Abonnementspreis
Inſerate
173. Jahrgang
monatl. 50 Pfg., viertelj. 1.50 Mk.,
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wärts nehmen die Poſtämter u. die Agen=
Rheinſtraße 23, Beſſungerſtraße 47,
verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der Sonntags=Beilage:
turen Beſtell. entgegen zu 60 Pfg. monatl.
ſowie von unſeren Agenturen und
u. 1.80 Mk. viertelj. Verantwortlichkeit
den Annoncen=Expeditionen. — Bet
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ſchriebenen Tagenwirdnicht übernommen.
kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
Unſere Kolonien.
— Als ſeinerzeit Dernburg durch den Fürſten
Bü=
low vom „Kontorſchemel” zum Leiter des Kolonialamtes
berufen wurde, da ſchüttelte gar mancher den Kopf; denn
einen völligen Außenſeiter in eines der höchſten
Reichs=
ämter zu berufen, das erſchien geradezu unerhört, und die
mildeſten Urteile gingen noch dahin, daß es ſich um ein
gewagtes Experiment handele. Gleichwohl aber muß man
ſagen, daß Fürſt Bülow in der Auswahl ſeiner
Mitarbei=
ter ſelten eine ſo glückliche Hand gezeigt hat, wie in dieſem
Falle und der „Sanitätsrat” verkrachter Banken hat ſich
auch als ein vortrefflicher Sanitätsrat für unſere
Kolo=
nien erwieſen. Auch diejenigen, die nicht von allen
Maß=
nahmen Dernburgs entzückt geweſen ſind, müſſen zugeben,
daß mit ihm ein friſcher Zug in das Kolonialamt
gekom=
men iſt und daß tatſächlich manch bureaukratiſcher Zopf
während ſeiner Amtsführung abgeſchnitten worden iſt.
Viel Angriffe ſind gegen den Staatsſekretär gerichtet
worden, die vielfach ihren Urſprung in der
Unzufrieden=
heit von Intereſſenten hatten, die ſich benachteiligt
glaub=
ten, und es iſt dabei nicht immer mit den ſchönſten
Mit=
teln gekämpft worden; werden derartige Angriffe auch
künftighin nicht ausbleiben, ſo wird jetzt jeder
Unbefan=
gene zugeben müſſen, daß Herr Dernburg es verſtanden
hat, ſich vor der Oeffentlichkeit zu rechtfertigen und zu
zei=
gen, daß er doch im weſentlichen das richtige getroffen hat.
Die Denkſchrift des Kolonialamtes, die dem Reichstage
zu=
gegangen iſt, zeigt uns faſt in allen ihren Teilen ein
durch=
aus erfreuliches Bild und auch das eingehende „Examen”,
das man in der Kommiſſion mit dem Staatsſekretär
an=
ſtellte, hat er in jeder Beziehung trefflich beſtanden. Die
Denkſchrift zeigt, wie in den Kolonien allenthalben
erfreu=
liche Fortſchritte auf wirtſchaftlichem Gebiete erzielt
wor=
den ſind und wie dieſe immer mehr dahin kommen, ſich in
finanzieller Beziehung vom Mutterlande unabhängig zu
machen und ſich ſelbſt zu erhalten. Man erinnert ſich,
welche enormen Zuſchüſſe für einzelne Kolonien früher
er=
forderlich waren. Das hat ſich weſentlich geändert und es
iſt kein überſchwengliches Lob, das man Herrn Dernburg
erteilt, wenn man ſagt, daß er in dieſer Hinſicht Klarheit
geſchaffen hat.
Am meiſten angegriffen wurde Dernburg wegen ſeiner
Behandlung der Diamantenfrage, wobei man namentlich
dem Staatsſekretär den Vorwurf machte, daß er die Sache
gar zu roſig darſtelle und vor allem ausländiſche
Geſell=
ſchaften bevorzuge. Gerade in dieſer Hinſicht gelang es
dem Staatsſekretär, ſich glänzend zu rechtfertigen und
nach=
zuweiſen, daß ſeine Maßnahmen durchaus ſachgemäß und
vor allem für das Reich in jeder Beziehung vorteilhaft
ge=
weſen ſind. Die diesbezüglichen Erklärungen des
Staats=
ſekretärs fanden denn auch die lebhafte Zuſtimmung der
Kommiſſion und auch von konſervativer Seite wurde
be=
tont, daß der kaufmänniſche Geiſt ſich im Kolonialamt
durchaus bewährt habe. Gewiß gibt es in unſeren
Kolo=
nien noch viel zu tun, noch eine ganze Reihe Fragen
har=
ren der Löſung, aber es geht tüchtig vorwärts. Es iſt ja
richtig, daß unſere Kolonien vorwiegend durch Deutſche
ſich nicht beſiedeln laſſen, mit Ausnahme von
Südweſt=
afrika, wo aber doch ausreichendes Kapital erforderlich iſt,
um ſich in der erſten Zeit über Waſſer zu halten. Mit
die=
ſem Umſtand aber wird man ſich abfinden müſſen und
unſere Kolonien können auch proſperieren, ohne die
Maſ=
ſenſiedelung von Weißen, wenn dort nur eine Politik
ge=
trieben wird, wie man ſie nunmehr bei uns eingeleitet
hat, nachdem das frühere Verfahren Fiasko gemacht hatte.
Schwarze Truppen als Verſtärkung des
franzöſiſchen Heeres.
Der neue franzöſiſche Heeresetat ſieht
10 Millionen Franken für die erſte
Rekrutierungseinrich=
tung vor, die der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht
unter der eingeborenen Bevelkerung
Nordafri=
kas dienen ſollen.
Die Bevölkerung Frankreichs will ſich, wie allbekannt,
ſeit Jahren nicht mehr vermehren. Schon jetzt hält es
ſchwer, die Truppenverbände auf genügender Stärke zu
halten. Noch einige Jahre — und klaffende Lücken in dem
Rekrutenerſatz werden ſich fühlbar machen; es wird ganz
ausgeſchloſſen ſein, die jetzige Friedensſtärke aufrecht zu
erhalten und den Wettlauf mit Deutſchland fortzuſetzen,
eſſen Bevölkerung ſich dauerndsſehr ſtark vermehrt und
das jetzt 65 Millionen Bewohner gegen die 39 Millionen
Frankreichs zählt. Da iſt der hilfeſuchende Blick auf die
eingeborene Bevölkerung von Algerien und=Tunis
gefal=
len, die bis jetzt ſo gut wie gar nicht zu Kriegszwecken
ausgenutzt wird. Die Anſichten gehen auch in Frankreich
über die Zweckmäßigkeit dieſer tiefeinſchneidenden
Maß=
nahme weit auseinander. Auf der einen Seite hält man
es für unwürdig, ſchwarze Truppen in großen
Verbän=
den Schulter an Schulter mit der kontinentalen Armee
auf dem europäiſchen Schauplatz zu verwenden, und ſieht
dieſen Schritt als das Zugeſtändnis der hoffnungsloſen
Entartung der franzöſiſchen Raſſe an. Andererſeits will
man ſich mit dem Troſte abfinden: „Helfe, was helfen
mag!” und erblickt in den ſchwarzen Scharen einen
hoch=
willkommenen Kräftezuſchuß. Im Kriege 1870/71 haben
vier Turko=Regimenter gegen die Deutſchen
ge=
fochten und ſich bei Weißenburg, Wörth, Sedan ruhmvoll
geſchlagen, meiſt bis zu voller Vernichtung. Im
allgemei=
nen war ihre Manneszucht beſſer, als man erwartet hatte;
manche franzöſiſche Regimenter hätten, wenn man
franzö=
ſiſchen Berichten glauben darf, von ihnen in dieſer
Hin=
ſicht lernen können.
Man hat zurzeit in Algier und Tunis 26 Turko=
Bataillone und 20 Spahis=Schwadronen, deren
Kriegs=
ſtand rund 26000 Mann Infanterie und 3500 Reiter
be=
trägt, alſo etwa einem Armeekorps entſpricht. Nun zählt
man aber in Algerien und Tunis rund 5¾ Millionen
Berber, Araber, Mauren und Abarten dieſer Stämme. Bis
jetzt waren ſie militärfrei, denn die Turko= und Shapis=
Regimenter ergänzen ſich lediglich aus geworbenen
Frei=
willigen. Eine ſehr ernſte Frage iſt es, ob ſich die
einge=
borene Bevölkerung den Zwang der Aushebung gefallen
laſſen wird. Bis jetzt ſind die Verhältniſſe in Algerien
noch lange nicht derart beruhigt, daß Frankreich unter allen
Umſtänden darauf rechnen kann, der kriegeriſchen
moham=
medaniſchen Bevölkerung eine ſo ſchwere Laſt ohne
Ge=
fahr vor Aufſtänden aufzuzwingen. Jedenfalls bedarf
die Einführung der Wehrpflicht einer klugen Politik und
großer Vorſicht; auch könnte die Abſicht nur ſchrittweiſe
verwirklicht werden. Deutſchland hat nicht ganz 1
Pro=
zent, das europäiſche Frankreich aber faſt 1,4 Prozent ſeiner
Bevölkerung als Friedensſtand ſeiner Heeres unter
Waf=
fen. Ueberträgt man dieſe letztere Zahl auf die eingeborene
Bevölkerung Algeriens, ſo würde ſich ein Friedensſtand
von etwa 80000 Mann an ſchwarzen Truppen, alſo mehr
als das fünffache des jetzigen Beſtandes, aufſtellen laſſen.
Für den Krieg könnte, wenn die erforderlichen Reſerven
geſchaffen ſind, das vier= bis fünffache jener Zahl in
eini=
gen Jahren aufgebracht werden.
Man ſieht, daß der Plan manches Verlockende haben
mag. Nicht zu verkennen aber ſind die ſchweren
poli=
tiſchen und ſozialen Bedenken, die ihm entgegenſtehen.
Wahrſcheinlich wird man ſich in Frankreich auf einen
Mit=
telweg einigen, indem man zunächſt einmal die ſchwarzen
Werbetruppen beträchtlich vermehrt und Freiwillige in
größerer Zahl als bisher zu gewinnen ſucht. Mit einem
Gewaltſtreich geht es nicht!
Die Arbeitsloſennnterſtützung in den ſkandinaviſchen
Ländern.
Bei den immer häufiger werdenden Erörterungen
über die Frage der Arbeitsloſenunterſtützung wird faſt
im=
mer auf das ſogenannte Genter Syſtem hingewieſen, das
zuerſt in der Stadt Gent angewendet worden iſt und von
dort aus eine ziemlich weite Verbreitung gefunden hat.
Das Genter Syſtem beſteht darin, daß die
Arbeitsloſen=
kaſſen der Arbeiterverbände einen Zuſchuß aus
Gemeinde=
mitteln erhalten und auch von den Gemeinden mit
kon=
trolliert werden. Dieſe Art der Arbeitsloſenunterſtützung
geht natürlich auch nur von den Gemeinden aus.
Dage=
gen iſt nicht ſo allgemein bekannt, daß in Norwegen
ſchon ſeit 1906 und in Dänemark ſeit 1907 auch ſchon
eine ſtaatlich geregelte Arbeitsloſenunterſtützung beſteht.
Das Geſetz über die Arbeitsloſenfürſorge in Norwegen
wurde im Juni 1906 angenommen und trat am 1. Oktober
desſelben Jahres in Wirkſamkeit. Zunächſt war feſtgeſetzt,
daß die Arbeitsloſenkaſſen bei ihren Ausgahen für
Unter=
ſtützungen einen ſtaatlichen Zuſchuß von 25 Prozent
er=
halten ſollten, im Jahre 1908 wurde jedoch dieſer Zuſchuß
auf 33½ Prozent erhöht.
Alle die Arbeitsloſenkaſſen, die den ſtaatlichen Zuſchuß
in Anſpruch nehmen wollen, müſſen folgende
Hauptbedin=
gungen erfüllen. Mindeſtens die Hälfte der Einnahmen in
einer Arbeitsloſenkaſſe muß durch die Mitglieder
aufge=
bracht werden, Unterſtützung darf nur an norwegiſche
Bür=
ger gezahlt werden oder an fremde Staatsangehörige, die
mindeſtens 5 Jahre in Norwegen leben. Mitglieder,
de=
nen Arbeitsloſenunterſtützung gewährt wird, müſſen
we=
nigſtens 26 Wochen Mitglieder der Kaſſe ſein und für dieſe
Zeit Beiträge bezahlt haben. Im Laufe eines Jahres darf
die Arbeitsloſenunterſtützung, nicht. länger als =902 Tage
bezahlt werden. Außerdem ſind die Arbeitsloſſenkaſſen der
Arbeiterverbände, wenn ſie Anſpruch auf den ſtaatlichen
Zuſchuß machen, gezwungen, auch ſolche Mitglieder
aufzu=
nehmen, die den Arbeiterverbänden nicht angehören, jedoch
verbleibt ihnen in dieſem Falle das Recht, wegen der
Ver=
waltungskoſten einen um 10—15 Prozent höheren Beitrag
einzufordern. Die Arbeitsloſenkaſſe einer Organiſation
muß getrennt geführt werden, die darin aufgeſpeicherten
Mittel dürfen nicht gepfändet oder mit Arreſt belegt
wer=
den. Wie ſich der Gläubiger einer Arbeiterorganiſation an
deren Arbeitsloſenkaſſe nicht ſchadlos halten kann, ſo
dür=
fen auch dem einzelnen Mitgliede die aus der
Arbeits=
loſenkaſſe fließenden Unterſtützungen nicht gepfändet
wer=
den.
In Dänemark iſt jetzt die ſtaatliche Unterſtützung der
Arbeitsloſenkaſſen zwei Jahre in Wirkſamkeit. Wie in
korwegen beträgt auch in Dänemark der ſtaatliche Zuſchuß=
33½ Prozent, doch bleibt es den Gemeinden überlaſſen,
noch einen Zuſchuß von 16½ Prozent zu gewähren, ſodaß
alsdann die Arbeitsloſen auf ihre aus den
Arbeitsſoſen=
kaſſen fließende Unterſtützung einen Zuſchuß von 50
Pro=
zent erhalten. Im Jahre 1908 war ungefähr der dritte
Teil der gewerblichen Arbeiter in Dänemark gegen
Ar=
beitsloſigkeit verſichert, jetzt hat ungefähr die Hälfte der
däniſchen Arbeiter Anrecht auf Bezug von
Arbeitsloſen=
unterſtützung mit dem ſtaatlichen und zum großen Teil
auch noch mit dem kommunalen Zuſchuß. Im Vorjahre iſt
das Arbeitsloſengeſetz in Dänemark noch etwas verbeſſert
worden inſofern, als den Gemeinden durch Geſetz geſtattet
worden iſt, den von den Arbeitsloſenkaſſen ſchon
ausge=
ſteuerten Mitgliedern ohne Beeinträchtigung ihrer
bürger=
lichen Rechte weitere Unterſtützungen zu gewähren und
zwar bis zur Höhe der von den Arbeitsloſenkaſſen bereits
ausgezahlten Summe. Von Bedeutung iſt noch, daß die
Unterſtützung in Dänemark auch als Reiſe= und
Miets=
unterſtützung bezahlt werden kann und auch als
Natural=
unterſtützung. Die Wartezeit zwiſchen dem Beginn der
Ar=
beitsloſigkeit und dem Bezug von
Arbeitsloſenunter=
ſtützung dauert in Norwegen nur 3 Tage, in Dänemark
dagegen 7 Tage.
Deutſches Reich.
* Die drei freiſinnigen Gruppen einigen
ſich immer noch. Ueberall im Lande nehmen die
Mitglie=
der der Volkspartei, der Vereinigung und der ſüddeutſchen
Volkspartei zu den Vorlagen des Einigungsausſchuſſes
Stellung. Allerlei Wünſche werden dabei laut, die aber
wenig Ausſicht haben, Berückſichtigung zu finden, da die
Führer beſchloſſen haben, den Entwurf nur en bloc
an=
zunehmen. Recht zahlreich ſind die Ausſtellungen, die
man an dem neuen Namen der bürgerlichen Linken
„Deutſche freiſinnige Volkspartei” macht. Er ſcheint
vie=
len zu lang und nicht zugkräftig genug. Nun wird
im=
mer behauptet, daß, wie die ganze Einigung, auch der
Name nach dem Grundſatz der Parität geſchaffen worden
ſei. Man ſoll angeblich von der bisherigen Firma jeder
der drei Gruppen ein Wörtchen genommen und ſo die
neue Bezeichnung gebildet haben. Das iſt, ſo ſchreibt die
„N. G. C.”, unſeres Wiſſens unzutreffend. Vielmehr hat
es die Volkspartei — als ſtärkſte Fraktion —
durch=
geſetzt, daß ihr bisheriger Name dem neuen Gebilde
un=
verändert mitgegeben wird. Auch in dieſem Punkte
ha=
ben ſich Vereinigung und Süddeutſche bedingungslos der
ſtärkſten freiſinnigen Partei untergeordnet. Denn die im
politiſchen Leben kurz als „Freiſinnige Volkspartei”
be=
zeichnete linksliberale Gruppe firmierte ſchon ſeit längerer
Zeit im amtlichen Verzeichnis der Reichstagsfraktionen als
„Fraktion der Deutſchen Freiſinnigen Volkspartei”. Wenn
man jetzt den Namen auf ein Kompromiß zurückführen
will, ſo geſchieht das nur, um unruhigen Parteimitgliedern
ein Pfläſterchen aufs wunde Herz zu kleben.
— Wie von parlamentariſcher Seite mitgeteilt wird,
iſt die Beſchlußfaſſung über den deutſch=
portugie=
ſiſchen Handelsvertrag ſeitens der Kommiſſion
deswegen ausgeſetzt worden, um die ſonſt ſichere
Ableh=
nung des Vertrages zu vermeiden. Die einzelnen
Frak=
tionen werden in der Zwiſchenzeit endgültig zu der
Vor=
lage Stellung nehmen.
— Die in Frankfurt a. M. tagende ſtark beſuchte
Ver=
ſammlung des Mittelrheiniſchen
Fabrikan=
tenvereins hat einſtimmig folgende Erklärung
an=
genommen: Die Generalverſammlung des
Mittelrheini=
ſchen Fabrikantenvereins ſpricht nach Entgegennahme eines
Vortrages ihres Vereinsſekretärs über den gegenwärtigen
Stand der Schiffahrtsabgabenfrage ihre
Ueber=
zeugung wiederholt dahin aus, daß die Einführung ſolcher
Abgaben auf den natürlichen Waſſerſtraßen ein aus
poli=
tiſchen und wirtſchaftlichen Gründen gleichermaßen
bedenk=
licher Schritt ſein würde und richtet an den hohen
Bun=
desrat die Bitte, dem hierauf bezüglichen Geſetzentwurf
der preußiſchen Regierung ſeine Zuſtimmung zu
ver=
ſagen. Sie erklärt gleichzeitig, daß ſie jeden Ausbau der
deutſchen Waſſerſtraßen, namentlich in Süddeutſchlandffün
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910
Nummer 13.
eine nationale Aufgabe anſieht, die im Intereſſe der
gan=
zen Volkswirtſchaft gelöſt werden muß. Die hierzu
erfor=
derlichen Koſten ſind, ſoweit ſie nicht aus den ſchon jetzt
zuläſſigen Abgaben für beſondere Anſtalten gedeckt
wer=
den können, nach den ſeitherigen Grundſätzen durch
Bei=
träge der beteiligten Staaten, Kommunal= und
Intereſ=
ſentenverbände aufzubringen.
— Dem preußiſchen Abgeordnetenhauſe
ging ein Zentrumsantrag zu, nach welchem die
Regierung aufgefordert wird, Maßnahmen zur
Herbei=
führung eines wirkſameren Schutzes gegen die ſchweren
Schädigungen zu treffen, die unſerem Volksleben durch die
zunehmende Verbreitung der öffentlichen Unſittlichkeit,
ins=
beſondere der heranwachſenden Jugend durch die
über=
handnehmende Pornographie und Schundliteratur zuge
fügt wird.
Ausland.
— Von der Volkspartei wurde die Aktion eröffnet, um
ſämtliche Parteien Ungarns neuerdings in einer
Koa=
lition gegen die Kabinettsbildung des
Gra=
fen Khuen zu vereinigen. Die Verfaſſungspartei unter
Führung des Grafen Andraſſy lehnte die Teilnahme ab=
Dagegen ſandten die Parteien Koſſuths und Juſths ſowie
die klerikale Volkspartei Delegierte ab, die mit den
Ein=
berufern über gemeinſames oppoſitionelles Vorgehen zu
verhandeln beabſichtigen.
— Aus Anlaß des Neujahrsfeſtes weiſt das ſerbiſche
Regierungsorgan „Samouprava” auf die Notwendigkeit
einer Annäherung zwiſchen Oeſterreich=Ungarn und
Serbien hin, deren Intereſſen gleichmäßig die Pflege
loyaler Beziehungen erheiſchen. In dieſer Hinſicht beginne
das neue Jahr mit einem helleren Ausblick auf die
Zu=
kunft und bei gegenſeitiger Einſicht wäre es nicht
unmög=
lich, daß in bezug auf die Klärung der Verhältniſſe auf
dem Balkan im Intereſſe des Friedens beſſere Reſultate
erzielt würden.
— Bei der Beratung des Etats des
Unter=
richtsminiſteriums in der franzöſiſchen Kammer
begründete Deſſoye eine Interpellation, welche die Regie
rung auffordert, dem Kampfe gegen die Laienſchulen ein
Ende zu machen und die Ausübung der Rechte des
Staa=
tes in den Privatſchulen ſicherzuſtellen. Gerard=Varet
klagte über das von den Biſchöfen an die Katholiken
ge=
richtete Manifeſt und ſagte, die gegenwärtige Agitation
be=
deute den Todeskampf des geiſtlichen Unterrichts; der
welt=
liche Unterricht werde über die Anfeindungen ſeiner
Wider=
ſacher triumphieren.
— Die Arbeiten der griechiſchen Kammer ſollen
Mon=
tag wieder aufgenommen werden. Die Petition der
Offi=
ziere zu. Gunſten der Begnadigung von Typaldos
und Genoſſen trägt faſt dreihundert
Unterſchrif=
ten von Marine= und Landoffizieren. Zorbas erhielt
da=
gegen eine Erklärung, die von allen höheren
Marine=
offizieren mit Ausnahme eines einzigen unterzeichnet war,
worin ſie mitteilten, daß ſie die Teilnehmer an der
Re=
bellion nicht als ihre Kameraden anerkennen würden, ſalls
diefe wieder in die Marine aufgenommen würden.
— Das neugewählte norwegiſche Storthing iſt
zuſam=
mengetreten. Bei den Wahlen zur
Wahlprüfungskom=
miſſion beſtätigte es ſich, daß die konſervative Partei und
die freiſinnige Linke zuſammen über eine knappe
Mehr=
heit verfügen. Nach dem Budgetvoranſchlag betragen die
or=
dentlichen Ausgaben 111 Mill. Kronen, das ſind gegen
vier Millionen Kronen mehr als in dem laufenden
Fi=
nanzjahr. Von der Steigerung der Ausgaben entfallen
gut eine Million Kronen auf Heer und Marine und etwa
dreiviertel Millionen Kronen auf das Volksſchulweſen
Von der im vorigen Jahre angekündigten Erhöhung der
Steuern glaubt die Regierung abſehen zu können, weil
die Verhältniſſe ſich verändert haben, indem einerſeits
durch einen Storthingsbeſchluß der Zeitpunkt für die
Durchführung der Krankenverſicherung hinausgeſchoben
iſt, andererſeits der Rückgang der Zolleinnahmen
aufge=
hört hat und ſeit dem Juni eine gleichmäßige Steigerung
dieſer Einnahmen eingetreten iſt.
Präſident Taft überſandte dem Kongreß der
Vereinigten Staaten eine Botſchaft, in der er die
Er=
haltung der Wälder und der anderen Hilfsquellen
des Landes empfiehlt und anregt, in Zukunft mit
Berg=
werksgerechtſamen auf Regierungsländereien, die für die
Landwirtſchaft freigegeben ſind, zurückzuhalten. Ferner
empfiehlt die Botſchaft die Ausgabe von Bonds, welche
30 Millionen Dollars nicht überſchreiten, zum Zweck der
Vervollſtändigung der Bewäſſerungsanlagen, die
bereits in Angriff genommen worden ſind. Alsdann
be=
fürwortet ſie die Vertiefung der inländiſchen Waſſerwege
und zu dieſem Zwecke in erſter Linie den Bau von Deichen
am Ohio auf der Strecke zwiſchen Pittsburg und Cairo,
um eine Minimaltiefe von 9 Fuß zu erhalten. Die Koſten
werden auf 63 Millionen Dollars geſchätzt.
* Derrote Gemeinderat zu Ilmenau. Zum
Einzug des großherzoglichen Paares in
Ilmenau, der auch dort für dieſes Jahr zu erwarten
iſt, hat der frühere Gemeinderat noch ſchnell vor
Tores=
ſchluß einige hundert Mark in den laufenden Etat
einge=
ſtellt. Die Vorbereitungen zu dem Feſte werden indeſſen,
nach der „Kreuzztg.” noch manchen Schwierigkeiten
begeg=
nen, da der nunmehr faſt völlig ſozialdemokratiſch
gewor=
dene Gemeindevorſtand als ſolcher keinen Finger zu regen
gedenkt, wie er auch keinen weiteren „roten Heller”
bewil=
ligen wird.
* Die Ferrer=Affäre im bayeriſchen
Ab=
geordnetenhauſe. Der bayeriſche Miniſterpräſident
Frhr. v. Podewils erklärte auf eine Anfrage des
li=
beralen Führers Dr. Caſſelmann im bayeriſchen
Abge=
ordnetenhaus unter lebhaften „Hört!=Hört!=Rufen des
Zen=
trüms, daß die Krone wegen der vom
Nationalökono=
men Profeſſor Lujo v. Brentano in München (im Verein
mit Gerhart Hauptmann, Richard Dehmel und anderen)
erlaſſenen Kundgebung für Ferrer einen Bericht vom
Kultusminiſter eingefordert habe, deſſen
Aeußerun=
gen über den Fall der Miniſterpräſident nicht vorgreifen
wolle. Die Sache wird demnach beim Kultusetat im
Abge=
ordnetenhauſe zur Sprache kommen.
* Rom, 14. Jan. „Giornale d’Italia” ſchreibt: Das
Telegramm der Königin Helena an die
deutſche Kaiſerin und die Tatſache, daß das deutſche
Komitee die größte Summe, nämlich zehn Millionen
Francs, für Sizilien und Kalabrien geſammelt
hat, werden in politiſchen Kreiſen als weit über die
Gren=
zen des Aktes menſchlicher Solidarität und menſchlichen
Mitleids hinausgehend angeſehen. Man hält es vor allem
für einen politiſchen Akt von hoher Bedeutung, denn der
in Deutſchland geſammelte hohe Betrag iſt eine mächtige
Sympathiekundgebung des deutſchen Volkes für das
ita=
lieniſche.
* Brüſſel, 14. Jan. Das Blatt „Patriot” berichtet,
es ſei unrichtig, daß König Albert alles aufbiete, um
einen Prozeß wegen des Nachlaſſes des
verſtor=
benen Königs zu verhindern. Der König denke nicht
daran, ſich in die Privatangelegenheiten des verſtorbenen
Königs zu miſchen. Die Inventur über den Nachlaß
Leo=
polds iſt noch nicht beendet. Die Liegenſchaften in
Frank=
reich ſollen umfangreicher ſein, als man bisher
angenom=
men hat. Die Inventur dieſer Liegenſchaften iſt noch nicht
einmal begonnen worden. Die Koburger Gründung
Leo=
polds dürfte aufgelöſt werden. König Albert iſt von dem
verſtorbenen König zum Verwalter dieſer Gründung
er=
nannt worden.
Neues vom Komponiſten der „Luſtigen
Weiber”.
** Während Otto Nicolai im Andenken der
Nachwelt als der Komponiſt der meiſterlichen komiſchen
Oper „Die luſtigen Weiber von Windſor” fortlebt, hat
er die Anerkennung der Mitwelt als Tondichter nicht
mehr errungen, denn kurz nach der erſten Aufführung
dieſes ſeines beſten Werkes raffte ihn im 38.
Lebens=
jahre ein plötzlicher Tod dahin. Die Zeitgenoſſen
haben in ihm nur den großen Dirigenten gefeiert, der
als Theaterkapellmeiſter Hervorragendes, ſeiner Epoche
weit Vorauseilendes hervorbrachte. Ueber dieſe,
bis=
her wenig gewürdigte Tätigkeit des genialen Muſikers
macht Georg Richard Kruſe in einem Aufſatz
ein=
gehende Mitteilungen, den er in dem „Neuen Weg‟
dem Organ der Deutſchen Bühnengenoſſenſchaft,
ver=
öffentlicht. Schon als der junge Nicolai nach
fleißi=
gen Lehrjahren als Organiſt an der preußiſchen
Ge=
ſandtſchaftskapelle zu Rom eine Stelle gefunden hatte
und in der Sphäre der von ihm durch manch ſchöne
Kompoſition bereicherten Kirchenmuſik lebte, war ſein
Drängen und Sehnen auf das Theater und die Oper
gerichtet. Zum erſten Mal trat er in Beziehung zur
Bühne, als bei Bellinis Tode im Teatro Valle zu Rom
ein Trauermarſch von ihm aufgeführt wurde. Durch
Roſſini wurde er dann zwei Jahre ſpäter, 1837, an die
Kaiſerliche italieniſche Oper in Wien empfohlen und
für ein Jahr als Kapellmeiſter und Geſanglehrer
enga=
giert. Mit großen Hoffnungen trat er ſeine Stelle an,
aber ſchlimme Enttäuſchungen blieben nicht aus. Mit
dem Monatsgehalt von 100 Fl. ließen ſich in Wien
wirklich „keine großen Sprünge machen”, wie er in
einem Briefe ſchreibt; manchmal war ſo wenig Geld im
Hauſe, daß er nicht einmal den Porto=Zwanziger hatte,
um den Brief an ſeinen Vater abzuſchicken; durch große
Gutmütigkeit brachte er ſich noch mehr in
Verlegen=
heit, indem er einen Schüler, den Tenoriſten Köhn,
in ſeinem Hauſe aufnahm und eine größere Summe
für ihn auslegte, die er ſpäter nur zum Teil und unter
großen Mühen zurückerhielt. Seine gelungene
Ein=
ſtudierung des Roſſiniſchen „Wilhelm Tell” bereitete
ihm zwar einen künſtleriſchen Erfolg, aber der erſte
Kapellmeiſter, der bekannte Komponiſt des „Nachtlagers
von Granada” Konradin Kreutzer, ſpann gegen ihn
allerlei Intriguen und wußte ſeine Tätigkeit zu
hem=
men, ihm das Leben zu verbittern. So verließ er denn
ſchon nach einem Jahre ſeine Stellung. „Mein feu
riger Wille für das Gute in der Kunſt und für das
Beſte in der Oper,” ſchreibt er an den Vater, „verträgt
ſich nicht mit der Schläfrigkeit und Gewinnſucht der
Direktion, und die ewigen Kabalen mit Kreutzer hatte
ich auch ſatt.”
Nicolai ging nun wieder nach Italien, wo ihm am
Theater Carignano in Turin ein Poſten verſprocher
war. Als er ankam, fand er die Stellung ſchon beſetzt
und nur die plötzliche Erkrankung des bereits
enga=
gierten Kapellmeiſters gab ihm Gelegenheit, das
Unter=
nehmen aus einer böſen Verlegenheit zu retten. Der
Direktor ſah ein, daß Nicolai der Mann ſei, den er
brauchen könne, und zahlte ihm 300 Francs
monat=
lich, während kontraktlich nur 200 ausbedungen waren.
Als der andere Kapellmeiſter ſein Amt wieder antrat,
verließ Nicolai Turin und lebte nun in Venedig und
Rom, indem er Privatunterricht erteilte. Er ging nun
mit Eifer an das Komponieren von eigenen Opern, die
er ſelbſt dirigierte und mit denen er auch in Italien
große Erfolge errang. Nachdem zunächſt ſein „
En=
rico II.”, ſein Erſtlingswerk, noch nicht rechten Anklang
gefunden hatte, errang ihm 1840 die nach Scotts
Jvan=
hoe gearbeitete Oper „Il Templario” in Turin einen
vollſtändigen Sieg, der ihn mit einem Schlage zum
ge=
feierten Maeſtro machte. „Der Erfolg iſt ein
unge=
heurer geweſen,” notiert er in ſeinem Tagebuch. „Er
hat alle Erwartungen und Hoffnungen übertroffen. So
habe ich denn, ein Deutſcher, in Italien einen
ent=
ſchiedenen Furore gemacht. — Ich habe die drei Abende,
wie gebräuchlich, am Cembalo geſeſſen. Den erſten
Abend bin ich 11 Mal gerufen worden, vor die Szene,
außer den häufigen Beifallsbezeigungen im Laufe der
Akte.” Seine nächſte Oper, „Gildippe ed Odoardo,,
ſchrieb Nicolai in ſchweren Herzensnöten unter
beſtän=
digen Zänkereien mit ſeiner Braut, der ſchönen
Sän=
gerin Erminia Frezzolini, in die er ſich Hals über Kopf
verliebt hatte, und von der er ſich zum Glück noch
recht=
zeitig trennte. Auch eine vierte italieniſche Oper, „Il
Proſoritto”, trug zu ſeinem Ruhme bei, der nun bis=
nach Wien drang. Er dirigierte dort ſeinen „
Tem=
plario” und ſpäter auch den „Proſoritto” als „
Heim=
kehr des Verbannten” mit ſo glänzendem Erfolge, daſt
er 1841 als erſter Hofkapellmeiſter an Konradin
Kreutzers Stelle mit 2000 Gulden Jahresgage dauernd
an das Kärtnertor=Theater engagiert wurde.
Nicolai entfaltete nun in Wien eine ſechsjährige,
ruhmvolle Tätigkeit, die von großen künſtleriſchen
Triumphen begleitet war und ſeine Genialität und
Eigenart als Dirigent erwies. Seine Wiedergabe Mos
zartſcher Opern, ſeine Aufführung des „Fidelio”, bei
der er zuerſt die große Leonoren=Ouvertüre im
Zwiſchenakt einſchaltete, erregten ungeheure Senſation.
Nicolai erwies ſich — noch vor Bülow — als der erſte
moderne Kapellmeiſter, der mit ſeiner Perſönlichkeit
den ganzen komplizierten Apparat der Oper
durch=
drang, Orcheſter und Sänger durch ſeinen ſuggeſtiven
Einfluß beſeelte und eine erſtaunliche Vielſeitigkeit des
Geiſtes, Schärfe und Schlagfertigkeit der Rede und die
Gabe auch des ſchriftlichen Ausdrucks beſaß. Lange
vor Richard Wagners epochemachender Dresdener
Auf=
führung der IX. Symphonie von Beethoven führte
Ni=
colai das Werk in Wien auf und wiederholte es unter
allgemeinem Enthuſiasmus mehrere Jahre hindurch,
während nach ſeinem Fortgang 13 Jahre lang die IX,
Symphonie dann in Wien nicht mehr gehört wurde.
In Wien ſind auch die „Luſtigen Weiber” entſtanden,
und ſie wurden die Veranlaſſung, daß der glänzende
Dirigent ſeine bisherige Wirkungsſtätte verließ und
einen Ruf nach Berlin annahm, weil man die Oper am
Kärtnertor=Theater nicht aufführen wollte. Den
Höhe=
punkt ſeiner nur allzu kurzen Tätigkeit in der
preußi=
ſchen Hauptſtadt bildete dann die Erſtaufführung ſeines
Meiſterwerkes am 9. März 1849, die der Komponiſt mit
größter Sorgfalt vorbereitet hatte. Nieolai ließ den
Librettiſten bei den Proben anweſend ſein, damit er
ogleich Textänderungen vornehmen könne, wenn dem
Sänger die urſprünglichen Worte Schwierigkeiten
mach=
ten. In hohen Lagen litt er kein Wort mit einem
hellen Vokal. Er dirigierte ſtets mit weißen
Glacé=
handſchuhen und trug im Knopfloch das Band des
Roten Adlerordens.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. Januar.
* Empfänge. Se. Königl. Hoheit der Großherzog
empfingen am Samstag den Major von Grundherr=
Altenthann, Bezirksoffizier beim Landwehrbezirk Erbach,
Meldeamt Heppenheim, den Oberleutnant Kappes im
Großh. Train=Bataillon Nr. 18, den Aſſiſtenzarzt Dr.
Emden bei demſelben Bataillon, den Oberleutnant der
Landwehr=Infanterie 1. Aufgebots Frhrn. Gans Edler
Herr zu Putlitz, kommandiert zur Dienſtleiſtung bei
demſelben Bataillon, den Stadtverordneten
Rechnungs=
rat Schupp, den Profeſſor Hugo Eberhardt, Architekt
in Offenbach, den Sanitätsrat Dr. Gittermann von
Bad Nauheim, den Forſtmeiſter Kirchner von Bad Salz
hauſen, den Poſtdirektor Dörge von Alsfeld, den
Aſſiſtenz=Veterinärarzt Dr. Monnard; zum Vortrag:
den Staatsminiſter Ewald, den Miniſter des Innern
Braun, den Vorſtand des Kabinetts Geh. Rat Römheld.
* Ordensverleihung. Se. Maj. der König von
Preußen hat dem Oberſten Ilſe, Chef des
General=
ſtabes des XVIII. Armeekorps, die Erlaubnis zur
An=
legung des ihm verliehenen Komturkreuzes 2. Klaſſe des
Großh. Heſſ. Verdienſtordens Philipps des Großmütigen
erteilt.
— Ernennung. Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog haben den Eiſenbahn=Bau= und
Betriebs=
inſpektor Clemens Behle zu Wittlich zum Vorſtand
einer Betriebsinſpektion in der Heſſiſch=Preußiſchen
Eiſen=
bahngemeinſchaft ernannt.
* Die Großherzoglichen Herrſchaften folgten am
Freitag abend einer Einladung der Offiziere des Garde=
Dragoner=Regiments Nr. 23 zum Ball im Kaſino des
Regiments.
L. Der Provinzialausſchuß verhandelte am
Sams=
tag öffentlich folgende Sachen: 1. Johann Adam Komo
in Heuſen will daſelbſt eine Gaſtwirtſchaft in Betrieb
ſetzen und hat, geſtützt auf die einſtimmige Bejahung
der Bedürfnisfrage durch den Gemeinderat, bereits
er=
hebliche Ausgaben gemacht. Der Kreisausſchuß wies
ſein Geſuch jedoch ab, weil für 1975 Einwohner neun
Wirtſchaften genug ſeien. Rechtsanwalt Katz verfolgte
namens des Geſuchſtellers Rekurs und wies nach, daß
bisher wegen Mangels eines geeigneten Lokals die
Be=
herbergung Fremder ſchon Schwierigkeiten gemacht hatte.
Dem Rechtsmittel wurde ſtattgegeben und die
nachge=
ſuchte Erlaubnis erteilt. Komo hat die Koſten
zu zahlen. — 2. Weniger Glück hatte Heinrich Becker
von Nieder=Ramſtadt, der in der Frankenberger Mühle
eine Wirtſchaft eröffnen will. Sowohl der
Gemeinde=
rat von Nieder=Ramſtadt, als auch der Kreisausſchuß
haben die Bedürfnisfrage verneint; die abweiſende
Entſcheidung des letzteren iſt jedoch von dem Vertreter
des Becker, Rechtsanwalt Dr. Oppenheimer, mit Rekurs
angefochten worden. Durch eine Anzahl den
verſchie=
denſten Berufsſtänden angehörigen Zeugen wird in der
zweiten Inſtanz dargetan, daß Spaziergänger, welche
ſeither in dem benachbarten Burgwald verkehrten,
nach=
dem in dieſem eine Trinkerheilſtätte aufgenommen
wer=
den ſoll, am liebſten in einer der dortigen Mühlen
einen Erſatz finden würden; weder der unferne Kühle
Grund, noch die Pulvermühle, oder gar der
Franken=
ſtein könne einen ſolchen bieten. Der Bürgermeiſter
Appel in Nieder=Ramſtadt teilte mit, daß, als der
Ge=
meinderat die Bedürfnisfrage verneinte, der Burgwald
noch im Betrieb war; ein rentables Geſchäft habe in
dieſem jedoch nicht beſtanden. Das eingelegte
Rochts=
mittel wurde als unbegründet verworfen. Becker
hat die Koſten, ſowie eine Gebühr von 5 Mark zu zahlen.
— 3. Dem Sebaſtian Arnold II. von Kleinhauſen
war ein Schwein an Rotlauf eingegangen. Die ihm
an ſich geſetzlich zuſtehende Entſchädigung von 38 Mark
wurde ihm jedoch vorenthalten. weil er verſäumt hatte,
dem Kreisamt von der Krankheit die vorgeſchriebene
Anzeige zu machen. Der Bürgermeiſterei hatte er
Mit=
teilung ſowohl von dem Krankheitsfall als auch von
dem Tod des Tieres gemacht. Eine weitere Meldung
unterblieb in gutem Glauben. Der Kreisausſchuß ſprach
daher dem Arnold die Entſchädigung zu. Dieſes Urteil
wurde auf Weiſung der Behörde mit Rekurs
angefoch=
ten, der, nachdem der Bürgermeiſter den ganzen
Sach=
verhalt geſchildert hatte, als unbegründet verworfen
wurde. Dem Geſchädigten wurde die Entſchädigung
zu=
geſprochen. Die Koſten zahlt die Kreiskaſſe Bensheim.
Für die 21. Sitzung der Stadtverordneten=
Ver=
ſammlung am Donnerstag, den 20. Januar, nachmittags
3½ Uhr, iſt folgende Tagesordnung feſtgeſetzt:
1. Mitteilungen (wegen Errichtung neuer Klaſſen an den
Mittel= und Stadtſchulen zu Beginn des Schuljahres
1910; Erledigung des Antrages des Herrn
Stadtverord=
neten Dr.=Ing. Heyd auf Wahl eines Konvents zur
Vor=
beratung wichtiger Fragen uſw.) 2. Vorlage des
Voran=
ſchlags für 1910. 3. Vortrag des Oberbürgermeiſteks Dr.
Gläſſing über die Entwickelung der Stadt und ihre
Finan=
zen. 4. Geſuche um Befreiung von baulichen Beſtimmun
gen: a) des § 22 des Ortsbauſtatuts, b) des Art. 47 der
Allgemeinen Bauordnung. 5. Geſuch um Erlaubnis zur
Anbringung von Oberlichtern im Hauſe Waldſtraße 4 nach
der ſtädtiſchen Hofreite Waldſtraße 6. 6. Herſtellungen am
Ausſtellungsgebäude. 7. Bauliche Unterhaltung des
ſtädtiſchen Gebäudes Hinkelsgaſſe 21. 8. Vermietung der
ſtädtiſchen Hofreite Nieder=Ramſtädter Straße 100 (altes
Schießhaus). 9. Vorübergehende Vermietung einer
Woh=
nung im Hauſe Bismarckſtraße 38. 10. Uebernahme eines
Erbbegräbnisplatzes in dauernde Unterhaltung der Stadt. 11.
Nummer 13.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
Seite 3.
Die Vexpflegungsſätze im ſtädtiſchen Krankenhauſe für
Mitglieder von Krankenkaſſen uſw. 12. Aenderung der
Beſtimmungen über die Vergebung von Freiſtellen an der
Viktoriaſchule (mit Seminar) und den Mittelſchulen. 13.
Aenderung der Grundſätze über Kabellegungen in nicht
ausgebautenStraßen und außerhalb des Bebanungsplans.
— Die Entwickelung der Stadt und ihre Finanzen.
In der am nächſten Donnerstag ſtattfindenden Sitzung
der Stadtverordnetenverſammlung wird Herr
Ober=
bürgermeiſter Dr. Gläſſing vor Eintritt in die
Tagesordnung einen Vortrag über die Entwicklung
der Stadt und ihre Finanzen halten. Der Vortrag ſoll
in kurzen Strichen einen Ueberblick über die Finanzen
und die Gründe des Wachstums der Ausgaben bieten.
Er wird insbeſondere über die gegenwärtige
Ueber=
gangszeit und die ſichere Hoffnung des Wachstums der
ſtädtiſchen Einnahmen ſich verbreiten, einen Ueberblick
über die von der Bürgermeiſterei getroffenen
Anord=
nungen zur Vereinfachung der Verwaltung und
Er=
zielung von Erſparniſſen geben, ſowie über die Leiſtun
gen der Stadt in der Vergangenheit, ihre
Finanzwirt=
ſchaft und die bevorſtehenden kommunalen Aufgaben
in=
formieren und mit einer Erläuterung der Auffaſſung
der Verwaltung über eine vorſichtige, auf
Ausgaben=
erſparniſſe und Einnahmenvermehrung hinzielende Fi=
— Der Vortrag wird in der
nanzpolitik ſchließen.
Freitagsausgabe des „Tagblatt” zum Abdruck gelangen.
* Holzſchnitt=Ausſtellung im Gewerbemuſeum.
Ne=
ben der bereits angekündigten Grabmalausſtellung findet
im Gewerbemuſeum eine Ausſtellung moderner
Farben=
holzſchnitte des bekannten Graphikers Karl
Thie=
mann=Dachau=München ſtatt. Der Holzſchnitt, eine echt
deutſche und alte Technik, iſt erſt mit dem Aufblühen der
Graphik in neueſter Zeit wieder zu weiterer Verbreitung
gelangt. Thiemann, der in der deutſchen Holzſchnitt=
Be=
wegung heute mit an erſter Stelle ſteht, muß in ſeinen
Ar=
beiten beſonders durch einen charakteriſtiſchen Stil und
techniſche Sicherheit intereſſieren.
— Richard Wagner=Verein. Das Münchener
Ton=
künſtler=Orcheſter hat ſeine geſamte für den Monat
Januar geplante Gaſtſpielreiſe nach auswärts „interner
Angelegenheiten wegen” abſagen müſſen, ſodaß auch das
in Darmſtadt für den 25. Januar geplante
Orcheſterkon=
zert leider ausfallen muß. Zum Erſatz dafür wird am
15. Februar hier die Meininger Hofkapelle unter
Profeſſor Wilhelm Berger konzertieren, die im vorigen
Jahre hier ſo ungewöhnlichen Erfolg hatte. Der nächſte
(157.) Vereinsabend des Vereins wird daher am 3.
Februar ſtattfinden und das erſtmalige Auftreten des
be=
rühmten Wiener Roſé=Quartetts in Darmſtadt
bringen.
Der Heimarbeiterinnen=Verein hat einen
Ar=
beitsnachweis für Flickerinnen die im
Strümpfeſtopfen, Ausbeſſern von Wäſche und Kleidern,
ſowie Anfertigen einfacher Wäſche ausgebildet ſind,
ein=
gerichtet, auf den alleinſtehende Herren, berufstätige
Damen, ſowie Familien aufmerkſam gemacht werden.
Frau Friedrich, Waldſtraße Nr. 20, hat die
Ver=
mittelung übernommen, und anf mündliche oder
ſchrift=
liche Anfrage bei ihr wird die Arbeit zu gewünſchter
Stunde abgeholt und wieder abgeliefert, oder eine
Flickerin, die ins Haus kommt, nachgewieſen. Es iſt
im Intereſſe der vielen arbeitsloſen Heimarbeiterinnen
ſehr zu wünſchen, daß von dieſer Einrichtung, die
be=
ſonders für die Herren Studierenden einem dringenden
Bedürfnis entſprechen wird, recht fleißig Gebrauch
ge=
macht wird.
Das Feſt der ſilbernen Hochzeit feierte am 13. ds.
Mts. das Ehepaar Eiſenbahnoberſekretär Nüchter,
herz=
lichſt beglückwünſcht von Verwandten, Freunden und
Be=
kannten.
A Für die Wochenmärkte bedeutet die dermalige
Zeit die ruhigſte im ganzen Jahre. Von der vergangenen
Woche ſind an Durchſchnittspreiſen zu verzeichnen: Butter
½
Kg. 1,25 M., in Partien 1,20 M., Eier 10—11 Pf.,
Schmier=
käſe ½ Ltr. 20 Pf., Handkäſe 4—10 Pf., Kartoffeln
der Zentner 3—4 M., Kumpf (10 Liter) 50—60 Pf.,
Kg. 3—5 Pf., Mäuschen der Zentner 8 M.; Obſt
u. dgl.: Aepfel und Birnen ½ Kg. 10—18 Pf., Nüſſe
100 Stück 45 Pf., Apfelſinen 4—6 Pf., Zitronen 5—7
f.;
Salat, Gemüſe u. dgl.: Kopfſalat 14—15 Pf.,
En=
divien ½ Kg. 35—40 Pf., Körbchen Feldſalat 10 bis
12 Pf., Meerrettich 10—30 Pf., Roterüben ½ Kg. 5 bis
10 Pf., Zwiebeln ½ Kg. 10 Pf., Wirſing 3—8 Pf.,
Grünkohl 4—5 Pf., Roſenkohl ½ Kg. 18—20 Pf., Gelberüben
Kg. 5—6 Pf., Weißerüben 2—3 Pf., Paradiesäpfel
½ Kg. 70—80 Pf., Spinat ½ Kg. 14—15 Pf., Kohlrabi 3
bis 4 Pf., Blumenkohl 25—60 Pf., Rotkraut 15—20 Pf.,
Weißkraut 10—12 Pf., Schwarzwurz ½ Kg. 20—25 Pf.;
Geflügel und Wildbret: Gänſe ½ Kg. 80 Pf.,
Enten, Hahnen u. Suppenhühner 2,50—3,00 M., Faſanen
3 M., Haſen 3,50—3,80 M., Lapins 1 M., Tauben 60 bis
70 Pf.; Fiſche ½ Kg.: Hecht 1 M., Rheinfiſche 35—40 Pf.,
Rotzungen 40 Pf., Seehecht 30 Pf., Stockfiſch, Kabeljau,
Seelachs, große Schellfiſche 25 Pf., kleine Schellfiſche 18 bis
20 Pf.; in den Fleiſchſtänden ½ Kg.: Rindfleiſch
56 Pf., Hackfleiſch 60 Pf., Rindsfett 50 Pf.,
Rinds=
würſtchen (Stück) 15 Pf., Schweinefleiſch 88—96 Pf., Blut=
und Leberwurſt 66 Pf., Fleiſchwurſt und
Schwarten=
magen 76 Pf.
— Groß=Gerau, 14. Jan. Der frühere Redakteur
des „Kreisblattes”, Herr Heinrich Köhler, iſt
ge=
ſtorben. Der Verſtorbene, der im beſten Mannesalter
ſtand, erfreute ſich hier allſeitiger Beliebtheit.
Offenbach, 14. Jan. Der am 10. März 1909
verſtor=
bene Reutner Joſ. Meyer hat der „Offenb. Ztg.” zufolge
zum Beſten einer guten Erziehung von Kindern eine
Stiftung gemacht. Der Erblaſſer hat beſtimmt, daß
der Betrag der Stiftung in Höhe von 6000 Mark als
unkündbarer Kapitalſtock ſicher und verzinslich
anzu=
legen ſei, und die Zinſen zur beſſeren Erziehung gut
veranlagter Kinder rechtſchaffener, unbemittelter Eltern
der Stadt Offenbach ohne Unterſchied der Konfeſſion
verwendet werden müſſen. — Geſtern abend ſtarb im
Städtiſchen Krankenhaus die am 13. Januar 1875
ge=
borene Maria Simmler von hier. 34½ Jahre, alſo faſt
ihr ganzes Leben, hat die Verſtorbene ununterbrochen
im Krankenhauſe zugebracht.
Schönberg, 14. Jan. Zu den
Hochzeitsfeſtlich=
keiten treffen im Fürſtlichen Schloſſe ein: am 17.
Januar: Prinz Ludwig von Battenberg, großbritanni
ſcher Vizeadmiral, nebſt Tochter Prinzeſſin Luiſe aus
London, Graf Aſſen von Hartenau, der einzige Sohn des
ehemaligen Fürſten Alexander von Bulgarien, Prinz
von Battenberg, aus Graz, der Fürſt zu Wied aus
Neu=
wied, der Fürſt und die Fürſtin zu Erbach=Schönberg
aus König i. O., der Fürſt, die Fürſtin und der
Erb=
prinz zu Stolberg=Wernigerode, der Fürſt, die Fürſtin
und der Erbprinz zu Solms=Hohenſolms=Lich, Prinz
Hermann zu Stolberg=Wernigerode, Prinzeſſin
Doro=
thea zu Solms=Hohenſolms=Lich, Graf und Gräfin
Wil=
helm zu Solms=Laubach, der Fürſt zu Löwenſtein=
Wert=
heim=Roſenberg, Fürſtin Reuß=Köſtritz, Prinz Heinrich
CXI. j. L. Reuß und Prinz Heinrich XXXIII. j. L.
Reuß. Am 18. Januar treffen ein: der Großherzog
und die Großherzogin von Heſſen mit Gefolge.
Das Großherzogliche Paar kehrt am Abend nach
Darm=
ſtadt zurück und trifft am Vormittag des 19. Januar zu
den Trauungsfeierlichkeiten wieder hier ein.
Erbach, 14. Jan. Es iſt eine von eifrigen
Natur=
beobachtern längſt feſtgeſtellte Tatſache, daß einzelne
Vogelarten, die lange Zeit aus einer Gegend faſt
ganz verſchwunden ſchienen, plötzlich wieder in größerer
Zahl auftauchten. So waren die ſchlauen Elſtern in
hieſiger Gegend äußerſt ſelten zu entdecken. Nur ir
ganz einſamen Gehölzen mochte vielleicht ein Paar ſich
aufhalten. Seit einiger Zeit jedoch laſſen dieſe
Bunt=
röcke ſo häufig ihren eigentümlichen, meckernden Ruf
in Feldgehölzen und Obſtanlagen hören, daß wir für
unſere kleinen, nützlichen Singvögel fürchten, die ſich
dank der lobenswerten Vogelpflege ſeitens der
Forſt=
behörde, Kreisverwaltung, Obſtbauvereine uſw. recht
erfreulich zu vermehren beginnen. Es iſt nämlich
be=
kannt, daß dieſe rabenartigen Vögel neben dem
Mäuſe=
fang beſonders die Singvogeljagd betreiben. Unſer
Schutzperſonal wolle darum auf die diebiſchen Elſtern
ein wachſames Auge haben.
Mainz, 14. Jan. Die geſtrige ſtarkbeſuchte
General=
verſammlung des Mittelrheiniſchen
Fabri=
kantenvereins nahm einſtimmig eine
Entſchließ=
ung gegen die Einführung einer Schiffahrtsabgabe an
Den Ausban der Waſſerſtraßen hält der Verein für
eine nationale Aufgabe, die im Intereſſe der ganzen
Voltswirtſchaft gelöſt werden müſſe. Die Koſten ſollen
aber die beteiligten Staaten, die Kommunal= und
In=
tereſſenverbände tragen. — Wieder in
Unterſuchungs=
haft genommen wurde der Metzgermeiſter
Dingel=
dey von der Guſtavsburg, der auf dem Hauptpoſtamt
500 Mark geſtohlen hatte. — Vorgeſtern abend erſchien
auf der Wachtſtube des erſten Polizeibezirks ein Mann,
der den Wachtmeiſter bat, ihm doch auszurechnen,
wie=
viel 500 Mark zu 3½ Prozent im Jahre tragen. Als
der Wachtmeiſter das Rechenexempel gelöſt hatte, frug
er den Betreffenden, warum er dies wiſſen wolle. „Ich
habe 500 Mark auf der Städtiſchen Sparkaſſe ſtehen und
weil ich jetzt die Jahreszinſen auf mein Buch eintragen
laſſen will, muß ich dies wiſſen, damit ich auf der Kaſſe
nicht bemogelt werde!”, ſagte der Mann und ging.
Mainz, 14. Jan. Als geſtern abend die 28jährige
Tochter des Schreinermeiſters Cbriſt um die Ecke des
Mendelſchen Geſchäftes nach dem Höfchen zu einbog,
er=
tönten ein Schuß und lautes Aufſchreien des
Fräu=
leins. Im Nu hatten ſich Hunderte von Menſchen
an=
geſammelt. Ein 13jähriger Bengel hatte mit einer
kleinen Piſtole direkt dem Mädchen ins rechte Auge
geſchoſſen, dann war er flüchtig gegangen. Das Mädchen
wurde zu einem Augenarzt gebracht, der
glücklicher=
weiſe feſtſtellen konnte, daß das blutende, dick
ange=
ſchwollene Auge nichts an ſeiner Sehkraft einbüßte.
Durch einen Schutzmann, der am Höfchen Poſten ſtand,
konnte der Name des Attentäters feſtgeſtellt werden.
Mainz, 14. Jan. Die Bürgermeiſterei hat eine das
Rollſchuhlaufen auf den Straßen und Plätzen
der Stadt betreffende Bekanntmachung erlaſſen, in der
geſagt wird, es habe einen ſolchen Umfang
angenom=
men, daß ſchon Klagen über erhebliche Beläſtigungen
des Publikums und Störung des Verkehrs laut
wür=
den. Insbeſondere beſchwere man ſich über das Lärmen
der Läufer, ſowie das Laufen auf den Fußſteigen und
in Reihen und Ketten. Das Bürgermeiſteramt
ver=
lennt nicht den Wert des Rollſchuhlaufens und will auch
nicht ſeine Beſeitigung oder Einſchränkung erſtreben,
erklärt aber, die Art des Sports, wie er jetzt betrieben
wird, nicht dulden zu können. Es glaubt, daß es nicht
notwendig ſei, zur Beſeitigung der Mißſtände den Weg
einer förmlichen Polizeiverordnung zu wählen, daß
es vielmehr genügen werde, wenn die Eltern erſucht
werden, darauf hinzuwirken, daß die Kinder das
Schreien und Pfeifen während des Laufens, das Laufen
auf den Fußſteigen und in Reihen oder Ketten
unter=
laſſen. — Als Polizeiaſſiſtentin iſt von der
Bürger=
meiſterei eine Frau Dr. Schapiro in Genf angeſtellt
worden. Es iſt eine Deutſche, die verheiratet iſt und
Medizin ſtudiert hat.
Worms, 14. Jan. Die Arbeiten zur Freilegung des
Hochflutprofils des Rheins ſind auf dem
jen=
ſeitigen Ufer bereits bis zur Hälfte fortgeſchritten. Bis
jetzt ſind etwa 70—80000 Kubikmeter abgetragen
wor=
den. Bei den Arbeiten werden etwa 200 Arbeiter
be=
ſchäftigt, worunter ſich eine größere Anzahl
Not=
ſtandsarbeiter befinden. Ihre Zahl iſt infölge
der ſelten milden Witterung in dieſem Jahre ſehr
ge=
ring. Demnächſt wird daran gegangen werden, die
Landdämme, die von Lampertheim bis zur hieſigen Brücke
ziehen, zu erhöhen und zu verſtärken. Es ſchweben noch
Verhandlungen in der Frage des Geländeerwerbs.
A Gießen, 15. Jan. Die derzeitigen
Räumlich=
keiten in unſerer hieſigen Schlachthofanlage
ge=
nügen ſchon Jahre lang nicht mehr den an ſie geſtellten
Anforderungen und Bedürfniſſen, da ſowohl die Zahl
der Schlachtungen von Großvieh als auch die von
Kleinvieh in den letzten Jahren außerorbentlich
zuge=
nommen hat und noch weiter im Steigen begriffen iſt.
Im Jahre 1906 beſchloß die
Stadtverordnetenverſamm=
lung, die Erbauung eines Kühlhauſes und einer
Eis=
fabrik und gleichzeitig damit eine
Schlachthofserweite=
rung auszuführen. Die ſtädtiſche Verwaltung kam
je=
doch von dieſem Projekte ab, nach welchem die alte,
un=
zulängliche Anlage weiter beſtehen bleiben ſollte, und
ließ den Plan zu einer großzügigen, modernen
Schlacht=
hofanlage ausarbeiten, die für eine Einwohnerſchaft
von 50000 Seelen ausreichen und allen neuzeitlichen
Anforderungen entſprechen ſollte. Die projektierte
An=
lage kann nach Bedarf im Laufe der Jahre für eine
Einwohnerſchaft von 100000—120000 Seelen erweitert
werden. Der Entwurf ſieht eine Schweineſchlachthalle,
eine Großviehſchlachthalle, ein Kühlhaus mit
Waſſer=
turm, diverſe Verwaltungsräume uſw. vor und hat
be=
reits die Zuſtimmung der
Stadtverordnetenverſamm=
lung gefunden, die 600000 Mark für die Erbauung der
Anlage bewilligt hat.
Björn Björnſons Nordiſcher Abend.
Zu einem Ereignis in der Fülle der
Vortrags=
abende und gleichartigen Veranſtaltungen der Saiſon
wurde der am Freitag veranſtaltete „Nordiſche
Abend” von Björn Björnſon, in dem der Sohn des
greiſen nordiſchen Geiſteshelden Björnſtjerne Björnſon
uns die nordiſche Literatur durch Vortrag von Werken
ihrer führenden Vertreter näherbrachte, oder vielleicht
auch erſt vermittelte. Und wahrlich, kein Berufenerer
konnte uns Mittler ſein der ſchönen, kraftvollen und
trutzigſtarken, aber nichts weniger als kalten nordiſchen
Poeſie und Proſa, als Björn Björnſon. Er verſtand es
meiſterhaft, die Schönheiten der Dichtungen zu
charak=
teriſieren und pointieren; das Myſtiſche, zu dem die
nordiſchen Dichter neigen, zu lichten, und nur ſeiner
eminenten Vortragskunſt iſt es zu danken, daß dieſe
Dichtungen zunächſt erwärmten, trotz des kalten Hauchs
der herben nordiſchen Natur, der ſie umweht, und daß
ſie dann das Publikum hinriſſen zu begeiſtertem Jubel,
trotzdem Dichter einer, wenn auch verwandten, ſo doch
ziemlich fremden Welt zu uns ſprachen durch ſeinen
Mund. So gab uns Björnſon der Jüngere, der er trotz
ſeines ſchneeweißen Haares doch iſt, ein Stück nicht nur
der nordiſchen Poeſie, ſondern nordiſchen Lebens
über=
haupt. Denn die Eigenart und herbe Charakteriſtik der
Natur und Menſchen ſpiegelte ſich faſt in all dieſen
Dichtungen wider, denn wie kaum anderswo ſtimmt
die ſagenumwobene nordiſche Landſchaft in ihrer
eigen=
artigen herben und kalten Schönheit ihren Sängern die
Leier, und wie kaum anderswo ſingt der Dichter ſo gern
und ſo ſchön ſeiner geliebten Heimat mannigfachen
Stimmungsreiz.
Feſſelnd wie ſeines Vortrags Kunſt war der
Künſt=
ler ſelbſt. Trotz ſeines ſchneeweißen Haupthaares, zu
dem die in Jugendfeuer blitzenden Augen ſo wenig
ſtimmen wollen, ein Jüngling, riß er ſeine Hörer hin
durch die Gewalt der Leidenſchaften, die die Dichtungen
im Vortrag miderſpiegeln nus die den Hörer in Baun
ſchlugen. Wunderbar war die Vielſeitigkeit ſeiner
Charakteriſierungskunſt. In der Wiedergabe von
„Aaſes Tod” (Henrik Ibſen) malte er die düſtere
Maje=
ſtät des Todes und die tobende Leidenſchaft Peer Gynts
mit gleicher Vollendung, wie in dem erſten Kapitel aus
„Ein fröhlicher Burſch” von Björnſtjerne Björnſon die
entzückend gezeichneten Kindertypen und in der
wun=
derſamen Geſchichte von „Erde und Komet” von Karl
Ewald köſtlichen Humor und feine Satire. Und ſo
packend realiſtiſch wie der Künſtler „Draugen” von
Kit=
telſen und „Ein Ordonnanzritt für Napoleon” von
Kielland vortrug, ſo fein empfunden war die poetiſche
Dichtung „Sehnſucht nach dem Meer” aus „Arnilot
Gelline” von Björnſtjerne Björnſon und das reizende
Tanzmärchen von Helene Nyblom. Am Schluſſe des
Abends jubelte das Publikum, ſo daß der Künſtler
viel=
fachen Hervorrufen Folge leiſten mußte. Auch ein
Ro=
ſenbukett mit Schleife in den norwegiſchen Farben
wurde ihm überreicht.
St.
Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
*⁎* Jakob Volhard 7. Der Schüler, Freund
und Biograph von Inſtus v. Liebig, Geh.
Regierungs=
rat, Profeſſor Dr. Jakob Volhard, iſt am Freitag
im 76. Lebensjahre in Halle geſtorben. Volhard war
bekanntlich aus Darmſtadt gebürtig und wurde hier
am 4. Juni 1834 als Sohn des Rechtsanwalts,
Juſtiz=
rates Karl Volhard geboren. Nachdem er das
Gymna=
ſium in Darmſtadt abſolviert hatte, ſtudierte er in Gie.
ßen und ſpäter in Heidelberg, wurde Aſſiſtent bei
Liebig und außerordentlicher Profeſſor in München, im
Jahre 1879 ordentlicher Profeſſor in Erlangen und 1882
nach Halle als Nachfolger von Heintz und Direktor des
dortigen Chemiſchen Inſtituts berufen. Seit dem Jahre
1908 lebte er im Ruheſtand. Volhard vermählte ſich im
Jahre 1867 mit Joſephine Backofen aus Darmſtadt,
Schwägerin des verſtorbenen Geh. Juſtizrats Dr. Oſann.
Er war Liebigs bedeutendſter Schüler. Außer vielen
fachwiſſenſchaftlichen Werken ſchrieb er namentlich eine
Biographie Liebigs (1908 bei J. A. Barth in Leipzig
er=
ſchienen). Mit dieſem zweibändigen Werke, deſſen ſeiner
Zeit an dieſer Stelle eingehend gedacht worden iſt und
in dem zum erſten Male Liebigs Leben und Wirken
eine volle und erſchöpfende Würdigung von berufener
Seite erfahren hat, hat er ſeinem großen Lehrer und
Meiſter, dem er im Leben ſtets nahegeſtanden hat, ein
würdiges und unvergängliches Denkmal geſchaffen. Bei
der glänzenden Feier des 100jährigen
Ge=
burtstages Liebigs, die am 12. Mai 1903, in
Darmſtadt ſtattfand, hielt, wie noch erinnerlich ſein
wird, Profeſſor Volhard die Feſtrede. Mit dem Namen
Liebig wird auch Volhards Name fortleben!
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 15. Jan. Sir Erneſt
Shackleton wiederholte geſtern ſeinen Vortrag in
deutſcher Sprache; wenn auch ſeine Ausſprache viele
originelle Sonderbarkeiten aufwies, ſo blieb die
Schil=
derung ſeiner ſchwierigen Unternehmungen doch von
ſtarker Eindruckskraft. —
In der vergangenen
Nacht ſind zwei Damen, die Uhlandſtraße Nr. 94
wohnen, vom Verfolgungswahnſinn befallen
worden und haben auf die ihnen zu Hilfe eilenden
Be=
amten geſchoſſen. Die beiden Damen ſind Griechinnen.
Gegen 12 Uhr riefen ſie aus dem Fenſter um Hilfe. Eine
Schutzmannspatrouille hörte die Rufe und eilte herbei.
Daraufhin ſchoß eine Dame mit einem Revolver auf die
Beamten. Nun drangen dieſe in die Wohnung ein und
fanden die beiden fremden Damen nur ganz notdürftig
bekleidet vor. Die eine hielt ihnen den Revolver vor
und ſchoß zum zweiten Male, wiederum, ohne zu
tref=
fen. Die andere ging auf die Schutzleute mit erhobenem
Dolch los. Bei dem Verſuch, ihnen die Waffen zu
ent=
winden, verletzte ſich der eine Beamte an der Hand. Die
beiden Kranken wurden nach der Unfallſtation und von
dort durch den Krankenwagen der Feuerwehr nach der
Maiſon de ſanté gebracht. — Im vorigen Jahre
wur=
den in den Straßenbahnwagen etwa 29000
Regen=
ſchirme verloren, von denen etwa 16000 abgeholt
wurden; ferner wurden 4000 Portemonnaies mit mehr
oder weniger wertvollem Inhalte und 2400 Bücher, zum
größten Teile Schundliteratur, auſgefunden. Die Zahl
der gefundenen Operngläſer beträgt 985.
Von der Nahe, 15. Jan. Das ſchon viele Jahre
ſchwebende Regulierungsprojekt der Nahe,
das eine Ordnung dieſes Flußlaufes auf der
Strecke=
zwiſchen Kreuznach und Bingen vorſieht, ſcheint nun
Kleines Feuilleton.
*⁎* Die Erziehung des belgiſchen
Thronfolgers. In ſeiner erſten Thronrede ſagte
der neue König von Belgien: „Die Königin und ich
werden bei unſeren Kindern die Liebe zum Vaterland
pflegen und ſtärken, die Liebe zur Familie, die Liebe
zur Arbeit, die Liebe zum Guten, die Tugenden, die
die ſtarken Nationen ausmachen. Wie das belgiſche
Königspaar dieſes Ziel zu erreichen ſtrebt, davon gibt
Gérard Harry in der neueſten Nummer des „Figaro
de la Jeuneſſe” eine intereſſante Schilderung. Der
achtjährige Knabe, der berufen ſein wird, einſt die
Krone Belgiens zu tragen, befindet ſich unter der
Ob=
hut eines Erziehers und eines Religionslehrers. Ein
Lehrer, der den kleinen Prinzen in den Schulfächern
unterrichtet, und ein Turnlehrer ſtehen dem
Gouver=
neur zur Seite. Das Königspaar legt den größten
Wert darauf, daß der Erziehungsplan ihres älteſten
Sohnes mit dem Lehrpenſum in den Schulen
überein=
ſtimmt. Kronprinz Leopold bekommt ſeine
Schulauf=
gaben wie jeder andere Knabe. Der körperlichen
Ab=
härtung und zugleich der Stärkung des vaterländiſchen
Fühlens dienen die Turnſtunden, wo Ball geſpielt
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
Nummer 13.
ſeiner Verwirklichung eutgegen zu gehen. Bekanntlich
bildet auf dieſer Strecke die Nahe die Grenze zwiſchen
Preußen und Heſſen auf eine Länge von etwa 13
Kilo=
metern und ſchon in den erſten Jahrzehnten des vorigen
Jahrhunderts kam es wegen der alljährlich
wieder=
kehrenden Hochwaſſerüberſchwemmungen häufig zu
Unterhandlungen zwiſchen den beiden Uferſtaaten, ohne
daß ein Ergebnis dabei erzielt wurde. Die Gemeinden
und die Grundſtücksbeſitzer im
Ueberſchwemmungsge=
biet waren deshalb zur Selbſthilfe gezwungen und
er=
richteten Dämme und Schutzbauten gegen die ſchädlichen
Hochwäſſer, jedoch ohne Erfolg, da alle dieſe Anlagen
nicht einheitlich, ohne jeden Zuſammenhang und in
primitivſter Weiſe ausgeführt waren. Erſt infolge des
großen Schadens, den das Hochwaſſer vom Jahre 1882.
im Nahetal anrichtete, kam es zwiſchen den beiden
Re=
gierungen zu erneuten Verhandlungen, die die
Aus=
arbeitung eines gemeinſchaftlichen
Regulierungspro=
jektes zur Folge hatten. Nach mannigfachen
Abände=
rungen iſt dieſes Projekt jetzt von den beiden
Regie=
rungen und den in Betracht kommenden Gemeinden zur
Ausführung genehmigt worden. Von preußiſchen
Ge=
markungen ſind beteiligt Kreuznach, Bretzenheim,
Langen=Lonsheim, Laubenheim, Savesheim und
Mün=
ſter, während von heſſiſchen Gemeinden
Boſen=
heim, Planig, Ippesheim, Genſingen, Grolsheim,
Sponsheim, Dietersheim und Büdesheim in Betracht
kommen. Die Stadt Bingen wird zu dem Koſtenbeitrag
nicht herangezogen, weil ſie ſeinerzeit die Naheufer
durch eine Kaimauer befeſtigt hat. Von den auf das
heſſiſche Hoheitsgebiet entfallenden Koſten trägt der
heſſiſche Staat zwei Drittel, während auf die
beteilig=
ten Gemeinden je nach dem Intereſſe und dem durch
die Regulierung erhofften Nutzen die übrigen Koſten
verteilt werden. Die laufenden Unterhaltungskoſten
ſollen bis auf ein Achtel vom Staat getragen werden,
der ja jetzt ſchon die ganzen Jahre hindurch bedeutende
Summen hat aufwenden müſſen, um einer
Verwilde=
rung des Flußlaufs und einem Abbruch der Ufer
vor=
zubeugen. Mit der Bauausführung, die unter heſſiſcher
Oberleitung durch ein beſonderes Baubureau erfolgt,
iſt der Großh. Regierungsbaumeiſter Häuſel beauftragt
worden. Wie wir hören, ſollen im Februar die
Ver=
handlungen mit den Grundſtücksbeſitzern zwecks
Er=
werbung des für die Regulierung benötigten Geländes
ihren Anfang nehmen.
München, 14. Jan. Die den kirchlichen Behörden
naheſtehende Preſſe räumt jetzt ein, daß ſich der
be=
kannte Kapuzinerpater Benno Auracher nicht in
Italien befindet, ſondern ſich möglicherweiſe doch in
London mit der Tochter des Regierungsrats Schmidt
aus München habe trauen laſſen. Seine Differenzen
mit dem Orden in Rom ſeien auf Nervenüberreizung
zurückzuführen.
Eſſen, 14. Jan. Unter großem Andrange des
Pu=
blikums kam heute vor der erſten Strafkammer des
hieſigen Landgerichts der ſenſationelle Prozeßwegen
des Rieſendiebſtahls auf den fiskaliſchen
Möllerſchächten zur Verhandlung. Auf der
An=
klagebank nehmen Platz der 43jährige Maſchinenſteiger
Heinrich Neuß, der 42jährige Schichtmeiſter Fritz Opel,
der 49jährige Keſſelmeiſter Friedrich Neuß und der
38jährige Lampenmeiſter Hermann Neuß. Die Anklage
lautet gegen Heinrich Neuß und Opel auf ſchweren
Diebſtahl, gegen die beiden anderen Angeklagten auf
Beihilfe dazu. Die zur Anklage ſtehende Tat erfolgte,
wie bereits mitgeteilt, in der Nacht vom 4. zum 5.
No=
vember v. J. Am Morgen des letztgenannten Tages
wurde entdeckt, daß aus der Kaſſe der Königlichen
Berg=
inſpektion II ein Betrag von 279500 Mark in Gold und
Papiergeld fehlte. Die Unterſuchung wurde in die
Hände des Berliner Kriminalkommiſſars v. Tresckow II.
gelegt, dem es auch in verhältnismäßig kurzer Zeit
ge=
lang, die Diebe in den Perſonen des Maſchinenſteigers
Neuß und des Schichtmeiſters Opel zu ermitteln. Der
Staatsanwalt beantragte mit Rückſicht darauf, daß es
ſich um mittlere Beamte handele, die ſchnöde ihren
Treueid gebrochen, gegen Opel und Heinrich Neuß je
6 Jahre Zuchthaus und die üblichen Nebenſtrafen,
gegen die beiden anderen Angeklagten je 2 Jahre
Zucht=
haus. Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Niemeyer
hob die entlaſtenden Momente hervor: die
Wiederher=
beiſchaffung des Geldes und das offene Geſtändnis des
Angeklagten. Das Urteil lautete gegen Opel und
Heinrich Neuß wegen ſchweren Diebſtahls auf je
4 Jahre Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverluſt und
Poli=
zeiaufſicht, gegen Hermann und Friedrich Neuß wegen
Beihilfe und Begünſtigung auf je 1 Jahr 3 Monate
Gefängnis. Die Angeklagten nahmen das Urteil
wortlos entgegen und wurden dann in das Gefängnis
zurückgeführt.
Erfurt, 14. Jan. Das Schwurgericht
verur=
teilte im Oktober den Glasbläſer Auguſt Lutz zum
Tohe, weil er den Forſtaufſeher Walter erſchoſſen hatte.
Das Reichsgericht hat infolge der Reviſion des
Ange=
klagten das Urteil aufgehoben. Heute wurde Lutz vom
Schwurgericht abermals zum Tode verurteilt.
Hamburg, 14. Jan. Der Mörder der
Pfand=
leiherin Merkli wurde in der Perſon des 19
jäh=
rigen Handlungskommis Holſte, der angeblich aus
Hannover gebürtig iſt, abends im Café Opera
ver=
haftet. Er iſt geſtändig. Die geraubten Sachen
wurden am Dammtor=Bahnhof, wo, der Mörder ſie
hinterlegt hatte, beſchlagnahmt.
Paris, 14. Jan. Die Juwelen, die Sultan
Abdul Aſis im Pariſer Leihamte für 1200000
Frau=
ken verſetzte, wurden geſtern dem außerordentliche
Geſandten Muley Hafids, der ſchon vor einem Monat
1500000 Franken dafür hinterlegte, herausgegeben.
Man ſcheint den Pfandſchein in der Zwiſchenzeit
end=
lich gefunden zu haben; wo, ob bei Abdul Aſis oder
in einem Pariſer Finanzinſtitute, wird nicht geſagt. El
Mokri, der die Juwelen einlöſte, hatte ſie im Dezember
1907 ſelbſt im Auftrage von Abdul Aſis dem Leihamt
übergeben und damals eine Formalität vernachläſſigt,
für die er nun etwa 1000 Franken nachzuzahlen haben
wird, nämlich die Stempelung auf der Münze. Dazu
kommen die Unkoſten für die angekündigte
Verſteige=
dung der Juwelen, etwa 10000 Franken, und überdies
werden einige der Händler, die aus Amſterdam, Wien,
London, Petersburg eintrafen, um der Auktion vom
6. Dezember beizuwohnen, und die erſt in letzter Stunde
benachrichtigt wurden, daß ſie nicht ſtattfinde, auf
Schadenerſatz zu klagen berechtigt ſein. Ueber den Wert
der Juwelen, die nun in den Beſitz von Muley Hafid
gelangen, wird noch immer geſtritten. Von den
herbei=
geeilten und enttäuſchten Käufern war behauptet
wor=
den, ſie ſtellten einen Wert von über 20 Millionen dar.
Dagegen wurde eingewendet, die Einfaſſung ſei primitiv
und manche der Brillanten, die allerdings erſtaunlich
groß ſind, hätten gelbliche Farbe.
Wladiwoſtok, 14. Jan. Aus Kamſchatka wird
ge=
meldet, infolge des Ausbleibens des
Damp=
fers, der den Verkehr nach dem Süden vermittelt,
war=
ein Trupp von 34 Perſonen an der Nordküſte der
Halbinſel lange Zeit dem Froſte und dem Hunger
aus=
geſetzt. Schließlich verſuchten die Unglücklichen
Petro=
pawlowsk auf dem Landwege zu erreichen. Nur ein
Teil von ihnen gelangte, jedoch mit erfrorenen
Glied=
maßen, nach Oſernaia, elf waren unterwegs den
Strapazen erlegen.
New=York, 15. Jan. Starke Schneeſtürme
ha=
ben die Vereinigten Staaten heimgeſucht, Schneeſtürme,
wie ſie die Geſchichte der Vereinigten Staaten bisher noch
nicht aufzuweiſen hat. Von der Küſte des Stillen Ozeans
bis an die Küſten des Atlantiſchen Ozeans, vom Golf
von Mexiko bis nach Kanada und überall treffen
Meldun=
gen über ſtarke Schneeſtürme ein bei empfindlicher Kläte
Der raſende Sturm hat die Telegraphen= und
Telephon=
leitungen vollſtändig zerſtört und wo ſie ſtehen geblieben,
ſind ſie vom Schnee verweht. Die Verbindung der Nord=
und Oſtſtaaten mit den Mittel= und Weſtſtaaten iſt völlig
unterbrochen. Viele Städte ſind von jedem Verkehr
abge=
ſchnitten. Die verſchiedenen Dampfer auf den
Rieſenſtrö=
men des Landes haben dort, wo der Sturm ſie überraſchte,
Zuflucht nehmen müſſen und ſind zu tagelangen
Fahrt=
unterbrechungen verurteilt. Der Dampfer St. Louis”
auf dem der amerikaniſche Botſchafter in London, Dr. Reid
nach NewYork abgefahren iſt, mußte vor dem Hafen
lie=
gen bleiben, da er wegen des ſchlechten Wetters nicht in
den Hafen einlaufen kann. Schon zwei Tage liegt er auf
hoher See.
oder der in Belgien populäre Sport des Bogenſchießens
gepflegt wird. Hand in Hand mit dieſem Syſtem der
körperlichen Erziehung gehen die großen Spaziergänge,
die der Knabe mit ſeinem Gouverneur, dem
General=
ſtabshauptmann Maton, regelmäßig unternehmen muß,
gleichviel, ob es regnet, ſchneit oder ſtürmt. Die größte
Einfachheit der Kleidung wahrt das Inkognito des
kleinen Thronfolgers. Denn die Eltern wollen, daß
ihr Sohn von vornherein mit dem Volke in Fühlung
trete und daß jede Exkluſivität vermieden werde;
dar=
um benutzt der Kronprinz bei ſeinen Ausflügen ſtets
die Straßenbahn, und wenn die Ausflüge ihn aus dem
Bannkreis der Stadt führen, ſo fährt er mit ſeinem
Gouverneur im Perſonenzuge in der dritten Klaſſe,
nimmt zwiſchen Arbeitern und Marktfrauen Platz und
lernt ſo zwanglos die kleinen Sorgen und
Zwiſchen=
fälle kennen, die das Alltagsleben mit ſich bringt.
Nie=
mals fährt er Equipage. Bei den Spaziergängen
wer=
den Geſpräche mit den Bauern angeknüpft, Bauernhöfe
beſucht und in jeder Weiſe geſorgt, daß das
Standesge=
fühl dem Blicke und dem Herzen des Kindes nicht zur
Grenze werde. Die Königin aber nimmt ihren älteſten
Sohn bisweilen mit bei den Armenbeſuchen, führt ihn
zu den Feſten, die die Fürſorgevereine für arme
Kin=
der veranſtalten und lehrt ihn, das Leid der Armen
mitzufühlen und zu lindern. Jedoch die
Barmherzig=
keit ſoll nie ein Geben vom Ueberfluß werden, ſondern
ein Opfer, das gern und willig für den Mitmenſchen
gebracht wird: wenn immer der kleine Prinz von
ſei=
nem Taſchengeld eine milde Gabe ſpendet, geſchieht es
mit dem Bewußtſein, dafür am Mittag auf den leckeren
Nachtiſch verzichten zu müſſen, „um die Finanzen wieder
ins Gleichgewicht zu bringen.” So weit die Neigungen
eines Kindes ſeine Zukunft beſtimmen, läßt ſich ſagen,
daß der Kronprinz neben ſeiner Vorliebe für Rechnen
ein ſtarkes Farbenbeobachtungstalent zeigt, das ihn
ge=
wiß zur Freilichtmalerei führen würde, wenn ſeine
Geburt ihm nicht andere Wege vorgezeichnet. Denn
ein liebſtes iſt es, das Spiel der Sonnenſtrahlen auf
grünen Blättern zu verfolgen und das Farbenbild
ent=
fernt liegender Gegenſtände; bei der Beobachtung der
Lichtphänomene gerät der Knabe in freudige
Begeiſte=
rung.
C.K. Die Wahlen und die Mode. Mit der
Würde des Kenners unterſucht der Herausgeber von
„Tailor and Cuttor” der Führer der engliſchen Mode,
den Einfluß der Wahlen auf die elegante Herrentracht.
Wie immer, ſo hat auch diesmal die Wahlzeit neue
Moden geboren, die das Gepräge parteipolitiſcher
Glaubensbekenntniſſe zeigen. Die Herrenwelt trägt
jetzt an den farbigen Weſten reizend gearbeitete
Garni=
turen von Phantaſieknöpfen: an den Knöpfen erſtrahlt
in ſchmaler, goldener Faſſung das Porträt
hervorragen=
der Politiker. Die Unioniſten z. B. bringen in der
Wahl ihrer Knöpfe Balfour, Chamberlain, Lord
Lands=
downe und anderen Parteiführern ihre Huldigung,
während die Liberalen ſtolz die Bildniſſe von Lloyd
George, Asquith, Winſton Churchill, Haldane und
an=
deren Parteigrößen auf der Bruſt und über dem Magen
tragen. Auch auf Manſchettenknöpfen tauchen die
Por=
träts auf.
nge. Das Luftſchiff als
Schönheitsin=
ſtitut. Wer jemals vom Luftſchiffe aus auf die Erde
hinabſehen durfte — und die Zahl der Menſchen, denen
dies Vergnügen zuteil wurde, wächſt von Jahr zu Jahr
weiß von den unvergänglichen Eindrücken zu
er=
zählen, die er hoch oben in den Wolken gewann,
gleich=
ſam losgelöſt von der Welt und den kleinen Sorgen
des Alltags. Davon aber hat man bisher noch
nie=
mals etwas vernommen, daß der Aufenthalt im
Luſt=
ſchiffe auf den menſchlichen Körper einen
heilbringen=
den — oder gar einen verſchönenden Einfluß ausüben
könnte. Einer Engländerin iſt es vorbehalten
geblie=
ben, dieſe Entdeckung zu machen. Während einer
Vor=
leſung, die Mr. Erie Bruce, ein bekannter Luftſchiffer,
dieſer Tage in London hielt, teilte er ſeinen Hörern
folgendes Erlebnis mit: Eine Dame war zu ihm
ge=
kommen und hatte ihn gefragt, ob er es ihr vermitteln
könne, einige Nächte nacheinander im Ballon
zuzu=
bringen. Und auf ſeine erſtaunte Frage, was ſie damit
bezwecke, erwiderte ſie, ſie habe im Laufe der Jahre
ihre urſprünglich roſige und glatte Geſichtsfarbe
ein=
gebüßt und ſie ſei überzeugt, daß ein längeres
Verwei=
len in höheren Luftregionen ihr die ehemalige
Schön=
heit wiedergeben würde. . . Vielleicht bieten ſich hier
der Luftſchiffahrt ganz neue, zukunftsreiche Ausſichten!
* Ein berühmter Organiſt iſt in Rom
ge=
ſtorben. Zwar war er ein kein Bach, noch gab er
Vor=
träge in St. Peter, denn ſein Inſtrument war nur eine
einfache Drehorgel, aber ſeit dreißig Jahren hat er die
Ohren des römiſchen Volkes entzückt, die den Populus
Romanus, nicht die des Senats. Moricio war der
Name des Organiſten. Er war der berühmteſte aller
ſeiner Kollegen und, wie ſo oft, entſprang der Ruhm
einem an ſich unbedeutenden Ereignis. Eines Tages
ſpielte er im Hofe eines Hotels; das Stück, das er
ſpielte, oder vielmehr herunterleierte, war die
Tra=
viata. Als er berufsmäßig nach den Fenſtern
hinauf=
blickte, in der Erwartung, daß ein paar Kupfermünzen
herunterkommen würden, ſtand plötzlich ein wütender
kleiner Herr vor ihm. „Du Halunke,” ſchrie dieſer ihn
an, „was ſoll das heißen, daß Du meine Muſik derart
verhunzeſt? Ich will Dir zeigen, wie das geſpielt
wer=
den muß.‟ Es war Verdi, der die Kurbel in die Hand
nahm, das ganze Stück mit Gefühl herunterſpielte und
Moricio in die Geheimniſſe von Forte und Piano
ein=
weihte. Der Orgeldreher bedankte ſich auf das ſchönſte
und zeigte ſich am nächſten Tage ſtolz mit einem Plakat
auf ſeinem Drehkaſten: „Moricio, Schüler von Verdi”
Das war der Beginn ſeines Ruhmes, den er bis zu
ſeinem Tode nicht verlor und der ſich recht einträglich
er=
wies, denn der berühmte Orgeldreher hat ein kleines
Vermögen hinterlaſſen.
* Unterirdiſcher Verkehr. Wie das Blatt
„Patrie” erfährt, hat König Albert angeordnet, daß der
unterirdiſche Tunnel zugeſchüttet wird, welcher die
königliche Villa in Oſtende mit der Villa verbindet,
welche von der Baronin Vaughan bewohnt wird. Dieſe
letztere Villa wird in den nächſten Tagen verkauſt
werden.
Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 15. Jan. Die erſte Leſung der
Juſtiz=
novelle wird fortgeſetzt. Abg. Stadthagen (Soz.):
Die ſchöne Sprache des Entwurfs kann nicht darüber
hin=
wegtäuſchen, daß das beſtehende Recht ſchwere Mängel
hat, die auch durch dieſe Novelle nicht behoben werden. Die
Klaſſenjuſtiz bleibt beſtehen. Die Staatsanwaltſchaft muß
beſeitigt und durch unabhängige Richter erſetzt werden.
Die Arbeiterſchaft wird in allen vorgeſchlagenen
Neue=
rungen ſchlechter geſtellt. Der Richterſtand iſt heute
ſchlech=
ter daran als in den Zeiten des abſoluten Königreiches
Preußen. Dringend erforderlich iſt die Trennung der
Juſtiz von der Verwaltung. Die weitere Zuziehung der
Laienrichter, wie ſie hier vorgeſchlagen wird, und die
Er=
weiterung ihrer Befugniſſe iſt völlig ungenügend und nur
Schein, ſolange auch die Arbeiterſchaft zu dieſem Amte
nicht zugelaſſen wird. Das Vorverfahren müßte
zugun=
ſten des Angeklagten ganz anders geſtaltet werden. Auch
die Vorſchriften über die Unterſuchung behalten ihre
Män=
gel bei, die den Angeklagten vollſtändig ſchutzlos machen
— Staatsſekretär Lisco: Gegenüber dem Vorredner
be=
merke ich, der Juſtizminiſter hat nicht geſagt, daß das Ver=
trauen in die Strafjuſtiz geſchwunden ſei, und kann das
auch nicht geſagt haben. Er ſprach nur von einem gewiſſen
Mißtrauen in einzelnen Kreiſen gegen die Urteile der
Strafkammer. Das Mißtrauen iſt tatſächlich unbegründet
und wird durch die Reform leicht behoben werden. Soweit
die Ausführungen Stadthagens Vorſchläge enthalten,
werden ſie in der Kommiſſion beraten werden.
Verwun=
dern mußte mich die Anſicht, daß der Entwurf
gerechtig=
keitsfeindlich und für die Klaſſenjuſtiz ſei. Intereſſant
war es, daß der Abgeordnete Stadthagen für die
Ein=
ſchränkung des Legalitätsprinzips eintrat. Wenn er
meinte, es wäre vielleicht richtig, die Strafbeſtimmungen
über die Arbeiterſchutzgeſetze davon auszunehmen, ſo ließe
ſich darüber verhandeln. Hinſichtlich der Auswahl der
Schöffen bin ich ſelbſtverſtändlich dafür, daß aus allen
Be=
rufen Laien entnommen werden. Dabei iſt aber darauf
zu achten, daß es unabhängige Leute ſind, die ſich der
Ver=
antwortung ihrer Rechtstatigkeit bewußt ſind und die
nötige Intelligenz beſitzen. Der Abgeordnete Dziembowski
ſprach von „Terminpolitik” in der Provinz Poſen, wo
poli=
tiſche Prozeſſe auf Tage verlegt ſein ſollen, an denen die
Richterbank von deutſchen Richtern beſetzt ſei. Ich beſtreite
es, daß ſolche pflichtwidrige Handlung jemals
vorgekom=
men iſt. Ich halte es für wünſchenswert, daß die Richter
zwiſchen Zivil= und Strafkammer öfter wechſeln. Dieſer
Wechſel der Richter iſt aber Sache des Präſidiums und
nicht der Verwaltung. Dem Abgeordneten Heinze erwidere
ich, den Schwerpunkt des Strafprozeſſes in die
Berufungs=
ſenate zu legen halte ich für nicht richtig. Die
Entſchei=
dung der erſten Inſtanz muß die wichtigſte bleiben. Nach
dem Abgeordneten Müller=Meiningen ſoll es möglich
ſein, daß Jugendliche in den Gefängniſſen mit Zuhältern
und Dirnen zuſammenleben müſſen. In Preußen, wo ich
die einſchlägigen Verhältniſſe ganz genau kenne, werden
niemals Jugendliche mit derartigen Perſonen in Haft
ge=
halten. Es ſind ganz ſtrenge Anweiſungen darüber
er=
gangen. An eine Reform des Strafverfahrens kann erſt
nach Einführung eines neuen Strafrechts gedacht werden.
— Abg. Gräf=Weimar (Wirtſch. Vgg.): Die Angriffe
Stadthagens ſind nach jeder Richtung hin übertrieben.
Gegen die Erweiterung der Kompetenz der Schwurgerichte
auf politiſche und Preßprozeſſe beſtehen Bedenken, wohl
aber könnten die Schwurgerichte die Form der
Schöffen=
gerichte erhalten. Die Züziehung von Laien in größerem
Maße iſt zu begrüßen. Auf dieſes, auf altgermaniſchen
Brauch zurückgehende Richtertum wollen wir nicht
verzich=
ten. (Sehr gut! rechts.) Der Bedarf an Schöffen iſt leicht
zu decken, wenn einzelne Perſonen öfter herangezogen
wer=
den; wir würden damit reichere Erfahrungen ſammeln.
Wir wollen ein populäres Strafverfahren, aber nicht nach
franzöſiſchem Muſter, wo das Volk einem offenbaren
Fehl=
ſpruch, wie in dem Falle Steinheil, zujubelt. — Abg.
Brunſtermann (Reichsp.): Das Laienrichtertum für
die Strafkammer iſt eine Neuerung, mit der wir
vollkom=
men einverſtanden ſind. Mit der aus zwei Juriſten und
einem Laien zuſammengeſetzten Richterbank vermögen wir
uns nicht zufrieden zu geben. Lieber wäre uns ein Juriſt
und vier Schöffen. Das Schreibwerk namentlich kann
eingeſchränkt werden; hierüber werde ich in der
Kommiſ=
ſion einiges beantragen. — Abg. Ablaß (frſ. Volksp.):
Der Wortlaut des Geſetzes läßt zweifellos zu, daß
Jugend=
liche zuſammen mit Zuhältern in Haft gehalten werden.
Die gegenwärtige Praxis beruht nur auf Verordnungen,
daher muß der Entwurf daraufhin geprüft werden. Der
Entwurf enthält zweifellos Verbeſſerungen; hauptſächlich
kommt es auf eine liberale Handhabung der Geſetze an.
Die Kommiſſion wird zu prüfen haben, ob nicht beſtimmte
Rechtsgarantien für das Ermeſſen der Staatsanwaltſchaft
zu ſchaffen ſeien, in welchen Fällen das Verfahren
einzu=
leiten oder abzulehnen ſei. Die Frage der Abſchaffung
der Schwurgerichte ſollte am beſten gar nicht berührt
wer=
den. Die Kommiſſion möge ſich auch mit der Aenderung
der religiöſen Eidesformel befaſſen.
Damit ſchließt die Debatte. Die Vorlage geht an
eine Kommiſſion von 24 Mitgliedern.
Es folgt die erſte Leſung eines
Geſetzent=
wurfs zur Aenderung des Strafgeſetzes.
Staatsſekretär Dr. Lisco: Der Entwurf hat dem
Reichstage ſchon in der früheren Seſſion vorgelegen und
damals ſchon allgemeine Zuſtimmung gefunden. Fragen
von grundſätzlicher Bedeutung ſind ausgeſchieden und
für die definitive große Reviſion des Strafrechtes
auf=
geſpart worden. Bis zum Erſcheinen des neuen
Straf=
geſetzbuches dürfte aber noch längere Zeit vergehen. Die
einzelnen Vorſchläge ſind ſchon von meinem Vorgänger
erörtert und in der Kommiſſion beraten worden. Nicht
beraten wurden die Beſtimmungen über
Kindermiß=
handlungen, Beleidigung und Erpreſſung; dagegen ſind
Hausfriedensbruch, Arreſtbruch, Tierquälerei,
gering=
fügige Diebſtähle und Unterſchlagungen bereits
durch=
beraten. Dabei hat ſich eine Uebereinſtimmung der
Parteien ergeben. Im Beleidigungsverfahren wollen
Nummer 13.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
Seite 5.
wir nur die Auswüchſe der Publiziſtik treffen. Nur
ſolchen Leuten, die die Ehrabſchneiderei als lukrativen
Erwerbszweig betreiben, ſoll das Handwerk durch hohe
Geldſtrafen gelegt werden. Die rechtswidrige
Mittei=
lung von Telephongeſprächen wird als Verletzung des
Dienſtgeheimniſſes entſprechend dem nationalliberalen
Antrage verfolgt werden. Ich empfehle die Annahme
der Vorlage. — Abg. Engelen (Zentr.): Ich
bean=
trage, die Vorlage an die gleiche Kommiſſion von 28
Mitgliedern zu überweiſen, wie die vorhin
verabſchie=
dete Materie. — Abg. Perniock (konſ.): Die Vorlage
begrüßen meine politiſchen Freunde mit Genugtuung
Namentlich hinſichtlich des größeren Schutzes der Preſſe.
Abg. Heinze (natl.): Beſonders begrüßen wir die
Wahrung des Telephongeheimniſſes, bedauern aber,
daß die Kommiſſionsbeſchlüſſe nicht bereits in die Vor=
Abg. Heine
lage hineingearbeitet worden ſind.
(Soz.): Wir wünſchen Verweiſung der Vorlage an eine
beſondere Kommiſſion. Geradezu unannehmbar ſind
für uns die Beſtimmungen betreffend die Beleidigung.
Staatsſekretär Lisco: Der Entwurf war eine
Privatarbeit, welche der öffentlichen Kritik der
Staats=
rechtswiſſenſchaften und dem Bundesrat Anlaß zur
Meinungsäußerung geben ſollte. Auf Grund der
Vor=
arbeiten hat dann die Regierung Stellung genommen
— Abg. Dr. Varenhorſt (Reichsp.): Der Entwurf iſt
nach verſchiedenen Seiten hin ein großer Fortſchritt.
Gegenüber Kindermißhandlungen und Tierquälereien
wäre die Prügelſtrafe angebracht.
Der Entwurf wird darauf der
Spezial=
kommiſſion für die Juſtizgeſetze überwieſen.
Es folgt die erſte Beratung des Geſetzes, betr
die Haftung des Reiches für ſeine
Beam=
ten. Staatsſekretär Lisco: Die Grundlagen dieſes
Geſetzes haben im weſentlichen bereits die Zuſtimmung
dieſes Hauſes gefunden. Man verlangt nur noch die
Ausdehnung der reichsgeſetzlichen Beſtimmungen auf
die Beamten der Bundesſtaaten; hierüber wird man
ſich in der Kommiſſion wohl einigen. — Abg. Bitter
(Ztr.) erklärt ſich im allgemeinen mit der Vorlage
ein=
verſtanden, ebenſo Abg. Dr. Gieſe (konſ.), der die
Einſetz=
ung einer beſonderen Kommiſſion von 14 Mitgliedern
wünſcht. — Abg. Junck (natl.) ſpricht ſich für
Einſetz=
ung einer beſonderen Kommiſſion aus.
Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Gyßling (frſ
Vp.) und Heine (Soz.) wird der Entwurf einer
Kom=
miſſion von 14 Mitgliedern überwieſen.
Nächſte Sitzung Montag 1 Uhr: Reſt der heutigen
Tagesurdnung. Schluß 3¾ Uhr.
Handel und Verkehr.
H. Frankfurt, 15. Jan. (
Börſenwochen=
bericht.) Der Geldſtand iſt wieder ein recht
gün=
ſtiger, ſodaß ſich der Privatſatz auf 3½ Prozent
er=
mäßigte. Es wird ſomit eine baldige Herabſetzung des
offiziellen Satzes zu erwarten ſein, umſomehr, als der
letzte Status der Deutſchen Reichsbank eine ſtarke
Kräf=
tigung aufweiſt. Da bei den früheren
Wechſeleinreich=
ungen viel kurzfriſtige Abſchnitte geliefert waren, hat
ſich nun nach deren Verfall der Wechſelbeſtand
anſehn=
lich vermindern können, ebenſo weiſt das
Lombard=
konto einen größeren Rückfluß auf. Die Beſſerung
wäre zweifellos noch eine bedeutendere geweſen, wenn
nicht das Reich wieder neue Schatzſcheine an das
In=
ſtitut begeben hätte. Im übrigen glaubte man, daß
die Bank ſchon in Bälde aus der Notenſteuer
heraus=
kommen werde. Die Flüſſigkeit des Geldes wäre wohl
auch unſeren heimiſchen Staatswerten mehr zuſtatter
gekommen, wenn nicht die Mitteilungen der Thronrede
bei der Landtagseröffnung bezüglich Preußen von
nach=
teiliger Wirkung geweſen wären. Die deutſchen
Bör=
ſen verbleiben unter dem weſentlichen Einfluß der
Geldabundanz in andauernd feſter Haltung, wobei auch
das Geſchäft im ganzen an Lebhaftigkeit gewinnen
konnte. Am regſten war der Verkehr wieder am
Markte für Induſtrieaktien, und haben wir ſchon öfters
auf die allzu haſtigen Steigerungen, hervorgerufen
durch Spekulationskäufe, aufmerkſam gemacht. Den
verſchiedenen Warnungen ſcheint man in den letzten
Tagen gefolgt zu ſein, indem eine gründliche
Reinig=
ung des Marktes zu beobachten iſt, doch kam ihnen
da=
bei eine Anzahl von Faktoren zu Hilfe, die die
Vor=
wärtsſtürmer ängſtlich machte und Glattſtellungen
ver=
anlaßte. Die Verhältniſſe am Kalimarkte ſind wieder
unſicherer geworden und ein Rückgang dieſer Aktien
eingetreten, nachdem die deutſchen Delegierten
unver=
richteter Sache von New=York abgereiſt ſind.
Was die Einzelheiten anbetrifft, ſo haben deutſche
Reuten um Bruchteile profitieren können, auf die
An=
kündigung, daß Preußen mit einem Defizit von 92
Mil=
lionen Mark ins Budget für 1910 treten wird. Von
den ausländiſchen Staatsfonds waren beſonders
tür=
kiſche Loſe lebhaft und ſchließen weiter höher; auch
Mexikaner waren anziehend, da die veröffentlichten
Budgetziffern, ſtatt des erwarteten Defizits, einen
Ueberſchuß brachten. Die ſonſtigen Renten bekundeten
Feſtigkeit. Erwähnenswert iſt auch die Steigerung
der Peruaner in London. Von Transportaktien
konn=
ten die der Süddeutſchen Eiſenbahn=Geſellſchaft
anſehn=
lich avancieren; auch öſterreichiſche Bahnaktien ſchließen
höher. Schiffahrtsaktien notieren unverändert. Die
Nachrichten von einer Havarie bei zwei Schiffen des
Norddeutſchen Lloyd blieben ohne beſonderen Einfluß.
Banken waren zu Beginn der Woche eher etwas
ſchwä=
cher auf den ungünſtigen Verlauf der Kali=Differenzen,
dann war aber regere Kaufluſt dafür vorhanden,
ſo=
daß größere Kursſteigerungen erfolgten. Matter ſind
Banque Ottomane. Am Montanmarkt herrſchte recht
feſte Stimmung, ſodaß die Preiſe der verſchiedenen
Ge=
fellſchaften, trotz der vorgenommenen Realiſationen,
gegen die Vorwoche weiter erhöht ſind. Die günſtigen
Berichte von der Eſſener Kohlenbörſe und die
befrie=
digenden Verſandziffern des Stahlwerksverbandes
ſtimulierten; auch machte die Nachricht beſten Eindruck,
daß frühere Lothringer und Luxemburger Mitglieder
des Roheiſenſyndikats ſich zu einer
Verkaufsgemein=
ſchaft zuſammengeſchloſſen haben.
Am Kaſſainduſtriemarkt erfolgten ſtarke
Preisbe=
wegungen; nachdem zahlreiche Glattſtellungen zu
kon=
ſtatieren waren, erwachte ein erneutes Intereſſe für
dieſes Gebiet, und ſcheint die Spekulationsluſt weiter
in Tätigkeit zu ſein. Eine große Aufwärtsbewegung
machten Holzverkohlung bis 204, Aluminium bis 266
und Deutſche Gold= und Silber=Scheideanſtalt bis 586,25.
Niedriger, bis 90½, ſchließen Neue Photographiſche
Ge=
ſellſchaft, weil die Leipziger Bromſilberkarten=Händler
die Propoſitionen des Fabrikenverbandes verworfen
haben. Einzelne Brauereiaktien, wie Schöfferhof u. a.
konnten ſich befeſtigen.
Von Loſen notieren: Augsburger 42,40,
Braun=
ſchweiger 226, Finnländer 195, Freiburger 59,
Meinin=
ger 40, Pappenheimer 67,50, Ungariſche 372,50, Genua
225, Mailänder 45=Fres.=L. 148, Mailänder 10=Fres.=L.
29,40, Türkiſche 184,60, Venediger 40,30, alles in
Reichs=
mark; Gothaer Prämie I 141 G., Gothaer Prämie II
Pebiger
117,25, Donau=Regulierung 144,50, Madrider 77,70, alles
in Prozent. Ferner ſchließen: 4proz. Reichs (bis 1918
unkündbar) 102,50, 3½proz. Reichs 94,20, 3proz. Reichs
85,30, 4proz. Heſſen von 1899 101,40 G., 4proz. Heſſen
von 1906 101,35, 4proz. Heſſen von 1908 101,80, 4proz.
Heſſen von 1909 102 G., 3½proz. Heſſen 93,35, Zproz.
Heſſen 82,20, 4proz. Heſſ. Landes=Hyp.=Bank=Pfandbr.
(unkündbar bis 1916) 101,60 G., 3½proz. Heſſ. Landes
Hyp.=Bank=Pfandbr. (unkündbar bis 1915) 92,80 G.,
4proz. Heſſ. Kommunal=Pfandbr. 101,10 G., 4proz. Heſſ.
Kommunal=Pfandbr. (unkündbar bis 1916) 101,60 G.,
3½proz. Heſſ. Kommunal=Pfandbr. (Serie I—III)
93,20 G., 3½proz. Heſſ. Kommunal=Pfandbr. (Serie IV)
(verlosb., unkündbar bis 1915) 92,80 G., 4proz.
Darm=
ſtädter 101, 3½proz. Darmſtädter 92,60, Darmſtädter
Bank 138,60, Südd. Eiſ.=Geſ. 120,50, 4½proz. Ruſſen
99,55, 4proz. Ruſſen 91,55, 3/oproz. Ruſſen 86,50, 3½proz.
Ruſſen 86, 3proz. Ruſſen 78, 4½proz. Japaner 97,50,
4proz. Japaner 91,40 B., 5proz. Mexikaner (
Tamauli=
pas) 100,70, Baltimore und Ohio 118, 5proz. Chineſ
Eiſ.=Anl. (Tientſin=Pukow) 102,50.
Luftſchiffahrt.
* München, 14. Jan. In einem Vortrag, welchen
Major v. Parſeval hier in Gegenwart der Prinzen
Ludwig, Rupprecht und Leopold, ſowie des
Kriegs=
miniſters Frhrn. v. Horn hielt, teilte er mit, daß für
Anfang Mai 1910 die Eröffnung des Betriebes
der Münchener Parſeval=Luftfahrzeuggeſellſchaft und
die mit Unterſtützung der Stadt München geplanten
Fahrten mit einem Parſeval=Ballon von München aus
geſichert ſeien.
* Stuttgart, 15. Jan. Der „Schwäb. Merkur”
meldet: Geh. Rat Lewald von Berlin und Profeſſor
Dr. Hergeſell weilen bei dem Grafen Zeppelin zu
Beſprechungen über die geplante Nordpol=Expedition.
sr. Aeroplan=Unfall. Der Chemnitzer
Flug=
techniker Schüler, der, wie gemeldet, in Chemnitz
Flugverſuche unternimmt, ſtieg mit ſeinem
ſelbſtkon=
ſtruierten Eindecker am Freitag wieder auf. Der
Apparat erhob ſich 6 Meter hoch und flog etwa 100
Meter weit. Plötzlich erfaßte ihn ein Windſtoß, der
Aeroplan ſtürzte zu Boden und wurde faſt völlig
zer=
trümmert. Der Aviatiker blieb unverletzt.
* Los Angelos, 15. Jan. Der franzöſiſche
Luftſchiffer Paulhan hat geſtern den Flugplatz
verlaſſen und iſt mit ſeinem Apparat über das Feld nach
San Pedro geflogen. Er legte die Strecke von 32
Kilo=
metern in 27 Minuten zurück.
Sport.
m. Kurſus für Vorturner und
Turn=
warte des Mittelrhein=Kreiſes (9. Kreis)
der Deutſchen Turnerſchaft. Am geſtrigen
Sonntag fand das Schlußturnen der Teilnehmer an dem
Uebungskurſus für Vorturner und Turnwarte unter
Leitung des 1. Kreisvertreters, Herrn Schulrat
Schmuck, in der Turnhalle der Turngemeinde Beſ
ſungen ſtatt. Von der Großh. Regierung war Geh. Rat
Eiſenhuth vertreten, der von dem Vertreter des
Gaues Frankfurt, Herrn Profeſſor Bender, begrüßt
wurde. Herr Schulrat Schmuck zeigte die während der
14tägigen Dauer den Schülern eingeübten
Marſch=
übungen, Ordnungsübungen, Stabübungen,
Fechtübun=
gen, ebenſo Uebungen im Schritt, Polka=Galopp=
Hüpfen mit Freiübungen und Schlaghüpfen mit
Stab=
übungen. Sämtliche Uebungen waren im erſten Teil
ſolche für das männliche, im zweiten Teil für das
weibliche Turnen und wurden ſehr gut ausgeführt.
Alsdann folgten Keulenübungen, die unter Leitung
des. 1. Kreisturnwartes, Herrn Volze=Frankfurt
eingeübt wurden und ebenfalls in hervorragender
Weiſe zur Vorführung gelangten. Die Mitglieder des
Turnausſchuſſes des Mittelrhein=Kreiſes Gräſer und
Vraun=Frankfurt und Frey=Mainz führten
Stufen=
turnen am Pferd, Reck und Barren vor. Man konnte
hier das Turnen von der Entwickelung bis zur
Voll=
endung bewundern und namentlich in der Oberſtufe
waren vorzügliche Uebungen zu ſehen. Mit
Frei=
übungen für das in dieſem Jahr in Kreuznach
ſtattfin=
dende Kreisturnfeſt unter Leitung des Gauturnwarts
Frey=Mainz endigte das Schlußturnen, welches in
allen Teilen als gelungen betrachtet werden darf.
Nach dem Turnen fand ein Eſſen im Kneipſaal
der Turngemeinde Beſſungen ſtatt, bei welchem
Herr Schulrat Schmuck Veranlaſſung nahm, allen
Teil=
nehmern an dem Kurſus, ſowie der Turngemeinde
Darmſtadt für die 14tägige Ueberlaſſung ihres Saales,
wie auch der Turngemeinde Beſſungen für ſolche zu
dem Schlußturnen herzlichen Dank auszuſprechen.
Nicht zu vergeſſen ſei, daß der 1. Sprecher der
Turngemeinde Darmſtadt, Herr Dr. Hof, über die erſte
Hilfeleiſtung bei Unglücksfällen den Kurſiſten in
un=
eigennütziger Weiſe Vorträge hielt.
sr. Skandal beim Kieler
Sechstage=
rennen. Der vorletzte Tag der Kieler Veranſtaltung
brachte einen bedauerlichen Zwiſchenfall. In der 92
Stunde ging der Hamburger Zeeh innen durch, um
Rottnick zu überholen. Beide kämpften mehrere
Run=
den lang, karambolierten dann und kamen zu Fall.
Rottnick geriet dadurch in derartige Erregung, daß er
auf der Bahn gegen Zeeh zu Tätlichkeiten ſchritt. Dies
führte zu einem großen Skandal, an dem ſich auch das
Publikum beteiligte, ſo daß das Rennen eine Stunde
unterbrochen werden mußte. Die Unterſuchung ergab, daß
das Verhalten von Zeeh zwar nicht ganz korrekt war
aber dadurch entſchuldigt wurde, daß ihn die anderen
Fahrer behinderten, um ihn nicht vorzulaſſen. Nachdem
ſich die übrigen aber mit Rottnick ſolidariſch erklärten,
ſchied Zeeh freiwillig aus, um das Rennen nicht zu
ge=
fährden. Da die Rundenzählung keinen einwandsfreien
Eindruck macht, ſo artet das Rennen immer mehr zur
Farce aus. Der Stand war nach der 98. Stunde
Arend=Stabe 2181 Kilometer 260 Meter, Kendelbacher=
Wittig 1 Runde, Blau=Sonntag 3 Runden, Rädlein=
Schulz 8 Runden zurück.
sr. Der Weltmeiſterſchafts=
Schachwett=
kampf zwiſchen Dr. Lasker und Schlechter nahm in
Wjen mit der zweiten Partie ſeinen Fortgang. Lasker
wählte die Ruylopez=Eröffnung. Nach dem 32. Zuge
wurde die Partie in ziemlich gleicher Stellung
abge=
brochen.
Die Wahlen zum engliſchen Parlament.
London, 15. Jan. Nach einer Wahlrede in
Grimsby wurde Lloyd George, als er den Saal
verließ, von der draußen verſammelten Menge feindlich
empfangen, ſo daß er durch die Hintertür über das
Eiſenbahngeleiſe hinweg in das Gebäude der Feuerwache
flüchten mußte.
London, 15. Jan., 9½ Uhr abends. Bisher
wurden 11 Unioniſten, 3 Liberale, 1 Kandidateder Ar=
beiterpartei und 5 Nationaliſten gewählt. Die
Liberalen gewinnen einen Sitz in Mancheſter (Nordweſt).
London, 15. Jan., 10 Uhr abends. Bisher
wur=
den gewählt: 14 Unioniſten, 9 Liberale, 3 Kandidaten
der Arbeiterpartei und 5 Nationaliſten. Die Unioniſten
gewinnen einen Sitz und die Liberalen zwei Sitze.
London, 15. Jan. Bis 10¾ Uhr waren
ge=
wählt: 31 Unioniſten, 18 Liberale, 6 Kandidaten der
Arbeiterpartei und 5 Nationaliſten. Die Unioniſten
ge=
wannen 8, die Liberalen 3 Sitze.
London, 16. Jan. Bis 1 Uhr 10 Min. waren
gewählt: 43 Unioniſten, 37 Liberale, 6 Vertreter der
Arbeiterpartei, 5 Nationaliſten. Gewonnen haben die
Unioniſten 18, die Liberalen nach den letzten
Feſt=
ſtellungen 3 Sitze.
Damen= und Herrenſitzung der Turngemeinde.
C Darmſtadt, 16. Jan.
In ihrem närriſch=ſchön dekorierten Feſtſaal am
Woogsplatz hielt geſtern abend die Turngemeinde
Darm=
ſtadt eine große Damen= und Herrenſitzung ab, die äußerſt
zahlreich beſucht war und einen ſehr animierten Verlauf
nahm. Ein ſtimmungsvolles Vorſpiel zum Prolog leitete
den Abend vielverſprechend ein. Dann folgte dieſer Prolog
ſelbſt, eine programmatiſche poeſievolle Dichtung von
Tur=
ner Karl Bell, den Turner Wunden berg zu der
be=
gleitenden Muſik ſehr wirkſam ſang. Dann zog unter dem
Jubel der närriſchen Schar das Elferkomitee ein. Präſes
Schinnerl hielt ſeine herzliche, natürlich närriſch
ge=
ſtimmte Begrüßungsrede, in der er die Faſtnachtszeit als
einen Vorſchuß auf die Seligkeit poetiſch verherrlichte.
Dann ſtieg das erſte Lied, in dem Narr Fillmann ein
Willkomm ſang und das alſo ſchloß:
Drum, liebe Freunde, laßt Euch alle ſagen,
Kommt Euch die Zeit auch noch ſo traurig vor,
Laßt nur beiſeite heut’ die Lebensfragen,
Setzt feſt die Schellenkapp’ aufs linke Ohr,
Putzt Eure Faſtnachtsorden,
Die ſchimmlig ſchon geworden,
Der Karneval, er lebe nach wie vor,
Wir Woogsplatz=Heiner ſin e luſtig Chor! ::
Der Dichter beſtieg dann auch die „Bütt” die in ſehr
aktueller Weiſe eine Flugmaſchine mit glänzenden
Pro=
pellern krönte, und verlas ein Protokoll, das in gewohnter
Weiſe die Politik, die Damenmoden, lokale und ſonſtige
Weltbegebenheiten perſiflierte. Lebhafter Beifall ward dem
Protokoller, deſſen Ausführungen durch zahlreiche „Tuſchs
unterbrochen worden waren. Der Präſident ernannte
Fillmann zum ſtändigen „Woogsplatzprotokoller” und
verlieh ihm den Hausorden 1. Klaſſe. — Lied IV, das nun
geſungen wurde, war von Frau Oeſterling gedichtet,
die darin ein neues Lied von der Liebe ſang, das von der
anweſenden Schar holder Närrinnen mit beſonderer
Be=
geiſterung mitgeſungen wurde und für das der Dichterin,
die damit ein Jubiläumslied der Turngemeinde gewidmet
es war ihr zwanzigſtes —, ein ſchönes Roſenbukett
überreicht wurde.
Den erſten Büttvortrag hielt Narr Bauſcher als
Heiner, der in gewohnt guter und dezenter Weiſe
insbe=
ſondere lokale Verhältniſſe ſatiriſch trefflich kritiſierte.
Zahlloſe Tuſchs und der Heinerorden waren dem Redner
verdienter Lohn. Dann folgten in bunter Reihe die
wei=
teren Darbietungen des Abends. Frl. Zeiller, das
ge=
ſchätzte Mitglied unſeres Hoftheaters, brachte einige
rei=
zende Lieder als Tirolerin zum Vortrag, mit denen ſie
die zahlreiche Narrenſchar zu lautem Jubel hinriß. Ein
Blumenbukett ward ihr, und ihrem Begleiter (auf dem
Klavier) ein Orden. Dann ſtieg Lied V: „Der deutſche
Durſt” das Narr Karl Bell den M. d. R. gewidmet
hatte, die darauf folgende Antwort erteilt hatten:
Lieb’ Vaterland, kannſt ruhig ſein
Und dich auf neue Steuern freun’n:
Die Sonn’, der Mond und mancherlei,
Das Licht am Tag iſt auch noch frei,
Das alles wird, ihr lieben Leut',
Verſteuert werden mit der Zeit.
Drum, Michel, ſpar'’ kaa Geld, ſei net ſo dumm,
Und leb', ſo gut du kannſt, leg’ dich net krumm.
Der Dichter wurde mit dem Dichterorden mit der
In=
ſchrift „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s” dekoriert.
Dann kam der Salonhumoriſt Hartmann, der ſeine
neueſten Couplets zum Vortrag brachte und dafür den
Otto Reuter=Orden erhielt. Als deutſcher Michel hielt
Narr Müller einen Vortrag, der ihm den Orden für
hohe Politik einbrachte. Wie immer, waren auch
turne=
riſche Vorführungen vorgeſehen, die eine angenehme
Ab=
wechslung in das Programm brachten und die
Faſchings=
kneipe als turneriſche charakteriſierten. Erſtklaſſige
Lei=
ſtungen am Reck boten 5 Turner unter Adolf Bauſchers
Leitung, der dafür den Orden für Kunſt in der Luft an
ſeine Bruſt heften durfte. Obermuſikmeiſter Hauske
er=
hielt für ſeine muſikaliſchen Verdienſte des Abends den
Richard Strauß=Orden verliehen, Mephiſto=Wundenberg
den Leoncavallo=Orden.
Im Lied III beſang Narr Jean Wandel den
Ver=
kaufstag nach der ſchönen Melodie „Immer an der Wand
lang‟
Am Awend erſt war’n alle Straße
Mit klaane Lämpercher geziert,
An alle Ecke werd geblaſe
Und Klaa und Groß ſich amüſiert.
Ans Faixe Eck da tut ſich’s ſtoppe,
Es kreiſcht und jammert ferchterlich,
Vun owe tut e Lämpche troppe
Grad meiner Fraa uffs Klaad vun Plüſch.
Und als mer endlich an dem Plätzche,
Wo des Gedös und des Geblärr,
Do ſitzt en Lanz mit ſamt ſeim Schätzche
Uff lauter Bunzlauer Geſchärr.
Und des Mädche hat am Fießche
:,: immer noch en Dippe rum ::
Aach verriſſe is ihr Bliesche
:: vorne un aach hinne rum, :,:
Und dem Lanz, dem ſteckt en Scherwe
:: irgendwo am Buckel rum, :,:
Wälzt ſich ja, als müßt er ſterwe,
dauernd in dem Dreck, ja Dreck erum.
Er erhielt den Liederorden mit der Inſchrift „Wie ſie
tan=
zen” — Dann kam ein Künſtler aus Honolulu, der
aller=
dings beſſer in Honolulu geblieben wäre, denn er „fiel ab”,
erhielt aber trotzdem den Orden für blühenden Unſinn; es
war Narr Muter. — Ein Profeſſor, Narr Fillmann, las
über die „innere Stimme”, die Narr Bauſcher verkörperte.
Den Vortrag hatte Narr Wilh. Böll gemacht, dem dafür
verdientes Lob geſpendet wurde.
Eine ſehr reizende Schaunummer bot ſodann ein
Turn=
reigen, in dem Turnwart Maurer etwas ebenſo
Ak=
tuelles wie Originelles und Schönes bot. Ein Reigen von
Zündholzſchachteln mit einem Fidibus, die brennend in
den Saal einzogen und dann nach dem Geſang eines
Couplets einen Fackelreigen ausführten. Die Fackeln
wa=
ren dabei Sternregen. Turnmart Maurer erhielt dafür
Seite 6
Nummer 13.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
den Orden für Steuerhinterziehung. Frl. Zeiller ſang
noch eine Reihe brillanter Schnadahüpfl aktuellen
In=
halts, die ſtürmiſch bejubelt wurden. — Ein Schunkellied
hatte Narr Hartmann geliefert, es wurde ausgelaſſen
„geſchunkelt”. Als Schuſterbub betrat Narr Engel noch
die „Bütt” und ließ ſein bees M . . . mündchen ſpazieren
gehen. Er erhielt den Hans Sachs=Orden. Den Schluß
der Vortragsnummern bildeten Coupletvorträge eines
zweiten Salonhumoriſten ,des Narren Volk, der den
Maxſtadt=Orden an ſeine Bruſt heften durfte. Dann wurde
das Schlußlied geſungen. Es war ein Poem auf die
Fi=
nanzreform, das Präſes Schinnerl gedichtet hatte. In
üblicher Weiſe wurden dann noch die Verdienſte hinter
den Kuliſſen gewürdigt durch Ordensverleihungen an die
Narren Bauer, Graf und Worret. Danach ſchloß der
Präſes nach ½12 Uhr die Sitzung.
Vermiſchtes.
— Preisausſchreiben. Die deutſche
Zen=
rralſtelle des Internationalen Bundes für
Sonntags=
feier ſchreibt einen Preis aus für die beſte
Flug=
chrift über die Schaufenſterfrage (
Schlie=
ßen oder Verhängen der Schaufenſter). Verlangt wird
eine gut lesbare, gemeinverſtändliche, möglichſt
er=
ſchöpfende Behandlung der Frage unter Berückſichtigung
des geltenden Rechts (Polizeiverordnungen,
Entſchei=
dungen) aber beſonders eine Erörterung der Gründe
für und wider das Schließen der Schaufenſter und das
Auslegen von Waren vom allgemein ſittlichen und
ſozialpolitiſchen Standpunkte. Der Umfang ſoll nicht
unter 13000 und keinesfalls über 19400 Silben
be=
tragen. Als Preis werden 100 Mark ausgeſetzt. Die
Arbeiten ſind — möglichſt in Maſchinenſchrift — ohne
Namen, unter Zufügung eines Kennworts, bis 31. Mai
1910, abends 8 Uhr, an Prof. von Kirchenheim in
Heidel=
berg, Gaisbergſtr. 59, einzuſenden. Ein mit gleichem
Kennwort verſehener geſchloſſener Umſchlag, der Namen
und Adreſſe des Verfaſſers (und eventl. Rückporto)
ent=
hält, iſt beizulegen. Die Zentralſtelle erwirbt mit
Aus=
zahlung des Preiſes das Verlagsrecht und wird die
Veröffentlichung der preisgekrönten Broſchüre
üſlſer=
nehmen.
— Die kaufmänniſche
Stellenvermitt=
lung im Jahre 1909. Einem Berichte des Vereins
für Handlungskommis von 1858 (Kaufmänniſcher
Ver=
ein) in Hamburg über den kaufmänniſchen
Arbeits=
markt im Jahre 1909 entnehmen wir das Folgende: Vor
Jahresfriſt ſprachen wir die Anſicht aus, daß die Kriſe
auf dem kaufmänniſchen Arbeitsmarkt ihren Höhepunkt
erreicht haben dürfte, ſo daß im neuen Jahre wieder
auf eine allmähliche Beſſerung gehofft werden könne.
Heute freut es uns, berichten zu können, daß ſich unſere
Annahme als richtig erwieſen hat. Die ſchwere Kriſe,
welche auf allen Gebieten unſeres Wirtſchaftslebens zur
Arbeitseinſchränkung führte und den Erwerbstätigen
in Handel, Gewerbe und Induſtrie große Opfer
auf=
erlegte, dürfte als überwunden angeſehen werden. Nach
den Ergebniſſen der kaufmänniſchen Stellenvermittlung
iſt in der zweiten Hälfte des abgelaufenen Jahres eine
Beſſerung der wirtſchaftlichen Lage zu beobachten
ge=
weſen. Dem Verein für Handlungskommis von 1858,
der bekauntlich die weitaus größte Stellenvermittlung
im Kaufmannsſtande beſitzt, ſind im Jahre 1909 2566
offene Stellen mehr als im Vorjahre angemeldet
wor=
den, nämlich 21 249 gegen 18683. Infolge der größen
letztjährigen Mitgliederzunahme beim 58er Verein
mußte die Bewerberzahl ebenfalls wachſen. Sie belief
ſich auf 25036 gegen 22049 im Jahre 1908. Die Zahl
der vermittelten Stellen ſtieg von 7354 auf 8785. Das
iſt ein Mehr von 1431 Vermittlungen oder eine
Steige=
rung von 19 Prozent. Noch nie hat der 5ser Verein
ein ſolch glänzendes Ergebnis zu verzeichnen gehabt.
Die Erfolge der Stellenvermittlung des Vereins ſim
äbgelaufenen Jahre ſind um ſo beachtenswerter, als es
dem Verein 1908 trotz eines erheblichen Rückganges in
der Zahl der angemeldeten Vakanzen gelungen war, die
hohe Beſetzungsziffer des Jahres 1907 zu halten.
Literariſches.
— Elegante und ſchicke Maskenkoſtüme für Damen,
Herren und Kinder finden Sie in dem in neuer,
ver=
beſſerter Auflage erſchienenen Favorit=Masken=
Album der Intern. Schnittmannfaktur, Dresden=N.,
dargeſtellt, das durch ſeine große Anzahl geſchmackvoller,
mit erläuterndem Text verſehenen Vorlagen als
über=
aus wertvoller Ratgeber in allen Koſtümfragen
er=
ſcheint und vor anderen ähnlichen Werken den Vorzug
beſitzt, daß zu jedem dargeſtellten Koſtüm gutſitzende
Schnitte zu mäßigem Preiſe erhältlich ſind. Für die
Selbſtaufertigung geſchmackvoller und origineller
Maskenkoſtüme bedeutet dies eine ſehr wertvolle, nicht
zu unterſchätzende Erleichterung. Die Schnitte ſowie
das in einer Luxusausgabe erhältliche Favorit=Masken=
Album (Preis nur 1 Mk.) ſind durch die Intern.
Schnittmanufaktur, Dresden=N., oder deren Agenturen
zu beziehen.
Deutſche Rundſchau für Geographi=
und Statiſtik. Unter Mitwirkung hervorragender
Fachmänner herausgegeben von Prof. Dr. Fr. Umlauft.
32
Jahrgang 1909/10. (A. Hartlebens Verlag in Wien,
jährlich 12 Hefte zu 1,15 Mk. Heft 3.—— Jedes neue Heft
der „Deutſchen Rundſchan für Geographie und Statiſtik”
bringt eine ſolche Menge intereſſanter geographiſcher
Originalaufſätze von hervorragenden Fachſchriftſtellern
und aktueller Mitteilungen vom ganzen Erdenrund, daß
ſich ihr an Reichtum und Mannigfaltigkeit des Inhalts
kaum eine andere geographiſche Zeitſchrift zur Seite
ſtellen kann. Nicht nur aber daß ſie jeden Zweig der
Erdkunde im weiteſten Sinne pflegt, ſo iſt ſie auch mit
zahlreichen vorzüglichen Illuſtrationen nach
photogra=
phiſchen Aufnahmen ausgeſtattet. Dazu kommen
regel=
mäßig Karten über neueſte Forſchungsreiſen oder zur
Erlänterung phyſikaliſcher und ſtatiſtiſcher Verhältniſſe
als Beilagen, häufig auch noch überdies im Texte.
Schmerzen der Ingend. Roman von
Alice Schalek. (Concordia, Deutſche Verlags=
An=
ſtalt, G. m. b. H. in Berlin W. 30.) Preis geh. 4 Mk.,
geb. 5 Mk. — Es iſt ein ganz neuer Standpunkt, von
dem aus Alice Schalek in ihrem neuen Roman
„Schmeizen der Jugend” die Beziehungen zwiſchen
Mann und Weib beurteilt. Es iſt der Standpunkt des
Mädchens, des reingebliebenen, reifen,
neunundzwan=
zigjährigen Mädchens. Zum erſten Male vielleicht wird
eines ſolchen Mädchens Innenleben nicht vom Manne
geſchildert, der es entweder idealiſiert oder ironiſiert,
noch von der ſchablonenhaft ſchreibenden Frau, die
bis=
hergentweder ein dem Manne gefälliges, von der
Wirk=
lichkeit weitabliegendes Bild oder, ins umgekehrte
Extrem verfallend, ein Ueberweib zu zeichnen bemüht
war. Alice Schaleks neuer Roman, deſſen Hintergrund
die liebliche Landſchaft des Wundereilandes Brioni und
die romantiſche des uralten Städtchens Rovigno bilden,
wird zweifellos auch Gegner finden.
Im Verlage von Schwab & Ko., Mannheim
Seckenheimerſtraße 16, iſt eine Broſchüre erſchienen „Das
neue Verfahren beim Amtsgericht. Wie treibe
ich eine Forderung bis zu 600 Mark ein?
Eine auf
Grund der neuen abgeänderten, am 1. April 1910 in. Kraft
tretenden Zivilprozeßordnung erfolgte Darſtellung des
Prozeß= und Konkursverfahrens vor den Amtsgerichten
nebſt Formularen zu den diesbezüglichen Klagen,
Anträ=
gen und Geſuchen. Zu allen Klagen, Anträgen und
Ge=
ſuchen enthält die Broſchüre Muſterformulare und iſt
wirklich einem Bedürfnis entſprechend für jedermann ein
verſtändlicher Wegweiſer des Prozeß= und
Konkursver=
fahrens beim Amtsgericht.
Großherzogliches Hoftheater.
Samstag, 15. Januar.
„Alt=Heidelberg”.
W-l. Am Samstag wurde als Volksvorſtellung zu
er=
mäßigten Preiſen „Alt=Heidelberg”
wiederaufge=
führt. An der Kaſſe war ein ausverkauftes Haus
ange=
zeigt. Den größten Prozentſatz des Publikums ſtellte die
Jugend, namentlich die weibliche. Die Vorſtellung war
ihrem Charakter entſprechend mehr auf den volkstümlichen
Ton geſtimmt. Störend war, daß zu viel gelacht wurde.
Die unbändige Heiterkeit, die die humoriſtiſchen und
Stu=
denten=Szenen erweckten, verleitete die Künſtler zu
Ueber=
treibungen. Die Rolle des vom lebensfrohen Prinz=
Stu=
denten zur verbitterten „Hochfürſtlichen Durchlaucht”
um=
gewandelten Karl Heinz ſpielte zum erſten Male Herr
Weſtermann, der uns als Fürſt beſſer gefiel, denn als
Prinz. Die Charakteriſtik des vereinſamten und
unglück=
lichen jugendlichen Fürſten gelang ihm ſehr gut und beſſer
als die des ausgelaſſenen Liebhabers. Im ganzen war die
Auffaſſung des Herrn Weſtermann etwas zu weichlich.
Die übrigen Rollen waren in der früheren Weiſe beſetzt.
Herr Wagner als Dr. Jüttner, Frl. Gothe als Käthie,
Herr Jürgas als Lutz, Herr Heinz als Staatsminiſter,
zu denen ſich Herr Jordan als Kellermann geſellte, boten
die bekannten trefflichen Leiſtungen.
In der zweiten Vorſtellung der „Meiſterſinger”
in dieſer Saiſon am Sonntag, die vor faſt ausverkauftem
Hauſe ſtattfand, ſang Herr Karl Strätz vom
Stadt=
theater in Hamburg die Partie des Walther von
Stolzing. Der Gaſt bot eine gute, aber keine ſo
hervor=
ragende Leiſtung, daß es berechtigt geweſen wäre,
höchſtgeſpannte Erwartungen zu erwecken. Weder
ſeine Erſcheinung noch ſein Organ haben heldiſchen,
ſondern einen ausgeſprochen jugendlichen und lyriſchen
Charakter. So ganz darf der Ritter aus Franken
der ritterlichen Erſcheinung doch nicht ermangeln.
Das Mißverhältnis zwiſchen den großen Damen und
den kleineren Herren trat heute abend beſonders in die
Erſcheinung: Geſanglich war die Leiſtung des Gaſtes
bis auf eine etwas gepreßte Tongebung bei manchen
Vokalen lobenswert und erreichte in dem brillant
geſungenen Preislied ihren Höhepunkt. Das Spiel hätte
dagegen lebhafter und impulſiever ſein können. Im
übrigen nahm die Vorſtellung ihren gewohnten Verlauf.
Darmſtadt, 17. Januar.
Ballfeſtlichkeit beim preußiſchen Geſandten.
In den äußerſt reizvoll dekorierten Räumen des
Olbrichſchen Ausſtellungsbaues auf der Mathildenhöhe
gab am Samstag abend der preußiſche Geſandte am
hieſigen Hofe, Frhr. von Rücker=Jeniſch, eine
größere Ballfeſtlichkeit, an der außer dem
Groß=
herzogspaar und zahlreichen fürſtlichen
Herrſchaf=
ten die Miniſter, ſowie die geſamte Hofgeſellſchaft,
ins=
geſamt 243 Perſonen, teilnahmen. Durch geſchicktes
Arrangement waren die Räume des
Ausſtellungs=
hauſes, die dadurch ihre praktiſche Verwendbarkeit auch
für derartige Zwecke bewieſen, in geeigneter Weiſe
her=
gerichtet worden und machten einen durchaus
vor=
nehmen Eindruck, der trotz des konventionellen
Charak=
ters der Räume des intimen Reizes keineswegs
ent=
behrte. Dabei wurden bauliche Veränderungen gar
nicht vorgenommen, mit Ausnahme der Herrichtung
einer Küche in einem Parterrezimmer des
Hochzeits=
turmes. Die Freitreppe, die zum Empfangsſalon führt
und zu der die Auffahrt der Wagen erfolgt, wurde mit
ſchützendem Segeltuch auf äußerſt praktiſch
konſtruier=
tem Eiſengerüſt verſehen und bietet ſo Schutz gegen
un=
günſtige Witterung. Der ſogenannte Ehrenſaal iſt zum
Empfangsraum eingerichtet worden und hat zu
dieſem Zweck eine prunkvolle, ſehr dekorative
Aus=
ſtattung erhalten mit koſtbaren Teppichen, Palmen= und
Blumenarrangements und ſonſtigen ſtilvollen
Deko=
rationsſtücken. Der anſchließende Querſaal iſt zum
Verſammlungsſaal beſtimmt und hat als ſolcher
vor=
nehmlich dekorativen Wandſchmuck erhalten in Geſtalt
von Stoffdraperien, Girlanden und Pflanzenſchmuck,
und zu beiden Längsſeiten etwas erhöhte Galerien,
auf denen je eine Reihe Speiſetiſche aufgeſtellt ſind.
Von dem anſchließenden großen Saal iſt dieſer Raum
durch einen hellblauen Vorhang getrennt. Im
gro=
ßen Saal, der eine beſonders ſchöne und ſtilvolle
Dekoration erhalten hat, wird ſoupiert. Die Wände
dieſes Saales ſind bis zur halben Höhe mit
Stoff=
bekleidung verſehen. Darüber ſind breite, vergoldete
Lorbeergirlanden in Bogen gezogen, die jeweils
ver=
goldete Kränze aus gleichem Gewinde halb umſchließen.
Von der Decke zu den Wänden ſind grüne Girlanden
gezogen. Beſonders reizvoll iſt die nordöſtliche Ecke
des Saales dekoriert, wo, etwas erhöht, die Plätze der
Großherzoglichen Herrſchaften und der nächſten
Umgeb=
ung ſind. Hier wird die Stoffbeſpannung durch eine
Dekoration von dichtem Tannengrün erſetzt. Palmen,
Lorbeer= und Orangenbäume, ſowie
Blumenarrange=
ments ſind im Saale ſcheinbar zwanglos verteilt. Die
offenen Höſe ſind überdeckt worden, weil hier die Stühle
und Tiſche untergebracht wurden, nachdem der Saal für
den Ball geräumt worden. Von der Küche iſt für die
Dienerſchaft ein verdeckter Verbindungsgang nach dem
ſüdlichen Saaleingang geſchaffen. — Das
Arrange=
ment auch der Tiſchdekoration war von dem
bekann=
ten Inſtitut der Frau Bock=Berlin getroffen worden,
die auch derartige Feſte am Kaiſerhof und bei den
Kronprinzlichen Herrſchaften arrangiert. Das
Deko=
rationsmaterial lieferte die Firma Maienſchein=
Frankfurt a. M., das Sonper der „Frankfurter
Hof” in Frankfurt. Die gärtneriſche Dekoration hatte
die Firma Großgärtnerei Henkel=Darmſtadt
ge=
liefert. Die Kücheneinrichtung, Gasherde uſw. war
ven der Firma Gebr. Röder=Darmſtadt inſtalliert.
Das Feſt begann um 8 Uhr. Das Souper wurde
an kleinen Tiſchen im großen Eckſaal eingenommen,
an denen je 8—12 Perſonen ſaßen. Einige Tiſche
waren auch auf den Galerien im anſtoßenden Saale
aufgeſtellt. Zu Tiſch führte Se. Königl. Hoheit der
Großherzog Freifrau v. Jeniſch, Frhr.
v. Rücker=Jeniſch Ihre Königl. Hoheit die
Groß=
herzogin, Exzellenz Generalleutnant v. Strantz
Ihre Exzellenz Freifrau v. Riedeſel zu
Eiſen=
bach, Exzellenz Staatsminiſter Ewald Ihre=Erlaucht
Gräfin Görtz, Exzellenz Finanzminiſter Gnauth
Frau v. Grnnelins, Exzellenz Miniſter des Innern
Braun Freifrau v. Rabenan, Prinz Friedrich
n Solms Prinzeſſin Leopold=Iſenburg,
Prinz Leopold=Iſenburg Prinzeſſin
Fried=
rich=Solms, Graf Elias Erbach=Fürſtenau
Prinzeſſin Hermann=Solms. Weiter nahmen
teil Prinz Schönburg=Waldenburg, Prinzeſſin
Solms=Braunfels nebſt Prinzeſſin=Töchtern
und viele andere Damen und Herren der
Hof=
geſellſchaft. — Gegen 10 Uhr begann der Ball im
großen Saal. U. a. wurden außer den üblichen
Rund=
tänzen zwei Gehtänze und um ½12 Uhr ein reizend
arrangierter Blumenwalzer getanzt. Um 1 Uhr fand
die Feſtlichkeit ihr Ende.
Am. Liederabend der vereinigten
Männergeſang=
vereine. Wie ſeit etwa ſechs Jahren üblich geworden
iſt, haben auch diesmal am Samstag im großen,
über=
füllten Saale der Woogsturnhalle 22 hieſige
Männer=
geſangvereine einen Lieder=Abend, der vom
beſten Erfolg begleitet war, abgehalten. Unter den
ge=
ladenen Gäſten befanden ſich mehrere Vertreter der
Stadt, an ihrer Spitze Herr Oberbürgermeiſter Dr.
Gläſſing, der in warmen Worten auf die herzliche
Begrüßungsanſprache des Ausſchußvorſitzenden, Herrn
Schäfer, antwortete und als wohlwollender Förderer
der Männergeſangvereinsſache ſeiner Befriedigung
über die ſtarke Beteiligung Ausdruck verlieh und zu
weiterer Pflege des edlen Geſanges ermunterte, der
Erholung und Erhebung nach des Tages Arbeit
ge=
währt.
Ein Eingehen auf die Leiſtungen der einzelnen
Vereine, von denen jeder ſein Beſtes zu bieten beſtrebt
war, iſt unnötig; am meiſten gefielen wohl die
ein=
fachen Volkslieder, die in den Rahmen eines „
Lie=
der”=Abends ſo eigentlich hineinpaſſen und die, einfach
und ſchlicht vorgetragen, im großen Raum und von
zahlreichen Stimmen ungekünſtelt geſungen, ſehr gut
wirken. Obgleich der urſprünglichen Tradition
ent=
gegen, waren von einzelnen Vereinen auch ſchwierigere
und längere Chöre mit beſtem Erfolg zum Vortrag
ge=
kommen und der ſtarke Beifall, den dieſe erzielten,
be=
wies, daß eine ſolche Abwechſelung recht wohl
ange=
bracht iſt, nur wäre zu raten, daß ſich Vereine, die nur
eine mittlere Sängerzahl aufweiſen, vor Uebertreibung
bezüglich der Tonſtücke hüten, andererſeits auch in dem
großen Saal ein allzu leiſes Pianoſingen und
Ver=
wendung von Soloſtimmen vermieden, dagegen eine
deutlichere Textausſprache erſtrebten. Gerade der
Erfolg der größeren Kompoſitionen läßt vermuten, daß
ein Maſſenchor, der bei dieſem Lieder=Abend, an
wel=
chem ſo viele Vereine beteiligt ſind, einen noch
bedeu=
tenderen Erfolg gewährleiſtet hätte; mit der
Bild=
ung eines ſolchen wäre auch die allzue lange
Dauer des Konzerts (bis gegen ½12 Uhr) vermieden
worden. Wenn man auch wohl 2½ Stunden mit
Ge=
nuß der Darbietung von Männergeſangswerken
zu=
hören kann, ſo darf dieſe Zeitdauer doch nicht zu ſehr
überſchritten werden. Es wäre daher ſehr
dankeus=
wert, wenn es dem Ausſchuß gelänge, für das nächſte
Jahr in dieſer Richtung rechtzeitig zu wirken,
zu=
mal der Gedanke ja nicht ganz neu iſt und in
an=
deren Großſtädten bereits Verwirklichung gefunden
hat. Solche Vereine, die auf ein eigenes, ſelbſtändiges
Auftreten nicht verzichten wollen, könnten dann eine
reichere Abwechſelung bieten. Wir ſind aber überzeugt,
daß bei dem gemeinſamen Intereſſe ganz beſtimmt
kleinliche Empfindlichkeiten nicht beſtehen, und es
würde wohl auch nicht ſchwer werden, auf einen oder
mehrere Dirigenten der Geſangschöre, die wir in ihrer
großartigen Wirkung hier nur im Freien gelegentlich
der Ehrung des neugewählten Herrn
Oberbürger=
meiſters, von den Unbilden der Witterung
beeinträch=
tigt, hören konnten, zu einigen. Eine folche
Vereinig=
ung würde dann auch wohl einen unſerer einheimiſchen
bedeutenden Tonſetzer veranlaſſen, vielleicht gerade für
dieſen Zweck eine neue Tonſchöpfung für Maſſenchöre
zu ſchreiben.
Gegen Schluß der Veranſtaltung ſprachen noch die
Herren Stadtverordneten Schupp und Bormet ihre
Freude über das gute Gelingen aus.
Die Namen der beteiligten Vereine ſind:
Singmann=
ſchaft der Turngemeinde Beſſungen (Dir.: Richard
Etzold), Liederhort (Dir.: Alois Hippauf), Sängerluſt
(Dir.: O. Bartke), Sängerchor des Darmſtädter
Lehrer=
vereins (Dir.: W. Borngäſſer), Orthſches Männer=
Quartett (Dir.: Karl Grim), Geſangsabteilung des
Militäranwärter=Vereins (Dir.: Richard Etzold), Lyra
(Dir.: F. Biedermann), Singmannſchaft der
Turn=
gemeinde Darmſtadt (Dir.. Martin Vogel), Schübert=
Quartett (Dir.: Guſtav Adam), Concordia (Dir.:
Ri=
chard Etzold), Rheingold (Dir.: Franz Damm),
Lieder=
kranz (Dir.: Max Stetefeld), Geſangsabteilung der
Poſtunterbeamten (Dir.: Karl Grim), Einigkeit (Dir.:
Otto Schrader), Frohſinn (Dir.: Georg Gims),
Lieder=
tafel (Dir.: Adolf Kugler), Teutonia (Dir.: Hermann
Becker), Männergeſangverein Beſſungen (Dir.: Karl
Grim), Darmſtädter Männer=Gefangverein (Dir.:
Her=
mann Becker), Olympia (Dir.: W. Trümpelmann),
Freundſchaft (Dir.: Otto Schrader), Liederzweig (Dix.:
Fritz Brückmann).
Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Berlin, 15. Jan. Der Kaiſer hörte heute
nach=
mittag in der Wohnung des Staatsſekretärs Dernburg
den Vortrag des Südpolarforſchers Shackleton an.
* Berlin, 15. Jan. Der Kaiſerliche
Automo=
bil=Klubbeging heute ſein zehnjähriges
Jubi=
läum mit einem ſeſtlichen Mahle zu mehr als 5000
Gedecken in dem Feſtſaale des Reſtaurants „
Rhein=
gold”. An der Ehrentafel hatte der Protektor des
Kaiſer=
lichen Automobil=Klubs, Prinz Heinrich von
Preußen, zwiſchen dem Prinzen Georg von Bayern
und dem kaiſ.=königl. öſterr.=ungar. Geſandten v.
Szögyenyi=Marich Platz genommen. Das Hoch auf den
Kaiſer brachte Prinz Heinrich aus, indem er die Grüße
des Kaiſers übermittelte und des weder durch Geſetze,
noch durch Steuern behinderten Siegeslaufs des
Auto=
mobils gedachte, der zugleich ein Bindeglied zwiſchen
den Völkern bilde. Der Präſident des K. A.=K., Herzög
von Ratibor, hielt ſodann die Feſtrede, in der er einen
Rückblick auf das verfloſſene Jahrzehnt warf und den
Prinzen Heinrich bat, ſeine Huld und ſeine
Unter=
ſtützung auch fernerhin dem K. A.=K. zu bewahren.
Prinz Georg von Bayern überbrachte die Grüße des
Baveriſchen Automobil=Klubs und ſchloß mit einem
Hoch auf den Kaiſerl. Automobil=Klub. Der
Staats=
ſekretär im Reichsamt des Innern, Delbrück, dankte
namens des Väterlandes allen denen, die ihre Kräfte,
ihre Zeit und ihren Enthuſiasmus in den Dienſt der
großen Sache geſtellt haben, die auch in der
Organi=
ſation des Heeresweſens von großer Bedeutung ſei.
Während des Mahles wurde ein Telegramm des
Kaiſers verleſen, inedem er füredas Begrüßungstele=
Nummer 13.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
Seite 7.
gramm des Kaiſerlichen Automobil=Klubs dankte und
dieſm ſeine wärmſten Wünſche für ein ferneres Blühen
und Gedeihen ausſprach.
Bei dem Jubiläumsmahle teilte Prinz Heinrich
mit, daß der Präſident des franzöſiſchen
Antomobil=
klubs, Baron von der Zuylen, leider nicht anweſend
ſei. Er habe ein Telegramm erhalten mit der falſchen
Nachricht, das Feſtmahl ſei mit Rückſicht auf die
Hof=
trauer abgeſagt. Die Unterſuchung über den ſeltſamen
Vorfall iſt eingeleitet.
* Berlin, 15. Jan. Die „Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt:
„Die Kommiſſion, welche den deutſch=
portu=
gieſiſchen Handelsvertrag zu verhandeln
hatte, hat die Abſtimmung auf nächſte Woche vertagt
Leider ſcheint es, als läge die Ablehnung des
Vertrages durch den Reichstag nicht außerhalb des
Bereiches der Möglichkeit. Die Oppoſition, die mit
großer Energie gegen den Vertrag vorgeht, überſieht
dabei vollſtändig, daß die Ablehnung des Vertrages
nicht den geringſten Vorteil gegenüber ſeiner Annahme
bieten kann. Der Vertrag ſichert unbeſtreitbar
Deutſch=
land das wichtigſte Recht, das der Meiſtbegünſtigung,
und ſetzt darüber hinaus durch Feſtſetzung der
Höchſt=
grenzen für die Artikel der Tabelle A Auswüchſen des
Hochſchutzzolles in Portugal eine Grenze. Alle von den
Gegnern des Vertrages bekämpften Zollſätze würden
bei Ablehnung des Vertrages von Portugal nicht nur
eingeführt, ſondern über die feſtgeſetzte Höchſtgrenze
hinaus erhöht werden können. Unter den
gegenwär=
tigen Verhältniſſen ſteht für Deutſchland, das bei der
gegebenen Lage in Portugal nicht mehr erreichen kann,
nunmehr in Frage, ob ſein Handel und ſeine Schiffahrt
wie bisher an zweiter Stelle bleiben ſollen oder bei
Ablehnung des Vertrages das Feld den Konkurrenten
räumen müſſen. Verlorene Märkte wieder zu
gewin=
nen, gehört zu den allerſchwierigſten Aufgaben, die, wie
77
manche Beiſpiele zeigen, nur ſelten gelöſt werden.
Berlin, 15. Jan. Heute vormittag fand die
Ein=
führung des neuen Direktors des Hanſabundes,
Ober=
bürgermeiſters Knobloch, durch das Präſidium des
Hanſabundes ſtatt.
* Berlin, 15. Jan. Der in der Budgetkommiſſion
des Reichstages beſchloſſene Beſuch der
Diaman=
tenregie des ſüdweſtafrikaniſchen Schutzgebietes
fand heute vormittag ſtatt. Die Mitglieder der
Kom=
miſſion nahmen von den Einrichtungen der Regie
Kenntnis. In ſeiner Anſprache legte der Vorſtand die
Maßnahmen dar, welche eine ſachgemäße Sortierung
und Verwertung der Diamanten gewährleiſten. Die
bekannt gegebenen Grundlagen für die techniſche und
finanzielle Behandlung der Diamanten der Regie
fan=
den Billigung.
Berlin, 16. Jan. Im königlichen Schloß fand in
der üblichen Weiſe das vor 100 Jahren eingeſetzte
Krönungs= und Ordensfeſt ſtatt. Die königlichen
und ſtädtiſchen Gebände und viele Häuſer in der
Um=
gebung ſind feſtlich beflaggt. Das Wetter iſt
reg=
neriſch. Von neun Uhr ab begann die Auffahrt der
neu zu dekorierenden Herren und Damen, die
ge=
ladenen Generale, Miniſter, Diplomaten und
Fürſtlich=
keiten. Gegen 11½ Uhr erſchien der Kaiſer und
und die Kaiſerin. Sie begaben ſich in feierlichem
Zuge, bei dem der Kaiſer die Kaiſerin führte, in
den Ritterſaal, wo Defiliercour ſtattfand. Hieran
ſchloß ſich ein Gottesdienſt und ſodann Tafel, bei
der der Kaiſer rechts neben der Kaiſerin ſaß. Neben
dem Kaiſer ſaß die Kronprinzeſſin, neben der Kaiſerin
der Kronprinz. Den Majeſtäten gegenüber ſaß der
Reichskanzler. Im Verein des Mahles trank der Kaiſer
auf das Wohl der neuernannten und vorigen Ritter.
Nach der Tafel hielten die Majeſtäten Cercle und
er=
freuten viele der neuen Ausgezeichneten durch Anſprachen.
* Berlin, 16. Jan. Der „Reichsanzeiger
meldet: Anläßlich des Krönungs= und
Ordens=
feſtes wurden u. a. verliehen der Rote Adlerorden
1. Klaſſe dem Staatsſekretär Dernburg.
* Berlin, 16. Jan. Eine Sonderausgabe des „
Mi=
litärwochenblatt” veröffentlicht zahlreiche
Ordens=
verleihungen zum Ordensfeſt. U. a.
erhiel=
ten: das Großkreuz des Roten Adlerordens mit
Eichen=
laub: v. Goßler, Gouverneur von Mainz. Den Roten
Adlerorden zweiter Klaſſe mit Eichenlaub: v.
Ecken=
brecher, Kommandant von Darmſtadt. Den
Kronen=
orden zweiter Klaſſe: v. Böckmann, Kommandeur
des Infanterie=Regiments Prinz Karl, Großh.
Heſſi=
ſches Nr. 118, Riedel, Kommandeur des 5. Großh.
Heſſiſchen Infanterie=Regiments Nr. 168,
Dr.
Schmiedicke, Korpsarzt des 18. Armeekorps.
* Bremen, 16. Jan. Der Dampfer „Prinz
Fried=
rich Wilhelm” der auf hoher See Havarie an
der Steuermaſchine erlitten hat, iſt geſtern mittag
wohl=
behalten in New=York angekommen.
* Paderborn, 16. Jan. (Amtlich.) Der Verkehr über
die Nethebrücke bei Ottbergen wurde heute in vollem
Umfange wieder aufgenommen. Die Strecke
Ott=
bergen=Wehrden wird jedoch vorläufig eingleiſig befahren.
* Beuthen, 16. Jan. Die Kariolpoſt zwiſchen
Stahlhammer und Weiſchnik wurde geſtern im dichten
Walde von einem Manne angehalten, der auf den
Kutſcher, der der Aufforderung anzuhalten nicht Folge
leiſtete, mehrere Schüſſe abgab, die das
Wagenver=
deck durchlöcherten. Der Kutſcher blieb unverletzt.
Gleich=
zeitig traten noch drei Männer aus dem Walde. Es
ſcheint ſich um einen Ueberfall ruſſiſcher Räuber zu
handeln.
Rom, 16. Jan. Der König empfing heute den
Hiſtoriker Pasquale Villari und überreichte ihm die
In=
ſignien des Annunziatenordens.
Paris, 16. Jan. Die Staatsanwaltſchaft leitete
gegen Guſtav Hervé wegen ſeines Artikels, der den
Mord an dem Poliziſten Deray verherrlichte, gerichtliche
Unterſuchung ein.
Madrid, 15. Jan. Wie jetzt feſtgeſtellt iſt, nahmen
an den Kundgebungen am 12. Januar nur die
Offiziere von zwei Regimentern teil. Die Offiziere waren
in Zivil.
Madrid, 15. Jan. Die Regierung erklärt die
Meldungen, es ſei bei dem Neujahrsempfange des
diplomatiſchen Korps in Waſhington durch den
ſpaniſchen Geſandten zu einem Zwiſchenfall
ge=
kommen, für völlig unbegründet.
Liſſabon, 15. Jan. Im Dorfe Aldeias bei Gouveias
wurde das Haus eines Fabrikanten von
Feuerwerks=
körpern durch eine Exploſion zerſtort. Der
Fabrikant, ſeine Frau und die beiden Kinder wurden
unter den Trümmern als Leichen aufgefunden.
Ver=
ſchiedene Perſonen erlitten Verletzungen. Die Häuſer in
weitem Umkreiſe ſind beſchädigt.
* Neweaſtle, 15. Jan. Bei der heutigen
Ver=
ſammlung der Bergwerksbeſitzer und des
Bergarbeitervereins von Northumberland einigte man
ſich dahin, daß, um zu einer Verſtändigung zu
ge=
langen, weitere Konferenzen zwiſchen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern auf den einzelnen Werken abgehalten
werden ſollen.
Stockholm, 15. Jan. Der Reichstag trat heute
zuſammen. Der König ernannte das bisherige Präſidium
wieder.
Konſtantinopel, 16. Jan. Die türkiſchen Blätter
beſprechen größtenteils in einem Frankreich freundlichen
Tone die tuneſiſche Frage. Sie geſtehen die
Not=
wendigkeit einer Grenzbeſtimmung zu, die auch ohne
An=
erkennung des Vertrages von Bardo möglich ſei. Nur
der „Ildam” verlangt ausſchließlich Verhandlungen mit
dem Bei von Tuneſien.
*Zarskoje Sſelo, 15. Jan. Die chineſiſche
Marine=Studienkommiſſion, wurde heute
nachmittag vom Kaiſer in feierlicher Audienz
empfan=
gen. In der Begrüßungsanſprache, die Prinz Tſai=
Hſuen bei der Audienz beim Kaiſer hielt, gab er
zu=
nächſt der Dankbarkeit für den wohlwollenden Empfang
Ausdruck und übermittelte die freundſchaftlichen Grüße
des Prinzregenten. Er führte dann aus, die traditionelle
Freundſchaft beider Staaten würde dazu beitragen, die
Wohlfahrt der ganzen Welt zu fördern. Hierauf
be=
grüßte der Kaiſer den Prinzen als Mitglied des
kaiſer=
lichen Hauſes des befreundeten chineſiſchen Reiches und
ſprach die Ueberzeugung aus, daß der Beſuch des Prinzen
zur weiteren Befeſtigung der vielhundertjährigen
Freund=
ſchaft Rußlands und Chinas beitragen werde. Der
Kaiſer verlieh dem Führer der chineſiſchen Marine
Studienkommiſſion, Prinzen Tſai=Hſuen, den Alexander=
Newskiorden.
* Berlin, 15. Jan. Im preußiſchen
Abge=
ordnetenhauſe führte bei der Leſung des Etats
Abg. Pappenheim (konſ.) aus: Bezüglich der
Schiffahrtsabgaben geben wir zu, daß ſie mit
den Intereſſen der Einzelſtaaten vielfach kollidieren. Im
Intereſſe des Ganzen ſollten einzelne Staaten aber
bereit ſein, ein Opfer zu bringen. Die ſüddeutſchen
Staaten, insbeſondere Württemberg und Bayern, wiſſen
ſehr gut, daß ſie den nötigen Zugang zum Meere nur
erhalten können, wenn Schiffahrtsabgaben eingeführt
werden. Hoffentlich werden die noch beſtehenden
Miß=
verſtändniſſe bald beſeitigt. Wir halten jedenfalls darau
feſt, daß die Entſcheidung in dieſer Frage fallen muß.
Bei dieſer Gelegenheit muß ich mein Bedauern darüber
ausſprechen, daß in der Denkſchrift eines anderen
Bun=
desſtaates mit einem gewiſſen Pathos geradezu
ver=
letzende Aeußerungen über die Haltung Preußens zur
Frage der Schiffahrtsabgaben gemacht worden find.
Wir werden bei der Kanalvorlage mit eiſerner
Konſe=
quenz unſere Stellungnahme aufrecht erhalten.
Finanzminiſter v. Rheinbaben erklärt den
Vorwurf, daß die preußiſche Regierung nicht genügend
zur Klarſtellung der neuen Reichsſteuern getan
habe, für unbegründet. Es handle ſich um eine Aktion
des Reichs und das Reichsſchatzamt hat nach den
ver=
ſchiedenſten Richtungen in dieſer Beziehung aufklärend
gewirkt. Leider iſt dieſe Frage von mancher Seite zum
Gegenſtand der ſchlimmſten Verhetzung gemacht worden.
Es muß auch zugegeben werden, daß dem
Publi=
kum vielfach Preiſe auferlegt werden, die
bis zum Zehnfachen über die neuen
Steu=
ern hinausgehen. Wir ſollten in dieſer Frage
aber nicht rückwärts, ſondern vielmehr
vor=
wärts ſchauen und alle nationalen Parteien ſollten
ſich zuſammenfinden auf dem einmal gegebenen Boden.
— Miniſter Breitenbach erklärte: Ueber die Frage
der Schiffahrtsabgaben verlangt die öffentliche
Meinung beruhigt zu werden. Ich hoffe, daß in nicht zu
ferner Zeit dieſes Ziel erreicht wird. Preußen hat in
die=
ſer Frage den anderen Staaten gegenüber großes
Ent=
gegenkommen gezeigt. Es handelt ſich um ein großes,
ge=
meinſchaftliches Unternehmen von nationaler Bedeutung.
Man weiſt auf die Reichsverfaſſung hin, aber gerade auf
dem Gebiete des Verkehrs iſt es nicht zuläſſig, zu einer
Stagnation zu kommen. Es iſt von großer Bedeutung,
daß die überwiegende Mehrzahl der Handelskammern,
darunter auch die Hamburger Handelskammer, ſich auf den
Standpunkt des preußiſchen Entwurfs ſtellt, wenn gewiſſe,
nicht unberechtigte Forderungen erfüllt werden. Die Re
gierung iſt überzeugt, daß ſie mit dieſer Vorlage einen
Er=
folg erzielen wird, der nicht als rückſchrittlich, ſondern als
fortſchrittlich anzuſehen iſt.
Abg. Friedberg (natl.) führte aus: Wenn es ohne
Schiffahrtsabgaben nicht geht, werden wir ihnen
zuſtim=
men, unter der Bedingung, daß ſie zur Verbeſſerung der
Waſſerſtraßen verwandt werden. — Abg. Herold (Ztr.):
Betreffs der Schiffahrtsabgaben hoffen wir, daß der von
der Regierung eingeſchlagene Weg zum Ziele führt.
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ſeine II. Orientreiſe (Aegypten bis zum 1. Katarakt,
Jeruſalem, Nazareth, Damaskus, Baalbek, Beirut,
Smyrna, Konſtantinopel, Athen, Korfu, Trieſt). Der
Preis der Reiſe beträgt I. Klaſſe Bahn und Schiff nebſt.
allen Nebenauslagen Mk. 2435.—. Der Teilanſchluß von
der Abfahrt aus Kairo am 20. Februar durch Paläſtina,
Syrien, Türkei und Griechenland bis Trieſt koſtet
Mk. 1300.—.
Eine weitere Orientreiſe gelangt am
10. März zur Ausführung. Dieſelbe hat hauptſächlich
für diejenigen Intereſſe, welche die Oſterzeit im heiligen
Lande zuzubringen wünſchen. Die Reiſen nach Italien=
und Sizilien beginnen im Monat Februar.
An=
fang März beginnt eine Reiſe nach Tunis und Algier=
Alles Nähere über dieſe Reiſen, ſowie nach Spanien
und Indien, Amerika und um die Welt enthalten die
ausführlichen Proſpekte, welche das Bureau koſtenfrei
(15989I
verſchickt.
Familiennachrichten.
Am 15. Januar entſchlief ſanft nach
langem, ſchwerem Leiden unſre inniggeliebte
Schweſter und Schwägerin
(*1191
im 38. Lebensjahre.
Line Schrader geb. Klopsch,
Privatdozent Dr. phil. Ernst Schrader.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 18. Jan.,
vormittags 11 Uhr, von der Kapelle des
Fried=
hofs aus, ſtatt.
Dankſagung.
Für die Beweiſe herzlicher Teilnahme an dem
herben Verluſte ſagt innigſten Dank
(1570
Darmſtadt, 15. Januar 1910.
Tageskalender.
Hoftheater, Anfang 7 Uhr: „Huſarenfieber”.
Vorſtellung um 8 Uhr im Orpheum.
Vortrag von Frau Profeſſor Dr. Berger um 8 Uhr
Mollerſtraße 23 (Frauenverein der Martinsgemeinde).
Hauptverſammlung des Richard Wagnervereins im
„Kaiſerſaal”
Hauptverſammlung der Frauen=Ortsgruppe
Darm=
ſtadt des Vereins für das Deutſchtum im Auslande
um 4 Uhr Steinſtraße 24.
Hauptverſammlung des Geflügel=Zuchtvereins
„Ornis” um 9 Uhr in der „Stadt Pfungſtadt”.
Konzert um 8 Uhr im Hotel Heß.
Konzert um 8 Uhr im Reſtaurant „Metropol”.
Konzert um 8 Uhr im Bürgerkeller.
1. Darmſtädter Kinematograph (Ecke Rhein= und
Grafenſtraße): Vorſtellungen von 4
—11 Uhr.
Olympia=Kinematograph Ernſt=Ludwigſtr. 23,
Kaiſerpanorama Luiſenplatz 1 (von Trieſt nach Athen
und Klein=Aſien).
Verſteigerungskalender.
Dienstag, 18. Januar.
Hofreite=Verſteigerung des Gaſtwirt K. Gerhardt
(Wieſenſtraße 9) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht I.
Hofreite=Verſteigerung des Hch. Deſch (
Beſſunger=
ſtraße 94) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht II.
Stamm= und Stangenholz=Verſteigerung um
10 Uhr im Roßdörfer Gemeindewald; Zuſammenkunft
auf der Kubig am Eingang des Waldes.
Brenn= u. Stammholz=Verſteigerung um 9 Uhr
im Gräfenhäuſer Gemeindewald; Zuſammenkunft am
Schnittpunkt der Lang= und Rundſeeſchneiſe.
Druck und Verlag: L. C. Witlich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Streeſe;
für den Inſeratenteil: J. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt. —
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht
zurückgeſandt.
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1916.
Nummer 13.
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(1577
Die Aebelfrau.
Roman von Anny Wothe.
(Nachdruck verboten.)
7)
Nach dem heute etwas verſpäteten Mittageſſen, als
ſchon dunkle Schatten durch die weiten Räume des
Gor=
lingshofes huſchten, ſaßen in einem großen, weiten
Ge=
mach mit dunkel geſchnitzten Möbeln die drei Gräfinnen
Randolt im ernſten Geſpräch bei dem flackernden
Kaminfeuer. Mit tiefem Schlage tickte die alte, große
Hausuhr ihr einförmiges „Tick=Tack”.
Gräfin Lidwina ſaß kerzengerade in dem
hoch=
lehnigen Stuhl. Ihre erloſchenen Augen ſtarrten in
die Flammen, als ſuchten ſie dort ein fernes, weites
Land, das ſie nimmer finden konnten.
Gräfin Fridrun kauerte ihr zu Füßen auf einem
niederen Hocker und ſchmiegte zärtlich ihren
braun=
haarigen Kopf an die Knie der alten Frau, deren dürre
Hand jetzt leiſe beruhigend über die zarte Wange der
jungen Frau ſtrich.
Du mußt es nicht ſo hart nehmen, Fridrun,
be=
ſchwichtigte die alte Gräfin. Undine meint es gut, und
es iſt auch mein Standpunkt, von dem neuen Beſitzer
des Gorlingshofes nicht mehr anzunehmen, als uns
unbedingt zuſteht.
Aber ich verſtehe Dich gar nicht, Mutter. Er hat
doch heute bei Tiſch in liebenswürdiger Weiſe mehr
als einmal geſagt, wir ſollten nur unſere Wünſche
äußern, er würde ſich glücklich ſchätzen, uns den
Aufent=
halt hier ſo angenehm als möglich zu geſtalten, und er
bäte Hringend, in keiner Weiſe unſere Lebensgewohn=
heiten zu ändern, und da iſt es mir geradezu
unbe=
greiflich, wie Undine verlangen kann, daß wir hier
alles aufgeben und in den alten Seitenflügel des
Schloſſes ziehen, der höchſt unbehaglich und dabei ſo
be=
ſchränkt iſt, daß ich es nicht acht Tage darin aushalten
würde.
Undine hat recht, entgegnete die Greiſin hart. Nur
der Seitenflügel des Schloſſes ſteht den Frauen des
Gorlingshofes als Wohnung zu, ſobald der neue
Be=
ſitzer als Herr hier einzieht.
Ich will aber nicht ſo elendiglich wohnen, ich will
nicht in den alten, finſteren, unwirtlichen Räumen
meine ganze Jugend vertrauern. Ich fürchte mich zu
Tode, wenn ich da drüben ſo weltabgeſchieden wie eine
Nonne leben ſoll. Ich ertrage es nicht. Ich will Licht,
Leben, Wärme!
Fridrun!
Kalt, hart, ſchneidend kam der Ruf aus Undines
Munde. Mit zornig blitzenden Augen ſtand ſie vor der
jungen Frau, welche die weißen Hände auf dem Schoße
der Greiſin geſtützt hielt und nun halb in ſcheuer
Neu=
gierde, halb in Furcht zu Undine aufſah.
Du wirſt Dich ſo benehmen, Fridrun, wie Du es
der Ehre meines Vaters ſchuldig biſt, fuhr Undine mit
ruhiger Beſtimmtheit fort. Mein Vater hat genau alle
Beſtimmungen getroffen, und genau nach dieſen
Be=
ſtimmungen werden wir handeln. Das liebenswürdige
Anerbieten des Grafen Reimar Randolt, das Du ſo
betonſt, kommt für uns gar nicht in Frage.
O. Du, Du! ſchluchzte die junge Frau verzweifelt
aufe ihren Kopf weinend in den Schoß der alten Frau
wühlend. Du haſt ſtets hemmend dazwiſchen geſtanden,
wenn ich mir meinen Anteil am Glück ſchaffen wollte.
Freudlos war mein Leben in der Knechtſchaft, in der
Ihr mich hieltet, und wenn ich jetzt, wo man mir alles
genommen, wo mir durch die Schuld Deines
leichtfer=
tigen Bruders nichts geblieben iſt, als das elende
biß=
chen Leben, verſuchen will, das troſtloſe Daſein hier mir
nur einigermaßen erträglich zu machen, da rümpfſt Du
die Naſe und ſpielſt die Hochmütige. Eine
Bettelprin=
zeß, wie Du, die muß es verlernen, ſtolz zu ſein, wie ich
es längſt verlernt habe.
Du irrſt, Fridrun, gab Undine kühl und ruhig
zurück. Der Stolz in uns, der knüpft ſich für uns nicht
an den Beſitz. Ich weiß, fuhr ſie fort und ihre Stimme
wurde milder, daß Du beſonders ſchwer unter der
Ver=
änderung der Verhältniſſe zu leiden haſt. Mein Vater,
der Dir mit leidenſchaftlicher Liebe ergeben war, hat
Dich verwöhnt und behütet wie ein koſtbares Kleinod,
obwohl Du von Knechtſchaft ſprichſt, in der er Dich
ge=
halten. Freiwillig, wie mein Vater und wir alle
mein=
ten, mit einem Herzen voll reicher Liebe kamſt Du in
dieſes Haus. Geliebt und verwöhnt, vor jedem
Wind=
hauch behütet, lebteſt Du ein glücksfrohes Daſein an
meines Vaters Seite. Du hatteſt alles, was Dein Herz
wünſchte, ein liebes, reizendes Kind und einen Mann,
der Dich auf Händen trug. Und das alles ſoll nicht
ge=
weſen ſein, weil plötzlich das Unglück über uns
ge=
kommen? Weil Du nicht nur den Gatten, Dein
Kind=
den Vater verlieren mußte, ſondern weil Du nun auch
lernen mußt, Dich zu beſcheiden und mit Wenigem
hauszuhalten? Das mag bitter und ſchmerzlich ſein,
aber es kann doch das Andenken an den teuren Toten;
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Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
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nicht ſchmälern, all das Glück, das Du genoſſen, nicht
auslöſchen.
Ein gellendes Lachen kam aus dem Munde der
jungen Frau.
Glück! Was wißt Ihr von Glück, die Ihr ſo kühl,
ſo ſicher hier durch den Gorlingshof ſchreitet. Ihr habt
ja das Glück nie gekannt. Oder glaubſt Du, es iſt für
ein junges, heißblütiges Geſchöpf ein Glück, wenn es da
plötzlich die Frau eines alteruden Mannes wird, wenn
es ihm ein Kind ſchenkt, während ihr Herz fiebernd nach
einem anderen ſchreit, der ſie verſchmähte und den ſie
ſtrafen wollte, als ſie Graf Marnar nahm? Nein, Du
weißt es nicht, Du kühles Nordlandskind, was es heißt,
nachts mit brennenden Augen wach liegen und immer
nür das eine denken, daß der andere, den Du liebſt,
Dir auf ewig verloren iſt.
Und Du ſchämſt Dich nicht, das Andenken meines
Vaters ſo zu entweihen, daß Du mir, ſeiner Tochter,
und ſeiner alten Mutter das Ungeheuerliche, Unerhörte
ins Geſicht wirfſt, jetzt, wo er kaum die Augen, die Dich
ſo zärtlich behütet, geſchloſſen hat? Du ſchämſt Dich
nicht, mir das zu ſagen, die Du mir den Vater
ſyſte=
matiſch entfremdet haſt? Ich habe Dich zwar immer
für leichtſinnig und gewiſſenlos, wenn es Deinem
Egoismus galt, gehalten, aber doch nicht für ſo
herzens=
roh, wie Du Dich heute zeigſt.
Fräulein Tugendſam, lachte die junge Frau ſpöttiſch
auf. Du kannſt überzeugt ſein, ich geize nicht nach der
Ehre, von Dir auch für ein Muſterbild von Tugend
an=
geſehen zu werden. Du haſt recht, es war vielleicht
jaktlos, Euch das alles heute zu ſagen, aber Dein
uner=
hört brüskes Weſen dem Grafen Reimar Randolt
gegenüber, mit dem Du alles ablehnteſt, was nicht unſer
Recht zu fordern war, hat mich gezwungen, Euch zu
offenbaren, daß ich nicht mehr Luſt habe, die Komödie
hier weiterzuſpielen, und daß ich für meine Perſon alle
Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten, welche der
neue Herr mir bietet, anzunehmen gedenke.
Mit einem energiſchen Ruck befreiten ſich die welken
Hände der Gräfin Lidwina von der ſich noch immer an
ſie wie ein Kätzchen ſchmiegenden jungen Frau. Die
große Geſtalt ſtarr aufgerichtet, ſtand die Blinde plötzlich
in der Mitte des Zimmers, und die Augen wie eine
Scherin in die Ferne gerichtet, ſprach ſie:
Du haſt Dich heute innerlich von uns gelöſt,
Fridrun, indem Du Deine eigene Ehre und die Deines
Gatten, meines Sohnes und Undines Vaters, ſchamlos
preisgabſt um äußerer Vorteile willen. Du mußt das
mit Dir ſelber ausmachen, denn er, der allein ein Recht
hatte, Dich zu ſtrafen, iſt nicht mehr am Leben. Wir
aber werden niemals dulden, daß Du die Ehre des
Tahingeſchiedenen auch äußerlich in den Staub trittſt.
Sehe Dir, wenn Du es wagen ſollteſt, irgend etwas
zu tun, was einer Gräfin Randolt nicht würdig iſt.
Mein Fluch würde Dich treffen, der Fluch einer Mutter,
die ihr Leben freudig hingegeben hätte, wäre es ihr
ver=
gönnt geweſen, dadurch das Leben des Sohnes zu
hal=
ten, deſſen Scheiden Dich, wie Du ſelbſt ſagſt,
freige=
macht hat von einer drückenden Feſſel. Die
Beſtim=
mungen, die mein Sohn, Dein Gatte, für Dich und
Deiner Kinder Wohl getroffen, regeln genau Dein
Leben, unabhängig von dem neuen Majoratsherrn.
Ebbo Klas, der Getreue, und Undine werden wachen,
daß alles ſo geſchieht, wie és des Toten Wunſch und
Wille war. Hüte Dich, daran zu rütteln! Meine
Nach=
ſicht, die ich mit Dir hatte, weil ich Dich für ein
tändeln=
des Kind hielt, für ein Spielzeug, das ſich Marnar
mit=
gebracht, haſt Du verwirkt. Ich verlange jetzt, daß Du
endlich Dich als Marnars Weib zeigſt, die Hüterin von
ſeinem Hauſe und ſeines Namens Ehre und als ſeines
Kindes Mutter. Richte Dich danach und fürchte mich
und meine Vergeltung.
Wie ſilberne Glocken klang das Lachen der jungen
Frau, das ſo ſeltſam zu den Trauergewändern paßte.
Wie Du alles tragiſch nimmſt, Mutter, es war doch
nicht ſo gemeint, ſchmeichelte Fridrun mit einem
lieb=
lichen, unſchuldsvollen Lächeln um den roten Mund, den
ſie jetzt, demütig bittend, auf die dürre Hand der Greiſin
ſchmiegte, während ihr Auge aufleuchtend den ſoeben
eintretenden Grafen Reimar grüßte. Natürlich will
ich alles tun, wie Du es wünſcheſt. Sei nur wieder gut
mit mir.
Zögernd, zweifelnd ſchüttelte die Greiſin das
be=
kümmerte Geſicht. Undine aber ſah in ſtaunender
Empörung auf die junge Frau, die jetzt ſo ungemein
lieblich und kindlich zu dem Grafen trat und wehmütig
ſagte:
Großmutting hat mich geſcholten, beſter Graf. Ich
verdiene es auch. Ich bin noch immer ein ſolcher
Kindskopf wie damals, als Sie mich einſt kannten.
Wiſſen Sie noch? Was waren das für ſchöne Zeiten,
und wie traurige, entſetzliche ſind nun für mich
herauf=
gezogen.
Sie tüpfte mit dem Spitzentaſchentuch ihre heißen
Augen und fuhr dann mit ſüßer Stimme fort:
Alle ſind ſo gut zu mir, Sie auch, Graf, und ich bin
ſo undankbar. Ich will mich aber gewiß beſſern, wenn
Sie ein wenig Geduld mit mir haben wollen. Es iſt ja
alles ſo furchtbar ſchwer für mich, ſo unſagbar ſchwer.
Sie ſchluchzte leiſe in ihr feines Tuch und ſchien es
nicht zu bemerken, daß das Antlitz des Grafen Reimar
immer eiſiger und unnahbarer wurd (Fortſetzung folgt.)
Nummer 13₰
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
Seite 11.
Sür den Beſuch der Leſehalle ſind neue
Beſtimmungen getroffen worden, die
eine Abänderung des § 1 der
Benutzungs=
ordnung erforderlich gemacht haben.
Der § 1 lautet nunmehr in der neuen
Faſſung, wie folgt:
Die Leſehalle iſt geöffnet an allen
Wochentagen von 10 Uhr vormittags bis
2 Uhr nachmittags und von 6 bis 9½ Uhr
abends, an Sonntagen, ſowie an den
Tagen, an denen die ſtädtiſchen
Geſchäfts=
zimmer und Kaſſen geſchloſſen ſind (vgl.
§ 9), von 11 Uhr vormittags bis 1 Uhr
nachmittags und von 5—9 Uhr (vom
1. Mai bis 31. Auguſt von 6—9 Uhr)
abends. Am erſten Weihnachts=, Oſter=
und Pfingſtfeiertag, ſowie am 1. Januar
iſt die Leſehalle von 11 Uhr
vormittags=
bis 1 Uhr nachmittags geöffnet; am
zweiten Weihnachts=, Oſter= und
Pfingſt=
feiertag, am Karfreitag und am
Himmel=
fahrtstage bleibt ſie ganz und am 24. De=
(1459so
zember abends geſchloſſen.
Darmſtadt, den 8. Januar 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.: Mueller.
Abgabe alter Backſteine.
Eine größere Menge alter Backſteine ſoll
veräußert werden. Die Steine ſind auf dem
ſtädtiſchen Lagerplatz Pallaswieſenſtraße 54
einzuſehen und werden dort die
Abfuhr=
bedingungen mitgeteilt.
Schriftliche Angebote mit Angabe der
gewünſchten Menge und des Preiſes ſind
bis ſpäteſtens Ende dieſes Monats bei
unterzeichnetem Amte einzureichen.
Darmſtadt, den 15. Januar 1910.
1579oi)
Städtiſches Tiefbauamt.
Bekanntmachung.
Montag, den 31. Januar 1910,
vormittags 11 Uhr,
ſoll das dem Reſtaurateur Anton Welchert,
früher in Darmſtadt, jetzt unbekannt wo ?
im Grundbuch der Gemarkung Darmſtadt
zugeſchriebene Anweſen:
qm
Flur Nr.
I 314//10 142 Hofreite Grafenſtr.
314//10. 245 Hofreite Waldſtr. Fletzt
Grafenſtraße Nr. 22½
Hotel
Darm=
ſtädter Hof —, nebſt ſämtl. vorhandenem
Hotelinventar, in unſerem Bureau,
Grafen=
ſtraße Nr. 30, zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K185/09
Darmſtadt, den 3. Januar 1910.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
(L1058,61
Müller.
Bekanntmachung.
Donnerstag, den 20. Januar 1910,
vormittags 10 Uhr,
ſoll die den Schloſſermeiſter Johannes Pauli
Eheleuten in Darmſtadt zugeſchriebene
Lie=
genſchaft:
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Nr.
Flur
VIII 57¾/10 380 Hofreite
Frankenſtein=
ſtraße 66,
in unſerem Geſchäftszimmer,
Wittmann=
ſtraße 1, zwangsweiſe verſteigert werden.
Die Genehmigung der Verſteigerung
kann auch dann erfolgen, wenn ein der
Schätzung entſprechendes Gebot nicht
ein=
gelegt wird, falls andere rechtliche
Hinder=
niſſe nicht entgegenſtehen.
Darmſtadt, den 20. Dezember 1909.
Großherzogl. Ortsgericht Darmſtadt II.
(Beſſungen.)
(L104,60
Frantz.
Bekanntmachung.
Montag, den 24. Januar 1910,
vormittags 10 Uhr,
ſoll die den Peter Lotz Eheleuten dahier
zu=
geſchriebene Liegenſchaft:
Flur Nr.
qm
V
588¼/10 135 Hofreite Beckerſtraße
Nr. 9,
in unſerem Buregu zwangsweiſe verſteigert
(K23/07
werden.
33
Falls keine andere rechtliche Hinderniſſe
entgegenſtehen, kann Genehmigung der
Ver=
ſteigerung auch dann erfolgen, wenn das
eingelegte Meiſtgebot die Schätzung nicht
erreicht.
Darmſtadt, den 30. Dezember 1909.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller.
(L101,60
Bekanntmachung.
Montag, den 28. Februar 1910,
vormittags 10 Uhr,
ſollen die dem verſtorbenen Abraham
Guthmann dahier zugeſchriebenen
Liegen=
ſchaften:
Flur Nr.
qm
118 331 Hofreite Annaſtraße
II
Nr. 6,
119 119 Grabgarten daſelbſt,
II
in unſerem Geſchäftszimmer,
Wittmann=
ſtraße 1, zwangsweiſe verſteigert werden.
Die Genehmigung der Verſteigerung
wird auch dann erfolgen, falls ein der
Schätzung entſprechendes Gebot nicht
ein=
gelegt wird und andere rechtliche
Hinder=
niſſe nicht entgegenſtehen.
Darmſtadt, den 14. Januar 1910.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt II.
(Beſſungen).
(L1580,61
Frantz.
Bekanntmachung.
Die geſtern in Nieder=Ramſtadt
ab=
gehaltene Holzverſteigerung iſt
geneh=
migt. Die Abfuhrſcheine können vom
20. ds. Mts. an bei den Kaſſen in Em=
(1569
pfang genommen werden.
Ober=Ramſtadt, den 14. Januar 1910.
Großh. Oberförſterei Ober=Ramſtadt.
Daab.
Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Schulzengaſſe Nr. 3
be=
finden ſich: 1 Spizhund, 2 Pinſcher, 1 Foxterrier. 1 Foxterrier (zugelaufen).
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 1. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werk=
tag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Aufſtellung der Rekrntierungsſtammrolle für die Stadt für 1910
Alle im Jahre 1890 geborenen, hier wohnhaften oder ſich dauernd hier
auf=
haltenden Militärpflichtigen haben ſich in der Zeit vom 15. bis Ende Januar ds. Js.,
vormittags von 9 bis 12 Uhr, im Stadthauſe, Rheinſtraße 16/18, Zimmer Nr. 20,
zur Stammrolle anzumelden. Die nicht in Darmſtadt geborenen Militärpflichtigen
haben ihren Geburtsſchein vorzulegen und durch eine Beſcheinigung des
Arbeit=
gebers oder ein ſonſtiges Zeugnis nachzuweiſen, daß ſie hier dauernden Aufenthalt
genommen haben und nicht nur vorübergehend anweſend ſind.
Außerdem haben ſich in vorbezeichneter Zeit, unter Vorlage ihres
Loſungs=
ſcheines und der vorerwähnten Aufenthaltsbeſcheinigung, alle Militärpflichtigen früherer
Jahre zu melden, die bisher weder einem Truppenteil überwieſen worden ſind, noch
einen Ausmuſterungsſchein oder eine Ausſtandsbewilligung erhalten haben.
Militärpflichtige, die z. Zt. von hier abweſend ſind, müſſen von ihren geſetzlichen
(1390a
Vertretern oder Arbeitgebern angemeldet werden.
Eine Unterlaſſung der Anmeldung wird mit Geldſtrafe bis zu 30 Mk.
oder mit Haft bis zu 3 Tagen beſtraft.
Darmſtadt, den 12. Januar 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.: Egenolf.
Spülung des Waſſerrohrnetzes.
Im Laufe der nächſten Woche wird eine Spülung des Waſſerrohrnetzes in den
unten bezeichneten Stadtteilen vorgenommen, welche in der Zeit von 10 Uhr abends
bis 5 Uhr morgens eine zeitweiſe Unterbrechung der Waſſerabgabe, ſowie eine Trübung
des Waſſers mit ſich bringt; die Waſſerabnehmer werden deshalb gebeten, ſich vorher
mit Waſſer zu verſorgen.
Spülplan.
C.
1. In der Nacht von Montag, den 17. zu Dienstag, den 18. Januar I. Js.
werden geſpült:
Spülbezirk V.
Derſelbe wird umfaßt von der Frankfurterſtraße (Herrngartenſeite),
Odenwald=
bahn, Dieburger= und Alexanderſtraße und enthält Theaterplatz und Muſeum.
Mitgeſpült werden die außerhalb liegenden Straßenteile: Kranichſteiner=Straße,
Hohlerweg, Dieburger=Straße und Ringſtraße (äußere), zwiſchen Dieburger=Straße
und Seiterswieſenweg.
Spülbezirk VIII.
Derſelbe liegt ſüdlich der Heinrichsſtraße bis zur Wilhelminen=, Karls= und
Beſſunger=Straße und öſtlich der Ludwigshöhſtraße.
Mitgeſpült werden die Straßen der Mathildenhöhe.
2. In der Nacht von Mittwoch, den 19. zu Donnerstag, den 20. Januar
I. Js., werden geſpült:
Spülbezirk IX.
Derſelbe liegt weſtlich des Straßenzuges Ludwigshöhſtraße, Beſſunger=, Karls= und
Wilhelminenſtraße und wird von der Heinrichs= und Eſchollbrücker=Straße begrenzt.
Außerdem findet in der Nacht von Freitag, den 21., zu Samstag, den
22. Januar 1. Js., eine Druckrohrſpülung ſtatt.
Darmſtadt, den 6. Januar 1910.
P
Städtiſche Waſſerwerks=Verwaltung.
Rudolph.
(1409so
Brennholz=Verſteigerung Nr. IX und X.
(Stadtwald.
Montag, den 24. und Dienstag, den 25. Januar l. Js.,
morgens 9 Uhr,
ſollen im Saale der hieſigen Turngemeinde, Woogsplatz 5, verſteigert werden:
1. Montag in der Forſtwartei Heiligkreuz (Forſtwart Hofmann,
Hirſch=
köpfe) aus dem Kahlabtrieb des Diſtrikts Eichelacker, Abt. 14 (Teichſchneiſe
und Mittelweg.
Scheiter: 293 rm Buchen, 76 rm Eichen: Knüppel: 43 rm Buchen, 18 rm
Eichen; Reiſig: 30½ Hundert Buchen Wellen, 9¾ Hundert Eichen Wellen,
Stöcke (fein): 106 rm Buchen, 50 rm Eichen.
2. Dienstag in der Forſtwartei Beſſunger Tanne (Forſtwart Geriſch,
Heidel=
berger Straße 112) aus dem Kahlabtrieb in Pelz Abt. 47 und Texas, Abt. 40
ſowie der Durchforſtung in Saufang, Abt. 8 (Damenſchneiſe).
Scheiter: 53 rm Buchen, 212 rm Kiefern; Knüppel: 79 rm Buchen,
65 rm Kiefern; Reiſig: 30 Hundert Wellen Buchen, 20 Hundert Wellen
Kiefern, 28 rm Kiefern (ausgeknüppelt); Stöcke: 41 rm Buchen (grob),
204 rm Kiefern (fein).
(1600od
Unterſtrichene Nummern werden nicht verſteigert.
Aus Beſſunger Tanne iſt dieſes die Hauptverſteigerung
Darmſtadt, den 16. Januar 1910.
Großherzogliche Oberförſterei Darmſtadt.
Kullmann.
Arbeitsvergebung.
Unter Hinweis auf den Miniſterialerlaß vom 16. Juni 1893 werden die
nach=
ſtehenden Arbeiten und Lieferungen zum inneren Ausbau des Cafés mit Tennishaus
und der Verkaufsläden in der Parkſtraße zu Bad Nauheim hiermit zum öffentlichen
Wettbewerb ausgeſchrieben.
Tit. X Glaſerarbeiten: Los I 34 qm Fenſter, Los II 111 qm Fenſter, 90 qm
Verglaſung von Eiſenwänden, 15,00 qm Verglaſung von Türen und Fenſtern uſw.,
Los III ca. 300 qm Erkerſcheiben. Tit. Al Anſtreicherarbeiten: 800 qm
Oelfarben=
anſtrich auf Fenſter und Türen uſw., desgl. auf 1381 m Fußſockel, 67 m Fenſterdeck=
und Vorbretter uſw. Tit. All Schreinerarbeiten: Los I ca. 1300 m Fußſockel, 36 m
Fenſterdeck= und Vorbretter, 50 Türen, Los II ca. 50 m Fußſockel, 85 qm Flügeltüren
mit Verglaſung, 12 Heizkörperverkleidungen, 100 m Leiſten auf Wände uſw. Los III
100m Leiſten auf Wände, 45m Fußſockel, 10 Heizkörperverkleidungen, 31 m Fenſterdeck=
und Vorbretter, 30 Türen. Tit. XIII Schloſſerarbeiten: 100 Türen anzuſchlagen,
4 Treppengeländer. Tit. XVIII Waſſerinſtallationsarbeiten: 17 Kloſetts, 9 Piſſoirs,
12 Ausguß= und Waſchbecken mit der nötigen Zu= und Ableitung. Tit.
Möbel=
lieferung: 75 weißlackierte Stühle mit Rafiaſitz, 100 Stühle mit Rohrſitz, 65 Tiſche,
teils rund, teils viereckig, alle Möbel nach Zeichnung.
Die Angebotsunterlagen, Zeichnungen und Bedingungen ſind in unſeren
Amts=
räumen einzuſehen und werden (Zeichnungen ausgenommen) daſelbſt zum
Selbſtkoſten=
preis abgegeben. Die Angebote ſind verſchloſſen, porto= und beſtellgeldfrei und mit
deutlicher Aufſchrift der jeweiligen Arbeit verſehen, ſpäteſtens Samstag, den 29.
Ja=
nuar 1910, vormittags 11 Uhr, bei uns einzureichen, worauf deren Eröffnung im
Beiſein der event. anweſenden Bewerber erfolgt. Später einlaufende Angebote werden
nur dann als gültig erachtet, wenn ſie den Poſtaufgabeſtempel des 28. Januar tragen.
Zuſchlagsfriſt 14 Tage.
Bad Nauheim, den 15. Januar 1910.
(1574
Großh. Baubehörde für die Neubauten in Bad Nauheim.
Joſt.
Bekanntmachung.
Donnerstag, den 3. Februar 1910.
vormittags 10 Uhr,
ſoll die dem Fuhrunternehmer Heinrich
Hamm dahier an der Parzelle:
Flur . Nr. qm
IV * 344¼/10 573 Hofreite
Pankratius=
ſtraße,
zuſtehende ideelle Eigentumshälfte in
unſerem Bureau zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K165/09
Darmſtadt, den 21. Dezember 1909.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller.
(L102,60
Bekanntmachung.
Donnerstag, den 3. Februar 1910,
vormittags 10 Uhr,
ſoll die den Kaufmann Karl Henkelmann
Eheleuten dahier zugeſchriebene Liegenſchaft:
Flur
Nr. qm
22 57587/1000 446 Hofreite Emilſtraße,
in unſerem Bureau zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K169/09
Darmſtadt, den 21. Dezember 1909.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller.
(L103,60
Bekanntmachung.
Die am 13. ds. Mts. abgehaltene
Brenn=
holzverſteigerung iſt genehmigt. Vom
24. ds. Mts. an können die Abfuhrſcheine
bei den betreffenden Hebeſtellen in
Em=
pfang genommen werden. Von dem
glei=
chen Tage an findet Ueberweiſung des
Holzes durch Forſtwartaſpirant Kirſchner
dahier ſtatt.
(1607
Darmſtadt, 15. Januar 1910.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Heinemann.
Nachweis=
lich gutes Weitl=oder Vierreſtaurant
von tücht. kautionsf. Wirtsleuten ſofort zu
mieten geſucht. Kauf nicht ausgeſchloſſen=
Offert. unt. L. E. 21 hauptpoſtlagernd=
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Flechte iſt ſeitdem verſchwunden.
Ich ſage Ihnen meinen beſten Dank
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Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
Nummer 13.
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55
N
1
O
Haupt=Versammlung
Montag, den 17. Januar 1910. (1573
Tages=Ordnung: ſiehe beſ. Einladung.
Emnladung
zur Hauptversammlung des Vereins städt. Beamten
in den Gartenſaal des Städtiſchen Saalbaues
Montag, den 31. Januar 1910, abends pünktlich 8 Uhr.
Um vollzähliges Erſcheinen wird gebeten. Anträge ſind bis
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Seite 14.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
Nummer. 13.
Er iſt tot, der alte ehrliche Hans Wurſt, der in den
mittelalterlichen Faſtnachtsſchwänken die Hauptrolle ſpielte
und durch ſeine derben, draſtiſchen Späße ſelbſt die
ehr=
baren Matronen und ehrſamen Ratsherren weidlich ergötzte.
Heute iſt man in ſeinen Faſtnachtsſcherzen weniger derb
und weniger harmlos, denn das Geſchlecht derer von
Hans Wurſt hat im Laufe der Zeiten ebenfalls von der
fortſchreitenden Kultur profitiert. Es ſind lauter feine
Leute mit fremdländiſch=vornehmen Namen, die Pierrots,
Bajazzos, Polichinelles und Clowns, die heute überlegen
lächelnd auf den ungehobelten Patron von
Großpapa blicken, deſſen Späße gerade
gut genug für naive große und kleine
Kinder waren. Ja, auch unter dem
Re=
gime der klingelnden Schellenkappe hat
ſich manches geändert und es iſt vieles
verſchwunden, um Neuem Platz zu machen.
So wird das Luftſchiff auf den heurigen
Maskenfeſten die Namen Zeppelins, Bleriots
und anderer Aviatiker noch populärer machen.
Autler und Autlerinnen in oft karikiert
bar=
bariſchen Koſtümen haben längſt die feſche
Reitdame verdrängt und an Stelle der
ko=
miſchen alten Jungfer iſt die emanzipierte
Frauenrechtlerin getreten, mit derSuffragette
als Vorbild. Das Malweib, das Ueberweib,
das in Beinkleidern einherſteigende
Sport=
weib ſind alles Typen, die vom Zeitgeiſt
geſchaffen, heute gleichfalls auf keiner
Fa=
ſchingsbeluſtigung fehlen und dabei ohne
ſonderliche Koſten hergeſtellt werden können.
Als Vierte im Bunde wäre noch die Frau
Schmierendirektor zu nennen, deren Koſtüm
der Phantaſie keinerlei Zügel anlegt. Im
allgemeinen will aber die moderne Eva
mehr durch Eleganz und Schönheit glänzen
und überläßt deshalb lieber die Komik dem
ſtärkeren Geſchlecht. Als beſonders vornehm
gilt es augenblicklich, berühmte Gemälde zu
kopieren, wie z. B. das der ſchönen Mrs.
Siddons oder des blue boy von
Gains=
borough, das der Nelly O'Brien von
Rey=
nolds, das der ſchönen Mme. Recamier
oder der Dame mit Muff von der genialen Vigée
Lebrun. Durch dieſe Geſtalten ſind gewiſſe hiſtoriſche
Perſönlichkeiten, wie die Jungfrau von Orleans, die
Königin Eliſabeth, Maria Stuart, die ſonſt auf jedem
Maskenballe vertreten waren, ſtark in den
Hinter=
grund gedrängt worden. Andererſeits ſorgt die Bühne
immer wieder für neue Vorbilder. Ihr verdanken
wir die königliche Klytämneſtra, eine verführeriſche
Salome, das elbiſche Rautendelein, eine ſtolze Mariamne,
deren Koſtüme ſämtlich recht wirkungsvoll ſind. Von
*
Maskenkoſtume.
alten Bekannten ſehen wir die Walküre, eine Senta, ein
Gretchen, eine Carmen, Erſcheinungen, die ſich immer
wieder zu behaupten wiſſen. Wer Temperament, Schneid,
und Schick beſitzt, wird die kokette Zigarrenarbeiterin
ſicherlich raſſeecht wiedergeben können. Sie präſentiert
ſich (ſ. Nr. 2505) in knapp anliegendem ausgeſchnittenen
roten Atlasleibchen, das eine reiche ſchwarze Flitterſtickerei
ſchmückt. Statt des Aermels umſpannt den Oberarm
ein Gitter von ſchwarzen Sammetbändchen mit lang
herabfallenden Bandenden. Den leicht gereihten Rock
aus leuchtend gelbem Damaſt garniert eine breite ſchwarze
Seidenfranſe, die auf einen Volant aus ſchwarzer
ſpani=
ſcher Spitze fällt, während Chiffonpliſſée den Rockrand
beſetzt. Als Kopfbedeckung dient ein kühn geſchwungener
ſchwarzer Filzhut, die Bewegungen Carmens begleitet
Kaſtagnettengeklapper. Nicht minder pikant iſt das
Ko=
ſtüm der Satanella (ſ. Nr. 2507), deren hölliſche Herkunft
ſich durch heißes Temperament und das glühende Rot
ihres Gewandes verrät. Die ſchöne Teufelin trägt ein
knappes feuerrotes Atlaskleid, das in tiefen ſpitzen Zacken
auf den kurzen Rock aus pliſſiertem Chiffon oder Tarlatan
fällt. Die zackigen Flügel aus roter Seidengaze, durch
feinen Draht geſteift, ſind auf der Schulter befeſtigt und
durch ſchmales Gummiband am Handgelenk und Arm
feſtgehalten. Eine kleine gehörnte Mütze und eine große
zweizinkige Gabel verraten ihre Zugehörigkeit zur Sippe
Beelzebubs. Gegen dieſe farbenprächtigen Geſtalten, die
in ganz beſonderem Grade die Maskenfeſte beleben,
erſcheint das Bild der Bauernbälle und Trachtenfeſte,
die jetzt allerorten veranſtaltet werden, ziemlich farblos
und weniger in den Rahmen der
Fa=
ſchingstollheit paſſend. Und doch haben
dieſe Feſte eine beſondere Anziehungskraft
für Jung und Alt. Ob es das
Ur=
wüchſige, Naive iſt oder die Gelegenheit,
ſich im Bauernkoſtüm allen Zwanges ledig
gehörig mal auszutoben, ſoll nicht verraten
werden. Und wie gut tanzt ſichs beim
Klange der Ziehharmonika, wie ſchwenken
und fliegen die Röckchen beim
Schuh=
plattler! Auf den Bauernball gehört auch
unſer treuherziges Schwabenmädle (Nr.
2506), das in ſeinem kornblumenblauen
Tuchrock mit der geblümten Seidenſchürze,
dem altfränkiſch braunen Damaſtſpenzer,
der weißen Bluſe und dem zierlichen
Häub=
chen zum Anbeißen niedlich iſt, wenn es
durch ein friſches blondes Jungfräulein
verkörpert wird. Nur darf der Rock nicht
allzu kurz ſein, ein Fehler, der bei den
meiſten Bauernkoſtümen recht oft gemacht
wird und immer unangenehm berührt. Ein
ſolch ländliches Koſtüm iſt außerdem inſofern
recht praktiſch, als es ſich durch ein
ent=
ſprechendes Mieder und eine charakteriſtiſche
Kopfbedeckung in jede beliebige
Bauern=
tracht umwandeln läßt und dadurch für die
verſchiedenſten Gelegenheiten vorhält. Nur
darf dabei nicht vergeſſen werden, daß zur
Umwandlung in ein Dirndl oder eine
Bäuerin ſtets eine etwas derbe, kräftige,
keinesfalls ſchmächtige Erſcheinung gehört,
da die Schmächtigen gerade hier von meiſt
freiwilliger Komik ſind. Sie haben dafür die Chancen,
als zierliche Spanierin, glänzender Schmetterling,
ſchil=
lernde Libelle oder ein ähnliches leichtbeſchwingtes Weſen
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Nummer 13.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910.
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Seite 16.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 17. Januar 1910
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auch auf mich übertragen zu wollen und verſichere ich ſchon im voraus eine vorzügliche
und reelle Bedienung.
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Hochachtungsvoll
Philipp Hartmann.
Auf obenſtehendes Inſerat nehme höfl. Bezug und danke ich beſtens für das.
mir in ſo reichem Maße geſchenkte Vertrauen, mit der Bitte, ſolches auch auf Herrn
Phil. Hartmann übertragen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Frau H. Orlemann Wwe.
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