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178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Kaiſer an der Oſtfront. — Neuerungen im Zivilprozeßverfahren. — Der
Kriegs=
ausſchuß der deutſchen Induſtrie. — Zwei ruſſiſche Geheimerlaſſe. — Ruſſiſches. — Mobilmachung Bulgariens.
Bothas Verrat. — Fliegerangriff auf Stuttgart.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 22. Sept.
(W. T. B. Amtlich.) .
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Zwiſchen Souchez und Neuville, ſowie
öſtlich von Roclincourt griffen die Franzoſen
geſtern abend an; die Angriffe brachen im Feuer
vor unſeren Hinderniſſen zuſammen.
In der Champagne wurden nordweſtlich
des Gehöftes Beauſéjour neue franzöſiſche
Schanzarbeiten durch konzentriſches Feuer
zer=
ſtört. Stärkere Patrouillen, die teilweiſe bis
zur dritten feindlichen Linie durchſtießen,
ver=
vollſtändigten die Zerſtörungen unter erheblichen
Verluſten für die Franzoſen, machten eine
An=
zahl Gefangene und kehrten befehlsgemäß
in unſere Stellungen zurück.
Ein engliſches Flugzeug wurde bei
Willer=
val, öſtlich von Neuville, von einem deutſchen
Kampfflieger abgeſchoſſen; der Führer iſt tot,
der Beobachter wurde verwundet gefangen
ge=
nommen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Südweſtlich von Lennewaden (an der
Düna, nordweſtlich von Friedrichſtadt) machten
die Ruſſen einen Vorſtoß. Es wird dort noch
gekämpft. Oeſtlich von Smelina (ſüdweſtlich
von Dünaburg) brachen unſere Truppen in die
feindliche Stellung in einer Breite von 3
Kilo=
metern ein, machten 9 Offkziere, 2000
Mann zu Gefangenen und erbeuteten
8 Maſchinengewehre. Nordweſtlich und
ſüdweſtlich von Oſchmjana iſt unſer Angriff
im weiteren günſtigen Fortſchreiten. Der
Ga=
wia=Abſchnitt, iſt beiderſeits Subotniki,
überſchritten.
Der rechte Flügel iſt bis in die Gegend
nördlich von Nowo=Grodek vorgekommen.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinzen Leopold von Bayern.
Der Molczadz=Abſchnitt iſt auch
ſüd=
öſtlich des gleichnamigen Ortes überſchritten.
Ruſſiſche Stellungen auf dem weſtlichen
My=
ſchanka=Ufer, beiderſeits der Bahn Breſt=
Litowsk-Minsk, wurden erſtürmt und dabei
1000 Gefangene gemacht und fünf
Ma=
ſchinengewehre erbeutet. Weiter ſüdlich
wurde Oſtrow nach Häuſerkampf genommen.
Ueber den Oginski=Kanal bei Telechany
vorgegangene Abteilungen warfen die Ruſſen
in Richtung Dobroslawka zurück.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Mackenſen.
Oeſtlich von Logiſchin fanden kleinere
Kämpfe ſtatt.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Nichts neues.
Oberſte Heeresleitung.
Ein neuer Abſchnitt im Weltkriege.
— Zürich, 21. Sept. Hieſige Blätter ſehen in dem Ar=,
tillerieduell an der Mündung der Morava
den Beginn der neuen deutſch=öſterreichiſchen
Offenſive gegen Serbien, deren Zweck der
Durchbruch nach Bulgarien ſei. Der militäriſche
Mit=
arbeiter der Züricher Poſt rechnet mit einem zweiten
Flußübergang an der Donau gegenüber der
Morava=
mündung, wobei ein Vorſtoß aufwärts direkt in das
Innere des Landes führen müßte. Die Entfernung
Semendria-Niſch mißt nur 150 Kilometer gegenüber 260
Kilometern zwiſchen Niſch und Mitrovitza. Um die Seele
der Verbindung mit Konſtantinopel herzuſtellen, bedürfte
es nicht einmal eines Vorſtoßes in das Innere Serbiens,
ſchon die Beherrſchung des ſüdlichen Donauufers würde
die Möglichkeit bieten, auf dem Waſſerwege Transporte
nach Bulgarien zu befördern. Die Neuen Zürcher
Nach=
richten ſchreiben, mit dieſem Artilleriegefecht habe ein
neuer Abſchnitt im Weltkriege begonnen. Man
dürfe nun auch das Losſchlagen Bulgariens erwarten
können.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 21. Sept. Das
Haupt=
quartier meldet: An der Front von Jrak machten wir
am 19. und 20. September einen Feuerüberfall auf
ein zu beiden Seiten des Fluſſes gelegenes feindliches
Lager und auf Motorboote des Feindes. Die Mannſchaft
einer feindlichen Artilleriepatrouille wurde getötet und
Pferde, Waffen und Munition erbeutet. Ein Motorboot
wurde in Grund geſchoſſen. An den Dardanellen
bei Anaforta hat ſich nichts ereignet. Bei Ari Burnu
lenkten wir am 19. September unſer Feuer auf zwei
feind=
liche Geſchütze, die öſtlich von Ari Burnu aufgeſtellt
waren, erzielten Volltreffer und brachten den fliehenden
feindlichen Artilleriſten ſchwere Verluſte bei. Am gleichen
Tage beſchoſſen wir bei Ari Burnu ein feindliches Schiff.
auf dem wir einen Brand hervorriefen. Ebenſo
beſchof=
ſen wir einen Schlepper, der von Truppentransportſchiffen
begleitet war, die bei Kabatepe Ladungen löſchten. Er
wurde getroffen. Beide Schiffe zogen ſich nach der Inſel
Imbros zurück.
Im Abſchnitt von Sedd=ul=Bahr hat ſich nichts
verändert. Am 20. September beſchoſſen unſere
anatoli=
ſchen Batterien wirkſam den Poſten von Mortoliman,
ferner feindliche Truppen bei Sedd=ul=Bahr und
feind=
liche Artilleriſten bei Hiſſarlik.
Der Feind gebraucht für die ſchweren Geſchütze
Geſchoſſe, welche betäubende Gaſe verbreiten.
Am 19. September nachmittags landeten zwei feindliche
Schiffe, die ein Segelſchiff begleitete, 50 Soldaten bei
Boz=
burnu, ſüdweſtlich Mermeris. In dem darauf entſtehenden
Gefecht mit den Küſtenwachen flüchtete der Feind, trotz
der Unterſtützung durch das Feuer der Schiffe, auf die
Schiffe. Er verlor drei Tote, wir ebenſoviel. Die
feind=
lichen Soldaten nahmen bei ihrer Flucht Sachen aus den
an der Küſte gelegenen Häuſern mit. An den anderen
Fronten keine Veränderung.
* Konſtantinopel, 21. Sept. Der ſeit einiger
Zeit hier weilende bulgariſche General Kowatſchew,
der im Balkankriege die vierte bulgariſche Armee
befeh=
ligte, erklärte in einer dem Tasvir=i=Efkiar gewährten
Unterredung, er halte die Dardanellen, ſo wie
er ſchon zu Anfang des Krieges den bulgariſchen
Jeur=
naliſten geſagt habe, für uneinnehmbar, erſtens
wegen der topographiſchen Geſtaltung der Halbinſel
Gal=
lipoli und zweitens wegen der Tapferkeit der türkiſchen
Armee, die über Eigenſchaften verfüge, die der engliſchen
und franzöſiſchen Armee fehlten. Kowatſchew glaubt, daß
die Engländer und Franzoſen gezwungen ſein würden,
die Dardanellenexpedition beſchämt aufzugeben. Was die
türkiſch=bulgariſchen Beziehungen betrifft,
ſo erklärte Kowatſchew, daß ſie außerordentlich herzlich
ſeien und im Hinblick auf die Erforderniſſe der
beider=
ſeitigen Intereſſen täglich feſter würden, Es gebe zwiſchen
der Türkei und Bulgarien keine Frage mehr, die dazu
an=
getan wäre, zu Meinungsverſchiedenheiten Anlaß zu
geben. Heute ſeien die Augen jedes Bulgaren auf
Maze=
donien gerichtet und der Haß jedes Bulgaren gegen
Ser=
bien gekehrt, das dieſe bulgariſche Provinz an ſich geriſſen
habe. Kowatſchew ſprach ſich überaus optimiſtiſch
hin=
ſichtlich der Kriegsausſichten der Zentralmächte aus.
* Konſtantinopel, 21. Sept. Die
Erklä=
rungen Kitcheners, in denen er die Tapferkeit
der türkiſchen Truppen an den Dardanellen
her=
vorhob, werden von der türkiſchen öffentlichen Meinung
mit Gleichgültigkeit oder Verachtung
aufge=
nommen. Ikdam ſchreibt: Wir werden uns für dieſes
falſche Kompliment nicht bedanken. Die Türken werden
ſich künftig durch die falſchen Gefühlsäußerungen der
Eng=
länder nicht mehr täuſchen laſſen. Solche von Engländern
ausgeſprochenen höflichen Worte haben für die Türken
nicht einmal mehr den Wert von
Schmeiche=
leien eines Heuchlers. Heute, wo die Türken den
Charakter der Engländer erkannt haben, werden ſie die
Engländer nur mehr als die größten Feinde der
Türkei und des Islams betrachten.
Der italieniſche Krieg.
Die Stimmung des italieniſchen Volkes.
* Mailand, 21. Sept. Die Stellung weiter
Schichten des italieniſchen Volkes zum Kriege
hat ſich geändert, ſo ſehr geändert, daß ein führendes Blatt
wie die Turiner Stampa, heute in einem eindringlichen
Leitartikel im Intereſſe des Landes neuerdings von der
Preſſe und von dem Volke das Opfer der nationalen
Ein=
tracht und des Verzichtes auf das kritiſche
Ur=
teil fordert, das ſich bereits da und dort bemerkbar macht.
Die Stampa erinnert an die patriotiſche Begeiſterung der
erſten Kriegstage, da ſich alle Italiener, ob
Interventio=
niſten oder Interventionsgegner, einig zuſammenfanden,
um ihre Pflicht zu erfüllen; die Tage, da jede Kritik
ver=
ſtummte angeſichts der Notwendigkeit, aus der es keinen
Ausweg mehr gab. Das ſcheint ſich im Laufe der
vergan=
genen vier Monate geändert zu haben, denn die Stampa
betont, es ſei heute verfrüht, das Werk der
verantwort=
lichen Staatsmänner kritiſch zu prüfen. Auch” in einem
Kriegsrat herrſchten zuweilen verſchiedene Anſichten und
die Minderheit müſſe ſich dann der Mehrheit fügen. Selbſt
wenn die Minderheit recht hätte, würde es dem Begriff
der Diſziplin widerſtreben, ſich gegen die Mehrheit
aufzu=
lehnen. Der Tag der Prüfung werde für alle kommen,
für große und kleine; alle würden ſich vor dem oberſten
Richterſtuhl der Nation zu verantworten haben. Heute
ſchon Gericht zu halten, ſei zu gefährlich, weil das beim
Gegner den Eindruck eines uneinigen in Parteien
geſpal=
teten Italiens erwecken müßte.
Die Kämpfe bei Flitſch.
* Wien, 21. Sept. Im italieniſchen
Gene=
ralſtabsbericht vom 18. September über die
Kämpfe im Raume von Flitſch iſt das Wichtigſte,
der Erfolg des Herankommens der Infanterie an unſere
Drahthinderniſſe, verſchwiegen. Infolge der
Artillerie=
wirkung, die einem Angriff der Infanterie vorangehen
muß, um die Stellung „ſturmreif” zu machen, entſtehen
immer Lücken in der Hinderniszone, durch welche die
an=
greifende Infanterie in die eigentliche Stellung eindringt.
In einer ganz originellen Art gelang es den Italienern
am 18. September, in eine unſerer Stellungen im Flitſcher
Becken zu kommen. Ihre Feuerlinie erreichte, nachdem
ſie das Vorfeld kämpfend paſſiert hatte, zwar die
Sturm=
gaſſen, welche ihre Artillerie in unſeren Stacheldrahtgürtel
geſchoſſen hatte, dann verlegten ihnen aber unſere
tapfe=
ren Verteidiger den weiteren Weg durch Hunderte von
Leichen aller jener, die in den Breſchen vorzulaufen
ge=
wagt hatten, während die Angriffe aller übrigen
italieni=
ſchen Frontteile im raſenden Infanterie= und
Maſchinen=
gewehrfeuer vor den intakten Hinderniſſen
zuſammen=
brachen. Wie die Gefangenenausſagen beſtätigen, haben
ſich die vor unſeren Drahthinderniſſen liegenden
italieni=
ſchen Soldaten unter dem moraliſchen Eindruck des blutig
zuſammengebrochenen Angriffes und in der Gewißheit,
beim Aufſtehen und Zurückgehen vernichtet zu werden,
ergeben wollen, konnten aber nicht durch die Hinderniſſe
durchkommen. Unſere eigenen Truppen machten in
rich=
tiger Erkenntnis der Sachlage eigens eine Oeffnung ins
Hindernis, welche ſie mir der Aufſchriftstafel „Entrata”
verſahen. Dieſe Hilfe wirkte zuſehends, denn bis zum
Abend des 18. September waren gezählte 392 Mann bis
in unſere Stellung gelangt, allerdings nicht als ſiegreiche
Stürmer, ſondern vielmehr freiwillig als nun ſehr
zu=
friedene Gefangene.
Der Kaiſer an der Oſtfront.
* Berlin, 21. Sept. Aus dem Großen
Haupt=
uartier wird uns geſchrieben: S. M. der Kaiſer
begab ſich vor einigen Tagen an die Oſtfront zu
ein=
gehender Beſichtigung der Feſtung Nowo=
Georgiewsk und der Feſtung Kowno.
Im Hafen von Nowo=Georgiewsk lag, über die
Toppen geflaggt, unſere Weichſelflotte. Unter
Glocken=
geläute und dem Geſang der Nationalhymne erfolgte der
Einzug in die Stadt, deren Mittelpunkt die im
großen Stil angelegte Zitadelle mit ihren für die
Unter=
bringung von 10000 Mann ausreichenden Kaſernements
bildet. Im Wohngebäude der Kommandantur hat eine
deutſche Granate den Weg in das Arbeitszimmer eines
ehemaligen Kommandanten gefunden und dort arge
Ver=
wüſtungen angerichtet. Nach einer Beſichtigung des Parks
der über 1600 erbeuteten ruſſiſchen Geſchütze wurde die
Fahrt zu den Forts angetreten, wobei namentlich Fort 2,
von deutſcher Landwehr geſtürmt, eingehend beſichtigt
wurde, Auf der Weiterreiſe fanden Beſprechungen mit
dem Generalgouverneur von Warſchau, General der
In=
fanterie v. Beſeler, und dem Chef der dortigen
Zivil=
verwaltung, Exzellenz v. Kries, ſtatt.
Auf der Fahrt nach Kowno wurden in Naſielsk
deutſche Truppen beſichtigt. Eine große Anzahl tapferer
Kämpfer wurde durch die Hand des oberſten Kriegsherrn
perſönlich mit der wohlverdienten Auszeichnung des
Eiſernen Kreuzes geſchmückt.
Am Bahnhof Kowno empfing S. M. der Kaiſer
Generalfeldmarſchall v. Hindenburg und
General=
oberſt v. Eichhorn, aus deren Mund S. M. der Kaiſer
den Vortrag über die Kriegsereigniſſe entgegennahm.
Der Kaiſer beſtieg darauf mit dem Feldmarſchall v.
Hin=
denburg den Kraftwagen zur Fahrt über die von deutſchen
Pionieren im feindlichen Feuer über den Narew
geſchla=
gene ſchwimmende Kriegsbrücke in die mit Fahnen und
Blumen geſchmückte Stadt, durch das Spalier der in
be=
geiſterten Jubel ausbrechenden Truppen und
Kranken=
ſchweſtern. Glockengeläute und Salutſchießen aus den
er=
oberten ruſſiſchen Batterien begleitete die Fahrt. Auch die
Häuſer der einheimiſchen Bevölkerung waren vielfach
ge=
ſchmückt. Kinder ſtreuten Blumen vor den
kaiſerlichen Kraftwagen. Nach einer Parade wurde die
ruſſiſche katholiſche Kirche beſucht, vor der unter
Glocken=
geläute und Orgelklängen großer Empfang durch
die geſamte katholiſche Geiſtlichkeit von
Kowno ſtattfand. Es folgte eine Beſichtigung der
Feſtungsanlagen, wo beſonders ein Volltreffer in ein
Munitionsmagazin der Anſchlußbatterie des Forts 4 die
verheerende Wirkung unſerer 42=Zentimeter=Haubitzen
deutlich vor Augen führt. Auf Hunderte von Metern
waren die großen Betonblöcke des Munitionsmagazins
herumgeſchleudert.
Zur Abendtafel waren der Generalfeldmarſchall von
Hindenburg, General v. Eichhorn und der deutſche
Gou=
verneur der Feſtung Kowno geladen.
Neuerungen im Zivil=Prozeßverfahren.
Von einem praktiſchen Juriſten.
Die neue Bundesratsverordnung vom
9. September 1915, welche die Entlaſtung der
Ge=
richte in der jetzigen Kriegszeit zum Ziele hat
intereſſiert die Geſchäftswelt und natürlich auch unſere
Gewerbetreibenden in hervorragendem Maße. Denn die
Neuerungen, die durch die neue Verordnung getroffen
werden, und die am 1. Oktober d. Js. in Kraft treten,
drehen ſich lediglich um Prozeſſe, die wegen
Warenfor=
derungen, Schuldſcheinen, Bürgſchaften,
Wechſelforderun=
gen, Forderungen aus Werklohn und Reparaturen
an=
geſtrengt werden. Für alle Geſchäftsinhaber oder
Hand=
werker, welche aus ſolchen Verbindlichkeiten klagen wollen
der verklagt worden ſind, iſt es daher wiſſenswert, zu
erfahren, welche Neuerungen in prozeſſualer
Hinſicht ihnen die genannte Verordnung bringt.
Da iſt zunächſt die Einführung des
Mahnver=
fahrens (die Erlaſſung von Zahlungs= und
Voll=
ſtreckungsbefehlen) bei den Landgerichten als eine
bedeutende Errungenſchaft zu verzeichnen. Dieſe
Einfüh=
rung wurde ſchon in Friedenszeiten von verſchiedenen
Seiten begehrt und iſt damit einem längſt begehrten
Wunſche Rechnung getragen worden. Das
Mahnverfah=
ren bei den Landgerichten iſt dem Mahnverfahren bei den
Amtsgerichten nachgebildet worden, nur techniſch etwas
anders ausgeſtaltet, weil bei den Landgerichten
Anwalts=
zwang beſteht. Der Gläubiger kann alſo, wie es vor den
Amtsgerichten geſchieht, daſelbſt die Erlaſſung eines
Zah=
lungsbefehles nicht beantragen. Die Landgerichte
ver=
fügen vielmehr von ſelbſt den Zahlungsbefehl, alſo von
„Amts wegen”, und zwar in folgender Weiſe:
Wird vom Prozeßvertreter der Partei die Klage bei
dem Landgericht eingereicht, ſo hat der Vorſitzende der
betr. Kammer ſofort zu prüfen, ob es ſich in ihr um einen
wirklichen Rechtsſtreit handelt oder nur um eine
Zah=
lungsverſäumnis der verklagten Partei. Erweckt die
Klageſchrift oder die ihr beigegebene Korreſpondenz den
Eindruck, daß der Beklagte nur ſäumig iſt, alſo nichts
beſtreiten wird, ſo erläßt das Landgericht an den
Beklag=
ten einen Zahlungsbefehl, der ihm gleichzeitig mit der
Klageſchrift zugeſtellt wird. Nun hat der Beklagte die
Wahl, den Kläger binnen einer Woche — die Friſt von
der Zuſtellung an gerechnet — zu befriedigen oder
Wider=
ſpruch zu erheben. Will er die Befriedigung vornehmen,
ſo weiß er auch ganz genau, was er einſchließlich der
Koſten zu bezahlen hat, denn dem Zahlungsbefehl iſt
zu=
gleich die Koſtenrechnung angefügt. Der Zahlungsbefehl
muß binnen 24 Stunden nach Einlauf der Klageſchrift
erlaſſen werden. Er wird auf die Urſchrift der Klagg,
oder falls hier kein Raum dazu vorhanden iſt, auf ein
Blatt geſetzt, das mit der Klage verbunden iſt. Für die
Zuſtellung der Klage mit dem Zahlungsbefehl hat der
Prozeßvertreter des Klägers, d. h. ein bei dem
Land=
gericht zugelaſſener Anwalt ſelbſt zu ſorgen. Erhebt der
Beklagte Widerſpruch, ſo beſtimmt das Landgericht den
Termin zur mündlichen Verhandlung und ladet die
Par=
teien zu dieſem. Die geringen Koſten des Zahlungsbefehls
werden in dieſem Falle auf die ſpäteren Gebühren des
nunmehr folgenden Rechtsſtreites angerechnet.
Das Weſen dieſer Neuerung iſt darin zu erblicken,
daß mit den teueren Verſäumnisurteilen bei den
Land=
gerichten endgültig aufgeräumt wird. Denn die meiſten
dieſer Prozeſſe endigten bereits im erſten Termin durch
Verſäumnisurteile, die den Landgerichten viel unnützes
Schreibwerk, den Beklagten aber viel Koſten verurſachten;
auch der Gläubiger hatte den Nachteil, recht lange Zeit
auf die Erlangung eines Vollſtreckungstitels warten zu
müſſen. Hier im Wege des Mahnverfahrens kann er in
kurzer Zeit dieſen Titel erhalten. Denn ein Widerſpruch
gegen eine Forderung, die der Beklagte anerkennen muß
und zu deren Zahlung er ohne weiteres verurteilt wird,
würde ſinnlos ſein, weil ſie den Beklagten Geld koſtet
Er ſelbſt kann, um die Sache in die Länge zu ziehen, nicht
auf eigene Fauſt Widerſpruch erheben. Dazu muß er ſich
eines Anhaltes bedienen, der bei den Landgerichten
zu=
gelaſſen iſt (§ 78 der Zivil=Proz.=Ordn.). Das koſtet dem
Schuldner Geld und ſchon aus dieſem Grunde wird er
ſich hüten, einen Prozeß aufs Geratewohl ins Rollen zu
bringen. Wird gegen einen Zahlungsbefehl nicht Wider=
ſpruch erhoben, ſo kann der Gläubiger auf ſeinen Antrag
hin einen Vollſtreckungsbefehl beantragen. Da der
Ge=
richtsſchreiber nach § 8 der Bundesratsverfügung die
Vollſtreckbarkeitserklärung des Zahlungsbefehles verfügt,
ſo hat der Kläger in Gemäßheit des § 78 Abſ. 2 der Zivil=
Prozeß=Ordnung die Zuziehung eines Anwaltes zu
die=
ſem Antrage nicht nötig, denn dieſes Geſetz ſagt
ausdrück=
ich, daß der Anwaltszwang auf Prozeßhandlungen, die
vor dem Gerichtsſchreiber vorgenommen werden können,
keine Anwendung findet. Die Zuſtellung des
Zahlungs=
befehls hat der Kläger nachzuweiſen, auch hat er für die
Zuſtellung des Vollſtreckungsbefehls zu ſorgen. Gegen
einen Vollſtreckungsbefehl iſt natürlich nach wie vor
Ein=
ſpruch zuläſſig. Zu dieſem iſt die Mitwirkung eines
An=
waltes in Hinſicht auf § 78 der Zivil=Pr.=O. geboten, weil
ein Einſpruch die Einreichung eines Schriftſatzes bedingt.
Will der Schuldner eine Zahlungsfriſt erzielen, ſo
hat er nach der ebenfalls neuen Verordnung des
Bundes=
rats vom 20. Mai 1915 unter gleichzeitiger Anerkennung
er Schuld entweder ſchriftlich oder zu Protokoll des
Ge=
richtsſchreibers unter Glaubhaftmachung geſetzlicher
Vor=
ausſetzungen dieſe Friſt nachzuſuchen. Die neue
Verord=
rung über die Zahlungsfriſt nimmt nicht auf § 1 der
alten Verordnung, welche beſtimmt, daß Zahlungsfriſten
nur auf Forderungen, die vor Ausbruch des Krieges
(31. Juli 1914) entſtanden ſind, Bezug. Daraus folgt,
daß ſich das neue Verfahren auf alle Geldanſprüche der
ſpäteren Zeit erſtrecken ſoll (ſo auch Unger in „Recht” 1915
S. 326).
Im amtsgerichtlichen Verfahren ſind
fol=
gende Neuerungen zu verzeichnen. Auch hier wird nach
jeder eingereichten Klage ſofort geprüft, ob ſie eine
„Mahnſache” ſein könnte, die ſofort durch Zahlungsbefehl.
erledigt werden kann. Nur wenn der Gläubiger
glaub=
haft gemacht hat, der Beklagte werde den Anſpruch
be=
ſtreiten, wird Termin zur mündlichen Verhandlung
be=
ſtimmt. Auch im Urkunden= oder Wechſelprozeſſe, ſoweit
ein ſolcher rückſichtlich der Höhe der Forderung zur
Zu=
ſtändigkeit der Amtsgerichte gehört, findet genau ſo, wie
bei den Landgerichten, zunächſt die Erlaſſung eines
Zah=
lungsbefehls ſtatt. Die Zuſtellung einer mit dem
Zah=
lungsbefehl verbundenen Klage hat die Wirkungen, die
mit der Zuſtellung eines Zahlungsbefehls verbunden
ſind. Der Zahlungsbefehl wird als Urkunden= oder
Wechſelzahlungsbefehl bezeichnet, wenn das Geſuch des
Gläubigers danach gerichtet iſt. Enthält die Klage ein
gleiches Verlangen, ſo wird, falls der Schuldner
Wider=
ſpruch erheben ſollte, auch die Klage als im
Urkunden=
oder Wechſelprozeß bezeichnet. Die Urkunden ſollen in
Urſchrift oder in Abſchrift der Klage beigefügt werden.
Für ſtreitige Rechtsſachen iſt die Einführung eines
Sühneverſuches eine Neuerung. § 18 der Verordnung
macht dies dem Richter direkt zur Pflicht. Die Befugnis
des Gerichts geht ſogar ſo weit, daß in Bagatellſachen,
die nicht mehr als 50 Mark Streitwert haben, der
ob=
ſiegenden Partei die Gebühren und Auslagen ihres
Rechtsanwaltes nicht erſtattet werden ſollen, wenn die
Rechtsverfolgung durch einen Anwalt nicht geboten
er=
ſcheint. Es iſt wohl anzunehmen, daß die Gerichte von
dieſer Befugnis ſelten Gebrauch machen, und zwar nur
dann, wenn es klar und offenſichtlich vorliegt, daß der
Kläger ſeinem Gegner einen fetten Prozeß mutwillig
mochen wollte, um ſo mehr man ja über den Begriff der
Rechtsverfolgung durch einen Anwalt verſchiedener
Mei=
nung ſein kann. Welche Wirkung dieſe Neuerung
aus=
üben wird, das wird die Praxis lehren.e
Endlich ſind die Berufungen gegen die Urteile der
Amtsgerichte ſehr eingeſchränkt worden. Gegen
Streit=
werte bis zu 50 Mark iſt eine Berufung nicht zuläſſig.
Auch über dieſen Punkt wird ſpäter noch viel zu ſagen
ſein Die amtliche Begründung hebt zwar hervor, daß
in dem Verfahren vor den Kaufmanns= und
Gewerbe=
gerichten die Berufungen ebenfalls ſehr eingeſchränkt und
nur für Beträge von 100 bzw. 300 Mark zuläſſig ſeien,
indeſſen wirken bei dieſen Sondergerichten bei der
Ent=
ſcheidung mehrere Richter mit, ſodaß man annehmen kann,
daß die Sachen dort gründlich erörtert werden. Ob man
das aber bei den Amtsgerichten von einem Einzelrichter,
der mit Arbeit überlaſtet wird, immer annehmen kann,
muß dahingeſtellt bleiben, noch dazu, wenn er ſich als
Souverän in ſeiner Entſcheidung, die unanfechtbar iſt,
fühlt. Da aber der Krieg infolge des Mangels an
Rich=
tern und gerichtlichen Perſonals die Entlaſtung der
Ge=
richte bedingt, müſſen wir uns notgedrungen mit dieſer
Neuerung einverſtanden erklären, hoffen indeſſen, daß ſie nur
eine vorübergehende Erſcheinung bleiben werde. Dr. R.
Kriegergräber.
K.K. Kriegergräber ſind Wallfahrtsſtätten, Stätten
zur dankbaren Erinnerung, zur Erhebung, Erbauung,
Ehrung. Nicht wie die alltäglichen Gräber ſind ſie. Dieſe
erzählen meiſt nur wenigen Angehörigen von denen, die
darunter zur letzten Ruhe gebettet ſind. Wer vor
Kriegergräber hintritt, ohne jemals die gekannt zu haben,
die da ruhen, weiß doch von ihnen das Erhebendſte,
Er=
baulichſte, Ehrendſte, was es geben kann, was zu treueſtem
Gedenken auffordert: daß ſie den höchſten Ehrentod
geſtor=
ben ſind, den Tod für Vaterland und Volk, und er ehrt ſie
im Andenken und beugt das Haupt in Andacht.
Krieger=
gräber ſind Wahrzeichen der Treue. Ueber jedem
Krieger=
grabe, auch dem namen= und inſchriftloſen, leuchten
un=
ſichtbar, in ſtrahlend heller Schrift, die Worte: Getreu
bis an den Tod!
Der Kriegertod, der Tod der Kameradſchaft, macht alle
gleich. Die Ehre, einem Krieger an ſeinem Grabe
er=
wieſen, gleicht der, die jedem und allen zuteil wird,
bedeu=
tet Ehrung jedes einzelnen. Wer das Grab des Seinen,
der draußen vor dem Feinde gefallen iſt, nicht kennt, nicht
finden oder aufſuchen kann, der mag die Erinnerung an
ihn an den Gräbern ſeiner Kameraden ehren. Wo
Krie=
ger beſtattet ſind, iſt geweihtes, heiliges Feld der Ehre.
Dieſe Ehre iſt erhaben über Zeit und Raum. Ueberall
rufen die Kriegergräber zur ſelben Andacht, reden ſie
die=
ſelbe Sprache, die jedes Herz, das Ehrfurcht kennt, bewegt.
Ein Nichtkrieger, auf einer Frontreiſe nach Weſten,
ſchildert ſchlicht den ergreifenden Eindruck der erſten
Kriegergräber die ſein Auge ſchaut, alſo: „Da leuchtet aus
dem dunkelgrünen Gebüſch ein weißes Kreuz heraus. Ein
Soldatengrab. Das erſte, das ich ſehe. Ein Helm ziert den
Hügel. Dann wieder eins. Wir fahren aus dem Walde
heraus, und rechts und links vom Wege huſchen weiße
Kreuze vorüber. Wir fahren langſamer, um die
Inſchrif=
ten leſen zu können. Meiſtens fehlen die Namen. . . . Ein
ſtilles kühles Grab am Wege, im Walde und zwiſchen den
Wieſen. Und auf dem Kreuze ſteht: „Hier ruht ein
tapfe=
rer deutſcher Soldat”; und was nicht darauf ſteht, aber
in dem Herzen brennt, heißt: der auch für Dich geſtorben
iſt, damit Du zu Hauſe in Ruhe mit den Deinen weiter
leben und weiter ſchaffen kannſt.”
In Oeſterreich iſt das erſte Buch eines großen Werkes
erſchienen, das, von hohen Offizieren herausgegeben,
be=
zweckt, der Mitwelt und der Nachwelt die Namen aller
Gefallenen aus den Heeren des Habsburgerreiches zu
er=
halten. Es beginnt mit folgenden Worten: „Der Pflicht
des Staates, für ſeine invaliden Krieger zu ſorgen, dem
Rechte des Herrſchers, beſondere Taten und Verdienſte zu
belohnen, ſteht die heilige Verpflichtung der Mitwelt zur
Seite, aller jener zu gedenken, die nach dem Kriege nicht
mehr ſind, die auf dem Altare des Vaterlandes das hohe
Opfer ihres Lebens darbrachten.‟ Das edle Werk, das
volle Würdigung zu beanſpruchen hat, wird, weil es
gleich=
ſam die Todesaſche aller auf dem Felde der Ehre
gefalle=
nen Helden ſammeln will, mit einem Friedhof verglichen.
Gewiß nicht mit Unrecht. Aber ein ſolches Buch, ein ſolcher
Friedhof iſt, ſchon weil der Eintritt mit Koſten verknüpft
iſt, nicht jedermann ohne weiteres zugänglich. Deswegen
bleiben doch zunächſt und zuerſt die Kriegergräber die
an=
ſchauliche, unmittelbare Stätte, „aller jener zu gedenken,
die nach dem Kriege nicht mehr ſind” und die Kränze der
Erinnerung und der Ehren nicht welken zu laſſen.
Unſere Kriegergräber ſind das Saat= und Erntefeld
der deutſchen Zukunft. Ueber ihren Hügeln wird dereinſt
der Dom des deutſchen Friedens emporragen. Und was
Theodor Körner am Morgen ſeines Todes ahnend
geſun=
gen hat, ſoll Wahrheit werden: „Doch ſtehſt Du dann, mein
Volk, bekränzt vom Glücke, in Deiner Vorzeit heil’gem
Siegesglanz, vergiß die treuen Toten nicht und ſchmücke
auch unſere Urne mit dem Eichenkranz!‟ Die treuen
Toten dürfen und werden wir nicht vergeſſen. Ihre
Grä=
ber ſind uns deſſen die ſichtbaren Mahnſtätten. Sie, die
treuen Toten, mahnen uns an die Treue, die ſie bezeugt
haben; ſie mahnen zum Schwur der Treue: „Nimmer ſoll,
das Ihr vergoſſen, Euer Blut, umſonſt gefloſſen, nimmer
ſolls vergeſſen ſein!“
C. K. Im Waſſerflugzeug über den Dardanellen. Eine
packende Schilderung der erfolgreichen Fahrt eines
deutſch=
türkiſchen Flugzeuges über den Meerengen der
Darda=
nellen wird im nächſten Heft der bei der Deutſchen
Ver=
lags=Anſtalt in Stuttgart erſcheinenden Zeitſchrift Ueber
Land und Meer mitgeteilt. Folgende intereſſante
Einzel=
heiten des kühnen Fluges ſeien hier wiedergegeben: „
Un=
ſere Waſſerdoppeldecker lagen fertig aufmontiert. 6 Uhr
10 Minuten! — Alles bereit, klar zum Aufſtieg. Unter dem
Jubel der Bevölkerung ging es erſt eine kurze Zeit über die
blanke, ruhige Waſſerfläche hinaus dann ein kurzer Druck
am Höhenſteuer, und gehorſam ſauſten die Maſchinen
hinauf in die Luft. Immer am linken Küſtenufer entlang
bis zu den Kampflinien. Von den Forts her donnerten
in kurzen Intervallen die ſchweren Marinegeſchütze. Unten
auf der raſch dahinfließenden Strömung der Meerengen
ah man jetzt den weißen ſchmalen Schaumſtreifen, den
die Bugwelke des Periſkops der Unterſeeboote hervorruft,
auftauchen. Nun krachte es auch ſchon von allen Seiten.
Das engliſche Boot wurde in ein ſyſtematiſches
Zwiſchen=
feuer genommen, die leichten Geſchütze der Küſtenbatterien
knatterten mit den Schnellfeuerkanonen um die Wette; nach
kurzer Zeit praſſelten die Kugeln auf das Tauchboot
nie=
der, das ſofort zu tauchen verſuchte, aber vergeblich. Die
Manövrierfähigkeit mußte durch das gutgezielte Feuer
er=
heblich gelitten haben, denn wie ein todwundes
Meer=
ungeheuer verſuchte das engliſche Boot einige Wendungen
ohne Erfolg auszuführen, dann ſauſte es, da eine Rettung
nunmehr ausgeſchloſſen war, mit voller Kraft dem Strande
zu, um wenigſtens die Beſatzung zu retten. Da
anſchei=
nend die Maſchinen noch nicht beſchädigt waren, konnte das
Boot dieſes Manöver in gerader Richtung auf den
Grund zu laufen, noch ausführen, wenn es ſich durch
Nichtverſagen der Pumpen noch ſo lange über Waſſer
halten konnte. Mit einem furchtbaren Stoß lief das
wracke Boot auf den ſteinigen Sand auf, ohne jedoch
in=
folge ſeines großen Tiefganges bis direkt ans Ufer zu
gelangen. Sofort löſten ſich vom Ufer Motorbarkaſſen
und kleinere Boote los, um die Ueberlebenden
aufzu=
nehmen. Unterdeſſen ſauſten wir weiter, dem offenen
Meere zu.”
Das Flugzeug hatte die Aufgabe, die Bewegungen
der feindlichen Transportſchiffe zu beobachten. „Ich
ging raſch im Gleitflug wieder herunter, um ca. 500 m,
um auf jeden Fall feſtzuſtellen, in welcher Stärke die
Transportſchiffe Landungstruppen an Bord hatten.
Na=
türlich machten wir uns auf eine ſofortige heftige
Be=
ſchießung gefaßt. Aber nichts dergleichen erfolgte. Zwar
blitzten unter uns nach wie vor weiße längliche Wolken
auf, aber alle dieſe Geſchütze waren gegen die Küſte
ge=
richtet. Von uns nahm man anſcheinend keine Notiz.
Denn ſelbſt wenn uns die Geſchoſſe nicht erreichten, muß=
Der Kriegsausſchuß der deutſchen Induſtrie.
Berlin, 21. Sept. Die im Kriegsausſchuß
der deutſchen Induſtrie vereinigten zentralen
Induſtrieverbände veranſtalteten heute eine Beſprechung
über die Aufgaben der vom Kriegsausſchuß bei Beginn
des Krieges gegründeten Außenhandelsabteilung. Das
Referat erſtattete der Leiter des Inſtituts für
Seever=
kehr und Weltwirtſchaft in Kiel, Profeſſor Harms.
Nach eingehender Erörterung wurde folgende
Ent=
ſchließung einſtimmig gefaßt:
Die Ausſchüſſe des Bundes der Induſtriellen und
des Zentralverbandes deutſcher Induſtrieller nehmen
mit Befriedigung Kenntnis von den umfangreichen und
erfolgreichen Arbeiten, die die Außenhandelsabteilung
des Kriegsausſchuſſes der deutſchen Induſtrie ſeit
Kriegs=
beginn geleiſtet hat und deren Ergebniſſe in den
ge=
druckten Mitteilungen des Kriegsausſchuſſes regelmäßig
veröffentlicht worden ſind, ſoweit ſie weiteren Kreiſen
förderlich ſein konnten. Die Ausſchüſſe der beiden
Ver=
bände ſind der Anſicht, daß die zahlreichen von dem
feindlichen Auslande ergriffenen Maßnahmen zu einer
ſyſtematiſchen Verdrängung und Ausſchaltung des
deutſchen Wettbewerbes nach dem Kriege eine zielbewußt
organiſierte Förderung der deutſchen Ausfuhr, wie
überhaupt der deutſchen Welthandelsintereſſen erfordern,
um die hierdurch und durch den Krieg herbeigeführten
Schädigungen abzuwenden. Sie billigen daher und
begrüßen die vorbereitenden Schritte, die ſeitens der
Außenhandelsabteilung des Kriegsausſchuſſes der
deut=
ſchen Induſtrie zur Förderung des deutſchen
Wirt=
ſchaftslebens auf dem Gebiete des Außenhandels unter
nommen und in Ausſicht genommen worden ſind. Die
Verſammlung hält die Weiterentwicklung der
Außen=
handelsabteilung nach dieſer Richtung dringend geboten
und bekundet die Abſicht, mit anderen wirtſchaftlichen
Verbänden und ſonſtigen Inſtituten, welche an den auf
dieſem Gebiet ſich ergebenden Aufgaben mitzuarbeiten
berufen und gewillt ſind, in Verbindung zu treten, um
auf dieſem Wege den weitverzweigten, am Außenhandel
beteiligten vaterländiſchen Intereſſen möglichſt in vollem
Umfange gerecht zu werden. Dieſe
Exportförderungs=
beſtrebungen werden aber nur dann erfolgreich
durch=
geführt werden können, wenn ihnen weiteſtgehende
ſtaatliche Unterſtützung ſeitens der inländiſchen
Reichs=
behörden und der auswärtigen deutſchen
Reichsver=
tretung zuteil wird.
Die weitere Behandlung dieſer Fragen wird ſeitens
des Vorſitzenden des Kriegsausſchuſſes der deutſchen
Induſtrie gegebenenfalls in beſonders zu bildenden
Kommiſſionen unverzüglich in die Wege geleitet werden.
Die Kriegsanleihe.
TU Haag, 22. Sept. Holländiſche Banken
erhielten namhafte Zeichnungen auf die deutſche
Kriegs=
anleihe; ferner zeichneten Amerikaner durch die
Ver=
mittelung von holländiſchen Banken 25 Millionen Dollar.
Austauſch von Kriegsuntauglichen.
* Konſtanz, 21. Sept. (W. T. B. Nichtamtlich.)
Geſtern abend 7 Uhr ging der erſte ſchweizeriſche
Sanitäts=
zug mit franzöſiſchen Kriegsuntauglichen ab. Diesmal
ſind zehn Züge vorgeſehen. Von Konſtanz gehen 5 Züge
ab. Der erſte von ihnen ging geſtern, weitere werden am
23., 26., 29. September und vielleicht noch am 2. Oktober
abgelaſſen. Der erſte Zug mit deutſchen
Schwerverwun=
deten geht heute abend von Lyon ab und trifft morgen
vormittag 8 Uhr 30 Minuten hier ein. Die
ſchwerver=
wundeten Deutſchen kommen diesmal nicht mehr in ein
Karlsruher Lazarett, ſondern bleiben einige Zeit in
Kon=
ſtanz und werden von hier an den Sitz ihrer zuſtändigen
Generalkommandos befördert.
Arbeitſuchende in Warſchau.
* Berlin, 21. Sept. (Amtlich.) Zur
Vermitt=
lung von Arbeitern nach Deutſchland iſt beim
Polizeipräſidenten in Warſchau eine „Arbeiterzentrale‟
eingerichtet worden. Das Angebot von Arbeitſuchenden.
iſt ſtark. Arbeitgebern, welche Arbeitskräfte
be=
nötigen, wird hiermit empfohlen, ſich mit der
Arbeiter=
zentrale beim Polizeipräſidenten in Warſchau in
Verbin=
dung zu ſetzen.
Krieg und Volkswirtſchaft.
Autarkie oder Weltwirtſchaft.
II.
G* Das eine ſteht ſchon heute unzweifelhaft feſt:
die weltwirtſchaftlichen Beziehungen, die uns vor dem
Kriege mit den jetzt feindlichen Staaten verknüpften,
wer=
den ſich nur ſehr langſam und unter großen
Schwierig=
keiten wieder anknüpfen laſſen; es war ja ein
Wirtſchafts=
krieg hervorgegangen aus dem brennenden Verlangen,
deutſchen Handel und deutſche Induſtrie ganz und gar
vom Weltmarkte zu verdrängen, und da läßt ſich von
vorn=
herein annehmen, daß der Konkurrenzneid dazu führen
wird, den Wirtſchaftskrieg auch nach dem Frieden,
wenn der Waffenlärm verſtummt iſt, fortzuführen.
Frei=
lich gibt es Erzeugniſſe genug, in deren Bezug das
Aus=
land einzig auf Deutſchland angewieſen iſt; aber auch hier
wird man nur zögernd und langſam zu dem verhaßten
Konkurrenten zurückkehren und lieber verſuchen, im
eige=
nen Lande eine entſprechende Induſtrie großzuziehen. Wir
dürfen auch die große wirtſchaftliche Schwäche nicht
ver=
geſſen, unter der die unterlegnen Staaten leiden werden, und
die dazu zwingen wird, alle Bezüge von außerhalb nach
Möglichkeit einzuſchränken. Hierzu kommen noch die
Ver=
ſchiebungen, die im Welthandel namentlich durch das
Er=
ſtarken Amerikas geſchaffen wurden, das uns jetzt ſchon
ſo manchen Markt, namentlich im neutralen Auslande,
infolge der Unterbindung unſerer Ausfuhr, weggeſchnappt
hat.
Sehr ſtark werden ſich die Folgen des Krieges im
Kapitalverkehr fühlbar machen. Das Großkapital,
das bisher einen ausgeſprochen internationalen Charakter
trug, wird dieſen abſtreifen; nationale Erwägungen
wer=
den bei Kapitalsanlagen im Auslande in erſter Linie
aus=
ſchlaggebend ſein. Die von auswärtigen Anlagen erhoffte
Sicherheit — neben höherem Zinſenerträgnis — hat ſich
als Trugbild erwieſen. Weiter iſt zu berückſichtigen, daß
unfaßbar große Kapitalien durch den Krieg einfach
ver=
nichtet werden. Die vielen Milliarden, die für Munition
nach Amerika floſſen, ſind für England, Frankreich und
Rußland für immer verloren, und wir wiſſen ja, wie
ſchlimm es heute ſchon um die Finanzen dieſer früher ſo
überreichen Staaten ſteht. Die Nationaliſierung
des Kapitals wird für die ſchnelle Wiederanknüpfung
weltwirtſchaftlicher Beziehungen ein weiteres großes
Hin=
dernis bilden.
Wir ſtehen ſomit vor der Frage, ob wir verſuchen
ſol=
len, den Wiederaufbau unſeres Welthandels, der vor dem
Kriege eine ſtolze Höhe erreicht hatte, nach Kräften zu
be=
ſchleunigen und zu fördern, oder aber uns zunächſt darauf
zu beſchränken, unſeren Eigenhandel im Inneren
auszu=
bauen.
Hat nicht vielleicht unſere Zukunft gar zu ſehr auf
dem Waſſer gelegen? Das ungeheure Anwachſen unſeres
Exports, der uns vom Auslande zuſtrömende
Milliarden=
ſegen, die ſo unerhört ſchnelle Ausdehnung unſerer
inter=
nationalen Beziehungen ſind in weit ſchnellerem Tempo
gewachſen, als unſere politiſche Machtſtellung, darüber
wollen wir uns keinem Zweifel hingeben. Der Grund
und Boden, auf dem der Prachtbau unſeres Welthandels
ſtand, war zu beſchränkt, wie der Weltkrieg zeigte, der das
ganze Gebäude erſchütterte. Wir ſind nicht imſtande
ge=
weſen, unſere Kolotzien mit den Früchten vieljähriger
emſiger Arbeit zu erhalten und, zu ſchützen, auch unſere
Handelsflotte, der ſchmerzhafte Dorn im Auge Englands,
konnte nicht geſchützt erhalten werden. Der Krieg machte
uns mit einem Schlage wieder zum Binnenvolk. Sollte
das nicht zu ernſtem Nachdenken anregen? So
nachdrück=
lich, wie nur möglich, hat uns der Krieg gepredigt, wie
ſehr eine ſtarke Flotte, eine Flotte, die allen nur möglichen
gegneriſchen Bündniſſen gewachſen iſt, die Vorausſetzung
bildet für den Welthandel eines Volkes.
Eine ſtarke Flote iſt aber undenkbar ohne die dazu
ge=
hörigen Häfen und Flottenſtützpunkte und Kohlenſtatio=
nen. Ohne dieſe iſt Weltwirtſchaft nicht möglich.
Müß=
ten wir auf dieſe verzichten, dann blieben wir auf die
Ent=
wicklung unſeres Inlandshandels und unſere
Innen=
wirtſchaft angewieſen. Die ganze Frage des Welt= oder
Innenhandels wird ſich überhaupt auf die Beantwortung
der militäriſchen Geſichtspunkte zurückführen laſſen, ob wir
nämlich auch für die Zukunft bereit ſein werden, unſere
See= und Landſtreitkräfte ſo auszubauen, daß wir allen
Gegnern gewachſen ſind. Im deutſchen Volke wird dieſe
Frage ſicher mit „Ja” beantwortet werden. Ein Nein
würde ja alle gebrachten Opfer vergeblich machen.
Für die militäriſchen Erwägungen ſpielt aber wieder
die Unabhängigkeit vom Auslande, namentlich für die
Volksernährung, die wichtigſte Rolle. Zwar iſt
Englands Abſperrungskrieg mißglückt, dank der einmütigen
Opferwilligkeit unſeres Volkes. Aber darum beſteht die
Lehre um ſo feſter weiter, die uns der Krieg aufs neue
einhämmerte: Der Starke iſt am mächtigſten allein. Vor
allem müſſen wir alle unſere heimiſchen
Erzeu=
gungsmöglichkeiten in der Landwirtſchaft
nicht minder wie in der Induſtrie
aus=
bauen und fördern, ſoweit wie nur irgend
möglich, denn dann erſt dürfen wir daran gehen, unſeren
Welthandel aufs neue zu fördern. Hand in Hand mit
die=
ſem inneren Ausbau hat der Ausbau unſerer politiſchen
und militäriſchen Macht zu gehen, und hier müſſen wir den
Vorſprung, den wir als Sieger im Weltkriege haben, mit
eiſerner Hand feſthalten und ausnutzen. In dem Maße,
wie unſere militäriſche und politiſche Macht ſich
ausbrei=
tet und ſteigt, wird auch die Notwendigkeit und
Unent=
behrlichkeit deutſcher Weltwirtſchaft ſteigen und ſich
aus=
breiten. Sie folgt und muß der politiſchen Macht
folgen, darf ihr aber nicht vorausgehen.
Gehen wir mit klarem Kopf und deutſcher
Entſchloſ=
ſenheit der ſchweren Zeit des Ringens und Kämpfens um
den Welthandel entgegen, der unſerer harrt, wenn der
Waffenlärm ſchweigt. Es gilt, von Grund auf neu
auf=
zubauen. Hüten wir uns vor den Fehlern, die früher
ge=
macht wurden, namentlich vor dem des
Internationalitäts=
duſels und der Ueberſtürzung. Der Krieg hat uns
ge=
lehrt, deutſch zu ſein. Kehren wir auch zur alten
deut=
ſchen Tugend bedächtiger, kühler Ruhe zurück, dann wird
auch Geibels prophetiſches Wort in Erfüllung gehen, es
werde am deutſchen Weſen dereinſt die Welt geneſen!
Zwei ruſſiſche Geheim=Erlaſſe.
* Rußkija Iſwjeſtia veröffentlicht in Nummer 52
folgende Geheimbefehle ruſſiſcher Milit
är=
behörden:
I.
„An den Chef der Infanterie=Diviſion 41.
24. Dezember 1914. Nr. 995.
Abſchrift eines Geheimerlaſſes des
General=
quartiermeiſters beim Oberſten Kommando vom
8. Dezember 1914 (Nr. 1033) an den Chef des Stabes der
Südweſtarmee:
In der letzten Zeit beginnen Briefe von unſeren
in feindlichen Ländern gefangenen
Kriegsgefange=
nen einzutreffen. In einigen dieſer Briefe wird außer
den Angaben über den Aufenthaltsort und das Befinden
ihrer Abſender auch das Leben in der
Gefangen=
ſchaft in ſehr günſtiger Beleuchtung
ge=
ſchildert, weshalb die Verbreitung ſolcher Nachrichten
unter den Truppen und den Militärpflichtigen
uner=
wünſcht erſcheint. Im Anſchluß an dieſe
Ausführun=
gen bitte ich auf Befehl des Chefs des Stabes des
Höchſt=
kommandierenden die Ihnen unterſtellten
Militärzenſur=
behörden anzuweiſen, daß ſolche Briefe unſerer
Kriegs=
gefangenen, deren Inhalt auf andere Leute
verführe=
riſch wirken könnte, beſchlagnahmt und nicht den
Adreſſaten ausgehändigt werden; die Namen der Abſender
mit den zur Feſtſtellung der Identität dienlichen Angaben
(Vor= und Vatersname, Truppenteil) ſollten der
Beſonde=
ren Abteilung des Hauptſtabes zur Feſtſtellung der
Ver=
luſte der Operationsarmee überwieſen werden, um die
Verwandten benachrichtigen zu können.
Für getreue Abſchrift: Der Regimentsadjutant des
Saka=
talſki=Infanterie=Regiments Nr. 164
Stabs=Kapitän (Unterſchrift unleſerlich).
Dazu erging folgende Entſchließung des
Komman=
deurs des Regiments Nr. 164:
Die Kompagnieführer haben alle aus dem Auslande
eintreffenden Briefe zu öffnen und durchzuleſen; Briefe
von Juden und Tataren ſind zu vernichten.
Oberſt Kolog.”
II.
„Vertraulich. Abſchrift.
Der Stab des 12. Armeekorps an den Chef der
In=
fanteriediviſion 12: 12. Juni 1915. Nr. 181.
Der Höchſtkommandierende befiehlt, aus der
eintreffen=
den Korreſpondenz alle geſchloſſenen Briefe
zu=
rückzubehalten, namentlich die aus dem Auslande
eintreffenden, da ſie Nachrichten darüber enthalten, daß
s den Soldaten in der
Kriegsgefangen=
ſchaft gut geht. Solche Nachrichten wirken auf
unſere Soldaten verführeriſch. Es wird
da=
her befohlen, alle derartigen Briefe unter dem ſtrengſten
Geheimnis an den Stabsleutnant Ismailow
auszuhän=
digen.
Generalmajor Danilow.”
Jeder Kommentar würde nach unſerer Anſicht die
Wirkung dieſer Geheimerlaſſe, deren weiteſte
Ver=
breitung in den neutralen Ländern dringend
erwünſcht iſt, nur abſchwächen.
ten unter uns die Rauchwolken bei einer Beſchießung
nach oben eine runde, punktähnliche Geſtalt annehmen,
ſolche Wölkchen waren aber nirgends zu entdecken. Der
Feind kannte unſern neuen Flugzeugtyp nicht und hielt
uns ſicher für franzöſiſche oder ruſſiſche Flieger,
jeden=
falls für Verbündete. Dieſe Gelegenheit durften wir
nicht unberührt vorübergehen laſſen. Raſch ging ich im
Gleitflug noch tiefer, direkt auf das erſte große
Trans=
portſchiff zu. Mein Begleiter wurde ebenſo ſchnell
ver=
ſtändigt. Nun ſchien es den Leuten auf dem
Transport=
ſchiff doch ungemütlich zu werden, denn ein eiliges Hin=
und Herlaufen begann unten. Zu ſpät! Aus kaum 100 m
Höhe löſten wir drei ſchwere Sprengkörper ab (unſer
ganzer Vorrat); ſofort ſtellte ich das Höhenſteuer ein,
um nicht ſelbſt durch den Luftdruck in Gefahr zu kommen.
Ein furchtbares Krachen und Splittern, undeutliches
Ge=
ſchrei bewies uns, daß mein Begleiter gut getroffen hatte.
Ehe ſich die Begleitſchiffe von ihrem Schreck erholt hatten
und uns ihr Feuer nachſandten, waren wir ſchon in
un=
erreichbarer Höhe. Nun platzten in raſcher Reihenfolge
die kleinen Schrapnellwölkchen unter uns, ohne den
ge=
ringſten Schaden zu tun. Das ſchwerbeſchädigte
Trans=
portſchiff wurde von den Begleitſchiffen in die Mitte
ge=
nommen und abgeſchleppt, auch die übrigen Schiffe zogen
ſich langſam zurück. Mit einbrechender Dunkelheit
ge=
langten wir unbeſchädigt, von einer begeiſterten Menge
empfangen, auf unſerem Landungsplatz an der Bucht
wieder an.”
— Budapeſt im Kriege. Daß das Leben und die
wirtſchaftlichen Verhältniſſe in den großen Städten der
Zentralmächte durchaus nicht ſo ſehr unter dem Druck des
Krieges leiden, wie gewiſſe feindliche Hetzblätter
hinzu=
ſtellen belieben, geht aus einem in der Daily News
ver=
bffentlichten Artikel des Neu=Yorker Zeitungsverlegers
A. Robert Mountſier hervor, der ſeine in Budapeſt
ge=
machten Beobachtungen ausführlich wiedergibt. „Das
ungariſche Volk ſpricht nicht nur wie ein Mann, es ſteht
auch feſt zuſammen in allen Dingen des öffentlichen
Lebens. Die Budapeſter machen weder Revolution, noch
droht ihnen der Hungertod — wie verſchiedene engliſche
und amerikaniſche Blätter dem Publikum weismachen
wollten! Selbſtverſtändlich haben die Geſellſchaftskreiſe
ihre Bälle und Feſtlichkeiten aufgegeben. Die
Geſell=
ſchaftsſpalten in den Zeitungen ſind mit
Kriegsnachrich=
ten gefüllt, und die Vergnügungsklubs ſind leer. Die
Damen der Ariſtokratie ſind tagaus, tagein mit Eifer in
den Lazaretten als Krankenſchweſtern tätig. Die meiſten
Budapeſter Sportleute ſind zwar im Felde — aber
trotz=
dem iſt der Budapeſter Fußballklub in Tätigkeit; ja, was
noch mehr iſt: es werden zahlreiche Wettſpiele
abgehal=
ten. Auch die Tennisplätze auf der Margaretheninſel
und in der Umgebung der Stadt ſind fröhlich belebt; denn
es iſt durchaus nicht wahr, daß jeder gerade gewachſene
Mann an der Front oder tot iſt; und ſelbſt
Kranken=
ſchweſtern bedürfen körperlicher Bewegung. Auch ſcheinen
genügende Gummibeſtände vorhanden zu ſein — an
Tennisbällen iſt kein Mangel. Auch ſonſt lebt man in
Budapeſt faſt ebenſo ungebunden wie früher. Arm und
Reich beſuchen ihre Stamm=Kaffeehäuſer, und die
Spa=
ziergänger fehlen nicht in den Straßen. Jeden
Nach=
mittag und Abend iſt der „Ring” von gutgekleideten
Menſchen überflutet. Die Schneider machen gute
Ge=
ſchäfte. Das Fleiſch iſt teuer; aber alle Arten Gemüſe
ſind ausreichend vorhanden und die Ernte ſoll
vorzüg=
lich ſein.”
* Aufdeckung des großen Tempels von Memphis. Die
von der Univerſität in Pennſylvanien nach Memphis
entſandte Expedition hat einen Tempel von geradezu
gigantiſchen Maßen aufgedeckt. In ihm wurde ein großer
Raum, mit Zementfußboden belegt, aufgefunden, von
dem anzunehmen iſt, daß in ihm Amulette und ähnliche
Dinge hergeſtellt wurden. Nicht weniger als 4000 Gefäße
beträgt die Ausbeute. Darunter befinden ſich 100 Köpfe
in Terrakotta und aus anderem Werkſtoff. Aus ihnen
geht hervor, daß Memphis von den Vertretern der
ver=
ſchiedenſten Raſſen bewohnt war; hauptſächlich vertreten
ſind aber der rein ägyptiſche und der äthiopiſche Typus.
Ruſſiſches.
Kronrat im Hauptquartier des Zaren.
* Stockholm, 21. Sept. Zu dem auf den 23.
Sep=
kember im Hauptquartier des Zaren angeſetzten
Kronrat ſind außer den Miniſtern, Mitgliedern des
Reichs= und Kriegsrats, dem Armeechef auch
Perſönlich=
keiten geladen, die das beſondere Vertrauen des Zaren
genießen. Dem Kronrat wird in Petersburg große
Bedeutung beigelegt. Man erwartet von ihm neue
Verfügungen, und im unmittelbaren Anſchluß daran eine
andere Zuſammenſetzung des Miniſteriums, ſowie eine
Feſtlegung des inneren Kurſes, welcher nach Annahme
vereinzelter Blockforderungen dazu beſtimmt ſein ſoll, dem
Miniſterium einen gemäßigten Anſtrich zu geben, aber auch
die Richtung auf Ausſchaltung kooperativer Verbände,
Semſtwos und Städtebünde nehmen ſoll. Auch iſt ein
Verbot des Zuſammenſchluſſes lokaler Verbände zu
allge=
meinen Reichsverbänden geplant. Darüber hinaus wird
jedoch nach gutinformierten Quellen auch eine
Entſchei=
dung über Fragen der äußeren Politik notwendig, „welche
ſich aus der militäriſchen Lage ergeben”. Eine größere
Zahl von Würdenträgern iſt bereits zu Einzelaudienzen
nach Smolensk zum Zaren befohlen worden.
Gegen liberale Reformen.
* Petersburg, 21. Sept. Die rechte Gruppe des
Reichsrat hat als Beantwortung des Dumablocks eine
Kundgebung ausgearbeitet, wonach alle liberalen
Refor=
men mit Rückſicht auf den Krieg aufgehoben werden
müßten.
Ruſſiſche Finanznöte.
* Paris 21. Sept. Der Matin meldet: Der
ruſſi=
ſche Finanzminiſter Bark beſtätigte, er habe die
beſte Hoffnung für den Ausgang der mit den
verbün=
deten Finanzminiſtern eingeleiteten
Unterhand=
lungen, die den Zweck verfolgen, die Hilfsquellen zu
ver=
einigen, um den Kampf bis zum Siege fortzuführen. Die
öffentliche Meinung in Rußland bleibe von der
Notwen=
digkeit dieſes gemeinſamen Wirkens durchdrungen, ob es
ſich nun um den Krieg oder die Finanzen handele. Die
Alliierten müßten gleichfalls den Rahmen der zwiſchen
ihren Ländern beſtehenden Handelsbeziehungen erweitern.
Rußland habe notwendig, daß man ihm die
Regu=
lierung ſeiner Beſtellungen im Auslande und
die Bezahlung ſeiner Kupons erleichtere. Es handele ſich
endlich darum, dem Beſchluſſe Folge zu geben, Rußland
jene bedeutenden Beträge zu verſchaffen, die es benötigt,
um die Beſſerung des ruſſiſchen Wechſelkurſes anzuſtreben.
Einberufung des ungedienten
Land=
ſturms.
* Petersburg, 22. Sept. Der Rjetſch
veröffent=
licht ein Manifeſt des Zaren vom 13. September,
betreffend die Einberufung des ungedienten
Landſturms. Der Aufruf beſagt, daß der Feind in
das Land eingebrochen und es deshalb nötig ſei, mit
neuen, jungen Kräften die Armee zu ſtärken.
Die „irrenden Hunde‟
* Die franzöſiſchen Urlauber aus den
be=
ſetzten Gebieten ſind ſchon ſeit Wochen zur Plage
der Pariſer geworden. Nicht imſtande, ihre Familien zu
erreichen, und ohne Mittel, eine andere Unterkunft zu
bezahlen, lagern ſie nachts auf den Bänken des Bois de
Boulogne und der anderen Pariſer Parks und „träumen
von künftigen Ruhmestaten”, wie vor Wochen eine ſchöne
Abbildung in der Guerre Sociale ſo bitter ſagte. Guſtave
Hervé hat ſich der Leute zuerſt angenommen. Er hat für
ſie auch die uns fremdartig berührende Bezeichnung
les Chiens errants aufgebracht, die an die herrenloſe
Straßenpolizei Konſtantinopels erinnert. Die Sammlung,
die Hervé in der Guerre Sociale für die heimatloſen
Ur=
lauber eröffnete, brachte in drei Tagen rund 10000 Fr.
ein (in der Guerre Sociale vom 17. quittiert Hervé über
19844,40 Fr.), und Hervé überſchrieb ſtolz einen
Leitauf=
ſatz: Plus de Chiens errants! Keine heimatloſen Urlauber
mehr! Aber nach einigen Wochen (in der Guerre Sociale
vom 12.) muß er ſeine Behauptung als einen voreiligen
Irrtum zurücknehmen. In einem neuen Aufſatz: Encore
les Chiens errants! Immer noch die heimatloſen
Urlau=
ber! fragt er ganz verzweifelt: Was ſoll ich mit 10000 Fr.
für die 300000 franzöſiſchen und belgiſchen
Urlauber aus den beſetzten Landesteilen anfangen?
Ob die Engländer aus ihren reichen Geldmitteln nicht eine
Kleinigkeit für die teuren heimatloſen „Bundesgenoſſen”
opfern wollen?
Die militäriſche Dienſtpflicht in England.
* London, 22. Sept. Lord Selborne ſagte am
Samstag in einer Rede in Norwich, es handle ſich bei
der Frage der Dienſtpflicht nur um eine militäriſche,
nicht eine induſtrielle Dienſtpflicht. Er kenne keinen
Men=
ſchen mit Verantwortungsgefühl, der eine Vorſtellung
da=
von geben könnte, was eigentlich die induſtrielle
Dienſt=
pflicht bedeuten ſollte. Die Idee ſei von gewiſſenloſen
Leuten vorgebracht worden, die der Erörterung der rein
militäriſchen Wehrpflicht Abbruch tun wollten.
Der parlamentariſche Mitarbeiter der Daily News
be=
richtet, daß die konſervative Partei durch die
Frage der Wehrpflicht in zwei Lager geſpalten ſei. Die
Zahl der Konſervativen, die namentlich mit den Formen
der Bewegung für die Wehrpflicht nichts zu tun haben
wollten, mehre ſich. Die Arbeitgeber ſeien faſt durchwegs
dagegen, weil ſie bereits unter Arbeitermangel litten.
Lord Curzon beſtreitet in einer Zuſchrift an den Daily
Chronicle, daß er in der Wehrpflichtfrage ein Ultimatum
an das Kabinett vorbereite. Er ſei ein alter Anhänger
der Wehrpflicht, wolle ſich aber mit keinem Worte an die
Oeffentlichkeit wenden und gegen den Miniſterpräſidenten
und ſeine Kollegen vollkommen aufrichtig handeln.
* London, 22. Sept. Mehrere Arbeitervertretungen
darunter der Ausſchuß der Gewerkſchaft der Bergleute von
Yorkſhire mit 120000 Mitgliedern, haben Entſchließ
un=
gen gegen die militäriſche und induſtrielle
Wehrpflicht angenommen.
* London, 22. Sept. Zweihundert
Vertrauens=
männer, die etwa 55000 Waliſer Arbeiter, zumeiſt
Berg=
leute, vertreten, nahmen am Samstag eine
Entſchlie=
ßung in der Frage der Wehrpflicht an. Der
ſtellvertretende Präſident der Bergleute von Südwales
er=
klärte, daß Lloyd George ſich ſofort gegen die
Wehr=
pflicht ausſprechen müſſe, wenn er das Vertrauen und
die Unterſtützung der Gewerkſchaften behalten wolle. Der
Redner möchte ihn daran erinnern, daß die Bergleute von
Südwales noch da ſeien. Wenn die gedankenloſen Leute
eine Revolution erleben wollten, ſo müßten ſie die
Verantwortung dafür übernehmen. Es wurde eine
Ent=
ſſchließung angenommen, in der dem Abgeordneten
Tho=
mas für die unlängſt im Parlament gehaltene Rede Dank
ausgeſprochen wird.
Kriegsſteuern in England.
* London, 21. Sept. Im Unterhauſe brachte
Mac Kenna das zweite Kriegsbudget für das
laufende Finanzjahr ein. Er kündigte dabei eine
Er=
höhung der Einkommenſteuer um 40 Prozent
an. Die Steuern hätten in dieſem Jahre bisher 11 274000
Pfund Sterling eingebracht; man erwarte für das ganze
Jahr 37400000 Pfund Sterling. Auch die
Ergän=
zungsſteuer werde bei einem Einkommen von 8000
Pfund Sterling und darüber erhöht werden, und zwar um
¾/10 bis ¾ Schilling, woraus man 2 150000 Pfund
Ster=
ling zu erzielen hoffe. Ferner ſollen die Kriegsgewinne
beſteuert werden.
„Die Deutſchen handeln, während wir
ſchwatzen.‟
* London, 22. Sept. Die Daily Mail ſchreibt in
einem Leitartikel: Wir ſollen glauben, daß die Deutſchen
ihr Pulver nahezu verſchoſſen haben und daß die Türken
demoraliſiert ſind. Aber ſeitdem dies erklärt wurde,
nah=
men die Deutſchen Wilna; der Angriff auf die bedeutende
Feſtung Dünaburg begann und es unternahmen die
Deut=
ſchen eine große Umgehungsbewegung mit der offenbaren
Abſicht, die ruſſiſchen Heeresgruppen zu umzingeln. Was
die demoraliſierten Türken betrifft, ſo berichten
amerikani=
ſche Korreſpondenten, die einzigen unparteiiſchen Zeugen,
die wir haben, nichts von dieſer wünſchenswerten
Sach=
lage. Wenn ein ſolcher phantaſtiſcher Unſinn
wie dieſe Angaben über die Deutſchen und
Türken, in hieſigen hohen Kreiſen geglaubt wird, wie
iſt es dann für den Mann auf der Straße möglich, eine
klare Vorſtellung über den Krieg zu gewinnen! Das Blatt
ſtellt dem Vorgehen der engliſchen Zenſur die
ge=
wiſſenhafte deutſche
Kriegsberichterſtat=
tung nach neutralen Ländern gegenüber und ſagt, die
Deutſchen handeln, während wir ſchwatzen.
Die Balkanſtaaten.
Die Mobilmachung Bulgariens.
* Sofia, 21. Sept. In einer Verſammlung der
Regierungspartei angehörender Abgeordneten der
So=
branje erklärte Miniſterpräſident Radoslawow,
an=
geſichts der raſch fortſchreitenden Ereigniſſe könne
Bul=
garien nicht untätig bleiben und müſſe für
alle Möglichkeiten gewappnet ſein. Die
Mo=
bilmachung werde demnächſt folgen, nachdem die
Inter=
eſſen Bulgariens die Aufgabe ſeiner bewaffneten
Neutra=
lität nötig machen würden.
* Berlin, 21. Sept. Die Königl. bulgariſche
Geſandtſchaft in Berlin bringt zur Kenntnis
aller im Deutſchen Reiche ſich aufhaltenden bulgariſchen
Staatsangehörigen, daß die Königl. bulgariſche
Regierung heute, am 8. (21.) September die
all=
gemeine Mobilmachung angeordnet hat.
In=
folgedeſſen werden ſämtliche bulgariſchen
Staatsangehöri=
gen, die ſich in Deutſchland befinden und militärpflichtig
ſind, aufgefordert, ſich unverzüglich nach der Heimat über
Wien oder Rumänien zu begeben. Um etwaige nähere
Auskünfte über die allgemeinen Dinge können ſich die
bul=
gariſchen Staatsangehörigen mündlich oder ſchriftlich an
die Kgl. bulgariſche Geſandtſchaft in Berlin,
Kurfürſten=
damm 27, wenden.
Die Haltung Griechenlands.
* Berlin, 22. Sept. Wie dem Berl. Lokalanzeiger
aus Athen gemeldet wird, führten Unterredungen des
Miniſterpräſidenten Venizelos mit dem König zu
einer völligen Uebereinſtimmung über die Haltung
Grie=
chenlands in der nächſten Zeit. Griechenland betrachte
ein etwaiges bewaffnetes Vorgehen
Bulga=
riens nicht als einen Grund, ſeinerſeits an der Seite
Serbiens einzugreifen, da es durch keinen Vertrag
gebunden ſei, ſich in den Weltkrieg einzumiſchen.
Die Türkei und Bulgarien.
TU. Konſtantinopel, 22. Sept. Der Beginn des
ſerbiſchen Feldzuges löſt hier große Befriedigung aus. Mit
geſpannteſter Aufmerkſamkeit richten ſich nunmehr die
Augen der ganzen Balkanſtaaten auf Bulgarien. Auf
türkiſcher Seite beſteht das ehrlichſte Beſtreben, dem
neu=
gewonnenen Freund das weitgehendſte
Entge=
genkommen zu beweiſen. Die hieſigen maßgebenden
Kreiſe nehmen an, daß Rumänien und Griechenland alle
weiteren Schritte Bulgariens als neutral betrachten
wer=
den, ſolange nicht ihre eigenen Intereſſen bedroht ſind.
Bothas Verat.
P.C. Aus Amſterdam wird uns geſchrieben: Der
Verrat, den Botha an ſeinem Volke beging, indem
er die Holländer in Südafrika zwang, die Partei der
Fin=
gos, ihrer Ueberwältiger, zu ergreifen und gegen die
Deutſchen zu ziehen, das Volk, mit dem ſie ſeit Jahren in
herzlicher Freundſchaft und Frieden lebten, dieſer Verrat
ihres ſtammverwandten Generals hat die Bevölkerung
Transvaals in maßloſer Weiſe empört. Die Engländer
wiſſen zwar mit großer Strenge, ja, wenn nötig mit
Ge=
walt, alle wohlberechtigten Aeußerungen von Zorn und
Verachtung zu unterdrücken. Trotzdem kann das Volk
nicht zum Schweigen gebracht werden. Immer wieder
crreichen Berichte das Mutterland, die uns zeigen, daß der
holländiſch=freiheitliche Geiſt von keinem engliſchen
Ge=
waltgouvernement niedergerungen werden kann.
Die jüngſte Ablieferung der holländiſch=afrikaniſchen
Zeitung De Burger, die redigiert wird von Dr. Malan,
dem geiſtigen Führer der einſtigen Burenrepubliken,
ent=
hält eine ſchmerzliche, aber klare Auseinanderſetzung mit
Botha und die energiſche Verwerfung der engliſchen
Politik.
„Noch niemals” — ſo lieſt man in dieſer Abhandlung
des offiziellen Kapſtädter Blattes, die trotz aller
Wach=
ſamkeit des engliſchen Zenſors das Mutterland erreichen
konnte — „noch niemals hat England ſolche gute Anwälte
gehabt, um die Intereſſen der Fingos zu vertreten und
die Ehre der Afrikander in den Staubzu ziehen wie Botha
und ſeine Anhänger Smuts. Aber weil er „ihr” Botya
geworden, kann er „unſer” Botha nicht mehr ſein. Es iſt
ein ſchmerzliches Gefühl, zu wiſſen, daß ein afrikaniſcher
Bürger, der erſter Miniſter iſt, unſer Volk ſo ſchändlich ins
Geſicht ſchlägt. Und noch ſchmerzlicher iſt es, daß ein
Teil unſeres Volkes ſich auf den heilloſen Weg dieſes
Mannes leiten läßt. Doch auch dieſen Wenigen werden
die Augen geöffnet werden. Ich weiß, daß ſie den
ver=
kehrten Weg verlaſſen werden.”
Der Verfaſſer ſetzt nun des weiteren auseinander,
wie der aufgeſpeicherte Zorn gegen die Engländer
not=
wendig zu einer Exploſion führen muß. „Bürgſchaft für
einen Frieden beſteht nicht etwa darin, wie Botha uns
weisgemacht hat, daß ein erobertes Stück Land (— Deutſch=
Südweſt=Afrika) der Union angegliedert wird.
Bürg=
ſchaft iſt, daß das afrikaniſche Volk feſt zuſammenhält, um
zu erlangen, was unſer Recht iſt. Wir wollen eine
Freund=
ſchaft, die uns teuer iſt, nicht zerbrechen, wir ſind nicht
be=
gierig, durch Lügner, wie Botha, geleitet zu werden.
Dieſer Botha kann unſer Botha nicht mehr ſein. Er hat
uns verworfen. Er tut es noch. Mit unſerm Blut und
Geld hat er Feinde, die unſere Freunde ſind, beſiegt. Er
iſt der Held des Tages und läßt ſich verherrlichen. Er
beruft ſich darauf, daß die Vorſehung an ſeiner Seite war
und ſieht darin den Beweis, daß ſeine Unternehmung
echtmäßig war. Wenn ſeine Unternehmung aber
fehl=
geſchlagen wäre, würde er dann geglaubt haben, das
Recht ſei auf der Seite ſeines Feindes? Als vor 14
Jah=
ren eine gewaltige Uebermacht ſein eigenes Land eroberte,
hat er darin auch den Beweis geſehen, daß die Engländer
recht hatten? Nein, nein, um ſicher zu gehen, daß wir
recht tun, haben wir noch etwas anderes nötig als
Er=
folg. Erfolg iſt noch kein Zeichen von Gottes Billigung.
Botha iſt der große Held. Er hat geſiegt, den Freund
ge=
ſchlagen und das eigene Volk erniedrigt. Botha wird
verherrlicht, und Helden aus unſerem Volke werden
er=
ſchoſſen oder ſitzen im Gefängnis. Botha iſt Sieger.
mächtiger Botha! Ruhm und Ehre hat viel
Anziehen=
des für Dich! Aber wenn Du nicht beizeiten umkehrſt,
wird Dein Fall groß ſein!“
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
23. September: Varennes öſtlich der Argonnen
ge=
nommen. Auf die erſte Kriegsanleihe ſind 4½
Milliar=
den Mark gezeichnet.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. September.
* Verliehen wurde das Ehrenzeichen für Mitglieder
freiwilliger Feuerwehren durch Entſchließung Ihrer Königl.
Hoheit der Großherzogin an Wilhelm Holler
und Auguſt Beck, beide zu Friedberg.
* Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 13,
enthält: 1. Ueberſicht über die in den Landgemeinden des
Kreiſes Mainz zu erhebenden Gemeindeumlagen für das
Rechnungsjahr 1915. 2. Ueberſicht der von Großh.
Miniſterium des Innern für das Rechnungsjahr 1915
genebmigten Umlagen zur Beſtreitung der
Kommunal=
bedürfniſſe der iſraelitiſchen Religionsgemeinden des
Kreiſes Bingen. 3. Ueberſicht über die in den Gemeinden
des Kreiſes Gießen zu erhebenden Gemeindeumlagen
für das Rechnungsjahr 1915. 4. Ueberſicht über die in der
Stadt Mainz zu erhebenden Gemeindeumlagen für das
Rechnungsjahr 1915. 5. Ueberſicht über die in den
Ge=
meinden des Kreiſes Friedberg zu erhebenden
Gemeinde=
mlagen für das Rechnungsjahr 1915. 6. Nachweis der
Befähigung der Uebernahme eines Kirchenamts. 7.
Be=
richtigung.
Kriegsauszeichnungen. Der Eichmeiſter am
ſtädti=
ſchen Elektrizitätswerk Georg Hild zurzeit Vizefeldwebel
bei der Feldflieger=Abteilung 63, iſt mit dem Eiſernen
Kreuz 2. Klaſſe ausgezeichnet worden. Dem
Sanitäts=
gefreiten im 115. Infanterie=Regiment Johann
Schims=
heimer aus Ober=Ramſtadt iſt das
Sanitäts=
kreuz verliehen worden.
— Großh. Hoftheater. Sonntag, den 26., 4 Uhr
nach=
mittags, wird „Parſifal” bei gewöhnlichen Preiſen
wiederholt. Nach Sonntag, den 26., iſt eine Aufführung
dieſes Werkes nur in großen Zwiſchenräumen bei
beſon=
deren Gelegenheiten geplant. Der Vorverkauf zum „
Par=
ſifal” hat am Mittwoch, den 22., zu den gewöhnlichen
Kaſſenſtunden an der Tageskaſſe des Hoftheaters
begon=
nen. — Generalmuſikdirektor Felix von
Weingart=
n er trifft am 29. September in Darmſtadt ein und wird
hier als erſte Oper Wagners „Meiſterſinger” dirigieren.
* 80. Geburtstag. Heute begeht Frau Heinrich
Heyl Witwe in völliger geiſtiger und körperlicher
Friſche ihren 80. Geburtstag. Möge ſie ihren
Ange=
hörigen und Freunden noch recht lange erhalten bleiben.
g. Die dritte Kriegsanleihe. Die Feſtſtellung des
Zeichnungsergebniſſes für die dritte Kriegsanleihe in
Darmſtadt iſt erſt für heute nachmittag zu erwarten,
da die große Zahl der kleinen Zeichner und vermindertes
Perſonal der Banken die Zuſammenſtellung verzögert Die
Geſamtſumme der Zeichnung dürfte jedoch ſchätzungsweiſe
das Ergebnis der zweiten Kriegsanleihe
erreichen, wenn nicht ſogar übertreffen. Von
der Zentralkaſſe der heſſiſchen
landwirt=
ſchaftlichen Genoſſenſchaften wird uns
mit=
geteilt, daß auch diesmal wieder etwa 9 Millionen
Zeich=
nungen von den heſſiſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſen=
ſchaften bei ihr eingelaufen ſind; die genaue Feſtſtellung iſt
noch nicht gemacht, es iſt aber wahrſcheinlich, daß genannte
Summe noch übertroffen wird. Die erſte Kriegsanleihe
im September 1914 ergab in Darmſtadt rund 24
Mil=
lionen Mark, die zweite Kriegsanleihe im
März 49 140000 Mark. Wenn dieſe Summe wieder
erreicht wird, ſo iſt das ein gutes Zeichen für die
finan=
zielle Stärke unſerer Bevölkerung, denn es iſt zu
bemer=
ken, daß Induſtrien, die durch den Krieg eine Belebung
erfuhren, in Darmſtadt nicht ſehr zahlreich vertreten ſind.
Dagegen haben viele hier anſäſſige bedeutende Betriebe
ſehr unter den Kriegsverhältniſſen zu leiden.
— Beſchaffung von Arbeitskräften. Die
Handels=
kammer Darmſtadt iſt in der Lage, den Firmen des
Handelskammerbezirks nähere Auskunft über den
Aus=
tauſch junger feldverwendungsfähiger
Arbeitskräfte durch garniſonverwendungsfähige
oder ältere feldverwendungsfähige Arbeitskräfte zu geben.
— Wein= und Obſternte. Ein alter Glaube beſagt,
daß die Kriegsjahre eine gute Weinernte bringen.
Tat=
ſache iſt, daß auch der große Weltkrieg einen guten
Tropfen ſehen wird. Aber nicht allein der Wein, auch
die ſonſtigen Obſtſorten, aus denen ſich Wein bereiten läßt,
gaben eine gute Ernte. Das gilt beſonders von der
Aepfelernte für weite Landſtriche der deutſchen
Gauen. Darum wird hoffentlich auch der „Hohen=
Aſt=
heimer” ſich ſo im Preis ſtellen, daß er als Volksgetränk
Verbreitung finden wird. Dies iſt um ſo mehr zu hoffen,
als es nicht ausgeſchloſſen iſt, daß das Bier, deſſen Menge
an und für ſich beſchränkt iſt, noch weiterhin aufſchlägt.
Für die Moſtbereitung kann das Obſt billig geliefert
wer=
den, weil es ohne weitere Mühe von den Bäumen
abge=
ſchüttelt werden kann, ſodaß nur wenige Hilfskräfte
er=
forderlich ſind. Durch das Fehlen derſelben liegt aber die
Gefahr nahe, daß allzuviel Aepfel der Moſtbereitung
zu=
geführt werden und daß es dann an der genügenden
Menge Tafelobſt mangelt. Dieſes iſt aber für den Winter
geeignet, manche Mahlzeit abzugeben und dadurch im
wahren Sinne als Volksnahrung zu dienen. Um den
Obſtbedarf der ſtädtiſchen Bevölkerung ſicherzuſtellen, hat
die Stadtverwaltung eingegriffen und einſtweilen
etwa 800 Zentner Tafelobſt angekauft. Die
erſten Sendungen ſind eingetroffen, faſt durchweg beſſere
Sorten als Goldparmäne, Kaſſeler Reinette, Edel=
Rei=
nette u. a., ſowie auch billigeres Wirtſchaftsobſt. Die
Ab=
gabe erfolgt im Hinterhaus des Stadthauſes, die Preiſe
bewegen ſich zwiſchen 8,50 Mark bis 10,50 Mark für den
Zentner. Beſtellungen werden auf Zimmer 30 des
Stadt=
hauſes entgegengenommen.
— Zentralſtelle für die Volksernährung im Kriege.
Die Zentralſtelle beabſichtigt, am 1. Oktober in der
Turn=
halle der Eleonorenſchule eine Ausſtellung von
Kriegsgerichten zu veranſtalten; daran anſchließend
findet am Abend in der Eleonorenſchule ein Vortrag
von Frau Marie Prieſter über kriegsgemäße
Ernäh=
rung ſtatt. Der Zweck der Veranſtaltung iſt, zu zeigen,
wie man das teure Fleiſch erſetzen kann und einer
Unter=
ernährung vorbeugt, indem man die Gemüſe und
Hülſen=
früchte ſchmackhaft zubereitet und ihren Nährwert
voll=
kommen ausnützt. Die Eintrittskarte zur Ausſtellung, die
20 Pf. koſtet, berechtigt dann zum freien Beſuch des
Vor=
trags am Abend. Im Hinblick auf die Wichtigkeit der
Volksernährung iſt der Veranſtaltung ein guter Beſuch
zu wünſchen.
* Konzert Pauluskirche. Man ſchreibt uns: Zum
Beſten der Kriegsfürſorge findet am Mittwoch, 29. Sept.
abends um 8 Uhr, in der Pauluskkirche ein
Kon=
zert ſtatt, an deſſen Programm in liebenswürdiger
Weiſe die nicht nur in unſerer Vaterſtadt hoch
anerkann=
ten und beliebten Künſtler, die Damen Frau Baumeiſter=
Jacobs, Frau Franziska Callwey=Boruttau, die Herren
Hofkonzertmeiſter Schiering, Kammermuſiker Kreß und
Eberhard Delp mit Werken von Bach, Beethoven,
Buxde=
hude, Rheinberger, Hummel, Boſſi, Wooge und Arnold
Mendelsſohn hervorragend beteiligt ſind. Es erübrigt ſich
wohl, Vortragende wie die Werke des überaus geſchickt
zuſammengeſtellten Programms hinweiſend zu beſprechen,
ſind ſie uns doch liebe und gern gehörte Bekannte, und
erſtere zugleich kühne Streiter im Dienſte der Wohltätig=
Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch, den 22. September.
Fidelio.
W—l. Mit teilweiſe neuer Beſetzung gelangte heute
Beethovens „Fidelio” unter Leitung des Herrn
Hofkapell=
neiſters Ottenheimer in einer wohlgelungenen
Vor=
ellung wieder zur Aufführung. Die Titelpartie ſang
Frau Schelper, die ſich wieder als eine ſtimmbegabte
nd vollendete Sängerin bewährte und namentlich mit der
nit vollkommener geſangstechniſcher Beherrſchung und
tiefſter Empfindung geſungenen großen Arie rauſchenden
Beifall erntete. Was ihrem Fidelio noch ein erhöhtes
Intereſſe verlieh, war das intelligente und impulſive
piel, dank welchem die Rolle zu ſo ergreiſender
Darſtel=
lung gelangte, wie kaum durch eine ihree Vorgängerinnen.
Die ſchwierige, für die Tenöre ſonſt ſo klippenreiche Partie
des Floreſtan ſang Herr Mann mit verblüffender
Leich=
tigkeit und ſtimmlicher Verve. Zu den beſten Leiſtungen
es Abends gehörte das Duett zwiſchen Floreſtan und
Leonore, nach dem Herr Mann und Frau Schelper
drei=
maligen Hervorruf ernteten.
Eine tüchtige Kraft iſt auch in unſerer neuen
Sou=
brette, Frl. Meyer, gewonnen worden, für deren Können
ie Partie der Marzelline einen ſicheren Prüſſtein bildete.
Im Beſitze eines hellen, in allen Lagen gleichmäßig
aus=
gebildeten und ausgebenden und tonfeſten Soprans, ſingt
e ſauber und ſicher und mit künſtleriſchem Verſtändnis
nd gefällt durch ihr lebendiges Spiel. In Herrn
Schützen dorf hat die Partie des Pizarro jetzt einen
vürdigen Vertreter erhalten.
Die übrige Beſetzung war geblieben. Herrn
Stepha=
is Rocco iſt als eine meiſterhafte Leiſtung bekannt. Die
Chöre paßten ſich der wunderbaren Stimmung der Oper
verſtändnisvoll an.
Weshalb die große Leonoren=Ouvertüre jetzt nach
er Kerkerſzene geſpielt wird, zu der ſie die
Einlei=
ung hildet, iſt nicht verſtändlich, und nur künſtlich läßt
ch eine Begründung dafür konſtruieren.
keit, allezeit bereit, das Beſte ihrer Kunſt zu geben, wenn
es gilt, die Not zu lindern. Auch Herrn Organiſt Delp,
Sohn des Herrn Kammermuſikers Delp, begrüßten wir
des öfteren ſchon in engeren Kunſtkreiſen auf den
Pro=
grammen für die Kriegsfürſorge; und ob er die Orgel,
Klavier oder Violine ſpielte, verdient ſein von echt
künſt=
leriſchem Geiſt getragenes Streben höchſte Anerkennung
nd Erwähnung. Künſtler und Programm ſichern wohl
den Erfolg der guten Abſicht, den auch wir von Herzen
wünſchen.
C. Der St. Vinzenzverein der Pfarrei St.
Lud=
wig, der ſich ſeit dem Jahr 1895 der Unterſtützung
hieſiger Armer widmet, hielt am Dienstag ſeine
1000. Sitzung ab. Der Vorſitzende des
Verwaltungs=
rats wies auf die Bedeutung dieſer Tagung hin, brachte
der Konferenz ſeine Glückwünſche dar und begrüßte
ins=
beſondere den erſchienenen neuen Herrn Pfarrer Kaſtell.
Letzterer bat, den Geiſt des Vereins im Sinne ſeines
Stifters Ozanam zu bewahren und verſicherte denſelben
ſeiner tätigen Fürſorge. Nachdem noch die Vertreter der
Konferenzen St. Eliſabeth und St. Martin (Beſſungen)
hre Glückwünſche dargebracht hatten, ſprach der
Vor=
ſitzende der St. Ludwigskonferenz Werkmeiſter Straub
allen Mitwirkenden ſeinen Dank aus und widmete dem
verſtorbenen Domkapitular Dr. Elz, dem eifrigen Förderer
der Vinzenzſache, einen Nachruf.
4. ordentliche Generalverſammlung
der Heſſiſchen Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft.
gie. Geſtern fand im Stadthauſe unter dem Vorſitze
des Herrn Bergwerksbeſitzers Hugo Stinnes=Mülheim
die 4. Generalverſammlung der Heag ſtatt. Nachdem
ſich die erſchienenen Aktionäre zu Ehren des verſtorbenen
Vorſtandsmitgliedes Eiſenbahndirektors Sigmund
Net=
tel=Mannheim von den Sitzen erhoben hatten, folgte
die einſpruchsloſe Genehmigung des Geſchäftsberichts, der
Bilanz und der Gewinn= und Verluſtrechnung für 1914/15,
und die Entlaſtung des Aufſichtsrats und Vorſtandes.
In den Aufſichtsrat wurde an Stelle des Herrn Nettel
Herr Reg.=Rat Jordan gewählt und die ausſcheidenden
Rechnungsprüfer Beigeordneter Ekert=Darmſtadt und
Beigeordneter Dr. Bucerius=Eſſen wiedergewählt.
Aus dem Geſchäftsbericht iſt folgendes
hervor=
zuheben: Nach Fertigſtellung der Straßenbahnausbauten
innerhalb der Stadt wurde am 1. Mai 1914 die
Vorort=
ſtrecke Darmſtadt-Eberſtadt dem Betriebe übergeben,
wodurch ſich wiederum die geſamten Einnahmen der
Bah=
nen in erfreulicher Weiſe gehoben haben. Der
Ausflugs=
verkehr nach Eberſtadt und in deſſen nähere Umgebung
iſt durch die Elektrifizierung der Dampfbahnſtrecke ganz
er=
eblich geſteigert worden. Der Ausbau der
Fernleitun=
gen im Kreiſe Darmſtadt und Dieburg iſt, ſoweit es
mög=
lich war, gefördert. Einige Ortſchaften konnten noch
wäh=
rend des Krieges angeſchloſſen worden. Durch die
ein=
getretene Petroleumnot wurden viele Hausanſchlüſſe
aus=
geführt, deren Stromverbrauch allerdings in dem
vorlie=
genden Jahre nur zum Teil zur Geltung kommt. Das
Ergebnis der Fernverſorgung des dritten Geſchäftsjahres
iſt im allgemeinen zufriedenſtellend. Vor Ausbruch des
Krieges wurde mit Wirkung vom 1. Oktober 1914 für
Darmſtadt der Preis für Beleuchtungsſtrom von 50 auf
45 Pf. für die Kilowattſtunde herabgeſetzt. Der hierdurch
entſtandene Einnahmeausfall war erheblich, konnte jedoch
zum Teil durch Verſorgung von neuen Anſchlüſſen wieder
ausgeglichen werden.
Die anfangs Auguſt erfolgte plötzliche Einberufung
eines großen Teils des Fahrperſonals zwang dazu, den
Betrieb ſtark einzuſchränken. Die Linie 4 mußte wegen
ihres bisherigen ſchwachen Verkehrs und wegen
Perſonal=
mangel überhaupt eingeſtellt werden, und auf den übrigen
Linien wurde ſtatt 7½ Minuten die 15=Minuten=
Wagen=
folge eingeführt. Erſt nach Einſtellung und Anlernung
von älteren Leuten war es möglich, am 16. Oktober auf
den Linien 1, 2 und 3 den bisherigen Fahrplan wieder
aufzunehmen und Ende Dezember auf den übrigen Linien
eine dichtere Wagenfolge einzuführen. Erſt durch den
Erſatz von Frauen, die für den Schaffnerdienſt genommen
wurden, haben ſich die Verhältniſſe etwas gebeſſert, jedoch
fehlt es heute noch an geeigneten Wagenführern.
Die Mehr=Einnahmen von 30000 Mark aus dem
Be=
triebe der Dampfbahn wurden durch die Mehrbeförderung
von Militärperſonen nach dem Truppenübungsplatz
Gries=
heim erzielt. Der Betrieb war jedoch ebenfalls nur unter
erſchwerten Umſtänden, infolge Mangels an Perſonal und
Lokomotiven, durchzuführen. Hierzu kam noch die
Be=
förderung von täglich Tauſenden von Militärperſonen.
Bis zum 31. März 1915 waren 171 von unſeren vor
Ausbruch des Krieges beſchäftigten 363 Bedienſteten zum
Heeresdienſt einberufen worden, von denen leider auch 14
auf dem Felde der Ehre ihr Leben für das Vaterland
haben laſſen müſſen. An die Familien der ins Feld
gezo=
genen Angeſtellten wurden im verfloſſenen Geſchäftsjahr
Unterſtützungen im Geſamtbetrage von 63 298 Mark
ge=
zahlt. Nach Bekanntgabe der Mobilmachung wurde
ſämt=
lichen Militärperſonen freie Fahrt auf den Straßen=,
Dampf= und Vorortbahnen gewährt, die jedoch Ende Auguſt
wieder aufgehoben werden mußte, da ſich in der
Beför=
derung die größten Unzuträglichkeiten ergeben hatten.
Es wurden daher im Monat September, nach
vorüber=
gehender Einführung des normalen Fahrpreiſes,
Militär=
fahrſcheine für Soldaten vom Feldwebel abwärts für
ſämtliche Strecken zum Preiſe von 5 Pf. eingeführt.
Verwundetentransporte mittels Straßenbahnwagen,
der zu dieſem Zweck beſonders eingerichtet wurde, ſind
ebenfalls ausgeführt worden.
Infolge der Kupferbeſchlagnahme konnten im Herbſt
v. J. weitere Gemeinden an das Ueberlandnetz nicht mehr
angeſchloſſen werden. Innerhalb der Stadt Darmſtadt
ſind allerdings eine größere Anzahl Neuanſchlüſſe zu
ver=
zeichnen, die jedoch den Stromrückgang in induſtriellen
Anlagen nicht aufgehoben haben.
Wenn auch erhebliche Einnahmeausfälle infolge des
Krieges zu verzeichnen ſind, ſo war es trotzdem möglich,
die Ausgaben einſchließlich Unterſtützungen an Familien
mit den Einnahmen der Betriebe in Einklang zu bringen,
ſodaß, wie im Vorjahre, eine Geſamtdividende von 4½
Prozent verteilt werden kann.
Ueber die Finanzlage wurde ſolgendes bekannt
gegeben: Das Aktienkapital beträgt unverändert 4
Millio=
nen Mark. Von der erſten Anleihe mit 5 Millionen
ſtan=
den ultimo März 1915 noch 1 400000 Mk. zur Verfügung.
Von der Aufnahme einer neuen Anleihe von 6 Millionen,
welche, wie im letzten Geſchäftsbericht bereits erwähnt,
von Großh. Staatsminiſterium genehmigt wurde, iſt
vor=
läufig abgeſehen worden. Die Anlagekapitalien ſetzen ſich
am Schluſſe des Berichtsjahres, unter Berückſichtigung
der erfolgten Abrechnungen für Neuanlagen, wie folgt
zu=
ſammen: Elektriſche Straßenbahn 3 032 762,56 Mk.,
Dampf=
ahn 1067 417,49 Mk., Elektrizitätswerke 5850004,75 Mk.
Die konzeſſionsmäßigen Erneuerungsfonds betragen am
31. März 1915: Elektriſche Straßenbahn 451 782.55 Mk.,
Dampfbahn 154107,40 Mk., der Erneuerungsſonds der
Elektrizitätswerke 452723 Mk. Die konzeſſionsmäßigen
Reſervefonds betragen am 31. März 1915: Elektriſche
Straßenbahn 20855,42 Mk., Dampfbahn 11519,19 Mk.
Die Bilanz ſchließt auf beiden Seiten mit
13 979308,46 Mk. ab. Die Gewinn= und Verluſtrechnung
mit 798385,69 Mk., darunter ein Reingewinn von
285 781,58 Mk., der wie folgt verteilt wird: 5
Pro=
zent an den geſetzlichen Reſervefonds 8892,53 Mk., 4
Pro=
zent Dividende 160000 Mk., 6 Prozent Tantiemen an den
Aufſichtsrat 1071,04 Mk., zur Verfügung der
Generalver=
ſammlung 115818,01 Mk. Aus letzterem Betrage werden
gezahlt: ½ Prozent Superdividende 20000 Mk., auf neue
Rechnung vorgetragen 95818,01 Mk.
An dem verfügbaren Ueberſchuß waren beteiligt die
elektriſche Straßenbahn mit 235676,29 Mk., die
Dampf=
bahn mit 741718,99 Mk., das Elektrizitätswerk mit
52714,23 Mk.
Auch in der vormittags unter dem Vorſitz des Herrn
Hugo Stinnes=Mülheim (Ruhr) ſtattgefundenen
Ge=
neralverſammlung der Süddeutſchen
Eiſenbahngeſellſchaft, in der 6269 Aktien mit
5890 Stimmen vertreten waren, wurde die Tagesordnung
einſpruchslos genehmigt. Die Gewinn= und
Verluſtrech=
nung ſchließt mit 4089094 Mk. ab. Zur Verfügung der
Generalverſammlung ſtand ein Reingewinn von
1583 415,13 Mk., der wie folgt verwendet wird: 5½
Pro=
zent Dividende auf 26000000 Mk. voll eingezahltes,
divi=
dendenberechtigtes Aktienkapital 1430000 Mk.,
Statuten=
mäßige Tantiemen an den Aufſichtsrat 46 247,03 Mk.,
Ver=
tragsmäßige Tantieme an die Direktion 17937,05 Mk.,
Vortrag auf neue Rechnung 89 231,05 Mk.
Arheilgen, 22. Sept. (Von der dritten
Kregsanleihe.) Bei der hieſigen Spar= und
Dar=
lehenskaſſe iſt auch diesmal ſehr eifrig auf die
Kriegs=
anleihe gezeichnet worden. Es wurden von 98 Zeichnern
166000 Mark gezeichnet, und zwar 167 Stücke
(von 5000 Mark abwärts bis 100 Mark). Bei der zweiten
Kriegsanleihe waren es 75 Zeichner mit 134000 Mark.
Wenn man hinzuzieht, daß auch das hieſige Poſtamt
Zeichnungen, wenn auch eine bedeutend kleinere Summe,
entgegennahm, ſo wurden im ganzen aus unſerer
Ge=
meinde weit über 300000 Mark dem Vaterlande zur
Verfügung geſtellt, ein Zeichen, daß Arheilgen auch zum
Siege in dieſer Beziehung mitzuhelfen bereit iſt.
Bensheim, 22. Sept. (Familiendrama.) Der
vor etwa zwei Jahren hier zugezogene Ingenieur
Rei=
chenbach erſchoß heute morgen ſeine Ehefrau, um dann
ſich ſelbſt zu töten. Während die Frau ſofort tot war,
lebte Reichenbach noch eine Stunde. Dem eigentlichen
Drama ſcheint wieder ein Streit voraufgegangen zu ſein,
in dem ſich allem Anſchein nach die Frau in das
Bade=
zimmer flüchtete, wie die eingetretene Tür zu dieſem
be=
weiſt. Die Frau erhielt drei Schüſſe und vermochte ſich
noch bis zur Tür zu ſchleppen. Reichenbach ſelbſt ſchoß
ſich in den Unterleib und verſchied unter qualvollen
Schmerzen. Die Ehe der beiden war kinderlos und nicht
ſehr glücklich.
Mainz, 22. Sept. (Zeichen der Zeit.) In der
letzten Nacht wurde in Koſtheim in einen Bäckerladen
ein=
gebrochen und neben einer größeren Anzahl Brote auch
ſämtliche Brotkarten geſtohlen. — An einem
Gebäude in der Kaiſerſtraße wurde der Meſſingknopf
der Haustür abgeſchraubt und mitgenommen. — (
Zu=
ſammenſtoß.) Geſtern abend nach Eintritt der
Dunkel=
heit ſtießen auf der Straße zwiſchen Koſtheim und
Hoch=
heim zwei Radfahrer, die ihre Räder nicht beleuchtet
hatten, zuſammen. Der eine Radfahrer trug eine
erheb=
liche Verletzung am Kopfe davon, die ſeine Aufnahme in
das Städtiſche Krankenhaus erforderlich machte, der
an=
dere Radfahrer erlitt nur leichte Hautabſchürfungen.
Kempten, 22. Sept. (Das Exploſionsunglück.)
Zur Unterſuchung der geſtrigen ſchweren
Keſſelexplo=
ſion traf am Vormittag eine Gerichtskommiſſion aus
Bingen hier ein. Das folgenſchwere Unglück iſt auf
eine während des Betriebes erfolgte Keſſelexploſion der
Dampfdreſchmaſchine ohne ein Verſchulden Dritter
zurück=
zuführen. Die Dreſchmaſchine, die einer
landwirtſchaft=
lichen Genoſſenſchaft zu Nieder=Ingelheim gehört und
völlig intakt war, ſtand bereits ſeit 5 Uhr morgens unter
Dampf. Kurz vor 7 Uhr, als eben die Kinder zu der dem
Dreſchplatze gerade gegenüberliegenden Schule gingen,
er=
folgte unter furchtbarem, eine halbe Stunde weit
hör=
barem Krachen die Exploſion des Keſſels an der unteren
Keſſelwand. Gleichzeitig flog die etwa 100 Zentner
ſchwere Lokomobile etwa 4—5 Meter hoch in die
Luft und fiel unter furchtbarem Krachen, eine drei Meter
hohe, dicke Steinmauer durchſchlagend, auf ein
Nachbar=
haus, deſſen Seitenwand ſie völlig einſchlug.
Die vielen Verletzungen von Perſonen ſind ſowohl auf
den ausſtrömenden heißen Dampf, wie auf den
gewaltigen Luftdruck zurückzuführen, der weithin alles zu
Boden ſchleuderte. Vor dem etwa 10 Meter von der
Dreſchmaſchine entfernten Schulhauſe lagen an der Wand
und in der Seitengaſſe über ein Dutzend zuckende Kinder,
von denen 7 ernſtlich, darunter 2 lebensgefährlich, verletzt
ſind. Das 10jährige Söhnchen des Küfers Braun erlitt
eine ſo ſchwere Schädelzertrümmerung, daß ſein Ableben
befürchtet wird. Auch der Zuſtand des Söhnchens des
Feldſchützen Klein iſt bedenklich. Ebenſo ſchwebt ein
Ma=
ſchinenarbeiter infolge ſchwerer Verwundungen am Kopfe,
im Geſicht und mit bedenklichen inneren Verletzungen in
Lebensgefahr. Der 70jährige Gutsbeſitzer Bernet aus
Bingen, in deſſen Scheune gedroſchen wurde, flog über das
hinweggefegte Lattentor des Hofes hinweg auf die Straße,
wo er mit ſtarken Schädelverletzungen liegen blieb. Ein
22jähriges Mädchen wurde von dem furchtbaren Luftdruck
in die Räder des Dreſchwagens geklemmt, wo es wie
leb=
los ſtecken blieb. Im ganzen ſind 7 Kinder und 4
Erwach=
ſene ernſtlicher verletzt, darunter 2 Kinder und ein
Ar=
beiter lebensgefährlich.
Worms, 22. Sept. (Die Ausgrabungen am
Schildweg), im ſogenannten Römerloch, ſind nun ſo
weit abgeſchloſſen, daß über die zutage geförderten
Alter=
tümer ein Ueberblick möglich iſt. Es wurden 10
Stein=
ſärge gefunden, von denen 9 ausgeraubt waren. Der
einzige intakte enthielt zwei ſehr ſchöne Glasgefäße mit
feiner Patina, eine Nadel und eine Münze aus der Zeit
Conſtantius (353—361). Im ganzen konnten 18 Gräber
freigelegt werden. Die darin enthaltenen Funde geſtatten
intereſſante Rückſchlüſſe auf die Begräbnisformen der Zeit,
aus der die Grabanlagen ſtammen. Die Beſtattung muß
in Holzſärgen ſtattgefunden haben, die allerdings längſt
verwittert ſind. Ihr einſtiges Vorhandenſein beweiſen
zahlreiche eiſerne Sargnägel, die man in den
Gräbern fand. Auch die anderen Funde verdienen
größ=
tes Intereſſe. Hier ſind vor allem zu nennen 9 Gläſer
(wovon 5 tadellos erhalten), 14 Tongefäße (darunter ein
Geſichtskrug), 2 Münzen des Magnentius (350—353), eine
Bronzefibel (ſogenannte Armbruſtfibel), ſehr gut erhalten,
3 Gürtelſchnallen aus Bronze und 2 Dolchmeſſer mit
Horngriff. Zwei der letztgenannten Gräber hatten keine
Beigaben. Auf dem Ausgrabungsfeld fanden ſich
außer=
dem der Bügel einer vergoldeten Bronzefibel mit ſehr
ſchönen Verzierungen, und eine noch nicht näher beſtimmte
Münze. Die Zugehörigkeit beider Funde zu einem der
Gräber war nicht mehr zu ermitteln. Die gefundenen
Münzen geſtatten eine ziemlich genaue Datierung der
Grä=
ber, die danach aus der Mitte des 4. Jahrhunderts
ſtam=
men müſſen.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 22. Sept. Aus Anlaß des
Geburt stags der Kronprinzeſſin gingen aus
illen Teilen des deutſchen Vaterlandes zahlreiche
Glück=
wünſche ein, ſodaß eine einzelne Beantwortung unmöglich
iſt. Ihre Kaiſerliche und Königliche Hoheit beauftragte
infolgedeſſen die Privatkanzlei, allen denen, die ihrer in
ſo freundlicher Weiſe gedacht haben, auf dieſem Wege den
aufrichtigſten Dank zu übermitteln. Privatkanzlei der
Kronprinzeſſin.
Haag, 22. Sept. (Grubenunglück.) Der Nieuwe
Courant meldet aus London: 300 Bergarbeiter ſind
infolge eines Brandes in einer Grube in Exhall
eingeſchloſſen.
Parlamentariſches.
* Darmſtadt, 22. Sept. Die Zweite Kammer
tritt am Mittwoch, den 29. September, vormittags 11 Uhr,
zu ihrer 9. Sitzung zuſammen. Es iſt folgende
Tages=
ordnung zu erledigen: 1. Antrag, die Erweiterung des
Finanzausſchuſſes zur Vorberatung aller Vorlagen,
An=
träge uſw., ſoweit ſie ſich auf die Volksernährung und
wirtſchaftliche Fragen aus Anlaß des Kriegs beziehen,
betreffend. 2. Regierungsvorlage, Entwurf eines
Geſetzes die Wahlen zum 37. Landtag
be=
treffend. (Berichterſtatter: Abg. Reh.) 3. Antrag des
Abgeordneten Dorſch, das Hoftheater in
Darm=
ſtadt betreffend. (Berichterſtatter: Abg. Uebel.) 4.
An=
trag des Abgeordneten Dorſch, die fremdſprachigen
Ge=
ſchäftsbezeichnungen und Hausinſchriften betreffend. (
Be=
richterſtatter: Abg. Uebel.) 5. Antrag des Abgeordneten
Henrich und Genoſſen, die fakultative Einführung der
tür=
kiſchen Sprache in den Lehrplan der höheren Lehranſtalten
betreffend. (Berichterſtatter: Abg. Korell=Ingelheim.)
6. I. Vorſtellung des Fußgendarmen i. P. Joh. Philipp
Holz zu Darmſtadt, a) Dienſtbeſchädigungszulage,
b) Penſionserhöhung betreffend. II. Weitere Vorſtellung
desſelben, a) Rückwirkung und Nachzahlung der ihm
zu=
gebilligten 20 Prozent Dienſtbeſchädigungszulage, b)
Er=
höhung ſeines Ruhegehalts betreffend. (Berichterſtatter:
Abg. Hauck.) 7. Vorſtellung des Chr. Faber zu
Leih=
geſtern, Feldbereinigungsverfahren in der Gemarkung
Leihgeſtern betreffend. (Berichterſtatter: Abg.
Stöp=
ler.) 8. Vorſtellung der Eiſenbahn=Oberſekretäre Ewald
und Eimer zu. Darmſtadt, Aenderung ihres
Beſoldungs=
dienſtalters betreffend. (Berichterſtatter: Abg.
Henrich.)
Stimmen aus dem Publikum.
„Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Rebaktton
ſeinerlei Verantwortung: für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Die Notlage der Hausbeſitzer.
Unter obiger Ueberſchrift erſchien am 18. September
im Darmſtädter Tagblatt ein kleiner Artikel, welcher
dar=
tun ſollte, daß die Hausbeſitzer unter dem Kriege nicht
mehr als andere Gruppen des Wirtſchaftslebens leiden.
Der Herr Artikelſchreiber reißt zu dieſem Zweck eine
Statiſtik über Mietverluſte aus ihrem ſie begleitenden Text
heraus, um ſie, wie es mir ſcheint, dem von ihm
gewünſch=
ten Zweck dienlich zu machen.
Ganz anders ſieht die Sache aus, wenn man den
Zahlen hinzufügt, daß die Statiſtik keine umfaſſende iſt,
und daß es dem Bunde der Berliner Grundbeſitzer nur
möglich war, von 10800 Häuſern den Mietverluſt
feſtzu=
ſtellen, der ſich auf die 10800 Häuſer, im Durchſchnitt
be=
rechnet, auf 1632 Mark für jedes Haus beläuft. Wäre es
möglich, von den übrigen tauſenden Beſitzern von
Miet=
häuſern die Mietverluſte zu bekommen, ſo käme ein
Ver=
luſt heraus, vor dem es ſelbſt dem Artikelſchreiber
ſchwin=
deln würde, obwohl er in dieſer Beziehung in Numero
Sicher iſt. Leider geben viele Hausbeſitzer ihren
Miet=
verluſt nicht an, aus der falſchen Furcht, ihren Kredit in
der ohnehin ſchwierigen Zeit noch mehr zu ſchädigen.
An dieſem Punkt macht der Artikelſchreiber einen
Fehler in der Auslegung der Statiſtik; er ſagt, die
Verluſt=
ziffer iſt nicht ſchlimm, wenn man die Durchſchnittsziffer
durch eine Anzahl ungeſchädigter Hausbeſitzer herabdrückt
und verſchönert. Es handelt ſich aber hier nicht um
be=
ſtellte ſchöne ſtatiſtiſche Ziffern. Die Not der großen
An=
zahl der geſchädigten Hausbeſitzer wird dadurch nicht
ver=
mindert, daß ein anderer Teil ungeſchädigt bleibt. Gott
ſei Dank gibt es auch ſolche.
Wer aber in die Verhältniſſe des Hausbeſitzes
einge=
weiht iſt, für den genügt die angegebene Statiſtik
voll=
kommen. Der Kenner weiß, in welchen Abgrund er
hinein=
ſieht, wenn er gezeigt bekommt, daß in nur 10800 Häuſern
16 118694 Mark an Miete verloren gegangen ſind.
Ein Nichtwiſſender oder Nichtwiſſenwollender iſt mit
kurzen Darlegungen nicht, oder überhaupt nicht
aufzuklä=
ren; auch iſt hier nicht der Ort dazu.
Die vorhandene Notlage der Hausbeſitzer iſt heute eine
ſo unbeſtreitbare Tatſache, daß nur böſer Wille oder
Un=
kenntnis dagegen ſtreiten können.
Die im ganzen Deutſchen Reiche ins Rollen
gekom=
mene Frage über die Wege zur Geſundung der Notlage
im Hausbeſitz kann durch Artikel wie der erwähnte nicht
mehr aufgehalten werden.
Da aber viele uneingeweihte Leſer durch derartige
Ar=
tikel irregeleiter werden, ſo will ich verſuchen, mit kurzen
Worten darzutun, warum der Hausbeſitzer mehr unter dem
Kriege leidet als alle anderen Wirtſchaftsgruppen. Der
ſeit Kriegsausbruch erhöht eingetretene Mietausfall wurde
veranlaßt:
1. Durch Aufgabe ganzer Wohnungen,
Zuſammen=
ziehung ſeither getrennt wohnender Familien,
Abwande=
rung und Tod.
2. Dadurch, daß es den Familien von
Kriegsteilneh=
mern in großer Anzahl oft nicht oder nur in geringer Höhe
möglich iſt, die Miete zu zahlen. Zu dieſen
Minderein=
nahmen kommen alsdann noch erhöhte Ausgaben hinzu,
wie vielfach erhöhte Hypothekenzinſen, hohe Nebenſpeſen
bei Stundung von Hypothekenkapital, vermehrte Ausgaben
zur Herſtellung vorzeitig wieder freigewordener
Wohnun=
gen, Zahlung der vollen Gemeindeſteuer trotz leerer
Woh=
nungen oder ermäßigter Mietpreiſe. Kurz, der
Haus=
beſitzer wird zerriſſen zwiſchen erhöhten Ausgaben und
verminderten oder fehlenden Einnahmen.
Während jedem Handels= und Gewerbetreibenden in
Friedenszeiten und oft, auch während des Krieges ein
lau=
fender höherer Gewinn möglich iſt, hat der Hausbeſitzer
bei einem bedeutenden Riſiko höchſtens eine mäßige
Ver=
zinſung ſeines Kapitals zu erwarten, die aber in den
letz=
ten Jahren meiſtens auch noch ausgeblieben iſt. Jeder
Handels= und Gewerbetreibende kann ſein Geſchäft
auf=
geben und iſt allen Weiterungen enthoben. Er hinterläßt
dem Hausbeſitzer die leeren Läden und Werkſtätten, für
welche dieſer, auch während des Krieges, alle Laſten
weiterzahlen muß.
Der erwähnte Herr Artikelſchreiber ſpricht noch am
Schluß von der Notlage der Mieter. Nun, den
Minder=
bemittelten zahlt der Hausbeſitzer und die Stadtgemeinde
den etwa fehlenden Mietbetrag. Die bemittelten Mieter
leiden unter keinen anderen Schwierigkeiten, die nicht auch
alle Hausbeſitzer wohl nebenher zu tragen haben.
Da=
gegen beuten eine Reihe von bemittelten Mietern die
Nor=
lage des Hausbeſitzes dazu aus, für weniger Miete ſchönere
Wohnungen zu ergattern, was nicht gerade nach
Opfer=
reudigkeit und patriotiſchem Gemeinſinn ausſieht.
Zeichnungen für die dritte
Kriegs=
anleihe.
* Es zeichneten ferner: Metallbank und Metallurgiſche
Geſellſchaft Frankfurt a. M. 11500000 Mk. Die Stadt
Marburg mit der Sparkaſſe Marburg 2 Millionen (
vor=
her 1 Million). Kreisſparkaſſe Saarlouis 4500000 Mk.
Städtiſche Sparkaſſe Bretten 2 Millionen. Kreisſparkaſſe
Lüdinghauſen i. W. 2500000 Mk. Firma Baſſe u. Selpe
Altena i. W. 3 Millionen. Chemiſche Fabrik Rhenania
Aachen 1500000 Mk. Mineralölwerke F. Saigge u. Co.
in Peine 1500000 Mk. Hanſa=Lloyd=Werke
Automobil=
fabrik Bremen 1 Million. Die Reichsverſicherungsanſtalt
für Angeſtellte 40 Millionen. Zigarettenfabrik Carbaty
Berlin 2 Millionen. Julius Berger Tiefbau=A.=G. 1
Mil=
lion. Landwirtſchaftliche Berufs=Genoſſenſchaft Heſſen=
Naſſau 1 Million. Landeskreditkaſſe in Kaſſel 3 Millionen.
Heſſiſche Brand=Verſicherungsanſtalt in Kaſſel 1½
Millio=
nen. Verwaltung des kommunalſtändiſchen
Schatzver=
mögens in Kaſſel 5 Millionen. Schuler u. Co.
Baumwoll=
ſpinnerei St. Ingbert=Wetzikon 1300000 Mk. Leonhard
Tietz A.=G. Köln 1 Million. Maſchinenbau= und
Klein=
eiſeninduſtrie=Berufsgenoſſenſchaft Düſſeldorf 2 Millionen.
Sparkaſſe der Stadt Witten 8 Millionen.
Genoſſenſchafts=
verband des Trieriſchen Bauernvereins 7500000 Mk.
Ver=
ſicherungsgeſellſchaft Thuringia Erfurt 2 Millionen.
Spar=
kaſſe Walsrode 1500000 Mk. Jüdiſche Gemeinde zu
Ber=
lin 1300000 Mk. Oberlauſitzer Sparkaſſe 2 Millionen.
Kommunalſtändiſche Bank der Oberlauſitz 2 Millionen.
Die ſtändiſche Verwaltung des Markgrafentums
Ober=
auſitz 4500000 Mk. Steinkohlengewerkſchaft
Rhein=
preußen Homberg a. Rh. 1 Million. Sparkaſſe Kempen
2 Millionen. Landesausſchuß des Bezirksverbandes
Kaſſel 7 Millionen.
Handel und Verkehr.
* Berlin 22. Sept.
Börſenſtimmungs=
bild. Im Börſenverkehr trät eine recht gehobene
Stim=
mung zutage. Es herrſchte mehr Unternehmungsluſt.
Einige Induſtriewerte ſetzten ihre Aufwärtsbewegung
fort. Als höher wurden insbeſondere Phönix, Daimler,
Benz, Hirſch Kupfer und Becker Stahlwerke genannt.
Leb=
hafteres Intereſſe zeigte ſich jetzt, nachdem die
Tauſchope=
ration gegen die Kriegsanleihe aufgehört hat, für drei=
und vierprozentige deutſche Anleihen. Ausländiſche
Valu=
ten waren mit Ausnahme der ruſſiſchen feſt. Tägliches
Geld 2½ bis 2 Prozent, Privatdiskont 4 Prozent.
Landwirtſchaftliches.
F.C. Frankfurt a. M., 22. Sept. Viehmarkt.
Auftrieb: 460 Rinder, 34 Ochſen, 3 Bullen, 423 Kühe, 921
Kälber, 124 Schafe 529 Schweine. Geſchäft gedrückt; bei
Schweinen Ueberſtand. Bezahlt wurde für Kälber:
a) —.— b) 82—86 (137—143), c) 76—82 (127—1137),
d) 70—75 (119—127), e) 65—70 (110—119); Schweine:
a) 144—152½ (180—190), b) 130—150 (160—180); Schafe:
) 59—60 (128—130), b) 44—48 (105—115).
Fruchtmarkt: Im Angebot und Handel iſt ſeit
Montag eine Aenderung nicht zu bemerken. Das Geſchäft
rach wie vor ruhig und feſt, da Angebot knapp. Man
notierte Mais 65—66 Mk., Gerſte 69—71 Mk.
Futtermittelmarkt: Futtermittel ſehr knapp
und feſt. Kokoskuchen 62—63 Mk., Leinkuchen 68—69 Mk.
Kartoffelmarkt: Man notierte ab Wetterauer
Stationen 6,25—6,75 Mk., Naſſ. Induſtrie=Speiſekartoffel
6,50—7,— Mk. ab naſſauiſcher Station. Alles per 100
Kilo.
Literariſches.
— Ein Kriegschorheft gibt der Evangeliſche
Kirchengeſangverein für Heſſen als Nr. 4
ſeiner Chorhefte demnächſt heraus. Das Verlangen
nach geeigneten religiös=vaterländiſchen Chorgeſängen
wird in dieſer Zeit bei unſeren Kirchenchören wohl
allge=
mein ſein. Die vorliegende Sammlung ſoll den
mannig=
fachen Empfindungen der Kriegszeit Ausdruck verleihen,
aber auch nach dem Krieg eine Erinnerung an dieſe Zeit
bilden und für vaterländiſche Feiern Stoff darbieten. Neben
ganz aus der Kriegsſtimmung herausgeborenen neuen
Chören enthält die Sammlung auch ſolche allgemeineren
Inhalts, die jedoch — wenigſtens in einigen Strophen
in der gegenwärtigen Lage ihre beſondere Beziehung
er=
halten. Sie dürften vielfach unbekannt ſein. Einige
Num=
mern ſind auch außerhalb der Kirche bei vaterländiſchen
Feiern zu verwenden. Die Sammlung enthält 22
Chorge=
ſänge: 4 Motetten von A. Mendelsſohn, eine von Karl
Lembcke, 6 Lieder von Arnold Mendelsſohn: Trutz und
Troſt, Herz der Völker, Mahnung zur Geduld (Texte von
Rudolf Alexander Schröder), Kriegsernte (Gedicht von
G. Vogel), Deutſches Herz verzage nicht (Arndt), Auf der
Wacht (Reinick), weitere Chöre von Karl Löwe. Ferner
ſchöne ältere Chorallſätze von J. H. Schein (zwei), M.
Prä=
torius, den Böhmiſchen Brüdern, Beutler. Eine beſonders
reiche Gabe von ergreifender Innigkeit und Kraft bieten
die erwähnten Motetten und Lieder Mendelsſohns die
da=
bei auch einfacheren Chören keine zu großen
Schwierig=
keiten bereiten dürften, darunter die Motette zum
Gedächr=
nis der gefallenen Helden, die ein Requiem für unſere
Ge=
fallenen im kleinen darſtellt und überall mit inniger
Be=
wegung vernommen werden wird. — Wegen ihres
größe=
ren Umfanges und ihrer Anforderungen an die Geübtheit
des Chores muß eine weitere Motette von A. Mendelsſohn
beſonders herausgegeben werden. Sie behandelt Worte
des 18. Pſalms (Belials Bäche erſchreckten mich), ein
prachtvoller Chor von großer Kraft und Wucht, dem als
friedlicher Abſchluß eine Choralſtrophe folgt. Dieſe
Motette, wie auch das Chorheft Nr. 4, ſind von der C. F.
Winter’ſchen Buchdruckerei in Darmſtadt zu beziehen.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 22. Sept. Amtlich wird verlautbart:
22. September:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
In Oſtgalizien und in Wolhynien iſt die
Lage unverändert. An der Ikwa kam es in einigen
Abſchnitten zu heftigen Artilleriekämpfen. Vereinzelte
Verſuche der Ruſſen, üüber den Fluß vorzudringen, ſcheiter
ten im Feuer unſerer Batterien.
Die in Litauen kämpfenden k. u. k. Streitkräfte
haben geſtern im Raume Nowaja=Myisz eine
ruſſiſche Stellung durchbrochen. 900 Mann
zu Gefangenen gemacht und 3 Maſchinengewehre
erobert.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Gegenüber dem Nordabſchnitt der Hochfläche von
Lafraun unterhielt die feindliche Infanterie heute
durch mehrere Stunden vor Tagesanbruch ein ſehr
heſ=
tiges Feuer, ohne jedoch vorwärts zu kommen. Im
Dolo=
mitengebiete erhöhte die italieniſche Artillerie ihre
Tätig=
keit gegen den Monte Piano und das Gebiet beiderſeits
dieſes Berges. Die Geſamtlage iſt unverändert.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
An der Save und unteren Drina
Artillerie=
kämpfe und Geplänkel. Pozarevac und vk.
Gra=
diſte wurden mit Bomben belegt.
Montenegriniſche Artillerie beſchoß Teodo.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die Lage im Oſten.
Die engliſche Preſſe über die ſchwierige
Lage der Ruſſen im Wilnagebiet.
* London, 22. Sept. Der militäriſche Mitarbeiter
der Times erinnert daran, daß er kürzlich ſagte, daß
die ruſſiſchen Truppen unter dem neuen Oberbefehl
anſcheinend eher brechen als biegen würden, und fährt fort:
Sobald der Großfürſt die Front verlaſſen hatte, war
es klar, daß ſeine weiſe Strategie nicht mehr völlig in
Gunſt ſtand. Die ruſſiſchen Truppen blieben
bei Skidel viel länger, als es klug war und
ſind jetzt teilweiſe umzingelt. Die Truppen bei Wilna
blieben vom 12. bis 18. dieſes Monats trotz des Vorrückens
der Deutſchen ſtehen. Wir erwarteten, von der Fortſetzung
eines geordneten Rückzugs aller Armeen in einer Linie
zu hören, aber die ruſſiſche Front blieb unverändert und
Hindenburg erhielt eine Gelegenheit, die er kühn
wahrnahm. Wir wiſſen nicht, weshalb man der
deut=
ſchen Kavallerie erlaubte, durch das ſchwierige Seengebiet
zwiſchen Dünaburg und Wilna zu marſchieren. In
die=
ſem für die Verteidigung geeigneten Gebiet hätten wenige
Diviſionen eine vielfach ſtärkere Truppe aufhalten können.
Aber ſobald die deutſche Kavallerie von der Swenta
vor=
gegangen war, ſcheint ſie auf keinen Widerſtand geſtoßen
zu ſein. Es war ein großer Schlag, Wileika und
den Bahnknotenpunkt Molodeczno zu erreichen, alſo eine
Linie, die für alle ruſſiſchen Truppen in der Front Wilna-
Slonim die Hauptverkehrsader für
Verſor=
gung war. Es muß für die Ruſſen ſchlimm geweſen
ſein, den letztgenannten Punkt auch nur zeitweiſe zu
ver=
lieren. Die Kavallerie dürfte bei dem Durchbruch auch
ſonſt großen Schaden angerichtet haben. Wenn Belows
Armee der Kavallerie folgt, ſo wird dieſe verſuchen,
ihre Klauen in die ruſſiſche Flanke zu ſchlagen und die
Fortſetzung des Rückzugs von Wilna zu verzögern, bis
Below und Eichhorn den Wilijafluß erreichen. Dann
könnte nur ein raſcher Rückzug der ganzen ruſſiſchen Linte
in der Front Wilna, Radun, Slonim und Pinsk die Lage
wiederherſtellen, wie der Großfürſt ſie verließ, Es iſt nicht
ſicher, daß die Ruſſen, die jüngſt in Wilna waren,
unver=
ſehrt davonkommen. Wenn Below der Kavallerie folgt,
wird dieſer Einbruch die wichtige Wirkung haben, daß er
die ruſſiſche Zentralarmee von der Nordarmee trennt,
zu=
mal die Nordarmee ſelbſt bei Dünaburg von überlegenen
Streitkräften angegriffen wird.
Ein rumäniſches Urteil.
* Bukareſt, 22. Sept. In einem Leitartikel
be=
handelt die Indépendance den ruſſiſchen Rückzug
und ſpricht die Anſicht aus, daß es verfrüht wäre, von der
uſſiſchen Offenſive zu ſagen, daß ſie das Bild des Krieges
im allgemeinen ändern könne. Sie habe nur eine örtliche
Bedeutung; allerdings müſſe man erkennen, daß die
Legionen des Zaren ihren bei Gorlice erlittenen Schreck
überwunden haben. Ihre Moral ſei unverſehrt, ſodaß ſie
die Abſichten ihrer Führer erfüllen. Nach dem Fall von
Grodno hätte man glauben können, daß der Weg für
die Deutſchen endgültig frei ſei. Schon nach mehreren
Kilometern bildeten aber die Ruſſen eine neue Mauer und
verhinderten den deutſchen Vormarſch. Durch ein
nieder=
ſchmetterndes Manöver bemächtigte ſich Puhallo der
Feſtungen Luck und Dubno ſodaß man glauben
konnte, es ſei um die Provinz Wolhynien geſchehen. Im
letzten Augenblick ſtiegen die ruſſiſchen Kolonnen aus dem
Boden und verteidigten verzweifelt das letzte
Boll=
werk der Provinz. Der Hauptanteil an dieſen
Leiſtungen gebühre dem Heldenmut der ruſſiſchen
Solda=
ten, die ſich buchſtäblich opferten, um die Kanonen
zu retten. Der Artikel erörtert die möglichen
Ope=
ration sziele der verbündeten
Mittel=
mächte. Sie könnten nach Petersburg, Kiew und Odeſſa
gehen. Was ſie beabſichtigen, ſei ſo gut maskiert, daß ſie
eine Verteidigungslinie zwiſchen Düna und Pripet
feſt=
legten. Was den Anmarſch ans Schwarze Meer
anbe=
lange, ſo gehöre er noch in das Gebiet der Vermutung, das
allerdings heute ſehr weit ſei.
Die niedergedrückte italieniſche Preſſe.
TU Von der italieniſchen Grenze, 22. Sept.
Die italieniſche Preſſe äußert ſich ſehr niedergedrückt
über die Lage der ruſſiſchen Armeen. Der
Torriere della Sera hofft auf einen eiligen Rückzug der
Ruſſen, der ſie der drohenden Hindenburg=
ſchen Zange entziehen werde. Auch der Secolo ſtellt die
Lage der Ruſſen als äußerſt kritiſch dar.
Engliſche Intereſſen in dem eroberten
Wilna.
* London, 22. Sept. Daily Chronicle weiſt auf
die Intereſſen der engliſchen Gläubiger von
Wilna hin, da im Jahre 1912 eine Wilnaer Stadtanleihe
in Höhe von 450000 Pfund Sterling in London
unter=
gebracht worden ſei.
Die wirtſchaftliche Bedeutung der
erober=
ten Gebiete.
* Berlin, 22. Sept. Die Voſſiſche Zeitung meldet
aus Wien: Durch die Beſetzung von Breſt, Luck
und Kowel ſind wichtige Gewinnungsſtätten
von Terpentin öl erobert worden, was für die
öſter=
reichiſch=ungariſche Induſtrie von großer Wichtigkeit iſt,
die ein Drittel ihres Verbrauches an Terpentinöl aus den
beſetzten Gebieten einführen mußte.
Regierungsfeindliche Kundgebungen
in Rußland.
T.U. Stockholm, 22. Sept. In den Straßen
der nördlichen Vorſtädte von Petersburg,
auf der Wiborger Seite, fanden wegen der Vertagung
der Duma Kundgebungen und Umzüge mit
roten Fahnen ſtatt. Rufe ertönten: „Nieder mit der
Regierung!‟ Die Arbeit in einem Drittel aller
Fabriken iſt eingeſtellt. Dem Mir wird der
Auf=
ruf des Generals des Petersburger Kriegsbezirks,
Fro=
low, zugeſtellt, der beſagt: Die Arbeiter haben in den
Fabrikgebäuden allerhand Fragen erörtert und die
Zu=
ſammenkünfte auf die Straße verlegt. Straßenſkandale
und Arbeitseinſtellungen folgten. Unſer
Hauptkomman=
dierender, General Rußki, nennt eine ſolche
Handlungs=
weiſe Vaterlandsverrat. Wenn wir auch
ſchmerz=
lich die Ereigniſſe auf den Kriegsſchauplätzen empfinden,
ſo ſind doch keinesfalls innere Unruhen berechtigt.
Ich ermahne euch, dient und ſeid tätig.
* Kopenhagen, 22. Sept. In einem Artikel über
die Gärung in Rußland teilt das Blatt
Sozial=
demokraten mit, maßgebende Politiker in Rußland hätten
erzählt, daß der Zar perſönlich eine beſtimmtere Haltung
in der inneren Politik Rußlands durch ſein Eingreifen
be=
wirkt habe, und meint, deutlicher könne nicht ausgeſprochen
werden, daß an Stelle der Verſprechungen, die
der Zar bei Kriegsbeginn den Polen, Juden und anderen
Völkerſchaften gemacht habe, wieder die alte echte ruſſiſche
Reaktion träte. Es verſtehe ſich von ſelbſt, daß man in
England und Frankreich über dieſe Entwickelung
der Dinge nicht begeiſtert ſei. Man ſei ſich dort klar,
welche verhängnisvollen Folgen die Vertagung der
Duma haben werde. Anknüpfend an den Aufruf
Her=
vés in der Guerre ſoziale meint das Blatt, die Gärung
in allen Bevölkerungsſchichten ſcheine mit dem Einſetzen
der Reaktion zuzunehmen. Nach ruſſiſchen Zeitungen
ſeien ſelbſt die wirtſchaftlichen Verhältniſſe nahezu
ver=
zweifelt und böten fürchterliche Bilder des Elends, in
welchen tauſende Vertriebener und Flüchtlinge lebten.
Gerüchte ſprächen davon, daß überall große
Aus=
ſtände als Proteſt gegen die Vertagung der
Duma vorbereitet würden. Man könne nicht wiſſen, ob
der vorläufige Sieg der Reaktion nicht der Anfang vom
Ende für ſie ſein werde.
T.U. Wien, 22. Sept. In Smolensk fanden
große Straßenunruhen ſtatt, in deren Verlauf
mehrere Geſchäfte zerſtört wurden. In Koſtroma gab es
tumultuariſche Unruhen, zu deren Unterdrückung
Mili=
tär aufgeboten werden mußte. Die
Ausſchreitun=
gen begannen überall wegen der Teuerung, nahmen jedoch
bald einen rein politiſchen Charakter an und
erreichten einen großen Umfang. Die Menge
ſtieß Rufegegen die Regierung aus und ſchwenkte
Fahnen, auf denen zu leſen ſtand: Statt der Freiheit
winkt uns wieder die Knute. Wir vergießen unſer Blut
für den Geiſt Plehwes und Pobjedonoszews. Der
Ge=
meinderat der Stadt Twer hat einſtimmig beſchloſſen,
das Dumapräſidium telegraphiſch aufzufordern, es möge
dem Zaren unverzüglich die Bitte unterbreiten, mit der
Durchführung weitreichender freiſinniger Reformen nicht ſo
lange zu zögern, da das Volk mit Beſtimmtheit auf ſolche
rechne und diesmal nicht getäuſcht werden dürfe.
Der Großfürſt=Chronfolger als Regent.
T.U. Wien, 22. Sept. Nach einer Meldung der
Rundſchau verlautet in Petersburg, daß der Großfürſt=
Thronfolger nominell den Titel eines
Regen=
ten erhalten ſoll. Die Zarin=Mutter werde ihm ſtatt der
erkrankten Zarin zur Seite ſtehen. Tatſächlich
werde die Regentſchaft von Poliwanow oder Kuropatkin,
deſſen Namen häufiger in der Preſſe erſcheinen, geführt
werden; dann werden die radikalen Reformpläne
verwirk=
licht werden.
Ein ruſſiſches Unterſeeboot zerſtört.
TU Petersburg, 22. Sept. Eine private
Mel=
dung des Rußkoje Slowo meldet den Tod des
Komman=
danten des ruſſiſchen Unterſeebootes „Delphin”
Kapitän=
leutnants Tſcherkaſſoff, mit der geſamten Beſatzung
in der Oſtſee.
Ruſſiſche Barbarei gegenüber der eigenen
Bevölkerung.
* Berlin, 22. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Die
deut=
ſche Oberſte Heeresleitung hat ſchon mehrfach in ihren
Berichten die unmenſchliche Behandlung
er=
wähnt, welche die zurückflutende ruſſiſche Armee den
eigenen Landsleuten zuteil werden läßt. Die
ausführlicheren Meldungen unſerer Armeegruppen
brach=
ten und bringen immer wieder Einzelheiten darüber, wie
ſchonungslos die Ruſſen kurzer Augenblicksvorteile willen
die unſchuldige Bevölkerung opfern. Gegenüber den
Ab=
leugnungsverſuchen des ruſſiſchen
Gene=
ralſtabs ſeien einige Beiſpiele angeführt: Am 28. Aug.
berichtete Generalfeldmarſchall von Mackenſen, daß die
Ruſſen den vordringenden deutſchen Kolonnen
Tauſende von Einwohnern, darunter Weiber und
Kinder, entgegentrieben, von welchen leider im
Gefecht einige getötet worden ſind. Am Tage darauf iſt
von derſelben Heeresgruppe folgender Bericht eingelaufen:
Die Ruſſen treiben unſeren angreifenden Truppen zahlloſe
Flüchtlinge aus der Zivilbevölkerung entgegen. Dieſe
Maßnahme wurde erſt in den letzten 24 Stunden von den
Ruſſen angewendet; ſie kann nur auf die Abſicht
zurück=
geführt werden, wegen der Anhäufung bei Kobrin (Kobrin
lag im Rücken der ruſſiſchen Stellung) und nördlich davon
den weiteren Vormarſch unſerer Truppen
mit allen Mitteln aufzuhalten. — Am 1. Sept.
meldete die Armeeabteilung v. Woyrſch: Eine wahre
Völkerwanderung von Flüchtlingen zieht
über Prudzana weſtwärts. Sie ſind von den Ruſſen
wie=
der in Freiheit geſetzt worden, als die ruſſiſchen Bagagen
Gefahr liefen, durch die Wagen der Flüchtlinge an einem
rechtzeitigen Entkommen gehindert zu werden. Teils
lie=
gen die Flüchtlinge ſeitwärts der Dämme neben ihren
Wagen, deren Pferde von den Koſaken mitgenommen
wor=
den ſind. — Spätere Berichte ſchildern die Zuſtände auf
den ruſſiſchen Rückzugsſtraßen im Sumpfgebiet ebenfalls
als äußerſt traurig. Sobald durch die mit
kümmer=
licher Habe beladenen Flüchtlingswagen Störungen
ent=
ſtanden, warfen die Ruſſen rückſichtslos die fliehenden
Be=
wohner ſamt den Fahrzeugen in den Sumpf. Die Pferde
ſchnitten ſie von den Wagen ab und gaben die eigene
Zivil=
bevölkerung zu Hunderten hilflos dem Hungertod
und dem Verſinken im Sumpfe preis.
Fliegerangriff auf Stuttgart.
* Berlin, 22. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Um
8 Uhr 15 Min. vormittags fand ein Angriff
feind=
licher Flieger mit deutſchen
Fliegerabzei=
chen auf Stuttgart ſtatt. Mehrere Bomben
wur=
den auf die Stadt geworfen, vier Perſonen
wur=
den getötet, eine Anzahl Militär= und Zivilperſonen
verletzt, der Sachſchaden iſt ganz unbedeutend. Die Flieger
wurden durch die Abwehrkommandos beſchoſſen und
ent=
fernten ſich 8 Uhr 30 Min. in ſüdlicher Richtung. Auf die
Benutzung deutſcher Abzeichen und den
zu=
fälligen Umſtand, daß kurz zuvor um 7 Uhr 45 Min. den
zuſtändigen militäriſchen Stellen die Ankunft eines
deut=
ſchen Fliegers gemeldet war, iſt es zurückzuführen, daß die
Bevölkerung erſt verhältnismäßig ſpät gewarnt werden
konnte. Um 9 Uhr 30 Min. erſchien der erwähnte deutſche
Flieger über Stuttgart und wurde kurz beſchoſſen, bis er
als deutſcher Flieger ſicher erkennbar war. Er landete
unverletzt in der Nähe der Stadt.
Der Seekrieg.
* Berlin, 22. Sept. (W. T. B. Nichtamtlich.) Nach
Auskunft im Admiralſtab der Marine ſteht im
Gegenſatz zu der durch das Reuterſche Bureau verbreiteten
Aeußerung der engliſchen Admiralität nunmehr feſt, daß
für den Angriff auf die „Heſperian” ein deutſches
Unterſeeboot nicht in Frage kommt.
* Kopenhagen, 22. Sept. (Meldung des
Ritzau=
ſchen Bureaus.) Die Beſatzung des däniſchen
Damp=
fers „Thorwaldſen” wurde geſtern nacht 2 Uhr von
dem ſchwediſchen Dampfer „Mimoſa” in Helſingör
gelan=
det. Der Dampfer „Thorwaldſen” iſt am Montag abend
47 Meilen weſtlich Hanſtholm in der Nordſee von einem
deutſchen Dampfer torpediert worden. Die
Beſatzung war von der „Mimoſa” aufgenommen worden.
* Amſterdam, 22. Sept. Die
Dampfſchiffahrts=
geſellſchaft Nederland hat von dem Kapitän des Schiffes
„Königin Emma” durch Funkſpruch die Mitteilung
erhalten, daß das Schiff bei Landsend auf eine Mine
gefahren ſei. Die Paſſagiere und die Beſatzung ſeien
gerettet.
Zuſammenkunft des Kaiſers mit dem König
von Bayern.
* Nürnberg, 22. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Der
König von Bayern iſt heute mittag 11 Uhr 30
Mi=
nuten mit Sonderzug in Nürnberg eingetroffen.
Pünkt=
lich um 12 Uhr fuhr der Hofzug des deutſchen
Kaiſers in den Bahnhof ein. Die Begrüßung der
Monarchen war äußerſt herzlich. Nach Vorſtellung des
beiderſeitigen Gefolges fuhren die Fürſtlichkeiten in den
bereitgeſtellten Kraftwagen zur Burg. Der Jubel der
Be=
völkerung war außerordentlich groß. Alle Glocken
läute=
ten. Die Stadt war trotz der überraſchenden Ankunft der
Fürſtlichkeiten im Feſtgewande. Es herrſchte herrlichſter
Sonnenſchein. Nach der Ankunft auf der Burg fand die
Ueberreichung des bayeriſchen
Feldmarſchall=
ſtabes durch den König an den Kaiſer ſtatt.
Nach dem feſtlichen Akt war Frühſtückstafel auf der
Burg ,daran anſchließend Cercle. Sodann verweilten der
Kaiſer und der König eine Zeit lang im gemeinſamen
Geſpräch in ihren Gemächern. Nach dreiſtündigem
Zu=
ſammenſein verließen die Fürſtlichkeiten Nürnberg, auf
dem Wege zum Bahnhof mit der gleichen Begeiſterung von
der Bevölkerung begrüßt, wie bei der Ankunft. Um 3 Uhr
rollte der Hofzug des Kaiſers aus dem Bahnhof. Eine
Viertelſtunde ſpäter reiſte der König mit Gefolge im
Son=
derzug ab.
Vom ſerbiſchen Kriegsſchauplatz.
IU Berlin, 22. Sept. Dem Berl. Tagebl. wird
aus dem K. u. K. Kriegspreſſequartier gemeldet: Die
Vor=
bereitungen der Verbündeten an der Save
und der Donau waren den Serben natürlich nicht
ganz unbekannt geblieben, was ſich natürlich in der
er=
höhten Tätigkeit der Flieger zeigte. Ein= und Zweidecker.
durchweg franzöſiſcher Herkunft, kreuzten täglich über dem
Grenzgebiete und folgten der Bahnlinie nordwärts bis
Neuſatz, um die Truppentransporte feſtzuſtellen und die
Gruppierungen der Armeen zu beobachten. Die
Befeſti=
gungsarbeiten und der Fürwitz einer gegen die
Drina=
mündung vorgeſchobenen feindlichen Abteilung bot unſern
längs der Drina zuſammengezogenen Batterien Anlaß
zum Einſchreiten. Die ſerbiſche
Armierungsabtei=
lung wurde verjagt, und die Befeſtigungsanlagen zum
größten Teile wieder zerſtört.
* Konſtantinopel, 22. Sept. In den
Betrach=
tungen über die angekündigte Offenſive der
deutſchen und öſterreichiſch=ungariſchen
Truppen gegen Serbien drücken die Blätter im
llgemeinen ihre lebhafte Befriedigung darüber
aus. Sie verſprechen ſich davon ſehr wichtige Ergebniſſe
für den Fortgang der Operationen des Weltkrieges, ſowie
für die Zukunft. Die Blätter ſprechen die Ueberzeugung
aus, daß es nach der Beſiegung Serbiens leicht ſein werde,
die engliſchen und franzöſiſchen Truppen vor den
Darda=
nellen ins Meer zu werfen und einen Feldzug
jegen Aegypten ins Werk zu ſetzen.
* Saloniki, 22. Sept. Aus Altſerbien ſind
wieder zahlreiche Flüchtlinge eingetroffen. Den
ärme=
ren Klaſſen wurde die Weiterreiſe in Saloniki von den
griechiſchen Grenzbehörden nicht geſtattet. Dieſe
Flücht=
linge lagern gegenwärtig an der Grenze, wo Zelte
auf=
geſchlagen worden ſind.
Die Mobilmachung Bulgariens.
* Wien, 22. Sept. Die Blätter beſprechen die in
Bulgarien angeordnete Mobiliſſierung und erblicken
darin einmütig den Beweis dafür, daß die bulgariſche
Re=
gierung für die Verwirklichung der hiſtoriſchen
Idealeihres Landes die Stunde für
gekom=
men erachtet. Das Fremdenblatt verweiſt darauf, daß
Bulgarien dank der eigenen Tüchtigkeit und Nüchternheit
in kürzeſter Friſt die Wunden zu heilen gewußt habe, die
zwei furchtbare Kriege dem Lande geſchlagen haben. Der
Miniſterpräſident Radoslawow ſchätzte die
Beteue=
rungen und Verſprechungen der Entente
nach ihrem wahren Werte ein und harrte ruhig
der Stunde, die ihm erlaubte, aus der Untätigkeit
heraus=
zutreten. Dieſe Stunde habe nun nach der Erklärung
Radoslawows geſchlagen. Die Neue Freie Preſſe ſagt:
Bulgarien kann, ſo lange es atmet, nicht vergeſſen, was
ihm nach dem erſten ſiegreichen Balkankriege zugefügt
wurde, wie es betrogen und verhöhnt
wor=
den iſt. Die Mobiliſierung der Armee und die bewaffnete
Neutralität ſind auch eine Antwort auf den Notſchrei der
bulgariſchen Mazedonier in Serbien. Die Reichspoſt
ſchreibt: Die Mobiliſierung zeige den vollen Ernſt der
Entſchlüſſe Radoslawows. Möge es ihm beſchieden ſein,
ruhmreich die Größe Bulgariens zu vollenden. Die Zeit
glaubt, daß ſchon die allernächſte Zeit eine Klärung der
verworrenen und dunklen Balkanverhältniſſe bringen
wird.
* Neu=York, 22. Sept. Der Aſſociated Preß wird
aus Sofia gemeldet, daß in ganz Bulgarien,
insbeſondere in der Hauptſtadt, vollkommene
Ruhe herrſche. Die
Meinungsverſchiedenhei=
ten, die bis vor wenigen Tagen vorhanden waren,
tre=
ten völlig zurück. Radoslawow findet allgemeine
Unterſtützung. Der Wunſch, Mazedonien anzugliedern,
überwiegt alle anderen Beſtrebungen. Die in der
Haupt=
ſtadt garniſonierenden Truppen beginnen bereits
auszu=
rücken.
TU Sofia, 22. Sept. Die Regierung iſt überzeugt,
daß ungeachtet einiger Reibungen die Mehrheit der
Kam=
mer hinter der Regierung ſtehen wird. Sie hat die
Ab=
geordneten nach Sofia berufen, wo heute Miniſterpräſident
Radoslawow ihnen über die allgemeine Lage
be=
richten und den Entſchluß der Regierung
ankün=
digen wird. Die Tagung der Kammer ſoll, wie üblich,
erſt im Oktober beginnen. Die Beſetzung des von der
Türkei abgetretenen Gebietes ſteht unmittelbar bevor.
TU Berlin, 22. Sept. In den Kreiſen der hieſigen
bulgariſchen Geſandtſchaft nimmt man an, daß ſich im
Deutſchen Reiche etwa 1000 Bulgaren
auf=
halten, und zwar meiſt ſtudienhalber in den
Univerſi=
tätsſtädten. Auf der bulgariſchen Geſandtſchaft in Berlin
herrſchte heute vormittag großer Andrang.
TU Rotterdam, 22. Sept. Der Nieuwe
Rotter=
damſche Courant erfährt aus Sofia: Die Möglichkeit,
daß Bulgarien gegen die Türkei auftritt, iſt ganz
ausge=
ſchloſſen. Der An ſchluß an die Zentralmächte
iſt wahrſcheinlich, ſobald dieſe in Serbien einrücken. Hier
iſt alles für jede Möglichkeit vorbereitet.
* Mailand, 22. Sept. Der Sonderberichterſtatter
des Secolo meldet aus London: Ich habe aus völlig
ſicherer Quelle die beſtimmte Nachricht, daß Bulgarien
ganz plötzlich eine Entſcheidung getroffen hat.
Es ſei dabei nicht erſichtlich, ob Bulgarien mit Rumänien
Abmachungen getroffen habe; man halte es jedoch für
möglich, daß man zu einem Einvernehmen gelangt ſei. Die
Balkanfrage ſei nunmehr ins Rollen gekommen, und wenn
es nicht noch ganz plötzlich anders kommen ſollte, werde die
Entwickelung für den Vierverband ein
ver=
lorenes Spiel bilden.
* Neu=York, 22. Sept. Die Aſſociated Preß iſt in
der Lage, mitzuteilen, daß die bulgariſche
So=
branje nicht zuſammentritt und daß kein
Ko=
alitionsminiſterium gebildet werden wird.
* Neu=York, 22. Sept. Die Aſſociated Preß
mel=
det aus Sofia: Miniſterpräſident Radoslawow
hatte geſtern eine Beſprechung mit den
Regierungspar=
teien, in der er ihnen einen vertraulichen Ueberblick über
die allgemeine politiſche und militäriſche Lage auf der
Balkanhalbinſel und in Europa gab. Bei Berührung der
ſerbiſch=bulgariſchen Beziehungen ſagte
Ra=
doslawow, Serbien biete uns jetzt an: Sofortige Beſetzung
von Mazedonien bis zum Wardar, die Abtretung von
Gebiet jenſeits des Wardar macht Serbien davon
ab=
hängig, daß es ſelbſt Bosnien, Kroatien und Dalmatien
erhält. Dieſe Bedingungen ſind für uns
un=
annehmbar. Rumänien und Griechenland
werden neutral bleiben. Radoslawow ſprach nicht
von Kawalla und Seres, die jetzt im Beſitze Griechenlands
ſind. Die Beſprechung wird nachmittags fortgeſetzt werden.
* Neu=York, 22. Sept. Die Aſſociated Preß hört
zuverläſſig, daß Rumänien und Griechenland
dazu neigen, ihr Bündnis mit Serbien
unbe=
rückſichtigt zu laſſen. Ferner wird gemeldet, daß in
den letzten zwei Tagen eine gewiſſe Verſtändigung
zwiſchen Bulgarien und Griechenland
er=
reicht worden ſei.
Rumänien.
* Bukareſt, 22. Sept. Nachrichten von der Grenze
zufolge beſtehen die Schwierigkeiten bei der
Ausfuhr rumäniſchen Getreides weiter.
Die Anfuhr erfolgt nur in landesüblichen Geſpannen,
ſo=
daß nur kleine Mengen außer Landes kommen können. Die
rumäniſche Eiſenbahnverwaltung ſtudiert die Mittel zur
Hebung der Ausfuhr von Getreide nach Griechenland.
* Bukareſt, 22. Sept. Die Indépendance meldet,
daß die Mitteilung der Epoca, nach der der
öſterreichiſch=
ungariſche Geſandte Graf Czernin Ausflüge in Gebiete
mache, deren Betreten verboten ſei, in das Gebiet der
Phantaſie gehöre. Czernin wie auch andere Diplomaten
beträten auf ihren Ausflügen nur erlaubtes Gebiet.
* Bukareſt 22. Sept. Das Kriegsminiſterium
erklärt die Nachricht der bulgariſchen Preſſe über die
rumäniſche Armee unbedingt für unrichtig,
ſo zum Beiſpiel diejenige des Utra, daß Rumänien
mobil mache und zehn Jahrgänge Soldaten einberufe,
deren Zahl 250000 betrage.
Griechenland.
* Athen 22. Sept. (Von einem
Privatkorreſpon=
denten des W. T. B.) Die verſchiedenen Verfahren, deren
ſich Veniſelos bedient, um unauffällig in die
Bahnen ſeiner kriegeriſchen Märzpolitik
zurück zu gelangen erregen hier in weiten Kreiſen
einflußreicher Politiker größtes Mißfallen,
beſon=
ders, nachdem Veniſelos dies in ſeinen Aeußerungen
gegenüber dem Petit Pariſien, daß er ſchon den Weg zu
ſeiner ehemaligen Politik zurückfinden werde, beſtätigt hat.
Wie im März vor Veniſelos Rücktritt bilden märchenhafte
Nachrichten über türkiſche Niederlagen, Verfolgungen der
Griechen in Kleinaſien in Verbindung mit
Verdächtigun=
gen Deutſchlands und Oeſterreich=Ungarns den Inhalt der
Veniſelos=Preſſe. Uebrigens beſteht der Unterſchied, daß
ſie und Veniſelos ſeitdem einen großen Teil ihres
Ein=
fluſſes verloren haben. Weite Kreiſe ſind der Anſicht, daß
Veniſelos bereits Beweiſe geliefert habe, daß er nicht
be=
abſichtige, die hauptſächlichſte Verpflichtung, die er bei
Bildung des Miniſteriums übernommen hat, nämlich die
Wahrung der Neutralität, zu erfüllen. Das
füh=
rende Oppoſitionsblatt Nea Imera drückte dieſe Anſicht
aus, indem es feſtſtellt, daß der latente Gegenſatz
zwiſchen der Krone und Veniſelos wieder
zutage getreten ſei.
Die Lieferantenſkandale in Italien.
T.U. Lugano, 22. Sept. Trotz ſtrengſter
Maß=
nahmen der Behörden wollen die
Lieferantenſkan=
dale kein Ende nehmen. In Ferrara wurde geſtern
Getreide ausgeladen, das aus einem Heeresmagazin kam.
Dabei zeigte ſich, daß die Säcke nur zur Hälfte Getreide,
zur anderen Hälfte Erde enthielten. — Der Präſident der
Handelskammer in Verona, Cuzzeri, einer der
leiden=
ſchaftlichſten Kriegshetzer in Oberitalien, wurde
wegen betrügeriſchen Bankerotts verhaftet.
Italieniſche Anklagen gegen England.
* Rom, 22. Sept. In einem Leitartikel der Tribuna
werden diejenigen getadelt, welche England
beſchuldi=
gen, ſeine Pflicht im Kriege nicht zu tun, weil es ſtatt
Blut nur Geldgebe. England habe ſeinen Teil am
Kriege geleiſtet, ſogar mehr. Nach dieſem Kompliment
fährt jedoch die Tribuna mit der
Beſchuldi=
gung gegen England fort, daß es mit ebenſo
leichtſſinniger wie ſtoiſcher
Gleichmütig=
keit den endloſen Fortgang des Krieges
betrachte. Dies käme daher, daß England von ſeiner
eigenen Unverwundbarkeit überzeugt ſei. Es gebe aber
Nationen, die nicht auf einer unzugänglichen Inſel
woh=
nen und daher den Fortgang des Krieges nicht mit
der=
ſelben Gelaſſenheit betrachten könnten. England müſſe
ſeiner Inſelpſychologie Gewalt antun, aus ſeiner allzu
großen Gleichmütigkeit heraustreten und durch ſchnelleres
intenſiveres Eingreifen Rückſicht auf die Nöte anderer
Na=
tionen nehmen. — Die Idea Nazionale weiſt in einem
Leitartikel darauf hin, daß die Einführung der
militä=
riſchen Dienſtpflicht in England zum
inter=
nationalen Problem des ganzen
Vierver=
bandes geworden ſei. Die Verbündeten Englands
hät=
ten an deſſen Löſung ein vitales und unmittelbares
Inter=
eſſe, ja ſogar ein Recht auf die Forderung der
Dienſtpflicht; denn in einem Kampfe, der England
den größten Gewinn einbringen ſoll, wäre es nicht recht,
wenn die Opfer Englands in irgend einem Gebiete
ge=
ringer ſeien, als diejenigen ſeiner Kampfgenoſſen.
Die engliſchen Kriegsſteuern.
* London, 22. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Bei Begründung des zweiten
dies=
jährigen Kriegsbudgets ſagte Mc. Kenna: Die
Beſteuerung der Kriegsgewinne wird
zuſam=
men mit der Einkommenſteuer ſechzig Prozent des
Staats=
einkünfte ausmachen, heuer aber nur ſechs Millionen
Pfund Sterling einbringen. Die Geſamteinkünfte aus
dieſen Steuern werden für dieſes Jahr auf bisher
19424000 Pfund, für ein volles Rechnungsjahr auf
77085000 Pfund Sterling geſchätzt. Die Zuckerſteuer
wurde auf neun Schilling vier Pence für den Zentner
er=
höht, was nach Herabſetzung der von der Regierung den
Erzeugern bezahlten Preiſe eine Preiserhöhung von einem
halben Penny pro Pfund zur Folge hätte. Die Steuer
wird im vollen Berichtsjahre 11700000 Pfund Sterling
abwerfen. Der Zoll auf Tee, Tabak, Kaffee, Kakao
Zicho=
rien und getrocknetes Obſt wird um fünfzig vom Hunderr
erhöht. Tee wird im vollen Berichtsjahre um 4500000
Pfund, Tabak um 5100000 Pfund mehr einbringen als
früher. Die Beſteuerung von Bier und Spirituoſen bleibt
unverändert. Die Steuer auf flüſſige Brennſtoffe wird um
drei Pence für die Gallone erhöht. Die Steuer auf
ſoge=
nannte Patentmedizinen wird verdoppelt. Um die
Aus=
gaben für eingeführte Luxusartikel einzuſchränken,
wer=
den bei Automobilen Films, Uhren, Taſchenuhren,
Muſikinſtrumenten, Spiegelglas und Hüten Zölle von 33,5
vom Hundert des Wertes erhoben. Das Erträgnis
hier=
von wird auf 1950000 Pfund das geſamte Erträgnis aus
allen dieſen Beſteuerungen für ein volles Jahr auf
102155000 Pfund Sterling geſchätzt. Die
Aenderun=
gen im Poſttarife, vor allem die Abſchaffung der
Halbpennypoſt, werden 4975000 Pfund Sterling
ein=
bringen. Die Jahresausgaben, die im Mai auf
1333 Millionen Pfund geſchätzt wurden, werden jetzt
1590 Millionen betragen. Am Jahresende
wird ſich die Schuldenlaſt auf 2200
Millio=
nen Pfund belaufen, aber dank des großen
Reich=
tums Englands wird die Schuld den Reichtum des
Lan=
des nicht erſchöpfen. Inzwiſchen wird eine neue
Anleihe notwendig ſein. Die Schulden
Groß=
britanniens verdreifachten, die Belaſtung der Bevölkerung
verdoppelte ſich. Wenn der Krieg fortdauert, wird mit
dieſen Zahlen noch nicht das letzte Wort geſprochen ſein.
Eine große Unterſtützung für England iſt die ſtändige
Be=
reitwilligkeit des Volkes, alle Laſten zu tragen. Nach einer
kurzen Auseinanderſetzung, in welcher die
Regie=
rungsvorſchläge allgemein gebilligt wurden,
nahm das Unterhaus das Budget einſtimmig an.
Die engliſche Kontrolle des amerikaniſchen
Handels.
* London 22. Sept. Der Korreſpondent der
Times meldet aus Neu=York über die
Enthüllun=
gen der New York World: Infolge der Tätigkeit
der deutſchen Agenten in den Vereinigten Staaten
Nordamerikas war es für England notwendig, ſich
Garantien zu verſchaffen, daß die für die
amerika=
niſche Induſtrie eingeführten Stoffe nicht wieder
ausge=
führt würden. Die World verſucht ans Tageslicht zu
bringen, wie man verfahren habe, um dieſe Garantien zu
erlangen. Das Blatt befaſſe ſich beſonders mit der
Woll=
induſtrie und bringe Einzelheiten über gewiſſe Klagen,
die über die engliſche Beaufſichtigung der
amerikaniſchen Textilfabriken, die britiſche
Wolle bezogen hatten, laut wurden. Wegen der
Beauf=
ſichtigung wurde ein Abkommen mit der Organiſation der
amerikaniſchen Wollfabrikanten der ſogenannten Textil=
Alliance getroffen. Zweifellos ſeien die eingeführten
Ueber=
wachungsmaßregeln irritierend. Sie würden
möglicher=
weiſe auch in einigen Fällen in unbilliger und
ungeſchick=
ter Weiſe gehandhabt. Die World ſchweige darüber, daß
die Maßregeln weit davon entfernt ſeien, einen Teil einer
Kampagne gegen den amerikaniſchen Handel
auszu=
machen, vielmehr geradezu dazu dienten, dem Handel
Erleichterungen zu verſchaffen. (2) Der
Kor=
reſpondent der Times glaubt, daß die Enthüllungen, von
denen die World ſelbſt ſage, daß ſie nichts Ungeſetzliches
und keine Geheimniſſe enthielten, ohne beſondere
Wir=
kung bleiben würden. Man könne daraus aber erſehen,
wie wichtig es ſei, alle Mißverſtändniſſe und Klagen,
ſoweit es die militäriſchen Pflichten erlaubten, ſo ſchnell
und gründlich wie möglich aus dem Wege zu räumen.
Die Morning Poſt glaubt, daß die Kampagne der World
in den Vereinigten Staaten einige Verſtimmung
gegen England verurſachen und manche Leute
glauben machen werde, daß England die Wollausfuhr ſo
regelte, daß es ſelbſt die Kontrolle über den
Wollhandel der ganzen Welt in die Hände
bekommen habe.
Die Haltung Spaniens.
* Mailand, 22. Sept. (Ueber Bern.) Der Pariſer
Berichterſtatter des Secolo drahtet, Melquiedes
Alva=
rez, der Führer der ſpaniſchen Reformiſten, der ſich
gegenwärtig auf der Durchreiſe in Paris aufhält; habe
ihm über die Haltung Spaniens im
europäi=
ſchen Kriege geſagt, die Hoffnung, Spanien
werde ſeine Neutralität aufgeben, ſei
ver=
meſſen. Liberale und Demokraten könnten daher nur
auf eine wohlwollende Neutralität Spaniens gegenüber
den Ententemächten hinwirken, die dieſen ſowohl
wäh=
rend des Krieges als nachher von Nutzen ſein könne, und
zwar während des Krieges durch eine Begünſtigung der
Konterbande, nach dem Kriege durch kommerziellen,
finan=
ziellen und politiſchen Anſchluß an die engliſch=lateiniſche
Mächtegruppe. — Die Agence Havas verbreitete geſtern
in der Schweiz zu dem gleichen Thema folgendes: Alvarez
erklärte einem Berichterſtatter des Petit Pariſien: Der
Bruch der ſpaniſchen Neutralität zum Nachteil Frankreichs
und Englands wäre ein Verbrechen, mehr noch,
Selbſt=
mord. Spanien ſtehe auf ſeiten der Alliierten.
TU München 22. Sept. Ludwig Ganghofer
iſt bei Wilna durch eine Sprenggranate an der linken Hand
verwundet und an beiden Augen, jedoch ohne
Gefähr=
ung des Augenlichts, verletzt worden. Ganghofer iſt
nach München zurückgekehrt und befindet ſich in ärztlicher
Behandlung, wird aber in einigen Wochen zur
Fort=
ſetzung ſeiner Kriegsſchilderungen wieder an die
Front gehen.
* Zürich, 22. Sept. (W.T. B. Nichtamtlich.) Die
Neue Zürcher Ztg. erfährt aus dem Haag: Die
Beſpre=
chungen des ruſſiſchen Finanzminiſters in
London bezwecken die Aufnahmeeiner Anleihe
von 80 Millionen Pfund Sterling.
* Rom, 22. Sept. Der Meſſaggero meldet aus Neapel:
An Bord des Dampfers „Porto Dirodi” ſind 50
deut=
ſche Frauen und Kinder angekommen, um in die
Schweiz weiterzufahren. Sie waren aus Aegypten
aus=
gewieſen worden und waren längere Zeit in
Maltain=
ternieert.
* Saloniki, 22. Sept. Demnächſt wird eine
nord=
epirotiſche Abordnung nach Athen abgehen,
um die Erklärung abzugeben, daß die Regierung, falls ſie
die nordepirotiſchen Abgeordneten nicht anerkenne, ſich
auch fernerhin nicht mehr mit der Angelegenheit des
be=
treffenden Gebietes befaſſen möge.
* Saloniki, 22. Sept. Die Bevölkerung von
Ko=
ritza und der Umgebung ſind von einer Hungersnot
bedroht, weil die Getreideeinfuhr aus Albanien ſehr
er=
ſchwert iſt.
* London, 22. Sept. Das Liverpooler
Mu=
nitionsgericht verurteilte am Samstag eine Anzahl
Arbeiter der Reederei Cammel Laird wegen
beſtändi=
ger Zeitvergeudung bei der Arbeit. Der Zeitverluſt habe
150000 Stunden binnen 20 Wochen betragen. Die
Ver=
kündung des Urteils, das auf 5 bis 60 Schilling
Geld=
ſtrafe lautete, erregte Aeußerungen des
Unwil=
lens ſeitens der Verurteilten. Der Gerichtspräſident
wurde bei der Verkündung des Urteils wiederholt
unter=
rochen. Rufe wurden laut: „Es wird Revolution geben!
Es iſt Zeit, daß die Deutſchen kommen, wenn wir ſo
be=
handelt werden! Was hat Südwales getan? Wir ſind
keine Sklaven!‟ Die Ruheſtörer wurden aus dem Saale
gewieſen und gingen mit drei Hurras auf die britiſchen
Arbeiter weg.
* London, 22. Sept. Die Verluſtliſte vom
20. September enthält die Namen von 29 Offizieren und
3515 Mann; die Verluſtliche vom 21. September die von
26 Offizieren und 1614 Mann.
Letzte Nachrichten.
TU Berlin, 22. Sept. Eine bemerkenswerte
Flug=
leiſtung hat geſtern der Cheſpilot Reiterer der Hanſa=
und Brandenburgiſchen Flugzeug=A.=G. auf dem Flugplatz
Brieſt bei Brandenburg an der Havel ausgeführt. Er ſtieg
vormittags mit einem neuen Doppeldecker mit vier
Per=
ſonen an Bord auf, um den am 25. Februar 1914 von
Garros mit 3300 Metern aufgeſtellten
Höhenwelt=
rebord mit vier Paſſagieren anzugreifen. Trotz
der beſonders in den höheren Luftſchichten ſehr
empfind=
lichen Kälte gelang es dem Oeſterreicher in nur 58
Minu=
ten, mit ſeinem Apparat eine Höhe von rund 5000
Metern zu erreichen. Gegen Abend ſtieg Reiterer
mit derſelben Maſchine mit drei Paſſagieren nochmals auf
ind kletterte in 68 Minuten auf eine Höhe von 5500
Me=
tern und landete nach einem nicht länger als zehn Minuten
auernden Gleitfluge.
* London, 22. Sept. Meldung des Reuterſchen
Bureaus aus Lucknow: Es verlautet, daß infolge
einer Ueberſchwemmung des Ganges 18000
Häuſer eingeſtürzt und 80000 Menſchen, ein Drittel der
Bevölkerung, obdachlos geworden ſind.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
R. E. 1. Eine Vordatierung iſt lediglich Sache
gnädig=
ſter Entſchließung des oberſten Kriegsherrn; in einem
bezügl. Geſuch können Gründe angegebener Art
allerhöch=
ſter Erwägung unterbreitet werden. Ein Anſpruch auf
Vordatierung beſteht nicht. 2. Eine Anrechnung kann
erfolgen.
Wetterbericht.
Eine erhebliche Aenderung des Wetters tritt zunächſt
noch nicht ein. Eine Bewölkungszunahme wird wohl
ein=
reten, doch bleibt das Wetter noch heiter. Nachts liegen
die Temperaturen noch tief, in höheren Lagen unter
0 Grad.
Wetterausſichten für Donnerstag: Heiter, trocken,
nachts kalt, vielfach Nachtfroſt in höheren Lagen.
Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 3229
ent=
hält u. a.: Infanterie=Regimenter Nr. 115, 168. Weiter
ſind erſchienen: die Marine=Verluſtliſte Nr. 49, die
Bayeriſche Verluſtliſte Nr. 221, die Sächſiſche Verluſtliſte
Nr. 194 und die Württembergiſche Verluſtliſte Nr. 264.
Erſatz für Petroleumbeleuchtung
insbeſondere durch Spiritusglühlicht.
Trotz aller Bemühungen wird der Bedarf der
Zivilbevölkerung an Leuchtpetroleum für den kommenden
Herbſt und Winter nur zu einem Teil gedeckt werden
können. Die Reichs= und Staatsbehörden ſind daher ſeit
längerer Zeit bemüht, für die Schaffung von
Erſatz=
beleuchtung Sorge zu tragen. Vielerorts iſt ſeit Beginn
des Krieges die elektriſche oder Gasbeleuchtung an Stelle
der früheren Petroleumbeleuchtung getreten. Wo dies
nach den örtlichen Verhältniſſen nicht möglich geweſen iſt,
kommt für den Petroleumerſatz im nächſten Winter
haupt=
ſächlich das Azetylenlicht und das Spirituslicht in
Betracht.
Das für die Azetylenbeleuchtung
erforder=
liche Karbid wird aber im kommenden Winter nur in
mäßigen Mengen zur Verfügung ſtehen, da die
Karbid=
fabriken vertraglich gebunden ſind, das Karbid zum
größ=
ten Teile für die Verwendung von Stickſtoffprodukten zu
liefern. Dieſe Stickſtoffherſtellung dadurch zu
beeinträchti=
gen, daß große Mengen von Karbid zur
Azetylenbeleuch=
tung verwendet werden, hat in Rückſicht auf den großen
Stickſtoffbedarf der Landwirtſchaft Bedenken. Ueberdies
ſind mit der Azetylenkleinbeleuchtung (Tiſchlampen) bei
ungeeigneter Konſtruktion nicht ſehr ſorgfältiger
Aus=
führung oder unzweckmäßiger Behandlung der Lampen
eine Reihe von Mängeln verbunden, ſodaß die
Behör=
den auch aus dieſem Grunde von einer Förderung dieſer
Beleuchtungsart abſehen werden. Uebrigens hat die
In=
duſtrie bereits aus eigenem Antrieb große Mengen von
Azetylenlampen hergeſtellt.
Ein nahezu vollwertiger Erſatz der
Petroleumbeleuch=
tung iſt in der allerdings etwas teueren
Spiritus=
beleuchtung gegeben. Die Hauptſchwierigkeit, nämlich
die Beſchaffung einer genügenden Anzahl der bisher aus
Kupfer und Meſſing hergeſtellten Brenner, iſt von der
In=
duſtrie durch die Herſtellung eines ohne Verwendung von
Kupfer und Meſſing gefertigten Brenners von tadelloſer
Beſchaffenheit überwunden worden. Nachdem weiter von
den Behörden durch geeignete Maßnahmen die
Bereit=
tellung hinreichender Mengen Spiritus geſichert worden
war, iſt unter Mitwirkung und Aufſicht der oberſten
Reichs= und Staatsbehörden eine Vertriebsgeſellſchaft,
die Spiritus=Glühlicht=
Kriegsgeſell=
ſchaft m. b. H. zu Berlin, Leipziger Straße 2,
gegrün=
det worden mit dem Zwecke der Verſorgung Deutſchlands
mit Kleinbeleuchtungsmitteln für Spiritusglühlicht,
ins=
beſondere des Vertriebes von Spiritusbrennern für
Klein=
beleuchtungszwecke. Die Geſellſchaft wird den neuen
Spi=
ritusbrenner unter der Bezeichnung „Kriegslicht”
ein=
ſchließlich Docht zum Kleinhandelspreis von 4 Mark
ver=
treiben. In dieſen Betrag iſt der Preis für die
Zubehör=
teile, wie Glühſtrumpf, Zylinder, Füllkännchen, Füllſtück,
eren Beſchaffung noch etwa 1,25 Mark Unkoſten
verur=
acht, nicht eingeſchloſſen. Um die Einführung der neuen
Brenner nach Möglichkeit zu fördern, ſind die Staats=
und Kommunalbehörden veranlaßt worden, Beſtellungen
auf die Brenner zu ſammeln und der
Kriegslichtgeſell=
ſchaft die Sammelaufträge zu übermitteln. Behörden
und Kommunen werden die neuen Brenner, die etwa
von Mitte September lieferbar ſein werden, zu einem
Vorzugspreis unter der Verpflichtung erhalten, ſie zum
Preiſe von 4 Mark an die Bevölkerung abzugeben. Eine
ſolche Verpflichtung iſt notwendig, damit nicht Groß= und
Kleinhandel ausgeſchaltet werden. Durch den billigeren
Bezugspreis ſollen die Behörden und Kommunen
ande=
rerſeits in die Lage verſetzt werden, der minderbemittelten
Bevölkerung die Anſchaffung der Brenner zu erleichtern,
etwa indem ſie die Brenner zu billigeren Preiſen,
miet=
veiſe oder zur allmählichen Amortiſation überlaſſen. Die
dabei entſtehenden Verluſte können ſie dann durch den
Verdienſt an den übrigen Brennern ausgleichen.
Die neuen Brenner laſſen ſich auf jede
Petroleum=
ampe aufſchrauben. Zumeiſt wird noch ein mit
paſſen=
dem Anſchlußgewinde verſehenes Füllſtück zwiſchen
Lam=
penſockel und Brenner verwendet werden müſſen; ein
ſolches Füllſtück iſt nur dann nicht erforderlich, wenn der
Flüſſigkeitsbehälter mit einer Füllſchraube zum Eingießen
des Leuchtſtoffes verſehen iſt. Zum Aufgeben des zur
An=
wärmung des Brenners notwendigen Spiritus dient
in Füllkännchen, das ſo eingerichtet iſt, daß nur die zur
Anwärmung jeweils erforderliche Spiritusmenge
aus=
ließen kann. Glühkörper und Glaszylinder für
Spiri=
tuslampen müſſen von beſonders guter Beſchaffenheit ſein.
Die Kriegslichtgeſellſchaft wird aus dieſem Grunde den
Kleinhändern, die Kriegslichtbrenner vertreiben, die
Ver=
flichtung auferlegen, dieſe nur mit Glühkörpern und
Zylindern beſtimmter Fabriken auszurüſten. Da die
Um=
änderung vorhandener Petroleumlampen in eine
Spiri=
uslampe immerhin eine gewiſſe Sachkunde vorausſetzt,
empfiehlt es ſich, hiermit die Kleinhändler zu betrauen,
bei denen die Brenner gekauft werden. Die Händler
wer=
den von der Kriegslichtgeſellſchaft auf Einhaltung des
Einheitspreiſes von 4 Mark für den Brenner, ſowie
an=
gemeſſener Preiſe für die Zubehörteile, deren Güte, wie
erwähnt, gewährleiſtet wird, verpflichtet werden. Die
neuen Spiritusbrenner haben eine Lichtſtärke von
durch=
ſchnittlich 50 Hefnerkerzen gegenüber 18 Kerzen der
4 Linien=Petroleumbrenner. Ihr Spiritusverbrauch
be=
trägt etwa ½ Liter in der Stunde, ſodaß ſich die
Be=
triebskoſten bei dem gegenwärtigen Preis des vergällten
Spiritus von 60 Pf. für das Liter auf 5 Pfennig für die
Brennſtunde ſtellen. Eine Ermäßigung des jetzigen
Spirituspreiſes iſt aber nicht ausgeſchloſſen. Sollte nach
längerer Brenndauer die Helligkeit zu ſtark abnehmen, ſo
genügt in der Regel die Reinigung der Lampe und die
Er=
ieuerung des Dochtes (Preis etwa 25 Pf.), um die Lampe
in den früheren Stand zu ſetzen. Die Reinigung wird
man am beſten dem Kleinhändler überlaſſen. Einem
Bedürfnis nach Herſtellung von Spirituslampen
geringe=
er (etwa 30 Kerzen) oder größerer Helligkeit (bis zu 100
Kerzen) würden die Brennerfabrikanten durch
Abände=
ung der 50 Kerzen=Brenner entſprechen können. Der
orteil kleinerer Brenner würde in einem geringeren
Spiritusverbrauch liegen, hingegen würde ſich der Preis
licht ermäßigen laſſen. Vorläufig beabſichtigt die
Kriegs=
lichtgeſellſchaft jedoch nur den normalen Brenner herſtellen
zu laſſen.
Die Spiritusbeleuchtung eignet ſich wegen der
Ver=
wendung von Glühkörpern nicht für diejenigen Fälle, in
welchen die Lampe Erſchütterungen oder dem Wind
be=
ſonders ausgeſetzt werden muß. Für dieſe Verwendungs=
zwecke (Stall= und Wagenlaternen) iſt die
Azetylenbeleuch=
tung zweckmäßiger. Dagegen iſt für Innenbeleuchtung
das Spiritusglühlicht dem Azetylenlicht weitaus
vorzu=
ziehen.
Im Intereſſe der gewerbetreibemnden und
ärmeren Bevölkerungskreiſe denen das
wenige im kommenden Winter zu Gebote ſtehende
Petro=
leum wegen ſeiner Billigkeit vorzugsweiſe überlaſſen
werden ſollte, darf erwartet werden, daß Jeder, dem es
ſeine Mittel irgendwie geſtatten, auf Petroleum
verzichtet und, wenn Gas oder Elektrizität nicht zur
Verfügung ſtehen, nur Spiritusbeleuchtung
für Innenlicht verwendet. Auch die Behörden
werden aus dieſem Grunde in eigenen Betrieben anſtelle
der bisherigen Petroleumbeleuchtung, ſoweit irgend
an=
gängig, Spiritusbeleuchtung einführen.
Weiter iſt von der Reichsleitung angeregt worden,
überall dort, wo der Bedarf an Licht nur teilweiſe gedeckt
werden kann, größere Säle in Schulhäuſern oder
der=
gleichen für die Bevölkerung zur Verfügung zu ſtellen.
Eine ſolche Schaffung von Arbeits= und
Aufenthalts=
räumen ſoll namentlich Heimarbeitern und
Heimarbei=
terinnen Gelegenheit geben, ihre Arbeit auch in den
dunkleren Tagesſtunden zu erledigen und ſich den
erfor=
derlichen Verdienſt zu ſichern. Zur Beleuchtung ſolcher
Arbeitsſtuben eignet ſich das Spiritusglühlicht ganz
be=
ſonders wegen ſeiner großen Leuchtkraft.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem uns ſo ſchwer betroffenen Verluſte
unſeres lieben, unvergeßlichen Kindes
Linachen
ſowie für die überaus großen Blumenſpenden
ſagen wir auf dieſem Wege, da es uns nicht
möglich iſt jedem einzelnen zu danken, Allen unſeren
tiefgefühlten Dank.
(*3843
Insbeſondere innigſten Dank Herrn Pfarrer
Beringer für die troſtreiche Grabrede, den Schweſtern
des Alice=Hoſpitals für ihre aufopfernde, liebevolle
Pflege, ſowie dem Herrn Lehrer und den
Mit=
ſchülerinnen unſeres heißgeliebten Kindes.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Andreas
Reſ.=Lokomotivführer.
Kranichſtein, den 22. September 1915.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute erhielten wir die traurige Nachricht,
daß mein einziger, herzensguter, treuſorgender
Sohn, mein innigſtgeliebter, treuer Bruder
Richarb Bfadter
Bankbeamter
Gefreiter der 4. Kompagnie des 1. Garde-
Reſerve-Regiments
anfangs Auguſt d. J. nach ſchweren Kämpfen
den Heldentod fürs Vaterland erlitten hat.
Im tiefſten Schmerz
die tiefgebeugte Mutter und Schweſter:
Helene Pfadler Witwe,
Blga Pfadler. (B13424
Darmſtadt, den 22. September 1915.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.
Dankſagung.
Sanalogen
von 21000 Herzten anerkanntes
Kräf-
tigungsmittel für Körper und Nerven.
Feldpostbrief-Packungen
in allen Apotheken und Drogerien.
Für die zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem uns ſo ſchwer betroffenen
Ver=
luſte, beſonders für die troſtreiche Grabrede des
Herrn Pfarrer Weigel, ſowie für die vielen Kranz=
und Blumenſpenden, ſagen wir Allen, die unſerem
lieben Verſtorbenen die letzte Ehre erwieſen haben,
unſeren herzlichſten Dank.
(13384
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Michael Beippel.
Nervöse, Rekonvaleszenten
durch Verwundung oder Strapazen
Geschwächte
finden durch
(II,12627
„Pinofluol‟
Fichtennadel-Kräuter-Bäder
in Tabletten
ein energisches, glänzend begutachtetes
Kräftigungs-Mittel.
12 Bäder Mk. 3.— in Apoth., Drog., Parfümerien.
Man verlange ausdrücklich „Pinofluol” in Tabletten!
Gratismuster und viele Gutachten durch die
Pharmakon-Gesellschaft, Chem. Fabrik, Frankfurt a. M.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
anläßlich des Hinſcheidens meiner lieben Frau,
unſerer treubeſorgten Mutter, Tochter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
(13407
Frau
Traiſa, den 22. September 1915
Ständige Rettungswache dee Sanitätskolonne.
Telephonruf Nr. 2425.
geb. Böringer
ſowie für die überaus zahlreichen Blumenſpenden
ſagen wir Allen unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen der tieftraueruden Hinterbliebenen:
Joh. Stieler, Aber-Poſtſchaffner,
und Rinder.
Darmſtadt, den 22. September 1915.
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
pdlitiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Tageskalender:
Donnerstag, 23. September.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende gegen
10½ Uhr (Ab. C): „Wie einſt im Mai”.
Verſammlung des Verbandes evang.=kirchlicher
Frauenvereine um 3¼ Uhr im „Rummelbräu”.
Verſteigerungskalender.
Freitag, 24. September.
Gold= und Silberſachen=Verſteigerung um
9 und 2 Uhr im ſtädtiſchen Leihamt.
(II,13305
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Erbacherſtraße 46, part.
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10 Pfd. 1,20 Mk., bei (*3825
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jaittentruchteg
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abzug. (*3682
Guitten Hoffmannſtr. 18.
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Serve=
latw. u. Salami, fest geräuch.
mett-
wurst, als Feldpoſtſend. heute noch
billig. Arnold, Mollerſtr. 36. (*3817
Schöne, große, badiſche Fahne
mit Stange zu verkaufen
(*3833
Wendelſtadtſtr. 38.
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per Zentner Mk. 4 und 4.50.
Carl Manck Nachf.
Wendelſtadtſtr. 40. (13410a
auf dieſe Weiſe durch Zurückweiſung nicht kränken konnte. Wie
hübſch und herzlich hatte er doch zu ihr geſprochen, ſo echt
ritter=
lich ſich betragen! Ihr Freund wollte er ſein, ihr guter Freund,
und von einem Freunde durfte man doch eigentlich Hilfe annehmen.
Hatte ihre Lieblingsheldin ſolche von ihrem väterlichen Freunde
nicht auch angenommen?
Es wurde ihr eigentlich ſchwer, ſich dieſen eleganten,
moder=
nen, blühendſchönen, jugendlichen Kavalier als einen geſetzten,
ernſten, väterlichen Freund zu denken. Er hatte nichts, ſo gar
nichts von einem ſolchen an ſich, außer vielleicht die Herzensgüte.
Denn ihre unerfahrene Vertrauensgläubigkeit, die nichts wußte
von der Taktik und dem Raffinement geübter Fraueneroberer,
vermutete unter der glänzenden Hülle den ebenſo leuchtenden,
edlen Kern.
Und war es nicht im Grunde doch wunderlich, daß es ſich
ſo gefügt? ſann ſie weiter. Die nötigen Schleifen und Schärpen
für die verlangte Uniform konnte ſie ſich nun kaufen, ihre Violine
auslöſen und damit ihre Schuld abtragen bei der Majorin.
Dies war ihr beſonders erwünſcht. Es ſchien ihr weniger drückend,
dieſem Fremden als jener Frau verpflichtet zu ſein; und ſie wußte
ihm Dank, daß er ihr die Wohltat erwieſen, ſich frei machen zu
können. Ja, es war eine ſolche auch in anderer Hinſicht; immer
klarer wurde es ihr. Sie ſetzte ſich in den Stand, zu ſchaffen,
Geld zu verdienen, um ihm dereinſt ſein Darlehen zurückzuzahlen.
O, wie es ſie ſchon jetzt danach verlangte! Gott würde ihn ihr
zu dieſem Zwecke ſchon wieder einmal in den Weg führen, das
war ihre glühende Hoffnung, ihr feſter Glaube.
Zweiter Teil.
1. Kapitel.
Am Spätnachmittage eines kalten Januartages ging in
dem reichausgeſtatteten, hellerleuchteten Zimmer einer
ſchloß=
artigen Villa der Kolonie Grunewald eine junge Dame unauf=
hörlich auf und ab. Ihr Gang, der immer die gleiche Linie un=
Entfernung einhielt, hatte in ſeiner lautloſen Weichheit und
Grazie, ſeiner Ausdauer und Raſtloſigkeit etwas von den
geſchmeid=
digen Bewegungen des ſeine Käfiggitter unermüdlich ſtreifenden
Raubtiers.
Am breiten Erkerfenſter angelangt, das noch unverhüllt
die freundliche Dunkelheit draußen zeigte, hielt ſie jedesmal
einen Augenblick an, um erwartungsvoll hinauszuſtarren, ehe
ſie wieder tiefer hinein in das Zimmer bis zu ſeinem einladend
brennenden Kamin ſchritt.
Alles an dieſer zarten jungen Frau war Haſt, nervöſe
Auf=
geregtheit und Unruhe. Allmählich wuchs die Ungeduld der
augenſcheinlich jemand ſehnſüchtig Erwartenden. Fieberhaft
begannen die großen graublauen Augen aus dem farbloſen
Geſicht zu leuchten, deſſen Bläſſe das weiche, weiße, mit
koſt=
baren Seidenſtickereien gezierte Schleppkleid noch intenſiver
er=
ſcheinen ließ. Von höchſt erregbarem, leidenſchaftlichem
Tempe=
rament ſprachen der Mund mit ſeinen unaufhörlich leiſe zuckenden
Winkeln, die in ſteter Bewegung befindlichen Hände, die ganze,
wie in innerem Feuer brennende Perſönlichkeit. Während ſie
nun raſcher auf und nieder ſchritt, mit den Nägeln der rechten
Hand die Haut ihres linken Daumens zerreißend — eine ihr
eigentümliche Angewohnheit bei beſonderer Unruhe — gewährte
ſie einen geradezu unheimlichen Anblick.
Er müßte längſt hier ſein, wenn er von der Fabrik direkt
tach Hauſe gefahren wäre! murmelte ſie ungeduldig.
Nach Verlauf einer weiteren, qualvoll verbrachten Stunde
kam vom Kreuzweg drüben das Geräuſch eines ſich raſch
nähern=
den Wagens. Das mußte er ſein, endlich! Richtig! Knirſchend
über den Kiesweg an der Seitenrampe fuhr der Wagen vor.
An die Tür geeilt, das Ohr auf die Spalte gepreßt, lauſchte
ie jeder Bewegung des Ankommenden.
Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.
(Nachdruck verboten.)
30)
Mechaniſch die Handſchuhe abſtreifend und in ihr
Jacken=
täſchchen ſteckend, fühlte ſie in dieſem ein ziemlich dickes,
zu=
ſammengefaltetes Papierpaketchen. Gedankenlos nahm ſie es
heraus und faltete es auseinander. Ein Hundertmarkſchein
noch einer — und noch einer!
Wie vom Donner gerührt ſtarrte ſie darauf hin. Sie mußte
ſich ſetzen, ſo ſehr übermannte ſie Schreck und Ueberraſchung
Die hatte ihr ſicher der Herr unbemerkt zugeſteckt.
Zurücklaufen, wiedergeben das Geld, ſofort! das war ihr
nächſter Gedanke.
Im Begriff davonzueilen, ſtockte ſie. Wo ihn finden? Er
war mit ihr hinausgegangen und in dem Hotel dort gewiß nicht
mehr anzutreffen. Und wenn ſelbſt! Wo, in welcher Straße
war das Haus, in dem ſie zuſammengeſpeiſt? Wie hieß es:
Sie hatte keine Ahnung; wußte auch nicht, wo die
Rettungs=
wache gelegen, in die ſie gebracht. Das Adreßbuch, das ihr
als erlöſender Gedanke einfiel, konnte ihr auch nichts nützen.
Er hatte ihr zwar ſeinen Namen genannt, aber in der
begreif=
lichen Verwirrung, in der ſie ſich befunden, hatte ſie ihn ja nicht
verſtanden.
Herr Gott, in welch peinlicher Lage befand ſie ſich nun
Was ſollte er davon denken, daß ſie, ſie ſich Geld ſchenken ließ!
Es ergriff ſie leidenſchaftlicher Zorn gegen den Geber, daß
er das getan, gewagt! Gleich darauf entſchuldigte ſie ihn wieder.
Es war doch aber in beſter Abſicht geſchehen; er wollte ihr
durch=
aus helfen! Er hatte wohl gemerkt, daß ſie deſſen nur allzu
bedürftig war!
Wie immer ſie darüber dachte, es half alles nichts, ſie mußte
das Geld vorläufig behalten. Vielleicht war es gut, daß ſie ihn
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Oktroi) frei Keller.
(11402a
I. Awerbueh, Wendelſtadtſtraße 47, Telephen 1422.
Jetzt trat er in die Halle. Der Diener half ihm aus dem
Pelz. Nun klirrte ſein Stock im Ständer, und am Riegel oben
ſchwang ſich der haſtig aufgehangene Hut. Die Handſchuhe
unter den Spiegel auf die Platte geworfen, noch einige Worte
mit dem Diener gewechſelt und endlich ſeine Schritte der Tür
zugelenkt.
Sie flog ihm entgegen und umarmte ihn in faſt ſtürmiſcher
Glut. Immer wieder ſchmiegte ſie ſich an ihn mit der Weichheit
und Grazie eines Kätzchens, und ihre Küſſe, heiß und lang, drückten
aus, was ſie nach bangem Harren, im endlichen Beſitz des ſo
glühend Erſehnten empfand.
Puh, puh! ſagte er, Du überfällſt mich ja förmlich, Lulu!
Laß einem doch erſt zu Atem kommen!
Sie folgte ihm zum Seſſel am Feuer, ſetzte ſich auf ſeinen
Schoß und bedeckte ihm Stirn, Mund und Augen mit neuen
zahlloſen Küſſen. Eine kleine Weile duldete er ihre
Zärtlich=
keiten, ohne ſie zu erwidern, mit komiſcher Leidensmiene.
Nun hör’ aber auf! ſagte er ſchließlich ſanft, aber doch energiſch
ihre feſtverſchlungenen Arme von ſeinem Halſe löſend und ebenſo
von ſeinen Knien drängend. Schäme Dich, Du verliebte, kleine
Hexe!—
Aber ſie wehrte ihm und behauptete ihren Platz, von neuem
ſeine Lippen ſuchend.
Laß mich doch, laß mich, Du böſer, lieber Eisbär! flüſterte
ſie dabei zärtlich. Bedenke, wie lange ich Dich entbehrt, mit
welcher Sehnſucht ich Dich erwartet! Jetzt habe ich Dich, nun
ſollſt Du’s büßen. Sag’, haſt Du’s denn nicht gern, wenn Deine
Frau Dich herzt?
Gott, ja doch, ja doch, Schatz — aber zuviel Liebe — wer
kann das auf die Dauer ertragen?
Ungeduldig erhob er ſich und reckte die Arme und ſchüttelte
ſie in heller Verzweiflung. Sie ſtand nun auch vor ihm und ſah
mit brennenden Augen zu ihm auf.
Wenn Du mich liebteſt, ſo wie ich Dich, Götz! — — Aber
ſiehſt Du, ich fürchte, ich fürchte —. Und ſich wieder an ihn
ſchmiegend, hauchte ſie bang: Ich habe oft ſo ſchreckliche Gedanken,
Götz; weißt Du, Gedanken, die —
Was für ſchreckliche Gedanken? fragte er jetzt aufmerkſam.
Ich fürchte immer, ich fürchte, daß Du —.
Na, was denn?
Wo warſt Du heute, Liebſter? lenkte ſie ab.
Wo ich täglich bin — in der Fabrik natürlich.
Nachher, meine ich!
Nirgends weiter; komme direkt daher.
Es iſt doch aber heute ſchon ſo ſpät.
Ich wurde noch vom Direktor aufgehalten.
Iſt das wahr?
Ja, natürlich! Warum ſoll es nicht wahr ſein! Was denkſt
Du ſonſt?
Götz, Götz, wenn Du mich belögeſt, betrügeſt — wenn Du
auf unrechten Wegen wärſt
Was fällt Dir ein, Lulu! Biſt Du verrückt?
Warum kann ich nicht immer bei Dir ſein? rief ſie
leiden=
ſchaftlich. Warum Dich nicht wenigſtens nach der Fabrik
be=
leiten und von dort abholen, wie ich Dich ſchon ſo oft gebeten!
Ich will ſein, wo Du biſt, immer, immer! Siehſt Du, allein
daheim, da kommen mir die ſchrecklichſten Gedanken, da fürchte
ich, daß Du zu einer andern — einer Liebſten —
Deine Eiferſucht macht Dich noch toll! rief er böſe, ſie von
ſich ſtoßend. Gleich darauf bereute er ſeine Heftigkeit. Die
krampfhaft arbeitende Bruſt, das bleiche Geſicht, ihre
unglück=
lichen Augen taten ihm leid.
Was quälſt Du uns beide mit ſolchen Hirngeſpinſten?
ſagte er milder. Ich gehe doch mit Dir aus, ſo oft ich kann.
Meine Anweſenheit in der Fabrik iſt in Waldemars Abweſenheit
oppelt nötig, das weißt Du. Dich dahin täglich mitzunehmen,
iſt aber nicht möglich, ohne beide uns dort und hier dem
Ge=
ſpött auszuſetzen. Die Frau, die Dame, die Du biſt, gehört ins
Haus, in ihre Wirtſchaft. Sieh, Du haſt eine ſo wundervolle
neue Einrichtung, ſo viele ſchöne Dinge, an und mit denen Du
Dich erfreuen und zerſtreuen kannſt. Beſchäftige Dich doch mehr
in der Häuslichkeit, liebes Kind, oder muſiziere, male, nimm
Geſangsunterricht, oder was Du ſonſt magſt. Gehe zu Deinen
Freundinnen, empfange Beſuche. Da ſind Baſare, Vereine und
dergleichen, wo Du auch wirken und Deine Zeit nützlich
ver=
bringen kannſt. Tauſend junge Frauen ſind tagsüber allein und
wiſſen ſich zu unterhalten, anſtatt, wie Du, über ſo abſurden
Ge=
danken zu brüten. Du machſt Dich krank und mich mit.
Ich habe keine Neigung für Deine Vorſchläge! ſagte ſie
dumpf.
Das iſt eben das Abſonderliche, das Unnatürliche an Dir,
daß Du an nichts Gefallen findeſt, was ſonſt Frauen entzückt!
antwortete er lebhaft.
Ja, mit Dir gehe ich überall hin; aber ohne Dich langweilt
mich alles — alles!
Immer beieinander ſein, wäre für uns beide Qual und
würde unſere Liebe verringern. Daß Du das nicht einſiehſt,
Kind! erwiderte er etwas gereizt.
Nein, nein; meiner Liebe würde es nicht ſchaden. Im
Gegenteil! ſagte ſie ſchmeichelnd, und wieder küſſend. Gott,
Gott! fuhr ſie, leidenſchaftlicher werdend, fort. Ich liebe Dich,
ſo heiß, ſo glühend; und Du — Du! — Aber das ſchwöre ich Dir,
neben mir dulde ich in Deinem Herzen keine — keine — Wehe
Dir, wehe ihr, wenn —
Sie vollendete nicht; aber ihre Augen bohrten ſich in die
einen mit ſo wirren, drohenden Blicken, daß ihm unter denſelben
ordentlich unheimlich zumute wurde.
(Fortſetzung folgt.)
Mittwoch, den 29. September 1915, abends 8 Uhr:
Konzert der Fäuidsktrene
zum Besten der Kriegsfürsorge
der Paulusgemeinde.
Mitwirkende: Die Grossh. Hofopernsängerinnen Frau Baumeister-Jacobs
(Alt) und Frau Franziska Callwey-Boruttau (Sopran), Herr Hofkonzertmeister
Adolf Schiering (Violine), Herr Kammermusiker Georg Kress (Oboe) und
Herr Eberhard Delp (Orgel).
Das Programm enthält Werke von Bach, Beethoven, Buxtehude, Rheinberger, Hummel,
Bossi, Wooge und Arnold Mendelssohn.
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Nachſtehend bringen wir ein von der Reichsfuttermittelſtelle in Berlin
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gegebenes Merkblatt über den Verkehr mit Gerſte aus dem Erntejahr 1915 zur
öffentlichen Kenntnis.
Darmſtadt, den 20. September 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Merkblatt
über den Verkehr mit Gerſte aus dem Erntejahr 1915.
(Verordnung des Bundesrats vom 28. Juni 1915, Reichs=Geſetzblatt S. 384.)
I. Beſchlagnahme.
Sämtliche im Reich angebaute Gerſte iſt mit der Trennung vom Boden
für den Kommunalverband beſchlagnahmt, in deſſen Bezirk ſie gewachſen iſt
(§ 1 der Verordnung).
II. Trotz der Beſchlagnahme behalten die Unternehmer landwirtſchaftlicher Betriebe
die eine (erſte) Hälfte ihrer Gerſtenvorräte zu ihrer Verfügung (vergl. Ziff. III, 1).
Die andere (zweite) Hälfte iſt, ſoweit ſie nicht zu den in der Verordnung
zu=
gelaſſenen, unten näher erörterten Zwecken veräußert oder verwendet wird,
dem Kommunalverband auf Verlangen käuflich zu liefern.
III. Welche Veränderungen an ſeinen Gerſtenvorräten und welche
rechts=
geſchäftlichen Verfügungen über ſie kann der landwirtſchaftliche
Unter=
nehmer vornehmen ?
Er kann:
1. die erſte Hälfte (§6, Abſ. 1) als Saatgut oder zu ſonſtigen beliebigen
Zwecken (als Viehfutter, zum Röſten, Vermahlen uſw.) in dem eigenen
landwirtſchaftlichen Betrieb verwenden;
2. ſowohl aus der erſten als auch aus der zweiten Hälfte ſeiner Ernte Gerſte
a) im eigenen gewerblichen Betriebe (Brennerei, Brauerei uſw.)
verarbeiten, jedoch ſtets nur bis zur Höhe des ihm zugewieſenen
Kontingents (§ 6, Abſ. 2);
b)eals ſelbſtgezogene Saatgerſte zu Saatzwecken liefern, ſofern dem
Kommunalverbande der Nachweis erbracht iſt, daß der Unternehmer
ſich in den letzten beiden Jahren mit dem Verkauf von Saatgerſte
beſaßzt hat (§ 7, Abſ. 12). Dies gilt ohne weiteres nur bei
aner=
kannten Saatzuchtwirtſchaften als erwieſen, in allen anderen Fällen
iſt vorher vom Kommunalverband die Entſcheidung der
Reichs=
oder Landesfuttermittelſtelle einzuholen. Abgabe an Händler
nur in plombierten Säcken.
c) an gewerbliche Betriebe mit Kontingent gegen Vorlage von
Bezugsſcheinen (§§ 7b und 20) verkaufen;
zu b unde: Anzeige binnen 3 Tagen nach Abſchluß des
Geſchäftes an den Kommunalverband, bei Ausfuhr über die
Kreisgrenze Einholung ſeiner Genehmigung!
d) an die von der Zentralſtelle zur Beſchaffung der Heeresverpflegung
aufgegebenen Stellen (Heeresverwaltung, Marineverwaltung,
Kom=
munalverbände) liefern (§§ 7b und 20). Die Zentralſtelle wird aber
alle Lieferungen nur durch den Kommunalverband
aus=
führen laſſen, ſo daß außer zu b unde alle Ablieferungen
nur an den Kommunalverband erfolgen.
I. Weitere Veränderungen an den beſchlagnahmten Beſtänden oder
rechts=
geſchäftliche Verfügungen über ſie ſind nur mit Zuſtimmung des
Kommunalverbandes zuläſſig (§ 2), im übrigen ſtreng unterſagt. Der
Kommunalverband darf unter Anderem die Genehmigung zu Verkäufen von
Gerſte aus der erſten Hälfte zu Futterzwecken u. dgl. innerhalb des Kreiſes
erteilen. Er darf auch, indem er gemäß § 11 Abſ. 3 der Verordnung auf
Lieferung verzichtet ausnahmsweiſe einzelnen Beſitzern Gerſtenmengen aus
der zweiten Ernkehälfte zur Verwendung im eigenen Betriebe freigeben,
je=
doch nur zunbeſchadet ſeiner Lieferungspflicht”, d. h. nur dann, wenn er ſich
von anderen Produzenten die freiwilige Lieſerung einer entſprechenden
Menge aus der erſten Erntehälfte geſichert hat.
V. Enteignung.
Liefert ein landwirtſchaftlicher Unternehmer die vom
Kommunal=
verband angeforderte Gerſte nicht freiwillig ſo kann das Eigentum an
der Gerſte durch Anordnung der zuſtändigen Behörde auf beſtimmte Per=
wird in dieſem Falle von
der höheren Verwaltungsbehörde endgültig feſtgeſetzt.
VI. Anrechnung auf die zweite Hälfte.
Der Gerſtenbeſitzer darf auf die dem Kreiskommunalverbande zu liefernde
Hälfte anrechnen: was zuläſſigerweiſe nach III, 2 im eigenen gewerblichen
Betriebe verarbeitet oder an andere Betriebe mit Kontingent abgegeben, was
ferner als Saatgerſte oder auf Anforderung der Zentralſtelle zur Beſchaffung
der Heeresverpflegung geliefert worden iſt (§ 12 der Verordnung).
VII. Eine Ausfuhr von Gerſte aus dem Bezirk des Kommunalverbands darf
nur ſtattfinden, wenn ſie geliefert werden ſoll:
1. an die von der Zentralſtelle zur Beſchaffung der Heeresverpflegung
aufgegebenen Stellen, oder
2. als Saatgerſte zu Saatzwecken, oder
3. an Betriebe mit Kontingent (§ 20, Abſatz 1).
Die Zuſtimmung des Kommunalverbandes iſt nötig! Die Eiſenbahn
nimmt Gerſte zum Verfand nur an, wenn eine Ausfuhrerlaubnis
des Kommunalverbandes oder ein Militärfrachtbrief, der die Stempel des
Kriegsminiſteriums und der Zentralſtelle zur Beſchaffung der
Heres=
verpflegung trägt, vorgelegt wird.
VIII. Kontingent=Betriebe.
Als kontingentierte gewerbliche Betriebe im Sinne des § 20
der Verordnung kommen nur in Betracht: Brauereien, Brennereien,
Preß=
hefefabriken, Gerſten= und Malzkaffeefabriken, Graupenmühlen,
Malzextrakt=
fabriken und Mumme=Brauereien.
Dieſe Betriebe können Gerſte nur erwerben durch die
Gerſten=
verwertungs=Geſellſchaft m. b. H., Berlin, Wilhelmſtraße 69a, der
die auf die Kontingente der einzelnen Betriebe entfallenden
Gerſtenbezugs=
ſcheine von der Reichsfuttermittelſtelle ausſchließlich zugewieſen werden.
An=
träge auf Zuweiſung von Gerſte oder auf Erlaubnis, als Kommiſſionär
dieſer Geſelſchaft die Gerſte ſeilbſt einkaufen zu können, ſind nur an die
Gerſtenverwertungs=Geſellſchaft zu richten.
IX. Wer darf Gerſte kaufen ?
Als Einkäufer von Gerſte kommen nach Vorſtehendem nur in Betracht:
1. die Kommunalverbände,
2. die Käufer von Saatgerſte,
3. die Gerſtenverwertungsgeſellſchaft und deren Beauftragte,
4. dieſenigen Perſonen, denen der Kommunalverband nach Ziffer IV die
Genehmigung im Einzelfalle erteilt.
X. Ablieferungspflicht der Kommunalverbände.
Die Kommunalverbände haben der Zentralſtelle zur Beſchaffung der
Heresverpflegung diejenigen Mengen an Gerſte zur Verfügung zu ſtellen
und nach deren Anweiſung zu liefern, welche die Reichsfuttermittelſtelle
innerhalb der Hälfte der Geſamtgerſtenernte des Kommunalverbandes
feſt=
ſetzt (§§ 20 a u. 25).
Auf dieſe Mengen iſt anzurechnen:
1. was innerhalb des Kreiſes von landwirtſchaftlichen Betrieben in
eigenem Kontingent verarbeitet worden und was an andere
kontin=
gentierte Betriebe geliefert worden iſt. In Höhe dieſer anzurechnenden
Mengen ſind Bezugsſcheine abzuliefern.
2. was nach außerhalb auf Verfügung der Zentralſtelle zur
Beſchaf=
fung der Heresverpflegung, ſowie zu Saatzwecken (Saatgerſte) und
an kontingentierte Betriebe auf Bezugsſcheine abgegeben worden iſt (§ 24).
Wegen Ablieferung der Bezugsſcheine gilt das Gleiche wie zu 1.
X. Strafbeſtimmungen.
Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mk.
wird beſtraft:
1. wer unbefugt beſchlagnahmte Vorräte beiſeite ſchafft, insbeſondere aus
dem Bezirke des Kommunalverbandes entfernt, für den ſie
beſchlag=
nahmt ſind, ſie beſchädigt, zerſtört, verarbeitet oder verbraucht;
2. wer unbeſugt beſchlagnahmte Vorräte verkauft, kauft oder ein anderes
Veräußerungs= und Erwerbsgeſchäft über ſie abſchließt;
3. wer als Saatgerſte erworbene Gerſte ohne Genehmigung der
zuſtän=
digen Behörde zu anderen Zwecken verwendet
Mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 15 000 Mk.
wird beſtraft, wer unbefugt Gerſte verarbeitet.
Unbefugt verarbeitete oder erworbene Gerſte verfällt ohne Entgelt=zu
Gunſten der Zentralſtelle zur Beſchaffung der Heeresverpflegung. (3417
Nachrichten des e
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befindet ſich: 2 Jagdhunde, 1 Boxer. 1 deutſcher Schäferhund,
1 Pinſcher (zugelaufen). Die Hunde können von den Eigentümern bei
dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht
ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um
(13383
10 Uhr, ſtatt.
Bekanntmachung
über die Regelung des Straßenverkehrs
während der Herbſtmeſſe 1915.
Auf Grund von § 366 Ziffer 10 R. St. G. B., Art. 264 Pol. St. G. B.
und Art. 129 b Abſ. 2 der Städteordnung, wird wegen der
Herbſt=
meſſe für die Zeit vom 23. September bis 7. Oktober
ein=
ſchlteßlich angeordnet:
1. Der zwiſchen Mühl= und Stiftſtraße liegende Teil der
Linden=
hofſtraße und der zwiſchen Soder= und Lindenhofſtraße liegende
Teil der Teichhausſtraße iſt für Fuhrwerke geſperrt.
2. Auf den das Meſſegelände umgebenden Straßenteilen darf
nur im Schritt gefahren oder geritten werden.
3. Durch die Reihen der Schau= und Verkaufsbuden darf weder
gefahren, noch geritten, noch geradelt werden.
(13275odd
Darmſtadt, den 13. September 1915.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Die zuläſſigen Saatgutmengen und die
Aufbewahrung des Saatguts.
Auf die unter vorſtehendem Betreff erlaſſene Bekanntmachung
des Großh. Kreisamts vom 6. ds. Mts. in dem Darmſtädter
Tag=
blatt Nr. 248 wird beſonders aufmerkſam gemacht.
An Saatgut dürfen demnach aus den Getreidevorräten zur
Ausſaat verwendet werden:
2) bei Winterroggen 77,50 Pfund auf den Morgen
b) bei Sommerroggen 80,—
c) bei Winterweizen 35.
d) bei Sommerweizen 92,5
105.—
e) bei Spelz
Wer für das nächſte Erntejahr Brotgetreide anpflanzen und
dazu ſeine eigene geerntete Frucht benutzen will, iſt verpflichtet, dieſe
längſtens bis zum 1. Oktober ds. Js. im Stadthaus auf Zimmer 23
(12913a
anzuzeigen.
Die Ausſaat und Verwendung des Saatguts wird ſpäter
überwacht.
Darmſtadt, den 9. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Regelung des Verkehrs mit Haſer.
Pferdebeſitzer, die ihren Ausweis der Zentral=Genoſſenſchaft
der heſſ. landwirtſchaftlichen Konſumvereine vorgelegt, aber bis
jetzt noch keinen Hafer erhalten haben, können die Bezugsſcheine in
dem Bureau vorgenannter Genoſſenſchaft, Getreideabteilung,
Sand=
ſtraße Nr. 36, entgegennehmen.
(13359md
Darmſtadt, den 18. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Kaſtanien u.
Eicheln
kauft (B13072
Heinrich Keller Sohn
Heidelbergerſtr. 28.
Wuterhaltener, Iſlammig.
Gas=
herd mit Fortkoch. u. Schlauch
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Stiſtſtraße 31, 1. St.
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zu verkaufen Arheilgerſtr. 57. (*3786
Mihlr
kann in Gärten ꝛc. gelief. werden
13402dfs) Wendelſtadtſtr. 40.
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Ibel & Lotz, G. m. D. H.
Elisabethenst. 31 Telephon 461.
I. Hess. Versicherung gegen
Ungeziefer
Verkauf von Aepfeln durch die Stadtverwaltung.
Im Hinterbau des Stadthauſes findet bis auf weiteres der
Verkauf von Aepfeln (durchweg gutes Tafelobſt) ſtatt, und zwar
von vormittags 8—12 Uhr und nachmittags 2—6 Uhr.
Der Verkaufspreis beträgt je nach den Sorten 8.50 bis 10.50 Mk.
für den Zentner.
Auf Wunſch kann bei Mengen von einem Zentner ab das Obſt
gegen geringe Vergütung ins Haus geliefert werden.
Beſtellungen werden im Stadthaus, Zimmer Nr. 30,
entgegen=
genommen.
Darmſtadt, den 22. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
(13408dfs
Kuttergras= und Runketrüben=Verſteigerung.
Die Verſteigerung des Futtergraſes und der Runkelrübenernte
von der ſtädtiſchen Pallaswieſe vom 16. laufenden Monats iſt
ge=
nehmigt.
Die Abgabeſcheine ſind bei der Stadtkaſſe erhältlich und müſſen
bis zum 1. Oktober eingelöſt ſein.
Darmſtadt, den 20. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
(13293df
Vertilgung von Ungeziefer
jed. Art, wie Wanzen, Käfer,
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Aussprache an Ort u. Stelle.
Obſt=Großmärkte in Darmſtaht.
Montag, den 4. und Mittwoch, den 6. Oktober, ſowie
„ 13.
„II.
„ 1. Js.,
von vormittags 8 bis nachmittags 6 Uhr, finden in der ſtädtiſchen
Durnhalle am Kapellplatz Obſt=Großmärkte ſtatt.
Falls Bedürfnis vorhanden, werden weitere Märkte abgehalten.
Obſtzüchter und Obſthändler werden zur Beſchickung dieſer Märkte
eingeladen.
Der in früheren Jahren dahier abgehaltene Obſt= und
Kartoffel=
markt fällt in dieſem Jahre aus.
Zur teilweiſen Deckung der Unkoſten werden für jeden
Markt=
tag erhoben:
a) für einen Korb oder Sack bis zu 25kg Gewicht 5 Pfg.
über 25keg
b)
, 10
Die nicht verkaufte Ware kann bis auf weiteres auf Gefahr
der Verkäufer bis zum nächſten Markte in dem Verkaufsraum
be=
laſſn werden.
Darmſtadt, den 20. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
(13387de
I. V.: Ekert.
Lieferungsvergebung.
Die Lieferung unſeres Bedarfs an Fleiſch= und Wurſtwaren
in der Zeit vom 1. Oktober 1915 bis Ende März 1916 ſoll auf dem
Verdingungswege vergeben werden. Die unveränderten
Lieferungs=
bedingungen können am 21. und 25. d. Mts, hier eingeſehen werden.
Angebote ſind ſpäteſtens am Eröffnungstage — 27. September,
vormittags 11 Uhr — dahier einzureichen.
(13412
Aliceſtiſt, am 22. September 1915.
(Rroßh. Anſtalta=Vormaltung.
Anmeldungderbeſchlagnahmten Gegenſtände
aus Kupfer, Meſſing und Reinnickel.
Auf Grund der Verordnung des Stellvertretenden
General=
kommandos 18. Armeekorps zu Frankfurt a. M. vom 31. Juli 1915,
betr. Beſchlagnahme, Meldepflicht und Ablieferung von fertigen,
ge=
brauchten und ungebrauchten Gegenſtänden aus Kupfer, Meſſing
und Reinnickel, werden hierdurch die Beſitzer der ſeit 31. Juli d. Js.,
nachts 12 Uhr, beſchlagnahmten Gegenſtände aufgefordert, die
Anmeldung dieſer Gegenſtände unter Verwendung des
vorge=
ſchriebenen Meldevordrucks in der Zeit vom 26. September bis
5. Oktober d. Js. bei den zuſtändigen Polizeirevieren zu erſtatten.
Die Meldevordrucke ſind vom 22. September ab bei den Revieren
erhältlich.
Die Gegenſtände bleiben bis auf weiteres in den Händen der
Beſitzer.
Im Nachſtehenden werden die einſchlägigen Beſtimmungen der
Verordnung vom 31. Juli 1915, ſowie die Strafbeſtimmungen für
Zuwiderhandlungen nochmals bekannt gegeben.
§ 2.
Von der Verordnung betroffene Gegenſtände.
Klaſſe A. Gegenſtände aus Kupfer und Meſſing:
1. Geſchirre und Wirtſchaftsgeräte jeder Art für Küchen und
Backſtuben,
wie beiſpielsweiſe Koch= und Einlegekeſſel, Marmeladen= und
Speiſeeiskeſſel, Töpfe, Fruchtkocher, Pfannen, Backformen,
Kaſſerollen, Kühler, Schüſſeln, Mörſer uſw.;
2. Waſchkeſſel, Türen an Kachelöfen nnd Kochmaſchinen bzw.
Herden;
3. Badewannen: Warmwaſſerſchiffe, =behälter, =blaſen, =ſchlangen,
Druckkeſſel, Warmwaſſerbereiter (Boiler) in Kochmaſchinen und
Herden; Waſſerkaſten, eingebaute Keſſel aller Art.
Klaſſe B. Gegenſtände aus Reinnickel
1. Geſchirre und Wirtſchaftsgegenſtände jeder Art für Küchen
und Backſtuben,
wie beiſpielsweiſe Koch= und Einlegekeſſel, Marmeladen= und
Speiſeeiskeſſel, Fruchtkocher, Servierplatten, Pfannen,
Back=
formen, Kaſſerollen, Kühler, Schüſſeln uſw.;
2. Einſätze für Kocheinrichtungen, wie Keſſel, Deckelſchalen,
Innen=
töpfe nebſt Deckeln an Kipptöpfen, Kartoffel=, Fiſch= und
Fleiſcheinſätze uſw. nebſt Reinnickelarmaturen.
§ 3.
Von der Verordnung betroffene Perſonen und Betriebe.
Von der Verordnung werden betroffen:
1. Handlungen, Laden= und Inſtallationsgeſchäfte, Fabriken und
Privatperſonen, die obengenannte Gegenſtände erzeugen oder
verkaufen, oder die ſolche Gegenſtände, die zum Verkauf
be=
ſtimmt ſind, im Beſitz oder in Gewahrſam haben;
2. Haushaltungen;
3. Hauseigentümer;
4. Unternehmungen zur Verpflegung fremder Perſonen,
insbe=
ſondere Gaſt= und Schankwirtſchaften, Penſionate, Kaffeehaus=,
Konditorei= und Küchenbetriebe, Kantinen, Speiſeanſtalten
aller Art, auch ſolche auf Schiffen, Bahnen u. dgl.;
5. öffentliche (einſchl. kirchliche und ſtiftiſche uſw.) und private
Heil=, Pflege= und Kuranſtalten, Kliniken, Hoſpitäler, Heime,
Kaſernen, Erziehungs= und Strafanſtalten, Arbeitshäuſer u. dgl.
§ 5.
Meldepflicht.
Die von der Beſchlagnahme Betroffenen haben unter Benutzung
des vorgeſchriebenen Meldevordruckes eine Beſtandsmeldung der
be=
ſchlagnahmten, durch § 2 gekennzeichneten Gegenſtände an die mit
der Durchführung der Verordnung beauftragten Behörden
innerhalb=
der von den letzteren feſtzuſetzenden Friſt einzureichen. Nicht zu:
melden ſind diejenigen Gegenſtände, die bereits nach der
Bekannt=
machung, betr. Beſtandsmeldung und Beſchlagnahme für Metalle,
M. 1/4 15 K. R. A. vom 1. Mai 1915 der Meldepflicht unterlagen.
§ 8.
Ausnahmen.
Ausgenommen ſind mit dem beſchlagnahmten Metall
über=
zogene (z. B. galvaniſch) und plattierte Gegenſtände aus Eiſen oder
einem anderen nicht beſchlagnahmten Metall.
Beſtehen Zweifel, ob gewiſſe Gegenſtände von der
Verordnung=
betroffen ſind, ſo kann eine Befreiung von der Beſchlagnahme
be=
willigt werden. Ueber die Befreiung entſcheidet die mit der
Durch=
führung der Verordnung beauftragte Behörde endgültig.
§ 12.
Strafbeſtimmungen.
Wer vorſätzlich die Beſtandsmeldung auf dem vorgeſchriebenen
Formular nicht in der geſetzten Friſt einreicht oder wiſſentlich
un=
richtige oder unvollſtändige Angaben macht oder den erlaſſenen
Aus=
führungsbeſtimmungen zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu
ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft.
Auch können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für dem Staate
verfallen erklärt werden. Fahrläſſige Verletzung der Auskunftspflicht
wird mit Geldſtrafe bis zu dreitauſend Mark, im Unvermögensfalle
mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten beſtraft.
Ferner wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft,
ſo=
fern nicht nach den allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen
ver=
wirkt ſind, wer das Verbot gemäß §§ 4 und 5 dieſer Verordnung
übertritt oder zur Uebertretung auffordert oder anreizt.
Darmſtadt, den 15. September 1915.
(13035a
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
Vom 23. September
bis 4. Oktober
haben die Herren:
S.-R. Dr. Birnbaum, Georgenſtr.,
S.-R. Dr. Gutenberg, Waldſtr.,
S.-K. Dr. Hollgender, Ludwigspl.,
S.-R. Dr. Orth, Bismarckſtr.,
die Güte, mich in meiner Praxis
(*3801do
zu vertreten.
D. N. Dr. Bbuchneimer
Heidelbergerſtr. 6.
Keiner werten Kundſchaft zur
M gefl. Mitteilung, daß ich mein
Geſchaft wied. eroffner
habe.
(*3831
Friedrich Gorr, Friseurgesch.
Große Ochſengaſſe 1.
Erf., gepr. Sprachlehrerin
erteiltPrivat=u. Nachhilfeſtunden
in allen Fächern zu mäß. Preis.
Ang. u. J 61 Geſchäftsſt. (*3810dis
Wer verkauft Billa
od. beſſ. Landh. m. Gart. in ſchöner
Lage? Gefl. Ang. v. Selbſteigentüm.
bef. u. F. 4151 haasensteingUogler,
A.-G., Frankfurt a.m. (II,13392
Darmstädter Faddgesian.
Vorbereitung zur Einjährigen-, Primaner-,
Fähnrich- u. Reifeprüfung (auch für Damen)
Kufnahme von Schülern (V1—1a) jederzeit.
B,13032)
M. Elias, Herdweg 56½.
Kartoffel=Lieferung.
Die Lieferung des Kartoffelbedarfs für das ſtädt.
Pfründner=
haus und das ſtädt. Armenhaus ſoll auf dem Verdingungswege
ver=
geben werden. Es werden benötigt:
A. Für das ſtädtiſche Pfründnerhaus: 150 Doppelzentner
Speiſekartoffeln „Induſtrie‟
B. Für das ſtädtiſche Armenhaus: 150 Doppelzentner
Speiſekartoffeln „Induſtrie‟
Die Lieferung kann ſowohl einem, wie mehreren Uebernehmern
übertragen werden und hat alsbald auf Anfordern zu erfolgen.
Verſchloſſene, mit Aufſchrift verſehene Angebote, die mindeſtens
eine Lieferung von 25 Doppelzentner umfaſſen müſſen, ſind mit
Preisangabe
Samstag, 2. Oktober ds. Js.,
vormittags zwiſchen 10 und 12 Uhr,
bei dem unterzeichneten Amt, Waldſtraße 6, Zimmer 13, einzureichen.
Gleichzeitig ſind Proben jeder Sorte bei dem Oberverwalter
im Pfründnerhaus, Frankfurterſtraße 35, abzugeben.
Die Proben dürfen nicht den Namen des Einlegers enthalten,
müſſen aber mit einem Zeichen verſehen ſein, das auch in das
Preis=
angebot einzutragen iſt.
Es wird auf auserleſene, geſunde Kartoffeln gerechnet.
Die Auswahl unter allen Bietern behalten wir uns vor.
Darmſtadt, den 22. September 1915.
Städtiſches Armen= und Fürfſorgeamt.
J. V.: Hopp.
(13418
erteilt guten Zither=
Wer unterricht? Ang. unt.
43 an die Geſchäftsſt. (*3782
Klavier-, Harmonium-,
Zither-Unterricht
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Bekanntmachung.
Auszug
über die Grundſätze, betreffend die Beförderung von
Militärperſonen vom Feldwebel abwärts während
der Kriegszeit auf den Darmſtädter Straßen= und
Vorortbahnen, gültig vom 1. Oktober 1915 ab.
1. Alle verwundeten und kranken Soldaten haben freie Fahrt,
wenn der von der Heſſiſchen Eiſenbahn=A.=G. ausgegebene
Fahrt=
ausweis von dem Lazarett oder Krankenhaus beglaubigt worden iſt.
2. Alle ſonſtigen Militärperſonen haben vollen Fahrpreis
(13409
zu zahlen.
3. Ausnahmetarif für Militärperſonen
10 Pfg.
Darmſtadt-Schloß-Arheilgen
,
Darmſtadt-Schloß-Griesheim od. Uebungsplatz 10 Pfg.
Darmſtadt-Schloß-Eberſtadt ..
. . 10 Pfg.
Darmſtadt, den 7. September 1915.
Großh. Kommandantur.
Vorſtehende Bekanntmachung zur allgemeinen Kenntnisnahme.
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