Darmstädter Tagblatt 1903

Abonnemenkspreis
monatlich 50 Pfa, vierteljährlich 150 Mr.
halbjährlich 3 Mk. einſchl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſtämtern
Beſtellungen entgegengenommen zu 1.80 Mk.
vierteljährlich.

166. Jahrgang.
Verbunden mit„Wohnungs=Anzeiger” und der Sonntags=Beilage:
Aſluſlverkes Unlerhablungshſatl.

für das wöchentlich 6mal erſcheinende Tag=
blatt werden angenommen in Darmſtadt
von der Expedition Rheinſtraße Nr. 23, in
Beſſungen von Blößer, Beſſungerſtraße
Nr. 48 und Schießhausſtr. Nr. 14. ſowie aus=
wärts von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Orgau für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der andern Behörden.

W184.

Saustag, den 8. Auguſt.

Gefunden: 1 goldenes Medaillon mit 1 Herrn= und 1 Damen=Photographie.
1 ſchwarzer Regenſchirm ſin einem Laden liegen geblieben). 1 altes Zwanzigpfennigſtück
ſNickeh mit dem Monogramm C. B. 1 brannledernes Portemonnaie mit Inhalt.
1 großer Schlüſſel. 1 großer Schlüſiel mit Meſſigkette. 1 ſchwarzledernes Portemonnaie,
enkh. 1 Ring mit rotem Stein.-T braunlederlles Portemonnaie mit einem kleinen Geld=
betrag. 1 franzöſiſches Romanbuch. 1 braunledernes Portemonnaie mit Inhalt nebſt
1 Wochenfahrkarte Bickenbach-Darmſtadt, auf den Namen Thomas Arnold lautend.
1 großes Taſchenmeſſer. 1 graues und 1 weißes Sporthemd mit Umlegekragen. 1 kleines
Schlüſſelchen mit gelber Kette. 1 gelbledernes Portemonnaie mit Inhalt und der
Aufſchrift „Glücksbörſe; 1 weiße rnde Broſche mit 1 Glasperle. 1 lederner Trag=
riemen. 1 keines Mefſinghähnchen. 1 weißer Damen=Glacshandſchuh. 1 ſilberner
Anhänger in Buchformat. 2 kleine Schlüſſel, mit einer Kordel zuſammengebunden.
1 goldene Münze, zum Anhängen eingerichtet, mit der Jahreszahl 1831. 1 Eiſenbahn=
Kürsbach für Bayern. 1 Arbeitsbeutel, enth. 8 Pfennig und 1 Taſchentuch. 2 mittel=
große Schlüſſel. 1 Monatskarte zur Fahrt von Noßdorf nach Darmſtadt und zurück.
1 Kinderring. 1 rotlackiertes Holzmodell. 1 eiſernes Nädchen (Transmiſſionh. 2 kleine
Schlüſſelchen.
wVerloren: 1 Korridorſchlüſſel. 1 Strohtaſche mit 2 Henkel und einigem Inhalt.
1 goldener Damenring, mit 1Opal beſeht. 1 goldene Broͤſche 1 Anker, Kreüs und Herz
darſtellendl. 1 Taſchenmeſſer 1 goldenes Medaillon mit 2 Photographien. 1 braun=
ledernes Portemonnaie, enth. 81 Pfg. und 1 Taſchenkalender. 1 keines rotledernes
Portemonnaie, enth. über 19 Mark. 1 kleines braunledernes Portemonnaie, enth.
10 Mark in Gold. 1 Paket, enth. 12 Meter Beſenlihe, 4 blauſeidene Schleifen, 25 Meter
Soutache, 1½ Meter Band, ⁄ Pfund ſtaftee und 1 Quittung. 1 kleiner Spiegel
(Anhänger) mit Goldfaſſung ldem Finder 20 Mark Belohnung). 1 Damen=Nickeluhrkette
mit kleinen Steinchen beſezt. 1 ſchwarzledernes Portemonnaie, enth. ca. 25 Mark und
1 Monatsfahrkarte Bodenheim-Mains und zurück. 1 ſilberner Ohrring, mit weißen
Perlen beſetzt. 1 goldener Trauring, ges. F. St. 25. 12. 1902. 1 Taſchenmeſſer mit
gelbem Stiel.

Entlaufen:1 ſchwarzer Spitz mit Lederhalsband.
Zugelaufen: 1 keiner junger brauner Hund.
Darmſtadt, den 8. Auguſt 1903.
Fundburean Großhorzoglichen Polizeiamts.
geöffiet von 8-2 Uhr vormittags und 26 Uhr nachmittags.
2
B e k a n n t u a ch u n g.
Zur Bekämpfung der Kurpfuſcherei hat die von der Aerztekammer für
Brandenburg=Verlin eingeſetzte Kommiſſion folgende
wés
„WATDUng
an das Publikum veröffentlicht:

Gratzen verlehke Rerlaniee S8er von Nsemer kolordierks Veritoſe Bücher anguloen
wobek ſie ſich trügeriſche Titel beilegen. unerfüllbare Verſprechungen machen oder ge=
fälſchte erkaufte oder erſchwindelte Dankſagungen veröffentlichen.
Die Unſummen, die für dieſe Reklamen gezahlt werden müſſen, beweiſen, wie
gewinnbringend dieſes Geſchäft iſt. Aus dem Erlaſſe des Herrn Kültüsminiſters vom
8. März 1839 ergibt ſich andrerſeits, daß in den acht Jahren 1890-1897 in Preußen/

Mmahmr Hatz dag' tſbleeunn C6brekes audgeklärt ogelnus ſele ich vor-cwindekhaften
Spekulationen auf die Leichtgläubigkeit Kranker ſelbſt zu ſchützen. Möge demnach das
Publikum die Vorſicht die es im geſchäftlichen Verkehr zu üben gewohnt iſt, auch da
anwenden, wo es ſich um ſeine Geſundheit und ſein Leben handelt. Nur der Titel
Arzt garantiert dafür, daß der Staat den Beſitzer dieſes Titels geprüft hat. Alle anderen
Tikel betrachte man mit Mißtrauen. Alle Heilungsverſprechen ſind wertlos, denn wenn
ſie nicht erfüllt werden, kann die Schuld immer den Leidenden zugeſchoben werden.
Allen veröffentlichten Dankſagungen mißtraue man, wenn man die Dankſagenden
nicht als ehrenwerte Perſonen kennt und ſelbſt befragt hät.
Darmſtadt, den 3. Auguſt 1963.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Kratz.
(391180

B e k a n n t m a ch u n g.
Die nachſtehende Polizei=Verordnung bringen wir andurch wiederholt zur
Kenntnis.
Darmſtadt, den 4. Auguiſt 1903.
Großherzogliches Poligeiamt.
Dr. Kratz.
Polizei=Verordnung.
betreſſend das Auf= und Abladen, ſowie den Trausport von Metall=
Gegenſtänden.
8 1. Bei dem Auf= und Abladen und bei dem Transport von Gegen=
ſtänden, welche beim Herabwerfen oder bei dem Trausport auf Wagen ein
ſtarkes Geräuſch verurſachen, wie eiſerne Tragbalken, Schienen, Metallröhren
und Stangen, Bleche, Ketten und dergleichen, ſind ſolche Einrichtungen zu treffen,
daß beläſtigendes Geräuſch vermieden wird. Namentlich müſſen derartige Metall=
gogenſtände, welche bei dem Transport durch Aneinanderſchlagen ein ſtarkes
Geräuſch verurſachen, in zweckentſprechender Weiſe mit Stroh oder anderem
geeignetem Material unterlegt, oder ſo feſt mit einander verbunden werden, daß
der Lärm vermieden wird. Solche Gegenſtände dürfen beim Abladen nicht vom
Wagen herabgeworfen, ſondern müſſen, gegebenen Falles unter Anwendung ge=
ſeigneter Vorrichtungen, langſam herabgelaſſen werden.
8 2. Zuwiderhandlungen gegen vorſtehende Beſtimmung werden in Gemäß=
heit des 8 366 pos. 10 des St=G.=B. mit Geldſtrafe bis zu 60 Mark oder mit
Haft bis zu 14 Tagen beſtraft.
(13859s0
G te ck L c i e f.
Gegen den unten beſchrjebenen Rokruten Jasob Philipp Happel,
welcher ſich verborgen hält, iſt die Unterſuchungshaft wegen Verdachts der
Fahnenflucht verhängt.
Es wird erſucht, ihn zu verhaften und an die nächſte Militärbehörde zum
Weitertransport hierher abzulieſern.
Beſchreibung:
1. Name: Jakob Philipp Happel. 2. Geburtsort: Hofheim. 3. Kreis:
Vensheim. 4. Geboren: 30. Juni 1881. 5. Rebigion: tatholiſch. 6. Stand
ſoder Gewerbe: Bücker. 7. Beſondere Keunzeichen: keine.
Darmſtadt, den 4. Auguſt 1903.
(37786s
v. Leuchſeuring.
Oberſtleutnant 3. D. und Kommandeur des Landwehrbezirks H. Darmſtadt.

B e k a n n t zu a ch u n g.
Montag, den 19. Oktober d. Js., von nachmittags 2 Uhr ab,
beginnt die Pfänder=Verſiteigerung im ſtädtiſchen Pfundhaus, Kirchſtraße 9,
zu Darmſtadt.
Die Inhaber der Pfandſcheine Nr. 14536 bis einſchl. 36376 werden
hiermit aufgefordert, ſolche entweder bis zum Verſteigerungstermin auszulöſen
oder - ſoweit zuläſſig - von jetzt ab bis längſteus 10. Geptember d. Js.
verlängern zu laſſen.
Bemerkt wird, daß ſatzungsgemäß für die vom 1. bis 10. September
1903 zur Verlängerung eingereichten Pfandſcheine die doppelte Verlängerungs=
gebühr zu entrichten iſt.
Darmſtadt, den 3. Juli 1903.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(2790a
J. V.: Dr. Gläßſing.

9

Hekene Zunz.
Erzühlung von Paul Lindau.

Nachdruck verboten.
Auf Reinhard machte dieſer Bericht einen tiefen
Eindruck. Alle halb und ganz vergeſſenen Einzelheiten
dieſes Progeſſes vergegenwärtigten ſich ihm mit wunder=
barer Schärfe. Sein Vater hatte ihm zur Zeit der
Verhandlungen erzählt, daß eine der nächſten Anver=
wandten der ermordeten Pelagie, daß Prinzeſſin
Severina Pratecka bei der Trauung des Fürſten und der
Fürſtin von Lohenburg zugegen geweſen war; die
Fürſtin, ſeine Mutter, war mit den Prateckis verſchwü=
gert geweſen, Reinhard ſelbſt war vor einigen Jahren
in Paris mit der jungen Fürſtin Anjela Pratecka,
geborenen Prinzeſſin Pratecka, zuſammengetroffen, und
ſie hatten ſich Couſin und Couſine genannt, obgleich es
hier ſchon einige Schwierigkeiten machte, die verwandt=
ſchaftliche Verwickelung zu entwirren. An alles das
mußte er jetzt denken. Er war ſo davon erfüllt, daß
er ſich noch zu ſpäter Nachtſtunde an den Schreibtiſch
ſetzte und über den Prozeß und was ihm ſonſt noch durch
den Kopf ging, einen langen Briof an Helene ſchrieb,
den er am andern Morgen in aller Frühe durch die
Rohrpoſt befördern ließ.
Ueberhaupt hatte der Bote des Rohrpoſtamts den
Weg von der Schillſtraße zur Ahornſtraße in den
nächſten Wochen ungewöhnlich viel zurückzulegen. Der
Prinz kam täglich, immer in Zivil, bisweilen mehrere=
mal. Seine Beſuche währten gewöhnlich lange. Aber
das ſchien für den Gedankenaustauſch nicht zu genügen.

Es kamen auch täglich noch Briefe. Die Unterhand=
lungen waren offenbar ſchwieriger und wichtiger Art.
Mitunter gönnten ſich die Unterhändler indeſſen auch
eine Erholungspauſe. Die Majorin hörte in ihrem
Zimmer von Zeit zu Zeit das meiſterhafte Klavierſpiel
des Fräulein Helene Jung. Auch am dritten Orte
ſchienen die Verhandlungen fortgeſezt zu werden. Die
Majorin, die etwas neugierig geworden war, beobachtete
einmal, wie Fräulein Helene Jung die um die Mittags=
ſtunde allein ausgefahren war, zwiſchen vier und ſunf
Uhr nachmittags vom Prinzen nach Haufe gebracht
wurde, und daß dieſer vor der Haustür ſich mit tiefer
Verbeugung verabſchiedete.
Helene Jungs Sie lächelte wiederum mit aus=
nehmender Klugheit, als ſie an dieſen Namen dachte.
Es war zweiſellos eine ſehr hohe Dame, die ihr In=
kognito zu bewahren Grund hatte. Das prachtvolle
Perlencollier, das ſie bei ihrem letzten Beſuche halb=
verſteckt unter dem ſchwarzen Spitzentuche getragen-
die Majorin verſtand ſich ſehr wohl auf ſolche Dinge-
das wur augenſcheinlich ein altes Familienſtück wie
es ſich nur in den höchſten Kreiſen von Geſchlecht auf
Geſchlecht vererbt. Und ſo verneigte ſich auch kein
Lohenburg vor einem ſchlichten Bürgermädchen.
4
Berlin W. Ahornſtraße,
den 23. März 1880.
Liebſte Anjelal
Seit beinahe vier Wochen bin ich hier. Ich habe
mich in meinem Leben nicht glücklicher gefühlt. Ich

habe bei einer liebenswürdigen Dame, Frau Majorin
von Zettwitz - merke Dir die Adreſſe, ſie wird mir
vorausſichtlich für längere Zeit dienen - eine behag=
liche Wohnung gefunden, ich habe eine reizende
Vekanntſchaft gemacht - darüber ſchreibe ich Dir ein
andermal, heuke nicht - ich bin geſund wie der Fiſch
im Waſſer, mit einem Worte: Das, was ich für
unmöglich gehalten habe, iſt zur Wahrheit geworden,
ich bin wieder aufgelebt, und es wäre eine ſentimen=
tale Luge, wenn ich Dir ſagte, daß ich die Schmerzen
der Vergangenheit nicht überwunden hätte. Die Wunden.
die ich für tödlich hielt, ſind vernarbt. Das Schickſal
iſt doch gütiger als wir in den Tagen des Unglücks
glauben. Als ich die gute alte Wanda vor anderthalb
Jahren in Paris begraben mußte, die beſte Seele,
die mir in den entſetzlichen Tagen treu zur Seite ge=
ſtanden, die ihre Heimat, ihre Angehörigen verlaſſen
hat, um mir in das Ungewiſſe zu folgen, deren
ganzes Daſein bis zu ihrem letzten Atemzug nur
rührende Treue und nichts als opferfreudige Hingebung
geweſen iſt - da meinte ich auch, ich würde ſie nie
vergeſſen. Ich habe auf ihren Grabſtein die wahren
Worte geſetzt: Der treueſten Dienerin, ich habe ihr
Grab bekränzt - und ich habe ſie entbehren lernen!
Iſt es Undankbarkeits Ich bin doch nicht ſchlecht,
nicht undankbar. Und ſoll ich Dir die ganze Wahr=
heit bekennen? So tief und wahr ich ihren Tod
beklage, ich empfinde doch ein gewiſſes beruhigendes
Gefühl, daß ſie nicht mehr um mich iſt, daß ſich der
Mund der einzigen Zeugin aus jener Zeit für immer
geſchloſſen hat. Jett weiß außer Dir kein Lebender

Gele 2

Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 8. Auguſt 1903.

Nummer 184.

Aeberſicht
der Durchſchnittspreiſe von folgenden
Früchten in der Zeit vom 16. bis
31. Juli 1903.
Weigenp. Sack 100 Ko. M. 17.-bis1750.
„14.- , I5. -
Korn „ „
„ 15.50 , 16.-
Gerſte „ „
15. - „ 16.—
Hafer „ „
Butter per ¼ Kilo M. 1.10.
Butter in Partien M. 1.-

Eier per Stück 6 Pfg.
Eier in Partien per 25 Stück M. 1.30.
Kartoffeln per 100 Kilo M. 8.-
Kartoffeln per 25 Kilo M. 2.-
Kornſtroh per 50 Kilo M. 3.-
Heu per 50 Kilo M. 4.50.
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1903.
Großh. Volizeiamt Darmſtadt.
Bekanntmachung.
Die Vorerhebung des Schulgeldes
für das Groſherzogl. Realgymnaſium
und deſſen Vorſchule, die Ober= Real=
ſchule, die Viktoriaſchule, die Vor=
ſchule der Gyunaſien und die beiden
Mittelſchulen für das III. Viertel=
jahr 1903 findet
Mittwoch, den 12. d. Mts. nach=
mittags 2¼ bis 5 Uhr,
in unſerem Dienſtlokal, Grafenſtr. 28.
ſtatt.
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1903.
Die Stadtkaſſe.
(3808si
Daub.
Bekauntmachuug.
Montag, den 17. Auguſt l. Js.,
vormittags 9 Uhr.
ſoll das den Kaufmann E. Schüßler
Eheleuten, z. 3t. in Düſſeldorf, gehörige
Anweſen:

in unſerem Bureau zwangsweiſe ver=
ſteigert werden.
Darmſtadt, 7. Juli 1903.
Großherzogl. Ortsgericht Darmſtadt I.
(122882
Müller.
Bekanntmachung.
Die zum Nachlaß der Karl Debus
Eheleute dahier gehörige Hofreite:
Flur Nr. ⬜ Mtr.
1 157 78 Langegaſſe
ſoll
Donnerstag, den 13. Auguſt l. Js.,
vormittags 9 Uhr,
in unſerem Bureau verſteigert werden.
Darmſtadt, 30. Juli 1903.
Großherzogl. Ortsgericht Darmſtadt I.
(13443a
Müller.

Vergebung von Fuſſteig=
Arbeiten.
Die Ausführung von ca. 920 am
Zementplatten=Fußſteigen in der Ma=
thildenſtraße zwiſchen Martin= und
Hochſtraße, ſowie in der Moſerſtraße
zwiſchen Mathildenſtraße und Herdweg
ſoll verdungen werden.
Arbeitsbeſchreibungen u. Bedingungen
liegen bei dem Tiefbauamte, Waldſtraße,
Zimmer Nr. 1. während der Dienſt=
ſtunden zur Einſicht offen. Auch werden
dort die Angebotsſcheine abgegeben.
Angebote ſind bis
Freitag, den 14. Auguſt l. J.
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 7. Auguſt 1903.
Städtiſches Tiefbauamt.
J. V.:
(1388580
Heyd.

Bekanntmachung
Samstag, den 15. Auguſt l. J.,
vormittags 10 Uhr,
ſollen die dem Bauunternehmer Heinrich
Meyer I. von Eberſtadt gehörigen, in
der Gemarkung Darmſtadt gelegenen
Immobilien:
Flur Nr. ⬜Mtr.
1. IV. 635⁄₁₀
371 Hofreite Innere
Ringſtraße,
2. IV 636¼ 274 Hofreite zwiſch.
derFrankfurter/
Chauſſee und
Liebfrauenpfad
3. IV. 636¾⁄₀ 315 Hofreite Innere
Ringſtraße,
4. IV. 6365o 202 Bauplatz daſ.,
5. IV. 636⁷⁄₁₀ 280 Bauplatz daſ.,
6. IV. 636⁄ 378 Bauplatz daſ.
in unſerem Bureau zwangsweiſe ver=

ſteigert werden.
Wenn andere rechtliche Hinderniſſe
nicht entgegenſtehen, kann Genehmigung
auch dann erfolgen, wenn die Taxation
nicht erreicht wird.
Darmſtadt, 10. Juli 1903.
Großherzogl. Ortsgericht Darmſtadt I.
(123512
Müller.

Bekanntmachung.
Montag, den 31. Auguſt 1903.
vormittags 9 Uhr,
wird die dem Gaſtwirt Karl Ritzer,
dahier an den Immobilien:
Flur Nr. ⬜ Mtr.
4 250 200 Hofreite Heinhei=
merſtraße,
35 141¹⁄₁ 612 Hofreite hinterm
Bangert,
zuſtehende ideelle Eigentumshälfte in
unſerem Bureau zwangsweiſe verſteigert/
werden.
Darmſtadt, 20. Juli 1903.
Großherzogliches Ortsgericht I.
(3030a
Müller.

D.
4

eines Dameurad (Opel) neu, für
85 Mk. zu verkaufen. (13112a
Beckſtraße 76.

Haferverſteigerung.
Montag. den 10. lfd. Mts. nachmittags 4 Uhr beginnend. wird
die Haferernte von den ſtädtiſchen Grundſtücken am Pfarrwieſenweg und am
Darmbach, zunächſt der Wiener'ſchen Wieſen, eingeteilt in 7 Looſe (zuſammen
ca. 8 Morgen), an Ort und Stelle öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Zuſammenkunft an der Darmbachbrücke am Pfarrwieſenweg.
Darmſtadt, den 4. Auguſt 1903.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. Jaeger.
(37766s
Verſteigerung von Wirtſchaftsgeräten.
Montag. den 10. Auguſt d. Js. vormittags 11 Uhr, werden in
der ſtädtiſchen Hofreite Nieder=Ramſtädterſtraße 100 (früheres Schießhaus) ver=
ſchiedene Wirtſchaftsgeräte (Tiſche, Stühle, Bänke, Gläſer u. ſ. w.) öffentlich
meiſtbietend gegen ſofortige Barzahlung verſteigert.
Die Bedingungen werden vor der Verſteigerung bekannt gegeben.
Darmſtadt, den 5. Auguſt 1903.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.. Jüger.
(3r77
Weinverſteigerungs=Anzeige.
Montag, den 10. und Dienstag, den I1. Auguſt, vormittags
9 Uhr und nachmittags 2½ Uhr,
werden im Saale „Zum Schöfferhof” Alexanderſtraße 14:
4000 Flaſchen Weißwein,
600 „ Bordeauxwein,
600
Rotwein, ſowie 5000 Zigarren
gegen Barzahlung verſteigert.
H. Strauss,
Hoftaxator.
13878)
Große Mobel-Verſteigerung.
Mittwoch, den 12. Auguſt, vormittags 9 Uhr,
ſwerden im Saale „Zum Schöfferhof=, Alexanderſtraße 14, nachverzeichnete
Gegenſtände:
1 Bufett (Eichenholg). 1 Büfett (Jugendſtil), 3 Ausziehtiſche, 2 Spiel=
tiſche, 2 Schreibtiſch, 1 Garnitur: 1 Kanapee, 2 Seſſel, 6 Stühle mit
Fantaſieſtoff; 1 großer Salonſpiegel mit Trumeau, 1 Cauſeuſe mit
3 Seſſel in rotem Plüſchbeſchlag, 3 verſchiedene Seſſel, 3 Spiegel mit
Goldrahmen, 4 Spiegel mit Holzrahmen, 15 verſchied. Stühle, 1 Büfett,
1 Bronzelüſter mit 8 Kerzen, 8 Paar Vorhänge, 2 Tiſchdecken, 1 Divan=
decke, 2 Regulateure mit Schlagwerk und ſonſtige Gegeuſtände
gegen Barzahlung verſteigert.
(13877
H. Strauss,
Hoftaxator.
Verſteigerungs-Anzeige.
Mittwoch, den 12. Auguſt 1903, nachmittags 3 Uhr anfangend,
verſteigere ich auf freiwilligen Antrag nachverzeichnete guterhaltene Mobilien,
als: 1 Vertikow, 1 Waſchtiſch, 1 Nachttiſch, 2 Betten, div. Stühle, 2 Sofas,
1 großen Spiegel, 1 Regulateur, 1 zweitür. Kleiderſchrank und diverſe
Kleinigkeiten.
Darmſtadt, den 7. Auguſt 1903.
(1383)
Castritims,
Stellvertreter des Gerichtsvollziehers Wittich.
Erſte Darmſtädter Dampfmuhle.
Vomes Horm
kann jederzeit gegen Bar angeliefert werden.
(13049smsm
Mühle: Liebigſtr. 52. - Buream= Luiſeuſtr. 2.

von meinem Geheimnis, und mit uns beiden wird es
für immer begraben werden. Ich ſage Dir alles,
meine geheimſten Regungen. Du wirſt mich nicht
mißverſtehen. Alles ſage ich Dir heute doch noch nicht.
Ich muß noch etwas für mich behalten.
Das deutſche Fräulein, das ich an Wandas Stelle
zu mir genommen habe, iſt ein liebes, beſcheidenes
Mädchen, das mir zwar nicht viel Anregungen ge=
währt, aber mich auch nicht ſtört. Sie tut alles, was
ſie mir an den Augen abſehen kann, und ſcheint mich
ſehr lieb zu haben. Ich bin alſo ſehr zufrieden. Ich
bin überhaupt glücklich!
Du brauchſt mir nun alſo nicht mehr davon ab=
zuraten, ſchon in meinen Jahren auf die Freuden dieſer
Welt zu verzichten. Das Leben iſt mir nie roſiger er=
ſchienen als heute. Und draußen iſt es ſo windervoll!
Habt Ihr denn auch einen ſo himmliſchen Vorfrühling?
Vielleicht mache ich in den nächſten Wochen einen kleinen
Ausflug. Aber meine Adreſſe bleibt, wie ich ſie Dir
oben angegeben habe. Ich ſehne mich nach den
Bergen, und ich habe in Bezug auf die Jahreszeit
keine Vorurteile. Ich bin im Winter in London, im
Sommer in Paris geweſen, und habe es doch ſehr
gut ausgehalten. Allerdings hatte ich eine gute
Schulung durchgemacht: Drei Jahre am Puget
Soundl Zwiſchen Wald und Waſſer bei unerträg=
licher Hitze im Sommer und unerträglicher Kälte im
Winterl Und wir haben es doch ertragen, die gute
Wanda und ich, abgeſchnitten vom Verkehr mit der
Menſchheit, in einem Neſte, das achtzig Einwohner
Zählte, als wir uns da niederließen - und was für
Einwohnerl - und das ſich zu einer blühenden Stadt
zu entwickeln im Begriffe war, als wir davon ſchieden.
Und doch denke ich noch gern und mit erkenntlicher
Anhänglichkeit an meine amerikaniſche Zeit. Ich habe

da viel gelernt, ich würde mir in Europa niemals
die Selbſtändigkeit, Reife und Lebensweisheit an=
geeignet haben, die ich dort erworben habe. Und ich
bin da nie von der Neugier beläſtigt worden. Kein
Menſch hat uns gefragt: Woher und wohin? Wir
haben bezahlt, was wir gebraucht haben; um anderes
haben ſich die Nachbarn nicht gekummert. Aber hier
iſt es doch ſchöner, namentlich jetzt!
Ich bin ins Schwatzen gekommen und habe nur
von mir geſprochen. Aber ſo willſt Du es ja. Nun
erzähle mir recht bald von Dir und den Deinigen,
die Du leider nicht von mir grüßen darfſt. Biſt Du
den quälenden Huſten, über den Du Dich in Deinem
letzten Briefe beklagteſt, vollkommen losgeworden?
Aengſtige Dich nicht, aber nimm es auch nicht zu leicht.
Wir müſſen in unſerer Familie aufpaſſen, wenn es
bei uns mit Bruſt und Hals nicht ganz in Ordnung iſt.
Ich ſehne mich ſehr danach, Dich einmal wieder=
zuſehen, und vielleicht findet ſich doch noch einmal
die Gelegenheit dagu. Du ſollteſt Deinem Manne
klar machen, daß Du im Sommer ein deutſches Bad
beſuchen mußt, und ſollteſt darüber nachſinnen, wie
man ihn, wenigſtens auf ein paar Tage, beiſeite
ſchafft. Ich käme ſofort. Vor Entfernungen und
Bahnfahrten fürchte ich mich nicht - wieder eine
amerikaniſche Errungenſchaftl Ich glaube kaum, daß
Du mich wiedererkennen würdeſt.
Und nun lebe wohl, liebſte Anjelal Schreibe
mir baldl Du weißt, wie glücklich mich Deine Briefe
machen.
Deine herzensfrohe, Dich aufrichtig liebende
Couſine
Helene.
P. S. Iſt Tante Severina nicht mit Lohenburgs
verwandt? Ich glaube, die verſtorbene Fürſtin L.,

die Mutter des Prinzen Reinhard und Tante S.
ſind Geſchwiſterkinder. Ich bin ſo vorſichtig ge=
worden, daß ich nicht wage, im Gothaſchen Almanach
nachzuſehen. Antworte mir. Es intereſſiert mich.
H.
Die Adreſſe lautete:
Eingeſchrieben.
Ihrer Durchlaucht
der Frau Fürſtin Anjela Pratecka.
auf Schloß Modrzejewo.
Galizien
Helene hatte den Brief gerade verſiegelt und, um
ihn ſelbſt zur Poſt zu bringen, in den Schreibtiſch
verſchloſſen, als der Prinz eintrat.
Ah, Reinhardl rief ſie freudig aus, indem ſie
ihm entgegenging und die Hand reichte.
Ich bin recht verſtimmt, Helene, ſagte Reinhard,
während er die ſchmale Hand mit ſeinen Lippen be=
rührte; mehr als verſtimmt, ich bin traurigl Sie
ſetzten ſich. Das lngſt Gefürchtete iſt nun ein=
getroffen, ſagte er ernſt. Ich muß abreiſen. Ich
habe meinen Berliner Aufenthalt mit der wahren
Motivierung, daß ich gern zu Kaiſers Geburtstag
hier ſein möchte, ſchon um vierzehn Tage über die
urſprünglich angenommene Friſt verlängert. Nun
ſchreibt mir heute mein Vater, daß er die Oſtertage
mit mir verbringen wolle und daß ſchon übermorgen
andere Verwandte und die Familie des Fürſten
Waldau=Roggenheim bei uns eintreffen, Vater, Mutter
und Tochter! Ich habe eben meine Abſchiedsbeſuche
gemacht und nach Hauſe telegraphiert, daß ich heute
mit dem Nachtzuge abreiſe. Die Trennung von Ihnen
wird mir ſehr ſchwerl
(ortſetzung folgt.)

von Glas und Hippes, Porzellan,
durch nur geüble Paoker.
Verpachen einnelm. Möbel
nird pünkilich erledäigt.
(3803a

werden aufs pünktliehste und beste besorgt
unter voller Carantie und Versicherung.

18

Baulicher Veränderungen wegen bleibt die Bibliothek
vom 10. bis einſchließlich 19. d. Mts. geſchloſſen. E.
Darmſtadt, am 6. Auguſt 1903.
Großherzogliche Hofbibliothek=Direktion.
J. V.:
Dr. Schmidt.
[[136950s

Heine framilsisehen Unforrichtoslundoh.
Gram., Literat., Konvers.
haben wieder begonnen.
Neuanmeldungen nachm. 2-3 Uhr Karlſtr. 29, 2. Stock.
V. Weyl,

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A. Amtom, Eliſabelheuſtraße 1.

Rummer 184.

er Tayblntt, Samstag, den S. Auguſt 1903.

Seite

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1. Beilage zum Darmſtädter Tagblatt.
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N6 184.

Samstag, den 8. Auguſt.

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Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 8. Auguſt 1903.

Rummier 182.

Altenburger Zubiläumskage.
Von Paul Lindenberg.
II. Nachdruck verboten.)
Altenburg, 6. Auguſt.
In zwei Teile zergliedern ſich die drei Tage
umfaſſenden hieſigen Feſtlichkeiten, der eine iſt höfiſcher,
der andere volkstümlicher Art, beide ergänzen ſich
harmoniſch und vereinen ſich zu einer wirklich groß=
artigen Feier, wie ſie ſtimmungsvoller und herzlicher
nicht gedacht werden kann. Geſtern war das ſich
ſo kühn auf den grünbeſponnenen Felſen ausreckende
Schloß der Mittelpunkt der offiziellen Veranſtaltungen,
welche an die Spannkraft Herzogs Ernſt weitgehende
Anforderungen ſtellten, denen er ſich jedoch mit ſel=
tener Friſche unterzog, obgleich ihm hekanntlich erſt
der letzte Winter langes Siechtum zugefügt; davon
freilich merkt man ſeiner geſunden Geſichtsfarbe und
dem offen=klaren Blicke der Augen nichts an und
auch von irgendwelcher Ermüdung war in all dieſem
anſtrengenden Trubel nichts zu ſpüren. Und doch
war geſtern von früh an bis in die ſpäte Nacht
hinein jede Minute beſetzt. Um 8½ Uhr bereits
brachten im Schloßhofe die hieſigen Männerge=
ſangvereine ein Ständchen dar, dann ſchloß ſich
in faſt ununterbrochener Folge der Empfang
zahlloſer Abordnungen an, hei denen Stadt
wie Land gleich ſtark vertreten jaren; neben den
Uniformen aller Art, neben Frack und Talar tauchten
auch Bauern und Bäuerinnen in ihren nationalen
Trachten auf, neben Generalen und Staatsminiſtern
ſah man Feldwebel und Sergeanten, nehen den erſten
Vertretern der Juſtiz und Kirche ſchlichte Eiſenbahn=
und Poſtbeamte, neben Hofjägermeiſtern und Pro=
feſſoren Landlehrer und Aktuare. Jeder Stand ließ
durch geeignete Sprecher ſeine innigſten Glückwünſche
ausdrücken, teilweiſe unter ſinnigen Darbietungen,
die Liebe und Verehrung gemidmet; eine Stiftung
von 100000 Mark der Landſchaft des Herzogtums
und eine zweite von 53000 Mark des Landes wird
gemeinnützigen Zwecken dienen. Dem Empfang der
einheimiſchen Deputationen folgte jener der fremden
Geſandten und ſonſtigen Ventreter ausländiſcher Re=
gierungen und befreundeter Fürſtenhöfe, und daran
reihte ſich die Galatafel im Großen Saale,
an welcher zweihundert Perſonen teilnahmen, die
wiederum alle Schichten der Geſamtbevölkerung ver=
einte. Prinz Albrecht feierte hierbei in einer Rede
den herzoglichen Jubilar, der in bewegten Worten
dankte, Gott die Ehre gebend; er gedachte warm der
Pflichttreue ſeiner Beamten und der Anhänglichkeit
der Altenburger, die in Freud und Leid zu ihm und
ſeinem Hauſe geſtanden und deren Liebe ihm ſo
reichlich zuteil geworden: „Und wenn leider auch
am politiſchen Himmel ſich Wolken zeigen; ich ver=
traue auf das feſte Band, das zwiſchen Fürſt und
Volk beſteht. Mögen beide auch fernerhin feſt zu=
ſammenſtehen.” Die innigen Worte klangen aus in
einem dreifachen Hoch auf das Wohl des lieben
Altenburger Landes.
Auf die achte Abendſtunde war der Beginn der
Feſtvorſtellung im Herzoglichen Hof=
theater, zu welcher ſeitens des Hofmarſchallamts
Einladungen ergangen waren, angeſetzt. Wunder=
hübſch geſchmückt war das Innere des Hauſes: künſt=
liche Blumengirlanden zogen ſich von verſchiedenen

Seiten zum mittleren Kronenleuchter und umrankten
den Vorhang, hundert buntfarbiger Glühlämpchen
waren in die duftigen Gewinde geflochten, ſie bildeten
auch oberhalb der Bühne eine ſtrahlende „50= und
leuchteten funkelnd hervor aus den an den Logen=
brüſtungen angebrachten Schilfſtauden und Palmen=
wedeln. In dem hellen Schein des elektriſchen Licht=
geflimmers blinkten noch mehr die Uniformen, Gala=
trachten und Orden der Diplomaten und Würden=
träger, Offigiere und Beamten, aber auch diesmal
bemerkte man häufig das einfache Kleid des Bürgers,
die dunkle Tracht der Landsleute, den aus Gold=
müngen aller Art beſtehenden blitzenden Kopfputz der
Bäuerinnen in den Parkettreihen, während man im
erſten Rang manch erleſene Schönheit der Hofkreiſe
bewundern konnte, deren anmutsvoller Reiz gehoben
wurde durch das feſtfrohe, helle Koſtüm wie funkelnde
Diamantenzier. Pünktlich zur Sekunde erſchien der
Herzog, der in der großen Hofloge zwiſchen den
Herzoginnen von Anhalt und Schwarzburg= Sonders=
hauſen Platz nahm, die übrigen Fürſtlichkeiten ver=
teilten ſich auf die gleiche und die benachbarten Logen.
Ein den Herzog und das ſeltene Feſt feiernder
Prolog eröffnete die Vorſtellung, deren erſte Hälfte
muſikaliſchen Inhalts war, ausgeführt durch die
„altdeutſche Trompeten=Muſik der herriſch=ritterlichen
Trompeter= und Paukerkunſt von J. Kosleck= wie
das Programm, beſagte, unter Leitung des Hof=
kapellmeiſters Dr. Göhler. Auf den von J. Kosleck
komponierten „Herzog Ernſt=Gruß= kam in macht=
voller Weiſe Altmeiſter Gluck mit ſeinem herrlichen
Chor: „Hoch tut euch auf ihr Tore der Welt= zu
Gehör, gewaltig erbrauſten dann die alten Weiſen
des Lutherliedes: „Ein feſte Burg iſt unſer Gott=
dem markigen, klangreichen Altenburger Volksliede:
„Heil Dir, Du Sachſen=Fürſtenhaus; folgten drei
hiſtoriſche Armee=Märſche Friedrichs des Großen.
In der ausgedehnten Pauſe, in welcher die Lecker=
biſſen der an verſchiedenen Stellen befindlichen
Büfetts im Umſehen verſchwanden und ſich plötzlich
jener allgemeine, erſtaunliche Durſt einſtellte, den
man ſtets bei Gratisſpenden beobachten kann, fand
im teppich= und blumengeſchmückten Foyer Cercle
ſtatt, bei welchem ſich inmitten des höfiſchen, be=
ſternten Gedränges mehrere adrette Bäuerinnen
knixend und glückwünſchend, beſcheidene Sträußchen
überreichend, dem Landesherrn nahten. Die zweite
Hälfte der Vorſtellung brachte zunächſt das von uns
ſchon geſtern erwähnte letzte Bild der „ Erneſtiner=
von Eckardt mit zündenden Worten ſowie ein allego=
riſches Feſtſpiel von A. Wiegend: „Die Huldigung
der Städte; (des Altenburger Landes) mit wirk=
ſamſtem Schluß; 200 Kinder ſangen mit ihren hellen
Stimmen einen kurzen Preisgeſang und ſtürmten
dann jauchzend unter dem Schwingen von Lorbeer=
reiſern und Tannenzweigen zur Mitte der Bühne
vor. Der Jubel hier drinnen aber ward draußen
hallend aufgenommen von der, tauſendköpfigen
Volksmenge, die trotz der vorgerückten Stunde ge=
duldig ausharrte und den Herzog bei ſeiner Rückfahrt
ſtürmiſch begrüßte.
Auch am heutigen Tage hallten zu früher
Stunde bereits die Straßen von fröhlichem Sang
und Klang wider, vom Bahnhofe her, wo ſie ſeitens
ihrer hieſigen Kameraden bewillkommnet worden
waren, hielten die Schützengilden des Landes