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Abonnementspreis
monatl. 50 Pfg., viertelj. 1.50 Mk.,
aus=
wärts nehmen die Poſtämter u. die
Agen=
u. 1.80 Mk. viertelj. Verantwortlichkeit
für Aufnahme von Anzeigen an
vorge=
ſchriebenen Tagenwirdnichtübernommen.
173. Jahrgang
tnren Beſtell. entgegen zu 60 Pfg. monatl. verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der Sonntags=Beilage: ſowie von unſeren Agenturen und
Illuſtriertes Unterhaltungsblatt.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Inſerate
werden angenommen in Darmſtadt,
Rheinſtraße 23, Beſſungerſtraße 47,
den Annoncen=Expeditionen. — Bei
gerichtlicher Beitreibung oder bei Konkurs
kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.
166.
Dienstag, den 19. Juli.
1910.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
Die Wahlkreiseinteilung im neuen heſſiſchen
Wahlgeſetz.
*X* Die neue Einteilung der ländlichen Wahlkreiſe in
Heſſen bildet bekanntlich den dritten der zur
Wahlrechts=
vorlage gehörigen Geſetzentwürfe und zugleich die letzte
ſchwierige Aufgabe, welche die Zweite Kammer behufs
Ein=
führung des direkten Landtagswahlrechts zu bewältigen
hatte. In welcher Weiſe dieſe Löſung erfolgt iſt, hat der
Leſer aus den jüngſten Kammerverhandlungen erſehen.
Im Anſchluß daran wird es nun von einigem Intereſſe
ſein, über das Weſen und die einzelnen Beſtimmungen
der ganzen Wahlkreiseinteilung noch etwas Näheres zu
er=
fahren.
In dem Geſetzentwurf, betreffend die Landſtände, der
neben dem Entwurf über die Verfaſſungsänderung in den
beiden Artikeln 67 und 75 im vorigen Herbſt von der
Zwei=
ten Kammer verabſchiedet worden iſt, war die Beſtimmung
getroffen, daß die Zahl der Mandate von 50 auf 58 erhöht
und danach ſowohl die fünf größeren Städte wie die
Land=
kreiſe der drei Provinzen um je einen Abgeordneten
ver=
mehrt werden. Es haben alſo in Zukunft Darmſtadt
und Mainz je drei, Offenbach, Worms und Gießen je zwei
Abgeordnete zu wählen, während die drei privilegierten
kleinen Städte Alsfeld, Bingen und Friedberg ihren
bis=
herigen beſonderen Vertreter beibehalten. Man mag über
die Berechtigung der Privilegien dieſer Städte denken, wie
man will — an der Tatſache, daß durch ihre Beibehaltung,
gegen die ſich in der Kammer auch von der linken Seite
kein weſentlicher Widerſpruch erhoben hat, das Prinzip des
allgemeinen gleichen Wahlrechts eine nicht unerhebliche
Einſchränkung erfährt, wird man nicht vorbeikommen. Es
bleibt im neuen Wahlgeſetz die Tatſache beſtehen, daß den
4613 Einwohnern von Alsfeld, den 8835 Einwohnern von
Friedberg und den 9953 Einwohnern von Bingen dieſelben
Rechte zugeſtanden werden, wie den durchſchnittlich mehr
als 26000 Einwohnern der größeren Städte und den rund
20000 Einwohnern der ländlichen Wahlkreiſe. Auch ſonſt
bleibt eine große, aber nicht wohl zu beſeitigende
Un=
gleichheit bezüglich der Wählerzahl inſofern beſtehen, als
z. B. die rund 100 000 Einwohner von Mainz und die zirka
90000 Einwohner von Darmſtadt je drei Abgeordnete zu
wählen haben, während Offenbach mit zirka 70 000, Worms
mit zirka 45000 und Gießen mit zirka 30000 Einwohnern
je zwei Abgeordnete entſenden.
Ueber die Wahlkreiseinteilung in den genannten acht
Städten wird im Art. 19 des Geſetzes über die Landſtände
beſtimmt, daß diejenigen Städte, welche mehr als einen
Abgeordneten zu wählen haben, für die Wahl in ſo viel
Kreiſe eingeteilt werden, als Abgeordnete zu wählen ſind;
in jedem Wahlkreis wird ein Abgeordneter gewählt. Die
Wahlkreiſe müſſen je ein zuſammenhängendes Ganzes
bil=
den und eine annähernd gleich große Zahl von
Einwoh=
nern enthalten. Die Abgrenzung dieſer Wahlkreiſe erfolgt
im Wege der Verordnung, nachdem die ſtädtiſche
Vertre=
tung hierüber gehört iſt. — Es mag bei dieſer Gelegenheit
daran erinnert werden, daß die Mehrheit der
Geſetzgebungs=
ausſchuſſes bei der Beratung des Geſetzentwurfs im
Ple=
num beantragt hatte, dieſe Beſtimmungen des Art. 19 zu
ſtreichen und dafür folgenden Paſſus zu ſetzen: „Die
Wah=
len der=Abgeordneten der Städte Darmſtadt, Mainz,
Offen=
bach, Worms und Gießen erfolgen nach den Grundſätzen der
Liſten= und Verhältniswahl.‟ Dieſe ſomit beantragte
Ein=
führung der Proportionalwahl in den Städten wurde
jedoch bei der Abſtimmung im Plenum in erſter und
zwei=
ter Leſung verworfen und der erwähnte Wortlaut der
Re=
gierungsvorlage angenommen.
Die Neueinteilung der ländlichen Wahlkreiſe in den
drei Provinzen hätte die Zweite Kammern gern ſo lange
verſchoben, bis auch die Erſte Kammer ihre Entſcheidung
über die beiden andern Geſetzentwürfe getroffen hätte.
Aber da das andere Haus hierzu wenig Neigung verſpürte
und verfaſſungsmäßig verlangen kann, daß ihm nur
voll=
ſtändig vom andern Hauſe erledigte Vorlagen zur
Bera=
tung und Beſchlußfaſſung überwieſen werden, ſo blieb
nichts weiter übrig, als die Erledigung auch des dritten
dieſer Geſetzentwürfe. Der von der Regierung vorgelegten
Wahlkreiseinteilung, die von den Parteien verworfen
wurde, waren die Ergebniſſe der Volkszählung von 1905
zugrunde gelegt worden, wonach die 18 ländlichen Kreiſe der
Provinz Starkenburg 394 066 Einwohner, die 14 Kreiſe der
Provinz Oberheſſen 253900 Einwohner und die 11 Kreiſe
der Provinz Rheinheſſen 208929 Einwohner zählen; es
kommen alſo in Starkenburg nahezu 22000, in Oberheſſen
zirka 18000 und in Rheinheſſen zirka 19000 Einwohner auf
einen Abgeordneten, oder durchſchnittlich genau 19927,
während ſich ſelbſt unter Hinzurechnung der drei
privile=
gierten Städte nach der Volkszählung von 1905, ſeit der
die Einwohnerzahl ſchon wieder bedeutend geſtiegen iſt, die
Zahl der ſtädtiſchen Wähler auf 332788 ſtellte, ſo daß bei
15 ſtädtiſchen Abgeordneten auf jeden derſelben 22 185
Ein=
wohner entfallen. Dieſe Zahlen zeigen wohl zur Genüge,
wie berechtigt das Verlangen der größeren Städte nach
einer Vermehrung ihrer Vertreter in der Zweiten Kammer
geweſen iſt.
Eine ſchwierige Aufgabe bei den Beratungen bildete
noch die Frage der Einführung des neuen
Wahlrechts=Geſetzes. Da den Anträgen auf
eine vollſtändige Neuwahl der Kammer nicht
ſtattgegeben wurde, ſo wurde beſtimmt: Die bei dem
In=
krafttreten dieſes Geſetzes der Zweiten Kammer
angehören=
den Abgeordneten ſcheiden zu dem Zeitpunkt aus, an dem
ihr Ausſcheiden nach den ſeitherigen geſetzlichen
Beſtim=
mungen zu erfolgen hat. Die neu hinzutretenden
Abgeordneten der Städte Darmſtadt, Mainz,
Offen=
bach, Worms und Gießen werden bei der im Jahre 1911
ſtattfindenden ordentlichen Erneuerung der Kammer auf
die Dauer von drei Jahren gewählt. Vom Jahre 1914
ab erfolgt dann die Wahl ſämtlicher ſtädtiſchen Vertreter
auf die Daure von ſechs Jahren. In den ländlichen
Krei=
ſen erfolgt in den Jahren 1911 und 1914 die Neuwahl für
die ausſcheidenden Abgeordneten jedesmal auf ſechs Jahre.
In der Provinz Starkenburg haben 1911 in
folgen=
den Wahlkreiſen Neuwahlen ſtattzufinden: 1. Wahlbezirk
(Beerfelden=Hirſchhorn) Abg. Kredel, 3. Wahlbezirk (Höchſt)
Abg. Büchner, 5. Wahlbezirk (Fürth=Reinheim) Abg. Geh.=
Rat Haas, 8. Wahlbezirk (Lorſch=Zwingenberg) Abg. Uebel,
10. Wahlbezirk (Gernsheim=Zwingenberg=Pfungſtadt) Abg.
Raab, 11. Wahlbezirk (Zwingenberg) Abg. Auler, 12.
Wahl=
bezirk (Darmſtadt=Land) Abg. Noack, 14. Wahlbezirk (Groß=
Gerau=Langen) Abg. Berthold, 15. Wahlbezirk (Langen=
Offenbach=Land) Abg. Fulda, 17. Wahlbezirk (Seligenſtadt)
Abg. Horn.
Zur Kündigung des japaniſchen Handelsvertrags.
*⁎* Die nunmehr ſeitens Japans erfolgte Kündigung
des Handelsvertrags mit dem Deutſchen Reiche zum 17.
Juli 1911 konnte keine Ueberraſchung bereiten, denn ſchon
zu Anfang des Jahres 1909 hatte Miniſter Komura im
Parlament erklärt, daß Japan 1910 ſeine ſämtlichen
Han=
delsverträge kündigen und in neue Verhandlungen
eintre=
ten wolle, die allein auf der Grundlage der Gegenſeitigkeit
beruhen und keinerlei für Japan unbillige Verpflichtungen
enthalten dürften. Das ſollte heißen, daß das Inſelreich
alle etwa noch in dieſem oder jenem Vertrage vorgeſehenen
Beſtimmungen, die an die Zeit erinnern, wo die Japaner
noch als inferiore Nation angeſehen wurden, beſeitigen
und künftig nicht größere Konzeſſionen an das Ausland
gewähren wollte, als dieſes ihm ſelbſt bieten würde.
Außerdem aber gedachte Japan ſich im Intereſſe ſeiner
heimiſchen Produktion dem Fahrwaſſer der
Hochſchutzzoll=
politik anzuvertrauen.
Der gegenwärtige Handelsvertrag mit Japan iſt im
Jahre 1896 abgeſchloſſen und ſeit 1899 in Geltung. Er
löſte den Vertrag von 1869 ab und hatte ſchon dem
Auf=
ſchwunge Japans Rechnung getragen und auch die
Ab=
ſchaffung der Konſulargerichtsbarkeit vorgeſehen, ſobald die
japaniſche Gerichtsreform durchgeführt ſein würde, was
in=
zwiſchen geſchehen iſt. Wir hatten Japan die
Meiſtbegün=
ſtigung zugeſtanden, während uns dieſes außerdem noch
Bindungen und Ermäßigungen ſeines Zolltarifs bewilligte,
die etwa drei Viertel unſerer Ausfuhr nach Japan zugute
kommen. In einem Zuſatzabkommen war dann noch die
Umrechnung der Wertzölle in ſpezifiſche Zölle für die
deutſche Einfuhr feſtgelegt worden.
Seit Oktober 1906 iſt in Japan ein neuer Zolltarif zur
Einführung gelangt, der mit ſeinen bedeutenden
Erhöh=
ungen das Reich des Mikado in die Reihe der
Hochſchutz=
zollſtaaten ſtellt. Aus dieſem Grunde hauptſächlich ſollen
denn auch die alten Verpflichtungen im Auslande gelöſt
werden, um beſſere Bedingungen für die im ſteten
Auf=
ſchwunge befindliche, japaniſche Induſtrie
herauszuſchla=
gen. Die demnächſt einzuleitenden Verhandlungen dürften
deshalb manche Schwierigkeiten bereiten, und unſere am
Export nach Japan beteiligten Erwerbszweige müſſen da=
mit rechnen, daß ihnen ſo günſtige Zugeſtändniſſe wie
bis=
her nicht wieder gemacht werden. Das iſt bedauerlich,
denn es handelt ſich um rund 100 Millionen Mark, an
denen insbeſondere die Textil=, die Eiſen= und die chemiſche
Induſtrie beteiligt ſind. Man darf wohl annehmen, daß
die Unterhandlungen wegen Abſchluſſes eines neuen
Ver=
trags ſchon im Herbſt beginnen.
Deutſches Reich.
— Einer bei der Etatsberatung im Reichstage
gefaßten Entſchließung folgend, hat der preußiſche
Mini=
ſter des Innern, nach der Köln. Volksztg., angeordnet, daß
die während der Legislaturperiode erforderlich werdenden
Neuwahlen innerhalb eines Zeitraumes von
70 Tagen nach Erledigung des Mandats vorzunehmen
ſind, da die Forderung, keinen Wahlkreis im Reichstage
länger unvertreten zu ſehen, als es die Vorbereitungen
für die Erſatzwahol erheiſchen, berechtigt ſei. Wenn dieſe
Friſt nicht ausreicht, ſoll die Erſatzwahl nicht über die
Friſt von höchſtens 90 Tagen hinausgeſchoben werden.
— Am 1. Oktober dieſes Jahres wird eine große Feier
zur Erinnerung an die Einführung der Unfall= und
Invalidenverſicherungsgeſetzgebung
began=
gen werden. Es iſt bekannt, daß unſere
Arbeiterverſiche=
rungsgeſetzgebung nicht mit einem Schlage ins Leben
ge=
treten iſt, daß ſie vielmehr aus einer langen Reihe von
einzelnen Geſetzen beſteht, die in verſchiedenen Jahren
ein=
geführt worden ſind. Der erſte Angriff geſchah mit dem
Unfallverſicherungsgeſetz, weil dieſes nach einem Ausdrucke
des Fürſten Bismarck am dringendſten erſchien. Zuſtande
gekommen iſt aber zunächſt 1883 ein Geſetz über die
obli=
gatoriſche Krankenverſicherung. Dann folgte 1884 das
Ge=
ſetz über die obligatoriſche Unfallverſicherung der
gewerb=
lichen Arbeiter und darauf das Geſetz über die Unfall= und
Krankenverſicherung der land= und forſtwirtſchaftlichen
Ar=
beiter. Die Gründung der Berufsgenoſſenſchaften geſchah
aber vor jetzt 25 Jahren. Die Einführung der Alters= und
Invalidenverſicherung erfolgte 1889. Da aber die
Errich=
tung der Berufsgenoſſenſchaften als eine erſte große Etappe
und als ein Ausgangspunkt unſerer ſozialen
Verſicherungs=
geſetzgebung zu betrachten iſt, ſo ſind der Verband der
gewerblichen Berufsgenoſſenſchaften und die Vorſtände der
landwirtſchaftlichen Beruſsgenoſſenſchaften, ſowie der
Lan=
desverſicherungsanſtalten übereingekommen, am 1. Oktober
das 25jährige Jubiläum der Unfall= und
Invalidenverſiche=
rung zu begehen.
— Wie man dem Börſen=Courier ſchreibt, iſt die
Gründung einer Zentralſtelle zur
Be=
kämpfung der Mißhandlungen in der
Ar=
mee und Marine in Ausſicht genommen. Die
Zen=
tralſtelle will ihren Zweck erreichen durch folgende
Maß=
nahmen: 1. Sammlung kriegsgerichtlich ergangener Urteile
im Gebiete des Deutſchen Reiches und der Kolonien, die
wegen Mißhandlung ergangen ſind. 2. Herausgabe eines
Jahrbuches, in dem alle dieſe Urteile und Aufſätze aus der
Feder hervorragender Fachleute auf militäriſchem,
juri=
ſtiſchem und pädagogiſchem Gebiete veröffentlicht werden.
3. Gründung von Zweiggruppen, zunächſt in allen
Pro=
vinzial=, Regierungs= und Hauptſtädten, die ihrerſeits
ſammelnd, belehrend zu wirken haben. 4. Abhaltung von
Vorträgen, Nachrichtendienſt an die Preſſe, Mitteilung
von Auskünften an alle Angehörigen des Deutſchen
Reiches.
— Die in Oeſterreich durchgeführte Verſtaatlichung
und die im Anſchluß daran erfolgte Tariſreform hat
die Neuregelung von Verkehrsfragen
zwi=
ſchen den öſterreichiſchen und deutſchen
Bah=
nen notwendig gemacht, ſo bezüglich der Inſtradierung,
Tarifbindung, Aufteilung der Gebühren zwiſchen den
Bah=
nen uſw.
Zu dieſem Zwecke ſind bereits vor einiger Zeit
Ver=
handlungen zwiſchen der öſterreichiſchen und den deutſchen
Staatseiſenbahn=Verwaltungen eingeleitet, die nunmehr
zu einem Abſchluß geführt haben. Bei dieſer Gelegenheit
wurden auch Detailfragen bezüglich einzelner Tarife,
Ge=
bühren und Artikel in einer für beide Teile befriedigenden
Weiſe geordnet. Die deutſchen Eiſenbahnen haben ſich
vor Eintritt in dieſe Verhandlungen zu einer Art
In=
tereſſen=Gemeinſchaft zuſammengeſchloſſen. Das wichtigſte
Reſultat der Tarifkonferenzen iſt, daß nunmehr eine ſichere
Grundlage für die Aufſtellung der direkten Tarife zwiſchen
Oeſterreich und Deutſchland gewonnen iſt, und daß die
Hauptfragen in dieſer Beziehung generell gelöſt worden
ſind. Ein Teil der Verbandstarife ſoll noch im kaufenden
Jahre zur Veröffentlichung gelangen. Zunächſt wird die
Tarifauftellung für den Elbeverkehr, ferner für den
An=
ſchlußverkehr nach Bayern, Sachſen und Oſtdeutſchland
er=
folgen. Einzelne der Verbandstarike, ſo die für den Koh=
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 19. Juli 1910.
Nummer 166.
lenverkehr und für den Oderverkehr, ſind bereits
veröffent=
licht worden. Die Ausnahmetarife für den öſterreichiſchen
Petroleum=Export nach Deutſchland bleiben beſtehen,
fer=
ner iſt ſeitens der deutſchen Bahnen die Zuſage gemacht
worden, daß für die Kohlen=Importe aus Oeſterreich keine
den Verkehr belaſtende Sondergebühr erhoben werden ſoll.
Die öſterreichiſche Staatseiſenbahn=Verwaltung hat
dagegen auf einige ihr aus den neuen Tarifen zuſtehende
Berechtigungen verzichtet, wodurch ſich die Gebühren für
den Kohlen=Import aus Oberſchleſien von 90 Heller für den
Waggon auf 50 Heller ermäßigen.
— Die Norddeutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt an
der Spitze ihrer Wochenrundſchau: „Mit aufrichtiger
Genugtuung ſind in Deutſchland die Darlegungen
aufgenommen worden, die der britiſche Premierminiſter
Asquith bei der Beratung der diesjährigen
Forde=
rungen für Flottenbauzwecke über die deutſch=engliſchen
Beziehungen gemacht hat.‟ Das Blatt gibt ſodann den
Paſſus der Rede wieder, der von dieſen Beziehungen
han=
delt, und bemerkt dazu, daß man in dieſer Kundgebung
Asquiths, der man das größte Gewicht beilegen müſſe,
einen rückhaltloſen Beweis für einen erfreulichen
Um=
ſchwung in der Beurteilung der deutſch=engliſchen
Bezieh=
ungen jenſeits des Aermelmeeres erblicken müſſe. Ein
freundſchaftliches Verhältnis Deutſchlands zu England ſei
bisher leider meiſt an dem in England oftmals geltend
gemachten „Aber” der deutſchen Flottenvermehrung
ge=
ſcheitert. Der irrtümlichen Auffaſſung, als richte ſich
un=
ſere Flottenvermehrung gegen England, ſei von unſeren
amtlichen Stellen entgegengetreten worden, und dasſelbe
hat jetzt auch Asquith feſtgeſtellt. Dem Ausbau der
deut=
ſchen Flotte könnte keine gegen England gerichtete Tendenz
zugeſchrieben werden, wie umgekehrt die engliſchen
Flot=
tenrüſtungen nicht deutſchfeindlich ſeien. In Deutſchland
habe man volles Verſtändnis für die Bedeutung, die die
britiſche Nation ihren maritimen Streitkräften angeſichts
ihrer erdumſpannenden Intereſſen beimeſſe, und es bleibe
nur zu wünſchen, daß die Frage der
Flotten=
rüſtungen fortan auf beiden Seiten mit der ihr
zukom=
menden Ruhe und Sachlichkeit beurteilt werde. Dann heißt
es wörtlich weiter:
Damit würde aus den Beziehungen der beiden
Natio=
nen zueinander ein Moment ausſcheiden, das zuzeiten in
bedauerlicher Weiſe den mit aufrichtiger Befriedigung zu
begrüßenden Bemühungen entgegenwirkte, das Verhältnis
zwiſchen dem deutſchen und dem britiſchen Volke ſo herzlich
zu geſtalten, wie es den Intereſſen beider Mächte
ent=
ſpräche. Die oben erörterten Darlegungen des
Premier=
miniſters Asquith, die mit den diesſeitigen Anſchauungen
in erfreulicher Uebereinſtimmung ſtehen, eröffnen die
Aus=
ſich auf eine durch Mißverſtändniſſe weniger belaſtete und
ſchon deshalb erſprießlichere öffentliche Behandlung der
die beiden Mächte berührenden Angelegenheiten. Mit
einem ſolchen Umſchwung wäre nicht nur Deutſchland und
Großbritannien in gleichem Maße gedient, ſondern es
würde auch der allgemeinen Friedenszuverſicht eine neue
wertvolle Stärkung zuteil werden.
B. Die Verkehrsanlagen in Togo, beſtehend
aus der Küſtenbahn von Lome nach Anecho, aus der
In=
landbahn von Lome nach Palime und aus dem
Landungs=
brückenbetrieb in Lome ſelbſt, haben in dem nunmehr
ab=
geſchloſſenen Betriebsjahr 1908 eine Geſamteinnahme von
rund 863 000 Mark gehabt. Im Vergleich mit den
Ergeb=
niſſen des Vorjahres bedeutet dies eine Steigerung der
Einnahme um rund 120000 Mark — 16,3 Prozent. Da
die Betriebsausgaben rund 527000 Mark betrugen, ſtellt
ſich der Bruttoüberſchuß auf rund 335000 Mark. Der
Be=
triebskoeffizient ſtieg von 58,8 Prozent im Vorjahre auf
61,1 Prozent, hauptſächlich wegen der unbedingt
erforder=
lichen Perſonalvermehrung. Aus dem Steigen der
Ver=
kehrseinnahmen laſſen ſich erfreuliche Rückſchlüſſe auf die
wirtſchaftliche Entwickelung jenes Verkehrsgebietes ziehen.
Für das laufende Jahr rechnet das Amtsblatt für Togo
mit einem weiteren Verkehrszuwachs, ſofern nicht
Miß=
ernten eintreten.
Ausland.
Das amtliche Wiener Fremdenblatt ſchreibt: Dem
Beiſpiel anderer öſterreichiſcher kirchlicher Amtsblätter
fol=
gend, hat das Wiener Diözeſanblatt in ſeiner jüngſten
Nummer die Enzyklika Editae saepe dei in
latei=
niſcher Sprache verlautbart. Die Umſtände, unter denen
dieſe Einrückung erfolgt iſt, beweiſen, daß eine
Angriffs=
abſicht gegen die evangeliſche Kirche und ihre Bekenner in
Oeſterreich ferngelegen hat und die Veröffentlichung
we=
ſentlich nur bezweckt, den vielfachen irrigen Auslegungen,
die eine Stelle dieſer Kundgebung des Heiligen Stuhls in
der öffentlichen Meinung ausgeſetzt iſt, entgegenzutreten.
Ueberdies wurde auch nach Blättermeldungen von der
be=
rufenſten autoritativen Seite ausdrücklich erklärt, daß
jedem konfeſſionellen Streit vorgebeugt ſcheine. So
wert=
voll dieſe letztere Kundgebung auch iſt, ſo muß trotzdem
feſtgeſtellt werden, daß bedauerlicherweiſe durch die
Ver=
lautbarung des erwähnten Rundſchreibens in den
Diö=
zeſanblättern zu den zahlreichen Mißdeutungen und
Irr=
ungen, die aus dieſem Anlaß entſtanden ſind, nunmehr
neue hinzukommen. Aufgabe aller berufenen Stellen wird
es ſein, aufklärend zu wirken, um dieſe Mißverſtändniſſe
zu zerſtreuen. Es iſt ſicher zu gewärtigen, daß dieſes Ziel
in Bälde erreicht ſein wird; denn der konfeſſionelle Friede
ruht in Oeſterreich auf feſtgefügten geſetzlichen
Grund=
lagen und entſpricht zu ſehr der allgemeinen Ueberzeugung
aller Staatsbürger, als daß er durch eine Kundgebung,
der noch dazu, wie bereits bemerkt, jeder Angriffscharakter
fehlte, erſchüttert werden könne.
— Das Nationalſyndikat der Eiſenbahner Frankreichs
beauftragte das Streikkomitee, möglichſt in kurzer Friſt
einen geeigneten Augenblick für einen allgemeinen
Ausſtand der Eiſenbahner zu wählen, um gegen
die Weigerung der Eiſenbahngeſellſchaften zu proteſtieren,
mit dem Syndikat über die vom letzten Kongreß der
Eiſen=
bahnangeſtellten aufgeſtellten Forderungen zu verhandeln.
In 15 Arrondiſſements von Paris wurde bei der
Er=
ſatzwahl für die Deputiertenkammer Bertrand Daramon
(konſ.) mit 6542 Stimmen gegen Preſſenſé (Soz.)
mit 5030 Stimmen gewählt.
Nach der Verkündigung des Wahlergebniſſes
im 15. Pariſer Bezirke drangen die ſozialiſtiſchen und
revo=
lutionären Anhänger des unterlegenen Kandidaten
Preſ=
ſenſé in das Komiteelokal des gewählten konſervativen
Deputierten Daramon ein; es entſtand eine große
Rau=
ferei, die ſich auf die Straße fortpflanzte. Ein Schutzmann,
der Ordnung ſchaffen wollte, wurde dabei verwundet. —
Die Humanité greift die Radikalen heftig an, weil ſie bei
der Wahl offenkundig für den reaktionären Daramon
ge=
ſtimmt hätten.
— Nur geringe Einzelheiten über die engliſchen
Flot=
tenmanöver gelangen an die Oeffentlichkeit. Am
Mitt=
woch früh wurde ein Angriff auf Milfordhaven
unternommen. Die Angriffsflotte, über deren
Zuſammen=
ſetzung nichts Beſtimmtes zu erfahren iſt, ſoll einem
un=
verbürgten Gerücht zufolge aus den Schlachtſchiffen „
Van=
guard”, „Collingwood” und „Bellerophon”, dem
Torpedo=
bootzerſtörer „Swift” und anderen Kriegsſchiffen
beſtan=
den haben. Der Hafen wurde von den heimiſchen Forts
und einer Unterſeeboot=Flottille der „C”=Klaſſe mit einem
Schiffe der „D‟=Klaſſe verteidigt. Bei ihrer Annäherung
wurden die angreifenden Schiffe von dem elektriſchen
Scheinwerfer des Forts entdeckt und der Angriff durch
Geſchützfeuer und die Evolutionen der
Unterſee=
boote abgeſchlagen. Später am Tage verließ die
Schlacht=
flotte Berehaven und ging in weſtlicher Richtung in die
See, ſie ließ den „Cyclops” ein Telegraphenſchiff,
das die Verbindung mit der Küſte aufrecht erhält, und
das Hoſpitalſchiff „Maine” an ihren Ankerplätzen zurück.
Viele Schlachtſchiffe und Kreuzer manövrieren in den
letz=
ten Tagen auf der Höhe der Galway=Küſte in der
Nähe der Leenane=Bucht. Die Ankunft der Unterſeeboote
hat den Glauben erweckt, daß die feindliche Flotte einen
Angriff auf die weſtliche Küſte Irlands beabſichtigt, und in
der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag war die
Mei=
nung verbreitet, daß die beiden feindlichen Flotten ſich in
den nächſten Stunden eine Schlacht liefern würden. Aber
auch über dieſe iſt bisher noch nichts bekannt geworden.
— Die Londoner Handelskammer hat den Beſchluß
ge=
faßt, der engliſchen Regierung dringend vorzuſtellen, daß
eine weitere Entwicklung von Bahnen und
kommerziel=
len Unternehmungen ſeitens britiſcher Untertanen in der
Mandſchurei wünſchenswert ſei. — Demnach ſcheint
man auch in England das ruſſiſch=japaniſche Abkommen nicht
für ſo harmlos zu halten, wie es von den beteiligten
Mäch=
ten hingeſtellt wird.
N. Offiziell wird mitgeteilt, daß die neue däniſche
Re=
gierung in den allernächſten Tagen den Reichstag um dier
Ermächtigung erſuchen wird, vorläufig eine Staatsanleihe
von etwa 30 Millionen Kronen aufzunehmen. Die genaue
Größe der Anleihe kann noch nicht angegeben werden, da
noch keine endgültige Beſtimmung darüber getroffen iſt, in
welche fremde Münzſorte die Anleihe umgeſetzt werden
ſoll. Dieſe Anleihe wird als hinreichend angeſehen, bis
der Reichstag am Schluſſe der nächſten Tagung ſich über
den Vorſchlag zur Aufnahme einer größeren, feſten
Staats=
anleihe, den das Kabinett Berntſen ebenfalls einzubringen
gedenkt, ſchlüſſig gemacht haben wird. Die Größe dieſer
feſten Staatsanleihe wird, wie ich ſoeben an zuſtändiger
Stelle in Erfahrung bringe, etwa 70 Millionen Kronen
(80 Millionen Mark) betragen. Bei den bevorſtehenden
An=
leihetransaktionen wird von einer eigentlichen
Konvertie=
rung von älteren Anleihen nicht die Rede ſein. Dazu iſt
die Zeit noch nicht angetan, da der Zinsfuß fortwährend zu
hoch iſt. Dagegen wird natürlich das aufzunehmende
vor=
läufige Staatsdarlehen zur Verfallszeit zurückgezahlt
wer=
den, nachdem die feſte Anleihe inzwiſchen aufgenommen
ſein wird.
— Der letzte Zwiſchenfall in Kreta wird von der
Re=
gierung ziemlich ernſt aufgefaßt. Der Großweſir beriet
mehrere Stunden mit den Miniſtern des Innern und des
Aeußern und den Führern des Parlaments. Die Komitee=
Partei beſchloß, die Maßregeln der Mächte abzuwarten,
bevor ſie ſelbſt energiſche Schritte unternehme, wofür indes
unauffällig Vorbereitungen getroffen werden.
— Der König der Hellenen hat die Dekrete
unterzeich=
net, durch die Romanos, Gennadios und Streit
zu Geſandten in Paris, London und Wien ernannt werden.
— Auf dem Gebiete des Unterrichtsweſens in
Ruß=
land iſt eine unerwartete Neuerung zu verzeichnen. Aus
verſchiedenen Städten des Reiches kommen Nachrichten
über Einführung von Schülerkompagnien, die
unter Leitung eines Offiziers militäriſch gedrillt werden
ſollen. Das Beiſpiel des Schulinſpektors von Bachmut,
Lutzkewitſch, der vor kurzem mit ſeiner Schülerkompagnie
in Petersburg war und ſeine Zöglinge dem Zaren
vor=
ſtellen durfte, hat alſo Nachahmung gefunden. Das
Inter=
eſſanteſte iſt, daß auch die Behörden ihre bisherigen
Be=
denken gegen die militäriſche Erziehung der Jugend
gänz=
lich fallen gelaſſen haben. Man befürchtet jetzt offenbar
nicht mehr, daß die Schüler, die den Gebrauch der
Feuer=
waffen kennen gelernt haben, im Falle eines
Volksaufſtan=
des den Regierungstruppen gefährlich werden könnten,
vielmehr hofft man, daß die Jugend durch den militäriſchen
Drill eine nationale, regierungsfromme Geſinnung erhalten
wird. Eine beſonders rege Tätigkeit entwickeln die
Orga=
niſatoren von Schülerkompagnien in der Nähe der jetzigen
Winter= und der Sommerreſidenz des Zaren. In den
letz=
ten Wochen wurden in Zarskoje Sſelo ſelbſt, ſowie im
benachbarten Pawlowſk und im Peterhofer Kreiſe ſolche
Kompagnien ins Leben gerufen. Die Sache wird für ſo
wichtig gehalten, daß der Kriegsminiſter ſelbſt
Beſich=
tigungen vornimmt. Die in die Schülerkompagnien
auf=
genommenen Knaben tragen militäriſche Uniform und
Das Selbſtporträt der Königin Luiſe.
Ein Gedenkblatt zu ihrem 100. Todestag
(19. Juli 1910).
Von Dr. W. Borchers.
nge. Es gibt nur wenige, ſehr wenige hervorragende
Männer und Frauen der Geſchichte, deren Bild nicht
ſchwankt, ſondern unwandelbar feſtſteht im Urteil der
Nachwelt. Wenn ein Großer die Augen geſchloſſen hat,
finden ſich allzu bald die Verkleinerer, und wenn
eine recht problematiſche Natur das Zeitliche geſegnet
hat, laſſen bereitwillige und dienſtbefliſſene Ehrenretter
nicht lange auf ſich warten. Es iſt ein Glück, wenn
un=
trügliche Quellen und ſchriftliche Vermächtniſſe es
ge=
ſtatten, das geſchichtliche Urbild von ſeinen
Entſtellun=
gen zu befreien und in ſeiner urſprünglichen Echtheit
wiederherzuſtellen. Denn vertrauliche Briefe und
Mit=
teilungen, Tagebücher und Erinnerungen, die nicht für
die Oeffentlichkeit beſtimmt waren, ſind und bleiben
immer die beſten und ſicherſten Zeugen für Weſen und
Art eines Menſchen.
Auch von der preußiſchen Königin Luiſe, die das
Volk „die unvergeßliche Königin” genannt hat und
deren hundertſter Todestag auf den 19. Juli dieſes
Jahres fällt, iſt uns eine ganze Reihe von Briefen,
Schulheften, Randbemerkungen und Tagebuchblättern
erhalten, die uns Aufſchluß über dieſe ſeltene
Frauen=
geſtalt geben. Namentlich in den vertrauten Briefen,
die an ihre nächſten Anverwandten, an ihren Gatten
Friedrich Wilhelm, an ihren Vater Herzog Karl von
Mecklenburg=Strelitz, an ihren Bruder Georg, an ihre
Schweſter Friederike, an ihre Freunde und
Freun=
dinnen gerichtet ſind, offenbart ſich unverhüllt die ganze
Seele der gekrönten Dulderin. Ihre eigenen Worte
ergeben das getreueſte Selbſtporträt.
Wie ſie ihre Rolle als Königin auffaßte, zeigte ſich
ſchon bei ihrer Thronbeſteigung, als ſie zu den
Abgeord=
neten der Berliner Bürgerſchaft äußerte: „Die gütige
Aufnahme von ſeiten der preußiſchen Untertanen und
ihre bisherige Liebe wird mir unvergeßlich bleiben, und
es wird mein vorzüglichſtes Beſtreben ſein, mir dieſe
Liebe zu echalten. Die Liebe der Untertanen iſt das
ſanfteſte Kopfkiſſen der Könige.” An ihren vertrauteſten
Freund, ihren Bruder Georg, ſchrieb ſie in gleichem
Sinne: „Es iſt etwas Großes, von ſeinen Untertanen
geliebt zu ſein. — Ich werde alles anwenden, um ohne
Zwang die Liebe der Untertanen durch Höflichkeit,
Zu=
vorkommenheit, Dankbarkeit, da, wo man Beweiſe der
Liebe und Anhänglichkeit geben wird, zu gewinnen und
zu verdienen.”
Es iſt bekannt, wie ſie mit Rat und Tat kereit
ſtand, wo Hilfe not tat, und oft genug hat ſie ihre
Pflich=
ten als Landesmutter betont. „Ob der Arme die Hilfe
verdient” äußerte ſie gelegentlich, „das wollen und
dürfen wir nicht unterſuchen Die Grenzen zwiſchen
verſchuldetem und unverſchuldetem Elend ſind ſehr fein
gezogen und laufen ineinander.” Und wie modern
ſozial mutet der geſunde und beherzigenswerte
Aus=
ſpruch an: „Alles kommt darauf an, daß die Quellen
und Urſachen der Armut gehoben und die Dürftigen
durch pflichtmäßige Tätigkeit beſſer und glücklicher
wer=
den.‟ Das gütige Herz der ſparſamen
mecklenburgi=
ſchen Prinzeſſin ſpricht ſo recht aus den Worten, die ſie
an ihre Großmutter, die Landgräfin von Heſſen=
Darm=
ſtadt, richtete: „Ich bin jetzt Königin, und was mich
dabei am meiſten freut, iſt die Hoffnung, daß ich nun
meine Wohltaten nicht mehr ſo ängſtlich werde zu
zäh=
len brauchen.‟ Einen draſtiſchen Beweis ihrer
prak=
tiſchen Lebensauffaſſung gab ſie eines Tages, als ihr zu
gleicher Zeit ein Graf und ein Hofſchuhmacher gemeldet
wurden. Sie meinte: „Dem Meiſter iſt ſeine Zeit
ge=
wiß koſtbarer als dem Grafen, und wenn der Mann
ſtundenlang auf meine Beſtellungen warten ſoll, was
hat er dann von der Ehre, Hofſchuhmacher zu ſein? Der
Meiſter ſoll kommen, und der Herr Graf mag warten.”
Noch heutigen Tages iſt es eine umſtrittene Frage,
ob und wie weit ſich die Königin an der Politik, an
den ſtaatsmänniſchen und diplomatiſchen Machenſchaften
ihrer Zeit beteiligt hat. Während die einen ſie gern
als vollkommene Gattin und Mutter hinſtellen, deren
ganzen Wirkungskreis die häuslichen Wände
umgrenz=
ten, wollen die andern der Rolle, die ſie auf den
Brettern der Weltbühne ſpielte, eine entſcheidende Be=
deutung beimeſſen. Die Wahrheit liegt auch hier in
der Mitte. Einerſeits war Luiſe zu klug und
klar=
denkend, eine zu ſtarke und ausgeprägte Perſönlichkeit,
um an der Seite eines guten, aber ſchwachen Mannes
allem Unglück ruhig und tatenlos, mit gefalteten
Hän=
den zuſchauen zu können: und anderſeits war ſie zu ſehr
Weib und Mutter, um offen und rückſichtslos die
Herr=
ſcherin berauszukehren und die Zügel der Politik in
die Hände zu nehmen. Es entſpricht durchaus ihrem
Weſen, ihrem Hang zu einem ſtillen, friedlichen, faſt
bürgerlichen Leben, wenn ſie an die Zarin Eliſabeth
ſchreibt: „Ich werde keineswegs von Ehrgeiz verzehrt.
Die Krone hat für mich nicht den großen Reiz, den ſie
wohl für andere hat.” Aber auf der anderen Seite gibt
ſie in einem Briefe an ihren Bruder vom September
1809 offen zu, daß ſie ihren Einfluß geltend gemacht und
zum Kriege gegen Napoleon geraten hat: „Ich weiß,
was ich will, doch es kommt nichts mehr über meine
Lippen, da mein Rat ſo fürchterliche Folgen gehabt. Ich
weiß zwar wohl, daß ich nicht in der Sache den
Aus=
ſchlag gab, allein es wird mir doch ſo vorgeſagt, als
wäre es ſo. Die Folgen beweine ich oft — nicht aber
das Prinzip der Handlung und nicht die Handlung
ſelbſt. Nie würde ich bereuen, was Ehre und
Selbſtge=
fühl heiligt, wohl aber alles andere, was das
Gegen=
teil wäre und eben noch viel ſchrecklichere Folgen haben
wird, nämlich das Ueberbordwerfen der Dynaſtie ohne
Mitleid der Edlen.”
Es war nicht wohl möglich, daß dieſe Frau, die
mit ſeltenem weiblichem Weitblick die Lage der Dinge
überſah, die müßige Zuſchauerin ſpielen konnte.
Darum brachte ſie auch „das ſchmerzlichſte Opfer, das
ſie ihrem Volke bringen konnte” und demütigte ſich
vor dem franzöſiſchen Gewaltherrn. Darum konnte ſie
auch nach dem ſchweren Gang von Tilſit an ihre
Schweſter Friederike die ſtolzen Worte ſchreiben: „Was
für Schritte ich getan habe, um Preußens Schickſal zu
mildern, und wie wenig ſie mir gelungen ſind, das weiß
die Welt; aber ich war ſie als liebende Gattin dem
König, als zärtliche Mutter meinen Kindern, als
Königin meinem Volke ſchuldig. Das Gefühl, meine
Pflicht erfüllt zu haben, iſt mein einziger Lohn. Nur
Nummer 166.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 19. Juli 1910.
Seiter3.
Soldatenausrüſtung. Wohlhabende Eltern ſchaffen alles
auf eigene Rechnung an, die weniger Bemittelten erhalten
alles Erforderliche umſonſt von den Beſorgungsausſchüſſen,
die zur Aufbringung von Geldmitteln Sammlungen
er=
öffnen.
— Zu dem ruſſiſch=japaniſchen Abkommen nimmt die
Norddeutſche Allgemeine Zeitung Stellung und meint, daß
man nach dem jetzt der Oeffentlichkeit vorliegenden
Wort=
laut des Abkommens darin eine Bürgſchaft für die
Sicherheit des Friedens im fernen Oſten erblicken
dürfe. Von einem ſolchen Ergebnis der ruſſiſch=japaniſchen
Unterhandlungen könnten auch die Staaten nur mit
Befrie=
digung Kenntnis nehmen, die in Oſtaſien lediglich
wirt=
ſchaftliche Beſtrebungen verfolgen. Die Befriedigung über
die zu erwartende Wirkung des Abkommens wäre in
Deutſchland reiner geweſen, wenn nicht in den ruſſiſchen
und franzöſiſchen Blättern die Auffaſſung zutage getreten
wäre, die ruſſiſche Politik im europäiſchen Orient werde
ſich nunmehr gegen Deutſchland und Oeſterreich richten.
Dieſe Verſchiebung der Tendenz des ruſſiſch=japaniſchen
Abkommens rühre aber nicht von deutſcher Seite her.
Aus Yokohama wird gemeldet: Es wird hier verbrei
tet, daß auf deutſcher Seite die Auffaſſung beſtehe,
Eng=
land habe das Abkommen zwiſchen Rußland und Japan
begünſtigt, um einen deutſch=feindlichen
Vier=
bund zu ſtiften. Die Japan Times erklärt in einer von
amtlicher Seite herrührenden Erklärung dieſe
Mel=
dung, ſoweit ſie Japan betreffe, für falſch und ſchreibt,
der Beweggrund des Abkommens ſei lediglich beiderſeitiges
Verſtändigungsbedürfnis in Oſtaſien. Japan habe
kei=
nerlei kriegeriſche Abſichten und keine
Reibungs=
flächen mit Deutſchland und ſei nicht gewillt, ſich
als Werkzeug Englands und anderer Mächte Curopas
ge=
brauchen zu laſſen; die japaniſchen Staatsmänner ſeien
nicht derart, daß ſie ſich in unberechenbare gefährliche Pläne
verwickeln ließen. Die ganze Erklärung iſt in einem Tone
offenen, nüchternen Bedürfniſſes nach Verſtändigung
ge=
halten.
— Der türkiſche Senatspräſident Said=Paſcha
hatte einen an ihn gerichteten Drohbrief veröffentlicht,
worin er bei Weigerung, für den Flottenverein 5000 Pfund
zu ſtiften, mit dem Tode bedroht wurde. Die Veni Gazeta
verurteilt Said=Paſchas Flucht in die Oeffentlichkeit, die
ungeheures Aufſehen erregte. Sabah publiziert eine
len=
denlahme Erklärung des Flottenvereins, der behauptet,
gehört zu haben, daß Said dem Verein 5000 Pfund ſtiften
wolle, und der darauf eine Deputation zum
Senatspräſi=
denten geſchickt habe, die ſich vergewiſſern ſollte, ob die
Nachricht richtig ſei. Es habe dem Verein ferngelegen
Drohungen auszuſprechen, die Said berechtigten, den
patriotiſchen Verein zu diskreditieren; vielmehr habe man
den Senatspräſidenten nur eindringlich darauf
hingewie=
ſen, daß jeder der Flottenverſtärkung Opfer bringen müſſe.
Im Gegenſatz zu dieſer Rechtfertigung ſteht die Tatſache,
daß der Polizeidirektor in Saids Wohnung Einſicht in
den Drohbrief genommen und erklärt habe, die
Schul=
digen verfolgen zu wollen.
— Die durch die Veröffentlichung des Geſetzes über
die Kirchenangelegenheit in Mazedonien geſchaffene Lage
ſtellt einen ernſten Konflikt zwiſchen Griechen und
Bulgaren in Ausſicht, beſonders nach den letzten
Ent=
ſcheidungen, die in einer außerordentlichen Sitzung
durch die Synode und den Laienrat getroffen worden ſind.
Dieſe beſchloſſen, eine Nationalverſammlung einzuberufen
und bei den Großmächten Proteſt einzulegen. Wenn die
Regierung die Abhaltung einer Nationalverſammlung
ver=
bieten ſollte, werden der Patriarch und der Rat des
Patriarchats demiſſionieren und die Kirchen und
Kloſter=
ſchulen werden geſchloſſen werden. Die Ausſicht auf eine
Einſtellung der religiöſen Funktionen würde der
Regie=
rung ſchwere Verlegenheiten bereiten und große Störungen
herbeiführen; aber die Griechen ſollen zu jedem Opfer ent=
ſchloſſen ſein, ehe ſie dieſe Begünſtigung der Bulgaren
zu=
geben.
*⁎* Eine trübe Erinnerung. In unſerer
Zeit, wo die Aufrechterhaltung und möglichſte Erweiterung
der wirtſchaftlichen Beziehungen zum Auslande eine der
erſten Aufgaben jeder Regierung iſt, mutet es ſeltſam an,
wenn wir die vor einem Jahrhundert, am 19. Juli 1810, in
Preußen erſchienene Verordnung wegen „Abbrechung des
Handelsverkehrs mit den Vereinigten Staaten von
Nord=
amerika” leſen, in der es heißt, daß „zu mehrerer
Aufrecht=
erhaltung des ſchon bisher, in Uebereinſtimmung mit dem
franzöſiſch=kaiſerlichen Hofe, ſtrenge beobachteten
Konti=
nental=Syſtems in allen Handelsbeziehungen Ihrer
Un=
tertanen, und zu geſicherter Verhütung aller und jeder noch
bei Befolgung der bisherigen Verordnungen etwa zu
be=
ſorgen geweſenen Mißbräuchlichkeiten” ſämtliche
preußi=
ſche Häfen gegen amerikaniſche Schiffe gänzlich und ohne
ille Ausnahme geſchloſſen werden ſollten. Wenn man ſich
beim Leſen dieſer auf Napoleons Betreiben erlaſſenen
Verordnung der Zuſtände erinnert, die vor hundert Jahren
in unſerem Vaterlande herrſchten, ſo muß man umſomehr
die Errungenſchaften würdigen, zu denen vor vier
Jahr=
zehnten auf den Schlachtfeldern Frankreichs der Grund
gelegt wurde. Die Möglichkeit, daß auf das Wort eines
fremden Uſurpators unſerem Handel ſolcher Zwang
ange=
tan werden könnte, iſt für immer dahin.
* Baleſtrand, 17. Juli. Heute vormittag hielt
der Kaiſer Gottesdienſt an Bord der „Hohenzollern”
ab, erledigte dann Regierungsgeſchäfte und nahm die
Vor=
träge der Kabinettschefs und des Geſandten v. Treutler
entgegen. Am ſpäten Nachmittag ließ der Kriſer die
Hochſeeflotte vorüberpaſſieren, die den Sonntag zur
Fahrt ins Sognefjord benutzte.
* San Sebaſtian, 17. Juli. Der König iſt von
Madrid kommend, hier eingetroffen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. Juli.
Städtiſche Kanaliſation.
n. Der bisherige Sommer mit ſeiner
ungewöhn=
lichen Regenmenge hat mitunter das hieſige Kanalnetz
auf eine ſtarke Pyobe geſtellt, dabei aber auch ſeine
Leiſtungsfähigkeit befriedigend
erwie=
ſen. Verſchiedene, früher vorhandenen und durch
Ueber=
laſtung der Kanäle infolge raſcher Ausdehnung der
Stadt uſw. erwachſene Mißſtände ſind beſeitigt. Unter
Aufmendung ſehr bedeutender Mittel hat man
ſtädti=
ſcherſeits den Fortſchritten der Kanaliſationstechnit
und den örtlichen Bedürfniſſen Rechnung getragen und
durch Entlaſtungs= und Zwiſchenkanäle, Erweiterung
der Profile uſw. nach Möglichkeit Vorſorge getroffen.
Die Entwäſſerung des geſamten Stadtgebiets vereinigt
ſich in drei Hauptabflußadern, dem Darmbachlauf
ſüd=
lich der Windmühle und dem Kanal des Dornheimer
Weges, die beide in die Pallaswieſen münden, ſowie in
dem Entlaſtungskanal der Eſchollbrücker Straße mit
Ausmündung in die Tanne. Der erſterwähnte Abfluß
iſt der größte und vermag 18 Kubikmeter pro Sekunde
zu fördern. In ſeinem Unterlaufe iſt durch Benutzung
einer Wieſenmulde ein natürliches Rückhaltungsbecken
angefügt, damit bei ſtarkem Waſſerandrang unheilvolle
Wirkungen vermieden werden. Von jenen 18
Kubik=
metern treten daburch 10 in dieſes Becken, das 12000
Kubikmeter faſſen kann, alſo für 26 Minuten heftigſter
Inanſpruchnahme (ein höchſt ſeltener Fall) ausreicht.
Der Dornheimer Weg=Kanal vermag 8 Kubikmeter zu
fördern und 3 davon können durch einen Kanal in der
Mittelſchneiſe dem Darmbachlauf zugeführt werden,
während durch den Kanal der Eſchollbrücker Straße
etwa 10 Kubikmeter zur Wegführung gelangen. Ein
beſonders heftiger Regen fand am 25. Juni d. J. ſtatt
und iſt durch die drei aufgeſtellten automatiſchen
Regen=
meſſer auf den Grundſtücken des Pfründnerhauſes, des
Polizeiamts und des Beſſunger Faſelſtalles wie folgt
verzeichnet worden: Für erſtere Stelle betrug er 47
Minuten mit 53 Sekundenlitern (auf je 1 Hektar)
Niederſchlag durchſchnittlich (darunter jedoch 17
Mi=
nuten mit 116 Sekundenlitern), für die
Polizeiamts=
ſtelle 60 Minuten mit 67 Sekundenlitern, und für
Beſſungen 62 Minuten Dauer mit 79 Sekundenlitern.
Das bedentet für das große Entwäſſerungsgebiet eine
koloſſale Geſamtmenge, und dieſem Andrang erwieſen
ſich jene Abflußadern gewachſen wenn auch vielleicht in
einzelnen Straßen kleine örtliche, nie ganz vermeidbare
Störungen für kurze Zeit vorgekommen ſein mögen.
Rückſtauventile der Hausleitungen halten ſolche leicht
von den Grundſtücken ab und iſt die Anlegung ſolcher
Rückſtauventile Aufgabe der Hausbeſitzer. Die
Stadt=
verwaltung geht auf dem eingeſchlagenen Wege ſtetig
weiter und wird die Kanaliſation, dieſen wichtigen
Fak=
tor neuzeitlicher öffentlicher Geſundheitspflege, immer
mehr den Bedürfniſſen anpaſſen. Das Gelände und das
raſche Wachstum der Stadt bieten Schwierigkeiten und die
Aufwendungen ſind ſehr hoch, aber das Intereſſe der
Allgemeinheit läßt beide bewältigen.
— Ordensverleihung. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben dem Poſtagenten Meinhard
Curth in Staden das Allgemeine Ehrenzeichen mit der
Inſchrift „Für treue Dienſte” am Bande des
Verdienſt=
ordens Philipps des Großmütigen verliehen.
L. Der Provinzialausſchuß verhandelte geſtern
unter dem Vorſitz des Provinzialdirektors Fey in
öffentlicher Sitzung folgende Sachen: 1. Der
Fabrik=
arbeiter Franz Peter Maſſoth von Weiskirchen
lebt mit ſeinem Nachbar Johann Anton Müller in
Fehde und ſetzte ihm, um ihn zu ärgern, in ſeinem
Garten ſo nahe einen Holzhaufen vor das Haus, daß
für den Fall eines Brandausbruches der Zuſtand
ge=
radezu lebensgefährlich ſein würde. Der Aufforderung,
den Uebelſtand zu beſeitigen, leiſtete Maſſoth keine
Folge, daher gab ihm im öffentlichen Intereſſe das
Kreisamt durch Polizeibefehl auf, den Holzhaufen zu
entfernen, unter Androhung der zwangsweiſen
Beſei=
tigung im Falle fortgeſetzter Weigerung. Gegen die
Auflage hat Maſſoth Beſchwerde geführt, weil er
beſtreitet, daß eine Gefahr vorliege. Inzwiſchen hat
er es jedoch für gut befunden, das Holz zu entfernen,
und dem Nachbar eine zwei Meter hohe Bretterwand
vor die Naſe geſetzt. Seine Beſchwerde wurde als
unbegründet verworfen; er hat die Koſten ſowie
eine Gebühr von 1 Mark zu zahlen.
2. Guſtav Werner von Groß=Steinheim will in
der Lindenſtraße eine Schankwirtſchaft auftun. Der
Kreisausſchuß hat ihn jedoch abgewieſen, weil bereits
22 Wirtſchaften vorhanden ſeien, von welchen ſich 3 in
nächſter Nähe des Werner befinden. Für 2600 Seelen
reiche dieſe Zahl aus. Der Geſuchſteller ließ den
ab=
weiſenden Beſcheid durch den Rechtsanwalt Geißner
anfechten und wies nach, daß der Gemeinderat und
viele Bürger für das Geſuch ſeien, weil Werner
gleich=
zeitig Metzgerei betreibe. Nur der Bürgermeiſter, der
ſelbſt Wirt ſei, ſei dem Plane abgeneigt. Die Beſchwerde
wurde verworfen unter Verurteilung des
Be=
ſchwerdeführers zur Zahlung der Koſten ſowie einer
Gebühr von 10 Mark.
3. Die Anton Stoll Witwe von Offenbach führte
nach dem Tode ihres Mannes in der
Schloßgarten=
ſtraße 20 die Wirtſchaft weiter. Am 30. März d. J.
wurde ſie wegen Kuppelei zu 3 Wochen Gefängnis
ver=
urteilt, die Verwaltungsbehörde beantragte, als
Nach=
ſpiel dieſes Prozeſſes, die erteilte Wirtſchaftskonzeſſion
zu entziehen. Einige Zeugen, welche über die
Verhält=
niſſe befragt worden ſind, geben der Witwe, die
dem=
nächſt zur zweiten Ehe ſchreiten will, ein gutes Zeugnis.
Die Entſcheidung lautete jedoch dahin, daß die
Kon=
zeſſion zu entziehen ſei. Die Witwe Stoll hat die Koſten
ſowie eine Gebühr von 30 Mark zu zahlen.
4. Der Glaſermeiſter Valentin Bugert von
Viernheim iſt auf Antrag des Vorſtandes der
Hand=
werkskammer vom Kreisamt zu 5 Mark Geldſtrafe
ver=
urteilt worden, weil er im Jahre 1909 einen Lehrling
beſchäftigt habe, ohne der Handwerkskammer einen
Vertrag ſowie den vorgeſchriebenen Ausweis
einzu=
reichen. Er verfolgte dagegen Beſchwerde, weil er
den Lehrling nur auf Probe 9 bis 10 Wochen gehalten
habe. Die Entſcheidung lautete dahin, daß die
Be=
ſchwerde, ſoweit es ſich um den Lehrvertrag handle,
un=
begründet, im übrigen aber begründet ſei, weil eine
Verpflichtung zur Vorlage des Ausweiſes nicht beſtehe.
Bugert hat die Koſten ſowie eine Gebühr von 1 Mark
zu zahlen.
* Von der Landesuniverſität. In den letzten
Tagen ſind mehrfach Mitteilungen über Disziplinar=
Beſtrafung Gießener Studierender durch die
Zeitungen gegangen, die in einem weſentlichen Punkte
der Richtigſtellung bedürfen: Dem Beſtreben von
Stu=
dierenden, ſich über die großen Fragen, die unſer
poli=
tiſches und wirtſchaftliches Leben bewegen, zu
orien=
tieren, indem ſie ſich von Vertretern der verſchiedenen
politiſchen Parteien Vorträge über die Ziele ihrer
Par=
teien halten laſſen, iſt an ſich nicht das Geringſte
in den Weg gelegt worden. Dieſe Vorträge ſind
ohne weiteres geſtattet. Es iſt nur verlangt worden,
daß ſie lediglich vor einem aus Studenten und
Do=
zenten beſtehenden Hörerkreiſe und ohne Diskuſſion
ſtattfänden. (Darmſt. Ztg.)
n. Die Abiturienten des Ludwig=Georgs=
Gymna=
ſiums von 1875 hatten ſich, wie vor fünf Jahren, auch
eine denkende Frau, die ſich den Blick durch die
unglück=
liche Gegenwart nicht trüben ließ, ſondern wie wenige
über ihre Zeit hinauswuchs, konnte die berühmt
gewor=
denen Sätze ſchreiben: „Es wird mir immer klarer, daß
alles ſo kommen mußte, wie es gekommen iſt. Die
gött=
liche Vorſehung leitet unverkennbar neue Weltzuſtände
ein, und es ſoll eine andere Ordnung der Dinge
wer=
den, da die alte ſich überlebt hat und in ſich ſelbſt als
abgeſtorben zuſammenſtürzt. Wir ſind eingeſchlafen
auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher, der
Herr ſeines Jahrhunderts, eine neue Zeit ſchuf. Wir
ſind mit derſelben nicht fortgeſchritten, deshalb
über=
flügelt ſie uns.” Man wird, auch von hervorragenden
Männern jener Zeit, nicht viele Worte finden, die die
Lage der Dinge ſo klar und überlegen zum Ausdruck
bringen.
Aber alles Unglück, das die Herrſcherin traf, konnte
das häusliche Glück, den inneren Frieden der Gattin
und Mutter nicht trüben. Dieſes häusliche Glück der
königlichen Familie iſt faſt ſprichwörtlich geworden, und
Luiſe ſelbſt hat es in ihren Briefen nicht oft genug
aus=
ſprechen können, wie ſie ihren Gatten liebte, wie ſie an
ihren Kindern hing, wie wohl ſie ſich im Kreiſe ihrer
Lieben fühlte. So ſchreibt ſie an ihren Vater: „Es iſt
mein Stolz, meine Freude und mein Glück, die Liebe
und Zufriedenheit des beſten Mannes zu beſitzen, und
weil ich ihn von Herzen wiederliebe und wir ſo
mit=
einander eins ſind, wenn der Wille des einen auch der
Wille des andern iſt, wird es mir leicht, dies glückliche
Einverſtändnis, welches mit den Jahren inniger
ge=
worden iſt, zu erhalten. Mit einem Worte, er gefällt
mir in allen Stücken, und ich gefalle ihm, und uns iſt
am wohlſten, wenn wir zuſammen ſind.‟ Und ein
andermal: „Der König iſt herzlicher und beſſer als je
für mich; großes Glück und große Beruhigung nach
vierzehnjähriger Ehe; wir ſind uns neu geblieben und
unentbehrlich geworden.‟ Die ganze Sorge der Königin
galt ihren Kindern für deren Erziehung und Wohlfahrt
ſie unermüdlich tätig war. „Umſtände und Verhältniſſe
erziehen den Menſchen” meinte ſie, „und für unſere
Kinder mag es gut ſein, daß ſie die ernſte Seite des
Lebens ſchon in ihrer Jugend kennen lernen. Wären
ſie im Schoße des Ueberfluſſes und der Bequemlichkeit
groß geworden, ſo würden ſie meinen, das müſſe ſo
ſein” In ihren Kindern fand ſie auch allen Troſt. „
Er=
hält Gott ſie (die Kinder) uns, ſo erhält er meine beſten
Schätze, die niemand mir entreißen kann. Es mag
kommen, was da will, mit und in der Vereinigung mit
unſeren guten Kindern werden wir glücklich ſein”
ſchrieb ſie noch wenige Monate vor ihrem Ende an den
Vater nach Strelitz.
So hatte das Schickſal auch hier einen Ausgleich
geſchaffen. Die unglückliche Königin war die glücklichſte
Gattin und Mutter.
Aus Kuuſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Marburg, 18. Juli. Zum Rektor der
Univerſi=
tät für das Jahr 1910/11 wurde der Theologie=Profeſſor
Geh. Konſiſtorialrat Budde gewählt.
ck. Ein Urvolk der Steinzeit. Die in der
jüngeren Steinzeit im Norden Europas neu
auf=
tauchende Menſchenraſſe muß dort natürlich eine alte
Raſſe verdrängt haben, die ſich in der Eiszeit angeſiedelt
hatte. Der Beweis für dieſe Tatſache wird nunmehr
durch prähiſtoriſche Funde erbracht, die in der Nähe von
Schwerin gemacht worden ſind und über die die Umſchau
nach dem Archiv für Anthropologie berichtet. In einem
der vielen hübſchen Seen bei Schwerin liegt eine kleine
Inſel Oſtorf, die wenig beſucht iſt und auf der Fiſcher
ſchon gelegentlich Skelette gefunden haben. Hier legte
1904 ein naturliebender Mann einen Garten an, und
dabei wurden Grabſtätten bekannt, deren Ausgrabung
der Schweriner Profeſſor Beltz übernahm. Es waren
24 gut erhaltene Gräber, die eine reiche Ausbeute an
ſteinzeitlichen Skeletten und Artefakten gewährten. Die
Herkunft aus der jüngeren Steinzeit war durch die ſehr
beſtimmt ausgeprägten Gerätformen geſichert;
außer=
ordentlich auffallend war aber die flache Form der
Gräber, denn die charakteriſtiſchen Grabtypen dieſer
Periode ſind die großen Hünengräber, beſonders die
„Ganggräber‟ Dänemarks. Die Flachgräber ſind eine
ältere Form, die von der in der Steinzeit herrſchenden
Raſſe aufgegeben wurde. Die Unterſuchung der auf
der Oſtorfer Grabſtätte gefundenen Skelette durch
Hof=
rat Schliz hat nun eine Klärung in dieſe Fragen
ge=
bracht. Es ergab ſich, daß dieſe Skelette einen
Menſchen=
typ darſtellten, der mit keinem ſonſt bekannten
ſtein=
zeitlichen in unmittelbare Beziehung geſetzt werden
kann und ſich beſonders auch von den Erbauern der
Hünengräber ſcharf unterſcheidet. Es ſind breitgeſichtige
Langköpfe mit ſchmalem Untergeſicht und ausgeſprochen
vorſtehendem Unterkiefer, dabei anſehnlichem
Gehirn=
inhalt, ein Typus, der nur in den Schädeln von
Eski=
mos eine Analogie findet. Augenſcheinlich ſind es
Ver=
treter einer in der Steinzeit zurückgedrängten
Urbe=
völkerung, die Nachkommen der ſogenannten
Muſchel=
haufenleute, die an ihrem uralten Grabgebrauch der
Beſtattung auf dieſer entlegenen Stelle feſthielten. Es
beſtanden alſo ſchon in der jüngeren Steinzeit zwei
be=
ſtimmt voneinander zu unterſcheidende Raſſen auf
nordiſchem Gebiet.
— Ein Veteran der Bühne. Aus London
wird berichtet: Der älteſte Schauſpieler der engliſchen
Bühne, Fred Wright ſen., ein rüſtiger Greis von 84
Jahren, iſt eifrig am Werke, ſich zu einer Tournee
vor=
zubereiten. Der Zauber der Welt der Bretter hält den
alten Herrn noch heute gefangen, die Freude an ſeiner
Kunſt iſt trotz der Laſt ſeiner Jahre in ihm noch ſo rege
wie in ſeiner Jünglingszeit, und ungeduldig erwartet
er den Tag, an dem die große Herbſttournee beginnt.
„Es bereitet mir keinerlei Schwierigkeit, meinen Beruf
auszuüben”, ſo erklärte der 84jährige Herr voller Stolz
einem Beſucher. „Eine Reiſe von zwei= oder
drei=
hundert engliſchen Meilen, dieſes Hin= und Herfahren
zwiſchen den Städten iſt vielleicht etwas anſtrengender
und ermüdender, als mir eigentlich lieb iſt, aber im
Grunde finde ich das Ganze ſicherlich nicht ſchlimmer,
als meine jungen Kollegen auch.” Wright ſen, iſt der
Vater einer ganzen Schauſpielerfamilie, denn ſeine drei
Söhne, Huntly, Fred und Bertie, wie auch ſeine Tochter,
Haidee Wright, ſind Jünger der gleichen Muſe,
Seite 4
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 19. Inli 1910.
Nummer 166.
heuer hier zuſammengefunden, um ein gemütliches
Wiederſehen zu feiern. Obwohl von jenen damals
mit dem Reifezeugnis entlaſſenen Vierunddreißig ſechs
aus dem Leben geſchieden ſind und ein Teil der
übri=
gen außerhalb Heſſens über ganz Deutſchland zerſtreut
wohnt, war doch die ſtattliche Anzahl von
zweiund=
zwanzig zu dieſem ſeinerzeit durch Herrn Miniſter
Braun angeregten Feſte erſchienen. Es waren u. a.
Miniſter v. Hombergk, Oberkonſiſtorialpräſident
Nebel anweſend; außerdem hatten die Teilnehmer
die Freude, wohl den einzigen noch lebenden ihrer
da=
maligen Lehrer, Herrn Profeſſor Dr. Schopp, bei dem
Zuſammenſein am Sonntag im Städtiſchen Saalbau
begrüßen zu können. Ferner gelangte durch Dr.
Krauß, zurzeit praktiſcher Arzt in Dresden, in ſinniger
Weiſe das vervielfältigte Gruppenbild des
Lehrer=
kollegiums vom Schuljahre zur Verteilung. In
fro=
heſter Laune erinnerte man ſich vergangener Zeiten
und verlebte ungetrübte Stunden, Stunden
altkame=
radſchaftlicher Geſinnung, wie ſie nur ſolche feſtliche
Veranſtaltung bietet. In fünf Jahren hofft man ſich
in gleicher Weiſe wieder zu ſehen.
— Die Liedertafel veranſtaltete am Samstag ihr
diesjähriges Sommernachtfeſt im Kaiſerſaal. Das
Feſt war ſehr zahlreich beſucht. Die von der Kapelle
des Leibgarde=Infanterie=Regiments Nr. 115 zu Gehör
gebrachten Konzertſtücke fanden reichen Beifall.
Eben=
falls fanden die vorgetragenen Chöre unter der Leitung
des vortrefflichen Dirigenten Kammermuſiker Kugler
großen Applaus. Den Schluß des Abends bildete ein
ſchön verlaufener Ball.
J Der Kriegerverein Darmſtadt hielt am Sonntag
unter ſehr zahlreicher Beteiligung von Kameraden und
deren Familienangehörigen ſein 2. Scheibenſchießen ab,
namentlich waren diesmal die jüngeren Kameraden
ſehr ſtark vertreten. Geſchoſſen wurde auf Ring= und
2 Ehrenſcheiben, und gingen auf letztere die Kameraden
Schell und Schönwolf als beſte Schützen hervor.
Ab=
gegeben wurden im ganzen 325 Schuß, ein Zeichen, daß
flott geſchoſſen wurde.
— Die Turngeſellſchaft Darmſtadt hielt am
Sonntag in den Räumen ihres Turnhauſes,
Dieburger=
ſtraße, ihr diesjähriges Sommerfeſt ab, verbunden mit
der Feier des 35jährigen Beſtehens des Vereins. Der
zweite Sprecher, Herr Emig, begrüßte die Anweſenden
mit einigen kurzen Worten, wobei er die guten Leiſtungen
der Turnmannſchaft hervorhob und gleichzeitig betonte,
daß die Aufgabe und das Ziel der Turnvereine nicht
nur darin beſtehe, Preiſe zu erringen, ſondern in
erſter Linie der Erziehung unſerer Jugend zu tüchtigen,
kräftigen und abgehärteten Männern gelte, welche
der=
einſt körperlich und geiſtig geſund den Kampf des Lebens
aufnehmen können. Sodann führten Abteilungen der
Turnmannſchaft Uebungen an Reck und Barren vor,
welche als hervorragende Leiſtungen betrachtet werden
durften. Ebenſo brachten die überaus zahlreichen
Zu=
ſchauer den von Turnwart Schneider geleiteten
Keulen=
übungen reichen und wohl verdienten Beifall. Die
Turner=Singmannſchaft erfreute die Zuhörer mit einigen
gut vorgetragenen Chören. Den muſikaliſchen Teil des
ereſtes hatte eine Abteilung der Kapelle des Großh.
Inf.=Regts. Nr. 115 übernommen. Ein flotter Tanz
hielt die Beteiligten bis zum frühen Morgen beiſammen.
* Saalbau. Im Anſchluß an das heutige Konzert
findet Réunion im kleinen Saal ſtatt.
* Reſtaurant „Zur Oper”. Auf die Dienstags
und Freitags=Künſtler=Konzerte in der „Oper” ſei hiermit
nochmals hingewieſen. (Näheres ſ. Anzeige.)
— Schützenhof. Man ſchreibt uns: Dienstag,
Mitt=
woch und Donnerstag kommt im Schützenhof
Märzen=
bier zum Ausſchank. Am Dienstag konzertiert die
Kapelle des Inf.=Leibg.=Regts., Mittwochs und
Donners=
tags die Kapelle des Art.=Regts. Nr. 61. Bei ungünſtiger
Witterung ſind die Konzerte im Saal.
— Ludwigshöhe. Einen Genuß bilden bei der
jetzigen Jahreszeit die Abendkonzerte auf der
Ludwigs=
höhe. Dieſe finden regelmäßig jeden Mittwoch im
An=
ſchluß an das Kurkonzert ſtatt. Für das morgige
Abendkonzert lſt Streichmuſik vorgeſehen und bietet das
Programm im 1. Teil Opern=, im 2. Teil Operetten= und
im 3. Teil Walzermnſik. Die Direktion liegt in den Händen
des Muſikmeiſters Herrn M. Weber. (Siehe Anzeige.)
Auerbach, 18. Juli. Der Ortsgerichtsmann und
Kirchengemeindevertreter Chriſtian Mennel VI.,
Bach=
gaſſe 29 wohnhaft, der mit ſeinem Schwiegerſohne Joh.
Georg Krauß, unter deſſen Dach er wohnt, ſeit längerer
Zeit in Unfrieden lebt, ſchoß auf dieſen, als er
die Küchentür öffnen wollte, um ſeine Frau zu ſuchen,
aus einem Revolver, glücklicherweiſe ohne zu treffen.
In kurzer Zeit war die Polizeibehörde und die
Bens=
heimer Gendarmerie anweſend. Gegen den Täter, dem
man die Hauptſchuld an dem ehelichen Zerwürfnis der
Eheleute Gg. Krauß zumißt, herrſcht im Ort große Er=
Kleines Feuilleton.
* Bureaukratiſche Gewiſſenhaftigkeit.
Ein Leſer in Schöneberg erzählt der Tgl. Rdſch.: Auf
einem Polizeibureau von Groß=Berlin erſchien kürzlich
eine Dame, um ſich über einige durch den Tod ihres
Mannes veranlaßte Rechtsfragen Beſcheid zu holen.
Erſtaunt und entrüſtet fragt der Polizeileutnant ſie,
wann ihr Mann geſtorben und ob ſie ihn abgemeldet
habe. Als das letztere verneint wurde, erhielt ſie die
dringende Aufforderung, dies umgehend zu tun,
andernfalls ſie in Strafe genommen werden müßte.
Pflichtgemäß füllt die Dame die drei bekannten
Ab=
meldungsbogen aus, läßt aber die Frage: „verzogen
nach —” offen. Als ſie am folgenden Tage dieſe
Ab=
meldungen dem Polizeibureau bringt, wird ſie
ange=
fahren, warum jene Frage „verzogen nach”
unbeant=
wortet ſei. Die Entſchuldigung der Dame, daß ihr
Mann nicht verzogen, ſondern verſtorben ſei, wird
zurückgewieſen und vom dienſttuenden Beamten jene
Frage mit dem Begründen, daß man nicht wiſſe, ob ihr
Mann in den Himmel oder in die Hölle gefahren ſei,
beantwortet und ausgefüllt: „unbekannt
ver=
zogen”!
* Der größte Menſch der Welt. Wer iſt
der größte Mann der Welt? Es iſt ein Amerikaner,
der die Rieſenhöhe von 2,48 Meter aufweiſt. Aber das
Merkwürdige bleibt, daß dieſer Rieſe in ſeiner Kindheit
ſich durchaus nicht von den gewöhnlichen kleineren
Erdenbürgern unterſchied. Bei ſeiner Geburt, ſo weiß
der Corriere della Sera zu erzählen, wog er ſogar
weniger wie ein Durchſchnittskind, nur 3,628
Kilo=
gramm. Noch im Alter von vier Jahren war er normal
groß und nichts deutete darauf hin, daß die Natur ihn
dazu auserwählt hatte, ſpäter von der Mitwelt als
Rieſe beſtaunt zu werden. Dann aber begann ein
ab=
normes Wachstum. Mit zehn Jahren maß er bereits
1,82 Meter, und mit achtzehn Jahren erreichte er die
gewaltige Größe, die er heute genießt oder erleidet. Im
Gegenſatz zu anderen Rieſen weiſt der amerikaniſche
regung; er ſoll ſich ſchon öfters an ſeinem
Schwieger=
ſohne tätlich vergriffen haben. Von einer Feſtnahme.
wurde vorläufig abgeſehen.
* Jugenheim, 18. Juli. Morgen Mittwoch, den
20. Juli, findet im Hotel „Zur goldenen Krone” und
„Poſt” großes Militärkonzert der Kapelle des Dragoner=
Regiments Nr. 23 ſtatt. Von abends 8 Uhr ab Reunion.
(Siehe Anzeige.)
Offenbach, 16. Juli. Kurz nach 11 Uhr heute Nacht
brach aus bisher unbekannter Urſache in der
Porte=
feuillefabrik Fr. Jaxt, Bettinaſtraße 71, ein Brand
aus, der die im zweiten Stock gelegenen Fabrik= und
Lagerbeſtände völlig zerſtörte. Die Feuerwehr
trat mit fünf Schlauchlinien ſofort in Tätigkeit und
hatte erhebliche Mühe, den Brand zu löſchen. Die
Ar=
beit geſtaltete ſich ſehr ſchwierig, da die durch die Hitze
krumm gebogenen 34 em ſtarken eiſernen Träger des
Holzzementdaches die Umfaſſungsmauern
durchzu=
drücken drohten. Die Höhe des Schadens läßt ſich noch
nicht feſtſtellen, doch dürfte er ſehr beträchtlich ſein, da
große Warenvorräte verbrannt ſind.
— Mainz, 17. Juli. Der ſeit Sonntag, den 10.
b. M., verſchwundene 29 Jahre alte Joh. Klees aus
Flörsheim, der bei der hieſigen Konfektionsfirma
Scheuer u. Plaut als Schneider in Dienſten ſtand,
wurde am Freitag vormittag bei Raunheim durch den
dortigen Schleuſenwärter Fr. Schwarz aus dem Main
geländet. Verſchiedene Umſtände laſſen es fraglich
erſcheinen, daß Klees, wie man anfangs annahm, beim
Heimweg von Raunheim vom Wehr, das er zur
Nacht=
zeit paſſierte, zufällig abgeſtürzt und im Main
ertrun=
ken ſei. In Flörsheim iſt man vielmehr der Anſicht,
daß der junge Mann das Opfer eines Verbrechens
ge=
worden ſei. Dieſe Annahme findet um ſo mehr
Glau=
ben, als die Leiche des Klees am Kopfe ſchwere
Ver=
letzungen aufweiſt. Auffallend iſt weiterhin, daß der
Hut, der vielleicht beim Schlagen auf den Kopf
herab=
fiel, noch nicht gefunden wurde. Auch das ſpurloſe
Verſchwinden zweier auf dem nahen Mönchhof
beſchäf=
tigter polniſcher Arbeiter wird mit der Sache in
Ver=
bindung gebracht. Weiterhin erſcheint die Behauptung,
Klees ſei um 4 Uhr morgens in Raunheim geſehen
worden, als falſch, da die Uhr des Toten ¾2 Uhr
zeigte und von da, wohl dem Augenblick, wo der Fall
ins Waſſer erfolgte, ſtand. Unterſuchung iſt
ein=
geleitet.
Bingen, 17. Juli. Heute morgen iſt in der Nahe
der etwa 20 Jahre alte Fuhrknecht Melchior Vogt von
hier ertrunken. Er hatte mit einem anderen
Knecht einige Pferde in die Schwemme an der Nahe
ge=
ritten und dieſe gebadet. Nachdem die Pferde ſchon
heraus waren, begab ſich Vogt nochmals in die Nahe,
geriet an eine tiefe Stelle und ertrank. Seine Leiche
wurde ſofort geländet.
A Reiskirchen (Kreis Gießen), 18. Juli. Die
Ar=
beiten an unſerem Schulhausneubau ſind ſo
ge=
fördert worden, daß er im Laufe dieſer Woche noch
unter Dach kommt. Der Rohbau wird in dieſem Jahre
noch vollſtändig fertig werden. Das Projekt für unſer
neues zweiklaſſiges Schulhaus ſieht außer den
erfor=
derlichen Unterrichtsräumen noch zwei hübſche,
geräu=
mige Lehrerwohnungen vor. Die Baukoſten werden
etwa 40000 Mark betragen. Trotz dieſes bedeutenden
finanziellen Opfers hat unſer Ortsvorſtand auch den
Bau einer Waſſerleitung beſchloſſen und
zur=
zeit die Quellfaſſungsarbeiten ausgeſchrieben,
nach=
dem die Abſicht, mit den Nachbargemeinden Saaſen
und Lindenſtruth ein gemeinſames
Gruppenwaſſer=
werk zu errichten, endgültig aufgegeben worden iſt.
Die für die Waſſerleitung vorgeſehene Quelle ſoll, wie
wir hören, durch die Waſſerkraft der Wieſeck in den
Hochbehälter gefördert werden.
A Aus dem Kreiſe Alsfeld, 18. Juli. Am
Diens=
tag und Mittwoch findet die landespolizeiliche
Prüf=
ung des Entwurfs der Teilſtrecke der demnächſt zur
Ausführung kommenden Nebenbahn Alsfel d-
Nieder=Aula in den Gemarkungen Wallersdorf,
Grebenau, Eulersdorf und Schwarz ſtatt. In dem
Termin kommen zur Erörterung die Anſprüche der
Gemarkungsinhaber und Grundſtücksbeſitzer wegen
Verlegung und Aenderung öffentlicher Wege, Ab= und
Zufahrten auf die Grundſtücke, Waſſer= und
Vorflut=
verhältniſſe uſw. Sämtliche in Betracht kommenden
Gemeinden und die Stadt Alsfeld, in deren
Bahn=
hof die Nebenbahn einmünden ſoll, haben die
Durch=
führung des
Feldbereinigungsverfah=
rens in ihren Gemarkungen beantragt, da hierbei
das für den Bahnbau erforderliche Gelände leicht
ausgeſchieden werden kann.
(*) Homburg a. d. Ohm, 17. Juli. Die
Arbeiter=
kolonie Neu=Ulrichſtein beging ihr 25jähriges
Jubiläum. Der Vorſitzende des Hilfsvereins für
Arbeitsloſe, Geheimerat Dr. Breidert=Mainz,
Goliath eine außerordentlich ſorgſame Erziehung auf,
er hat eine umfaſſende Bildung genoſſen und ſeine
Examina beſtanden, wie jeder andere Bürger. Freilich
zeigt er eine beſondere Vorliebe für körperliche
Betäti=
gung, er treibt eifrig Sport und Athletik, und ſeine
Kraft der Muskeln entſpricht der Körpergröße. Denn
mit einem Arme ſtemmt er ohne beſondere Anſtrengung
— eine Vierteltonne, fünf Zentner. . . . (!)
* Ein kanadiſcher Carnegie. Die neue
Welt iſt das Land der Wohltätigkeit in ungeheurem
Stil, doch nicht nur die Vereinigten Staaten haben ihre
reichen Geſchäftsleute aufzuweiſen, die Millionen=
Stiftungen weggeben, ſondern auch Kanada
zählt ähnliche Selfmademänner unter ſeinen
Einwoh=
nern. Einer der bekannteſten iſt Lord Stratheona,
der ſoeben 200000 Mark der Aberdeen=Univerſität zur
Einrichtung eines Lehrſtuhles für Landwirtſchaft
ge=
ſchenkt hat. Die Geſamtliſte der öffentlichen Wohltaken
Lord Stratheonas beläuft ſich bereits auf über zwanzig
Millionen Mark. Es befinden ſich darunter: 1887
Vik=
toriahoſpital, Montreal, 4000000 Mark; 1897 weitere
Zuwendung an das Hoſpital 4000000 Mark: 1898
Reſtaurierung nach Feuersbrunſt 1000000 Mark; 1898
Royal=Viktoria=Hochſchule für Frauen in Montreal
4000000 Mark; 1900 zur Verbeſſerung der Pferdezucht
4000000 Mark; 1901/4 MeGill=Univerſität, Montreal,
2 200000 Mark: 1902 König=Eduards=Hoſpital=Fonds
4000000 Mark; 1902 Erweiterungsbau der Mariſchal=
Hochſchule, Aberdeen, 500000 Mark. — Die Anhäufung
des großen Reichtums des Lords iſt einer der großen
Finanzromane der neuen Welt. Lord Stratheona war
lange Zeit mit der Hudſon=Bucht=Geſellſchaft verbunden
und ſpäter mit der Kanadiſch=Pacifiſchen Eiſenbahn und
er Bank von Montreal. Geboren wurde er als
ein=
facher Donald Alexander Smith in Abernethy, einem
Dorfe in Morayſhire im Jahre 1820. Er arbeitete
zu=
erſt als Laufjunge, dann als Gehilfe in einem
Krämer=
laden und ging 1838 nach Labrador, um dort eine
Stellung bei der alten Hudſon=Bucht=Geſellſchaft zu
be=
kleiden. In den Dienſten der Geſellſchaft ſtieg er bis
betonte die ſegensreichen Wirkungen der Kolonie im
Dienſte der Nächſtenliebe. Pfarrer Widmann=
Darm=
ſtadt hielt die Feſtrede. Stadtrat Fleſch=Frankfurk
und Kommerzienrat Haffner=Mainz überbrachten
Glück=
wünſche ihrer Städte; Inſpektor Ritte gab eine
Stati=
ſtik der Kolonie von 1885 bis heute.
(*) Alsfeld, 17. Juli. In Grebenau wurde eine
Frau von einem Pferde totgetreten. Die Frau
wollte Futter holen, das Pferd ging durch. Als die
Bäuerin verſuchte, das Pferd zu halten, kam ſie zu Fall
und das wilde Tier trat mehrmals auf ſie.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 17. Juli. Die
Angelegen=
heit der Gräfin Stephanie von Pfeil und Klein=
Ellguth, die ſeit Jahren die Gerichte in Breslau,
Kob=
lenz, Liegnitz, Bremen, Graudenz und Danzig beſchäfs
tigt und im Februar d. J. zu dem Monſtreprozeß gegen
den Hauptmann im 129. Infanterie=Regiment in Graus
denz, Grafen Hans v. Pfeil und Klein=Ellguth wegen Vers
leitung zum Meineide, zu falſchen eidesſtaatlichen Ver=,
ſicherungen und wegen Beleidigung führte, hat wies
derum einen Prozeß heraufbeſchworen, deſſem
Aus=
gange man mit beſonderem Intereſſe entgegenſehen
kann. Auf Antrag des kommandierenden Generals des
17. Armeekorps v. Mackenſen=Danzig, des früheren
Flügeladjutanten des Kaiſers, iſt gegen die Gräfin
Pfeil und ihren Rechtsbeiſtand Notar Dr. Sprengers
Bremen durch die Staatsanwaltſchaft Danzig ein
öffentliches Strafverfahren wegen
Be=
leidigung eingeleitet worden. Als beleidigt kommt
das Kriegsgericht in Thorn in Betracht, das über den
ehemaligen Gatten der Gräfin ſeinerzeit zu Gericht
ge=
ſeſſen hat, und zwar fühlen ſich insbeſondere beleidigt:
der damalige Verhandlungsführer Kriegsgerichtsrat
Elsner v. Gronow=Danzig, der Vorſitzende des
Kriegs=
gerichts Major v. Oettinger, ſowie die Beiſitzer
Kriegs=
gerichtsrat Sohl=Graudenz, Major Fabrizius=Thorn=
und Hauptmann Folſche=Thorn. Die Beleidigung des
Kriegsgerichts wird gefunden in einem Telegramm und
einer ſchriftlichen Eingabe der Gräfin Pfeil und ihres
Rechtsbeiſtandes Dr. Sprenger an den als
Gerichts=
herrn des 17. Armeekorps in Betracht kommenden
kom=
mandierenden General v. Mackenſen. — Zu dem
Er=
preſſungsverſuch gegen den Fürſten
Henckel zu Donnersmarck, worüber wir
berich=
teten, wird noch gemeldet: Das Schriftſtück, das der
Schriftſteller Hirſch dem Fürſten übermitteln wollte,
be=
zog ſich darauf, daß nach Anſicht des H. verſchiedene
Grundherren in Oberſchleſien unbefugterweiſe
bergbau=
liche Rechte auf Nachbargrundſtücken, namentlich im
Ge=
biete der freien Standesherrſchaft Beuthen, ausübten,
Schon vor Jahren ſchwebte auf dieſer Baſis ein ſehr
langwieriger Prozeß zwiſchen der fürſtlichen und der
gräflichen Linie der Familie Donnersmarck. Hierbei
ereig=
nete ſich ein tragiſcher Zwiſchenfall. Als die gräfliche Linie
den Prozeß in zweiter Inſtanz gewonnen hatte,
ver=
ſammelten ſich am Abend einige Herren, darunter auch
ein Bergwerksdirektor der gräflichen Linie, in der
Honoratiorenkneipe. Es wurde gezecht, und man kam
auch auf den Prozeß zu ſprechen. In ſeiner Weinlaune
äußerte plötzlich der gräfliche Direktor mitten
während=
der Unterbaltung: „Wir haben im Archiv eine Urkunde;
wenn der Fürſt deren Inhalt erführe, würde er den
Prozeß mit einem Schlage gewinnen!‟ Dieſe Worte
kamen der Gegenpartei zu Ohren. Am nächſten Tage
wurde der Direktor wegen dieſer Aeußerung im Bureau
zur Rede geſtellt; er wurde aſchfahl und entfernte ſich
unmittelbar darauf. Mit durchſchoſſener Bruſt wurde
er wenige Stunden ſpäter als Leiche aufgefunden. Der
ſeit langen Jahren ſchwebende Prozeß wurde dann
zwiſchen den Parteien durch Vergleich beendigt. — Der
Erſte Staatsanwalt bei dem Landgericht III Berlin hat
gegen Frau von Schönebeck=Weber das
Ent=
mündigungsverfahren wegen Geiſtesſchwäche
bei dem Amtsgericht Charlottenburg beantragt. Dieſes
hat jetzt das Entmündigungsverfahren eingeleitet
und den Beſchluß der Frau Weber zugeſtellt.
Bekannt=
lich war die früher gegen ſie eingeleitete Pflegſchaft auf
Antrag des Rechtsanwalts Bahn vom Landgericht
Allenſtein aufgehoben worden; es war dies eine ſogen.
Gebrechlichkeitspflegſchaft geweſen, die nur mit
Ge=
nehmigung des Pfleglings eingeleitet werden darf und
auf deſſen Verlangen aufgehoben werden muß. Frau
Weber ſoll übrigens noch einige Monate in dem
Sana=
torium des Dr. Weil in Schlachtenſee verbleiben.
Der groteske Apachentanz, die neueſte, keineswegs
ſchöne Errungenſchaft Deutſchlands aus Frankreich im
Reiche Terpſichores, hat auf den öffentlichen Tanzböden
eine ſo unerfreuliche Verbreitung gefunden, daß ſich
ſelbſt die Saalbeſitzer in ihrer letzten
Hauptverſamm=
lung einſtimmig dagegen erklärten. Es wurde
hervor=
gehoben, daß dieſer Tanz verderblich auf die Moral der
zu dem Poſten eines Reſidenzgouverneurs und
Kom=
miſſars auf und war der letzte, der dieſe Poſition
inne=
hatte, ehe die Geſellſchaft aufhörte, eine ſelbſtregierende
Körperſchaft zu ſein. Das war im Jahre 1867. Später
wandte er ſeine Aufmerkſamkeit der Koloniſierung von
Manitoba und der nordweſtlichen Territorien zu. Er
war der erſte, der die große Möglichkeit, daß dieſe
Pro=
vinzen Weizen bauende Staaten würden, erkannte und
verwirklichte.
* Das Ende des Meerſchaums. Die Zeit
rückt heran, wo es keinen Meerſchaum mehr geben
wird. Die Verbreitung dieſes eigentümlichen
Mine=
rals iſt zwar eine ziemlich große, aber neben den
Ab=
lagerungen in der aſiatiſchen und europäiſchen Türkei
kommen andere nicht in Betracht. Sein Verbrauch iſt
freilich auch nicht ſehr groß, für Tabakspfeifen und
Zigarrenſpitzen wird er jedoch noch andauernd geſchätzt,
und kein Wechſel der Mode hat ihn zu verdrängen
vermocht. Da aber die natürlichen Vorräte ihrem Ende
entgegengehen, iſt es beruhigend, zu hören, daß ſchon
jetzt ein Erſatz vorhanden iſt. Nach einer ausführlichen
Abhandlung in der Wochenſchrift Engliſh Mechanic
liefern gewiſſe Kürbispflanzen in Südafrika einen
Stoff, der dazu geeignet iſt, den Meerſchaum vollkommen
zu erſetzen. Dieſe Kürbispfeifen oder
Kalabaſſen=
pfeifen, wie ſie auch genannt werden, ſind von einer
invergleichlichen Leichtigkeit und ſchon nach der
natür=
lichen Form nicht zwei einander gleich. In der Farbe
ſind ſie dem Meerſchaum durchaus ähnlich. Ein Raucher,
der bisher vielleicht ſeine Familie vernachläſſigte, um
eine Meerſchaumpfeife anzurauchen, iſt jetzt der
Ver=
ührung ausgeſetzt, ſich eine ſolche Pfeife ſogar ſelbſt zu
„züchten‟ Die fragliche Kürbisart gedeiht nämlich
ohne viele Pflege. Bisher wachſen die Kürbiſſe
aller=
dings nur in Südafrika, es iſt aber ſchon der Verſuch
gemacht worden, ſie in den Vereinigten Staaten
anzu=
pflanzen, und ohne Zweifel dürften ſie auch in den
Ländern der nördlichen gemäßigten Zone gedeihen.
Nummer 166.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 19. Juli 1910.
Jugend einwirke. Verſchiedene Redner bezeichneten ihn
als einen unanſtändigen Tanz, den kein Gaſtwirt
dul=
nen ſollte, weil er ſonſt ſeine anſtändige Kundſchaft
ver=
ieren und ſich der Gefahr ausſetzen würde, daß ihm die
Tanzerlaubnis von der Polizei beſchränkt wird. Der
Vorſitzende, Herr Wolter, nannte ihn „einen ganz
ge=
nneinen Tanz, den Familien überhaupt nicht mitanſehen
können” Auf Antrag des Vorſitzenden ſprach die
Ver=
ſſammlung einſtimmig ihre Mißachtung über die
Auf=
fführung derartiger Tänze aus und beſchloß, von
Ver=
teins wegen Plakate drucken und in den Tanzſälen
an=
bbringen zu laſſen, wonach die Aufführung dieſes Tanzes
werboten iſt. — Eine internationale
Taſchen=
diebin wurde in einem Juwelengeſchäft in der
Friedrichſtraße feſtgenommen Die 33jährige, aus
Italien gebürtige, angebliche Spitzenhändlerin
Do=
minica Gioffré, die bereits im Jahre 1906 mit der
Ber=
liner Strafbehörde in Konflikt gekommen iſt, kam
geſtern nach der Friedrichſtraße und ließ ſich in einem
Juwelengeſchäft goldene Armbänder vorlegen. Während
ihr der Juwelier ſolche vorzeigte, ließ ſie ein Armband
verſchwinden. Der Juwelier merkte den Diebſtahl aber
bald; man lief ihr nach, und es gelang, ſie feſtzunehmen.
Die Gioffré war auch in Brüſſel, Antwerpen, Paris und
anderen großen Städten des Kontinents wegen
ähn=
licher Sachen verſchiedentlich beſtraft worden. Sie
ſpricht deutſch mit italieniſchem Akzent und hat ſicher
noch mehr Diebſtähle in Berlin ausgeführt.
München, 17 Juli. Heute nachmittag wurde an der
Bahnüberfahrt zu Perlach bei München ein
Milch=
fuhrwerk von einem Perſonenzuge überfahren. Der
Lenker und deſſen Sohn wurden getötet, ein Kind
ſchwer verletzt.
Freiburg i. Br., 18. Juli. In Littenweiler ſind
geſtern abend 7 Uhr die drei letzten Wagen eines mit
Ver=
ſpätung vom Höllental kommenden dicht beſetzten
Perſonen=
zuges infolge zu früher Weichenſtellung entgleiſt. Der
erſte Wagen ſtellte ſich quer über das Gleiſe, der zweite
wurde umgeworfen und der dritte blieb innerhalb der
Gleisanlagen ſtehen. Die Decke des umgekippten Wagens
mußte abgehauen werden, um die Paſſagiere zu befreien.
Etwa zwölf Perſonen ſind zum Teil ſchwer
ver=
letzt und durch Sanitätsmannſchaften nach dem
Frei=
burger Spital verbracht worden. Die
Aufräumungsarbei=
ten wurden ſofort in Angriff genommen. Die Gleiſe
wa=
ren bis 9 Uhr abends geſperrt. Miniſter von Marſchall
hat ſich an die Unfallſtelle begeben. Der verunglückte Zug
ſollte auf ein anderes Gleiſe geſtellt werden, um einem
talaufwärts fahrenden Zuge freie Bahn zu ſchaffen.
Elberfeld. 18. Juli. Ein tragiſches Schickſal
hat die Familie des am Mittwoch durch Abſturz tödlich
verunglückten Luftſchiffers Oska: Erbslöh betroffen.
Beim Leichenbegängnis des Verunglückten raffte der Tod
auch den Vater des Verſtorbenen dahin.
Bochum, 18. Juli. Geſtern nachmittag 5 Uhr trug der
Förderkorb die beiden geretteten Bergleute
der Zeche Prinzregent zutage, die gleich nach ihrer
Befreiung unten in der Grube in warme Decken gehüllt
wurden, nachdem man ihnen ſofort einige Erfriſchungen
verabreicht hatte. Knappſchaftsarzt Dr. Severin, der die
Knappen unterſuchte, ſtellte feſt, daß ſie zwar durch den
langen Aufenthalt in der Finſternis etwas geſchwächt,
aber ſonſt vollkommen geſund geblieben waren. Der 50
jäh=
rige Köpper, bei dem ſich die Erſchöpfung etwas ſtärker als
bei ſeinem Kameraden bemerkbar machte, erhielt vom Arzt
zur Stärkung ſeiner Lebensgeiſter eine Aether=Einſpritzung.
Gleich nachdem die beiden Bergleute oben angekommen
waren, wurden ihnen kleine Portionen Milch und
Selters=
waſſer verabreicht, die ſie augenſcheinlich ſehr erfriſchten.
Sie wurden dann ins Krankenhaus gebracht, wo ſie wegen
der einzuhaltenden Diät mehrere Tage verbleiben müſſen.
Im Ganzen waren die beiden Verſchütteten, die am
Diens=
tag Nachmittag zur Schicht eingefahren waren, 123
Stun=
den eingeſchloſſen. Die Strecke, in der ſie ſich
be=
fanden, war ungefähr 350 Meter lang und zog ſich etwa
250 Meter horizontal hin, während die übrigen 100 Meter
faſt ſenkrecht in einem Winkel von 70 Grad geneigt
ſtan=
den. Bis Donnerstag Nachmittag verbreiteten die
Gru=
benlämpchen noch ihr ſpärliches Licht. Da außerdem auch
die Taſchenuhren in Gang geblieben waren, konnten die
Eingeſchloſſenen die langſam dahinſchleichenden Stunden
zählen und ſich über den Verlauf der Woche orientieren.
Dann verlöſchten aber die Lampen langſam und um die
Knappen verbreitete ſich undurchdringliche Finſternis.
Wien, 17. Juli. Bei Purkersdorf entgleiſte
heute nachmittag ein Perſonenzug. Zwölf Paſſagiere
wurden mehr oder weniger ſchwer verletzt.
Seite 5.
Peſt, 18. Juli. Der Poſtamtsdiener Molnar hat
heute früh ſeinen fünf Kindern den Hals mit einem
Raſiermeſſer durchſchnitten und ſich ſelbſt tödliche
Verletzungen beigebracht, ſodaß er ſterbend ins
Kran=
kenhaus gebracht wurde. Als die Frau in die Wohnung
zurückkehrte, wurde ſie vor Schmerz wahnſinnig. In
einem hinterlaſſenen Schreiben gab Molnar als Grund
ſeiner Tat an, daß er ſeine Familie mit einem
Monats=
gehalt von 60 Kronen nicht erhalten könnte.
Bern, 17. Juli. Heute wurde das bis 31. Juli
dauernde große eidgenöſſiſche Schützenfeſt
er=
öffnet, an dem 670 Vereine mit 30000 Schützen,
dar=
unter viele Ausländer, namentlich Deutſche und
Fran=
zoſen, teilnehmen. Die Ehrengaben, unter denen ſich
ein ſilbervergoldeter Pokal des deutſchen Kaiſers und
eine Sevres=Vaſe des Präſidenten Fallieres befinden,
ſtellen einen Wert von mehr als 200000 Franks dar.
Die Züge brachten ungeheuere Menſchenmengen,
dar=
unter viele Fremde, die dem Feſtzug und der
Schnell=
ſchießkonkurrenz beiwohnten, womit das Feſt eröffnet
wurde.
Neapel, 18. Juli. Eine ergreifende Tragödie
menſch=
lichen Elends hat ſich hier abgeſpielt und das Volk von
Neapel tief bewegt. Dieſer Tage wurde im Hofe des
Stadthauſes ein noch junger Mann gefunden, der ſich
in ſchlimmen Krämpfen wand. Der Unglückliche hatte
einen Selbſtmordverſuch mit Sublimat gemacht, weil er
und die Seinen vor dem Hungertode ſtanden. Es war
der Profeſſor Giuſeppe Collace, ein früherer
Lehrer an der Realſchule von Meſſina, der durch das
Erdbeben Haus und Amt verloren und in Neapel eine
Exiſtenz geſucht hatte. Es war ihm auch gelungen, durch
Erteilen von Privatunterricht ſich und ſeine Familie
durchzubringen, bis er vor einigen Monaten erkrankte
und dadurch ſeine Schüler und ſein Brot verlor. Noch
vom Fieber geſchüttelt, hatte er ſich aufgemacht, um auf
der Präfektur und dem Bürgermeiſteramt um eine
Unterſtützung zu bitten. Er hatte aber nichts als
tröſtende Verſprechungen bekommen. Als er mit leeren
Taſchen nach Hauſe kam, und ſein jüngſtes Töchterchen
ſich ihm, um Brot flehend, an den Hals warf, konnte er
dieſen Jammer nicht mehr ertragen. Weinend entfernte
er ſich und ſuchte ſich durch Verſchlucken von
Sublimat=
paſtillen dieſem elenden Daſein zu entziehen. Er wurde
ins Hoſpital gebracht und erneute dort ſeinen
Selbſt=
mordverſuch, indem er aus dem Fenſter zu ſpringen
ſuchte. Jetzt endlich hat man für die arme Familie
ge=
ſorgt. Der unglückliche Vater befindet ſich auf dem
Wege der Beſſerung.
Petersburg, 17. Juli. Die Stadt Tiflis wurde
für choleragefährlich, das Gouvernement Tiflis
und die Wolga von Niſhninowgorod bis Aſtrachan für
cholerabedroht erklärt.
Riga. 17. Juli. Die Enthüllung des
Denk=
mals Peters des Großen anläßlich der
Zwei=
hundertjahrfeier der Vereinigung Livlands mit
Ruß=
land fand in Gegenwart des Kaiſers und der Kaiſerin
ſtatt. Eine große Menſchenmenge wohnte der
glänzen=
den Feier bei. Unter dem Salut der auf der Düna
an=
kernden Kriegsſchiffe und unter Glockengeläute fiel die
Denkmalshülle. Auf der Rückfahrt begleitete den Kaiſer
und die Kaiſerin ein nicht endenwollender Jubel der
Menſchenmenge, bis die Majeſtäten die Jacht „
Stan=
dard” erreicht hatten.
Saigon, 17. Juli. An den Stromſchnellen des
Mek=
hong iſt eine Schaluppe untergegangen.
Gene=
ral de Beylie, Militärarzt Rouffinandis und der Chef
des Geſundheitsdienſtes und drei eingeborene Matroſen
ertranken.
Verband heſſiſcher Verkehrsvereine.
* Worms, 17. Juli. Im Feſthausſaale wurde
heute vormittag eine Verbandsſitzung abgehalten, zu
der Vertreter heſſiſcher Verkehrsvereine zahlreich
er=
ſchienen waren. Die Verhandlungen leitete der erſte
Vorſitzende des Wormſer Verkehrsvereins, Herr
Reichstagsabgeordneter Freiherr von Heyl zu
Herrns=
heim. Als Vertreter der Regierung war Großh.
Kreis=
rat Herr Geh. Regierungsrat Dr. Kayſer, als
Vertre=
ter der Stadt Herr Beigeordneter Baurat Metzler, als
Vertreter der Eiſenbahndirektion Herr Baurat Simon
anweſend. Herr Reichstagsabgeordneter Freiherr
v. Heyl zu Herrnsheim eröffnete die
Verſamm=
lung mit herzlicher Begrüßung aller Erſchienenen. Zur
Ehrung des Landesherrn erhoben ſich die Anweſenden.
Herr Geh. Regierungsrat Dr. Kayſer führte darauf
aus: Die Großh. Kreisverwaltung hat Ihren Arbei=
ten ſtets das wärmſte Intereſſe entgegengebracht und
dieſes Intereſſe auch dadurch betätigt, daß in den
Vor=
anſchlag des Kreiſes ſeit 5 Jahren ein nicht
unweſent=
licher Betrag eingeſtellt iſt, der der Förderung Ihrer
Beſtrebungen zu dienen beſtimmt iſt. Ich geſtatte mir,
Ihrer heutigen Tagung den beſten Verlauf zu
wün=
ſchen, und ich glaube die ſichere Erwartung ausſprechen
zu dürfen, daß dieſe Tagung Ihre Beſtrebungen in
jeder Weiſe zu fördern geeignet ſein wird. Herr
Bei=
geordneter Baurat Metzler gab ſeiner Freude
Aus=
druck, die Vertreter der heſſiſchen Verkehrsveeine in
Ebel. Der Geſamtjahresbeitrag von 20 meiſt
korpo=
rativen Mitgliedern belief ſich auf 221 Mark. Der
Odenwaldklub Darmſtadt und Offenbach haben die
weitere Mitgliedſchaft und Beitragszahlung abgelehnt;
Buchſchlag, Lauterbach und Höchſt haben keine Zahlung
geleiſtet. Nach Darlegung der Einnahmen und
Aus=
gaben bleibt ein Geſamtkaſſenbeſtand von 57 Mark 23
Pfg. Bei der Wittichſchen Hofbuchdruckerei in Darmſtadt
beſteht noch eine Schuld von 683 Mark für 15000
Ver=
lehrsbücher; da aber noch 8—9000 Verkehrsbücher
vor=
handen ſind, die den Vereinen für 15 Pfg. das Stück
abgelaſſen werden, bleibt immer noch ein Ueberſchuß.
Es folgt die Vorlage der Verbandsſtatuten,
worüber
von Heyl zollt dem Arbeitsausſchuß Anerkennung
für die Herausgabe des geſchmackvollen, gediegenen
Ver=
kehrsbuches. Er habe damit eine große, ſchwierige
Ar=
beit bewältigt. — Herr Weidmann bedauert, daß
ſein Antrag, für die Lehrer Freiexemplare zu
bewilli=
gen, nicht angenommen worden ſei. — Herr
Stem=
mer meint, das würde doch zu weit führen bei einem
Werk, deſſen Herſtellungskoſten 1 Mark betragen. Es
ſei Entgegenkommen genug, wenn das Buch den
Ver=
einen zu 15 Pfg. abgelaſſen werde, die damit dann nach
Gutdünken verfahren könnten. — Weiter ſteht auf der
Tagesordnung die internationale
Ausſtell=
ung für Reiſe= und Fremdenverkehr 1911.
Herr Stadtverordneter Stem mer (Darmſtadt)
weiſt darauf hin, daß dieſe Ausſtellung, die in einem
nie dageweſenen Umfange geplant ſei, die vom
Muſter=
koffer bis zur Lokomotive das ganze Verkehrsgebiet
veranſchaulichen werde, auf der alle größeren
Verkehrs=
rereinigungen vertreten ſein würden, vom Heſſiſchen
Verband nicht überſehen werden dürfe. Auch die
heſſi=
ſche Regierung werde auf der Ausſtellung mit Bad
Nauheim vertreten ſein, und für den Verband ſei die
Mitwirkung ſo gedacht, daß um die Badausſtellung
her=
um auf Stellwänden die Dioramen der einzelnen
heſſi=
ſchen Städte angebracht würden. Die Koſten belaufen
ſich mit Bad Nauheim auf 15—18000 Mark, für den
Verband allein auf 2000 Mark, die die einzelnen
Städte aufbringen müßten. Städte, die keinen Beitrag
zeichnen, können auch nicht berückſichtigt werden. —
Herr Landtagsabgeordn. Kommerzienrat Molthan
hält die Angelegenheit für die allerwichtigſte Aufgabe
der Verkehrsvereine. An der Geldfrage dürfe die
Be=
teiligung nicht ſcheitern; die Vereine könnten ja die
Koſten auf zwei Jahre verteilen. Redner bittet, Herrn
Stemmer zu ermächtigen, die Mitwirkung bis zu einer
Ausgabe von 2000 Mark in die Wege zu leiten. Dieſes
Antrag wurde nach kurzen Bemerkungen der Herren
Monslinger (Oppenheim), Helm (Gießen) und
Stem=
mer angenommen.
Herr Kommerzienrat Trumpller berichtet über
den nächſtjährigen Bundestag deutſcher Verkehrsvereine
in Worms und fordert die heſſiſchen Vereine zu
zahl=
reicher Beteiligung auf. — Ein Antrag des Herrn
Kom=
merzienrats Trümpler auf Erhöhung der
Bei=
träge fand gegen eine Stimme Annahme. — Es folgt
die Wahl des Vorortes für die nächſten 2 Jahre.
Auf eine Bitte des Herrn Kommerzienrats Trumpler
erklären ſich die Herren von Bad Nauheim bereit, den
Vorort zu übernehmen. Der alte Arbeitsausſchuß
wird einſtimmig wiedergewählt und durch die Herren
Stahl (Bad Nauheim), Held (Gießen) und Weidmann
(Neu=Iſenburg) ergänzt. — Ein Antrag von Mainz:
in den Eiſenbahnfahrplänen nach belgiſchem,
italieni=
ſchem uſw. Muſter ſtatt der Zwölfſtundenzeit die
Vier=
undzwanzigſtundenzeit einzuführen, ſoll dem Bunde
deutſcher Verkehrsvereine zur Weiterverfolgung über=
Sonderausſtellung von Profeſſor Albin Müller.
Künſtleriſcher Eiſenguß.
Es iſt ein großes Verdienſt unſerer Zeit, daß ſie
im Kunſtſchaffen zur Ehrlichkeit erzogen hat; daß ſie
Künſtler und Kunſtgewerbler von dem zum eigenen
Unheil ſeit Jahren beſchrittenen Wege ablenkte, in
Fälſchungen und Täuſchungen „Kunſt” zu ſchaffen, und
ſie lehrte, im Bekennen und Betonen der Wahrheit
des Materials deſſen Schönheit zu ſehen, und damit
die Erkenntnis zu bringen, daß wahre Kunſt niemals
auf Schein aufgebaut, ſondern nur in Echtheit und
Wahrheit begründet ſein kann. Wie man in der
Ar=
chitektur erkannt hat, wie falſch und verwerflich es iſt,
Blech und Zink zu Ornamenten zu verwenden, deren
Formenſprache geradezu nach Holz= oder Steinmaterial
ſchreit, wie falſch es iſt, Eiſenplatten zu verwenden,
denen man „aus äſthetiſchen Gründen” (sie) den
An=
ſtrich von Holzflächen gab, oder umgekehrt, und dazu
überging, eiſerne Träger eben als eiſerne Träger,
Holzbalken als Holzbalken und Steinſäulen als
Stein=
ſäulen wirken zu laſſen, ſo erkennt man auch im
Kunſt=
gewerbe, daß es ehrlicher und ſchöner und künſtleriſcher
iſt, nach Formen zu ſuchen, die dem Material
ange=
paßt ſind, und dieſes Material offen zu bekennen und
zu betonen, als durch Eiſen Zinn oder Blei, Gold und
Silber vorzutäuſchen, oder ein Material, das ſeiner
ganzen Natur nach zu ſchweren, feſten oder fließenden
Formen neigt, in Filigran zu verarbeiten. Dieſes
Erkennen, das von der großen Maſſe vielleicht in
ſei=
ner ganzen großen Bedeutung noch nicht erfaßt wurde,
dieſe Rückkehr zur Wahrheit iſt ein großes, vielleicht
das größte Verdienſt unſerer Kulturepoche, denn es iſt
in ſeiner Art ein Faktor der Erziehung zur
Wahrhaf=
tigkeit, die immer das Merkmal eines kraftvollen,
überragenden Volkes war und die immer urdeutſch
war. Sie lehrt uns, daß die vergangene Epoche der
Unwahrheir und Unehrlichkeit eine undeutſche, eine
von fremder Raſſe übernommene und in falſcher
Er=
kenntnis kultivierte war und daß wir nun auf dem
Wege ſind, unſer Deutſchtum zurückzuerobern auch in
der Kunſt. Der Kunſt, die durch Vereinfachung und
Verdeutſchung der Formen auch dem Volke wieder
zu=
gänglich wird, dem ſie durch die der Volksſeele fremde
und eindrucksloſe Nachahmungsſucht fremdvölkiſcher
Eigenheiten entrückt und verhaßt worden war. Für
ein Volk von der unvergleich hohen Kultur, wie das
deutſche, konnte und kann es keinen größeren
Kultur=
fortſchritt geben, als wieder deutſch zu
wer=
den. Daß die Künſtler, die immer die Führenden
ihres Volkes ſind, das erkannten und daß ſie alsbald
die Konſequenzen dieſer Erkenntnis zogen, wird ihnen
nicht vergeſſen werden.
Als ein Muſterbeiſpiel dafür, zu welch
hochkünſtleri=
ſchen Erfolgen ein eingehendes Studium des Materials
und ſeiner Natur den Künſtler führen kann, darf die
Eiſenkunſtgußinduſtrie bezeichnet werden,
der Herr Profeſſor Albin Müller, gegebenen
An=
regungen folgend, völlig neue Wege wies; Wege,
die aber, das wird auch dem Laien ſofort überzeugend
klar, die ureigenſten des Eiſenguſſes von jeher hätten
ſein müſſen.
Ueberall ſind die Dinge bekannt, die man, außer
den rein induſtriellen, wie Maſchinenteile uſw., aus
Gußeiſen berſtellte, ſchon ſeit Jahrhunderten. Wer
kennt nicht die alten Herd= und Ofenplatten,
Wappen=
reliefs uſw., die in ihrer Art ja kaum beanſtandet
wer=
den dürfen. Dann aber kam, wenn auch aus edlen
Mo=
tiven, der erſte Schritt vom Wege zur
Geſchmackloſig=
keit, als man in den Zeiten der Freiheitskriege, da die
preußiſchen Frauen und Mädchen ihren Goldſchmuck
dem Vaterlande opferten, ihnen als Erſatz dafür
Eiſen=
ſchmuck bot, dem man in den unglaublichſten Formen
durch Galvaniſieren, Verſilbern, Vergolden uſw. den
Anſtrich „edlen” Materials gab. Und dann gings für
das Gußeiſen dem künſtleriſchen Ende zu. Renaiſſance
wurde Mode mit ihrem dem Eiſenmaterial ſo fremden
Schnörkelornamenten. Ueberall verlangte man „deutſche
Renaiſſance” und — die Eiſengießereien feierten
Triumphe, ſie goſſen Waffen und Schilde, Schwerter
und Lanzen und allerlei Kleingegenſtände,
Silbertreib=
arbeiten, den ganzen Hildesheimer Silberſchmuck ahmte
man in Gußeiſen nach und in Mengen wurde das
Zeug verkauft. Man verkannte, daß das Gußeiſen in
dieſer Verwendung ein neues, eigenes Material
war, das ſich nicht in alte Formen zwingen ließ. So
konnte der große Rückſchlag nicht ausbleiben. Als
man das Falſche dieſes Kunſtgeſchmacks einſah, auch
im Volke, als namentlich die Kunſtgewerbler in den
neunziger Jahren vom Gußeiſen ſich abwandten, weil
ihnen für wirklich künſtleriſche Gußeiſenarbeiten
jeg=
liche Vorbilder fehlten, war’s zu Ende mit der
Herr=
lichkeit. Und der Neuzeit iſt es gelungen, für den
Kunſtguß Formen und Flächen und Farbe zu finden,
die in der Betonung des Materials, in der
Wahrheit, zur Kunſt führen.
„Das Verdienſt des guten Willens zu dieſer
Re=
generation gebührt (vgl. „Werkkunſt” 1908, Heft 2) dem
Fürſtlich Stolbergſchen Hüttenamte in
Ilſenburg a. H.; das Verdienſt der Tat hat Profeſſor
Albin Müller. Das Fürſtlich Stolbergſche
Hüt=
tenamt iſt ein ſeit Jahrhunderten beſtehendes Werk
und das Schwergewicht ſeiner Tätigkeit liegt im Guß
großer eiſerner Gegenſtände, Maſchinenteile uſw.
Um=
ſomehr iſt es anzuerkennen, daß es dem kleinen
Neben=
zweig ſeines Betriebs, dem Guß kunſtgewerblicher
Ob=
jekte, ſo viel Liebe und Verſtändnis entgegengebracht
hat, daß es den Sprung ins Ungewiſſe — ins Moderne
— gewagt hat. Das Glück war günſtig; man hatte den
beſtmöglichen Griff getan, indem man ſich — es ſind
nun ſchon ein paar Jahre her — der künſtleriſchen
Ob=
hut Albin Müllers anvertraute, der damals Lehrer an
der Kunſtgewerbeſchule zu Magdeburg war. Müller
erkannte von vornherein die Mängel und Vorzüge
ſeines Materials. Gußeiſen iſt ſpröde und brüchig,
alſo verlangt es eine möglichſt geſchloſſene, flächige
Be=
handlung, eine ſchlichte, ruhige Silhouette. Gußeiſen
verträgt die Feuchtigkeit nicht, es roſtet, alſo muß es
durch eine künſtliche Haut davor geſchützt werden. Aber
Gußeiſen ermöglicht — bei guter techniſcher
Handhab=
ung, die für das Ilſenburger Werk ſelbſtverſtändlich
iſt, — eine fabelhaft exakte Reproduktion des Modells,
die ein nachträgliches Ziſelieren faſt überflüſſig macht,
d. h. hier wird eine nicht zu beanſtandende, rein
me=
chaniſche Nachbildung eines künſtleriſchen Originals
möglich, wohingegen die meiſten Bronzegüſſe z. B. einer
letzten Ueberarbeitung durch eine künſtleriſch
ge=
bildete Hand bedürfen. Es iſt eine Freude, zu ſehen,
was aus der Verſchmelzung dieſer techniſchen
Einſich=
ten und künſtleriſcher Formgebung für prächtige Werke
entſtanden ſind, in einem Material, dem von jeher
nur eine fragwürdige Aſchenbrödelrolle zuerteilt war.
In der kurzen Arbeitszeit ſind ſchon über 100 Modelle
ausgeführt worden, bis auf einen geringen Bruchteil
alles Gebrauchsgegenſtände, wie Schreibtiſchaarnituren,
geben werden. Ueber einen Antrag von Bingen: zu
den Verhandlungen einen Regierungsbeirat zuzuziehen,
ſoll der Arbeitsausſchuß weiter beſchließen. — Damit
war die Tagesordnung erledigt.
Der Tribünenſtreik der Reichstags=Journaliſten
vor dem Oberlandesgericht.
Sh. Hamm, 16. Juli. Mit der intereſſanten Frage, ob
der Abdruck einer beleidigenden Berichtigung ſtrafbar iſt,
hatte ſich letzthin das hieſige Oberlandesgericht zu befaſſen.
Gelegentlich des Tribünen=Streikes der
Reichs=
tags=Journaliſten hatte bekanntlich die Rheiniſch=
Weſtfäliſche Zeitung in Eſſen den Außenſeiter geſpielt,
in=
dem ſie ihren damaligen Berliner Vertreter erſuchte, ihr
die Reichstagsberichte weiter zu liefern und nur den Abg.
Gröber zu ſchneiden, während der Beſchluß der Tribünen=
Journaliſten dahin ergangen war, die geſamte Reichstags=
Berichterſtattung einzuſtellen. In einer Verſammlung der
Berliner journaliſtiſchen und Schriftſteller=Vereinigungen
hatte darauf der Journaliſt Paul Schweder eine
Reſo=
lution des Inhalts eingebracht, das Blatt zu boykottieren
und die deutſche Preſſe um ſeine Totſchweigung zu bitten.
Hierauf ging der Hauptſchriftleiter des Blattes, der frühere
Oberlehrer Dr. Pohl in einer Anzahl beleidigender
Ar=
tikel gegen den Journaliſten Schweder vor, die dieſen zur
Einſendung einer Berichtigung an die Redaktion der
Rhei=
niſch=Weſtfäliſchen Zeitung veranlaßten. Das Blatt druckte
jedoch die Berichtigung wegen ihres angeblich
beleidigen=
den Inhalts nicht ab, und auch die Staatsanwaltſchaft
Eſſen verſagte, als Schweder das Blatt zur Aufnahme der
eingeſandten Berichtigung zwingen wollte. Dagegen wurde
die Berichtigung von einer Anzahl deutſcher Zeitungen,
darunter auch dem Allgemeinen Beobachter in Eſſen, zum
Abdruck gebracht. Gegen dieſes Blatt ſtrengte nun der
Chefredakteur Dr. Pohl Klage wegen Beleidigung an. Er
fühlte ſich insbeſondere dadurch beleidigt, daß das
Verhal=
ten der Rhein.=Weſtf. Ztg. als ganz unjournaliſtiſch
bezeich=
net wurde, daß die Redaktion ein Taubenſchlag genannt
wurde, und es von Dr. Pohl hieß, er degradiere ſeine
Kol=
legen zu Schulbuben, habe es gewagt, klare und bündige
Abmachungen Schweder gegenüber einfach abzuleugnen und
habe das Uebergewicht ſeiner Stellung dazu benutzt, um
die einfachſten Anſchauungen von Treu und Glauben und
journaliſtiſchem Anſtand mit Füßen zu treten,
wahrſchein=
lich, weil er niemals in ſeinem Leben Journaliſt geweſen
ſei. — In der erſten Inſtanz wurde Chefredakteur Dr. Pohl
mit ſeiner Klage vom Schöffengericht Eſſen
abgewie=
ſen. Auf ſeine Berufung hin verurteilte die Strafkammer
den betreffenden Redakteur zu 100 Mark Geldſtrafe. Deſſen
Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Niemeyer=Eſſen legte jedoch
gegen dieſes Urteil beim Oberlandesgericht Hamm
Beru=
fung ein, worauf dieſes das Urteil aufhob und die
koſten=
loſe Freiſprechung des beklagten Redakteurs
ver=
fügte.
In der Begründung des Oberlandesgerichtes
heißt es wörtlich: „Der Vorderrichter ſtellt feſt, daß der
Angeklagte den Artikel vom 27. April 1908, in dem das die
beleidigenden Aeußerungen enthaltene Schreiben des
Jour=
naliſten Schweder an den Privatkläger eingeſchoben iſt, an
ſich zur Wahrnehmung berechtigter Intereſſen verfaßt und
verbreitet hat, und er führt weiter aus, daß der Artikel
ſinngemäß als ein einheitliches Ganzes betrachtet und
da=
mit feſtgeſtellt werden müſſe, daß der Angeklagte auch die
Behauptungen und Aeußerungen Dritter, die er in jenem
Artikel mit verwertet habe, als eigene gewollt und alſo
zu vertreten habe. Ein Rechtsirrtum iſt hierin nirgends
zu erblicken, und ebenſowenig in der Ausführung, daß
die in dem Artikel enthaltenen inkriminierten
Aeußerun=
gen nur dann ſtrafbar ſeien, wenn das Vorhandenſein
ei=
ner Beleidigung aus der Form der Aeußerung oder aus
den Umſtänden, unter welchen ſie geſchah, hervorginge. Die
Erwägung, daß die begleitenden Umſtände zu
Erörterun=
gen in dieſem Sinne keinen Anlaß geben, liegt auf
tatſäch=
lichem Gebiete und gibt zu Rechtsbedenken keinen Anlaß.
Rechtsirrtümlich ſind aber die Ausführungen des
Vorder=
richters über die Form der gewählten Ausdrücke. Er
führt aus, daß gerade die Form. die Faſſung der
Aeuße=
rungen, die Art und Weiſe ihre Darſtellung in ſolch
unge=
wöhnlich ſtarken Ausdrücken zeige, daß es dem
Angeklag=
ten hier weniger auf ſachliche Klarſtellung als vielmehr
darauf ankam, den Privatkläger perſönlich herabzuſetzen,
ihn alſo zu beleidigen. Dem liegt eine Verwechslung von
Form und Inhalt zu Grunde. Formelle Beleidigungen,
Schimpfworte ſind nicht gebraucht. Ungewöhnlich ſtarke
Ausdrücke ſtellen nicht ohne weiteres eine
Beleidigungsab=
ſicht dar. Wenn, wie vorliegend, dem Angeklagten zuge=
ſtanden wird, inhaltlich das zu ſagen, was er geſagt hat,
ſo muß ihm auch zugeſtanden werden, ſich ſtarker Ausdrücke
zu bedienen, ſolange dieſe nicht in der Form fehlgehen und
deshalb ſchon an ſich eine Beleidigung darſtellen. Das iſt
aber nicht der Fall. Der Vorderrichter hat auch nicht
dargelegt, wie der Angeklagte ſich anders hätte ausdrücken
können, um das, was er geſagt hat und nach der Anſicht
des Vorderrichters auch ſagen durfte, zum Ausdruck zu
bringen. Die Bemerkung, „der Privatkläger degradiere
ſeine Kollegen zu Schulbuben” iſt inhaltlich zweifellos
be=
leidigend, indem geſagt wird, der Privatkläger mache ſeine
Perſönlichkeit in einer Weiſe geltend, daß ſeine Kollegen
zu ganz unſelbſtändigen Perſönlichkeiten herabgedrückt und
in einer unwürdigen Weiſe beaufſichtigt würden. Der
Aus=
druck „Schulbube” bezieht ſich aber nicht auf den
Privat=
kläger, ſondern auf deſſen Kollegen. Der Gebrauch des
„Fremdwortes „degradieren” ſtatt „herabſetzen” oder
der=
gleichen iſt ebenfalls nicht beleidigend für den Privatkläger.
Der Vorwurf „unqualifizierbaren Verhaltens” iſt auch
nicht formell beleidigend. Der Angeklagte wollte offenbar
ſagen, daß das Verhalten des Privatklägers ſich gar nicht
charakteriſieren, gar nicht bezeichnen laſſe. Auch das iſt nur
inhaltlich beleidigend. Das Gleiche gilt von der
Bemer=
kung, daß der Privatkläger ſeine Stelle dazu benutzt habe,
um die einfachſten Anſchauungen von Treu und Glauben
und journaliſtiſchen Anſtand mit Füßen zu treten,
wahr=
ſcheinlich, weil er niemals in ſeinem Leben Journaliſt
ge=
weſen ſei, und daß er „klare und bündige Abmachungen
ihm (Schweder) gegenüber einfach abgeleugnet habe.
Wie bei der letzteren Wendung eine Beleidigung in
Frage kommen kann, iſt nicht abzuſehen. Aber auch die
Wendung „mit Füßen treten” iſt nicht formell beleidigend.
Es iſt damit nur zum Ausdruck gebracht, daß der
Privat=
kläger die in Journaliſtenkreiſen herrſchenden
Anſchauun=
gen von Treu und Glauben und Anſtand in beſonders
auf=
fälliger Weiſe abſichtlich unberückſichtigt gelaſſen und ibnen
abſichtlich geradezu entgegengeſetzt gehandelt habe. Es iſt
zuzugeben, daß der gewählte Ausdruck ſtark iſt, aber es
kann nicht zugegeben werden, daß er formell beleidigend iſt.
Fehlt es aber hiernach überall an einer beleidigenden Form
und hat ſomit der Vorderrichter unzuläſſigerweiſe die
Be=
leidigungsabſicht in Wirklichkeit lediglich aus dem Inhalte
gefolgert, ſo mußte, da der Angeklagte die in § 193 des
Strafgeſetzbuches, deſſen Schutz ihm zugebilligt iſt,
gezoge=
nen Grenzen nicht überſchritten hat, die Aufhebung des
Urteils und die Freiſprechung des Angeklagten
er=
folgten. Infolgedeſſen treffen die Koſten des Verfahrens
den Privatkläger.”
Kongreſſe und Verbandstage.
* Heidelberg, 18. Juli. Der Flottenbund
deutſcher Frauen hielt geſtern ſeine 4.
Hauptver=
ſammlung im Rathauſe ab. Nach Begrüßung der
zahl=
reichen Teilnehmer durch Oberbürgermeiſter
Wil=
kens wurde unter anderem der Vorſchlag dem
See=
mannsheim in Lübeck 3000 Mark Unterſtützung zu
ge=
währen, angenommen; dagegen konnte eine
Unterſtütz=
ung an die Stiftung „Frauengabe” aus dem Ertrag
der Feſte des Bundes nicht bewilligt werden, weil der
Bund denſelben ſelbſt für ſeine Unterſtützungsfonds
benötigt. Zum Ort der nächſten Hauptverſammlung
wurde Lübeck gewählt.
Sport.
— 34. Gauturnfeſt in Erbach i. O. des
Main=Rhein Gaues. Die Ergebniſſe des
Ver=
eins= und Muſterriegenturnens ſind nunmehr
feſtge=
ſtellt worden. Es turnten 27 Vereine mit 35 Riegen,
darunter die Turngemeinde Darmſtadt mit 8 Riegen
(70 Turner). Bei dieſen nahmen nicht nur die
ge=
übteren Turner, ſondern auch die weniger geübten,
ſo=
wie die Zöglingsriegen teil. Es errangen in der
1. Klaſſe: 1. Preis Tv. Arheilgen, 40 Punkte, 2. Preis
Taſ. Darmſtadt, 39,620 Punkte, 3. Preis Tv. Ober=
Ram=
ſtadt, 39 Punkte, 4. Preis Tad. Beſſungen, 38,694 Punkte,
5. Preis Tv. Klingenberg, 38,250 Punkte, 6. Preis Tv.
Rüſſelsheim, 38,179 Punkte, 7. Preis Tad. Darmſtadt,
37,687 Punkte, 8. Preis Tgd. Sprendlingen, 37,250
Punkte, 9. Preis Tv. Pfungſtadt, 37 Punkte, 10. Preis
Tv. Nieder=Ramſtadt, 36,785 Punkte, 11.=Preis Tv.
See=
heim, 36,565 Punkte, 12. Preis Tbd. Nauheim, 36,500
Punkte und Tv. Hoffnung Hahn, 36,500 Punkte. — 2
Klaſſe: 1. Preis Tv. Eberſtadt, 36 Punkte, 2. Preis To.
Ingenheim, 35,944 Punkte. 3. Preis Tad. Traiſa, 35
Punkte, 4. Preis Tgſ. Ober=Ramſtadt, 34,750 Punkte,
5. Preis Tv. Roßdorf, 35,250 Punkte, 6. Preis Tv.
Bicken=
bach, 33,810 Punkte, 7. Preis Tv. Groß=Gerau, 33,778
Punkte, 8. Preis Tgd. Griesheim, 32,750 Punkte, 9.
Preis Tgd. Stockſtadt, 32,500 Punkte, 10. Preis Tv.
Punkte. (Zwei Vereine erreichten nicht die niedrigſte
Punktzahl, welche zu einem Preis berechtigt.)
Luftſchiffahrt.
* Luzern, 16. Juli. Die erſte ſchweizeris
ſche Luftſchiffſtation Luzern iſt im
Bau=
vollendet und wird Sonntag, den 24. d. M., mit
mehre=
ren Aufſtiegen des Lenkluftſchiffes „Stadt Luzern I‟
feierlich eröffnet. Im Anſchluß daran findet am Abend
ein großes Feuerwerk, nebſt Stadt= und Seebeleuchtung
ſtatt.
Unwetter.
* Offenburg, 18. Juli. Auch hier ging ein
wolkenbruchartiger Gewitterregen nieder. Der
Feſtplatz des Turnvereins war bald ein Platz der
Ver=
wüſtung. Kleinere Verkaufsbuden wurden buchſtäblich
vom Regen fortgeſchwemmt.
* Heidelberg, 18. Juli. In dem Augenblick, als
die geſtrige Schloßbeleuchtung erloſch, brach ein
wolkenbruchartiger Regen mit einem
furcht=
baren Gewitter aus. Die Waſſermaſſen löſchten
bald ſämtliche Lichter auf den Neckarbooten aus, ſodaß
jede Orientierung auf dem Waſſer unmöglich wurde.
Hier=
durch entſtand eine furchtbare Panik, da jedes Schiff zuerſt
ans Land kommen wollte. Die Panik wurde noch dadurch
erhöht, daß die Gefahr des Zuſammenſtoßes
unvermeid=
bar erſchien. Ein Feſtſchiff mit 200 Perſonen lief auf dem
Neckar feſt, ſodaß es Notſignale abgeben mußte.
Glück=
licherweiſe gelang es jedoch, ſämtliche Paſſagiere zu retten.
Auch auf dem Neckardamm, beſonders unweit der alten
Brücke, entſtand ein lebensgefährliches Gedränge, das bei
dem Hochwaſſer einen ſehr ſchlimmen Ausgang hätte
neh=
men können. Auch hier ſind Menſchenleben nicht
zu Schaden gekommen. Dagegen ſind bei der Flucht der
Maſſen ſehr viele Gegenſtände, wie Schirme, Hüte,
Hand=
täſchchen uſw. verloren gegangen. Der gewaltige Regen
durchnäßte die Zuſchauer im Nu bis auf die Haut und
viele ſchöne Damenhüte haben zum Leidweſen ihrer
Trä=
gerinnen ſehr ſtark gelitten. Die Straßen waren derartig
mit Waſſer angefüllt, daß ſie kaum noch paſſierbar waren.
Laut offizieller Mitteilung war der Fremdenverkehr geſtern
der ſtärkſte, der je erreicht wurde. — Eine andere
Mittei=
lung beſagt, daß das gefährdete Boot mit Gäſten der
deut=
ſchen Papierhändler beſetzt war, die erſt gegen 12 Uhr,
nachdem ein zur Hilfe gerufener Dampfer das Feſtboot flott
gemacht hatte, an Land gebracht wurden. Die Feuerwehr
wurde alarmiert und nach verſchiedenen Stadtteilen
ge=
rufen, wo das Waſſer beſonders hoch war. Ob irgend
welche Unglücksfälle vorkamen, konnte man bis zur
Stunde nicht erfahren. Man ſpricht davon, daß eine Frau
vom Blitz getroffen worden ſei. Der Blitz ſchlug in
Hei=
delberg mehrmals ein, ohne jedoch zu zünden. Ein Kind
ſoll totgedrückt ſein.
* Mühlheim, 18. Juli. Ein furchtbares
Ge=
witter richtete in unſerer Gegend großen Schaden
an. Das Waſſer ſtand in den Straßen.
* Marienwerder 18. Juli. Amtlich. Die
Strecke Schemetau bis Marienwerder iſt infolge des
anhaltenden Regens in den letzten Wochen
zwiſchen den Stationen Neuhöfen und Marienwerder
wegen Dammrutſchgefahr bis auf weiteres geſperrt.
Der Perſonenverkehr wird durch Umſteigen aufrecht
erhalten. Der Güterverkehr wird umgeleitet.
* Kuſel, 18. Juli. Bei dem geſtrigen ſchweren
Gewitter ſchlug der Blitz in das Haus des
Ackerers Peter Niebergall in Föckelberg am
Potz=
berg ein, tötete den 24jähr. Sohn des Ackerers und
äſcherte das Anweſen vollſtändig ein.
* Bern, 18. Juli. Infolge eines heftigen
Ge=
witterregens brach geſtern abend die Gryenne in
ber Nähe von Bex, Kanton Waadt, ihre Dämme durch
und riß zwei Brücken und zwei Sägemühlen weg. Zwei
Feuerwehrleute ſind bei den Rettungsarbeiten
er=
trunken.
Handel und Verkehr.
* Dortmund, 17. Juli. Wie die Verwaltung
der Niederdeutſchen Bank mitteilt, wird die
Reviſion durch die Deutſche Treuhandgeſellſchaft
erſt Dienstag beendet werden. Infolgedeſſen findet die
Konferenz der Berliner Großbanken mit dem Reichs=
Rauchſervice, Leuchter, Notenſtänder, Spiegel,
Tiſch=
lampen. Man ſieht, daß verſtändigerweiſe mit der
Re=
form dort begonnen wurde, wo der Ungeſchmack ſeine
ſchlimmſten Blüten getrieben hat.”
Die Ausſtellung enthält eine nur kleine Ausleſe
von Kunſtgußarbeiten. Aber alle zeigen in der
Mate=
rialbehandlung, in der künſtleriſchen Wirkung durch
die in leichter Bewegung gehaltene und dadurch
leb=
haft reflektierende, einfache, glatte Fläche, im
Ver=
ſchmähen der dem Material fremden Ornamente, vor
allem aber in der durch die gewiſſermaßen fließenden
Formen das Material als ſolches vortrefflich
charak=
teriſierenden Arbeit, den Meiſter. Auch die Farbe
Brünierung — entſpricht dem Naturcharakter des
Eiſens. Dabei ſind dieſe Formen alle von einer
Ein=
fachheit und Selbſtverſtändlichkeit, daß man
unwillkür=
lich ſich fragt, ja kann denn das, konnte das jemals
an=
ders ſein? Das iſt eine der Stärken der Kunſt
Mül=
lers, dieſe Selbſtverſtändlichkeit, die alle ſeine Arbeiten
auszeichnet, die von nichts weiter entfernt iſt, als vom
Gekünſtelten.
Kleinkunſt in Sexpentinſtein.
Auch auf dieſes ſelten ſchöne und in den
nuancen=
reichen natürlichen Farbentönen ſo ungemein reizvolle
Steinmaterial trifft das, was in Vorſtehendem von der
hiſtoriſchen Entwickelung der Gußeiſenkunſt geſagt
wurde, zu.
Oben auf dem Kamme des ſächſiſchen Erzgebirges
liegt ein uraltes kleines Städtchen von etwa 2500.
Ein=
wohnern, Zöblitz, das ſeine Exiſtenz dem
Vorkom=
men eines eigentümlichen Geſteins, eben des
Serpen=
tins oder Ophits, zu deutſch des Schlangenſteins,
ver=
dankt. In den mächtigen Bänken des Gneißes findet
ſich daſelbſt dieſer eigenartige Schmuckſtein, der ſchon
ſeit vielen Jahrhunderten verarbeitet wird. Es iſt
ein eiſenſchüſſiges Magneſiaſilikat, welches ſich
ſchnei=
den, ſchleifen, drehen, polieren, ja faſt wie Holz
ver=
arbeiten läßt und dabei vollſtändig wetterfeſt iſt. Seine
ſatten, grünen bis roten Farbtöne und ſeine
außer=
ordentliche Politurfähigkeit, dann namentlich der
wundervoll warme Ton des bearbeiteten Materials
ließen es ſchon ſeit Jahrhunderten zur
Innendekora=
tion von Schlöſſern und Kirchen Verwendung finden.
Man nannte den Serpentin den „Marmor der
ſächſi=
ſchen Kurfürſten” obſchon er in ſeiner künſtleriſchen
Wirkung dem kühlen Eindrucke der eigentlichen
Mar=
morarbeiten geradezu entgegengeſetzt iſt.
Schon in der Steinzeit wußte man das vorzügliche,
leicht zu bearbeitende und doch ganz außerordentlich
haltbare und wetterfeſte Material zu ſchätzen.
Zahl=
loſe Beile, Lanzen und Speerſpitzen, die ſich in Muſeen
finden, ſind aus Serpentinſtein gefertigt und durch
Funde dieſer Art wurde eigentlich der Bruch im
ſäch=
ſiſchen Erzgebirge entdeckt. Nirgends anders iſt der
köſtliche Stein bis jetzt gefunden worden. Ehedem
ſtand ſeine Bearbeitung, die von jeher eine „Kunſt‟
war, in hoher Blüte, namentlich als die ſächſiſchen
Kur=
fürſten, beſonders Auguſt der Starke, ihm ihr
Inter=
eſſe zuwandten und ihr Tafelgerät, fürſtliche
Geſchenk=
werke uſw. aus dieſem Stein arbeiten ließen. Ihr
Intereſſe ging ſo weit, daß ſie für beſonders ſchön oder
auffallend gefärbte Adern das Privileg in Anſpruch
nahmen, ſodaß dieſe Adern nur für ſie ausgehauen
werden durften. So entſtanden eine Reihe köſtlicher
muſealer Werke, die heute noch erhalten ſind.
Dann ward die Renaiſſance auch dieſem köſtlichen
Steinmaterial zum Verhängnis. Gottfried
Sem=
per, der dieſem Geſchmack Rechnung trug, fertigte
eine Reihe von Entwürfen an. Andere folgten und
weil man immer mehr die verſchnörkelten Formen
und gewundenen Linien der Renaiſſancemode
bevor=
zugte, zwang man die Serpentinſteininduſtrie, den
Stein=
charakter ihres Materials zu verleugnen, man
bear=
beitete und drechſelte den Stein wie Holz, umſomehr,
als ſeine im friſchgebrochenen Zuſtand
außerordent=
lich leichte Verarbeitungsmöglichkeit dazu verführte.
Man vergewaltigte den köſtlichen Stein. Und es ging
wie mit dem Gußeiſen: als man die Falſchheit und
Unechtheit dieſes Materials in dieſer Behandlung
er=
kannte, war’s mit ſeiner Herrlichkeit vorbei. Es kam
ſo weit, daß man ſich auf Herſtellung von —
Wärm=
flaſchen und Iſolatoren beſchränken mußte, die
Ser=
pentinſtein kunſt war tot.
Bis die maßgebenden Kreiſe, alſo die Induſtrie
ſelbſt, auf Proſeſſor Albin Müllers Eiſenarbeiten
aufmerkſam wurden und richtig erkannten, daß hier
die Formen und Wege gefunden, auch für den Serven
tinſtein eine Bearbeitungsmöglichkeit zu ſchaffen, die
ihn der Kunſt wieder zuführen könne. Und Profeſſor
Müller wies ihnen die Wege. Den Erfolg zeigen die
ausgeſtellten Gegenſtände: Schalen, Uhren,
Schmuck=
käſtchen, Vaſen uſw. uſw. Auch hier wieder herrſcht
das Schaffen edler Kunſtformen durch meiſterhafte
Be=
arbeitung der großen, glatten und nur leichtbewegten
Fläche. Die wunderbarſten Farbenreize werden durch
leichte Schweifungen der Flächen und Linien erzielt.
In all dieſen Formen aber iſt der Steincharakter
unter allen Umſtänden gewahrt. Dabei iſt
durch Verwendung verſchiedener Adern, die in der
Farbe von hellerem Grau bis rötlichem Braun und
dunklem Grün variieren, in einem Gegenſtand ein
Farbenreichtum erzielt, der die Wirkungen ganz
wun=
derbar ſteigert. In dem Farbenkontraſt zwiſchen dem
glänzend glatt polierten Stein und, wie im
Urzu=
ſtand, rauh gelaſſenen Flächen beruht auch die
Orna=
mentik. Richtiger geſagt, werden in den bearbeiteten
Flächen durch Sandſtrahlgebläſe über Blechſchablonen
leichte rauhe und dadurch graugefärbte Ornamente
ge=
ſchaffen, die wiederum einzig durch das Betonen des
Steinmaterials wirken. Selten nur, und hier mit
beſter künſtleriſcher Wirkung, ſind Halbedelſteine in
helleren Farben den Serpentinſteinflächen zur
Beleb=
ung hinzugefügt. Im übrigen wirkt nur der Stein
ſelbſt durch ſeine Struktur, wie man auch in der
Be=
arbeitung edler Hölzer heute die Maſerung ſelbſt zur
künſtleriſchen Wirkung heranzieht und alles
Täu=
ſchende verſchmäht. All die reizenden Gegenſtände
reden in ihrer faſt klaſſiſchen Stilgerechtigkeit
ge=
wiſſermaßen eine „ſteinerne” Formenſprache.
Heute geht die Serpentinſteininduſtrie einer neuen
Blüte entgegen. Durch die Kleinkunſt ſind Architekten
und Künſtler wieder aufmerkſam geworden auf dieſes
herrliche Geſtein und ziehen es immer mehr auch zu
Bauzwecken beran. Auch von dieſer
Verwendungsmög=
lichkeit hat Profeſſor Albin Müller bereits Beweiſe
gegeben. Schon 1908 hatte er bekanntlich zu der Flucht
ornehmſter Wohnräume ein prachtvoll ausgeſtattetes
Badezimmer geſchaffen, das — ausgenommen
Decke und Fußboden — vollſtändig in Serpentinſtein
M. St.
hergeſtellt war.
Nummer 166.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 19. Juli 1910.
Seite 7.
Mkankprätſchium zur endaltigen Beſchlußſaſſung über
Aile zu Gunſten der Niederdeutſchen Bank vorzuneh=
Anende Hilfsaktion erſt am Mittwoch vormittag
ſatt. Die Kaſſen der Bank müſſen daher bis
Donners=
tag geſchloſſen bleiben. Den bisher über das Ergebnis
inr Reviſion ausgeſtreuten Gerüchten ſteht die Bank
ſowohl wie die Deutſche Treuhandgeſellſchaft fern. Das
fieſultat wird erſt am Mittwoch der Reichsbank und den
Großbanken bekannt gegeben.
Darmſtadt. 19. Zul.
* Der Großherzog und die Großherzogin nahmen, wie
aus London gemeldet wird, am Samstag mit der
Ko=
nigin Alexandra im Buckingham=Palaſt und am
Sonntag mit dem König und der Königin im
Marl=
voroughouſe das Frühſtück ein.
Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Schierſtein, 18. Juli. Das Liebespärchen,
das ſich am Freitag abend hier in den Rhein geſtürzt
Hatte, iſt geſtern abend unweit Schierſtein geländet
worden. Es iſt der 17jährige Hausburſche Valentin
Jantz aus Dotzheim bei Wiesbaden, bisher in Wies=
Hbaden in Stellung, und das 18jährige Hausmädchen
Emilie Müller aus Mainz.
* Straßburg, 18. Juli. Die Straßburger Neueſten
Nachrichten melden aus Neu=Breiſach: Ein
Hauptmann des Infanterie=Regiments Nr. 172 en=
Flärte am Samstag einem Sergeanten die Handhabung
eines Revolvers. Bei dieſer Gelegenheit entlud ſich
die Waffe und die Kugel drang dem Sergeanten in den
Unterleib. Die ſofort vorgenommene Operation verlief
erfolglos, ſo daß er der Verletzung erlegen iſt.
* Freiburg i. Br., 18. Juli. Von amtlicher
Seite wird gemeldet: Geſtern abend kurz nach 7 Uhr
entgleiſte bei der Station Littenweiler der
Perſonen=
zug Nr. 568, der von Neuſtadt kam. Ein Wagen fiel
auf die Seite; von den Inſaſſen erlitten 15 Perſonen
Verletzungen, doch nicht lebensgefährlicher Natur. Nur
eine Dame verbrachte man auf Wunſch ihres Mannes
in eine Klinik in Freiburg. Nach ärztlicher Ausſage
handelt es ſich um leichte Verletzungen, und zwar
Quetſchungen. Die anderen Inſaſſen, meiſtens
Frei=
burger, erlitten ebenfalls leichte Quetſch= und
Schnitt=
wunden, letztere von den zertrümmerten
Wagenfen=
ſtern. Um 9 Uhr konnte der Betrieb wieder
aufgenom=
men werden. Das Unglück iſt darauf zurückzuführen,
daß der Stationsvorſteher die Einfahrtsweiche vorzeitig
umſtellte, gerade als der lange Zug die Stelle noch nicht
ganz paſſiert hatte. Der Beamte hat den Dienſt um
5½ Uhr, nach halbſtündiger Ruhepauſe, angetreten.
Der Miniſter von Marſchall, der um 5 Uhr früh
ein=
traf, fand die Aufräumungsarbeiten bereits beendet vor.
* Freiburg i. Br., 18. Juli. Nach amtlicher
Feſt=
ſtellung wurden bei dem Unglück 15 Perſonen durch
Holz und Glasſplitter verletzt. Mehrere konnten nach
Anlegung eines Verbandes ihre Reiſe fortſetzen.
** Breslau, 17. Juli. Amtlich. Heute vormittag
kurz vor 3 Uhrentgleiſte auf der Oderbrücke bei Tſchirne
auf der Strecke Breslau-Carlsmarkt-Oppeln der
Güter=
zug 6323 mit Maſchine und 14 Wagen infolge Auffahrens
auf einen ſchmiedeeiſernen, zylinderförmigen Kühlmantel
der von einem Zug der entgegengeſetzten Richtung
herab=
gefallen war. Perſonen wurden nicht verletzt. Beide
Gleiſe ſind vorausſichtlich auf 24 Stunden geſperrt. Der
Perſonenverkehr wird durch Umſteigen aufrecht erhalten.
* Bozen, 18. Juli. Der Kurgaſt Franz Koreck
aus Kiſſingen iſt beim Edelweißpflücken abgeſtürzt und
war ſofort tot.
* Paris, 18. Juli. Ein Mitglied des Ausſchuſſes
des Eiſenbahner=Syndikates erklärte einem
Berichterſtatter: Eines Nachts werden zu einer gegebenen
Stunde, zum Beiſpiel um Mitternacht, ſämtliche Züge
auf allen Linien ſtehen bleiben; die
Lokomotiv=
führer und die Heizer werden die Feuer auslöſchen und
die Keſſel leren. Die Schaffner werden mit Petarden
und Signalen die Gleiſe blockieren und ſodann ruhig
ſchla=
fen gehen und die Reiſenden und Frachten ihrem Schickſal
überlaſſen.
* Paris, 18. Juli. Der Agence Havas zufolge iſt
die Meldung mehrerer Blätter, daß General
Moi=
nier infolge der letzten Operationen aus Marokko
abberufen worden ſei, unzutreffend. Es
wurde keine Entſcheidung getroffen.
* Riga, 18. Juli. Der Kaiſer empfing im Schloß
eine Reihe Deputationen, unter ihnen eine aus Aelte=
ſten der Bauerngemeinden Livlands beiehende
und nahm Salz und Brot entgegen. Der Kaiſer, von
der Volksmenge freudig begrüßt, fuhr nach dem
Kaiſer=
lichen Garten, einer Schöpfung Peters des Großen,
wo er Geſangsvorträge deutſch=ruſſiſcher und lettiſcher
Geſangvereine anhörte. Als er den Garten verließ,
folgten die Geſangvereine, die Nationalhymne ſingend,
in die eine große Volksmenge einſtimmte.
* Baleſtrand, 18. Juli. Der Kaiſer iſt heute
vormittag nach Drontheim abgereiſt.
* Bluefields, 18. Juli. Unter den Truppen des
Ge=
nerals Madriz iſt das gelbe Fieber ausgebrochen. In
Bluefields und Bluff ſind viele Todesfälle zu verzeichnen.
* Melbourne, 18. Juli. Der Expreßzug Brighton-
Melbourne ſtieß mit einem auf der Station Richmond
haltenden Zuge zuſammen. Beide Züge waren dicht
be=
ſetzt. Drei Wagen wurden zertrümmert. Acht
Perſonen wurden getötet, dreißig verletzt.
* Buenos Aires, 18. Juli. Der frühere franzöſiſche
Miniſterpräſident Clemenceau iſt hier eingetroffen und
von Vertretern der Regierung begrüßt worden. In einem
Interview erklärte er, es habe niemals Jemand zu ihm
über Rochette geſprochen; niemals habe er ein Wort
über ſeine Angelegenheit geäußert. Niemals ſei er
des=
wegen mit der Staatsanwaltſchaft, noch ſonſt mit Jemand
in Verbindung getreten. Als er von den Gerüchten
erfah=
ren habe, daß man einen Druck ausübe, um ein Vorgehen
der Staatsanwaltſchaft in der Angelegenheit Rochette zu
verhindern, habe er dem Polizeipräfekten Lepine erklärt,
er ſolle ohne jede andere Ueberlegung einfach der
Staats=
anwaltſchaft Folge leiſten. Der Zweck ſei der geweſen,
nicht zuzulaſſen, daß irgend welche Einflüſſe zum Schaden
privater oder öffentlicher Intereſſen ausgeübt würden.
* Buenos Aires, 18. Juli. Die Internationale
Ausſtellung für Eiſenbahn= und
Verkehrs=
weſen wurde durch den Präſidenten Alcorta in
Anweſen=
heit der Behörden feierlich eröffnet.
H. B. Berlin, 18. Juli. Der wegen Meineid und
Ver=
leitung zum Meineid angeklagte Direktor der Berliner
Aus=
ſtellungs=Galerie, G. m. b. H., Martin Ball, hat ſich in
der Sonntagnacht im Moabiter Unterſuchungsgefängnis
erhängt. Durch den Selbſtmord Balls wird der Prozeß
gegen Ball und Genoſſen vor dem Schwurgericht nicht
be=
einträchtigt. Nach der Einſtellung des Verfahrens gegen
den Hauptangeklagten wird die Verhandlung gegen die
übrigen Angeklagten fortgeführt.
— München, 18. Juli. Unweit der Station Verlach
in Oberbayern wurde ein Wagen, in dem vier
Per=
ſonen ſaßen, von einem Eilzuge überfahren, wobei
ſämtliche vier Inſaſſen des Wagens getötet wurden,
— Petersburg, 18. Juli Auf Grund gefälſchter
Konnoſſements hob der Odeſſger Getreide=Exporteur
Rodbil bei der dortigen Filiale der Nordbank
712 000 Mark ab und flüchtete ins Ausland.
Wetter.
Ausſichten in Heſſen am Dienstag den 19. Juli:
Wolkig und kühler bei Nordwind, zunächſt noch
Strich=
regen, ſpäter trocken.
Todes-Anzeige.
Hierdurch die ſchmerzliche Mitteilung, daß
mein innigſtgeliebter Gatte und unſer Vater,
Schwiegervater und Großvater
(B14430
Valentin Bamber
nach kurzem, ſchwerem Leiden im 72.
Lebens=
jahre ſanft entſchlafen iſt.
Um ſtille Teilnahme bitten
Berta Bambey, geb. Schwalm,
Aug. Bambey,
Eliſabet Bambey,
Dorothea Beckerle, geb. Bambey, und
Familie,
Paul Bambey und Familie,
Familie Wittig.
Darmſtadt, den 18. Juli 1910.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 20. Juli,
nachm. 4 Uhr, vom Portale des Beſſunger
Friedhofes aus, ſtatt.
Todes-Anzeige.
Heute Nacht ½3 Uhr verſchied nach langem
ſchwerem Leiden meine innigſtgeliebte einzige
Tochter
(*17673
Frieda Etz
im noch nicht vollendeten 18. Lebensjahre.
Um ſtille Teilnahme bittet
der tieftrauernde Vater:
Friedrich Etz, Schuhmachermeiſter.
Darmſtadt, 18. Juli 1910.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 20. Juli,
nachmittags 4 Uhr, vom Friedhofe aus, ſtatt.
Bankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem uns ſo ſchwer betroffenen Verluſt,
ſagen wir Allen, insbeſondere dem Herrn Pfarrer
Dr. Diehl für die troſtreiche Grabrede, den
Schweſtern des Alice=Hoſpitals und den
Barm=
herzigen Schweſtern für die aufopfernde
liebe=
volle Pflege, ſowie der Schuhmacher=Vereinigung
Darmſtadt auf dieſem Wege unſeren
tiefgefühl=
teſten Dank.
(14441
Barbara Stilling, geb. Schäfer,
August Stilling.
Tageskalender.
Konzert um 8 Uhr im Saalbau.
Konzert um 8 Uhr im „Schützenhof”.
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Konzert um 8 Uhr im Reſtaurant „Zur Oper”.
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Schülerwanderung nach Bensheim (Zuſammenkunft
um 6½ Uhr am Friedhof).
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von 10—7 Uhr).
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Mittwoch, 20. Juli.
Hofreite=Verſteigerung des Lud. Graulich (
Guten=
bergſtraße 52) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht I.
Hofreitegrund=Verſteigerung des Heinrich Gils
(Lichtenbergſtraße) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht I.
Mobiliar= ꝛe. Verſteigerung um 3 Uhr in der
„Ludwigshalle‟.
Karuſſellplätze= ꝛc. Verſteigerung um 4 Uhr auf
der Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: i. V.: Max Streeſe; fürzden übrigen
redaktionellen Teil” und Letzte Nachrichten: Max Streeſe;
für den Anzeigenteil: J. Kroßk, ſämtlichein Darmſtadt. —
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen=ſind
an die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
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[ ← ][ ][ → ]Beilage zum Darmſtädter Tagblatt.
Riffe der Liebe.
Ein Blankeneſer Roman
von Ewald Gerhard Seeliger.
(Nachdruck verboten.)
54)
Aber Sie machen ja ſo ein merkwürdiges Geſicht!
Na ja, verſetzte er ärgerlich, und goß haſtig ein
großes Glas Rotwein hinunter. Ich habe eben Pech.
Ich glaube, meine Verlobung wird wieder zurückgehen!
O Gott! entfuhr es ihr, und ſie wurde ordentlich
bleich vor Schreck. Aber wieſo denn?
Wieſo? lächelte er bitter, und ſtützte den Kopf in
die Hand. Meine eigene Schuld!
Ach, das tut mir aber leid! bedauerte ſie ihn, und
füllte ihm wieder das Glas. Und ſo eine feine Partie!
Stumm nickte er.
Aber ſo ſehr zu Herzen brauchen Sie ſich das nicht
zu nehmen, tröſtete ſie ihn beinahe mütterlich. Es muß
doch nicht gerade Fräulein Geſterling ſein . . .
Weiter wagte ſie ſich noch nicht; ſie war ja nur eine
einfache Frau, aber beſaß ein ſehr natürliches
Zart=
gefühl.
Kurt Egloff übermannte den Schmerz und
ver=
tiefte ſich in das Menü. Es war von einer
ausgeſuch=
ten Vorzüglichkeit.
Wenn ich Sie nicht hätte, Frau Fedderſen! ſeufzte
er und ſtieß mit ihr an.
Na! rief ſie mutig und wurde rot, Sie haben mich
doch!
Da hob er den Blick und ſah ſie an. War ſie nicht
ſchöner als Harriet, voller, reifer? Ihr Arm, den die
bis tief unter dem Hals durchbrochene hellblaue Bluſe
bis zum Ellenbogen freigab, zeigte klaſſiſche Formen.
Die Fältchen in den Augenwinkeln waren bis auf einen
kleinen Schimmer verſchwunden. Am Gürtel trug ſie
das hochmoderne Schloß, das er ihr einmal aus
Ham=
burg mitgebracht hatte.
Hellblau ſteht Ihnen am beſten! ſagte er plötzlich.
Ach ja! erwiderte ſie geſchmeichelt und warf einen
kurzen Blick auf das Porträt, das im dicken
Gold=
rahmen an der Wand hing. Mein ſeliger Mann hat
das auch immer am liebſten gemocht.
Ich hätte wohl Luſt, Sie zu malen, geſtand er ihr
beim Nachtiſch. Als Juno! Verſtehen Sie?
Sie nickte und wurde wieder rot, obwohl ſie den
Namen dieſer klaſſiſchen Göttin zum erſten Male hörte.
Wollen Sie? rief, er begeiſtert.
Gern, ſprach ſie und genierte ſich noch ein bißchen.
Was für ein Kleid ſoll ich dazu anziehen?
Kleid? lachte er hell auf. Das iſt das wenigſte. Die
Hauptſache iſt die Stellung. Ich will mal ſchnell ein
paar Vorlagen holen.
Damit ſprang er auf und lief ins Atelier hinunter.
Unterdeſſen räumte ſie ſchnell den Tiſch ab. Mit einer
großen Mappe voll Vorlageblättern erſchien er wieder
und ſchlug ſie einzeln herum. Er lehnte ſich dabei über
den Tiſch. Fran Dora ſtützte ſich ihm gegenüber auf
die runden Ellenbogen, ſo daß ihre Köpfe ziemlich nahe
znſämmenkamen.
Kommen Sie doch hier auf dieſe Seitel rief er. Da
drüben ſteht Ihnen ja alles auf dem Kopf!
Sie gehorchte und ſtellte ſich ziemlich dicht an ſeine
rechte Seite, daß aber immer noch ein kleiner Reſpekts=
Zwiſchenraum vorhanden war, und er wandte mit der
rechten Hand die Blätter um. Sie kannte dieſe, Bilder
ſchon lange und ſehr genau, denn ſie hatte oft genug
in ſeinem Atelier herumgeſtöbert. Aber ſie tat ſo, als
ſähe ſie dieſe griechiſchen Götter und Göttinnen, die ſich
da ziemlich hüllenlos präſentierten, zum erſten Male,
Das iſt die Venus! erklärte er ihr.
O Gott! rief ſie und wollte ſich abwenden.
Aber er legte ſchnell den Arm um ihre Taille und
zog ſie wieder heran.
Aber Herr Egloff, ſprach ſie beinahe empört, ſie hat
doch gar nichts an.
Hat ſie ja gar nicht nötig, lächelte er, ließ ſie trotz
ihres Sträubens nicht los und ſchlug das Blatt herum.
Und dies iſt die Juno — die hatte auch nichts an.
Was? rief Frau Dora und entfloh bis in die
hinterſte Ecke des Zimmers. So wollen Sie mich
malen?
Aber er ließ nicht locker und hielt ihr das Blatt vor
die Augen. Da ſchlug ſie hilflos die Hände vors
Geſicht.
Für ſo ſchlecht halten Sie mich! ſeufzte ſie, und die
Tränen waren ihr nicht mehr weit. Das hab’ ich nicht
um Sie verdient!
Aber Fran Dora! beruhigte er ſie — zum erſten
Nale nannte er ſie beim Vornamen —, wobei er mit
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Dienstag, 19. Juli.
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der Linken das abſcheuliche Bild hinter dem Rücken
verbarg und mit der Rechten ihr liebevoll den,ſchönen,
nackten Arm ſtreichelte. Es handelt ſich hier doch um
die Kunſt, um die hohe, heilige Kunſt. Da muß man
eben ein Opfer bringen.
Aber ich bin doch eine anſtändige Frau! ſchluchzte
ſie aus Herzensgrund auf, und ſchon rollten ihr die
Tränen durch die dicken, weichgepolſterten Fingerchen.
Da legte er das beunruhigende Blatt auf den Tiſch,
zog einen Stuhl heran und ſetzte ſich neben ſie.
Liebe Frau Dora! ſprach er im großen Tone, der
immer ſo tiefen Eindruck auf ſie gemacht hatte, und ließ
ſeine ſchlanke Hand ſanft über ihren klaſſiſchen Arm bis
zu ihrer noch klaſſiſcheren Schulter gleiten. Ich hatte
nicht die Abſicht, Sie zu kränken! Das lag mir fern!
Ich ehre Ihre Anſchauungen, auch wenn ſie ſich nicht.
mit den meinigen decken. Verzeihen Sie mir, es war
ein Mißverſtändnis!
Damit ſtand er auf und trat an den Tiſch, um die
Mappe zuzupacken.
Jetzt fühlte Frau Dora Fedderſen inſtinktiv, daß
ſie ihm ſo weit als möglich entgegenkommen mußte,
wenn ſie ihn nicht ganz verlieren wollte. Sie ließ ihre
Hände ſinken, ſchaute ihn ängſtlich an und rang mit
ihren widerſpenſtigen Gedanken.
Ich könnte es nur erlauben . . . brachte ſie ſtockend
heraus und blieb ſtecken.
Alſo doch! fuhr er herum und kam wieder heran.
Unter welcher Bedingung?
Wenn Sie mich heiraten! preßte ſie ſich heraus
und blickte dabei in ihren Schoß, ſchämig wie ein kleines
Mädchen. Sie ſah in dieſem Augenblick wirklich noch
ſechs Jahre jünger aus.
Nur einen Moment zögerte Kurt Egloff, dann
hatte er die Situation erfaßt.
Dora! rief er begeiſtert und breitete ſeine Arme
aus. Warum haſt Du das nicht gleich geſagt? Auf der
Stelle heirate ich Dich, Du biſt das entzückendſte Weib
auf der Welt!
Ganz ſo ſchnell ging es natürlich nicht. Zunächſt
ſank ſie ihm erglühend in die Arme und erwiderte ſeine
heftigen Küſſe. Dann aber wurde es ihr doch zu arg,
und ſie flüchtete hinter den Tiſch.
Der gute Herr Fedderſen, der zwiſchen den vier
dicken, goldenen Leiſten an der Wand hing, machte dazu
das alte, treuherzig=biedere Philiſtergeſicht und hatte
gegen dieſe Verlobung offenbar nicht das geringſte
ein=
zuwenden.
Du! ſtieß Frau Dora atemlos heraus und kühlte
ſich mit den Händen die heißen Wangen. Du biſt ein
grundſchlechter Menſch.
Ich ein ſchlechter Menſch? begehrte er auf. Das
iſt eine Beleidigung!
Na! lachte ſie und drohte mit dem Finger. Denk”
mal an die arme Guſchi!
Ach! wehrte er unangenehm berührt ab. Wärme
doch nicht die alten Geſchichten auf!
Das hört nun auf! drohte ſie energiſth.
Da duckte er ſich unwillkürlich.
Könnten wir nicht gleich ’mal die Stellung zu dem
Bilde ausprobieren? fragte er, nachdem er ſie wieder
eingefangen hatte.
Nein! ſprach ſie ſehr energiſch. Da beſtätigte es ſich
ihm: Dora Fedderſen war eine hochanſtändige Frau.
Wie alt biſt Du eigentlich, Schatz? fragte er leichthin.
Rat’ mal! lächelte ſie ihn an.
Achtundzwanzig! behauptete er dreiſt.
Du haſt es beinahe getroffen! erwiderte ſie und gab
ihm einen langen, dankbaren Kuß dafür.
Am nächſten Morgen ging ſie ſelbſt aufs Standesamt
und zum Herrn Paſtor. Dann fuhren ſie zuſammen nach
Hamburg, um Einkäufe zu machen. Die Flitterwochen
wollten ſie in Italien verleben, und er verſprach, ihr den
Campanile von Venedig, den Mailänder Dom und den
Hafen von Genua zu zeigen. In Florenz wollte er ſie in
die Geſilde der klaſſiſchen Kunſt führen, und den Winter
gedachten ſie auf Capri zu verbringen. Frau Doras un=
beute Kghiaſte, den deiet Söhe ſe ſchſt unr dinſte
Vorſtellungen hatte, erregten ſeine offene Bewunderung.
Sie führte ihn in ihrer Bekanntſchaft herum, auch in die
große Rahmenfabrik, und ſtellte ihn ihrem Schwager vor.
Der gratulierte herzlich, doch ſeine Freude war rein
äußerlich. Viel lieber hätte er geſehen, wenn Frau Dora
im Witwenſtand verblieben wäre.
An demſelben Tage ging Matthias Harms in das
Geſchäftshaus der Firma Geſterling & Ko. Sein Umfang
hatte ſich durch die ſtetige Aufregung des Kampfes
bedeu=
tend verringert; doch das ſtand ihm ganz gut. Auch ſein
Schädel glänzte nicht mehr ſo rötlich, ſein Haar hatte ſich
ſchon etwas grau gefärbt. Er konnte es jetzt ſchon viel
länger tragen, ohne unangenehm aufzufallen.
Diedrich Geſterling empfing ihn, ohne ſich von ſeinem
Sitz zu bemühen.
Bitte, nehmen Sie Platz, ſprach er lächelnd und wies
auf einen Stuhl.
Danke, erwiderte Matthias Harms kurz und blieb
ſtehen. Auch in ſeinen Manieren zeigte er ſchon eine
über=
raſchende Selbſtändigkeit. Sie wiſſen, was mich hierher
führt.
Ich ahne es, verſetzte Diedrich Geſterling, ohne ſein
überlegenes Lächeln zu laſſen. Sie ſind mit Ihrer Kunſt
zu Ende.
Sie befinden ſich in einem Irrtum. Ich habe heute
morgen eine Einladung von Fräulein Harriet erhalten!
Das iſt Ihre Privatſache. Sie wiſſen, daß meine
Macht als Vater, beſonders einer erwachſenen Tochter
gegenüber, ſehr beſchränkt iſt.
(Fortſetzung folgt.)
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Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt.
(8 70.
Dienstag, 19. Zuſ.
1010.
Bekanntmachung.
Wegen eingelaufener Beſchwerden machen wir auf Folgendes aufmerkſam:
Nach § 12 Abſ. 2 der Radfahr=Verordnung vom 6. Mai 1907 iſt das Radfahren
auf Fußwegen außerhalb der Ortſchaften nur geſtattet, wenn die Radfahrer den Fuß=
Hängern in angemeſſener Entfernung ausweichen und den Fußweg freimachen können.
Da dieſen beiden Vorausſetzungen auf dem Fußpfad nach Traiſa (vom Schnittpunkt
Der Schießhaus= und Nieder=Ramſtädter Straße an) von den Radfahrern nicht
ent=
ſprochen werden kann, ſo iſt auf Grund von § 12 Abſ. 2 der genannten Verordnung
das Radfahren auf dieſem Fußwege, dem ſog. „Traiſaer Pfad”, verboten.
Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtraſe bis zu 60 Mk. oder mit Haſt bis zu
14 Tagen beſtraft.
Die Polizeiorgane ſind angewieſen, jede Zuwiderhandlung zur Anzeige zu bringen.
Darmſtadt, den 25. Juni 1910.
(13092a
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
Adam Ober von Darmſtaht wurde zur Ausbildung von Führerm von
Kraft=
fahrzeugen zugelaſſen.
Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Vergebung von Erdarbeiten.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
Die Ausführung der Erdarbeiten bei
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56 be=
Herſtellung von ca. 2200 m Poſtkabel= finden ſich: 3 Pinſcher, 1 Foxterrier, 3 Boxer. 1 Spitzhund, 1 Dachshund (zugelaufen).
Kanälen und bei Verlegung von ca. 2000 m
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt
Poſtfernſprechkabel in verſchiedenen ſtädti= werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werk=
ſchen Straßen ſoll verdungen werden.
tag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Arbeitsbeſchreibungen und Bedingungen
liegen bei dem unterzeichneten Amte,
Zim=
mer Nr. 7, während der Dienſtſtunden
zur Einſicht offen. Auch werden dort die
Angebotſcheine abgegeben.
Angebote ſind bis
Montag, den 25. Juli I. Js.,
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 16. Juli 1910.
Tiefbauamt.
Keller.
(14358oi
Konkursverfahren.
Nachſtehender Gerichtsbeſchluß wird
hier=
durch zur öffentlichen Kenntnis gebracht:
Ueber den Nachlaß des Kaufmanns
Georg Hellmuth, geſtorben am 26. Mai
1910 zu Darmſtadt, wird heute, am 15. Juli
1910, vormittags 11 Uhr, das
Konkursver=
fahren eröffnet da der Nachlaß überſchuldet
iſt und der Nachlaßverwalter Antrag auf
Konkurseröffnung geſtellt hat.
Der Kaufmann Karl Dechert in
Darm=
ſtadt wird zum Konkursverwalter ernannt.
Konkursforderungen ſind bis zum
10. Auguſt 1910 bei dem Gerichte
an=
zumelden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über die
Beibehaltung des ernannten oder die Wahl
eines anderen Verwalters, ſowie über die
Beſtellung eines Gläubigerausſchuſſes und
eintretenden Falls über die im § 132 der
Konkursordnung bezeichneten Gegenſtände
und zur Prüfung der angemeldeten
Forde=
rungen auf
Freitag, den 12. Anguſt 1910,
vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte, neues
Gerichtsgebäude am Mathildenplat, eine
Treppe, Sitzungsſaal Nr. 219, Termin
an=
beraumt.
Allen Perſonen, welche eine zur
Kon=
kursmaſſe gehörige Sache in Beſitz haben
oder zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig ſind,
wird aufgegeben, nichts an den
Gemein=
ſchuldner zu verabfolgen oder zu leiſten,
auch die Verpflichtung auferlegt, von dem
Beſitze der Sache und von den Forderungen,
Befriedigung in Anſpruch nehmen, dem
Konkursverwalter bis zum 30. Juli 1910
Anzeige zu machen.
(144044
Darmſtadt, den 15. Juli 1910.
Der Gerichtsſchreiber
Großherzoglichen Amtsgerichts I.
Kanſturnverſahren.
Nachſtehender Gerichtsbeſchluß wird
hier=
durch zur öffentlichen Kenntnis gebracht:
Ueber den Nachlaß der Kaufmann Georg
Hellmuth Ehefrau, Chriſtine, geborene
Gompf, geſtorben am 26. Mai 1910 zu
vormittags 11 Uhr das Konkursverfahren
eröffnet, da der Nachlaß überſchuldet iſt
und der Nachlaßverwalter Antrag auf
Kon=
kurseröffnung geſtellt hat.
Der Kaufmann Karl Dechert in
Darm=
ſtadt wird zum Konkursverwalter ernannt.
Konkursforderungen ſind bis zum
10. Auguſt 1910 bei dem Gerichte
an=
zumelden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über die
Beibehaltung des ernannten oder die Wahl
eines anderen Verwalters, ſowie über die
Beſtellung eines Gläubigerausſchuſſes und
eintretenden Falls über die in § 132 der
Konkursordnung bezeichneten Gegenſtände
und zur Prüfung der angemeldeten
Forde=
rungen auf
Freitag, den 12. Auguſt 1910,
vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte, Neues
Gerichtsgebäude am Mathildenplatz, eine
Treppe, Sitzungsſaal Nr. 219, Termin
an=
beraumt.
Allen Perſonen, welche eine zur
Kon=
kursmaſſe gehörige Sache in Beſitz haben
oder zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig ſind,
wird aufgegeben, nichts an den
Gemein=
ſchuldner zu verabfolgen oder zu leiſten,
auch die Verpflichtung auferlegt, von dem
Beſitze der Sache und von den Forderungen,
für welche ſie aus der Sache abgeſonderte
Befriedigung in Anſpruch nehmen, dem
Konkursverwalter bis zum 30. Juli 1910
Anzeige zu machen.
(14403
Darmſtadt, den 15. Juli 1910.
Der Gerichtsſchreiber
Großherzoglichen Amtsgerichts I
Brenntannäpfel
liefert auf vorherige Beſtellung frei ins Haus
per hI 65 Pfg., bei 10 hI 60 Pfg.
Conrad Appel,
Bismarckſtr. 61. (233a) Telephon 91.
Bekanntmachung,
die Aufſtellung der Kehrichtgefäße betreffend.
Beſtehender Vorſchrift zufolge iſt das Aufſtellen der Kehrichtgefäße vor den
Hofreiten auf der Straße verboten. Ebenſo dürfen offene Kehrichtgefäße innerhalb
der Hofreiten an den Eingängen nicht ſo aufgeſtellt werden, daß ihr oft widerwärtiger
oder Ekel erregender Inhalt von der Straße aus geſehen werden kann.
Die Schutzmannſchaft iſt erneut angewieſen, hierauf ein beſonderes Augenmerk
zu haben und gegebenenfalls einzuſchreiten.
(14360oi
Darmſtadt, den 14. Juli 1910.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Dr. Kranzbühler.
Lohnfuhren.
Für 2 ſtarke Arbeitspferde wird
während den Sommermonaten
Beſchäftig=
ung gegen mißige Vergütung geſucht. Off.
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Die öffentliche Impfung im Jahre 1910.
Gut erhalt. Kinderwagen
Oeffentliche Impftermine für den Stadtbezirk werden, ſo lange das Bedürfnis
dauert, jeden Mittwoch, nachmittags 5 Uhr, in dem Schulhauſe in der
Rundeturm=
ſtraße abgehalten.
Impfpflichtig im laufenden Kalenderjahre ſind nach Geſetz die im vorigen Jahre
geborenen Kinder ſowie die rückſtändigen früheren Jahrgänge.
Wir laden die hieſigen Einwohner die impfpflichtige Kinder haben, zur Benutzung
dieſer öffentlichen Termine mit dem Bemerken ein, daß alle in denſelben vorgenon
menen Impfungen für den Einzelnen unentgeltlich ſind. Wer die Termine nicht
be=
nutzen will, muß die Impfung ſeines pflichtigen Kindes bis zum Jahresſchluß auf
ſeine Koſten beweriſtellgen laſſen, widrigenfalls ihm im Januar nächſten Jahres zur
Nachholung der Impfung eine vierwöchige Friſt unter Strafandrohung geſetzt wird.
Außer den Pflichtigen werden in den Terminen auch Erwachſene auf ihren
Wunſch, und Kinder, die erſt im laufenden Jahre geboren ſind, auf Wunſch ihrer
Vertreter geimpft. In der Regel werden in jedem Termin nicht mehr als 50
Impf=
ungen vorgenommen. Alle in einem Termine geimpften Kinder müſſen, bei Meidung
der geſetzlichen Strafe, in dem 8 Tage ſpäter abgehaltenen Termine zur Nachſchau
noch=
mals gebracht werden. Kinder, deren Zurückſtellung von der Impfung wegen
Kränk=
lichkeit beanſprucht wird, können gleichfalls in den Terminen dem Impfarzt vorgeſtellt
werden.
Wegen der Wiederimpfung der Schulkinder wird beſondere Benachrichtigung an
die Schulvorſteher erfolgen.
Aus einem Hauſe, in dem anſteckende Krankheiten wie Scharlach, Maſern,
Diphtherie, Croup, Keuchhuſten, Flecktyphus, roſenartige Entzündungen oder die
natür=
lichen Pocken herrſchen, dürfen Impflinge zum allgemeinen Termin nicht gebracht
werden. Die Kinder müſſen zum Impftermin mit rein gewaſchenem Körper und mit
reinen Kleidern gebracht werden.
Darmſtadt, den 30. Juni 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
I. V.: Schmitt.
(13276a
Bekanntmachung.
Das Hebregiſter über die für das Rechnungsjahr 1910 zur Erhebung kommenden
israelitiſchen Gemeindeſteuern liegt vom 20. 1fd. Mts. ab acht Tage lang zur Einſicht
für welche ſie aus der Sache abgeſonderte der Intereſſenten bei dem Gemeinderechner, Hern Karl Piehinger,
Alerander=
ſtraße 4 während der Dienſtſtunden von 8—12 Uhr vormittags offen.
Beſchwerden gegen die in dem Regiſter enthaltenen Anſätze ſind binnen der erſten
4 Wochen nach Ablauf der Offenlegungsfriſt entweder ſchriftlich oder mündlich zu
Protokoll bei Großh. Kreisamt Darmſtadt vorzubringen. Später vorgebrachte
Be=
ſchwerden können keine Berückſichtigung finden.
(14405
Darmſtadt, 18. Juli 1910.
Der Vorſtand der israelitiſchen Religionsgemeinde.
2
Verſteigerungs-Anzeige.
Mittwoch, den 20. Juli 1910, nachmittags 3 Uhr,
Darmſtadt, wird heute, am 15. Juli 1910, verſteigere ich im Verſteigerungslokale „Zur Ludwigshalle‟ (
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2 Diwans, ſowie Hausmobilien durch alle Rubriken.
Die Verſteigerung der in Fettdruck aufgeführten Gegenſtände findet
vorausſicht=
lich beſtimmt ſtatt.
Darmſtadt, den 18. Juli 1910.
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*17593) Junge r. Frau nimmt Wäſche
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Fr. Weingärtner, Große Ochſengaſſe 29, I.
*17614) 2 brave Mädchen (Oberheſſ.), welche
bürg. koch., m. g. Zeugn., ſ. Stellen p. 1. Aug.
Näh. Frau Roth, Stellenbureau, Schlossgartenstr. 49
*17623) Junge, reinliche Frau ſucht für
abends Laden oder Bureauräume zu
reinigen
Kiesſtraße 18, I. I.
B14426) Gut empf. Mädch. ſucht 2 Std.
vor=u. nachm. Monatsſt. Heidelbergerſtr. 110.
*17645) Aushilfe ſucht fleißiges Mädchen,
das kocht u. alle Hausarbeit ſelbſt. macht
Kiesſtraße 47, Manſarde.
*17598) Suche Monatſtell. vormittags,
auch ſpülen u. putzen nachmittags
Magdalenenſtraße 1, Hinterbau.
geht als
Junge, ſaubere Frau Schenkamme.
Näheres Expedition.
(*17586
*17579) Frau ſucht für morgens Laufdienſt,
geht auch für mittags 1 —2 Stunden fort
Dieburgerſtraße 42, Seitenbau, 1. Stock.
— Stellen ſuchen 2u
meh. 17 u. 18jährige Mädchen in Privat u.
in Metzgerei oder Bäckerei durch Frau
Weißmantel, Eliſabethenſtraße 37. (*17658
öcäm) 20 jahriges Mädchen mit
guten Zeugniſſen ſucht Stelle in kleinen
beſſeren Haushalt. Näheres
Frau Trabant. Karlſtraße
Seitenbau.
*17661) Stellen ſuchen: 5 tüchtige Allein
mädchen, welche kochen, Haus= und
Kinder=
mädchen für 1. und 15. Auguſt in
Privat=
häuſern durch Stellenbureau Frau
Dingeldein, Schützenſtr. 10½. Tel. 531.
*1760) Junge unabhüngige Frau ſucht
morgens 1—2 Stunden Laufſtelle
Pallaswieſenſtraße 2, II.
*17672) Drei Mädchen, die tücht. in
Haus=
arb., auch nicht unerf. im kochen, ſuchen z.
1. Auguſt Stelle für allein, 1 beſſ.
Haus=
mädchen ſucht Stelle nach auswärts. Frau
Elisab. Frank, Stellenb., Saalbauſtr. 33.
Tücht. Zahntechniker
ſucht für nach 6 Uhr
Aushilfs=
stellung. Offerten unter D 79 an
die Expedition ds. Bl. (*17317si
*17606) Junger Mann, (militärfrei), ſucht
per 1. Okt. Stellung auf techn. od. kaufm.
Büro. Vertrauensſtellung, u. dauernde Exiſtenz
bevorz. Offert. u. E 35 an die Expedition.
*17583) Fleißiger, junger Burſche ſucht
Stellung als Hausburſche. Offerten unter
E 32 an die Expedition dieſes Blattes.
*17588) Für meinen Sohn, welcher ſeine
kaufmänniſche Lehrzeit am 1. Juli in Dresden
beendet hat, ſuche ich
Stellung auf Kontor
oder anderem kaufmänniſchen Betrieb bei
beſcheid. Anſpr. Rackowitz, Eſchollbrückerſtr. 5.
Per 1. September
(14436a
ſuchen
tücht., ſelbſtändige
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Gebr. Rothschild
Markt 2
Markt 2.
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geſucht. Näheres in der Exp.
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etwas Näharbeit verſteht. Prima Zeugn.
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tücht. Zuarbeiterin
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Caſinoſtraße 27, 2. Stock.
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für herrſch. Haus, erfahrene, ſaub. Köchin.
Off. u. C22 an die Exped ds. Bl. (*17385sid
von 8—10 Uhr vor=
Lauffrau mittags geſucht
*17625im)
Bismarckſtraße 59.
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Wirth, Wilhelminenſtr. 10.
*17634)
das bürgerlich kochen
Ein Mädchen kann zu zwei Damen
nach Wiesbaden geſucht, hoh. Lohn
Stellen=
bureau Röſe, Karlſtraße 53, pt. (*17604
die kochen können und
Mädchen inbeſſeren Häuſer waren,
(*17602
erhalten gute Stelle
Frau Scheid, Dieburgerstr. 32.
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Ein ält. Mädchen halt, gegen guten
Lohn ſofort oder 1. Auguſt geſucht. Näh.
Steinackerſtraße 1, 2. Stock. (*17589
Unabhängige, beſſ. Monatsfraugeſ.
Landwehrſtraße 7½, 3. Stock.
(*17574)
Suche tücht. Alleinmädchen
mit gut. Zeug. ſof. u. ſpäter Fr. Weissmantel,
Arbeitsnachw., Eliſabethenſtr. 37. (*17656
*17659) Für ſofort und 1. Auguſt ſuche ich
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Nummer 166.
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Ich warne
hiermit jedermann, meiner Frau etwas
zu leihen oder zu borgen, da ich
(*17587
für nichts hafte
Georg Blank.
Brief liegt.
Schw. Fri. v. Lande
(*17667
Woog, am 18. Juli 1910.
Waſſerhöhe am Pegel 3,85 m
Luftwärme 195 6
Waſſerwärme vormittags 7 Uhr 21½0 C
Woogspolizeiwache.
Seite 14.
Sport.
— Fußball. Bei dem Wettſpiel der 1.
Mann=
ſchaft des F.=K. Olympia=Hahn gegen die gleiche des
J.=K. Germania=Darmſtadt ſiegte Germania mit
211 Toren. Das zweite Wettſpiel der 1. Mannſchaft
des F.=K. Viktoria gegen die 2. des F.=K. Germania
endete mit 111 unentſchieden.
— Wiesbadener Rennen am 23., 24. und
26. Juli. Es wird nochmals an dieſer Stelle auf die
am 23., 24. und 26. Juli ſtattfindenden Rennen in
Wiesbaden verwieſen und bemerkt, daß der
Eintritts=
preis für die Tribüne (einſchließlich Sattelplatz) nicht,
wie irrtümlich in der letzthin erſchienenen Anzeige, 6
Mark, ſondern nur 5 Mark koſtet.
Pfr. Fervor Sieger im Großen Preis
von Berlin. Für die Reichshauptſtadt gibt es keine
tote Saiſon. Der Menſchenſtrom, der ſich am Sonntag
bei dem Prachtwetter auf alle Plätze der
Grunewald=
bahn ergoß, übertraf die kühnſten Erwartungen. Auch
der Hof war durch Prinz Eitel Friderich und Gemahlin
verireten. Unter den Zuſchauern befanden ſich auch
wohl viele Fremde; doch zeigte es ſich wieder deutlich,
daß es nur eines großen Ereigniſſes bedarf, um der
Grunewaldbahn auch zur Ferienzeit ein volles Haus zu
verſchaffen. Dieſen Anziehungspunkt bildete der Große
Preis von Berlin mit ſeinen 74000 Mark, das
wert=
vollſte Rennen der Metropole. Die Starterliſte des
2400 Meter=Rennens erfuhr in letzter Stunde durch
das Fernbleiben von Blauſtrumpf, die ſich am Abend
zuvor in ihrer Box „geklopft” hatte, eine Veränderung,
doch erſchin immer noch das ſtattliche Feld von acht
Pferden; bis auf den nicht konkurrenzberechtigten
Derbyſieger Orient das beſte Material unſerer Ställe
am Start. Wenn auch jeder der vertretenen fünf Ställe
einen großen Anhang beſaß, ſo nahm doch Fervor, der
„erklärte” Träger der Weinbergſchen Farben, die
Fa=
voritenſtellung ein, und, wie der Verlauf zeigte, mit
Recht. Am Start, der ſich den Blicken der Zuſchauer
entzog, verloren Herrenmeiſter und Hort einige
Län=
gen, da ſie beim Erſcheinen des Feldes etwas
zurück=
galoppierten. Die Spitze hatte der Graditzer Ladislaus
vor Fervor, Wandersmann und Anker inne.
Herrenmei=
ſter verbeſſerte auf der gegenüberliegenden Seite ſeinen
Platz und lag an den Ställen in zweiter Poſition hinter
Ladislaus, vor Fervor und Star. Gut geſchloſſen kam
das Feld bis in den Einlaufsbogen, wo Ladislaus
zu=
erſt geſchlagen war. Herrenmeiſter und Fervor bogen
Kopf an Kopf in die Gerade. Fervor unternahm
dort einen entſcheidenden Vorſtoß, der ihm einen
Vor=
teil von etwa drei Längen einbrachte. Star, Anker, der
bald geſchlagene Wandersmann und Mikado verſuchten
ſich zwar energiſch an die Verfolgung zu machen, doch
vermochte allein Mikado näher heranzukommen, konnte
aber Fervor nie gefährden, der unter rauſchendem
Bei=
fall ſehr ſicher mit einer Länge gewann. Die nächſten
Plätze beſetzten in ſehr großen Zwiſchenräumen Anker,
Star und Herrenmeiſter. — Generalkonſul A. von
Weinberg war Zeuge des ſchönen Triumphes ſeines
Feſta=Sohnes. Die Eventual=Quoten lauteten: Stall
Pakheiſer 30, Stall Graditz 68, Anker 84, Herrenmeiſter
135:10. Der Umſatz am Totaliſator betrug 148705 Mk.
davon 82675 Mark auf Sieg und 65030 Mark auf Platz.
— Die den Großen Preis umrahmenden Konkurrenzen
fanden trotz ihrer guten Dotierung durchweg nur
ſchwache Beſetzung. Der Graditzer Pfeffermünz hatte
große Mühe, ſeinen früheren Stallgefährten Ozean im
Preiſe von Bindow zu ſchlagen, dagegen landete
Ora=
nier das Stadion=Handikap ſehr ſicher. Im Damen=
Preis führte Forefather gewohnheitsgemäß vom
Start ab, ſtürzte aber am Grabenbuſch. Hans ging
dann in Front und ſiegte leicht gegen den mäßig
gelau=
fenen Florham. Sein Reiter Dr. Rieſe erhielt aus
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 19, Juli 1910.
Nummer 166.
den Händen der Freifrau von Brandenſtein den von
den Damen Berlins geſtifteten Ehrenpreis.
Rr. Die Radrundfahrt durch Frankreich
nahm mit der ſiebenten Etappe von Nizza nach Nimes
ihre Fortſetzung. Sieger blieb Francvis Faber, der
die 345 Kilometer lange, wenig bergige Strecke in 11
Stunden 58 Minuten zurücklegte. Vier Minuten
ſpä=
ter langten acht Konkurrenten, die Faber 30 Kilometer
vor Nimes „abgehangen” hatte, geſchloſſen im Rudel
ein. Paulmier ſchlug ſeine Gegner im Spurt und
brachte den zweiten Platz mit halber Länge vor Lapize
an ſich, dem dichtauf Pergeon, Trouſſelier, Garrigou
und Ernſt Azzini folgten.
sr. Parent gewinnt die
Stehermeiſter=
ſchaft von Fran kreich. Am Sonntag gelangte
auf der Pariſer Prinzenparkbahn bei ſchönem Wetter
und gutem Beſuche die 100 Kilometer=Meiſterſchaft von
Frankreich zum Austrag. Seres ſetzte ſich ſofort an die
Spitze und vergrößerte ſeinen Vorſprung zuſehends.
Kurz vor Schluß ereignete ſich ein aufregender
Zwi=
ſchenfall. Beim 90. Kilometer führte Seres bereits
mit anderthalb Runden vor Parent, als dieſer plötzlich
einen Angriff auf ihn unternahm. Seres war mit
ſeinen Kräften zu Ende und vermochte kaum
Wider=
ſtand zu leiſten. Er verließ den Motor, fuhr in den
Innenraum und brach dort bewußtlos zuſammen,
er=
holte ſich aber ſpäter. Der Grund zu ſeinem Verſagen
liegt in einem Unfall, der ihn während einer Woche am
Training verhinderte. Parent, der vorjährige Meiſter,
beendete dann unangefochten das Rennen als Sieger.
Lavalade litt unter Motor= und Reifendefekten.
Rgk. Koch und Sturm ringen
unentſchie=
den. Die mit großer Spannung erwartete Begegnung
zwiſchen Jakob Koch und Albert Sturm, der den
Rhein=
länder zum Match um einen gegenſeitigen Einſatz von
3000 Mark herausgefordert hatte, fand am Samstag
abend im Etabliſſement von Kiſtenmacher in Berlin
ſtatt. Beide Gegner kämpften mit großer Ruhe und
äußerſter Vorſicht, ſo daß es keinem möglich war, einen
richtigen Griff zu faſſen und eine Entſcheidung
herbei=
zuführen. Es wurde durchweg von der erſten bis zur
letzten Minute im Stand gekämpft. Koch war
vor=
zugsweiſe in der Offenſive, doch parierte der an
Kör=
pergewicht viel leichtere Berliner ſtets rechtzeitig und
zeigte ſich überhaupt im Verlauf des 1 Stunde 22 Min.
währenden Kampfes ſeinem berühmten Gegner als
ebenbürtig. Als dann der Polizeiſtunde wegen das
Ringen abgebrochen werden mußte, erhob ſich im
Publi=
kum ein unbeſchreiblicher Tumult. Bierſeidel und
ſonſtige Geſchoſſe flogen auf die Bühne; Bogenlampen
und alles, was nicht niet= und nagelfeſt war, wurde
demoliert. Erſt einem größeren Polizeiaufgebot,
das mittlerweile herbeigerufen worden war, gelang es,
die Ruhe wiederherzuſtellen.
sr. Der Sieger der Kaiſer Nikolaus=
Tourenfahrt iſt nach dem jetzt vom Preis=Komitee
feſtgeſtellten Endklaſſement der heiße Favorit Direktor
Willy Poege=Chemnitz, der ſich mit einem
Merce=
des=Wagen an der Tour beteiligte. Auch den nächſten
Platz haben Mercedesfahrer belegt, ſo den zweiten
Platz Konſul Fritſch=Wiesbaden und den dritten
Di=
rektor v. Luede. Aber auch die übrigen an der Kaiſer
Nikolaus=Fahrt beteiligt geweſenen deutſchen Wagen
haben vorzüglich abgeſchnitten und die ausländiſchen
Fabrikate weik in den Schatten geſtellt, den die zwölf
erſten des Geſamtklaſſements ſind deutſche
Wa=
gen. Es ſind der Reihe nach Walensky (Gaggenau),
Henney (Benz), Erle (Benz), Kraft (Gaggenau),
Wil=
helm (Adler), Thornton (Gaggenau), Forchheimer
(Benz), Heiblich (Dixi) und Delacroix (Mercedes).
Auch in der 2. Klaſſe der ſich nicht um den Zarenpokal
bewerbenden Wagen fiel der erſte Preis einem
deut=
ſchen Loreley=Wagen zu, der von Novikoff gemeldet
worden war.
Vermiſchtes.
* Die letzten Nachkommen der Auerochſen. Das letzte
Mitglied der berühmten Herde der Chartley=Rinder iſt in
England geſtorben und Skelett und Fell ſind dem
briti=
ſchen naturhiſtoriſchen Muſeum überwieſen worden. Die
Herde datiert über ſechs= und ein halbes Jahrhundert zurück
und verdankt dem König Heinrich III. ihr Entſtehen, der
dem Lord Ferrers die Erlaubnis gab, eine Anzahl der
wilden weißen Rinder des königlichen Forſtes von
Need=
wood einzufangen. Bis um die Mitte des letzten
Jahr=
hunderts lebten die Tiere im halbwilden Zuſtande und
gediehen vortrefflich, dann aber, vermutlich infolge der
Kreuzung mit Hausrindern, wurden ſie tuberkulös, alle
Anſtrengungen, ſie zu erhalten, ſchlugen fehl und jetzt iſt
das letzte Exemplar geſtorben. Nach allgemeiner
Mei=
nung waren die Chartley=Rinder Nachkommen des
ur=
ſprünglichen wilden Ochſen oder Auerochſen.
Wahrſchein=
licher jedoch iſt, daß ſie von den ſchwarzen Pembroke=
Rindern abſtammen, die mit mehr Recht darauf Anſpruch
machen dürfen, als direkten Ahnen den Auerochſen gehabt
zu haben. Schon die weiße Farbe der Chartley=Rinder
ſpricht dagegen, daß ſie direkt vom Auerochſen abſtammen,
der ſchwarz war. Bezeichnend iſt, daß von Zeit zu Zeit
ſchwarze Kälber geboren wurden, die aber als Abweis
chungen ſofort geſchlachtet wurden. Vermutlich war dies
ein Irrtum und ſie waren nur Rückſchläge, und hätte man
ſie am Leben gelaſſen, hätten ſie vermutlich die Lebenss
fähigkeit der Raſſe verſtärkt.
Literariſches.
— Hendſchels Luginsland. Es handelt
ſich bei dieſem auf Anregung von Stadtrat Dr. Julius
Ziehen in Frankfurt a. M. entſtandenen Unternehmen
um eine zwangloſe Sammlung von Heften, deren jedes
eine Eiſenbahn=, Poſt= oder Dampfſchiffſtrecke in
Wort und Bild ſchildert. Statt gedankenlos im
Bahn=
wagen dahinzuraſen und die Eiſenbahn nur als Mittel
zu betrachten, das uns von einem Land ins andere
führt, ſollen wir durch dieſe Hefte bei aller Schnelligkeit
der Fahrt mit Ländern, Städten, Gebirgen uſw. wenige
ſtens oberflächlich bekannt gemacht werden. Band 7.
enthält: Berlin-Halle-Bebra-Frankfurt, Leipzig-
Frankfurt, über Eiſenach oder Nordhauſen, von Dr.
Karl Schwarzloſe, Frankfurt. Preis 75 Vfg.
— Das Radium. Von Profeſſor Dr. Hugo
Kauffmann. Mit 10 Abbildungen. 100 Seiten.
(Naturwiſſenſchaftliche Wegweiſer, Serie A, Band 12.)
Verlag von Strecker u. Schröder in Stuttgart. Geh.
1 Mk., gebd. 1.40 Mk. Die wunderbaren Eigenſchaften.
des Radiums, dieſes neuen gewaltigen
Naturgeheim=
niſſes, weichen ſo ſehr von den hergebrachten
Erfahrun=
gen ab, daß es nur an Hand einer beſonderen
Beſchreib=
ung möglich wird, ſich einen Ueberblick über dieſes
Neuland des Wiſſens zu verſchaffen. Eine ſolche
Be=
ſchreibung ſtellt das vorliegende Bändchen dar. Es gibt
in leichtverſtändlicher Form Aufſchluß über den
gegen=
wärtigen Stand der Auffaſſungen und orientiert über
die Grundzüge der Erſcheinungen.
— Vogelflug und Flugmaſchinen.
Dar=
ſtellung und Kritik der Erfindung des Kraftfluges durch
Natur und Technik, von Dr. Oskar Prochnow.
Leip=
zig, 1910. Verlag von Th. Thomas. Preis 1 Mk., eleg.
gebd. 1.60 Mk. Das Büchlein will einmal mit all den
Haupttypen von Flugmaſchinen bekannt machen, mit
denen die Natur und die Technik das Problem des
Schwerer=als=die=Luft=Fliegers gelöſt hat, ſodann auch
das Verſtändnis für die Flugautos oder Kraftflieger
erſchließen. Die Auswahl beſchränkt ſich auf die
erfolg=
reichen Hauptſyſteme. Alle techniſchen Hauptprobleme
des Drachenfliegers werden dabei erläutert und meiſt
durch Zeichnungen veranſchaulicht. Den Schluß bildet
ein Abſchnitt über die Schraubenflieger und ihre
mut=
maßliche Zukunft.
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Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 19. Juli 1910.
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Kriegsveteranen=Appell 1910.
Aufruf.
Nach den vorliegenden Meldungen treffen bereits am Samstag, den 13. Auguſt,
ungefähr 2500 Veteranen hier ein, für welche Freiquartiere zu beſchaffen ſind. Die bis
jetzt gezeichneten Freiquartiere und freiwilligen Beiträge zur Beſchaffung von ſolchen
reichen bei weitem noch nicht aus, um die gemeldete Anzahl Veteranen unterbringen
zu können.
Der unterzeichnete Ausſchuß richtet daher an alle diejenigen welchen aus irgend
einem Verſehen die Liſten noch nicht vorgelegt wurden und welche infolgedeſſen noch
nichts gezeichnet haben, die dringende und freundliche Bitte, uns durch Zeichnung von
Freiquartieren und freiwilligen Beiträgen hilfreich an Hand zu gehen, damit die alten
Veteranen ſo untergebracht werden können, wie es ſich geziemt und wie wir es dieſen
tapferen Männern, die unſer Vaterland in Stunden ſchwerer Gefahr ruhmvoll gerettet
und wieder neu aufgebaut haben, gegenüber ſchuldig ſind.
Die Liſten ſind nicht mehr im Umlauf und wird deshalb freundlichſt gebeten,
Meldungen von Freiquartieren und freiwilligen Beiträgen an den Vorſitzenden des
Wohnungsausſchuſſes
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bis längſtens 25. Juli zu richten.
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Eintritt 25 Pfg.
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