Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Seekrieg. — Der Krieg im Orient. — Das Finanzabkommen des Dreiverbandes.
Was beim Lügen herauskommt. — Budgetkommiſſion des Reichstags. — Die landwirtſchaftliche Arbeiterfrage. — Das
Schickſal Oſtpreußens. — Türkiſche Erfolge. — Der Heilige Krieg in Hegypten.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 18. März. (W. T. B.
Amtlich.)
Weſſtlicher Kriegsſchauplatz.
Ein franzöſiſcher Vorſtoß auf unſere
Stel=
lung am Südhang der Lorettohöhe wurde
abge=
ſchlagen.
Franzöſiſche Teilangriffe in der Champagne,
nördlich von Le Mesnil, wurden durch Gegenangriffe
zum Stehen gebracht. Ein dort geſtern abend erneut
an=
geſetzter franzöſiſcher Angriff wurde unter ſchweren
Ver=
luſten für den Feind abgewieſen.
In den Argonnen flauten die Gefechte geſtern ab.
Franzöſiſche Flieger warfen auf die offene elſäſſiſche
Stadt Schlettſtadt Bomben ab, von denen nur eine
Wirkung erzielte, indem ſie in das Lehrerinnenſeminar
ein=
ſchlug, zwei Kinder tötete und zehn ſchwer verletzte. Als
Antwort darauf wurde heute nacht die Feſtung Calais
mit Bomben ſchweren Kalibers belegt.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die ruſſiſchen Angriffe auf unſere Stellungen zwiſchen
Piſſek und Orzye, ſowie nordöſtlich von
Prasz=
nysz wurden geſtern ohne Erfolg fortgeſetzt.
Weſtlich der Szkwa machten wir 900, öſtlich der
Szkwa 1000 Gefangene und erbeuteten vier
Maſchinen=
gewehre.
Einen billigen Erfolg errangen ruſſiſche
Reichs=
wehrhaufen beim Einbruch in den nördlichſten Zipfel
Oſtpreußens in Richtung auf Memel. Sie plünderten und
ſteckten Dörfer und Güter in Brand. Den Städten des
von uns beſetzten ruſſiſchen Gebietes iſt zur Strafe die
Zahlung größerer Summen als
Entſchädi=
gung auferlegt. Für jedes von dieſen Horden auf
deutſchem Boden niedergebrannte Dorf oder Gut werden
drei Dörfer oder Güter des von uns beſetzten ruſſiſchen
Gebietes den Flammen übergeben werden. Jeder
Brand=
ſchaden in Memel wird mit Niederbrennung der ruſſiſchen
Regierungsgebäude in Suwalki und den anderen in
unſe=
ren Händen befindlichen Gouvernementshauptorten
beant=
wortet werden.
Oberſte Heeresleitung.
* Berlin, 18. März. Ueber die Kämpfe bei
St. Eloi ſchreibt Marcel Hutin im Echo de Paris: Die
Deutſchen griffen Sonntag nacht nach Heranziehung von
Verſtärkungen das von den Engländern beſetzte St. Eloi
an. Der Angriff war furchtbar. Wie raſend ſtürzten ſich
die Deutſchen vor und zwangen die britiſchen Truppen,
wenn ſie nicht umzingelt werden wollten, St. Eloi auf=
zugeben.
* Vonderruſſiſchen Grenze, 17. März. Wie
die Moskauer Blätter berichten, dauern die
Luft=
kämpfe zwiſchen deutſchen und ruſſiſchen Fliegern über
den Feſtungsgebieten von Grodno und Kowno
fort=
geſetzt an. Täglich erſcheinen deutſche Flieger über dem
Feſtungsgebiete der beiden Orte und werfen Bomben und
Brandgranaten ab. In Oſſowiec ſind bei einem der
letzten Bombenwürfe 14 Perſonen getötet worden und
eine Anzahl verletzt. Auch eine Anzahl von Häuſern iſt
erheblich beſchädigt worden. Vor einigen Tagen kam es
in der Nähe von Oſſowiec zu einem aufregenden
Luft=
kampf zwiſchen einem deutſchen und einem ruſſiſchen
Flie=
ger. Beide beſchoſſen ſich äußerſt heftig, bis angeblich der
deutſche Flieger beſchädigt die deutſchen Linien aufſuchen
mußte. Die ruſſiſche Heeresverwaltung beginnt jetzt, auch
die neu konſtruierten Luftſchiffe auf dieſem
Kriegsſchau=
platze, beſonders im Feſtungskampf, zu benutzen. So hat
verſchiedentlich ein ruſſiſches Luftſchiff neuen Typs in den
Kampf eingegriffen. Trotzdem das Luftſchiff heftig von
den Deutſchen beſchoſſen wurde, hat es angeblich nur
ge=
einge Beſchädigungen erlitten.
* Petersburger Blätter beſtätigen die Ankunft des
Generals Pau in Rußland. Petersburger
Meldun=
gen beſagen, daß General Pau anſcheinend vorübergehend
in den Verband der ruſſiſchen Heeresleitung eintreten
werde. Im Verein mit General Rußki werde der
franzö=
ſiſche General an der Ausarbeitung der einzelnen
ſtrategi=
ſchen Pläne Anteil nehmen. General Pau werde im
gro=
ßen ruſſiſchen Hauptquartier auch ſeine militäriſchen
Er=
fahrungen, die er an der franzöſiſchen Grenze bezüglich
der deutſchen Taktik und Strategie geſammelt hat,
verwen=
den und den ruſſiſchen Oberkommandierenden eingehend
über den Stand an der franzöſiſchen Front unterrichten,
um ſo ein möglich enges Hand=in=Hand=Arbeiten der
bei=
den rieſigen Fronten zu erzielen.
* Paris, 17. März. Der ruſſiſche Miniſter des
Aeußern Saſonow hat ſich dem Figaro zufolge am
15. März ins Generalquartier des Großfürſten Nikolaus
begeben.
U Budapeſt, 18. März. Az Eſt meldet aus
Ko=
penhagen: Die Ruſſen griffen in der vergangenen Nacht
das Waſſerwerk von Czernowitz an, welches am
jenſeitigen Pruth=Ufer ſteht. Der Angriff wurde durch
vernichtendes Feuer unſerer Artillerie zurückgewieſen.
Heute vormittag ſetzten die Ruſſen ihren Angriff mit
ſtär=
keren Kräften fort. Das Reſultat war wieder eine
voll=
ſtändige Schlappe. Der Feind erlitt große Verluſte und
zog ſich zurück, ohne irgend welchen Schaden an Menſchen
oder Einrichtungen uns zufügen zu können.
* (Ctr. Bln.) Aus dem öſterreichiſch=
ungari=
ſchen Kriegspreſſequartier berichtet der Berl.
Lokalanz.: Nach den für die Ruſſen ſo verluſtreichen
Kämpfen in den Karpathen iſt dort relative Ruhe
eingetreten. Auf der ganzen Karpathenfront findet nur
Geſchützkampf ſtatt. In der Nähe des Wyskower Sattels
errangen wir mit der Erſtürmung einer Höhe einen nicht
unbeträchtlichen Erfolg. Bei Gorlice verſuchten die
Ruſ=
ſen mit ſtarken Kräften, die verloren gegangenen
Stellun=
gen zurückzugewinnen, wurden aber unter großen
Ver=
luſten ebenſo zurückgewieſen, wie in Ruſſiſch=Polen, wo
ihre Gegenangriffe mit einem Rückzuge endeten.
Erwäh=
nenswert iſt dort der Kampf bei Lopuſſow, der zu unſeren
Gunſten entſchieden wurde. Die gegen unſere Stellungen
bei Nadworna unternommenen Angriffe der Ruſſen
wur=
den mühelos abgewieſen. Im Laufe des betreffenden
Nachmittags zogen die Ruſſen erhebliche Verſtärkungen
heran und machten einen Durchbruchsverſuch an der
Straße Stanislau-Kolomea, der aber vollſtändig
ſchei=
terte. Dieſer Verſuch wurde dreimal wiederholt und ſtellte
an die Verteidiger, unter denen ſich namentlich das
Agra=
mer Hausregiment Dankl Nr. 53 hervortat, große
Anfor=
derungen.
Der Seekrieg.
Proteſte gegen die engliſch=franzöſiſche
Blockadeerklärung.
* Kriſtiania, 18. März. (Ctr. Frkft.) Offiziell
wird bekannt gegeben: Nachdem die britiſche und
franzöſiſche Regierung die Repreſſalien
mitge=
teilt haben, die dieſe Regierungen gegen die deutſche
Proklamation vom 4. Februar ergreifen wollen, haben die
norwegiſche, ſchwediſche und däniſche
Re=
gierung beſchloſſen, der franzöſiſchen und engliſchen
Regierung gleichlautende Noten zuzuſtellen, die
einen Proteſt darſtellen gegen die Ergreifung von
Maß=
regeln, die geeignet ſind, dem Handel und der Schiffahrt
in
* London, 18. März. (Ctr. Frkft.) Neu=York Sun
erklärt, dem Daily Telegraph zufolge, daß ein Proteſt
der Vereinigten Staaten im Entwurf bereits
vorliege, in dem das Recht Englands und Frankreichs
be=
ſtritten wird, den Handel mit Deutſchland zu behindern.
Der engliſche Flaggenbetrug.
* Berlin, 18. März. Wie die Arbeit der deutſchen
U=Boote geht auch der engliſche Flaggenbetrug
weiter. Der Kapitän eines Göteborger Dampfers,
wel=
cher kürzlich von England in Göteborg angekommen iſt,
teilt verſchiedenen Morgenblättern zufolge mit, daß er
und ein Kollege von einem anderen ſchwediſchen Dampfer
einen engliſchen Dampfer geſehen haben, der eine neue
ſchwediſche Flagge führte, ſowie am Bug mit den
ſchwediſchen Nationalfarben übermalt war.
Weitere engliſche Schiffsverluſte.
* London, 17. März. Das Reuterſche Bureau
meldet amtlich: Der Dampfer „Fingal” (1563
Ton=
nen) iſt am Dienstag an der Küſte von North Humberland
torpediert worden und geſunken. Sechs
Mann ſind umgekommen. Der Dampfer „Atlanta” (519
Tonnen) wurde am Sonntag an der Küſte von
Weſt=
irland torpediert, ſank jedoch nicht.
* Amſterdam, 17. März. Von Hoek van Holland
wird gemeldet, daß die britiſchen Dampfer „
Apo=
kat” und „Leſtris” von der Cork Steamfhip Company
von einem deutſchen Unterſeeboot verfolgt wurden und
die Verfolgung in den holländiſchen Territorialgewäſſern
eingeſtellt wurde. Der britiſche Dampfer „
Leen=
varden”, auf der Fahrt von London nach Harlingen,
wurde vier Meilen ſüdöſtlich des Maas=Leuchtſchiffes von
einem deutſchen Unterſeeboot torpediert. Die 17 Mann
ſtarke Beſatzung des Dampfers wurde durch ein
Lotſen=
boot nach Hoek van Holland gebracht.
Der Krieg im Orient.
Der Kampf um die Dardanellen.
* Konſtantinopel, 18. März. Der
Sonder=
berichterſtatter von Wolffs Telegraphiſchem Bureau
tele=
graphiert aus den Dardanellen vom 16. März abends:
Die engliſchen und franzöſiſchen
Operatio=
nen vor den Dardanellen kamen nach völlig
er=
gebnisloſer Beſchießung zweier Forts nahe Tſchanak=Kale
und Kilidul=Bahr zum Stillſtand. Offenbar iſt der
Feind ratlos gegenüber den umfaſſenden
Verteidigungs=
maßnahmen durch die Minenſperre und die
Küſtenbefeſti=
gungen. Täglich überfliegt ein engliſches Waſſerflugzeug
die türkiſchen Stellungen, geht jedoch bei der Beſchießung
ſofort nieder, ſo daß es keine Beobachtungen machen kann.
Alle Verſuche, die Minen aufzufiſchen und die
Schein=
werfer zu beſchießen, bleiben erfolglos; ſie werden ſtets
nach dem erſten Treffer der Sperrbatterien abgebrochen.
Am Montag mußte ein engliſcher Kreuzer, der nach ganz
kurzem Gefecht einen ſchärferen Treffer erhielt, ſich
zurück=
ziehen. Seither herrſcht wieder allgemeine Stille.
* Konſtantinopel, 18. März. Der Korreſpondent
des Berliner Tagebl. in den Dardanellen telegraphiert:
Ich komme ſoeben von den Dardanellen, wo ich mit
per=
ſönlicher Erlaubnis des Kriegsminiſters drei Tage lang
von allem Einſicht nehmen durfte und zwei Gefechten
bei=
wohnte. Nach allem, was mir gezeigt und erklärt wurde,
kann ich verſichern, daß nicht nur keine gegenwärtige
Ge=
fahr beſteht, ſondern daß die Forcierung der
Meer=
engen nach dem bisherigen Syſtem ausgeſchloſſen
erſcheint. Dazu fehlt es dem Feinde vorläufig an
Macht=
mitteln. Seit vor drei Wochen die von vornherein
auf=
gegebenen drei Außenforts gefallen ſind, hat das Dutzend
feindlicher Schiffe, mit dem man etwa rechnen darf, ein
Millionenvermögen verſchoſſen, ohne den
geringſten Schaden anzurichten und ohne daß die
An=
greifer einen Schritt zu Lande oder zu Waſſer vorwärts
ſe an iut 1 ntereie enſenineg gen et, te
Dardanos, Hamidie und Medjidſcheh in Tag= und
Nacht=
angriffen gerichtet haben, haben ausnahmslos ihr Zier
verfehlt und ſind nur vereinzelt in der Nähe der Ziele
gelandet. Nur wertloſe Häuſer wurden zerſtört, dagegen
ſind fünf engliſche Schiffe unbrauchbar ge=
macht worden und abgefahren. In der Nacht vom 10.
zum 11. März wurden drei Minenfahrzeuge verſenkt.
Kein Mann wurde bei dem Kampfe an den Außenforts
von den Türken verwundet oder iſt gefallen. Wie im
Frie=
den ſtehen die glänzenden Reihen der Geſchütze da. Die,
Stimmung der Offiziere und Mannſchaften, der türkiſchen
und deutſchen, iſt voller Zuverſicht; dagegen ſind die
Eng=
länder und Franzoſen ſehr nervös geworden mangels
eines Fortſchrittes, ſo daß ſie täglich einen Eiſenhagel in das
brennende Kum=Kale werfen.
TU Konſtantinopel, 18. März. Die türkiſchen
Blätter veröffentlichen eine Liſte der vor den
Dardanel=
len, Smyrna und dem Golf von Saros beſchädigten
feindlichen Kriegsſchiffe. Danach ſind von
den engliſchen Schiffen mehr oder weniger beſchädigt:
„Queen Elizabeth”, „Agamemnon”, „Nelſon”, „Dublin”
„Saphire‟, „Cornwallis”; von den franzöſiſchen: „
Su=
fren” „Gaulois”, „Georges Henry”, „Admiral Charnier”.
Außerdem ſind mehrere Torpedoboote vernichtet oder
be=
ſchädigt worden.
* Paris, 17. März. Echo de Paris meldet aus
Athen: Ein engliſcher Minenſucher ſtieß auf eine
Mine, die er auffiſchen wollte. Die Mine explodierte, das
Schiff ſank. Mehrere Mann der Beſatzung wurden
ge=
tötet, die anderen ertranken. Die türkiſchen Kanonen
zer=
ſtörten die Panzerung einer Kanone des „Amethyſt”.
Die Schiffswandung wurde an der Waſſerlinie von fünf
Grangten durchſchlagen.
Die Haltung Griechenlands.
* Das Berl. Tagebl. meldet aus Konſtantinopel:
Der Rücktritt Venizelos macht ſich auch in den
griechiſch=türkiſchen Beziehungen wohltuend bemerkbar.
Der türkiſche Geſandte in Athen Galib Kemali=Bey hatte
geſtern eine lange Unterredung mit dem Miniſterpräſidenten
Cunaris. Galib Kemali äußerte ſich ſehr befriedigt über
den Verlauf der Unterredung. Die beiden Regierungen
ſind von der beſten Abſicht beſeelt, jetzt wie in Zukunft die
freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen
beiden Ländern aufrecht zu erhalten. Auch in
Kon=
ſtantinopel macht ſich eine viel freundlichere Stimmung
gegen Griechenland bemerkbar. Eine größere Anzahl
Griechen, die in Unterſuchungshaft genommen waren,
wurden in Freiheit geſetzt; ſie begrüßten die Kunde von
ihrer Freilaſſung mit dem Rufe „Es lebe der Sultan!”
Das Finanzabkommen desDreiverbandes.
Die Meldung über das neue Finanzabkommen
der Dreiverbandsmächte beweiſt unwiderlegbar, daß das
Ergebnis der Pariſer Finanzkonferenz noch weit ärmlicher
iſt, als ſchon bisher angenommen werden durfte. Denn
war die pomphaft angekündigte „gemeinſame” 15
Mil=
liarden=Anleihe des Dreiverbandes ſchon in den Pariſer
Verhandlungen auf eine gemeinſame Anleihe
zuſammen=
geſchmolzen, aus der die kleinen Bundesgenoſſen des
Drei=
verbandes Unterſtützungen erhalten ſollten, ſo iſt auch von
dieſer zuſammengeſchrumpften Anleihe jetzt nur eine
engliſch=franzöſiſche übrig geblieben. Damit
hat ſich die Anſicht derer als richtig herausgeſtellt, die
ſo=
fort ſagten, daß Rußland ſelbſt an der aufs äußerſte
ver=
kleinerten „gemeinſamen” Anleihe aus dem
durchſchlagen=
den Grunde des Geldmangels ſich nicht werde beteiligen
können.
Wie groß der ruſſiſche Geldmangel
gewor=
den iſt, veranſchaulicht die jetzt offen zugeſtandene
Tat=
ſache, daß die Weſtmächte nicht nur Rußlands
Kriegslie=
ferungen in Paris, London und Neu=York bezahlen ſollen
ſondern auch die Zinſen der ruſſiſchen Staatsſchuld
und der vom ruſſiſchen Staat garantierten Eiſenbahn=
Obligationen. Dieſe Uebernahme des ruſſiſchen
Zinſen=
dienſtes durch die Weſtmächte läßt erkennen, welchen Wert
die von Rußland gleichzeitig übernommene Verpflichtung
hat, die fraglichen ausgelegten Gelder den Weſtmächten
ein Jahr nach dem Friedensſchluß zurückzuzahlen. Das
wird wohl ein wenig länger dauern! Wie koſtſpielig aber
Rußland die finanzielle Unterſtützung ſeiner Bundes=
genoſſen zu ſtehen kommen dürfte, geht aus der
Abmach=
ung hervor, daß Rußland als beſonderes Pfand die in
Odeſſa lagernden Getreidevorräte beſtellt, über die die
engliſch=franzöſiſchen Geldgeber in der Form von
Kon=
noſſementen verfügen können. Wenn es nur mit der
„Verfügung” nicht ſo haperte! Wär die Schiffahrt durch
die Dardanellen frei, dann läge die Sache
ver=
hältnismäßig einfach. Weil aber die Schiffahrt
durch die Meerengen nach menſchlichem Ermeſſen bis zum
Friedensſchluß geſperrt bleiben wird, ſteht in der
Haupt=
ſache für die Ausfuhr des Odeſſaer Getreides bloß der
Weg über Archangelsk offen. Die hierdurch hervorgerufene
Verteuerung des Odeſſaer Getreides wird ſicherlich
nicht von den engliſch=franzöſiſchen Geldgebern getragen
werden.
Für die Weſtmächte ſelbſt bedeutet die finanzielle
Unterſtützung Rußlands unter den obwaltenden
Umſtän=
den keine geringfügige Belaſtung. Namentlich dem von
Rußland längſt ausgeplünderten franzöſiſchen „Bankier
Europas” fällt der abermalige Vorſchuß ungemein ſchwer
auf den entleerten Beutel. Sind doch von der franzöſiſchen
Kriegsanleihe erſt etwas über 3 Milliarden Franken
ge=
zeichnet, die noch dazu großenteils mit der geſcheiterten
3½prozentigen Anleihe vom vergangenen Mai und mit
anderen Papieren bezahlt werden konnten. Da die
Kriegs=
koſten Frankreichs im Monat Februar 1400 Millionen
Franken betrugen und ſich mit jedem weiteren Monat
deshalb erhöhen, weil die Einberufung der Jahrgänge
1915/17 neue Ausgaben verurſacht, zeigt ſich Frankreichs
Finanzlage in einer recht düſteren Beleuchtung. Das
reiche England aber muß es erleben, daß ſeine
Zen=
tralbank die Golddeckung ihrer Verbindlichkeiten von Woche
zu Woche abnehmen ſieht. Infolgedeſſen ſoll man ſich,
laut einer Neu=Yorker Nachricht, an der Themſe mit der
Abſicht tragen, alle nicht engliſchen Wertpapiere mit einer
Sonderſteuer zu belegen, damit das im Ausland angelegte
engliſche Geld nach London zurückfließt.
Dieſe finanziellen Verhältniſſe beim Dreiverbande
bilden einen Hintergrund, von dem das Ergebnis der
zweiten deutſchen Kriegsanleihe ſich hoffentlich
nicht nur hell, ſondern glänzend abheben wird.
Was beim Lügen herauskommt.
* Blätter vom Schlage der Daily Mail und die
Lon=
doner Sonntagsblätter mit ihren Millionenauflagen
haben dem engliſchen Volke von Anfang des Krieges an
bis auf den heutigen Tag von Kriegsnachrichten nur das
vorgeſetzt, was ſich unter Aufwand von Uebertreibung
und Verdrehung als Schlappen und Niederlagen der
Deut=
ſchen auslegen laſſen konnte. Faſt täglich haben ſie, ſchreibt
der Tag, ihren Leſern einen größeren oder kleineren Sieg
der Verbündeten aufgetiſcht, und was ſie von den
Helden=
taten der engliſchen Söldner zu melden wußlen, überſtieg
alles, was die Geſchichte je von tapferen Kriegern berichtet
hat. Daß ein Pfadfinder von 16 Jahren mit eigener
Hand zwei Dutzend „Hunnen” — anders nennen jene
Blätter uns nicht — gefangen genommen, iſt keine
Selten=
heit, und daß jede deutſche Truppe vor dem engliſchen
Ba=
jonett Reißaus nimmt, iſt ſtehender Glaubensartikel.
Nun aber kommt die Kehrſeite der Sache. Die
engliſchen Arbeiter fragen ſich, wenn alſo der
Sieg ſo gut wie erfochten iſt, und der Zuſammenbruch
Deutſchlands dicht vor der Türe ſteht, dann brauchen wir
uns doch nicht mehr anwerben zu laſſen und auch nicht
mehr aus vaterländiſchen Rückſichten von der Erkämpfung
beſſerer Löhne Abſtand zu nehmen. Die Logik dieſes
Gedankens iſt unabweisbar, aber den Kriegsmachern
Englands iſt dieſe Logik äußerſt ſtörend, und da die
Ar=
beiter ſie ſeit einigen Wochen in die Praxis umgeſetzt
haben, zieht man jetzt, nicht aus Liebe zur (Wahrheit,
ſon=
dern aus Angſt vor den Folgen der Lüge, gegen die
jour=
naliſtiſchen Lügenfabriken zu Felde. Allein in einer
Num=
mer der Times (vom 2. März) finden ſich die folgenden
bemerkenswerten Auslaſſungen:
Im Bericht über die Verhandlungen des Unterhauſes
vom Tage vorher findet ſich die nachſtehende Stelle aus
einer Rede des Abgeordneten Lord Robert Ceeil,
eines Sohnes des „großen” Lord Salisbury:
Er betrachte all das Geſchwätz über das „Geſchäft”
wie gewöhnlich als großen Unſinn (great nonsense)
und er halte auch nichts von dem Geſchrei über die
An=
nektierung des deutſchen Handels auf dem
Weltmarkt. Um das Volk zu veranlaſſen, all ſeine Kraft
daran zu ſetzen, um der Schwierigkeiten, die ſich England
entgegentürmten, Herr zu werden, gebe es nur ein
Mit=
tel, nämlich, ihm die Wahrheit zu ſagen. Es ſei eine
Narrheit, daran zu denken, daß Deutſchland am
Hunger=
tuche nage und daß die engliſchen Truppen von Sieg zu
Sieg ſchritten, während ſie in Wirklichkeit wie
Verzweifelte kämpften. So lange man die Lage ſo
darſtelle, könne man nicht vom Volke erwarten, daß es die
Opfer bringe, die ſich ſicher als notwendig herausſtellen
würden.
Und an einer anderen Stelle derſelben Nummer findet
ſich der folgende Brief an den Herausgeber aus Glasgow,
wo bekanntlich die Schiffbauer ſtreiken: .
Sir, ſind nicht die Regierung und die Zeitungen für
den Zuſtand der Dinge hier zu tadeln? Die Glasgower
Zeitungen werden bekanntermaßen an Tüchtigkeit nur von
denjenigen der Hauptſtadt übertroffen. Aber für
jeman=
den, der wie ich, weiß, wie töricht die Hoffnungen ſind,
die ſich auf den „Zuſammenbruch Deutſchlands”
aufbauen, wie töricht ferner der irreleitende Optimismus
der hieſigen Preſſe iſt, der geſtärkt wird durch verrücktes
Reden von Kabinettsminiſtern über den „
unausbleib=
lichen Sieg” und durch die Unterdrückung aller ſchlechten
Nachrichten außer der erſchreckend großen Verluſtliſten, iſt
es klar, wo die Urſachen der Unwiſſenheit des Volkes zu
finden ſind. Wir brauchen mehr Wahrheit und
weniger ſenſationelle Ueberſchriften wie „Der ſtete
Vor=
marſch der Verbündeten”
Fügt man die ähnlich klingenden Mahnungen Lord
Selbornes hinzu, man möge die „Wiedereroberung” eines
Laufgrabens, bei der ein halbes Bataillon Engländer in
Gefangenſchaft geraten ſei, nicht zu einem Siege
auf=
bauſchen und lieber alle ſchlechten Nachrichten
veröffent=
lichen, damit das Volk die wirkliche Lage erkenne, ſo wird
klar, daß man in England die Richtigkeit des Wortes, daß
Lügen kurze Beine haben, zu erkennen beginnt.
Budgetkommiſſion des Reichstags.
* Berlin, 17. März. Die Budgetkommiſſion
des Reichstags beriet zunächſt einige Reſolutionen,
in welchen die Abänderung der beſtehenden
Mannſchaftsverſorgungs= und
Hinter=
bliebenen=Geſetze
gefordert wird. Vollkommene Einmütigkeit herrſchte
dar=
über, daß dieſe Geſetze unbedingt verbeſſerungsbedürftig
ſeien. Auch von dem Kriegsminiſterium wurde zum
Ausdruck gebracht, daß es eine vornehme, heilige Pflicht
des Reiches wäre, für die Kriegsinvaliden und die
Hin=
terbliebenen der Gefallenen ſo weitgehend wie irgend
möglich zu ſorgen. Seit Kriegsbeginn würden die Geſetze
einer Prüfung unterzogen, die ſich insbeſondere auf zwei
Punkte erſtrecke. Einmal ſollen alle beſtehenden Härten
ausgeglichen werden. Dann ſei es erforderlich, das ganze
Verſorgungsweſen mit den heutigen Verhältniſſen in
Ein=
klang zu bringen. Da kein Tag vergehe, an dem nicht
wertvolle Vorſchläge dem Kriegsminiſterium unterbreitet
würden, dürfe man die Angelegenheit nicht überſtürzen.
Die größten Härten würden ſchon jetzt auf dem
Unter=
ſtützungswege beſeitigt, beſonders zugunſten unehelicher
Kinder, die ſpäter im Geſetz berückſichtigt werden ſollen.
Zu der Frage, ob die Neuregelung des geſamten
Verſor=
gungsweſens noch während des Krieges oder erſt nach
dem Friedensſchluß in Angriff zu nehmen ſei, wurde in
Uebereinſtimmung mit den Anſichten des
Kriegsmini=
ſteriums und des Reichsſchatzamtes aus der Mitte der
Kommiſſion die Anſicht geäußert, daß die Materie zu
ſchwierig ſei, um ſie kurzerhand zu erledigen. Zudem
müßten für die entſtehenden dauernden Ausgaben auch
dauernde Einnahmen geſchaffen werden. Von mehreren
Sei=
ten wurde vorgeſchlagen, den dringendſten Notſtänden
ſchon jetzt auf dem Geſetzwege zu begegnen. Es ſoll daher
ſogleich eine geſetzliche Aenderung der
Hinterbliebenen=
verſorgung unter Bemeſſung der Renten nach dem letzten
Einkommen der Gefallenen und unter Benutzung der von
einer Anzahl wirtſchaftlicher Verbände gemachten
Vor=
ſchläge in Angriff genommen werden und die
Kriegsinva=
lidenverſorgung nach dem Kriege ihre Regelung finden.
Eine auf dieſe Löſung hinzielende Reſolution wurde
an=
genommen. Die Beratung der betreffenden
Geſetzent=
würfe ſoll der verſtärkten Haushaltungskommiſſion
zu=
fallen.
Von verlaſſenen Hafenkneipen, toten
Schiffen und verrufenen Häuſern.
Deutſche Kriegsbriefe von Paul Schweder.
* Großes Hauptquartier, im März.
Zu den unvergeßlichſten Eindrücken dieſes
Welt=
krieges wird für mich gewiß der ſtille Spaziergang der
40000 Antwerpener Hafenarbeiter gehören, der ſich jetzt
täglich um die Mittagsſtunde von dem atem= und
taten=
los daliegenden Welthafen am Scheldeſtrom nach dem
ſchönen Hauptbahnhof der Stadt, dem drittgrößten
Europas, bewegt und von da aus wieder in breitem
Strom zurückflutet zu den wundervollen breiten
Kai=
anlagen, von denen der Blick ſich in das Unendliche der
ſchweigenden flämiſchen Landſchaft jenſeits des Fluſſes
bis zur Nordſee hin verliert.
Oft habe ich mitten unter ihnen geſtanden und ihren
Geſprächen gelauſcht, denn wer viel durch niederdeutſche
Lande gewandert iſt, von der pommerſchen Küſte bis
hin=
über in die frieſiſchen Gaue, dem wird es bald inne
werden, daß die braungebrannten, breitſchulterigen
Männer mit dem Stiernacken und den ſchwieligen
Rieſen=
fäuſten in ſtammverwandter Zunge reden, daß ſie
abge=
ſprengte Volksgenoſſen darſtellen und daß ſie in Sprache
und Art weit mehr zu uns gehören, die wir durch einen
ſonderbaren Zufall jetzt ihre Gegner ſind, als zu jenen,
mit denen ſie ſeit der Aufrichtung des belgiſchen
König=
reichs in einem Staatsverbande zuſammengeſchloſſen ſind,
zu den kleinen, ſchwarzhaarigen und nicht ſelten tückiſch
und verſchlagen blickenden Wallonen.
Niederdeutſcher Schlag
iſt es, der ſich in den flachsblonden, blauäugigen und
breitſtirnigen Köpfen zu erkennen gibt, und niederdeutſch
iſt die Art und Weiſe, wie ſie ſtill und ernſt im
Sonnen=
ſchein und Regenſchauer dieſer Tage zuſammenſtehen und
über ihre Zukunft reden. Denn dieſe Zukunft iſt
vor=
läufig grau wie der heutige Himmel über Flanderns
Fluren, grau wie das Meer, das draußen tobt und brüllt,
weil die niederſächſiſchen Vettern jenſeits des Kanals durch
ihre Machenſchaften den ganzen gewaltigen Handel
Ant=
werpens früherer Tage lahmgelegt haben. Und ein
ſon=
derbares Spiel des Zufalls will es, daß 60 Kilometer
weiter am Ausfluß der Schelde ins Meer die Holländer in
ihrem gewaltigen Feſtungshafen Vliſſingen ungehindert
Schiffe empfangen und abfertigen können, während hier
der zweitgrößte Hafen Europas, von
Mars in Feſſeln geſchlagen,
daliegt, vorläufig ohne jede Ausſicht auf Erlöſung aus
tiefer Not. Würden die Männer hier oben auf den Kais
mit ſüdländiſcher Lebhaftigkeit toben und wüten, ſchreiend
und geſtikulierend umherlaufen, es wäre einem faſt lieber
als dieſe ungeheure, ſchwer laſtende Stille, die über den
Maſſen liegt.
Gleich wie unter den Hamburger Schauerleuten
ſin=
den wir auch hier unter den Antwerpener Hafenarbeitern
wahrhafte Athleten der Arbeit, Männer, denen das
un=
tätige Stilliegen, das nun ſchon Monate andauert,
ge=
radezu fürchterlich ſein muß. Dem ſchwächlichen,
unluſti=
gen Arbeiter mag ab und zu eine Ausſpannung erwünſcht
ſein; den ſtählernen Muskeln dieſer Rieſen verurſacht die
andauernde Untätigkeit geradezu körperliche Pein. So
ſuchen ſie ſich Bewegung zu machen durch die täglich
ſtundenlange Wanderung Straße auf, Straße ab, die
da=
bei unabſichtlich das Bild eines Demonſtrationszuges
an=
genommen hat, der erſchütternd wirken muß.
Unabſicht=
lich — denn die deutſche Verwaltung in Belgien und die
Verwaltung der Stadt tun, was ſie können, um den
Tau=
ſenden Brot und nach Möglichkeit auch Arbeit zu geben.
Jeder Arbeitsloſe erhält pro Tag 60 Centimes und dazu
eine beſtimmte Menge Brot und Suppe, die ſich nach der
Kopfzahl der Familie richtet. Das reicht wohl, um vor
dem Hungertode zu ſchützen, iſt aber ſehr wenig im Ver=
gleich zu dem Verdienſt, den dieſe hochbezahlten Arbeiter
in Friedenszeiten hatten.
In der letzten Zeit haben ſich die Verhältniſſe etwas
zum Beſſeren gewendet. Ein Teil der Arbeitsloſen hat
im Hafen wieder Arbeit gefunden, ein anderer bei
ſonſti=
gen Erneuerungsarbeiten, wenn es ſich dabei im großen
und ganzen auch nur um eine Beſchäftigung nach Tagen
handeln kann. Wie bekannt, hat Amerika verſchiedene
Hilfsſendungen für die belgiſche Zivilbevölkerung nach
Antwerpen expediert, und andererſeits läßt auch die
deutſche Verwaltung verſchiedene wichtige Hafenarbeiten
ausführen. Man erinnert ſich, daß die Engländer bei
ihrem Abzug von Antwerpen nicht nur die intakt
geblie=
benen Forts, vor allem die an der Schelde liegenden von
S4 Marie und Tete de Flandre, zerſtört haben, ſondern
auch etwa 30 deutſche Schiffe ſeeuntüchtig machten.
Da=
runter befand ſich vor allem
die ſchöne „Gneiſenau” des Norddeutſchen
Lloyd,
die zur Sperrung der Schelde dienen ſollte. Bei der
Zer=
ſtörung des Schiffes iſt man aber ziemlich ungeſchickt zu
Werke gegangen, ſo daß der maſſige Schiffsrumpf erhalten
blieb. Und dieſer tat den Engländern nicht den Gefallen,
quer zur Stromrichtung liegen zu bleiben, ſondern er gab
der Strömung nach und drehte ſich im rechten Winkel, ſo
daß neben dem verſenkten Schiff eine bequeme Fahrrinne
blieb, die ſogar Schiffen bis zu 13000 Tonnen das
Paſ=
ſieren geſtattet. Man hat deutſcherſeits die begründete
Hoffnung, daß in abſehbarer Zeit die Hebung des
wert=
vollen Schiffsrumpfs möglich ſein werde.
Bei den übrigen Schiffen, ſo der „Chriſtine Seel” aus
Flensburg, der „Tasmania” der Hamburg=Auſtraliſchen
Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft, der „Kandelsfels” von der
Bremer Hanſa=Linie, des Dampfers „Elbing” aus
Ham=
burg, der „Schildturm” aus Bremen, der „Santa Fe” von
der Hamburg=Südamerikaniſchen Dampfſchiffahrts=
Geſell=
ſchaft, drei Dampfern der Levante=Linie aus Hamburg
Auf eine Anregung aus der Konmiſſon erklätrie ein
Vertreter des Kriegsminiſteriums, daß nach den geltenden
Beſtimmungen die Löhnungszahlung erſt aufhören darf,
wenn der Bezug der Reute beginnt, und daß etwaige
Lücken bis zur Feſtſetzung der Hinterbliebenenbezüge
durch Vorſchüſſe zu vermeiden ſind. Bezüglich der
Gna=
dengebührniſſe ſollen die Witwen der Offiziere uſw. des
beurlaubten Standes denjenigen der aktiven Offiziere
uſw. gleichgeſtellt werden. Zur Frage der Förderung der
Erwerbsmöglichkeit der Kriegsinvaliden erklärte der Chef
der Medizkualabteilung des Kriegsminiſteriums, daß bei
der ärztlichen Behandlung der Kriegsbeſchädigten von
vorne herein die ſpätere Betätigung im Erwerbsleben
be=
rückſichtigt werde, und daß die Behandlung fortgeführt
werde bis zur möglichſten Erreichung der
Erwerbs=
ſähigkeit.
Zuſammenfaſſend kann über dieſe Beratungen geſagt
werden, daß dabei das größte Wohlwollen aller Parteien
und der beteiligten Regierungsſtellen in der Frage der
Kriegsinvaliden= und der Hinterbliebenenverſorgung zum
Ausdruck kam. Daß dieſe ernſte Frage aus dem
Partei=
getriebe herausgehoben werden müſſe, äußerten
nachdrück=
lichſt mehrere Redner verſchiedener Parteirichtungen.
Hiernach trat die Kommiſſion in die Beſprechung des
Belggerungszuſtandes, insbeſondere der Ausübung der
Preſſezenſur
ein, Von verſchiedenen Seiten wurde unter Hervorhebung
von Einzelfällen geklagt, daß die Zenſur nicht einheitlich
gehandhabt würde, und daß die Zenſoren nicht
allenthal=
ben Verſtändnis für die politiſchen Verhältniſſe und die
Bedürfniſſe der Preſſe zeigen. Der Staatsſekretär
des Innern begann ſeine Ausführungen mit
leb=
haften Worten der Auerkennung für die
vaterländiſche Haltung der deutſchen
Preſſcaller Parteien und ſtellte feſt, daß die
De=
batte in faſt allen weſentlichen Punkten eine
Ueberein=
ſtimmung ergeben habe. Insbeſondere beſtehe Einigkeit
barin, daß auch in dieſen ernſten Zeiten die Preſſe nicht
weiter als notwendig eingeſchränkt werden dürfe. Nur
über das Maß der Beſchränkungen beſtänden Zweifel.
Während von einer Seite ein Geſetz gefordert werde
da=
hin, daß ſich die während des Belagerungszuſtandes
zu=
gelaſſenen Beſchränkungen der Preſſe lediglich auf
Mittei=
lungen und Erörterungen über militäriſche
Angelegen=
res Maß nicht geſchaffen werden könne, da über die Aus=
Zeuſors entſcheiden könne. Es ſei ſehr ſchwer, geeignete,
geübte Zenſoren zu finden. Daß Mißgriffe vorgekommen
ſeien, beſtreite niemand, aber die Zentralſtellen täten alles
winden ſeien und dieſe auch teilweiſe in dem jetzt gelten= der Zivileinwohner und ihres Eigentums hätte
voraus=
den Geſetz ihren Grund hätten, ſei zuzugeben. Die Zen= ſehen können.
tralſtellen würden in dem Beſtreben foxtfahren, dieſe
Schwierigkeiten auf das Mindeſtmaß zurückzuführen.
Bei der Abſtimmung wurde der Antrag auf Erlaß
eines Geſetzes zur Beſchränkung der Zenfur
ab=
gelehnt, dagegen fand folgende Reſolution
An=
nahme: 1. Den Bundesrat zu erſuchen, nach dem
Frie=
densſchluß mit tunlichſter Beſchleunigung einen Entwurf
des im Art. 68 der Reichsverfaſſung vorgeſehenen
Reichs=
geſetzes über die Erklärung des Kriegszuſtandes
vorzu=
legen. Darin iſt auszuſprechen, daß die Militärbehörden
an die beſtehenden Rechtsnormen gebunden ſind, ſoweit
ſie nicht unmittelbar durch Geſetz felbſt aufgehoben
wer=
den. Ferner iſt in dem Geſetz zu ordnen, welche anderen
Geſetze aufhebbar ſind, und von wem die Erklärung der Granſamkeiten begangen hätten. Etwa 20 000 Gebäude
Aufhebung auszugehen hat. 2. Den Reichskanzler zu
er=
ſuchen, dafür zu ſorgen, daß die Zenſur nicht über die
volle. Wahrung der Intereſſen der Landesverteidigung
tunlichſt gleichmäßig gehandhabt wird.
Die landwirtſchaftliche Arbeiterfrage.
(2) Der Arbeitermangel in der Landwirtſchaft iſt des
Krieges wegen von noch größerer Bedeutung als bisher.
Auf der einen Seite ſtehen die landwirtſchaftlichen
Be=
triebsleiter, Knechte und Taglöhner zu Hunderttauſenden
im Felde, während die halbe Million ausländiſcher
Wan=
derarbeiter mit Ausnahme von ein paar Zehntauſend
zurückgebliebener Ruſſen für die deutſche Bodenbeſtellung
diesmal nicht in Frage kommen. Auf der anderen Seite
iſt wegen der Aushungerungstaktik unſerer Feinde die
Sicherung unſeres Bedarfs an Lebensmitteln von höchſter
Wichtigkeit: Durch Beurlaubung eingezogener Mann=
kechnſchmaſchimeler Hilſe uſw. ſucht die Regterung dem
landwirtſchaftlichen Arbeitermangel abzuhelfen. Trotzdem
iſt es notwendig, daß auch ſonſt zur Löſung der
landwirt=
ſchaftlichen Arbeiterfrage beigetragen wird. Die: Soziale
Praxis denkt dabei an die Wiedergewinnung früherer
Landarbeiter und Arbeiterinnen, die in die Stadt
abwan=
derten, für die Feldarbeit und erwartet, daß die
öffent=
liche und gemeinnützige Arbeitsnachweisorganiſation hier
ebenſo vermittelnd eingreifen wird, wie es bei der
Be=
ſchaffung von Erntearbeitern im vorigen Jahre der Fall
war. Auch von der umſichtigen Einwirkung der
Berufs=
organiſationen auf die ſtädtiſchen Arbeitslofen verſpricht
Lohnbedingungen und die Behandlung einigermaßen
günſtig geſtaltet werden. Nötigenfalls müſſe in den Städten
die Arbeitsloſenunterſtützung, wofern nicht genügende
Behinderungsgründe vorlägen, verſagt werden.
Auf dem Lande ſelbſt hat man durch eine weitgehende
Befreiung der größeren Kinder vom Schulbeſuch dem
Arbeitermangel entgegengewirkt und die Landfrauen
mo=
bil gemacht. Damit jedoch letztere ſich der Feldbeſtellung
möglichſt nachhaltig widmen können, regt L. Harbeck in
der Zeitſchrift Das Land an, den Frauen die Sorge
in jedem Dorfe Kriegskinderſchulen zu errichten. Da die
hierfür nötigen Mittel und Perſonen auf dem Lande nicht
vorhanden wären, ſei es die Sache der Städte, in beiden
Richtungen zu helfen.
Das Schickſal Oſtpreußens.
* Der Oberpräſident von Batock hielt im
Plenarſitzungsſaale des preußiſchen Abgeordnetenhauſes
zu Berlin einen Vortrag, in dem er u. a. ausführte:
* Den Behörden ſei beim Einbruch des Feindes der
Vorwurf gemacht worden, nicht rechtzeitig für die
Siche=
heiten beziehen ſollen, ſeien alle anderen Parteien darüber rung der Bevölkerung geſorgt zu haben. Dieſer Vorwurf
einig, daß dieſe Beſchränkung zu weit gehe, und ein kla= ſei aber unberechtigt. Wenn auch, wie überall in
Deutſch=
land, ſo beſonders in Oſtpreußen, die wirtſchaftliche
Mobilmachung im Gegenſatz zu der militäriſchen hätte
zu=
übung derartiger Vollmachten nur der Takt des einzelnen wünſchen übrig gelaſſen, und wenn man bei rechtzeitiger mungen, wie die des engliſchen Geſandten Findlay gegen
Vorausſicht vielleicht wertvolle Zuchttiere und andere be= den iriſchen Volksabgeordneten Sir Roger Caſement, die
ſonders wertvolle Gegenſtände ſchon bei Beginn des Krie= aus dem Rahmen rückſichtsloſer Realpolitik herausfällt
ges hätte in Sicherheit bringen ſollen ſo hätte ſich für die
Mögliche, um eine angemeſſene, einheitliche Handhabung Maſſe der Bevölkerung und der wirtſchaftlichen Werte auch und keineswegs durch ſonveränes Stillſchweigen der
Ver=
der Zenſur ſicherzuſtellen, wie ein von ihm vorgetragener hei größter Vorausſicht nicht viel erreichen laſſen; auch geſſenheit anheim gegeben werden kann, ebenſo wie die
Runderlaß des Miniſters des Innern beweiſe. Daß in= dann nicht, wenn man die völlige Hinwegſetzung der
ruſſi=
folge des Belagerungszuſtandes Schwierigkeiten zu über= ſchen Truppen über das Völkerrecht bei der Behandlung offiziere, untergraben mit tödlicher Sicherheit die Achtung
Vor dem zweiten Einbruch im November war das
alles bekannt und man hatte die Erfahrungen hinter ſich.
und trotzdem war es nicht möglich, die acht Tage, die
zwi=
ſchen dem Entſchluß zum Rückzuge auf die Seelinie und
ſeiner Ausführung verſtrichen, zur planmäßigen
Fort=
ſchaffung von Menſchen, Vieh und Vorräten auszunutzen,
weil der Feind dann die Abſicht des Zurückgehens
vor=
zeitig bemerkt und ſeine Maßregeln danach getroffen
hätte.
Der Vortragende ſchilderte ſodann das Verhalten der
Ruſſen, welche auch in der verhältnismäßig in
Mannes=
zucht gehaltenen Rennenkampfſchen Armee neben teilweiſen
tadelfreiem Verhalten an vielen Orten die ſchwerſten
ſeien in der Provinz niedergebrannt, in mindeſtens 80 000
Haushaltungen ſei der Haushalt entweder planmäßig von
militäriſcher Seite nach Rußland geſchafft oder bis auf
und des inneren Friedens hinausgeht, vor allem aber die letzten Reſte zertrümmert. Beim erſten Einbruch ſeien
über 2000 Zivilperſonen umgebracht, 4000 fortgeſchleppt
worden. Bei dem zweiten Einfall, der nur ein Fünſtel
der Provinz betraf, hätte ſich, wer es irgend konnte, vor
dem heranrückenden Feinde gerettet, auch ſolche
Einwoh=
ner, welche bei dem erſten Einfall verhältnismäßig gut
davongekommen waren. Etwa 15000 Einwohner hätten
erlitten. Ueber 4000 — darunter ſehr viele Frauen und
Kinder — ſeien fortgeſchleppt oder ermordet und die
übri=
gen ſeien größtenteils mit ſolcher Grauſamkeit mißhandelt
worden, daß lange Zeit vergehen würde, bis ſiesſich
des ließen ſich faſt nirgends finden.
Ueber eine Viertelmillion Flüchtlinge befänden ſich
zur Zeit außerhalb ihrer Heimat. Die Rückkehr in die
zer=
ſtörten Gebiete könne aus militäriſchen Gründen vorläufig
ſchäften, Geſtellung von Kriegsgefangenen, Gewährung nur wenigen derſelben geſtattet werden und die übrigen
müßten bis auf weiteres die Gaſtfreundſchaſt Deuſchlands
weiter genießen.
* Berlin, 18. März. Der Oberpräſident von
Oſt=
preußen, Herr von Batock=Bledau, erſchien geſtern
nachmittag in der Neuen Philharmonie in Berlin bei
ſeinen geflüchteten Landsleuten und ſagte, er
habe mit Hindenburg geſprochen, ob und inwieweit
die Heimkehr bereits ratſam ſei. Hindenburg habe ihm
geſagt, ſo meldet der Berl. Lokalanz., daß die Grenzkreiſe
vorläufig noch nicht freigegeben werden ſollen. So dicht
hinter der Front der kämpfenden Truppen würde es ſich
nicht empfehlen, ſchon jetzt die Wiederbeſiedelung zu
ge=
ſich das ſozialreformeriſche Organ eine Verringerung des ſtatten. Auch hygieniſche Gründe ſprächen dagegen. Den
Mangels an landwirtſchaftlichen Arbeitern, wenn die Aufbau der Provinz werde Geld allein nicht
bewerkſtelli=
gen; dazu gehöre auch Energie, Luſt und Zähigkeit. Aber
er kenne ſeine Oſtpreußen.
Englands gewagtes Spiel.
* Die Baſeler Nationalzeitung vom 14. März ſchreibt:
Die Engländer bombardieren die Dardanellenforts aus
immer größerer Entfernung und beweiſen damit, daß ihr
Wunſch nach eigener Schonung ſtärker iſt als der Wille
zum Sieg.
Mit der Verzettelung ſeiner Kraft ſpielt England ein
um ihre kleinen Kinder abzunehmen und für dieſen Zweck gewagtes Spiel. Belgien gab es der Vernichtung preis;
Frankreich läßt es in mörderiſchem Frontalkampf bluten,
begnügt ſich ſelbſt aber mit der Feſthaltung des ſeinen
Intereſſen dienenden Küſtenſtrichs Calais-Boulogne.
Während franzöſiſche Marine=Infanterie ſchon längſt auf
heimiſchem Boden kämpft, beſchießen engliſche Seeleute
türkiſches Küſtengebiet, weil gerade dort keine feindlichen
Kampfſchiffe und deutſchen Unterſeeboote ſind. Gleich
gewagt iſt auch Englands politiſches Spiel. Heute ſchon
liebt das franzöſiſ che Volk England nicht
mehr, da ſich die Einſicht durchringt, wohin britiſche
Selbſtſucht Frankreich führt. Die Freundſchaft Rußlands
entſprang der Not, nicht dem eigenen Trieb.
Rückſichtsloſe und einſeitige Auslegung des
Völker=
rechts erbittert alle Neutralen.
Gelegenheitsunterneh=
offizielle engliſche Behandlung deutſcher
Unterſeeboot=
vor England, die ihm von allen über dem Durchſchnitt
ſtehenden Weltbürgern in ſo hohem Maße zuteil wurde,
auch damals, als es jahrzehntelang in ſeiner „ſplendid
iſolation” ſtand.
Bernard Shaw mahnt die Engländer
zum Anſtand.
* Amſterdam, 17. März. Bernard Shaw ſchreibt
in der Wochenſchrift The Nation: Wir brauchen zwei
Dinge: 1. Reſolute Unterdrückung unſeres
ſkandalö=
ſen Benehmens vor dem Feinde, das zweifelloſe
Eſel für Patriotismus halten, und 2. Beweisführung, daß
wir wohl kämpfen können, aber in Friedenszeiten auch
gute Freunde und ſichere Nachbarn ſind. Das ſchlimmſte
ſind unſere ſkandalöſen Pſeudopatrioten; ihre giftige
Rach=
ſucht, ihre unausſtehlichen Beteuerungen eigener heiliger
Gerechtigkeit und der Niedertracht jedes anderen, der
un=
männliche Schrecken und die Panik, wenn irgend jemand
ſich wie ein Gentleman benimmt, muß uns vor den
Na=
tionen erröten laſſen und ich bitte hiermit in ihrem Namen
nicht mehr fliehen können und hätten furchtbares Ungemach die Deutſchen um Verzeihung, wenn es ſo weit gekommen
iſt, daß Mancheſter Guardian, der nie den Kopf verloren
hat und zu Anfang des Krieges die Würde der engliſchen
Nation und Preſſe beſſer verteidigte als irgend ein
an=
einigermaßen von dem ausgeſtandenen Ungemach erholen deres Blatt, öffentlich beweiſen mußte, daß er kein
deut=
würden Vernunftgründe für dieſes Verhalten des Fein= ſches Blatt ſei, um das Geſchrei der Kanaille zum
Schwei=
gen zu bringen, während Daily Expreß für ein
patrioti=
ſches Blatt gilt und vielleicht abſurd genug iſt, ſich auch
ſelbſt dafür zu halten. Es wird Zeit, mit feſter Hand
die Ordnung wieder herzuſtellen. Nur der Ruf, daß
dem Vollſchiff „Perim” und zwei großen öſterreichiſchen
Dampfern „Prazatus” und „Zora” aus Raguſa hatten
die Engländer die wichtigſten und empfindlichſten Teile
aus den Maſchinenanlagen und der Steuerung entfernt
und ins Waſſer geworfen. Da haben nun unſere
Inge=
nieure unter Mitwirkung der Antwerpener
Hafenarbeiter=
ſchaft ſich ans Werk gemacht, um dieſen toten Schiffen
neues Leben einzuhauchen, und ſchon arbeiten hier und da
die Schrauben zur Probe, während die verſchiedenen
Hilfsmaſchinen, wie die für die elektriſche Beleuchtung und
Waſſerhaltung bereits wieder in Tätigkeit ſind. Zwiſchen
dieſen ruhenden Schiffen hindurch ſteuern Segler mit
Nahrungsmitteln für die große Stadt, deren gewaltiger
Kathedraleturm ſich im Hintergrunde gleich dem mit
Spitzen gezierten Arm einer ſchönen Frau in die Luft
reckt, als wolle er den einkommenden Schiffen zurufen:
Hier iſt gut ſein!
Und es war ja auch gut ſein im Schatten dieſer Kirche
und der alten, ſpitzgiebeligen Häuſer Antwerpens
über=
haupt. Davon zeugen die eleganten Hotels und
Wein=
reſtaurants ſowie die großen Kaffeehäuſer dieſer Stadi,
in denen Reeder und Kauflente, Händler und
Schiffs=
kapitäne in friedlichen Zeiten gern geſehene und
gutzah=
lende Gäſte waren, während draußen in der
Hafenvor=
ſtadt
die luſtigen Janmaats
aus aller Herren Länder billigeren, wenn auch oft nicht
ganz harmloſen Zeitvertreib fanden. Heute ſind die
viel=
fach verſchlungenen, ineinanderlaufenden, engen und nicht
ganz geheuren Gaſſen des Hafenviertels ziemlich öde und
leer. „Bij Blonte Irma” trauert ebenſo einſam wie die
Kneipe Im ſiebenten Himmel” und in der „Dicken
Marie” iſt es gerade ſo leer wie drüben „In den ſterken
Dranken” (ſtarken Getränken). Engländer und Holländer,
Schweden und Norweger, Portugieſen und Spanier,
Franzoſen und Italiener, Griechen und Türken, ja, ſelbſt
die Chineſen und Reger unter dem Heizer= und Trimmer=
perſonal der Antwerpen anlaufenden Schiffe fanden in
dieſem intereſſanteſten aller Hafenviertel der Welt ihre
beſonderen landesüblichen Kneipen. Aber der deutſche
Janmaat beherrſchte auch hier das Feld, wie die
über=
wiegend deutſch gehaltenen Inſchriften an den niedrigen
und urwüchſigen Gaſthäuſern „Zum König von Preußen”.
„Stadt Berlin”, „Im alten Hamburg”, „Zur Stadt
Wis=
mar”, „Zur Kieler Förde” u. a. m. bewieſen. Beſonders
ſympathiſch begrüßt den militäriſch geſchulten Beſchauer
aus der Reichshauptſtadt das Schild mit der leuchtenden
Inſchrift:
„Bij Vater Philipp”.
Die Mehrzahl der Wirtſchaften, auch der international
friſierten Kneipen, hatte deutſche Wirte, die beim
Kriegsausbruch ihre Nationalität nicht verleugnen
konn=
ten, als der Pöbel in das Hafenviertel eindrang und
blu=
tige Abrechnung mit den „Duitsmen” hielt. Man hat den
unglücklichen Schnapsſchenkern nicht nur das Geld
fort=
genommen die Muſikautomaten in die Schelde geworſen
und ihre Frauen und Kinder verprügelt, ſondern ſie ſelbſt
unter allerlek Mißhandlungen zum Bahnhof geführt und
in die nach Deutſchland fahrenden Züge geſtopft. Und ſo
groß iſt der Schrecken darüber bei dieſen Leuten geweſen,
daß noch heute Dutzende derartiger Lokale ohne Inhaber
daſtehen, vernagelt und verſchloſſen durch die deutſche
Verwaltung, der die verlaſſenen Hafentneipen vielleichtTüren der Häufer dieſer Straßen mag auch manch
un=
nicht ſo ganz unangenehm ſind, zu einer Zeit, wo der
vernement überhaupt verboten iſt.
Aber die verlaſſenen Hafenkneipen ſind nur die
Ku=
liſſen für ein noch ſchlimmeres Viertel, von dem in dieſem
Zuſammenhange auch geredet werden muß, zumal wir
uns daran gewöhnt haben, auch dieſen Dingen neuerdings
ſchärfer ins Auge zu ſehen. Ein halbes Dutzend enger und
turzer Straßen, die ſich im rechten Winkel ſchneiden und
auf der einen Seite von dem trüben Gewiſer alter
Hafen=
baſſins und Kanäle begrenzt ſind, bilden
das dunteiſte Onarier Antwerdens.=
Die hohen, überhängenden Häuſer berühren ſich beinahe
an den Giebeln und bilden dadurch faſt ein einziges
zu=
ſammenhängendes Gewölbe, in deſſen Winkeln das Laſter
lauert. Grelle Muſik von Orcheſtrions, Klavieren und
kleinen Kapellen lockten die Beſucher dieſer verrufenen
Straßen an und ausgelaſſene Luſtbarkeit warf den
Schleier über Szenen, die das Licht des Tages zu ſcheuen
hatten.
Die Rieſengewinne, welche den Unternehmern dieſer
Laſterquartiere erwuchſen, machten es ihnen leicht, die
Häuſer koſtbar auszuſtatten. Man ſieht Salons, deren
Wände mit vornehmen Seidenſtoffen beſpannt ſind, doch
die Wattierung darunter verrät, daß dieſer Teil der
Ein=
richtung zugleich dazu beſtimmt war, unliebſame Geräuſche
nach außenhin zu erſticken und unerwünſchte Lauſcher nicht
auf ihre Koſten kommen zu laſſen. Unzählige Spiegel,
Malereien, Fontänen und Blumen ſuchten dem Beſucher
ein Dorado vorzutäuſchen, um ihm das Geld aus der
Taſche zu locken, das ja den Sceleuten nach langer Fahrt
ohnehin ſehr loſe ſitzt.
Mord und Totſchlag ſind in dieſen engen Gaſſen zu
Hauſe geweſen und alle Leidenſchaften der Hölle gaben
ſich hier ein Rendezvous. Hinter den wie der Eingang zu
einem Panzergewölbe anmutenden ſchweren, eiſernen
ſchuldiges Mädchen geſchmachtet haben, bis die Ankunft
Ausſchank von „ſterken Dranken” von dem Generalgou= der „Barbaren” auch hier erfreulichen Wandel ſchuf. Die
Vorbereitungen, welche die Geſundheitspolizei des
Gou=
vernements in Brüſſel für dieſes dunkle Kapitel belgiſcher
Kultur getroffen hat, laſſen erfreulicherweiſe erkennen,
daß es ſo wie bisher nicht weiter gehen wird, und ſo
wird dieſes Stück Antwerpen, gewiß nicht zum Schaden
des ganzen Landes, für alle Zeiten erledigt ſein.
wir Vernunſtaründen zugängig ſind, kaunt
uns davor bewahren, daß ſich Europa ſchließlich
zuſam=
mentut zum Schutze gegen Rußland einerſeits und
Eng=
land andererſeits. Solch eine Kombination iſt vor dem
Krieg ſchon einmal von einem Deutſchen vorgeſchlagen
worden. Wir haben keine Ahnung, wie wir gefürchtet
ſind. Außer für Wahnſinnige, die ſolche Dinge wünſchen,
muß die Parole für jeden Engländer lauten: Benehmt
euch anſtändig!
Die Times gegen die engliſche Admiralität.
* Kopenhagen, 17. März. (Ctr. Bln.) Der
Ma=
rinemitarbeiter der Times kritiſiert den amtlichen eng
liſchen Bericht über die Seeſchlacht in der
Nordſee, der vor kurzem erſchienen iſt, und greiſt die
jetzigen und früheren Mitteilungen der engliſchen
Ad=
miralität ziemlich energiſch an. Er weiſt darauf hin, daß
der erſte und gegenwärtige Bericht merkwürdige
Widerſprüche aufwieſen. Im erſten Bericht hieß es,
daß die engliſche Flotte durch deutſche Unterſeeboote und
durch Minen an der Verfolgung der gegneriſchen Schiffe
gehindert worden wäre. Jetzt ſei die Rede nur von
Unter=
ſeebooten. Der jetzige offizielle Bericht ſchaffe über dieſen
Widerſpruch keine Klarheit und laſſe die Urſache, weshalb
damals die Schlacht abgebrochen wurde, im Dunkeln.
Die Times meint, was nach dem Augenblick, da der „Lion”
kampfunfähig gemacht wurde, geſchehen iſt, das bekommen
wir nicht zu hören. (Na alſo!) Dieſer Bericht iſt
voll=
kommen unvollſtändig und läßt deshalb Irrtümer zu.
Falls man es wirklich nur mit Unterſeebooten zu tun
ge=
habt hat, weshalb konnte man dieſen denn nicht auf die
Fleiche Weiſe ausweichen, wie es ſeinerzeit dem Bericht des
Admirals Beatty zufolge in der Schlacht bei Helgoland
der Fall war.
„und willſt du nicht mein Bruder ſein ꝛc.‟.
* (Ctr. Bln.) Nach einer Meldung aus Athen ſind
dort amtliche Nachrichten eingetroffen, wonach die
engliſch=franzöſiſche Flotte auf Lemnos 2000 Mann
gelandet und die dortige griechiſche Behörde
ab=
geſetzt habe. Griechenland ſei gegen dieſe offenkundige
Vergewaltigung ohnmächtig und könne ſich nur auf
pla=
toniſchen Einſpruch beſchränken, der bei der notoriſchen
Mißachtung der Neutralen durch England wenig nützen
dürfte. (Voſſ. Ztg.)
Das kluge Bulgarien.
* Sofia, 17. März. Sir Edward Grey
beant=
wortete kürzlich im engliſchen Parlament eine
anſcheinend beſtellte Interpellation darüber, ob
Ser=
hien ſich zu einer Gebietsabtretung an Bulgarien
verſtehen würde, dahin, daß die Regierungen der
Dreiver=
bandsmächte bereit wären, jede dauernde Regelung der
Balkanfragen zu unterſtützen und jede ſich hierzu bietende
Gelegenheit auszunutzen. Die vorbereitete, von einem
Blatt Papier verleſene Antwort iſt von hieſigen
Nationa=
liſten als eine plumpe Falle bezeichnet worden. Heute
ſchreibt ein Blatt dazu: Die Dreiverbandsmächte wollten
damit Bulgarien bloß irre leiten, damit letzteres zum
Werkzeuge beſonders Rußlands werde. Nach der
Errei=
chung dieſes Zieles würde Bulgarien vor eine neue
nationale Kataſtrophe geſtellt ſein. Das bulgariſche Volk
habe jedoch genügend Energie, um den neuen
Täuſchungs=
verſuch der Dreiverbandsmächte zurückzuweiſen und
ſelbſt=
ſtändig für ſeine nationale Einigung zu arbeiten.
Japan und China.
* Die japaniſchen Forderungen
be=
ſpricht eine Zuſchrift an Daily News and Leader. Es
ſcheine tatſächlich, daß Japan die ohne Zweifel England
ſchädigenden Schritte unternommen habe, weil den
euro=
päiſchen Nationen die Hände gebunden
ſeien. Es ſei bedauerlich, daß Japan nunmehr den erſten
nicht rückgängig zu machenden Schritt auf dem abſchüſſigen
Wege getan habe. „Je mehr man darüber nachdenkt, deſto
tapferen Krieger, verſuchen will, in den Zeiten unſerer
Bedrängnis uns zu benachteiligen. Wird denn der
ja=
paniſche Geſandte in den nächſten Tagen uns nicht
dar=
über beruhigen, indem er erklärt, daß Japan dieſe
energi=
teren Beläſtigungen Deutſchlands im fernen Oſten zu
ſchützen?!”
Japans Forderungen an China würden, wie ein
Leit=
artikel der Neu=York Times hervorhebt, die chineſiſche
Selbſtändigkeit ſchwer bedrohen, ſind aber
noch zu unklar. Es ſei an den Notenaustauſch von 1908
zwiſchen Root und Takahira erinnert. Daß Japan
wirk=
lich dieſe Bahn geht, kann man nicht glauben. Sehr
be=
dauerlich iſt daher, daß Japan ſeine Haltung in Sachen
Kiautſchous geändert hat. Denn von Okuma iſt gegen
Amerika am 24. Auguſt eine feierliche Verpflichtung
über=
nommen worden. Japan ſollte lieber Kiautſchou ohne
Entſchädigung zurückgeben und das Prinzip der
Unver=
letzlichkeit Chinas nicht außer acht laſſen, auch wenn es
nicht leicht iſt, das gegen die Radikalen im Innern
durch=
zuſetzen. Ihnen nachzugeben wäre eine verhängnisvolle
Schwäche.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. März.
* Schulperſonalien. Ihre Königl. Hoheit die
Groß=
herzogin haben den Oberlehrer Dr. Georg Heußel
zu Arnſtadt zum Oberlehrer an der Oberrealſchule zu
Gießen und den Oberlehrer an dem Wolfgang Ernſt=
Gymnaſium zu Büdingen Aloys Appelmann zum
Oberlehrer an dem Gymnaſium zu Offenbach ernannt.
Uebertragen wurde der Schulamtsaſpirantin Eliſabeth
Neſſel aus Seligenſtadt, Kreis Offenbach, eine
Lehrerin=
ſtelle an der Volksſchule zu Hainſtadt, in demſelben
Kreiſe. In den Ruheſtand verſetzt wurde die Lehrerin
an der Volksſchule zu Gonſenheim, im Kreiſe Mainz,
Friederike Birlo auf ihr Nachſuchen, unter Anerkennung
ihrer langjährigen treuen Dienſte, vom 1. April 1915 an.
* Militärdienſtnachricht. Vogel (Darmſtadt),
Unterapotheker bei den Reſervelazaretten, zum
Ober=
apotheker befördert.
— Großh. Hoftheater. Mit einer Aufführung des
„Barbiers von Sevilla” endet heute der muſikaliſche
Luſt=
ſpielzyklus. B 30. Samstag, den 20., erſcheint das
be=
liebte und erfolgreiche Luſtſpiel „777: 10‟ zum erſtenmal
als Volks= und Garniſonsvorſtellung zu ermäßigten
Preiſen auf dem Spielplan. Anfang 7 Uhr. Sonntag,
den 21., nachmittags 2½ Uhr, wird das Luſtſpiel „Raub
der Sabinerinnen” als Volkse und Garniſonsvorſtellung
zu ermäßigten Preiſen nach längerer Zeit wieder in den
Spielplan aufgenommen. Sonntag, den 21., abends, iſt
die Erſtaufführung der Geſangspoſſe „Wie einſt im Mai”
angeſetzt. Das liebenswürdige luſtige Werk, das uns in
vier lebendigen friſchen Bildern 80 Jahre bürgerliches
Kultur= und Menſchenleben vorführt, hat mit ſeiner
reizenden, von den Komponiſten des „Filmzaubers”
ge=
ſchriebenen Muſik überall einen ungewöhnlich ſtarken
Erfolg. Die hieſige Aufführung wird von Bruno
Harprecht inſzeniert, von Erich Kleiber dirigiert: Montag,
den 22., wird die infolge des Verſagens des elektriſchen
Lichtes abgeſagte Vorſtellung „Mignon” nachgeholt.
Dieſer Abend gilt als der 26. im C=Abonnement. Eventuell
noch übrig gebledene Karten des mit Ende Februar
abgelaufenen Blockabonnements können für dieſe
Vor=
ſtellung, die ja im Februar hätte ſtattfinden ſollen, noch
gegen Tageskarten umgetauſcht werden. Die nächſte
Wiederholung des „Datterich” iſt für Dienstag, den 23.,
A 30, angeſetzt.
* Auskunftsſtelle über Verwundete in der Provinz
Poſen. Wir haben an dieſer Stelle ſchon wiederholt
dar=
auf hingewieſen, daß zur beſchleunigten Vermittelung von
Nachrichten über verwundete und kranke Militärperſonen
für die Provinz Poſen im Königlichen Oberpräſidium in
Poſen eine Auskunftsſtelleüber Verwundete,
gen, beſteht. Die Auskunftsſtelle hat uns gebeten,
be=
kannt zu geben, daß ſie die deutſchen Kriegslazarette in
Ruſſiſch=Polen in den Bereich ihrer Tätigkeit hineingezogen
hat und demnach in der Lage iſt, auch über
Verwun=
dete und Kranke, die in dieſen Lazaretten
ſchen Schritte nur unternommen hat, um China vor wei=liegen, Auskunft zu geben. Anfragen ſind nach wie
vor zu richten an die Auskunftsſtelle über
Ver=
wundete in der Provinz Poſen in Poſen O. 1,
Taubenſtraße 1. Wir bemerken noch, daß es ſich empfiehlt,
zu den Anfragen Poſtkarten mit Rückantwort (
Doppel=
karten) zu verwenden, wobei auf der Antwortkarte die
genaue Adreſſe des Abſenders vorzuſchreiben iſt.
Bei den Privatpäckereien nuch dem Felde iſt
in der Adreſſe auch das zuſtändige Militär=
Paketdepot anzugeben. Da faſt alle Verſchleppungen
und Verluſte von Feldpaketen durch mangelhafte
Adreſ=
ſierung verurſacht werden, iſt die Angabe des richtigen
Militär=Paketdepots in der Adreſſe etwas ſehr wichtiges.
Wer daher ſeiner Sache nicht völlig ſicher iſt, tut gut, vor
Abſendung eines Pakets nach dem Felde erſt beim
nächſten Paketdepot anzufragen, welches Paketdepot
zu=
ſtändig iſt. Unerläßlich iſt eine ſolche Anfrage in allen
Fällen, wo in der Feldadreſſe ein „Armeekorps”
„Reſervekorps” oder „Landwehrkorps” nicht angegeben
iſt, weil der Truppenteil einem ſolchen Korps nicht
unterſteht. Für Anfragen dieſer Art werden, was dem
Publikum noch nicht hinreichend bekannt zu ſein ſcheint,
an den Poſtſchaltern beſondere (grüne)
Doppel=
poſtkarten zum Preiſe von 1 Pfg. für das Stück
feilgehalten. Zur Bequemlichkeit des Publikums ſind
darin Anfrage und Antwort ſoweit möglich ſchon
vorgedruckt. Die Poſt befördert dieſe Karten
un=
entgeltlich.
Poſtſcheckverkehr. Der zwiſchen den
Poſtſcheck=
ämtern in Berlin, Breslau, Köln, Frankfurt (Main),
Hamburg, Hannover, Karlsruhe (Baden) und Leipzig
und den Abrechnungsſtellen der Reichsbank
beſtehende bargeldloſe Zahlungsausgleich weiſt für das
Jahr 1914 troß des Krieges gegenüber dem Jahre 1913
noch eine Zunahme auf. In den Abrechnungsverkehr
gelangten rund 558000 Schecks im Betrage von mehr
als 4,8 Milliarden Mark.
* Ausſtellung von Zeichnungen. Im Zeichenſaal
der Mittelſchule II findet Sonntag, den 21. März, von
11 bis 5 Uhr, eine öffentliche Ausſtellung von
Zeichnungen der Schüler und Schülerinnen ſtatt.
Die Schule bittet um zahlreichen Beſuch. Zugang von
der Karlſtraße und, von der Hermannſtraße aus.
* Alice=Frauen=Verein für Krankenpflege. Unter dem
Vorſitze Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin
fand am 16. d. M. eine Sitzung des
Landesaus=
ſchuſſes des Alice=Frauen=Vereins ſtatt, an
der Mitglieder des Zentralkomitees, Vertrauensdamen
und Vertreterinnen von Zweigvereinen, im ganzen etwa
50 Perſonen, teilnahmen. Die Verhandlungen, die von
dem Generalſekretär des Vereins, Miniſterialrat Dr.
Kratz, geleitet wurden, betrafen u. a. die
Kriegsfürſorge=
tätigkeit des Vereins, insbeſondere deſſen Beteiligung än
der Fürſorge für die Familien der Kriegsteilnehmer, an
den Maßnahmen für die Volksernährung und an der
Kriegsbeſchädigtenfürſorge. Hierbei könnte mit
Befriedi=
gung feſtgeſtellt werden, daß in allen Teilen des Landes
die Zweigvereine eine rege und erfolgreiche Tätigkeit
ent=
wickelt haben. Es wurde die Gründung eines beſonderen
Ausſchuſſes für Kriegsbeſchädigtenfürſorge beſchloſſen, der
im Einvernehmen mit den bereits beſtehenden
diesbezüg=
lichen Organiſationen und im engeren Anſchluß an dieſe
die planmäßige Beteiligung der Frauenvereine in unſerem
Lande zur Durchführung bringen ſoll. Es wurde ſodann
Aeußerungen Hindenburgs. Daily Chroniele
ent=
hält, der Voſſiſchen Zeitung zufolge, einen Bericht über
eine Unterredung mit Hindenburg, in dem manche
mar=
kanten Aeußerungen des Marſchalls glänzen. Auf die
Frage: Was halten Sie von der ruſſiſchen Dampfwalze?,
antwortete Hindenburg: „Sie hat die Straßen
keines=
wegs verbeſſert, gleichviel, ob ſie vor= oder rückwärts ging!“
Auf die Frage: Sind Sie beunruhigt von dem offenen
Geheimnis des Großfürſten über die neuartige Offenſive,
die nicht die Geſtalt einer Dampfwalze, ſondern einer
Kavallerieflutwelle haben ſoll? ſagte Hindenburg
kalt=
blütig: „Sie wird gegen eine Mauer loyalen Blutes und
Fleiſches, die mit Stahl beſetzt iſt, an= und abprallen, wenn
ſie kommt!” Hindenburg erklärte ferner, daß ſeine Armee
dem amerikaniſchen Eiſenbahngenie viel verdanke. Die
Amerikaner hätten ſich große Verdienſte um die
Entwicke=
lung jener Waffe erworben, wodurch es ermöglicht werde,
mit verhältnismäßig ſchwachen Kräften die ruſſiſchen
Mil=
lionen immer wieder zu werfen: Dampfroß gegen
Dampf=
walze! Der Feldoberſt bemerkte, daß er neulich geleſen
habe, daß ein großes Schiff mit ſchweren Kanonen aus
Amerika nach Rußland abgegangen ſei: „Auf dem
Tranſitwege zu uns” bemerkte er mit trockenem Humor,
„denn wenn ſie an die Ruſſen konſigniert ſind, werden
wir ſie früher oder ſpäter haben.”
Intrigen am ruſſiſchen Hofe. In der Neuen Freien
Preſſe veröffentlicht Graf v. Mniszek de Prado,
ver=
anlaßt durch das plötzliche Hinſcheiden des Grafen
Witte, einige Betrachtungen über „Intrigen am
ruſſi=
ſchen Hoſe”, denen wir folgendes entnehmen:
Bevor dieſe Zeilen im Druck erſcheinen, wird
viel=
leicht ſchon der Telegraph die Wahrheit über das Gerücht,
„Witte ſei ermordet worden” mitgeteilt haben. (
Dem=
gegenüber wird gemeldet, daß Graf Witte an einer
bös=
artigen Ohrenentzündung geſtorben ſei. D. Red.) Sollte
dem ſo ſein, ſo wäre dabei nichts Verwunderliches.
Ruß=
land iſt nämlich nicht nur eine durch Mord gemilderte
Deſpotie, ſondern der letzte gehört daſelbſt auch zu den
notwendigſten Requiſiten des politiſchen Lebens. Wird
einmal das Plehweſche Geheimarchiv, das nach der
Er=
mordung dieſes perverſeſten aller ruſſiſchen Miniſter nicht
eben zur freudigen Erbauung der Hofkreiſe vorgefunden
wurde, der Oeffentlichkeit zugänglich werden,
wird man erſehen, daß meine obige Behauptung keine
Uebertreibung ſei, und daß ſchon vor Jahren in Plehwes
Aufzeichnungen neben dem Namen Witte ein — ominöſes
Kreuzzeichen ſtand! Dieſes bedeutete aber einen
Todes=
wechſel auf Sicht! Wittes Hauptfeinde waren die Kaiſerin=
Mutter, Nikolai Nikolajewitſch, der jetzige Oberkomman=
dierende, und die verſtorbenen Großfürſten Sergius und
Wladimir. Natürlich ſchloß ſich dieſen erſtrangigen
Göt=
tern ein ganzes Gros minderer und auch ganz kleiner an.
Die ganze Phalanx der Panſlawiſten aller
Schattierun=
gen und der Altruſſen haßte den „Deutſchen” Witte.
Wittes Korreſpondenz wurde lange überwacht. Briefe, die
er abſchickte oder erhielt, wurden kopiert. Witte tröſtete
ſich aber damit, daß es dem Zaren und Mitgliedern ſeiner
Familie nicht beſſer erging. Die Entdeckung von Plehwes
Geheimarchiv hat hierfür unwiderlegbare Beweiſe
er=
bracht.
Mehr wie einmal war der Zar nahe daran, Witte
deſſen Feinden zu opfern. Zweimal wurden bei ihm,
wenn auch in diskreteſter Form, Hausſuchungen
abgehal=
ten. Witte erkrankte damals auch a tempo und trat eine
längere Auslandsreiſe an. In der erſten Maihälfte des
Jahres 1904 bereiteten ſich große Ereigniſſe in Rußland
vor. Die Gatſchinger und Moskauer Partei hatte
be=
ſchloſſen, Nikolaus II. zur Abdankung zu zwingen. Alle
Vorbereitungen waren getroffen. Da trat Graf Witte
dazwiſchen und enthüllte dem Zaren alle gegen ihn
ge=
ſponnenen Ränke. Der Kaiſer hatte zuerſt einen ſeiner
bekannten Weinkrämpfe. Als er ſich nach 24 Stunden
be=
ruhigt, wollte er mit unnachſichtiger Strenge gegen die
Verſchwörer vorgehen. Und wieder war es Witte, der
beſonders mit Rückſicht auf die damalige Lage Rußlands
zur größten Mäßigung mahnte. Sein Rat ward befolgt.
Außer einigen Familienſzenen und einigen Aenderungen
in Hof= und Militärkreiſen hatte das ganze Komplott
keine weiteren Folgen. Gouverneur Graf Muſſin=Puſchkin
ſprach mit mir darüber und meinte unter anderem, Witte
hätte ſehr unklug gehandelt, daß er die Gelegenheit nicht
benützt hat, alle ſeine Feinde radikal los zu werden: „An
dieſer Dummheit kann er noch eines ſchönen Tages
zu=
grunde gehen. Wir vergeſſen nichts, und die Rache wird
hierzulande kalt genoſſen.” Wer weiß, ob dieſe Worte nicht
prophetiſch waren! Witte war den Panſlawiſten, die
heute am Ruder ſind, ſehr unbequem. Rußland und mit
ihm zugleich der Abſolutismus, die Reaktion und die
In=
toleranz kämpfen um ihr Beſtehen, ihre Zukunft. Die
Ideen eines Witte waren aber unvereinbar mit dieſem
Motto. Er iſt alſo zur Zeit geſtorben. Mit Witte iſt der
größte und energiſchſte Bremſer der chauviniſtiſchen
ruſ=
ſiſchen Staatsmaſchine dahin — und dies gibt ſeinem
Tode über die lokalen Grenzen hinaus auch eine
inter=
nationale Bedeutung.
* Kinderlos und militärfrei. In einem weſtfäliſchen
Blatte erſchien letzthin eine Wohnungsanzeige, für die
kinderloſe Leute, wie leider ſo oft, geſucht wurden. Ein
Feldgrauer ſchrieb darauf an die Zeitung: „Die
Woh=
nung ſoll an kinderloſe Familien vermietet werden.
Wo um alles in der Welt ſollte aber unſer geliebtes
Vater=
land ſeine Soldaten hernehmen, wenn kinderliebende
Fa=
milien keine Unterkunft finden können? Es iſt dies ein
Volksübel im wahrſten Sinne des Wortes, das leider ſehr
viel anzutreffen iſt. Wir Deutſchen wollen Gott danken,
daß wir im Beſitz kinderreicher Familien ſind; wehe uns,
wenn wir dem ſteuern müſſen, in erſter Linie durch
Woh=
nungsnot! Den Hausbeſitzern wünſche ich nur von
Her=
zen, daß ſie ſich einmal mit eigenen Augen die
Trümmer=
ſtätten hier anſehen könnten. Das gleiche Schickſal hätte
auch ihrem Beſitz gedroht, wenn nicht die „Kinder” — die
jetzt zu ſtrammen deutſchen Soldaten herangewachſen ſind
ſie davor bewahrt und beſchützt hätten.‟ Dieſe vom
gerechten Zorn eines Kriegers diktierten Worte, bemerkt
dazu die Gewerkſchafts=Korreſpondenz Nr. 9, treffen den
Nagel auf den Kopf: ſie verdienten, in großen Lettern an
allen Häuſern angeſchlagen zu werden, wo nur kinderloſe
Leute genehm ſind. Wir finden jetzt in allen Zeitungen
und Zeitſchriften Ehrentafeln unſerer Helden des
Schlacht=
feldes. Als Gegenſtück dazu ſollte man auch
Schand=
tafeln mit dem Namen ſolcher Vermieter errichten, die
keine Kinder dulden wollen, dafür aber vielleicht Hunde
und ſonſtiges Getier in „liebevoller” Pflege haben. Wie
wäre es unſerem deutſchen Vaterlande ergangen, wenn
wir nach dem gleichen Rezept wie in Frankreich unſere
Volkskraft durch das Laſter des
Zweikinder=
ſyſtems zermürbt hätten!
Auf gleicher Stufe vaterlandsloſen Empfindens ſteht
das Verlangen zahlreicher Geſchäfte, Anſtalten,
Behör=
den u. a., die bei frei gewordenen Stellen
militär=
freie Anwärter den militärpflichtigen vorziehen. In
der augenblicklichen Kriegszeit iſt es ja ſelbſtverſtändlich,
daß alles, was den Kriegsrock tragen kann, auch auf das
Feld der Ehre zur Verteidigung des Vaterlandes eilt.
Aber es wäre doch traurig, wenn das Verfahren, wie es
vor dem Kriege anſtandslos geübt wurde, auch nach dem
Kriege fortgeſetzt wird. Wir Zurückgebliebenen haben
eine ungeheure Ehrenſchuld unſeren tapferen Brüdern
draußen, ſoweit das überhaupt möglich iſt, abzuzahlen.
Gewiß bringt es mancherlei Unbequemlichkeit mit
ſich, wenn in Geſchäft und Anſtalt der Einzelne
militä=
riſche Uebungen mitmachen muß und neue Bewerber
ge=
ſucht oder Vertretungen eingerichtet werden müſſen. Aber
was ſind das für jämmerliche Kleinigkeiten gegenüber
den ungeheuren Verdienſten unſerer Krieger in
Verteidi=
gung von Heim und Herd!
ermene euer er Simeg i0 Mehtiene ir
berufsmäßigen und freiwilligen Krankenpflegerinnen,
Hilfsſchweſtern und Helferinnen eingehend erörtert und
über die Organiſation und Ausbreitung des Vereins
ge=
ſprochen. In letzterer Hinſicht wurde mitgeteilt, daß ſeit
Kriegsbeginn durch Gründung zahlreicher neuer
Zweig=
vereine und Anſchluß beſtehender Frauenvereine der Verein
eine ſehr erfreuliche Ausbreitung in unſerem Lande
er=
fahren hat; er zählt zur Zeit 127 Zweigvereine mit über
22000 Mitgliedern.
* Städtiſche Zentralſtelle für die Volksernährung.
s iſt in dieſem Jahre von ganz beſonderer Wichtigkeit,
daß jedes Fleckchen Erde zum Anbau von Gemüſen und
Kartoffeln ausgenutzt wird, damit wir durch einen
größe=
ren Ertrag einen Erſatz für fehlende Nahrungsmittel
er=
halten. Es iſt deshalb mit beſonderer Freude zu
begrü=
ßen, daß der Gartenbauverein Darmſtadt in
liebenswürdiger Weiſe ſich bereit erklärt hat, dem Wunſche
der Zentrale, den Kleingartenbau zu unterſtützen, in
weitgehendſtem Maße entgegenzukommen. Zu dieſem
Zwecke hat er mittels ſeiner bewährten Kräfte folgende
Einrichtungen im Rahmen der Zentrale geſchaffen:
1. eine Beratungsſtelle für
Kleingarten=
bau, geöffnet Montags und Dienstags von 11—1 und
Freitags von 5—7 Uhr, Stadthaus, Zimmer 1. Hier wird
von den Herren Lehrer Grimm, Lehrer Herbſt und
Kreis=
obſtbautechniker Dorſch fachmänniſche Auskunft über
Be=
ſtellung und Bepflanzung von Kleingärten erteilt. Auch
ſchriftliche Anfragen werden, ſoweit tunlich, berückſichtigt.
2. Beſichtigung von Vereinsgärten unter
fachmänniſcher Führung. Dieſe Beſichtigungen
haben den Zweck, praktiſche Anweiſungen zu geben. Die
Führungen übernehmen: Herr Hofgarteninſpektor
Wei=
gold, Mittwochs um 5 Uhr, in den Vereinsgärten
am Heinrich=Wingertsweg, Herr Lehrer Herbſt,
Sams=
tags um 5 Uhr, in denſelben Gärten. Herr Lehrer
Preſſer, Sonntags um 5 Uhr, in den Gärten der
Stadtmädchenſchule I (Eingang an der Südmauer des
alten Friedhofs). Außerdem hat der Verein in dankens= zungfreigegeben. Es handelt ſich um ſandige
Flä=
werter Weiſe beſchloſſen, zu den Vorträgen in
ſei=
nen Monatsverſammlungen jeden erſten
Don=
nerstag im Monat und zu den zwangloſen Ausſprachen
über den Kleingartenbau an den ſogenannten Kleinen
Abenden, die am driten Mitwoch in jedem Monat
um 8¼ Uhr abends in einem beſonderen Saale des
Kaiſer=
ſaales ſtattfinden ſollen, alle Intereſſenten
zuzu=
laſſen, auch wenn ſie dem Verein als Mitglieder nicht
Stelle aufs wärmſte empfohlen. Wir ſind ſicher, daß ſie mit großem Erfolg Ausgrabungen aus der Römerzeit
vielen Anfängern und auch ſonſtigen Gartenliebhabern
von großem Nutzen ſein werden, und dazu beitragen
kön=
nen, daß ein weiteres Werk, das zur Stärkung unſerer
wirtſchaftlichen Lage dienen ſoll, aufs ſegensreichſte
ge=
fördert wird.
* Unter Hindenburgs Fahnen. Dieſer einzig
da=
ſtehende Kriegsvortrag, wiederholt am 19. März im
Traube=Saal, erfährt auch diesmal ein außerordentliches
Intereſſe. Lindenberg bringt nicht nur Selbſterlebtes
und =erſchautes, packende Schilderungen von den Schlachten
bei Tannenberg und an den Maſuriſchen Seen, über
un=
ſeren Stab und deſſen heldenhaften Chef, Exzellenz von
Hindenburg, er erläutert auch alle Berichte durch mehr
als hundert farbenprächtige Lichtbilderaufnahmen. Eine
auch geſchichtlich wertvolle Erinnerung erhielt Paul
Lin=
denberg gelegentlich ſeines Vortrages in München, dem
auch der König von Bayern mit ſeinen Töchtern beiwohnte.
Aufs tieſte bewegt, dankte derſelbe dem Redner in
war=
men Worten für den genußreichen Abend, der ihn von
Anfang bis zu Ende mit Wort und Bild ganz
außer=
ordentlich intereſſiert hatie und ließ Herrn Lindenberg
am anderen Tage wertvolle= Geſchenke überreichen. In
gleicher Weiſe dankte die Schweſter des Königs von
Sach=
ſen, Prinzeſin Mathilde Herrn Lindenberg mit den
Wor=
ten: „Das muß mein Brüder auch hören und ſehen!”
Konzert verbündeter Geſangvereine. Wie durch
die Anzeigen bekannt, findet das Konzert nächſten
Sams=
tag, den 20. März, um 8 Uhr im Kaiſerſaal ſtat, und
zwar zum Beſten des „Deutſchen Vereins für
Sanitäts=
hunde‟ Die große Aktion, die dieſer Verein zu Beginn
des Feldzuges einleitete, hat gute Erfolge gezeitigt,
Er=
folge, von denen jeder ein unerſetzliches, bei den vielen
Verluſten doppelt wertvolles Menſchenleben bedeutet. Und
während ſchon ſeit längerer Zeit im Weſten eine große
Zahl Sanitätshunde arbeiten, iſt nun auf
Anre=
ung des Generalfeldmarſchalls v. Hindenburg, der dieſer
neueſten Errungenſchaft der Kriegsſanität ſofort vollſte
Aufmerkſamkeit zuwandte, auch der Oſten noch weit
aus=
giebiger mit Hunden verſehen worden. Im ganzen ſind
110 Saniälshunde mit eigenen gühranhr. aegen
klugen Tiere, die mit ihrem Spürſinn verwundete
Kämp=
gemachten Aufwendungen werden durch ihre ſegensreiche einſchließlich ohne Abtrennung von Brotkartenmarken
Wirkſamkeit vollauf belohnt. Aber auch die pekuniären geſtattet. Der Magiſtrat der Stadt Berlin verpflichtete
da muß jeder helfen! Denkt es ſind vieleicht Sohn und
Bruder, die ſehnſüchtig auf den treuen Hund als Retter
warten! Gebt, ſo viel ihr könnt, und unterſtützt durch
* Im Katholiſchen Dienſtmädchen=Verein hat auf
Anregung des Herrn Präſes eine ganze Anzahl von
Mädchen ihre Erſparniſſe, oft im Betrag von
mehreren hundert, ja bis zu tauſend Mark in
Kriegs=
anleihe angelegt. Möchte dieſes Beiſpiel noch in
letzter Stunde Nachahmung finden.
* Eine Schar Zugvögel, die eine Pfeilſpitzenform
bildeten, wurde geſtern abend 6 Uhr, über Beſſungen
nach NO. fliegend, geſehen. Sie beſtand aus großen
Vögeln, vielleicht Kranichen oder Störchen.
r. Eine mutige Tat. Geſtern früh ſcheute am
Marien=
platz das Pferd eines führerloſen Fuhrwerks und rannte
in wildem Lauf nach der belebten Heidelberger Straße zu.
Der gerade vorübergehende Inhaber der
Kohlengroß=
handlung H. warf ſich dem Tier mutig entgegen und
brachte es glücklich zum Stehen, ſo daß ein Unglück
ver=
mieden wurde.
§ Zuſammenſtoß. Am Mittwoch iſt an der Ecke
der Heidelberger= und Hermannſtraße ein Automobil
mit einem Motorwagen der elektriſchen Straßenbahn
zuſammengeſtoßen. Das Automobil und der
Motorwagen wurden hierbei beſchädigt.
* Orpheum — Bauerntheater. Die Erſtaufführung
des Schwankes „Jeſſas, der Storch” findet heute
Freitag ſtatt; das Stück verbleibt auch für Samstag
und Sonntag auf dem Spielplan. Beſonders
hervor=
zuheben iſt, daß dieſe Neuheit auch am Sonntag
nachmittag als Volksvorſtellung angeſetzt iſt. (Siehe
Anzeige.)
Arheilgen, 18. März. (Kochkurſus.) Zu dem
anfangs dieſer Woche eröffneten Abendkochkurſus war eine
ſolche Menge Anmeldungen eingegangen, daß eine
grö=
ßere Anzahl Frauen und Mädchen für einen ſpäteren
Kurſus zurückgeſtellt werden mußten. An dem jetzigen
Unterrichte nehmen 21 Schülerinnen teil, die zum
größ=
ten Teil am Tage in der Chemiſchen Fabrik von Merck
beſchäftigt ſind. Wie verlautet, ſollen diejenigen, die ſich
durch beſonderen Fleiß und Eifer auszeichnen, bei Schluß
der Veranſtaltung ausgezeichnet werden.
Wixhauſen, 18. März. (Ueber die
Volks=
ernährung im Krieg) ſprach hier geſtern abend in
einer von etwa 60 Frauen beſuchten Verſammlung die
Lehrerin Frl. Schmidt aus Arheilgen. Sie erinnerte
an die Opfer, die unſere Helden in dieſem Kriege für uns
darbringen, und forderte dazu auf, mit Opferſinn auf
dem Gebiete der Volsernährung durch zeitgemäße
Em=
haltſamkeit, ſowie durch rechte Auswahl und ſparſame
Verwendung der verfügbaren Lebensmittel dazu
mitzu=
wirken, daß Deutſchland bis zum entſcheidenden Siege
durchzuhalten vermag. Ein praktiſcher Kochbeutel wurde
vorgezeigt, zweckdienliche Merkblätter wurden verteilt.
Kriegskochbücher ſollen, ſobald ſie gedruckt zu haben ſind,
hier verteilt werden. Wir hoffen, daß Wixhauſens
Frauen, durch das Gehörte angeregt, über die Frage der
Ernährung im Krieg nachdenken und durch richtige
Geſtal=
tung der Ernährung in dieſer ernſten Zeit ihre
vaterlän=
diſche Pflicht erfüllen.
* Griesheim, 18. März. (
Brotpreisermäßi=
gung.) Von morgen ab koſtet in unſerer Gemeinde der
Vierpfünder=Laib Brot 66 Pfg., gegen ſeither 76 Pfg. Die
Gemeinde liefert den Bäckern den Doppelzentner Mehl zu
34 Mark.
Pfungſtadt, 18. März. (Die hieſige
Ge=
meindeverwaltung) hat die in unmittelbarer Nähe
der Stadt belegenen unbebauten Ländereien im
allge=
meinen Intereſſe unentgeltlich zur
Bepflan=
chen größeren Umfanges, die ſeither größtenteils zu
Shiel=
plätzen und zur Abhaltung von Feſtlichkeiten benutzt
wurden.
Groß=Gerau, 18. März. (Ausgrabung.) Weſtlich
der Straße Dornheim-Wolfskehlen an dem Wäldchen
wurde von Soldaten der 5. Kompagnie beim Ausheben
von Schützengräben ein guterhaltenes menſchliches Skelett
angehören. — Alle dieſe Einrichtungen ſeien an dieſer gefunden. Es iſt dies an einer Stelle, wo ſchon früher
ſtattgefunden haben.
Offenbach, 18. März. (Unbekannte weibliche
Leiche geländet.) Geſtern nachmittag wurde an der
Offenbacher Schleuſe die Leiche einer unbekannten, etwa in
den 20er Jahren ſtehenden weiblichen Perſon aus dem
Main geländet. Die Verſtorbene iſt etwa 1,65 Meter groß,
von unterſetzter Statur, hat ſchwarzes Haar, braune
Augen, ſchwarze Augenbrauen, guterhaltene Zähne. In
rotem Steinchen gefunden. Die Leiche ſcheint noch nicht
lange im Waſſer gelegen zu haben.
fangenen.) Am Mittwoch früh trafen hier vom
Kriegsgefangenenlager in Darmſtadt 100
franzö=
ſiſche Gefangenen ein, die unter Leitung der
Bahn=
meiſterei Ingelheim das dem Eiſenbahnfiskus gehörige,
brach liegende Gelände zu beiden Seiten des Bahnlörpers
umrodeten. Das Gelände überläßt die Bahnverwaltung
unentgeltlich zur Kartoffelpflanzung. Die Verpflegung
der Kriegsgefangenen, die am Mittwoch abend nach
Darmſtadt zurückehrten, geſchah auf Koſten des Eiſen=
Frauenbund.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 18. März. Der Eispalaſt
in der Lutherſtraße wird in dieſem Jahre ſtatt der
bun=
ten Eisläuferſchar nur ausgeſchlachtete Schweinehälften
ſehen. Der Verliner Magiſtrat hat die große
Eislauf=
halle vorläufig für dieſes Jahr gemietet, um darin die
von der Stadt geſchlachteten Schweine zur Kühlung
ein=
zulagern. Der Mietpreis beträgt monatlich 8500 Mark,
der Geſamtmietpreis demnach 85 000 Mark. Mit anderen
Kühlanlagen hat der Magiſtrat ebenfalls Mietverträge
abgeſchloſſen. — Die für die Regelung des Verkehrs
mit Brotgetreide und Mehl erlaſſenen Anord=
Innern ſinden nach einem Erlaßged Hertrichiſter: des
brief, den ein Sanitätshundeführer ſchreiht, bringt den rend des neuntägigen jüdiſchen Oſterfeſtes vorgeſchriebe= beſetzung der Direktorſtelle berechtigt geweſen, und daß die
ſchlagenden Beweis für die Unentbehrlichkeit der ſchönen, nen ungeſäuerten Brote — Mazzos, auch „Mazze:Beſetzung auch notwendig ſei. Sie lehnt die ſpätere
Zu=
genannt — keine Anwendung. Die Abgabe und
Ent=
fer vom martervollen Tode retten. Die für die Hunde nahme der Mazzos iſt infolgedeſſen bis zum 4. April iſt nur zurzeit wegen Raummangels nicht möglich.
Anſprüche an den Verein ſteigen unabläſſig. Da kann, die Mazzokäufer jedoch, die für den 29. März bis 4. April und die Dienſtverhältniſſe der
Bauaſpiran=
gültige Brotkarte unbenutzt entweder dem Vorſtand der
Jüdiſchen Gemeinde, oder dem Vorſtand der Iſraelitiſchen Neuorganiſation bis zum 1. April 1915 nicht durchgeführt
Synagogengemeinde auszuhändigen. — Der 1=Uhr= werden könnte. Tatſächlich ſei aber die Bauverwaltung
den Beſuch des Konzerts eine gute vaterländiſche Sache. Schluß der Gaſtwirtſchaften und Kaffee= im Sinne der Neuordnung bereits proviſoriſch
eingerich=
habt. Nachdem aber bekannt geworden iſt, daß das
Ober=
kommando in den Marken wegen Ueberſchreitung der
1=Uhr=Polizeiſtunde einige Gaſtwirtſchaften für drei Tage
geſchloſſen hat, ging der Betriebsſchluß geſtern abend ſehr ſequenterweiſe die gleiche Sperre geübt wurde, wie bei den
flott vor ſich. Schon um ¾1 Uhr wurden die Gäſte zum höheren Beamten. Es iſt beabſichtigt vier Stellen für
ſtnte und die Beleuchtung abgeſelt der Reſpert Vor
der Zwangsſchlieſung erwies ſich als ein vorireflicher ſung nach dem Dienſialer habe die Regierung bisher nach
Erzieher, ſowohl der Wirte, wie auch der Gäſt.
Ulm, 16. März. (Ein franzöſiſcher Offizier
wegen Majeſtätsbeleidigung beſtraft.) Der
bei Mörſchweiler an Lunge und Arm verwundete
franzö=
ſiſche Jägeroberleutnant Alfred Humbert hatte ſich vor
dem hieſigen Kriegsgericht wegen eines
Spottgedich=
tes zu verantworten, das er in der Gefangenſchaft in
An=
lehnung an ein Pariſer Kabarettlied auf den deutſchen
Kaiſer umgedichtet hatte. Das Urteil lautete auf ſechs
Monate Gefängnis unter voller Anrechnung der
Unterſuchungshaft.
Köln, 18. März. (Steinſalzvorkommen.) Die
Verwaltung der Kaliwerke „Großherzog von Sachſen”
teilt mit, daß am 15. März im Schacht Steinſalz bei
einer Tieſe von 356,2 Metern angefahren wurde.
Dieſer Schacht wurde im Februar 1911 angeſchlagen. Der
Bau von Schacht 3 wurde wegen des Krieges einſtweilen
eingeſtellt.
Zweite Kammer.
* Darmſtadt, 18. März.
Der erweiterte Finanzausſchuß ſetzte unter dem
Vor=
ſitz des Abg. Dr. Oſann in Anweſenheit des
Staatsmini=
ſters von Ewald, des Finanzminiſters Dr. Braun,
des Miniſters des Innern von Hombergk zu Vach
und des Staatsrats Dr. Becker ſeine Verhandlungen fort.
Die Regierung beantwortete den Antrag des Abg.
Köh=
ler, den Artikel 58 Abſatz 2 des Gemeindeumlagengeſetzes
betreſſend, dahin, daß ein Bedürfnis zur Aenderung des
Geſetzes nicht vorliege, da durch die
Ausführungsvorſchrif=
ten zum Gemeindeumlagengeſetz bereits die Möglichkeit
gegeben ſei, bei außergewöhnlichen Verhältniſſen von der
Vorſchrift des Artikel 58 Abſatz 2 des genannten Geſetzes
abzuſehen. Sie beabſichtigt weiterhin, die Kreisämter zur
Bedeutung der Gemeinden davon zu unterrichten, daß bei
den Voranſchlags= und Steuerausſchlagsarbeiten für das
Rechnungsjahr 1915 die Vorſchrift des Artikel 58 Abſatz 2
nicht anzuwenden ſei. Die weitere Beſprechung des
An=
trags wurde vertagt.
Ein Antrag des Abg. Stöpler geht dahin,
Anord=
nung dahin zu treffen, daß vom Nachlaſſe der Krieger,
die vor dem Feinde gefallen oder infolge Verwundung
oder Erkrankung im Felde verſtorben ſind,
Erbſchafts=
ſteuernicht erhoben werde. Die Regierung wendet
ge=
gen den Antrag ein, die Erbſchaftsſteuer beruhe zunächſt
auf einem Reichsgeſetz, in das auf dem Wege der
Landes=
geſetzgebung nicht eingegriffen werden könne. Ueberdies
bleiben Erbanfälle an Kinder ganz ſteuerfrei, ebenſo ſolche
an Eltern und Großeltern, wenn der Nachlaß nicht mehr
als 10 000 Mark beträgt. Seitenverwandte frei zu laſſen,
dürfte wohl nicht veranlaßt ſein. — Die Beſchlußfaſſung
über den Antrag wird ausgeſetzt.
Mit dem Antrag des Abg. Grünewald. die
Be=
ſetzung frei werdender Stellen im Staats=
und Gemeindedienſt betreffend, wird die
Bera=
tung derjenigen Punkte des Staatsvoranſchlages
verbun=
den, wo neue Stellen durch die Regierung oder durch
An=
träge der Kammermitglieder gefordert werden. Den
An=
trag Grünewald beantwortet die Regierung dahin, daß
das Offenhalten (untergeordneter) Stellen, für die
vor=
zugsweiſe Militäranwärter in Betracht kommen, zugunſten
von Kriegsinvaliden geübt werde, daß alſo in dieſer
Be=
ziehung dem Antrag Grünewald entſprochen werde,
ſo=
weit nicht beſondere Umſtände die alsbaldige Beſetzung
er=
fordern. Im übrigen ſei die Regierung durch die
Vor=
ſchriften des § 66 des Reichsmilitärgeſetzes von 1874
ge=
bunden, wonach die zum Kriegsdienſt einberufenen
Beam=
ten in ihren bürgerlichen Dienſtverhältniſſen, auch in
be=
zug auf ihre Anciennität, nicht geſchädigt werden dürfen.
Wo eine Beſetzung freigewordener Stellen aus
dienſtli=
chen Gründen notwendig wird, oder wo der Kreis der in
Betracht kommenden Bewerber überſehbar iſt, wird das
Intereſſe der im Felde ſtehenden Beamten und Anwärter
dadurch genügend gewahrt, daß allen Beteiligten von den
ihren Kleidern wurde ein unmaſſiver ſilberner Ring mit Vakanzen Kenntnis gegeben wird, um ihnen Gelegenheit
zu Bewerbungen zu geben. Kann nicht überſehen werden,
ob nicht geeignete, im Felde ſtehende Bewerber in Betracht
kommen — namentlich gilt das für techniſche Stellen —
Heidesheim, 18. März. (Kulturarbeit der Ge= dann werden die Stellen offen gehalten. Das Miniſterium
des Innern hat die Kommunalverwaltungen veranlaßt,
in gleichem Sinne zu verfahren. Nach längerer Debatte
wird der Antrag Grünewald mit Rückſicht auf die
Erklä=
rungen der Regierung für erledigt erklärt. Die
neuange=
forderte Stelle eines Regiſtrators bei dem
Statsminiſte=
rium wird genehmigt. — Die Anfrage, warum in dieſem
Jahr gemäß dem Beſchluſſe zum vorjährigen Budget nicht
weitere 15 neue Stellen von Aktuariatsafſiſtenten
einge=
ſtellt worden ſind, wurde von der Regierung dahin
beant=
bahnfiskus durch den Heidesheimer vaterländiſchen wortet, daß ſie davon nur deshalb abgeſehen habe, weil ſie
nicht überſehen könne, ob die Kammer unter den
verän=
derten Verhältniſſen noch auf ihrem früheren Beſchluſſe
beharren werde, ſie wollte der Entſchließung der Kammer
nicht vorgreifen. Auf einen Antrag der Abgg. Henrich,
Wünzer und Dr. Oſann werden die im Vorjahre
beſchloſ=
ſenen 15 Aſſiſtentenſtallen in das Budget eingeſtellt. Ein
Abgeordneter ſtellte die Frage, welche Abſichten wegen der
Beſetzung der vakanten 8 Kreisgeometerſtellen bei der
Re=
gierung beſtehen.
Im Anſchluß an den Antrag Grünewald wurde die
Haltung der Regierung in der Frage der Vereinigung der
beiden Gymnaſien in Darmſtadt ſcharf kritiſiert. Es wurde
beanſtandet, daß durch die raſche Beſetzung der
freigewor=
denen Stelle des Direktors bei dem Neuen Gymnaſium
der Entſcheidung über die Vereinigung vorgegriffen ſei.
Ein Verſuch der Zuſammenlegung beider Anſtalten hätte
ſich gerade jetzt ſchon deswegen empfohlen, um weitere
Räume für Einquartierungszwecke frei zu bekommen. Die
Großh. Regierung entgegnet, daß ſie formell zur
Wieder=
ſammenlegung beider Schulen nicht grundſätzlich ab; dieſe
Zu der Vorſtellung des Vereins heſſiſcher
Bau=
aſpiranten, die Neuorganiſation der Baubehörden
ten betreffend, erklärt die Regierung, daß die geplante
häuſer hatte geſtern abend ein ganz neues Geſicht. Bis= tet. Die Beſetzung vakanter Inſpektorenſtellen ſei durch
her wurde der Betriebsſchluß nicht allzu ſtreng gehand= den Sperrvermerk im Budget gehindert, und dieſen
Ver=
merk wünſcht die Regierung beſeitigt zu ſehen. Für die
Stellen der mittleren Beamten iſt das nicht erforderlich,
da für dieſe ein Sperrvermerk nicht beſteht, wenn auch
kon=
ſehen. Auich den. Wunſch der Balaſpiranten auf Anſtel=
Möglichkeit durch Verſtändigung mit den
Kreisverwaltun=
gen Rechnung getragen. Nach der Einführung der
Neu=
organiſation ergebe ſich das von ſelbſt, da dann alle
mitt=
leren Beamten zur Staatsverwaltung gehören werden.
Die Einbeziehung der Kulturtechniker in die Liſte der
Hoch=
baubeamten iſt aus dienſtlichen Gründen nicht möglich.
Ueber einen Antrag des Abg. Uebel, auf Gewährung einer
15 prozentigen Zulage an Bauaſpiranten mit mehr als
10 Dienſtjahren, ſoll morgen abgeſtimmt werden, nachdem
von verſchiedenen Seiten darauf hingewieſen worden war,
daß von einer derartigen Vergünſtigung die übrigen
Staatsdienſtanwärter nicht ausgeſchloſſen werden können.
Die Anfrage des Abg. Lang, die Rindenernte
im Odenwald betreffend, wurde nach einer Antwort
durch die Regierung. die in erſter Linie auf die
Arbeits=
hilfe durch Kriegsgefangene verweiſt, und nach kurzer
De=
batte erledigt. Ebenſo erledigte ſich die Anfrage der Abgg.
Calman und Schott, die Beſeitigung der
Damm=
rutſchungen auf den Bahnſtrecken Alzey-
Mainz und Alzey- Worms betreffend, nach kurg.
zer Beſprechung.
er Antrag der Abg. Schott, Eakmann und
Gen, das Ausfuhrverbot von Kartoffeln aus
Heſſen betreffend, wird nach der Erklärung der
Regie=
rung, daß ein ſolches Ausfuhrverbot zwar wünſchenswert,
gber geſetzlich unmöglich ſei, abgelehnt.
Eine Regierungsvorlage, zum Wiederaufbau und
Er=
weiterung der durch Brandſchaden zerſtörten Gebäude auf
dem Hof Gräbenbruch, 17100 Mark zu bewilligen,
wird genehmigt. Das gleiche gilt für die Anforderung
der Regierung, von der Erhebung des Deckgeldes für etwa
1000 Stuten, die vor Ausbruch des Krieges gedeckt und
inzwiſchen für Militärzwecke ausgehoben worden ſind,
ab=
zuſehen.
Zu der Regierungsvorlage, die Erweiterungdes
Amtsgerichtsgebäudes in Offenbach
betref=
ſend, wird die Frage der Beibehaltung der
Dienſtwoh=
nung für den Amtsgerichtsdirektor erörtert. Die
Regie=
rung befürwortet die Dienſtwohnung aus den beſonderen
lokalen und dienſtlichen Verhältniſſen; eine Folge für
an=
dere Beamten hat das nicht. Die Anforderung wird
ge=
nehmigt.
Der Antrag Stöpler, die Erbſchaftsſteuer
betreffend, wird, nachdem er inzwiſchen in dem Sinne
eines Erſuchens an die Reichsregierung abgeändert
wor=
den iſt, angenommen.
Fortſetzung der Beratung: Freitag vormittag 9 Uhr.
Stadtverordnetenverſammlung.
19. Sitzung.
L. Darmſtadt, 18. März.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnet die
Sitzung um ¾4 Uhr mit folgenden
Mitteilungen:
Der Heſſiſche Jagdklub und die Priv.
Schützengeſellſchaft haben für die Bewilligung
eines Koſtenbeitrags zur Schießausbildung von
einbe=
rufenen Mannſchaften gedankt. Um einem gegen ſie
er=
hobenen Vorwurf „es ſei jetzt zu ſpät für die ganze
Sache” zu begegnen, wird in dem Schreiben betont, daß
ſie alsbald nach Kriegsausbruch ſich der Kommandantur
für die Schießausbildung zur Verfügung geſtellt haben.
Auf dieſes Anerbieten ſei erſt durch den neuerlichen
Er=
laß des Kriegsminiſteriums eine Entſcheidung in
zuſtim=
mendem Sinne ergangen. Eine Verſäumnis falle ihnen
mithin nicht zur Laſt.
Der Hiſtoriſche Verein für das
Großher=
zogtum Heſſen hat mitgeteilt, daß er in Verbindung
mit dem Vortragsverbande zur Feier von
Bis=
marcks 100jährigem Geburtstage am
Sams=
tag, den 27. März, im Feſtſaal der Turngemeinde eine
Bismarckfeier veranſtalten wird, zu der er die Herren
Stadtverordneten höflichſt einlädt.
Die Liebigs=Oberrealſchule hat ihren
Jah=
resbericht für 1914/15 vorgelegt.
Ein von Vertretern aller Parteien geſtellter Antrag
lautet: Antrag der
Stadtverordnetenver=
ſammlung der Haupt= und Reſidenzſtadt
Darmſtadt an den Bundesrat: Der Bundesrat
wolle beſchließen: 1. daß die Kriegswochenhilfe lt.
Ge=
ſetz vom 3. Dezember 1914 auf alle Ehefrauen von
Kriegsteilnehmern ausgedehnt wird, die von den
Kom=
miſſionen der Kreis=Lieferungsverbände zum Bezuge von
Reichs=Kriegs=Unterſtützung vorgeſchlagen und ſomit als
„bedürftig” bezeichnet wurden; 2. daß bei Annahme des
Antrags die Auszahlung und Verrechnung der
Reichs=
wochenhilfe nicht durch die Krankenkaſſen, ſondern
einheit=
lich durch die Fürſorgeſtellen der Kreis=
Lieferungsver=
bände zu erfolgen hat; 3. daß Wöchnerinnen, die für ihre
Perſon Mitglieder von Krankenkaſſen ſind, und infolge
ihrer Beitragsleiſtung ſich beſtimmte Rechte auf
Unter=
ſtützungen erworben haben, der volle Bezug dieſer
Rechte neben der Kriegswochenhilfe des Reichs,
er=
halten bleibt. Die Stadtverordnetenverſammlung der
Stadt Darmſtadt erblickt in den vorgeſchlagenen
Erweite=
rungen der Reichswochenhilfe nicht nur eine weſentliche
Vereinfachung, ſondern auch eine gerechtere Wirkung der
Fürſorge, da die Beſchränkung des Geſetzes vom 3.
De=
zember 1914 auf den Kreis der Verſicherungspflichtigen in
den Krankenkaſſen eine große Anzahl bedürftiger Kreiſe
des Mittelſtandes von der Wohltat des Geſetzes
aus=
ſchließt. Aber auch die differenzierte Faſſung des
Ge=
ſetzes hat zu einer ſolchen Fülle von Mißverſtändniſſen
und verwaltungstechniſcher Kleinarbeit geführt, daß eine
Vereinfachung ſehr zu begrüßen wäre.
Stadtv. Schönberger bringt die Mißſtände zur
Sprache, die anläßlich des ſtädtiſchen Kartoffelverkaufs
zutage getreten ſind. — Der Oberbürgermeiſter
be=
merkt hierzu, daß dieſe Frage eingehend beraten wurde,
und ſei man ſich klar, wie der Verkauf in Zukunft
gehand=
habt werden ſollte. Die Hauptſache ſei aber, daß die
Stadt wieder möglichſt bald in den Beſitz größerer
Kar=
toffelvorräte kommt. — Es wird ſodann in die
Tages=
ſordnung eingetreten.
Fußſteigherſtellungskoſten.
Der Bahnverwaltung ſind ſeiner Zeit für Anlegung
eines Fußſteigs in der Landwehrſtraße Koſten in
An=
rechnung gebracht worden. Die Zahlungspflicht wurde
von ihr aber beſtritten mit Rückſicht darauf, daß ſie nicht
unmittelbar Anliegerin an die Straße ſei vielmehr ein
ſtädtiſcher Geländeſtreifen zwiſchen ihrem Grundſtück und
der Straße liege. Die Stadtverwaltung vermag ſich
die=
ſer Anſicht nicht zu verſchließen und beantragt — in
Uebereinſtimmung mit der Tiefbau=Deputation —
Nieder=
ſchlagung des Koſtenbetrags. Berichterſtatter: Stadtv.
Lindt. Die Stadtverordnetenverſammlung ſtimmt zu.
Reinigung der Straßen vor ſtaatlichen
Gebäuden.
Der Finanzausſchuß hat angeregt, die Gebühren für
die Reinigung der Straßen vor nicht
gemeindeſteuerpflich=
tigen Gebäuden einheitlich zu regeln. In dieſer
Ange=
legenheit geführte Verhandlungen haben ergeben, daß
durch eine Löſung des Vertragsverhältniſſes eine
einheit=
liche und ſachgemäße allgemeine Straßenreinigung nicht
gewährleiſtet würde, weshalb die Stadtverwaltung und
die Tiefbau=Deputation für Beibehaltung des dermaligen
Gebührenſatzes ſich ausſprechen. Gleichzeitig wird
bean=
tragt, das Geſuch, die eigentlichen Reinigungsarbeiten
vor nicht gemeindeſteuerpflichtigen Gebäuden (d. i. die
ge=
ſamte Straßenreinigung, ausgenommen die Reinigung der
Fußſteige von Schnee und Eis und das Beſtreuen der
Fußſteige bei Glatteis), wie in anderen heſſiſchen Städten,
auch hier durch die Stadt koſtenlos ausführen zu laſſen,
abzulehnen. Dem ſtimmt die Verſammlung nach dem
Bericht des Stadtv. Lindt zu.
Die vereinigte evangeliſche Zivilgemeinde
(Geſamtgemeinde) Darmſtadt
beabſichtigt die Erhebung einer Umlage für das Jahr 1915
im Betrage von 124800 Mark, wie im Vorjahr. Dies
wird nach dem Bericht des Stadtv. Bormet genehmigt.
Die körperliche Ausbildung der
ungedien=
ten Mannſchaften.
Die vereinigten hieſigen Turnvereine wollen ſich der
körperlichen Ausbildung von zum Kriegsdienſt
einberufe=
nen ungedienten Mannſchaften annehmen. Sie richten an
die Stadtverwaltung durch Herrn Prof. Finger das
Anſuchen, die Lokalmiete, Licht und Heizung zu tragen.
Es handelt ſich zunächſt um eine Summe von etwa 600
Mark. Der Finanzausſchuß iſt, wie Stadtv. Dr.
Ben=
der berichtet, für Bewilligung der Summe. Die
Stadt=
verordnetenverſammlung ſtimmt zu.
Beteiligung der Stadt an der 2.
Kriegs=
anleihe.
Die Bürgermeiſterei glaubt vorſchlagen zu können, daß
200000 Mark für die Kriegsanleihe von ſeiten der Stadt
gezeichnet werden, nämlich 111000 Mark von den
Sammlungen für die Kriegsfürſorge, 45000 Mark von
den zur Verfügung geſtellten Quartiergeldern und 45000
Mark aus dem ſogen. ſtädtiſchen Kriegsfonds. Der
Fi=
nanzausſchuß empfiehlt dies, die Verſammlung ſtimmt
nach dem Antrag des Stadtv. Dr. Bender zu. Der
Oberbürgermeiſter bemerkt noch, daß die Sparkaſſe ſich
mit einem weitaus größeren Betrag an der Zeichnung
der zweiten Kriegsanleihe beteiligen wird als an der
erſten. Auch könne eine ſehr erfreuliche Teilnahme der
Einwohnerſchaft feſtgeſtellt werden.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 18. März.
Wagner=Konzert.
W-l. Unter Leitung Siegfried Wagners fand
heute abend auf Allerhöchſten Befehl ein Wagner=
Konzert ſtatt, in dem Werke von Richard und
Sieg=
fried Wagner zum Vortrag gelangten. Das Abonnement
war nicht aufgehoben und das Haus war voll beſetzt.
Siegfried Wagner, der jetzt im 46. Lebensjahre ſteht,
aber ſchon ergraut iſt, gleicht im Profil ſehr ſeinem Vater.
Er dirigiert mit vornehmer, ſich immer gleich bleibender
Ruhe und Eleganz und ohne jede Poſe. Er läßt beim
Führen des Taktſtockes ſo ſehr alles Leidenſchaftliche
außer Acht, daß er vielmehr den Eindruck eines
Ver=
ſtandesmenſchen macht. Auch beim Danken für den
Bei=
fall ließ er keine Gefühlsregung erkennen, ſondern
be=
wahrte ſeine marmorne Ruhe.
Trotzdem das Konzert nicht ganz 2½ Stunden dauerte,
erhielt man von dem Vielen ſo viele Eindrücke, daß es
ſelten gehörte Fauſt=Ouvertüre, die nicht zu ſeinen
hervor=
ragendſten Werken gehört, eröffnete den Abend, worauf
Kompoſitionen von Siegfried Wagner folgten. Dem
Text der Geſänge waren einige Erläuterungen zum
Ver=
ſtändnis beigefügt worden, was durchaus zu loben iſt.
Von Reinharts junger Liebe” aus der Oper „Herzog
Wildfang” geſungen von Herrn Perkins, iſt eine
hübſche, ſtiliſtiſch einheitlich und ſtreng durchgeführte
Ge=
ſangsnummer. Zeigt ſich der Komponiſt indeſſen hier in
der Inſtrumentation und der Behandlung der Stimme
von Richard Wagners „Rheingold” beeinflußt, ſo geht er
in der Ouvertüre zu derſelben Oper eigene Wege. In
der Behandlung der zahlreichen Motive, der Technik und
dem Aufbau überhaupt gleicht ſie den modernen
ſinfoni=
ſchen Dichtungen, und wie dieſen iſt auch ihr ein aus fünf
Sätzen beſtehendes Programm unterlegt, woraus auch die
für eine Ouvertüre ſonſt ungewöhnliche Länge ſich erklären
mag. Die beiden ſodann folgenden Geſangsnummern aus
der Oper „Sonnenflammen” Geſang der Jris und
Frido=
lins Abſchied, die von Frau Marx und Herrn Becker
geſungen wurden, ſind rezitativiſch=dramatiſchen
Charak=
ters, und keine eigentlichen Lieder, die wohl für einen
ſolchen Abend geeigneter geweſen wären, gaben aber eine
intereſſante Probe von Siegfried Wagners Stil als
Opernkomponiſt. Den Schluß des erſten Teils bildete das
Vorſpiel (ob der Komponiſt zwiſchen Ouvertüre und
Vor=
ſpiel ein Unterſchied machen will, iſt nicht klar) zu der
Oper „Schwarzſchwanenreich”, zu der folgende
Erläute=
rung beigegeben war: „Das Vorſpiel der Oper ſchildert
den Seelenzuſtand der Unglücklichen. Zuerſt die Klagen
der von geheimer Schuld Bedrückten, nach Befreiung
Schmachtenden; dann die milde, feierliche Verheißung des
Troſtes und der Rettung durch die glaubende Liebe. Neues
Bangen faßt ſie, die Verſuchung will wieder Macht
ge=
winnen, ſie kämpft in äußerſtem Ringen bis faſt zur
Ver=
nichtung; endlich erheben ſich über dieſem Ringen
be=
ruhigend und lichtbringend wieder die Klänge der Troſt=
Verheißung.” Wie man ſieht, iſt auch hier von dem
her=
kömmlichen Charakter eines Opern=Vorſpiels abgegangen,
und ſie ſtellt ſich mehr als ein ſelbſtändiges ſinfoniſches
Tonſtück dar, das nach Richard Wagnerſchen Grundſätzen,
aber ohne Anlehnung im einzelnen, aufgebaut iſt und
große Schönheiten enhält, die im einzelnen darzulegen eine
beſondere Analyſe der umfangreichen Kompoſition
erfor=
derlich machen würde. Von den hier angeführten
Kom=
poſitionen erzielten die erſte und die letzte den größten
Beifall.
Den zweiten Teil eröffnete ein Konzertſtück für Flöte
und Orcheſter von Siegfried Wagner, deſſen Flötenpartie
ſchwer war, bis zum Schluſſe zu folgen. Richard Wagners Herr Martin Geißler ſpielte. Es entbehrt des
ausge=
prägten Charakters und Stils und iſt wohl mehr als eine
Studie zu betrachten. Den größten Eindruck des Abends
erzielte der Komponiſt mit der folgenden Kompoſition
„Glaube”, Zwiſchenſpiel aus der Oper „Der Heidenkönig”,
ſeines jüngſten, zur Zeit noch unaufgeführten
Bühnen=
werkes. Der „ſanft und ruhig in frommer Beſchaulichkeit
dahinfließende knappe Tonſatz” iſt eine Kompoſition aus
Einem Guß, ſtileinheitlich und prächtig durchgeführt und
geſteigert, die ihren Eindruck nicht verfehlen kann.
Auch Siegfried Wagners „Fahnenſchwur”
Männer=
chor für großes Orcheſter, der von dem Herrenchor des
Hoftheaters und Mitgliedern Darmſtädter Geſangvereine
geſungen wurde, erzielte einen vollen Erfolg. Es iſt ein
in einfachem volkstümlichen Stil gehaltener, aber markiger
und wuchtiger Chor, der bei vaterländiſchen Feiern eine
zündende Wirkung hervorrufen wird.
Den Schluß des Konzertes machten Richard Wagners
herrliches Siegfried=Idyll und das grandioſe
Meiſter=
ſinger=Vorſpiel, bei denen Siegfried Wagner durch die von
dem üblichen Brauche verſchiedentlich abweichenden
Tempi überraſchte. Es wäre intereſſant, zu erfahren, ob
er ſich dabei auf die Auffaſſung ſeines Vaters ſtützt, oder
ſeine eigene Auffaſſung vertritt.
Ein Wort beſonderer Anerkennung gebührt noch dem
Orcheſter, das den ungewöhnlich hohen Anforderungen, die
das Konzert an die ausführenden Muſiker ſtellte, in
glän=
zender Weiſe gerecht wurde.
Die Ordnung auf dem Waldfriedhof.
Es berichtet der Oberbürgermeiſter:
Bei der Beratung des Entwurfs der
Polizeiverord=
nung in der Sitzung der Stadtverordneten=Verſammlung
am 21. Januar ds. Js. wurde die Beſchlußfaſſung über
die Beſtimmungen in Ziffer 7 und 8 des § 1 ausgeſetzt,
die lauteten: § 1. Mit Geldſtrafe uſw. kann beſtraft
wer=
den: 7. Wer das Tragen der Leichen (Totgeborene und
Kinder unter einem Jahre) zum Friedhof gewerbsmäßig
beſorgt, ohne zuvor die Erlaubnis des Oberbürgermeiſters
eingeholt zu haben. Nunmehr hat die Friedhofs=
Depu=
tation dem folgenden Abänderungsvorſchlag
der Verwaltung zugeſtimmt: § 1. Mit Geldſtrafe uſw.
kann beſtraft werden: 7. Wer das Tragen totgeborener
Kinder zum Friedhof auf Grund § 57 der
Friedhofsord=
nung gewerbsmäßig beſorgt, ohne zuvor die Erlaubnis
des Oberbürgermeiſters eingeholt zu haben. 8. bleibt
unverändert. Der Faſſung wird zugeſtimmt.
Vom Stadtkrankenhaus.
Die im Jahre 1903 im Stadtkrankenhaus aufgeſtellte
Dampfwaſchmaſchine bedarf einer gründlichen Reparatur,
die längere Zeit beanſprucht. Da ſeither ſchon die beiden
vorhandenen Maſchinen überlaſtet waren, wird die
ſofor=
tige Aufſtellung einer dritten Dampfwaſchmaſchine
bean=
tragt. Der hierfür erforderliche Kredit beträgt 2791 Mk.
Die Krankenhausdeputation und der Finanzausſchuß
haben den Antrag befürwortet. Die Summe wird nach
dem Bericht des Stadtv. Wolff bewilligt.
Damit iſt die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung
nach nur 20 Minuten Dauer erledigt.
Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 18. März. Am Bundesratstiſche: v.
Ja=
gow, Dr. Helfferich und andere. Haus und Tribünen
ſind gut beſucht. Präſident Dr. Kaempf eröffnet die
Sitzung um 2 Uhr 18 Minuten. Einige Rechnungsſachen
werden ohne Debatte erledigt. -Auf der Tagesordnung
ſteht die
zweite Leſung des Etats.
Der Etat des Reichstags wird ohne Debatte
be=
willigt. Die Etats für den Reichskanzler und die
Reichs=
kanzlei ſowie für das Auswärtige Amt werden in der
Be=
ratung verbunden.
Abg. Baſſermann berichtet über die
Verhand=
lungen der Kommiſſion, bei denen die Frage der
Be=
handlung der deutſchen Kriegsgefangenen
beſonders behandelt worden ſei. Erhebliche Klagen ſeien
vorgebracht worden über die Behandlung der Gefangenen
in Afrika und Rußland. Den Vertretern neutraler
Staa=
ten im Auslande ſeien unbeſchränkte Kredite zur
Milde=
rung der Not der Gefangenen zur Verfügung geſtellt
wor=
den. Des weiteren weiſt der Berichterſtatter auf die
Kom=
miſſionsberatung über die amerikaniſchen
Waf=
fenlieferungen hin. Einig ſei die Kommiſſion ſich
geweſen in der Bewunderung der Tapferkeit von Heer und
Flotte (Bravo!) und für den Generalfeldmarſchall von
Hindenburg (erneutes Bravo!), welcher der ruſſiſchen
Dampfwalze Halt geboten habe.
Staatsſekretär des Reichsſchatzamtes Dr.
Helffe=
rich: Mit dem Antrage, einen Miniſterialdirektor im
Auswärtigen Amt ſowie einen vortragenden Rat in der
Reichskanzlei einzuſtellen, ſind die verbündeten
Regie=
rungen einverſtanden.
Abg. Scheidemann (Soz.): Alle kämpfenden
Völker ſehen in dem jetzigen Kriege einen
Exiſtenz=
kampf. Jede Maßnahme, dazu beſtimmt, die Leiden
der vom Kriege betroffenen Bevölkerung zu vermindern,
wird auch unſeren Beifall finden. Ein Reſt von
Rechts=
ſicherheit muß auch im Kriege erhalten bleiben. Wenn
wir als Hunnen und Barbaren bezeichnet werden, ſo
müſſen wir uns hüten, Gerüchte über Grauſamkeiten
un=
ſerer Feinde zu verbreiten, denn eine große Zahl von
Fa=
milien wird dadurch in die größte Unruhe verſetzt. Pflicht
aller kriegführenden Staaten iſt es, die aus den Reihen
der Kämpfenden ausſcheidenden Gefangenen ſo zu
behan=
deln, wie es richtig iſt und irgendwie gefordert werden
kann. Wenn die Kriegsgefangenen aus Deutſchland in
ihre Heimat zurückkehren, ſo werden ſie eine
Saat ausſtreuen, die dem Deutſchen Reiche
eine gute Ernte bringen wird. Die Ausdauer
und Tapferkeit unſerer Truppen erregen die Bewunderung
der ganzen Welt. (Lebhaftes Bravo.) Auch wir ſind
ihnen zu unendlicher Dankbarkeit
ver=
pflichtet. Dieſer Dank darf ſich nicht erſchöpfen in
bloßen Worten, wir wollen auch für die Familien der
Kämpfer und für die Heimkehrenden, die ihre Geſundheit
eingebüßt haben, mit allen Mitteln ſorgen. (Lebhaftes
Bravo.) Den Glauben an die Beſiegbarkeit
des deutſchen Volkes müſſen wir zer=.
ſtören. Zur Kriegführung gehört in erſter Linie
körper=
liche und ſittliche Kraft, Brot und Freiheit. Die
not=
wendigen Maßnahmen, um die Ernährung des Volkes
auch für die letzten Monate vor der Ernte ſicherzuſtellen,
müſſen ſofort getroffen werden. Die Höchſtpreiſe müſſen
möglichſt niedrig gehalten, die beſtehenden Höchſtpreiſe
er=
niedrigt werden. Wir Sozialdemokraten
wol=
len mitarbeiten, auch wenn die Zeit der Kritik
wie=
der kommt, dem deutſchen Volke das zu erringen, was es
braucht. Was ihm ſchädlich iſt und was ſich in dieſer
Prüfungszeit nicht bewährt hat, hat keine
Daſeinsberech=
tigung. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Bei
der ungewöhnlichen Organiſationsfähigkeit des deutſchen
Volkes hätte es nicht vorkommen dürfen, daß es an
Kriegsvorbereitungen im Frieden in irgendwelcher
Be=
ziehung fehlte. Wenn das Wetterleuchten des Weltkrieges
vorüber iſt, bricht ein neues Zeitalter an. Wohl herrſcht
jetzt die Gewalt; das Schwert entſcheidet, aber überall wird
das Schwert geführt im Namen der Freiheit. Vor dem
Gewiſſen der Völker kann der Krieg nur erklärt werden,
wenn die Heere für Ehre und Freiheit eines Volkes
kämpfen. Leider wurde unſere Frage, wie die
Weiterent=
wicklung der Volksrechte nach Friedensſchluß geſchehen ſoll,
noch nicht beantwortet. Vor allen Dingen wünſchen wir
zur Zeit unter Berückſichtigung der militäriſchen
Inter=
eſſen die Wiederherſtellung der Preß= und
Verſammlungs=
freiheit. Heute, am 18. März, muß geſagt werden: Ohne
1848 kein Deutſches Reich, ohne das allgemeine Wahlrecht
kein deutſches Volk, das imſtande wäre, einer Welt von
Feinden zu trotzen. (Beifall.) Die Weltgeſchichte lehrt
uns, daß wir den Weg zur Freiheit beſchreiten müſſen.
Auf die Geſchichte geſtützt, ſehen wir getroſt der Zukunft
entgegen. Wir ſtreben ein Vaterland der gleichen Rechte
und gleichen Pflichten an, ein Vaterland der Arbeit und
der Wohlfahrt. (Lebhafter Beifall bei den
Sozialdemo=
kraten.)
Damit ſchließt die Beratung. Die zur Debatte
ſtehen=
den Etats werden bewilligt. Es folgt der
Etat des Reichsheeres.
Abg. Rogalla von Bieberſtein berichtet über
die Kommiſſionsverhandlungen. Zwei Reſolutio=
nen, betreifend Erweiterung der Verpflichtungen des
Reiches zur Erſtattung von Kriegsſchäden und
Erweite=
rung der Berechtigung zum Einjährig=Freiwilligen
Mili=
tärdienſt werden angenommen.
Der Heeresetat
wird bewilligt. — Ohne Debatte wird der Etat des
Reichsmilitärgerichts bewilligt. Abg. Graf
Weſtarp (Konſ.) beantragt, da zum Etat des
allge=
meinen Penſionsfonds eine Reſolution zu erwarten ſei,
Vertagung. Der Antrag wird angenommen.
Nächſte Sitzung Freitag 2 Uhr: Fortſetzung der
Etatsberatung. — Schluß 3½ Uhr.
* Berlin, 18. März. Der Seniorenkonvent
des Reichstags trat heute vor der Plenarſitzung
zu=
ſammen und einigte ſich dahin, bei der zweiten Leſung
des Etats die Reden auf das unbedingt Notwendige zu
be=
ſchränken. Bei dem Etat des Reichsamtes des Innern ſoll
der Stoff getrennt werden, und zwar ſollen geſondert
be=
handelt werden; Ernährungsfragen, ſoziale Maßnahmen
und Innere Politik. Bei der Inneren Politik ſollen
be=
ſprochen werden: Preßzenſur, Belagerungszuſtand und
Ausnahmegeſetze. — Es iſt in Ausſicht genommen, die
Etatsberatung und die Beratung der kleinen Vorlagen bis
zum Samstag zu beendigen.
* Berlin, 18. März. Die
Geſchäftsordnungskom=
miſſion des Reichstags hat beſchloſſen, das Mandat des
Abg. Wetterlé (Elſaß=Lothringen V=Rappoltsweiler)
für erledigt zu erklären.
Der Krieg.
Unſere Stellungen im Oſten.
* Berlin, 18. März. (W. T. B. Amtlich.) In der
Provinz Oſtpreußen und darüber hinaus wurden in den
letzten Tagen wieder unſinnige Gerüchte in
Um=
lauf geſetzt, nach denen neuerdings die Ruſſen einen Teil
der Provinz Oſtpreußen in Beſitz genommen hätten. An
der Hand der amtlichen Berichte ergibt ſich die
Unrichtig=
keit dieſer Gerüchte ohne weiteres.
Die von uns im Oſten beſetzte Linie
verläuft von der Pilica längs der Rawka und zur Bzura
zur Weichſel. Nördlich der Weichſel ſetzt ſich die Linie
un=
ſerer Truppen in der Gegend öſtlich Plozk über
Zuromi=
nek=Stupsk bis ſüdlich Mlawa fort und von dort ab
ver=
läuft ſie in öſtlicher Richtung über die Gegend nördlich
Prasznysz, ſüdlich Myſtiniec, ſüdlich Kolno, nördlich
Lomza und trifft bei Mocarce auf den Bobr. Von hier
folgt ſie der Bobrlinie bis nordweſtlich Oſſowiec, das
von uns beſchoſſen wird, und läuft über die Gegend
öſt=
lich Auguſtow-Krasnopol-Mariapol-Pilwiscki-Szakie
und an der Grenze entlang über Tauroggen nach
Nord=
weſten.
Sie befindet ſich alſo von Anfang bis
Ende ausſchließlich auf feindlichem
Ge=
biete.
An der äußerſten Nordſpitze Oſtpreußen, in der
Ge=
gend nordweſtlich Memel, ſind am 17. März, alſo nach dem
Entſtehen jener Gerüchte, ſchwache ruſſiſche
Ab=
teilungen eingefallen. Es ſind alle
Maß=
nahmen getroffen worden, um ſie zu aus
dem Lande zu vertreiben, die man nur als
Mordbrenner bezeichnen kann.
Ein Dokument franzöſiſcher
Verlogenheit.
* Großes Hauptquartier, 18. März. (W. T. B.
Amtlich.) Bei einem im Walde bei Bolan (Argonnen)
gefallenen franzöſiſchen Offizier des 5. Kolonial=
Regi=
ments wurde nachſtehend abgedruckter Befehl gefunden.
Zunächſt wurde das Schriftſtück hier nicht ernſt genommen,
da es nicht glaubhaft erſchien, daß die franzöſiſche
Heeres=
leitung ſich zu der Herausgabe eines ſolchen
Machwerkes erniedrigen würde, nachdem aber
feſtgeſtellt iſt, daß der Inhalt des Schriftſtückes zahlreichen
Gefangenen bekannt war, und nachdem weſtlich Lille ein
weiterer gleicher Abdruck des Befehls durch eine Rakete
zu unſeren Truppen herübergeworfen wurde, kann an
ſeiner Echtheit nicht mehr gezweifelt
werden und es ſteht mithin feſt, daß die franzöſiſche
Heeresleitung mit dem Erlaß einen letzten Verſuch
unter=
nommen hat, für den mißglückten Durchbruchsverſuch in
der Champagne den entmutigten Truppen ſolche Dinge
vorzutäuſchen, die ihnen neue Hoffnung einflößen ſollen.
Grand Quartier generale, deuxieme Bureau, 8. Mars
1915. Unſer Sieg iſt gemacht. Die franzöſiſchen Armeen
haben jetzt 7 Monate hindurch gefochten mit dem Willen
zum Siege, von nun ab kämpfen wir mit der Gewißheit
des Sieges. 1. Die deutſchen Verluſte: das deutſche Heer
kann ſich nicht mehr verſtärken, weder an Zahl noch an
innerem Gefechtswert. Es iſt dem Untergang verfallen.
Die Verluſte der Deutſchen einſchließlich der Kranken
über=
ſind durchſchnittlich nur noch 12 Berufsoffiziere zum
Dienſt tauglich. Da das deutſche Offizierskorps ſich nur
aus den erſten Geſellſchaftskreiſen ergänzt, iſt Deutſchland
nicht mehr in der Lage, dem Heer neue Offiziere zuzu= Irland ſind ſie beſonders ſchlecht. Die Times
führen. Die deutſchen Geſchütze ſind abgenutzt. Viele
ihrer Granaten krepieren nicht. Unſere Soldaten wiſſen
es. Für die Rekrutenausbildung ſteht für 3 Mann nur
ein Gewehr zur Verfügung.
2. Deutſchland verhungert: Nachſchübe von
Kriegs=
bedarf für die kämpfenden Truppen waren bisher
ſchon ſchwierig, und fangen an, unmöglich zu
werden. Die Flotten Englands und Frankreichs
beſchlagnahmen alle Waren, die von dem Ausland für
Deutſchland herangeführt werden. Den Deutſchen wird
Brot, Kartoffeln und Bier von der Regierung nur in
un=
zureichender Menge gegeben. Beweiſe für die
Unzuläng=
lichkeit der Verpflegung finden ſich in den Briefen, die
deutſchen Gefangenen und Toten abgenommen worden
ſind. Die deutſche Regierung hat dieſen Mangel ſelbſt
anerkannt, indem ſie die amerikaniſche Regierung erſuchte,
die Verpflegung der Zivilbevölkerung zu ſichern und dieſe
zu beaufſichtigen. Ein ſolcher Vorſchlag, der freilich von
Amerika abgelehnt wurde, ſteht bisher einzig da in der
den neutralen Ländern einen Kursverluſt von 15 Prozent
Offiziere planmäßig über alle Kriegsereigniſſe getäuſcht
land geſchlagen iſt, daß die Hungersnot das durch unſere und Freiheit auf der einen Seite, Unrecht, Zwang und
Waffen begonnene Zerſtörungswerk vollenden wird.
3. Die Verbündeten Deutſchlands ſind geſchlagen. Die
Türkei, die Verbündete Deutſchlands, wird in ihrer
eige=
nen Hauptſtadt von der Flotte Englands und Frankreichs
angegtiſen. Grlichentäind und Ruhänen haben mobil.
gemacht, um ſich uns anzuſchließen. Die Ruſſen haben
einen verſuchten deutſchen und öſterreichiſchen Angriff im
Keime erſtickt. Die Serben haben die Oeſterreicher für
Schlachtſchife wagen nicht, den ſchüßzenden Haſen zu
ver=
laſſen. Ihre U=Boote ſind ungefährlich. So haben unſere
Kreuzer ſchon mehr von ihnen in den Grund gebohrt, als
ſie ſelbſt Handelsſchiffe verſenken konnten.
4. Verbrechen der Deutſchen: Soldaten vergeßt die
deutſchen Barbareien nicht. Dieſe Regierung hat durch
den Einfall iy Belgien ihren Vertrag und den Frieden
dieſes edlen Landes auf das Gröblichſte verletzt und im
Lande des Feindes jedes Völkerrecht außer Acht gelaſſen.
Die deutſchen Truppen haben offene Städte beſchoſſen,
Dörfer in Brand geſteckt, ehrbare Frauen geſchändet und
neutrale Handelsſchiffe verſenkt.
5. Rächt die franzöſiſchen Gefangenen: In zahlreichen
Kämpfen haben wir geſehen, wie die Deutſchen mit
plan=
mäßiger Beſtialität unſere Verwundeten mit dem
Bajo=
nett töteten, die wenigen, die als Gefangene abgeführt
wurden, ſind in Deutſchland furchtbaren Mißhandlungen
ausgeſetzt. Ihre Nahrung beſteht des Morgens und
Abends aus einem Aufguß von Eicheln, des Mittags aus
einer Suppe, dazu bekommen fünf Mann ein
verſchim=
meltes Brot.
6. Sicherer Sieg: Welche Schlußfolgerungen ſind nun
aus all dem zu ziehen? Zunächſt muß es unſer
Stre=
ben dazu anfachen, um das nahe Ziel zu erreichen.
Fer=
ner die Ueberzeugung, daß es beſſer iſt, auf dem
Schlacht=
felde zi ſterben, als den Deutſchen in die Hände zu fallen.
Ein Antrieb, alle Kräfte anzuſpannen, nur mit dem Ziel,
vorwärts. Vertrauensvoll gehen unſere Truppen dem
Sieg entgegen, dem Sieg des Vaterlandes, der Republik
dem Siege des Rechts, der Freiheit, der Sitte.
Eine Erläuterung zu dieſer Leiſtung zu geben,
er=
übrigt ſich.
Oberſte Heeresleitung.
Der öſterreichiſche Tagesbericht.
* Wien, 18. März. Amtlich wird verlautbart: 18.
März, mittags. In den Karpathen und auf den
Höhen weſtlich Labercyrew wurde der Angriff ſtärkerer
feindlicher Kräfte nach blutigem Kampfe unter großen
Verluſten für den Gegner zurückgeſchlagen.
Mehrere feindliche Kompagnien wurden
hierbei vernichtet.
Ebenſo ſcheiterten in Südoſt=Galizien
wieder=
holte Verſuche der Ruſſen, durch überraſchendes Vorgehen
numeriſch überlegener Kräfte einzelne Stützpunkte in
unſeren Stellungen zu nehmen. Bei dem Zurückweiſen
dieſer Angriffe, die überall auf den nächſten Diſtanzen im
Feuer unſerer Truppen zuſammenbrachen, wurden auch
280 Mann gefangen.
Auf allen übrigen Fronten hat ſich nichts Weſentliches
ereignet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Der Krieg zur See.
Von einer Taube angegriffen.
* London, 18. März. Die Central News meldet:
Der engliſche Dampfer „Blonde” der im Tyne
ange=
kommen iſt, berichtet, daß er von einer Taube
an=
gegriffen wurde. Ein Mann ſei getötet worden.
Von unſeren U=Booten.
* Amſterdam, 18. März. Die Blätter melden aus
Ymuiden: Der Dampfer „Waalſtroom”, der von
Lon=
don kam, wurde geſtern ſüdöſtlich des Maasleuchtſchiffes
von einem deutſchen Unterſieeboot
ange=
halten, durfte aber weiterfahren.
* Rotterdam, 18. März. Der Dampfer „
Bata=
vier IV” wurde von einem deutſchen
Unterſee=
boot angehalten und traf mit 20 Minuten
Ver=
ſpätung in Rotterdam ein.
Schwere engliſche Verluſte bei Neuve Chapelle.
* London, 18. März. Die Times ſchreibt in
einem Leitartikel: Während Kitcheners ernſte Warnung,
daß die Arbeiterunruhen unſeren Bedarf an Mu= trolle die Bewohner des Niltales über die Sinaihalbinſel
nition in Frage ſtellen, noch in unſeren Ohren klingt.
ma=
chen ſich deutliche Anzeichen bemerkbar, daß der Menſchen=
Sriente erſtet t entr t. iet.
Tage künden nur allzu deutlich an, um wie hohen ägyptiſchen Behörden ſelbſt amtliche Nachrichten darüber
Preis unſere jüngſten Erfolge errungen
wurden. Wir beſitzen noch immer keine amtliche
Darſtel=
lniäente ſin bollenmner veibenicht. Für das Rehnen uaf ne. beit heitr de rutſmaite Zuntegrienn engn,
Und das iſt erſt das Vorſpiel einer Kampagne, die
in wenigen Wochen ernſtlich beginnen ſoll. Die Ergebniſſe
der Rekrutierung ſind nicht ganz zufriedenſtellend. In
ſchließt: Der große Führer der großen Demokratie jenſeits
pflicht zurück, als ſich die Republik im Kampfe auf Leben Siege der Verbündeten. Inzwiſchen nahm die
und Todunſer Volt aufordern würde, dasſelbe die
Re=
was Lincoln von ſeinen Leuten verlangte, es dies Opfer
mit größter Bereitwilligkeit bringen würde. (Die Be= europäiſcher Truppenteile aus dem Sudan nach Kairo
des engliſchen Blattes. D. Red.)
Eine Antwort an Clemenceau.
* Kopenhagen, 18. März. In Politiken
ant=
wortet Georg Brandes auf die von Clemenceau
an ihn gerichteten Fragen folgendermaßen: Seine Fragen
laſſen ſich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Ich
wünſche Frankreich alles Gute, aber der Sieg der
Alliier=
ten würde den Sieg Rußlands mit einbegreifen, was
Geſchichte einer Großmacht. Das deutſche Geld hat in ich als das größte Unglück für die
Ziviliſa=
tion anſehen würde. Es würde auch eine Stärkung der
erfahren. Die deutſchen Soldaten, die bisher durch ihre! Reaktion in Rußland bedeuten, worüber jeder, der
Volks=
wünſche und Freiheit des Individuums liebt, verzweifeln
wurden, fangen langſam an, zu begreifen, daß Deutſch= müßte. Für Clemenceau iſt alles klar: Recht, Wahrheit
Barbarei auf der anderen. Die Dinge liegen jedoch nicht
ſo einſach. Frankreich und England ſind gezwungen, die
Haltung der ruſſiſchen Regierung gegen Finland, Polen
ten werden von Deutſchland energiſch beſtritten. In der
Schrift des Profeſſors Bedier ſind Fehler in der
Ueber=
ſetzung feſtgeſtellt worden. Japans Sieg in Aſien
weckt das größte Bedenken über die Zukunft der weißen
nicht nach moraliſchen Grundſätzen, ſondern ausſchließlich
nach politiſchen. Selbſt wenn ſie im Namen der Moral
ſprechen, ſind die Motive niemals moraliſch, ſondern
po=
litiſch. Wenn Frankreich Marokko erobert, England
und Rußland Perſien teilen und die Deutſchen
Bel=
gien einnehmen, ſo ſind alle ſolche Handlungen gleich
unmoraliſch. Die letztere Handlung war längſt
vorauszu=
ſehen und zwiſchen England und Belgien beſprochen, ſo
daß das Erſtaunen Frankreichs nicht zu verſtehen iſt.
Die engliſch=franzöſiſchen
Vergeltungs=
maßnahmen zur See.
* Wien, 18. März. Das Fremdenblatt ſchreibt: Die
engliſche und die franzöſiſche Regierung haben nunmehr
ihre Entſchließungen bekannt gegeben, durch die ſie den
deutſchen Unterſeebootkrieg vergelten wollen.
Das vollſtändige Unvermögen, auch nur eine
Schein=
blockade ins Werk zu ſetzen, hat die franzöſiſche und die
eng=
liſche Regierung beſtimmt, Verfügungen zu treffen, die
vollſtändig unvereinbar mit allen
Grund=
ſätzen des Seerechtes ſind und mit der Freiheit der
Meere in unüberbrückbarem Widerſpruch ſtehen. Der
Ver=
kehr mit Deutſchland wird einfach den Neutralen verboten.
Was die Maßnahmen Englands und Frankreichs in einem
beſonders unſchönen Lichte erſcheinen läßt, iſt der
Um=
ſtand, daß Gewalttätigkeit und
Scheinheilig=
keit ſich in ihnen verbinden. Sie verſuchen, humane
Be=
weggründe vorzuſpiegeln, um den ſchreiendſten
Rechts=
bruch zu verbergen. Allein das Manöver iſt zu
durch=
ſichtig, um nicht in ſeiner ganzen Widerlichkeit erkannt zu
werden. Deutſchland wird auch durch dieſen Gewaltſtreich
nichts aufs Knie gebeugt werden. Die jüngſte Brutalität
Englands betrifft auf das Empfindlichſte allein die
neu=
tralen Staaten und durchbricht in der Welt wohl die
Er=
kenntnis, auf welcher Seite die Gefahr für Freiheit und
Menſchlichkeit ſich befindet.
Die Einberufung der Jahresklaſſe 1916
in Frankreich.
* Paris, 18. März. Der Matin meldet: Der
Kriegsminiſter ordnete die Einberufung der
Jah=
resklaſſe 1916 an. Die Einberufung der Rekruten
erfolgt am 12. April. Die Einberufung der für die
afri=
kaniſche leichte Infanterie beſtimmten Mannſchaften iſt
auf den 12. April feſtgeſetzt.
Türkiſche Erfolge.
* Konſtantinopel, 18. März. Das
Hauptquar=
tior meldet: Ein Teil unſerer Flotte bombardierte
heute früh die Schiffswerft und den
Uebungs=
platz für Torpedoboote weſtlich von Theodoſia in der Krim
und ſteckte ſie in Brand.
Heute früh eröffnete die feindliche Flotte ein
hef=
tiges Feuer gegen die Forts der
Dardanel=
len, welches mit Erfolg erwidert wurde. Um 2 Uhr
nach=
mittags wurde das franzöſiſche Panzerſchiff
„Bouvet” in den Grund gebohrt.
Generalfeldmarſchall von der Goltz über die
Dardanellenbeſchießung.
* Berlin, 18. März. Die Voſſiſche Zeitung meldet
aus Konſtantinopel: Marſchall von der Goltz
äußerte ſich auf dem geſtrigen Kriegsabend bei der Gattin
des deutſchen Botſchafters: Einen etwaigen erneuten
An=
griff auf die Dardanellen werden die Türken mit
noch größeren Vorbereitungen abzuweiſen wiſſen. Ich
bin ſicher, daß kommende Hiſtoriker die
Dardanellenver=
teidigung als große kriegeriſche Leiſtung der Türken
ver=
herrlichen werden. Die Erfahrung, die ich aus dieſem
Kampf zog, iſt, daß auch kleinere und mittlere Artillerie
mit großem Erfolg gegen Panzerſchiffe verwendbar iſt.
Der Heilige Krieg in Aegupten.
* Berlin, 18. März. In der Voſſiſchen Zeitung
be=
richtet ein kürzlich aus Aegypten zurückgekehrter deutſcher
Kaufmann über die Stimmung und Vorgänge in
Aegypten in den erſten Kriegsmonaten. Er
ſtellt u. a. feſt, daß trotz ſchärfſter Zenſur und Kabelkon=
und über Tripolis ſehr raſche und zuverläſſige
Kriegsnachrichten erhielten. So ſei der Bericht
bereits in Kairo Tagesgeſpräch geweſen, ehe die
anglo=
erhielten, obgleich der militäriſche Befehlshaber, General
Maxwell, durch den Jubel der Moslems über den
deut=
ſchen Sieg aufmerkſam gemacht, in Malta, ſelbſt bei der
britiſchen Geſandtſchaft in Petersburg, telegraphiſch
an=
fragte, ob die Nachricht wahr ſei. Aber weder Malta noch
Petersburg vermochten Auskunft zu geben. In den
näch=
ſten Tagen dementierten die engliſchen Behörden durch
Maueranſchläge in engliſcher, franzöſiſcher und arabiſcher
Sprache die deutſchen Siegesnachrichten und brachten in
des Atlantic ſchreckte nicht vor der allgemeinen Wehr=rieſengroßen Lettern erfundene Nachrichten über
Gärung überh 2 Transporierung ale eingeborenen
Re=
gimenter nach Oberägypten und Nubien und Verlegung
deutſchen Verluſte betragen, iſt jedenfalls nur der Wunſch obachter auffallend, daß faſt alle Türken und Perſer offen
und heimlich die Städte Unterägyptens verließen. Nach
zehntauſenden zählten die Kamele, welche bei El Kantara
den Suezkanal überſchritten und oſtwärts nach
Paläſtina=
zogen. Die Engländer glaubten, dies ſei nichts anderes
als eine Demonſtration der Moslems wegen der
eigen=
mächtigen Abſetzung des regierenden Khediven durch die
Engländer, und Maxwell verbot die Pilgerfahrt nach
Mekka, bis wenige Tage danach die Nachricht eintraf, daß
die diplomatiſchen Beziebungen zu den Mächten des
Drei=
verbandes abgebrochen ſeien.
Trotz der nunmehr erfolgenden Verſchärfung der
Paß=
kontrolle und der Preſſezenſur, und nachdem Gene
ral Maxwell das Kriegsrecht über ganz
Aegypten erklärt hatte, fand die Nachricht von der
Verkündung des Heiligen Krieges ihren
Wegnach Aegypten und durch Aegypten nach
den weſtlichen Ländern des Iſlams Der
deutſche Kaufmann ſagt: Zwei Ereigniſſe, die mir noch
greifbar vor Augen ſtehen, zeigten den Briten, wie bitter
und Galizien wegzuleugnen. Die deutſchen Grauſamkei= ernſt ihre Sache im Phargonenlande ſtand: Der Ein=
fall der Senuſſen und der Aufruhr im
Su=
dan, der gegenwärtig noch tobt und den
Engländern fürchterliche Verluſte eintrug.
Der Verſuch der ägyptiſchen Regierung, durch Abordnung
einer Sondergeſandtſchaft nach der Oaſe Djarbub die
Neu=
tralität des Großſcheichs der Senuſſi durch Zugeſtändnis
erheblicher Konzeſſionen zu erreichen, ſchlug vollkommen
fehl. Der Großſcheich hielt ſich ſeit Wochen überhaupt
nicht mehr in ſeiner Reſidenz auf. Seine Boten forderten
alle freien Wüſtenſtämme zum Kriege auf und ſchließlich
brachte das Oberhaupt der Senuſſi etwa 70000
Strei=
ter zuſammen, alles Berittene. Mit dieſer Macht
nah=
men die Senuſſi am 1. November die Oaſe Siwah ein.
Die geringe engliſche Grenzbeſatzung wurde niedergemacht.
Sie zogen darauf nach Oſten. Drei Tagereiſen weſtlich
vom Nil trafen die Vortruppen der Senuſſi mit der
eng=
liſchen Geſandtſchaft zuſammen; ſie töteten einen Teil der
Schutzwache und nahmen drei britiſche Offiziere gefangen.
Als der Reſt der Geſandtſchaft in wilder Haſt wieder
in Kairo eintraf, wurde die Hauptſtadt unverzüglich in
ein Militärlager verwandelt und die in Kairo und in der
Umgebung liegenden Truppen ſofort nach Weſten geſchickt;
ebenſo wurden die Garniſonen von Fayum ſowie die
Truppen von Alexandria, Damanhur und Tanta gegen die
Senuſſi aufgeboten. Die Senuſſi ließen es jedoch nicht
zu einem offenen Kampfe kommen, ſondern beſchränkten
ſich nach einem wohldurchdachten Plan, der auf Enver
Paſcha zurückzuführen iſt, auf eine fortgeſetzte
Beunruhi=
gung des Niltales, um die Aufmerlſamkeit der Briten von
den Ereigniſſen öſtlich des Suezkanals abzulenken.
Wie eifrig ſich die Senuſſi dieſer Aufgabe unterzogen,
beweiſt die Tatſache, daß am 19. November das Lager der
auſtraliſchen Freiwilligen beim Mena Houſe (
Pyra=
miden von Gizeh) von Tibeſtireitern und etwa
zehntau=
ſend wilden Tuarey überfallen und gänzlich
vernich=
tet wurde. Die Beduinen plünderten und raubten
ſämt=
liche Zelte und erbeuteten 14 Maſchinengewehre, 8
Maxim=
geſchütze und größere Mengen Konſerven und Munition.
Der Ueberfall koſtete die Auſtralier über 200, meiſt durch
Speerwürfe gefallene Tote. Als ſtärkere engliſche
Streit=
kräfte hier eintrafen, waren die Senuſſi längſt wieder
ver=
ſchwunden und ſüdwärts gezogen. Bereits am 21.
No=
vember überfluteten ihre Reiterſcharen den ganzen Fayum.
Alle Bahnen wurden von ihnen gründlich
zerſtört, ſelbſt die Niltalbahn Kairo=Aſſuan bei der
Station Waſta unterbrochen. Da die Macht der Senuſſi
inzwiſchen auf etliche 80000 Streiter angewachſen
war, ſo konnte der Großſcheich ſeine Leute teilen und an
mehreren Stellen zugleich überraſchend über engliſche
Truppenabteilungen herfallen, ſowie die Bahnlinien
zer=
ſtören. Ende November kam es überdies in Kordoſan und
den Bezirken Sonnar und Kaſſala zu vereinzelten
Auf=
ſtänden, die ſich dann zum allgemeinen Aufſtande
aus=
wuchſen.
Als der Derwiſch Mabur el Aſl, der neue Mahdi, wie
er jetzt überall genannt wird, die blutrote Fahne des
Hei=
ligen Krieges nach dem Niltale trug, ſtrömten ihm von
al=
ſen Seiten die Unzufriedenen zu, ſo daß er bald mit
zehn=
tauſend Reitern nach Lake No ziehen konnte. Am 13.
Dezember zogen gegen 40000 Derwiſche nach Faſchoda,
denen General Hawley etwa ſechstauſend Mann
britiſch=
igyptiſcher Truppen entgegenzuſtellen vermochte. Von
dieſen gingen ſämtliche eingeborenen Soldaten zu den
Der=
wiſchen über, ſo daß die Regierungstruppen, kaum noch
zweitauſend Mann ſtark, von den Rebellen im
er=
ſten Anſturm überrannt wurden. General
Hawley und alle Offiziere fielen, die
Mehr=
zahl der Soldaten endete unter den Speerſtichen der
wil=
den Wüſtenreiter. Jedem Gefangenen ließ Mabur el Aſl
den Kopf abſchlagen. Den Kopf des gefallenen Generals
Hawley ſandte der neue Mahdi nach Khartum mit der
Drohung, daß jedem Engländer in Khartum und ganz
Aegypten es ſo ergehen werde wie dieſem Verfluchten, den
das Schwert Allahs getroffen hätte. Infolge dieſer erſten
großen Waffentat der Derwiſche fielen alle Stämme von
der Regierung ab, die bisher noch zu England hielten, und
die ägyptiſche Regierung wurde gezwungen, bedeutende
Truppenmaſſen, die ſonſt gegen die Türken am Suezkanal
verwendet worden wären, nach dem bedrohten Sudan
zu ſchaffen. Es iſt nicht zuviel geſagt, daß jetzt, Anfang
März, der ganze Sudan mit der Hauptſtadt
Khar=
tum ſowie ein großer Teil Nubiens in
unbeſtritte=
nem Beſitze der Derwiſche iſt.
Die engliſche Niederlage bei Ahwaz.
* London, 18. März. Lord Curzon fragte im
Oberhaus den Staatsſekretär für Indien, wie die
gegenwärtige Lage in Ahwaz in Südweſtperſien und
in Kurna am Tigris ſei, ob er etwas über die jüngſten
Gefechte in der Nähe der beiden Orte ſagen könne und
ob die dort aufgeſtellten indiſchen Streitkräfte genügend
ſeien. Lord Crewe antwortete, er könne keine
beſon=
deren Details geben, die über die ziemlich ausführlichen
Preſſeberichte hinausgingen. Es hätten hartnäckige
Kämpfe ſtattgefunden. (In der engliſchen amt
lichen Meldung war aber nur von einer
Erkundungs=
abteilung die Rede. D. Red.) Um die Stellung der
Bri=
ten ſehr ſtark zu machen, ſeien beträchtliche Verſtärkungen
auf dem Wege, ſo daß die Streitkräfte der Arbeit, die ſie
zu verrichten haben, vollauf gewachſen ſein würden. Er
ſei bereit, Lord Curzon Informationen zu geben, die nicht
veröffentlicht werden könnten.
* Berlin, 17. März. Oberbürgermeiſter Dr.
Beut=
ler=Dresden iſt folgendes Telegramm zugegangen:
Großes Hauptquartier, 17. März. Euer Hochwohlgeboren,
dem Rat und den Stadtverordneten ſage ich im Namen der
Kaiſerlichen Marine verbindlichſten Dank für den
Aus=
druck der Teilnahme an dem Verluſt des Kreuzers „
Dres=
den”. Es iſt ein ſtolzer Troſt, daß Ihr Patenkind nach
einer langen, erfolgreichen Kriegstätigkeit in treueſter
Pflichterfüllung, bis zum letzten Augenblick kämpfend, ein
glorreiches Ende fand. Dieſes Bewußtſein wird der
Ma=
rine allezeit ein Anſporn für die Zukunft bleiben. v.
Tirpitz, Großadmiral.
* Berlin, 18. März. Wie nach dem Berliner
Tage=
blatt der Standard aus Neu=York meldet, wären nach
zu=
verläſſigen Schätzungen von den Deutſchen in
Ame=
rika 15 Millionen Dollars auf die zweite
deut=
ſche Kriegsanleihe gezeichnet worden.
* Berlin, 18. März. Die Voſſiſche Zeitung meldet,
die ruſſiſche Revolutionärin Figner, die über zwanzig
Jahre in der Peter=Pauls=Feſtung ſaß, 1905 begnadigt
wurde und ſeitdem im Ausland lebte, wurde, dem Rjetſch
zufolge, bei der Rückkehr nach Rußland an der
rumäniſch=
ruſſiſchen Grenze verhaftet und unter
Gendarmeriebedeck=
ung nach Petersburg gebracht.
* Valparaiſo, 17. März. Unter den von dem
engliſchen Dampfer „Orama” ausgeſchifften
Ueberle=
benden des Kreuzers „Dresden” befinden ſich
15 Verwundete, darunter der zweite Offizier der
Dresdem”.
Erdbeben.
*.Erdbebenwarte Darmſtadt=
Jugen=
heim, 18. März, vormittags. Geſtern abend, 17. März,
wurde die Aufzeichnung eines Fernbebens beobachtet.
Sie begann 7 Uhr 56 Minuten 57 Sekunden. Um 8 Uhr
30 Minuten waren die Erſchütterungen am Seismograph
am ſtärkſten. Die Herdentfernung beträgt 8650 Kilometer.
Das Erdbeben fand wahrſcheinlich in Oſtaſien ſtatt.
* Hohenheim bei Stuttgart, 18. März. Die
Erd=
bebenwarte meldet: Geſtern abend 7 Uhr 56 Minuten 55
Sekunden traf hier die erſte Vorläuferwelle eines
ſchwa=
chen Fernbebens ein. Herfentfernung etwa 8600
Kilometer.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 17. März. Bei der Reichsbank hat
ſich der Goldbeſtand um rund 23 Millionen Mark auf
2316 Millionen Mark erhöht. Der Beſtand der
Dar=
lehenskaſſenſcheine iſt um 19 Millionen auf 176
Millionen zurückgegangen, von denen 13 Millionen in den
Verkehr übergingen und 6 Millionen zurückgegeben
wur=
den, weil bei dieſen eine Verminderung der
ausgeliehe=
nen Darlehen um dieſen Betrag eintrat. Im Verkehr
ſind jetzt 583 Millionen Darlehenskaſſenſcheine. In der
beträchtlichen Zunahme der fremden Gelder kommen die
Vorbereitungen zum Apriltermin, zum Teil auch ſchon für
die Kriegsanleihe, zum Ausdruck. Der Umlauf der
klei=
nen Noten iſt um 4 Millionen gegen die Vorwoche
zurück=
gegangen. Das Deckungsverhältnis der Noten, wie
über=
haupt der Verbindlichkeiten, hat ſich nur wenig gegen die
Vorwoche verändert.
* Berlin, 18. März. (
Börſenſtimmungs=
bild.) Nach den in den letzten Tagen ziemlich lebhaft in
die Erſcheinung getretenen geſchäftlichen Beteiligungen der
ſogenannten Kriegsſpezialitäten trat heute eine gewiſſe
ruhige Stimmung für dieſe Werte ein, deren Kurſe
in=
folgedeſſen ſich auf einem wenig veränderten Stand
be=
wegten. Das Hauptintereſſe wandte ſich Daimler
Mo=
toren und vereinzelt auch oberſchleſiſchen Werten zu.
Hei=
miſche Renten konnten ihren Kursſtand unverändert
be=
haupten, wobei gute Zuverſicht für das
Zeichnungsergeb=
nis der Kriegsanleihe von Einfluß war. Deviſenmarkt
und Geldverhältniſſe unverändert.
Letzte Nachrichten.
* Sofia, 18. März. Die Agence Bulgare meldet aus
Warna: Vorgeſtern nachmittag zog eine Gruppe
von Demonſtranten vor die Präfektur und die
Handelskammer, wo ſie Arbeit forderte. Die
Demonſtran=
ten ſetzten ſich aus infolge der allgemeinen Kriſis brotlos
gewordenen Hafenarbeitern zuſammen, denen ſich eine
Anzahl anderer Arbeitsloſer und eine neugierige Menge
anſchloß. Die Demonſtranten, von einem Spitzel geführt,
wollten in die Bäckereien und andere Läden eindringen,
wurden aber von der bewaffneten Macht
ge=
hindert und bald zerſtreut, ohne daß es zu weiteren
Zwiſchenfällen kam.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
E. W. Ihr Mann kann eingezogen werden; ſolange
er aber nur garniſonsdienſtfähig iſt, kommt er nicht ins
Feld.
G. B., Schneppenhauſen. Wegen Herzfehlers dauernd
weder feld= noch garniſonsdienſtfähig.
A. L. B., N.=R. Der Jahrgang 1915 wird
vorausſicht=
lich nicht früher als in Friedenszeiten eingezogen.
Beauſéjour liegt im Vogeſen=Departement. Der Ort
iſt ſelbſt auf ſehr guten Karten nicht zu finden.
Wetterbericht.
Es iſt eine vollſtändige Umlagerung der
Luftdruckver=
teilung eingetreten, die eine ziemlich labile Wetterlage
be=
dingt. Ueber Mitteleuropa verbindet ein ſchmaler
Hoch=
druckrücken zwiſchen Tief im Weſten und Oſten ein Hoch
im Nordweſten mit einem ſolchen im Südoſten. Das
Tiefdruckgebiet über Frankreich ſcheint nach dem
Mittel=
meer abzuziehen, während ſich das nordweſtliche Hoch
oſt=
wärts entwickeln dürfte. Damit wäre eine Verbreiterung
des Hochdruckrückens verbunden, die für uns Fortbeſtand
der eingetretenen Aufheiterung bei trockenen
Südoſtwin=
den bedingt.
Wetterausſichten für Freitag: Ziemlich heiter,
trocken, tags mild, nachts kalt, ſüdöſtliche Winde.
Verluſtliſte.
Sonder=Verluſtliſte des Deutſchen
Heeres (Unermittelte) Nr. 2. In Kriegsgefangenſchaft,
im Lazarett oder auf dem Schlachtfeld verſtorbene
Ange=
hörige des Deutſchen Heeres, über die zuverläſſige
Per=
ſonalangaben fehlen. Alle Truppenteile, Behörden,
Ange=
hörigen uſw., die über die nachſtehend Aufgeführten
nähere Angaben machen können, werden
ge=
beten, dieſe dem Zentral=Nachweiſe=Bureau des
Kriegs=
miniſteriums, Referat II, Berlin NW. 7, Dorotheenſtr. 48,
zukommen zu laſſen. In der Liſte ſind enthalten
Ange=
hörige folgender heſſiſcher Regimenter: Leibgarde=
Infanterie=Regiment Nr. 115: Sold. Adam
Hohenſtein, † Orleans 20. 9. 14. — Infanterie=
Regiment Nr. 116: Sold. Adolf Seim, 4. Komp.
Hoſp. Bordeaux 21, 9. 14; Karl Jackel, 11. Komp.,
† Toulouſe; Heinrich Rupp, † Bordeaux 4. oder 30.
10. 14; Sold. Franz Steinzel, † Bar le Duc 22. 9. 14.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 116:
Johann Peetz, * Blaye 8. 9. 14.
Infanterie=
Regiment Nr. 118: Sold. Adam Müller, 5. Komp.,
Haupt=Hoſp. Vierzon 21. 9. 14; Henri (Heinrich) Müller,
6. Komp., Erkennungsmarke Nr. 167, † Milit.=Hoſpital
Bordeaux 17. 10. 14; Jean (Johann) Jung, 5. Komp.,
Montlugon; Fr. Kramer, 35 Jahre alt, † Clermont=
Ferrand, 29. 10. 14; Wimmer, 23 Jahre alt, vielleicht auch
Inf.=Regt. Nr. 18, † Bordeaux 3. 10. 14. —
Feld=
artillerie=Regiment Nr. 25: Heinrich Müller,
Erkennungsmarke Nr. J. L. M. C. 141, * St. Yrieix
27. 9. 14.
„Auch als Liebesgabe im Felde begehrt!“
I,3061
Familiennachrichten.
Jacg. de Boer
Tilla de Boer, geb. Mohr
Vermählte.
Bielefeld (Detmolderstr. 69, I.), den 17. März 1915.
(*5407
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am
31. Januar bei einem Nachtgefecht in Inowlodz
in Rußland mein geliebter Gatte, der
treu=
beſorgte Vater ſeiner 5 Kinder, unſer Sohn,
Bruder, Schwager und Onkel
Landſturmmann im Landſturmbataillon Nr. 52
im Alter von 41 Jahren.
(*5365
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau Marie Gilbert, geb. Becker
und 5 Kinder.
Adam Gilbert, deſſen Vater.
Familie Adam Gilbert und Kinder.
Familie Johann Sander und Kinder.
Frau Marie Sander, geb. Gilbert.
Familie Georg Becker und Kinder.
Familie Johann Adam Götz II.
und Kinder.
Familie Nikolaus Jünger und Kinder.
Frau Marie Kolb Witwe, und Kinder.
Familie Heinrich Chriſtoph Jünger
und Kinder.
Darmſtadt, Schwanenſtraße 23, Guntersblum,
Werſau, Nieder=Kainsbach, Dietzenbach, den
18. März 1915.
Du ſtarbſt in Deinen ſchönſten Jahren
Und hinterläßt uns ſchweres Leid,
Es hilft kein Weinen, Jammern, Klagen,
Nun ruhe ſanft in Ewigkeit.
Du warſt ſo gut und ſtarbſt zu früh,
Doch wir vergeſſen Deiner nie.
Todes=Anzeige.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt infolge
Typhuserkrankung am 20. Januar 1915 im
Feldlazarett bei Lowitſch (Rußland) mein
innigſt=
geliebter, herzensguter Mann, der treubeſorgte
Vater ſeines Kindes, unſer lieber Bruder,
Schwager und Onkel
Johannes Dörr
Schaffner und Wagenführer
z. Bt. Reſerve=Infanterie-Regiment 116,
3. Kompagnie
im 25. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Frau Margarete Dörr, geb. Kappes.
Darmſtadt, den 18. März 1915.
Nieder=Ramſtädterſtr. 5½.
Du ſtarbſt in Deinen ſchönſten Jahren.
Und hinterläßt uns ſchweres Leid.
Es hilft kein Weinen, hilft kein Klagen,
Nun ruhe ſanft in Ewigkeit.
Du warſt ſo gut und ſtarbſt zu früh,
Doch wir vergeſſen Deiner nie.
(*5406
Todes=Anzeige.
Geſtern abend verſchied nach langem,
ſchwerem Leiden meine liebe Frau, unſere
liebe Tante
geb. Meß.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Lehrer Leonhard Ihrig.
Aspisheim (Kr. Bingen), 17. März 1915.
Die Beerdigung findet in Darmſtadt Freitag,
den 19. März, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Beſſunger Friedhof ſtatt. (4500
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meine innigſtgeliebte Gattin, unſere gute
Schweſter, Schwägerin und Tante
geb. Blöcher
heute nachmittag 4 Uhr nach längerem Leiden
im Alter von 41½ Jahren in die Ewigkeit
abzurufen.
(4530
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
J. Zimmer, Großh. Hochbauaufſeher.
Darmſtadt, den 17. März 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, den 20. März,
nachmittags 3 Uhr, vom Portal des Darmſtädter
Friedhofes an der Nd.=Ramſtädterſtr. aus ſtatt.
Dankſagung
Für die herzliche Teilnahme bei der Beerdigung
unſeres lieben Vaters
Herrn Johannes Kropp
ſagen Allen, beſonders Herrn Pfarrer Wagner
für die tröſtenden Worte und ſeinen Mitarbeitern
der Stadtgärtnerei innigen Dank.
Die trauernden Kinder.
Darmſtadt, den 18. März 1915.
(B4493
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
hiermit die traurige Nachricht, daß unſere innigſt=
(B4524
geliebte Tante
Fräulein
nach langem, ſchwerem Leiden im Alter von
75 Jahren ſanft verſchieden iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 16. März 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, den 20. März,
vormittags 11 Uhr, vom Portal des Friedhofs,
Nieder=Ramſtädterſtraße, aus ſtatt.
Dankſagung
Für die uns von allen Seiten erwieſene
Teil=
nahme und für die zahlreichen Blumen= und
Kranzſpenden bei unſerem ſchweren Verluſte,
ins=
beſondere auch für die troſtreichen Worte von
Herrn Pfarrer Pabſt und die liebevolle Pflege
der Krankenſchweſter, ſagt innigſten Dank
*5384)
Gräfenhauſen, den 18. März 1915.
Unſere geehrten
Poſtbezieher
und ſolche, die es werden wollen, weiſen wir
darauf hin, daß die Einziehung der
Zeitungs=
gelder durch die Briefträger in der Zeit vom
15. bis einſchl. 25. des letzten Monats im
Viertel=
jahr koſtenlos erfolgt, ſowie daß die
Brief=
träger u. ſ. w. zur vollgültigen
Quittungs=
leiſtung über die erhobenen Zeitungsgelder
berechtigt ſind. Die Vorteile, welche dieſe
Ein=
richtung dem Publikum bietet, ſpringen in die
Augen, wenn man bedenkt, daß der regelmäßige
Bezug des Darmſtädter Tagblatts keine
Unter=
brechung erleidet, der Gang zur Poſt und das
Warten an den Schaltern, die am
Vierteljahres=
ſchluß beſonders ſtark in Anſpruch genommen
ſind, erſpart bleibt.
Tageskalender.
Freitag, 19. März.
Großh. Hoftheater, Anfang 7½ Uhr, Ende 10 Uhr
(Ab. D): „Der Barbier von Sevilla”.
Gaſtſpiel des Oberbayer. Bauerntheaters um 8¼ Uhr
im Orpheum.
Kriegsvorträge von Paſtor Keller um 4 Uhr im
Eliſabethenſtift und um 8½ Uhr im „Kaiſerſaal”.
Kriegsvortrag von Paul Lindenberg um 8 Uhr im
Saal „Zur Traube‟.
Verſteigerungskalender.
Samstag, 20. März.
Verſteigerung unanbringlicher
Poſtſen=
dungen um 10 Uhr in der Packkammer des
Haupt=
poſtamtes.
Dünger=Verſteigerung um 8 Uhr in der
Ar=
tillerie=Kaſerne (Regiment Nr. 61).
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Panl Lauge, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
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Handel mit Margarine.
Die Beſtimmungen des Margarinegeſetzes (Reichsgeſetz, betr.
den Verkehr mit Butter, Käſe, Schmalz und deren Erſatzmittel, vom
15. Juni 1897), werden von den Verkäufern häufig noch nicht in der
Weiſe beachtet, wie es nötig iſt, um Strafanzeigen zu vermeiden.
Wir bringen darum nachſtehend wiederholt die Vorſchriften des ge
nannten Geſetzes, gegen die am meiſten verſtoßen wird, erneut zur
Kenntnis der Beteiligten mit dem Anfügen, daß wir jede
Ueber=
tretung zur Anzeige bringen werden.
Darmſtadt, den 15. März 1915.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Dr. Reinhart.
Auszug aus dem Margarinegeſetz.
§ 1 Abſatz 1: Die Geſchäftsräume und ſonſtigen
Verkaufs=
ſtellen einſchließlich der Marktſtände, in denen Margarine,
Margarine=
käſe oder Kunſtſpeiſefett gewerbsmäßig verkauft oder feilgehalten wird,
müſſen an in die Augen fallender Stelle die deutliche, nicht
verwiſch=
bare Inſchrift „Verkauf von Margarine”, „Verkauf von
Margarine=
käſe‟, „Verkauf von Kunſtſpeiſefett” tragen.
§ 2: Die Gefäße und äußeren Umhüllungen, in welchen
Mar=
garine, Margarinekäſe oder Kunſtſpeiſefett gewerbsmäßig verkauft
oder feilgehalten wird, müſſen an in die Augen fallenden Stellen die
deutliche, nicht verwiſchbare Inſchrift „Margarine”, „Margarinekäſe‟
„Kunſtſpeiſefett” tragen. Die Gefäße müſſen außerdem mit einem
ſtets ſichtbaren, bandförmigen Streifen von roter Farbe verſehen ſein,
welcher bei Gefäßen bis 35 cm Höhe mindeſtens 2 cm, bei höheren
Gefäßen mindeſtens 5 cm breit ſein muß.
Wird Margarine, Margarinekäſe oder Kunſtſpeiſefett in ganzen
Gebinden oder Kiſten gewerbsmäßig verkauft oder feilgehalten, ſo hat
die Inſchrift außerdem den Namen oder die Firma des Fabrikanten,
ſowie die von dem Fabrikanten zur Kennzeichnung der Beſchaffenheit
ſeiner Erzeugniſſe angewendeten Zeichen (Fabrikmarke) zu enthalten.
Im gewerbsmäßigen Einzelverkaufe müſſen Margarine,
Mar=
garinekäſe und Kunſtſpeiſefett an den Käufer in einer Umhüllung
abgegeben werden, auf welcher die Inſchrift „Margarine”, „
Margarine=
käſe”, „Kunſtſpeiſefett” mit dem Namen oder der Firma des
Ver=
käufers angebracht iſt.
Wird Margarine oder Margarinekäſe in regelmäßig geformten
Stücken gewerbsmäßig verkauft oder feilgehalten, ſo müſſen dieſelben
von Würfelform ſein, auch muß denſelben die Inſchrift „Margarine‟
„Margarinekäſe” eingepreßt ſein.
§ 3 Abſatz 1: Die Vermiſchung von Butter oder Butterſchmalz
mit Margarine oder anderen Speiſefetten zum Zwecke des Handels
mit dieſen Miſchungen iſt verboten.
§ 4 Abſatz 1: In Räumen, woſelbſt Butter oder Butterſchmalz
gewerbsmäßig hergeſtellt, aufbewahrt, verpackt oder feilgehalten wird,
iſt die Herſtellung, Aufbewahrung, Verpackung oder das Feilhalten
von Margarine oder Kunſtſpeiſefett verboten. Ebenſo iſt in Räumen,
woſelbſt Käſe gewerbsmäßig bergeſtellt, aufbewahrt, verpackt oder
feilgehalten wird, die Herſtellung, Aufbewahrung, Verpackung oder
(4443df
das Feilhalten von Margarinekäſe unterſagt.
Regelung des Verkehrs mit Brot und Mehl.
Für den Bezirk der Stadt Darmſtadt wird mit Genehmigung
des Großh. Kreisamts vom 11. d. Mts. beſtimmt, daß
vorüber=
gehend und bis auf weiteres der jetzt vorgeſchriebene Zuſatz von
Roggenmehl zum Weizenmehl von 30 Gewichtsteilen auf 15
Ge=
wichtsteile herabgeſetzt wird, ſowie daß anſtelle des
Roggenmehlzuſatzes Kartoffel und andere mehlartige Stoffe
verwendet werden können,
Zugleich wird darauf hingewieſen, daß die Abgabe von
Brot und Mehl nur gegen Rückgabe der Brotmarken erfolgen
darf. Dieſes bezieht ſich bei den Mehlverteilungsſtellen (
Mehl=
großhändler) nicht allein auf das von der Stadt bezogene Mehl,
ſondern auch auf Mehl, das von anderen Stellen bezogen
wurde oder noch bezogen wird. Zuwiderhandlungen werden
zu=
künftig unnachſichtlich beſtraft.
(4513fsg
Darmſtadt, den 16. März 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Verwendung der Brotmarken.
Wie ich höre, ſollen fortgeſetzt Verſtöße gegen die Vorſchriften
über die Verwendung der Brotmarken vorkommen.
Ich verweiſe deshalb nochmals ausdrücklich auf die
Beſtim=
mung 12 meiner Bekanntmachung über die Regelung des Verbrauchs
von Mehl und Backwaren vom 27. Februar ds. Js., die lautet:
Die Brotmarken dürfen nicht vor dem aufgedruckten
Zeitraum verwendet werden; eine ſpätere Verwendung iſt
zuläſſig, jedoch nur innerhalb der Gültigkeitsdauer der
Brot=
karte.
Indem ich allen Bäckern, Händlern und Verbrauchern ſtrengſte
Beachtung dieſer Vorſchriften empfehle, mache ich darauf aufmerkſam,
daß bei weiteren Verſtößen die in der Bekanntmachung vom 27. v.
Mts. genannten Strafen unnachſichtlich eintreten werden.
Darmſtadt, den 16. März 1915.
(4442dfsg
Der Oberbürgermeiſter
Dr. Gläſſing.
Geſchäftszeit
der Arbeits=Zentrale für Frauen im Hallenſchwimmbad.
Samstags nachmittags
können Zuſchnitte nicht ansgegeben und Arbeiten nicht
abge=
nommen werden.
Die Geſchäftszeit der Arbeits=Ausgabe= und Abnahmeſtelle an
den übrigen Wochentagen iſt von 8½ bis 11½ Uhr vormittags
und von 2½ bis 5½ Uhr nachmittags feſtgeſetzt.
4483fs)
Arbeitsamt.
iutgung der Speditenre und
hrunternehmere zu. Darmſtadt
Unſerer verehrl. Kundſchaft bringen wir
Nach=
folgendes zur Kenntnis: Die durch den Krieg geſchaffene
beſonders ſchwierige Lage unſeres Gewerbes zwingt
uns, auf die in Friedenszeit geltenden Preiſe für Fuhr
löhne mit Wirkung vom 20. März ds. Js. ab
eine 30%ige Erhöhung eintreten zu laſſen, welche
Maßnahme durch die enorme Steigerung der Hafer=
und Erſatzfuttermittelpreiſe, ſowie durch die Erhöhung
der allgemeinen Unkoſten begründet und
gerecht=
fertigt iſt.
Darmſtadt, den 19. März 1915.
Der Vorſtand.
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Donnerstag, den 25. März, vormittags von 9 Uhr an,
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Knüppel rm: 6 Buchen, 20 Eichen, 5 Birken, 319 Kiefern;
Reiſig H. W.: 5 Buchen, 12 Eichen, 2 Birken, 86 Kiefern;
Stöcke rm: 26 Kiefern (fein geſp.), 4 Buchen, 17 Eichen,
23 Kiefern (grob geſp.).
Zur Verſteigerung kommen die Nummern 520 bis 773.
Nähere Auskunft erteilt der Großh. Förſter Schimpf,
Forſt=
meiſterſtraße 9, dahier.
(4482
Darmſtadt, den 17. März 1915.
Großh. Oberförſterei Beſſungen.
Daab.
Stammholzverſteigerung.
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kommen im hieſigen Gemeindewald nachſtehende Holzſortimente zur
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enthaltend.
Die Zuſammenkunft iſt vormittags 10 Uhr auf der Benzen
an der Mittelſchneiſe bei Abtl. 40c.
Gedruckte Verzeichniſſe können von uns bezogen werden.
(II,4488
Kelſterbach, am 16. März 1915.
Großh. Bürgermeiſterei Kelſterbach.
Hardt.
Matratzenſtren=Verkauf.
Samstag, den 20. d. M., um 8 Uhr vormittags
wird in der Artillerie=Kaſerne am Beſſunger Weg die
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Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt.
Bekanntmachung.
Die nachſtehende Zuſammenſtellung der Schießtage auf dem
Truppenübungs=
platz Darmſtadt bringen wir zur allgemeinen Kenntnis.
Darmſtadt, den 11. März 1915.
(4131a
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Roeſener.
Zuſammenſtellung d. Schießtage auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt
für die Zeit vom 13. bis 20. März 1915.
Dauer
Die Abſperrung
Datum
Tag
der Abſperrung
Bemerkungen
erſtreckt ſich
von 1 bis
13. März 1 Samstag
15, März 1 Montag
16. März Dienstag
17. März Mittwoch 12 Uhr 5 Uhrbis zum Landgraben
18. März (Donnerstag
19. März 1 Freitag
20. März 1 Samstag
Bekanntmachung.
Während der achttägigen Dauer des jüdiſchen Oſterfeſtes (29. März bis 6. April)
iſt den geſetzestreuen Juden der Genuß von Brot, Brötchen, Backwaren, Mehl uſw.
unterſagt und nur der von ungeſäuerten Broten (Mazzos) geſtattet.
Das Großh. Miniſterium des Innern hat deshalb beſtimmt, daß die von den
Kommunalverbänden oder Gemeinden auf Grund der §§ 34 ff. der Verordnung vom
25. Januar 1915 erlaſſenen Anordnungen auf die Herſtellung und den Vertrieb dieſer
ungeſäuerten Brote keine Anwendung finden.
Den Bäckern, die ſeither bereits die Lieferungen von Mazzos nachweisbar
über=
nommen hatten iſt deshalb auch ohne Rückſicht auf die Vorſchrift in § 4 Abſ. 4k ſo
viel Mehl zur Verfügung zu ſtellen, als den von ihnen nachzuweiſenden Beſtellungen
entſpricht.
m e
die innerhalb ihres Kreiſes wohnhaften Juden verſorgten, ſondern ihr Abſatzgebiet
ſich=
meiſt auf mehrere Kreiſe erſtreckt, wird das durch unſere Bekanntmachung vom 23.
Februar d. Js. (Amtsverkündigungsblatt Nr. 40 vom 24. Februar 1915) erlaſſene
Ver=
bot über die Abgabe von Brot und Mehl nach Orten außerhalb des Kreiſes Darmſtadt,
inſoweit es ſich auf die Lieferung von Mazzos in andere Kreiſe bezieht, vorübergehend,
d. h. vom Erſcheinen dieſer Bekanntmachung an bis zum 6. April d. Js. einſchließlich,
hiermit außer Kraft geſetzt.
Die vorſtehend getroffene Regelung hat zur Vorausſetzung, daß die Juden an
den Tagen vom 29. März bis 6. April, während der ſie ungeſäuerte Brote beziehen,
ſich der Beſchaffung ſonſtigen Brots unbedingt enthalten und die etwa für dieſe Zeit
erhaltenen Brotmarken dem Kommunalverband wieder zur Verfügung ſtellen. Bei
Ausfuhr von ungeſäuerten Broten in andere Kommunalverbände hat der liefernde
Bäcker der Bürgermeiſterei ſeines Wohnorts genaue Mitteilung zu machen, da letztere
bezw. der Kommunalverband in ſolchen Fällen die Rücküberweiſung des entſprechenden
Quantums Mehl von dem Kommunalverband zu beanſpruchen hat, in den geliefert
worden iſt.
Darmſtadt, den 17 März 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
An die Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Indem wir Sie auf vorſtehende Bekanntmachung beſonders hinweiſen,
beauf=
tragen wir Sie, ſofort ortsübliche Bekanntmachung zu erlaſſen und im übrigen im
Sinne der gegebenen Vorſchriſten zu verfahren
Demnächſt iſt uns zu berichten, welche Mehlmengen von den in Betracht
kom=
menden Kommunalverbänden zurückzufordern ſind. Eventnelliſt uns Fehlanzeige zu
erſtatten.
Darmſtadt, den 17 März 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
(4479
J. V.: von Starck.
Auf dem Hofgut Patershauſen (Gemarkung Heuſenſtamm) und in den
Ge=
meinden Egelsbach und Dreieichenhain (Kreis Offenbach) iſt die Maul= und
Klauenſeuche erloſchen,
(4506
In Ober=Modau iſt die Maul= und Klauenſeuche erloſchen.
ee
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
findet ſich: 1 Kriegshund (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Ver=
ſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag,
(4486
vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Straßenreinigung.
Indem wir die nachſtehende Polizeiverordnung erneut
ver=
öffentlichen, empfehlen wir allen Grundſtücksbeſitzern, die mit der
Erfüllung der in den §§ 1 und 3 dieſer Polizeiverordnung feſtgeſetzten
Verpflichtungen eine andere Perſon beauftragt haben oder dies zu tun
beabſichtigen, die beauftragte Perſon, Geſellſchaft oder Anſtalt alsbald
gemäß 88 namhaft zu machen, falls dies noch nicht geſchehen iſt.
Zur Entgegennahme ſolcher — mündlicher oder ſchriftlicher —
Er=
klärungen iſt außer uns auch das zuſtändige Polizeirevier befugt
Im Intereſſe der Grundbeſitzer liegt es, ſelbſt dafür zu ſorgen, daß
möglichſt gleichzeitig mit dieſen Erklärungen auch die Bereiterklärungen
der verantwortlichen Vertreter eingehen.
Darmſtadt, den 16. März 1915.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Dr. Reinhart.
Polizeiverordnung,
die Reinigung der Straßen betreffend.
Auf Grund des Artikel 56 Abſ. 2 Ziffer 1 des Geſetzes, die
Städteordnung für das Großherzogtum Heſſen betreffend, vom
13. Junk 1874, wird nach Anhörung der
Stadtberordnetenverſamm=
lung der Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt mit Genehmigung
des Großherzoglichen Miniſteriums des Innern vom 9. Dezember
1908 zu Nr. M. d. J. 20529 die nachſtehende Polizeiverordnung erlaſſen:
§ 1. Die allgemeine Reinigung der Straßen liegt den Beſitzern
(unmittelbaren und mittelbaren — I§ 854 ff. B. G. B. —) der
an=
grenzenden Grundſtücke ob, ſoweit nicht die ſtädtiſche
Reinigungs=
anſtalt gemäß den Beſtimmungen des Statuts vom 14. Sepkember
1836 betreffend: „Die Reinigung der Straßen und öfentlichen Plätze
in der Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt” die Reinigung
über=
xommen hat. Die Pflicht zur Reinigung erſtreckt ſich nür auf den
Teil der Straße, der an dem Grundſtücke des Verpflichteten herzieht,
und nicht über die Mitte der Straße hinaus. Sind mehrere Beſitzer
vorhanden, ſo trifft jeden die volle Verantwortlichkeit: ein Mieter oder
Pächter iſt jedoch nur dann als Beſizer im Sinne dieſer Verordnung
anzuſehen, wenn er allein das betreffende Grundſtück benutzt.
Iſt eine Geſellſchaft, Gewerkſchaft, Genoſſenſchaft, Stiftung, ein
Verein oder eine Anſtalt oder eine ſonſtige juriſtiſche Perſon Beſitzer
des Grundſtücks, ſo liegt die Verpflichtung zur Reinigung den
Mit=
gliedern des Vorſtands ob; bei Grundſtücken, die ſich im Beſitze oder
in der Verwaltung einer ſtaatlichen oder kommunalen Behörde befinden,
trifft die Verpflichtung den Vorſtand dieſer Behörde. Der Inhaber
einer Dienſtwohnung ſteht einem Mieter gleich.
Auf die Abfuhr des Hauskehrichts finden die Beſtimmungen
der Abſ. 1 und 2 entſprechende Anwendung. Die Kehrichtgefäße ſind
von den Grundſtücksbeſitzern zur Abholung des Kehrichts durch die
Straßenreinigungsanſtalt bereit zu halten, ſie dürfen aber nicht auf
der Straße aufgeſtellt werden.
§ 2. Jede Verunreinigung der Straßen, insbeſondere auch durch
Fuhrleute beim Fahren von Bauſchutt, Dung, Sand, Lehm, Erde
und anderem loſen Material iſt verboten.
Jede Zuwiderhandlung bedingt, abgeſehen von der verwirkten
Strafe, die Verpflichtung zur ſofortigen Reinigung der Straße.
§ 3. Den Grundſtücksbeſitzern liegen außerdem bezüglich der
Reinigung der Füßſteige von Eis und Schnee folgende
Verpflich=
tungen ob=
1. Die Fußſteige, gleichviel ob befeſtigt oder nicht, ſind in ihrer
ganzen Breite bis zum Rande der Fahrbahn, und Fußſteige
von größerer Breite auf mindeſtens 3 Meter in der
meiſt=
begangenen Fläche ſtets von Schnee und Eis freizuhalten,
Der über Nacht gefallene Schnee iſt bis ſpäteſtens 8 Uhr
mor=
gens abzuräumen.
Iſt wegen andauernden ſtarken Schneefalls die völlige
Freihaltung nicht möglich, ſo muß die Abräumung in der
Zeit von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends mindeſtens alle
drei Stunden erfolgen. Der von den Fußſteigen abgeräumte
Schnee iſt auf der Fahrbahn tunlichſt nahe dem Rande
der=
ſelben zu lagern, wobei Straßenrinnen. Straßenbahngleiſe,
ſowie Hydranken und, falls anderweit Platz vorhanden iſt,
Straßenecken, Straßenausgänge und Hauseingänge freizuhalten
ſind.
Das Lagern von Schnee, welcher von Hofreiten abgeräumt
wurde, iſt auf den Straßen und Plätzen unterſagt.
2. Sofern auf den Fußſteigen Glatteis oder infolge
andau=
ernden Schneefalls, Froſteinwirkung oder aus anderen Urſachen
eine gefährlich zu begehende Schneedecke oder Schnee= und
Eis=
buckel ſich gebildet haben, oder die Fußſteige ſonſtwie ſchwer
zu begehen ſind, müſſen dieſe in einer Breite von 1,50 Meter
mit Sand, Kies, Sägeſpänen oder ſonſt geeignetem
Streu=
material ausgiebig beſtreut werden. Das Aufſtreuen iſt zu
wiederholen, ſobald auf den Fußſteigen wieder glatte Stellen
e erſtet ſich auf die Zeif
von morgens 7½ Uhr bis abends 8 Uhr.
Das Aufſtreuen von Abfällen oder ſonſt ungeeignetem
Streumaterial iſt verboten.
*
§ 4. Beſchädigungen der Straße bei der Reinigung ſind ſorgfältig
zu vermeiden, insbeſondere iſt es verboten, bei Reinigung der
Fuß=
ſteige ſcharfe Geräte, wie Beile, Pickel, Stoßeiſen und dergleichen zur
Entfernung des Schnees oder Eiſes zu verwenden.
§5 Bei Froſtwetter iſt das Ausſchütten von Flüſſigkeiten in
die Straßenrinnen unterſagt.
§ 6. Bei Froſtwetter iſt das Schleifenziehen auf den
Fuß=
ſteigen verboten.
§ 7. Das Schneeballwerfen mit naſſem oder verunreinigtem
Schne iſt verboten.
§ 8. Der Beſitzer eines Grundſtücks kann mit der Erfüllung der
in den §§ 1 und 3 feſtgeſetzten Verpflichtungen eine andere Perſon,
wie z. B. einen Hausverwalter oder eine Gefellſchaft oder Anſtalt,
die ſich die Reinigung von Straßen zur Aufgabe geſtellt hat,
beauf=
tragen. Die Beauſtragten, bei Geſellſchaften oder Anſtalten deren
Vorſtandsmitglieder, ſind für die Einhaltung der Vorſchriften
aus=
ſchließlich verantwortlich, wenn die beauftragte Perſon, Geſellſchaft
oder Anſtalt dem Polizeiamte als verantwortliche Vertreter durch
den Grundſtücksbeſitzer ausdrücklich namhaft gemacht worden ſind,
dieſe zur Uebernahme der Verpflichtung ſich bereit erklärt haben und
das Polizeiamt binnen einer Friſt von 14 Tagen nach erfolgter
Namhaftmachung Einſpruch gegen die Vertretung nicht erhoben hat.
Mehrere Beſitzer eines Grundſtücks können nach Maßgabe der
Vorſchriften des Abſatz 1 die Erfüllung der Verpflichtungen auf einen
von ihnen übertragen.
§ 9. Zuwiderhandlungen gegen dieſe Verordnung werden auf
Grund des § 366 Poſ. 10 des Reichsſtrafgeſetzbuchs mit Geldſtrafe
bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen beſtraft.
§ 10. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tag der Veröffentlichung
in Kraft.
Mit dem gleichen Tage wird das Polizeireglement vom
8. November 1856 aufgehoben.
(4438
Darmſtadt, den 9. Januar 1909.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Warnung
zur Vorſicht bei Aufbewahrung giftiger oder
gefundheitsſchäd=
licher Flüſſigkeiten.
Vielfach ſowohl im Haushalt als im Gewerbebetriebe werden
Gefäße, die zur Aufnahme von Nahrungs= oder Genußmitteln
be=
ſtimmt ſind, wie Wein=, Bier= und Mineralwaſſerflaſchen, zur
Auf=
bewahrung giftiger oder geſundheitsſchädlicher Flüſigkeiten, die im
Haushalt oder im Gewerbebetrieb Verwendung finden ſollen(z. B.
Salz=
fäure, Salpeterſäure, Karbolſäure, Lyſol, Salmiakgeiſt,
Sublimat=
löſung, Petroleum u. dergl.), benutzt, ohne daß Vorkehrungen getroffen
werden, durch die die Gefahr der Verwechslung des ſchädlichen Inhalts
der Gefäße mit einem Nahrungs= oder Genußmittel ausgeſchloſſen
wird. Infolge dieſes teils auf Unkenntnis und Unachtſamkeit, teils
auf Gleichgültigkeit und Rückſichtsloſigkeit zurückzuführenden
Ver=
fahrens ſind ſchon häufig Perſonen, die aus Verſehen aus ſolchen
Flaſchen getrunken haben, ſchwer erkrankt oder geſtorhen. Als in
be=
ſonderem Maße mißbräuchlich und unter Umſtänden ſtrafbar mußz es
auch bezeichnet werden, wenn giftige oder geſundheitsſchädliche
Flüſſigkeiten (z. B. Petroleum) in ſolchen Bier= oder=
Mineralwaſſer=
flaſchen aufbewahrt werden, die noch im Eigentum der betr.
Bier=
oder Mineralwaſſerlieferanten ſtehen und demnächſt an dieſe zur
Weiterbenutzung zurückgegeben werden.
Wie es für den Gifthändler durch § 15 der Verordnung, betr.
den Verkehr mit Giften, vom 17. April 1905 verboten iſt, Gifte in
Trink= oder Kochgefäßen, oder in ſolchen Flaſchen oder Krügen
abzu=
geben, deren Form oder Bezeichnung die Gefahr einer Verwechslung
des Inhalts mit Nahrungs= oder Genußmitteln herbeizuführen
ge=
eignet iſt, ſo muß auch dem, der giftige oder geſundheitsſchädliche
Flüſſigkeiten im Beſitz hat. um ſie im Haushalt oder im Gewerbe zu
verwenden, ſchon im Hinblick auf ſeine zivil= oder ſtrafrechtliche
Ver=
antwortlichkeit dringend anempfohlen werden, die gleiche Vorſicht beil
(4444df
ihrer Aufbewahrung obwalten zu laſſen.
Darmſtadt, den 15. März 1915.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Die Wertpapiere der I. Kriegsanleihe (
Reichs=
anleihe) ſind eingetroffen und können von Montag, den
22. März 1915 ab bei unſerer Hauptkaſſe gegen Rückgabe der
Quittungen in Empfang genommen werden.
(4495fs
Darmſtadt, den 17. März 1915.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Netz, Direktor.
Bekanntmachung.
In unſerem Handelsregiſter A.
wurde heute die Firma Wilhelm
Becker 1. in Pfungſtadt
ge=
löſcht.
(4509
Darmſtadt, 6. März 1915.
Großherzogliches Amtsgericht II.
Bekanntmachung.
Am 26. März I. J.,
vormit=
tags 10 Uhr, ſollen auf hieſigem
Frachtgüterſchuppen eine Anzabl
herrenloſer Güter öffentlichan den
Meiſtbietenden gegen ſofortige
Bar=
zahlung verkauft werden. (34521
Darmſtadt, 16. März 1915.
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Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
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Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung.
Anfang 7½ Uhr. Ende 10 Uhr.
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Samstag, 20. März: Außer
Abonnement. Volks= und
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ſonsvorſtellung zu ermäßigten
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7 Uhr.
Sonntag, 21. März.
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Volks= und Garniſonsvorſtellung
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Raub der Sabinerinnen”.
Abends 7 Uhr. 122. Ab.=Vorſt.
D 31 Zum erſten Male: „Wie
einſt im Mai”. Geſangspoſſe
in 4 Bildern von Bernauer und
Schanzer. Muſik von Kollo und
Bredſchneider. Gewöhnliche Preiſe.
Montag, 22. März. 105. Ab.=
Vorſt, C 26. (Erſatz für die
aus=
gefallene Vorſtellung.) „Mianon.”
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Beilag=
zum Darmſtädter Tagblatt.
e
Die Adoptivtochter.
Original=Roman von H. Courths=Mahler.
verbc
Weib — mach mich nicht wahnſinnig! Das iſt nicht
mehr zu ertragen! Dich liebe ich, nicht Dein verfluchtes
Geld! Höre mich an — ich ſage es Dir zum letzten Male:
ich kann dieſes Leben nicht mehr ertragen! Wenn ich Dich
nicht ſo namenlos liebte, dann ließe ich mich von Dir
nicht ſo ſchmachvoll behandeln! Das muß ein Ende
neh=
men! Der Schimpf, den Du mir mit dieſem Wort
an=
getan, iſt unerhört! Aus Liebe warb ich um Dich — aber
nicht um Dein Geld! Ich ſchwöre es Dir bei meiner
Ehre: ſprichſt Du noch einmal ſolch ein Wort, ſo verlaſſe
ich zur ſelben Stunde das Haus — und Du ſiehſt mich
niemals wieder! Vergiß das nicht! Ich halte meinen
Schwur und ſollte ich daran zugrunde gehen!
Claudine hatte ſich, wie ſtets nach ſolchen Szenen,
reuevoll ſchluchzend in ſeine Arme geworfen und um
Ver=
zeihung gefleht. Weil ich Dich ſo namenlos liebe, quäle
ich Dich und mich. Vergib mir, vergib — ich will es nie
wieder tun.
So hatte ſie auch diesmal geſprochen und in
leiden=
ſchaftlicher Zärtlichkeit ihn alle Kränkungen vergeſſen
ge=
macht. Ach, und ſie konnte ſo unwiderſtehlich ſein, wenn
ſie weich und liebevoll war! Stets zog ſie ihren Gatten
damit wieder in ihren Zauberbann, und Tage
ſchranken=
loſer Glückſeligkeit folgten, denn ſie liebten ſich beide zu
ſehr, um nicht alles in ſolchen Stunden zu vergeſſen.
Noch einmal verlebten ſie Tage unausſprechlichen Glücks.
Claudine aber hatte ſeinen Schwur bald vergeſſen
erſt über ihrem Glück — dann über neuen Zweifeln und
neuem Mißtrauen. Sobald ihr Gatte in ſeinen heißen
Liebesworten nachließ und ſich ſeiner Arbeit zuwandte,
erwachte der Zweifel in ihr.
Und wieder kam ein Tag, an dem ihre Leidenſchaft
mit ihr durchging — und wieder traf ihn der alte
Vor=
wurf. Abwehrend, beſchwörend hatte er die Hände
er=
hoben und verſucht, das Schmähwort zu erſticken, ehe es
ihren Lippen entfloh. Sie achtete in ihrer Heftigkeit nicht
darauf, und „Mitgiftjäger” tönte es ihm abermals
ent=
gegen.
Mit todblaſſem Geſicht hatte er ſich darauf von ihr
gewandt und war gegangen — um nie wiederzukehren.
Wie verſteinert hatte ſie ihm nachgeblickt. Die ganze
Nacht wartete ſie auf ihn und irrte ruhelos und verſtört
im Hauſe umher. Vergeblich — er war wirklich — ſeinem
Schwur getreu — für immer gegangen.
Sie wollte es nicht glauben. Aber die Angſt legte ſich
mit bleierner Schwere auf ihr Gemüt und drückte ſie zu
Boden. Noch hoffte ſie, daß er ſie nur durch ein längeres
Ausbleiben ſtrafen wollte. Daß er es über ſich brachte, ſie
ſo zu quälen, weckte ihren Trotz. Konnte er ſie lieben,
wenn er ihr ſo namenloſe Pein verurſachte?
Ach, ſie wußte nicht, was Heinz dieſe Ruhe gekoſtet
hatte; ſie wußte nicht, daß er ſich unter tauſend Schmerzen
von ihr losriß, um ſeine Selbſtachtung nicht vollends zu
verlieren.
Aeußerlich ſtolz und kalt, innen von glühender
Sehn=
ſucht verzehrt, wartete Claudine auf die Rückkehr ihres
Gatten. Und ſie malte ſich aus, wie ſie ihn empfangen
wollte, ſobald er zu ihr zurückkehrte. Alles wollte ſie ihm
zuliebe tun — nur wiederkommen ſollte er.
Doch Heinz Loſſen hielt ſeinen Schwur, ob er auch
faſt darüber zugrunde ging.
Durch ihren Rechtsanwalt ließ er ihr ſpäter ſeinen
Aufenthaltsort mitteilen.
Das hieit ſe ſtr ein Eintntan, und ſofort beſchte
ſich ihre Hoffnung — aber zugleich auch ihr Trotz. Ihr
Stolz wollte es nicht zugeben, daß ſie ihn anflehte, zu ihr
zurückzukehren.
Ein zweites Mal werfe ich mich ihm nicht an den
Hals, ſo wie damals, ehe ich ſeine Braut wurde, dachte ſie.
Die Röte der Scham ſchoß ihr in das bleiche Geſicht, wenn
ſie daran dachte, daß ſie damals zu ihm geſagt hatte:
Wenn Sie fortgehen von hier — dann werde ich ſehr, ſehr
unglücklich ſein — —
So ſpann ſie ſich weiter ein in den Trotz der ihr
Herz nicht ſprechen ließ — und wartete — daß ihr
Reich=
tum ihn zu ihr zurückführen ſollte.
Aber dieſem Mann gegenüber erwies ſich die Macht
des Reichtums nicht wirkſam.
Schließlich verſuchte Claudine ein letztes Mittel. Sie
reichte die Scheidung ein. Wenn er ſah, daß ſie Ernſt
machte, dann würde er ſich gewiß beſinnen — ſo dachte ſie.
Aber er willigte in die Scheidung.
Was ihn das gekoſtet hatte, ahnte Claudine nicht.
Sie wußte nicht, daß er ſeiner Selbſtachtung dies Opfer
abrang.
So lebten ſie getrennt, ſich eines in der Sehnſucht nach
dem andern verzehrend. Die Ehe wurde getrennt — die
Ehe zwiſchen zwei Menſchen, die einander liebten und
ſich doch nicht mehr zuſammenfinden konnten.
Daß Heinz Loſſen gleich nach der Scheidung ſchwer
krank geworden war, erfuhr Clandine nicht. Nachdem er
von dieſer Krankheit geneſen, verheiratete er ſich zum
zweiten Male — mit einer Jugendfreundin, die ſein Bild
lange ſchon im Herzen getragen hatte und die glücklich
war, ſein beſcheidenes Los mit ihm teilen zu dürfen.
(Fortſetzung folgt.)
Fortwährender
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(4517
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Grossh. Bürgermeisterei Gr.-Gerau.
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Geschwister und Verwandte von Gefallenen, oder in
Gefangenschaft geratenen geeignet, werden an allen
grösseren Plätzen Deutschlands
General-Vertreter
gesucht, die ihren Stab von Untervertretern und
Kolporteuren selbst anzustellen haben. Letztere,
aber nur befähigte Leute, können sich auch auf
dieses Inserat melden und werden diese alsdann dem
betreffenden General-Vartreter überwiesen.
Unsere Ehrentafel ist kein
Bild aus Papier in Buch- oder Steindruck hergestellt,
wie so viele andere auf dem Markte sind.
Sie ist vielmehr eine
herverragende, kinstlerische Arbeit
mil verschledenen, praktischen, patenlamllich geschützten Einrisblangen.
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kuhstgewerbliche Geschäfte, für große Buch-
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