Abonnementspreis
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173. Jahrgang
monatl. 50 Pfg., viertelj. 1.50 Mk.,
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verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der Sonntags=Beilage:
tnren Beſtell. entgegen zu 60 Pfg. monatl.
ſowie von unſeren Agenturen und
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kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
Die deutſch=franzöſiſchen Handelsbeziehungen.
*⁎* Nicht nur wegen des baldigen Ablaufs unſeres
Handelsabkommens mit Amerika allein ſtehen die
wirr=
ſchaftspolitiſchen Intereſſen augenblicklich im
Vorder=
grunde, vielmehr iſt es eine ganze Reihe von Ländern,
mit denen unſer Warenaustauſch auf eine andere Baſis
geſtellt werden ſoll, wie z. B. mit Portugal, Dänemark,
Spanien und namentlich auch mit Frankreich, das
ſeinen Zolltarif erheblich erhöht hat. Wie in den
letzten Tagen im Reichstage und in der bayeriſchen
Ab=
geordnetenkammer hervorgehoben wurde, wird durch die
zollpolitiſchen Maßnahmen Frankreichs die deutſche
Exportinduſtrie ſchwer bedroht, und ob die
von der Reichsregierung hiergegen unternommenen
Schritte einen Erfolg haben werden, erſcheint ſehr fraglich.
Die deutſch=franzöſiſchen Handelsbeziehungen ſind
bekannt=
lich durch den Frankfurter Friedensvertrag
feſtgelegt worden, und wir können auf die Normierung
der Höhe des von Frankreich auf unſere Ausfuhr zu
be=
gebenden Zolls nicht einwirken, wenn die Republik nur
ihrer vertraglichen Pflicht nachkommt, uns die gleichen
Vergünſtigungen zu geben, die ſie Belgien, England,
Hol=
land, Oeſterreich=Ungarn, Rußland und der Schweiz
ge=
währt. Immerhin liegt es doch im Intereſſe beider
Län=
der, bei der Zollgeſetzgebung aufeinander Rückſicht zu
neh=
men, wie das z. B. noch im vorigen Jahre ſeitens
Deutſch=
lands geſchehen iſt, wo der Bundesrat ermächtigt wurde,
die anläßlich der Reichsfinanzreform erhöhten Zölle für
Schaumweine, Wein, Kognak, Likör uſw. zu ermäßigen.
Wenngleich die deutſchen wirtſchaftlichen Erfolge an
der Seine immer noch mit ſcheelen Augen angeſehen
werden, ſo darf man doch annehmen, daß Frankreichs
Zoll=
politik zum eigenen Schaden der Republik nicht mehr allein
durch das Beſtreben geleitet wird, Deutſchland zu ſchädigen
bezw. ihm keine Vorteile zukommen zu laſſen, wie das
früher der Fall war. Das Nachlaſſen der politiſchen
Spannung zwiſchen beiden Ländern übt ſicherlich mehr
und mehr ſeinen Einfluß auch auf wirtſchaftlichem Gebiete
aus, zumal Frankreich bei dem Bemühen, ſeine Produkte,
namentlich Wein, in größerem Maße als bisher in
Deutſch=
land einzuführen, unſer Entgegenkommen braucht. In
die=
ſer Erkenntnis hat die Pariſer Regierung denn auch die
ärgſten Auswüchſe der von den Hochſchutzzöllnern
geſtell=
ten Forderungen zu mildern geſucht, ohne daß freilich
da=
durch der neue Zolltarif ſeinen bedrohlichen Charakter
verloren hätte.
An der Seine möchte man ſchon lange die
Meiſtbegün=
ſtigungsklauſel des Frankfurter Friedensvertrages
abge=
ändert wiſſen, da man behauptet, durch die größere
Spe=
zialiſierung des neuen deutſchen Zolltarifs und durch die
von uns abgeſchloſſenen neuen Handelsverträge habe die
Meiſtbegünſtigung auf dem deutſchen Markte für
Frank=
reich weſentlich an Bedeutung verloren. Das muß
be=
ſtritten werden, denn der weitaus größte Prozentſatz
zoll=
pflichtiger franzöſiſcher Waren genießt bei uns die
Meiſt=
begünſtigung. Deutſchland hat keinen Grund, an den
be=
ſtehenden Verhältniſſen Aenderungen eintreten zu laſſen,
da ſich ſein Export nach Frankreich trotz aller ihm vielfach
in den Weg gelegten Schwierigkeiten ganz gut entwickelt
hat, und auch Frankreich kann mit ſeinen Erfolgen
zufrie=
den ſein. Zu Beginn des Jahrhunderts betrug unſere
Ausfuhr nach Frankreich 277 Millionen, und 1908 belief
ſie ſich auf 437,9 Millionen Mark, während die Ziffern
unſerer Einfuhr aus Frankreich 305 bezw. 420 Millionen
Mark waren. Hoffentlich erfüllen ſich die Befürchtungen
nicht, daß der neue franzöſiſche Zolltarif unſere
Export=
induſtrie ungünſtig beeinfluſſen werde!
Mittelſtandsbund für Handel und Gewerbe.
* Der kürzlich gewählte Ausſchuß zur Vorbereitung
der Gründung eines Zentralausſchuſſes der
gewerb=
lichen Mittelſtandsverbände Deutſchlands
iſt dieſer Tage in Leipzig zu ſeiner erſten Sitzung
zuſam=
mengetreten. Ueber die Organiſation des Bundes wurde
in ganz eingehender Weiſe beraten. Einſtimmig wurden
folgende Beſchlüſſe gefaßt: Die Organiſation ſoll die
gro=
ßen gemeinſamen Intereſſen des deutſchen Mittelſtandes
vertreten und den Namen Mittelſtandsbund für Handel
und Gewerbe tragen. Aufnahme in den Mittelſtandsbund
können finden: Fach= und Berufsvereine des gewerblichen
Mittelſtandes, Innungsverbände, Innungsausſchüſſe,
In=
ungen, Genoſſenſchaften, Detailliſtenvereine uſw.; Ver=
bände und Vereine, die die wirtſchaftliche
Intereſſenver=
tretung des Mittelſtandes unter Ausſchluß jeder
Partei=
politik betreiben; Handels=, Handwerks= und
Gewerbekam=
mern; Einzelperſonen, die mit den ſatzungsgemäßen
Zie=
len des Mittelſtandsbundes einverſtanden ſind. Den
ge=
ſchäftsführenden Vorſtand bilden Architekt Felix Höhne als
Vorſitzender und Rechtsanwalt Stocky=Düſſeldorf als
Schriftführer. Es ſoll ein deutſcher
Mittelſtands=
tag im Auguſt oder September in Düſſeldorf abgehalten
werden. Der geſchäftsführende Vorſtand wird im Laufe
des Monats März zu weiteren Beratungen in Eiſenach
zuſammentreten. Ausdrücklich wurde feſtgelegt, daß
Par=
teipolitik und konfeſſionelle Beſtrebungen
vom Mittelſtandsbunde ſtreng fernzuhalten ſind. Der
Mittelſtandsbund will in keinen Gegenſatz zu anderen
gro=
ßen Berufsgruppen und deren Organiſationen treten. Er
wird den Hauptwert auf eine ruhige und ſachliche
Behand=
lung der mittelſtändiſchen Forderungen und auf die
Lei=
ſtung poſitiver Arbeit legen. Das allergrößte Gewicht
wird die neue Organiſation auf die Erziehung des
Mittel=
ſtandes zur Selbſthilfe legen.
Die Wahlen in England
haben den Tarifreformern nach den zuletzt bekannt
gewordenen Ergebniſſen ganz unerwartete
Er=
folge gebracht, von denen ſelbſt die liberalen Blätter
ſagen, daß ſie ganz unbegreiflich ſind. Es ſind das die
erſten Ergebniſſe der ländlichen Kreiſe und ſie ſcheinen
zu beweiſen, daß die Chamberlainſchen Pläne auf dem
Lande allgemeine Begeiſterung hervorgerufen haben. Im
konſervativen Lager ſelbſt nahm man allgemein an, man
werde nicht mehr als höchſtens acht Sitze erobern,
in Wirklichkeit aber trugen die Tarifreformer in
fünf=
zehn Wahlkreiſen den Sieg davon. Allerdings iſt es
jetzt zu ſpät für ſie, einen endgültigen Sieg noch zu
er=
ringen, allein ſicher ſcheint es zu ſein, daß die Regierung
nur eine ſehr geringe Mehrheit haben wird und ganz auf
die Stimmen der iriſchen Nationaliſten angewieſen ſein
dürfte. Der liberale „Daily Chronicle” führt in einem
längeren Leitartikel aus, daß das Bedenklichſte bei den
Wahlen ſei, daß ſich die Erfolge der Tarifreformer nicht
auf einen einzigen Diſtrikt beſchränken, ſondern ſo ziemlich
das ganze Land umfaſſen. Wo jedoch die liberalen
Kandidaten gewählt wurden, da ſei es nur mit geringer
Mehrheit geſchehen. In der Tat verhält es ſich ſo.
Bei=
ſpielsweiſe wurde in Turnbridge in der Grafſchaft Kent
die liberale Mehrheit von früher 1000 Stimmen in eine
konſervative von 3500 Stimmen umgewandelt! Und das
bei einer Stimmenzahl von nur 15000! In einem
an=
deren Kreiſe, der von einem Konſervativen vertreten
wurde, iſt deſſen Majorität von 300 auf 4500 angewachſen!
In North=Buckingham wurde die liberale Mehrheit von
1580 auf 111 Stimmen herabgedrückt, und ähnlich war es
auch in den meiſten anderen Kreiſen. Dies beweiſt, wie
mager der Troſt iſt, mit dem die liberalen Blätter ſich und
ihre Leſer tröſten wollen, daß es mit der Tarifreform in
England zu Ende ſei. Jene Blätter, die ausführen, daß
die Tarifreform ſicher über kurz oder lang ſiegen werde,
dürften daher ſicher recht behalten, ſo peinlich dieſe
Aus=
ſicht auch wirken mag.
Die Frage, die jetzt in den Vordergrund tritt, iſt nach
dem ganz unerwartet gekommenen Ausfall der Wahlen
die, wie lange ſich Asquith mit ſeiner kleinen
Mehrheit wird am Ruder halten können. Der
Pre=
mierminiſter wurde wieder in einer Wählerverſammlung
von einem Wähler über ſeine politiſchen Pläne
ausge=
fragt, und nach einigem Zögern ſah er ſich ſchließlich doch
veranlaßt, einige Fragen beſtimmter, als es ſonſt in der
letzten Zeit ſeine Gewohnheit war, zu beantworten. Er
meinte, daß der Ausfall der Wahlen in den Städten
deut=
lich genug gezeigt habe, daß die großen Induſtriezentren
nach wie vor entſchieden für den Freihandel ſeien; ferner
wiederholte er die bereits von ihm mitgeteilten Pläne, die
er bezüglich des Oberhauſes hegt. Weiter ſtellt er eine
Wahlreform in Ausſicht, und endlich ſagte er, daß er
ge=
willt ſei, den Iren eine eigene Verwaltung ihres Landes
zu gewähren.
Der Führer der iriſchen Partei, Redmond,
ſagte in ſeiner Rede in Dublin, die iriſche Home
Rule ſei das einzige Ergebnis der gegenwärtigen Wahl.
Die Behauptung, daß Premierminiſter Asquith ſeine
Zu=
ſage geändert habe, ſei nicht ernſt zu nehmen. Das
wich=
tigſte Moment in der Lage ſeien die Erklärungen, daß er
die Home Rule=Bill nicht einbringen werde, ehe er mit
den Lords fertig und wenn das Vetorecht des Oberhauſes
abgeſchafft ſei. Sobald dieſes Hindernis aus dem Wege
geräumt ſei, meinte Redmond, habe er wegen der Zukunft
der iriſchen Frage keine Sorge mehr. Keine liberale
Par=
tei, wie ſtark ſie auch ſein möge, werde es wagen, den
Ir=
ländern das Recht auf die Home Rule abzuſprechen.
Deutſches Reich.
— Im preußiſchen Abgeordnetenhauſe
nahm der Miniſterpräſident von Bethmann
Holl=
weg nochmals zum Kattowitzer Fall das Wort
und erklärte:
Für den Kattowitzer Fall waren für die
Entſchei=
dung der Regierung keine konfeſſionellen und keine
parteipolitiſchen, ſondern lediglich nationale
Ge=
ſichtspunkte maßgebend. Das iſt das, was ich
aufrechterhalte und was der Kultusminiſter ſagte. Der
Vorredner wies auf einen Erlaß des Fürſten Bismarck
vom Jahre 1882 hin. Auch die jetzige Regierung geht
grundſätzlich von dem Inhalt dieſes Erlaſſes aus. Aber
ich möchte die Herren, die bei dieſer Gelegenheit ſich auf
den Fürſten Bismarck bezogen haben, doch einmal daran
erinnern, daß Fürſt Bismarck der größte Realpolitiker
war, den wir jemals gehabt haben. Wenn einmal die
Zeit kommen ſollte — ſie iſt nicht da und wird
hoffent=
lich nicht kommen —, wo die Beamten individuell die
Grundlage des Staates erſchüttern, dann würden
da=
gegen alle Machtmittel des Staates in Auwendung
ge=
bracht werden und ſie würden in Anwendung
ge=
bracht werden müſſen von jedem Staat, der ſich noch
ſelber erhalten will. Was die Verſetzung im Intereſſe
des Dienſtes anlangt, ſo habe ich bereits ausgeführt,
daß es abſolut unmöglich iſt, genaue Vorſchriften
dar=
über zu treffen, wann das Intereſſe des Dienſtes eine
Verſetzung der Beamten erfordert. Sie ſelbſt ſtehen im
praktiſchen Leben und verlangen, daß der Beamte, der
durch ſein amtliches außerordentliches Verhalten
er=
wies, daß er ſein Amt an dem bisherigen Ort ſeiner
amtlichen Tätigkeit erſprießlich nicht fortführen kann,
von dieſem Orte entfernt wird, nicht im
Disziplinar=
wege, ſondern durch Verſetzung im Intereſſe des
Dien=
ſtes an einen Ort, wo er beſſer paßt. Der Regierung iſt
es nicht darum zu tun, in den Beamten willenloſe
korrumpierte Sklaven zu haben. Wir wollen Männer,
die aus innerer Ueberzeugung dem Staate dienen und
die ſich dauernd bewußt ſind, daß das Amt, das ſie
be=
kleiden, mag es auch noch ſo untergeordnet ſein, doch
ein Stück der Verfaſſung iſt, deren Aufrechterhaltung
Pflicht des Beamten iſt. Deshalb iſt es der Regierung
durchaus unerwünſcht, die Beamten in der
Ausübung ihrer ſtaatsbürgerlichen Rechte,
insbeſondere der Freiheit des Wahlrechts, irgendwie
zu beſchränken. Das ſoll nur geſchehen, wenn
zwingende Staatsnotwendigkeiten vorliegen.
— Durch die am 1. April dieſes Jahres in
Wirkſam=
keit tretenden Novellen zum
Gerichtsverfaſ=
ſungsgeſetz, der Zivilprozeßordnung, des
Gerichts=
koſtengeſetzes und der Gebührenordnung für Rechtsanwälte
werden vorausſichtlich ſehr viele
Rechtsanwaltsan=
geſtellte ſtellenlos. Allein aus der Beſtimmung,
wo=
nach die Zuſtändigkeitsgrenze bei den Amtsgerichten von
300 auf 600 Mark erhöht wird und damit auch für dieſe
Prozeſſe der Anwaltszwang beſeitigt iſt, wird eine
Ver=
minderung der vor den Landgerichten anhängig gemachten
Prozeſſe um rund 50 Prozent erwartet. Wenn die
Rechtsanwälte weniger Prozeſſe haben, werden ſie auch
weniger Perſonal brauchen, außerdem dürfte auch die
künftige Art der Koſtenfeſtſetzung eine Verringerung des
Perſonals bei den Rechtsanwälten mit ſich bringen. Ans
dererſeits werden manche Arbeiten aus den Bureaus der
Rechtsanwälte in die Bureaus der Gerichte verlegt, ſodaß
bei den Gerichten ein ſtärkerer Bedarf an Hilfskräften
hervortreten dürfte. Aus allen dieſen Gründen hat der
Ver=
band der Bureaugehilfen an die in Betracht kommenden
Behörden und geſetzgebenden Körperſchaften eine Petition
gerichtet, in der verlangt wird, daß die arbeitslos
werden=
den Bureaugehilfen bei Rechtsanwälten bei Beſetzung von
Kanzliſtenſtellen an den Gerichten zuerſt berückſichtigt
wer=
den.
— Der „Alte Verband” hat bekanntlich die Erhebung
einer „Extraſteuer” beſchloſſen und zwei andere
Berg=
arbeiterorganiſationen, der chriſtliche und der
Hirſch=Dunckerſche Gewerkverein, haben über den gleichen
Antrag eine Urabſtimmung angeordnet. Vermutlich wird
dieſe ebenfalls die Annahme des Sonderbeitrags ergeben.
Unrichtig iſt aber die Angabe mehrerer Berliner Blätter,
daß dieſe Fonds für einen Generalſtreik beſtimmt
ſeien. Das würde vorausſetzen, daß die Abſicht der
In=
ſzenierung eines allgemeinen Ausſtandes beſtände. Die
Erträgniſſe der Extraſteuer ſollen zunächſt dem Kampf
gegen den Zentralarbeitsnachweis dienen.
In welcher Form dieſer Kampf geführt wird, kann noch
niemand ſagen. Es gibt hier aber ohne Zweifel noch
an=
dere Möglichkeiten als den Streik. Daß der Fonds, wenn
es zum Streik kommen ſollte, für dieſen verwandt werden
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
Nummer 19.
würde, iſt ſelbſtverſtändlich. Aber einſtweilen iſt von einer
Neigung zum Streik noch gar keine Rede.
Die „Mecklenburgiſche Warte” meldet, in Güſtrow
hätten Verhandlungen zwiſchen den führenden Mitgliedern
der ritterſchaftlichen Majorität Mecklenburgs und der
landſchaftlichen Minorität ſtattgefunden, um der
Regie=
rung neue Vorſchläge in der
Verfaſſungsangele=
genheit zu unterbreiten.
Ausland.
— Die Vertreter aller Parteien Ungarns hielten unter
dem Vorſitz des Präſidenten des Abgeordnetenhauſes,
Gal, eine Beratung, um eine einheitliche Haltung gegen
das Kabinert Khuen=Hedervary zu
verein=
baren. Die Beratung blieb erfolglos, die Vertreter der
beiden Teile der Unabhängigkeitspartei waren für die
Ein=
bringung eines Mißbilligungsantrages gegen das
Ka=
binett Khuen=Hedervary, deſſen Annahme, da ſie über die
Mehrheit verfügen, geſichert iſt. Andraſſy und Zichy
er=
klärten dagegen im Namen der Verfaſſungspartei und der
Volkspartei, daß ſie Khuen=Hedervary nicht Mißtrauen
be=
zeugen würden, bevor ſie ſein Programm kennten.
Hier=
auf verließen die Vertreter der Unabhängigkeitspartei die
Beratung.
— Auf verſchiedene, das Laienſchulweſen
be=
treffende Interpellationen in der franzöſiſchen Kammer
er=
klärte Miniſterpräſident Briand, die Kirche habe mit
Worten des Kampfes auf die zum Frieden mahnenden
Stimmen geantwortet. Es gäbe Katholiken, die keinen
Frieden wünſchten, weil er ihren Plänen hinderlich ſei.
Die Mehrheitsparteien und die die Sache des Friedens
verfechtenden Katholiken würden als Verräter hingeſtellt;
der ausgebrochene Kampf ſei einem gemeinſamen Plane
der Gegner der Republik entſprungen. Die Biſchöfe ſeien
leichtſinnig geworden; als ſie an den Kundgebungen
teil=
nahmen, hätten ſie es wohl zu ſpüren bekommen.
Dem=
gemäß hätten die Biſchöfe von Verſailles und Nizza und
andere die Einſchränkung des Kampfes empfohlen. Der
Miniſterpräſident erklärte ferner, er ſei einer Ausſprache
der Familienväter mit den Lehrern nicht entgegen unter
der Bedingung, daß ſie aufrichtig ſei. Die Regierung ſei
entſchloſſen, die Lehrer gegen ungerechte Angriffe zu
ver=
teidigen; ſie habe das größte Vertrauen zu ihnen. Die
gegenwärtigen Beratungen hätten ihnen ein klareres
Be=
wußtſein von der Wichtigkeit ihrer Aufgabe gegeben.
Der Kriegsminiſter wird die von ihm
ausgear=
beiteten Abänderungen des Rekrutierungsgeſetzes, die die
Säuberung der Armee des Mutterlandes von
den Apachen bezweckt, dem Miniſterrate unterbreiten.
Es heißt, der neue Geſetzentwurf beſtimme u. a., daß ein
wegen Zuhälterei vorbeſtrafter Rekrut, ſelbſt wenn ihm
das Gericht die Wohltat des bedingten Strafaufſchubs
zu=
gebilligt hätte, in jedem Falle den afrikaniſchen
Dis=
ziplinarbataillonen zugeteilt werden ſolle; desgleichen
ſol=
len alle Rekruten, die mehr als einmal vom
Zuchtpolizei=
gericht, und wenn auch nur zu 14 Tagen Gefängnis,
ver=
urteilt wurden, den afrikaniſchen Disziplinarbataillonen
einverleibt werden. Der Geſetzentwurf ſoll demnächſt der
Kammer unterbreitet werden.
Der Senat nahm den auf einer Berliner Konferenz
beſchloſſenen Entwurf einer internationalen Konvention
über drahtloſe Telegraphie an.
— Wie die Petersburger Telegraphen=Agentur erfährt,
hat der ruſſiſche Miniſter des Aeußern dem Botſchafter
der Vereinigten Staaten das Antwort=
Memoran=
dum der ruſſiſchen Regierung über den Vor=
ſchlag der Regierung der Vereinigten Staaten betreffend
die Handelsneutralität der mandſchuriſchen Eiſenbahnen
übergeben.
Die ruſſiſche Regierung verſichert ihre Ergebenheit für
die Grundſätze der Integrität und der Souveränität
Chi=
nas; der Politik der offenen Türe und der gleichen
Han=
delsbegünſtigungen in der Mandſchurei, ſpricht jedoch die
Ueberzeugung aus, daß dieſe Grundſätze in nichts
gefähr=
det ſeien, und daß es daher durch die Sachlage in der
Mandſchurei nicht begründet ſei, daß als wirkſamſtes
Mit=
tel zum Schutze dieſer Grundſätze die von den Vereinigten
Staaten aufgeworfenen Fragen auf die Tagesordnung
ge=
ſetzt werden. Das Memorandum zählt die Bedenken gegen
den amerikaniſchen Vorſchlag auf. Es wird vor allem
darauf hingewieſen, daß die oſtchineſiſche Bahngeſellſchaft
bei der Ausführung ihrer großen Unternehmungen ſich
be=
ſtimmte Rechte und Vorrechte für die ganze 30 Jahre
lau=
fende Konzeſſionszeit verſchafft habe. Es ſei daher der
chineſiſchen Regierung nur die Möglichkeit gelaſſen
wor=
den, das Unternehmen nach Ablauf von 30 Jahren zu
er=
werben. Noch größere Bedeutung hat die oſtchineſiſche
Bahn vom ſtaatlichen Standpunkte aus; dieſe Linie dient
als Hauptweg für die ruſſiſchen Verbindungen mit den
Beſitzungen im fernen Oſten und bildet ein untrennbares
Glied der großen ſibiriſchen Bahn. Für die Regierung iſt
es daher außerordentlich wichtig, ſich die unmittelbare
Kon=
trolle über die Bahn und die Möglichkeit zu wahren, ihre
Tarife zu regulieren, was naturgemäß bei Uebergabe der
Bahn in die Hände eines internationalen Syndikates
un=
möglich wäre. Endlich bietet das Projekt auch vom rein
finanziellen Standpunkte aus nicht die dauernde
Garan=
tie, daß bei einer neuen Sachlage voll befriedigende
Re=
ſultate erreicht werden, da der in Vorſchlag gebrachte
Plan den Charakter eines in großem Maßſtabe
vorgenom=
menen, aber noch nirgends praktiſch erprobten Verſuches
trägt.
Die Antwort Japans iſt dem amerikaniſchen
Botſchafter am Freitag nachmittag übermittelt worden.
Der Inhalt wird nicht bekannt gegeben, doch beſagen
Nach=
richten aus beſter Quelle, daß die Antwort nicht
umfang=
reich iſt. Japan weigere ſich, der Neutraliſierung
zuzuſtimmen und zwar aus mehreren Gründen, beſonders
aber, weil ſie weder für Japan noch für China einen
Vorteil bedeute und auch die kommerzielle Lage in der
Mandſchurei nicht ändern würde, wo Japan an den
Ver=
ſprechungen betreffend die offene Tür und die gleiche
Ge=
legenheit für den Handel aller Mächte ſtreng feſthalte.
Man glaubt, daß die Antwort im freundſchaftlichen Tone
gehalten iſt.
— Wie den Blättern aus Montevideo gemeldet wird,
handelt es ſich bei den Aufſtänden, die in mehreren
Pro=
vinzen Uruguays ausgebrochen ſind, um eine
weitver=
zweigte Verſchwörung. Unter der Bevölkerung
herrſcht Erregung. Der Präſident beabſichtigt, mit aller
Strenge gegen die Schuldigen vorzugehen. Eine ſtrenge
Zenſur wird ausgeübt.
*
*
ngce. Deutſche Lehrkräfte für eine
japa=
niſche Waffenfabrikationsſchule. Die
japa=
niſche Heeresverwaltung beabſichtigt,, nach einer der „N.
G. C.” zugehenden Meldung, eine Waffenfabrikations= und
Konſtruktionsſchule nach deutſchem Muſter zu errichten.
Die für die japaniſchen Truppen hergeſtellten Waffen
wa=
ren bisher vielfach nach veralteten Modellen gearbeitet, da
es den Fabrikanten an genauer Kenntnis der modernen
Errungenſchaften und Fortſchritte auf dieſem Gebiete
fehlte. Dem ſoll dieſe Schule nunmehr abhelfen. Als
Lehrkräfte wird die japaniſche Heeresverwaltung ſich
be=
mühen, deutſche Offiziere und Ingenieure
zu gewinnen.
* Zur Verlobung des Prinzen
Napo=
leon. Die Prinzeſſin Klementine von Belgien
vird, wie gemeldet, die Gemahlin des Prinzen
Vik=
tor Napoleon, des Oberhauptes der „Familie
Im=
périale de France‟ Die Nachricht ruft mancherlei
Ueberraſchung hervor und beſitzt ohne Zweifel, allen
Ableugnungen zum Trotze, auch eine gewiſſe
poli=
tiſche Bedeutung. Zwar wird bereits von Brüſſel
aus verbreitet, die Prinzeſſin Klementine intereſſiere
ſich für das Prätendententum ihres zukünftigen Gatten
in keiner Weiſe, ja ſie werde ihn ſogar veranlaſſen, in
Zukunft noch weniger als bisher von ſeiner
Präten=
dentenrolle Gebrauch zu machen. Man darf aber nicht
vergeſſen, daß die Familie Bonaparte ihrem Ausſterben
entgegenzugehen ſchien und man bisher annehmen
konnte, daß es eine Generation nach uns in Frankreich
keine Bonapartiſten mehr geben würde, weil dann kein
Bonaparte mehr vorhanden wäre. In der ſogenannten
kaiſerlichen Linie, die gegenwärtig aus der Exkaiſerin
Eugenie und dem Prinzen Napoleon, ſeinem Bruder,
dem Prinzen Louis, ſeiner Schweſter, der verwitweten
Herzogin Laetitia von Aoſta, und ſeiner Mutter, der
Prinzeſſin Clothilde, geborenen Prinzeſſin von Italien,
beſteht, ſchwand die Hoffnung auf einen Nachwuchs von
Jahr zu Jahr, da beide Prinzen ledig blieben. Und
in der jüngeren, von Lucien Bonapärte abſtammenden
Linie iſt der Prinz Roland Bonaparte, der Vater der
Prinzeſſin Marie von Griechenland, der einzige und
der letzte Mann. Wenn alſo aus der Ehe des Prinzen
Napoleon und der Prinzeſſin Klementine von Belgien
ein Sohn hervorgeht, iſt zunächſt die Zukunſt des
Bonapartismus geſichert, und die franzöſiſche Republik
wird dann, aller Wahrſcheinlichkeit nach, früher oder
ſpäter mit einem neuen Aufleben der napoleoniſchen
Idee zu rechnen haben, die, namentlich im franzöſiſchen
Heere und unter der Landbevölkerung, viel mehr
An=
hänger beſitzt, als man im allgemeinen zu glauben
ge=
neigt iſt.
* Belgrad, 21. Jan. Die häufigen Zwiſchenfälle,
durch die der ehemalige Kronprinz Georg das
ganze ſerbiſche Volk gegen ſich aufgebracht hat,
veran=
laßten die Regierung in einer geſtern abgehaltenen
Sitzung, die der König leitete, dem Könige
vorzu=
ſchlagen, den Prinzen Georg in ein Regiment im
Innern zu verſetzen, wo er das Kommando über eine
Kompagnie übernehmen ſoll. Der König erklärte ſich
mit dem Vorſchlage einverſtanden. Prinz Georg ſoll
innerhalb acht Tagen Belgradverlaſſen und dem
10. Infanterie=Regiment in Gornji=Milanowatz
zuge=
teilt werden. Der Kronprinz Alexander wird angeblich
übermorgen nach Sofia abreiſen, um, wie gemeldet, dem
König Ferdinand den Beſuch zu erwidern. Der
Kron=
prinz bleibt, wie man hört, in Sofia zwei Tage.
Vom neuen Kometen.
* Vor kurzem iſt in Südafrika, wie bereits
mitgeteilt, ein neuer Komet entdeckt worden, der
die Aſtronomie andauernd in Atem hält. In
unſe=
ren Breiten iſt der Haarſtern allerdings noch nicht
ſicht=
bar. Doch iſt der Augenblick nicht ferne, wo auch die
Bewohner der nördlichen Breiten dieſes Phänomen
am Sternenhimmel werden beobachten können. Der
neuentdeckte Komet von Johannesburg iſt nach Anſicht
von Sir Robert Ball, Profeſſors der Aſtronomie in
Cambridge, ein ganz neuer
Himmelswande=
rer, von dem man bisher keine Kenntnis hatte.
Mitt=
woch abend um 4 Uhr hat man den Kometen in
Cam=
bridge in der Konſtellation Capricornus, in der
Richtung nach Aquarius ziehend, beobachtet. Später,
wenn er die Konſtellation Pegaſus erreicht hat dürfte
er in Nordeuropa allgemein ſichtbar werden. Auch
von dem Obſervatorium in Southport kommt Kunde,
daß der Komet dort am Donnerstag abend 5 Uhr dem
unbewaffneten Auge ſichtbar wurde. Der Schweif war
faſt zwei Grad lang und von ungemein ſtarkem Glanz.
Der Kopf des Kometen war von der Größe und Helle
des Planeten Merkur. Zwiſchen Montag, wo der
Ko=
met entdeckt wurde, und Mittwoch abend, wo man ihn
zum erſten Mal in England beobachtete, muß er ſehr
nahe an der Sonne vorübergegangen ſein, von der er
ſich nun mit ungeheurer Schnelligkeit entfernt. Auch
Profeſſor Turner von der Univerſität in Oxford hat
den Kometen mit einem gewöhnlichen Feldſtecher
be=
obachtet, Er meint, der Schweif habe etwa die
vier=
fache Länge des Durchſchnitts des Mondes. Aus
Mar=
ſeille wird dagegen berichtet, daß der neue Komet
be=
reits als hellſtrahlender Stern kurz vor
Sonnenunter=
gang geſehen worden ſei. Er ſtand ſehr tief am
Hori=
zont und war etwa zehn Minuten mit bloßem Auge
ſichtbar. Wie bereits mitgeteilt, wurde er am
Don=
nerstag abend auch in Wilhelmshaven
beob=
achtet.
Dr. Archenhold, der Direktor der Treptower
Sternwarte, teilt dem „Berl. Lokalanzeiger” mit, daß
es ſich in der Tat um einen ganzneuen Kometen
handelt. Daß der Himmelskörper ſo plötzlich am
Firma=
ment aufgetaucht ſei, ohne daß man vorher die geringſte
Ahnung davon gehabt hätte, ſei nicht verwunderlich.
Bei den Kometen ſei das ſogar zumeiſt der Fall. Die
periodiſchen Kometen, zu denen der Halleyſche Komet
gehört, bildeten die Ausnahme; dieſe hätte man ſtets
vorher erwartet, da man ihre Bahn und ihre
Umlaufs=
zeit annähernd habe berechnen können. Die meiſten
Kometen laufen aber in einer paraboliſchen Bahn,
kommen nur einmal in die Nähe der Sonne und
ver=
chwinden dann immer wieder in das Weltall, um nie
wieder zurückzukehren.
Die Erbſchaft König Leopolds.
* Die belgiſche Preſſe beſchäftigt ſich ſeit Anfang
dieſer Woche wieder einmal recht lebhaft mit dem
Nach=
laß des verſtorbenen Königs Leopold. Die
endgültige Regelung der Erbſchaft bereitet allem
An=
ſcheine nach größere Schwierigkeiten, als man anfangs
annahm, denn der Tote hatte offenkundig die Abſicht,
ſeinen Millionenbeſitz ſeinen drei Töchtern zu
ent=
ziehen. Er verteilte deshalb ſeinen Beſitz an
Gründ=
ungen und Stiftungen, die er in ſeinen letzten
Lebens=
jahren gemacht hat. Eine der merkwürdigſten dieſer
Stiftungen, ſo ſchreibt die „Voſſ. Ztg.” iſt die ſogenannte
Koburger Stiftung, deren Akte die Brüſſeler
„Gazette” veröffentlichte. Aus dieſen, vor dem
belgi=
ſchen Geſetz völlig ungültigen Schenkungsakten geht
hervor, daß König Leopold nur deshalb derartige
Stif=
tungen im Auslande machte, weil er genau wußte, daß
ihm in Belgien ſelbſt eine derartige „Verſchandelung”
ſeines Vermögens nicht möglich ſei.
Die Gründung Nieder=Füllbach bei Koburg datiert
vom 9. September 1907 und iſt durch Nachträge vom 12.
Dezember 1908 dermaßen verklauſuliert worden, daß
ſelbſt die Verwaltungsräte kein Verfügungsrecht über
das Vermögen der Geſellſchaft hatten. Alles war dem
Ermeſſen König Leopolds unterſtellt; ſo hatte er es
möglich gemacht, dieſer Geſellſchaft die vielen
Mi=
lionen an Kongowerten und ſonſtigen Titeln
zu übermitteln, die er der öffentlichen Kontrolle
ent=
ziehen wollte. Auf dieſe Weiſe ſind denn auch bereits
für etwa 20 Millionen Mark Werte ans Tageslicht
ge=
langt, von deren Exiſtenz kein Menſch eine Ahnung
hatte, und die „Gazette” glaubt zu wiſſen, daß noch
viele Millionen verborgen liegen müſſen.
Als Belgien den Kongoſtaat übernommen habe, ſei die
Kongoſchuld plötzlich ganz erheblich angewachſen
Das beweiſe, daß der verſtorbene Monarch kurzer Hand
dem belgiſchen Staate ſeine vielen Verpflichtungen
auf=
gehalſt, die Aktiven dagegen, beſtehend in
Beteiligungs=
werten des alten Kongoſtaates, ſeinem Privatbeſitz
ein=
verleibt habe. Dieſe ſchwere Beſchuldigung ergänzt das
genannte Blatt noch dadurch, daß es behauptet, im
Schloſſe Balincourt der Baron Vaughan ſeien
wert=
volle Möbel entdeckt worden, die zur Einrichtung des
Schloſſes in Laeken gehören, alſo Beſitztum des
belgi=
ſchen Staates ſind, über das kein Monarch ohne
Geneh=
migung des belgiſchen Parlaments verfügen könne.
Die größte Verwunderung bei dieſer immerhin
recht unköniglichen Geſchichte erregt es, daß der
Präſi=
dent des Kaſſationshofes von Belgien, pan Moldeghem,
ſeine Hand zu allen dieſen Ungeſetzlichkeiten bot. Er
ſaß im Aufſichtsrat der Koburger Gründung und ließ
cs beiſpielsweiſe geſchehen, daß dieſer Geſellſchaft am
13. Dez. 1909, alſo am Tage vor der Operation, alles
aufgepackt wurde, was der König noch beſaß. Von den
Hoſen und roten Fräcken der Lakaien bis zu den
Kut=
chen, Tellern und Gabeln, ja, bis zu den mit
Brillan=
ten beſetzten Hoſenband= und Leopold=Orden wanderte
alles auf Anordnung Leopolds in den unergründlichen
Schlund der Koburger Gründung, und zwar
lediglich zu dem Zweck, alles Vermögen den
eigenen Kindern zu entziehen und es
ſpä=
ter durch ſeine Günſtlinge an ehemalige Freundinnen
gelangen zu laſſen. Wenn bei den Gründungen ſo viel
von landſchaftlichen Verſchönerungen geſprochen wird,
geſchah das nur, um den Schein nach außen zu
wah=
ren. Denn Leopold II. hat niemals etwas für die
All=
gemeinheit getan. Er hat keinem ſeiner vielen treuen
Diener, auch nicht ſeinem langjährigen Kammerdiener,
eine Penſion ausgeſetzt. Alle, die in ſeinen Dienſten
ſtanden, mußten mit leeren Händen abziehen und ſind
nun auf die Gnade König Alberts angewieſen, der
ver=
ſprochen hat, ihnen ein Gnadengehalt auszuſetzen. Man
kann ſich hiernach ganz gut vorſtellen, daß die
maß=
gebenden Kreiſe Belgiens froh wären, wenn dieſe
we=
nig erfreulichen Erbſchaftsgeſchichten ein Ende fänden.
Ein an der Inventariſierung des Vermögens
Leo=
polds II. beteiligter Juriſt erklärte dem Vertreter des
„B. T.‟, daß alle Verſuche des verſtorbenen Königs,
ſeine Töchter zu enterben, nutzlos geweſen ſeien. Der
König hat bei verſchiedenen Gründungen, in denen er
ſeine Millionen verſtecken wollte, um ſie den Töchtern
zu entziehen, einfach die notwendigen
Rechtsformalitä=
ten nicht erfüllt. Weder die Koburg=Stiftung, noch die
Riviera=Geſellſchaft, noch die Schenkung der
Immobi=
lien zur Verſchönerung Brüſſels und anderer belgiſcher
Städte können Rechtsgültigkeit erlangen. Der
König müffe eben nach dem Geſetz, wie jeder andere
belgiſche Bürger, zwei Drittel ſeines
Ver=
mögens als Pflichtteil an ſeine Kinder
köm=
men laſſen und habe kein Recht zu Schenkungen über
das begrenzte Maß hinaus. Nun ſei man aber ſchon
bei der Berechnung dieſes Pflichtteils bei dem Betrage
von 60 Millionen Francs angelangt, und hierzu
können noch die 15 Millionen Kongowerte kommen,
von denen bisher niemand etwas gewußt habe.
Leo=
pold II. ſoll ſich übrigens über die Anfechtbarkeit ſei=,
ner teſtamentariſchen Beſtimmungen im klaren
ge=
weſen ſein,
Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. Januar.
* Vom Hofe. Prinz Ludwig von
Batten=
berg nebſt Prinzeſſin Luiſe nahmen der „Darmſt. Ztg.”
zufolge am Freitag an der Frühſtückstafel im Neuen
Palats teil.
— Empfänge. Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog empfingen am Samstag den Oberſt z. D.
Frhrn. Röder v. Diersburg, den Waldarbeiter Schupp
von Griesheim, den Finanzrat Schreiner von
Zwingen=
berg a. d. B., den Geheimen Juſtizrat Köhler von
Oſthofen, den Geheimen Baurat Stahl, den Sanitätsrat
Dr. Kopp von Ober=Ramſtadt, den Bezirksvorſteher Grimm
von Zellhauſen, den Aktuar Stein, den Kreisamtsgehilfen
Mahr und den Betriebsleiter Müller von Friedberg, den
Geheimen Juſtizrat Leiſt, den Profeſſor Geppert und den
Stadtverordneten Winn von Gießen, den
Eiſenbahnbau=
inſpektor Behle von Mainz; zum Vortrag den
Staats=
miniſter Ewald, den Finanzminiſter Gnauth, den Miniſter
des Innern Braun, den Vorſtand des Kabinetts
Ge=
heimerat Römheld, den Generaldirektor des Hoftheaters
und der Hofmuſik Werner.
— Titelverleihung. Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog haben dem Miniſterialſekretär bei dem
Mi=
niſterium der Finanzen Karl Lony die Befugnis erteilt,
den Titel „Finanzamtmann” zu führen.
In den Ruheſtand verſetzt wurde der
Weichen=
ſteller in der Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft
Joh. Bärſch zu Mainz mit Wirkung vom 1. April an.
* Militärdienſtnachricht. Müller (Erbach), Oberlt.
der Reſ. des Inf.=Leib=Regts. Großherzogin (3. Großh.
Heſſ.) Nr. 117, der Abſchied bewilligt.
Nummer 19.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910
Seite 3.
L. Vor der Strafkammer erſchien am Samstag der
25 Jahre alte Wilhelm Bausmann von
Freilaubers=
heim, welcher am hieſigen ſtädtiſchen Krankenhaus als
Hausdiener angeſtellt war, in welcher Stellung er ſich
nicht beſonders bewährte. Von einer Krankenſchweſter
bekam er 2 Mark und eine Depeſche, die er aufgeben
ſollte; letzteres unterließ er, das Geld behielt er
in der Taſche. Für eine andere Schweſter hatte er 2,50
Mark vereinnahmt, die er längere Zeit nicht
heraus=
gab. Er wurde vom Schöffengericht wegen beider Fälle
der Unterſchlagung für ſchuldig erkannt und zu 14
Ta=
gen Gefängnis verurteilt. Gegen dieſes Urteil
ver=
folgte Rechtsanwalt Dr. Wolf in ſeinem Namen
Be=
rufung und erzielte eine Herabſetzung der Strafe auf
25 Mark Geldſtrafe. Eine ſtrafbare Tat wurde nur bei
den 2 Mark als vorliegend angenommen. — Der
Kaufmann Engelbert Heim von hier hörte als
Ge=
ſchäftsführer eines Sprudels, daß der
Gerichtsvoll=
zieher Wedel in Gräfenhauſen 18 dieſem eigentümlich
zuſtehende Kohlenſäureflaſchen gepfändet habe. Er
teilte dem Gerichtsvollzieher mit, daß er ſie abholen
und dem rechtmäßigen Eigentümer ſchicken werde. Der
Beamte warnte ihn, weil die Pfändung gültig ſei, und
riet ihm, durch eine Intervention gegenüber dem
Gläu=
biger, der die Zwangsvollſtreckung veranlaßt hatte, die
Freigabe der Pfänder herbeizuführen. Heim holte
trotzdem die Flaſchen und ſandte ſie, ohne die
Pfand=
marken zu entfernen, fort. Das Schöffengericht ſprach
wegen Pfandveräußerung gegen ihn 3 Tage
Ge=
fängnis aus, die zweite Inſtanz vermochte daran
nichts zu ändern; Geldſtrafen läßt das Geſetz bei
Pfandveräußerung nicht zu.
— Der Gaſtwirteverein Stadt= und Landkreis Darm
ſtadt feierte im Saale des Herrn Wenz im Chauſſeehaus
ſein 28jähriges Stiftungsfeſt. Der Vorſitzende des
Ver=
eins, Herr Georg Heppenheimer, begrüßte die erſchienenen
Teilnehmer. Dann begann die Abwickelung des
Pro=
gramms. Herr Ungibauer vom Großh. Hoftheater
er=
freute durch den Vortrag einiger ſehr ſchöner Lieder, denen
jeweils ſtürmiſcher Applaus folgte. Der Direktor der
Bundesſterbekaſſe, Herr G. Hermann, entledigte ſich in
kurzer und ſachlicher Weiſe der Aufgabe, die Zwecke und
Ziele ſowie die Tätigkeit des Gaſtwirtevereins zu
erläu=
tern. Er gedachte der im vergangenen Jahre verſtorbenen
Mitglieder und der Frauen, insbeſondere aber der
hoch=
verdienten beiden Mitglieder Reinemer und Karl Philipp
Müller. Hermann lobt das einträchtige und
verſtändnis=
volle Zuſammenwirken zwiſchen den Organiſationen von
Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Gaſtwirtsgewerbe und
dankte insbeſondere den zahlreich erſchienenen
Arbeitneh=
mern.
Hierauf fand die Verteilung von Auszeichnungen
ſtatt: 1. Herr Georg Hermann, Direktor der
Bundes=
ſterbekaſſe, wurde in Anerkennung ſeiner großen Verdienſte
um den Bund Deutſcher Gaſtwirte und ſpeziell den
Gaſt=
wirteverein Darmſtadt zum Ehrenmitglied ernannt und
ihm ein ſchönes Ehrendiplom überreicht. 2. Für 25
jäh=
rige Tätigkeit in dem Berufe als Gaſtwirt
erhiel=
ten Diplome die Herren Gaſtwirte Ludwig Eckſtein in
Klein=Bieberau, Adam Hartmann in Darmſtadt und
Heinrich Feldmann VI. in Griesheim bei Darmſtadt
3. An treudienendes Perſonal wurden verliehen:
a) für 3jährige Dienſtzeit: Diplome: Hans Uffelmann,
Kell=
ner bei Reſtaurateur W. Emmel, Ludwigshöhe,
Büffet=
fräulein Luiſe Wenz bei Reſtaurateur W. Emmel, Lud
wigshöhe, Dienſtmädchen Eliſe Krichbaum bei Reſtaurateur
N. Strohmenger, Büffetfräulein Gertrude Taube bei
Re=
ſtaurateur E. Niemann, Büffetfräulein Anna Frank bei
Reſtaurateur E. Niemann, Kaffeeköchin Margarete Noſtadt
bei Reſtaurateur E. Niemann, Kellner Phil. Brecht bei
Re=
ſtaurateur H. Engelhardt, Köchin Margarete Breidenbach
bei Reſtaurateur Gg. Diehl, Beiköchin Katharina Mahr bei
Reſtaurateur Gg. Diehl, Dienſtmädchen Minna Kehm bei
Reſtaurateur Artur Ritter, Dienſtmädchen Katharina
Adam bei Reſtaurateur Phil. Adam, N.=Modau,
Dienſt=
mädchen Katharina Körber bei Reſtaurateur Hub. Lantin,
Hausburſche Konrad Wacker bei Reſtaurateur V. Keim,
Egelsbach, Dienſtmädchen Katharina Wolf bei Reſtaurateur
R. Doll, Heſſenbräu, Oberkellner Georg Blümlein bei
Re=
ſtaurateur R. Doll, Heſſenbräu, Zimmermädchen Elſa
Harry bei R. Doll, Heſſenbräu, Zimmermädchen Berta
Schraft bei Reſtaurat. A. Reuter Hotel Traube,
Dienſtmäd=
chen E. Wörner bei Reſtaurateur V. Gunder, Dienſtmädchen
M. Feldmann bei Reſtaurateur Maus, Griesheim b.
Darm=
ſtadt. b) Für 6jährige Dienſtzeit: ſilberne Medaille:
Haus=
mädchen Marie Bauer bei Reſtaurateur E. Niemann,
Dienſtmädchen Eliſabeth Matthes bei Reſtaurateur Ph.
Adam, N.=Modau, Kaffeeköchin Anna Wenz bei
Reſtau=
rateur W. Emmel, Ludwigshöhe, Dienſtmädchen Babette
Wilch bei Reſtaurateur H. Klöß, Oberkellner Wilh. Blanz,
bei Reſtaurateur R. Doll. e) Für 10jähr. Dienſtzeit: goldene
Medaille oder Uhr: Oberkellner Heinrich Funk bei
Reſtau=
rateur R. Groeltz (Fay).
Sämtliche Ausgezeichneten erhielten vom Vorſitzenden
den Ehrentrunk gereicht. Der zweite Vorſitzende der
Bäcker=Innung, Herr Bäckermeiſter Finger, betonte das
freundſchaftliche Verhältnis zwiſchen der Bäcker=Innung
und dem Gaſtwirteverein und gab dem Wunſche Ausdruck,
daß beide Gewerbe ſtets in Freud und Leid
zuſammen=
halten müßten. Der Vorſitzende des Deutſchen
Kellner=
bundes, Bezirksverein Darmſtadt, Herr Oberkellner
Rei=
chert, ſprach in warmen Worten dem Gaſtwirteverein
ſei=
nen Dank aus für die freundliche Einladung ſowie für
alles, was im Intereſſe der Angeſtellten vom
Gaſtwirte=
verein ſchon erreicht ſei und angeſtrebt werde.
Insbeſon=
dere erwähnte er die ſegensreiche Tätigkeit der vom Gaſt
wirteverein gegründeten Krankenkaſſe für die Angeſtellten
im Gaſtwirtegewerbe. Dem neuen Ehrenmitgliede des
Gaſtwirtevereins, Herrn Hermann, dankte Herr Reichert
be=
ſonders für ſeine im Intereſſe der Arbeitnehmer bis jetzt
erfolgreiche Tätigkeit und beglückwünſchte denſelben für die
heute erfolgte Auszeichnung. Das Feſt verlief in ſchönſter
harmoniſcher Weiſe und zeigte, daß das Beſtreben,
Arbeit=
geber und Arbeitnehmer einander näher zu bringen,
Er=
folge zeitigen kann, wenn von allen Seiten eine derartig
wichtige, ſozialpolitiſche Frage verſtändnisvoll behandelt
wird.
Anmeldungen neuer Fernſprechanſchlüſſe. Im
Intereſſe möglichſt frühzeitiger Inangriffnahme der
Arbeiten zum weiteren Ausbau der Fernſprechanlagen
iſt es erforderlich, daß die Anmeldungen neuer
Fern=
ſprechanſchlüſſe ſpäteſtens bis zum 1. März den
Kaiſerlichen Telegraphenanſtalten vorliegen. Verſpätet
angemeldete Anſchlüſſe, die infolgedeſſen
außer=
halb des Bauplans nur mit Mehraufwendungen (z. B.
durch beſondere Eniſendung einer Baukolonne uſw.) her
zuſtellen ſind, werden in dem laufenden Bauabſchnitt
nur dann ausgeführt, wenn die Antragſteller zu den
entſtehenden Mehrkoſten einen Zuſchuß von 15 Mk.
leiſten oder, wenn dieſe Mehrkoſten den Betrag von
50 Mk. überſteigen, den wirklich aufgewendeten
Koſten=
betrag erſtatten.
— Verein für Verbreitung von Volksbildung.
Herr Profeſſor Dr. A. E. Berger wird heute
Mon=
tag im dritten Vortrag ſeiner Vortragsreihe über
„Kulturgeſchichte des Mittelalters” behandeln: Das
literariſche Leben der Zeit. Gründe für das Eindringen
der lateiniſchen Sprache in die nationale Dichtung:
Helden= und Tierepos, Hroswitha von Gandersheim,
Ruodlieb. Anfänge der Lyrik, des Dramas und der
deutſchen Ueberſetzungskunſt (Notker Labeo.)
Wirtſchaft=
liches Leben, Siedelung und Hausbau. Anfänge des
ſtädtiſchen Lebens, Handel und Gewerbe, Zunahme des
geſellſchaftlichen Wohlſtandes und Verfeinerung der
Sitten.
Vortrag. Man ſchreibt uns: Am Mittwoch
den 26. Januar, findet im großen Saale des Hotels
„Zur Traube” ein Demonſtrations=Vortrag für Damen
über das Thema „Ein Leben in Schönheit” ſtatt, den
die beſtbekannte Mme. Barkamp Kosmetikerin aus
Berlin, abhält. Mme. Barkamp gibt neue Erfahrungen
auf dem Gebiete hygieniſcher Körper= und
Schönheits=
pflege an Hand intereſſanter Demonſtrationen am
leben=
den Modell zum Beſten. Der Rednerin geht ein
aus=
gezeichneter Ruf voraus, und ihre Vorträge ſind in der
Regel ausverkauft.
— Stenographen=Vereinigung „Gabelsberger”
Einen bunten Abend mit anſchließendem karne
valiſtiſchen Kränzchen veranſtaltet die Stenographen=
Vereinigung „Gabelsberger” am Faſtnachtsſonntag, den
6. Februar, im Schützenhof. (Näheres ſiehe Anzeige.)
— Hausbeſitzer=Verſammlung. Auf die heute abend in
der Wirtſchaft Sitte ſtattfindende Verſammlung der
Haus=
beſitzer wird hiermit aufmerkſam gemacht. Es ſoll die
Steuererhöhung, Gemeindeſteuervorlage und die ſtädtiſche
Finanzlage zur Beſprechung kommen.
— Erſter Darmſtädter Kinematograph (Ecke Rhein=
und Grafenſtraße). Das neue Programm umfaßt
großartige Nummern. Davon ſeien beſonders
hervor=
gehoben das bekannte Theaterſtück: „Madame Sans=
Gene” und das Drama aus Wild=Weſt: „Die beiden
Goldgräber” ferner: „Der kleine Garibaldianer” aus
der Zeit der italieniſchen Freiheitskämpfe. Auch für
den Humor iſt reichlich Sorge getragen. (Siehe Anz.)
Orpheum. Das erfolgreiche Gaſtſpiel Liane de
Vries läuft in wenigen Tagen, vorausſichtlich Ende
dieſer Woche, ab; die intereſſante Künſtlerin bringt
ſeit geſtern neue Vorträge. (Siehe Anz.)
A Von den Wochenmärkten der vergangenen Woche
ſind an Durchſchnittspreiſen zu verzeichnen: Butter ½ Kg.
1,25 M., in Partien 1,20 M., Eier 10—12 Pf.,
Schmier=
käſe ½ Ltr. 20 Pf., Handkäſe 4—10 Pf., Kartoffeln
der Zentner 3—4 M., Kumpf (10 Liter) 50—60 Pf.,
½ Kg. 3—5 Pf., Mäuschen der Zentner 8 M.; Obſt
u. dgl.: Aepfel und Birnen ½ Kg. 10—18 Pf., Nüſſe
100 Stück 45 Pf., Apfelſinen 5—7 Pf., Zitronen 5—6 Pf.;
Kaſtanien ½ Kg. 16 Pf.; Salat, Gemüſe: Kopfſalat
14—15 Pf., Endivien ½ Kg. 35—40 Pf., Körbchen
Feld=
ſalat 10—12 Pf., Meerrettich 10—30 Pf., Roterüben ½ Kg.
5—10 Pf., Zwiebeln ½ Kg. 10 Pf., Wirſing 3—8 Pf.,
Gr
nkohl 4—5 Pf., Roſenkohl ½ Kg. 18—20 Pf., Gelberüben
Kg. 5—6 Pf., Weißerüben 2—3 Pf., Paradiesäpfel
Kg. 70—80 Pf., Spinat ½ Kg. 14—15 Pf., Kohlrabi 3
bis 4 Pf., Blumenkohl 25—60 Pf., Rotkraut 15—20 Pf.,
Weißkraut 10—12 Pf., Schwarzwurz ½ Kg. 20—25 Pf.;
Geflügel und Wildbret: Gänſe ½ Kg. 80—85 Pf.,
Enten 2,50—3,00 M., Hahnen und Suppenhühner 2,50 bis
3,00 M., Faſanen 3 M., Haſen 3,50—3,80 M., Lapins 1 M.,
Tauben 60—70 Pf.; Fiſche ½ Kg.: Hecht 1 M.,
Rhein=
fiſche 35—40 Pf., Rotzungen 45 Pf., Seehecht 35 Pf.,
Stock=
fiſch, Kabeljau, Seelachs, große Schellfiſche 30 Pf., kleine
Schellfiſche 20—22 Pf.; in den Fleiſchſtänden ½ Kg.:
Rindfleiſch 56 Pf., Hackfleiſch 60 Pf., Rindsfett 50 Pf.,
Rindswürſtchen (Stück) 15 Pf., Schweinefleiſch 88—96 Pf.,
Blut= und Leberwurſt 66 Pf., Fleiſchwurſt und
Schwarten=
magen 76 Pf.
§ Tobſüchtig. Am Freitag abend gegen 7 Uhr
wurde ein in der Altſtadt wohnhafter Taglöhner plötzlich
tobſüchtig und mußte durch die Sanitätswache mittelſt
Krankenautomobils in das ſtädtiſche Krankenhaus
ver=
bracht werden. Der Kranke hat faſt ſämtliche
Fenſter=
ſcheiben des erſten und zweiten Stockes ſeines Hauſes
mittelſt einer Axt eingeſchlagen und verſchiedenes Mobiliar
auf die Straße geworfen.
§ Feſtgenommen wurde am Freitag ein Eiſenhobler
wegen Unterſchlagung.
König, 21. Jan. Dem „Erb. Krsbl.” ſchreibt man:
Die ſchädigenden Folgen der
Tabakſteuererhöh=
ung machen ſich im Odenwald, und beſonders hier in
König, wo die Zigarreninduſtrie ſehr verbreitet iſt, auf
recht empfindliche Weiſe fühlbar. Wir haben in König
drei Zigarrenfabriken, in denen zu der Zeit des
ge=
ſchäftlichen Aufſchwunges über 240 Arbeiter mit
loh=
nendem Verdienſt beſchäftigt waren. Auch ſind hier
noch einige kleinere Geſchäfte, da frühere
Fabrikarbei=
ter ſich ſelbſtändig gemacht haben und nun auf eigene
Rechnung Zigarren herſtellen und vertreiben. Alle
dieſe ſind durch die Tabakſteuer ſchwer getroffen: In
den Fabriken arbeiten zurzeit kaum noch 150 Perſonen,
und dabei wird gar viel auf Vorrat geſchafft, und auch
die anderen Zigarrengeſchäfte bekommen immer
grö=
ßere Beſtände auf Lager. In der größeren Fabrik
hier, die eigentlich nur beſſere Sorten fertigen läßt,
wird ſchon ſeit Anfang Herbſt nur noch halbe Tage
ge=
arbeitet. Wohl haben ſich die Leute eifrig bemüht, durch
Taglohn bei landwirtſchaftlichen Arbeiten etwas zu
verdienen, um ihre Familien ernähren zu können,
auch fanden ſie bei den Landwirten überall
Entgegen=
kommen, aber es war nur für kurze Zeit ein Notbehelf
und gar mancher konnte die ungewohnte, ſchwere
Ar=
beit nicht, ohne Schaden an feiner Geſundheit zu
neh=
men, ausführen. Die Entſchädigungen, die der Staat
den Arbeitern von Geſetzes wegen gewährt, können
dem Mangel nicht viel abhelfen, da ſie nicht hoch ſind.
Dann iſt noch hierbei ein anderes in Betracht zu
ziehen. Die Entſchädigungen werden nach dem durch
Arbeitsloſigkeit entgangenen Lohn berechnet und erhält
deshalb ein guter Arbeiter, der mehr verdient, mehr
Entſchädigung, als ſein Nebenarbeiter, der, weil
viel=
leicht kränklich, ungewandter iſt und wenig verdient
Wenn auch dieſe Art der Staatsbeihilfe nicht
unge=
recht genannt werden kann, ſo iſt doch der am meiſten
Bedürftige auch hier wieder im Nachteil und die
Un=
zufriedenheit wird immer größer. Durch die
Erhöh=
ung der Tabakſteuer wurde eine große Anzahl
Arbei=
ter ſchwer getroffen, und gerade die, welche es am
allerwenigſten vertragen können.
Gießen, 22. Jan. Hauptmann Stephan ſtürzte
geſtern, als er zum Dienſt reiten wollte, von ſeinem
Pferde und erlitt dabei eine ziemlich erhebliche
Ver=
letzung, ſodaß er in die Klinik gebracht werden mußte.
Eine unmittelbare Lebensgefahr beſteht nicht und die
Aerzte hoffen, daß Hauptmann Stephan bald wieder
dienſtfähig ſein wird.
Bad Nauheim, 21. Jan. Bei der hieſigen Schamotte
fabrik wollten 6 Arbeiter im Beiſein eines Aufſehers
einen Läufer aus einem Mahlgang, der zirka 150 Zent=
Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Man ſchreibt uns: Fräulein Joſi
Brunn=
träger, eine Darmſtädterin, die unter dem
Künſtler=
namen „Erna Monti” derzeit am Stadttheater in
Luzern als erſte Opernſoubrette engagiert iſt,
Schüle=
rin des Frankfurter Geſangsmeiſters Prof. R. H.
Staudigl, wurde für die kommende Saiſon als erſte
Soubrette an das Stadttheater in Hanau engagiert.
Während einer daſelbſt am 16. Januar veranſtalteten
Aufführung der Operette „Förſterchriſtel” erlitt die
bisherige Darſtellerin der Chriſtel, als ſie nach dem
erſten Akt die Bühne verließ, eine Verſtauchung des
Fußgelenks. Fräulein Erna Monti, die gelegentlich
eines Beſuches in der Theaterdirektionskanzlei gerade
zufällig im Hauſe anweſend war, ſprang ein und führte
die Partie mit glänzendem Erfolge weiter durch. Für
ihre Geiſtesgegenwart, Energie und geſangliche wie
darſtelleriſche Verve, mit der die junge Künſtlerin die
Fortſetzung der anſonſt vereitelten
Nachmittagsvor=
ſtellung bei ausverkauftem Hauſe ermöglichte, erhielt
ſie vom Direktor des Hanauer Stadttheaters einen ſehr
günſtigen Engagementsantrag.
— Das neue, dreiaktige Schauſpiel „Was Liebe
kann” von Frau Selma Erdmann=
Jes=
nitzer wurde von Barnay für das Hoftheater in
Hannover angenommen; die Uraufführung wird
noch in dieſer Saiſon dort ſtattfinden und von Barnay
ſelbſt inſzeniert werden. Zwei frühere Werke der
Au=
torin erlebten am Darmſtädter Hoftheater die
Urauf=
führung und machten von Darmſtadt aus ihren
Weg über die Bühne.
* Die „Simpliciſſimus”=Moral hat jetzt
durch die gerichtliche Verurteilung zweier
Ge=
ſchäftsführer des verſtorbenen „Simpliciſſimus”
Verlegers Albert Langen einen harten Stoß
er=
litten. Das Landgericht München hat jene als Zoll=
und Steuerdefraudanten zu der ſtattlichen
Geld=
ſtrafe von 92040 Mark verurteilt. Den „L. N. N.” wird
über den Prozeß und ſeine Vorgeſchichte mitgeteilt:
„Die beiden Geſchäftsführer haben in ihrer
Selbſtver=
teidigung, nur teilweiſe geſtändig, den verſtorbenen
Prinzival als Anſtifter zu den fortgeſetzten
raffinier=
ter Staatsbetrügereien bezeichnet, und dieſe Angaben wer=
den erhärtet durch die noch nicht in die Oeffentlichkeit
ge=
langte Tatſache, daß gegen den verſtorbenen Albert Langen
ſelbſt ein Verfahren deshalb eingeleitet war, deſſen
Auf=
regungen das plötzliche Ende des herzleidenden Mannes
nach einer Ohrenoperation beſchleunigt haben mögen. Die
Zoll=u nd Steuerhinterziehung iſt ein Spital, in dem
An=
gehörige aller Volkskreiſe krank liegen. Den verſtorbenen
„Simpliciſſimus”=Verleger jedoch nachträglich als einen
ſolchen Patienten zu erkennen, das muß denn doch
Erſtau=
nen und Empörung hervorrufen. Herr Albert Langen war
ein ſchwerreicher Mann, aber die auri sacra fames, der
grauliche Hunger nach Gold, war ſo groß bei ihm, daß er,
der eifrige Automobilſportsfreund und ſmarte
Geſchäfts=
mann, die Vertretung einer Mailänder Automobilfabrik
übernahm und außer ſeinen zahlreichen Verlagsſchriften
und dem „Simpliciſſimus” auch Automobile verkaufte
Die Zahlung von Zoll und Steuer dafür verwand er nicht
und deshalb wurden die Mailänder Automobile unter
raffinierter Täuſchung der deutſchen Zöllner als alte, längſt
verſteuerte Fahrzeuge mit falſchen Karoſſerien und Num
mern maskiert und mit falſchen Zoll= und
Steuerauswei=
ſen dafür über die badiſche und bayeriſche Grenze geſchmug
gelt, auf Anſtiften des Herrn Albert Langen, deſſen „
Sim=
pliciſſimus” derweilen fortfuhr im andern Geſchäft. Es
iſt dies jene ſattſam bekannte, ſelbſtgerechte,
geſchäfts=
mäßige Sittenrichterei mit ihrer ebenſo betriebenen
Arme=
leutetendenz, bei eigener üppiger Lebensführung, die
hero=
ſtratiſche Luſt am Zerſtören nationaler
Ideale und das ganze hetzeriſche, ſpekulative Treiben
gegen angeblich total verrottete oder vertroddelte
Geſell=
ſchaftsſchichten, über denen, wie jenſeits von Gut und
Böſe, die tiefen Moraliſten des „Simpliciſſimus” in ihrer
eigenen Reine thronen. An die ſimplizianiſche Affektion
internationaler Verbrüderung, an das Geſchäft der
fran=
zöſiſchen Pariſer Ausgabe, mit allen gegen die deutſche
Hei=
mat gerichteten Invektiven, an das antikapitaliſtiſche
Ge=
tue und die zur Schau getragene Gleichgültigkeit des
„Simpliciſſimus” gegen ſtaatliche Intereſſen muß auch
er=
innert werden. Dieſe letzteren Eigenſchaften werden jetzt
einigermaßen begreiflich, wenn man ſieht, wie die Leiter
eines geſchäftlichen Sonderunternehmens, des betriebſamen
„Simpliciſſimus”=Verlegers, den Staat auf ſein Geheiß
jahrelang geprellt haben.”
Kleines Feuilleton.
(2 Jagderlebniſſe einer deutſchen
Prin=
zeſſin in Afrika. Prinz Friedrich Karl
zu Hohenlohe=Oehringen, der Bruder des
Herzogs von Ujeſt, hat mit ſeiner Gemahlin,
die eine Tochter des verſtorbenen Botſchafters
Grafen Paul Hatzfeld, iſt vor einigen Monaten
einen längeren Jagdausflug nach Afrika unternommen,
der ſie bis tief in den Sudan hineinführte. Der Prinz und
die Prinzeſſin haben über die Erleöniſſe auf dieſer an
Zu=
fällen und Abenteuern reichen Jagdexpedition ein
Tage=
buch geführt, das, falls es der Oeffentlichkeit übergeben
wird, gewiß auf das lebhafteſte Intereſſe rechnen kann.
Das ſchwierigſte uind gefährlichſte dieſer Abenteuer war
eine Jagd auf Rhinozeroſſe. Der Prinz und die
Prinzeſſin gingen den Spuren von zwei Antilopen nach
die ſich immer weiter entfernten und ſie immer weiter nach
ſich zogen. Plötzlich erblickte der Prinz zwei Rhinozeroſſe,
die am Boden lagen und zu ſchlafen ſchienen. „Ich ließ
ſofort” ſo erzählt Prinz Hohenlohe, „meine Frau durch
den Schikari, den ich mitgenommen hatte, an meine Seite
holen. Sie kam, und um ſo wenig Lärm wie möglich zu
verurſachen, ſchickte ich ſie, mit einem Expreßkarabiner 450
bewaffnet, mit dem Schikari voraus, während ich dreißig
Meter zurückblieb. Nachdem meine Frau geſchoſſen und
eines der beiden Tiere getroffen hatte, ſchlugen beide einen
kleinen Haken, dann kehrten ſie aber um und ſtürzten in
gerader Linie in der Richtung auf meine Frau zu. Ein
furchtbarer Schreck erfaßte mich, und mit einem lauten
Schrei lief ich ihr zu Hilfe, ſo ſchnell meine Beine es mir
erlaubten. Nun ſchoſſen wir beide gleichzeitig, und die
Rhinozeroſſe kamen an unſerer rechten Seite vorüber und
verſchwanden im Dickicht. Wir folgten der Richtung, die
ſie eingeſchlagen hatten, etwa 100 Meter weit und ſahen
nun das verwundete Tier aufrecht, den Kopf nach uns
gewendet, daſtehen. Sowie es uns erblickte, ſtürzte es
auf uns zu. Unſere Gewehre waren inzwiſchen von neuem
geladen, ich hatte ein 11 Millimeter=Mauſer=
Repetierge=
wehr zu fünf Patronen und Herr Stoch, mein
Jagdge=
fährte, der uns mittlerweile eingeholt hatte, hatte einer
von unſeren Expreß=Karabinern. Es blieb uns jetzt nichts
anderes übrig, als gut zu zielen und zu ſchießen. Schon
batten wir mehrere Schüſſe abgegeben, ohne daß ſie dem
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
Nummer 19.
ner wog, in einen Eiſenbahnwagen verladen. Mit einem
Flaſchenzug wurde der Läufer in die Höhe gewunden, da
riß die Kette des Flaſchenzuges, der Läufer fiel herab und
zermalmte den unten ſtehenden 29jährigen, aus Södel
gebürtigen, in Dorheim wohnenden Arbeiter Konrad
Wag=
ner, der ſeit ſeinem 15. Jahre in der Fabrik beſchäftigt iſt.
Er hinterläßt eine Witwe und zwei Kinder. Die anderen
Arbeiter konnten ſich retten, nur der Arbeiter Wagner aus
Niedermörlen erhielt eine ſchwere Verletzung am Arm. Die
polizeilichen Feſtſtellungen ergaben, daß der Flaſchenzug
für das Gewicht zu ſchwach geworden iſt.
2 Reiskirchen (Kreis Gießen), 22. Jan. Am letzten
Dienstag hat die landespolizeiliche Abnahme der
Erwei=
terungsbauten des hieſigen Bahnhofs in
Gegenwart der Herren Geh. Oberfinanzrat Dr. Rohde
und Oberbaurat Kilian vom Großh. Heſſiſchen
Mini=
ſterium der Finanzen, Geheimer Baurat Lohmeyer
von der Königl. Preußiſchen Eiſenbahndirektion
Frank=
furt a. M., Eiſenbahndirektor Zimmermann von der
Großh. Betriebsinſpektion I in Gießen, ſowie von
Ver=
tretern des Großh. Kreisamts und der Großh.
Kultur=
inſpektion Gießen ſtattgefunden.
C Mainzlar (Kreis Gießen), 22. Jan. Schon vor
längerer Zeit iſt in unſerer Gemeinde das
Feldberei=
nigungsverfahren im Gang. Die Arbeiten ſind
ſchon ſo weit gediehen, daß bereits im vergangenen Herbſt
die Prüfung des allgemeinen Meliorationsplans durch die
zuſtändigen Behörden erfolgen konnte. Mit der
Ausfüh=
rung der allgemeinen Meliorationsarbeiten ſoll auch eine
Regulierung der Lumda, ſoweit die hieſige
Ge=
markung in Betracht kommt, verbunden werden. Man
hofft, durch die Regulierungsarbeiten die tiefgelegenen
Grundſtücke vor Ueberſchwemmungsgefahr zu ſichern und
die vielen Krümmungen und Windungen des Bachlaufs
zu beſeitigen.
Burkhardsfelden, 21. Jan. Die am 3. Juli
vori=
gen Jahres bei Gelſenkirchen aufgefundene Leiche
ohne Kopf wurde als die eines dort vermißten
Berg=
mannes wiedererkannt. Damit iſt man trotzdem noch
nicht allen Zweifeln über einen gewaltſamen Tod des
von hier ſtammenden Häuſer enthoben. Zuletzt iſt
er Ende Juli als in Düſſeldorf wohnend gemeldet
worden. Seit dieſer Zeit iſt nicht das geringſte über
ihn bekannt geworden. Nach dem, was man über den
jungen Mann erfährt, ſteht man wegen des
myſte=
riöſen Verſchwindens vor einem Rätſel. Von den
Eltern ſind nunmehr zu ſeiner Wiederauffindung
Schritte getan worden.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 22. Jan. Soweit bis jetzt
bekannt, werden zum Geburtstage des Kaiſers
in Berlin anweſend ſein: der König von Sachſen, der
König von Württemberg, der Großherzog und die
Großherzogin von Baden, der Großherzog und die
Großherzogin von Heſſen, der Großherzog und die
Großherzogin von Sachſen,
der Großherzog
von Mecklenburg=Schwerin, der Großherzog
von Oldenburg, der Prinz und die Prinzeſſin
Heinrich von Preußen, der Prinz und die Prinzeſſin
von Rumänien, Prinz Johann Georg von Sachſen,
Herzog zu Sachſen, der Herzog und die Herzogin von
Sachſen=Koburg und Gotha, der Herzog von Sachſen=
Altenburg, der Herzog und die Herzogin von Anhalt,
Landgraf Chlodwig von Heſſen=Philippsthal=Barchfeld
Fürſt von Hohenzollern und Prinzeſſin Auguſte
Vik=
toria von Hohenzollern, Prinz und Prinzeſſin Friedrich
Karl von Heſſen, Fürſt zu Waldeck und Pyrmont, der
Erbprinz zu Schaumburg=Lippe in Vertretung des
Fürſten zu Schaumburg=Lippe, Prinz und Prinzeſſin
Adolf zu Schaumburg=Lippe. — Die Darmſtädter
Bank hat die Häuſer Niederlagſtraße 4 und 5,
Werder=
ſcher Markt 3 und 4 ſowie Schinkelplatz 5 gekauft. Sie
werden abgebrochen und an ihrer Stelle wird ein
Neu=
bau für die Bank aufgeführt werden. Dieſe beſitzt jetzt
das ganze Häuſerviereck, das von der Straße Hinter der
Kommandantur, dem Schinkelplatz, dem Werderſchen
Markt und der Niederlagſtraße begrenzt wird. Die
Darmſtädter Bank hat erſt vor kurzem einen Neu= und
Erweiterungsbau errichten laſſen, für den die
Prinzen=
gaſſe eingezogen wurde. — In unſerem
Kunſtge=
werbemuſeum iſt, wie ſchon gemeldet, wieder
ein=
mal ein Diebſtahl ausgeführt worden, und zwar
wurde ein Bronzerelief geſtohlen, das Friedrich den
Großen zu Pferde darſtellt. Es iſt von Schadow
modelliert, 39 Zentimeter hoch, 30 Zentimeter breit und
ſeitlich mit vergoldetem Kupfer gefaßt. Das Relief
be=
fand ſich mit anderen Gegenſtänden in einem der
vor=
deren Säle des Hauſes, wo die Neuerwerbungen
aus=
geſtellt ſind. Der Diebſtahl muß geſtern nachmittag
zwiſchen 2 und 3 Uhr ausgeführt ſein. Es befanden ſich
nur wenige Leute in dem Saal. Der Täter muß die
Gelegenheit benutzt haben, als der Diener ſich auf einen
Augenblick entfernt hatte, und das Relief von der Wand
abgeriſſen haben, obgleich er ziemlich feſt an einem Nagel
angebracht war. — Der Salzſäureſpritzer ſetzt
ſein unheimliches Treiben noch weiter fort. Geſtern
morgen trat er an der Ecke der Manitius= und
Nanſen=
ſtraße auf. Als eine Frau vom Maybachufer auf ihrem
Wege nach einem Geſchäft in der Hermannſtraße, in dem
ſie arbeitet, jene Ecke erreicht hatte, tauchte plötzlich ein
Mann vor ihr auf, ſchlug vorn den Ueberzieher
aus=
einander und ging an ihr vorüber, indem er die Augen
rollte und unverſtändliche Worte murmelte. Erſchrocken
eilte die Frau weiter. Als ſie dann im Geſchäft ihr
Straßenkleid ablegte, ſah ſie, daß es ganz verbrannt
war. In der Gegend des Hohenzollernplatzes beſpritzte
der Uebeltäter ferner einer Frau aus der Kaiſer=
Fried=
rich=Straße den Mantel, ſo daß er ſchwer beſchädigt
wurde.
B. Winkel, 21. Jan. Ein ganz raffinierter
Schwindler hat hier ſein Weſen getrieben.
Zu=
nächſt begab er ſich zu dem katholiſchen Pfarrer, den
er aufforderte, zu einer Metzgersfrau zu kommen, die
ſehr krank ſei. Er ſolle ſie verſehen. Der Geiſtliche
begab ſich ſofort dorthin, um zu ſeinem Erſtaunen zu
erfahren, daß die Frau gar nicht krank ſei, und er
demnach angeſchwindelt worden wäre. Ins
Pfarr=
haus zurückgekehrt, ſtellte er feſt, daß ſein Schreibtiſch
aufgebrochen worden war und zwanzig Mark daraus
entwendet worden ſind. Der gleiche Schwindler hatte
außerdem noch kurz vorher bei dem Arzt in Winkel
mit den gleichen Vorſpiegelungen gearbeitet. Er
er=
klärte dort dem Arzte, daß ein Mann, der in einiger
Entfernung wohnen ſollte, ſeinen Beſuch nötig hätte.
Der Arzt begab ſich ſofort dorthin, um zu finden, daß
er geprellt war und daß der Gauner währenddem auch
bei ihm geſtohlen hatte. Bei dieſem Einbruch ſind dem
Schwindler 50 Mark in die Hände gefallen. Gefunden
hat man ihn trotz ſofort aufgenommener Verfolgung
noch nicht, es iſt alſo möglich, daß er ähnliche
Mani=
pulationen auch noch anderwärts in Szene zu ſetzen
verſucht.
Miesbach, 22. Jan. Dem geſtern beim
Schachtein=
ſturz im Kohlenbergwerk in Hausham verſchütteten
Bergmann Haager gelang es heute Nacht, ſich ſelbſt
aus den Schuttmaſſen zu retten und durch einen anderen
Schacht über Tag zu kommen. Der verunglückte Bergmann
Stadler dürfte kaum noch am Leben ſein. Mit den
Auf=
räumungsarbeiten iſt begonnen worden.
Wattenſcheid, 22. Jan. Bis zur Stunde iſt es noch
nicht gelungen, die ſechs Eingeſchloſſenen auf
der Zeche „Holland” zu befreien. Es haben ſich
wiederum Schwierigkeiten in der Bewältigung der
vor=
gelagerten Geſteinsmaſſen ergeben. Die
Rettungsmann=
ſchaften ſind auf einige von dem Zuſammenſturz
her=
rührende Eiſenteile geſtoßen, die ſich quer geſetzt haben
und deren Beſeitigung mit erheblichen Schwierigkeiten
verbunden iſt. Dagegen iſt die Verſtändlichmachung
mit allen ſechs Eingeſchloſſenen ausgezeichnet. Nach der
Anſicht des aufſichtsführenden Beamten iſt die
Befrei=
ung für Mittag zu erwarten. Die an den
Rettungs=
arbeiten beteiligten Fahrhauer erzählen, daß man eine
kleine Oeffnung hergeſtellt hat, durch die ſich die
Ver=
ſchütteten und ihre Retter die Hände reichen können.
Dieſe Oeffnung muß noch erweitert werden, um die
Leute durchlaſſen zu können.
Allenſtein, 22. Jan. In den maſuriſchen Seen
er=
tranken an drei verſchiedenen Stellen drei Perſonen
durch Einbrechen auf dem Eiſe.
Liſſa, 21. Jan. Nach neuntägiger Verhandlung iſt
der Prozeß gegen den Tiſchlergeſellen Valentin
Ko=
ziol zu Ende gegangen. Der Angeklagte blieb bis zum
letzten Wort dabei, daß er unſchuldig ſei, und wußte
ſich nicht ungeſchickt zu verteidigen. Die
Beweisauf=
nahme ergab aber ein erdrückendes Material gegen
ihn. Die Sachverſtändigen erklärten übereinſtimmend.
daß Strafausſchließungsgründe im Sinne des § 51
St.=G.=B. nicht vorhanden ſeien, der Angeklagte
ver=
füge im Gegenteil über eine nicht gewöhnliche
Intelli=
genz. Den Geſchworenen wurden nur fünf Fragen
vorgelegt, davon lautete eine auf Unzucht und die vier
anderen auf Mord an den drei Frauen und einem
un=
bekannten Jüngling. Die Geſchworenen bejahten alle
fünf Schuldfragen, worauf der Gerichtshof den
Ange=
klagten wegen der vier Morde viermal zum Tode
und wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen zu vier
Jahren Gefängnis verurteilte. Außerdem wurden
dem Verurteilten die bürgerlichen
Ehrenrechte auf
Lebenszeit aberkannt. Koziol nahm das Urteil ohne
ſonderliche Bewegung entgegen.
C.K. Paris, 21. Jan. Die große Feuersgefahr,
der die unſchätzbaren, im Loupre aufgehäuften Kunſt=
werke ausgeſetzt ſind — erſt kürzlich brach in der
Dienſtwohnung eines Muſeumsbeamten ein Feuer
aus! —, hat jetzt das Miniſterium der ſchönen Künſte
veranlaßt, entſcheidende Vorſichtsmaßregela zu treffen.
Alle Dienſtwohnungen werden aus dem Louvre verlegt
und die Arbeiten für den Auszug des
Kolonialminiſte=
riums aus dem Loupregebäude beſchleunigt. Alle
Holz=
teile des Baues ſollen durch Backſtein erſetzt und die
Zahl der Hydranten und Feuerlöſcheimer erhöht
wer=
den. Zugleich werden die Lampen durch weniger
feuer=
gefährliche Modelle erſetzt. Kohlenheizung iſt im
ganzen Bau fortan verboten; eine große Zentralheizung
wird neu angelegt. Auch das Finanzminiſterium ſoll
aus dem Louvre in ein anderes Haus verlegt werden.
Bisher waren im Louvre nicht weniger als 22
verſchie=
dene Heizſyſteme in Anwendung. Die große
Zentral=
heizung wird in den Gärten angelegt. Der
Regie=
rungsplan, der ſofort in Angriff genommen wird, ſieht
einen Koſtenaufwand von rund 650000 Mark vor.
Paris, 22. Jan. Aus Berlin iſt hier
Polizei=
kommiſſar Naſſe eingetroffen, um Nachforſchungen
in Betreffs der an den Präſidenten des Franzöſiſchen
Automobilklubs, Baron Zuylen, geſandten
fal=
ſchen Depeſche anzuſtellen; Polizeikommiſſar Naſſe
hatte bereits Unterredungen mit dem Polizeipräfekten
Lépine und dem Baron Zuylen.
Paris, 22. Jan. Eine in London lebende Frau
namens Leopoldine B. erſuchte die Pariſer
Staatsau=
waltſchaft um gerichtlichen Beiſtand, um gegen die
Erben des in Barcelona erſchoſſenen Anarchiſten
Ferrer einen Prozeß wegen Herausgabe von 105000
Franken anſtrengen zu können. Frau B. behauptet,
daß ſie Ferrer, der, obwohl verheiratet, ihr die Ehe
verſprochen habe, 105000 Franken geliehen habe, deren
Rückerſtattung ſie jedoch vergebens verlangt habe.
Petersburg, 22. Jan. Der Prozeß wegen
Er=
mordung des Chefs der politiſchen Geheimpolizei,
Oberſten Karpow, hat begonnen. Die Verhandlung
findet unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit in der Peter=
Pauls=Feſtung gegen den Mörder Petroff
Wos=
kreſſenski ſtatt. Die Anklage wurde erhoben wegen
Zugehörigkeit zu einer verbrecheriſchen Geſellſchaft,
deren Zweck der Umſturz der beſtehenden Ordnung und
die Errichtung einer demokratiſchen Republik iſt, ſowie
wegen Ermordung Karpows.
Petroff Woskreſſenski
ſtellt nicht in Abrede, daß er Karpow mit Vorbedacht
er=
mordet habe; aus bei ihm gefundenen Briefen geht
hervor, daß er ſeinerzeit ein Attentat auf den
Amtsvor=
gänger Karpows, den General Geraſſimow, geplant hat.
New=York, 22. Jan. Bei Northbay (Ontario)
ent=
gleiſten vier Wagen eines Perſonenzuges der
Canadian=Pacifie=Bahn und ſtürzten die ſteile
Böſchung hinab in den Spaniſchen Fluß. Fünf
Wagen des Zuges gerieten in Brand. Die Zahl der
Ertrunkenen und Verbrannten wird auf 30 bis 40
an=
gegeben.
Kaunſas City, (Miſſouri), 21. Jan. Wegen
der=
hohen Preiſe von Rind= und
Schweine=
fleiſch unterzeichneten hier viele Tauſende ein
ſchrift=
liches Verſprechen, ſich jeder Fleiſchſpeiſe zu
enthalten. Beſonderen Nachdruck erhält die
Be=
wegung durch den Anſchluß von 300000 Mitgliedern
von Arbeitervereinigungen, die erklärten, ſich 30 Tage
lang jeder Fleiſchſpeiſe enthalten zu wollen. Einige
Unternehmungen gewährten infolge der
Abſtinenz=
bewegung bereits einen geringen Preisnachlaß. Auch
in Cleveland hat der Fleiſchboykott begonnen;
er iſt in den großen Städten des Landes mit
Begeiſter=
ung aufgenommen worden und verſpricht, ſehr großen
Umfang anzunehmen. Auch in Cleveland haben 30000
Perſonen eine Verpflichtung unterzeichnet, ſich 40 Tage
lang jeden Fleiſchgenuſſes zu enthalten. Wie aus
Waſhington gemeldet wird, ſoll die Bundesregierung
beabſichtigen, gegen den ſogenannten Beeftruſt, deſſen
Hauptſitz Chicago iſt, auf Grund des Antitruſtgeſetzes
klagbar vorzugehen.
Tiere den geringſten Eindruck zu machen ſchienen, als das
Rhinozeros nach einem Schuß von meiner Frau mit
ei=
nem Male ungefähr zehn Meter vor uns zuſammenbrach
und verendete. Wir konnten feſtſtellen, daß es ſechs
Ku=
geln erhalten hatte.”
— Mit reicher und mannigfaltiger
Jagdbeute iſt die Prinzeſſin Hohenlohe aus Afrika
zurück=
gekehrt. Sie hat Krokodile und Elefanten, Giraffen und
allerlei Raubvögel geſchoſſen und damit als Jägerin einen
Rekord aufgeſtellt, den noch keine andere europäiſche Dame
im dunklen Weltteil erreicht hat.
** Eine neue Königin. Es gibt ſeit einigen
Tagen auf dieſer Welt eine Königin mehr. Kein
Hof=
bericht hat etwas darüber gemeldet, und dennoch iſt es
wahr. Seine Majeſtät König Georg II. von
Tonga hat ſich mit der Prinzeſſin Aua Soiui
Ta=
kibo vermählt und die Trauung wurde nach den
Vor=
ſchriften der chriſtlichen Religion, zu welcher der König und
ſein Volk ſich bekennen, und mit großem Pomp vollzogen.
Der König trug eine reich mit Gold geſtickte
Generals=
uniform nach europäiſchem Muſter, dazu über den
Schul=
tern einen dunkelroten, mit Hermelin verbrämten Mantel,
und ſeine Verlobte, die erſt holde ſechzehn Jahre zählt, ſah
in einem eleganten und modernen weißen Hochzeitskleide,
mit Myrtenkranz und langer Schleppe, ſehr anmutig aus.
Alle Großwürdenträger und Häuptlinge des Tonga=
Reiches waren zu dem feierlichen Akte geladen und
brach=
ten dem Königspaare reiche Geſchenke dar. Der Tonga
Archipel, den man auch die Freundſchaftsinſeln nennt,
be=
ſteht, wie man weiß, aus mehreren Inſelgruppen und
In=
ſeln im ſüdlichen Großen Ozean, hat eine Ausdehnung
von ungefähr 1000 Quadratkilometern und annähernd
22000 Bewohner, die der polyneſiſchen Raſſe angehören.
Früher beſtanden Freundſchaftsverträge zwiſchen dem
Tonga=Reiche und Deutſchland, Großbritannien und
Nord=
amerika, aber ein am 8. November 1898 zwiſchen
Deutſch=
land und Großbritannien geſchloſſenes Abkommen ſtellte
das Reich unter britiſche Schutzherrſchaft und ſeitdem iſt
der König der Freundſchaftsinſeln allerdings nur noch ein
Scheinherrſcher, der eigentliche Herr im Lande dagegen
der britiſche Oberkommiſſar und Generalkonſul,
gegenwär=
tig Sir Edward Im Thurn. Aber alle äußeren Attribute
der königlichen Würde haben die klugen Briten ihrem
Schützlinge gern gelaſſen, und ſo tritt ſeine Gemahlin, die
Königin Aua, jetzt in den Kreis der anerkannten
Königin=
nen und Majeſtäten unſeres Weltalls.
* Eine ſympathiſche Sekte. Im Kaukaſus
hat ſich eine neue Sekte gebildet, deren Grundſätze geeignet
ſind, ihr in der ganzen Welt zahlloſe begeiſterte Anhänger
zu verſchaffen. Schon ihr Name klingt äußerſt ſympathiſch
Sie nennt ſich die Sekte der Faulenzer. Ihr
Stamm=
gebiet iſt Gruſien. Dort tauchte vor kurzem ein Prophet
auf, der von der herrlichen Faulheit zu predigen begann.
Er erzählte den Leuten, die von allen Seiten
herbeiſtröm=
ten, um die neue Heilsbotſchaft zu vernehmen, daß man
bloß 3½ Tage in der Woche arbeiten dürfe, die anderen
3½ Tage aber dem köſtlichen Nichtstun weihen müſſe.
Dieſe angenehme Weisheit fiel ſofort auf fruchtbarſten
Bo=
den. Zu Hunderten bekehrten ſich die Hörer zu der „neuen
Lehre” Sie arbeiten fortan nur am Dienstag, Mittwoch
und Donnerstag. Die anderen Tage bleiben „blau” Wer
an einem ſolchen Tag arbeitet, muß Strafe zahlen. Die
Geldſtrafen ſchwanken zwiſchen 25 und 50 Rubel. Von
Gruſien aus verbreitet ſich die neue Lehre auch auf andere
Gebiete des Kaukaſus, und vorausſichtlich wird ſie in
kur=
zem die ruſſiſche Weſtgrenze nach Mitteleuropa hin
über=
ſchreiten. Man darf annehmen, daß ſich bald auch eine
radikalere Gruppe bildet, die ſich gegen die noch übrig
ge=
bliebenen 3½ Arbeitstage wendet . . .
Großherzogliches Hoftheater.
W-l. Am Freitag gelangte in neuer Beſetzung
Leſſings viel zu ſelten gegebenes Luſtſpiel „Minna
von Barnhelm” zur Aufführung und fand bei alt
und jung die gewohnte beifällige Aufnahme. Die
Titel=
rolle ſpielte zum erſten Male Frl. Holthaus, die
für ſie viel Talent und Perſönlichkeit einzuſetzen hatte,
durch ihre neue Auffaſſung anfangs zwar überraſchte,
aber dann doch gefiel. Während man ſich das gnädige
Fräulein als eine geſetztere und ſich ernſter gebende
Dame denkt, war die Minna des Frl. Holthaus in
Ver=
körperung und Darſtellung ein ſehr jugendliches, faſt
kindlich=naives und ausgelaſſenes Mädchen, in der man
— wie Tellheim ſagt — „nur das mutwillige Mädchen
hörte” Aber wie Frl. Holthaus die Rolle ſpielte, war
herzerfriſchend und =gewinnend. Die Szenen mit dem
Kammerkätzchen Franziska, die von Frl. Gothe
leben=
dig, friſch und hübſch und mit feiner ſchauſpieleriſcher
Nüancierung dargeſtellt wurde, gewannen durch dieſe
Auffaſſung an Herzlichkeit und Natürlichkeit. Den
Major von Tellheim ſpielte Herr Baumeiſter zwar
etwas robuſt, aber ſonſt mit edlem Anſtand und Wärme.
Die übrigen Rollen, die ſämtlich tüchtige Darſteller
verlangen, waren gut beſetzt. Herr Heinz als Paul
Werner traf den ehrlichen, grobkörnigen Ton des
biederen Wachtmeiſters gut, Herr Wagner zeigte in
der Rolle des bärbeißigen, aber treuen Juſt ſeine
hervor=
ragende Begabung für volkstümliche Charakteriſtik in
beſtem Lichte und entfaltete in ihr eine draſtiſche Komik,
der geſchmeidige und hinterliſtige Wirt fand in Herrn
Jordan einen in Rede, Mimik und Spiel gewandten
und berufenen Vertreter. Die beiden fein gezeichneten
epiſodiſchen, aber nichtsdeſtoweniger nebenſächlich zu
behandelnden Rollen, der franzöſiſche Glücksritter
Riccaut de la Marliniére und die trauernde Witwe
wurden durch Herrn Knispel und Frl. Heumann
mit feinem Verſtändnis und künſtleriſchem Takte
geſpielt.
Am Sonntag ging trotz aufgehobenen Abonnements
bei vollbeſetztem Hauſe Richard Wagners „Walküre‟
in Szene. Die Vorſtellung war auch von auswärts
zahlreich beſucht. Die Aufführung gewann durch das
Gaſtſpiel zweier auswärtiger Künſtler ein erhöhtes
In=
tereſſe. Solche Gaſtſpiele ſind, wenn ſie nicht durch die
Not geboten waren, in den letzten Jahren bei uns
ſelten geworden.
Die beiden
Hauptpartien
des
erſten Aktes waren heute neu beſetzt.
Den „Siegmund” ſang Herr Oskar Bolz vom
Hof=
theater in Stuttgart, der von den Tenören, die in letzter
Zeit hier gaſtiert haben, der erfolgreichſte war. Zwar
entſpricht — um die Schattenſeiten zuerſt hervorzukehren
ſeine Figur nicht dem Ideal des jugendlichen Wälſung,
auch wirkt eine breite und gepreßte Ausſprache der
hellen Vokale vorübergehend ernüchternd, trotzdem ſagt
man gerne mit Sieglinde: „laß mich der Stimme
lauſchen”. Zu einer müheloſen und ſieghaften Be=
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Beranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Darmſtädter Streichquartett.
An=
läßlich des in der Traube ſtattfindenden Klaſſiker=
Abends erſcheint es nicht unangebracht, ein
Urteil=
von David Friedrich Strauß, das er in ſeinem
be=
rühmten Werke „Der alte und der neue Glaube” über
die drei Meiſter Haydn, Mozart und Beethoven
äu=
ßert, hier wiederzugeben: „Nirgends treten die drei
Tonſchöpfer ſo nahe zur Vergleichung an einander
heran, als in ihren Quartetten. Von Symphonien
kann füglich an einem Konzertabend nur eine
aufge=
führt werden; dagegen ſind drei Quartette gerade das
rechte Maß für eine Abendunterhaltung, und wenn
Nummer 19.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
Seite 5.
nun da die drei genannten Meiſter nacheinander uns
vorgeführt werden, ſo bietet ſich uns einer der
aus=
geſuchteſten Genüſſe, die im Gebiete der Kunſt möglich
ſind. Wir haben nämlich drei Stufen einer normalen
Entwickelung vor uns, drei Meiſter, davon jeder
fol=
gende ſich auf des Vorgängers Schultern ſtellt, es iſt
gleichſam Knoſpe, Blüte und Frucht, die wir
ausein=
ander hervorgehen ſehen. Dabei verhält es ſich
durch=
aus nicht ſo, daß nun jedes Mal der Nachfolger den
Vorgänger überträfe, jeder Folgende die Sache
immer beſſer machte; ſondern, wenn auch der ſpätere
fortſchreitet, etwas hinzu tut, dem Vorgänger bleibt
immer etwas, das der Nachfolger nicht beſſer machen
kann, das bei ihm am beſten iſt und bleibt . . .
handlung ſeines ſchönen, in allen Lagen
gleich=
mäßig ausgiebigen Organs geſellt ſich eine prachtvolle
Art des Vortrags, Dank welcher einzelne Szenen des
1. Aktes z. B. die Erzählung, der Gruß an das Schwert,
und das ſogenannte Liebeslied zu ungeahnter; Wirkung
gelangten und einen tiefen Eindruck hinterließen, von dem
die Begeiſterung des Publikums Zeugnis ablegte. Fräulein
Geyersbach ſang dieSieglinde zumerſtenmale u. zeichnete
ſich durch muſikaliſche Sicherheit und intelligente geſangliche
Behandlung der anſpruchsvollen Partie ſehr vorteilhaft
aus. Ihre Stimme zeigte ſich anfänglich den hohen
An=
forderungen durchaus gewachſen, ließ aber am Schluſſe
des 1. Aktes eine Ermüdung erkennen, wie denn
über=
haupt der talentvollen und ſtimmbegabten aber
ſtimm=
lich noch nicht ganz gefeſtigten Künſtlerin mehr ſtimmliche
Schonung zu empfehlen wäre. Beſonders lobenswert
anzuerkennen iſt die deutliche Ausſprache, die Fräulein
Geyersbach mit den beiden Gäſten gemein hatte. An
Stelle des beurlaubten Herrn Stephani ſang Herr
Riechmann wieder die Partie des Hunding, die zu
den beſten ſeines früheren Repertoirs gehörte.
Im zweiten Akt trat der zweite Gaſt des Abends,
die K. u. K. öſterreichiſche Kammerſängerin Frl. Edith
Walker als Brünnhilde auf. Sie iſt eine Künſtlerin
bedeutend durch Erſcheinung, Spiel und Geſang. Bei
ihrem erſten Auftreten ſchmetterte ſie ihr Hojotohoh mit
dramatiſcher Verve heraus, daß es eine Freude war; an
der endloſen Erzählung des „tiefgeſunkenen” Siegvaters
an Brünnhilde war ihr intelligentes ſtummes Spiel das
intereſſanteſte. Auf der eigentlichen Höhe ihrer Kunſt
zeigte ſie ſich aber erſt im 3. Akte. Größe der Auffaſſung,
Seele und Leidenſchaft des Spiels und meiſterhafte
Be=
herrſchung des=Wagnerſchen Kunſtſtils vereinigten ſich zu
einer harmoniſch abgerundeten Kunſtleiſtung, die eine
richtige Vorſtellung von den Abſichten und dem Genie
des großen Meiſters erweckte.
Auch die Göttermutter Fricka hatte in Frl. Howard
eine neue, ewig jugendliche Vertreterin erhalten, die ihre
Moralpredigt an ihren auf Abwege geratenen Gatten
gut und mit faſt glaubhafter Entrüſtung ſang. Weshalb
aber Frl. Howard ihr Haar modern friſiert, ſtatt, wie
üblich, herabhängend trug, iſt nicht recht klar, um
ſo weniger, als es nicht einmal kleidſam war.
Herr Dramſch war als Wotan ſtimmgewaltig und
ſangestüchtig. In der Abſchiedsſzene zum Schluſſe
hätten wir etwas wärmere Töne gerne gehört. Die
Walküren und Walkürchen ſangen mit vielem Eifer, ein
vollkommenes Walküxenenſemble bleibt aber für ein
ge=
wöhnliches Theater ein unerfüllbares Ideal. Das
Orcheſter trug zu dem künſtleriſchen Erfolge der
inter=
eſſanten Aufführung durch ſeine trefflichen Leiſtungen in
hervorragender Weiſe und der Leiter der Aufführung,
Herr Hofkapellmeiſter de Haan, in erſter Linie bei.
Das Publikum war ſehr begeiſtert und rief die
Künſtler nach jedem Akte fünfmal und öfter hervor.
Parlamentariſches.
* Die Verbände mittlerer Verwaltungs=
und Juſtiz=Beamten des
Großherzog=
tums Heſſen haben eine Vorſtellung, betreffend
Teuerungszulage und Reviſion der
Be=
ſoldungsordnung, an die Zweite Kammer
ge=
richtet, in der die Bitte ausgeſprochen wird, es wolle
hoher Zweiter Kammer der Stände gefallen, darauf
hinzuwirken, daß den Beamten eine Teuerungszulage
zuteil werde, und zwar in Höhe von 10 Prozent aus
dem Betrage bis zu 2000 Mark ihres Gehalts und von
5 Prozent aus dem 2000 Mark überſteigenden
Gehalts=
teile, und daß die Reviſion der Beſoldungsordnung
ſpäteſtens bis zum 1. April 1911 fertiggeſtellt werde.
* Die heſſiſchen Lehrerinnen=Vereine
haben eine Vorſtellung, betreffend Neuregelung
der Lehrerinnen=Gehalte, an die Zweite
Kammer gerichtet, deren Wünſche in die folgenden
Punkte zuſammengefaßt werden: 1. Der Gehalt der
Schulverwalterin ſei vor und nach der Schlußprüfung
dem des Schulverwalters gleich. Der Endgehalt der
Lehrerin betrage 80 Prozent vom Höchſtgehalte des
Lehrers. 2. In Artikel 8, Abſatz 2 des Geſetzes, die
Gehalte der Volksſchullehrer betreffend, laute der zweite
Satz: Ein unverheirateter Lehrer und eine Lehrerin
mit eigenem Hausſtand werden einem verheirateten
Lehrer gleichgeſtellt. 3. Gehalt und
Mietsentſchädi=
gung der Lehrerin bringe man bei Feſtſetzung ihres
Ruhegehalts unverkürzt in Anrechnung. 4. Das Geſetz
über die Sterbequartale der Volksſchullehrer werde auf
die Lehrerinnen (einſchließlich der
Handarbeitslehre=
rinnen) ausgedehnt, der alleinſtehenden Lehrerin
wenig=
ſtens ein Sterbemonat gewährt. 5. Für das Jahr 1910
gewähre man Lehrerinnen und Handarbeitslehrerinnen
die gleiche Teuerungszulage wie den Lehrern an
Volks=
ſchulen.
* Die 1. Bureaugehilfen bei den
Groß=
herzoglichen Kulturinſpektionen haben
eine Vorſtellung, betreffend: Regelung ihrer
Ge=
haltsverhältniſſe, an die Zweite Kammer
ge=
richtet, in der gebeten wird, hohe Zweite Kammer wolle
das Geſuch um Gleichſtellung mit den Kreisamtsgehilfen
bezüglich der Beſoldung (1800—3000 Mark) der hohen
Staatsregierung zur geneigten Berückſichtigung bereits
für das Rechnungsjahr 1910 gütigſt empfehlen.
Zur Aufhebung der Untererhebſtellen
ſchreibt man uns: Es iſt in der Zweiten Kammer, um
Erſparniſſe bei der Staatsverwaltung zu erzielen, der
Vorſchlag gemacht worden, die Untererhebſtellen
aufzu=
heben und die Geſchäfte derſelben den Bezirkskaſſen zu
übertragen. Dazu iſt kürzlich in der „Darmſtädter
Zeitung” eine ausführliche Darlegung gegeben worden
mit dem Schlußreſultat, daß durch Aufhebung der
Untererhebſtellen keine erhebliche Erſparnis zu erzielen
märe (rund 26000 Mark). Im „Darmſtädter Tagblatt”
macht dann noch ein Einſender darauf aufmerkſam, daß
bei Wegfall der Untererhebſtellen auch die
Kontrollbe=
amten überflüſſig würden, mit vielleicht 20000 Mark
Koſten.
Bei dem Beſtreben, in einem Geſchäftsbetrieb
ſpar=
ſam zu wirtſchaften, werden zwei Grundgedanken lei=
tend ſein (bei Staats= wie bei Privatbetrieben): 1.
mög=
lichſte Vereinfachung des Betriebes; 2. für jede Arbeit
die billigſte Arbeitskraft. Prüft man die Frage:
Auf=
hebung der Untererhebſtellen oder Beibehaltung, nach
dieſen Leitgedanken, ſo ſpricht Nummer 2 ſicher für
Bei=
behaltung der Untererhebſtellen, denn ein Untererheber
arbeitet billiger, wie ein Bezirkskaſſier: Nummer
ſpricht für Abſchaffung, denn bei Abſchaffung amtieren
nur noch die Bezirkskaſſen als Hilfskaſſen der
Haupt=
ſtaatskaſſe, und die Kontrollbeamtenſtellen können
wegfallen. Darüber, welches Prinzip bei ſeiner
Durch=
führung bis zur äußerſten Grenze zum billigſten
Schluß=
reſultat führt (bei gleicher Gediegenheit des Betriebes
natürlich), gibt nur eine genaue Rechnung Aufſchluß.
I. Wenn die Untererheber beibehalten werden als
billigere Arbeitskräfte, ſo erfordert dies, daß ſie die
Arbeiten, welche ſie bisher verrichtet haben, auch
voll=
ſtändig und überall verrichten, daß alſo den
Bezirks=
kaſſen die direkte Erhebung vollſtändig abgenommen
wird. In Pfungſtadt zum Beiſpiel erhebt ein
Unter=
erheber Steuern, Gerichtskoſten, Domanialgefälle uſw.,
Der
in Zwingenberg ein Bezirkskaſſier. Warum?
Untererheber tut es ja billiger und ebenſo gut. Auch
in den Städten könnten dieſe Arbeiten durch gewandte
Schreibgehilfen beſorgt werden, wie es ja wohl auch bei
den Stadtkaſſen der Fall iſt. Da etwa zehn ſtädtiſche
Bezirkskaſſen vorhanden ſind, und 30 ländliche, wären
für die letzteren Untererhebſtellen zu ſchaffen; dafür
könnte man aber ſicher 15 Bezirkskaſſen aufheben, und
außerdem die Kontrollbeamtenſtellen. Den
Bezirkskaſ=
ſen blieben noch die Obererhebgeſchäfte, die
Obliegen=
heiten als Zwangsvollſtreckungsbehörden und die
Viſi=
tation der Untererhebſtellen. Für jede Bezirkskaſſe,
der man die direkte Erhebung abnehmen würde, oder
die man aufheben würde (zuſammen 30), wären
durch=
ſchnittlich drei Untererhebſtellen neu zu ſchaffen, alſo
90 Stellen, dafür könnte man aber etwa 30 ganz kleine
Stellen eingehen laſſen, ſo daß noch 60 neue Stellen
ver=
bleiben.
Wie verändern ſich die Koſten dadurch? 1.
Er=
ſparnis (die Zahlen ſind dem Artikel der „Darmſt.
Ztg.” entnommen); a) bei 15 Bezirkskaſſen: Gehälter
15 mal 3500 Mark ſind 52500 Mark, Wohnungsgeld
15 mal 240 Mark ſind 3600 Mark, 20 Prozent für
Pen=
ſionen uſw. ſind 10500 Mark, für Schreibhilfen 15 mal
1000 Mark ſind 15000 Mark, Bureaukoſten und Miete
15 mal 450 Mark ſind 6750 Mark, für Stellvertretung
3000 Mark, Tagegelder 1500 Mark, desgleichen bei den
15 verbleibenden Bezirkskaſſen 1500 Mark.
b) Bei fünf Kontrollbeamtenſtellen: Gehälter
mal 4500 Mark ſind 22500 Mark, Wohnungsgeld 5 mal
480 Mark ſind 2400 Mark, 20 Prozent für Penſionen
uſw. 4500 Mark, Tagegelder und Reiſekoſten 5000 Mark,
Bureaukoſten 600 Mark.
e) Durch Aufhebung von 30 ganz kleinen
Unter=
erhebſtellen Weniger=Ausgabe an Hebgebühren 30 mal
100 Mark ſind 3000 Mark; zuſammen 132350 Mark.
2. Mehrkoſten: a) bei 60 Untererhebſtellen
Hebgebühren 60 mal 800 Mark ſind 48000 Mark (375
Stellen verurſachen zur Zeit 188000 Mark Koſten, alſo
eine Stelle 500 Mark; es ſind hier, da größere Orte und
kleine Städte in Betracht kommen, 800 Mark angeſetzt).
b) Bei den Bezirkskaſſen Tagegelder und
Reiſe=
koſten bei Viſitation der Untererhebſtellen (zweijährlich
ſtatt bisher jährlich) bei je 20 bis 25 Untererhebſtellen
3000 Mark.
c) Bei der Buchhaltung des Finanzminiſteriums
Tagegelder und Reiſekoſten bei Viſitation von 25
Be=
zirkskaſſen (alle vier Jahre, alſo jährlich ſechs Stellen)
und Ueberlieferungen 1500 Mk.; zuſammen 52500 Mk.,
alſo. Erſparnis 79850 Mark.
II. Wenn die Untererhebſtellen und damit auch
die Kontrollbeamtenſtellen aufgehoben werden: 1.
Er=
ſparnis: Koſten der Untererhebſtellen 188000 Mark,
Koſten der Kontrollbeamtenſtellen 35000 Mark,
zuſam=
men 223000 Mark. 2. Mehrkoſten (wie in der „
Darm=
ſtädter Zeitung” berechnet): 162000 Mark;
Erſpar=
nis 61000 Mark. Alſo rund 80000 Mark
gegen 60000 Mark.
Die billigere Arbeitskraft zu nehmen, trotzdem der
Betrieb dabei nicht der einfachſte iſt, iſt alſo das
vor=
teilhaftere Verfahren. Soweit die Zahlen nicht dem
Artikel in der „Darmſtädter Zeitung” entnommen ſind,
ſind ſie natürlich nur Schätzungszahlen. Vielleicht
unterzieht unſere Finanzverwaltung die Rechnung
einer näheren Prüfung und die maßgebenden
Fakto=
ren ziehen die praktiſche Durchführbarkeit des
Vorge=
ſchlagenen in Erwägung.
Luftſchiffahrt.
„2"=Fahrten.
* Friedrichshafen, 21. Jan. Das
Pro=
gramm der Deutſchen Luftſchiffahrts=
Aktiengeſellſchaft für den Sommer 1910 iſt
vor=
läufig wie folgt feſtgeſetzt: Die Fahrten mit dem „IV
werden etwa anfangs Mai zunächſt in
Friedrichs=
hafen beginnen, wo zurzeit allein eine Luftſchiffhalle
zur Verfügung ſteht. Außer den Rundfahrten von
Friedrichshafen aus werden gelegentlich Zielfahrten
nach anderen Städten unternommen. Wahrſcheinlich
wird ſodann vielleicht ſchon im Vorſommer die Halle
in Baden=Baden fertig ſein. Es werden dann
Paſſa=
gierfahrten von hier aus und Verbindungfahrten nach
Friedrichshafen veranſtaltet. Eine definitive
Entſcheid=
ung wird aber erſt die Aufſichtsratsſitzung der Deutſchen
Luftſchiffahrts=Aktiengeſellſchaft treffen. Als weitere
Stationsgründung käme in erſter Linie die in
Frank=
furt vorgeſehene in Betracht, auf der als erſter Baſis
bekanntlich die Organiſation des ganzen Unternehmens
ſich aufbauen ſollte und die eigentlich Zentrums= und
Ausgangspunkt hätte werden ſollen. Gewiſſe
Schwie=
rigkeiten bezüglich der Geländefrage, die auch heute
noch nicht völlig behoben ſind, verzögerten aber bisher
die Inangriffnahme des Baues, ſodaß wohl höchſtens
im Frühjahr 1911 die Frankfurter Halle ſtehen
wird. Immerhin wird Frankfurt a. M. die nächſte
Etappe bilden, es ſei denn, daß andere Großſtädte
mit anderen als der Geſellſchaft zur Verfügung
ſtehen=
den Mitteln den Bau einer Halle vornehmen. Für
ein ſolches Vorgehen käme vor allen Dingen Hamburg
in Frage. Auch die Hamburger Halle, wenn ihr Bau
nächſtens beſchloſſen wird, könnte aber kaum vor
Früh=
jahr 1911 errichtet ſein. Es iſt deshalb ausgeſchloſſen
daß im nächſten Frühjahr ſchon regelmäßig Fahrten
von und nach Hamburg ausgeführt werden. Für
die=
ſes Jahr könnte es ſich nur um einen kurzen Beſuch
mit einem Zeppelin=Luftſchiff in den ruhigen
Spät=
ſommer= und Herbſtwochen handeln.
Sport.
Sr. Das Schach=Weltmeiſterſchaftsmatch
zwiſchen Dr. Lasker und Schlechter iſt
nun=
mehr bis zur vierten Partie gediehen, die nach
zwei=
maliger Unterbrechung mit Remis endete. Da
be=
kanntlich auch die drei erſten Partien Remis ergeben
hatten, ſo ſtehen ſich beide Meiſter mit je zwei Points
gleich.
Karnevalgeſellſchaft Narrhalla.
C Darmſtadt, 24. Janutr.
Anſtelle einer zweiten Sitzung hatte die
Karnevalgeſell=
ſchaft Narrhalla geſtern abend in der Narrhalla am
Woogs=
platz ein großes Närriſches Muſik= und
Ge=
ſangsfeſt veranſtaltet, das ſich von einer Sitzung nur
da=
durch unterſchied, als auch Schaunummern geboten
wur=
den, dem Programm entſprechend mehr Geſangsnummern;
daß der Kapelle eine größere Aufgabe als ſonſt
zugewie=
ſen, und daß endlich der hohe Rat gnädigſt das Duellieren
mit Luftſchlangen geſtattet hatte; jenen leichtbeſchwingten
buntfarbenen Vögelein, die ſo ſchmiegſam Uebergänge
bauen von Tiſch zu Tiſch, von Herz zu Herzen, mit deren
Hilfe ſich ſo leicht alte Bekanntſchaften erneuern, neue
ſchlie=
ßen laſſen, und die neuerdings auch zu flüchtigen Trägern
von Wünſchen und Grüßen reden, wenn Gott Jokus
ge=
fährlicher Adjutant, Amor, ſich einmal die Schellenkappe
aufs Lockenhaupt ſetzt und unter ſeines Gebieters
ſchützen=
dem Szepter ſeine loſen Streiche vollführt, für die dann
immer andere bluten müſſen, meiſtens Herzen. — Die
Narrhalla trug wieder ihren gewohnten närriſchen Schmuck,
deſſen Reiz durch das vielfarbene Schwirren der
Luft=
ſchlangen,die bald in dichten Wolken von Decke und
Ga=
lerien in den Saal hinabhingen und des wogenden
Kap=
penmeeres harmoniſches Rauſchen und Klingen ſo
wir=
kungsvoll erhöhten.
Der Saal war wieder dicht beſetzt und mit dem
Ein=
zug der Elfer ſetzte eine Stimmung ein, die von Nummer
zu Nummer ſich ſteigerte. Die Wogen der Narrheit gingen
hoch. Vergeſſen ſchienen die ſchlechten Zeiten und die
drohenden Steuererhöhungen, man gab ſich dem
Augen=
blick hin und genoß das Leben, wie es des Prinzen
när=
riſche Hoheit gebietet.
In gewohnter Weiſe begrüßte Präſident Max
Anſpach die frohe Schar mit poetiſcher Anſprache.
Na=
türlich war es „hohe Politik”, die er närriſch malte und
er malte ſie wirklich in Farben:
Beherrſcht iſt leider noch das Reich
Von Schwarzen und von Blauen,
Un wenn des nett bald anners werd,
Wern mer noch Schönes ſchauen.
Wann Schwarz erreichte, was es will,
Das könnte uns nicht taugen,
Dann würde ſelbſt den Fürſten es=
Bald ſchwarz und blau vor Augen.
Wir kennen ſchönkre Farben hier,
Die gelten im Heſſenland
Seit ſich Ernſt Ludwigs Rot und Weiß
Mit Lorens Blau gelb verband.
Mit ſtürmiſchem Jubel nahm man die Rede auf.
Dann kam Karl Maria von Weber zum Wort,
der mit ſeiner bewährten Kapelle (Feld=Art.=Regt. 61)
den inſtrumentalen Teil des Programms in einer
Weiſe erledigte, die trefflich der Stimmung angepaßt
war) und ſchlechterdings nicht übertroffen werden
konnte. Folgendes Programm wurde zum Vortrag
gebracht. Narren=Radaumarſch von M. W., Ouverture
„Bruder Luſtig” von Kling, Dort unten im
Süden,
a) Sandtanz, b) Holzſchuhtanz, e) Cake Walk, Weaner
Mad’l, Walzer von Ziehrer, Onkel Jumbo, Neueſter
Marſch von W. Mayer, Wir laſſen uns photographieren,
von Suppé, Orientaliſcher Bauchtanz, von Vollſtedt,
Im Amtomatenſalon, hum. Potpourri von Rollſtedt.
Ne=
gerſtändchen von Klimperkaſten, Wein=Walzer von Groß,
Fidele Faſtnacht, Potpourri von Boettge, Des Narren
Traum, von Hainer.
Im übrigen machten ſich um das Gelingen des
Abends eine Reihe bewährter und auch neuer
Karne=
valkräfte verdient. Die beiden Narren Engel und
Wundenberg erwieſen ſich als ſtimmgewaltige
Sänger in dem Vortrag eines reizenden Duetts aus
„Stradella”, und Engel und Bauſcher brachten ein
Zwiegeſpräch als Heiner, das Schlager auf Schlager
enthielt. Als Salonhumoriſt erfreute Komiteemitglied
Louis Netz durch den Vortrag einiger aktueller
Couplets in der gewohnten fürtrefflichen Weiſe und
mit durchſchlagendem Erfolge. Fräulein Detrez von
hier ſang mit ſchöner Stimme einige reizende Lieder
und ſchließlich erfreute auch der kleine Caruſo (Herr
Fay) wieder durch einige Geſangsvorträge.
Ungewöhn=
lich beifallsfreudig wurden die von Herrn Bauer mit
8 Turnern geſtellten Bronzegr uppen
aufgenom=
men. Die einzelnen Figuren wurden hier zum erſten
Male in Silberbronze gezeigt, die ganz reizend und
ſtilecht wirkten. Die folgenden 10 Bildwerke wurden
„geſtellt”: Ringergruppe — Diskuswerfer, Kugelſtoßer
— Vor dem Bade — Die Bogenſchützen — Die ſchönen
Künſte — Läufer von Marathon — Muſik und Tanz —
Tauziehen — Wenn es Gold regnet — Römiſche
Ba=
chanten=Gruppe.
Flott wurde das Programm abgewickelt, und
trotz=
dem mußte, wie der Präſident verkündete, verſchiedenes
geſtrichen werden, um zur feſtgeſetzten Stunde mit dem
Tanz beginnen zu können. Als Schlußlied wurde
Grünfelds Schunkellied geſungen, das auch hier
wie=
der eine ſeltene Durchſchlagskraft erwies. — Der
Ver=
lauf des Feſtes war brillant und hielt ſich, trotzdem die
Wogen der Narrheit hoch gingen und fröhlicher
Unge=
bundenheit herrſchte, durchaus in einem der
Karneval=
geſellſchaft Narrhalla würdigen Rahmen.
Der neue Komet.
M. Darmſtadt, 22. Jan. Wie man uns mitteilt,
iſt der neue Komet heute abend 10 Minuten vor 6 Uhr
von der Ludwigshöhe klar und ſchön ſichtbar
ge=
weſen. Der Komet ſtand hoch am weſtlichen Horizont,
rechts vom Abendſtern mit ſenkrechtem Schweif nach oben.
Der Komet verſchwand etwa 20 Minuten nach 6 Uhr
wieder.
* Frankfurt a. M., 22. Jan. Der neue Komet
war heute abend kurz vor 6 Uhr in weſtlicher Richtung
dem bloßen Auge ſichtbar, den Schweif nach oben gerichtet.
Er ſank immer tiefer und verſchwand langſam etwa nach
6 Uhr. Er erſchien ſofort mit der Dämmerung tief in
Weſtſüdweſt, da der Himmel dort einigermaßen unbewölkt
war. Der Kopf des Kometen iſt nach der Sonne gerichtet,
er iſt leidlich hell, doch erreicht er bei weitem nicht die über
ihm ſtrahlende Venus. Der Schweif ſteht faſt ſenkrecht
nach oben, mit leichter Neigung nach Süden; er hat eine
beträchtliche Länge, nämlich zirka 10 Vollmondbreiten. Doch
muß er geſucht werden und iſt wegen der Helligkeit des
Himmels und des Mondlichtes bis jetzt keine allgemein
auf=
fallende Erſcheinung.
*Magdeburg, 22. Jan. Der neue Komet
war hier nach Sonnenuntergang von 6 bis ½7 Uhr
vorzüg=
lich zu beobachten. Der Kopf ſtand als Stern zweiter
Größe einige Grade über dem Horizont, der Schweif
ſtrahlte faſt bis zur Höhe der Venus,
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910
Nummer 19.
* Hamburg, 22. Jan. Auf der Bergedorfer Warte
wurde der Komet heute von 5½ bis 6 Uhr nachmittags
beobachtet. Der Komet weiſt Aehnlichkeit mit dem
Dona=
tiſchen Kometen auf. Die Beobachtung wurde hier durch
ſtarke Bewölkung erſchwert. Immerhin wurde feſtgeſtellt,
daß er ſich 5 bis 10 Grad rechts unterhalb der Venus
be=
findet. Die Schweiflänge konnte hier nichi beobachtet
wer=
den. Nach den hieſigen Feſtſtellungen wird der Komet
längere Zeit in ganz Europa ſichtbar bleiben, ob aber auch
dem freien Auge, das wird von ſeiner Helligkeit abhängen.
Der Komet geht um 6 Uhr unter. (Frkf. Ztg.)
* Breslau, 22. Jan. Auf der hieſigen
Stern=
warte wurde geſtern nachmittag 5 Uhr 15 Min, der
dicht bei der Sonne entdeckte neue Komet geſehen.
Der Komet war auch mit bloßem Auge ſichtbar und bot
eine beſonders ſchöne Erſcheinung. Er ſtand in 21 h
55,7 m Rektaſzenſion und 13 Grad 35 Minuten
Dekli=
nation. Der Kern gleicht einem Stern zweiter Größe.
Der Schweif konnte trotz des hellen Hintergrundes über
einen Grad verfolgt werden. Der Schweif iſt
fächer=
artig geſtreift und bildete einen Oeffnungswinkel von
11 Grad und war ſenkrecht nach oben gerichtet. Der
Komet hat faſt die gleiche Lichtſtärke wie der Halleyſche
Komet in der Zeit der beſten Sichtbarkeit. Er ging nach
6 Uhr unter.
* Chriſtiania, 22. Jan. Aus dem ganzen
ſüd=
lichen Küſtengebiet laufen Meldungen ein, daß der neu
aufgetauchte Komet geſtern dort beobachtet wurde, am
deutlichſten im Jäderengebiet, wo er einundeinhalb
Stun=
den am ſüdweſtlichen Himmel ſichtbar war.
Unwetter und Sturm.
* Berlin, 22. Jan. „B. Z.” meldet aus Rom:
Infiſſge Sturmes iſt der geſtern früh in Genna
fällige Poſtdampfer „Waſhington” mit 50 Paſſagieren
nicht eingetroffen; der Poſtverkehr mit Sardinien iſt
unterbrochen.
* Schierſtein, 22. Jan. Der Rhein führt ſeit
heute morgen Hochwaſſer. Die Uferſtraße von
Biebrich nach Schierſtein iſt vollſtändig überſchwemmt.
Der Hafen von Schierſtein ſteht ganz unter Waſſer.
Main und Oberrhein ſind dagegen im Abnehmen
be=
griffen.
* Paris, 22. Jan. Infolge des Hochwaſſers
wurde der der Seine benachbarte Sammelkanal
unter=
halb des Boulevard St. Germain überflutet und das
Waſſer drang in eine Halle der im Bau begriffenen
Nord=Südſtrecke der ſtädtiſchen Untergrundbahn ein.
Ein Teil des Boulevard mußte für den Verkehr
ab=
geſperrt werden, da ſich bedenkliche Senkungen und
Riſſe zeigten. Auf der Orleans=Bahn mußte der
Ver=
kehr von dem an der Seine gelegenen Orſay=Bahnhofe
eingeſtellt werden, da die unterirdiſche Linie
über=
ſchwemmt iſt. Die vom Opernplatze nach den öſtlichen
Vororten führende elektriſche Trambahn mußte ihren
Betrieb einſtellen, weil ihre elektriſche Station bei Jory
unter Waſſer ſteht. Im Laufe des geſtrigen Abends
überflutete das Hochwaſſer der Seine die Strecke
Place de la Concorde=Trinide der Untergrundbahn.
Der angerichtete Schaden iſt ſo groß, daß die
Wieder=
herſtellungsarbeiten mehrere Monate dauern werden.
Aus Troijes, Reims, Charlon ſur Marne, Lyon, Döle,
Bourges, Chambery und Dijon wird gemeldet, daß die
Flüſſe über ihre Ufer getreten ſind. Die
Eiſen=
bahnlinien ſind teilweiſe zerſtört, mehrere Züge
ent=
gleiſt und telegraphiſche und telephoniſche Verbindungen
unterbrochen.
* Fontainebleau, 22. Jan. In dem zur
Ge=
meinde Chäteau=Landon gehörigen Weiler Laroy, der
auf Kreideboden ſteht, ſind infolge eines durch die
Ueberſchwemmungen hervorgerufenen Waſſereinbruchs
mehrere Häuſer zuſammengeſtürzt.
Zahl=
reiche Perſonen wurden mit in den Abgrund geriſſen.
Fünf Leichen ſind bereits geborgen und 10
Schwerver=
letzte ins Krankenhaus gebracht worden.
H.B. Paris, 22. Jan. Die
Ueberſchwemm=
ungen in den öſtlichen Teilen Frankreichs
haben augenſcheinlich ihren Höhepunkt erreicht. Seit
50 Jahren iſt eine derart umfangreiche
Ueberſchwemm=
ung nicht zu verzeichnen geweſen. Wenn nicht mehr
Perſonen=Unfälle zu verzeichnen ſind, ſo iſt dies
ledig=
lich dem Umſtande zu verdanken, daß die Bewohner
an den Ufern der ausgetretenen Flüſſe ſich rechtzeitig
in Sicherheit bringen konnten. Bei Faſin ſind infolge
eines Einſturzes mehrere Perſonen, welche das
Schau=
ſpiel der Ueberſchwemmung ſich anſehen wollten,
ver=
ſchüttet worden. Bisher wurden 5 Leichen geborgen,
während 10 Verletzte ins Krankenhaus gebracht
wur=
den. Man befürchtet, daß noch mehr Perſonen
umge=
kommen ſind. Von Toulon ſind Truppen abgegangen,
um ſich an dem Rettungswerk zu beteiligen. Die
Eiſen=
bahnlinie Paris=Belfort iſt unterbrochen, weil bei
Ar=
ſoural eine Brücke eingeſtürzt iſt. Ein Perſonenzug,
von Beſancon nach Belfort unterwegs, iſt im Waſſer
ſtecken geblieben. Das Waſſer erreichte das Feuer der
Lokomotive.
* Paris, 22. Jan. Der Miniſterrat beſchloß
heute, vom Parlament einen Kredit von zwei Millionen
Franken zwecks ſofortiger Hilfeleiſtung für die Opfer der
Hochwaſſer=Kataſtrophe zu verlangen.
* Paris, 22. Jan. Infolge des Hochwaſſers
der Aube, Seine und Marne iſt in der Gegend von
Troye=
der Eiſenbahnverkehr auf mehreren Linien unterbrochen.
Die Züge von Straßburg, Metz und Frankfurt verkehren
normal.
Erdbeben.
Jugenheim, 22. Jan. Heute vormittag 9 Uhr
53 Min. 18 Sek. beginnend, wurde ein ſehr ſtarkes
Erdbeben aufgezeichnet. Das Maximum der
Boden=
bewegung fand gegen 10 Uhr ſtatt. Die Dauer des
Erd=
bebens war etwa eine Stunde, Herdentfernung 2500
Kilo=
meter. Der Herd liegt nach unſerer Berechnung in Js
land. Im Jahre 1909 wurde kein Erdbeben von gleicher
Stärke regiſtriert.
2. Jugenheim, 23. Jan., 11 Uhr vormittags. Die
ſeismiſche Station Darmſtadt=Jugenheim teilt uns weite
mit: Das Erdbeben vom geſtrigen Tage wurde von
den meiſten europäiſchen Stationen beobachtet und
gemel=
det. Nach unſeren Berechnungen, die wir auf die Meldun
gen der Erdbebenrouten von Wien und Hamburg ſtützten,
iſt der Herd (entgegen anderer Meldungen) im
ſüd=
weſtlichen Teile von Islind zu ſuchen. Die
In=
ſel iſt reich an berühmten Kraterbergen und wurde ſchon
mehrfach von verſchiedenen Erdbeben heimgeſucht. Von
Darmſtadt iſt der Erdbebenherd etwa 2500 Kilometer
ent=
fernt.
Das geſtrige Erdbeben war ſo ſtark, daß am
Seis=
mographen die Zeiger wiederholt an die Anſchläger
an=
ſtießen.
Im weſentlichen war das Erdbeben um 12 Uhr
mit=
tags zu Ende. Schwache Nachklänge dauerten aber bis
½2 Uhr nachmittags. Abends zwiſchen 10 und 11 Uhr
und ebenſo in der Nacht vom 22.—23. kurz vor 3 Uhr
wur=
den noch ſchwaske Nachbeben beobachtet.
* Heidelberg, 22. Jan. Der Seismograph
der Königſtuhlſternwarte regiſtrierte heute ein
außerordent=
lich heftiges Fernbeben. Das Vorbeben ſetzte
vor=
mittags 9,54 Uhr ein, das Hauptbeben 9,58 Uhr. Das
Maximum wurde 10,02 Uhr verzeichnet.
* Straßburg, 23. Jan. Geſtern morgen 9 Uhr
53 Minuten verzeichneten die Inſtrumente der
Kaiſer=
lichen Hauptſtation für Erdbebenforſchung ein
Fern=
beben, das nach der Größe der Bewegung ein
außer=
ordentlich ſtarkes geweſen ſein und unter Umſtänden
großen Schaden angerichtet haben muß. Die zweite
Phaſe begann um 9 Uhr 57 Minuten. Die Entfernung
des Erdbebens von Straßburg beträgt 2600 Kilometer.
* Jena, 22. Jan. Die Inſtrumente verzeichneten
heute früh kurz vor 10 Uhr ein heftiges Erdbeben in
2000 Kilometer Entfernung ſüdlicher Richtung.
Karlsruhe, 22. Jan. Heute früh kurz vor 10 Uhr
wurde auf der Erdbebenſtation Durlach das
Ein=
ſetzen eines ſehr heftigen Fernbebens beobachtet. Der Herd
des Bebens liegt 1300 Kilometer in ſüdweſtlicher Richtung.
Die Bewegung war ſo ſtark, daß das Weſt=Oſtpendel, das
die von Süden kommende Bewegung aufnimmt, ſich auf
die Seite legte. (Frk. Ztg.)
* Laibach, 22. Jan. Heute vormittag verzeichneten
die Inſtrumente der Erdbebenwarte ein
kataſtropha=
les Fernbeben. Es begann um 9 Uhr 53 Minuten
41 Sekunden, das Maximum von 248 Millimeter war um
10 Uhr, das Ende gegen 12 Uhr. Die Herddiſtanz wird
auf 3500 Kilometer geſchätzt.
* Paris, 22. Jan. Der Seismograph des
hie=
ſigen meteorologiſchen Bureaus hat heuie morgen ein
an=
ßerordentlich heftiges Erdbeben verzeichnet,
welches in einer Entfernung von etwa 3509 Kilometern,
wahrſcheinlich in der Gegend des Kaukaſus oder in
Ar=
menien, ſtattgeſunden haben dürfte. Es war das
ſtärkſte Erdbeben, welches die Apparate
je=
mals verzeichnet haben. Die Schwingungen
dauerten anderthalb Stunden.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Nedaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Zu dem Eingeſandt in Nummer 16 Ihres
ge=
ſchätzten Blattes möchte ſich auch ein Landbewohner
äußern: Für den Städter iſt es ja gleich, ob die
Unter=
erhebſtellen aufgehoben werden, oder nicht, denn er hat
ja nach wie vor eine Bezirkskaſſe an ſeinem Wohnort.
Anders für den Landbewohner. Es iſt denn doch ein
Unterſchied, ob man ſeine Steuern, Gerichtskoſten uſw.
jeden Tag am Orte entrichten kann, oder nur
ar einem im Monat ſtattfindenden Erhebungstag der
Bezirtskaſſe. Daß ſich an dieſem einen Tage alles
zu=
ſammendrängt, um ſeine Stenern loszuwerden, und
dieſes für den einzelnen Stenerzahler mit großem
Zeit=
verluſt verbunden iſt, iſt doch natürlich, Hat zum
Bei=
ſpiel ein Handwerker für den Staat eine Arbeit
gelei=
ſtet und er bekommt eine Anweiſung überſandt, ſo kann
er jetzt ſofort an die örtliche Untererhebſtelle gehen und
ſein Geld erheben und braucht ſich nicht an die entfernte
Bezirtskaſſe zu wenden. Daß Lehrer, Penſionäre und
Staatsbeamte ihren Gehalt uſw. an irgend einem
be=
liebigen Tage an ihrem Wohnort ſelbſt erheben können,
ſei nur nebenbei erwähnt. Im Intereſſe der
Landbe=
wohner ſollten demnach die Untererhebſtellen beſtehen
bleiben, zumal ja die Erſparnis gegenüber der jetzigen
Beqnemlichkeit nicht in die Wagſchale fällt.
Ein Landbewohner.
Literariſches.
Liebesſzenen auf der Bühne werden von dem
Pu=
blikum ſtets mit regſtem Intereſſe verfolgt. So wird es
unſere Leſer lebhaft intereſſieren, daß die neueſte (8.) Num
mer der illuſtrierten Zeitſchrift „Moderne Kunſt”
(Verlag von Rich. Bong, Berlin W. 57; Preis des
Vier=
zehntagheftes 60 Pfg.) eine prächtige Plauderei „Die
Liebe auf der Bühne” von Albert Borée veröffentlicht,
deren reiches Bildermaterial unſere bedeutendſten und
be=
liebteſten Schauſpieler und Schauſpielerinnen in
Liebes=
ſzenen darſtellt. Aus dem übrigen Teil des vornehm
aus=
geſtatteten Heftes ſei noch beſonders die geiſtvolle
Abhand=
lung des Baurats Franz Jaffe „Der Palaſt Kaiſer
Dio=
kletians zu Spalato” hervorgehoben, die an der Hand
prächtiger Abbildungen ein Märchenreich verſunkener
Herrlichkeit vor uns aufleben läßt. Der Roman Karl
Conte Scapinellis „Die Künſtlerkolonie” weiß mit ſeltener
Kraft die Leſer von Fortſetzung zu Fortſetzung tiefer in
ſeinen Bann zu ziehen und eine Fülle vortrefflich geſehener
Maler=Individualitäten zu einer feſtgefügten Handlung
zu vereinigen. Ferner wird die akademiſchen Kreiſe ein
Aufſatz „Die Studenten=Stammbücher” der wiederum mit
Abbildungen geſchmückt iſt, lebhaft intereſſieren. Zum
Schluß ſei noch bemerkt, daß der Zick=Zack eine reiche Fülle
von geiſt= und humorvollen Beiträgen aus dem Kunſt=,
Varieté= und Volksleben in Bild und Wort
verſchwen=
deriſch ausſtreut.
Die engliſchen Wahlen.
* London, 21. Jan. Die heutigen
Wahler=
gebniſſe zeigen eine ebenſo günſtige Tendenz für die
Unioniſten, wie die geſtrigen. In Schottland errangen
die Unioniſten heute einen unerwarteten Sieg, da der
Unioniſt Lord Tullibardine gewählt wurde. Sie
gewin=
nen damit den dritten Sitz in Schottland. In Gaffron
Walder ſpielte ſich bei der Niederlage des Liberalen Peaſe
eine außergewöhnliche Szene ab. Dieſer mußte nämlich
von Polizeibeamten nach ſeiner Wohnung geleitet werden,
während der ſiegreiche Unioniſt auf einen Stuhl geſetzt und
in feierlichem Zuge durch die Stadt getragen wurde. Die
Wahlſiege der Unioniſten in den Grafſchaften werden
be=
ſonders der Abſtimmung der Landbevölkerung
zugeſchrie=
ben. — Bis 5 Uhr nachmittags waren folgende
Wahl=
reſultate bekannt: 181 Unioniſten, 149 Liberale, 32
Mitglieder der Arbeiterpartei und 58 Nationalisten. Die
Unioniſten hatten bis dahin 81, die Anhänger der
Regie=
rungsparteien 10 Sitze erobert.
* London, 21. Jan., 10¼ Uhr abends. Bisher ſind
gewählt: 182 Unioniſten, 151 Liberale, 31 Mitglieder
der Arbeiterpartei und 58 Nationaliſten.
oa
H. B. London, 22. Jan. Am geſtrigen, 6.
Wahl=
tage, wurden gewählt: Unioniſten 22, Liberale 18,
Nationaliſten 5 und Arbeiterpartei 2. Im ganzen
bis=
her Unioniſten 185, Liberale 156, Nationaliſten 58 und
Arbeiterpartei 30. In das Unterhaus ſind alſo bisher
449 Vertreter gewählt. Davon entfallen auf die
mini=
ſterielle Seite 244, auf die oppoſitionelle 185. Die
Unio=
niſten gewannen bis jetzt 72 Sitze. Es ſind noch zu
wählen 241 Abgeordnete.
* London, 22. Jan. Bis halb 12 Uhr mittags
wurden drei weitere Wahlreſultate bekannt. Ein
Unioniſt wurde wiedergewählt. Die beiden anderen
Sitze wurden von den Unioniſten erobert.
* London, 22. Jan. Bis 12½ Uhr waren
ge=
wählt: 184 Unioniſten, 157 Liberale, 31 Mitglieder der
Arbeiterpartei und 58 Nationaliſten. Die Unioniſten
ge=
winnen 82, die Regierungsparteien 10 Sitze.
* London, 22. Jan. Um 12,30 Uhr war der Stand
der Wahlen folgender: 198 Unioniſten, 151 Liberale,
32 Mitglieder der Arbeiterpartei, 58 Nationaliſten. Die
Unioniſten eroberten 91, die Liberalen 10, die
Arbeiterpar=
tei 1 Sitz.
* London, 22. Jan. Bis 1¼ Uhr mittags war
fol=
gendes Wahlreſultat bekannt: Gewählt ſind 200
Unioniſten, 168 Liberale, 32 Mitglieder der Arbeiterpartei
und 59 Nationaliſten. Die Unioniſten gewannen 96, die
Regierungspartei 11 Mandate.
* London, 22. Jan. Nach den bis 3 Uhr
nachmit=
tags bekannten Wahlergebniſſen waren gewählt:
217 Unioniſten, 179 Liberale, 33 Arbeitervertreter und 65
Nationaliſten. Der Gewinn der Unioniſten belief ſich auf
101, der der Regierungsparteien auf 12 Sitze.
* London, 22. Jan. Bis 1051 Uhr abends war
fol=
gendes Wahlreſultat bekannt: 217 Unioniſten, 181
Liberale, 33 Arbeiterparteiler, 67 Nationaliſten. Die
Unio=
niſten gewannen 101, die Regierungspärteien 13 Sitze. (Die
Regierungsmehrheit beträgt danach bisher 64).
London, 23. Jan. Nach den bis Mitternacht
be=
kannten Wahlergebniſſen wurden gewählt: 217
Unioniſten, 184 Liberale, 33 Vertreter der Arbeiterpartei
und 67 Nationaliſten. Die Unioniſten gewannen 101,
die Liberalen 13 Sitze, die Arbeiterpartei einen Sitz.
Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Wiesbaden, 23. Jan. Heute tagte hier der 5.
Par=
teitag des ſüddeutſchen Verbandes der
freiſinnigen Volkspartei, der die Provinz
Heſſen=Naſſau, den Kreis Wetzlar, den Bezirk
Kreuz=
nach, die bayriſche Pfalz und die Großherzogtümer
Ba=
den und Heſſen umfaßt, nachdem geſtern abend eine
Vorbeſprechung des Parteiausſchuſſes ſtattgefunden
hatte. Als wichtiger Punkt ſtanden auf der
Tagesord=
nung die Einigung der Liberalen und das neue
Par=
teiprogramm. Nach einem Referat des Rechtsanwalts
Heilbrunn=Frankfurt a. M. nahm der Parteitag
ein=
ſtimmig folgen Reſolution an: Der Parteitag für
Süd=
weſtdentſchland tritt den Beſchlüſſen des
Zentralaus=
ſchuſſes in allen Punkten bei und empfiehlt dem auf den
5. März dieſes Jahres nach Berlin einberufenen
Par=
teitag die Annahme der Fuſion auf Grund des
vorge=
legten Parteiprogramms und Organiſatiousſtatuts.
* Straßburg, 23. Jan. Auf den in der „Germania”
veröffentlichten Rechtfertigungsartikel des
Prälaten Niegetit=Metz, betreffend fenen „
Schul=
freund”=Artikel, der Anlaß gab zu dem bekannten
Schriſtwechfel zwiſchen Staatsſekretär und Statthalter
einerſeits und den Biſchöfen von Straßburg und Metz
andrerſeits, bringt die „Reichsländiſche Korreſpondenz
eine Erklärung des geſchäftsführenden Ausſchuſſes des
elſäſſiſchen Lehrerverbandes, in welcher derſelbe mit
Genugiuung von dem Eingeſtändnis Niegetits
Kennt=
nis nimmt, daß der „Schulfreund‟=Artikel wenigſtens
in der Form verfehlt war. Die Erklärung ſchließt mit
dem Ausdruck des Befremdens darüber, daß Prälat
Niegetit den elſaß=lothringiſchen Lehrerverband und
ſein Organ, die „Elſaß=Lothringiſche Schulzeitung”
ver=
antwortlich macht für Auslaſſungen der „Freien
Leh=
rerzeitung”, mit der der Verhand vom Anfang ſeines
Beſtehens an nicht das Geringſte zu ſchaffen hatte.
* Karlsruhe, 22. Jan. Die Zweite Kammer
beſchäftigte ſich heute mit dem Bierſteuergeſetz
entwurf. Derſelbe wurde gegen die Stimmen der
Sozialdemokraten und des Abgeordneten Schmidt
(konſ.) angenommen. Ferner wurde ein Geſetzentwurf
angenommen, wonach die Landtagsabgeordneten künftig
eine Aufwandsentſchädigung für die Dauer der ganzen
Seſſion anſtelle der Diäten erhalten.
Miesbach (Bayern), 23. Jan. Nachdem man ſich
geſtern nachmittag mit dem zweiten bei dem
Schacht=
einſturz auf dem Kohlenbergwerk „Haushahm”
ver=
ſchütteten Bergmann Stadler in Verbindung ſetzen
konnte, iſt heute vormittag nach acht Uhr deſſen
Be=
freiung gelungen. Stadler iſt, abgeſehen von leichten
Quetſchungen, bei guter Geſundheit.
* Kaiſerslautern, 22. Jan. Der des Mordes an der
21jährigen Anna Schiefer und ihrer 63jährigen
Stiefmut=
ter in Ludwigshafen angeklagte 26jährige Fabrikarbeiter
Schlindwein von Bellheim wurde, wie die „Pfälz.
Preſſe” meldet, nach zweitägiger Verhandlung vom
pfäl=
ziſchen Schwurgericht in Zweibrücken heute zweimal zum
Tode verurteilt.
* Gelſenkirchen, 22. Jan. Gegen 1 Uhr 40 Minuten
iſt es gelungen, die ſechs Verſchütteten zu
ber=
gen; die Leute ſind ſämtlich geſund und konnten zum
Teil zu Fuß zur Waſchkaue gehen. Einer von ihnen
hat einen Armbruch erlitten. Sie wurden ſogleich ins
Knappſchafts=Krankenhaus geſchafft.
* Weimar, 22. Jan. Heute nachmittag fand der
feier=
liche Einzug des Groß herzogspaares ſtatt.
Gegen 3 Uhr trafen die hohen Herrſchaften von Frankfurt
am Main kommend, auf dem Bahnhofe ein. Das Paar
wurde im Fürſtenzimmer vom Oberkammerherrn Frhrn.
v. Rotenhan und dem Staatsminiſter Dr. Rothe begrüßt.
Bei der Einfahrt in die Stadt hieß Oberbürgermeiſter
Pabſt das Paar in der Stadt Weimar willkommen, dann
erfolgte unter dem Jubel einer dichtgedrängten
Volks=
menge die Weiterfahrt nach dem Schloſſe.
Weimar, 23. Jan. Der Kaiſer traf heute
nach=
mittag gegen 5 Uhr mittels Sonderzugs hier ein. Im
Gefolge befanden ſich Hausmarſchall Frhr. von Lyncker,
Generaladjutant Generaloberſt von Pleſſen, die
Flügel=
adjutanten Oberſtleutnant Frhr. v. Senden und Major
von Neumann=Coſel und Stabsarzt Dr. Niedner.
Zum Ehrendienſt waren kommandiert Oberſt von
Bismarck, der Flügeladjutant des Großherzogs Major
v. Uckro. Der Kaiſer wurde am Bahnhofe vom
Groß=
herzog empfangen und fuhr mit dieſem nach dem
Reſi=
denzſchloſſe. Hier fand um 6 Uhr Galatafel ſtatt, an der
außer den Fürſtlichkeiten Prinz Heinrich der Niederlande,
der niederländiſche Geſandte Baron Gevers, der italieniſche
Botſchafter Panſa, der ſpaniſche Botſchafter Polo de
Bernabe, der öſterreichiſche Geſandte in Dresden Prinz
zu Fürſtenberg und der engliſche Botſchafter v. Goſchen
teilnahmen.
* Hamburg, 22. Jan., 12,20 Uhr nachts. Die Gebäude
auf dem Grundſtücke Danileſtraße 103, in denen große Oel=
und Korkvorräte lagern, ſtehen in Flammen. Sieben
Züge der Feuerwehr beteiligen ſich an den Löſcharbeiten.
Peſt, 22. Jan. Die Verfaſſungspartei unter
Füh=
rung des Grafen Andraſſy beſchloß in einer heute
ab=
gehaltenen Parteikonferenz, dem Mißtrauensvotum
nicht zuzuſtimmen, falls ein ſolches in der am
Mon=
tag ſtattfindenden Sitzung der Abgeordneten von anderen
Parteien geſtellt würde, vielmehr zu beantragen, die
Er=
nennung des Kabinetts Khuen=Hedervary einfach zur
Kenntnis zu nehmen, wenn dieſes auch nicht aus den
Nummer 19.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
Seite 7.
Reihen der Parlamentsparteien gebildet iſt, in der
Vor=
ausſetzung, daß die Regierung in allen Stücken die Regeln
der Verfaſſungsmäßigkeit beobachten und die Rechte des
Parlaments wahren werde.
* Paris, 22. Jan. Einem Berichterſtatter zufolge
ſei durch die polizetlichen Nachforſchungen feſtgeſtellt
wor=
den, daß das Original der an Baron Zuylen gerichteten
falſchen Depeſche in Paris mittelſt einer
franzö=
ſiſchen Schreibmaſchine hergeſtellt und von einer Frau nach
Berlin gebracht worden ſei. Dieſe Frau habe die
Depeſche im Telegraphenamt des Bahnhofs Friedrichſtraße
und gleichzeitig eine andere, mit der Hand geſchriebene
De=
peſche an eine dritte Perſon aufgegeben. Die Entdeckung
des Urhebers der falſchen Depeſche ſtehe unmittelbar
be=
vor.
* Paris, 23. Jan. Der Toulouſer Gerichtshof
ver=
urteilte die radikale Dépéche”, gegen welche 664
Kloſter=
ſchweſtern aus Barcelona einen Verleumdungs=
und Schadenerſatzprozeß angeſtrengt hatten, zu
25 Francs Geldbuße. Die Kloſterſchweſtern hatten einen
Schadenerſatz von mehr als 300000 Francs beanſprucht.
Nantes, 23. Jan. Bei einer Keſſelprobe des
auf der Werft von Indret im Bau begriffenen
Kriegs=
ſchiffes „Waldeck Rouſſeau” platzte ein Zylinder. Ein
Arbeiter wurde getötet, mehrere wurden ſchwer
ver=
wundet.
* Brüſſel, 22. Jan. Ein von Pieten nach Charleroi
fahrender Perſonenzug iſt auf dem Bahnhofe von
Courcelles mit einem Güterzuge
zuſammengeſto=
ßen; zehn Perſonen wurden verletzt, unter ihnen zwei
le=
bengefährlich.
** Bern, 22. Jan. Von drei Touriſten, die am
vergangenen Sonntag von Linthtal aus eine Tour über die
Claridenfirn ins Maderaner Tal unternahmen, werden
zwei vermißt, während der dritte noch am ſelben Tage
umgekehrt iſt und am Montag in Zürich eintraf. Einer der
Vermißten iſt der Ingenieur Walter Spohr aus Leipzig,
der Name des anderen iſt noch unbekannt. Von Linthtal
iſt eine Hilfskolonne abgegangen.
* Madrid, 22. Jan. Unter lebhafter Teilnahme
der Bevölkerung, die auch in großen Scharen aus der
Provinz gekommen war, erfolgte der feierliche
Ein=
zug der aus Marokko heimgekehrten
Trup=
pen in die feſtlich geſchmückte Hauptſtadt. Die Truppen
wurden am Eingang der Stadt von dem
Miniſterpräſi=
denten, dem Kriegsminiſter, dem Gouverneur und dem
Bürgermeiſter begrüßt, wobei der Miniſterpräſident
dem Führer der heimkehrenden Truppen. General
Tovar, ſeine Glückwünſche zu der vorzüglichen Haltung
der Truppen ausſprach. Um 1½ Uhr erreichte der
Feſt=
zug, der ſich unter dem Jubel der Menge nur langſam
durch die dicht beſetzten Straßen vorwärtsbewegte, das
königliche Schloß, wo der König und die Königin mit
dem Kronprinzen auf dem Balkon ſtehend, die Truppen
defilieren ließen.
* Belgrad, 23. Jan. Kronprinz Alexander
ver=
reiſt heute abend, einem Wunſche König Ferdinands
folgend, nach Sofia und wird bis Mittwoch abend dort
verweilen. Der Beſuch in Sofia trägt privaten
Cha=
rakter.
* London, 22. Jan. Ein falſcher Velasquez,
ein Gemälde der Venus, iſt angeblich hier entdeckt
wor=
den. Die hieſige Nationalgalerie hat dieſes Werk vor
zwei Jahren für 900000 Mark erworben. Jetzt will
der Kunſtforſcher William Richmond entdeckt haben, daß
ſich in den Farben des Velasquez preußiſch Blau
be=
findet, eine Farbe, die erſt vor 150 Jahren entdeckt und
in Gebrauch genommen worden iſt. Dem Kunſtforſcher
tritt Sir Church bei und erklärt, daß die chemiſche
Unter=
ſuchung die Fälſchung des Gemäldes ergeben habe.
* Konſtautinopel, 22. Jan. Freiherr von der
Goltz iſt heute vormittag abgereiſt. Der erſte
Generaladjutant überbrachte die Abſchiedsgrüße des
Sultans. Zur Verabſchiedung waren erſchienen: der
deutſche Botſchafter, Schefket Paſcha, eine große Anzahl
türkiſcher Offiziere aller Grade, ſowie die Spitzen der
deutſchen und fremden Kolonien. Die Verabſchiedung
war überaus herzlich.
* Konſtantinopel, 23. Jan. Der Kammerpräſident
ſprach der „Jani Gazetta” gegenüber offen den
Ver=
dacht aus, daß dem Parlamentsbrand ein
verbreche=
riſcher Anſchlag zu Grunde liege.
* New=York, 22. Jan. Der Fleiſchboykott, der
infolge der Fleiſchteuerung unternommen wurde, iſt im
Wachſen begriffen. Mindeſtens eine Million Perſonen
aller Kreiſe des Landes übernahmen die Verpflichtung,
kein Fleiſch zu eſſen. In Boſton veranſtalteten abends
die Anhänger der Bewegung eine große Verſammlung, um
Anhänger für den Boykott zu werben. Man wird
insbe=
ſondere verſuchen, auch New=York für den Boykott zu
ge=
winnen.
* New=York, 22. Jan. Bei Filhkill Landing im
Staate New=York wurden infolge einer vorzeitigen
Exploſion von Dynamit in einem Tunnel, der
einen Teil der für New=York beſtimmten Waſſerleitung
bildet, 15 Arbeiter getötet. Die Leichen wurden
völlig zermalmt unter den Trümmern der auseinander
geſprengten Felsmaſſen gefunden. Man nimmt an, daß
ein Arbeiter mit einer brennenden Fackel geſtrauchelt
und niedergeſtürzt iſt, wodurch die Exploſion
hervorge=
rufen wurde.
* New=York, 22. Jan. Nach weiteren Meldungen
aus Northbay ſind bei dem Eiſenbahnunglück
48 Perſonen umgekommen und 92 verletzt.
* Toronto, 22. Jan. Ueber das
Eiſenbahn=
unglück auf der Canadian=Pacifie=
Eiſen=
bahn laufen die Nachrichten nur ſpärlich ein. Um
Mitternacht wurde gemeldet, daß der verunglückte Zug
auf einer Böſchung in der Nähe von Wellwood, 37
Meilen weſtlich von Budbury (Ontario) am geſtrigen
Nachmittag von der Kataſtrophe betroffen wurde. Ein
Wagen iſt gänzlich, ein zweiter teilweiſe im Spaniſchen
Fluß verſunken. Die Angaben über die Zahl der
Toten ſchwanken zwiſchen 10 und 40. Es werden
immer neue Namen der Verwundeten bekannt. Eine
weitere Meldung beſagt, daß ein Wagen in Flammen
aufgegangen ſei, wobei eine Anzahl Perſonen
ver=
brannte. Sonderzüge mit Aerzten und
Kranken=
pfegerinnen ſind von verſchiedenen Orten an die
Un=
glücksſtelle abgegangen.
* Ottawa, 23. Jan. Ueber den Umfang des
Eiſen=
bahnunglücks auf der Canadian=Pacifie=Bahn bei
Sudburry liegen jetzt nähere Nachrichten vor. Der
Fluß, in welchen die Waggons hinabſtürzten, war von
einer zwölf Zoll ſtarken Eisſchicht bedeckt, unter der
jetzt die Leichen der Reiſenden von den Tauchern
ge=
ſucht werden. Sie liegen 35 Fuß unter der Oberfläche
des Waſſers. Die herabgeſtürzten Wagen ſind ein mit
Auswanderer beſetzter, ein Waggon erſter und ein
Wäggon zweiter Klaſſe. Auch der Speiſewagen
ent=
gleiſte. Acht Inſaſſen konnten ſich retten, während alle
Paſſagiere der anderen entgleiſten Wagen umkamen.
Die Zahl der Toten wird auf 45 geſchätzt.
* Tokio, 22. Jan. Heute vormittag iſt der
Reichs=
sag wieder zuſammengetreten. Miniſterprä=
ſident Marquis Katſura legte dar, daß die Beziehungen
Japans zu den mit ihm durch Verträge verknüpften
Mäch=
ten harmoniſche ſeien und daß das Bündnis mit
Großbri=
tannien ſich noch feſter geſtaltet habe. Alle zwiſchen Japan
und China ſchwebenden Fragen ſeien wechſelſeitig geregelt.
Die Regierung habe das Prinzip der offenen Tür in der
Mandſchurei immer geachtet. Er glaube, daß die Mächte
den aufrichtigen Charakter des japaniſchen Vorgehens in
der Mandſchurei anerkannten. Ein neues Zolltarifgeſetz,
das die Herabſetzung der Baumwollzölle enthalte, werde
dem Reichstage vorgelegt
* Tokio, 22. Jan. Zugleich mit der Ueberreichung von
Japans Antwort auf den amerikaniſchen
Neutraliſations=
vorſchlag erließ der Kaiſer ein Edikt, in dem die
ſüd=
mandſchuriſche Eiſenbahn ermächtigt wird, eine
Anleihe in doppelter Höhe des eingezahlten Kapitals
aufzunehmen, die jedoch den Betrag des Geſamtkapitals
nicht überſchreiten dürfe. Da von den 200 Millionen
be=
tragenden Kapital der Bahn 125 Millionen eingezahlt ſind,
ſo iſt die Bahn in der Lage, eine Anleihe in Höhe von 200
Millionen aufzunehmen. Wie verlautet, ſollen 40
Millio=
nen ſogleich Verwendung finden, um eine raſche
Entwick=
lung der Antung-Mukden=Linie und von Port Artur zum
großen Handelshafen zu ermöglichen.
H. B. Berlin, 22. Jan. Wie die „B. Z."” hört, iſt die
Verleihung des Adels an den Staatsſekretär
des Kolonialamts, Dernburg, in kürzeſter Zeit zu
erwarten.
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Tabletten gemacht haben, um für ihre seit 60 Jahren
hochgeschätzten Produkte neue Freunde zu erwerben.
Die Nachfrage nach Wybert-Tabletten ist so gross, dass
die Fabrikanten Mühe haben, in diesen Wochen, in
welchen Tausende von Gratisproben die glänzendsten
Beweise ihres Wertes erbracht haben, genug Tabletten
zu produzieren. Die Stimme wird durch regelmässigen
Gebrauch von Wybert-Tabetten so wohlklingen1 und
ausdauernd, dass Sänger und Redner nur noch Wybert-
Tabletten verwenden, die in allen Apotheken in
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(rprobtes Rezept. Gänſeklein: Einfach, 6
Per=
ſonen, 1½ Stunde. Für 6 Perſonen muß man das
Klein von 2 Gänſen rechnen. Flügel, Hälſe, Köpfe (aus
denen die Augen geſtochen ſind), Füße, Mägen und
Herze werden gut gereinigt, von allen feinen Federchen
befreit, geſengt, gewaſchen und ſchließlich in Salzwaſſer
mit einer Zwiebel weichgekocht. Wenn das Klein weich
iſt, verkocht man die Brühe mit geriebener Semmel zu
einer ſeimigen Sauce, gibt etwas gehackten Majoran,
gehackte Peterſilie und Pfeffer dazu, tut das Klein hinein
und läßt es noch etwas langſam darin ziehen, ſchmeckt
nach Salz und Pfeffer ab, rührt 1 Teelöffel Maggi=
Würze hinein und richtet das Klein auf einer tiefen
Schüſſel an; die Sauce gießt man darüber. Dazu gibt
man Salzkartoffeln oder Nudeln.
(K1850,17
Todes-Anzeige.
Heute Samstag morgen ½12 Uhr verſchied
ſanft nach kurzem Krankenlager unſer lieber
Vater, Bruder, Schwager und Onkel (2080
Herr Johannes Peth
Gestütsdiener i. P.
im Alter von 57 Jahren.
Um ſtille Teilnahme bitten
die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Mörſtadt, Groß=Gerau,
den 22. Januar 1910.
Die Beerdigung findet Montag, 24. Januar,
nachmittags 3 Uhr, vom Portale des
Fried=
hofes aus, ſtatt.
Krieger-Verein
Darmſtadt.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſer langjähriges Mitglied
(2081
Herrn
Johannes Peth
Landgeſtütsdiener i. P.
aus dieſem Leben abzurufen.
Die Beerdigung findet Montag, den
24. Januar, nachmittags 3 Uhr, vom Portale
des Darmſtädter Friedhofs aus, ſtatt.
Sammlung am Friedhof.
Zur Teilnahme an der Beerdigung werden
die Kameraden von Ramdohr bis Schulz,
ſowie der 6. Bezirk erſucht.
Der Vorſtand des Kriegervereins
Darmſtadt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute früh 5 Uhr entſchlief ſanft nach
langem, ſchwerem Leiden unſere unvergeßliche
Wilhelmine Gombel
geb. Salzer
Witwe des Pfarrers Hermann Gombel
im 81. Lebensjahre.
(2082
Um ſtille Teilnahme bitten
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 23. Januar 1910.
Die Einſegnung findet ſtatt im Trauerhauſe,
Dienstag, ½10 Uhr vormittags, die Beerdigung
um 2 Uhr in Beedenkirchen.
Tagestalender=
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr: „Die Maibraut”.
Vorſtellung um 8 Uhr im Orpheum.
3. Kammermuſikabend des Darmſtädter
Streich=
quartetts um 8 Uhr im Saal „Zur Traube‟.
Vortrag von Profeſſor Dr. Berger um 8½ Uhr im
Saal 330 der Techn. Hochſchule (Volksbildungsverein).
Verſammlung des Darmſtädter Hausbeſitzervereins
um 8½ Uhr im Reſtaurant Sitte.
Hauptverſammlung des Vereins für Vogel= und
Geflügelzucht um 9 Uhr in der „Krone”.
Generalverſammlung des Bezirksvereins „Altſtadt”
um 9 Uhr in der „Krone‟
Verſteigerungskalender.
Dienstag, 25. Januar.
Brennholz=Verſteigerung um 9 Uhr in der
Turn=
halle am Woogsplatz.
Nutz= und Brennholz=Verſteigerung um 9 Uhr
in der Gaydoulſchen Gaſtwirtſchaft zu Hahn bei Ober=
Ramſtadt.
Stammholz=Verſteigerung um 9 Uhr im
Pfung=
ſtädter Gemeindewald; Zuſammenkunft am
Bahn=
wärterhaus Seeheimer Weg.
Stamm= u. Brennholz=Verſteigerung um 10 Uhr
im Georgenhäuſer Gemeindewald; Zuſammenkunft bei
Gaſtwirt Schneider am Bahnhof Meſſel.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei=
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldacßel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Streeſe;
für den Inſeratenteil: J. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt. —
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht
zurückgeſandt.
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
Nummer 19.
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13)
Prüfend ſlogen die Augen des Mannes über das junge
Geſicht, das aus der dunklen Kappe ſo blühend
hervor=
leuchtete.
Habt Ihr Mut, Dorret Bunſen?
Wenn es zu retten gilt, ja, Herr.
Macht das Boot klar. Ich ſelbſt will hinaus.
Mürriſch folgten die Schiffer dem Gebot.
Hundert Kronen für den, der mit mir kommt.
Ein dumpfes Gemurmel ließ ſich vernehmen. In
we=
nigen Minuten war das große Ruderboot bemannt. Mit
blitzenden Augen, die nervigen Fäuſte hoch erhoben,
war=
teten die Männer.
Ein halb ſpöttiſches Lächeln zuckte um die Lippen des
Grafen.
Für Geld alſo kam ihnen der Mut.
Da gewahrte er Dorret Bunſen unerſchrocken im Boote
W
ſtehen.
Das iſt keine Weiberarbeit, mahnte Graf Randolt faſt
unwillig. Ihr bleibt zurück!
Ein kalter Blick aus den blauen Mädchenaugen traf
ihn.
Auch ich kenne meine Pflicht, Herr. Jens Lüng, ſage
es dem Herrn, daß ich ſchon hundertmal mit
hinausgefah=
ren bin in Nacht und Graus.
Ja, Herr, das will ſich wohl bewahren, die Dorret
ver=
ſteht es ſo gut, wie ein Steuermann. Is ja man ſonſt
ein pimpeliches Weſen, ſo’n Weib, aber Dorret Bunſen —
er ſpuckte in einem großen Bogen aus — alte Achtung, die
is anders wie die anderen Weiber, nicht aufgetakelt, aber
feſt!
Enger zog er die Sturmkappe um das braune Geſicht.
Der Graf winkte ſtumm mit der Hand. Dann ſtieg auch
er in das Boot. Mit ſcharfem Kiel ſchoß es hinaus in die
Nacht.
Ringsherum war ein Brauſen und Sauſen. Von Zeit
zu Zeit zerriß ein wilder Blitz die dunkle Sonnwendnacht,
der zeigte Graf Reimar das blonde Frieſenmädchen am
Steuer, wie es leuchtenden Auges durch die Nacht ſpähte.
Der Sturm pfiff ſein tollſtes Lied. Und Graf Reimar
empfand, daß es etwas Beſeligendes ſei, ſein Leben für
andere einſetzen zu können, und daß das ſeinige, ſo wie er
es lebte, doch eigentlich wertlos ſei. Niemand zur Luſt
und niemand zum Leide.
Warum hatte er geduldet, daß dieſes Mädchen dort
mit den Männern hinausfuhr in die Nacht? Konnte nicht
eine einzige Welle ſie vernichten? Und er ertappte ſich
plötzlich bei dem Gedanken, ob wohl Undine auch ſo
unbe=
irrt wie Dorret Bunſen gehandelt hätte, wenn fremde
Menſchen über die Wellen Hilfe heiſchten?
Nein, ſie hatte wohl kein Herz, dieſe kalte, ſeelenloſe
Undine, die ſich ſo willfährig verkaufte, um für ſich und
die Ihren den Hof zu retten.
Ekelhaft war das, auch nur daran zu denken.
Wieder ein greller Blitzſchlag. Dorrets Augen
flamm=
ten in die ſeinen.
Dort, Herr, ſagte ſie laut, treibt eine Planke. Jens
Lüng, wir müſſen links herüber halten.
Ihre Worte erſtarben im Toſen der Wellen. Mit
kräftiger Hand meiſterte ſie das Steuer.
Eere Renmer weite de ehſtlich fin.
Nein, Herr, legt die Ruder ein. Ich ſchaffe es
ſchon. Ich ſehe das Wrack. Gebrochen iſt Bug und
Kiel. Die Maſten ſind verſunken, aber noch immer
ſteigen die Leuchtkugeln auf. Menſchen klammern ſich
noch an die Planken, Menſchen, Herr!
Mit übermenſchlicher Kraft ſtrebten die braunen
Schiffer dem Ziele zu.
Und durch den lauten Sturm und das Dröhnen des
Donners erſcholl es wie wimmernde Angſt. Dann
wurde es ſtill. Auch der Sturm ließ nach. Fahl und
grau dämmerte der Morgen herauf.
Drei Menſchen barg das Boot des Grafen Reimar.
Drei Menſchen, die ſie aus Todesgefahr gerettet,
ge=
leiteten die braunen Seeleute heimwärts. Jetzt führte
Graf Reimar mit nerviger Fauſt das Steuer.
Dorret Bunſen hockte ganz ſtill auf der naſſen
Schiffsbank. In ihrem Schoße ruhte das totenblaſſe
Haupt eines Mannes mit geſchloſſenen Augen.
Dorret hatte ein weißes Tuch feſt gegen die breite
Stirnwunde gedrückt, von der langſam das Blut
her=
niederzitterte. Sie wandte kein Auge von dem
Ver=
letzten, deſſen Haupt ſich immer ſchwerer in ihren Schoß
ſchmiegte.
Nur nicht ſterben, bebte ihr Herz. Laß’ ihn leben,
Herr. Er iſt noch ſo jung und das Leben iſt ſo ſchön.
Die beiden anderen Männer, zwei Matroſen, lagen
ſtill im Boote. Sie waren zu Tode erſchöpft, aber ſie
lebten doch, und es war ſo wonnig zu leben.
Ein heiliges, großes Glücksgefühl quoll in Dorret
auf. An dieſem hier hatte auch ſie Teil, der gehörte ihr.
Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
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Der Morgen kam. Mit glutroten Säumen glomm
er im Oſten empor.
Graf Reimar ſah all den Glanz des jungen
Mor=
gens auf dem jungen Geſicht, das ſich jetzt forſchend
über den Seeoffizier beugte, den ihre Arme umfingen,
und der ſein Bruder war, ſein einziger Bruder, der ſich
in Groll und Haß von ihm gewandt, und den er doch
ſo lieb gehabt.
Aufſchreien hätte er mögen, als er in dem Mann,
der ſich in Todesangſt an einem Maſt geklammert hielt
und ihn nicht laſſen wollte, ſeinen Bruder Timm
er=
kannte, der ſein Haupt abwandte, als er ihn in ſeine
Arme ſchließen wollte, und die Augen ſchloß, als wollte
er ſterben.
Und nun hielt das fremde Mädchen ſeinen Bruder,
der ihm ſo fremd geworden, ſchützend umfangen, und
er empfand, daß er keinen Teil da an den beiden hatte.
Die ſchwarze Regenkappe war Dorret in den
Nacken geglitten. In üppiger Fülle bauſchte ſich das
blonde Haar um das blühende, junge Geſicht mit den
leuchtenden Augen, die ſtrahlend den Morgen grüßten.
— Immer ſieghafter wurde das roſige Licht. Immer
mehr glätteten ſich die Wogenberge. Nur ein
gurgeln=
des Rollen, das immer wieder aus den Wellen ſtieg,
kündete noch den Kampf des Meeres.
Wie umgürtet von Silberſchaum lag das kleine
Frieſendorf und dahinter im glühenden Morgenlicht
etwas erhöht der Gorlingshof.
Dichtgedrängt ſtanden die Bewohner des kleinen
Eilandes am Strande. Hundert Hände ſtreckten ſich
den Geretteten und den Rettern entgegen.
Und jetzt ſah man auch eine hohe, ſchlanke
Frauen=
geſtalt, die Frieſenhaube, wie die Dorfweiber ſie tragen,
auf dem rotblonden Haar, mitten in der Menge, und
ihre Augen hingeu voll Eniſetzen an dem bleichen
Antlitz des Ohnmächtigen, den ſie ſoeben vorübertrugen,
und wie ein Schrei kam es von ihren Lippen:
Timm Randolt.
Sie ſtürzte hin zu dem blaſſen Mann, als wollte
ſie ihn ſchützend umfangen, aber eine eiſige Hand hielt
plötzlich die ihrige, und finſter raunte ihr Reimar
Randolt zu:
Kein Aufſehen hier. Ich will es nicht. Er kommt
nicht zu uns in den Gorlingshof. Ekke Thornſens
Haus iſt das nächſte hier.
Und laut wandte er ſich zu den Schiffern, die den
Verwundeten trugen:
In die Wiedingharde. Den Arzt ſchicke ich ſofort.
Da brach ſich ein großer, breitſchulteriger Mann
Bahn durch die Menge. Seine blonden Haare, von
denen die Sturmkappe weit zurückgefallen war, ſtanden
ihm ſtarr ums Haupt, und ſein wetterhartes, breites
Geſicht war dunkelglühend vor Zorn, als er Doreets
Hand unſanft aus der des Ohnmächtigen riß, den ſie,
den Trägern zur Seite ſchreitend, ihrem Hauſe zu
ge=
leitete.
Wie kannſt Du ohne Erlaubnis mitten in der
Nacht davonlaufen, ſchalt er auf Dorret. Iſt das Art
für ein ordentliches Frieſenkind?
Dorrets Augen blitzten ihn an.
Ich tat, was Du auch getan, Ohm, entgegneke ſie
ſtolz.
Zwölf hat Olaf Thornſen dieſe Nacht gerettet,
mur=
melten die Männer. Wie ein Löwe hat er mit Wind
und Wetter gekämpft.
Wie kannſt Du mir wehren, was Du ſelber für
recht hälſt, Ohm Olaf? lächelte jetzt Dorret. Auch ich
führe Beute heim, und als Strandgut bringe ich dieſen
Geretteten da in unſer Haus. Willſt Du es anders?
Der Kapitän ſenkte den Blick vor dieſen fragenden
Mädchenaugen.
Mir war ſo angſt um Dich, Dorret, murmelte er
wie zur Entſchuldigung, während er mit ſcheuem Blick
auf den Mann ſpähte, den ſie dahin in ſeines Vaters
Haus trugen.
Dorret aber trat auf Undine zu und fragte voll
ſcheuer Angſt in der Stimme:
Zürnſt auch Du mir, Undine, daß ich mit
hinaus=
fuhr in die Nacht?
Nein, Kind, gab die junge Frau ernſt zurück, ich
weiß ja, wie wetterfeſt Du biſt, aber ich habe doch um
Dich gezittert, als ich hörte, daß Du in der Sturmnacht
da draußen warſt. Es iſt kein Werk für Frauen,
Dor=
ret. Mannesmut hätte es auch getan. Weißt Du, wen
die Wiedingharde jetzt beherbergt?
Dorret ſchüttelte den blonden Kopf. Von ihrem
dunklen Regenrad rannen noch die perlenden Tropfen,
die goldig in der Morgenſonne funkelten.
Ich weiß nicht, Undine. Faſt meine ich, ihn zu
kennen.
Timm Randolt.
Dorret fuhr mit einem leiſen Schrei zuſammen. In
ratloſer Angſt ſah ſie zu der blonden Frau auf, die
jetzt vor der Haustür ſtehen blieb und Dorrets Hand
umfaßte.
Pflege ihn gut, ſagte ſie leiſe, und denke darau,
daß er mir lieb und wert iſt, den Eure Werft jetzt birgt
und der den Gorlingshof meidet. Er verdient es.
Dann ſchritt ſie, Dorret gütig zulächelnd, die
Dorf=
ſtraße entlang, ohne nach Reimar Randolt
zurückzu=
ſchauen, der ihr haſtig folgen wollte, der aber an Ekke
Thornſens Tür dem blonden Mädchen den Weg
ver=
trat, auf dem ſie entſchlüpfen wollte.
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 19.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
Seite 11.
Der Entwurf des ſtädtiſchen
Hauptvor=
anſchlags und der Voranſchläge der
einzelnen ſtädtiſchen Verwaltungen für
1910 (umfaſſend die Zeit vom 1. April
1910 bis 31. März 1911) iſt vom 25. Januar
bis einſchließlich 3. Februar ds. Js. in
den üblichen Geſchäftsſtunden auf dem
Stadthaus, Zimmer Nr. 39, gemäß Art. 83
der Städteordnung, zur Einſicht offen
gelegt.
(2062oi
Darmſtadt, den 22. Januar 1910.
Großh. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Dr. Gläſſing.
Bekanntmachung.
In unſer Genoſſenſchaftsregiſter wurde
heute eingetragen:
Die Spar= und Leihkaſſe
Weiter=
ſtadt, eingetragene Genoſſenſchaft
mit unbeſchränkter Haftpflicht, mit
dem Sitze zu Weiterſtadt.
Das Statut iſt vom 10. Oktober 1909.
Gegenſtand des Unternehmens iſt der
Betrieb eines Spar= und Darlehenskaſſen=
Geſchäfts zum Zwecke
1. der Gewährung von Darlehen an die
Genoſſen für ihren Geſchäfts= und
Wirtſchaftsbetrieb;
2. der Erleichterung der Geldanlage und
Förderung des Sparſinns.
Die von der Genoſſenſchaft ausgehenden
öffentlichen Bekanntmachungen ſind unter
der Firma der Genoſſenſchaft gezeichnet von
zwei Vorſtandsmitgliedern in der deutſchen
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftspreſſe
aufzunehmen.
Die Willenserklärung und Zeichnung
für die Genoſſenſchaft muß durch zwei
Vor=
ſtandsmitglieder erfolgen, wenn ſie dritten
gegenüber Rechtsverbindlichkeit haben ſoll.
Die Zeichnung geſchieht in der Weiſe, daß
die Zeichnenden zu der Firma der
Ge=
noſſenſchaft ihre Namensunterſchrift
bei=
fügen.
Der derzeitige Vorſtand beſteht aus:
. Adam Kramer I.,
2. Chriſtof Bender I.,
3. Johannes Menzer,
4. Jakob Schuchmann II.,
5. Johannes Heß IV.,
(2044
alle zu Weiterſtadt.
Die Einſicht der Liſte der Genoſſenſchaft
iſt während der Dienſtſtunden des Gerichts
jedem geſtattet.
Darmſtadt, den 19. Januar 1910.
Großherzogliches Amtsgericht II.
Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Vermögen des Heinrich Harniſchfeger II.
in Eberſtadt iſt zur Prüfung der
nachträg=
lich angemeldeten Forderungen und zur
Abnahme der Schlußrechnung des
Ver=
walters, zur Erhebung von Einwendungen
gegen das Schlußverzeichnis der bei der
Verteilung zu berückſichtigenden Forde=
(2043
rungen der Schlußtermin auf
Mittwoch, den 9. Februar 1910,
vormittags 10 Uhr,
vor dem Großherzoglichen Amtsgericht II
hierſelbſt, neues Gerichtsgebäude,
Erdge=
ſchoß, Zimmer 114, beſtimmt.
Darmſtadt, den 19. Januar 1910.
Merkel=
Gerichtsſchreiber des Großherzoglichen
Amtsgerichts II.
Wegen Raummangel iſt der
Stroh=
ankauf bis auf weiteres geſchloſſen.
Großh. Proviantamt Darmſtadt.
2040)
Bekanntmachung.
Montag, den 31. Januar 1910,
vormittags 11 Uhr,
ſoll das dem Reſtaurateur Anton Welchert,
früher in Darmſtadt, jetzt unbekannt wo:
im Grundbuch der Gemarkung Darmſtadt
zugeſchriebene Anweſen:
Flur Nr. qm
I 314¾/10 142 Hofreite Grafenſtr.1;,
3146/10 245 Hofreite Waldſtr. /letzt
Hotel Darm=
Grafenſtraße Nr. 22
ſtädter Hof —, nebſt ſämtl. vorhandenem
Hotelinventar, in unſerem Bureau,
Grafen=
ſtraße Nr. 30, zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K185/09
Darmſtadt, den 3. Januar 1910.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller.
(L.1058,61
Bekanntmachung.
Die geſtern abgehaltenen
Holzverſteige=
rungen ſind genehmigt. Von Montag,
31. ds. Mts. an, können die Abfuhrſcheine
bei den betreffenden Hebeſtellen in
Em=
pfang genommen werden. Am gleichen
Tage wird die Ueberweiſung des Holzes
durch den Großh. Forſtwart Schimpf
dahier vorgenommen werden.
(2076
Darmſtadt, 21. Januar 1910.
Großh. Oberförſterei Beſſungen.
Heinemann.
115er, Kopfw.
G.=
Ctra=Helm, 56, billig z. verk.
1796)
Beckſtraße 52, I.
Ognde-versehni
per ¼1 Fl. Mk. 2.—, 2.25,
2.50, 3.—, 3.50, 4. ½ Fl. Mk. 1.10, 1.20,
1.35, 1.60, 1.85, 2.10.
Hoflieferant
Breimer
Telephon Nr. 76.
NB. Verſand nach allen Stadtteilen u.
auswärts.
(2052a
Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Schulzengaſſe Nr. 3
be=
finden ſich: 1 ſchottiſcher Schäferhund, 1 Pinſcher.
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 1. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werk=
tag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Lieperung
von Fleiſch — mit Ausnahme des Ochſenfleiſches —, Fleiſchwaren, Brot,
Flaſchen=
bier, Milch, Butter, Eier, Mehl, Kaffee, verſchiedene Kochviktualien, Seife und
dergleichen mehr für das ſtädtiſche Krankenhaus während des
Verwaltungs=
jahres vom 1. April 1910 bis 31. März 1911.
Die Lieferung der vorbezeichneten Bedarfsartikel ſoll auf dem Wege der
Ver=
dingung vergeben werden.
Bei allen Artikeln wird erſte Sorte verlangt.
Die Lieferungsbedingungen ſind auf dem Verwaltungsbüro im ſtädtiſchen
Krankenhauſe, Grafenſtraße 9, einzuſehen. Für die Angebote müſſen der Einheit wegen
die von der Direktion des ſtädt. Krankenhauſes beſtimmten Druckformulare verwendet
werden, und. können dieſe auf dem Verwaltungsbüro des Krankenhauſes gegen eine
geringe Vergütung in Empfang genommen werden. Angebote, bei denen nicht das
vorgeſchriebene Formular verwendet iſt, finden keine Berückſichtigung.
Wir laden diejenigen, die ſich an der Lieferung zu beteiligen gedenken, ein, ihre
verſchloſſenen, mit bezüglicher Aufſchrift verſehenen Angebote Montag, den 7. Februar
1. Js., vormittags zwiſchen 10 und 12 Uhr, im ſtädt. Krankenhauſe, Grafenſtraße 9,
in den am Haupteingange angebrachten Angebotkaſten einzulegen. Die Proben dagegen
ſind auf dem Verwaltungsbüro abzugeben.
Wir weiſen ganz beſonders darauf hin, daß die Proben nicht mit dem Namen
des Einlegers verſehen ſein dürfen, ſondern lediglich durch ein Zeichen oder Buchſtaben
kenntlich gemacht ſein ſollen, welches Zeichen in dem Angebot ebenfalls genau enthalten
ſein muß. Alle Preiſe ſind (unter Nichtberückſichtigung der ſogenannten Ladenpreiſe)
lediglich per Kilogramm, bezw. per Liter zu ſtellen; nur für die Brötchen wird Angebot
auf den Preis von 3 Pfennig für 50 Gramm verlangt.
Die Genehmigung der Vergebung, ſowie die Auswahl unter allen Anbietenden
bleibt Großh. Bürgermeiſterei vorbehalten.
(2053a
Darmſtadt, den 16. Januar 1910.
Die Krankenhausdirektion.
Dr. Fiſcher.
Bekanntmachung.
Betreffend: Die Verſteigerung im ſtädtiſchen Pfandhaus zu Darmſtadt.
Die Inhaber der Pfandſcheine Nr. 25 452 bis einſchließl. 56 728 werden
hiermit aufgefordert, die Verſatzzeit der Pfänder von jetzt ab bis 28. Februar I. Js.
gegen Entrichtung der einfachen Verlängerungsgebühr, ſowie ferner vom 1. bis
10. März ds. Js. gegen Zahlung der doppelten Gebühr verlängern zu laſſen.
Alle bis zum 10. März 1910 nicht verlängerten Pfänder ſind bis längſtens
Samstag, den 16. April I. Js., vormittags 11 Uhr, auszulöſen, widrigenfalls
dieſelben von Montag, den 18. April 1910 ab, verſteigert werden.
(198a
Darmſtadt, den 3. Januar 1910,
Die ſtädtiſche Pfandhaus=Verwaltung.
Paul, Vorſteher.
Samstag, den 29. Januar d. J., werden durch die Bahnmeiſterei 72 Beſſungen
losweiſe öffentlich meiſtbietend verſteigert:
300,8 lfd.m hölzerne Weichenſchwellen,
232 Stück hölzerne Bahnſchwellen,
11 chm Abfallholz.
Die Verſteigerung beginnt vormittags 9¼ Uhr im Güterbahnhof Eberſtadt.
Lagerorte: Eberſtadt und Pfungſtadt.
(2072
Großherzogl. Heſſ. Eiſenbahn=Betriebs=Inſpektion Darmſtadt 3.
Verſteigerungs-Anzeige.
Montag, den 24. Januar 1910, nachmittags 3 Uhr,
verſteigere ich auf freiwilligen Antrag an Ort und Stelle, Dornheimer Weg 31,
für beſtimmt:
Eine als Kantine benutzte 14,20 Meter lange und 6 Meter
breite Halle, eine kleine Halle (3,50X2,50), 1 Küche (4,50 X3)
1 Schweineſtall ꝛc.
(2034
Darmſtadt, den 22. Januar 1910.
Thüre, Großh. Gerichtsvollzieher,
Bleichſtraße 9.
Stamm= und Brennholz=Verſteigerung.
Mittwoch, den 26. Januar I. J., vormittags 10 Uhr
anfangend, werden im Ober=Ramſtädter Gemeindewald im Diſtrikt Strieth nachſtehende
Holzſortimente verſteigert:
27 Fichten Stämme von 15—29 cm mittl. Durchm., 8—20 m Länge,
83 Weißtannen
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2 rm Weißtannen Scheiter, 270 Stck. Fichte und 690 Weißtannen=Wellen
1 „ Buche=, 6 Fichten= und 25 Weißtannen=Stöcke.
Zuſammenkunft im Diſtrikt Strieth auf dem Frankenhäuſerweg, hinterm Breitenſtein.
Ober=Ramſtadt, am 19. Januar 1910.
(2037oi
Großherzogliche Bürgermeiſterei Ober=Ramſtadt.
Fritſch.
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(2055a
[ ← ][ ][ → ]Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
Nummer 19.
Vereinigte Geſellſchaff.
Mittwoch, den 26. Januar 1910, abends 8 Uhr:
A
(
estban
zur Teier des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers.
Der Beſuch der Bälle iſt nur im Frack geſtattet. (1890fo
Karten zu dem gemeinschaftlichen Abendessen zum Preiſe von Mk. 2.—
werden bis zum 26. ds. Mts., mittags 12 Uhr, durch den Geſellſchaftswirt ausgegeben.
Für Teilnehmer ohne Karten erhöht ſich der Preis des Gedeckes auf Mk. 2.50. Im
Intereſſe geordneten Servierens wird gebeten, die Löſung von Tiſchkarten nicht zu
ver=
ſäumen.
Der Ausschuss.
VortFa
des Herrn Professor Scharvogel,
Direktor der Großh. Keramiſchen Manufaktür,
am Freitag, den 28. Januar, abends 8 Uhr,
im Saale der Grossh. Zentralstelle für die Gewerbe, Neckarstrasse 3,
über
das Wesen der Keramik und ihre Bedeutung für
Arehitektur und Kunstgewerbe
verbunden mit
einer Ausſtellung von Materialgruppen.
Hierzu beehren wir uns die Herren Kunſtgewerbetreibenden und Kunſtfreunde
ergebenſt einzuladen.
(2071of
Großh. Zentralſtelle für die Gewerbe.
Noack.
„
Vortlag
Dienstag, 25. Januar, abends 8¼Uhr, im, Fürstensaale‟, Grafenſtr. 20
Thema: Warum finden so viele
6
Kerbenteidendt
keine Heilung.
Inhalt: Urſache u. Erſcheinungsformen der Nervoſität. Das Weſen der
körper=
lichen und ſeeliſchen Störungen. Wie kann der Nervöſe ſeinen eigenen
Zuſtand beurteilen? Welchen Einfluß und welche Rückſicht muß die
Umgebung ausüben? Iſt jeder Nervöſe heilbar? Welche Wege führen
zur Heilung u. welche Fehler werden gemacht? Wie kann man erkennen,
in welcher Richtung eine Behandlung für den betreffenden Fall zu führen iſt?
(Ueber dieſen Punkt werden nach d. Vortrag die Demonſtrationen Aufklärung geben).
Nach dem Vortrag Demonſtrationen u. Fragebeantwortung.
Referent: E. Kampmann, Frankfurt a. M.
Eintritt: Reſervierter Platz Mk. 1.—, Saalplatz 50 Pfg.
(1966II
Neu eröffnet!
Beehre mich ergebenſt anzuzeigen, daß ich mit dem heutigen Tage
Soder=
ſtraße 14 (Kapellplatz, Laden) eine
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eröffnet habe. Herren=Stärk= und Damenwäſche, Kleider, Bluſen uſw. Prompte
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Bedienung. Schonende Wäſchebehandlung.
Eilwäſche in 24 Stunden.
Beſtellungen im Laden oder per Poſtkarte erbeten.
Hauptverſammlung
des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz.
Die Mitglieder des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz werden hierdurch
zur Teilnahme an der
Montag, den 14. Februar 1910, nachmittags 3½ Uhr,
in einem oberen Zimmer des Saalbaues
dahier ſtattfindenden ordentlichen Hauptverſammlung für 1909 eingeladen.
Gegenſtände der Tagesordnung ſind die regelmäßigen in § 13 Ziffer 3, § 22,
verglichen mit § 23 der Statuten bezeichneten, ſowie die Geſamtorganiſation des
Deutſchen Roten Kreuzes vom 27. Mai 1908.
Stimmberechtigt ſind nach § 21 alle Perſonen, welche dem Verein als Mitglieder
bereits vor der Einladung zur Hauptverſammlung beigetreten waren.
(2036
Darmſtadt, den 17. Januar 1910.
Der Vorſtand des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten Krenz.
Buchner,
Dr. Weber.
Oberkonſiſtorialpräſident a. D.,
Oberregierungsrat,
als Vorſitzender.
als Schriftführer.
Darmſtädter Hansornherberen C.
Büro Wilhelminenſtraße 19, I,
Montag, den 24. Januar, 8½ Uhr abends,
Wirtschaft Sitte, Karlstrasse 15, gelber Saal, 1 Tr.
0egegagee
vessasebtlung der Mirglieder
zur freien Beſprechung verſchiedener für Hausbeſitzer wichtige Fragen, beſonders
Steuererhöhung, Gemeindesteuervorlage.
Alle Hausbeſitzer und Hausbeſitzerinnen Darmſtadts — auch Nichtmitglieder
— ſind hierzu freundlichſt eingeladen.
(1995so
Der Vorstand.
Veren der
Iillenstaut.
Einladungzur Hauptverſammlung
am Mittwoch, den 26. Januar 1910, abends 8¾/4 Uhr,
im Restaurant Trautmann, Bismarckstr. 82.
Tages=Ordnung:
1. Bericht des Vorſitzenden.
2. Beſprechung ſtädtiſcher Angelegenheiten und ev. eingebrachter Anträge.
3. Rechnungsablage.
4. Neuwahl des Vorſtandes.
5. Wahl der Vertreter für den Bezirksvereins=Ausſchuß.
6. Wahl der Rechnungsprüfer für 1910.
(2041
Der Vorstand.
J. A.: Sanitätsrat Dr. Kolb, I. Vorſitzender.
Verein . Vogel- u. Gelüigelzucht
(elterer Verein)
Montag, 24. Januar 1910, abends 9 Uhr,
im Vereinslokal Brauerei „Zur Krone‟,
Schuſtergaſſe 18, I.
Haupt=Versammlung.
Der Vorſtand.
2048)
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(291a
[ ← ][ ][ → ]Nummer 19.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910
Seite 13.
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4. Mädame
Jans dche
grossartiges Theaterstück.
(Vorführungszeit dieses Bildes
zirka ½ Stunde.)
5. Romeo geht in die Falle.
Humoristisch.
6. Treue Liebe des
Fähr-
manns. Drama.
7. Die Beiden
Goldgraber
gross. Drama aus Wild-West.
usw.
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Ausstellung dieser Artikel findet nicht statt.
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Montag, den 24. Januar 1910.
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Ortnit, ſein Sohn
Frl. Holthaus
Ingigerd, ſeine Tochter
Wolfbrand . . . . . . Hr. Baumeiſter
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Adaliſt, die Wala. . . . Fr. Scherbarth
Frl. Grünberg
. . Frl. Meyer
Frl. Gothe
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Fr. Ungibaner
,
. .. Frl. Reick
S Frl. Faeller
. Frl. Oſter
Haidrun
Swemmerling, Ortnits
Hr. Riechmann
Schildknappe .
Hr. Schwarze
Helmſchrot
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.. . . Hr. Bohne
Wolfgrim:
Der Wanderer . . . . . Hr. Knispel
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Balkonloge 5 Mk., 1. Rang 4.50 Mk., 2. Rang:
(1. bis 6. Reihe) 2.50 Mk., (7. und 8. Reihel
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(14. bis 20. Reihe) 3.20 Mk., Parterre: (1. bis
5. Reihe) 2.70 Mk., (6. bis 8. Reihe) 2.20 Mk.,
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Anfang 7 Uhr.
Ende gegen 9¾ Uhr.
Kartenverkauf von 11 bis 1 Uhr und von
6 Uhr an.
Die Hoftheater=Hauptkaſſe iſt für den
Verkehr mit dem Abonnenten=Publikum an
allen Wochentagen, vormittags von 10 bis
12½ Uhr, geöffnet.
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von 11 bis 1 Uhr für die Vorſtellungen:
Dienstag, 25. Jan. Außer Abonnement.
Zweites Gaſtſpiel der K. und K. Oeſterr.
Kammerſängerin Edith Walker und des
Königl. Kammerſängers Oskar Bolz vom
Hoftheater in Stuttgart. „Tannhäuſer”.
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„Das Konzert.” Gr. Preiſe. Anf. 7 Uhr.
Donnerstag, 27. Jan. 105. Ab.=Vorſtell.
A 26. Feſtvorſtellung zur Feier
des Allerhöchſten Geburtsfeſtes
Sr. Maj. des Deutſchen Kaiſers.
Zum erſten Male: „Der deutſche
Kö=
nig”. Schauſpiel in 3 Akten von Ernſt
von Wildenbruch. — Vorher: Jubel=
Ouvertüre. Große Preiſe. Anf. 7 Uhr.
Seite 14.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 24. Januar 1910.
Nummer 19.
Geſetzentwurf betreffend die
Gemeinde=
umlagen.
— Die heſſiſchen Handelskammern haben
durch ihren Vorort, die Handelskammer Mainz, im
Anſchluß an die Verhandlungen des letzten Heſſiſchen
Handelskammertags nochmals eine ausführlich
begrün=
dete Eingabe an den Erſten Ausſchuß der
Zweiten Kammer der Landſtände in
Angelegen=
heiten des Gemeindeumlagengeſetzes gerichtdt. Die
Eingabe befaßt ſich ſpeziell mit der Gewerbeſtener.
Die Eingabe erklärt ſich damit einverſtanden, daß
das Anlage= und Betriebskapital die Grundlage der
Beſteuerung bilden ſoll und auch damit, daß der
Ab=
zug von Schulden im allgemeinen, d. h. abgeſehen von
der im Artikel 9, Abſatz 2 vorgeſehenen Ausnahme,
nicht geſtattet wird. Hinſichtlich der Berückſichtigung
des Ertrags wird ausgeführt, daß der
Regierungsvor=
ſchlag ſowohl in ſeinem theoretiſchen Aufbau wie nach
ſeinen praktiſchen Folgen nicht annehmbar ſei. Die
Einwände gegen den Regierungsvorſchlag gehen
da=
hin, daß
1. der Begriff einer normalen Rente für die
gewerb=
lichen Betriebe grundſätzlich fehlerhaft ſei, da die
nach der Höhe des Betriebskapitals und der Art
der Gewerbe notwendigerweiſe zu erzielende
Rente außerordentlich verſchieden iſt;
2. die Berechnung des normalen Ertrags aus dem
rauhen Vermögen eine Bevorzugung der Betriebe
mit eigenen Grundſtücken und eigenen Gebänden
enthält gegenüber ſolchen, die auf fremdem Grund
und in gemieteten Räumen untergebracht ſind;
3. die Multiplikation des abſoluten Mehrertrags mit
Faktoren zwiſchen 3 und 20 keine richtige
Kapital=
berechnung darſtellt und außerdem zu einer
ſchwe=
ren Belaſtung der gut rentierenden Großinduſtrie
führt;
4. die Beſtimmung, wonach Erträge bis 1300 Mk.
zu=
ſchlagsfrei bleiben, eine ſprunghafte und
unge=
rechte Geſtaltung der Steuern notwendig zur
Folge hat.
Dieſe Kritik wird durch Anführung einer Reihe
von Beiſpielen unterſtützt.
Ferner wird noch auf die Umſtändlichkeit den
Steuerberechnung und auf die ſchwere Verſtändlichkeit
der Beſtimmung hingewieſen.
Demgegenüber wird der Vorſchlag der heſſiſchen
Handelskammern, der dahin geht, daß als Steuerkapital
ein Betrag anzunehmen iſt, der aus ¾ des Anlage= und
Betriebskapitals und ½ des kapitaliſierten Ertrags
be=
ſteht, wiederholt nachdrücklich vertreten. Dieſer
Vor=
ſchlag vermeidet die Mängel der Regierungsvorlage
und führt eine größere Stetigkeit in den Steuererträgen
herbei, was für die Gemeindeverwaltung ein
Haupterfor=
dernis iſt. Von den angeführten Beiſpielen ſeien
fol=
gende erwähnt:
a) Kleinere und mittlere Betriebe.
Steuerkapital
Vorſchlag
Regierungs= der
Han=
vorlage delskammern
Anlage= u. Betriebs=
Kapital
200 Mk. 200 Mk. 1650 Mk.
Rauhes Vermögen . 200
1200 „
Ertrag
Anlage= u. Betriebs=
Kapital und rauhes
Vermögen . . . 2000 „ 2000 „ 3000 „
Ertrag . . . . . 1200
desgl. Ertrag . . . 1300 „ 8000 „ 3125 „
Anlage= u. Betriebs=
Kapital und rauhes
Vermögen . . . 2000 „ 8500 „ 3250 „
1400 „
Ertrag
Anl.= u. Betr.=Kap. 3000 „ 40 200 „ 15750 „
Rauhes Vermögen . 15000
5400 „
Ertrag
Anl.= u. Betr.=Kap.
u. rauhes Vermögen
0 „40000 „ 12500 „
5000 „
Ertrag
..
b) Großinduſtrie.
Steuerkapital
Vorſchlag
Regierungs= der
Han=
vorlage delskammern
Mk.
Mk.
Mk.
Anlage= u. Betriebs=
. 4 100000 4 100000 4 100000
Kapital . .
Rauhes Vermögen . 6500 000
140000
Ertrag (2%)
7025000 5025000
desgl. Ertrag (8%) 520000
desgl. Ertrag (30%) 1950000 36 600000 10 387 500
Erläuternd ſei bemerkt, daß unter Anlage= und
Betriebs=Kapital das in dem Geſchäft
arbei=
tende Kapital ohne Grundſtücke und Gebäude, unter
rauhem Vermögen aber das geſamte Kapital (
ein=
ſchließlich Grundbeſitz und Gebände) zu verſtehen iſt.
Gegenüber dem von der Regierung neuerdings auf
Grund einer Probeberechnung ermittelten
Mindererträg=
nis aus der Gewerbeſtener nach dem Vorſchlage der
Handelskammern wird betont, daß ſolchen
Probeberech=
nungen eine maßgebende Bedeutung für die
Beurteil=
ung der Steuervorſchläge überhaupt nicht beizumeſſen
ſei, weil die Berechnungsgrundlagen zu unſicher ſeien,
daß außerdem die Verhältniſſe in den einzelnen
Ge=
meinden nach der Zuſammenſetzung ſehr verſchieden
ſeien und ſich daher auch bei verſchiedenen Grundſätzen
ein ganz verſchiedenes Ergebnis ergeben werde, daß
es ferner nicht darauf ankomme, ob eine beſtimmte
Stenerart gegenüber einer anderen im ganzen mehr
oder weniger Ertrag bringt, ſondern darauf, ob der
einzelne Steuerpflichtige nach Maßgabe ſeines
Ein=
kommens und ſeines Gewerbes gerecht und richtig
ver=
anlagt iſt. Nach den Darlegungen der Eingabe könne
es keinem Zweifel unterliegen, daß die Vorſchläge des
Handelskammertags in dieſer Hinſicht durchaus den
Vorzug verdienten.
Die Denkſchrift führt weiter aus, daß es durchaus
begreiflich ſei, wenn der Grundbeſitz im ganzen bei
einer Steuerreform mehr aufbringe als unter den
ſeit=
herigen Geſetzen, weil die Grundſtener für
landwirt=
ſchaftliche Grundſtücke, da ſie auf gänzlich veralteten
Ertragsberechnungen beruhe, in ihrer Entwickelung
völlig hinter der Gewerbſteuer zurückgeblieben ſei, wie
dies auch in einem Aufſatz des Herrn Miniſterialrat
Dr. Becker in den Schriften des Vereins für Sozial=
Politik dargelegt werde.
Schließlich werden noch die Anregungen erörtert,
die auf eine allgemeine Begünſtigung der
Landwirt=
ſchaft hinausgehen, indem man das landwirtſchaftlich
angelegte Kapital nur zu einem Teil heranziehen will.
Dadurch wird die ganze Baſis des Steuergeſetzes
ver=
laſſen. Die genannte Forderung erſcheint aber
umſo=
weniger gerechtfertigt, als in den Beſchlüſſen des
Fi=
nanzausſchuſſes zu Artikel 4 des Geſetzes den
beſon=
deren Verhältniſſen der Landwirtſchaft bereits
Rech=
nung getragen iſt und als für das Gewerbe keinerlei
Ermäßigung, ſondern nur ein nach der Höhe des
Er=
trags abgeſtufter Zuſchlag zu dem normalen
Steuer=
kapital vorgeſehen iſt, der nach den Vorſchlägen der
Handelskammern bis zum 2½fachen des Anlage= und
Betriebs=Kapitals und noch höher ſteigt. Der
Han=
delskammertag hat einer derartigen Regelung der
Ge=
werbſteuer trotz mancherlei Bedenken zugeſtimmt, um
das Zuſtandekommen des Geſetzes auch ſeinerſeits zu
erleichtern.
Gegenüber dem Hinweis auf das badiſche
Ver=
mögensſteuergeſetz wird bemerkt, daß dieſes Geſetz
über=
haupt nicht vorbildlich erſcheint, ſondern infolge ſeiner
großen Mängel lebhafte Kritik erfahren hat. Die
Grundlagen des badiſchen Geſetzes ſind außerdem ganz
andere, weil das Geſetz in erſter Linie ein
Staats=
ſteuer=Geſetz iſt und weil dasſelbe den Ertrag
über=
haupt nicht berückſichtigt. Die Zuſchläge, die in dieſem
Geſetz für das Gewerbe vorgeſehen ſind, richten ſich
lediglich nach der Höhe des gewerblichen Vermögens
und ſteigen bis zu 65 Prozent von deſſen Wert.
Abge=
ſehen davon nun, daß dieſe Form der Beſteuerung eine
ganz rohe und ſachlich ſchwer zu begründende iſt, kann
das Steuerkapital danach immer nur bis 165 Prozent
ſteigen, während es nach den Vorſchlägen des Heſſiſchen
Handelskammertags auf 250 Prozent und darüber zu
ſteigen vermag. Das badiſche Geſetz iſt alſo nicht nur
ein ganz anderes und ein ſehr unvollkommenes Geſetz,
ſondern es zieht auch das Gewerbe ſelbſt bei den höchſten
Erträgen nicht in dem Maße heran, wie es in Heſſen
nach den Vorſchlägen des Handelskammertags geſchehen
würde.
Die Eingabe ſchließt mit der Bitte, alle Anträge
auf weitere Bevorzugung des landwirtſchaftlichen
Grundbeſitzes und des landwirtſchaftlichen
Betriebs=
kapitals als ungerechtfertigt abzulehnen, in bezug auf
die Gewerbeſteuer aber den Vorſchlägen des
Handels=
kammertags entſprechen zu wollen.
Handel und Verkehr.
H. Frankfurt a. M., 22. Jan. (
Börſen=
wochenbericht.) An der New=Yorker Börſe ſpielen
ſich in der letzten Zeit Spekulationsausſchreitungen ab,
die geeignet ſind, zur Vorſicht zu mahnen; denn dort
traten Schwankungen für einzelne Eiſenbahn= und
Indüſtriewerte ein, die zeitweiſe zwiſchen 50 Dollars
variierten. Zuletzt konnte indes zwar wieder eine
Beſſerung die Oberhand gewinnen, aber man muß ſtets
mit den verſchiedenen Agitationsmitteln der
Börſen=
parteien rechnen. Glücklicherweiſe hat die Londoner
Börſe ihre Ruhe bewährt, umſomehr jetzt die Wahlen
das Hauptintereſſe in England bilden. Jedoch hat die
erfolgte Ermäßigung des Diskontſatzes der Bank von
England auf 3½ Prozent bekundet, daß man ſich von
den Vorgängen in New=York nicht irritieren läßt. Der
recht flüſſige Geldſtand bewirkte, daß dort, wie an den
deutſchen Börſen, eine feſte Grundſtimmung die
Ober=
hand behielt. Endlich hat ſich auch unſer Hauptinſtitut,
wie mitgeteilt, entſchloſſen, den offiziellen Satz auf 4½
Prozent zu ermäßigen.
Zu den Einzelheiten des Verkehrs übergehend,
konnten Deutſche Renten um Bruchteile gewinnen. Die
Erklärungen über die finanzielle Lage des Reichs und
Preußens und damit die Ausſichten auf bevorſtehende
Neuausgaben von Renten dürften weſentlichen
Ein=
fluß ausgeübt haben, daß keine größeren
Preiserhöhun=
gen für Deutſche Renten erfolgten. — Von den
auslän=
diſchen Staatsfonds haben Portugieſen eine kräftige
Erholung erfahren, da das Goldagio in Liſſabon, trotz
der zunehmenden Getreideeinfuhr, einen Rückgang
auf=
weiſt; auch Türken waren recht feſt auf befriedigende
Mitteilungen über die Entwicklung der Finanzen.
Serben avancierten bis 85. Ruſſiſche und Japaniſche
Renten ſchließen feſt, da die Frage der
Internationali=
ſierung der Mandſchurei=Eiſenbahn infolge der
Ableh=
nung der beiden Mächte, Rußlands und Japans,
jeden=
falls ad acta gelegt werden dürfte. Oeſterreichiſch=
Un=
gariſche Renten lagen ſtiller, aber die Beſſerung der
öſterreichiſchen Valnta über Pari, auf 85,05, iſt
er=
wähnenswert.
Transportaktien ſind im ganzen wenig verändert.
Für Lombarden verſtimmten peſſimiſtiſche
Anſchau=
ungen über den Ausgang der Verhandlungen zwiſchen
der Geſellſchaft und der Regierung. Am Bankenmarkt
war es zeitweiſe etwas lebhafter auf die zu
erwarten=
den guten Abſchlüſſe. Eine weſentliche Steigerung
er=
zielten Deutſche Bank, wobei man von einer Erhöhung
des Aktienkapitals ſprach, doch machte ſelbſt das
darauf=
hin ergangene Dementi der Direktion keinen Eindruck.
Die Aktien der übrigen leitenden Inſtitute ſchließen
ebenfalls über den Preiſen der Vorwoche, nur
Reichs=
bank ſind niedriger (148,50) auf die Dividendenſchätzung.
Die Diskonto=Geſellſchaft wird demnächſt neue
Nieder=
laſſungen in Homburg v. d. H. und Höchſt a. M.
errich=
ten. Die Darmſtädter Bank wird eine weitere
Ver=
größerung ihrer Lokalitäten in Berlin vornehmen,
indem ſie verſchiedene angrenzende Häuſer kaufte. Sie
beſitzt jetzt das ganze Häuſerviereck, das von der Straße
Hinter der Kommandantur, dem Schinkelplatz, dem
Werderſchen Markt und der Niederlagſtraße begrenzt
wird.
Am Montangebiet war die Stimmung zeitweiſe
eine recht günſtige auf fortdauernd neue Anregungen.
So ſtimulierten die ununterbrochene Beſſerung des
engliſchen Eiſenmarktes und die Erhöhung der dortigen
Halbzeugpreiſe, ſowie die Erhöhung der heimiſchen
Roheiſenpreiſe. Auch lauten die Ausweiſe der
gemiſch=
ten Werke äußerſt glänzend. Ebenſo günſtig iſt der
Geſchäftsgang der Kohlenzechen während der letzten
Monate. Bei Wochenſchluß erfolgten jedoch größere
Gewinnrealiſationen und infolgedeſſen Kurseinbußen
auf unbefriedigende Dividenden=Taxationen für
Gel=
ſenkirchen, die bis auf etwa 8 Prozent geſchätzt wurden,
gegen 9 Prozent im Vorjahre. — Das
Kaſſainduſtrie=
gebiet zeigte keine einheitliche Tendenz, da wiederum
bedeutende Glattſtellungen erfolgten.
Weſentlich
höher notieren Mönns=Maſchinen, Deutſche Gold= und
Silber=Scheideanſtalt, Zementwerk Heidelberg und
Bielefelder Maſchinen Dürkopp. Niedriger hingegen
Zellſtoff Waldhof, Badiſche Anilin und Aluminium. In
Holzverkohlung vollzog ſich wieder größeres Geſchäft
bis 205, weil man glaubt, daß aus dem Erträgnis
min=
deſtens 12 Prozent verteilt ’werden können. Bezüglich
des ſeinerzeitigen Kaufangebotes der Firma Eduard
Engel, Berlin, für die „Helios”=Geſellſchaft liegen jetzt
mehrere andere Angebote vor, die weſentlich günſtiger
lauten als die abgelehnte Engelſche Offerte. Die
Sa=
nierung der Elektrizitäts=Geſellſchaft Boeſe iſt
ge=
ſichert, nachdem ſtatt der eingeforderten 750000 Märk
über 800000 Mark (die Zuzahlung als 40 Prozent pro
Aktie) geleiſtet wurden und noch weitere Einzahlungen
erfolgen. Der Kurs der Aktien Boeſe, welcher bereits
bis 12¾ zurückgegangen war, ſtieg infolgedeſſen bis
27,40 und der der Obligationen auf über 88 Prozent.
Von Loſen notieren: Augsburger 42,25,
Braun=
ſchweiger 223,40, Finnländer 179,75, Freiburger 59,
Meininger 40,60, Pappenheimer, 75, Ungariſche 373,25,
Genua 240, Mailänder 45=Fres.=L. 135, Mailänder
10=Fres.=L. 32, Türkiſche 183,40, Venediger 40,25, alles
in Reichsmark: Gothaer Prämie I 142,60, Gothaer
Prämie II 117,50, Donau=Regulierung 147, Madrider
78,50, alles in Prozent. Ferner ſchließen: 4proz. Reichs
(bis 1918 unkündbar) 102,50, 3½proz. Reichs 94,20, 3proz.
Reichs 85,40, 4proz. Heſſen von 1899 101,10 G., 4proz.
Heſſen von 1906 101,50 G., 4proz. Heſſen von 1908 101,60,
4proz. Heſſen von 1909 101,80 G., 3½proz. Heſſen 93,20,
3proz. Heſſen 82,40, 4proz. Heſſ. Landes=Hypoth.=Bank
(Serie 18—20) 101,60 G., 3½proz. Heſſ. Landes=Hypoth.=
Bank (Serie 9—11) 92,80 G., 4proz. Heſſ. Kommunal
(Serie 10—12) 101,60 G., 3½proz. Heſſ. Kommunal
(Serie 1—3) 93,20 G., 3½proz. Heſſ. Kommunal (Serie 4)
92,80 G., 4proz. Darmſtädter 100,60 G., 3½proz.
Darm=
ſtädter 92,30 G., Darmſtädter Bank 138,75, Südd. Eiſ.=
Geſ. 120,50, Baltimore und Ohio 116,75, 4½proz. Ruſſen
99,65, 4proz. Ruſſen 91,40, 3/proz. Ruſſen 86,10, 3½proz.
Ruſſen 85,90, 3proz. Ruſſen 77,20 G., 4½proz. Japaner
97,45, 4proz. Japaner 91,80 G., 5proz. Mexikaner
(Tamaulipas) 100,70 G., 5proz. Chineſ. Eiſ.=Anl.
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Wo? ſagt die Exp. ds. Bl.
Seite 15.
SenSten
O e
Per 1. resp. 15. Februar er.
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Ge Zit
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*1791)
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geſucht. Meldungen bis 4 Uhr nachmittags
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Friedrichſtraße 21, 2. Stock. *1806) Saubere Waſchfrau geſucht
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3
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