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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstägs, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Das italieniſche Heer. — Der Krieg mit Stalien. — Die Lage in Finnland. — Die engliſche
Regierungskriſis. — Engliſch=Calais. — Das iſolierte Amerika.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 26. Mai.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Ein nächtlicher feindlicher Vorſtoß gegen
uſere neugewonnene Stellung weſtlich des
Teiches von Bellewaarde wurde leicht
ab=
gewieſen. Die Zahl der den Engländern
ent=
riſſenen Maſchinengewehre hat ſich auf 10
erhöht.
Nordöſtlich Givenchy gelang es farbigen
Engländern geſtern abend, ſich eines
vor=
ſpringenden Teiles unſeres vorderſten Grabens
zu bemächtigen. Weiter ſüdlich, zwiſchen Lievin
und der Lorettohöhe, ſetzte nachmittags ein
großer, tiefgegliederter franzöſiſcher Angriff
ein. Er iſt vollkommen geſcheitert.
Nördlich und ſüdlich der Straße Souchez—
Béthune war es dem Feinde anfangs
ge=
lungen, in unſere Gräben einzudringen;
nächt=
liche Gegenangriffe brachten uns jedoch wieder
in den vollen Beſitz unſerer Stellung. 100
Franzoſen blieben als Gefangene in unſerer
Hand. Auch ſüdlich Souchez brachen
mehrfach wiederholte ſtarke Angriffe, die
von weißen und farbigen Franzoſen gegen
unſere Linie ſüdlich Souchez gerichtet waren,
dicht vor den Hinderniſſen völlig zuſammen. Der
Gegner erlitt überall ſehr ſchwere Verluſte.
Bei den Kämpfen an der Lorettohöhe
zeichnete ſich ein ſchleſiſches Infanterieregiment
beſonders aus.
Ein feindlicher Vorſtoß im Oſtteil des
Prieſterwaldes wurde leicht abgewieſen.
Südlich Lens wurde von unſeren Fliegern
ein feindliches Flugzeug abgeſchoſſen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Einzelne ſchwache Nachtangriffe wurden
abgeſchlagen.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Der Angriff der Armee des
General=
oberſten v. Mackenſen ſchreitet gut
vor=
wärts.
Südöſtlich Radymuo iſt nach heftigem
Kampf der Ort Swiete genommen. Oeſtlich
Radymno wurde, nachdem öſterreichiſche
Truppen den Brückenkopf weſtlich des Sau
erſtürmt hatten, auch der Uebergang über
den San erzwungen. Weiter nördlich
erreichten unſere Truppen nach Kampf die
Gegend öſtlich Lazy, öſtlich Lazki und die
Linie Korzenica - Zapalow (ander Lubaszowka).
Die Beute an Gefangenen und Material wächſt.
Oberſte Heeresleitung.
Der Krieg im Orient.
* Das verſenkte engliſche Linienſchiff
wurde vor einem Monat, am 25. oder 26. April, als es
die türkiſchen Stellungen auf der Halbinſel Gallipoli
be=
ſchoß, von drei türkiſchen Granaten getroffen. Der
offi=
ziöſen engliſchen Meldung zufolge war der angerichtete
Schaden damals unbedeutend, und angeblich wurden nur
zwei Mann verwundet. Mit dem „Triumph” zuſammen
hat die Flotte der Verbündeten mindeſtens
ſechs Linienſchiffe, nämlich „Irreſiſtible‟, „Ocean”,
„Goliath”, „Triumph”, „Bouvet” und „Gaulois”, dazu
eine ganze Anzahl wertvoller kleinerer Schiffe, darunter
drei Unterſeeboote, verloren. Mehrere andere, wie
„Inflexible” und „Suffren”, ſind ſo ſchwer beſchädigt, daß
ſie mit Mühe vor dem Sinken gerettet werden konnten.
Die Verluſte der Marine an den Dardanellen, denen
in=
direkt auch die Vernichtung des „Léon Gambetta” und
des „Panteleimon” beigezählt werden können, kommen
alſo etwa zwei verlorenen großen Seeſchlachten gleich.
Das italieniſche Heer.
* Das italieniſche Heer beruht auf der
allge=
meinen perſönlich abzuleiſtenden Dienſtpflicht und
glie=
dert ſich in das ſtehende Heer (1. Linie, aktives Heer und
die Reſerve), die Mobilmikiz (2. Linie, unſerer Landwehr
entſprechend) und die Territorialmiliz (3, Linie, unſer
Landſturm). Aktives Heer und Mobilmiliz bilden
zuſam=
men die Feldarmeen, während die Territorialmiliz für
Beſatzungszwecke beſtimmt iſt, aber im Bedarfsfalle ohne
weiteres zu jeder Art von Kriegsdienſten herangezogen
werden kann. Die Dienſtpflicht beginnt mit dem
vollen=
deten 20. Lebensjahre und dauert 19 Jahre. Davon
wer=
den abgeleiſtet im ſtehenden Heere 8 Jahre, in der
Mobil=
miliz 4 Jahre und in der Territorialmiliz 7 Jahre. Die
Dienſtzeit im aktiven Heere beträgt für alle
Waffengattun=
gen, auch für die berittenen, 2 Jahre, nur die Karabinieri
und einige techniſche Dienſtzweige haben eine dreijährige
Dienſtzeit, die aber nur freiwillig übernommen werden
kann. Die Dienſtpflichtigen werden in drei Arten
einge=
ſtellt, von denen die erſte und zweite zum ſtehenden Heere,
die dritte zur Territorialmiliz gehört. Die Zuteilung zur
zweiten und dritten Art richtet ſich nach den häuslichen
Verhältniſſen und umfaßt alle diejenigen, die auf Grund
von Eingaben von der Ableiſtung ihrer Dienſtpflicht im
ſtehenden Heere befreit ſind. Die zweite Art kann zur
Ausbildung ein= oder mehreremale einberufen werden,
doch darf die Geſamtdienſtzeit ſechs Monate nicht
über=
ſchreiten. Die dritte Art kann nur alle vier Jahre zu einer
30tägigen Dienſtleiſtung eingezogen werden. Von dieſer
Beſtimmung iſt aber bisher noch nicht Gebrauch gemacht
worden.
Die geſetzlich feſtgelegte budgetmäßige
Frie=
densſtärke für das Jahr 1913/14 betrug 14121
Offi=
ziere, 250 000 Mann und 55 727 Dienſtpferde, während der
planmäßig vorgeſehene Stand etwa 290 000 Mann
be=
tragen ſollte. Es beſtand alſo zwiſchen der Soll= und
Iſt=
ſtärke ein bedeutender Unterſchied, der aber unter den
jetzigen Verhältniſſen nur wenig in die Erſcheinung tritt, da
bereits ſeit längerer Zeit mehrere Reſerviſten=Jahrgänge
eingezogen ſind. Die Rekrutenzahl betrug im Jahre 1912
130000 Mann. Die Zahl der ausgebildeten
Mannſchaf=
ten, die im Kriegsfalle zur Verfügung ſtehen. betrug nach
amtlichen Angaben im Jahre 1912 41692 Offiziere und
298 448 Mannſchaften des ſtehenden Heeres, 491 607
Mann=
ſchaften der Mobilmiliz, 2 281802 Mannſchaften der
Ter=
riterialmiliz. Danach erreicht alſo die Geſamtzahl der
ausgebildeten Mannſchaften die ſehr beträchtliche Höhe
von rund dreieinhalb Milionen Köpfen.
Das Heer iſt im Frieden gegliedert in 12 Armeekorps
mit 25 Infanterie= und drei Kavallerie=Diviſionen, zu
denen noch zahlreiche techniſche Dienſtzweige und
Verwal=
tungsanſtalten treten. Die Infanterie gliedert ſich in
die eigentliche Infanterie, die Berſaglieri und die Alpini.
Die erſteren beſtehen aus 96 Regimentern zu je drei
Ba=
taillonen und einer Maſchiengewehr=Abteilung zu zwei
Gewehren. 24 Regimenter beſitzen ein viertes Bataillon,
das zur Beſatzung von Libyen beſtimmt iſt. Es ergibt
dies eine Geſamtſtärke von 312 Bataillonen. Die
Berſag=
lieri ſind in 12 Regimenter zu vier Bataillonen gegliedert,
von denen das vierte Bataillon eine Radfahrertruppe iſt
Bei drei Regimentern beſteht ein fünſtes für Libhen
be=
ſtimmtes Bataillon ſo daß die Geſamtſumme 51
Batail=
lone ausmacht. Die Alpini ſtellen die Gebirgstruppen
des Heeres dar und beſtehen aus acht Regimentern mit
26 Bataillonen und 78 Kompagnien. Dieſe ſind ohne
Rück=
ſicht auf den Bataillonsverband mit durchlaufenden
Num=
mern bezeichnet. Die Infanterie iſt ausgerüſtet mit dem
6,5=Millimeter=Repetiergewehr Modell 91, Syſtem
Mann=
licher=Carcano mit Säbelbajonett. Die Offiziere führen
eine automatiſche Piſtole. Das italieniſche Gewehr hat
alſo ein außerordentlich geringes Kaliber, und in den
Kolonialkriegen hat ſich wiederholt gezeigt, daß es nicht
ausreicht, um den getroffenen Gegner ſofort außer Gefecht
zu ſetzen.
Die Kavallerie gliedert ſich in 29 Regimenter zu
je 5 Eskadrons, zu denen noch fünf für Libyen beſtimmte
Eskadrons treten, ſo daß ſich eine Geſamtzahl von 150
Eskadrons ergibt.
Die Artillerie war zu Beginn des Krieges in
einer gänzlichen Neuorganiſation begriffen. Nach den
urſprünglichen Plänen fehlte noch eine ganze Anzahl
Bat=
terien und höherer Verbände. Es iſt aber anzunehmen,
daß auch dieſe während der letzten Zeit neugebildet und
aufgeſtellt worden ſind, ſo daß der vorgeſehene Stand
er=
reicht worden iſt. Danach beſtehen jetzt 12 Korps=
Artil=
lerie=Regimenter mit 72 Batterien und 24 Diviſions=
Artil=
lerie=Regimenter mit 120 Batterien, ſowie ſechs für Libyen
und eine für Sardinien beſtimmte Batterie. Im ganzen
zählt alſo die Feldartillerie 199 Batterien, wovon drei
Gebirgsbatterien ſind, ſo daß die Summe der
Feldbatte=
rien 196 beträgt. Die reitende Artilerie beſteht aus acht
Batterien, die ſchwere aus 20 ſchweren Haubitzen=
Batte=
rien. Die Gebirgsartillerie beſteht aus 24 Batterien außer
den vorhin ſchon erwähnten drei Batterien der
Feldartil=
lerie und 12 für Libyen beſtimmten Batterien, ſo daß die
Geſamtſumme 39 beträgt.
Die Feldartillerie führt zwei verſchiedene
Ge=
ſchütze: über 100 Batterien ſind mit einem Kruppſchen
Rohrrücklaufsgeſchütz aus dem Jahre 1906 ausgerüſtet,
etwa 90 Batterien haben das franzöſiſche
Rohrrücklaufs=
geſchütz Syſtem Deport aus dem Jahre 1911 erhalten. Die
ſchwere Artillerie hat eine 149=Millimeter=Rohrrückauf=
Haubibe von Krupp. Die Gebirgsarillerie hat eine neue
65=Milimeter=Rohrückauf=Kanone erhalten.
Die Geſamtſtärke des Frieden sheeres
beträgt alſo 312 Bataillone Infanterie, 50 Bataillone
Ber=
ſaglieri, 26 Alini=Batailone, zuſammen alſo 380
Batail=
lone Infanterie, 150 Eskadrons, 196 Feldbatterien, acht
reitende Batterien, 39 Gebirgsbatterien, 20 ſchwere
Bat=
terien, zuſammen 263 Batterien mit 1052 Geſchützen, da
die Batterien nur aus vier Geſchützen beſtehen.
Im Kriege werden die vorher aufgeführten
Trup=
penteile durch Einziehung von Reſerviſten auf volle
Kriegs=
ſtärke gebracht, die im allgemeinen den im deutſchen Heere
üblichen Zahlen entſpricht. Außerdem werden Truppen
zweiter und dritter Linie aufgeſtellt. Ihre Organiſation
und Ausrüſtung entſpricht im allgemeinen denen des
akti=
ven Heeres.
Nach einer Tabelle, die in dem von öſterreichiſchen
Generalſtabsoffizieren herausgegebenen Veltzes Armee=
Almanach enthalten iſt, würde die italieniſche
Wehr=
macht im Kriege ſich im ganzen aus folgenden
Trup=
penteilen zuſammenſetzen:
Mann
Infanterie .
. 645 Bataillone 670000
7
Berſaglieri .
49000
52
Alpini
50000
27
Garniſontruppen
14000
178 Eskadrons
Kavallerie
15000
.240 Baterien
Feldartillerie
14 000
8
Reitende Artillerie .
1300
Schwere Feldartillerie . 40
5 200
63
Gebirgsartillerie
19000
Feſtungsartillerie .
308 Kompagnien 70000
167
Genietruppen.
40 000
Karabinieri
45 Bat., 2 Esk. 30 000
Finaneiert .
23 00
Zuſammen: 824 Bataillone, 180 Eskadrons,
360 Batterien, 475 Kompagnien
Feſtungs=
artillrie und techniſche Truppen
1000000
Andere Angaben beziffern die Heeresſtärken noch etwas
höher und gehen bis zu 1 200 000 Mann. Damit iſt die
Zahl der vorhandenen ausgebildeten Mannſchaften noch
nicht erſchöpft, denn dieſe betragen nach amtlichen Angaben
aus dem Jahre 1912:
Offiziere
41692
Mannſchaften des ſtehenden Heeres 208 448
Veurlaubte des ſtehenden Heeres (91607
Mobilmiti=
328 601
Territorialmiliz
. 2281802
Zuſammen: 3 442150
Allerdings ſtehen dieſe Zahlen nur auf dem Papier.
(Tägl. Rdſch.)
* Zürich, 26. Mai. Oberſt Habicht, der
Militär=
kritiker der Neuen Zürcher Zeitung, ſchreibt in einem
Artikel über das italieniſche Heer: Der
Tripolis=
feldzug hat nicht nur einen großen Verbrauch von
Offi=
zieren und Unteroffizieren mit ſich gebracht, ſondern auch
eine weitere Kadersausbildung des Heeres und die
Be=
ſchaffung des Erſatzes verzögert und verſchoben. Es ſoll
ganz beſonders bei der mobiſen und der Reſerve=Miltz
an den nötigen Kadersbeſtänden fehlen. Der
Korreſpondent des Blattes weiß aus ſicherer Quelle, daß
die penſionierten Offiziere ſchon vor längerer Zeit durch
ein geheimes Rundſchreiben zum Wiedereintritt in das
Heer im Falle eines Krieges aufgefordert wurden. Da
aber nur eine ſehr kleine Zahl ſich dazu bereit erklärte,
wurde, um einen Druck auszuüben, das Penſionsgeſetz
geändert, ſo daß, wer dem Angebot nicht Folge leiſtet, des
größten Teils der Penſion verluſtig geht.
Der Krieg mit Italien.
Zur Lage.
* Zur neuen Kriegslage ſchreibt Major
Morath im Berliner Tageblatt: Das Vorſpiel im Süden
hat begonnen und wird jedes Männerherz der
Zentral=
ſächte erfreut haben. Friſch und ſchnell war die
Tat=
kraft der befreundeten Marine. Aufmerkſam und
wach=
ſam ſteht auch die Wacht in den Bergen. Das Ableugnen
und Verkleinern der Erfolge, wie Italien es verſucht,
kann uns nicht irre machen. Der Gipfel der Unwahrheit
war ſchon vor der Kriegserklärung erklommen. — In
der Deutſchen Tageszeitung beglückwünſcht Graf
Revent=
low unſeren Bundesgenoſſen zu dieſem hervorragenden
Anfang und ſchreibt: Wir überſchätzen dabei
ebenſo=
wenig wie Oeſterreich und Ungarn die Stärke und Kraft
des Feindes. Wenn die italieniſche Flotte nur halb ſo
viel Initiative und Angriffsgeiſt zeigt, wie die
öſterrei=
chiſch=ungariſche, ſo werden wir bald von der Adria mehr
hören.
* Baſel, 25. Mai. In einem Leitartikel über die
durch den Eintritt Italiens in den Krieg
ge=
ſchaffene Lage ſchreibt der Basler Anzeiger u. a.:
Auf=
fällig iſt, wie gering die Begeiſterung über die italieniſche
Hilfe ganz beſonders in Frankreich iſt, ja, daß ſich
fran=
zöſiſche Generale im Eclair für die Vermiſchung beider
Heere geradezu bedanken und verlangen, daß jedes Heer
ſein eigenes Operationsgebiet haben ſolle. Natürlich iſt
es überaus ſchwer, richtig zu beurteilen, wie die
Regie=
rung die italieniſche Kraft einſchätzen werde. Sicher iſt
nur das eine, daß die Ententemächte die italieniſche Hilfe
gern in den Vordergrund rücken werden, nicht nur um
die eigenen Kräfte zu ſchonen, ſondern auch, weil ſie nicht
das geringſte Intereſſe an einem beſonders ſtarken Italien
haben und vielmehr ein ſchwaches wünſchen müſſen. Sie
werden alle dafür ſorgen, daß die Italiener auch etwas
von den Segnungen des Krieges zu ſpüren bekommen
werden. Schon jetzt ſind die franzöſiſchen Preſſeſtimmen
auf den Ton geſtimmt, daß die Italiener keinen Anſpruch
auf beſondere Dankbarkeit haben, da ſie ſich nur von
eigenen Intereſſen leiten ließen.
Der Verrat Italiens.
* Das jetzt an die Blätter gegebene öſterreichiſche
Rotbuch enthält eine eingehende und zutreffende
Recht=
fertigung des öſterreichiſchen Vorgehens gegen Italien
und den ſchlagendſten Beweis dafür, daß die Monarchie
alles getan hat, um eine Verſtändigung mit Italien zu
erzielen. Das Rotbuch veröffentlicht 10 Aktenſtücke, aus
denen die heuchleriſche Sinnesart Italiens klar
hervor=
geht. Intereſſe verdient eine Depeſche des Königs
Viktor Emanuel vom 2. Auguſt 1914 auf eine
Depeſche des Kaiſers Franz Joſef, in der der König
er=
klärt, er brauche nicht zu verſichern, daß Italien alles, was
in ſeiner Macht liege, tun werde, um ſo bald als möglich
an der Wiederherſtellung des Friedens mitzuhelfen, daß
es gegenüber den Verbündeten eine
herzlichfreund=
ſchaftliche Haltung bewahren wird,
ent=
ſprechend dem Dreibundvertrage und den
großen Intereſſen, die es wahren müſſe. Durch die
Ver=
öffentlichung dieſer Depeſche iſt das Vorgehen des
Königs von Italien gerichtet. Ferner iſt von
Intereſſe die Note San Giulianos, in der nicht nur
Freundſchaft, ſondern für einen ſpäteren Zeitpunkt ſogar
die Zuſammenarbeit angekündigt wird.
Ein weiterer Beleg zu dem italieniſchen
Wort=
bruch wird aus München der B. Z. zufolge gemeldet:
Wie die Münchener Neueſten Nachrichten aus Wien
berich=
ten, war der Kardinalfürſtbiſchof von Wien, Dr.
Pif=
fel, vor einigen Monaten in Rom und wurde vom
König Viktor Emanuel empfangen. In dieſer
Audienz wurde auch über den Krieg geſprochen und das
Verhalten Italiens gegen ſeine Bundesgenoſſen geſtreift
Der König ſagte zum Kardinal Piffel: Man kann
ganz beruhigt ſein. Ich wäre der=Erſteaus
dem Hauſe Savoyen, der ſein Wort bricht.
Die B. Z. fügt lakoniſch hinzu: An einem Königswort
ſoll man nicht drehen und deuteln.
Die türkiſche Preſſe über den Verrat
Italiens.
* Konſtantinopel, 26. Mai. Jeder, auch der
unparteiiſchſte Beobachter, der den Eindruck verfolgt, den
hier die Ereigniſſein Italien in den letzten Tagen
hervorgerufen haben, könnte ſich davon überzeugen, daß
das Gefühl, das alle politiſchen Kreiſe und alle ſozialen
Schichten der türkiſchen Bevölkerung angeſichts des
un=
qualifizierbaren Vorgehens von Italien beherrſcht, eine
grenzenloſe Ueberraſchung über die Umtriebe Italiens iſt,
deſſen plötzlicher Ueberfall auf die Türkei, um ſich
Tripo=
litaniens zu bemächtigen, noch lange nicht vergeſſen iſt.
Die türkiſche Nation, deren Treue eingegangenen
Verpflich=
tungen gegenüber ſprichwörtlich iſt, und deren Geſchichte
hierfür ſo viele Beweiſe geliefert hat, kann nicht begreifen,
wie eine Macht, die ſich während mehr als dreißig
Jah=
ren als einen Verbündeten bezeichnet und aus dem
Bündnis überaus großen Nutzen gezogen hat, in einem
kritiſchen Augenblicke in das Lager des Feindes
über=
gehen konnte.
Der Tanin ſchreibt: „Das Italien von geſtern hat ſich
nur auf die Diplomatie geſtützt. Die Italiener von heute
greifen zu den Waffen. Dieſer Wandel ſtellt einen
ſchwe=
ren geſchichtlichen Fehler dar, da ſich Italien
zum Feinde jene Zentralmächte ausgewählt hat, deren
zehnmonatiger ſiegreicher Kampf ihre furchtbare Macht
bewieſen hat, während die neuen Freunde von Italien
überall geſchlagen worden ſind. Aber der Fehler
Ita=
liens wird zu einer Quelle neuen Ruhms für Oeſterreich=
Ungarn und Deutſchland werden.” — Der Ikdam zählt
die Niederlagen des Dreiverbandes auf und ſagt: „Man
kann ſchon heute das Schickſal des achten Feindes
voraus=
ſehen, der im Begriffe iſt, die Reihen der ſieben Mächte
zu verſtärken, die vergebens gegen Deutſchland und
Oeſter=
reich=Ungarn gekämpft haben.” — Taswir Efkiar weiſt
darauf hin, wie wenig Logik in der Begründung zu
fin=
den iſt, mit der Italien die Verletzung des von ihm
unter=
zeichneten Vertrages zu rechtfertigen ſucht. Ehrgeiz,
Be=
gehrlichkeit und Nervoſität haben Italien um den
Ver=
ſtand gebracht und ließen es einen Akt begehen, der mit
der Würde, die auch in den Beziehungen der Staaken
untereinander beſtehen ſoll, wenig vereinbar iſt und
ge=
wiß nicht der Ehre und dem Rechte entſpricht. Das Blatt
ſagt zum Schluß des Aufſatzes: Wir verfolgen einſtweilen
die Ereigniſſe mit unparteiiſchen Augen.
„Schwierige Aufgaben” der italieniſchen
Marine.
* Baſel 25. Mai. Aus Mailand vom 25. Mai
be=
richten die Basler Nachrichten: Nach dem Giornale
d’Italia hat die Beſchießung von Ancona faſt
eine Stunde gedauert. Das feindliche Feuer hat einen
Teil der Eiſenbahnſtation beſchädigt. Ein Pfeiler des
Maſchinendepots wurde eingedrückt und fünf Lokomoti
ven zerſtört. In der Stadt war der Schaden noch
be=
trächtlicher, da ſie dem Feuer von mehreren Seiten her
ausgeſetzt war. Ein fahrender Zug wurde ebenfalls
ge=
troffen. Der Corriere della Sera hebt in ſeinem Kom=
mentar über die erſte Aktion in der Adria hervor, wie die
erſte Aufgabe der italieniſchen Marine eine
unvergleichlich ſchwierige ſei, indem Italien
an der Küſte noch ungünſtiger ſtehe als an der Grenze.
Italien ſtehe an der Adria wie die Engländer an der
Nordſee und habe nicht einen einzigen Marineſtützpunkt
an der ganzen Küſte, der nur im entfernteſten mit Pola
den dalmatiſchen Inſeln oder Cattaro verglichen werden
könnte. Aller Wahrſcheinlichkeit nach werde ſich daher
im Adriatiſchen Meere nicht ſofort etwas Entſcheidendes
ereignen, wenn auch die Verſuche von den Oeſterreichern
wahrſcheinlich wiederholt würden. Strategiſche
Bedeu=
tung komme dieſen Streifzügen nicht zu. Das Blatt
wen=
det ſich gegen die deutſche Spionage, die den Flugzeugen
erlaubt habe, einen Hangar von Reſi, und den Schiffen,
das Naphta=Lager von Barletta zu bedrohen. Das Blatt
befürchtet die Beſchießung von Küſtenhäfen und appelliert
an den opferwilligen Patriotismus der Bewohner. Man
möge ſich auf die Verſenkung von Panzerſchiffen gefaßt
machen.
Die Stimmung in Italien.
* Der B. Z. wird aus Athen gedrahtet: Zahlreiche
aus Italien in Korfu angekommene griechiſche Reiſende
verſichern, daß ſeit drei Tagen ununterbrochen
italie=
niſche Truppen nach der Grenze befördert werden.
Bei den Soldaten ſei aber kein Enthuſiasmus zu
bemerken; bei der Bevölkerung der italieniſchen
Grenz=
ſtädte herrſche Unruhe und Niedergeſchlagenheit.
Ve=
nedig werde von allen Perſonen, die die Mittel dazu
beſitzen, eiligſtverlaſſen. Die italieniſchen Behörden
hätten die Kirchen von allen Kunſtwerken entblößt und
dieſe nach dem Innern des Landes geſchafft. Die Kirchen
ſeien mit Holzverſchlägen umgeben, über die zum Schutze
gegen Fliegerbomben Sandſäcke gelegt wurden. Die
Kunſtſchätze des Muſeums wurden in Sicherheit gebracht.
Auf den Balkons der meiſten. Häuſer Venedigs ſind
Ma=
ſchinengewehre als Abwehr gegen Flugzeuge aufgeſtellt.
Unter den Einwohnern der Stadt, die eine
Zerſtörung von St. Marco vorausſagen, herrſcht große
Angſt.
* Baſel, 25. Mai. Nach Privatmeldungen der
Na=
tionalzeitung hat das Aktionskomitee der Interventioniſten
in Rom in Vorausſicht einer allfalſigen
Revolu=
tion nunmehr beſchloſſen, gegen alle Ruheſtörer
vor=
zugehen und die Regierung in allen Maßnahmen für die
Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung
zu unterſtützen. Das Komitee begründet dieſen Beſchluß
mit dem bezeichnenden Hinweis und dem Geſtändnis: Der
Krieg wird zwar ſiegreich, aber keineswegs einfach und
kurz ſein! Die offiziellen Sozialiſten haben beſchloſſen,
ein Manifeſt zu erlaſſen, in dem die Bevölkerung
aufge=
fordert wird, die Zivilbehörden und die Regierung bei
den Mobilmachungsmaßregeln zu unterſtützen.
Krawalle in Rom.
* Mailand, 25. Mai. (Ctr. Frkft.) Wie der
römi=
ſche Korreſpondent des Secolo einem Bericht der Baſeler
Nachrichten zufolge mitteilt, hat der erſte Kriegstag in der
Hauptſtadt im Zeichen der lebhafteſten Begeiſterung
geſtanden. Es wurden am Morgen Nachrichten über ein
für Italien günſtig verlaufenes Seegefecht im
Adria=
tiſchen Meer verbreitet und die Zeitungsredaktionen
ge=
radezu um Einzelheiten beſtürmt. Um 11 Uhr verbreitete
der Corriere d’Italia durch eine Extraausgabe die
phan=
taſtiſche Nachricht über einen großen italieniſchen
Sieg, der gewaltigen Jubel hervorrief. Es wurden
ſo=
fort Siegesdemonſtrationen organiſiert, und eine unge=
Wie wir dennoch ſiegen
werden!
* Nun iſt das Ungeheuerliche geſchehen; der Glaube
an Wahrheit und Treue im Sein der Völker hat einen
neuen, faſt todlichen Stoß erlitten. Der 20. Mai 1915
bedeutet eines der ſchwärzeſten Blätter im Buch der
Weltgeſchichte: Ein Volk iſt zum Verräter an zwei
Na=
tionen geworden, denen es wieder und wieder auf
eng=
ſtes, unerſchütterliches Bündnis hin Brief und Siegel
ge=
geben und durch deren Treue es ſelbſt erſt zu einer
geachte=
ten und geeinten Großmacht geworden war.
Und dies Land heißt Italien! Wir ziehen hier die
militäriſchen und politiſchen Folgerungen, die ſich aus
ſeinem ſelbſtentwürdigenden Verhalten ergeben werden,
nicht in Betracht. Ein anderer Gedanke drängt ſich uns
auf. Italien gilt und galt insbeſondere uns Deutſchen
durch Jahrhunderte als Schatzkammer der Kultur.
Wenn man an ihre edelſten Erzeugniſſe, ihre
geheilig=
ſten Traditionen dachte, ſchweiften die Blicke und
Gedan=
ken über die Schneehäupter der Alpen hinweg nach dem
ſonnigen Land der Apenninen. Die Wunderwelt der
An=
tike, das Vorbild eines zweifachen Weltimperiums, der
unantaſtbare Grundſtock für alles Staats= und
bürger=
liche Recht, die Herrlichkeiten der Renaiſſance, der
Welt=
ſtapelplatz für unſterblich bleibende Werke aller
bilden=
den Künſte, Muſik und Literatur, und dies alles umfloſſen
vom Zauber einer ſo nicht zum zweitenmal ſich
wieder=
holenden Schönheit der Natur, machten aus Italien ein
Land ungeſtillter Sehnſucht, unerreichter Ideale für die
Völker des Erdballs, ſoweit ſie auf Bildung Anſpruch
machen.
Wenn ſomit je ein Volk ſich ſatt trinken konnte an
allen Quellen menſchlicher Kultur, und wenn je an einem
Volke ſich die vielfach ſo hochgerühmte,
menſchheitver=
edelnde Macht der Kultur offenbaren mußte, war es das
italieniſche. Für das Dogma von der geiſtigen, ſittlichen
und humanitären Triebkraft der Kultur, der ſich keine
zweite bei dem Beſtreben, die Menſchheit auf den Gipfel
ihrer Würde und Würdigkeit zu heben, an die Seite
ſtellen könne, bedeutet der 20. Mai 1915 das Datum
ſchmerzlichſten Bankerotts! Kraſſer iſt in der Weltgeſchichte
nie der Gegenſatz zwiſchen den Schätzen der Kultur und
ihrer ethiſch=erzieheriſchen Kraft auseinandergeklafft!
Der gegenwärtige Weltkrieg weiſt aber noch ein
an=
deres, überaus charakteriſtiſches Merkmal auf. Nicht bloß
ſm einzelnen, ſondern auch in den Völkern bilden ſich be=
ſtimmte Weltanſchauungen, die — bewußt oder unbewußt
— ihre Handlungsweiſe entſcheidend beeinfluſſen. Der
Chor unſerer Feinde iſt dem ödeſten Materialismus
ver=
fallen. Unausſprechliche Macht= Länder= und Geldgier,
rückſichtsloſe Niedertrampelung alles deſſen, was ſich der
Befriedigung dieſes ihres höchſten Gelüſtes entgegenſtellt,
ſind Triebfeder und Ziel ddes Weltkrieges für ſie. Aber
um dieſe unſagbar niedrig ſtehende Geſinnung ſchamhaft
vor der Welt und ſich ſelbſt zu verhüllen, muß wiederum
der Deckmantel der Kultur herhalten. Und ſo hören wir
denn in höchſten Tönen preiſen und anpreiſen die „
völker=
befreiende” „menſchheitveredelnde” Miſſion des
Panſla=
wismus, Romanismus und Britentums gegenüber dem
deutſchen „Barbarentum” Aber weil dieſes Gewand trotz
allen Bemühens ſich doch als viel zu lächerlich erweiſt,
mußte man nach einem ſtärkeren Schutze” Umſchau
hal=
ten, und das war die Lüge! Nie, ſeitdem Kriege auf
Erden geführt werden, hat die Lüge frecher ihr Haupt
er=
hoben, als in der Weltkataſtrophe 1914/15! Das iſt die
Frucht der bis in den Himmel geprieſenen „Kultur”
un=
ſerer Feinde!
Was hat das deutſche Volk demgegenüber einzuſetzen?
Ein reines Gewiſſen, geſchöpft aus den geheimen Quellen
einer Wahrheit, die ihre Kraft nicht aus dem
Materialis=
mus, ſondern aus der heiligen Ueberzeugung von der
göttlichen Gerechtigkeit auch in der Weltgeſchichte
be=
zieht. Gewiß, auch das deutſche Volk weiß die Güter
der Kultur zu ſchätzen, und es mag zeitweilig ebenfalls
ihren ſchillernden Lockungen allzu willig nachgegeben
haben. Aber der innerſte Kern deutſcher Welt= und
Lebensanſchauung iſt nicht der Trieb nach Kulturſeligkeit,
ſondern nach ſittlich=religiöſer Höhergeſtaltung. Gerade
in dieſem weltentſcheidenden Augenblick iſt hierfür vielleicht
nichts bezeichnender, als die ſoeben bekannt gewordene
Aeußerung eines unſerer bewährteſten Heerführer, des
Generaloberſten von Mackenſen. Er ſchrieb an den
Klaſſenlehrer deutſcher Volksſchüler Brünns, die ihm
ge=
huldigt hatten: „Machen Sie den Jungen klar, daß es die
Aufgabe der deutſchen Jugend von heute ſein wird, die
ſittlichen und religiöſen Kräfte im Volke
lebendig zu erhalten, welche ihr die Not, aber auch die
Größe ihres gegenwärtigen Erlebens als
Geheim=
nis der Unbeſiegbarkeit eines Volkes offenbaren.
Gott befohlen!“
Hinter dieſem Bekenntnis ſteht das der Seele des
deutſchen Volkes! Und nun komme, was kommen mag! In
dieſer Kraft der Ueberzeugung werden wir dennoch ſiegen,
auch nun, wo zur Lüge ſich noch der ſchmählichſte Verrat
geſellte!
Das Arſenal von Venedig.
ck. Eine der erſten Kriegshandlungen, die
der durch den Verrat Italiens heraufbeſchworene
Feld=
zug zur Folge gehabt hat, war die erfolgreiche Tat
öſter=
reichiſcher Seeflugzeuge, die das Arſenal in
Vene=
dig mit Bomben belegten und ſichtlichen Schaden
her=
vorriefen. Der kühne Vorſtoß wird in Italien einen
nach=
haltigen Eindruck hinterlaſſen; handelt es ſich in dem
Ar=
ſenal von Venedig doch um eine Bauanlage, die durch
die Jahrhunderte den Ruhm der Stadt begründen und
mehren half und die als eines ihrer Wunder galt. Das
Arſenal war in alten Zeiten nicht nur Venedigs
berühm=
teſtes, ſondern auch ſein nützlichſtes Bauwerk; die
ge=
waltigen Flotten, die hier entſtanden, bildeten die
Grund=
lage ſeiner Seeherrſchaft. Die Gründung des Arſenals
an ſeiner jetzigen Stelle reicht bis in das Jahr 1104
zurück; 1304 wurde es zum erſten Male weſentlich
ver=
größert, und in den folgenden Jahrhunderten fanden noch
fünfmal große Erweiterungen ſtatt.
Wie es ſchon früh der vielgerühmte Mittelpunkt des
Drängens nach der Seeherrſchaft bei den Italienern
wurde, dafür iſt der klaſſiſche Ausdruck die berühmte
Schilderung, die Dante in ſeiner „Göttlichen Komödie‟
im 21. Geſange des „Inferno” von dem geſchäftigen
Trei=
ben in Venedigs Schiffsbauwerkſtatt gegeben hat: „Als
ob wir in Venedigs Zeughaus wären, ½ Wenn man das zähe
Pech im Winter braut, / Schadhaft gewordene Schiffe neu
zu teeren, — 7 Denn ſchiffen kann man nicht; ſtatt deſſen
baut ¾ Der ſich ſein neues Schiff, der flickt das lecke, ½
Das viel gereiſt, und ſtopft ihm Ripp und Haut; ½ Der
hämmert am Galion und der am Hecke, / Der drehet Tau,
der ſchnitzt am Ruderſchaft, — Der beſſert aus des Segels
ſchwache Flecke . . .‟ In Venedigs Glanzzeit beſchäftigte
das Arſenal nicht weniger als 16000 Arbeiter, eine Zahl,
die an ſich ſchon die ganze Größe dieſer Seemacht in ein
helles Licht rückt; dann, mit zunehmendem Verfall ging
die Arbeiterzahl ſchnell zurück und betrug im 17.
Jahr=
hundert nur noch 3000, um gegen das Ende der Republik
auf etwa 2500 herabzuſinken, wozu ſich allerdings für
außergewöhnliche Arbeiten noch die Handwerker und
„Facchini” die Gepäckträger der Stadt, geſellen mußten.
Heute iſt das Arſenal eine weitläufige Anlage von
Werf=
ten für den Schiffsbau, von Baſſins, Trockendocks und
Magazinen, großen Werkſtätten und einer Geſchützgießerei.
Im ganzen hat die Anlage die ſtattliche Größe von etwa
33 Hektaren und iſt mit Mauern und Feſtungswerken
rings umſchloſſen; jedem Nichtberufenen wird der Zutritt
heuere Menge verſammelte ſich auf den Straßen und
Plätzen und brach in Hochrufe aus. Nach und nach
ſicker=
ten jedoch Einzelheiten über die eigentliche Tragweite der
Aktion durch, die den Erfolg von einem anderen
Ge=
ſichtspunkte darſtellten. Der Enthuſiasmus machte
plötzlich Entrüſtungsäußerungen gegen das
klerikale Blatt Platz. Die ſiegestrunkenen Demonſtranten
bildeten drohende Aufzüge und wandten ſich nach der
Redaktion des Blattes, die mit einem wahren
Stein=
hagel überſchüttet und deren Fenſterſcheiben
ein=
geſchlagen wurden. Infolge der drohenden Haltung der
Menge mußte Militär dazwiſchen treten und die Menge
zerſtreuen. Der Corriere d’Italia wurde den
Gerichts=
behörden überwieſen und ſeine Herausgeber wurden in
Haf t genommen.
Wenn der römiſche Pöbel bei jeder Niederlage ſeine
Wut an den Zeitungen ausläßt, werden die Hetzblätter
ihre Strafe erhalten.
Ueber die Verſprechungen des
Drei=
verbandes an Italien
wird von unterrichteter Seite mitgeteilt: Der Dreiverband
hat Italien zugeſichert: Tirol bis zum Brenner, Görz,
Gradisca, Trieſt, Iſtrien mit Pola, Steiermark, Dalmatien
mit allen Inſeln bis zum Narenta, Grenzberichtigungen
m Tripolis, Anteil bei der Aufteilung der Türkei (1!),
Zulaſſung als gleichberechtigter Partner zur Londoner
Vereinbarung über einen gemeinſamen Friedensſchluß,
die Gewährung einer Kriegsanleihe, wofür Italien ſich
der Grenzzollkontrolle Englands (Aha!) unterwirft.
Das N. W. Tgbl. erfährt aus London, daß die bisher
von England an Italien gezahlten Vorſchüſſe
900 Millionen Mark betragen. Hiervon iſt ein Teil von
450 Millionen bereits im November vorigen Jahres an
Italien gezahlt worden, alſo zu einer Zeit, als ſich
Ita=
lien noch durch den Dreibundvertrag gebunden anſehen
mußte.
Patriotiſche Kundgebungen in Wien.
* Wien, 26. Mai. Die patriotiſchen
Kund=
gebungen der letzten Tage erreichten geſtern in einer
vom Wiener Gemeinderat veranſtalteten
Rieſen=
demonſtration an den Stufen des Radetzkydenkmals vor
dem Kriegsminiſterium ihren Höhepunkt. Die
Kundgeb=
ung, an welcher viele Tauſende aus allen Berufsſtänden
teilnahmen, verlief ſehr würdig und zeigte, wie im zehnten
Kriegsmonat Staat und Stadt angeſichts des neuen
fluch=
würdigen Feindes aufrecht und entſchloſſen daſtehen. Die
Ausführungen der Redner, die der verbündeten
Mon=
ärchen, ſowie der Ruhmestaten der verbündeten Armeen
und Flotten gedachten, fanden begeiſterte Zuſtimmung bei
der Menge. Ein Sturm der Entrüſtung ging durch die
Maſſen, ſo oft ein Redner den verabſcheuungswürdigen
Verrat Italiens erwähnte. Die Manifeſtanten
begaben ſich hierauf in geſchloſſenem Zuge unter den
Klän=
gen der Muſikkapellen und unter Abſingung patriotiſcher
Geſänge über die Ringſtraße, wo ſie von den
Zehntauſen=
den des ſpalierbildenden Publikums mit begeiſterten
Zu=
ſtimmungsrufen und aus den dicht beſetzten Fenſtern der
Palais’ und Hotels der Ringſtraße mit Tücherſchwenken
begrüßt wurden, zum Denkmal des Feldmarſchalls Albrecht,
wo ſich die patriotiſchen Kundgebungen erneuerten, und
worauf der Zug ſich in Ruhe auflöſte.
Die Stimmung in Dalmatien.
* Wien, 25. Mai. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
erhält von führenden ſüdſlawiſchen Politikern folgende
Mitteilung über die Stimmung in der
dalmati=
niſchen Bevölkerung: Die Empörung über An=
ſprüche Italiens auf dalmatiniſchem Boden iſt danach
geradezu unbeſchreiblich. Die Kroaten und Serben ſind
mit einem Schlage geeint. Alle Südſlawen werden den
italieniſchen Beſitzſtand der Monarchie gegen die Italiener
verteidigen.
Die Balkanſtaaten=
Der Glaube daran, daß das gewaltige Rußland
ſiegen wird, wird nach der bulgariſchen Kambana vom
16. Mai auch bei den größten Ruſſenfreunden immer
kleiner. Rußland iſt nicht mehr zum Angriff fähig und
kann ſich nicht einmal in ſeinen heutigen Stellungen
hal=
ten. Die Engländer und Franzoſen ſind gleichfalls dazu
nicht in der Lage. Die Hoffnungen auf den Sieg des
Dreiverbandes verflüchtigen ſich mehr und mehr. Auch
die Hilfe Italiens ändert daran nichts mehr, höchſtens,
wenn die andern neutralen Mächte dazu kommen, alſo in
erſter Linie Bulgarien. Jetzt hoffen Franzoſen und
Ruſſen auf Erleichterung durch Italien. Aber deſſen
Armee wird in kurzer Zeit geſchlagen ſein, und die
Tau=
ſende von Verwundeten, die in den erſten Tagen in die
italieniſchen Städte kommen, werden den Funken der
Revolution entzünden, die auch ohne Krieg vor der Tür
ſteht. Bulgarien aber bleibt neutral, einmal weil
Italien ſehr wenig Ausſicht auf Sieg hat, und ferner weil
auf der andern Seite die „Totengräber” Bulgariens
Serbien und Rußland — ſtehen.
* Wien, 26. Mai. (Ctr. Frkſt.) Die
Korreſpon=
denz Rundſchau meldet aus Sofia: Parallel mit dem
Eingreifen des ruſſiſchen Botſchafters Giers in Rom
und dem von Petersburg auf Serbien ausgeübten Druck
iſt die ruſſiſche Diplomatie bemüht, auf Bulgarien
und Rumänien einzuwirken, um dieſe Staaten zum
Aufgeben der Neutralität zu bewegen. Zwiſchen
dem bulgariſchen Geſandten und Saſanow, ebenſo wie
zwiſchen dieſem und dem rumäniſchen Geſandten haben
in den letzten Tagen wiederholt längere Beratungen
ſtatt=
gefunden. Sowohl in Sofia als in Bukareſt hat
Ruß=
land dem Vernehmen nach im Auftrage des
Dreiverban=
des genau formulierte Anerbietungen gemacht, die
jedoch rundweg zurückgewieſen werden.
* Bukareſt 25. Mai. (Ctr. Frkft.) Das
halb=
amtliche Organ der griechiſchen Regierung, der franzöſiſche
Meſſaggero d’Athènes, betont angeſichts der
bevorſtehen=
den Aktion Italiens, daß Griechenland ſeine
Neutralität auf keinen Fall aufgeben werde, falls
Italien nur gegen die öſterreichiſch=ungariſche Monarchie
vorgehe. Wenn Italien jedoch auch an der
Dardanellen=
aktion teilnehme oder in Kleinaſien eine Aktion
unter=
nehme, welche die Intereſſen Griechenlands berühre oder
ſchädige, dann werde Griechenland die Lage erwägen
und mit allen Mitteln ſeine gefährdeten
In=
tereſſen verteidigen.
Der Kaiſer an General von Linſingen.
* Berlin, 25. Mai. (W.T. B. Nichtamtlich.) Der
Oberbefehlshaber der deutſchen Südarmee, General der
Infanterie v. Linſingen, gibt folgende allerhöchſte
Kabinettsorder bekannt:
„In heldenhaften Angriffen nahmen die Ihnen
un=
terſtellten Truppen an der Wende der Monate Januar=
Februar die ruſſiſchen Stellungen im oberen Opor=Tale
und am Wyskow=Sattel. Nicht der Feind, ſondern Kälte
und Schnee brachten ihren Siegeslauf im unwegſamen
Hochgebirge zum Stehen. Aber keine Unbill der Witterung,
kein übermächtiger Angriff haben ſie zum Aufgeben auch
nur eines Fußes Breite des gewonnenen Geländes zu
zwingen vermocht. Jetzt, bei freundlicherem Himmel, ſetzen
ſie ihren Sturm talabwärts mit glänzendem Erfolge fort.
Als Zeichen meiner Anerkennung für ſolche Leiſtungen
ver=
leihe ich Ihnen den Orden Pour le Mérite, deſſen
Inſig=
nien Ihnen beifolgend zugehen.
Großes Hauptquartier, im Mai 1915.
(gez.) Wilhelm.”
„Es gereicht mir zur aufrichtigen Freude, den
gnädi=
gen Erlaß des Kaiſers und Königs von Preußen
bekannt=
geben zu können. Ich werde die ſchöne Dekoration mit
Stolz als Anerkennung für die unvergleichlichen
Leiſtun=
gen der mir unterſtellten Truppen tragen und gebe mich
der Erwartung hin, daß die Südarmee weiter die
aller=
höchſte Zufriedenheit der beiden oberſten Kriegsherren
er=
ringen wird.
(gez.) Linſingen.”
Meutereien in der ruſſiſchen Oſtſeeflotte?
* Wien, 25. Mai. Nach Meldungen aus
Peters=
burg wächſt die Bewegung in der
Arbeiter=
ſchaft bei den Einberufungen. Bei dem Einrücken der
zuletzt einberufenen Jahrgänge ſpielten ſich in einzelnen
Diſtrikten ſtürmiſche Szenen ab. In den letzten Tagen
fanden zahlreiche Prozeſſe gegen Matroſen der
Oſtſee=
flotte ſtatt, die der Meuterei beſchuldigt waren.
Aus einer Reihe von Todesanzeigen in ruſſiſchen
Blät=
tern erſieht man, daß über zwanzig Marineoffiziere
plötz=
lich geſtorben ſind. Der Tod des Kommandanten
der baltiſchen Flotte wird damit in Verbindung
gebracht, ebenſo wie der erſt vor kurzem bekannt
gewor=
dene geheimnisvolle Tod des Admirals Birilow, der
auf einer außerordentlichen Miſſion bei der Oſtſeeflotte
plötzlich ſtarb.
Die Lage in Finnland.
* Stockholm, 26. Mai. (W. T. B. Nichtamtlich.)
Das Aftonbladet veröffentlicht einen Brief aus
Finn=
land, in dem es heißt: Das öffentliche Leben im
Lande iſt völlig gelähmt. Die Zeitungen werden
von der Kriegszenſur geknebelt, die hier ſtrenger als in
Rußland herrſcht. Jedes offene Wort über die Gefühle
und Wünſche des Volkes wird mit Gefängnis oder
Aus=
weiſung beſtraft. Die Auffaſſung, daß Finnland im
gegenwärtigen Weltkriege ganz auf Rußlands Seite ſtehe,
iſt grundfalſch. Von einem Zuſtrömen finnländiſcher
Freiwilliger zur ruſſiſchen Armee weiß man in Finnland
nichts. Daß einzelne ſittlich verkommene oder von
wirt=
ſchaftlicher Not getriebene Menſchen ſich zum Kriegsdienſt
anwerben ließen, mag geſchehen ſein, aber Finnland will
nach wie vor nichts vom Zarismus wiſſen. Nur über den
Weg zur Freiheit gehen noch die Anſichten auseinander.
Rußlands unerhörtes Vorgehen in Finnland während
der letzten Monate hat in breiten Schichten der
Bevölke=
rung die Gefühle der Loyalität ertötet. Man erhofft jetzt
von der Weltkriſe eine durchgreifende Neugeſtaltung der
Stellung von Finnland oder wenigſtens die international
verbürgte Wiederherſtellung der finnländiſchen
Selbſtver=
waltung. Finnland ſteht wohl nicht am Rande eines
Aufruhrs, aber die Einſicht, daß der fortgeſetzte Kampf
für die nationale Selbſtändigkeit unter den gegenwärtigen
Verhältniſſen troſtlos iſt, zwingt ein neues politiſches
Ideal hervor. Selbſt bei dem finniſchen Teile der
Bevöl=
kerung, nicht zum wenigſten bei den finniſchen Bauern,
wächſt ein immer ſtärkeres Gefühl der
Zuſammengehörig=
keit mit der germaniſchen Welt.
Dſe engliſche Regierungskriſts.
* Deutſchland droht eine Gefahr durch die
Regierungskriſis in England. Es heißt, daß
der bisherige Marineminiſter Churchill nicht nur aus
ſtreng verwehrt. Ein prächtiges Frührenaiſſancetor, das
aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ſtammt, erhebt ſich
an ſeinem Eingange, und davor ſtehen die vier
berühm=
ten Marmorlöwen, von denen einer im 17. Jahrhundert
vom Pyräus in Athen hierher übergeführt worden iſt.
Um die Mähne des Löwen, der ſich auf ſeinen
Hinter=
ſüßen aufrichtet, ziehen ſich zwei Inſchriften in
Schlan=
genform, die Runen zu ſein ſcheinen und gegen Ende des
10. Jahrhunderts von einer nordiſchen Völkerſchaft, die
die Leibwache des byzantiniſchen Kaiſers bildete, darauf
geſetzt ſein ſollen. Ueber dem Eingangstor, der eine Art
Triumphbogen mit Bildhauerarbeiten von Schülern
Sanſovinos iſt, erhebt ſich eine Statue der hl. Juſtine von
Campagna; über dem Innentor des Veſtibüls ſteht eine
kleine Statue der hl. Jungfrau von Sanſovino. Eine
be=
ſondere Sehenswürdigkeit des Arſenals von Venedig
ſtellt ſein Muſeum dar, das mit Rüſtungen, Waffen und
Schiffsmodellen gefüllt iſt.
Die verſchiedenartigſten Erinnerungen aus Venedigs
großer Vergangenheit ſind hier zuſammengebracht, echte
und angebliche Trophäen. Man ſieht da den ſogenannten
Lederhelm Attilas und das Geſchirr ſeines Pferdes, echte
Helme von venezianiſchen Kreuzfahrern, Waffen und
Fah=
nen aus der Schlacht von Lepanto und ſchließlich auch
Folterwerkzeuge der Inquiſition. Eine beſonders
koſt=
bare Relique im Muſeum des Arſenals ſind die Reſte von
dem letzten, herrlich geſchmückten Bucentaur, dem
Prunk=
ſchiff, auf dem am Himmelfahrtstage der Doge im
feier=
lichen Zuge aufs hohe Meer hinausfuhr, um Venedig
aufs neue mit dem Adriatiſchen Meere durch das
Verſen=
ken eines Ringes zu vermählen. Dieſes letzte Staatsſchiff
war 1729 gebaut worden; es fand aber ein ruhmloſes
Ende, als es 1798 die Franzoſen, die jetzigen Verbündeten,
aus Habgier zertrümmerten.
— Oeſterreichs Siege über Italien. In ſeinem
ergrei=
fenden Aufruf an ſeine Völker beſchwört Kaiſer Franz
Joſef die großen Erinnerungen ſeiner Jugend herauf, die
ſich an die Namen Novara, Mortara, Cuſtozza und Liſſa
knüpfen. Es iſt die unerbittliche Wahrheit der
Vergangen=
heit, daß die Fürſten und Völker Italiens auf dem
Schlachtfelde noch niemals Glück hatten gegen
Oeſter=
reich . . . Als Piemont=Savoyen unter Karl Albert I.
1848 den Kampf gegen Oeſterreich begann, erfocht ſchon
am 25. Juli der greiſe Radetzky ſeinen großen Sieg bei
Cuſtozza. Schon damals zeigte ſich, was in allen ſpäteren
Kämpfen-wiederkehrte: „Der Verpflegungsdienſt, der im
italieniſchen Heere von Anfang des Krieges an ſich als
ſchlecht organiſiert gezeigt hatte, verſagte in dieſen Tagen
ſo völlig, daß viele Regimenter gar nichts erhielten; die
Hitze war drückend, die entkräfteten Soldaten fielen durch
Sonnenſtich, vor Durſt und vor Hunger” — dieſe
hiſtori=
ſchen Feſtſtellungen ſind um ſo einwandfreier, als ſie von
einem italieniſchen Geſchichtsſchreiber von Ruf, Pietro
Orſi, ſtammen. 1849 folgten die glänzenden Siege der
Oeſterreicher bei Mortara am 20. und Novara am 23.
März. Am Abend des letzten Tages ſtand Karl Albert
lang auf der Stadtmauer von Novara, die Arme über der
Bruſt gekreuzt, und überließ ſich den Erinnerungen ſeines
Lebens. Vor einem Jahre, gerade auch am 23. März,
hatte er in Turin, vom Königspalaſte aus, den Krieg
er=
klärt, und nun brachte der Jahrestag die ruhmloſe
Ver=
nichtung ſeines letzten Heeres. . . Er brach unter der
Ver=
antwortung zuſammen und legte zugunſten ſeines Sohnes
Viktor Emanuel II. die Krone nieder. Deſſen Regierung
brachte freilich die Einigung Italiens, aber die Siege bei
Montebello Magenta und Solferino erfochten die
fran=
zöſiſchen Waffen und die gezogenen Kanonen des dritten
Napoleon, deſſen Wille ſchließlich doch Italiens Schickſal
entſchied, trotz der hochtönenden Phraſe „Italia fara da
se‟ („Italien wird ganz allein fertig werden”). Das
Stammland des Königshauſes, Savoyen mit Nizza, mußte
an den „Befreier” Napoleon abgetreten werden; — der
einzige nationale Krieg, den Italien ſeitdem führen
könnte, müßte ſich alſo gegen Frankreich richten, das
uralt=
italiſches Gebiet annektiert hat. Das haben die Italiener
anſcheinend ebenſo vergeſſen wie die Tatſache, daß der
Tag von Sedan und Bismarcks Wohlwollen es war, die
dem General Raffaele Cadorna es erlaubten, am 20.
Sep=
tember 1870 bei Porta Pia eine Breſche in die Mauer der
ewigen Stadt zu legen und Rom zur Hauptſtadt Italiens
zu machen. In der Zwiſchenzeit aber hatte Italien
wäh=
rend der deutſchen Heldenkämpfe von 1866 bekanntlich die
Niederlagen von Cuſtozza und in der Seeſchlacht bei Liſſa
zu buchen — zu Waſſer und zu Lande von den
Oeſter=
reichern geſchlagen. Die Vergangenheit ſtreckt ihre
Geiſter=
hände aus nach der Seele der Lebenden; man hätte
glau=
bn ſollen, daß ſie die ſinnloſe Kriegsbegeiſterung in dem
Waffengang gegen Oeſterreich ſehr zu dämpfen geeignet
geweſen wäre.
** Ueber das Berliner Theatergeſchäft im
Kriegs=
winter veröffentlicht der bekannte Theaterfachmann Mar
Epſtein im nächſten Heft der Schaubühne einen
bemerkens=
werten Rückblick und Ausblick. E ſpeicht von dem
auf der ganzen Linie erfolgreichen „Stellungskampf” der
Berliner Theaterleiter, bei dem an keiner Stelle ein
Zu=
ſammenbruch erfolgt wäre. Die ſchwere Zeit iſt für die
Theater nicht ſo ſchwer geweſen, wie es im Anfang ſchien.
Das Deutſche Künſtlertheater und die Volksbühne ſind in
größere Verbände aufgenommen worden und haben
da=
durch beſſere Ausſichten für die Zukunft. Der Fortſchritt
der Parzellierung iſt erfreulich, weil er wirtſchaftliche
Be=
ſtändigkeit und damit einen Aufſchwung des ſoliden
Theaſterlebens verheißt. Das Deutſche Künſtlertheater
wird jedenfalls erſt durch die Vereinigung mit dem
Leſſingtheater für das Berliner Kunſtleben Bedeutung
ge=
winnen. Die Sozietät hatte in etwa einer Spielzeit
600000 Mark verbraucht, alſo über 2000 Mark für jeden
Tag, einen Betrag, der höher iſt als der wirkliche Etat;
dabei hatte die Geſellſchaft in jedem Wintermonat etwa
50000 Mark Einnahme. Barnowsky hatte ſchon am
Aus=
gang der Saiſon bei der Uebernahme des
Künſtler=
theaters ſeinen großen Erfolg, und ſeine Einnahmen
über=
trafen die Friedenseinnahmen der Sozietät. Für die
Vollksbühne erwartet man ein entſprechendes Ergebnis
durch Reinhardt, der auch in dieſem Kriegswinter in ſeinen
beiden Theatern erſtaunliche Ergebniſſe gehabt hat und die
Kammerſpiele erzielen nach den erſolgreichen „Deutſchen
Kleinſtädtern” mit Schönherrs „Weibsteufel” ausverkaufte
Häuſer. Den anderen Theatern iſt es im allgemeinen
weniger gut gegangen. Noch heute werden drei
Kriegs=
poſſen „Extrablätter”, „Kamkrad Männe” und „Immer
feſte druff” gegeben, von denen die letzte wohl am meiſten
„gemacht” hat. Das Luſtſpielhaus war nicht vom Glück
begünſtigt; der erſte große Erfolg unter der neuen Leitung,
„Die ſpaniſche Fliege”, konnte inſolge des Krieges nicht
ausgenutzt werden. Den größten Nachteil vom Kriege
hatten die Operettentheater und ähnliche Bühnen. Das
Theater des Weſtens und das frühere Neue Theater hatten
jedoch zahlungsfähige Unternehmer; das erſtere wird
jedenſalls durchhalten und damit den Erfolg ſinden. Daß
bei geſchäftlich vernünftiger Führung jeder Direktor in
Berlin ſein Auskommen findet, hat Guſtav Charlé in der
Komiſchen Oper gezeigt. Das Metropoltheater, das
ent=
ſcheidend auf den Fremdenbeſuch angewieſen iſt, erlitt
natürlich beſonderen Schaden.
Wenn hiermit die Frage, was für „Geſchäfte” die
Theater gemacht haben, erledigt iſt, ſo bleibt die mindeſtens
ebenſo wichtige noch offen, inwieweit die deutſchen
Theater im Kriegsjahre ihrer idealen, und
vaterländiſchen Aufgaben gerecht
gewor=
den ſind.
dem Marineminiſterium, ſondern überhaupt aus der
Regierung ausſcheiden werde. Das wäre ſehr bedauerlich.
Denn ſein Dilettantismus und ſeine notoriſche
Unfähig=
keit, verbunden mit einer grenzenloſen Aufgeblaſenheit,
die ſich ſchon bei der „Verteidigung” Antwerpens
kund=
gaben, waren für uns ein nicht zu unterſchätzender
Vor=
teil; andererſeits hat er durch ſeine wüſten Schimpfereien
in erſter Linie dazu beigetragen, das Anſehen der
eng=
liſchen Regierung herabzuſetzen, was ihm auch die Preſſe
des eigenen Landes beſcheinigt hat. In der Geſchichte
dieſes Krieges wird Winſton Churchill die lächerliche
Rolle eines miles gloriosus ſpielen. Wir als Feinde
Englands, denen er genützt hat, können alſo nur wünſchen,
daß er dem engliſchen Kabinett erhalten bleibe.
Aus Amſterdam wird der Voſſ. Ztg. gemeldet: Es
ſcheint, daß Sir Edward Grey über kurz oder lang völlig
aus dem Kabinett ausgeſchieden werden ſoll, und daß
man nur im Augenblick den Wechſelkin der Leitung der
auswärtigen Politik vermeiden will, um bei den
Ver=
bündeten nicht den Eindruck eines Syſtemwechſels
hervor=
zurufen. Daß Lansdowne nicht mit den
Doppelzüngig=
keiten Greys belaſtet iſt, würde ihm natürlich bei den
Friedensunterhandlungen zu ſtatten kommen. Großes
Aufſehen erregt ferner der ſichere Eintritt des Ulſterrebellen
Carſon in die Regierung, die immer mehr ein
hoch=
toryſtiſches Ausſehen erhält, da die Liberalen, die darin
bleiben, zum großen Teile auf das tote Geleis
abge=
ſchoben werden. Die Langſamkeit, mit der ſich die
Neubildung des Kabinetts vollzieht, beweiſt
auch, daß man nicht wagt, der liberalen Wählerſchaft
die ganze Wahrheit vom vollſtändigen Abwirtſchaften
des liberalen Gedankens im Kabinett auf einmal zu
ge=
ſtehen.
Eine engliſche Betrachtung über Galizien und
die Dardanellen.
— Mancheſter Guardian vom 20. Mai ſpricht in einem
Leitartikel offen aus, daß die Lage der Ruſſen zeige, wie
„töricht” es ſei, anzunehmen, daß die deutſchen
Be=
richte notwendigerweiſe ein Gewebe von Unwahrheit
ſeien. Ihre Nachrichten von den ſtrategiſchen Erfolgen
über die Ruſſen ſind immer wahr geweſen. So
war es auch jetzt mit dem deutſchen Durchbruch ſüdlich
Krakau der Fall. Das Ergebnis war das von den
Deut=
ſchen erhoffte, daß die Ruſſen zur Aufgabe von Ungarn
gezwungen werden, einige von ihren Kolonnen kaum
der Umzingelung umgingen und es jetzt ſogar fraglich iſt,
ob ſie am San ſtehen bleiben können. Die Deutſchen
behaupten, den Flußübergang nördlich des San
erzwun=
gen zu haben, und die Ruſſen geben das zu. Wenn die
Ruſſen nur ein paar Tage trotz der „ſehr ſchweren Verluſte
auf dem Rückzuge” ſtandhalten, ſo können ſie genug
Re=
ſerven heranbringen. Wir wollen uns keiner Täuſchung
darüber hingeben, was ein deutſcher Uebergang über den
San bis zur Mündung in die Weichſel bedeuten würde.
Die Ruſſen würden dann dahin zurückgehen müſſen, wo
ſie zu Beginn des Krieges waren.
Auch an den Dardanellen ſchreitet der Erfolg
langſamer vor und kommt teurer zu ſtehen, als wir
er=
hofft hatten. Die Hoffnung auf den Landangriff hat
ebenſo getrogen, wie die auf einen reinen Angriff zur See.
Die Operationen ſind jetzt einfach eine Belagerung. Dieſe
ſcheint ja guten Fortgang zu nehmen, aber
notwendiger=
weiſe geht es langſam, und wir haben nicht viel Zeit
zu verſchwenden. Die „Nachrichten aus Galizien ſind
entſchieden nicht gut”, und durch ihren Angriff hier machen
die Deutſchen im voraus unſeren Erfolg an den
Darda=
nellen und die militäriſchen Ergebniſſe der Intervention
Italiens wett. Gehen die deutſchen Erfolge über
Ruß=
land einen Monat ſo weiter, ſo können die Ruſſen
ihre Verluſte, bis die beſte Zeit des
Som=
mersvorbeiiſt, nicht wieder gutmachen, ſelbſt
wenn die Einnahme der Dardanellen ſie von aller Sorge
um die Munition befreite. Das würde den Deutſchen
Luft geben gegen Italien und den Weſten, und dann
kom=
men die Balkanſtaaten nicht dazu. Die Deutſchen
ſpan=
nen alle Nerven an zu heftigen Schlägen gegen Rußland,
bevor etwas Ernſtes in den Dardanellen geſchieht. Wir
aber dürfen nicht mit Belagerungsoperationen Zeit
ver=
lieren, wo nur raſche und entſcheidende Erfolge den
Ruſ=
ſen Hilfe bringen und wir in Flandern jeden Mann und
jede Kanone brauchen.
Engliſche Rekrutenwerbung durch
wirtſchaft=
lichen Druck.
— Einen Beitrag zu der Frage der Einführung der
allgemeinen Wehrpflicht liefert ein redaktioneller Artikel
des Labour Leader vom 13. Mai, worin es heißt:
„Vorläufig haben wir noch keine Wehrpflicht durch
Geſetz, aber in vielen Gegenden kommt ſie indirekt durch
wirtſchaftlichen Druck zuſtande. Es werden
Unternehmerverſammlungen abgehalten, die im
Einver=
ſtändnis mit der Regierung über die Frage beraten, wie
die Arbeiter im entſprechenden Alter für die Armee „frei
gemacht” werden können. Auch die öffentlichen
Behör=
den beeilen ſich, auf dieſe Weiſe Rekruten „frei zu machen”
Die Regierung ſelbſt ſtellt zu demſelben Zweck weibliche
Arbeiter ein. Mit anderen Worten heißt das, die
Män=
ner werden mit ganz kurzer Kündigungsfriſt
entlaſſen und dadurch vor die Wahl geſtellt, entweder
in das Werbebureau zu gehen, oder zu verhungern. Viele
unſerer Arbeiterführer haben mehr als einmal im
Parla=
ment die Militärpflicht abgelehnt, und zwar ſowohl die
geſetzliche, als auch die durch wirtſchaftlichen Druck
her=
beigeführte. Nun es alle Tage klarer wird, daß England
in militäriſcher Hinſicht umfangreiche Maßnahmen treffen
muß, wenn Deutſchland niedergeworfen werden ſoll, iſt es
an der Zeit, daß unſere Oppoſition eine feſtere
Form und eine ſtraffe Organiſation
an=
nimmt. Für die Arbeiterkreiſe entſteht die Frage, ob ſich
die Abſicht der Regierung in dem durch Asquith
darge=
ſtellten politiſchen Kreis widerſpiegelt, in welchem Falle
man mit einem frühen und gerechten Frieden würde
rechnen können, welcher auch die Befreiung Belgiens mit
einſchließen würde; oder ob die Abſicht der Regierung
durch die Militariſten vertreten wird, in welchem Falle
die Nation eine ſolche Darſtellung der kriegeriſchen Lage
zu fordern berechtigt wäre, welche es ihr geſtatten würde,
ſich ein Urteil zu bilden, ob die gegen Deutſchland
be=
triebene Vernichtungspolitik noch weitere ſchwere Opfer an
Menſchenleben wert iſt. Die Unabhängige Arbeiterpartei
wirbt demgemäß im ganzen Lande für ihre Forderung,
daß die Regierung unter allen Umſtänden zunächſt
die Bedingungen bekannt geben ſoll, unter welchen ſie zum
Abſchluß eines Friedens bereit ſein würde.
Engliſch=Calals
— Ein Brief eines Franzoſen aus Calais an einen
im Auslande lebenden Freund wurde ſeinerzeit im
Os=
maniſchen Lloyd veröffentlicht und fand auch ſeinen Weg
in die deutſche La Plata=Zeitung vom 1. April. Er möge
hier in neuem Abdruck folgen. Eingangs erwähnt er die
verſchiedenen Denkmäler von Calais, die an die glorreiche
Kampfzeit der Franzoſen gegen die engliſchen
Eindring=
linge vor einem halben Jahrtauſend erinnern. „Der
Herzog von Guiſe auf der Place dArmes zittert vor Wut
bei jedem Tes und No.” Weiter heißt es dann:
Aus Euren Zeitungen ſchöpft Ihr nur den Eindruck,
daß England uns eine wertvolle militäriſche Hilfe leiſtet,
wenn dieſe auch nicht einen unbeſtrittenen Nutzen
Eng=
lands in unſerem Kampf für unſere nationale Exiſtenz
bietet. Und ſolange es den Verbündeten nicht gelingt,
das Schlachtfeld nach Deutſchland zu verlegen, wird es
ſchwer ſcheinen, den engliſchen Hilfstruppen in Frankreich
den regelrechten Genuß der Freiheiten zu verſagen, die
vom Völkerrecht jeder Truppe, wo ſie ſich auch befinden
möge, zugeſtanden werden. Ihr da unten ſeid nicht
an=
gewidert durch die täglichen Vorgänge von der
ekelhaf=
ten Erſcheinung eines fortwährenden
Eindringens einer fremden Macht, die unter
dem Schein der Freundſchaft ſich in unſere
Verteidigungs=
lager, in unſeren Küſtenſchutz, unſere Feſtungen, Forts,
Batterien, Arſenale, Kaſernen, Mairien, Archive uſw.
ein=
miſcht. Denn alles das befindet ſich augenblicklich
tatſäch=
lich in den Händen unſerer Verbündeten von drüben.
Vor ihnen haben wir keine Geheimniſſe mehr hier, und
ich frage mich, wie es der liebe Gott machen will, daß wir
eines Tages wieder, in nicht allzu ferner Zukunft, welche
haben können.
Ich kann es nicht bei dieſen bitteren Erwägungen
be=
wenden laſſen, die das traurige Schauſpiel einer
freiwil=
lig übernommenen fremden Herrſchaft auf einem Teil des
franzöſiſchen Bodens in mir aufſteigen läßt. Die
Ereig=
niſſe dieſes Jahres haben deutlich die tiefgehende und
unabwendbare Aenderung in der Stellung Englands
er=
kennen laſſen, ſowohl vom völkerrechtlichen als vom
mili=
täriſchen Geſichtspunkt aus. Das „unverwundbare” vom
Meere beſchützte und von ſeinen Schiffen verteidigte
Eng=
land iſt plötzlich irgendeinem Handſtreich, Angriffen, der
Hungersnot oder gar der Invaſion ausgeſetzt.
Gegen den ſtärkſten Rivalen, den es
ge=
funden, verteidigt es ſich nur noch mit der
Hilfe ſeiner Erbfeinde. Es ſieht, wie der
Ri=
vale ſich in Antwerpen eingerichtet hat, wo ſein Vorgehen
nur durch die Achtung gehindert wird, die er der
Neutra=
lität Hollands zollt. Er könnte ſich an einem anderen
Punkt Belgiens eine Flottenſtation ſchaffen. Auch könnte
er ſeine militäriſche Aktion auf den Norden Frankreichs
konzentrieren und darauf ausgehen, in ſeiner gewohnten
Art eine feindliche Küſte der engliſchen gegenüber
einzu=
richten. Hat unter ſolchen Umſtänden England noch
im=
mer die Möglichkeit, ſich die franzöſiſche
Sou=
eränität an dieſer Küſte Frankreichs mit allen
möglichen Folgen gefallen zu laſſen? Oder iſt dieſe
franzöſiſche Souveränität nicht ſchon jetzt mit einer
poli=
tiſchen Hypothek belaſtet, die in dem alles überwiegenden
Intereſſe um die Sicherheit Englands beſteht? Hängt die
Feſtſetzung Englands in Calais von einer Erlaubnis
Frankreichs ab, die dieſes je nach ſeinen Intereſſen
wider=
rufen könnte, gerade ſo, wie es in der richtigen
Ein=
ſchätzung ſeiner Intereſſen dieſelbe übernommen hat?
Mein lieber Freund! Calais iſt auf längere
Zeit engliſcher, als man in Paris und
Pe=
tersburg glauben will, und unſere Freunde, die
Engländer, werden, auch wenn ſie es wirklich aufrichtig
wollten, wederwährenddes
Kriegesnochnach=
her es verlaſſen können. Derſelbe Wert, den der
Beſitz von Calais im Mittelalter für ſie hatte, tritt
aber=
mals hervor. Calais iſt die auf engliſche Küſten
gerich=
ete Waffe. Die Engländer haben ihre Hand
dgrauf gelegt, ſie werden und können es
nicht mehr loslaſſen.
Das iſolierte Amerika.
* Unter obigem Titel hat The Chicago Sunday
Tri=
bune einen überaus bemerkenswerten Leitartikel
veröf=
fentlicht. Ueberaus bemerkenswert deshalb, weil die in
engliſcher Sprache erſcheinende Preſſe es bisher verſchmäht
hat, die Beziehungen dieſer Republik zu dem
kriegführen=
den Europa zum Gegenſtande ruhiger Erwägungen zu
machen, und aus dieſen Erwägungen logiſche, durch
kei=
nerlei Voreingenommenheit getrübte Schlüſſe zu ziehen.
Der erwähnte Leitartikel tut es, und gelangt dadurch zur
Erkenntnis der Wahrheit, daß dieſe Republik in dem
Be=
ſtreben, es allen recht zu tun, niemanden befriedigt, und
daher in der Stunde der Not und Gefahr auf keine
Freunde rechnen kann, ſich vollkommen iſoliert finden
wird.
Der erwähnte Aufſatz beſchäftigt ſich vorerſt mit der
Stellung der amerikaniſchen Regierung zu Deutſchland
und mit den deutſchländiſchen Preßſtimmen. Die Tribune
findet die deutſchen Preßſtimmen natürlich übertrieben
und ungerecht. Sie gibt aber zu, daß die Verurteilung der
Haltung Amerikas menſchlich verſtändlich iſt, da die
prak=
tiſche Interpretierung der amerikaniſchen Neutralität die
deutſche Nation empfindlich benachteiligt. Die engliſche
Kollegin gibt aber auch zu, daß jene Länder, welchen, im
Gegenſatze zu Deutſchland, die ſonderbare amerikaniſche
Neutralität entſchiedene und bedeutende Vorteile bringt,
dieſe Vorteile nicht würdigen und der Republik eher mit
einem Gefühle der Ungeduld, als mit dem der
Dankbar=
keit gegenüberſtehen. Die Tribune gibt zu, daß dieſe
Re=
publik ſich trotz der Unterſtützung, welche ſie den
Verbün=
deten gewährt, und trotz der Hilfe, welche ſie den Belgiern
in reichem Maße zukommen ließ, ſich deren Achtung nicht
erwerben konnte, und daß dieſer Mangel an Achtung die
Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährdet. In
Auſtra=
lien urgiert die Preſſe bereits einen Handelskrieg gegen
Amerika, und von den Japanern kann eine freundliche
Haltung für dieſe Republik kaum erwartet werden. Die
einflußreiche Zeitung weiſt dann auf die an Verachtüng
grenzende Stimmung der ſüdamerikaniſchen Republiken
hin und ſchließt wörtlich wie folgt: „Der Bevölkerung
der Vereinigten Staaten fällt es ſchwer, daran zu glauben,
daß ſie der Gegenſtand univerſeller Mißgunſt, die an Haß
und Verachtung ſtreift, geworden iſt. Es iſt aber von
Wichtigkeit, die Tatſache vor Augen zu behalten.
Aller=
dings ſollen wir nicht übertreiben und uns keine
unnö=
tigen Sorgen machen, wir müſſen aber unſerer Weltpolitik
die richtige Form
eben verſtehen, und unſere
Hand=
mit praktiſchen Erfolgen
voll=
lungen mit Vorſicht
ziehen.”
Es iſt erfreulich, daß eine bedeutende engliſche
Zei=
tung endlich denſelben Wahrnehmungen Ausdruck verleiht,
welche wir an dieſer Stelle oft und nachdrücklich
wieder=
holt haben und für deren Veröffentlichung man uns
nach=
gerade des Landesverrats bezichtigen wollte. Darin
be=
kundet ſich aber die unbezwingbare Kraft der Wahrheit,
daß ſie früher oder ſpäter alle ihre Widerſacher
nieder=
ringt. Während aber die Tribüne die tatſächlichen
Ver=
hältniſſe erkannt und wahrheitsgetreu geſchildert hat,
un=
rerläßt ſie es, den Gründen der Uebel nachzuforſchen, um
mit Beſeitigung der Gründe auch das Uebel zu beſeitigen.
Sie hätte darauf hinweiſen müſſen, daß mit Heuchelei
un=
möglich erfolgreiche Weltpolitik gemacht werden kann. Sie
hätte darauf hinweiſen müſſen, daß die traurigſte Rolle
dem entlarvten Heuchler beſchieden iſt und daß unſere
Re=
gierung ſich nun in jener jämmerlichen Rolle befindet.
Mit der Eliminierung der Heuchelei aus unſeren
Beziehun=
gen in der Welt, mit der unentwegten Befolgung einer
Politik der Ehrlichkeit, der rückhaltloſen Offenheit, der
Entſchiedenheit und Energie wird dieſe Republik ſich
zweifelos ebenfalls Feinde machen, ſie wird ſich aber auch
Freunde erwerben und ſich in der Stunde der Not nicht
über Iſolierung zu beklagen haben.
Vor Ausbruch des Krieges ſtanden wir in großem
An=
ſehen und alle Nationen der Welt buhlten um unſere
Gunſt. Heute werden wir von allen verachtet und gehaßt.
Weshalb? Weil wir es verſäumt haben, unſere
Intereſſen genau abzuwiegen und dementſprechend offen
und ehrlich vorzugehen. Wir hätten nur eine Wahl haben
dürfen: entweder neutral im wirklichen Sinne des Wortes
zu ſein, oder aber offen und furchtlos Partei zu ergreifen.
Wir zogen es aber vor, Partei zu ergreifen mit einer
Neutralitätsmaske vor dem Geſicht. Und weil unſer
wah=
res Geſicht hinter der Maske erkannt worden iſt, weil wir
als Neutrale parteiiſch und als Parteigänger neutral
ge=
weſen ſind, haben wir ſelbſt jene zu unſeren Feinden
ge=
macht, denen wir auf Koſten der politiſchen Moral
ge=
fällig ſein wollten.
Es iſt Wilſons und Bryans Schuld, daß wir in dem
Rate der Völker nimmer ernſt genommen werden. Es iſt
deren Schuld, daß man uns verachtet und daß das einſt
vielumworbene Amerika heute iſoliert daſteht.
(Illinois Staats=Zeitung.)
Amerikaniſche Beſchwerden über die engliſche
Seewillkür.
* London, 26. Mai. Die Morning Poſt meldet
aus Waſhington vom 24. Mai: Die Vertreter des
Fleiſchtruſts befinden ſich hier, um bei dem
Präſi=
denten des Staatsdepartements wegen des
ungeſetz=
lichen Aufhaltens ihrer Ladungen durch
die engliſche Regierung vorſtellig zu werden.
Für neutrale Länder beſtimmte Ladungen im Werte von
fünf Millionen Pfund Sterling ſind durch britiſche
Kreu=
zer beſchlagnahmt und nach britiſchen Häfen gebracht
worden. Die Vertreter des Fleiſchtruſts erklären, daß ſie
England boykottieren und kein Fleiſch mehr
aus Südamerika, deſſen Ausfuhr der Truſt kontrolliert,
nach England ausführen, wenn England nicht die
Durch=
fuhr nach neutralen Ländern zuläßt.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 27. Mai.
* Ernannt wurde durch Entſchließung Großh.
Mi=
niſteriums des Innern der Referendar Dr. Richard
Nonweiler zu Mainz zum Regierungsaſſeſſor.
Großherzogliches Hoftheater. Am Samstag
nach=
mittag findet eine Kindervorſtellung mit
Tanz=
pantomimen Leina Anderſens und eine Aufführung der
„Puppenfee” ſtatt. Eine große Anzahl von Kaaten wurde
bereits von den Schulen von Darmſtadt und Umgebung
beſtellt, doch ſteht noch eine Anzahl von Plätzen aller
Kategorien zur Verfügung, die von heute Donnerstag
an zu den Preiſen der Volksvorſtellungen (Sperrſitz
1.65 Mk. uſw.) ohne Vorverkaufsgebühr an der
Tages=
kaſſe des Hoftheaters abgegeben werden. Abends 7 Uhr
findet ein Volkskonzert zum Beſten des
Penſions=
ſonds des Hoftheaters und der Hofmuſik ſtatt.
Muſika=
liſcher Leiter: Paul Ottenheimer. Das Programm umfaßt
die Militärſinfonie von Haydn, das Violinkonzert von
Mendelsſohn (vorgetragen von Hofkonzertmeiſter Adolf
Schiering) und die Sommernachtstraum=Muſik von
Men=
delsſohn. Um möglichſt weiten Kreiſen den Beſuch dieſes
Konzertes zu ermöglichen, ſind die Preiſe hierfür
beſon=
ders niedrig angeſetzt worden: Sperrſitz 1.—12. Reihe,
Proſzeniumsloge, Mittelloge, Balkonloge und Erſter
Rang 1 Mk., Sperrſitz 13.—19. Reihe 80 Pfg., Parterre
und Zweiter Rang 50 Pfg., Erſte Gallerie 30, Zweite
Ga=
lerie 20 Pfg. Der Kartenverkauf ohne
Vorverkaufs=
gebühr beginnt Donnerstag früh an der Tageskaſſe des
Hoftheaters und im Verkehrsbüro.
Sonntag, den 30., B 43, werden die
Frühlings=
ſpiele mit Wagners „Walküre” fortgeſetzt. Die
Früh=
lingsſpiele umfaſſen noch „Siegfried” und „
Götterdämme=
rung” Mit der Aufführung des letztgenannten Werkes
ſchließt das Hoftheater ſeine diesjährige Spielzeit am
6. Juni. In der „Walküre” ſingt Kammerſängerin Berta
Schelper, die hier durch ihr Gaſtſpiel als Donna Anna in
„Don Juan” anläßlich der vorjährigen Feſtſpiele beſtens
bekannt iſt, die Brünnhilde. Als Wotan abfolviert
Kammer=
ſänger Friedrich Plaſchke vom Hoftheater in Dresden ein
einmaliges Gaſtſpiel. Der Künſtler, der als
Wagner=
ſänger einen ganz außerordentlichen Ruf genießt, trat in
Darmſtadt zum letzten Male als Hans Sachs am 22. Mai
1913 auf, und fand durch ſein prachtvolles Organ und
ſein lebendiges, geiſtvolles Spiel begeiſterten Beifall bei
Publikum und Preſſe. Trotz dieſes intereſſanten
Doppel=
gaſtſpieles gelten auch für dieſe Vorſtellungen die kleinen
Preiſe. Der Kartenverkauf für dieſen zweiten Abend der
Frühlingsſpiele beginnt Donnerstag früh.
Frieda Eichelsheim das langjährige, beliebte
Mitglied des Hoftheaters, gaſtiert hier am Montag, den
31. Mai. Die Künſtlerin tritt in einer ihrer beſten und
intereſſanteſten Rollen auf: ſie ſpielt die Frau Alving in
Ibſens „Geſpenſter‟ Der Kartenverkauf für dieſen
Abend, für den die kleinen Preiſe gelten und der den
D=Abonnenten zufällt, beginnt am Freitag.
Die Techniſche Hochſchule zu Darmſtadt hat in der
Eingangshalle ihres Hauptgebäudes zwei künſtleriſch
aus=
geführte Ehrentafeln anbringen laſſen, von denen die
eine ihren im Kriege gefallenen, die andere ihren
im Kriege ausgezeichneten Angehörigen
ge=
widmet iſt. Beide Tafeln, oben halbkreisförmig geſchloſſen,
zeigen in farbiger Umrahmung drei Längsfelder, von
denen das mittlere die Namen der gefallenen (oder
aus=
gezeichneten) Mitglieder des Lehrkörpers und
Verwal=
tungsbeamten verzeichnet, während die beiden
Außen=
felder die Namen der Studierenden in zeitlicher Folge
ent=
halten. Die edle Form der Schriftzeichen und die
bild=
mäßige Wirkung der ſäulenförmig zuſammengeordneten
Heilenkörper geben den beiden hohen Tafeln einen
denk=
malartigen Charakter, der durch die Einfaſſung des
Gan=
zen mit ſchlanken Lorbeerbäumen, Kränzen und
blühen=
den Blumen in würdigſter Weiſe verſtärkt wird. Der
Entwurf ſtammt vom Geheimen Baurat Profeſſor
Pützer, die Herrichtung der Tafeln iſt dem
Schreiner=
meiſter Gg. Oeſterling und dem Hofzimmermaler
Heinrich Weber zu danken, die ſich dafür in ſelbſtloſer
Weiſe zur Verfügung ſtellten. Der gärtneriſche Schmuck
wurde von dem Kunſtgärtner Hoflieferanten Heinrich
Schneider gleichfalls unentgeltlich geliefert, die
Be=
ſpannung der Tafeln von Hofbuchbinder Gg. Böcher,
die Lorbeerkränze von Handelsgärtner M. Jeſche. Die
Totentafel weiſt 5 Namen von Mitgliedern des
Lehr=
körpers (Max Müller, Pfleghar, Preuß, Reinecke, Dern)
und 52 Namen von Studierenden auf, die Tafel der
Aus=
zeichnungen die Namen von 7 Hochſchullehrern und
Be=
amten, ſowie von 49 Studierenden. Ihre fortlaufende
Er=
gänzung iſt vorgeſehen.
C. Karl Freiherr von Hertling . Am 16. Mai
ver=
ſtarb in München im 68. Lebensjahre Karl Freiherr von
Hertling, Großh. Heſſiſcher Kammerherr, Bruder des
bayeriſchen Staatsminiſters Grafen von Hertling. Der
Verewigte, ein geborener Darmſtädter, war nach
Ab=
ſolvierung ſeiner juriſtiſchen Studien als Aſſeſſor in
Bü=
dingen und Friedberg während mehrerer Jahre tätig,
worauf er einen Ruf als Fürſtlich Löwenſteinſcher
Kammer=
direktor nach Wertheim erhielt. Dieſen ſtandesherrlichen
Dienſt verſah er längere Jahre. Freiherr von Hertling
war mit einer Freiin Henn von Henneberg=Spiegel
ver=
mählt und hinterläßt acht Kinder. Zwei Söhne ſtehen
im Felde.
* Hauptverſammlung des
Feuerverſicherungs=
verbandes heſſiſcher Lehrer. Im Anſchluß an die
Vertreterverſammlung des heſſiſchen Landeslehrervereins
fand vorgeſtern nachmittag im „Schöfferhof” in Mainz
gleichzeitig die Hauptverſammlung des
Feuerverſiche=
rungsverbandes heſſiſcher Lehrer ſtatt. Nach dem durch
den Verbandsdirektor, Lehrer Gg. Dern, Neu=
Iſen=
burg, erſtatteten Rechenſchaftsbericht für das
Geſchäftsjahr 1914 zählt der Verband jetzt 2119
Mit=
glieder, die mit 12652991 Mk. verſichert ſind. Nur
12 kleinere Brandſchäden mußten mit einem Betrage
von 295,70 Mk. reguliert werden, ſo daß ein
Rein=
gewinn von 8657,33 Mk. erzielt werden konnte. Der
Reſervefonds iſt auf 58 294,31 Mk. angewachſen.
Im Bewußtſein nationaler Pflichterfüllung wurden
6000 Mk. auf die erſte und 10000 Mk. auf die zweite
Kriegsanleihe gezeichnet. Nach der von Lehrer
Thierolf=Offenbach vorgelegten Jahresrechnung
betrugen die Aktiva nach der Bilanz vom 31. Dezember
1914 67054,59 Mk., die Paſſiva 58397,56 Mk., die
Ge=
ſchäftslaſten 4154,10 Mk. Die Rechnung war von dem
Vorſitzenden des Aufſichtsrats unter Zuziehung eines
Sachverſtändigen geprüft worden, und dem Rechner
wurde Entlaſtung erteilt. Der Reingewinn wurde
in der Weiſe verteilt, daß den Wohltätigkeits=Anſtalten
heſſiſcher Lehrer 800 Mk., der neugebildeten Kaſſe für
Lehrer=Kriegsfürſorge 4000 Mk. (vorbehaltlich
der Genehmigung des Reichsaufſichtsamts) und der
Reſt dem Reſervefonds überwieſen wurde. Die
aus=
ſcheidenden Vorſtandsmitglieder Hartmann=Gießen
und Dirlam=Niedereſchbach wurden wiedergewählt
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Aus dem Bericht, den der Schweizer Nationalrat
Eugſter über ſeine im Auftrag des Internationalen
Ko=
mitees vom Roten Kreuz durch die
Gefangenen=
lager Deutſchlands unternommene Reiſe erſtattet
hat, ſcheint uns auch folgendes von allgemeinem
Inter=
eſſe zu ſein: Seit dem Februar d. J. iſt der
Briefver=
kehr mit den in Deutſchland Kriegsgefangenen geregelt.
Dabei ſtellt Herr Eugſter vor allem feſt, daß die
Behaup=
tung, es gebe Lager, in denen den Gefangenen das
Schrei=
ben von Briefen verboten ſei, unwahr iſt. Während
frü=
her der Poſtverkehr für Gefangene aus von Deutſchland
beſetzten Gebieten aus militäriſchen Gründen unmöglich
war, iſt jetzt darin eine Beſſerung eingetreten. Wenn der
Bericht für eine größere Beſchleunigung der Beſtellung
eintritt, ſo verſchließt er ſich aber nicht den
Schwierig=
keiten, die dem im Wege ſtehen. Auch unſerer
Poſtver=
waltung zollt er verdiente Anerkennung. „Eine ganz
enorme Arbeit wird verrichtet, und die Einrichtungen in
den Lagern dürfen geradezu als muſtergültig bezeichnet
werden. Unregelmäßigkeiten ſind ſozuſagen ausgeſchloſſen,
mit peinlicher Sorgfalt wird das Geld der Gefangenen
verwaltet.”
Aber nicht nur für das leibliche Wohl der Gefangenen
wird geſorgt. Auch dem ſeeliſchen und geiſtigen
Bedürf=
nis wird allenthalben Rechnung getragen.
Bibliothe=
ken entſtehen oder ſind ſchon im Betrieb. Ueberwachte
Zeitungen in der Mutterſprache der Gefangenen
er=
ſcheinen und werden zur Verfügung geſtellt. Die Bildung
von Orcheſtern, Singchören wird gefördert,
Büh=
nen und Aufführungen dienen zur Beſchäftigung und
Zerſtreuung der Gefangenen. Auch Belehrung und Bil
dung werden mit nichten vernachläſſigt. Der
Unter=
richt, der in Sprachen, Rechnen, Schnellſchrift und
Buch=
haltung u. a. m. erteilt wird, erfreut ſich eifrigen
Be=
ſuchs. Ausdrücklich vermag der Bericht auch feſtzuſtellen,
daß dem religiöſen Bedürfnis der Gefangenen
ſehr viel Verſtändnis entgegengebracht wird, wie auch
durch franzöſiſche Geiſtliche wiederholt anerkannt wurde.
Begreiflicherweiſe haben Strafen im Lager
beſon=
ders häufig den Gegenſtand der Klage von Gefangenen
gebildet und ſind daher von Herrn Eugſter beſonders
kri=
tiſch unter die Lupe genommen worden. Aber auch hier
haben unſere deutſchen Einrichtungen vor den
Nachfor=
ſchungen ſtandgehalten. Es wird überhaupt wenig ge=
ſtraft, und wenn dazu gegriffen wird, ſo geſchieht es meiſt
im Intereſſe des Lebens oder der Sicherheit der
Gefan=
genen ſelbſt, z. B. beim Rauchen in den Holzbaracken, bei
Diebſtahl. Merkwürdig dabei iſt, daß die Straftat auch
vor den eigenen Landsleuten nicht Halt macht, ſo wenn
ein ruſſiſcher Soldat geſtraft werden muß, weil er ſeinen
eigenen ruſſiſchen Unteroffizier geſchlagen hat. Sonſt hat
er nicht von einem einzigen Kriegsgefangenen eine Klage
über inhumane Behandlung gehört. Auch vermochte er
nirgends den Eindruck zu gewinnen, daß Engländer
ſchlechter behandelt würden, als die anderen. Am beſten
wird nach dem Urteil des neutralen Schweizers die
ſelbſt=
verſtändlich unumgänglich notwendige Manneszucht und
Ordnung in den Gefangenenlagern da aufrecht erhalten,
wo die Behörden durch Vertrauensmänner mit den
Ge=
fangenen verkehren.
Am 18. Mai erhielt das Reſerve=Infanterie=
Regi=
ment 116 Liebesgaben im Werte von 3000 Mk. Ein
dankenswerter Beweis beſonderen Entgegenkommens iſt
es, daß uns die Heſſiſche Eiſenbahn=
Aktien=
geſellſchaft vom Beginn der Mobilmachung bis Ende
März d. J. nicht weniger als 1490 Freifahrkarten
zur Verfügung geſtellt hat. Dieſe ſtellen den ſtattlichen
Wert von 10000 Mark dar. Wir verfehlen nicht, der
Geſellſchaft auch auf dieſem Wege unſeren verbindlichſten
Dank zum Ausdruck zu bringen.
Herr Friedrich Wilhelm Fuchs in Hamburg erließ in
hieſigen Blättern einen Aufruf zu Geldſpenden für
kriegsgefangene Landſturmleute. Da wir grundſätzlich
gegen jede Zerſplitterung der Liebestätigkeit in Heſſen
ſind, vermögen wir dieſen Aufruf nicht zu empfehlen.
Biblis, 26. Mai. (Vandalismus.) In die
Dreſch=
maſchinenhalle der Dreſchmaſchinen=Geſellſchaft in Biblis
wurde heute nacht eingebrochen, das ganze Riemenzeug
zerſchnitten und der Zylinder und ſonſtige Teile der
Ma=
ſchine entzweigeſchlagen, ſo daß ein Schaden von
nahezu 2000 Mark entſtanden iſt. Man hat von
dem Täter noch keine Spur.
Dietzenbach, 26. Mai. (Die Gemeindear t=
Angelegenheit.) Der Gemeinderat beſchäftigte ſich
in ſeiner letzten Sitzung mit der Gemeindearzt=
Angelegen=
heit. Da gegen die Einſtellung von 6000 Mark von
ver=
ſchiedenen Seiten Beſchwerde erhoben worden war, ſchlug
der Bürgermeiſter vor, den ſeitherigen Poſten für die
Armenbehandlung von 600 Mark auf 3000 Mark zu
er=
höhen und das übrige Gehalt durch einen hieſigen
all=
gemeinen Sanitätsverein aufzubringen. Sein Vorſchlag
fand die Zuſtimmung des Gemeinderats.
Mainz, 26. Mai. (Zu der Bluttat) wird noch
gemeldet: Der Täter iſt der Arbeiter Pritzel, der
offen=
bar geiſteskrank iſt und die Tat infolge Wahnvorſtellungen
begangen hat. Er hatte geſtern mit ſeinem Kinde einen
Spaziergang gemacht und wollte anſcheinend in der
Aktien=
brauerei noch ein Glas Bier trinken. Als er ſich aus der
Brauerei entfernen wollte, fürchtete er ſich infolge
Wahn=
vorſtellungen, den Hof zu betreten, und erſuchte den
Bureaudiener, ihn an einem anderen Ausgang austreten
zu laſſen. Das konnte nicht geſtattet werden. Als der
Bureaudiener die Direktionsräume betrat, hatte Pritzel
ſein Kind erſtochen. Er verſetzte auch dem Diener
mehrere Stiche, die aber anſcheinend nicht
lebensgefähr=
lich ſind, obwohl der Verletzte einen ſtarken Blutverluſt
gehabt hat. Er lebte in dem Wahn, ein Geſchütz
erfun=
den zu haben, und glaubte ſich durch ſein Kind verraten.
Er meinte infolgedeſſen erſchoſſen zu werden. Als der
Direktor herbeigerufen worden war, ſagte der Mann in
ruhigſtem Ton: „Ich habe meinen Bub erſtochen.” Auf
die Frage, warum er das getan habe, erklärte er: „Wenn
ich den Bub nicht erſtochen hätte, wäre ich erſchoſſen
wor=
den.‟ Dann erzählte er umſtändlich, wie er zu dem Meſſer
gekommen ſei. — Das Kind lag tot am Boden; es war
offenbar ins Herz getroffen worden, ſo daß der Tod
ſo=
fort eingetreten war.
Worms, 26. Mai. (Mit ſchweren,
lebensge=
fährlichen Verletzungen) wurde der Landwirt
Lies in das Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. Lies
war mit ſeinem Fuhrwerk ins Feld gefahren, als ſein
Pferd plötzlich ſcheute und in raſendem Laufe durchging.
Lies wurde bei der tollen Fahrt vom Wagen geſchleudert
und eine ganze Wegſtrecke mitgeſchleift. Lies hat neben
ſonſtigen Körperverletzungen anſcheinend einen
Schädel=
bruch erlitten. — (Selbſtmordverſuch.) Geſtern
früh gegen 7 Uhr wurde an der Landungsbrücke der
Nie=
derländiſchen Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft ein 15jähriges
Dienſtmädchen von hier an einer Kette im Rhein
hän=
gend angetroffen. Es konnte noch lebend herausgezogen
werden und wurde ins Städtiſche Krankenhaus verbracht.
Friedberg, 26. Mai. (Die Mauer iſt zu hoch.)
Aus dem Friedberger Offiziers=Gefangenenlager gelang
es neulich einem ruſſiſchen Offizier, unbemerkt
über die niedrige Hofmauer zu klettern und zu entweichen.
Er wurde wieder aufgegriffen und vorläufig dem alten
Polizeigefängnis in Frankfurt zugeführt. Als der Ruſſe
am Mittwoch früh zum erſtenmal zum Spaziergehen auf
den Hof geführt wurde, galt ſein erſter Blick den Mauern.
Enttäuſcht betrachtete er die acht Meter hohen glatten
Wände mit den Glasſcherben oben drüber und ſagte dann
zu dem ihn bewachenden Landſturmmann: „Die Mauer
hier unmöglich hoch; in Friedberg ganz klein, ich drüber
raſch gymnaſtiert und weg ſein ich geweſen. Hier in
Frankforrt ganz unmöglich zu gymnaſtieren!”
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 26. Mai. In einem
Lager=
ſchuppen der Deutſchen Konſervierungsgeſellſchaft für
Nahrungs= und Genußmittel m. b. H. zu
Marien=
felde entſtand heute nacht plötzlich ein Feuer, das
ſich mit großer Geſchwindigkeit über den ganzen Schuppen
und die Nachbarſchuppen ausdehnte. Die in dieſen
Räu=
men lagernde feſte Konſervierungsmaſſe, die den Namen
Jela führt und zur Haltbarmachung von Räucherwaren
dient, löſte ſich durch das Feuer zu einer Flüſſigkeit auf,
die brennend die Gegend überſchwemmte. Von den
Feuer=
wehren wurden Gräben gezogen, um den Brand
einzu=
dämmen. So gelang es die Bureauräume und das
Fa=
brikgebäude zu retten. Der Lagerſchuppen und ein
Koh=
lenbunker ſind vollſtändig zerſtört. Der Materialſchaden
beträgt ungefähr 150000 Mark. Der indirekte
Scha=
den iſt vielleicht doppelt ſo hoch zu veranſchlagen, da viele
Beſtandteile der Konſervierungsmaſſe nur ſehr ſchwer
wie=
der zu beſchaffen ſind.
Frankfurt a. M., 25. Mai. (Entflohene
Ge=
fangene.) Von den kürzlich aus Erdtebrück
ent=
flohenen vier franzöſiſchen und belgiſchen
Kriegsgefangenen wurden zwei Franzoſen bei
Schwerte i. W. und die übrigen bei Waltrop i. W. ergriffen.
Ebenſo wurden zwei von der Gewerkſchaft Sachtleben
ent=
flohene franzöſiſche Kriegsgefangene in Milſpe i. W.
wie=
der eingefangen.
Püdelwitz in Sachſen, 25. Mal. (Mord). Der 70.
jährige Gutsbeſitzer Steinhardt aus Pregel wurde durch
eine gefälſchte Einladung zu Verwandten nach Pödelwitz
gelockt und dort von dem Hilfsbriefträger Gabler
erſchof=
ſen. Der Mörder wurde verhaftet; man fand bei ihm
noch das geraubte Geld.
Halle a. S., 26. Mai. (Hundertjahrfeier.) Zur
Erinnerung an die hundertjährige Zugehörigkeit des
Kreiſes Schleuſingen zu Preußen hat der Kreistag
meh=
rere Stiftungen im Geſamtbetrage von 250000 Mark er
richtet, die zugunſten der Kriegsbeſchädigten und
Hinter=
bliebenen von gefallenen Kriegern Verwendung finden
ſollen.
Santiago de Chile, 26. Mai. (Schiffbruch.) Der
Handelsdampfer „Macſinicano Eraznisz” iſt auf ein Riff
aufgelaufen und geſunken. 50 Mann der Beſatzung ſind
ertrunken.
Die Krankheit des Königs von
Griechenland.
* (Ctr. Bln.) Prinz Georg von
Griechen=
land, der ſich gegenwärtig in Paris aufhält, wurde
telegraphiſch nach Athen berufen. Er wird in Begleitung
zweier franzöſiſcher Spezialiſten, die den König behandeln
ſollen, noch heute abreiſen. Geheimrat Kraus aus
Berlin, der an das Krankenlager des Königs von
Grie=
chenland berufen worden iſt, hat laut Berliner
Lokalanzei=
ger die Reiſe nach Athen angetreten.
* Athen, 25. Mai. Nachdem im Laufe des
geſtri=
gen Tages in dem Befinden des Königs eine
verhält=
nismäßige Beſſerung eingetreten war, verſchlimmerte ſich
heute infolge von Schwächeanfällen der Zuſtand des
Mon=
archen bedenklich. Gleichzeitig zeigte ſich am
Wund=
kanal ein dunkelroter Fleck. Dieſe Erſcheinung gab zu
Beſorgniſſen wegen einer etwaigen Vergiftung Anlaß.
Gegen Mitternacht trat eine Beſſerung ein. Als der
Ver=
band heute morgen von der Wunde entfernt wurde, war
der rote Fleck am Wundkanal verſchwunden. Die
Tempe=
ratur des Königs ſank während der Nacht nicht tief unter
Normal. Die Temperatur betrug heute vormittag 37,1.
Trotz verhältnismäßiger Beſſerung muß der Zuſtand des
Königs Konſtantin als beſorgniserregend betrachtet
wer=
den. Die Teilnahme der Bevölkerung des ganzen
Lan=
des iſt außerordentlich groß. Das Palais war die ganze
Nacht von Tauſenden umlagert.
* Athen, 26. Mai. Der Zuſtand des Königs
hat ſich, einer Havas=Meldung zufolge, verſchlimmert,
ohne jedoch direkt gefährlich zu ſein. Die öffentliche
Mei=
nung iſt erregt. In allen Kirchen wird fortgeſetzt gebetet.
Die Temperatur iſt 37,3. Der König iſt ruhiger.
* Berlin, 26. Mai. Nach einem bei dem hieſigen
griechiſchen Geſandten eingegangenen Telegramm über
das Befinden des Königs betrug um 8 Uhr morgens
die Temperatur 37,8, der Puls 89, Atmung 24.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 26. Mai.
Börſenſtimmungs=
bild. Der Geſchäftsverkehr der Börſenbeſucher hält ſich
in ziemlich beſcheidenen Grenzen. Immerhin war
feſtzu=
ſtellen, daß das Angebot hinter der Nachfrage weſentlich
zurückblieb. Durchweg wurden höhere Kurſe genannt.
Be=
vorzugt wurden Deutſche Erdöl und Bismarckhütte. Auch
für deutſche Anleihen, insbeſondere für Kriegsanleihen,
herrſchte recht feſte Stimmung. Am Valutenmarkte zeigte
ſich Bedarf für nordiſche Noten. Am Geldmarkt nimmt
die Flüſſigkeit eher zu. Tägliches Geld war zu 3 Prozent
und darunter zu haben. Privatdiskont unter 4 Prozent.
Bei Schluß des Börſenverkehrs ſchwächten ſich die
Kurſe bei großer Geſchäftsſtille allgemein etwas ab.
Landwirtſchaftliches.
— Frankfurt a. M., 26. Mai. (Viehmarkt.)
Auftrieb: 456 Schweine. Bezahlt wurden: a) 118—125
(148—150), b) 115—120 (140—150), c) 118—125 (148—150)
Mark. Geſchäft ziemlich lebhaft, bleibt geringer
Ueber=
ſtand.
Kartoffelmarkt. In Waggon 13¾—14, im
Kleinhandel 15—16 Mk.
Fruchtmarkt. Bei ſtillem Verkehr iſt nur wenig
Geſchäft. Mais 59—62 Mk. Gerſte ohne Handel.
Aus=
ländiſche Kleie nicht offeriert. Die durch den Krieg mit
Italien nunmehr faſt gänzlich verhinderte Einfuhr von
Rohprodukten zur Futtermittel=Fabrikation macht die
Be=
ſitzer von Ware zurückhaltend.
Literariſches.
Nach Sibirien mit hunderttauſend Deutſchen
von Kurt Aram. Verlag von Ullſtein & Co, Berlin
und Wien, 1 Mk. Im ruſſiſchen Kaukaſien, in Mirza
Schaffys Wunderſtadt Tiflis iſt Kurt Aram mit ſeiner
Frau vom Kriegsausbruch überraſcht worden und wie
zu=
gleich hunderttauſend deutſche Koloniſten und Reiſende
in ruſſiſche Gefangenſchaft geraten. Bis nach Wjatka im
Ural verſchickt, hat er den ſtumpfen, rohen Haß des
Ruſſen=
tums gegen alles Deutſche an ſich erfahren, zugleich jedoch
die ſelbſt im Kriege fortdauernde Unfähigkeit und
Ver=
wahrloſung der Polizeibehörden kennen gelernt. Dann
iſt es ihm gelungen, mit einem Auslandpaß über
Peters=
burg und Finnland in die erſehnte Heimat zurückzukehren.
Spannend und ein politiſches Dokument iſt die
Schilde=
rung der Abenteuer, die er fern von Europa, im Eis und
Schnee des ſibiriſchen Winters beſtanden hat.
— Gärtneriſche Düngerlehre. Ein praktiſches
Handbuch für Gärtner und Pflanzenfreunde, Zierpflanzen
im Gewächshaus, Zimmer und Garten, ſowie Obſtbäume
und Gemüſe auf angemeſſene Art zu düngen. Von
H. Gaerdt, weil. Königl. Garkenbau=Direktor. 5.
Auf=
lage, neu bearbeitet von Max Löbner, Königl.
Garten=
inſpektor. Mit 6 Tafeln. Verlag von Trowitzſch & Sohn,
Frankfurt a. O. In Leinen gebunden Mk. 3,50. Die
beliebte Düngerlehre des verſtorbenen Gartenbaudirektors
Gaerdt, eines alten, erfahrenen Praktikers, hat ſich auch
in der durch den Königl. Garteninſpektor Löbner bewirkten
Neubearbeitung ſchnell in der Praxis eingeführt, ſo daß ſie
nun in 5. Auflage erſcheinen kann. Die Beſprechungen
der 4. Auflage haben die völlig einwandfreie Behandlung
des I., allgemeinen oder wiſſenſchaftlichen Teiles der
Neu=
bearbeitung rühmend hervorgehoben und eine glückliche
Verbindung dieſes Teiles mit dem beſonderen praktiſchen
Teile des Buches anerkannt, der die zweckmäßigſte Düngung
der Topf= und Zimmerpflanzen, Obſtbäume und
Beeren=
obſtſträucher, Baumſchulgewächſe, des Gartenraſens, der
Miſtbeete und Gemüſepflanzen eingehend behandelt.
Löbners Düngerlehre iſt zu einem Lehrbuch geworden,
das der Gärtner heute gar nicht mehr entbehren kann.
Der Krieg.
Der öſterreichiſche Tagesbericht.
* Wien, 26. Mai. Amtlich wird verlautbart: 26.
Mai, mittags.
Nordöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Schlacht bei Przemysl dauert fort.
Die Armee des Generaloberſten von Mackenſen dringt im
Angriff beiderſeits des San in ſüdöſtlicher Richtung
er=
folgreich vor. Der Uebergangüber den
Sanöſt=
lich Radymno iſt erkämpft. Das
öſterreichiſch=
ungariſche 6. Korps erſtürmte den Brückenkopf Zagrody
öſtlich dieſer Stadt. Südlich und ſüdöſtlich Przemysl ſind
unſere Armeen gegen die ſtarken, zum Teil betonierten
Stel=
lungen der Ruſſen in langſam fortſchreitendem Angriff.
Die Zahl der in den letzten zwei Kampftagen eingebrachten.
Gefangenen iſt
auf 25000 geſtiegen.
An Kriegsmaterial wurden bis geſtern abend erbeutet
54 leichte, 10 ſchwere Geſchütze, 64
Maſchi=
nengewehre und 14 Munitionswagen.
Südlich des Dnjeſtr und in Ruſſiſch=Polen iſt
die allgemeine Lage unverändert. Nach einem Gefecht
nördlich der Weichſel wurden 998 Ruſſen gefangen.
Südweſtlicher Kriegsſchauplatz.
In Tirol rückte eine feindliche Abteilung in
Con=
dino (Judicarien) ein. Am Padonpaß, nordöſtlich der
Marmoleta, flüchteten die Italiener bei den
erſten Schüſſen. An der kärntneriſchen Grenze
wie=
ſen unſere Truppen mehrere Angriffe unter bedeutenden
Verluſten der Italiener ab. Weſtlich des Plöcken floh
der Feind und ließ ſeine Waffen zurück.
Im küſtenländiſchen Grenzgebiet haben
ſich bisher noch keine Kämpfe entwickelt.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Ein Armeebefehl Erzherzogs Friedrich.
* Wien, 26. Mai. Der Armee=Oberkommandant
Feldmarſchall Erzherzog Friedrich erließ zur
Verlautbarung an alle öſterreichiſch=ungariſchen Truppen
und zur Kenntnis für die ihm unterſtehenden deutſchen
Truppen einen Armeebefehl, der zunächſt das
anläß=
lich der Kriegserklärung Italiens ergangene Manifeſt des
Kaiſers im Wortlaut wiedergibt und ſodann fortfährt:
Soldaten! Ihr vernahmt die in ernſter Stunde geſprochenen
Worte unſeres allergnädigſten oberſten Kriegsherrn. Sie
kennzeichnen die ganze ſchmachvolle Niedertracht
unſeres neuen Feindes, der jahrzehntelange Treue
mit ſchändlichem Verrat lohnt. Sie weiſen uns
Soldaten aber auch eine neue große Aufgabe zu, deren
Löſung Seine Majeſtät und das Vaterland
vertrauens=
voll in unſere Hände legen. Kein ehrlicher neuer Feind
tritt uns Aug in Aug entgegen, nein, der treuloſe
bis=
herige Bundesgenoſſe Oeſterreich=Ungarns und
Deutſch=
lands ſieggekrönter Heere und Flotten, die nach
zehnmona=
tigem heißen Ringen gegen die halbe Welt unbeſiegt und
feſter denn je im Kampfe ſtehen, fällt uns
heim=
tückiſch in den Rücken. An uns Soldaten iſt es,
dieſe beiſpielloſe Haltung unſerer Feinde mit Blut und
Eiſen zu treffen und ihnen wieder den Weg zu zeigen,
den dereinſt ſchon unſere Vorfahren bei Mortara und
No=
vara, bei Cuſtozza und bei Liſſa gewieſen. Unſer
heiß=
geliebter, allergnädigſter Herr, der alles verſucht hat, um
uns und unſeren Verbündeten dieſe neue Prüfung zu
erſpa=
ren, ſoll den Geiſt Radetzkys, des Erzherzogs Albrecht und
Tegetthoffs in uns wiederfinden. Wir wollen ihre wirklichen
Enkel ſein. Viel Feind’ viel Ehr’ ſei unſer Kampfruf.
So grüßen wir unſeren erhabenen Kaiſer und König und
unſere treuen Waffenbrüder, ſo grüßen wir im Norden
unſere Kameraden, die im Süden bereit ſtehen, dem
ſchmählichen Einbruch in unſeren Rücken zu trotzen, bis
auch für den Süden der Tag anbricht, der blutige
Ver=
geltung bringt. Soldaten! Ohne Zagen und frohen Mutes
los auf den neuen Gegner! Mit Gottes Hilfe und in
treuer Waffenbrüderſchaft mit unſeren verbündeten
Ka=
meraden werden wir auch ihn zu ſchlagen wiſſen.
Deutſche Flieger über Paris.
* Paris, 26. Mai. Das Petit Journal meldet:
Drei deutſche Flugzeuge flogen vorgeſtern
vor=
mittag über der Umgebung von Paris. Als ſie ſich den
nördlichen Teilen von Paris näherten, wurden ſie von
franzöſiſchen Fliegern entdeckt und verjagt. Die deutſchen
Flugzeuge warfen drei Bomben ab, doch wurde
niemand getroffen. Ueber den Sachſchaden liegen keine
Meldungen vor.
Dis Beſchießung von Pont=ä=Mouſſon.
* Paris 26. Mai. Der MMatin berichtet aus
Nancy: Der Präfekt des Departements Meurthe=et=
Moſelle forderte den Bürgermeiſter von Pont=à=
Mouſſon auf die Kinder nach Nancy zu ſchaffen,
wo ihnen ein guter Empfang bereitet werden würde der
Aufenthalt in Pont=à=Mouſſon ſei wegen der nahezu
täg=
lichen Beſchießung allzu gefährlich.
Ein Amerikaner über die Kriegsausſichten.
* London, 26. Mai. Die Daily Mail
veröffent=
licht einen Artikel des Amerikaners Alexander
Powell, des Korreſpondenten der New=York World, in
dem es heißt: Nach dem, was ich aus verläßlichen
Quel=
len über Deutſchlands militäriſche und
wirtſchaftliche Hilfsquellen und über die
Stimmung des deutſchen Volkes erfahren habe,
und aus den Unterhaltungen mit amtierenden Miniſtern,
Diplomaten, Generalen und Stabsoffizieren, gelangte ich
zu der nicht übereilt gebildeten Ueberzeugung, daß der
Krieg zweifellos zwei Jahre dauern wird
und daß dann Deutſchland vielleicht
unbe=
ſiegt ſein wird. Je eher das britiſche Volk
ſeine Selbſttäuſchung aufgibt und den
Tat=
ſachen ins Geſicht ſieht und zugibt, daß der deutſche
Sol=
dat ein ebenſo guter Kämpfer iſt wie der britiſche und die
deutſchen Offiziere im ganzen weit beſſer ausgebildet ſind
als die britiſchen, je eher es einſieht, daß, wenn
Deutſch=
land geſchlagen würde, jeder Engländer zwiſchen 16 und
45 Jahren ins Feld rücken muß, deſto früher wird der
Krieg beendet werden können.
Der Krieg mit Stalien.
Eine Denkſchrift der
öſterreichiſch=
ungariſchen Regierung.
* Wien, 25. Mai. Das Miniſterium des
Aeußern veröffentlicht eine Reihe diplomatiſcher
Aktenſtücke mit einer einleitenden Denkſchrift über
die der italieniſchen Kriegserklärung
vorangegangenen Verhandlungen zwiſchen
er öſterreichiſch=ungariſchen und der italieniſchen
Regie=
rung. Zunächſt wird darauf hingewieſen, daß, obwohl
es dem Wortlaute und dem Geiſte des Artikels 3 des
Drei=
bundvertrages entſprochen hätte, Italien bei Ausbruch des
Weltkrieges an der Seite ſeiner Verbündeten in denſelben
eintrete, zumal der Angriff von Rußland ausging, dennoch
Anzeichen vorhanden waren, daß Italien ſich der
Erfüllung der Bündnispflicht entziehen
und dies durch allerlei an dem Text des Vertrages geübte
Interpretationskünſte motivieren werde. Da Artikel 4
des Dreibundvertrages ſogar für den Fall einer aus
defenſiven Gründen von einem der Verbündeten
ergriffenen kriegeriſchen Initiative die andern
zu wohlwollender Neutralität vekpflichtet,
konnten Oeſterreich=Ungarn und Deutſchland alſo doch
mindeſtens erwarten, daß Italien durch wohlwollende
Neutralität ſeine Verbündeten im ungeheuren Kampf
unterſtützen werde. Anfangs trafen dieſe Annahmen
zu. Die italieniſche Regierung beſchlöß am 1. Auguſt
vorigen Jahres die Neutralität Italiens, indem ſie ſich
auf den Standpunkt ſtellte, daß das Vorgehen der
Monarchie gegen Serbien einen aggreſſiven Akt gegen
Ruß=
land darſtelle, eine Behauptung, die durch den bloßen
Hinweis auf die bekannten umfaſſenden
Vorberei=
tungen Rußlands für den Angriffskrieg gegen die
beiden Zentralmächte widerlegt erſcheint. Italien wies
ferner auf die Gefahren des Weltkrieges angeſichts ſeiner
exponierten geographiſchen Lage hin, wäs
zutreffen mag, ohne daß Italien ſeiner Verpflichtung
hierdurch entbunden geweſen wäre. Es betonte ſchließlich,
daß Oeſterreich=Ungarn es verabſäumt habe, ſich im Sinne
des Artikels 7 des Dreibundvertrages vor den
entſchei=
enden Schritten mit Italien ins Einvernehmen zu ſetzen.
Dem letzteren Punkt gegenüber nahm die öſterreichiſch=
un=
gariſche Regierung mit Recht den Standpunkt ein, daß
der Artikel 7 des Dreibundvertrages, welcher dem
Wört=
aute nach einzig und allein auf den Fall der
Be=
ſetzung türkiſchen Gebietes anzuwenden war,
auf den Fall eines Konfliktes mit Serbien keine
Anwen=
dung finden konnte, weshalb ſie nicht verpflichtet war,
vor einem diplomatiſchen Schritt in Belgrad, der noch
nicht den Krieg bedeutete, wenn er auch dazu führen
konnte, gewiſſermaßen die Genehmigung Italiens
einzu=
holen.
Nach den über die letztere Fräge zwiſchen den beiden
Kabinetten in freundſchaftlichſtem Tone
geführ=
ten längeren Verhandlungen erklärte die
öſter=
reichiſch=ungariſche Regierung, um Italien einen Beweis
weiteſten Entgegenkommens zu geben, ſich bereit, für den
Fall temporärer oder definitiver Beſitzergreifung eines
auf der Balkanhalbinſel gelegenen Gebietes in
Konver=
ſation mit Italien über die Kompenſationsfrage
einzutreten. Der Miniſter des Auswärtigen, Marcheſe di
San Giuliano quittierte dankend am 25. Auguſt des
Vor=
jahres dieſe Erklärung, hielt es jedoch bei damaliger
Kriegslage für verfrüht, die Frage
etwai=
ger Kompenſationen zu beſprechen. Hiermit
waren die Verhandlungen zwiſchen Wien und Rom über
die prinzipielle Seite des gegenſeitigen Verhältniſſes zu
einem vorläufigen Abſchluß gelangt. Die italieniſche
Re=
gierung benützte die nächſten Monate zur Ausgeſtaltung
und Kräftigung ihrer militäriſchen Machtmittel und
be=
gann mit einer Aktion, die auf die Erwerbung
territo=
rialer Stützpunkte jenſeits der Adria in
Albanien abzielte. Wiewohl dies mit dem in der
Denkſchrift angefügten Abkommen vom Jahre 1900/1901
owie der Anfang Auguſt 1914 von der italieniſchen
Re=
gierung in Wien abgegebenen formellen Erklärung, daß
Italien den hinſichtlich Albaniens mit Oeſterreich=Ungarn
eingegangenen Abmachungen ebenſo, wie den Beſchlüſſen
der Londoner Konferenz treu bleiben werde, nicht im
Einklang ſtand, erhob Oeſterreich=Ungarn keine =
Einwen=
dungen, um ſo mehr als Italien jede einzelne
proviſo=
iſche Maßnahme in Wien unter Wiederholung dieſer
for=
mellen Erklärung notifizierte.
Bald aber begann eine leidenſchaftliche Erregung
Ita=
lien zu erfaſſen. Die Theſe der abſoluten Neutralität
wich nun der Parole einer wachſamen und bewaffneten
Neutralität und ſpäter der zyniſchen Phraſe des
Sacro Egoismo. Mkt dem Eintritt Sonninos in das
Kabinett begann die zweite Phaſe in der Haltung
Italiens, welche von dem Entſchluſſe beherrſcht war, ohne
Rückſicht auf die Bundespflicht oder ſonſtige moraliſche
Bedenken den günſtigen Augenblick, da die beiden
Verbün=
deten in ſchweren Kämpfen gegen ihre mächtigen Gegner
begriffen waren, auszunützen, um von Oeſterreich=Ungarn
die Abtretung ſeiner ſüdlichen, von Italienern bewohnten
Gebiete zu erpreſſen und ſie im Notfalle gewaltſam zu
er=
zwingen.
Die Denkſchrift ſchildert eingehend den Verlauf und
Inhalt der ſeit dem 11. Dezember gepflogenen
Verhand=
lungen, in welchen Italien unter dem Hinweis auf
na=
tionale Aſpirationen durch den Wiener Botſchafter den
Standpunkt vertreten ließ, daß es nach Artikel 7 des
Dreibundvertrages das Recht auf Kompenſationen
be=
ſitze, welchen einen Monat ſpäter die formelle Anfrage
folgte, ob Oeſterreich=Ungarn eine Zeſſion von
Tei=
len ſeines Gebietes als Baſis der Verhandlungen
anzunehmen gewillt ſei. Wiewohl Oeſterreich=Ungarn ſich
nur ſchwer mit dem Gedanken befreunden konnte,
kampf=
los auf Gebiete zu verzichten, die ſeit vielen
Jahrhunder=
ten unter dem Szepter des Habsburger Hauſes
ſtan=
den und als natürlicher Schutzwall der Monarchie
vor=
gelagert waren, entſchloß ſich der Miniſter des Aeußern
am 9. März mit Genehmigung des Monarchen und der
Zuſtimmung beider Regierungen, dem italieniſchen
Bot=
ſchafter zu eröffnen, daß Oeſterreich=Ungarn im
Prinzip die Abtretung eigenen Gebietes
als Verhandlungsbaſis über die
Kompen=
ſationsfrage annimmt.
Tatſächlich trat auf Wunſch Italiens Oeſterreich=
Un=
garn am 27. März mit Propoſitionen hervor, in denen es
faſt die ganzen italieniſchen Teile Südtirols anbot,
wäh=
end Italien wohlwollende Neutralität bis zum
Frie=
densſchluß zuſichern und für die Kriegsdauer volle
Aktions=
freiheit am Balkan Oeſterreich=Ungarn zugeſtehen ſollte.
Erſt auf wiederholtes Drängen gab Italien am
10. April Gegenvorſchläge bekannt, die
tatſäch=
lich exorbitant waren; denn es verlangte nicht nur die
Ab=
tretung ganz Welſchtirols, ſondern auch deutſcher Gebiete,
ferner vorwiegend ſlawiſcher Gebiete des Iſonzotales ſamt
Görz, eines Streifens von Kärnten, des
Küſtengebietes bis Nabreſina, endlich der durchaus ſlawi=
ſchen Inſein Liſſa, Leſſing, Eurzola, Lagoſta
und einige kleinere Inſeln, ferner die Errichtung von
Trieſt und Gebiet als unabhängigen Staat, die
Aner=
kennung der italieniſchen Souveränität über Valona
und Gebiet, ſowie völliges Desintereſſement Oeſterreich=
Ungarns in Albanien und die ſofortige Durchführung der
territorialen Abtretungen.
Trotz der Maßloſigkeit der Forderungen
Italiens, die zum Teil Anſprüche enthielten, welche
geradezu eine Negation der wichtigſten Lebensintereſſen
der Mönarchie bedeutet hätten, war Oeſterreich=Ungarn
bekanntlich zu weiterem Entgegenkommen bereit, ſo daß
ſchließlich kaum mehr eine weſentliche Differenz beſtehen
blieb. Trotzdem entſchloß ſich das Kabinett Salandra,
ohne auf ein letztes Angebot Oeſterreich=Ungarns zu
ant=
worten, am 4. Mai die bekannte Erklärung abzugebon,
wonach es den Bündnisvertrag als hinfällig betrachte.
Am 21. Mai erfolgte die bekannte Gegenerklärung der
öſterreichiſch=ungariſchen Regierung, worauf am 23. Mai
der italieniſche Botſchafter die Kriegserklärung
überreichte, deren völlig haltloſe, armſelige Begründung
wie ein Bekenntnis der Schwächs des eigenen
Stand=
punktes klingt.
Aus den der Denkſchrift beigegebenen Dokumenten
iſt das
Telegramm des italieniſchen Königs
vom 2. Auguſt hervorzuheben, mit dem er das Telegramm
des Kaiſers Franz Joſef, welcher ihm mitteilte, daß
er infolge der Einmiſchung Rußlands in den Konflikt mit
Serbien und der Mobiliſierung der ruſſiſchen Armee die
allgemeine Mobiliſierung verfügt habe, ſowie der
Befrie=
digung Ausdruck gab, auf die Unterſtützung des
Bundesgenoſſen rechnen zu können, beantwörtete.
Dasſelbe lautet: Ich habe das Telegramm Eurer Majeſtät
erhalten. Ich brauche nicht zu verſichern, daß Italien,
welches alle nur möglichen Anſtrengungen unternommen
hat, um die Aufrechterhaltung des Friedens zu ſichern und
alles, was in ſeiner Macht liegt, tun wird, um möglichſt
bald an einer Wiederherſtellung des Friedens
mitzuhelfen, gegenüber ſeinen Verbündeten eine
herzlich freundſchaftliche Haltung bewahren
wird, entſprechend dem Dreibundvertrage
und ſeinen aufrichtigen Gefühlen und den
großen Intereſſen, die es währen muß.
Das ungariſche Abgeordnetenhaus über
den Verrat Italiens.
* Budapeſt, 26. Mai. Im Abgeordnetenhauſe
führte der Miniſterpräſident aus: Die Ereigniſſe,
welche ſich ſeit der letzten Sitzung des Hauſes abgeſpielt
haben, veranlaſſen mich, Aufklärungen über die
Vorgänge zu geben, welche der gegenwärtigen Läge
vorausgegangen ſind. Der italieniſche Miniſterpräſident
führte in ſeiner letzten Rede die jetzige feindliche
Hal=
tung Italiens auf das von der Monarchie an Serbien
geſtellte Ultimatum zurück. In dieſer Rede Salandras
ſind drei konkrete Anklagen enthalten; zunächſt
jene, daß das Ultimatum das Gleichgewicht auf dem
Balkan erſchütterte. Nun iſt es eine allgemein bekännte
Tatſache, daß wir ſowohl unſeren Bundesgenoſſen, als
auch den anderen Großmächten gegenüber die Erklärung
abgegeben haben, daß die Monarchie keinerlei
territoriale Aenderungen wünſcht. Die
Behauptung des italieniſchen Miniſterpräſidenten iſt
da=
her eine offenkundige Unwahrheit. (Stürmiſcher Beifall
im ganzen Hauſe.) Die zweite Anklage beſagt daß wir
die Einflußſphären auf dem Balkan verändert haben.
Dieſe Behauptung iſt ziemlich unverſtändlich. Wohl
be=
ſtanden gewiſſe Vereinbarungen bezüglich Albaniens, was
aber den ganzen Balkan betrifft, haben wir von jeher den
Standpunkt vertreten, daß keine Teilung der
Einfluß=
ſphäre möglich iſt, daß wir an dem ganzen Balkan
inter=
eſſiert ſind jedoch keinerlei Hegemonie auf dem Balkan
beanſpruchen. Die dritte Anklage Salandras beſteht in
der Behauptung, daß die Monarchie den Vertrag verletzt
habe, weil ſie es verabſäumte, vorher mit Italien ein
Ein=
vernehmen zu treffen.
Graf Tisza verweiſt darauf, daß ausſchließlich in
dem Artikel 7 des Dreibundvertrages von einem
vorher=
gehenden Einvernehmen mit Italien die Rede ſei, jedoch
nur für den Fall einer Aenderung des Status quo auf
dem Balkan. Bis in die allerletzte Zeit habe denn
auch kein einziger italieniſcher Staatsmann die
Behaup=
tung aufgeſtellt, daß die Monarchie durch Verabſäumung
eines vorhergehenden Einvernehmens den Vertrag verletzt
habe. Tisza beruft ſich hierbei auf die Unterredungen und
den Schriftwechſel zwiſchen der Leitung der auswärtigen
Politik der Monarchie und der italieniſchen Regierung in
den auf das Ultimatum folgenden Monaten. Niemals iſt
auch nur ein Gedanke aufgetaucht, als hätte Italien in
dem Vorgehen Oeſterreich=Ungarns eine
Vertragsver=
letzung geſehen. Alle in Italien führenden
Perſönlichkei=
ten haben wiederholt und in wärmſten Worten der
Be=
reitwilligkeit Italiens Ausdruck gegeben, wenn es auch
nicht tätig am Kriege teilnehme, doch ein treuer
Bundes=
genoſſe zu ſein. (Große Bewegung. Rufe: Eidbrüchig!)
Der Miniſterpräſident verlas ſodann ein Telegramm,
welches der König von Italien am 2. Auguſt 1914 an den
Kaiſer Franz Joſef richtete (Große Bewegung) und fuhr
dann fort: Der König von Italien hätte nicht in einem
ſolchen Tone ſich geäußert wenn er geglaubt hätte, daß
unſere Monarchie den Vertrag mit Italien verletzt habe.
Tisza behandelte darauf eingehend die Erörterungen, in
welchen Oeſterreich=Ungarn den Standpunkt vertreten
hatte, daß der Bündnisfall für Italien gegeben ſei,
wäh=
rend Italien dies verneinte. Tisza ſchilderte einzelne
Phaſen der Verhandlungen, betreffend einer Kompen:
ſation, in welcher Oeſterreich=Ungarn auf Grund einer
Vermittlung Deutſchlands ſchließlich den Standpunkt al
zeptierte, daß Italien Kompenſationen aus der
Mon=
archie angehörigen Territorien angeboten werden ſollten
Es war ein ſchwerer Entſchluß durch den die
Mon=
archie als Großmacht ſich dazu verſtehen mußte, Terri
torien, die ihr angehören, an einen Verbündeten im
Inter=
eſſe der Sicherſtellung ſeiner Neutralität abzutreten.
Wir gingen jedoch davon aus, daß die Lebensintereſſen
Oeſterreich=Ungarns und diejenigen Italiens identiſch
ſeien, doch waren die Gegenvorſchläge Italiens
unange=
meſſen. Wir führten die Verhandlungen in dem Glauben,
daß im 20. Jahrhundert ein ſich ziviliſiert nennender
Staat und unſer Bundesgenoſſe, uns, während wir im
Kriege ſtehen, nicht angreifen würde. Wir kamen deshalb
mehr entgegen, als ſich Italien jemals hätte träumen
laſſen. Die italieniſche Regierung verhinderte aber mit
einem in der Weltgeſchichte unerreicht daſtehenden
Terro=
rismus, daß die geſunde Vernunft in der öffentlichen
Meinung zum Ausdruck kam. Die italieniſche
Kriegs=
erklärung beruft ſich auf den Schutz der italieniſchen
In=
tereſſen gegen jede Bedrohung. (Gelächter.) Dieſe
Behaup=
tung verdient keine Widerlegung. Der Miniſterpräſident
ſchloß: Wir haben jetzt nur noch die Aufgabe, den Ereig=
niſſen ins Auge zu ſehen. Vor zehn Monaten ſahen wir
uns einer ungeheuren Uebermacht gegenüber. Wir haben
dieſe Uebermacht zum Stillſtand gebracht, ſie zerſchmettert,
in ſiegreichen Kämpfen gebrochen. Wenn es Italien jetzt
für richtig hält, uns um die Früchte unſerer
Siege bringen zu wollen, werden wir uns auch
ihm gegenüberſtellen. (Anhaltender Beifall im ganzen
Hauſe.) Die Monarchie hat die ganze Welt durch ihre
Kraft überraſcht und wird jetzt erſt recht die ganze Welt
überraſchen durch ſeine Aktionen, Einheit und einmütige
Entſchloſſenheit. (Stürmiſcher Beifall.) Unſere ſiegreichen
Armeen werden im Verein mit unſerem mächtigen
Bun=
desgenoſſen im gegenſeitigen Vertrauen dieſen Kampf
führen gegen alle Teufel der Hölle und dem
Schickſal den Sieg abzwingen.
Nachdem Tisza unter begeiſterten Eljenrufen
ge=
ſchloſſen, ſprach der Redner der Unabhängigenpartei, Graf
Apponiy.
Der Abbruch der Beziehungen zwiſchen
Deutſchländ und Stalfen.
* Berlin, 26. Mai. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Der italieniſche Botſchafter
Bollati iſt heute früh 4.25 Uhr vom Anhalter Bahnhof
abgereiſt, mit ihm das geſamte Perſonal der Botſchaft,
der bisherige itälieniſche Generalkonſul in Berlin, Garru,
der Präſident der hieſigen italieniſchen Handelskammer,
im ganzen etwa 20 Perſonen. Dem Botſchafter war ein
aus Salon=, Speiſe= und Schlafwagen beſtehender
Son=
derzug zur Verfügung geſtellt worden. Im Auftrage des
Kaiſers begleitete ihn Majör v. Falkenhayn,
Köm=
mändeur des Erſatzbataillons des 1. Garderegiments zu
Fuß, im Sonderzug bis an die Schweizer Grenze. Bei
der Abfahrt war als Vertreter des Staatsſekretärs des
Auswärtigen Amtes Legationsſekretär v. Prittwitz
an=
weſend. Die Abreiſe vollzog ſich ohne jeden
Zwi=
ſchenfall.
* Zürich, 26. Mai. Fürſt Bülow iſt geſtern auf
dem hieſigen Bahnhof von dem deutſchen
Geſand=
ten in der Schweiz und dem Generalkonſul in Zürich,
du Foure, empfangen worden, die den Fürſten bis Eglisau
geleiteten. Vör der Abfahrt von Zürich ſtattete Bülow
dem ſchweizeriſchen Bundesrat telegraphiſch ſeinen Dank
für die muſterhafte Organiſation des militäriſchen
Ge=
leites durch die Schweiz, ſowie für die liebenswürdige
Aufnahme und für die mancherlei Ehrenbezeugungen ab.
Ebenſo dankte Baron Macchio dem Bundespräſidenten
telegraphiſch im gleichen Sinne.
* Berlin, 26. Mai. Fürſt und Fürſtin
Bü=
low ſind heute früh in Berlin eingetroffen.
Dis Freude des Herrn Poinearé.
* Paris, 26. Mai. Meldung der Agence Havas.
Poinearé erfuhr während der Reiſe zu den Armeen
in den Vogeſen und Löthringen die Teilnahme Italiens
am Kriege. Er telegraphierte ſofort dem König von
Itälien, gänz Fränkreich freue ſich in dem
Ge=
danken, daß die beiden Schweſternationen wiederum
gemeinſam für die Verteidigung der ſchwer bedrohten
Ziviliſation und für die Befreiung der unterdrückten
Völ=
ker kämpften. Poinearé drückte ferner die wärmſten
Wünſche für den Sieg der tapferen italieniſchen Truppen
und für eine glückliche Verwirklichung der nationalen
Wünſche Italiens aus.
Verlängerung der italieniſchen Militärpflicht.
* Lauſanne, 26. Mai. Die Gazette de Lauſanne
erfähkt aus ſicherer Quelle, daß die italieniſche
Re=
gierung ein Dekret erlaſſen hat, nach dem die
Militärpflicht, die bisher bis zum 39. Lebensjahr
gedäuert hatté, bis zum 42. Jahre verlängert
worden iſt. Das Dekret ſöll nicht ſofort in Kraft treten.
Engliſche Verdächtigungen.
* Berlin, 26. Mai. Am 15. Mai iſt die
Schilde=
rung eines Gefechtes zweier deutſcher
Vor=
poſtenboote mit engliſchen Streitkräften
vom 1. Mai in der ſüdlichen Nordſee veröffentlicht worden,
aus der hervorging, daß ein engliſches Kriegsfahrzeug
völkerrechtswidrig während einer Kriegshandlung keine
Flagge führte, und daß die Engländer die Rettung
der Beſatzung eines engliſchen Bewachungsdampfers
ſelbſt verhinderten. Das Reuterſche Bureau brachte
hier=
auf unter dem 19. Mai eine anſcheinend von amtlicher
Seite ſtammende Erwiderung, in der verſucht wurde, das
völkerrechtswidrige Verhalten des ohne Flagge
kämpfen=
den engliſchen Bewachungsfahrzeuges durch die
Behaup=
tung zu beſchönigen, daß unſere Vorpoſtenboote während
des Gefechts ebenfalls keine Flagge geführt hätten.
Dem=
gegenüber iſt, wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren,
auf Grund einwandfreier Beobachtung von Augenzeugen
feſtgeſtellt worden, daß die deutſchen Vorpoſtenboote vor,
während und nach dem Gefecht bis zur Vernichtung
die Flagge geführt haben. — In der Erwiderung
führt das Reuterſche Bureau weiter aus, daß drei von
einem unſerer Vorpoſtenboote gefangen genommene
Eng=
länder unter Deck gebracht und bei der ſpäteren
Vernich=
tung des Bootes umgekommen ſind, weil ihnen keine
Ge=
legenheit zur Rettung gegeben worden ſei. Gegenüber
dieſer Verunglimpfung muß darauf hingewieſen werden,
daß die Unterbringung Kriegsgefangener in Fällen wie
dem vorliegenden aus militäriſchen Gründen
unter Deck zu erfolgen pflegt und daß dies
Ver=
fahren von den Engländern grundſätzlich angewandt wird.
So wurden auch die Ueberlebenden des am 6. Auguſt 1914
untergegangenen Hilfskreuzers und Minendampfers „
Kö=
nigin Luiſe” auf den engliſchen Kreuzer „Amphion” unter
Deck gebracht. Ein großer Teil verlor bei dem bald darauf
durch eine Mine erfolgenden Untergang des Kreuzers
das Leben. So wenig auf deutſcher Seite damals in
ge=
rechter Würdigung der Lage ein Verdacht entſtehen konnte
und der Vorwurf erhoben wurde, daß die Rettung der
Leute abſichtlich verhindert worden ſei, ſo unberechtigt iſt
die ungeheuerliche, aber kennzeichnende
Verdächtigung, die das Reuterſche Bureau
unter=
nommen hat auszuſprechen.
Deutſchfeindliche Ausſchreitungen in England.
* Mancheſter, 26. Mai. Der Mancheſter
Guar=
dian meldet: In Rhyl fanden am Freitag
deutſch=
feindliche Ausſchreitungen ſtatt, die einen
ſol=
chen Umfang annahmen, daß bei der Hilfloſigkeit der
Po=
lizei Militär aufgeboten werden mußte, um die Menge
zu zerſtreuen. Am Samstag herrſchte zwar Ruhe in der
Stadt, aber der Polizeiminiſter befahl, daß alle
Schank=
wirtſchaften um 6 Uhr abends geſchloſſen ſein müßten. Die
Soldaten waren hierüber ſehr unzufrieden und ſammelten
ſich vor dem Polizeiamte an. Die Lage war bedrohlich.
Der Brigadegeneral Dunn begab ſich zur Polizei und
er=
wirkte, daß die Wirtſchaften bis 9 Uhr offen blieben. Er
ſagte in einer Anſprache an die Solbaten, er habe keine
ſpätere Polizeiſtunde erwirken können, er habe aber ſein
Wort dafür verpfändet daß keine weitere Ausſchreitungen
vorkommen würden.
Die Umbildung des engliſchen Kabinetts.
* London, 26. Mai. Meldung des Reuterſchen
Bureaus. Das neue Kabinett ſetzt ſich
folgender=
maßen zuſammen: Premierminiſter Asquith, ohne Amt
Lord Lansdowne, Lordgroßkanzler Sir Stanley
Buckmäſter, Lordpräſident des Geheimen Rates Lord
Crewe, Lordgeheimſiegelbewahrer Cürzon,
Schatz=
kanzler Me. Kenna, Innenamt Sir John Simon,
Auswärtige Angelegenheiten Grey, Kolonien Bonar
Law, Staatsſekretär für Indien Chamberlain, Krieg
Lord Kitchener, Kriegsmunition Lloyd George, erſter
Lord der Admiralität Balfour, Handel Runcimän,
Präſident der Lokalverwaltung Long, Kanzler des
Her=
zogtums Lancaſter Churchill, Chefſekretär für Irland
Birrell, Sekretär für Schottland Mc. Kinnon
Wobd, Präſident des Ackerbauamtes Selborné, erſter
Kommiſſar für Arbeit und öffentliche Bauten Harcourt,
Präſident des Unterrichtsamtes Henderſon, Attorney=
General Sir Edward Carſon.
Hierzu bemerkt die Frkf. Ztg.: Die wichtigſte
Ver=
änderung des Kabinetts liegt in dem Eintritt von ſieben
Führern der toryiſtiſchen Oppöſition in die Regierung.
Mehrere wichtige Aemter ſind durch Konſervative beſetzt,
ſo die Admiralität, das Kolonialamt, das indiſche Amt,
und in das Auswärtige Amt kommt Lord Lansdowne
zur „Unterſtützung” Greys, faſt möchte man ſagen eum
jure suecessoris. Selbſt den intranſigenten Ulſtermann
Carſon, der noch vor einem Jahre die Regierung mit der
blutigen Revolution und dem Bürgerkriege bedrohte, hat
ſie ſich gefallen laſſen müſſen. Das gleicht ſchon beinahe
einer Kapitulation vor dem Gegner, dem einſtweilen noch
nicht die rechte Zeit gekommen zu ſein ſcheint, die Macht
ganz in die Hand zu nehmen. Was will es dagegen
be=
deuten, wenn ein Mitglied der Arbeiterpartei, der
Abge=
ordnete Henderſon, ſich hat bereit finden laſſen, eine
deko=
rative Rolle in der Regierung zu übernehmen! Redmond,
den man als Gegenſtück für Carſon hineinnehmen wollte,
war vörſichtig genug, die Ehre abzulehnen, nachdem er
durch das immer deutlicher werdende Sinken ſeines
An=
ſehens beim iriſchen Nationalismus gewarnt worden war.
Churchill, der eigentlich den Grund für die ganze Kriſe
ge=
geben hat, iſt doch noch nicht zu beſeitigen geweſen. Zwar
hat er die wichtige Admiralität hergeben und einé
Sine=
küre annehmen müſſen, die für ihn auch eine Herabſetzung
ſeinés Gehalts von 100000 Märk auf 40000 Mark
be=
deutet, aber er hat doch ſo feſt „geklebt” daß man ihn
noch einmal behalten hat. Daß die Regierung in der
neuen Form haltbarer ſein wird, als in der alten, iſt kaum
anzunehmen.
* London, 26. Mai. Daily News macht einige
in=
tereſſante Mitteilungen über das neue Kabinett. So
ſagt das Blatt, daß die franzöſiſche Regierung ihre
feſte Hoffnung ausgedrückt habe, daß Lloyd George, der
bekanntlich zum Miniſter der Munitionsfabrikation
er=
nannt wurde, Schatzkanzler bleiben werde. Bezüglich des
Lörd Curzon ſagte die Daily News: Wenn Lord
Cur=
zon in das Kabinett eintritt, ſo wird befürchtet, daß er
ein Element bilden werde, um das Kabinett zu ſchwächen,
da Gegenſätze zwiſchen ihm und Lloyd George beſtehen.
Es wird angenommen, daß das Kabinett ſich dem Eintritt
Lörd Curzons in das Kabinett widerſetzt habe. Reiſende,
die von Amerika eingetroffen ſind, erzählen übrigens es
ſei in England ein offenes Geheimnis, daß Sir Winſton
Churchill aus der Admiralität habe gehen müſſen,
weil man ihm zum Vorwurf mache, daß er auf der
„Luſitania” Munition habetransportieren
laſſen.
Die Kämpfe auf Gallipoli.
* London, 26. Mai. Daily Telegraph meldet
un=
term 25. Mai über die Kämpfe auf Gallipoli: Die
Türken brachten große Verſtärkungen
her=
an. So oft der Feind zurückgeſchlagen wird, kommen
friſche Truppen und der Kampf wird erneuert. Die
Tür=
ken verfügen für den Angriff auf unſere Stellungen über
200000 Mann. Die feindliche Flotte iſt ebenfalls tätig.
Der Kampf ſpottet jeder Beſchreibung. Zeitweiſe werden
gleichzeitig Angriffe aus allen Richtungen gemacht. Die
ganze Halbinſel iſt eine Hölle heulender Geſchoſſe. Es
iſt nicht zu verwundern, daß unſere Fortſchritte
notwen=
digerweiſe langſam ſind angeſichts der
ſchwieri=
gen, gefahrvollen Aufgabe.
Die amerikaniſchsengliſchen Differenzen.
* London 25. Mai. Daily News meldet aus Neu=
York: Die Kritiker der engliſchen Politik benutzen die
Gelegenheit, da Differenzen über die engliſche
Be=
handlung von amerikaniſchen Ladungen
entſtan=
den ſind, um ſich zuſammenzutun und einen ſtarken Druck
auf das Staatsdepartement auszuüben. Sie werden heute
den Präſidenten auffordern, England zu erſuchen, die
britiſche Königliche Verordnung zu
ſus=
pendieren, ſoweit amerikaniſche Verſchiffungen in
Frage kommen. Führer der Bewegung iſt Senator Smith=
Georgia; er vertritt die Baumwollintereſſenten, die eine
beträchtliche politiſche Hebelkraft anwenden können.
* Stuttgart, 25. Mai. Der Senat der
Techni=
ſchen Hochſchule hat den Chef des
Feldeiſenbahn=
weſens, Oberſt Groener, zum Dr.=Ing. ehrenhalber
er=
nannt.
Letzte Nachrichten.
* Paris, 25. Mai. Nach einer Meldung des Matin
aus Lemans ſteht die kunſthiſtoriſche Kirche
Notre Dame de la Countoure in Flammen. Die
benachbarte Präfektur und das Muſeum ſind ſtark bedroht.
Der Brand konnte noch nicht gelöſcht werden. Der Schaden
iſt ſehr groß.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
* Berlin, 26. Mai. In der heutigen
Vormittags=
ziehung der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie fielen
15000 Mark auf Nr. 203 496; 10000 Mark auf Nr. 200 026;
5000 Mark auf die Nrn. 11819, 28 221, 35046, 225 449;
3000 Mark auf die Nrn. 6516, 15 092, 21979, 22295, 23855,
25027, 25958 26 287, 37901, 44 284, 63 365, 69 498, 72020,
78911, 83 564, 85 105, 104041, 113830, 117239, 133 763,
136 420, 136 675, 138359, 140 954, 141846, 148825, 159 999,
167 724, 169 423 171027, 172 489, 174680, 190 663, 194069,
203 671, 204 764, 208 152, 208 304, 210 922, 213 028, 225 722.
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Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilüngen 1 und h.
(Ohne Gewähr A. St.=A. f. Z.)
(Rachdruck verbeten)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 5000 Mk. 132254
90 Gewinne zu 3000 Mk. 975 4348 5621 10468
11131 14736 24261 24878 28578 30622 82200 33268
56506 64517 66148 73276 85490 108324 109962
128316 128828 128831 128879 133750 189177 145269
148040 152848 154758 162182 164742 165850 168503
175714 180776 181313 190168 191537 192959 204914
219783 222542 222601 226086 232489
180 Gewinne zu 1000 Mk. 3157 3670 6306 6576
8402 8588 14830 15528 16333 18612 18739 20930
21430 23524 25305 26192 27077 33617 34218 35306
37269 37486 53408 54878 55514 67288 69345 70737
70874 72836 76453 78731 80753 87714 87954 87970
88129 90157 91668 91708 92427 95989 101300 102707
102948 106941 110191 117489 117888 123344 125500
128281 128539 134999 137467 140135 140223 147162
151649 152820 165498 160061 160826 161796 162572
166329 167145 171166 171442 172163 175362 177550
178744 182206 184213 185743 186539 196674 198950
202146 202844 204720 205121 220030 22164a 221763
223487 224682 231015 231881
206 Gewinne zu 500 Mk. 13 1570 4716 5236 5418
7650 8945 17456 18006 18578 22930 24851 28009
30461 30726 31132 35384 37243 40220 41031 44574
47826 48967 61482 53358 55384 58030 61307 62091
67395 71581 74297 74692 75520 75679 76663 82633
85140 91419 93524 93956 94018 95335 98006
98334 104101 104726 104767 106320 106544 109088
109717 112537 112733 112964 119522 122674 126788
130452 131273 131765 135313 136386 140330 142160
145410 153690 158334 159422 162837 166678 176377
176899 176916 179278 187261 189864 189896 190404
191596 192441 193009 194302 194569 195128 196725
196949 197992 19989a 204739 206826 209349 210673
212047 215972 217277 217486 219636 220428 223698
231622 233462 233828
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 10000 Mk. 30873
4 Gewinne zu 5000 Mk. 25144 74503
78 Gewinne zu 3000 Mk. 1297 51429 56036 6309a
76000 78863 82514 88255 90347 95521 105458 105583
105673 108272 110656 115361 126228 137536 140782
155606 163530 163946 164235 166822 178675 176207
176651 181472 185354 185767 188663 189491 206471
222520 223578 226533 227850 228406 231789
152 Gewinne zu 1000 Mk. 475 6105 10600 12208
13826 24701 25621 27883 30272 31725 34380 34598
35383 38007 44791 45438 52928 53578 64018 59118
59684 64229 83841 86842 87151 87560 90171 91436
92553 94899 95452 95738 102746 104657 105610
112195 112395 117274 122376 124458 138116 146616
150829 151835 152924 156355 169730 169593 169926
170914 174558 176277 178579 179399 181112 183471
184653 187374 188853 189344 189415 193305 197283
199223 199890 200364 202107 203047 209813 210596
213607 213728 216116 219253 220296 222849
246 Gewinne zu 500 Mk. 1221 2937 4720 6715
9547 11107 11388 14430 15796 15873 16373 16814
17029 18660 21539 21713 24490 25825 26488 26648
30330 33545 36836 43174 45063 45571 46911 47340
47846 48608. 50372 51778 55626 55633 64351 68860
70873 76204 7649a 79819 79937 80569 82417 82920
84976 93990 96588 100328 100981 101953 103597.
110193 110318 110337 112120 112866 113886 118235
118719 121105 122042 122413 122636 124044 125598
126141 126243 127830 129425 131683 139166 142208
144257 144632 145379 146485 146563 147179 147658
147699 148487 149181 152534 155076 156623 159509
169838 160886 161957 167800 170502 171308 174421
175244 175607 177297 178419 178867 179725 182091
184619 186185 186513 187399 188546 192362 193557
194419 195738 199306 203109 209505 214247 215098
218222 218394 218522 219473 220293 223165 226882
228474 232472
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden und
Be=
kannten die ſchmerzliche Nachricht, daß es Gott
dem Allmächtigen gefallen hat, meinen lieben
Mann, unſeren guten Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Fr. Philipp Schmitt
ehemaliger Gardeunteroffizier
Kaſernenwärter a. D.
nach ſchwerem Leiden, verſehen mit dem heil.
Abendmahl, geftern nachmittag um 6¼ Uhr
in ſein Reich abzurufen.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau Margaretha Schmitt, geb. Gans,
Frau Kath. Mathilde Frey Wwe.,
geb. Schmitt,
Wilhelm Frey, Enkel.
Darmſtadt, den 26. Mai 1915.
(7980
Gartenſtr. 15, p.
Die Beerdigung findet Freitag, den 28. Mai,
nachmittags 3 Uhr, vom Portale des
Fried=
hofes an der Nieder=Ramſtädterſtr. aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die überaus zahlreichen wohltuenden
Beweiſe herzlicher Teilnahme und für die
Blumen=
ſpenden bei dem uns ſo ſchwer betroffenen
Ver=
luſte meiner lieben Frau, unſerer guten Mutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante, ſagen wir hier=
(*10667
mit herzlichen Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Jean Zeitz, z. St. im Felde,
nebſt Kind.
Darmſtadt, den 26. Mai 1915.
Tageskalender.
Donnerstag, 27. Mai.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(Ab. C): „Die Zauberflöte‟.
Verſteigerungskalender.
Freitag, 28. Mai.
Nachlaß=Verſteigerung um 3 Uhr
Wieners=
ſtraße 55.
Kriegerverein
Darmſtadt.
Die Beerdigung unſeres
Mit=
glieds und Feldzugskameraden
Herrn Philipp Schmitt, Kaſernenwärter i. P.
findet am Freitag, den 28. Mai, nachmittags
3 Uhr, vom Portale des Friedhofes Nieder=
(7977
Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Wir erſuchen alle Kameraden ſich dort zu
verſammeln.
Der Vorſtand.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Verſteigerung
des Nachlaſſes der Frau K. Wagner Witwe,
Kaupſtraße 10,
heute Donnerstag, den 27. d. Mts.,
vormittags 10 Uhr, an obiger Adreſſe
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Bekanntmachung.
Die nachſtehend abgedruckte Bekanntmachung des Stellvertreters des
Reichs=
kanzlers vom 17. Mai 1915 bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis.
Darmſtadt, den 25. Mai 1915.
(7988
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Bekanntmachung über Malz.
Vom 17. Mai 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
§ 1. Wer Malz (Darrmalz) mit Beginn des 25. Mai 1915 in Gewahrſam hat,
iſt verpflichtet, die vorhandenen Mengen getrennt nach Eigentümern unter Nennung
der Eigentümer und des Lagerungsortes dem Deutſchen Brauerbund E. V. in Berlin
anzuzeigen. Die Anzeigen ſind bis zum 1. Juni 1915 zu erſtatten. Anzeigen über
Malz, das ſich mit Beginn des 25. Mai 1915 auf dem Transport befindet, ſind
un=
verzüglich nach dem Empfange von dem Empfänger zu erſtatten.
Soweit die vorhandenen Vorräte nach dem 15. Februar 1915 aus dem
Aus=
land eingeführt ſind, haben die Anzeigepflichtigen dies bei Erſtattung der Anzeige
an=
zugeben und auf Verlangen des Deutſchen Brauerbundes E. V. den Nachweis dafür
zu erbringen.
Die Anzeigepflicht erſtreckt ſich bei Bierbrauereien auch auf Gerſte, die mit dem
Beginne des 25. Mai 1915 in der Verarbeitung begriffen iſt.
§ 2. Bierbrauereien haben unbeſchadet der Vorſchriften des §1 bis zum 1. Juni
1915 dem Deutſchen Brauerbund E. V. anzugeben:
a) wieviel Malz ſie nach den §§ 1 bis 3 der Verordnung, betreffend
Ein=
ſchränkung der Malzverwendung in den Bierbrauereien, vom 15. Februar
1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 97) in der Zeit vom 1. April 1915 bis zum 31.
De=
zember 1915 verwenden dürfen (Malzkontingent),
b) wieviel Malz ſie ſeit dem 1. April 1915 bis zum 24. Mai 1915 zur
Bier=
brauerei verwendet haben mit Ausnahme ſolchen Malzes, das nach dem
15. Februar 1915 aus dem Ausland eingeführt iſt.
Wird das Malzkontingent nach dem 24. Mai 1915 durch Abgabe und
Ueber=
nähme nach § 3 der Verordnung vom 15. Februar 1915 geändert, ſo ſind die
Aende=
rungen von dem Uebernehmenden innerhalb zwei Wochen dem Deutſchen Brauerbund
E. V. anzuzeigen.
§ 3. Wer Malz im Beſitze hat, im Betriebe ſeines Gewerbes herſtellt oder
da=
mit handelt, darf es vom 25. Mai 1915 ab nur durch den Deutſchen Brauerbund
E. V. abſetzen. Er iſt verpflichtet, ſeine Malzvorräte auf Aufforderung des Deutſchen
Brauerbundes E. V. ihm oder den von ihm Bezeichneten käuflich zu überlaſſen.
Dieſe Verpflichtungen erſtrecken ſich nicht:
a) auf Malzvorräte, die der Verpflichtete zur Fortführung ſeines Betriebes in
dem bisherigen Umfang bis zum 31. Dezember 1915 nachweislich für die
Herſtellung von Malzextrakt und ähnlichen pharmazeutiſchen Erzeugniſſen
oder von Malzkaffee benötigt,
b) auf Malzvorräte, die der Verpflichtete zur Erfüllung von Lieferungsverträgen
an Verarbeiter benötigt, die vor dem Inkrafttreten dieſer Verordnung
ge=
ſchloſſen ſind; iſt an eine Vierbrauerei zu liefern, ſo gilt dies nur inſoweit,
als durch die zu liefernde Menge deren Malzkontingent (§ 2 Abſ. 1a) nicht
überſchritten wird,
c) auf Malzvorräte einer Bierbrauerei, die ſich innerhalb ihres
Malzkontin=
gents halten.
Die Vorſchriften des Abſatz 2 gelten nur, wenn der Verpflichtete unter
Dar=
legung der Verhältniſſe dem Deutſchen Brauerbund E. V. bis zum 1. Juni 1915
an=
gezeiat hat, daß die Vorräte zu den im Abſatz 2 bezeichneten gehören; auf Verlangen
des Deutſchen Brauerbundes E. V. hat er den Nachweis hierfür zu erbringen.
§ 4. Die Aufforderung zur Ueberlaſſung hat die Wirkung, daß Veränderungen
an den von ihr betroffenen Mengen und rechtsgeſchäftliche Verfügungen darüber
ver=
boten ſind ſoweit nicht der Deutſche Brauerbund E. B. zuſtimmt. Den
rechtsgeſchäft=
lichen Verfügungen ſtehen Verfügungen gleich, die im Wege der Zwangsvolſtreckung
oder Arreſtvollziehung erfolgen.
Der Aufgeforderte hat für Aufbewahrung und pflegliche Behandlung zu ſorgen.
Der Deutſche Brauerbund E. V. hat den Aufgeforderten binnen vier Wochen
nach Erlaß der Aufforderung zu erklären, welche Mengen er oder ein von ihm
Be=
zeichneter käuflich übernehmen will. Mit dem Ablauf der Friſt erliſcht die Wirkung
der Aufforderung und die Abſatzpflicht nach § 3 Abſatz 1 Satz 1, ſoweit die
Ueber=
laſſung nicht verlangt iſt.
§ h. Dem Verpflichteten iſt für das überlaſſene Malz der Einſtandspreis zu
zahlen. Der Reichskanzler kann näheres über die Preisfeſtſetzung beſtimmen ſowie die
weiteren Bedingungen der Ueberlaſſung feſtſetzen.
§ 6. Erfolgt die Ueberlaſſung nicht freiwillig, ſo wird das Eigentum auf
An=
trag des Deutſchen Brauerbundes E. V. durch die zuſtändige Behörde des Ortes,
wo das Malz lagert, auf den Deutſchen Brauerbund E. V. oder den von ihm in dem
Antrag Bezeichneten übertragen. Die Anordnung iſt an den Beſitzer des Malzes zu
richten. Das Eigentum geht über, ſobald die Anordnung dem Beſitzer zugeht.
§ 7. Kommt zwiſchen den Beteiligten eine Einigung über den Preis nicht
zu=
ſtande, ſo wird er von der höheren Verwaltungsbehörde des Ortes, wo das Malz
lagert, endgültig feſtgeſetzt. Dieſe entſcheidet ferner endgültig über alle Streitigkeiten,
Be Beteligten aus der Auforderung zur lieberiaſing und aus der
Ueberlaſung. ergeben.
§ 8. Der Deutſche Brauerbund E. V. hat die verfügbaren Malzvorräte den
Bierbrauereien, deren Malzkontingent (§ 2 Abſ. 1a) nicht gedeckt iſt, auf deren
Ver=
langen bis zur Deckung des Maizkontingents abzugeben. Er hat ſerner Betrieben,
die Malzextrakt und ähnliche pharmazeutiſche Erzeugniſſe herſtellen, ſoweit ſie
nach=
weislich die zur Fortführung ihres Betriebs in dem bisherigen Umfang bis zum
31. Dezember 1915 nötigen Malzmengen nicht haben, auf deren Verlangen Malz
abzugeben.
Dieſe Bierbrauereien und Betriebe haben dem Deutſchen Brauerbund E. V.
bis zum 1. Juni 1915 unter Darlegung der Verhältniſſe mitzuteilen, wieviel Malz ſie
danach bis zum 31. Dezember 1915 noch verlangen. Ein Mehrbedarf infolge
Kontingents=
übertragung iſt mit der hierfür vorgeſehenen Anzeige (§ 2 Abſ. 2) mitzuteilen.
Der Reichskanzler kann die Bedingungen feſtſetzen, unter denen der Deutſche
Brauerbund E. V. das Malz abzugeben hat.
§ 9. Der Reichskanzler kann von den Vorſchriften dieſer Verordnung
Aus=
nahmen geſtatten.
§ 10. Die Vorſchriften der §§ 3 bis 9 beziehen ſich nicht auf Malz, das
nach=
weislich nach dem 15. Februar 1915 aus dem Ausland eingeführt iſt.
§ 11. Die Landeszentralbehörde erläßt die Beſtimmungen zur Ausführung
dieſer Verordnung. Sie beſtimmt, wer als höhere Verwaltungsbehörde und als
zu=
ſtändige Behörde im Sinne dieſer Verordnung anzuſehen iſt.
§ 12. Mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten oder Geldſtrafe bis zu
fünfzehn=
tauſend Mark wird beſtraft:
1. wer die im § 1 Abſatz 1 und im § 2 Abſatz 1 vorgeſchriebenen Anzeigen nicht
erſtattet, oder wer wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht,
2. wer der Vorſchriſt im § 3 Abſatz 1. Satz 1 zuwider Malz in anderer Weiſe
als durch den Deutſchen Brauerbund E. V. abſetzt,
8. wer unbefugt Malz, das von einer Aufforderung, nach § 3 Abſatz 1 Satz 2
betroffen iſt, beiſeite ſchafft, beſchädigt, zerſtört oder verbraucht,
4. wer einer Verpflichtung nach § 4 Abſatz 2 zuwiderhandelt,
5. wer den nach § 11 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
§ 13. Gibt ein Anzeigepflichtiger bei Erſtattung der Anzeige Malzvorräte an,
die er bei der Aufnahme der Malzvorräte vom 27. März 1915 verſchwiegen hat, ſo
bleibt er von der durch das Verſchweigen verwirkten Strafe frei.
§ 14. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Der
Reichskanzler beſtimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Verlin, den 17. Mai 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung.
Die nachſtehende Veröffentlichung des Großh. Bezirkskommandos I dahier
bringen wir zur Kenntnis der Beteiligten.
Darmſtadt, den 22. Mai 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Kontrolle des ausgehobenen, nnausgebildeten Landſturms.
1. Sämtliche bei der Landſturmaushebung ausgehobenen Landſturmpflichtigen
unterliegen den für die Landwehr bzw. Seewehr geltenden Vorſchriften, insbeſondere
ſind ſie wie dieſe den Militärſtrafgeſetzen und der Disziplinarſtrafordnung unterworfen.
2. Die Einberufung zum Dienſt erfolgt durch beſondere Kriegsbeorderung oder
durch allgemeine öffentliche Bekanntmachung des Bezirkskommandos,
Die Nichtbefolgung der Einberufung wird als unerlaubte Entfernung oder als
Fahnenflucht mit Freiheitsſtrafe bis zu 5 Jahren beſtraft.
3. Alle Geſuche und Meldungen ſind an den Bezirksfeldwebel zu richten,
andern=
falls Beſtrafung wegen Umgehung des Dienſtweges erfolgen muß.
4. Jede Veränderung des Aufenthaltsortes oder der Wohnung iſt dem
Bezirks=
feldwebel innerhalb 48 Stunden zu melden.
Im Falle des Verziehens in einen anderen Landwehrbezirk hat auch Anmeldung
bei dem Beirksſeldwebel des neuen Aufenthaltsortes innerhalbas Stunden zuerfolgen.
Die Meldungen können mündlich oder ſchriftlich erfolgen, Landſturmſchein iſt
vorzulegen. Im Verhinderungsfalle können die Meldungen durch Familienangehörige
erſtattet werden.
Wer die vorgeſchriebene Meldung unterläßt, oder in der vorgeſchriebenen Friſt
von 48 Stunden nicht erſtattet, wird disziplinariſch mit Geldſtrafe von 1 bis 60 Mark
oder mit Haft von 1 bis zu 8 Tagen beſtraft.
5. Nichtbefolgung der Aufforderung zu Kontrollverſammlungen hat Arreſt zur
Folge. Wer durch Krankheit oder dringende Geſchäfte, die ſo unvorhergeſehen
ein=
treten, daß ein Befreiungsgeſuch nicht mehr eingereicht werden kann, an der Teilnahme
an der Kontrollverſammlung abgehalten wird, muß vorher oder ſpäteſtens zur Stunde
derſelben durch Beſcheinigung der Orts= oder Polizeibehörde entſchuldigt werden.
*6. Die ausgehobenen, unausgebildeten Landſturmpflichtigen ſind im dienſtlichen
Verkehr mit ihren Vorgeſetzten der militäriſchen Disziplin unterworfen; als Vorgeſetzte
ſind alle Militärperſonen anzuſehen, die im aktiven Dienſt ihre Vorgeſetzten ſein würden.
Darmſtadt, den 20. Mai 1915.
Bezirkskommando I Darmſtadt.
(7971
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
finden ſich: 1 deutſche Dogge, 2 Foxterrier, 1 Dobermann (zugelaufen).
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde
(7973
findet dortſelbſt jeden Werktag, vorm. um 10 Uhr, ſtatt.
Bekanntmachung.
Wir nehmen Bezug auf die Veröffentlichung der
Apotheken=
vorſtände über den ab Sonntag, den 30. ds. Mts., in
Wirkſam=
keit tretenden Sonntagsdienſt und Nachtdienſt in den hieſigen
Apotheken und machen auch unſererſeits die Bevölkerung auf die
von Großh. Miniſterium des Innern, Abteilung für öffentliche
Ge=
ſundheitspflege, mit dem ausdrücklichen Vorbehalt jederzeitigen
Wider=
rufs, nur für die Dauer des Kriegs genehmigte Neuerung
auf=
merkſam.
1. Sonn= und Feiertagsdienſt haben jeweils gleichzeitig in
folgender Reihenfolge:
a) die Apotheke am Jnſtizpalaſt und die
Einhorn=
apotheke,
b) die Dr. Merck’ſche Apotheke und die Beſſunger
Apotheke,
c) die Hofapotheke, die Adlerapotheke und die
Hirſch=
apotheke:
2. die Apotheken, welche Sonntagsdienſt haben, haben in
der daran anſchließenden Woche den Nachtdienſt zu
übernehmen;
3. die Apothekenvorſtände haben an den Apotheken ein auch
zur Nachtzeit gut lesbares und gut beleuchtetes Schild
anzubringen, aus dem die Namen der dienſthabenden
Apo=
theken mit genauer Angabe der Straßen und Hausnummern
erſichtlich ſind:
4, den hieſigen Aerzten wird durch fortlaufende Zuſchriften des
Vertreters der Apothekenvorſtände mitgeteilt werden, welche
(7970df
Apotheken Dienſt haben.
Wie bisher wird auch weiter in unſeren im Darmſtädter
Tagblatt Samstags erſcheinenden amtlichen Nachrichten der
Sonntagsdienſt der Apotheken bekannt gegeben werden.
Darmſtadt, den 20. Mai 1915.
Großherzogliches Polizeiamt.
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in der Stadt Darmſtadt
am 20. Mai 1915.
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ſtelle für die Landesſtatiſtik.)
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Kuhfleiſch „
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Hammelfleiſch „
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Schweinefleiſch,
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Leberwurſt gewöhnliche
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Blutwurſt,
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Geräucherter Speck
Schweineſchmalz, inländiſches 140
.... 20
Schwarzbrot
*1 Durchſchnittspreis.
Die Erhebung erſtreckte ſich auf
45 Metzgereien, und zwar auf 24,
in denen Ochſen=, Kuh= od.
Rind=
fleiſch, auf 15, in denen Kalbfleiſch,
auf 7, in denen Hammelfleiſch und
17, in denen Schweinefleiſch
ver=
kauft wurde; ferner für Brot auf
18 Bäckereien und 4 ſonſtige Läden.
Der von der Bäckerinnung
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tiſch, 1 Kleiderſchrank, 1 Küchenſchrank, 1
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tiſch, 1 Waſſerbank, 1 Partie Küchengeſchirr,
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die Stahlkammer selbst als auch die Vorräume beständig mit guter Luft versorgt.
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Be=
lohnung abzugeben. Näheres in
der Geſchäftsſtelle.
(*10623
Auf den Tag.
Marineerzählung aus unſeren Tagen
von Horſt Bodemer.
5)
(Nachdruck verboten.)
Als der junge Menſch gegangen war, griff der
Ka=
pitän mit zwei Fingern zwiſchen Hals und Kragen. Der
Himmel mochte wiſſen, was für ein Unwetter ſich da
zu=
ſammenbraute! Da hieß es zugefaßt, ſobald man auch
nur hinter die geringſte Tatſache gekommen war! . . . Dieſe
Halunken von Engländern hatten womöglich ein ganze
Schar Gauner hier an Bord und verſuchten eine
Ueber=
rumpelung . . . Da verſtändigte er ſeine Offiziere und
erkundigte ſich dann ſowohl in der zweiten Kajüte wie im
Zwiſchendeck nach dem Wohlbefinden der Paſſagiere.
Ueberaus freundlich war er. Nach dem Reiſeziel und
was die Leute wohl dort wollten, fragte er; vorſichtig bei
den Gebildeten, wohlwollend bei den Ungebildeten. Und
beſonders liebenswürdig war er gegen den Farmer van
Laſſen. Der aber war hölliſch kurz angebunden. Sagte
auf Portugieſiſch, das er nicht ganz geläufig ſprach:
Acht Jahre hatte ich eine Farm auf Uruguay; Aber
man kommt da nicht recht vorwärts! Immer die Unruhen!
Da hab ich Schluß gemacht!
Mehr war aus dem Manne nicht herauszubringen,
und das beſtärkte des Kapitäns Verdacht. Und noch ein
paar andere — hübſch verteilt auf die zweite Kajüte und
das Zwiſchendeck — waren zum mindeſten „unſichere
Kantoniſten”.
Fräulein Dora Murfleth fuhr aus ihrem Schlummer
auf. Die Kappe trug ſie auch im Schlafe auf dem Kopfe.
Anfangs war das entſetzlich geweſen. Die erſten beiden
Nächte hatte ſie kein Auge zutun können; ſie benutzte die
Stunden zum Ruhen, in denen Sir Elwood nicht in ſeiner
Kabine war. Kaum betrat er ſie wieder, leuchtete eine
rote Glühbirne auf, bis ſie ſie ausſchaltete. Dazu raſſelte
der Wecker. Den Arm trug ſie auch nicht mehr in der
Binde. Es war nur für den Anfang, aus Vorſicht,
ge=
weſen. Nachdem ihr Bräutigam und Mahlke, der
Teufels=
jung, einen dicken Friesvorhang vor die Tür gezogen, ſo
daß, man keinen Laut draußen auf dem Gang hören und
keinen Blick in die Kabine werfen konnte, war das nicht
mehr nötig . . .
Unterdrücktes Lachen ſchallte an ihr Ohr. Sie richtete
ſich auf im Bett, mit offenem Munde. Sprang heraus,
ſetzte ſich an den Tiſch und griff zum Bleiſtift. Um dieſe
Zeit — es war fünf Uhr früh — hatte Sir Elwood
Be=
ſuch? Und ſie verſtand jedes Wort. Ihre Hand flog über
das Papier.
Hendrington, Ihnen kann ich ja die Wahrheit ſagen!
Aber Sie behalten ſie ſtreng für ſich. Es iſt nur eine Frage
von Tagen, bis ſich England an Rußlands und
Frank=
reichs Seite ſtellt. Vielleicht iſt es ſchon geſchehen! Wir
haben feſte Verträge! Iſt es irgend möglich, wollen wir
Deutſchland ins Unrecht zu ſetzen ſuchen. Sie verſtehen,
wegen der Volksſtimmung!
Wir werden aber nicht erfahren, wie die Dinge
ſtehen!
Aber der Kapitän wird es! Es kann uns vorläufig
auch nichts daran liegen, die Funkenſtation auf dem Schiffe
zu zerſtören. Aber in dem Augenblicke, wo das
Tele=
gramm einläuft, daß England den Krieg erklärt hat, muß
ſcharf aufgepaßt werden. Denn wir haben uns in etwas
verrechnet! Es ſind ausnahmsweiſe zwei Telegraphiſten
an Bord! Einer bleibt immer in der Station!
Das habe ich auch bemerkt! Sehr unangenehm — das!
Bah! Ich habe ein Medikament! Nicht viel größer als
ein Notizbuch! Wenn das einer in den Schornſtein werfen
kann, gibt es eine Keſſelhavarie! Dann iſt der „
General=
oberſt” eine Beute für England! Aber nicht eher ſoll das
geſchehen, als bis wir ungefähr die Höhe von England,
und zwar an der Oſtſeite erreicht haben. Nur Notbehelf!
Falls unſere Flotte das Schiff nicht vorher kapert! Ich
bin berechtigt zu der Annahme, daß dies ganz ſicher
ge=
ſchehen wird!
Wenn uns der Kapitän aber vorher — unſchädlich
macht?
Ach, da ſind die Deutſchen ja viel zu feinfühlig, ſagen
wir getroſt, zu dumm dazu! Und wenn ſie es ſchon tun,
zu was haben wir den Gauner und ſeine beiden Helfer? .. .
An die denen die harmloſen Leuichen ja doch nicht Und
beſſer, die Kerls tun es, als wir!
Und wenn ſie reden?
Werden ſie wahrſcheinlich ins Meer geworfen — und
kommen um ihren Beuteanteil!
Eigentlich, Sir, gentlemanlike iſt das nicht!
Wieder hörte Dora Murfleth das unterdrückte Lachen.
Der Krieg iſt es überhaupt nicht, Hendrington! Und
Sie vergeſſen, wer unſere Feinde ſind! Eine ganze Welt
ſchicken wir ihnen an den Hals, um die gefährlichen
Kon=
kurrenten los zu werden! Da hat es keinen Sinn, allzu
feinfühlig zu ſein. Und nun gehen Sie wieder in Ihre
Kabine. Nur keinen Verdacht erwecken! Treffen Sie
zu=
fällig jemanden auf dem Gang, ſo fragen Sie harmlos
nach einem ſchmerzſtillenden Mittel. Grauenhaftes
Zahn=
weh hätten Sie! . . .
Das Kinderfräulein lauſchte. Dann lief ſie an einen
elektriſchen Knopf, drückte darauf und fuhr in ihre Röcke.
Da leuchtete ſchon die rote Glühlampe auf als Antwort.
Verloſch, blitzte noch dreimal. Das hieß: Der Arzt wird
geweckt.
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