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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Seekrieg. — Der Krieg im Orient. — Holländiſche Friedensbeſtrebungen.
Lloyd George und die Milliardenanleihe. — Der Luftkrieg. — Die Kriegshilfe Amerikas für unſere Feinde.
Indien vor dem Kriegszuſtand? — Der ruſſiſche Raubzug nach Memel.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 25. März.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Abgeſehen von unbedeutenden Gefechten
auf den Maashöhen ſüdöſtlich von Verdun
und am Hartmannsweilerkopf, die noch
andauern, fanden nur Artilleriekämpfe ſtatt.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Ruſſiſche Angriffe öſtlich und ſüdöſtlich von
Auguſtow ſowie bei Jeduorozek,
nord=
öſtlich von Praszuysz, wurden
abge=
ſchlagen.
Oberſte Heeresleitung.
* Berlin, 25. März. Der Korreſpondent der Tyd
meldet nach dem Lok.=Anz. aus Sluis: Am Samstag,
nachdem der Schneeſturm mildem Frühlingswetter
gewichen war, wurde der Kampf an der Yſer
wie=
der mit größter Heftigkeit aufgenommen, Nieuport
wurde faſt ununterbröchen durch das ſchwere deutſche
Geſchütz bombardiert. Die Belgier unternahmen
von Nieuport aus kräftige Vorſtöße, während
gleichzei=
tig ein engliſches Geſchwader die Küſte beſchoß.
Der Verkehr zwiſchen den verſchiedenen Dörfern in
Weſtflandern iſt in den letzten Tagen faſt aufgehoben.
Die Verwundeten werden von der Front nach Mittel=
Belgien übergeführt. Engliſche und franzöſiſche Flieger
ſind andauernd über der Küſte bis an die holländiſche
Grenze ſichtbar, hier und da Bomben werfend.
* Von der holländiſchen Grenze, 25. März.
Der Berichterſtatter des Daily Chronicle in
Nordfrank=
reich meldet der K. Z. zufolge: Gegenwärtig kämpft das
4. belgiſche Linien=Infanterie=Regiment gegen die
Deut=
ſchen in einer Art, die an die Gebilde von Edgar
Allan Poé erinnert. Dicht gegenüber
Rams=
capelle ſteht ein unbewohntes Kloſter, deſſen
Mauern zuſammengeſchoſſen ſind und deſſen
unter=
irdiſche Gänge von einem furchtbaren
und doch maleriſchen Kampf zeugen. Die
wei=
ten Keller ziehen ſich unter den Betten von zwei kleinen
Nebenflüſſen der Yſer und des großen und des kleinen
Besmes hin. Die Deutſchen haben den nördlichen
Aus=
gang aus dieſer unterirdiſchen Welt entdeckt. Die
Bel=
gier ihrerſeits das ihnen gegenüberliegende Tor, und
ſeit geraumer Zeit kommen beide Parteien durch dieſen
dunkeln und feuchten unterirdiſchen Gang immer näher
aneinander.
* Berlin, 24. März. Ueber den ruſſiſchen
Einbruch in Memel wird dem Lokalanz. aus dem
öſtlichen Hauptquartier unter dem 22. März berichtet: Da
dieſes Gebiet mit dem Kriegsſchauplatz in keinem
organi=
ſchen Zuſammenhang ſteht, bezweckte der ruſſiſche
Ein=
bruch lediglich die Plünderung dieſes
Land=
ſtriches und die Verfolgung der Zivilbevölkerung.
Dieſe eklatante grobe Verletzung des Völkerrechts forderte
ſofortige Gegenmaßregeln von unſerer Seite heraus.
U. a. iſt die der Stadt Suwalki auferlegte
Geldkon=
tribution auf 100000 Mark erhöht worden.
Zur Sicherung des pünktlichen Eingangs dieſer Summe
ſind 10 vornehme Bürger als Geiſeln in Gewahrſam
ge=
nommen worden. Eine weitere Antwort auf den
räube=
riſchen Ueberfall war das Bombardement von Grodno
durch unſere Flieger. Weitere Vergeltungsmaßnahmen
werden in Kürze folgen.
* Berlin, 25. März. (Ctr. Bln.) Az Eſt meldet
aus den Karpathen: Unſere im Laufe des Winters
befeſtigten Stellungen wurden von den Ruſſen angegrif=
fen. Das ruſſiſche Infanterie=Regiment Nr. 217 verſuchte
mit ſeinen vier Bataillonen unſere Stellung zu nehmen,
die unſererſeits von einer Brigade gehalten wurde. Dieſe
Angriffe haben wir mit einem Gegenangriff
erwi=
dert. Unter perſönlicher Führung des Oberſten Huber
wurde der Gegenangriff mit 2½ Bataillonen unter
furcht=
baren Verluſten für die Ruſſen durchgeführt. Das
ruſ=
ſiſche Regiment wurde vernichtet. 2000 tote
und verwundete Ruſſen bedeckten den Kampfplatz, den
un=
ſere Truppen in Beſitz nahmen. Außerdem hatten wir
11 Offiziere und 611 unverwundete Soldaten zu
Ge=
fangenen. Unſere Beute war enorm. Außer
ſehr viel Munition und Maſchinengewehren erbeuteten
wir 1500 Gewehre. Der Feldmarſchalleutnant Bartholdy
ſprach dem Oberſten im Tagesbefehl ſeine Anerkennung
aus.
* Berlin, 25. März. Dem Lok.=Anz. wird aus dem
Kriegspreſſequartier gemeldet: Die ſchweren Kämpfe in
der Karpathenſchlacht halten mit
unverminder=
ter Heftigkeit an. Das Ringen iſt äußerſt
er=
bittert. Gewaltige Maſſen ſtehen dort einander
ge=
genüber; dementſprechend ſind auch die Verluſte
ſchwer. Munitionsnachſchub wie Sanitätsdienſt
müſ=
ſen Höchſtleiſtungen vollbringen. Am rechten Flügel bei
Kolomea herrſcht Ruhe. In der Bukowina nördlich
des Pruth haben wir in mehreren kleinen Gefechten das
Land ſo ziemlich vom Feinde geſäubert und ſind an
eini=
gen Stellen bis zur ruſſiſchen Grenze
vorge=
drungen. Die in letzter Zeit von den Ruſſen vergeblich
verſuchten Vokſtöße gegen Ezernowitz dürften dadurch
vereitelt ſein. An den übrigen Fronten iſt Ruhe.
Der Seekrieg.
Engliſche Kriegsſchiffe vor Zeebrügge?
* Berlin, 25. März. (Ctr. Bln.) Nach einer
Mel=
dung der Tyd aus Sluis ſollen bereits ſeit Montag
morgen engliſche Kriegsſchiffe vor
Zee=
brügge kreuzen, wahrſcheinlich, um infolge der
Ver=
bringung der holländiſchen Schiffe nach dort den Hafen
einer Art von Blockade zu unterwerfen.
Darauf deutet auch die Auslaſſung der Londoner Daily
News, daß England zweifellos die neue deutſche
Blok=
kadetaktik in paſſender Weiſe beantworten werde. Das
Aufbringen der Schiffe nach Zeebrügge ſei ſicher eine
Verbeſſerung gegenüber dem Ingrundbohren; aber dieſer
neue Plan erfordere zur Ausführung doch größere und
ſtärkere Schiffe als Unterſeeboote und ſeit mithin
ſchwie=
riger und gefährlicher. — Da die Unterſeeboote neutrale
Schiffe nie verſenkt haben, läßt ſich von einem „neuen
Plane” nicht wohl ſprechen. Im übrigen iſt es wohl
etwas überflüſſig, wenn ſich die Daily News den Kopf
unſeres Admiralſtabs zerbricht.
Guter Fang.
* Köln, 25. März. Ueber das gemeldete Anhalten
holländiſcher Dampfer im Kanal und ihre Einbringung in
Zeebrügge werden lt. K. Z. dem Hann. Cour. aus dem
Haag intereſſante Einzelheiten berichtet. Der
hauptſäch=
lichſte Grund zum Anhalten der Dampfer, das in Holland
großes Aufſehen erregte, war, daß dieſe Dampfer eine
größere Anzahl belgiſcher Soldaten in
Zivilkleidern an Bord hatten, die aus holländiſchen
Internierungslagern entſprungen waren und ſich über
England zur Front begeben wollten. Von deutſcher
Seite war dieſes Vorhaben entdeckt worden, und ſo hatte
man drahtlos die Unterſeeboote im Kanal benachrichtigt,
die vor den holländiſchen Gewäſſern ſechs Stunden lang
nur mit dem Periſkop über dem Waſſerſpiegel auf der
Lauer lagen. Zudem beförderten die Dampfer ſehr große,
für England beſtimmte Mengen Lebensmittel, u. a.
300 000 Eier, 40000 Kilo Käſe, 6000 Schinken und mehr.
Wie verlautet, waren die Lebensmittel von engliſcher
Seite bereits bezahlt, ſo daß die holländiſchen Firmen
durch die beſchlagnahmten Lebensmittel keine Verluſte
er=
leiden.
* Hamburg, 24. März. Die Hamburger
Nachrich=
ten melden aus dem Haag: Durch das Anhalten der hol= mit Lebensmitteln nach England beſtimmten.
Dampfer iſt, wie nahezu ſämtliche Blätter mitteilen, der
Handelsverkehr Hollands mit England
beinahe vollſtändig zum Stillſtand
gekom=
men. Eier, Käſe und Fleiſch ausführende Firmen
wer=
den ihre Lieferungen nach England einſtellen müſſen, und
die holländiſchen Schiffahrtsgeſellſchaften nehmen
vorläu=
fig keine Lebensmittel für England mehr an.
* Amſterdam, 25. März. Den Blättern zufolge
werden die Poſtdampfer der Dampfer=Geſellſchaft „
Zee=
land” keine Engländer, Belgier, Ruſſen und
Franzoſen im Alter von 18 bis 45 Jahren mehr
be=
fördern.
Der Krieg im Orient.
Der Kampf um die Dardanellen.
* Konſtantinopel, 24. März. Zu der
Mel=
dung eines auswärtigen Blattes aus Genf, wonach der
engliſche Kreuzer „Amethyſt” bis Nagara
vorgedrungen ſei, und dort ſchwer beſchädigt
wor=
den ſei, erklärt die Telegraphenagentur Milli: Der
Kom=
mandant des vorgenannten Schiffes der zweifellos die
außerordentliche Gefahr erkannte, in die er ſich begeben
würde, wenn er ſich dem erwähnten Orte näherte, will ſich
mit billigem Ruhm bedecken, indem er ſich eine ſolche
Kühnheit zuſchreibt. Das Ende des „Bouvet” der in
Grund gebohrt wurde, ohne daß er Nagara auch nur von
ſerne geſehen hätte, bildet die beſte Widerlegung
dieſer kindiſchen Erfindung.
* Wien, 24. März. Die Politiſche Korreſpondenz
meldet aus Sofia: Eine aus Konſtantinopel
einge=
troffene diplomatiſche Perſönlichkeit erklärte: Was die von
den Dreiverbandsmächten verbreiteten
Gerüchte über einen beabſichtigten
Lan=
dungsverſuch, ſei es außerhalb der Dardanellen, ſei
es im Schwarzen Meer, betrifft, ſo wurden dieſe an
maß=
gebender Stelle in Konſtantinopel mit der größten
Ruhe aufgenommen. Die maßgebenden Stellen
bezeichnen es als gänzlich ausgeſchloſſen, daß
ein derartiger Landungsverſuch gelingen könnte. Für
einen Landungsverſuch bei Midia wäre erſte Bedingung,
daß die ruſſiſche Flotte im Schwarzen Meer die Oberhand
gewonnen hätte, was bekanntlich durchaus nicht der Fall
iſt. Außerdem iſt die Küſte des Schwarzen Meeres ſtark
beſetzt, ſodaß jeder Verſuch einer Landung mit
Leichtig=
keit zurückgewieſen werden könnte. Die Beziehungen
zwiſchen der Türkei und Bulgarien ſind, wie der
Diplo=
mat erklärte, als in jeder Hinſicht ſehr freundſchaftlich zu
bezeichnen. Die leitenden türkiſchen Kreiſe äußern häufig
ihre große Genugtuung über die loyale freundliche
Hal=
tung der bulgariſchen Regierung.
Ein Erkundungsgefecht an der kaukaſiſchen Front.
* Berlin, 25. März. Aus Erzerum wird
ge=
meldet: Türkiſche Rekognoſzierungskolonnen
begegneten am 20. März feindlichen
Rekognoſzierungsab=
teilungen, die dem Feuer der Türken nicht ſtandhalten
konnten und in wilder Flucht ihr Heil ſuchten. Ein
Verſuch des Feindes, Schützengräben auszuwerfen, wurde
von der Artillerie vereitelt.
Von der ruſſiſchen Schwarze Meerflotte.
* Berlin, 25. März. Ein feindliches
Tor=
pedoboot erſchien im Schwarzen Meer auf der Höhe
von Arkahava, wagte aber nicht, ſich der Küſte zu nähern
und entfernte ſich, ohne irgend etwas unternommen zu
haben.
Holländiſche Friedensbeſtrebungen.
* Amſterdam, 24. März. (Ctr. Frkft.) Das
Nienwes van den Dag veröffentlicht einen Brief des
hol=
ländiſchen Miniſters des Aeußern Loudon auf eine
Eingabe an die Königin, die mit vielen
Tauſen=
den von Unterſchriften bedeckt war, und in der die
Köni=
gin um ihre Hilfe zur Herbeiführung des Frie
dens erſucht wurde. Der Brief des Miniſters des
Aeußern lautet: Durch Sie und viele andere iſt an Ihre
Majeſtät die Königin eine Adreſſe gerichtet, worin Ihre
Majeſtät erſucht wird, den verſchiedenen Regierun
gen der kriegführenden Länder ihre Ver
mittlung zum Schluß eines
Waffenſtillſtan=
des anzubieten, zur Abhaltung einer
Friedenskon=
ferenz, oder um derartige Maßregeln zu treffen, die
für das Zuſtandekommen eines raſchen Friedens dienlich
ſein können. In Bezug auf dieſe durch Ihre Majeſtät in
meine Hände gegebene Adreſſe habe ich die Ehre, Ihnen
mitzuteilen, daß die Regierung die darin ausgedrückten
Gefühle vollſtändig teilt und den feurigen Wunſch hegt,
zu gelegener Zeit, ſoweit es in ihrer Möglichkeit (der
Königin) liegt, im Intereſſe des Friedens und der
ein=
trächtigen Zuſammenarbeit der Völker wirkſam zu ſein.
London.
Deutſchlands Kampf für die Freiheit.
* Berlin, 25. März. Mit einem Artikel des
Ge=
nerals Bernhardy in der Neu=York Sun über Deutſch
lands Kampf für die Freiheit beſchäftigt ſich die
geſamte engliſche Preſſe. Die Times druckt den Artikel
wörtlich ab und widmet ihm einen Leitartikel. Bernhardy
ſagt: Großſtgat oder Verfall!, das iſt für Deutſchland die
Frage. Ein Großſtaat bedeutet aber nicht Herrſchſucht.
Bernhardy betont, daß Belgien ſeine eigene Neutralität
längſt verletzt hatte, da der Kriegsplan der Alliierten auf
dem Durchmarſch durch Belgien baſierte. Er erinnert an
den Burenkrieg, an Irland, Aegypten und Indien, an die
Aufteilung Perſiens zwiſchen England und Rußland und
ſagt: Nur ein Sieg Deutſchlands kann die Weltherrſchaft
Englands verhindern. Deutſchland kämpft für die Ent
wickelung der Freiheit und für das Recht anderer Völker.
Der Geiſt der Selbſtverteidigung, nicht der
der Eroberung erfüllt Deutſchland.
Lloyd George und die
Neun=Milliarden=Anleihe.
** Der glänzende Erfolg der Kriegsanleihe dürfte
nicht wenig dazu beitragen, dem engliſchen Schatzkanzler
Lloyd George die gute Laune zu verderben. War er es
doch, der bei Ausbruch des Krieges die kühne Behauptung
aufſtellte, daß der Ausgang desſelben von der Beſchaffung
der letzten Milliarde abhänge, und da ſich Frankreich und
Rußland damals ſchon in Geldſchwierigkeiten befanden,
ſo konnte bei dieſem Milliardenkampf nur von England
und Deutſchland die Rede ſein. Lloyd George wollte der
Welt damit verkünden, daß Deutſchland — welches ganz
ſpeziell in England als arm verſchrien — gegen den
langen Geldbeutel Großbritanniens auf die Dauer keine
Chance habe, und ſollten die engliſchen Dreadnoughts
und die ruſſiſche Dampfwalze ihre Wirkung verſagen, ſo
würde die letzte engliſche Milliarde genügen, um
Deutſch=
land auf die Knie zu bringen.
Das Reſultat der Milliardenanleihe wird daher dem
engliſchen Miniſter eine recht unangenehme
Ueberraſchung bereiten, und es wird dem
eng=
liſchen Publikum vor allem klar machen, daß man
finan=
ziell das Deutſche Reich gewaltig unterſchätzt und — was
mindeſtens ebenſo wichtig iſt — England ſehr überſchätzt
hat. Der Ruf von Lloyd George als großes
Finanz=
genie, welchen er in Wirklichkeit niemals verdiente, wird
infolgedeſſen ſehr leiden. Woher ſollte er auch ſeine
Kenntniſſe auf dem Gebiete der Finanz erworben haben?
Vor 10 Jahren war er noch ein kleiner
Winkel=
advokat und er verdankt ſeine heutige hervorragende
Stellung nur ſeinem ungewöhnlichen Rednertalent und
ſeinem rückſichtsloſen Vorgehen gegen die beſitzenden
Klaſſen. Er hetzt die Maſſen gegen die Klaſſen, und kein
Mann in England iſt bei den mittleren und oberen
Klaſ=
ſen ſo verhaßt wie gerade Lloyd George; jetzt jedoch, wo
es ſich darum handelt, Milliarden zur Kriegsführung zu
beſchaffen verſagt ſein Talent, denn dieſe Milliarden
können nicht von einer Schichte der Bevölkerung,
ſon=
dern nur von der geſamten Nation aufgebracht werden,
wie dies durch die 9 Milliarden des Deutſchen Reiches ſo
deutlich illuſtriert wurde.
Erſt kürzlich mußte Lloyd George im Parlament
zu=
geſtehen, daß er ſich betr. der letzten großen Anleihe
von 7 Milliarden furchtbar getäuſcht habe. Er
bekam dieſelbe unter der Vorausſetzung bewilligt, daß ſie
die Kriegskoſten bis Ende Juli decken, ſie waren jedoch
bereits vor einem Monat völlig ausgegeben. Eine
weitere Milliarde Schatzwechſel ſind bereits diskontiert,
und eine zweite große Anleihe ſteht demnächſt bevor.
Wenn der Finanzminiſter in ſeinem eigenen Lande ſo
ſchlecht orientiert iſt, wie kann er da etwas über die
Hilfs=
mittel anderer Länder wiſſen? England iſt reich, ſogar
ſehr reich, und hätte es nur für ſeinen eigenen Bedarf zu
ſorgen, ſo käme es leicht über dieſe Schwierigkeiten hinaus.
Es drücken jedoch andere Sorgen. Frankreich, Rußland,
Serbien uſw. müſſen finanziell durch England unterſtützt
werden, ſonſt verſagen deren Armeen. Die Kolonien
ver=
langen von Zeit zu Zeit auch Kapital, denn deren Liebe
zum Mutterland hängt viel mit der Geldunterſtützung zu
ſammen, und kann England nicht mehr helfen oder wird
deſſen Kredit zu ſchwierig oder zu teuer, und ſollten die
Kolonien infolgedeſſen gezwungen ſein, ſich anderweitig
Geld zu verſchaffen, ſo werden ſich auch die Bande der
Anhänglichkeit gewaltig lockern.
Auch ſonſt hat die engliſche Regierung bisher
voll=
ſtänidig unbekannte Verpflichtungen und Garantien
über=
nommen. Um den Zuſammenbruch in der City zu
ver=
meiden, hat dieſer Herr Lloyd George Aſſekuranzen,
Ge=
treide, Zucker, Bank==und Börſengarantien übernommen
und erſt nach dem Kriege wird es ſich zeigen, wie ſchwer
dieſe Verpflichtungen auf dem engliſchen Geſchäftsleben
laſten. England machte ſich bei Anfang des Krieges über
Deutſchland luſtig, dies wird wohl jetzt aufhören, denn
Deutſchland hat bewieſen, daß es durch eigene Kraft und
ohne Hilfe militäriſch, wirtſchaftlich und finanziell allen
Anforderungen mehr wie gewachſen iſt. Ob England
im=
ſtande iſt, dies zu tun, muß es erſt noch beweiſen. Viele
Zeitungen haben das Reſultat der Anleihe als eine
ge=
wonnene Schlacht bezeichnet, es iſt viel mehr, es iſt ein
gewonnener Feldzug, denn der Welt wird es
jetzt zum erſtenmal klar, daß auch auf dem finanziellen
Gebiet das Deutſche Reich ein gewaltiger Konkurrent von
dem bisher monopoliſierenden England iſt und nach dem
Krieg wird dies den Märkten und Börſen Deutſchlands
eine Stellung verſchaffen, deren Tragweite heute niemand
überſehen kann.
Der Luftkrieg.
Der Luftangriff auf Paris
* Paris 24. März. Die Blätter beſchäftigen ſich
noch immer lebhaft mit dem Zeppelinbeſuch. Echo
de Paris berichtet, daß am Montag abend Zeppe
line zwei Gruppen bildeten und Paris in weitem
Um=
kreiſe umflogen, ohne das befeſtigte Lager überfliegen zu
können. Petit Pariſien ſagt, daß Zeppeline über Prechy
ſur Oiſe, 48 Kilometer von Paris, geſehen worden ſeien
* Paris, 24. März. Ein höherer Offizier des
Verteidigungsweſens von Paris eſklärt im
Journal, es ſei unrichtig, daß die Flieger des verſchanzten
Lagers von Paris die Hauptſtadt nicht verteidigten. So
bald Alarm geſchlagen worden ſei, ſeien die Flieger zur
Abfahrt bereit geweſen, aber der Gouverneur ordnete an,
daß die erſten Aufſtiege wegen des Artilleriefeuers
ver=
ſchoben würden. Der erſte Aufſtieg erfolgte um 3,20 Uhr
morgens, die Rückkehr der Flieger um 5 Uhr.
* Lyon 24. März. Progrés meldet aus Paris:
Die Behörden veröffentlichen folgende Statiſtik der
in Paris und Umgebung gefundenen
Zep=
pelinbomben: In Saint Germain 2 Brandbomben
und 5 Exploſivbomben, in Courbevois 3 Exploſivbomben,
in Gennevilliers 1 Exploſivbombe, im Gebiet von Neuilly
1 Exploſivbombe, in Asniéres 4 Brandbomben und 5
Ex=
ploſivbomben, in Levallois=Perret 2 Exploſivbomben, in
Nanterre 2 Exploſivbomben und 1 Brandbombe, in St.
Ouen=Ceinture 1, in Enghien und Montmorency 4
Ex=
ploſivbomben, in Paris 6 Brandbomben, von denen nur
drei Brände verurſachten, welche ſchnell gelöſcht werden
konnten.
Kampf zwiſchen einer Taube und einem engliſchen
Zweidecker.
Bergenop Zoom, 24. März. Heute vormittag
fand zwiſchen einer Taube und einem
eng=
liſchen Zweidecker ein Luftkampf ſtatt. Der
Zweidecker mußte niedergehen, die Flieger wurden
inter=
niert. Die Taube verfolgte einen Kurs in weſtlicher
Richtung.
* Berlin 25. März. Von der holländiſchen Küſte
wird dem B. T. gemeldet: Bei einer Uebungsfahrt auf
dem Flugplatz Brooklands iſt der engliſche Fliegerkapitän
Kane verunglückt. Er ſtürzte aus großer Höhe ab
und war ſofort tot.
Franzöſiſche Fliegerbomben auf Verwundetenzüge.
* Berlin, 25. März. Ueber das Werfen von
franzöſiſchen Fliegerbomben auf
Ver=
wundetenzüge heißt es in einem Baſeler
Tele=
gramm der Morgenpoſt: Als am Dienstag nachmittag
Verwundetenzüge in den Bahnhof Müllheim einfuhren,
fielen auf das Bahnhofsgebiet mehrere von franzöſiſchen
Fliegern geworfene Bomben nieder; ſie explodierten nicht.
Es hatte faſt den Anſchein, als ob die
fran=
zöſiſchen Flieger es auf die
Verwundeten=
züge abgeſehen hätten, denn als dieſe in den
Bahnhof Freiburg einfuhren, fielen in der Nähe des
Bahnhofes ebenfalls mehrere Bomben nieder. Sie
platz=
ten in den Anlagen des Stühlinger Stadtteils ohne
Per=
ſonen zu verletzen. Die Mehrzahl der in den Zügen
be=
findlichen Verwundeten waren Franzoſen, die in große
Aufregung gerieten und von dem Vorgehen ihrer eigenen
Landsleute wenig erbaut waren.
Aus Belgien.
* Brüſſel, 25. März. Nachdem die auf Einladung
des Generalgouverneurs nach Belgien gereiſten Herren!
der Präſident des Verſicherungsamtes Dr. Kaufmann,
Landesrat Dr. Freund, Geheimrat Bielefeldt und
Geheimrat Düttmann ihre Arbeiten beendigt haben,
legten ſie ihre Wahrnehmungen in folgender Erklärung
an den Generalgouverneur nieder: Soweit wir die
Ver=
hältniſſe an Ort und Stelle kennen zu lernen in der Lage
waren, erſcheinen uns die für Belgien bereits getroffenen
oder noch in Entſtehung begriffenen ärztlichen,
cari=
tativen und ſozialen Maßnahmen zur
mög=
lichſten Beſeitigung von Schädigungen unſerer Truppa
durch Geſchlechtskrankheiten wertvoll und ausſichtsreich
Es iſt jedoch die baldige gleichmäßige Durchführung für
das geſamte Kriegsheer erwünſcht. Lebhaft wird von uns
die Abſicht begrüßt, zur Bekämpfung jener Schäden eine
engere Fühlung zwiſchen der Militärverwaltung und den
Trägern der deutſchen Arbeikerverſicherung herzuſtellen.
Sie ſollte aber, dahin zielt unſer Wunſch, den Krieg
über=
dauern und ſich in gemeinſamer erfolgreicher
Friedens=
tätigkeit fortſetzen. Kann die Angelegenheit in dieſem
Skizzen vom Kreuzerkrieg.
3. S. M. S. Karlsruhe.
(Schluß.)
Auf der Priſe iſt der ſchlanke Oberleutnant mit Schärpe
tätig und macht kurzen Prozeß, als die Beſatzung den
Branntweinvorrat plündern will. Nicht nur Flaſchen
ſondern auch Wertvolles aus der Ladung wollen auf allen
gekaperten Schiffen die Britanniens Handel dienenden
Weißen, Schwarzen, Gelben und Miſchlinge mitgehen
heißen. In die Boote geſchickt, müſſen ſie zu einem aus
der Ferne jetzt nahenden Begleitdampfer der „Karlsruhe‟
rudern und gehen mit ihrer Habe und dem auf Befehl
zuſammengerafften Proviant an Bord. Als letzter folgt
von jeder Priſe der Kapitän und bietet wiederum den
Män=
nern auf unſerem Kreuzer ein ſtets gleiches Bild: In
bei=
den Seitentaſchen des blauen Jacketts trägt der
Aus=
ſteigende eine Whiskypulle und unter beiden Armen
einen Chronometer, der zwar ſeinen Reedern gehört,
aber in allen Häfen zu Nutzen des Darbieters verſilbert
werden kann.
Mit den Briten an Bord wird der Begleitdampfer
aus Sicht geſchickt. Der Zahlmeiſter und Bottelier des
Kreuzers ſuchen auf der Priſe vielleicht nach Proviant
Dann tut die Sprenggruppe ihre Arbeit. Der Dampfer
fliegt auf und verſinkt. So ſchickt auf dem Treck
zwiſchen Nord= und Südamerika die „Karlsruhe”
ſieb=
zehn engliſche Dampfer zu den Fiſchen. Das iſ
eine Leiſtung, welche die Namen Köhler und „Karlsruhe‟
gleichwertig neben die von Müller und „Emden” ſtellt
Das aber darf unſere Zuverſicht ſtärken. Des Einzelnen
Tat mag Ruhm ſchenken und Bewunderung wecken, aber
Vertrauen in eine ganze Organiſation gewährt nur die
Gewißheit, daß das Können, von dem Glück zur Tat und
zum Vollbringen führt, in allen ſteckt. — Es klingt ſehr
einfach und ſcheint faſt leicht, daß die „Karlsruhe” auf
dem Treck ſiebzehn Dampfer aufbringt, aber es heiſcht
bei ſchwerem Dienſt viel Nerven, Sorgen und Schweiß.
Wenn ein feindliches Kriegsſchiff naht, während der
Ober=
leutnant mit Schärpe auf der Priſe iſt, muß er mit der
Beſatzung des Kutters als verloren gelten. Für lange
Mo=
nate, aber keineswegs täglich, befuhr die „Karlsruhe” den
Treck. Oft galt es, feindlichen Kreuzern auszuweichen
oder abſeits von Begleitdampfern Kohlen zu holen. Luſtige
Späße ereigneten ſich dabei. Unſer Kreuzer wird gejagt,
muß ſeine Straße verlaſſen und hat einen der
Begleit=
dampfer nach einem Punkt fünfzehn Meilen öſtlich des
Trecks beſtellt. Dort wartet ſchon der Dampfer, als ein
britiſcher Kauffahrer mit der Frage naht: „Wißt Ihr, wo
die verdammte „Karlsruhe” iſt?” Der deutſche Kapitän
nimmt ſein beſtes Engliſch zuſammen: „Bleibt ein
Weil=
chen, denn ich erwarte ein Schweſterſchiff und Antwort auf
Eure Frage, die auch mich mit Sorgen bedrückt.” Dem
Briten iſt’s recht. Er wird geſprächig und erzählt dem
Deutſchen, der gerade wie der Engländer keine Flagge
führt und letzterem als Landsmann gilt, daß die britiſche
Admiralität allen Dampfern unter uns feindlicher Flagge
zu dem Weg fünfzehn Meilen öſtlich des Trecks geraten
habe, damit ſie nicht in die Hände des deutſchen Kreuzers
fallen. Ueber Warten oder Plaudern kommt die „
Karls=
ruhe” pflückt den Engländer und bleibt für Tage auf
dem ihr von der britiſchen Admiralität beſtellten Feld,
während fünfzehn Meilen weſtlich feindliche Kreuzer nach
ihr ſuchen.
Der Kommandant, der ſo, ewig geſucht und gejagt,
aber niemals gefunden, ſeit einem halben Jahr
Kreuzer=
krieg führt, muß neben der Gabe zu ſicherem Disponieren
viel kühnen Wagemut, ein ſtarkes Herz und das Talent,
ſeine Leute bei Laune zu halten, haben. Im ſtechenden
Sonnenbrand und der ſchwülen, die Glieder und den Willen
lähmender Hitze jener Breiten, hat die Mannſchaft bei
Tag und Nacht dem Dienſt zu leben. Unter Offizieren
ſchläft ſie zur Hälfte als=Kriegswache bei den Geſchützen
oder geladenen Torpedos, und Arbeit genug hat auch die
wachfreie Hälfte zu tun. Aus den Kleidern kommt für
Tage weder Offizier noch Mann, und I. O. wohnt, um
immer „auf Deck” zu ſein, in der Dampfpinaſſe. Aber
Krankheit iſt ſelten auf „Karlsruhe” und dick und rund
von gutem Futter jeder Mann ihrer Beſatzung. Weder
ihr Frohſinn noch ihre Freude am Dienſt für Kaiſer und
Reich ſtirbt in eintönigem Leben und lähmender
Tropen=
hitze. Heitere Stunden bringt ihr namentlich die Muſik,
an der ſich auch die britiſchen Häftlinge auf den
Begleit=
dampfern ergötzen, und ſie feiert Faſtnacht mit einem
Maskenball. Das ſaubere und ſeemänniſche Ausſehen
der Matroſen in Weiß mit bronzebraun gebrannten
nack=
ten Armen und von ſüdlicher Sonne geſchwärzten
Geſich=
tern unter Strohhüten erregt das Staunen der Paſſagiere
des aufgebrachten „Vandyke” von der Lampert=Holt=Linie.
Einige Aerzte unter den fremden wollen nicht glauben, daß
unſere fröhlichen dicken Jungens ſeit Monaten kein Land
betraten.
Das Schiff wurde eines Morgens bei leichtem Nebel
überraſcht. Die Fahrgäſte ſchienen beim Frühſtück, als
der Kreuzer herandampfte. In ſichtlicher Freude eilten
ſie auf Deck und winkten dem vermeintlichen Landsmann
oder angelſächſiſchen Vetter frohe Grüße. Britannia
rulte ja noch the waves, und nur ein engliſches
Kriegs=
ſchiff konnte fern von Europa die hohe See befahren.
Auf hundert Meter Entfernung ſetzte Kapitän Köhler die
Kriegsflagge, und die Männer auf „Karlsruhe” ſahen
und fühlten wirklich, wie drüben auf ſchmunzelnden
Lippen das Lächelnſtarb und die Geſtalten in
eiſi=
gem Schrecken erſtarrten. Daß ſie gehenkt würden,
ſchie=
nen Briten und Amerikaner noch zu glauben, als der
ſchlanke Oberleutnant mit Schärpe an Bord kam. Er ſprach
erſt mit dem Skipper, dann durch Flaggen mit ſeinem
Kommandanten und trat unter die auf das hinterſte
Achterdeck flüchtenden Paſſagiere: „Wir geben Ihnen
inen Tag zum Packen der Koffer, meine Herrſchaften!
Norgen früh um ſechs Uhr geht Ihr Gepäck von Bord; um
neun Uhr folgen die Männer und um zehn die Damen.
denn — lacht er einer Blondine zu — Sie wollen doch
ausſchlafen, meine Damen!”
Dem Oberleutnant ſolgen andere junge Offiziere an
Bord. Kapitän Köhler hat von der Angſt der Töchter
Amerikas und Englands gehört. Seine Herren ſollen ſie
beruhigen und ſich niedlich machen. Auch haben ſie Auf=
Rahmen durchgeführt werden, ſo werden die Träger der
deutſchen Arbeiterverſicherung vorausſichtlich nicht zögern,
der Militärverwaltung Mittel zur Verfügung zu ſtellen.
Das hierzu Erforderliche wird das Reichsverſicherungsamt
alsbald in die Wege leiten.
* Brüſſel, 24. März. Im Senatsſitzungsſaale des
Generalgouvernements hielt der Präſident des
Reichs=
verſicherungsamts Berlin, Dr. Kaufmann, unter
all=
gemeinem Beifall einen Vortrag über das Thema:
Soziale Fürſorge und deutſcher Siegeswille.
* Brüſſel, 24. März. Wie die Blätter melden,
brach in Wepion bei Namur ein Waldbrand aus, der
großen Umfang anzunehmen drohte. Das Feuer wurde
dank dem Eingreifen deutſcher
Landſturm=
männer bald gelöſcht, ſo daß nur einige Hektar Wald
zerſtört wurden.
Kaiſerparade bei Soiſſons.
* Einem Feldpoſtbrief, datiert vor Soiſſons, 16.
März, entnimmt der Berl. Lok.=Anz. folgendes:
„Heute hatten wir d. h. die nicht in Gefechtsſtellung
befindlichen Truppenteile des III. Armeekorps, Parade
vor Seiner Majeſtät in der Gegend zwiſchen
Soiſ=
ſons und Laon. Es war eine ziemlich anſtrengende Sache.
Erſt 15 Kilometer Marſch zum Paradeplatz, dann dort
der Aufmarſch und die Aufſtellung zur Parade, die
Pa=
rade ſelbſt und darauf wieder 15 Kilometer zurück zu
un=
ſerem Standort durch bergiges Gelände; wie geſagt:
an=
ſtrengend, aber doch ein erhebender Moment. Es iſt ganz
erſtaunlich, wie faſzinierend die Perſönlichkeit des
Kai=
ſers auf unſere Soldaten wirkte. Als er mit dem
Generaloberſt von Kluck im Auto angefahren
kam und die Front der unter präſentiertem Gewehr
ſtehen=
den Truppen abging, jede Abteilung mit einem herzlichen:
„Guten Morgen, Leute!” begrüßend, war jede
Spur von Müdigkeit verflogen, wie weggeblaſen. Alles
reckte ſich höher, auch die ſeit langem nicht mehr geübten
Griffe klappten wie auf dem Exerzierplatz, und der
Pa=
rademarſch, mit dem wir vor dem Kaiſer vorbeidefilierten,
hätte der Garde auf dem Tempelhofer Felde alle Ehre
ge=
macht. Nachdem der Kaiſer die Front der Truppen
ab=
geſchritten hatte, hielt er an ſeine Märker eine kurze
An=
ſprache, in der er ſeiner Freude darüber Ausdrück gab,
Teile ſeiner brandenburgiſchen Regimenter in ſo guter
Verfaſſung im Feld begrüßen zu können. Er ſprach ſeinen
Märkern ſeine höchſte Anerkennung für ihre tapfere
Hal=
tung und ihr ſchneidiges Vorgehen in den erſten Kämpfen
bei Soiſſons aus und ſchloß mit der Hoffnung, daß es
ſeinen Brandenburgern vergönnt ſein möge, bald wieder
den ſchönſten Lohn für den Soldaten, einen Sieg,
da=
vonzutragen. Ich habe den Kaiſer ja wiederholt bei
Par=
lamentseröffnungen ſprechen hören, aber ich hätte nie
ge=
glaubt, daß ſeine Stimme einen ſo vollen metalliſchen
Klang annehmen konnte, wie ich es geſtern hörte, und daß
ſeine Stimme ſo weit trage. Wir waren doch etliche
tauſend Mann auf freiem Felde verſammelt, die in der
Paradeaufſtellung einen ganz beträchtlichen Raum
ein=
nahmen. Trotzdem war die Anſprache des Kaiſers, der
ſeine Stimme nicht einmal beſonders anzuſtrengen ſchien,
bis in das hinterſte Glied deutlich zu verſtehen.”
Die engliſche Streikbewegung.
* London, 25. März. In der geſtern unter dem
Vorſitze von Sir George Askwith abgehaltenen
Kon=
ferenz iſt eine Einigung zwiſchen den Arbeitern und
Arbeitgebern der techniſchen und Schiffbau=Induſtrien in
den Bezirken am Kanal von Briſtol und in Südwales
über verſchiedene Streitfragen erreicht worden.
* London, 25. März. Times meldet aus
Liver=
pool vom 23. März: Die Aufforderung Lord Kit
cheners an die Dockarbeiter von Liverpool und Birken
head, auch Samstags zu arbeiten, hatte bisher
kei=
nen Erfolg. Die Gewerkſchaftsbeamten veranſtalten
Verſammlungen, in welchen ſie die Arbeiter zum
Nach=
geben zu überreden ſuchen. Die Gewerkſchaft ſieht die
Lage als ſehr ernſt an, und beabſichtigt, eine eindringliche
Aufforderung an die Arbeiter zu erlaſſen.
Aus Portugal.
* London, 24. März. Die Morningpoſt läßt ſich
aus Liſſabon vom 14. März ſchreiben: Die
Regie=
rung ſcheint mit Hilfe der Armee endgiltig die Ober
hand über die Demokraten gewonnen zu haben.
Sie muß ſich jetzt aber auch behaupten, denn wenn die
Demokraten wieder zur Macht kämen, würden ſie ſich
grimmig für die Demütigung rächen. Sie ſind ſehr ſtark,
da ſie ſich in den 5 Jahren ſeit der Revolution in jeder
amtlichen Stellung und in den Miniſterien feſtſetzten.
Die Regierung wird vielleicht die Neutralität wahren,
aber beſſer ehrliche Neutralität als die Wiederkehr der
früheren Lage, wo die Demokraten unter dem Schutze der
Begeiſterung für England ihre politiſchen Gegner
ein=
ſperrten. Die Regierung wird alle Verpflichtungen des
Bündniſſes mit England erfüllen.
Die Kriegshilfe Amerikas für unſere Feinde.
* Waſhington, 24. März. Das
Handelsdeparte=
ment teilt mit, daß in den erſten ſieben Kriegsmonaten
Kriegsmaterial und Proviant an die
Ar=
meen der Alliierten im Werte von 296631 400
Dol=
lar ausgeführt worden ſind. Die Getreideausfuhr betrug
301355000 gegen 111 583000 Dollar im Vorjahr. Die
Ausfuhr an Exploſivſtoffen betrug 9258000 Dollar, an
Feuerwaffen 5863000 Dollar, an Sätteln und Pferdezeuc
6 126000, an Fleiſch 11 100000, an Zucker 18 333000, an
Wollſtoffen 13000000, an Baumwollſtoffen 6997000, an
Automobilen und Motorwagen 11000000 Dollar.
Indien vor dem Kriegszuſtand!
Die Times teilt mit, daß die Geſetzgebende
Ver=
ſammlung in Bombay ſich grundſätzlich für die
Anwen=
dung von Ausnahmegeſetzen ausgeſprochen hat
Die gewundene Art, wie die Times dieſen einſtimmig
ge=
faßten Beſchluß mit der „anarchiſtiſchen” Bewegung in
Bengalen und im Pandſchab begründet, verrät
das Bedürfnis, den wahren Stand der Dinge zu
ver=
ſchleiern. Wenn die Times von einer „anarchiſtiſchen”
Bewegung redet, meint ſie damit, abweichend von
unſe=
rem Sprachgebrauch, vermutlich eine aufrühreriſche
Bewe=
gung ſchlechthin; denn die in Bengalen vorgekommenen
„Räubereien” haben mit Anarchismus in unſerem Sinne
ebenſowenig zu tun, wie die „agrariſchen” Unruhen im
Pandſchab. Die Darſtellung der Times wird auch dadurch
nicht klarer, daß ſie die Bewegung im Pandſchab auf
Sendlinge anarchiſtiſcher Geſellſchaften des fernen Oſtens
und der Küſten des Großen Ozeans zurückführt; eine
Darſtellung, die übrigens weder in Japan noch in den
Vereinigten Staaten Wohlgefallen hervorrufen
dürfte. Ueber das Weſen der zur Verhängung des
Kriegszuſtandes nötigenden Verhältniſſe unterrichtet die
Times auch nicht durch die Angabe: die wohlhabende
Be=
völkerung befürchte eine drohende Herrſchaft der Anarchie,
falls ihr nicht rechtzeitig ein Riegel vorgeſchoben werde,
und ſehe Zweifel an der Loyalität der Maſſe der
Bevölke=
rung entſtehen, die Indiens Stellung im britiſchen Reiche
gefährden könnten. Solche Befürchtungen ſind zwar für
die Stärke der Unruhen ſehr bezeichnend, enthalten
jedoch keinen Fingerzeig betreffs ihrer wirklichen Urſachen.
Vielleicht kommt man dieſen näher, wenn man ſich die
konfeſſionellen Verhältniſſe Bengalens
und des Pandſchabs vergegenwärtigt. In
Ben=
galen waren von der im Jahre 1901 rund 78 Millionen
zählenden Bevölkerung rund 25,5 Millionen
Moham=
medaner, während im Pandſchab von rund 25
Millio=
nen Einwohnern die Hälfte aus Mohammedanern
be=
ſtand. Da ſeit der Erklärung des Heiligen Krieges eine
Reihe von Monaten verfloß, iſt es namentlich für das im
Nordweſten Indiens gelegene, Afghaniſtan benachbarte
Pandſchab ſehr wahrſcheinlich, daß die Verkündigung des
Dſchihad durch den Kalifen zu wirken beginnt. Auch im
öſtlich gelegenen Bengalen, das wegen ſeines überſeeiſchen
Verkehrs von der Entwicklung des Weltkrieges und den
Verluſten der indiſchen Truppen mehr erfahren haben
dürfte, als der Londoner Lügendraht berichtet hat, ſind
religiös=politiſche Urſachen der Unruhen
durchaus wahrſcheinlich. Hierzu kommt, daß
gerade Bengalen die wirtſchaftlichen Einwirkungen
des Krieges erheblich verſpüren muß. Betrug doch im
Jahre 1901 Bengalens Ausfuhr nach Deutſchland rund
175 Millionen Mark, d. i. faſt ½ ſeiner geſamten
dama=
ligen Ausfuhr. Auf wirtſchaftlichem Gebiete aber leidet
die Induſtrie Bengalens, die ſich auf Weberei,
Spinne=
rei, Porzellan, Steingut uſw. erſtreckt, durch die
Begünſti=
gung der engliſchen Einfuhr auch in Friedenszeiten ſo
ſehr, daß die ſtarke bengaliſche Auswanderung nicht zuletzt
hiermit zuſammenhängt. Da nun das Pandſchab
ſeiner=
ſeits zu den indiſchen Notſtandsgebieten gehört
und auch mit ſeinen rund 21½ Millionen
Analpha=
beten (nach der Zählung von 1901) die engliſche
Regie=
rungsmethode grell beleuchtet, liegt die Annahme nahe,
daß die „anarchiſtiſche” Bewegung in Bengalen und im
Pandſchab auf religiös=wirtſchaftliche Antriebe zurückgeht
und zum politiſchen Ziel die Abſchüttelung der engliſchen
Herrſchaft hat.
Bengalen und das Pandſchab umfaſſen annähernd ½ der
indiſchen Geſamtbevölkerung. Schon dieſer Umſtand, in
noch höherem Grade jedoch der einſtimmige Beſchluß der
Geſetzgebenden Verſammlung, die Verhängung des
Kriegszuſtandes grundſätzlich für geboten zu erklären, läßt
erkennen, daß Großbritannien die Gärung in Indien
nicht auf die leichte Achſel nehmen darf.
Zwangsausfuhr von indiſchem Weizen nach
England.
* London, 24. März. Die Times meldet aus
Bombay: Der Staatsſekretär für den Handel kündigte
im vizeköniglichen Rat an, daß die Regierung
ſämt=
liche Weizenvorräte beſchliagnah.men wird.
Nach Feſtſtellung des Preiſes und der notwendigen Menge,
die das Inland verbraucht, wird der Ueberſchuß
nach England ausgeführt werden, wobei die
Export=
firmen als Kommiſſionäre fungieren ſollen. Der Profit
an dem ausgeführten Weizen fällt dem Staat zu.
* London, 25. März. Times meldet aus Delhi
vom 23. März: Aus der Beratung der geſetzgebenden
Verſammlung über den Beſchluß der Regierung, die
Weizenausfuhr ſelbſt in die Hand zu
neh=
men, geht hervor, daß die Mitglieder dieſen Plan als
im Intereſſe Indiens und des ganzen Reiches gelegen
an=
ſehen; nur die Art der Durchführung war Gegenſtand der
Kritik. Die indiſchen Mitglieder traten dafür ein, daß
ein Teil des Gewinnes aus dieſem Handel der Regierung
den Weizenbauern zufalle.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 26. März.
— Großh. Hoftheater. Heute Freitag geht
Grill=
parzers Luſtſpiel „Weh dem, der lügt” neu einſtudiert
in Szene. (D 32). Die erſte Wiederholung der
Geſangs=
poſſe „Wie einſt im Mai” findet am Samstag, den 27.,
auf B 34 ſtatt. Für dieſen Abend gelten die kleinen
Preiſe; es iſt dies die letzte Vorſtellung vor den
Oſter=
ferien. Von Palmſonntag bis inkluſive Oſterſonntag
bleibt das Hoftheater geſchloſſen.
— Zur Aufführung von Grillparzers „Weh dem,
der lügt” im Hoftheater. Grillparzers „Weh dem,
der lügt” eines der wenigen deutſchen Luſtſpiele großen
Stils, das dauernd das Repertoire der Bühnen
be=
herrſcht, iſt in Darmſtadt trotz des großen Erfolges, den
es hier immer gefunden hat, längere Zeit aus dem
Repertoire verſchwunden. Die letzte Aufführung fand
am 30. April 1897 ſtatt. Die diesmalige Aufführung
bedeutet eine vollkommene Neueinſtudierung und
Neu=
inſzenierung, die von Regiſſeur Hans Baumeiſter
beſorgt wird. Die Hauptrolle des Leon, in der
bekannt=
lich Joſeph Kainz häufig und mit Vorliebe gaſtierte,
ſpielt Kurt Ehrle. Die Edrita ſpielt Alice Hacker,
den Gregor Kurt Weſtermann, den Atalus Franz
Schneider, den Kattwald Johannes Heinz, den
Galomir Richard Jürgas. An den meiſten deutſchen
Theatern hat „Weh dem, der lügt” Aufführungsziffern
rlebt, die ſonſt den Klaſſikern ſelten beſchieden ſind. So
findet ſich „Weh dem, der lügt” in Wien gleichzeitig
auf dem Repertoire von drei, in Berlin zuzeiten von
vier Bühnen.
D Poſtblatt. Anfang April erſcheint eine neue
Nummer des Poſtblatts, das eine Beilage zum
Reichsanzeiger bildet, aber auch für ſich bezogen werden
kann. Im Poſtblatt, das im Reichspoſtamt zuſammen=
trag, zu begutachten, ob der „Vandyke” in einen
Hilfs=
kreuzer verwandelt werden kann. „Denn das paſſiert nur
heute” denken die Leutnants von „Karlsruhe‟. Nach
Ab=
lauf einer Stunde winken ſie um Mützenbänder und
mel=
den abends ihrem Kommandanten durch Winkſpruch:
„Während der Nacht ſchwere Angſtausbrüche vieler Damen
zu befürchten. Können wir bleiben?” Anderen Morgens
trennte amerikaniſche Entrüſtung die Yankees von den
Briten, weil — wie gemeinhin auf engliſchen
Paſſagier=
dampfern — alle Boote des Vandyke” leck waren.
„Karlsruhe” ſchickte die ihren. Auf Begleitdampfer zur
Fahrt in Sicherheit und einen Hafen gebracht, ſchloſſen
die feindlichen Vettern Frieden, um einmütig ihre Namen
unter ein Dankſchreiben an Kapitän Köhler zu ſetzen.
Auch die Männer auf den Begleitdampfern und
unſe=
ren Handelsſchiffen ſind manches Wortes wert. Gerufen
oder ungerufen kamen alle, alle, um in Stunden von
Ge=
fahr und Not treu und deutſch ihr Leben dem Vaterland
zu bieten. Wie jeder unſerer Kreuzerkommandanten im
Gelben Meer, in der Südſee und längs der Küſten
Ameri=
kas, ſieht bei Ausbruch des Krieges auch der in St.
Tho=
mas, Curagao und San Juan an Land gehende Kapitän
Köhler ſich von Schiffsoffizieren und Matroſen deutſcher
Kauffahrer umringt. Sie bitten, nein, betteln mit naſſen
Augen um Dienſt für die Sache der fernen Heimat. Sie
kommen allein oder hinter ihrem Skipper, der Schiff und
Beſatzung zur Verfügung ſtellt: „Herr Kapitän, ſchicken Sie
uns, wohin Sie wollen, ſchicken Sie uns in den Tod, aber
nehmen Sie uns!‟ Ein alter, faſt weißhaariger Mann,
der Steward auf einem kleinen Kaſten, weint nach der
Abweiſung ſo beſchämt, daß der Erſte Offizier ihn hinter
dem Rücken des Kommandanten für Dienſt im Lazarett
wirbt. Da iſt er glücklich, nein, ſelig. Zwar kann er für
das Vaterland nicht kämpfen, aber doch ſterben, wenn dem
Kreuzer die Stunde ſchlägt, die — das weiß er — einmal
kommen muß. Die Kapitäne von Begleitdampfern ließen
ſich nicht ſuchen. Von weither fuhren ſie durch Feinde und
Gefahren, um ihre Dienſte anzubieten. An der Südküſte
von Portorico hört der Kapitän eines ſtattlichen
Paſſa=
gierdampfers, daß die „Karlsruhe” in den Hafen von San
Juan lief. Er blickt auf den Fahrplan. Wenn er jetzt
zum Bahnhof rennt, kann er vielleicht noch den Zug
er=
haſchen. Er ſtülpt den Hut auf, läuft ohne Schlips, wie
er da iſt, vom Schiff, ſteht am nächſten Morgen vor Köhler
und nennt mit ſeinem Namen den des Dampfers: „Schiff
und Beſatzung zu Ihrer Verfügung, Herr Kapitän. Ich
rechne beſtimmt auf Verwendung!” So kamen alle, und
ſo ſprachen ſie ſtets. Dann brannte Aug’ in Auge und
brannte Hand in Hand. Zwei Deutſche ſchloſſen einen
Pakt, den nur Tod und Sinken brachen, und der Seeoffizier
fand im Schiffsoffizier einen Gefolgsmann, verläßlich und
treu auf jeder Fahrt, die mit Gewißheit ins Ende führte.
Auch mit dem Kapitän des ſtattlichen Dampfers wurde
ein Treffpunkt auf hoher See verabredet. Als „
Karls=
ruhe” eintraf, lag er dort. Der Skipper ließ nicht Hurra
rufen. Ein ſchweigſam ſtiller Mann kam er ernſt an Bord.
Er machte keine Worte. Er kam zur Erfüllung ganz
ſelbſt=
verſtändlicher, weil deutſcher Pflicht. Er hat ſie getan
und tut ſie noch, bis für Kaiſer und Reich ſein Schiff
ein=
mal ſterben muß.
Dabei kamen die Männer draußen nicht wie wir
da=
heim zu fröhlichem Krieg. Sie konnten ihr Herz nicht an
Kunde von Siegen wärmen. Während Neutrale ihnen
höhere Löhne boten, hörten ſie, daß die deutſche Welt in
Trümmer falle. Sie laſen, daß deutſche Soldaten Henker
und deutſche Seeleute Piraten ſeien und atmeten auf dem
Meer wie im Hafen den heißen Haß der ganzen, auch
neu=
tralen Welt, die nach Sühne für Schandtaten, und Rache
an allen Deutſchen ſchrie. Das fraß an der Seele und
weckte im einfachen Mann wohl gar Scham mit dem
Zweifeln, ob die Verleumdung nicht ein Körnchen
Wahr=
heit trage, denn die Welt wußte bis zum Auguſt des
Jahres 1914 noch nicht, wie Menſchen lügen können. Sic
hört ja erſt jetzt, daß mit britiſchen Staatsmännern vor
ihr Volk engliſche Heerführer als Lügner vor die eigenen
Truppen treten und, wie General Haig, nach dem Ruhm
trachten, auf den Tafeln der Kriegsgeſchichte mit dem
Bei=
namen Lügner weiterzuleben.
Und doch konnte der deutſche Seemann, ob er goldene
Borten und Meſſingknöpfe oder das ſchmuckloſe Blau des
Kauffahrers trug, bald den Kopf gar ſtolz und hoch in
froher Zuverſicht recken. Das war, wenn er das Tun
der Männer auf Britanniens Handelsſchiffen ſah. Der
Skipper, der die Whiskypullen als Teuerſtes in Sicherheit
und des Reeders Chronometer zum Höker trug, ſchien noch
ihr beſter Typ, obwohl er an Wahrung jener Würde, die
nationaler Ehrſinn auch in Gefangenſchaft bekundet, nicht
dachte. Seinen Kahn verließ er wie die Mannſchaft in Hgſt
ohne Bedauern oder gar Trauer. Auf dem Pott gab’s
nichts mehr zu verdienen, alſo mochte er zur Hölle, oder
wohin es den Deutſchen beliebte, fahren. Nur die eigenen
ſieben Sachen, und was von des Reeders Habe zu
ver=
ſilbern war, mußten geborgen ſein. Faul, aber froh hockten
dann weiße und farbige Briten auf unſeren
Begleitdamp=
fern. Faſt ſpöttiſch glücklich waren ſie im Bewußtſein, daß
es keine Arbeit gab und lebten auf, wenn die Jagd auf ihre
Landsleute begann. Ein Fang brachte „company” alſo
neue Gefährten und neue Unterhaltung. Das war der
Mühe wert, den Deutſchen beim Ausſpähen zu helfen!
„See that smokestack” riefen ſie in Erregung den
deut=
ſchen Schiffsoffizier an. Wenn der Kreuzer dem
gefun=
denen Dampfer folgte, wünſchten ſie uns ein Schiff ihres
eigenen Reeders als Beute und klatſchten jubelnd in die
Hände, wenn es gefangen wurde. In lärmender Freude
ihren Jig tanzend, begrüßten ſie neue Häftlinge mit drei
Hurras, oder ſagen wir lieber three cheers, um den
Kriegsruf anſtändiger Leute nicht auf unſaubere Lippen
zu legen. So war an ihnen nichts von Treue zu Dienſt
und Vaterland zu ſpüren. Die Welt müßte ärmer werden,
und die Schiffahrt mit dem ſtolzen Beruf des Seemanns
verelenden, wenn die Seegewalt ihres Volkes nicht ge=
Otto v. Gottberg.
brochen wird.
geſtellt wird, ſind die wichtigſten Verſendungsbedingungen
und Tarife für Poſtſendungen aller Art, ſowie für
Tele=
bramme enthalten. Auf die ſeit dem Erſcheinen der
vorangegangenen Nummer (Anfang Januar) eingetretenen
Aenderungen wird in der neuen Nummer durch
be=
ſonderen Druck (Schrägſchrift) hingewieſen. Das
Poſt=
blatt kann auch neben anderen umfangreicheren
Hilfs=
mitteln für den Verkehr mit der Poſt und Telegraphie
(Poſtbücher, Poſt= und Telegraphennachrichten für das
Publikum uſw.) mit Vorteil benutzt werden, weil es
dieſe bis auf die neueſte Zeit ergänzt. Der Bezugspreis
des Poſtblatts beträgt für das ganze Jahr 40 Pfg., für
die einzelne Nummer 10 Pfg. Beſtellungen werden von
den Poſtanſtalten entgegengenommen.
Minderwertige Liebesgaben. In letzter Zeit
ſind Fälle feſtgeſtellt worden, in denen als Liebesgaben
verfälſchte oder nachgemachte Erzeugniſſe
in den Verkehr gebracht worden ſind, zum Teil unter
Mißbrauch der deutſchen Farben oder des Zeichens des
Eiſernen Kreuzes. Insbeſondere wurden bei den
ange=
ſtellten Unterſuchungen die folgenden Waren als
teil=
weiſe recht minderwertig befunden. Kakao (ſtark mit
Kakaoſchalen verſetzt!), Kakaowürfel (nur wenig
Kakao, viel Zucker!), Kaffeewürfel (große
Bei=
mengung von Zichorien!), alkoholiſche Getränke
(geringer Alkoholgehalt!), Grog= und Punſchwürfel (
Zu=
ſatz von Branntweinſchärfen!), Milchtabletten. Beim
Einkauf von Liebesgaben empfiehlt ſich alſo eine
ge=
wiſſe Vorſicht!
— Vermietung von Gasbratöfen durch das
Städtiſche Gaswerk. Mit der beginnenden wärmeren
Jahreszeit wird die Heizung der Küche unnötig und
das Kochen mit Gas mit ſeinen Vorzügen tritt wieder
in den Vordergrund. Im Hinblick darauf hat das
Gas=
werk die Einrichtung getroffen, Gasherde mit
Bratöfen gegen Miete abzugeben, um die
Benutzung ſolcher Herde weiten Kreiſen zu ermöglichen.
Es kommen drei Größen in Frage, für die eine
monat=
liche Miete von 1,50 Mk., 1,60 Mk. und 2,30 Mk. je nach
Größe erhoben wird. Wenn die Miete drei Jahre
be=
zahlt worden iſt, geht der Herd ohne weiteres in das
Eigentum des Mieters über. Die Anlieferung und
Aufſtellung der Herde erfolgt koſtenlos. Jedem Herd
werden zwei Bügeleiſen, Back= und Kuchenblech, ſowie
ein Kochbuch mit genauer Gebrauchsanweiſung
beige=
geben. Die Herde können im Ausſtellungsraum des
Gaswerks eingeſehen werden. (Siehe Anzeigeteil des
heutigen Blattes.) Wir glauben, daß durch die neue
vom Gaswerk nach dem Vorgang verſchiedener anderer
Städte getroffene Einrichtung einem wirklichen
Be=
dürfnis entſprochen wird und wünſchen ihm guten
Erfolg.
C. Meteorologiſches aus Heſſen. (Vgl. Nr. 62 dieſes
Blattes vom 3. März.) Der verfloſſene Februar war im
allgemeinen zu mild und zu trocken. Die Monatsmittel
der Temperatur ſchwanken zwiſchen 3,4 Grad Celſius in
Mainz und 0,7 in Neunkirchen (Darmſtadt: 3,2).
Hinſicht=
lich der Höchſttemperaturen, die teils auf den 19., teils auf
den 20. fielen, ſteht Alzey mit 10,8 Grad an der Spitze,
während in Neunkirchen das Thermometer nicht über 7,1
ſtieg (Darmſtadt: 10,5). Die tiefſte in dieſem Monat
be=
obachtete Temperatur wurde in Lauterbach am 2. mit —9,5
Grad verzeichnet, während Mainz am gleichen Tage, der
neben dem 27. der kälteſte Tag war, nur —4,2 aufwies
(Darmſtadt: —4,8 am 27.). Die Zahl der Froſttage
ſchwankte zwiſchen 22 in Lauterbach, dem Michelſtadt mit
21 faſt gleichkam, und 8 in Mainz (Darmſtadt: 14),
wo=
gegen Eistage, d. h. ſolche mit ſtändiger Temperatur unter
Null, nur in Bad Nauheim, Neunkirchen und Schotten je
einmal vorkommen. Die Bewölkung war der Jahreszeit
entſprechend ziemlich ſtark, wobei die Prozentſätze zwiſchen
81 in Mainz und 74 in Darmſtadt und Michelſtadt
ſchwank=
ten. Die Niederſchlagsſummen waren, wie erwähnt, im
allgemeinen gering. Die Gegenſätze bilden Herbſtein mit
71 und Wörrſtadt mit 10,3 Millimeter, worauf Gernsheim,
das überhaupt eine der trockenſten Stationen des Landes
iſt, mit 10,7 Millimeter folgt. Letzteres meldet als höchſte
Tagesſumme nur 2,1 Millimeter, während Friedberg mit
19 Millimeter dazu den Gegenſatz bildet. Darmſtadt
meldet eine Monatsſumme von 20,7 Millimeter, alſo etwa
die Hälfte des 14jährigen Durchſchnitts mit der höchſten
Tagesſumme von 3,9 Millimeter. Die Zahl der
Schnee=
tage bewegt ſich zwiſchen 14 in Herbſtein und Grebenhain
und nur 2 in Worms (Darmſtadt: 5). Als Seltenheit in
dieſer Jahreszeit verzeichnen 5 Odenwaldſtationen und
Bingen ein Gewitter. Die, Waſſerſtandsbewegung verlief
ſehr ruhig, nur der Main zeigte etwas größere
Schwan=
kungen.
nn. Muſikaliſcher Vortragsabend des Landſturm=Erſatz=
Bataillons II Darmſtadt. Der am Mittwoch abend in dem
geſchmückten Saal der Turngemeinde Darmſtadt von den
Mannſchaften des Landſturm=Erſatz=Bataillons II
Darm=
ſtadt zum Beſten der Kriegsfürſorge
veran=
ſtaltete muſikaliſche Vortragsabend hatte ſich
außer=
ordentlich guten Beſuches zu erfreuen. Saal und Galerien
waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Sämtliche
Dar=
bietungen des Abends bewegten ſich auf einer hohen
Kunſt=
ſtufe und zeigten, daß ſich unter unſeren wackeren
Land=
ſturmmännern prächtige Vortragskünſtler befinden.
Ein=
geleitet wurde der Feſtabend durch das von einem
Land=
ſturm=Männerchor prächtig geſungene Mozartſche
Bundes=
lied „Brüder reicht die Hand zum Bunde” unter Leitung
des Landſturmgefreiten Ungibauer, der auch mit
tie=
fem Empfinden den nachfolgenden Begrüßungsprolog
ſprach und dem, als die Seele der ganzen Veranſtaltung,
beſonderer Dank gebührt. Zwei vorzügliche Klavierſpieler,
Gefreiter Hilbert und Landſturmmann Kraft,
brach=
ten vierhändig „Variationen über Militärmärſche” an die
ſich zwei mit feinem Kunſtverſtändnis geſungene
Männer=
chöre unſerer Feldgrauen — „Reiterlied” von Specht und
„Wie es daheim war” von Korn — anſchloſſen. Den
Glanzpunkt des Abends bildeten die Rezitationen von
Ge=
dichten des Landſturmgefreiten Neidig: „Heldentod” und
„Mein Deutſchland, für dich bete ich auf den Knien” mit
echter patriotiſcher Empfindung vorgetragen von dem
Landſturmunteroffizier Georg Göbel, die mit endloſem
Beifall ausgezeichnet wurden. Desgleichen das von den
Landſturmmännern Gemmecker und Klibansky
ge=
ſungene Duett von Mendelsſohn=Bartholdy: „Ich wollt?
meine Lieb’ ergöſſe ſich”. Den Schluß des erſten Teils des
Konzerts bildeten zwei feurige Männerchöre von A.
Men=
delsſohn: „Des Königs Artollerey” und „Das
Matroſen=
lied”, unter perſönlicher Leitung des Komponiſten, der
mit mehrmaligem Hervorruf geehrt wurde. Der zweite
Teil des Abends brachte Männerchöre: „Schwertlied und
blitzende Speere” von Th. Körner, komponiert von Weber
und Kreutzer, Lieder für Tenor „Herzensfrühling” und
eine Arie aus Martha „Ach, ſo fromm” bei denen ſich
Landſturmmann Gemmecker wieder als trefflicher
Sän=
ger erwies. Auch zwei Lieder für Baß, geſungen vom
Gefreiten Ungibauer: „Prinz Eugen” und „
Rhein=
ſage” ernteten reichen Beifall. Den Beſchluß der
Veran=
ſtaltung bildete noch der prächtige Männerchor „Das treue
deutſche Herz” von Otto, der dem Feſtabend einen
nach=
haltigen und erhebenden Abſchluß gab. Der
Kriegsfür=
ſorge dürfte damit eine nicht unbeträchtliche Einnahme
wieder zugeführt werden, wofür unſeren wackeren
Land=
ſturmmännern herzlicher Dank gebührt.
* In der Johanneskirche wird am
Palmſonn=
tagabend um 8 Uhr die „Matthäuspaſſion” von
Heinrich Schütz (* 1672), in der Bearbeitung von A.
Mendelsſohn durch den Kirchengeſangverein der
Johannesgemeinde, unter Leitung des Herrn
Kammermuſi=
kers G. Adam, zur Aufführung gelangen. Den Evangeliſt
(Tenor) wird Herr Konzertſänger Franz Müller, die
Jeſuspartie (Bariton) Herr Hofopernſänger
Schützen=
dorf ſingen. Auch die anderen kleinen Soli werden
durch bewährte Kräfte vertreten. Die Orgelbegleitung hat
Herr Muſikdirektor Klaſſert übernommen. Die
Auf=
führung des ſchönen Werkes, die für jedermann ohne
Koſten zugänglich iſt, wird gewiß, wie in früheren
Jah=
ren, am Palmſonntagabend eine große Gemeinde in der
Johanneskirche verſammeln.
* Die Städtiſche Zentralſtelle für die Volksernährung
Darmſtadt gibt ein „Heſſiſches Kochbuch” heraus,
das am 30. März erſcheinen wird. Es handelt ſich um
das kleine Fürthſche Kochbuch, in dem einige Korrekturen
vorgenommen ſind und dem ein Anhang heſſiſcher Koch=
rezepte beigegeben iſt. Das Buch wird gewiß einem
gro=
ßen Bedürfnis entſprechen, denn gerade eben müſſen wir
verſuchen, mit den uns zur Verfügung ſtehenden
Lebens=
mitteln möglichſt vernünftig zu wirtſchaften, und in dieſer
Beziehung wird das Büchlein wertvolle Winke geben. Es
iſt zu dem Preiſe von 15 Pfennig in den Buchhandlungen
zu haben. Wo dies nicht der Fall iſt oder wo eine größere
Anzahl gewünſcht wird, wende man ſich direkt an die
Ge=
ſchäftsſtelle der Städtiſchen Zentrale für die
Volksernäh=
rung zu Darmſtadt, Stadthaus. Bei größerer Beſtellung
tritt eine Preisermäßigung ein.
* Mit dem Hauptquartier nach Weſten! Die
Wiedergabe der von Heinrich Binder oft unter größter
Lebensgefahr geſammelten Erlebniſſe auf der gewaltigen
Schlachtfront zwiſchen Verdun und der Nordſee, den
Schluchten und Bergen der Vogeſen bis hinauf in die
Dünen der flandriſchen Küſte, wo unſere blauen Jungen
Wacht halten, wurden mit reichem Beifall hier
aufge=
nommen. Und was der Redner in Worten ſo
eindring=
lich und warm von den Entbehrungen und Mühen, von
der heldenhaften Tapferkeit und dem geſunden, friſchen
Humor der Unſrigen ſchildert, veranſchaulichten ſeine
zahlreichen, farbigen, naturgetreuen Lichtbilder. Vor
allem aber ſind es ſeine Schilderungen über die faſt
über=
menſchlichen Heldentaten unſerer Brüder im Felde und
über den Geiſt, von dem die deutſchen Truppen beſeelt
ſind, dieſem Geiſt der Zuverſicht, dieſem Willen zum
Sieg! Der zweite Vortrag findet ſtatt am 28. März
(Sonntag) in der Turnhalle. Karten bei Thies,
Eliſa=
bethenſtraße 12.
* Verpachtung von Kleingärten. Auf dem von dem
Gartenbauverein Darmſtadt neu gepachteten
Gelände am Heinrichwingertsweg (hinter der Kraftsruhe)
ſind noch einige Stücke zur Anlage von Kleingärten
abzu=
geben. Näheres durch Regierungsrat Scharmann.
Wil=
helmſtraße 20. (S. Anz.)
Groß=Gerau, 25. März. (Der Gemeinderat)
hat eine Kapitalaufnahme von 100000 Mark beſchloſſen,
um die Mittel für außerordentliche Auslagen, wie
Kriegs=
verſicherung, Quartiergelder u. a., zu beſchaffen.
Gleich=
zeitig wurde den ſtädtiſchen Taglöhnern eine
Teuerungs=
zulage von 50 Pfg. pro Tag bewilligt.
Offenbach, 25. März. (Ueberfahren.) Von einem
Straßenbahnwagen der Linie 16 wurde heute morgen
gegen 11 Uhr in der Bieberer Straße, an der
Straßen=
kreuzung der Friedrichſtraße, ein dreijähriges Mädchen
überfahren. Dem Kinde, das gerade in den Wagen
hineinlief, wurden beide Beine vom Körper getrennt. Der
Tod trat ſofort ein. Die Eltern des Kindes
konn=
ten noch nicht ermittelt werden.
Mainz, 25. März. (Aufhebung des Oktrois.)
Die Fraktion der Fortſchrittlichen Volkspartei auf dem
Mainzer Stadthauſe hat bei der Bürgermeiſterei und
Stadtverordnetenverſammlung die gänzliche Aufhebung
des ſtädtiſchen Oktrois mit Beginn des neuen
Wirtſchafts=
jahres beantragt.
Worms, 25. März. (Goldſammlung.) Ueber
hunderttauſend Mark Gold konnte die
Stadt=
kaſſe bis jetzt als Ergebnis ihrer Sammeltätigkeit der
Reichsbank zuführen. Dieſe über alles Erwarten reiche
Ernte war ihr nur möglich dank der eifrigen und
uner=
müdlichen Mitwirkung der Schüler und Schülerinnen der
höheren Lehranſtalten.
Gimbsheim, 25. März. (Einen teuren Schuß)
leiſtete ſich ein hier im Quartier liegender
Landwehr=
mann. Der Schütze übte ſich im Zielen. Dabei geſchah
es, daß er nach einer Stalltür zielte und losdrückte, ohne
zu ahnen, daß ſein Gewehr geladen war. Der Schuß
krachte und traf im Stalle zwei Kühe des
Quartier=
herrn ſo gut, daß die beiden Tiere ſofort abgeſchlachtet
werden mußten.
Braunſchweig, 25. März. (Ein zweiter Prinz.)
Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin iſt heute
nachmittag 5 Uhr 20 Minuten von einem Prinzen
entbunden worden. Das Befinden der Frau Herzogin und
des neugeborenen Kindes iſt gut.
C. K. Türkiſche Telephoniſtinnen. Daß der
Telephon=
dienſt in Konſtantinopel von Damen verfehen wird, darf
man wohl als ein bedeutſames Zeichen der Zeit
anſpre=
chen, denn es offenbart ſich darin ein Fortſchritt in der
Stellung der mohammedaniſchen Frau, wie man ihn noch
vor zehn Jahren für ganz unmöglich gehalten hätte. Die
Frau, die nach den Geboten des Iſlam ſtreng von der
Oeffentlichkeit ferngehalten werden muß und hinter
ver=
gitterten Fenſtern ihr Leben verbringen ſoll, iſt ſo direkt
in den Dienſt der Oeffentlichkeit geſtellt, nimmt tätigſten
Anteil an der Ausbreitung des modernen Geiſtes in der
Türkei. Seit einiger Zeit haben ja die abendländiſchen
Ideen in der türkiſchen Frauenwelt Wurzeln geſchlagen;
eine gemäßigte Frauenbewegung hat eingeſetzt, die für
eine gewiſſe Freiheit und für eine beſſere Erziehung des
weiblichen Geſchlechts eintritt. Aber wenn die Mädchen
nun auch in Schulen gingen, einzelne gebildete Damen als
Schriftſtellerinnen tätig waren und eine Frauenzeitſchrift
gründeten, ſo lag doch der Gedanke, die Frau als
Tele=
phoniſtin mitten ins Leben hineintreten zu laſſen, noch
ſehr fern. Gab es doch bis vor ein paar Jahren
über=
haupt noch kein Telephon in
Konſtantino=
pel! Als aber nun die Telephonanlagen geſchaffen
wur=
den, da trat auch der Gedanke einer Beſchäftigung von
Frauen, der ja in allen anderen Ländern beim
Telephon=
dienſt Anklangegefunden hatte, immer ſtärker hervor, und
das ſchwächere Geſchlecht ſiegte ſchließlich über all die
Hin=
derniſſe, die uralte Sitte und ſtrenger Glauben ihm in den
Weg legten. Heute liegt der Telephondienſt zum größten
Teil in den Händen von türkiſchen Damen. Es wurde
eine Schule für Telephoniſtinnen in Konſtantinopel
ein=
gerichtet und eine ganze Anzahl von Telephoniſtinnen
ausgebildet. Die Damen bewährten ſich vorzüglich, und
die oberſte Aufſicht über die Zentrale von Stambul hat
jetzt eine Dame, Fräulein Osman. Viel Kopfzerbrechen
bereitete die Kleiderfrage. Die türkiſche Frau muß ja ihr
Haar ſtets verborgen tragen, denn es iſt ein Zeichen von
Unmoral, wenn ſie dem Blick eines Mannes auch nur das
kleinſte Stückchen ihres Haares preisgibt; ſie trägt daher
den „Charſchaf”, ein langes dunkles Tuch, das über den
Kopf gebreitet iſt, und einen Schleier. Für die
Telepho=
niſtinnen aber wäre dieſe nationale Tracht zu unpraktiſch
geweſen, und ſo geſtattete ihnen denn die oberſte Behörde,
daß ſie ſich als Kopfbedeckung mit dem „Baſchiorta”
ei=
nem weißen Shawl, begnügen. Die Türkinnen
bewähr=
ten ſich vortrefflich in ihrem Dienſt und ſtanden mit den
abendländiſchen Inſtallateuren und oberſten
Telephon=
beamten in beſtem Einvernehmen. So manchem getreuen
Muſelmanen aber wollte dieſe Tätigkeit türkiſcher Frauen
gar nicht gefallen. Das kam zum humoriſtiſchen Ausdruck
bei einem Ausflug, den kurz vor dem Kriege die
Telepho=
niſtinnen von der Station auf der Inſel Halki im
Mar=
marameer mit den chriſtlichen Herren der Station veran=
ſtalteten. Man hatte ſich vergnügt zu einem Picknick im
Freien zuſammengefunden, als ein Poliziſt erſchien und
den Türkinnen in ſtrengſtem Tone anbefahl, an
geſon=
derten Tiſchen Platz zu nehmen und den Herren den
Rük=
ken zu kehren, wie es Mohammeds Gebot ſei. Sie mußten
ſich wohl oder übel dieſen Anordnungen fügen, da der
tür=
kiſche Poliziſt ja für die Aufrechterhaltung der Weiſungen
des Koran zu ſorgen hat. Immerhin aber iſt mit der
Ein=
führung des Telephons in der Türkei zugleich ein
wich=
tiger Fortſchritt der türkiſchen Frauenbewegung zu
ver=
zeichnen.
C.K. Der Pferdeſammler. Ein merkwürdiger Poſten
iſt im engliſchen Heer einigen Kavallerieoffizieren zuteil
geworden, die die Aufgabe haben, verloren gegangene
Pferde zu ſuchen und zu ſammeln. Der Offizier führt
einen großen Wagen mit ſich und iſt von ein paar
ſprach=
kundigen und mit der Pferdepflege beſonders vertrauten
Soldaten begleitet; er beſitzt auch die wichtigſten
medizi=
niſchen Inſtrumente und Heilmittel, um kranken Pferden
eine erſte Hilfe angedeihen zu laſſen. Der Pferdeſammler
entdeckt ſeine „Patienten” an den verſchiedenſten Orten
und unter den mannigfachſten Umſtänden. Sehr häufig
ſind die herrenloſen Tiere von franzöſiſchen Bauern
auf=
gegriffen worden, ziehen nun den Pflug, gehen am
Milch=
wagen oder ſind gar zum Kohlentransport verwendet
worden. Der Offizier befreit ſie dann von dieſem Dienſt
und führt ſie zur engliſchen Front zurück. Eine andere
Gruppe von Pferden, die er ſammelt, ſind die, die erſchöpft
am Wege liegen geblieben ſind. Manche von ihnen
wer=
den in der jämmerlichſten Verfaſſung aufgefunden und
ſcheinen dem Tode nahe. Aber eine geſchickte Behandlung
erweckt ſie bald wieder zum Leben. „Viele von ihnen fand
ich, die in den letzten Zügen zu liegen ſchienen” erzählte
ein ſolcher Pferdeſammler einem Kriegsberichterſtatter.
„Zumeiſt Lungenentzündung oder ſo etwas Temperatur
105, Puls 22. Steinkalt hinter den Ohren. Sie ſahen mich
mit traurigem Blick an, wie wenn ſie ſagen wollten: „Mit
mir iſt’s aus, Herr. Laßt mich in Frieden ſterben.” Aber
das war durchaus nicht der Fall. Ich ſpritze ihnen unter
die Haut eine ziemlich kräftige Doſis Strychnin ein, und
das tut Wunder. Sie ſetzen ſich ſogleich auf, und ihr Blick
bekommt Leben. Dann reibe ich ihnen die Feſſeln mit
heißem Senf und Waſſer, lege ihnen hinter die Ohren ein
Senfpflaſter, und ſchon fühlen ſie ſich beſſer. Eine richtige
und gute Ernährung, hauptſächlich Mohrrüben, machen ſie
dann langſam wieder ganz geſund.
* Von der Kaiſerin Charlotte von Mexiko. Eine
inter=
eſſante Kriegs=Epiſode hat ſich kürzlich im brabantiſchen
Königsſchloß Bouchot, bekanntlich dem Wohnſitze
der Kaiſerin Charlotte von Mexiko, abgeſpielt.
Wie man weiß, wurde auf dem Schloſſe gleich nach der
Beſetzung der belgiſchen Hauptſtadt die öſterreichiſche
Fahne gehißt. Der deutſche Rittmeiſter v. Schmitz,
der dieſer Tage an der Spitze ſeiner Eskadron vor dem
Schloſſe vorbeikam und den Wohnſitz der hohen Frau nicht
kannte, ſtieg vom Pferde und zog den Glockenſtrang, der
einen livrierten Diener an den Toreingang brachte. Auf
die Frage des Rittmeiſters, welche Perſönlichkeit hier
unter dem Schutze der öſterreichiſchen Fahne lebe,
antwor=
tete der Diener: „Ihre Majeſtät die Kaiſerin von Mexiko”
„Gut”, meinte der Offizier, der die Sache nicht recht zu
glauben ſchien, „dann möchte ich Ihrer Majeſtät meine
Aufwartung machen.” „Unmöglich” erwiderte der Diener,
„die Kaiſerin iſt ſeit 50 Jahren krank und empfängt bloß
ihre Ehrendamen und ihren Zeremonienmeiſter. Der
Rittmeiſter bittet nun, dem letzteren vorgeſtellt zu werden,
was auch geſchieht. Der Hofbeamte führt den Offizier in
einen Salon und zeigt ihm von einem Fenſter des letzteren
eine alte Dame mit ſchneeweißen Haaren und ſchwarzen
Kleidern, die im Park am Arme eines treuen Dieners
luſt=
wandelt. Es iſt die Kaiſerin von Mexiko. Seither hat
der deutſche Generalſtab am Eingangstor des Schloſſes
die folgende Inſchrift anbringen laſſen: „In dieſer
Be=
ſitzung, Eigentum der belgiſchen Krone, wohnt Ihre
Ma=
jeſtät die Kaiſerin Charlotte von Mexiko, Erzherzogin
Maximilian von Oeſterreich, Schwägerin des Kaiſers
Franz Joſef, unſeres erlauchten Verbündeten. Die
deut=
ſchen Soldaten, die hier vorbeikommen, ſollen nicht läuten
und das Schloß unbehelligt laſſen.”
* Gegen das Uniformtragen der Kinder wendet ſich
ein Erlaß der Polizeidirektion München. Es handelt ſich
nicht um Helme, Säbel, Gewehre, Bruſtſtücke, die unſere
Jungen zum Soldat ſpielen unumgänglich brauchen,
ſon=
dern um jene Nachäffung der Uniformen, oftmals bei
ganz kleinen Kindern, die bis ins einzelne geht und das
Ehrenkleid unſerer Feldgrauen zur
Spie=
lerei erniedrigt. Der Münchener Erlaß lautet:
„In letzter Zeit mehren ſich die Fälle, daß größere und
kleinere Knaben in vollſtändiger Uniform auf der Straße
herumgehen und dabei manchmal Eiſerne Kreuze
und militäriſche Rangabzeichen tragen. Wie mehrfache
Zuſchriften an die königliche Polizeidirektion beweiſen,
wird die Ueberhandnahme dieſer Sitte als ungehörig und
nicht dem Ernſt der Zeit entſprechend empfunden, zumal
wenn die Kinder auch noch Militärperſonen durch Grüßen
beläſtigen. Die Eltern werden daher aufgefordert, ihren
Kindern keine militäriſchen Uniformſtücke und
Rang=
abzeichen als Spielzeug zu überlaſſen. Das Tragen des
Eiſernen Kreuzes und militäriſcher Rangabzeichen kann
unter keinen Umſtänden geduldet werden.”
Zweite Kammer.
* Darmſtadt, 25. März.
Als Vertreter der Großh. Regierung ſind anweſend:
Staatsminiſter Dr. von Ewald, Finanzminiſter Dr. Braun,
Miniſter des Innern von Hombergk zu Vach, Staatsrat
Dr. Becker, Staatsrat Lorbacher, Miniſterialräte
Hölzin=
ger, Dr. Kratz und Schliephake, Geh. Oberfinanzrat Seip.
Der erweiterte Finanzausſchuß trat heute
in die Einzelberatung des von der Regierung vorgelegten
Voranſchlags ein. Die Anforderung für die
Wein=
baudomäne wird nach Erläuterung durch die Regierung
genehmigt, ebenſo die neu angeforderte Stelle eines
Re=
giſtrators und eine Anforderung für die
Landesuniverſi=
tät Gießen. Zu dem Kapitel „Kunſtſtraßenweſen”
wird die Streichung der bisherigen Bemerkung im
Bud=
get verlangt, die eine Wiederbeſetzung erledigter Stellen
verhinderte. Die Regierung will die Möglichkeit haben,
nachdem über die Neuorganiſation der Baubehörden in
dem Vereinfachungsausſchuß ein Einverſtändnis erzielt
worden iſt, Neuanſtellungen im Rahmen der geplanten
Neuorganiſation vorzunehmen. Für die Zukunft kämen
hiernach 35 Stellen von Bauinſpektoren in Betracht, gegen
bisher 40; zurzeit ſind 34 Beamte angeſtellt, ſo daß
zu=
nächſt nur eine Neuanſtellung ſtattzufinden hätte. Die
An=
forderung wird mit dem Vorbehalt genehmigt, daß
da=
mit der nötig gewordenen anderweiten geſetzlichen
Rege=
lung des Verhältniſſes zwiſchen den Kreisverwaltungen
und den Baubehörden durch Abänderung des
Kunſtſtraßen=
geſetzes nicht vorgegriffen wird.
Eine Anfrage darüber, welche Anordnungen für die
Veranlagung der direkten Steuern
wäh=
rend des Kriegsjahres getroffen worden ſeien,
wird von der Regierung dahin beantwortet, daß
ſelbſtver=
ſtändlich die geſetzlichen Grundlagen der Regel nach auch
während des Kriegsjahres beibehalten bleiben. Speziell
über die Anwendung der Beſtimmung, daß die Steuer
nach dem Durchſchnit des Einkommens während der
letz=
ten drei Jahre zu veranlagen iſt, wurde von der
Regie=
rung mitgeteilt, daß dieſe Vorſchrift nicht in allen Fällen
ſtreng wörtlich durchgeführt werde, daß vielmehr die
in=
zwiſchen eingetretenen Veränderungen an den Einkommen
berückſichtigt werden, namentlich auch in allen den Fällen,
in denen die Einkommensquelle ſelbſt — z. B. durch
Schließen eines Geſchäfts — weggefallen iſt. Soweit in
der Veranlagung ſelbſt dieſe Verhältniſſe nicht ausreichend
berückſichtigt werden können, bleibt dem Stenerpflichtigen
der Weg der Berufung offen.
Eine Klage über größeren Wildſchaden infolge
Einberufung vieler Jäger gipfelt in dem Wunſche nach
Einſchränkung der Schonzeit. Von ſachverſtändiger Seite
wird dem widerſprochen; am 1. Mai gehe ohnehin die
Schonzeit zu Ende. Die Regierung hat für verſchiedene
Wildarten, namentlich für weibliches Hochwild, die
Schon=
zeit bereits abgekürzt.
Die Bauausgaben für die
Staatseiſen=
bahnen werden nach kurzer Debatte genehmigt,
des=
gleichen verſchiedene Kreditübertragungen für das
Bau=
weſen der einzelnen Miniſterien.
Zum Finanzgeſetz ſelbſt wird folgender Antrag
des Abg. Korell=Angenrod angenommen, nachdem die
Re=
gierung ihm zugeſtimmt hat: Die Großh. Regierung wird
ermächtigt, bezüglich der in Kapitel 75a des
Staatsvor=
anſchlags zur Förderung der Landwirtſchaft
vorgeſehe=
nen Mittel, ſoweit dieſelben infolge des
Kriegszuſtan=
des nicht für die vorgeſehenen Zwecke Verwendung
fin=
den können, die Genehmigung zur Verwendung für ſolche
andere Aufgaben zu erteilen, die im Intereſſe der
Land=
wirtſchaft und der Allgemeinheit gelegen ſind und deren
Durchführung für die gegenwärtige, durch den Krieg
ge=
ſchaffene Lage gefordert iſt. Dabei iſt, wie in allen
Staatsbetrieben, auf möglichſte Sparſamkeit zu ſehen und
die Durchführung entſprechender Maßnahmen nur auf
Grund ſorgfältiger Prüfung des beabſichtigten Zweckes
vorzunehmen.
Es wird, ſodann das Finanzgeſetz ſelbſt
an=
genommen, nachdem geſtern bereits Beſchlüſſe zur
Er=
gänzung des Finanzgeſetzes gefaßt worden waren. Die
ſozialdemokratiſchen Vertreter enthielten ſich für heute vor=
Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch, 24. März.
Taifug.
J. V. Die Neueinſtudierung des Lengyelſchen
Schauſpiels „Taifun”, das bei ſeinem erſten Erſcheinen
vor einigen Jahren hier wie allerwärts eine Art
Sen=
ſation bedeutete, hatte am Mittwoch keine beſonders große
Zahl von Beſuchern ins Theater gelockt. So viel darin
jetzt auch angeſichts der neueſten Ereigniſſe als aktuell
angeſprochen werden mag: als Ganzes trägt das Stück trotz
ſeiner kurzen Lebensdauer nun bereits die Spuren des
Alters, über die alle bewundernswerte Eleganz und
Ge=
ſchicklichkeit der techniſchen Mache nicht hinwegzutäuſchen
vermögen. Die Aufnahme war denn auch, ſoweit ſie nicht
in blödem Lachen an den ernſteſten Stellen abſolute
Ver=
ſtändnisloſigkeit verriet, eine kühlere, als ſie die recht gute
Aufführung verdiente. Von den Vertretern der größeren
Rollen ſind Herrn Weſtermanns ausgezeichnet
charak=
teriſierter und mit dramatiſchem Herzblut erfüllter „
Toke=
ramo” Herr Heinz als „Kobayashi” der ſtarre,
unbeug=
ſame Vertreter des nationalen Prinzips, der
warmher=
zige „Omayi” des Herrn Jürgas und der mit Bravour
gezeichnete „Staatsanwalt” des Herrn Hacker auch
dies=
mal mit Auszeichnung zu nennen. Die beiden
Frauen=
rollen hatten in Fräulein Pils und Fräulein Hacker
neue Vertreterinnen gefunden. Während letztere ihrer
„Thereſe Meunier” all die warmen, ergreifenden
Herzens=
töne verlieh, die dieſe — an ſich ſehr unwahrſcheinliche
Figur dem Zuſchauer ſo ſympathiſch machen, bewegte ſich
Fräulein Pils als „Helene Laroche” auf einem ihr
offen=
bar wenig zuſagenden Gebiet. Sie blieb dabei in den
äußeren wie den inneren Darſtellungsformen eine ziemlich
gleichförmige „blonde Beſtie” und erſchöpfte nicht entfernt
den Gehalt der, allerdings ſehr ſchwer richtig zu
treffen=
den, Rolle. Ein Wechſel der Toiletten in ihren beiden
Auftritten dürfte, nebenbei bemerkt, zu empfehlen ſein.
Als Schriftſteller „Renard=Bninsky” vergriff ſich Herr
Baumeiſter, der — ſchon aus Gründen des
Kon=
traſtes — unbedingt eine europäiſchere Maske hätte machen
müſſen, anfangs manchmal im Ton, ſpielte dann aber den
unglücklichen Liebhaber und guten Kerl der letzten Akte
deſto ergreifender. Mit Lob ſeien ſchließlich noch Herr
Knispel als würdiger „Gerichtspräſident” und Herr
von Wolzogen namhaft gemacht, der ſeinen fein
beohachteten und famos geſprochenen alten „Yoshikawa‟
ſchon bei der berühmten Aufführung des Stückes im
Thea=
ter an der Zeil in Frankfurt a. M. geſpielt hatte. Für
künftige Wiederholungen ſeien einige kräftige Striche,
namentlich im erſten Akte, dringend empfohlen; 3½
Stun=
den dieſer grauſamen Seelenfolterei ſind auch für ſtarke
Nerven etwas zu viel.
läufig der Abſtimmung, da die formelle Beſchlußfaſſung
der Fraktion noch nicht vorliegt, die bis zur
Plenarbera=
tung vorhanden ſein wird. Der Ausſchuß iſt auch mit der
Abſicht der Regierung einverſtanden, daß aus dem 8=
Mil=
lionen=Kredit auch nach dem 1. April 1915 noch Darlehen
an Gemeinden und Kommunalverwaltungen —
nötigen=
falls unter Ueberſchreitung des Geſamtkredits — gewährt
werden können.
Es wird ſodann die Beratung des Antrags der Abgg
Korell=Angenrod und Genoſſen, die Beurlaubung
von Soldaten für landwirtſchaftliche
Ar=
beiten betreffend, fortgeſetzt. Die Großh. Regierung
teilte dazu mit, daß ſie bei der Militärverwaltung
wei=
tere Erleichterungen, insbeſondere in bezug auf die
Ver=
wendung von Kriegsgefangenen, erlangt habe. Die
Mili=
tärbehörde hat auch zugeſagt, daß ſie Beurlaubungen
ein=
treten läßt, ſoweit ſich das mit dem militäriſchen Intereſſe
vereinbaren läßt. Der Antrag Korell wird hierauf
ange=
nommen. (Druckſ. Nr. 57.) Das Geſetz über die
Wert=
zuwachsſteuer wird mit dem Zuſatz zu Artikel 1
ge=
nehmigt, der den Gemeinden die Möglichkeit gibt, es durch
Ortsſatzung auszuſchließen.
Hiermit ſind die Verhandlungen des erweiterten
Finanzausſchuſſes zum Abſchluß gekommen. Das
Plenum tritt Montag, den 29. März, 11½ Uhr,
zu=
ſammen.
* Zuſammentrikt der Zweiten Kammer.
Die Zweite Kammer der Landſtände tritt zur 6. Sitzung
am Montag, den 29. März, vormittags ½12 Uhr,
zu=
ſammen. Die Beratungen werden zum Hauptgegenſtand
das Finanzgeſetz für 1915 haben; aber auch eine
ganze Reihe anderer Fragen, die meiſt mit der durch den
Krieg geſchaffenen Lage zuſammenhängen, liegen der
Kammer vor.
Der Krieg.
Der ruſſiſche Raubzug nach
Memel.
Großes Hauptquartier, 25. März.
(W.T. B Amtlich.) Ueber die Vorgänge bei
Me=
mel iſt folgendes feſtgeſtellt worden:
Am Donnerstag, 18. März, rückten die Ruſſen,
gleich=
zeitig von Norden und Oſten kommend, in mehreren
Ko=
lonnen gegen Memel vor. Es waren 7 Reichswehr
Bataillone mit 6 bis 8 alten Geſchützen, einige Kavallerie=
Eskadronen, 2 Kompagnien Marine=Infanterie, 1
Batail=
lon des Reſerve=Regiments Nr. 270 und
Grenzwachttrup=
pen von Riga und Libau, im ganzen etwa 10000
Mann. Der unterlegene deutſche Landſturm zog ſich
von der Grenze auf Memel zurück und mußte ſchließlich
auch durch die Stadt nach dem Haff und auf die Nehrung
zurückgehen.
Die Ruſſen ſengten an den Vormarſchſtraßen von
Nimmerſatt und Naugallen zahlreiche Gebäude
nieder vor allem Scheunen. Im ganzen wurden 15
Ortſchaften ſchwer geſchädigt. Eine erhebliche Anzahl
von Landeseinwohnern haben die Ruſſen nach Rußland
fortgeſchleppt, eine Anzahl Einwohner wurde
erſchlagen.
Am Abend des 18. März zogen die Ruſſen in
Memel ein. Die Truppen wurden hauptſächlich in den
Kaſernen untergebracht. Am Freitag abend erſchien der
ruſſiſche Kommandant auf dem Rathaus und forderte den
Oberbürgermeiſter und ſpäter noch drei weitere Perſonen
als Geiſeln. Er ließ ſie in die Kaſernen, die von den
Ruſſen bereits in einen unglaublichen Zuſtand verſetzt
waren, bringen. In den Straßen der Stadt trieben ſich
plündernde Trupps ruſſiſcher Soldaten
herum, verhafteten Einwohner, drangen in die Häuſer ein,
zerſchlugen Fenſterſcheiben und plünderten und
raub=
ten Lebensmittelläden und zwei Juwelierläden
vollſtän=
dig aus. Drei Fälle der Vergewaltigung weiblicher
Perſonen wurden bisher feſtgeſtellt. Brandſtiftungen und
Häuſerzerſtörungen haben ſich im allgemeinen nicht
ereig=
net. Die Nachricht, daß ſich ruſſiſcher Pöbel an den
Aus=
ſchreitungen beteiligte, hat ſich nicht beſtätigt. Der ruſſiſche
Kommandant, dem das wüſte Treiben ſeiner Leute
an=
ſcheinend ſelbſt ungeheuerlich ſchien, ſuchte Einhalt zu
ge=
bieten, indem er die plündernden Truppen in die
Kaſer=
nen zurückſchickte.
Samstag vormittag war die Stadt bis auf
Patrouil=
len frei von ruſſiſchen Soldaten. Samstag abend zogen
die Ruſſen ab. Nur einzelne verſprengte Trupps blieben
in Memel zurück. Dieſe wollten bereits ihre Gewehre auf
dem Rathaus abliefern, als Sonntag nachmittag von
neuem ſtarke ruſſiſche Kräfte von Norden her in die Stadt
einrückten. Dieſe ſtießen in Memel bereits auf deutſche
Patrouillen. Von Süden folgten ihnen ſchon die
anrückenden deutſchen Truppen des Bataillons Nußbaum
vom Infanterie=Regiment Königsberg, die ſich auf die
Ruſſen warfen. Bei dem heftigen Straßenkampfe
ver=
loren die Ruſſen etwa 150 Tote. Unſere Verluſte
waren gering. Beim Zurückgehen riſſen die Ruſſen ihre
nachrückenden Verſtärkungen mit auf die Flucht. Die
Geiſeln waren beim Herannahen unſerer Truppen unter
Bedeckung nordwärts abgefahren. Bei dem
Katzenwäld=
chen blieb der Wagen ſtecken, die Begleitmannſchaft
flüch=
tete und die verhafteten Bürger ſuchten nach Memel
zu=
rückzukommen. Hierbei fiel Bürgermeiſter Pockels zu
Boden und wurde liegend von flüchtenden ruſſiſchen
Sol=
daten durch Bajonettſtiche ſchwer verletzt.
Die Ruſſen flohen ohne Widerſtand zu leiſten
und wurden am 22. und 23. März energiſch verfolgt.
Be=
ſonders beim Durchmarſch durch Polangen erlitten ſie
durch das Geſchützfeuer unſerer Kreuzer, die ſich an der
Verfolgung beteiligten, ſchwere Verluſte. Es fielen
hier 500 Gefangene, 3 Geſchütze, 3
Maſchinenge=
wehre und Munitionswagen in unſere Hände.
Die ruſſiſche Unternehmung gegen Memel
kennzeich=
net ſich als ein
Raubzug,
bei dem es den Ruſſen weniger auf einen militäriſchen
Erfolg als auf Beute und Verwüſtung ankam.
Ein gleicher Raubzug ſcheint gegen Tilſit
geplant geweſen zu ſein; der ruſſiſche Kommandant
fragte den Oberbürgermeiſter am Freitag abend, wie es
in Tilſit ausſehe und war ſehr erſtaunt, zu hören, daß
dieſe Stadt ſich in den Händen der Deutſchen befinde.
Bei den deutſchen Truppen, die Memel ſäuberten,
befand ſich auch der jüngſte Sohn Sr. Maj. des Kaiſers
Prinz Joachim. von Preußen. Er wurde
über=
all, wo er erkannt wurde, von der Bevölkerung begrüßt.
* Berlin, 25. März. Die Abendblätter verbreiten
folgende Meldung: Im Auftrage Hindenburgs beſichtigte
Prinz Joachim von Preußen am Dienstag die
Stadt Memel eingehend. Der Prinz hielt dabei
fol=
gende Anſprache: Generalfeldmarſchall von
Hinden=
burg beauftragte mich, mich ſofort hierher zu begeben, um
mich perſönlich von dem Mißgeſchick, welches die
königs=
treue Stadt Memel betroffen hat, zu überzeugen und um
dann Sr. Maj. dem Kaiſer und dem Generalfeldmarſchall
von Hindenburg berichten zu können. Seien Sie
über=
zeugt, daß es im ganzen deutſchen Vaterlande keinen gibt,
der nicht empört iſt über die ruchloſen Taten, die Ihnen
und Ihrer Stadt zugefügt ſind. Wir werden nicht ehrer
ruhen, als bis der Feind hierfür genügend beſtraft iſt.
Der öſterreichiſche Tagesbericht.
In der Karpathenſchlacht neuerdings
1500 Gefangene.
Wien, 25. März. Amtlich wird verlautbart:
25. März. In den Karpathen haben unſere Truppen
an der Front weſtlich des Uzſoker Paſſes ſchwere ruſ
ſiſche Angriffe abgeſchlagen. Die Kämpfe
dauern an. Der geſtrige Tag iſt in einigen Abſchnitten
ruhiger verlaufen. 1500 Mann des Gegners
wurden neuerdings gefangen. Bei Wyszkow
ſchei=
terte ein Angriff des Feindes auf die am 22. März von
uns genommenen Stellungen.
An den übrigen Fronten hat ſich nichts
We=
ſentliches ereignet.
Am ſüdlichen Kriegsſchauplatz fanden in
der letzten Zeit an der Donau und Save vereinzelte Ge
ſchützkämpfe ſtatt. Die allgemeine Situation iſt
un=
verändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabes:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Der Fall von Przemusl.
* Konſtantinopel, 25. März. Die
Kapitu=
lation von Przemysl wird in der türkiſchen Preſſe
mit dem Ausdruck höchſter Würdigung der Tapferkeit
der heldenhaften Beſatzung aufgenommen.
Turan ſchreibt: Es iſt außer Zweifel, daß die
Ueber=
gabe der Feſtung ein Zwiſchenfall iſt, und daß ihr
Ausharren der Geſchichte Oeſterreich=Ungarns ebenſoviel
Ehre macht, wie ein Sieg. Wenn die öſterreichiſch=
unga=
riſchen Armeen dieſes glorreiche Blatt leſen, um das ihre
heldenhaften Brüder die Kriegsgeſchichte bereichert haben,
werden ſie, die ſeit Monaten erfolgreich gegen einen an
Zahl weit überlegenen Feind kämpfen, dieſes erhabene
Beiſpiel ſich vor Augen führen, und ſie werden fühlen,
wie ihre Zähigkeit wächſt und neue Kraft finden wird, um
den Feinden neue Schläge zuzufügen. Das Schickſal
Przemysls wird den Feuereifer und Siegeswillen der
öſterreichiſch=ungariſchen Armeen nur verdoppeln. Das
Blatt bringt auch das Bild des Feſtungskommandanten
Kusmanek.
* Wien, 25. März. Das Neue Wiener Tagblatt
veröffentlicht eine Reihe von Feldpoſtkarten
und Briefen aus Przmysl, von welchen einige
von einem in der letzten Nacht vor der Vernichtung der
Feſtung aufgeſtiegenen Flieger überbracht wurden. Aus
ſämtlichen Zuſchriften geht hervor, unter wie großen
phy=
ſiſchen Entbehrungen die Beſatzung heroiſch ſtandhielt,
bis die allerletzten Vorräte verzehrt
waren. Tragiſch berührt die Verſicherung, daß die
Feſtung andernfalls noch Jahre lang zu
hal=
ten geweſen wäre. Faſt ſämtliche Zuſchriften
for=
dern die Angehörigen auf, nicht mehr zu ſchreiben, da in
der Lage der Beſatzung bald eine Aenderung eintreten
müſſe. Die Blätter enthalten ergänzende Berichte der
Kriegsberichterſtatter über die letzten Stunden vor der
Ab=
fahrt von Przemysl. Danach war bereits die halbe
Beſatzung dienſtunfähig. Trotzdem wurden die
ruſſiſchen Sturmangriffe, welche dem Ausfall vom 19.
März folgten; mit dem Aufgebot der letzten heroiſchen
Energie vollſtändig zurückgeſchlagen.
Proteſt gegen die ruſſiſche Gewaltherrſchaft
in Galizien.
* Wien, 25. März. Eine Abordnung des
griechiſch=
katholiſchen ukrainiſchen Klerus
Gali=
ziens erſchien geſtern bei dem Miniſterpräſidenten
Gra=
fen Stürghk und überreichte ihm ein Memorandum
mit einer Reihe von Anliegen des ukrainiſchen Klerus,
wobei der Sprecher unter Verwahrung und
Pro=
teſt auf die Vergewaltigung hinwies, welche
den griechiſch=katholiſchen Gläubigen und ihren Prieſtern
in dem vom Feinde beſetzten Gebiete Galiziens durch
Be=
drängung aller Art, insbeſondere durch Verſuche, ihnen
die Orthodoxie aufzuwingen, angetan worden iſt. Die
Abordnung bekräftigte die in ſchwerſter Bedrängnis
bekun=
dete, unvergänglich loyale, ſtaats= und kaiſertreue
Geſin=
nung des ukrainiſchen Klerus und erbat den Schutz
und die Hilfe der Retierung. Der
Miniſterpräſi=
dent erwiderte, er beklage mit den Erſchienenen tiefſtens,
daß fremde Gewalt die Gläubigen der hier vertretenen
Diözeſen zum Abfall zwingen wolle und die Prieſter
Drangſälen ausſetze. Mit beſonderem Schmerze empfinde
er die dem kirchlichen Oberhirten, dem Metropoliten
Gra=
fen Szeptycki, den er als Märtyrer ſeiner
Ueber=
zeugung verehre, angetane Gewalt. Die ſchwere Zeit der
Prüfung, die über die griechiſch=katholiſche Kirche
Gali=
ziens und ihre treuen Söhne gekommen ſei, werde, wie
er zuverſichtlich hoffe, mit Gottes Hilfe überwunden
wer=
den und einer glücklicheren Zukunft weichen. Mit
Genug=
tuung nehme er von ſo hervorragenden Vertretern des
ukrainiſchen Klerus die in deſſen Namen abgegebene
Ver=
ſicherung unverbrüchlicher Loyalität gegenüber dem Kaiſer
und dem öſterreichiſchen Staate entgegen. Wenn in letzter
Zeit ſich innerhalb eines Teiles der rutheniſchen
Bevölke=
rung und auch der rutheniſchen Prieſterſchaft im Lande
tiefbedauerlicherweiſe eine mit dieſen Gefühlen
unverein=
bare Geſinnung und Haltung gezeigt habe, ſo erſcheine
es doppelt notwendig, daß der nkrainiſche Klerus ſeinen
korrekten, ſtaats= und kaiſertreuen Standpunkt nach wie vor
unverbrüchlich bewahre und denſelben auch nach auswärts
kräftigſt bekenne. Eine ſchwere, aber beſonders wichtige
Aufgabe erwachſe dem patriotiſch geſinnten Klerus nach
Maßgabe der Revindikation des Landes, wenn er nach den
Wirrniſſen des Kriegszuſtandes in die Stätten ſeines
be=
ruflichen Wirkens zurückgekehrt ſein und dortſelbſt dieſe
patriotiſchen und ſtaatstreuen Geſinnungen in den
Her=
zen der Gläubigen durch Wort und Beiſpiel zu beleben
und zu feſtigen haben werde. Der ukrainiſche Klerus
werde bei ſolchem Beſtreben der Unterſtützung der
Regie=
rung verſichert ſein können.
Der Seekrieg.
Von der Tätigkeit der deutſchen U=Boote
* London, 25. März. Das Reuterbureau meldet
aus Fécamp vom 22. März: Wie verlautet, wurde die
Bark „Jacques Cocur” auf der Fahrt nach Neufundland
am 14. März 85 Seemeilen von Lizard von einem
deutſchen Unterſeeboot, das fünf engliſche
Schiffe verſenkt hatte angerufen und erſucht, die
Mannſchaft eines durch ein Torpedo verſenkten engliſchen
Dampfers an Bord zu nehmen. Der franzöſiſche Kapitän
nahm die Mannſchaft auf und erhielt die Erlaubnis,
wei=
ter zu fahren. Er gab die engliſche Mannſchaft ſpäter an
einen engliſchen Dampfer ab.
Wozu England Hoſpitalſchiffe benutzt.
T.U. Amſterdam, 25. März. Die am letzten
Montag verbreitete deutſche Erklärung, daß von
Port=
mouth aus Munition in Hoſpital=Schiffen
nach Frankreich befördert wurde, veranlaßt
Daily News zu der Frage, wo die Deutſchen ſeien, die
kürzlich im Hafen von Portsmouth waren. Die Zeitung
weiſt die deutſche Behauptung keineswegs
zurück, ſondern fügt lediglich ein Zwiegeſpräch hinzu,
das am 12. Februar im Unterhauſe zwiſchen Lord
Beresford und Churchill über die Gefangenen=
Schiffe im Hafen ſtattfand wobei Churchill zugab, daß
von 4000 Internierten 351 entlaſſen wurden.
Ein Erlaß des Kaiſers an den
Reichskanzler.
* Berlin, 25. März. Der Reichs= und Staats=
Anzeiger veröffentlicht folgenden, an den
Reichskanz=
ler gerichteten Erlaß: In dem alle Erwartungen
über=
treffenden, in der Finanzgeſchichte aller Zeiten
beiſpiel=
loſen Ergebnis der Zeichnungen auf die zweite
Kriegsanleihe ſehe ich die Bekundung des zu jedem
Opfer und jeder Leiſtung entſchloſſenen Siegeswillens und
der gottvertrauenden Siegeszuverſicht des deutſchen
Vol=
kes. Mein Kaiſerlicher Dank gilt allen, die zu dem großen
Erfolge beitrugen. Wie die ruhmreichen Taten meines
Heeres und meiner Flotte erfüllt mich dieſer Sieg der
Da=
heimgebliebenen mit Freude und Stolz, in ſolcher Zeit
der erſte Diener einer ſolchen Nation zu ſein. Ich erſuche
Sie, dieſen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen.
Großes Hauptquartier, 24. März 1915.
gez. Wilhelm, I. R.
Ein albernes Märchen.
* Berlin, 25. März. Wetſcherne Wremja
veröffent=
lichte am 27. Januar die Erlebniſſe eines
ruſ=
ſiſchen Militärarztes, der mehrere Monate in
deutſcher Kriegsgefangenſchaft lebte. Darin
wird u. a. erzählt, der Kommandant eines deutſchen
Ge=
fangenenlagers habe ruſſiſche Offiziere mit Peitſchen ins
Geſicht geſchlagen; auch ſeien vielfach gefangene ruſſiſche
Offiziere durch Säbelhiebe verletzt worden. Die amtlich
angeſtellten Erhebungen ergaben natürlich, wie die
Nord=
deutſche Allgemeine Zeitung mitteilt, die völlige
Halt=
loſigkeit der Anſchuldigungen.
Die polniſche Legion.
* Wien, 25. März: Die Kriegsberichterſtatter der
Blätter melden, der in Südoſtgalizien
operie=
rende Armeekommandant hat einen Befehl
er=
laſſen, in welchem er die Soldaten und die Bevölkerung
beauftragt, die Mitglieder der polniſchen
Le=
gion, obwohl dieſe in unſerer Armee vereidigt ſind, als
Räuberbanden zu behandeln. Es wird jedem mit dem
Kriegsgericht gedroht, der die Legionäre unterſtützt, ebenſo
mit der Zerſtörung der Dörfer, in denen Legionäre
auf=
gefunden werden.
Eine engliſche Antwort an Grey.
* London, 25. März. In einem Leitartikel über
Greys Rede ſchreibt der Mancheſter Guardian: Wenn
Grey ſagt, dies müſſe das letzte Mal geweſen ſein, daß der
Krieg auf eine ſolche Weiſe entſtanden ſei, ſo kann das
wenig oder viel beſagen. Zu dieſem Wunſche
ſagen wir Amen, wenn man ihn aber in einem
Friedens=
vertrage zum Ausdruck bringen will, ſieht man erſt, wie
wenig wirkſam das ſein wird. Für den
Durchſchnittseng=
länder kann es bedeuten, daß, ſoweit dies durch einen
Friedensvertrag möglich iſt, die Herrſchaft des Geſetzes
aufgerichtet werden ſoll. Für die Deutſchen kann es aber
bedeuten, daß Deutſchland ſo gedemütigt
wer=
den muß, daß esniemals mehr imſtande ſein
wird, Krieg zu führen, d. h., daß es zerſtückelt oder
dauernd beſetzt werden ſoll. — Wenn man den Deutſchen
klar macht, daß wir die Exiſtenz ihres Landes vernichten
wollen, ſo werden ſie auch das Aeußerſte tun,
gerade darum ſollten unſere Staatsmänner es
vermeiden, eine ſolche Sprache zu führen.
Davon gerade kann es abhängen, ob der Krieg ein Jahr
oder kürzere Zeit dauert, oder zwei und drei Jahre.
* London, 25. März. Im Mancheſter Reformklub
hielt Generalanwalt Sir John Simon eine Rede, in
welcher er ſagte, es gebe Leute, die nicht nur wiſſen
woll=
ten, wie lange der Krieg noch dauern werde,
ſondern auch, welches ſein Ergebnis ſein werde.
Darauf gebe es keine Antwort. Wir haben, ſagte der
Red=
ner, den Krieg nicht begonnen, um unſere Einrichtungen
zu verpreußen, ſondern wir verfolgen andere Ziele als
Preußen. Augenblicklich iſt es unſere Pflicht, Krieg zu
führen und nicht von Frieden zu reden, ſolange keiner in
Sicht iſt. Soviel ich weiß, gibt es in dieſem Augenblicke
nicht das geringſte Anzeichen dafür, daß Deutſchland
Frie=
den zu ſchließen beabſichtige unter Bedingungen, die dem
Ziele entſprächen, deſſentwegen der Krieg begann. Es
führt auch zu nichts, wenn man von der gegenwärtigen
Lage als von einer ſolchen ſpricht, die leicht bald zu einer
einzigen Art von Frieden führen werde, die es
rechtferti=
gen würde, daß die britiſche Nation den Krieg
begann.
Die Haltung, Italiens.
* London 25. März. Das Reuterſche Bureau iſt
von der italieniſchen Botſchaft ermächtigt,
feſtzu=
ſtellen, daß keine Beſtätigung für die in den letzten
Tagen von der Preſſe gebrachten Gerüchte über die
Ein=
ſtellung des Verkehrs mit Deutſchland oder über
Be=
wegungen des Heeres und der Flotte oder eine Aenderung
der italieniſchen Politik vorliegt. Es wird erklärt, daß
Italiens Standpunkt heute derſelbe, wie
früher ſei.
Rußlands Kriegskoſten.
* Stockholm, 23. März. Stockholms Dagblad
meldet: Die ruſſiſchen Kriegskoſten haben nach
einer Mitteilung des Finanzminiſters im ruſſiſchen
Se=
nat am 1. März zehn Milliarden Mark erreicht.
Wie aus Helſingfors berichtet wird, iſt der finniſche
Land=
tag zum 20. April ruſſiſchen Stils einberufen worden zur
Bewilligung einer außerordentlichen Kriegshilfe
Finn=
lands an Rußland in der Höhe von einer Milliarde
fin=
niſcher Währung.
Der Aufſtand in Albanien.
* Rom, 25. März. Die Agenzia Stefani meldet
aus Durazzo: Die Aufſtändiſchen gaben geſtern etwa
10 Kanonenſchüſſe auf die Stadt ab. Dabei
wurden vier Perſonen verletzt, unter ihnen eine ſchwer.
Aus der Stadt wurde das Feuer beantwortet, worauf die
Aufſtändiſchen das Feuer einſtellten. Geſtern morgen
gaben die hinter den vor der Stadt liegenden Höhen
ver=
ſteckten Aufſtändiſchen mehrere Kanonenſchüſſe ab, von
denen drei das Palais Eſſad Paſchas und die
benachbar=
ten Plätze trafen. Die Ruhe iſt wieder hergeſtellt.
Der Kampf um die Dardanellen.
* Konſtantinopel, 24. März. (Ctr. Frkf.) Vor
den Dardanellen hält weiter Ruhe an. Bei
der feindlichen Flotte dagegen herrſcht lebhaftere
Bewe=
gung zwiſchen Tenedos und. Lemnos, die den Eindruck
beſtätigt, daß man ſich auf neue Angriffe größeren Stiles
vorbereitet.
Es kann als ſicher gelten, daß außer den ſchon
gemel=
deten Verluſten auch die beiden engliſchen Linienſchiffe
„Albion” und „Suffren” bei der letzten Beſchießung
Beſchädigungen erlitten.
T.U. Von der Schweizer Grenze, 25. März.
Nach Meldungen des Daily Telegraph von der Inſel
Tenedos haben die türkiſchen Granaten wider alles
Erwarten ſowohl beim „Bouvet” wie beim „Gaulois”
die ſtarken Panzer durchſchlagen und im
Schiffsinnern große Verwüſtungen angerichtet.
Malta als Lazarettſtation.
* London, 25. März. Daily Telegraph meldet aus
Malta vom 22. März: Der Gouverneur ſagt in einer
Mit=
teilung an die Bevölkerung, daß die Lazarette des
Heeres und der Flotte 3000 Mann
aufneh=
men könnten; möglicherweiſe werde die Zahl der
Verwundeten höher ſein. Er fordert deshalb die
Inſelbewohner auf, bei der Fürſorge für die Verwundeten
zu helfen, indem ſie Leichtverwundete und
Rekonvaleſzen=
ten in ihren Häuſern aufnehmen. 500 kranke Soldaten
ſind von Aegypten hierher unterwegs.
Der neueſte engliſche Raubzug.
* Berlin, 25. März. (Ctr. Bln.) Aus Genf
be=
richtet die Tägliche Rundſchau: Der Pariſer Herald meldet
zenſiert aus London: Die verbündete Flotte hat von den
Inſeln Lemnos, Tenedos, Imbros und
Samo=
thrake Beſitz ergriffen. Ueber das fernere
Schickſal der Inſeln wird die Entſcheidung erſt beim
Friedensſchluſſe fallen. — Die Inſel Samothrake iſt
griechiſcher Beſitz. Es wird abzuwarten ſein,
welchen Eindruck dieſer neueſte engliſche Raub in Athen
machen wird.
TT.U. Nürnberg, 25. März. Der Nürnb. Ztg.
meldet man aus Mailand: Der Unione wird aus Athen
berichtet, daß der Miniſterrat beſchloſſen hat,
gegen die engliſch=franzöſiſche Beſetzung der zu
Griechen=
land gehörenden Archipel=Inſeln zu proteſtieren und
die Inſel mit griechiſchen
Truppenabtei=
lungen zu belegen.
Der Krieg in den Kolonien.
* London, 25. März. Die Times veröffentlicht den
Brief eines engliſchen Offiziers in Oſtafrika, datiert
vom 28. Februar, in welchem die mißglückten
bri=
tiſchen Verſuche, ein von den Deutſchen
ab=
geſchnittenes britiſches Lager zu entſetzen
geſchildert werden. Der Schreiber dieſes Briefes kam in
Oſtafrika am 29. Dezember an und nahm an drei lebhaften
Patrouillenſcharmützeln und einer regelrechten
Schlacht teil. Er ſchreibt: Wir kämpfen in der Nähe
der Küſte und an der Grenze. Ich weiß nicht, weshalb
man das malariareichſte, bösartigſte Klima
und Land ganz Afrikas ausſuchte, um dort zu kämpfen.
Die Malaria iſt weit verbreitet. Eine ſchreckliche Menge
von Krankheit herrſcht unter unſeren Truppen. Das
Land iſt niedrig und ſumpfig. Meilen und Meilen von
Mangroveſumpf ſind voller bösartiger, giftiger Fliegen
und anderer Inſekten. Wo das Land etwas höher iſt,
ſteht dichter Buſch, in dem man meiſt keine 20 Schritte
weit ſehen kann. Der Schreiber gibt eine längere
Schilde=
rung der Kämpfe, die jedoch mangels Ortsangaben
unver=
ſtändlich bleibt. Er ſchließt: Wir brauchen ſoviele
Ma=
xims mit ausgebildeter weißer Bedienungsmannſchaft, als
man hier aufſtellen kann. Die Deutſchen ſtrotzen
förmlich von Maſchinengewehren und
ge=
brauchen ſie wie Künſtler. Die Maſchinengewehre
verurſachen neunzig Prozent unſerer Verluſte. Wenn die
Regierung ſich einbildet, wir könnten unter dieſen
Be=
dingungen einfach fortwurſteln, wird ſie finden, daß wir
arg mitgenommen werden. Wir ſtehen einem
mächtigen und entſchloſſenen Feinde gegenüber, der nicht
zu verachten iſt.,
* London, 25. März. Das Reuterſche Bureau bringt
aus Kapſtadt folgende Meldung vom 22. März: Der
Feind griff am 19. März die Abteilung des Oberſten
Berange bei Schelpkolk an. Am 20. März
ver=
wickelte der Oberſt den Feind, der durch Rietfontein
(Betſchuanaland) ſich über die Grenze auf eine vorbereitete
Stellung zurückzog, in ein Gefecht und vertrieb ihn aus
ſeinen Stellungen. Der Feind ging nach Haſuur
(Deutſch=Südweſtafrika) zurück. Die Engländer hatten
drei Verwundete, der Feind anſcheinend auch (!)
einige Verluſte.
Japan und China.
T.U. London, 25. März. Die letzten Meldungen aus
Peking lauten ſehr bedrohlich. Um am 25. März zu
Ende zu kommen, überſtürzen die Japaner den Lauf der
Verhandlungen dergeſtalt, daß die chineſiſchen
Bevollmäch=
tigten ihnen nicht folgen können. In gleichem Maße, wie
die japaniſchen Truppenſendungen in China ankommen,
ändert ſich das Auftreten der japaniſchen
Bevollmächtig=
ten. Die ruhige Art und Weiſe, in der die
Verhandlun=
gen anfänglich geführt wurden, iſt geſchwunden und die
Japaner gefallen ſich in einer hochfahrenden und
anmaßenden Tonart. Die chineſiſche Preſſe hält
einen Krieg für unvermeidlich und fordert einmütig die
Regierung auf, das unerträgliche Gebaren der Japaner
nicht zu dulden. Ganz Ching ſtehe geſchloßen hinter ſei=
nem Präſidenten, um das drohende fremde Joch
abzu=
wehren. Die Nachrichten aus der Provinz ſind gleichfalls
günſtig. An mehreren Orten haben neuerdings große
antijapaniſche Demonſtrationen
ſtattgefun=
den. Der ganzen Bevölkerung Chinas hat ſich eine bisher
nie gekannte Nervoſität und Unruhe bemachtigt.
* London, 25. März. Die Times meldet aus
Peking vom 22. März: Die Japaner erkennen an, daß
Schwierigkeiten aus der Exterritorialität
japaniſcher Anſiedler in der Mandſchurei
ent=
ſtehen könnten, und ſind bereit, in dieſer Frage weſentliche
Zugeſtändniſſe zu machen, welche den chineſiſchen Intereſſen
in der Mandſchurei gerecht würden, ohne den Wert der
er=
ſtrebten Vorrechte zu verringern. Die Bitterkeit, welche
die erſten Phaſen der Verhandlungen charakteriſierte, ſcheint
etwas nachgelaſſen zu haben.
T.U. Nürnberg, 25. März. Die Nürnberger
Zei=
tung meldet aus Kopenhagen: Die Petersburger
Tele=
graphen=Agentur berichtet, über Tokio und Oſaka ſei
vorübergehend der Belagerungszuſtand
ver=
hängt worden. Der Mikado empfing den
amerikani=
ſchen Botſchafter, welcher ein Handſchreiben des
Präſi=
denten Wilſon überreichte.
* London, 25. März. Morning Poſt meldet aus
Tientſin: In Schantung herrſcht große Erregung über
die Landung japaniſcher Truppen. Eine
Ab=
teilung von tauſend Mann iſt in Tſinanfu an Land
geſetzt worden, wo die Lage ſehr beunruhigend iſt. Die
chineſiſche Regierung iſt beſtürzt über das Auftreten
Ja=
pans und erklärt, wenn infolge Japans militäriſcher
In=
vaſion ein Konflikt entſtehen würde, treffe hierfür die
Schuld allein Japan. Die Verſicherung der japaniſchen
Regierung, den Frieden aufrecht erhalten zu wollen,
er=
ſcheine nichtsſagend gegenüber den Begebenheiten.
Es bedürfe jetzt nur eines kleinen Anlaſſes, um die Lage
ſehr ernſt zu geſtalten.
Japans Kriegslieferungen.
* Moskau, 24. März. Rußkoje Slowo erfährt
aus Mulden: Nach den Berechnungen des hieſigen
japani=
ſchen Officioſus beſtellten die europäiſchen
Staa=
ten ſeit Beginn des Krieges in Japan für
460 Millionen Yen Kriegsmaterial.
* Berlin, 25. März. Der Reichstagsabgeordnete
Karl Liebknecht der ſeiner Zeit bei den Pionieren
ſeiner Militärpflicht genügt hat, iſt nun nach der
Ver=
tagung des Reichstags als Landſturmmann zu den
Waf=
fen einberufen worden und geſtern nach Lothringen
abgereiſt, um ſich dort bei der Armierungstruppe
zu ſtellen.
* Wien, 25. März. Die Reichspoſt meldet aus
Sofia: Das ſerbiſche „Blatt Tribuna gibt den Tod
der Vorſteherin der engliſchen Sanitätsmiſſion, Lady
Paget, an Flecktyphus bekannt.
* Budapeſt, 25. März. Das Amtsblatt
ver=
öffentlicht einen Erlaß über die Verlängerung der
Moratoriumsverordnung bis zum 31. Juli
1915. An weſentlichen Abweichungen gegenüber der
frühe=
ren Verordnung ſind hervorzuheben die Beſtimmungen
wegen Bezahlung von Warenſchulden, die Tilgung von
Wechſelſchulden. Einlagen bei den Geldinſtituten, ſowie
verſchiedene Beſchränkungen des Kündigungsrechtes bei
Wohnungs= und Mietverträgen, betreffs der zum
Heeres=
dienſt eingezogenen Mannſchaften.
* London 25. März. Das Reuterſche Bureau
meldet aus Kapſtadt: Das Abgeordnetenhaus nahm
einſtimmig die Indemnitätsbill und den
Zuſatz=
antrag von Smuts an, daß die Todesſtrafe für
Rebel=
lion nicht angewendet werden ſolle.
* London, 25. März. Nach Anordnung des
Kriegs=
miniſteriums iſt der Paſſagierverkehr auf den
engliſchen Eiſenbahnen mit Rückſicht auf bevorſtehende
Truppentransporte zeitweilig
aufgeho=
ben worden. Auch der gewöhnliche Ausflugverkehr für
Oſtern iſt eingeſtellt, weil dann große Anforderungen an
die Eiſenbahnen herantreten würden.
* London, 25. März. Times meldet aus Sidney
vom 23. März: Der oberſte Gerichtshof entſchied
einſtim=
mig, daß die Weizenenteignungsbill der
Regierung von Neu=Süd=Wales nicht gegen
die Geſetze verſtoße und mit vier gegen zwei Stimmen,
daß das Bundesparlament kein Recht habe, eine
zwiſchen=
ſtaatliche Kommiſſion mit den Machtbefugniſſen eines
ordentlichen Gerichtes einzuſetzen.
* Petersburg, 24. März. Der Zar kehrte heute
nach Zarskoje=Sſelo zurück.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 25. März. Börſenſtimmungsbild.
Nach der geſtrigen Feſtigkeit kam es in dem heutigen
Börſenverkehr zu Gewinnrealiſierungen in
Induſtriepapie=
ren, von denen beſonders die Kriegsmaterial liefernden
Geſellſchaften gedrückt waren. Heimiſche Anleihen
konn=
ten ihren Kursſtand faſt unverändert behaupten. Von
ausländiſchen Fonds waren ruſſiſche Werte zu
Arbitrage=
zwecken geſucht. In Valuten ſind keine nennenswerten
Aenderungen zu verzeichnen. Geldmarkt unverändert.
Landwirtſchaftliches.
Verkauf eingeführter belgiſcher
Pferde. Samstag, den 27. März, vormittags 11 Uhr,
findet im Hofe des Jagdſchloſſes Kranichſtein eine
Ver=
ſteigerung von 30 in Belgien angekauften 2—3jährigen
Pferden ſtatt. Die Verſteigerung erfolgt nur gegen
Barzahlung ohne jede Rückvergütung.
Zu=
gelaſſen werden nur Landwirte aus dem Großherzogtum
Heſſen. Diejenigen Landwirte, welche am Hauptbahnhofe
ausſteigen, werden darauf aufmerkſam gemacht, daß
vier=
telſtündlich Wagen der elektriſchen Straßenbahn bis zu
den „Hirſchköpfen” (Parktor) fahren); Umſteigeſtelle am
alten Schloß.
F.C. Frankfurt a. M., 24. März. (Viehmarkt.)
Auftrieb 898 Schweine. Bezahlt wurden a) 87½—90 (104
bis 108), b) 85—88 (100—104), c) u. d) 87—90 (104—108).
Geſchäft lebhaft, bleibt geringer Ueberſtand. — (
Kartof=
felmarkt.) In Waggonladung= 13,75—14,00 Mark,
Detail 15,00—16,00 Mark.
F.C. Frankfurt a. M., 25. März. (Viehmarkt.)
Auftrieb 54 Rinder, 54 Kühe, 1008 Kälber, 201 Schafe,
740 Schweine. Bezahlt wurden für Kälber: a) 64—68
(107—113), b) 62—65 (103—108), c) 57—60 (97—102),
d) 50—54 (85—92); Schafe: a) 48—50 (105—108), b) 49½
bis 50½ (102—104); Schweine: a) 87½—90½ (104—108),
b) 85—88 (100—104), c) u. d) 87½—90 (105—108).
Ge=
ſchäft: Kälber und Schafe lebhaft, wird geräumt; Schweine
langſam, bleibt etwas Ueberſtand.
— Schlachtviehmarkt Darmſtadt. Schweine=
Markt am 24. März. Auftrieb 158 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht 106—108 Mark. Zutrieb
von Landſchweinen: Preiſe pro 50 Kilogramm
Schlacht=
gewicht 104 Mark. Marktverlauf: flau, Ueberſtand.
Schweinemarkt am 25. März. Auftrieb 132 Schweine.
Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht 106—108 Mark.
Zutrieb von Landſchweinen: Preiſe pro 50 Kilogramm
Schlachtgewicht 102—103 Mark. Marktverlauf: mäßig,
Ueberſtand. — Kälbermarkt am 25. März. Auftrieb 221
Kälber. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht 1. Qual.
62 Mark, 2. Qual. 60 Mark, 3. Qual. 56 Mark.
Markt=
verlauf: lebhaft.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 25. März. Das Haus des
Nationalökono=
men und Univerſitätslehrers Profeſſor Adolf
Wag=
ner war, den Abendblättern zufolge, heute anläßlich
ſei=
nes achtzigſten Geburtstages reich mit Blumen geſchmückt
und von Glückwünſchenden gefüllt. Der Kultusminiſter
von Trott zu Solz erſchien im Namen der Regierung
und des Kaiſers und feierte in einer Rede die
Ver=
dienſte des Gelehrten und Patrioten. Gleichzeitig
über=
reichte er den Roten Adlerorden zweiter Klaſſe. Die
Uni=
verſität war durch Abordnungen der Fakultäten und des
geſamten Lehrkörpers vertreten. Im Auftrag der erſteren
ſprach der Hiſtoriker Delbrück, der in ſeiner Rede
mit=
teilte, die philoſophiſche Fakultät habe beſchloſſen, den Chef
der Staatseiſenbahnen in der Heeresleitung, Oberſten
Gröner, mit dem heutigen Tage den Titel eines
philoſo=
phiſchen Ehrendoktors zu verleihen. Im Namen des
ge=
famten Lehrkörpers ſprach der jetzige Rektor, Geheimrat
Kipp.
* Lyon, 24. März. Nouvelliſte meldet aus Paris:
Profeſſor Vincent teilte in der Akademie der
Wiſſen=
ſchaften mit, er habe ein Choleraſerum entdeckt,
welches durch Impfung wirkſamen Schutz gegen die
Cholera gewähre.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue „Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
Frau E. Die beiden erſten Fragen laſſen ſich nicht
beantworten. — Der Jahrgang 1915 iſt noch nicht
ein=
gezogen.
Stammtiſch. Die Feſtung Przemysl war noch nicht
in Händen der Ruſſen.
W. M. Zeitig unbrauchbar wegen Augenleiden.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Deutsche Bank Darmstadt
Eröffnung von laufenden Rechnungen
und provisionstreien Scheck-Konten.
Sparſamkeit.
Das gewaltige Völkerringen macht ſich für uns, die
wir in der Heimat, Dank der zähen Tapferkeit unſerer
herrlichen Truppen im Oſten und Weſten, ſicher und
ruhig leben können, hauptſächlich in wirtſchaftlicher
Hin=
ſicht bemerkbar. In manchen Berufen zeigt ſich
Arbeits=
loſigkeit; Material zu Kleidungsſtoffen beginnt ſeltener und
teurer zu werden. Deshalb iſt der einzelne genötigt, für ſich
wie für die Geſamtheit zu ſparen. Die Lebenshaltung ſelbſt
wird einfacher, auch die Kleidung kann nicht mehr ſo oft
erneuert werden wie früher. Wohl uns, daß es
Ein=
richtungen gibt, nicht nur die Leib= und Bettwäſche,
ſondern auch die Oberkleidung zu ſäubern oder zu färben
und wieder ſo herzurichten, daß der Träger weder in
ſeinem Reinlichkeitsbedürfnis noch in ſeinem
Schönheits=
ſinn irgendwelche Einbuße erleidet! Ein gereinigter
An=
zug, ein gefärbtes Kleid machen die Anſchaffung von
neuen Kleidungsſtücken überflüſſig, ebenſo geht es mit
Teppichen, Portieren u. dgl. Wir empfinden die
Knapp=
heit an Wolle und die dadurch bedingte Preisſteigerung
nicht, wenn wix unſere alten Kleidungsſtücke wieder
her=
richten laſſen. Dadurch nützen wir der Volkswirtſchaft
und unſerem eigenen Geldbeutel in gleicher Weiſe. Die
Durchläſſigkeit der Stoffe für die Ausdünſtungen wird
modern hergeſtellt wie bei neuen Kleidern.
(4885
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Familiennachrichten.
Den Heldentod fürs Vaterland
ſtarb unſer lieber Alter Herr
Bipl.=Ing. Heinrich Groß
Architekt am Bombauamt in Mainz
Leutnant der Reſerve
Kompagnieführer im Landwehr-Brig.-Erſatz-
Bat. Nr. 41
Ritter des Eiſernen Kreuzes.
Darmſtadt, den 26. März 1915.
Kath. Studentenverein Mloenania
(K. B.)
(*5981
J. A.: Martin Shring
Am 24. März erlag an den Folgen
eines Kopfſchuſſes in einem
Feld=
lazarett mein lieber Mann, unſer
treuer Sohn, Bruder und Schwager
Dr. jur. Otto Küchler
Leutnant d. Reſ. des 1. Großh. Heſſ.
Feldartillerie-Regts. Nr. 25,
Inhaber des Eiſernen Kreuzes.
Im Namen der Familie:
Emma Küchler, geb. Breher.
Emma Küchler, geb. Auler.
Darmſtadt, den 25. März 1915. (*5986
Man bittet von Beileidsbezeugungen jeder Art
abſehen zu wollen.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Hinſcheiden meiner innigſtgeliebten Frau
ſage ich Allen, insbeſ. Herrn Pfarrer Vogel für
die troſtreiche Grabrede, meinen herzlichen Dank.
Finanzamtsgehilfe Fehl.
(*5921
Darmſtadt, den 25. März 1915.
Nachruf.
Auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatz ſtarb
unſer langjähriges Mitglied
Herr
Oskar Blechſchmidt
den Tod fürs Vaterland.
Wir betrauern in dem Dahingeſchiedenen
einen lieben, treuen Kameraden, deſſen
An=
denken wir allezeit hoch in Ehren halten werden.
Der Vorſtand
des Darmſtädter Bicyele=Club.
(4910
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem uns betroffenen ſchweren Verluſte ſagen
wir auf dieſem Wege Allen innigen Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Heinrich Schaad.
Darmſtadt, im März 1915.
(4912
Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 26. März. Vorabendgottesdienſt 6 Uhr
30 Min.
Samstag, den 27. März. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 7 Uhr 35 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religiong=
geſellſchaft.
Samstag, den 27. März. Vorabend 6 Uhr 10 Min.
Morgens 7 Uhr 45 Min. Nachmittags 4 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 7 Uhr 35 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 28. März, an:
Morgens 6 Uhr 15 Min. Nachmittags 6 Uhr.
Wetterbericht.
Das Depreſſionsgebiet hat ſich nach Nordoſten
ver=
lagert und erſtreckt noch einen Ausläufer als breite Furche
über Mitteleuropa nach Südweſten. Unter der
Einwir=
kung dieſes Teiltiefs fielen verbreitete, leichte
Nieder=
ſchläge. Auf der Rückſeite des Tiefdruckgebietes entwickelt
ſich im Weſten und Nordweſten ein Hoch, ſo daß wir heute
in den Bereich kälterer, nordlicher Luftſtrömungen
kom=
men. Das Wetter bleibt jedoch vorwiegend trocken.
Wetterausſichten für Freitag: Wechſelnd bewölkt,
meiſt trocken, kühler, nördliche Winde.
Tageskalender.
Freitag, 26. März.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10
Uhr (Ab. D): „Weh’ dem, der lügt”
Gaſtſpiel des Oberbayer. Bauerntheaters um 8¼ Uhr
im Orpheum.
Evangeliſationsvortrag um 8½ Uhr
Wald=
ſtraße 18.
Verſteigerungskalender.
Samstag, 27. März.
Dünger=Verſteigerung um 8 Uihr in der
Ar=
tillerie=Kaſerne (Regt. Nr. 61).
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: i. V. Kurt Mitſching; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
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Die Adoptivtochter.
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(Nachdruck verboten.)
14)
Dann ließ ſich Frau Claudine wie erſchöpft in ihren
Seſſel fallen.
Das ahnten Sie nicht!
Er hob beſchwörend die Hand.
Aber meine gnädige Frau, dann hätte ich doch das
junge Mädchen um keinen Preis in Ihr Haus gebracht!
Die alte Dame nickte.
Davon war ich überzeugt, Doktor. Aber Sie ſehen,
der Zufall ſpielt uns oft ſeltſame Streiche. Oder ſollte
es kein Zufall geweſen ſein?
Wie meinen Sie das?
Nun, als ich geſtern den Namen des jungen
Mäd=
chens hörte, kam mir flüchtig der Gedanke, ob ſie wohl gar
mit Abſicht gerade in mein Haus gekommen ſein könne.
Ausgeſchloſſen, gnädige Frau, ſagte Frenſen raſch und
beſtimmt. Weder in dem Inſerat, noch in der
Korreſpon=
denz iſt Ihr Name genannt worden. Man hat ihr nur
mitgeteilt, daß die Stellung im Hauſe einer einzelnen
Dame offen ſei, und daß ſie bei ihrer Ankunft alles
Nähere erfahren würde, Ihren Namen hörte ſie erſt in
meiner Wohnung; er war ihr ganz unbekannt, denn auf
dem Wege hierher fragte ſie mich, ob Ihr Name
Stein=
brück oder Steinbrecht laute, ſie habe nicht genau darauf
geachtet.
Frau Claudine nickte.
Der Verdacht ſtieg auch nur flüchtig in mir auf. Aber
ich wollte doch ganz ſicher ſein, deshalb bat ich Sie zu mir.
Denn — um es kurz zu machen — ich habe trotzdem die
Abſicht, die Dame in meinem Hauſe zu behalten.
Frenſen ſah überraſcht auf.
Das iſt — das iſt ein neuer Beweis Ihrer
groß=
zügigen Denkungsart, ſagte er bewundernd.
Es zuckte ſeltſam in ihrem Geſicht.
Vielleicht iſt es eher ein recht kleinliches Gefühl, das
mich beſtimmt, Heinz Loſſens Tochter in meinem Hauſe
eine Heimat — Brot und Lohn zu geben.
Dr. Frenſen ſchüttelte den Kopf.
Es wird dasſelbe „kleinliche Gefühl” ſein, das Sie
einſt bewogen hat, die Bilder Heinz Loſſens nach Amerika
verſchwinden zu laſſen und höhere Preiſe dafür zu zahlen,
als er dafür forderte.
Die Bilder habe ich gekauft, weil ſie mir gefielen.
Und daß ich höhere Preiſe zahlte — mein Gott, der Maler
wußte wohl ſelbſt nicht, wie wertvoll die Bilder waren;
es widerſtrebte mir, mich auf ſeine Koſten zu bereichern.
Aber ich bin da auf einem Gebiete, auf dem mir die Ruhe
abhanden kommt. Und ich habe ſeit geſtern genug der
Auf=
regung gehabt — ſeit ich entdeckte, wen mir das Schickſal
ins Haus geführt. Wie geſagt, ich wollte mich nur
über=
zeugen, ob es wirklich das Schickſal gefügt hat, oder ob
berechnende Abſicht dabei im Spiel war.
Es iſt unmöglich, daß die junge Dame gewußt hat, zu
wem ſie kam.
Ich bin überzeugt, ſie ahnt auch jetzt noch nicht, in
welchen Beziehungen ihr Vater zu mir ſtand; ſie weiß
nichts, als daß er ſchon einmal verheiratet war. Sie hat
nicht einmal ſo viel von mir gewußt — daß — daß ſie mir
ihres Vaters Todesanzeige ſchicken konnte.
Heinz Loſſen iſt tot? rief der alte Herr überraſcht.
Sie ſah ihn ſelſam an.
Würde ich ſonſt ſeine Tochter in meinem Hauſe
behal=
ten? Nein, Doktor, das vermöchte ich nicht. Aber er iſt
tot — ſeit zwei Jahren ſchon. Und da er tot iſt, hindert
mich nichts, ſeine Tochter aufzunehmen. So iſt auch nicht
zu befürchten, daß ſie erfährt, wer ich bin.
Sie wollen es ihr verſchweigen?
Ja, das will ich! Nur ſo iſt ein unbefangenes
Ver=
halten ihrerſeits möglich. Es ſoll nicht anders ſein, als
wenn ſie mir völlig fremd wäre. Unſer Verhältnis zu
einander würde ſonſt ſehr ſchwierig werden. Vielleicht —
ich weiß das heute noch nicht — vielleicht kläre ich ſie
ſpä=
ter einmal darüber auf. Aber das muß ganz in meinem
Belieben ſtehen. Und deshalb, lieber Doktor, möchte ich
Sie um ſtrengſte Diskretion bitten. Betrachten Sie die
ganze Angelegenheit als Amtsgeheimnis. Ich bitte Sie
auch, Ihren Angehörigen gegenüber ſtrengſtes
Stillſchwei=
gen zu bewahren. Verſprechen Sie mir das?
Frenſen verneigte ſich.
Sie haben mein Ehrenwort, gnädige Frau. Mein
Beruf zwingt mich zur Wahrung ſo manchen
Geheim=
niſſes. Auch das Ihre ſoll mir heilig ſein.
Ich danke Ihnen, lieber Freund. Und halten Sie
mich nicht für launenhafter, als ich bin.
Frenſen lächelte fein.
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Bekanntmachung
etreffend die Verteilung von Kleie und zuckerhaltigen Futtermitteln.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an den Herrn Oberbürgermeiſter der Stadt Darmſtadt
ſowie
an die Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Durch Verfügung des Großh. Miniſteriums des Innern vom 17. März 1915
wurde die Regelung des Bedarfs und die Verteilung der Kleie und der zuckerhaltigen
Futtermittel im Großherzogtum Heſſen der „Verteilungsſtelle für Fnttermittel in
Darmſtadt” übertragen. Die Beſtimmungen über die Errichtung und den
Geſchäfts=
kreis dieſer Verteilungsſtelle wurden bereits im Amts=Verkündigungsblatt Nr. 64 vom
23. ds. Mts. zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Als örtliche Ausführungsſtellen, die den Bedarf der Pferde= und Viehbeſitzer
an Kleie und zuckerhaltigen Futtermitteln feſtzuſtellen und der Verteilungsſtelle in=
Darmſtadt mitzuteilen haben, hat dieſe im Kreiſe Darmſtadt beſtimmt:
Gemeinde:
Oertliche Ausführungsſtelle:
Arheilgen
Landwirtſchaftlicher Konſumverein
Braunshardt
Spar= und Darlehenskaſſe
Darmſtadt
Landwirtſchaftliche Darlehenskaſſe m. b. H.
Eberſtadt
Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft
Gräfenhauſen
Griesheim
Spar= und Darlehnskaſſe
Meſſel
Spar= und Leihkaſſe Meſſel
Rieder=Beerbach Kreditkaſſe
Nieder=Ramſtadt Nieder=Ramſtädter Spar= und Darlehnskaſſenverein
Ober=Ramſtadt Leih= und Sparverein
Pfungſtadt
Landwirtſchaftlicher Konſumverein
Roßdorf
Spar= und Darlehnskaſſe
Schneppenhauſen
Weiterſtadt
Spar= und Leihkaſſe
Wixhauſen
Landwirtſchaftlicher Konſumverein
Die übrigen Gemeinden: Großh. Bürgermeiſterei.
Dieſen
Unterlagen (Beſtellſchein, Preisliſte uſw.), zur Erhebung des Bedarfs an Kleie und
zuckerhaltigen Futtermitteln zugegangen. Von den zuckerhaltigen Futtermitteln
kom=
men vorläufig in Betracht:
1. Schnitzel (d. h. getrocknete Schnitzel, Melaſſe=Trockenſchnitzel oder getrocknete
Zuckerſchnitzel in unſerer Wahh.
2. Melaſſefutter, und zwar Torfmelaſſe oder Häckſelmelaſſe in unſerer Wahl
(Miſchung verſchiedenartig, d. h. Prozentſatz Melaſſeträger, gleichfalls in
unſerer Wahh).
3. Zuckerfutter, d. h. Rohzucker Erſtprodukt oder Nachprodukt mit Strohhäckſel,
Torfmehl, getrockneter Getreibeſchlempe, Palmkernſchrot oder anderen
zuge=
laſſenen Vergällungsſtoffen, nach den Vorſchriften des Finanzminiſteriums
denaturiert, Vergällungsſtoff, ſowie Miſchungsverhältniſſe in unſerer Wahl.
Die Preiſe für Melaſſefutter und Zuckerfutter hat die Verteilungsſtelle den
örtlichen Ausführungsſtellen in beſonderen Schreiben bekannt gegeben. Für
getrocknete Schnitzel und Melaſſe=Trockenſchnitzel iſt als Preisgrenze 12,90 ℳ,
für getrocknete Zuckerſchnitzel 16 ℳ für je 100 g einſchließlich Sack feſtgeſetzt.
Nach Mitteilung der Rezugsvereinigung der deutſchen Landwirte ſtreben die
Zuckerfabriken eine Erhöhung des Preiſes an.
Die Pferde= und Viehbeſitzer werden hiermit aufgefordert, ihren Bedarf an
zuckerhaltigen Futtermitteln und Kleie für den Zeitraum bis zum 1. Juni ds. Js. bei
der örtlichen Ausführungsſtelle ſofort, ſpäteſtens bis zum 1. April ds. Js. anzumelden.
Später einlaufende Anmeldungen können vor dem 15. Auguſt ds. Js. keine
Berück=
ſichtigung finden. Ausdrücklich wird bemerkt, daß Kleie mit Rückſicht auf die
Beſtim=
mungen über die Ausmahlung, des Brotgetreides nur in beſchränkter Menge zur
Ver=
fügung ſteht.
(4888
Alles weitere iſt aus dem Sonderſchreiben zu entnehmen, das den oben
ge=
nannten örtlichen Ausführungsſtellen bereits zugegangen iſt.
J. V.:
von Starck.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
finden ſich: 1 Dalmatiner, 1 Wolfshund, 1. Rehpinſcher (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
aus=
gelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
(4887
Bitte
um Zuwendungen für eine Militärkapelle.
Die VIII. Erſatz=Diviſion, in deren Reihen die gemiſchte 41.
Er=
ſatz=Brigade und in ihr viele Söhne Heſſens ſtreiten, beſitzt bisher
keine Muſikkapelle. Ihr Fehlen hat ſich in Freud und Leid, beim
Gottesdienſt, auf dem Marſch, im Kampf und am Soldatengrabe
oft ſchmerzlich fühlbar gemacht. Um dieſem Mangel abzuhelfen,
beabſichtigt die Diviſion eine Kapelle zuſammenzuſtellen.
Die erforderlichen Muſiker ſind vorhanden, dagegen fehlt es
noch an Inſtrumenten und den hierzu nötigen Mitteln. Es ſind
noch erforderlich: 1 B=Klarinette, 1 Flügelhorn, 1 B=Trompete,
1 Es=Trompete und 1 Es=Horn.
Die hieſige Bevölkerung würde ſich um tauſende braver
Wehr=
männer ein nicht geringes Verdienſt erwerben, wenn ſie ihrerſeits
zum Zuſtandekommen der Kapelle, die zu mehr als einem Drittel
aus Heſſen beſtehen ſoll. beitrüge.
Ich glaube deshalb keine Fehlbitte zu tun, wenn ich die
Ein=
wohnerſchaft, insbeſondere die wohlhabenderen Stände, auffordere,
dieſes ſchöne Vorhaben zu unterſtützen, ſei es durch Ueberlaſſung
geeigneter brauchbarer Inſtrumente oder durch Zuwendung von
Geldbeiträgen.
Freundliche Gaben bitte ich bis ſpäteſtens 1. April an das
Stadthaus, Zimmer Nr. 32 gelangen zu laſſen.
Darmſtadt, den 22. März 1915.
(4785mdf
Der Oberbürgermeiſter
Dr. Gläſſing.
Verhütung von Ueberſchwemmungen.
Ueberſchwemmungen von Grundſtücken bei heftigen
Regen=
fällen ſind vielfach zurückzuführen auf ungeeignete Ausbildung und
mangelhafte Unterhaltung der Hausentwäſſerungen. Das
Tieſbau=
amt iſt auf Antrag der Beſitzer bereit, durch unentgeltliche
Unter=
ſuchung der örtlichen Verhältniſſe feſtzuſtellen, wie die
Ueberſchwem=
mungen mit geringſtem Koſtenaufwand zu verhüten ſind.
Die Beobachtung nachſtehender Vorſichtsmaßregeln iſt geboten:
Hofſinkkaſten und deren Einfallgitter miſen zur Erhaltung
ungehinderten Abfluſſes des Regenwaſſers öfters gereinigt werden.
Schwellen von Hauseingängen, Einfaſſungen von Luft= und
Lichtſchachten, Kellerfenſter und Abdeckungen von Regenrohrſinkkaſten
ſollen etwas über den angrenzenden Hof= und Straßenflächen liegen.
Wo dies nicht zu ermöglichen iſt, ſind Schutzvorkehrungen zu ſchaffen
gegen oberirdiſchen Eintritt des Regenwaſſers in die Gebäude:
tief=
liegende Eingänge ſind zu ſichern durch dichtſchließende Schutzbretter
in feſt angebrachten Falzen; Kellerfenſter und Schächte ſind dicht
abzuſchließen mittels Drahtglas, Eiſen= oder Holzdeckel.
Bei Eingüſſen und Einläufen, die unter Straßenhöhe im
Innern von Gebäuden liegen, iſt der Ausſtau des Kanalwaſſers in
Keller= und Wohnräume zu verhüten durch Anordnung geeigneter
Rückſtauſicherungen. Ein Erfolg iſt aber nur möglich, wenn die
Entwäſſerungsanlage ſo ausgebildet (oder geändert) wird, daß den
zu ſchützenden Einläufen und Eingüſſen Regenwaſſr ſerngehalten
wird; ſolches darf der Entwäſſerungsanlage nur unterhalb der
Rück=
ſtauſichérungen zugeführt werden.
Von März bis September, der Zeit der Gewitterregen ſind
die Rückſtauſicherungen ſtets in betriebsfähigem Zuſtand zu erhalten,
öſters von Schmutz zu reinigen und in ihren beweglichen Teilen, wie
Scharnieren, Hähnen, Gleitflächen und Niederſchraubvorrichtungen
einzufetten. Hartgewordene Gummi= und Filzdichtungen ſind zu
erneuern.
Ueberſchwemmungen von Kellern werden auch häufig
veran=
laßt durch undichte Tonrohrleitungen im Innern und in der Nähe
von Gebäuden. Bei ihnen ſind mindeſtens ſchadhafte Rohre
auszu=
wechſeln, die Mufſen gründlich zu dichten und mit einem
Zement=
wulſt zu umhüllen. Es empfiehlt ſich aber mehr, ſolch minderwertige
Leitungen durch eiſerne Rohre mit Bleidichtung zu erſetzen. Dies iſt
beſonders geboten für die an Kellermauern geführten
Regenrohr=
anſchlüſſe, die Beſchädigungen durch Froſt und Setzen des
Unter=
grundes ausgeſetzt ſind.
(4876df
Darmſtadt, den 24. März 1915.
Städtiſches Tiefbauamt.
Keller.
Verpachtung von Kleingärten.
Auf dem von dem Gartenbauverein Darmſtadt
neu gepachteten Gelände am Heinrichwingertsweg
(hinter der Kraftsruhe) ſind noch einige Stücke zur
Anlage von Kleingärten abzugeben. Näheres durch
Regierungsrat Scharmann, Wilhelmſtr. 20. (4906fsg
Bekanntmachung.
Dienstag, den 4. Mai I. Js.,
vormittags 10½ Uhr,
ſoll die dem Jakob Gebhardt zu
Frankfurt a. M. im Grunduich
hieſiger Gemarkung zugeſchriebene
Liegenſchaft:
Flur Nr. qm
II 1220 118 Hofreite 1 Neue
II 1229 37Grabgarten Irene=
35Grasgarten)ſtr. 3,
in unſerem Bureau, Grafenſtraße
Nr. 30, II., zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K66/12
Falls andere rechtliche
Hinder=
niſſe nicht entgegenſtehen, wird
Ge=
nehmigung der Verſteigerung auch
dann erfolgen, wenn das
einge=
legte Meiſtgebot die Schätzung nicht
erreicht.
Darmſtadt, 23. März 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller. (VIII,4893
„Mello”
die bekannte Marke
feinſter Pflanzenbutter=Margarine,
iſt genau wie Natur=
Butter
zu verwenden
1 Pfund 95 Pfg.
„Suprema”
extra feine Tafel=Margarine,
zum Backen und Brotaufſtrich
vorzüglich
1 Pfund Mk. 1.05
Nußbutter
beſtes Kokosſpeiſefett
1. Pfund 92 Pfg.
Puddingpulver
beſte Qualitäten
3 Pakete 25 und 20 Pfg.
Süße Drangen
per 1 Stück von 5 Pfg. an
empfiehlt (4522fif
Darmſtädter
Hieurwsha
Math. Rosenstock
Ludwigſtr. 18, Karlſtr. 102
und
Nieder=Ramſtädterſtr. 53.
Niederlagen:
Landwehrſtraße 13 und Hein=11 Uhr einzureichen.
Zuſchlags=
heimerſtraße 22.
Antz= und Brennholz=Verſteigerung.
Montag, den 29. März d. Js.,
werden im Eberſtädter Gemeindewald, Diſtrikt Kirchtanne,
nachver=
zeichnete Holzſortimente öffentlich meiſtbietend an Ort und Stelle
verſteigert. Es gelangen zum Ausgebot:
1300 Kiefern=Bohnenſtangen
32 rm Kiefern=Zaunpfoſten, 2,20 m lang,
ferner 72 rm
Scheiter
Knüppel
92 rm
5000 Stück „ Wellen
Stöcke.
125 rm
Die Zuſammenkunft der Steigerer findet vormittags 9½ Uhr
am Friedhof ſtatt.
Nähere Auskunft erteilt Forſtwart Pfeiffer, Eberſtadt,
Schulſtraße 11.
Eberſtadt, den 21 März 1915.
(4890fs
Großh. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.
Bekanntmachung.
Das Umlagekataſter der land= und forſtwirtſchaftlichen
Berufs=
genoſſenſchaft für das Großherzogtum Heſſen für das Jahr 1914 liegt
2 Wochen lang, nämlich vom 27. März bis zum 10. April 1915, auf
der Bürgermeiſterei zur Einſicht der Beteiliaten offen. Etwaige
Widerſprüche dagegen ſind innerhalb eines Monats nach Ablauf
der Offenlegungsfriſt bei dem Vorſtande der land= und
forſtwirt=
ſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft in Darmſtadt zu erheben. Später
eingehende Widerſprüche können keine Verückſichtigung mehr finden.
Schneppenhauſen, den 25. März 1915.
(4908
Großh. Bürgermeiſterei Schneppenhauſen.
Kunz.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Die Wertpapiere der I. Kriegsanleihe
(Reichsanleihe) ſind eingetroffen und können bei
unſerer Hauptkaſſe (1. Stock) gegen Rückgabe der
Quittungen in Empfang genommen werden.
Darmſtadt, den 24. März 1915.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Rheinische Hypothekenbank Hannheim.
M. 27,000,oo0.−
Eingezahltes Aktienkapital . .
Gesamtreserven (ausschliesslich Vortrag) . „, 33, 595, 613.36
.. Ende 1914 M. 608,094,35202
Hypothekenbestand
Kommunal-Darlehen
„1 19,471,270.27
Pfandbriekumlauf
„ „ 586,930,500.−
17.544. 100.−
Kommunal-Obligationenamlauf
Der Geschäftsbericht für das Jahr 1914, sowie Zirkulare
be-
treffend mündelsichere Kapitalanlage können von der Bank direkt
oder von sämtlichen Pfandbriefverkaufsstellen gratis und franko
bezogen werden. Unsere Pfandbriefe sind an unserer Kasse,
sowie bel allen Jostachten Banken u. Bankiers erhältlich. (III.4916
Netz, Direktor.
(4892a
Pädagogium Neuenheim-Heidelberg.
Seit 1895: 294 Einj., 183 Primaner (O. II. 7/8. Kl.) Pensionat. Im
Kriegsjahr allein: 40 Einjährige u. 15 Primaner.
(I,3662
Das Wärterhaus (Poſten 17)
am Bahnübergang des Bahnhofes
Erzhauſen ſoll auf Abbruch
ver=
kauft werden.
Angebotsbogen ſind im
Amts=
gebäude, Zimmer Nr. 22,
einzu=
ſehen und können auch gegen
poſt=
freie Einſendung von 650 Mk in
bar durchdas Betriebsamt 3
Darm=
ſtadt bezogen werden. (74894
Angebote mit entſprechender
Auf=
ſchrift ſind bis Dienstag, den
6. Abril 1915, vormittags
friſt 8 Tage.
Eiſenbahn=Betriebsamt 3
Darmſtadt.
Selappſportwag. ohne Verd. bill.
Kt abzug. Karlſtr. 52, 2. Et. (*3911
Fiſcherei
Anteil od. Pacht, geſ. Ang. u.
38 an die Geſchäftsſt. (*5918
z od. Baumſtück nahe Beſ=
Garlen ſung. zu pacht. geſ. Näh.
Ludwigshöhſtr. 43, S. I., II.r. (B4902
oder eingezluntes
Garten Grundſtück mit
Brunnen zu pachten geſucht.
Er=
wünſcht Obſtbäume. Südoſt= od.
Südlage der Stadt bevorz. Ang. m.
Angabe der Lage und Preis unter
M 28 an die Geſchäftsſt. (*5898
Weiblich
Junge kaufm. geb. Dame
perf. Stenotypiſtin mit la Zeugn.,
ſucht für nachmittags geeign.
Be=
ſchäftigung. Angebote unt. M 16
an die Geſchäftsſt lle. (*5849df
Junge Frau, deren Mann
ein=
berufen, ſucht ſchriftl. Heimarbeit.
Angebote unter M 15 an die Ein
(*5851dfs
Geſchäftsſtelle.
Fräuiein
mit guter Schulbildung und
Um=
gangsformen ſucht
Vertrauens=
ſtellung, wo keine Vorkenntniſſe
nötig, ev. als Empfangsdame mit
Betätigung im Hauſe bei Arzt,
Atelier od. feinerem Geſchäft. Ang.
u. L. 66 a. d. Geſchäftsſt. (*5623fs
Gebildetes Fräulein
in allen häusl. Arbeiten bewandt.,
Kenntniſſe im Schneidern beſitzend,
ſucht Vertrauensſtellung in
kinder=
loſem Hauſe zur Geſellſchaft und
Unterſtützung d. Hausfrau.
Darm=
ſtadt bevorzugt. Ang. u. L 65 an
(*5622fs
die Geſchäftsſtelle.
Mädchen, welches die kaufmänn.
Schule beſucht hat, ſucht Stellung
auf einem Büro. Gefl. Angebot
mit Gehaltsangabe unter M 54.
an die Geſchäftsſt. erbeten. (*5952
Beſſeres Fräulein
ſucht Stellung in feiner
Kondi=
toreigegen freie Station u.
Taſchen=
geld. Familienanſchluß erwünſcht.
Gefl. Angeb. an Frl. Rühl,
Wies=
baden, Göbenſtraße 9. (Fr4918
gewandt in Steno=
Fräulein, graphie u.
Maſchinen=
ſchreiben, ſowie mit Büroarbeiten
vertraut, ſucht paſſ. Stellung. Ang.
u. M51 a. d. Geſchäftsſt. (*5937fs
Ferfekte ältere Schneiderin ſucht
noch einige Kunden, pro Tag
Mk. 2.50. Auch Aenderung. Ang.
u. M10 a. d. Geſchäftsſt. (*5907fsg
Hausmädchen
welches in beſſ. Häuſern ged. hat,
ſervieren kann und gute Zeugniſſe
beſitzt, ſucht per ſof. oder 1. April
Stellung. Ang. unt. L 78 an dieI. Tarif.
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*5731mf
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Haus=
mädchen, Alleinmädchen,
Kinder=
mädchen für ſof. u. 15. April. Frau
minna Dingeldein, gewerbsmäßige
Stellenvermittlerin,
Eliſabethen=
ſtraße 5. Telephon 531. (*5958
Lädchen ſucht Laufd. Morg.
wöchentl. 3 mal, Abends Lad.
od. Büro reinig. Steinſtr. 40, pt. (*
Junge Frau ſucht 1—2 Std.
Be=
ſchäftig . Lindenhofſtr. 7, I. (*5940
Peſſ. Fräulein, zuverläſſig, perf.
im Kochen u. a. Hausarb., mit
jähr. Zeugn., ſucht ſelbſt. Stell. zur
Führung eines Haushaltes. Zu
erfr. Sandbergstr. 66, II. (*5913
Junge Frau ſucht Waſchen und
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Suche für meine aus der Schule
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u. M 53 an die Geſchäftsſt. (*5949
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Weiblich
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Bügeln. Näh. Geſchäftsſt. (*5946
Tüchtiges
Alleinmädchen
welches etwas kochen kann, in
Be=
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Friedberg in Heſſen geſucht. Näh.
Hermannſtraße 12.
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zeugniſſen können ſich als
Fahr=
radreparateure ausbilden. Näheres
in der Geſchäftsſt. d. Bl. (*5909fs
Samstag, den 27. März 1915, abends 8¼ Uhr,
im Festsaale der Turngemeinde:
Bismarck-Abend
zur Feier von Bismarcks 100 jährigem Geburtstag.
Vortragsfolge: 1. Vorspruch, verfaßt und vorgetragen von
Hauptmann d. L. Ernst Freiherrn v. Wolzogen. 2. Zwei Männerchöre,
vorgetragen von dem Chor des Landsturm-Infant.-
Ersatzbatail-
lons II Darmstadt, unter Leitung von Herrn Gefreiten Ungibauer.
3. Festrede von Herrn Prof. Dr. Georg Küntzel von der
Uni-
versität
Frank-
furt am Main: „Bismarck und die Gegenwart”.
4. Zwei Männerchöre, vorgetragen vom Landsturmchor, unter
Lei-
tung von Herrn Gefreiten Nietenthal. 5. Vorträge von Herrn
Hof-
theater-Regisseur Heinrich Hacker: Drei Bismarck-Gedichte von
Gottfried Schwab, Unser Bismarck von Ernst von Wildenbruch.
6. Gemeinsamer Gesang: „Deutschland über alles‟.
(4757
Der Blüthner-Konzertflügel ist aus dem Lager der
Firma Hofl. A. W. Zimmermann (Ludw. Schweisgut).
Eintrittskarten: Vorbehaltener Platz (numeriert) zu 2 M.,
Saal zu 50 Pfg. und Galerie zu 30 Pfg., sowie Programme zu
10 Pfg. sind in der Hofmusikalienhandlung von Heinrich
Arnold (Wilhelminenstrasse 9) und abends an der Kasse zu haben,
Der gesamte Ertrag des Abends wird der
Kriegsfürsorge überwiesen.
Marlohamierdter Vereil.
Zur Feier von Bismarcks hundertjährigem Geburtstag
findet
Samstag, den 27. März d. J., abends 8¼ Uhr,
im Feſtſaale der Turngemeinde (Woogsplatz)
eine Bismarckfeier
ſtatt, bei der
Herr Prof. Dr. Georg Küntzel aus Frankfurt a. Main
einen Feſtvortrag über
Bismarck und die Gegenwart
halten wird. Wir erſuchen unſere Mitglieder, vollzählig zu dieſer
(4787mf
Feier erſcheinen zu wollen.
Der Vorſtand des nationalliberalen Vereins.
Saal des Hotel zur Traube, Darmstadt.
Morgen Abend 8 Uhr:
Klavier-Abend
1e
vor E2f
Passacaglia C-Moll von Bach. Sonate op. 57 (Appassionata),
Trauermarsch aus op. 26, Türkischer Marsch, drei deutsche Tänze
von Beethoven. Vier Balladen, drei ungarische Tänze von Brahms.
Ibach-Flügel aus dem Lager von Heinr. Arnold.
Karten zu Mk. 3.—, 2.— 1.— bei Leopold Schutter (Georg
Thies Nachf.), Elisabethenstr. 12, und an der Abendkasse. (I,4729
Vorgehmskes
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Leicht. verdaulfeh, daher
Quelle.
anemtbehrlich für Magenleidende.
Generalvertreter: MARTIN JAHN
Pallaswiesenstrasse 3O. (1183a) Telephon 305.
Anfang tägl. abds. 8¼ Uhr.
ORr HLUrT389
Oberbaper. Bauerntheater
Hleutel Freitag,
den 26. März
Zumletzten Male:
„ Jessas, der Storch‟
Bauern-Schwank in 3 Akten
v. Neal u. Ferner.
I!
Innni
Fulorgen Samstag,
den 27. März
Zumletzten Male:
Das Beschwerdebuch
Volksstück in 3 Akten 1
v. Karl Ettlinger.
Vorverkauf u. Preise wie bekannt.
ute Schneidermaſchine,
Kohlen=
eiſen , Glanzkiſſen billig zu
verk. Schwanenſtr. 2, III. (*5879df
-Verei-
Dienst
Hernigung
Büro: Karlſtr. 30, Tel. 1909. (*594
Diejenige Person
Krattwagenwelche am 17. März beim Impfen
in der Rundeturmſtr. den
Kinder=
wagen entwendet hat, iſt erkannt
und wird gebeten, denſ. beim
Schul=
diener abzg., andernf. erf. Anzeige. (*
Mazzen-
Bruch
Freudenberger
Pfd 40 Pfg. Bleichstr. 13.
Großh. Hoftheater.
Freitag, den 26. März:
126. Abonnements=Vorſtellung. D32
Neu einſtudiert
Weh’ dem, der lügt!
Luſtſpiel in 5 Aufzügen
von Franz Grillparzer.
Perſonen:
Gregor, Biſchofvon
. . K. Weſtermann
Chalons
Atalus, ſein Neffe Frz. Schneider
Leon, Küchenjunge Kurt Ehrle
Kattwald, Graf
im Rheingau . Joh. Heinz
Edrita, ſ. Tochter Alice Hacker
Galomir, ihr
Bräutigam . . Richard Jürgas
Gregors
Haus=
verwalter . . . Adolf Jordan
Der Schaffer
Katt=
walds . . . . Paul Peterſen
Hans Debus
Erſter
Krieger
Frz. Herrmann
Zweiter
Ein Pilger . . . H. Knispel
Ein fränkiſcher
Anführer . . . Adolf Klotz
Ein Fiſcher . . Emil Kroczal
Sein Knecht . . Karl Weber
Nach dem 3. Aufz. längere Pauſe.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ₰.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung.
Anfang 7 Uhr. Endegegen 10 Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Samstag, 27. März: 127. Ab.=
Vorſt. B 34. Zum erſten Male
wiederholt: „Wie einſt im Mai”.
Kleine Preiſe. Anfang 7½ Uhr.
(Letzte Vorſtellung vor Oſtern).