Darmstädter Tagblatt 1910


12. April 1910

[  ][ ]

173. Jahrgang
ren Beſtell. entgegen zu 60 Pfg. monatl. verbunden mit Wohnungs=Anzeiger und der Sonntags=Beilage:
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kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.

N 84.

Dienstag, den 12. April.

1910.

Im
11. Apri

m.
Hugo d

Die Ausſperrung im Bangewerbe.
** Seit der ſtrafferen Organiſation der Arbeitgeber
der ſoziale Kampf eine ganz andere Geſtalt angenom=
n
, denn während früher der Angriff meiſt von den Ar=
tnehmern
ausging, ſind jetzt die Unternehmer mehr und
hr in die Angriffsſtellung eingerückt. Das zeigte ſich
n in größerem Maße bei dem Kampf im deutſchen
ugewerbe im Jahre 1907/08 und es tritt noch deutlicher
vor in dem jetzt begonnenen Kampf in demſelben Ge=
rbe
. Während in früheren Jahren die Arbeiter die Be=
gungen
zu diktieren pflegten, unter denen eine Einigung
tande kommen konnte und von der ſozialdemokratiſchen
rteileitung eifrig zum Streik geſchürt wurde, iſt davon
gſt keine Rede mehr, weil ſchon ſeit geraumer Zeit die
beiter im Kampfe unterlagen und umſonſt die ſchwerſten
fer gebracht hatten. Bei den Bewegungen der letzten
hre war denn auch auf parteioffiziöſer Seite das Beſtre=
vorherrſchend
, zum Frieden zu mahnen und den Aus=
ich
von Konflikten zu verhindern. Und wenn das auch
ht um des Friedens ſelber willen, ſondern in der Er=
ntnis
der Nutzloſigkeit und Schädlichkeit des Kampfes
die Arbeiter geſchah, ſo iſt durch dieſe Haltung doch
n mancher Konflikt vermieden worden.
Auch angeſichts der gegenwärtigen Situation, die
ch den Ablauf der im April 1908 abgeſchloſſenen Tarif=
träge
entſtanden iſt, lag das Scheitern der Verhand=
gen
über neue Tarifverträge nicht in der Abſicht der
beitnehmer. Dieſe hätten ſich lieber geeinigt, und bei
Vermittelungsverhandlungen im Reichsamt des In=
n
erklärten die Vertreter der Arbeitnehmer ihre Ge=
gtheit
, dem vom Geheimen Regierungsrat Wiedfeldt
geſchlagenen Schiedsgericht zuzuſtimmen, aber die Dele=
rten
des Deutſchen Arbeitgeberbundes waren mit ge=
idener
Marſchordre verſehen und konnten von den
ner bezw. Dresdener Beſchlüſſen nicht abweichen. So
ßten denn die Verhandlungen ergebnislos verlaufen
die Konſequenzen daraus ſind von den Arbeitgebern
eits durch Ausſperrungen gezogen worden oder ſie wer=
alsbald
gezogen werden. Nur in Hamburg kommt es,
wir ſchon mitteilten, zu keinem Kampfe, da eine Eini=
ig
erfolgt iſt, und in Berlin ſchweben noch die Unter=
dlungen
.
Einer der größten ſozialen Kämpfe, der je in Deutſch=
d
ausgefochten worden iſt, hat damit ſeinen Anfang
ommen. Die Arbeitgeber ſind ſehr zuverſichtlich, wäh=
d
die Arbeitnehmer mit wenig günſtigen Ausſichten in
Bewegung eintreten. Damit iſt freilich nicht geſagt,
; nicht auch erſtere für den Fall des Sieges ſchwer ge=
idigt
werden, und die Erfahrung des Jahres 1908 hat
gelehrt, daß viele kleine Unternehmer, beſonders ſolche,
ſchon auf ſchwachen Füßen ſtanden, zugrunde gingen.
ie nicht geringe Zahl, welche kontraktliche Verpflicht=
igen
zu erfüllen hatte, fügte ſich dem Beſchluſſe des Ar=
tgeberbundes
nicht und kapitulierte vor den Arbeitern,
ebenfalls nicht ſämtlich den Ordres ihrer Organiſatio=
parierten
. Sehr groß war die Not unter den Arbei=
i
, und viele, viele Familien leiden noch heute unter
Nachwehen jener wochen=, ja monatelangen Verdienſt=
gkeit
. Und Kummer und Sorge werden auch jetzt wie=
in
die Familien einziehen, zu der Zeit, die für den
uarbeiter die ausſichtsreichſte iſt und ihm nach der in=
ze
der ungünſtigen Witterungsverhältniſſe im Winter
k eingeſchränkten Beſchäftigung regelmäßigen Verdienſt
ngen ſoll.
Die als bevorſtehend gemeldeten Ausſperrungen
erhalb Berlins und Hamburgs ſind zum Teil bereits
ſchloſſen. Der Verein der Arbeitgeberverbände für
5 Baugewerbe für Rheinland und Weſtfalen hatte eine
remeine Mitgliederverſammlung nach Düſſeldorf einbe=
en
, die einſtimmig beſchloß, an den Dresdener Ent=
ießungen
und an den in der letzten Vorſtandsſitzung
Berlin getroffenen Maßnahmen unbedingt feſtzuhalten.
mit werden ſämtliche Baugewerbe am 15. April für
einland und Weſtfalen geſchloſſen. Zur Ueberwachung
Beſchlüſſe wurde ein Ausſchuß gewählt. Der Vorſtand
Arbeitgeberverbandes des Baugewerbes beider Meck=
burg
hat ſeine Mitglieder angewieſen, am 15. April aus=
perren
. Der Verband baugewerblicher Unternehmer in
inkfurt a. M. richtet an ſeine Mitglieder in einem
ndſchreiben die Aufforderung, gemäß dem Beſchluß des à

Deutſchen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe am
15. April die Geſchäfte zu ſchließen und Vorbereitungen
zur Entlaſſung ſämtlicher Arbeiter zu treffen. Durch den
allgemeinen Ausſperrungsbeſchluß werden nach einer
Schätzung 200000 Arbeiter, nach einer anderen Annahme
150000 Mann direkt betroffen. Die Zahl der indirekt Be=
troffenen
läßt ſich natürlich nicht feſtſtellen. Wenn die Bau=
tätigkeit
ruht, ſo haben Schloſſereien, Glaſereien, Bau=
tiſchlereien
auch nichts zu tun, müſſen die Mörtelwerke
feiern, können die Ziegeleien, da ſie ihre Steine nicht ab=
ſetzen
können, ihre Arbeiter nicht beſchäftigen. Es wird
die größte Ausſperrung werden, die Deutſchland je ge=
ſehen
hat.
Die Geldmittel der bei der Ausſperrung im
Baugewerbe in Frage kommenden Arbeiterver=
bände
beziffern ſich folgendermaßen: Zentralverband der
Maurer 7081545 Mark, Zentralverband der Zimmerer
rund 2 Millionen Mark, Zentralverband der Bauhilfs=
arbeiter
1 244 422 Mark. Zuſammen beſitzen alſo die drei
Zentralverbände 10325976 Mark. Der Verband der chriſt=
lichen
Bauarbeiter verfügt nur über einige hunderttauſend
Mark, doch hat der Generalſekretär Stegerwald bereits auf
dem Berliner Verbandstag erklärt, daß die Zentrale der
geſamten chriſtlichen Verbände Deutſchlands, die einen
Fonds von fünf Millionen ihr eigen nennt, die chriſtlichen
Bauarbeiter bei der Ausſperrung in weitgehendem Maße
unterſtützen würde. Allerdings iſt in Betracht zu ziehen,
daß ein Teil der Gelder in den Zentralverbänden nach den
Beſtimmungen der Satzungen bei einem Streik nicht ange=
griffen
werden darf, aber es bleibt auch zu berückſichtigen,
daß die Generalkommiſſion der deutſchen Gewerkſchaften
in der Lage wäre, mehrere Millionen den drei Zentral=
verbänden
zur Verfügung zu ſtellen. Den Leitern der Be=
wegung
würde es mithin nicht allzu ſchwer werden, 12
bis 15 Millionen Mark für einen Kampf flüſſig
zu machen.
Zur Frage der Verſicherung der Privatbeamten.
* Die Freie Vereinigung für die Verſicherung der
Privatangeſtellten teilt uns folgendes mit: Das Reichs=
amt
des Innern hatte zum Samstag eine Kon=
ferenz
einberufen, zu der die Vertreter der Freien Ver=
einigung
für die ſoziale Verſicherung der Privatangeſtell=
ten
, des Hauptausſchuſſes und des Verbandes Hirſch=
Dunckerſcher Gewerkvereine Einladungen erhalten hatten.
Das Reichsamt ſelbſt war dabei durch die Geheimen Ober=
regierungsräte
Dr. Beckmann und Koch vertreten, die
gleich zu Beginn erklärten, daß die Regierung den
Geſetzentwurf über die Penſionsverſiche=
rung
der Privatangeſtellten auf der Grundlage
der zweiten amtlichen Denkſchrift ausarbeite; es könne
deshalb nicht über den Ausbau der Invalidenverſicherung
innerhalb der Reichsverſicherungsordnung, ſondern nur
über die Penſionsverſicherung in Geſtalt einer Sonderver=
ſicherung
beraten werden. Da es den Vertretern des Aus=
baugedankens
unter dieſen Umſtänden nicht möglich war,
ihren grundſätzlichen Standpunkt ausführlich darzulegen,
drehte ſich die Debatte zum überwiegenden Teile um ver=
ſchiedene
Einzelheiten der Sonderverſicherung.
Einen breiten Raum nahm dabei die Erörterung der
Frage ein, ob Erſatzinſtitute zugelaſſen werden ſoll=
ten
. Die Vertreter der Regierung erklärten, daß ſich die
Regierung darüber ſelbſt noch nicht klar geworden ſei.
Auch bezüglich der Selbſtverwaltung vermochten
die Regierungsvertreter noch keine näheren Angaben zu
machen. Die Vertreter der Hirſch=Dunckerſchen Gewerk=
vereine
wieſen u. a. darauf hin, daß die Schaffung einer
Sonderverſicherung in der Arbeiterſchaft berechtigte Ent=
rüſtung
hervorrufen werde und ſie die Gelegenheit der
Reichsverſicherungsordnung benutzen würden, um für den
notwendigen Ausbau der Invalidenverſicherung in eine
intenſive Propaganda einzutreten.
Der Vorſitzende der Siebenerkommiſſion des Haupt=
ausſchuſſes
glaubte für dieſen Fall die Herausnahme aller
Privatangeſtellten aus der Invalidenverſicherung in Aus=
ſicht
ſtellen zu müſſen. Die Vertreter der Freien Vereini=
gung
präziſierten am Schluß das Ergebnis der Verhand=
lungen
für ſich dahin, daß ſie durch den Verlauf der De=
batte
in ihren Grundanſchauungen nicht erſchüttert ſeien.
Sobald der Geſetzentwurf vorliegen werde, würden ſie
poſitive Verbeſſerungsvorſchläge machen. Vorläufig aber
hätten ſie keine Veranlaſſung, den Gedanken des Aus=
baues
fallen zu laſſen.

Teutſches Reich.
* Die Generalkommiſſion der ſozialdemokratiſchen Ge=
werkſchaften
hat für den 25. April d. J. die Veranſtaltung
eines Allgemeinen Kongreſſes aller ge=
werkſchaftlich
organiſierten Arbeiter und
Angeſtellten Deutſchlands in Berlin in Aus=
ſicht
genommen. Die Aufgabe dieſes Kongreſſes ſoll darin
beſtehen, Proteſt gegen den Entwurf der Reichsver=
ſicherungsordnung
einzulegen, der demnächſt im
Reichstage zur Beratung gelangt. Alle Organiſationen
gewerkſchaftlichen Charakters ſollen zum Kongreß zuge=
laſſen
werden. Die entſprechenden Einladungen an die
Zentralverbände ſozialdemokratiſcher Richtung, ſowie an
die Zentralen der Hirſch=Dunckerſchen Gewerkvereine, der
Chriſtlichen Gewerkſchaften und der Polniſchen Berufs=
vereinigung
ſind ergangen. Die Namen der Berichterſtat=
ter
werden bekanntgegeben, ſobald das Einverſtändnis
zwiſchen den Gewerkſchaftszentralen darüber, erzielt iſt.
Eine Reichswertzuwachsſteuer ſoll nun
ſo ſchnell als möglich geſchaffen werden. Wie man hört,
hat die Konferenz der bundesſtaatlichen Finanzminiſter
außer den Fragen über die Finanzierung des nächſtjähri=
gen
Etats auch noch den Entwurf eines Wertzuwachs=
ſteuergeſetzes
erörtert. Der Entwurf iſt im Reichsſchatz=
amt
aufgeſtellt und wird, ſobald der Bundesrat endgültig
Beſchluß gefaßt hat, wahrſcheinlich ſchon in den nächſten
Tagen, dem Reichstage zugehen.
In langwierigen Verhandlungen iſt jetzt zu Paris
von den Vertretern Deutſchlands, Frankreichs,
Englands und Spaniens der durch die diplo=
matiſche
Konvention vom 20. Auguſt 1908 in Tanger vor=
geſehene
Entwurf eines Berggeſetzes für Marokko in
vorläufiger Faſſung fertiggeſtellt worden. Ehe zur zweiten
Beratung und endgültigen Beſchlußfaſſung geſchritten
werden wird, holt das deutſche Auswärtige Amt die An=
ſichten
und Wünſche der deutſchen Intereſſen=
ten
ein. Darunter ſtehen an erſter Stelle die Gebrüder
Mannesmann, deren Geſellſchaftsvertrag mit dem Sultan
Muley Hafid vom 6. Oktober 1908 zu einer wichtigen Un=
terſtützung
für die erfolgreiche Wahrung der deutſchen An=
ſprüche
eine gute Handhabe bietet. Die Konferenzen des
Auswärtigen Amtes mit den Intereſſenten finden im
Laufe dieſer Woche ſtatt. Sie ſind ſtreng vertraulich.
Abweichend von dem Mehrheitsbeſchluß der
Zweiten badiſchen Kammer, die ſich für die
Simultaniſierung von drei konfeſſionellen Lehrer=
ſeminaren
ausgeſprochen hatte, erklärte die Erſte Kam=
mer
in ihrer Sitzung auf Grund des vom Oberbürger=
meiſter
Wilkens erſtatteten Berichts, daß ſie allerdings aus
grundſätzlichen Anſchauungen heraus am Simultancharak=
ter
der Volksſchule feſthalte und auch eine weitere ſimul=
tane
Miſchung des Lehrerperſonals an ſämtlichen Lehrer=
ſeminaren
des Landes wünſche, dagegen aus praktiſchen
Gründen am konfeſſionellen Charakter der drei Seminare
in Karlsruhe, Ettlingen und Meersburg feſthalte, da für
eine Aenderung keinerlei Bedürfnis beim Publikum vor=
liege
. Bei der Abſtimmung ergab ſich die einſtimmige An=
nahme
dieſes Beſchluſſes, nachdem noch der den National=
ſozialen
naheſtehende Theologieprofeſſor Troeltſch aus
Heidelberg beſonders warm dafür eingetreten war.
Ausland.
In Oeſterreich ſcheint tatſächlich für die Deut=
ſchen
wieder eine beſſere Zeit zu kommen. Auf allen
Ecken ſpürt man es, daß mit dem bisherigen Kurſe der
Forderung der ſlawiſchen Nationalitäten entſchieden ge=
brochen
wurde, daß die Dynaſtie zu der Anſicht, Oeſterreich
müſſe deutſch ſein oder nicht, zurückgekehrt iſt. Seit dem
bitteren Worte des Monarchen über die tſchechiſche Dank=
barkeit
iſt in der öſterreichiſchen Regierungspolitik ein ent=
ſchieden
deutſchfreundlicher Zug zu verſpüren. Seit 1878.
war kein ſo überwiegend deutſches Miniſterium mehr an
der Regierung. Der proviſoriſche Ackerbauminiſter Pop
und der Finanzminiſter Bilinski ſind die zwei einzigen
Nichtdeutſchen. Die Genehmigung der deutſchen Schutz=
geſetze
, die Ablehnung der vom böhmiſchen Landesaus=
ſchuß
an die Regierung geſtellten Forderung, die deutſche
Obſtruktion im Landtage indirekt durch Weitereinhebung
der Steuern im Verordnungswege zu brechen, das ent=
ſchiedene
Vorgehen gegen die italieniſche und ſüdſlawiſche
Irredenta, die ausſchließliche Ernennung deutſcher Richter
für deutſche Gebiete bedeuten gegen früher einen klaren
Syſtemwechſel. Es wäre nun Sache der Deutſchen, die
Lage zu benützen und ihre durch die Wahlreform in der
Legislative verlorene Mehrheitsſtellung durch Einfluß in
der Verwaltung gutzumachen.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910.

In Griechenland hat ſich in den Reihen der Offi=
ziere
ein bedeutſamer Stimmungswechſel voll=
zogen
. Während ſie früher die Prinzen nötigten, ihre
Stellungen in der Armee aufzugeben und in das Aus=
land
zu reiſen, und es durch ihr eigenmächtiges Vorgehen
dazu brachten, daß ſich der König mit Rücktrittsgedanken
trug, erblicken ſie jetzt in der Dynaſtie eine Stütze
für ihre Reformpläne. Dieſer Stimmungsumſchlag iſt da=
durch
herbeigeführt worden, daß die Offiziere bei den
beiden großen Parteien, den Rhallyiſten und den Theo=
tökiſten
, keine Unterſtützung finden; dieſe beiden Parteien
haben ein Wahlkartell abgeſchloſſen und erklären ſich gegen
die Reformpläne der Offiziere, die ſie als undurchführbar
bezeichnen. Um den Einfluß dieſer Parteien erfolgreich
bekämpfen zu können, wendeten ſich die Offiziere an den
Kronprinzen Konſtantin und forderten ihn auf,
im Verein mit ihnen für das Reformwerk einzutreten.
Der Kronprinz lehnte aber eine Einmiſchung ab und be=
gründete
ſeine Haltung mit verfaſſungsmäßigen Bedenken.
Nun traten die Offiziere an den König heran und tru=
gen
ihm die Bitte vor, ſich für die Reformen, die ſie im
Intereſſe des Landes vorſchlagen, einzuſetzen. Der König
gab den Offizieren die Zuſage, innerhalb des Wirkungs=
kreiſes
, den ihm die Verfaſſung zuweiſt, für jene Reformen
eintreten zu wollen, die er für die Entwicklung des Landes
als nützlich erachtet. Kronprinz Konſtantin wird zu den
griechiſchen Oſtern nach Griechenland zurückkehren. Die
übrigen Prinzen befinden ſich bis auf den Prinzen Georg,
der vorläufig Paris nicht verläßt, ſchon in Athen.
Die Nowo Wreme erfährt, daß die ſerbiſche Re=
gierung
die Errichtung einer modernen ſtaatlichen
Geſchützfabrik in Serbien beſchloſſen habe. Gegen=
wärtig
werden bereits Baupläne im Kriegsminiſterium
ausgearbeitet. Die Beſchaffung der erforderlichen Maſchi=
nen
für die Herſtellung von Geſchützen werde auf dem
Wege der öffentlichen Ausſchreibung erfolgen. Die Fabrik
ſoll in Cuprija errichtet werden.
Laut amtlichen Meldungen aus dem Wilajet Koſ=
ſowo
in Mazedanien breitet ſich der Aufſtand in Albanien
immer weiter aus. Die Rebellen verweigern die Unter=
werfung
und drohen mit dem Vormarſch auf Uesküb. Der
türkiſche Miniſterrat beſchloß, außer der ſchon gemeldeten
Entſendung von 50 Bataillonen, die albaniſche Küſte im
Aegäiſchen und Adriatiſchen Meere zu blockieren. Der
Neffe des Sultans, Dſchemaleddi, wird die Operationen
bei Priſchtina als Major des Plewna=Bataillons begleiten.
Die perſiſche Regierung teilte der engliſchen und
der ruſſiſchen Geſandtſchaft mit, daß ſie nicht in der Lage
ſei, bei der auswärtigen Anleihe irgendwelche Beding=
ungen
anzunehmen, außer ſolchen, die ſich auf die Ver=
zinſung
, Amortiſation und die Sicherſtellung bezögen.
Die Erklärung iſt gleichbedeutend mit der Ablehnung
der vorgeſchlagenen gemeinſamen Hergabe einer Anleihe
von 400000 Pfund Sterling ſeitens Rußlands und Eng=
lands
.
* Wahlrechtsdemonſtrationen. Die Zahl
der in Berlin am Sonntag an den Demonſtrationen
unter freiem Himmel beteiligt geweſenen Perſonen, dar=
unter
auch Frauen, wird mehrfach auf 100000 bis 150000
geſchätzt. Die Raumverhältniſſe der Verſammlungsplätze
erleichterten es den zahlreichen Ordnern, zu verhindern,
daß Gedränge entſtand. Im Treptower Park leuchteten
zehn rote, auf Rollwagen montierte Tribünen weit über
den grünen Raſen. Durch Trompetenſignale wurde der
Beginn jedes neuen Aktes der Demonſtration angekün=
digt
. Auf ſämtlichen Tribünen erſchienen im gleichen
Moment die Redner, unter ihnen die Hauptleute der Par=
tei
, wie Stadthagen, Zubeil, Liebknecht, Fiſcher, Bernſtein,
Heine. Sämtliche Wortführer verlaſen die Reſolution, in
der voll Empörung proteſtiert wird gegen die Wahlrechts=
vorlage
, und welche betont, daß die Verſammelten nicht
eher ruhen wollen, als bis auch in Preußen die volle
Gleichberechtigung aller Staatsbürger errungen iſt. Der
friſche Aprilwind ließ manches Rednerwort ſeinen Beruf
verfehlen. Im Friedrichshain und im Humboldthain er=
ſchien
der Polizeipräſident zu Fuß und überzeugte ſich
von dem ordnungsmäßigen Hergang der Dinge. In der
Verſammlung im Humboldthain hielt das bürgerliche Ele=
ment
den Sozialdemokraten ungefähr die Wagſchale. Die
gleichmäßige Verteilung der Demokraten und Sozialdemo=
kraten
kam äußerlich auch dadurch zum Ausdruck, daß

Frühlingsbilder aus dem heiligen Land.
** Die Reiſe des Prinzen Eitel Fried=
rich
und ſeiner Gemahlin nach Jeruſalem, der
feſtliche Empfang, der dem hohen Paare an den altehr=
würdigen
Stätten der Chriſtenheit bereitet wurde, er=
halten
ihre beſonders farbenprächtige Note durch den
blühenden Rahmen der Frühlingsherrlichkeit, die ſich
jetzt in Paläſtina auftut. Die Wunder des jungen
Lenzes verleihen dem heiligen Land eine Stimmung
der Jugend, der Friſche und Heiterkeit, die die ernſten
Erinnerungen dieſes geweihten Bodens mit einem
hellen Schimmer verklärt. Die eigenartige Schönheit
ſölch einer Frühlingsfahrt von Damaskus bis Naza=
reth
ſchildert der bekannte Reiſeſchriftſteller Robert
Hichens im Century Magazine‟
Sobald der Reiſende das Tal des Jordans betritt,
ſchweigen die Stürme, ſchwinden die Regenwolken, und
plötzlich umwogt ihn der ſüße Duft einer blühenden,
heiteren Natur. Blumen ſcheinen hervorzuſprießen
unter des Roſſes Huf, weithin gedehnt liegt die köſtliche,
fruchtbare Ebene von Huleh, ein Land von Milch und
Honig, wo die ſchwarzen Büffel in einem Meer von
goldglänzenden Blumen weiden. Bis faſt zum Ende
unſerer Reiſe ritten wir nun durch dieſe ungeheuere,
läſſig hingelagerte Flur, gebadet in Sonnenlicht, zwi=
ſchen
Blumen unſeren Pfad ſuchend, die Augen er=
labend
an den großen Flächen von Grün und Gelb. Der
wilde Senf umblühte unſeren Weg, die rote Anemone
und der rote Mohn öffneten ihre Kelche, den Oleander=
bäumen
, den Oliven und wilden Eichen gleichſam einen
Hymnus auf den Frühling zurufend. In der Ferne
weideten, wie große Flecken von ſchwarzem Samt, die
Herden der Büffel, und die wilden Enten ſchwebten in
niedrigem Fluge über die verborgenen Sümpfe hin,

neben den beiden ſozialdemokratiſchen Rednern Dr. Oskar
Cohn und Adolf Hoffmann die Herren v. Gerlach und
Lüdemann zu Worte kamen. Die hier angenommene Reſo=
lution
war gleichlautend mit denen der Proteſtmeetings im
Treptower Park und im Friedrichshain, nur wurde von
den Demokraten der letzte Paſſus weggelaſſen, der ſich auf
den Anſchluß an die ſozialdemokratiſchen Wahlvereine be=
zieht
. Von außerordentlichen Maßnahmen der Polizei zur
Sicherung der Umgebung des Schloſſes war, äußerlich
wenigſtens, nichts zu ſpüren. Doch heißt es, daß die Po=
lizei
Vorkehrungen getroffen hatte, um etwaige Demon=
ſtrationszüge
auf jeden Fall ſofort ableiten zu können.
Erſt gegen ½5 Uhr erreichten die einzelnen Sektionen
unter Leitung ihrer Bezirksführer die betreffenden Stadt=
viertel
wieder. Auch in der Provinz ſind die Wahl=
rechtsverſammlungen
bezw. Umzüge, ausgenommen in
Breslau, Waldenburg und Stolp i. P., wo die Polizei
eingriff, ruhig verlaufen.
* Paris, 11. April. Miniſterpräſident
Briand hat geſtern in St. Chamond in der Reitſchule
ſeine angekündigte Programmrede vor ungefähr 1000
Perſonen gehalten. Schon während er ſprach, wurden von
der die Rufe Verräter ausſtoßenden Menge die Fenſter
eingeworfen. Die Erregung wuchs, als ein Sozialiſt, der
ſich den Eintritt in das Verſammlungslokal erzwingen
wollte, gewaltſam entfernt wurde. Die Führer der ange=
ſammelten
Menge gaben die Loſung aus, Briand am Ein=
gange
aufzulauern. Die Freunde des Miniſters hatten
taber vorſichtigerweiſe ihre Anſtalten ſo getroffen daß Briand
ungehindert ein Automobil erreichen konnte. Der Polizei=
kommiſſar
Rougier forderte die um die rote Fahne geſcharte
Menge auf, ruhig abzuziehen. Darauf wurde durch Ab=
feuern
von Revolverſchüſſen geantwortet, deren einer dem
Polizeikommiſſar eine lebensgefährliche Schädelverletzung
beibrachte. Während man den Kommiſſar in eine nahe
Apotheke brachte, wurde das Verſammlungslokal mit
Steinwürfen bombardiert. Vier Poliziſten erlitten bedenk=
liche
Verletzungen. Briand wußte, als er ſeine Rede be=
gann
, daß ſich eine feindſelige Kundgebung gegen ihn vor=
bereitete
. Gleichwohl ließ er ſich nicht davon abhalten,
die Internationaliſten ſcharf zu kritiſieren. Die bisher in
Paris über die Rede vorliegenden Aeußerungen aus poli=
tiſchen
Kreiſen ſtimmen darin überein, daß die von Briand
angekündigte Kammer=Wahlreform mit Verlängerung der
Mandate den Wünſchen der Radikalen und der Radikal=
Sozialiſten entſpricht, wie denn überhaupt Briand ſich zum
Wortführer der in der Macht befindlichen Partei ge=
macht
hat.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 12. April.
* Vom Hofe. Fürſt zu Solms=Lich iſt am
Samstag abend 6 Uhr 28 Min. wieder nach Lich abgereiſt.
Die Großherzoglichen Herrſchaften begaben
ſich geſtern vormittag ½11 Uhr im Auto zu mehr=
tägigem
Aufenthalt nach Lich. (Darmſt. Ztg.)
* Empfänge. Se. Königl. Hoheit der Großher=
zog
empfingen am Samstaa den Generalmajor
von Hutier, Kommandeur der 74. Inf.=Brigade, den
Generalmajor von Boeckmann, Kommandeur der
60. Inf.=Brigade, den Oberſtleutnant z. D. Freiherrn
Treuſch von Buttlar=Brandenfels Kommandeur des
Landwehrbezirks II. Darmſtadt, den Geheimerat Dr.
Becker, den Geheimerat Süffert, den Oberamtsrichter
Bonhard von Wöllſtein, den Pianiſt Wilhelm Backhaus
zum Vortrag den Miniſter des Innern von Hombergk
zu Vach den Vorſtand des Kabinetts Geh. Rat
Römheld.
Keine Audienzen. Se. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
werden am Mittwoch, den 13., und Samstag,
den 16. d. Mts., weder Audienzen erteilen, noch Meldungen
und Vorträge entgegennehmen.
Ordensverleihungen. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben dem Königlich Preußiſchen Haupt=
mann
z. D. Max Dreger, Mitglied des Direktoriums
der Firma Friedrich Krupp A.=G. zu Eſſen, das Ehren=
kreuz
des Verdienſtordens Philipps des Großmütigen
verliehen. Ferner wurde dem Wachtmeiſter Heinrich
Haus im Großh. Gendarmeriekorps die Krone zum
Silbernen Kreuz des Verdienſtordens Philipps des Groß=
mütigen
, dem Reallehrer Heinrich Völſing zu Darm=
ſtadt
aus Anlaß ſeiner Verſetzung in den Ruheſtand, mit
Wirkung vom 5. Mai 1910 ab, die Krone zum Ritter=
kreuz
2. Klaſſe des Verdienſtordens Philipps des Groß=
mütigen
, dem Bürgermeiſter, Ortsgerichtsvorſteher und
Standesbeamten Jakob Brand zu Ensheim, im Kreiſe
Oppenheim, das Silberne Kreuz des Verdienſtordens
Philipps des Großmütigen und dem Oberaktuar Ludwig
Kohlheyer zu Lich die Krone zum Ritterkreuz 2. Klaſſe
des Verdienſtordens Philipps des Großmütigen verliehen.
Der König von Preußen hat den nachbenannten Offi=
zieren
uſw. die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen ver=
liehenen
nichtpreußiſchen Orden erteilt, und zwar: des
Kaiſerlich Ruſſiſchen St. Annenordens 2. Klaſſe: dem Ober=
ſten
v. Ilſemann, Kommandeur des Leibdragoner=
wo
ſie zu Tauſenden niſteten. Ein üppiger Reichtum
lag in dieſer Landſchaft, der ſich wie ein ſchwerer Duft
auf die Sinne zu legen ſchien. Der See von
Genezareth erſcheint dem Reiſenden, wie er im
Frühlingsſonnenglanz ausgebreitet daliegt, als der er=
greifendſte
Anblick Paläſtinas. Wie ich langſam her=
niederritt
zu ihm über die mit wilden Blüten und
hohem Gras bedeckten Hügel, da fühlte ich wirklich: das
iſt das heilige Land, das Land, dem die Herzen zugewen=
det
ſind aus den fernſten Teilen der Erde, das einzige
Land der Verheißung und der Erfüllung. An dieſen
ruhigen Waſſern hin, die ſtill wie ein Spiegel in ihrem
ſanften Grün vor mir lagen, eingefaßt von dichten
Büſchen wilden Oleanders und von Myriaden unbe=
kannter
Blumen, waren die Füße des heiligen Wunder=
täters
hingewandelt. Es war, wie wenn die Berührung
dieſer Füße ihnen Frieden für ewig gegeben hätte. Ja,
das war Jeſu Land.
Die Ruhe von Galiläa an einem Frühlings=
morgen
iſt wie keine andere Ruhe, die ich je gekannt.
Sie iſt ſanfter und ſüßer als die wundervolle Ruhe der
Wüſte. Galiläa ergreift deine Hand wie die eines alten
Freundes und zieht dich zu ſich. Mit ſeinem Atem
ſcheint es dir Frieden einzuhauchen. Nichts von der
Wildheit. Größe und Verlaſſenheit, die man dieſer
Landſchaft angedichtet. Ueberall iſt hier Schönheit: in
dem ovalen See mit ſeinen tiefgrünen, träumenden
Waſſern, in den träumenden, blühenden Ufern, wo die
roſa Blüten des Oleanders ſich niederneigen zu den
eintretenden Fluten des Jordans, in den weitseſtreck=
ten
, grünen Wieſen, die ſich lieblich hindehnen bis weit
hinten zu den ſchneeigen Kuppen und den Zypreſſen=
bäumen
, die die wahrſcheinliche Lage von Kapernaum
bezeichnen. Je näher wir herniederſteigen, deſto
üppiger entfaltete ſich die Vegetation. Durch eine Art
Dickicht von Blumen und tropiſchen Gewächſen bahnen

Nummer 84.

Regiments (2. Großh. Heſſ.) Nr. 24; der 3. Klaſſe d
ſelben Ordens: dem Rittmeiſter Andrege und d
Oberleutnant v. Platen, beide in demſelben Regime
des Kaiſerlich Ruſſiſchen St. Stanislausordens 2. Kla
dem Major Freiherrn v. Schauroth beim Stabe
Gardedragoner=Regiments (1. Großh. Heſſ.) Nr. 23
dem Major Ritter und Edlen v. Loeßl im Leibdragon
Regiment (2. Großh. Heſſ.) Nr. 24; der 3. Klaſſe desſel
Ordens: dem Oberleutnant Grafen v. Limbur
Stirum, dem Oberleutnant v. Kaulla, dem
meiſter Saxe, ſämtlich im Leibdragoner=Regim
(2. Großh. Heſſ.) Nr. 24; der Kaiſerlich Ruſſiſchen golden
Medaille für Eifer am Bande des St. Stanislausorde
dem Wachtmeiſter Schmidt und den Vizewachtmeiſt=
Lange und Reuter in demſelben Regiment; derK
ſerlich Ruſſiſchen ſilbernen Medaille für Eifer am Bar=
des
St. Annenordens: dem Wachtmeiſter Böhniſchu
den Vizewachtmeiſtern Gerſter und Uhl in demſel
Regiment.
Charaktererteilung. Se. Königl. Hoheit
Großherzog haben dem Pfarramtskandidaten Guſ
Glock zu Darmſtadt, Vereinsgeiſtlicher des Heſſiſe
Landesvereins für Innere Miſſion und Aſſiſtent
Epilevtiſchen=Anſtalt zu Nieder=Ramſtadt, den Chara=
als
Pfarrer erteilt.
In den Ruheſtand verſetzt wurde der R=
lehrer
Heinrich Völſing zu Darmſtadt auf ſein Ne=
ſuchen
, unter Anerkennung ſeiner langjährigen trei
Dienſte, ferner der Bahnwärter in der Heſſiſch=Preußiſch
Eiſenbahngemeinſchaft Heinrich Schmitt zu Ingelhe=
* Großh. Regierungsblatt. Die Beilage Nr.
vom 11. April hat folgenden Inhalt: 1. Oeffentl=
Anerkennung. 2. Bekanntmachung, die Organiſation=
Erſatzbehörden betreffend. 3. Bekanntmachung, die
ſtellung der Prüfungskommiſſion für die Krankenpfle=
ſchule
am ſtädtiſchen Krankenhans in Offenbach
treffend. 4. Bekanntmachung, Vorarbeiten für die Wei
führung der elektriſchen Straßenbahn von Wormsn
Herrnsheim und Horchheim betreffend. 5. Bekan
machung, die Beſtellung von Beamten für den Die
bei dem Staatsſchuldbuchbureau betreffend. 6. Bekan=
machung
, die Eintragung von Waſſerzeichen für Norn=
papiere
betreffend. 7. Ueberſicht der von Großh. M
ſterium des Innern für das Rechnungsjahr 1910
nehmigten Umlagen zur Beſtreitung der Kommun
bedürfniſſe in den Gemeinden des Kreiſes Darmſte=
8. Ueberſicht der von Großh. Miniſterium des Inn=
für
das Jahr 1910 genehmigten Umlagen zur Beſtreiti=
der
Kommunalbedürfniſſe in den Gemeinden des Kre
Bensheim.
L. Die Strafkammer ſaß geſtern über den 15 Ja=
alten
Michael Müller, deſſen 13jährigen Bru=
Konrad und den 14 Jahre alten Nikolaus Keppl
von Offenbach zu Gericht. Die beiden erſten ſind
beſtrafte Diebe und zurzeit in der Mühlheimer
ziehungsanſtalt untergebracht. Michgel. Müller,
behauptet, Hunger gelitten zu haben, nahm in i
Offenbacher Schwimmbad zwei Uhren weg, die er 1
ſetzte. Dann ſtiftete er ſeinen Bruder an, durch=
Abortfenſter in ein Haus einzuſteigen und einen Au
zu entwenden. Die Verſilberung der Beute igel
erſt, nachdem ſie dem Trödler ein Schreiben der F.
Müller vorgelegt hatten, welches ſelbſtverſtändlich
fälſcht war. Alle drei erbeuteten außerdem zwei Uh
mit Kette, nachdem ſie eine Vorplatztür mitte
Haken geöffnet hatten. Nach Ausſage der Lehrer
ſitzen ſie die zur Erkenntnis der Strafbarkeit il
Handlungen erforderliche Einſicht, und wurden Mich
Müller zu 5 Monaten, Konrad Müller unter Ein
ziehung einer in Offenbach ausgeſprochenen klein
Freiheitsſtrafe zu 3 Monaten, und Keppler=
4 Wochen Gefängnis verurteilt.
Jagdausſtellung. Der Beſuch der Ausſtelll
am Eröffnungstage war ein derartiger, daß zu
warten iſt, daß die vorgeſehenen 5 Tage nicht a
reichen. Die Ausſtellung wird deshalb auch Diens
12., und Mittwoch, 13. April, von vormittags 10 6 Uhr geöffnet ſein. Eintrittspreiſe
dieſen Tagen 50 Pfg. Am Sonntag, 17., und Mon=
18. April, an welchen Tagen die große Hundeausſ=
lung
in Darmſtadt ſtattfindet, wird die Jagdausſ.
lung nochmals geöffnet werden.
Hanſa=Bund. Am Freitag, den 8. April,
wiederum eine Sitzung des geſchäftsführenden A
ſchuſſes der Bezirksgruppe Darmſtadt
Hanſa=Bundes, welche die Kreiſe Benshe=
Darmſtadt, Erbach, Heppenheim und Groß=Gerau 1
faßt, ſtattgefunden. Es wurde davon Kenntnis
nommen, daß die Bezirksgruppe infolge des für
Beſtrebungen des Hanſa=Bundes fortgeſetzt ſteigen
Intereſſes ſtetig zahlreiche neue Mitglieder gewir=
Für die nächſte Zeit ſind Verſammlungen in verſch
denen Orten des Bezirks geplant, gelegentlich wele=
vorausſichtlich
eine Anzahl neuer Ortsgruppen gegr=
det
werden dürfte. Auch für Darmſtadt iſt ei
Verſammlung der Angeſtellten für anfangs Mai
wir uns den Weg zu der unbewegten grünen Flä
auf der ein goldiges Flimmern liegt, wie wenn M
onen kleiner Goldpartikelchen unaufhörlich hin
her zitterten. Rechts, nahe am Waſſer, ſah ich eine
ſiedlung, ein kleines, blaugraues Kloſter mit ein
niedlichen, zypreſſenbepflanzten Garten. In der ſe
ten, warmen Stille, die mich mit einer weichen 1
armung umfing, höre ich die Stimme eines Stror
verborgen unter Blumen. Unter Maſſen von Blur
liegt eines Fiſchers weißes Boot, wir kommen zu
Männern von Galiläa und die Mönche nehmen
freundlich auf.
Als der Abend ſanft ſeine Schatten über Gal
und die Berge legt, kommt der Reiſende nach dem Di
Tiberias und wendet ſich am nächſten Tage von
nach Nazareth, nicht auf dem gewöhnlichen Fe=
wege
, ſondern auf wundervollen, von reichem, ſproſ
dem Leben erfüllten Nebenpfaden. Nazareth macht
ihn einen durchaus unorientaliſchen Eindruck,
erſter Eindruck iſt der eines deutſch=ſchweizer
Städtchens, und er hält an. Durch die engen Stra
geht es zu dem berühmten Brunnen der Maria;
in dem Haus und der Säule iſt die Erinnerung an
Gottesmutter feſtgehalten, aber mehr als die heili
Stätten feſſelt die ganze Atmoſphäre von Nazareth,
viel lebendiger und erregter erſcheint, als ſonſt
orientaliſchen Städten. Nazareth iſt in ſeiner St
mung weder orientaliſch, noch europäiſch. Ich
hier, wie ich es ſtark in Jeruſalem fühlte, ein et
anſpruchsvolles Weſen, eine gewiſſe Unruhe und W
nis, wie ſie wohl aus der Tatſache zu erklären iſt,
der heilige Name des Städtchens chriſtliche Pilger
widerſtreitenden Glaubensbekenntniſſe dahingezo
hat. Die liebliche, die heilige Ruhe von Galiläa
dahin. Ich habe ſie auf meiner Reiſe nicht wiede:
funden.

der St. Elil

[ ][  ][ ]

ummer 84,

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910.

Seite 3.

ſcht genommen, die vom Hanſa=Bund gemeinſchaft=
mit
den Darmſtädter Privatbeamten= und Ange=
urereinen
einberufen werden ſoll. Weiter wird
Srledigung wichtiger Angelegenheiten noch im

dieſes Monats eine Sitzung des Geſamtaus=

es, und gegen Ende Mai eine allgemeine Mitglie=
rſammlung
ſtattfinden, in der allen Mitgliedern
jenheit gegeben werden ſoll, ſich ſowohl über die
rige Zuſammenſetzung der Ausſchüſſe, wie über
eſamte Geſchäftsführung zu unterrichten und aus=
echen
. Es wurden u. a. noch die Satzungen des im

at Februar gegründeten Landesverbandes Heſſen
Hanſa=Bundes vorgelegt und über das Ergebnis
im 24. März in Frankfurt a. M. ſtattgehalgen
ng des vor einiger Zeit gebildeten Ortsgruppen=
huſſes
berichtet, in welcher auch Darmſtadt ver=
i
iſt. Gelegentlich dieſer Sitzung wurden nähere
terungen gepflogen über die Behandlung gemein=
r
Angelegenheiten der einzelnen Ortsgruppen des
chen bezw. heſſen=naſſauiſchen Wirtſchaftsgebietes
über die Teilung der Beiträge zwiſchen der Zen=
des
Hanſa=Bundes und den einzelnen Bezirks=
. Ortsgruppen.
Vom Reichsverband der landw. Genoſſenſchaften.
Regierungsaſſeſſor Frhrn. Löw von und zu
Sinfurth wurde beim Reichsverband der deutſchen
virtſchaftlichen Genoſſenſchaften in Darmſtadt die
e eines wiſſenſchaftlichen Hilfsarbeiters übertragen.
. Der St. Eliſabethenverein und der St. Vinzenz=
n
Darmſtadt hielten am Sonntag im Konkordia=
ihre
Generalverſammlung ab, die von Herrn
Kocks geleitet wurde, der den Präſidenten des
tasverbandes für das katholiſche Deutſchland,
ſignore Dr. Werthmann=Freiburg, will=
nen
hieß. Der Prälat warf zunächſt einen ge=
tlichen
Rückblick auf die Entwickelung der chriſt=
n
Caritas, deren Grundſätze ungbänderlich ſeien,
end ihre Methoden ſich den Verhältniſſen anpaß=
Die katholiſche Kirche ſei heute noch der größte
tasfaktor, daneben ſtehe der Staat, die Gemein=
die
evangeliſche innere Miſſion, die Vereine vom
n Kreuz, die vaterländiſchen Frauenvereine uſw.
tas ſei auch Wiſſenſchaft und Kunſt. Die Löſung
verſchiedenen Probleme habe der ſeit 15 Jahren
hende Caritasverband ſich zur Aufgabe geſtellt.
Caritas müſſe aber auch einig ſein und darum
rfe ſie der umfaſſenden Organiſation, ſowohl terri=
l
wie ſachlich. Herr Dr. Kocks teilte mit, daß
hier einen caritativen Ausſchuß bilden wolle,
an die Spitze aller katholiſchen caritativen Ver=
treten
ſolle. Frl. B. v. Biegeleben erſtattete
nn den Rechenſchaftsbericht des St. Eliſabethen=
ins
und Herr Lehrer Schumacher den des St.
zenzvereins, welche beide ein erfreuliches Bild von
umfaſſenden Tätigkeit beider Vereine lieferten.
Lehrer Raab machte Vorſchläge zur Gewinnung
erer Wohltäter, die Herr Dr. Kocks zu berückſich=
i
verſprach. Herr Domkapitular Dr. Elz betonte,
die Kirche von Anfang an ſich der Armen angenom=
habe
und daß Chriſtus nicht bloß Glauben, ſon=
auch
Taten verlange. Dem neu zu bildenden
tasausſchuß könnten auch Mitglieder der beiden
eine angehören, deren Förderung durch die neue
aniſation ſicher zu erwarten ſei. Mit Dankes=
ten
ſchloß Herr Dr. Kocks um 5½ Uhr die
ung.
Aus der Jugendfürſorge. Nach den bisherigen
ieldungen zu ſchließen, findet der Kurſus für
gendpflege, den die Heſſiſche Jugendhelfer=
inigung
zuſammen mit dem Heſſenbund vom
bis 21. April in Frankfurt veranſtaltet, eine er=
nlich
weitgehende Beachtung. So haben ſich u. a.
Ulm, Kolmar, Emden, Kiel, Berlin Teilnehmer
ſagt, ein Beweis, wie lebhaftem Intereſſe die
gen der Schulentlaſſenenfürſorge jetzt allenthalben
gnen und welchem Bedürfnis ſolche Kurſe entgegen=
men
. Weitere Anmeldungen, beſonders aus Heſſen,
in noch zu erwarten und ſind alsbald zu richten an
rrer Schloſſer in Darmſtadt. Für die Lehrer
das Miniſterium Urlaub zur Teilnahme bewilligt.
* Profeſſor Drews. Wie man uns mitteilt, wird
veiteren Kreiſen, namentlich auch in unſerer heſſi=
1 Univerſitätsſtadt, der in Darmſtadt für nächſten
nstag angekündigte Redner Profeſſor Drews mit
früheren Profeſſor der Theologie an der Gießener
desuniverſität D. Paul Drews, jetzt an der Uni=

G. Zimmermann und J. G. Herder
bisher ungedruckten Briefen von Prof. D. Bonin
(Worms 1910).
Dies kleine Schriftchen, ſicherlich nur der Voſt=
er
umfangreicherer Publikationen desſelben Ver=
ers
, iſt nicht ohne Bedeutung, einmal durch das,
es ſelbſt enthält und dann durch das, was es ver=
cht
. Die zahlreichen Briefe, die Bonin eingeſehen
werden manchen Beitrag, z. B. auch über J. H.
rck und Claudius, nachbringen.
In der vorliegenden Publikation bemühte ſich der
faſſer mit anerkennenswerter Gründlichkeit, die
ziehungen zwiſchen Herder und Zim=
rmann
, dem hannöverſchen Leibarzte und Ver=
r
des Buches Ueber die Einſamkeit, zu klären.
z vier bisher ungedruckten Briefen Zim=
rmanns
(vom 19., 23. Dezember 1775, 11. Januar
22. Februar 1776) entnehmen wir, wie er ſich redlich
eifrig für Herders Berufung nach Göttingen be=
zt
hatte, die ſich lediglich an Herders Weigerung, ſich
i vom König und dem Konſiſtorium geforderten
loquium zu unterziehen, zerſchlug, nicht etwa an
em möglichen Verſchulden Zimmermanns. Denn
imermann hatte oft auf dieſe unumgängliche Not=
idigkeit
hingewieſen, wie ſchon Düntzer in ſeinen
efſammlungen Aus Herders Nachlaß, Band 2, be=
te
. So heißt es in einem der Briefe Düntzer
te von den vorhandenen 63 Zimmermann=Briefen
S. 325380 nur 29 mit unterm 24. Januar 1776:
s Kolloquium iſt landesüblich, für jeden, der zu
er Predigerſtelle gerufen werden ſoll. Dies wieder=
e
ich Ihnen immer.
Am 31. Januar desſelben Jahres war Herder zu
* ſauren Gang nach Göttingen bereit; ſo ſchreibt
wenigſtens an Zimmermann, während er kurz
rach, als die Ausſichten auf eine Berufung nach
imar eine feſtere Geſtalt anzunehmen ſchienen, fol=
de
Zeilen an Heyne richtet: Mit Weimar iſt’s.
m Kolloquium wäre ich doch nicht kommen. Mein
nius hat, ſeit das erzwungene Ja heraus war, ſich
äumt und tauſendmal Nein geſchrien. Dem wäre
gefolgt.
Daß Zimmermann durch Herders Stillſchweigen
r den Gang der Weimarer Angelegenheiten, in
nnover dem Hof und Göttingen den maßgebenden

verſität in Halle a. d. S., verwechſelt. Wir werden
erſucht, dieſem Irrtum entgegenzutreten.
* Verkehrsverein. Zu unſerem Bericht über die
Sitzung des Verkehrsvereins wird uns hinſichtlich der
Erklärung des Herrn Oberbürgermeiſters Dr. Gläſſing
folgendes mitgeteilt: Die Erklärung des Oberbürger=
meiſters
Dr. Gläſſing in der Sitzung des Verkehrsver=
eins
am 10. April lehnte ein Eingehen auf die verhan=
delten
Verkehrsfragen und die Art ihrer Löſung mit
Rückſicht auf die zurzeit ſchwebenden Verhandlungen
ab. Insbeſondere wurde eine Erklärung hinſichtlich
des Projekts der Bergſtraßenbahn nicht abgegeben. Die
Löſung der zurzeit ſchwebenden Verkehrsfragen könne
eine glückliche nur dann genannt werden, wenn die
Einwohnerſchaft anerkennen müſſe, daß der Verkehr für
die Stadt Darmſtadt ſegensreiche Wirkungen ausgeübt
habe.
Stand der Darmſtädter Volksbank, e. G. m.
b. H. Aktiva. Kaſſa=Konto 35339 M. 61 Pf. Cou=
pons
= u. Sorten=Konto 72418 M. 77 Pf. Bankverkehr=
Konto 761175 M. 86 Pf. Effekten=Konto 635316 M. 42 Pf.
Lombard=Konto 368775 M. 18 Pf. Wechſel= u. Deviſen=
Konto 293087 M. 87Pf. Konto=Korrent=Konto 2829807 M.
82 Pf. Vorſchuß= u. Vorſchuß=Wechſel=Konto 716448 M.
56 Pf. Haus=Konto und Immobilien=Konto 285000 M.
Pf. Mobilien=Konto 2127 M. Pf Schrankfächer=
Konto 1 M. Pf. Hausunterhaltungskoſten=Konto 467 M.
06 Pf. Verwaltungskoſten=Konto 15260 M. 65 Pf.
Paſſiva. Geſchäftsanteil=Konto 1509349 M. 76 Pf.
Reſervefonds=Konto 370715 M. 74 Pf. Delkredere=Konto
50000 M. Pf. Penſions= u. Unterſtützungsfonds=Konto
154 683 M. 08 Pf. Akzeptationen= u. Aval=Konto 69116 M.
45 Pf. Sparkaſſen= u. Scheck=Konto 3823435 M. 02 Pf.
Zinſen=Konto 18748 M. 50 Pf. Dividende=Konto 19177 M.
25 Pf. Umſchag im März 5308664 M. 75 Pf. Zahl der
Mitglieder 1976.
B. Eine Vorſtandsſitzung mit Obermeiſterverſammlung
des Bezirksvereins beider Heſſen und Naſſau im Deut=
ſchen
Fleiſcherverband fand Sonntag hier ſtatt.
Außer etwa 30 Vertretern waren u. a. auch der Verbands=
vorſitzende
des Deutſchen Fleiſcherverbandes, Herr Marx=
Frankfurt a. M., und der Vertreter der Berufsgenoſſen=
ſchaft
, Herr Falk=Mainz, erſchienen. In der Verſammlung
wurde die Tagesordnung und Vortragsfolge für den dem=
nächſt
ſtattfindenden Bezirkstag feſtgeſetzt. Die Verſamm=
lung
ſtand unter der Leitung des Vorſitzenden Obermeiſter
Lautz=Darmſtadt. U. a. wird beim Bezirkstag Neuwahl
des Vorſtandes des Bezirksvereins und Stellungnahme
zur Wahl des Verbandsvorſtandes erfolgen. Es werden
Vorträge über: Hackfleiſch Kalbsgekröſe, die Ausbildung
des Nachwuchſes im Fleiſchergewerbe, Trinkgelderunweſen,
Rabatt=Konſumvereine, Schlachtgebührennachunterſuchung,
§ 100g, Einfinnige Rinder und Anregungen des Deutſchen
Fleiſchergeſellen=Bundes gehalten.
Das Hanſahans Darmſtadts iſt, ſo ſchreibt
man uns, jetzt die Hofreite Rheinſtraße Nr. 47.
Daſelbſt ſind durch energiſche Eingriffe und Miet=
regelungen
der auf dem Grundſtück befindlichen neun
in ſich abgeſchloſſenen Häuſern nicht weniger als 20
Bureau=, Geſchäfts= und Handelsſtellen mit 9 Telephon=
anſchlüſſen
als Mieter vertreten. Es dürfte wohl kaum
ein anderes derartiges Zuſammenwohnen in bezug auf
Hausordnung und Ruhe uſw. zu finden ſein.
Das Kaiſerpanorama führt dieſe Woche, als
letzte Serie, den ſüdlichen Schwarzwald vor. Stille
Täler, mit Tannenwald beſtandene Hänge, rauſchende
Waſſerfälle, liebliche Seen, anmutig liegende Dörfer
und verkehrsreiche Städte ziehen in angenehmem
Wechſel an dem Beſchauer vorüber. Beſonders ſei er=
wähnt
: Freiburg und Umgebung, das Höllental, der
Titiſee, der Feldberg, Friedenweiler, Szenerien aus
dem Gutach= und Wutachtale, Badenweiler, Todtnau,
Todtmoos, St. Blaſien uſw.
Orpheum. Das Gaſtſpiel Guerrero geht in
dieſen Tagen zu Ende. (Siehe Anzeige.)
Der Olympia=Kinematograph (Ernſt= Ludwig=
ſtraße
23) macht hierdurch auf die im heutigen Blatte
enthaltene Anzeige beſonders aufmerkſam.
R. Ober=Ramſtadt, 11. April. In der hieſigen
Ortsgruppe des De u t ſchen Flot t en=
Ver eins hielt am verfloſſenen Samstag abend
Herr Admiral Weſtphal einen Vortrag. Nach
einigen begrüßenden Worten von ſeiten des Herrn
F. Wiener im Namen der Ortsgruppe, und des Vor=

ſitzenden des Werbeausſchuſſes, des Herrn Friedr.
Pfeiffer=Darmſtadt, im Namen der Kreisgruppe Darm=
ſtadt
, ergriff Herr Admiral Weſtphal das Wort, um uns
das Leben und Treiben auf einem Schiff der deutſchen
Flotte in aller Anſchaulichkeit und genauen Details zu
ſchildern. Wir lebten das Seemannsleben von der
Frühe der erſten Morgenſtunde bis in die ſpäte Nacht
hinein mit dem Redner durch. In höchſt anſchaulicher
Weiſe ſchilderte er aber nicht nur den regelmäßigen
Gang des Dienſtes, ſondern auch ernſte und heitere
Zwiſchenfälle, wie ſolche ſich auf den auf See befind=
lichen
Schiffen zu ereignen pflegen. Der Redner er=
läuterte
uns, wie doch jetzt alles in bezug auf die Ver=
pflegung
und die Trinkwaſſerverhältniſſe auf den
Schiffen viel beſſer geworden ſei denn früher, aber er
betonte auch, daß man zur See nur ein ſorgfältig aus=
gebildetes
und durchgebildetes Perſonal gebrauchen
könne und daß der Flottendienſt ſehr hohe Anforde=
rungen
an die Mannſchaften wie die Offiziere ſtelle.
Alle dieſe Darlegungen wurden durch die Vorführung
einer ſtattlichen Reihe von Lichtbildern in wertvoller
Weiſe ergänzt. Die Zuhörer lernten ſo die Typen der
Schlachtflotte, die hervorragenden Vertreter der ein=
zelnen
Schiffsklaſſen, ſowie die Inneneinrichtungen der
Schiffe und noch manches andere hierher Gehörige auf
ſehr inſtruktive Weiſe näher kennen. In der wohl=
erfüllten
Erwartung, daß der Herr Redner infolge
ſeiner ſo langjährigen Dienſtzeit in der deutſchen
Marine am eheſten berufen ſei, uns von dem Leben
und Treiben auf der deutſchen Flotte ein eindrucks=
volles
Bild zu geben, hatte ſich eine recht zahlreiche,
dankbare Zuhörerſchaft eingefunden, die den Vortrag
des Herrn Admirals äußerſt beifällig aufnahm. Den
Gefühlen der Anweſenden verlieh Herr Pfeiffer
zum Schluſſe des Vortrages noch einige geeignete Worte.
n. Nauheim bei Groß=Gerau, 11. April. Dex be=
reits
gemeldete meuchleriſche Mordanſchlag,
der am 8. d. M. um 8 Uhr abends gegen den hieſigen
Kunſtſteinfabrikanten Ewinger ausgeführt wurde,
ſtellt ſich zweifellos als ein Racheakt dar, für einen
beabſichtigten Raub fehlt es an jedem Anhaltspunkt,
ſodaß die Ermittelungen, zumal in unſerem nur 1500
Einwohner zählenden Ort, von vornherein auf
einen verhältnismäßig kleinen Kreis beſchränkt waren.
Dieſe Nachforſchungen wurden während des ganzen
Samstags, eines Teils des Sonntags und geſtern
durch Herrn Oberſtaatsanwalt von Heſſert und Kri=
minalkommiſſar
Daniel aus Darmſtadt unter Zuzieh=
ung
des Gerichtschemikers Dr. Popp=Frankfurt a. M.
und Verwendung eines Polizeihundes vorgenommen
und belaſteten bereits am erſten Tag den hieſigen
Kunſtſteinfabrikanten Matthäus Klein derart, daß er
ſich ſeitdem in Unterſuchungshaft befindet. Ein Ge=
ſtändnis
hat er nicht abgelegt; er ſtellt vielmehr die
Tat in Abrede und will von ihr, obwohl ſein Haus in
geringer Entfernung vom Tatort liegt und der Vor=
fall
natürlich ſofort allgemeine Aufregung hervorrief,
auch am Abend noch Leute bei ihm verkehrten, erſt am
nächſten Morgen erfahren haben. Er war am Sams=
tag
früh mit Steinen nach Mörfelden gefahren und
wurde, als er nachmittags heimkehrte, feſtgenommen.
Er ſteht ſeit geraumer Zeit mit Ewinger als rühri=
gem
Konkurrenten und aus Anlaß eines Prozeſſes
uſw. auf ſehr feindſeligem Fuß und hatte ſich ſchon
wiederholt drohend über jenen geäußert. Er iſt ver=
heiratet
und beſitzt erwachſene Kinder, lebt in keinen
günſtigen Vermögensverhältniſſen. Der Arbeitsplatz
des innerhalb des Ortes wohnenden E., der vor etwa
fünf Jahren aus Norddeutſchland hierher kam und
ledig iſt, iſt das letzte Anweſen der Königſtädterſtraße
am Ortsausgang und das Kontor= und Material=
gebäude
ſteht etwa 30 Meter von der Straße zurück.
Kleins Wohnhaus liegt einige Hofreiten weiter orts=
einwärts
, ſodaß man aus ſeinem Garten hinter der
Häuſerreihe durch die anderen Gärten und das Feld
unbeobachtet zu E.s Grundſtück gelangen kann. Es war
zurzeit der Tat überdies dunkel und der in ſeinem
Kontor nahe dem ebenerdigen niedrigen Fenſter am
Schreibtiſch bei der Lampe ſitzende E. bemerkte nicht,
daß der Meuchelmörder unmittelbar vor dem Fenſter
ſtand und ihn aufs Korn nähme. Die Spuren des
Schuſſes, deſſen Kugel den E. in die rechte Bruſt traf
und noch in der Leber ſteckt, ſind am Fenſter noch
ſichtbar; das Geſchoß rührt anſcheinend aus einem
Flobertgewehr von 9 Millimeter her; dieſe Waffe iſt
noch nicht gefunden. Kl.s Sohn beſaß früher eine ſolche,

Perſönlichkeiten gegenüber, die Herder täglich er=
warteten
, in einer unangenehmen Situation war, läßt
ſich begreifen; daher verſtehen wir um ſo mehr ſeinen
unter Nr. 4 abgedruckten Brief an Herder:
Hannover, den 22. Februar 1776.
Sie laſſen mich doch gantz erbärmlich ſtecken, mein
verehrter Freund. Den 31. Januar ſchrieben Sie
mir, Sie ſeien zum ſauren Gang nach Göttingen
fertig. Ich theilte dieſe Nachricht dem Miniſter,
Herrn von Bremer, ſo fort mit; und dieſer erwartete
Sie, ſo wie ich, in den nachfolgenden Tagen jede
Stunde.
Den 6. Februar gaben Sie mir Nachricht von
dem herrlichen Ruffe nach Weimar durch Goethens
gewaltige Hand bewirket, empfohlen mir aber das
Stillſchweigen. Ich wich indeſſen Herrn von Bremer
aus und hoffte daß Sie ihm bald dieſe Nachricht ſelbſt
geben würden.
Den 14. Februar berichtete mir Frau von Löw
daß Herr Brandes an Herrn von Bremer habe wiſſen
laſſen daß Sie als WGeneralſuperintendent nach
Weimar berufen ſeyen; daß Sie zwar den Ruf noch
nicht angenommen haben, aber denſelben annehmen
werden, wenn man Ihre Bedinge genehmige.
Nun ward in mich gedrungen, ob ich nichts wiſſe,
ob Sie mir nicht ſchreiben, ob, ob, ob? Auf alles
dieſes muß ich immer antworten nein, nein, nein.
Warum ſchreiben Sie mir doch kein Wort, lieber
Herder. Warum ſetzen Sie mich nicht in den Stand
daß ich mich vor Herrn von Bremer darf ſehen laſſen?
Wiſſen Sie weiter nichts von Weimar, ſo ſagen Sie
mir doch, daß Sie weiter nichts wiſſen. Inſonderheit
ſagen Sie mir was ich dem Herrn von Bremer ant=
worten
ſoll, wenn er nach Ihnen frägt? Gedenken
Sie doch nur einen Augenblick welche Rolle Sie mich
ſpielen machen.
Mir iſt itzt auch bald in Abſicht auf Weimar
bange. Bey dieſem ſchrecklichen Zögern?) ahndet
mir, als wenn auch da der Teufel wieder im Spiele
wäre. Um Gottes willen reißen Sie mich aus der
tötenden Ungewißheit?
J. G. Zimmermann.

*) Die tatſächliche Berufung erfolgte erſt viel ſpäter,
am 1. Oktober 1776.

Auch die übrigen Briefe, die ſich mit der Berufung
Herders nach Göttingen befaſſen, ſind intereſſant und
wichtig genug als Dokumente für Zimmermanns
ernſtlich an einen Entſchluß mahnenden, von Bonin freundſchaftliche Geſinnung und Treue. Doch den
ſpäteren Bruch des Freundſchaftsbundes vermögen auch
ſie nicht ſtärker zu beleuchten. Soweit ich die zum Teil
ungedruckten Briefe von G. Brandes an Heyne
kenne, geben dieſe manche Aufſchlüſſe über Herders Be=
rufung
nach Göttingen.
Ich kann dem Verfaſſer eine tiefgehende
Gründlichkeit bei ſeiner Unterſuchung nach=
rühmen
und will vor allem ſeine uneigennützigen
Bemühungen anerkennen, den von ihm auf=
gefundenen
Briefſchatz (im Beſitz von Frau Billon=
Haller, Genf) der Oeffentlichkeit, beſonders der
Gelehrtenwelt zur weiteren Benutzung zu erſchließen.
Die Briefſammlung umfaßt ungefähr 300 Briefe
an Herder, die zum Teil von H. Düntzer im erſten
und zweiten Band Aus Herders Nachlaß entweder
gar nicht oder nur auszugsweiſe mitgeteilt worden
ſind; darunter z. B. 34 Goethe=Briefe, von
Düntzer meiſt ſehr ungenau abgedruckt, ohne daß die
urſprüngliche Schreibart gewahrt wurde. Somit wäre
die Erwerbung dieſer Briefe, zur Berichtigung der
Weimarer=Ausgabe von Goethes Briefen, eine Pflicht,
die um ſo leichter zu erfüllen iſt, als ſich die jetzige Be=
ſitzerin
der Briefe, Frau Billon=Haller, nicht abgeneigt
zeigt, die Briefſammlung an eine größere Bibliothet
es käme wohl neben dem Goethe= und Schiller=
Archiv nur die Königliche Bibliothek zu Berlin in
Betracht zu veräußern, um ſie der allgemeinen Be=
nutzung
zugänglicher zu machen.
Außer Goethe=Originalen befinden ſich noch
73 Briefe von Herder oder ſeiner Gattin darunter;
von J. G. Zimmermann ſtammen 40 (mit inter=
eſſanten
Aufklärungen über den Darmſtädter J. H.
Merck), von Lavater 27, von M. Claudius 51
(davon 15 ungedruckt), von Jean Paul Friedrich
Richter 45 (davon 16 ungedruckt), von Lenz 15 u. a.
Es iſt nur bedauerlich, daß Bonin gewichtigen
Gründen nachgeben mußte, die ihn veranlaßten, nur
eine beſchränkte Anzahl von Briefen in dem vorliegen=
den
Werkchen zu veröffentlichen.
Hoffentlich tun ſich uns recht bald die andern Schätze
dieſer Briefſammlung auf.
Darmſtadt, im April 1910.
Hermann Franz Oktaviv.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910.

Nummer 84.

will ſie aber ſchon vor einiger Zeit veräußert haben.
Aufgefundene und durch Gipsabguß fixierte Fußſpuren
führen vom Tatorte in Sprungſchritten über das Feld
zur Garteneinfriedigung Kl.s; ſie ſtimmen mit deſſen
Schuhwerk überein. Der Polizeihund verfolgte auch
die fragliche Fährte. Irgend welche andere Feinde ſoll
E. außer Kl. hierorts nicht haben, und die Geſamtheit
der Umſtände begründet den Verdacht gegen Kl.
Obertshauſen, 10. April. Ein herrenloſes
Pferd ſprang vor den in voller Fahrt befindlichen
Zug und nur durch ſchnelles Anziehen der Luftbremſe
würde ein Unglück verhindert. Bis kurz vor Weis=
kirchen
trabte das Pferd auf dem Geleiſe vor dem Zuge
her, ſo daß dieſer zur langſamen Fahrt gezwungen war.
Erſt dann bog es ab und galoppierte ins freie Feld
hinaus.
Klein=Auheim, 9. April. In der vorvergangenen
Nacht entſtand in der Wirtſchaft von Goy ein Feuer,
das beinahe ein Menſchenleben gekoſtet hätte. Der
Wirt und Landwirt Goy ging geſtern abend gegen
10 Uhr mit einer Küchenlampe in ſeinen Keller, um
Kartoffeln zu ſchneiden, die er heute ſtecken wollte. Die
Lampe hing er an die Wand. Nach einiger Zeit war
jedoch Goy vor Müdigkeit eingeſchlafen und zu allem
Unglück die Lampe heruntergefallen. Es entſtand eine
Exploſion, und im Augenblick waren alle brennbaren
Stoffe im Keller in Brand geraten. Goy wachte jedoch
nicht auf, ſondern wurde durch den Rauch vollſtändig
betäubt. In ſeinem Hauſe wohnt auch ein Lehrer, und
auch in deſſen Schlafzimmer drang vom Keller aus ein
dichter Rauch. Zum Glück erwachte der Lehrer und
ſchlug ſofort Lärm. Die Feuerwehr kam eiligſt herbei
und nun merkte man, daß Goy fehlte. Man ſuchte und
fand ihn bewußlos im Keller liegen. Die
Feuerwehrleute brachten ihn ſofort in das Nachbarhaus
und machten die erſten Wiederbelebungsverſuche, und
dem herbeigerufenen Arzte gelang es anch, den Be=
wußtloſen
wieder zum Leben zu erwecken. Das Feuer
wurde währenddeſſen auf ſeinen Herd beſchränkt.
Mainz, 9. April. Die beiden Nahrungsmittel=
kontrollbeamten
Ring und Margolf waren Freitag
abend in Udenheim mit der Erhebung von Milch=
proben
beſchäftigt, die ſie geſtern morgen nach der
nächſten Bahnſtation Nieder=Saulheim und von da mit
dem Zug nach Mainz zu bringen hatten. Um an den
Frühzug zu kommen, benutzten die Beamten von Uden=
heim
das Fuhrwerk eines Milchhändlers. Die Proben
nahm Margolf zu ſich auf die Rolle, während ſich Ring
auf den Bock ſetzte. Kurz vor der Bahnſtation mußte
das Fuhrwerk eine Kurve nehmen, an jener Kurve aber
ging der Achſennagel aus der einen Achſe des
Fuhrwerks, die Rolle fiel um und in weitem Bogen
flog Margolf mit den erhobenen Proben zur Erde.
Eine Anzahl Flaſchen, in denen Proben waren, zer=
brachen
. Margolf kam mit kleinen Hautabſchürfungen
davon. Ring und der Fuhrmann blieben unverletzt.
Auf welche Weiſe übrigens die Linſe aus der Achſe
ging, iſt nicht aufgeklärt. Man vermutet, daß ſie von
böswilliger Hand gelockert worden iſt.
Mainz, 10. April. Eine exemplariſche
Strafe hat das Schöffengericht in Ober=Ingelheim
gegen den Redakteur Möglich vom Rheinh. Beob.
in Ingelheim verhängt. Trotzdem Möglich wiederholt
zu ſchweren Geldſtrafen wegen Beleidigungen des
Landtagsabgeordneten Wolf=Stadecken verurteilt
worden iſt, erging er ſich von neuem in einem Artikel
in heftigen Schmähungen gegen Wolf, wobei er wohl den
Namen veränderte, ohne daß jedoch irgend jemand im
Zweifel ſein konnte, wer gemeint war. Wolf erhob
daraufhin durch Rechtsanwalt Claß abermals Beleidi=
gungsklage
gegen Möglich, die geſtern vormittag am
Schöffengericht Ober=Ingelheim zur Verhandlung kam.
Mit Rückſicht auf die Schwere der Beleidigungen und
mit Rückſicht darauf, daß die Geldſtrafen auf Möglich
anſcheinend keinerlei Eindruck machen, verurteilte ihn
das Gericht zu einem Monat Gefängnis und
verfügte, daß das ganze Urteil mit der Begründung auf
Möglichs Koſten in fünf Zeitungen veröffentlicht wer=
den
ſoll. (Tgbl.)
Mainz, 11. April. Auf der Bahnſtrecke Mainz=Bingen,
zwiſchen Heidesheim und Uhlerborn, wurde heute morgen
von Streckenarbeitern die vollſtändig zerſtückelte Leiche
eines 1718jährigen jungen Mannes aufgefunden. Der
Kopf iſt vom Rumpfe getrennt und lag etwa 150 Meter
von dem Körper auf dem rheinſeitigen Gleis. Die Per=
ſonalien
des Ueberfahrenen ſind noch nicht feſtgeſtellt, doch
weiſen die bei der Leiche vorgefundenen Gegenſtände be=
ſtimmt
darauf hin, daß der junge Mann in Mainz wohn=
haft
war. Man fand auch einen von der Mainzer Dom=
pfarrei
ohne Jahresangabe ausgeſtellten Firmſchein, lau=
tend
auf den Namen Michael Wittemann, Sohn von
Heinrich Wittemann. Nach den bisherigen Feſtſtellungen
handelt es ſich um einen Unglücksfall. Der junge Mann
hatte, wie das an Fahrgäſten oft bemerkt wird, offenbar
die Plattform aufgeſucht, war abgeſtürzt, bewußtlos

Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.

* Frankfurter Theater=Spielplan. 1.
Opernhaus: Dienstag, 12. April: Cavalleria
ruſticana, Der Bajazzo. Mittwoch, 13. April: Die
geſchiedene Frau. Donnerstag, 14. April: Der
Evangelimann. Freitag, 15. April: Fidelio. Sams=
tag
, 16. April: Don Juan. Sonntag, 17. April: Die
Meiſterſinger von Nürnberg. Montag, 18. April: Die
geſchiedene Frau. Dienstag, 19. April: Tiefland.
2. Schauſpielhaus: Dienstag, 12. April: Niniche.
Mittwoch, 13. April: Die ſchöne Mirjam. Hierauf zum
erſten Male: Heiße Liebe, Drama in 1 Akt von Arthur
Halting (Sophie Soemmering). Zum Schluß: Der
ſchlechte Ruf. Donnerstag, 14. April: Wenn der junge
Wein blüht. Freitag, 15. At

Ruf. Heimat. Montag, 18. April: Hans Lange.
Dienstag, 19. April: Die ſchöne Mirjam. Heiße Liebe.
Der ſchlechte Ruf. Der Arzt ſeiner Ehre.

Kleines Feuilleton.
C.K. Rigoroſer Vogelſchutz. Auch die viel=
gerühmte
Galanterie der Amerikaner hat ihre Gren=
zen
: das in Chicago kürzlich eingeführte Geſetz gegen
die Hutnadel wird mit unnachſichtlicher Strenge durch=
geführt
. Nun folgt der Staat New Jerſey dem Bei=
ſpiel
; ja man geht noch weiter, und wenn der Senat
dgs Geſetz ratifiziert, das jetzt eingebracht iſt, dann
werden die ſchönen Frauen lange und ſchmerzlich nach=
grübeln
müſſen, wie ſie ihre Hutmoden mit den An=
forderungen
des Staates in Einklang bringen können.
Der Geſetzantrag gibt ſich zwar ſehr unſchuldig als
ein einfacher Zuſatz zu dem Wild= und Fiſchſchutzgeſetz,
aber die Frauenwelt iſt ſich ſofort der ſchrecklichen Be=

liegen geblieben und von einem entgegenkommenden Zuge
überfahren worden. Eine nachträgliche Meldung beſtatigt,
daß der Tote der Spenglerlehrling Michael Wittemann
aus Bretzenheim iſt, der ſeit geſtern vermißt wurde.
Mainz=Mombach, 10. April. Heute nachmittag
fand im hieſigen Stadtteile unter ſtarker Anteilnahme
der Bevölkerung die feierliche Grundſteinlegung
der neuen evangeliſchen Pfarrkirche ſtatt,
die mit einem Koſtenaufwand von zirka 150000 Mark
auf der hochgelegenen, zum Großen Sand aufſteigen=
den
Südweſtfront des Stadtteils erbaut wird. An der
Feier beteiligten ſich außer den hieſigen evangeliſchen
Korporationen die Vertreter der ſtaatlichen und kirch=
lichen
Behörden, namens der letzteren hielt Herr
Superintendent Euler aus Darmſtadt eine längere
Anſprache.
* Gießen, 11. April. Das Kriegsgericht der heſ=
ſiſchen
Diviſion verurteilte den praktiſchen Arzt und Re=
ſerveſtabsarzt
Dr. Kipper, wegen Duellvergehens zu
drei Monaten Feſtung. Sein Duellgegner, der
hieſige Zahnarzt Metz, war von der Strafkammer freige=
ſprochen
worden, weil er erklärte, abſichtlich in die Luft ge=
ſchoſſen
zu haben.
O Hattenrod (Kreis Gießen), 11. April. Schon ſeit

längerer Zeit iſt in unſerer Gemarkung das Feld=
bereinigungsverfahren
im Gange, das, dank
der Tätigkeit der Behörden, ſchon in ſo zahlreichen Ge=

meinden Oberheſſens zum Segen unſerer ackerbautrei=
benden
Bevölkerung durchgeführt iſt. Gegenwärtig

grabens und die gleichzeitig damit verbundene Ge=
markungsgrenzregulierung
mit den Nachbargemeinden
Reiskirchen, Lindenſtruth, Harbach und Burkhardsfel=
den
. Ferner ſollen in mehreren Fluren umfangreiche
Ackerdrainagen zur Entwäſſerung der an überſchüſſiger
Feuchtigkeit leidenden Grundſtücke vorgenommen wer=
den
, die zu 11500 Mark veranſchlagt ſind. Der Berei=
nigungsbezirk
umfaßt die geſamte Gemarkung mit
Ausnahme des Gemeindewaldes und des Ortsberings,
etwa 300 Hektar.

Aus der Reichshauptſtadt, 10. April. Die Auf=
führung
des Luſtſpieles Der Luxuszug mußte im
Kleinen Theater geſtern abend wegen ſtarker
Rauchentwickelung, die von den Heizungsanlagen aus=
ging
, abgeſagt werden. Ein ſchweres Brand=
unglück
, bei dem ein Feuerwehrmann durch herab=
ſtürzende
Mauerſtücke ſchwer verletzt wurde, ereignete
ſich geſtern mittag in der Drakeſtraße in Großlichter=
felde
=Weſt. Die 19jährige Frida Götze, die von
ihrem Liebhaber, dem Schlächtergeſellen Michler,
niedergeſtochen wurde, iſt geſtern im Krankenhauſe
ihren ſchweren Verletzungen erlegen. Unter dem
Verdacht der Erkrankung an ſchwarzen
Pocken wurde geſtern nachmittag eine Ruſſin ins
Krankenhaus Weißenſee eingeliefert. Die Erkrankte
war in einer Ziegelei in Neihagen beſchäftigt. Die
Behörde traf die erforderlichen Vorſichtsmaßregeln.
In der Mordſache gegen den Barbier Jünemann
iſt jetzt Termin zur Hauptverhandlung vor dem
Schwurgericht auf den 26. bis 28. April angeſetzt wor=
den
. Jünemann war bekanntlich vom Schwurgericht
des Mordes an der Verkäuferin Alice Rakowski für
ſchuldig befunden und zum Tode verurteilt worden.
Das Reichsgericht hatte das Urteil wegen eines Form=
fehlers
aufgehoben. Den Vorſitz im Gerichtshofe wird
Landgerichtsrat Claude führen, die Staatsanwaltſchaft
vertritt wieder Staatsanwalt Müller, die Verteidigung
führt, wie bei der erſten Verhandlung, Rechtsanwalt
Dr. Alsberg.
Frankfurt, 11. April. Der 35 Jahre alte Kellner
Georg Konrad Löſch, der am 20. Dezember v. J. aus
Gram darüber, daß ihm ſeine Frau entlaufen war, den
Verſuch gemacht hatte, ſich und ſein ſechs Monate altes
ind durch Oeffnen des Gashahnes zu töten welchen
Verſuch das Kind mit dem Leben bezahlen mußte, wäh=
rend
Löſch wieder hergeſtellt werden konnte , hatte ſich
heute vor dem Schwurgericht wegen Totſchlages zu
verantworten, wurde aber freigeſprochen.
Bonn, 11. April. Die beiden Boruſſen Konrad
Graf Finck zu Finckenſtein und Hans Werner von
Quiſtorp haben, wie der Bonner Generalanzeiger
meldet, gegen das am vergangenen Samstag vom
hieſigen Schöffengericht im Falle Veith gefällte Urteil
Berufung eingelegt.
Bremen, 11. April. Auswärtige Blätter brachten
ſenſationell zugeſtutzte Meldungen über eine viele
Perſonen umfaſſende Skandalaffäre wegen Ver=
ehens
gegen Paragraph 175 des Strafgeſetzbuches. Die

deutung der neuen Paragraphen klar geworden und
harrt mit banger Spannung der Entſcheidung der
Geſetzgeber. Es ſoll künftig verboten ſein, Vögel zu
töten oder zu fangen. Jedermann, der die Federn,
den Balg oder den Körper getöteter oder gefangener
wilder Vögel kauft, verkauft oder zum Verkaufe aus=
ſtellt
, wird mit einer Geldſtrafe bis zu 400 Mark für
jeden Fall heimgeſucht. Nur wenige zahme Vögel
werden von dem Geſetze ausgenommen, aber die Frei=
heit
der Mode erleidet doch eine für jedes Frauenherz
bittere Einſchränkung der Bewegungsfreiheit. Hah=
nenfedern
, Straußen= und Pfauenfedern, der ſchillernde
Schmuck des Paradiesvogels und der zarte, hellgraue
oder weiße Balg der zahmen Tauben bleiben erlaubt.
Trotzdem iſt die Erregung groß; die Modiſtinnen des
Staates, die ſich in ihrer Exiſtenz bedroht fühlen, haben
eine temperamentvolle Agitation gegen den Plan ein=
geleitet
und ſie werden nach Kräften von ihren ſchönen
Kundinnen unterſtützt, die es übernommen haben, ſtill
im häuslichen Kreiſe ihre Männer von dem tyranni=
ſchen
Geiſte eines ſolchen Geſetzes zu überzeugen. Es
wird ſich zeigen, ob es ihnen gelingt, auf dieſem oft
bewährten Wege das Schrecklichſte zu verhindern.
Jedenfalls aber ſind die Amerikaner wenigſtens konſe=
quent
!

* Tragödie eines zehnjährigen Hel=
den
. In Witzingerreuth in Niederbayern wurde ein
zu Tode erſchöpfter zehnjähriger Knabe aufgefunden,
der vor ſeinem Verſcheiden noch erzählte, daß er ſieben

betteln. Es war von Ort zu Ort gegangen und hatte
kein Ei, kein Stück Brot anzurühren gewagt und auch
keinen Pfennig, der ihm da und dort gereicht wurde,
für ſich verwandt, um recht viel nach Hauſe bringen zu

können. Das Kind iſt dann vor Kälte und Hunger er=
ſchöpft
zuſammengebrochen und konnte, von mitleidi=

vorgenommen, meiſt halbwüchſige Burſchen. Daß ein

Polizeikommiſſar in die Sache verwickelt ſei, iſt er=
funden
, ebenſo die Behauptung, daß die Opfer durch

Opiumzigaretten betäubt worden ſeien. (Frkf. Ztg.)
Marienburg i. Weſtpr., 10. April. Als der Ritter=
gutsbeſitzer
Behrends in Grünhagen ein Zwillingsjagd=
gewehr
ſeinen Gäſten zeigen wollte, entlud ſich dier
Waffe und zwei Schüſſe drangen ihrem Eigentümer un=
term
Kinn in den Kopf und zerſchmetterten ihm die Schä=
deldecke
.
Poſen, 10. April. Amtlich. Heute nachmittag um
4 Uhr entzündete ſich auf dem Hauptbahnhof der zwi=
ſchen
Gleis 52 und der Hauptwerkſtätte belegene Schwel=
lenſtapel
. Es verbrannten etwa 6000 neue kieferne
Schwellen, ſechs Güterwagen ſind angebrannt. Der Scha=
den
beträgt 30000 bis 40000 Mark. Die Urſache iſt noch
nicht feſtgeſtellt. Der Betrieb iſt nicht geſtört.
Wien, 11. April. Zu dem Automobilunglügablikum
wird noch gemeldet: Hier verunglückte das dem Berlinen
Fabrikbeſitzer Ruehling gehörige Automobil, in welchen
ſich der Chauffeur, ein Mechaniker und drei. Kellnerinnen
befanden, welche die beiden Bedienſteten des Fabrikanten
zu einer Spazierfahrt eingeladen hatten. Der Unfall war
ſo ſchwer, daß zwei der Frauen tot auf dem Platze blies
ben. Die dritte Inſaſſin und der Mechaniker Brund
Haerdtl wurden ſchwer verletzt und beide ringen mit dem
Tode. Der Chauffeur, der in ſchwer berauſchtem
Znſtande das Automobil unvorſichtig gelenkt hatte und
dadurch die Kataſtrophe verurſachte, blieb, wie durch ein
Wunder, unverletzt. Bruno Haerdtl und der Chauffeur
beſuchten heute mittag gemeinſam den ſogenannten Volks=
keller
in Mariahilf und luden die drei Kellnerinnen zu
einer Spazierfahrt im Automobil ein. Die Fahrt ging
nach dem zum 17. Wiener Bezirk gehörigen Villenort
Dornbach und von dort über den Exelberg längs einer
ſteil anſteigenden und vielfach gewundenen Straße von
Neuwaldegg nach Hütteldorf. Auf der Straße über den
Exelberg wurden in den letzten Jahren wiederholt Auto=
mobilwettrennen
und Probefahrten ausgetragen. Sie iſt

Werten auf de
zie gfried
der Komponi
pollendet, dab
ührung berent
Gaſtſ
Künſtlerver
ichter un
pard und A
Schriftſtel
ter
Kfolge in den
erlin aufgetre
Enſembles den

den Wiener Automobiliſten ſehr bekannt und wegen ihrer
vielen Kurven auch gefürchtet. Der des Terrains unkun=
dige
Chauffeur unterließ es bei einer Kurve, das Tempo=
zu
verlangſamen, ſo daß der Wagen in eine die Straße
flankierende Barriere hineinfuhr. Bei dem Anprall wurde
das Automobil ſchwer beſchädigt, kippte um und begruhl
die Inſaſſen unter ſich. Als Hilfe herbeikam, waren zwei
Inſaſſinnen bereits tot. Der Mechaniker und das Mädchen
wurden mit furchtbaren Verletzungen unter den Trüm=
mern
des Wagens hervorgezogen. Der unverwundete
Chauffeur wurde noch am Abend von der Polizei dem
Landgericht eingeliefert. Der Fabrikant Ruehling, der Be=
ſitzer
des Autos, befindet ſich nicht in Wien. Der Mecha=
niker
und der Chauffeur hatten eine ſogenannte ſchwarze
Fahrt gemacht, d. h. ſie waren ohne Erlaubnis nach Wien
gekommen und wollten ſich amüſieren.
Genf, 10. April. Der Anwalt Lachenal demen=
tiert
die Nachricht von der bevorſtehenden Scheidung im
Hauſe Toſelli. Er erklärte, daß infolge Meinungs=
verſchiedenheiten
Frau Toſelli nach Montreux gekommen
iſt, aber nach einer Unterredung mit ihrem Anwalt be=
ſchloſſen
hat, mit ihrem Gemahl wieder nach Florenz
zurückzukehren.
Graz, 10. April. Nach einer Meldung aus Gurkfeld
iſt das Schloß Thurn, das Stammſchloß des bekannten
deutſch=öſterreichiſchen Freiheitsdichters Anaſtaſius Grü
(Grafen Auersperg), das ſich ſeit mehreren Jahren im
ſitze eines Slowenen befand. in den Beſitz der kroatiſch
ſloweniſchen Hypothekenbank übergegangen. In dem
Schloſſe befindet ſich auch das Anaſtaſius Grün=Muſeum,
deſſen Beſichtigung der frühere ſloweniſche Beſitzer auf das
äußerſte zu erſchweren ſuchte.
London, 11. April. Aus New=York wird gemel=
det
: Der Verein der Studentinnen des Philadelphia Colleg
in Brooklyn veranſtaltete vorgeſtern eine Abendunterhal=
tung
, wobei an 60 Mädchen beim Licht von geſalzenem
Spiritus einen ſogenannten Geiſtertanz aufführten. Als
eines der Mädchen Spiritus nachgießen wollte, fing ihr
Kleid Feuer und es brach eine furchtbare Panik unten
den Tänzerinnen aus. Die Kleider mehrerer Perſonen,
die die Unglückliche retten wollten, gerieten ebenfalls in
Brand. Das Mädchen iſt bereits geſtorben. Mehrere Per=
ſonen
erlitten ſchwere Brandwunden.

Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nach
ßehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor=

Ueber Die Meiſterſänger in Ges
ſchichte und Kunſt wird, wie bereits mitgeteilt
Herr Profeſſor Dr. Nagel am nächſten Donnerstag im
Feſtſaale der Turngemeinde einen Vortrag halten. In
ſeinen Studien zur Geſchichte der Meiſterſänger hatz
Redner die Reſultate einer mehrjährigen Beſchäftigung
mit der Geſchichte und Kunſt der bürgerlichen Dichter=
muſiker
niedergelegt, für die ſich nach dem Erſcheinen von

gen Menſchen verpflegt und trotz ärztlichen Beiſtandes
nicht mehr am Leben erhalten werden.
* Ein gelungener Aprilſcherz. Unten
den Aprilſcherzen, die ſich ein Teil der Preſſe in den
Niederlanden den Leſern gegenüber Jahr für Jahr er=
laubt
, verdient dieſes Mal einer hervorgehoben zu
werden. In Leiden war nach der Voſſ. Ztg. in den
letzten Wochen des Monats März eine ſehr zahlreich
beſuchte Verſammlung niederländiſcher Philologen ab=
gehalten
worden, und das Leidenſche Tageblatt machte
nach deren Ablauf bekannt, daß als Beweis der Dank=
barkeit
für den von den Bürgern den Philologen be=
reiteten
freundlichen Empfang von dem Empfangs=
komitee
eine Gratisvorſtellung des Philoktet von
Sophokles ſtattfinden und daß der Dichter des Stückes
der Vorſtellung, für die beim Univerſitätspedell Kars
ten zu bekommen ſeien, perſönlich beiwohnen werden
Am 31. März ſtanden mehr als 2000 biedere Spieß=
bürger
vor der Wohnung des die Hände ringenden Pe=
dells
, um die Zutrittskarten in Empfang zu nehmeng
Dies hat ſich in der Stadt zugetragen, die ſeit Jahr=
hunderten
als die erſte Pflegeſtätte der klaſſiſchen Stu=
dien
bekannt iſt.

* Billige Spätzle. Auf dem Güterbahnhof
in Feuerbach bei Stuttgart platzte dieſer Tage beim
Verladen auf ein Fuhrwerk ein Sack, der ſcheinbau
Mehl enthielt. Ein Arbeiter glaubte ſich nun den Vor=
fall
zunutze machen zu können, er faßte von dem auf
dem Boden liegenden Mehl genug auf, um ſich von
ſeiner Frau billige Spätzle zubereiten zu laſſen. Baß
verwundert aber waren beide, als der Spätzleteig zu
ſchäumen und zu ziſchen begann und trotz allen Waſſer=
zuſatzes
ſich nicht beruhigen wollte. Da kam denn end=
lich
die Frau darauf, daß ihr profitlicher Ehemann,
bei dem Sackunfall gar kein Mehl, ſondern Seifen=
pulver
erbeutet hatte.

ien Auszug
dere
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enanig in dal=
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Nagners Bar
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kannt ſind, und
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Nummer 84.

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Richard Wagners Oper in Deutſchland erhöhtes In=
tereſſe
geltend machte, das freilich noch immer nicht zu
einem vollen Verſtändnis ihrer im weſentlichen kultur=
geſchichtlich
bedeutſamen Eigenart geführt hat. Das
Nagelſche Buch bringt die Forſchungsergebniſſe von
vielen Tauſenden von Dokumenten; der Vortrag wird
einen Auszug aus dem Werke bieten, einzelnes aber,
insbeſondere in den Angaben über Richard Wagners
Werk, noch beſonders ausführen.
Siegfried Wagners Oper Herzog Wildfang
errang in Halberſtadt bei der Erſtaufführung in Gegen=
wart
des Komponiſten einen ebenſo ſtarken Erfolg wie
neulich in Halle. Auch das neue Werk Siegfried
Wagners Banadietrich das kürzlich in Karlsruhe ſeine
Uraufführung erlebte, beginnt ſeinen Weg über die
Bühnen; es wird zunächſt bei den Maifeſtſpielen in
Prag und Brünn aufgeführt werden. Es dürfte unſer
Publikum gewiß intereſſieren, Teile aus den beiden
Werken auf dem am nächſten Montag hier ſtattfindenden
Siegfried=Wagner=Abend kennen zu lernen.
Der Komponiſt hat übrigens ein neues Werk ſo weit
vollendet, daß Unterhandlungen wegen der Erſtauf=
führung
bereits im Gange ſind.
Gaſtſpiel der Schriftſteller= und
Künſtlervereinigung Münchener Scharf=
richter
und Wiener Nachtlicht Marya
Delvard und M. Henry, die beiden Gründer der Künſtler=
und Schriftſtellervereinigung Münchener Scharfrichter
und Wiener Nachtlicht die vor einiger Zeit mit großem
Erfolge in den Kammerſpielen des Deutſchen Theaters in
Berlin aufgetreten ſind, werden mit den Hauptkräften ihres
Enſembles demnächſt hier gaſtieren. Außer Marya
Delvard, deren Eigenart und ſtilvolle Erſcheinung beſtbe=
kannt
ſind, und Marc Henry, dem geiſtreichen Pariſer
Plauderer und temperamentvollen Vortragskünſtler, wird
Miß Gertrud Barriſon ihre Grazie und Anmut
in den Dienſt der hiſtoriſchen Tänze ſtellen. Die Künſtlerin
hat bereits in Berlin im Verein für Kunſt und Literatur
Skizzen von Peter Altenberg vorgeleſen und alte Tänze
in wunderſchönen, vom Wiener Kunſtmaler Karl Hol=
litzer
entworfenen Koſtümen vorgeführt. Der Münchener
Kunſtmaler Fritz Quidam, der Sänger Robert Koppel,
vom Wolzogen=Enſemble her bekannt, und der Komponiſt
Leonhardt Bulmans vervollſtändigen das Enſemble, deſſen
hochkünſtleriſches und abwechslungsreiches Programm
großes Intereſſe erwecken dürfte.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910,

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Parlamentariſches.
* Die Darmſt. Ztg. veröffentlicht den Entwurf
eines Geſetzes zur Abänderung des Geſetzes über
die Fürſorgekaſſe für Beamte und Bedien=
ſtete
der Landgemeinden und Kommunal=
verbände
vom 29. Juli 1908. In der Begründung dazu
heißt es: Die auf Grund des Geſetzes, betreffend die
Fürſorgekaſſe für Beamte und Bedienſtete der Landgemein=
den
und Kommunalverbände, vom 29. Juli 1908 errichtete
Fürſorgekaſſe iſt am 1. Januar 1909 ins Leben getreten.
Der Kaſſe wird aus den Kreiſen der beitrittspflichtigen
und =berechtigten Perſonen ein großes Intereſſe entgegen=
gebracht
. Die derzeitige Mitgliederzahl iſt weſentlich
höher, als ſie bei Vorlage des Geſetzentwurfes ſchätzungs=
weiſe
angenommen wurde. Auch aus dem Umſtand, daß
von dem auf Artikel 3 des Geſetzes beruhenden Beitritts=
recht
in großem Umfange Gebrauch gemacht wird, darf
gefolgert werden, daß die Errichtung der Kaſſe einem Be=
dürfnis
entſprach.
Wenn nunmehr ſchon verhältnismäßig kurze Zeit nach
dem Inkrafttreten des Geſetzes eine Aenderung desſelben
vorgeſchlagen wird, ſo iſt dies im weſentlichen darauf zurück=
zuführen
, daß ein Bedürfnis nach einer Erweiterung des
Kreiſes der beitrittsberechtigten Perſonen hervorge=
treten
iſt. Bei dieſer Gelegenheit ſollen noch einige andere
Vorſchriften, deren Aenderung ſich als zweckmäßig erwieſen
hat, abgeändert werden.

in 50
hr
en

Der freiwillige Erziehungsbeirat für ſchul=
entlaſſene
Waiſen und ſonſtige einer Fürſorge
bedürftige Kinder
(Abteilung III des Alice=Frauenvereins für Waiſen=
pflege
)
verſendet ſoeben ſeinen vom Beigeordneten Muel=
ler
erſtatteten Geſchäftsbericht, dem wir fol=
gendes
entnehmen:
In die verfloſſenen beiden Berichtsjahre fällt eine
Zeit des Aufſchwunges der Jugendfür=
ſorge
, wie er bis dahin ohne Beiſpiel war. Tauſen=
den
, die ſeither abſeits vom Wege ſtanden, iſt mit
einem Male das Verſtändnis dafür aufgegangen, wie
ungeheuer wichtig die Löſung des Jugendproblems für
anſer Volk iſt. Und wie die Allgemeinheit überhaupt
begonnen hat, die Notwendigkeit einer Jugendfürſorge
zu begreifen, ſo ſind auch diejenigen nicht ſtehen ge=
blieben
, die ſich der Arbeit an der Ingend beſonders
gewidmet haben. Immer mehr verblaßt das Schema
und wächſt die Erkenntnis, daß die Scele des Kindes
ergründen muß, wer es erziehen will. Von weittra=
gender
Bedeutung in letzterer Hinſicht ſind die Ver=
ſuche
, die Herr Profeſſor Dr. Klumker in Frank=
furt
a. M. hinſichtlich der ſchwer erziehbaren Kinder
angeſtellt hat und noch fortgeſetzt unternimmt. In der
großen Maſſe des Volkes das Intereſſe für die Jugend=
fürſorge
ſchlechthin erweckt zu haben, iſt ohne Zwei=
fel
ein Hauptverdienſt der Berliner Zentralſtelle für
Volkswohlfahrt. Die dritte Hauptverſammlung die=
ſer
Organiſation, die im Mai 1909 in Darmſtadt ſtatt=
gefunden
hat, iſt noch in friſcher Erinnerung. Daß
die erſte auswärtige Hauptverſammlung der Zentral=
ſtelle
nach Darmſtadt berufen wurde, iſt kein Zufall.
Es dokumentierte ſich darin eine beſondere Anerken=
nung
dafür, daß das Großherzogtum Heſſen in der
Jugendarbeit bisher mit an der Spitze marſchiert iſt.
Und von dieſer Anerkennung darf die älteſte und be=
deutendſte
Wohltätigkeitsorganiſation unſeres Landes,
unſer Alice=Frauenverein, ein gutes Teil für ſich in
Anſpruch nehmen.
Der allgemeine Aufſchwung der Jugendfürſorge=
arbeit
führte ſpeziell in Darmſtadt zu einem Zu=
ſammenſchluß
der hier beſtehenden Vereine gleicher
und ähnlicher Tendenz zu dem Zweck, durch eine Ver=
bindung
der getrennt arbeitenden Organiſationen zu
einem planmäßigen Zuſammenarbeiten eine Zerſplit=
terung
der Arbeitskräfte und der Mittel zu vermeiden
und damit eine erſprießlichere Tätigkeit zu Nutz und
Frommen des heranwachſenden Geſchlechts zu eri=
zielen
. Dem deutſchen Zentralverein für Jugend=
fürſorge
, mit dem Sitze in Berlin, gehört der Erzieh=
ungsbeirat
ſchon ſeit Jahren an.
Zwei ſchwere Verluſte hat der Vorſtand zu be=
klagen
. Frau Juſtizrat. Dr. Loeb, die während län=
gerer
Krankheit von Fräulein Friederike Achtelſtädter
vestreten worden war, ſtarb uns allen unerwartet im
haum vollendeten 40. Lebensjahre. In Erfüllung

eines letzten Wunſches von ihr hat ihr Gatte dem Ver=
ein
ein namhaftes Geldgeſchenk überwieſen. Auch
Fräulein Mathilde Vogel iſt nach längerer Krankheit
abberufen worden. Auch ſie hat während vieler Jahre
in ſtiller, aber eifriger Pflichterfüllung für den Ver=
ein
gewirkt. Auch ſie wird unvergeſſen bleiben. An
die Stelle der beiden Damen wurden Frau Rechts=
anwalt
Dr. Bender und Fräulein Marie Mootz in den
Vorſtand gewählt. Für den bisherigen Vormund=
ſchaftsrichter
, der als ſolcher unſerem Vorſtand an=
gehörte
, Herrn Amtsgerichtsrat Hörle, trat der neue
Jugendrichter, Herr Amtsgerichtsrat Müller, ein. End=
lich
ſind dem Vorſtande als Helfer beigetreten die Her=
ren
Pfarrer Schloſſer und Sekretär Schweickert von
der Evangeliſchen Jugendvereinigung in Darmſtadt.
Bedauerlich iſt der ſtete auffällige Rückgang der Zahl
der Pflegerinnen. Gewiß iſt ihre Arbeit mühſam und
nicht immer von Erfolg gekrönt. Aber keine Arbeit
iſt auch dankbarer als die an der Jugend. Wir haben
Verwendung für noch manche tüchtige Kraft und möch=
ten
an dieſer Stelle vor der Oeffentlichkeit die Bitte
ausſprechen, daß uns wieder neue, tatkräftige Unter=
ſtützung
durch geeignete Damen und Herren werden
möchte. Für Knaben ſind 32 Lehr=, für Mädchen 17
Dienſtſtellen vermittelt worden. Durchweg hat die
Vereinskaſſe das Schulgeld getragen. Außerdem wur=
den
in einigen Fällen für Rechnung des Vereins
Schulutenſilien, Werkzeug und dergleichen beſchafft
und die Kinder u

Seite 5.

und Kleidung heranzuziehen. Ein Kind wird zurzeit
noch in engliſcher und franzöſiſcher Sprache aus=
gebildet
. Mehrere Kinder haben Unterricht in der Be=
dienung
der Schreibmaſchine und zur Erlernung der
Stenographie erhalten. Auch im Weißnähen, Kleider=
machen
und Bügeln ſind eine Anzahl Kinder aus=
gebildet
worden, desgleichen ein Kind als Kinder=
gärtnerin
.
Auf Veranlaſſung des Vereins hat die Stadt, wie
in früheren Jahren, ſo auch diesmal wieder, kranken,
ſchwächlichen, der Vereinsfürſorge unterſtehenden Kin=
dern
zur Kräſtigung ihrer Geſundheit Kuraufent=
halte
gewährt, und zwar in 1907/08 Badekuren in 2
und Landaufenthalte in 3 Fällen, in 1908/09 Badekuren
in 3 und Landaufenthalte in 4 Fällen. Drei lungen=
kranken
Kindern konnten im Berichtsjahre die Wohl=
taten
einer vierteljährlichen Kur in einer Lungenheil=
anſtalt
für Rechnung der Stadt erwirkt werden. Vier
Kinder haben zur Beſſerung ihrer Geſundheit auf Ver=
einskoſten
Stärkungsmittel erhalten. Auch diesmal
war der Verein wieder mehrfach in der Lage, die Stadt
auf ungünſtige häusliche Verhältniſſe, die eine Gefähr=
dung
der Kinder befürchten ließen und ein behördliches
Eirſchreiten erforderten, aufmerkſam zu machen. In
einem anderen Falle hat der Verein Sorge getragen,
daß einem mittelloſen Schriftſetzerlehrling, deſſen
Mutter auswärts verheiratet iſt und ſich um ihren Sohn
nicht kümmert, auf die Dauer ſeiner Lehrzeit zur Unter=
haltung
eine monatliche Unterſtützung von 10 Mark aus
der Kreiskaſſe Darmſtadt gezahlt wird. Mit Hilfe des
Magdalenenhilfsvereins für gefährdete Mädchen war
es möglich, ein unter Vereinsfürſorge ſtehendes Mäd=
chen
, das ſeiner Verwahrloſung ohne Zweifel verfallen
wäre, wenn man es im Haushalte der Mutter und
Großmutter belaſſen hätte, im Paulinenſtift zu Wies=
baden
unterzubringen. Unterſtützungsbeihilfen wurden
gewährt 1907/08 in 56 Fällen mit zuſammen 1017,34
Mark, 1908/09 in 65 Fällen mit zuſammen 1375,95 Mark.
Der Kaſſebericht gewährt kein beſonders er=
freuliches
Bild. Während uns Se. Königl. Hoheit der
Großherzog ebenſo wie J. Großh. Hoheit die Frau
Prinzeſſin Ludwig von Battenberg auch in dem beiden
Berichtsjahren wieder durch namhafte regelmäßige Zu=
wendungen
unterſtützt haben, gehen die Einnahmen aus
Mitgliederbeiträgen ſtändig zurück. Auf die fernere
tatkräftige Unterſtützung der Großherzoglichen Regie=
rung
dürfen wir hoffen. Vor drei Jahren hat uns das
Großh. Miniſterium des Innern eine beſondere Bei=
hilfe
von 150 Mark, zahlbar in drei Raten, überwieſen.
Gewiß wird es uns jetzt angeſichts der noch ungünſti=
geren
Finanzlage des Vereins ſeine weitere Hilfe nicht
verſagen, denn auch wir leiſten ja ſoziale Arbeit und
rfüllen damit eine Aufgabe, die zu den ſchönſten Pflich=
ten
des Staates gehört.

25. heſſiſcher Handelskammertag.
* Mainz, 11. April. Im Stadthausſaal wurde
geſtern unter dem Vorſitz des Herrn Kommerzienrat
Haffner der 25. Heſſiſche Handelskammertag abge=
halten
. Der Vorſitzende begrüßte die Vertreter der
Handelskammern, insbeſondere die erſchienenen Herren
der Regierung, Miniſter des Innern von Hom=
bergk
zu Vach, Miniſterialrat Hölzinger und
Geheimen Oberregierungsrat Wagner, ferner die
Herren Provinzialdirektor Geheimerat Dr. Brei=
dert
und Bürgermeiſter Baurat Kuhn. Zu Bei=
ſitzern
wurden die Herren Handelskammerpräſident
Parcus=Darmſtadt und Kommerzienrat Baruch=
Worms berufen. Herr Miniſter v. Hombergk zu Vach
dankte für die freundliche Begrüßung auch namens
der übrigen Herren der Regierung. Durch ſeine lang=
jährige
Tätigkeit in den Hauptſtädten Heſſens habe er
mit Handel und Induſtrie ſtets in den engſten und
guten Beziehungen geſtanden, die er auch mit hin=
über
in ſein neues Amt genommen habe. Den Berat=
ungen
wünſche er beſten Erfolg. Namens der Pro=
vinzialdirektion
Rheinheſſens ſprach Herr Geheimerat
Dr. Breidert und namens der Stadt Herr Bürger=
meiſter
Baurat Kuhn, die ebenfalls den Verhandlungen
beſten Erfolg wünſchten.
Ueber die Neuregelung der Arbeiterverſicherung
(Reichsverſicherungsordnung) referierte Herr Syndikus
Meesmann=Mainz in eingehender und lehrreicher
Weiſe. Nachdem ſich die Herren Pareus=Darmſtadt,
Geheimer Kommerzienrat Stroh=Offenbach, Dr. Hu=
man
=Darmſtadt, Kommerzienrat Heichelheim= Gie=
ßen
, Kommerzienrat Baruch=Worms, Fertſch=Friedberg
und May=Bingen den vortrefflichen Ausführungen des
Referenten angeſchloſſen hatten, billigte der Handels=
kammertag
durchaus, daß von einer Verſchmelzung der
Verſicherungszweige abgeſehen wird. Er ſtimmte der
Ausdehnung des Verſicherungsweſens und den Lei=
ſtungen
im vorgeſchlagenen Sinne zu, wenn er auch die
Bedenken einer immer ſtärkeren Belaſtung des Ge=
werbes
mit ſozialen Ausgaben anerkennt. Die Koſten
werden durch die Vorlage um rund 125 Millionen
Mark erhöht. Auch die Einführung der Hinterbliebe=
nenverſicherung
als einer notwendigen Ergänzung der
Invalidenverſicherung fand Billigung. Abfällig be=
urteilt
wurde das Zuſammenlegen der Verſicher=
ungsgeſetze
in ein einziges Geſetz, das zu umfangreich
und zu unüberſichtlich iſt, um praktiſchen Bedürfniſſen

u. genügen.

Herr Syndikus Stahl=Friedberg ſprach über den
neuen Fernſprechgebühren=Entwurf, worauf man ſich
den Ausſchußantragen des Deutſchen Handelstages an=
ſchloß
. Ueber die Aenderung der Gewerbeordnung‟
berichtete Herr Syndikus Dr. Human=Darmſtadt, der
die Anträge des Deutſchen Handelstages empfahl, wäh=
rend
die Herren Dr. Cratz=Offenbach und Scholz=Mainz
auf dem Standpunkt ſtanden, daß die Ausdehnung des
Fortbildungsſchulunterrichts für weibliche Arbeiterin=
nen
nur bis zum 16. Jahre erfolgen ſoll, daß der Un=
terricht
hauptſächlich Haushaltungsfächer umfaſſe und
in die Hauptbeſchäftigungszeit zu fallen habe. Nach=
dem
ſich hierzu noch die Herren Miniſterialrat Hölzin=
ger
, Schloßmacher=Offenbach, Dr. Hager, Stahl, Hei=
chelheim
und Dr. Bamberger geäußert hatten, wurde
der Antrag Darmſtadt, ſich dem Ausſchuſſe des Deut=
ſchen
Handelstags anzuſchließen, angenommen; mit der
Fortbildungsſchulpflicht der weiblichen Arbeiterinnen
ſoll ſich ein ſpäterer Handelskammertag befaſſen. Ueber
den Geſetzentwurf Hausarbeit berichtete Herr Dr.
Hager=Worms. Er beantragte, die Verſammlung möge
auch in dieſer Frage ſich mit dem Ausſchuß des Deut=
ſchen
Handelstages einverſtanden erklären. Ueber die

wünſcht, daß das Reich ſie auf ſeine Koſten errichtet.
Den Entwurf eines Stellenvermittlergeſetzes behan=
delte
Herr Syndikus Dr. Zeidler= Gießen. Der Be=
richterſtatter
machte eine Reihe von Vorſchlägen, beſon=
ders
empfahl er die Schaffung öffentlicher Arbeitsnach=
weiſe
. Herr Geh. Oberregierungsrat Wagner wies
darauf hin, daß nach den Feſtſtellungen der Polizeiämter
die gewerbsmäßigen Stellenvermittler außerordentlich
zugenommen hätten, das möge ja zum Teil an den
wirtſchaftlichen Verhältniſſen liegen. Gießen allein
habe 32 Stellenvermittler. Beſonders würden Be=
ſchwerden
über die bekannten Vakanzenliſten geführt,
mit denen ein ungeheuerer Unfug getrieben werde.
Recht viele ungeeignete Leute wendeten ſich dem Stel=
lenvermittelungsgewerbe
zu. Zum Vorort der
Heſſiſchen Handelskammern wurde auf Vorſchlag des
Herrn May wiederum Mainz gewählt und der Vor=
ſitzende
dankte für das entgegengebrachte Vertrauen.
Herr Schloßmacher bedauerte, daß über die Ausführ=
ungsbeſtimmungen
zum Tabakſteuergeſetz die Handels=
kammern
nicht gehört worden ſeien, in der letzten Zeit
ſeien erneute Ausführungsbeſtimmungen erſchienen
und die Handelskammern wiederum nicht gehört wor=
den
. Er erſuche die Regierungsvertreter, daß die Han=
delskammern
in Zukunft gehört würden. Herr Mi=
niſter
v. Hombergk zu Vach erwiderte, daß er ſelbſt
nicht wiſſe, warum die Handelskammern nicht gehört
worden ſeien, jedenfalls ſeien bei Ueberſendung die
Friſten zur Rückſendung zu kurz geſtellt worden. Herr
Geheimer Kommerzienrat Stroh ſprach dem Vorſitzen=
den
für die umſichtige Leitung der Verhandlung namens
der Verſammelten beſten Dank aus, während Herr
Kommerzienrat Dr. Bamberger den Gäſten Dank für
ihre Anweſenheit ausſprach. Um 4 Uhr folgte ein ge=
meinſchaftliches
Eſſen im Kaſino Hof zum Gutenberg‟.
Zu erwähnen iſt noch, daß Finanzminiſter Braun
Exz. dem Handelskammertag in einem Schreiben ſein
Fernbleiben mit ſeiner Teilnahme an den Finanz=
berätungen
in Berlin entſchuldigt hat.

Handel und Verkehr.
Odenwälder Hartſtein=Induſtrie
A.=G. Die am 11. dieſes Monats abgehaltene Gene=
ralverſammlung
, in welcher 645 Aktien vertreten waren,
genehmigte einſtimmig den Geſchäftsbericht, nach wel=
chem
pro 1909 wieder eine Dividende von 7 Prozent,
wie im Vorjahre, auf das Aktienkapital von 1 400000
Mark zu Verteilung gelangt und 5006,06 Mark gegen
3 268,10 Mark auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Was die Ausſichten für das laufende Jahr anbelangt,
berichtet die Direktion, daß die Geſellſchaft mit Auf=
trägen
genügend verſehen ſei, ſo daß wiederum auf ein
gutes Erträgnis gerechnet werden dürfe; die Finanz=
lage
habe ſich ſo günſtig geſtaltet, daß mit Rückkäufen
der 4prozentigen Obligationen aus den überſchüſſigen
Mitteln fortgefahren werden könne.

Sport.
Fußball. Das am Sonntag eusgetragene Wett=
ſpiel
der 1. Mannſchaften des F.=K. Gießen 1900 gegen
F.=K. Olympia Darmſtadt 1898 endete mit einem über=
legenen
Siege der Darmſtädter mit 7:2 Toren. Bei Halb=
zeit
ſtand das Spiel 211. Die 2. Mannſchaft Olympias
ſpielte in Arheilgen gegen die 1. des dortigen F.=K. Olym=
pia
unentſchieden 0.0.
Die erſte Mannſchaft des Darmſtädter Sportklubs
Haſſia 1908 ſtand letzten Sonntag der gleichen des F.=K.
Teutonia‟=Pfungſtadt im fälligen Retourſpiele um den
Pokal von Frankfurt in Klaſſe A gegenüber. Der Wett=
kampf
endigte mit 3:2 Toren zu Gunſten der Haſſia
Luftſchiffahrt.
* Köln, 11. April. Heute vormittag kurz nach 9
Uhr iſt P. II mit neun Perſonen in der Gondel zu
einer mehrſtündigen Fahrt in der Richtung nach
Koblenz aufgeſtiegen.
* Bonn, 11. April. P. II überflog um 10 Uhr
15 Minuten die Stadt in der Richtung auf Godesberg.
Um 11 Uhr 50 Minuten wurde das Luftſchiff über
Andernach geſichtet.
* Koblenz, 11. April. Das Luftſchiff P II‟,
das heute vormittag um 9 Uhr in Köln aufgeſtiegen iſt, iſt
um 12,20 Uhr in Koblenz eingetroffen. Nach einer Schlei=
fenfahrt
über der Stadt und über Ehrenbreitſtein trat das
Luftſchiff die Rückfahrt in der Richtung auf Andernach an
und traf um 12,45 Uhr über Neuwied ein.
* Bonn, 11. April. Um 10 Uhr vormittags unter=
nahm
auch das Luftſchiff M. II einen Aufſtieg zu
einem Probeflug und landete um 11 Uhr wieder vor
der Halle.
* Münchweiler an der Alſenz, 11. April.
Geſtern abend ½7 Uhr landete in der Nähe des Ortes
der mit drei Herren beſetzte Ballon Bochum,
der um 9 Uhr in Gelſenkirchen aufgeſtiegen war.
* Paris, 11. April. Aus Monrmelon=le=
Grand bei Chälons=ſur=Marne wird berichtet, daß
infolge der vom Kriegsminiſterium angeordneten
Ueberwachungsmaßregeln die Zahl der fremden
Aviatiker daſelbſt beträchtlich abgenommen habe.
Die Aeroplanfabrikanten ſeien natürlich nicht ſehr er=
baut
davon. Einer derſelben erklärte einem Bericht=
erſtatter
: Die Ausländer ſind unſere beſten Kunden.
Während z. B. Rumänien beſchloſſen hat, 20 = Flug=
apparate
, alſo zwei für jede Diviſion, anzuſchaffen, hat
Frankreich für ſeine 20 Armeekorps zuſammen nuri0
gekauft.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910.

Nummer 84.

Das Kaiſerpaar in Homburg.
* Homburg, 11. April. Der Kaiſer hat ſich heute
morgen um 7 Uhr mit Gefolge im Automobil zu militäri=
ſchen
Beſichtigungen nach Mainz begeben.
* Mainz, 11. April. Der heutige Beſuch des
Kaiſers galt den neuen Außenbefeſtigungen bei
Ebersheim, die in ihrer ganzen Ausdehnung eingehend
beſichtigt wurden. Kurz nach 11 Uhr fuhr der Kaiſer in
der Richtung auf Mainz zurück. Gegen halb 12 Uhr
fuhren die Automobile hier durch über die Straßen=
brücke
nach Kaſtel zu den Uebungsplätzen der Pioniere,
wo heute die Bataillonsbeſichtigungen beginnen. Im
Gefolge des Kaiſers befand ſich auch der Geueralinſpek=
teur
der Pioniere, General der Infanterie v. Beſeler,
der Gouverneur Exz. Graf von Schlieffen, der Inge=
nieur
=Offizier vom Platz, Oberſtleutnant Quaſſowski
und Generalſtabsoffizier Major Fiſcher. Das 21. Pio=
nierbataillon
vollendete die im Kaſteler Stromarm ſeit
Donnerstag in Angriff genommene Behelfsbrücke am
Samstag. Das 25. Pionierbataillon beginnt heute
abend um 9 Uhr zwiſchen Ingelheimer=Aue und Rett=
bergs
=Aue im Wachsbleicharm mit dem Bau einer
Pontonbrücke. Hierzu iſt der Korpsbrücken=Train zur
Verfügung geſtellt, der das Pontoniermaterial an den
Uebungsplatz anfährt. Der Kaiſer nahm dieſe Arbei=
ten
in Augenſchein, die für die heute beginnenden Ba=
taillonsbeſichtigungen
angefertigt ſind. Dann fuhr der
Kaiſer nach Wiesbaden weiter.
* Wiesbaden, 11. April. Der Kaiſer traf
mit Gefolge um 12 Uhr 40 Minuten hier ein und be=
gab
ſich zunächſt ins Schloß. An dem Frühſtück bei
Herrn und Frau Dr. von Meiſter ſind außer dem Ge=
folge
des Kaiſers geladen: Oberſt von Contra, Land=
rat
Kammerherr von Heimburg, Ober=Regierungsrat
von Gizyeki, Oberbürgermeiſter Dr. von Ibell, Lan=
deshauptmann
von Krekel, Polizeipräſident von
Schenek=Wiesbaden und Polizeivräſident Scherenberg=
Frankfurt a. M., Landtagsabgeordneter Kommerzien=
rat
Bartling, Herr vom Rath=Frankfurt a. M., Land=
rat
Ritter von Marx=Homburg v. d. H., Landrat Geh.
Regierungsrat Wagner=Rüdesheim, Kurdirektor von
Ebmeyer und Major Lauff.
Literariſches.
Karl Hans Strobl, Romantiſche
Reiſe im Orient. Mit 26 Illuſtrationen. Buch=
ſchmuck
von J. Tom. Vita, Deutſches Verlagshaus,
Berlin=Chr. Preis broſch. 5 Mk., elegant geb. 6 Mk.
Die Wunder des Orients öffnen ſich in dieſen ent=
zückenden
Schilderungen, die ſich wie eine Perlenreihe
gneinanderfügen. Lagerlöfs Jeruſalem wird dop=
pelt
bei der Lektüre lebendig. Mit von Kapitel zu
Kapitel immer mehr ſich ſteigernder Spannung lieſt
man dieſe neuen und lebhafteſten Beweiſe von Strobls,
aus ſeinem beſten Roman, der Vaklavbude her
rühmlichſt bekannter Erzählungskunſt. Es ſind die Ein=
brücke
eines wirklich Sehenden, Eindrücke, die hier zu
Erlebniſſen werden. Ueber allem waltet der iriſie=
rende
Humor des Aeſtheten und fein gebildeten Men=
ſchen
, der Vergangenheit und Gegenwart mit ein=
dringlichen
Stimmen leben läßt. Strobls Romantiſche
Reiſe gehört zu den auserleſenen Büchern, die nie=
mand
ohne einen nachhaltigen Genuß aus der Hand
legt. Eine beſondere Bereicherung erfährt das Buch
durch eine große Anzahl intereſſanter photographiſcher
Aufnahmen, die in geſchmackvoller Anordnung ein=
gereißt
ſind
Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Bad Nauheim, 11. April. Der Großherzog
von Heſſen beſuchte heute in mehrſtündigem Aufent=
halte
Bad Nauheim und beſichtigte unter Führung des
Kurdirektors Frhrn. v. Starck ſämtliche Neubauten und
Kuranlagen, die projektierten Neuanlagen und den Kur=
brunnen
an dem Uſa=Ufer, ſowie die neuerbauten Kolon=
naden
, die Tennisplätze, den Golfplatz und den neuen
Muſikpark.
* Berlin, 11. April. In der heutigen Sitzung des
Bundesrats wurde dem Entwurf des Zuwachsſteuer=
geſetzes
Zuſtimmung erteilt.
* Wiesbaden, 11. April. Die vor einigen Wochen
aus Hannover hier zugereiſte, in der Scharnhorſtſtraße
Nr. 10 wohnhafte 31jährige Frau eines Kaufmanns
Kaden, die mit ihrem Manne in Scheidung lebte,
hat ſich geſtern mittag nach einem kurzen Wortwechſel
mit ihrem Liebhaber, einem hieſigen Kaufmann, an
einem Fenſter des Treppenhauſes erhängt. In einem
hinterlaſſenen Briefe gibt ſie verſchmähte Liebe als
Selbſtmordurſache an.
* Wiesbaden, 11. April. Der 35 Jahre alte Bahn=
aſſiſtent
Harſy hat ſich heute früh in ſeiner Wohnung,
Walramſtraße 27, erſchoſſen. Die Selbſtmordurſache
iſt in einem unheilbaren Krebsleiden zu ſuchen.
* Köln, 11. April. Der Aufſichtsrat der Felten=,
Guilleaume= u. Lahmeyer=Werke A.=G. hat in
ſeiner heutigen Sitzung beſchloſſen, den früheren heſ=
ſiſchen
Finanzminiſter Dr. Dr.=Ing. Gnauth
Exz. zum Generaldire ktor der Geſell=
ſchaft
zu ernennen. Der neue Generaldirektor wird
ſeine Tätigkeit am 15. Mai beginnen und ſeinen
Wohnſitz in Mülheim a. Rh. nehmen, woſelbſt in Zu=
kunft
die Verwaltung des Geſamtunternehmens vereinigt
ſein wird.

2. Ahnigeberg, 1. April. Geſtern abend erfolgte 1
auf der Höhe von Aſchhof an Bord des Motorbootes
Konkordia aus Elbing eine Keſſelexplo=
ſion
, die einen Brand verurſachte. Die an Bord be=
findlichen
8 Perſonen ſprangen, teils mit brennenden
Kleidern, in den Pregel, konnten aber ſämtlich von
einem vorüberfahrenden Dampfer gerettet werden.
* Poſen, 11. April. Der Landesökonomierat H. Ken=
nemann
, der bekannte Mitbegründer des Deutſchen
Oſtmarkenvereins und frühere freikonſervative Land=
tagsabgeordnete
, iſt heute früh 6 Uhr an den Folgen
einer Erkältung in Klenka im Alter von 95¼ Jahren
geſtorben.
* Marſeille, 11. April. Trotz des von der Vereinigung
der Syndikatskammern der Arbeiter verbrei=
teten
Appells zu Gunſten des Generalausſtandes arbei=
ten
ſämtliche Kaiarbeiter weiter. Die Torpedojäger, die
hier eingetroffen ſind, um den Dienſt der Poſtdampfer zu
ſichern, ſind nach Toulon zurückgefahren.
* Konſtantinopel, 11. April. Die Pforte ließ in
Sofia eine Note überreichen, in welcher ſie die Auf=
merkſamkeit
der bulgariſchen Regierung auf die letzten
Grenzzwiſchenfälle lenkt, und die Beſtrafung der Schul=
digen
, ſowie Maßnahmen zur Verhinderung ſolcher
Zwiſchenfälle verlangt.
* Konſtantinopel, 11. April. Die türkiſche
Flotte trat in einer Stärke von drei Kreuzern und
neun Torpedobootszerſtörern eine Uebungsfahrt an,
welche, Blättermeldungen zufolge, bis zu den albani=
ſchen
Häfen ausgedehnt wird.
* Berlin, 11. April. B. Z. aus Alt=Strelitz:
Der Aſſiſtenzarzt an der hieſigen Landesirrenanſtalt,
Dr. Inehlke, wird ſeit letzten Dienstag vermißt. Er
trug etwa 800 Mark Bargeld und einige Wertgegen=
ſtände
bei ſich. Der Hut des Vermißten wurde auf
einem See gefunden, woraus geſchloſſen wird,
daß es ſich um ein Verbrechen handelt. B. Z."
meldet: Heute vormittag ließ an der Ecke der Fried=
rich
= und Kochſtraße der Chauffeur einer Auto=
droſchke
einen Schutzmann herbeiholen, da er wäh=
rend
der Fahrt plötzlich das Augenlicht verloren
hatte; er wurde nach der nächſten Unfallſtation geſchafft.
B. Z. meldet aus Wien: Der Zuſtand der bei dem
Automobilunglück ſchwerverletzten Kellnerin Koblin=
ger
hat ſich etwas gebeſſert, dagegen iſt der Zu=
ſtand
des Mechanikers Härtel hoffnungslos.
Berliner Lokalanzeiger meldet aus Bocholt: Beim
Fußballſpiel wurde einem 12jährigen Knaben ein Ball
ſo heftig gegen den Leib geſchleudert, daß er an ſchweren
inneren Verletzungen in kurzer Zeit verſtarb.
B. Karlsruhe, 11. April. Die von mehreren badi=
ſchen
Zeitungen und vom Wolffſchen Bureau verbreitete
Meldung, daß Finanzminiſter Honſell offiziell zu=
rückgetreten
und zu ſeinem Nachfolger Miniſterial=
direktor
Göller ernannt worden ſei, beſtätigt
ſich nicht. Finanzminiſter Honſell hat tatſächlich ſein
Rücktrittsgeſuch eingereicht, dieſes wurde vom Groß=
herzog
auch genehmigt, aber mit der Einſchränk=
ung
, daß der offizielle Rücktritt erſt nach Schluß des
Landtages erfolgen dürfte und an ſeine Stelle Mini=
ſterialdirektor
Göller trete. Dieſe Maßnahme iſt dar=
auf
zurückzuführen, daß der zum Nachfolger auserſehene
Miniſterialdirektor entſchieden ſich geweigert hat, im
jetzigen Augenblick das Portefeuille des Finanzminiſte=
riums
zu übernehmen. Er will jedenfalls die Verant=
wortung
für die Honſellſche Finanzpolitik vor dem
Landtage nicht übernehmen, und bei den kommenden
ſcharfen Debatten über das Budget des Finanzmini=
ſteriums
lediglich als ſtellvertretender Leiter der Volks=
vertretung
gegenüber fungieren. Der kommende Fi=
nanzminiſter
billigt demnach die im ganzen Lande oft
nicht gebilligte Honſellſche Sparpolitik nicht in ihrem
ganzen Umfange.
H. B. München, 11. April. Miniſterpräſident Frhr.
v. Podewils hat in ſeiner Eigenſchaft als Miniſter für
Handel und Gewerbe Vertreter der Bauarbeiter= Organi=
ſationen
zu einer Beſprechung in das Miniſterium einge=
laden
. Dieſe erklärten ſich zu neuen Verhandlungen be=
reit
, wenn ſie auf der Baſis der bisherigen Vertragsver=
handlungen
durchgeführt würden.
Brieſkaſſen.
O. E. Nr. 102. Ja, wenn Sie ſie gerne haben, können
Sie ſie heiraten, das Geſetz verbietet es nicht.
Amtlicher Wetterbericht.
Oeffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Verlauf der Witterung ſeit geſtern früh: Das weſt=
liche
Hochdruckgebiet iſt raſch nach Deutſchland vorge=
drungen
, während über Weſteuropa eine Zyklone er=
ſchienen
iſt. Dementſprechend klarte es überall raſch auf;
nachts trat vielfach Strahlungsfroſt ein; doch wird es
am Tage heute wärmer als geſtern. Regen iſt nur noch
in Oſt= und Süddeutſchland gefallen. Unter der Herr=
ſchaft
des hohen Druckes haben wir zunächſt heitere
Witterung und Erwärmung zu erwarten, dann aber
beim Vordringen der Weſtzyklone Südwind, Trübung
und geringen Regen.
Ausſichten in Heſſen für Dienstag, den 12. April:
Anfangs heiter, dann langſam Trübung und ſpäter ge=
ringer
Regen, wärmer, Südwind.

L. A. Stützer Nacht.
Tapeten
in grösster Auswahl Schützenstrasse.
Gee e neaeeade

Die Lebensdauer der Strümpfe
wird um ein Vielfaches verlängert durch
Achilles=Ferſenkiſſen
welche im Schuh oder Stiefel unter der Hacke getragen
werden. Achilles-Ferſenkiſſen iſt die Pneumatik des
Fußes, es macht den Gang leichter und elaſtiſcher,en
höht zugleich die Figur und verbeſſert die Paßform des
Stiefels. Unentbehrlich für Nervöſe und für Alle, die
viel ſtehen oder gehen.
Man achte auf die Marke Achilles‟, da nüe
dieſe ohne Gummi ſind und dauernd elaſtiſch bleiben.
Niederlagen in Darmſtadt:
Valentin Schropp.
L. Spier, Louisenplatz 1.
P. S. Wegen Uebernahme von Niederlagen wenoe
man ſich an die Patentinhaber:
(7263ii
Hermann Hurwitz & Co., Berlin C. 2.

heu
D

Verkaufs-
stellen
durch
dieses Plakat
kenntlich.

2083M

Fabrik ant:
August Jacobi
Darmstadt.

(7898ims

Verschiedene elegante

Braut-Ausstattungen

sind bei

uns zur Besichtigung

H. & F. Becker
Bielefelder Leinen- u. Wäschehaus
17 Wilhelminenstrasse 17.

Tauſende fußleidende Menſchen und eine überaus
große Anzahl geſunde ſchwören heute auf Chaſalla=
Normalſtiefel D. R. P. 165545, 179971, 196721. Viele,
die früher über die vernunftgemäße Form gelächelt
und geſpöttelt haben, weil ſie den Sinn für das Normale
vollkommen verloren hatten, lächeln heute über jene, die
ſich noch auf dem Irrwege befinden und glauben, ſie
könnten ihre Füße bekleiden, ohne deren Bauart beachten
zu müſſen, die der Göttin Mode oder der ſogenannten
Aeſthetik der Form ihre Geſundheit und Bequemlichkeit
opfern. Es muß jedem vernünftigen Menſchen ein=
leuchten
, daß wir unſere Füße nur ihrer Bauart reſp.
deren Form entſprechend beſchuhen können, ebenſo, wie
wir alle andern Kleidungsſtücke nur der Form unſeres
Körpers entſprechend wählen. Der Chaſalla= Normal=
ſtiefel
iſt eine individuelle Fußbekleidung, die unter
eigner Kontrolle des Käufers nach Maß verkauft und
die wirklich beim großen Publikum Eingang gefunden
hat und nicht nur vereinzelt getragen wird. Es wird
auf den der Lokalauflage der heutigen Nummer bei=
liegenden
Proſpekt der Chaſalla= Schuhgeſell=
ſchaft
mit beſchränkter Haftung, Darmſtadt, Rhein=
ſtraße
12½, aufmerkſam gemacht.
(7953

ausgestel

Statt besonderer Mitteilung.
Dipl.-Ing. Ferd. Mohr und Frau
Luise, geb. Otto
zeigen hiermit die glückliche Geburt einer
Tochter an.
Darmstadt, 11. April 1910. (*9072

4.

mereen

Hessenbräu-Flaschenbiere
sind hochfeine Qualitätsbiere.

die
mein
Geo

2
2i

Staatsy

[ ][  ][ ]

Nummer 84.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910.

Es hat Gott dem Allmächtigen gefallen,
heute vormittag 8 Uhr meinen teuren Gatten,
unſern innigſtgeliebten Vater
(7938
Herrn Auaust Stoll
Kgl. Eisenbahn-Betriebs-Sekretär
im Alter von 60 Jahren plötzlich in die Ewig=
keit
abzurufen.
Um ſtilles Beileid bitten
die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 11. April 1910.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 13. April,
nachmittags 4 Uhr, vom Sterbehauſe, Wenck=
ſtraße
16 aus, ſtatt; das Requiem am Don=
nerstag
, um ½ 7 Uhr, in der St. Eliſabethenkirche.

Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
hiermit die traurige Mitteilung, daß unſer
lieber Bruder, Schwager und Onkel
Herr
Adalbert Schneller
Baurat 1. P.
nach langem, ſchwerem Leiden ſanft ent=
ſchlafen
iſt.
(7922
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 11. April 1910.
Die Feuerbeſtattung findet in Offenbach in
aller Stille, die Einſegnung Dienstag Abend
6 Uhr in der Wohnung, Hoffmannſtr. 14, ſtatt.
Blumenſpenden dankend abgelehnt.

Todes-Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
die ſchmerzliche Nachricht, daß jetzt auch noch
mein letzter lieber Sohn
(*9079
Georg Ludwig Günther
Sonntag morgen ½10 Uhr nach langen Leiden
ſanft entſchlafen iſt.
Um ſtille Teilnahme bittet
die ſchwergeprüfte Mutter:
I. Günther Wwe.
Darmſtadt, den 11. April 1910.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 12. April,
nachmittags 2 Uhr, vom Portale des Fried=
hofes
aus, ſtatt.

Seite 7.

Todes-Anzeige.

Allen Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Mitteilung,
dass es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, unsern innigstgeliebten Sohn
und Bruder
Herrn
(7905
Sberlcnfer karf Maliser
im 29. Lebensjahre nach kurzem, schwerem Krankenlager zu sich zu nehmen.
Um stille Teilnahme bitten
Frau Kath. Hansel Wwe.,
Jean Hansel,
Bremerhaven, Darmstadt, den 11. April 1910.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 12. ds. Mts., nachmittags 3¼ Uhr, von der Leichenhalle
des städt. Friedhofes aus, statt.

Todes-Anzeige.
Es hat Gott gefallen, unſere liebe Tante,
Großtante und Urgroßtante
(7965
Fräulein
Charlotte Bender
Tochter des zu Philippseich verstorbenen
Pfarrers Karl Bender
in ihrem 90. Lebensjahre heute heimzurufen.
Darmſtadt, den 11. April 1910.
Marie Göhrs,
Pfarrer Ludwig Göhrs Bickenbach
mit Frau, Kindern und Enkeln,
C. Hermann Gehrs Straßburg
mit Frau, Kindern und Enkelin,
Pfarrer Martin Krencker Keskaſtel
mit Kindern und Enkeln.
Die Beerdigung findet Mittwoch ſtatt, die
Einſegnung in der Friedhofskapelle 3 Uhr.

Dankſagung.
Für die Beweiſe wohltuender Anteilnahme
bei dem Ableben unſerer unvergeßlichen
Louise Hennings
geb. Neuß
ſagen tiefgefühlten Dank
(7925
die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 11. April 1910.

Todes-Anzeige.
Heute nachmittag ½4 Uhr entſchlief nach
langem ſchweren Leiden mein innigſtgeliebter
(7908
Gatte, unſer treubeſorgter Vater
Herr Heinrich Wehrum
Großherzoglicher Eiſenbahn=Wagenmeiſter
im 49. Lebensjahre.
Die Beerdigung findet Dienstag Nachmit=
tag
4 Uhr, vom Trauerhauſe aus, ſtatt.
Alzey, den 9. April 1910.
Die trauernd Hinterbliebenen.

Tageskalender.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr: Die Legende
von der heiligen Eliſabeth‟.
Vorſtell ung um 8 Uhr im Orpheum.
Vortrag von Rechtsanwalt Dr. Hoffmann II. um 6 Uhr
Stiftſtraße 47 (Allgemeiner deutſcher Frauenverein).
Unterhaltungsabend des Alkoholgegnerbundes um
8½ Uhr im Kaiſerſaal.
Bannerweihe des Kellnerbundes (um 11½ Uhr Feſt=
akt
im Perkeo und Wagenauffahrt, um 2½ Uhr
Feſteſſen im Perkeo, um 8 Uhr Konzert und Ball
im Schützenhof.
Konzert um 4 und 8 Uhr im Bürgerkeller
1. Darmſtädter Kinematograph (Ecke Rhein= und
Grafenſtraße): Vorſtellungen von 311 Uhr.
Olympia=Kinematograph Ernſt=Ludwigſtr. 23.
Kaiſerpanorama Luiſenplatz 1 (Schwarzwald).
Verſteigerungskalender.
Mittwoch, 13. April.
Hofreite=Verſteigerung der Friedrich Fey Witwe
(Kranichſteinerſtr) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht I.
Mobiliar= ꝛc. Verſteigerung um 3 Uhr in der
Ludwigshalle‟.
Dünger=Verſteigerung um 9½ Uhr in der Drag.=
Kaſerne (Regt. Nr. 24).
Nutz= und Brennholz=Verſteigerung um 10 Uhr
im Zeilharder Gemeindewald; Zuſammenkunft bei
Gaſtwirt Schneider bei Station Meſſel.

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei=
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton.
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldacſel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Streeſe;
für den Inſeratenteil: J. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nichs
zurückgeſandt.

Kurſe vom 11. April 1910.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach.

3f. Staatspapiere.
4 Dſche. Reichsſchatzanw.
3½ Deutſche Reichsanl.
do.
4 Preuß. Schatzanweiſg.
3½ do. Conſols
3 do. do.
4 Bad. Staatsanleihe . .
3½
do.
do.
4 Bayr. Eiſenbahnanl. .
do.
3½

do.
4 Hamburger Staatsanl.
4 Heſſ. Staatsanleihe . .
do.
3½
do.
3 Sächſiſche Rente
4 Württemberger v. 1907 101,90
do.
5 Bulgaren=Tabak=Anl.
1¾ Griechen v. 1887
3¾ Italiener Rente
4½ Oeſterr. Silberrente
do. Goldrente . .1
do. einheitl. Rente
Portug. unif Serie 1
do. unif. Ser. III
do.
Spezial . 12,60
5 Rumänier v. 1903 . .
do. p. 1890 . . 94,70
do. v. 1905 . .
4 Ruſſen n. 1880 . . . .

In Proz.
100,60
(3,40
84,60
100,9)
93,40
84,70
101,90
94,00
102,00
92,90
83,70
102,0)
101,50
81,60
84,10
93,50
101,25

99,00
100,30
94,90
65,70
102,00
91.50
91.60

e
Bf.
4 Ruſſen v. 1902 . . . .
4½ do. v. 1905. . . .
3½ Schweden . . .
4 Serbier amort. v. 1895
4 Türk. Admin. v. 1903
4 do. unifiz. v. 1903
4 Ungar. Goldrente .
do. Staatsrente .
.
5 Argentinier .
do.
4½ Chile Gold=Anleihe
5 Chineſ. Staatsanleihe
do.
4½ Japaner . . . . . . .
Innere Mexikaner . .1
do.
4 Gold=Mexikan. v. 1904
5 Gold=Mexikaner . . .

In Proz.
91,00
100,30
93,20
88,80
94,70
.95,70
92,90
101,90
91,50
93,20
103,10
100,00
98,50
101,60
96,70
02,60

Aktien inländiſcher
Transportanſtalten.
4 Hamb.=Amerika=Paket=
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fahrt .
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4 Nordd. Lloyd
4 Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 120,60
Aktien ausländiſcher
Transportanſtalten.
4 Anatol. Eiſenb. 600
Einz. Mk. 408
4 Baltimore & Ohio . . 110,50
4 Gotthardbahn .

InProz.
Zf.
4 Oeſt.=Ungar. Staatsb. 161,00
4 Oeſt. Südbhn. (Lomb.) 21,80
4 Pennſylvania R. R. 133,50
Induſtrie=Aktien.
Mainzer Aktienbrauerei . 195,50
. 82,50
Werger=Brauerei
Bad. Anil.= u. Sodafabrik 470,50
Fabrik Griesheim . . . . 264,50
Farbwerk Höchſt . . . . . 457,50
Verein chem. Fabriken
Mannheim . . . . . . . 328,00
Lahmeyer . . . . . . . . . 111,60
. . . 147,30
Schuckert .
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Bochumer Bb. u. Guß . . 236,50
Gelſenkirchen . . . . . . . 207,50
Harpener . . . . . . . . . 197,50
Phönix, Bergb. u. Hütten=
betrieb
. . . . . . . . . 221,70
Prioritäts=
Obligationen.
3½ Südd. Eiſenb.=Geſ. . .
.101,10
4 Pfälzer Prt.
93,00
3½ do.
4 Eliſabeth., ſteuerpfl. . 100,50
do. ſteuerfrei . 100,00
5 Oeſterr. Staatsbahn. 106,60
do.
98,60
4
do. alte .
5 Oeſterr. Südbahn . . 102,70
84,20
do.
do.
Raab=Oedenburger . .
4 Ruſſ. Südweſt. . .
Kronpr. Rudolfbahn . 99,60

In Proz.
3f.
76,20
2¼/10 Livorneſer . .
4 Miſſouri=Paciſic . . . 98,50
4 Bagdadbahn Mk. 408 87,20
Anatoliſche Eiſenb. . .
5 Tehuantepec . . . . . 102,90

Bank=Aktien.
Berliner Handelsge
Darmſtädter Bank

Deutſche Bank.
4 Deutſche Vereinsbank
4 Diskonto=Geſellſchaft
Dresdner Bank.,
4 Mitteldeut. Kreditbk
Nationalbk. f. Deutſchl
I.
Pfälzer Bank .
Reichsbank
Rhein. Kredit=Bank
4 Wiener Bank=Verein

Pfandbriefe.
4 Frankft. Hypoth.=Bank
S. 16 und 17
do. S. 19. . . .
31
4 Frkf. Hyp.=Kreditverein
S. 1519, 2126
4 Hamb.=Hypoth.=Bank
do.
3½
4 Heſſ. Land.=Hyp.=Bk.
do.
3½
4 Meining. Hyp.=Bank
do.
4 Rhein. Hypoth.=Bank
(unk. 1917) 100,40
do. (unk. 1914)
Südd. Bd.=Kr.=Bk.=Pf.
do,
3½

175,90
133,40
250,30
127,30
187,50
159,25
119,60
123,00
101,50
145,80
139,20
137,00

100,50
92,50
99,60
100,50
91,00
101,60
92,60
101,00
91,10
91,50
100,40
93,40

InProz.

Städte=
Obligationen
4 Darmſtadt . . . .
3½ do.
4 Frankfurt . .
3½ do.
4 Gießen .
3½ do.
4 Heidelberg
3½ do.
4 Karlsruhe
3½ do.
4 Magdeburg.
3½ do.
4 Mainz
3½ do.
4 Mannheim
3½ do.
München .
3½ Nauheim
4 Nürnberg.
3½ do.
4 Offenbach.
3½ do.
4 Wiesbaden .
3½ do.
4 Worms . . . .
3½ do.
4 Liſſaboner v. 1886. . 82,60

.102,10
95,80
.100,20

.100,10
100,80
92,10

91,50
.100,80
92,00
.101,50

102,10

Verzinsliche
Anlehensloſe.
4 Badiſche Tlr. 100 159,60
3½ Cöln=Mindner 100 137,90
5 Donau=Reg. fl. 100
3. Hall, Komm, 100 103,90

InProz.
Zf.
3 Madrider Fs. 100
4 Meining. Pr.= Pfand=
briefe
. . . . . . . . 136,00
4 Oeſterr. 1860er Loſe 174,70
3 Oldenburger
2½ Raab=Grazer fl. 150

Unverzinsliche
Anlehensloſe.

Augsburger
Braunſchweiger
Freiburger
Mailänder
do.
Meininger

fl.
Tlr.
Fs.
Fs.
Fs.
fl.

7 40,20
20 217,00
15 59,20
45 249,90
10

Oeſterreicher v. 1864 100 574,00
do. v. 1858 100 464,80
Ungar. Staats 100 385,00.
Venediger
Frs. 30 41,40
Türkiſche
400 179,00
Gold, Silber und
Banknoten.
Engl. Sovereigns .
20,43
20 Franks=Stücke .
16,25
Oeſterr. 20=Kronen .
16,90
Amerikaniſche Noten
4,19
Engliſche Noten .
99,48
Franzöſiſche Noten . .
81,25
Holländiſche Noten . . . . 169,00
Italieniſche Noten . . . . 80,90
Oeſterr.=Ungariſche Noten 85,10
Ruſſiſche Noten . . . . .
Schweizer Noten . . . . . 81,10
Reichsbank=Diskonto . . . 4%
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Der ſchmale Weg.
Roman von Paul Bliß.
(Nachdruck verboten.)
32)
Starr und ſtumpf ſaß Fritz da und ſah in das neue
Werden und Gedeihen hinein.
Wie anders hatte er ſonſt den Lenz begrüßt!
Diesmal war er ihm eine Qual er peitſchte ſein
Blut und jagte ſeine Nerven, daß er es oft nicht ertragen
konnte und ſeine wilde Phantaſie die tollſten Bilder gebar.
Dann wieder, mitten durch, kam eine lockende Stimme,
lieblich und heiter, die raunte ihm zu: Geh’ doch hin zu
ihr! Du haſt es ihr ja doch zugeſagt!
Und es zog ihn, mit Gewalt zog es ihn, täglich mehr
und mehr: Geh’ hin! Geh’ hin!
Immer aber, im letzten Moment, wenn er ſchon im
Begriff war, zu ihr zu gehen immer aber hielt eine un=
ſichtbare
Hand ihn zurück.
So ging es Tag um Tag.
Da aber flatterte eines Tages ein kleines, zierliches,
duftendes Briefchen auf ſeinen Tiſch.
Er ſtarrte es an es war von ihr!
Bebend hielt er es in der Hand, bebend ließ er es
durch die Finger gleiten es zu öffnen wagte er nicht.
Endlich legte er es hin und lief davon.
Und nun lief er umher wie verfolgt, wie gehetzt, von
Straße zu Straße, immer weiter und weiter, in atem=
oſer
Haſt.

Immer aber ſtürmte der brennende, der bohrende Ge=
danke
mit ihm: Was hat ſie Dir zu ſagen?
Endlich ertrug er es nicht länger, er lief zurück und
riß den Umſchlag auf.
Und ſie ſchrieb ihm:
Mein lieber Freund! Weshalb kommen Sie denn
nicht? Seit vierzehn Tagen warte ich nun ſchon vergeb=
lich
auf Sie! Ach, zürnen Sie mir doch nicht mehr, ſeien
Sie lieb, kommen Sie ich fühle mich ja ſo unendlich
einſam und verlaſſen! Mein Mann iſt ſeit drei Tagen in
Wien, von da geht er weiter nach Ungarn es handelt
ſich um ein neues Werk, das gegründet werden ſoll und
ſo dürften wohl drei Wochen vergehen, ehe er heimkehrt.
Alſo kommen Sie, ich bitte Sie inſtändigſt? Elsbeth.
Er las das.
Und er las es wieder und wieder.
Dann warf er den Brief in ein Schubfach.
Nein, er würde nicht hingehen!
Er nahm die letzte Kraft, die letzte Energie zuſammen,
um nicht mehr daran zu denken.
Er riß ſich die Gedanken an ſie gewaltſam heraus
nein, nein, nein! Es durfte nicht ſein, er durfte ſie
nicht mehr lieben, auch in Gedanken nicht! Nein, nein!
Sie war ja das Weib eines anderen!
So ein elender Kerl war er doch nicht, daß er ſich ſeine
reine Seele beſudelte!
Rein, meint
Und wieder griff er zu ſeinem letzten, zu ſeinem beſten
Troſt er begann von neuem zu arbeiten.

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Acht Tage arbeitete er ununterbrochen, gönnte ſich nur
die notwendigen Pauſen zu den Mahlzeiten und den
Schlaf der Nächte acht Tage drängte er jede von außen
kommende Störung gewaltſam zurück und am neunten
Tage war es vorbei vorbei mit der Kraft, vorbei mit
der Energie.
Matt und zerſchlagen ſank er zuſammen.
Es war umſonſt, es war alles umſonſt, er konnte nicht
mehr!
Das Gefühl war ſtärker, der Wille unterlag.
Halb verzweifelt ſchlich er umher.
Blaß und krank ſah er aus.
Aber er ging nicht hin.
Um keinen Preis der Welt!
Da, eines Tages, als er träumend im Tiergarten auf
einer Bank ſaß, da ſtand ſie plötzlich vor ihm.
Halb bewußtlos ſtarrte er ſie an.
und ſie erſchrak.
Mein Gott, wie ſehen Sie aus! Waren Sie denn
krank?
Er antwortete nicht; bebend ſtarrte er ſie an.
Da bekam ſie Angſt.
So reden Sie doch! Ich bitte Sie! Fehlt Ihnen
etwas? Kann ich Ihnen helfen?
Und jetzt antwortete er: Danke, mir fehlt nichts.
Dann ſtand er auf und wollte gehen.
Aber ſie hielt ihn feſt an der Hand und hielt ihn feſt
mit dem Blick,

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910.

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Stumm, feſt und lange ſahen ſie ſich an.
Dann fragte er hart und ſtarr: Was wollen Sie
von mir?
Flehend rief ſie: Ach, laſſen Sie dieſen erbitterten
Ton bitte, ſagen Sie mir, ob ich Ihnen helfen kann
ich ſehe es Ihnen ja an, daß Ihnen etwas fehlt.
Aber er ſchwieg, hart und ſtarr.
Immer dringender bat ſie: Sagen Sie es doch! Haben
Sie doch Vertrauen zu mir!
Vertrauen?? Wie greller Hohn klang es.
Aber es berührte ſie nicht.
Ja, doch, ich weiß ja, daß Sie mir zürnen Sie
haben ja auch ein Recht dazu aber laſſen Sie das doch
jetzt! Es handelt ſich hier doch zuerſt um Ihr Wobl=
ergehen
! Bitte, kann ich Ihnen helfen?
Da erſt verſtand er.
Helfen? Er lachte höhnend. Ach, Sie meinen, ich
bin arm und Sie ſind jetzt reich. Nein, Sie können mir
nicht helfen.
Doch wieder überhörte ſie den Spott.
Seien Sie doch nicht ſo verbittert ſehen Sie doch,
daß ich als eine Bereuende vor Ihnen ſtehe ſagen Sie
mir, was fehlt Ihnen, was hat Sie ſo krank gemacht?
Ich bin nicht krank, entgegnete er kurz.
Aber Ihr Ausſehen ſtraft Sie ja Lügen!
Da ſagte er bebend: Ich ſehe vielleicht ein wenig ab=
geſpannt
aus, ich habe viel gearbeitet.
Und wieder wollte er gehen.
Aber wieder hielt ſie ihn zurück.
Und noch einmal ſtanden ſie ſich gegenüber und ſahen
ſich feſt und lange in die Augen.
Dann fragte ſie leiſe und zart: Iſt Ihre Arbeit der
Grund, daß Sie bisher nicht zu mir gekommen ſind?

Er ſchwieg, aber er ſah ſie an er wollte in ihrer
Seele leſen.
Bitte, antworten Sie mir, flehte ſie.
Da ſagte er: Nein, meine Arbeit war nicht der Grund.
Einen Moment ſann ſie nach.
Plötzlich rief ſie im heiteren Ton: Ach, ich weiß, Sie
haben Angſt vor mir!
Er erbebte leiſe, aber er verbarg es.
Ruhig entgegnete er, ſogar leicht ſpöttelnd: Angſt?
Weshalb ſollte ich vor Ihnen Angſt haben? Nein, ich
wollte einfach nicht kommen. Nun wiſſen Sie es.
Sie nickte. Sie ſah ihn nicht an. Aber an ſeiner
Stimme hörte ſie, was in ihm vorging.
Leiſe fragte ſie: Sind Sie wirklich ſo unverſöhnlich?
Er ſchwieg.
Sie aber weiter: Wir ſind doch alle nur irrende
Menſchen.
Betroffen fuhr er zuſammen. Was hieß das?
Und ſie immer weiter: Sehen Sie denn nicht, daß es
mir leid iſt, Ihnen einſt den Schmerz gemacht zu haben?
Fragend ſtarrte er ſie an.
Nun ja, rief ſie, es iſt mir leid, ich bin hier, Sie um
Verzeihung zu bitten.
Er verſtand nicht, er verſtand nicht was ſollte das
alles?
Da nahm ſie ſeine Hand.
So, rief ſie luſtig, nun ſehen Sie mich einmal an, und
dann ſagen Sie mir, daß Sie mir nicht mehr böſe ſind!
Ich ich verſtehe Sie nicht, entgegnete er bebend.
Was Sie getan haben, iſt doch jetzt nicht mehr rückgängig
zu machen. Alſo wozu das alles?
Sie zuckte die Schultern.
Luſtig blickte ſie ihn an. Halten Sie ſich doch nicht
ſo an das Wort! Wer ſpricht denn etwas von Rück=

gängigmachen! Was geſchehen, iſt gut, es iſt nicht mehr
zu ändern. Ich verlange ja auch nur, daß Sie vergeſſen
ſollen, was ich Ihnen einſt getan habe, daß Sie mir ver=
zeihen
ſollen oder vielmehr, ich bitte Sie darum!
Damit wir von nun an als gute Freunde weiter neben=
einander
leben können. Das iſt ja alles, worum ich Sie
bitte.

Er ſtarrte ſie an als gute Freunde? Was
ſollte er dazu ſagen? Er wußte es nicht!
Nun, bat ſie, haben Sie kein verzeihendes Wort
für mich?
Da machte er ſich los.
Laſſen Sie mich gehen! Es iſt das Beſter=
Doch ſie ergriff noch einmal ſeine Hand.
Nein! Erſt muß ich Ihre Verzeihung haben!
Hilflos ſtand er da und ſtarrte ſie an.
Dann ſagte er bebend: Weshalb denn das alles? Was
ſoll es denn? Wohin ſoll es denn führen? Ich ſehe

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Ltümer bei
eines Du=
lder
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der Nr.
Wirma erſt
lachten hat
Die für
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Bulaſſu
Treten
gelaſſenen
ulaſſu

nicht die Notwendigkeit, daß wir weiter zuſammen ver=
kehren
.
Ihr flammender Blick traf ihn.
Da ward er rot wie ein Schulknabe, der bei einer Lüge
ertappt wird.
Und eine lange Pauſe trat ein.
Es kamen Menſchen vorüber, und ſo nahm ſich jeder
von beiden zuſammen, um nicht zu zeigen, was hier
vorging.
Endlich begann ſie wieder: Alſo nicht wahr, Sie ver=
zeihen
mir nun?
Noch ſchwieg er, aber ſchon ſchwand ſein Ernſt.
Und weiter bat ſie, ſeine Hand leiſe und zärtlich
drückend: Nicht wahr, Sie tun es? Bitte, bitte!
(Fortſetzung folgt.)

ing
em zuſte

[ ][  ][ ]

18

e mir

Bekanntmachung.
Betreffend: Bekanntmachung, betreffend die Regelung des Verkehrs mit Krafkfahr=
zeugen
, vom 3. Februar 1910 (Reichsgeſetzblatt Nr. 5 von 1910).
Am 1. April d. Js. iſt eine neue Verordnung über den Verkehr mit Kraft=
fahrzeugen
in Kraft getreten.
Die Kraftfahrzeuge müſſen verkehrsſicher und insbeſondere ſo gebaut, ein=
gerichtet
und ausgerüſtet ſein, daß Feuers= und Exploſionsgefahr ſowie jede ver=
meidbare
Beläſtigung von Perſonen und Gefährdung von Fuhrwerken durch
Geräuſch, Rauch, Dampf oder üblen Geruch ausgeſchloſſen iſt.
Die Radkränze dürfen keine Unebenheiten beſitzen, die geeignet ſind, die
Fahrbahn zu beſchädigen. Gleitſchutzvorrichtungen normaler Bauart (Stahlniete
auf der Reifendecke) ſind zuläſſig.
Jedes Fahrzeug muß verſehen ſein:
1. mit einer zuverläſſigen Lenkvorrichtung, die geſtattet, ſicher und raſch auszu=
weichen
; die zur Lenkung benutzten Wagenräder ſollen nach beiden Seiten
möglichſt weit einſchlagen, um kurz wenden zu können;
2, mit zwei von einander unabhängigen Bremseinrichtungen, von denen jede
auf die Wagenräder der gebremſten Achſe gleichmäßig einwirkt; mindeſtens
eine Bremseinrichtung muß unmittelbar auf die Hinterräder oder auf Be=
ſtandteile
, die mit dieſen Rädern feſt verbunden ſind, wirken; dieſe Bremſe
muß feſtſtellbar ſein. Jede Bremseinrichtung muß für ſich geeignet ſein, den
Lauf des Fahrzeugs ſofort zu hemmen und es auf die kürzeſte Entfernung
zum Stehen zu bringen;
9. mit einer zuverläſſigen Vorrichtung, die beim Befahren von Steigungen die
unbeabſichtigte Rückwärtsbewegung verhindert, ſofern nicht eine der Bremſen
dieſe Forderung erfüllt;
4. mit einer tieftönenden Huppe zum Abgeben von Warnungszeichen; falls die
Huppe mehrtönig iſt, müſſen die verſchiedenen Töne gleichzeitig anklingen;
5. nach eingetretener Dunkelheit und bei ſtarkem Nebel mit mindeſtens zwei in
gleicher Höhe angebrachten, die ſeitliche Begrenzung des Fahrzeuges anzeigen=
den
, hellbrennenden Laternen mit farbloſem Glaſe, die den Lichtſchein derart
auf die Fahrbahn werfen, daß dieſe auf mindeſtens 20 Meter vor dem Fahrzeug
von dem Führer überſehen werden kann. Uebermäßig ſtark wirkende Schein=
werfer
dürfen nicht verwendet werdey.
Der Zweck der an den Kraftfahrzeugen anzubringenden Laternen iſt
ein doppelter. Einerſeits ſollen ſie im Intereſſe der allgemeinen Verkehrs=
ſicherheit
das Nahen des Fahrzeuges und dabei gleichzeitig deſſen Abmeſſungen
erkennen laſſen; anderſeits ſollen ſie im Intereſſe des Führers für eine
ausreichende Beleuchtung der Fahrbahn ſorgen. Soweit dieſem Zwecke nicht
durch zwei Laternen genügt werden kann was in der Regel der Fall
ſein wird , bedarf es der Anbringung weiterer Laternen. Der Forderung,
daß die ſeitliche Begrenzung des Fahrzeuges angezeigt werden muß, wird
entſprochen, wenn die Laternen ſoweit von der Mitte des Fahrzeuges ent=
fernt
angebracht ſind, als deſſen Bauart es geſtattet; es iſt nicht notwendig,
daß ſie ſelbſt die äußerſten Grenzen des Fahrzeuges bilden.
6. mit einer Vorrichtung, die verhindert, daß das Fahrzeug von Unbefugten in
Betrieb geſetzt werden kann.
Als Vorrichtungen, die dieſer Vorſchrift genügen, ſind beiſpielsweiſe
anzuſehen:
Schloß zum Feſtſtellen des Schalthebels,
Kette zum Feſtlegen eines Wagenrads,
herausnehmbarer Kontakt der Zündleitung (bei Verbrennungsmaſchinen),
abnehmbarer Griff des Brennſtoffleitungsverſchluſſes,
herausnehmbarer Stromunterbrecher (bei elektriſch betriebenen Fahr=
zeugen
).
Auf Krafträder findet Nr. 3 keine Anwendung; Nr. 4 gilt mit der Maßgabe,
daß die Huppe hochtönend ſein muß. Für Kraftzweiräder gilt außerdem Nr. 5 mit
der Einſchränkung, daß eine Laterne der bezeichneten Art genügt.
Jeder Kraftwagen, deſſen Eigengewicht 350 Kilogramm überſteigt, muß ſo
eingerichtet ſein, daß er mittels der Maſchine oder des Motors vom Führerſitz aus
in Rückwärtsgang gebracht werden kann.
Die Griffe zur Bedienung der Maſchine oder des Motors und der im Ab=
ſatz
13 angeführten Einrichtungen müſſen ſo angebracht ſein, daß der Führer ſie,
ohne ſein Augenmerk von der Fahrtrichtung abzulenken, leicht und auch im Dunkeln
ohne Verwechſelungsgefahr handhaben kann.
Jedes Kraftfahrzeug muß mit einem an einer ſichtbaren Stelle des Fahr=
geſtells
angebrachten Schilde verſehen ſein, das die Firma, die das Fahrgeſtell her=
geſtellt
hat, die Fabriknummer des Fahrgeſtells, die Anzahl der Pferdeſtärken der
Maſchine oder des Motors (bei ſteuerpflichtigen Fahrzeugen auch die nach der
Steuerformel berechnete Nutzleitung des Fahrzeugs) und das Eigengewicht des
betriebsfertigen Fahrzeuges ergibt.
Wenn ein Kraftfahrzeug in Betrieb genommen werden ſoll, hat der Eigen=
tümer
bei dem für ſeinen Wohnort zuſtändigen Kreisamt die Zulaſſung des Fahr=
zeugs
ſchriftlich zu beantragen. Der Antrag muß enthalten:
1. Name und Wohnort des Eigentümers,
2. die Firma, die das Fahrgeſtell hergeſtellt hat, ſowie die Fabriknummer des
Fahrgeſtells,
3. die Beſtimmung des Fahrzeugs (Perſonen= oder Laſtfahrzeug),
4. die Art der Kraftquelle (Verbrennungsmaſchine, Dampfmaſchine, Elektromotor),
5. die Anzahl der Pferdeſtärken der Maſchine oder des Motors (bei ſteuerpflich=
tigen
Fahrzeugen auch die nach der Steuerformel berechnete Nutzleiſtung des
Fahrzeugs),
6. das Eigengewicht des betriebsfertigen Fahrzeugs,
7. die zuläſſige Belaſtung (in Kilogramm oder Perſonen einſchließlich Führer),
8. bei Fahrzeugen, deren Geſamtgewicht (einſchließlich Ladung) 5 Tonnen über=
ſteigt
, die Achsdrucke in beladenem Zuſtand.
Dem Antrage iſt das Gutachten eines von der höheren Verwaltungsbehörde
eines Bundesſtaats anerkannten Sachverſtändigen beizufügen, das die Richtigkeit
er Angaben unter Nr. 48, ſowie ferner beſtätigt, daß das Fahrzeug den nach der
Verordnung vom 3. Februar 1910 zu ſtellenden Anforderungen genügt. Hinſichtlich
der Nr. 5 kann das Gutachten des Sachverſtändigen durch eine Beſcheinigung der
Firma erſetzt werden, die die Maſchine oder den Motor hergeſtellt hat. Das Gut=
ichten
hat der Antragſteller auf ſeine Koſten zu beſchaffen.
Die für die Zulaſſung der Kraftfahrzeuge vor dem 1. April 1910 erteilten Be=
cheinigungen
behalten bis auf weiteres Gültigkeit. Die Inhaber ſolcher Beſchei=
tigungen
haben das Recht, bei dem zuſtändigen Kreisamt die Ausſtellung einer
Zulaſſungsbeſcheinigung nach neuem Muſter zu beantragen.
Treten bei einem zum Verkehr auf öffentlichen Wegen und Plätzen bereits
jugelaſſenen Kraftfahrzeug Aenderungen ein, die eine Berichtigung der Liſte und
Der Zulaſſungsbeſcheinigung erforderlich machen, ſo hat der Eigentümer unter Vor=
egung
der Zulaſſungsbeſcheinigung die Berichtigungen innerhalb 2 Wochen bei
hem zuſtändigen Kreisamt zu beantragen. Bei Aenderung der Art der Kraftquelle,
Hei Einban einer ſtärkeren Maſchine oder eines ſtärkeren Motors, einer in ihrer
Bauart oder Ueberſetzung veränderten Bremſe oder Lenkvorrichtung bedarf es einer
Perneuten Zulaſſung, die der Eigentümer ſofort unter Beifügung eines Gutachtens
iu beautragen hat.
Verlegt der Eigentümer eines Kraftfahrzeugs ſeinen Wohnort in den Bezirk
Einer anderen Verwaltungsbehörde, ſo hat er bei dieſer die erneute Zulaſſung des
Fahrzeugs zu beantragen; der Beifügung des Gutachtens eines Sachverſtändigen
Bedarf es in dieſem Falle nicht, wenn die bisherige Zulaſſungsbeſcheinigung vor=
Gelegt wird. Bei Ausfertigung der neuen Zulaſſungsbeſcheinigung iſt die biss=
jerige
einzuziehen.
Soll ein Kraftfahrzeug zum Verkehr auf öffentlichen Wegen und Plätzen nicht
nehr verwendet werden, ſo hat der Eigentümer dem zuſtändigen Kreisamt hiervon
Mitteilung zu machen und ihm die Zulaſſungsbeſcheinigung, ſowie das Kennzeichen
rbzuliefern. Das Kennzeichen iſt, ſofern es nicht amtlich ausgegeben iſt, nach Ver=
richtung
des Dienſtſtempels zurückzugeben. Unterbleibt die Ablieferung, ſo hat
as Kreisamt die Zulaſſungsbeſcheinigung und das Kennzeichen einzuziehen oder,
oweir die Einziehung des Kennzeicheus nicht zuläſſig iſt, den Dienſtſtemnel auf
Dieſem augenfällig zu vernichten. In gleicher Weiſe iſt auf Antrag der Seuer=
ehörde
zu verfahren, wenn die Steuerkarte nicht rechtzeitig erneuert wird.
Geht ein zum Verkehr auf öffentlichen Wegen und Plätzen bereits zugelaſſe=
nes
Kraftfahrzeug auf einen anderen Eigentümer über, ſo hat dieſer bei dem für
einen Wohnort zuſtändigen Kreisamt die erneute Zulaſſung des Fahrzeugs zu be=
intragen
; der Beifügung des Gutachtens eines Sachverſtändigen bedarf es in die=
ſem
Falle nicht, wenn die bisherige Zulaſſungsbeſcheinigung vorgelegt wird. Bei
lusfertigung der neuen Zulaſſungsbeſcheinigung iſt die bisherige einzuziehen.

1910.

Wer auf öffentlichen Wegen und Plätzen ein Kraftfahrzeug führen will, be=
darf
der Erlaubnis des zuſtändigen Kreisamts. Die Erlaubnis gilt für das ganze
Reich; ſie iſt zu erteilen, wenn der

Perſonen unter 18 Jahren iſt das Führen von Kraftfahrzeugen, insbeſondere
auch von Krafträdern, nicht geſtattet. Ausnahmen können mit Zuſtimmung des
geſetzlichen Vertreters zugelaſſen werden.
Den Nachweis der Erlaubnis hat der Führer durch eine Beſcheinigung
(Führerſchein) zu erbringen.
Der Führer hat den Führerſchein, ſowie die Beſcheinigung über die Zu=
laſſung
des Kraftfahrzeugs bei der Benutzung des Fahrzeugs auf öffentlichen
Wegen und Plätzen bei ſich zu führen und auf Verlangen den zuſtändigen Beamten
vorzuzeigen.

Der Führer iſt insbeſondere verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß eine
nach der Beſchaffenheit des Kraftfahrzeugs vermeidbare Entwickelung von Geräuſch,
Rauch, Dampf oder üblem Geruch in keinem Falle eintritt.
Das Oeffnen etwa vorhandener Auspuffklappen iſt verboten.
Eine ſtarke Beläſtigung des Publikums, insbeſondere auch während eder
Nacht, wird dadurch verurſacht, daß Führer von Kraftfahrzeugen auch beim
Halten des Fahrzeugs den Motor weiter laufen laſſen. Namentlich tritt
dieſer Uebelſtand in größeren Städten an den Halteplätzen von Automobil=
droſchken
und=Omnibuſſen in die Erſcheinung. Vorſtehende Vorſchrift
(vermeidbare Entwickelung von Geräuſch) bietet die Handhabe, dieſem
Mißbrauch wirkſam entgegenzutreten.
Die Erlaubnis zum Führen eines Kraftfahrzeugs erteilt das für den Wohn=
ort
der betreffenden Perſon oder für den Ort, wo ſie den Fahrdienſt erlernt hat,
zuſtändige Kreisamt. Der Antrag auf Erteilung der Erlaubnis iſt an die zuſtändige
Ortspolizeibehörde zu richten. Dem Antrag iſt beizufügen:
1. ein Geburtsſchein,
2. eine Photographie (Bruſtbild in Viſitformat, unaufgezogen),
3. ein Zeugnis eines beamteten Arztes (Kreisgeſundheitsamt) darüber, daß der
Antragſteller keine körperlichen Mängel hat, die ſeine Fähigkeit, ein Kraft=
fahrzeug
ſicher zu führen, beeinträchtigen können, insbeſondere Mängel hin=
ſichtlich
des Seh= und Hörvermögens,
4. ein Nachweis darüber, daß er den Fahrdienſt bei einer durch die zuſtändige
höhere Verwaltungsbehörde zur Ausbildung von Führern ermächtigten Per=
ſon
oder Stelle (Fahrſchule, Kraftfahrzeugfabritk) erlernt hat. Aus dem Nach=
weis
muß die Dauer der praktiſchen Ausbildung im Fahren erſichtlich ſein.
Die Ortspolizeibehörde hat zu prüfen, ob gegen den Antragſteller Tatſachen
vorliegen (z. B. ſchwere Eigentumsvergehen, Neigung zum Trunke oder zu Aus=
ſchreitungen
, insbeſondere zu Roheitsvergehen), die ihn als ungeeignet zum Füh=
ren
eines Kraftfahrzeuges erſcheinen laſſen; nach Vornahme der Prüfung legt ſie
unter Mitteilung des Ergebniſſes den Antrag mit ſeinen Anlagen dem Kreisamt
vor. Dieſes ſtellt zunächſt durch Anfrage bei der für das Deutſche Reich beſtehenden
Sammelſtelle für Nachrichten über Führer von Kraftfahrzeugen (Polizeipräſidium
in Berlin) feſt, was etwa über den Antragſteller dort bekannt iſt. Ergeben die
Feſtſtellungen, daß er ungeeignet zum Führen eines Kraftfahrzeuges iſt, ſo iſt ihm
die Erlaubnis zu verſagen. Andernfalls überſendet das Kreisamt den Antrag nebſt
Anlagen dem amtlich anerkannten Sachverſtändigen zur Vornahme der Prüfung
des Antragſtellers über ſeine Befähigung zum Führen eines Kraftfahrzeugs. Der
Antragſteller iſt hiervon in Kenntnis zu ſetzen.
Für Reichs= oder Staatsbeamte, die als Führer von Kraftfahrzeugen verwendet
werden ſollen, kann der Antrag auf Erteilung der Erlaubnis zum Führen eines
Kraftfahrzeugs von der vorgeſetzten Behörde bei der Ortspolizeibehörde geſtellt
werden. Der Antrag muß die erforderlichen Angaben über den Perſonenſtand des
Prüflings enthalten und von den unter Nr. 24 bezeichneten Anlagen begleitet
ſein. Von einer Feſtſtellung, ob gegen den Prüfling Tatſachen vorliegen, die ihn
als ungeeignet zum Führen eines Kraftfahrzeugs erſcheinen laſſen, hat die Orts=
polizeibehörde
in ſolchen Fällen abzuſehen.
Die Prüfungen erfolgen bei den durch die höheren Verwaltungsbehörden
amtlich anerkannten Sachverſtändigen.
Die Sachverſtändigen beſtimmen den Zeitpunkt für die Prüfung.
Der Prüfling hat ein Kraftfahrzeug der Betriebsart und Klaſſe, für deſſen
Führung er den Nachweis der Befähigung erbringen will, für die Prüfung bereit=
zuſtellen
. Das Fahrzeug muß, wenn die Witterungs= und Wegeverhältniſſe dies
notwendig erſcheinen laſſen, mit einem oder mehreren Gleitſchutzreifen verſehen ſein.
Die vor dem 1. April 1910 erteilten Zeugniſſe zum Führen von Kraftfahr=
zugen
behalten bis zum 1. April 1911 Gültigkeit. Die Inhaber ſolcher Zeugniſſe
haben jedoch bis zum 1. Oktober 1910 die Erteilung eines neuen Führerſcheins bei
dem zuſtändigen Kreisamt zu beantragen.
Jedes auf öffentlichen Wegen und Plätzen verkehrende Kraftfahrzeug muß
das polizeiliche Kennzeichen tragen.
Bei Kraftwagen tritt in den Abmeſſungen und der Befeſtigungsweiſe
der Kennzeichen keine Aenderung ein.
Die von Kraftzweirädern vor dem 1. April 1910 geführten Kennzeichen.
die größere Abmeſſungen als die neueingeführten haben, können bis zum 1. April
1911 beibehalten werden. Sämtliche Kennzeichen auch die ſeither geführ=
ten
müſſen aber vom 1. April d. Js. ab an der Vorderſeite des
Kraftrades in der Fahrtrichtung an leicht ſichtbarer Stelle
angebracht werden und müſſen auf beiden Seiten beſchrieben
ſein.
Die neuen Kennzeichen, die nach dem 1. April d. Js. zugelegt und angebracht
werden, ſind in ſchwarzer Balkenſchrift auf weißem, ſchwarzgerandetem Grunde auf
eine rechteckige, an den Vorderecken leicht abgerundete Tafel aufzumalen, die mit

durch einen wagerechten Strich von einander getrennt ſein. Die Abmeſſungen be=
tragen
: Randbreite mindeſtens 8 Millimeter, Schrifthöhe 60 Millimeter bei einer

Trennungsſtrichs 18 Millimeter, Höhe der Tafel ausſchließlich des Randes 80
Millimeter.
Die Kennzeichen müſſen mit dem Dienſtſtempel des Kreisamts verſehen ſein.
Zum Zwecke der Abſtempelung des Kennzeichens wird die Vorführung des Kraft=
fahrzeuges
angeordnet.
Die Kennzeichen dürfen nicht zum Umklappen eingerichtet ſein; ſie dürfen
niemals verdeckt ſein und müſſen ſtets in lesbarem Zuſtande erhalten werden. Der
untere Rand des vorderen Kennzeichens darf nicht weniger als 20 Zentimeter, der
des hinteren nicht weniger als 45 Zentimeter vom Erdboden entfernt ſein.
Während der Dunkelheit und bei ſtarkem Nebel iſt das hintere Kennzeichen
ſo zu beleuchten, daß es deutlich erkennbar iſt. Die Beleuchtungsvorrichtung muß
ſo eingerichtet ſein, daß ſie das Kennzeichen von keiner Seite verdeckt und weder
vom Sitze des Führers noch vom Innern des Wagens aus abgeſtellt werden kann.
Bei Kraftzweirädern iſt das an der Vorderſeite angebrachte Kennzeichen
während der Dunkelheit und bei ſtarkem Nebel ſo zu beleuchten, daß es von beiden
Seiten deutlich erkennbar iſt.
Muß ein mit dem Dienſtſtempel der Polizeibehörde verſehenes Kennzeichen er=
neuert
werden, ſo iſt das Kraftfahrzeug wiederum vorzuführen; tritt die Notwendigkeit
der Erneuerung an einem Orte ein, von dem aus die Behörde, die die erſte Stempelung
des Kennzeichens vorgenommen hatte, ohne Zeitverluſt nicht erreicht werden kann, ſo iſt
das Fahrzeug der nächſten Behörde vorzuführen, die alsdann das erneuerte Kennzeichen
mit dem Dienſtſtempel zu verſehen und, daß dies geſchehen, in der Zulaſſungsbeſchei=
nigung
erſichtlich zu machen hat.
Die Anbringung mehrerer verſchiedener Kennzeichen iſt unzuläſſig.
Das Reichsgeſetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909 enthält
die nachſtehend abgedruckten
Strafvorſchriften.
§ 21. Wer den zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit auf den öffentlichen
Wegen oder Plätzen erlaſſenen polizeilichen Anordnungen über den Verkehr mit Kraft=
fahrzeugen
zuwiderhandelt, wird mit Geldſtrafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit
Haft beſtraft.

[ ][  ][ ]

§ 22. Der Führer eines Kraftfahrzeuges, der nach einem Unfalle es unternimmt,
ſich der Feſtſtellung des Fahrzeuges und ſeiner Perſon durch die Flucht zu entziehen,
wird mit Geldſtrafe bis zu dreihundert Mark oder mit Gefängnis bis zu zwei Monaten

beſtraft. Er bleibt jedoch ſtraflos, wenn er ſpäteſtens am nächſtfolgenden Tage nach dem
Unfall Anzeige bei einer inländiſchen Polizeibehörde erſtattet und die Feſtſtellung

des Fahrzeuges und ſeiner Perſon bewirkt.
Verläßt der Führer des Kraftfahrzeuges eine bei dem Unfalle verletzte Perſon
vorſätzlich in hilfloſer Lage, ſo wird er mit Gefänguis bis zu 6 Monaten beſtraft.
Sind mildernde Umſtände vorhanden, ſo kann auf Geldſtrafe bis zu dreihundert
Mark erkannt werden.
§ 23. Mit Geldſtrafe bis zu dreihundert Mark oder mit Gefängnis bis zu zwei
Monaten wird beſtraft, wer auf öffentlichen Wegen oder Plätzen ein Kraftfahrzeug führt,
das nicht von der zuſtändigen Behörde zum Verkehre zugelaſſen iſt.
Die gleiche Strafe trifft den Halter eines nicht zum Verkehr zugelaſſenen Kraft=
fahrzeuges
, wenn er vorſätzlich oder fahrläſſig deſſen Gebrauch auf öffentlichen Wegen
oder Plätzen geſtattet.
§ 24. Mit Geldſtrafe bis zu dreihundert Mark oder mit Gefängnis bis zu zwei
Monaten wird beſtraft:
1. wer ein Kraftfahrzeug führt, ohne einen Führerſchein zu beſitzen;
2. wer ein Kraftfahrzeug führt, obwohl ihm die Fahrerlaubnis entzogen iſt;
3. wer nicht ſeinen Führerſchein der Behörde, die ihm die Fahrerlaubnis ent=
zogen
hat, auf ihr Verlangen abliefert.
Die gleiche Strafe trifft den Halter des Kraftfahrzeuges, wenn er vorſätzlich oder
fahrläſſig eine Perſon zur Führung des Fahrzeuges beſtellt oder ermächtigt, die ſich
nicht durch einen Führerſchein ausweiſen kann oder der die Fahrerlaubnis entzogen iſt.
§ 25. Wer in rechtswidriger Abſicht
1. ein Kraftfahrzeug, für welches von der Polizeibehörde ein Kennzeichen nicht
ausgegeben oder zugelaſſen worden iſt, mit einem Zeichen verſieht, welches ge=
eignet
iſt, den Anſchein der polizeilich angeordneten oder zugelaſſenen Kenn=
zeichnung
hervorzurufen,
2. ein Kraftfahrzeug mit einer anderen als der polizeilich für das Fahrzeug aus=
gegebenen
oder zugelaſſenen Kennzeichnung verſieht,
3. das an einem Kraftfahrzeuge gemäß polizeilicher Anordnung angebrachte Kenn=
zeichen
verändert, beſeitigt, verdeckt oder ſonſt in ſeiner Erkennbarkeit beein=
trächtigt
,
wird, ſofern nicht nach den Vorſchriften des Strafgeſetzbuches eine höhere Strafe verwirkt
iſt, mit Geldſtrafe bis zu fünfhundert Mark oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten
beſtraft.
Die gleiche Strafe trifft Perſonen, welche auf öffentlichen Wegen oder Plätzen
von einem Kraftfahrzeuge Gebrauch machen, von dem ſie wiſſen, daß die Kennzeichnung
in der im Abſ. 1 unter Nr. 13 bezeichneten Art gefälſcht, verfälſcht oder unterdrückt
worden iſt.
Darmſtadt, den 2. April 1910.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Werner.
Darmſtadt, den 2. April 1910
Betreffend: wie oben.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an das Großherzogliche Polizeiamt Darmſtadt, ſowie die Großherzoglichen
Bürgermeiſtereien der Landgemeinden und die Gendarmerie des Kreiſes.
Auf vorſtehende Bekanntmachung machen wir nochmals beſonders aufmerkſam.
Die neue Verordnung iſt im Reichsgeſetzblatt Nr. 5 von 1910 abgedruckt. Die bei den
Ortspolizeibehörden einlaufenden Anträge auf Erteilung der Erlaubnis zum Führen
eines Kraftfahrzeuges ſind unter den in obiger Bekanntmachung angegebenen Geſichts=
punkten
genau zu prüfen und alsdann an uns einzureichen.
In den Anzeigen wegen Uebertretung der erlaſſenen Vorſchriften iſt nicht nur die
Nummer des Fahrzeuges anzugeben, ſondern auch zu bemerken, ob es ſich um ein
Kraftrad oder um ein anderes Kraftfahrzeug handelt.
Die Vorſchriften der Verordnung werden den Zweck, die Sicherheit des Verkehrs
auf öffentlichen Wegen und Plätzen in wirkſamer Weiſe zu fördern, nur dann erfüllen
können, wenn ihre Durchführung in allen Einzelheiten von den beteiligten Stellen, ins=
beſondere
von den polizeilichen Vollzugsbeamten mit vollſter Entſchiedenheit bewirkt
wird. Im übrigen wird aber auch der Tatſache Rechnung zu tragen ſein, daß ſich das
Kraftfahrzeug heute als vollberechtigtes Verkehrsmittel eingebürgert hat. Seine Eigen=
art
führt zu neuen Erſcheinungen im Straßenverkehre, die zu Gefahren für die Verkehrs=
ſicherheit
nicht nur dann führen, wenn die für den Verkehr der Kraftfahrzeuge beſtehen=
den
Vorſchriften nicht beachtet werden, ſondern auch dann, wenn die für den ſonſtigen
Fuhrwerksverkehr beſtehenden Vorſchriften unbefolgt bleiben. Aus dieſer Erwägung
heraus werden die zuſtändigen Polizeiorgane es ſich angelegen ſein laſſen müſſen, den
für dieſen Verkehr beſtehenden Vorſchriften in verſtärktem Maße Geltung zu verſchaffen.
J. V.: von Werner.
(6726a

Herr Rabbiner Dr. Moſes Marz von
Rabbinat Darmſtadt II verpflichtet worden.

Betreffend: Avhaltung eines Prämiierungs=Zuchtviehmarktes zu Bensheim am
26. April 1910.
Die nachſtehende Bekanntmachung des Vorſitzenden des landwirtſchaftlichen Be=
zirksvereins
Bensheim bringen wir hiermit zur Kenntnis der Intereſſenten.
Darmſtadt, den 9. April 1910.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Reinhart.

Bekanntmachung.
Dienstag, den 26. April ds. Js. findet in Bensheim auf der ſtädtiſchen
Bleiche an der Straße nach Schönberg (mit Zugang von der Platanen=Allee aus)
ein Prämiierungs=Zuchtviehmarkt für Rinder, Schweine und Ziegen, verbunden
mit Ferkelmarkt, ſtatt. Der Auftrieb des Viehes beginnt vormittags um 8 Uhr und
ſoll möglichſt 9 Uhr beendet ſein. Alle Landwirte des Kreiſes Bensheim und ſeiner

Nachbarkreiſe ſind zur Beſchickung des Marktes hiermit freundlichſt eingeladen. Zur
Prämiierung gelangen nur Zuchttiere, die vom Beſitzer, der Landwirt ſein muß, ſelbſte

gezüchtet wurden oder ſich nachweislich bereits‟ Jahr in deſſen Beſitz befinden. Am
Auftrieb und der Prämiierung können ſich auch Tiere ſolcher Landwirte beteiligen, welche
nicht Mitglieder des landw. Bezirksvereins Bensheim ſind.
Bezüglich des Auftriebs von Bullen finden die nachſtehend abgedruckten Beſtim=
mungen
des Landwirtſchaftskammerausſchuſſes Anwendung.
Dem landw. Bezirksverein Bensheim, der den Zuchtviehmarkt veranſtaltet, ſtehen
auch diesmal wieder reichliche Mittel zur Preisverteilung zur Verfügung und weiſt
derſelbe des Näheren auf ſeine nachſtehend abgedruckten Prämiierungsgrundſätze hin.
Anmeldungen zur Beſchickung des Marktes haben ſeitens der Landwirte bei den
Großh. Bürgermeiſtereien ihres Wohnortes zu erfolgen. Hierbei iſt anzugeben: Gattung,
Zahl, Alter und Geſchlecht der zum Auftrieb gelangenden Tiere. Die Großh. Bürger=
meiſtereien
müſſen die Anmeldungen bis ſpäteſtens den 15. April 1. Js. an den
Unterzeichneten einſenden. Verſpätete Anmeldungen können nur dann berückſichtigt
werden, wenn ſich kein Platzmangel einſtellt.
Auch alle diejenigen Landwirte, welche den Markt nicht beſchicken können, ſind
zu deſſen Beſuch freundlichſt eingeladen. Beſonders wird ſich den Gemeinden mit der
Einführung des Zuchtviehmarktes eine paſſende und angenehme Gelegenheit ergeben,
ihre Faſelviehbeſtände zu ergänzen. Zu dieſem Zweck tritt auch die Kreis= Körkom=
miſſion
an dieſem Tage in Tätigkeit und findet das Ankören junger Faſeltiere koſten=
los
ſtatt.
Bensheim, den 30. März 1910.
Der Vorſitzende des landw. Bezirks=Vereins Bensheim.
Eckſtein.

Bekanntmachung.
Betreffend: Die Unterhaltung der Kreisſtraßen im Kreiſe Darmſtadt; hier die Sper=
rung
der Kreisſtraße Nieder=Beerbach-Ober=Beerbacher Grenze behufs
Einwalzens der Fahrbahn.
Es wird hiermit zur Kenntnis der Intereſſenten gebracht, daß die Kreisſtraße
von Nieder=Beerbach bis Ober=Beerbacher Grenze von Mittwoch, den 13. d. Mts.
ab auf ca. 10 Tage behufs Einwalzens der Fahrbahn für Fuhrwerke, Automobile
und Motorräder ꝛc. geſperrt iſt. Der Verkehr nach Ober=Beerbach hat über Seeheim
zu erfolgen.
Darmſtadt, den 4. April 1910.
(7666si
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.

Bekanntmachung.

Betreffend: Enteigung von Waldgelände des Eberſtädter Gemeindewaldes zur Er=
weiterung
der Ladeſtelle am Bahnhof Eberſtadt.
Die Königlich Preußiſche und Großherzoglich Heſſiſche Eiſenbahn=Direktion Mainz
hat zwecks Erweiterung der Ladeſtelle am Bahnhof Eberſtadt auf Grund von Artikel
26. Juli 18
1 und 2 des Geſetzes vom
die Enteignung von Grundeigentum betreffend,
17. Juli 1899

bei der unterzeichneten Behörde Antrag auf Einleitung des Enteignungsverfahrens be=
züglich
der nachgenannten, in der Gemarkung Eberſtadt gelegenen Grundſtücke geſtellt.
Es werden in Anſpruch genommen:
1. von Flur III
Nr. 1059%/100
51 qm gemeſſenen und reduzierten Inhalts;
Nr. 235
III
2.
22¾, qm gemeſſenen und
22 qm reduzierten Inhalts;
XXXIV Nr. 1
923 qm gemeſſenen und reduzierten Inhalts.
Eigentümerin iſt die Gemeinde Eberſtadt.

Es wird dies mit dem Anfügen öffentlich bekannt gegeben, daß der Antrag nebſt
den erforderlichen Anlagen auf der Großh. Bürgermeiſterei Eberſtadt vom 18. April

bis 2. Mai d. Js. während der Dienſtſtunden zu jedermanns Einſicht offenliegen wird.
Zur Verhandlung über den Plan und die zu leiſtenden Entſchädigungen, zur Ent=

fahrt vor der Lokalkommiſſion auf Freitag, den 20. Mai 1910, nachmittags
3 Uhr an Ort und Stelle anberaumt.
Die Eigentümerin, Pächter, Mieter und ſonſtige an den abzutretenden Grund=
ſtücken
perſönlich Berechtigte, ſowie alle übrigen an der beantragten Enteignung
Beteiligten werden aufgefordert:
1. Einwendungen gegen den Plan bei Meidung des Ausſchluſſes und Annahme
der Einwilligung in die beanſpruchte Abtretung oder Beſchränkung,
2. Erklärung auf die angebotene Entſchädigungsſumme bei Meidung der Unter=
ſtellung
der Annahme des Angebots,
3. Anträge auf Ausdehnung der Enteignung bei Meidung des Ausſchluſſes mit
ſolchen,
4. Anträge auf Aufrechterhaltung beſtehender Laſten (Art. 19 des Geſ.) bei
Meidung des Ausſchluſſes mit ſolchen,
5. Anträge auf Einrichtung und Unterhaltung von Anlagen, welche für die be=
nachbarten
Grundſtücke oder im öffentlichen Intereſſe zur Sicherung gegen
Gefahren und Nachteile notwendig ſind oder notwendig werden, bei Meidung
des Ausſchluſſes mit ſolchen,
6. etwaige noch unbekannte Anſprüche und Rechte an die zu enteignenden Grund=
ſtücke
bei Meidung des Ausſchluſſes mit ſolchen,
m dem oben erwähnten Termin vom 20. Mai 1910 vorzubringen.
Darmſtadt, den 1. April 1910.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.

gegennahme etwaiger Einwendungen und zur Unterſuchung aller Verhältniſſe, die für
die Beurteilung der Einwendungen, die Entſchädigung eines jeden Berechtigten, für die
Sicherheitsleiſtung und die Ausdehnung der Enteignung von Einfluß ſind, wird Tag=

Grundſätze
fur die Gewährung von Prämien bei Zuchtviehmärkten
in Bensheim.
Für die Gewährung von Prämien gelegentlich des Zuchtviehmarktes in Bens=
heim
gelten folgende Grundſätze:

a) bei Bullen: die I. Preiſe
bezw. Böcken II.
und Ebern III.
b) bei Kühen:
bezw. Ziegen II.
und Sauen III.
c) bei Kalbinnen: die I. Preiſe zwiſchen 12 und 15 M.

II.
III.

Rindvieh Schweine
30 M. 1218 M.
20
10
zwiſch. 15 u. 20
10 15
,, 10
12

812

710

Ziegen
68 M.
3
2
46

-

9. Das Richten der Tiere hat auf einem vollſtändig ebenen abgegrenzten Stande
zu geſchehen.

Beſchloſſen in der Generalverſammlung des landwirtſchaftlichen Bezirksvereins
Bensheim am 8. April 1905.

Bensheim den 8. April 1905.
Der Vorſitzende des landwirtſchaftlichen Bezirksvereins Bensheim.
Eikſtein, Großh. Kreisrat.

de

Beſtimmungen
Landwirtſchaftskammerausſchuſſes

für die
Abhaltung von Faſel= und Zuchtviehmärkten.
1. Die Beſchickung des Markies iſi offen für jeden Züchter von Simmentaler und

das aufgetriebene
zu ſtellen.

uchtvieh) hat die Gemeinde, in welcher der Markt ſtattfindet,

Odenwälder Rotvieh in der Provinz Starkenburg.
2. Den Marktplatz nebſt den erforderlichen Zurüſtungen (Anbindevorrichtungen für

3. Der Auftrieb zum Markt findet am Markitage vormittags
4. Standgeld wird nicht erhoben.

von 89 Uhr ſtatt,

1. Am Preisbewerb können ſich Tiere von Landwirten (und nicht Händler) des
Kreiſes Bensheim und ſeiner benachbarten Kreiſe beteiligen, einerlei, ob der Land=
wirt
Mitglied des landw. Bezirksvereins Bensheim iſt oder nicht.
. Es können nur Tiere Preiſe erhalten, die
a) bei den Rindern der Simmentaler Raſſe und deren Kreuzungen, ſowieder
Odenwälder Raſſe und deren Kreuzungen angehören;
b) bei den Schweinen der Yorkſhireraſſe oder deren Kreuzungen mit dem Land=
ſchweine
angehören;
c) bei den Ziegen der reinen Saanenraſſe angehören.
3. Die Preiſe werden nur für gutgezüchtete Zuchttiere vergeben, von deren Eigen=
ſchaften
ſich eine günſtige Einwirkung auf Verbeſſerung der Zucht erwarten läß
und dementſprechend weiter zur Zucht verwandt werden.
Bei der Beurteilung der vorgeführten Tiere wird in erſter Linie deren
Zuchtwert, ſodann aber auch deren Haltung berückſichtigt. Tiere deren hervon
ragende Leiſtungen glaubhaft nachgewieſen ſind, haben den Vorzug vor deneſ,
bei welchen der Nachweis fehlt. Reinraſſige Tiere ſind bei gleicher Güte höhe
zu bewerten, wie Kreuzungstiere.
4. Kreuzungstiere V.VI. Grades, die aus anerkannt planmäßig durchgeführte
Zuchten ſtammen, ſind als reinraſſig anzuſehen und demgemäß bei dem Preist
bewerb zu bewerten.
5. Tiere, die aus fremden Zuchten eingeführt worden ſind, konkurrieren nicht mit
den Tieren der einheimiſchen Zucht, ſondern unter ſich allein, wenn Einzelkon=
kurrenz
in Betracht kommt.
6. Die Prämiierung erſtreckt ſich auf:
A. Bei Rindern:
a) Bullen, die als Zuchttiere eingeſtellt werden ſollen,
b) Kühe,
c) Kalbinnen;
B. Schweinen:
a) Eber, die als Zuchttiere eingeſtellt werden ſollen,
b) Zuchtſauen;
C. Ziegen:
a) Zuchtböcke, nicht unter einem Jahr alr,
b) Ziegen, nicht unter einem Jahr,
c) Lämmer.
7. Die Preiſe beſtehen in I., II. und III. Preiſen, welche bar in Geld verliehen werden,
Tiere, welche bei einer früheren Ausſtellung Preiſe erhalten haben, erhalten
den Preis nur ausbezahlt, wenn er höher iſt als der frühere.
Die Zahl und Höhe der Preiſe wird nach dem Verhältnis der aufgetriebenen
und für prämiierungswürdig befundenen Tiere feſtgeſtellt.
Die Höhe der Preiſe richtet ſich nach dem Stande der Zucht, bezw. nach
der Güte des ausgeſtellten Tieres; ſie hat ſich infolgedeſſen ungefähr in folgenden
Grenzen zu bewegen:

8
8. Niemand kann mehr als je einen Preis für Bullen, Kühe, Kalbinnen, Eber,
Sauen, Böcke und Ziegen ausbezahlt erhalten. Weiter zuerkannte Preiſe werden
jedoch bei der Preisverteilung öfſentlich bekannt gegeben

10. Das Richten der Tiere wird von den hierzu beſtellten Kommiſſionen vorgenommen.
11. Niemand darf in einer Abteilung richten, in welcher er ſelbſt Ausſteller iſt.
12. Der Zuchtviehmarkt findet alljährlich an einem vorher bekannt zu gebenden Tag=

im Monat April in der Kreisſtadt Bensheim ſiatt.
Die Gemeinde übernimmt die koſtenloſe Stellung des Platzes zur Abhaltung
es Marktes, trägt Sorge für die hierzu nötigen Einrichtungen. Sie übernimmt=
weiter
die Sorge für Herſtellung eines abgegrenzten, die Prämiierung ermög=,
lichenden Vorführungsplatzes für Rinder.

[ ][  ][ ]

Nummer 42.
Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt.
Dienstag, den 12. April 1910.
5. Deim Auſtrieb findet eine tierärzliche Unterſuchung durch den zuſtändigen be früheren Jahren, weiche infolge hoher Losnunmer ncht eingeſtell worden ſind und
amteten Tierarzt ſtatt.
über die noch nicht definitiv entſchieden iſt, die alſo keine andere Militär=Legitimation

6. Mit dem Markt findet gleichzeitig eine unentgeltliche Körung der aufgetriebenen
männlichen Zuchttiere durch die zuſtändige Kreiskörkommiſſion ſtatt.
7. Die Leitung des Marktes unterſteht einer vom landwirtſchaftlichen Bezirksverein
Bensheim beſtellten Marktkommiſſion, der auch ein Vertreter des Landwirtſchafts=
kammerausſchuſſes
anzugehören hat.
8. Mit dem Markt ſoll gleichzeitig eine Prämiierung von reinraſſigen männlichen
Zuchttieren verbunden werden.
9. Den Markt beſuchende Händler werden nur mit nachweisbar aus der Schweiz
importierten männlichen Zuchttieren zur Prämiierung zugelaſſen und können
hierbei nur einen Geldpreis erhalten.
10. Die Prämiierung der männlichen Zuchttiere ſoll, unter Beachtung der für die
Bezirks= und Ortsſchauen maßgebenden Prämiierungsgrundſätzen und in Rück=
ſicht
auf die in der Provinz Starkenburg zu erſtrebenden Zuchtziele, durch die
die Körung bewirkende Kreiskörkommiſſion vorgenommen werden.
11. Das Kör= und Prämiierungsgeſchäft beginnt unmittelbar nach erfolgtem Auftrieb.
12. Zur Prämiierung werden nur angekörte männliche und, ſoweit dieſelben Zucht=
vereinsmitgliedern
gehören, den Vorſchriſten der Herdbuchkörordnung entſprechend
gekennzeichnete (Ohrmarke) Zuchttiere zugelaſſen. Im Falle gleicher Qualität
erhalten bei der Prämiierung die von Herdbuchtieren abſtammenden männ=
lichen
Zuchttieren gegenüber anderen den Vorzug.
13. Für die Prämiierung der männlichen Zuchttiere werden folgende Preiſe vor=
geſehen
:
1. Preiſe à Mk. 30.
2. Preiſe à Mk. 20.
3. Preiſe à Mk. 10.
Weggelder à Mk. 5.
14. Die Zahl der zu vergebenden Preiſe richtet ſich nach der Zahl der aufgetriebenen
zulaſſungsfähigen Rindviehfaſel und können pro Markt für Prämiierungsswecke
bis zu Mk. 300 verwendet werden.
(7902ii
15. Eine Prämiierung von weiblichem Zuchtvieh findet ſeitens des Landwirtſchaft=
kammer
=Ausſchuſſes nicht ſtatt.

Bekanntmachung.
Betreffend: Das Muſterungs=Geſchäft im Kreiſe Darmſtadt im Jahre 1910.
Für den Kreis Darmſtadt wird das Muſterungs=Geſchäft vom 6. bis inkl. 23. April
ld. Js. im Haufe der Turngemeinde, Woogsplatz 5 dahier, vorgenommen werden.
Die Muſterung findet in folgender Weiſe ſtatt:
Mittwoch, den 6. April: der Militärpflichtigen aus der Stadt Darmſtadt,
deren Namen mit den Buchſtaben A. bis C beginnen.
Donnerstag, den 7. April: desgleichen 1. Stadt Darmſtadt, Buchſtabe D bis F.
2. ſämtliche Militärpflichtige der Gemeinde Erzhauſen.
Freitag, den 8. April: desgleichen 1. Stadt Darmſtadt, Buchſtabe G, 2. Ge=
meinden
Malchen und 3. Roßdorf,
Samstag, den 9. April: desgleichen 1. Stadt Darmſtadt, Buchſtaben H und J,
2. Gemeinde Eich.
Montag, den 11. April: desgleichen 1. Darmſtadt, Buchſtabe K, 2. Gemeinde
Gräfenhauſen.
Dienſtag, den 12. April: desgleichen 1. Stadt Darmſtadt, Buchſtaben L und M,
2. Gemeinde Braunshardt.
Mittwoch, den 13. April: desgleichen Stadt Darmſtadt, Buchſtaben N bis R.
Donnerstag, den 14. April: desgleichen 1. Stadt Darmſtadt, Buchſtabe 8, jedoch
nur die in den Jahren 1888 und 1889 geborenen Militärpflichtigen.
Freitag, den 15. April: desgleichen 1. Stadt Darmſtadt, Buchſtabe 8, die im
Jahre 1890 geborenen Militärpflichtigen, 2. Gemeinde Nieder=Ramſtadt
mit Waſchenbach, 3. Gemeinde Weiterſtadt.
Samstag, den 16. April: desgleichen 1. Stadt Darmſtadt, Buchſtaben T bis 2,
2. Gemeinde Meſſel.
Montag, den 18. April: desgleichen 1. Gemeinde Arheilgen, 2. Wixhauſen.
Dienstag, den 19. April: desgleichen 1. Gemeinde Eberſtadt, 2. Traiſa.
Mittwoch, den 20. April: desgleichen 1. Gemeinde Eſchollbrücken, 2. Griesheim.
Donnerstag, den 21. April: desgleichen 1. Gemeinde Hahn, 2. Nieder=Beerbach,
2. Ober=Ramſtadt, 4. Schneppenhauſen.
Freitag, den 22. April: desgleichen Pfungſtadt.
Sämtliche Militärpflichtige, welche im Jahre 1890 geboren und im Kreiſe
Darmſtadt geſtellungspflichtig ſind, die Ueberzähligen (dienſttaugliche Leute aus

haben, als ihre Loſungs= und Geſtellungsſcheine), ſowie die Zurückgeſtellten aus
früheren Jahren (im Jahre 1888 und 1889 Geborene) werden hiermit aufgefordert,
ſich an den vorbezeichneten Tagen jedesmal pünktlich 7¼ Uhr vormittags zur
Muſterung einzufinden.
Die Militärpflichtigen aus früheren Jahren haben ihre Loſungsſcheine ſofern
dieſelben nicht ſchon bei der Anmeldung zur Stammrolle abgegeben worden ſind, bei
der Muſterung vorzulegen, damit ſie ergänzt und berichtigt werden können.
Auch werden unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 1. Januar l. Js.
(Amtsverkündigungs=Blatt Nr. 6 von 1909) die im Jahre 1890 geborenen, im Beſitz)
des Berechtigungsſcheines zum einjährig=freiwilligen Dienſt befindlichen Militär=
pflichtigen
, welche bis jetzt ihre Zurückſtellung vom Militärdienſt noch nicht bean=
tragt
haben, wiederholt aufgefordert, dies alsbald und ſpäteſtens im Muſterungs=
termin
zu tun.
Samstag, den 23. April findet die Lofung ſtatt, und zwar von vormittags
8 Uhr ab für die Militärpflichtigen aus der Stadt Darmſtadt, von 10 Uhr ab für
die Militärpflichtigen aus den Landgemeinden.
Von der verſönlichen Geſtellung vor der Erſatz=Kommiſſion ſind nur entbunden:
1. Diejenigen im Beſitz des Berechtigungsſcheins zum einjährig=freiwilligen
Dienſt befindlichen Leute, welche vorſchriftsmäßig ihre Zurückſtellung bei
der Erſatz=Kommiſſion beantragt haben.
2. Diejenigen, welche ſich als Freiwillige bei einem Truppenteil gemeldet und
Annahmeſchein für die Einſtellung im Herbſt I. Js. erhalten haben.
3. Diejenigen, welche wegen ihres Geſundheitszuſtandes, z. B. Blödſinn, Ver=
krüppelung
ꝛc. nicht perſönlich ſich ſtellen können, was durch ein ärztliches
Zeugnis und eine Beſcheinigung der betreffenden Bürgermeiſterei beſtätigt
ſein muß.
Wer an Epilepſie zu leiden behauptet, hat auf eigene Koſten drei
glaubhafte Zeugen hierfür zu ſtellen oder ein Zeugnis eines beamteten
Arztes beizubringen.
Die Militärpflichtigen, welche ohne genügenden Entſchuldigungsgrund ſich zur
Muſterung nicht ſtellen oder nicht pünktlich zu derſelben erſcheinen, haben die Nachteile
zu erwarten, welche für dieſen Fall in der Wehrordnung feſtgeſetzt ſind. Dieſelben ver=
lieren
unter Umſtänden die Berechtigung, an der Loſung teilzunehmen, ſowie die aus
Reklamationsgründen erwachſenen Anſprüche und werden, neben Verurtelung ir eine
Geldſtrafe bis zu 30 Mark oder 3 Tagen Gefängnisſtrafe, vorweg zum Militärdienſt.
herangezogen.
Das perſönliche Erſcheinen bei der Loſung bleibt den Militärpflichtigen überlaſſen.
Bezüglich der Geſuche um Zurückſtellung und Befreiung vom Militärdienſt
in Berückſichtigung häuslicher, gewerblicher und Familienverhältniſſe ꝛc. wird auf
die §§ 32 u. 33 der Wehrordnung vom 22. November 1888 (Reg.=Bl. Nr. 68 von 1901),
das Reglement vom 12. Mai 1868 (Reg.=Bl. Nr. 26 von 1868) und die diesſeitige Bekannt=
machung
vom 28. Februar l. Js. (Amtsverkündigungs=Blatt Nr. 27) mit dem Anfügen
aufmerkſam gemacht, daß diejenigen Perſonen, zu deren Gunſten wegen Arbeits= und
Aufſichtsunfähigkeit die Zurückſtellung eines Militärpflichtigen in Anſpruch genommen
wird (Eltern und Geſchwiſter ꝛc. derſelben), vor der Erſatz=Kommiſſion an dem Tage
zu erſcheinen haben, an welchem die Muſterung der betreffenden Militärpflichtigen ſtatt=
findet
. Die Geſuche ſind alsbald, ſoweit noch nicht geſchehen, bei den Großherzoglichen
Bürgermeiſtereien vorzubringen.
Ebenſo haben diejenigen Reklamanten, deren Söhne 1908 und 1909 wegen häus=
licher
ꝛc. Verhältniſſe zurückgeſtellt worden ſind, inſofern ſie eine weitere Zurückſtellung
bezw. die Befreiung vom Militärdienſt für die Friedenszeit glauben in Anſprucht
nehmen zu können, ihre Geſuche bei den Großherzoglichen Bürgermeiſtereien zu erneuern.
und mit ihren Söhnen vor der Erſatzkommiſſion zu erſcheinen, gegenfalls die Reklama=
tionen
unberückſichtigt bleiben.
Ferner wird darauf hingewieſen, daß ſpätere Geſuche um Zuweiſung zu einem
anderen Truppenteil unberückſichtigt bleiben; denen, die beſondere Wünſche für einen
Fruppenteil oder Standort haben, wird empfohlen, ſich rechtzeitig zum freiwilligen
Dienſt zu melden.
Zugleich wird bekannt gemacht, daß über etwaige von Reſerve= und Landwehr=
mannſchaften
, ſowie Erſatz=Reſerviſten eingereichten Geſuche um Zurückſtellung wegen
häuslicher, gewerblicher oder Familienverhältniſſe an den Tagen verhandelt wird, an
welchen die Muſterung der betreffenden Ortsangehörigen angeſetzt iſt.
Darmſtadt, am 11. März 1910.
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion Darmſtadt.
(5675a
v. Werner, Reg.=Rat.

Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Schulzengaſſe Nr. 3 be=
finden
ſich: 1 Pinſcher.
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 1. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werk=
tag
, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Bekanntmachung.
Es wird hiermit in Erinnerune gebracht, daß die Ausführung der an die ſtädtiſche
Waſſerleitung anzuſchließenden Waſſerverſorgungs=Einrichtungen im Innern der
Gebäude und Grundſtücke nur durch ſolche Inſtallateure erfolgen darf, die ſich bei
der unterzeichneten Verwaltung verpflichtet haben, alle vorkommenden einſchlägigen
Arbeiten auf Grund der Satzungen über Abgabe von Waſſer aus dem ſtädtiſchen
Waſſerwerk und unter gewiſſenhafter Beachtung der beſonders erlaſſenen Beſtimmungen
auszuführen.
Zurzeit ſind folgende Firmen berechtigt:
129. Phil. Kraus Nachf., Karlſtr. 51.
1. Gottfried Beck, Karlſtr. 39.
2. Gebr. Becker Nachf., Grafenſtr. 27. 130. Chriſt. Landzettel, Kaupſtr. 7.
(31. Ernſt Lorey. Karlſtr. 56.
3. Heinrich Becker, Brandgaſſe 2.
4. L. Breitwieſer, R.=Ramſtädterſtr. 52. (32. Ludw. Luck, Lichtenbergſtr. 26.
5. Heinrich Brunner, Eliſabethenſtr. 33. 133. Val. Marquardt u. Ph. Wamſer,
Dieburgerſtr. 54.
6. Karl Darmſtädter, Kiesbergſtr. 9.3
34. Ph. Maul, Eliſabethenſtr. 29.
7. Theodor Dilling, Kaſinoſtr. 27
8. W. Eberhardt, N.=Ramſtädterſtr. 11. 135. Gg. Neumann, Heidelbergerſtr. 117.
9. Friedr. Ewald Nachf., Soderſtr. 54. (36. Aug. Neumeyer Witwe, Große
Ochſengaſſe 22.
10. Sheodor Fey, Kranichſteinerſtr. 8½,
11. Gg. Aug. Fink, Lauteſchlägerſtr. 8. 137. Jakob Nohl, Martinſtr. 24.
38. Heinrich Pauli, Orangerieſtr. 7.
12. Hch. Frick, Kahlertſtr. 31.
30. Ludwig Pohl, Heinheimerſtr. 15=
13. Bernhard Gaus, Rheinſtr. 47.
40. Wilhelm Preußner, Bleichſtr. 40.
14. Franz Geiger, Karlſtr. 36.
41. Karl Rockel Nachf., Schützenſtr. 4.
15. Wilh. Gelfius, Fuhrmannſtr. 6.

16. Jakob Glock, Langegaſſe 9.
17. Alexander Guntrum, Stiftſtr. 52.
18. Philipp Handſchuh, Schloßgarten= 44. Phil. Schäfer, Landwehrſtr. 29.
ſtraße 37.
19. Ludw. Heppenheimer, Luiſenſtr. 2.
20. Wilhelm Heppenheimer, Kiesſtr. 80. 147. Heinrich Schwarz, Hochſtr. 20.
21. Kurt Hiſſerich, Bleichſtr. 28.
22. Karl Hoffmann, Wienersſtr. 44.
23. Balthaſer Ittmann, Lauteſchlägerſtr. 42.50. Mich. Vollrath, N.=Ramſtädterſtr. 51.
24. Heinrich Jung, Bleichſtr. 11.
25. Philipp Jung, Alexanderſtr. 9.
26. Karl Kämmerer, Marienplatz 10.
27. Adolf Kling, Rheinſtr. 17.
28. Hugo Kötting, Liebfrauenſtraße 75. 155. Karl Zahrt, Hofſtallſtr. 10.
Die ſämtlichen Firmen haben ihre Preis=Tarife auf dem Geſchäftszimmer der
unterzeichneten Verwaltung, Waldſtraße 19½, eingereicht, wo dieſelben von Intereſſenten
(6986fdi
eingeſehen werden können.
Darmſtadt, den 31. März 1910.
Städtiſche Waſſerwerks=Verwaltung.
Rudolph.

42. G. W. Roth, Moosbergſtr. 32 u. 97.
43. Jean Rühl, Saalbauſtr. 24.
145. Friedrich Schiller, Tannenſtraße 7.
46. Franz Schulz, Karlſtr. 104½.
48. Leonh. Sommer, Mühlſtr. 20.
49. Karl Tänzer, Marktplatz 7.
151. Hch. Waldſchmidt, Ludwigshöhſtr. 21.
52. Otto Wamboldt, Heerdweg 2.
53. Joh. Waſſer, Alexanderſtr. 7.
54. Karl Wenz, Wendelſtadtſtr. 46.

Bekanntmachung.
Montag, den 18. April 1910, von nachmittags 2 Uhr ab, beginnt die
Verſteigerung im ſtädtiſchen Pfandhaus, Kirchſtraße 9 dahier.
Es kommen zum Ausgebot:
Montag, den 18. April, von nachmittags 2 Uhr ab: Weißzeug= und Kleidungs=
ſtücke
.
Dienstag, den 19. April von nachmittags 2 Uhr ab: Gold, Silber, Brillanten,
Uhren und Ringe.
Mittwoch, den 20. April, von vormittags 9 Uhr ab: Photographiſche Apparate,
Muſikwerke, Geigen, Zithern, Reinzeuge, Operngläſer und Fernſtecher.
An demfelhen Tags, von nachmittags 2 Uhr ab: Weißzeug und Kleidungſtücke.

Donerslug, er 31. Abliſ. don dorniticge 5 üihr ade Wähtang und Klelt
dungsſtücke.
An demſelben Tage, von nachmittags 2 Uhr ab: Fahrräder, Nähmaſchinen, Re=
gulateure
Weißzeug und Kleidungsſtücke.
Freitag, den 22. April, von vormittags 9 Uhr ab und von nachmittags
* Uhr ab: Gold, Silber, Uhren, Ringe und dgl.
Montag, den 25. April, von nachmittags 2 Uhr ab: Wenn nötig, Fortſetzung
der Verſteigerung von Kleidungsſtücken und Weißzeug.
Die zur Verſteigerung heranzuziehenden Pfänder ſind folgende: Nr. 25 452
bis einſchließl. Nr. 56 728.
Die Verſteigerung findet gegen ſofortige Barzahlung ſtatt. Die Auslöſung
verfallener Pfänder hat bis längſtens Samstag, den 16. April d. J., vormittags
12 Uhr zu erfolgen.
Darmſtadt, den 4. April 1910.

Die ſtädtiſche Pfandhaus=Verwaltung.
Paul, Vorſteher.

(7369mio

Moosverſteigerung.
Donnerstag, den 14. April 1910, vormittags 9 Uhr, werden auf dem
Rathauſe zu Pfungſtadt
ca. 330 Haufen Moosſtreu
an die Meiſtbietenden verſteigert.
Pfungſtadt, den 9. April 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Pfungſtadt.
(7899ir
Lang.

Stamm= und Stangenholz=Verſteigerung.
Donnerstag, den 14. April I. J., vormittags 10 Uhr anfangend, werden im
Spachbrücker Gemeindewald, Diſtrikt Mark, verſteigert:
Stämme: 9 Eichen von 3654 cm Durchm., 38 m lang, 5,72 fm,
110,44
356 Fichten 1229
2 Lärchen, 0,43 km, 436 Fichten Derbſtangen, 21,91
Die Zuſammenkunft iſt bei Gaſtwirt Schneider an der Bahnſtation Meſſel.
Anfang der Verſteigerung auf der neulen Kreisſtraße an der Klein=Zimmerer
Grenzſchneiſe.
(7662si
Spachbrücken, den 7. April 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Spachbrücken.
Illert.

Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch, den 13. April 1910, nachmittags 3 Uhr,
verſteigere ich im Verſteigerungslokale Zur Ludwigshalle, Obergaſſe, öffentlich
zwangsweiſe gegen Barzahlung:
8 Stück Paletotfutter, Mantel= und Aermelfutter, mehrere Pack Futter=
ſtoffe
, mehrere Stücke Plaid, 1 Stück Serge, mehrere Stücke Leinen, Drell,
Damaſt, Handtuchſtoff, 1 Partie Tiſchtücher, verſchiedene Kunſtblätter und
Schreibmaterialien, 1 Partie Lederdeckel, 1 Ladeneinrichtung. 3 Porträts,
1 photographiſcher Apparat, 1 Räderteilapparat, ca. 70 Pfund Nudeln,
2 Pfaninos, 2 Büſetts, 1. Diwan, 1. Vertiko, 1 Damenſchreibtiſch, 1 Bücher=
ſchrank
, 1 Spiegelſchrank, 1 Kleiderſchrank und verſch. andere Hausmoblien.
Ferner hieran anſchließend auf freiwilligen Antrag:
1 Fahrrad, 2 Tiſche, 1 Seſſel, 1 Sofa, verſch. Geſchirr u. a. m.
Die Verſteigerung der in Fettdruck aufgeführten Gegenſtände findet
beſtimmt ſtatt.
(7949
Darmſtadt, am 11. April 1910.
Kapp, Großh. Gerichtsvollzieher,
Friedrichſtraße 24. I.

[ ][  ][ ]

Seite 14.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910.

Konkursverfahren.

In dem Konkursverfahren über das
Vermögen des Zimmermeiſters und Säge=
werksbeſitzers
Wilhelm Mahr in Darm=
ſtadt
iſt infolge eines von dem Gemein=
ſchuldner
gemachten Vorſchlags zu einem
Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf
Mittwoch, den 27. April 1910,
vormittags 8 Uhr,
vor dem Großherzoglichen Amtsgericht I
Darmſtadt, Zimmer Nr. 222, anberaumt
(7956
worden.
Der Vergleichsvorſchlag iſt auf der Ge=
richtsſchreiberei
des Konkursgerichts zur
Einſicht der Beteiligten niedergelegt.
Darmſtadt, den 5. April 1910.
Der Gerichtsſchreiber
des Großherzoglichen Amtsgerichts I.

Bekanntmachung.

Dienstag, den 26. April 1910,
vormittags 11 Uhr,
ſollen die der Adolf Theiß Ehefrau, Marie,
geb. Laulherr, dahier zugeſchriebene Liegen=
ſchaften
:
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Flur Nr.
239 778 Hofreite Schulſtraße
(Beſſungerſtraße 88)
240 98 Grasgarten daſelbſt,
241 556 Grabgarten daſelbſt,
in unſerem Geſchäftszimmer, Wittmann=
ſtraße
1, zwangsweiſe verſteigert werden.
Darmſtadt, den 12. März 1910.
Großherzogl. Ortsgericht Darmſtadt II.
(Beſſungen).
(L5697,64
Frantz.

Bekanntmachung.
Am 12. April, nachmittags 2 Uhr,
ſollen auf hieſigem Eilgutſchupen
2 Faß friſche Milchbutter
(113 kg)
öffentlich an den Meiſtbietenden gegen
ſofortige Barzahlung verkauft werden.
Darmſtadt, den 11. April 1910. (7910
Eilgutabfertigung H. L. B.

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Montag, den 18. I. Mts., von vormittags 10 Uhr an,
wird im Georgenhäuſer Gemeindewald, Diſtrikt Mark, verſteigert:
Stämme: 41 Fichte 13,13 fm Inhalt, Derbſtangen: 109 Fichte = 11,84 fm
Inhalt.
Scheiter, rm: 11 Buche, 57 Eiche, 3 Erle, 8 Kiefern.
Knüppel, rm: 6 Buche, 15 Eiche, 9 Erle, 27 Kiefern, 24 Fichte.
Wellen, Stück: 160 Buche, 200 Eiche, 60 Kiefern, 300 Fichte.
Stöcke, rm: 2 Buche, 28 Eiche, 1 Kiefern, 9 Fichte.
Bemerkt wird, daß ſich unter dem Eichen=Scheitholz I. Klaſſe befindet, welches
ſich für Geſchäftsleute eignet. Das Stammholz kommt zuerſt zum Ausgebot. Die
Zuſammenkunft iſt bei Herrn Gaſtwirt Schneider bei Station Meſſel. Bei un=

günſtiger Witterung findet die Verſteigerung bei dem genannten Gaſtwirt ſtatt.
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Georgenhauſen, den 11. April 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Georgenhauſen.
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verbundene Zimmer, einen Schuppen und
Trockenboden, welches auch als Stallung
oder Automobilhalle Verwendung finden
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Seite 16.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 12. April 1910.

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[ ][  ][ ]

Sport.
Pfr. Die Eröffnungsrennen zu Frank=
furt
a. M. wurden, wie ſchon mitgeteilt, am Sonntag
durch den Beſuch der Kaiſerin ausgezeichnet, die
in Begleitung der Prinzeſſin Viktoria Luiſe, des
Prinzen von Schleswig=Holſtein und Gefolge in drei
Automobilen aus Homburg eingetroffen war. Die
Rennbahn zeigte trotz windigen Wetters einen ſtarken
Beſuch. Die Rennen brachten durchweg guten Sport
und verliefen ohne weſentlichen Unfall. Dr. Rieſe
gewann auf ſeiner Stute Maaslieb das Eröffnungs=
Flachrennen und unterlag im Preis von Reinheim mit
Sakramento nach Kampf nur um einen Kopf gegen
den von Lt. von Loß geſtenerten Maghzen II. Die ge=
nauen
Reſultate waren: Eröffnungs=Flach=Rennen.
2000 Mark, Diſtanz 1400 Meter. 1. Dr. Fr. Rieſes
Maaslieb (Beſ.), 2. Merveille (Lt. von Görne), 3. Sie=
benſchläfer
(Lt. Maune). Tot. 18:10, Pl. 13, 16:10.
Unpl.: Giſo, Cromesqui, Mordskerl, Tangara, Ja=
godja
, Macka, Warum, Eiſen. Leicht 21 Lg. Er=
munterungs
=Hürden=Rennen. 2000 Mark, Diſtanz
2500 Meter. 1. Lt. de Oſas On Guard (Lt. Schultze),
2. Smyllum (Lt. von Platen), 3. Diana (Lt. von Moß=
ner
). Tot. 42:10, Pl. 18, 57, 16:10. Unpl.: Angelique,
Haddington, Enfant de Miracle, Money Box, Hans
Dietrich, Ellebore, Sturm. Ueberlegen 202 Lg.
Preis von Friedrichshof. Ehrenpreis und 2000 Mark,
Diſtanz 3000 Meter. 1. Hauptmann Oberdiecks Sla=
manca
(Lt. Maune), 2. Beweis (Lt. von Moßner), 3.
Bora (Lt. Loß). Tot. 52110, Pl. 17, 13, 39110. Unpl.:
Hahnepampel, Baby III., Sophocles (gef.), Leicht 1½
bis 1 Lg. Preis von Philippsruhe. 2000 Mark,
Diſtanz 3000 Meter. 1. Herrn Maurices Sonntags=
freude
(Lt. von Görne), 2. The Minch (Herr Schulze=
Hein), 3. Jim Alee (Lt. Zeltmann). Tot. 47:10, Pl. 19,
39, 37110. Unpl.: Little John, Dependence, Rajah,
Le Catalan, Hoffnarr, Myrthe. Preis von Rein=
heim
. Ehrenpreis und 2000 Mark, Diſtanz 3500 Me=
ter
. 1. Lt. Goeſchens Maghzen II. (Lt. Loß), 2. Sakra=
mento
(Dr. Rieſe), 3. Luffon (Beſ.). Tot. 67110, Pl. 17,
16, 15:10. Unpl.: Rogerville, Wild Hawk, Kingsway,
Saint Mihiel, Bolted. Kampf, Kopf, 3 Lg. Suer=
mondt
=Jagd=Rennen. Ehrenpreis und 3000 Mark,
Diſtanz 3500 Meter. 1. Herrn E. Fahrs Marder (Lt.
Fürſt Wrede), 2. Neveletlon (Lt. von Moßner), 2. Be=
riger
(Beſ.). Tot. 42:10, Pl. 24, 26:10. Unpl.: Gomme,
Margiana. Sehr leicht 20 Lg.
Eröffnungsrennen zu Magdeburg.
Die genauen Reſultate waren: Jagd=Pferde=Flach=
Rennen. Ehrenpreis und 1400 Mark. Diſtanz 2800
Meter. 1. Lt. Frhrn. von Wangenheims Queyrac
(Beſ.), 2. Longchamps (Beſ.), 3. Ward of Court (Beſ.).
Tot. 54:10, Pl. 14, 11, 11:10. Unpl.: Briſeis, Keeper,
Bedworth, Liliom, Fitying. Biederitzer Hürden=
Rennen. 2000 Mark, Diſtanz 3000 Meter. 1. Stall
Herrenkrugs Südring (Scholz), 2. Dragoman (Laſſe),
3. Fortuna (Depping). Tot. 21:10, Pl. 15, 39:10. Unpl.:
Niman (gef.). Viertes Magdeburger Offiziers=Jagd=
Rennen. Ehrenpreis und 2400 Mark, Diſtanz 4000
Meter. 1. Lt. v. d. Lippes Le Golde (Lt. von Keller),
2. Fighting Pat (Lt. von Hohberg), 3. Brampton Laß
(Beſ.). Tot. 18:10, Pl. 14, 24:10. Unpl.: Mark Gamp,
Lady Ailbe, Melton Pet. Hans Greiner=Memorial.
Preis 3600 M., Diſtanz 3500 Meter. 1. Hrn. Hoffmanns
Ill go Bap (Wulfert), 2. Penſhaw (Leiß), 3. Iriſh
Berry (Schiemann). Tot. 17110, Pl. 13, 15:10. Unpl.:
Wicke, Invenary, Harpune. Ein gegen den Sieger
eingelegter Proteſt wurde zurückgewieſen. Früh=
jahrs
=Preis. Ehrenpreis und 4000 Mark, Diſtanz 4000
Meter. 1. Lt. Schultzes Fanfare (Lt. Schultze), 2. Abend=
rot
(Lt. von Keller). Tot. 25:10, Pl. 15, 19:10. Unpl.:
Beethoven (gef.), Pavane (gef.), Simpliziſſimus (gef.),
Rautendelein=Jagd=Rennen. Preis 2000 Mark,
Diſtanz 3200 Meter. 1. Herrn G. Kriegs Kinzig (G.
Lommatzſch), 2. Haſenfuß (Steinmann), 3. Littke
(Scholz). Tot. 14:10. Elbe=Jagd=Rennen. Ehrenpreis
und 1400 Mark, Diſtanz 3500 Meter. 1. Graf H. Ein=
ſiedels
Double Saint (Beſ.), 2. Kings Tax (Lt. von
Hohberg), 3. Money Mart (Beſ.). Tot. 57110, Pl. 11,
10, 13:10. Unpl.: Turnſtile (gef.), Sendbote, Ppis de
Senteur, Charity Concert (gef.), Tazinette (gef.).
Eröffnungsrennen im Grunewald. Für
die Rennpremieren beſteht in dieſem Jahre ein ſchlech=
ter
Vertrag mit dem Wettergott. Bei der Eröffnung
der dritten Berliner Rennbahn fegte ein eiſiger Wind

Hohenlohe
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über den Grunewald, ab und zu ging ein Gräupel=
ſchauer
nieder. Trotzdem war der Beſuch glänzend und
das farbenprächtige geſellſchaftliche Bild ſtand nur
wenig hinter dem vorjährigen Einweihungstage zurück;
auch ſonſt boten ſich verſchiedene Vergleichspunkte mit
dem erſten Reuntage auf der neuen Bahn. Wie da=
mals
, gewann in Giſela ein wenig beachteter
Vertreter des Herrn J. Beutler die erſte Programm=
nummer
. Das Geläuf, das ſchon in der vergängenen
Saiſon manch irreguläres Reſultat zeitigte, hat ſich an=
ſcheinend
noch immer nicht viel gebeſſert, da die Hufe
der Pferde wieder hohe Sandwolken aufwirbelten.
Unter den Rennen ſtand das Schneeglöckchen=Handikap
dem Werte nach au erſter Stelle. Götterbote hielt ſich
in dem Elferfelde dank ſeines ausgezeichneten Startes
bis in die Gerade in Front, dann ging dort Anker,
der einige Zeit eingeklemmt war, an die Spitze und ge=
wann
ſpielend. Das dritte Flachrennen des Tages, der
Crocus=Preis, brachte zum erſten Male in dieſer Saiſon
die Graditzer Farben an den Start, die durch Oſtende
zu einem leichten Erfolge getragen wurden. Eine Rie=
ſenüberraſchung
war im Preis von Hoppenrade der
Sieg des kraſſen Außenſeiters Etoile, die den durch=
wegs
führenden Mukden II. an der letzten Hürde paſ=
ſierte
. Der Totaliſator zahlte auf den Sieg der Stute
die Senſationsqnote von 383: 10. Während Forefather
im Amazonen=Preis das allgemeine Vertrauen recht=
fertigte
, verſagte dagegen der heiße Favorit Neuilly II.
im Murellenberger Jagd=Rennen Neuilly II. und
ebenſo George hatten wieder einmal ihren ſchlechten
Tag und überließen Sven Hedin unter ſeinem Be=
ſitzer
Lt. von Mitzlaff, der ſich erſt vor wenigen Tagen
verlobt hat, einen leichten Sieg.
Rr. In Köln kam am Sonntag der Große Früh=
jahrs
=Preis, ein Dauerrennen über 20, 30 und 50
Kilometer, zur Entſcheidung. Die Reſultate waren:
Großer Frühjahrs=Preis, 20 Kilometer: 1. Theile 16
Minuten 37,1 Sekunden, 2. Stellbrink 1400 Meter,
3. Vanderſtuyft 1720 Meter, 4. Simar 2640 Meter
zurück. 30 Kilometer: 1. Theile 24 Minuten 50 Se=
kunden
, 2. Stellbrink 1300 Meter, 3. Vanderſtuyft 2300
Meter, 4. Simar 3900 Meter zurück. 50 Kilometer:
1. Vanderſtuyft 43 Minuten 34 Sekunden, 2. Stellbrink
200 Meter, 3. Theile 2180 Meter, 4. Simar 4780 Meter
zurück. Geſamtreſultat: 1. Theile 97,820 Kilometer,
2. Stellbrink 97,100 Kilometer, 3. A. Vanderſtuyft
95,980 Kilometer, 4. Simar 88,760 Kilometer. Haupt=
fahren
: 1. Stabe, 2. Wegener, 3. Schürmann.
Die Radrennen in Mainz brachten am
Sonntag Otto Meyer eine Reihe von Erfolgen. Der
Ludwigshafener gewann das Hauptfahren vor Ritzen=
thaler
und Augenſtein, das Eröffnungsrennen vor
Ritzenthaler und Barth, das Ausſcheidungsfahren vor
Barth und Leiß, ſowie das Punktefahren vor Müller=
Karlsruhe und Ritzenthaler. Ferner ſiegte im 10= Kilo=
meter
=Rennen der Herrenfahrer Hohe=Nied mit 1
Runde vor Dreſcher=Mainz; Rode=Hamburg gab auf.
Das 10=Kilometer=Dauerrennen für Berufsfahrer ſah
Weiß=Hanau in 10 Minuten 46 Sekunden vor Dors=
heimer
ſiegreich.
Eröffnungsrennen in. Düſſeldorf.
Großer Preis von Düſſeldorf. 1. Lauf, 20 Kilometer:
1. Goor 18:20, 2. Bruni 400 Meter, 3. Schelling 1350
Meter, 4. Leon Vanderſtuyft 2030 Meter zurück.
2. Lauf, 20 Kilometer: 1. Goor 17144, 2. Leon Vander=
ſtuyft
650 Meter, 3. Bruni 1600 Meter, 4. Schelling
2200 Meter zurück. 3. Lauf, 30 Kilometer: 1. Goor
26:39, 2. Leon Vanderſtuyft 1620 Meter, 3. Bruni 3000
Meter, 4. Schelling 3700 Meter zurück.
Sp. Die Meeres=Meiſterſchaft, die Haupt=
konkurrenz
der Motorboot=Rennen von Monaco,
wurde am Sonntag bei prachtvollem Wetter aus=
gefahren
. In dem über 200 Kilometer führenden Ren=
nen
ſtarteten 38 Boote. Sieger war der franzöſiſche
Kreuzer Cocorico der die Strecke in 4 Stunden 22
Minuten 25 Sekunden zurücklegte. An zweiter Stelle
folgte Telemors mit 4:47:46, dann Mors=Calypſo
mit 4148:17 und Gregoire VIII. mit 5.05:45. Ferner
trafen noch Bianchi und Spa Galinari am Ziel
ein. Alle übrigen hatten aufgegeben. Das deutſche
Boot Marga III. blieb dem Start fern.
Literariſches.
Rotholz Geld=, Bank= und Börſen=
weſen
. Praktiſcher Ratgeber für den Verkehr mit der
Bank und mit der Börſe. Mit zirka 80 in den Text ge=
druckten
Beiſpielen (z. T. nach Originalen photogra=
phiſch
reproduziert) und in gemeinverſtändlicher Dar=
ſtellung
. Zweite, neubearbeitete und erweiterte Auf=
lage
von Franz Böttger, kaiſerl. Bankvorſtand.
Preis geb. 2,75 Mk. Verlag der Modernen kaufmänni=
ſchen
Bibliothek (vorm. Dr. jur. Ludwig Huberti), G.
m. b. H., Leipzig=R. Da das Handbuch des Geld=,
Bank= und Börſenweſens von Rotholz in Fachkreiſen
als eine hervorragende Leiſtung anerkannt worden
war, wird den vielen Freunden des Buches die jetzt
vorliegende zweite Auflage recht willkommen ſein. Bei
ſeinem reichen Inhalte und billigen Preiſe verdient es
die Beachtung aller Intereſſenten, insbeſondere werden
Kaufleute, Bankbeamte und Induſtrieangeſtellte großen
Nutzen aus dem Studium des Buches ziehen. Die

Einſchaltung von zirka 80 Illuſtrationen und Bei=
ſpielen
, zum Teil nach Originalen photographiſch repro=
duziert
, dürfte ebenfalls Anerkennung finden.
In 4 Monaten 16 Pfund zugenommen!
Wer ſeinen Körper widerſtandsfähig erhalten und
die Nerven kräftigen will, wird kein beſſeres Hilfsmittel
finden, als die wohlbekannte und langbewährte Scotts
Emulſion, wie das aufs neue in den folgenden Zeilen
beſtätigt wird:
(7914)l
Krefeld, Louiſenſtraße 147, 19. Februar 1909.
Seit Mitte Oktober bis heute, alſo etwa 4 Monate, habe=
ich
Scotts Emulſion regelmäßig eingenommen. Ich erzielte in
dieſer Zeit eine Gewichtszunahme von über 16 Pfund und habe=
einen
ganz vorzüglichen Appetit bekommen. Mein geſamtes Aus=
ſehen
iſt ſo ausgezeichnet, wie nie zuvor und ich fühle mich in
jeder Beziehung, nicht zuletzt was die Nerven angeht, ſehr geſtärkt,
Scotts Emulſion, deren vorzügliche Wirkung ich
ſchon bei meinen Kindern feſtgeſtellt hatte, wird=
von
mir überall empfohlen werden.
(gez). Frau Joh. Rooſen.
Seit mehr als 30 Jahren hat ſich der=
Weltruf von Scotts Emulſion als vor=
zügliches
Kräftigungsmittel bei Abſpannung.
und Entkräftung behauptet, was in erſter
Linie darauf zurückzuführen iſt, daß bei=
der
Herſtellung in allen Beſtandteilen aus=
ſchließlich
die allerbeſten Rohmaterialien
Nur echt mit dieſer zur Verwendung gelangen. Für Scotts,
Marke-demFiſcher Emulſion gibt es kein Erſatzmittel. Man=
dem Garantis
zeichen des Scoti= beſtehe daher darauf, ſtets die echte Scotts
ſchen Bezjahrens!
zu erhalten.
Scotts Emulſion wird von uns ausſchließlich im großen verkaufr
und zwar nie loſe nach Gewicht oder Maß, ſondern nur in verſiegelten
Originalflaſchen in Karton mit unſerer Schutzmarke (Fiſcher mit dem Dorſh).
Scott & Bowne, G. m. b. H., Frankfurt a. M.
Beſtandteile: Feinſter Medizinal=Lebertran 150,0, prima Glyzerins
50,0, unterphosphorigſaurer Kalk 4,3, unterphosphorigſaueres Natron 2,9.
pulv. Tragant 3,0, feinſter arab Gummi pulv. 2,0, deſtill. Waſſer 12),). KI:
kohol 11,0. Hierzu aromatiſche Emulſion mit Zimt=, Mandel= und Sruleecizi.
je 2 Tropfen.

Gewinnauszug
der
222. Königlich Preußiſchen Klaſſenlotterie.
4. Klaſſe. 2. Ziehungstag. 9. April 1910.
(Nachdruck verboten.)
(Ohne Gewähr. A. St.=A. f. Z.)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne
über 192 Mk. gezogen:
1. Gewinn zu 100000 Mk. 129451
1 Gewinn zu 50 000 Mk. 88473
1 Gewinn zu 40000 Mk. 65788
1 Gewinn zu 10000 Mk. 19835
1 Gewinn zu 5000 Mk. 272788
6 Gewinne zu 3000 Mk. 342 103519 115799 233826
235457 301201
15 Gewinne zu 1000 Mk. 5234 11780 12708 25920
45454 72110 102083 131612 132402 188740 147478
151061 154704 156190 172977
22 Gewinne zu 500 Mk. 2265 17979 23863 28529
42246 60505 72535 103022 121734 124789 143649
169507 176244 219935 241196 244736 246137 254315
272051 272229 289019 300369
62 Gewinne zu 400 Mk. 4296 5633 11102 16762
18371 21310 32022 35956 36606 39697 43764 46530
51735 58266 62636 69082 81138 83262 85455 93668
95354 109254 114548 120347 120517 128455 133264
134097 134525 187316 138129 140244 141725 171686
173650 182871 191699 198927 201954 209075 211549
213056 219193 222863 225116 228894 237305 238036
242285 246695 246736 250191 267754 276860 277132
279465 285777 292400 297236 301076 301401 302308
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
192 Mk. gezogen:
1 Gewinn zu 20000 Mk. 49557
2 Gewinne zu 10000 Mk. 295609 297688
4 Gewinne zu 5000 Mk. 5198 21811 99488 169686
6 Gewinne zu 3000 Mk. 60329 126594 164668
167653177978 256157
12 Gewinne zu 1000 Mk. 23327 25504 44306
47247 114411 125304 131820 164705 194691 217051
217806 257526
23 Gewinne zu 500 Mk. 8179 21426 32579 42032
452038 102340 113068 116708 118186 120022 121304
1122363 134293 136067 144316 163687 165210 172056
192068 234330 234840 261585 267501
93 Gewinne zu 400 Mk. 648 15081 16979 18405
19240 20708 26382 44727 45717 45967 49535 49615
66800 68729 73819 75352 80100 87382 88367 89544
90554 96728 97246 101160 104272 105033 106819
107183 112927 114305 116142 116196 116559 117972
119301. 127632 132332 136356 139461 141445 144623
145189 146013 148972 151086 154545 156055 158277
158544 160877 162351 164859 164918 165921 170628
176819
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197724 198144 198532 200673 202773 205448 206072
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Nummer 84.

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Außer Abonnement.
Vorſtellung bei ermäßigten Preiſen.
Anfang 7 Uhr.
Die Dollarprinzeſſin.
Operette in 3 Akten (mit Benützung des
Luſtſpiels von Gatti=Trotha) von A. M. Will=
ner
u. F. Grünbaum. Muſik von Leo Fall.
Preiſe der Plätze:
Proſzeniumsloge 2. Mk., Fremdenloge
2. Mk., Balkonloge 2. Mk., 1. Rang
2. Mk., 2. Rang 1. Mk., Sperrſitz
1.50 Mk., Parterre 1. Mk., 1. Galerie
40 Pfg., 2. Galerie 30 Pfg.
Der Kartenverkauf zu dieſer Vorſtellung
findet Mittwoch, den 13. April a) für die
Galerien von 1 bis 1¼ Uhr b) für die
anderen Plätze von 3½ bis 5 Uhr, ſowie
an den darauffolgenden Tagen vormittags
von 11 bis 1 Uhr, für die noch vorhan=
denen
Plätze an der Tageskaſſe ſtatt.
Am linken Schalter werden nur Sperrſitz=
Karten abgegeben, am rechten Schalter alle
übrigen Karten.