Darmstädter Tagblatt 1903


31. August 1903

[  ][ ]

Iuſerake

166. Jahrgang.
halbjährlich 3 Mr. einſchl. Bringerlohn. Verbunden mitWohnungs=Anzeigeru und der Sonntags=Beilage: blatt werden angenommen in Varmſtaök
Aluſtvierkes Ankerhal
gsblakk.
Amtliches Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der andern Behörden.

Abonnemenkspreis
monatlich 50 Pfs, vierteljährlich 150 Mr.,
Auswärts werden von allen Poſtämtern
Beſtellungen entgegengenommen zu 180 Mr.
vierteljährlich.

für das wöchentlich 6mal erſcheinende Tag=
von
der Expedition Rheinſtraße Nr. 23. in
Beſſungen von Blößer Beſſungerſtraße
Nr. 48 und Schießhausfkr. Nr. 14, ſowie aus=
wärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

N6 203.

Montag, den 31. Auguſt.

1903.

Bekanntmachung.
Betreffend: Ortsbauſtatut für die Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt; hier:
die Errichtung eines Nachtrages zu demſelben.
Auf Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom 12. Juni ds. J3.
und mit Genehmigung Großherzoglichen Miniſteriums des Innern, vom
18. Auguſt ds. J3. zu Nr. M. d. J. 19681, erhält das Ortsbauſtatut für die
Stadt Darmſtadt folgenden Nachtrag, deſſen Beſtimmungen ſofort in Kraft treten:
8 1. In der inneren Ringſtraße zwiſchen Gukenberg= und Dieburger=
ſtraße
, ferner in der Liebfranenftraße zwiſchen Gutenberg= und Dieburger=
ſtraße
und in der Straße Hohlerweg= dürfen die Gebäude außer dem Erd=
geſchoß
höchſtens noch zwei Obergeſchoſſe erhalten. Ein ausgebautes Dachgeſchoß
wird einem beſonderen Obergeſchoß gleich gerechnet.
8 2. Alle von den Straßen aus ſichtbaren Außenſeiten der Vorder=
Hinter= und Seitengebäude müſſen eine gefällige architektoniſche Ausbildung
erhalten.
8 3. Zur Vermeidung ſichtbarer Brandgiebel ſind die Bauplätze auf die
ganze Breite, alſo bis zu den beiderſeitigen Grenzen, zu überbauen. Es können
aber auch einzelſtehende Häuſer oder Gruppen errichtet werden, wenn nach vor=
heriger
Verſtändigung mit dem Nachbar beide Angrenzer einen Abſtand von
3 Meter von der betreffenden gemeinſchaftlichen Grenze einhalten.
Im Eingelfalle iſt auch ein geringerer Abſtand von der Grenze zuläſſig, wenn
durch ortsgerichtlich protokollierte Uebereinkunft der Nachbarn der Gebäudeabſtand
von 6 Meter gewahrt und gegen ſpätere Abänderungen geſichert wird.
8 4. Die Länge der Baufronten darf nicht unter 12 Meter betragen.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1903.
(15095
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. B.: Dr. Gläſſing.
B e k a u n t m a ch u n g.
Betreffend: Ortsbauſtatut für die Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt; hier: die
Errichtung eines Nachtrags zu demſelben.
Auf Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom 16. April d. 33.
und mit Genehmigung Großherzoglichen Miniſteriums des Innern vom 18. Anguſt
d. 33. zu Nr. M. d. J. 19681, erhält das Ortsbauſtatut für die Stadt Durmſtadt
folgenden Nachtrag:
Für die innere Ringſtraße zwiſchen Kranichſteiner= und
Gutenbergſtraße finden die gleichen Beſtimmungen, wie ſie für die
innere Ringſtraße zwiſchen Frankfurter= und Kranichſteinerſtraße durch
Nachtrag vom L0. Mai 1899 erlaſſen worden ſind, Anwendung.
Wir bringen dies mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis, daß die
getroffene Beſtimmung ſofort in Kraft tritt.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1903.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(15096
J. B. Dr. Gläſſing.

Schloſſerarbeiten.
Die bei Errichtung eines Mittelſchul=
hauſes
in der Hermannſtraße vorkommen=
den
Schloſſerarbeiten ſollen vergeben/
werden.
Arbeitsbeſchreibungen und Bedingungen
liegen bei dem unterzeichneten Amte,
Grafenſtraße 30, Zimmer Nr. 9, während
der Dienſtſtunden offen, woſelbſt auch
die Angebotsſcheine abgegeben werden.
Angebote ſind bis
Samstag, den 5. September 1903,
vormittags 10 Uhr.
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1903.
Stadtbauamt.
C50740
Frenah.

Grummetgras=Verſteigerung.
Die am 24. l. Mts. ſtattgehabte Ver=
ſteigerung
des Grummetgraſes von der
ſtädt. Pallaswieſe iſt genehmigt.
Die Mähſcheine ſind von nn ab bei
der Stadtkaſſe, Grafenſtraße Nr. 28, er=
hältlich
und muſſen bis zum 15. Septem=
ber
l. J3. in Empfang genommen ſein.
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1903.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
1506680) J. V. Ekert.

Gut erhaltenes
Pamimo
E14987
kauft gegen Kaſſe
Hch. Gerhärdt, Weinbergſtr. 52 I.

Erd= und Beton=Arbeiten.
Die bei Erneuerung der Männerbade=
anſtalt
am Woog vorkommenden Erd=
und Beton=Arbeiten (ca. 90 chm Erd=
aushub
und ca. 90 ehm Betonſundamente)
ſollen vergeben werden.
Arbeitsbeſchreibungen und Bedingungen
liegen bei dem unterzeichneten Amte,
Grafenſtraße 30, Zimmer Nr. 9, während
der Dienſtſtunden offen, woſelbſt auch
die Angebotsſcheine abgegeben werden.
Angebote ſind bis
Samstag, den 5. September 1903,
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1963.
Stadtbauants
C507bi
Frenah.

Bekanntmachung.
Die Lieſerung von 7 Stück Uniſorms=
röcken
, 15 Stück Arbeitsbluſen und
21 Stück Arbeitsrücken für die frei=
willige
Feuerwehr ſoll vergeben werden.
Arbeitsbeſchreibungen und Bedingungen
liegen bei der ſtädtiſchen Waſſerwerks=
Verwaltung, Waldſtraße 19 während
der Dienſtſtunden offen, woſelbſt auch
die Angebotsſcheine abgegeben werden.
(5045s0
Angebote ſind bis
Dienstag, den 15. September 1903
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Eine Abgabe der Angebotsſcheine nach
auswärts findet nicht ſtatt.
Darmſtadt, den 27. Auquſt 1903.
Städtiſche Waſſerwerks=Verwaltung.

Voranzeige!
Am 1. Januar 1904 bezichen wir unsero
nouon, woit vorgrösserten Lokalitäten
Ludwigsstrasse 16.
Um unser neues Verkaufshaus mit gänalich
frischer Ware ausstatten zu können, worden
wir vom 1. September an eine vollständige
Räumung unserer Lüger vornehmen.
Wir haben unsore billigen Preise s0 stark
roduziert, dass wir überzcugt sind, durch
diesos ausserordentlich günstige Angebot eine
gänzliche Räumung zu erwirken.
Beachten Sio unsore nächsten Inserato
und die mit Proisen verschenen Waren in
den Schaufenstern
Schulstrosse L
am Ludwigsplatz.

gpohor5 ol.

(15094

Der Schwanengeſang.
Von Georges Ohnek.
huloriſierte Ueberſetung aus dem Franzoßichen von Emny Becher.
Nachdruck verboten.
6)
In dieſem Augenblicke erdröhnte die Treppe vom
zwiſchendeck unter einem wuchtigen Schritt und der
Steuermann öffnete die Türe. Im Halbdunkel, das
Raußen herrſchte, zeichnete Marackzys hohe Geſtalt
ch undeutlich ab.
Lord Mellivan machte ein Zeichen, der Seemann
erneigte ſich, wich zur Seite, und der Gatte Mauds
t ein.
Einen Augenblick ſtanden die beiden Männer ſich
ug in Auge gegenüber, einander prüfend und jeder
c der Veränderung in des anderen Antlitz deſſen
mmer bemeſſend. Mauds Vater war ſchneeweiß
worden und Um ſeine Lippen hatte ſich ein Zu=
fer
Bitterkeit eingegraben. Marackzy war abge=
agert
, gebeugt und ſein Antlitz gab von heißen,
mlich vergoſſenen Tränen Kunde.Ohne ein Wori
ſprechen, gab Lord Mellivan durch eine Hand=
vegung
das Zeichen, näher zu treten, und ſtehend,

um ihm nicht einen Sitz anbieten zu müſſen, machte
er ſich bereit, ihn anzuhören. Der Künſtler ſenkte
das Haupt, und langſam, als ob die Worte ſich
mühſam ſeiner zuſammengeſchnürten Kehle entwänden,
ſprach er: Ich danke Ihnen, Mylord, daß Sie ein=
gewilligt
haben, mich zu empfangen. Sie kennen
ſchon die ſchmerzliche Veranlaſſung, die mich zu Ihnen
führt. Als ein Bittender ſlehe ich hier - mit flehend
aufgehobenen Händen - um Gnade flehend für Ihr
Kind.
Ihre Frau, unterbrach ihn der Greis mit harter
Stimme.
Vor Bewegung zitternd, fuhr Stsnio fort: Für
das Kind, das Sie einſt Ihre Maud nannten und
das Ihnen teuer war: Vergeſſen Sie, daß ſie meinen
Namen führt, denken Sie einzig daran, daß Sie einſt
den Ihrigen getragen. O, rechten Sie nicht mit mir,
kämpfen Sie nicht mit ſich ſelbſt - laſſen Sie Ihr
Herz allein entſcheiden! Wenn ſie blühend und mutig
wäre, dann könnten Sie Ihre Tochter in Staub treten,
aber ſie iſt ſchwach, ſie leidet ſchwer, ein grauſames
Wort würde ſie vernichten - ſeien Sie großmütig,
vergeſſen Sie allen Groll - ach, es iſt nicht mehr

Zeit zu ſtrafen - die Stunde des Vergebens iſt dal
Mit Sterbenden geht man nicht ins Gericht!
Iſt es denn wahr, daß ſie in Gefahr iſts fragte
der alte Mann, mit einer Angſt, die er ſich umſonſt
zu verbergen mühte.
Stünde ich hier, wenn dem nicht ſo wäres er=
widerte
Stonio einfach.
Das alſo haben Sie aus ihr gemachtl rief Lord
Mellivan nach einer Pauſe. Geſtohlen haben Sie
mir dies Kind, um es elend zu Grunde gehen zu
laſſen! Sie war ſchön und kräftig und fröhlichen
Herzens, als Sie kamen und ſie von mir riſſen, um
ſie in der Welt umherzuſchleppen. Und heute ſagen
Sie mir, daß ſie ſterben wird - Achl Es war
des Jammers gerade genug, ſie nicht mehr an meiner
Seite zu habenl Es war ſchwer genug, ſie aus
meinem Herzen zu reißen. Weshalb ſprechen Sie mir
von ihr? . . Laſſen Sie mich in Friedenl Ich
kenne ſie nicht - ich habe nur eine einzige Tochterl
Die andre, die ich vergöttert habe, ſie ſtirbt nicht
erſt - ſie iſt ſchon lange totl Und ſeit drei Jahren
traure ich um ſie=

[ ][  ][ ]

Seite 2.

Darmſtädter Togſnzt, Wontag, den 31. Auguſt 1903.

Rummer 205.

Die Behnung der HJoyannesgemende dayter
über 1902,03 nebſt Urkunden
liegt von heute ab acht Tage lang zur Einſicht der Gemeindeglieder im Pfarr=
hauſe
offen.
Darmſtadt, 31. Auguſt 1903.
Der Kirchenvorſtand.
Dingeldey. Pfarrer.
(5078
Verßleigerungs-Anzeige.
Donnerstag, den 3. September 1903, vormittags 10 Uhr,
verſteigere ich im Saale zum grünen Laub=, große Bachgaſſe, öffentlich
zwangsweiſe gegen Barzahlung:
1 Pianino, 1 Büfett, 1 Divan, 2 Vertikows, 1 Waſchtiſch mit Marmor=
platte
, 1 Spiegelſchrank, 1 Eisſchrank, 1 Waſchtiſch mit Spiegelaufſatz,
1 Bett, beſtehend aus Bettſtelle, Sprungrahmen und Wollmatratzen,
1 Nähmaſchine, 2 ovale Tiſche, 1 viereckigen Tiſch, 1 Bauerntiſchchen,
2 Notengeſtelle, 2 Nachtſchränkchen mit Marmorplatten, 3 Seſſel, einen
Schlafdivan, 1 Spiegel, 1 großen Teppich, 19 Bände Meyers Lexikon.
M Die Verſteigerung findet vorausſichtlich unwiderruflich ſtatt.
Darmſtadt, den 29. Auguſt 1903.
Thüre, Großh. Gerichtsvollzieher,
Bleichſtraße 9.
(15069om

Benlen= u. Lebengverſicherungs=Auſtalt
um Darustadt.
Protektor: Seine Königl. Hoheit der Großherzog von Heſſen und bei Ahein.
-5rtele.
Gegründet 1844. Geſamtvermögen Ende 1902. 9724494 Ml.
Aussahlungen im Jahre 5902 an Stoigonden Ronton, Leibronton,
Vorsicherungskapitalion und Dividonden: 605012 Ulh.
Die Anſtalt übernimmt:
1) die Verſicherung ſteigender Reuten;
2) die Verſicherung von Kapitalien, zahlbar beim Tode, mit oder ohne
Anſpruch auf Dividende:
3) die Verſicherung von Kapitalien, zahlbar nach Ablauf einer im vor=
aus
beſtimmten Zeit, oder bei dem etwa früher eintretenden Tode, mit
oder ohne Anſpruch auf Dividende;
4) Ausſtener= und Alters=Verſicherungen;
5) die Verſicherung ſofort beginnender oder aufgeſchobener Leibreuten,
Die Prämien ſind billig und feſt. Die Verſicherten haben in keinere
Falle Nachzahlungen zu den vertragsmäſzig feſtgeſetzten Beiträgen zu,
leiſten.
Die Vergütung der Gewinnanteile an die mit Anſpruch auf Dividende
Verſicherten geſchieht zum erſten mal mit Beginn des dritten Verſicherungs=
jahres
durch Abrechnung auf die ferneren Prämien.
Die Auszahlung der Verſicherungsſummen erfolgt ohne Abzug und ſofort
nach Beibringung der erforderlichen Nachweiſe.
Weitere Auskunft, ſowie Proſpekte, Verſicherungsbedingungen und Antrags=
formulare
ſind unentgeltlich zu erhalten in dem Hauptbureau zu Darmſtadt,
Eliſabethenſtraße 60, und bei den Agenten der Anſtalt.
(15085

Wramd,
Ausskalluugoh.
Loib-Wüsche, Visch-, Bett. und
Hüchen-Wäsche.
(494lsoid
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Eichbergs Hachkolger,
Ecke Wilhelminen- und Elisabethenstrasse.
Ein BrautausatattungsRatalog steht Interessenten zu Diensten.

Keiegerverein Darmſtadl.
Mittwoch, den 2. September 1903,
abends ½9 Uhr:
o0 Sedamſaher, 00
beſtehend aus: Feſtauſpeache (gehalten von dem Kameraden
Herrn Oberleutnant a. D. Lotheißen), Muſik, Geſang und
Deklamationen im
weißen Zaale der 3tadt Pfungſladk, Eliſabetheuſlr. 2.
wozu wir kameradſchaftlichſt einladen.
15076om)
Der Vorſtand des Kriegervereins Darmſtadt.

Ein Stöhnen erſchütterte ſeinen Körper, und ſein
weißes Haupt in die Hände ſtützend, ſchien er Sténios
Anweſenheit zu vergeſſen.
Können Sie denn ſo erbarmungslos ſein ?
nahm der Gatte Mauds wieder das Wort. Was
muß ich ſagen, um Ihr Herz zu rühren? Was kann
ich tun, um Sie nachgiebig zu ſtimmen? Sie ſehen
ja ich bin zu allem bereit-
Zu allem ? wiederholte Lord Mellivan, ſich
ihm wieder zuwendend - ſein Geſicht war noch
finſterer als zuvor. Sogar dazu, mir mein Kind
zurückzugeben ?
Stsnio richtete ſich hoch auf.
Sie denken daran, mich von ihr zu trennen?
Und Sie denken, daß ich darein willigen würde,
ie in Ihrer Gegenwart zu ſehen? An ihrem Schmer=
zenslager
iſt kein Raum für Sie und für mich. Der
Beleidigte oder der Beleidiger. Ihr Vater oder ihr
Gatte - doch freilich wozu dieſer Streit? Hat ſie
denn nicht ſchon einmal zwiſchen uns gewählt?
In Marackzys Augen zuckte es wild auf.
Mylord, was Sie jetzt tun, iſt unmenſchlichl
Woher nehmen Sie ſich das Recht, mich zu
richten ?
Aus meiner Selbſtverleugnungl Ich liebe Ihre
Tochter ſo wahr, daß ich ihr alles opfere. Wenn Sie
merbittlich ſind, ſo ſtellen Sie Ihre Bedingungen.
Wie dieſelben auch lauten mögen, ich werde nichts
zu hart finden, was dem Weibe, das mit ſeinem Tod
auch mein Leben mit ſich nimmt, eine letzte Freude
ſchafft.
Der Marquis wendete ſich zu Stenio und ſagte
mit einem Ausdruck unverſöhnlichen Haſſes: Sie
haben ſie mir lebend geraubt, ich fordere, daß Sie
mir ſie tot zurückerſtatten. Ich will Sie Ihrem

Schmerz entreißen, wie Sie ſie meiner Vaterfreude
entriſſen. Ihre Liebkoſungen haben Sie mir ge=
nommen
, ich entziehe mein Kind Ihren Tränen.
Keine Spur von ihr ſoll Ihnen bleiben. Sie wird
wieder ganz mein eigen werden. In der Gruft ihrer
Väter ſoll ſie ruhen an der Seite ihrer Mutter, und
Sie werden geloben, nie den Fuß auf Englands
Boden zu ſetzen, damit Sie nicht ihre Ruheſtätte um=
ſchleichen
.
Marackzy hatte den Blick feſt auf Lord Mellivan
geheftet.
Und um dieſen Preis wollen Sie ihr vergeben?
Bejahend neigte der Greis ſein Haupt, ohne zu
ſprechen.
Marackzy zitterte nicht, ſein totenbleiches Antlitz
blieb unbeweglich, ſein Auge trocken.
Alſo Sie wollen mich für immer trennen von
dieſem heißgeliebten Engel? Der fromme Dienſt,
den ich der teuren Toten geweiht hätte, iſt mir verſagt.
Nicht beten, nicht weinen darf ich an ihrem Sarge,
mit keiner Blume darf ich ſie ſchmücken. Zu der
Verzweiflung über ihren Verluſt fügen Ste das
Schrecknis einer ewigen Entfernung. Was meinem
zerriſſenen Herzen hätte Linderung gewähren können,
das verbieten Sie mirl Es ſeil Ich gebe Sie
Ihnen. Aber - kargen Sie wenigſtens Maud
gegenüber nicht mit dem Preis meines Opfers. Seien
Sie ganz ſo mild gegen Ihr Kind, als Sie unbarm=
herzig
waren gegen mich. Für jede Folterqual, die
Sie mir auferlegt, gönnen Sie Ihr ein Troſteswort;
jede Bitterkeit, die ich empfinde, laſſen Sie ihr zur
Freude werden, und wenn ich denn ihr Lächeln mit
blutigen Tränen bezahlen muß, ſo machen Sie Ihre
Rache vollſtändig, Mylord, machen Sie Mand ſehr
glücklich!

Lord Mellivan ſchien Sténios Worte nicht ver=
nommen
zu haben. Unbeugſam ſchritt er dem Ziele
zu, das er ſich geſetzt. Um Marackzy im Innerſten
zu treffen, war es nötig, daß Maud ſtarb. Wer
weiß, was er geantwortet hätte, wenn man ihm die
Wahl gelaſſen zwiſchen der Rettung ſeines Kindes
und der Vollziehung ſeiner Rache? Welcher entſetz=
liche
Kampf entbrannt wäre in ſeinem Herzen zwiſchen
Groll und Liebe ?
Aber Maud war verloren: es war nichts mehr
zu tun übrig, als zu ſtrafen. Nun konnten Rache
und Liebe ſich zur furchtbaren Macht vereinigen gegen
den, der alles Unheil verſchuldet, nun konnte er ihn
mitleidslos vernichten.
Eine raſche Bewegung des Marquis gegen Sténio
ſchien die Frage auszudrücken, ob er ihm noch etwas
zu ſagen habe. Er ſah den Künſtler unbeweglich;
ermattet daſtehen und ſchritt der Türe zu, die er
öffnete.
Ich dächte, daß Sie ſich jetzt zurückziehen könnten;
ſagte er. In einer Stunde werde ich bei meiner
Tochter ſein. Da es mir aber nicht denkbar erſcheint,
die nämliche Stadt mit Ihnen zu bewohnen, ſo ſetze
ich Sie in Kenntnis, daß ich heute abend nach Eng=
land
zurückkehren werde.
Marackzy verneigte ſich ſchweigend und ging.
Der Marquis lauſchte dem Geräuſch ſeiner Schritte
auf der Treppe und auf dem Deck; als er nichts
mehr vernahm, ſtieß er einen tiefen Seufzer aus.
Und als Daiſy, in angſtvoller Spannung über den
Ausgang dieſer ſchrecklichen Unterredung, herbeiflog,
breitete er die Arme aus, drückte ſie ans Herz und
ſchluchzte bitterlich.
(ortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Nümmer 203.

Darmſtädter Tayblatt, Montag, den 31. Auguſt 1803.

Mauugrn.

Eeite 3.

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Off. unt. A 7 an die Exped.

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geſucht. Wo? ſagt die Exped.

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chen
ſofort geſucht. Näheres Exped.-

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Laufdieuft v. ½11 Uhr ab od. nachm.
Spülen. Große Ochſengaſſe 3.

13391) 15⁄₈. Mädch., d. ſchon gedient,
ſ. Stelle. Röſe, Ernſt=Ludwigſtr. 18.

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Liebfrauenſtraße 61.
dienſt.
413390) Mädch. nimmt noch Kund. im
Ausbeſſern an. Kahlertſtr. 47.

151010i) Fräulein aus guter Familie
ſucht Stellung zu Kindern bei ein=
zelnen
Damen oder als Stütze der
Hausfrau, auch auf dem Lande. Ein=
tritt
ſofort. Zu wenden an
M. Bricle, Bingen a. Rh.,
Nahekai Nr. 3.

X13250f0) Aelteres Mädchen ſucht
Stelle als Haushälterin zu beſſerem
Herrn. Näheres
Eentralanatalt, Waldſtr. 6.

Stellung ſinden
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Haus=, Küchen=, Kinder= und Mädchen/
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Chef für Hotel, 10 Servierfräulein für
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durch das Zentral=Stellenbureau von
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Schulſtraße 3. Telephon 1192.

413392) Müdchen, d. kochen u. nicht
kochen erh. gute Stelle, h. Lohn. Stellen=
bureau
Röſe, Ernſt=Ludwigſtraße 18.

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Mädchen per ſofort geſucht.
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[ ][  ][ ]

Sette 8.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 31. Auguſt 1903.

Rummer 203.

Der gern geſehene Kaffee=Onkel; bringt
Pfeiser ≈ Dillers
HaxesAssenz
in Doſen in Erinnerung. - Einmal ge=
braucht
kann man ſie nie mehr enbehren.
Doſe 30 Pfg.
[150921]

Daß eine Spekulation auf den möglichen Höchſtgewinn
der Gothaer Geldlotterie im Betrage von
125 000 Mk. keine zu kühne iſt, ergibt ſich aus der That=
ſache
, daß ſogleich bei der erſten Ausſpielung der Darm=
ſtädter
Schloßfreiheitslotterie der mögliche Höchſtgewinn
von 250000 Mk. von einem Spieler wirklich erzielt worden
iſt. Die Ziehung findet unwiderruflich vom 2. September
ab ſtatt. Loſe ſchon für 3 Mk. bei allen Loſeverkaufs=
- [5091D
ſtellen.

Sas Fechnikum Mittweida, ein unter Staats=
= aufſicht ſtehendes höheres techniſches Inſtitut zur
Ausbildung von Elektro= und Maſchinen=Ingenieuren,
Technikern und Werkmeiſtern, zählte im verfloſſenen
36. Schuljahre 3610 Beſucher. Der Unterricht in der
Elektrotechnik iſt in den letzten Jahren erheblich erweitert
und wird durch die reichhaltigen Sammlungen, Labora=
torien
, Werkſtätten und Maſchinenanlagen (Maſchinenbau=
Laboratorium) ꝛc. ſehr wirkſam unterſtützt. Das Winter=
ſemeſter
beginnt am 13. Oktober, und es finden die Auf=
nahmen
für den am 22. September beginnenden unent=
geltlichen
Vorunterricht von Anfang September an wochen=
täglich
ſtatt. Ausführliches Programm mit Bericht wird
koſtenlos vom Sekretariat des Technikum Mittweida
(Königreich Sachſen) abgegeben. In den mit der Anſtalt
verbundenen ca. 3000 am Grundfläche umfaſſenden Lehr=
Fabrikwerkſtätten finden Volontäre zur praktiſchen Aus=
bildung
Aufnahme. Das Technikum Mittweida erhielt
anläßlich der Sächſ.=Thür. Ausſtellung zu Leipzig die
höchſte Auszeichnung, die Königl. Sächſ. Staatsmedaille,
für hervorragende Leiſtungen im techniſchen Unterrichts=
[14938
weſenl.

Eine Rede des Kaiſers.
Der Kaiſer gab am Freitag abend um 7 Uhr
im Reſidenz=Palais zu Kaſſel ein Feſtmahl für
die Provinz Heſſen=Naſſau. Bei demſelben
hielt er eine Rede, in welcher er zunächſt ſeiner Freude
darüber Ausdruck gab, ſo viele der Kurheſſen und
Naſſauer um ſich verſammelt zu ſehen und den
Kaſſelanern ſeinen und der Kaiſerin Dank für die
herzliche und innige Begrüßung ausſprach. Sodann
fuhr der Kaiſer fort:
Ich freue mich, auf dem Boden zu ſein, auf dem ich
gelernt habe, von kundiger Hand geleitet, daß die Arbeit
nicht nur um ſich ſelber willen da iſt, ſondern daß man
in der Arbeit ſeine ganze Freude finden ſoll. Die erſſt=
haften
und unabläſſigen Vorbereitungen, die ich in meinen
Studien auf dem Gymnaſium und unter der Leitung
des Geheimrats Hinzpetec hier vornehmen konnte, haben
mich befähigt, die Arbeitskraft auf meine Schultern zu
nehmen, die von Tag zu Tag in wachſender Bürde zu=
nimmt
. Wenn ſchon damals meine Lehrer, überzeugt
von der hohen Aufgabe, die ihnen übergeben war, alles
dranſetzten, jede Stunde und jede Minute auszunutzen,
um mich für meinen kommenden Beruf vorzubereiten, ſo
glaube ich doch, daß niemand von ihnen ſich darüber klar
lein konnte, welche ungeheure Arbeitslaſt, welche nieder=
drückende
Verantwortlichkeit demjenigen aufgebürdet iſt,
der für 58 Millionen Deutſche verantwortlich iſt. Jeden=
falls
bereue ich keinen Augenblick die mir damals ſchwer
vorgekommenen Zeiten. Ich kann wohl ſagen, daß die
Arbeit und das Leben in der Arbeit mir zur zweiten
Natur geworden ſind und das danke ich dem Kaſſelaner
Boden.
Der Kaiſer beſprach ſodann die Verdienſte des
Oberpräſidenten v. Zedlitz um die Provinz. Die überall
herrſchende Trauer wegen ſeines Scheidens beweiſe,
daß v. Zedlitz ſeine Aufgabe noch weit mehr erfüllt,
als er (der Kaiſer) bei der Berufung gehofft habe,
überall ertöne ſein Lob. Deshalb danke er ihm
namens der Provinz für ſeine aufopfernde Arbeit.
Die Provinz aber möge daraus erſehen, wie es dem
Kaiſer am Herzen liege, und wie er beſtrebt ſei, ſo=
weit
es in ſeiner Macht ſtehe, Männer einzuſetzen,
von denen er glaube, daß ſie den Aufgaben gewachſen
ſeien. Sie möge auch in Zukunft Vertrauen zu ihm
haben, daß er beſtrebt ſein werde, den Nachfolger ſo
zu wählen, wie er zu ihrem Wohle nötig ſei.

Berlin und London.
Der Mancheſter Guardian= ſchreibt, daß die
neulich von einem Londoner Blatte gebrachte Mit=
teilung
, daß der König von England nach
Martenbad gegangen ſei, um dem Deutſchen
Kaiſer aus dem Wege zu gehen, vollſtändig er=
funden
ſei. Dieſe Meldung, die in Paris erfunden
und über London in die deutſche Preſſe gelangt ſei,
gehöre zu den gefährlichen Zeitungsmeldungen, die
lediglich darauf berechnet ſeien, Unfrieden zu ſäen.
Kann man denn, fragt das Blatt, jetzt einem Herr=
ſcher
nicht mehr erlauben, den Badeort aufzuſuchen,
den ſeine Aerzte ihm vorſchreiben? Man ſpreche
gegenwärtig wieder von allerhand Beſuchen, die der
König während ſeiner Rückkehr in Deutſchland ab=
ſtatten
wolle, und es heiße bald, daß er mit dem
Kaiſer in Darmſtadt, in Wilhelmshöhe und bald in
Kiel zuſammentreffen werde. Sicher ſei aber, daß
der offizielle Beſuch, den König Eduard
am Berliner Hofe abſtatten wolle, erſt im
nächſten Jahre ſtattfinden werde. Das ſei aber
eine Sache, die längſt in dieſer Weiſe geregelt ſei
und ſie habe abſolut nichts mit den Veränderungen
in den Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern zu
tun. Es beſtehe keine Spannung zwiſchen
Berlin und London, aber es ſei leicht zu ver=
ſtehen
, daß verſchiedene unerfreuliche Vorkommniſſe
der letzten Zeit das gegenſeitige Vertrauen geſchwächt
haben und daß dasſelbe nicht mehr in dem Umfange
beſteht wie vor einiger Zeit. Anderſeits liege aber

keine Urſache zu der Annahme vor, daß die perſön=
lichen
Beziehungen zwiſchen den regierenden Familien
der beiden Länder kühler' geworden ſeien. Zum
Schluß ſagt das Blatt, die Meldung, daß man in
Berlin die Annäherung zwiſchen England und Frank=
reich
als gegen Deutſchland gerichtet angeſehen habe,
ei durchaus unhaltbar.
Die Romreiſe des Zaren.
Der Petersburger Korreſpondent des Mailänder
Corriere della Sera hatte mit einem ruſſiſchen
Würdenträger ein Geſpräch, das ſich vornehmlich um
die Romreiſe des Zaren drehte. Nikolaus II., er=
klärte
dieſer, wäre im verfloſſenen Mai nach Rom
gekommen, wenn das Befinden der Zarin, die ihren
Gemahl zu begleiten wünſcht, es geſtattet hätte. Die
Zarin wird mitkommen. Außer dem Grafen Lams=
dorff
wird der Zar vom Miniſter des Innern von
Plehwe begleitet ſein. Die Frage, ob der Zar einen
Beſuch im Vatikan abſtatten werde, bejahte die
ruſſiſche Exzellenz und fügte wörtlich hinzu: Unſer
diplomatiſcher Agent im Vatikan, Herr Gubaſtow,
hat dieſer Tage den Beſuch des Zaren dem Heiligen
Vater angezeigt, der ſich darüber gefreut hat. Dieſer
Beſuch im Vatikan war ſchon beſchloſſen zu Lebzeiten
Leos XIII., der ein Freund des Zaren und Ruß=
lands
war und die Agttation des polniſchen Klerus
ſtets in den angemeſſenen Grenzen gehalten hat. Sie
wiſſen, daß die Errichtung einer Nuntiatur in Peters=
burg
ein Traum des verſtorbenen Papſtes war. Nach
den uns gewordenen Verſicherungen dürfen wir an=
nehmen
, daß Pius K. die friedliche Politik ſeines
Vorgängers fortſetzen wird. Bei ſeiner Wahl fand
ein ſehr herzlicher Depeſchenwechſel zwiſchen dem
Kaiſer und dem Heiligen Vater ſtatt. Ein intran=
ſigenter
Papſt würde auch beim Petersburger Hof
einer feindſeligen Stimmung begegnet ſein. Der
Zar, erklärte der Gewährsmann weiter, werde drei
Tage in Rom verweilen und ſelbſtverſtändlich im
Quirinal wohnen. Es ſei noch unentſchieden, ob er
den großen, in den neapolitaniſchen Gewäſſern ge=
planten
Flottenmanövern beiwohnen werde. Des=
gleichen
, ſchloß der Gewährsmann, ſei es noch un=
gewiß
, ob Nikolaus II. dem Wunſche der ruſſiſchen
Kolonie in Florenz nachkommen und die dortige
ruſſiſche Kirche einweihen werde.
Deutſches Reich.
Der Kaiſer hat aus Anlaß ſeiner An=
weſenheit
in Heſſen=Naſſau zu den diesjährigen
Kaiſermanövern eine Reihe bemerkenswerter Aus=
zeichnungen
verliehen. Der ſcheidende Oberpräſident
Graf Zedlitz=Trützſchler erhielt das Großkreuz des
Roten Adlerordens mit Eichenlaub und Schwertern
am Ringe; den Königl. Kronenorden 1. Klaſſe Fürſt
zu Iſenburg=Büdingen=Virſtein und Graf v. Solms=
Rödelheim. Der Charakter als Wirkl. Geheimrat
mit dem Prädikat Exzellenz wurde verliehen an Pro=
feſſor
Behring=Marburg, der Charakter als Geh.
Baurat an Baurat Jacobi=Homburg.
- Zu den jüngſten Gerüchten von einer bevor=
ſtehenden
Eiſenbahntarifreform ſchreibt die
Nationalzeitung;, es ſei richtig, daß die Eiſenbahn=
verwaltung
einen Tarifeinheitsſatz unter Abſchaffung
der Rück= und Rundreiſefahrkarten anſtrebe, aber
dann auf den Schnellzugszuſchlag nicht verzichten
wolle. Es ſei aber verfrüht, beſtimmte Sätze anzu=
geben
, da bisher weder die Generalkonferenz der
deutſchen Eiſenbahnen noch der Finanzminiſter dazu
Stellung genommen habe.
Mit der Dampfſchiffahrt auf dem
Rhein zwiſchen Baſel und Straßburg
ſoll nun doch Ernſt gemacht werden. Es hat ſich
nämlich ein Konſortium gebildet, das ſich die
Schaffung dieſes neuen Verkehrsmittels zum Ziele
geſetzt hat. Es handelt ſich nicht um den Perſonen=
verkehr
, ſondern um Güterbeförderung, beſonders
Kohlen, Eiſen und ühnliches Rohmatrial, das von
Rotterdam aus ohne Umladung nach Baſel geſchafft
werden ſoll. Man hofft auf dieſe Weiſe die Fracht=
ſätze
im Vergleich zur Eiſenbahn um die Hälfte er=
mäßigen
zu können. Das Unternehmen befindet ſich
bereits im Stadium der Probefahrten. Baſeler
Handelskreiſe haben nämlich die Niederländiſche
Dampfſchiffs=Geſellſchaft zu dem Verſuch ermutigt,
einen Schraubendampfer von Straßburg rheinauf=
wärts
bis nach Baſel zu ſchicken. Der Verſuch ge=
lang
. Seit 60 Jahren lag jetzt wieder das erſte
Dampfſchiff in Baſel. Die auf den Montag abend
angekündigte Ankunft eines von Straßburg kommen=
den
Schraubendampfers hatte viele Tauſende an den
Rhein gelockt. Der Dampfer traf zur beſtimmten
Zeit ein. Der Flaggenmaſt trug die Flaggen aller
Rheinuferſtaaten, in der Mitte die weiße Flagge mit
dem Baſelſtab. Vom Hinterteil wehte die deutſche
Reichsflagge.
Die ſüchſiſche Regierung läßt offiziös
verſichern, daß die von ihr angekündigte Reform
des Landtagswahlrechts nach wie vor ernſt=
lich
betrieben werde. Allerdings müſſe der Zu=
ſammentritt
des Beirats zur Ausſprache über die
dem Landtag zu unterbreitende Vorlage weiter
hinausgeſchoben werden, als urſprünglich geplant
war, weil die Bearbeitung des der Regierung von
allen Seiten zugegangenen Materials bedeutend mehr
Zeit in Anſpruch nehme als vorauszuſehen war.
und weil verſchiedene Perſonen, deren Anſichten in

dem Beirat zu hören der Regierung von beſonderem
Wert ſein müſſe, ſich Anfang Seplember noch auf
Urlaub und auf Reiſen befinden.
Ausland.
Die ungariſche Kriſe bringt u. a. merk=
würdigen
Erſcheinungen auch die hervor, daß die in
Oeſterreich und in Ungarn zu halbamtlichen Mit=
teilungen
benützten Organe einander direkt wider=
ſprechen
und ſich gegenſeitig dementieren. Die Nach=
richt
der Pol. Korr.: daß der Kaiſer den 28. d. M.
nach Wien zurückkehren und erſt nach den ungariſchen
Manövern wieder nach Peſt kommen werde, wo er
gegen den 11. September erwartet werde, wird von
dem Ungariſchen Telegraphen=Korreſpondenzbureau
dementiert. Es teilt mit, daß der König wahrſchein=
lich
am 4. oder 5. September den neuen Miniſter=
präſidenten
deſignieren werde. Die für dieſe Zeit
angeſagte Teilnahme an den in Südungarn ſtatt=
findenden
Manövern werde aus dieſem Grunde nicht
erfolgen. Koſſuth erklärt in ſeinem Blatte, Egyetertes=
daß
im ungariſchen Parlament kein Friede möglich
ſei, ſolange die ungariſche Kommandoſprache nicht
wenigſtens im Grundſatz anerkannt, und in den
kleineren Armeeeinheiten durchgeführt werde. Er
glaubt, daß, wenn die liberale Partei dafür einheit=
lich
einträte, würde der König keine Schwierigkeiten
bereiten. In liberalen Kreiſen iſt man jedoch einer
ſolchen Stellungnahme abgeneigt. Die Lage iſt noch
immer ſehr ſchwierig, da der König die Kabinetts=
bildung
niemand übertragen möchte, der größere Zu=
geſtändniſſe
machen will. Der Miniſterpräſident
Graf Khuen wurde am Freitag abermals in Audienz
empfangen.
Der Daily Mails zufolge fand am Donners=
tag
in Birmingham eine Beratung von Anhängern
der Tarifreform ſtatt, der auch Chamberlain bei=
wohnte
. Das genannte Blatt erhielt von einem
Freunde der Chamberlaiuſchen Politik Mitteilungen
über die Vorſchläge, die Chamberlain in
der Herbſtkampagne dem Lande zu unterbreiten ge=
denkt
. Danach ſoll auf Weizen ein Zoll von 2 bis
3 Schilling, ein höherer Zoll auf Mehl, geringe Zölle
auf Fleiſch, Eier und Molkereiprodukte gelegt werden;
für Tee, Zucker und Tabak ſollen entſprechende
Ermäßigungen eintreten. Für die Induſtrie= Erzeug=
niſſe
ſoll ein Zollſatz von ungeführ 25 und ein
zweiter von etwa 10 pCt. in Betracht kommen, die
zur Erlangung guter Reziprogitätsverträge dienen
ſollen. Der Ertrag der Induſtriezölle ſoll zur Herab=
ſetzung
der Einkommenſteuer oder zu weiteren Nach=
läſſen
auf Tee, Zucker und Tabak verwendet werden.
Dies ſeien lediglich die allgemeinen Umriſſe, die noch
Abänderungen erfahren könnten. Der Kornzoll ſoll
herabgeſetzt werden, wenn die Kolonien den engliſchen
Induſtrie=Erzeugniſſen keine Vorzugsbehandlung ein=
räumen
wollen.
- Die britiſche Note bezüglich der Miß=
bräuche
im Kongo=Freiſtaat bildet ein umfang=
reiches
Schriftſtück, deſſen erſter Teil die von
Agenten des Kongo=Staates begangenen Grauſamkeiten
gegen Eingeborene beſpricht. Der zweite Teil be=
handelt
ausſchließlich die Frage der im Gebiet des
Kongoſtaats eingeführten Handelsmonopole zu gunſten
einiger belgiſchen Geſellſchaften. Die Note, die in
ſehr gemäßigten Ausdrücken gehalten iſt, fordert nach=
drücklich
die Unterdrückung all dieſer Mißſtände,
ohne aber eine Aenderung des Kongo=Vertrages zu
verlangen. Nach der Rückkehr König Leopolds aus
Gaſtein ſoll im Schloß zu Laeken ein Kabinettsrat
zur Erörterung der Lage ſtattfinden. Wie von
anderer Seite gemeldet wird, findet zwiſchen der
belgiſchen Regierung und anderen Kabinetten ein leb=
hafter
Notenwechſel über die Kongofrage ſtatt. Bel=
gien
hält an dem Standpunkt feſt, daß die Mächte
nicht berechtigt ſind, eine Unterſuchung der Kongo=
vorgänge
einzuleiten, weil dies zu einer Verletzung
der Unabhängigkeit des Kongoſtaates führen müßte.
Der König von Serbien traf mit den
Prinzen am Donnerstag in Kragujewatz ein. Beim
Empfange der Offiziere, deren Sprecher erklärte, daß
ſich die Offiziere dem Könige zur Verfügung ſtellen,
erwiderte der König: Wir leben tatſächlich in
ſchickſalsſchweren Tagen; es bedarf großer Klugheit,
Arbeit und Energie, um das ſerbiſche Staatsſchiff
gut und glücklich zu ſteuern. Das Vaterland wird
vielleicht in Bälde unſere Dienſte brauchen. Ich
hoffe, daß Sie alle ſtets das Intereſſe der Nation
als erſtes vor Augen halten werden. Abends fand
zu Ehren des Königs ein Fackelzug ſtatt. Profeſſor
Marjanowitſch hielt dabei eine Anſprache an den
König. worin er ausführte, der König müſſe der
Träger der Idee der glorreichen Karageorgs ſein
und müſſe die Fahne der Befreiung auf dem Balkan
entfalten, weil nur auf dieſe Weiſe dem Serbentum
eine Zukunft blühen könne. Der König antwortete,
alle müßten an dem Wohle der Nation mitarbeiten.
Jeder müſſe nach ſeiner Erkenntnis handeln, denn
er wünſche und liebe freie Bürger. Wenn König
und Volk einig ſeien, dann ſeien alle Bedingungen
für eine große, glückliche Zukunft vorhanden.
Nach vorliegenden Meldungen geberdet ſich die
ſerbiſche Preſſe erboſt über die ausländiſchen
und beſonders die deutſchen Blätter wegen der
Haltung, die ſie bei der Beſprechung der ſerbiſchen
Angelegenheiten einnehme. Sie fordert, die Regie=
rung
ſolle hiergegen durch Errichtung eines beſonderen

[ ][  ][ ]

ler=

N 203.

den 3L.

Kontrollbureaus Maßnahmen treffen, deſſen Aufgabe
ſein ſolle, energiſche Dementis zu veröffentlichen und
den Vertretern der ausländiſchen Preſſe authentiſche
Auskünfte zu geben. Die diplomatiſchen Miſſionen
Serbiens im Auslande ſollen gleichfalls in dieſer
Richtung tätig ſein. Es fällt auf, daß gerade die
Zeitung, welche Eigentum des jetzigen Kabinettschefs
iſt, ſogar mit Maßregelung der Belgrader Bericht=
erſtatter
fremder Zeitungen droht, während dieſes
Blatt vor dem Königsmord mit Vorliebe aus=
ländiſche
Preßſtimmen, welche eine unfreundliche
Haltung gegen Serbien zeigten, wiedergab.
Die Times; melden aus Peking vom
28. Auguſt: Japan legte in Petersburg den Vor=
ſchlag
eines modus vivendi vor. Darin wird die
Anerkennung von bezüglichen Sonderrechten beider
Mächte in der Mandſchurei und Korea ge=
fordert
. Das Blatt ſchreibt weiter: Um das Gleich=
gewicht
im fernen Oſten wiederherzuſtellen, ſei
Japan gezwungen, eine gemeinſame Feſtſetzung der
Maßregeln anzuſtreben, durch die es in die Lage ge=
ſetzt
werde, in Korea Vorteile zu erlangen, welche
gleichwertig mit denjenigen ſeien, die Rußland in
der Mandſchurei ſich angeeignet habe. Wenn die
geringſchätzende Haltung, welche RNußland im fernen
Oſten gegenüber den Anſprüchen Japans beobachtet,
die Anſchauung der maßgebenden Kreiſe in Peters=
burg
widergibt, ſei wenig Ausſicht auf eine freund=
ſchaftliche
Ordnung der Verhältniſſe vorhanden.
- Das Bureau Reuter meldet in einer Chiffre=
depeſche
über den Vorfall in Beirnt: Bei dem
Vorgekommenen handelt es ſich um einen Mord=
verſuch
auf den amerikaniſchen Vizekonſul und
nicht um einen Mord. Ein Unbekannter ſchoß
auf ihn, die Kugel flog dicht vorbei. Es verlautet,
wenn die Türkei nicht umgehend die amerikaniſchen
Forderungen erfülle, werde das Geſchwader den Be=
fehl
erhalten, einen oder zwei Häfen zu beſetzen und
bis zur Erfüllung der Forderungen beſetzt zu halten.
In dieſem Falle würde der amerikaniſche Geſandte
abberufen und die engliſche Botſchaft mit der Füh=
rung
der Botſchaftsgeſchäfte betraut werden. Eine
Meldung aus Paris beſagt; Hier liegt die Meldung
vor, daß der Wali von Beirut dem Vizekonſul, der
keineswegs verwundet iſt, zugleich mit der Entſchul=
digung
der Regierung die Mitteilung überbrachte,
das Individuum, welches den Schuß gegen den Vize=
konſul
abgegeben hat, werde zur Rechenſchaft gezogen
werden.

Chemnitz, 27. Aug. Im Reſidenzſchloſſe des
benachbarten Muldenſtädtchens Waldenburg iſt jüngſt das
jetzige Oberhaupt des Hauſes Schönburg, Fürſt Otto
von Schönburg=Waldenburg, in feierlichem
Aktus großjährig erklärt worden. Das Haus Schönburg
iſt eines der reichſten in Deutſchland und war früher
reichsunmittelbar. Später mediatiſiert, behielt es noch
verſchiedene Reſervatrechte, wie Ebenbürtigkeit, mit den
regierenden deutſchen Fürſtenhäuſern, zwei erbliche Sitze
in der erſten ſächſiſchen Ständekammer uſw. Auf das
Recht, zu ihrem Schutze und zur Vewachung ihrer Be=
ſitzungen
eine Kompagnte Soldaten in der Stärke von
100 Mann auf eigene Koſten zu unterhalten, haben die
Schönburger verzichtet. Sie haben ſich von jeher außer=
ordentlich
wohltätig gezeigt, Krankenhäuſer und Stiftungen,
ſowie in Waldenburg ein Seminar errichtet, das ſie noch
jetzt unterhalten. Die Gratulationsdeputation, die ſich
um Mittag im Reſidenzſchloſſe einfand, erhielt ein be=
ſonders
feierliches Gepräge dadurch, daß ſämtliche 76
Patronatsgeiſtliche daran teilnahmen. Außer in Suchſen
beſitzen die Schönburg=Waldenburger umfangreiche Güter
in Preußen und Oeſterreich.
Padua, 28. Aug. Der König beſichtigte heute
vormittag in Gegenwart der Königin auf dem
Exerzierfelde die hier verſammelten Truppenteile, welche
bei den bevorſtehenden großen Manövern die blaue
Partei bilden werden. Das Königspaar wurde von der
Zuſchauermenge mit andauernden begeiſterten Kund=
gebungen
begrüßt. Von Padua begab ſich das Königs=
paar
nach Beendigung der Truppenſchau zunächſt nach
Treviſo und beſuchte von dort in einem Automobil die
Eiſenbahn=Unglücksſtätte. Sodann fuhr es
nach Udine, wo die Majeſtäten in Begleitung des Erz=
biſchofs
, der Spitzen der Behörden, des Militärs und
des Zivil das Hoſpital beſuchten, wohin die beim Eiſen=
bahnunglück
Verletzten geſchafft wurden.
Aus dem engliſchen Kommiſſions=
berichtüber
den Transvaalkrieg, der ſo haar=
ſträubende
Dinge zu Tage gefördert hat, iſt noch zu ent=
nehmen
, daß im ganzen 448435 Mann verwandt worden
ſind, wovon 256340 zum ſtehenden Heer gehörten, 109048
zur Milis, den Volunteers und der Imperial Peomanry
des Mutterlandes, 30633 aus den Kolonien kamen und
eine nicht ganz ſichere, amtlich auf 52414 geſchätzte Zahl
in Südafrika aufgeſtellt wurde. Die ganze Leiſtungs=
fühigkeit
des ſtehenden Heeres war erſchöpft. Bis Ende
1900 hatte man die 80000 Reſerviſten, die ein Jahr vor=
her
verzeichnet wurden, hinausgeſandt, ſoweit ſie körper=
lich
tauglich waren. Den weiteren Erſatz für das ſtehende
Heer vor dem Feind mußten junge Rekruten geben, von
denen am 1. April 1900 nicht weniger als 37333 Mann
unter den 103 023 Mann im Mutterland waren, währerd
zum Reſt körperlich für Auslandsdienſte untaugliche Re=
ſewviſten
und Nekonvaleszenten vom Kriegsſchauplaß ge=
hörten
. An Pferden wurden 518794, an Maul=
eſeln
und Eſeln 150781 angeſchafft, zugrunde gingen
347007 Pferde und 53339 Mauleſel bezw. Eſel und 1314.
Pferde, 2816 Mauleſel und Eſel verlor man auf der Reiſe.
Die Koſten betrugen 15½ Mill. Pfd. St. Schlechte:
Reiten und unzureichende Pferdepflege waren zum Teil
der Grund der ungeheuren Einbuße, zum Teil wurde ſie
herbeigeführt durch die Nichtaklimatiſierung der Tiere, die
Jofort nach ihrer Ankunft in Gebrauch genommen wurden.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 31. Auguſt.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen
am Samstag zum Vortrag den Staatsminiſter Rothe,
den Geheimen Kabinettsrat Römheld.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog wohnten am
Samstag vormittag auf dem Truppenübungsplatz der
Beſichtigung des Infanterie=Regiments Kaiſer Wilhelm
C2. Großh. Heſſ.) Nr. 116 durch den Herrn kommandierenden
General bei. Mittags begaben Sich Seine Königliche
Hoheit zum Beſuche Ihrer Großh. Hoheit der Prinzeſſin
Ludwig von Vattenberg nach Schloß Heiligenberg.
- Ordensverleihungen. Se. Maj. der Kaiſer
haben den nachbenannten Offigieren die Erlauonis zur
Anlegung der ihnen verliehenen Großherzoglich Heſſiſchen
Orden erteilt, ud zwar des Komturkreuzes 1. Hl. des
Verdienſtordens Philipps des Großmütigen dem General=
maior
g. B. Bigge zu Koblenz; des Komturkreuges
2. Klaſſe desſelben Ordens dem Generalmajor Freiherrn
v. Maercken zu Geerath, Kommandeur der 79.
Infanterie=Brigade; des Ehrenkreuges desſelben Ordens
dem Oberſten John v. Freyend, Kommandeur des
Infanterie=Regiments Prinz Moritz von Anhalt=Deſſau
ſ5. Pommerſchen) Nr. 42: des Nitterkreuges 1. Klaſſe mit
der Krone desſelben Ordens dem Major Müller,
Bataillonskommandeur im 2. Unterelſäſſiſchen Infanterie=
Regiment Nr. 137: des Nitterkreuges 1. Klaſſe desſelben
Ordens dem Hauptmann Freiherrn v. Dincklage im
3. Garde=Feldart.=Rot.; des Nitterkreuges 2. Klaſſe des=
ſelben
Ordens dem Oberleutnant v. Hirſchfeld,
Flügeladjutanten Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs
von Sachſen; des Silbernen Kreuges desſelben Ordens
dem Muſikdirigenten Drehmann im 5. Thür. Inf.=
Regt. Nr. 94 (Großherzog von Sachſen).
( Aus Kopenhagen wird gemeldet: Der Zar und die
Zarin ſowie König Eduard werden Mitte September
gleichzeitig auf Schloß Fredensborg eintreffen. Das
Jarenpaar begibt ſich von dort zur Teilnahme an der
Hochzeit des Prinzen Andreas von Griechenland nach
Darmſtadt.
- Vom Manöher. Die Regimentsbeſichtigung der
118er fand am Freitag vormittag von 7 bis 101 Uhr
auf dem Aebungsplatz bei Rechtenbach und Lützellinden
ſtatt. Anweſend waren der Korpskommandeur Exzellens
v. Lindequiſt, der Diviſionskommandeur Freiherr v. Gall
und der Brigadekommandeur Freiherr v. Ledebour. Am
Samstag begann das Geſechtsſchießen der 50. Brigade
es dauert bis 3. September. Das 117. Negiment, traf
am Freitag mittag in zwei Extrazügen in Gießen ein
und marſchierte durch Klein=Linden nach den Orten
Dutenhofen, Münchholghauſen, Rechtenbach, Lützellinden
und Hörnsheim ins Quartier. Der Stab liegt in Hörns=
heim
. Das Brigade=Exerzieren beginnt am 3. September
bei Rechtenbach. Die 25. Feldartillerie=Brigade iſt am
Freitag ebenfalls in ihrem Uebungsgelände bei Ehrings=
hauſen
. Braunfels, Werdorf eingetroffen. Die 49. In=
fanterie
=Brigade wird um den 10. September über Fried=
berg
ins Manövergelände rücken. Der kommandierende
General v. Lindequiſt nimmt am 8. und 9. September
in Wetzlar Quartier und beſichtigt von dort aus die
50. Brigade bei Rechtenbach. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog wird in ſeinem Schloſſe zu Friedberg Woh=
nung
nehmen, um dem Manöver der 49. Infanterie=
Brigade beizuwohnen. Die Militärbehörden laſſen ſich
das Wohl der Mannſchaften ſehr angelegen ſein, überall
wird für gutes Trinkwaſſer geſorgt und wo ſolches nicht
vorhanden iſt, wird es auf Wagen nachgefahren. Im
ganzen Kreis Wetzlar wurden vor 14 Tagen ſämtliche
Brunnen durch den Kreisarzt Sanitätsrat Dr. Höchſt
unterſucht auf Veranlaſſung der Militärbehörde.
Hx. Fabrik oder Handwwerk? Zu dieſer Frage
finden wir im Geſchäftsbericht der Handwerks=
kammer
zu Freiburg im Breisgau für die
Jahre 1901 bis 1903 (S. 93-117 Ausführungen von
allgemeinem Intereſſe, woraus wir nachſtehendes mit=
teilen
. In Freiburg i. B. hat die Innung der Schreiner
eine Anzahl Großbetriebe für ſich reklamiert, die Aufſichts=
behörde
hat aber dieſe ſeit Jahren als Fabriken an=
geſehenen
Vetriebe nicht für verpflichtet erachtet, der
Innung beizutreten. Leßtere hat die höhere Verwaltungs=
inſtanz
angerufen und dieſe hat ſich ein Gutachten der
Handwerkskammer erbeten. Im Anſchluß an dieſes hat
ſich die Verwaltungsbehörde dann entſchieden, daß die
fraglichen Betriebe, obgleich ſie Großbetriebe ſind - ſie
beſchäftigen im Durchſchnitt 90, 35, 56, 40 und 30 Arbeiter
obgleich ſie ſelbverſtändlich alle Motoren beſitzen, der
Innung ſich anzuſchließen hätten. In der Vegründung
dieſes Urteils wird geſagt, daß man die Größe des Ge=
ſchäftes
, die Zahl der Arbeiter, die Anwendung motoriſcher
Kraft, nicht, als Grund dafür anſehen, kann, daß
ie Betriebe, keine Handwerksbetriebe ſeien und es
tue, auch nichts zur Sache, daß einige der In=
haber
keineswegs Fachleute, ſondern Kaufleute oder
Architekten ſind und den Betrieb nun ſo leiten, wie es
bei Fabritbetrieben ſeitens der Inhaber üblich iſt. Das
Urteil ſtützt ſich vielmehr darauf, daß ja gerade den
Handwerkern Anwendung motoriſcher Kraft empfohlen
und erleichtert wird und tatſächlich alle leiſtungsfähigeren
Handwerker des Faches auch ſolche verwenden. Daß die
Arbeiter in der Regel gelernte Handwerker-Schreiner,
Holgdrechsler ꝛc. - ſind, erſcheint als Hauptſtütze des
Urteils, denn es ſei nur billig, daß die Betriebe der
Innung zugehörten, deren Aufgabe die Ausbildung der
von ihnen benötigten Arbeiter in erſter Neihe ſei. Auch
die Lokomotivenbauanſtalten haben handwerksmähig aus=
gebildete
Schmiede und Schloſſer und ſo alle möglichen
Betriebe der Eiſeninduſtrie, ſie würden mithin nach ſolchem
Urteil überall den etwa beſtehenden örtlichen Innungen
beigutreten haben. Dieſes Erkenntnis der badiſchen höheren
Verwaltungsinſtanz deckt ſich vollkommen mit dem von der
heſſiſchen, Handwerkskammer, vertretenen
Standpunkt: Daß zum Handwerk ohne Rückſicht auf
Umfang oder Verwendung von Maſchinen alle diejenigen
gewerblichen Betriebe gehören, in denen hauptſächlich
handwerksmäßig ausgebildete Arbeitskräfte beſchäftigt
und Arbeiten auf Veſtellung Dritter ausgeführt werden.
(Wir bemerken hierzu, daß die heſſiſche Re=
gierung
, ſo viel uns bekannt, dieſen Standpunkt der
Handwerkskammer nicht teilt. Um weiteren Unklarheiten
und Verwirrungen nach dieſer Richtung hin vorzubeugen,
wäre es ſehr erwünſcht, daß von maßgebender Seite eine
grundſätzliche, möglichſt beſtimmt gehaltene Definition
deſſen gegeben werde, was man unter Fabrik und was
man unter Handwerk- zu verſtehen habe.)
L. Der Berein der Oberheſſen, von dem ſeit einiger
Zeit in hieſigen und auch in oberheſſiſchen Zeitungen ge=
ſchrieben
wurde, iſt nunmehr ins Leben getreten. Bei

der am 15. d. Mts. in der Brauerei Schul (Schloßgaſſe)
tagenden Hauptverſammlung wurden die von einer Kom=
miſſion
zuſammengeſtellten Satzungen mit einigen Ab=
änderungen
genehmigt und der Vorſtand gewählt. Zum
1. Vorſitzenden wurde Herr Eiſenbahnſekretär Bauer,
zum 2. Herr Seipel, zum 1. Schriftführer Herr F. M.
Lenz. zum 2. Herr Klein, zum Nechner Herr Habermelh
zu Kontrolleuren die Herren Lang und Hahn und zu
Beiſitzern die Herren Beck, Noll, Lein, Triebert und Lump
gewählt. Wer bis zum 8. September d. J. beitritt, braucht
kein Eintrittsgeld zu zahlen, ſpäter Eintretende ſollen
50 Pf. entrichten, der monatliche Veitrag iſt auf 30 Pf.
feſtgeſetzt. Es ſind bereits über 100 Landsleute bei=
getreten
. Möge der neue Verein, der es ſich ausdrück=
lich
zur Pflicht gemacht hat, keine Standesunterſchiede zu
machen und in erſter Linie treue Heimatsliebe pflegen
will, blühen und gedeihen.
2 Die zahlreichen Mitglieder der Kreisgruppe Darm=
ſtadt
des Deutſchen Flotten=Vereins ſeien auch an
dieſer Stelle darauf aufmerkſam gemacht, daß die dies=
jührige
Hauptverſammlung der Kreisgruppe am
nächſten Montag, 31. Auguſt, abends 8½ Uhr, im
Gartenſaal des Kaiſerſaals ſtattfinden wird. Die
Tagesordnung umfaßt: Jahresbericht des Borſitzenden,
Rechnungsablage und Entlaſtung des Schatzmeiſters,
Neuwahl des Vorſtandes und Beratung über die vor=
liegenden
Anträge.
Der Weltreiſende Emil Pohlig, der ſich auch als
Reiſeſchriftſteller einen Namen gemacht hat, wird heute,
Montag, abends 8½ Uhr, im Kaiſerſaals einen öffentlichen
Vortrag über ſeine hochintereſſanten Reiſeerlebniſſe
halten. Von San Franzisko aus unternahm Herr Pohlig.
ein geborener Rheinländer laus Solingen) ohne Geld
ſeine Weltreiſe infolge einer Wette, 75000 Dollars, die
dahin ging, 63000 Kilometer zu Fuß und 40 000 Kilo=
meter
zu Waſſer zurückzulegen. Dieſes Unternehmen
rief im Jahre 1897, als der jetzt 31 Jahre alte Reiſende
das Wagnis antrat, ein allgemeines Erſtaunen hervor.
1899, als Herr Pohlig Deutſchland von Aachen aus bis
Memel durchquerte, hielt er in zahlreichen Städten Vor=
träge
über ſeine Erlebniſſe und Abenteuer, die allerorts
mit viel Intereſſe angehört und in zahlreichen Zeitungen
ſowie Zeitſchriften publigiert wurden. Am 28. November
1899 überſchritt Herr Pohlig die deutſche Grenze, kam
auf ruſſiſches Gebiet und reiſte über Niga und Dorpat
nach Petersburg. Von hier aus lenkte er ſeine Schritte
über Moskau, Kursk, Noworoſiskaja am Schwarzen,
Meere nach dem herrlichen Kaukaſus, beſtieg den maje=
ſtätiſchen
Kasbeck und Kreutzberg, von wo aus er nach
Tiflis marſchierte. Von dort aus ging es über Hatſche=
kent
, Jeliſawetwol nach der deutſchen Kolonie St.
Helenendorf; bei den biederen deutſchen Koloniſten fand
er herzliche Aufnahme, und mit neu geſtärkten Gliedern
trottete, er durch die unwirtlichen transkaukaſiſchen
Steppen nach Baku am Kaspiſchen Meere. Er zog dann
nach Armenien und Buchara, von hier nach Jophahom,
Teheran, durch ganz Perſien und durch die Mandſchurei
nach China. Hier ſtellten ſich unſerem tapferen Fuß=
gänger
große Schwierigkeiten in den Weg, da gans China
in Kriegsunruhen geraten war, die ihn zwangen, ſeine
Reiſeroute zu ändern. Dies war der unliebſame Punkt,
der dem ſo nahe am Ziele angelangten Reiſenden die
Siegespalme entriß. Herr Pohlig reiſte nun nach
Wladiwoſtok, Irkutsk, Omsk und Tomsk. Alsdann
reiſte er, um die bereits verlorene Zeit einigermaßen
wieder einzuholen, mit der Bahn über Moskau nach
Warſchau. Von der ruſſiſchen geographiſchen Geſell=
ſchaft
wurde Herrn Pohlig freie Fahrt nach China ge=
ſchenkt
, doch vermochte dieſe Vergünſtigung nicht ihm die
bereits verlorene Zeit wieder einzubringen. Alle Welt
nahm Anteil an dem Mißlingen dieſes intereſſanten
Wagniſſes. Nach dem Geſagten darf wohl erwartet
werden, daß der unerſchrockene Weltreiſende auch bei
ſeinem heutigen Vortrage eine recht zahlreiche Zuhörer=
ſchaft
finden wird.
( Wie auswärtige Blätter mitteilen, ſcheute beim
Durchmarſch der 25er Feld=Artillerie durch Frankfurt auf
der Gutleutſtraße das Pferd des Hauptmanns v. Trott.
Der Hauptmann ſtürzte ab und erlitt eine bedeutende
Verletzung des Fußgelenks, die ſeine Verbringung in das
ſtädtiſche Krankenhaus notwendig machte.
Offenbach, 28. Aug. Nachdem Se. Königl. Hoheit
der Großherzog in der Wohnung des Großh. Kreis=
rats
den Tee eingenommen, wurde von 3 Uhr ab die
Celluloidwarenfabrik von Schreiner & Sievers unter
Vegleitung des Herrn Kreisrates und des Herrn Ober=
bürgermeiſters
einer Beſichtigung unterzogen, die beinahe
eine Stunde währte. Bei dieſer Gelegenheit begrüßte die
Undiner von ihrem gegenüberliegenden Bootshaus den
hohen Landesherrn mit Böllerſchüſſen und kräftigem,
über den Main herüberſchallenden Hipp, Hipp, Hurra!
Um 4 Uhr gings an den nahe dabeiliegenden Hafen;
die im Hafen liegenden Schiffe, ſowie die geſamte Um=
gebung
prangten im Flaggenſchmuck. Hierauf ging die
Fahrt unter reichen Ovationen die Obermainſtraße ent=
lang
. worauf dem alten Iſenburger Schloß ein Beſuch
abgeſtattet wurde. Dasſelbe wird zur Zeit einer gründ=
lichen
Renovierung unterzogen und dieſe betreffenden
Arbeiten wurden von Seiner Königlichen Hoheit mit
beſonderem Intereſſe verfolgt. Danach begab Sich der
hohe Gaſt zur Anilinfabrik des Herrn Oehler. Volle
2 Stunden, weilte Seine Königliche Hoheit in dem
ausgedehnten Etabliſſement und geruhte für die ein=
zelnen
Abteilungen des Betriebes regſtes Intereſſe zu
ekunden. Hier hatte der Sängerchor des Turnvereins,
bekannt von dem Frankfurter Wettſtreite, Aufſtellung
genommen, um vor dem hohen Protektor einige Chöre
unter Leitung des Dirigenten A. Glück vorzutragen.
Se. Königliche Hoheit der Großherzog ſprach dieſem,
ſowie dem Präſidenten des Vereins, Herrn Architekten
und Stadtverordneten Steuerwald, Seine hohe Be=
friedigung
über die geſanglichen Leiſtungen aus. Um
18 Uhr erfolgte die Rückfahrt durch die Stadt unter
erneuten Ovationen der zahlreich zuſammengeſtrömten
Bevölkerung. (Darmſt. 3t9.)
Sprendlingen, 28. Aug. Der Bürgerverein Sprend=
lingen
hat 100 M. Belohnung zur Ermittelung der
Läter ausgeſetzt, die in der Nacht auf Mittwoch das
Haus des Herrn Reichstagsabg. Dr. Becker in ge=
meinſter
Art und Weiſe beſchmiert haben.
Mainz, 28. Aug. Nachdem der Anfang für die Her=
ſtellung
der erſten Geleisſtrecke der elektriſchen
Straßenbahn auf dem Neubrunnenplaßz getan wurde,
wird in Bälde mit der Ausführung der elestriſchen Ober=
leitung
begonnen werden. Auch in unſerer Stadt iſt, in
gleicher Weiſe wie in den Nachbarſtädten, im öffentlichen
Intereſſe geplant, dieſe Oberleitung tunlichſt mit Wand=

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtüdter Tagblatt, Montag, den 31. Auguſt 1903.

Rummer 203.

roſetten an den Häuſern zu befeſtigen. Der Mörder
Weygand, der kürzlich durch den Gendarmen Hauſt
verhaftet worden iſt, wurde zur Prüfung ſeines Geiſtes=
ſguſtandes
in die Kreisirrenanſtalt Klingenmünſter über=
geführt
. - Geſegneten Appetit entwickelten geſtern
die Wirte der Aktienbierbrauerei, die von ihr mit ihren
Freunden zu Gaſt geladen waren. Sie verzehrten 400
Pfund Rippchen, 250 Stück,Heeschen (Haſpel), 200 Pfund
Wurſt,. 500 Frankfurter Würſtchen, 8 Schinken, 1500 be=
legte
Brode, 400 Pfund Brod und 250 Pfund Sauerkraut.
Dazu wurden 55 Hektoliter Bier getrunken und 1500
Zigarren geraucht.
Bad Nanheim, 29. Aug. Bis zum 27. Auguſt
1903 ſind 21804 Kurgäſte angekommen, wovon an
genanntem Tage noch 4372 anweſend waren. Bäder
wurden bis zum 27. Auguſt 279668 abgegeben.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 29. Aug. Auf dem
Krongut Bornim bei Potsdam brach heute Feuer
aus;zwei Gittsgebäude ſind niedergebrannt. Die Flammen
konnten noch nicht unterdrückt werden; der Schaden iſt
bedeutend. - In Berlin bildete ſich ein Verein für
gemeinnützige Abfallverwertung. Der Müll
ſoll ſortiert, die Speiſereſte zur Schweinemaſt verwendet,
gewerbliche Abfälle verkauft, Aſche und Kehricht für die
Landwirtſchaft verwendet werden. Der Erlös ſoll zu
wohltätigen und gemeinnützigen Zwecken benutzt werden.
- In der vergangenen Nacht fand, wie ſchon gemeldet,
auf dem der Stadt Verlin gehörigen Grundſtück Artillerie=
ſtraße
4 eine gewaltige Exploſion ſtatt, bei der eine
Perſon getötet und ein Fabrikgebäude in Trümmer ge=
legt
wurde. Auf der weſtlichen Seite innerhalb des
Fabrikgebäudes befand ſich die Filtrieranlage, eine doppelte
vom Parterre in die erſte Etage führende Rohrleitung,
durch welche der zu reinigende Sprit gedrückt wurde. Die
Keſſel ſtehen natürlich Tag und Nacht unter Feuer. Mit
der erſten Nachtwache war der Heiger Albert Brey be=
traut
. Um halb 1 Uhr ſollte die Ablöſung erfolgen. Der
zweite Heizer befand ſich auf dem Wege nach der Fabrik,
und wollte das Grundſtück betreten, als eine gewaltige
Exploſion erfolgte. Der Heizer wurde durch den Luft=
druck
zu Boden geſchleudert, das Fabrikgebäude ausein=
andergeriſſen
, und Steinblöcke und einzelne Mauerſteine
weit umhergeſchleudert. Die Trümmer flogen zum Teil
nach der Straße hinüber und blieben an dem das Grund=
ſtück
abtrennenden Drahtzaun liegen. Eine gewaltige
Flamme loderte empor und beleuchtete das Trümmerfeld.
Von dem Fabrikgebäude ſelbſt ſtand nur noch die Rück=
wand
. Die beiden Seitenwände und die Hauptfront
bilden eine wüſte Schuttmaſſe. Durch den Luftdruck
waren die Kohlenſtapel des Böhmeſchen Kohlenlagers
auseinandergeriſſen und umhergeſtreut. Durch die ge=
waltige
Detonation waren die Anwohner der benachbar=
ten
Häuſer aus ihrer Ruhe geſchreckt, und zahlreiche
Straßenpaſſanten kamen hinzu. Es galt zunächſt, den
Heiger Brey zu retten, den man unter den brennenden
Trümmerhaufen vermutete. Er wurde nach dem Kranken=
hauſe
verbracht, wo er heute morgen halb7 Uhr verſtarb.
Die Feuerwehr, die nach kurzer Zeit zur Stelle war,
löſchte den Brand in etwa 10 Minuten. Die Urſache der
Kataſtrophe konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Man
nimmt an, daß ſie vielleicht durch einen Defekt an der
Filtrieranlage herbeigeführt wurde. Durch den gewalti=
gen
Luftdruck wurden etwa 50 Fenſterſcheiben in den
umliegenden Häuſern, beſonders auf den gegenüberliegen=
den
Grundſtücken zertrümmert.
München, 28. Aug. Gegenüber einer weitergehenden
Meldung von typhöſen Maſſenerkrankungen
auf dem Truppenübungsplatz in Hammelburg teilt die
Korreſpondens Hoffmann mit: Am 23. Auguſt er=
krankten
vom 2. Bataillon des 4. Infanterie=Regiments,
welches gegenwärtig in Hammelburg iſt, plötzlich nach
dem Mittageſſen 150 Mann an heftigem Erbrechen; ſie
waren ſämtlich nach ſechs Stunden wieder wohl und
ſind zur Zeit im Dienſt. Die Urſache der Maſſen=
erkrankungen
wird in dem Genuſſe von Kartoffelſalat
vermutet.
Dortmund, 28. Aug. Die Staatsanwaltſchaft erhob
auf Grund des Geſetzes gegen den unlauteren
Wettbewerb gegen den Hannoverſchen Magneto=
pathen
Topp Anklage, weil er in den Tageszeitungen
Bekanntmachungen erließ, in welchen er ankündigte, daß
er in der Lage ſei, durch ſeinen perſönlichen Magnetis=
mus
alle Krankheiten, innere wie äußere, zu heilen. Die
Anklagebehörde ſah dieſe Bekanntmachung, als das
Publikum irreführend an und fand in der Strafkammer=
ſitzung
in dem Zeugnis des Magnetopathen Kauertch
Unterſtützung, der unter Eid erklärte, es ſei ganz aus=
geſchloſſen
, durch den Magnetismus alle Krankheiten zu
heilen; dies könnte dem Angeklagten auch nicht unbekannt
geweſen ſein. Das Gericht verurteilte den Angeklagten
zu einer Geldſtrafe von 100 Mk.
Hamburg, 28. Aug. Die Viehmarktbank' iſt durch
den Viehkommiſſionär Conrad Wittenburg=St. Pauli
um mehrere tauſend Mark geſchädigt. Wittenburg!
iſt verhaftet. Die Höhe der unterſchlagenen Summen
iſt unbekannt. Einzelne Blätter beziffern ſie auf 80 000 Mr.

19. Verbaudstag der deutſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaften.
H. F. Bonn, 28. Auguſt.
In der heutigen zweiten und letzten Sitzung des
Verbandstages wurde zunächſt die geſtern abgebrochene
Beſprechung über die gegenwärtige Lage und Aufgabe
der Winzer=Genoſſenſchaften fortgeſetzt. Der
Anwalt, Geh. Regierungsrat Haas (Darmſtadt) befür=
wortete
noch folgenden Antrag: Zu dem Zwecke der
Förderung der Intereſſen der Winzer=Genoſſenſchaften
empfiehlt ſich die Abhaltung regelmäßiger Zuſammen=
künfte
der Vertreter dieſer Genoſſenſchaftsart ſowie die
Bildung eines Sonder=Ausſchuſſes im Allgemeinen Ver=
bande
. Zur Bildung dieſes Sonder=Ausſchuſſes wolle
der Anwalt baldigſt die erforderlichen Schritte einleiten.
- Freiherr v. Schorlemer teilte mit: Es ſei für den
20. September eine Winzer=Verſammlung in
Ausſicht genommen, die ſich mit der Verbeſſerung
des inländiſchen Weines, Anſtellung eines gemeinſamen
Technikers und einer kaufmänniſchen Kraft uſw. be=
ſchäftigen
werde, um ſo dem beregten Uebelſtande mög=
lichſt
abzuhelfen. Die königl. Staatsregierung und auch
die Landwirtſchaftskammern ſeien gewillt, ihr Möglichſtes
3u tun, um der wirtſchaftlichen Notlage der Winzer auf=
zuhelfen
. (Lebhaftes Bravol Der geſtern mitgeteilte
Antrag gelangte ſchließlich in folgender Faſſung zur An=
nahme
; In Anſehung der Tatſache, daß durch die Bil=
dung
der Winzergenoſſenſchaften zwar eine beſſere Kultur
des Weinſtockes, ſowie eine ſachgemäße Behandlung der
Weine erzielt worden, es aber nicht gelungen iſt, die
dem Abſatz des Weines entgegenſtehenden großen
Schwierigkeiten zu beheben, erſcheint es dringend not=
wendig
, weitere Mittel zur möglichſten Beſeitigung
dieſer Schwierigkeiten zu finden. Zur Förderung des
Abſatzes erſcheint die Schaffung von Zentralvereins=
Vetriebsſtellen erſtrebenswert, denen auch die Aufgabe
zufallen würde, die wünſchenswerte Geſchäftsverbindung
mit dem Weinhandel anzubahnen.: Der Antrag Haas
gelangte unverändert zur Annahme. Den folgenden
Gegenſtand bildete: Die Milchverwertung und
die Vetriebsunkoſten bei den Molkerei=
Genoſſenſchaften. Verbandsdirektor, Oekonomie=
rat
Plehn (erlin) befürwortete folgenden Antrag:
Die Verwertung der Milch in den Molkereigenoſſen=
ſchaften
iſt vielfach unbefriedigend, in den Molkereien
desſelben Bezirkes ſehr wechſelnd, ebenſo der Betrag der
Unkoſten. Es iſt dringend zu empfehlen, daß die
Molkerei=Statiſtik in höherem Maße als bisher zu Ver=
gleichen
herangezogen und alle Mühe daran gewandt
wird, die Unkoſten herabzuſetzen und die Verwertung zu
erhöhen. Der Antrag wird unverändert angenommen.
Der Verbandsanwalt, Geh. Regierungsrat Haas
verlas danach folgende, ſoeben eingetroffene Drahtung
(die Anweſenden erheben ſich: Wilhelmshöhe, Schloß
Se. Majeſtät der Kaiſer und König haben mich zu
beauftragen geruht, dem Deutſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaftstag Allerhöchſt Ihren wärmſten Dank für
den freundlichen Gruß auszuſprechen. Seine Majeſtät
freuen Allerhöchſt Sich über die treue Arbeit der land=
wirtſchaftlichen
Genoſſenſchaften an der wirtſchaftlichen
Hebung der ländlichen Bevölkerung und werden die
ſegensreichen Beſtrebungen auf dieſem Gebiete auch
ferner mit Allerhöchſtihrem landesväterlichen Intereſſe
und kaiſerlichen Schutz begleiten. v. Lucanus.
Eine längere Erörterung veranlaßte die Frage: In
welcher Weiſe, können Genoſſenſchaften die Deckung
etwaiger Verluſte unter Verückſichtigung der geſehlichen
Beſtimmungen und der Beſtimmungen der Muſter=
ſtatuten
bewirkenzu Der Antrag gelangte ſchließlich
in folgender Faſſung zur Annahme; Da es nach dem
zur Zeit geltenden Genoſſenſchaftsgeſetz nicht
möglich iſt, eine nach Abſchreibung des eigenen Vermögens
und des Geſchäfts=Guthabens verbleibende Unterbilanz
im Wege des Umlageverfahrens bei beſtehender Genoſſen=
ſchaft
zu decken, muß den Genoſſenſchaften noch mehr
als ſonſt empfohlen werden, für die Stärkung ihres
Vermögens durch Feſtſetzung angemeſſen hoher Geſchäfts=
anteile
und reichliche Dotierung der Reſerven Sorge zu
tragen.
Es folgte die Behandlung des Verhältniſſes
der ländlichen Genoſſenſchaften zu den
öffentlichen, Sparkaſſen. Verbandsdirektor
v. Brockhauſen (Stettin) befürwortete folgenden Antrag:
Die Spar= und Darlehenskaſſen im Allgemeinen Ver=
bande
der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften
haben die Aufgabe, durch Gewährung eines angemeſſenen
Perſonalkredits ihre Mitglieder vom Wucher frei und
wirtſchaftlich unabhängig zu machen, ſowie den Sparſinn
in allen Schichten der Bevölkerung ihres Bezirks zu
fördern. Die Ausdehnung des Sparkaſſenverkehrs auf
Verſonen aller Stände, insbeſondere auf Arbeiter, Dienſt=
boten
und Schulkinder iſt in dieſen Genoſſenſchaften mit
großem Erfolge zum Segen der Geſamtheit geſcheben.
Eine Beſchränkung oder Beſchwerung dieſes Sparkaſſen=
betriebes
durch irgendwelche geſetzgeberiſche Maßnahme
würde die weitere Verfolgung dieſer wichtigen wirtſchaft=
lichen
und ſozialen Aufgaben, welche von öffentlichen
Sparkaſſen in dieſem Umfange nicht mit gleichem Er=
folge
durchgeführt werden können, weſentlich beeinträch=
tigen
. Der Genoſſenſchaftstag ſieht daher in den Be=

ſtrebungen, den deutſchen Kreditgenoſſenſchaften das:
Recht auf Pflege des Sparkaſſenbetriebes unter der Be=
zeichnung
Sparkaſſel zu entziehen, einen völlig un=
gerechtfertigten
Angriff auf das geſamte Genoſſenſchafts=
weſen
.: Von allen Rednern wurden die Beſtrebungen,
den landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften das Recht auf,
Pflege des Sparkaſſenbetriebes entziehen zu wollen,
heftig getadelt und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß,
die Regierung dieſen Beſtrebungen keine zolge geben
werde. Der Antrag Brockhauſen gelangte ſchließlich ein=
ſtimmig
zur Annahme.
Nach einer kurgen Pauſe befürwortet Ritterguts=
beſitzer
Krewel (urg Zierel, zu beſchließen: Der,
Genoſſenſchaftstag empfiehlt zur Erzielung einer geord=
neten
Buchführung die Gründung von land=
wirtſchaftlichen
Buchführungs= Genoſſen=
ſchaften
. Nach längerer Beſprechung wurde dem=
entſprechend
beſchloſſen. Ein ferneres Thema bildete die
Heranziehung der, landwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaften zur Gewerbeſteuer. Auf
Antrag des Verbandsdirektors v. Brockhauſen (Stettin)
wurde beſchloſſen: das vorliegende Material dem An=
walt
zur weiteren Vorbereitung zu überweiſen und dieſen
zu bitten, den Gegenſtand auf die Tagesordnung des
nächſtjährigen in Poſen abzuhaltenden Verbandstages
zu ſetzen.
Den letzten Gegenſtand der Tagesordnung bildeten
die Angriffe gegen die Tätigkeit der Konſumvereine
als Nohſtoff=Bezugsgenoſſenſchaften. Generalſekretär
Dr. Grabein (Darmſtadt befürwortet folgenden
Antrag: Die genoſſenſchaftliche Organiſation des Be=
zuges
von landwirtſchaftlichen Bedarfsartikeln hat ſich
als ein wirkſames Mittel für die preiswürdigere Ver=
ſorgung
mit landwirtſchaftlichen Bedarfsartikeln erprobt.
Sie iſt nicht eine künſtliche Schöpfung äußerer, ſtaatlicher
Förderung, ſondern das innere Ergebnis zwingender
wirtſchaftlicher Verhältniſſe und die Jnitiative und Aus=
dauer
der beteiligten landwirtſchaftlichen Kreiſe. Die
gerade neuerdings wiederum beſonders heftigen Angriffe
gegen die Tätigkeit der landwirtſchaftlichen Rohſtoff=
bezugsgenoſſenſchaften
entſpringen einſeitigen Intereſſen
und entbehren volkswirtſchaftlicher Berechtigung. Dem=
gemäß
ſind alle Beſtrebungen, die Tätigkett der land=
wirtſchaftlichen
Rohſtoffbezugsgenoſſenſchaften, ſei es auf.
geſetzgeberiſchem oder auf adminiſtrativem Wege, durch
beſondere Ausnahmebeſtimmungen einzuſchränken, ent=
ſchieden
abzulehnen.: Der Antrag gelangte ohne Be=
ſprechung
einſtimmig zur Annahme.
Der Verbandsanwalt Geh. Regierungsrat Haas
bemerkte darauf: Die Beſtrebungen des Verbandes ſeien
darauf gerichtet, nicht bloß dem landwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaftsweſen, ſondern der Volkswohlfahrt über=
haupt
und dem deutſchen Vaterlande zum Heile zu ge=
reichen
. Er ſchließe daher mit einem dreifachen Hoch auf
das deutſche Vaterland den 19. Genoſſenſchaftstag.

Der Zioniſtenkongreß.
Baſel, 27. Auguſt.
Die Sitzung wird um 4 Uhr 50 Minuten durch den
Präſidenten Dr. Herzl eröffnet, der den Antrag des
großen Aktionskomitees verlieſt: Zur Prüfung der
Frage der Anſiedelung des von der engliſchen
Regierung ſo hochherzig in Ausſicht geſtellten Gebietes,
beſchließt der Kongreß eine Kommiſſion einzu=
ſetzen
. Dieſe Kommiſſion hat aus neun Mitgliedern
zu beſtehen. Es iſt ihre Aufgabe, dem engeren Aktions=
komitee
mit lediglich beratender Stimme bei Entſendung
einer Expedition zur Erforſchung des in Ausſicht ge=
nommenen
Gebietes beizuſtehen. Die Koſten der Ex=
pedition
dürfen weder von der jüdiſchen Kolonialbank
noch von der Anglo=Paleſtine=Kompany, noch von dem
Nationalfond genommen werden. Der Beſchlußz über die
Beſiedelung Oſtafrikas wird einem eigens zu dieſem Zweck
einberufenen Kongreß vorbehalten. Hierauf findet die
namentliche Abſtimmung ſtatt, die zirka eine Stunde in
Anſpruch nimmt. Als Dr. Herzl die Annahme des An=
trages
mit 295 Stimmen gegen 178 verkündete, verließen
zirka 150 Delegierte unter ſtürmiſchem Proteſt den Saal.
Nach vorgenommenen Wahlen in den Organiſations=
und Agitationsausſchuß erſtattet J. Kremenetzky, Wien,
den Bericht über den Nationalfonds, aus dem
hervorgeht, daß bis jetzt an 500000 Franken geſammelt
worden ſeien. Nun ſtellt Dr. Lewin, Jekaterinoslaw folgen=
den
Antrag im Namen von 178 Delegierten: Die Koſten
der Oſtafrika=Expedition dürfen nicht aus den Schekel=
geldern
genommen werden. Zuſammenſetzung und Aus=
rüſtung
der Expedition wird dem großen Aktionskomitee
überlaſſen, ebenſo die Entgegennahme des Berichts ſowie
die Beſchlußfaſſung in Betreff der Ausſchreibung eines
neuen Kongreßes. Der Präſident bringt vorläufig nur
den erſten Teil des Antrages betr. die Schekelgelder zur
Abſtimmung. Der Antrag wird angenommen.
Hierauf erſtattete der Direktor der jüdiſchen Kolonial=
bank
Wolffſohn=Köln den Bericht über die Jüdiſche
Kolonialbank. Dr. Soskin=Verlin bringt einen Antrag
vor, eine Kommiſſion zur Erforſchung Paläſtinas zu er=
richten
. Der Antrag wird ohne Debatte angenommen.
Als Referent für den Nationalfonds ergreift,
Kremenetzky, Wien, das Wort. Man ſolle der Kommiſſion
nicht nur gute Vorſchläge machen, ſondern auch wirklich

Kleines Feuilleton.
Einemſchlauen Kniff iſt die Berliner Poſt=
verwaltung
auf die Spur gekommen. Druckſachen werden
bekanntlich nur dann befördert, wenn ſie vollſtändig
freigemacht ſind, andernfalls gelangen ſie an den Ab=
ſender
zurück, ſoweit ſich dieſes durch Aufdruck u. ſ. w.
durchführen läßt. Mag das Poſtgeld auch noch ſo ge=
ringfügig
ſein, es gibt Leute, die ſelbſt auf das Erſparen
einer Zweipfennigmarke Gewicht legen, da die Erſparnis
bei einer größeren Anzahl ſolcher Sendungen ſich bis zu
einem bemerkenswerten Betrag vervielfältigen kann. Und
es iſt nicht ſo ſchwer nach dieſer Nichtung hin, das Poſtgeſetz
zu umgehen. Man ſchreibt einfach ſeinen eigenen Namen
als den des Empfängers auf die unfrankierte Druckſache,
und den Namen deſſen, für den die Sendung beſtimmt
iſt, als den des Abſenders auf die Rückſeite. Da nun
nicht freigemachte Druckſachen nicht befördert werden
dürfen, ſo gehen die Sendungen zpoſtwendende an den
Abſenderl zurück, d. h. ſie gelangen frei in die Hände
deſſen, für den ſie beſtimmt. Dieſer ſchlaue Kniff läßt
ſich zwar nur im Ortsverkehr anbringen, aber troßzdem
wird er in Berlin von vielen angewandt. Daß dies ein
Betrug iſt. darüber ſetzt man ſich hinweg. Die Poſt=
verwaltung
iſt nun aber doch hinter das Verfahren ge=
kommen
, und ſucht einen Uebeltäter zu faſſen, um ein
warnendes Veiſpiel aufſtellen zu laſſen.
( D ie Racheder Schmugglerin. Ein eigen=
artiger
Vorfall trug ſich am Dienstag an einem der
Vergehrungsſteuerämter der Pariſer Ringmauer zu. Vor
einigen Tagen war dort eine junge Frau feſtgenommen
worden, die unter ihren Röcken einige Liter Branntwein

einzuſchmuggeln verſucht hatte. Die Flaſchen wurden
beſchlagnahmt und der Schmugglerin die übliche Strafe
zudiktiert. Am Dienstag erſchien die Frau wieder bei
dem Tore und wußte durch ihr abſichtlich ſcheues Auf=
treten
die Aufmerkſamkeit der Oktroibeamten auf ſich zu
lenken. Auf die übliche Frage, ob ſie nichts zu ver=
ſteuern
habe, antwortete die Frau betroffen verneinend,
allein der Beamte erkannte die Schmugglerin und brachte
dieſe ſofort nach dem Amte, wo ſie einer Leibesviſitation
unterzogen wurde. Dieſe förderte zwei Flaſchen zu
Tage, als deren Inhalt die Frau gewöhnliches Trink=
waſſer
angab. Selbſtverſtändlich ſchenkte der Beamte
dieſer Verſicherung keinen Glauben, ſondern öffnete eine
Flaſche und füllte ein kleines Gläschen, das er auf einen
Zug leerte. Er ſchnitt dann aber ein ſo furchtbares Ge=
ſicht
. daß ſeine Kameraden gläubten, er hätte Gift ge=
nommen
, allein die Schmugglerin verſicherte, ſie habe
dem allzu neugierigen Beamten nur eine ſtark geſättigte
Sedlitzpulver=Löſung zugedacht, die außer den üblichen
Folgen ſeiner Geſundheit keineswegs Eintrag tun würde.
Wie es ſcheint, will der abgeführter Beamte gegen die
rachſüchtige Schmugglerin die Strafanzeige wegen Be=
leidigung
eines Beamten in der Ausübung ſeines Be=
rufesu
erſtatten, allein er dürfte davon Abſtand nehmen,
um nicht dem Anwalte jeiner Gegnerin eine Gelegenheit
zu bieten, ſich auf ſeine Koſten luſtig zu machen.
( Einfürchterlicher Menſch. Aus New=York
wird berichtet: 26 Stunden lang hat der Pianiſt
Janies Waterbury in St. Louis ununterbrochen
Klavier geſpielt. Er begann Samstag abend um
8 Uhr und wielte bis Sonntag abend um 10 Uhr, wo=
bei
er nur gelegentliche Pauſen von fünf Sekunden hatte.

Während der Zeit er zwei belegte Butterbrote, trank
etwas Whisky und rauchte unaufhörlich Zigaretten.
Einen Teil der Zeit ſaß Waterbury auf dem Klavier=
ſtuhl
, von Zeit zu Zeit ſtand er auch. Er ſpielte Walzer,
Lieder, Märſche uſw. Die Kraftleiſtung war die Folge
einer Wette. Als er aufhörte, waren ſeine Finger ganz
mit Blaſen bedeckt, ſeine Nerven zerrüttet und ſeine
Glieder ſo wund, daß er ſich kaum bewegen konnte.
Ob jemand ſeine Leiſtung noch überboten hat, indem
er ihm die ganze Zeit über zuhörte, wird nicht berichtet.
Ein ſchlauer Piccobo. Ein heiteres Vor=
kommnis
, ſo berichtet das Mainz. Tgbl. wird in
Bingen viel belacht. In einem vielbeſuchten Hotel hatte
dort ein Fremder übernachtet, um ſich am andern Morgen
in einem andern Gaſthauſe mit ſeinen Freunden zur
Rheinfahrt zu vereinigen. Plötzlich vermißt er etwas, der
Piccolo wird gerufen und erhält den Auftrag: Holen
Sie mir meinen -de-ker, den ich im x=Hotel auf
Nr. 21 liegen gelaſſen habe; er liegt auf dem Bett.
Der Piccolo eilt, bleibt ziemlich lange, kommt ſchließlich
mit einem umfangreichen Paket zurück. Darob großes
Erſtaunen, dann ſtürmiſche Heiterkeit. Anſtatt den roten
-de-ker bringt er dem Fremden die glücklich er=
gatterte
rote - Bettdecke.
Die böſen Fremdwörter. Dienſtmädchen
(zu der nach Hauſe kommenden Frau, die vor einiger
Zeit Trauer bekommen hath: Gnädige Frau, Frau
Paſtor war hier.= - Hausfrau; Hat ſie Dir nicht ge=
ſagt
, was ſie wollte zu Dienſtmädchen: Ja, gnädige
Frau. Frau Paſtor ließ gnädige Frau ſchön grüßen
und wollte gnädiger Frau einen Korpulenzbeſuch
machen. (T. Rdſch.)

[ ][  ][ ]

Rummer 203.

für den Nationalfonds arbeiten. Der ſofortige Land=
ankauf
wäre nicht geraten. Auch einen Zeitpunkt dürfe
man nicht angeben, da das die Landſpekulation befördern
dürfte. Hierauf ſchreitet man zur Abſtimmung über die
Vorſchläge der Nationalfondskommiſſion, die als Reſultat
ergiebt, daß der Nationalfonds ſeine Tätigkeit beginnen
darf, auch bevor er die Höhe von 5000000 Fr. erreicht hat.

Tagblatt, Montag, den 31. Auguft 1903.

Seite 11.

9. Hauptverſammlung des Vereins Deutſcher
Straßenbahn= und Kleinbahuverwaltungen.
2 Dresden, 28. Auguſt.
Die 9. Hauptverſammlung des Vereins Deutſcher
Straßenbahn= und Kleinbahnverwaltungen tagte am
Donnerstag und Freitag in der ſtädtiſchen Ausſtellungs=
halle
unter Vorſitz des Herrn Minifterialdirektors Dr.
Micke, Berlin. Der Hauptverhandlung wohnten ſeitens
der ſächſiſchen Miniſterien des Innern und der Finanzen
Geh. Regierungsrat Dr. Schelcher bei; ferner Amts=
hauptmann
Krug zu Nidda. Die Stadt Dresden war
durch ihren Oberbürgermeiſter Beutler, ſowie durch die
Stadträte Dr. Körner und Köppen vertreten. Für das
preußiſche Miviſterium der öffentlichen Arbeiten waren
Geh. Oberregierungsret t und Geh. Oberbaurat
Schürmann erſchienen, und ſchließlich hatte der Inter=
nationale
Straßenbahnverein, als Vertreter, Herrn
Direktor Geron=Brüſſel, enſandt. Geheimerat Dr.
Schelcher hieß namens der ſächſiſchen Regierung die
Anweſenden willkommen. Oherbürgermeiſter Geheimer
Finangrat Beutler begrüßte die Leilnehmer namens
der Stadt Dresden. Er wies auf die fortgeſetzten
neuen Aufgaben, in techniſcher Beziehung durch
Erfindungen auf dem, Gebiete, dez Straßenbahn=
weſens
hin, welche die Aufmerkſamkeit der Leiter
der Straßenbahnen, in, höchſtem Maße erforderten.
Die in den letzten Jahren oft im Publikum gehegte An=
nahme
, daß die Straßenbahen einmal gänglich von der
Straße verſchwinden würden. um dem unterirdiſchen Be=
triebe
Platz zu machen, ſei durch die Kataſtrophe in der
Pariſer Untergrundbahn erhehlich gewichen. Häbe es
auch zwiſchen den Straßenbahn= und Gemeindeverwal=
tungen
ſo manche Streitfragen, ſo hätten doch beide im
Intereſſe des Verkehrs auch gemeinſchaftliche Aufgaben
zu löſen; er erwähne, daß die Stadt Dresden einen Preis
für Schutzvorrichtungen an Straßenbahnwagen aus=
geſchrieben
habe, eine für den Betrieb wichtige Frage, die
hier auf der neunten Hauptverſammlung Gegenſtand der
Verhandlung ſei. Der Vertreter des preußiſchen Mini=
ſteriums
, Geh. Oberregierungsrat Juſt, wies auf die
beſondere Bedeutung des Beſchluſſes bezüglich der vor=
genommenen
Aenderungen der Satzungen in der geſtrigen
laußerordentlichen Verſammlung hin, durch den ſich die
Kleinbahnen Deutſchlands nunmehr hoffentlich ſämtlich
dem Verein anſchließen würden; der Verein werde künftig
auf dieſe Weiſe die vollſtändige fachliche Vertretung ſämt=
licher
Straßen= und Kleinbahnen werden und ſo natur=
gemäß
von den Staatsbehörden in erhöhtem Maße
reſpektiert werden können.
Ueber die Tätigkeit der Kommiſſion für Veratung
von Vorſchlägen zu einheitlichen Bau= und Betriebs=
vorſchriften
für ſtraßenbahnähnliche Kleinbahnen berichtete
Geh. Regierungsrat Dr. Pieck=Verlin. Einen längeren
Vortrag hielt hierauf Generalſekretär Vellguth=Hamburg
über neuere Grundſäßze für Tarife bei Straßenbahnen.
Vor der offiziellen Eröffnung des zweiten Sihungs=
tages
wurden verſchiedene Schutzvorrichtungen an Wagen
der Dresdener Straßenbahnen vorgeführt. Der Vor=
ſitzende
, Miniſterialdirektor Dr. Micke=Verlin, teilte zu=
Rüchſt mit, daß das Königl. Sächſiſche Fiſansmin'ſſerilim
den Geh. Finanzrat Eltrich, das Reichskommiſſariat für
die Weltausſtellung zu St. Louis den Großh. Heſſiſchen
Oberregierungsrat Dr. Wagner zur Teilnahme an der
heutigen Sitzung delegiert, haben. Alsdann ſprach
Ingenieur Wolff=Dresden über das Ergebnis des vom
Nate der Königlichen Haupt= und Reſidensſtadt Dresden
und den beiden Dresdener Straßenbahnen gemeinſam
erlaſſenen Preisausſchreibens über Schutz=
vorrichtungen
an Straßenbahnwagen gegen
Ueberfahren von Perſonen. Als Preiſe waren im ganzen
10000 M. ausgeſetzt, und zwar als erſter Preis 5000, als
zweiter Preis 3000 und ein dritter von 2000 M. Hierauf
gingen bis zum Schlußtermin am 1. Oktober 1902
307 Modelle, 113 Zeichnungen und 34 ſchriftliche An=
regungen
ein. Aus allen dieſen Einſendungen blieben
aber nur ſieben zu praktiſchen Verſuchen übrig; ſie
wurden, in drei Gruppen, geteilt, die erſte der
Greif= und Stoßgitter oder Netze, die zweite der
Näumer, und Fangnetze, die dritte der Bremſen.
Von Herrn Direktor Marhold=Verlin wird ausgeführt,
daß auch die zur Erprobung ausgewählten Schutzvor=
richtungen
nach den bisher gemachten Verſuchen und Er=
fahrungen
keine neuen Ideen enthielten. Erfreulich ſei,
daß der ſogenannte Fänger im weſentlichen verſchwunden
und abgetan ſei. Die beſte Schutzvorrichtung ſei die gute
Bremſe, die Beſeitigung der Wagenteile, die unter der
Plattform hervorragen, zur Vermeidung der Beſchädigung
von Perſonen und ſchließlich die gute Ausbildung des
Perſonals. Direktor Schwieger von Siemens & Halske,
Aktiengeſellſchaft, Verlin, pflichtet den Ausführungen des
Bau= und Betriebsdirektors Marhold voll und ganz bei.
Die praktiſche Erfahrung weiſe darauf hin, den Brems=
weg
nicht zu verkürzen und das Fahrperſonal gut und
praktiſch zu unterrichten. Redner warnt vor kompligierten
Erſindungen und vor dem allzu ſtarken Bremſen bei
Unfällen, da dadurch das im Wagen ſitzende Publikum
leicht gefährdet werden könne. Er ſei der Ueberzeugung,
daß auf dem Wege der Erfindung die Frage nicht zu
löſen ſei. Oberbürgermeiſter Geheimer Finanzrat Beutler
hebt hervor, daß die Behörden die Verantwortung für
die Sicherheit des öffentlichen Verkehrs haben; der Weg
der Ausſchreibung für eine gut wirkende Schutzvorrichtung
ſei daher zur Förderung der wichtigen Angelegenheit be=
ſchritten
worden. Von den folgenden Rednern wird dem
zugeſtimmt. Als ſicheres Ergebnis auch dieſer Aus=
ſchreibung
wäre feſtgeſtellt. daß jede Schutzvorrichtung
mit Verkürzung des Bremsweges verderblich ſei. Aeber
Punkt 9 der Tagesordnung. Die Unfälle auf deutſchen
Straßenbahnen im Jahre 1902 ſprach Generalſekretär
Vellguth=Hamburg. Auf Wunſch des Herrn Reichs=
kommiſſars
und nach kurzen Anſprachen der Herren
Oberbürgermeiſter Beutler=Dresden und Oberregierungs=
rat
Wagner beſchloß der Verein, der eventuellen Be=
ſchickung
der Weltausſtellung zu St. Louis näher zu
treten und die Beſchlußnahme darüber dem Vorſtand zu
überlaſſen. Die nächſte zehnte Hauptverſamlung findet
im Jahre 1905 in Frankfurt a. M. ſtatt.
Handel und Verkehr.
G) Frankfurt a. M. 28. Aug. Görſen=
wochenbericht
) Die Börſe ließ ſich bei Beginn der
Woche wieder durch die ungünſtigen Nachrichten von der
Balkanhalbinſel und den Meldungen über die politiſch
Entwickelung in Oeſterreich=Ungarn beeinfluſſen. Die

Tendenz war daher anfangs matt und Verkaufsluſt über=
wiegend
. Gegen Mitte der Woche jedoch machte ſich eine
feſtere Stimmung geltend, ausgehend vom Montan= und
Induſtrie=Markte, woſelbſt die äußerſt befriedigenden Be=
richte
aus den Induſtriebezirken günſtig ſtimulierten. Auch
die höheren Einnahmen der deutſchen Bahnen zeigen, daß ſich
die wirtſchaftlichen Verhältniſſe langſam aber ſichtlich beſſern.
Am hauptſächlichſten kommt dieſer Aufſchwung in den
gebeſſerten Dividendenausſichten der Aktiengeſellſchaften
l zum Ausdruck; wie 3. B. bereits der Vericht des Phöniz
in Laar und der Rombacher Hütte konſtatiert. Selbſt
die ſeit einiger Zeit ſich bemerkbar machende Geldver=
ſteifung
wird als Argument für die Beſſerung unſerer
induſtriellen Lage angeſehen, da man annimmt, daß dieſe
zum Teil durch ein größeres Bedürfnis an Mitteln ſeitens
der Induſtrie hervorgerufen wurde. Der Wochenſchluß
geſtaltete ſich daher zu einer feſten Haltung und ſelbſt die
öſterr. Kreditaktien und öſterr.=ungar. Bahnenfonds
konnten dadurch profitieren. Der deutſche Fondsmarkt
bleibt ſchwach, beſonders ſind die 3 igen Gattungen
ſchwächer. Ungiinſtig wirkte auch die Meldung, daß das
Syndikat für die letzte Zpros. Heſſenemiſſion bei ſeiner
jetzigen Auflöſung dem Konſortium einen Teil der Stücke
in natura zuteilte, da es nicht gelungen iſt, die Anleihe
voll zu plazieren. Ferner wird dem Hann. Kur.= aus
ſeinem Leſerkreiſe, die Verhältniſſe auf dem deutſchen
Fondsmarkte charakteriſierend, geſchrieben: Ich gab am
13. ds. 10000 M. Preußiſche 3proz. Konſols, Lieferung
per 31. Auguſt, zum Verkauf auf. Dieſer Auftrag konnte
i nicht ausgeführt werden, weil keine Notiz zuſtande kam.
Alſo nicht einmal 10000 M. unſerer Staatsanleihe konnte
ich im Termingeſchäft begeben, weil es kein Termingeſchäft
mehr gibt, das famoſe Dilettantengeſetz und die maßloſe
Umſatſteuer haben es allsgeſchaltet. Die Ausführung zur
Kaſſanotis war nur mit einem Kursabſchlag von 20 Pfg.
möglich. Was der Korreſpondent ein Dilettantengeſetz.
nennt. wird aber, wenn man die Zeichen richtig deutet,
nicht ſobald aufgehoben werden, denn die Agrarier müſſen
geſchont werden, da es ſich immer mehr herausſtellt, daß
die Handelsverträge auf der Baſis des agrariſchen
Zolltarifs zuſtande zu bringen, ſich als unmöglich er=
weiſen
wird. Man darf aber dieſen feinfühligen Pflänschen,
Agrarier genannt, nicht auf einmal ſo viele Schmerzen
bereiten.- Von ausländiſchen Fonds ſind Argentinier und
Mexikaner anſehnlich gebeſſert, die erſteren auf die wirklich
günſtigen Budgetvorſchläge, die letzteren auf den ſteigenden
Silberkurs lin New=York von 54¾ auf 56½ türkiſche
ſind etwas abgeſchwächt, obgleich man an den ſchließlichen
Sieg der Unifikation glaubt. Der Bankenmarkt, iſt
durchweg weſentlich befeſtigt, beſonders Diskonto=
kommandit
auf die Nachricht, daß Venezuela mit der
Banque de Paris wegen Vereinheitlichung der geſamten
Schuld von 258 Millionen Francs unterhandle. Den
Gläubigern ſollen zwei Fünftel des Nominalwertes
ihrer Titres, ſowie 542 Pros. Zinſen angeboten und die
ganze Schuld, innerhalb 50 Jahren getilgt werden.
Kohlen= und Eiſenaktien, die ſehr lebhaft gehandelt
wurden, ſind zumeiſt höher. Am Kaſſamarkte ſtiegen
Wittener Stahlröhren von 63 Proz. auf 96 Pros., wobei
weſentlich Zukunftschancen ſtimulierten, obgleich auch
die beabſichtigte Bildung eines Walgenröhrenſyndikats
anregend wirkte. - Ferner ſind daraufhin auch Natinger
Röhrenkeſſelfabrik Dürr & Ko. um mehrere Progent
höher. - Von ſonſtigen Induſtriewerten haben Wag=
häusler
Zuckerfabrik auf beſſere Dividende über 4 Pros.
gewonnen; auch Elektrigitätsaktien waren lebhafter und
höher auf die Reiſe Rathenaus nach Amerika. Es wird
nämlich geplant, eine Verſtändigung zwiſchen den deut=
ſchen
und amerikaniſchen Elektrigitätsgeſellſchaften zu er=
gielen
. Privatdiskont 3½ Proz., in Berlin 3½ Pros.
3½pro3. Heſſen 100.30, Zproz. Heſſen 88.40, 3pros. Reichs=
anleihe
8060. 3½proz. Darmſtädter 99775. Mexikaniſche
Koupons (höher 185 per Peſos.

nn. 40. Hauptverſammlung des Mittel=
rheiuiſchen
Gas= und Waſſerfachmännervereins
in Darmſtadt.
Unter dem Vorſitz des Gas= und Waſſerwerksdirektors
Merz=Kaſſel begannen am Sonntag um 10 Uhr im
ſtädtiſchen Saalbau die Verhandlungen des Gas= und
Waſſerfachmännertages bei zahlreicher Beteiligung der
Fachgenoſſen aus ganz Nord= und Süddeutſchland ins=
beſondere
Baden und Württemberg und der Schweiz.
Begrüßt wurden die Feſtgäſte namens der heſſiſchen
Regierung vom Geh. Oberbaurat Klingelhöffer, der dar=
auf
hinwies, daß Gas und Waſſer zwei wichtige Faktoren,
in dem Städte= und Gemeindeweſen ſeien. Die Fort=
ſchritte
auf dem Gebiete des Beleuchtungsweſens ſeien
ganz bedeutend und zum Teil zurückzuführen auf die
Konkurrens zwiſchen Gas und Elektrigität. Auch die
Waſſerverſorgung der Städte ſei im ſteten Fortſchreiten
zum Wohl der geſammten Menſchheit. Den heutigen
Verhandlungen wünſche er beſten Erfolg. Namens der
Provinzial= und Kreisbehörden begrüßte Regierungsrat
Wick die Verſammlung. während Beigeordneter Ekert,
im Namen der Stadt Darmſtadt die Gas= und Waſſer=
fachleute
herzlich willkommen hieß. Dabei hervorhebend.
daß Darmſtadt auf dem Gebiete des Beleuchtungs= und
Waſſerverſorgungsweſens ſtets im Vordergrund geſtanden
habe und auch eine der erſten Städte geweſen ſei, in welchen
ein Elektrigitätswerk errichtet wurde.
Aus dem von dem Vorſitzenden erſtatteten Jahres=
bericht
war zu entnehmen, daß der Verein über 200
Mitglieder zählt und ſeine Hauptaufgabe in der Er=
örterung
von Fachfragen erblickt. Auch die heutige
Jahresverſammlung war der Beſprechung dieſer Fragen
gewidmet. Herr Gaswerkdirektor Friedrich machte
Mitteilungen über die techniſchen Betriebe der Stadt,
Darmſtadt, insbeſondere über die Art der früheren Gas=
verſorgung
. Regierungsbaumeiſter Rudolph referierte
über, den Bau des neuen Gaswerks, als deſſen
techniſcher Leiter derſelbe tätig war und ließ der
Verſammlung ein mit Detailgeichnungen hübſch aus=
geſtattetes
Werkchen, als Manuſkript, gedruckt, über
dieſes, neue ſtädtiſche Muſterbauwerk, überreichen.
Herr Direktor Fehmer beſprach das in ſtädtiſcher Regie
befindliche Elektrigitätswerk. die ſtädtiſche Straßenbahn.
und das Waſſerwerk, welche ſämtlich ausgezeichnet funktio=
nieren
und eine reiche Einnahmegnelle bei den ſtädtiſchen
Finanzen bilden. Privatdozent Dr. Keppeler machte
noch intereſſante Mitteilungen über den Cyan= und
Naphtalinwaſch=Vetrieb im ſtädtiſchen Gaswerk, der ſich
ſehr gut und ohne Störung bewährt hat und drückt die
Hoffnung aus, daß das trockene Gasreinigungsverfahren
nach und nach verſchwinden werde.
Einen Hauptteil der weiteren Verhandlungen bildeten
die Beſprechungen über das ganze Gebiet des Gas=
und Waſſerverſorgungsweſens, insbeſondere über die
Kohlen=Vergaſung. Allſeits wurde anerkannt,
daß man mit dem zur Verwendung gelangenden Noh=
material
zufrieden ſei, doch ſei der Ruhrkohle der Vorzug
zu geben. Zur Förderung der Kohlen zum Lager ſeien

Hängebahnen den Rollbahnen vorzugiehen und zur Ver=
hütung
von Kohlenbränden durch Selbſtentgündung offene
Kohlenlager oder luftdicht verſchloſſene Kohlenbunker zu
verwenden. Durch Konſtruktion eines brandſicheren.
Kohlenlagerhauſes mit 20 Meter Schütthöhe mit ent=
ſprechender
Vorrichtung werde ſich die Technik ein un=
geheures
Verdienſt erwerben. Auch das Gebiet der Be=
leuchtung
und der Waſſerverſorgung wurde in
eingehender Weiſe in Veſprechung gezogen und reiche
Erfahrungen ausgetauſcht. Hieran anſchließend erläuterte
Herr Oberingenieur Schäfer=Darmſtadt eine von der
Wagenfabrik, Schenk, hier konſtruierte automatiſche
Conveyor=Wage zur Beſtimmung des Nettogewichtes der
von einem Conveyor geförderten Laſten, während Herr
Ingenieur Eitle, Stuttgart, neuere Ladeapparate für
wagrechte Retorten zeigte und Herr Ingenieur Som=
merfeld
, Berlin, Gasreiniger mit neuen Horden vor=
führte
. Sämtliche Redner ernteten reichen Beifall.
Bei der nun folgenden Vorſtandswahl wurde
der alte wieder in ſeinem Amt beſtätigt und als Vorort
für die nächſte Verſammlung Bruchſal beſtimmt. Die
Verhandlungen erreichten um 3 Uhr ihr Ende. Ein ge=
meinſames
Feſteſſen und Gartenkonzert im
Saalbau ſchloſſen ſich an. Am heutigen Montag finden
Beſichtigungen der ſtädtiſchen Betriebsanlagen, insbe=
ſondere
des ſtädtiſchen Gas= und Waſſerwerks ſtatt.

Stimmen aus dem Publikum.
Gür die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchriſt übernimmt die
Redaktion keinerlei Verantwortung.)
Am Freitag, als wir mit unſerem Fuhrwerk von
Frankfurt nach Darmſtadt fuhren und in Mitteldick
Station machten, waren wir Augenzeugen des ungebühr=
lichen
Betragens der dort vorbeiſauſenden Automobil=
fahrer
, die ſich auf der Strecke Frankfurt-Mitteldick
jedenfalls für das Rennen in Frankfurt trainierten. Die
Nückſichtsloſigkeit dieſer Leute gefährdete das Leben und
die Sicherheit der die Straße paſſierenden Fußgänger,
Radfahrer und Fuhrwerke. Wie der Wirt uns erzählte,
hatte der Kreisrat von Offenbach, der dort vorbeigefahren
war, deshalb Ordre gegeben, die Straße zu ſperren.
Dies geſchah auch durch den Straßenwärter. Nun
kamen zwei Franzoſen mit ihrem Automobil dort vorbei
und wollten die Durchfahrt erzwingen. Aufgefordert,
ihre Namen zu nennen, weigerten ſie ſich und legten
ein ganz unverſchämtes Betragen an den Tag. Ihre
Namen nannten ſie nicht, das Automobil trug
auch keine Nummer oder ſonſtiges Er=
kennungszeichen
. Als die Umſtehenden eine
drohende Haltung annahmen, machten die Franzoſen
eine Wendung mit dem Automobil, der Straßenwärter
ſprang noch rechtzeitig zur Seite, um nicht überfahren
zu werden, das Automobil fuhr die Sperrvorrichtung zur
Seite und jagte davon. Gibt es keinen Schutz gegen
ſolche durch ihre Rückſichtsloſigkeit auf offener Straße
das Leben anderer gefährdender Automobilfexe? Jeder
harmloſe Radfahrer kann durch ſeine Nummer kontrolliert
werden, ein raſend gewordener Automobilfahrer aber
nicht.
Vermiſchtes.
Die Handelsangeſtellten kranken=
verſicherungspflichtigl
Daß die Geſundheits=
verhältniſſe
der Handelsangeſtellten nicht günſtiger liegen
als die der gewerblichen Arbeiter, iſt in mediginiſchen
Kreiſen allgemein bekannt, und der Reichstag hat dieſer
Tatſache durch die Ausdehnung der Krankenverſicherungs=
pflicht
auf alle Gehilfen und Lehrlinge bis zu 2000 Mk.
Gehalt Rechnung getragen. Da die Zuſtimmung des
Bundesrats zu dieſer Reform bereits erfolgt iſt, ſo haben
die Angeſtellten in den nächſten Monaten eine Kranken=
verſicherung
aufzunehmen. Die Ortskrankenkaſſen ſind
hierfür wenig geeignet, da ſie keine Freizügigkeit über
das ganze Reich gewähren, die für die Handlungs=
gehilfen
mit ihrem häufigen Stellen= und Wohnungs=
wechſel
von größter Bedeutung iſt. Der Deutſchnationale
Handlungsgehilfen=Verband. auf deſſen umſichtige Agi=
tation
der ſelbſt von Eingeweihten nicht mehr erwartete
Erfolg im Parlament zurückzuführen iſt, hat in ſeiner
Krankenkaſſe Fürſorge getroffen, um die Wohltat des
neuen Geſetzes im vollen Umfange den beteiligten Er=
werbsſchichten
zu Teil werden zu laſſen. Seine Kaſſe
hat bereits vor dem Inkrafttreten der Krankengeſetz=
novelle
die Gewährung von Krankengeld bis zur Dauer
von 52 Wochen, von Arzt und Heilmitteln für 26 Wochen,
ſowie die volle Fürſorge für Geſchlechtskranke durch=
geführt
. Die Mitgliedſchaft iſt nicht an einem beſtimmten
Platz gebunden, ſo daß ein etwaiger Aufenthaltswechſel
keinen Verluſt der durch die Beitragszahlung erworbenen
Rechte im Gefolge hat.
Ein für Fortbildungsſchüler bedeu=
tungsvolles
Urteil fällte das Reichsgericht als
Reviſionsinſtanz. Ein Fortbildungsſchüler hatte der
Aufforderung des Lehrers, eine Bank zu verlaſſen, nicht
Folge geleiſtet und ſich dem Lehrer, als dieſer Gewalt
anwenden wollte, widerſetzt. Der Vorfall kam zur An=
zeige
. Der Schüler erhielt von der Strafkammer wegen
Widerſtands gegen die Staatsgewalt 14 Tage Gefängnis.
Der Vater des Verurteilten legte beim Reichsgericht
Reviſion ein, die aber verworfen wurde mit der Be=
gründung
, daß der Lehrer in Ausübung ſeines Verufs
als Beamter anzuſehen ſei und daß demſelben bei Aus=
übung
ſeines Beamtenrechtes geleiſteter Widerſtand als
Widerſtand gegen die Staatsgewalt nach 8 113 des
Reichsſtrafgeſetzbuches zu beſtrafen ſei.

Literariſches.
0 Neue Odenwald=Führer. Im Städte=
bilderverlag
von Karl P. Geuter (Darmſtadt und Leipzig)
erſchien unter der Sammlung von Geuters Führernl.
Die nördliche Vergſtraße, ihre Burgen und Schlöſſer und
der vordere Odenwald Mit 35 Anſichten und einer
Karte. Einteilung und Einrichtung des Führers ſind
überſichtlich uud praktiſch und unnötige Längen in Schil=
derungen
ꝛc. vermieden. Ausführlicher als ſonſt ſind die
Burgen und Schlöſſer der Vergſtraße, ihre Geſchichte und
ihre Sagen behandelt: die äußere Ausſtattung des hand=
lichen
, 70 Seiten umfaſſenden Führers iſt ſchmuck, Illu=
ſtrationen
und Kartenwerke durchweg auf der Höhe der
Zeit und dabei iſt der Preis niedrig bemeſſen. - Im
Verlag von Lautz amp; Balzar in Darmſtadt erſchien unter
dem Titel: 250 Ausflüge in Odenwald und
Bergſtraße, Main= und Neckartal, Illuſrierter
Führer von H. Notti, mit Wegebezeichnungskarte, ein
Werk, das dem gedachten Zwecke in weiteſtem Maße
dienen wird. Geſtützt auf ſeine eigenen langjährigen
Erfahrungen und unter Mitwirkung hervorragender
Kenner des Odenwaldes, iſt es dem Verfaſſer gelungen,
ein Werk zu ſchaffen, das nicht nur für jeden Touriſten
von unſchähbarem Nuhen iſt, ſondern das auch für Ge=
birgstouren
weniger Eingenommen, nicht unbefriedigt
aus der Hand legen werden. Außer 250 Vorſchlägen für

[ ][  ]

Geite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 31. Augſt 1903.

Rummer 203.

größere und kleinere Ausflüge in allen Teilen des Oden=
waldgebietes
, ſowie des Neckar= und Maintales, enthält
das Buch wiſſenswerte Mitteilungen über Eiſenbahn=
und Poſtverbilldungen, Touriſten= And Sonntagsfahr=
kartenz
ſonſtige Fahrpreisermäßigungen ꝛc. Verzeichniſſe
der Luftkürorte, Sommerfriſchen, Louriſten= Standquar=
tiere
ꝛc. vervollſtändigen den Text, der durch zahlreiche
Illuſtrationen erläuterk wird. Die in 6 FarbenLäusge=
führte
Wegebezeichnungskarte leiſtet dem Wanderer vör=
treffliche
Dienſte- durch genaue Markierung der Wal=
Dungen unterſcheidet ſie ſich vorteilhaft von allen anderer
Odenwaldkarten. Bei dem billigen Preis von 1- M. ſin
Ganzleinen gebunden. mit Karte auf Leinwand aufge=
zogen
180 M.) dürfte ein bedeutender Abſatz zu er=
warten
ſein.
In dem ſoeben erſchienenen: Deutſcher
Reichstag 1903, biographiſch=ſtatiſtiſches Handbuch,
erbringk Hermann Hiliger, der Herausseber von
Joſeph Kürſchners praktiſchen Handbüchern. den Beweis,
daß er das Erbe des großen Organiſators mit Erfolg
angetreten hat. und bemüht bleibt, die Schöpfungen
Kürſchners Auf der Höhe ihrer Nützlichkeit und ihres
praktiſchen Wertes zu erhalten. Das zeigt ſich beſonders
ſin dem vorliegenden Kleinen Reichstag' zur Genüge.
Enthält das Büchelchen doch nicht nur die Porträts
ſämtlicher Abgeordneten (im Gegenſatz zu den früheren
Ausgaben, die gerade bei den Pörträts viele Zücken auf=
wieſem
, es bieket auch neben der grötzeren Schrift den
bedeutenden Vortei daß durch ein größeres Format die
Bilder gans vorzüglich erienntlich ſind. Auch textlich hat
das Büchelchen manchen Zuwach= erhaltem wie die in
122 Zeilen gegebene Wahlgeſchichte jedes Kreiſes. die
Angabe der Bevölkerung, der Ziffer der Wahlberechrigten
der einzelnen Wahlkreiſe die für jede Partei abgegebenen
Stimmen, die Ueberſicht der Stimmzahlen aus den
Jahren 1871-1905. die Aufzählung der Präſidenten
ur d m. Das keine Büchelchen, das nur 56 Pf. koſtet
und auf ſeinen 480 Seiten eine ungeheure Fülle von
Material bringt, dürfte ſich in ſeiner neuen Geſtalt. die
es vorteilhaft vör ſeinen Vorgängern auszeichnet, viele
Freunde erwerben.
u Die Neue Muſik=Zeitung= Verlag Carl
Grüninger in Stüttgart, Preis fürs Quartal 1 Me.) ent=
hält
in der neueſten Rummer 23 ihres 24. Jahrgänges
mehrere iniereſſante Auffätze uber Hugo Wolf. Wolf
als Cyriker; Wolf als Krititer; inach den Jahraängen
18818s des Wiener Salonblattesy-Wolfs Mörike=
Lieders Briefe Wolfs an Kauffmann, ferner an Rechts=
anwalt
Faißt laus dem in nächſter Zeit erſcheinenden
Briefwechſel geben ein feſſelndes Bild des verſtorbenen
Viederſängers= Als ſchöne Ergänzung dazu können ein
Auflatz über Mörike ſöwie zwei ſeltene Bilder des Kom=
poniſten
und ſeines Dichters angeſehen werden. Ein
Lied Hugo Wolfs eignet' ſich trefflich ats Muſikbeilage
für dieſe Nummer, aus deren weiterem Inhalt noch ein
intereſfanter Bericht über die vergangene Saiſon in Lon=
don
Erwähnung finden möger
0½
Letzte Nachrichten.
= Berlin, 29. Aug. Der Kaiſer und die Kaiſerin!
ſind mit den raiſerlichen Kindern heute nachmittag 5 Uhr
26 Min von Wilhelmshöhe hier wieder eingetroffen.
1 Berlin, 29. Aug. Die Nordd. Allg. 3tg. meldet.
In einzelnen Zeitungen wird wieder einmal behauptet,
daß eine Reform der Perſonentarife der preußiſch=
heſſiſchen
Staatsbahnen, über die alle möglichen
Einzelheiten mitgeteilt werden, in nächſter Ausſicht ſtehe.
Dieſe Mitteilungen entſtammen der freien Phantaſie
irgend eines Reporters.
-1 Verlä, B. Auͤcß. Heute abend trafen auf dem An=
halter
Bahnhof der Großherzog und die Groß=
herzogin
von Sachſen=Wekmar ein. Zum
Empfang erſchienen der Kaiſer, Prinzeß Friedrich Leopold,
der Krönprins und alle hier und in Poksdam weilenden
Prinzen, die Generalität und diplomatiſche Vertretung
Weimars. Nach herzlicher Begrüßung begaben ſich die
Fürſtlichkeiten in das Schloß. wo'ſies von der Kailerin
empfangen wurden. Nachhher ſand Familientafel ſtatt.
W.B. Verlin. 30. Aug.- Heute Imittag fand Cm
Zeughauſe in Gegenwark des Kaiſers und der
Kakſerin, des Großherzogs und der Großherzogin
von Sachſen=Weimar, des Herzogs von Koburg, des
Fürſten von Waldeck=Pyrmont und der anderen hier
weilenden Fürſtlichkeiten, der Prinzen und Prinzeſſinnen
die feierliche Nagelung und Weihe der mit neuen
Tüchern beliehenen Faͤhnen und Standarten des
vierten und elften Armeekorps ſtatt.
2 Fräntfurt, 30. Aug. Der für heute vormittag in
Ausſicht genommene Aukomobil=Korſoüber Käſer
ſtraße, Zeil u. ſ. w. hat nicht die polizeiliche Genehmigung
erhalten, er fiel deshalb aus.
W.B. Kaſſel, 30. Aug. Zu Ehren des bisherigen
Oberpräſidenten von Heſſen=Naſſau, Grafen
v. Zedlitz=Trützſchler fand 'geſtern Abend unter
großer Bekeiligung aller Kreiſe der Bürgerſchaft eine
algemeine Abſchkedsfeier ſtatt. Nach einem Vor=
trage
des Lehrergeſangvereins blrachte der Gefeierte das
Hoch auf den Kaiſer aus, indem er gleichzeitig den
Dank des Kaiſers und der Kaiſerin Pfür'den bei
der letzten Anweſenheit, bereiteten Empfang aus=
ſprach
. ? Nach weiteren Muſik= und Geſängsvor=
trägen
hielr der Stadtverordnetenvorſteher Geheime
Kommerzienrat Pfeiffer die Feſtrede. Er knüpfte
an das Geleitwort des Kaiſers an das dieſer dem
Grafen Zedlitz in die Provinz Heſſen=Naſſau mitgegeben
hatte, indem er ihm deren Wohl unter Verückſichtigung
der ' heſſiſchen Eigenart, beſonders empfahl.- Graf
v. Zedlitz=Trützſchler hatte dieſe Wünſche zu glänzender
Erfüllung gebracht. Der Redner ſchlöß mit Wünſchen
für das' fernere Wohlergehen des Oberpräfidenten
und mit einem Hoch auf ihn, das begeiſterten Widerhall
fand. Graf Zedlitz dankle' mit bewegten Workten Und
hob hervor. daß er in ſeiner Stellung als Oberpräſident
nicht habe herrſchen, ſondern dienen wollen.
1 Niederlahnſtein, 29. Aug. Heute nachmittag
gegen 6 Uhr fiel von einem Wagen des Güterzugs
Nr. 8778 ein über 20000 Kilogrammr ſchwerer Eiſenölss
berab. Die folgenden ſieben Wagen entgleiſten.
Verletzungen ſind nicht vorgekommen, dagegen iſt der
Materialſchaden erheblich.
W.s. Göttingen, 30. Aug. Der national=
ſogiale
Parteitag nahm einſtimmig den Antrag
des Vorſtandes. die bisherige Organiſatiön des Haupk
vereins aufzulöſen, an. Die Fortdauer der Orts=
vereine
der Landesorganiſationen, ſowie ihr politiſcher
Anſchluß hängt von deren eigener Entſchließung ab.
11 Belegierte erklärten ihren Anſchluß an den iberaſen
Wahlverein.
2 Eisleben, 29. Aug. Bei den Diviſionsmanövern
der 7. Diviſion iſt heute früh in der Nähe von Schraplau
ein Zrachenbärlon der Mansver=Luftſchifferabteilung

infolge ſtarken, boeigen Windes abgeriſſen. In der
Gondel befanden ſich zwei Offiziere. - Beim Losreißen
wurden zwei Soldaten ſchwer verwündet. Der Ballon
landete um 10 Uhr vormittags ſehr glatt bei Treuen=
britzen
.
Dresden, 29. Aug. Der König ſagte die ſeiner=
zeit
zugeſagte Teilnahne an der morgen ſtattfindenden
Enthüllungsfeier des Bismarckdenkmals ab.
7Kiel, 29. Aug. Heute abend liefen zwei ruſſiſche
Torpedöboote, von der Oſtſee kommend, in den
hieſigen Hafen ein.
12Wien, 29. Aug. Die N. Fr. Pr.1 meldet: Bei
Kumandwo wurden Aufſtändiſche von den türkiſchen
Truppen geſchlagen. Sie hinterließen mehrere Tode und
viele Verwundeke. Türeiſche Soldaten zerſtörten die
Dörfer Molina und Soput, wo die aufſtändiſchen Banden=
führer
Unterkunft gefunden hattenau
1 Wien, 23. Aug. Die=Wiener Abendpoſt= begrützt
den am Möntag hier eintreffenden gönig von Ens=
land
ſehr herzlich. Sie ſchreibt: Mit verehrungsvollen
Sympathien heißt die Bevölkerung Wiens den erlauchten
Gaft des Kaiſers willkommen und begrüßt in dem König
von England das Oberhaupt eines mächtigen, weltum=
ſpannenden
Reiches, einer Nation von großer reicher
Knitur und den Freund des Kaiſers. Die herzlichſten
Beziehungen verbinden das engliſche Königshaus und
die habsburgiſche Dynaſtie Dieſelben Beziehungen kenn=
zeichnen
das volitiſche Verhältnis der öſterreichiſch= unga=
riſchen
Monarchie zu dem Inſelreiche.
V.. Marienbas: 29. Aulg. Der König von
Griechenland iſt nach herzlicher Verabſchiedung vom
König von England, welcher ihn zum Bahnhofe be=
gleiteke
heilte vormittag nach Kopenhagen abgereiſt.
11Peft, 23. Aug. Kaiſer Franz Joſef empfing
heute vormittag den Miniſterpräſidenten Graf Khuens=
Hedervary in längerer Audienz.
= Peſt, 29. Aüg. Kaiſer Franz Joſef iſt heute
nachmittag nach Wien abgereiſt.
wr zidine, 23. Aug. Heute nachmittag wurden die
Opfer des Eiſenbahnunglücks af Koſten der
Stadt beerdigt. Der Feier wohnten die Zivil= und Mili=
tärbehörden
ünd eine große Menſchenmenge bei. Die Ge=
ſchäfte
waren geſchloſſen.
p Wsine. 29. Aug. Im Militär= und Bürger=
Hoſpital befinden ſich 57 bei dem letzten Eiſenbahn=
Unglück Verletzte, wovon 3 lebensgefährlich und 9 Schwer=
verletzte
ſind, darunter 2 Hauptſeute und 3 Leutnants.
Zwaͤnzig andere leicht Verwundete, darunter der Oberſt
und der Oberſtleutnant ſind im Hotel und in Privat=
häuſern
untergebracht.
12 Belkund. 29. Aug. Der König nahm heute eine
Parade über die Truppen ab, welche zur roten Partei
gehören. Die Königin wohnte dem militäriſchen Schaul=
ſpiel
bei. Beide wilrden von einer überaus zahlreichen
Menae ſtürmiſch begrüßt.
W.B. Paris 3d. Aug. Epoquen will aus guter
Quelle erfahren haben, daß die Reiſe des Präſidenten
Toubek'nach Rom Ende Februar nächſten Jahres
ſtattfinde. Es ſei nicht zu bezweifeln, daß der Papſt den
Präſidenten empfange
W.B. Baris. 30. Aug. Der hieſige bulgariſche
Geſandke erklärte im Echo de Pariss alle in Wien
verbreiteten Gerüchte über die Flucht des Fürſten
Ferdinand als falſch. -Ebenſo ſeien die Gerüchte von
einer Verſchwörung gegen ihn überaus abgeſchmackt.
Wenn die Tage des Fürſten äuch angeſichts der Ereig=
niſe
in Mazedonien ſchwierig ſei, werde er ſie doch zu
löſen wiſſen, ohne einen Konflikt mit der Türkei öder
den Oppoſitionsparteien.
WB Parish -30 Aug. Wie verſchiedene Blätter
melden, iſt die Geſellichaft Chargeurs Reunis noch immer
ohne Nächrichten über den Dampfer Admiral
Güendons.
2 Lohenhagen, 29. Aug. Der Großherzog von
Mecklenbürg=Schwerin iſt heute abend abgereiſt.
London. 29. Aug. Die vereinigten Weißblech=
fabrikanten
von Südwales, welche vier Fünftel der E=
triebe
des Gebietes beherrſchen, haben ihre Arbeiter in=
folge
von Lohnſtreitigkeiten auf unbeſtimmte Zeit aus=
geſperrt
. Die Ausſperrung erſtreckt ſich auf 20-30000
Arbeiter.
WB. Petersburg, 29. Aug. Großfürſt Michael
Nikolajewitſch Verlor in Folge eines Schlaganfalls
die Sprache.
W.B. Betersburg, 29. Aug. In der Kommiſſion
des deutſch=ruſſiſchen Handelsvertragsfand
heute die erſte Leſung des Entwurfs ſtatt.
- w.B. Petersburd, 38. Aug.- Durch kaiſerliches Re=
ſkript
wurde geſtern der Finanzminiſter Witte
zum Prüſidenten des Miniſterkomitees ernannt. Ihm
wurde gleichzeitig zur unverzögerten und erfolgreichen
Beendigung der Verhandlungen über den ruſſiſch=deutſchen
Handelsvertrag. um ſeine nahe Bekanntſchäft mit allen
Bedürfniſſen des Handels und der Induſtrie Rußlands
fernerhin zu benutzen, die Weiterführung der im Finanz=
miniſterium
ſtattfindenden Verhandlungen mit Deutſch=
land
übertragen. Der Regierungsboke; gibt die E=
nennung
des Verweſers der Staatsbank, Geheimerats
Pleske, zum Verweſer des Finangminiſteriums bekannt.
W.B. Petersburg, 30. Aug.- Geſtern wurde über das
Befinden des Großfürſten Michael Rikolajewitſch folgendes
Bulletin ausgegebel: Um 7 Uhr morgens trat ein Ge=
hirnſchkag
in Begleitung von wenigzer ſcharf aus=
geprägten
Lähmungserſcheinungen ein. Trotz der Schläf=
Eigkeik iſt das Bewußtſein klar Die Herztätigkeit dſr be=
friedigend
, der Puls 66 und gleichmäßig, die Lemperatur
hormal.
- w. B. Petersburg. 30. Aug. Die ruſſiſche Tele=
graphen
=Agentur, berichtet aus Port Arthür vom
26. Auguſt:' Nachrichten aus Japan zufolgeriſt der
Handelsvertrag zwiſchen Englandund
China vom Kaiſer von China beſtätigt. Die Japaner
dehnten die Schiffahrt auf dem Jantſekiang bedeutend
auͤs und bedrohen ernſtlich die engliſchen Intereſſen.
Durch das Zuſammenſtößen der ontereſſen wird das
engliſch=japaniſche Bündnis geſchwächt. In Korea wächſt
die Unzufriedenheit gegen die Japaner im Volk und bei
den Beamten. Die koreaniſche Regierung bittet den
japaniſchen Konſul um Aufklärung, in welchem Ver=
hältnis
das in Korea umlaufende jäpaniſche Papiergeld
zum tatſüchlichen Bankenkapital ſtehe. Nachrichten aus
China zufolge fielen in der Provinz Kuangſi einige
Städte in die Hände der Rebellen; der Aufſtänd breite
ſich auf das neue Gebiet aus.
- WB. Athen, 30. Aug. Hier wurden fünf Bul=
garenverhaftet
, welche zwei Fäſſer mit Oynamit
nach Dedeaghatſch ſchicken wonken.
W.B. Konſtnntinopel, 30. Aug. Das Ausnahme=
gericht
in Monaſtir verurteilte zwei Bulgaren zum!
Tode. Aus Türken und Griechen gebildete Kommiſſionen
gingen von Monaſtir in das ' Innere des Landes
ab. Um die irregeleitete Bevölkerung zur Rückkehr

in ihre Heimatsdörfer zu bewegen. Aus Nache gegen
das Treiben der Romitees gerſtörten-turkiſche
Truppen mehrere Dörfer in den Bezirken Refina
Preſta und Ochrida; Komiteebanden zerſtörten da=
gegen
türkiſche Meierhöfe. - Die Pforte erhielt vertrau=
liche
Mitteilungen, nach welchen bei der jüngſten Ver=
teilung
der billgäriſchen Truppen die Greizgebiete ins=
geheim
durch 5 Infanterie= und 3 Kavallerie=Regimenter
verſtärkt wurden. Infolge der ſtrengen Maßregeln des
Diviſionsgenerals Schemſi Paſcha und des Gouverneurs
hat die Dissiplinloſigkeit bei den albaneſiiſchen Redifs
aufgehört.
W.B. Konſtantinopel, 30. Aug. Die Pforte er=
klärt
, der amerikaniſche Könſul in Beirut ſei
weder ermordet, noch Gegenſtand eines Anſchlages ge=
weſen
. Als der Konſul am 23. Auguſt abends im Wagen
zurückehrte, gab ein Teilnehmer an einer Hochzeitsfeier
in der Nähe des Konſulats. dem Gebräuche des Landes
gemäß, einen Schuß in die Luft ab. Der Konſul glaubte.
daß der Schuß gegen ihn gerichtet ſei. Dieſer Vorfall
gab den Anlaß zu den falſchen Gerüchten.
w W.B. Könſtantinopel, 30. Aug.- Amtlich wird fol=
gendes
bekannt gegebenMit Rückſicht darauf, daß ge=
wiſſe
, jeder Menſchlichkeit bare Leute jüngſt mittelſt
Dynämit Verbrechen; gegen Eiſenbahnreiſende; und
andere Perſonen zu verüben unterfingen, verbietet
ein kaiſerliches Jrade, um die polizeiliche Ueberwachung
wirkſamer zu geſtalten, die Verwendung von
Feuerwerk anläßlich des Jahrestages der Thron=
beſteigung
des Sultans. Das Jrade beſtimmt. daß das
Geld. welches dafür verwendet werden ſollte, einer
Spezialkommiſſion übermittelt werde, welche den bei dem
Anſchlag'auf den Orientzug Verwündten und den
Familien der Getöteten eine materielle Unterſtützung an=
gedeihen
laſſen ſoll.
Wafhinaton, 29. Aug. Wie der amerikaniſche Ge=
ſandte
Leifhman aus Konſtantinopel berichtet, hat ſich nach
Meldungen der Konſuln in Kharput und Beirut die
dortige Lage weniger ernſt geſtaltet. Der Geſandte
hat die Weiſung erhälten, der Türkei amtlich mitguteilen,
daß ſie für jede gegen amerikaniſche Staatsangehsrige be=
gangene
Ausſchreituͤng als verantwortlich angeſehen würde.
2 Waſhingten, 29. Aug. Der amerikaniſche Geſandte
in Konſtantinöpel überſandte dem Staatsdepartement ein,
Telegramm, in dem er beſtätigt, daß der Vizekonſuk=
in
Beirütinicht ermordetwurde. Wie aus
Oyſterbay gemeldet wird, iſt Prüſident Rooſevelt hoch=
erfreut
, daß der Vizekonſul dem Tode entging, doch heißt=
es
weiter, daß er Lrotzdem keine Aenderüng in den Be=
fehlen
für das europäiſche Geſchwader getroffen habe, ſich
nach Beirut zu begeben.- Staatsſekretär Hay 7ſt nlcht
nach dem Sommeraufenthalt in Newhampfhire zurückge=
kehrt
. ſondern nach Waſhington gereiſt.
JB. Halifar Neü=Schofklandſ. 29. Aug. Die
deutſchen Kriegsſchiffe -Vinetav, Gazelle= und
Panther treten am Montag die Fahrk nach Harbour
än. Während des zweimonatlichen Aufenthaltes in den
kanadiſchen Gewäſſern ſind die Offiziere und Mannſchaften
durch ihr muſterhaftes Verhalten bei den Behörden und
der Bevölkerung äußerordentlich beliebt geworden.

Todes-Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
die traurige Mitteilung, daß es Gott dem
Allmächtigen gefallen'hat, nach langem,
ſchwerem, mit Geduld getragenem Leden
unſere liebe Mutter, Grohmutter, Schwieger=
mutter
, Schweſter, Schwägerin, Tante und
Nichte
(15099
Frau Margarethe Appel,
geb. Benz,
im Alter von 57 Jahren heute nachmittag
1 Uhr in ein beſſeres Jenſeits abzurufen.
Im Ramen der krauernden Hinterbliebenen:
Bernhard Appel.
Schleifmühle bei Arheilgen.
Die Beerdigung findet Montag, 31. Auguſt,
nachmittags 4 Uhr, vom öſtlichen Ausgange
Arheilgens aus ſtatt.

Tageskalender.
Vorſtellung um 8 Uhr im =Orpheumn.
Vortrag von Schriftſteller Pohlig Um 8½ Uhr im
Kaiſerſaals.
Könzert um 18 Uhr im Reſtaurant Metropoler.
Konzert um 5 Uhr in der Stadt Pfüngſtadtr
Hauptverſammlung der Kreisgruppe Darmſtadt des
deutſchen Flottenvereins um 8½ Uhr im Kaiſerſaal=
Skufenbahn auf dem Exerzierplatz; geöffnet von
5 Uhr ab.
Zeichnungen=ꝛc. Ausſtellung Schulſtraße 3 und 9.
Verſteigerungskalender.
Dienstag, 1. September.
Meßplätze=Verſteigerung um 3 Uhr in der Turn=
hallè
am Woogsplatz.
Wein.-ꝛc. Verſteiserung um 9 und 2½ Uhr im
Schöfferhofn.
Mobitiar= ꝛc. Verſteigerung um 10 Uhr Runde=
turmſtraße
16.
Pferde= ꝛc. Verſteigerung um 10 Uhr im Großh.
Hofmarſtall.
Beſtellungen
auf das
Darmſtädter Tagblatt=
pro
Monat 50 Pfg.
werden in der Expedition, ſowie von allen
Poſtanſtalten entgegengenommen.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaktion: Dr. O. Waldgeſtel, für den Inſeratenteil: F. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.