Darmstädter Tagblatt 1903


04. Dezember 1903

[  ][ ]

Abonnemenlspreis
monatlich 50 Pig. vierteljährlich 150 Mr.
Auswärts werden von allen Poſtämtern
Beſtellungen entgegengenommen zu 1.80 Ml.
vierteljährlich.

Inſerake
166. Jaßrgang.
halbjährlich 3 Mt. einſchl. Bringerlohn. Verbunden mitWohnungs=Anzeiger= und der Sonntags=Beilage: blatt werden angenominen in Darmſtast
Alluſtuerkes Ankorhaſtungshlatl.
Amtliches Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der andern Behörden.

fur das wöchentlich 6mal erſcheinende Tag=
von
der Expeditſon Rheinſtraße Nr. 23. in
Beſſüngen von Blößer Beſſungerftraße
Nr. 48 und Schießhausſtr. Nr. 14. ſöwie aus=
wärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

N 286.

Freitag, den 4. Dezember.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Geflügelcholera.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß in Dieburg Geflügel=
cholera
ausgebrochen iſt und Gehöſtſperre angeordnet worden iſt.
Darmſtadt, den 28. November 1903.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
von Graueh.
(20713dk

Be k a u n k m a ch u n g.
Wir machen hiermit bekannt, daß zur Beförderung größerer Tiere,
insbeſondere von Rindvieh und Pferden, welche infolge von Verletzungen oder
ſonſtigen Erkrankungen nicht oder nur unter großen Schmerzen ſich fort=
bewegen
können, der im ſtädtiſchen Schlachthofe befindliche Großvieh=
Trausportwagen benutzt werden kann.
Für die Benutzung iſt eine Gebühr zu entrichten, welche nach der Dauer
der Benutzung, gerechnet von der Abgabe des Wagens im Schlachthof bis zur
Wiedereinliefekung daſelbſt, ſich bemißt und für die Benutzung bis zur Dauer
von 3 Stunden 2 Mk., und für jede vollendete weitere Stunde 80 Pfg. mehr
beträgt. Für Begleitung des Wagens durch einen Schlachthofbedienſteken, wo=
rüber
von Fall zu Fall Beſtimmung zu treffen iſt, ſollen 45 Pfg. für die Stunde
berechnet werden.
Die Beſpannung des Wagens iſt von dem Entleiher ſelbſt zuftellen.
Der Wagen kann ein= und zweiſpännig gefahren werden.
Wir empfehlen in vorkommenden Fällen zur Vermeidung poligeilichen Ein=
ſchreitens
wegen Tierquälerei ꝛc. von der bezeichneten Einrichtung Gebrauch zu
machen. Die Erlaubnis zur Benutzung iſt jeweils bei der Schlachthofverwaltung
nachzuſuchen.
Darmſtadt, den 1. Dezember 1903.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Kratz.
(20801k₈
Bek a n n t m a ch u n g.
Die nachſtehende Warnung des Ortsgeſundheitsrats zu Karlsruhe bringen
wir hierdurch zur Kenntnis der hieſigen Einwohner.
G
Darmſtadt, den 30. November 1903.
Großherzogliches Polizeiaut.
Dr. Kratz.
Warnung.
Nr. 22010. In Nr. 256 der Bad. Poſt: vom 8 ds. Mts empfiehlt die Firma
Brockhaus & Cie. in Berlin=Halenſee unter der Anſſchrift: rohe Votſchaft für
Lungenleidender einen Tee aus den Blättern und Blüten der Gäleopsis ochro-
leuca
vulcanis, d. h. des auf vulkaniſchem Boden wachſenden Hohlzahns, als Heil=
mittel
zegen Lungenſchwindſücht.
Ver ſich därallihin an die Firma wendet, erhält eine Broſchüre, in welcher dieſer
Lee, Johannisteen genannt, als nicht nur mitunter ein Heilmittel für die gefähr=
lichſten
Erkrankungen der Atmungsorgane, ſondern auch als ſtriktes Vorbeugungsmittels
degen dieſe Erkrankungen angeprieſen wird. Zum Geſchmacksverſuchn iſt eme kleine
Probe des Tees angeſchloſſen, aber in dem Begleitſchreiben ſind 4-6 Pakete M. 1.50
als notwendig zur Kurs vorgeſchrieben. Der Zenaͤnnte Tee bildete bereits zu Anfang
des 19. Jahrhunderks einen Beſtandteil des Geheimmittels der Lieberſchen Kräuters
welche ſchon damals als untrügliches Mittel= gegen die Auszehrung galten. Das
Kraut war auch bis 1882 als Herb- Galeopsidis hoffiziell; verſchwand jedoch wegen
ſeiner Unwirkſamkeit aus dem Arzneibüche.
Ebenſo wie wir ſeiner Zeit ſchön vor dem nſſiſchen Knöterichtees öffentlich
gewarnt häben, von dem bezeichnender Weiſe die Könknerenzfirma Brockhaus
ſelbſt wegen Minderwertigkeit abrät, warnen wir nunmehr auch vor dem
Johannistee:
1- Wir halten auch die Anpreiſung dieſes Tees für eine Ansbentung leidender
Menſchen, die um ſo bedenklicher iſt, als bei längerer Anwendung des wertloſen Tees
die koſtbarſte Zeit für eine ſachgemäße Behandlung leicht verſäumt wird.
Karksruhe, den 9. November 1903.
Der Ortsgeſundheitsrat.
lge3.) Siegriſt.
C0802ts

B e k a n n tm a ch u n g.
Die nachſtehenden Bekanntmachungen des Reichskanzlers werden hiermit
zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Darmſtadt, den 28. November 1903.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Kratz.
Nr. 297) Vekanntmachung, betreffend die Beſchäftigung von Arbeiterinnen
und jugendlichen Arbeitern in Ziegeleien Vom 15. November 1903.
Auf Grund des 8 139a, 8 154 Abl. 2 der Gewerbeordnung hat der Bundesrat
die nachſiehenden Beſtimmungen. betrefend die Beſchäftigung von Arbeiterinnen und
jugendlichen Arbeitern in Ziegeleien. erlallen.
In Ziegeleien einſchließlich der Schamottefabriken, dürfen Arbeiterinnen und
jugendliche Arbeiter nicht verwendet werden:
zur Gewinnung und zum Transporte der Rohmaterialien, einſchließlich des ein=
geſumpften
Lehmes:
zur Hanskornerei (Streichen oder Schlagen) der Steine, mit Ausnahme von
Dachziegeln (Dachpkannen) Anid von Bimsſandſteinen (Schwemmſteinen):
-ozü Arbeiten in den Oefen und zum Befeuern der Oefen, mit Ausnahme des
Füllens und Entleerens öben offener Schmauchöfen:
zum Transporte geformter lauch getrockneter und gebrannter) Steine, ſoweit die
Steine in Schiebkarren oder ähnlichen Transvortmitteln befördert werden und hierbei
ein feſtverlegtes Gleis öder eine harte ebene Fahrbahn nicht benutzt werden kann=
11. In Ziegeleien einſchließlich der Schamottekabriken, ift an einer in die Augen
fallenden Sielle der Arbeitsſtätte eine Tafel auszuhangen/ welche in deutlicher Schrift
autzer dem im 8 138 Abſ. 2 der Gewerbeocdnung vorgeſchriebenen Auszuge die Be=
ſtimmungen
unter 1 wiedergibt.
44k. Die vorſtehenden Beſtimmungen haben für zehn Jahre Gültigkeit.
Sie treten am 1. Januar 1964 in raft und an Stelle der durch die Bekannt=
machung
des Reichskanzlers vom 18. Oktober 1898 GReichs=Geſezbl. S. 1061) verkündeten
Beſtimmungen.
Berlin, den 15. November 1903.
Der Stellvertreter des Reichskanglers:
- Graf von Poſadowsty.
Nr. 2908) Vekanntmachung, betrefſend den Betrieb von Getreidemühlen. Vom
15. November 1903. Auf Grund des 8 120e Abſ. 3 der Gewerheordnung hat der
Bundesrat beſchloſen. Zür Bekanntmachüſng, betreffend den Betrieb von Getreidemühlen,
vom 26. April 1833 fölgende weitere Beſtimmung - erlaſier
1. In Getreidemühlen muß an einer in L Augen jallenden Stelle eine Tafel
lausgehängt werden, welche die Beſtimmungen unter 1 und 11 der Bekanntmachung vom
26. April 1899 MReichs=Geſetzbl S. 273) in deutlicher Schritt wievergibt.
2. Dieſe Beſtimmung tritt am 1. Januar 1904 in Kraft
Berlin, den 15. November 1903.
Der Stellvertreter des Reichskanglers:
Graf von Poſadowsky.
Nr. 2909) Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung und den Betrieb gewerb=
licher
Anlagen. in denen Thomasſchlacke gemahlen oder Thomasſchlackenmehl gelagert
wird. Vom 15. November 1903.
Auf Grund des 8 120e der Gewerbeordnung hat der Bundesrat beſchloſſen:
Der 815 der durch die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 25. April 1899
MReichs=Geſetzbl. S. 267 verkündeten Beſtimmüngen, betreffend die Einrichtung und den
Hetrieb gewerblicher Aülagen. in denen Thomasſchlacke gemahlen oder Thomasſchlacken=
mehl
gelagert wird, erhälk folgenden Zuſatz:
Goforn die Arbeiter täglich nicht länger als ſieben Stunden beſchäftigt werden,
und die Dauer ihrer durch eine Pauſe nicht unterbrochenen Arbeitszeit vier Stunden
nicht überſchreitet, braucht nur eine Pauſe von mindeſtens einſtündiger Dauer gewährt
zu werden."
Berlin, den 15. November 1903.
Der Stellvertreter des Reichskanglers:
20731är
Graf von Poſadowsky.

B e k a n n t m a ch u n g.
Das ſog. Hoſpitalgäſzchen (Verbindungsweg zwiſchen Grafenſtraße und
Fabrikſtraße) iſt für den öffeutlichen Verkehr geſchloſſen warden.
Darmſtadt, den 30. November 1903.
Großherzogliches Polizeiamt.
(207330k
Dr. Krutz.

eonore Rroltweſk.
Roman von Raria Vernhard.
26)
Nachdruck verboten.
Ada muſterte auch den ihr gegenüberſitzenden
Doktor Flottwell mit einem halb verſtohlenen, beiſälligen
Ausdruck. Sie merkte es ihm an, daß ſie ihm gefiel,
und das freute ſie. Dieſer Doktor Flottwell konnte
ſich immerhin ſehen laſſen mit ſeiner ſtattlichen, gut=
gewachſenen
Geſtalt, der ſelbſtſicheren Haltung, dem
intelligenten Geſicht mit dem vollen, beinahe noch ganz
dunklen Haar= und Bartwuchs. Da war nichts vor=
zeitig
Gealtertes, ſrüh Verbrauchtes, - da ſaß einer,
der ſein Leben vernünſtig eingeteilt hatte in ſtrenge
Arbeit und mäßigen Genuß. Außerdem hielt Ada
von Saint Croix den Doktor für einen außerordentlich
gutſituierten Mann, wie ganz L. und deſſen Umgegend
es tat. Von Herrn Feliz Relſon und ſeinen erfolg=
reichen
Bemühungen, den Geldbeutel des Doktors um
eine namhaſte Summe leichter zu machen, ihn ſo zu
ſagen um ſein ganzes Vermögen zu bringen, wußte
memand etwas, der Arzt hatte es ſelbſtredend nicht
für angezeigt gehalten, ſeinen lieben Mitbürgern dieſe
intereſſaſte Tatſache auf die Naſe zu binden, - ſie
wurde dadurch weder gebeſſert noch ungeſchehen gemacht.
Seine Schwägerin kanute ebenfalls nicht den Zuſummen=

hang; ſie wußte nur, daß der Doktor Verluſte gehabt
hatte. Wie groß dieſelben waren und wer ih,
Urheber war, erfuhr ſie nicht .. . Flottwell hatte in
dem Punkte nur Leonore ins Vertrauen gezogen.
Ihr glaubte er volle Offenheit ſchuldig zu ſein. Eine
Ahnung des Sachverhaltes war nur noch Chriſtoph
Sander auſgegangen, der den leichtſinnigen, jungen
Offizier flüchtig kennen gelernt hatte, er verſtand
aber ebenſo unverbrüchlich zu ſchweigen wie Doktor
Flottwell ſelbſt.
Haben Sie Ihre Tochter wieder bei Agath=
Haugwitz abgeſetzt' fragte Baroneß Ada jetzt.
Der Arzt bejahte.
Mir tut das Mädel ſo leid, geiſtig und körper=
lich
brach liegen zu müſſen mit ſo inem Ueberfluß
an Kraft, das iſt immer ſehr ſchwer. Kommen noch
die dummen, nörgeligen Alten dazu, die die Tochter
gar nicht verſtehen und unausgeſetzt mit ihrem törichten
Gerede quälen . . da ſoll die Lore etwas Gegen=
gewicht
abgeben, vorplaudern, erheitern, n bischen
ſpielen..
Sie ſpielt ſehr ſchön, nicht wahr?
Doktor Flottwell nickte nachdrücklich.
Das tut ſiel Ich kann's ohne väterliche Vorein=
genommenheit
ſagen!'3 iſt in Genuß, ihr zuzuhörenl
Weiß der T... der Tauſend, wo die Lore das her

hat! Meine verſtorbene Frau liebte die Muſik und
hatte ine ganz hübſche Stimme, aber das war nichts
Hervorragendes; und ich . .. na, hören kann ich
ſchon, und gut und ſchlecht voneinander unterſcheiden,
aber ausüben: nicht en Schimmer!
Dazu dürfen Ihre Patienten ſich Glück wünſchen.
Zwei Berufe, und ſo anſpruchsvolle, nebeneinander,
da käme immer einer zu kurz, - und wenn man
ein genialer Arzt iſt, wie Sie-
Genials Zuviel Ehre Baroneßl Der Doktor
lachte kurz auf. Wer hat ohnen das g.ſagt?
Alle Weltl erwiderte ſie ſeſt und zuverſichtlich.
Er ſah ſie ernſt an.
Ich wollte, alle Welt hätte rechtl Wie die
Dinge aber in Wahrheit liegen, wird unſereinem das
alte Sprichwort: Für den Lod kein Kraut gewachſen
iſtl auf Schritt und Tritt bewieſen. Und wärs noch
wenigſtens immer der Lodl Sterben iſt bitter,
der Tod iſt für viele ein guter Freund, ein Erlöſerl
Aber vor dieſen ſchrecklichen Krankheiten zu ſtehen
und ſich ſagen zu müſſen: das iſt einer von den er=
barmungsloſen
Würgengeln, gegen die deine geſamte
Wiſſenſchaft mochtlos iſt, gegen die es bis jetzt noch
kein Heilmittel giebt, ſoviel auch entdeckt und erfunden
wird, und ſo oft es heißt, jetzt iſt auch das über=
wunden
... das iſt es, was den Beruf eines Arztes

[ ][  ][ ]

Selte 2

Daruftädter Tugblatt, Freitng, den 4. Dezember 1903.

Nummer 285.

B e k a n n t zn a dh u n g.
Nach 8 60 der Gewerbeordnung für das Deutſche Reich ſind Wandergewerbe=
ſcheine
ſchewerbeſcheine zum Hauſierhandel ꝛc) nur für die Dauer des Kalenderjahres
gültig, für welches ſie erteilt worden ſind. Unter Hinweis auf dieſe Veſtimmungen
fordern wir daher alle diejenigen dahier wohnhaften Intereſſenten, welche den
Gewerbebetrieb im nächſten Jahre fortzuſetzen oder zu begianen beabſichtigen, hierdurch
auf, ihre Anträge auf Erteilung eines Wandergewerbeſcheines für das Jahr 1904 als=
bald
bei dem zuſtändigen Polizeirevierkommiſſär zu ſtellen.
Bei verſpäteter Antragltellung haben die Säumigen es ſich ſelbſt zuzuſchreiben,
wenn die Ausfertigung der Scheine nicht rechtzeitig erfolgen kann.
Gründe, welche der Erteilung eines Wandergewerbeſcheins entgegenſtehen
oder entgegenſtehen können, ſind folgende:
1 wenn der Nachſuchende mit einer abſchreckenden oder anſteckenden Krankheit
behaftet oder in einer abſchreckenden Weiſe entſtellt iſt;
2 wenn er unter Polizeiaufſicht ſteht;
I wenn er wegen ſtrafbarer Handlungen aus Gewinnſucht gegen das Eigentum,
gegen die Sittlichkeit, wegen vorſählicher Angriffe auf das Leben und die
Geſundheit des Menſchen, wegen Land= oder Hausfriedensbruchs, wegen Wider=
ſtands
gegen die Staatsgewalt, wegen vorſätzlicher Biandſtiftung, wegen Zuwider=
handlungen
gegen Verbote oder Sicherungsmahregeln, betreffend Einführung oder
Verbreitung anſteckender Krankheiten oder Viehſeuchen, zu einer Freiheitsſtrafe
von mindeſiens drei Monaten - bezw. von mindeſtens einer Woche - verurteilt
iſt und ſeit Verbübung der Strafe 3 Jahre - bezw. 5 Jahre noch nicht ver=
floſſen
ſind:
A wenn er wegen gewohnheitsmäßiger Arbeitsſcheu, Bettelei, Landſtreicherei, Trunk=
ſucht
übel berüchtigt iſt;
5) bei dem Geſuche um einen Wandergewerbeſchein für Muſikaufführungen, Schau=
ſtellungen
, theatraliſche, kein höheres Kunſtintereſſe darbietende Vorſtellungen oder
ſonſtige Luſtbarkeiten ähnlicher Art, ſobald für den Kreis bereits einer ent=
ſprechenden
Anzahl von Perſonen Wandergewerbeſcheine erteilt oder ausgedehnt
worden iſt;
6 wenn der Nachſuchende das fünfundzwanzioſte Lebensjahr noch nicht vollendet
hat. In dieſem Falle iſt dem Nachſuchenden der Wandergewerbeſchein zu er=
teilen
, wenn er der Ernährer einer Familie iſt und bereits vier Jahre im
Wandergewerbe tätig geweſen iſt;
7 wenn er blind, taub oder ſtumm iſt, oder an Geiſtesſchwäche leidet;
8) wenn der Nachſuchende im Inlande einen feſten Wohnſitz nicht hat;
9 wenn er wegen Verletzung der auf den Gewerbebetrieb im Umherziehen bezüg=
lichen
Vorſchriften im Laufe der letzten drei Jahre wiederholt beſtraft iſt;
10 wenn er ein oder mehrere Kinder beſitzt, für deren Unterhalt und, ſofern ſie im
ſchulpflichtigen Alter ſtehen, für deren Unterricht nicht genügend geſorgt iſt.
Wer zum Zwecke der Erlaugung eines Wandergewerbeſcheins in bezug
auf ſeine Perſon, oder die Perſonen, die er mit ſich zu führen beabſichtigt,
wiſſentlich unrichtige Angaben macht, iſt ſtrafbar.
Der Gewerbebetrieb im Umherziehen darf unter keinen Umſtänden eher!
begonnen werden, als bis der Gewerbetreibende im Beſitze des Wandergewerbe=
ſcheines
ift.
Zuwiderhandlungen werden nach 8 148 der Gewerbeordnung beſtraft.
Im weiteren machen wir darauf aufmerkſam, daß nach dem Geſetze über den
Urkundenſtempel vom 12. Auguſt 1899 Wandergewerbeſcheine der Stempelpflicht
unterliegen. Die Stempeltaxe beträgt 4 Mark. Außerdem müſſen alle Wander=
gewerbetreibenden
für die Ausübung ihres Gewerbebetriebs die Wandergewerbe=
ſteuer
nach Vorſchrift des Geſetzes. die Beſteuerung des Gewerbebetriebes im Umher=
ziehen
betreffend. vom 22. Juli 1900, entrichten.
Darmſtadt, den 1. Dezember 1903.
120800
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Kratz.

Behannlmachung.
Im Jahre 1904 erſolgen die Ver=
öffentlichungen
der Einträge:
1. aus dem Handelsregiſter in der
Darmſtädter Zeitung= und im
Darmſtädter Tagblatt ſorie im
Deutſchen Reichsanzeiger= -
2. aus dem Genoſſenſchaftsregiſter im
Deutſchen Reichsanzeiger= und in
der Darmſtädter Zeitung'. (20778
Darmſtadt, den 1. Dezember 1903.
Großherzogliches Amtsgericht I.

In dem Konkursverfahren
über das Vermögen des Kutſchers und
Mineralwaſſer=Fabrikanten Chriſtiau
Löſch in Darmſtadt ſoll die Schluß=
verteilung
erfolgen. Dazu ſind Mark
11013 99 verfügbar. Zu berückſichtigen
ſind Mk. 41712 bevorrechtigte und
Mk. 1034162 unbevorrechtigte Forde=
rungen
. Das Schlußverzeichnis liegt
auf der Gerichtsſchreiberei des Großh.
Amtsgerichts Darmſtadt L auf.
Darmſtadt, den 2. Dezember 1903.
Der Konkursverwalter.
Dr. Geßner,
Rechtsanwalt. (20804

Bekanntmachung.
Die Gemeinde= und Kirchenſtener=
Nachtrags=Hebregiſter Nr. XX bis
KXVII der Gemeinde Darmſtadt, ſowie
Nr. XVIIIbis XXI der Gemeinde Darm=
ſtadt
(Beſſunger Stadtteil) für 190304,
liegen zur Einſicht eines jeden Inter=
eſſenten
vom 4. Dezember an 8 Tage
lang auf dem Bureau der Stadtkaſſe,
Grafenſtraße 28, offen.
Beſchwerden gegen die Beitragspflicht
oder gegen das angenommene Beitrags=
verhältnis
müſſen binnen der erſten
vier Wochen nach Ablauf der Offen=
legungsfriſt
entweder ſchriftlich oder
mündlich zu Protokoll bei Großherzogl.
Kreisamt vorgebracht werden. Später
vorgebrachte Beſchwerden finden keine
(20805
Berückſichtigung.
Darmſtadt, den 1. Dezember 1903.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Morneweg.

BAAvkMkhh Gok
Amerikaner,
ſehr gut erhalten, zu verkaufen. 73
Martinſtraße 14 parterre. (B20768

S k e ck b r i e f.
Der unten näher bezeichnete zur Dispoſition der Erſatzbehörden entlaſſene
Füſilier Julins Ludwig Friedrich Oswald vom Landwehrbezirk 1 Darmſtadt iſt
der Fahnenflucht verdächtig.
Sämtliche Militär= und Zivilbehörden werden dienſtergebenſt erſucht, auf
denſelben ein wachſames Auge zu haben, ihn im Ergreifungsſalle zu arretieren
und an die nächſte Militärbehörde abzulieſern.
Darmſtadt, den 12. November 1903.
von Naven.
Oberſtleutnant 3. D. und Bezirks=Kommandeur.
Beſchreibung: Größe: 1575 m. Geſtalt: unterſetzt. Kinn: rund. Naſe
ſpitz. Mund: gewöhnlich. Haar: ſchwarz. Bart: kleiner ſchwarzer Schnurrbart.
Geboren: 22. Oktober 1867 zu Gmünd, Kreis Ellwangen.
Beſondere Kennzeichen: 2 Schnittnarben auf dem linken Daumen. Zahn=
lücke
im Oberkiefer.
(201990k

Bekanntmachung.
Die Lieferung von Steinzengwaren
für Kanalbauten ſoll verdungen werden.
Arbeitsbeſchreibungen u. Bedingungen.
liegen bei dem ſtädt. Tiefbauamt, Wald=
ſtraße
, Zimmer Nr. 1. während der
Dienſtſtunden zur Einſicht offen. Auch
werden dort die Angebotsſcheine abge=
geben
.
Angebote ſind bis
Dienstag, den 8. Dezember l. Js.
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 1. Dezember 1903.
Städtiſches Tiefbauamt.
(20718ak
Keller.

Bekanntmachung.
Die Lieferung von Zementkanal=
röhren
ſoll verdungen werden.
Arbeitsbeſchreibungen u. Bedingungen
liegen bei dem ſtädt. Tiefbauamt, Wald=
ſtraße
, Zimmer Nr. 1. während der
Dienſtſtunden zur Einſicht offen. Auch
werden dort die Angebotsſcheine abge=
gegeben
.
Angebote ſind bis
Dienstag. den 8. Dezember l. Js.
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 1. Dezember 1903.
Städtiſches Tiefbauamt.
Keller.
(207190k

2ENAgC=Leſerung.
2
Der Bedarf für die Abteilungsküche an Kolonialwaren, Grüngemüſen,
Backwaren, Eier und Käſe ſoll für das Jahr 1904 verdungen werden. Schrift=
liche
Angebote ſind bis 8. d. Mts., früh 9 Uhr, einzureichen. Lieferungs=
bedingungen
ſind auf Zimmer Nr. 15 einzuſehen. Verdingungstermin am
8. d. Mts., früh 9½ Uhr, Zimmer Nr. 11. Zuſchlagsfriſt 20. Dez. 1903. (20779
Die Hüchenverwallung der H. Ableilung Feld=ArtillerieBegiments Ar. 25.

Prrßrigrrung.
Samstag, den 5. Dezember, vormittags 1 Uhr,
werden Hügolstrasse 71
2 Pferde, geritten und gefahren,
auf freiwilligen Antrag verſteigert.
W. Reimann.
20784)

AIle Artikel
EGE Ur EEnUEAfskusnetoh
als
Gewürze, Mandeln, Maselnüsge,
La. Phöniz-Mehl, Ammonium, Anis,Poltasche, Sehokolade,
Orangeat, Aitronat, Rogenwasger, gest. Aucher
empfiehlt
unter Zuſicherung nur bester, frischer gualitäten
zu billigsten Preiſen
Germania-Drogorie
RATTSTOAmAARSOT.
WB. Rübsche Anisformen 2ua Stohen meiner
werten Kundschaft leihweise zur Verfügung.
(9986a

ſtellenweiſe zu Hölle machtl Und daneben vor dem
Patienten und ſeinen Angehörigen noch ſo und ſo oft
Komödie ſpielen müſſen, ihnen von Verbeſſerung und
Hoffnung ſprechen und ſelbſt die feſte Ueberzeugung
haben, daß weder vom einen noch andern die Rede
ſein kann... das ... aber, pardon, Baroneßl Wie
komme ich dazu, Ihnen nach ſo kurzer Bekanntſchaft
ein Privatiſſimum über den mediziniſchen Beruf zu
leſen, - noch dazu ein ſo peſſimiſtiſches ? Das iſt
ſonſt gar nicht mein Fall!
Ada hatte ebenfalls gedacht, daß ſolch ernſte,
ſchwerwiegende Betrachtungen durchaus nicht ihr
Fall wären, - ſie hatte ſich im Stillen über Doktor
Flottwell gewundert, ſich aber auch geſagt, dies Ver=
trauensvotum
, das er ihr halb unbewußt ausſtellte,
ſei wiederum ein Beweis des günſtigen Eindrucks,
den ſie auf ihn hervorgebracht haben müſe.
Bereuen Sie das nichtl rief ſie jetzt lebhaſt
und reichte ihm die Hand. Laſſen Sie mich denken,
wir könnten mit der Zeit gute Freunde werden-
und Sie wiſſen, wenn man das iſt, dann ſpricht
man ſich ungeſcheut gegeneinander aus.
Gegeneinander?, betonte er bedeutſam. Das
will ſagen, daß ich auch Ihr Vertrauen, Baroneß,
zu ſchätzen wiſſen würde und es mir zur Ehre an=
rechnete
, dasſelbe zu beſitzen.
Er hatte die feine, ſchmale Damenhand ergriffen,
- es gab ihm eine angenehme Empfindung, ſie in
der ſeinigen zu halten. ehe er ſich deſſen verſah,
hatte er ſie geküßt. Er, Doktor Flottwell, der ſich

umſonſt hätte zurückbeſinnen mögen, wie lange es her
war, daß er die Hand einer Dame geküßt hatte
und wer dieſe Dame überhaupt geweſen warl
Ada von Saint Croix ließ ihm ihre Hand noch
ein Weilchen, dann zog ſie ſie fort und nickte ihm
freundlich zu, wie einem guten Kameraden, mit dem
man ein Schutz= und Trutzbündnis ſchließen wollte.
Ihre Taktik dem Doktor gegenüber war eine total
andere, als diejenige, welche ſie Chriſtoph Sander
hatte zu teil werden laſſen. Dort hatte ſie es für
notwendig gehalten, gegen eine ſchwer zu erobernde
Feſtung Sturm zu laufen, ſie mit Ueberrumpelung
zu nehmen, und jedes Mittel ſchien ihr dazu dienlich
zu ſeinl Hier verſuchte ſie es mit der treuherzigen,
biederen Freundſchaft - ſie benahm ſich nicht wie
eine Dame, die zum erſten Male im tste-ä-tete mit
einem ihr bis dahin fremden Herrn iſt, ſie war
dem Arzt vor langen Jahren ein paar mal flüchtig
in Geſellſchaft begegnet! - ſondern gab ſich ganz
unbefangen, als Menſch zum Menſchen.
Das kann immer kommen, erwiderte ſie jetzt auf
ſeine Bemerkung. Ich ſtehe ziemlich allein - meine
Freundinnen haben ſich verheiratet oder ſind fort=
gezogen
, und meine Mutter iſt eine etwas verſchloſſene
Natur, ganz anders geartet, als ich es bin.
Der Doktor erhob ſich.
Sie haben noch mehr Patienten zu beſuchen?
Natürlich es war eine dumme Frage von mir.
Kommen Sie nur bald einmal wieder, Herr Doktor,
Sie haben dann vermutlich mehr Glück als heutel

Mehr Glückz Was ſoll das heißen?
Nun - daß Sie meinen Bruder daheim antreffen,
um deſſentwillen Sie doch hergekommen ſind!
Das ſtimmt freilich ich kam um Ihres Bruders
willen, Baroneßl Aber mit dem Glück; das ſtimmt
wieder nichtl Hab ich mich ſo benommen, als ob
ich es nicht zu würdigen wüßte, mich mit Ihnen
unterhalten zu dürfen?
O. ol Welche Ideel lachte Ada amüſiert. Sind
Sie immer ſo beſcheiden, Herr Doktor?
Gar nichtl Im Gegenteill Wiſſen Sie nicht,
in welchem Rufe ich ſtehe, Gnädigſte? In demjenigen
eines ungeleckten Bären, eines Grobtans, eines täppiſchen,
unliebenswürdigen Menſchen, der den Leuten un=
angenehme
Dinge ſagt und ſie zwingt, außer ſeinen
bitteren Medizinen noch ſeine galligen Wahrheiten
nd derben Ausſprüche niederzuſchlucken! So ſtehen
die Sachen - und das werden Sie bald genug heraus=
finden
, wenn 3 wirklich zu unſerer guten Freundſchaft
kommt. Ueber ſeinen Schatten ſpringt nun mal keiner!
Indeſſen, wer weißl Vielleicht ſind Sie, Baroneß,
die erſte junge Dame, die den berüchtigten Doktor
Flottwell nicht für ganz unverbeſſerlich hält!
Junge Damel - es kam unbefangen heraus und
klang angenehm in Adas Ohren. Noch ein Hände=
druck
, und Fräulein von Saint Croiz klingelte den
Diener herbei, damit er dem Arzt in den Pelz helfe.
Mit einem Lächeln ſah ſie hinter dem Davongehenden
her. Sie war mit ſich zufrieden.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

pel.

Sauliaeschnl.

Nummer 285.

Darmrüdter Taoblatt, Freitag. den 4. Dezember 1903.

Seile 3.

5

MKaisors Originalfüllung sind

a1SOVS Gevverle,
ſigors Wuaschembio

Genähr für gröste Sauberloit
der Flaschsnr
Gowähr für wirklich edlen
Inhalt.
Gowähr für stets gloichmägsig
abgelagerte Vars.
Gewähr für beste Bohömi.
lichkeit.
Genähr für grösste Reellitäit.
Gewähr für pünktlichste Be-
dienung
.
(149082

Karlstrasso 24.

Eiſiale
4 buisonstrasss A.

Lur

empfehle
ſämtliche Zutaten,
ganz friſch eingetroffen.
Frankonthalor Aucker
zu billigſten Preiſen.
Arhl
1
Gaiserauszug)
in Säckchen 5 unb 10 Pfd.
(20569a

ESRUATOR ATUAIO
Buch- und Kunsthandlung
5 Elisabethenstr. 5.
5 Elisabethenstr. 5.
Darmstadt
Folephon 220.
Telephon 220.

(20576a

Wintor-hartoſſoln
in ausgeſuchter, bekannt vorzüglicher
Qualitäk:
Gelbe Müuschen
6. M.
4
Ueberrh. Blauaugen
375
Blaue
Bad. Maguum bonum 3.
Die Preiſe verſtehen ſich per 50 Kilo
(20389
frei Keller.
mmx
W. Nungesser
L. Jungmann Hoſl. Hachfolgor,
Dieburgerſtraße 10.
Fernſprecher 864.

feinſt hellblanken,
ſowie

Bilderbücher Märchenbücher
Spiel-Bücher ſätsel-Bücher Mal-Bucher Puppen-Hochbücher Strummelpeter Strummelliese Max und Moritz Lies' und Lene lleys Fabeln Hinderkalender Jugendgartenlaube Backfischschriften dchenschriften lugendschriften

Ein gutes Buoh
dark auf keinem Weihnachtstische fohlen.
Hasihor.
Hatungegliehte

Hons Honane
Padhthorhe
Hteratunggshihte.

Holtgosohishte.
Länder. nölerhunde
Honographisn
Biographish

Handatlanton

Sagenbücher
Maturgeschichten
Reise-Erlebnisse

lriegsgeschichten

Tochnil
Hunstgnahe
Jagd und 50
Anstkggshich

Edglohon

Mirkliche Bücherfreunde
nollon unseren roich illnstrierten Weihnachtskatalog verlangen.
Ansieltsondungon norden hereituilligt gonacht.

Als besondore Spezialität:
Bildor, Bücher und Jugendschrikton,
welche der Bestrebung Rechnung tragen:
Die Kunst im Leben des Hindes.

Flottenbücher

Histor. Erzählungen

Robinsonaden

Gute Hamerad

Das Mränzchen

Mädchenbuch

Anabenbuch

Junge Mädchen

Hinderlust

Neue Universum

Weltpanorama
Jöchter-Album

Danpf. Moſininaltran
von erſter Zirma in Bergen
Norwegen) direkt bezogen, in
Flaſchen und loſe gewogen, billigſt.
GobrüderVierheller
14 Schuſtergaſſe 14
Telephon Z20b. (957oa

Ausverkaus

Fichtenzapfen,
per Hektoliter 35 Pfg.
bei 10 Hektoliter 30 Pfg.,
Brenntannäpfel,
per Hektoliter 60 Pfg.,
bei 10 Hektoliter 55 3559.,
nhtr af vorhrthe Bhelng lai ino
S (20161a
Haus.
Comrad Appel,
Telephon 91. Bismaräflr. 61.

Hinderkleidehen
gegen Aufgabe dieses Artikels.
Hermann Verger,
10 Ernst=Luduigstrasse 10,
Ecke Marktpassage. ſ20392a

Spenlalmarke por Stlck 6 Pfe, 100 Stück Mr. 550.

L. F. Ohnacker, Darmstadt, Ludnigstrasse !

C6876)

part jede Hausfrau an einem Pfund

Woboé

wenn Sie zu ihrem Kopfekt= und
Kuchenbacken ſowie für ſämlliche
Küchenzwecke
A. Maul'e
Hargarine u. Pſlanzenbniior
verwendet.
(200112
gpegialgesehüni
5 Seustergasse5
hinter dem Rathaus.

mich für Weihnachten im
GrAnſertigen von Wöiſhe.
Pantratiusſtr. 37. Manſ. (18041dk

[ ][  ][ ]

Eend5

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Dezemver 1003.

Nannthier:

Främiirt auf 24 Well- und Industrie- Ausstollungen.

Hofleferant Selnor Hajestät des Ralsors und Könlgs Wihelm II.
am Rathhaus in RREIEEERG am Niederrhein
Mankr. Oegründet 1846.
Oegründet Ws. Pavhin.
Anerkahrt bester Bitterlikör)
Aromatisch wohlschmeckend ein ebenso angenehmes wie wohlthnendes Getränk. Auf der Reiso,
im Hanöver, auf der Jagd besonders zu empfehlen. Bei Hagenverstimmungen, Verdauungs-
störungen
, Appetitlosigksit ete. von vorzüglichster Wirkung. Ein Theelöſſel Underborg= Boone-
kamp
in einem Glase Aucker- oder Selterowaoser giobt eine durststillende vortreſliche Lmonade.
Unentbehrlich für jede Taxilie:
Kan vorlange ansdrüalich. Wmdervorg-Roonohamp.

(20194a
Alle

BdCKUi-44b
in bekannter Güte und zu
billigſten Preiſen bei:
Pr.Beokenhaub
Drogerie z. roton Kreuz
Ecke Schul- u. Kirchstrasso.
Drogerie
C. Watzinger
Wilhelminenstr. II.

GäbrtuArel
mit Wohnhaus, noch nicht lange er=
aut
, in herrlichſter Lage bei Nieder=
Ramſtadt. Das Objekt eignet ſich auch
für jeden Unternehmer und iſt unter
günſtigen Bedingungen ſofort zu ver=
kaufen
. - Offerten unter C. 40 an
ie Exped. d. Bl.
E18o04mdk

G=
6

türiger Kleiderſchrank zu verkaufen.
Schießhausſtraße 11.
(18958dk

Ein nur wenige Monate gebrauchter
Bausrbrandoſen

(Amerikaner) u. ein Badeoſon M
ſtehen zum Verkauf.
Hochſtraße 68 parterre. E18617dk

ulldogge (Hündin, raſſerein) zu ver=
kaufen
. Ballonplatz 7 Vorderhaus,

2. Stock.

E18938dt,

E Eköushhkbh

Elisabothenstrasse 6.
im Abonnemeut 10 Karten M. 10.-

Döors-CouporsJ.I50

90
(19332a

Ein Bücherſchrank, 2 große
4 Linoleumvorlagen, 2 Eichen=
4 holzſeſſel mit Kameltaſchen,
1 Eichenholzſtegtiſch, 1 Diwan
(faſt neu) wegzugshalber billig
abzugeben. Anzuſehen bei
L. Müller, Möbelfabrik,
20781⁄s Karlſtraße 47.

[ ][  ][ ]

1. Veilage zum Darmſtädter Tagblatt.
8

N 285.

Freitag, den 4. Dezember.

1903.

Reichhaltige Auswahl in allon Prois-
lagen
bicton

Weinhandlung Wleber,
GöG UIuUm
Malhildenplatz 18. (C5s3s5

UMMulsées Gohſuahemtsseobaohhhl
fr Herren und Mnaben
sind Capos und Gehpelerinen
aus wasserdichten Loden,
(2079ba
für Herren von 8.50 llk. an, kür lnaben von Z. 25 ll. an.
Mnaben-Anzüge und-Paletots von 2.75 Mll. an.
Lirka 1500 Mnaben-Lelbhosen von 65 Pig. an.
E Umtausch auch nach Woihnachton gerkattet. Pl
Harkt, Hofapotheke,
EvAuRGII OOISIOL, gegenüer dem Sehloss.
Biolſeillndhten ist das Geolä onntags r.mongons I Ohr bis abende O Ohr goiſſiot.

Herzm.
Heimmüller,
Schulstrasso l. am Ludnigsplath.
empfiehlt als
Prakrtische
Woihnachts-Geschonko

Gummi=Schuhe.
Gummi=Spielwaren:
Puppon, Vioro, Soldaton, Bällo.
Gummi=Mäntel.

Wring=Maſchinen.
Gummi-Tiſchdecken, Wandſchoner,
Gummi-Badewannen, Wärmflaſchen,
Gummi-Kragen, Manſchetten,
Gummi- und Lederſchürzen für Küche
und Hausgebrauch, ſowie
(20418a
für Kinder,
Gummi-Turnſchuhe.

101VUol.

16242a) feinſtes Fabrikat
per Paar 35 Pfo.
Pr. Kollerlinsen
per Pfund 24 Pfo.
Georg Ludw. Kriock
¾ hbeinstrasse I7. - Fernspr. 779.

Proiburgor 1000.
Liehung: 9.-12. Vezember.
auptgonim M. 100000

bar ohne Abuug.
088 Mk. 330 PPorto u. Liste 20 Pfe
(20533a
orsendet
L. F. Ghunahior,
Lotteriebank G. m. b. H., Darmstadt.

Ml. 5.50, 580. 42d. 450 und beſſere
GEESCutTAuuo
in hochfeiner Ausführung.
Adam WormOt, Schloſſerei
48989
Große Ochſengaſſe 12.

Gutes Fianino

aus renom. Fabrik, noch neu, ſehr
ſchöner Ton und moderne Ausſtattung,
iſt mit Garantieſchein billig zu verkau=
ſen
. - Schrifll. Anfragen unter 0. 9
an die Expedition.
(20594a
nalurrein.
RhoinWein, ſelbſtgekeltert.
pro Liter 50 und 60 Pfg., ab hier in
Fäßchen von 30 Liter an. Karl Huff,
Weinbergbeſ. Alzey (heinh) (20415a

Veinigen, Bügeln, Ausbeſſ. a. Herrn=
4 kleider billigſt. Näh. Exp. C18944dk

Hoizt.

hhöilischo Brallkalll.

Gelegehheikskauf!
Grosses, schönes Wohnhaus mit Garten,
in beſter Lage, Halteſtelle der elektr. Bahn, auch geeignet für feine Reſtaurat.,
Hotel garni, Studentenwohnungen, iſt beſond. Umſtände halber bedeutend
unter dem Taxwert zu verkaufen.- Günſtige Zahlungsbedingungen. G18979dko
Reflektauten wollen ſich unter 0. 67 an die Exped. d. Bl. wenden.

Bester,
Billigater
Reinlichater
Aimmer. u. Küchenbrand.
Unentbehrlich
kür Bäckereien, Metagereien eto.
Erhältlich
in allen Kohlenhandlungen.

[ ][  ][ ]

Geite C.

Darmſtüdter Tagblatt, Freitag. den 4. Dezember 1903.

Aummer 285.

Mohnunhen.

Aliceſtraße5
(gegenüber dem Herrngarten),
Beletage, eine elegante Wohnung, be=
ſtehend
aus 6 Zimmern nebſt reichlichem
Zubehör, Vorgarten, elektr. Licht und
Gas per ſogleich zu vermieten.
Täglich einzuſehen. Näheres in
(15360om
2. Stock

14171omt) Mauerſtraße 10 erſte:
Stock Fünfzimmerwohnung neu herge=
richtet
ſofort zu vermieten.
Ecke der Riedesel- und
Heidelbergerstrasse 9
iſt eine geräumige, elegante 5=Zimmer=
Wohuung per ſofort zu vermieten.
Preis 1000 Mk. Näheres bei Herrn
Rathgeber, Marienplatz 1I. (16135t
Dismarckſtraße 83
geräumige 5=Zimmerwohnung mit allem
Zubehör event. 7 Zimmer ſofort zu ver=
mieten
. Näheres im 2. Stock morgens
von 8-10 und nachm. von 1-2 Uhr
Kirchſtr. 4 Seifenladen. (20616ik

1980514) Gäyunnenſtraße ?2-3
zunächſt der Frankfurterſtraße
drei K=Zimmeripohuungen
mit allem Zubehör ſofort zu vermieten.
Näheres Eberſtadt, Seeheimerſtr. 22.

11808t) Frankfurterſtr. 24, part.,

Stakhum

D

eventl. für 2 Pferde, nebſt Burſchenſtube
u. Heuboden, evtl. auch Remiſe, per ſof.

15664t) 3=Zimmerrohnungen nebſt
Zubehör zu verm. Näheres Junere
Ringſtraße 37, part.
156111) Roſdörferſtraße 44 drei
Drei=Zimmerwohnungen zu vermieten.
Näh. parterre.
171024) Wendelſtadtſtr. 56, eine
3=Zimmerwohnung mit Gas per ſofort.
B17588mk) Karlſtraße 54, Seitenb.,
3 Zimmer, Küche und Speiſekammer.
B. u. K., per ſofort zu verm.
18793t) Beſſungerſtr. 99 ſchöne
3= und 2=Zimmerwohnungen ſofort zu
vermieten. Näheres Nr. 97 part.
B205650k) Manſarde 3 Zimmer,
und Küche mit allem Zubehör ſofort
billig zu vermieten. Näh. Gg. Müller,
Sandbergſtraße 4.

Wienerſtraße 55
Seitenbau, eine 2= ev. 3=Zimmerwohn.
per ſofort. Näh. Vorderh. prt. (195811
B19864mk) Larlſtr. 54, Vorderhs.
Manſarde, 2 Zimmer u. Küche z. verm

198311) Aoſedürferſtraße 40 ein
ſchönes helles Manſardenzimmer an eine
Perſon per 15. Dezember.
118998) Gartenſtraße 18 unmöbl.
Zimmer zu verm.

19128t) Müllerſtraße 14, eine
Manſarde an ruhige Leute zu verm.
519010fs1) Vier kleine Wohnungen
mit Gartenanteil ſofort und billig zu
verm. Näheres Hohlerweg 11.

12655ik) Woogsplatz 12. 1. St.,
2 ſchön möbl. Zimmer, Wohn=u. Schlaf=
zimmer
, in freier, ruhiger Lage, Nähe
der Gymnaſien, per ſogleich an ge=
ſetzten
Herrn zu vermieten.
B18207ik) Karlſtraße 61 möbliertes
Zimmer mit oder ohne Penſion billig
per ſofort zu beziehen.
18189t) Schießehausſtr. 14, 1 Stiege
hoch, ſchön möbl. Zimmer an einen an=
ſtändigen
Herrn zu verm.
18515t) Heinrichſtr. 92 parterre
zwei fein möbl. Zimmer ſofort.
185144) Heinrichſtr. 21. nächſt d.
Karlſtraße, ſchön möbl. Wohn= und
Schlafzimmer an ruhigen Herrn zu verm.
J0o000000oooooLaoooooooooe
= 18953t) Schön möbl. Zimmer 8
g ſofort zu verm. Näh. Junere
8 Ningſtraße 133, 2. St.
GCsoaaneJeroaaonaaaaooooooeo
19100t) Saalbauſtr. 17, 1. Stock,
gut möbl. Zim. mit od. ohne Penſion.
20117t) Schuchardſtr. 11 III. Stock
freundlich möbliertes Zimmer mit ſepar.
Eingang ſofort zu vermieten.
20490t) Zwei ſchön möbl. Zimmer
(Wohn= u. Schlafzim.) Verſetzungshalber
per ſofort zu verm. Näh. Waldſtr. 18I.
20509t) Landwehrſtr. 2 ſchönmbl.
Zimmer mit oder ohne Penſion zu vm.
118860imak) Stiftftraße 41 Htbau,
freundlich möbl. Zimmer an ein. Arbeiter.
r18903mdk) Kahleriſtr. 43, 1. St.
möbl. Zimmer mit ſep. Eingang ſofort.
5189590ks) Fuhrmannſtraße 12
1. Etage ſchön möbl. Zimmer an anſt.
Herrn oder Fräulein ſofort zu verm.
518947aks) Jreneſtr. 21 kann ein
ſanſtändiger Arbeiter Koſt u. Wohn. erh.
20754t) Grafenſtraße 32 1. St.,
freundl. möbliertes Wohn= und Schlaf=
zimmer
, an 1 oder 2 Herren, per
16. Dezember zu vermieten.
118986k8) Schützenſtraße 8 Hths.
1 Treppe rechts, einfach möbl. Zimmer.
20807m8) Noſedörferſtr. 65, 2. St.
links, hübſch möbl. Wohn= und Schlaf=
zimmer
ſofort event. auch einzeln.
518999) Gartenſtraße 18 möbl.
zimmer ſofort zu verm.
518996f0) Frankfurterſtr. 32 I
gut möbl. Zimmer mit od. ohne Penſ.
118991k8) Seeſtraße 5, 3. St. M3
(Orangerie=Allee) 2 ſchön möbl. Zimmer
mit ſep. Eingang und Balkon, Schreib=
tiſch
, per 1. Januar zu verm.

Wicse Woche,
Fortsotzung des Lusvorkauſs von

beſtehend in:
Geſdensammet, Famme, Volvet,
SChvarzen, Comleurtem M. hell-
ſarbigem
Soidemstoſten, Wasch-
Sofde, wollemom Wluscustoſten
joder Art, Waschstoſſen, (2o221
Wamzvohl-Nlamehten ete.
Fabelhakt billige Preise.
Barzablung.
WilbSlm f-anz, Judwiggplatn.

Blaustirn- Amanone

19002

Liædannlotaah

in lebhafter Geſchäftslage per ſofort zu
vermiet. Zu erfr. in der Exp. (17299t

8384ik)
In dem Schulhauſe in der
Beſſungerſtraße iſt der dem Kirchenauf=
gang
auf der Weſtſeite gegenüberliegende,
von außen zugängliche Keller alsbald zu
vermieten. Nähere Auskunft wird im
Stadthaus, Zimmer 20, erteilt.

fingerzahm, gibt Pfötchen, läßt Köpfchen
grauen, ſpricht 20 Worte in Sätzen,
1. 2. 3 Hurrahl Vabett koch Kaffee!
Komm, meine gute Loral Singt, lacht
und weint, zu verkaufen. Spottpreis:
45 Mk. Eliſabethenſtr. 39 Wirtſchaft.
Für Bäckereien
empfehle
Kuchenbleche,
fertig. von geſpanntem Holzkohlenblech
per Pfd. 18 Pfg.,
Wickelweckformen,
Bunbforuen,
Danpfundelformen
zu billigſten Preiſen.
AGoA SA8L,
Schloſſerei, (18987
5 Varmſtadt. 12 große Ochſengaſſe 12.
Guterhaltener
Gagbzdcoſen

zu Laufen geſucht.
Offerten mit Preis unter O 77 an
die Expedition d. Bl.
[x19021580
ebrauchtes Fahrrad billig zu ver=
G kaufen. Anzuſehon 6-8 abends.
Vankratiusſtr. 58, Manſ. (519008

[99650

3
29
Gologonhollskauf
in Damonstrümpfon.
Wegen Aufgabe des Artikels werden sämtliche
Damenstrümpfe, Sommer= und Winterware, nur gute
Qualitäten, mit 25⁄₁₀ Nachlaß ausverkauft.
V. MaurOT,
Wilhelminenſtraße 7. (20593ikm
G09

Ein in der Wilhelminenſtraße, feinſte Geſchäftslage, gelegenes
großes 3½=ſtöckiges 6=Zimmerhaus mit 2 Läden iſt unter ange=
nehmen
Bedingungen zu verkaufen.
Alleinige Auskunft im Immobiliengeſchäft von
Heh. Castritius,
199333)
38 Kahlertſtraße 38.

[ ][  ][ ]

er. 285.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Degember 1903.

Seite 3.

Vermiſchtes.
4 Amerikauiſche Herrenmoden. Es iſt bekannt,
daß die eleganten Amerikaner mit einer Doſis mit=
leidiger
Teilnahme auf die äußere Ausſtattung unſerer
Herrenwelt blicken, wie wir ſie ungefähr für die
Toilette der Buſchmänner oder der Kongo=Reger em=
pfinden
! Das Kleider= und Wäſchebudget eines mit
der Mode eilenden New=Yorker Elegants könnte ob
ſeiner ſtattlichen Ziffern manche ſchwache Frau demo=
raliſieren
; wir wollen deshalb, ſchreibt die N. Fr.
Pr." keine Zahlen nennen und nur berichten, was
uns Amerika an neueſten Herrenmoden eben herüber=
ſendet
- denn daß man in dieſer Domäne mit den
Gewaltigen drüben' nun rechnen müſſe, verhehlen
ſich ſelbſt die konſervatioſten europäiſchen Schneider,
Hutmacher und Hemdenlieferanten nicht mehr. Die
zuletzt Genannten ſind es, die ebenſo von jenſeits des
großen Waſſers eine Lektion bekommen. Seit Jahr
und Tag brachten ſie ihren Kunden weiße oder bunte
Hemden mit weißen oder bunten Kragen und Man=
ſchetten
- wo blieb der ſchaffende Geiſt? Da kam
die kühne neuere Welt und ſchuf weiße, mit bunten
Blumengirlanden geſtickte Manſchetten, die mit dem
Dichter himmliſche Roſen ins irdiſche Geſchäftsleben
flechten. Junge Amerikaner tragen auch Pelzgilets
und zwar folgt hier die Mode für Herren jener, die
die Damen beſchert, auf dem Fuße. Herrengilets
aus Perſianerfell oder Breitſchwanz, mit Emailknöpfen
(dieſe mußte man, weil ſie antik ſein ſollen, doch
aus dem veralteten Curopa beziehen) ſind kaum
weniger beliebt als naturfarbige Biberweſten mit
Türkiſenverſchluß oder Hermelingilets, die durch
Achatkugeln zuſammengehalten werden. Aber die
idealſten aller Gilets liefert momentan der Maulwurf.
Vierundzwanzig Auserleſene ſeines Namens müſſen
ſich zuſammentun, um eine Weſte von normalen
Dimenſionen zu formen - ziſelierte Goldknöpfe mit
ſchwarzgrauen Feldern aus Baum=Achat zieren ſie.
Mit den ſchnellſten Amerikadampfern kamen die
Maulwurfsgilets über den Ozean, gefolgt von den
übrigen Fellkollegen - wenn es im kommenden
Winter mehr Europäern als ſonſt warm ums Herz
wird, ſind nebſt den Reizen unſerer Damen auch die
amerikaniſchen Pelzgilets daran ſchuld. Die armen
Maulwürfe! Nun ſtellen ihnen auch noch die Herren
der Schöpfung nach. Wie viele werden ſich vor
dieſer Modeverfolgung durch beide Geſchlechter retten ?
Eine Kriſis auf dem Haarmarkt. Seit
einiger Zeit herrſcht auf dem Haarmarkt eine

Teuerung in blondem Haar: die nach der Ausſage
eines großen Londoner Friſeurs folgende Urſachen
hat. Der Preis iſt in den letzten Jahren um 300
Prozent geſtiogen. Die Bauern der nordeuropüiſchen
Länder ſind keineswegs mehr ſo arm, wie noch vor
wenigen Jahren; es iſt ſo ſchwer für uns, blondes
Haar für unſere Kundinnen zu finden. Als die
Bauern Geld brauchten, gaben ſie gern ihr Haar für
einen guten Preis, jetzt können wir es um keinen
Preis in der gewünſchten Menge bekommen. Wenn
Schweden, Norwegen, Deutſchland und Frankreich
aus der Liſte ausſcheiden, ſind wir faſt ganz von
den ſüdlichen Ländern abhängig, und dort gibt es
kaum helles Haar, weder blondes noch braunes.
Uns ſtehen jetzt tatſächlich nur Italien, Spanien und
Rußland offen, alles Länder mit dunkelhaarigen
Schönen, und ſelbſt dieſe wollen ihr Haar nicht
mehr unter der Schere fallen ſehen. Die Nachfrage
nach blondem Haar iſt dabei in den letzten zwei
Jahren größer als je. Das erklärt ſich durch die
herrſchende Mode, die den Gebrauch vieler falſcher
Locken, Puffen und Knoten erfordert. Früher trug
eine Frau nur falſches Haar, wenn ihr eigenes zu
dünn war, und ſorgſam verhehlte ſie allen Bekannten
die Täuſchung. Jetzt hält ſich keine Frau für gut
friſiert, wenn ſie nicht wenigſtens ein falſches Stück
trägt; jedenfalls iſt das in Amerika der Fall. Das
bedeutet keineswegs, daß ſie nicht genug eigenes Haar
hat, aber eine Friſur hat ohne dieſes Zubehör nicht
die richtige Wirkung. Sehr ſtarkes Haar läßt ſich
am ſchwerſten und ſchlechteſten friſieren, und man
erreicht nur ein gutes Ausſehen, wenn man Locken
und falſche Stücke zur Hilfe nimmt, die leicht an=
gemacht
werden und ſehr natürlich wirken. Früher
bekamen wir aus der Normandie und Bretagne und
den benachbarten Ländern die ungewöhnlichſten
Schattierungen und feinſten Haare. Jetzt ſieht es
damit ſehr bedenklich aus, denn der Vorrat nimmt
ſchnell und ſtändig ab. Alle Schattierungen zu be=
kommen
, iſt ſehr ſchwer; die hellſten ſind natürlich
die ſeltenſten. Dazu halten die Frauen ihr Haar
jetzt ſo gut, daß immer nur das beſte auf dem Markte
dazu paßt.-
Literariſches.
Im Verlage von Hermann Seemann Nachfolger
ſind folgende neue Gedichtſammlungen,: Er=
zählungswerkeund
künſtleriſche Schriften
erſchienen: Maria, Traum einer Liebe eine
reizvolle Gedichtſammlung von Hanns Holz=
ſchuher
, der als Führer der Münchener Künſtler=

Vereinigung Sturm= und als einer der elf Scharf=
richter
: in weikeren Kreiſen wohlbekannt iſt. Preis M. 2.
Die weit über das Mittelmaß hinausragenden Gedichte
ſtellen eine Liebesbeichte dar, die aus vollſtem Herzen
kommt, und die neben der ſüddeutſchen Friſche und
Innigkeit namentlich durch einen ungemein zärtlichen
und muſikaliſchen Ton wunderbar intime Wirkungen er=
zielt
. Eine Gedichtſammlung des in kleinen Kreiſen
hochgeſchätzten Wilhelm v. Scholz, betitelt Der
Spiegel; MM. 250, birgt wirklich Schätze und Perlen
lyriſcher, eviſcher und dramatiſcher Verskunſt. Ein ein=
dringlich
Suchender, eigen Bildender ſpricht aus allem.
Aus ſorgfältigſt auf das Charakteriſtiſche hin aus=
geleſenen
Worten und Bildchen wachſen prachtvolle und
ſeltſam lebendige Geſamtbilder, die eine Welt wunder=
barer
Dinge und mächtiger Geſtalten aufſchließen. Am
deutlichſten wird das alles, wo ſich der Dichter, wie i=
den
Königsmärchen;, frei erfindend Aufgaben einer
prunkvollen Höhen= und Herrenkunſt ſtellt. Mimikry
heißt nach dem bekannten von Darwin geſchaffenei
Stichwort der neue Roman der bekannten Maͤria
Janitſchek. MM. 250. Die Dichterin läßt ſatiriſche
Streiflichter aufblitzen, die ihre Darſtellung einer ver=
derbten
Geſellſchaft ins rechte Licht rücken. Der junge
Mann. dem die ältere Frau ihre Liebe entgegenbringt,
rafft ſich im letzten Augenblick noch auf und geht einem
reinen Glück entgegen. Die Perſonen ſind glänzend
charakteriſiert, die Handlung ſpannend und ſtraff geführt,
die Beobachtungen treu und treffend wiedergegeben.-
Wiedie HeimatLirbti von Fritz Skowron=
nek
. Preis Mk. 4.) Fritz Skowronnek iſt als ein Er=
zählungskünſtler
allererſten Ranges bekannt, als ein
Dichter, der es verſteht, mit den kleinſten, unſcheinbarſten
Mitteln große Wirkungen zu erzielen. Hier ſtellt er
wiederum ein Stück echte Heimatskunſt dar, die zu den
Höhen des Allgemein=Menſchlichen erhoben iſt. Er lätzt
dem Leſer das herrliche, weltabgelegene Maſuren auf=
tauchen
mit ſeinen Seen und Wäldern, den weiten For=
ſten
, ſeinen Dörfern und Kleinſtädten, mit ſeinem
knorrigen Bauernvolk und ſeinem polniſchen Miſchmaſch.
Alles iſt plaſtiſch geſehen und lebendig zur Anſchauung
gebracht. alles atmet eine würdige Kraft, eine glückliche
Geſundheit und eine ſichere, große Lebensauffaſſung.-
Zur Philoſophie der neuen Frauentracht
hat Dr. med. Adolf Thiele ein mit Bildern und
Zeichnungen vom Kunſtmaler Fidus geſchmücktes Werk
veröffentlicht. (Preis Mk. 1.-). Die neue Frauentracht
iſt auf dem Vormarſchl Das beweiſt die feinſinnige
Schrift von Adolf Thiele, in der eine tiefeindringende
Zuſammenfaſſung der Kulturgeſchichte der Frauenkleidung
gegeben wird. Sehr intereſſant plaudert Thiele über die
Erziehung der modernen Frau zum zweckmäßigſten Kleid.
- Das Moderne in Kunſt und Kunſtge=
werbe
hat ſich Dr. Heinrich Pudor in einer kleinen
Reihe kunſtkritiſcher Schriften zum Vorwurf genommen,
deren erſte unter dem Titel Sezeſſionsſtil und modernes
Kunſtgewerbe PPreis Mk. 1.-) das Sezeſſioniſtiſche in
der modernen Kunſtübung aufſpürt und auf ſeine Quali=
täten
hin eingehend ſchildert. Dr. Pudor fordert ein er=
neutes
Betonen des praktiſchen Formenprinzipes für das
Kunſtgewerbe, deſſen Beſtreben es iſt, Gebrauchsgegen=
ſtände
zu ſchaffen.

Renheiten!
ö ⁄₈0l0o oo=
HöbGP0
von 90 Pf., 1,20, 150-10 M
Chr. Stier Nashflor.,
Zuh. Frils Fratsohner,

10 lahro
schriftlicke Carantio.

EAUIAU66

Franko- Lioſerung-
lunerhalb
Dentsehlands.

46 Stiftſtraße 46. (18989

GEASIN

GVI GU

Pferdeverkauf!
Ein ſehr brauchbares Pferd, ſowohl
zum Reiten, wie auch für leichtes Fuhr=
werk
geeignet, zu verkaufen. Näheres
Mühlſtraße 44 beim Portier. C20786ks0
(Dür abgelegte, noch gute Herren= und
2ß Damenkleider, Schuhe, Stiefel,
Wäſche ꝛc. zahle ich die beſten Preiſe.
Jeden Mittwoch am Platz.
Offerten unter 0 70 an die Exped.
dieſes Blattes.
(20797k0
herreu=Auzüge und Aeberzieher
gut erhalten, zwei Frauenmäntel, ein
Knabenmantel, billig abzugeben. An=
zuſehen
von 11 bis 1 Uhr, (20703a
AHcestrasge 19, 2. Tr.
Hin ſaſt neues Schanfeſpferd Hol3)
2 mit Sattel und Zaum, 1 kleiner
Gasherd mit 2 Kochlöchern, 1 Schreib=
pultſtuhl
, gepolſtert, billig zu verkaufen.
Wieſenſtr. 9 im Gutenberg. (19014ks
rAirin.
Freitag, den 4. Dezember,
trifft am Marktbrunnen eine friſche
Sendung große und kleine Schellfiſche,
Kabeljau im Ausſchnitt, Breſem und
Weißſiſche ein.
[19012
Ansslell Sehulehen
u. grössere Plakate fertigt junger
Kaufmann in ſchöner Schrift billigſt.
Offerten erbeten unter 0. 74 an die
(19016
Expedition d. Bl.
6.
25000 Mork
an 2. Stelle, auf Häuſer im Zentrum
der Stadt, von pünktlichem Zinszahler, an 2. Stelle auf Häuſer von pünkt=
auf
5 Jahre zu 5 pCt. zu leihen geſucht. llichem Zinszahler zu leihen geſucht.
Offert. u. Mr0 and. Exped. (9574

Eiliale:

Groaoh. Hesa. Hofmöbelfabrik.
Lentrale:
Heldelhergerstrasse 129 und 129½.
Filliale:
Franekurt a. Main,
Rheinstrasse 39, nächst den Banhöten.
Fabrik und Lager:
Raiser=Wilhelmpassago.
Weinhergstrasse Hr. 32 und 44.
Bodentendstes u. grösstos Finriohlungshaus
G
Mittel- und Süddentschlando.
Ausstehung von Wohnungs-Einriehtungen.
Ca. 160 Aimmereinrichtungen vorrätig,
in Ausführung und Preislagen ſolgende Gruppen umkassend:
in niedriger Proislage, unter vielem anderen als
Einfachere Einrichtungen sperialitat: Eichen-Speiserimmer, 1 Bükett
Smit modernen Scheiben und Beschlägen, Auszichtisch für 12 Personen,
6 Stühle, 1 Serviertisch, . 400. - Galon: Ital. Nussbaum,
modern, 1 Schrank, 1 Trumeau, 1 J0fa, 2 Fauteuils, 2 Stühle, ME. 630.
Engl. Schlafzimmer, Satin-Nussbaum, innen Eichen, zwei
Bettstellen, 2 Nachttische, 1 Waschkommode mit Toilettespiegel, 1 Spiegel-
schrauk
, . 425.
mm Gesamtpreise von Mk. 2000 bis Mk. 15000 mit
Bessere Einrichtungen harmonierenden Vorhingen und Loppichen, kracdhtrei,
somie kostenlos in der Wohnung fertig arrangiert.
kür den vorwöhntesten Geschmack, in aparten Ent-
Vornehme Finriohtungen nurten, mit allen Anbehér, der eine solche Binrichtung
1857)
T behaglich macht, zu äussorst billigen Proison.
Besiohligung erbeten. Preisaulstollungen und Höbelierungopläne kosteulos.
gonntags geöſtnet von 11- Dhr.

1GOO0 Uh

Off. unt. R 46 an die Exp. (82020.

eiht jungem, fleißigen Ge=
Wer
ſchäftsmann auf Lebensver=
ſicherungs
=Polize ſof. Mk. 500. - Hohe
Zinſen. Rückzahl. nach Uebereinkunft Of
unter 0. 56 a. d. Exp. (20750dks

Zoſort v. kindl. Ehepaar, 3-43ind.
E= Wohnung, Bad erw., Balkon od.
kl. Garten, bis 450 Mk., Nähe Frankf.=
und Kahlertſtraße. Offert. a. Dr. G.,
Hannovor, Volgersweg 1A. (20808I

[ ][  ][ ]

Gelte 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag. den 4. Dezember 1903.

Rummer 285.

in allen ordonklichen Passons in wundervollor
Auswahl

von Mla. C.50 an mit Futter
bis Mla. CD.- mit Pelz.
Hirgends billiger vie im
HOUEdudud .. 45 Sovde,
Ludwigsplatz.
(20814

OSSO18
SCIRO

aus Voxcalf. Chev.
reaux= und Kalbleder
ꝛc. werden neuerdings
hauptſächlich mit
Galop-Creme Hilo
gewichſt, denn dasſelbe
gibt, am ſchnellſten
wunderbaren Glanz.

bESGS
in jeder Preislago.
Langjährige Carantio.
Imtansch. - Leihanslall.
Ratenzahlung.
Gh. Wussh,
Hof. Instrumentenmacher
Arheilgerstrasse 9
2un. d. Techn. Hochschule.
20730a
GOEIAOI

Friſche große
Aordſee=Schellfiſche
per Pſd. 46 Pfa., pfündige 38 Pfg.
GTatSGAOAs0n8
per Pſd. 22 Pfg., ½pfünd. 26 Pfg.,
Habelhau,
ohne Kopf, im ganzen, per Pfd. 28 Pfg.
Rolzungon
feinſte große, per Pſd. 48 Pfg.

Feinſte, friſche, ſüße
EöchalämgO,
per Stück 6, 3 u. 8 Pfg.
Friſche, ſcharfe
Wünclaläuge
per Stück 3 Pfg.
Friſche, geräucherte
Schollfscho
per Pſund 40 Pſo.
In
Seelaché giüchen
geräuchert, per Pfund 50 Pſg.
la. holl. Vollhoringo
Stück 5 Pfg., 10 Stück 45 Pfg.
Poinste frische Gprotton
¹⁄ Pſund 20 Pfg

empfiehlt

(20691

GNO

14a

Ecke Hügel= und Larlſtraße. Teleßhon 1132.

empfiehlt in bekannt vorzüglicher
Qualität, (20791

u8VIII. RGIII, Hol
achfolger Hans Hüller,
Schulstrange 4.

Geſpieltes, noch ſehr gut erhaltenes
. Cchourzes Pinino
mit vollem kräftigem Ton, ſehr
gediegenes Fabrikat, preiswert zu
verkaufen. Als praktiſches Weih=
nachtsgeſchenk
ſehr gut ſich cign.
Gefl. Anfragen unter 0 62 ver=
mittelt
die Exped. d. Bl. (20763tomk

Mühlſtraße 5. Telephon 881,
gai- Schöner Saal vrx
für 70 Perſonen, ſowie kleinerer für
40 Perſonen, noch einige Tage in
der Woche frei.
(20198a

1
2
6 G
2
5
50
5
G
5
5

O.

5
28

9.ſo.ſ. u. ſ. vecemder 17903
Tiehung zu freinury 1 8. nodo looe 32 6rasst
T ralhurger GGlLGI6II Nzur Miederherstellung des Münsters zu Frelburg. Porto und Liate
Loss . B.30 2 pe. eitrn. 12184 Geldgewinno, ohne Abrug:
BDDON
Naupd
Leuinn ob.
EUbU5N laupk.
Corlnn M
40OUU 5. Naugt.
oirno M
CU56 2. Ravot-
Cauinn ok
GESA5U

64 1, 5000, 5000 S. 2 3000 C000 O. 2 2000= 4000 8 5 1O00 5000 20 500=10000 200 1O0=A0000 8 200 50=10000 1000 B0=O0000
2000 10,20000 B=52500
8750 Freiburger Lose versendet: haugt=Oohit 4fl. Müllar a lo. Oarmstadt. Rheinstraase 14.

Joseph U Stake
ſrossh. hess. hofliekerant.
In den vergrösserten Geschältsräumen
Ludwigstrasse 15. Vorderhaus, l. Etage
Jusstelung
moderner textler Nrtliel nach Entwürten
von Prol. J. M. Olbrleh.
Dieselbe umlasst:
Elsehxeuge. Eischdecken. Cee- u. Rallee=
gedeche
, Garten=Elschdecken. handtücher.
Wschtücher. Staubtücher. Badewäsehe,
Badetücher. Beiidecken. Leidendecken.
Diwandecken. Relsedecken. Garainen ete.
Das Geschätt lst von 1 bls 2½ Uhr
geschlossen. (20535
Weihnachtogeſcheuk
für Kuaben!
Aeußerſt maſſiv gebaute

II8

mit 3 Wagen und ungefähr
10 e Schienen, alles in gutem
Zuſtande, für 16 M. zu verkfn.
Näheres Blumenthalſtraße 41,
(2057Zimdk
1. Stock.

S0obellager -TrIo6s
nono Hiesstrasse 43.
Feine kompletten Vetten. ſowie ver=
ſchiedene
Sofas, werden beſonders
billig abgegeben. (2074a
Vertikos ſchon von 36 Mk. an.
Asdauvaht
im Faß per Liter zu 50, 55, 60,
70, 25 Pfeunig und mehr, oder in
Flaſchen in jeder gewünſchten Anzahl,
laut Preisliſte,
empfiehlt in anerkannt ſehr preiswerten.
vorzüglichen Qualitäten
Garl Walzl
Weingroßhandlung und Weinbergbeſitzet,
Obere Schützenstrasse 18.
Tolophon 942. (20796
Proben und Preisliſten ſtehen gratis
und fraiko zu Dienſten.
Rusſh. Judomat.
Wegen Aufgabe des Geſchäfts ver=
kauſe
meinen Muſik=Automat (neu 800 M.)
für nur 500 Mark gegen Kaſſe.
Markvs Schüfer,
Gernsheim a. Rh. ſor7stom
Wäſche zum Waſchen
wird angenommen.
(18937dk
Wäſcherei Steiger, Gräfenhauſen.
Sch empfehle mich in ſämtlichen Re=
29 paraturen von Oeſen u. Herden
ſowie Ausputzen.
(20631a
H. Blumenſchein, Landwehrſtr. 43.
Privalsohlashten,
auch für Wirte, wird angenommen.
Zu erfragen Mathildenſtr. Nr. 9
(20632a
parterre.
FI
kiites
ä
5Wine Engländerin (aus London)
Le wünſcht Erwachſenen
A, engl. Kouverſationsunterricht
zu geben. Näheres
Hiss H. H. Gill,
17680a)
Steinſtraße 8. II.
W,

Gn der Loshschule
von Frau A. KLEIP,
Markt 2, Eingang Passage,
können wieder einige junge Mädcher
eintreten. Billige Preise. Vorzügliche
Empfehlungen. - Hitbagstisch 65Pf.,
auch über die Strasse.
(207900
Wor Grlöilt iſaliſon. Intornishl!
Offerten mit Angabe der Beding. und
d. Heimatsortes d. Lehrenden unter
0 44 an die Exvedition. (189l4mk

[ ][  ][ ]

D. Beilage zum Darmſtädter Tagblatt.

Ns 285.

Freitag, den 4. Degember.

1903.

Voranschlüge
und Vorlegen der
konpletten Follektion
ohne jede
Verbindlichkeit.
holleſerant der wöld
von
Russland und Hesen.

Hoſmnsbolſabv ik und Kunstgonorblichos

WARUSTAOT
5 25 Wilhelminenstrasse 25. .

vei Entnahme
ganzer Ausslallungen
vollständig
franko Lieferung
durch ganz Deutschland.
Iollolerant der löte
von
Rolland u. Roburg=Colla.

Ex- Urossartige Ausstollung komplalk eingerichketer Innenräume

in Fedem Genre und in Jeder TPreislage.

8102

Gonoral VerFotor der Röhol Pabrikale von Gebr. Weber in Slullgarl.
Dor groso Frſolg, don sich obige Möbelſubriſkato durch ihre solide und hochkeino Ansſulirung
in ganz Europa orworhen habon, ist oin unbestritloner, und bin ich durch dio Gbornahme des
Gonoral-Vortriebes im Stando, boi der hochſoinston Ansſührung und untor vollor Carautio
aussergewöhnlich billige Freiso zu stellen.

AOhaAEmtzAsten
mit doppeltem Boden, ſein lackiert, Stück Ml. 100, 120. 1.40, 1.60,
1.80, 2.00, ſowie beſtgefertigte und Handarbeit
E Stocheisen und Kohlenlöffel. Wy
Adllann Wermot,
Eiſenhandlung u. Schloſſerel. - Große Ochſengaſſe 12. 18985

Moviz fandahh
Malhildenplatz I.
Aloechlys Honsum- Geschüll
Karlſtraße 74½.
WéixzatlicAie,

Gbll= und Gemüſe Houſerven
auerkaunt ſeinſte Fabrikate
Bei Abnahme von 15 Doſen

dieſe
Woche

Reine Extra-lage'
Meine Hxtru-Wroise'
Meine Ausvorkäuſe!
sondorn

Mnduuernl gellen melne hllgen Prole. -
Damen-Hemden
mit Bund oder Lasge
Hh. -7. 90, 150, 2-, 3., 4.- eto.
Damen-Beimkleider
Mh. - 85, l-, 180, 250, 3- 4- eto.
Damen-Machtsachen
Ml. 125, 2.-, 3.-, 450 0to.
0000
6000
coo Winder-Wäsche o
in alleon Arton.
Chr. Stfor Nachſlgr.,
Inh.: Fritz Fratschnor,
WaStiftstrasse 46.
418988)

Fur
Gesunde u.
Kranke.

SuouS-WrOt

ſnatz-Rorntroth.

or
rwachsens
u. Kinder.

Widten zm beachten!

(20815

GGSSO

Höchst schmackhaſt, nahrhaſt, leicht verdaulich
und im KonsUm nicht teurer als anderes. Zu habon bei:
Hofieferant Stemmer Hachf. Andress, Hochstrasse 2. Reichard,
Kasinostrasse 12. Janke. Luisenplatz 7. Landau, Mathildenplatz 1.
Perlig, Karlstrasse 47. Pischer, Viktoriaplatz 6 u. anderen. (8678a
50000000ooool0oo0000000000,

Fpolburgor GoldLoso
Ziehung 9.-12. Dezbr.
090 B.50 Mark 000
empfiehlt und verſendet
(20753a
Phil. Moyor, Moichatr. 5l.
Looo0000000000o0o00000000

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Dezember 1903.

Ruvzer 285.

90000000000000;00000000000000
Hoxart-Verein.

Gamstag, den 28. November, abenda 8 Uhr,

imn Saalbam
ausgekühlrt von dem
Böhmischen Gtroichquartolt=

N000Looooooooooaooooe
100
Das beſte Zier, das in Frankfurt zum Ausſchauk gelaugt, iſt G
4
Fürstenborgbräu!
Haſelgstränk Seiner Majeslät des Haisors.
Seit einigen Tagen Anſtich des beliebten
00 EIIdl-Gieres ooo
Pürstenborg=Boch. (2osistta

ſids

Streichquartette von A. Dvorälk, as dur op. 105.
Erald Straesser, Emoll op. 12. Nr. I.
L. v. Beethoven, Bsdur op. 74.

Bosondore Sporraitze Mark 4.-
Eintrikkskarten: sporraitzo Mark 3.-, numeriorts
Saal, Estraden und Gaierien Mark 2.-, alle übrigen
Plätze Merk L. - in der Buch- und Kunsthandlung von
Müller & Rühle, Elisabethenstr. 5.
Harton für die Hitglioder dos Voroins
sind für die Eälfte der vorstshenden Preise und vogen
Vorzoigung ihrer Jahreskarten bei Herrn W. Kalbkuss,
202sömi
Narktplatz 10, erhältlich.
90000000000000L000000000000=

Ferner kommen zum Ausſchank:
Münehner Hacherbräu v. ErlangerReiſbräu
c0 Allbekaunte voraügliche Küche, Diner3 von Mk. 120 an.
August HöwN
5 Restauranl Zum Fürstenborg' (rühlor Caſs louf)
Frankiürt a. M., Zibergaſſe 8 und Börſenplatz
106
196
GQOIOOD

(2o787ts
Hesslsoher Gosthebund.
Donnerstag, den 10. Dezember, abends 8 Uhr,
in der Aula der Großh. Techuiſchen Hochlchule:
Gellenbieier i Herders 10. Joſlasiaz.
Gedüchtnisrede des Herrn Lic. Preuſchen.
Rezitation Herderſcher Dichtungen durch Herrn Prof.
Dr. Harnuck.
Eintritt für Mitglieder frei. Nichtmitglieder zahlen 30 Pfg.
Voroin für Vorbreitung von Volksbildung.
Montag, den 7. Dezember, abends 8½ Uhr,
im Haisersaal:
Wortrat,
des Herrn Staatsarchivars Dr. Dielerich dahier über:
Das Juhr 1803, ein Mendeyunkt d. Enlwichlung Heſſengs.
Der Vortrag iſt jedermann zugänglich. Eintritt 10 Pfo., wofür eine
(20583ito
Kartenſkige verabreicht wird.

Sperlalmarcke por Stück 1 Pfr, 105 flck Mr. 650.

L. F. Dhnacksor, Darmstadt. Judwiestrasso I. C68775

ſowie alle übrigen
10hlon vrohrnhtorlohien
im anerkannt vorzüglichen Cualilälen.
Wr=
Netors & Nrautwein,
Telephon 111. Nieder=Namſtädterſtraße 11. (6785.

Donnerstag, 10. Dez., abends 8 Uhr,
Kalsorsaal';
B im Saale des Reſtaurant=
Hysienischer Vorhuz
von Dr. med. Baumgarten aus Wörishofon über:
Nerveuktaft, ihre Aonutzung und ihre Wiedergewinnung=
Einkritt: Erſter Platz 1 Mk., zweiter Platz 50 Pfa. (2078gti
Karten=Vorverkauf: Arnola Vergstraessers Buchhandlung. Aheinſtraße.

Volkoverein für das kalholiſche Deulſchland.
Sonntag, 6. Dezember, abenbs 8 Uhr:
Verſammlung des Voltsvereins für das kalholiſche) Hir machen unſer Antglide auf den duch Veralaſſung ds Ou=
Deutſchland
im Konkordiaſaalet waldſtraße 33.
woyu die Mitglieder ud die es werden wollen ebenſo freundlich wie dringend im oberen Saale der Stadt Pfungſtadr ſtalfindenden
eingeladen werden.
Vortrag des herrn Handwerhskammerſehrelär Engelbaoh,
Es werden ſprechen:
über
Herr Rektor. Galleſ-Desgungen über: Die Mainzer Biſchöfe
des 19. Jahrhundertsi.
Die Burchſührung der Handwerkergeſetzgebung
Herr Stadtrechner Vohel-Dieburg über das Thema:
im Großherzogtum Heſſen
Männer ſind es, die wir brauchen.
aufmerkſam und fordern zu deſſen Beſuch dringend auf.
Die Geſchäftsleitung.
20786)
Der Vorſtand:

Metzger-Junung Darmſtadt.
gewerbevereins; heute
Freitag, den 4. Dezember, abends 8½ Uhr

Ferein ſir lungemüze Lobene und Helbeſe
Gakurheilverein) zu Darmſtadt.

Am Freitag, den 4. Dezember, abends 8½ Uhr,
wird Herr Dr. med. Dichl vom Hanalorium Stolzenberg; im
Haisersanl (Grafeuſtraße)
einen öffentlichen Vortrag halten über:
Die Fignal-Technik unleres Körperg.
ſrühe Hranlheilsgeichen als Parung beginnender hörperl. Zetrieboſtörungl.

20782)
C. Lautz.

L ooeooooooeoeosoooosoooosedodoooosooocosesgeoeooooooos
andols- h. Sprachenlohranstalt Bmil Hold

Rhoinstrasse 16
8 bietet Herren u. Damen beste Gelegonheit 2. Ausbilchung in sämt=
8 lichen kaufm. Fächern ſkaufm. Rechnen, Schreiben, Binf, dopp, amerik.
8 Buchk, Wechsellehre, Kont.-Praxis, Deutsch, franz, engl., span., ital. Horresp
Gramm, Konversh in Kursen v. 3. 4, 6 Monaten, je nach Anspr. u. Befäh.
Schüler d. Anst. sind v. oblig. Sesuche d. Fortbildungsschule,
(20609a
Rekeronzen a. 2ahlr. m. Brlolg ausgeb. Schülor.
Zu dieſem Vortrag iſt jedermann freundlich eingeladen. - Zur teilweiſen
Iu Stellen bshilklich.
Deckung der Unkoſten wird 30 Pfg. Eintrittsgeld erhoben. Uuſere Mit=
F0) Anmold. 2. Begzun d. Kurse Ant. Jan. Msgl. Frühaikig Erbeton
nlieder mit ihren Angehörigen haben freien Futritt. Anmeldungen neuer 8. Vsborsotzungon in u. aus ob. Sprachen u. Portug. finden prompte
C30bek S und gewissenh. Erled.
Mitglieder können am Saaleingang ſtattfinden.
Der Vorstand. eeeoeeceocoeoooesceeeeeooooolooooe

3 bofroit.

[ ][  ][ ]

Rummer 285.

Darmſtüdter Tagblatt, Freitag, den 4. Dezember 1903.

Selte 1I.

118572t) Tücht. Frau ſucht Waſchen/
und Putzen. Nüheres Expedition.
119027) 2 Mädchen, in Küche und
Hausarbeit bewandert, ſuch. ſof. Stelle.
Frau Frauk, Kiesſtraße 30.
419026) Saub. Mädch. ſ. Laufſtelle
oder Putzen. Soderſtr. 7, Hinths.

419017) Mädchen ſucht Beſchäftig.
von 11 Uhr ab. Kaupſtr. 9, 1. St.
519013) Frau ſucht Laufdienſt für
morg. u. mittags. Schloßgaſſe 32.

419023) Stelle ſuch.: 1 jüng. Mädch.
zum 15. Dez., mehr. Mädchen z. 1. Jan.
Stellenbur. Debus, Ballonpl. G.

418913mak) Ein verh. Mann. mit
guten Zeugniſſen verſ., ſucht Stelle als
Packer in Glas, Porzellan u. ſ. w. od.
als Hilfsarbeiter. Zu erfragen
Heinheimerſtraße 98, 1. St.

418993f80) Junger, kräftiger Burſche
mit guten Zeugniſſen ſucht Stellung als
Stallbursehe
möglichſt mit Wohnung. Derſelbe würde
eventl. auch Stelle als Hausburſche
oder dergl. annehmen.
Zu erfrag. Dreibrunnenſtr. 3, part.

119028) Verheir. Kelluer ſucht =
Samstag abends u. Sonntags Aushilfe.
Zu erfragen in der Exped.

5189420k) Suche per ſofort eine
branchekundige, tüchtige Verkäuferin.
W. Säéterlin,
Ernſt=Ludwigſtraße 11.

Verſaäimterin
zur Aushilfe bis Weihnachten geſucht.
P. Breste,
419006)
Ernſt=Ludwigsſtr. 12.

28000039a0,

4=

für feine Bindereien gegen kleine
Vergütung ſofort geſucht.
Zlumengeſchäft Rellberg
Schulstrasse C. (20776fm 8
gg0aaagaggagaaaaaagaod'

20729a) Mädchen zur Aushülfe per
ſofort geſucht. Waldſtraße 30 part.

4189760k) Köchinnen, Alleinmädch.
d. kochen können, beſſ. u. einf. Hausm.
erhalt. ſof. und ſpäter Stelle.
Frau Trabaut, Karlſtraße 60.

20817a) Anſtänd. Dienſtmädch. ſof.
geſucht.
Kahlertſtr. 21, Laden.

419025) Geſucht: 1 Mädchen in eine
Bäckerei i. d. Bergſtr., das auch den Laden
mit beſorgen kann, 1 Mädch. ſofort in
eine Penſion, mehr. Spülmädchen.
Stellenbur. Debus, Ballonpl. 6.
419004) Mädch. für alle Arbeit ſof.
verlangt.
Luiſenſtraße 16.

418994) Müdchen, die koch. u. andere
Mädch. erhalt. gute Stelle, hoh. Lohn.
Stellenb. Röſe, Ernſt=Ludwigſtr. 18.

20792a) Tagsüber ein jung. Mädch.
für kleinen Haushalt geſucht. Lohn 12
bis 15 Mk. Näh. Mauerſtr. 32, IIIr.

Täglich bares Gold
ehrl., leicht u. in unbegrenzter Höhe
durch Nebonerwerb,
häusliche Tätigkeit, Schreibarbeiten,
Vertretungen. (Anfr. m. Rückporto).
Verm. d. d. Rebenverdlenst=Aentrale
(19011
in Belmenhorst 300.

Prachtvolleé1go20
E
taSGRGRdllans
in ſolideſter Ausführung zu den billigſten
Preiſen. Garnituren
in den feinſten Plüſchen u. Poſamenten.
Gebe trotz reduzierter und billiger
Preiſe eine prachtvolle Tuchtiſchdecke
nit moderner Stickerei zu jeder Gar=
nitur
, ſo lange Vorrat reicht, gratis.
Einzel=Muſtertaſchen für Fuß= und
Seſſelkiſſen, ſo lange Vorrat reicht,
Stück M. 1.80. Sämtliche anderen
Polſterartikel, wie Seſſel und Ottomanen ꝛc.
halte auf Lager, ſowie Anferlig. a. Capezierarb.
V. SEruWO,
Polstermöbel- und Oekoralionsgeschätt.
Friedrichstrasse 1I. - Telephon 1283.

Hin mittelgroßer Schuppen mit
C Ziegeldach zu verkaufen. Näh.
Arheilgerſtraße 25.
(x19009f,

Marſtall, 1 Puppenküche mit 6.
5 4 Einrichtung. 2 kl. Puppenbet=h
1 ftellen, 2 Puppeuſportwagen,
5 alles ſehr maſſiv, billig zu verkfn.
Blumenthalſtr. 41 L. F19022oimd
glegante Spitzenbluſe zu verkaufen.
G Wienerſtr. 471b. Engel. G19024fs

Sanitäts-Weine
L. Ranges
sind die alkoholfroten
(20692
Weine
der Firma H. Lampe & Co,
auch als Weihnachisgeschenk
und zu Bowlen geeignet.
Johayer.. Liebkrauenmileh.,
Zurgunder=, Nieslivg.
Sendungen ins Haus.
Probesendungen bereitwilligst.
Johannes Horn
Roform Rootaurant Falysia,
Alexanderstrasse 4, I.

M.

eues Kauapee billig zu verkaufen.
(202842
Mauerſtraße 10.

zu kaufen
Schreibſekretär geſucht.
Off. u. 0 55 an die Exped.
[418982fs

Lwei neuo, Viorstöckige
19
Hämseh,
ſehr gut rentierend, in beſter Lage, mil
Garten. alles neuzeitlich, preiswürdig
vom Beſitzer zu verkaufen. - Offerten
unter G. 72 an die Exped. (20810soim

500 HE. zu5pCt.
auf 2 Jahre gegen vielfache Sicherheit
von jungem ſtrebſamen Geſchäſtsmann
geſucht. Offerten unter 0. 68 an
die Expedition.
(18990k0

Dichtendeckreiſer billig und gut.
5 Heinheimerſtr. 4. pt. E18997omfo

ut erhaltenes Pianino zu verkfn
E Luiſenſtraße 16.
(x19003

Schwarze Damenjacke zu verkaufen
O Näheres Exped.
(20803fs0

Ein gebrauchter, guterhaltener

wird zu kaufen geſucht. Offerten u.
O. 60 an die Exped. erb. (20788ko
rauchtes neues Lexikon zu kaufen
Ggeſucht. Offerten mit Preis
angabe u. 0 76 and. Exped. (19019ks

Mer leiht einer alleinſtehenden Dame
20 40 Mark. Pünktliche Rückzah=
lung
. Offerten unter R 111 haupt=
poſtlagernd
Darmſtadt.
[1900

WStudent erteilt Nachhilfe an jüngeren
Schüler. - Offerten unter 0 73
an die Expedition d. Bl. E19015

er erteilt einer Dame einige Nach=
A mittage in der Woche Unterricht
im Nähen u. Kleidermachen. Schriftl.
Offert. unt. D. 74 an d. Exp. (19000.

Jamolag, H. Bezember

4lloll
wozu freundlichſt einladet

18981)
Joan Vort,
Erbacherftraße 48.

Freitag und Samstag

mit ſchöner Handſchrift für Kontor ſo=
fort
aushilfsweiſe geſucht. Offerten/
unter D. 75 an die Exped. (519018

4189730k) Tüchtiger, zuverläſſige
Schmiedgehilfe für ſoſort geſucht.
J. L. Heller,
Magdalenenſtraße 11.

*189430k8) Tüchtig. Fuhrkuecht ge=
Pankratiusſtraße 30.
ſucht.

hrüfſiger Hansbursche
(2077.
per ſofort geſucht.
J. Ph. Leuthner, Hoſpapierhandlung.
G0S000
1RSUSIO6
16
kür Bureau und Ladon
mit Anfangsgehalt per ſofort
geſucht. Näh Exped. (20736dks
DO4

mCG0I6l
für das Illuſtrierte Uuterhaltungs=
blatt
; pro 1903 und 1904 ſind durch
Gelooooeoonocaoeoo
die Expedition d. Bl. 1 Mark zu be=wozu freundlichſt einladet
1900:
ziehen.
(20645

in Kind wird aufs Land in Pflege
E genommen oder als Eigen anzu=
(20711dk
nehmen geſucht.
Offert. unt. D. 46 an die Exped.
Das Einrichten und
Beitragen von Büchern
beſorgt älterer Kaufmann, zuverläſſig
und diskret, ſtundenweiſe. - Offert. u.
5 40 an die Expedition.
(202852
Die Dame,
welche am Montag gegen Abend den
Schirm im seillenhaus Bavid un=
wiſſentlich
vertauſcht hat, wird gebeten.
den Umtauſch dort vorzunehmen. (19005

Verloren
eine Eiſenbahn=Abonnem=Larte
zwiſchen Station Darmſtadt-Pfungſtadt.
Gegen Belohnung gefl. abzugeben
Georgenſtr. 13. part.
(20811

Cleiner ſchwarzer Teckel mit braunen
6 Vorderfüßen entlaufen.
Wendelſtadtſtr. 30, 1. St. (18955dks

Aüllenpinscher
männlich, langhaarig, entlauſen.
Gegen Belohuung abzugeben, (20798
Weiterstädterstrasse 6.

Faiſer=
Panorama.
4)
Wilhelminenſtraße 29.
Neu:
Neu!
Hochintereſſant!
(20780
HLHeigGtGlt sid
und das Neckartal bis Zwingenberg.

Expedilion des Jagblalles.

Leonhard Trautner Wu.
Gaſthaus ,Zur Juſel,

Boskauration Elk Eohon!
Innere Ringstrasge 73.
Samstag, den 5. Dezember 1903:
E=UUOIuAléelepr
vozu freundlichſt einladet
20812
Alexamder Hüllok.

Per Januar in günſtiger Lage ein ca. 70 am Flächeninhalt
habender
hollor Haschinen uostollungoraum
(kein Laden) mit Empfangszimmer geſucht.
Bevorzugt werden Offerten, in welchen gleichzeitig eine
Wohnung, beſtehend aus 4 Zimmern ꝛc., in demſelben Hauſe oder
unmittelbarer Nähe angeboten wird.
Offerten unter 0 64 an die Exped. d. Bl.
E18974dk

Von dieſer Woche ab wird die
Illuſtrierte Beilagen
der Freitagsnummer beigelegt.
Expedition des Darmſtädler Tagblalls.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 4. Dezember.
59. Abonnements=Vorſtellung.
Abonnement C15.
Boccaccio.
Komiſche Operette in 3 Akten von Supps.
Dirigent: Herr Kapellmeiſter Rehbock.
In Szene geſetzt von Herrn Oberregiſſeur
Valdek.
Giovanni Boccacio . . Fräul. Ziegler.
Pietro, Prinz von Palermo Herr Wolf.
Scalza, Barbier. Herr Schulze.
Beatrice, ſein Weib . Fräul. Kapuſt.
Lotteringhi, Faßbinder, Herr Virrenkoven.
Jſabella, ſein Weib . Frau Tolli.
Lambertuccio, Gewürz=
Främer
Herr Conradi.
Peronella, ſein Weib. Frl. Denkhauſen.
Fiametta,beiderZiehtochter Fräul. Roediger.
Leonetto
Herr Geßner.
Tofano,
Fräul. Bögel.
Frau Lerch.
Chichibio,
Guido. Studenten, Frau Müller.
2 mit
Tiſti,
Fräul. Piefke.
Federico, ) Boccaccio Fräul. Janſen.
Giotto. befreundet Fräul. Rapp.
Frau Stallmann.
Rinieri,
Frau Schulze.
Bruno.
Ein Unbekannter
Herr Koths.
Der Majordomus des Her=
z
09s von Toskana. Herr Mickler.
Herr Joachim.
Ein Kolporteur.

Madonna Jancofiore
Eliſa, deren Nichte
Marietta, Bürgermädchen
Madonna Nona Pulci.
luguſtina.)
Elena,
ſderen Töchter
Angelika,

Fresco, Lehrjunge bei
Lotteringhi

Checco.,

Frau Hartig.
Fräul. Röſe.
Fräul. Guerdan.
Frau Adrian.
FrauFleiſchmann.
Fräulein Meyer.
Fräul. Roßmann.
Trudi Piefke.
Herr Uugibauer
Herr Sautier.
Vettler Herr Klotz.
Herr Seidler.
Herr Lang.
Mägde Fräul. Senten.
im Dienſte Fräul. Cardung.

Giacometto,
Anſelmo,
Tita Nana,
Lorenzo.
Filippa,
Oretta,
Violanta, Lambertuccios Frau Ungibauer.
Nach dem 1. und 2. Akte findet je eine
längere Pauſe ſtatt.
Preiſe der Plätze.
Erſter Rang M. 400, erſter Ranig Fremden=
loge
5 M. zweiter Nang Valkon 3.50 M.,
zweiter Rang M. 300, zweiter Nang Mittel=
loge
M. 3.00, dritter Rang Balkon M. 2.20,
dritter Rang M. 1.70. dritter Rang Mittel=
loge
M. 200. Parkettloge M. 3.70. Sperrſitz
M. 350 Parterre M. 220, vierter Rans
Balkon M. 1.50, erſte Galerie M. 100, zweite
Galerie 50 Pfo.
Anfang 7 Uhr. Ende nach 10 Uhr.
Kartenverkauf v. 111 Uhr und v. 6 Uhr an.
Aus dem Spielplan.
Sonntag. 6. Dez. 60. Ab.=Vorſt. D 15. Die
Jüdinr. Große Preiſe. Anfang ½7 Uhr.
Dienstag, 8. Dez. 61. Ab.=Vorſt. A 16. Neu
einſtudiert: Der Geizigel - Hierauf, neu
einſtudiert: Der Kranke in der Einbildung=
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr. Mittwoch,
9. Dez. Außer Abonn. Wagner=Zyklus
1. Abkeil. 3. Vorſtellung. Tannhäuſers.
Große Preiſe. Anfang ¼7 Uhr.

[ ][  ][ ]

Seite 12.
Kupferberg Gold zeichnet ſich durch erſtklaſſige Qua=
lität
, vorzüglichen Geſchmack, durch ſeine leichte Art und
große Bekömmlichkeit aus. Nach unſerem erfahrenen
Urteil muß es als das beſte deutſche Erzeugnis angeſehen
(20813
werden.
Eie Ziehung 2. Klaſſe der 3. Heſſiſch=Thüringiſchen
E (Mitteldeutſchen) Staatslotterie beginnt bereits
am 8. Dezember. Es wird hiermit an die ſofortige
Los=Erneuerung zu dieſer Klaſſe erinnert. ſ20783
Wei der Zahnpflege kommt es in erſter Linie
7 darauf an, daß die Zähne täglich morgens und
abends gründlich gereinigt werden. Ausſpülen des
Mundes mit irgend welchem, auch dem beſten Mund=
und Zahnwaſſer, iſt für eine rationelle Zahnpflege unge=
nügend
. Das beſte Mittel, das wir hiermit warm
empfehlen, Pustadont, iſt billig und dabei gut, ein
Volkszahnmittel in des Wortes wahrſter Bedeutung
Paſtadont, von der rühmlich bekannten Verliner Firma
Jünger & Gebhardt hergeſtelit, iſt als Zahnereme in
Tuben oder als Zahupaſta in Vorzellandoſen zu haben.
Ein beſonderer Vorteil iſt. daß die Paſta loſe als Nach=
füllung
, vier ziemlich große Stücke nur 1 Mk. zu haben
20850
iſt. -

Bante
Eind. runhrung.
Vorzliel. Zuvatz zeur Koh=
milch
. Mu-kelzu Knochen.
büdevd. 2malprämiirt.
k-. Veberall zu häben,-

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Dezemher 1903.

Nummer 285.

Der millionſte Rentner.
Unter dieſer Ueberſchriſt veröffentlicht Heinz
Krieger in Nr. 558 der Berliner Täglichen Rund=
ſchau
- folgenden intereſſanten Aufſatz:
Das Deutſche Reich feiert ſoeben ein denkwürdiges
Jubiläum, denkwürdiger jedenfalls und inhaltreicher als
ſo viele, deren Feier wir miterlebt. Der millionſte Rent=
ner
iſt dieſer Tage geſchaffen worden. In der kurgen
Spanne Zeit, die ſeit dem Erlaß des Alters= und In=
validitäts
=Verſicherungsgeſetzes verfloſſen, es ſind knapp
13 Jahre, ſind ſonach eine Million Arbeiter vor der Not,
den Gefahren und dem Elend der Invalidität durch ihren
geſetzlich erwachſenen Anſpruch bewahrt worden. Wie
viel Tränen, hat dies ſegensreiche Geſetz zurückgehalten,
wieviel Sorgen gebannt! Bekanntlich richtete das am
1. Januar 1891, ins Leben getretene Geſetz vier Lohn=
Hlaſſen mit Wochenbeiträgen von 14, 20, 24 und 30 Pfg.
ein. Bei der Abänderung des Geſetzes, die mit dem
1. Januar 1900 ins Leben trat, kam dann noch eine
fünfte Lohnklaſſe mit einem Wochenbeitrag von 36 Pfg.
hinzu für einen Juhresverdienſt von mehr als 1150 M.
Die Invalidenrente beträgt in Lohnklaſſe L je nach der
Zahl der Veitragswochen 116-155 M. in Lohnklaſſe 11
132-210, in 111 146-250, in 1V 160-290. in V 174 330
Mark. Das Maximum wird nach 20 Arbeitsjahren
1500 Beitragswochen erreicht.
Gewiß es könnte mehr ſein. Aber man mutz einmal
die Geſamtleiſtungen zuſammenſtellen, um zu begreifen, was
eine Million Nenten für den Geſamtorganismus be=
deutet
. Zur Verwaltung der Verſicherung wurden be=
kanntlich
40 Verſicherungsanſtalten und beſondere Kaſſen
errichtet. Von dieſen 40 Anſtalten und Kaſſen wurden
bis zum Schluß des Jahres 1902 nach dem Statiſtiſchen
Jahrbuch des Deutſchen Neiches; anerkannt; Anſprüche
auf Invalidenrente 877001, auf Krankenrente 23043, auf
Altersrente 402856, zuſammen 1302900. Inzwiſchen
iſt die Summe auf etwa anderthalb Millionen geſtlegen.
Die Invalidenrenten haben die volle Zahl einer Million
erreicht. Am wichtigſten iſt die Frage, wie viel von dieſen
Renten noch liefen. Am 1. Januar 1903, neuere Ziffern
ſind noch nicht zu haben, liefen im ganzen 755529. alſo
rund 58 v. H., darunter waren 574833 Invalidenrenten,
rund 655 v. H.
Gezahlt wurden an Renten im Jahre 1902 insgeſamt
etwa 1112 Millionen Mark und zwar 789 Millionen
Mark an Invalidenrenten. 18 Millionen Mark an
Krankenrenten. 235 Millionen Mark an Altersrenten
und 70 Millionen Mark an Veitragserſtattungen für
ſolche, die aus irgend einem geſetzlich zuläſſigen Grunde
ihre Beiträge nicht leiſten konnten.
Die Durchſchnittshöhe der Nenten iſt andauernd ge=
wachſen
. Sie betrug von 1892 bis 1901 an bewilligten
Invalidenrenten 1147. 1180. 1212, 124,1 126,7, 1287
1308. 131,6, 142,04 und 14632 M., an Altersrenten 1273.
1294. 125.6, 1318. 1334. 1358. 138,0, 1416. 145.54
und 15043 M. Auch ein Beweis, daß ſich die wirt=
ſchaftliche
Lage der beteiligten Kreiſe andauernd ge=
hoben
hat.
Die Leiſtungen der Verſicherungsanftalten ſind aber
mit den gezahlten Renten keineswegs erſchöpft. In der
richtigen Erkenntnis, daß es die Rente allein nicht tut,
daß man vielmehr die geſamte ſogiale Lage der Ver=
ſicherten
mit den vom Reich, den Arbeitgebern und den
Arbeitern aufgebrachten Verſicherungsſummen umfaſſen
und verbeſſern ſoll, hat man für ſanitäre Zwecke, für
Krankenhäuſer, Erholungsheime uſw. nach der Abſicht
und den Beſtimmungen des Geſetzes ſehr erhebliche
Summen in immer ſteigendem Maße verwendet. Im
ganzen wurden ſeit der Einführung der Iuvalidenver=
ſicherung
bis zum Schluß des Jahres 1901, alſo in elf
Jahren, für Zwecke der Heilbehandlung 23.5 Millionen
Mark aufgewendet. Davon fielen allein auf das Jahr
1901 71 Millionen Mark, und von dieſen wiederum
wurden allein 45 Millionen Mark auf die Behandlung
von Lungentuberkulöſen verwendet. 14 Anſtalten und
Kaſſen hatten eigene Heilanſtalten und Krankenhäuſer.
Aber auch über die Linderung von Krankheitsnot hinaus
erſtrecken die Anſtalten ihre ſogiale Fürſorge. So hat
3. B. die Landesverſicherungsanſtalt Verlin die Mittel
bergegeben, um in Verlin für den Zentralarbeitsnach=
weis
ein großartiges Gebäude zu errichten. Dieſelbe
Anſtalt, hat Lungenheime, Krankenheime und Irren=
heime
errichtet. Sie iſt unter Richard Freunds bewährter
Leitung überall tätig dabei mit ihren großartigen
Mitteln, wo es gilt, ſogiale Not zu lindern, ſogialer Not
vorzubeugen.
Die Mittel der Anſtalten geſtatten ſolche Auf=
wendungen
durchas. Ihr Vermögensſtand, belief ſich
um Schluſſe des Jahres 1901 auf 929 Millionen Mark.
Dabei iſt das Inventar nicht eingerechnet. Dies, ge=
waltige
Vermögen, das inzwiſchen auf, über eine
Milliarde angewachſen iſt, war alſo angelegt: 13.85
Millionen Kaſſenbeſtand. 88391 Millionen Vertpapiere
und Darlehen, 3139 Millionen in Grundbeſitz, d. h. von
4000 M. Vermögen waren 15 Mark im Kaſſenbeſtande,
y51 Mark in Wertpapieren und Darlehen, 34 Mark in
Gmundſtücken angelegt. Bei ſolchen Mitteln kann die

ſogiale Fürſorge viel Not und Elend lindern. Sokommen
zu der Million Renten noch eine Fülle von Wohltaten,
die aus dem Geſetze erfloſſen ſind, Wohltaten, die ſich
mit Worten kaum faſſen laſſen.

Rußland und Japan.
Die New=Yorker Aſſociated Preß= meldet aus
Paris, Japan und Rußland hätten ſich tatſächlich
über die Grundlagen des Vertrages zur Rege=
lung
der oſtaſiatiſchen Frage geeinigt.
Die Regelung ſei durch freundſchaftliche Vorſtellungen
Frankreichs, bezw. Englands unterſtützt worden. Die
Grundlage des Vertrages iſt folgende: Nußland erkennt
zwei zwiſchen Japan und Korea getroffene Verein=
barungen
aus den Jahren 1896 und 1898 an, wo=
durch
ſich Japan in Korea verſchiedene Rechte ſicherte,
darunter die Unterhaltung der Garniſon in Söul,
während Japan den zwiſchen Rußland und China
bezüglich der Mandſchurei abgeſchloſſenen Vertrag
anerkennt. Man nehme auch an, obgleich dies nicht
beſtimmt erklärt werde, daß die offene Tür und der
unverſehrte Beſtand Chinas und Koreas unterſtutzt
werde. Die Meldung fügt hinzu: Als Graf Lams=
dorff
Paris beſuchte, hätte Miniſter Delcaſſs die
Gelegenheit genommen, darauf hinzuweiſen, daß das
Intereſſe Frankreichs auf eine friedliche Löſung der
Schwierigkeiten in Oſtaſien gerichtet ſei, wenngleich
er dem Grafen Lamsdorff verſicherte, daß, welches
Ergebnis ſich dort auch herausſtellen werde, im all=
gemeinen
in der Haltung Frankreichs gegenüber
Nußland keine Aenderung eintreten werde. Graf
Lamsdorff erwiderte, daß die Politik der ruſſiſchen
Regierung auf eine friedliche Löſung gerichtel ſei.
Die Meldung berichtet ferner, daß England unter=
deſſen
in Tokio Vorſtellungen erhoben habe.
Der japaniſche Geſandte in London erklärte
einem Berichterſtatter, er wiſſe nichts über das an=
gebliche
Abkommen zwiſchen Japan und Rußland,
fügte jedoch hinzu, es ſei nichts vorhanden, was
gegen die Wahrſcheinlichkeit dieſer Meldung ſpreche.
Er werde ſicher von ſeiner Regierung benachrichtigt,
ſobald eine beſtimmte Vereinbarung abgeſchloſſen ſei.
Aus Tokio melden dagegen die Times=: Die
Lage ſieht bedenklicher aus als je vorher.
Alle führenden Blätter beſchuldigen Rußland, die
Beantwortung der japaniſchen Note zu verſchleppen
und erklären, Japan könne ſich eine derartige Ge=
ringſchätzung
nicht gefallen laſſen; es müſſe eine be=
ſtimmte
Antwort verlangen und, wenn eine ſolche
ausbleibe, ſelbſtändige Schritte tun, um die Intereſſen
des Landes zu wahren. Selbſt Geſchäftskreiſe be=
fürworten
gleichfalls eine entſchiedene Politik, der
auch alle politiſchen Parteien geſchloſſen zuſtimmen.
In einer Verſammlung der fortſchrittlichen Mitglie=
der
des Landtages wurde eine Reſolution angenommen,
die in ſcharfen Worten die dilatoriſche Auslands=
politik
des Kabinetts tadelt und die Meinung aus=
drückt
, daß zur Bewahrung des Friedens in Oſtaſien
die Räumung der Mandſchurei ſeitens der Ruſſen,
und die Eröffnung der Haupthäfen in der Mandſchurei
erforderlich ſei. Im japaniſchen Volke wächſt das
Verlangen. daß Nußland das Ultimatum geſtellt
werde. Die japaniſche Regierung bewahrt aber ihre
ruhige Haltung und die Hoffuung auf Erhaltung
des Friedens.
Die Kölniſche Zeitung= meldet aus Petersburg:
Die Feindſeligkeit der Koreaner gegen die Japaner
nimmt in ſchroffſter Weiſe zu, da die japaniſche Re=
gierung
fortfährt, in der ſüdlichen Provinz Koreas
Japaner anzuſiedeln und Truppen nach den koreaniſchen
Häſen zu bringen. Einem Bericht zufolge ſteht die
Ueberführung von acht Infanterie=Regimentern, einer
Artillerie=Brigade und einem Kavallerie=Regiment aus
Rußland nach der Halbinſel Kwantun bevor. Die
dortigen Befeſtigungsarbeiten werden energiſch be=
trieben
. Die Chineſen in der Mandſchurei zeigen
gegen die Ruſſen eine ſehr feindſelige Haltung. Es
wird berichtet, daß ruſſiſchen Offizieren und Soldaten
von den Chineſen ins Geſicht geſpien, den Truppen
der Weg verſperrt wird und ihren Pferden Spreng=
geſchoſſe
unter die Füße geworfen werden.
Deutſches Reich.
- Zum zweiten Vizepräſidenten des Reichs=
tags
werden die Nationalliberalen den Prinzen
Schönaich=Carolath oder den Profeſſor Paaſche vor=
ſchlagen
. Laut der =Freiſinnigen Zeitung= wählte
die Fraktion der freiſinnigen Volkspartei im Reichs=
tage
die bisherigen drei Vorſitzenden Richter, Müller=
Sagan und Schmidt=Elberfeld wieder und brachte
einen Antrag ein, den Reichskanzler zu erſuchen, in
der Geſeßzgebung und der Verwaltung durchgreifender
als bisher den unter dem Mißbrauch der Dienſt=
gewalt
ſtattfindenden Soldatenmißhandlungen ent=
gegenzuwirken
. Aus ſozialdemokratiſchen Kreiſen
verlautet, wie ein parlamentariſcher Berichterſtatter
ſchreibt, daß ein Anſturm auf die beſtehende Geſchäfts=
ordnung
verſucht und deren Gültigkeit beſtritten
werden ſoll. Die ſozialdemokratiſche Fraktion
wählte in den Fraktionsvorſtand wieder Auer, Bebel,
Meiſter, Pfannkuch und Singer und beſchloß, für
die Präſidentenwahl im Reichstag Singer als erſten
Vizepräſidenten, Fiſcher und Schippel als Schrift=
führer
vorzuſchlagen. Außerdem wurde beſchloſſen,
zwei Interpellationen einzubringen, betreffend die
Wurmkrankheit der Bergarbeiter, und betreffend
das gegen oſtpreußiſche Sozialdemokraten eingeleitete
Strafverfahren wegen Beihilfe zum Hochverrat gegen

Nußland und zur Beleidigung des Zuren. In Bezug
auf die Wahl des Reichstagspräſidiums ſchreibt die
Germania unter Hinweis auf die Tatſache, daß in
einer Reſolution des ſogialdemokratiſchen Parteitages das
Gebundenſein an die Geſchäftsordnung des Reichs=
tages
beſeitigt worden iſt, folgendes: Wir glauben,
der Dresdener Parteitag hat klar bewieſen, daß vom
rein geſchäftsordnungsmäßigen Standpunkte aus ein
ſozialdemokratiſcher Vizepräſident eine Unmöglichkeit
iſt. Anderweite Erwägungen politiſcher Natur ſind
bei der Vizepräſidentenfrage durchaus überflüſſig.
Ein Abgeordneter, welcher ſich nicht an die Geſchäfts=
ordnung
gebunden hält, darf nicht Präſident werden,
ſelbſt wenn er Zentrumsmann oder konſervativ wäre.
Die Poſt; beſchäftigt ſich mit den Auf=
gaben
des neuen Reichstags gegenüber der
Sozialdemokratie und ſchreibt u. a.:
Jedenſalls wird ſich der Reichstag der Aufgabe
nicht entziehen können, ſeine Geſchäftsordnung planmäßig
unter dem Geſichtspunkte nachzupeüfen, daß ſie unter
der Vorausſehung der bona fides bei allen Teilen ledig=
lich
unter dem Geſichtspunkte des Schußes der Minder=
heit
erlaſſen worden iſt, aber nicht ausreichende Fürſorge
gegen Mißbrauch durch eine böswillige Minderheit bietet,
welche der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen beſtrebt
iſt. Vor allem aber wird der neue Reichstag ſich vor
Augen halten müſſen, daß der Einfluß der Sozialdemo=
kratie
in dem alten Reichstage in erſter Linie durch
deſſen chroniſche Veſchlußunfähigkeit verſchuldet worden
iſt. Iſt der Neichstag in beſchluzfähiger Zahl verſammelt,
ſo kann die Soslaldemokratie weder materiell entſcheiden=
den
Einfluß auf die Veſchlüſſe gewinnen, noch kann ſie
die Verhandlungen zu dem Zwecke, die Tribüne des
Neichstages für ihre Propaganda zu mißbrauchen, be=
einfluſſen
. Eine der vornehmiſten Aufgaben des neuen
Reichstages wird es daher ſein, für ſeine Beſchlußfähig=
keit
in ungleich beſſerer Weiſe zu ſorgen, als dies im
alten Reichstag geſchehen iſt. Er iſt ſich dies ſelbſt
ſchuldig, weil er anderenſalls wiederum unter das Joch
der ſogialdemotratiſchen Minderheit geraten würde, aber
auch deshalb, weil ſein eigenes Anſehen durch; ſeine
chrouiſche Beſchlußunfähigkeit in der bedentlichſten Weiſe
leidet. Hier iſt der Punkt, an dem vor allem der Hebel
anzuſehen iſt, um die ſogialdemokratiſche Fraktion trotz
ihrer Verſtärkung wirkſam lahmzulegen und ſo Breſche
in die von ihr bei den großen Maſſen hervorgerufene
Wahnvorſtellung zu legen, als ob die Sogialdemokratie
in Wirklichkeit im Neiche eine Macht ſei.
Der ſächſiſche Finanzminiſter erklärte in der
zweiten Kammer, alle Bundesregierungen ſeien darin
einig, daß die Einführung einer Reichseinkommen=
ſteuer
einen Eingriff in die Rechte der einzelnen
Staaten bedeute.
Ausland.
- Im öflerreichiſchen Abgeordnetenhauſe
begründete am Mittwoch Dvorſchak (Klub der
böhmiſchen Abgeordneten) die Dringlichkeit ſeines
Antrages auf Abänderung des 8 14. Als erſter
Gegenredner ſprach ſich Abg. Vaxa, teils tſchechiſch,
teils deutſch redend, für die gänzliche Aufhebung des
8 14, ſowie für die Erſetzung des Zentralismus
durch den Föderalismus aus und erörterte eingehend
die nationale Abgrenzung Böhmens. Nachdem Abg.
Baxa ſeine vierſtündige Rede kurz vor 8 Uhr beendete,
wurde die Verhandlung abgebrochen und die Sitzung
auf Donnerstag vertagt.
Die Mittwochsſihung des ungariſchen Abge=
ordnetenhauſes
wurde mit namentlicher Abſtimmung
uber formelle Anträge ausgefüllt. Die um 10 Uhr
vormittags begonnene Sizung endete um 7½ Uhr.
Die engeren Parteifreunde Koſſuths berieten
Mittwoch über die Bildung einer eigenen Partei;
dieſelben ſahen ſich jedoch veranlaßt, dieſe Abſicht
vorläufig aufzugeben. Für Donnerstag war eine
neue Parteikonferenz einberufen, in der über die
Frage der Beendigung der Obſtruktion von neuem
verhandelt werden ſollte. Die Freunde Koſſuths
glauben, daß ſich diesmal eine Majorität für den
Antrag Koſſuths ergeben werde.
Die franzöſiſche Kammer trat am Mitt=
woch
nachmittag in die Beratung des Etats des
Finanzminiſteriums ein. Finanzminiſter
Nouvier erklärte, die Mehrforderung im Budget be=
trage
in dieſem Jahre 77 Millionen Franes. Die
Frage einer Anleihe hänge weniger von dem Miniſter,
als von der Politik ab, die die Kammer befolgen
werde. Die Lage des Schatzamts ſei gut. Es ſeten
400 Millionen bar in den Kaſſen und 400 Millionen
in Schaßbons vorhanden, aber man werde 380
Millionen Bons auf einen kurzen Termin amorti=
ſieren
müſſen. Hinſichtlich der Sparkaſſen gab Rouvier
der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Rückforde=
rungen
von Spareinlagen nicht auf Geldenappheit
zurückzuführen ſind, ſondern daß die Politik dabei
eine Rolle geſpielt, habe. Jedenfalls ſcheine die
Kriſis ſich ihrem Ende zuzuneigen. Es dürfe dazu
gedient haben, zu beweiſen, daß man imſtande ſei,
340 Millionen auszuzahlen, ohne einen Centime
Rente, die die Garantie der Sparkaſſen bilde auf
den Markt zu bringen. Man habe auch die 700
Millionen Reſerven nicht angerührt. In dem Er=
folg
der Anleihe des Credit Foncier erblicke er den
Beweis, daß das Land keinen Geldmangel habe.
Nouvier ſchließt: Frankreich iſt noch immer ein
Land. das die größten Erſparniſſe beſitzt, darum
ſucht man auch unſere Freundſchaft. Wir ſind ſtark
in doppelter Hinſicht, durch unſeren Kredit, durch
unſeren Reichtumn. Die Generaldiskuſſion wurde
hierauf geſchloſſen.
In der letzten Sitzung der Reviſionskommiſſion
teilte der Berichterſtatter mit, er werde ſich bemühen,
den Bericht, betreffend die Reviſion des Dreyfus=
prozeſſes
, in etwa zehn Tagen zu erſtatten.

[ ][  ][ ]

N285.

Freitag, den L. Dezember.

1903.

Die Regierung in Numänien unterbreitete
der Kammer einen Geſetzentwurf, der für die Er=
richtung
von Schulen und Kirchen für die rumäniſchen
Gemeinden, in Mazedonien 600000 Francs
auswirft.
Präſident Rooſevelt erwartet, daß der Iſthmus=
kanalvertrag
. der von Pauama ohne Abänderung
genehmigt iſt, binnen 14 Tagen zur Ratifizierung
nach Waſhington zurückgelangt ſein wird. Er wird,
wie es zur Zeit den Anſchein hat, ſofort dem Senat
vorgelegt werden, es iſt aber nicht wahrſcheinlich, daß
er noch vor den Weihnachtsſerien zur Beratung
gelangt.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 4. Dezember.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den
Aſſiſtenten für die Kunſt= und hiſtoriſchen Sammlungen
des Landesmuſeums Dr. Georg Haupt auf ſein Nach=
ſuchen
mit Wirkung vom 4. Dezember 1903 aus dem
Staatsdienſt entlaſſen.
1 Militärdienſtnachrichten. Als Nachſolger des in
den Ruheſtand getretenen Oberſtabsarztes Dr. Vruno
wurde Oberſtabsarzt Dr. Schultes bisher im Drag.=
Regt. Nr. 11, ernannt. Derſelbe hat ſeinen Dienſt im
hieſigen Garniſonlazarett am 1. d. Mts. angetreten.
Hauptmann Wangemann vom Feld=Art.=Negt. Nr. 61
und Oberlt. v. Klipſtein vom Feld=Art.=Negt. Nr. 25
ſind zum Beſuche des II. Lehrganges für ältere Offiziere
vom 16. Februar bis 31. Mar 1904 bei der Feld=Artillerie=
Schießſchule kommandiert.
9 Wie wir hören, iſt Herr Ludwig Schott,
Sekretariats=Aſſiſtent bei hieſiger Bürgermeiſterei, auf
Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung in Worms
vom 1. d. Mts. zum Vürgermeiſtereiſekretär in
letztecer Stadt ernannt worden. Herr Schott iſt im
Jahre 1881 in den Dienſt hieſiger Stadt getreten, ſo daß
er auf eine nahezu 2jährige Dienſtzeit bei derſelben
zurückblicken kann.
L. Strafkammer. Der von Send ſtammende vaga=
bundierende
Heinrich Joſt war vor etwa einem Jahre
aus dem Gefängnis nach Bockenheim zu ſeiner Familie
gekommen, hielt es dort aber nicht lange aus, ſondern
huldigte dem Grundſatz: Ein freies Leben führen wir=
Nach Oſtern kam er wieder heim und erklärte, nun habe
er die Hörner abgelaufen. Aber auch diesmal war die
Beſſerung nur ſcheinbar, Joſt machte ſich wiederum unter
Mitnahme einer ſeiner Frau gehörigen Uhr davon.
Zuerſt ließ er ſich vorübergehend in Rodau als Knechl
nieder, wo er von einem Manne ein zuſammenlegbares
Gewehr lieh, welches er ſpäter zu Geld machte. Auherdem
ſtahl er einen Nock, um hier in Darmſtadt beſſer auftreten zu
können. Hier leiſtete er etwa 3 Wochen Dienſte als Tag=
löhner
am Neubau der Techniſchen Hochſchule und wußte
einen Kollegen zu veranlaſſen, daß dieſer ihm eine Pfeife
lieh, auch dieſe wurde alsbald verſilbert. In einem Wirts=
haus
auf dem Nittſtein fertigte er ungeniert Schlingen
für Rehe und Haſen und vot Nehfleiſch fär 30 Pfg.
das Pfund an. Als er eines Tages ſich einen Sack
geben ließ, gingen ihm Schutzleute und Förſter nach, um
ihn abzufangen, wenn er ein gefangenes Wild an ſich
nehmen würde. Joſt machte ihnen zuerſt die Zeit lang.
indem er in einem Gebüſch einige Stunden ſchlief, ſpäter
bemerkte er, daß er verfolgt ſei, und verſchwand unter
Zurücklaſſung des Sackes. Nunmehr durchſtreifte er
Lage lang die Wälder, wobei er auch die Bekanntſchaft
des in der Nähe von dem Einſiedel hauſenden Lumpen=
ſammlers
Muntermann machte. Dieſem erzählte er, daß
er Rehe mit Schlingen fange. Einige Tage ſpäter fuhr
er mit einem Milchmann durch den Meſſeler Park, dabei
hielt er das geladene Gewehr in der Hand. Am Dörr=
wieſenweg
, wo er abſtieg, ſagte er, das ſei ſeine Ecke.
da wäre er daheim, wenn ihm hier einer komme.
brenne er ihm eine hin. Kurz darauf ſaß er bei dem
Förſter Vöglin auf dem Einſiedel, wo er ſich mit den
Worten, er verdiene ſein Geld leicht, den Schnaps
ſchmecken ließ. Beim Fortgehen nahm er unter den

Kleidern verſteckt ein dem Förſter gehöriges Gewehr mit.
Später fand man ihn ſchlafend i Walde und bekam
auch das Gewehr wieder. Joſt wurde wegen gewerbs=
mäßiger
Wilderei, wegen zweier Diebſtähle und zweier
Unterſchlagungen zu 3 Jahren6 Monaten 1 Woche
Gefängnis verurteilt. Außerdem geht er der bürger=
lichen
Ehrenrechte auf 5 Jahre verluſtig und iſt Volizei=
aufſicht
zuläſſig. Er trat die Strafe an.
- Für die durch Hinderungsgründe in Wegfall ge=
kommenen
Geſchworenen Fabrikant Karl Klingſpor jun.
in Offenbach a. M. Privatier Heinrich Piroth in Seligen=
ſtadt
, Fabrikant Wilhelm Darmſtädter III. in Eberſtadt,
Fabrikant Georg Ernſt Philipp Hinkel in Offenbach a. M.
Zigarrenfabrikant Friedrich Heck in Froſchhauſen wurden
weiter ausgeloſt die Herren Landwirt Philipp Heinrich
Oſterrod in Wolfskehlen, Fabrikant Georg Huppe in
Offenbach a. M. Gerber Karl Emmerich 1. in Groß=
Umſtadt, Kaufmann Georg Fuchs 11. in Ziingenberg
a. d. B. und Fabrikant Friedrich Herm. Stollberg in
Offenbach a. M.
F In der am Mittwoch abend im Vereinslokal von
dem Kriegerverein Darmſtadt abgehaltenen Monats=
verſammlung
war auch der 1. Präſident der Haſſia',
Herr Oberſtlentnant a. D. Cxamolini, erſchienen.
Der 1. Vorſitzende, Herr Hauptmann a. D. Waldecker,
gedachte zunächſt der Freudentage am Großherzoglichen
Hofe inſolge des Beſuches der hohen Verwandten; alle
ſeien in gehobener Stimmung abgereiſt, wenige Tage
darauf kam die Trauerkunde von dem Hinſcheiden unſeres
Prinzeßchens welche unſeren Landesherrn und unſer
Volk in tiefſte Trauer verſetzte. Die ſehr zahlreich er=
ſchienenen
Kameraden brachten ihre Gefühle der Trauer
durch Erheben von den Sitzen zum Ausdruck. Sodann
widmete der Vorſitzende den verſtorbenen Feldzugs=
kameraden
Herren Bartelt, Firchow und From=
mann
einen ehrenden Nachruf, worauf die Verſamm=
lung
das Andenken der Dahingeſchiedenen durch Erheben
von den Sitzen ehrte. Der erſte Vorſitzende begrüßte
Herrn Oberſtleutnant Cramolini und teilte u. a. der Ver=
ſammlung
mit, daß namens des Vereins am Sarge des
Prinzeßchens ein ſchöner Kranz. deſſen Schleife die In=
ſchrift
Uuſerem Prinzeßchen' trug, niedergelegt wurde.
Herr Eiſenbahn=Inſpektor a. D. Scheyrer hat der
Vereinsbibliothek wieder 20 wertvolle Werke überwieſen.
Darauf ergriff der ſehr geſchätzte Redner Herr Pfarrer
Vogel das Wort zu ſeinem Vortrage über den Afrika=
reiſenden
Herrn Dr. Eduard Vogel. Nedner führte etwa
folgendes aus: Zu einer der ſchönſten Aufgaben des
Kriegervereins gehöre es das Andenken dergroßen Helden
zu erhalten und wachzurufen, die das Vaterland groß
gemacht hätten. Das Vaterland ſei aber auch groß
geworden durch die Helden des Geiſtes und der
Wiſſenſchaft. Zu jenen gehöre Dr. Eduard Vogel.
Der Forſcher ſei ein Bruder ſeines Vaters. Derſelbe war
am 7. Mai 1829 zu Crefeld geboren. Aus dem Eltern=
hauſe
her ſei ihm ein Bild in Erinnerung geblieben. Seine
Mutter ſagte ihm, daß dies ſein Onkel Eduard ſei, der
in Afrika ermordet wurde und als Opfer der Wiſſenſchaft ſein
Leben gelaſſen habe. Da man vom Innern Afrikas nur
wenig kannte, ſei 1849 eine Expedition von England nach
Afrika geſandt worden, welche Afrika erforſchen ſollte. Zu
dieſer Expedition gehörte Dr. Vogel als Aſtronom und
noch zwei Deutſche Barth und Oberweg. Die Abreiſe
erfolgte am 20. Februar 1853. Zunächſt ſchilderte der
Redner den Studiengang und wie er, als er 1851 einem
Ruf nach London auf die Sternwarte folgte, einen Ko=
meten
entdeckte. Die Reiſe ging durch die Wüſte, welche
Gebirge bis zu 2000 Meter hoch habe, mächtige Salzlager
beſitze; es beſiehe Waſſermangel und herrſche eine große
Hihe. Briefe an die Mutter wurden aus Wurſuck ge=
ſchrieben
. Nachdem er vielen räuberiſchen Ueberfällen
ausgeſetzt war, 300 er in die Hauptſtadt des Sultans
Kuka unter der Führung des Sohnes des Sultans ein.
Dr. Vogel nahm auch an einem Kriegszuge des Sultans
von Barna teil. Im Dezember 1854 traf er zufällig mit
Varth im Walde zuſammen und, trennte ſich wieder.
Barth kehrte nach Europa zurück und Dr. Vogel ging
nach Jakoba. Er wurde ſchwer krank, mußte ſich auf
dem Pferde feſtbinden laſſen und machte die Reiſe immer
allein. 1857 trafen die Gerüchte ein, daß Vogel und
ſeine Begleiter ermordet worden ſeien. Die ganze ge=
bildete
Welt habe, ſich mit dem Tode Vogels be=

ſchäftigt. Die Regierung ſandte Boten, nach ihm
aus, ſie kamen ebenfalls um. Auich die preußiſche
Regierung ſandte 1861 eine Expedition aus, ſie kam aber
nicht weit, ſoviel man wiſſe, ſeien alle tot. Ein Diener
des Dr. Vogel, der einzige, der ſich das Leben gerettet,
teilte mit, daß Dr. Vogel von einer Lanze zweimal
durchbohrt worden ſei. Der Sulton hat die Papiere
Vogels an ſich genommen. Der Forſcher Nachtigall
fragte danach. Der Sultan gab keſne Auskunft. Die
Sahara und der Süden ſei von deutſchen Forſchern er=
forſcht
. In Leipzig ſei ein leeres Grab mit einem Denk=
mal
mit der Inſchrift: Eduard Vogel.
Der Vorſitzende, Herr Hauptmann Waldecker, dainkte dem
Redner, nachdem die Verſammlung demſelben reichen Beifall
geſpendet hatte, mit dem Hinzufügen, daß Dr. Vogel im
Intereſſe der Wiſſenſchaft das Beſte, ſein Leben, hinge=
geben
habe. Die Verſammlung ehrte das Audenken des
großen Forſchers durch Erheben von den Sitzen.
0 Am Schluſſe des Schuljahres 1902103 haben an
den 17 höheren Lehranſtalten des Großherzogtums
(Gmmnaſien, Realogymnaſien und Oberræalſchulen) 356
Beſucher das Abiturienteneramen gemacht, davon 232 bei
den Gymnaſien, 79 bei den Realgymttaſien und 45 bei
den Oberrealſchulen. Von den Abiturienten haben ſich
391 dem akademiſchen Studium und 46 ſonſtigen Beruſen
zugewendet. von 9 wurde der erwählte Veruf nicht be=
kannt
. Die Stadt Darmſtadt, iſt dabei mit 71
Gymnaſial=, 40 Realgymuaſial= und 23 Oberrealſchul=
Abiturienten beteiligt. Von den 71 Gymraſialabiturienten
hatten 23 die Oſterklaſſen und 24 die Herbſtklaſſen des
Ludwig=Georg=Gymnaſiums und 24 das neue Gymnaſium
beſucht.
O.V. Auf den Freitag Abend 817 Uhr im oberen
Saale der Stadt Pjungſtadt auf Beranlaſſung des
Ortsgewerbevereins ſtattfindenden Vortrag des
Herrn Handwerkskammerſekretärs Engelbach über die
Durchführung der Handwerkergeſetzgebung im Groß=
herzogtum
Heſſen' ſei nochmals hingewieſen. Der Vor=
tragende
wird die für den Handwerker= und Gewerbe=
ſtand
beſonders wichtigen Fragen behandeln. Es iſt
daher Gelegenheit gegeben, ſich über alles Wiſſenswerte
zu orientieren, weshalb nicht nur die Mitglieder des
Octsgewerbevereins, ſondern alle hier anſäſſigen Hand=
werker
und Gewerbetreibende zu dieſem Vortrag will=
kommen
ſind.
- Am 18. Dezember ſind hundert Jahre verfloſſen,
ſeit Johann Gottſried Herder in Weimar verſtorben
iſt. Der Heſſiſche Goethebund veranſtaltet aus dieſem
Anlaß am 10 Dezember eine Gedächtnisſeier in der
Aula der Techniſchen Hochſchule, bei der Herr Lic.
Preuſchen die Gedächtnisrede halten und Herr Pro=
feſſor
Harnack Herderſche Dichtungen rezitieren wird.
2 Die beiden Diskuſſionsabende des Evan=
geliſchen
Bundes am 30. November und am 1. Dezember
hatten ſich eines guten Beſuches zu erfreiten. Am erſten
Abend hielt Herr Proſeſſor Bertholet aus Vaſel einen
möglichſt obiektio gehaltenen, feſſelnden Vortrag über
Leben und Lehre Buddhas über die peſſimiſtiſche
Lebensauffaſſung und das damit zuſammenhängende
Lebensziel des Buddhismus, über die Stellung Buddhas
zu den natürlichen Lebensbedingungen (Ehe und Familie,
Beruſ. zu den Mitmenſchen (Mitleid) und zu den Tieren
lgroße Tierfreundlichkeih. Der Vortrag ſchloß mit der
Frage, ob der Buddhismus uns Heutigen wohl noch
etwas zu ſagen habe. Der Beantwortung dieſer Frage
galt dann der Vortrag am nächſten Abend über die
Bedeutung des Buddhismus im heutigen Geiſtesleben
Jetzt unterzog der Redner den Buddhismus einer ſcharf=
ſinnigen
, aber durchaus gerechten Kritik, den Atheismus
Buddhas, ſeine Lehre von der Wiedergeburt und von
der Selbſterlöſung, ſeine Feindesliebe und ſeine Duld=
amkeit
, ſeine Geringſchätzung der Frau, des Familien=
lebens
überhaupt bei ſeiner vielgerühmten Tierfreundlich=
eit
, ſeine Bedeutung für die Kultur wie für den
modernen Einzelmenſchen mit ſeiner Sehnſucht nach
einem kraftvollen Verſönlichkeitsleben. Nach dem allen
konnte es nicht zweifelhaft ſein, in welchem Sinne der
Redner jene Frage beantwortet wiſſen wollte. In der
anſchließenden, recht angeregten und anregenden Dis=
kuſſion
kamen Gegner und Anhänger des Buddhismus
zum Wort. - Auf verſchiedentliche Anfragen hin ſei
hier bemerkt, daß der Vortrag des Herrn Profeſſor

Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch, 2. Deze mber.
Zum erſtenmale:
Der Strom=
Drama in 3 Aufzügen von Max Halbe.
W.I. Das neue Stück von Max Halbe Der Strom',
das heute erſtmalig in Szene ging, ſpielt auf dem am
Weichſelſtrom gelegenen Gute des Gutsbeſißers und Deich=
hauptmanns
Peter Doorn. Er hat das Gut als Erbteil von
ſeinem Großvaterübernommen, nachdemer mit Wiſſen ſeiner
Großmutter deſſen Teſtament, welches Peters beide jüngere
Brüder Heinrich und Jakob in gleicher Weiſe mitbedachte,
gefälſcht, um im alleinigen Beſitze des ganzen Grund=
eigentums
zu bleiben. Um dieſes Geheimnis wußte bis=
her
nur ſeine Großmutter und der Ohm Reinhold Ulrichs,
ein altes Faktotum des Hauſes. Als aber ſpäter die beiden
kleinen Söhne Peters in der Weichſel ertranken, beſchul=
digte
er beim ſchrecklichen Anblick der kleinen Leichen
und von Verzweiflung und Neue getrieben, in Gegen=
wart
ſeiner Frau Renate ſich ſelbſt des Verbrechens, für
das ihn nun der Himmel geſtraft habe. Alle Vitten
Renatens, ſein Verbrechen an ſeinen Brüdern wieder gut
zu machen, ſind vergebens; ſeit ſie Mitwiſſerin ſeiner
Schuld iſt und doch ſchweigen muß, hat ſie keine ruhige
Stunde mehr, ſie kann ihren Mann nicht mehr achten
und die eheliche Gemeinſchaft zwiſchen beiden beſteht ſeit
dieſer Zeit nur noch äußerlich weiter. Der in abhängiger
und untergeordneter Stellung auf dem Gute gehaltene,
von ſeinem älteren Bruder brutal behandelte, um ſein
Lebensglück gebrachte jüngſte Bruder Jakob verzehrt ſich
im ſtillen vor Haß und Verbitterung gegen das Schick=
ſal
, das mit ihm ſo ungerecht verfahren iſt. Er iſt ein
ſtörriſcher, heimtückiſcher und verbitterter Charakter ge=
worden
, der allein von Nenate zu lenken iſt, zu der er
in einer aus inſtiktiver Sinnlichkeit und Gefühlen edlerer
Art gemiſchten Leidenſchaft entbrennt.
Der zweite Bruder Heinrich, der beim Tode ſeines
Großvaters ſein Studium beendet hatte und jetzt als
Strombaumeiſter vom Rhein nach der Weichſel verſetzt
worden iſt, kommt ins Vaterhaus zurück. Beim Anblick
Renatens erwacht die frühere Liebe zu ihr in ſeinem
Herzen wieder, zumal er ſie unglücklich ſieht; auch ſie ge=
ſteht
ihm wider Willen ein, daß ſie ihn liebe und daß ſie
töricht gehandelt habe, als ſie einſtmals ſeinen älteren

Vruder Peter ihm vorgezogen habe. Angſt, Verzweiflung
und Gewiſſensbiſſe entlocken ihr ſchließlich das Geheim=
nis
. Peter entlarvt ſich jetzt als wahrer Verbrecher, er=
klärt
alles für eitel Geſchwätz und Lüge und weiſt ſeine
beiden Brüder aus dem Hauſe. Nenate ſagt ſich nun
gänzlich von ihm los und will das Haus verlaſſen.
Jakob aber, der ſo auf die Straße geworfen iſt, brütet
fürchterliche Nache. Während des hochgehenden Stromes
ſchleicht er an den Deich, um ihn zu durchſtechen und das
ganze Gut unter Waſſer zu ſetzen und zu verderben.
Peter, hiervon in Kenntnis geſetzt und angeſichts der
furchtbaren Gefahr außer ſich, ſtürzt auf ihn zu, um den
Damm und das Gut zu retten, beide ringen in Haß
und Verzweiflung Bruſt an Bruſt miteinander und
ſtürzen zuſammen in den Strom. der ſie alsbald ver=
ſchlingt
. Damit ſchließt das Stück. Renate, ſo muß man
weiterſchließen, iſt nun frei, Heinrich der einzige Erbe
und Beſitzer des Gutes. und ihrer Verbindung ſieht
nichts mehr im Wege. Unklar iſt bei der Geſchichte nur,
wie Jakob allein mit ſeiner ſchwachen Kraft und einem
Handſpaten den Damm, der Menſchenalter hindurch der
Nieſenkraft des Elementes und der Eisſchollen getrotzt
hat, zu durchbrechen imſtande ſein ſoll.
Dies iſt das Gerippe der an Ereigniſſen nicht eben
reichen Handlung; aber nicht die Geſchehniſſe ſelbſt
machen den Vorzug des Stückes allein aus, ſondern die
Behandlung des Stoffes, die Technik, die neben dem
Dramatiſchen hergehende Stimmungsſchilderung und die
Symbolik des Stückes. Die Stimmungsſgenen, denen
echtes poetiſches Empfinden nicht abgeſprochen werden
kann, dienen teilweiſe als Folie der Handlung, teilweiſe
gewähren ſie einen Ruhepunkt in dem vorwärts fließenden
Strom der Ereigniſſe und ſind etwa den lyriſchen
Sgenen, den Arien einer dramatiſchen Oper zu ver=
gleichen
. In der Vorgeſchichte und im Hintergrund der
Handlung liegt das unheilſchwangere Geheimnis der
Schuld, die wie eine ſchwüle Atmoſphäre über dem
Stücke lagert und aus der heraus ſich allmählich und
folgerichtig der Konflikt entwickelt. Die Steigerung der
Handlung und des Konfliktes begleitet in poetiſcher
Symbolik das Anwachſen des Stromes und das Toben
der Elemente, eine Symbolik, die aber weder aufdringlich
noch viel weniger ſtörend iſt, ſondern der Autor hat die
elementaren Ereigniſſe ſehr, geſchickt als dramatiſche
Hilfs= und Effektmittel mit in die Handlung hinein ver=

woben, ganz ähnlich. wie es Viörnſon in ſeinem Stücke
Ueber unſere Kraft' getan hat. Kann auch nicht ge=
leugnet
werden, daß er ſich öfters gröberer theatraliſcher
Mittel bedient, ſo iſt das Stück doch. trohdem es nicht
gerade reich an Handlung iſt, dank der gewandten
Technik, der packenden Schilderung der Charaktere und
der Behandlung und Steigerung des Konfliktes ſehr
ſpannend und bühnenwirkſam.
Die Darſtellung der als tragiſche Figur im Mittel=
punkte
des Ganzen ſtehenden Frau Renate erfordert eine
ganze Künſtlerin, welche des Ausdrucks der verſchiedenen
Gefühlsſtadien, von der Liebe bis zur Entſagung und
völligen Verzweifelung, mächtig iſt. Fräulein Eichels=
heim
fand überall die richtigen Töne für dieſelbe und
führte die Rolle ſehr glaubwürdig bis zum Schluſſe durch.
Mit gelungener Charakteriſtik, energiſch und zielbewußt
bis zur Rückſichtsloſigkeit, grobkörnig bis zur Roheit und
egoiſtiſch bis zur Brutalität ſtellte Herr Hacker die Rolle
des Peter Doorn; dar. Einen ausgezeichneten Vertreter
hatte auch die Rolle des leidenſchaftlichen und rach=
ſüchtigen
Jakob in Herrn Kreidemann gefunden,
der ſich mit feinem Verſtändnis und richtigem künſt=
leriſchen
Takte von allem Zuviel fern hielt und auch den
im Charakter des geknechteten und verbitterten Jungen
urſprünglich liegenden guten ſittlichen Fonds verſtänd=
nisvoll
und glaubwürdig hervorzukehren wußte. Herr
Loehr als Heinrich hielt ebenfalls das rechte künſt=
leriſche
Maß, ohne es jedoch an Wärme und Tempera=
ment
der Darſtellung fehlen zu laſſen. Durch Einheit=
lichkeit
, Lebenswahrheit und Schärfe der Charakteriſtik
geichnete ſich Herr Lehrmanns vortrefflicher Ohm
Ulrichs; aus, der ſeinen Kummer über das ihm und
ſeinem Vater durch des Stromes Tücke widerfahrene
Geſchick und den Untergang des Hauſes Ulrichs in
Schnaps vertrinkt. Eine ebenſo verſtändnisvolle und
ausgeprägte Charakteriſtik erfuhr die Nolle der alten
Großmutter durch Frau Scherbarth.
Die Regie hatte Herrn Oberregiſſeur Valdek obge=
legen
, der ſich ſeiner Aufgabe mit beſtem künſtleriſchen
Gelingen unterzogen hatte. Ein Szenenwechſel findet in
dem Stücke nicht ſtatt. Die Töne und Ausbrüche der
elementaren Gewalten hinter der Szene ließen an Natur=
treue
und unmittelbarer Wirkung nichts zu wünſe
eif
übrig. Die Aufnahme des Stückes war ſel

[ ][  ][ ]

Sene 14.

Darmſtädter Tagblatt, Frenag, den 4. Dezember 1903.

Rummer 25.

Bertholet demnächſt wahrſcheinlich gedruckt zu haben
ſein wird, zu demſelben billigen Preiſe wie ein früherer
mit dem Titel Buddhismus und Chriſtentum.
2 Das Jähr 1803 iſt von einſchneidender Wichtig=
keit
für Deutſchland, insbeſondere auch für unſere
engere Heimat geweſen. Der Reichsdeputationshaupt=
ſchluß
vom 25. Februar 1803 hat die Karte Deutſchlands
von Grund aus verändert. Auch Heſſen=Darmſtadt hat
damals angeſtaminte Herrſchaften verloren, iſt dafür aber
durch einen beträchtlichen Zuwachs an Land und Leuten
entſchädigt worden. Die Wirkung dieſer Gebietsveränder=
ungen
und der mit ihnen in Verbindung ſtehenden
politiſchen Verſchiebungen iſt auf allen Gebieten des
öffentlichen Lebens geradezu unermeßlich geweſen. Das
Jahr 1803 bildet einen Markſtein in der Geſchichte Heſſens.
1803 iſt das alte Heſſen zu Grabe getragen worden:
1803 ſind die Grundlagen zu einem neuen, dem modernen
Heſſen gelegt worden. Wir ſchreiben heuer 19031 Anlaß
genug, um das Gedüchtnis jener wichtigen Ereigniſſe zu
begehen! Das Jahr 1803, ein Wendepunkt der Eit=
wicklung
Heſſenss iſt das Thema, das ſich Herr Haus=
und Staatsarchivar Dr. Dieterich auf Anregung des
Vereins für Verbreitung von Volksbildung für ſeinen
zum 7. Dege mber im Kaiſerſaall anberaumten Vortrag
geſtellt hat, nach dem Geſagten gewiß ein zeitgemäßes
Thema. Der Vortragende wird Gelegenheit haben, das
Entſtehen und Anwachſen der Landgrafſchaft Heſſen
bis 1803 und ihren damaligen Zuſtand an der Hand
der Landesgeſchichte zu ſchildern, um dann auf dieſem
Hintergrund ein Bild von der gewaltigſten Umwälzung
zu entwerfen, die unſer Vaterland ſeit der Zeit der
Reformation betroffen hat. Eine Kartenſkigse vom
früheren und jetzigen Heſſen, die jeder Beſucher des Vor=
trages
erhält, wird letzieren weſentlich unterſtützen.
V.w Der Volksverein für das katholiſche Deutſch=
land
wird nächſten Sonntag abens im Konkordiaſaale
eine Verſammlung abhalten, in der Herr Rektor Gallei=
Beſſungen über die Mainzer Biſchöfe des 19. Jahr=
hunderks
und Herr Stadtrechner Uebel=Dieburg über
das Thema: Männer ſind es, die wir brauchen' ſprechen
werden ſſ. Inſerach.
D.u. Oe. A. V. Die Sektion Darmſtadt des
Deutſchen und Oeſterreichiſchen Alpenvereins
hielt, am Dienstag im Reſtaurant Zur Oper=
ihre
ordentliche Hauptverſammlung für das ab=
gelaufene
34. Geſchäftsjahr. Vor Eintritt in die Tages=
ordnung
ſprach Herr Gerichtsaſſeſſor Würth über ſeine
Frühſommerwanderungen im Dolomitgebiet. An
der Hand ausgezeichneter Photographien gab der Redner,
eine anziehende Schilderung ſeiner Bergfahrten in dem
noch nicht vom Touriſtenſtrom der Hochſaiſon über=
ſchwemmten
Gebiete. Intimer waren die Einblicke in
das Tun und Treiben der Landesbewohner, die Führer
waren noch icht ſo völlig von der ſommerlichen Er=
werbsſucht
erfaßt, die Hütken noch nicht aus ihrem
Winterſchlaf erwacht und das Schlernhau= noch mit
deutlichen Spuren der erlittenen Ausplünderung verſehen.
Schlern, Sas Nigais, Fermedaturm und Monte Criſtallo
wurden glücklich bezwungen. Dabei ergaben ſich für
die Bergſteiger zum Teil bedeutende Schwierigkeiten
durch lange Wanderungen im Schnee und Vereiſung
ſonſt wohl gangbarer Stellen. Die Beſteigung des Monte
Criſtallo erforderte von Tre Croci aus 11 Stunden
zum Aufſtieg, während im Sommer nur 7 Stunden
dazu nötig ſind. Aber nicht allein der Reis der be=
ſonderen
, durch die frühe Jahreszeit bedingten Umſtände.
ſondern auch wunderbare Fernſichten, frei vom ſommer=
lichen
Dunſt, lohnten die ſchwierigen Klettereien.
Nachdem der Vorſitzende dem Redner für ſeine
lebensvelle und touriſtiſch hochintereſſante Darſtellung
den Dank der Sektion ausgeſprochen hatte, fanden die
Geſchäfte der Hauptverſammlung ihre Erledigung. Aus
dem Rechenſchaftsberichk entnehmen wir, daß die
Mitgliederzahl die Höhe von 248 erreicht hat. Die
günſtigen Kaſſenverhältniſſe haben auch in dieſem Jahre
die Ausloſung von 15 Hüttenanteilſcheinen ermöglicht.
Es fanden 11 Vorträge zum Teil mit Vorführung von
Lichtbildern ſtatt, die eine große Anziehung ausübten.
Die Hütte wurde von 704 Touriſten beſucht und dient
immer mehr als Ausgangs= und Stützpunkt für wirk=
liche
Hochtouren (Wanderung über Küchelſpitze, Kuchen=
ſpitze
und Seeköpfe an einem Tag). Unter den aus=
geführten
Hochgebirgstouren finden wir Bernina= und
Jungfrautraverſierung. Auch mehrere Skitouren wurden
in Oberbayern, Tirol und im Verner Oberland während
des Winters von Mitgliedern ausgeführt. Die lang=
jährige
Veobachtung der Pegelſtation in Galtür fand in
Greims Studien aus dem Pagnaun ihre wiſſenſchaftliche
Verwertung. Neben dieſen alpinen Beſtrebungen kam
auch das geſellige Leben der Sektion in 9 Aulsflügen,
Stiftungsfeſt, Abendunterhaltung mit Damen uns
Herrenabend zu ſeinem Rechte. Nachdem dem Vorſtand
Entlaſtung erteilt worden war, wurden einige Aende=
rungen
in den Satzungen einſtimmig gutgeheißen und
die Eintragung der Sektion in das Vereinsregiſter be=
ſchloſſen
. In der darauf folgenden Neuwahl des
Vorſtandes wurden im weſentlichen die früher mit
der Sektionsleitung betraut geweſenen Herren wieder=
gewählt
.
2 Se. Königl. Hoheit der Großherzog und
J. K. H. Großfürſtin Sergius beehrten kürzlich

die im 1. Stocke der Firma J. Ph. Leuthner ein=
gerichtete
Weihnachtsausſtellung mit Ihrem hohen
Beſuche und machten daſelbſt bedeutende Einkäufe.
2 Im Kaiſerpanorama (Wilhelminenſtr. 29) bleiben
die herrlichen Partien der Riviera, die ſich eines unge=
teilten
Veifalls erfreuen, nur noch bis einſchl. morgen
Samstag ausgeſtellt. Alt=Heidelberg und das Neckartal
bis Zwingenberg gelangt von Sonntag ab zur Vor=
führung
.
worden. von wo dann nach einigen Tagen durch mit=
fühlende
Kameraden die Nachricht verbreitet wurde, es
ginge ihm ſchlechter und ſchließlich war er auch in der
Phantaſie eines ſolchen guten Kameraden geſtorben:
Dieſes Gerücht kam auch zu Ohren eines aͤus dem
Heimatsorte des Kranken ſtammenden Freundes, der
nach der Heimat zu vermelden. Der Vater des Ver=
ſtorbenen
, zwar befremdet, daß ihm keine dienſtliche
Mitteilung von dem Ableben ſeines Sohnes wird, glaubt
noch ſelbigen Abends Komme morgen meinen Sohn
abzuholens Dieſes Telegramm ließ der Wachtmeiſter,
weil es ſpät abends war, bis zum anderen Morgen
liegen. Anderen Tages früh wird der dienſttuende
Unteroffigier im Garniſonlazarett geweckt. Vor dem
Portal hält ein Leichenwagen und der Vater verlangt
ſeinen Sohn zu ſehen. Darauf aufmerkſam gemacht,
daß dies nur während der Beſuchsſtunden ſnachmittags)
ſtattfinden könne, erwidert dieſer ganz entrüſtet, er
werde doch wohl die Leiche ſeines Sohnes ſehen dürfen.
Die Leiche ? ja, einen Augenblick= und wenige Minuten
ſpäter tritt der Unteroffizier mit dem ſeeleſvergnügten
Sohne in den Warteraum.- Draußen aber hält der
Leichenwagen!
9 Bei der geſtern Vormittag abgehaltenen Ver=
ſteigerung
von etwa 860 Kubikmeter aus Straßenkericht
herrührendem Kompoſt wurden unter guter Konkurrenz
von Landwirten aus der hieſigen Stadt und Umgegend
rund 800 Mark, alſo nicht ganz eine Mark für den Kubik=
meter
, erlöſt. Die Verſteigerung erfolgte in 40 Loſen
von 15- 30 Kubikmeter. Der Kompoſt lagert an der
Pallaswieſenſtraße nächſt dem Schachtgraben und muß
bis zum 1. Februar k. J5. von den Steigerern weg=
gebracht
ſein.
E. Pfungſtadt, 3. Deg. Der hieſige Geſangverein
Männerquartett hat in einer außerordentlichen
Generalverſammlung beſchloſſen, dem Wunſche vieler
Vereine, die ſich an dem Geſangswettſtreit im kommenden
Jahre beteiligen wollen, zu entſprechen und ſämtliche
Wettſingen an einem Tage, Sonntag, den 5. Juni 1904,
vorzunehmen. Den intereſſierten Vereinen wird dem=
nächſt
in einem beſonderen Nundſchreiben Näheres mit=
geteilt
werden.
V Aus dem Odenwald, 2. Dez. Die Preiſe für
fette Schweine ſind im vorderen Odenwald bis zu einem
Niveau herabgeſunken, für die unſere Bauersleute noch
unmöglich einigermaßen gewinnbringend züchten können.
Die Metzger zahlen durchſchnittlich nur 48 bis 50 Pfg.
pro Pfund Schlachtgewicht, laſſen ſich aber meiſt noch
70 Pfa. im Verkauf zahlen, ein Preis, bei welchem nicht
nur Bauersleute, ſondern auch Gewerbetreibende und
Arbeiter vielfach ſich zur Hausſchlachtung entſchließen.
Auch die Preiſe für Rindfleiſch (68 bis 70 Pfg. pro Pfund)
müſſen als zu hoch hier empfunden werden, da unſere
Metzger beim Ankauf von Rindern und Kühen recht
knauſerig ſind und ſtets von einem Sinken der Ninder=
preiſe
ſprechen.
Nieder=Roden, 2. Dez. Der 19 Jahre alte Philipp
Groh, der in einer Offenbacher Fabrik beſchäftigt iſt,
hatte ſich auf ſeinem Wege nach dem Offenbacher Oſt=
bahnhofe
verſpätet und lief in voller Haſt, um den um
7 Uhr 45 Min. dortſelbſt abgehenden Zug noch zu er=
reichen
. Im Begriff, in den Zug einzuſteigen, ſtürzte
Groh plötzlich zuſammen und verſtarb nach wenigen
Minuten im Bahnhofsgebäude. Die Leiche des fleißigen
jungen Mannes wurde in das ſtädtiſche Leichenhaus
übergeführt.
*0 Reichelsheim i. O. 2. Dez. Mit den Arbeiten
zum Bau eines Krankenhauſes für Lungenkranke
im Großherzogtum Heſſen iſt dieſer Tage der Anfang
gemacht worden. Es wurde ein größeres Terrain in
ſehr geſunder und landſchaftlich reigender Gegend er=
worben
und mit den Planierungs= und Wegbauarbeiten
angefangen. Zahlreiche Arbeiter von hier und der Um=
gegend
finden hierbei lohnenden Erwerb.
- Goddelau, 2. Deg. Der Bremſer Guſtav Jonu=
ſchat
aus Stockſtadt geriet heute nacht beim Rangieren
zwiſchen die Puffer zweier Wagen eines Güterzuges
und wurde ſchwer verletzt in das Krankenhaus nach
Darmſtadt verbracht.
Mainz, 3. Dez. Der Muſikdirektor Beul des
hieſigen Feldart=Regts. Nr. 27. feierte geſtern am Ge=
denktage
der Schlacht von Loigny=Poupry ſein 40jähriges
Dienſts und gleichzeitig 25jähriges Jubiläum als
Dirigent der Regimentskapelle. Beul, eine allgemein
bekannte und geachtete Perſönlichkeit. wurde am 28. Okt.
1842 in Aulbach bei Hadamar als Sohn eines Acker=
bürgers
geboren, nahm nach ſeiner muſikaliſchen Aus=
bildung
in Limburg mit 17 Jahren ein Engagement in

Brighton in England an, trat dann in die Schiffskapelle
des Great Caſtern ein und durchquerte in engliſcher
Miliguniform in 31 Jahren 24 Mal den Ozean von
England nach New=York. Um ſeiner Dienſtpflicht in
Naſſau zu genügen, kehrte er 1863 in die Heimat zurück
und diente zunächſt als Kanonier, dann als Trompeter
bei der ehemaligen naſſauiſchen Artillerie=Abteilung in
Wiesbaden. Mik dieſer Batterie machte er 1866 das
Gefecht bei Tauberbiſchofsheim mit und trat dann als
8 Ein Trainſoldat des hieſigen Bataillons war l Tromipeter zum Stabe des Höchſtkommandierenden der
wegen einer Halserkrankung ins Lazarett verbracht naſſauiſchen Truppen, General Roth, über. Nach dem
Feldzuge gelangte Beul mit der 4. Vatterie Feldart=
Regts. Nr. 11 unter Hauptmann Kleinſchmidt nach Bier=
ſtadt
bei Wiesbaden und machte bei dieſer Batterie den
Feldzug 187071 mit. Bei der Teilung des Heſſiſchen
Feldart.=Regts. Nr. 11 im Jahre 1872 kam Beul zur
7. Vatterie des neuen Regiments Nr. 27 und wurde
nichts eiligeres zu tun hatte, als den Tod des Soldaten Chorführer bei der Wiesbadener Abteilung, dann am
1. Dezember 1878 - alſo faſt genau vor 25 Jahren-
Stabstrompeter bei ſeinem Regimentsſtab in Mainz.
1889 Muſikdirigent, 1900 Muſikdirektor daſelbſt. Zur
die Nachricht und telegraphiert an den Wachtmeiſter Feier des Jubiläums hatten ſich das Offigierkorps des
Regiments Nr. 27., ſowie die ehemaligen 2er und
Reſerve= und Landwehr=Offigiere vereinigt. Dem Jubilar
wurden zahlreiche Geſchenke überreicht.
Mainz. 3. Dez. Die im Nochusſpital vorge=
nommene
Operation an dem durch Meſſerſtiche
ſchwer verlezten türkiſchen Händler Alois Ollemar iſt
als gelungen zu betrachten. Es iſt nunmehr Hoffnung
vorhanden, den Mann, der verheiratet und Familienvater
iſt, am Leben zu erhalten.
Mainz. 2. Dez. Infolge der durch einen Wort=
wechſel
mit einem Kutſcher entſtandenen Aufregung er=
litt
geſtern der Polizeiwachtmeiſter Frödtert einen
Schlaganfall und war ſofort tot. Der ſchon 28 Jahre
in Dienſten der Polizei ſtehende Wachtmeiſter erfreute
ſich allgemeiner Achtung und Veliebtheit.
Mainz, 3. Dez. Wie wir bereits telegraphiſch ge=
meldet
, entſtand geſtern in der in der Schuſtergaſſe ge=
legenen
Mohrenapotheke eine ſchwere Explöſion
eines Benzinbehälters, in dem Augenblick, als ein ca.
25 Jahre alter Proviſor an demſelben hantierte. Der
junge Mann ſtand ſofort in hellen Flammen und=flüchtete
auf die Straße, wo es einigen Arbeitern gelang, durch
Ueberwerfen von Mänteln ꝛc. die Flammen zu erſticken.
Der lebensgefährlich Verletzte wurde in das Rochus=
hoſpital
verbracht. Durch den koloſſalen Luftdruck, den
die Exploſion hervorgerufen, wurden die Fenſter und
Schaufenſter der Apotheke und einer großen Anzahl der
benachbarten Häuſer eingedrückt. Der Materialſchaden
iſt ziemlich bedeutend. Ueber die eigentliche Entſtehungs=
urſache
der Exploſion iſt noch nichts bekannt.
- Gieſen, 3. Deg. Die Büſte Profeſſor Hermann
Löhleins. die kürzlich in der hieſigen Frauenklinik ent=
hüllt
wurde, iſt eine Arbeit des Profeſſors Ludwig
Brunow in Berlin.
Butzbach, 2. Dez. In der letzten Sitzung des Krie=
gervereins
fand eine Beſprechung der Artikel ſtatt,
welche die ſogialdemokratiſche Mainzer Volkszeitung=
gegen
die Heſſiſche Diviſion im Feldzuge
1870 gebracht hat, in denen nach Briefen des ver=
ſtorbenen
preußiſchen Majors v. Kretſchmann die Be=
hauptung
aufgeſtellt wird, unſere Kameraden hätten
damals die franzöſiſche Stadt Sens total ausgeplündert.
Der Vorſitzende, Herr Medizinalrat Dr. Vogt, ſtellte
zunächſt aus dem Heſiſchen Generalſtabswerk feſt, daß
an fraglichem Tage, dem 12. November, an heſſiſchen
Truppen nur die 2. Kompagnie des 1. Jägerbatail=
lons
in Sens gelegen hat, neben 2 Eskadrons des
12. Ulanen=Regiments. Angehörige dieſer 2. Kom=
pagnie
, welche mit in Sens waren, ſind die noch
lebenden Kameraden H. Wetz und F. Müller in Griedel.
Beide bezeugen, daß die ſtrengſte Manneszucht dort be=
obachtet
worden iſt und es ergeben ſich daher dieſe Auf=
zeichnungen
Kretſchmanns als große Unwahrheiten, die
ſich nur ſo erklären laſſen, daß dieſer Offizier von dritter
Seite gehörte Schilderungen leichtfertig in ſeinen Privat=
briefen
wiederholt hat. Auf dem Marſche in die Heimat
ſind eine ganze Anzahl der Butzbacher Veteranen, alſo
im Jahre 1871, in Sens geweſen, ſo die Herren Weick=
hardt
, Caeſar, Dr. Vogt, Leyerzapf, Metzger, Rothhardt
von einer ſolchen kürz vorher von Heſſen vorgenom=
menen
Plünderung hat keiner etwas vernommen. Trotz=
dem
empfehle es ſich, in allen Vereinen in gleicher Weiſe
die Zeugen, beſonders von der 2. Jäger=Kompagnie her=
beizuholen
, damit nicht von dieſen falſchen Beſchuldig=
ungen
etwas an unſerer Diviſion hängen bleibe.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 2. Dez. Der Lokal=
Anzeiger' berichtet: Bei einer Probe in Hirkus Buſch,
wo eine Dame den dort ausgeführten Todesſprung auf
dem Zweirad nachmachen wollte, verunglückte die Dame
und erlitt mehrfache Verletzungen. Wegen der empö=
renden
Vorgänge, welche bei der letzten Landtagswahl
in der Kirche zu Bernau ſich abgeſpielt haben, iſt von
den Kirchenbehörden alsbald eine eingehende Unterſuchung
eingeleitet worden. Ueber einen bedauerlichen Vor=
fall
meldet eine Spandauer Korreſpondenz Folgendes:
Die 1. Kompanie des 5. Garde=Regiments 3. F. hatte geſtern

Kleines Feuilleton.
Schweigſame Abgeordnete. Wie die den
anttlichen ſtenographiſchen Berichten beigefügten Redner=
liſten
ergeben, haben nicht weniger als 74 Reichstagsab=
geordnete
in den fünf Jahren ſeit ſ898 nicht ein einziges Mal
eine Rede gehalten. Noch auffälliger aber iſt es, daß
von dieſen 74 ſchweigſamen Abgeordneten 42 auch dem
neuen Reichstag wieder angehören, alſo troß ihrer
Schweigſamkeit das Vertrauen ihrer Wähler nicht einge=
büßt
haben. Von dieſen 42 an Schweigſamkeit Molkke
noch übertreffenden Mitgliedern des neüen Reichstags,
die in der ganzen vorigen Legislaturperiode nicht ein
einziges Mal im Reichstag das Wort ergriffen haben,
ſind 14 Mitglieder des Reichstags ſeit 1898: 17 ſchon ſeit
1893 und 11Lſeit 1890 oder noch länger. Die 14 im Jahre
1898 gewählten Mitglieder des Reichstags, die in den
letzten fünf Jahren im Reichstag ſich völlig ſchweigſam
verhalten haben, ſind die beiden konſervativen Abgeordne=
ten
v. Bonin=Bahrenbuſch und v. Spiegel, die beiden
Freikonſervativen Stubbendorf und Witt, die zwei
Nationalliberalen Haas und v. Kaufmann, die vier Zen=
trumsabgeordneten
Glowatzki, Holzapfel, Linder, Ranner,
der Elſäſſer Merot, der Welfe Frhr. v. Schele= Schelen=
burg
und die beiden Sozialdemokraten Kaden und Franz
Hoffmann, von denen der letztere vor einigen Wochen ge=
ſtorben
iſt. 17 Reichstagsabgcordnete, die in der lehken
Legislaturperiode ſtumm geblieben ſind, gehörten dem
Reichstag ſchon in der Legislaturperiode 1893-1898 an.
Von den 17 Schweigern haben neun in der Legislatur=
periode
1853 bis 1808 im Reichstag geredet, acht aber,
mämlich die vier Konſervativen v. Dawitz, Burggraf

Dohna=Schlodien, Mentz und Rother und die vier Zen=
trumsabgeordneten
Bauermeiſter, Brauer, Hubrich, Moritz
haben in den gehn Jahren, ſeit ſie dem Reichstag ange=
hören
, im Verlauf von zwei fünfjährigen Legislatur=
perioden
noch nicht ein einziges Mal das Wort ergriffen.
Zu den 42 Abgeordneten, die ſeit 1898 ſich im Reichstag
völlig ſtumm verhalten haben, gehören auch elf Abgeord=
nete
, die Reichstagsabgeordnete 'ſchon ſeit 1890 oder noch
länger ſind. Dies ſind die fünf Zentrumsabgeordneten
Aichbichler, Lehnmeier, Götz v. Olenhuſen, Schuler, Witzls=
verger
, die drei Konſervativen Fürſt zu Hohenlohe=
Oehringen. v. Sperber, der kürzlich verſtorben iſt, und
der Alterspräſident v. Winterfeldt=Menkin, der Pole
v. Wolszlegier und die beiden Sozialdemokraten Förſter
MReuß) und Meiſter. Von dieſen haben neun voͤr dem
Jahre 1898 zum letztenmal im Reichstag geredet. Die
beiden ſeit dem Jahre 1800 dem Reichstag angehörenden
Abgeordneten Lehnmeier und v. Sperber aber haben in
dieſen 13 Jahren noch nicht ein einziges Mal das Wort
ergriffen. Der Zentrumsabgeordnete Lehnmeier ſchuldet
dem Reichstag die Jungfernrede ſeit 1890. Abg. Lehn=
meier
iſt Bürgermeiſter in Treßberg in Oberbayein. Er
hat Europa, Afrika und Aſien bereiſt, arbeitete als Photo=
graph
und Uhrmacher in Florenz. Nom, Paris, Wien
und Neapel, iſt alſo ein Mann, der vieler Städte und
Völker Sitten kennt und aus dem Schatßze ſeiner Er=
fahrungen
dem Reichstag mancherlei wertvolle Veobach=
tungen
mitguteilen leicht Gelegenheit finden könnte. Nicht
unerwähnt bleiben darf in dieſem Zuſammenhang, daß
der Zentrumsabgeordnete Pingen, der dem Reichstag ſeit
1893 angehört und hier zum leztenmal am 11. Mai'1896
das Wort ergriffen hat, ſeit 1893 auch Mitglied des

preußiſchen Abgeordnetenhauſes iſt und hier in den
zehn Jahren überhaupt noch nicht das Wort ge=
nommen
hat.
Ueber Deutſchlands kleinſte Schule
ſchreibt die Preuß. Lehrer=3tg.: Weit draußen in den
Wogen der Nordſee liegt die kleine Inſel Nordſtrandiſch=
moor
, einſt durch eine Sturmflut von der großen Inſel
Nordſtrand abgeriſſen. Von Jahr zu Jahr ſchwindet
das Eiland mehr Und mehr, denn Wind und Wetter
ſetzen ihm hart zu. Und mit dem Schwinden des Bodens
geht Hand in Hand ein Schwinden der Bevölkerung.
Vor 50 Jahren lebten dort noch 50 Menſchen, jetzt nür
15. Fiſcherei und Viehzucht ſind ihr Erwerb. Das ſtatt=
lichſte
Haus auf der Inſel iſt das Schulhaus, und doch
ſind gurzeit nur zwei Schüler vorhanden. 1836 wurde
das Schulhaus erbaut, und eine ganz ſtattliche Schüler=
zahl
hielt ihren Einzug. Danach nahm die Schülerzahl
ſchnell ab und betrug 1898 bis 1903 gleich 0. Erſt am
1. April ds. Js. wurden wieder zwei Kinder ſchulpflichtig,
und ſie unterrichtet ein Lehrer, der beſoldet wird von
der Inſel Nordſtrand.
Das verſchluckte Gebiß. Aus Labiſchin,
30. November, wird berichtet: Der 26jährige Maurergeſelle
Franz Loſiniecki von hier zerbrach ſich bei einem Sturze
mit dem Rade das künſtliche Gebiß und verſchluckte die
eine Hälfte. Der Arzt vermochte das Gebiß nicht zu ent=
fernen
. Da der Hals anſchwoll, wurde der junge Mann
in das Diakoniſſenhaus nach Vromberg geſchafft und
operiert, doch iſt er infolge der Verletzungen, welche das
Gebiß im Halſe verurſacht hat, geſtorben.

[ ][  ][ ]

Rummer 285.

Darmſtädter Tagolntt, Freilag, den 4. Dezember 1903.

Seite 15.

ſauf den Schießſtänden in der Jungfernheide ihre Schieß=
übung
eben beendigt und trat zur Rückkehr nach Spandau
zuſammen. Da übergab ein Unteroffigier, der ſeinen
Mantel anlegen wollte, ſein Gewehr einem Rekruten, der
as einen Augenblick halten ſollte. Er war überzeugt, daß
ſich in dem Gewehr keine Patrone mehr beſand, und der
Rekrut, der auch dieſer Anſicht war, klappte die offen=
ſtehende
Kammer zu und drückte den geſpannten Hahn ab.
In dieſem Augenblick krachte ein Schuß und ein dicht vor
der Mündung des Gewehrlaufs ſtehender Soldat brach,
tödlich durch die Bruſt geſchoſſen, zuſammen; in den
Armen von Kameraden ſtarb er wenige Minuten ſpäter.
Der Getötete diente bereits im zweiten Jahre; er iſt ein
Weſtfale namens Schwarz, wohlhabender Leute Kind.
Seine Eltern wurden telegraphiſch von dem betrübenden
Ereignis benachrichtigt. Die Unterſuchung zur Aufklärung
der Schuldfrage iſt eingeleitet. In dem Gewehr hatten
ſich noch zwei ſcharfe Patronen befunden.
Hagenau, 2. Des. Wie dieHagenauer 3tg. meldet,
iit der Direktor der hieſigen kaiſerlichen Knabenerziehungs=
und Beſſerungsanſtalt (Kolonie), Casper, am vergangenen
Samstag vormittag beinahe das Opfer eines Ueberfalls
geworden. Ein 18jähriger Zögling, ein Schuhmacherlehrling
namens Thiel aus Metz war wegen eines Vergehenz in
das Amtszimmer des Direktors zur Vernehmung vor=
geführt
worden und ſtürzte ſich während der Verhandlung
plötzlich mit einem ſcharf geſchliffenen Meſſer, das er
in der Schuſterwerkſtätte entwendet hatte, auf Herrn
Casper, der den ihm zugedachten Stich abwendete, dabei
aber Schnittwunden an der linken Hand erhielt. In dem
nun ſich entſinnenden Handgemenge trug Herr Casper
noch einen Stich in den linken Oberſchenkel davon, bevor
der Zögling durch herbeieilende Anſtaltsbeamte entwaffnet
werden konnte. Direktor Casper mußte ſich ſofort in
ärztliche Behandlung begeben; ſein Beſinden gibt zu Be=
fürchtungen
keinen Anlaß.
Köln, 2. Dez. In einem hieſigen erſtklaſſigen Hotel
wurde heute nachmittag 6 Uhr ein Mord und Selbſt=
mord
verübt. Ein ſeingekleideter Herr aus Paris, der
ſeit geſtern mit einer Berliner Dame dort logiert und
mittags noch mit ſeiner Begleiterin geſpeiſt hatte, erſchlug
mit einem Hammer die Dame und entleibte ſich alsdann
durch einen Schuß in den Kopf. Die Beweggründe ſind
unbekannt. Aus den vorgefundenen Briefſchaften ging
hervor, daß der Mörder aus Paris hierhergekommen war.
Leipzig, 2. Dezember. Heute nachmittag wurde dem
Leipz. Tgbl. zufolge der Trödler Joſef Cohn in ſeinem
Geſchäftslokal in der Seeburgſtraße in einer Blutlache
hinter dem Ladentiſch aufgefunden.
Erfurt, 3. Des. Der Reichskanzler hat M. Peterſeims
Blumengärtnereien ſeine Glückwünſche ausgeſprochen zur
150tauſendſten Sendung in dieſem Jahre. Das Schreiben,
ſchließt mit den Worten; Dieſer neue Beweis erfolg=
reicher
Arbeit hat mich ſehr erfreut.
Hamburg, 2. Deg. DerNeuen Hamb. Börſenhalle
zufolge iſt der am 20. November von Middlesborough
nach Hamburg abgegangene, der Reederei A. Kirſten ge=
hörige
Dampfer Lutetia; bis heute noch nicht an=
gekommen
. Es herrſcht lebhafte Beſorgnis über den
Verbleib des Schifſes. Es ſteht zu befürchten, daß der
Dampfer ein Opfer der in der Nordſee herrſchenden
Stürme geworden iſt. Die Beſatzung beſtand aus dem
Kapitän Michelſen und 15 Mann.
Madrid, 2. Dez. In Aſturien, Galizien und Leon
iſt infolge ſtarken Schneefalls die Bahnverbindung
mehrfach unterbrochen. In Bilbao und St. Sebaſtian
liegt der Schnee einen Meter hoch.
Serajewo, 2. Dez. Infolge anhaltenden Landregens
iſt faſt im ganzen Lande Hochwaſſer eingetreten. In
Tarnowo und Praca wurden Brücken fortgeriſſen. Die
Stadt Terbinie iſt teilweiſe überſchwemmt. Auf der
Bahnſtrecke Rama=Jablanica wurde der Bahnkörper auf
einer Strecke von 130 Meter fortgeriſſen. Auf der Bahn=
ſtrecke
Moſtor=Gabela wurde der Verkehr eingeſtellt. Das
Hochwaſſer des Narenta überſteigt den höchſten bisher
bekannten Hochwaſſerſtand.
Waſhington, 3. Dez. Wieder ſind 2 Geiſtesge=
ſtörte
im Weißen Hauſe verhaftet worden. Der
eine gab an, er wollte Rooſevelt hypnotiſieren, der andere
trug ein großes Meſſer. Die Wache im Weißen Hauſe iſt
verdoppelt worden auf die Nachricht, daß ein Inſaſſe des
Irrenhauſes in Minneapolis ausgebrochen ſei und die
Abſicht ausgeſprochen habe, bei Rooſevelt einzudringen.
Chrouik des Monats November. 1. Theodor
Mommſen f. 3. In Italien kommt ein Miniſterium
Giolitti zu ſtande. 4. Zuſammenkunft des Zaren mit
Kaiſer Wilhelm II. in Wiesbaden. 5. Der Biſchof von
Mainz Dr. Brück f. Kaiſer Wilhelm zum Beſuch des
Zaren in Wolfsgarten. - Konferens zwiſchen Graf Bülow
und Lamsdorff in Darmſtadt. 6. Meldung von einem
Aufruhr der Vondelzwarts in Deutſch=Südweſtafrika. Die
Republik Panama; wird von den Vereinigten Staaten
vanerkannt: 8. Profeſſor Moritz Schmidt=Metzler operiert,
dem Kaiſer einen Stimmlippen=Polppen. 9. Selbſtmord.
des italieniſchen Finanzminiſters Noſano. 11. Verurtei=
lung
des Leutnants Bilſe vor dem Kriegsgericht in Metz.
112. Wahlmännerwahlen in Preußen. 15. 40jähriges
Regierungsjubiläum Chriſtians Ix. von Dänemark.
16. Prinzeſſin Eliſabeth von Heſſen f. 17. Das italieniſche
Königspaar in England. Rede des ungariſche Miniſter=
präſidenten
Tisza gegen Körber. 19. Beerdigung der Prin=
zeſſin
Eliſabeth von Heſſen in Darmſtadt. 20. Landtags=
wahlen
in Preußen. 21. Sturmſchäden in Deutſchland.
24. Der deutſche Biſchof in China, Dr. Anzer f. Das
Südpolarſchiff Gauß' ſExpedition Drygalski trifft in
Kiel ein. 25. Freiſpruch im Progeß Kwilecki. 26. Tumulte
in der ungariſchen Kammer. 28. Thronrede in Rumänien.
30. Domkapitular Profeſſor Dr. Georges Kirſtein zum
Biſchof von Mainz gewählt.

Parlamentariſches.
Die Zweite Kammer der Stände tritt am
Dienstag, den 8. Dezember, vormittags 10 Uhr,
zur 33. Sitzung zuſammen. Die Tagesordnung iſt
folgende: 1. Botſchaft Seiner Königlichen Hoheit des
Großherzogs. 2. Neuwahl des Abgeordneten Orb im
XVh. Wahlbezirk der Provinz Starkenburg (Offenbach-
Seligenſtadt). 3. Wahl eines Mitgliedes zum vierten
Ausſchuß für den verſtorbenen Abgeordneten Haas
(Mainz). ¾. Regierungsvorlage, Summariſche Ueberſicht
der Einnahmen und Ausgaben der Staatsſchuldenver=
waltung
in den Rechnungsjahren 1894,95, 1895196 und
1896 97 betreffend. 5. Regierungsvorlage, Staatsvertrag
zwiſchen Heſſen und Baden über die Auflöſung des
bezüglich der Gemeinde Kürnbach beſtehenden Kondo=
minatsverhältniſſes
betreffend. 6. Antrag der Abgeordneten
Korell und Brauer, Diäten und Gebühren der Staats=
beamten
betreffend. 7. Regierungsvorlage, die Annahme
eines Hilfslehrers bei der Blinden=Anſtalt in Friedberg
betreffend. 8. Regierungsvorlage, die Errichtung einer
Parallelklaſſe an der Präparanden=Anſtalt zu Lich
betreffend. 9. Regierungsvorlage, Hagelverſicherung be=

treffend. 10. Antrag der Abgeordneten Alrich und Ge=
noſſen
, Vertretung der Arbeiterſchaft im Großherzog=
lichen
Miniſterium betreffend. 11. Antrag der Abgeord=
neten
Dr. Schmitt und 44 Genoſſen, die Ausbildung der
Verwaltungsbeamten betreffend. 12. Antrag der Abge=
ordneten
Korell und Genoſſen, Einrichtung genoſſen=
ſchaftlicher
Hengſthaltungen betreffend. 13. Antrag des
Abgeordneten Ripper, Prämiierung von Pferden betreffend.
14. Antrag der Abgeordneten Dr. Frenay und Genoſſen,
Gewerbeinſpektion betreffend. 15. Antrag der Abgeord=
neten
Urich und Genoſſen, die Gewerbeinſpektion betreffend.
16. Antrag des Abgeordneten Leun, die Gebühren für
die Fortführung der bisherigen Grundbücher betreffend.
17. Anfrage des Abgeordneten Köhler (Langsdorf, die
den Studierenden an der Univerſität Gießen zuſtändigen
Stipendien, und etwaige anderen Wohlfahrts= Ein=
richtungen
betreffend. 18. Vorſtellung einer Anzahl Ein=
wohner
zu Wörrſtadt, den Reblausherd in der Ge=
markung
Sulzheim betreffend. 19. Vorſtellung des
Schreinermeiſters Friedrich Creter II. zu Darmſtadt,
Baugelände in der Gemarkung Arheilgen betreffend.
20. Vorſtellung der Kreisamtsdiener des Großherzogtums,
Regelung ihrer Gehaltsverhältniſſe betreffend. 21. a) Vor=
ſtellung
der Angeſtellten und Bedienſteten im Großherzog=
lichen
Arbeitshaus zu Dieburg, Gewährung von
Wohnungsgeldzuſchüſſen betreffend. b) Weitere Vor=
ſtellung
derſelben, Gehaltsverhältniſſe betreffend. 22. Vor=
ftellung
des Fußgendarmen i. P. Heinrich Hoffmann
zu Groß=Gerau, Penſionserhöhung betreffend. 23. Vor=
ſtellung
des Gendarmen i. P. Karl Heinrich Ganß zu
Worms, Gewährung der Dienſtbeſchädigungszulage
betreffend. 24. Vorſtellung des Allgemeinen Deutſchen
Vereins für Schulgeſundheitspflege, die Anſtellung von
Schulärzten im Deutſchen Reich betreffend. 25. Vor=
ſtellung
der penſionierten Volksſchullehrer Hechler zu
Bensheim und Hartmann zu Auerbach, Penſionserhöhung
betreffend. 26. Vorſtellung einer Anzahl Oberlehrer,
Regelung ihres Beſoldungsdienſtalters betreffend. Defi=
nitive
Veratung nach Artikel 33 der Ge=
ſchäftsordnung
: Mündliche Berichterſtattung.)
27. a) Vorſtellung des Zimmerers J. Wolf I1I. zu
Darmſtadt und Genoſſen, Vorſchläge zur Neform der
Unfallverhütung bei Bauausführungen betreffend. b) Vor=
ſtellung
des Mitteldeutſchen Arbeitgeberverbandes für
das Baugewerbe in Frankfurt a. M. die Ueberwachung
der Schutzvorſchriften bei Bauausführungen betreffend.
c) Mitteilung einer Reſolution ſeitens des Vorſitzenden
der Bauarbeiterſchutzkommiſſion zu Offenbach a. M.
Herausgabe einer einheitlichen Bauarbeiterſchutzordnung
für das Großherzogtum Heſſen betreffend.
( Der erſte Ausſchuß der Zweiten Kammer
hat zu der Regierungsvorlage, betreffend den Staats=
vertrag
zwiſchen Heſſen und Baden über die Auflöſung
des bezüglich der Gemeinde Kürnbach beſtehenden
Sondominatsverhältniſſes in ſeiner Mehrheit beſchloſſen,
dem Staatsvertrage zuzuſtimmen. Die Minderheit
meinte, es bedürfe vorerſt einer Anhörung der Kürn=
bacher
Heſſen und nach Möglichkeit einer Beſchlußfaſſung
derſelben. Die Mehrheit bezweifelte die Zuläſſigkeit und
den Wert einer ſolchen Beſchlußfaſſung und glaubte, daß
die Ortsbewohner hinreichend angehoͤrt und durch die
Volksvertretungen der beiden Staaten hinreichend ver=
treten
ſeien, und daß ſelbſt ein einſtimmiger Beſchluß der
Gemeindeangehörigen an dem notwendig gewordenen
Staatsvertrage nichts ändern könne.

Handel und Verkehr.
Darmſtadt, 3. Dez. Aus der Denkſchrift
der Großh. Handelskammer Darmſtadt
über das deutſche Nahrungsmittelgeſetz ꝛc.
(Schlußl. Die Durchführung der vorgeſchlagenen Reformen
wird nun für ſich allein nicht genügen, ſondern es wird,
Um eine wirkliche und dauernde Veſſerung in den jetzigen
Zuſtänden in der Nahrungsmittelkontrolle herbeizuführen,
noch nötig ſein, im Deutſchen Reiche eine Nahrungs=
mittelkontrolle
zu ſchaffen, welche gerechten und
billigen Anforderungen der Konſumenten wie der Fabri=
kanten
und Händler von Nahrungsmitteln entſpricht.
Es iſt in der Tat nicht leicht, für das ganze Reichsgebiet
eine einheitliche und durchaus zufriedenſtellende Kontrolle
des Verkehrs mit Nahrungs= und Genußmitteln durchzu=
führen
, aber die Schwierigkeiten dürften doch keine un=
überwindlichen
ſein, wenn man bedenkt, daß das König=
reich
Sachſen ſchon ſeit dem 1. Oktober 1901 eine weit=
gehenden
Anforderungen genügende Organiſation der
Nahrungsmittelkontrolle beſitzt. Unerläßliche Voraus=
ſetzung
für eine derartige Organiſation würde aber ſein,
daß zuvor einheitlich feſtſtehende Normen für ganz
Deutſchland geſchaffen werden, nach welchen die Nahrungs=
mittelkontrolle
vorgenommen und die Beurteilungen von
ſeiten der Nahrungsmittelchemiker ſtattfinden müſſen.
Hand in Hand mit der einheitlichen äußeren und inneren
Geſtaltung der Nahrungsmittelkontrolle in Deutſchland
würde auch eine Reform des jetzigen Ver=
fahrens
vor und nach Erhebung einer An=
klage
wegen Vergehens gegen die Beſtimmungen des
Nahrungsmittelgeſezes zu gehen haben. Nach der gegen=
wärtigen
Uebung werden die Sachverſtändigen, welche
ja die Verteidigung aufſtellen darf, in der Mehrzahl der
Fälle nicht in der Vorunterſuchung, ſondern erſt nach
Erhebung der Anklage gehört, was für die Intereſſenten
der Nahrungsmittelbrauche inſofern große Nachteile mit
ſich bringt, als ſie dadurch nicht energiſch auf den Gang
der Vorunterſuchung einwirken können, wodurch zweifel=
los
oftmals das ganze Verfahren überhaupt nieder=
geſchlagen
werden würde. Die vorliegenden verſchie=
denen
Erlaſſe und Verfügungen würden für den ganzen
Verkehr mit Nahrungs= und Genußmitteln, ſowie für
das Verfahren in den Nahrungsmittelprozeſſen einen
großen Fortſchritt bedeuten, wenn ſie nur durchweg be=
folgt
würden. In dieſer Beziehung liegen aber leider
eine ganze Anzahl von Tatſachen vor, welche darauf
hinweiſen, daß die betreffenden Behörden die Vorſchriften
dieſer Erlaſſe außer acht laſſen. Es wird daher unſerer
Anſicht nach die ganze Wirkung der gewiß gut gemeinten
Erlaſſe über die Anhörung von Sachverſtändigen in der
Vorunterſuchung illuſoriſch bleiben, ſolange nicht den
Beamten der Staatsanwaltſchaft von Seiten ihrer vor=
geſetzten
Behörden die Zuziehung derartiger
Sachverſtändigengeradezu zur Pflicht ge=
macht
wird. Bei dem gegenwärtigen Stand, der
Dinge kann denjenigen Intereſſenten der Nahrungs=
mittelbranche
, welche ſich durch die Nichtbeachtung der in
Rede ſtehenden Erlaſſe ſeitens der guſtändigen Behörden
beeinträchtigt fühlen, nur empfohlen werden, gegen ein
derartiges Verfahren ſofort auf dem Inſtanzenwege Ein=
ſpruch
zu erheben. Dadurch, daß ſeitens der Staats=
anwaltſchaft
regelmäßig in der Vorunterſuchung von den
Handelskammern ernannte, durchaus erfahrene Sach=
verſtändige
gehört würden, würde ſicherlich eine ganze
Anzahl von Nahrungsmittelprozeſſen künftighin ver=
mieden
werden, welche jetzt unter Auſwendung von viel
Zeit und Geld geführt werden und doch ſchließlich mit

einer Freiſprechung des Angeklagten enden, der jedoch.
wie wir nochmals betonen müſſen, ſelbſt in dieſem Fall
empfindlich in ſeinem Ruf als reeller Geſchäftsmann ge=
ſchädigt
werden kann.
Es liegt endlich nicht nur im höchſten Intereſſe des
Inlandes, ſondern es iſt auch dem Auslande
gegenüber durchaus notwendig, daß einheitliche Be=
ſtimmungen
über die Unterſuchungen und Beurteilungen
von Nahrungs= und Genußmitteln geſchaffen werden.
Zum Beweis dafür diene das neue amerikaniſche Lebens=
mittelgeſetz
für eingeführte Nahrungsmittel, welches am
1. Juli d. J. in Kraft getreten iſt und fordert, daß nur
ſolche Nahrungs= und Genußmittel, ſowie Drogen nach
den Vereinigten Staaten von Amerika eingeführt werden
dürfen, welche neben den geſetzlichen amerikaniſchen Be=
ſtimmungen
auch den Vorſchriften des Ausfuhrlandes in
jeder Beziehung entſprechen. Wie können, nun die
deutſchen Exporteure dieſer Forderung der Amerikaner
gerecht werden, wenn bei uns ſelbſt noch eine bedeutende
Unklarheit darüber berrſcht, welche Anforderungen an die
bei uns zubereiteten Nahrungs= und Genußmittel geſtellt
werden können und müſſen ? Es iſt alſo auch im Inter=
eſſe
der Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten
von Amerika eine Regelung des Verkehrs mit Nahrungs=
und Genußmitteln in Deutſchland in der von uns ange=
deuteten
Weiſe unumgänglich nötig. Was die Ameri=
kaner
jetzt geſetzlich beſtimmt haben, das können bald auch
eine ganze Reihe anderer Staaten tun, wodurch unſerer
ſo ausgebreiteten Nahrungsmittelinduſtrie immer größerer
Schaden zugefügt. werden würde.
Es iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß, wenn die in
dieſer Denkſchrift zum Ausdruck gebrachten und begrün=
deten
Wünſche verwirklicht werden, wir in Zukunft zu ge=
deihlichen
Zuſtänden ſowohl für die deutſchen Kon=
ſumenten
von Nahrungsmitteln, wie für die ausgebreitete
Nahrungsmittelinduſtrie und den ſtarken Handel mit
Nahrungs= und Genußmitteln gelangen werden.
G.) Frankfurt, 1. Dez. ( ruchtmarkt=
bericht
) Am Wochenmarkt war im allgemeinen aus=
giebiges
Angebot vorhanden und die Stimmung eine
ſchwächere, bei jedoch nur mäßigem Verkehr. Einheimiſche
Brotfrüchte waren einigermaßen belebt auf beſſere Frage
der Mühlen, doch waren Preiſe eher nachgebend. In
ausländiſchen Brotfrüchten war das Geſchäft gering=
fügig
und Forderungen unverändert. Gerſte bleibt gut
behauptet, aber ſtill. Hafer war in hieſiger Ware aver
unbefriedigenden Qualitöten ſtark angeboten und wurde
erheblich niedriger abgegeben. Mais anhaltend vernach=
läſſigt
und ebenfalls ſchwächer. Futterartikel ruhig. In
Mehl bleiben Forderungen bei ſchleppendem Handel un=
verändert
. An den nordamerikaniſchen Getreidebörſen
wurden am Samstg ungünſtige Nachrichten über die
Ernte, aus den Laplataländern verbreitet, wo=
durch
die Tendenz, ſich, weſentlich, befeſtigte.
Auch ſtimulierten, die geringen Ablieferungen.
Hier, ſtellen, ſich die Preiſe, bei 100 Kilo
wie folgt: Weigen, hieſiger und Wetterauer, 1615-
16.30 M., norddeutſcher 16.30-16.50 M., kurheſſiſcher 16.25-
16.50 M., ruſſiſcher 16.40-1750 M. La Plata 17.40-1770
M. Kanſas 17.60-18.10 M., Redwinter 17.40-17.70 M.
rumäniſcher 1700-1775 Mark, Walla Walla 17.50-1770
Mark, Noggen, hieſiger 13.25-13.40 M. Pfälzer 13.25-
13.50 M., ruſſiſcher 14.25-1450 M., amerikaniſcher 14.40-
14.60 M., Gerſte, hieſige 15.25-15.75 M., fränkiſche 15.70
bis 16.00 M. Niedgerſte 15.75-16.25 M. Pfälzer 15.90-
1625 M. ungariſche 1700-1780 M. Hafer, hieſiger
12.25-13.25 M. bayeriſcher 12.50-13.60 Mark, ruſſiſcher
13.25-14.50 M., rumäniſcher 13.20-1440 M. Mais
mized 11.90-1210 M. La Plata 11.40-11.90 M.,
Donaumais 12.25-1275 M., Weißer Mais 10.70-1000 M.
ruſſiſcher 12.70-12.90 M., beſchädigter Mais-
Mark, Weizenſchalen 860-900 M., Weizenkleie 860-
900 M, Roggenkleie 9.70-1010 M., Futtermehl 13.25-
14.50 M., getrocknete Biertreber 10.70-10.90 M., Weigen=
mehl
, hieſiges Nr. 0 2600-26.50 M. feinere Marken
28.75- 29.50 M. Nr. 12400-2450 M. feinere Marken
25.50- 26.00 M. Nr. 2 2300-23.50 M., feinere Marken,
2400-24.50 M. Nr. 3 2200-22.50 M., feinere Marken
23.00-23.50 M. Nr. 4 19.25-1975 M. feinere Marken

2000-20.50 M. Noggenmehl, hieſiges Nr. 0 22.00.
M. Nr. 1 1925-20.25 M. Nr. 2 1625-1675 M.

22.50

Stimmen aus dem Publikum.
Gür die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchriſt übernimmt die
Redaktion keinerlei Verantwortung.)
Noch ſelten hat eine Publikation ſo allgemeines
Aufſehen in den beteiligten Kreiſen erregt, wie die Auf=
klärung
des hieſigen Detailliſten=Vereins über
die Ausverkäufe und können wir nicht umhin, dem
verehrl. Vorſtand dieſes Vereins, dem der Schutz des
reellen Handels am Herzen liegt, aufs Herzlichſte für
ſein Eintreten zu danken. Wir haben uns ſchon öfters
gewundert, daß das Wirken des hieſigen Detailliſten=
vereins
im Gegenteil zu ſeinen Brudervereinen in anderen
Städten im ſtillen vor ſich geht und freuen uns deſto
mehr, daß derſelbe den eingig richtigen Weg der
Publikationen zum Schutze jeden ehrlichen Handels
betreten hat. Wir hoffen, daß der Verein durch ſtete
Vergrößerung ſeiner Mitgliederzahl ſeitens der Detailleure
Darmſtadts Unterſtützung findet und ihm hierdurch
bewieſen wird, daß er ſich auf dem richtigen Weg
befindet.
Mehrere Inhaber reeller Geſchäfte

Literariſches.
Eine gewaltige Eroberung hat Kapitän Sverdrup
auf friedlichem Wege ausgeführt, indem er, wie er in
ſeinem ſoeben in 2 prächtigen Bänden erſchienenen Werke
Neues Land (Leipzig. F. A. Brockhaus, geb. 20 M.)
in intereſſanter Weiſe ſchildert, im Namen König Oskars
von Schweden und Norwegen ein Gebiet von nahezu
300000 Quadratkilometer in Beſitz nahm, ein Gebiet,
welches faſt ſo groß iſt, als das ganze Königreich Preußen!
Durch Kapitän Sverdrup iſt der Charakter des Länder=
gebietes
weſtlich von Grönland ein für allemal aufs ge=
naueſte
bekannt geworden. Man muß das aufs reichſte
mit Abbildungen und Karten ausgeſtattete Werk zur
Hand nehmen, um zu beurteilen, welche Tatkraft und
welcher Mut dazu gehören, volle vier Jahre im höchſten
Norden, abgeſchloſſen von der Menſchheit, tätig zu ſein,
nur der Wiſſenſchaft wegen! Nur Männer wie Sverdrup
waren derartigen Anforderungen gewachſen. Durch ſeine
Erzählung geht ein erfriſchender Zug von Lebenskraft,
die nicht lange grübelt, ſondern ſofort handelt, auch in
den ſchwierigſten Lagen, die aus den größten Gefahren
einen Ausweg zu bahnen weiß. Sperdrups Neues
Landu iſt ein Buch für alle Kreiſe des Volkes, die teil=
nehmen
an den Abenteuern und Erfolgen ſchlichter Männer.
Friſch, lebendig und humorvoll geſchrieben und glänzend
illuſtriert, iſt es ſo ſpannend, wie ein Roman und muß
Jung und Alt feſſeln. Auch durch ſeine änßere Er
ſcheinung iſt es ein prächtiges Weihnachtsgeſchenk
1edermann.

[ ][  ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag. den 4. Dezember 1903.

Nummer 285.

2 Die neue Auflage des unter dem ſtolgen Titel
ſegelnden Werkes Dus deutſche Frauenbüch=
von
Anna Plothow Verlag von E. H. Friedrich Reiſner,
Leipzig) iſt ſoeben ausgegeben worden. Die Firma
J. J. Arnd. Leinzig, bietet damit der deutſchen Frauen=
welt
ein Büch, welches unbedingt in jeden Haushalt ge=
hört
. Der Preis iſt ein ſo mäßiger, daß die Allsgabe
von 6 Mark zu dem Gebotenen eigentlich in gar keinem
Verhältnis ſeht.Schon die Erſparniſſe allein, welche
unſere Frauen bei aufmerkſamer Benutzuing des Buches
im Haushalte machen müſſen, laſſen es enipfehlenswert er=
ſcheinen
. Das Büch erſetzt eine ganze Bibliothek kleinerer
Fachwerke, indem es vom Guten das Beſte bietet und
wir ſehen, daß hier eine Anzahl hervorragender Frauen
das prächtigſte. vielſeitigſte Werk für die Frauenwelt,
ia einen Familienhausſchatz erften Nanges geſchaffen
haben, wie er bisher in unſerer Literatur noch nicht vor=
banden
war. Ohne auf Einzelheiten eingehen zu können,
verweiſen wir auf den Proſpekt.
- Genoffe Luleweit. Eine moderne Apoſtel=
geſchichte
mit vielen 9.chnungen von Mar Brink=
mann
. Verlag von A. Hofmänn & Co., Berlin 8ib.
Preis 150 Mk.' Der Dresdner Parieitag hat - wenn
man es nicht ſchoͤn gewußt hätte - deutlich erkennen
laſſen, wie ſehr auch der nzielbewußte Genöſſe; das
Pendant zum ſcheußlichen Vourgeois;, ſeine großen
Schwächen hat.Der Verfaſſer des vorlienenden Büch=
leins
ſchilderk dieſe Schwächen in Unübertrefflicher Satire.
Form und Art des Ganzen ſind im Genre von Wilhelm
Buſch gehalten mit drolligen Zeichnungen und luſtigen,
Verſen.
Die vom Geheimen Nechnungsrat W. A. Schulze
bearbeitete Fahrplankarte von Curopal'it
ſoeben in der neuen Winterausgabe 1903004 er=
ſchienen
Woerls Reiſebücherverlag. Leipzigl. Dieſe
überſichtliche Karte wird, in 2 Verſchiedenen Aus=
gaben
geliefert: 1. in Büchform in Umſchlag ge=
falgt
, zum Preiſe von 50 Pf. und 2. eingerichtet zum
Aufhängen. für den Gebralüchin Geſchäflskontoren.
Reiſe= und Auskunfsbureaus, Gaſthöſen ꝛc., zum Preiſe
von 1 M. Dieſe Karte iſt in beiden Ausgaben durch
alle Buchhandlungen, ſowie direkt von Woerls Reiſe=
bücherverläg
in Leipzig zu beziehen. Der Woerlſche Ver=
lag
. der in dieſem Jahre das Jubiläum ſeines 25jährigen
Beſtehens feiern konſte, umfaßt bekanntlich die größte
Reiſebſicher=Kollektion der Welt, denn über 600 Führer
durch Städte, Badeorte ꝛc. ſind darin vertreten.

Reichstagseröffnung.
W. B. Berlin, 3. Dezember.
Die vom Reichskanzler verleſene Thronrede
laulet: Seine Majeſtär der Kaiſer haben mich zu be=
auftragen
geruht, Sie in ſeinem und der verbundeten
Regierungen Namen am Beginne der erſten Tagung der
neuen Legislaturperiode willkömmen zu heißen. Seine
Majeſtät svereinigen ſich mit ſeinen höhen Verbündeten
in dem Wunſcher daß es Ihnen gelingen möge, die
wichtigen und ſchwierigen Fragen, die auf den verſchie=
denen
Gebieten der Reichsverwaltung an Sie herän=
treten
werden, in einmütigem Zuſammenwirken mit den
Regierungen zu gedeihlicher Löſung zu bringen, auch
haben Seine Majeſtät mich beauftragt. von dieſer Stelle
aus ſeinen kaiſerlichen Dank auszuſprechen allen, die an
ſeinem Leiden und an ſeiner Heilung einen ſeinem
Herzen wohltuenden Anteil genommen haben.
Der wirtſchaftliche Druck, velcher ſeit mehreren
Jahren auf allen Staaten mit hochentwickelter Induftrie
laſtet und auch gegenwärtig noch nicht ganz überwunden
iſt, hat auch auf die Finanzen des Reſches ſeine un=
günſtigen
Einwirkungen ausgeübt. Trotz ſparſamſter
Bemeſſung der Ausgaben muß zur Herſtellung des
Gleichgewichts im Reichshaushaltsetat neben der Heran=
ziehung
der Bundesſtaaten zu ungedeäten Matrikular=
beiträgen
wiederüm auf die Anleihe zurückgegrifen
werden. Das Bedürfnis einer beſſeren Ordnüng der
Reichsfinanzen und des -finanziellen Verhältniſſes
zwiſchen dem Reiche und den Einzelſtaaten hat ſich
emmer mehr geltend gemacht. Wenn auch eine durch=
greifende
organiſche Reform zur Zeit noch nicht erfolgen
kann ſo ſoll ſie doch einſtweilen durch Beſeitigung der
beſtehenden größten Uebelſtände wenigſtens angebahnt
werden. Zu dieſem Zwecke wird dem Reichskag ein
Geſetzentwuͤrf betr. die anderweite Ordnungdes
Finanzweſens des Reichs zugehen.
Auf dem Gebiete des Heerweſens ſoll zunächſt
die Verlängerung des mit dem 31. März 1904 ablaufen=
den
Geſetzes, betreffend die Friedenspräſenzſtärke des
deutſchen Heeres vom 25. März 1899. um ein Jahr vor=
geſchlaͤgen
werden. Es iſt ferner allſeitig als dringendes
Bedürfnis anerkannt worden, das Verſorgungsweſen für
die Offiziere und Mannſchäften des Neichsheeres den
zeitigen Lebens= und Erwerbsverhäſtniſen entprechend
geſeßlich neu zu regeln. Zwei Geſetzentwürſe, durch welche
auch die Verſorginig der Offigiere und Mannſchaften der
Marine und der Schutztrppen auf gleicher Grundlage
neugeordnet werden ſoll, werden Gegenſtand der Veſchluß=
faſſung
des Bundesrats ſein.
Bie ſosialpolitiſche Geleßgebung auf den
in fruͤheren Kundgebungen vorgezeichſeten Grundlagen
fortzuſühren, den Bedürſtigen erweiterte Fürſorge, den
Schwächen erhöhten Schutz zu gewähren, ſind die ver=
bündeten
Regierungen; unbekrrt, durch politiſche
Strömungen -- fet entſchloſſen. Sie geben ſich der
Hoffnung hin, in allen Kreiſen bolles Verſtändnis dafür
zu finden, daß durch das ſchnelle Anwachſen unſerer Be=
völkerung
und durch die allgemeine Entwicklung unſerer
Erwerbsverhältniſſe die Tätigkeit der Regierungen und
die Opferfreüdigkeit des deutſchen Volkes noch vör große
Aufgaben geſtellt ſind. wenn wir den Anforderungen
ſteigender Kuͤltur gerecht werden ſollen. Durch eine be=
jondere
Vorlage iſt den verbündeten Regierungen vorge=
ſchlagen
, in Erfüllung eines weitverbreiteten Wunſches
Streitigkeitenuder Handlungsgehilfen
aus ihrem Dienſtverhältniſſe vor einem durch ſach=
kundige
Beiſitzer aus den Kreiſen der Arbeitgeber und
der Arbeitnehmer verſtärkten-chericht in einem
ſchleunigen Verfahren zum Austrag zu bringen.
Das Börſengeſetz vom 22. Juni 1896 verföigt
in den Beſtimmungen des AbſchnittsP über den Börſen=
terminhandel
u. a. das Beſtreben, einer Ausnutzung des
Börſenverkehrs zu unwirtſchaͤftlichen, insbeſondere zu reinen
Spielzwecken, entgegenzuarbeiten ' Indeſſen haben ſich
unter dem Schützebeſnzeiner Vorſchriften des Geſetzes
Mißbräuche herausgebildet, die Treu und Glauben ver
letzen und hierdurch den volkswirtſchaftlich berechtigten
und notwendigen Vörſenverkehr empfindlich ſchädigen.
Um dieſe Erſcheinung zu beſeitigen, wird eine Aenderung
jenes Geſeßabſchnittes zur Beräkung geſtellt werden. Im
Anſchluſe hieran ſoll verſucht werden, durch eine
Aenderung der Reichsſtempelgeſetzgebung

berechtigten Intereſſen des Börſenverkehrs entgegenzu=
kommen
. Dabei werden auch Unzuträglichkeiten zu be=
ſeitigen
ſein. die ſich im G.biete dieſer Geſetzgebung in
aͤndrer Richtung. insbeſondere in Bezug auf die Aus=
ſpielungen
, ergeben haben.
Bedauerlicherweiſe ſind neuerdings in einem Leile
der deutſchen Rebgelände Schädlinge Iin einem Umſang
aufgetreten, der für die Zukunktunſeres Wein=
baues
zu ſchweren Beſorgniſſen Anlaß gibt. Die
geltenden geſeßlichen Beſtimäulgen haben ſich zur er=
folgreichen
Bekämpfung der drohenden Gefahr in manchen
Pünkten als unzulänglich erwieſen Es wird daher eine
Vorlage ausgearbeiter die den Behörden ſchärfere Waffen
in die Hand geben ſoll. um auf dieſe Weiſe jenen koͤſt=
baren
Zweig der deutſchen Landwirtſchaft vor größerem
Unheile zu bewahren. In Erfüllung eines Wunſches=
der
vom' Reichstag in früheren' Legislaturperioden
wiederholt ausgeſprochen iſt, verhandelt der Bundesrat
über einen Geſetzentwurf. welcher die Frage eines ge=
ſetzlichen
Entſchädigüngsänſpruches für un=
ſchuldig
erlittene unterſuchungshaſt zu
regeln beſuimmt iſt. Die wirtſchaftliche EErſchließung
unerer Schützgebiete; hangt davon ab. daß es ge=
lingt
, ſie mit leiſtungsſähigen Verkehrsmitteln auszu=
ſtakten
. Beſonders drinalich it dies für die Entwicklung
von Deuſſch=Oſtafrika. Es beſteht die Abſicht, den ſchon
dem letzten Reichstage vorgelegten Geſetzentwurf über
die Zinsgarantie für eine Bahn von Darses=Salaain nach
Mrogors. nachdem dieſer Entwurf- wiederholt der
Prüflnd unterzogen worden iſt, mit einigen Aenderungen
Ihrer Beſchlußfaſſung von neuem zu unterbreiten.
Auf Grund' des im Vorjähr; aufgeſtellten neuen
Zolſkarifs ſind mit mehreren Staaten des euroväiſchen
Kontinents Uuterhandlungen wegen Neugeſtaltung der
beftehenden Handels. und Tariſverträge ein=
geleitek
worden. Bei der gegenwärtigen Sachlage er=
ſcheint
es zweckmäßig. die bisherigen Gründlagen für die
Regelung -des-händelspoliliſchen Verhältuiſſes zum
britiſchen Reiche einſtueilen beizubehalten. Es wird
Ihnen deshalb der Entwurf eines Geſetzes zugehen,
welches dem Bundesrat über den 31 Dezember ds. Js.
hinaus die Beſugnis zur meiſtbegünſtigten Behandlung
britiſcher Angehoͤriger und Erzeügniſſe beilegt. Das
Deutſche Reſch Unterhält zu allen Fremden
Mächten gute und freundliche Beziehungen. In der
ſchwierigen mazedoniſchen Frage, welche die
europäiſche Diplomatie im der iehten Zeit am
meiſten beſchäftigt. ſtehen deutſche Inkereſſenerſt in
zweiter Linier Vie Regierung Seiner Majeſtät des
Kaiſers hat aber an ihrem Teile mitgewirkt, um ernſteren
Verwickelungen tünlichſt vorzubeugen und zum Erfolge
der Beſtrebuͤngen der nächſtbeteiligten Mächte für rübige
und geordnete Zuſtände in Mazedonien beizutragen.
Seine Majeſtät der Naiſer hat zu ſeiner Freude auch in
diejem Jahre mit ſeinen hohen Verbüſrdeten in
Zom und in Wien und mit dem befreundeten Herrſcher
des ruſiſchen Reiches in perſönlichen Gedankenaustauſch
treten können. Dabei iſt der Wunſch und die Hofſnung
aufs neue befeltigt worden, daß der Friede. das größte
Gut für die Wohlfahrt der Völker, auch ferner vor ge=
fährlichen
Störungen bewahrt bleibe.
Geehrte Herren: Sie'ſtehen im Begriff. Ihre bedeut=
ſamen
und verantwortungsvollen Arbeiten aufzunehmen.
Möchten Ihre Verhandliigen dazu beitragen, den fried=
lichen
Ausgleich beſtehender Gegenſätze fördern, die
wirtſchaftliche Tage des deutſcheſ Volkes mehr und mehr
zu beſſern und des Reiches Macht und Auſehen zu
unſerer aller Wohl zu heben ünd zu ſtärken. Auf aller=
höchſten
Befehl Seiner Majeſtät des Kaiſers erkläre ich
im Namen der verbündeten Regierungen den Neichs=
tagfüreröffnet
.
9ie Eröffnung des Reichstags fand mittags 121 Uhr
im Weißen Saale des königl. Schloſſes ſtatt.CAnweſend
waren etwa 150 Abgeordnete aller Parteien mit Aus=
nahme
der äußerſten Linken. Der Reichskanzler, die
Stdatsſekretäre Vertreter der Bundesſtaaten beiraten
paarweiſe den Saal.-Neben dem Reichskanzler ſchritt
der Verkreter Bayerns Graf Lerchenfeld. neben Staats=
ſekretär
Graf Poſadowsky der ſächſiſche Geſandte Graf
Hohenthal.- Der Reichskangler verlas die Thronrede
neben dem Thron ſtehend. Der älteſte der Anweſenden.
der Abgeordnete Rintelen. brachte das Kaiſerhoch aus,
in das die Anweſenden dreimal einſtimmten. Dem Atte
wohnten in der Hofloge eine Anzahl Mitglieder des
diplomatiſchen Korps bei.
W.B. Verlin, 3. Nov. Abg. v. Winterfeldt=
Menkineröffnet als Alterspräſident die erſt e Sitzung
und ernennt zu Schriktführern Graf Limburg. v. Kröcher.
Pauli und Hieber. Die Feſtſtellung der Beſchlußſähig=
keit
findet durch Namensaufruf ſtatt. Der Prüſideſt
teilt mit. daß an Vorlagen eingegangen ſeien: der Etat
für die Schutzgebiete, däs Handelsproviſorium mit Eng=
land
und der Geſetzentwurf beir Abänderung des Finans=
weſens
des Reiches. Der Namensaufruf ergab die An=
weſenheit
von 311 Mitgliedern. Das Haus'iſt alſo be=
ſchlußfähig
. Schluß der Sitzung 3 Uhr. Morgen 2 Uhr:
Wahl der Präſidenten und der Schrift=
führer
.

Letzte Nachrichten.
WB. Verlin, 3. Dez. Der Reichslagsabgeordnete
v. Vollmar brachte im Reichstage mit Unter=
ſiußzung
der geſamten nationalliberalen Vartei den An=
trag
ein, die Reichsregierung zu erſuchen, für die Sol=
daten
des ſiehenden Heeres' im Falle der Urlaubs=
erteilung
alljährlich für die Reiſe in die Heimat und
zurück bei den deutſchen Bahnen freie Fahrt zu er=
wirken
.
Verlin, 3. Dez. Einer Münchener Korreſpondenz
aus Nürnberg zufolge reiſte mit dem geſtrigen Expreßs
zuge Oberhötmarſchält Graf Mirbach mit mehreren
Herren von Köln nach Merane: um dort für den
deutſchen Kaiſer zu längerem Winteraufenthalt
Quartier zu machen.
Berlin, 3. Beg. In der geſtrigen Stzung der
nationalliberafendFraktſon ddes Neſchs:
taos war Freiherr v. Heyl als Dienſtälteſter und Sid=
deulſcher
zur Wahl als zweiter Vizepräſident in Ausſicht
genommen. Herr v. Heyl lehnte aber wegen ſelner
ſtarken heimiſchen Verpflichtungen ab.
W. B. Köln, 3. Deg. Der Waſſerſtand des
Rheins beträgt heuke 507 Meter; der Rhein iſt ſeit
geſtern um 50 Zentimeter gefallen.
7Kiel, 3. Dez. Prins Heinrich von Preußen
iſt heute vormittag zur Hofjagd nach Letzlingen abgereiſt.
W.B. Juſterburg, 3. Dez. Der=Sſtdeutſchen Volksstg.
zufolge erhieit der Lorenz Nickel aus Trakehnen für die
morgen beginnende neue Verhandlung des Trakehner
Prözeſſes vom Gericht die Mitteilung, daß er vom
Erſcheinen bei der Verhandlung entbunden ſei.

WB. Paris, 3. Deg. (Kammer) In der heutigen
Vormittagsſitzuns erledigte das Haus die Etatsberatung
der Ausgaben. Naͤchmittags ourde die Beſprechung des
Budgets der Einnahlnen begonnen.
- WB. Paris, 3. Dez. Die internationale
Sanitätskonferenz, die ſoeben ihre Arbeiten be=
endet
hat, hat die Konveſitionen von Benedig. Dresden
und Paris in einen einzigen Text zuſammengefaßt und
ſie unter Verückſichtigung der Intereſſen des internatio=
liaen
Handels und der Notwendigkeit ſchnelier Ver=
bindungen
zeilgemäß umgeſtaltet, zu welchem Zwecke die
neueſien Entdecungen der modernen Wiſſenſchaft ver=
wendet
wurden. Ferner wurde im Prinzip die Errichtung
eines internationalen Sanitätsamtes beſchloſſen, deſſen
Sitz in Paris ſein ſoll. Der Beſchluß wurde von den
Vertretern Frankreichs. Italiens und Nußlands gemein=
ſam
gefaßt. Frankreich wurde beauftragt, den MKächten
den endgültigen Entwurf für Errichlung und Tätigkeit
des Amkes zu unterbreiten.
London, 3. Dez. Wie dem Daily Telegraph' aus
New=York ſelegraphiert wird, wurde geſiern Nachmittag
ein Güterzüg der Peunſyloaniabahn bei Dover auf
der Dealwarelinie durch eine Exploſion zerſtört.
Das geſamte Fahrperſonal ſoll dabei Ums Leben ge=
komimen
ſein. Daily Mails meldet aus Tokio: Einem
Telegramm aus Söul zufolge haite der japaniſche
Geſandter am Moſtag eine Audienz beim Kaiſer,
welcher erklärte, Hongampho würde in einigen Tagen
für den internätiohialen Verkehr freigegeben werden.
WB. Belgrad. 3. Dez. Die Skupſchtina iſt
heute wieder zuſammeigetreten.
Uſp.B. Petersburg 3. Nov. Der jetzige Verweſer
des Finanzminiſteriunis Tleske hat einen längeren Ur=
laub
angetreten. An ſeine Stelle ſoll das Mitglied des
Reichsrätes Köbeko erlannt werden.
13 Konſtautinovel, 3. Des Der öſterreichiſch=ungariſche
und ruſſiſche Votſchafter beſtätigen den Enipfang der
türtiſchen Antwortnötesauf das Reformpror
gramm noch nicht. Hier wird verlichert. die beiden En=
tente
=Mächte hätten vorbehaltloſe Annahme des Rekorm=
programms
verlaugt, andernfalls würden ſie ein Ulti=
makum
an den Gülkan richten.
Bloemſontein, 2. Dez. Die Veterinärkon=
ferenz
iſt zuſammengetreten. unter den Belegierten
befinden ſich Profeſſor Noch. der deutſche Generalkonſul
in Capſtadt Regierungsrat b. Lindequiſt, und der Veteri=
närarzt
Nickmann. Sachverſtändige für Viehzucht und
Veterſärweſen in Windhoek.
VewHhoͤrk, 3. Dez. Wie aus Santiago de Chile
gemeldet wird, kaufte England die Kriegsſchiffe
nCönſtitutioné und Libertade:
Bnenos Aires, 2. Dez. Die ruquayu mit den
Mitgliedern der NordenſtſöldiſchenErbedition
iſt heute Nachmittag hier eingelaufen. Die Mitglieder
wurden an Bord des=Schiffes von den Miniſtern be=
grüßt
Der Miniſterſetretär für Marine hielt namens
des Präſidenten Roca eine Anſpracher In der Stadt, die
Flaggenſchmuck angelegt hat, wurde den Gaͤſten von
einer zahlreichen Menſchenmenge ein glänzender Empfang
bereitet.

Danzjagung.

Fur die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme
bei dem uns ſo ſchwer bekroſſenen Verluſte,
4J ſowie für die reichen Blumenſpelden ſagen wir
(B20816
5 allen unſeren innigſten Dank.
Frau Hch. Hartmann Wye.
Frau Jak. Hartmann Wye.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem uns ſo ſchwer betroffenen Verlüſte
unſeres lieben, unvergeßlichen Vaters, Sohnes,
Schwagers und Onkels ſagen wir allen unſeren
herzlichſten Dank.
(20806
Darmſtadt, den 3. Dezember 1903.
Im Namen der trauernden Pinterbliebenen:
Christine Kiefer, geb. Hering.

Teleoraohiſcher Weterbericht.
Hamburg 3. Dez. Wärmeres Wetter mit auf=
friſchenden
Wiſlden wahrſcheinlich.
Tageskalender.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr: Voccaccio
Vorträg von Dr. med. Diehl um 8½ Uhr im Kaiſer=
ſaals
.
Verſammlung des Ortsgewerbevereins um 8½ Uhr
in der Stadt Pfungſtadts.
Kaiſerpanorama Wilhelminenſtraße 29.
Verſteigerungskalender.
Samstag, 5. Dezeſiber.
Pferde=Verſteigerung um 11 Uhr Hügelſtraße 7.

Patentſchriſten=Auslegeſtelle in der Gewerbe=
Bibliothek, Neckarſtr. 3. Zeit der Benutzüng: an allen
Wochentagen von 10½- 13 und 3-5 Uhr ſSamstag=
Mittag alsgenommenh.

Beſtellungen
auf das
Darmſtädter Tanblatt=
pro
Monat 50 Pfg.
werden in der Expedition, ſowie von allen
Poſtanſtalten entgegengenommen.

773 Unſer heutiges Blatt enthält eine Beilage
betreffend Das deutſche Frauenbuch:. (20809

Jruck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaktion: Dr. O. Waldaeſtel, für den Juſeratenteil: F. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.