Darmstädter Tagblatt 1910


31. August 1910

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N 208.

Mittwoch, den 31. Auguſt.

1910.

Die heutige Nummer hat 20 Seiten.

Der offiziöſe Kommentar der Königsberger
Kaiſerrede.
* Der offenbar vom Reichskanzler ſelbſt inſpirierte
Kommentar der Königsberger Kaiſerrede, der in der
Nordd. Allg. Zeitung veröffentlicht worden iſt, dürfte we=
gen
ſeiner wenig geſchickten Faſſung und ſeines hoch=
fahrenden
und verletzenden Tones leider nicht nur
nicht zur Beruhigung der Gemüter beitragen, ſondern die
Gegenſätze noch mehr verſchärfen. In erſter Linie wird
die Erklärung, daß es ſich um ein perſönliches Bekenntnis
des Monarchen handle, den Widerſpruch herausfordern;
die Unterſcheidung zwiſchen einem Regierungsakt und
einem perſönlichen Bekenntnis des Monarchen bei einer
vom Kaiſer öffentlich gehaltenen und offiziös veröffentlich=
ten
Rede iſt etwas künſtliſch Konſtruiertes, für die die Merk=
male
fehlen, zumal die Rede auch im Reichsanzeiger ver=
öffentlicht
worden iſt. Sehr bedauerlich iſt die Behaup=
tung
, daß in die Rede zu Agitationszwecken ein Sinn
künſtlich hineingelegt und herausgeleſen worden ſei und
daß der Reichskanzler den Kaiſer gegen willkürliche Aus=
legungen
und bösartige Verdrehungen verteidigen werde.
Dieſe Worte verraten eine beklagenswerte Unkenntnis
der Stimmung des Volkes und eine weitere bewußte Ab=
kehr
von volkstümlicher Politik; ein Blick in die Zeitun=
gen
hätte genügt, um ſich davon zu überzeugen, daß in
dem überwiegend größten Teile der Preßſtimmen weder
Agitationszwecke noch gar bösartige Verdrehungen die
Triebfeder für die Kritik der Rede geweſen ſind, ſondern
in erſter Linie die Nichtbeachtung der Erklärung des Für=
ſten
Bülow in den Novembertagen 1908, die der offiziöſe
Kommentar völlig mit Stillſchweigen übergeht.
Dieſer Kommentar der Kaiſerrede, der in einer wenig
glücklichen Stunde geboren worden iſt, hat den Erfolg,
daß ſich die Oeffentlichkeit nochmals mit ihr beſchäftigen
muß.
Die Kölniſche Zeitung, die ſich bemüht, die Erklärung
der Norddeutſchen Allgemeinen Zeitung zu rechtfertigen,
ſchreibt: Man wird dieſer miniſteriellen Interpretation,
die die Königsberger Rede erfordert hat, in der Sache zu=
ſtimmen
müſſen. Die Form, die man zu dieſer Erklärung
zu wählen für gut befunden hat, wird aber, ſo fürchten
wir, eher dazu dienen, die Erregung wieder zu entfachen,
als die Gemüter zu beruhigen, wenn man auch zugeſtehen
muß, daß die leidenſchaftlichen Uebertreibungen, in die die
öffentliche Kritik auch bei dieſer Gelegenheit wieder ver=
fallen
iſt, ein ſolches Echo herausgefordert haben. Auch da=
gegen
, daß der Reichskanzler erklären läßt, er werde den
Kaiſer gegen dieſe Art der Kritik verteidigen, wird man
nichts einwenden können; jeder andere würde das an
ſeiner Stelle als ſeine Pflicht empfinden. In der berühm=
ten
Novembererklärung hatte der Kaiſer verkünden laſſen,
er werde die verfaſſungsmäßigen Verantwortlich=
keiten
wahren. Man wird vielleicht der Meinung ſein,
daß die heutige Erklärung, der Reichskanzler werde
alle verfaſſungsmäßigen Rechte wahren, zu ſener No=
vemberänßerung
in einem aufäligen Gegenſatz ſteht.
Es mag beabſichtigt ſein oder nicht, jedenfalls iſt auch
gegen dieſe Auffaſſung nichts einzuwenden, denn die Ver=
fafſung
wahrt ſowohl die Rechte der Krone, wie ſie ihre
Verantwortlichkeiten aufſtellt, und an beiden ſoll und darf
nicht gerührt werden. Beſtehen bleibt aber die leidige Tat=
ſache
, daß eine Aeußerung des Kaiſers wieder einmal eine
miniſterielle Interpretation notwendig gemacht hat; es
wäre indes dem Intereſſe des Reiches förderlicher, wenn
der Kaiſer ſich dem Volke verſtändlich machen wollte, ohne
daß zwiſchen ihn und dieſes ein ſolches Blatt miniſteriellen
Papiers geſchoben werden müßte.
Die Frankfurter Zeitung, die ſich in der Kritik der
Kaiſerrede große Mäßigung auferlegt hatte, ſchreibt: Dieſe
Kundgebung wird nicht dazu beitragen, die Erregung zu
beſchwichtigen. Daß in die Rede zu agitatoriſchen
Zwecken künſtlich ein abſolutiſtiſcher Sinn hineingelegt
worden iſt, iſt eine Inſinuation, die alle diejenigen mit
Entrüſtung zurückweiſen werden, welche aus redlicher
Ueberzeugung und im Intereſſe des Landes ihre warnende
Stimme erhoben haben. Am ſeltſamſten berührt die Er=
klärung
, daß die Rede kein Regierungsakt, ſondern ein per=
ſönliches
Bekenntnis des Kaiſers ſei. Sind denn ſchon
die Debaten vom November 1908 ganz vergeſſen und in
den Wind geſchlagen, bei denen Uebereinſtimmung beſtand,
daß alle öffentlichen Reden des Kaiſers von der Verant=
wortlichkeit
des Reichskanzlers gedeckt werden müßten,
und bei denen das auch auf die politiſchen Geſpräche aus=
gedehnt
wurde, damit die Stetigkeit der Politik unter
Wahrung der verfaſſungsmäßigen Verantwortlichkeit ge=
ſichert
ſei? Wie kann man ſolche öffentlichen Kund=
gebungen
, wie dieſe Rede es war, als eine rein perſönliche
Sache des Kaiſers hinſtellen wollen? Und wenn der Kaiſer=
ſchon
früher die gleichen Anſchauungen vertrat, ſo iſt ihre
Bekundung doch nicht weniger bedenklich. Nach dem gan=
zen
Zuſammenhang mußte die Rede als ein abſolutiſtiſcher
Ideengang aufgefaßt werden, ſchon wegen des Zuſammen=

hanges zwiſchen dem Hinweis auf das Gottesgnadentum
und der Nichtachtung der Tagesmeinungen, die auch eine
Herabſetzung der Volksſtimmung nach natürlicher Aus=
legung
in ſich ſchloß. Meinte der Kaiſer es anders, ſo
hätte er anders ſprechen müſſen. Der Reichskanzler wird
ſchärfſtem Widerſpruch begegnen, wenn er die Vertretung
des Kaiſers in der Weiſe führen will, daß er die Kritik
an der Kaiſerrede als willkürliche Auslegung und bös=
artige
Verdrehung hinſtellt. Er mag doch die Frage beant=
worten
, ob er jedes Wort der Kaiſerrede vertreten kann
und will und von dieſer Rede ſchon vorher in Kenntnis
geſetzt war. Er wird, ſo heißt es, die Geſchäfte in Ueber=
einſtimmung
mit der Krone unter Wahrung der ver=
faſſungsmäßigen
Rechte weiterführen. Dieſe Wahrung
der verfaſſungsmäßigen Rechte würde aber bedingen, daß
ſolche dem Geiſt der Verfaſſung zuwiderlaufenden Kund=
gebungen
unterbleiben, nicht aber daß man ſie nachträglich
gutheißt. Das Ganze iſt der Verſuch einer Einrenkung,
der aber in der Art, wie er unternommen wird, als miß=
glückt
bezeichnet werden muß und ſogar neuen Widerſpruch
herausfordert.
Die freikonſervative Poſt ſchreibt: Wir möchten jetzt
wünſchen und bitten, dieſen Gegenſtand ruhen zu laſſen.
Er iſt reichlich und genug behandelt worden. Im Reichs=
tage
und Abgeordnetenhauſe dürſte er ja ſowieſo wieder
aufs Tapet gebracht werden und ſchließlich eben nur von
amtlicher Seite zu einer ähnlichen, ja gleichbedeutenden
Erklärung Anlaß bieten, wie ſie die Norddeutſche All=
gemeine
Zeitung gegeben hat. Die Kreuzzeitung bringt
die Erklärung der Nordd. Allg. Ztg., ohne ſich dazu zu
äußern. Die Tägliche Rundſchau ſchreibt: Es iſt
nicht anzunehmen, daß ſich die Linke mit des Kanzlers
Erklärung zufrieden geben wird, und es wird demnach
höchſt wahrſcheinlich zu einer hitzigen Debatte im Reichs=
tage
kommen. Das iſt bedauerlich, kann aber nicht ver=
mieden
werden, auch nicht, wenn ſich der Reichskanzier
auf den Standpunkt ſtellt, daß Wilhelm II. in Königs=
berg
, wie es tatſächlich der Fall war, nicht als deutſcher
Kaiſer, ſondern, als König von Preußen geſprochen hat
und die Rede alſo gar nicht vor das Forum des Reichs=
tages
, ſondern höchſtens vor das des preußiſchen Land=
tages
gehört. Die Germania ſagt: Man darf annehmen,
daß die Kundgebung der Norddeutſchen Allgemeinen Zei=
tung
nicht ohne Wiſſen und Zuſtimmen des Kaiſers ver=
öffentlicht
worden iſt. Der Kanzler muß alſo dem Kaiſer
klar gemacht haben, daß die Rede nicht vorſichtig genug
geweſen ſei. Möge es dem Kanzler und der Norddeutſchen
Allgemeinen Zeitung in Zukunſt erſpart ſein, kaiſerliche
Reden kommentieren und rechtfertigen zu müſſen. Die
Voſſiſche Zeitung ſagt: Wer weiß, nach der geſtrigen Er=
klärung
heißt es vielleicht bald wieder: der Kaiſer ſpricht
und der Kanzler ſchweigt. Mag ſein! Schließlich ſind
Taten die Sprache der Staatsmänner. Aber, wenn man
ſchon kein Programm aufſtellt, wo ſind die Taten des
Herrn von Bethmann Hollweg? Indeſſen vollzieht ſich
der ſtrategiſche Aufmarſch der Parteien zu den kommenden
Wahlen. Die Berliner Neueſten Nachrichten würden der
Erklärung des Reichskanzlers zuſtimmen, wenn ſie zu=
gleich
irgendwie das Weiterbeſtehen des Zuſtandes ſeit
dem 17. November 1908 andeutete. Ueber dieſen ſachlich
entſcheidenden Punkt beſtehe aber Ungewißheit, und der
ſcharfe Ton, in dem ſie ſachlich vielleicht zutreffend,
aber politiſch völlig vorbeigreifend die von keinem
Vernünſtigen angetaſteten Rechte des Monarchen vertei=
dige
, werde die Unruhe weiter erhalten und die Agitation
ſteigern. Der Vorwärts ſchreibt: Die Erklärung Beth=
mann
Hollwegs iſt in ihrem entſcheidenden Punkt nur
eine Verſchärfung der Kaiſerrede. Wenn die bürgerlichen
Parteien ihre Pflicht täten, dann müßte die Regierung
bald gezwungen ſein, an dem gehörigen Orte Rechenſchaft
abzulegen und den Reichstag einzuberufen. Unterlaſſen
die bürgerlichen Parteien ihre Pflicht, überlaſſen ſie wieder
der Sozialdemokratie allein, für die bedrohte Verfaſſung
und die Rechte des Volles gegen das Gottesgnadentum
den Kampf aufzunehmen, ſo werden ſicherlich wir es nicht
ſein, die dies zu bedauern haben werden, denn eines iſt
ſicher: bei den nächſten Wahlen macht das Volk die Zeche.
Es iſt dringend zu wünſchen, daß die Erörterungen
über die Rede jetzt zum Abſchluß gelangen. Beſſer wäre
es geweſen, wenn der Reichskanzler die Verantwortung
für ſie in vollem Umfange übernommen hätte, damit die
Perſon des Kaiſers nicht weiter in die Debatte gezogen
wird.

Die Königsfeier in Cetinje.
* Sonntag früh um 6 Uhr trat die Skupſchtina
zuſammen. Präſident Dſchukanowitſch ſchlug die Erhe=
bung
zum Königreiche vor. Der Miniſterprä=
ſident
unterſtützte dieſen Antrag, worauf ſich die Skup=
ſchtina
korporativ ins Palais begab. Der Vizepräſident
bat den Fürſten, der von allen Familienmitgliedern um=
geben
war, den Vorſchlag zu genehmigen. Der Fürſt
erwiderte in längerer Rede, er erkenne in dieſer feier=
lichen
Stunde mit väterlicher Freude und Stolz an, daß
es ebenſo das Glück ſeines Volkes wie ſein Glück ſei, daß
Montenegro unter dem Schutze des allmächtigen Gottes
und des brüderlichen Rußlands einen Platz un=
ter
den Kulturſtaaten einnehme. Er nehme die könig=
liche
Würde an, die demverweitertene Montenegro nach

hiſtoriſchem Recht und eigenem Verdienſt gebühre. Er ſei
feſt überzeugt, daß alle Großmächte neben dem Königreich
an der ſerbiſchen Donau auch ein anderes an der ſerbi=
ſchen
Meeresküſte mit Wohlwollen begrüßen werden, als
ein Pfand mehr für den Kulturfortſchritt und den
Frieden an dieſer Grenze zwiſchen dem Oſten und We=
ſten
, und daß alle Serben es als ein noch größeres Pfand
für den Beſtand und die beſſere Zukunft des Serbenſtam=
mes
begrüßen werden. Erbprinz Danilo verkündete
dem Volke vor dem Palais die Annahme des Königs=,
titels, was mit Ziviorufen aufgenommen wurde.
Hierauf fand eine Sitzung der Skupſchtina ſtatt, in
der der Ukas betreffend die Proklamierung angenommen
wurde. Um ½8 Uhr war Feſtgottesdienſt, dem die könig=
liche
Familie, die königlichen Gäſte, das Kabinetteund das
diplomatiſche Korps beiwohnten. Sodann folgte die
Gratulationscour im Palais. Hieran ſchloß ſich der feier=
liche
Zug in das neue Regierungsgebäude, wo die
Skupſchtina und die Geiſtlichen dem König ihre Glück=
wünſche
darbrachten. Der König erwiderte auf die An=
ſprache
mit einer Rede, worin er einen Rückblick über die
Entwickelung während der letzten fünfzehn Jahre gab. So=
dann
kehrte der Zug ins Palais zurück.
Bei dem Galadiner zu Ehren des ſerbiſchen
Kronprinzen Alexander brachte der König
Nikolaus einen Toaſt aus, in dem er hervorhob, daß
die Anweſenheit des Kronprinzen in dieſen Tagen ſeinem
Herzen und ſeinem Volke lieb ſei, das eine beſondere
Freude empfinde, weil dadurch ein neuer Beweis gegeben
ſei für die Unzertrennlichkeit beider Staa=
ten
und ihrer Herrſcherhäuſer. Sein Herz ſchlage zuſam=
men
mit dem Herzen des ſerbiſchen Königs und es gebe
keine Macht, die ſie entzweien könnte. Montenegro bleibe
für alle Zeiten die Schweſter Serbiens. Montenegro
werde vielleicht noch leichter und mit mehr Ausſicht auf
Erfolg mit Serbien zuſammen ſeine Aufgaben erfüllen.
Der Kronprinz dankte in ſeiner Erwiderung auf den
Toaſt des Königs.
Der König und die Königin von Italien
ſind am Dienstag nachmittag über Antivari nach Italien
abgereiſt.

Die Einverleibung Koreas in Japan.
* Die Uebereinkunft, die nach einer gemein=
ſamen
Konferenz zwiſchen Vertretern Japans und Koreas
getroffen worden iſt, beſtimmt:
1 Der Kaiſer von Korea tritt alle Souveränitätsrechte
über das geſamte Reich Korea vollſtändig und für immer
an den Kaiſer von Japan ab. 2. Der Kaiſer von Korea
erklärt ſich mit dieſer Machtentäußerung einverſtanden
und gibt ſeine Einwilligung zur Annexion Koreas durch
Japan. 3. Der Kaiſer von Japan wird dem Kaiſer von
Korea, deſſen Vorgänger, ſowie dem koreaniſchen Kron=
prinzen
und allen Verwandten des koreaniſchen Kaiſer=
hauſes
ihrer Würde entſprechende Reſidenzen auf japani=
ſchem
Gebiete anweiſen und ihnen eine entſprechende jähr=
liche
Rente zur Beſtreitung ihres Hofhaltes gewähren.
4. Der Kaiſer von Japan gewährt weiterhin die nötigen
Mittel zum Unterhalt der Beamten der koreaniſchen Hof=
haltung
. 5. Der Kaiſer von Japan wird den Koreanern,
die ſich durch ihren Dienſt in der Verwaltung des Reiches
einer beſonderen Anerkennung würdig gezeigt haben, eine
einmalige Entſchädigung ſowie dauernde Privilegs zu=
weiſen
. 6. Die japaniſche Regierung übernimmt die Re=
gierung
und Verwaltung des geſamten Kaiſerreiches Korea.
Sie wird auf Grund der gegenwärtig in Kraft beſindlichen
Geſetze allen Koreanern und ihrem Eigentum vollen Schutz
angedeihen laſſen. 7. Die japaniſche Regierung wird, ſo=
weit
es die Umſtände erlauben, die Koreaner, die ſich in
loyaler Weiſe dem neuen Regiment anpaſſen, in ihren
Staatsdienſt übernehmen, falls ſie ſich hierfür geeignet
zeigen.
Gleichzeitig wurde ein kaiſerliches Dekret in
der Angelegenheit der Amneſtie und der Steuerermäßigung
zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Nach dieſem Dekret
ſoll ſolchen Verbrechern in Korca, bei denen beſondere
Milderungsgründe vorliegen, die Strafe nachgeſehen bezw.
ermäßigt werden. Die Steuern, die ſeit längeren Jahren
unentrichtet geblieben ſind, ſollen ebenfalls ermäßigt wer=
den
. Auch bei den Steuern des laufenden Jahres ſollen
möglichſt Ermäßigungen ſtattfinden.
Im Augenblick der Abdankung erließ der Kai=
ſer
von Korea ein Edikt, worin er ſagt, es ſei ihm
unmöglich geweſen, Reformen durchzuführen, daher halte
er es für richtig, dieſe Aufgabe in die Hände anderer zu
legen. Der Kaiſer bittet das Volk, ruhig zu bleiben, den
gewohnten Beſchäftigungen nachzugehen und der neuen
Regierung zu gehorchen. Dieſe wird 8½ Millionen Dol=
lars
aufwenden für die Förderung der Induſtrie, des

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Nummer 203.

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

Unterrichts und für Krankenhäuſer. Der Gouverneur
veröffentlichte eine Proklamation, worin den Armen
die rückſtändigen Steuern erlaſſen werden.
Der Kaiſer von Japan hat eine Abordnung von
Notabeln mit einem Briefe an den früheren Kaiſer von
Korea entſandt. In Korea ſind 900 Gefangene freigelaſſen
worden. Meldungen über Ruheſtörungen liegen nicht vor.
Deutſches Reich.
Der Kronprinz und die Preſſe. Nach
einer Berliner Korreſpondenz hat der Kronprinz ein leb=
haftes
Intereſſe für die Preßſtimmen über ſeine erſte poli=
tiſche
Rede in Königsberg bekundet und ſich die wichtig=
ſten
Preßſtimmen aus allen politiſchen Lagern vorlegen
laſſen. Im Gegenſatz zum Kaiſer betreibt der Kronprinz
ſchon ſeit Jahren ſehr eifrig Zeitungslektüre, und zwar
begnügt er ſich nicht mit Ausſchnitten, ſondern lieſt unzer=
ſchnittene
Zeitungen, auf Reiſen kauft er perſönlich oft
ſelbſt Zeitungen. Wie eng das Verhältnis des Kron=
prinzen
zur Preſſe iſt, beweiſt auch der Umſtand, daß ihm
alle Notizen, die von ihm handeln, mögen ſie noch ſo un=
ſcheinbar
ſein, vorgelegt werden müſſen.
Bei der Reichstagserſatzwahl in
Zſchopau=Marienberg am 24. Auguſt wurden
nach dem amtlichen Ergebnis insgeſamt 24179 gültige
Stimmen abgegeben. Davon erhielt Schriftſteller Paul
Goehre=Zehlendorf (Soz.) 14831, Landgerichtsrat Alfred
Brodauf=Chemnitz (Fortſchr. Vp.) 4706, Kaufmann und
Obſtgutbeſitzer Kurt Fritzſche=Waldau (Rfp.) 4641.
Eine Verſchmelzung der Wirtſchaft=
lichen
Vereinigung des Reichstages mit
der Deutſchen Reformpartei, die jüngſt in der
Preſſe angekündigt wurde, iſt, wie neuerdings mitgeteilt
wird, von keiner Seite geplant. Beide Gruppen bleiben
nach wie vor ſelbſtändige Fraktionen.
Gegen die politiſche und konfeſſio=
nelle
Agitation in den Betrieben der baye=
riſchen
Eiſenbahnverwaltung wendet ſich eine
Bekanntmachung, die in den Amtsblättern der Eiſen=
bahndirektionen
veröffentlicht und durch Anſchlag in den
Dienſt= und Arbeitsräumen der Eiſenbahnbetriebe zur
Kenntnis gebracht wird.
Mit dem Werftarbeiterſtreik befaßte ſich
der Deutſche Metallarbeiter=Verband in Hamburg in einer
von über 3000 Perſonen beſuchten Verſammlung. Vor=
allem
wurde darauf hingewieſen, daß dadurch, daß die
großen Werften ihre Aufträge zur Ausführung an kleinere
Werften übertragen hätten, im ganzen etwa 21 Werften
von dem Streik betroffen würden. Es wurde mitgeteilt,
daß der Berliner Metallarbeiter=Verband Streikgelder in
Höhe von 250000 Mark bewilligt habe. Die Verſammlung
beſchloß einſtimmig, den nichtorganiſierten Arbeitern, die
ſich dem Streik anſchließen, 7 Mark Streikgelder die Woche
zu zahlen.
Ausland.
Frankreich.
Ein Schreiben des Papſtes an die fran=
zöſiſchen
Erzbiſchöfe und Biſchöfe, in dem die
Tätigkeit und die Lehren der katholiſchen demokratiſchen
Jugendvereinigung Le Sillon entſchieden verurteilt
werden, wird von La Croix veröffentlicht. Der Sillon,
ſo heißt es in dem Schreiben unter anderem, der für die
Grundſätze der Freiheit und Gleichheit eingetreten ſei,
habe unter der katholiſchen Jugend irrige und unheilvolle
Anſchauungen über Autorität, Freiheit, Gehormſam, Ge=
rechtigkeit
, Gleichheit und Menſchenwürde verbreitet. Die
vom Sillon aufgeſtellte Behauptung, daß nur die Demo=
kratie
das Reich der wahren Gerechtigkeit begründen werde,
ſei eine Beleidigung für die anderen Regierungsformen.
Zum Schluß ſpricht der Papſt die Hoffnung aus, daß die
Mitglieder des Sillon ſich diözeſenweiſe unter der Füh=
rung
ihrer Biſchöfe zuſammenſcharen und für die chriſt=
liche
katholiſche Wiedergeburt des Volkes und die Ver=
beſſerung
ſeiner Lage arbeiten werden.
Faſt die geſamte Preſſe beſchäftigt ſich lebhaft mit dem
Schreiben des Papſtes.
Die radikalen Blätter äußern ihre Befriedigung dar=
über
, daß der Papſt jeder Zweideutigkeit ein Ende gemacht
habe. Die Action ſchreibt: Das Schreiben des Papſtes
bedeutet einen endgültigen Sieg derjenigen, die in reli=

Kunſt in der Gefängniszelle.
** Die langſam hinſchleichende Qual der Stun=
den
im Gefängnis und die gezwungene Untätigkeit
der Finger bringen den Verbrecher auf alle möglichen
Hedanken der Betätigung und veranlaſſen ihn auch,
die Geſchicklichkeit ſeiner Hände in mühſamen Arbeiten
zu erproben, die bisweilen zu kleinen Kunſtwerken
werden. Aus einer Sammlung ſolcher im Gefängnis
entſtandenen Gegenſtände beſchreibt Frederick A. Fel=
ton
im Strand Magazine einige beſonders merkwür=
dige
Arbeiten, die nicht nur durch den Ort ihrer Ent=
ſtehung
, ſondern auch durch ihr Material und die auf
ſie verwendete Geduld Intereſſe erwecken. Ein höchſt
kunſtvoll geformter Photographierahmen iſt aus Brot,
Porridge, der breiartigen Hauptkoſt der engliſchen Ge=
fängniſſe
, und Papier gefertigt. Der Gefangene ſparte
ſich Brotſtückchen und kleine Mengen Porridge vom
Munde ab und knetete daraus den Rahmen, den er
auf eine ſinnreiche Weiſe rot färbte. Er wußte ſich in
der Schneiderwerkſtatt rote Papierſtückchen zu ver=
ſchaffen
, wie ſie auf die Zwirnrollen geklebt ſind. Aus
dieſem Papier zog er durch Anfenchten den Farbſtoff
heraus und färbte ſeinen Rahmen damit. Dieſes
Kunſtwerk nahm viele Wochen lang ſeine ganze Auf=
merkſamkeit
in Anſpruch. Andere bildhaueriſche Ta=
lente
vertreiben ſich die müßigen Stunden in der Ge=
fängniszelle
, um aus Brot und Porridge Käſtchen zu
machen, die mit allen möglichen Ornamenten verziert
ſind; ſie verwenden auch Wachs und Seife als Material.
Die Seife wird von der Ration, die der Gefangene
zum Waſchen erhält, mühſam abgeſpart: zur Aus=

giöſer und politiſcher Hinſicht einen unverſöhnlichen
Standpunkt einnehmen. Wenn die liberalen Katholiken
ſich unterwerfen, dann gehen ſie einem neuen heftigen
Kampfe zwiſchen der Republik und der Kirche entgegen;
wenn ſie Widerſtand leiſten, dann werden wir einem
Streit der katholiſchen Parteien beiwohnen, der der Re=
publik
und der ſozialen Demokratie nur zu großem Nutzen
gereichen kann. Möge der Papſt in ſeiner Verblendung
und ſeinem Fanatismus uns noch manchen ſolchen Dienſt
leiſten. Die Petit République ſchreibt: Wir werden das
Schickſal der Silloniſten nicht beweinen; mögen ſie ſich mit
der Kirche auseinanderſetzen, wenn ſie das für notwendig
halten. Unſere Sache iſt es, auf die Unduldſamkeit und
Engherzigkeit der päpſtlichen Anſchauungen hinzuweiſen.
Die Lanterne meint: Dank dem Papſte iſt die Lage nun=
mehr
klar; ein Katholik muß nicht nur antirepublikaniſch,
er muß auch antidemokratiſch ſein. Der konſervative
Gaulois meint: Der heilige Vater leiſtet uns einen Dienſt
ſelbſt auf politiſchem Gebiete, indem er uns zur Beſchei=
denheit
, zum Gehorſam und zur Vorſicht mahnt. Es iſt
gut, daß die höchſte Autorität der Welt uns an unſere
Pflichten erinnert. Wir ſind überzeugt, daß der Sillon
ſich vor der Verurteilung beugen wird und daß die ihm
erteilte Lehre uns allen zum Nutzen gereichen wird. Wir
haben uns in die Leitung der religiöſen und kirchlichen
Angelegenheiten nicht einzumiſchen; dazu iſt die Kirche
da. Wir haben ihr nur zu gehorchen.
Schweiz.
Zu den ſchweizeriſchen Herbſtmanövern
des zweiten Armeekorps, die anfangs September im Ber=
ner
Jura gegen die franzöſiſche Grenze hin ſtattfinden, ſind
von Deutſchland der Gouverneur der Feſtung Mainz Graf
von Schlieffen, ein Generalſtabsoffizier, der Militär=
Attaché in Bern und ein Oberleutnant abgeordnet wor=
den
.
Portugal.
Die Wahlen wurden am Montag in Liſſabon und
der Provinz fortgeſetzt. Von 155 Abgeordneten, welche
zu wählen ſind, ſind bis jetzt 135 Wahlergebniſſe bekannt,
und zwar ſind 90 Miniſterielle, 33 oppoſitionelle Mon=
archiſten
und 12 Republikaner gewählt.
Griechenland.
Die kretiſchen Deputierten wurden von
Rhallis und Mavromichalis zu ihrer Wahl beglückwünſcht.
Auf Fragen, ob ſie das ihnen gewordene Mandat annäh=
men
, antworteten ſie ausweichend. Die angekündigte Note
der Pforte wurde den Kretamächten übermittelt. Die Note
erklärt, die Pforte betrachte die Wahl Venizelos’ und der
andern Kreter in die griechiſche Nationalverſammlung als
eine offene Herausforderung ſeitens Griechenlands. Sie
fragt die Kabinette der Kretamächte, was ſie zu tun ge=
dächten
, um der bedrohlichen Lage zu begegnen.
Skandinaviſche Staaten.
Die Spitzbergenfrage. Die auf der Kon=
ſerenz
in Chriſtiania erzielte Einigung zwiſchen Rußland,
Schweden und Norwegen bedeutet noch keine endgültige
Regelung der ganzen Frage, vielmehr handelte es ſich
bei den Beſprechungen der drei nordiſchen Mächte nur um
die Feſtſtellung eines Vorentwurfes für ein Abkommen,
das demnächſt den Gegenſtand von Beratungen einer
Spitzbergen=Konferenz unter Beteiligung aller intereſſier=
ten
Staaten bilden ſoll. Deutſchland hat ſeine Bereit=
willigkeit
, an dieſer Konferenz teilzunehmen, bereits aus=
geſprochen
. Die Staatszugehörigkeit der Inſelgruppe wird
bei dieſen Verhandlungen nicht erörtert. Vielmehr wird
an dem Grundſatz feſtgehalten werden, Spitzbergen als
Res nullius (herrenloſes Land) zu behandeln. Die zu=
nehmende
wirtſchaftliche Ausnutzung der Inſeln für Berg=
bau
, Fiſchfang, Jagd und für Touriſtenzwecke hat Fragen
privatrechtlicher Natur entſtehen laſſen, die eine Löſung
auf internationaler Grundlage notwendig machen.
Amerika.
Der Bürgerkrieg in Nicaragua. Nach
einem Telegramm aus Managua iſt Präſident Eſtrada in
der Hauptſtadt eingetroffen und mit Begeiſterung empfan=
gen
worden; er bildete ein Kabinett von Konſervativen,
die ſich allgemeiner Achtung erfreuen. Viele Mitglieder
des alten Regimes wurden unter der Beſchuldigung eines
Komplottes verhaftet.
Jubiläum der Unfall=und Invaliden=
Verſicherung. Die Gedenkfeier, die die gewerblichen
und landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaften zuſammen
mit den Landesverſicherungsanſtalten vorbereiten, beginnt
ſchmückung werden rote Wollfäden verwandt. Das
Wachs ſtahl einer aus der Schuhmacherwerkſtatt und
formte daraus die Köpfe König Eduards und Napo=
leons
III., die mit der Rückſeite aneinander geklebt
wurden, dann eine gelungene Statuette des Box=
kämpfers
Johnſon. Ein anderer verfertigte aus Wachs
einen kleinen Revolver, der bis auf alle Einzelheiten
naturgetreu nachgebildet war. Die Sehnſucht eines
anderen Gefangenen beſtand darin, ein Schreibzeug
zu erlangen. Aus der Schneiderwerkſtatt ſtahl er einen
Fingerhut und benutzte ihn als Tintenfaß; als Feder
verwendete er ein Stückchen Stahl, das er mit unend=
licher
Mühe fein zuſpitzte. Nach langen Bitten und
Eingaben erhielt er auch Tinte, und von dem Papier,
das ihm zu dieſen Schriftſtücken gegeben wurde, wußte
er einen kleinen Vorrat beiſeite zu bringen. So war
er endlich ſoweit, daß er unbeaufſichtigt ſchreiben konnte,
und er verfaßte nun einen langen Roman, den der
Wärter entdeckte und konfiszierte.
Das höchſte Ziel vieler Gefangenen, das zu er=
reichen
ſie ſich unendliche Mühe und Arbeit nicht ver=
drießen
laſſen, beſteht darin, ſich häufiger zu raſieren,
als nach der Gefängnisordnung geſchieht. So kon=
ſtruieren
ſie ſich denn ſinnreiche Inſtrumente, um ſich
den Bart abzuſchaben. Ein eitler Verbrecher fand eine
gewöhnliche Packnadel, ſchärfte ſie etwas und wußte
mit ihr ſeinem üppigen Bartwuchs recht hübſch Ein=
halt
zu tun. Andere ſteckten kleine Stückchen Blech in
Holz und ſchabten mit ihnen ihre Backen glatt. Solch
ein koſtbares Zinn= oder Stahlſtückchen wird, wenn
es der Gefangene findet, im Mund oder zwiſchen den
Zähnen in die Zelle gebracht, und die ſchmerzhafte
Prozedur des primitiven Raſierens dann in allen un=

mit einer Feier im Reichsverſicherungsamt. Am 30. Sep=
tember
, nachmittags 2 Uhr, findet nämlich in den Räumen
des Reichsverſicherungsamtes die Enthüllung des Bödiker=
Denkmals ſtatt. Präſident Dr. Kaufmann, als Vorſitzen=
der
des Denkmalsausſchuſſes, wird im Plenarſaale des
Amtes eine Erinnerungsrede auf Bödiker halten. Dann
erfolgt die Enthüllung des Denkmals. Außerdem wird
bei dieſer Gelegenheit das für den Plenarſaal beſtimmte
Vild des erſten Präſidenten und die für die Feier geſchaf=
fene
Erinnerungsmedaille überreicht werden. Am Abend
des 30. September iſt im Reichstage Empfangsabend. Der
eigentliche Feſtakt wird am 1. Oktober, vormittags 10 Uhr,
ebenfalls im Reichstage begangen werden. Dabei wird je
ein Vertreter der Gruppe der gewerblichen und landwirt=
ſchaftlichen
Berufsgenoſſenſchaften, ſowie der Landesver=
ſicherungsanſtalten
über die Tätigkeit dieſer Organiſatio=
nen
in dem abgelaufenen Vierteljahrhundert Bericht er=
ſtatten
. Dann wird ſich ein Vertreter des Reichsverſiche=
rungsamtes
in einem zuſammenfaſſenden Schlußworte
über die Bedeutung und die Leiſtungen der Arbeiterver=
ſicherung
ausſprechen. Bei dieſer Gelegenheit wird eine
Reihe von Publikationen und Feſtſchriften überreicht wer=
den
; ſo insbeſondere eine von dem Verbande der Berufs=
genoſſenſchaften
veranlaßte umfaſſende Darſtellung der
Leiſtungen auf dem Gebiete der Unfallverhütung, ferner
eine Feſtſchrift über die bisherige Tätigkeit des Reichs=
verſicherungsamtes
, die von Mitgliedern des Amtes ver=
faßt
wird. Am Abend des 1. Oktober wird ein Feſtbankett
im Zoologiſchen Garten ſtattfinden.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 31. Auguſt.
* Keine Audienzen. Se. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
werden bis auf weiteres weder Audienzen er=
teilen
, noch Meldungen entgegennehmen.
* Ordensverleihungen. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben nachſtehenden Perſonen die Er=
laubnis
zur Annahme und zum Tragen der ihnen
von Sr. Maj. dem Deutſchen Kaiſer und König von
Preußen verliehenen Ordensauszeichnungen erteilt, und
zwar: dem Hofſekretär Heinrich Meinhardt des
Roten Adlerordens 4. Klaſſe, dem Oberhoflakai Karl
Brand und dem Hofkoch Julius Perard der Roten
Adler=Medaille, dem Jäger Philipp Menger der
Kronenorden=Medaille; desgleichen der von Sr. Maj.
dem König von Spanien verliehenen Ordensauszeich=
nungen
, und zwar dem Kammerdiener Karl Küſter
des Silbernen Kreuzes des Jſabellenordens (5. A.),
ſowie dem Oberhoflakai Adam Schäfer und dem Hof=
lakai
Lorenz Pfeifer der Silbernen Medaille des=
ſelben
Ordens.
* Se. Exz. der Herr Miniſter des Innern
v. Hombergk zu Vach hat geſtern einen mehrwöchigen
Urlaub angetreten.
* Militärdienſtnachrichten. Seiler, Unterarzt
beim Inf.=Leib=Regt. Großherzogin (3. Großh. Heſſ.)
Nr. 117, v. Holly u. Ponientzietz, Unterarzt beim
5. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 168, mit Wahrnehmung
offener Aſſiſt.=Arztſtellen beauftragt. Kuhn, Oberzahlm.
vom Großh. Art.=Korps, 1. Großh. Heſſ. Feld=Art.=Regt.
Nr. 25, Stamm, Oberzahlm. vom Leibgarde=Inf.=Regt.
(1. Großh. Heſſ.) Nr. 115, der Charakter als Rechnungsrat
verliehen.
L. Vor der Ferienſtrafkammer ſtand geſtern der
als Dieb rückfällige 27 Jahre alte Händler Eduard
Bohn aus Offenbach, der nach Ueberſteigen eines
etwa 2 Meter hohen Tores aus einem umſchloſſenen
Raum einen Hahn und zwei Hühner entwendet und
für 6 Mark weiter verkauft hat. Der bedenkliche Ge=
ſchäftsbetrieb
liefert ihn auf 1 Jahr 6 Monate
ins Gefängnis. Der 24 Jahre alte Taglöhner Va=
lentin
Held von Groß=Zimmern ſtahl in Mühl=
heim
den Hausleuten ſeiner Schweſter zwei Uhren
und 3 Mark bar. Seine Strafe beträgt 6 Monate
Gefängnis. Dem Schneider Eugen Dreßler
von hier, welcher es unterließ, angemeſſen für An=
gehörige
zu ſorgen, hat auf Betreiben der Armen=
pflege
das Schöffengericht 2 Wochen Haft zudiktiert.
Die von ihm verfolgte Berufung hatte keinen Erfolg.
Beſſer erging es dem 22 Jahre alten Kaufmann Wil=
helm
Adler in Offenbach, dem das Schöffengericht
150 Mark Geldſtrafe auferlegte, weil er in Sachſen=
hauſen
dem Aron Schieder gelegentlich eines Disputs
einen Stockhieb auf den Kopf verſetzte. Die Strafe
wurde unter Berückſichtigung ſeiner Erregung auf 50
Mark ermäßigt. Die Koſten trägt die Staatskaſſe.
Ein früherer Gaſtwirt in Offenbach, der jetzt Flaſchen=
bierhandel
im Kleinen betreibt, gab hie und da alten
Stammgäſten, wenn ſie kamen, um einen Skat zu ſpie=
len
, Bier die Flaſche zu 20 Pfennigen ab; er bezog die
Flaſche für 17 Pfennig. Die Steuerbehörde erblickte
darin einen Gewerbebetrieb und veranlaßte den Er=
laß
eines Strafbefehls, gegen den der Angezeigte Ein=
pruch
einlegte. Das Schöffengericht ſprach ihn frei,
weil nur ein beſchränkter Perſonenkreis bei der Sache
in Betracht komme. Der von der Staatsanwaltſchaft
verfolgten Berufung wurde ſtattgegeben, die Entſcheid=
ung
als rechtsuntunlich aufgehoben und eine Geld=
ſtrafe
von 10 Mark ausgeſprochen.

bewachten Stunden eifrig vollzogen. Natürlich merken die
Wärter, daß die Gefangenen ziemlich glattraſiert ſind,
auch wenn der Gefängnisbarbier ihnen nicht ſeine
Hilfe hat angedeihen laſſen. Sie vermuten, daß der
Verbrecher irgendwo ein unerlaubtes Inſtrument ver=
borgen
habe, und nun beginnt ein Wettkampf zwiſchen
Wärter und Gefangenen, wer der Schlauere ſei, der
Suchende oder der Verbergende. Gewöhnlich wird
das Raſiermeſſer hinter einem lockeren Ziegel in der
Mauer verborgen, der dann wieder täuſchend genau
eingefügt wird. Als Spiegel dient bei dem Raſierge=
ſchäft
die blankgeputzte Zinnſchüſſel, zum Einſeifen
etwas von der Ration abgeſparte Seife. Bei dieſer
unbequemen und ſchmerzhaften Prozedur aber dünkt
ſich der Gefange faſt ein König, ſo ſtolz und glücklich iſt
er dabei.
Auch Pomade ſpielt im Gefängnis eine große
Rolle. Sie wird aus allen möglichen fetthaltigen
Ingredienzien verfertigt, um das Haar damit zu
glätten und den Bart zu wichſen. Die Frauen ſind
natürlich noch eitler. Sie füllen die langen, leeren
Stunden damit aus, ſich die phantaſtiſchſten und kompli=
zierteſten
Friſuren zu machen, und die größte Strafe
iſt es für ſie, wenn ihnen die Haarnadeln entzogen
werden. Eine Verbrecherin machte ſich ein Korſett aus
den Drahtſtangen, die ſie nach und nach von einem
Gitter losriß, an dem ſie täglich vorbeigeführt wurde.
Aus dem von den Gefängnismauern abbröckelnden
Kalk ſtellen ſie ihren Puder her, und rote Schminke
gewinnen ſie, indem ſie den roten Wollfäden, die ſie zu
hren Arbeiten erhalten, den Farbſtoff entziehep.

[ ][  ][ ]

Nummer 203.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Angnſt 1910.

Seite 3.

X* Das Kriegsgericht ler 25. Diviſion verurteilte
geſtern den Dragoner Johann Joſeph Haaf ans Da=

Sinne des Geſetzes. Uebrigens ſagt § 129 Abſ. V der
9

tau in Baden, vom Leib=Dragoner=Regiment Nr. 24,
wegen tätlichen Angriffs auf einen Vorgeſetzten und
Ungehorſam vor verſammelter Mannſchaft in zwei
Fällen zu einer Geſamtſtrafe von 2 Jahren 8 Mo=
naten
Gefängnis. Der ſeit dem Herbſt v. J.
dienende Angeklagte erhielt in der Verhandlung kein
günſtiges Zeugnis bezüglich ſeiner Führung aus=
geſtellt
; er gilt als widerſetzlich und iſt nicht beliebt.
Beim Pferdeputzen am 19. Auguſt d. J. kam er dem
Befehl des Sergeanten widerwillig nach, benahm ſich
ungehörig und wiederholte dies einige Tage ſpäter
abermals. Zur Rede geſtellt, vergaß er ſich ſo weit,
die Kartätſche nach dem Unteroffizier zu werfen, der
jedoch nicht getroffen wurde. Er ſuchte dieſen Wurf
als Zufall hinzuſtellen, hatte aber damit keinen Er=
folg
. Weiter erhielt der Musketier Heinrich
Grimm vom Inf.=Regt. Nr. 118 in Worms, der
hierher als Burſche kommandiert war, wegen ſchweren
Diebſtahls in zwei Fällen unter Zubilligung mildern=
der
Umſtände 3 Monate 2 Wochen Gefängnis
nebſt Verſetzung in die zweite Klaſſe des Soldaten=
ſtandes
, und wurde ſofort in Haft genommen. Der
Angeklagte iſt Liebhaber von Stallhaſen und ſtahl,
zwecks Züchtung, einem hieſigen Friſeur eine wert=
volle
Häſin und einem Taglöhner einen Haſen.
Zum Ableben des Generalleutnants Hof Exz.
Den Verſtorbene hat über ſeinen Lebensgang kurz
vor ſeinem Tode perſönliche Aufzeichnungen gemacht,
denen wir noch folgendes entnehmen: Georg Wil=
helm
Ludwig Hof war geboren am 1. Auguſt 1846 zu
Darmſtadt. Sein Vater war der Oberſt z. D. Ludwig
Hof, der ſeine Dienſtzeit in den alten heſſiſchen Regi=
mentern
geleiſtet hatte. Schon mit 16 Jahren, am 21.
Aug. 1862, trat er in des Großh. Heſſ. 1. Infanterieregi=
ment
ein und wurde am 15. September 1865 als Leut=
nant
in das 2. Infanterie=Regiment verſetzt. 1866
wurde Leutnant Hof Bataillons=, 1870 Regiments=
adjutant
, als welcher er am 23. September desſelben
Fahres zum Oberleutnant befördert wurde. Am 1.
Januar 1872 trat Oberleutnant Hof in preußiſche
Dienſte über und wurde am 12. März 1878 zum
Hauptmann und Kompagniechef ernannt. Am 1. April
1887 folgte die Verſetzung in das Infanterie= Regi=
ment
138 nach Straßburg, am 17. Juni 1889 die Be=
förderung
zum Major, als welcher er dem Regiment
aggregiert wurde, und 1891 wurde Major Hof zum
Kommandeur des 3. Bataillons desſelben Regiments
ernannt. Am 27. Januar 1895 erfolgte die Beförder=
ung
zum Oberſtleutnant; am 20. Mai 1897 wurde H.
unter Beförderung zum Oberſt zum Kommandeur des
Infanterie=Regimetns 140 ernannt und nach Inow=
razlaw
verſetzt. Vier. Jahre ſpäter, am 18. April
1901, fölgte die Ernennung zum Generalmajor und
Kommandeur der 69. Infanterie=Brigade in Graudenz
und am 10. März 1904 die Stellung zur Dispoſition
unter Verleihung des Charakters als General=
leutnant
mit dem Titel Exzellenz. Danach zog Ex=
zellenz
Hof nach Darmſtadt, wo er ſich der Pflege der
Kameradſchaft in den Kriegervereinen uſw. mit Eifer
widmete und ſo auch im Ruheſtand eifrig im Dienſte
des Vaterlandes wirkte. Am 11. Januar 1905 wurde
er zum erſten Präſidenten der Haſſia gewählt.
Der Verſtorbene hatte die Feldzüge 1866 gegen Preu=
ßen
(Geſechte bei Laufach, Aſchaffenburg, Gernsheim),
1870/71 gegen Frankreich (Schlachten bei Mars=la=
Tour, Gravelotte, Noiſſeville, Orleans, Briare) mit=
gemacht
und war am 18. Auguſt 1870 leicht durch einen
Schuß in den rechten Daumen verwundet worden.
Exzellenz Hof war im Beſitze des Eiſernen Kreuzes
zweiter Klaſſe, des Großkreuzes des Philippsordens,
des Roten Adlerordens zweiter Klaſſe mit Eichenlaub,
des Kronenordens zweiter Klaſſe mit Krone und vie=
ler
anderer Ordensauszeichnungen.
H. K. Geſellenprüfung der Fabriklehrlinge. In
letzter Zeit iſt des öfteren darüber verhandelt worden,
ob Fabriklehrlinge ein Recht auf Zulaſſung zur Ge=
ſellenprüfung
hätten, bezw. ob die Handwerkskammern
befugt ſeien, ſie von dieſen Prüfungen zurückzuweiſen.
Es kann indes kaum zweifelhaft ſein, daß eine Nicht=
zulaſſung
der Fabriklehrlinge zur Geſellenprüfung als
eine Unbilligkeit erſcheint. Einmal iſt es nicht immer
freier Wille eines jungen Mannes, ob er in einem
Handwerksbetrieb oder in einem Fabrikbetrieb in die
Lehre tritt, ſehr oft nötigen ihn die Verhältniſſe, die
letztere zu wählen; ihm deswegen ſein weiteres Fort=
kommen
zu erſchweren, wäre unbillig. Dann aber
muß zugegeben werden, daß eine entſprechende Lehr=
lingsausbildung
in der Fabrik ſehr wohl möglich iſt,
wenn die diesbezüglichen Vorſchriften beachtet werden,
einem ordnungsmäßig ausgelernten jungen Hand=
werker
aber die geſetzliche Einrichtung der Geſellen=
prüfung
vorenthalten zu wollen, liegt offenbar nicht im

Kleines Feuilleton.
* Derpreußiſche Finanzminiſter gegen
die Fremdwörter. Das preußiſche Finanz=
miniſterium
iſt beſonders darauf bedacht, die bisher in
ziemlich großer Fülle in den amtlichen Erlaſſen be=
findlichen
Fremdwörter durch deutſche Worte zu er=
ſetzen
. Die in dieſem Jahre in Kraft getretene Ge=
ſchäftsanweiſung
für die Rentmeiſter der königlichen
Kreiskaſſen kann hierfür als Beiſpiel dienen. Die
vordem gültige Geſchäftsanweiſung ſprach u. a. von
extraordinären Einnahmen, Requiſitionen, Akten=
repoſitorien
, Amtsutenſilien, Duplikatsſchlüſſeln, In=
ventarienverzeichnis
, Averſionierungsvermerk und
Rubriken. Statt deſſen finden ſich in dem neuen Erlaß
die Worte: außergewöhnliche Einnahmen, Erſuchen,
Aktenbehälter, Amtsgeräte, zweite Schlüſſel, Verzeich=
nis
, Portoablöſungsvermerk und Spalten. Weitere
Verdeutſchungen ſind: mit Blattnummern oder Seiten=
zahlen
verſehen ſtatt foliieren oder paginieren, ver=
fügbar
ſtatt disponibel, ſtaatlich ſtatt fiskaliſch und
abliefern ſtatt deklarieren. Auch eine Verbeſſerung
des Stils zeigt die neue Geſchäftsanweiſung. Der=,
die=, dasſelbe iſt durch er, ſie, es erſetzt, die falſche Um=
ſtellung
nach und iſt vermieden, und Wörter wie
diesfällig, diesſeitig, letzterwähnt ſind fortgelaſſen.
Anſtatt in letzterem heißt es darin uſw.
* Der Schlüſſel von Sedan. Die glor=
reichen
Tage von 1870/71 rufen jetzt anläßlich der
40jährigen Wiederkehr allerhand Erinnerungen wach.
Die Tage von Sedan ſtehen vor der Tür. Zu den
blutigen Kämpfen hat bekanntlich die bayeriſche Armee
unter Generalleutnant Ludwig von der Tann= Rath=
ſamhauſen
außerordentlich viel beigetragen. Nur
wenigen dürfte aber bekannt ſein, daß nach der Ueber=
gabe
von Sedan König Wilhelm I. den Schlüſſel der
Feſtung dem heldenhaften Führer der bayeriſchen
Armee, Generalleutnant von der Tann, in dankbarer
Anerkennung überreicht hat. Dieſer Schlüſſel iſt noch
heute in dem Beſitze derer von der Tann=Rathſamhauſen

Die Zurücklegung der Lehrzeit kann auch in einem
dem Gewerbe angehörenden Großbetriebe erfolgen.
Aus dem ganzen Zuſammenhang der Vorſchriften
über die Lehrlingsausbildung mit denjenigen über die
Geſellenprüfung aber ergibt ſich logiſcherweiſe, daß,
wenn die Zurücklegung der Lehrzeit in einem Groß=
betriebe
geſtattet iſt, dieſe Lehrlinge auch zur Geſellen=
prüfung
zugelaſſen werden müſſen. Allerdings iſt eine
weitere Folgerung, daß bei dieſer Lehrlingsausbildung
in Großbetrieben auch die diesbezüglichen Vorſchriften
über das Lehrlingsweſen ebenſo wie in den Hand=
werksbetrieben
zu befolgen ſind, denn die Hauptvor=
bedingung
für die Zulaſſung zur Geſellenprüfung iſt
die ordnungsmäßige, d. h. den diesbezüglichen
Vorſchriften entſprechende Zurücklegung der Lehre,
wobei insbeſondere die Vorſchriften über die Beſugnis
zum Anleiten von Lehrlingen, Höchſtzahl der Lehr=
linge
, Dauer der Lehrzeit, Lehrvertrag, An= und Ab=
meldung
bei der Handwerkskammer uſw. (§§ 129, 130,
130a, 126b, 103e R.G.O.), zu beachten ſind. Für die
Zulaſſung der ordnungsmäßig ausgebildeten Fabrik=
lehrlinge
zu den Geſellenprüfungen ſprechen aber auch
praktiſche Gründe. Ein junger, in der Fabrik ausge=
bildeter
Handwerker wird, wenn ihm durch die Ver=
tretung
des Handwerks in ſeinem Fortkommen
Schwierigkeiten bereitet werden, ſtatt eines Anhängers
ein Feind der Handwerksorganiſation werden, womit
dieſer gerade heutzutage keineswegs gedient iſt, in
Anbetracht der vielen Berührungspunkte und des viel=
fachen
Ineinandergreifens von Induſtrie und Hand=
werk
. Daß auch ſeitens der Regierung eine Zurück=
weiſung
der Fabriklehrlinge von Geſellenprüfungen
im Handwerk als Erſchwerung des Forrkommens ſol=
cher
Lehrlinge angeſehen wird, beweiſt der Umſtand,
daß der preußiſche Miniſter des Innern ſich in dieſem
Falle bereit erblärt hat, für Fabriklehrlinge beſondere
Prüſungsausſchüſſe zu errichten.
* Gedenktafel für Profeſſor König. Dem vor
einigen Jahren in München verſtorbenen in Merazhofen
geborenen Bildhauer Prakeſſox=König, der lange Jahre
hier in Darmſtadt ſeine künſtleriſche Tätigkeit ausübte,
widmeten ſeine Freunde und Gönner eine Gedenktafel,
die nunmehr an ſeinem Geburtshauſe in Hinterberg
angebracht iſt.
Vortrag. Mittwoch, den 31. Auguſt, findet in
der St. Eliſabethenkirche ein apologetiſcher Vortrag des
Hochw. Herrn Profeſſor Schwarz für die katholiſchen
Frauen und Jungfrauen ſtatt. Thema: Religiöſe Auf=
gaben
unſerer Zeit. Der Vortrag wird nicht, wie ur=
ſprünglich
angegeben, um ½9 Uhr, ſondern ſchon 5 Uhr
30 Minuten nachmittags gehalten.
C. Keine Weſpen. Eine unſeren Obſtbaum=
beſitzern
überaus willkommene Tatſache iſt das völlige
Fehlen der Weſpen in dieſem Sommer; ein Vorgang,
der den häufigen Regengüſſen zugeſchrieben wird, welche
die in Erdlöchern befindlichen Neſter dieſer Inſekten zer=
ſtört
haben.
C. Hagebutten. Eine beiſpiellos reichliche Ernte iſt
heuer in Hagebutten zu verzeichnen, der Scheinfrucht
der wilden Roſe. Dieſelben werden bekanntlich zu
Suppen und Kompotts verwendet, während der ſtein=
harte
Kern einen vanilleartig riechenden mediziniſchen
Tee liefert.
Ludwigshöhe. Das am vergangenen Mittwoch
wegen ungünſtiger Witterung ausgefallene Sommerfeſt
mit Illumination und Reunion findet heute Mittwoch
im Anſchlnß an das Kurkonzert ſtatt. Der muſikaliſche
Teil ſteht unter der Leitung des Muſikmeiſters Herrn
M. Weber. Zum Schluß gemeinſchaftlicher Heimmarſch
mit klingendem Spiel.
§ Feſtgenommen wurden ein Handarbeiter aus
Griesheim wegen Diebſtahl und ein Bäckerburſche aus
Stuttgart wegen Diebſtahlsverſuch.
§ Fahrraddiebſtahl. Am Montag vormittag
zwiſchen 9 und 10 Uhr iſt ein Fahrrad, welches kurze
Zeit vor einem Hauſe in der Heidelbergerſtraße auf=
geſtellt
war, entwendet worden.
Eberſtadt, 30. Aug. Am nächſten Sonntag, den
4. Sept., nachmittags ¾5 Uhr, wird der Grundſtein
zur neuen katholiſchen Kirche gelegt. Sämt=
liche
katholiſchen Vereine Darmſtadts werden ſich an
dieſer Feier beteiligen, zumal, da die eigentliche Ein=
weihung
der zu erbauenden Kirche erſt ſtattfindet,
wenn die Kirche vergrößert und auch der Turm ange=
baut
wird. Der Kirchengeſangverein St. Ludwig in
Darmſtadt, der ſich ebenfalls an der Feier beteiligt,
hat ſeine Mitglieder noch einmal zu einer Geſangs=
probe
für nächſten Donnerstag abend eingeladen.
3 Pfungſtadt, 30. Aug. Die hieſige Gemeinde=
ratswahl
iſt auf den 7. September feſtgeſetzt. Da
von den fünf auszuſcheidenden Stadträten die meiſten
eine Wiederwahl abgelehnt haben, dürften vorausſicht=

und befindet ſich in deren Ahnenſaal im Schloß zu
Tann (Rhön); des weiteren befindet ſich dort in dem
Familienmuſeum der von der Tann ein Stück der von
den Bayern zerſchoſſenen Glocke von Bazeilles.
CK. Das durchgehende Karuſſell. Ein
Pariſer Fabrikant erhielt vor einiger Zeit den Auf=
trag
, für die Philippinnen ein Karuſſell mit Dampf=
betrieb
zu bauen. Das Karuſſell wurde gebaut und
kam an ſeinen Beſtimmungsort, behütet von einem
franzöſiſchen Mechaniker, der es montieren und einen
Eingeborenen in der Bedienung der Maſchine unter=
weiſen
ſollte. Als er ſeine Aufgabe erfüllt glaubte,
reiſte er ab. Zur Einweihung des Karuſſells drängte
ſich eine große Menge um das beſtaunte Wunderwerk
europäiſcher Technik, und die Honoratioren des Ortes
wurden von dem Beſitzer feierlich eingeladen, als Erſte
die Holzpferdchen zu beſteigen und in den Gondeln
Platz zu nehmen. Während eine Drehorgel die neueſten
Pariſer Tänze herunterleierte, ſetzte ſich die Maſchine
in Bewegung, und das Karuſſell hub an, ſich zu drehen,
während die Zuſchauer vor Begeiſterung ſchrien. Nach
einer Weile wollte der Mechaniker das Karuſſell auf=
halten
, um auch andere des Vergnügens teilhaftig wer=
den
zu laſſen, aber vergebens fingerte er an allen
Hebeln und Ventilen herum, das Karuſſell drehte ſich
nur noch ſchneller und die Orgel tönte immer lauter.
Und die Honoratioren ſauſten, angſtvoll die Hälſe der
Pferde umklammernd, acht Stunden hintereinander
immer in die Runde, bis endlich die Maſchine kein
Heizmaterial mehr hatte und von ſelber ſtillſtand. Seit
jenem Tage hat keiner mehr das Karuſſell beſtiegen...
* Briefmarkenſammler wird es inter=
eſſieren
, daß die Zweipennymarke des neuen Ent=
wurfs
, die beim Tode König Edwards zwar fertig war,
aber noch nicht verkauft wurde, nicht in Umlauf kommen
ſoll. Die Poſtbehörde hat beſchloſſen, den ganzen Be=
ſtand
der Marken, von denen eine große Anzahl ge=
druckt
worden war, zu vernichten. Vielleicht werden
einige Stücke an das Poſtmuſeum und an das britiſche
Muſeum geſandt marsan

lich als Erſatz fünf neue Mitglieder in das Stadt=
kollegium
gewählt werden. Unter den bürgerlichen
Parteien haben Kompromißverhandlungen ſtattgefun=
den
wegen einer gemeinſam aufzuſtellenden Kandi=
datenliſte
. Weil zu der nationalliberalen Partei auch
Mitglieder des Bundes der Landwirte zählen, ſo
werden dieſe beiden Parteien das Hauptkontingent
ſtellen, obgleich nach den Vorberatungen auf jede Partei
nur ein Kandidat entfallen ſoll. Nächſten Donnerstag
ſoll in einer öffentlichen Bürgerverſammlung die end=
gültige
Vorwahl der Kandidaten ſtattfinden.
Schönberg, 29. Aug. Der Fürſt zu Erbach=
Schönberg hat nachſtehendes verfügt: 1. Die Rentkam=
mer
wird mit dem 1. September von Schönberg nach
König im Odenwald verlegt. 2. Das Rentamt
(Rentmeiſter Rabenau) verbleibt unter Beibehaltung ſei=
nes
Bezirks, ſowie ſeiner Dienſtgeſchäfte in Schönberg.
3. Der Kammerdirektor Baur=Betaz wird auf ſein An=
ſuchen
mit Wirkung vom 1. Oktober d. J. als Vorſtand
der Rentkammer in den Ruheſtand verſetzt. Derſelbe be=
hält
Amt und Titel des Fürſtlichen Schloßhauptmanns
zu Schönberg und führt die Geſchäfte der Fürſtin=Mutter.
4. Der Forſtmeiſter Müller zu Neuſtadt i. O. übernimmt
mit dem 1. Oktober d. J. unter Fortführung ſeiner bis=
herigen
Dienſtgeſchäfte die Leitung der Rentkammer.
Büttelborn, 30. Aug. Alle Störche in der Um=
gebung
haben ihre Reiſe nach dem Süden bereits ange=
treten
; nur das Storchenpaar auf unſerem Rathauſe iſt
zurückgeblieben. Es hat nämlich zum zweitenmal
in dieſem Jahre Junge ausgebrütet. Die erſten Jungen
haben allein den Süden aufgeſucht; die zweite Brut aber
wird gegenwärtig von den Alten gepflegt.
Höchſt i. O., 30. Aug. Das ſiebenjährige Söhnchen
des Arbeiters Nikolaus Diehm von hier lief an der
Innenſeite der Mümlingbrücke umher und ſtürzte
dabei in einer Höhe von 5 Metern in die an dieſer
Stelle ſehr tiefe Mümling hinab. Trotzdem der ledige
Gg. Eidmann raſch zur Stelle war und ſofort in die
Mümling nachſprang, um das Kind vom Tode zu
retten, ſo kam leider ſeine Hilfe zu ſpät, es ver=
ſchwand
vor ſeinen Augen. Erſt nach zweiſtündigem
anſtrengenden Abſuchen der Unfallſtelle mittels eines
Nachens wurde das Kind als Leiche geborgen. Der
Jammer der Mutter, die während des Suchens an
der Mümling anweſend war, war unbeſchreiblich; ſie
verfiel in Krämpfe, als ſie ihres toten Kindes, das ein
Zwillingskind war, anſichtig wurde.
t. Lindenfels, 30. Aug. Herr Johannes Dietrich
vollendet morgen ſein 91. Lebensjahr. Er iſt der
älteſte Einwohner unſeres Städtchens. Der Jubilar
erfreut ſich noch einer ausgezeichneten Geſundheit und
Rüſtigkeit, ſo daß er jeden Sonntag dem Gottes=
dienſt
beiwohnt und als Freund des Geſanges auch
jedes Konzert beſucht, das hier veranſtaltet wird. Die=
ſer
Tage wurde eine Schweſter des Jubilars im Alter
von 87 Jahren zu Grabe getragen. Ein Bruder von
ihm erreichte 83 Jahre. Bis zum 29. Auguſt kamen
1835 Kurgäſte zur Anmeldung gegen 1771 um die gleiche
Zeit im Vorjahre und 1592 vor zwei Jahren.
Mainz, 29. Aug. Seit November finden nun ſchon
im nordweſtlichen Teile des Kreiſes Groß=Gerau im
Auftrage der Stadt Mainz Bohrungen nach
Quellwaſſer ſtatt, um die Ergiebigkeit dieſes Ge=
bietes
für ein großes Waſſerwerk der Stadt Mainz
und eine Anzahl Orte im Kreiſe Groß=Gerau feſtzu=
ſtellen
. Mittels zweier gewaltiger Bohrapparate wur=
den
bis jetzt ſchon zirka 18 große Bohrlöcher herge=
ſtellt
und dem chemiſchen Unterſuchungsamt Waſſer=
proben
zur Begutachtung zugeſtellt. Es ſteht nach der
Anſicht Sachverſtändiger feſt, daß in dem genannten
Gebiet (im weiteren Umkreis des Schönauer Hofes)
Waſſer in genügender Menge vorhanden ſiſt.
Mainz, 30. Aug. Zwiſchen der Stadt Mainz
und dem Mainzer Altertumsverein iſt nun
ein Vertrag abgeſchloſſen worden, nach dem ſämtliche
zu den Beſtänden des Altertumsvereins gehörigen
Gegenſtände, die zumeiſt in dem ſtädtiſchen Muſeum
aufbewahrt ſind, in das Eigentum der Stadt Mainz
übergehen. Für die Folge betätigt der Ausſchuß des
Mainzer Altertumsvereins gemeinſam mit dem ſtädti=
ſchen
Konſervator die wiſſenſchaftliche Leitung des
Muſeums.
Sprendlingen i. Rheinheſſen, 29. Aug. Im
Eiſenbahnabteil verhaftet wurde auf hieſiger
Station im letzten Augenblick ein Dieb, als er eben
mit einem Raube auf und davon wollte. Der Spitz=
bube
, ein Knecht, hatte im Hauſe ſeines Logisherrn
Stiefel und allerlei Kleidungsſtücke geſtohlen und eilte
zur Bahn, um über Worms nach Frankfurt a. M.
davonzudampfen. Der Diebſtahl wurde jedoch noch
rechtzeitig entdeckt, und ein Polizeidiener holte den
Spitzbuben aus dem zur Abfahrt bereitſtehenden Zuge
heraus und übergab ihn dem Amtsgerichtsgefängnis zu
Wöllſtein.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 29. Aug. Zu dem
Raubanfall auf dem Bahnhof Groß=
görſchenſtraße
wird weiter gemeldet, daß leider
die Ermittelung des Täters bisher nicht gelungen iſt.
Patrouillen der Polizei durchſtreifen Tag und Nacht
die Kneipen, namentlich die Kellnerinnenlokale, Ka=
ſchemmen
und Bouillonkeller. Das Publikum wird
unter Hinweis auf die Belohnung von 500 Mark
dringend gebeten, ſich an den Ermittelungen zu be=
teiligen
. Die Kriminalpolizei glaubt, daß der Räu=
ber
einen Spießgeſellen gehabt habe. Sie hat Ver=
dacht
auf 2 junge Männer. Ueber einen entſetz=
lichen
Vorgang wird aus Lichterfelde bei Ebers=
walde
folgendes berichtet: Der neunzehnjährige Kauf=
mann
Walter Reckin, der vor einiger Zeit auf den
Lichterfelder Kirchturm kletterte, um Taubenneſter
auszuheben und aus einer Höhe von etwa 20 Metern
in die Tiefe ſtürzte, war erſt kürzlich aus dem Kran=
kenhaus
entlaſſen worden. Geſtern wollte er bei
einem Spaziergang, den er mit einem Freund unter=
nommen
hatte, die elektriſche Hochſpannungsleitung,
nn der eine Warnungstafel angebracht iſt, prüfen.
Obwohl ihn ſein Begleiter dringend warnte, kletterte
der Unvorſichtige an dem eiſernen Maſt empor. Kaum
hatte er aber die Hand mit dem Leitungsdraht in Be=
rührung
gebracht, ſo ſtürzte er mit einem Aufſchrei
vom Maſt herunter. Der elektriſche Strom hatte ihn
mit voller Stärke getroffen und ihm die rechte Hand
faſt vollſtändig abgebrannt. Dann war der Strom
durch den Körper des jungen Menſchen gegangen und
hatte aus der linken Bruſtſeite ein großes Stück Fleiſch
herausgeriſſen. Auch waren beide Arme verbrannt.
In äußerſt bedenklichem Zuſtand wurde der Wage=
halſige
nach dem Auguſte Viktoria=Krankenhauſe ge=
bracht
.
30. Aug. Das Kaiſerpaar und die Prinzeſſin
Viktoria Luiſe ſind heute früh 7 Uhr 10 Minuten auf
dem Bahnhof Friedrichſtraße eingetroffen.

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Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

Nummer 1203.

Heidelberg, 30. Aug. Der Raubmörder Hein=
rich
Dick, der am 13. Auguſt in Nürnberg die Kellnerin
Betty Dreſcher ermordet und beraubt hatte, iſt in Beer=
felden
im Odenwald verhaftet worden.
Metz, 30. Aug. In Kolmar ſtürzten geſtern ſechs
Soldaten des Dragoner=Regiments Nr. 14
bei einer Regimentsübung vom Pferde. Einer brach
das Genick und war ſofort tot, drei erlitten ſchwere
Verletzungen.
München, 29. Aug. Die Münchener Neueſt. Nachr.
melden: Nach einer längeren Felddienſtübung,
die das zurzeit hier untergebrachte 15. Infanterie= Regi=
ment
aus Neuenburg a. D. ausführte, wurde eine
große Anzahl der Mannſchaften man ſpricht von 70
vom Hitzſchlage betroffen.
Würzburg, 29. Aug. Bei Schießübungen des
2. Feldartillerie=Regiments auf dem Manöverfelde bei
Schoßlitz explodierte ein fehlgegangenes Haubitzen=
geſchoß
dicht bei den Beobachtungsmannſchaften. Ein
Artilleriſt wurde getötet und ein Sergeant ſehr
ſchwer, ein Kanonier leicht verletzt.
Dresden, 30. Aug. Die Friedrich=Auguſt=
Brücke iſt heute morgen hier eingeweiht worden. Die
Feſtrede hielt Oberbürgermeiſter Beutler. Der König
mit dem Hof war anweſend. Die Brücke wird heute
dem Verkehr übergeben.
Dortmund, 28. Aug. Heute abend wurde der
zweite Direktor der Niederdeutſchen Bank, Joſeph
Schmitt, wegen Untreue und Vergehens gegen das
Depotgeſetz verhaftet.
Ratibor, 30. Aug. Das wegen Ermordung ſeines
Schwiegervaters, des Wirtſchaftsbeſitzers Elbin, am
24. April vom hieſigen Schwurgericht zum Tode ver=
urteilte
Häuslerehepaar Kuznik aus Gr.=Gauden
(Kreis Koſel) wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus
begnadigt. Der Ehemann zählt 73, die Ehefrau
63 Jahre.
Teplitz, 29. Aug. Heute wurden hier fünf Per=
ſonen
verhaftet unter dem dringenden Verdacht,
an den Schmuckſachendiebſtählen in Dresden, Franzens=
bad
, Marienbad, in Teplitz und Auſſig beteiligt zu ſein.
Bei den Verhafteten wurden viele wertvolle Schmuck=
ſachen
und größere Geldſummen gefunden.
Oſtende, 29. Aug. Bei einer Razzia in und vor
dem Oſtender Kurſaal wurden geſtern 24 Taſchen=
diebe
verhaftet, bei denen elf volle Portefeuilles,
13 Portemonnaies und eine ganze Anzahl anderer
Wertſachen gefunden wurde.
Paris, 30. Aug. Die Summe, um welche das un=
redliche
Gebaren von Akziſe=Beamten die Stadt
Paris geſchädigt hat, wird nunmehr auf etwa fünf
Millionen Franes geſchätzt. Gegen einen der
Großverfrachter, die an dem betrügeriſchen Vorgehen der
Akziſe=Beamten beteiligt waren, wurde die ſtrafrecht=
liche
Unterſuchung eingeleitet.
Dünkirchen, 29. Aug. Mehrere Matroſen ver=
ſchiedener
Nationalität, die in Amerika an Bord des
Dreimaſters Jean gegangen waren, um deſertierte
Franzoſen zu erſetzen, meuterten und bedrohten
den Kapitän Lacroix und ſeinen Stab. Aus Falmouth,
wo der Kapitän weitere Befehle empfing, erſtattete er
der hieſigen Gendarmerie Meldung, ſo daß gleich nach
Ankunft des Schiffes in Dünkirchen Beamte ſich an
Bord begeben werden, um die Meuterer zu verhaften.
Der Dreimaſter wird heute nacht in Dünkirchen er=
wartet
.
London, 30. Aug. Am verfloſſenen Freitag ent=
deckte
auf einer Bergtour ein Angeſtellter des vor=
nehmen
engliſchen Gebirgs= und Bergſteiger=Vereins
Golf=Club in einem ganz einſamen Gebiet der Berge
in Schottland in der Nähe von Inverneß den Leich=
nam
eines jungen Mädchens, das, nach den
Kleidern zu ſchließen, den beſſeren Ständen angehörte.
Er verſtändigte die Polizei und dieſe begab ſich nach
dem Ort, wo die Leiche lag. Man fand bei der Toten
eine große Summe in Banknoten und Gold und eine
Hotelrechnung auf den Namen einer Lady Marjorie
Erskine. Es ſtellte ſich heraus, daß die Tote die
Tochter des Lord Bucham iſt, die ſeit länger
als einem Monat auf rätſelhafte Weiſe verſchwunden
war und trotz eifriger Nachforſchungen nicht aufgefun=
den
werden konnte. Der Leichnam zeigt keinerlei
Spur irgend welcher Vergewaltigung oder Mißhand=
lung
und nichts läßt auf einen gewaltſamen Tod
ſchließen.
London, 30. Aug. In der großen Verkaufshalle
eines Warenhauſes in Lancaſter ſtürzte, als
der Saal voll von Verkäufern war, plötzlich die Decke
ein und begrub Käufer und Verkäuferinnen unter
ſich. Eine wilde Panik brach aus. Kinder und. Frauen
liegen mit gebrochenen Gliedern und blutüberſtrömt
unter dem Schutt der eingeſtürzten Decke. Die Zahk
der Toten iſt noch nicht feſtgeſtellt, dürfte aber zwanzig
überſteigen.
London, 29. Aug. Die Vorverhandlung gegen Dr.
Crippen und Fräulein Le Neve wurde Samstag
vormittag vor dem Polizeigericht in London eröffnet.
Crippen und die Le Neve wurden formell des über=
legten
Mordes an Mrs. Crippen und die Le Neve
außerdem der Begünſtigung und Beihilfe nach der Tat
angeklagt. Beide Angellagten plädierten auf nicht=
ſchuldig
. Der Staatsanwalt hob hervor, daß das in
den Händen der Staatsanwaltſchaft befindliche Be=
weismaterial
bei der Le Neve mehr auf Begünſtigung
nach der Tat als auf Mittäterſchaft bei dem Morde
hindeutet. Detektivinſpektor Dew bekundete ſodann als
Zeuge die bereits bekannte Tatſache der Verhaftuns
beider Angeklagten. Bei der Durchſuchung Crippens
fand Dew eine Viſitenkarte mit deſſen angenommenem
Namen Robinſon und die mit Bleiſtift darauf ge=
ſchriebenen
Worte: Ich kann das Grauen jede Nacht
nicht länger ertragen. Die Verhandlung wurde auf
nächſten Montag vertagt.
London, 29. Aug. Heute ſind wiederholt heftige
Regengüſſe über Weſt=Schottland niedergegangen,
die großen Schaden anrichteten. Aus vielen Gegen=
den
kommen Berichte, daß die Ernte vernichtet ſei.
Mehrere Teile von Glasgow ſind überſchwemmt. Das
Waſſer ſteht an einigen Stellen der Straßen vier Fuß
hoch. Aehnliche Berichte gehen aus einzelnen Teilen
des nördlichen Englands ein.
New=York, 28. Aug. Bürgermeiſter Gaynor
hat ſich von den Folgen des Anſchlags ſoweit erholt,
daß er heute das Hoſpital verlaſſen konnte.

Kongreſſe und Verbandstage.
16. Hauptverſammlung des Verbandes
Deutſcher Gewerbe= und Handwerker=
Vereine.
Regensburg, 29. Aug. Unter zahlreicher
Beteiligung von Handwerkern und Gewerbetreibenden
ius ganz Deutſchland trat hier der Verband Deutſcher
Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen zu
ſeiner 16. ordentlichen Hauptverſammlung zuſammen.
Voraus ging die Hauptverſammlung des Landesver=

bandes Bayeriſcher Gewerbevereine, die ſich mit inter=
nen
Angelegenheiten befaßte. Zu der Hauptverſamm=
lung
waren Vertreter der Königl. Bayeriſchen Staats=
regierung
, der Württembergiſchen und der Badiſchen
Regierung, als Vertreter der Stadt Oberbürgermeiſter
Aue, ſowie Delegierte der Handwerkskammern Augs=
burg
, Darmſtadt und Regensburg erſchienen.
Der 1. Vorſitzende des Verbandes, Geh. Regierungs=
rat
Noack= Darmſradt, eröffnete die Verhand=
lungen
mit einer Begrüßung der zahlreichen Gäſte und
erſtattete ſodann einen kurzen Bericht über die Tätig=
keit
des Verbandes im abgelaufenen Geſchäftsjahr. Als
Ort der nächſten Tagung ſoll eine Stadt in Mecklen=
burg
in Ausſicht genommen werden. Hierauf referierte
Geh. Regierungsrat Die tz=Darmſtadt über das
Thema: Die Reichsverſicherungsordnung und der
Handwerkerſtand, insbeſondere die Penſions= und Hin=
terbliebenenverſicherung
der ſelbſtändigen Handwerker
und Gewerbetreibenden. Seine Ausführungen gipfel=
ten
in folgenden Vorſchlägen: I. Die Hauptverſamm=
lung
des Verbandes Deutſcher Gewerbevereine und
Handwerkervereinigungen erſucht die Vorſtandſchaft,
an geeigneter Stelle dahin zu wirken, daß in der
Reichsverſicherungsordnung die Kranken= und Invali=
denverſicherungspflicht
der ſelbſtändigen Gewerbetrei=
benden
mit einem Jahreseinkommen bis zu 3000 Mark
geſetzlich ausgeſprochen wird. Zur Reichsverſicher=
ungsordnung
werden alsdann noch ſolgende einzelne
Anträge geſtellt: 1. Durch die Schaffung der Verſicher=
ungsämter
darf die Selbſtverwaltung der Verſicher=
ungsträger
nicht beeinträchtigt werden, das Verfahren
nicht verlangſamt, und es dürfen die Verſicherungs=
träger
nicht mit weiteren Koſten belaſtet werden. 2.
An der Hälftelung der Beiträge für die Krankenver=
ſicherung
iſt feſtzuhalten. 3. Die Errichtung von
Innungs= und Betriebskrankenkaſſen wie ihr Beſtehen
überhaupt iſt nicht zu erſchweren. 4. Die Invaliden=
verſicherungspflicht
iſt geſetzlich für ſämtliche Haus=
gewerbetreibende
auszuſprechen. 5. Durch Schaffung
höherer Lohnklaſſen oder überhaupt einer anderen
Grundlage für die Rentenfeſtſetzung muß es ermöglicht
werden, daß Verſicherte mit höheren Löhnen höhere
Renten erhalten; daß beſonders Verſicherte in jüngeren
Jahren in den Genuß höherer Renten gelangen kön=
nen
. 6. Die Zuſatzverſicherung iſt auf den Fall des
Eintritts der Erwerbsunfähigkeit zu beſchränken. 7.
Für die Hinterbliebenenverſicherung müſſen freiwillig
geleiſtete Beiträge in gleicher Weiſe bewertet werden
wie Zwangsbeiträge. 8. Die Vorſchriften über das
Erlöſchen der Anwartſchaft ſind zu mildern, beſonders
nach der Richtung, daß das Wiederaufleben der An=
wartſchaft
auch bei freiwilliger Verſicherung eintritt.
9. Der Begriff der Erwerbsunfähigkeit der ſelbſtändi=
gen
Gewerbetreibenden iſt zu regeln. II. Für den
Fall, daß ſich der Anſchluß der ſelbſtändigen Gewerbe=
treibenden
an die Reichsverſicherungsordnung nicht er=
möglichen
ſollte, ſind Schritte zu tun, um ihre zwangs=
weiſe
Angliederung an die in Ausſicht ſtehende Pen=
ſionsverſicherung
der Privatbeamten zu erreichen.
Nach lebhafter Debatte wurden die Leitſätze ange=
nommen
. Damit war die Tagesordnung für heute
erſchöpft und die Verhandlungen wurden auf morgen
vertagt.

Allgemeiner Deutſcher Innungs= und
Handwerkertag.
Berlin, 29. Aug. Im großen Feſtſaale des
Handwerkskammergebäudes begann heute der Allge=
meine
Deutſche Innungs= und Handwerkertag, der
aus allen Teilen Deutſchlands zahlreich beſucht war.
Ehrenobermeiſter Richt=Berlin eröffnete die Tagung
mit dem Kaiſerhoch und begrüßte dann die erſchiene=
nen
Ehrengäſte. Nach den üblichen Begrüßungen er=
ſtattete
Syndikus Dr. Müffelmann den Tätigkeits=
bericht
des Zentralausſchuſſes der vereinigten
Innungsverbände ſeit dem Eiſenacher Handwerker=
tag
. Der Zentralausſchuß ſei beſonders bemüht ge=
weſen
, das ohnehin ſchon überlaſtete Handwerk vor
weiteren Beläſtigungen zu ſchützen. Weiter habe er
zu den einſchlägigen Geſetzentwürfen Stellung ge=
nommen
, um rechtzeitig die Wünſche des Handwerks
zur Geltung zu bringen. Er werde das auch in Zu=
kunft
tun.
Darauf ſprach Dr. Coelſch, Geſchäftsführer der
Deutſchen Mittelſtandsvereinigung, über: Kredi=
tierung
offener Buchforderungen. Hierzu
lag folgende Reſolution vor: Der Allgemeine
Deutſche Innungs= und Handwerkertag erkennt in der
Diskontierung offener Buchforderungen ein wirk=
ſames
Mittel zur Bekämpfung des Borgunweſens
und Erziehung der Handwerker zu einer geordneten
Buchführung. Er beauftragt den Zentralausſchuß,
Fürſorge zu treffen, daß Inſtitute zur Diskontierung
der Buchforderungen bald überall errichtet werden.
Die Reſolution wurde angenommen. Ueber das
Thema Fabrik und Handwerk referierte der
Obermeiſter der Schloſſerinnung Stettin, Berndt. Es
wurde eine Reſolution angenommen, in der es für
notwendig erklärt wird, daß die Großbetriebe für die
Ausbildung der Lehrlinge Beiträge an die Innungen
zahlen. Ueber Lehrlingsausbildung ſprach
der Obermeiſter der Berliner Schloſſerinnung, Mar=
kus
. Er empfahl folgende Reſolution: Der All=
gemeine
Deutſche Innungs= und Handwerkertag er=
klärt
ſich grundſätzlich mit der Einrichtung der Pflicht=
fortbildungsſchule
einverſtanden. Er verlangt dabei
die Bildung von Beiräten, in denen mindeſtens zwei
Drittel der Mitglieder Handwerker ſind und welche
bei der Feſtſetzung der Lehrpläne mitzuwirken, ſowie
das Recht zum Beſuch der Unterrichtsſtunden haben.
Die Unterrichtsſtunden ſind ſo zu legen, daß ſie ohne
Schädigung der Werkſtattlehre erfolgen können. Ein
etwaiger Ergänzungsunterricht im Zeichnen ſoll an
den Sonntag=Vormittagen ſtattfinden. Der Beſuch
einer Fachſchule ſoll von dem Unterricht an der Pflicht=
fortbildungsſchule
, jedenfalls aber von dem Zeichen=
unterricht
in derſelben entbinden. Der Fachunter=
richt
ſoll möglichſt von Fachleuten, die in der Praxis
ſtehen, erteilt werden. Strafbeſtimmungen für Mei=
ſter
wegen Verſäumniſſen ihrer Lehrlinge dürfen nur
Geldſtrafen, nicht aber Haft= und Gefängnisſtrafen
enthalten. Die Reſolution wurde angenommen mit
der Aenderung, daß der Fachunterricht nur von Fach=
leuten
erteilt werden ſoll.
Reichstagsabgeordneter Rieſeberg (Bäckermeiſter
in Quedlinburg) ſprach über die Behandlung
parlamentariſcher Geſetzentwürfe für
das Handwerk‟ Generalſekretär Beythien= Han=
nover
ſprach über Mittelſtand und Beamten= Konſum=
vereine‟
Er empfahl eine Reſolution, in der es heißt,
daß die durch die Gründung von Beamten= Konſum=
vereinen
immer mehr in die Erſcheinung tretende Ab=
ſonderung
des Beamten von der bürgerlichen Bevöl=
kerung
in ſozialer, nationaler und wirtſchaftlicher Be=

ziehung höchſt beklagenswert ſei. Die Regierung wird
aufgefordert, gegen dieſe Entwickelung in durch=
greifenden
Geſetzesmaßnahmen zu wirken. Die Re=
ſolution
wurde einſtimmig angenommen.
Zur Frage der Reichsverſicherungs=
ordnung
wurde folgende Reſolution angenommen:
Der Allgemeine Deutſche Innungs= und Handwerker=
tag
erklärt zur Reichsverſicherungsordnung, daß die
dadurch entſtehenden Koſten angeſichts der ſchon jetzt
übermäßig ſtarken Belaſtung des Handwerks auf all=
gemeine
Koſten übernommen werden müſſen. Im
einzelnen erklärt ſich der Handwerkertag für die Auf=
rechterhaltung
der Innungskrankenkaſſen, für die
Beibehaltung der entſcheidenden Stellung der Berufs=
genoſſenſchaften
und daher gegen die Einſetzung der
Rentenfeſtſetzungsämter und für die Abſchaffung der
Beſtimmungen betreffend die Anhäufung des Reſerve=
fonds
. Beſonders wird gefordert 1. Ablehnung der
Hälftelung der Beiträge zur Krankenverſicherung, 2.
Ausdehnung der Kranken= und Invalidenverſicher=
ungspflicht
auf alle ſelbſtändigen Handwerker, die ſtän=
dig
allein arbeiten oder nicht mehr als zwei Voll=
arbeiter
beſchäftigen, 3. Schaffung einer Altersrenten=
verſorgung
durch eine bei den Invalidenverſicherungs=
anſtalten
einzurichtende Sparverſicherung, in der
Weiſe, daß jeder Handwerksmeiſter ohne Rückſicht auf
ſein Alter und den Umfang ſeines Betriebs mit ſeinen
Angehörigen ein beliebiges Kapital einzahlt, aus
deſſen Zinſen er jederzeit eine Altersrente fordern
kann.

* Brüſſel, 30. Aug. Die Konferenz der Inter=
parlamentariſchen
Union wurde heute vormit=
tag
im Sitzungsſaale der Deputiertenkammer durch Prof.
Dr. Eickhoff eröffnet. Auf den Vorſchlag von Prof. Eick=
hoff
wurde Staatsminiſter Beernaert zum Vorſitzenden
der Tagung ernannt. In ſeiner Eröffnungsrede ſtellte
Staatsminiſter Beernaert feſt, daß die Interparlamen=
tariſche
Union ſich immer mehr durchſetze, ſodaß ihr ſchon
offizelle budgetäre Staatsunterſtützungen zu teil würden.
Der Union gehörten jetzt 3000 Mitglieder von 21 Staaten
an. Miniſter Davignon begrüßte im Namen der belgi=
ſchen
Regierung die Verſammlung, worauf verſchiedene
Vertreter ausländiſcher Gruppen ihre Sympathien für Bel=
gien
und das belgiſche Volk zum Ausdruck brachten. Auf
Antrag des Engländers Lord Weardale wurde ſodann ein
Begrüßungstelegramm an den König Albert abgeſandt.

Das Kaiſerpaar in Danzig.
* Danzig, 29. Aug. An Bord der Hohen=
zollern
bei dem Kaiſerpaar verſammelten ſich
heute morgen außer der Prinzeſſin Viktoria Luiſe,
die an Bord Wohnung genommen hat, der Kronprinz
und die Kronprinzeſſin, Prinz Eitel Friedrich mit Ge=
mahlin
, die Prinzen Auguſt Wilhelm und Oskar,
Herzog Albrecht von Württemberg, der Fürſt zu Für=
ſtenberg
und die Damen und Herren der Umngeb=
ungen
. Prinz Adalbert tat Dienſt als Torpedoboots=
kommandant
. Auf dem Flaggſchiff Deutſchland des
Chefs der Hochſeeflotte, Admirals von Holtzendorff,
hatten ſich gleichzeitig eingeſchifft: Staatsſekretär von
Tirpitz, der Chef des Admiralſtabes, Admiral von
Fiſchel, und Marſchall Hermes da Fonſeca mit Ge=
folge
. Ferner iſt der Großherzog von Mecklenburg=
Schwerin, der auf dem Schiff Mecklenburg Wohn=
ung
genommen hatte, auf die Deutſchland über=
gegangen
. Auf der Preußen hatte ſich eingeſchifft
General Izzet Paſcha mit Gefolge. Ueber 300 Offi=
ziere
des 17. Korps hatten ſich auf Linienſchiffen und
Torpedobooten eingeſchifft. Um 7¾ Uhr machte die
Hohenzollern los und ging in See, an Neufahr=
waſſer
und dem freundlich in Grün liegenden Zoppot
vorüber. Die Sleipner folgte. Zahlreiche Ver=
gnügungsdampfer
gingen gleichzeitig hinaus. In der
Danziger Bucht lag die Hochſeeflotte, drei Geſchwader
und eine Gruppe Aufklärungsſchiffe, zuſammen über
30 Kriegsſchiffe in einer dreigliedrigen Formation,
dazu 55 Torpedoboote und 3 Unterſeeboote, zuſammen
mit einer Beſatzung von etwa 26300 Mann und über
1100 Offiziere. Um 9 Uhr traf die Kaiſerjacht bei der
Flotte, welche Salut ſchoß, ein. Die Torpedoboote
und Unterſeeboote defilierten bei der Hohenzollern,
dann dampfte dieſe durch die beiden von drei Reiher
Panzerſchiffen gebildeten Gaſſen hindurch. Die Schiffe
hatten die Toppflaggen geſetzt, die Mannſchaften para=
dierten
und brachten drei Hurras aus.
Um 3¾ Uhr ging der Kaiſer, der Admirals=
uniform
trug, an Bord der Deutſchland; die anderen
Fürſtlichkeiten verblieben auf der Hohenzollern. Es
folgte die Vorführung von Exerzitien der Flotte nach
einem beſonderen Programm. Die Hohenzollern
folgte der Flotte. Die Uebungen führten weit hinaus
in die See, bei herrlichem Wetter entwickelten ſich
ebenſo intereſſante wie maleriſche Gefechtsbilder. In
Angriff und Gegenangriff zeigte ſich die Manövrier=
fähigkeit
und Schnelligkeit der gepanzerten Koloſſe.
Um 12½ Uhr nahm der Kaiſer das Frühſtück bei dem
Chef der Hochſeeflotte ein und kehrte um 2½ Uhr an
Bord der Hohenzollern zurück. Die Kaiſerin
reiſte im Sonderzug um 4 Uhr 30 Minuten nach Ma=
rienburg
, der Kaiſer um 5 Uhr 34 Minuten.
* Marienburg, 29. Aug. Abends um 7 Uhr
fand hier bei dem Kaiſerpaar ein Diner für die
Provinz Weſtpreußen ſtatt. Bei der Tafel hielt der
Kaiſer einen Trinkſpruch auf die Provinz
Weſtpreußen. Um 9 Uhr 30 Minuten iſt das Kaiſer=
vaar
nach Berlin abgereiſt.
Eine neue Kaiſerrede.
* Marienburg, 29. Aug. Die Rede des
Kaiſers hatte folgenden Wortlaut: Es
gereicht Ihrer Majeſtät der Kaiſerin und mir zu be=
ſonderer
Freude, den heute um uns in der alten Ma=
rienburg
verſammelten Vertretern der Provinz Weſt=
preußen
nochmals unſeren herzlichſten Dank auszu=
ſprechen
für den begeiſterten Empfang während der
Tage unſeres Aufenthaltes in Danzig, durch welchen
die Bevölkerung von Danzig und von Weſtpreußen
uns den unzweideutigen Beweis ihrer Treue und An=
hänglichkeit
gegeben hat. Der Herr Vorſitzende des
Provinziallandtages hat in tiefgehender Rede die Be=
ziehungen
zwiſchen der Provinz und meinem Hauſe,
meinen Vorfahren und mir dargelegt. Eines Punk=
tes
hat er aber keine Exwähnung getan, und den
möchte ich hier nachholen: daß ich mich ganz beſonders
ſtolz und glücklich fühle, daß ich auch als Gutsbeſitzer
unter Ihnen reſidieren und mit Ihnen alle Freuden
und alle Sorgen des Landwirtes mit empfinden kann
(lebhafter Beifall) und ſo in der Lage bin, mich über
die Gedanken und Gefühle meiner Nachbarn zu
orientieren.
Die Provinz Weſtpreußen bietet in ganz beſon=
derem
Maße das Bild des Zuſammenwirkens der

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Nummer 203.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

Seite 5.

verſchiedenen Elemente, die dazu beitragen, die Stärke
und die Größe des Vaterlandes auszumachen. Wir
ſehen die Seeſtadt mit ihrem Handel, wir ſehen den
Schiffbau und die Induſtrie mit ihrer großen Schule.
Wir ſehen die Zuckerfabriken auf dem Lande und auch
die elektriſche Induſtrie, die immer mehr der Land=
wirtſchaft
untertan wird. Das Zuſammenwirken die=
ſer
Elemente in dieſer ſchönen Provinz hat dieſelbe
in den letzten zehn Jahren gefördert und empor=
gebracht
. Wodurch iſt ſolches aber möglich geweſen?
Dadurch, daß der Friede dem Lande erhalten wurde,
der Friede, der die Folge der großen Ruhmestage
war, die nunmehr vor 40 Jahren unter unſerem gro=
ßen
Kaiſer erkämpft wurden und von denen hier noch
ſo viele Kriegskameraden im bürgerlichen Kleide, den
Orden auf der Bruſt, vor mir in Parade geſtanden
haben, um noch einmal ihrem Könige ins Auge zu
ſehen. Alſo die gemeinſame Arbeit aller Stände und
Berufsklaſſen fördert das Land und die Provinz, und
dieſe gemeinſame Arbeit möchte ich auch auf das große
Vaterland übertragen ſehen.
Sie ſind hier verſammelt in der alten Marien=
burg
. Dieſes gewaltige Bauwerk, ein äußeres Zei=
chen
der Macht und Fülle, die in dem deutſchen Orden
ſich ausdrückte, die große Quelle, von der aus die
deutſche Kultur über die Oſtlande ſich ergoß, fürwahr,
eine ſtaunenswerte Arbeit unter unendlichen Schwie=
rigkeiten
. Was lehrt uns die Marienburg und der
deutſche Orden, der unſerem Königreich das ragende
Panier mit dem Schwarzen Adler auf ſilbernem Felde
gab? Durch feierliches Gelöbnis waren ſich die
Ordensbrüder zugetan und ſtellten ihr Werk
unter die Obmacht eines Höheren. Durch dieſe ein=
heitliche
Geſchloſſenheit hat der Orden dieſe unerhörte
Leiſtung zuwege gebracht. Das ſoll für uns ein Vor=
bild
ſein. Das Kreuz auf ſeinem Gewande bedeutet
die Unterordnung unter des Himmels Willen. Es
bedeutet, daß Deutſchtum und Chriſtentum untrenn=
bar
von einander ſind. Was ſollen wir daraus lernen?
Daß dies eine Illuſtration für das Wort iſt, was ich
neulich in Königsberg geſprochen habe: So wie mein
ſeliger Großvater und wie ich uns unter der höchſten
Obhut und dem höchſten Auftrage unſeres Herrn
und Gottes arbeitend dargeſtellt haben, ſo nehme ich
das von einem jeden ehrlichen Chriſten an, wer es
auch ſei.
Wer in dieſer Geſinnung arbeitet, dem wird es
aber klar, daß das Kreuz auch verpflichtet! Wir ſollen
in brüderlicher Liebe zuſammenhalten, die Konfeſſio=
nen
und die Stämme. Wir ſollen einem jeden Stamm
ſeine Eigenheit und Eigenart laſſen. Es ſollen die
Stämme und die Berufsgenoſſenſchaften die Hände
ineinander ſchlagen zu gemeinſamer Arbeit, zur Er=
füllung
der ſtaatlichen Notwendigkeiten. Der Land=
wirt
ſchlage in die Hand des Kaufmanns ein, dieſer in
die Hand des Induſtriellen. Der Zugehörige einer
Partei ergreife die Hand des anders Geſinnten, wenn
es darauf ankommt, Großes für unſer Vaterland zu
leiſten; und eine Konfeſſion trage die andere mit
Liebe, dann werden wir dem Vorbilde der großen
deutſchen Männer, die hier einſt geſtanden und gear=
beitet
haben, nachkommen. Dann werden wir die
Schwierigkeiten, die ſich uns entgegentürmen und
wo werden ſich die nicht finden überwinden. Leben
heißt arbeiten, arbeiten heißt kämpfen, kämpfen heißt
Schwierigkeiten überwinden und die werden mit
gegenſeitiger Achtung und mit gegenſeitiger Hilfe
überwunden, wenn man ſietals von oben uns in den
Weg gelegte Prüfſteine anſieht.
Daß ich hier von Ihnen verſtanden werde, das
verbürgt mir die Geſinnung der Provinz, und von
ihr hoffe ich, daß mir ihre Mitarbeit zuteil wird. Das
Gelöbnis nehme ich von Ihnen mit, genau in dem=
ſelben
Wortlaut, wie einſt das alte Leib=Grenadier=
Regiment, als es in die Freiheitskriege ausrückte:
Das ſoll ein Wort ſein! Die Provinz Weſtpreußen
hurra, hurra, hurra!

Luftſchiffahrt.
* Straßburg i. Elſ., 30. Aug. Nach einer Mit=
teilung
des Dr. Eckener von der Deutſchen Luft=
ſchiffahrts
=Aktiengeſellſchaft ſteht dieſe mit
den ſtädtiſchen und militäriſchen Behörden in Unterhand=
lungen
wegen der Errichtung einer ſtändigen
Landungsſtelle auf einem Anger bei Rupprechtsau.
Die Unterhandlungen dürften Ausſicht auf Erfolg haben.
Bei der heutigen Fernfahrt des L 2 Vl von Baden nach
Straßburg, an der eine Anzahl Offiziere als Paſſagiere
teilnahmen, ging das Luftſchiff plötzlich über Straßburg
nieder, als ob es landen wollte, und Dr. Eckener ließ ſich
aus einer Höhe von 15 Metern an einem Tau auf dem
Polygon nieder. Das Schiff kehrte darauf wieder nach
Baden=Baden zurück.
* Das Internationale Flugmeeting
von Havre war am letzten Tage wenig vom Wetter
begünſtigt. Trotzdem wagten ſich mehrere Aviatiker
mit ihren Apparaten heraus. Den täglichen Höhen=
preis
gewann Latham (Antoinette) mit 472 Meter, und
ebenſo den täglichen Diſtanzpreis mit 34 Kilometer, ſo=
wie
den Frühpreis.
* Le Havre, 30. Aug. Der Aviatiker Morane
erzählte einem Berichterſtatter: Als mein Höhenmeſſer
2040 Meter zeigte, ſtellte ich den Motor ab und begann
den Abſtieg; es waren 29 Minuten vergangen, ſeit ich
den Boden verlaſſen hatte, und in 9 Minuten langte
ich im Gleitfluge unten wieder an.
* Einen Aeroplanflug über den Genfer
See führte der Schweizer Aviatiker Dufaux mit einem
Apparate eigener Konſtruktion aus. Er legte die
Diſtanz von etwa 66 Kilometern in 56 Minuten zurück
und gewann damit den für dieſen Flug ausgeſetzten
5000 Francs=Preis des Schweizer Aeroklubs.
sr. Das Internationale Gordon= Ben=
nett
=Rennen für Flugmaſchinen, das in
Amerika zum Austrag gelangt, iſt jetzt endgültig auf
den 29. Oktober anberaumt worden. Das anläßlich
dieſes Bennett=Rennens ausgeſchriebene Internationale
Flugmaſchinen=Meeting wird vom 29. bis 30. Oktober
dauern. An Preiſen werden 50000 Dollar gegeben,
außerdem garantieren die Veranſtalter den teilnehmen=
den
Aviatikern 70 Prozent bei einem Reingewinn bis
zu 100000 und 40 Prozent bei einem Reingewinn von
mehr als 100000 Mark. Das Bennett=Rennen für
Freiballons wird am 17. Oktober beginnen.

Sport.
sr. Das Internationale Lawn=Tennis=
Turnier von Homburg v. d. H. iſt jetzt beendet.
Die Schlußſpiele, die in Gegenwart des Prinzenpaares
Friedrich Karl von Heſſen, der Kronprinzeſſin von
Griechenland und des Prinzenpaares Albert von
Schleswig=Holſtein ſtattfanden, ergaben folgende Reſul=
tate
: Herren=Einzelſpiel um den=Homburger Pokal:

A. Schomburgk ſchlägt Kleinſchroth 6:4, 7.5, 6:3. Damen=
Einzelſpiel um den Steward=Pokal: Miß Morton
chlägt Frl. Rieck 611, 614. Herren=Doppelſpiel um
den Steward=Pokal: O. Froitzheim=O. Kreuzer ſchla=
gen
H. und W. Schomburgk 614, 4:6, 7.5, 6:2. Gemiſch=
tes
Doppelſpiel: O. Kreuzer=Frl. Matouch ſchlagen
van Lennepp=Miß Morton 5:6, 611, 614.
sr. Die Europareiſe des Weltmeiſter=
boxers
Johnſon iſt aufgegeben worden, da John=
ſon
ſehr vorteilhafte Angebote in Amerika vorzog.
Johnſons Manager hat für die bereits eingegangenen
Engagements in Europa eine Konventionalſtrafe von
5000 Dollar zahlen müſſen.

Handel und Verkehr.
H. Frankfurt a. M., 30. Aug. ( Frucht=
marktbericht
.) Am Wochenmarkt war Landweizen
wieder reichlich angeboten, aber auch größere Kaufluſt,
beſonders ſeitens der badiſchen und elſäſſiſchen Mühlen,
vorhanden. Die Preiſe konnten ſich daher bei regem
Geſchäftsverkehr auf ihrem vorwöchigen Satz behaup=
ten
. Landroggen war weniger ſtark angeboten, und
bedang unter guter Nachfrage etwas höhere Preiſe.
Gerſte und Mais blieben unverändert und ruhig.
Haffer ſin neuer Ware, jedoch noch unbefriedigender Quali=
tät
, wurde zu 1515,25 gehandelt; alter Hafer hingegen
war geſuchter und namentlich beſſere Ware bis über
Notiz bezahlt. Futtermittel und Mehl ſtetig.
Der Mannheimer Getreidemarkt iſt be=
hauptet
und Käufer reſerviert.
An der Berliner Produktenbörſe lag
Getreide feſt, insbeſondere Weizen, auf ungünſtige
Ernteberichte aus Frankreich und etwas mehr Export=
frage
. Ruſſiſcher Weizen war zurückhaltend, dagegen
ruſſiſcher Roggen reichlich und nachgiebiger. Laplata=
weizen
fehlt. Hafer feſt.
Nach den letzten Kabelnachrichten von den
amerikaniſchen Getreidemärkten (Chicago
und New=York) war Weizen nach anfänglicher Feſtig=
keit
weſentlich abgeſchwächt auf den baiſſelautenden
Viſible=Supply=Ausweis, Abgaben und Ankünfte im
Innern der Vereinigten Staaten. Mais war ſchwach
auf gutes Wetter im Weſten, größeres Angebot der
Farmer in Jowa und auf bedeutende Realiſierungen.
Hier ſtellen ſich die Preiſe bei 100 Kilo wie folgt:
Weizen, hieſ. und Wetterauer 20,5020,75, Nordd.
20,5020,75, Kurheſſiſcher 20,5020,75, Rumäniſcher
22,5023,50, Redwinter 22,5023,50, Ruſſiſcher 22,50 bis
23,75, Laplata 22,5023,50, Donauweizen 22,5023,50,
Kanſas. 22,5023,50, Walla Walla 22,5023,50 Mk.;
Roggen, hieſ. 15,2515,35, Bayeriſcher (Pfälzer)
15,2515,40, Ruſſiſcher , Amerikaniſcher , Rumäni=
ſcher
Mk.; Gerſte, Pfälzer 16,5017,50, hieſ. und
Wetterauer 1616,50, Riedgerſte 16,5017,50, Unga=
riſche
22,2523,50, Fränkiſche 16,5017,50 Mk.; Ruſſiſche
Futtergerſte 1212,30 Mk.; Hafer, hieſ. 1616,50,
Bayeriſcher 1616,50, Ruſſiſcher , Rumäniſcher
Amerikaniſcher 15 Mk.; Mais, mixed 14,9015, Ruſſi=
ſcher
14,9015,10, Donaumais 14,9015, Rumäniſcher
14,9015,10, Weißer Mais 14,9015,10, Laplata
14,9015 Mk.; Weizenſchalen 910 Mk.; Weizenkleie
99,25 Mk.; Roggenkleie 99,50 Mk.; Futtermehl
12,2513 Mk.; Biertreber, getrocknet 12,2512,75 Mk.;
Weizenmehl (Baſis ab Mannheim), hieſiges Nr. 0
30,7531,25, feinere Marken 31,5031,75, Nr. 1 29,50
bis 30, feinere Marken 30,2530,50, Nr. 2 28,2528,50,
feinere Marken 28,7529, Nr. 3 26,5027, feinere
Marken 27,2527,50, Nr. 4 22,7523, feinere Marken
23,2523,50 Mk.; Roggenmehl, hieſ. Nr. 0 23,2523,50,
Nr. 1 22,2522,50, Nr. 2 1919,25 Mk.

Die Cholera.
* Berlin, 29. Aug. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Am 27. Auguſt fand im Kultus=
miniſterium
unter Teilnahme von Vertretern der be=
teiligten
Reichs= und preußiſchen Reſſorts eine Kon=
ferenz
ſtatt, die über die gegen die Cholera zu
ergreifenden weiteren Maßnahmen beriet. In Rück=
ſicht
auf die zunehmende Verbreitung der Cholera in
Rußland iſt an Stellen, wo die Weichſel und Memel
auf deutſches Gebiet übertreten, ſchon ſeit einigen
Wochen die Einrichtung getroffen, und zwar zum erſten
Male in dieſem Jahre, daß die Inſaſſen der von Ruß=
land
komsenden Schiffe und Flöße nicht nur ärtztlich
beſichtigt, ſondern auch bakteriologiſch auf das Vor=
kommen
von Choleraerregern in ihren Entleerungen
unterſucht werden. Dabei iſt es gelungen, auf der
Weichſel drei Perſonen anzuhalten, die völlig geſund
erſchienen, aber doch Chölergerreger im Darminhalt
beherbergten und mit ihm ausſchieden, alſo leicht zur
Flußverſeuchung Anlaß geben konnten. Die Perſonen
wurden ſofort von den Fahrzeugen entfernt und unter
Beobachtung geſtellt. Zur Verſchärfung der Beaufſich=
tigung
des Verkehrs auf der Weichſel wurde gemäß
der Anregung der erwähnten Konferenz inzwiſchen
noch die Einrichtung einer Ueberwachungsſtelle in
Thorn neben den ſchon vorhandenen in Schillno,
Schulitz und Einlage angeordnet. Die in Thorn ab=
gelohnten
ruſſiſchen Flößer werden umgehend trupp=
weiſe
mit der Eiſenbahn nach Alexandrowo auf ruſſi=
ſches
Gebiet abgeſchoben. Auch gegen die Gefahr der
Einſchleppung der Cholera aus Italien (Provinz
Bari, Neapel) und Oeſterreich (Wien, Galizien)
wurden die nötigen Maßnahmen getroffen.
* Berlin, 30. Aug. Montag früh iſt der ſeit
Sonntag abend erkrankte, in der Oderbergerſtraße
wohnhafte Hausdiener Otto Vogt an choleraähn=
lichen
Erſcheinungen geſtorben. Der
Morgenpoſt zufolge ſind auch die Frau und ein Kind
des Verſtorbenen an den gleichen Erſcheinungen er=
krankt
und im Rudolf Virchow=Krankenhauſe unter=
gebracht
worden. Die übrigen Familienmitglieder
wurden iſoliert.
* Berlin, 30. Aug. Außer der Ehefrau des
verſtorbenen Hausdieners Vogt, ihrer bei ihr woh=
nenden
Schweſter und der beiden Kinder wurde auch
moch eine Frau Schulz aus demſelben Hauſe unter
Choleraverdacht dem Virchow=Krankenhauſe
zugeführt. Die bakteriologiſche Unterſuchung iſt noch
nicht abgeſchloſſen.
* Berlin, 30. Aug. Die bakteriologiſche
Unterſuchung der im Virchow=Krankenhaus unter
dem Verdacht der Cholera eingelieferten Perſonen hatte
ein negatives Reſultat.

Vermiſchtes.
Zum Wahlrecht der Frauen. Durch die
Reichsverſicherungsordnung ſoll den Frauen das Wahl=
recht
für die Unfallverſicherung und für die Invalidenver=
ſicherung
gegeben werden. Es wird demnächſt Aufgabe
der Frauenvereine und aller ſozialen Wohlfahrtsſtellen
ſein, die weiblichen Verſicherten in ihrem eigenen Intereſſe
zu einer regen= Betätigung in dieſer Hinſicht anzuregen.

Die bisherigen Erſahrungen auf dieſem Gebieie haben mir
wenig Verſtändnis der Frauen für die Ausübung ihres
Rechtes gezeigt. Das ſeit 27 Jahren den Frauen ver=
liehene
Wahlrecht zu den Krankenkaſſen iſt von ihnen ſo
gut wie gar nicht in Anſpruch genommen worden. In
Leipzig hat z. B. von 42000 verſicherten Frauen keinebein=
zige
mitgewählt, ebenſo in Hamburg. Von 40000 verſicher=
ten
Frauen beteiligten ſich 24 an den Wahlen zu der Ber=
liner
Allgemeinen Ortskrankenkaſſe. Hierzu fällt noch
ſchwer ins Gewicht, daß gerade bei der Krankenverſicherung
für Frauen wichtige Angelegenheiten kommen, wie die An=
ſtellung
weiblicher Kaſſenärzte oder weiblicher Krankenkon=
trolleure
. Dem in Berückſichtigung des ſtarken Vordrin=
gens
der weiblichen Erwerbstätigkeit bewieſenen Entgegen=
ommen
der Reichsregierung müßte durch fleißige und freu=
dige
Inanſpruchnahme der gewährten Rechte ſeitens der
wahlberechtigten Frauen Anerkennung und Dank gezollt
werden.

Literariſches.
C Urväterhort betitelt Edwin Bormann
ein treffliches Buch, das in etwa 80 Seiten eine Samm=
lung
der ſchönſten Witze aus alter und neuer Zeit bringt.
(Das Literariſche Leipzig 2. Band; Verlag Deutſche
Zukunft G. m. b. H., Leipzig.) Es iſt in letzter Zeit
modern geworden, Witze und Schnurren zu ſammeln und
unſere Gegenwartsliteratur damit zu bereichern. Als ob
unſere ernſte Zeit es in beſonderem Maße notwendig
hat, ſich Erholung und Heiterkeit in luſtigen Büchern zu
ſuchen. Ueber die Berechtigung und den Wert ſolcher
Bücher ſoll nicht geſtritten werden. Jedenfalls marſchiert
Edwin Bormanns Urväterhort mit an der Spitze dieſer
Literatur.
Die ſchöne Helena Offenbachs Meiſter=
werk
, bringt das neueſte im Verlag von Ullſtein u. Co.
in Berlin SW. 68, Kochſtraße 23/24, erſchienene Heft
der Muſik für Alle Aus dieſer wunderbaren mytho=
logiſchen
Parodie finden wir in dem Heft in bunter
Abwechſelung ſowohl die heiteren und witzigen Szenen,
Auftritts=Lieder und Couplets, als auch die lyriſchen
Höhepunkte dieſer Meiſteroperette. Das Helena=Heft
iſt zum Preiſe von 50 Pfg. in allen Buchhandlungen,
ſowie direkt vom Verlag Ullſtein u. Co., Berlin SW.
68, Kochſtraße 23/24, erhältlich.

Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Die Obſtdiebſtähle mehren ſich hier von
Jahr zu Jahr in ganz erheblicher Weiſe, beſonders die
Gärten im Soder werden arg geplündert. Die Diebe
genieren ſich nicht, am hellen Tage an den verkehrs=
reichſten
Stellen einzubrechen. Werden ſie durch die
Eigentümer oder Paſſanten geſtört, und die Beute, wo
ganze Bäume entleert worden, abverlangt, ſo wehren ſie
ſich noch auf freche Weiſe. Vor einigen Tagen wurde
gar gegen einen Eigentümer und ihm zu Hilfe eilende
Paſſanten das Meſſer gezogen. Könnte man nicht
dieſem frechen Treiben ein Ende ſetzen, wenn die Be=
hörde
in den Monaten Auguſt und September die Feld=
polizei
um einige bewaffnete Männer vermehrte ?

Der Beſuch der Zarenfamilie in Friedberg.
* Halle a. d. S., 30. Aug. Heute früh 7 Uhr 30
Minuten traf mittels Hofzuges das ruſſiſche
Zarenpaar auf ſeiner Reiſe nach Friedberg auf
dem hieſigen Bahnhofe ein. Der Zug hatte eine
Viertelſtunde Aufenthalt. Am Bahnhof waren die
umfaſſendſten Vorſichtsmaßregeln getroffen. Nieman=
dem
wurde der Zutritt zum Perron geſtattet. In dem
Hofzuge befanden ſich etwa 50 Perſonen. Auf dem
hieſigen Bahnhof wurde das Frühſtück eingenommen,
das von dem Bahnhofsreſtaurateur geliefert wurde.
Begen ¾8 Uhr ſetzte der Zug die Fahrt fort.
* Gießen, 30. Aug. Der Sonderzug des
ruſſiſchen Kaiſerpaares paſſierte um 2 Uhr
50 Min. ohne Aufenthalt den hieſigen Bahnhof. Der
Zug beſtand aus zwei Maſchinen und elf Salonwagen.
* Friedberg, 30. Aug. Das ruſſiſche
Kaiſerpaar iſt mit dem Thronfolger und den Prin=
zeſſinnen
=Töchtern um 3 Uhr 29 Minuten auf dem
Bahnhof Friedberg eingetroffen, woſelbſt ſich zur
Begrüßung der kaiſerlichen Verwandten das Groß=
herzogspaar
von Heſſen eingefunden hatte,
Der Empfang, der nur einen rein privaten Charakter
trug, war äußerſt herzlich. Der Großherzog begrüßte
zuerſt ſeine kaiſerliche Schweſter mit Handſchlag und
Kuß, und darauf ſeinen Schwager in ebenfalls herz=
licher
Weiſe. Nach der Begrüßung, zu der keinerlei
Militär erſchienen war, fuhren die Herrſchaften in
Automobilen durch die reich geſchmückte Stadt, vom
Jubel der Bevölkerung begrüßt, nach dem Schloß, und
zwar im erſten Automobil die Kaiſerin von Rußland
mit der Großherzogin und dem Großfürſten= Thron=
folger
, im zweiten Automobil der Zar mit dem Groß=
herzog
und im dritten Automobil die kaiſerlich= ruſſi=
ſchen
Kinder. Die Stadt Friedberg hatte reichen
Schmuck angelegt und die freudigen Zurufe der Menge,
die alle Fenſter beſetzt hielt, gaben dem Empfang einen
überaus herzlichen Charakter.
* Friedberg, 30. Aug. Vom Bahnhof aus begab
ſich das ruſſiſche Kaiſerpaar mit den Kindern in
Begleitung des heſſiſchen Großherzogspaares in drei Au=
tomobilen
durch die feſtlich geſchmückte Kaiſerſtraße, in
deren Mitte ein Triumphbogen mit dem Wappen und den
Namenszügen des ruſſiſchen Kaiſerpaares errichtet war.
Vor dem Schloßportal hatten die Kriegervereine und der
Artillerieverein Aufſtellung genommen. Am Portal wurde
das Kaiſerpaar von den zwei jungen heſſiſchen Prinzen
begrüßt, die in ihren Matroſenkleidern, Fähnlein zur Be=
grüßung
in der Hand ſchwingend, einen allerliebſten Ein=
druck
hervorriefen.

Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Berlin, 30. Aug. Wie die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung meldet, iſt an Stelle des Gouverneurs von Schuck=
mann
, der den erbetenen Abſchied erhielt, der Gouverneur
von Kamerun Dr. Seitz zum Gouverneur des
Schutzgebietes Deutſch=Südweſtafrika ernannt worden.
Zum Gouverneur von Kamerun wurde der bisherige vor=
tragende
Rat im Reichskoloniglamt Geheimer Oberregie=
rungsrat
Dr. Gleim ernannt.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagbkatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

Nummer 203.

2 Mnchen, 30. Ang. Von den Mannſchaſen des=
15. Infanterie=Regiments, das zur Zeit in
München untergebracht iſt, erkrankte geſtern, wie ſchon ge=
meldet
, auf dem Rückmarſch von einer längeren Uebung
infolge der Hitze eine größere Zahl Soldaten. Ein Ein=
jährig
=Freiwilliger, der anſcheinend noch geſund in die
Kaſerne zurückkehrte, iſt heute nacht geſtorben; zwei
Reſerviſten ſind ernſtlich erkrankt.
* Hannover, 30. Aug. Die hieſige Polizei ver=
haftete
drei galiziſche Arbeiter unter dem dringen=
den
Verdachte, in der Nacht zum 19. Juli in der Nähe
von Marſchwitz bei Deutſch=Liſſa in Poſen den 18 galiziſchen Arbeiter durch zahlreiche Meſſer=
ſtiche
ermordet und beraubt zu haben. Die Täter waren
nach der Tat ins Ausland geflüchtet, ſind aber ſpäter
nach Deutſchland zurückgekehrt. Einer der Verhafteten
hat bereits ein Geſtändnis abgelegt.
* Salzburg, 30. Aug. Graf Aehrenthal iſt heute
vormittag hier eingetroffen. Er empfing gegen Mittag
den Beſuch des italieniſchen Miniſters des Aeußern di San
Giuliano. Der Beſuch des Miniſters Giuliano bei dem
Grafen Aehrenthal währte anderthalb Stunden. Nachdem
Graf Aehrenthal den Beſuch erwidert hatte, nahmen beide
mit dem italieniſchen Botſchafter Herzog Arvana das Früh=
ſtück
ein.
* Reggio di Calabria, 30. Aug. Ein ſehr hef=
tiger
Erdſtoß wurde heute früh gegen 3 Uhr 15
Minuten verſpürt. Die Bevölkerung lagert im
Freien; auch in Meſſina, Gerace, Konteleone, Gallina,
Milazzo und Mileto wurde der Erdſtoß verſpürt. Die
Inſtrumente des Obſervatoriums Mileto, die außer
dem Hauptſtoß drei leichtere Erdſtöße verzeichneten,
wurden beſchädigt. Soweit bekannt, wurde kein Scha=
den
angerichtet.
* Kopenhagen, 30. Aug. Die Kaiſerin=Witwe
von Rußland iſt heute vormittag an Bord der
Kaiſerjacht Polarſtern hier eingetroffen.
* London, 30. Aug. Die auswärts verbreitete
Meldung von einem verhängnisvollen Deckenein=
ſturz
in einem Warenhaus in Lancaſter, wo=
durch
über 20 Perſonen getötet und viele verletzt ſein
ſollten, iſt ſtark aufgebauſcht. Richtig iſt, daß geſtern
bei einer Verſteigerung in Lancaſter der Fußboden
des Verſteigerungslokals zuſammenbrach und viele
Anweſenden in den Keller fielen. Zwei erlitten ſchwere,
mehrere leichte Verletzungen.
* Zara, 30. Aug. Dem nach Cetinje reiſenden
Petersburger Grafen Alexander Tſchernodew wurden
an Bord des Lloydſchiffes Prinz Hohenlohe auf der
Fahrt von Trieſt nach Spalato zahlreiche Wert=
gegenſtände
, darunter angeblich Jubiläums=
geſchenke
für den König von Monte=
negro
, ſowie Geld von unbekannten Tätern ge=
ſtohlen
.
* Konſtantinopel, 30. Aug. Die aus ſonſt zuver=
läſſiger
Quelle ſtammende Meldung, nach der die
Uebergabe der früher deutſchen Panzer=
ſſchiffe
an die Türkei bereits erfolgt ſei, war ver=
früht
. Sicheren Informationen zufolge werden die
Schiffe erſt gegen Ende der Woche übergeben werden.
Der Tag ſteht noch nicht feſt. Der Marineminiſter
gibt heute zu Ehren des Kontreadmirals Koch ein
Eſſen. Die Fahrt der an die Türkei verkauften Linien=
ſchiffe
Kurfürſt Friedrich Wilhelm und Weißen=
burg
nach den Dardanellen iſt ohne jede Störung ver=
laufen
. Die bereits vorgenommenen Erprobungen der
Armierung und der Maſchinenanlagen haben die tür=
kiſchen
Marinebehörden in jeder Hinſicht voll befriedigt.

Hamburg, 30. Aug. In Billdorf gingen drei
Beſitzungen zu gleicher Zeit in Flammen auf und
brannten total nieder. Für die Ermittelung
der Brandſtifter iſt eine Belohnung von 1500 Mark
ausgeſetzt.
Kaſtrop, 30. Aug. Durch den Genuß von ver=
dorbenem
Hackfleiſch ſind hier und in der Um=
gegend
eine Reihe von Familien ſchwer erkrankt. Ein
ſechsjähriger Knabe iſt bereits geſtorben.
Briefkaſten.
A. T. 13. Haftung beſteht grundſätzlich nicht. Ste
tritt nur ein, wenn vorſätzlich oder fahrläſſig die Be=
rufspflicht
verletzt wird. (S. Art. 76 Ausf.=Geſ. zum
B. G.=B.).
J.
Tageskalender.
Vortrag für Frauen und Jungfrauen um ½ 6 Uhr in
der Eliſabethenkirche.
Beginn der Proben des Geſangvereins der evang.
Stadtgemeinde um 8½ Uhr.
Konzert um 4 Uhr und Sommerfeſt um 8 Uhr auf
der Ludwigshöhe.
Konzert um 8 Uhr im Hotel Heß.
Konzert um 8 Uhr im Perkeo.
Ausſtellung des Deutſchen Künſtlerbundes (geöffnet
v. 10 Uhr ab). Sonntags v. 1 Uhr ab Eintritt 50 Pfg.
1. Darmſtädter Kinema tograph (Ecke Rhein= und
Grafenſtraße): Vorſtellungen von 311 Uhr.

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11224a

Jamiliennachrichten.

Hebammen=Verein Darmſtadt.
Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſer
(16835
langjähriges Mitglied
Frau Lina Göbel
Hebamme
aus dieſem Leben abzurufen.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 31. Aug.,
nachmittags 3½ Uhr, vom Portale des Darm=
ſtädter
Friedhofes aus, ſtatt. Sammlung am
Friedhof.
Zur Teilnahme an der Beerdigung werden
alle Kolleginnen erſucht.
Der Vorſtand des Hebammen=Vereins
Darmſtadt.

Todes-Anzeige.

Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, alle
Freunde und Bekannte von dem nach längerer
Krankheit heute nacht 12¾ Uhr erfolgten Ab=
leben
unſeres lieben Gatten und Vaters
Herrn Jonas Lehmann
in Kenntnis zu ſetzen.
(16847
Die trauernd Hinterbliebenen.
J. d. N.:
Helene Lehmann,
geb. Simon.
Darmſtadt, 30. Auguſt 1910.
Die Beerdigung findet ſtatt: Donnerstag, den
1. September, nachmittags 3½ Uhr, vom Por=
tale
des israelitiſchen Friedhofes aus. Von
Blumenſpenden und Kondolenzbeſuchen bittet
man abzuſehen.

Nachruf.

Am Sonntag, den 28. Auguſt, verſchied nach
langem, ſchwerem Leiden unſer Seniorchef
Herr
A. Uhmann.
Der Verſtorbene war uns jederzeit ein Vor=
bild
treuer Pflichterfüllung und unermüdlicher
Arbeitsfreudigkeit, von ſchlichtem geraden Sinne.
Wir werden ihm ſtets ein ehrendes Andenken
bewahren.
(*21083
Das Personal
der Firma A. Ullmann.
Darmſtadt, den 30. Auguſt 1910.

Krieger-Verein
Darmſtadt.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſer langjähriges Mitglied, den Feldzugs=
(16907
kameraden
Herrn Generalleutnant z. D. und
1. Präsidenten der Kriegerkamerad-
schaft
Hassia‟
Georg Hof
Exzellenz
aus dieſem Leben abzurufen.
Wir richten an unſere Mitglieder die
Bitte, dem Dahingeſchiedenen bei der am
Donnerstag, den 1. September, vormittags
½11 Uhr, von Stiftsſtraße Nr. 9 nach dem
Bahnhof ſtattfindenden Ueberführung die letzte
Ehre durch recht zahlreiche Beteiligung zu er=
weiſen
.
Sammlung Ecke der Erbacher= und Stift=
ſtraße
um 10¼ Uhr vormittags.
Der Vorſtand des Kriegervereins
Darmſtadt.

Vereinigte
Kriegervereine
Darmſtadts.

Unſer Kamerad und Haſſia‟=Präſident
Herr
Ocheranledthant z. D. Her
Exzellenz
(*16908
iſt entſchlafen.
Die Ueberführung der Leiche nach Gießen
findet am Donnerstag, 1. September, vor=
mittags
½11 Uhr, von Stiftſtraße 9 nach dem
Bahnhof ſtatt.
Zur Teilnahme an dem Trauerzuge in
Darmſtadt werden ſämtliche Kameraden unſerer
Vereine erſucht.
Sammlung 10¼ Uhr Ecke der Erbacher=
und Stiftſtraße.
Die Vorſtände der Vereinigten
Kriegervereine Darmſtadts.

Verſteigerungskalender.
Donnerstag, 1. September.
Hofreite=Verſteigerung des Wilh. Pieper ( Heinrich=
ſtraße
) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht I.
Hofreite=Verſteigerung des Konr. Stein ( Friedrich=
ſtraße
20) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht I.
Mobiliar= ꝛc. Verſteigerung um 9 Uhr in der
Ludwigshalle‟.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Htreeſe;
für den Inſeratenteil: S. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht
zurückgeſandt.

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Münchner
Kainer-Drau
Hell Export
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614a

[ ][  ][ ]

Seite 7.

Nummer 203.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

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3½ do. Conſols .
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4 Württembergerv. 1907 101,50
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5 Bulgaren=Tabak=Anl. 101,30

1¾ Griechen v. 1887 . . 47,30
3¾ Italiener Rente . . . 104,10
4½ Oeſterr. Silberrente . 97,40
do. Goldrente . . 99,10
do. einheitl. Rente
Portug. unif. Serie I 66,40
do. unif. Ser. III 68,40
Spezial . 12,00
do.
Rumänier v. 1903 . . 101,80
do. v. 1890 . . 94,25
do. v. 1905 . . 90,40
4 Ruſſen v. 1880 . , 91.20

InProz.
f.
Ruſſen v. 1902 . 75 91,50
100,40
½ do. v. 1905
92,50
½ Schweden . . .
Serbier amort. v. 1895 84,00
Türk. Admin. v. 1903 87,50
do. unifiz. v. 1903 94,50
Ungar. Goldrente . . 94,25
do. Staatsrente 92,00
Argentinier . . . . . . 101,60
91,00
do.
½ Chile Gold=Anleihe . 95,00
Chineſ. Staatsanleihe 102,00
99,60
do.
2
Japaner . . . . . . 97,70
Innere Mexikaner . . 100,00
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Gold=Mexikan. v. 1904 95,00
Gold=Mexikaner . . . 100,25

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4 Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 122,30
Aktien ausländiſcher
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4 Baltimore & Ohio . . 106,50
4 Gotthardbahn . . . .

In Proz.
3l-
4 Oeſt.=Ungar. Staatsb. 160,00
4 Oeſt. Südbhn. (Lomb.) 22,90
4 Pennſylvania R. R. 129,75
Induſtrie=Aktien.
Mainzer Aktienbrauerei . 208,00
76,70
Werger=Brauerei
Bad. Anil.= u. Sodafabrik 482,10
257,50
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.520,00
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.215,90
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.198½
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betrieb
.
.236,20
Prioritäts=
Obligationen.
3½ Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 89,80
4 Pfälzer Prt. . . . . . 101,20
92,00
*3½ do.
4 Eliſabeth., ſteuerpfl. .
*4 do. ſteuerfrei .
5 Oeſterr. Staatsbahn. 105,20
do.
97,30
4
do. alte .
5 Oeſterr. Südbahn . .
79,50
do.
4
57,90
2 /10 do.
2 Raab=Oedenburger . .
Ruſſ. Südweſt..
90,00
4 Kronpr. Rudolfbahn . 97,80

In Prot.
B).
75,90
2¼0 Livorneſer .
Miſſouri=Pacific
4 Bagdadbahn Mk. 408 86,50
Anatoliſche Eiſenb. . .
5 Tehuantepec
101,90

Bank=Aktien.
Berliner Handelsgeſ.
Darmſtädter Bank
Deutſche Bank .
Deutſche Vereinsbank
Diskonto=Geſellſchaft
.
Dresdner Bank
Mitteldeut. Kreditbk
Nationalbk. f. Deutſchl.
.
Pfälzer Bank .
Reichsbank .
Rhein. Kredit=Bank
Wiener Bank=Verein

168,80
30,20
256,25
127,30
187,80
58,20
119,20
124,20
105,00
143,60
139,20
139,50


Pfandbriefe.
4 Frankſt. Hypoth.=Bank
S. 16 und 17 100,20
½ do. S. 19. . . . . 92,00
4 Frkf. Hyp.=Kreditverein
S. 1519, 2126 99,60
4 Hamb.=Hypoth.=Banl 101,80
do.
3½
4 Heſſ. Land.=Hyp.=Bk. 101,60
do.
92,60
3½.
4 Meining. Hyp.=Bank 101,00
do.
3½
91,00
4 Rhein. Hypoth.=Bank
(unk. 1917) 100,00
3½ do. (unk. 1914) 91,00
4 Südd. Bd.=Kr.=Bk.=Pf. 100,50
do,
3½
92.50

Städte=
Obligationen
4 Darmſtadt
3½ do.
.100,90
4 Frankfurt
96,10
do.
100,50
4 Gießen
3½ do.
4 Heidelberg
3½ do.
90,80
4 Karlsruhe
. 100,00
3½ do.
91,60
4. Magdeburg
3½ do.
4 Mainz
3½ do.
4 Mannheim
3½ do.
4 München .
100,50
3½ Nauheim
90,00
4 Nürnberg.
100,20
3½ do.
4 Offenbach.
3½ do.
4 Wiesbaden
102,40
3½ do.
4 Worms .
3½ do.
4 Liſſaboner v. 1886. .
Verzinsliche
Anlehensloſe.
4 Badiſche Tlr. 100 168,70
3½ Cöln=Mindner 100 134,75
5 Donau=Reg. fl. 100 149,50
3 Holl, Komm. 100 105,60

In Proz
Bf.
3 Madrider Fs. 100 77,90
4 Meining. Pr.= Pfand=
brieſe
.
. 136,00
4 Oeſterr. 1860er Loſe 174,00
3 Oldenburger
.125,00
2½ Raab=Grazer fl. 150
Unverzinsliche
Anlehensloſe.
Augsburger
fl. 7 38,75
Braunſchweiger Tlr. 20 204,50
Freiburger Fs. 15
Mailänder
Fs. 45
do,
Fs. 10 30,90
Meininger
fl. 7 37,00
Oeſterreicher v. 1864 100
do. v. 1858 100
Ungar. Staats 100 383,00
Venediger
Frs. 30
Türkiſche
400 182,20
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Banknoten.
Engl. Sovereigns .
20,40
20 Franks=Stücke
16,17
Oeſterr. 20=Kronen .
16,90
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4,19½
Engliſche Noten
20,45
Franzöſiſche Noten.
81,00
Holländiſche Noten .
169,50
Italieniſche Noten . . . 80,75
Oeſterr.=Ungariſche Noten 85,05
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dem Wunsch nach Waren in höheren Preislagen nicht erschöpfend
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halten
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Der Warenversand geschieht an diesen Tagen erst von 5 Mk. an.
Auswahlsendungen annoncierter Artikel können nicht gemacht werden;
hingegen gestatten wir gern den Umtausch nach Ablauf der Woche.
Der mühevollen Vorbereitung wegen öffnen wir unser Geschäft
am Freitag früh erst um 9 Uhr.
Die Eröffnung der Schaufenster findet Donnerstag, den I. Septbr.,
abends gegen 8 Uhr, statt; die Beleuchtung dauert bis gegen 11.
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Der Pfarrer von Gamsegg.
Roman von Erich Ebenſtein.
(Nachdruck verboten.)
18)
Als er die Gitterpforte erreicht hatte, ſah er Eva an
des Vaters Grab ſtehen, das, vom Schnee gereinigt, einem
Stück Frühling glich inmitten des Winters ringsum.
Kobler betrachtete die liebe Mädchengeſtalt mit weh=
mutsvollem
Blick, und wie immer, wenn er ſie ſah, ſtieg
auch jetzt die Sehnſucht in ihm auf, dieſes ernſte, kluge
Mädchenantlitz einmal vom Scheine ſonnigen Glückes
überſtrahlt zu ſehen.
Anne=Maries ſtolze, blendende Schönheit ſtand plötzlich
vor ſeinem geiſtigen Auge. Aber ſie verwirrte und beun=
ruhigte
ihn nicht mehr wie anfangs. Wie ſehr ſie auch
des Künſtlers Auge entzücken mußte, der Mann in ihm
fühlte ſich jedesmal zurückgeſtoßen, wenn ihr kühler, ſtolzer
Blick ihn ſtreifte. Sie vermochte in ihm wohl die Begei=
ſterung
des Künſtlers zu wecken doch ſein Herz blieb
ſtumm.
Eva hatte ſich inzwiſchen zum Gehen gewandt. Die
kalte Winterluft ließ ſie erſchauern. Sie erinnerte ſich
daran, wie ſtreng ihr der gute, alte Doktor Trewendt aus
Gamsegg das lange Stehen in der winterlichen Kälte am
Grabe verboten hatte. Und nun war ſie wieder über eine
Stunde hier geweſen! Freilich weder der Arzt, noch ſonſt
jemand konnte es wiſſen, wie unerläßlich notwendig es
fürsſie war,mit dem geliebten Toten heimlich Zwieſprache

zu halten und ihm alles zu erzählen, was ihr das Herz
bedrückte.
Langſam mit geſenktem Haupte ſchritt ſie der Gitter=
pforte
zu, als plötzlich ein Schatten auf den Weg fiel und
ſie denjenigen vor ſich ſah, von dem ſie dem lieben Toten
in ſeiner ſtillen Gruft erzählt hatte.
Heißes Rot überflutete ihre Wangen.
Kobler aber ſtreckte ihr aufleuchtenden Auges die Hand
entgegen und ſagte warm: Ihr Bruder ſagte mir, daß ich
Sie hier treffen würde, aber ich wagte es nicht, Sie in
Ihrem Gebet zu ſtören!
Eva ſchlug die Augen erſtaunt auf.
Zu ſtören? fragte ſie. Sie ſind mir doch kein Frem=
der
mehr auch ihm nicht Sie blickte nach dem Grabe
hin. Ich habe ihm ja ſchon ſo oft von Ihnen erzählt
und ich wollte, er hätte Sie gekannt. Sie brach unter dem
warmen Blick, den er auf ſie richtete, verwirrt ab.
Da zog Kobler plötzlich ihren Arm unter den ſeinen,
während er mit der linken Hand einen Strauß friſcher
Veilchen aus der Taſche ſeines Winterrockes zog.
Die Blumen waren eigentlich für Sie beſtimmt, ſagte
er leiſe, aber ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn wir
ſie nun beide dort niederlegen ja?
Eva ſah mit einem warmen Dankesblick zu ihm auf.
Dann bettete ſie die Veilchen inmitten der Schneeroſen zu
Häupten der Gruft.
Kobler aber ſagte: Und wenn der, welcher da unten
ſchläft, nun vor uns ſtünde und könnte hören, was ich
zu ihm ſpreche wiſſen Sie Eva, um was ich ihn bäte?

Eva kniete noch zwiſchen den Blumen und ſah ah=
nungslos
zu dem Maler auf, deſſen Geſicht ſeltſam feierlich
ausſah. Um was denn?
Daß er mir das Beſte gäbe, was er ſelbſt beſitzt, ſeinen
köſtlichſten Schatz Dich, Eva!
Wieder flutete ein heißes Rot über Evas ſchmale
Wangen, ſie ſenkte den Kopf und ſchwieg.
Eva, flüſterte der Maler weich, und wenn er noch
lebte, und ich ihn ſo früge, was glaubſt Du würde er ant=
worten
?
Ich glaube, er würde wohl ja ſagen, denn er hatte
mich ſehr, ſehr lieb, kam es wie ein Hauch über ihre Lippen.
Als Eva kurz vor Tiſch an Koblers Arm das Gams=
egger
Herrenhaus betrat, brannten rote Roſen auf ihren
ſonſt ſo bleichen Wangen, und in ihren Augen lag ein ſelt=
ſamer
Glanz. Sie hatten beſchloſſen, vorläufig niemand
von ihrer Verlobung zu ſagen, nur Hermann und Anne=
Marie ſollten das Geheimnis ihres Herzens erfahren.
Zwölftes Kapitel.
Am Nachmittag fuhr Hermann Moosheimer zur
Stadt. Dort gab er zuerſt einen Brief an Martha Dol=
land
auf, worin er ihr ſein Kommen für den nächſten Tag
ankündigte und ſie um eine Unterredung unter vier Augen
bat.
Dann ſuchte er Ewert auf. Er traf den Unterſuchungs=
richter
in ſeinem Bureau in Geſellſchaft eines jungen Herrn,
der ihm bekannt vorkam. Ewert ſtellte ihn Hermann als
Polizeikommiſſar Sporer vor, der die Vorerhebungen im
Prozeß Dolland geleitet h.

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Augnſt 1910.

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Türschoner biligſt (6067a
Wilh. Castan, Kirchſtraße 5.

(3 63545

M
bereregn
frovanilie
SRasch u. völlig unschädlich wirkend.

Hermann verbeugte ſich ſtumm. Vor ſeinen Augen
ſtand wieder jener fahle, kühle Oktobermorgen im herbſt=
welken
Wald, als man den Vater tot gefunden hatte. Und
er hörte wieder die helle, ſcharfe Stimme Sporers, der
halblaut Befehle erteilte und Fragen ſtellte, bis man end=
lich
im beſten Glauben Gendarmen nach dem Schuldigen
ausſandte.
Kein Wunder, daß Hermann den Kommiſſar Sporer
nicht in freundlichſter Erinnerung hatte, denn mit ſeiner
Perſon hing der erſte Schatten zuſammen, der ſich über ſein
Glück und ſeine Zukunft breitete und ſeitdem immer fin=
ſterer
und drohender geworden war.
Er zögerte denn auch unſchlüſſig, ob er in Sporers
Gegenwart dem Unterſuchungsrichter ſeine Mitteil=
ung
machen ſollte, aber Ewert, der es ihm anſah, daß
er mit einer wichtigen Nachricht gekommen war, ſagte
aufmunternd: Nun, lieber Herr Moosheimer, was
bringen Sie mir denn Neues? Auch der Herr Kom=
miſſar
wird ſich dafür intereſſieren!
Da zog Hermann das Schreiben aus Friedberg her=
vor
und legte es vor den Unterſuchungsrichter auf den
Schreibtiſch.
Dieſen Brief erhielt ich heute morgen; vielleicht
kommt er doch für die Unterſuchung noch in Betracht!
Ewert las den Brief und reichte ihn dann Sporer.
Hm anonym! ſagte er geringſchätzig. Darauf
gebe ich nicht viel. Solche Zuſchriften bekommen wir
bei jedem Prozeß. Immerhin müſſen wir feſtſtellen,
ob am 14. Oktober ein Tobias Garland tatſächlich beim
Sonnenwirt abgeſtiegen iſt. Beſtätigt ſich dies, dann
werden wir uns den Mann mal näher anſehen. Die
Sache mit dem Sonnenwirt könnten Sie, lieber Spo=
rer
, ja am unauffälligſten erledigen, nicht wahr?
Nichts leichter als das, und wenn Sie wollen, ſo=
fort
. Ich bin dort gut bekannt,

Was ſind es für Leute?
Durchaus zuverläſſig. Die Wirtſchaft iſt einfach, aber
ſehr ſolide. Es herrſcht die größte Ordnung, und jeder
Gaſt, der dort abſteigt, wird prompt gemeldet. Auch
liegt ein Fremdenbuch auf, und der Wirt hält darauf,
daß ſeine Gäſte ſich auch dort eintragen.
Gut. Dann muß ſich alſo die Anweſenheit des
Tobias Garland unzweifelhaft feſtſtellen laſſen.
Wenn die Herren eine halbe Stunde Geduld haben
wollen, kann ich ſofort Nachricht bringen.
Der Kommiſſar hielt Wort.
Nach kaum einer halben Stunde erſchien er wieder.
Nichts! meldete er, nachdem er abgelegt hatte. Ich
dachte es gleich. Weder am 14. Oktober noch früher
oder ſpäter iſt ein Tobias Garland beim Sonnenwirt
abgeſtiegen. Ich habe das Fremdenbuch durchgeſehen,
ſowie die Meldezettel, und außerdem noch das Per=
ſonal
befragt.
Habe ich’s nicht gleich geſagt? ſagte der Unterſuch=
ungsrichter
. Ja, ja, unſereins läßt ſich nicht ſo leicht
in die Irre führen!
Könnte der Mann nicht unter falſchem Namen ab=
geſtiegen
ſein? wagte Hermann einzuwenden, aber
Ewert ſchüttelte lächelnd den Kopf.
Wozu denn? Da ihn doch hier niemand kennt und
keiner ihn irgendwie mit dem Verbrechen in Verbind=
ung
gebracht hätte. Wozu ſollte er dann einen falſchen
Namen wählen?
Trotzdem fühlte ſich Hermann noch verpflichtet, von
dem geplanten Ankauf der Sämaſchine zu berichten,
aber Ewert legte nicht das mindeſte Gewicht darauf.
Gut alſo es hat da einer in Friedberg eine =
maſchine
erfunden und möchte ſie durch Ihren Vater
in den Handel eingeführt ſehen. Das iſt eine ganz ein=
ſache
Sache, und von allen Menſchen auf Erden hatte

gerade dieſer Mann dann doch am wenigſten Intereſſe
an dem Tode Ihres Herrn Vaters! Das iſt doch klar!
Allerdings.
Nun ſehen Sie, lieber Herr Moosheimer! Der
Brief iſt eine Myſtifikation bewußt oder unbewußt
das iſt gleichgültig. Für uns iſt die Sache hiermit
abgetan. Ja, wenn wir nicht einen ſo lückenloſen In=
dizienbeweis
hätten gegen den Pfarrer und ſeinen Hel=
fershelfer
! So aber doch genug davon!
Auch der Kommiſſar war derſelben Anſicht, und
Hermann begriff zuletzt ſelbſt nicht, wie er dem Brief
auch nur die geringſte Bedeutung hatte beilegen
können.
Als er ſich gegen abend auf den Heimweg machte
er kutſchierte ſelbſt wurde er gleich hinter Bruck
auf der dämmernden Landſtraße von einer ihm wohl=
bekannten
Stimme angerufen. Es war Silas Hempel.
Sie, Herr Hempel? Aber mein Gott wie ſehen
Sie denn aus? In dem Aufzug ſind Sie nicht zu erz
kennen!

Hempel blickte lächelnd an ſeinem abgeſchabten An=
zug
hinab und ſchob den zerknitterten Filzhut aus der
Stirn. Dann ſtieg er ohne Umſtände in den Schlitten
und machte ſich’s neben Hermann bequem.
Ja, ja, ſalonfähig ſehe ich ja nicht aus, und Ihren
Damen könnte ich mich kaum ſo präſentieren, aber das
ſchadet ja nichts, ich fahre ohnehin nur bis zum Dorfe
mit. Dort muß ich dem Jakob Stigl ſeine Pracht=
garderobeſtücke
wieder zurückſtellen.
(Fortſetzung folgt)

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[ ][  ][ ]

Nummer 203.

Darmſtädter Taghlatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

Seite 11:

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gebotsſcheine
abgegeben werden.
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Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Gefundene und verlorene Sachen.
Gefunden: 1 ſilberne Damen=Uhr mit Goldrand. 1 Feldſtecher mit Futteral
und Riemen. 1 Brille mit Futteral. 1 Zahnbürſtchen mit gelbem Stiel. 1 gelbe Nadel

geblieben). 1 Bund Schlüſſel. 1 ſehr kleines Federmeſſer mit Perlmutterſtiel. 1 Tür=
drücker
von einer Droſchke. 1 Paar ſchwarze Kinder=Strümpfe. 1 Päar graue Hoſen=
träger
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Uhr mit Kette und 1 kleine Schere (in der Turnhalle liegen geblieben bei der Muſterung).
1 Anhänger (Pferdekopf). 1 Paket Tapeten. 1 Paar weiße durchbrochene Damen=
Handſchuhe. 1 Inſtrument aus Glas (anſcheinend zu chemiſchen Zwecken dienend).
1 dunkelbrauner Spazierſtock mit Silbereinlagen. 1 Bindekette. 1 ſchwarzledernes
Portemonnaie mit Inhalt. 1 Schaufenſter=Vorhangtuch. 1 Damen=Schirm mit ver=
ziertem
Silbergriff.
Verloren: 1 goldenes Armband (Reif) mit Blumen=Gravierung und feinem
Kettchen. 1 ſchwarzſeidener Sonnenſchirm mit ſchwarzem Stock und Krücke (die Seide
iſt geſtreift). 1 Rabattmarkenbuch, voll mit Marken. 1 ſilberne Herren=Remontoiruhr
mit Nickelkette. 1 ſchwarzes großes Portemonnaie mit etwa 30 Mk. Inhalt. 1 goldene
Damen=Uhr mit Einlage, am Rückdeckel blaue Blumen und Monogramm L. R. und
1 ſilberne Kette. 1 goldene Nadel (1 Stäbchen) mit 2 blauen und 1 weißen Steinchen
in Kleeblattform und zu beiden Seiten 2 weiße Steinchen. 1 ſilbernes gedrehtes Arm=
band
mit 1 gelben und 1 lila Stein. 1 kl. Kinder=Schirm. 1 weißſeidenes Spitzentuch.
1 ſchwarzes Portemonnaie mit 10 Mk. Inhalt und 1 kleiner Schlüſſel. 1 weiße Kinder=
wagendecke
mit Stickerei. 1 Damen=Schirm mit grünlichem Griff. 1 Taſchentuch und
1 Paar weiße kurze Handſchuhe, 1 weißer Kinder=Strohhut. 1 goldene Damen=Uhr
mit langer ſilberner Kette. 1 Schildpatt=Aufſteckkamm. 1 Brillant=Broſche in Balken=
form
(Finder 10 Mk. Belohnung). 1 ſilbernes Ketten=Armband. 1 goldene Broſche,
länglich, mit blauem Stein. 1 Hunde=Halsband mit Marke. 1 lila Stück Samt.
1 Brille mit rotem Lederfutteral. 1 ſchwarzer ſeidener Kragen mit langen Enden.
1 Damen=Portemonnaie mit 2 Mk. Inhalt und 1 Fahrkarte Jugenheim-Darmſtadt.
1 ſilberne Damen=Uhr mit Goldrand. 1 braunes Portemonnaie mit 20 Mk. Inhalt.
1 goldener Zwicker mit Futteral. 1 ſchwarzer Damen=Schirm mit rot und grüner Borte.
1 grauleinenes Erkertuch.
Zugelaufen bei Privaten: 1 gelbe Kuh.
Zugeflogen bei Privaten: 1 Kanarienvogel.
Entlaufen: 1 braungetigerter Jagdhund. 1 Foxterrier.
Entflogen: 1 Kanarienvogel.
Das Fundbureau Großherzoglichen Polizeiamts
(16841
iſt geöffnet an allen Werktagen von 812 Uhr vormittags und 26 Uhr nachmittags.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56 be=
finden
ſich: 3 Pinſcher.
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werk=
ag
, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.

Bedanfeier.

An die Einwohner Darmſtadts richten wir hiermit die Bitte, am 2. September,
dem Sedantage
durch reichen Schmuck der Häuſer darzutun, daß wir die Erinnerung an den großen
Tag und die Dankbarkeit gegen die tapferen Kämpfer von 1870/71 unauslöſchlich
bewahren.
(16736om
Darmſtadt, den 15. Auguſt 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.: Mueller.

Aenbau eines Kaſſengebändes für den Spar= u. Kredit=Verein Eberſtadt.
Obiger Verein beabſichtigt, ein zweckentſprechendes Kaſſengebäude zu errichten.
Bauſumme ca. 15000 Mark.
Gefl. Offerten nebſt Honorarforderung für Anfertigung von Plänen und Bau=
leitung
ſind, mit entſpr. Aufſchrift verſehen, an genannte Geſchäftsſtelle bis 5. Septembei
d. J., abends 6 Uhr, einzureichen.
(16904
Eberſtadt, 30. Auguſt 1910.

Verſteigerungs-Anzeige.
Freitag, den 2. September I. J., vorm. 9 u. nachm. 3 Uhr,
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1 Pendule, 2 Wanduhren, 1 Küchenſchrank und ſonſtige Küchenmöbel, 1 Gas=
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Darmſtadt, den 27. Auguſt 1910.
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Mühlſtraße 62, am Kapellplatz.

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Näheres in der Expedition. (*21076

[ ][  ][ ]

Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

Nummer 203.

19 Jahre, ſucht Stellung,
Fräulein, war bisher auf Kontor tätig,
und möchte ſich dem Verkauf widmen; evtl.
andere Beſchäftigung. Näheres in der Ex=
pedition
ds. Bl.
(*21124

*21128) Fräulein ſucht Beſchäftigung in
ſchriftlichen Arbeiten. Näh. in der Exp.

Fräulein
ſeit 3 Jahren als Lageriſtin einer großen
Fabrik tätig, ſucht ſich per ſofort oder ſpater
zu verändern. Offerten unter M 91 an
die Expedition dieſes Blattes. (*20624sm

ſucht Heimarbeit 9 in
Fri. ſchriftlichen Arbeiten
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*21085md) Tüchtige Papierfalzerin ſucht
alsbald Stellung in hieſig. Geſchäft. Offert.
unt. O. 35 an die Expedition ds. Bl. erb.

*21042) Perfekte, ältere Schneiderin, auch
im Aendern ſehr erfahren, hat noch Tage
frei Rheinſtraße 41, Seitenbau, links.

*21021) Eine Frau nimmt Wäſche an zum
Flicken und Ausbeſſern
Wienersſtraße 61, Hinterhaus, 1. St., rechts.

*21063) Durchaus perf. Büglerin ſucht
Kundſchaft in und außer dem Hauſe.
Näheres Gutenbergſtraße 33, 3. Stock.

im Schneidern, Weißnähen
Fräulein erfahren, ſowie im Ausbeſſern,
Feinſtopfen tüchtig, ſucht Beſchäftigung in
beſſeren Häuſern. Offerten unter N96 an
die Expedition.
(*20912imi

empfiehlt ſich in und
Schneiderin außer dem Hauſe
*21075mf) Kiesſtraße 49, Seitenb. 1. St.

*20696smsm) Tücht. Büglerin nimmt
noch Kunden an in und außer dem Hauſe
Parkusſtraße 2, 1. Stock.

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ſucht Stelle als Kinderfrl. oder Stütze,
Kenntniſſe in allen beſſeren Hausarbeiten,
ſowie in der Kinder=Erſtlingspflege erfahren.
Offerten unt. N 92 an die Exp. (*20909im

*20992im) Ich gehe halbe Tage waſchen
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*21038) Jung., anſtänd. Mädchen ſucht
für vor= od. nachm. Stelle zu Kindern. Zu
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*21012) Ein ält., unabhäng. Mädchen
ſucht Aushilfe od. ſonſt. Beſchäftigung für
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*2110) Frau nimmt noch Kunden im
Waſchen und Putzen an. Frau Bickel,
Arheilgerſtraße 48, 3. Stock.

*21108) Junge Frau ſucht Laufdienſt
Bleichſtraße 25, Hinterbau.

B16890) Junge Frau ſucht auf 1. Sept.
Laufdienſt, nimmt auch Aushilfſtelle an
Kiesbergſtraße 6.

16916) Junge Frau ſucht Laufdienſt
Kiesſtraße 27.

21141) Gewandtes Hausmädchen ſucht
Stelle nach ausw., 2 tücht. Alleinmädchen
mit guten Zeugniſſen ſuchen Stelle zum
1. Oktober nach Karlsruhe oder Umgegend
durch Frau Hartmann, Martinſtraße 27.

*21133msm) Als Hausdame oder Geſell=
ſchafterin
ſ. geb. höh. Beamtentochter, erf.
und tüchtig in allen Zweig. des Haush.
Stellung zur Führung des Haush., ev.
Erzieh. von Kindern. Gute Zeugniſſe.
Offerten unter O 42 an die Expedition.

*21139) Sehr gut. Köch. mit beſt Zeugn.
ſucht Stelle zum 1. Oktober in kleinen, beſſ.
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durch Frau Hartmann, Martinſtr. 27.

*21112) Junge unabhängige Frau ſucht
tagsüber Beſchäftigung, nimmt auch Lauf=
dienſt
an Kranichſteinerſtraße 51, rechter
Seitenbau, parterre links.

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mit allen Kontorarbeiten vertraut, ſucht per
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*21060) Verh. Mann mittl. Alters ſucht
Vertrauensposten
irgendwelcher Art. Kaution kann geſtellt
werden. Offert. u. O 30 an die Expedition.

od. ſonſt. Vertrauens=
Kaſſierer=
poſten
ſucht gut beleu=
mundeter
Herr. Kaution in beliebiger Höhe
vorhanden. Offerten unter O. 13 an die
Expedition ds. Bl. (*20978mdfs

Goblaste
ame
deutſche, franzöſiſche und engliſche Korreſpond., Stenogr., Maſchinenſchr. und Buch=
führung
beherrſchend, ſucht geeignete Stellung oder Uebernahme guter Agentur,
ev. auch Beteiligung. Gefl. Offerten unter N 75 an die Expedition ds. Bl. (*20850om

Uerahe

Tüchtige
Verkaufermnen
für Haus= und Küchengeräte werden
gegen hohes Gehalt engagiert. Nur
durchaus branchekundige wollen ſich
melden unter J 85 an die Expedition
dieſes Blattes.
(15733a

*21064md) 2 tüchtige Büglerinnen für
dauernd geſucht Sandbergſtraße 32.

*21035) Arbeiterin und Lehrmädchen
für Damenkonfektion geſucht
M. Weintz, Saalbauſtraße 36, 1. Stock.

*21129) Junges Mädchen vormittags für
leichte Näh= und Hausarbeit geſucht
Martinſtraße 25, 1. Stock, Dubiel.

16236a) Tüchtige, branchekundige
verkauferin
per 1. Oktober geſucht
J. Carl Schmidt
Putz=, Kurz= und Wollwaren.

Für feines Möbelgeſchäſt
in Frankfurt am Main
wird junge kaufmännisch gebildete
Dame mit guten Branchekenntniſſen und
gewandt im Verkehr mit der Kundſchaft
per 1. Oktober oder ſpäter geſucht. Selbſt=
geſchriebene
Angebote mit Angabe der bis=
herigen
Tätigkeit und Gehaltsanſprüchen
unter F. L. O. 4562 an Rudolf Mosse
Frankfurt a. M.
(16858M

Ein Fräulein
für unſere Kaſſe zur Aushilfe geſucht.
*21100)
Kaiser-Automat.

Jungeres Fräulein
wird von Zahnarzt zum Empfang von
Patienten für einige Monate geſucht.
Off. nur mit Gehaltsangabe unter N 83
an die Expedition dieſes Blattes. (16757oim
16802imd) Mehrere Arbeiterinnen
gesucht, Konfektion, Kirchſtr. 21.
Angehende Arbeiterin geſucht. Off.
Modes: unter K 35 an die Exp. (16465a

Hodes.
Erſte ſelbſtändige Arbeiterin
Zuarbeiterin u. Lehrmädchen
per ſofort geſucht.
(20744sm
Ludwigs-
J. Taußer, platz 6.

können bei ſofort.
Mädchen Verdienſt das
Kleidermachen erl.
Zu erfragen in der Expedition. (16237a

16470a) Zwei Mädchen können gründlich
das Kleidermachen erlernen. D. Mareus,
Mühlſtraße 78, Ecke Niederramſtädterſtraße.

Lehrmädchen

aus achtbarer Familie gegen ſofortige
Vergutung geſucht (15941a
Otto Nietschmann Nchf.

2 Lehrmädchen gesucht
16511a) Damenschneiderei Karlstr. 18.

Junge Mädchen

aus guter
Familie
werden als Lehrmädchen geſucht (*21072ms
Konfektion, Kranichſteinerſtraße 57.

ausachtbarer
Familie geg.
Lehrmädchen k. Votg. geſ.
Off. u. Zeugnisab. u. O 26 an die Exp. (*21032

Jüngeres, braves
Dienstmädchen
am liebſten vom Lande, ſofort oder
zum 1. September geſucht. (16069t
Näheres Expedition.

16356) Wegen Erkrankung des früheren
Mädchens wird ein fleißiges, ordentliches
Dienſtmädchen
per ſofort geſucht. Näheres zu erfragen in
der Expedition ds. Bl.

Mladelen
für kleinen herrſchaftlichen Haushalt nach
auswärts geſucht. Näh. Expedition. (B16791

Ordentliches Hausmädchen
nicht unt. 18 Jahren, kinderlieb, ſofort oder
1. Sept. geſucht Herderſtraße=3. (*20688so

0pf
Tip
iſt diesmal die Wäſche, wirklich groß=
artig
. Das haben Sie aber gut gemacht!
Mein Verdienſt allein iſt’s nicht, gnädige
Frau, hätten wir nicht Flammer’s Seife
und Seifenpulver zum Waſchen, wer weiß,
ob unſere Wäſche ſo ſchön geworden wäre.
Damit zu waſchen, iſt wirklich ein Ver=
(16855Ml
gnügen.

äft
Hieſiges Damen=Konfel
ſucht per bald eine gut empfohlene
Sverkaufer
event. ohne Branchekenntnis. Offerten ſind unter O. 16 an die
Expedition dieſes Blattes zu richten.
(16827a

Sie ſichern ſich durch Uebernahme eines
rilldr= Geschafes
auf eigene Rechnung mit Fabrikation und Alleinvertriebsrecht
glänzende Hochlukrative Szistenz.
Bereits in faſt allen größeren Städten Deutſchlands Filialgeſchäfte
etabliert. Konkurrenzloſe Sache: über 200% Verdienſt. Viele Aner=
kennungen
und Zeugniſſe. Schnell entſchloſſene Herren, welche ſich
ſelbſtändig zu machen wünſchen und über ein Kapital von 23000 Mk.
verfügen, wollen ſich am Donnerstag, den 1. September a. c.,
beim Fabrikanten Dieffenbacher im Hotel Zur Traube zwiſchen
½1012 oder 26 Uhr melden.
(16854H

Tüchtige
Tischler, Polierer
Klaviermacher

bei höchsten Löhnen sofort gesucht.
Steinway & Sons, Hof-Pianofortefabrik,
Hamburg, Schanzenstrasse 20/24.
(16601M

zum 1. Oktober eine ältere
Geſuchl ſolide Köchin, die Hausarbeit
mit übernimmt. Näh. Expedition. (*20931im

Tüchtiges Mädchen
fleiß. u. reinl., kochen nicht erford., mit nur
gut. Zeugn., in ruhigen Haushalt (3 Erw.)
uf 1. Okt. geſ. Heinrichſtr. 58, I. (16629sm

16090a) Junges ſauberes Laufmädchen
tagsüber geſucht Wascherei Wolff, Sandſtr. 28.

21066) Saub., brave Monatsfrau geſ.
Wendelſtadtſtraße 15, 2. Stock.

Geſucht
nach Heidelberg zu 2 Leuten Alleinmädchen,
das ſelbſtändig gut kochen, kann bei hohem
Lohn. Eintritt ſofort oder ſpäter. Zu
erfragen in der Expedition.
(16875

Solides Mädchen
welches kochen kann und für Hausarbeit per
1. Okt. evtl. auch etwas früher, geſucht. Zu
erfragen in der Expedition.
(16838mf

Einfaches, braves Mädchen

ſofort geſucht

(16897t
Gutenbergſtraße 11, part.

Tüchtigen Zabpmädchen
für 2 Morgen= u. 1 Mittagsſtunde geſucht
*21096) Martinſtr. 31, part.

*21079) Wegen Erkrankung ſuche ich
ein evang., braves, ſolides Hausmädchen
nicht unter 18 und nicht über 21 Jahren
welche in der Hausarbeit und im Nähen
nicht unerfahren iſt.
Näheres Expedition.

Eine Frau
zu Waſchen und Putzen geſucht. (16887
Bäcker Wenner,
Niederramſtädterſtraße 31.

Laufmädchen ſtraße 42, II. (*2142md

geſucht Roßdörfer=

Gtad) e eerchſcge Midchen
für tagsüber geſucht
Schloßgartenſtraße 69, part.

Eine einfache (B16372
tücht. Perſon
die einen kleinen Haushalt ſelbſtändig
führen kann, gut empfohlen und durchaus
zuverläſſig iſt, wird per 1. Oktober oder ſof.
für einen alten Herrn aufs Land geſucht.
Zu erfragen Steinackerſtraße 19, 1 Tr. hoch.

Gut empfohlene
Lauffrau
von morgens 711 nach Mitte der Stadt
ab 15. September geſucht. Zu erfragen in
der Expedition.
(16900md

*21102) Laufmädchen geſucht von 7 bis
11 Uhr u. nachm. zu Spülen. Zu erfr. von
9 bis 1 Uhr Martinſtraße 78, part.

*21103) Köchinnen, Hausmädchen und
Alleinmädchen erhalten die beſten Stellen.
Hoher Lohn, gute Behandlung. Stellen=
büro
Röſe, Karlſtraße 53, part.

*21090md) Tüchtiges, ſolides Mädchen
z. 2 Perſonen zum 1. Oktober geſucht
Viktoriaſtraße 47, parterre.

*21004) Stelle finden: p. 1. Oktober und
früher, Köchinnen, Haus= u. Alleinmädchen
in nur gute Stellen durch
Frau Sidonie Frank, Schulſtraße 9.

Einfaches, solides Mädchen
zum Anlernen für die Kaffeeküche ſofort
geſucht. Näheres Expedition.
(16834

Zu einem älteren Ehepaar
wird eine geprüfte Pflegerin zum 15. Sep=
ember
geſücht, welche auch der Oberleitung
des Haushaltes etwas vorſtehen kann, bei
vorhandenem Dienſtmädchen. Vorſtellung
Klappacherſtraße 8.
(B16712

*21132) Mädchen erhalten gute Stellen
Frau Schmidt, Schlachthausplatz 3.

[ ][  ][ ]

Nummer 203
Stellensuchende Mädchen
jeder Art erhalten fortwährend gute ſowie
auch paſſende Stellen hier und auswärts
durch Frau Weissmantel, Arbeitsnach=
weis
, Eliſabethenſtraße 37.
(*21121

in gut. Herrſchaftsh. eine ſelbſt.
Suché perf. Köchin, wo Küchenmädchen
vorh., ſowie mehrere bürgerl. Köch., Haus=
mädchen
, welche nähen und bügeln können,
2 Küchenmädchen u. mehr. Mädchen welche
kochen können für allein in nur gute Häuſer,
wo Vorgäng. 4 u. 5 Jahre ſind. Näheres
Frau Hartmann, Martinſtr. 27. (*21140

Suche in großer Anzahl
Köchinnen, Hausmädchen, Alleinmädch.,
welche kochen, zu zwei Perſonen, Mädchen,
welche nicht unerfahren im Kochen ſind, in
gute Stellen, 3 Zimmermädchen in Hotels,
Büfettfräulein f. Bahnhof, Köchinnen in
Hotel=Reſtaurant für hier und auswärts
zum 1. und 15. September u. 1. Okt. durch
Stellenbureau Frau Dingeldein,
(*21126) Telephon 531.
Schützenſtr. 10½.
Ein junges braves Mädchen
zu zwei älteren Leuten geſucht (16902md
Soderſtraße 4, 2. Stock.

Verläß. Mann
gleich welch. Berufs, ob in Stadt od. Dorf.
als Alleinverkäufer unſ. überall verlangt,
Artikel für größ. Bezirk geſ. Nur ehrl., wenn
auch einf. Leute werden berückſichtigt. Viel
Geldeing. Dauernde, loh. Tätigkeit. Off. an
Ann.=Exped. Victor Helzle, Hagen i. Westf. (*21025

ger Comme
2

für Buchhaltung und Ladenverkauf per
1. Oktober geſucht. Raſche, ſichere Arbeit,
gewandter Verkehr mit dem Publikum Be=
dingung
. Schriftliche Offerten mit Lebens=
lauf
, Gehaltsanſprüchen uſw. unter O 28
an die Expedition ds. Bl.
(16877

Jüng. redegewandter
Herr

(e

geſucht für Holz= und Kohlenhandlung,
Nähe Darmſtadt und am Rhein, der guter
Verkäufer iſt u. ſich mit ca. 40006000 Mk.
ſtill beteiligen kann. Offerten unter O. 43
an die Expedition ds. Bl.
(16912md

16788im) Tücht. ſelbſtänd. arb. älterer
Herdſchloſſer für dauernde Beſchäftigung
ſofort geſucht. Offerten unter N 94 be=
fördert
die Exped. ds. Bl.

1jüngerer Polſterer
per ſofort geſucht.
(*21080
Adam Karn, Bleichſtraße 30.
Kräftige Erdarbeiter
finden ſof. Beſchäftigung am Bahnhofs=
neubau
Darmſtadt (Perronarbeit.) (16848mdf
R. Schneider, G. m. b. H.

1 Fuhrmann
der auch im Möbelpacken bewandert, per
Mitte September für dauernde Stellung
geſucht.
(*21081
Adam Karn, Bleichſtraße 30.

16878ms) Jüngerer, kräftiger
Hausbursche
(Radfahrer) mit guten Zeugniſſen geſucht
Weinhandlung
Kleber, Mathildenplatz 18,

Jüng. Hausbursche
für ſogleich geſucht
(*21134md
Eliſabethenſtraße 6.

*21125) Suche 2. tüchtige Hausburſchen
für Reſtaurant Bureau Dingeldein,
Schützenſtraße 10½, Telephon 531.

Ein braver Junge
kann die Steindruckerei erlernen
16633a)
Georgenſtraße 9.

16649sm) Für mein Tuch=, Manufaktur=,
Mode= und Weißwaren=Geſchäft
Lehrling
aus guter Familie per Herbſt geſucht. Offert.
unter N 21 an die Expedition ds. Bl.

Lehriing
für kaufmänn. Bureau nach Frankfurt
am Main per bald gesucht. Offerten
unter F. B. O. 448 an Rudolf Mosse
(16857M
Frankfurt a. M.

Ein braver kräftiger Junge
kann die Bäckerei erlernen bei ſofortiger
(*21136
Vergütung bei
K. Jockel, Ireneſtraße 71.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

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per Pfund Pfg.
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Seite 13.

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[ ][  ][ ]

Seite 14

Nummer 203.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31, Augnſt 1910.

Die Kunſt des Ladendiebſtahls.
*** Die Auge und Herz anlockenden Schätze, dee
auf den Tiſchen und in den Schränken unſerer großen
Warenhäuſer ausgebreitet ſind, machen dieſe Räume
für manche nach Schmuck und Luxus dürſtende Frau
zu einem wühren Märchenparadies, in dem ſie voller
Entzücken herumwandelt. Aber wie in allen Para=
dieſen
folgt auch hier der Freude nicht ſelten der Fall;
die Verführung iſt allzu groß, als daß das ſchwache
Geſchlecht ihr immer widerſtehen könnte, und ſo wider=
hölt
ſich denn alltäglich in allen großen Geſchäften und
Läden das Delikt des Ladendiebſtahls, das under den
Verbrechen eine beſondere Kategorie für ſich einnimmt.
Welch’ gewaltige Verluſte durch Ladendiebſtähle ent=
ſtehen
und zu welcher Gefahr für das Geſchäftsleben
dies Vergehen ſich entwickeln kann, bewies eine Ver=
ſammlung
der größten Londoner Firmen, die ſich vor
einiger Zeit zu einem energiſchn Kampf gegen den
Ladendiebſtahl zuſammentaten. Man beſchloß damals,
jeden feſtgeſtellten Fall unnachſichtlich zu verfolgen, und
ein ganzer wohl organiſierter Stab von Detektivs iſt
ſeitdem an der Arbeit, die die Angeſtellten der Ge=
ſchäfte
tatkräftig unterſtützen müſſen. Aus den man=
nigfachen
Erfahrungen dieſer Detektivs
teilt Mrs. Herbert Vivian im Strand Magazine einige
raffinierte Künſte geſchickter Ladendiebinnen mit, die
den lebhaften Erfindungsgeiſt und die Kühnheit dieſer
Art von Verbrecherinnen ins rechte Licht ſetzen.
Während in New=York die Kinder ein beträcht=
liches
Kontingent zu der Klaſſe der Ladendiebe ſtellen,
ſind es in London und ebenſo auch in Paris und Ber=
lin
hauptſächlich Frauen, und zwar aus allen Geſell=
ſchaftskreiſen
, von der berufsmäßigen Diebin bis zur
eleganten Dame, die in einer ſchwachen Stunde der
Verführung erliegen, bis zur vornehmen Kleptomanin,
die unter einem krankhaften, unwiderſtehlichen Triebe
handelt. Am häufigſten bieten Ausverkäufe den
Schauplatz der Ladendiebſtähle. Da herrſcht reges
Leben; in der reichen Auswahl wühlen viele Hände;
manchmal iſt es ſchwer, feſtzuſtellen, wann ein Gegen=
ſtand
verſchwindet. Damen kommen z. B. in ein Paar
ganz alten Schuhen ins Geſchäft, wählen ſich ein Paar
hübſche neue aus, probieren ſie, wenn alle Angeſtellten
bei Kunden beſchäftigt ſind, in irgend einer Ecke an,
und tun ſo, wie wenn ſie zunächſt einmal zur Probe
darin gingen. Der Verkäufer verliert ſie aus den
Augen und plötzlich ſind ſie in dem funkelnagelneuen
Fußſchmuck verſchwunden, während die alten, ſchlechten
Schuhe zurückbleiben. Aehnliches geſchieht beim Aus=
ſuchen
von Hüten, wo die Dame ihre billige Kopfbe=
deckung
zurückläßt und mit einem mehrere hundert
Mark koſtenden Federhut zu einem entfernten Spiegel
eilt, weil ſie dort beſſeres Licht hat. Da iſt es im Ge=
dränge
ſchwer, ſie beſtändig im Auge zu behalten. Be=
rufsmäßige
Diebinnen haben ſinnreiche Vorrichtungen
unter ihren Röcken angebracht, durch die ſie ein ganzes
Lager von Gegenſtänden aufhäufen. So hat man viel=
fach
Frauen ertappt, die unter ihren Röcken eine Art
von Krinoline hatten, an der überall Haken befeſtigt
waren. Sie erſcheinen dann als wohlbeleibte Damen,
während ſie eigentlich ganz dünn ſind und nur durch
alles Mögliche, was ſie auf ihren Raubzügen in den

verſchiedenen Läden erbeutet haben, aufgeſchwellt ſind.
Die großen Muffen ſind beſonders geeignet, um aller=
lei
darinnen zu verbergen; große Taſchen, die in den
Unterröcken angebracht werden, laſſen ſich leicht mit
Dingen anfüllen, die die ſcheinbare Käuferin zuerſt
vom Ladentiſch wirft, dann aufhebt und verſchwinden
läßt. Andere Diebinnen verbergen eine Fülle von
wertvollen Gegenſtänden in ihren Strümpfen; die um=
fangreiche
Turbanfriſur des letzten Jahres brachte die
Diebinnen auf den Gedanken, Juwelen, goldene Ketten
und andere koſtbare Sachen im Haar unter der krauſen
Lockenfülle zu verſtecken. Bei Schmuckſachen wird auch
viel mit dem Unterſchieben täuſchend nachgemachter
Imitationen gearbeitet. Die Diebin kommt in den
Laden mit einer genauen Kopie des Schmuckſtückes, das
ſie ſich aneignen will, und vertauſcht bei einer günſtigen
Gelegenheit ganz ruhig das echte Stück mit dem fal=
ſchen
. So wurde erſt vor kurzem in London eine wun=
dervolle
Perlenkette geſtohlen, indem die Käuferin
ſtatt deſſen eine wertloſe Nachahmung zurückließ.
Aber nicht immer ſind es abgefeimte Spitzbübinnen,
die beim verführeriſchen Shoping etwas mitgehen
heißen, ſondern es ſind Gelegenheitsdiebinnen, denen
erſt nach der Entdeckung die furchtbaren Folgen dieſes
kleinen Schrittes vom Wege klar werden. Eine ele=
gante
junge Dame wird beobachtet, wie ſie eine koſt=
bare
Bluſe in ihrem Jackett verbirgt; ſie wird feſtge=
nommen
und der Polizei überliefert. Am anderen
Morgen findet man ſie in der Zelle erhängt. Klep=
tomaninnen
, die ganz ſinnlos irgend welche Gegen=
ſtände
an ſich nehmen, die große Summen in der Taſche
tragen und dabei wertloſes Zeug ſtehlen, werden trotz
der drakoniſchen Strenge, mit der man gegen den La=
dendiebſtahl
vorgeht, milder und nachſichtiger behan=
delt
. Sind es doch häufig Damen, die den höchſten Ge=
ſellſchaftskreiſen
angehören und deren Männer bedeu=
tende
Stellungen einnehmen.

Nachrichten des Standesamts Darmſtadt I.
Geöffnet an Wochentagen von 912 Uhr vorm. und
35 Uhr nachm. Samstags nachmittags nur für
dringende Fälle und Sterbefallsanzeigen.
Geborene. Am 22. Aug.: dem Schloſſer Paulus
Erni, Heinheimerſtraße 96, eine T. Martha Helene.
Am 24.: dem Metzger Konrad Rapp, Hoffmannſtr. 2,
ein S. Philipp. Am 26.: dem Laboratoriumsgehilfen
Gg. Schoch, Taunusſtraße 42, eine T. Barbara. Am
24.: dem Schloſſer Valentin Daniel, Gardiſtenſtraße
17, eine T. Eliſabeth. Dem Mechaniker Jul. Wenzel,
Wenckſtraße 51, ein S. Robert Georg Jakob. Am 25.:
dem Steindrucker Alfred Steger, Lukasweg 7, eine
T. Karolina. Am 24.: dem Schloſſer Peter Freuden=
berger
, Schloßgaſſe 15, ein S. Karl. Am 21.: dem Po=
ſamentier
Franz Bayer, Arheilger Straße 68, eine
T. Anna. Am 21.: dem Schuhmachermeiſter Johannes
Lotz, Saalbauſtraße 38, ein S. Franz Adam. Am
24.: dem Fuhrmann Jokob Philippi, Grafenſtraße
20, eine T. Erna Charlotte.
Aufgebote. Am 26. Aug.: Schneider Friedrich M.
Möller, Mühlſtraße 11, mit Anna Marg. Roth=
mann
, ebendaſelbſt. Sergeant Johann Heinrich Wil=
helm
Stork, Griesheim=Uebungsplatz, mit Köchin

Berha s Jüger in Lengſeld. Kamnacher Karl Din=
telmann
in Ober=Ramſtadt mit Anna Emich, dahier.
Apotheker Georg Ernſt Schäfer, dahier, mit Kathar.
Henriette Eliſabeth Hahn in Frankfurt a. M. Aſſi=
ſtent
am Chemiſchen Inſtitut der Techniſchen Hochſchule
Franz Walther Schaeffer, Kiesſtraße 80, mit Marie
Hilda Stephanie Stallforth in Wiesbaden. Fabrik=
arbeiter
Heinrich Kahl, Pankratiusſtraße 63, mit
Katharina Vay, Laufmädchen, Liebfrauenſtraße 67.
Milchhändler Franz Weber, Hinkelsgaſſe 5, mit
Margar. Beyer, ebendaſelbſt. Am 29.: Schloſſer
Heinrich Gehbauer, Neue Ireneſtraße 10, mit Bertha
Johanna Margar. Schacht, Neue Ireneſtraße 17.
Schriftſetzer Joſeph Echter in München mit Maria
Peter in Schlierſee. Zigarrenmacher Hermann Lud=
wig
Krauſe in Dietesheim mit Stepperin Anna
Maria Zimmermann, ebendaſelbſt. Ingenieur Wil=
helm
Theodor Hoffſchmidt, Kranichſteiner Straße 42,
mit Auguſte Louiſe Schäfer, Große Kaplaneigaſſe 33.
Tapezier Otto Ludwig Auguſt Leidorf, dahier, mit
Marie Schönhals in Mommenheim. Spengler und
Inſtallateurmeiſter Joh. Gottfried Balthaſar Beck,
Karlſtraße 39, mit Marie Frieda Henze, Taunusſtr.
12. Schriftſetzer Waldemar Hohenhaus, Liebfrauen=
ſtraße
105, mit Anna Schmitt, Michelſtadt. Zimmer=
mann
Konrad Anton Heß, Mühlſtraße 23, mit Wil=
helmina
Roſina Klein in Dermigheim. Oberpoſt=,
praktikant Albert Geiſt, Louiſenſtraße 30, mit Eliſa=
beth
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Vetter mit Barbara Bauer, beide in Ober= Klin=
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Margaretha Reinheimer, beide hier. Miniſterial=
reviſor
Wilhelm Merkel mit Anna Lipp geb. Hot=
tes
, beide hier. Fuhrmann Heinrich Heinlein mit
Barbara Burger geb. Dietrich, beide hier.
Geſtorben. Am 24. Aug.: Steinbrucharbeiter Joh.
Wilh. Georg Wendel, 52 Jahre, ev., Nieder= Ram=
ſtadt
. Am 25.: Dragoner Hch. Hahlweg, 20 Jahre,
ev., Holzhofallee 25. Klara Knappke geb. Freiin von
Seydlitz=Kurzbach, Witwe des Poſtrats, 75 Jahre, ev.,
Roßdörfer Straße 53. Babette Jung geb. Hoffarth,
Witwe des Rechnungsrats, 76 Jahre, kath., Schloßgar=
tenſtraße
53. Am 26.: Marie Eliſ. Völger, o. B., 20
Jahre, ev., Arheilgen. Am 25.: Eliſ. Breher geb.
Hahn, Witwe des Feldwebels i. P., 80 Jahre, ev., Höl=
gesſtraße
7. Am 26.: Eiſenbahnbureaugehilfe i. P. H.
Dürr, 60 Jahre, kath., Nieder=Ramſtädter Straße 16.
Privatin Eliſe Kahen, 76 Jahre, freireligiös, Liebig=
ſtraße
32. Am 27.: Martha Dexheimer, T. des Leh=
rers
, 3 Jahre, ev., Bensheim. Am 28.: Wilhelmine
Fritz geb. Fiſcher, Ehefrau des Tagl., 53 Jahre, ev.,
Beſſunger Straße 88½. Kaufmann Abraham Ull=
mann
, 71 Jahre, iſrael., Eliſabethenſtraße 27. Am 29.:
Karoline Göbel geb. Caſtritius, Ehefrau des Mon=
teurs
, 62 Jahre, ev., Pankratiusſtraße 23. Am 28.:
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Nummer 203.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910.

Seite 15.

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daſelbſt 9 Uhr abends (*21114
Philipp Scholl, Tanzlehrer.

Heute Mittwoch, 31. Auguſt, nachmittags ½6 Uhr,
findet in der St. Eliſabethenkirche (46846
ein Vortrag des Hochw. Herrn Prof. Schwarz
für die katholischen Frauen und Jungfrauen statt.
Thema: Religiöſe Aufgaben unſerer Zeit.

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wozu wir Freunde und Anhänger dieſes Sports höflichſt einladen.
(16876
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Conſtantin. 2. Fantaſie aus der Op.
Hoffmanns Erzählungen von Offenbach.
3. Mein Traum, Walzer von Waldteufel.
4. Potpourri aus der Op. La Traviata
von Schreiner. 5. La Zziganne, Zigeuner=
Mazurka von Ganne. 6. Zwei nieder=
ländiſche
Märſche von Grawert: a) Oranien=
Friesland, b) Oranien=Gelderland‟.

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Neo-Impressionismus. Hessische Sezession. Künstlerkolonie, Nacktmalerei,
Landschaftsmalerei, Porträtmalerei, Plastik etc. etc.
Ausstellungen in der Kunsthalle am Rheintor. Saison 1909/10.
Holzschnittkunst, Goldschmiedekunst, Bau= und Raumkunst, Archi=
tektur
, Friedhofskunst, Grabmalkunst.
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Professor Albin Müller.
Josef III. Olbrich’s Heimgang, Eine Erinnerung.

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Während meiner Abweſenheit haben die
Güte mich zu vertreten die Herren:
Dr. Barthel, Frankfurterſtraße 16
(Bahnkaſſe)
Dr. Gross, Rheinſtraße 6
Dr. Göring, Mühlſtraße 64
Dr. Koepke, Kiesſtraße 90
Dr. Sior, Hochſtraße 60
Dr. Vidal, Stiftſtraße 11. (16627som

Dr. Schiffer,

Während meiner Abweſenheit
werden mich gütigſt vertreten die Herren:
San.=Rat Dr. Habicht, Kaſinoſtr. 2,
San.=Rat Dr. Markel, Waldſtr. 14,
San.=Rat Dr. W. Orth, Heinrichſtr. 50
(Krankenkaſſe Merkur),
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5 203.

Mittwoch, 31. Auguſt.

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Seite 18.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Anguſt 1910.

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Nummer 203

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1910

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Seite 20

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