Darmstädter Tagblatt 1892


02. September 1892

[  ][ ]

EE6
GBAON
AEERIL
H
48

9

Abennementspreis
kertelſührlich 1 Marl éo Pf. daſb
thrlich 3 Mark mdl. Sringerlohn.
mwlnz verden vn ablen Poſt=
mtern
Beſtellungen entgegenge=
Ummen zu 1 Marl 50 Pf. vro
Quartal ind. Poſtaufſchlag.

155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
für das
wbchentl. Gmal erſchetnende Tagblar.
werden angenommen:u Tarmſtadt,
don der Expedition, Aſen tr. Nr. 23.
in Beſſungen von Fr4dr. Blößer,
Schießhausſtraße 14, ow eauzwäris
don allen Annonen=tew=ditlonen=

Amtliches Organ
flͤr die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamis. des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.

1 206.

Freitag den 2. September.

1892.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Ausbruch der Maul= und Klauenſeuche in Groß=Steinheim.
Nach Mittheilung des Großherzoglichen Kreisamts Offenbach a. M. iſt in dem Stalle des Moſes Selig zu Groß=
teinheim
die Maul= und Klauenſeuche ausgebrochen und deshalb Stallſperre angeordnet worden.
Darmſtadt, den 29. Auguſt 1892.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
[13254
v. Marquard.
B e k a n n t m a ch u n g.
Für das am 2. September d. J3. ſtattfindende Volksfeſt auf dem Exerzierplatze dahier werden auf Grund
3 Art. 56, Ziſſer 2, der Städte=Ordnung vom 13. Juni 1874 folgende Anordnungen getroffen:
1) Der Verkauf von Speiſen und Getränken iſt nur den mit beſonderer diesſeitiger Erlaubniß verſehenen Per=
ſonen
und nur unter den aus der Erlaubniß erſichtlichen Beſchränkungen geſtattet. Von den erlaubten Speiſen und
Getränken dürfen nur ſolche beſter Qualität zum Verkauf kommen. Zu beanſtandende Speiſen und Getränke müſſen
ſofort von dem Verkauf ausgeſchloſſen und entfernt werden.
2) Der Verkauf von Obſt auf dem Feſtplatze und deſſen Umgebung iſt allgemein unterſagt.
Zuwiderhandlungen gegen die unter 1 und 2 verzeichneten Anordnungen werden, ſoweit nicht andere ſtrafgeſetzliche Be=
nmungen
Platz greiſen, mit Geldſtrafe bis zu 90 Mark beſtraſt.
Gleichzeitig wird vor dem unvorſichtigen Genuß kalter Getränke bei erhitztem Körper gewarnt.
Weiter wird bemerkt, daß eine ſanitätliche Ueberwachung der Feſtlichkeit angeordnet worden und auf dem Feſtplatze eine
nitätsſtation errichtet iſt.
Darmſtadt, den 1. Seplember 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Feh
[3255

eummetgras=Verſteigerung.
Nontag den 5. Ifd. Mts., Nach=
mittags
2¼ Uhr
innend. wird das Grummetgras von
ſtädtiſchen Pallaswieſe an Ort und
Ie meiſtbietend öffentlich verſteigert.
Darmſtadt, den 1. September 1892.
ßherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
[13256
Lauteſchläger, Beigeordneter.
Pferde=Verkauf.
ontag den 5. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
) im Hofe der alten Kavallerie=
ſerne
ein ausrangirtes
Dienſtpferd
3 ntlich meiſtbietend gegen Baarzahlung
Akeigert.
(13257
darmſtadt, den 1. September 1892.
Dragoner=Regiment Nr. 23.

DieErneuerung desBlitzableiters.
auf dem nördlichen Kanzleigebäude zu Darmſtadt ſoll mittelſt ſchrif tlichen
Angebots
Mittwoch den 7. September l. Js., Vormittags 10 Uhr,
Z auf unſerem Büreau vergeben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen vom 31. Auguſt an zur Einſicht
offen. Die Angebote ſind mit entſprechender Aufſchriſt verſehen bis zu
obigem Termin verſiegelt und vortofrei an uns einzuſenden, und ſind die=
ſelben
nach Angabe und Zeugniſſe über ausgeführte Blitzableiter=Anlagen
beizufügen. Verſand von Bedingungen nach außerhalb findet nicht ſtatt.
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1892.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
(3258
Wieſſell.

Friſch
ſeingetroffen.k

Guppemwünze
bei: Anguſt Marburg. (33

[ ][  ][ ]

2894

Bekanntmachung.
Mit Genehmigung Großherzoglichen
Miniſteriums des Innern und der Juſtiz
vom 20. Auguſt l. Js. zu Nr. M. J.
21859 wurde für das Terrain öſtlich der
Beckſtraße, von der Erbacherſtraße bis zur
Heinrichſtraße bezw. für die verlängerte
Heinrichſtraße öſtlich der Wienerſtraße ein
Bebauungsplan feſtgeſtellt.
Wir bringen dies mit dem Anfügen
zur öffentlichen Kenntniß, daß der Plan
in den üblichen Dienſtſtunden auf dem
Stadtbauamt von den Betheiligten einge=
ſehen
werden kann.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[13260
Morneweg.

Nr. 206

Muin=Arnur-Jahn.

Samstag den 3. September 1892, Vormittags 10 Uhr,
wird der bei der Reinigung der Viehwagen auf der Station Darmſtadt verblei
bende Dung, der in einer Grube am Eſchollbrücker Weg lagert, an Ort und Stell
unter den bei der Verſteigerung bekannt gegebenen Bedingungeu öffentlich ver
ſteigert.
Darmſtadt, am 30. Auguſt 1892.
Der Stattons=Vorſteher
Reinhardt.
[1320

Bekanntmachung.

Soeben erſchien:
Abschiodsprodigt
des
Horrn Pfarror Pahnake.
Preis 25 Pfo.
Johs. Waitz,
Buchhandlung, (314
Ernſt=Ludwigsſtraße 19.

Neue
Kaortoffeln,
geſunde, mehlreiche Frucht,
per 100 Kilo 5 Mk.
Neues.
Sauerkraut,

in Füſſer 12½, 25 u. 50 Kilo
villigſt.

Aeue Einſen.
Emanuel kulld,

Kirchſtraße I.

3261

Bestebirnen

zum Einmachen bei
C. Völlor
untere Hügelſtr. 15. l3262

Gebrauchte Stückſäſſer,
Halbſtückfäſſer und eine Partie kleiner=
[12378
Fäſſer billigſt abzugeben.
Carl Emil Callmann,
Friedrichſtraße 12.

Eine Hundshütte
113263
zu verkaufen Herdweg 58.

Anſprüche und Forderungen aller Art an den Nachlaß der Ernſtine Eliſa=
bethe
, Wittwe des Bäckers Peter Petermann in Dornheim, geb. Zeh, insbe=
ſondere
auch ſolche, welche aus Lieferungen für das betriebene Bäckereigeſchäft her
rühren, ſind binnen 14 Tagen bei Meidung der Nichtberückſichtigung hierher an
zumelden.
Groß=Gerau, den 27. Auguſt 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. Meiſel.
(1326.

14

Logig.
Nach.
weisungs.
Büroau.

G. H. Tuzoh,

Hapezier,

Stadt- Vernsprech. stelle Nr. 26.

10 Ludwigsstrasse 10, nahe am Marktplatz,
ompfiehlt ein reiches Lager aller Arten
Röbel, Spiegel uud Betten, Teppiche und
Vorhänge ete.
ſGanze Einrichtungen werden vom einfachsten bis zuml
reichsten Geschmack und unter Garantie für solide undl
geschmackvolle Ausführung gelietert.
M4 Polstor-≈ Docorations Arbeiton in oigonor Workstätto.

Gebrüder Becker, Darmstadt,
17 Mauerſtraße 17,
Austallations-Geschäft für Wasser
Gas- &E Dampf- Leitungem,
Neuaulagen und Umänderungen beſtehender Abort=
anlagen
, Küchenentwäſſerungen etc.
[1302
den heutigen hygieniſchen Anforderungen entſprechend.
E Water-Glosels aller Systomo. -

HaTON
ſca. 3 Morgen) wird billig abgegeben.
Capellplatz 64 part.
(13265

Jamenkleider, Jacken und Mäntel wer
2y den raſch und geſchmackvoll unte
Garantie tadell. Sitzers bei bill. Berech
angef. u. arang. Rückeriſtr. 8, Stb. (131I

[ ][  ][ ]

2895

h,

A. Delicatess-Sauerkraut
fferirt in Gebinden von ca. 3, 2, 1, ½
nd Ctnr. billigſt. Verſandt gegen
achnahme.
Büttelborn b. Groß=Gerau.
Jauorkrautfabrik Büttolborn,
ngetragene Genoſſenſchaft mit unbe=
ſchränkter
Haftpflicht. 13266,

Nr. 206
13036) Schloßgraben 11 zwei ſchön
möblirte Zimmer, zuſammen od. getrennt.
13271) Schloßgraben 15, gegenüber
dem Großh. Schloß, zwei gut möbl. Zim=
mer
, paſſend für Einj Freiwll., zu verm.
13272) Schloßgraben 15 ein kleines/
möbl. Zimmer mit Kaffee monatl. 12 M.
13273) Ecke der Schul= u. Kirch=
ſtraße
27 ein ſchönes möbl. Zimmer.

Laden geſucht, 3 io=
für
ein feineres Detailgeſchäft,
heller, mittelgroßer, mit Zimmer, Lud=
wigsplatz
oder nächſter Nähe, per 1. Jan.
G.fl Offerten mit Preis sub 1049 an
Haaſenſtein u. Vogler, Darmſtadt.
kauft C. Reinemer, Nie=
Flaschon derramſtädterſtr. 71.13120

Drehrad,
gebrauchte, guterhaltene Ma=
ſchine
, wird billig abgegeben
(13267
bei
D. Faix a; Söhne.
1
Kine gute Violine iſt zu verkauſen.
= Preis 40 M. Näh. Exp. (3268.

7704) Ecke der Wiener= u. Kies=
aße
80 Beletage, beſtehend aus füuf
nmern, 2 Manſardenzimmern, Garten=
heil
und ſonſtigem Zubehör, per 15.
guſt zu verm. Näheres Waldſtr. 44.

12573) Annaſtraße 44 hoch=
zlegante
Parterrewohnung, 6 Zim=
mer
, Badezimmer, Bügelzimmer,
Waſchküche, Magdkammern, Garten=
benutzung
auf ſofort zu vermiethen.
14
0111) Eliſabethenſtr. 47 Neubau
Zimmer, Küche, Cloſet, Bodenkammer
ſ. w., ſofort zu beziehen.
3035) Schloßgartenplatz 6 Man=
de
, enthaltend 3 ſchöne Zimmer mit
he, abgeſchloſſ. Vorplatz ꝛc., zu ver=
then
und Anfangs November zu be=
Jen. Näheres parterre.
3210) Neue Kiesſtraße 104 ſehr
ne Beletage, 5 Zimmer, desgl. Man=
e
, 3 Zimmer; beide Wohnungen mit
InAnnehmlichkeiten, Garten ꝛc. zu ver=
Athen u. Mitte September zu beziehen.
Veres Roßdörferſtraße 4.
3211) Roßdörferſtr. 7 iſt die Bel=
Ge mit Zubehbr z. v. Näh. Nr. 9 part.
3269) Kahlertſtr. 34, Ecke Wendel=
10
ſtraße, der 2. Stock, 4 Zimmer, Küche,
Siſekammer und ſonſtiges Zubehör, per
4 Oktober. Näheres im Laden.
ff. 3210) Pankratiusſtraße 63 eine
te Manſardenwohnung zu vermiethen.

Dr. Borshordt's alkal. aronat.
GutAIRRaON
14.
in Auerbach a. d. Bergoo.
Diese belebenden, Stärkenden Säder sind
wirksam bei Folgen der Influenz, Hervo-
sität
, Schlaflosigkeit, Mygräne, Alters-
schwäche
, Frauenleiden, Schwächezu-
Ständen, Blutarmuth, Fettleibigkeit &
Reconvaleseenz. Herrl. Klima. Märchen-
haft
schöne Fromenaden im Fürston-
lager
. Vorzügl. Hötels. (5917
Prospekte gratis durch den Kurarzt
Dr. Borclerdt.

AUTATaN
Sedan Nuchmittag geſchloſſen.
(ömiſch=triſche und ruſſiſche Bäder bleiben den ganzen Tag
[13274
geſchloſſen.)
slk-Joroh.
Die Proben für das L. Concert Judas Maccabäus
von Händel beginnen:
Montag den 5. September, Abends 8 Uhr,
in der Aula des Bealgymnasiums.
Neu eintretende aktive Mitglieder werden gebeten, ſich bei
Herrn Hofkapellmeiſter de Maan, Aliceſtraße 27, Vormittags 9
bis 10 Uhr, perſönlich vorzuſtellen.
Der Vorstand. 12942

2022) Saalbauſtr. 17, 1. St., ein
ſembbl. Im. mit od. ohne Penſion ſof.
3820) Georgſtr. 5, 3. Stock, ſchön
Ml. Wohn= u. Schlafzimmer per ſofort.
1075) Saalbauftr. 19, 1. St., ein
hich möbl. Zimmer zu vermiethen.

Im Choleraneitem
trinke man nach dem Rathe des Geh. Raths Dr. Koch in Berlin
nur abgekochtes oder noch beſſer natürliches Mineral=Waſſer,
darunter als vorzüglichſtes das
Hatürliche Kronthaler Apollinis-Wassor.
Vorräthig bei
Phuilipp Wober, Hoflieferant,
[13275
Carlsſtraße 24.
Halber Sperrſitz,

Ein halber Sperrſitz
Nr. 181, roth) für die ganze Saiſon ab=
[13276
zugeben. Näheres Expedition.

gute Lage, rechts, abzugeben
Hügelſtraße 65 parterre.

[12554

[ ][  ][ ]

2896

13277) Eine alleinſtehende Perſon,
Lehrerstochter, welche ſich allen häuslichen
Arbeiten unterziehl, etwas kochen u. bl=
geln
kann, ſucht Stelle in feinerem Hauſe.
Frau Neßling, Marktplatz 7.
13278) Für Hausarb. u. Koch. ſuchen
3 Mädch. mit gut. 3gn. aufs Ziel, ein
ält. Mädch. per ſof. St., 1 jüng. Mädch.
für alle Arbeit per 15. Sept., 2 beſſere
Hausmädch. per Ziel. Roth, Alexander=
ſtraße
14.
13219) Ein Mädchen von 20 J.
das kochen u. alle Hausarb. k., 2 Mädch.
v. 16 u 17 Jahren mit guten Zeugn.,
ſuchen ſofort Stelle durch Stellenbüreau
Neidig, Alexanderſtr. 9.
13280) Eine Frau ſucht Laufdienſt.
Gardiſtenſtraße 18, Vorderhaus.
13281) Tüchtige iſr. Köchin. die auch
Hausarb. Ubern., ſucht gute Stelle auf
Michaeli durch Frau Stephan, Kiesſtr. 16.
13282) Ein brav. Müdchen geſetzten
Alters, das gut kocht und ſehr gute Zgn.
hat, ſucht St. zu einer Dame. Mehrere
Hausmädchen und Herrſchaftslöchinnen mit
ſehr guten Zeugniſſen ſuchen Stelle.
Stellenb. Röſe, Louiſenſtr. 20 part.

75283) En i allen Arbeiten durch=
aus
gewandter und ſelbſiſtändiger Buch=
halter
ſucht per 1. Oklober dagernde
Stellung.- Ia. Referenzen.- Off. unter
N. R9 befördert die Exped. d. Bl.

12989) Erfahrener Kutſcher,
geſucht, der auch Hausarbeit verrichtet.
Nur ſolche mit guten Zeugniſſen wollen
ſich melden. Näheres in der Exp. d. Bl.

13096) Für ein 16jähriges, ge=
bildetes
Mädchen wird für einige
Stunden des Tages Beſchäftigung
bei kleineren Kindern in gebildeter
Familie geſucht. Offerten bittet
man unter L. 100 an die Exeed.
d. Bl. zu richten.

13284) Braves Müdchen, das in der
Hausarbeit gründlich erfahren iſt, auch
etwas vom Kochen verſteht, aufs Ziel ge=
ſucht
. Eſchollbrückerſtr. 8 parterre.
13285) Tüchtiges, zuverläſſ. Mäd=
chen
, das gut kochen kann und Hausarb.
gründlich verſteht, nur mit beſten Zeug=
niſſen
, auf Michaeli geſucht.
Näheres Expedition.
13286)
Fuhrknecht
mit guten Zeugniſſen für Langholzfahren
geſucht.
W. Holtz, Eſchollbrückerſtr. 8.

Nr. 206
13287) Drei tücht. Mädch. f. Küche u.
Haus erh. geg. hoh. Lohn ſof, ein jüng.
ſolid. auf Mädch. auf 8. Sept. gute St.,
durch Frau Hartmann, Graſenſtr. 16.
13288) Eine zuverläſſige Lauffrau
zum Reinigen von Geſchäftslokali=
täten
geſucht. Näheres Expedition.
13103)
Ein tüchtiger
Wieſenwärter
für die der Großh. Hofmeierei gehörige
Pallaswieſe, dem auch die Feldaufſicht im
Unterfeld übertragen wird, gegen guten
Lohn und für dauernd geſucht von
Gr. Hofmeiereiverwaltung,
3. Z. Kranichſtein.
13289)
Spengler,
welche auf Weipblech=Waſſerſchiffe einge=
ſarbeitet
ſind, finden dauernde Arbeit bei
Gebrüder Roeder.

Vr. E. RadlGUk,

Marktplatz 2.
hat ſeine Praxis wieder über=
nommen
.
[1322¾

et

Dr. Arthur Hoffmann,
Hügelſtraße 4,
hat ſeine ärztliche Praxis wieder
übernommen.
[13291

13290)
geſucht.

Ein tüchtiger Schloſſer
Beſſ. Lindenallee 2.

Ein Geſchäftswagen, für Metzger od.
J. Bäcker g., z. v. Grafenſtr. 6. (3114

Halber Sperrſitz links, nahe der Ecke,
P abzugeben. Näher. Exped. 13296

9ährend meiner Abweſenheit
OO die Herren:
Dr. Barthel,
Dr. Gutenberg,
Dr. Habicht,
Dr. Lauteſchläger,
Dr. Stor,
die Güte haben, mich zu vertreten.

werden

WO.
Dr. Flag.
S

AUATD, candirt,

feinſt
in ¼ und ¼ Pfund=Packeten,
M. 150 per Pfd., empfiehlt ſtets friſch
æ.
H. N. 11a850l.¾

An Beiträgen zur Nationalfeier am 2. September 189
ſind weiter eingegangen: G. Hauptmann 1 M. P. Lindner 1 M. R. Wittich 3f.
F. Wittich 3 M. Linß 2 M. Mainzer 1 M. Bechſtatt 2 M. Fey 2 M. Trier 2M.
H. H. 50 Pf. Heitz 1 M. F. Wallauer 50 Pf. V. Breitwieſer 50 Pf. Reuling 1M.
L. Heinemann 1 M. O. Michaelis 1 M. K. Kaiſer 50 Pf. Ch. Beſt 50 Pf. Göckler
50 Pf. L. v. Vlönnies 1 M. H. Koch 1 M. A. Nold 50 Pf. Joſ. Bauer 50 Pf. N.
40 Pf. F. Mattern 50 Pf. Beck 50 Pf. N. Neulina 1 M. H. Bodenheimer 2 M.
Dr. v. Wedekind 2 M. v. Wedekind jun. 2 M. A. Schünemann 2 M. Rexroth 1 M.
Wolf 1 M. Ganß 50 Pf. Wehner 2 M. N. v. B. 2 M. W. Holtz 1 M. v. Biegeleben
1 M. W. Schaubach 50 Pf. G. v. Moſch 5 M. Schuchard 2 M. A. Engel 1 M. P.
Schmitt 150 M. J. Heimſtadt 50 Pf. L. Meyer 1 M. C. Schmitt 50 Pf. Bekker1M.
Karl Koch 1 M. Schmitz 1 M. Maus 50 Pf. Ch. Grahn Wwe. 150 M. v. Aigner
M. H. Hohmann 1 M. Kriegk 1 M. F. W. Pfersdorff 1 M. Mich. Schmidt 2 M.
Gg. Zorn 50 Pf. Vietor 1 M. F. Maurer 1 M. Levi Haas 2 M. C. Witzinger 2 M.
Nachtiaall 1 M Hemmerde 1 M. Büdinger 1 M. L. Engel 80 Pf. L. Müller 1 M.
Delp 50 Pf. Rud. Arnheiter 2 M. Schröder 1 M. Sänger 1 M. K. Bergmann 50 Pf.
G. Müller 80 Pf. Fr. Koch 50 Pfg. H. Coy 50 Pfa. W. Dember 50 Pfa. N. 50 Pia.
Klotz 50 Pf. L. K. 1 M. L. Schönewolf 1 M. W. Dexheimer 1 M. L. Schlippe 2 M.
Vh. Bechtold 2 M. M. W. Vraſſel 1 M. v. Sanders, Oberſtlt. 2 M. F. Praſſel 50 Vf.
C. Neuſtadt 1 M. C. B. 1 M. Alex. Koch 1 M. John Hehl 2 M.
Py. St. 50 Pf.
Biegeleben 1 M. Brüggenwerth 1 M. H. Neuſtadt 2 M. Kittler 1 M. Hedderichs M.
Emmerling 2 M. S. 1 M. Schmidgall 1 M. Jaup 1 M. Parcus 2 M. N. 50 Pf.
Deil 1 M. G. 50 Pf. Dr. Küchler 3 M. Th. BeckerMaurer3 M. v. L. 1 M. J. A.
50 Pf. v. Knorr 2 M. Dr. K. Tenner 2 M. R. 1 M. G. Schwab 2 M. Fuchs 50 Pf.
Heidenreich 1 M. Gräff 1 M. Frau Fdch. Hochſtätter 1 M. Offenberg 1 M. Branden=
burg
1 M. M. Klippſtein 1 M. W. Jordis 1 M. H. Bz. 50 Pfg. L. Sander 1 M.
A. K. 1 M. Jordis 2 M. Ungen. 1 M. M. Müller 1 M. Thienemann 1 M. Lauden=
heimer
1 M. Ungen. 30 Pf. Hallwachs, R. A. 1.50 M. Gg. Rauch 1 M. Jy. 1 M.
Ungen. 1 M. Fr. A. Grein 1 M. v. Szczepanski 50 Pf. J. Bert 50 Pf. Becker 50 Pf.
Carl Manck 2 M. Unleſerlich 2 M. NR. 1 M. L. Adler 1 M. Dietz 50 Pf. Frau
Schädel 1 M. Dr. Schmeel 2 M. Herpel 1 M. Johanna Guthmann 1 M. J. Sander
2 M. Lindeck 1 M. Engel 50 Pf. Ludwia 1 M. N. A. 20 Pf. Dr. med. Becker 1 M.
Dr. Rieger 2 M. Karl Krämer 1 M. Sander 1 M. W. v. Wedekind 1 M. Ruo=
50 Pf. Guſtav Groß 50 Pf. Seligmann 1 M. Generalin v. Willich 2 M. Hebermehl
1 M. Weidenbuſch 1 M. L. Gerſchlauer 1 M. F. Gerſchlauer Wwe. 50 Pf. F. Rau
50 Pf. H. Wacker 2 M. Trier 2 M. L. Graßmann 1 M. J. Kleinjung 1 M.
Otto
Köhler, Hahnarzt 2 M. Müller u. Rühle 1 M. Carl Hornmann 1 M. Fr. Klein 75 Pf.
Dr. F. Waaner 1 M. H. Wagner 1 M. Aull 1 M. Carl Arnheiter 1 M. Heuner 1M
W. Schulz 1 M. C. Hochſtädter 1 M. F. Pfersdorff 50 Pf. Dr. Kolb 1 M. Frau Fla
ſchenträger 1 M. Knötß 1 M. v. Bülow 5 M. Zuſammen 215 M. 75 Pf. Hierzu die
bereits veröffentlichten 580 M. 85 Pf. Im Ganzen 806 M. 60 Pf.
Um weitere Beiträge bittet der Rechner
Meyer, Kanzlei Inſpektor, Mühlſtraße s.

4½
4 der
1

57)

[ ][  ][ ]

Insoro Wintorkogelbahn
1 Freitags Abends noch zu
ergeben.
Vrich & Amendt,
Kiesſtraße 27. 12873
Joſchen=Lahrpläne

Nr. 206
Nachkirchweihe
in Traiſa
findet Samstag den 3. und Sonntag
den 4. September ſtatt, wozu höflichſt
einladet
Gaſtwirth Walter.
Heſſiſcher Hofr. 3204

2897
Hund entlaufen.
Spitzhund, glatt, m. 4 weißen Pfcten,
weißes Kreuz auf der Bruſt, auf d. Na=
men
Prinz hörend, entlaufen. Wieder=
bringer
gute Belohnung. vor Ankauf wird
gewarnt. Roßdörſerſtr. 5.
[13295

it den neueſten Veränderungen
er Dampfſtraßenbahn=Züge wie=
er
vorräthig 10 Pfg.
Die Expedition.

Fin halber Parketlogenplatz (blau)
E wird für die erſten Abtheilungen ab=
gegeben
. Zu erfragen i. d. Exp d. 112993

Woog, 1. September 1892.
Waſſerhöhe am Pegel 315 m.
Lufttemperatur 140 R.
Waſſerwärme Vormittags 8 Uhr 16½R.
Woogspolizeiwache.

L-AROUIM--olette-vream-A-AhOtIM

Arzt suchl Nohnung
von 3 Zimmern (möblirt oder nicht
möblirt, mit Bedienung.
Schriftliche Anerbieten u. M. S.
an die Exped. d. Bl.
[13293

Vorzüglich
Vorzüglich

Vorzüglich zur Pflege der Haut.
zur Reinhaltung und Bedeckung wunder Hautſtellen
und Wunden.
zur Erhaltung einer guten Haut, beſonders bei kleinen
Kindern.
(350
Zu haben in den meiſten Apotheken und Droquerien

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Die Mitteilung. daß die deutſchen Handels=
mmern
zur Aeußerung betreffs des deutſch=ruſſiſchen
andelsvertrages von den Regierungen aufgefordert worden
en, iſt unrichtig. Eine amtliche Befragung der Handelskammer
1. wie es heißt, erſt erfolgen, wenn feſtſieht, daß die ruſſiſche Re=
rung
zu Zugeſtändniſſen bereit iſt, die dies lohnend erſcheinen laſſen.
Die Nationalzeituna- plaidiert für die Wiedereinbringung des
trages auf Regelung der Immunität der Abgeordneten,
va im Sinne des bereits in der Reichstagskommiſſion von dem
ntrumsmitgliede Rintelen zu 8 69 des Strafgeſetzbuches bean=
19ten Zuſatzes. Genanntes Blatt glaubt, daß das Reichsjuſtiz=
t
die Rejelung ſchon für die nächſte Seſſion in die Hand nehme.
Die Religionsverhältniſſe in der deutſchen
evölkerung ſtellen ſich nach einer Mitteilung im dritten
erteljahrsheft zur Statiſtik des deutſchen Reichs folgendermaßen:
n 1. Dezember 1890 wurden im deutſchen Reiche gezählt: Evan=
iſche
31026 810, Katholiſche 17674921, andere Chriſten 145 540,
raeliten 567884, Bekenner anderer Religionen 562, ohne oder mit
beſtimmter Anaabe des Regionsbekenntniſſes 12753, Geſamt=
völkeruna
49 428 470.
Die Nordd. Allg. 8t.: beſpricht die Bedeutung des ruſſi=
en
Roggens für den deutſchen Markt und führt aus. das
ſiſche Ausfuhrverbot habe klargelegt, daß die Bedeutung Ruß=
ds
für die Verſorgung des deutſchen Roggenmarktes erheblich
rſchätzt worden ſei.
Italien. König Humbert iſt mit dem Kriegsminiſter und
n Chef des Generalſtabs zu den Manövern in Spoleto einge=
ffen
.
Das öſterreichiſche Geſchwader wurde am 1. Sepibr.
Genua erwartet, die Prinzeſſin Wilhelm triſſt am 2. ein.
2 Radikalen bereiten den Franzoſen eine Ovation.
Schweiz. Die intervarlamentariſche Friedens:
nferenz nahm im weiteren Verlaufe den von Paſſy (Varis)
eiterten Antrag des Reichstagsabgeordneten Barth an, wonach
Handels und Schiffahrtsverträge, ſowie die Verträge, betr.
Schutz des gewerblichen, litterariſchen und künſtleriſchen Eigen=
13 die Klauſel enthalten ſollen, daß die Erledigung der daraus
tehenden Streitigkeiten durch Schiedsgerichte zu erfolgen habe.
ner wurde ein Antrag des Senators Trarieux (Paris) ange=
Umer, wonach darauf hingearbeitet werden ſoll, daß der Vor=
aa
Nordamerikas, betreffend den Abſchluß allgemeiner Schieds=
chtsverträge
, die Billigung der Mächte erhalte. Die Anträge,
reffend einen internationalen Schiedsgerichtshof und eine ſtändige
rnationale Konferenz zum Behufe des Studiums internationaler
gen, wurden einer Kommiſſion zur Vorbereitung für die nächſte
uferenz überwieſen.
Bei der Bundeskanzlei ſind nunmehr 71246 Unter=
iften
für das Initiativbegehren abgegeben worden, wonach in
Bundesverfaſſung die Beſtimmuna aufgenommen werden ſoll,
das Schlachten von Tieren ohne Betäubung vor der Blutent=
ung
ausnahmslos unterſagt iſt. Die Beſtimmung richtet ſich
en das Schächten der Juden, worüber nunmehr eine Volksab=
mung
ſtattfinden muß.
Frankreich. Ribot teilte im Miniſterrat den Wortlaut des
riſtwechſels zwiſchen Frankreich und dem Kongoſtaat mit.

Ueber die Kongoangelegenheit werden weitere Meldungen am 4.
oder 5. September mit der Voſt aus dem Kongogebiet erwartet.
Belgien. In dem durch die Brüſſeler General=Akte vorge=
ſehenen
internationalen maritimen Bureau in Sanſibar, das die
auf die Unterdrückung des Sklavenhandels bezügliche Kor=
reſpondenz
vereinigen wird, ſind Deutſchland, Frankreich, England,
Italien, Vortugal und Rußland vertreten.
Rußland. Die Now. Wremja erwähnt die über die Reiſe
des Miniſters des Auswärtigen v. Giers nach Aix les=Bains in
ausländiſchen Blättern umlaufenden Gerüchte und bemerkt dazu,
Giers werde dort ohne Zweifel einen Höflichkeitsbeſuch des fran=
zöſiſchen
Miniſters des Auswärtigen erhalten; laut der geſtrigen
amtlichen Bekanntmachung ſei aber die Leitung des Miniſteriums
des Auswärtigen formell dem Geheimerat Schiſchkin übertragen,
der Schwerpunkt der internationalen Beziehungen Ruzlands bleibe
alſo nach wie vor in Vetersburg.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. September.
Zum Sedantage. Die Schlacht von Sedan wird für
alle Zeiten eine hervorragende Stelle in der Kriegsgeſchichte ein=
nehmen
. Meiſterhaft und bewundernswert war die Strategie
unſeres großen Moltke, der durch den bekannten erſtaunlich kühnen
Rechtsmaſch der deutſchen Truppen die gewaltige Entſcheidung
in jenen Tagen herbeiſührte; meiſterhaft und bewundernswert war
ebenſo die energiſche Turchführung dieſes großartigen Kriegsplanes
durch das deutſche Heer, das freudig auch die mühevollſte Aufgabe
erfüllte; und aroß erſcheint der Tag von Sedan in der Geſchichte
auch hinſichtlich der an demſelben errungenen beiſpielloſen Erfolge.
Der Kaiſer gefangen, Napoleon in unſeren Händen - ſo klang
damals der Jubelruf von Mund zu Munde - und mit ihm eine
aanze Armee, 100000 Mann, 39 Generale, viele Offiziere, dazu
Feldgeſchütze, Feldzeichen und Kriegsmaterial. Man hat oftmals
ſchon innerhalb und außerhalb Deuiſchlands die Feier des Sedan=
tages
zu verdächtigen geſucht: ſie ſei des deutſchen, des chriſtlichen
Volkes nicht würdig; es ſei die Feier einer entſetzlichen Schlacht,
eines ſchauerlichen Blütverai ßens. Wer ſo reden kann, verſteht
die Sedanfeier nicht, oder e3 iſt der ſchlechtverdeckte Ausdruck ſeines
Grolles, ſeines Mangels an wirklicher Vaterlandsliebe. Was wir
an dem großen Tage feien, iſt nicht die Schlacht, iſt nicht das
Blutvergießen, iſt nicht der Kanonendonner und der Kugelregen
und das Schwertgeklirr. Weiß Gott, daß die deutſchen Heerführer
das Schwert gezogen haben, nicht um Schlachtenruhm zu erlangen!
Weiß Gott, daß die Deutſchen lang genug feindſeligem Uebermut
des Nachbarvolkes ruhig zugeſchaut haben; erſt dann hieß es: Zu
den Waffen! als eine andere Löſung nicht mehr möglich, als wider
Willen der Krieg uns aufgezwungen worden warl Nicht Blut=
veraießen
feiern wir. Was uns den Tag von Sedan zu einem
großen Ehrentage in der Geſchichte des deutſchen Volkes macht, iſt
die Thatſache, daß es der große Entſcheidungstag des ganzen
Krieges geweſen, den uns Gott geſchenkt hat. Darum ruft der
heutige Tag dem deutſchen Volke zu: Vergis dein Sedan nicht!
Bleibe allzeit heldenmütia ohne Leidenſchaftlichkeit, auch im Kriege
oflege die Tugenden des Friedens und laß dir nicht dein Heiligſtes
rauben, das dich zu großen Thaten befähigt hat. So wird die
Sedanfeier dem deutſchen Volke ſtets zur Ehreund zum Segen werden!

[ ][  ][ ]


2898
Nr.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 26 enthält: Geſetz,
die Auftrineuna der zur Eraänzuna und beſſeren Ausrüſlung der
Oberheiſiſchen Eiſenbahnen erforderlichen Geldmittel betreffend.
Spielplan des Großherzogl. Hoftheaters. Sonntag,
4. Sept.: Wilhelm Tell', Oper lneu einſt.). Dienstag. 6. Sept.:
(Außer Abonnement) Roſenmüller und Finke' (zum 25jährigen
Dienſtjubiläum und Beneſiz des Herrn Werner) Donnerstag,
8. Sept.: Die weiße Danſe; Ineu einſt.). Freitag. 9. Sept.:
Galeotto' (neu) Schauſpiel in 4 Akten und einem Vorſpiel
nach dem Spaniſchen von Paul Lindau. Sonntag, 11. Sept.:
Fauſt;, Oper Valentin: Herr Stury, als Gaſth).
Für das dritte Quartal der Schwurgerichts=
verhandlungen
der Provinz Starkenburg ſind folgende
30 Herren als Hauptgeſchworene ausgeloſt worden: Piszala,
Rudolf, Fabrikant in Zwingenberg. Diſſer, Michael, Fabrikant
in Groß=Steinheim. Lennert, Karl Daniel. Kaufmann in Fürth.
Huß, Michael II., Käſefabrikant in Groß=Gerau. Müller, Heinr.
Herm., Rentner in Darmſtadt. Sturmfels, Konrad, Bäcker in
Rüſſelsheim. Frieß. Heinrich, Oberſtlieutenant a. D. in Darm=
ſtadt
. Bangert. Friedr., Gemeinde=Einnehmer in Reichelsheim.
Schmitt, Jakob 5 Gäſtwirt in Groß=Rohrheim. Ackermann,
Alex, Kaufmann in Darmſtadt. Schäfer, Joh. Phil. II., Land=
wirt
in Duſenbach. Mathes, Ludwig Adam, Steinhauer in
Hirſchhörn. Merck. Dr. Auguſt, Fabrikant in Darmſtadt. Scherer,
Heinrich V., Landwirt in Trebur. v. Wedekind, Joh. Wilh.,
Privatier in Darmſtadt. Philipps, Friedr. 11 Landwirt in
Ginsheim. Volz, Georg V., Landwirt in Biebesheim. v. Klipv=
ſtein
, Karl, Major a. D. in Darmſtadt. Rapv, Johs., Beigeord.
neter in Groß Zimmern. Dörſchuck, Wilhelm, Bierbrauer in
Neckar Steinach. Ruckelshauſen, Jakob I. Landwirt in Waller=
ſtädten
. Walter, Jakob XVI. Landwirt in Lengfeld. Otto,
Theodor, Major 3. D. in Darmſtadt. Wittich, Karl, Kaufmann
in Darmſtadt. Bäcker, Simon, Kaufmann in Meſſel. Geiſt,
Eduard. Kaufmann in Rimbach. Engel, Ludwig I., Kaufmann
in Pfungſtadt. Schödler, Auguſt, Buchhändler in Darmſtadt.
Heberer, Gg. Martin, Gaſtwirt in Dietzenbach, und König,
Friedrich, Bierbrauer in Höchſt.
Verſammlungsbeaann mit der Mitteilung des Bürgermeiſters,
daß ein Gulachten des Herrn Geh. Hofrats Dr. Kittler über die Ver=
größerung
des Elektrizitätswerks vorliege. Bewohner der
Gardiſtenſtkaße ſind um Verbreiterung dieſer Straße eingekommen,
um daſelbſt herrſchende Mißſtände zu beſeitigen. Stadverordneter zweiter langte Lieut. Lungerhauſen auf =Loreley' und als drim
H Müller wies nünmehr auf den niederen Waſſerſtand des großen
Woogs hin, welcher die Benutzunesfähigkeit des Waſſers beein=
trächtige
und beantragt eine Unterſüchung der 8uſtände, insbeſondere
auch des Ausfluſſes des Darmbachs in den Woog und thunlichſte
Abhilfe herbeizuführen. Der Bürgerweiſter ſichert dieſer Frage
ſeine Aufmerkſamkeit zu. Stadtverordneter Lehr wendet ſich gegen
die in der Schwanenſtraße herrſchenden Uebelſtände, wobei ihn 1 Weiſe geritten und ſchwankte die Waagſchale eine zeitlang hin und
Stadtverordneter Schneider unterſtützt. Stadtverordneter Kinkel
bringt die unhaltbaren Verhältniſſe in der Leichenhalle auf dem
hieſigen Friedhof zur Sprache. das Durchdringen der Feuchtigkeit
durch Särge mache den Aufenthalt daſelbſt für geradezu lebensgefähr=
lich
. Der Bürgermeiſter antwortet, daß die Schreiner vor einiger Zeit
angegangen worden ſeien, die Särge möglichſt zu verdichten. Werde dem
nachgaekommen, ſo gewähre dies eine gewiſſe Abhilſe. Stadtverordneter
Schödler fordert dszu auf. daß auf dem Friedhof zweckmäßigere Baulich
keiten bergeſtellt werden und das ganze Begräbnis= und Beerdigungs=
wejen
von der Stadt übernommen werde. Der Bürgermeiſter ſowie Bei=
geordneter
Lauteſchläger verſichern. daß die Mißſtände auf dem
Friedhofe nicht aus den Augen gelaſſen wurden. Sechs Sarkophage
mit eiſernen muldenförmigen Untergeſtellen ſowie einige andere
Aenderungen ſeien vorgeſehen, dies ſei vorerſt genügend. Stadtver= Reiter die letzte Hürde. Lieut. Suermondt auf ſeinem Chargen=
niſſen
den Beſſunger Forellenteich zum Baden herzurichten.) Wallach um eine halbe Halslänge und holte ſich den dritten der
Der Bürgermeiſter bezweiſelt, daß die Stadt über dieſen Teich,
welchen zur Zeit der Militärfiskus benutze, ein Verfügunasrecht l dem Rennen von Anfang bis zu Ende mit größtem Intereſſe zuge=
habe
, er wolle übrigens in Verhandlungen eintreten. Der Voran=
anſchlaa
der evangeliſchen Kirche Beſſungen für 1892193 ſieht l dem Regimente geſtifteten Ehrenpreiſe. In ſeiner liebenswürdigen
einen ſtädtiſchen Zuſchuß von 600 Mark vor, nach länaerer Be= l Weiſe richtete Se. Großh. Hoheit an jeden Reiter huldreiche Worte
ſprechung wird jedoch nur ein ſolcher von 200 Mark bewilligt.
laßt, Maßregeln zum Schutze der Bewohner zu treffen. Seitens
behörden außer andern Maßnahmen ein Kredit von zunächſt
10000 M. verlangt, um das erforderliche Wärterperſonal zu be=
ſchaffen
, den Transport der Kranken und Leichen zu führen und
eine Leichenbaracke für 20 Särge auf dem Friedhofe zu errichten. nämlich innerhalb des für das Volksfeſt beſtimmten und einge=
Der Bürgermeiſter teilt mit, daß zur Zeit ein Cholerafall hier
der Volizei, teils ous eigenem Antrieb in das Hoſpital aufgenom=
men
worden, ohne daß jedoch bei einem Cholera feſtgeſtellt wurde. angebracht. Die Coupons ſind ſtets zur Vorzeigung bereit zu halten.
Medizinalrat Jäger habe ſich dahin ousaeſprochen, daß das Ein= 1 Jedes einzelne Volksſpiel wird abwechſelnd bald an di ſer, bald an
ſchleppen der Krankheit hierher möglich, das epidemiſche Auf= 1 jener Stelle zur Ausführung gebracht, ſo daß jedem Beſucher die

treten derſelben jedoch unwahrſcheinlich ſei. Daher halte dieſer
Sachverſtändige die Erbauung von Krankenbaracken nicht für 44
erforderlich, zumal dieſelben bei einer wirklich auftretenden?
Epidemie doch, nicht ausreichend, ſeien. Stadtverordneter
Dr. Küchler bezeichnet eine ſogenannte transportable Baracke für
eine ſchöne Jdee jedoch für ünpraktiſch. Komme eine Epidemie,
dann genüae eine ſolche aar nicht mehr. Er ſtimme mit Herrn
Jäger vollſtändig darin überein, daß die Herſtellung einer Baracke
nicht erforderlich ſei. Nachdem der Bürgermeiſter nochmals betont,
daß bis jetzt hier kein Cholerafall vorgekommen ſei und die ohne
genauere Prüfung in ein Frankfurter Blatt gebrachte Meldung55
eines ſolchen, welche ſpäter widerrufen wurde bedauert hat, wird
der verlangte Kredit einſtimmig genehmigt. (Schluß ſolgt.)
11 Wer heute früh gegen 8½ Uhr mit dem Buge anlangte, P
dem verriet ſofort der reae Verkehr von Wagen, die Militärs aller 2
Chargen die Feldberaſtraße entlang beförderten, daß irgend etwas
los- ſei. Das Großh. Drag.=Regt. Nr. 24. die allbeliebten weißen
72
Dragoner, hielten auf dem Weiterſtädter Exerzierplatz ih.e Jagd=
Rennen ab. zu denen ſich außer den Herren des Regiments auch 7
viele Kameraden der Infanterie und Artillerie, ſowie last not least
einige reizende Gönnerinnen des Sports eingefunden hatten. Bor= P
züglich geehrt wurde das Offiziercorps des Regimenis durch die
Anweſenheit Sr. Großh. Hoheit des Vrinzen Heinrich, der die
Regimenksuniform trua. Während das Trompetercorps einige Piecen
vortrua, fand die allſeitige Bearüßung ſtatt; überall bildeten ſich
ungezwungene Gruvpen, und eine animierte Unterbaltung herrſchte,
als der Starter Herr Vr.=Lt. Selzam ſein Feld für das erſie

Rennen um 9 Uhr ſammelte. In demſelben wurden nur Chargen= .
vferde zugelaſſen: die Bahnlänge betrug 2000 Meter, das Gewicht
70 Kilo. Ehrenpreiſe den Reitern des erſten und zweiten Pferdes.
Acht Pferde ſtarteten und wurden anfänglich in ziemlich geſchloſſener
Reihe dem Ziele zugeſteuert. Mit eleganten Sätzen wurden die
Hürden genommen und in verſtärkter Pace ging es nun den finish
zu. Lieut. Prinz zu Solms=Hohenſolms=Lich aing auf = Harleauin=
als
erſter, Lieut. Frhr. v. Reitzenſiein auf Jſolder als zweiter durch
das Ziel. Ihnen ſetzte dicht hinterher Lieut. Ritter v. Loeßl auf
Jſabella'. Ebenſo ſchneidige Leiſtungen wie das erſte bot das
zweite Rennen, ein Jaadrennen für Pferde im Beſitze und geritten
L. Tie beutige öffentliche Sitzung der Stadtverordneten=! von Oifizieren und Offiziers=Aſpiranten des Draa=Regts. Nr. A.
75 Kilo Gewicht. 3006 Meter. Ehrenvreiſe den Reitern des erſten
und zweiten Pferdes. Von den fünf Reitern übernahm vorer
Rittmeiſter v. Tresckow die Führung. mußte ſie aber ſpäter an Lieu,.
Suermondt abtreten, deſſen Sugarloaf; nach Belieben ſieate. Aſßt
Lieut. Prinz zu Solms auf Savant- an. Bei dem als drilts
der in der Reihe nun folgenden Jaadrennen war der Wettbewerb
von Vollbluthengſten ausgeſchloſſen. Gewicht 90 Kilo. 2500 Meter.
Ehrenpreiſe den Reitern des erſten und zweiten Pferdes. Sieben
Pferde beſtritten die Siegespalme und kämpften wacker um den
erſten Vlatz. Die Vferde wurden thatſächlich in hervorragender
her, bis ſchließlich Lieut. Suermondt zum zweitenmale in geſchickter
Weiſe den=Tuisco' des Lieut. Frhr. v. Schauroth zum Siege ſteuerte.
Jieut. Brinz zu Solms auf ſeiner namenloſen ſchwarzen Stut=
und Lieut. Fiſcher auf dem braunen Wallach Thhrſos- paſſierten
ſodann kurz hintereinander das Ziel. Als viertes und letztes folgte
ein Jagdreiten. an dem ebenfalls Vollblutpferde ſich nicht beteiligen
durſten. Gewicht 97 Kilo. 3000 Meter. Ehrenpreiſe den Reitern
des erſten und zweiten Pferdes. Dem Maſter, Herrn Rittmeiſter
v. Tresckow, auf einem herrlichen Fuchs folgten von dem Auslaufe
ſechs Herren, zu denen ſpäter ſich noch mehrere andere geſellten.
In ſcharfer Vace ging es die Bahn entlana, die Hinderniſſe im
grand style' nehmend. Bis zum Schluſſe ſchien der Sieg Unenk=
ſchieden
, denn faſt Steigbügel an Steigbügel nahmen die erſten drei
ordneter Mah r betonk die Notwendigkeit, bei den beengten Verhält.U pferde Fenelon' ſchlug Lieut. Ritter v. Loeßl auf ſeinem braunen
vier erſten Ehrenpreiſe. Se. Großh. Hoheit Prinz Heinrich hatte
ſchaut und ehrte die Sieger durch höchſteigene Verteilung der vo=
und beglückwünſchte in ſcherzhafter Weiſe Herrn Lieut. Suermondt
Die Choleragefahr hat die zuſtändige Behörde veran. zu ſeinem alücklichen Reiten. Nachdem der Prinz ſich von den
Offizieren dürch Gruß verabſchiedet hatte, brach alles zur Rückkehr
der Stadt wird im Einvernehmen mit den Medizinal= und Polizei= I in die Reſidenz auf in der vollen Ueberzeugung to have past
pleasant and jolly forenoon.
Sedanfeier. Die Kommiſſion für das Volksfeſt hat =
die
Feſtbeſucher eine zweckmäßige Einrichtung getroffen. Es ſin=
friedigten
Platzes zwei Reihen Sitzbänke zur Aufſtellung gekommen
nicht vorliege, 6 Perſonen ſeien zwar bereits teils auf Anordnung l die von jedem Beſucher aegen Entrichtung von 10 Pfa. benützt
werden können. An jeder Langſeite des Vlatzes iſt ein Kaſſenſchalier

[ ][  ][ ]

und=

Kr.
Möalichkeit gegeben iſt, alle Spiele bequem von ſeinem Sitzplatz
us beobachten zu können. Auch am Abend wird ein Eintriltsgeld
on 10 Pfg. erhoben.
A. Ein Teil der Preiſe für das am nächſten Sonntog ſtatt=
indende
Wettfahren des Darmſtädter Bicycle=Klubs iſt
m Schaufenſter der Blumenhandlung von Herrn B. G. Roth,
der
Theinſtraße, ausgeſtellt. Auch diesmal werden für die größeren
m Lennen wieder ſog. Gutſcheine anſtatt Wertgegenſtände ausgegeben.
uſ S ür dieſe Gutſcheine, welche auf einen beſtimmten Betrag lauten,
bel=
nn
ſich der betr. Gewinner in irgend einem hieſigen Geſchäfte
ach eigenem Belieben einen Wertgegenſtand auswählen. Se.
gl. Hoheit der Großherzog haben geruht, für das Rennen einen
W ertvollen Ehrenpreis in Form eines kunſtvoll gearbeiteten ſilbernen
tuis zu ſtiſten. Dasſelbe wird als erſter Preis für das Haupt=
thren
ausgeſetzt, an welchem ſich die beſten Renner beteiligen und
elches ſomit den Glanzpunkt des Tages bilden wird.
k Das Abſchiedskonzert der Hilge'ſchen Kapelle, welches
m Mittwoch im Saalbaugarten ſtattfinden ſollte, war wegen der
gneriſchen Witterung am Vormittag abgeſagt worden. Da ſich
18 Wetter am Nachmittag aufgeklärt hatte, war in der ſicheren
vrausſetzung, daß das Konzert ſtattfinden würde, abends ein ziem=
ch
zahlreiches Publikum erſchienen, das nun enttäuſcht wieder um=
hren
mußte.
Der beutigen Nummer unſeres Blattes iſt eine Extra=
eilage
hinzugefügt, die einen lehrreichen Auſſatz von Herrn
anitätsrat und Kreis=Phyſikus Dr. Grandhomme= Frank=
rt
, über die Cholera, auf Grund eigener Erfahrungen und
ueſter Forſchungen, enthält. Wir empfehlen dieſen Aufſatz der
ſonderen Beachtung unſerer Leſer.
Eine Vorſichtsmaßregel, die jetzt vor allem zu be=
achten
iſt, beſteht darin, daß man es vermeidet, in öffentlichen
0 kalen und beſonders auf Bahnhöfen die Bedürfnisanſtalten
benutzen. In der Benutzung dieſer Lokalitäten liegt eine nicht
unterſchätzende Gefahr und diejenigen, unter deren Kontrolle
ſelben ſtehen, können nicht peinlich genug auf gründliche Des=
ektion
und Reinhaltung achten.
Man ſchreibt uns: Faſt alle Berufszweige leiden an
berſüllung, infolgedeſſen das Angebot von Arbeitskräften die
1chfrage bedeutend überſteigt. Unter die wenigen Stellungen, wo
rade das Umgekehrte der Fall und ſeit längerer Zeit ein erheb=
ger
Mangel an geeignetem Verſonal vorhanden iſt, dürfte die
3 landwirtſchaftl. Rechnungsführers und Amtsſekretärs zu zählen
n. Derartige Verſonen ſind ſiets geſucht und finden ſchnell Place=
nt
, da der Oekonom nur ungern ſich mit Bureauarbeiten befaßt,
olge des neuen Einkommenſteuergeſetzes jedoch verpflichtet iſt,
rau Buch zu führen. Wir können deshalb jungen Leuten mit
ter Schulbildung und Handſchrift, die wenig vermögend ſind, nur
en, dieſe Carriere einzuſchlagen. Nach einer Vorbereitung von
10 Wochen iſt ein einigermaßen befähigter junger Mann im=
nde
, ſofort eine Anſiellung zu erhalten, die ihn in die Lage ſetzt,
beſcheidenen Anſprüchen nicht den geringſten Zuſchuß mehr zu
pürfen. Vorkenntniſſe ſind durchaus nicht erforderlich. Der Vor=
nd
des land w. Beamten=Vereins Stettin, Bugen=
genſtraße
1411 iſt gern geneiat, dem ſich hierfür intereſſierenden
Ule des Publikums jede gewünſchte Auskunft zu geben.
8 Ein beſchäftigungslos ſich umhertreibender Taglöhner, welcher
2m Dienſtknecht Kleidungsſtücke entwendet hat, wurde geſtern vor=
tag
feſtgenommen.- Zur Anzeige gebracht wurde ein 14jäbriger
nge wegen Diebſtahls. Derſelbe entwendete vorgeſtern am Woog
em 13jährigen Jungen, während ſich der letztere badete, ein Paar
efel.
J. Mainz, 31. Auguſt. Katholikenverſammlung. Die
tige geſchloſſene Verſammlung nahm mehrere Reſolutionen
welche indes nur untergeordnetes Intereſſe boten. Die um
hr beaonnene zweite öffentliche Verſammlung in der Stadt=
el
war von mehr als 3000 Verſonen beſucht. Den Vorſitz
rte Graf Preyſing. Biſchof Patterſohn übermittelte Grüße aus
er engliſchen Heimat: Dr. Siben ſprach über die konfeſſionelle
(ksſchule: Pfarrer Wacker verbreitete ſich über die Anſprüche
Katholiken auf Anteil an der Leitung der öffentlichen An=
genheiten
: Dr. Schödler erörterte das Thema der Mittelſchuler,
erlangt konfeſſionelle Gymnaſien, überhaupt Freiheit der Schule
ſogar auch von den Jeſuiten geleitete Schulen. Staatsrat
5y aus Freiburg ſprach über die dortige katholiſche Univerſität,
m Unterſtützung er den Katholiken in Deutſchland empfahl.
lußredner war der Abgeordnete Dr. Lieber Camberg, der über
Jeſuitengeſetz ſprach.
Mainz. 1. September. Bei der demnächſtigen Anweſenheit
Königl. Hoheit des Großherzogs in unſerer Stadt be=
ctigten
ſämtliche hieſige Vereine Allerhöchſtdemſelben eine Ova=
in
der Form eines großartigen Fackelzuges darzubringen. Nach
c hierher gelangten offiziellen Mitteilung hat Se Königl. Hoheit
Tückſicht auf das Trauerjahr für ſeinen Höchſtſeligen Vater
geräuſchvolle Ovation dankend abgelehnt. (D. 8.
Koſtheim, 30. Aug. Heute früh wurde hier ein junger Mann
Aens Bott mit Verletzungen auf der Straße tot aufgefunden.
6 var mit anderen jungen Leuten geſtern auswärts geweſen; wie

L06
2899
er den Tod gefunden, iſt noch nicht aufgeklärt. Man vermuteie
anſänglich, er ſei im Streit erſchlagen worden. Später hieß es, er
ſei bei der Heimfahrt vom Wagen gefallen und habe dabei ſeinen
Tod gefunden.
Bad=Nauheim, 31.Auguſt. Geſtern wurde hier die General=
verſammlung
des Landesgewerbevereins abgehalten. Um
12 Uhr fand unter dem Vorſitze des Präſidenten der Großh. Cen=
tralſtelle
für die Gewerbe, Herrn Regierungsrats Dr. Heſſe ( Darm=
ſtadt
), die Eröffnung der Verſammlung im Konzertſaale des Kur=
hauſes
ſtatt. Derſelbe teilte mit, daß der Geſamtverein gegen=
wärtig
4986 Mitalieder in 54 Lokalvereinen zählt und konſtatierte,
daß die Thätigkeit des Landesbaugewerbevereins im Laufe des
letzten Geſchäftsjahres nach dem Mitgeteilten ſicher nicht zurück=
gegangen
ſei. Der Vorſitzende der Handwerkerſchul=Kommiſſion,
Herr Geh. Baurat Sonne von Darmſtadt, erſtattete Bericht über
das Ergebnis der Prüfung der Schülerarbeiten, Herr Bürger=
meiſter
Wörner hielt einen Vortrag über die Geſchichte der Ver=
ſammlungsſtadt
, Herr Ingenieur Kilp (Alsfeld) einen ſolchen über
unſere Handwerkerſchulen und ihre Stellung zu verwandten ge=
werblichen
Lehranſtalten.: Es wurden hierauf die Ausſchuß=
wahlen
vorgenommen, deren Ergebnis demnächſt bekannt gegeben
wird. Um die Abhaltung der nächſtjährigen Generalverſammlung,
die in Starkenburg ſtattfindet, hatten ſich Langen, Babenhauſen
und Rüſſelsheim beworben und wird dem engeren Ausſchuß die
endgiltige Wahl unter den genannten Orten überlaſſen.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 31. Auguſt. Die Nordd. Allg.
8tg. meldet: Der Kaiſer beſchloß, den Jagdausflug nach Goten=
burg
aufzugeben und benachrichtigte bereits davon den König von
Schweden. Für den Entſchluß war die Rücſicht auf das Vor=
handenſein
der Cholera an einigen Punkten Deutſchlands maßgebend,
da der Kaiſer unter dieſen Umſtänden die Heimat nicht verlaſſen
wollte. Aus der Umgebung des Kaiſers verlautet, daß von einer
Reiſe nach Chicago auch nicht entfernt die Rede geweſen ſei und
der Kaiſer keinerlei Aeußerungen gethan hätte, aus denen eine ſolche
Abſicht geſolgert werden könnte. Die Nachricht, daß man in
kirchlichen Kreiſen ſich mit dem Gedanken beſchäftige, mit Rückſicht
auf die Choleragefahr einen außergewöhnlichen Bußtag an=
zuordnen
, wird von der Kr. 8ta. als unrichtig bezeichnet. Die
Choleraerkrankungen der Frau Frohnert aus Hamburg und
des Arbeiters Krumrey aus Berlin haben einen tödlichen Ausgang
genommen. Seit geſtern mittag ſind 24 neue Erktankungen gemeldet
worden. Es befinden ſich einige 30 Perſonen zur Beobachtung in
Moabit. Ein neuer Fall von aſiatiſcher Cholera iſt bis jetzt nicht
konſtatiert. - Förmlichen Wucher treiben aus Anlaß des Auftretens
der Cholera viele Fabrikanten und Händler von Desinfektions=
mitteln
. Täglich finden Preisſteigerungen ſtatt, der Preis des
gewöhnlichen Desinfektionspulvers iſt im Kleinhandel von 10 auf
20 Mark, der Preis von Chlorkalk von 15 auf 40 bis 50 Mark
für den Centner geſtiegen, derjenige von Carbolſäure faſt auf das
Dreifache des gewöhnlichen Verkaufspreiſes. Eine ſolche Preis=
treiberei
iſt ſchon darum verwerflich, weil gerade die kleinen Leute
der Desinfektionsmittel bedurfen. Der Verein der Berliner
Gaſthofbeſitzer beſchloß, die aus verſeuchten Gegenden kommenden
Fremden nicht in ihre Hotels aufzunehmen.
Frankfurt, 1. September. Von heute ab treten die er=
mäßigten
Brotpreiſe ein. Es koſten: 6 Pfund Weißbrot
80 Pf., 3 Pjund Weißhrot 40 Pf. 4 Pfund 1. Sorte Roagenbrot
54 Pf. 2 Pſund desgl. 27 Pf., 4 Pjund 1I. Corte Roggenbrot
(Schlüchtern) 52 Pf. und 2 Pfo. desgl. 26 Pf.
Kaſſel, 31. Auguſt. Behn erſte hieſige Hotelbeſitzer haben
beſchloſſen, keinen Reiſenden, der aus Hamburg kommt, aufzu
nehmen.
Würzburg. 30. Auguſt. Infolge des Auftretens der Cholera
in Hamburg und der hierdurch bedingten Möglichkeit der Ver=
ſchleppung
der Krankheit nach anderen Teilen Deutſchlands wird es
dem größten Teil unſerer Mitglieder unmöglich gemacht, die für den
8. September in Ausſicht genommene Verſammlung des deutſchen
Vereins für öffentliche Geſundheitepflege zu beſuchen;
auch mehrere Herren, die ein Reſerat auf der Würzburger Ver=
ſammlung
zu übernehmen die Güte hatter, ſind hierdurch am Er=
ſcheinen
verhindert. Unter dieſen Umſtänden hat der Ausſchuß des
genannten Vereins beſchloſſen, die Würzburger Verſammlung des
deutſchen Vereins lür öffentliche Geſundheitepflege für dieſes Jahr
ausfallen zu laſſen.
Karlsruhe, 31. Aug. Der Großherzog begiebt ſich morgen
nach Straßburg, um an den folgenden Tagen bis zum 5. Siptembe:
das 15., ſpäter das 14. und das 16. Armeicorps zu beſichuigen
Köln, 31. Auguſt. Die Dampfſchiffahrts Geſellſchaft -Neptun
gat ihre regelmäßigen Fahrten zwiſchen Hamburg und hier wegen
der Cholera bis auf weiteres eingeſtellt.
Düſſeldorf, 30. Aua. Ein hieſiger Arzt, welcher einen Brech=
ruhrfall
anzuzeigen verſäumle, iſt in eine hohe Geldſtrafe ge
nommen worden.

[ ][  ][ ]

2906
Nr.
Düſſeldorf, 31. Auguſt. Ein Schwindler von auswärts
erſchien in voriger Woche während der Dienſiſtunden auf dem hie=
ſigen
Telegrapbenamt, ſtellte ſich als ein von Hamburg hierher ver=
ſetzter
Telearavhenbeamter vor, ließ ſich die Apparate zeigen und
erwirkte ſich ſchließlich die Erlaubnis, einem Kollegen in Hamburg
telegraphiſch einige Mitteilungen zu machen. Dieſe Erlaubnis be=
nutzte
er dazu. um ſelegraphiſch mehrere größere Beträge zur Aus=
zahlung
an ſeine Adreſſe in Hamburg anweiſen zu laſſen. Die
Frau, bei welcher der Schwindler in Hamburg gewohnt hatte. wur de,
als mehrere größere Summen ihr für denſelben dort eingehändigt
wurden, ſtutzig und machte der Volizei Mitteilung. Der Gauner
wurde, als er in Hamburg wieder eintraf, um die angewieſenen
Gelder zu erheben, von der Volizei in Empfang genommen und
befindet ſich jeßt im hieſigen Arreſthauſe. Er iſt ein früherer Poſt=
beamter
namens Bach aus Montabaur, der auch in Hamburg an=
geſtellt
war. Durch die Klugheit der Wirtin des Betrügers in
Hambura iſt der Voſtſiskus vor Schaden bewahrt worden.
Coblenz. 31. Auguſt. Die Offiziere der Schutztruvve Lang.
held und Rüdiger ſind beute hier eingetroffen. Zu ihren Ehren
ſindet ein Eſſen im Civilkaſino ſtatt.
Münſter, 31. Auguſt. Die Generalverſammlung der deutſchen
Geſchichtsvereine wurde mit Rückſicht auf die in verſchiedenen
Städten ausgebrochene Cholera vertagt.
Dresden, 31. Auguſt. Das Miniſierium des Innern hat die
Abhaltung von Jahr= und Viehmärkten in Sachſen bis auf weiteres
gänzlich verboten. Ein ſtarker Gewitterregen hat heute nach=
mittaa
die Temperatur erheblich abaekühlt.
Eſſen. 31. Auauſt. Die Firma Krupp hob offiziell durch ein
Schreiben an die Eſſener Heilung= und den Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Volksfreund; das bei der Septennatswahl an ihre Arbeiter erlaſſene
Verbot, betreffend das Halten der beiden Centrumsblätter, auf.
Minden, 30. Auguſt. Da die Medizinalbeamten wegen des
Ausbruchs der Cholera in Hamburg=Altona und der Gefahr eines
ſolchen an anderen Orten zur Leit aus ihrem Amtsbezirke ſchwer
abkömmlich ſind, iſt die auf den 5. und 6. Sevtember angeſetzte
Hauptverſammlung des preußiſchen Medizinalvereins vorläufig
vertagt worden.
Breslau, 1. Sept. Der Gen.=Anz.- meldet: In vergangener
Nacht brach in der Wagenreviſionswerkſtätte der Eiſenbahndirektion
Breslau ein Brand aus. der den ausgedehnten Gebäudekomplex
bis auf die Umfaſſungsmauern zerſtörte. Außer den Werkzeuas=
maſchinen
und Materialien verbrannten 120 bis 150 Eiſenbahn=
wagen
. Die Urſache des Brandes iſt noch nicht ermittelt, der Scha=
den
beträat über 1 Million.
Wilhelmshaven, 30. Auguſt. Infolge der Choleragefahr hat
das hieſige Stationskommando angeordnet, daß Beurlaubungen
von Mannſchaften außerhalb der Garniſon bis auf weiteres nur in
ganz dringenden Fällen ſtattfinden ſollen.
Paris. 30. Aug. Im Prozeß Mores verkündigten nach einer
Beratung von einer Viertelſtunde die Geſchworenen ihren Wahr=
ſpruch
, der für alle Angeklagten auf nichtſchüldig lautete. Der Vor=
ſitzende
erinnerte das ziemlich aufgeregte Publiküm daran, daß keine
Kundgebungen im Saale ſtattfinden dürfen. Mores und ſeine Mit=
angeklaaten
verließen, freigeſprochen, den Saal. Auf der Place
Dauphine waren etwa 800 Perſonen verſammelt, die Mores und
Genoſſen mit freundlichen Kundgebungen empfingen.
London. 30. Auguſt. Ein Aſſiſtent von Vaſteur iſt geſtern aus
Paris hierher gekommen; er beaiebt ſich von hier nach Hamburg,
Um dort eine Flüſſigkeit, welche 1 Prozent Creolin enthält, als Mittel
gegen die Cholera zu empfehlen und deſſen Wirkungen zu beobachten.
Vaſteur hat durch Verſuche an Tieren feſtgeſtellt,. daß Creolin in
dem erwähnten Prozentverhältnis keine ſchädlichen Einwirkungen
auf den Organismus hat.
Genua, 31. Aua. Zweitauſend Kohlenverlader haben geſtern
die Arbeit eingeſtellt, indem ſie Lohnerhöhung und die Ab=
ſchaffung
der Verladung der Eiſenbahnwagen mittels Dampfkrans
verlangen. Die Ruhe iſt bisher nirgends geſört worden.
Kleine Chronik. Ein Großſeuer in Bautzen äſcherte
geſtern abend 11 Häuſer ein. Ueber dreißig Familien ſind obdach=
los
. Eine Feuersbrunſt zerſtörte die Ortſchaft Erpetshof
(Bayr. Pfalz) vollſtändig. Ein von der Arbeit heimkehrender
Bergmann in Alteneſſen wurde am Dienstag vom Blitz er=
ſchlagen
, ein Gefährte betäubt. - In Bremen brach am Mitt=
woch
in einem Speicher, in welchem Baumwolle und Whisly lagerte,
eine heftige Feuersbrunſt aus, angeblich durch Selbſtentzün=
dung
des Baumwolllagers der Speditionzfirma Naumann. Gegen
9 Uhr vormittags war es der Feuerwehr gelungen, den Brand auf
ſeinen Herd zu beſchränken.
In Sulzmatt (Elſaß) wurden am
29. v. M. der Güterhändler Dreyfuß und ſeine Frau ermordet
aufgefunden. Die beiden Ermordeten waren über 80 Jahre alt und
lebten ſehr zurückgezogen.
Choleraberichte. Die Meldungen aus Hamburg laſſen
noch immer keine Abnahme der Seuche erkennen und ſind erſchrecken=
der
Art. Es iſt feſigeſtellt, daß am 30. Auguſt von Mitternacht

bis Mitternacht 508 Kranke und 268 Tote, zuſammen 776 tran
portiert wurden gegen 650 am 29. Auguſt. Die Standesämter ſit
bis abends 10 Uhr, auch Sonntaas, geöffnet. 400 Leichen lieg=
unbeerdigt
im Exerzierſchuppen. Das Herbeiſchaffen der Verſona
akten iſt bisweilen ſehr ſchwierig, da ganze Familien ausgeſtorbe
ſind. Viele Krämer= Bäcker= und Schlächtergeſchäfte wurden pol
zeilich geſchloſſen. weil unter den Angeſtellten Choleraerkrankung=
vorgekommen
ſind. Trotz eines ſtarken Gewitterregens in der Nas
zum Mittwoch iſt von einer Abkühlung wenig zu bemerken. Ein
bürgerliche Sicherheitsordnung unterſtützt die Polizei bei der Uebe
wachung der Desinfizierung der Häuſer, da den Behörden die nötia=
Kräfte mangeln. Das Krieasminiſterium lieferte auf höheren B
fehl dem Krankenhauſe 500 Betten. Vom 1. September wird a
meldet, daß eine geringe Abnahme der Sterblichkeit konſtatiert ſe
der ärztliche Direktor des neuen Krankenhauſes ſei ebenfalls e:
krankt: die Bevölkerung ſei äußerſt deprimiert, das Geſchäft völl=
gelähmt
. Nach den neüeſten amtlichen Ermitielungen ſind bis zu=
30. Auauſt mittaas 12 Uhr 1047 Verſonen der Cholera erlege=
Von einer Abnahme der Seuche kann noch nicht die Rede ſei=
Aus Lübeck wird gemeldet, daß die Stadt noch cholerafrei iſt, eber
ſo Mecklenburg. dagegen wird Schleswig=Holſtein immer meh
infiziert.
Der amtliche Cholerabericht vom 31. Auguſt aus Berli
lautet: Hambura, 30. Aua., 425 Erkrankte, 219 Tote. Berlin, 3
Aug., 3 Erkrankte (inzwiſchen berichtiat). Altona, 28. Aug. nich
15, ſondern 11 Cholerafälle; am 29. Aug. 20 Fälle, 8 Tote. Magd=
burg
, 2 Fälle, 1 Toter. Lübeck, 31. Aug., 2 Erkrankte. Regierung=
bezirk
Stade in fünf Orten vom 21. bis 27. Aug. 15 Erkrankt,
4 Tote, am 30. Aug. 2 Tote. Rea. Bez. Schleswig, außer Alton=
in
ſieben Orten am 30. Aug. 12 Erkrankte, 5 Tote. In Meckle,
burg=Schwerin am 28. Aug. in zwei Orten 2 Erkrankte, 2 Ve=
dächtige
. In Sachſen=Altenburg am 30. Aua. 1 Toter.
In Antwerven iſt das Auftreten der aſiatiſchen Cholera kon
ſtatiert, in Paris betrug am 31. v. M. die Hahl der in den Pariſe
Krankenhäuſern untergebrachten Kranken 250: die der Todesfälle ls
Am 30. v. M. wurden in Havre 78 Erkrankungen und 33 Todes
fälle gezählt. - In New=York herrſcht große Furcht vor der Ein
ſchleppung der Seuche.

- Einnahmen engliſcher Miniſter und Hofbhe=
amten
. Gelegentlich des letzten Miniſterwechſels in London iſt
auch wieder in die Oeffentlichkeit aekommen, was die engliſchen
Miniſter und ſonſtigen höheren Staatsbeamten für Gehälter k=
ziehen
. Das ſind ganz ſchöne Summen, an die ein feſtländiaer
Miniſier noch lange nicht heranreicht. Der beſtbezahlte feſtländilſte
Miniſter iſt der deutſche Reichskanzler, der 54000 M. bezieht; ſeine
preußiſchen Kollegen bekommen 36000 M. Von den franzöſiſchen
Miniſtern beziehk jeder 30000 Fres. Nun ſehe man ſich aber die
engliſchen Miniſtergehälter anl Der erſte Lord des Schatzamts
hak 10000 M. (5000 Pfund Sterling), der Lordkanzler 200 00,
der Schatzkanzler 100000, die Miniſter des Innern, des Aeußern,
der Kolonien, des Krieges und für Indien ie 100 000, der erſte
Lord der Admiralität 90 000, der Staatsſekretär für Irland 100000
der Präſident des Handelsamts und der Lordſiegelbewahrerj
40 000, der Poſtminiſter 50000, der Miniſter der öffentlichen Ar=
beiten
40 000, ebenſoviel der Kanzler des Herzogtums Lancaſter
leine Sinecure), der Direktor des öffentlichen Wohlthätigkeitsweſens
40 000. Von den Hofämtern ſind die beſibezahlten diejenigen des
Großſeneſchalls, des Lordkämmerers und des könialichen Privat=
kaſſierers
. ſie ſind alle drei mit 40000 M. dotiert. Der Intendanl
des königlichen Hauſes hat 25000, der Zahlmeiſter 20 000, der Kon=
trolleur
18000. der Vizekämmerer 19000 M. u. ſ. w. Alle die
Aemter gehen mit einem Miniſterwechſel in andere Hände über.
Diehöchſte Brücke, die bis jetzt in Deutſchland gebaut
worden iſt, dürfte die bei Müngſten das Ruhrthal überſchreitende
Brücke werden mit deren Bau demnächſt begonnen wird. Sie wird
in der Trace der neuen Solingen=Remſcheider Eiſenbahn liegen und
eine Pfeilerhöhe von 103 Meter erhalten, während die Länge auf
500 Meter vorgeſehen iſt. Die Koſten dieſes Baues, der in zwei
Jahren vollendet ſein muß, belaufen ſich auf Millionen.

Todesnachricht.
Mein lieber Bruder
Albert Wulchow
in Danzig iſt heute früh nach langem, ſchwerem Leiden,
ſanft entſchlafen.
Dr. Richard Wulckow.
[13296
Darmſtadt, 1. September 1892.

Drusk und Berlaa: A. C. Mittic'ſche Hofkuchdruckerei, verantwortlich für die Redaltion: Dr. O. Waldaeſtel, beide in Darmſtadt

[ ][  ][ ]

Beilage zu Nr. 206 des Darmſtädter Tagblatt

im Auſchluß an eigene Beobachtungen auf Grund der neueſten Forſchungen
von
Sanitätgrat Dr. Grandhomme,
Kreis=Bopfiſtus in Frankfurt a. Z.

I.
Während meiner Stellung als Arzt des naſſauiſchen Militärlazarettes
Tauberbiſchofsheim im Jahre 1866 richtete Herr Dr. Vaeth daſelbſt
23 Tages das Erſuchen an mich, mit ihm in Dittigheim einen Kranken
beſuchen, der nach ſeiner Anſicht die aſiatiſche Cholera habe. Da mir
gleraerkrankungen in meiner Praxis noch nicht vorgekommen waren und
als Student nur vereinzelte Fälle dieſer Krankheit und zwar im all=
reinen
Krankenhauſe zu Prag, wo die Patienten in den gewöhn=
en
Krankenſälen mitten unter andern Kranken unterge=
1cht waren, geſehen hatte, ſo ſagte ich gerne zu und fuhr mit Kollege
eth nach Dittigheim. An der Diagnoſe war kein Zweifel, es war die
e indiſche Cholera. Auch wurde bereits ein zweiter und drei Tage
auf ein dritter Fall gemeldet und die Krankheit griff von da ab ſo
h um ſich, daß bei einer Bevölkerung von etwa 1000 Seelen binnen
a drei Wochen 203 Perſonen von ihr befallen wurden, von welchen 44
ben. - Ich fuhr während dieſer Zeit täglich vormittags mit Herrn
Vaeth nach Dittigheim; die ſchweren Fälle beſuchten wir gemein=
ftlich
, in die anderen teilten wir uns ſtraßenweiſe und wurde es mir
dieſe Weiſe möglich, die Epidemie in ihrem ganzen Verlaufe zu ver=
ſen
und zu beobachten.
Herzerreißend waren öfters die Sceuen, die ſich morgens, wenn unſer
gen auf dem Marktplatz ſlille hielt, daſelbſt abſpielten. Eine große
Uſchenmenge, aufgeregt und ängſtlich, harrte unſerer, zog uns faſt aus
Wagen und mit Thränen in den Augen ſuchte jeder die Lage ſeiner
zehörigen als die ſchlimmſte und für dieſe unſere Hilfe als am dringendſten
zuſtellen. Nur mit Mühe gelang es uns dann, die unterwegs feſtge=
te
Reihenfolge unſerer Beſuche aufrecht zu erhalten und doch war es
auf dieſe Weiſe möglich, den großen an uns geſtellten Anforderungen
zuf der Höhe der Epidemie machte jeder von uns täglich ca. 80 Kranken=
iche
- gerecht zu werden. Die von uns den bereits Erkrankten
eiſtete Hilfe war jedoch keine weſentliche und wenn es auch
einzelnen Fällen ſchien, daß das gereichte Medikament günſtig wirke,
lieb dieſe Wirkung bei anderen Fällen wieder aus.
Dagegen bewährten ſich die allgemeinen janitären Maßregeln, die
r Dr. Vaeth ergriff, aufs beſte; denn die Epidemie erloſch, ſobald
Abtritte desinfiziert, die Miſthöfe mit Eiſenvitriol=
ung
übergoſſen, die Straßen gereinigt, die Abgänge der
1nken in ſeparate Gefüße aufgefangen und entfernt, die
chen ſofort aus den Häuſern'gebracht, die Wäſche der
nken in Chlorkalklöſungen der Siedhitze ausgeſetzt und
z weniger wertvollen Gegenſtände, Strohſäcke u. ſ. w. ver=
unt
wurden.
Aber Mühe koſtete es, dieſe Maßregeln durchzuſetzen, und gut war es,
unſere Anordnungen vor ihrer Inkrafttretung nicht alle Inſtanzen der
zeſchriebenen Behörden durchzumachen hatten. Wie viele Gänge und
te koſtete es allein, die Kapelle auf dem Totenhofe als Leichenhaus
1tzen zu dürfen und doch war kein anderes Lokal zum Unterbringen
Leichen vorhanden und ohne ſofortiges Verbringen der Leichen aus den
ſern iſt die Bekämpfung einer Choleraepidemie eine Unmöglichkeit.
gewöhnliche Zeiten iſt es Sitte in Dittigheim, daß ſofort nach ge=
getem
Tode eines Gemeindemitgliedes das Sterbeglöckchen läutet; auch
en erſten Tagen unſerer Epidemie geſchah das und ich werde nie ver=
n
, welche Angſt und Aufregung dieſe Sitte hervorrief. Sobald es
ete, öffneten ſich alle Fenſter und mit angſterfülltem Blicke forſchte
nach der Wohnung und dem Namen des Verſtorbenen. Auch hier
1te nur mit großer Energie Wandel geſchaffen werden. Leichter ging
nit den anderen Anordnungen, für welche wir in einem großen Teil

der Bevölkerung Verſtändnis und Beihilfe fanden und ſo ziemlich raſch
zum Ziele kamen.
Die Geſamtheit aller Maßregeln aber hat mich in ihren Folgen ge=
lehrt
, daß die Furcht vor der Cholera eine übertriebene iſt und
wenn ich die Fortſchritte überſchaue, welche ſeit 1866 ſowohl in der Er=
forſchung
des Weſens dieſer Krankheit als auch in der Organiſation unſerer
Medizinalpolizei gemacht wurden, ſo nehme ich keinen Anſtand, zu be=
haupten
, daß von allen epidemiſch auftretenden Krankheiten
die Cholera am leichteſten fern zu halten und wenn irgendwo
ausgebrochen, am ſicherſten auf ihren urſprünglichen Herd zu
beſchränken iſt. Als Bundesgenoſſen hat ſie zwar immer noch, wie dies
ſo ſchön jenes alte türkiſche Mürchen uns erzählt, die Furcht: allein wenn
dieſe erſt überwunden ſein wird, wenn an die Stelle der ſinnloſen
Angſt und Aufregung, ein planvolles und zielbewußtes Han=
deln
tritt und die Lehren, welche die öffentliche Geſundheits=
pflege
mit immer lauterer Stimme über Reinhalten des
Bodens, des Waſſers und der Luft predigt, zum Gemeingut
aller Schichten der Bevölkerung geworden ſind, dann - deſſen
bin ich überzeugt - hat die Cholera aufgehört, der unheimliche
Gaſt zu ſein, als welcher ſie heute noch vielerorts bei ihrer
Einkehr Schrecken und Angſt zu verbreiten pflegt. Sivis pacem,
para bellum - willſt du Frieden, ſo rüſte dich auf den Krieg - dieſer
alte lateiniſche Spruch hat nirgends mehr Giltigkeit als auf dem Gebiete
der öffentlichen Geſundheitspflege und wie alles in der Welt neben ſeinen
Schattenſeiten immer auch etwas Gutes hat, ſo wirken auch Epidemien
neben den vielen und ſchweren Opfern, die ſie fordern, inſofern günſtig,
als ſie ſowohl die Staaten und Gemeinden als auch jeden einzelnen an
die Pflichten der Geſundheitspflege erinnern.

II.
Das Weſen der Cholera.
Weitaus der intereſſanteſte und für die Geſundheitspflege wichtigſte
Teil des mediziniſchen Studiums iſt die Erforſchung der Entſtehungs=
Urſachen der Krankheiten. Hat dieſer Satz im allgemeinen für alle Er=
krankungen
ſeine Richtigkeit, ſo iſt er doppelt giltig für die epidemiſch,
d. h. für die in großer Verbreitung auftretenden, anſteckenden reſp. über=
tragbaren
Krankheiten - denn für dieſe bildet die Entſtehungsurſache das
einzig Weſentliche, d. h. bei ihnen wird immer und unter allen Um=
ſtänden
die Art der Erkrankung einzig und allein durch die
Krankheitsurſache bedingt. Während z. B. eine Erkältung bei dem
einen Menſchen einen Schnupfen, bei dem anderen einen Kolikanfall, bei einem
dritten eine Diarrhoe hervorruft, oder umgekehrt ein Schnupfen ebenſo
gut durch Einatmen ſcharfer Dämpfe, wie durch eine Erkältung entſtehen
kann, verdanken die epidemiſch auftretenden Krankheiten immer ein und
derſelben krankmachenden Urſache ihre Entſtehung und ſind immer der
Ausdruck ein und desſelben ſpeziſiſchen Krankheitskeimes, derart, daß wie
aus dem Kern eines Apfelbaumes immer wieder ein Apfelbaum, nie ein
Birnbaum entſteht, aus Maſern immer wieder Maſern, aus Cholera
mmer wieder Cholera und nie eine andere Krankheit ſich entwickelt
Hieraus folgt, daß dieſe Krankheiten niemals ſpontan. d. h. ohne
einen vorhandenen Krankheitskeim entſtehen können: es ſich vielmehr bei
ihnen ſtets um die kontinuierliche Fortpflanzung eines die Krankheit be=
dingenden
Stoffes handelt. Dieſen krank machenden Stoff ſtellte man ſich
in den verſchiedenen Zeiten ſehr verſchieden vor: durch alle Vorſtellungen
zieht ſich jedoch wie ein roter Faden der Gedanke hindurch, daß derſelbe
etwas Lebendiges oder Belebtes ſein müſſe. So behaupteten ſchon die
römiſchen Schriftſteller Varro und Columella, daß einzelne Malaria=

[ ][  ][ ]

Fieber durch das Eindringen niederer Organismen in den Körper ent=
ſtünden
und ſchon vor der Entdeckung der Infuſorien war die Annahme,
daß die Peſt durch kleine Tierchen hervorgerufen werde, eine ziemlich ver=
breitete
. Faſt zur Herrſchaft gelangte dieſe Anſicht, als im Jahre 1675
der holländiſche Naturforſcher Leeuwenhoek die Infuſorien entdeckte, und
wir wären auf dem eingeſchlagenen Wege ſicherlich raſch weiter gekommen,
wenn nicht bei vielen Forſchern an Stelle der exakten Beobachtungen die
wunderbarſten Phantaſiegebilde Platz gegriffen hätten. Gingen doch einige
Gelehrten' ſo weit, die einzelnen den verſchiedenen Krankheiten zukommenden
Tierchen zu unterſcheiden, abzubilden und mit Namen zu belegen! Ja,
ein Autor gegen Ende des 17. Jahrhunderts, welcher ſich die krankheits=
erregenden
Tierchen gleich Heuſchreckenſchwärmen in der Luft herumfliegend
dachte, machte den Vorſchlag, bei herrſchenden Epidemien dieſe Tierchen
durch großen Lärm, durch Trompeten und Kanonen zu verſcheuchen!
Durch dieſe Extravaganzen fiel die ganze Lehre von dem contagium
Vivum, d. h. der Lehre, daß lebende Organismen die Urſache der Infektions=
krankheiten
ſeien, dem Fluch der Lächerlichkeit anheim und die beſſeren
Forſcher wandten ſich von ihr ab. Ja, gegen die Mitte unſeres Jahr=
hunderts
war dieſe Lehre als ein leeres, unwiſſenſchaftliches Spiel der
Phantaſie faſt einſtimmig verworfen und erſt den mit zwingender Logik
vorgebrachten Deduktionen des berühmten Göttinger Profeſſors Henle
gelang es, derſelben wieder Eingang in die wiſſenſchaftlichen Kreiſe zu
verſchaffen.
Nicht lange währte es jedoch. da wurden Henles theoretiſche Gründe,
nach welchen der Anſteckungsſtoff eine mit individuellem Leben begabte
Materie ſei, die ſich nach Art der Tiere und Pflanzen reprodnzieren und
durch Aſſimilation organiſcher Stoffe vermehren könne; einesteils durch
die Reſultate der Unterſuchungen über das Vorkommen und die Verbreitung
der niederen Organismen, andernteils durch den poſitiven Nachweis lebender
Organismen als Urſache mehrerer Krankheiten ſo weſentlich unterſtützt, daß
heute die Lehre des contagium vivum allgemein angenommen iſt.
Dieſes contagium vivum iſt für alle anſteckenden Krankheiten noch
nicht nachgewieſen; von Jahr zu Jahr mehren ſich jedoch die Entdeckungen
auf dieſem Gebiete und ſpeziell für die Cholera wurde der Nachweis im
Jahre 1883 erbracht.
In dieſem Jahre wurde bekanntlich Herr Geh. Rat Dr. Koch aus
unſerem Reichsgeſundheitsamte nach Eghpten entſandt, um die daſelbſt
herrſchende Choleraepidemie zu verfolgen und deren Entſtehungsurſache zu
ſtudieren. Von Egypten begab ſich Herr Koch nach Calcutta, ſetzte hier
ſeine in Eghpten begonnenen Arbeiten fort und fand bei der Unterſuchung
von 22 Choleraleichen, ſowie von 17 Cholerakranken konſtant im Darme
reſp. den Entleerungen eine und dieſelbe Form von Bacillen,
welche bei anderen ähnlichen Erkrankungen, Thphus, Ruhr u.
dergl. nie gefunden wurden und ſich durch mehrere charakte=
riſtiſche
Merkmale von allen anderen Bakterien ſichtlich
unterſchieden.
In der Umgegend von Calcutta hatte man öfters die Beobachtung
gemacht, daß die Cholera immer in kleineren örtlich begrenzten Epidemien
auftrat und fand bei näherer Unterſuchung, daß faſt alle dieſe Epidemien
in der Umgebung von 6-7 Tanksl auftraten. Dieſe Tanks ſind von
Hütten umgebene Teiche, welche den Anwohnern ihren ſämtlichen Waſſer=
bedarf
zum Trinken, Baden, Waſchen u. ſ. w. liefern, aber auch gleichzeitig
zur Aufnahme aller Dejektionen, die Fäkalien mit eingerechnet, benutzt
werden.
Dr. Koch bat nun den Sanitary Commissioner of the Govern-
ment
um Mitteilung, falls wieder eine ſolche Epidemie in der Nähe von
Calcutta aufträte und fand auf dieſem Wege ſehr bald Gelegenheit, eine
ſolche zu beobachten und zu ſtudieren. Die Erkrankungen beſchränkten ſich
bei derſelben ganz ausſchließlich auf die um einen Tank wohnende Be=
völkerung
von einigen Hundert Perſonen, von welchen 17 ſtarben. Der
Tank ſelbſt wurde zum Baden, Waſchen und Trinken benutzt und konſta=
tiert
, daß in demſelben die mit Choleradejektionen beſchmutzten Kleider des
erſten tödlich verlaufenen Falles waren gereinigt worden. Dr. Koch unter=
ſuchte
uun verſchiedene Waſſerproben dieſes Tank und fand - während
frühere zahlreiche Unterſuchungen von verunreinigtem Tank=Waſſer ſtets
ohne Reſultate geblieben waren - in demſelben Bacillen, welche alle
charakteriſtiſchen Eigenſchaften der von ihm im Darme von
Choleraleichen gefundenen beſaßen. Des weiteren konſtatierte er,
daß die erſten Proben eine große Zahl dieſer Bacillen enthielten, während
ſich in den ſpäter am Ende der Epidemie entnommenen entweder gar keine
oder nur eine ſehr geringe Anzahl derſelben fand.
Nach dieſen Koch'ſchen Unterſuchungen ſteht feſt einmal, daß dieſe
Bacillen nur bei der Cholera vorkommen und ſomit dieſer Krankheit eigen=
tümlich
ſind und dann, daß dieſelben im Waſſer ſich fortpflanzen und ver=
mehren
und auf dem Wege des Genuſſes ſolchen Waſſers unſeren Ver=
dauungsorganen
einverleibt werden können.
Eine weitere Frage wird es nun ſein, ob dieſe Bacillen als bloße
Kombination, d. h. als Begleiterſcheinung oder als die Urſache der
Cholera zu betrachten ſind.
Der bei anderen Krankheiten zur Löſung dieſer Frage eingeſchlagene
Weg des Tierexperiments ließ uns lange hier im Stich; allein in den
letzten Jahren gelang es zuerſt Rietſch und Nicati und ſpäter auch Dr.
Koch durch Hineinbringen rein gezüchteter Cholera=Bacillen in den Zwölf=
ſinger
=Darm von Meerſchweinchen eine Cholera=Erkrankung bei den Ver=
ſuchstieren
zu erzeugen. Außerdem ſprechen für einen urſächlichen Zuſam=
menhang
zwiſchen den Koch'ſchen Bacillen und der Cholera folgende Gründe:

Fürs erſte kommen dieſelben ausſchließlich und regelmäßig in Cholera=
leichen
und in Choleraabgängen vor; fürs zweite fällt ihr erſtes Auf=
treten
mit dem Auftreten der erſten Krankheitserſcheinungen zuſammen;
jürs dritte ſteht ihre Vermehrung und Zahl in geradem Verhältnis zu
der Schwere der einzelnen Fälle und ſchließlich entſpricht ihr Sitz in unſerm
Körper den pathologiſch=anatomiſchen Befunden.
Die Bacillen finden ſich nämlich immer nur im Darme, welcher ge=
rötet
, von Blutaustretungen durchſetzt und oft in ſeinen oberen Schichten
abgeſtorben iſt. Hier iſt ihre Zahl bei Beginn der Krankheit, ſolange
die Stühle noch Kot enthalten, gering; werden die Stühle wäſſerig, ſo
wächſt ihre Menge bis zum Eintritt des Todes oder ſie nimmt mit der
Rückkehr feſterer Entleerungen wieder ab, um nach Heilung der Krankheil
vollſtändig zu verſchwinden.
Was die Beſchaffenheit der Koch'ſchen Bacillen anbelaugt, ſo ſind die=
ſelben
nicht wie die übrigen Bacillen gradlinig, ſondern einem Komma
ähnlich, bisweilen ſogar G-förmig gekrümmt und beſitzen das Vermögen
ſich bewegen zu können. Bringt man dieſelben in einen an einem Deckel=
gläschen
ſuſpendierten Tropfen einer ſogenannten Nährlöſung, ſo ſieht man
ſie mit großer Geſchwindigkeit nach allen Richtungen ſich hin und her be=
wegen
. Durch Eintrocknen ſterben ſie jedoch ſchon nach drei Stunden al
und leben auch nicht wieder auf, wenn ſie, einmal eingetrocknet, ſpäten
wieder befeuchtet werden. Die Urſache dieſes raſchen Abſterbens liegt darin,
daß dieſelben, entgegen der Fortpflanzung vieler anderer Bacillen, kein=
ſogenannte
Dauerſporen bilden; ein Umſtand, der uns da=
Bekämpfen einer Choleraepidemie ſehr erleichtert. Auch finde=
man
die Cholerabacillen weder im Blute und dem Schweiße, noch in den=
Harne und den Lungen, ſondern nur in den Darmwindungen und in der
Flüſſigkeiten der Eingeweide; ein weiterer Umſtand, der die Anſteckungs
fähigkeit dieſer Krankheit ſehr weſentlich herabſetzt. Ueber ihre Entwick
lung wiſſen wir, daß ſie nur in alkaliſch reagierenden Nährſub=
ſtanzen
gedeihen, ihr Wachstum dagegen durch freie Säuren, auch wem
dieſelben nur in ſehr geringen Mengen vorhanden ſind, merklich beeinfluß=
wird
.
Nach dem heutigen Stande der Wiſſenſchaft liegt ſomi
das Weſen der Cholera in einer beſtimmten Art von Bacillen,
welche auf die eine oder andere Weiſe in unſeren Darmge=
langen
, daſelbſt leben und ſich vermehren und durch ihren
Lebensprozeß gewiſſe, uns näher noch nicht bekannte Zer=
ſetzungsprodukte
liefern, welche in unſere Blut= und Saſt=
bahnen
übergehen und ſo die dieſer Krankheit eigentümlichen
Geſundheitsſtörungen in unſerem Körper hervorruſen.
III.
Die Heimat und die Verbreitung der Cholera.
Die Heimat der Cholera iſt Vorderindien; daſelbſt iſt die Krankheit
ſo alt wie das dortige Menſchengeſchlecht und wie in Indien die Mün=
dungen
des Ganges und Bramaputra von jeher der Ausgangspunkt aller
Epidemien waren, ſo laſſen ſich alle Wanderungen dieſer Seuche durch
andere Länder wieder in ihre Heimat Indien zurückverfolgen. Es haben
zwar ſchon oft Aerzte verſucht, einen ſelbſtändigen Urſprung der Krankheil
für einzelne Orte wahrſcheinlich zu machen; allein genaueren Nachforſchungen
gelang es immer, die, wenn auch anfangs verborgenen Wege der Ein=
ſchleppung
aus Indien nachzuweiſen.
Was die Ausbreitung der Krankheit anbelangt, ſo geſchieht dieſelb=
ausſchließlich
durch den menſchlichen Verkehr. Dieſer Satz, de=
nach
den früher beſchriebenen Eigenſchaften der Cholerabacillen, nach welcher
dieſelben ohne Zufuhr von Feuchtigkeit ſchon nach 3 Stunden eintrockner
und abſterben, theoretiſch zu ſchließen war, wird durch die Erfahrung be=
ſtätigt
, indem auf den großen Cholera=Kongreſſen zu Wien und Konſtan
tinopel kein Beiſpiel der Verſchleppung der Cholera durch Waren u. ſ. w
erbracht werden konnte.
Bei dem menſchlichen Verkehr ſind es jedoch weder die Perſonen al
und für ſich, noch deren Ausatmungsluft und Ausdünſtungen, welche dei
krankmachenden Stoff enthalten reſp. verbreiten, ſondern nur die Darm
Entleerungen der Kranken.
Die in ihnen enthaltenen Bacillen können entweder direkt durch di
Entleerungen oder durch Kleider, Wäſche, Speiſen, Waſſer, Milch u. dgl.
in welche ſie geraten ſind, übertragen werden.
Schon den älteſten Beobachtern war es aufgefallen, daß ſehr häufi=
ſolche
Perſonen, welche am meiſten mit den Kranken verkehrten, wie Aerzle
das Pflege= und Warteperſonal ſelten angeſteckt wurden. Es iſt fere
eine Thatſache, daß die Perſonen, welche Choleraleichen waſchen und ein
argen, ebenfalls ſelten krank werden, ſowie daß Sektionen von Choler=
leichen
für die Aerzte gefahrlos ſind. Auch konnte in den Londone
Spitälern bezüglich der Ausbreitung einer Epidemie kein Unterſchied be
zbachtet werden, ob die Cholerakranken in beſonderen Sälen oder gemein
ſchaftlich mit anderen Kranken behandelt wurden und auch in der Prage
Klinik legte man Cholerakranke zwiſchen andere Kranke in dieſelben Säle
hne daß eine Anſteckung erfolgte. Dagegen iſt es ein alter Erfahrung=
atz
, daß überall da, wo die Geſetze der Reinlichkeit mißachtet werden od=
durch
das Zuſammengedrängtſein vieler Menſchen auf einem engen Raun
eine ſcharfe Trennung der Gebrauchs=Gegenſtände von Kranken und Ge
unden nicht möglich iſt, die Verbreitung der Cholera raſch erfolgt. 8.
iner epidemiſchen Verbreitung, d. h. zu einer Verbreitung über dieſe Ver
hältniſſe hinaus, über ganze Straßen und Städte gehört jedoch noch ei=

[ ][  ][ ]

iterer Faktor: ein für das Leben und die Vermehrung der Cholera=
cillen
günſtiger Nährboden.
Die Cholerabacillen ſind pflanzliche Gebilde, welche in die Klaſſe der
paltpilze' gehören. Dieſe kleinſten und einfachſten aller exiſtierenden
ſen ſind chlorophhlloſe Zellen, welche einen Durchmeſſer von kaum
vo mm haben, in ihrem Innern eine eigentümliche Eiweißſubſtanz,
3 Mikroprotein, enthalten und nach außen durch ein Häutchen abge=
oſſen
ſind, welches aus Zellſtoff und Eiweiß beſteht. In ihrer Geſamt=
t
als Bakterien; bezeichnet, leben ſie entweder vereinzelt oder zu
äbchen, Fädchen, Tafeln u. ſ. w. vereint und werden ihrer Form nach
Kugelbakterien, Stäbchenbakterien u. ſ. w. eingeteilt.
Von allen anderen Pflanzenklaſſen unterſcheiden ſie ſich ſehr weſentlich
durch, daß ſie kein Chlorophhll d. h. kein Blattgrün beſitzen. Dieſe=
terſchied
iſt jedoch kein bloß äußerlicher, ſondern ein in den Lebens=
zeß
der Pflanzen tief eingreifender: denn ohne Blattgrün iſt es
ner Pflanze möglich, ſich ihre Nährſtoffe ſelbſt zu bereiten,
1 nur mittels der grünen Chlorophyllkörperchen die Stärkekörnchen in
Pflanze entſtehen. Dieſe grünen Gebilde nehmen beim Sonnenlicht die
hlenſäure aus der Luft auf, zerſetzen unter dem Einfluſſe des Lichtes
ſelbe, benutzen den Kohlenſtoff der Kohlenſäure als Grundelement zum
fbau ihrer Organe und ſcheiden Sauerſtoff aus. Pflanzliche Gebilde
zegen, welche aus Zellen beſtehen, denen dieſes präformierte Blattgrün
It, ſind nicht im ſtande, ſich auf obige Weiſe zu ernähren, reſp. ihre
hrung ſich ſelbſt zu bilden: für ſie iſt es notwendig, daß, wenn ſie ſich
wickeln und vermehren ſollen, organiſche Ernährungsmaſſen vor=
bildet
vorhanden ſind, welche ſie dann aufnehmen und ſo als
te Schmarotzer auf fremde Koſten ihr Daſein führen.
Ihre Vermehrung geſchieht auf zwei Wegen: durch Teilung oder
ich Sporenbildung; die der Cholera=Bacillen jedoch nur durch
ilung. Auf dieſem Wege wächſt die Zelle auf ihre doppelte Länge
ſchnürt ſich dann in der Mitte ab. Hierdurch entſtehen zwei Tochter=
en
, welche durch eine Scheidewand von Zellſtoff von einander getrennt
). Bald darauf teilen ſich dieſe 2 Tochterzellen auf gleiche Weiſe in
veitere Zellen und die Vermehrung geht auf dieſem Wege ſo raſch vor
daß nach einer Berechnung von Profeſſor Cohn ein einziger Pilz
hinreichender Nahrung innerhalb 34 Stunden es auf die ſtattliche Zahl
50 Milliarden Abkömmlinge bringen kann.
Der Nahrung aber bedürfen ſie zu ihrem Leben und zu ihrer Ver=
prung
. Als ſolche dienen neben Waſſer ſolche Verbindungen, welche
3phor, Kalk, Magneſia, Kohlenſtoff und Stickſtoff enthalten und je
hlicher ſie dieſe Stoffe finden, deſto ſchneller geht ihre Entwicklung und
mehrung vor ſich. Dieſe Stoffe aber finden ſich einſchließlich der zu
r Entwicklung notwendigen Wärme in der für die Ernährung
Vacillen geeigneten Form überall da in großer Menge vor,
organiſche Stoffe ſich zerſetzen und zerfallen und je reicher
Untergrund unſerer Häuſer und Städte und unſer Trink=
ſſer
an ſolchen organiſchen Stoſfen ſind um ſo mehr liegt
Gefahr vor, daß die durch den menſchlichen Verkehr in ein
us gelangten Cholerakeime ſich raſch vermehren und die
volera epidemiſch für eine ganze Stadtauftritt.
IV.
Der Verkauf der Krankheitserſcheinungen der Cholera.
Wenn wir verſuchen wollen, ein allgemein verſtändliches Bild des
Laufs der Cholera zu entwerſen, ſo müſſen wir vorerſt einige Worte
r das ſogenannte Inkubationsſtadium, d. h. über denjenigen Zeitraum,
cher zwiſchen der durch die Aufnahme des Choleragiftes erfolgten In=
ion
unſeres Körpers und dem der erſten Krankheitserſcheinungen ge=
1 iſt, vorausſchicken.
Dieſer Zeitraum beträgt in weitaus den meiſten Fällen 2-4 Tage;
ind jedoch auch zahlreiche Fälle bekannt, wo ſchon 12-24 Stunden
der Infektion die Krankheit zum Ausbruch kam, während eine Iu=
2tionsdauer von mehr denn 8 Tagen zu den Seltenheiten gehört.
Die erſten Krankheitserſcheinungen treten ſomit ca. 3 Tage nach
tgefundener Infektion auf und beſtehen in einem Gefühl von Mattig=
und Unbehaglichkeit, begleitet von Durchfällen. Letztere ſind ſchmerz=
gelbbraun
, dünnflüſſig - aber nicht ſehr häufig: 2-3, ſelten 6-8
24 Stunden. Die Krankheit kann auf dieſe Erſcheinungen, höchſtens
unden mit Erbrechen, beſchränkt bleiben, und bei jeder Choleraepidemie
den zahlreiche Fälle beobachtet, bei welchen dies in der That der Fall
in anderen Fällen jedoch ſchließen ſich an ſie, gewöhnlich nach 1-3
zen, weitere Geſundheitsſtörungen, welche man im Gegenſatz zu den
rchfällen, die ſich in ihrem Auftreten in nichts von anderen gutartigen
nkatarrhen unterſcheiden, als den eigentlichen Cholera=Anfall zu be=
uen
pflegt. Dieſe Anſälle treten in mehr denn der Hälfte der Fälle
1t3 auf. Die Kranken werden von dem Gefühle hochgradiger Schwäche,
Froſt und Kopfſchmerzen befallen; es treten ſtürmiſche und maſſige
leerungen nach unten und meiſtens auch nach oben auf; die erſten
hle ſind noch gefärbt; die folgenden haben eine reiswaſſerähnliche,
kenartige Beſchaffenheit, oder ſehen durch Beimengungen von Blut
zrötlich aus; ihre Zahl beträgt gewöhnlich 3-4, oft mehr, ſelten je=
mehr
denn 10. Das Erbrechen erfolgt verhältnismäßig leicht, 3-4
wohl 6-8 mal während des Anfalls; der Durſt iſt groß, und die
nken verlangen, trotzdem alles Getränke das Erbrechen vermehrt, ſtets
neuem zu trinken; der Atem iſt benommen und die Kranken klagen

über ein von der Herzgegend nach dem Kopf ſteigendes Angſtgefühl, ſowie
über krampfartige Schmerzen in den Beinen, beſonders in den Waden.
Bei den zur Heilung führenden Füllen bleibt es bei dieſen Symp=
tomen
; dieſelben können ſich jedoch mehrmals in Pauſen von einigen
Stunden wiederholen und wohl auch mit einer der gleich zu beſchreibenden
weiteren Krankheitserſcheinungen verbunden ſein. In den ſchweren Fällen
geſellt ſich zu den Anfällen ein ſlarkes Sinken der Temperatur des Kör=
pers
; die Hände, Füße, Naſe, Zunge ꝛc. werden kalt und bläulich, ohne
daß, wenigſtens in vielen Fällen, die Kranken dieſer Kälte ſich bewußt
werden; die Temperatur der Haut ſinkt unter 35 Grad Celſius, während
Meſſungen im After 39 und mehr Grad ergeben; die Haut verliert ihre
Elaſtizität, die Hautfalten bleiben ſtehen; der Puls iſt ſchwach faden=
förmig
, aber nicht ſehr beſchleunigt; der Atem iſt beengt, die Atemzüge
ſteigen auf 24 bis 40 in der Minute. Die Urinſekretion iſt unterdrückt.
Die Geſichtszüge der Kranken ſind verfallen, die Stimme iſt heiſer und
unverſtändlich - und der Tod tritt unter dem Ausbruch eines klebrigen
Schweißes und dem allmählichen Verſchwinden des Pulſes ein.
Es iſt jedoch konſtatiert worden, daß ſelbſt in ſoſchweren
Fällen, wie die zuletzt beſchriebenen, Heilung immer noch
eintreten kann: die Hautwärme kehrt zurück, der Puls hebt ſich, die
Ausleerungen werden ſeltener, die Urinſekretion kommt wieder in Gang,
und oft ſchon nach wenigen Tagen hat ſich der Kranke ſo weit erholt, daß
er, mit Ausnahme einer allgemeinen Schwäche ſeines Körpers, als geneſen
betrachtet werden kann. Was die Geſamtdauer der Krankheit anbelangt,
ſo beträgt dieſelbe durchſchnittlich 8 Tage. Von dieſen kommen auf das
Inkubationsſtadium 3 Tage, auf die einleitenden Krankheitsſymptome
ebenfalls 3 Tage und auf den eigentlichen Anfall 2 Tage. Nachkrank=
heiten
kommen ebenſo wie Rückjälle wohl vor, ſind aber im allgemeinen
ſelten. Bezüglich der Sterblichkeit ſchwanken die Angaben der verſchiedenen
Beobachter ſehr; im großen ganzen ſteht jedoch feſt, daß die Hälfte der
Erkrankten ſtirbt. Am größten iſt der Prozentſatz der Sterblichkeit bei
Kindern und alten Leuten und beträgt hier der Erkrankungen. Zu
bemerken iſt übrigens, daß der Grad der Sterblichkeit in keinem direkten
Verhältnis zu der Ausdehnung der Krankheit ſteht. Kleine und kurz an=
dauernde
Epidemien zeigen bisweilen eine relativ viel größere Sterblichkeit
als ausgedehnte und lang andauernde und wenn auch in vielen Epidemien
beobachtet wurde, daß zu Anfang und Ende derſelben die Sterblichkeit
eine geringere war, als in Mitte derſelben, ſo iſt dies doch keine ſo all=
gemein
verbreitete Erſcheinung wie z. B. bei Typhus, Blattern u. ſ. w.
Was die Sterblichkeit, nicht wie oben berechnet zu den Erkrankungen
ſondern zu der Geſamtbevölkerung betrifft, ſo wechſelt der Prozentſatz
je nach den einzelnen Epidemien. In der Salpstrisre in Paris ſtarben
1849 von 5000 Bewohnern 1200 an der Cholera; in Breslau erreichte
dieſelbe 2 p6t. der Bevölkerung, in anderen Städten ſind die Verhältniſſe
bei weitem günſtiger; ſo ſtarben 3. B. 1831 in Berlin von über 200 000
Einwohnern nur 2500.

Die Behandlung der Cholerakranken.
Keine von allen auſteckenden Krankheiten verbreitet durch ihr Auf=
treten
eine ſolche Angſt und Aufregung unter der Bevölkerung. wie die
Cholera, und keine Krankheit greift, einmal an einem Orte epidemiſch auf=
getreten
, ſo raſch um ſich und fordert gleich mit ihrem erſten Auftreten
ſo viele Opfer, wie dieſe Seuche.
Mit dieſer Thatſache im Einklang ſteht die Erfahrung, daß die Kopf=
und Ratloſigkeit bei dem Ausbruch keiner Krankheit ſo groß zu ſein pflegt,
wie bei der Cholera, und der Glaube, mit den Maßregeln gegen dieſe
Krankheit habe es Zeit, bis ſie da ſei, ſtraft ſich ſtets um ſo härter, als
wir nur Mittel haben, um derſelben vorzubeugen, keine um die=
ſelbe
zu heilen. Es wiederholt ſich zwar bei jeder Epidemie das Be=
ſtreben
einiger Aerzte, Medikamente oder Behandlungsmethoden gegen die
Cholera zu empfehlen: allein ſo wohlgemeint hie und da auch dieſe Vor=
ſchläge
ſein mögen, ſo ſicher iſt, daß ſie nur Schaden bringen, denn in
dem Wahn, den Feind noch innerhalb der Mauern ſchlagen zu
können, verſtreicht die Zeit, denſelben von den Mauern fern
zu halten. Und doch iſt der letztere der einzige Weg, um desſelben ſich
zu erwehren und wir müſſen deshalb, wenn wir von einer Behandlung
der Cholera ſprechen, immer in erſter Linie die Maßregeln erörtern,
mittelſt deren man dem Ausbruch derſelben vorbeugen kann. Erſt in
zweiter Linie kommen dann diejenigen, welche bei dem Ausbruch zu er=
greifen
ſind. Teilen wir uns nach dieſer Richtung unſere Aufgabe in
zwei Teile, ſo bedarf es der Zuſammenwirkung dreier Faktoren, um den
Zweck des erſten Teiles zu erreichen: der ſtaatlichen, der ſtädtiſchen und
der privaten Thätigkeit. Betrachten wir zuerſt das, was von ſeiten des
Staates zu geſchehen hat. Wir haben geſehen, daß die Cholera eine
übertragbare Krankheit, iſt, und daß die Uebertragung nur durch den
menſchlichen Verkehr vermittelt wird. Es wäre ſomit der kürzeſte und
einfachſte Weg, den Verkehr mit den Seuchegegenden abzubrechen reſp. von
ſeiten des Staates abzuſperren. Dieſer Weg wurde auch wiederholt vor=
und eingeſchlagen, allein von Jahr zu Jahr ſieht man mehr ſeine Erfolg.
loſigkeit ein und heute iſt derſelbe als verlaſſen zu betrachten. Und dies
mit Recht; denn der Verkehr mit dieſen Seuchegegenden iſt zur Zeit ein
o ausgedehnter und notwendiger, daß das vollſtändige Abbrechen desſelben
ein größeres Uebel wäre, als die Cholera ſelbſt. Dagegen haben ſich
Maßregeln. welche ein größeres Zuſammenſtrömen von Menſchen aus und
nach durchſeuchten Orten verhindern, ſtets zweckdienlich erwieſen. Hierher

[ ][  ]

gehoͤrt das Verbot des Abhaltens von Volksſeſten, Jahrmärkten, Prozeſſionen,
Wallfahrten, Pilgerfahrten, Truppenzuſammenziehungen u. ſ. w. in durch=
ſeuchten
oder der Cholera verdächtigen Gegenden und alle ſog. Cholera=
Sanitätskonferenzen haben ſich für internationale Maßregeln in dieſer
Richtung ausgeſprochen.
An dieſe Beſchränkung des Verkehrs ſchließen ſich die Maßregeln der
Quarantäne, d. h. der Unterſuchung und Beobachtung der aus infizierten
Orten kommenden Menſchen und deren Desinfizierung. Für das Binnen=
land
ſind ſolche Maßregeln allerdings ſchwer zu treffen, allein in vielen
Fällen iſt es doch möglich, und der von Prouſt gemachte Vorſchlag, für
die großen mohammedaniſchen Pilgerwanderungen nach Mekka, die ſchon oft
die Cholera verbreiteten, zwiſchen Suez und Djeddah eine zehntägige
Quarantäne geſetzlich vorzuſchreiben, verdient alle Beachtung. Für den
Waſſerverkehr ſind ſolche Quarantänen leichter durchzuführen, und wir
wiſſen, daß nach dieſer Richtung auf internationalem Wege entſprechende
Schritte bereits geſchehen ſind. Nur müßte eine mehr einheitliche Be=
ſtimmung
über die Dauer der Quarantaine, über die Art der Desinfektion
u. ſ. w. getroffen werden. Bezüglich der Desinfektion der Verkehrsanſtalten
müſſen die Waſſerbezugsquellen der Stationen öfters unterſucht und für
tägliche Desinfizierung der Aborte Sorge getragen werden. Auch empfiehlt
es ſich auf Bahnſtrecken, welche den Verkehr mit infizierten Gegenden ver=
mitteln
, reſervierte Coupés bereit zu halten, um im Falle der Erkrankung
eines Paſſagiers an Durchfällen, denſelben von ſeinen Reiſegefährten ab=
trennen
zu können.
So weit die Aufgabe des Staates. Betrachten wir nunmehr die
Kommunalverbände, ſo gehört vor deren Forum in erſter Linie die Für=
ſorge
für Reinhaltung der Luft und des Bodens: denn wir wiſſen, daß
ohne ſiechhaften Boden der eingeſchleppte Cholerakeim keine oder nur ſehr
geringe Ausbreitung bekommt. Das Trinkwaſſer muß unterſucht, die
Kanäle müſſen reichlich mit Waſſer durchſchwemmt werden. Die An=
häufung
von Abfällen muß verboten und der Reinlichkeit in Haus und
Hof die größte Aufmerkſamkeit geſchenkt werden.
In zweiter Linie ſteht die Ueberwachung der Lebensmittel, ſowohl
der animaliſchen als der vegetabiliſchen, und die Aufgabe der Polizei iſt
es, die Marktkontrolle aufs ſtrengſte zu handhaben. Denn alles, was
unſeren Darm reizt, erhöht unſere perſönliche Empfindlichkeit und unreife
Früchte, ſchlechtes Bier, verdorbenes Fleiſch u. ſ. w. ſind bekanntlich die
größten Feinde einer geregelten Verdauung.
Fürs dritte iſt auf die Dichtigkeit der Bewohnung der einzelnen
Häuſer, ſowie der Belegung von öffentlichen Anſtalten, Gefängniſſen u. ſ. w.
ein wachſames Auge zu halten und bei Zeiten nach Räumen für eine not=
wendige
Evakuation umzuſchauen. Ein Haus oder eine öffentliche Anſtalt,
wenn in ihr die Cholera ausgebrochen iſt, zu ſchließen, hieße den Wolf
in den Schafſtall einſperren und mit dem Suchen nach entſprechenden
Räumen, wenn die Epidemie da iſt, geht die beſte Zeit des Handelns
verloren. Denn wenn bei irgend einer epidemiſchen Krankheit, ſo kommt
es bei der Cholera darauf an, daß manes nicht zu Seuchherden
kommen läßt, ſondern durch Iſolierung der Kranken die
Geſunden ſchütze.
Hiermit ſind wir zu dem 4. Punkte der ſtädtiſchen Thätigkeit gelangt:
zu der Frage, ob die Behandlung der Erkrankten beſſer in deren Wohnung,
oder in zu dieſem Zwecke ſpeziell eingerichteten Spitälern geſchieht. Das
letztere verdient unbedingt den Vorzug, weil die Statiſtik lehrt, daß die
Sterblichkeit in den Spitälern eine geringere iſt, als in den Privat=
wohnungen
und dies beſonders deshalb, weil durch das Verbringen der
Kranken in das Spital die Zahl der Infektionsherde vermindert wird.
Sehr bewährt hat es ſich, wenn außer den Spitälern noch ſolche Räume
zur Verfügung ſtehen, in welchen noch nicht Erkrankte, jedoch mit Er=
krankten
in Verbindung geweſene Perſonen zur Beobachlung untergebracht
werden können. So wurte z. B. in Zürich im Jahre 1867 die Tonhalle
zu dieſem Zwecke hergerichtet, und die Erfolge waren ſehr zufriedenſtellend.
Sehr weſentlich iſt gleichzeitig die Frage des Transports der Erkrankten,
derſelbe darf nur in beſtimmten, leicht desinfizierbaren Krankenwagen er=
ſolgen
und für ſolche, ſowie für ein geeignetes Perſonal, welches die Ueber=
führung
der Kranken in die Spitäler bewerkſtelligt, muß bei Zeiten
geſorgt werden.
An die Behandlung der Kranken ſchließt ſich die Desinfektion der
Geneſenen, der Räume und der lebloſen Gegenſtände, ſowie die Beerdigung
der Toten an. In letzterer Beziehung muß der baldthunlichſten Entfernung
der Leichen aus den bewohnten Räumen, ſowie dem Verbot aller Leichen=
feierlichkeiten
das Wort geredet werden.
Bezüglich der Desinfektion beſtehen ſtaatliche und ſtädtiſche Vorſchriften,
wie ſolche für Preußen in dem Miniſterialerlaß, betr. die Cholera, vom
28. Juli d. J. von neuem erlaſſen wurden. Vor allem iſt es notwendig,
daß die Desinfektion nicht den einzelnen Privaten überlaſſen, ſondern durch
ein geſchultes Perſonal ausgeführt wird. Hierzu gehört, daß eine den
neueren Anſprüchen entſprechende, permanente Desinfektionsanſtalt vor=
handen
iſt, in welcher die Kleider, Wäſche, das Bettzeug u. ſ. w. der
Erkrankten vor der Wiederbenutzung durch ſtrömenden Waſſerdampf von
mindeſtens 1000 C. desinfiziert werden.
Was ſchließlich die individuelle Thätigkeit betrifft, ſo iſt das Ver=
meiden
aller Exceſſe in Eſſen und Trinken voranzuſtellen. Da ſolche, wie

auch Verkühlungen des Körpers unſeren Darm krank machen können, ſo i
in zweiter Linie warme Kleidung, beſonders das Tragen von wollene
Stoffen auf der Haut angezeigt. Hiermit ſoll jedoch der Verweichlichun
des Körpers nicht das Wort geredet ſein. Im Gegenteil, wie eine Stad
mit reinem Untergrund, reinem Waſſer und luftiger Bebauung gegen de
epidemiſche Auftreten der Cholera geſchützt iſt, ſo giebt es keinen größer=
perſönlichen
Schutz gegen dieſe Krankheit, als die perſönliche Geſundheit=
pflege
. Tägliche Bewegungen in friſcher Luft, eine gute Pflege der Har h'=
und eine gewohnheitsmäßige Kräftigung derſelben durch Waſchen ur
Baden ſind für den Einzelnen, was reiner Boden und gutes Waſſer fi
die Geſamtheit ſind, und die Erfahrung lehrt, daß mit der Abnahme d
Widerſtandsfähigkeit gegen Erkältungen und ſonſtige Krankheiten die 3.
nahme der Empfänglichkeit für die Cholera gleichen Schritt hält.
Da ſowohl jahrelange Erfahrungen als auch die neueſten Unterſuchung
des Dr. Koch es außer Zweifel laſſen, daß durch das Waſſer ſehr häuf
die Cholerakeime übertragen werden, ſo iſt in dieſer Beziehung die größ
Vorſicht geboten und alles nur im Geringſten verdächtige Waſſer vor de=
Genuſſe zu kochen. Ebenſo gebietet es die Vorſicht, Milch nur gekocht;
trinken und des Genuſſes von rohem Obſt und Gemüſe, deſſen Herkun
nicht bekannt iſt, ſich zu enthalten.
Was die ſpeziellen Anordnungen bei Ausbruch eines Cholerafalls a=
belangt
, ſo iſt, wie bereits erwähnt, die Verbringung in ein Spital
erſter Linie indigiert. Soll die Pflege zu Hauſe ſtattfinden, ſo ſind, we
jedoch auch bei allen anderen anſteckenden Krankheiten notwendig iſt, al
überflüſſigen Gegenſtände aus dem Krankenzimmer zu entfernen. Alle ve
dem Kranken benutzte Leib= und Bettwäſche muß in dem Zimmer in ein=
Behälter gelegt und in dieſem vor dem Verbringen aus dem Zimmer de=
inſigiert
, d. h. mit einer 3proz. Carbollöſung, welcher etwas Schmierſei
zugeſetzt iſt, übergoſſen werden. Kleidungs= und Bettſtücke, für welche ei=
ſolche
Desinfektion nicht möglich iſt, müſſen zum Verbringen in eine De=
infektionsanſtalt
in ein mit verdünnter Sublimatlöſung getränktes Tu=
gehüllt
werden.
Die Entleerungen der Cholerakranken ſind in einem eigens zu dieien 2½
Zwecke beſtimmten Gefäß aufzufangen und mit gleichen Teilen Kalkmil=
zu
übergießen. Alle Perſonen, welche mit den Kranken in Berührun;
kommen, haben die größte Vorſicht zu beobachten, ſich öfters die Hänt z3
mit einer Zproz. Carbollöſung zu waſchen und aufs ſtrengſte zu achte
daß ſie von den Ausleerungen der Kranken nicht beſchmutzt werden.
dem Krankenzimmer dürfen weder Speiſen aufbewahrt, noch genoſſen wer
den. Alle von dem Kranken benutzten Verbandſtücke ſind, ſowie überhaup=
alle
geringwertigen Gegenſtände zu verbrennen und die bei ihnen benuhin
Inſtrumente mit Carbolſäure zu reinigen. Ueble Gerüche in dem Krani=
zimmer
durch Räuchern u. ſ. w. zu verdecken, iſt unſtatthaft, es iſt ul=
mehr
durch reichliche Lüftung für Entfernung der ſchlechten Luft zu ſorn.
Iſt ein Kranker geneſen, ſo wird er in warmem Waſſer mit einn
Zuſatz von Kaliſeifenlauge gewaſchen reſp. gebadet und mit neuer Wäih=
bekleidet
. Die vorher benutzten Kleidungsſtücke, Wäſche und Bettflück
müſſen, wie oben angegeben, desinfiziert werden. Das Krankenzimmer!
zu räumen und ebenfalls zu desinfigzieren.

Ueberſchauen wir das Geſagte, ſo finden wir den Eingangs ausg=
ſprochenen
Satz, daß die Furcht vor der Cholera eine übertriebene ſe
beſtätigt und erwieſen. Denn Dank den Entdeckungen Dr. Kochs ſtehe
wir jetzt nicht mehr einem unbekannten Feind gegenüber, ſondern habe
der Anhaltspunkte genug, um uns desſelben zu erwehren und wenn wi
uns vergegenwärtigen, daß die Cholerabacillen ſich nur durch Teilunz
nicht durch die ſo ungeheuer widerſtandsfähigen Sporen anderer Arte
von Bacillen vermehren und des weiteren in Betracht ziehen, daß di
Luft niemals der Träger der Krankheitskeime iſt, ſo genügen ſchon die
zwei Punkte unſerem Kampfe gegen dieſe Krankheit eine F
ſiegreichen Ausgang in Ausſicht zu ſtellen.
Notwendig iſt es allerdings, daß unſer Handeln ein klares, nah de 2
Grundſätzen der Wiſſenſchaft geregeltes und unſere Fürſorge für d
private und öffentliche Geſundheitspflege eine nicht nur auf die Dau=
der
Epidemie beſchränkte iſt. Wer ein böſes Gewiſſen hat, Städte, welck)
auf einem durchſeuchten Untergrunde ſtehen und die Sorge für ein gute 2h
Trinkwaſſer vernachläſſigten, ſowie Menſchen, deren Körper durch Aus;13
ſchweifungen zerrültet iſt - für ſie iſt die Befürchtung einer Gefahr nich 3
von der Hand zu weiſen. Wo aber das Intereſſe für die Geſundheit=
pflege
ſtets ein reges war und gemeinſam Hand angelegt wird, wo de
Staat den Verkehr an der Grenze überwacht, die Gemeinden zweckentſprech;
ende Anordnungen treffen, um ſofort von dem erſten Auftreten eine;
Erkrankung Kenntnis zu erhalten und für die Iſolierung der Kranke,
entſprechende Näume bereit ſtehen haben und die einzelnen Menſchen de
des näheren in vorſtehendem enthaltenen Vorſchriften gemäß leben un
handeln, da mögen wohl durch den in unſerer Zeit ſo ſeh
geſteigerten Verkehr auch bei uns in Deutſchland hier und1
inzelne Choleraſälle auftauchen: zu einer Epidemie wirde
jedoch nicht kommen.

Darum furchtlos, aber ſorgſaml

Druac und Verlag A. 6. Wilihiche Hobuchdrmudkerei, verantworlch für die Redalion: Dr. O. Waldaehel, beide in Darmſtadt.