Abonnementsprei=
monatlich 50 Pfg, vierteljährlich 1.50 Mk.,
halbjährlich 3 Mk. einſchl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſtämtern
Beſtellungen entgegengenommen zu 1.80 Mk.
vierteljährlich.
166. Jahrgang.
Verbunden mit„Wohnungs=Anzeiger= und der Sonntags=Beilage:
Aſuſtuerkes Unlerhaſkungsbſatl.
Iuſerake
für das wöchentlich 6mal erſcheinende
Tag=
blatt werden angenommen in Darmſtadt
von der Expedition Rheinſtraße Nr. 23. in
Beſſungen von Blößer, Beſſungerſtraße
Nr. 48 und Schießhausſkr. Nr. 14, ſowie
aus=
wärts von allen Annoncen=Expeditionen.
Amtliches Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der andern Behörden.
N 129.
Freitag, den 5. Juni.
1903.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Erbauung einer neuen Zentrale für Heizung und Beleuchtung
nebſt Maſchinenbaulaboratorien bei der Techniſchen Hochſchule zü
Darmſtadt; hier die Errichtung einer Dampfkeſſelanlage.
Es wird beabſichtigt, in der neu zu errichtenden Zentrale der Techniſchen/
Hochſchule für Heizung und Beleuchtung nebſt Maſchinenbau=Laboratorien zu
Darmſtadt Flur IV. Nr. 92-113 und 168, ſüdlich der Hochſchulſtraße gelegen,
eine Dampfkeſſelanlage für 4 Dampfleſſel zu errichten.
Beſchreibungen, Zeichnungen und Pläne hierüber liegen 14 Tage lang,
vom Erſcheinen dieſer Bekanntmachung an gerechnet, auf der Regiſtratur der
unterzeichneten Behoͤrde zur Einſicht der Intereſſenten offen.
Etwaige Einwendungen ſind binnen dieſer Friſt bei der unterzeichneten
Behörde bei Meidung des Ausſchluſſes vorzubringen.
Darmſtadt, am 3. Juni 1503.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
von Graucy.
(10058
Polizei=Verordnung,
betr. die Ausübung der Leſeholzuntzung im Darmſtädter Stadtwald.
Nach Anhörung der Stadtverordnetenverſammlung GBeſchluß vom 18.
De=
zember 1502) und mit Genehmigung Großh. Miniſteriums des Innern, zu
Nr. M. d. J. IL 1538. vom 5. Februar d. Js., wird, unter Aufhebung der
diesſeitigen Bekanntmachung vom 31. Januar 1834, für die im Bezirk der Stadt
Darmſtadt gelegenen und der letzteren gehörigen Waldungen hiermit verordnet:
8 1. Die Befugnis zum Sammeln von Leſeholz in den durch die Großh.
Oberförſterei beſtiminten Waldbezirken der Stadt Darmſtadt und der früheren
Gemeinde Beſſungen kann nur derjenige ausüben, welcher ſich im Beſitze einer
Leſeholzkarte befindet und dieſelbe auf Verlangen vorzeigt.
8 2. Zuwiderhandlungen gegen die Vorſchrift des 81 werden als unbefugte
Leſeholznutzungen nach Art. 17 des Forſtſtrafgeſetzes vom 4. Februar 1837 beſtraft.
8 3. Gegenwärtige Verordnung tritt am 1. Juli l. J3. in Kraft.
Darmſtadt, den 29. Mai 1903.
B e k a n n t m a ch u n g.
Da ſich bei Eintritt der heißen Jahreszeit die Klagen über Muſizieren,
namentlich Klavierſpielen bei offenen Feuſtern, wieder mehren, ſehen wir
uns veranlaßt, die hieſigen Einwohner zu erſuchen, zur Vermeidung polizeilichen
Einſchreitens während des Muſiziereus die Feuſter geſchloſſen zu halten.
Darmſtadt, den 30. Mai 1903.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Dr. Kratz.
(9997dk
B e k a u n z m a ch u n g.
Betreffend: Die Ausübung der Leſeholznutzung in den Waldungen der früheren
Gemeinde Beſſungen.
Unter Bezugnahme auf unſere Polizeiverordnung vom Heutigen, die
Aus=
übung der Leſeholznutzung im Darmſtädter Stadtwald betr., fordern wir
die=
jeuigen Einwohner der ehemaligen Gemeinbe Beſjungen, welche zur
Ausübung der Leſeholgnutzung in dem Beſſunger Laub= und Nadelwald
zuge=
laſſen zu werden wünſchen, hiermit auf, ſich zur Löſung einer Leſeholzkarte,
unter Beachtung der unten über die Ausgabe derſelben getroffenen Beſtimmungen,
im Stadthaus - Zimmer Nr. 9 - einzufinden.
Die Ausgabe der Karten findet ſtatt:
1) für Perſonen mit den Anfangsbuchſtaben der Zunamen 4 -D am
Montag. den 8. Juni, vormittags 10-12 Uhr,
2) für ſolche mit den Anfangsbuchſtaben F-I am
Dienstag, den 9. Juni, vormittags 10-12 Uhr,
3) für ſolche mit den Anfangsbuchſtaben J-M am
Mittwoch, den 10. Juni, vormittags 10-12 Uhr.
4) für ſolche mit den Anfangsbuchſtaben N-L am
Donnerstag, den 11. Juni, vormittags 10-12 Uhr,
5) für ſolche mit den Anfangsbuchſtaben E und 8 am
Freitag, den 12. Juni, vormittags 10-12 Uhr, und
6) für ſolche mit den Anfangsbuchſtaben FL- 4 am
Samstag, den 13. Juui, vormittags 10-12 Uhr.
Wir machen noch ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß Karten an Kinder
nicht verabfolgt werden.
Darmſtadt, den 29. Mai 1903.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Mornewrg.
(9913ii
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Morneweg.
(9914ik
Lekanntmachurg.
Freitag, den 3. Juli 1903. vorm.
9 Uhr.
ſoll das den Maurermeiſter Heinrich
Meyer l. Eheleuten zu Eberſtadt
da=
hier zuſtehende Anweſen:
Flur Nr. ⬜Mtr.
4 635¾ 371
1 636¹⁄₁₀ 274
4 636¾ 315
Hofreite Innere
Ringſtraße,
Hofreite zwiſchen
der Frankfurter=
Chauſſee und dem
Liebfrauenpfad,
Hofreite Innere
Ningſtraße,
4 636⁄₁₀ 202 Bauplatz daſelbſt.,
280
4 636¼
4 636¾ 378
in unſerem Bureau zwangsweiſe
ver=
ſteigert werden.
Darmſtadt, 19. Mai 1903.
Großherzogliches Ortsgericht I.
Müller.
(9321a
Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung wird die
der Franz Arnold Brockhoff Ehefrau
geb. Haſtert dahier gehörige Hofreite:
Flur Nr. ⬜Mtr.
Ii 204¾ 546¹⁄₁₀ Hochſtraße
Montag. den 22. Juni 1903.
vormittags 10 Uhr,
in dem Ortsgerichtslokal (
Beſſunger=
ſtraße Nr. 48) dahier öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert.
Wir bemerken hierzu, daß
Geneh=
migung der Verſteigerung auch dann
erfolgen werde, falls kein der Schätzung
ſ entſprechendes Gebot eingelegt wird.
Darmſtadt, den 26. Mai 1903.
Großherzogl. Ortsgericht Darmſtadt I.
Geſſungen).
J. V.:
Nohl, Gerichtsmann. (756a
2 uterhalt. Damenrad billig abzugeben.
Soderſtraße 114, III. (8636dfs
Hermann Reyer ≈ Cie.
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Muster stehen zn Diensten.
Kraft des Hchickſals!
Roman von A. von Gersdorff. Machdr. verb.)
25)
Am andern Tage herrſchte eine etwas gereigte
Stimmung in dem kleinen Familienkeeiſe zu Noßberg.
Schon morgens früh, als Roſalie mit großer
Schürze und aufgeſtülpten Manſchetten zu Renate in
das Frühſtückszimmer trat, wo dieſe in himmelblauem,
ſpitzenbeſetztem Morgenkleide ihren Tee nahm, einſam
und allein, wie immer des Morgens, da ſie uirgends
notwendig war, zu nichts gebraucht wurde und ſie
aber mit dieſer Art ihres Hinlebens eine recht
ſonderbare Art von Pflicht erſüllte, die der Gatte
und ſeine tätige Schweſter gewiſſermaßen von ihr
forderten.
Himmell Wie ſiehſt Du denn aus? ſtaunte
Roſalie, die wappengeſchmnckten koſtbaren Gläſer
in das Buffet ſtellend. Biſt Du krank'
Oder-
oder haſt Du etwa gar geweint-
Letztere Frage geſchah in etwas ſtrengem Tone.
Denn, wenn in Roßberg ſolch eine kleine, verwöhnte
Prinzeß weinen wollte, ſo war das eben unerhört
und konnte nur durch das Bewußtſein begangener
Fehler oder mit Undankbarkeit erklärt werden.
Renate aber war leider heute nicht in der
un=
geſtört gelaſſenen Stimmung, die ihr ſeit langen
Jahren eigen geworden, das noch zitternde Herz war
rebelliſch.
Und ſo wagte ſie es, ihrer verehrten Schwägerin
zu antworten: Ja, meine liebe Schwägerin, ich habe
geweint.
Warum denns
Ueber Dichi:
Ueber mich?
Ja, war die recht troßige Antwort, über Dich
und meinen lieben Herrn Gemahl.
Meinen Bruder?
Ja, ich bin geſtern wieder das fünfte Rad an
Eurein Hochmutswagen geiwe= .
Biſt Du verrückt geworden?
Nenate hatte gar nicht die Abſicht gehabt, ſo
furchtbare Reden von ſich zu geben, aber
Es gibt im Menſchenleben Augenblicke,
Wo'er dem Weltgeiſt näher iſk als ſonſt
Und eine Frage frei hat an das Schickſal.
Körper, Geiſt und die Vernunft, die ſonſt im
Frieden zuſammengehen, können wohl einmal in
ihrem maſchinenmäßigen Gange geſtört werden und
- die Uhr ſchlägt falſch, die Maſchine ſpringt aus
dem Gleiſe.
Schweren Schrittes naht ſich Wilhelm und tritt ein.
Na nu, was iſt denn los3
Er ſah ſich mit beleidigtem Stannen um, er
ſchien ſelbſt in ſehr ſchlechter Stimmung. Roſalie
erzühlte wörtlich und nicht ohne Vergnügen von der
Wirkung ihrer Worte. Wilhelm trat ans Fenſter
und ſchlug mit der Reitgerte im Marſchtakt an ſeine
hohen Stiefel. Er ſah beſchmutzt und erhitzt aus und
ſeine Augen hatten einen etwas gläſernen Blick.
Seine Stimme klang hart und gnadenlos. Auf
ein=
mal drehte er ſich um, ſchlug ziemlich heftig mit dem
Reitſtocke gegen das nächſte Möbelſtück und ſagte hart:
Ich will Nuhe im Hauſe haben! Ihr beiden
habt Euch zu vertragen. Ich habe Arbeit und Sorgen
genug für Euch; wenn ich nach Hauſe komme, will
ich freundliche Geſichter ſehen. Verſtanden?
Mit einem böſen Blick auf Renate verſchwand
Roſalie, die Schwägerin recht gern mit dem Erregten
allein laſſend.
Die bekam's!
Warum haſt Du geweint? herrſchte der Gatte
Nenate an, als ob ihr Weinen etwa eine ſchwere
Beleidigung ſeiner Pevſon wäre.
Renate, ſo nervös, ſo aufgeregt, wie ſie von der
ungewohnten, ſchrecklichen=Nacht; war, verlor,
zuſammenſchreckend, ihre Faſſung und ſchluchzte wie
verzweifelt in ihre in das Geſicht gedrückten Hände.
Nach einer Weile, in der alles ſtill blieb bis
auf dieſes verzweiſelte Weinen in dem großen,
düſteren Raume - draußen regnete es Bindfaden
vom blaugrauen Himmel - fühlte ſie, wie ihr die
Hände nicht unſunft vom Geſicht genommen wurden.
öhr Mann ſtand neben ihr.
Na, was iſt denn los' Hat ſie Dir etwas getan?
Du warſt doch ſonſt nicht ſo empfindlich. Du kennſt
ſie doch: tüchtig und heriensgut; aber na, ihre
Mucken hat ſie eben auch. Biſt doch ſonſt verſtändigl
Darmſtädter Tayblatt, Freitag, den 5. Juni 1903.
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einer 30 Fußz hohen glatten Mauer durch die tapferen Buren.
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Sie hat geſtern eine Portion Arbeit geleiſtet, die eben
auch über ihre Kräfte ging!
Renate, mit ſo übervollem Herzen, hätte ſich
am liebſten an ſeine Bruſt geworfen und ſich
aus=
geweint und ihm alles geſagt, was ſie beſtürmte.
Scheu, wie fragend, ſah ſie zu ihm auf. Wenn er
jetzt nur ein liebevolles Wort geſagt, eine beſorgte
Frage getan, einen einzigen Blick gehabt hätte!
Aber er gähnte nur und ſchob ein Weißbrötchen, ſo
groß es war, in den weitgeöffneten Mund.
Das muß man ſagen, dieſe Dinger macht die
Roſalie famos und alle Morgen friſch für Dich. Ich
glaube, ſie ſteht um 5 Uhr deswegen aufl Nein,
Renate, wenn Du anfangen willſt, Dich mit der
Schweſter nicht mehr zu vertragen, dann
Dann ſagſt Du am Ende zu mir: ſie oder Dul
glitt es bebend über ihre zuckenden Lippen.
Und er ſagte ſich eine Zigarre anzündend und
die Sache langweilig findend, wie jeder Frauengedanke
am Ende war:
Na, na.. es hat ſchon mancher gedacht, er
ſäße feſt im Sattel und ging kopfüber, und auch
endloſe Geduld und Nachſicht iſt ſchon geriſſen, wenn
der Faden zu hart geſpannt wurde, Renatchen. Ich
habe Dich lieb, wie jeder rechtſchaffene Ehemann
ſeine kleine Frau hat, aber Scenen darfſt Du mir
nicht machen.
Sie ſah ihn ganz entſeht von der Seite an.
Hatte er denn die ernſte Ausſprache von geſtern Abend
ganz vergeſſen? Hatte ihre Perſon, ihr Schickſal
gar keine Bedeutung für ihn? War ſie ihm gar
nichts weiter, als ſeine „kleine Fraus=
Sie hörte auf zu weinen.
Verzeih mir, Wilhelm, ich bin etwas nervös.
Im ganzen kannſt Du Dich nicht über mich beklagen,
hoffe ich; wenn Deine Schweſter troy aller
Tüchtig=
keit ihre Mucken haben darf, ſo ſieht auch mir einmal
das Necht zu.
Er nickte zerſtreut.
Verſteht ſichl Geh ſpazieren oder reite, das
vertreibt die Muͤcken am beſten.
Wilhelm, ſagte ſie leiſe und bedeutungsvoll, ich
verſtehe Dich nicht ganz.
Er ſtand auf, lachte und reckie ſeine Nieſengeſtalt,
daß man wirklich meinen konnte, den mächtigen
Knochenbau erzittern zu ſehen und ein dumpfes Krachen
zu hören.
Du meinſt die kleine Komödie von geſtern Abend?
Liebe Kleine, ich habe Tich ganz gut verſ inden, aber
Du mich nichtl Und wenn einer reden könnte über
ſein Schickſal.
Roſalie kam mit dem Brett voll duftend dampfender
Speiſen.
Ich bring's lieber gleich ſelbſt, Wilhelinchen!
Der alte Kahlberg hat einen kleinen Brummnſchädel,
ſagte ſie etwas atemlos in Eile, hat mir doch am
Ende geſtern Abend von dem teuren Rotwein gemauſt,
und nun hat er ſeine Strafe. Nun iß aber und laß
nicht die Trüffel mir kalt werden... Was? Die Reſte
habe ich gut benutzt?
Er machte ſich, hungrig, wie er war, über das
delikate Frühſtück her.. Roſalie, geſtatte mir das
Kompliment, der alte Hühnerbein hat gewußt, was
er meinte, als er Dich zur Frau wollte, gar nicht zu
gedenken des Paſtors, der wäre auch nicht ſo
knochen=
dürr und melancholiſch, wenn er Dich gekriegt hätte.
O1 ich bitte ſehr, Wilhelm, dieſe Wize mag ich
nicht. Na, Renate, ſoll ich Dir ein kleines Hammels=
Kotelett machen, ich habe auch noch eine Untertaſſe
junger Kaiſerſchoten geſtern gerettet, was? Die
ſchleckſt Du doch ſo gerne, und davon wird Deine
liebe Nervoſität auch ſicher etwas beſſer, und Du
ſiehſt mich nicht an, als ob ich Dir heute Nacht Gift
präſentiert hätte; Du, Wilhelm, die große Ratte iſt
wirklich totl Fein ſind doch die Meerzwiebeln!
O. ja, wenn ſie friſch ſind!
Renate hatte das Zimmer verlaſſen, niemand
hielt ſie zurück. Wilhelm und ſeine Schweſter biieben
allein. Kein Wort fiel. Sie ſtand am Tiſch und
ſah ihm zu. Er warf die Gabel klirrend auf den
Teller.
Roſalie, ſagte er, an dem Biſſen würgend Du
biſt meine einzige gute Schweſter, vielleicht der
ein=
zige Menſch, der es ſo ganz offen und ohne Falſch
mit mir gemeint hat.
Sie nahm ein Salathlättchen vom Rand der
Schüſſel und zerriß es zwiſchen ihren ſtarken, weißen
Zähnen.
Ja, Wilhelm, kein Menſch kann es teurer und
redlicher mit Dir meinen, am wenigſten-
Er ſah ſie an. Solch ſeltſam warnender Blick.
Er nickte.
Sieh mal, Schweſter, Du hältſt mich wohl nicht
für einfältig, nur geſühllos, wie?
Wie wer vielleicht?
Wilhelm, Zu brauchſt keine Komödie mit mir
zu ſpielen. Ich bin weder taub noch blind und habe
niemand ſo lieb wie Dich.
Er wollte liebkoſend ihre Hand berühren, die
auf dem Tiſch lag, aber er ſtieß nur ungeſchickt dagegen.
Tränen, Launen, Verſtimmtheit und andre Allotria,
ei Renaten? fragte ſie.
Rein, ſagte er, es geht etwas vor oder ging vorl
Ich fürchte Ernſtes, mit einem Wort.
So wahr ich hier ſitze, fuhr ſie fort, ſie hat
ge=
wußt, daß der hier iſt, hat ihn -
Schäm Dichl Niel Sie war von der
Ueber=
raſchung ganz niedergeworfen.
Und wenn? Wilhelm, Bruder, muß ſie denn -
Was? fragte er drohend.
Warum ſprichſt Du immer ſo hart zu mir, wenn
Du ſie meinſt?
Sie gab ihm in mechaniſcher Dienſtgewohnheit
einen reinen Teller und legte ihm von dem zweiten
Gericht, Huhn in Aſpic, vor.
Ich ſage Dir nur, liebe Schweſter, laß ſie nicht
un=
beachtet, ich fürchte
Du fürchteſt, daß ſie Dir Leid und Kummer
be=
reitet, ja?
Ja.
Und wenn? - Bin ich Dir gar nichts? -
Hat der äußere Flitter bei Zir mehr Wert, als -
Nein. Aeußerer Flitter Uuſim, ſie iſt echt.
Glaubſt Du, daß jie Dich liebt?
Sie mußl
Wilhelm, biſt Du denn ihr Stlaves Es klang
etwas pathetiſch, und er lächelte bitter.
Nie in ſeinem Leben hatte er ſo frei, ſo
mann=
haft, ſo gut ausgeſehen.
Daß ich das nicht bin, weißt Du. Aber ich ſag's
nicht gern, gräßlich iſt mir der Vorjall, dem ich
liebe meine Frau.
(Fortſetzung folgt.)
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Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 5. Juni 1903.
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Seite 4.
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Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Freitnag, den 5. Juni 1903.
Rummer 129
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Darmſtadt, den 5. Juni 1903.
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Unterredung mit dem bayeriſchen Miniſter=
präſidenten, in welcher Frhr. v. Podewils er=ſ induſtrie ſcheint eine nicht unerhebliche Konkurrenz klärte, daß er von der Aufnahme, die er an den dadurch erwachſen zu ſollen, daß ſeitens der ameri=
amtlichen Berliner Stellen gefunden, aufs äußerſte kaniſchen Truſts verſucht wird, einen Teil des Ge=
befriedigt ſei. Frhr. v. Podewils beſtätigt, daß die ſchäfts auf dem Kontinent, beſonders aber in Deutſch=
Mainkanaliſation Gegenſtand der Beſprechung mit 1 land, an ſich zu reißen. Bei den großen Mitteln,
dem Grafen Bülow geweſen ſei, und er in dieſem über die der Konkurrent verfügt, iſt es nicht aus= Punkte auf keinen Widerſtand geſtoßen ſei. Für die geſchloſſen, daß dies um ſo raſcher geſchieht, als er
Aufhebung des 8 2 des Jeſuitengeſetzes ſei zur Zeit l zunächſt darauf ausgeht, durch unerhört billige Preiſe
im Bundesrat eine Mehrheit nicht vorhanden; die das Publikum zu verblüffen. Nicht ohne Intereſſe
bayeriſche Regierung habe in dieſer Frage von An= iſt, daß eine Gegenbewegung im Gange iſt, an der - Die Aufſtellung der Reichstags=
Landidaten iſt mit Ausnahme weniger Kreiſe
und einer Anzahl von Zählkandidaturen beendet.
Nicht weniger als 1424 Kandidaturen ſind, der
Die Nangliſte für 1963.
Die nach dem Stande vom 6. Mai d. J.
ab=
geſchloſſene neue Rangliſte der preußiſchen Armnee
und des württembergiſchen Armeekorps enthält keine
größeren Formationsänderungen und Neuerrichtungen.
Von kleineren Neuformationen dürften zu erwähnen
ſein die Garde=Maſchinengewehr=Abteilungen Nr. 2,
die Maſchinengewehr=Lbteilungen Nr. 5, 6. 7, 8, 9
und 10 (zugeteilt in derſelben Reihenfolge dem Garde=
Schützen=Bataillon, dem 3. Bataillon des Regiments
Nr. 44, dem 1. Bataillon des Regiments 146 und
den Jäger=Bataillonen Nr. 3, 6, 14 und 8), ferner
6 Fußartillerie=Kompagnien, und zwar je 2, bei den
Regimentern Nr. 1, 8 und 11 (beides bereits in der
vorigen Rangliſte, als zum 1. 10. 1902 vorgeſehen,
aufgeführt), weiter die 9. Feſtungs=Inſpektion mit
Standort Graudenz und die der General=Inſpektion
des Militär=Erziehungs= und Bildungsweſens
unter=
ſtellte Militärtechniſche Akademie in Berlin.
Ein Wechſel in den höheren Kommandoſtellen
trat ein beim 3., 4, 8. und 15. Armeekorps, ſowie
der General=Juſpektion der Fußartillerie, ferner bei
14 Diviſionen, der 1. Fußartillerie= und 3. Pionier=
Inſpektion, der Direktion der Kriegsakademie, der
Inſpektion der Kriegsſchulen, bei 36 Infanterie= 9
Kavallerie= und 9 Feldartillerie=Brigaden, bei der
In=
ſpektion der Infanterieſchule und dem Kommando
des Kadettenkorps.
Da König Georg von Sachſen mit der
Thron=
beſteigung die Stelle als General=Juſpekteur der
Zweiten Armee=Inſpektion niederlegte, führt die
Dienſtaltersliſte der Generale und Stabsoffiziere nur
noch 2 General=Feldmarſchälle auf. Ihnen folgen
6 General=Oberſten, 54 Generale, 99
Generalleut=
nants und 193 Generalmajors, davon nehmen aber
nur die General=Feldmarſchälle, 3 General=Oberſten,
22 Generale, 90 Generalleutnants und 182
General=
majors, im ganzen alſo 299 Generale, aktive
Dienſt=
ſtellen ein.
Iſt auch das Aufrücken in die höheren
Dienſt=
ſtellen jetzt durch die ganze Armee geregelt, ſo wird
doch, wie aus der Nangliſte zu erſehen iſt, der
Oberſt=
leutnant der Infanterie ausnahmslos erſt mit der
Ernennung zum Regiments=Kommandeur Oberſt,
während bei der Kavallerie und Fußartillerie
ſämt=
liche Oberſtleutnants, bei der Feldartillerie ſogar
eine Anzahl Majors Regiments=Kommandeure ſind.
Die älteſten Generalleutnants haben Patent vom
25. 3 1899, die älteſten Generalmajors und
Stabs=
offiziere aller Dienſtgrade und Waffen Patent vom
April bis Juli 1900.
Nur noch 52 Eiſerne Kreuze 1. Klaſſe, rund
1000 2. Klaſſe und etwa 80 der letzteren am weißen
Bande ſind in der Rangliſte nachgewieſen. 45 der
Kreuze 1. Klaſſe ſind im Beſitz von Generalen, die
7 anderen ſchmücken die Bruſt je eines
Oberſtleut=
nants 3. D. und Kontrolloffiziers, eines
Oberſtleut=
nant a. D. und Garniſon=Verwaltungs=Direktors,
eines Majors und Kommandanten eines
Invaliden=
hauſes, eines Majors 3. D. und Bezirksoffiziers, eines
Majors der Landwehr=Infanterie, eines Garniſon=
Verwaltungs=Ober=Inſpektors und eines Garniſon=
Verwaltungs=Inſpektors.
Als neu iſt eingeführt, daß bei den betreffenden
Feldartillerie=Regimentern der Rummer der mit
leichten Feldhaubitzen ausgerüſteten Abteilung ein (F.)
in Klammer beigefügt iſt. Jedes Linien=Armeekorps
beſitzt danach 1 Haubitzen=Abteilung, ebenſo iſt die
3. Abteilung der Feldartillerie=Schießſchule mit dieſem
Steilbahn=Schnellfeuergeſchütz bewaffnet.
fang an auf ſeiten Preußens geſtanden.
„Wahlſtatiſtiſchen Korreſp.; zufolge, bisher in den
397 Wahlkreiſen bekannt geworden. Mehr als 100
Kandidaten haben aufgeſtellt: die Sozialdemokraten
322 in 395 Wahlkreiſen, die Nationalliberalen 178
in 184, das Zentrum 161 in 218, die Freiſinnige
Volkspartei 112 in 119, die Deutſch=Konſervativen
111 in 112 Wahlkreiſen. Dann folgen Antiſemiten
mit 50 in 107, Freiſinnige Vereinigung 41 in 43,
Bund der Landwirte 39 in 40, Deutſche Reichspartei
38 in 39, Polen 25 in 47, Deutſche Volkspartei 24
in 26, Bayeriſcher Bauernbund 20 in 19, Elſäſſer
19 in 15. Nationalſoziale 9 in 12, Litauer und
Dänen je 3, Maſuren 1, Wilde 9. Der Führer der
Chriſtlichſozialen in Bayern, Ludwig Weregg, hat
ſeine Kandidatur in nicht weniger als 46 bayeriſchen
Wahlkreiſen aufgeſtellt; er ſchlägt damit den Rekord
der Zählkandidaten, der bisher von Bebel und
Porſch mit je 12 Kandidaturen gehalten wurde.
- In der Sozialdemokratie erheben ſich
betreffs der Stellungnahme zu Zolltarif und
Handels=
verträgen Differenzen. Singer hat jüngſt in einer
Rede in Kottbus die Parole ausgegeben: „Ich bin
ermächtigt, heute im Namen der geſamten Fraktion
zu erklären, daß wir keinem Handelsvertrag
zu=
ſtimmen werden, der eine Erhöhung der
Lebens=
mittelzölle oder Herabſetzung der Arbeitsfähigkeit des
Volkes im Gefolge haben würde.: Die
Sozialdemo=
kraten würden alſo alle Handelsverträge, die auf
Grund des Zolltarifs abgeſchloſſen werden ſollten,
ablehnen. „Ich habe=, ſo ſagte dagegen Vollmar
jetzt in einer Verſammlung zu Darmſtadt, „ſchon in
München öffentlich erklärt, die Worte Singers
könnten unmöglich ſo gelautet haben. Unſer ganzes
Beſtreben wird und muß auch naturgemüß darauf
gerichtet ſein, gute Handelsverträge zuſtande zu
bringen, jede Verſchlechterung der bisherigen zu
be=
kämpfen und zu ſorgen, daß von den im Zolltarif
enthaltenen Verſchlechterungen möglichſt wenig in die
künftigen, Handelsverträge übergehen. Die
end=
gültige Stellungnahme müſſe dementſprechend
vorbe=
halten bleiben.”
- Zu der Meldung aus Kapſtadt, es ſei durch
die dortigen ſtädtiſchen Sanitätsbeamten feſigeſtellt
worden, daß 120000 mutmaßlich mit
Typhus=
bazillen infizierte Flanelldecken an eine
Kapſtädter Firma verkauft und an deren Vertreter
nach Hamburg geſandt worden, teilt das Kaiſerliche
Reichsgeſundheitsamt in Berlin mit, daß ihm
amt=
lich von dieſem Vorgange noch nichts bekannt
ge=
geben iſt. Dagegen hätten die oberſten
Geſundheits=
behörden des Reiches und Preußens auf dieſe
Ange=
legenheit bereits ihr Augenmerk gerichtet. Ueber
die unternommenen Schritte und noch in die Wege
zu leitenden Maßnahmen müſſe im Iutereſſe der
— Der deutſchen Tabak= und
Zigarren=
ſich hauptſächlich diejenigen Geſchäfte beteiligen, die
in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ihren
Hauptſitz haben, jedoch eine feindſelige Stellung
gegen=
über den Truſts einnehmen.
Ausland.
— Der Zollausſchuß des öſterreichiſchen
Ab=
geordnetenhauſes wird nach Abſchluß der ſachlichen
Verhandlungen vorausſichtlich nächſte Woche über
formale Anträge beraten zur Abkürzung der zweiten
Leſung im Plenum, die in der zweiten Iunihälfte
beginnen dürfte, alſo ühnliches wie die reichsdeutſche
lex Kardorff. Zuerſt ſoll entſchieden werden, ob
der Zolltarif mit dem ungariſchen Zollbündnis
gemeinſam oder getrennt zur zweiten Leſung
ge=
ſtellt wird.
- Im Auftrage des deutſchen Kaiſers ſprach
der Botſchafter Fürſt Radolin den Miniſtern
Frauk=
reichs Delcaſſs und Pelletan perſönlich Dank für
die der „Amazone= gewährte Hilfeleiſtung aus.
Marineattachs Kontreadmiral Siegel begab ſich nach
Breſt, um im Auftrage des Kaiſers den
Marine=
behörden aus dem gleichen Anlaſſe zu danken.
- Die Kolonialgruppe des Senats
beſprach mit dem Miniſterpräſidenten Combes die
Ereigniſſe in Süd=Oran. Combes erklärte, die
Regierung ergriff alle nötigen Maßnahmen. Drei
Kolonnen ſeien gebildet, um von drei verſchiedenen
Seiten vorzugehen und eine engliſche Unterdrückung
zu ſichern. Im Bedarfsfalle würde man die
Streit=
kräfte in Süd=Oran noch verſtärken und neue
Militär=
poſten errichten. Die Regierung beabſichtige in keiner
Form neue Gebietsteile zu gewinnen, aber ſie ſei
gewillt, den Status guo und die Sicherheit detz
franzöſiſchen Beſitzungen in Algerien aufrecht zü
erhalten.
- In der Schweiz beſteht eine große
Be=
wegung, die auf eine Verſtaatlichung der Aerzts
hinzielt. Man denkt ſich die Ausführung ſo daß von
allen Bürgern eine beſtimmte Abgabe erhoben werden
ſoll, aus deren Erträge Aerzte als feſte Beamte
an=
geſtellt oder frei praktizierende Aerzte auf Grund
be=
ſtimmter Abmachungen beſoldet werden. Dabet
müßten ſie die Verpflichtung eingehen, insbeſondere
die Unbemittelten unentgeltlich zu behandeln. Nach
Anſicht der ſchweizer Aerzte würde die
Verſtaat=
lichung finanziell für die Allgemeinheit der Aerzte
günſtiger ſein als der gegenwärtige Zuſtand.
Trotz=
dem ſind die Aerzte einmütig gegen die
Verſtaat=
lichung, weil ſie durch dieſe eine Erſchütterung ihres
Standes befürchten, vor allem eine Erſchütterung
der Aerztewahl und des Vertrauens von ſeiten der
Patienten.
— König Leopold von Belgien wird, laut,
einer Meldung des „Daily Telegraph= binnen kurz;
zem in Begleitung mehrerer hoher Beamter des
Kongoſtaates in London eintreffen, um perſönlich,
alle zwiſchen Großbritannien und dem Kongoſtaate
ſchwebenden Fragen zu erledigen, einſchließlich der
Nö 129
Feeitag, den 5. Juni.
1803.
Angelegenheiten des Handelsmonopols und der
Lado=
enklave.
- Blätter in Spauien ſprechen den Verdacht
aus, daß die Figiger Vorgänge künſtlich ins Werk
geſetzt ſeien, um die franzöſiſche Beſetzung zu
recht=
fertigen. Nach dem „Imparcial- richtete Frankreich
eine Note an England und Spanien, worm es die
Notwendigkeit betont, den Angriff auf Jonnart durch
eine militäriſche Operation zu beſtrafen, und
gleich=
zeitig verſichert, daß Frankreich keine anderen Ziele
verfolge und die Beſetzung nicht endgültig ſein werde
Die ſpaniſche Preſſe bezweifelt, daß die Verſicherung
ehrlich gemeint ſei, glaubt jedoch nicht, daß die
ſpaniſche Regierung Einſpruch erheben werde.
Schloß Loo, 3. Juni. Der Geſundheitszuſtand
der Königin von Holland iſt gut. Pfarrer Joh.
Quandt aus dem Haag ſchreibt nämlich der Zeitung
„Das Volki. „Ich predigte dieſer Tage auf Schloß Loo,
ſprach die Königin längere Zeit und erzählte ihr die über
ſie verbreiteten Nachrichten. Sie jah ſehr blühend und
roſig aus und erklärte, ſie begreiſe nicht, weshalb die
Preſſe ihr immer wieder nachſagte, ſie ſei kränklich,
während ſie ſich ausgezeichnet wohl befinde. Der Haager
Leibarzt kam des Prinzen wegen, der ſich in dem feuchten
Klima rheumatiſche Kopfſchmerzen geholt hat, die eine
neue Kur in Aachen nötig machen."
Stadt und Land.
Darmſtadt, 5. Juni.
0 Auch nach Erledigung der immer näher
heran=
rückenden Reichstagswahl wird das politiſche Leben in
unſerer Stadt noch nicht zur Ruhe kommen. Wie wir
hören, iſt die Anordnung getroffen, daß die erforderliche
Wahl zweier Landtagsabgeordneten des ehemaligen
Stadtbezirks lohne den Beſſunger Stadtteil) baldmöglichſt
ſtattfindet. Es handelt ſich hier bekanntlich um eine
Neu=
wahl an Stelle der im Vorjahre ſtattgefundenen, für
un=
giltig erklärten Wahl. Für dieſe Wahl müſſen, da
in=
zwiſchen ein neues Steuerjahr begonnen hat, ganz neue
Wählerliſten aufgeſtellt werden, welche Arbeit jetzt, nach
Fertigſtellung der Liſten für die Reichstagswahl. auf der
Bürgermeiſterei in Angriff genommen worden iſt. Die
Wahl der Mahlmänner dürfte wohl noch im Verlaufe
des Monats Juli erfolgen.
Als Landtagsabgeordneter für den XVl.
Wahl=
bezirk der Provinz Starkenburg (Offenbach=Seligenſtadt)
wurde Stadtverordneter Orb von Offenbach gewählt.
Im hohen Alter von 78 Jahren verſtarb Herr
Landgerichtsrat i. P. Ludwig Machenhauer. Der
Ver=
ſtorbene, deſſen Geburtsheimat König i. O. war, gehörte
dem Juſtisdienſt unſeres Staates nahezu 50 Jahre lang
an. Vom 12. September 1899 an wurde er auf ſein
Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner mit beſonderer Treue
und Hingebung geleiſteten Dienſte und unter Verleihung
des Komturkreuzes 1. Klaſſe des Philippsordens in den
wohlverdienten Ruheſtand verſetzt. Beſondere Verdienſte
hat ſich der nun Verſtorbene auch um das
Diakoniſſen=
haus Eliſabethenſtift erworben, deſſen Vorſitzender er
während vieler Jahre und bis zu ſeinem Ableben war.
nn. Eine beſondere Chrung ließ die
Handelsgärtner=
verbindung Darmſtadt gelegentlich der am Mittwoch
ſtattgehabten Monatsverſammlung ihrem langjährigen
Schriftführer Herrn Ralph Meiſel zuteil werden.
Aus Anlaß ſeines Ausſcheidens aus der Verbindung und
in Anerkennung ſeiner Verdienſte ſür das ſeit mehr als
11 Jahre innegehabte Amt eines 1. Schriftführers wurde
derſelbe zum Ehrenmitglied der Verbindung ernannt und
demſelben mit einer herzlichen Anſprache des 1.
Vor=
ſitzenden, Herrn Hoflieferanten Schneider, eine von
Hof=
kalligraph Göttmann künſtleriſch ausgeführte Ehren=
Urkunde überreicht. Mit bewegten Worten dankte Herr
Meiſel und verſprach, auch fernerhin ſeine Kraft in den
Dienſt der Handelsgärtnerverbindung ſtellen zu wollen.
— Die Fahrgeldeinnahne der ſtädtiſchen elektriſchen
Straßenbahn betrug im Monat Mai d. J5. 31509 Mk.
20 Pf. gegen 22090 Mk. 35 Pf. in dem gleichen Monat
des Vorjahres.
2 Ueber die Tätigkeit der Arbeitsnachweisſtelle
im ſtädtiſchen Hauſe Waldſtraße 6 (Telephon 371) werden
uns folgende Zahlen mitgeteilt: Monat Mai; offene
Stellen 395, Arbeitſuchende 445. Vermittelungen 161,
darunter 22 Dienſtboten.
F. Die am Mittwoch abend in der Stadt
Pfung=
ſtadt abgehaltene Monatsverſammlung des
Krieger=
vereins eröffnete der 1. Vorſihende, Herr Hauptmann a. D.
Waldecker, mit einer Anſprache, in welcher er hervorhob,
daß am 2. Juni 25 Jahre verfloſſen, als Dr. Nobiling
in Verlin auf Kaiſer Wilhelm 1. das fluchwürdige
Atten=
tat begangen hatte. Der Vorſitzende beleuchtete ſodann
das Anwachſen der Sogialdemokraten und deren
Ve=
ſtrebungen. Das deutſche Volk habe die richtige Lehre
infolge der Aitentate nicht gezogen; er bat die Mitglieder,
mitzuhelfen und mitzuwirken in dem Kampfe gegen die
Sogialdemokratie. Den inzwiſchen verſtorbenen
Mit=
gliedern Herren Büchſenmacher i. P. Knies, Bahnmeiſter
Plöſer und dem Kammerherrn Freiherrn Schenck zu
Schweinsberg widmete der Vorſitzende einige ehrende
Worte, worauf die Verſammlung das Andenken derſelben
durch Erheben von den Sizen ehrte. Es wurde noch
mitgeteilt, daß der Familienausflug am 28. Juni nach
Auerbach ſtattfindet. Zu dem am 14. Juni in Bingen
ſtattfindenden Delegiertentag ſei eine rege Veteiligung
der Mitglieder, um die Verbandsintereſſen förder zu
helfen, wünſchenswert, weshalb ſich die Mitglieder, auch
ohne Delegierte zu ſein, zahlreich einfinden möchten. Der
Bezirksvorſitzende, Herr Gerichtsvollgieher Engel, lud auf
Erſuchen der Kriegervereine Traiſa und Erzhauſen zur
Ueberreichung der verliehenen Kaiſer=Fahnenſchleifen ein.
Die Ueberreichung der Fahnenſchleife des Kriegervereins
Traiſa findet am Sonntag, den 7. Juni, und diejenige
des Kriegervereins Erzhauſen am Sonntag, den 14. Juni,
nachmittags, durch Herrn Regierungsrat Wick ſtatt.
So=
dann wurde noch mitgeteilt, daß Herr Direktor Römheld
den Mitgliedern den Beſuch des Sommertheaters in der
Turnhalle zu ſehr ermäßigten Preiſen geſtatte.
2 Dem Komitee „Darmſtadt im Blumen= und
Pflanzenſchmuck= ſind für den diesjährigen Wettbewerb
ſchon zahlreiche Anmeldungen zugegangen. Wir wollen
nochmals darauf hinweiſen, daß dem Komitee durch
dieſe Anmeldungen ſeine ohnehin recht ſchwere Arbeit
ſehr erleichtert wird, und dürfen wir wohl hoffen, daß
die ſchöne Sache in dieſem Jahr wieder recht tatkräftig
unterſtützt wird.
4 Bezugnehmend auf die Notis betr. Geſangwettſtreit
in Fechenheim am zweiten Feiertag, bei dem der
Geſang=
verein Liederkrauz dahier einen 1. und einen Ehreupreis
errang, ſei noch bemerkt, daß der fragliche Verein als
ſelbſt=
gewähltes, volkstümliches Lied eine Kompoſition des
Herrn Hofmuſiker Brückmann dahier„Mein
Miitter=
lein! vortrug und ganz beſonders damit die hohe
Punkt=
zahl erreichte.
2 Johann Strauſ=Konzert. Wie wir unſern Leſern
ſchon jetzt mitteilen können, wird Herr Johann Strauß
aus Wien mit ſeinem trefflichen Orcheſter am 18. Juli im
Saalbaugarten (bei ungünſtiger Witterung im Saal) ein
Konzert veranſtalten.
⬜ Aus Anlaß der am Samstag, 6. Juni d. Js., in
Heidelberg ſtattfindenden Schloßebeleuchtung wird der
fahrplanmäßige Perſonenzug 9'5 Heidelberg-Heppenheim
ſab Heidelberg 11.15 abends) in der Nacht vom 6. auf
den 7. Juni in folgendem Fahrplan bis Frankfurt
durchgeführt: Bensheim an 12.30 vorm., Auerbach an
12.35 vorm., Zwingenberg an 12.41 vorm., Bickenbach an
12.48 vorm., Eberſtadt an 12.58 vorm, Darmſtadt Südb.
an 106 vorm., Darmſtadt H.=B. an 1.10 vorm.,
Frank=
furt H.=P.=B. an 144 vorm.
- Im Hotel und Gartenreſtaurant „Prinz Heinrich=
(vormals Weber) arrangiert der jetzige Hotel=Reſtaurateur
Knoll in ſeinem neurenovierten Garten
Militär=
konzerte. Das erſte Kongert findet am kommenden
Samstag, 6. Juni, abends 8 Uhr, bei jeder Witterung
ſtatt. Zu dieſer Konzertveranſtaltung hat Herr Knoll
die Kapelle des Artillerie=Regts. Nr. 25 unter Herrn
Mickleys Leitung gewonnen. Ganz beſonders ſei
be=
merkt, daß Herr Knoll bisher alles aufgeboten hat, dieſes
Etabliſſement in den altbewährten Ruf zu bringen, wie
es in früheren Jahren einen des beſten Aufenthalts
Darmſtadts genoſſen hat. Näheres durch Annoncen und
Plakate.
WF.A. Wimpfen, 4. Juni. Die zu Sr. Königl.
Hoheit dem Großherzog abgeordnete Deputation des
Gemeinderats und des Feſtſpielausſchuſſes wurde
vom Großherzog letzten Mittwoch empfangen und hat
von Sr. Königl. Hoheit die Zuſicherung erhalten, daß
der Großherzog gerne zur hundertjährigen
Gedächtnis=
feier hierherkommen werde. Das Feſtſpiel zur Feier der
hundertjährigen Zugehörigkeit Wimpfens zu Heſſen iſt
nunmehr erſchienen. Es trägt den Titel: „Im Wechſel
der Zeiten= und zerfällt in drei Teile, deren erſter „Ein
Kaiſertag' am 18. Mai 1224 ſpielt, als Kaiſer Friedrich II.
in Wimpfen Hof hielt. Der zweite heißt „Unruhige
Oſtern” und ſpielt am Oſtermontag 1525; der Held iſt
der bekannte Vauernführer Wendel Hipler, der damals
bei ſeinem Schwiegervater in Wimpfen wohnte. Das
dritte Bild heißt „Im Sturm des Krieges= und ſpielt in
der erſten Maiwoche 1622.
Worms, 4. Juni. Zu Ehren des
General=
feldmarſchalls Grafen von Walderſee iſt
folgende Ovation für Donnerstag, 11. Juni, geplant
worden: Abends 9 Uhr, militäriſcher Zapfenſtreich:
Kaſerne=Mainzerſtraße=Juxplatz. Dort ſchließen ſich die
Militärvereine an. Der Zug bewegt ſich dann durch die
Siegfried=, Renz= Kaiſer Wilhelm=, Feſthaus= und
Kriemhildenſtraße nach dem Lutherplaß, geht hinter dem
Denkmal vorbei und biegt auf den Promenadenweg des
Lutherplaßzes ein. Am Heylshofe iſt die Serenade.
Be=
ſichtigung der Militärvereine, Vorbeimarſch und Abzug
des Japfenſtreichs nach der Stephansgaſſe.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 3. Juni. Der Kaiſer
hat Karl Stangen aus Anlaß ſeiner Verdienſte um
den internationalen Verkehr den Kronenorden 3. Klaſſe
verliehen. - Im Liederſpielhauſe wurde zum erſtenmale
das Tanzidyll des Prinzen Joachim Albrecht
„Die Verlobung; aufgeführt. Die aus einem Menuett,
und einer Gavotte beſtehende Muſik ſpricht durch gefällige
Melodik auf der Grundlage einfacher Harmonik an und
weiſt auf das geſunde Muſikempfinden des Tondichters
hin. — Der Pfingſtverkehr iſt diesmal ein ganz
ungeheuerer geweſen. So wurden am zweiten Feiertage
von der Großen Berliner Straßenbahn 1115000
Per=
ſonen befördert und 100 400 Mk. eingenommen, die
höch=
ſten Zahlen, welche die Geſellſchaft bisher zu verzeichnen
hatte. Am erſten Pfingſtfeiertage wurden 1000000
Per=
ſonen befördert, die 96 500 Mk. Fahrgeld entrichteten.
Den gewaltigſten Verkehr hatte der Grunewald
aufzu=
weiſen. In 250 Waggons wurden rund ¼ Million
durch vier Einfahrtspunkte, über Charlottenburg,
Wilmersdorf, Halenſee und Steglitz befördert. Die
gleiche Anzahl von Ausflüglern hatte die Stadt=, Ring=
und Vorortbahn durch Hin= und Rückbeförderung
aufzuweiſen. Zu Fuß. per, Kremſer, und, auf
andren Gefährten mögen ſchätzungsweiſe etwa 60000
Perſonen den Grunewald aufgeſucht haben, ſodaß über
300000 Erholungsbedürftige „die Lunge Berlins”
be=
völkerten. Den zweitſtärkſten Verkehr hatte
Treptowauf=
zuweiſen. Dorthin wurden durch die Wagen der Großen
Berliner Straßenbahn in Zugabſtänden zu 25 Sekunden
75000, durch die Städtiſche Straßenbahn 18000, durch die
Dampfergeſellſchaft „Stern” etwa die Hälfte ihrer
ſämt=
lichen Fahrgäſte, 15000, und ſchließlich durch die
Stadt=
bahn 13000 Perſonen befördert. Sehr ſtark entwickelt
war auch der Fußgängerverkehr, der in Verbindung mit
dem Fuhrverkehr 80000 Perſonen dem beliebten Vorort
zuführte, ſodaß in Treptow bezw. den dazu gehörigen
Anlagen und Eierhäuschen 200000 Perſonen weilten. In
der Schönholger Haide dürften insgeſamt über 150000
Perſonen Erholung geſucht haben. Für den Verkehr nach
Tegel waren 120 Straßenbahnwagen erforderlich. Nach
Nixdorf wurden 81000, nach Weißenſee 90000 Perſonen
befördert. Die Große Berliner Straßenbahn hatte mit
den mit ihr vereinten Geſellſchaften 2500 Wagen in Betrieb.
4. Juni. Das geſtern abend im Zoologiſchen Garten
ſtattgehabte Feſtbankett zu Ehren des
Chemiker=
kongreſſes nahm einen glänzenden Verlauf. Graf
Poſadowsky toaſtete auf den Kaiſer und die Oberhäupter
der vertretenen Staaten, Geheimerat Witt auf die
Ver=
treter, der auswärtigen Regierungen, Kultusminiſter
Studt auf die Meiſter der Wiſſenſchaft. Während des
Feſtes ging ein Antworttelegramm des Kaiſers auf das
Begrüßungstelegramm des Kongreſſes ein. — Die„Nat.=
3tg.- meldet: Das Befinden Hammachers hat ſich
erheblich gebeſſert.
Wiesbaden, 4. Juni. Zum Empfang des
Kaiſer=
paares hatte ſich geſtern Abend der König von
Däne=
mark auf dem Bahnhof eingefunden. Die Monarchen
Umarmten und küßten ſich wiederholt auf beide Wangen,
während der König die Kaiſerin durch Handkuß begrüßte.
Der Kaiſer ſtellte dem König die beiden Prinzen ſowie
den Herzog von Sachſen=Koburg=Gotha vor und verweilte
noch etwa 10 Minuten in angeregteſter Unterhaltung auf
dem Bahnhof. Der Kaiſer hatte geſtern Abend nach der
Ankunft im hieſigen königlichen Schloſſe eine Beſprechung
mit dem Intendanten Kammerherrn v. Hülſen. Heute
Morgen unternahm der Kaiſer einen Ausritt in die
Wal=
dungen hinter dem Neroberg. Die Kaiſerin unternahm
eine Ausfahrt. Um 8 Uhr 55 Minuten begab ſich der
Kaiſer, die Kaiſerin, die Prinzen Eitel Friedrich und
Adalbert und der Herzog von Sachſen=Koburg=Gotha mit
den Damen und Herren ihrer Umgebungen nach
Frank=
furt. Die Majeſtäten wurden hier bei ihren Fahrten
durch die Straßen vom Publikum auf das Lebhafteſte
begrüßt.
Kaſſel, 3. Juni. Im hieſigen Bozirkertranken
vier junge Maͤnner an verſchiedenen Stellen beim
Baden.
Braunſchweig, 3. Juni. Die Familie des Kaufmanns
Martel von hier iſt bei Herzberg im Harz vom Blitz
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Berlin, 4. Juni. Am 2. d. Mts. tagte im Hauſe
des Reichstags in Verbindung mit dem 5. internationalen
Kongreß für angewandte Chemie die Hauptverſammlung
des Vereins Deutſcher Chemiker. Unter der Leitung des
Herrn Med.=Rat Dr. E. A. Merck aus Darmſtadt
er=
öffnet, beſchäftigte ſich die Verſammlung hauptſächlich
mit engeren Vereinsangelegenheiten. Aus den
Verhand=
lungen dürfte für die Oeffentlichkeit hauptſächlich die
Verleihung der vom Vereine geſtifteten Liebigmedaille
von Intereſſe ſein, welche in dieſem Jahre zum
erſten=
male Herrn Geh.=Rat Prof. Dr. von Bayer in München
für ſeine hervorragenden Verdienſte um die angewandte
Chemie verliehen wurde. Die Medaille, die einen
Gold=
wert von 400 M. beſitzt, iſt von dem in weiteren Kreiſen
wohlbekannten Herrn Boſſelt angefertigt und ein ſchönes
Denkmal deutſcher Prägekunſt. Die Vorderſeite zeigt
das wohlgetroffene Vildnis des großen Gelehrten und
Wohltäters der Menſchheit, die Nückſeile weiſt ein
alle=
goriſches Bild auf: Mann und Weib aus dem Borne
ſchöpfend, den uns der menſchliche Genius erſchloſſen.
G. Bezüglich der Zuerteilung von
Teilnehmer=
karten für die geſamten Feſtlichkeiten gelegentlich der
Enthüllung des Richard Wagner=Denkmals in
Berlin ſowie über denöffentlichen Villettverkauf
für die einzelnen Veranſtaltungen des Feſtes ſind durch
einen Beſchluß des Feſtkomitees folgende Beſtimmungen
getroffen worden: Für die Empfangsfeierlichkeiten im
Reichstagsgebäude und das damit verbundene Konzert
am Abend des 30. September, für die feierliche
Ent=
hüllung des Denkmals am 1. Oktober mittags, ſowie das
Feſt=Bankett im „Wintergarten; am Abend desſelben
Lages, ferner für die Feſtvorſtellung im Königl.
Opern=
hauſe am Abend des 3. Oktober, für den Internationalen
Muſikkongreß und ſchließlich für die geplante
Abſchieds=
feier am Montag, den 5. Oktober, findet ein
öffent=
licher Billettverkauf nicht ſtatt. Ein ſolcher
findet nur ſtatt: für die drei hiſtoriſchen Kongerte in
der Philharmoniel am Freitag, den 2. Oktober, für das
geiſtliche Konzert in der Sing=Akademie am Sonntag,
den 4. Oktober mittags, für das große Richard Wagner=
Feſtkonzert am 4. Oktober abends im Neuen Königlichen
Opernhauſe und für das Internationale Feſtkonzert am
4. Oktober abends in der „Philharmonie”
Vor=
merkungen, für zuſammengeſtellte Feſtkartenhefte,
welche für die geſamten Feſtlichkeiten und Veranſtaltungen
Gültigkeit haben, ſind an das Zentral=Bureau der
ver=
einigten Denkmal= und Feſtkomitees, Schützenſtraße 31,
zu richten. Die Stellen des öffentlichen Villett=Verkaufs
werden binnen kurzem bekannt gegeben.
Kleines Feuilleton.
Einen eigenartigen Gruß=Ukas hat die
Münchener Lokal=Schulkommiſſion erlaſſen. Er handelt
von den Lehrerinnen und ihren „männlichen Vorgeſetzten”
und hat folgenden Wortlaut; „E3 iſt bei uns wiederholt
Klage geführt worden, daß eingelne Lehrerinnen, wenn
ſie auf der Straße, in Trambahnwagen, in öffentlichen
Gebäuden, ja ſelbſt in Schulhäuſern einem Vorgeſetten
begegneten, es wiederholt und abſichtlich unterlaſſen haben,
ihm den ſchuldigen Gruß entgegenzubringen. Wir müſſen
das als eine grobe Ungehörigkeit bezeichnen und werden
in Wiederholungsfällen unbedingt ſtrafend gegen ein
derartiges Benehmen einſchreiten. Es iſt eine völlige
Verkennung der Verhältniſſe, wenn Lehrerinnen einen
Begrüßungsmodus erwarten, der mit den Regeln der
Disziplin nicht in Einklaug gebracht werden kann.”
„Kommt den Frauen zart entgegenl... Ob die Dis=
giplin wohl wirklich Schaden litte, wenn die Herren
Vor=
geſetzten nicht erſt auf den Knix der Damen warteten,
ſondern, wie das in Weſteuropa Sitte zu ſein pflegt,
zu=
vörderſt ihre geſchätzten Filge lüfteten ?
Oberſt Schiel, der vielgenannte Mitkämpfer
im ſüdafrikaniſchen Kriege, begab ſich Mitte vorigen
Monats zur Erholung und zum Kuraufenthalt nach dem
jetzt in ſeiner ganzen friſchgrünen Frühlingspracht
prangen=
den Bade Reichenhall. Nachdem die erſten Wochen für
ſein Befinden befriedigend vergangen waren und er noch
gorigen Mittwoch an der Konzertpromenade im Kurpark
teilgenommen hatte, erkrankte er am nächſten Tage
plötz=
lich ſo ſchwer, daß er aus ſeiner Wohnung in
Kranken=
hausbehandlung übergeführt werden mußte und ein paar
Tage in Lebensgefahr ſchwebte. Während der
Pfingſt=
feiertage aber trat, wie verlautet, in ſeinem Befinden
wieder einige Beſſerung ein.
Eine tötliche Ohrfeige. Vor einem Hauſe
in Peſt ſpielte ſich eine aufregende Szene ab. Der 25 Schneidergehilfe Mathias Letor ſchuldete ſeit
längerer Zeit dem Auskochereibeſitzer Martin Vitsz 10
Kronen. Kürzlich trafen Schuldner und Gläubiger
zu=
ſammen. Es entſtand zwiſchen Veiden ein Wortwechſel,
und ſchließlich gab Vitsz demt Letor eine ſo wuchtige
Ohrfeige, daß der ohnedies Fränkliche Schneidergehilfe
bewußtlos zuſammenſank. Der Unglückliche blutete aus
den Ohren und aus der Naſe. Noch ehe ärztliche Hilfe
eingetroffen war, gab Letor ſeinen Geiſt auf. Die Menge,
welche Zeuge dieſer Szene war, nahm eine drohende
Haltung ein und wollte Vitsz lyuchen. Imletzten
Augen=
blick gelang es der Poligei, Vité; der erboſten Menge zu
entreißen und ihn zur Oberſtndthauptmannſchaft zu
bringen.
Seite 8.
Nummer 120
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 5. Juni 1903.
getroffen worden; Martel war ſofort tot, ſeine Frau
iſt gelähmt, der Sohn iſt leicht verletzt.
Hamburg. 3. Jun. In der hieſigen Filiale der
Dresdner Bank wurde ein Ausländer verhaftet,
der eine geſtohlene Schweizer Tauſend=Frank=
Eiſenbahn=
aktie verkaufen wollte. In ſeinem Hotelquartier fand die
Poligei weiter als geſtohlen gemeldete 21000 Franken.
Bremen, 4. Juni. Sämtliche hieſige
Klempner=
gehilfen beſchloſſen in einer geſtern abend abgehaltenen
Verſammlung, ſofort wieder in den Ausſtand zu treten
und heute nicht an den Arbeitsſtellen zu erſcheinen, weil
27 pCt. der Gehilfen noch nicht wieder eingeſtellt ſind.
Kiel, 3. Juni. Im ſüdlichen Stadtteil Kiels iſt in
ſechs, vorzugsweiſe von kleinen Leuten bewohnten Straßen
der Unterleibtyphus ausgebrochen.
Bozen, 2. Juni. Gewitter mit Hagelſchlag
und Muhrbrüchen haben im Eiſacktal, Etſchtal und Nonstal
großen Schaden angerichtet. Die Saaten ſind zerſtört.
Viele Menſchen wurden getötet oder verletzt.
Peſt, 3. Juni. Ein Poſtkutſcher, welcher einen
Voſtwagen mit Werten im Betrage von 178000 Kronen
führte, iſt mit dem Gelde entflohen.
London, 3. Juni. Nach einer Lloydmeldung aus
Valparaiſo iſt während des letzten großen Sturmes der
dort ankernde Dampfer der Pacific Company Arequipa”
untergegangen. Der Kapilän, ſeine Frau, die Offigiere
und der großte Teil der Mannſchaft ſind umgekommen.
Zu den bisherigen Meldungen über die
Ueber=
ſchwemmungen in Kanſas iſt noch nachzutragen,
daß in Topeka nach den Regengüſſen, die das Feuer
löſchten, ein Hoizlager in Brand geriet und daß bald
die umliegenden Häuſer mit ergriffen wurden. Die
Geretteten erzählen ganz abenteuerliche Einzelheiten; viele
von ihnen hatten ſich auf Bäume und Dücher geflüchtet
und hielten unter dem ſtrömenden Negen zwei Tage
ohne Nahrung aus. Einige waren derart geſchwächt, daß
ſie ins Waſſer fielen und ertranken, als die Nettung
nahte. So erging es einer Frau, die ihr Kind im Arme
hielt. Der Schrecken ſlieg aufs höchſte, als zu der
Waſſer=
not auch die Feuersnot kam. Mauche Flüchtlinge kamen
in den Flammen auf den Dächern um. Etwa 300
Ver=
ſonen wurden von den Dächern gerettet, andern war am
Montag noch keine Hilfe gebracht worden. Am Montag
nachmittag mußten die beim Rettungswerk Beſchäftigten
vor allem darauf ſehen, daß den Flüchtlingen Nahrung
gebracht wurde. Die Geretteten wurden in öffentlichen
Gebäuden untergebracht. Sie befanden ſich im
allge=
meinen in einer den Umſtänden nach überraſchend guten
Verfaſſung. Geldſpenden, die von auswärts angeboten
wurden, wurden abgelehnt. Die reichen Bürger der
Stadt haben einen Hilfsfonds von 100 000 Dollar
ge=
bildet. Der Bürgermeiſter kündigte an, daß die Mittel
zur Unterſtützung der Notleidenden ausreichten. Die
Regierung ſorgte für die Unterbringung der Geretteten.
Obſchon am Montag nachmittag der Regen ſchon 72
Stunden ununterbrochen gedauert hatte, war der
Waſſer=
ſtand im Abnehmen. Es wurde dann auch feſtgeſtellt,
daß die erſten Berichte übertrieben waren. Der Brand
der Holzlager machte den Eindruck, als ob die ganze
nördliche Stadt in Flammen ſtände. Es ſind keine
Per=
ſonen durch die Flammen umgekommen. Die Verluſte
an Menſchenleben in Topeka dürften 50 nicht überſteigen,
der Sachſchaden 1 Million Dollar betragen. Aus Kanſas
City wird gemeldet, daß ſich ein neuer Kanal gebildet
hat, der die Vorſtadt Armourdale von der Stadt getrennt
hat. Schwere Verluſte erlitten namentlich die
Fleiſch=
packhäuſer, denen tauſende Stück Vieh weggeſchwemmt
wurden. Ein Unterſtützungsausſchuß verſorgte am
Mon=
tag morgen mehrere Tauſend Perſonen auf dem
Nat=
hauſe mit Frühſtück. Andere Einwohner waren in ihren
Häuſern von der Außenwelt abgeſchnitten.
Evangeliſh=ſogigler Kongreß.
Evangeliſche Volksverſammlung.
4 Noch zahlreicher als die beiden Sitzungen war der
am Mittwoch Abend im Saalbau veranſtaltete
Evange=
liſche Volksabend beſucht. Der Kirchengeſangverein der
Martinsgemeinde eröffnete den Abend mit dem Geſang
von Grell. „Gott gib Frieden deinem Lande= Herr
Oberlehrer Kiſſinger hieß danach im Namen des
Ortsausſchuſſes die Gäſte herzlich willkommen. Der
zahlreiche Beſuch des Abends ſei ein Beweis für die
Sympathien und die erſolgreiche Arbeit des Kongreſſes.
Der Kongreß wird nicht ruhen, allen wieder das Gewiſſen
zu ſchärfen, indem er von allen ſittlich herangebildeten
Staatsbürgern ſtatt der Gleichgiltigkeit eine Betätigung
der ſittlichen Anſchauung verlangt und das Bewußtſein
lebendig erhalten will, daß die ſoziale Bewegung nur auf
Grund des Evangeliums fruchtbringend geſtaltet werden
kann. Auch kaiſertreue Denkungsart, will der Kongreß
pflegen. Bei der Tagung des Kongreſſes im Heſſenland
gedenken wir in evangeliſcher Geſinnung und
Vaterlands=
liebe auch gern und dankbar unſeres Landesfürſten.
Redner ſchloß mit einem Hoch auf Kaiſer und Großher=
309, worauf der erſte Vers des Lutherliedes „Ein feſte
Burg iſt unſer Gott” von der Verſammlung ſtehend
ge=
ſungen wurde. Herr Oberlehrer Kiſſinger verlas darauf
das Antworttelegramm des Ehrenpräſidenten,
Landes=
ökonomierats Nobbe=Berlin, in welchem er für die
Be=
grüßung dankt und treuen Gegengruß entbietet. Das
Darmſtädter Doppelquartett unter Leitung des Herrn
Etold erfreute die Verſammlung durch zwei prächtig
ge=
ſungene Chöre „Nachtzauberi von Storch und „Es haben
zwei Blümlein geblühetl von Scholz und erntete damit
begeiſterten Beifall. Herr Profeſſor Delbrück=
Ver=
lin beſtieg darauf die Nednertribüne und ging in ſeiner
Rede von der Frage aus; „Wofür intereſſiert ſich das
deutſche Volk 2u Der Kongreß treibe keine Politik und
dürfe keine Politik treiben, aber die Reichstagswahlen
intereſſieren ihn doch, eine Wahlrede wolle er aber nicht
halten. Der von der Sozialdemokratie ausgegangene
materielle Gedanke, das ganze Leben „ſei nur ein Kampf
Um den Futtertrog;, ſei auch von anderen Parteien
angenommen worden. Aber das Materielle könne und
dürfe nie das Panier ſein. Mehr denn je würden die
jetzigen Reichstagswahlkämpfe unter dem Geſichtspunkte
der materiellen Intereſſen ausgeſochten; daß das deutſche
Volk ſich für dieſe Wahlen gar nicht intereſſiere, ſei eine
ſcharfe Verurteilung dieſer materiellen Intereſſen=Politik.
Der Kongreß habe nr ideale Intereſſen, und daß dieſe
nicht eingeſchlafen ſeien, beweiſe auch der gegenwärtige
Kongreß,. der ſo ſtark beſucht ſei, wie leiner der
vorals=
gegangenen. Wenn wir in vieſer Geſinnung bleiben,
wird es gut um uns, um den Kongreß und die Zulunft
Deutſchlands ſtehen.
Nachdem darauf der Kirchengeſangverein der
Martins=
gemeinde das Lied Gieb dich zufrieden: von Alb. Vecker
ſehr, ſtimmungsvoll, geſuigen, vielt Herr Pfarrer
Lehmann=Hornberg (Baden eine Anſprache, in welcher
er ausführte, daß der ongreß eine nationale Aufgabe
erfülle. Sozial war das Sehnſuchtswort des ganzen
vorigen Zahrhunderts. Wenn wir unſerer Bäter würdig
bleiben wollen, müſſen wir weiter bauen auf dem Grund,
den unſere Väter gelegt haben. Unſere Aufgabe iſt die
Löſung der ſogialen Frage innerhalb des Deutſchen
Reiches. An die Stelle der alten Stände ſind neue
getreten, namentlich der Fabrik=Arbeiterſtand. Die ſogiale
Frage gipfelt darin, jedem Stande den Platz an der
Sonne zu verſchaffen; ſie iſt keine bloße materielle, keine
Meſſer= und Gabel= und Lohn=Frage. Es heißt, ſich
hineinleben in das, was die einzelnen Stände angeht;
der Kongreß hat die Aufgabe, die ſittlichen Motive
herauszuſinden und auf den Leuchter zu ſtellen. Wenn
er auf dieſen hohen ſittlichen Momenten ſtehen bleibt,
wird er das Einigungsamt zwiſchen den verſchiedenen
deutſchen Ständen bilden. Es hat trotz alledem und
trotz des Anwachſens der ſogialdemokratiſchen Bewegung
eine Annäherung der Stände ſtattgefunden; der Kongreß
hat dazu beigetragen, daß die Stände gelernt haben,
an=
einander zu glauben und geſehen haben, daß gemeinſames
Empfinden und Mitgefühl unter den Ständen herrſcht.
Nedner ſprach mit warmer Begeiſterung und Ueberzeugung
und machte tiefen Eindruck auf die Zuhörer. Das
Darm=
ſtädter Doppelquartett ſang darauf abermals zwei Chöre,
worauf Herr Profeſſor Dr. Harnack=Verlin das Wort
ergriff. Er ſagte, daß ihn hier und in den Straßen
freundliche Augen von Bekannten aus ſeiner Gießener
Zeit angeblickt und ſich liebe Hände ihm entgegengeſtreckt
hätten und dankte dafür. Wir alle, ſo führte Redner
aus, leben in der Geſchichte der Tatſachen, aber wir
be=
urteilen ſie verſchieden und täuſchen uns über ſie. Daraus
entſteht eine zweite Geſchichte und dieſe iſt unſere eigene
Geſchichte; wir haben die Geſchichte der Freiheit, die wir
ſelber ſchaffen. Man muß lernen, Herr zu ſein der
Dinge. In dieſem Kongreß woklen wir nichts anders
als unſerm Volke den Vorhang wegnehmen, damit es
lernt, das Leben ſo zu beurteilen, daß es Freude, Sieg
und Fortſchritt für die Menſchheit bedeutet und daß es
aufhören muß, zu lügen, daß es ein warmes Herz hat
und die Ueberzeugung gewinnt, daß es dieſe Welt von
Plagen unter ſich laſſen kann und daß wir denen helfen,
die ſoweit noch nicht ſind. Wenn wir das Gefühl der
Gemeinſamkeit haben und zuſammenhalten, ſo iſt damit
ein Band geknüpft, das über Raum und Zeit
hinaus=
reicht. Gott gebe, daß dies Band unſeres Volkes ſo
feſt werde, wie ſeine Eichen, ſo lebendig wie ſeine Waſſer
und noch tiefer und ſtärker als die menſchliche Not.
Be=
geiſterter Veifall folgte dieſer geiſtvollen, von glänzender
Veredtſamkeit getragenen und durch Poeſie der Sprache
ausgezeichneten Rede. Mit Geſängen des
Kirchengeſang=
vereins der Martinsgemeinde ſchloß der Abend. Herr
Oberlehrer Kiſſinger dankte dem Kirchengeſangverein
und dem Doppelquartett mit warmen Worten ſowie
auch den Rednern, die einen ſo tiefen und nachhaltigen
Eindruck auf die Zuhörer gemacht hätten. Er brachte
darauf ein dreimaliges Hoch auf das deutſche Vaterland
aus, und die Verſammlung ſang gemeinſam das Lied
„Deutſchland, Deutſchland über alles.
Zweiter Tag.
Jahresbericht des Generalſekretärs.
4 Der Vorſitzende, Herr Prof. Harnack=Verlin,
eröffnete die bei Beginn nr ſchwach beſuchte Sitzung um
91 Uhr und erteilte dem Generalſekretär. Herrn Lie.
W. Schneemelcher das Wort zur Erſtattung des
Jahresberichtes. Das wichtigſte Ereignis des verfloſſenen
Jahres war der Wechſel im Präſidium. Herr
Landes=
ökonomierat Nobbe=Verlin, welcher den Kongreß zum
letteumale in Dortmund geleitet hat, legte das
Präſi=
dium nieder mit dem Wunſch, daß es an eine jüngere
und friſchere Kraft übergehen möge. Als Nachfolger
wurde Herr Prof. Dr. Harnack=Verlin gewählt, deſſen
Wahl der frühere Präſident freudig begrüßte. Auch im
Generalſekretariat iſt ein Wechſel eingetreten, da Herr
Pfarrer Hermes nach ſeiner Wahl zum Pfarrer in
Ham=
burg dies Amt niedergelegt hat. Die Mitgliederzahl iſt
auf der früheren Höhe geblieben. Der Kongreß zählt
830 Mitglieder; auf die große Mitgliederzahl anderer
Konferengen, welche ſich nebenher noch mit vielen anderen
Dingen befaſſen, kann der Evang=ſogiale Kongreß nicht
rechnen, immerhin aber wäre noch ein Zuwachs von 200
bis 300 Mitgliedern möglich. Der Kaſſenbericht iſt dem
weiteren Ausſchuß vorgelegt und gutgeheißen worden;
er weiſt ein günſtiges Budget auf, die Ausgaben können
gedeckt werden und es kann noch ein kleiner Vetrag
zurück=
gelegt werden. Nach weiteren geſchäftlichen Mitteilungen
über vorgenommene Wahlen ſprach der Berichterſtatter
die Hoffnung aus, daß auch aus dioſer neuen Tagung
viele neue Auregungen hinausgehen möchten, die dem
evangeliſch=ſogialen Gedanken Bahn brechen. Der
Vor=
ſitzende teilt mit, daß eine große Zahl von weiteren
Be=
grüßungen eingegangen ſeien; u. a. hätten ſämtliche
preußiſche Miniſter auf die Einladung geantwortet, mit
der Verſicherung, daß ſie den Verhandlungen mit Intereſſe
folgen würden. Auch die Gräfin zu Erbach=Schönberg
habe ſich wegen ihres Nichterſcheiens entſchuldigen laſſen.
Fortſetzung der Verhandlungen.
Darauf wurden die Vorträge fortgeſeht. Herr Geh.
Juſtigrat D. Dr. Wilhelm Kahl=Verlin ſprach über
das Thema= „Die, Reform, des deutſchen
Strafrechts im Lichte evangeliſcher
Sozial=
politik” Im Eingang ſeines Referats hob Redier,
der ein Vertreter der klaſſiſchen Schule iſt, im Gegenſatz
zur modernen hervor, daß die Zahl der Verbrechen im
allgemeinen nicht zugenommen habe, wohl aber habe ſich
der Charakter der Verbrechen geändert; die Zahl der
jugendlichen und rückfälligen Verbrecher ſei gröher
ge=
worden. der Verbrecher ſelbſt infolge der Neuraſthenie,
des Haſtens der modernen Menſchheit, des geſteigerten
Verkehrs und der wirtſchaftlichen Not anderer Art
ge=
worden, ſo daß man ſagen könnte, das Verbrechertum
ſei über das Strafgeſetz hinausgewachſen, das infolgedeſſen
reformledürftig iſt. Seine weiteren Ausführungen hierüber
faßte Redner in folgenden Leitſägen zuſammen: Eine
Strafrechtsreform im Lichte evangeliſcher
Sozial=
politik hat an die geſchichtlich überlieferten ſittlichen
Grundauffaſſungen und Erfahrungstatſachen anzuknüpfen.
Sie bedeutet im beſonderen eine Geſtaltung des
Straf=
rechts, kraft welcher dieſes, mit dem Geiſte wahrhaft
chriſtlicher Gerechtigkeit, Zucht und Liebe erfüllt, noch
vollkommener als gegenwärtig der Geſellſchaft den Dienſt
einer wirkſamen Bekämpfung der Verbrechen und
Ver=
brecher zu leiſten vermag. In Anſehung der einzelnen
ſtrafbaren Handlungen kann dieſes Ziel teils
mittelbar durch eine mehr volkstümliche oder beſtimmtere
Vrägung der Straftatbeſtände ſwie 3. B. bei
Majeſtäts=
beleidigung und Religionsvergehen), teils unmittelbar
durch Erhöhung des Nechtsgüterſchußzes ſo bei
Beleidi=
gung und Zweikampf) zu erreichen ſein. Redner bezieht
ſich hier auf 8 166 des St. G. B. wonach die katholiſche
Kirche viel mehr geſchütt ſei als die evangeliſche. Der
heilige Nock in Trier 3. V. genieße den Schuß des Geſetz
buchs. nicht aber die proteſtantiſche Bibel. Im Gebiet
der Sittlichkeitsdelikte iſt der Einfluß widerchriſtlicher
An=
ſchauungen abzuwehren, anderſeits aber gerade hier die
Schranke, ſtrafgeſetzlicher Macht anzuerkennen. Mit
höheren Strafen zu belegen ſeien, ohne das
Koalitions=
recht zu verkümmern, Arbeitseinſtellungen, die eine
Ge=
meingefahr einſchließen. Die Strafmittel des
gel=
tenden Nechts können, unter dem Vorbehalt einer auf
ſtärkere Individualiſierung zu berechnenden Einzelreform.
der Art nach beſtehen bleiben. Als Erſatz für die auf
das unentbehrlichſte Maß zu vermindernde kurgzeitige
Freiheitsſtrafe ſind ſtärkere Heranziehung zu
gemein=
nütziger Arbeitsleiſtung, ſtaatlich kontrollierter Hausarreſt
oder ſonſtige Beſchränkungen der geſellſchaftlichen
Be=
wegungsfreiheit in Erwägung zu ziehen. Prügelſtrafe
iſt abſolut verwerflich. Die Frage der Strafdevortation
muß ausſcheiden, da wir geeignete Kolonien leider nicht
beſitzen. Die auf Gutachten des Strafrichters eintretende
bedingte Beonadigung iſt als reichsgeſetzliche
Maß=
regel, empfehlenswert. Im Gebiete, des
Voll=
zugs der Freiheitsſtrafe iſt vom
Stand=
punkte evangeliſcher Sogialpolitik vor andern,
immer=
hin berechtigten Forderungen auf die fortſchreitende
Durchführung des Syſtems der Einzelhaft, auf eine der
Eigenart des Verbrechens noch näher angepaßte
Ab=
ſtufung der Vollzugsweiſe, auf die Gewinnung eines im
chriſtlichen Geiſte geſchulten und ſtaatlich wohlgeſtellten
lmännlichen und weiblichen) Anſtaltsverſonals, ſowie auf
die freie Veceinstätigkeit der Fürſorge für entlaſſene
Sträflinge aller Stände das Hauptgewicht zu legen.
Soweit im Kampfe gegen das jugendliche
Ver=
brechertum Strafrecht, Strafprozeß und ſtaatliche
Wohlfahrtspflege üverhaupt eine ſich ergänzende Hilfe
darzubieten vermögen, iſt dieſe vor allem durch
Fürſorge=
erziehung vor ſtrafverantwortlichem Alter, durch
Er=
höhung dieſer Altersſtufe auf das 14. Lebensjahr, durch
methodiſche Verbindung des Straf= und
Erziehungs=
zweckes bei Verurteilten zwiſchen 14 und 18 Jahren, durch
bedingte Strafausſetzung mit Unterſtellung unter die
Aufſicht von Spezialpflegern, endlich durch ein
be=
ſchleunigtes Strafverfahren und Beſchränkung der
Oeffent=
lichkeit der Hauptverhandlung anzuſtreben. Die zur
er=
folgreicheren Vekämpfung des rückfälligen
Ver=
brechertums ſchon bisher allgemein empfohlenen
Reformen einer erweiterten Beſtrafung mit nachfolgenden
Sicherungsmaßregeln ſind auch vom Standpunkte
evange=
liſcher Sogialpolitik zu billigen. Insbeſondere wird dieſe
ihre Sorge der Gemeingefahr des arbeitsſcheuen
Land=
ſtreichertums zuzuwenden, gegen dieſe außer der
ſtraf=
rechtlichen Hilfe diejenige der geſellſchaftlich organiſierten
Liebestätigkeit aufzurufen und deren wie des Staates
opferwilligeres Intereſſe unter anderem namentlich zur
Förderung der chriſtlich und ſozial gleich wertvollen
Ar=
beiterkolonien anzuſprechen haben. Almoſen geben iſt
Gott geben, Arbeitgeber iſt Brotgeber.
Das Strafrecht iſt ein wertvolles, aber nicht das
wertvollſte Obiekt zur Bekämpfung des Verbrechens,
wichtiger iſt es, die Quelle der Verbrechen abzugraben;
der Staat muß den Untergrund reinigen, aus dem die
Miasmen des Verbrechens aufſteigen, mit anderen Worten,
den Verbrechen vorbeugen.
Während des 1½ ſtündigen Vortrages hatte ſich der
Saal wieder gefüllt.
In der Diskuſſion ergriff zuerſt Herr Profeſſor
Leh=
mann=Marburg das Wort. Er führte aus: Der Staat
muß in größerem Umfange neben der privaten Tätigkeit
bei Entlaſſung von Strafgefangenen eingreifen. Ganz
unbedenklich iſt das Mittel der bedingten Begnadigung
nicht, es muß in jedem Falle genau geprüſt werden, ob
der Vetreffende derſelben würdig iſt. Die Polizeidelikte
müſſen aus dem Strafgeſetzbuch unbedingt ausgeſchieden
werden. (Herr D. Kahl erzählte, unter großer Heiterkeit
des Auditoriums, daß er gleich ſeinem Kolleyen Wach in
Leipzig als „vorbeſtraft; gelte, weil er ſeine Bäume
einmal, nicht abgeraupt, habe.) Reoner, berührte
noch das Thema der Fürſorge=Erziehung. Die
Kommunen ſcheuen ſich davor wegen der ihnen
da=
durch entſtehenden Koſten; deshalb müſſen ſie auf den
Staat abgewälzt, werden, was, auch berechtigt iſt.
Beſchleunigung des Progeſſes iſt überhaupt zu
befür=
worten, nicht nur bei jugendlichen Angeklagten. Die
Hauptſache für die evangeliſche Sogialpolitik bleibt die
Fürſorge für die entlaſſenen Strafgefangenen, die
Wieder=
einführung der Verbrecher in die Geſellſchaft. Herr
D. Rade=Marburg ſpricht dagegen, daß die Evangeliſch=
Sogialen nur auf dem Standpunkt der klaſſiſchen
Straf=
rechtſchule ſtehen könnten und ſpricht dafür, daß die
Be=
denken gegen 8 166 des St. G.V. und den Meineids=
Paragraphen von den Juriſten recht bald formuliert
werden. Herr Prof. Gregory=Leipzig ſpricht gegen
eine mildere Beſtrafung der Duelle. Nicht ein anderer,
ſondern nur ein jeder ſelbſt könne ſeine eigene Ehre
ver=
unreinigen. Auch die Majeſtät könne nicht beleidigt
wer=
den. Nedner erklärt ſich als Gegner der Todesſtrafe.
Frau Profeſſor Krukenberg=Bonn ſpricht ſich für
ein energiſches Eintreten der Frauen für die Fürſorge
entlaſſener Strafgefangenen aus. Die Tätigkeit der Frau
auf dem Gebiete der Prophylaxe iſt allgemein anerkannt.
Möchten Vorurteile gegen die Frauenbewegung infolge
eingelner Auswülchſe immer mehr verſchwinden und der
Ueberzeugung von der Lauterkeit ihrer Grundſähe
weichen. Möchte die Frau in Zukunft mit dem Manne
gemeinſam an der Löſung der ſozialen Frage arbeiten!
Herr Profeſſor Harnack ſpricht ſich für die ſtaatliche
Fürſorge zu Gunſten entlaſſener Sträflinge und eine
Modifikation der gerichtlichen Erwähnung der Vorſtrafen
aus. Herr Dr. Paetſch=Würzburg berührt die
Eid=
frage und iſt für Abſchaffung des gerichtlichen Eides.
Herr Pfarrer Dr. Förſter=Frankfurt ſpricht über die
Rochtſprechung und die Vorbildung des Nichterſtandes:
in unſerer Juriſtenwelt ſei ein reſerveoffigiermäßiger Ton
eingeriſſen, die Nichter ſeien richts als Beamte; mit
anderen werde es ebenſo kommen. Kein Stand auf der
Aniverſität ſei jetzt unwiſſenſchaftlicher, als der der
Juriſten, aber ſie machen, wenn ſie einem Korps
an=
gehört haben, troßdem raſch Karrisre. Herr Pfarrer
Lehmann=Hornberg ſpricht gegen eine ſtrengere
Be=
ſtrafung von gemeingefährlichen Arbeitseinſtellungen.
Herr Pfarrer Gnelin=Altdorf (Württembergh: Unſerem
Geſeg fehlt es an Gerechtigkeit, Liebe und Wahrheit.
Wir brauchen ein deutſches Necht, ein „Necht des
Sub=
ſtantivums; Herr Piarrer Haake=Trier, iſt von der
Behandlung der Frage des Fürſorgegeſezes ſehr
enttäuſcht Der Eid, ſei von Chriſtus ver=
90ten. Profeſſor Dr. Kindermann=Heidelberg
redet einem engeren Zuſammenwirken aller ſogialen
Wiſſenſchaften das Wort und gibt einen Ueberblick über
die rechtsgeichichtliche Eniwicklung der letzten Jahrzehnte.
Herr Pfarrer Schloſſer=Gießen nimmt ſich der modernen
Juriſtenſchule an. Bei einer Reform des Strafrechts
müſſe man verſuchen, den Leuten, die durch ihre
Ver=
hältniſſe auf die Bahn des Verbrechens getrieben werden,
ein ſittliches und religiöſes Gegengewicht zu geben und
nuch einen Schutz für die armen Anormalen in Form
von Zufluchtſtätten zu ſchaffen. Zum Schluſſe erhält der
Referent, Herr Geh. Juſtigrat Kahl, nochmals das Wort
und proteſtiert energiſch gegen den von Herrn Pfarrer Förſter
Rummer 129.
Darmſtädter Taybiatt, Freitag, den 5. Juni 1903.
Seite 9.
erhobenen verallgemeinernden Vorwurf der Klaſſenjuſtis
und der Vorbildung der Strafrichter, vor allem gegen
den Vorwurf, als ſeien die Juriſten auf der Univerſität
das Prototpp der Träoheit. Die Verhältniſſe hätten ſich
im Gegenteil gegen früher, auch unter dem Einfluſſe des
neuen Bürgerlichen Geſetzbuches, erheblich verändert und
gebeſſert. Herrn Pfarrer Gnelin könne er nicht
wider=
legen, da er ihn nicht verſtanden habe. Sodann ging er
auf andere vorgebrachte Punkte noch näher ein und
ſpricht ſich u. a. gegen eine Reſolution bes. des 8 166 aus,
da es verhängnisvoll ſein würde, wenn man mit der
Reform einzelner Paragraphen vorgehen und die Reform
unter den Gegenſaßz zwiſchen katholiſcher und evangeliſcher
Kirche ſtellen wolle; ferner erklärt er ſich als Gegner der
gerichtlichen Beſtrafung des ſahrläſſigen Falſcheides.
Mit Herrn Schloſſer ſei er bezüglich der Behandlung der
geiſtig Minderwertigen einverſtanden. Die Frage werde
auf dem nächſten Juriſtentag eine ansführliche
Be=
ſprechung erfahren. Herr D. Rade=Marburg zieht ſeine
Reſolution zurück. Darauf wurde um 1 Uhr die
Sitzung von dem Vorſitzenden geſchloſſen.
In der
Nachmittagsſitzung
ſprach Frl. Laurg Herrmann, Oberlehrerin in
Verlin, über das Thema. „Wolches iſt das Ziel
der höheren Mädchenſchulezi Der Vortrag.
war ſehr zahlreich, vorwiegend von Damen, beſucht. Die
Referentin gab zunächſt einen geſchichtlichen Ueberblick über
die Teilnahme der deutſchen Frau an dem Geiſtes=
und Kulturleben in den letzten Jahrhunderten. Jeßt
will die Frau, ſo führte die Referentin aus, auch
teilnehmen an dem, was das männliche Geſchlecht
ſchmückt, ſie will dieſelbe Bildung genießen wie der
Mann und will den Weg zur Univerſität offen ſehen.
Das weibliche Geſchlecht muß mit dem Rechte der
ver=
nunftbegabten Meuſchen einen gleichen Anteil an dem
Geſamtſchatz des Wiſſens ſeines Volkes nehmen können;
die Wege dazu dürfen nicht unter der Behauptung ſeiner
geiſtigen Minderwertigkeit verſperrt werden. Die
Eigen=
art des weiblichen Geſchlechts iſt eine von der
Natur gewollte und in dieſer feſtbegründete, darum eine
unzerſtorbare. Es hieße die Hoheit und den veredelnden
Einfluß des Wiſſens herabſetzen, falls man ſeinen Segen
nur für das männliche Geſchlecht annehmen wollte. Da
dem weiblichen Geſchlechte in erſter Linie nicht die
Ver=
tretung der Wiſſenſchaft zufällt, ſondern die Pflege des
Hauſes und die Erziehung der Kinder, ſo hat die höhere
Mädchenſchule nicht ausſchließlich eine Vorbereitung für
die wiſſenſchaftliche Laufbahn zu geben. Der Lehrplan
der Mädchenſchule hat infolge dieſer Doppelaufgabe eine
Gliederung in den oberen Klaſſen zu erfahren: a. die
Vorbereitung für das Weiterſtudium und das
Verufs=
leben Gealgymnaſialkurſe), die mit dem Abiturium
ab=
ſchließt, und b. die Ausbildung fürs häusliche Leben und
das Verſtändnis zur Förderung gemeinnütziger Zwecke.
Die Unterrichtsgegenſtände ſind nach dieſen neuen Bahnen
einmal in vielem zu beſchränken, aber zu vertioſen. Die
Handarbeiten ſind von der 3. Klaſſe an auszuſcheiden.
Die Zeit für dieſelben kann mit beſſeren Dingen
aus=
gefüllt werden. Sie ſind weiter zu vermehren durch
Latein und Mathematik in den Realgymnaſialkurſen
einerſeits, anderſeits durch Geſundheitslehre. Einführung
in die innere Miſſion mit Betonung des Verſtändniſſes
für die weibliche Diakonie. Bezüglich der
Geſundheits=
lehre führt die Rednerin aus, daß es unglaublich ſei,
wie wenig die Eltern der jungen Mädchen noch die
Bedeu=
tung der Körperpflege zu ſchäßzen wiſſen. Der Sport werde
noch immer als Untergang der Weiblichkeit angeſehen.
Einige Unterrichtsgegenſtände ſind umzugeſtalten (
Ghe=
ſchichts=, Handfertigkeitsunterricht). Die Methoden ſind
im allgemeinen dahin zu ändern, daß die Selbſttätigkeit
der Schülerinnen mehr herangezogen wird. Wir bilden
den Verſtand und auch die Gefühlswelt, doch meiſt leider
nur die Paſſivität des Willens. Die Schulzeit der
höheren Mädchenſchule muß gehn Jahre umfaſſen; die
des Realoymnaſiums zwölf Jahre. Die Gründung
ge=
ſonderter Nealoymnaſien für die Mädchen iſt in dieſer
Zeit des Aeberganges nicht geraten. Iſt ſchon im
Knaben anfänglich ſchwer die Auloge zum Studium zu
beſtimmen, ſo iſt dies im erhöhten Maße bei dem kleinen
Mädchen der Fall. Die Leitung der höheren
Mädchen=
ſchule muß in den Händen einer ſtudierten Schulvorſteherin
liegen; die Ordinariate in denen von Oberlehrerinnen. Wie
den Kuaben ſchließlich doch nur der Mann bildet und
erzieht, ſo haben wir ein gleiches Necht auf die Mädchen.
Die Lehrerinnen haben ſich des törichten Strebens, den
Männern äußerlich und im Weſen nachzuahmen, am
eheſten zu enthalten. Die Deutſchen haben durch Geſchichte
und Dichtkunſt ein beſtimmtes Frauenideal; die
Erziehe=
rinnen der weiblichen Jugend haben dieſem, gerade bei
ver=
mehrterBildung und reicherem Wiſſen, treulich nachzuſtrehen.
Bei vermehrter Freiheit macht ſich leicht ein Freiheits=
Ueberdrang bemerkbar. So wenig den Frauen ein Mann
gefällt, der ſich wie eine Frau ausſtaffiert, ſo wenig
ge=
fällt den Männern die Frau, die eine Kopie des Mannies
ſein will. Die Frage um die Müdchenſchule iſt ſeit der
Mitte des vorigen Jahrhunderts in Fluß gekommen und
in neueſter Zeit beſonders lebhaft erörtert worden.
Der Vortrag der Rednerin, die ſich fern hielt von
aller Einſeitigkeit und Uebertreibung und den Stoff mit
Sachlichkeit und Tiefe und unter Verückſichtigung des
praktiſchen Lebens behandelte, fand lebhaften Beifall
Die Zweigſektion Darmſtadtder Selion
für höhere Schulen (Allgem. Deutſcher Lehreriſi.
Verein) hat ſich in ihren Säßen im allgemeinen dieſen
Ausführungen angeſchloſſen. Die höhere Mädchenſchule
der Zukunft hat danach eine Doppelaufgabe. a) Sie
be=
reitet die Mädchen für ihren zukünftigen Veruf als
Haus=
frau, Gattin und Mutter, als Bürgerin und Mitarbeiterin
auf ſozialem Gebiete vor. b) Sie bereitet in einem
ſechs=
jährigen real=gymnaſialen Kurſe die Mädchen vor, die
ſich durch das akademiſche Studium einem
wiſſenſchaft=
lichen Berufe widmen wollen. Die Unterrichtskurſe
ſind dieſem neuen Ziele anzupaſſen. Sie ſind zu
ver=
mehren durch Latein, Mathematik und
Naturwiſſen=
ſchaften für die real=oymnaſiale Abteilung, anderſeits
durch Geſundheitslehre, Kinderpſychologie und die
Ele=
mente der Volkswirtſchaftslehre und Geſetzeskunde. Nicht
in der Schule, ſondern in Krippe. Kindergarten und
Krankenhaus ſind die Mädchen für die Mitarbeit an
den häuslichen Aufgaben, heranzubilden. Die höhere
Mädchenſchule der Zukunft umfaßt eine Schulzeit von
13 Jahren. Auf 4 Vorſchul= oder Volksſchuljahre folgt
ein dreijähriger Anterbau, an dem ſich in 6 weiteren
Jahren, ſetwa der Realſchule entſprechend), ein Oberbau
anſchließt. Eine Gabelung tritt mit dem 8. Schuljahre
ſcirka 14. Lebensjahr) ein. Nach dem 10. Schuljahr iſt ein
gewiſſer Abſchluß der Bildung vorgeſehen zum Eintritt in
Lehrerinnen=Seminar, Handelsſchule und praktiſche
Be=
rufsarten.
In der ausführlichen und langen Diskuſſion ergriff
als erſte Frl. Marie Müller=Darmſtadt das
Wort, um dem Kongreß für das der Frages der Neform
der höheren Mädchenſchulen entgegengebrachte Intereſſe
im Namen der Sektion Darmſtadt des Allgemeinen
deutſchen Lehrerinnenvereins zu danken. Frl. v.
Scze=
panski=Darmſtadt hält die Errichtung von
Real=
gymnaſialkurſen nur in Großſtädten für praktiſch und
möglich und fordert obligatoriſche Fortbildungsſchulen.
Die Hauptfrage ſei, wie könne das Mädchen ſo vorbereitet
werden, daß es ſich ſowohl der Familie, als auch dem
Einzelberufe widmen könne. Für die beiden lethten
Schul=
jahre können den Schülerinnen vielleicht Erleichterungen
geſchaffen werden, damit ſie die Schule nicht vorzeitig
verlaſſen. Frl. Martin, Oberlehrerin in Trier,
ver=
breitet ſich in längeren gediegenen Ausführungen über
die 3 Fragen. Welches iſt das Ziel der höheren
Mädchenſchule ? Wie ſind die bisherigen Wege zur
Er=
reichung des Ziels zu beurteilen ? Welche Wege führen
am beſten zum Ziel? Es gilt beſonders ſelbſtändige
Charaktere heranzubilden, neben den voll entwickelten
Mann müſſe die voll entwickelte Frau treten.
Perſön=
liche und berufliche Ausbildung widerſtreiten einander
nicht. Die Mädchenſchule hat den Verſtand und
infolge=
deſſen den Willen bisher nicht genügend ausgebildet;
unſere Mädchenerziehung leidet an geiſtiger Skrophuloſe.
Es fehlt weiter vielfach =an den richtigen
Unterrichts=
ſtoffen; neben der Bildung der Perſönlichkeit iſt die
Verufsvorvereitung außer Acht gelaſſen. Zu fordern
ſeien: freudige und reife Verſönlichkeiten als Erzieherinnen,
kraftvolle Stoſfe, die Inhalt haben und Freude ſchaffen,
die Schule muß eine tüchtige Berufsbildung vorbereiten.
Herr Dr. Paetſch=Würzburg will den
utilitaris=
mus aus der Schule verbannt wiſſen. Nicht das Wiſſen
ſei höchſtes Ziel der Schule, ſondern die Erziehung des
Willens; mr das Wiſſen, das ſich zum Willen umſetze,
mache glücklich. Die Lehrpläne ſollen aus der Schule
verbannt werden. Redner machte ſodann Mitteilungen
aus ſeiner Praxis und Erfahrung als Mädchenlehrer.
Frau Profeſſor Krukenberg=Vonn benierkt, daß ſich
die Lehrpläne nicht entbehren laſſen, ſo lange es noch
nicht lauter ideale Lehrkräfte gebe. Der Referentin
gegen=
über bemerkt ſie, daß jetzt ſämtliche deutſche Hochſchulen der
deutſchen Frau erſchloſſen ſeien. Das Weſentliche im
Unter=
richt ſei die Methode. Herr Schuldirektor Harry Schmidt=
Charlottenburg behandelt das Thema als
Fach=
mann nochmals mit Ausführlichkeit. Die Frage ſei: Wie
könne die Schule organiſiert werden, daß ſie den
ver=
ſchiedenſten Anforderungen gerecht werde ? Es muß eine
Form der Schule gefunden werden, durch die unſeren
Mädchen die ſchönſten geiſtigen und ſittlichen Güter der
Nation gewahrt und übermittelt und ſie zugleich fürs
Verufsleben vorbereitet werden und die in ſich die
Löſung der widerſprechenden Aufgaben einſchließt.
Red=
ner verlangt gjährigen Kurſus für die Mädchenſchule,
mit Veſchränkung des Unterrichtsſtoffes in der Richtung
der Realſchule, ſodann ein eigenes Vervollkommnungs=
(ebergangs=)Jahr, in dem eine Veſeſtigung, Klärung und
Sichtung des Stoffes ſtattfinden, eine praktiſche
Vor=
bereitung für Haus und Erwerb bezw. eine Vorbereitung
zum Studium erlangt werden ſoll und weiter eine
drei=
klaſſige Oberrealſchule.
Nachdem die Referentin nochmals das Wort
er=
griffen und hervorgehoben hatte, daß trotz aller Reformen
der Mödchenſchulen das Haus der Tochter ſchließlich
immer doch das Beſte mitgebe, fügte der Vorſitzende noch
einige Bemerkungen hinzu und ſagte, daß diejenigen
Frauen, welche einen gelehrten Veruf ergreifen, doch
nur 5pCt. aller befragen; die Damen der Feder möchten
ſich deshalb auch der anderen 95 pCt. kräftig
an=
nehmen.
Schlußdes Kongreſſes.
Mit Morten des Dankes an die Redner und
Redner=
innen, die Behörden der Stadt und des Staates, welche
die Teilnehmer des Kongreſſes mit Gaſtfreundſchaft
aufgenommen und ihre Teilnahme nicht nur mit Worten,
ſondern auch durch ihren Beſuch bezeugt haben, an den
Ortsausſchuß, deſſen Vorſitzenden und Stellvertreter und
die Preſſe ſchloß der Vorſitzende um ½7 Uhr den
Kon=
greß. Die Verſammlung ſang darauf 2 Verſe des Chorals
„Ach bleib mit deiner Gnade= Herr Profeſſor
Trom=
mershauſen=Frankfurt ſprach im Namen der
Verſammlung dem Vorſitzenden des Kongreſſes, Herrn
Prof. Dr. Harnack=Verlin herzlichen Dank aus, in
den die Verſammlung freudig einſtimmte.
zu Frankfurt a. M.
Frankfurt, 3. Juni.
Ver zweite Wettſtreit, der diesmal auf Wunſch des
Kuiſers in Frankfurt ſtattfindet, bedeutet einen Sieg nicht
nur für den Männergeſang im allgemeinen, ſondern auch
ein bedeutendes Ereignis, auf das die Stadt mit Stolz
blicken darf. Nicht nur der Umſtand, daß der Wettſtreit,
im Verhältnis zum erſten, eine dreifach vermehrte
Teil=
nahme zu verzeichnen hat, ſondern auch der große
Auf=
wand von Aufmerkſamkeit und die ſtarke Entfaltung von
Pracht, in der die Stadt das Feſt abhält, haben dazu
beigetragen.
Man darf daher mit Spannung dem Reſultat des
Wettſtreits entgegenſehen, das heute ſeinen Anfang nahm.
Ulm 71 Uhr erſchien der Kaiſer mit Gefolge in der
Feſthalle, die etwa 8000 Plätze umfaßt und die ganz voll
war. Die Halle. die mit ihrem inneren wie äußeren
Schmuck und der reichen Pracht einen herrlichen, faſt
überwältigenden Eindruck macht, erſtrahlte in einem Meer
von Licht und eine feierliche Stille herrſchte, als die
Kaiſer=Hymne erſchallte, die vom Frankfurter
Geſang=
verein und dem Sängerbund unter Leitung des Herrn
Direktors Fleiſch ausgeführt wurde. Damit war der
Begrüßungsabend eingeleitet. Es folgte darauf der
Vor=
trag von „Frithiof; komponiert von Bruch, dem der
Kaiſer und die Kaiſerin mit geſpannter Aufmerkſamkeit
folgten und die Sänger mit Beifall belohnten. Auch
Frühlingsnetzl von Goldmark und das Volkslied „Das
ſtille Tals von Böhme wurden gut vorgetragen. Den
Schluß bildete das feierliche und ſtimmungsvolle Lied
Prinz Engen: Der Kaiſer und die Kaiſerin erhoben
ſich und ein donnerndes Hoch erdröhnte in der Halle, die
in dieſem Moment ein großartiges Bild darbot. In der
Kaiſer=Loge befanden ſich u. a. Oberhofmeiſterin Gräfin
Brockdorff, Hofdame Fräulein v. Gersdorff,
Oberhof=
meiſter Graf Mirbach, Graf Eulenburg u. ſ. w.
So geſtaltete ſich der Empfang und die Begrüßung
des Kaiſers zu einer unvergleichlichen Huldigung,
gleichſam eine Einleitung zu der morgen beginnenden
eigentlichen Feier.
Nach Beendigung des Konzerts, etwa ¼10 Uhr,
brachte Oberbürgermeiſter Adickes ein Hoch auf das
Kaiſer=
paar alls, in das die Verſammlung ſtürmiſch einſtimmte
und die allerhöchſten Herrſchaften verließen nach
Verab=
ſchiedung die Feſthalle, um, wiederum von Ulanen
jeskor=
tiert. die Illumination zu beſichtigen.
Kurz nach 9 Uhr erſchienen die allerhöchſten
Herr=
ſchaften nebſt Gefolge wieder auf dem Hauptbahnhof.
Auch die Herren des Einpfanges hatten ſich zum Abſchied
eingefunden. Ihre Majeſtät wurde vom Herrn
Ober=
bürgermeiſter nach dem Wagen geleitet und die Kaiſerin
hatte unſer Stadtoberhaupt in ein anregendes Geſpräch
verwickelt. Jedem der Begleiter reichte die Kaiſerin die
Hand zum Kuſſe und beſtieg zuerſt den Wagen. Der
Kaiſer drückte gleichfalls den Herren die Hand und
ver=
abſchiedete ſich vom Herrn Oberbürgermeiſter mit den
Worten: „Mein lieber Oberbürgermeiſter, ich danke
Ihnen herzlich für den ſchönen Empfang und für alles.
Es war alles ſehr ſchön. Der Bürgerſchaft meinen
Dank: Hierauf begab ſich der Kaiſer in den Wagen
und unter den Hochrufen des begeiſterten Publikums
ſetzte ſich der Zug in Bewegung.
Die Illumination.
Das Hauptintereſſe der ſchauluſtigen Menge
konzen=
trierte ſich naturgemäß auf die Straßen, die der Kaiſer
berühren ſollte, und auf den Main. Hier hatten die
Kohlen= und Reedereifirmen Winſchermann & Cie,
Fulda, Gottfried Kleinſchmidt ihre Schiffe bis in die
Maſtſpitzen mit bunten Wimpeln und Fahnen geſchmückt.
Die hieſigen Rudervereine hatten auch mit ihren ſchmucken
Booten eine Flottenparade gebildet. Von den an beiden
Seiten des Ufers liegenden Villen und ſchmucken Häuſern
und auf den Schiffen am Main wurden hellauflodernde
bengaliſche Flammen in den verſchiedenen Farben
abge=
brannt. Dazu kam noch der Lichteffekt der unzähligen
bunten Lampions, mit denen die ſpalierbildenden
Ver=
eine die Straßen umſäumten. So entſtand dort ein
magiſches Bild. In der Kaiſerſtraße hatten ſich vom
„Frankfurter Hof= bis zum Bahnhof Wagen an Wagen
der Straßenbahn angeſtaut, die mit ihrem grünen
Guir=
landenſchmuck und den hellſtrahlenden Emblemen im
Zuſammenhang mit den Beleuchtungskörpern des
Bahn=
hofs die Maſſen noch lange Zeit feſſelten. Daß die
Hausbeſitzer und die Geſchäftsleute an den Hauptſtraßen
ihr Möglichſtes taten, um durch Pracht der Dekorationen
und der Beleuchtungseffekte nicht hinter anderen
zurück=
zuſtehen. braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden. In
der Kaiſerſtraße fielen, beſonders auf das Haus des
Kaiſer=Automaten, der„Frankfurter Hofl mit den
müchti=
gen Oriflammen auf der Balluſtrade, das Schauſpielhaus,
das bis zur Kuppel hinauf mit bengaliſchen Flammen
beleuchtet wurde. Wundervoll nahm ſich die hohe
Pla=
tane vor dem Schauſpielhaus aus, die mit farbigen
Lampions und unzähligen bunten Lämpchen behangen war.
Der Brunnen auf dem Kaiſerplatz erſtrahlte auch in
herrlichem Licht. Am Noßmarkt feſſelte der Lichtſchmuck
des Engliſchen Hofes und am Goetheplatz der des
Kaiſerhofs beſonders die Schauluſtigen. Eine auffallend
ſchöne Dekoration aus Roſen und elektriſcher Beleuchtung
war die des Hotels zum Schwan. Am Schillerplatz
fielen beſonders das Schuhwarenhaus Louis Spier,
Café Briſtol, Pariſer Hof und das Reſtaurant Alemannia
auf. Die Zeil will ihrer neuen Konkurrentin, der
Kaiſer=
ſtraße, ia nicht nachſtehen, und ſo hatten auch hier die
Firmen Heſſenberg & Co, Ehrenfeld, M. Schneider,
Gebrüder Hoff, Schellenbergs Kaiſermagazin,
Steiger=
wald & Kaiſer, Wronker, Schmoller und Oberzenner
durch Anbringung von Fahnen, Guirlanden und mit
Gas= und elektriſchen Beleuchtungskörpern die
Häuſer=
fronten und oft auch die Schaufenſter in Feſtſchmuck
gehüllt. In den Niſchen des Domes braunten bis
herauf zur Spitze bengaliſche Flammen in wechſelnden
Farben und die darunter liegenden Häuſer in all den
kleinen Gaſſen und Gäßchen hatten eine prachtvolle
Fahnendekoration angelegt. Auf der neuen Kräme
riva=
liſierten die Geſchäfte aufs ernſteſte mit einander, in
Schmuck und Geſchmack. Auch die Sachſenhäuſer wollten
die vielen Sänger aus den nahen und fernen Gauen,
Deutſchlands durch Glanz und Prunk feſſeln. Daß ebenſo
die anderen nicht genannten Straßen nicht zurückſtanden,
ſoll nicht unerwähnt bleiben. So gab es genug zu
ſchauen und anzuſtaunen und ſtundenlang drängten ſich
die Maſſen noch durch die Straßen.
4. Juni.
Am Donnerstag vormittag 10 Uhr begann in der
Feſthalle das Wettſingen der einzelnen Gruppen. Der
Kaiſer wohnte dem Wettſingen von Anfang an bei.
Zwiſchen 12 und 1 Uhr mittags fuhr er über
Schau=
mainkai, Unter=Mainbrücke, Mainkai, Fahrtor,
Römer=
berg, Paulsplatz nach dem Römer, um das alte und das
neue Rathaus zu beſichtigen und den Ehrentrunk der
Stadt entgegenzunehmen. Auf die dabei gehaltene
An=
ſprache des Oberbürgermeiſters Adickes hielt der Kaiſer
folgende Rede:
Es iſt mir ein Bedürfnis, im Namen Ihrer Majeſtät
der Kaiſerin und in meinem der Stadt Frankfurt aus
tiefem Herzen warmen Dank zu ſagen für die Tage, die
ſie uns bereitet. Spontan, ein Ausbruch herzlicher
Gefühle, war der geſtrige Empfang, getragen von dem
aus vielen tauſend Kehlen geſungenen deutſchen Liede.
Es war ſo recht das Vild der kräftig ſich regenden, nach
allen Richtungen ſich entwickelnden großen Metropole,
der Erfolg deſſen, was das Schwert meines ſiegreichen
Großvaters für dos Vaterland errungen hat, ein Beweis
dafür, wie gut es Frankfurt unter preußiſcher Krone
gegangen iſt. Am Kyffhäuſer her zog meine Bahn, zur
alten Römerſtadt hin; das Kyffhäuſertor iſt geſprengt,
und offen ſind die Tore und Gaſſen der Stadt
Frank=
furt geworden, vergangen die alten Zeiten und zur
Ge=
ſchichte geworden. Das neuc deutſche Reich hat
Frank=
furt zur neuen Bedeutung ſich entwickeln ſehen, und ſo
war es denn mein Wunſch, wie ſchon in früherer Zeit
auls Frankfurt die erſten ſchönen Sprößlinge des
deut=
ſchen Liedes erſtanden und wie heute zum erſten Mal
in Ihren Mauern deutſche Männer ſich verſammelt haben,
um nach alter Sitte im Liede mit einander zu ringen,
ſo möge in Verbindung mit der modernen Entwicklung
und Ausgeſtaltung der Stadt, wie hier im Rathaus, die
Pflege der alten Traditionen und der alten Geſchichte der
Stadt Hand, in Hand gehen, denn nur wer ſeine
Ge=
ſchichte pflegt, wer ſeine Traditionen hochhält, kann in
der Welt etwas werden. Die Ordenskette, die Sie um
die Schultern Ihres Oberbürgermeiſters glänzen ſehen, iſt
ein Beweis dafür, wie grade auf einem meinem Herzen ſo
naheliegenden und von mir ſoeifrig durchforſchten Gebiete,
dem der ſogialen Politik, Frankfurt an der Spiße
mar=
chiert, und wie es mir am Herzen lag, die Stadt und
ihr Oberhaupt dadurch zu zieren, und mein vollſtes
Einverſtändnis zu erklären mit den Wegen, die Sie hier
eingeſchlagen haben, zum Segen für Ihre Bürger und
zum Beiſpiel für das Vaterland. Es iſt mir aber
wohl=
bekannt, daß außerdem noch ein Wunſch die Bruſt
Frankfurts bewegt, dem ich gern Folge geben werde.
Es iſt ſchon lange der Wunſch, daß die
Zuſammen=
gehörigkeit der Stadt mit ihrer Garniſon durch ein
äußeres Band auch in der Heeresgeſchichte ſich
kenn=
zeichnen möge; und dieſem Wunſche der Frankfurter
Patrizier eitgegenkommend, habe ich befohlen, daß vom
heutigen Tage an das 2. Heſſiſche Feldartillerie=Regiment
Nr. 63„Frankfurt” heißen ſoll. So möge denn auch die
Garniſon in Verbindung mit der Bürgerſchaft
Frank=
furts in Frieden und Freundſchaft, ſtolz auf ihren
Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 5. Juni 1903.
Nummer 129.
Namen auch Ihnen, den Bürgerſöhnen, ein Heim bieten,
und möge Gottes reichſter Segen auf allen Ihren
Unter=
nehmungen ruhen, auf welchem Gebiete es auch ſei. Das
iſt mein heißeſter Wunſch und darauf leere ich den
Pokal! Auf das Wohl der Stadt Frankfurt: Hurra!
Hurral Hurra!
Nachdem ſich die Majeſtäten und die anderen
Fürſt=
lichkeiten in das goldene Buch eingezeichnet hatten,
be=
gaben ſich die hohen Gäſte nach der Römerhalle und
verließen nach dem Römer zu das Rathaus. Die
Rück=
fahrt erfolgte über Neue Kräme, Liebfrauenſtraße, Zeil,
Kaiſerſtraße, Gallusanlage, Intermainanlage,
Unter=
mainkai nach dem Palais des Prinzen Friedrich Karl
von Heſſen. Bei ſeinem Schwager nahm der Kaiſer das
Frühſtück ein, worauf er wieder zum Feſtplatz zurückfuhr.
Gegen 5½ Uhr kehrte der Kaiſer nach Wiesbaden zurück.
An Ordensauszeichnungen wurden verliehen:
Oberbürgermeiſter Adickes erhielt den Wilhelmsorden,
Bürgermeiſter Dr. Varrentrapp iſt der Charakter als
Ge=
heimer Regierungsrat verliehen,
Stadtverordnetenvor=
ſteher Geheimer Juſtigrat Dr. Humſer erhielt den
Kronen=
orden zweiter Klaſſe. Ferner erhielten u. a. den Noten
Adlerorden vierter Klaſſe die Stadträte Joſef Baer, Anton
Meyer, Wilhelm Hanau, Stadtbauinſpektor Wilde und
der Vigepräſident der Handelskammer, Kommerzienrat
Paſſavant.
Letzte Nachrichten.
WB. Vonn, 4. Juni. Der deutſche Verein für
Schulgeſundheitspflege, ernannte in ſeiner
geſtrigen Generalverſammlung den Prinzen
Lud=
wig Ferdinand von Vayern zum Ehrenpräſidenten.
Die nächſte Jahresverſammlung ſoll in Nürnberg
ab=
gehalten und mit ihr ein internationaler Kongreß für
Schulhygiene verbunden werden.
1 Straßburgi. E., 4. Juni. Heute wurde im
Landes=
ausſchußgebäude die Konferens der deutſchen
Landes=
vereine vom Noten Kreuz eröffnet, nachdem
geſtern ein Empfang der Vertreter beim Statthalter
Fürſten zu Hohenlohe=Langenburg ſtattgefunden hatte.
Zum Ehrenpräſidenten wurde der Statthalter, zum
Vige=
präſidenten Vigeoberzeremonienmeiſter v. d. Kneſebeck,
zum erſten Vizepräſidenten Staatsſelretär v. Köller, zum
zweiten Vizepräſidenten Näsfeld, gewählt. An den
Kaiſer und die Kaiſerin ging ein Hüldigungstelegramm
ab. Profeſſor Wiegand referierte über die Aufgaben des
Roten Kreuges, v. Pannwitz über die Ausdehnung der
Gemeindekrankenpflege, Präſident Buchner=Darmſtadt
über die Heranbildung der Helferinnen und Direktor
Schleſinger über die Beziehungen der
Verufsgenoſſen=
ſchaften Zum Roten Kreus.
W.B. Stuttgart, 4. Juni. Die Kammer der
Abge=
ordneten nahm nach mehrtägiger Veratung das
Eiſen=
bahnbaukreditgeſetz, das insgeſamt einen
Auf=
wand von 29336000 Mk. erfordert, an.
W.B. München, 4. Juni. Zu den Mitteilungen der
Blätter über die Aeußerungen, welche der
Miniſterpräſi=
dent Frhr. v. Podewils in Bezug auf die
Jeſuiten=
frage einem Verichterſtatter gegenüber getan hat, ſtellen
die „Münchener Neueſten Nachrichten” feſt, daß die
Aeuße=
rungen des Miniſters v. Podewils laliteten, es ſei zur
Genüge bekannt, daß Vayern von Anfang an dem
An=
trage auf Aufhebung des 8 2 des Jeſuitengeſetzes
zugeſtimmt habe. Bayern habe ſich hierbei naturgemäß
in erſter Linie von ſeinen eigenen Erwägungsgründen
und Intereſſen leiten laſſen, wobei es, wie überhaupt, ſo
auch in dieſer Angelegenheit, nur willkommen ſein konnte,
ſich im Elnklang mit der Präſidialmacht Preußen zu
wiſſen.
München, 4. Juni. Das Schöffengericht verurteilte
den Maler Th. Heiſie und den verantwortlichen Redakteur
des „Simpliziſſimus: J. Linnelogel wegen des
Titel=
bildes „Geſandtenerziehung; in Nr. 6 des „
Simpli=
ziſflmus: wegen groben Unfugs, verübt durch die Preſſe,
zu je Mk. 30 Geldſtrafe und ſprach die
Unbrauchbar=
machung der Exemplare und Platten aus. In der
Urteilsbegründung wird die „hohe geiſtige
Bedeutung=
des Simpligiſſimus= und die „Meiſterſchaft und
Genialität; Heines anerkannt, aber' gerade bei dieſen
Eigenſchaften hätte Heine Formen vermeiden ſollen, die
den Tatbeſtand des groben Unſugs bedingten. (Frkf. 3tg.)
W.B. Fraukfurt a. d. O. 4. Juni. Nach einer
Meldung der „Frankſurter Oderzeitung; aus dem Dorfe
Nietzig, im Kreiſe Arnswalde, ſind infolge
Brand=
ſtiftung das Gut Niehig und zwei große
Bauern=
gehöfte niedergebrannt. Viel Vieh iſt in den Flammen
umgekommen. Der Gutsbeſiher und der Gutsverwalter
wurden unter dem Verdacht der Brandſtiftung verhaftet.
WB. Wien, 4. Juni. Heute früh ſtarb der
Profeſſor der Mathematik an der hieſigen Univerſität,
Gegenbauer.
( Paris, 4. Juni. In den Deputierten=Kreiſen
ver=
lautet, daß der Miniſterpräſident nicht beabſichtige,
auf die für heute angekündigte Interpellation des
Na=
tionaliſten Firmin Faure über die in Algerien geplanten
Maßnahmen der franzöſiſchen Regierung zu antworten.
Der Miniſterpräſident wird erklären, daß unter den
gegen=
wärtigen Umſtänden dem Generalgouverneur von Algier
volle Freiheit gelaſſen werden müſſe, und daß überdies
die Regierung nicht in der Lage ſei, öffentlich den Plan
zu beſprechen, bevor dieſer ausgeführt ſei. Sollte die
Kammer gleichwohl die Veratung der Interpellation
be=
ſchliehen, ſo beſchränkt ſich der Miniſterpräſident auf
all=
gemeine unbeſtimmte Erklärungen. Der republikaniſche
Senator Gotteron verzichtet auf die von ihm beabſichtigten
Anfragen.
WB. Privas (Dep. Ardsche). 4. Juni. Der Pri or,
des Oblatenkloſters Lablachere wurde verhaftet,
weil er das Kloſter zumauern ließ. Zwiſchen der
Gendarmerie und Anhängern der Mönche kam es zu
einem Zuſammenſtoß. bei dem mehrere Perſonen
ver=
wundet wurden.
WB. Breſt, 4. Juni. Seepräfekt Admiral Gourdon
ſprach den Matroſen und den Schiſſojungen des
Schul=
ſchifſes Bretagner ſeine Befriediguſg über den Eifer
aus, mit dem ſie dem deutſchen Schulſchiff „Amasone”
geholfen haben. Es iſt nunmehr ſeſtgeſtellt, daß die
„Amazoner tatſächlich kein Lootſenboot auf oſſener See
angetroffen hat. weil die Lootſen wegen Nebel die Küſte
nicht verlaſſen konnten.
EWB. Liverpool, 4. Juni. Den Beſihern des vor
Valparaiſo untergegangenen engliſchen Dampfers „
Are=
quipau iſt die Nachricht zugegangen. daß von den an
Vord desſelben befindlichen Perſonen 45 gerettet wurden.
Velgrad, 4. Juni. Das Gerücht von der Erkrankung
der Königin beruht auf Erfindung. Ebenſo iſt
er=
funden. daß ſich der franzöſiſche Leibkoch
er=
ſchoſſen, habe. Ein ſolcher exiſtiert überhaupt nicht.
Wahr iſt lediglich, daß vor ungefähr einer Woche ein bei
Hofe bedienſteter, Küchenjunge wegen einer Liebes=
Affäre mit einem hieſigen Mädchen Selbſtmord beging
WB. Vetersburg. 4. Juni. Dem,Regierungsboten”
zufolge, genehmigte der Kaiſer den Beſchluß des
Miniſter=
komitees, bis zur Reviſion der Geſetze über die Juden
auf dem Wege der Geſetzgebung in= und außerhalb der in
der Anſäſſigkeitsgone liegenden Gouvernements den Juden
den Erwerb von Land und Immobilien, ſowie die
Nutz=
nießung derſelben zu verbieten, der jüdiſchen Bevölkerung
aber zu geſtatten ſich in den in ihrer Anſäſſigkeitszone
gelegenen Ortſchaften anzuſiedeln, welche infolge ihrer
in=
duſtriellen Entwickelung den Charakter von Städten
ein=
nehmen und dort Immobilien zu erwerben. Solcher
Ort=
ſchaften gibts bisher 101.
W.B. Konſtantinopel, 4. Juni. (Wiener Korreſp=
Bureau.) Infolge freundſchaftlicher Ratſchläge Oeſterreich=
Ungarns und Rußlands wurde die Entlaſſung
ver=
hafteter Bulgaren, deren Schuld nicht erwieſen
iſt, feſtgeſetzt. Nach türkiſchen Angaben beträgt die Zahl
der in allen drei Wilajetts in Haft befindlichen Bulgaren
kaum 1000. Die beſchloſſene Verbannung nach Tripolis
und Kleinaſien wurde einſtweilen ſiſtiert und dürfte
viel=
leicht aufgegeben werden. Hier befinden ſich nach den
letzten Entlaſſungen und Abſchiebungen in die Heimat
nur ungefähr 20 Bulgaren in Haft. Auch nach
Adrian=
opel, wo anläßlich der Suche nach Waffen in letzter Zeit
zahlreiche Verhaftungen vorgenommen wurden, ſind die
Befehle ergangen, die Verhaftungen auf offenbar Schuldige
zu beſchränken.
WB. Honſtantinopel, 4. Juni. (Wiener Korr=
Bureau.) Der hieſige ſerbiſche Geſandte Gruitſch
verläßt in 12 Tagen definitio Konſtantinopel. Sein
Nachfolger, wird der frühere Geſandte in Nom
Dr. Veſuitſch.
WB. Halifar, 4. Juni. In Neu=Braunſchweig und
Neu=Schottland herrſchen Waldbrände. Ein großer
Verluſt iſt ſicher, wenn es nicht bald regnet.
W.B. Montreal, 4. Juni. In der Provinz Quebeck
herrſchen Waldbrände. Es herrſcht Dürre. Montreal
iſt in Nauch eingehüllt.
WB. Keokuk (Jowah 4. Juni. Der Schutz d amm
unterhalb der Stadt iſt geborſten, ſo daß der
Illi=
noisfluß austrat. 75000 Acres Land ſind überflutet.
Der Schaden wird auf 750000 Dollars geſchätzt.
Städtiſche Leſe= und Bücherhalle, Louiſenſtr. 20.
Die Leſehalle iſt geöffnet an Wochentagen von
10-2 und von 6-9½ Uhr, Sonntags von 11-1 und
von 5-9 Uhr. Bücherausgabe findet ſtatt:
Diens=
tags, Donnerstags und Freitags von 10½ - 12½ und
von 7½— 9½ Uhr; Samstags von 10½-1½ und von
6½-91) Uhr.
Zahlſtunden bei der Stadtkaſſe für den Monat
Jumt von 8 Uhr morgens bis 12½ Uhr mittags.
Telegraphiſcher Wetterbericht.
Hamburg, 4. Juni. Das Wetter iſt in Deutſchland
kühl, im Nordweſten heiter und wärmer; meiſt wärmeres
weiter aufklärendes Wetter wahrſcheinlich.
Tageskalender.
Konzert um 8 Uhr im „Schützenhof
Konzert um 18 Uhr im Reſtaurant„Melropolen
Vorſtellung um 8 Uhr im Zirkus Corih=Althoff auf
dem Exerzierplathz.
Welt=Panorama Soderſtraße 2.
Patris Huber=Ausſtellung Neckarſtraße 3: geöffnet
von 101 und 3-5 Uhr.
Lucas=Ausſtellung in der Kunſthalle; geöffnet von
11-1 und 3-5 Uhr.
Loshols=Ausgabe (C-W um 3 Uhr
Ludwigshöh=
ſtraße 42.
Goltesdienſt der israelitiſchen Ueligionsgemeinde.
Hauptſynagoge.
Freitag, den 5. Juni.
Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 6. Juni.
Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. Schrifterklärung.
Sabbatausgang 9 Uhr 30 Min.
Codes-Anzeige.
Heute morgen ¼10 Uhr entſchlief nach
ſchwerem Leiden meine unvergeßliche Frau,
unſere gute Mutter, Großmutter und
Urgroß=
mutter im 79. Lebensjahre.
(10085
Der lieftrauernde Galte:
friedrich Wack,
Lokomotioführer i. P.
Darmſtadt, Rew=York, Dresden,
den 2. Juni 1903.
Die Beerdigung findet Freitag, den 5. Juni,
nachmittags 3 Uhr, vom Portal des
Fried=
hofs aus ſtatt.
Todes-Anzeioe.
(Statt jeder bosonderen Anzoigo.)
Heute morgen 9 Uhr entschlief sanft unser lieber treuer Nater.
Jmdvig Machenhauor.
Grossherzoglicher Landgerichtepräsident u. P.,
im 79. Lebensjahre.
Uw stille Teilnahme bitten
die trauernden Hinterbliobenen:
Emilie Bürr geb. Machenhauer,
Hermann Hachenhauer, Hauptmann und lehrer an dor Hriegsselulo,
Br. Alfred Hachenhauer,
Prok. Dr. Julius Bürr,
Hellie Hachenhauer geb. Sarg.,
Rartha Hachenhauer geb. Weiss
und Enkelkinder.
Darmstadt, Cannstatt, Mets, 4. Juni 1903.
Binmenspenden sind uicht im Sinne des Entschlafenen.
(10063
Die Beerdigung findet statt Samstag nachmittag ¹6 Uhr vom Portale des Friedhofs aus.
m 4. Juni hat das Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift zu Darmſtadt einen ſchmerzlichen
V Verluſt erlitten durch den in der Frühe dieſes Tages erfolgten Heimgang des
Herrn Lundgerichts-Präſidenten i. P.
Ludwie Machenhauer.
Seit dem Jahre 1874 dem Vorſtande des Diakoniſſenhauſes angehörend, hat er dem
Hauſe ſeit 1886 als Präſident des Geſamtvorſtandes vorgeſtanden.
Der Heimgegangene hat während der Zeit ſeines Präſidiums mit aufopfernder Hingebung
und großer Sachkenntnis, weder Zeit noch Mühe ſcheuend, die Geſchäfte des Hauſes beſorgt; mit
herzgewinnender Freundlichkeit iſt er jedem begegnet, der ſeine Hilfe in Anſpruch nahm.
Nun ruht er aus von ſeinem arbeitsvollen Leben. Seine Treue ſoll aber in unſerem
(10084
Hauſe nimmermehr vergeſſen und ſein Gedächtnis in Ehren gehalten werden.
Darmſtadt, den 4. Juni 1903.
Der Geſamtvorſtand des Diakoniſſenhauſes Eliſabethenßift zu Darmſtadt.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdrucke
tlich jur die Redairion: Dr. D. Waidgeſtel, für den Inſeratenteil: F. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.