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178. Jahrgang
Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Zur Lage. — Das neue engliſche Miniſterium. — Der Krieg mit Italien. —
Deutſch=
oſtafrikaniſche Friedensarbeit im Kriege. — Die neue engliſche Regierung und das Unterhaus. — Die Frage der allges
meinen Wehrpflicht in England. — Die franzöſiſchen Kriegskoſten. — Ein ruſſiſcher Minenkreuzer verſenkt. — Ein
Vorſtoß unſerer Marine=Luftſchiffe.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 5. Juni.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Um die Reſte der Zuckerfabrik bei Souchez
wird weitergekämpft. Zurzeit iſt ſie wieder im
Beſitz der Franzoſen. Die feindlichen Angriffe
bei Neuville wurden abgewieſen.
Der Flughafen Dommartemon bei Nancy
wurde mit Bomben belegt.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Im Auſchluß an die geſtern bei
Rawds=
jany und Sawdyniki abgeſchlagenen
ruſ=
ſiſchen Angriffe ſtießen unſere Truppen vor,
warfen den Gegner, der den Brückenkopf
Saw=
dynikt räumte, und machten 1970 Gefangene.
Weiter nördlich fanden in der Gegend
Popeljany für uns erfolgreiche
Reiter=
kämpfe ſtatt.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Oeſtlich Jaroslau iſt die Lage unverändert,
öſtlich Przemysl befinden ſich die Truppen
des Generals von der Marwitz im Verein mit
öſterreichiſch=ungariſchen Kräften im Vorgehen
in der Richtung Mosziska.
Die Armee des Generals von
Linſingen hat den Feind auf Kalusz und
Zurawno (amDnjeſtr) zurückgeworfen.
Oberſte Heeresleitung.
*4
* Petersburg, 5. Juni. Nach dem Rjetſch hat
die Stadt Libau eine Kontribution von 500000
Rubel gezahlt. Durch Vermittelung des amerikaniſchen
Konſuls iſt erwirkt worden, daß die Bezahlung auch durch
Naturalien und andere Wertſachen (?) erfolgen konnte.
* Berlin, 5. Juni. Ueber den Fortgang der
Kämpfe in Galizien wird dem Berliner Lokal=
Lanzeiger aus dem K. K. Kriegspreſſequartier gemeldet:
Die große Schlacht hat auf die ganze Front der Armee
Pflanzer=Baltin übergegriffen. Sie reicht ſomit jetzt von
der Weichſel bis nahe an die beſſarabiſche Grenze.
Zwi=
ſchen San und Dnjeſtr erzielten unſere Angriffe einen
ſchönen Erfolg. Dem Feinde wurde eine Stellung
ent=
riſſen. In den dahinter liegenden Abſchnitten aber
lei=
ſten die Ruſſen noch zähen Widerſtand. Die vormalige
Beſatzung von Przemysl zieht ſich unter Nachhutkämpfen.
verfolgt von den Truppen des Generals Puhallo und den
Bayern, allmählich in die ruſſiſche Front auf Medyka
zurück. Die Kämpfe der Armee Linſingen und der Gruppe
Szurmay nehmen einen guten Fortgang. Dieſe
Heeres=
gruppen drängen den Feind immer mehr an den Dnjeſtr
heran.
Die Wiedereroberung von Przemusl
* Berlin, 5. Inni. Die Wiedereroberung
von Przemysl hat, wie dem Berliner Tageblatt aus
Kopenhagen gemeldet wird, auf die Stimmung in
Skan=
dinavien entſcheidend eingewirkt. Heute ſei Italien, über
das Preſſe und Publikum gleich verächtlich dächten, völlig
vergeſſen. Die Siege in Galizien und der Fall Przemysls
hätten Dänemark begeiſtert. Polititen, die angeſehenſte
ſkandinaviſche Zeitung, ſpricht von einem völligen
ruſſi=
ſchen Zuſammenbruch.
* Serajewo, 4. Juni. Die Nachricht von der
Wiedereroberung von Przemysl wurde hier
mit Jubel aufgenommen. Die Stadt legte Flaggenſchmuck
an. Abends wurde ein Zapfenſtreich veranſtaltet, an dem
ſich eine große Menſchenmenge beteiligte. Die pariotiſchen
Kundgebungen erreichten ihren Höhepunkt vor dem
deut=
ſchen Generalkonſulat, wo die Menge immer wieder in
ſtürmiſche Hochrufe auf die Monarchen und die Armeen
ausbrach.
* Konſtantinopel, 4. Juni. Die geſamte
tür=
kiſche Preſſe gibt ihrem Jubel über die
Wiedererobe=
rung von Przemysl Ausdruck. Blätter erinnern
an die heldenhafte Verteidigung, die ſchließlich nur dem
Hunger weichen mußte, und heben die von dem deutſchen
und öſterreichiſch=ungariſchen Heere in ſo kurzer Zeit
voll=
brachte tapfere Tat hervor, die die ruſſiſche Armee trotz
der in der Zwiſchenzeit vollendeten ungeheuren
Vertei=
digungsarbeiten zur Flucht zwang. Der Tanin ſchreibt:
Mit Przemysl fällt nicht nur die Feſtung, ſondern der
einzige Erfolg der Ruſſen in zehn Kriegsmonaten; noch
weitergehend könnte man ſagen, daß Rußland ſelbſt fällt.
* Bukareſt, 4. Juni. Der Eindruck des Falles
von Przemysl, der durch Sonderausgaben des
Uni=
verſul und des Adeverſul am Nachmittag hier bekannt
wurde, war in allen Kreiſen ſehr ſtark. Die ruſſiſchen
Siegesmeldungen fanden in den letzten Wochen zwar
keinen Glauben mehr, trotzdem nahm man aber den Fall
der Feſtung für einen ſo nahen Zeitpunkt noch nicht an.
Der Seekrieg.
* (Ctr. Bln.) Aus Rotterdam wird dem Berl.
Lokalanz. gemeldet: Der engliſche Fiſchdampfer
„Harold” aus Cardiff wurde von einem Unterſeeboot
150 Meilen weſtlich der Lundyinſel an der Südweſtküſte
von England verſenkt. Die Bemannung wurde in
Milford gelandet. Dort wurden auch vier Ueberlebende
des Fiſchdampfers „Viktoria” von Milford
ge=
landet. Sie erzählten, daß ihr Fiſchdampfer Donnerstag
abend 140 Meilen weſtlich von Annſheas von einem
Unter=
ſeeboot angegriffen worden ſei. Der Fiſchdampfer ſei
unter Artilleriefeuer genommen worden, wobei der Kapi=
tän getötet und zwei Matroſen ſchwer verwundet wurden.
Die vier übrigen Mitglieder der Bemannung wurden
darauf an Bord des Unterſeebootes genommen, wo ſie die
Nacht verbrachten. Am nächſten Morgen wurde ihnen ein
kleines Boot eines anderen Fiſchdampfers gegeben. Sie
trieben 24 Stunden umher, bis ein Dampfer ſie aufnahm.
Zur Lage.
C Ohne ſich um die Schwindelmeldungen des
ruſſi=
ſchen Generalſtabs zu kümmern, hat Lloyd George
als Miniſter für Munitionsbeſchaffung den Triumph der
deutſchen Waffen in Galizien vor der engliſchen
Oeffent=
lichkeit feſtgeſtellt. Lloyd George unterſcheidet ſich damit
vorteilhaft von der Petersburger
Lügen=
methode, die mit dem Mute der Verzweiflung noch
zu einem Zeitpunkte fortgeſetzt wurde, da der Fall
Prze=
mysls unmittelbar bevorſtand. Iſt doch franzöſiſchen
Blättern am 2. d. M. aus Petersburg gemeldet worden,
daß die geſamte deutſche Oſtfront ſich in der äußerften
Verwirrung befinde, daß ganze deutſche Regimenter
täg=
lich ſich ergäben, daß der in Galizien verſchwendete
Kraft=
aufwand einer der größten Mißerfolge des Krieges ſei
uſw. Da unſere Truppen nach der Wiedereroberung
Prze=
mysls ihren Siegesmarſch in öſtlicher bzw. nordöſtlicher
Richtung fortſetzen, da ferner die Armee Linſingen im
Begriffe ſteht, den Stryj nordöſtlich des gleichnamigen
Ortes zu überſchreiten und damit die Flankierung
Lem=
bergs in greifbare Nähe zu rücken, erſcheint jenes
Lügen=
gewebe heute von ausgeſuchter Verwegenheit. Fragt man
nach dem Zweck ſolcher krampfhaften Verdrehungen der
Wahrheit, dann ergibt ſich als Antwort zunächſt die
Ab=
ſicht, auf die franzöſiſchen Beſitzer von
Ruſ=
fenwerten beruhigend zu wirken. Die hohe Finanz
Frankreichs weiß natürlich längſt, wie die Dinge im Oſten
wirklich ſtehen; ſie tennt auch den vollſtändigen Mißerfolg
der neueſten inneren Anleihe Rußlands und ſieht die
Fol=
gen, die Rußlands ausländiſche Zahlungsſchwierigkeiten
auf den franzöſiſchen Geldmarkt ausüben. Inmitten
ſol=
cher Wirrſal, die durch neuen, rieſigen Geldbedarf
Frank=
reichs noch geſteigert wird, klammern ſich die enttäuſchten
Kriegstreiber in Petersburg und in Paris an glatten
Schwindel, um die heranziehende Sturmflut der franzöſi=
ſchen Gläubiger Rußlands noch eine kurze Spanne
auf=
zuhalten.
Der zweite Zweck der Schwindelmethode aber beſteht
in der beabſichtigten Einwirkung auf die neutralen
Bal=
kanſtaaten. Je eindringlicher jedes neue, von einem
deutſchen Unterſeeboot verſenkte engliſche Kriegsſchiff und
jeder weitere türkiſche Erfolg auf Gallipoli die Italiener
abſchreckt, ihre Schiffe und ihre Soldaten vor den
Meer=
engen als Kanonenfutter einzuſetzen, um ſo eifriger lockt
der Vierverband Rumänien und Bulgarien durch
Verſprechungen, deren Erfüllung nicht bei ihm und ſeinen
erfolgloſen Heeren ſteht, ſondern von dem Waffenglück
jener Balkanſtaaten über die ſieggekrönten Truppen der
Zweikaiſermächte abhängt. Bekanntlich widerſtreben
ſo=
wohl in Sofia wie in Bukareſt die Regierungen ſolchem
billigen Locken. Aber wenn nicht in Bulgarien, ſo gibt es
doch in Rumänien eine ſtarke Kriegspartei, die ganz nach
italieniſchem Muſter und auf Grund der in Italien
wirk=
ſamſten Antriebe die Kriegspoſaune bläſt, ohne danach zu
fragen, daß wohl ein erklärtermaßen nach der Eroberung
Konſtantinopels ſtrebendes Rußland rumäniſche
Lebens=
bedürfniſſe gefährdet, nicht aber die Zweikaiſermächte, die
Rumänien politiſch und wirtſchaftlich ſtets gefördert
haben. Hierauf geſtützt, ſollten die Zweikaiſermächte
unſe=
res Erachtens endlich darauf halten, daß die rumäniſchen
Kriegshetzer zur Ruhe verwieſen werden, ehe die Straße
in Bukareſt den Einfluß gewinnt, den ſie in Mailand und
in Rom erlangen konnte.
Das neue engliſche Miniſterium.
e: Die Umbildung des neuen engliſchen Miniſteriums
hat viel Zeit in Anſpruch genommen, wer jedoch die
Ver=
hältniſſe genau kennt, der kann darüber nicht erſtaunt
ſein. Es handelt ſich um ein ſogen. Koalitions=
Mini=
ſterium, zuſammengeſetzt von den beiden großen Parteien
des Landes. Es iſt nicht das erſtemal in der engliſchen
Geſchichte, daß ein ſolches Miniſterium gebildet
wurde-
meiſtens nimmt man in ſehr kritiſchen Zeiten Zuflucht
dazu —. Die am Ruder befindliche Partei will die
Ver=
antwortung der zu nehmenden Schritte nicht allein auf
ſich nehmen, und da werden die erſten Leute der
Oppo=
ſition aufgefordert, in das Miniſterium einzutreten. Nach
außen hin bedeutet dies eine einige Nation, aber
gleich=
zeitig ſchafft man ſich die ſcharfe Kritik der Gegner vom
Hals. Das neue Miniſterium wird ſich ausſchließlich
mit dem Krieg beſchäftigen, alle anderen Fragen werden
adk acta gelegt. Der Krieg ſoll mit aller Energie
fortge=
führt und möglichſt bald und glücklich beendet werden.
Man darf ſich gar keine Illuſion machen, daß mit dieſer
Neugeſtaltung in der Regierung die Ausſichten auf einen
baldigen Friedensſchluß verbeſſert werden, im Gegenteil,
durch den Rücktritt von Lord Haldane ſind dieſe
Aus=
ſichten geringer geworden. Er war der einzige Miniſter,
der Deutſchland genau kennt. Vor Ausbruch des Kriegs
hatte er wiederholt ſeine volle Sympathie für
Deutſch=
land ausgedrückt, infolgedeſſen wurde er allgemein als
ein verſteckter Deutſchenfreund verdächtigt, und die
Unio=
niſten weigerten ſich wohl, mit ihm zuſammen zu
arbei=
ten. Sein Rücktritt iſt ſehr bedauerlich.
Werfen wir einen Blick auf die Hauptleute dieſer
Re=
gierung. Asquith bleibt Premierminiſter, viel lieber
wäre er wohl zurückgetreten, aber die Nemeſis verfolgt
ihn, und er kann die Geiſter, die er ſelbſt heraufbeſchworen,
nicht los werden. Deshalb muß er bleiben, damit er den
Karren, den er ſo tief in den Schmutz gezogen, auch wieder
herauszieht. Zukünftige Generationen ſollen wiſſen, daß
es ein liberales Kabinett war, welches dieſen
furcht=
baren Krieg angezettelt, und wenn erſt einmal der Tag
der Abrechnung kommt, und England überſehen kann,
welches Unglück dieſer Krieg über die ganze Welt,
ein=
ſchließlich England, gebracht hat, dann iſt das Schickſal
der liberalen Partei für die nächſten 50 Jahre beſiegelt!
Eine große Partei, die vor 10 Jahren das Vertrauen der
Wähler durch die ſtolzen Worte „Friede, Reform und
Einſchränkung” beſtochen und 10 Jahre ſpäter das Land
in den furchtbarſten Krieg verwickelte und anſtatt der
gepredigten Einſchränkung in wenigen Monaten die
nationale Schuld mehr wie verdoppelte und
möglicher=
weiſe verdrei= und vervierfachen wird, kann keinen
An=
ſpruch mehr auf das Vertrauen der Wähler machen.
Grey ſoll infolge eines Augenleidens vorläufig aus
dem Amt ſcheiden. Was in Wirklichkeit an dieſem
Augen=
leiden iſt, muß man abwarten, doch iſt nicht anzunehmen,
daß in der auswärtigen Politik eine andere Richtung
eingeſchlagen wird. Sein Nachfolger Lord Lansdowne
war früher ſchon Miniſter des Aeußern. Er hat
jeden=
falls vor Grey den Vorteil, daß er bei
Friedensverhand=
lungen, die eines Tages doch kommen müſſen, mehr
Welt=
mann iſt. Auch wird er nicht ſo überzeugt ſein von der
Ueberlegenheit Englands und allem, was engliſch iſt,
wie Grey. Reibungen zwiſchen dieſen beiden Herren
dürften nicht ausbleiben.
Churchill, der ſich in der ganzen Welt durch ſeine
bombaſtiſchen und hochtrabenden Reden lächerlich gemacht
hat, muß nach dem Fiasko von Konſtantinopel das
Marineamt verlaſſen. Am liebſten hätte man ihn wohl
ganz abgeſägt, aber dann hätte man ſich einen gefähr
lichen Feind geſchaffen, denn er hat viel Anhänger in
England, und ſo hat man ihm einen Maulkorb vorgelegt
indem man ihm die ganz unwichtige Stellung der
Ver=
waltung der „Duehy of Lancaster” übertrug. Für
Deutſch=
land wäre es von Vorteil geweſen, er wäre weiter bei
der Marine geblieben, denn ſolche Dummheiten wie
Ant=
werpen und Bosporus wird ſein Nachfolger wohl kaum
machen. Lloyd George legt die Finanzen in die Hände
ſeines Freundes Mac Kenna und wird ſich ausſchließlich
mit der Munition beſchäftigen. Er iſt vollſtändig Laie
in dieſer Frage und muß daher mit dem Kriegsminiſter
Lord Kitchener zuſammenarbeiten. Es wird ſich zeigen,
wie ſich dieſe beiden Herren vertragen, denn einen
größe=
ren Kontraſt kann man ſich kaum denken. Kitchener iſt
durch und durch Soldat, ans Befehlen iſt er gewöhnt und
Widerſpruch duldet er nicht. Lloyd George hat auch
einen harten Schädel und es dürfte wohl nicht lange
dauern, ſo wird es in dem Kriegsminiſterium eine ſtarke
Exploſion geben. Wäre es nicht ſo furchtbar ernſt, ſo
könnte man beinahe lachen, wenn man bedenkt, daß der
gleiche Miniſter Lloyd George, der am Sonntag die
Kan=
zel beſteigt und die chriſtliche Liebe predigt, ſich jetzt
als „Granatenminiſter” unſterblich zu machen ſucht
O tempora o mores!
Das neue Blut der konſervativen Partei beſteht zum
Teil aus Durchſchnitts= oder 12=auf=ein=Dutzend=Leuten
mit Ausnahme von Arthur Balfour, Carſon und
Hender=
ſon. Erſterer war ſchon drei= bis viermal
Premiermini=
ſter, und es muß ſehr ſchwer gehalten haben, den
altern=
den und kränklichen Mann zum Eintritt in das Kabinett
und auch noch zur Annahme des ſo verantwortlichen
Poſtens des Marineminiſters zu bewegen. Er iſt bei
weitem der erfahrenſte und vornehmſte Kopf des
Unter=
hauſes. Die Nation hat unbedingtes Vertrauen in ihn,
und ein Koalitions=Miniſterium ohne ihn iſt undenkbar
Es wird ſich zeigen, ob und wie er mit Asquith arbeiten
kann. Er iſt Schotte, und hat er einmal ſeine Meinung
über etwas aufgemacht, ſo iſt er nicht mehr davon
abzu=
bringen.
Carſon, Irländer, der Rebellenanführer, war nahe
daran, vor wenigen Jahren von ſeinem jetzigen Chef
Asquith arretiert zu werden, weil er ein freiwilliges Korps
anwarb, um das Home-rule=Geſetz der Regierung mit
Gewalt zu bekämpfen. Er iſt ein hervorragender Advokat
und wird ſich daher leichter in ſein neues Amt einleben
Henderſon iſt einer der Arbeiterführer und ſoll wohl
die Arbeiter veranlaſſen, mit mehr Liebe und
Enthuſias=
mus an die Munition zu gehen. Ob ihm dies gelingen
wird, iſt fraglich, denn der engliſche Arbeiter iſt wenig
patriotiſch und will vor allem viel verdienen und
mög=
lichſt wenig arbeiten.
Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß dieſes Miniſterium
lange leben wird. Durch die allgemeine Wehrpflicht, die
in der Luft ſchwebt, wird das Miniſterium die erſte
Feuerprobe zu beſtehen haben, und bald wird man in
Weſtminſter Schlachten ſchlagen, die denen am Yſer=
Kanal an Bedeutung nicht nachſtehen werden. Was die
Ausſichten des Krieges ſelbſt anbelangt, ſo werden die
Schlachten daſelbſt nicht von glänzenden Rednern,
ſon=
dern von Generälen und Soldaten geſchlagen, und an
Generälen ſcheint es im britiſchen Heer zu mangeln.
French hat keinen Erfolg, und Kitchener ſcheint keine Luſt
zu verſpüren, ſein Nachfolger zu werden. Er iſt zu klug,
um ſeine Lorbeeren von Aegypten und Südafrika weder
in Frankreich noch in Flandern zu opfern.
Der Krieg mit Stalien.
Wie man in Schweden über Italien denkt.
* Berlin, 4. Juni. Was Italien getan hat, nennt
der Göteborger Vidi vom 26. Mai die allerſchlimmſte,
ſchwärzeſte Verräterei, die man ſich denken könne.
Man könne weit in der Geſchichte geſitteter und ungeſitteter
Völker zurückgehen: Treuloſigkeit gegen den Freund finde
ſich vielleicht, eine ſolche Treuloſigkeit gegen den
Waffenbruder nie! Selbſt die Völker, die mit Italien
gingen, ſchwiegen verlegen. Der Verräter könne nützlich
ſein, aber Achtung könne er nicht fordern. Judaspfennige
hätten noch nie Segen gebracht, und die nächſte Zukunft
werde zeigen, daß die Nemeſis den mit Ehren
bedeckten deutſchen Fahnen folge. Zum Schluß
erwähnt das Blatt, daß ein in Göteborg ſpielendes
ita=
lieniſches Orcheſter ſchon wiederholt ausgepfiffen
wor=
den ſei.
Untätigkeit der italieniſchen Flotte.
* Berlin, 5. Juni. Unter der Ueberſchrift „Die
italieniſche Flotte will abwarten” heißt es
im Berliner Lokalanzeiger aus Lugano vom 4. Juni: Die
Blätter veröffentlichen eine bemerkenswerte
Aus=
laſſung des italieniſchen Marineminiſters.
Darin wird ausgeführt, in der Adria könnten zu Ende
ge=
führte Unternehmungen der Flotte nicht häufig ſein. Die
öſterreichiſche Flotte beſitze eine ſo ungeheure
ſtrategiſche Ueberlegenheit, daß ihr die
Initia=
tive überlaſſen werden müſſe. Die öſterreichiſch=
ungari=
ſchen Schiffe könnten in drei Stunden eine Aktion gegen
die italieniſche Küſte unternehmen, italieniſche Aktionen
aber könnten nur von den befeſtigten Häfen Venedig und
Brindiſi ausgehen. Die italieniſche Flotte könne, ganz
abgeſehen davon, daß das nicht in der Weſensart der
ita=
lieniſchen Kriegsführung liege, ähnliche Aktionen gegen
feindliche Küſten nicht unternehmen, weil ſie riskierte, die
italieniſche Bevölkerung jener Küſten zu ſchädigen. Sie
müſſe ſich alſo auf Aktionen rein militäriſchen
Cha=
rakters beſchränken. — Der Korreſpondent des Berliner
Lokalanzeigers ſagt hierzu: Dieſer Auslaſſeng merkt man
nur zu deutlich die Abſicht an, durch das Prinzip des
Fuchſes, dem die Trauben zu ſauer ſind, zu entſchuldigen,
daß Italien nicht wagt, die Offenſive in der Adria zu
er=
greifen, weil es ebenſo wie England in der Nordſee aus
Furcht ſich keiner Gefahr ausſetzen will. Ohne Riſiko iſt
aber keine Seeſchlacht zu gewinnen.
Die Zenſur in Italien.
* Lugano, 4. Juni. In den Ausgaben des
Avanti und Popolo d’Italia an dem auf Salandras
Rede folgenden Tage iſt an den vielen weißen
Stel=
len erſichtlich, daß die Zenſur vieles geſtrichen hat.
Selbſt Buchhändlerannoncen ſind teilweiſe unterdrückt
worden. Andere Zeitungen, beiſpielsweiſe die Stampa,
gelangten nicht über die Landesgrenze. Popolo d’Italia
trägt die Ueberſchrift: „Die Kriegserklärung an Deutſch= iſt unentbehrlich”. Von ſeinem dreiſpaltigen
Leitartikel jedoch, betitelt „Das ungeſprochene Wort”,
Das Gefecht bei Witkowice
am 24. November 1914.
* In der Nacht vom 23. zum 24. November 1914 war
der Durchbruch der Garde=Diviſion bei Brzeziny
ge=
glückt und dadurch der Ring, den die Ruſſen um unſere
Korps ſchon geſchloſſen zu haben glaubten, geſprengt.
Am 24. November hatte unſere Kavallerie=Diviſion die
Aufgabe, ſüdlich Brzeziny den Abmarſch des
Reſerve=
korps und deſſen Hagagen auf Brzeziny zu decken. Die
Nachrichtenabteilung, die beiden leichten Funkerſtationen
und die Pionierabteilung der Diviſion erhielten den
Be=
fehl, ſelbſtändig aus der Gegend von Laznowska Wola
an Borowo vorbei über Witkowice auf Brzeziny zu
mar=
ſchieren, um in der dortigen Gegend Quartiere zu
be=
ziehen
Das langgeſtreckte Dörfchen Witkowice, wo das
zu ſchildernde Gefecht ſich abſpielte, zieht ſich in einer
fla=
chen Mulde von Weſten nach Oſten hin; nach Süden zu
ſteigt das Gelände ſanft an. Vom Oſtausgang des Dorfes
führt ein Weg über die Anhöhe hinweg, an einzelnen
Häu=
ſern weſtlich des Gutes Kolußki vorbei hinab zum Mogra=
Bach; nur wenige tauſend Meter ſüdlich des
Bachüber=
ganges befindet ſich ein kleines Vorwerk. Als die
Nach=
richtenabteilung, die am Anfang der genannten
Abteilun=
gen marſchierte, dieſes Vorwerk erreicht, wird ihr Führer,
Leutnant Graf zu Erbach, durch einen
Artillerieoffi=
zier darauf aufmerkſam gemacht, daß ſich im Vorgelände
überall noch ruſſiſche Abteilungen befinden. Infolgedeſſen
läßt er eine Spitze unter Führung des Leutnants
Schmand t bilden, der Bewegungen ruſſiſcher Infanterie
ſüdlich und weſtlich Witkowice feſtſtellt. Eine Patrouille
der Nachrichtenabteilung, die unter Führung des
Leut=
nants Graf zu Erbach vorausreitet, nimmt alsbald bei
den Häuſern weſtlich Gut Kolußki einige Ruſſen gefangen,
während zwei ſüdlich dieſer Häuſer ſtehende verlaſſene
ruſſiſche Geſchütze durch den Oberveterinär der
Nachrichten=
abteilung, Dr. Habicht, und einige Reiter unbrauchbar
gemacht werden. Unterdeſſen haben die Abteilungen
ihren Marſch auf Witkowice fortgeſetzt. Die Lage wird
kritiſch, da ſich jetzt ſtärkere ruſſiſche Infanterie in
Wit=
kowice und weſtlich dieſes Dorfes zeigt. Kurz entſchloſſen,
läßt Leutnant Graf zu Erbach die wenigen Reiter ſeiner
Abteilung, hinter einer Anhöhe gedeckt, ein Glied bilden
mit weiten Zwiſchenräumen, um den Gegner über die
ge=
ringe Stärke ſeiner Schar zu täuſchen, und reitet zur
Attacke an. Der Erfolg entſpricht dem kühnen Entſchluß,
mehrere ruſſiſche Offiziere und etwa 4—500 Mann ergeben
ſich, ohne auch nur den Verſuch zu machen, Widerſtand zu
leiſten.
Auch die Offiziere der der Nachrichtenabteilung
fol=
genden leichten Funkerſtation, Leutnant Wickop und
Leutnant Baltzer, ſind mittlerweile nicht untätig
ge=
blieben. Es iſt ihnen gelungen, eins der beiden bereits
erwähnten ruſſiſchen Geſchütze mit Pferden, die ſie der
Funkerabteilung entnommen haben, zu beſpannen. Als
ſie gerade im Begriff ſind, mit dem erbeuteten Geſchütz
ihren Stationen zu folgen, erhält die Kolonne aus
weſt=
licher Richtung heftiges Infanteriefeuer. Die Pferde der
einen Funkerſtation werden ſcheu und galoppieren auf die
Reſerven zu; zum Glück kommt das Fahrzeug jedoch noch
rechtzeitig zum Stehen, da die Deichſel bricht und eins der
Pferde getroffen wird. Ein lebhaftes Gefecht
ent=
brennt. Funker und Pioniere, deren Abteilung inzwiſchen
auch herangekommen iſt, nehmen zuſammen mit
zurück=
gebliebenen Leuten der Nachrichtenabteilung und einigen
Mannſchaften einer hier ebenfalls eingetroffenen
Fuß=
artillerie=Munitionskolonne eine Art Aufnahmeſtellung
öſtlich Witkowice ein und erwidern das Feuer der Ruſſen.
Unter dem Schutze des Feuers dieſer Aufnahmeſtellung
ziehen ſich die Mannſchaften der Nachrichtenabteilung mit
den Gefangenen zunächſt zurück, während zwei Fahrzeuge
der Pionierabteilung, die im Bereich des feindlichen
Feuers liegen geblieben ſind, nach Ausſpannen der Pferde
noch fortgeſchafft werden können.
Infolge des lebhaften Feuers unſerer Schützen nimmt
das feindliche Feuer allmählich an Stärke ab, um nach
wenigen Minuten ganz aufzuhören. Da gehen die mutigen
Schützen, geführt von Oblt. Macketanz von der
Funker=
ſtation und Leutnant Krug von der Pionierabteilung,
nun ihrerſeits zum Angriff über. Die Funker, die
Mann=
ſchaften der Nachrichtenabteilung, die Pioniere, die
Ar=
tilleriſten, ſie alle gehen gemeinſam vor, und es gelingt
der kleinen, zuſammengewürfelten Schar, eine große
Anzahl Ruſſen gefangen zu nehmen. Mit
erho=
benen Händen kommen die Ruſſen von allen Seiten
her=
bei und ergeben ſich. Die Gefangenen werden ſofort
ge=
ordnet, die neu herankommenden durch Drohungen
ge=
zwungen, ihre Gewehre wegzuwerfen. Leutnant Wickop
durchſucht die umliegenden Häuſer und ſammelt dabei
noch etwa 50—60 Ruſſen. Leutnant Krug verſuchte mit 12
Mann der erwähnten Artillerie=Munitionskolonne
wei=
tere 500 Ruſſen, die ſich in einiger Entferung befanden,
gefangen zu nehmen. Als er ſich mit ſeinen wenigen
Leuten den Ruſſen näherte, nahmen dieſe die Hände hoch
und ließen ihn auf zirka 30 Meter herankommen. Doch
plötzlich warfen ſie ſich hin und eröffneten ein lebhaftes
Feuer auf ihn. Die Deutſchen erwiderten es ſofort. Da
griff deutſche Infanterie ebenfalls mit ein und nahm die
Ruſſen gefangen, ſo daß Leutnant Krug ſich nunmehr mit
den wenigen Leuten, die noch unverwundet geblieben
ſind, zu den Fahrzeugen ſeiner Abteilung zurückbegeben
kann. Die inzwiſchen hereingebrochene Dunkelheit
ver=
hinderte ein weiteres Vorgehen, und die Abteilungen
tra=
ten unter Mitnahme der Gefangenen den Weitermarſch
auf Brzeziny an.
Leider mußten die erbeuteten Geſchütze und
Maſchi=
nengewehre, nachdem ſie in geeigneter Weiſe unbrauchbar
gemacht worden waren, ſtehen gelaſſen werden, da es an
den nötigen Transportmitteln fehlte. Eine Zählung der
gemachten Gefangenen ergab dafür aber die ſtattliche Zahl
von 8 Offizieren und 876 Mann (ungerechnet der
von der Infanterie gemachten Gefangenen), die vor 7
deutſchen Offizieren und nur etwa 100 Mann die Waffen
geſtreckt hatten.
ſieß der Zeuſer nur das Zilat aus der Rede
des deutſchen Reichskanzlers: „Wir ließen in
Rom keinen Zweifel darüber, daß der Angriff der Italiener
auf Oeſterreich=Ungarn deutſchen Truppen begegnen
würde”, ſtehen. Auch erlaubte der Zenſor die Wiedergabe
einer privaten Aeußerung Salandras, daß der frühere
deutſche Botſchafter in Rom, v. Flotow, ein anſtändiger
Menſch ſei. Dieſe Aeußerung tat Salandra unmittelbar
nach der Kapitolsrede, in der er bekanntlich Bülow das
Zeugnis ausſtellte, daß er Sympathie für Italien beſitze.
Giornale d’Italia ſucht Deutſchland Furcht einzuflößen
durch die Mitteilung des Gutachtens Clemenceaus, der
erklärte, Italien müſſe zur Gewährleiſtung eines
dauern=
den Friedens ſein derzeitiges Verhältnis zum
Dreiver=
band in ein dauerndes feſtes Bündnis umwandeln.
* (Wie dem am 4. d. M. eingetroffenen Corriere
della Sera zu entnehmen iſt, hat das Mailänder Blatt
noch am Tage vor der Wiedereroberung der Feſtung
Przemysl ſeine Leſer durch Wiedergabe folgender
Sätze aus der Londoner Times erfreut: „Während die
Deutſchen im Norden zurückgeworfen und in der Mitte
aufgehalten ſind, bleibt die Lage um Przemysl
un=
verändert. Aber die Ereigniſſe bieten den ſehr
er=
freulichen Beweis, daß die Ruſſen auch gegen die
verzwei=
feltſten Anſtrengungen der Verbündeten einen wirkſamen
Widerſtand leiſten können.‟ Daß ſchon am 31. Mai drei
Forts von Przemysl durch unſere Truppen erſtürmt
waren, meldet der Corriere della Sera vom 2. Juni noch
nicht. Offenbar läßt die italieniſche Telegraphenzenſur
die Nachrichten von deutſch=öſterreichiſchen Erfolgen nicht
durch, um eine Entmutigung der eigenen Bevölkerung zu
verhüten. Man hat in Italien in bezug auf die Täuſchung
des Landes ſchon tüchticn von den neuen Verbündeten
gelernt.
Die Balkanſtaaten.
Griechenland.
— Wie das Berner Tagblatt vom 1. Juni erfährt,
äußerte der griechiſche Miniſterpräſident Gunaris zum
Korreſpondenten des Budapeſti Hirlap: Die Politik
Veni=
zelos’ kann nicht mehr maßgebend ſein, und wir werden
auf keinen Fall unſere Neutralität
aufge=
ben. Dies iſt der Wille des Polkes. Dies iſt der Wille
des Königs, der jetzt leider nicht ganz geſund iſt, aber
trotzdem an der Leitung der Staatsgeſchäfte teilnimmt.
Es kann keine Rede davon ſein, daß auch wir eingreifen
Dies hätte keinen Sinn; wir haben auch mit den
Italie=
nern keine Verhandlungen gepflogen. Wir hören, daß ſie
den Frieden mit der Türkei kündigen und den Dodekanes
annektieren werden. Unter dieſen Inſeln befindet ſich auch
Rhodos, deſſen Bevölkerung rein griechiſch iſt.
Authen=
tiſche Nachrichten aber haben wir darüber nicht erhalten,
und ſo konnte natürlich auch von keinen Verhandlungen
die Rede ſein. Welche Gebiete die Italiener in Kleinaſien
wünſchen, iſt uns gleichfalls unbekannt. Bezüglich
Al=
baniens haben wir bereits gewiſſe Mitteilungen erhalten,
doch können dieſe vor der Oeffentlichkeit nicht verhandelt
werden.
Rumänien.
* (Ctr. Bln.) Die Voſſ. Ztg. erhält aus Bukareſt
von beſonderer Seite Mitteilungen, die, falls ſie zutreffen,
von großer Wichtigkeit ſind. Ihren Kernpunkt bildet die
Behauptung, daß zwiſchen Rumänien und den
beiden Zentralmächten bis 1920 ein Bünd=
Unisvertrag beſteht. Dieſes Bündnis iſt und bleibt
in Kraft, wenn es nicht vertragsmäßig mindeſtens ein
Jahr vor Ablauf gekündigt wird. Die jüngſte Erneuerung
des Bündnisvertrages aber läuft bis zum Jahre 1920.
Dieſer Vertrag iſt bis auf den heutigen Tag nicht
gekün=
digt worden. In ihm iſt auch kein ſo dehnbarer
Kaut=
ſchukparagraph wie der Paragraph 7 des Dreibundver=
Itrages enthalten. Die Neutraliſten haben damit gegen
die Straßenpolitiker einen ſtarken Trumpf in der Hand,
den ſie hoffentlich mit Erfolg ausſpielen werden, wenn
es hart auf hart kommt. Ihre Ausſichten haben ſich gerade
in den letzten Tagen dant dem ſiegreichen Forigang der
deutſchen Offenſive in Galizien ſehr viel gebeſſert. Der
Fall von Przemysl hat auf viele unruhige Geiſter wie
ein Menetekel gewirkt.
Kaiſer Wilhelm beim Oberkommando der
öſter=
reichiſch=ungariſchen Armee.
* Wien, 4. Juni. Der deutſche Kaiſer iſt heute
mittels Automobil im Standort des K. u. K.
Ober=
kommandos eingetroffen, um dem
AArmeeoberkom=
mandanten Feldmarſchall Erzherzog Friedriech zu deſſen
heutigem Geburtstag, ſowie anläßlich der Wiedereroberung
Przemysls die herzlichſten Glückwünſche perſönlich zu
überbringen. Bei der Mittagstafel erhob Kaiſer Wilhelm
ſein Glas, um in markigen Worten die Bedeutung des
jüngſten Erfolges der verbündeten Truppen und die
Per=
ſönlichkeit des ſiegreichen Feldmarſchalls zu feiern. Bei
der Ankunft und Abfahrt wurde Seine Majeſtät von der
in den Straßen der Stadt maſſenhaft verſammelten
Be=
völkerung jubelnd begrüßt.
Die Volksernährung.
* Berlin, 4. Juni. Die verſtärkte
Budgetkom=
miſſion des Abgeordnetenhauſes trat heute
in die Beratung des Antrages Brütt, betreffend die
Volksernährung und die neuen Verordnungen des
Bundesrates und der Landeszentralbehörden auf dieſem
Gebiete, ein. Der Vizepräſident des
Staats=
miniſteriums erklärte, daß die Ernährungsfrage als
gelöſt anzuſehen ſei, daß wir ſogar noch mit erheblichen
Reſerven in das kommende Erntejahr hinübergehen
könn=
ten. Die letzten Erhebungen über unſere Mehlvorräte
er=
gaben, daß ein Ueberſchuß von 6965929 Doppelzentnern
vorhanden iſt; ein gleich günſtiges Bild ergab die
Kartof=
felſtatiſtik vom 15. Mai 1915. Nach der Statiſtik vom 15.
Mai habe ſich herausgeſtellt, daß die auf den Kopf der
Bevölkerung entfallende Menge den normalen
Friedens=
verbrauch erreichen würde. Den künftigen Wirtſchafts= wig von Wißmann” und „Kingani” welch letzterer früher
richtungen aufbauen und ſo geſtalten, als ſtänden wir vor
einem weiteren vollen Kriegsjahr. Feſtzuhalten ſei
grund=
ſätzlich an dem Prinzip der Höchſtpreiſe und an der
Be=
ſchlagnahme, insbeſondere bei Brotgetreide und Hafer.
Für Gerſte ſei zu erwägen, ob ein Handelsmonopol für
eine der beſtehenden Kriegsgeſellſchaften zu ſchaffen ſei.
Für Kartoffeln ſeien vorläufig beſondere Maßregeln nicht
ins Auge zu faſſen; man müſſe die Entwickelung
abwar=
ten. Eine Beſchlagnahme käme nicht in Frage.
Hinſicht=
lich von Zucker, Düngemitteln und Branntwein könne man
im weſentlichen an der bisherigen Regelung feſthalten.
Was die Frage der Futtermittel anlange, ſo ſei auf Grund
der bisher gepflogenen Erwägungen zu erwarten, daß
auch dieſe Frage eine befriedigende Löſung finden werde.
In der Beſprechung wurde unter anderem ausgeführt, die
Reglementierung des Verbrauchs treffe manchen ſchwer,
ſei aber unentbehrlich. Höhere Preiſe für Lebensmittel
ſeien nicht zu vermeiden geweſen; immerhin ſeien die
Preiſe bei uns niedriger als zum Beiſpiel in England.
Von einigen Rednern wurden möglichſt niedrige
Mehlpreiſe gefordert und auch darauf hingewieſen, daß
der Brotpreis ungebührlich hoch gegenüber dem
Getreide=
preiſe erſcheine. Auch müſſe die Niedrighaltung der
Lebensmittelpreiſe nach Möglichkeit angeſtrebt werden.
Auf verſchiedene Anfragen führte der
Landwirt=
ſchaftsminiſter ungefähr aus: Bei der Verſorgung
der Bevölkerung während des Krieges iſt weniger Mangel
an Brotgetreide als an Futtermitteln hervorgetreten. Auch
im nächſten Jahre werde hierin vorausſichtlich keine
Aen=
derung eintreten. Es ſei daher nötig, alles zu tun, um
die Ernährung der Bevölkerung und des Viehes zu ſichern.
Was die bedauerliche Fleiſchteuerung betreffe, ſo
ver=
bleibe, da die Zufuhr abgeſchnitten ſei, als einziges Mittel
die Förderung der Schweineaufzucht. Ueber die
Kulti=
vierung von Oedland habe man bereits früher geſagt, daß
es vorausſichtlich nicht möglich ſein werde, in dem laufen=
den Jahre in ſoſchem Unfange Debland zu beſtelen, daß
für die Ernährung der Bevölkerung eine weſentliche
Ver=
mehrung der Vorräte herbeigeführt werden könnte. In
den beſetzten Gebieten des Weſtens ſeien 80 Prozent der
Ackerfläche durch unſere Truppen mit Winterweizen,
Früh=
jahrsgetreide und Kartoffeln beſtellt worden.
Deutſch=Oſtafrikaniſche Friedensarbeit im Kriege.
* Wie glänzend ſich Deutſch=Oſtafrika der auf drei
Seiten andrängenden Feinde erwehrt, iſt bekannt. Soeben
erhalten wir nun eine Nachricht, die beweiſt, daß auch
die friedliche Kulturarbeit in unſerer größten Kolonie
nicht ſtillſteht. Nach einer hier eingetroffenen Mitteilung
iſt nämlich bereits Anfang Februar der Dampfer
„Götzen” in Kigoma am Tanganjikaſee glücklich vom
Stapel gelaufen.
„Götzen” iſt der erſte der drei großen Dampfer, die
— nach der Denkſchrift für den Bau der Reſtſtrecke der
Tanganjikabahn Dar=es=Salaam-Kihoma — im Anſchluß
an dieſe Bahn den Schiffahrtsdienſt auf dem See verſehen
ſollen. Der zweite Dampfer „Rechenberg” befindet ſich
auf der Schiffswerft von Joſ. L. Meyer in Papenburg,
die auch den „Götzen” geliefert hat, im Bau. Als ein
Be=
weis der hervorragenden Umſicht und Geſchicklichkeit der
Ingenieure darf es bezeichnet werden, daß es überhaupt
gelungen iſt, den Dampfer vom Stapel zu laſſen, trotzdem
wichtige Teile der Ablaßvorrichtungen bei Beginn des
Krieges noch unterwegs waren. Damit iſt auch die
vor=
eilig aufgeſtellte Behauptung feindlicher Blätter, daß der
Dampfer nicht werde zu Waſſer gelaſſen werden können,
hinfällig geworden.
Wir geben der Hoffnung Raum, daß es bald
gelin=
gen möge, den Dampfer vollkommen fertigzuſtellen. Bei
ſeiner Größe (er iſt 67 Meter lang, 10 Meter breit, bei
480 Tonnen Ladung 2,3 tiefgehend) wird das Schiff einen
nicht unbeträchtlichen Machtzuwachs darſtellen und — im
Verein mit den beiden kleinen deutſchen Dampfern „
Hed=
erſt bei Kriegsausbruch mit der Bahn hinaufbefördert
wurde — den See mit ſeiner 1500 Kilometer langen
Küſte beherrſchen. Die bisher auf dem Tanganjikaſee
laufenden feindlichen Schiffe ſind in den inzwiſchen
er=
folgten Kämpfen vernichtet worden. Der Stapellauf des
Dampfers „Götzen” bezeugt uns von neuem, daß das
Wirtſchaftsleben im Lande trotz der äußeren Abſperrung
ſeinen ruhigen Fortgang nimmt.
Die deutſchen Opfer von Löwen.
* Amſterdam, 4. Juni. (Ctr. Bln.) Vor dem
Bahnhof von Loewen erhebt ſich auf einem kleinen
Raſen=
platz, jedem die Stadt betretenden Reiſenden ſichtbar, ein
einfaches großes ſchwarzes Holzkreuz, auf dem in
ſchlich=
ten weißen Buchſtaben ſteht: „Hier ruhen 19 deutſche
Soldaten, die den Heldentod fürs Vaterland ſtarben!
Auguſt 1914.‟ Man iſt jetzt daran gegangen, dieſen
ge=
fallenen deutſchen Kämpfern eine würdigere Grabſtätte
zu bereiten. Bei den Ausgrabungsarbeiten ſtellte ſich nun
heraus, daß nicht nur 19 deutſche Soldaten hier auf dem
Bahnhofsplatz eine vorläufige Ruheſtätte gefunden
hat=
ten; man fand vielmehr 37 Leichen als die erſten Opfer
des belgiſchen Ueberfalles, der zur teilweiſen Zerſtörung
Loewens geführt hatte.
Der Zeppelinangriff auf London.
* Genf, 4. Juni. (Ctr. Bln.) Obgleich — wie La
Tribuna aus Rotterdam berichtet — nach einer Meldung
des Preßbureaus der engliſche Zenſor am Tage des
Zep=
pelinangriffes auf London 24 Stunden lang
auch alle Privattelegramme nach dem Feſtlande
beſchlag=
nahmt hat, will Eclair in Havre erfahren haben, daß
ſechs Zeppeline über die Vororte Londons
hinweg=
geflogen ſeien und daß es zahlreiche Verletzte gegeben
habe. Die Havas=Agentur fügt dem hinzu, daß bei der
Verfolgung des Zeppelingeſchwaders mehrere engliſche
Was erhoffen wir vom Krieg als inneren Gewinn
für unſer deutſches Volk!
* Aus dem Vortrag unter obigem Titel, am 3. Mai
1915 zu Darmſtadt in der allgemeinen Konferenz der
Geiſtlichen der Provinz Starkenburg gehalten von K. W.
Velte, Pfarrer in Darmſtadt (Johs. Waitz, Hof=Buch=
und Kunſthandlung. Preis 40 Pfg.), entnehmen wir
fol=
gende Leitſätze:
Große Zeiten, große Hoffnungen! Gewiß, aber wenn
ſie Wert haben ſollen, dürfen’s keine Träume ſein, keine
Phantaſiegebilde, die in der Luft ſchweben. Frucht läßt
ſich nur von lebendigen Pflanzen erwarten, und die
wur=
zeln im Boden der Wirklichkeit. Freilich, wir erleben eine
Wirklichkeit, der gegenüber alle unſere Vorſtellungen und
Begriffe verſagen. Alle Kräfte und Elemente, von den
brutalſten bis zu den innerſten, alle Errungenſchaften des
Wiſſens und Könnens ſind in den Dienſt dieſes
Völker=
ringens geſtellt. Es iſt, als ob ſchlechthin alles, was die
heutige Welr aufzuweiſen hat, den Nachweis ſeiner Kraft
zu erbringen hätte. Die Zeit trägt titanenhafte,
gigan=
tiſche Züge. Ich kann es verſtehen, wenn weiche Seelen
davor ihr Antlitz verhüllen, und wiederum, wenn andere
ſich glücklich preiſen, daß ſie dieſe Zeit miterleben
dür=
fen; ich kann es verſtehen, wenn es den einen iſt, als ob
eine Götterdämmerung hereingebrochen ſei, den anderen,
als ob glühendes Morgenrot ſie grüße.
Der Krieg hat uns das innere Heiligtum der deutſchen
Volksſeele erſchloſſen; was in der Tiefe ſchlummerte an
edlen Schätzen und Kräften, iſt erwacht; und wir
beken=
nen mit Dank, es ſchlummert mehr darin, als wir
ver=
muteten. Die edelſten Geiſter unſerer deutſchen Geſchichte
ſind emporgeſtiegen und haben unſer beſtes Selbſt, das
Idealbild unſeres Volkstums, in verheißungsvollem Lichte
vor uns aufſtrahlen laſſen. In dieſem Erlebnis iſt der
innere Gewinn zu ſuchen, den wir erhoffen, aber er
offenbart ſich darin nicht wie eine ausgereifte Ernte, die
nur einzubringen wäre, ſondern als eine keimende Saat —
ſeine Sauntauf boſtunig. do di Frucht acheheat und
ei=
fen wird, das iſt die Frage, vor der wir ſtehen. Wer will
ſie heute beantworten? Wir können nur ſo darauf
ant=
worten, daß wir uns beſinnen auf die Aufgaben, die ſie
für uns in ſich ſchließt. Unſere Erlebniſſe ſind
un=
ſere Hoffnungen, aber unſere Hoffnungen ſind
unſere Aufgaben.
Es iſt ein einziger Gedanke von überwältigender
Wir=
kung, der uns den ganzen Ernſt dieſer Aufgaben, die
ganze Größe unſerer Verantwortung vor die Seele ſtellt:
der Gedanke an das teure Blut, das ſeit dreiviertel
Jah=
ren in Strömen für uns gefloſſen iſt und noch fließen
wird. Iſt’s uns nicht, als müßten wir einen Augenblick
inne halten mit der Rede von dem inneren Gewinn,
ſo=
bald wir denken an dieſe unermeßliche Fülle von
Jugend=
blüte und Manneskraft, von Familienglück und
Lebens=
hoffnung, die dahinſinkt, an dieſe Welt von Herzeleid und
Jammer, die uns niederdrückt? Wer vermag es
auszu=
denken, welche Summen nicht nur von wirtſchaftlich
pro=
duktiven Kräften, ſondern auch von geiſtigen, ſittlichen und
idealen Werten mit dieſen Opfern uns verloren gehen!
Welche Zukunftsernte, auf die wir hofften! Wie manchmal
wollte es uns ſcheinen, als ob der Tod gerade die
Tüch=
tigſten und Edelſten forderte! Darf man da überhaupt
noch von innerem Gewinn reden? Und wenn, wie teuer
muß doch alles, was wir für die Zukunft erhoffen, erkauft
werden! Nun wohl, wir richten uns auf an dem
erhaben=
ſten Gedanken, den es in dem Reiche des Sittlichen gibt:
das Opfer iſt in der Weltgeſchichte das tiefſte
Geheim=
nis des Werdens, das Blut der Helden und Märtyrer
die Saat des Lebens. Aber ſo gewaltig der Gedanke,
ſo gewaltig iſt auch die Verantwortung, die er dem
Ge=
ſchlechte auferlegt, das Gott von den Totenfeldern in die
neue Lebensarbeit ruft. Hier iſt alles ſittlich bedingt,
mit=
hin abhängig von dem Maße der Treue, mit der heilige
Verpflichtung empfunden und in Tat und Leben
um=
geſetzt wird.
Es gilt das Verſtändnis und das
Verantwortlich=
keitsgefühl für das, was wir erhoffen, in dem Bewußt=
ein unierer Zit zu welen es nit derEilamints Dahn
zu brechen, daß die neu erwachten Lebenskräfte für unſer
Volksleben fruchthar gemacht werden müſſen, um eine
neue Zeit, ein neues Vaterland zu bauen.
Un=
geheure Aufgaben, die ſich vor uns erheben! Sie erſtrecken
ſich auf das geſamte Volksleben.
Die Völker ſind ja nicht der letzte Endzweck der
Ge=
ſchichte. Sie weiſen über ſich hinaus auf ein höchſtes Ziel,
dem ſie alle — bewußt und unbewußt — dienen ſollen.
Ueber der Weltgeſchichte leuchtet das ewige Ideal des
Reiches Gottes. — Jetzt, wo die Welt uns mit
Vernich=
tung bedroht, iſt es für uns Zeit, den Glauben an die
weltgeſchichtliche Sendung unſeres
deut=
ſchen Volkes mit der vollen Zuverſicht und unter den
höchſten Geſichtspunkten zu ergreifen. Der Gedanke an
Weltherrſchaft ſoll uns nicht in Verſuchung führen; wir
wiſſen, er ſtammt von dem, der einſt ſprach: „Dies alles
will ich dir geben, ſo du niederfällſt und mich anbeteſt.”
Aber der Gedanke an unſere Weltaufgabe ſoll uns in
dieſer ſchweren Zeit wunderbar erheben und ſtärken, der
Gedanke, daß wir der Weltgeſchichte noch etwas zu ſagen,
noch etwas zu bieten haben, daß wir darin noch etwas
ſein und werden ſollen. Was in uns Leben und Geſtalt
gewinnt, damit wollen wir trotz aller bitteren
Erfahrun=
gen am letzten Ende der Menſchheit dienen. Dabei wollen
wir uns erinnern an die beſonderen Gnadenführungen
und Gnadengaben Gottes in der deutſchen Geſchichte; wir
wollen uns beſinnen auf die unermeßlich wertvollen,
un=
vergänglichen Schätze, die dem Volke Luthers, dem Volke
der Dichter und Denker, dem Volke der Befreiungshelden,
dem Volke Bismarcks, dem Volke von heute anvertraut
ſind. Wer ahnt nicht, wofür wir jetzt kämpfen und leiden,
wofür unſere Söhne bluten und ſterben müſſen! Deutſches
Volk, mache deinen Leuchter helle! Du haſt noch einen
großen Weg vor dir — einen ſchweren, aber heiligen Weg.
Der Herr der Weltgeſchichte ruft dich, führt dich — wir
leben der Zuverſicht — aufwärts! Darum erkenne und
ergreife, was er an innerem Gewinn in die gegenwärtige
Schickſalsſtunde hineingelegt hat.
Flugzeuge verunglückt und daß die Gerichte von 20
Ver=
wundeten unbeſtätigt ſeien. (D. Kur.)
Fleiſchnot in Rußland.
* Berlin, 4. Juni. Von 520 Fleiſchſtänden
in Warſchau ſtehen nach der Gazeta Poranna vom 25. Mai
nur noch etwa 80 offen, und auch in dieſen fehlt es an
Fleiſchwaren. Ochſenfleiſch iſt überhaupt nicht zu haben.
* Moskau, 4. Juni. Nach Rußkoje Slowo ſind in
Warſchau die Fleiſchpreiſe jetzt auf 90 Kopeken für das
Pfund geſtiegen (gegen früher 18 Kopeken). In
Char=
kow haben die Fleiſcher erklärt, daß ſie zu den
Höchſtprei=
ſen Fleiſch nicht liefern könnten. In Sebaſtopol iſt
Brotnot eingetreten.
Die neue engliſche Regierung und das
Unterhaus.
* London, 5. Juni. Im engliſchen Unterhauſe ſagte
der Staatsſekretär des Innern auf eine Anfrage:
Der Gerichtshof, der in den Angelegenheiten von
Ausländern aus feindlichen Staaten entſcheidet, beſteht
aus zwei Richtern des Obergerichts und vier
Parla=
mentsmitgliedern. Der unabhängige Nationaliſt
O Brien wünſchte die Gelegenheit zu einer Debatte
über den Rücktritt des Homeruleminiſteriums. Der
Unioniſt Peaſe ſagte über ſeinen Rücktritt vom Amte,
er hätte am vorigen Montag ein Rundſchreiben erhalten,
in welchem der Miniſterpräſident die Kabinettsmitglieder
aufforderte, ihm die Portefeuilles zur Verfügung zu ſtellen,
weil er es im nationalen Intereſſe für notwendig
er=
achte, auch Mitglieder anderer Parteien in das Kabinett
aufzunehmen. Peaſe ſagte, er ſei über die Gründe eines
ſolch ungewöhnlichen Vorgehens nicht unterrichtet, aber
es ſei jetzt nicht der Augenblick für eine Kritik. Die
Koalitionsregierung habe volles Vertrauen in As= Die Regierung hat keine leichte Aufgabe,
quith. Er habe das Opfer ſeines Rücktritts im Hin= denn ein großer Teil der Nation erwartet, daß wir in einer
blick auf den Kampf mit einem wunderbar organiſierten
Feind gerne gebracht. — Staatsſekretär Simon brachte
ſodann die Lill ein, welche die Notwendigkeit der
Wiederwahl der neuen Miniſter mit Gültigkeit vom
1. Juni bis zur Auflöſung des Parlaments nach dem
Kriege aufhebt. Holt (liberal) ſagte, es ſei
eigentüm=
ſich beide Frontbänke einig ſeien. Die allererſte
Maß=
regel die die Regierung unternehme, ſei eine zu ihren
Gunſten. Der Zweck des geltenden Geſetzes ſei, den
Wählerſchaften eine Kontrolle über die Abmachungen
zwiſchen der Regierung und der Oppoſition zu geben.
Eben darum handle es ſich jetzt. Der Redner verlangte
das Verſprechen, daß bald Gelegenheit zugeiner
eingehen=
den Debatte über die neue Regierung und ihre
Zuſam=
menſetzung gegeben werde. Staatsſekretär Simon
ſagte, er glaube beſtimmt, daß das geſchehen würde,
ſo=
bald es der allgemeine Wunſch des Haufes wäre.
Pringle (liberal) fragte, wie es jetzt feſtgeſtellt werden
Strange zögen. Die Haupturſache des Sturzes der letzten
Regierung ſei das Fehlen von Debatten im Unterhauſe kann in England nur Erfolg haben, wenn er auch die
Un=
geweſen. Das Haus dürfe unter den jetzigen Umſtänden
Sin it ſaent des Mieiſerint, dus acht amirſteſt
und von dem mehrere Mitglieder nicht dem Hauſe
ange=
hören, könnte ſich im eigenen perſönlichen Intereſſe zu
einem Angriff auf die demokratiſchen Einrichtungen
ver=
ſchwören. Ginell griff den Charakter der Miniſter an.
Der Sprecher entzog ihm das Wort. Der Unioniſt
Charlner wandte ſich dagegen, daß die Erledigung der
Bill verſchleppt werde. Wer die Regierung bei der
Her=
ſtellung der Munition aufhalte, ſei ein Verräter. Auf den
Einſpruch des Liberalen Howan erklärte der Sprecher,
der Redner habe damit nicht die Mitglieder des Hauſes
gemeint. Byles (liberal) ſprach den Wunſch aus, daß
bei der zweiten Leſung volle Gelegenheit zur Debatte
ge=
geben werde. Chaplin (Unoniſt) erklirte, es ſei
dringend notwendig, daß die neuen Miniſter möglichſt
bald Sitze einnähmen. Hogge (liberal) ſagte, die
Ab=
geordneten müßten wiſſen welche Stellung’ſie gegen die
Koalitionsregierung einnähmen. Ouwhaite (liberal)
ſagte, das Haus wolle wiſſen, ob die Regierung der
Aus=
druck der patriotiſchen Gefühle zur Zeit der großen
nationalen Kriſe oder das Ergebnis einer Preſſeintrige
oder eine Schöpfung Lord Northeliffes ſei. Es
wolle wiſſen was der Urſprung und das Ziel der
Koalli=
tion ſei. Simon ſagte, die Regierung wolle der Kritik
gewiß nicht aus dem Wege gehen, aber die Debatte ſolle
nicht in der Abweſenheit der Hälfte der
Kabinettsmit=
glieder ſtattfinden. Der Nationaliſt Lynche ſagte, daß=
der Prenierminiſter ſeine eigene Regterung wegen der
Kritik außerhalb des Parlaments untergraben habe. Die
Koalition ſei keine nationale Regierung und trage alle
Anzeichen dafür, daß ſie durch einen parteipolitiſchen
Druck entſtanden ſei. Rutherford (Unioniſt) betonte,
daß die Miniſter, die bereits durch die Annahme ihrer
Aemter ihre Sitze verloren hätten, nur durch die
Wähler=
ſchaft wiedergewählt werden könnten.
Die Bill wurde in allen drei Leſungen
angenom=
men. Die Wirkung der Bill iſt in der
Kommiſſions=
beratung auf Mai und Juni 1915 beſchränkt worden.
Der Staatsſekretär des Innern brachte darauf die Bill
zur Begründung des Miniſteriums für Kriegsmunition
ein und ſagte, das Kriegsamt würde auch weiterhin
be=
ſtimmen, welche Munitionsmengen gebraucht würden.
Das neue Miniſterium würde die Induſtrie des ganzen
Landes organiſieren und für die Lieferung der Munition
ſorgen. Die Abgrenzung des Wirkungskreiſes des neuen
Miniſteriums gegen die anderen würde durch eine
könig=
liche Verordnung beſtimmt werden. Das neue
Mini=
ſterium würde die Oberaufſicht über die von der privaten
Induſtrie gelieferte Munition haben und die
Munitions=
lieferung für die Armee und Flotte übernehmen.
* London, 5. Jan. Der Korreſpondent des Daily
Chronicle ſchreibt: Die Bemerkung des Exminiſters Peaſe,
daß er über die Gründe der Bildung des
Koali=
tionskabinetts nicht unterrichtet ſei, wurde von der
Gruppe der Radikalen lärmend applaudiert. Dies iſt das
erſte Anzeichen dafür, daß im Hauſe ein Element iſt, das
der neuen Regierung durchaus nicht freundlich
geſinnt iſt.
Die Frage der allgemeinen Wehrpflicht in
England.
* London, 5. Juni. Die Daily News ſchreiben:
Woche erreichen, was Deütſchland in einem halben
Jahr=
hundert erreicht hat. Nicht nur die äußeren Formen und
Einrichtungen des nationalen Lebens mit ſofortiger
Wirkſamkeit, ſondern auch mit einem Schlage das ganze
lich, daß die Notwendigkeit der Bill entdeckt wurde, da Temperament der Engländer von Grund auf zu ändern;
das iſt in dieſer Art unmöglich, aber es beſteht die Gefahr,
daß eine Gruppe des neuen Kabinetts es verſucht, und daß
das unheilvolle Folgen hat. Lloyd George kennt die Gefahr,
und ſagte in ſeiner Rede von Mancheſter geſchickt: Ich
werde aus dem Patriotismus von Lancaſhire mehr
her=
ausſchlagen als aus allen Geſetzen. Er will den
ſtaat=
lichen Zwang, den er befürwortet, in zwei Richtungen
be=
ſchränken. Er ſoll nur gegen Widerſpenſtige, und zwar,
wie es ſcheint, durch Ausſchüſſe der Arbeiter ſelbſt
ange=
wandt werden. — Die Daily News bemerkt: Natürlich iſt
terſtützung der Arbeiter hat. Der Grund für die bisherige
lens bei den Arbeitern, ſondern in der Unfähigkeit der
Regierung, das Problem der Organiſation zu löſen.
* London, 5. Juni. Daily Chronicle begrüßt
Lloyd Georges Aeußerungen über die allge= ſtellung aller Ausgaben Frankreichs ſeit Kriegsausbruch
meine Wehrpflicht und ſagt: Wenn ſie notwendig
wird und von den Miniſtern, welche das Vertrauen aller
Parteien beſitzen, feierlich als notwendig erklärt wird,
den Lärm ununterrichteter, vorurteilsvoller und
unver=
antwortlicher Leute aufgedrängt wird, welche die
Har=
monie des Volkes gefährden, nehmen ſie ſie nicht an.
daß der Vorſtand der unabhängigen Arbeiterpartei einen
Aufruf gegen die Einführung der
allgemei=
nen Wehrpflicht veröffentlicht und ihn unter den
Gewerkſchaften und ſonſtigen Arbeiterorganiſationen zu
verbreiten beabſichtigt. Er fordert darin alle
Pateimit=
glieder auf, die allgemeine Wehrpflicht zu bekämpfen und
ſagt: Es iſt unnütz, die allgemeine Wehrpflicht zu
bekämp=
fen, wenn wir mit der Fortdauer des Krieges
einverſtan=
den ſind. Wenn wir die kriegeriſche Politik nach außen
mitmachen, ſo iſt der Mikiarisnus, der Krieg und die
al=
gemeine Wehrpflicht unvermeidlich. Unſere poſitive Politik
muß ſein, furchtlos für einen baldigen dauernden
Frie=
den zu wirken.
* London, 5. Juni. Die Weſtminſter Gazette
ſchreibt: Unſere Verbündeten ſind entſetzt, daß eine
öffent=
liche Erörterung der Munitionsfrage geſtattet worden
iſt. Solche Erörterungen müſſen künftig aufhören. Keine
Regierung, die ihren Verſtand behält, wird ſich in die
all=
gemeine Wehrpflicht ſtürzen, ehe ſie vollſtändig
überzeugt iſt, daß die notwendigen Ergebniſſe nicht mit
dem Freiwilligen=Syſtem erreichbar ſind. Abgeſehen von
der Gefahr einer Spaltung der Nation, würden auch
me=
chaniſche Schwierigkeiten einen derartigen Wechſel
wäh=
rend des Krieges verbieten.
Die Munitionsfrage in England.
* London, 5. Juni. Der
Parlamentskorreſpon=
dent der Daily News ſchreibt: Die unioniſtiſchen Miniſter
drängen im Kabinett darauf, daß alle Arbeiter, die bei der
Herſtellung von Vorräten und Munition
oder in Bergwerken und bei den Eiſenbahnen beſchäftigt
werden, unter die direkte Kontrolle der Regierung, d. h.
unter Kriegsrecht geſtellt würden. Die
Arbeiterfüh=
rer, welche die Regierung befragte, ſagten, die praktiſchen
Schwierigkeiten würden ernſt ſein und vielleicht die
theo=
retiſchen Vorteile überwiegen. Ein bekannter
Gewerk=
ſchaftsführer erklärte, die Anwendung eines ſtaatlichen
Zwanges auf die Eiſenbahner und Bergleute würde ſehr
gefährlich ſein; ein anderer ſagte, die Arbeiter unter das
Kriegsrecht zu ſtellen, hieße die Hölle entfeſſeln. Das
neue Kabinett ſtehe daher gleich bei Beginn vor
einer ernſten inneren Streitfrage,
Die engliſchen Verluſte.
* London, 5. Juni. Die Times meldet: Die
Ver=
luſte ſeit dem 29. Mai betragen 11000 Mann.
* London, 5. Juni. Die letzte Verluſtliſte
führt 150 Offiziere und 2582 Mann auf.
Greys „Augenkrankheit‟.
* Berlin, 5. Juni. Sir Edward Grey kommt,
wie dem Berliner Tageblatt aus Lugano gemeldet wird,
zur Erholung nach Italien. Er werde zunächſt
an der Riviera und dann in Neapel Aufenthalt nehmen.
Die franzöſiſchen Kriegskoſten.
* Paris, 4. Juni. Der Temps veröffentlicht einen
Bericht des Finanzminiſſters Ribot
bezüg=
lich der Eröffnung der proviſoriſchen
Kre=
dite für das dritte Vierteljahr 1915, welchen
Ribot den Deputierten zur Begründung des Antrages
vorgelegt hat.
Die geforderten Kredite betragen 5939978 270 Francs,
davon entfallen 5605630133 Francs auf das
General=
budget. In dem Berichte Ribots iſt gleichfalls eine
Auf=
enthalten, welche insgeſamt und einſchließlich der
Ergän=
zungskredite für das Rechnungsjahr 1914 24 Milliarden
Francs betragen. Abgeſehen von den Mobilmachungs=
und Requirierungskoſten, welche gänzlich auf den Auguſt
gaben vom Auguſt bis Dezember 1914 1340 Millionen, im
erſten Halbjahr 1915 1665 Millionen monatlich und im
dritten Vierteljahr 1915 1870 Millionen monatlich.
Die=
ſer letzte Monatsbetrag wird durch Zuſchlagskredite wahr=
London, 5. Juni. Der Labour Leader teilt mit, ſcheinlich noch erhöht werden. Die Geſamtausgaben bis
zum 30. Juni 1915 betragen für Heer und Marine
16 238015171 Francs, für die Staatsſchulden 1427051618
Francs, für die Unterſtützung der Familien der
Mobili=
ſierten und Flüchtlinge uſw. 2318812430 Francs, für
den Ankauf von Lebensmitteln zwecks Verproviantierung
der Zivilbevölkerung 186800000 Francs und für die
übrigen Ausgaben des Staates etwa 2 Milliarden Francs.
Die Militärausgaben ſind von 850 Millionen monatlich
auf 1300 Millionen geſtiegen, beſonders infolge der
zu=
nehmenden Stärke der Heeresbeſtände, der Verſtärkung
der Kampfmittel und Ausdehnung der Operationen im
Verwundete Soldaten und nerpöſe
Zivi=
liſten. Das ſächſiſche Miniſterium des
Innern veröffentlicht folgende ernſte und leider
wohl notwendige Mahnung: In einer norddeutſchen
Zei=
tung war kürzlich ein Fall von Rückſichtsloſigkeit
aus einem Badeort verzeichnet, wo Verwundeten
in ihrer Lazarettkleidung das Betreten des Kurgartens
durch den Wächter unterſagt worden war, weil einige
Kurgäſte erklärt hatten, daß der Anblick
Verwun=
deter ihnen peinlich ſei. Im Anſchluß daran
wurde behauptet, daß mehrere andere Badeverwaltungen
ebenſo verfahren. Man darf hoffen, daß dieſe Angabe nur
eine Vermutung iſt, denn es gehört zu ſolchem
Vor=
gehen ſchon ein gerüttelt Maß Undankbarkeit gegen
un=
ſere Sieger, deren heldenhafter Verteidigung des
Vater=
landes es jene Kurgäſte verdanken, wenn ſie auch zur
Kriegszeit ſich Erholung in einem Badeort gönnen dürfen.
Es iſt nicht zu verkennen, daß manche Badeverwaltungen
keinen ganz leichten Stand haben werden, wenn ſie ſo
herzloſe Forderungen einzelner Kurgäſte ablehnen. Auch
kann zugegeben werden, daß bei ſchweren Nervenkranken
der Anblick Verwundeter ſeeliſche Erſchütterungen
hervor=
ruft. Solche Bedenken müſſen aber gänzlich verſchwinden
gegenüber der ſelbſtverſtändlichen Pflicht aller, unſeren
verwundeten Soldaten jede Möglichkeit zur Erholung
und Zerſtreuung im weiteſten Maße zu gewähren. Wer
den Anblick unſerer braven Verwundeten aus
irgend=
welchen Gründen nicht ertragen kann, der mag ein
ab=
geſchiedenes Sanatorium aufſuchen oder zu Hauſe
bleiben.
* „Permys‟ Die ruſſiſchen Wiedertäufer
haben mit der Umtaufe von Przemysl kein großes
Glück gehabt; gleich nach dem 22. März, an dem die
Feſtung aus Mangel an Nahrung in vollen Ehren
unter=
legen iſt, haben ſie Przemysl in Permys umgetauft. Zum
Türgermeiſter in Permys ernannten ſie den
galiziſch=
ruſſiſchen Agitator Rechtsanwalt Gluſchjewitſch, während
Kommandant der Feſtung der ruſſiſche General
Kon=
ſlantinowitſch Artamonow wurde. Vom Rathaus in
Permys wehten vom 22. März bis zum 2. Juni die ruſ=
ſiſchen Fahnen. Nun iſt die ganze Herrlichkeit von der
Tapferkeit unſerer Truppen hinweggefegt: die ruſſiſchen
Fahnen, Konſtantinowitſch Artamonow, Gluſchjewitſch
und der Name Permys; von all der Herrlichkeit bleibt
nichts als vielleicht einige Pedieuli, die auch bald
ver=
ſchwunden ſein werden wie ihre Herren Lauſikoff u. Co.
auf Nimmerwiederſehen.
* „Treubruchnudeln‟. Der Berliner
Volks=
witz hat ſich bereits mit der auch in Deutſchland
belieb=
ten Speiſe italieniſcher Herkunft: den Makkaroni
be=
faßt und ihnen als Stempel eine zeitgemäße Bezeichnung
aufgedrückt, die ſie wohl nie wieder los werden dürften.
In den Berliner Gaſtwirtſchaften werden jetzt die
italieniſchen Makkaroni und die Makkaroni überhaupt
„Treubruchnudeln” genannt.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 4. Juni.
Siegfried
von Richard Wagner.
J.V. Die heutige Wiedergabe des herrlichen
Wagner=
ſchen Waldgedichts, die trotz des ſommerlichen
Wald=
webens der Natur vor dichtbeſetztem Hauſe ſtattfand,
ſtand leider hinter der herrlichen „Walküren”=Aufführung
am vergangenen Sonntag nicht unweſentlich zurück.
Zwar hatte man in Herrn Kammerſänger Heinrich
Henſel einen der beſten lebenden Vertreter des „
Sieg=
fried” gewonnen, der in der Darſtellung und den Geſten
den ungebärdigen, kraftſtrotzenden Waldknaben wohl
hin und wieder etwas gezwungen, im großen Ganzen
aber ſehr ſympathiſch, friſch und frohgemut gab. Der
Tenor des Gaſtes hat von ſeiner früheren quellfriſchen
Tongebung und ſeinem beſtrickenden Lyrismus leider
bereits recht viel eingebüßt, und nicht ſelten ſtörte auch
merkbares Dektionieren. Dafür ſang Herr Henſel aber
ſeine Schmiedelieder mit zündendem Elan, wußte er der
unvergleichlichen Poeſie der Waldſzenen des zweiten
Aktes entzückend feine und geiſtvolle Seiten
abzuge=
winnen und verſtand den grandioſen Liebes=Zwiegeſang
mit Brünnhilde mit überlegenen künſtleriſchen
Inten=
tionen zu gewaltiger Größe aufzubauen. Starker
Bei=
fall der Hörer rief den berühmten Gaſt ſtets von neuem
an die Rampe, deſſen zweitem Siegfried am Sonntag
man mit berechtigter Spannung entgegenſehen darf.
Von den einheimiſchen Künſtlern konnten heute am
meiſten Frau Jacobs tonſchön geſungene „Erda”,
Frau Kallenſee und Herr Schützendorf
befrie=
digen; jene erfreute durch die ſchön geſchwungene
melo=
diſche Linie ihres „Waldvögeleins” während dieſer mit
Er=
folg ſeinem „Alberich” eine etwas ſtärkere Doſis Dämonie
beizumiſchen beſtrebt war wie früher. Herr Perkins hat
an ſeinem Wanderer” fleißig weiter ſtudiert, wenn ihm
auch der geiſtige Weſensgehalt der erhabenen Figur
vor=
läufig wohl noch ein Buch mit ſieben Siegeln ſein mag.
Stimmlich ziemlich matt war Herrn Stephanis
„Fafner” und bei Herrn Thomſens „Mime” muß
man, bei aller Anerkennung der von dem Künſtler
auf=
gewandten Mühe, den guten Willen oft für die Tat
nehmen; es war gar zu viel „zwangvolle Plage” dabei.
— Als „Brünnhilde” nahm Frau Franziska Callwey
Abſchied vom Darmſtädter Publikum, das ihr ſeine
Sympathien noch einmal in mannigfacher Weiſe zu
be=
zeugen verſtand. In den zwei Jahren, in denen Frau
Callwey hier das Primadonnenfach vertrat, hat ſie ſich
immer als eine ehrlich ſtrebende, zuverläſſige und jeder
Schablone abholde Künſtlerin erwieſen, die auch in der
äußeren Erſcheinung unſerem Enſemble zur Zierde
ge=
reichte und deren Ausſcheiden gar mancher Theaterbeſucher
herzlich bedauern wird. Ihr „Fidelio”, ihre „Valentine‟
und „Recha” ihre „Senta” und „Ortrud”, ihre „Aida”
und „Santuzza” (um nur die beſten Rollen ihres
Reper=
toires zu nennen) werden hier nicht ſo raſch vergeſſen
werden. Blumenſpenden in reicher Fülle und
viel=
malige Hervorrufe ſagten ihr heute noch einmal Dank
für alle gebotenen Kunſtgenüſſe. Man wird Frau
Call=
weys künſtleriſche Laufbahn bei uns mit Intereſſe weiter
verfolgen.
Orient. Die Ausgaben für Unterſtützungen haben ſich
von 68 auf 154 Millionen Francs monatlich erhöht. Die
Ausgaben des Staatsſchatzes zwiſchen dem 1. Auguſt
1914 und dem 15. Mai 1915 betrugen 12610 Mill. Francs,
die Einnahmen 12321 Mill. Francs. Die Einnahmen
des Staatsſchatzes ſetzten ſich folgendermaßen zuſammen:
Nationalverteidigungs=Schatzſcheine 5243, Zeichnungen in
Bargeld oder Nationalverteidigungs=Schatzſcheinen auf
kurzfriſtige Obligationen 1104, Einzahlungen auf 3½proz.
Rente 449, Vorſchüſſe von der Bank von Frankreich und
der Bank von Algerien 5525 Millionen Francs. Der
Be=
richt ſchließt mit der Erklärung, daß die Geſamtlage
zu=
verſichtlich betrachtet werden könne. Der beſte Beweis
dafür ſei, daß das Volk ſeine Erſparniſſe in Schatzſcheinen
und Obligationen anlege, was zugleich auch das
Ver=
trauen des Volkes in den endgültigen Sieg beweiſe.
Zur Erkrankung des Königs von Griechenland.
— Wie das Luzerner Vaterland vom 1. Juni erfährt,
ſpricht die Athener Preſſe die Befürchtung aus, daß die
Erkrankung des Königs von Griechenland infolge von
Vergiftung entſtanden ſei. Ob dies wahr iſt, kann von
hier aus nicht feſtgeſtellt werden. Aber es ſeien einige
Daten angeführt:
Ermordung des öſterreichiſchen Thronfolgers Franz
Ferdinand, der als ſtarke Stütze des öſterreichiſch=
ungari=
ſchen Staatsverbandes galt.
Ermordung des franzöſiſchen Sozialiſten Jaurés, der
die Hauptſtütze der Friedenspartei in Frankreich war.
Rätſelhafter Tod des ruſſiſchen Miniſters Graf Witte,
der in Petersburg als der einflußreichſte Gegner der
Kriegspartei angeſehen wurde.
Mordanſchlag auf den Iren Caſement, der ſeine
Volksgenoſſen zum Kampfe gegen England aufgerufen
hatte.
Verſchwörung in Konſtantinopel und Beſtechung zum
Morde hervorragender, dreibundfeindlicher türkiſcher
Staatsmänner.
Brotkartenein Schweden.
* Stockholm, 4. Juni. Aftonbladet meldet aus
Härnöſand: Wegen des ungewöhnlich hohen
Preiſes für grobes Brot (1 Kilogramm 57Oere),
hat die Stadtverwaltung beſchloſſen, aus eigenem
Mehl=
vorrat Brot zu backen und es zum Preiſe von 42 Oere das
Kilogramm an die Einwohner gegen Brotkarten zu
verkaufen. So lange der Vorrat reicht, kann jeder
Ein=
wohner wöchentlich 5 Kilogramm Brot kaufen. Mit dieſer
Maßnahme iſt zum erſten Male die Brotkarte in
Schwe=
den eingeführt worden.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 6. Juni.
* Uebertragen wurden den Schulamtsaſpiranten
Paul Kreuzburg aus Erfurt, Hermann Möbius
aus Mainz, Valentin Schnatz aus Mainz Lehrerſtellen
an der Volksſchule zu Mainz; den Schulamtsaſpiranten
Matthias Becker aus Ebersheim, Kreis Mainz, Ludwig
Velten aus Großen=Linden, Kreis Gießen, Lehrerſtellen
an der Volksſchule zu Mainz=Mombach; dem
Schulamts=
aſpiranten Franz Ullrich aus Kloppenheim, Kreis
Friedberg, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Mainz=
Kaſtel; den Schulamtsaſpirantinnen Suſanna Lucas
aus Mainz, Maria Mai aus Mainz Lehrerinnenſtellen
an der Volksſchule zu Mainz=Kaſtel; der
Schulamts=
aſpirantin Ottilie Weber aus Dromersheim, Kreis
Bingen, eine Lehrerinſtelle an der Volksſchule zu Mainz=
Koſtheim.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: zum Zeug=
Leutnant der Landwehr 2. Aufgebots: der Zeugfeldwebel
Elfel (VI Berlin), jetzt beim Art.=Dep. in Mainz; zum
Stabsarzt: der Oberarzt der Landwehr 1. Aufgebots Dr.
Scriba (Gießen) beim Kriegsgefangenen=Laz. Gießen
der Oberarzt der Landwehr 2. Aufgebots Dr. Degen
(I Darmſtadt) beim Kriegsgefangenen=Laz. Darmſtadt,
die Oberärzte der Reſerve a. D.: Dr. Sartorius
(II Darmſtadt) beim Reſ.=Laz. Babenhauſen, Dr. Beſte
(Friedberg) beim Reſ.=Laz. Butzbach, die Oberärzte der
Landwehr a. D.: Dr. Göring (I Darmſtadt) beim
Reſ.=Laz. II Darmſtadt, Dr. Zutz (I Darmſtadt) bei den
Erſ.=Esk. der Drag.=Regtr. Nr. 23 und 24. Dr.
Weifen=
bach (I Darmſtadt) beim Reſ.=Laz. III Darmſtadt, Dr.
Wens (Friedberg) beim Reſ.=Laz. Bad Nauheim, Dr.
Betcke (Gießen) beim Reſ.=Laz. Bad Orb, Dr. Goebel
(Worms) beim Reſ.=Laz. Worms. Zu Aſſiſtenzärzten der
Reſerve befördert: die Unterärzte: Helfrich (II
Darm=
ſtadt) beim Feld=Laz. Nr. 8 des 18. A.=K., Dietz (Gießen)
beim 1. Erſ.=Bat. Inf.=Regts. Nr. 116, Graf beim
Landw.=Inf.=Regt. Nr. 118. Groſch (I Darmſtadt) bei
der Kr.=Laz.=Abt. Krieger. Zu Aſſiſtenzärzten der
Land=
wehr 1. Aufgebots befördert: der Unterarzt Wolff
(Gießen) beim Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 87, der Unterarzt der
Landwehr 1. Aufgebots Euteneuer (Gießen) beim
Erſ.=Bat. Inf.=Regts. Nr. 81.
Kriegsauszeichnung. Oberlehrer am Ludwig
Georgs=Gymnaſium Dr. Wilhelm Schmidt, Leutnant
der Landwehr und Kompagnieführer im Reſerve=
Infan=
terie=Regiment Nr. 40 auf dem weſtlichen
Kriegsſchau=
platz, erhielt das Eiſerne Kreuz.
* Die 9. ordentliche evangeliſche Landesſynode hält
am 8 Juni im Synodalgebäude, Waldſtraße 40, ihre
dritte Sitzung ab mit folgender Tagesordnung: I.
Er=
öffnung der Sitzung und Gebet. II. Verkündigung etwaiger
neuer Einläufe. III. Beratung und Beſchlußfaſſung
über: 1. Vorlage Großh. Oberkonſiſtoriums, den
Voran=
ſchlag des evangeliſchen Zentralkirchenfonds für 1915 bis
1919 betreffend. 2. Vorlage Großh. Oberkonſiſtoriums, d’e
Gehaltsverhältniſſe der an den Anſtalten und Vereinen
der Inneren Miſſion angeſtellten Geiſtlichen betreffend.
3. Vorlage Großh. Oberkonſiſtoriums, Errichtung einer
ſelbſtändigen Pfarrei Bretzenheim mit Hechtsheim und
den Evangeliſchen von Marienborn betreffend. 4. Vorlage
Großh. Oberkonſiſtoriums, Errichtung einer neuen
Pfarr=
ſtelle (Anſtaltspfarrei) in Mainz betreffend. 5. Vorlage
Großh. Oberkonſiſtoriums, Lostrennung des Flenſunge:
Hofs von der evangeliſchen Pfarrei Lardenbach betreffend.
6. Anfrage Großh. Oberkonſiſtoriums, Bericht über die
Verhältniſſe und Zuſtände der evangeliſchen Landeskirche
in der Synodalperiode 1910—1914 betreffend.
— Die Techniſche Hochſchule zu Darmſtadt iſt im
gegen=
wärtigen Semeſter von 892 Perſonen beſucht, von denen
7767 Studierende ſind, 24 Hörer und 37 Gäſte. 269 ſind
beſſiſche Staatsangehörige, aus anderen deutſchen Staa=
ten ſtammen 559, dem verbündeten oder dem neutralen
Ausland gehören 64 an. Von den 34 ſtudierenden Damen
ſind 7 als Studierende, 27 als Gäſte eingeſchrieben. Von
der Geſamtzahl von 892 gelten 672 als zum
Heeres=
dienſt beurlaubt. Die am ſtärkſten beſuchten
Abtei=
lungen ſind die für Maſchinenbau (209), für
Ingenieur=
weſen (192) und für Architektur (190). Das ſoeben
er=
ſchienene Perſonalverzeichnis wird eröffnet durch eine
Gedächtnistafel der Gefallenen (5 Mitglieder
des Lehrkörpers, 52 Studierende) und eine Ehrentafel
der im Felde Ausgezeichneten (7 Mitglieder
des Lehrkörpers und 51 Studierende). Der Lehrkörper
ſetzt ſich zuſammen aus 31 ordentlichen, 4 ordentlichen
Honorarprofeſſoren, 11 außerordentlichen Profeſſoren, 40
Lehrern und Privatdozenten und 51 Aſſiſtenten.
* Das Rektorat der Großh. Techniſchen Hochſchule
hittet uns, darauf hinzuweiſen, daß das Programm
für das Studienjahr 1915/16 demnächſt
erſchei=
nen wird. Der Hochſchulunterricht und das
Prüfungs=
weſen nimmt ſelbſtverſtändlich in vollem Umfange den
gewohnten Fortgang, und Dozenten, die etwa noch
Kriegs=
dienſt zu leiſten haben ſollten, werden, wie bisher ſchon
durch Stellvertreter erſetzt werden, ſodaß der Lehrbetriel
keinerlei Störungen erleidet.
Großh. Hoftheater. Als letzte Vorſtellung der
diesjährigen Spielzeit wird heute Sonntag Wagners
„Götterdämmerung” gegeben. Den Siegfried ſingt
Kam=
merſänger Heinrich Henſel, die Brunnhilde
Kammerſänge=
rin Berta Schelper. In den übrigen Partien ſind
beſchäf=
tigt die Damen Feiſtle, Jacobs, Kallenſee, Marx und
Schreber, ſowie die Herren Perkins, Schützendorf und
Stephani. Muſikaliſcher Leiter: Hofrat Ottenheimer,
Spielleiter: Otto Nowack. Anfang 6 Uhr. Es gelten die
kleinen Preiſe. C. 44. — Dienstag, den 8., findet zum
Beſten der Kriegsfürſorge der Stadt Darmſtadt und der
Willem de Haan=Stiftung ein Außerordentliches Konzert
ſtatt, bei dem Generalmuſikdirektor Dr. Max von
Schil=
lings, Kammerſängerin Hedy Iracema=Brügelmann und
Dr. Ludwig Wüllner mitwirken.
* Kreuz in Eiſen. Das Großh. Hoftheater hat
für die Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen der
ge=
fallenen Krieger 150 Mark geſpendet. Für dieſes
Geld, ſowie für den vom Beamtenverein überwieſenen
Betrag von 1000 Mark werden am kommenden Mittwoch
nachmittag Schüler der hieſigen Volksſchulen
die gewünſchte Anzahl Nägel in das Kreuz in Eiſen
ein=
ſchlagen. Außerdem wurde ein Teil der Darmſtädter
Kinderhorte eingeladen, für das ſeinerzeit vom
Großher=
zog geſtiftete Geld zu nageln. Die Nagelung wird um
2½ Uhr beginnen. Einzelne Schüler werden Gedichte
vortragen und beim Geſang vaterländiſcher Lieder
wer=
den die einzelnen Gruppen die Nagelung vornehmen. —
Es wird nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß
Kin=
der und Militär jederzeit für 50 Pfg. einen eiſernen
Nagel einſchlagen können.
— Feldpoſtſendungen. Während der warmen
Jahreszeit dürfen leicht ſchmelzbare Stoffe,
wie Butter, Fett, Honig uſw., mit der Feldpoſt
nur in ſicher verſchloſſenen Blechbehältern
verſchickt werden. Die Verſendung in bloßen Pappkäſten
iſt durchaus ungeeignet, weil der geſchmolzene Inhalt
durch die Umhüllung dringt und andere Sendungen
be=
ſchmutzt und beſchädigt. Beſonders vom weſtlichen
Kriegs=
ſchauplatz, wo ſich bereits eine hohe Tageswärme geltend
macht, wird über ſolche Beſchädigungen lebhaft Klage
geführt. Die Poſtanſtalten ſind angewieſen,
Feldpoſt=
ſendungen mit leicht ſchmelzbaren Stoffen in ungeeigneter
Verpackung während der warmen Jahreszeit unbedingt
zurückzuweiſen. Butter und Fett gehören übrigens zu
den leicht verderblichen Waren, von deren Verſendung
ins Feld ſelbſt bei ausreichender Verpackung während
der warmen Jahreszeit dringend abgeraten wird.
— Die Poſtanweiſungen an Kriegsgefangene in
Frankreich und den franzöſiſchen Beſitzungen werden
jetzt in Bern nach dem Parikurs umgeſchrieben, die
ſchweizeriſch=franzöſiſchen Poſtanweiſungen lauten alſo
auf denſelben Betrag wie die an die Ober=Poſtkontrolle
in Bern gerichteten deutſch=ſchweizeriſchen Poſtanweiſungen.
— Vom Reichs=Kursbuch erſcheint eine neue
Aus=
gabe Anfang Juli zum Preiſe von 2 Mk. 50 Pf.
Be=
ſtellungen nehmen ſämtliche Poſtanſtalten und
Buchhand=
lungen entgegen. Der Poſtbezug für vier aufeinander
folgende Ausgaben iſt zurzeit aufgehoben.
n. Gründlicher Wechſel. Im Unterſuchungsgefängnis
dem hieſigen Provinzialarreſthaus traf ein Verhafteter
ein, der geradenwegs vom Kriegsſchauplatz in den
Kar=
pathen kam. Vor ſeiner Einziehung zum Heere hatte er
ſich an einer Reihe ſchwerer Diebſtähle beteiligt, und das
Verfahren gegen mehrere bereits in Unterſuchungshaft
Be=
findliche dehnte ſich auch auf ihn aus. Weil ihm hiernach
eine längere Freiheitsſtrafe droht, entließ ihn die
Mili=
tärbehörde vorläufig aus dem Heere zur Verfügung der
bürgerlichen Strafjuſtiz, und ſo führte ihn das Schickſal
plötzlich in die Heimat zurück.
— Kartoffelabgabe. Daß noch ein großes
Bedürf=
nis für gute Speiſekartoffeln in allen Schichten der
Be=
völkerung vorhanden iſt, und daß weite Kreiſe ihren
Kartoffelvorrat nicht eingedeckt hatten, zeigte der ſtarke
Andrang zu den ſtädtiſchen Kartoffelabgabeſtellen in der
letzten Woche. Der billige Preis von 3 Mk.
er=
möglicht es nunmehr auch der minderbemittelten
Be=
völkerung, ihren Bedarf einzudecken. Die Beſchaffung
genügender Kartoffelvorräte iſt auch ſchon um deswillen
angezeigt, weil nicht ausgeſchloſſen iſt, daß die
Brot=
ration für den Bezirk der Stadt Darmſtadt um ein
geringes verringert wird. In der Nachbarſtadt
Frankfurt beträgt die Brotmenge pro Kopf und Woche
zurzeit 3750 Gramm, gegen 4000 Gramm in Darmſtadt.
* Ungariſche Fahnen. Nicht ſelten ſieht man beim
Beflaggen der Häuſer anläßlich der Siegesnachrichten
jetzt neben der deutſchen auch die ſchwarz=gelbe Flagge
Oeſterreichs. Wir werden gebeten, die Anregung zu
geben, daß man der Gemeinſamkeit mit unſeren
Ver=
bündeten auch Ladurch Ausdruck verleihe, daß man die
ſchöne rot=weißlegrüne Fahne Ungarns
(Streifen ſenkrecht) in den Flaggenſchmuck der Straßen
einreihe. In Ungarn herrſchen jetzt ſehr lebhafte
Sym=
pathien für Deutſchland, bei uns iſt es aber wohl wenig
bekannt, daß Ungarn eine eigene Trikolore führt.
** Vortrag. Am 27. v. Mts. fand in den Räumen des
chemiſchen Unterſuchungsamtes hier durch Hinwirken des
Kommandanten des hieſigen Kriegsgefangenenlagers
Herrn Generalmajors Koſack, infolge Anordnung des
Kriegsminiſteriums ein Vortrag des Herrn Profeſſors Dr.
Weller, Vorſtand des chemiſchen Unterſuchungsamtes,
unter Mitwirkung der beiden Aſſiſtenten, der Herren
Büchner und Göbel, über die wichtigſten
Nah=
rungs= und Genußmittel unter beſonderer
Berück=
ſichtigung der namentlich auch heutzutage ſo ſtark
vor=
kommenden Verfälſchungen ſtatt. Zu dem Vortrage, an
welchen ſich eine Beſichtigung der hierfür erforderlichen
und nach einzelnen Gruppen eingeteilten Nahrungsmittel
und Präparate im reinen, verdorbenen ſowie verfälſchten
Zuſtande anſchloß, hatten ſich einige Herren Offiziere, an
der Spitze Herr Generalleutnant Auguſtin, ferner
hierzu kommandierte Unteroffiziere und im ganzen etwa
105 Mannſchaften eingefunden. Leider erwieſen ſich die
Räume für eine ſolch ſtattliche Anzahl Zuhörer zu klein,
ſo daß in drei Abteilungen die Vorführungen erfolgen
mußten. Ein welch großes Intereſſe in der jetzigen Zeit
von ſeiten hoher Militärkommandos dieſer beſonders
wich=
tigen Geſundheits= und Ernährungsfrage entgegengebracht
wird, beweiſt vorliegende Tatſache ſchon von ſelbſt. Durch
ſolch ein weiteres Zuſammenwirken hierzu berufener
Militärorgane mit den ſeit langen Jahren beſtehenden
chemiſchen Unterſuchungsämtern dürfte auch in ſanitärer
Hinſicht durch Kenntniſſe der Rohſtoffe und deren
Ver=
arbeitungen ein weiterer Schritt in volkswirtſchaftlicher
Beziehung in dieſer heutigen Zeit gegeben ſein.
Verein „Heilſtätte Haus Burgwald‟ Der Verein
„Heilſtätte Haus Burgwald‟ (E. V.) läßt
Ein=
ladung zu ſeiner am Montag, den 7. Juni, in der „
Heil=
ſtätte Haus Burgwald” ſtattfindenden
Mitglieder=
verſammlung ergeben. Aus dem wegen des
Krie=
ges nur in gedrängter Form herausgegebenen
Jahres=
bericht entnehmen wir, daß der Krieg auch auf den
Be=
trieb der Heilſtätte eine tiefgehende Wirkung ausübte. Die
Hälfte der Pfleglinge wurde zum Militärdienſt
eingeru=
fen, ebenſo der Anſtaltsarzt Herr Dr. Heid, deſſen
Ver=
tretung in dankenswerter Weiſe Herr Dr. Zutz von
Eber=
ſtadt übernahm. Während des Jahres 1914 wurden 49
Perſonen in „Haus Burgwald” verpflegt. Von dieſen 49
Pfleglingen waren Selbſtzahler 13. Der
Mitglieder=
ſtand iſt zurückgegangen durch Tod, Wegzug und
Aus=
tritt aus unbekannten Gründen, und damit ſind auch die
Jahresbeiträge, die im Jahre 1912 noch 2500 Mark
be=
trugen, auf rund 1700 Mark gefallen. Der Betrieb hätte
wohl kaum aufrecht erhalten werden können, wenn nicht
der Vorſtand der Landesverſicherungsanſtalt
Großherzog=
tum Heſſen in dankenswerter Weiſe 1000 Mark überwieſen
hätte. Die vorgeſehene Abtragung von 500 Mark auf das
noch reſtierende unverzinsliche Darlehen von 2500 Mark
konnte unter dieſen Umſtänden leider nicht ausgeführt
werden, da man darauf ſehen mußte, mit einem
genügen=
den Kaſſevorrat in das neue Jahr überzugehen.
* Pſychologiſcher Vortrag. Am Mittwoch, den 9. Juni,
findet ein pſychologiſcher Vortrag von Frhrn. v.
Wall=
brunn über „Das Rätſel der Seele” im
Kaiſer=
ſaal ſtatt. Es ſei auf den vielverſprechenden, anregenden
Inhalt aufmerkſam gemacht, der in klarer, lebendiger
Sprache behandelt iſt und durch viele hochintereſſante
Einzelheiten in leichter, erzählender Art angenehm
be=
lebt wird. Das Ganze, zuſammenfaſſend, iſt eigenartig,
nicht nach der Schablone, und da es auch aktuell in die
jetzige Kriegszeit hineingreift, iſt es ein recht erwünſchter,
äußerſt feſſelnder Vortrag, der jedem beſtens empfohlen
werden kann. (Ueber den Inhalt ſiehe Anzeigeteil.)
* Von der Wach= und Schließgeſellſchaft. Im Monat
Mai ergaben die fortlaufenden Reviſionen der
Nachtwach=
beamten folgende Fälle: 321 offene Haustüren und Tore
vorgeſunden, 53mal brannte Licht in Geſchäfts= und
Bu=
reau=Lokalitäten, Kellern und Bodenräumen, bzw. wurde
vergeſſen, dasſelbe zu löſchen, 17 defekte Schlöſſer und
Türen, ſowie ſteckengebliebene Schlüſſel vorgefunden, 8
offenſtehende Parterrefenſter ermittelt, 19
Hausbewoh=
nern, die ihre Schlüſſel vergeſſen hatten, wurde geöffnet.
§ Ertrunken. Ein Musketier der 3. Kompagnie des
Infanterie=Regiments Nr. 221 iſt am Freitag beim
Baden im Woog ertrunken. Die von einem
anweſen=
den Arzte angeordneten, etwa 1½ Stunden fortgeſetzten
Wiederbelebungsverſuche waren leider ohne Erfolg
§ Fahrraddiebſtähle. Aus einem Hofe in der
Rheinſtraße iſt ein Fahrrad geſtohlen worden. Das
Fahrrad iſt Marke „Torpedo” hat ſchwarzen
Rahmen=
bau, gelbe Felgen, die Fabriknummer 187085 und die
Polizeinummer ſchwarz D. 2377. — Weiter wurde aus
einem Hausflur in der Heinrichſtraße ein Fahrrad,
Marke Opel mit ſchwarzem Rahmenbau und gelben
Felgen, geſtohlen, Polizeinummer M. 2644. — Ferner
wurde auf dem Luiſenplatz ein Fahrrad, Marke
Dür=
kopp, mit ſchwarzem Rahmenbau und ſchwarzen Felgen
geſtohlen. Das Fahrrad hat die Polizeinummer ſchwarz
D. 10882
* Schönſchreibunterricht. Man ſchreibt uns: Durch
den vielſeitigen Beſuch des Schönſchreib=Unterrichts fühlt
ſich Herr Hofer veranlaßt, Dienstag, 8. Juni, noch einen
Kurſus zu eröffnen (Luiſenſtr. 38). Intereſſenten ſeien
beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß der
Aufent=
halt des Herrn Hofer nur vorübergehend iſt. (Näh. im
An=
zeigeteil.)
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Schon wieder das Rote Kreuz!? Wer mit ſcheinbar
berechtigter Ungeduld ſo fragt, ſollte doch bedenken, daß
täglich der Krieg neue Wunden ſchlägt, Frauen und
Kin=
der ihrer Ernährer beraubt und Krankheiten in die Reihen
unſerer tapferen Soldaten bringt. Ueberall da aber
haben wir helfend einzugreifen. Man muß alſo ſchon
darauf gefaßt ſein, daß unſere Stimme, mahnend,
wer=
bend, dankend, nicht eher verſtummen wird, bis der Friede
erſtritten iſt, und dann — wird ſie erſt recht nicht
ſchwei=
gen. Wir ſuchen jetzt und ſpäter Leute, die aus der
rich=
tigen Würdigung der Notwendigkeit und des Segens
un=
ſerer Arbeit dem Roten Kreuz helfen oder doch wenigſtens
nicht entgegenwirken.
Wo die Kriegsflagge weht, herrſcht ein eiſerner
Wille, und harte Notwendigkeit ſtählt Herz und Sinn.
Unter dem Roten Kreuz auf weißem Grunde ſcharen ſich
außer den Frauen zumeiſt Vaterlandsfreunde, die aus
irgend einem Grunde mit der Waffe nicht dienen können
und doch auch ihrerſeits helfen wollen. Auch hier bei allen
heilige Begeiſterung, auch hier ein Wille. Aber doch,
zu=
mal bei der Freiwilligkeit aller Leiſtungen, eine viel
grö=
ßere Schwierigkeit, die verſchiedenartigen Hilfskräfte unter
den einen Gedanken zu ordnen und bei ihnen das Opfer
des Verzichts auf Eigenart und Kritik zu erreichen. In
demſelben Maße, in dem helfende Liebe und weiches,
menſchliches Empfinden oberſtes Gebot im Roten Kreuze
iſt, zeigt ſich, beſonders im Gegenſatz zu dem harten,
rauhen Krieg, der Abſtand zwiſchen dem Erſtrebten und
dem Erreichten nirgends ſo niederdrückend deutlich als
gerade hier. Das weiß jeder, der dem Roten Kreuz dient.
Aber die Außenſtehenden denken bei der Bewertung
un=
ſerer Arbeit nur zu leicht an das, was ſein ſollte, und
nicht an das, was iſt, wie es ſein kann. Man ſollte
unbe=
ſchadet aller Hingabe an den über den Alltag erhebenden
Gedanken der Liebe bei unſerem Werfe bei deſſen
Beur=
teilung doch mit den Füßen auf dem Boden ſtehen, mit
möglichſt klarem, nüchternem Blick die Dinge betrachten,
wenn man eine Antwort ſucht auf die Frage: Was leiſtet
uns und mir das Rote Kreuz? Eine ſehr beruhigende
Antwort erhält ſchon der, der ſich einmal ins Gedächtnis
ruft, welch unerhörte Zuſtände noch im Jahre 1859 im
italieniſchen Krieg den Schweizer Dunant mit Recht
empören und auf den Gedanken, den jetzt das Rote Kreuz
vertritt, bringen konnten. Und als Gegenſtück dazu laſſe
er ſich von unſeren Verwundeten oder Kranken erzählen,
was in ihrem Dienſte auf den Schlachtfeldern des jetzigen
Krieges geſchah. Wer hat früher daran gedacht, die
leib=
lichen und ſeeliſchen Bedürfniſſe des Soldaten im Felde
zu befriedigen? Liebesgaben in dem Sinn und Umfang,
wie ſie das Rote Kreuz jetzt faſt täglich hinausſchickt, hat
man früher nicht gekannt. Auch ſonſt beobachten wir
allenthalben eine der Zeit angepaßte Erweiterung
ſei=
nes Arbeitsfeldes. Hier hat man mit den großen
Errun=
genſchaften ſtets gleichen Schritt gehalten und ſich vor
jeder Rückſtändigkeit bewahrt. Die ſtaunenerregenden
Er=
findungen zur Beſchleunigung bequemen Verkehrs ſind,
ſoweit irgend möglich, in den Dienſt unſerer
Verwun=
deten und Kranken geſtellt worden. Deren Tauſende und
Abertauſende können bezeugen, in welch kurzer Zeit ſie
vom Schlachtfeld auf leicht fahrenden Kraftwagen und
in Lazarettzügen ſorgfältiger Pflege zugeführt wurden,
und wie ſo manch köſtliches Leben der deutſchen
Volks=
kraft erhalten blieb. Auch in den Krankenhäuſern wird
ſelbſt der kritiſch prüfende Blick kaum irgend einen der
gewaltigen Fortſchritte der Medizin vermiſſen. Die
gründ=
liche deutſche Wiſſenſchaft waltet auch hier erhaltend am
Krankenbett, in den Heilmitteln und Einrichtungen.
Vollends iſt der ſoziale Gedanke, der in den letzten
Jahr=
zehnten in Geſetzgebung und Fürſorge aller Art in
Deutſchland ſich durchgeſetzt hat, im weiteſten Umfang in
die Arbeit des Roten Kreuzes aufgenommen und in die
Tat umgeſetzt worden. Da es angeſichts der vielen
ander=
weit ins Leben gernfenen Fürſorgeverbände ſo ſcheinen
könnte, als ſei hier das Rote Kreuz nicht auf der Höhe,
fei dies abermals feſtgeſtellt. Das tiefe ſoziale Empfinden
unſerer Zeit zieht ſich nicht nur durch die Art hindurch, in
der deutſche Frauen aller Stände unſere braven Soldaten
pflegen, es gewinnt auch Kunſt und Wiſſenſchaft für ſeine
Zwecke, es ſchafft Leſehallen und Leſeſtoff und ſorgt ſo
nicht nur für die körperliche Geneſung, ſondern auch für
das geiſtige Wohl unſerer Pflegebefohlenen. Von
man=
chem anderen ganz zu geſchweigen! Daran ſollte man
den=
ken, und an den guten Willen, von dem die Organe des
Roten Kreuzes beſeelt ſind. Wer hier berechtigten Tadel
über dringende Mißſtände erheben kann, halte nicht zurück.
Vielleicht aber wartet er auch bis nach dem Kriege. Denn
noch iſt Nötigeres zu tun. Solange noch Hände im Felde
ſich nach Gaben ausſtrecken, Wunden brennen und Tränen
zu trocknen ſind, wollen wir da zuerſt helfen. Ob es einen
noch beſſeren Weg zur Löſung all der Aufgaben des Roten
Kreuzes gegeben hätte, als den von uns beſchrittenen,
mag für den Frieden eine offene Frage bleiben. Das iſt
aber keine Frage: Wer durch uns gibt, raſch und viel
gibt, dient dem Vaterland, der Geſundheit, dem
Wohl=
ergehen ſeiner Stammesgenoſſen und ſeiner eigenen
Exi=
ſtenz und dem Sieg des Machtvollſten, das ſich eben in
der Welt durchzuringen im Begriffe ſteht: des deutſchen
Eedankens!
Provinzialtag.
g. Im Rathausſaal trat geſtern nachmittag der
Provinzialtag der Provinz Starkenburg
zu einer öffentlichen Sitzung zuſammen. Nach
Feſt=
ſtellung der Beſchlußfähigkeit eröffnete der Vorſitzende des
Provinzialtages, Provinzialdirektor Fey, die Sitzung
und begrüßte die Provinzialtagsmitglieder, unter dieſen
die Herren Kreisräte der Provinz. Zu Urkundsperſonen
werden ernannt Ortsgerichtsvorſteher Müller und
Oekonomierat Walter. Der Vorſitzende gedenkt ſodann
der Provinzialtagsabgeordneten, die im Felde ſtehen;
es ſind dies die Herren Kammerdirektor Baur=
Linden=
fels, Gutsbeſitzer Boxheimer=Lampertheim und
Kommerzienrat Böhm=Offenbach; im Felde geſtanden
haben Bürgermeiſter Dr. Lößlein=Bensheim und
Kom=
merzienrat Opel=Rüſſelsheim, ferner wurde zum Heere
einberufen Geh. Juſtizrat Dr. Lahr, und Kreisrat Dr.
Kranzbühler wurde nach Namur berufen als
Präſi=
dent der Provinzialverwaltung.
Der Vorſitzende fuhr ſodann fort: In eine große,
aber auch in eine ernſte und ſchwere Zeit fällt unſere
heutige Verſammlung des Provinzialtags. Unſer teures
Vaterland, alles, was in langer, ſegensreicher
Friedens=
arbeit von Induſtrie, Gewerbe, Handel und Landwirtſchaft
errungen wurde, unſere Kultur gilt es gegen eine Welt
von Feinden zu verteidigen. Mit unvergleichlicher
Tapfer=
keit, mit einem Opfermute, den die Weltgeſchichte in dieſer
Größe bis jetzt nicht kennt, löſen unſere tapferen
Armeen die gewaltigſten Aufgaben in glänzender
Weiſe. Aber große Aufgaben haben auch die
Daheim=
gebliebenen zu erfüllen, Aufgaben, die Ruhe,
Einig=
keit und feſtes Zuſammenhalten erfordern. Die Blüte
unſerer Nation, die Fülle der Manneskraft befindet ſich
im Felde und damit ein großer Teil der Arbeits= und
Triebkraft unſeres wirtſchaftlichen Lebens. Ihre Arbeit
muß durch die Daheimgebliebenen erſetzt werden. Und
dies iſt, ſoweit es irgend ging, auch in unſerer Provinz
geſchehen. Durch Einteilung und Sparſamkeit iſt es
ge=
ſungen, unſer wirtſchaftliches Leben
auft=
recht zu erhalten, ſowie die Verſorgung unſeres
Volkes mit Nahrungs= und Geldmitteln ſicherzuſtellen.
Was unſere Induſtrie in Anpaſſung an die ſäwierigen
Verhältniſſe geleiſtet hat, iſt großartig, aber auch die
Leiſtungen unſerer Landwirtſchaft ſind es nicht minder.
Ganz beſonders müſſen wir hierbei der Hilfe und
Arbeit der Frauen nicht nur auf dem Gebiete der
pflegenden Fürſorge und auf ſozialem Gebiete, ſondern
beſonders auch in der Landwirtſchaft und im gewerblichen
Betriebe gedenken. Im öffentlichen Leben hat es ſich
ge=
zeigt, welche grundlegende Kraft wir in unſerer
Selbſt=
verwaltung beſitzen. Bei der Kriegsfürſorge haben
ſich Gemeinden und Kreiſe in hervorragender Weiſe
be=
teiligt und auch die Provinz hat an ihrem Teil in der
öffentlichen Wohlfahrtspflege, z. B. auf dem Gebiete des
Arbeitsmarktes, der Verwundeten= und der
Kriegsbeſchä=
digtenfürſorge, ſowie bei Aufrechterhaltung und
Ausbrei=
tung volkswirtſchaftlich wichtiger Einrichtungen und
Tätigkeiten mitgewirkt. Es iſt auch ferner eine
Hauptauf=
gabe der Selbſtverwaltungskörper, neben der ſtaatlichen
Fürſorge unſer wirtſchaftliches Leben zu erhalten,
Zu=
ſammenbrüche und Notfälle zu verhüten. Auch in unſerer
Provinz wird dies gelingen, wenn alle, wie ſeither, in
wechſelſeitiger Ergänzung und Hilfe zuſammenſtehen. Das
wird für die Folge noch notwendiger werden als ſeither,
da die Landwirtſchaft größere Arbeitskräfte beanſprucht,
die Notwendigkeit unſerer Verteidigung aber noch mekr
Männer und Jünglinge zu den Fahnen ruft.
Was nun die finanzielle Lage in der
Pro=
vinz angeht, ſo ſind wir in der glücklichen Lage, mit
einem ſehr erheblichen Ueberſchuß aus dem Jahre 1913
in unſer neues Voranſchlagsjahr eintreten zu können.
Dadurch iſt es möglich, daß wir im neuen
Voranſchlags=
jahr Kapitalaufnahmen vermeiden, daß wir
den Kreiſen alle Koſtenanteile für neuerbaute
Kreis=
ſtraßen aus früheren Jahren, die noch rückſtändig waren,
zurückzahlen können und daß wir gleichzeitig die Koſten
für die Neubauten von Kreisſtraßen und die Herſtellung
von Kleinpflaſter laufenden Mitteln entnehmen können.
Allerdings wird der Kreisſtraßeneubau, für den in der
Provinz hauptſächlich die Kreiſe Erbach und
Heppen=
heim in Betracht kommen, wenn auch nicht ſtille ſtehen
ſo doch aus Mangel an Fuhrwerken und Arbeitern
er=
heblich eingeſchränkt werden. Ebenſo ſtößt die Herſtellung
von Kleinpflaſter aus gleichen Gründen auf
Schwierig=
keiten. Ausgeführt wurden in den letzten Jahren folgende
Straßen: 1. Jägersburg-Biblis, 2. Bensheim-Zell
(Meerbach-Brückenbau), 3. Bahnhof Kranichſtein-
Darmſtadt, 4. Babenhauſen-Harreshauſen, 5.
Leng=
feld-Niederklingen, 6. Hembach-Kirchbrombach, 7.
Neu=
ſtadt-Seckmauern (Mümlingbrückenbau), 8.
Kirchbeer=
furth-Pfaffenbeerfurth, 9. Worfelden-Mörfelden, 10.
Ju=
höhe-Bonsweiher, 11. Rimbach-Lützelrimbach, 12.
Wimpfen-Heinsheim, 13. Birkenau-Löhrbach. Im Bau
begriffen iſt zurzeit: 14. Ober=Moſſau-Spreng. Zur
Ausführung genehmigt ſind: 15. Alsbach-Hähnlein, 16.
Ernsbach-Eulbacherſtraße, 17. Erbach-Unter=Moſſau,
18. Lörzenbach-Fahrenbach, 19. Mackenheim-Weiher.
Zur Genehmigung werden folgende Projekte
vorgeſchla=
gen: 20. Ober=Beerbach-Neutſch, 21. Güttersbach-Olfen,
vorbehältlich der Prüfung und Feſtſtellung durch den
Provinzialausſchuß. An Kleinpflaſteranlagen ſind
vor=
geſehen: 1 Schönau-Rüſſelsheim, 2. Pfungſtadt-Hahn,
3. Sprendlingen-Langen, 4. Bieber-Exerzierplatz.
Wenn es auch zweifelhaft iſt, ob unter den
gegen=
wärtigen Verhältniſſen dieſe Anlagen ausgeführt
wer=
den können, ſo erſchien es doch rätlich und zweckmäßig,
ſie in den Voranſchlag einzuſtellen. Jedenfalls würde,
wenn wieder Friede eintritt, mit dieſen Anlagen alsbald
begonnen werden können und dadurch
Beſchäftigungs=
gelegenheit für aus dem Kriege zurückkehrende
Arbeits=
kräfte geboten ſein. Die hierfür zur Verwendung
ſtehen=
den Ueberſchüſſe der Vorjahre ſollen durch den
Provinzial=
ausſchuß bis zu ihrer Verwendung einſtweilen
zinstra=
gend angelegt werden. Der Provinzialausſchuß bittet
um die Ermächtigung, daß aus dieſem Grunde im
Hin=
blick auf die beſtehenden Schwierigkeiten und zur
Ver=
hütung erheblicher Mehrkoſten die Neuanlagen und
Her=
ſtellungen nicht ohne ſeine Zuſtimmung begonnen
wer=
den Die Unterhaltungskoſten der
Kreis=
ſtraßen betragen bei einer Länge von 1753 Kilometern
959 282 Mk. (96 646 Mk. weniger wie im Vorjahre). Im
neuen Voranſchlag iſt für die allgemeine Verwaltung ein
etwas geringerer Betrag wie im Vorjahre, für
Wohl=
fahrtszwecke der gleiche Betrag wie im Vorjahre
einge=
ſtellt. Die Provinzialpflegeanſtalt erfordert
infolge der Verteuerung der Lebensmittel und
Ver=
brauchsgegenſtände einen um 16000 Mk. höheren Zuſchuß
als im Vorjahre, im ganzen 91700 Mk. Die
Provin=
zialumlagen ſind mit 521000 Mk. die gleichen
ge=
blieben wie im Vorjahre. Der Voranſchlag ſchließt mit
703097,71 Mk. (gegen 853 630,46 Mk. im Vorjahre) ab
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Beteiligung der
Provinz bei der Heſſiſchen
Eiſenbahnaktien=
geſellſchaft bis jetzt von beſonderem Vorteil war.
Die Ueberlandzentrale erwies ſich als eine hervorragende
Stütze unſeres wirtſchaftlichen Lebens gerade während
der Kriegszeit, und es iſt nur zu bedauern, daß ſie infolge
mancher Schwierigkeiten nicht auf alle die Gemeinden, die
vorgeſehen ſind, erſtreckt werden konnte. Diejenigen
Ge=
meinden aber die angeſchloſſen ſind, empfinden dieſen
großen Vorteil gerade jetzt ganz beſonders. Was das
Bergſtraßenbahnprojekt betrifft, ſo haben
nunmehr, nachdem auch die Gemeinde Seeheim
beigetre=
ten iſt, alle Gemeinden zugeſtimmt und es
kann, ſobald der Krieg beendet iſt, dieſe
An=
lage zur Ausführung kommen.
Beſonders zu erwähnen iſt noch, daß die Provinz in
der Provinzialpflegeanſtalt ein Reſerve=Lazarett für
Ver=
wundete eingerichtet hat. Nunmehr ſoll für ſolche
Kriegs=
beſchädigte, welche dauernd nur ganz gering
erwerbs=
fähig ſind oder die dauernd krank oder in Siechtum,
Läh=
mung, Erblindung uſw. verfallen ſind, ſodaß eine
dauernde Fürſorge und Pflege für dieſelben erforderlich
iſt, ein beſonderes „Heim” bei der Anſtalt, zunächſt unter
Benutzung beſonderer, von den Anſtaltsabteilungen
voll=
ſtändig abzutrennende Räume geſchaffen werden. Dieſe
Pflege ſoll für ſich, in einer dem Zuſtand und der Lage
ſolcher Kriegsbeſchädigten geeigneten Weiſe eingerichtet
und es ſoll die Fürſorge für dieſelben, namentlich auch
was geiſtige Beſchäftigung und Unterhaltung anlangt,
be=
ſonders ausgeſtaltet werden. Auch beantragt der
Pro=
vinzialausſchuß die Ermächtigung, ſoweit möglich, den
Werkſtättenbetrieb und den landwirtſchaftlichen Betrieb
der Anſtalt, in Abtrennung von der Beſchäftigung der
ſonſtigen Pfleglinge der Anſtalt, zur Wiedererlangung der
Erwerbsfähigkeit von Kriegsbeſchädigten auszugeſtalten.
Die Aufnahme der Kriegsbeſchädigten ſoll ohne Rückſicht
darauf, ob ſie der Provinz angehören oder nicht, erfolgen
können. Das Nähere hierüber geht im einzelnen aus
Rubrik 13 des Voranſchlags hervor. Was den
eingeſtell=
ten Betrag für ländliche Wohlfahrtspflege, Heimat= und
Kunſtpflege anlangt, ſo ſollen hieraus auch Beihilfen für
die Sache der Jugendwehren in der Provinz
durch den Provinzialausſchuß bewilligt werden können.
Dieſe gerade in der Gegenwart ſo außerordentlich wichtige
Sache bitte ich die Herren Provinzialtagsmitglieder auch
perſönlich in ihrem Kreiſe und Gemeinden möglichſt zu
unterſtützen. Sie liegt im vaterländiſchen Intereſſe,
ſo=
wie im Intereſſe jedes einzelnen jungen Mannes, wie
jetzt wenige. Hoffen wir, daß die Jugend, die jetzt ſich
militäriſch vorbereitet, nicht mehr in den Kampf ziehen
muß. Aber wenn es nötig ſein ſollte, ſo wird auch ſie
an Opfermut nicht nachſtehen.
Allen tapferen Helden aus unſerer Provinz, die im
Felde ſtehen, gelten unſere heißeſten Wünſche. Ganz
beſon=
ders gedenken wir in deutſcher Treue derjenigen, die für
das Vaterland geblutet und die ihr Leben gelaſſen haben.
Die Größe ſolcher Opfer wird auch in unſerer Provinz
niemals vergeſſen werden. (Zu Ehren der Helden erheben
ſich die Anweſenden von ihren Sitzen.)
Der Vorſitzende teilte hierauf mit, daß Herr Baurat
Profeſſor Knapp als Provinzialbaubeamter an die
Stelle von Herrn Baurat Balz getreten iſt, welcher ſeit
dem Mai 1911 für die Provinz tätig war und jetzt nach
Mainz verſetzt wurde. Herr Baurat Balz hat während
ſeiner vierjährigen Tätigkeit viel Schönes und techniſch
Gutes geleiſtet; beſonders ſind ſeine Verdienſte um das
Fleinpflaſter unſerer Chauſſeen zu erwähnen. Während
des vergangenen Jahres iſt das Provinzialtagsmitglied
Bürgermeiſter Metzger=Langen geſtorben. Zu ſeinem
Gedächtnis erheben ſich die Anweſenden von ihren Plätzen
Der Verwaltungsbericht des
Provinzial=
ausſchuſſes und der Provinzial=Pflegeanſtalt für 1913
liegt im Druck vor. Die Rechnung der Provinzialkaſſe iſt
vom Ausſchußmitglied Dr. Bernbeck geprüft und
haben ſich Beanſtandungen nicht gefunden. Die
Einnah=
men betragen nach der Rechnung 978 619,84 Mark (
Vor=
anſchlag: 823 462,30 Mark), die Ausgaben 657 340,03 Mark
(Voranſchlag: 823 462,30 Mark). Es verbleibt ſomit ein
Reſt von 321 279,81 Mark. Erſparniſſe wurden gemacht
beim Bau und Unterhalten von Straßen, wo Arbeiten
wegen des Krieges unverhältnismäßig verteuert wurden
und deshalb nicht unbedingt ſofort Erforderliches
auf=
geſchoben wurde — Es betragen: das Vermögen 1089072
Mark 49 Pfg., die Schulden 1 442 259 Mark 62 Pfg.
Die Rechnung der Provinzial=
Pflegean=
ſtalt für 1913 (Rj.) ſchließt in Einnahmen mit 217 495,24
Mark, in Ausgaben mit 181841,62 Mark ab. Von dem
Rechnungsreſt ſind in den Voranſchlag für 1914 in
Ein=
nahmen geſtellt 23990,43 Mark und der Reſtbetrag von
11663,19 Mark iſt für 1915 verwendbar.
Ueber den Geſchäftsumfang und die
Geſchäfts=
tätigkeit des Provinzialausſchuſſes im
verfloſſenen Jahre (1914) iſt anzuführen, daß 31 Sitzungen
abgehalten und 331 Gegenſtände, darunter 82 ſog. ſtreitige
Sachen, d. i. ſolche in mündlichem, öffentlichem
Streit=
verfahren unter Beiladung der Parteien, erledigt wurden.
Die ſtreitigen Sachen betrafen: Enteignung von
Grund=
eigentum 14 Fälle, Klagen gegen die Fürſorgekaſſe für
Beamte und Bedienſtete der Landgemeinden und
Kommu=
nalverbände 2 Fälle, Streitigkeiten zwiſchen
Armenver=
bänden 10, Gewerbeangelegenheiten 40, Reichstags= und
Ortsvorſtandswahlen 5, Angelegenheiten der Baupolizei 3,
Gemeindeangelegenheiten im allgemeinen 7 und ſonſtige
Gegenſtände 1 Fall, zuſammen 82 Fälle. Unerledigt
ge=
blieben ſind acht Sachen. Die im Beſchlußverfahren
er=
ledigten 249 Sachen betrafen den Neubau und die
Unter=
haltung von Kreisſtraßen in der Provinz Starkenburg,
ſowie ſonſtige Angelegenheiten der Provinzialverwaltung
und der Provinzial=Pflegeanſtalt, Beſchlüſſe wegen
Wan=
derfürſorge, Arbeitsnachweis, Verkehrsverhältniſſe,
Ent=
eignungsangelegenheiten, Wohlfahrtspflege,
Koſtenfeſt=
ſetzungen, Budgetangelegenheiten ufw. Die Behandlung
der ſtreitigen Verwaltungsſachen vor dem
Provinzialaus=
ſchuß verurſacht, wenn ſie eine gründliche und ſachgemäße,
dem Anſehen und der Stellung der Verwaltungsjuſtiz
ent=
ſprechende ſein ſoll, eine ganz beſondere Arbeitslaſt, und
zwar ſchon im vorbereitenden Verfahren. In den meiſten
Sachen ſind die Parteien durch Anwälte vertreten, welche
oft ſehr umfangreiche Anträge in juriſtiſcher und
tatſäch=
licher Hinſicht und in bezug auf den Beweis ſtellen. Dieſe
Anträge zu würdigen und auf ſie zu befinden, iſt recht
zeit=
raubend, aber zur Verhütung von Koſten und zu großer
Ausdehnung von Sitzungen dringend nötig. Die
Tätig=
keit des Provinzialausſchuſſes in 1912 umfaßte 263
Sachen, darunter 149 im öffentlichen Streitverfahren, und
in 1913: 439, darunter 149 ſtreitige. Die Zahl der
an=
hängig gewordenen ſtreitigen Sachen betrug 1912: 150,
1913: 157 und in 1914: 90. Während der Ferien wurden
zwei Sitzungen abgehalten, in denen 5 Sachen im
öffent=
lichen Streitverfahren und 17 Sachen im
Beſchlußverfah=
ren erledigt worden ſind.
Es werden gegen die Rechnung der Kaſſe keine
Ein=
wendungen erhoben und dieſe wird vorbehältlich der
Prü=
fung durch die Oberrechnungskammer hiermit feſtgeſtellt.
Es wird nunmehr in die Feſtſtellung des
Voran=
ſchlags der Provin zialkaſſe und der
Pro=
vinzial=Pflegeanſtalt für 1915 eingetreten.
Der Voranſchlag der Provinzialkaſſe ſchließt in
Einnah=
men und Ausgaben mit 703097,71 Mark ab; der der
Pro=
vinzial=Pflegeanſtalt mit 238 814,54 Mark. Als Zuſchuß
des Staates zu der Betriebskaſſe der Pflegeanſtalt
wur=
den wieder 10000 Mark in den Voranſchlag eingeſtellt.
Dieſe Summe kam bisher nur dadurch der Provinz
Star=
kenburg zugute, daß Rheinheſſen und Oberheſſen auf je
5000 Mark von den ihnen bewilligten 20000 Mark
ver=
zichteten. Dieſen Betrag beanſpruchen ſie dieſes Jahr
aber ſelbſt. Da jetzt in der Pflegeanſtalt der Provinz
Starkenburg auch leichte Geiſteskranke verpflegt werden,
hat auch Starkenburg ein Anrecht auf Staatszuſchuß wie
die anderen Provinzen. Der Provinzialausſchuß ſtellte
deshalb einen entſprechenden Antrag. — Bürgermeiſter
Nuß=Gernsheim beantragt, der Provinzialtag wolle
durch einen Beſchluß den Antrag des
Provinzialausſchuſ=
ſes unterſtützen. — Provinzialtagsmitglied Dr. Oſann
meint, daß das nicht ſo einfach ſei, da der Poſten durch das
Budget des Landes läuft, alſo der landſtändiſchen
Ge=
nehmigung bedarf. Es ſei alſo außerordentlich ſchwer,
die 10000 Mark für 1915 zu erlangen, da der Betrag im
Etat für 1914 nicht ſtand und für. 1915 ein entſprechender
Antrag nicht geſtellt wurde. — Beig. Porth=Offenbach
tritt dafür ein, den Poſten dennoch im Voranſchlag ſtehen
zu laſſen. — Der Antrag Nuß wird einſtimmig
an=
genommen.
Oekonomierat Walter=Lengfeld bringt einen Fall
aus dem Kreiſe Dieburg bezüglich der Koſtenheranziehung
für die Unterbringung eines Armen in der Provinzial=
Pflegeanſtalt zur Sprache. Von einem Angehörigen des
Kranken war ein Beitrag geleiſtet, den die Anſtaltskaſſe
beanſprucht, während es im Kreiſe Dieburg Brauch ſei,
daß Kreis und Gemeinde, die die Unterhaltskoſten zu
tra=
gen haben, je die Hälfte bekämen. Der Provinzialtag
be=
ſchließt, daß die Folgen einer etwaigen Aenderung
ge=
prüft werden ſollen. — Zu dem Punkt Verkehrsweſen
wünſcht Beig. Porth, daß wegen des Baues der
Berg=
ſtraßenbahn keine Aenderung des Einfluſſes der Provinz
auf die Geſellſchaft eintrete. Der Vorſitzende bemerkt, daß
ſich an der Aktienverteilung nichts ändert, vielmehr das
Kapital zu der Bergſtraßenbahn durch Anlehen beſchafft
werden ſoll.
Seit Beginn des Krieges wurde ein Reſervelazarett
zu 28 Betten für Verwundete in dem Iſoliergebäude der
Anſtalt eingerichtet, das zunächſt zu Laſten der Provinz
betrieben wurde. Seit 1. Februar dieſes Jahres wird
eine Vergütung von 2 Mark 50 Pfg. für die Perſon
ge=
leiſtet.
Nunmehr ſoll für ſolche Kriegsbeſchädigte,
welche dauernd nur ganz gering
erwerbs=
fähig ſind oder die dauernd krank oder in
Siech=
tum, Lähmung, Erblindung uſw. verfallen ſind, ſodaß eine
dauernde Fürſorge und Pflege für dieſelben erforderlich
iſt, ein beſonderes „Heim” bei der Anſtalt,
zu=
nächſt unter Benutzung des Iſoliergebäudes und
ſonſti=
ger, von den Anſtaltsabteilungen vollſtändig
abzutrennen=
der Räume geſchaffen werden. Dieſe Pflege ſoll für ſich,
in einer dem Zuſtand und der Lage ſolcher
Kriegsbeſchä=
digten geeigneten Weiſe eingerichtet, und es ſoll die
Für=
ſorge für dieſelben, namentlich auch was geiſtige
Beſchäf=
tigung und Unterhaltung anlangt, beſonders ausgeſtaltet
werden. Die Koſten dieſer Verpflegung ſollen, ſoweit ſie
nicht aus den Renten der Kriegsbeſchädigten, die jedoch
nicht zu ihrem vollen Betrage jeweils in Anſpruch
genom=
men werden ſollen, oder aus ſonſtigen etwa erwachſenden
Stiftungen und Zuwendungen gedeckt werden, aus
Mitteln der Provinz beſtritten werden. Das
Iſoliergebäude der Anſtalt hat ſich für die ſeinerzeit mit
ihm beabſichtigten Zwecke als nicht notwendig erwieſen
und kann ſomit dem oben bemerkten Zwecke ſehr gut
zu=
geführt werden. Sollte ſich aber, entgegen den
ſeitheri=
gen Erfahrungen, die Notwendigkeit der Einrichtung von
Iſolierräumen ergeben, ſo können ſolche auf andere Weiſe,
eventuell durch Aufſtellung einer Baracke, die einen
Koſten=
aufwand von rund 4000 Mark erfordert, beſſer und
billi=
ger beſchafft werden, als durch das Leerſtehenlaſſen des
dermaligen Iſoliergebäudes. Der Provinzialausſchuß
wird auch ermächtigt, ſoweit möglich, den
Werkſtättenbe=
trieb und den landwirtſchaftlichen Betrieb der Anſtalt,
in Abtrennung von der Beſchäftigung der ſonſtigen
Pfleg=
linge der Anſtalt, zur Wiedererlangung der
Erwerbsfähig=
keit von Kriegsbeſchädigten auszugeſtalten.
Der Provinzialausſchuß wird ferner ermächtigt das
Erforderliche wegen Einrichtung des „Heims” zu
be=
ſchließen. Endlich wird der Provinzialausſchuß
ermäch=
tigt, für die oben bemerkten Einrichtungen und
Herſtel=
lungen, einſchließlich der baulichen Neuerungen und Neu= feſtigte Humbermündung und den Flottenſtützpunkt
anlagen, einen Betrag bis zu 60000 Mark aufzuwenden.
Die Voranſchläge werden genehmigt und ferner im
voraus die Genehmigung zur Zahlung des Gehalts eines
Straßenwärters an ſeine Witwe auf die Dauer von drei big und mit gutem Erfolg mit Bomben belegt.
Monaten, ſtatt zwei, erteilt, falls der Kreistag des be= Zahlreiche ſtarke Brände mit Exploſionen, darunter ein
treffenden Kreiſes ſeine Genehmigung erteilen ſollte.
Miglieder der OberErſaßzkommiſſion fſür en
zweiten Bezirk der 49. Infanterie=Brigade, Bürgermeiſter
Lang=Pfungſtadt und Kammerdirektor Baur=Betaz,
— Damit war die Tagesordnung erledigt.
Kunſtnotizen.
Aeber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Außerordentliches Konzert im
Hof=
theater. (Dienstag, den 8. Juni, 8 Uhr.) Die
Auf=
führung des Wildenbruchſchen Hexenliedes mit der
Muſik Schillings bedeutet immer ein Ereignis im
Konzertſaal, um wieviel mehr noch, wenn ein
Vortrags=
meiſter, wie es Wüllner iſt, ſich der dankbaren Aufgabe
dieſes tiefergreifenden Gedichtes unterzieht und ihn
dabei der Komponiſt=Dirigent mit einem guten Orcheſter
unterſtützt. Und tatſächlich hat keine Kompoſition der
letzten Jahre ſo viele Aufführungen zu verzeichnen, wie
gerade das Hexenlied, welches, wie kein ähnliches Werk,
ſtets eines durchſchlagenden Erfolges ſicher iſt. Die
Bresl. Ztg. ſagt: „Dr. Wüllner hat mit dem Schillings=
Wildenbruchſchen Hexenlied ſeine Zuhörer
bedingungs=
los gepackt. Die melodramatiſche Bearbeitung hebt die
Wirkung des Gedichtes, das ſchon mit ſtarken Stimmungen
durchſättigt iſt, auf eine unheimliche Höhe.” (
Haupt=
probe. Vielfach ausgeſprochenen Wünſchen gemäß wird
die Hauptprobe am Dienstag früh ½11 Uhr eine
öffent=
liche ſein. Eintritt 1,50 Mk.)
Groß=Gerau, 5. Juni. (
Lebensmittelverſor=
gung.) Zur Verſorgung der minderbemittelten
Bevöl=
kerung ſind dem Kommunalverband von der Zentral=
Ein=
kaufsgeſellſchaft in Berlin Schnittnudeln zum Bezug
an=
geboten worden. Der Kommunalverband wird die
er=
wähnten Nahrungsmittel beziehen und den
Spezereihänd=
lern zum Wiederverkauf zu einem beſtimmten Preiſe, der
ſich höchſtens auf 95 Mark pro 100 Kilogramm ſtellen wird,
überlaſſen, falls ein hinreichender Bedarf nach dieſen
Nah=
rungsmitteln vorhanden iſt.
Mörfelden, 5. Juni. (Feuer.) Mittwoch abend 5.15
Uhr brannte der Dachſtuhl der Scheuer des Herrn Chriſt.
Gernandt hier ab. Die Entſtehungsurſache des
Feuers iſt völlig unbekannt.
-h- Zwingenberg, 5. Juni. (Vom Obſtmarkt.)
Da die Kirſchen infolge des warmen Wetters ſchnell
rei=
fen, ſo dürfte der morgige erſte Markt des hieſigen
Obſt=
großmarktes ſehr gut befahren werden. Die Kirſchen
ſind wunderſchön und haben einen hocharomatiſchen
Ge=
ſchmack.
-h- Auerbach, 5. Juni. (Für die Kaiſer=
Wilhelm=Spende deutſcher Frauen und
Hochſtädten die hübſche Summe von 968,10 Mk.
ge=
ſammelt. — Herr Hauptlehrer Schwebel, der wegen
geſchwächter Geſundheit beurlaubt iſt, wird nicht mehr
in den Dienſt zurückkehren und in den Ruheſtand treten.
Herx Schwebel, ein tüchtiger Lehrer, ſteht im 67.
Lebens=
jahre und iſt etwa 30 Jahre hier. Vorher ſtand er in
Gumpen i. O. Herr Lehrer Lanz hat ſeine Dienſte als
Hauptlehrer übernommen.
-h- Bensheim, 5. Juni. (Das hieſige
Gym=
naſium) hat einen großen Verluſt erlitten indem der
Oberlehrer Dr. Köhler auf dem Felde der Ehre gefallen
iſt. Er ſtand als Leutnant der Reſerve im 118. Inf.=
Regiment. — Dem Unteroffizier H. Konzack im
Länd=
wehr=Infanterie=Regiment Nr. 116 wurde das Eiſerne
Kreuz verliehen.
n. Lampertheim, 5. Juni. (Beide Mörder
ge=
ſtändig.) Die hierher gelangte Nachricht, daß auch
der zweite der beiden verhafteten Schleſier die Täter= Bureaus.) Der Dampfer „Intim” iſt bei Kap
Liz=
ſchaft am Einbruch und der Tötung der Nikolaus
Frö=
dert Witwe eingeſtanden hat, trägt zur allgemeinen
Be=
ruhigung weſentlich bei. Solange man im Anfang
man=
gels jeglicher Anhaltspunkte bezüglich der Verbrecher vor
einem recht dunklen, wenig Ausſicht auf Ermittlung
bietenden Fall ſtand, und auch für abenteuerliche
Ver=
mutungen Raum blieb, war die Aufregung über die
Blut=
tat ſehr groß. Um ſo mehr wird jetzt der raſche Erfolg
der Unterſuchung anerkannt, die zur Ergreifung der
Schuldigen geführt hat. Nachdem Paliga im
Zivil=
unterſuchungsgefängnis zu Königshütte dem
Kriminal=
kommiſſär Daniel aus Darmſtadt ſeine Beteiligung an
der Tat eingeräumt hatte, vernahm der letztere Beamte
den als Deſerteur nach Beuthen ſins Militärhaftlokal
gebrachten Drabick und erzielte bei ihm ebenſo das
Ge=
ſtändnis. Beide Verhaftete werden in Kürze nach
Darm=
ſtadt in das Provinzialarreſthaus übergeführt und ſehen
dann ihrer Aburteilung durch das dortige Schwurgericht
dann ihre Aburteilung durch das dörtige Schwurgericht
Mainz, 5. Juni. (Ein Kreuz von Eiſen in
Mainz.) Wie wir erfahren, beabſichtigt die ſtädtiſche
Verwaltung, auch hier die Nagelung eines Kreuzes in
Eiſen vornehmen zu laſſen und den Ertrag für ein
Liebes=
werk zugunſten der Hinterbliebenen der Gefallenen und
der Kriegsinvaliden der Stadt Mainz zu verwenden.
Wiesbaden, 5. Juni. (Feuer.) Das Hauptgebäude
mitſamt der Kapelle der
Diözeſanerziehungs=
anſtalt Marienhauſen bei Rüdesheim, in der
etwa 400 Zöglinge untergebracht ſind, iſt heute nacht
infolge Kaminbrandes abgebrannt. Alle Kinder ſind
gerettet worden.
Der Krieg.
Ein ruſſiſcher Minenkreuzer
verſenkt. — Ein Vorſtoß unſerer
Marine=Luftſchiffe.
* Berlin, 5. Juni. (W. T. B. Amtlich.) Am
4. Juni hat ein deutſches Unterſeeboot einen
ruſſiſchen Minenkreuzer der Amurklaſſe bei
Baltiſch=Port verſenkt.
In der Nacht vom 4. zum 5. Juni führten unſere
Marine=Luftſchiffe Angriffe gegen die be=
Harwich aus.
Die Hafenanlagen von Harwich wurden
ausgie=
beſonders heftiger, von einem Gas= oder Oelbehälter
her=
bahnſtation mit Bomben beworfen.
Unſere Luftſchiffe wurden heftig von Land= und von
auf drei Jahre, von 1915 bis Ende 1917, wiedergewählt. Schiffsgeſchützen beſchoſſen, aber nicht getroffen.
Alle Luftſchiffe ſind wohlbehalten zurückgekehrt.
Der Stellvertreter des Chefs des Admiralſtabes. 50 Mann in unſeren Händen.
(gez.) Behncke.
Baltiſch=Port iſt ein Hafen im Gouvernement
Eſth=
land am Finniſchen Meerbuſen, weſtlich Reval. Die
Schiffe der Amurklaſſe haben 3000 Tonnen, eine
Geſchwin=
digkeit von 17,4 Seemeilen. Es ſind Schiffe, die ſeit 1906
gebaut werden.
* London, 5. Juni. (Reutermeldung.) Das
Preſſe=
bureau gibt bekannt: Feindliche Luftſchiffe
ſuch=
ten den Südoſten und Oſten von England heim
und warfen an verſchiedenen Orten Bomben ab. Sie haben
einigen Materialſchaden angerichtet. Die Zahl der
Un=
glücksfälle iſt äußerſt gering.
Der Zeppelinangriff auf die Londoner Docks.
T. U. Amſterdam 5. Juni. Das Pariſer Journal
weiß noch folgende Einzelheiten über den mächtlichen
Zeppelinangriff auf die Londoner Docks
mitzuteilen. Kurz vor 11 Uhr erſchien das Luftſchiff, das
im hellen Mondſchein deutlich ſichtbar war. Von
Rams=
gate aus, das der Zeppelin paſſiert hatte, ohne Bomben
abzuwerfen, war ſein Kommen bereits gemeldet worden.
1½ Stunden ſpäter begann der Bombenregen auf die
Weltſtadt. Die Bomben wurden auf einen ziemlich
kleinen Bezirk geworfen, der aus militäriſchen Gründen
nicht näher bezeichnet werden kann. Drei Bomben fielen
hintereinander auf ein Gebäude, in dem ſich faſt 2000
Perſonen befanden. Zum Glück für ſie, war das Dach
aus Eiſenbeton und die Anweſenden, die nur die
Explo=
ſion hörten und einige Flammen aufſchlagen ſahen,
kamen mit dem Schrecken davon. Von den 9 oder 10
Bomben, die explodierten, verurſachten nur zwei Brände.
Nach dem Zeppelin=Angriff wurden mehrere Perſonen
verhaftet, weil angeblich von ihnen dem Luftſchiff
Licht=
ſignale gegeben worden ſeien.
Der engliſche Hilfskreuzer „Patrol‟
geſunken?
* Berlin, 5. Juni. Die B. Z. am Mittag meldet
aus Hamburg: Bei Vilemand an der holländiſchen
Küſte wurden nach einer Meldung des Hamburger
Frem=
denblattes drei Rettungsgürtel und Korkweſten mit der
Mädchen) wurde hier und in der Filialgemeinde Aufſchrift „H. M. S. Patrol” angetrieben. Man muß
annehmen, daß dieſes Schiff verloren gegangen iſt. — Es
handelt ſich offenbar um die Ueberreſte des kleinen
eng=
liſchen Kreuzers „Patrol”, 3000 Tonnen groß;
ein Schweſterſchiff des kleinen Kreuzers „Pathfinder”, der
am 5. Dezember 1914 in der Nordſee durch „U 21”
torpe=
diert wurde. Es wurde ſchon früher gerüchtweiſe der
Untergang dieſes Schiffes berichtet.
(Der Kreuzer „Patrol” iſt im Jahre 1904 vom Stapel
gelaufen. Er hatte eine Geſchwindigkeit von 25
See=
meilen und war mit neun Geſchützen von 10,2 Zentimeter
Kaliber armiert. Seine Beſatzung zählte 270 Mann.)
Torpedierte Dampfer.
* London, 5. Juni. (Meldung des Reuterſchen
zard torpediert und verſenkt worden. Die
Be=
ſatzung von 40 Mann wurde gerettet.
* London, 5. Juni (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Der Dampfer „Jona”, 3344 Tonnen
groß, und der Segler „Chryſophas” ſind
Don=
nerstag bei der Inſel Fair torpediert worden. Die
Beſatzungen ſind in Kirkwall angekommen. Zwei Segler
aus Loweſtoft ſind Donnerstag in der Nordſee
torpe=
diert worden. Die Beſatzungen ſind in Loweſtoft
ein=
getroffen.
* Breſt, 5. Juni. (Meldung der Agence Havas.)
Der Dampfer „Penfeld” aus Breſt iſt geſtern mittag
von einem Unterſeeboot im Aermelkanal verſenkt
und die Beſatzung gerettet worden.
* Rotterdam, 5. Juni. Der Nieuwe
Rotterdam=
ſche Courant meldet: Ein deutſches Unterſeeboot
bohrte am Mittwoch bei den Scilly=Inſeln den
belgi=
ſchen Fiſchdampfer „Delta” mit 40
Kanonen=
wurde gerettet.
Die Beſchädigung des „Gulflight‟.
* London, 5. Juni. Reuter meldet aus New=York:
Der Botſchafter der Vereinigten Staaten in Berlin,
Ge=
rard, übermittelte dem Staatsdepartement den
In=
halt der deutſchen Note, in welcher
Schaden=
erſatz für die Beſchädigung des
amerika=
niſchen Dampfers „Gulflight” zugeſagt wird.
Die Note beſagt, daß der Kommandant des
Unterſee=
bootes die amerikaniſche Flagge erſt geſehen habe, als
das Torpedo ſchon abgefeuert war. Die Note drückt das
Bedauern der deutſchen Regierung über den Vorfall aus.
Der öſterreichiſche Tagesbericht.
* Wien, 5. Juni. Amtlich wird verlautbart, 5. Juni:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Oeſtlich Przemysl vermochten die Ruſſen bei
Medyka nicht ſtandzuhalten. Die Verbündeten drangen
kämpfend gegen Moſziska weiter vor. Im
Ge=
biete des unterſten San wurden mehrere Vorſtöße des
Feindes abgewieſen. Verbündete Truppen rückten von
Weſten her nahe an Kaluſz und Zurawno heran.
Die Kämpfe am Pruth dauern fort. Der Gegner
griff hier an mehreren Stellen heftig an, wurde aber an
den Fluß zurückgeworfen.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Im Tiroler und Kärntner Grenzgebiete
hat ſich auch geſtern nichts Weſentliches ereignet.
Ein feindliches Bataillon, das ſich im Gebiete des Stilfſer
Joches gezeigt hatte, wurde vertrieben. In Judicarien,
im Etſchtale, auf dem Plateau Folgaria-Lavarone und
an mehreren Punkten der kärntneriſchen Grenze wird der
Geſchützkampf fortgeführt.
Im Küſtenlande blieben bei einem blutig
abgewie=
ſenen Angriff von vier italieniſchen Bataillonen auf unſere
Stellung nördlich Tolmein drei Offiziere und
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die Lage der Ruſſen in Galizien.
* London, 5. Juni. Ein Leitartikel der Daily
News befürchtet, daß die Ruſſen durch den von zwei
Seiten, von Przemysl und Stryj, kommenden Angriff zur
Räumung ganz Galiziens gezwungen
wer=
den könnten und ſelbſt Lemberg fallen könnte.
Die Befreiung Gallziens.
TU Wien, 5. Juni. Der Korreſpondent der Neuen
Freien Preſſe ſtellt feſt, daß der Terraingewinn der
Verbündeten in Galizien ſeit dem 1. Mai
25000 Quadratkilometer beträgt.
Die rumäniſche Preſſe zu dem Fall von
Przemusl.
* Bukareſt, 5. Juni. Independance Roumaine
ſagt: Die ſtrategiſche Bedeutung des Falles von
Prze=
mysl beſteht wahrſcheinlich darin, daß die Ruſſen Galizien
räumen müßten. Mit Rückſicht auf die großen Verluſte
der Ruſſen ſei es fraglos, daß ſie nicht zur
Offen=
ſive fähig ſeien. Die Urſache dieſer Niederlage auf der
ganzen Linie liege in dem Mangel ſchwerer Artillerie und
Munition. Das erſte Mal wurde die Feſtung durch
Hun=
ger bezwungen, dieſes Mal durch ſchwere Kanonen und
Berge von Munition. — Politique ſagt: Der Verluſt
Przemysls bezeichnet keineswegs eine lokale Niederlage.
Selbſt die größten Optimiſten müßten erkennen, daß es
den Ruſſen nicht gelingen werde, ſich in Galizien zu
hal=
ten. — Moldawa hebt den großen Eindruck hervor, den
die Eroberung Przemysls in Bukareſt hervorgerufen habe
und betont, daß es vorwiegend moraliſche Kräfte
ſeien, welche die Niederlage Rußlands auf der ganzen
Linie hervorgerufen hätte.
Der Eindruck in Sofia.
TU Sofia, 5. Juni. Die Nachricht vom Falle
Przemysls verbreitete ſich wie ein Lauffeuer durch
die Stadt. Die erſte knappe Nachricht hatte der hieſige
öſterreichiſch=ungariſche Militärattaché erhalten. Um 5 Uhr
machte der Geſandte Graf Tarnowski dem bulgariſchen
Miniſterpräſidenten Mitteilung von dem bedeutungsvollen
Siege. Deſſen Eindruck war in moraliſcher
Hin=
ſicht überall ungeheuer.
Friedensfragen.
* Berlin, 5. Juni. (W. T. B. Amtlich.) Die
Nord=
deutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt: In der Berner
Tag=
wacht wird ein ſozialdemokratiſcher Aufruf
wiedergegeben, in dem unter heftigen Anklagen gegen den
Imperialismus behauptet wird, Deutſchland habe ein
engliſches Friedensangebot zurückgewieſen,
und auch in hieſigen Arbeiterkreiſen werden Gerüchte zu
verbreiten geſucht, nach denen im März ein angeſehener
Amerikaner hier engliſche Friedensangebote überreicht
hätte. — Wir ſtellen feſt, ſagt dazu die Norddeutſche
All=
gemeine Zeitung, daß keinerlei
Friedensanre=
gungen der engliſchen Regierung hierher
gelangt ſind. Im März beſuchte allerdings ein
an=
geſehener Amerikaner, der, um ſich über die Stimmung
der kriegführenden Staaten zu informieren, die
euro=
päiſchen Hauptſtädte bereiſte, aus Paris und London
kom=
mend, Berlin. Er konnte hier aber lediglich
mittei=
len, daß weder in Paris noch in London Geneigtheit
zu Friedensverhandlungen beſtehe.
Die Kaiſer=Wilhelm=Spende deutſcher Frauen.
* Berlin, 5. Juni. Die Kaiſer=Wilhelm=Spende
deutſcher Frauen geht der zweiten Million zu.
Zahlreiche Städte und einige Bundesſtaaten ſind noch
rückſtändig. Um das Ergebnis nicht zu beeinträchtigen
und die Huldigung einheitlich zu geſtalten, iſt der
Ueber=
reichungstermin auf den Jahrestag der Kriegserklärung
hinausgeſchoben werden. Es wird angenommen, daß
die Sammlung am 15. Juli vollſtändig abgeſchloſſen ſein
kann.
Eindrücke eines Neutralen.
* Stockholm, 5. Juni. Das Aftonbladet
ver=
ſchüſſen in den Grund. Die Beſatzung von elf Mann öffentlicht die Beobachtungen eines ſchwediſchen
Ge=
ſchäftsmannes von ſeiner Reiſe durch Deutſchland,
Oeſterreich=Ungarn, die Schweiz und
Ita=
lien, die er kürzlich gemacht hat. Der Gewährsmann
malt die Zuſtände in Deutſchland und
Oeſter=
reich=Ungarn in lichten Farben. Die Preiſe der
Lebens=
mittel in dieſen Ländern ſeien niedriger, als in dem
neu=
tralen Schweden, wo eine Teuerung herrſche. Beſonders
bemerkenswert iſt eine Aeußerung über die
italieni=
ſche Preſſe, die unwahre Meldungen verbreite. In
den Tagen, wo ſie von dem Aufruhr in Trieſt meldete,
war der Schwede dort. Weder er, noch andere bemerkten
etwas, abgeſehen von den Demonſtrationen weniger
be=
ſtochener Schreihälſe. So wenig man der italieniſchen
Preſſe glauben könne, ſo ſehr könne man auf die Meldun=
gen der deutſchen Preſſe bauen. Es ſei natürlich,
daß manches verſchwiegen werde, aber was geſagt werde,
ſei die Wahrheit.
Das Stickſtoffhandelsmonopol.
* Berlin, 5. Juni. (W. T. B. Amtlich.) Die
Nord=
deutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt: In die durch
Intereſſentenkreiſe herbeigeführte öffentliche Diskuſſion
des Geſetzentwurfes, betreffend Ermächtigung des
Bun=
desrats zur Einführung eines
Handelsmono=
pols für Stickſtoffverbindungen, hat die
Reichsleitung bisher nicht eingegriffen. Beſtimmend für
die Zurückhaltung war ausſchließlich der Geſichtspunkt,
daß eine vollſtändige Beurteilung der in Betracht
kom=
menden Fragen nur möglich iſt, auf Grund von Tatſachen
und Erwägungen, deren öffentliche Darlegung geeignet
wäre, gewiſſe Intereſſen, die während der Dauer des
Krieges unbedingt den Ausſchlag geben müſſen, zu
ge=
fährden. Das gleiche gilt für die öffentliche Darlegung
der von der Reichsleitung bisher in die Wege geleiteten
praktiſchen Maßnahmen zur Sicherung einer
aus=
reichenden Erzeugung von
Stickſtoffver=
bindungen während des Krieges. Wir haben
allen Grund, unſere Feinde über das Wie und Wo auf
dieſem Gebiet nicht zu unterrichten. Auch die mit der
Beratung des Ermächtigungsgeſetzes betraute ſiebente
Kommiſſion des Reichstages verſchloß ſich dem Gewicht
dieſer Erwägungen nicht und veröffentlichte demgemäß
bisher Berichte über den materiellen Gang ihrer
Beratun=
gen nicht. Bei ihrer bisherigen Zurückhaltung wird die
Reichsleitung auch gegenüber den öffentlichen Darlegungen
von anderer Seite verbleiben. — Auf die Ausführungen,
die eine Berliner Zeitung an unſere Mitteilung vom
3. Juni über die Vertagung der Stickſtoffkommiſſion bis
zum Anfang Auguſt angeſchloſſen hat, können wir
des=
halb im einzelnen nicht eingehen. Wir begnügen uns
damit, die folgenden Punkte richtig zu ſtellen:
1. Die Auffaſſung, daß die Monopolvorlage lediglich
auf die Erzeugung von Kalkſtickſtoff zugeſchnitten ſei, iſt
irrig. Der Zweck der Vorlage iſt vielmehr, eine für die
Bedürfniſſe der militäriſchen und
wirtſchaft=
lichen Landesverteidigung ausreichende
Er=
zeugung von Stickſtoffverbindungen, einerlei welcher Art,
un eigenen Lande gegenüber allen Möglichkeiten
ſicher=
zuſtellen. 2. Gleichfalls irrig iſt die Annahme daß die
Reichsleitung bei ihren bisherigen Maßnahmen das
Haberſche Verfahren der ſynthetiſchen Gewinnung von
ſchweſelſaurem Ammoniak unberückſichtigt gelaſſen und
lediglich das Carpſche Verfahren zur Gewinnung von
Kalkſtickſtoff herangezogen habe. In Wirklichkeit
veran=
laßte die Regierung die Beſchleunigung des Ausbaues
und eine beträchtliche Vergrößerung der nach dem
Haber=
ſchen Verfahren arbeitenden Anlagen durch weitgehende
finanzielle Mitwirkung, bevor die Verträge mit der
an=
geblich allein berückſichtigten Kalkſtickſtoffgruppe überhaupt
zum Abſchluß kamen. 3. Die Behauptung, daß die
Reichs=
leitung bei der Behandlung der Stickſtoffrage ſich nur
auf die Informationen und Vorſchläge der
Produzenten=
gruppe ſtutzt, iſt, wie ſich ſchon aus 1 und 2 ergibt,
durch=
aus unbegründet.
In England verurteilte Deutſche.
* London, 5. Juni. (Reutermeldung.) Der
Pro=
zeß gegen die beiden wegen Spionage angeklagten
Deutſchen Müller und Hahn vor dem Lordoberrichter
und zwei anderen Richtern endigte damit, daß beide
ſchuldig befunden wurden. Müller wurde zum Tode
durch Erſchießen verurteilt, er kann jedoch Berufung beim
Kriminalgerichtshof einlegen. Hahn erhielt ſieben Jahre
Zuchthaus.
Salandra auf dem Kapitel.
* Budapeſt, 5. Juni. Der Peſter Lloyd
veröffent=
licht einen Wiener Artikel unter der Ueberſchrift „
Sa=
landra auf dem Kapitol‟ In dem Artikel heißt
es: Es iſt eine alte Erfahrungstatſache, daß der allzu
ſtarke Gebrauch von Parfüm bezweckt, den
üblen Geruch zu verdecken. Daran erinnert mit
Vorliebe Salandra, wie die italieniſchen Kriegshetzer
überhaupt für Worte wie „heilig”, „ſittlich”, „würdevoll”,
die ſie immer wieder für ihre Politik beanſpruchen,
offen=
bar, weil in dieſen Worten Eigenſchaften bezeichnet
wer=
den, die die ganze an Italiens Verräterei nicht intereſſierte
Welt, dazu auch Millionen Italiener, dem italieniſchen
Kriege nicht zuzubilligen vermögen. Eine ſchlechte
Po=
litik kann man aber bloß durch Verleihung ſchöner
Vor=
namen nicht in eine anſtändige umtaufen. Am ſchwächſten
iſt die Beweisführung des italieniſchen Kabinettchefs dort,
wo er es neuerdings unternimmt, ſeine Politik gegen
Oeſterreich=Ungarn zu rechtfertigen. Er hat die Stirn,
zu behaupten, die italieniſche Politik ſei ſeit dem Angriff
der Monarchie auf Serbien unverändert geblieben. Nach
der Veröffentlichung der Akten im Rotbuch der
öſterrei=
chiſch=ungariſchen Regierung vermöchte nur die frechſte
Lü ge eine Brücke von der Politik eines San Giuliano
zu der ſeiner Nachfolger ſchlagen. Salandra ſcheut
auch vor dieſer frechen Lüge nicht zurück,
in=
dem er behauptet, ſchon am 27. und 28. Juli habe die
italieniſche Regierung in Berlin und Wien die Abtretung
unſerer italieniſchen Provinzen zur Diskuſſion geſtellt und
den Bruch des Dreibundes für den Fall einer Nichtbefrie
digung dieſer Wünſche angekündigt. — Soll man angeſichts
einer ſolchen Vermeſſenheit an den wiederholten
Verſiche=
rungen der italieniſchen Regierung, daß ſie den Dreibund
aufrechtzuerhalten und noch mehr zu befeſtigen wünſche,
an das zu einem unvergeßlichen Denkmal der
Schande gewordene Telegramm des
Kö=
nigs Viktor Emannel von Anfang Auguſt
erin=
nern, an all die Kundgebungen, die noch länger als neun
Monate nach Beginn unſeres Feldzuges gegen Serbien
mit keinem Worte verrieten, daß Italien das Bündnis als
von uns verletzt anſähe und ſich zur Handlungsfreiheit
berechtigt glaube? Wie großartig klingt es, wenn
Salan=
dra ausruft, die Zentralmächte hätten geglaubt, ſie
ſtün=
den einem Italien gegenüber, das durch ein paar
Millio=
nen Franken und durch Intrigen zwiſchen Regierung und
Volk paralyſiert werden könnte. Wir wiſſen aber heute
ziemlich genau, wiev iel Millionen Franken an
Beſſtechungsgeldern und mit welchen Intrigen die
Regierung gegen ihr Volk und mit welcher bis zu
Todes=
androhungen geſteigerten Einſchüchterung der Deputierten
der Friedenswille Italiens paralyſiert wurde. Die
Dar=
ſtellung des Verlaufes der Verhandlungen mit Italien
durch unſere und die deutſche Regierung muß trotz aller
Entſtellungen des Grünbuches in der italieniſchen
Oeffent=
lichkeit einen tiefen Eindruck gemacht haben. „Murrende
Kommentare verzeichnete den Bericht über die Rede
Sa=
landras an jener Stelle, wo er dieſe wahrhaftige
Darſtel=
lung zu entkräften ſuchte, und es unternahm, die
Ver=
käßlichkeit unſerer und der deutſchen Zuſagen in Zweifel
zu ziehen. Das italieniſche Volk, das ſelbſt heute noch,
mo der Krieg ſchon im Gange iſt, zu einem großen Teil
ſeine Abneigung dagegen nicht verhehlt, wird mit
fort=
ſchreitender Zeit noch tiefer in die Erkenntnis eindringen,
welches Verbrechen an ihm begangen wurde. Die von
der italieniſchen Regierung in der Schweiz eingerichtete
Preſſe=Agentur Colombi verbreitet die Meldung, daß
Deutſchland nur flau an der Seite Oeſterreich=Ungarns
gegen Italien zu kämpfen beabſichtige. — Mit ſo
lächer=
lichen Mitteln muß der Mut des italieniſchen Volkes
an=
gefeuert werden, und ſein, von Salandra geprieſenes
„heiliges Feuer” vor dem Erlöſchen bewahrt werden.
Sa=
landra hat ein ſchlechtes Gewiſſen und böſe Vorahnungen,
das ſpürt man aus ſeinen Worten heraus.
Straßenkampf in Mailand.
T.U. Lugano, 5. Juni. Am Donnerstag kam es
in Mailand zu einem Straßenkampf zwiſchen
Polizei und einer Gruppe von Plünderern,
die ſeit Tagen wegen Ausraubung eines deutſchen
Laden=
geſchäfts in der Via Ceſare Seſto geſucht wird. Erſt nach
heftigem Widerſtand konnten ſie überwältigt werden.
Die lächerliche Spionenriecherei dauert fort. Der
angebliche deutſche Spion Marquis Cuppe entpuppte ſich
als ein Italiener, der Geheimkämmerer des Papſtes iſt.
* Mailand, 5. Juni. Der Corriere della Sera
be=
richtet, daß die Staatsanwaltſchaft auf Grund der
Er=
gebniſſe der Unterſuchung der
Ausſchreitun=
gen in Mailand gegen etwa 200 Perſonen
An=
klage auf Plünderung und Sachbeſchädigung
er=
hoben habe. Weitere 80, zumeiſt noch nicht 18jährige,
Perſonen ſind wieder freigelaſſen worden.
Der Preis des Verrats.
* Lugano, 5. Juni. Nach anſcheinend
zuverläſſi=
gen Informationen aus Italien beträgt das Darlehen,
das England Italien gewährt hat, 60
Millio=
nen & und iſt zu 5 Prozent verzinsbar.
Die Gier nach fremdem Besitztum.
* Rom, 5. Juni. Die Tribuna empfiehlt die Auf
nahme des öſterreichiſch=ungariſchen
Eigentums in Italilen, um durch deſſen
Be=
ſchlagnahme einen Ausgleich für die Beſchädigungen
offener Städte durch öſterreichiſch=ungariſche Schiffe und
Flugzeuge zu ſchaffen. Italien würde hiermit nur das
Beiſpiel Englands nachahmen, das feſtſtellte, daß in
Eng=
land allein (ohne Kolonien) 3½ Milliarden Francs
deut=
ſches und öſterreichiſch=ungariſches Eigentum liegen, und
daß England überdies ſich etwa 5 Millionen Francs
Dividenden von deutſchen Beſitzern von engliſchen Aktien
angeeignet habe. Dieſes Vermögen wolle England noch
nicht als Grundlage der Kriegsentſchädigung betrachten,
aber für Entſchädigungen an Privatleute verwenden,
deren Eigentum und Geſundheit durch die Luftſchiffe und
Unterſeeboote beeinträchtigt wurde.
Eine U=Boof=Parade am Bosporus.
* Konſtantinopel, 4. Juni. (Ctr. Frkft.) Ein
Teil der ins Mittelmeer entſandten Flottille von deutſchen
Unterſeebooten traf heute früh im Bosporus ein. Die
deutſchen Boote paradierten vor dem Kaiſerlichen Palaſte
von Dolmabagtſche. Das Publikum brachte den
Unter=
ſeebooten, die in kurzer Zeit vor den Dardanellen ſo
groß=
artige Taten vollbracht haben, warme Kundgebungen dar.
(Frkf. Ztg.)
Ein türkiſches Dementi.
* Konſtantinopel, 5. Juni. Die Agence Milli
erklärt: Ein Telegramm aus Athen beſagt, die Lage
der Chriſten in Aiwali in Kleinaſien ſei
ver=
zweifelt und die türkiſchen Behörden würden
Erpreſſun=
gen begehen, indem ſie die Notabeln fortnähmen und in
das Innere des Landes verſchickten; ferner daß 15000
Soldaten in Aiwali untergebracht wären und daß die
Alliierten die Türken bei Kaba Tepe angegriffen und
ſieben Schützengrabenlinien auf zwei Kilometer
Front=
breite entriſſen hätten. Die Falſchheit der
Nach=
richten liegt um ſo klarer auf der Hand, als ihre Quelle
ſtets ein Herd von Uebertreibungen für alles, was das
griechiſche Element in der Türkei betrifft, war. Wir
müſſen wiederholt feſtſtellen, daß die Agence d’Athénes
abſichtlich tendenziöſe Nachrichten erfindet, wie diejenige,
daß die Alliierten den Türken ſieben Schützengrabenlinien
auf zwei Kilometer Frontbreite entriſſen hätten, während
die feindlichen und neutralen Zeitungen einſtimmig die
Tapferkeit der Türken bei der Verteidigung des
heimat=
lichen Bodens rühmen und die engliſche Preſſe zugeſteht,
daß die Operationen der Alliierten an den Dardanellen
dazu verurteilt zu ſein ſcheinen, mit einem großen
Miß=
erfolg zu enden. Was die übrigen Nachrichten angeht,
ſo ſind ſie ſo ſinnlos und in allen Stücken erfunden, daß es
nicht lohnt, ſie zu widerlegen.
Der Untergang der „Majeſtic” beſtätigt.
* Athen, 5. Juni. Eine Depeſche aus Mytilene
beſtätigt die Verſenkung eines engliſchen
Linienſchiffes vom Typ Majeſtie” und
behaup=
tet im Gegenſatz zu der engliſchen Nachricht, daß ein
großer Teil der Beſatzung umgekommen
ſei. Es handelt ſich um das Linienſchiff „Majeſtie‟
von dem nach einer amtlichen Bekanntmachung der
eng=
liſchen Admiralität nur 40 Mann tot und vermißt ſein
ſollen. Das Auftauchen großer deutſcher Unterſeeboote
vor den Dardanellen hat hier das größte Aufſehen
erregt. Man iſt der Anſicht, daß, falls es ſich um eine
größere Anzahl von U=Booten handelt, das ganze
Dardanellenunternehmen der Alliierten
aufgegeben wierden muß.
Rüſtungsmaßnahmen der Niederlande.
* Amſterdam, 5. Juni. Es wurderein
Geſetz=
entwurf, betreffend Ausdehnung des
Landſturm=
dienſtes der niederländiſchen Armee, veröffentlicht, der
es ermöglicht, den Teil des Volkes für den Kriegsdienſt
zu verpflichten, der, obwohl tauglich, bisher nicht unter
die Waffen gerufen werden kann. Die Regierung
beab=
ſichtigt, die Eingeſchriebenen, die vom Milizdienſt
befreit oder freigeloſt ſind, nacheinander zum Landſturm
einzuziehen und mit dem jüngſten Jahrgange zu beginnen.
* Haag, 5. Juni. Das Vaderland meldet, daß der
Marineminiſter ſehr bald eine Geſetzesvorlage einbringen
werde, in der der Bau von zwei Kreuzern und
vier U=Booten vorgeſehen wird.
* Rom, 5. Juni. Die päpſtliche Kongregation hat
das Amt eines mit der Oberleitung aller
Geiſt=
lichen im italieniſchen Heere beauftragten
Feldbiſchofs eingerichtet. Der Papſt ernannte den bis=
herigen Hilfsbiſchof von Turin, Bartolo Maſi, zum
Feld=
biſchof.
* Zürich, 5. Juni. Nach einer Meldung der Neuen
Zürcher Zeitung iſt der größere Teil des
belgi=
ſchen Heeres zur Erholung von der flandriſchen
Kampffront zurückgezogen worden und durch
fran=
zöſiſche Senegalneger erſetzt.
* Nizza, 5. Juni. Der italieniſche Finanzminiſter
Carcano und der engliſche Schatzkanzler Mac Kenna
ſind hier eingetroffen.
London, 2. Juni. Reuter meldet aus Nizza:
Lloyd George und der italieniſche
Finanz=
miniſter hatten geſtern eine Beſprechuug über die
finanziellen Angelegenheiten, die ſich aus der Beteiligung
Italiens am Krieg ergeben.
* London. 4. Juni. Reutermeldung. Der
ſchwe=
diſche Dampfer „Lappland” nach Middlesborough
unterwegs, iſt 55 Meilen von Peterhead geſunken.
Die Beſatzung von 19 Mann und 4 Frauen wurden in
Peterhead gelandet.
* London, 5. Juni. Amtlich wird gemeldet: Die
engliſch=franzöſiſchen Streitkräfte in
Ka=
merun vertrieben am 29. Mai den Feind aus einer ſtarken
Stellung bei Nick. Die Verluſte der Alliierten ſind nicht
ſchwer.
Erdbeben auf der Balkanhalbinſel.
— Jugenheim, 5. Juni. Die hieſige
Erdbeben=
warte meldet: Geſtern, am 4. Juni, abends von 6 Uhr
25 Min. an, wurde ein europäiſches Erdbeben
beobachtet, deſſen Aufzeichnungen etwa 20 Minuten
dauer=
ten. Die Herdentfernung beträgt 1700 Kilometer von
Jugenheim. Das Beben fand im nördlichen Teile von
Griechenland, in Mazedonien oder im nördlichen Teil des
Aegäiſchen Meeres ſtatt.
Stuttgart, 5. Juni. Die Erdbebenwarte
Hohen=
heim teilt mit: Geſtern abend 5 Uhr 24 Minuten 54
Sekun=
den verzeichneten unſere Inſtrumente die erſte
Vorläufer=
wielle eines ſtarken Erdbebens deſſen Herd in
einer Entfernung von etwa 2000 Kilometer (Kleinaſien)
zu liegen ſcheint. In der vergangenen Nacht von 11 Uhr
10 Minuten ab wurde ein ſchwächeres Beben mit einer
Herdentfernung von etwa 9000 Kilometer regiſtriert.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
A. T. Wenden Sie ſich zunächſt an den zuſtändigen
Geiſtlichen.
K. G. Wegen allgemeiner Körperſchwäche und wegen
Kurzſichtigkeit zeitig unbrauchbar.
F. F. Es wird zu allen Arbeiten verwendet, die in
militäriſchem Intereſſe erforderlich ſind. Gewiß, eine
Muſterung kann jederzeit wieder ſtattfinden.
Wetterbericht.
Die nordweſtliche Depreſſion breitet ſich aus und
wird wohl das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa
ver=
drängen. Bei ſüdweſtlichen Winden iſt dann mit weiterer
Zunahme der Bewölkung zu rechnen, ſodaß Ausſicht auf
Niederſchläge beſteht. Die Temperaturen werden tagsüber
nicht mehr ſo hoch anſteigen.
Wetterausſichten für Sonntag: Wolkig,
vorwie=
gend trocken, etwas kühler, ſüdweſtliche Winde.
Verwundete und kranke Soldaten
in Darmſtädter Lazaretten.
Zugänge vom 2. bis 4. Juni:
Apeld, Mendel, Frankfurt a. M., J.=R. 81, 2. E.=B./3,
P — Alt, Wilhelm, Ober=Ohmen, L.=Erſ.=Bat. II
Darm=
ſtadt/1, P — Baier, Artur, Nierſtein, J.=R. 115, 1. E.=B./4,
P — Beckerle, Johannes, Biblis, J.=R. 115, E.=B., 1. V.=K.,
P — Bräner, Alfred, Gera, Flg.=Erſ.=Abt. 9, P — Ecke,
Reinhold, Düben, F.=A.=R. 25, 2. E.=A., P — Erdmann,
Wilhelm, Cronberg, J.=R. 115, 1. E.=B./3, P — Graf,
Philipp, Wörfelden, J.=R. 115, 1. E.=B./2, P — Herbert,
Georg, Ober=Erlenbach, J.=R. 118, 2. E.=B./3, P —
Herz=
feld, Ernſt, Frankfurt a. M., F.=A.=R. 25, 2. E.=A., 3. Erſ.=
Batt., P — Hahn, Adam, Wonsheim, F.=A.=R. 25, 4.
E.=B., 1. R.=D., P — Holz, Karl, Rimbach, Erſ.=Bat. J.=R.
115, D — Kopp, Peter, Ober=Rosbach, J.=R. 118, 2
E.=B./3, P — Keith, Wilhelm, Mannheim, Train=Erſ.=
Abt. 18/4, P — Lauer, Adam, Gau=Odernheim, J.=R. 115,
1. E.=B./3, P — Möhn, Karl, Frankfurt a. M., Drag. 23,
Erſ.=Bat., P — Midner, Kurt, Naumburg a. S., J.=R. 116,
2. E.=B./1, P — Mehler, Ludwig, Neu=Iſenburg, J.=R.
115, 2. E.=B./2, P — Merz, Hans, Art.=R. 25/2, M.=G., M.
— Michael, v., Karl, Schonhauſen, Drag.=R. 23, Erſ.=Esk.,
D — Mumme, Hein, Lehrt, Flg.=Erſ.=Abt. 9, P. — Streb,
Georg, Villingen, J.=R. 116, A. E.=B./3, P — Strecker,
Karl, Detmold, Luftſchiffertruppe 20, P — Sauerburger,
Georg, Darmſtadt, J.=R. 115, 1. E.=B./4, P — Speyer,
Peter, Welgesheim, J.=R. 115, 1. E.=B./3, P — Teuſcher,
Ernſt, Schleitz, Flg. Erſ.=Abt. 9, P. — Wisniewski, Flor.,
Mogilno, L.=J.=R. 83, E. 13/5, P.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
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Hans Dingeldey,
Oberleutnant im Inf.-Regt. Markgraf Karl
(7. Brandenburgisches Nr. 60)
z. Zt. verwundet
Gertrud Dingeldey, geb. Eichinger.
Arnstadt i. Thür., 7. Juni 1915.
(*11431
Statt jeder besonderen Anzeige.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt
am 3. Juni im 44. Lebensjahre mein
innigst geliebter Mann, unser treu
sorgen-
der Vater
Mnz Pii. Von Belerstieh
Major u. Regimentsführer des Großh.
Hess. Garde-Drag.-Regts. Nr. 23,
Inhaber des Eisernen Kreuzes II. u. I. Kl.
In tiefstem Schmerz:
Elisabeth Freifrau von Bellersheim,
geb. von Festenherg-Packisch,
Hans von Bellersheim,
Margarethe von Bellersheim,
Konrad von Bellersheim,
Natalie Freifrau von Bellersheim,
geb. von Bernstorff, als Mutter,
Litha von Gerlach, geb. von
Bellers-
heim,
Gussy von Bellersheim,
Elisabeth von Bellersheim,
(8504
als Schwestern.
Es iſt beſtimmt in Gottes Rat,
Daß man vom Liebſten, was man hat,
Muß ſcheiden.
ach 8 Monaten langer Ungewißheit erhielten
N wir jetzt die traurige Nachricht, daß mein
geliebter Mann, der treuſorgende Vater ſeiner
2 Kinder, unſer lieber Sohn, Bruder, Schwager
und Onkel, Wehrmann
(8482
Wilhelm Schubkegel
Landwehr=Inf.=Regt. Nr. 116, 10. Komp.,
am 25. September 1914 im 35. Lebensjahre
an ſeiner ſchweren Verwundung auf dem
Schlachtfelde den Heldentod fürs Vaterland
erlitten hat.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Dora Schubkegel, geb. Becker,
nebſt Kindern, Wendelſtadtſtraße 50,
Familie Georg Schubkegel,
Emil Schubkegel, z. Zt. im Felde, und
Familie,
Frau Babette Bechtel, geb. Schubkegel,
Oskar Verling u. Fran Johanna, geb.
Schubkegel,
Minna Schubkegel,
Hermann Hahnemann, z. Zt. in
Wilhelms=
haven, nebſt Frau Auguſte, geb.
Schub=
kegel,
Karl Schubkegel, z. Zt. im Felde,
Fritz Schubkegel.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., Höchſt a. M.,
den 6. Juni 1915.
Qieber, treuer Bruder,
Hoffnungsvoll biſt Du von uns geſchieden,
Aus der Heimat in das Feindesland.
Die beſten Wünſche ſollten Dich begleiten
Bis zur Rückkehr in unſere Hand.
Es war vor über 8 Monaten
Als Du zogſt ins Feindesland,
Haſt viele Zeilen uns geſchrieben,
Warſt guten Muts, auf Gott vertraut.
Am 23. Sept. haſt Du uns noch kund gegeben,
Daß ſtets Granaten um Dich ſchweben,
Und am 25. Sept. traf Dich nun ein
feind=
licher Granatenſplitter.
Du ſtarbſt zu früh und wirſt ſo ſehr vermißt,
Du warſt ſo lieb und gut, daß man Dich nie
vergißt.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſer geliebtes Kind und Bruder
Karl
heute im Alter von 10 Jahren unerwartet zu
(8517
ſich zu nehmen.
Die tiefbetrübte Familie:
Chriſtian Weber.
Darmſtadt, den 4. Juni 1915.
Kaupſtraße 54.
Die Beiſetzung findet Montag, den 7. Juni,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Dankſagung.
Für die von ſo vielen Seiten erwieſene
Teil=
nahme an dem mich ſo ſchwer betroffenen Verluſte
bei dem Heldentod meines hoffnungsvollen,
braven Sohnes
(*11435
Albert Schäfer
ſage ich auf dieſem Wege herzlichen Dank.
Die tieftrauernde Mutter:
Marg. Schäfer Wwe.
Darmſtadt, Moosbergſtraße 67.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
und die ſchönen Blumenſpenden bei dem uns
ſo ſchwer betroffenen Verluſte unſerer guten,
unvergeßlichen Tochter und Schweſter (B8501
Joſephine
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank. Beſonders danken wir Herrn Pfarraſſiſtent
Lic. Dr. Vollrath für die troſtreiche Grabrede,
den Arbeitern der Sattler= und Tapezierwerkſtätte
Amt I, ſowie ihren früheren Mitarbeiterinnen der
Firma Ludwig Hering für die ſchönen
Kranz=
ſpenden.
Namens der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Helfert.
Darmſtadt, den 5. Juni 1915.
Kirchliche Anzeige.
Aennonitiſcher Gottesdienſt: Sonntag, den 6. Juni,
vor=
mittags um 10½ Uhr: Gottesdienſt im Vereinshaus
„Feierabend” Stiftſtraße 51.
Tageskalender.
Sonntag, 6. Juni.
Großh. Hoftheater, Anfang 6 Uhr, Ende nach 11
Uhr (Ab. C): „Götterdämmerung”
Verſteigerungskalender.
Montag, 7. Juni.
Heu= und Futtergras=Verſteigerung um
8½ Uhr von der früher Kausſchen Wieſe (
Zuſammen=
kunft am Woogsdamm).
Heugras=Verſteigerung um 8½ Uhr im „
Wei=
ßen Schwanen” zu Arheilgen.
Stammholz=Verſteigerung um 9 Uhr im
Roß=
dörfer Gemeindewald (Zuſammenkunft auf der Kubig).
Ständige Rettungswache der Sanitätskolonne.
Telephonruf Nr. 2425.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurk Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
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Bekanntmachung.
Nachſtehend bringen wir die für die Gemeinde Ober=Ramſtadt erlaſſene
Baupolizeiordnung und Ortsbauſatzung zur öffentlichen Kenntnis
Baupolizeiordnung und Ortsbauſätzung treten am 1. Jnni 1915 in Kraft.
Darmſtadt, den 26. Mai 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
8360
J. V.: Dr. Roeſener.
Baupolizeiordnung für die Gemeinde Ober=Ramſtadt.
Auf Grund des Artikel 2 des Geſetzes vom 30. April 1881, die allgemeine
Bau=
ordnung betreffend, und der §§ 3. 6. 8 und 9 der Ausführungsverordnung vom 1.
Fe=
bruar 1882, wird nach Anhören des Gemeinderats und der Ortspolizeibehörde unter
Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großh. Miniſteriums des
Innern zu Nr. M. d. J. 2780 für die Gemeinde Ober=Ramſtadt verordnet, wie folgt.
Zu Artikel 28 der allgemeinen Bauordnung.
§ 1.
Zur Errichtung von Bau= und Tünchergerüſten an öffentlichen Straßen und
Plätzen bedarf es der Genehmigung der Großh. Bürgermeiſterei und des
Straßeneigen=
tümers.
Die Gerüſte ſind feſt, ſicher und ſo aufzuführen, daß Unglücksfälle verhütet und
öffentliche Einrichtungen, wie Brunnen, Kanäle, Rinnſteine, Laternen und dergleichen
gehörig geſchützt werden.
Das Pflaſter der Fahrbahn und die Fußſteigbefeſtigung dürfen durch die Gerüſte
nicht beſchädigt werden. Rüſtſtangen dürfen nur auf Schwellen geſtellt, nicht aber in
den Straßenkörper eingegraben werden. Wird das Eingraben der Stangen
ausnahms=
weiſe geſtattet, ſo wird der Straßenkörper auf Koſten des Hauseigentümers durch die
Gemeinde wieder hergeſtellt.
Zu Artikel 30 der allgemeinen Bauordnung.
§ 2.
Das Anbringen von in die Straßenfluchtlinie vorſpringenden Haken und
ähn=
lichen Vorrichtungen zum Aufhängen von Fleiſch= und anderen Waren, ſowie ſonſtiger
den Verkehr hindernder Vorichtungen iſt verboten.
Wo derartige Einrichtungen beſtehen, ſind ſie wenn dies das öffentliche Intereſſe
fordert, auf Verlangen der Polizeibehörde, zu beſeitigen. (ſ. Art. 66 der Kreis= und
Pro=
vinzialordnung.)
§ 3.
Markiſen, Firmenſchilder und ähnliche Vorrichtungen müſſen ſo angebracht
wer=
den, daß ihr tiefſter Punkt 2,30 Meter über dem Fußwege liegt. Sie dürfen nicht mehr
als 1,50 Meter vor die Straßenflucht und nicht in die Fahrbahn vorſpringen. Unter
den gleichen Vorausſetzungen können Blumenkäſten unter der weiteren Bedingung
ange=
bracht werden, daß durch Abfließen des Waſſers niemand beläſtigt wird.
§ 4.
Türen und Tore dürfen nicht nach der Straße aufgehen. Fenſter und Läden,
welche nach der Straße aufgehen, ſind derartig anzubringen, daß durch ſie beim Oeffnen
Vorübergehende nicht verletzt oder beläſtigt werden können.
§ 5.
Die nach der Straße angebrachten Kelleröffnungen müſſen mit dicht ſchließenden
Fenſtern, eiſernen Gittern oder Läden abgeſchloſſen werden.
Zu Artikel 32 der allgemeinen Bauordnung.
§ 6.
Das Waſſer von Dächern und Balkonen iſt an der Straßenſeite durch Dachrinnen
und bis zur Erde gehende Ablaufröhren nach der Straßengoſſe abzuleiten, falls nicht
eine Verpflichtung zum Anſchluß an einen öffentlichen Kanal beſteht. In Straßen mit
erhöhten Fußſteigen hat die Durchführung des Regenwaſſers durch dieſe mittelſt
über=
deckter eiſerner Rinnen nach Vorſchrift der Großh. Bürgermeiſterei zu erfolgen, bei nicht
erhöhten Fußſteigen durch 50 Zentimeter breite gepflaſterte Rinnen aus gut gerichteten
Pflaſterſteinen und mit ausreichendem Gefälle.
Falls in einer Straße ein öffentlicher Kanal bereits vorhanden iſt, muß jedes
bebaute Grundſtück zur Ableitung des Regen= und Wirtſchaftswaſſers an den Kanal bis
ſpäteſtens 1. Juli 1916 angeſchloſſen werden. Neubauten in bereits kanaliſierten
Stra=
ßen ſind ſofort anzuſchließen; das Genehmigungsgeſuch für den Anſchluß iſt gleichzeitig
mit dem Baugeſuch bei der Großh. Bürgermeiſterei einzureichen. Sobald in einer
Straße ein Kanal neu angelegt wird, ſind die Hauseigentümer verpflichtet, ihre
Hausent=
wäſſerungen gleichzeitig anzuſchließen.
Aus beſonderen Umſtänden kann in den vorgenannten Fällen auch der Anſchluß
unbebauter Grundſtücke verlangt werden. Eine Befreiung von der Verpflichtung zum
Anſchluß der Hausentwäſſerungen kann aus beſonderen Gründen in widerruflicher Weiſe
unter beſtimmten Bedingungen von Großh. Kreisamt nach Anhörung des
Ortsvor=
ſtandes geſtattet werden.
Der Anſchluß von Aborten, Piſſoirs. Pfuhlgruben und dergleichen an die
öffent=
lichen Kanäle iſt verboten. Ferner iſt verboten die Einführung feſter Stoffe (
Küchen=
abfälle, Aſche, Kehricht, Schutt, Lumpen, Sand u. dergl.), feuergefährlicher und
explo=
ſionsfähiger Stoffe und ſolcher Stoffe, die die Kanalwandungen angreifen (Säuren,
Laugen) oder ſchädliche und läſtige Ausdünſtungen verbreiten können.
Die Koſten der Entwäſſerungsanlagen, einſchließlich des Anſchluſſes an den
öffent=
lichen Kanal, ſowie die Koſten der Anlage, Unterhaltung und Reinigung der
Fußſteig=
rinnen haben die betreffenden Grundſtücksbeſitzer zu tragen.
§ 7.
Geſuche um Genehmigung zum Anſchluß von Hausentwäſſerungen ſind nach den
hierüber beſtehenden beſonderen Beſtimmungen bei der Großh. Bürgermeiſterei
einzu=
reichen, die die Genehmigung erteilt.
Zu Artikel 32 und 33 der allgemeinen Bauordnung.
§ 8.
Die Abwäſſer aus Küchen, Fabriken, Brauereien, Metzgereien uſw. dürfen nicht
in die Straßengoſſen geleitet werden. Wo ſolche Ausgüſſe an der gegen die Straße
ge=
richteten Seite der Gebände zur Zeit beſtehen, müſſen ſie innerhalb 6 Monaten nach
polizeilicher Aufforderung beſeitigt werden, inſoweit nicht ſchon nach § 6 ihre vorherige
Beſeitigung durch die Verpflichtung zum Anſchluß der Hausentwäſſerungen an die
öffentlichen Kanäle erforderlich iſt.
Ebenſo dürfen Abwäſſer aus den Hofreiten nicht auf die Straße entleert und
ab=
geführt werden. (S. a. Art. 112 P.=St.=G.)
Zu Artikel 35 der allgemeinen Bauordnung.
§ 9.
Winkel oder Reule müſſen an öffentlichen Straßen mit Mauern, undurchſichtigen
Türen oder Toren von mindeſtens 2 Meter Höhe abgeſchloſſen werden.
Zu Artikel 39 der allgemeinen Bauordnung.
§ 10.‟
Bauplätze, Höfe Gärten und Vorgärten an bereits eröffneten Straßen oder
Plätzen ſind an der Straße oder dem Platze mit einer dauerhaften Einfriedigung zu
verſehen. Soweit die Einfriedigung nicht als maſſive Mauer hergeſtellt wird und ſoweit
es ſich nicht um Bauplätze handelt, kann ein maſſiver Sockel von genügender Höhe mit
aufgeſetztem, gefälligen Gitter von Eiſen oder Holz vorgeſchrieben werden. Die
Ein=
friedigung darf, vom Fußſteig gemeſſen, eine Höhe von 1,80 Meter nicht überſteigen.
Lebende Hecken können von der Baupolizeibehörde zugelaſſen werden.
In beſonders berückſichtigenswerten Fällen kann die Baupolizeibehörde
Aus=
nahmen von vorſtehenden Beſtimmungen zulaſſen.
Wo ſolche Einfriedigungen noch nicht beſtehen, müſſen ſie innerhalb 3 Jahren, vom
Inkraftreten dieſer Verordnung an gerechnet, hergeſtellt werden.
Zu Artikel 61 der allgemeinen Bauordnung.
§ 11.
Die zuläſſigen geringſten lichten Stockwerkshöhen für Wohngebäude haben in
den Hauptgeſchoſſen 250 Meter, im Dachgeſchoß 2.30 Meter zu betragen.
§ 12.
Verfehlungen gegen die Vorſchriften dieſer Baupolizeiordnung, ſowie gegen die
Ortsbauſatzung für die Gemeinde Ober=Ramſtadt unterliegen den Strafen und
Rechts=
olgen der Artikel 79 und 80 der allgemeinen Bauordnung.
Die Baupolizeibehörde iſt berechtigt, in allen Fällen, in denen
Hausentwäſſerun=
zen angetroffen werden, die den beſtehenden Vorſchriften nicht entſprechen, die Benutzung
zu unterſagen und nötigenfalls den Anſchluß an den Straßenkanal ſolange aufzuheben,
bis die Mängel beſeitigt ſind (Artikel 66 der Kreis= u. Provinzialordnung.).
§ 13.
Vorſtehende Baupolizei=Ordnung tritt am 1. Juni 1915 in Kraft.
Darmſtadt, den 20. Mai 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Roeſener.
Ortsbauſatzung für die Gemeinde Ober=Ramſtadt.
Auf Grund des Artikel 2 des Geſetzes vom 30. April 1881, die allgemeine
Bau=
ordnung betreffend, und der §§ 3—5, 7 und 9 der Verordnung vom 1. Februar 1882, die
Ausführung der allgemeinen Bauordnung betreffend, wird auf Beſchluß des
Gemeinde=
rats nach Anhören des Großh. Bürgermeiſters und Begutachtung durch den
Kreisaus=
ſchuß mit Genehmigung Großh. Miniſteriums des Innern vom 5. März 1915 zu Nr.
M. d. J. 2780 für die Gemeinde Ober=Ramſtadt nachſtehende Orts=Bauſatzung erlaſſen:
Zu Artikel 4 und 10, Abſatz 4, der allgemeinen Bauordnung.
§ 1.
Die Grenzen der Bebanung ſind durch die Bau= und Straßenfluchtlinien des
Ortsbauplans feſtgeſetzt. In dieſem iſt gleichzeitig Anordnung getroffen ob und
inwie=
weit eine Straße nur auf einer Seite mit Gebäuden beſetzt werden ſoll.
Zu Artikel 13 der allgemeinen Bauordnung.
§
Zur Benutzung als Bauplatz iſt eine Fläche nicht mehr geeignet, wenn ſie bei
offener Bebauung nicht wenigſtens 200 Quadratmeter, bei geſchloſſener Bebauung nicht
wenigſtens 150 Quadratmeter Inhalt beſitzt und wenn auf ihr bei offener Bebauung
ein Gebäude von 6 Meter Frontlänge und 8 Meter Tiefe, bei geſchloſſener Bebauung
von 7 Meter Frontlänge nicht errichtet werden kann unter Wahrung der Vorſchriften
der Artikel 37 und 38 der allgemeinen Bauordnung.
In beſonders berückſichtigungswerten Fällen kann die Baupolizeibehörde mit
Zu=
ſtimmung des Gemeinderats Ausnahme von vorſtehenden Beſtimmungen zulaſſen.
Zu Artikel 17 der allgemeinen Bauordnung.
§ 3.
Sind zum Zweck der Schließung eines Gemeindewegs nur von dieſem aus
zu=
gängliche Grundſtücke durch die Gemeinde zwangsweiſe erworben worden, ſo werden
ſie auf Verlangen der angrenzenden Grundbeſitzer an dieſe wieder abgegeben wenn dies
die Anlieger innerhalb ſechs Monaten nach erfolgtem Erwerb durch die Gemeinde
ſchrift=
lich bei Großh. Bürgermeiſterei beantragt haben. Für die Rückerhebung ſind die vollen
Erwerbskoſten zu zahlen. Gleichzeitig ſind auf Verlangen der Gemeinde die an die
betreffenden Grundſtücke angrenzenden Teile des Gemeindewegs zu dem
Durchſchnitts=
preis des erworbenen Geländes abzüglich der Unkoſten des Erwerbs dieſes Geländes
mit zu übernehmen.
Zu Artikel 18 der allgemeinen Bauordnung.
§ 4.
Außerhalb des Bereichs des Ortsbauplans dürfen Gebäude nicht errichtet
wer=
den. Ausnahmen können im Einzelfalle mit Rückſicht auf die Beſtimmung, örtliche
Lage und ſonſtige Verhältniſſe der beabſichtigten Bauten nach Anhörung des
Gemeinde=
vorſtandes von dem Miniſterium des Innern geſtattet werden.
Zu Artikel 20, Abſatz 1, der allgemeinen Bauordnung.
§ 5.
Ueber die Eröffnung und Herſtellung einer Straße oder eines Straßenteils
innerhalb des Ortsbauplans ſowie über die Reihenfolge, in welcher die nach dem
Ortsbauplan anzulegenden Straßen oder Bauquartiere eröffnet werden ſollen,
beſchließt, unbeſchadet der Vorſchrift in Artikel 20, Abſatz 1, Satz 2 und Abſatz 2 der
allgemeinen Bauordnung, der Gemeindevorſtand.
§ 6.
Die Eröffnung und Herſtellung einer Straße oder eines Straßenteils, worunter
hier in der Regel ein Straßenabſchnitt zwiſchen zwei Quer= oder Seitenſtraßen
verſtan=
den iſt, hat auf Antrag eines Anliegers ſchon dann zu erfolgen, wenn ſich die Straße
oder der Straßenteil an eine bereits hergeſtellte Straße anſchließt und nachdem das
für die neue Straßenſtrecke erforderliche Gelände an die Gemeinde laſtenfrei käuflich
in Eigentum übertragen worden iſt.
Steht das erforderliche Straßengelände ganz oder teilweiſe im Eigentum Dritter
und iſt eine Uebertragung desſelben auf die Gemeinde in Güte nicht zu erzielen, ſo
können die Antragſteller einen zur Enteignung durch die Gemeinde ausreichenden, von
dem Gemeindevorſtand zu beſimmenden Betrag in bar oder mündelſicheren Werten
hinterlegen. Die Eröffnung und Herſtellung der neuen Straße oder des Straßenteils
ſoll jedoch erſt erfolgen, nachdem alles erforderliche Gelände auf die Gemeinde
über=
tragen iſt.
Zu Artikel 20, Abſatz 4, der allgemeinen Bauordnung.
§ 7.
In den noch nicht hergeſtellten Straßen oder Straßenteilen dürfen vorbehältlich
der nachſtehenden Vorſchriften Gebäude, die nach dieſen Straßen ihren Ausgang haben,
nicht errichtet werden.
§ 8.
In den noch nicht hergeſtellten Straßen oder Straßenteilen ſoll das Bauen an
den Ecken, welche auf ſchon hergeſtelte Straßen oder Straßenteile aufſtoßen, geſtattet
werden. Der Bauende hat jedoch auch das zu der noch nicht hergeſtellten Straße
erfor=
derliche Gelände, ſoweit ſein Eckgrundſtück reicht, vor Erteilung des Baubeſcheids
laſten=
frei käuflich in das Eigentum der Gemeinde zu übertragen.
§ 9.
Soll außer dem im § 8 vorgeſehenen Fall ein Gebäude an einer noch nicht
her=
geſtellten Straße oder einem ſolchen Straßenteil errichtet werden, ſo kann dies mit
Zu=
ſtimmung des Gemeindevorſtandes geſtattet werden, nachdem der Gemeinde das ganze
noch nicht in ihrem Eigentum ſtehende Straßengelände vor dem Baugrundſtück und weiter
bis zur nächſten hergeſtellten Straße oder dem nächſten hergeſtellten Straßenteil
laſten=
frei käuflich in Eigentum übertragen worden iſt.
Kommen hierbei mehrere Straßen oder Straßenteile in Betracht, ſo beſtimmt der
Gemeindevorſtand, nach welcher Straße zu das Gelände abzutreten iſt.
Die Bauerlaubnis iſt jedoch in dieſen Fällen ſtets dann zu verſagen, wenn durch
den beabſichtigten Neubau die zweckmäßige Aufteilung des in Frage kommenden
Ban=
blocks in Bauplätze gefährdet erſcheint.
Sofern die Vorausſetzungen des Artikel 20 Abſ. 2 der allgemeinen Bauordnung
und des § 36 der Ausführungs=Verordnung gegeben ſind, finden die Beſtimmungen
des § 8 und dieſes Paragraphen keine Anwendung.
§ 10.
Die nach den §§ 6, 8 und 9 mit der Gemeinde zu treffenden Vereinbarungen
wegen Eigentumsübergang von Gelände an dieſe oder Hinterlegung einer Sicherheit
ſind vertraglich, und ſoweit ſie Verkäufe ſind, unter gerichtlicher oder notarieller
Be=
urkundung vorzunehmen.
Hierbei iſt insbeſondere zu beſtimmen, daß die der Gemeinde gegenüber
erwachſen=
den Forderungen an Kaufpreis und Koſten oder auf Rückerſatz einer hinterlegten, von
der Gemeinde zum Erwerb von Gelände verwendeten Sicherheit der Gemeinde bis zu
dem Zeitpunkt geſtundet werden, zu welchem ſie nach den Beſtimmungen der allgemeinen
Bauordnung verpflichtet wäre, das in Betracht kommende Straßengelände zu erwerben.
Zu Artikel 20 Abſatz 3 der allgemeinen Bauordnung.
§ 11.
Bis zur Herſtellung einer Straße oder eines Straßenteils durch die Gemeinde
(Artikel 20 Abſatz 2 der allgemeinen Bauordnung) ſind in den Fällen der §§ 8 und 9
das Einebnen der Straßenfläche vor dem Baugrundſtück bis zur nächſten hergeſtellten
Straße (vergl. § 9 Abf. 1 und 2), ſowie die für den Ablauf des Waſſers und ſonſt
er=
forderlichen vorläufigen Einrichtungen nach Vorſchrift der Baupolizeibehörde von dem
Bauenden auf eigene Koſten und Gefahr zu bewirken. Kommen mehrere Bauende in
Betracht, ſo haben dieſe gemeinſam an den Koſten dieſer Vorkehrungen teilzunehmen.
Auf Erſuchen der Bauenden führt auf deren Koſten die Gemeinde dieſe Arbeiten
ſelbſt aus; auch kann der Gemeindevorſtand in jedem Fall beſchließen, daß die Arbeiten
durch die Gemeinde auf Koſten der Bauenden ausgeführt werden.
Zu Artikel 21 der allgemeinen Bauordnung.
§ 12.
Bei der Anlegung einer neuen oder bei Verlängerung einer ſchon beſtehenden
Straße, ſowie bei dem Anbau an ſchon vorhandenen bisher unbebauten Straßen und
Straßenteilen ſind von den an die Straße angrenzenden Grundeigentümern zu erſetzen:
1. die Mehrkoſten des Erwerbs von Straßengelände über den Betrag von 70 Pfg.,
welchen der Gemeindevorſtand für den Quadratmeter allgemein feſtgeſetzt und
bekannt gemacht hat;
Amtsverkündigungsblatt Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt.
die Hälfte der Koſten der Herſtellung der vor ihren Grundſtücken herziehenden
öffentlichen Fußwege bis zu 2 Meter Breite. Die Art und den Umfang der
Be=
feſtigung der Fußwege beſtimmt jeweils der Gemeinderat. Bei erhöhten
Fuß=
ſteigen werden die Randſteine auf Koſten der Gemeinde beſchafft und geſetzt.
Die unter 1 erwähnte Koſtenpflicht der Anlieger tritt ein, ſobald auf ihren
Grund=
ſtücken ältere oder neue Gebäude an die neue Baufluchtlinie zu ſtehen kommen oder ihren
Ausgang nach der neuen Straße erhalten, die Verpflichtung unter 2 ſofort nach
Her=
ſtellung der Fußwege ohne Rückſicht darauf, ob die Grundſtücke bebaut ſind.
Der Umfang der Koſtenpflicht nach 1 beſtimmt ſich nach Artikel 21 Abſatz 1 Satz 2
der allgemeinen Bauordnung; die Berechnung und Verteilung dieſer Koſten erfolgt nach
Artikel 21 Abſatz 2 der allgemeinen Bauordnung.
Bei Anlegung einer Straße durch ein der Gemeinde gehöriges Gelände wird
unbeſchadet der Vorſchrift des Art. 21 Abſ. 2 Satz 2 der allgemeinen Bauordnung, von
ihr der Wert des Straßengeländes feſtgeſetzt und im übrigen nach obigen Beſtimmungen
verfahren.
In den Fällen dieſes Paragraphen hat die Baupolizeibehörde auf Verlangen der
Gemeinde die Erteilung des Baubeſcheids von Hinterlegung einer durch den
Gemeinde=
vorſtand zu beſtimmenden, die Verpflichtungen der Bauenden bezw. die Erſatzanſprüche
der Gemeinde gewährleiſtenden Sicherheit abhängig zu machen.
Solange die Gemeinde nach den Beſtimmungen der allgemeinen Bauordnung
nicht zur Herſtellung einer Straße oder eines Straßenteiles verpflichtet iſt, kann auf
Chauſſierung, Pflaſterung der Goſſen, Anlage von Fußſteigen, Kanalherſtellung,
Waſſer=
leitung, Beleuchtung und dergleichen ein Anſpruch gegen die Gemeinde nicht erhoben
werden.
§ 13.
Die Unterhaltung der öffentlichen Fußſteige und Goſſen liegt der Gemeinde ob.
Wenn Fußſteige in bereits beſtehenden bebauten Straßen oder Straßenteilen neu
an=
gelegt oder erneuert oder wenn ſeither gepflaſterte oder bekieſte Fußſteige in erhöhte
Fußſteige umgewandelt werden, ſo haben die angrenzenden Grundeigentümer in
der=
ſelben Weiſe wie bei neuen Straßen zu den Koſten beizutragen.
Darüber, ob und inwieweit Fußſteige neu angelegt,erneuert oder verändert werden
ſollen, über die Art ihrer Herſtellung und der Waſſerabführung von den anliegenden
Grundſtücken nach der Straße und über die Wahl der dabei zur Verwendung
kommen=
den Materialien beſchließt für die einzelnen Straßen unter Berückſichtigung der
jewei=
ligen Verhältniſſe der Gemeindevorſtand.
Wird das Aufreißen und das hierdurch nötige Wiederherſtellen von öffentlichen
Fußſteigen und Goſſen durch die Anlieger veranlaßt, ſo werden die erforderlichen
Ar=
beiten auf deren Rechnung durch die Gemeinde vorgenommen.
Hat die Gemeinde die Arbeiten veranlaßt, ſo übernimmt ſie die Koſten. Altes
Material, das bei Abänderung gewonnen wird, fällt der Gemeinde als Eigentum zu.
§ 14.
Die nach dieſer Ortsbauſatzung auf Grund des Art. 21 der allgemeinen
Bau=
ordnung zu erfüllenden Verbindlichkeiten haften als Laſten öffentlich rechtlicher Natur
auf den beteiligten Grundſtücken und gehen mit dieſen ohne weiteres auf jeden
Er=
werber über. Sie ſind offen zu legen und wie die beſonderen Gemeindeausſchläge
an=
ſzufordern; auch unterliegen ſie dem für die Beitreibung der Gemeindeeinkünfte
gel=
tenden Verfahren.
Zu Artikel 29 der allgemeinen Bauordnung.
§ 15.
Stallungen, Scheunen, Speicher, Remiſen, Waſchküchen, Aborte und ähnliche
Anlagen dürfen nicht an öffentliche Straßen und Plätze geſtellt werden.
Ausnahmen hiervon kann die Baupolizeibehörde wegen beſonderer Verhältniſſe
zulaſſen, wenn derartige Nebengebäude mit dem Hauptgebäude in eine gefällige
architek=
ſoniſche Verbindung gebracht oder auch für ſich einwandfrei ausgeſtaltet werden und
das Straßenbild nicht beeinträchtigen.
Oeffentliche Bedürfnishäuschen oder ſonſtige im öffentlichen Intereſſe notwendige
Gebäude ſind unbeſchadet der Vorſchrift des § 22 von der Beſtimmung in Abſatz 1
aus=
geſchloſſen.
§ 16.
Räume, in denen mit lautem Geräuſch verbundene Gewerbe betrieben, oder Rauch,
Dampf oder Gaſe erzeugt werden, dürfen keine Oeffnungen nach der Straße erhalten.
Liegen ſolche Räume hinter der Straßenfluchtlinie zurück, ſo ſind Oeffnungen
zu=
läſſig, wenn die Entfernung von der Straße mindeſtens 5 Meter beträgt.
Zu Artikel 30 der allgemeinen Bauordnung.
§ 17.
Das Zurückſetzen der Gebäude hinter die Baufluchtlinie kann in beſonderen
Fällen von der Baupolizeibehörde geſtattet werden, wenn der Geſuchſteller ſich
ver=
pflichtet, alles zwiſchen der Straßenfluchtlinie und dem zurückgeſtellten Gebäude
lie=
gende Land nach der Vorſchrift des § 21 anzulegen und zu benutzen und, wenn nach
Anſicht der Baupolizeibehörde erforderlich, gegen die Straße, ſowie gegen die
Nach=
bargrenze wie die Vorgärten nach § 10 der Baupolizeiordnung abzuſchließen.
Zu Artikel 37 der allgemeinen Bauordnung.
§ 18.
Hinter= und Seitengebäude dürfen in der Regel nicht früher als die
Vorder=
gebäude errichtet werden.
Zu Artikel 44 der allgemeinen Bauordnung.
§ 19.
Der Fußboden des Erdgeſchoſſes bei Wohngebäuden muß mindeſtens 50
Zenti=
meter über dem angrenzenden Fußſteig liegen. Bei Nebengebäuden, die Wohngebäude
ſind, iſt dieſelbe Höhenlage über dem angrenzenden äußeren Gelände anzunehmen.
Bei Verkaufsläden oder Geſchäftsräumen kann ein Mindeſtmaß von 15
Zenti=
metern zugelaſſen werden.
Zu Artikel 59 der allgemeinen Bauordnung.
§. 20.
Alle Neubauten, Mauern uſw., die an der Straße ſtehen und aus
Feldbrand=
ſteinen, gewöhnlichem Bruchſteinmauerwerk oder ſonſtigem nicht zu Sichtflächen
geeig=
netem Material aufgeführt ſind, müſſen ſpäteſtens zwei Jahre nach ihrer Errichtung
mit Verputz verſehen werden.
§ 21.
In Straßen mit Vorgärten darf das zwiſchen der Straßen= und Baufluchtlinie
liegende Gelände nur als Vorgarten und jedenfalls nicht zur Lagerung von Rohſtoffen
uſw. oder ſonſt in mißſtändiger Weiſe benutzt werden.
§ 22.
Alle Gebäude und baulichen Anlagen, einſchließlich der Einfriedigungen,
Reklame=
ſchilder, ſonſtiger Aufſchriften und Abbildungen, Ausſtellkäſten und dergleichen, ſowie
An= und Umbauten ſind in ihrer geſamten architektoniſchen Geſtaltung, wie
ins=
beſondere bezüglich des Umrißbildes und der Höhe des Gebäudes, der Dachgeſtaltung,
der Verwendung der Bauſtoffe und der Behandlung der Wandflächen, ſo auszuführen
und zu unterhalten, daß ſie nicht mißſtändig wirken und ſich harmoniſch in das Straßen=
und Ortsbild einſügen. Backſteinverblendungen, Zement= und Gipsfaſſaden,
Zink=
ornamente und ähnliche undauerhafte oder architektoniſch unbefriedigende Bauſtoffe
ſind unzuläſſig.
Seiteneinfriedigungen der Vorgärten, Vorhöfe und dergleichen ſind in ihrer
Aus=
führungsweiſe der längs der Straße errichteten Einfriedigung des Grundſtücks
an=
zupaſſen und dürfen deren Höhe nicht überſteigen.
§ 23.
In allen Straßen mit Vorgärten iſt allgemein die offene Bauweiſe einzuhalten
in der Art, daß die Entfernung der Vordergebäude von den Nachbargrenzen mindeſtens
2 Meter zu betragen hat. Dieſes Maß iſt von der Gebäudewand an zu berechnen und
darf durch Riſalite, Pilaſter, Erker, Balkone, Veranden, Freitreppen und ähnliche
Vor=
ſprünge nicht vermindert werden.
Doppelhäuſer können geſtattet werden, wenn ſie gemeinſame, nicht über Dach
gehende Scheidewände nach Artikel 47 der allgemeinen Bauordnung erhalten und wenn
ſie in gefälliger Weiſe und gleichzeitig ausgeführt werden.
Hintergebäude ſind möglichſt ſo zu ſtellen, daß über Dach gehende Brandmauern
vermieden werden.
§ 24.
Die vorſtehenden Beſtimmungen treten am 1. Juni 1915 in Kraft.
Ober=Ramſtadt, den 20. Mai 1915.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Ober=Ramſtadt.
Rückert.
Bekanntmachung.
Die nachſtehend abgedruckten Bekanntmachungen des Reichskanzlers vom 27.
v. Mts. und die Bekanntmachung Großh. Miniſteriums des Innern vom 31. v. Mts.
bringen wir zur allgemeinen Kenntnis.
(8489
Darmſtadt, den 4. Juni 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Bekanntmachung
wegen Ergänzung der Verordnung, betreffend Verkehr mit Zucker.
Vom 27. Mai 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) nachſtehende Ergänzung der Verordnung, betreffend Verkehr mit Zucker, vom
12. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 75) beſchloſſen:
I.
Im § 3 iſt dem Abſatz 1 anzufügen:
Maßgebend für den Preis iſt der von dem Reichskanzler oder der Verteilungsſtelle
feſtgeſetzte Zeitpunkt der Lieferung (§ 6). Für Rohzucker, der über 50 Hundertteile des
Kontingents (§ 1) hinaus zu liefern iſt, beträgt der Preis 11,25 Mark.
II.
Im § 4 iſt dem Abſatz 1 anzufügen:
Für Lieferung im Juni 1915 darf der Preis um 0,40 Mark, für Lieferung im
Juli 1915 um 0,80 Mark, für Lieferung im Auguſt 1915 um 1,20 Mark über die für
Lieferung im Mai 1915 geltenden Preiſe erhöht werden. Maßgebend für den Preis
iſt der Zeitpunkt, in dem vereinbarungsgemäß zu liefern iſt.
Berlin, den 27. Mai 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung
betreffend die Menge des zum ſteuerpflichtigen Inlandsverbrauch abzülaſſenden
Zuckers.
Vom 27. Mai 1915.
Der Bundesrat hat beſchloſſen:
Für die Zeit nach dem 31. Mai 1915 werden weitere 15 Hundertteile des nach
§ 1 Abſatz 2 der Verordnung, betreffend Verkehr mit Zucker, vom 12. Februar 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 75) feſtgeſetzten Kontingents zum ſteuerpflichtigen
Inlands=
verbrauch abgelaſſen.
Berlin, den 27. Mai 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung
über Verbrauchszucker.
Vom 27. Mai 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
§ 1. Wer Verbrauchszucker mit Beginn des 1. Juni 1915 im Gewahrſam hat,
iſt verpflichtet, die vorhandenen Mengen getrennt nach Arten und Eigentümern unter
Nennung der Eigentümer der Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. in Berlin
anzu=
zeigen. Zu dieſem Zwecke haben die Berechtigten, deren Zucker in fremdem
Gewahr=
ſam liegt, den Lagerhaltern nach dem 1. Juni 1915 unverzüglich die ihnen zuſtehenden
Mengen anzuzeigen. Die Anzeigen an die Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H.
ſind bis zum 10. Juni 1915 abzuſenden. Anzeigen über Mengen, die ſich mit Beginn
des 1. Juni 1915 auf dem Transport befinden, ſind unverzüglich nach dem Empfange
von dem Empfänger zu erſtatten.
Die Anzeigepflicht erſtreckt ſich nicht
1. auf Mengen, die im Eigentume des Reichs, eines Bundesſtaats oder Elſaß=
Lothringen, insbeſondere im Eigentume der Heeresverwaltungen oder der
Marineverwaltung ſowie im Eigentum eines Kommunalverbandes ſtehen,
2. auf Mengen, die insgeſamt weniger als 50 Doppelzentner betragen.
Geht der Gewahrſam an den angezeigten Mengen nach dem 31. Mai 1915 auf
einen anderen über, ſo hat der nach Abſatz 1 Satz 1 Anzeigepflichtige der Zentral=
Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. den Verbleib der Mengen anzuzeigen. Wer nach dem
31. Mai 1915 Eigentum an Verbrauchszucker erwirbt, hat unverzüglich der Zentral=
Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. anzuzeigen, welche Mengen und von wem er ſie erworben
hat und wo die erworbenen Mengen lagern; der Anzeige bedarf es nicht, wenn die
erworbenen Mengen zuſammen mit den bereits im Eigentume des Erwerbers ſtehenden
50 Doppelzentner nicht erreichen.
Der Reichskanzler kann Wiederholungen der Anzeige anordnen und dabei
be=
ſtimmen, daß auch kleinere Mengen anzuzeigen ſind.
§ 2. Wer mit Verbrauchszucker handelt oder ihn im Betriebe ſeines Gewerbes
herſtellt oder ihn ſonſt im Beſitze hat, hat ihn der Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H.
auf Aufforderung käuflich zu überlaſſen.
Die Aufforderung hat die Wirkung, daß Veränderungen an den von ihr
be=
troffenen Mengen und rechtsgeſchäftliche Verfügungen darüber verboten ſind, ſoweit
nicht die Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. zuſtimmt. Den rechtsgeſchäftlichen
Verfügungen ſtehen Verfügungen gleich, die im Wege der Zwangsvollſtreckung oder
Arreſtvollziehung erfolgen. Der Aufgeforderte hat für Aufbewahrung und pflegliche
Behandlung zu ſorgen; er hat der Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. auf Erfordern
Auskunft zu geben und Muſter der einzelnen Zuckermengen ſowie
Auslieferungs=
ſcheine zu überſenden, auch ihren Vertretern die Beſichtigung der Mengen zu geſtatten.
Die Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. hat dem Aufgeforderten binnen zwei
Wochen nach Erlaß der Aufforderung zu erklären, welche Mengen ſie käuflich
über=
nehmen will. Mit dem Ablauf der Friſt erliſcht die Wirkung der Aufforderung,
ſo=
weit die Ueberlaſſuug nicht verlangt iſt.
Dieſe Vorſchriften gelten nicht für Mengen, die der Anzeigepflicht nach § 1 nicht
unterliegen.
§ 3. Die Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. hat für die von ihr
über=
nommenen Mengen dem Verkäufer einen angemeſſenen Uebernahmepreis zu zahlen.
Sie darf, wenn eine Verbrauchszuckerfabrik Verkäufer iſt, keinen höheren Preis als
den im § 4 der Verordnung, betreffend Verkehr mit Zucker, vom 12. Februar 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 75) vorgeſehenen Preis bezahlen; iſt der Verkäufer nicht eine
Ver=
brauchszuckerfabrik, ſo darf außer dem für die am frachtgünſtigſten gelegene
Verbrauchs=
zuckerfabrik geltenden Höchſtpreis eine Vergütung für die Transportkoſten und ein
angemeſſener Zuſchlag gezahlt werden. Maßgebend für die Preisberechnung iſt der
Zeitpunkt des Ergehens der Aufforderung.
Für die Aufbewahrung iſt vom Zeitpunkt der Uebernahmeerklärung (§ 2 Abſ. 3)
an eine angemeſſene Vergütung zu entrichten, deren Höhe die höhere
Verwaltungs=
behörde des Aufbewahrungsortes endgültig feſtſetzt.
Der Reichskanzler kann die Zuſchläge, die 5 vom Hundert des Höchſtpreiſes
nicht überſteigen dürfen, und die weiteren Bedingungen der Ueberlaſſung feſtſetzen.
§ 4. Erfolgt die Ueberlaſſung nicht freiwillig, ſo wird das Eigentum auf
An=
trag der Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. durch die zuſtändige Behörde auf die
Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. oder die von ihr in dem Antrag bezeichnete
Perſon übertragen. Die Anordnung iſt an den Beſitzer der Mengen zu richten. Das
Eigentum geht über, ſobald die Anordnung dem Beſitzer zugeht.
§ 5. Kommt zwiſchen den Beteiligten eine Einigung über den Preis nicht
zu=
ſtande, ſo wird er von der höheren Verwaltungsbehörde des Lagerungsortes
end=
gültig feſtgeſetzt. Dieſe entſcheidet ferner endgültig über alle Streitigkeiten, die ſich
zwiſchen den Beteiligten aus der Aufforderung zur Ueberlaſſung und aus der
Ueber=
laſſung ergeben.
§ 6. Die Zentral=Einkaufs=Geſellſchaft m. b. H. darf über den Verbrauchszucker
nur nach näherer Beſtimmung des Reichskanzlers verfügen.
§ 7. Der Reichskanzler kann von den Vorſchriften dieſer Verordnung
Aus=
nahmen geſtatten.
§ 8. Die Landeszentralbehörde erläßt die Beſtimmungen zur Ausführung dieſer
Verordnung. Sie beſtimmt, wer als höhere Verwaltungsbehörde und als zuſtändige
Behörde im Sinne dieſer Verordnung anzuſehen iſt.
§ 9. Mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu
fünf=
zehntauſend Mark wird beſtraft:
1. wer die im § 1 vorgeſchriebenen Anzeigen nicht erſtattet oder wer wiſſentlich
unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht;
2. wer unbefugt Mengen, die von einer Aufforderung nach § 2 Abſatz 1
be=
troffen ſind, beiſeite ſchafft, beſchädigt, zerſtört oder verbraucht;
3, wer einer Verpflichtung nach § 2 Abſatz 2 Satz 3 zuwiderhandelt;
4. wer den nach § 8 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
§ 10. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.
Der Reichskanzler beſtimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Berlin, den 27. Mai 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers
Delbrück.
Amtsverkündigungsblatt Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt.
Bekanntmachung
über Verbrauchszucker.
Vom 31. Mai 1915.
Im Sinne der Verordnung des Bundesrats über Verbrauchszucker vom 27. Mai
1915 (R. G. Bl. S. 308) iſt als hohere Verwaltungsbehörde der Kreisausſchuß und als
zuſtändige Behörde das Kreisamt desjenigen Kreiſes anzuſehen, in dem die Ware lagert.
Darmſtadt, den 31. Mai 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern
I. V.: Schliephake.
In der Gemeinde Offenthal (Kreis Offenbach) iſt die Maul= und Klauenſeuche
(8488
erloſchen. Die angeordneten Sperrmaßregeln werden aufgehoben.
Bekanntmachung.
Auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt wird am
Mittwoch, den 9. Juni 1915, von 1 bis 5 Uhr,
Donnerstag, den 10. Juni 1915, von 9 bis i Uhr,
Freitag, den 11. Juni 1915, von 9 bis 1 Uhr
mit ſcharfer Infanteriemunition geſchoſſen. Die Abſperrung erſtreckt ſich bis zum
Landgraben.
Auf dem Schießplatz Meſſel wird am Dienstag, den 8. Juni 1915, von 9 bis
1 Uhr, mit ſcharfer Infanteriemunition geſchoſſen.
Darmſtadt, den 4. Juni 1915.
(8473
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
I. V.: Dr. Roeſener.
Abgabe von Kartoffeln aus dem ſtädtiſchen Vorrat.
Von Montag, den 7. Inni ab, ſind die ſeitherigen
Kartoffel=
abgabeſtellen:
a) im Pfründnerhausgarten,
b) in der Stadtknabenſchule III, Ludwigshöhſtraße,
geſchloſſen.
Die Abgabe erfolgt von Montag, den 7. Juni, nachmittags
2 Uhr ab, an nachſtehenden Stellen:
1. Nungeſſer, Dieburgerſtraße 10,
2. Knaben=Arbeits=Anſtalt, Stiftſtraße,
3. Pädagoggebäude in der Pädagogſtraße,
4. Waiſenhauskeller, Ecke Lang= und Schulzengaſſe,
5. Heißner, Alexanderſtraße 4,
6. Lagerkeller von Monnard am Dornheimer Weg 6.
In den Preiſen iſt eine Aenderung nicht eingetreten.
Die Empfangsſcheine für Speiſekartoffeln ſind nur an der
Stadt=
kaſſe, Grafenſtraße 28, zu löſen.
Futterkartoffeln werden ebenfalls zu billigem Preiſe
(auch an Auswärtige) abgegeben.
Beſtellungen auf dieſe Kartoffeln werden nur in Zimmer 45
im Stadthaus entgegengenommen.
(8500goi
Darmſtadt, den 5. Juni 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Verkehr mit Mehl, hier Verbot von Hefe.
Die unterm 20. Mai erlaſſene Vorſchrift, wonach der
Ver=
kauf von Sauerteig, Hefe, Backpulver und ähnlichen Triebmitteln
an private Haushaltungen verboten wurde, wird hiermit
auf=
gehoben.
(8499
Darmſtadt, den 5. Juni 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Einquartierung.
Eine Vergütung für geleiſtete Quartiere, ſowie für Verpflegung
einquartierter Mannſchaften kann ſpäter nur dann gewährt werden,
wenn die Quartierſcheine alsbald nach Abgang der
Mann=
ſchaft dem ſtädtiſchen Einquartierungsausſchuß, Stadthaus, Zimmer
Nr. 23, zur Anerkennung vorgelegt werden.
Bei Verzicht auf Einquartierungsvergütung zu Gunſten
bedürftiger Angehörigen von Kriegsteilnehmern wird um
Ab=
gabe der Quartierſcheine auf vorbezeichnetem Amtszimmer
gebeteu.
(6662a
Darmſtadt, den 23. April 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Oktroi für Brennholz.
Die Schießhausſtraße, der Heinrichwingertsweg, die
Lands=
kron=, Moosberg= und Ludwigshöhſtraße ſind für oktroipflichtige
Gegenſtände geſperrt.
Zur Erleichterung der Holzabfuhr wird hiermit den Bewohnern
des ſüdlichen Stadtteils geſtattet, dieſe Straßen zu benützen, wenn
ſie den Oktroi beim Hinausfahren in den Wald an der Erhebſtelle
in der Klappacher Straße auf Grund des Abfuhrſcheines entrichten,
ſo daß beim Einfahren in die Stadt die Fuhrleute im Beſitz der
Luittung ſind, die den ſtädtiſchen Aufſichtsbeamten auf Verlangen
vorzuzeigen iſt.
Der Oktroi für das durch die Eſchollbrücker und Beſſunger
Straße in die Stadt einzuführende Holz iſt vorher an die
Oktroi=
erhebſtelle Heidelberger Straße 17 bezw. 112 zu entrichten.
Für das Holz, das nicht in die Stadt eingebracht, ſondern auf
die in der Gemarkung Darmſtadt liegenden Grundſtücke geſetzt wird,
iſt ebenfalls der Oktroi beim Hinausfahren in den Wald zu entrichten.
Gegen Zuwiderhandelnde wird auf Grund des Oktroi=
Regle=
ments Anzeige erhoben.
Darmſtadt, den 20. März 1915.
(4939a
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Schmitt.
Nachſtehende Bekanntmachung der erſten Remontierungs=
Kom=
miſſion bringe ich hiermit zur Kenntnis der Beteiligten. Der Markt
findet auf dem Gelände des alten Bahnhofs (weſtlich des früheren
Empfangsgebäudes der Main=Neckarbahn zwiſchen Griesheimer Weg
und Breiten Allee, Eingang Feldbergſtraße) ſtatt.
(8496
Darmſtadt, den 5. Juni 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
Bekanntmachung.
Die erſte Remontierungs=Kommiſſion hält auf Befehl des
Kriegsminiſteriums, Remonteinſpektion, im Einverſtändnis des
ſtell=
vertretenden Generalkommandos XVIII. Armeekorps am 10. Juni
1915 um 8 Uhr vormittags in Darmſtadt einen öffentlichen Markt
zum Ankauf kriegsbrauchbarer volljähriger Pferde im Alter von
5—15 Jahren ab.
Der Ankauf erfolgt freihändig. Bezahlung ſofort durch
An=
weiſung auf die Reichsbank.
I. Remontierungs=Kommiſſion.
gez.: von Biel,
Rittmeiſter und Vorſitzender.
Bekanntmachung.
Am Dienstag, den 8. Jnni 1915, nachmittags 3 Uhr
ſoll auf dem hieſigen Güterbahnhof, Gleis 125
ein Wagen Speiſe=Kartoffeln, 11130 Kila
öffentlich an den Meiſtbietenden gegen ſofortige Bar=
(8487
zahlung verkauft werden.
Darmſtadt, den 5. Juni 1915.
Großherzogliche Güterabfertigung Hbf.
Pd. Heu
ca. 15 Ztr. abzugeben.
*11427)
Bismarckſtr. 76.
zut erhaltener Liege= und
Sitz=
wagen zu verkaufen (*11437
Neue Ireneſtr. 20, 1. St. r.
Schöne
Bohnenſtangen
abzugeben. Pallaswieſenſtr. 153.
(7851a
Telephon
mzugsh. volſt. gut erh., reines
Bett billig zu verk. (*11453
Schuchardſtraße 15, 2. St.
Bekanntmachung.
In unſerem Handelsregiſter A
wurde heute bei der Firma:
„Deutſche Munitionsfabrik Max=
Walbinger” in Ober=Ramſtadt
folgendes eingetragen:
Dem Kaufmann Heinrich Fleck
in Ober=Ramſtadt iſt Prokura
er=
teilt.
(8480
Darmſtadt, 3. Juni 1915.
Großherzogliches Amtsgericht II.
Bekanntmachung.
In unſerem Handelsregiſter
Ab=
teilung B wurde heute die Firma
„Automatiſche Cigarrenrolltiſch
Compagny, Geſellſchaft mit
be=
ſchränkter Haftung”, zu
Pfung=
ſtadt gelöſcht.
(8479
Darmſtadt, 1. Juni 1915.
Großherzogliches Amtsgericht II.
Täglich friſch:
Dickmilch
Erdbeeren in Milch
Reform-Restaurant
Alexanderstrasse 4, I.
Mräbeeren
täglich friſch (*11341sgo
billigſt bei Crössmann,
Saalbauſtr. 27. Telephon 2154.
Empfehle täglich friſche
Ananas-Erdbeeren
zum billigſten Preiſe.
Jacob Schellhaas
Karlſtr. 50 (B8389) Telephon 1697.
Achtung: Kartoffeln:
agnum-bonum
und Induſtrie.
Wollen Sie gute Speiſekartoffeln
eſſen, kommen Sie zu (8384a
Türtmann
Grafenſtraße 19. Telephon 1425.
Zu verkaufen:
6 Morgen Heugras
(Teichwieſe). Näheres
Dieburger=
ſtraße 270.
(8380fsg
Gr. Partie Futter= u. Fruchtſäcke
zu verkaufen.
(*11449
Goddelau, Hintergaſſe 16.
Kriegsſtiefel
mit Holzſohlen billigſt
übſche weiße u. farbige
Sommer=
kleider, Koſtüme, Bluſ., ſeid. Kleid.,
Herrenanz., lein. Bettücher, neue u.
gebr. Möbel all. Art, all. bill. weg.
Platzmangel abzugeben. (8494a
Ballonplatz 10, p. (kein Laden).
Ia Honig-Fliegenfänger
Versand nach allen Plätzen.
J. Kredel, Darmstadt,
obere Rheinstr. 5, Fernsprecher 2454. (7269a
beseitigt
Radikal-
Läusetod
wirkt nach Dr. Jeserich, Berlin,
keim-
tötend und desinfizierend. Enthält
„Anisolr, welches nach Proſ. Dr.
Eränkel, Wien, Läuse auf 6 cm
Ent=
fernungtötet Zu haben in Apotheken
und Drogerien.
Bekanntmachung.
Die Anlieferung des Bedarfs an Verzehrungs= und
Verbrauchs=
gegenſtänden für das Großh. Arbeitshaus Dieburg ſoll auf dem
Sübmiſſionswege vergeben werden, und zwar für die Zeit vom
1. Juli 1915 bis 30. September 1915.
1. ca. 2000 Liter Milch
2. ca. je 700 kg. Erbſen u. Bohnen
3. ca. je 200 kg Reis, Gerſte und
Gries
4. ca. 500 kg Kochſalz
5. ca. 200 kg Mehl
6. ca. 100 kg Kaffee
7. ca. 200 kg Fadennudeln
8. ca. 200 kg weiße Kernſeife
9. ca. 200 kg weiße Schmierſeife
10. cc. 300 kg Soda
11. der Bedarf an Rindfleiſch, Bröt
und Schweineſchmalz.
Die Lieferungsbedingungen ſind bis zum 16. Juni 1915,
vor=
mittags von 9—12 Uhr und nachmittags von 2—5 Uhr, zur Einſicht
offen gelegt und müſſen die Offerten bis dahin bei uns eingereicht ſein.
Die Eröffnung der eingereichten Offerten findet am
Donners=
tag, den 17. Juni 1915, vormittags 10 Uhr, auf dem Büro
der unterzeichneten Verwaltung ſtatt.
Dieburg, den 4. Juni 1915.
(8478
Großh. Arbeitshausverwaltung.
Lämmermann.
Ein= und Verkaufs=Genoſſenſchaft der
Schneider=Innung Darmſtadt
Eingetragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht.
Bilanz per 31. Sezember 1914.
1914
Aktiva Passiva
Dezbr. 31 Kaſſenbeſtand
204,10
„ Bank=Konto .
1078,—
Kunden=Konto
3275,97
Waren=Konto
6982,38
Inventar=Konto
14,83
Lieferanten=Konto
106,63
„ Unkoſten=Konto
406,85
Zinſen=Konto der unkündb. Kapital=
Einlagen
166,52
„ Unkündb. Kapital=Einlage
4123,26
„ Geſchäftsguthaben der Mitglieder
4200,—
„ Reſervefond
1295,—
„ Hilfs=Reſervefond
500,—
Reingewinn .
757,02
cts, 23. 1I55 e
Mitgliederbewegung.
Im Laufe des Jahres iſt kein Mitglied eingetreten.
Ausgeſchieden iſt ein Mitglied.
Zahl der Mitglieder am 31. Dezember 1913 — 20.
Die Geſchäftsguthaben der Mitglieder betrugen am 31.
De=
zember 4200 ℳ. Dieſelben haben ſich vermindert um 600 ℳ. Der
Betrag der Haftſumme iſt zur Zeit (abzüglich des ausſcheidenden
Mitgliedes) 4000 ℳ, dieſe hat ſich vermindert um 200 ℳ.
Fertig geſtellt: Darmſtadt, den 31. März. 1915.
(8503
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Schnitzen. Oel= n. Aquarellmalſtunden, auch nach der Natur.
Auf den Tag.
Marineerzählung aus unſeren Tagen
von Horſt Bodemer.
14)
(Nachdruck verboten.)
Die linke Hand des jungen Marineoffiziers klatſchte
auf den Oelmantel.
Herrgott, beinahe hätt’ ich’s vergeſſen. Sie haben
doch engliſche Marineoffiziere an Bord?
Grimmig lachte der Kapitän Friedrichſen in ſeinen
Monden Bart:
Ja, woher wiſſen Sie denn das?
Was wir ſchon nicht wiſſen! Ueberall haben wir in
der Welt unſere Leute. Und das meiſte dringt nicht
einmal herunter bis zu den unterſten Stellen. Aber man
merkt es aus allerlei Anzeichen. Ich will Ihnen verraten,
wen Sie an Bord haben — Sir Arthur Ellwood!
Nun, das wird der Vertreter der Linie in Montevideo
oder Rio de Janeiro gekabelt haben.
Wahrſcheinlich. Aber ich bin noch nicht zu Ende, Sir
Ellwood ſollte Stabschef der engliſchen Schlachtflotte
werden. Und die anderen engliſchen Marineoffiziere,
die Sie an Bord haben, werden auch hervorragende Köpfe
ſein, Sonſt hätte man ſie nicht ſchleunigſt zu Hauſe haben
wollen . . . Sie hätten dieſe Paſſagiere auch nicht bis
Liſſabon behalten. Drei engliſche Kreuzer waren
abge=
ſandt, um den „Generaloberſt” auf der Höhe der Azoren
abzufangen und die Offiziere, koſte es, was es wolle, nach
der Heimat zu bringen. Aber wir wußten Beſcheid und
bekamen es fertig, Ihnen den Funkſpruch vom
Kriegsaus=
bruch zuzuſenden. Wir haben eben all unſeren Feinden
das Konzept verdorben, indem wir zeitiger losſchlugen,
als es ihnen in den Kram paßte.
Der Kapitän Friedrichſen machte große Augen.
Daß wir da aber heil bis hierher gekommen ſind.
Der Leutnant zur See Frankenſtein verbeugte ſich
mit einem Lächeln.
Iſt natürlich in erſter Linie Ihrer Tüchtigkeit und
dem Wetter zuzuſchreiben. Aber auch von unſerer Flotte
geſchah einiges. Hilfskreuzer und Kleine Kreuzer haben
Ihre Jäger etwas beſchäftigt, hoffentlich auch noch mit
anderem Erfolg, als nur dem, daß ich hier auf dem
„Generaloberſt” ſtehe!
Herrgott, war das eine Luſt, zu leben in dieſen Tagen!
Die engliſchen Offiziere ſind in Nummer Sicher. Wir
ſind nämlich hinter allerlei üble Pläne zur rechten Zeit
gekommen.
Der Kapitän erzählte.
O, ſagte das junge Blut, o! Da wird ein
Kriegs=
gericht fällig, Sir Ellwood! Mit Ihren ſauberen
Kum=
panen legen Sie wahrhaftig Ehre ein für die britiſche
Flagge . . . Gott ſei Dank, daß ich auch auf den „
General=
oberſt” komme, wir werden wohl noch etliche Male
Gelegenheit haben, den Engländern die Ueberzeugung
bei=
zubringen, daß das gute Schiff ihnen wircklich entwiſcht
iſt.
Die Sonne, die als rotglühender Ball am Himmel
ſtand, brachte es endlich fertig, die Nebelmaſſen in Fetzen
zu reißen . . Im Oſten wurde ein ſchmaler Streifen
Land ſichtbar. Eine ſchleswigſche Inſel. Deutſche Erde.
Und im Weſten vor und hinter dem „Generaloberſt” kaum
mit unbewaffnetem Auge zu erkennen, dampfen die vier
Torpedoboote . . . Dem Kapitän wurde die Bruſt ganz
weit; er legte die linke Hand auf die Schulter ſeines erſten
Offiziers, mit der Rechten wies er auf die Torpedoboote.
Lieber Helmſoth, was das heißt, daß wir die Fahrt
überſtanden? — Deutſchland iſt Weltmacht auf den Meeren
geworden! Wir haben es ja ſchon behauptet, da haben
die Engländer den Mund aufgeriſſen. Arretieren werden
wir die deutſche Flotte in der Nordſee. Wir ſind an den
deutſchen Küſten, bevor ſie ſich den Schlaf aus den Augen
reiben . . . . Ja, Kuchen! Da haben ſie die Beſcherung
— die Tat! Nun kommt der Tag! Der Tag der
Abrech=
nung mit der treuloſeſten Nation auf dem Erdball.
Und wir ſind dabei! ſagte Helmſoth. Das Kinn reckte
ſich ihm vor, ſeine Augen ſprühten.
Jawohl! Wir ſind dabeit . . . Halloh, den
Heimats=
wimpel hoch! Dann wandte ſich der Kapitän an den
jungen Marineoffizier. Sie haben wohl die Güte, Herr
Leutnant, und berichten den Paſſagieren, die ſich um die
Kommandobrücke gedrängt haben, wie herrlich es in
deutſchen Landen ausſieht. .
Der Kapitän arbeitete ſich dann durch die Menge und
gab Telegramme an die Kaiſerliche Kommandantur in
Cuxhaven und an die Direktion der Hamburg=Südamerika=
Linie auf. .
Nach zwei Stunden kam ein Großer Kreuzer in
Sicht! Die Mannſchaft und die deutſchen Paſſagiere
begrüßten ihn mit drei Hurras und dem Flaggenlied. . .
Nun war man ganz geborgen! . . .
Als die Sonne ſchon tief im Weſten ſtand, näherte
man ſich Cuxhaven. Eine Pinaſſe mit einem
General=
ſtabsoffizier ſchoß auf den „Generaloberſt” zu. Aus der
Stadt ſchallte dem Schiffe Glockengeläute entgegen.
Kapitän Friedrichſen konnte den
Generallſtabsoffi=
zier. Am Fallreep erwartete er ihn.
Willkommen in der Heimat! Und wiſſen Sie ſchon,
was das Glockengeläute zu bedeuten hat? Ein neuer
Sieg! Die franzöſiſche Feſtung Maubeuge iſt gefallen,
4 Generale, 40000 Mann, 400 Geſchütze! . . . Ja—a,
das Landheer iſt uns noch voraus! Aber hoffentlich
nicht lange mehr! . . . Und nun darf ich wohl
Anord=
nungen treffen wegen Ueberführung der engliſchen
Offi=
ziere. An der Mole wird ſie eine Matroſenabteilung mit
aufgepflanztem Seitengewehr in Empfang nehmen. Ihre
Umſicht und Tatkraft auszuzeichnen, wird Seine
Maje=
ſtät der Kaiſer ſicher nicht verſäumen! . .
Die Mole war abgeſperrt, als der „Generaloberſt”
den Anker fallen ließ. Die engliſchen Offiziere und ihre
Spießgeſellen wurden ins Feſtungsgefängnis abgeführt;
ein Direktor der Hamburg=Amerika=Linie begab ſich an
Bord mit Konſularvertretern Portugals, Braſiliens,
Argentiniens und Uruguays, die die Sorge für ihre Lan=
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hatte wieder einmal tadellos gearbeitet.
Während der „Generaloberſt” überholt und zu einem
Hilfskreuzer umgewandelt wurde, wurden Zeugen und
Angeklagte vom Kriegsgerichte vernommen. Schon nach
drei Tagen fand das Kriegsgericht ſtatt.
Sir Ellwood wußte, was er zu erwarten hatte; er
benahm ſich wie ein Mann.
Allerdings wollte ich den „Generaloberſt” unſchädlich
machen. Vernichten aber nicht! Es lag im Intereſſe
meines Landes. Wir ſind im Krieg.
Hendrington und ſeine Frau gaben ohne weiteres
zu, daß ſie von dem Plan gewußt hatten. Die
Ausfüh=
rung wäre ihnen aber nicht übertragen worden, wenn ſie
auch nicht leugnen wollten, das Vorhaben gefördert zu
haben.
Van Laſſen und ſeine beiden Spießgeſellen Paolo da
Silva und Harold Smuth verſuchten auch nicht, ſich
herauszureden; es hatte doch keinen Zweck. Mit trotzigen
Mienen bekannten ſie ihre Schuld.
Dann wurden die Zeugen aufgerufen
Als das Kinderfräulein an den Zeugentiſch trat,
ſagte der Verhandlungsführer:
Sie heißen Dora Murfleth, ſind vierundzwanzig
Jahre alt.
Nein, ſeit zwei Stunden bin ich Frau Lührs,
ge=
borene Murfleth.
Ueber die Geſichter der Richter huſchte ein Lächeln.
Ach ſo! Kriegsgetraut. Das iſt ja heute an der
Tagesordnung, und das iſt recht Nun berichten
Sie. . .
Das Urteil lautete: Zum Tode werden verurteilt
wegen Gefährdung eines Transportes und von
Menſchen=
leben in Kriegszeiten: Sir Arthur Ellwood, von Laſſen,
ſeine beiden Helfershelfer, Paolo da Silva, Harold
Smuth; zu drei Jahren Zuchthaus der engliſche
Fregat=
tenkapitän Hendrington, zu einem Jahre Zuchthaus Frau
Hendrington, die anderen engliſchen Offiziere werden
wegen Mangels an Beweiſen freigeſprochen und in
Ge=
fangenſchaft abgeführt. . . . Während die fünf
Spieß=
geſellen ſofort erſchoſſen wurden, wurde die Vollſtreckung
des Urteils an Sir Ellwood einſtweilen ausgeſetzt. Die
Gründe, warum, wurden nicht bekannt gegeben.
Die intereſſanteſte Zeugenvernehmung war die der
Sachverſtändigen geweſen, die die „Schokoladentafeln”
und den Inhalt der Stöcke unterſucht hatten. Sie ſagten
aus:
Es iſt eine Maſſe, die uns bisher unbekannt war.
Dann erläuterten ſie die chemiſche Zuſammenſetzung.
Stöße ſchaden nichts, auch in Brand geſteckt, richtet das
Sprengmittel keinen großen Schaden an. Aber durch
Dampf werden Verbindungen allmählich gelöſt, die ganz
verheerend wirken. Zum Beiſpiel eine einzige Tafel
oder der Inhalt eines Spazierſtockes in den Schornſtein
geworfen, ſind imſtande, Maſchinen ſo zu zerſtören, daß
eine Ausbeſſerung auf hoher See vollkommen
ausge=
ſchloſſen iſt.
Als die Sitzung des Kriegsgerichts geſchloſſen worden
war, trat Eduard Mahlke an den Vorſitzenden heran,
den die Hamburg=Südamerika=Linie zum „Kapitaliſten”
gemacht hatte. Das Sparkaſſenbuch war aber des Jung
Vater in Verwahrung gegeben worden.
Herr Kapitän zur See, ich darf doch als kaiſerlicher
Matroſe mit auf den „Generaloberſt‟? Der Jürgen
Lock dient doch auch auf ihm.
Der wußte aus den Akten, was der Jung für ein
Tunichtgut war, aber zu Dank war ihm der Staat doch
verpflichtet.
Da wende dich man an den Kapitänleutnant der
Re=
ſerve Friedrichſen. Wenn der gut für dich ſagt, dann wird
wohl auch ein Poſten auf dem „Genergloberſt” für dich
zu haben ſein. Wir würden dich gern für das Eiſerne
Kreuz ſpäter eingeben, wenn du dich weiterhin bewährſt.
Da ſchoſſen dem Teufelsjung von der Troſtbrücke in
Hamburg die Tränen in die Augen. Friedrichſen trat vor
und legte die Hand auf die Schulter ſeines Schützlings.
Herr Kapitän, ich ſage gut für ihn.
Da brüllte der Jung vor Freude laut auf, als der
Kapitän ihm freundlich zunickte.
Als Seiner Majeſtät Hilfskreuzer Generaloberſt”
in Dienſt geſtellt wurde, auf deſſen Deck nun Geſchütze
ſtanden, ſahen am Ufer viele Menſchen zu. Unter dieſen
ſtand Frau Dora Lührs, geborene Murfleth, die
wäh=
rend des Krieges bei einem der Direktoren der Hamburg=
Südamerika=Linie eine Stellung als Kinderfrau ange=
nommen hatte. Ihr Hein tat als Funkſpruchmaat auf
dem Hilfskreuzer Dienſt. Sie wiſchte ſich ein paar
Trä=
nen aus den Augen. Wenn er nur wiederkam, ihr Mann.
Die Linie hatte ihre Leiſtungen mit einer Geldſumme
anerkannt, von der ſie ſich ihre ganze beſcheidene
Einrich=
tung kaufen konnte!
Auf dem Schiffe ſtand die Beſatzung in
Paradeauf=
ſtellung. Grüßend legte auf der Kommandobrücke der
Kommandant, Korvettenkapitän Molsheimb, die Hand
an die Mütze. Die Kriegsflagge ſtieg hoch.
Drei Hurras auf Seine Majeſtät den Kaiſer, unſern
oberſten Kriegsherrn!
Hurra! . . . Hurra! . . . Hurra!
Am Ufer ſtimmten die Menſchen mit ein und winkten
mit den Taſchentüchern.
Und als es verklungen war, hob der Kommandant
die Fauſt.
Auf den Tag!
Grollender Jubel, aufgereckte Fäuſte, antworteten ihm:
Auf den Tag!
Nicht mehr heimlich in den Offiziersmeſſen trank
man: Auf den Tag! Ganz Deutſchland hob die Fäuſte
und ſchrie: Auf den Tag!
Der Anker raſſelte hoch, langſam ſetzte ſich Seiner
Majeſtät Hilfskreuzer „Generaloberſt” in Bewegung.
Wehe dir, wehe dir, England!
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