Un=
terſeeboot
ſteckte am 10. September zwölf Meilen
ſüdſüdöſtlich von Kap Lindenaes das norwegiſche
Schiff Preſto in Brand, das mit Grubenholz be=
laden
war. Die Beſatzung von ſieben Mann wurde von
einem Fiſchkutter aufgenommen und an Bord eines Lot=
ſenbootes
gebracht, das ſie ſpäter an Land ſetzte. Der
Dampfer Beßheim wurde am 11. September früh,
bſtlich Kyvingen Leuchtfeuer, von einem deutſchen Unter=
ſeeboot
angehalten und ſchickte ein Boot zu dem Unterſee=
boot
. Nach zehn Minuten erhielt der Dampfer die Er=
laubnis
zur Weiterfahrt. Das Unterſeeboot ging ſüdweſt=
lich
auf ein mit Holz beladenes Schiff zu, das nach Weſten
ſteuerte.
* Ymuiden, 13. Sept. Der Fiſchdampfer 107 Ba=
tavier
II brachte ein Fiſchboot ein, das am Freitgg
von dem Ymuider Fiſchdampfer 137 Sint Nieolaas
übernommen worden war. Das Boot trug die Aufſchrift
S. D. 57 Fiſchhandel‟. Es gehörte zu dem Fiſch=
dampfer
gleichen Namens aus Altona, der nach einer Mit=
teilung
der Beſatzung des Sint Nicolaas von einem
engliſchen Kreuzer torpediert worden war.

Die deutſche Beſatzung wurde von dem britiſchen Kreuzer
mitgenommen.

Deutſches Entgegenkommen gegen Schweden.

TU. Stockholm, 13. Sept. Nach Blättermeldungen
hat die von der deutſchen Regierung erteilte Erlaubnis,
ſchwediſche Telegramme durch die Funken=
ſtation
von Nauen abgehen zu laſſen, allge=
meine
Befriedigung erregt. Die Telegramme müſ=
ſen
allerdings wichtig ſein und nicht mehr als 25 Worte
enthalten. In ſchwediſchen Induſtriekreiſen hält man
dieſes Entgegenkommen Deutſchlands für ſehr bedeutend,
da es der ſchwediſchen Induſtrie auf dieſe Weiſe möglich
iſt, ohne England mit Amerika zu korreſpondieren und ſie
auch den bedeutend längeren und teueren Weg über das
ſibiriſche Kabel vermeiden könne.

England verweigert die Kohlenausfuhr nach
Schweden.

TU. Kopenhagen, 13. Sept. Die Malmöer Snaell=
poſten
erfährt aus zuverläſſiger Quelle, daß die eng=
liſche
Kohlenausfuhr nach Schweden in Zu=
kunft
völlig eingeſtellt werde. Bereits ſeit
dem 1. Juli habe England Schweden jede Kohlenzufuhr
verweigert. Die ſüdſchwediſche Induſtrie ginge einem
ſchweren Winter entgegen und die Privatverbraucher
vürden mit einer ungeheueren Kohlenverteuerung rechnen
müſſen.

Ruſſiſche und engliſche Telegrammſpionage
in Bukareſt.

IU. Wien 13. Sept. Nach einer Meldung aus Bu=
kareſt
berichtet die Seara, daß man auf dem dortigen
Telegraphenamt einem weitverzweigten Spio=
nageſyſtem
auf die Spur gekommen ſei. Den eng=
liſchen
und den ruſſiſchen Geſandten haben
die Beamten mit wichtigen Telegrammen verſorgt, die ſich
namentlich auf Verfügungen der rumäniſchen
Regierung bezogen.

Die Teuerung in England.

* Kopenhagen, 13. Sept. Socialdemokraten gibt
einen Leitartikel des Labour Leader wieder, in dem es
heißt, daß die Preiſe in England durchſchnittlich
um 34, für einzelne Artikel um 40 bis 50 Prozent
geſtiegen ſind, und daß es keine Ware gibt, die nicht
mindeſtens 20 Prozent teurer geworden iſt. Der Labour
Leader fügt dieſer Feſtſtellung hinzu, daß die Preisſteige=
rung
zurzeit nicht ſo drückend empfunden wird, da die
Arbeitsloſigkeit ſich verminderte und für Ueberſtunden
höhere Löhne gezahlt werden. Dabei darf aber nicht ver=
geſſen
werden, daß in vielen Arbeitszweigen ebenſo ſchlecht
bezahlt wird, wie vor dem Kriege, und daß die fortgeſetzte
Preiserhöhung für Lebensmittel ernſte Zeiten her=
beiführen
wird. Nach dem Friedensſchluß werden
die Veränderungen in der Induſtrie und der Niedergang
des Handels eineernſte Lageſchaffen ſelbſt wenn
dieſe erſt einige Jahre nach Beendigung des Krieges zum
Ausdruck kommen ſollte. Wenn die Regierung aus dieſem
Grunde nicht große Monopolgeſellſchaften ſchafft, die Eng=
land
mit Nahrungsmitteln verſorgen und unter ſcharfer
Aufſicht ſtehen, ſo ſehen wir fürchterlichen Zei=
en
entgegen.

Miniſterrat in Rom.

TU. Paris, 13. Sept. Nach einer Meldung det
Agence Havas aus Rom, fand geſtern dort ein Mini=
ſterrat
ſtatt, der ſich mit wichtigen internationalen Fra=
gen
beſchäftigte, die auch mit dem kürzlichen Beſuch des
franzöſiſchen Oberkommandierenden Joffre in Zuſammen=
hang
ſtehen. Man kam jedoch zu keiner endgül=
igen
Entſcheidung, weshalb die Beratungen houte
vormittag fortgeſetzt wurden.

Der Krieg im Orient.

* Berlin, 13. Sept. (Privattelegramm. Zenſ.
Berlin.) Nach einem engliſchen Bericht vom 9. September
aus Athen ſoll der türkiſche Torpedobootszer=
ſtörer
Yorhiſſar ein acht Jahre altes Boot von
beträchtlichem Wert für Aufklärungszwecke wegen ſeiner
Schnelligkeit von 28 Knoten, im Marmarameer durch ein
Unterſeeboot der Verbündeten verſenkt worden ſein. Die=
ſer
angebliche Erfolg iſt frei erfunden.
Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphen= Agen=
tur
vom 7. September ſollen im Schwarzen Meere
zwei ruſſiſche Torpedoboote unter dem Befehl des Fregat=
tenkapitäns
Trubetzkoi den Kreuzer Hamidie und
zwei türkiſche Torpedoboote angegriffen haben.
Nach zweiſtündigem Kampfe hätten die türkiſchen Schiffe,
nachdem ſie Havarien erlitten, die Flucht in den Bospo=
rus
ergriffen. Die Schiffe ſeien von den Torpedobooten
verfolgt worden und vier mit Kohlen beladene Schiffe,
die zurückgelaſſen worden ſeien, ſeien verſenkt worden.
In Wirklichkeit wurde der Kreuzer Hamidie am 5. Sep=
tember
von großen ruſſiſchen Zerſtörern angegriffen. Der
Angriff wurde abgeſchlagen. Die Torpedo=
oote
flohen oſtwärts vor den aus dem Bosporus aus=
laufenden
Kriegsſchiffen. Kein türkiſches Kriegs=
ſchiff
wurde beſchädigt. Die Hamidie liegt, für
jedermann ſichtbar, im Hafen. Unabhängig von dieſem
für die türkiſchen Seeſtreitkräfte unzweifelhaft erfolgreich
verlaufenen Gefecht ſind zwei Kohlendampfer von einem
ruſſiſchen Unterſeeboot angegriffen, von ihren Zivilbe=
atzungen
auf Strand geſetzt und dort von dem Unterſee=
boot
beſchädigt worden.
* Konſtantinopel, 13. Sept. Privaten Nach=
richten
aus Bagdad zufolge haben die jüngſten
Kämpfe der Stämme nördlich von Kalet=ul=Nedjim ge=
gen
die Engländer mit der Niederlage und der
Flucht des Feindes geendet, der große Ver=
luſte
erlitt und eine Menge Munition im Stiche ließ.
Die Lage der Engländer, die ſchon infolge der Aufſtände
der indiſchen Truppen übel war, hat ſich jetzt verſchlim=
mert
, da ſie von allen Seiten von den Stäm=
nen
angegriffen werden.

*Lyon, 13. Sept. (WTB. Nichtamtlich.) Dépéche
de Lyon meldet aus Liſſabon: Zwei deutſche
Handelsdampfer, welche bei Kriegsausbruch im
Hafen von Oporto Schutz ſuchten, kamen, von zwei
portugieſiſchen Kriegsſchiffen eskortiert, in Liſſabon an.
* Mailand, 13. Sept. Nach dem Corriere della
Sera ſind drei weitere Firmen vom Militärkommando
wegen ſchlechter Lieferung angezeigt worden. Wol=
lene
Unterkleider enthielten zuviel Baumwolle, 20000
Mützenſchilder waren nicht von der verlangten Güte. Der
Secolo meldet, daß auch eine Schuhfabrik in Faenza we=
gen
der Abgabe von Schuhen mit Kartenſohlen angezeigt
worden iſt.

[ ][  ][ ]

* Mailand, 13. Sept. Wie der Corriere della
Sera meldet, ſind auf höheren Befehl die Kapitäne
der in Syrakus liegenden deutſchen Damp=
fer
Kattenturm, Sigmaringen und Albano aus
Italien ausgewieſen worden. Die Dampfer wurden
zur Ueberwachung Marineperſonal anvektraut.
* Kopenhagen, 12. Sept. Politiken weiſt darauf
hin, daß in Dänemark die geſamten Vorräte von
Salvarſan aufgebraucht ſind und daß der ſtarke
Bedarf nach dieſem Heilmittel nicht mehr befriedigt wer=
den
kann.

Der Reichskanzler in München.

* München, 13. Sept. Der Reichskanzler iſt
heute vormittag hier eingetroffen, auf dem Bahnhof von
dem Botſchafter Freiherrn v. Schoen und dem Legations=
rat
Freiherrn v. Stengel empfangen. Auf Einladung des
Königs ſtieg der Reichskanzler in der Reſidenz ab. Mit=
tags
gibt der König zu Ehren des Reichskanzlers eine
Tafel, zu der die Herren der preußiſchen Geſandtſchaft und
ſämtliche Staatsminiſter geladen ſind.
* München, 13. Sept. Im Laufe des Vormittags
beſuchte der Reichskanzler den Botſchafter Freiherrn
v. Schoen und den Miniſterpräſidenten Graf Hert=
ling
. Der Reichskanzler hatte mit Graf Hertling eine
längere Beſprechung.

Von den Darlehenskaſſen.

* Berlin, 13. Sept. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Anſcheinend werden manche von der
Zeichnung auf Kriegsanleihe durch die Be=
ſorgnis
abgehalten, daß ſie nicht in der Lage waren, das
etwa bei der Darlehenskaſſe aufgenommene reiche Dar=
lehen
rechtzeitig zurückzuzahlen. Dem gegen=
über
möge wiederholt darauf hingewieſen werden, daß die
Darlehenskaſſen hinſichtlich der Verlängerung des
gewährten Darlehens das weitherzigſte Ent=
gegenkommen
betätigen werden. Eine Kündigung
zur ungelegenen Zeit ſteht nicht zu befürchten. Die Dar=
lehenskaſſen
werden auch nach dem Friedensſchluß noch
geraume Zeit fortbeſtehen, ſodaß niemand zu beſorgen
braucht, etwa bei dem Friedensſchluß durch die Ver=
pflichtung
zur Rückzahlung des Darlehens in Schwierig=
keiten
zu geraten.
* Berlin. 13. Sept. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Es iſt die Beſorgnis geäußert worden,
daß die Darlehenskaſſen des Reiches alsbald nach Been=
digung
des Krieges aufgelöſt würden und daß ſich als=
dann
die Notwendigkeit ergeben könnte, die für die ge=
ſchäftlichen
Unternehmungen erforderlichen Geldmittel zu
hohen Bankzinſen und Proviſionen zu beſchaffen. Dem=
gegenüber
iſt zu betonen, daß in Ausſicht genommen iſt,
die Darlehenskaſſen noch längere Zeit nach dem
Friedensſchluß in Tätngkeit zu erhalten
gerade um die Ueberführung in die Friedensverhältniſſe
zu erleichtern. Mithin liegt kein Anlaß vor, Zeichnungen
auf Kriegsanleihe jetzt aus dem Grunde zu unterlaſſen,
um Geldmittel für die Zeit nach Beendigung des Krieges
bereitzuhalten.

Letzte Nachrichten.

* Berlin, 13. Sept. Der Reichsanzeiger veröffentlicht
u. a. eine Verordnung über Aenderung des Geſetzes über
den Abſatz von Kaliſalzen, des Schutzes von Be=
rufstrachten
und Berufsabzeichen für die Betätigung in
der Krankenpflege.
* Wien, 12. Sept. Bei dem heutigen Oeſter=
reichiſchen
Derby (122000 Kronen, 2400 Meter)
wurde Anton Drehers Tovabb‟ Erſter, Ritter von
Landaus Fallachy Zweiter und Graf Telelis Sobri
Dritter. Tovabb ſiegte leicht mit drei Längen; Sabri
ging zwei Längen hinter Fallachy durchs Ziel. Elf
Pferde liefen.
* Paris, 13. Sepf. Der däniſche Flieger Peter
Huſſe iſt am Sonntag vormittag auf dem Flugfeld
Bourget abgeſtürzt und verletzte ſich tödlich.

Landwirtſchaftliches.

Schlachtviehmarkt Darmſtadt. Schwei=
nemarkt
am 13. September. Auftrieb 33. Schweine.
Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht 186 Mk.. Zu=
trieb
von Landſchweinen; Preiſe pro 50 Kilogramm
Schlachtgewicht 180182 Mk. Marktverlauf: flau; Ueber=
ſtand
.
Frankfurt a. M., 13. Sept. (Viehhof= Markt=
bericht
.) Auftrieb: 2009 Rinder, (232 Ochſen, 54 Bullen,
1723 Kühe), 232 Kälber, 54 Schafe, 1723 Schweine. Markt=
verlauf
: Rinder und Kälber lebhaft. Schafe ruhig; ge=
räumt
. Schweine gedrückt trotz geringem Auftrieb. Ueber=
ſtand
. Ochſen a) 7283, 135143, b) 6871, 1251130,
c) 6167, 110120. Bullen: a) ., b) 6670, 115120,
c) 5862, 105110. Kühe: a) 6172, 115133, b) 6267,
115125, c) 1. 5560, 110120, 2. 5057, 100114, d)
4047, 8094, e) 3339, 7589. Jungvieh: Kälber:
a) , b) 8285, 137142, c) 7680, 127133, d) 70
bis 75, 119127. Schafe: a) und b) 60, 130. Schweine:
a) 148152½, 185190, b) 140150, 170180, c) und d)
150155, 185190
Fruchtmarkt. Die Stimmung für Getreide iſt
feſt. Mais notierte 60 Mk., Gerſte 6870 Mk.
Futtermittelmarkt. Futtermittel knapp und feſt.
Rapskuchen 50 Mark, Leinkuchen 6869 Mark, Cocoskuchen
6465 Mark.
Kartoffelmarkt. Wetterauer Speiſekartoffeln
7,007,10 Mark, Naſſauiſche Induſtrie 7,407,60 Mark.
Alles per 100 Kilo ab Station.

Briefkaſten.

Anſragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
P. L. Gewiß, Sie müſſen ſich melden.
E. L. in W. Darmſtadt, Mainz, Offenbach,
Gießen, Alzey.
F. Sch. Das iſt jedenfalls eine Aktennotiz.
W. N. Ja, nach der im heutigen Blatte enthaltenen
Bekanntmachung haben ſich auch die Kriegsbeſchädigten
aus den Jahren 1914/15 zu melden, ſie ſind aber vorläufig
von der Muſterung befreit.
Z., Eberſtadt. Sie leiden an einer Erkrankung des
Mundes oder Rachens.
G. H. Wenn Sie ſich naturaliſieren laſſen, ſonſt nicht.
Ausländer können im deutſchen Heere nicht dienen.
G. W. 10. Unſeres Wiſſens Charlottenburg; eine ge=
naue
Statiſtik beſteht aber hierüber nicht.
Frau M. S Wenn Sie die beiden Jungen in eine
Unteroffiziervorſchule geben wollen, müſſen ſie mindeſtens
14½ Jahre alt ſein; zum Eintritt in eine Unteroffizier=
ſchule
mindeſtens 17 Jahre. In der Unteroffiziervorſchule
werden junge Leute koſtenfrei für den Unteroffizierſtand

ausgebildet. Derartige Schulen befinden ſich in Sig=
maringen
, Bartenſtein, Greifenberg, Marienberg in Sach=
ſen
(Haupteinſtellungstage 1. bis 15. April), Weilburg,
Annaburg, Jülich, Wohlau und Fürſtenfeldbruck in Bayern
(Haupteinſtellungstage 1. bis 15. Oktober). Jedoch dürften
ſie auch jetzt dort Aufnahme finden. Die Jungen müſſen
ſich mit ihrem geſetzlichen Vertreter bei dem Bezirkskom=
mando
in Darmſtadt oder bei der Schule ſelbſt vorſtellen
und folgende Schriftſtücke vorlegen: Geburtszeugnis, Kon=
firmationsſchein
oder einen Ausweis über den Empfang
der erſten Kommunion, Unbeſcholtenheitszeugnis der Po=
lizei
, etwa vorhandene Schulzeugniſſe, amtliche Beſcheini=
gung
über die bisherige Beſchäftigungsweiſe, über frühere
uberſtandene Krankheiten oder etwaige erbliche Belaſtung.
Die Ausbildung dauert im allgemeinen zwei Jahre wo=
rauf
der Uebertritt in die Unteroffizierſchule zu erfolgen
hat.
(Schluß des redaktionellen Teils.)

Rheinlsches
echnikum Bingen

Meehitenden, Mgteteghalt,
Ausomobüban, Brückenbau.
Direktion: Professor Hoep

Ehuftgurkurss

Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden und Be=
kannten
die ſchmerzliche Nachricht, daß mein
lieber, guter Mann, unſer lieber, treuſorgender
Vater, Bruder, Schwiegervater, Großvater und
Onkel
(*3128

uns durch den Tod entriſſen wurde.
In tiefer Trauer:
Babette Vollhardt, geb. Reinig,
Georg Vollhardt, z. Z. im Felde,
Babette Ranzow, geb. Vollhardt,
Kätchen Vollhardt,
Adam Ranzow, z. Z. im Felde.
Darmſtadt, den 13. September 1915.

Die Beerdigung findet Mittwoch, nachmittags
¼4 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Todes=Anzeige.
Tieferſchüttert teilen wir Ver=
wandten
, Freunden und Bekannten mit, daß
unſer lieber Bruder, Neffe und Vetter (13002
Auguſt Weſp=
Gefreiter d. 9. Komp. im Reſ.=Inf.-Rgt. 223
am 30. Auguſt 1915 den Heldentod fürs Vater=
land
im Alter von 21 Jahren erlitten hat.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Peter Melk I.
Gaſthaus Zur Kronet
Wixhauſen, den 12. September 1915.
Dem Auge fern,
Dem Herzen ewig nah.

(A,12977

Gewinnanszng
der
6. Preußiſch=Küddentſchen
(232. Königlich Preußiſchen) Klaſſenlotterie
3. Klaſſe 2. Ziehungstag 11. September 1915

Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II.

(Ohne Gewähr A. St.=A. f. Z.)
(Nachdruck verboten)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne über
144 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 15000 Mk. 207212
2 Gewinne zu 5000 Mk. 160168
2 Gewinne zu 3000 Mk. 3703
10 Gewinne zu 1000 Mk. 70023 105066 148754
171217 21576a
16 Gewinne zu 500 Mk. 9648 21625 22985 79789
162962 217269 221246 221546
10 Gewinne zu 400 Mk. 59904 111309 131590
162051 19762a
72 Gewinne zu 300 Mk. 23433 32872 39740 45224
47552 48143 52423 63183 55102 55629 57452 67092
81159 84809 91993 111189 115433 120113 121117
125247 127385 144429 147593 149889 155079 161360
165242 167003 176267 178569 193668 194924 198715
200294 214196 223376
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
144 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 50000 Mk. 113711
2 Gewinne zu 5000 Mk. 131468
2 Gewinne zu 3000 Mk. 11865
4 Gewinne zu 1000 Mk. 101293 211268
12 Gewinne zu 600 Mk. 10513 80523 121922
182351 149194 204990
22 Gewinne zu 400 Mk. 4916 11025 43135 45157
66270 68066 79417 80761 91362 144637 157921
64 Gewinne zu 300 Mk. 26373 49772 63827 57991
76724 78448 91551 97068 105277 110131 117801
116056 122088 125729 143190 147382 150297 159550
162342 164611 164744 171025 175193 175948 179733
187191 190329. 194773 208100 210538 212858 221031
Die

Familiennachrichten.

Die glückliche Geburt eines kräftigen
JUNGEN
zeigen hocherfreut an
Oskar Hauptmann und Frau
Lotte, geb. Gosslau.
Darmstadt, den 13. September 1915.
(*3081

Dankſagung.
Für die bei dem Ableben unſeres unvergeßlichen
Bruders
Herrn Wilhelm Burx
erwieſene Teilnahme, ſowie für die Blumenſpenden
ſagen hiermit herzlichen Dank
(13004
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 13. September 1915.

Am 23. Auguſt erlitt den Heldentod fürs
Vaterland mein teurer Mann, der treuſorgende
Vater ſeines Kindes, unſer lieber Sohn,
Schwiegerſohn, Bruder, Schwager und Onkel,
der Erſatzreſerviſt
Friedrich Schaffry
im Reſ.=Inf.-Regt. 253, 4. Kompagnie.
In tiefer Trauer:
Frau Frieda Schaffry, geb. Sennewald,
und Kind,
H. Sennewald, Erfurt,
B. Schaffry, Erfurt,
W. Schaffry, Saarbrücken, z. Zt. im Felde,
H. Sennewald, Duisburg, z. Zt. im Felde,
G. Sennewald, Erfurt, z. Zt. b. Heere,
H. Heidenreich, Bamberg,
S. Wohlfahrt, Arnſtadt,
A. Schlaf, Erfurt.
Darmſtadt, den 13. September 1915.
Etwaige Beileidsbeſuche werden dankend
abgelehnt.
(*3068

Dankſagung.
Für die ſo zahlreichen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
an dem ſchmerzlichen Verluſte unſeres auf
dem Felde der Ehre gefallenen, innigſtgeliebten
(B13001
Sohnes
Georg Schönig
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren innigſten Dank.
Ferner ſage ich herzlichen Dank all den vielen
Freunden, Bekannten und Verwandten, welche mir
während meiner Krankheit mit allen möglichen
Zeichen von Liebe und Troſt beigeſtanden, ſowie
den Herren Aerzten und Schweſtern im Städt.
Krankenhauſe für ihre liebevolle Behandlung und
Pflege.
Jakob Schönig, Schreinermeiſter.
Im Namen der Familie:
Frau Katharine Schönig.

Darmſtadt, den 12. September 1915.

[ ][  ][ ]

Statt beſonderer Anzeige.

Mein geliebter älteſter Sohn, unſer treuer Bruder, Enkel, Schwager und Neffe
Regierungsaſſeſſor
De
Reetner
Lentnant d. Reſ. u. Kompanieführer im Garde=Infanterie-Regiment Nr. 115,
kommandiert zum Landw.-Inf.-Regt. Nr. 10
Inhaber des Eiſernen Kreuzes und der Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille
Vorgeſchlagen zum Eiſernen Kreuz I. Klaſſe.
iſt am 2. September als Held fürs Vaterland gefallen.
Emilie Kellner, geb. Freiin Pergler von Perglas,
Hanna Kellner, z. Zt. Hilfsſchweſter in Brüſſel,
Elly Schüler, geb. Kellner,
Maria Kellner,
Ernſt Kellner,
Freiherr Ernſt Pergler von Perglas,
Großh. Heſſ. Kammerherr, Bensheim a. d. B.,
Auguſt Schüler, Boizenburg (Elbe), Metlitzhof.
Ernſt Kellner, Hamburg.
Darmſtadt, 15. September 1915.
(B12995
Wir bitten von Beileidsbezeugungen abſehen zu wollen.

Nachruf.
Am 8. Mai ds. Js. verſtarb unſer lang=
jähriger
Rechner
Herr
Julius Gröninger
Landſturmmann
in ruſſiſcher Gefangenſchaft.
Wir werden ihm ſtets ein ehrendes Andenken
bewahren.
132018) Athleten=Verein Darmſtadt.

Wetterbericht.

Die Temperaturen lagen am Sonntag und in der
folgenden Nacht im allgemeinen etwas höher. Eine
wefentliche Aenderung des heiteren Wetters ſcheint auch
noch nicht einzutreten, wenn auch die Schönwetterperiode
nicht mehr von allzulanger Dauer ſein dürfte.
Wetterausſichten für Dienstag: Ziemlich heiter,
trocken, tags warm, nachts kühl.

Tageskalender:

Dienstag, 14. September.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende nach
10 Uhr. (Ab. A): Ein Sommernachtstraum.

Verſteigerungskalender.

Mittwoch, 15. September.
Dünger=Verſteigerung um 9½ Uhr in der neuen
Trainkaſerne.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigen=
teil
, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Ge=
ſchäftsleben
: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche wer=
den
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.

Fröbelſemingr, Heidelbergerſtraße 43.
Abſchlußprüfungen
unter Leitung eines ſtaatl. Prüfungskommiſſars.
Ausbildung von Kindergärtnerinnen, Erzieherinnen,
Jugendleiterinnen.
(B,13008
Proſpekte und Auskunft
durch die Leiterin. E. Klenner, Heidelbergerſtr. 43.

Frobeischer Kindergarten
Heidelbergerstraße 43 (B120s
vor= und nachmittags geöffnet. Anmeldungen täglich.

Gesangschule
von
Matilde Weber
Saalbaustrasse 75, 1. St. (13013id

Maſſenſiſchverkauf!
Heute Dienstag, Donnerstag, Freitag und Samstag trifft
zuf dem Marktplatz eine große Sendung
Bratfiſche, große Schellfiſche und Kabliau
zum Ausſchnitt ein. Jeden Tag friſche Zufuhr.
Mittwoch und Freitag auf dem Riegerplatz.
(*3061
Karl Friekel.

Dader
Wasche

Keinstarken!
Kein bügeln!
Kaltabwaschbar!
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Hosenträger
Knöpfe
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Oktroi) frei Keller.
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NB. Bei Fuhren von 10 Zentnern Mark 1.60 den Zentner.

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gerk. Heidenreichſtr. 21. (*3028

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Welche Frau von 40 Jahren
sagt Balzac, wird nicht zugeben,
dass die Toilette eine Wissen-
schaft
ist!‟ Heute holen sich
Hunderttausende ihr Wissen über
las, was sie gut kleidet, aus
dem vorzüglichen Favorit-Moden-
Album (nur 60 Pf.) Favorit der
beste Schnitt!
Arthur Sittig,
Luisenplatz 4. (X,12987

in zirka 1 Pfd.=
Stücken
Sele verpackt. Zirka
10 Pfd.=Poſtkolli Mk. 4.85 Nach=
nahme
franko. Viele Nachbeſtell.
Adreſſe deutlich angeben. (I,12948
Friedrich Reisener
Seifenindustrie
Magdeburg 53.

(12062a
Haſenfutter
gibt ab Karl Walter, Gärtnerei.

n. ſ. guterh. kl. Kinderw. bill.zu verk.
*2863si) Heinheimerſtr. 69, II. r.

Hwei Oelgemälde, 1,28 m breit
u. 1,12 m hoch in breit. Gold=
rahmen
, Insel Ronnenwert mit
Siebengebirge und Schloss Chillon,
für zuſammen Mk. 500 zu verkauf.
*2957)
Kiesſtraße 124, II.

Für eine junge Dame, große,
ſchlanke Figur, wird ein noch ſehr
guterh., hochelegant. Geſellſchafts=
kleid
zu kaufen geſucht. Ang. mit
Preisang. u. G 24 Geſchäftsſt. (*

Aufpol. v. Möb.
Spezialität: uſw., ſowie alle
vorkomm. Schreinerarbeiten (438a
Adolf Zeller, Schützenſtraße 8.

A
O

obermann=Rüde (braun), zwei
Jahre alt, mit Stammbaum,
ſehr gutl dieſſiert, eignet ſich vor=
züglich
as Sanitätshund. Näheres
Tannenſtr. 40, 1. Stock. (*3048

Jährige Faſanen
zirka 2½ pfdg., Stück nur Mk. 2.
Jährige Wildenten
ſehr fleiſchig, Stück nur Mk. 2.
Jährige Feldhühner
beſond. ſchön, Stck. nur 90100 Pf.
Schwere
Feld= u. Waldhaſen
von Mk. 3. bis 4.20
empfiehlt
(*3038
Hoflieferant Held
Karlſtraße 24. Telef. 478.

Künſtlerin ſucht eine tüchtige
Hausſchneiderin.
Schriftl. Ang. unter G 42 an die
Geſchäftsſt. erb. od. Adr. daſ. erfr. (*

geülbt im Ausbeſſern u.
Witwe, Maſchinenſtopf., n. noch
Kund. an. Wendelſtadtſtr. 34, III. I. (*

Jo., geſunde Frau wünſcht gerne
ein Kind mitzuſtillen.
*3053) Frau Huth, Soderſtr. 7.

ut bürgerl. Mittagstisch
Neckarstr. 16. (12010a

Die

Fleischtenerung
zwingt zur Bevorzugung pflanz-
licher
Nahrungsmittel.
ohne
Mittagstisch Fleisch,
reichhaltige Zusammenstellung,
sättigend und nahrhaft, zu 60,
75 u. 90 Pfg. im Abonnement.
Auf Wunsch auch
mit Fleisch-
Mittagstisch beigabe
zu 75, 90 Pfg. u. 1.05 Mk.
im Abonnement.
Einzelgedecke etwas höher.
Reichhaltiger
u. Einzel-
Abendtisch speisen
in reicher Auswahl.
Vorzügliche Zubereitung.
Kein Trinkzwang.
Reform-Restaurant
Alexanderstr. 4, 1. Stock.

Zur Erteilung
von
Stenographie=
Unterricht
(Gabelsberger) in den Abendſtun=
den
wird eine
Persönlichkeit
geſucht. Angebote unt. G 34 an
die Geſchäftsſtelle erbeten. (*3043


Klavierlehrerin, Unterricht,
nimmt noch ſtrebſ. Schül. an. Ang.
u. G 36 an die Geſchäftsſt. (*3039ig

Privatunterricht erteilt wiſſen=
ſchaftlich
geprüfte Lehrerin für=
höhere
Lehranſtalten. Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
57 b, I. (*3019ids

Konſervat. gebild. Klavierlehrerin
R erteilt gründlichen Unterricht,
Stunde 1 M. Angeb. unt. G 43
an die Geſchäftsſt.
(*3066

Jge. Mädch. könn. f. eig. Gebrauch
gründl. erlernen
Putz bei ält. erfahr. Modiſtin.
Kurſ. 15 M. Näh. Geſchäftsſt. (B12470

nterrichti. Weißzeugn., Zuſchn,
Stick. u. Flick. w. gründl. erteilt.
u*5a) Frau E. Zeitz, Schuchardſtr. 1, I.

o kann junge Dame des Nach=
mittags
das Kleidermachen u.
Flicken gründlich erlernen? Gefl.
Ang. u. G 38 Geſchäftsſt. (*3052

Leuee

Schwarzes, altes, ſeidnes Tuch
mit Franſen verloren. Gegen
Belohn. im Fundbureau abzug.

Febund große Schlüſſel wurde
am Freitag von Wendelſtadt=
bis
Frankfurterſtraße verloren. Ab=
zugeben
Fuhrmann 7 bei Müller.

Sonntagnach=
mittag
ein Ledertäſchchen
am Friedhof (Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
) verloren. Abzugeben
*3076) Speſſartring 9, 1. St.
Verteren
1 Brillantohrring mit Perle auf
dem Wege Grafenſtr., Rheinſtr. od.
in der elektr. Bahn ab Hauptbahnh.
bis Grafenſtr. Gegen Belohnung
abzugeb. in der Geſchäftsſt. (*3129

[ ][  ][ ]

. Wasist!
Ch
Es ist das raffinierteste
und Spannendste
Decckte Bramd
in 6 Akten.
22 Ab wann??
Ab Samstag
den 18. ds. Mts.
(12996

I
Tedter
Rheinstr. 6 Tel. 173
Ab heute:
Der grosse
Sensations-Film
Die Verhangits‟
Volle Maktor
Tassenschaft
Kriminalroman in 4 Akten
untschessef
Drama in 2 Akten.
Die neuesten
Kriegsberichte.
(*3597

Baroneß Elaire.
Roman von M. Herzberg.
23)
(Nachdruck verboten.)

Empfehlung, Branchekenntnis verlangt man da auch. Als
Lehrmädchen ſind Sie nicht mehr jung und, geſetzt auch, man
nähme Sie ohne Referenzen noch als ſolches: können Sie mit
20 Mark monatlich leben, eſſen, trinken, ſich nett kleiden?
Es müſſen’s doch viele!
Ja, bei Eltern wohnend, oder man hat noch anderen Zu=
ſchuß
nein, nein Fräulein, das iſt alles nichts. Für Sie riete
ich zu einem anderen Beruf! Zu einem Beruf, der leichter und
heiterer iſt als jene alle und bei dem ſich, unter Umſtänden,
viel, ſogar ſehr viel verdienen läßt, auch keine Empfehlungs=
Familiennachfragen und dergleichen zu befürchten ſind, kurz, der
einzige Beruf, bei dem ein Weib, wenn es Jugend, Schönheit
und einiges Talent beſitzt, ſein Glück machen, Ruhm und Gold
erringen kann .
Und welcher wäre das? fragte Claire geſpannt.
Das Theater, die Bühne!
Claire ſchwieg betroffen.
Ich dürfte nicht noch einmal jung ſein und Ihre blendende
Schönheit beſitzen! Seien Sie nicht ungehalten, Fräulein, daß
ich ſo gerade herausſpreche; am Ende wiſſen Sie ja ſelbſt, daß
Sie ſchön ſind! So ſicher, wie wir hier ſitzen: Ich ginge zur
Bühne und käme auch an. Mein Teil Unverfrorenheit brächte
ich ſchon mit; das iſt auch eine von den Erfolgsbedingungen.
Gelingt’s einem da, ſo iſt man geborgen und kann ein einiger=
maßen
menſchenwürdiges Daſein führen. Selbſtverſtändlich
gibt’s auch da welche, die unten bleiben müſſen, die, aus mannig=
fachen
Gründen, auf eine Höhe nicht gelangen. Aber da bei Ihnen,
Fräulein, ein ſolches Untenbleiben wahrſcheinlich ausgeſchloſſen
iſt, ſo kann ich Ihnen nur anraten, zur Bühne zu gehen!
Claire ſchwieg noch immer. Bot das Theater, ſelbſt wenn
ſie ankam, ſich überwinden konnte, einen Erſatz, einen Aus=
weg
?
Ihr wurde ganz verworren zu Sinn. Eine ungewohnte
Aufregung bemächtigte ſich ihrer. In ihrer leb
Phantaſie

erblickte ſie ſich bereits auf der Bühne, vor einer tauſendköpfgien
Menge. Nein, nimmermehr könnte ſie das!
Nun, Fräulein, hätten Sie nicht Luſt? Ich würde mich
freuen, hätte ich den Gedanken ſo kräftig angeregt, daß Sie Ihr
Heil verſuchten!
Ich habe noch nie daran gedacht! ſagte Claire zögernd
Ich glaube auch gar nicht, daß ich Talent beſitze.
Wagen Sie es immerhin! Und wenn Sie dann auf der
Höhe ſind, ſo denken Sie an den heutigen Tag und an die, welche
Sie zuerſt auf den geſcheiten Gedanken gebracht! ſchloß ſie
lächelnd.
Claire lächelte auch, ungläubig und zweifelnd.
Ich muß leider gehen, meine Zeit iſt um, ſeufzte die Malerin
nach der Uhr blickend. Schade, ich hätte gern noch mit Ihnen
geplaudert! Jetzt heißt es wieder Trepp’ auf, Trepp’ ab, bis
zum Abend.
Sie zvg ihre Jacke an, die ſie hinter ſich auf den Stuhl gelegt
hatte, ſtreifte ihre beſcheidenen Handſchuhe über und griff nach dem
noch triefenden Regenſchirm.
Adieu, Fräulein!
Ich danke Ihnen recht ſehr für Ihren freundlichen Rat!
ſagte Claire, gleichfalls aufſtehend, und die dargereichte Hand
drückend.
Befolgen Sie ihn nur! Sie berichten mir dann! Ich komme
öfters her, da ſehen wir uns wohl wieder. Mich zu beſuchen,
kann ich Sie kaum einladen, denn
Wir treffen uns ja gelegentlich hier! fiel Claire taktvoll
ein, der verlegenen Pauſe der andern raſch ein Ende machend.
Auf Wiederſehen dann, und nochmals beſten Dank.
Gar keine Urſache! Adieu!
Claire blieb gedankenvoll zurück. Der Peſſimismus ihrer
neuen Bekannten war nur zu berechtigt, die Schilderung der
traurigen Erwerbsverhältniſſe nur zu wahr; das wußte ſie jetzt
aus eigener Anſchauung. Ihr graute förmlich vor weiteren
Erfahrungen auf dieſem Gebiete. Was ſollte ſie aber anfangen?
Ihre kleine Barſchaft ſchmolz, trotz äußerſter Einſchränkung,
nehr und mehr zuſammen, und noch ſah ſie keine Ausſicht auf
Verſorgung oder Verdienſt. Wie lange konnte ſie die koſtſpieligen,

vergeblichen Inſertionsverſuche noch fortſetzen? Ihr Verſprechen
an Adolf fiel ihr ein. Aber noch war ſie zu ſtolz, ſich an ihn zu
wenden, ihm, dem ſie ſchon verpflichtet war, von neuem ſchuldig
zu werden. Auch ſchämte ſie ſich, ihm den Zuſammenbruch
ihrer damaligen allzu großen Zuverſicht, ihre ſehlgeſchlagenen
Pläne einzugeſtehen. Noch durfte er und die gute Mamſell nicht
recht behalten. Lieber erſt noch etwas anderes verſuchen. Aber
was?
Selbſt wenn ſie die Scheu vor dieſem, bisher nur von der
Höhe ihres Standes betrachteten Bühnenberufe überwinden
könnte, ihre Stimme verwerten wollte, wie ſollte ſie es machen,
wem ihren Entſchluß kundgeben, wo ſich melden? Sie konnte
ſich allen Operndirektoren doch nicht der Reihe nach anbieten!
Und gelänge es ihr, günſtigenfalls, zu einer Probe zu kommen,
würde man ſie auch als dramatiſche Sängerin, für die die leiden=
ſchaftliche
Macht, der große Umfang ihres ſchweren, dunkel=
klängigen
Soprans allein ſich eignete, beſchäftigen wollen und
können?
Wohl hatte die Paſtorin Herk ſelber ihr oft geſagt: Du biſt
der geborene Fidelio, Claire; Du müßteſt zur Oper! Und die
verſtand etwas davon. Aber einige Arien genügten noch nicht zur
Opernſängerin. Ihr eigenes Studium war noch lange nicht
vollendet. Soviel wußte Claire ſchon: ganz ſo einfach, wie die
Malerin das hingeſtellt, war es doch nicht. Dazu gehörte außer
dem Lehrmeiſter Geld, Garderobe und noch vieles, vieles mehr!
Nein, da ergaben ſich noch ungeheure Schwlerigkeiten, von denen
die ſonſt ſo weltkundige Malerin entweder nichts gewußt, oder
abſichtlich nichts erwähnt hatte.
Aber es brauchte ja nicht gerade die Oper zu ſein, grübelte
Claire weiter, überhaupt nicht das Theater! Da war der Konzert=
ſaal
, für den Arien und Lieder genügten und zu dem man vor=
läufig
nur ein einziges paſſendes Kleid nötig hatte. Erſt aber
auch dazu eine Einladung haben und das übrige Drum und
Dran! Leicht ſchien auch das nicht erreichbar! Was hatten
die Geſchwiſter Meiſter nicht davon erzählt! Die zu über=
nehmenden
Koſten: Saalmiete, Beleuchtung, Inſtrument, In=
ſertionen
uſw. verſchlangen die Einnahmen, ſo daß faſt nichts
davon verblieb. Hatten die Künſtlerinnen, die doch auch ihre

Von jetzt
ab:

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bringen wir den grossen Monopolschlager mit Allein- Erstauf-
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Es ist der Mensch in seinem dunklen Drange
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Urteile der Presse:
Meisterhaft entworfen!
Realistisch in Szeue gesetzt!
Glänzend gespielt!
Brillant photographiert!
Spannend von Anfang bis zu Ende!
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Sensationelle Wirkung!
Der Schauplatz der Schlacht bei Tannenberg.
Die Opfer der russischen Zerstörungswut:
Ortelsburg, Schirwindt, Goldap, Hohenstein.
Die letzte Aufnahme von
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Elelll. Lichtenbergſtr. 62. (*3058ids

Jngendwehr.

Uebungen am Mittwoch, 15. Sept.,
abends 8½ Ahr: 1. Zug Ballon=
ſchule
, 2. Zug Paradeplatz 3, 3. Zug
Schulhaus Hermannſtr., 5. Zug
Turnhalle Oberrealſchule am Ka=
pellplatz
, 6. Zug Turnhalle Real=
gymnaſium
am Kapellplatz, 7. Zug
Turnhalle Realgymnaſium am Ka=
pellplatz
, 8. Zug Schulhaus Real=
gymnaſium
am Kapellplatz, 9. Zug
Paradeplatz 3, 10. Zug Ballon=
ſchule
, Erſatzzug Turnhalle Real=
gymnaſium
am Kapellplatz. Don-
nerstag
, 16. Sept., abends 8½ Uhr:
4. Zug Paradeplatz 3. Jonntag,
19. Sept., nachm. 2¾ Uhr: Uebung
für alle Züge Exerzierplatz. (12990
Sanitätskompagnie:
Dienstag, 14. Sept. abends ½ 9 Uhr:
Uebung des Erſatzzuges ( Sport=
platz
). Sonntag, 19. Sept.: Vormit=
tagsübung
für alle Mannſchaften
(Sportplatz).

Großh. Hoftheater.

Dienstag, den 14. September 1915
2. Abonnem.=Vorſtell. A 1.
Neu einſtudiert:
Ein Sommernachtstraum.
Phantaſtiſches Luſtſpiel in 3 Ab=
teilungen
.
Perſonen:
Theſeus, Fürſt zu
. Johs. Heinz
Athen
Egeus, Vater der
H. Hacker
Hermia
Lyſan= Lieb=
haber
H. Baumeiſter
der,
Deme= 7 der
trius, 1 Hermia Frz. Schneider

Ahlosſtrat, Auft.
der Luſtbarkeiten
am Hofe des
Theſeus. .
Frz, Herrmann
Squenz, der Zim=
. R. Weisker a. D.
mermann .
Schnock, der
Schreiner .
R. Kleinert a. D.
Zettel, der Weber Br. Harprecht
Flaut, d. Bälgen=
flicker
.
. R. Jürgas
Schnauz, d. Keſſel=
flicker
.
P. Peterſen
Schlucker, d. Schnei=
der

.Ed. Göbel
Hippolyta, Köni=
gin
der Amazon.,
mit Theſeus ver=
lobt

H. Alſen
Hermia, Tochter
des Egeus, in
Lyſander verliebt A. Hacker
Helena, in Deme=
trius
verliebt . Charl. Pils
Oberon, König d.
Elfen
. K. Ehrle
Titania, Königin
der Elfen
K. Meißner
Puck, eine Elfe
Oberon’s . . . K. Gothe
Spinn=
webe
,
E. Jungkurth
Motte, ſ Elfen E. Stoffer
Senf= der
ſamen, Titania E. Große
Bohnen=
blüte
,
Aen. Gerhardt
Drei
. J. Senger
andere
. M. Schreber
. E. Mickler
Elfen
Nach der 2. Abteil. längere Pauſe:
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.12. Reihe
3.70 , 13.19. Reihe 3.20 , Par=
terre
: 1.5. Reihe 2.35 , 6.8.
Reihe 1.95 , Proſzeniumsloge
5.20 , Mittelloge 5.20 , Bal=
konloge
4.70 , I. Rang 4.20 ,
II. Rang: 1.6. Reihe 2.15 ,
7. u. 8. Reihe 1.75 , I. Galerie
1.15 , II. Galerie 0.65 .
Kartenverkauf: an der Tages=
kaſſe
im Hoftheater von 9½ 1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung. Im Verkehrs=
bureau
von 81 Uhr und von 2½
bis kurz vor Beginn der Vorſtell.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephon. Kartenbeſtellungen ent=
gegengenommen
. Tel. Nr. 582.
Anf. 7 U. Ende nach 10 Uhr.
Vorverkauffür die Vorſtellungen:
Mittwoch, 15. Sept. 3. Ab.=Vſt.
B 1. Der Troubadour. Kl.
Preiſe. Anfang 7½ Uhr.
Donnerstag, 16. Sept. 4. Ab.=Vſt.
C 1. Zum erſten Male: Der
gutſitzende Frack Komödie
in 4 Akten von Gabriel Drégely.
Kleine Preiſe. Anfang 7½ Uhr.
Freitag, 17. Sept. 5. Ab.=Vſt.
O 2. Feſt=Vorſtellung zur Feier
des Allerhöchſten Geburtsfeſtes
Ihrer Königl. Hoheit der Großher=
zogin
. Auf Allerhöchſten Befehl:
Jugendfreunde‟. Kl. Preiſe.
Anfang 7 Uhr.

[ ][  ][ ]

Sache verſtanden, nicht darum eben zum Vorſpielen in den Lo=
kalen
greifen müſſen, wo ſie wenigſtens von dem beſcheidenen
Honorar, das ſie erhielten, größere Abgaben nicht zu machen
brauchten?
Freilich, ſo inmitten eines nicht immer auserleſenen Publi=
kums
zu ſpielen, war auch nicht jedermanns Sache, und Claires
erſt recht nicht. Sie, die eine mimoſenhafte Scheu hatte, würde
ſich nun und nimmer darein finden können, unter lärmenden
Gäſten zu ſitzen, Zielſcheibe von hundert Augen, vielleicht auch
Bemerkungen ſein zu müſſen! Hu, nein!
Sie ſchüttelte ſich bei dieſer Vorſtellung förmlich vor Wider=
willen
.
Nein, nein, die Offentlichkeit war überhaupt kein Feld für
ſie, die überempfindliche, leichtverletzliche Ariſtokratin. Lieber
noch im Verborgenen weiterkämpfen, ertragen, dulden.
So war, noch nicht einmal recht erfaßt, der angeregte Ge=
danke
für die Bühnenlaufbahn bereits wieder aufgegeben.
Es verfloſſen wieder einige Wochen, in denen Claire weiter
ging auf dem Dornenpfad des Brotſuchens, und eines Tages
war ſie gänzlich mittellos. Das Zehnmarkſtück, welches ſie am
Morgen vorher der Wirtin gegeben hatte, war ihr letztes ge=
weſen
. Aber ſie war zu ſtolz, die Frau um Aufſchub zu bitten.
Wohnen konnte ſie alſo noch für einen Monat und zehren auch
noch ein Weilchen von dem vorhandenen Brot und Obſt. Zu
warmer Koſt reichte es nicht mehr.
Schließlich gingen auch dieſe ſehr mäßigen Vorräte zu Ende
und Clatre begann zu hungern. Trotzdem verſchmähte es ihr
Stolz, an Adolf zu ſchreiben oder ſich ihrer Wirtin zu offen=
baren
.

Schon die Entbehrungen der letzten Wochen hatten an ihrer
Geſundheit zu nagen begonnen und den Reſt ihres Lebens=
mutes
gebrochen. Mit dumpfer Reſignation ergab ſie ſich in
ihr Schickſal.
Es hätte ſich vielleicht Hilfe und Ausweg ſelbſt noch aus
ihrer ſchlimmen Lage finden laſſen, wäre das ſcheuſtolze, welt=
fremde
junge Mädchen praktiſcher veranlagt geweſen. So bot
ſich ihrem verzweifelten Grübeln kein rettender Gedanke mehr.
Seit Tagen ſchon hielt ſie ſich in ihrem Zimmer einge=
ſchloſſen
, ein Raub immer düſterer werdender Schwermut. Wo
waren die kindlichen Träume und Hoffnungen, wo der Glaube
an die Heldin ihrer Romanphantaſien geblieben? In ihnen
pflegte in ſolchem Stadium den verlaſſenen, verzweifelten jungen
Heldinnen der Retter zu nahen. Wo aber blieb der ihre? Kein
Freund, kein edelherziger nahte, ſie ihrer Not zu entreißen!
O, kindiſcher, ſüßer, zerſtörter Glaube!
Ihr ſonſt ſo feſtes Gottvertrauen begann unter dem Einfluß
ſo bitterer Vorſtellungen zu wanken. Ihre Verzweiflung nahm
allmählich gefährliche Geſtalt an. Eine unendliche Sehnſucht
erfaßte ſie, die Laſt von ſich zu werfen, dem Leben zu entfliehen,
mit ihrer toten Mutter ſich zu vereinen. Das Daſein lag öde
und grau vor ihr. Einſam und verlaſſen in der großen, fremden
Stadt, dünkte ſie es Erlöſung, nichts mehr ſorgen, nichts mehr
fühlen zu dürfen; und immer unbezwinglicher ſtieg in ihr das
heiße Verlangen auf, zu ſterben.
Sie grübelte lange noch über das Wie! Hungern tat ſie
ſchon, ſo ſchien ihr das Verhungern der einfachſte, beſte Weg dazu.
Zwei Tage lang genoß ſie nichts. Am dritten, morgens,
ſtand ſie nicht mehr auf, blieb liegen, um den Tod zu erwarten.

Lange konnte es ja nicht mehr währen. Ein apathiſches Dämmern,
verbunden mit großer, körperlicher Schwäche, hielt Sinne
und Glieder gefangen. Sie ſpürte kaum das nagende Wühlen
des Hungers, das am Tage zuvor noch ihre Eingeweide wild
durchtobt hatte.
Noch vierundzwanzig Stunden, dachte ſie traumhaft,
dann bin ich nicht mehr; es wird kein ſehr ſchmerzhaftes Ende ſein.
Eine ganze Weile lag ſie in dieſem halbbewußtloſen Zu=
ſtand
, der Ewigkeit entgegendämmernd. Es war totenſtill um
ſie herum, die Wirtin, wie gewöhnlich, nicht daheim. Da
auf einmal ſprach nicht jemand neben ihr? Adolfs Stimme!
Wie aus weiter Ferne kam der Klang an ihr Ohr; und nun ver=
nahm
ſie auch die Worte, Goetheſche Verſe, die er ihr früher
ſchon oft, oft zitiert! Wie eine Mahnung klangen ſie. Mit
ſchmerzender Wucht dröhnten ſie förmlich in ihr wirres Hirn:
Allen Gewalten zum Trotz ſich erhalten,
Nimmer ſich beugen,
Mutig ſich zeigen,
Rufet die Arme der Götter herbei!
(Fortſetzung folgt.)

Formamint
Feldpoſtbrief=Dackungen
in allen Apotheken und Drogerien.

zum Zubinden eingetroffen.
13012)

MioiserkarfA

Höchſtpreiſe für Mehl und Brot.

Für den Bezirk der Stadt Darmſtadt werden folgende Höchſt=
preiſe
feſtgeſetzt:
a) Mehl in Mengen von 100 kg und mehr, mit Wirkung vom
17. September 1915 ab:
für einen Doppelzenter Roggenmehl 35 Mk.
Weizenmehl 40 Mk.
b) Brot, Verkaufsgewicht nach 24 Stunden, mit Wirkung vom
20. September 1915 ab:
1. K=Brot mit Zuſatz von mehr als 10 Gewichtsteilen Kar=
toffelmehl
oder Kartoffelflocken und mit Beimiſchung von
30 Gewichtsteilen Weizenmehl:
für 2 Pfund (1 kg) 36 Pfennig
(2 kg) 71
Die 4 Preiſe gelten nicht für Roggenſchrotbrot, ſogen.
Schlüterbrot oder dergleichen.
2. Brötchen aus Weizenmehl mit Beimiſchung von 10 Ge=
wichtsteilen
Roggenmehl und 50 g Verkaufsgewicht 4 Pfg.
Wer die feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſchreitet, kann mit Ge=
fängnis
bis zu einem Jahr oder mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mark
beſtraft werden.
(13017imd
Darmſtadt, den 13. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Regelung des Verkehrs mit Hafer.

Nach der Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915 über den
Verkehr mit Hafer können die Beſitzer beſchlagnahmter Vorräte an=
gehalten
werden, den geernteten Hafer binnen einer von der zu=
ſtändigen
Behörde geſetzten Friſt auszudreſchen. (12060a
Um die nötigen Hafermengen auch für die Neuernte ſicher zu
ſtellen, iſt es erwünſcht, daß der geerntete Hafer möglichſt ſofort
ausgedroſchen wird. Landwirte, die ihren Hafer ſofort dreſchen
und bis zum 1. Oktober ds. Js. abliefern, erhalten für den
Doppelzentner 50 Pfg. mehr, als der geſetzliche Höchſtpreis beträgt.
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.

Petroleum=Verſorgung.

Wie bereits in den Blättern mitgeteilt, wird die Zentralſtelle
für Petroleum=Verteilung in Berlin vom 1. September ab wieder
Petroleum an die Bevölkerung liefern, jedoch nur 20 Prozent der
Menge, die im Vorjahre geliefert wurde. In beſonderen Fällen
können für landwirtſchaftliche oder gewerbliche Betriebe, ins=
beſondere
für Heimarbeit größere Mengen Petroleum abgegeben
werden. Dieſe Betriebe, ſowie Heimarbeitsbetriebe, inſofern dieſen
andere Beleuchtung nicht zur Verfügung ſteht, werden aufgefordert,
ihren Bedarf an Petroleum bis ſpäteſtens 15. September im Stadt=
haus
, Zimmer 30, anzuzeigen.
Darmſtadt, den 11. September 1915.
(1296s
Der Oberbürgermeiſter:
I. V.: Ekert.

Vergebung von Pflaſterarbeiten.

Die Herſtellung von ca. 1000 qm Pflaſterung der Neuen
Schwanenſtraße ſoll in öffentlicher Submiſſion vergeben werden.
Die Bedingungen liegen auf Großh. Bürgermeiſterei Eberſtadt
offen, woſelbſt auch die Angebotsformulare gegen Erſtattung der
Selbſtkoſten erhältlich ſind.
Die Angebote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift
verſehen bis zum Dienstag, den 14. September, nachmittags
5¼ Uhr, bei der unterzeichneten Stelle einzureichen.
Eberſtadt, den 8. September 1915.
(12984
Großh. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.

Futtergras= und Runkelrüben=Verſteigerung.

Donnerstag, den 16. d. M., nachmittags von 4 Uhr ab,
wird das Gras und die Runkelrübenernte von verſchiedenen Loſen
der ſtädtiſchen Pallaswieſe an Ort und Stelle öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
(12985im
Darmſtadt, den 13. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.

Bekanntmachung.

Die heutige Kartoffelverſteige=
rung
vom Waldrodland in den
Diſtrikten Baſſinteil und Saufang
(13010
iſt genehmigt.
Darmſtadt, 13. September 1915.
Großh. Oberförſterei Beſſungen.
Daab.

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Die zuläſſigen Saatgutmengen und die
Aufbewahrung des Saatguts.

Auf die unter vorſtehendem Betreff erlaſſene Bekanntmachung
des Großh. Kreisamts vom 6. ds. Mts. in dem Darmſtädter Tag=
blatt
Nr. 248 wird beſonders aufmerkſam gemacht.
An Saatgut dürfen demnach aus den Getreidevorräten zur
Ausſaat verwendet werden:
a) bei Winterroggen 77,50 Pfund auf den Morgen
b) bei Sommerroggen 80,
c) bei Winterweizen 95,
d) bei Sommerweizen 92,5
e) bei Spelz
105,
Wer für das nächſte Erntejahr Brotgetreide anpflanzen und
dazu ſeine eigene geerntete Frucht benutzen will, iſt verpflichtet, dieſe
längſtens bis zum 1. Oktober ds. Js. im Stadthaus auf Zimmer 29
anzuzeigen.
(12913a
Die Ausſaat und Verwendung des Saatguts wird ſpäter
überwacht.
Darmſtadt, den 9. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.

Oeffentliche Impfung.

Mittwoch, den 5. I. Mts., und die folgenden Mittwoche
ſolange Bedürfnis, von 56 Uhr nachmittags unentgeltliche Impf=
termine
im Schulhaus an der Rundeturmſtraße für im Vorjahr
geborene, ſowie für ältere, mit der Impfung im Rückſtande verblie=
bene
Kinder.
Nachſchau jeweils acht Tage ſpäter, bei Meidung der geſetz=
lichen
Strafe. Kinder, die in dieſen Terminen nicht geimpft werden,
ſind bis zum Jahresſchluß auf Koſten der Eltern impfen zu laſſen,
andernfalls im Januar k. Js. die Nachholung der Impfung binnen
kürzeſter Friſt unter Strafandrohung angeordnet wird.
Außer den Pflichtigen werden in den Terminen auch Erwach=
ſene
auf ihren Wunſch und Kinder, die erſt im laufenden Jahre
geboren ſind, auf Wunſch ihrer Vertreter geimpft.
In der Regel werden in jedem Termin nicht mehr als
50 Impfungen vorgenommen=
Kinder, deren Zurückſtellung von der Impfung wegen Kränk=
lichkeit
beanſprucht wird, können gleichfalls in den Terminen dem
Impfarzt vorgeſtellt werden.
Wegen der Wiederimpfung der Schulkinder wird beſondere
Benachrichtigung an die Schulvorſteher erfolgen.
Aus einem Hauſe, in dem anſteckende Krankheiten, wie Schar=
lach
, Maſern, Diphtherie, Croup, Keuchhuſten, Flecktyphus, roſen=
artige
Entzündungen oder die natürlichen Pocken herrſchen, dürfen
Impflinge zum allgemeinen Termin nicht gebracht werden.
Die Kinder müſſen zum Impftermin mit rein gewaſchenem
Körper und mit reinen Kleidern gebracht werden.
Darmſtadt, den 3. Mai 1915.
(6967a
Der Oberbürgermeiſter:
I. V.: Schmitt.

Auszahlung der Kriegs=Unterſtützungen.

Die Auszahlung der Reichs=Kriegsunterſtützung
und des ſtädtiſchen Zuſchuſſes kann künftig nur am
1., 2., 3., 9., 16., 17., 18. und 23. jeden Monats
erfolgen. Fällt einer dieſer Tage auf einen Sonn= oder
Feiertag, ſo tritt an deſſen Stelle der nächſtfolgende
Werktag.
Die Kaſſe iſt an dieſen Zahltagen auch nachmittags
geöffnet.
(4162a
Darmſtadt, den 8. März 1915.
Die Stadtkaſſe.
Koch.
Slcktein
100 und 200 Zentner=Ladungen Eicheln gegen ſofortige Kaſſe zu
kaufen geſucht. Auch ſuchen wir an allen Plätzen Aufkäufer.
12983im) Gebr. Roſenberger, Karlsruhe i. B.

[ ][  ][ ]

Verordnung
die Jagdwaffenpäſſe betreffend.

Ernſt Ludwig
von Gottes Gnaden Großherzog von Heſſen und bei Rhein ꝛc.
Wir finden Uns bewogen, Unſere Verordnung vom 20. Juni 1894, die Jagd=
waffenpäſſe
betreffend, in der vom 16. Oktober 1914 an geltenden Faſſung wie folgt
zu ändern und verordnen demgemäß:
Artikel I.
Ein auf ſieben unmittelbar aufeinander folgende Tage lautender Jagdwaffen=
paß
kann auch ohne den Nachweis des Beſitzes eines noch gültigen deutſchen Jahres=
jagdwaffenpaſſes
jedem Reichsdeutſchen ausgeſtellt werden, der freiwillig oder auf
Grund der Dienſtpflicht an dem gegenwärtigen Kriege teilnimmt oder teilgenommen hat.
Die Abgabe für einen Wochenjagdwaffenpaß für Kriegsteilnehmer beträgt
10 Mark, gleichviel ob der Antragſteller ſeinen Wohnſitz oder ſtändigen Aufenthalt in
Heſſen, in einem anderen deutſchen Bundesſtaat oder im Ausland hat.
Artikel II.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündigung im Regierungsblatt
in Kraft und erliſcht mit dem Wiedereintritt des Friedens.
Urkundlich Unſerer eigenhändigen Unterſchrift und beigedrückten Großherzoglichen
Siegels.
Darmſtadt, den 8. September 1915.
(12998
Ernſt Ludwig.
v. Hombergk.
Braun.

Großh. Mniſterium des Innern hat dem Verein für Bad Mergentheim, e. 9,
die Erlaubnis erteilt, 6000 Loſe einer in 2 Reihen, am 6. Oktober und 4. Dezember
d. Js., zu veranſtaltenden Geldlotterie innerhalb des Großherzogtums zu vertreiben.
Nach dem von der zuſtändigen Behörde genehmigten Verloſungsplan dürfen im Ganzen
120 000 Loſe à 2 Mk. ausgegeben werden. Zum Vertrieb in Heſſen dürfen nur mit
dem heſſiſchen Zulaſſungsſtempel verſehene Loſe gelangen,
(12997

Bekanntmachung.

Auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt wird am
Dienstag, den 14. September 1915, von 12 bis 4 Uhr,
Mittwoch, den 15. September 1915, von 10 bis 4 Uhr,
Donnerstag den 16. September 1915, von 12 bis 4 Uhr,
und auf dem Schießplatz Meſſel am
Dienstag, den 14. September 1915, von 7½ bis 1½ Uhr,
Mittwoch, den 15. September 1915, von 8½ bis 1½ Uhr,
Freitag, den 17. September 1915, von 9½ bis 2½ Uhr,
mit ſcharfer Infanteriemunition geſchoſſen.
Die Abſperrung des Truppenübungsplatzes erſtreckt ſich bis zum Landgraben.
Das abgeſperrte Gebiet darf nicht betreten werden. Zuwiderhandeinde haben
Beſtrafung auf Grund des preußiſchen Geſetzes vom 4. Juni 1851 über den Belage=
rungszuſtand
zu gewärtigen.
Darmſtadt, den 11. September 1915.
(12961gi
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.

Bekanntmachung.

Nachdem infolge Abänderung des § 15 des Reichsmilitärgeſetzes und des
Artikels II § 27 des Geſetzes, betreffend Aenderungen der Wehrpflicht, die bisher
als dauernd untauglich ausgemuſterten und ſomit von jeder weiteren Geſtellung
befreit geweſenen Militärpflichtigen, d. f. diejenigen, die den gelben Schein
beſitzen, nunmehr einer Nachmuſterung zu unterziehen ſind, werden dieſelben auf=
gefordert
, ſich in der Zeit vom
16. bis einſchließlich 18. September I. Js.
bei der Ortsbehörde ihres Wohnorts zu melden.
In gleicher Weiſe haben ſich dieienigen Leute zu melden, die ſeither dem un=
ausgebildeten
Landſturm I. und II. Aufgebots angehört hatten und bei einer
Landſturmmuſterung als dauernd untauglich bezeichnet worden ſind.
Meldepflichtig ſind alle am 8. September 1870 und ſpäter Geborenen.
Diejenigen, die das militärpflichtige Alter noch nicht erreicht haben
1896 und ſpäter Geborene ſind nicht zur Meldung verpflichtet.
Iſt die Meldung infolge körperlicher oder geiſtiger Leiden durch die Betreffen=
den
nicht ſelbſt möglich, ſo hat die Anmeldung durch die Angehörigen zu erfolgen.
Bei der Anmeldung iſt der gelbe oder weiße Schein vorzulegen.
Inſoweit der Fortbeſtand der daueruden Untauglichkeit behauptet wird
und dieſe nicht augenſcheinlich iſt, alſo insbeſondere bei allen inneren Leiden
und Krankheiten, wäre dies auf Grund von mit Dienſtſtempel verſehenen Zeugniſſen
beamteter Aerzte oder amtlicher Beſcheinigungen nachzuweiſen, welche bei der An=
meldung
zur Stammrolle abzugeben oder ſpäteſtens im Muſterungstermin vor=
zulegen
ſind.
Von der Geſtellung zur Muſterung dürfen befreit werden diejenigen, die
nachweislich an folgenden Fehlern und Gebrechen leiden:
1. Verkürzung oder Mißgeſtaltung des ganzen Körpers,
2. Geiſteskrankheiten,
3. Epilepſie,
4. chroniſche Gehirn= Rückenmarks= und andere chroniſche Nervenleiden,
5. Blindheit beider Augen,
6. Taubheit beider Ohren,
7. Verluſt größerer Gliedmaßen.
Auch für dieſen Fall ſind Beſcheinigungen in gleicher Form, wie vorſtehend
erwähnt, vorzulegen.
(12867sid
Darmſtadt, den 9. September 1915.
Der Zivil=Vorſitzende
der Erſatz=Kommiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
von Starck.

Bekanntmachung.

Nach einem Erlaß zu dem Geſetz über Aenderung des Reichsmilitärgeſetzes vom
2. Mai 1874 und des Geſetzes, betr. die Aenderung der Wehrpflicht vom 11. Februar 1888,
iſt u. a. auch eine nochmalige Unterſuchung derjenigen militäriſch ausgebildeten Per=
ſonen
, die als dauernd untauglich entlaſſen worden ſind, angeordnet worden. Es
kommen hier in Betracht die im wehrpflichtigen Alter befindlichen, d. h. am 8. Sep=
tember
1870 und ſpäter geborenen Perſonen des Beurlaubtenſtandes, die als
dauernd garniſondienſtunfähig (dauernd untauglich, dauernd weder feld= noch garniſon=
dienſtfähig
uſw.) bezeichnet waren. Alle dieſe Leute werden hiermit aufgefordert, ſich
in der Zeit
vom 16. bis 18. September d. Js.,
vormittags 9 bis 1 und nachmittags 3 bis 7 Uhr,
unter Vorlage ihrer Militärpapiere bei dem
Hauptmeldeamt I Darmſtadt Neue Niederſtr. 18, Erdgeſchoß
bei Meidung von Strafen zu melden.
(12905sid
Darmſtadt, den 10. September 1915.
Großherzogliches Bezirkskommando I.
Nau, Generalmajor z. D. und ſtellv. Bezirkskommandeur.

Bekanntmachung
betreffend Beſtandserhebung von Militärtuchen in Friedensfarben.

Nachſtehende Bekanntmachung wird auf Grund des Geſetzes über den Belagerungs=
zuſtand
vom 4. Juni 1851 bzw. auf Grund des Bayeriſchen Geſetzes über den Kriegs=
zuſtand
vom 5. November 1912 hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit dem Be=
merken
, daß jede Uebertretung worunter auch verſpätete oder unvollſtändige Meldung
fällt , ſoweit nicht nach den allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt ſind,
nach § 53) der Dekanntmachung über Vorratserhebungen vom 2. Februar 1915 (Reichs=
Geſetzbl. S. 54) beſtraft wird.
§ 1.
Inkrafttreten.
Die Anordnungen dieſer Bekanntmachung treten mit der Verkündigung am
15. September 1915 in Kraft.
§ 2.
Meldepflicht.
Die von dieſer Bekanntmachung betroffenen Perſonen uſw. (meldepflichtigen Per=
ſonen
) unterliegen hinſichtlich der von dieſer Bekanntmachung betroffenen Gegenſtände
(meldepflichtige Gegenſtände) einer Meldepflicht.
§ 3.
Meldepflichtige Gegenſtände.
Meldepflichtig ſind ſämtliche Vorräte von Militär= und Marinetuchen auch Kir=
ſey
in Friedensfarben, d. h. Militär= und Marinetuche aller derjenigen Arten und
Farben, die vor Ausbruch des Krieges für Uniformſtücke (Waffenröcke Ueberröcke, Li=
tewken
, Koller, Attilas, Huſarenpelze, Ulankas, Hoſen, Reithoſen und Mützen) für Offi=
ziere
und Mannſchaften des deutſchen Heeres oder der deutſchen Marine Verwendung
fanden, einerlei, ob Vorräte einer mehrerer oder ſämtlicher Arten und Farben vor=
handen
ſind. (Bunte Militärtuche.)
Ausgenommen von der Meldepflicht ſind:
a) diejenigen Waren, die in der Normalbreite von 140 cm zwiſchen den Leiſten
ein Gewicht von weniger als 600 g bei Mannſchaftstuchen, als 400 g bei
Offizierstuchen für den laufenden Meter haben:
b) Vorräte einer und derſelben Art und Farbe, welche geringer ſind als 50 m
bei Mannſchaftstuchen oder 25 m bei Offizierstuchen;
c) ſolche Tuche, die nur als Beſatztuche verwendet werden können.
Nicht von dieſer Bekanntmachung betroffen ſind alſo graue, feldgraue und grau=
grüne
Tuche, für die es bei der Bekanntmachung Nr. (W. I. 1/5. 15. K. R. A., betreffend
Herſtellungsverbot, Beſchlagnahme und Beſtandserhebung für Militärtuche, ſowie bei
den zu ihr erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen Nr. W. I. 77/6. 15. K. R. A. und
Nr. W. I. 1556,8. 15. K. R. A. verbleibt.
§ 4.
Meldepflichtige Perſonen.
Zur Meldung verpflichtet ſind alle handel= oder gewerbetreibenden natürlichen
oder juriſtiſchen Perſonen, ferner alle Wirtſchaftsbetriebe, ſowie Kommunen, öffentlich
rechtliche Körperſchaften und Verbände, die meldepflichtige Gegenſtände (§ 3) in Ge=
wahrſam
haben, oder bei denen ſich ſolche unter Zollaufſicht befinden.
Die nach dem Stichtage (§ 5) eintreffenden, vor dem Stichtage aber ſchon abge=
ſandten
Vorräte ſind nur von dem Empfänger zu melden.
§ 5.
Stichtag und Meldefriſt.
Maßgebend für die Meldepflicht iſt der am Beginn des 15. September 1915 ( Stich=
tag
) tatſächlich vorhandene Beſtand.
Die Meldungen ſind bis zum 25. September 1915 unter Benutzung der vorſchrifts=
mäßig
auszuſüllenden amtlichen Meldeſcheine für bunte Militärtuche (§ 6) an das
Webſtoffmeldeamt der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Königlich Preuß. Kriegsminiſte=
riums
, Berlin SW 48. Verlängerte Hedemannſtraße 11, zu erſtatten.
§ 6.
Meldeſcheine.
Für die Meldungen ſind zwei Arten Meldeſcheine für bunte
Mildeſchein . 1 Miltärtuiche Vordruck 5 für Ofitzierstuche, Vordruck 6 für
Mannſchaftstuche bei den örtlich zuſtändigen amtlichen
Meldeſchein 6 Vertretungen des Handels (Handelskammern uſw.)
erhältlich.
Die Anforderung hat auf einer Poſtkarte (nicht mit Brief) zu erfolgen, die
nichts anderes enthalten darf als die Kopfſchrift: Betrifft Meldeſcheine für bunte Mili=
tärtuche
, die kurze Anforderung der Meldeſcheine, die deutliche Unterſchrift mit genauer
Adreſſe und den Firmenſtempel.
Die Beſtände ſind für jede Warengattung und Farbe getrennt aufzugeben.
Sämtliche in den Meldeſcheinen geſtellten Fragen ſind genau zu beantworten.
Weitere Mitteilungen darf der Meldeſchein nicht enthalten; auch dürfen bei Ein=
ſendung
des Meldeſcheines andere Mitteilungen demſelben Briefumſchlage nicht bei=
gefügt
werden.
Auf einem Meldeſchein dürfen nur die Vorräte eines und desſelben Melde=
pflichtigen
gemeldet werden.
Die Meldeſcheine ſind ordnungsgemäß frankiert an das Webſtoffmelde=
amt
einzuſenden. Auf die Vorderſeite der zur Ueberſendung von Meldeſcheinen benutzten
Briefumſchläge iſt der Vermerk zu ſetzen: Enthält Meldeſchein für bunte Militärtuche.
5 2
Muſter.
Von jeder Warengattung iſt von dem Meldepflichtigen ein Muſter in Poſtkarten=
größe
(9X14 em) dem Webſtoffmeldeamtordnungsmäßigfrankiert einzuſenden.
Die Muſter ſind mit einem gut befeſtigten Papier= oder Pappzettel zu verſehen,
auf dem Name, Wohnort und Straße des Meldepflichtigen die laufende Nummer der
Ware auf dem Meldeſchein und die Stoffbezeichnung (Deſſin) mit deutlicher Schrift ver=
mirkt
ſind.
§ 8.
Lagerbuch.
Jeder Meldepflichtige, der einen Geſamtvorrat an meldepflichtigen Gegenſtänden
von mindeſtens 100 Metern hat, hat ein Lagerbuch einzurichten, aus dem jede Aende=
rung
der Vorratsmengen und ihre Verwendung erſichtlich ſein muß. Soweit der Melde=
pflichtige
bereits ein derartiges Lagerbuch führt, braucht er kein beſonderes Lagerbuch
einzurichten
Stücke unter 25 Meter brauchen nicht in das Lagerbuch aufgenommen zu werden.
Sinkt die Länge eines Stückes unter 25 Meter, ſo braucht eine weitere Buchung über
dieſes Stück nicht mehr gemacht zu werden.
Beauſtragten der Polizei= oder Militärbehörden iſt jederzeit die Prüfung des
Lagerbuches ſowie die Beſichtigung der Vorratsräume zu geſtatten, in denen meldepflich=
tige
Gegenſtände zu vermuten ſind.
§ 9.
Anfragen und Anträge.
Alle Anflagen und Anträge, welche dieſe Bekanntmachung betreffen, ſind an das
Webſtoff=Meldeamt der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Königlich Preußiſchen Kriegs=
miniſteriums
, Berlin SW 48, Verlängerte Hedemannſtraße 11 zu richten. Sie müſſen
auf dem Briefumſchlag ſowie am Kopfe des Briefes den Vermerk tragen: Betrifft bunte
Militärtuche‟
Frankfurt (Main), den 14. September 1915.
(13016
Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps.

*) Wer vorſätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung ver=
pflichtet
iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder wiſſentlich unrichtige oder
unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft, auch
können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für dem Staate verfallen
erklärtwerden. Wer fahrläſſig die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Ver=
ordnung
verpflichtet iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder unrichtige oder un=
vollſtändige
Angaben macht wird mit Geldſtrafe bis zu drei=
tauſend
Mark oder im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten beſtraft.

Mir nere e e eee

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſungerſtr. Nr. 56
befindet ſich: 1 Spitzhund. Die Hunde können von den Eigen=
tümern
bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die Verſteige=
rung
der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag,
(12986
vormittags um 10 Uhr, ſtatt.

Woog, am 13. September 1915.
Waſſerhöhe am Pegel 3,66 m.
Luftwärme 12½ C.
Waſſerwärme vorm. 7 Uhr 16 C.
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einſendung
des Betrages. Nach=
nahme
30 Pfg. mehr. Bahn=
ſtation
genau angeben. (I,12835
Friedrich Reisener
Import Export
Magdeburg 239.
Poſtſcheck=Konto Berlin Nr. 22299.

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