Darmstädter Tagblatt 1892


24. Juni 1892

[  ][ ]

Abonnement=preis
Plerteljähulich 1 Mark 50 Pf., halbe-
ſährlich
8 Mark incl. Bringerlohn.
Answänz verden von allen Poſt=
Imtern Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal und. Poſtauſiclag.

155. Jahrgang.

Mit der Sonntags=Beilage:

Zuſerake
für daz
pochentl. Gmal rſcheinende Tagblan
werden angenommen:u1 Turmſtadt
von der Expedition, Ren fr. Nr. 23.
in Beſſungen von Frä dr. Blößer,
Schießhausſtraße 14, ow rauzwärtz
don allen Annoneenctrp=dltionen.
.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.

48 146.

Freitag den 24. Juni.

Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt.
Verſchiebung einer genehmigten Verlooſung. Der zu Biebesheim ſtattfindende Faſel, Zuchwieh= und Schweinemarkt, ſo=
wie
die mit demſelben verbundene genehmigte Verlooſung iſt auf den 5. Juli l. J3. verlegt worden.
B e k a n n t m a ch u n g.
Wir ſehen uns veranlaßt, darauf hinzuweiſen, daß zufolge der Beſtimmung des 8 366 Ziffer 2 des Reichsſtrafgeſetz=
buchs
und des Art. 264 des Polizeiſtrafgeſetzes bei Meidung einer Geldſtrafe von 1 bis 60 Mark oder einer Haftſtrafe lvon
1 bis 14 Tagen:
1) in den Straßen der Stadt und insbeſondere auch an den Straßenkreuzungen nicht übermäßig ſchnell,
2) in engen Straßen und beim Herabfahren auf ſteilen Straßen nur im Schritt
gefahren oder geritten werden darf.
Darmſtadt, den 13. Juni 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Fey.
[9350

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Den Ankauf von Zuchtrindvieh in der Schweiz.
Der landwitthſchaftliche Bezirksverein Darmſtadt hat beſchloſſen, im Herbſte
laufenden Jahres unter der Vorausſetzung ausreichender Betheiligung wiederum
einen Ankauf von Bullen und Kalbinnen Berner (Simmenthaler) Race in der
Schweiz durch eine dorthin zu entſendende Kommiſſion vornehmen zu laſſen.
Der Verein beſtreitet die Reiſekoſten der Kommiſſion und die Koſten für
Fracht und Fütterung, und bietet auf dieſe Weiſe nicht nur den Gemeinden, ſon=
dern
auch Privaten, welche Mitglieder des Vereins ſind (jedoch mit Ausſchluß der
Viehhändler) die Möglichkeit des Bezugs zu den Ankaufspreiſen unter den bisher
üblichen Bedingungen.
Als Ankaufskommiſſäre des Bezirksvereins werden die Herren Kreisveterinär=
Arzt Dr. Weinsheimer von hier und Beigeordneter Leichtweis von Hahn
thätig ſein.
Die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien und die Mitglieder des Vereins wer=
den
erſucht, ibre Anmeldungen alsbald, ſpäteſtens aber bis zum 30. Juli d. J.
ſchriſtlich bei dem Unterzeichneten einzureichen.
Darmſtadt, am 20. Juni 1892.
Der Direktor des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt.
Frhr. v. Gemmingen.
9749

Vergebung von Eiſenarbeiten.
Die Beſchaffung eines Bedürfnißhäus=
chens
für den neuen Schlachthof ſoll im,
Wege der Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Montag den 27. d. Mts.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle ein zureichen.

Arbeitsbeſchreibung und Bedingungen
liegen auf dem Stadtbauamt, Zimmer
Nr. 25. zur Einſicht offen, können je=
doch
nicht nach auswärts abgegeben
werden.
Darmſtadt, am 15. Juni 1892.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[9395
J. V.:
Riedlinger, Beigeordneter.

Gras= und Linden= ꝛc. Samen=
Verſteigerung.
Samstag den 25. Ifd. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,
wird die Grasſamen=Ernte aus dem ſtädt.
Oberwald, ſowie die Linden= bezw. Ahorn=
ſamen
=Ernte von den Bäumen verſchie=
dener
ſtädt. Alleen und Anlagen auf un=
ſerem
Büreau, Rheinſtraße Nr. 18, Zim=
mer
Nr. 31, öffentlich meiſtbietend ver=
ſteigert
.
Darmſtadt, den 22. Juni 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
Miedlinger, Beigeordurter. 19750
Trottoir=Herſtellung.
Die Herſtellung von Asphalt=Trottoirs
1. in der Eichbergſtraße zwiſchen
Anna= und Hermannsſtr. (Oſtſeite),
2. in der Hermannsſtraße zwiſchen
Eichberg= und Carlsſtraße Nord=
eite
),
3. in der Müllerſtraße zwiſchen
Pankratiusſtr. und Heinheimerſtr.
(beiderſeits)
ſoll im Wege der Submiſion vergeben
werden.
Offerten ſind bis
312

[ ][  ][ ]

2082

Dienstng den 28. Juni,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Tiefbauamt, Zimmer Nr. 3. zur
Einſicht offen, bei welchem auch die For=
mulare
für die Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 18. Juni 1892.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Darmſtadt
J. V.:
9572
Riedlinger, Beigeordneter.

Nr. 146
Auffurderung.
Forderungen und ſonſtige Anſprüche an den unter der Rechtswohlthat des
Inventars angetretenen Nachlaß der Wittwe des Löb Kahn, Juliane geb. Blum
dahier, bezw. die Firma Kahn=Stern daſelbſt ſind
binnen einer Woche
auf unſerer Gerichtsſchreiberei bei Meidung der Nichtberückſichtigung anzumelden.
Darmſtadt, den 20. Juni 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Dr. Berchelmann.
19752

Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen des Kaufmanns
Meyer Heyum zu Eberſtadt iſt heute
am 22. Juni 1892, Nachmittags
6 Uhr,
das Konkursverfahren eröffnet und Hein=
rich
Störger zu Darmſtadt zum Konkurs=
verwalter
ernannt worden.
Konkursforderungen ſind bis zum
13. Juli 1892 bei dem Gerichte anzu=
melden
.
Es iſt zur Beſchlußfaſſung über die
Wahl eines anderen Verwalters, ſowie,
über die Beſtellung eines Gläubigeraus=
ſchuſſes
und eintretenden Falls über die
in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten
Gegenſtände, und zur Prüſung der an=
gemeldeten
Forderungen auf
Donnerstag den 21. Juli 1892,
Nachmittags 3 Uhr,
vor Großh. Amtsgerichte I1 zu Darm=
ſtadt
, Neckarſtraße 3, Termin anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur Kon=
kursmaſſe
gehörige Sache in Beſitz haben
oder zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig
ſind, iſt aufgegeben, nichts an den Ge=
meinſchuldner
zu verabfolgen oder zu lei=
ſten
, auch die Verpflichtung auferlegt, von
dem Beſitze der Sache und von den For=
derungen
, für welche ſie aus der Sache
abgeſonderte Befriedigung in Anſpruch
nehmen, dem Konkursverwalter bis zum
8. Juli 1892 Anzeige zu machen.
Darmſtadt, den 22. Juni 1892.
Schell,
Hilfsgerichtsſchreiber Gr. Amtsgerichts
Darmſtadt II.
19751
Bekanntmachung.
Auf Antrag des Konkursverwalters
wird die zur Konkursmaſſe des Hermann
und Meyer Oppenheimer I., dahier
gehörige Hofraithe, Ludwigsſtraße Nr. 9:
Mtr.
Flur. Nr.
I. 1024½ 239
Samstag den 25. Juni 1892,
Vormittags 11 Uhr,
im Ortsgerichtslokal öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Die Verſteigerung erfolgt mit
unbedingtem Zuſchlag.
Darmſtadt, den 20. Juni 1892.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
J. E. d. V.:
19543
Müller.

Hrugrus Yerſteigerung.
Montag den 27. Juni, Vormittags 10 Uhr beginnend,
ſoll das Heugras auf
circa 19 Morgen Wieſen
der Gemeinde Traiſa abtheilungsweiſe an Ort und Stelle meiſtbietend verſteigert
werden.
Traiſa, den 22. Juni 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Traiſa.
Walter.
[9752a

Grus=Yerſteigerung.
Dienstag den 5. Juli
ſoll zu Mönchbruch von Morgens 7 Uhr an das Gras von
3.46 Hekt. der kleinen Horſtwieſe,
1378 Hekt. der Kohlbruchwieſe,
15,20 der großen Horſtwieſe,
3.26 der kleinen Lindenſeewieſe und
1724 der Marktwaldwieſe,
832 der großen Lindenſeewieſe,
573 der Zinswieſe,
ſodann von Morgens 10 Uhr an das Gras von 5½28 Helt. der Mönchbr uch=
wieſe
verſteigert werden.
Vor Beginn der Verſteigerung kommen 184 leere Düngerſäcke zum Ausgebot.
Mönchbruch, den 23. Juni 1892.
Großherzogliche Oberförſterei Möuchbruch.
(9753
Ohnacker.

Gndtudh Uus Empjeguny.

Foinste garantirt roine
Vontriſugen-Güssrahm Buller
per Pfund Mk. 1.20.
Es wird garantirt, daß in derſelben keinerlei Miſche, Kunſt=
oder
Klumpenbutter ꝛc. enthalten iſt.
Dieſe Vormittags in der Molkerei aus friſcher Milch be=
reitete
Butter kommt am ſelben Tage noch zum Verkauf.

Wülh. Weber HaChlgr.,
Eliſabethenſtraße 6,
Amtom Fassbemder,
[9693
Marktplatz.

Netzger=Klötze zu verkauſen bei

K. Schidlowsky,
352) Holzplatz am Schießhaus.

Fin faſt neues Bett und ein guterh.
Tafelklavier umzugshalber zu ver=
[9754
kaufen Schulſtraße I.

[ ][  ][ ]

9)

Nr. 147
1AESVOTAAIIN
wegen gänzlicher Aufgabe nachſtehender Artikel zu ſtaunend
billigen Preiſen:
schwarz seidl. Spitxen
Guipure und
Volants


Chantilly,
Tülle
99
92
exéme
weisse Spitzen in vorsehiod. Irt,
farbige
Englische Fantasie-Spitzen, ein= und zweifarbig,
Parbige WollSpitzen üll jodom Ingobot.
J. Dexheimer &a SShue,
2 Ernſt=Ludwigsplatz 2, am weißen Thurm. 9755

fernrohr per St. nur 3.20 M.
Mit 4 Linſen und 3 Auszügen
G Vergröß. 12mal, unter Garantie.
Jedes Stück, welches nicht gefällt,
ehmen wir ſofort retour. Preisbuch ſämmtl. optiſchen Waaren verjenden franco:
(irborg & Comp., Gräfrath=Central bei Solingen.
286

Ademaun's Hindermehl
ſollte von jeder Mutter verwendet werden, die ihr Kind
entwöhnen will oder aus irgend welchen Gründen über=
haupt
nicht ſelbſt nähren kann. Rademann's Kinder=
mehl
kommt nach ſeiner Zuſammenſetzung wie auch in
ſeiner Wirkung für die Ernährung der Kinder der Mutter=
milch
beinahe gleich und erſetzt dieſe vollſtändig. 7a.
Cdlalddoldoldalaladadddlalat

Gloriſth

NDeNNrrNrrneN..
Die Kinder nehmen das Mehl gerne, zumal es auf
verſchiedene Art, entweder einfach als Zuſatz zur Milch
verwendet, oder auch als Suppe mit Waſſer oder Fleiſch=
brühe
zubereitet werden kann. Vermöge ſeines reichen
Gehaltes an Nährſtoffen und knochenbildenden Beſtand=
(8041
theilen, ſeiner abſoluten Löslichkeit muß
Ademaun's Hindermehl
das beſte Nährmittel für Kinder genannt werden.
Rademann's Kindermehl iſt in den Apotheken, Droguerien und Colonial=
waarenhandlungen
zum Preiſe von Mk. 1.20 pro Büchſe erhältlich.

GAfEO, candirt,

feinft
in ½ und ½, Pfund=Packeten,
M. 150 per Pfd., empfiehlt ſtets friſch
H. F. Prassol. 4

Eine frischmolkende Lioge
zu verkaufen. Pankratiusſitr. 40. (9756
Dwei junge Dachshunde, ſchwarz mit
2) gelben Abzeichen, zu verkaufen bei
Forſtwart Bettner, Arheilgen. (9587

2083
Durch direkten Bezug
von
Oberhessischer
wsbutter
Gebir
S
bin ich in der Lage täglich friſche, ſtets
reinſcheckende Waare liefern zu können
und offerire ich ſolche zum Preiſe von
M. 110 per Pfund,
bei größerer Entnahme entſprechend billiger.
8
J0h. Löxkler,
große Ochſengaſſe 9. 19580
Was kochen wir morgen?
Dieſe ſo oft zu hörende Verlegenheits=
frage
beantwortet prompt und zur Zu=
friedenheit
d. Hausſrau: Hedwig Kaiſer's
Küchenzettel. 100 praktiſche Anweiſungen
zur Bercitung ſchmackhafter, gewählter u.
doch wohlfeiler Koſt für den bürgerlichen
Mittagstiſch mit beſonderer Rückſicht auf
den beſcheideneren Haushalt. 8°. Eleg.
geb. 1 Mark in allen Buchhandlungen, in
Darmſtadt in fl. Bergsträsser's Hof=
buchhandlung
.
9757

Lurückgosetzt
haben wir ferner
Cine Kleine Partie
Schöner
Hutfedern. Amanonen,
40 Em. lang. 2 Hark,
welche mit unſern zurückgeſetzten
billigen
Strohhüten,
Bündern,
Blumen
bald vergriffen ſein werden.
H. Stade aBeer Haohl.

[ ][  ][ ]

2084

Nr. 146

Aechtes Balmatiner

InSGkEonrIIVOI,
abſolut ſicheres Schutzmittel
und Vertilgungsmittel gegen
alle Inſekten,

Haphialin Lampier,

[O358
empfiehlt
9
TTIo0r. Ocna6tor,
Hoflieferant, Ludwigsplatz 7.

borsaoriGtaptelſGln.
glanzhell und von vorzügl. Qualität,
iſt bei der warmen Jahreszeit das er=
friſchendſte
und die Verdauung förderndſte
Getränk und empfiehlt ſich ganz beſonders
zu einer guten Bowle. In Flaſchen und
Gebinden lieſert frei ins Haus
Goorg Roth vorm. Pr. Buss,
Dieburgerſtraße 9. (8940

feinſte Qualität,
in ½ Pfund=Stücken,
per Ffund 1 H. 20 Pig.
empfiehlt
(9643
Holkerek,
Louiſenſtr. 42.
Täglich friſch
im Ausſchnitt:
a0lIadC, vrUSkGII,
nallEhhGlsGh, zll8o.
empfiehlt
CarlVolz Ochsenmetger,
am Markt.
[9635

7159) Eliſabethenſtr. 47 Neubau)
Wohnungen von 4 und 3 Zimmern mit
Zubehör per ſofort zu beziehen.
7704) Ecke der Wiener= u. Kies=
ſtraße
80 Beletage, beſtehend aus ſünf
Zimmern, 2 Manſardenzimmern, Garten=
antheil
und ſonſtigem Zubehör, per 15.
Auguſt zu verm. Näheres Waldſtr. 44.
9759) Dieburgerſtr. 69 Parterre=
Wohnung, beſtehend aus 8 Räumen, Küche
u. ſ. w., iſt für 650 M. vom 1. Okt.
an beziehbar, zu vermiethen.
9760) Löffelgaſſe 9 iſt eine Woh=
nung
zu vermiethen.
9761) In Eberſtadt,
Heidelbergerſtr. 33, eine ſchöne Woh=
nung
, 5 Zimmer mit Zubehör, Garten=
benutzung
, per ſofort zu vermiethen.

EE

WaxaarzzrxrrriiiaiiarAdiraa-ria
9175) Soderſtr. 29 die ſeiher von
Herrn Hofopernſänger Hettſtedt bewohnte
Wohnung (fein möbl. Wohn= u. Schlaf=
zimmer
), neu hergerichtet, mit vollſtändig
eparatem Eingang an einen Herrn zu v.
N
9463) 3-3 moblirte Zimmer, auf
Wunſch Küche, in der Beletage. Näheres
Nieder=Ramſtädterſtraße 36 part.
9597) Grafenſtraße 33 ein freundl.
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
9598) Waldſtr. 32 ein möbl. Zim

RRGIoa0 bGrnsGIM.
Im Jahre 1892 neu erbautes, auf
das bequemſte eingerichtetes
Badehaus,
kalte und warme Bäder, Douche=
Frei= und Zellenbäder, Baſſin für
Schwimmer und nichtſchwimmer.
In nächſter Nähe der fliegenden Brücke
im offenen, ſtärkſten Strome des Rheins
aufgeſtellt. Gebffnet von Morgens 7 bis
Abends 9 Uhr. Bahnverbindung nach
allen Richtungen.
[862]
Der Vorstand
der Badehausgesellschaft Gernsheim.
ſFine eiſerne Wendeltreppe zu kaufen
geſucht. Näheres Expedition. (9762

w. Zu miethen geſucht
per 1. oder 15. Septbr. im neueren
Stadttheil

Eum Alleinbewohnen
von 8-12 Zimmern nebſt Garten,
zum Preiſe von 1200 bis 1800 M.
Bei günſtigen Zahlungsbedingungen
f anovacohlaooon
D
S. Half Mlohl ausgbochlbooon.
In letzterem Falle würde ein
neues, bis Anfangs Auguſt fertig
werdendes Haus, in welchem noch
4 keine Oefn, Tapeten und Decken=
malereien
(zum Selbſtferti,ſtellen
nach eigener Wahl) bevorzugt.
Offerten unter R. L. 92 an die
5 Exped. d. Bl.
(9763

Erſte Darmſtädter
Dampfmühle.
Weizenkleie, Welzensehaalen,
Roggenkleie. Roggerfuttermehl,
Ablallweizen
für Hühner= und Taubenfutter,
Sprau per Sack 60 Pig.
ohne Sack.
VIIh. Hofmann,
Liebigſtraße 44. (9764
Nohnung von 2 Stuben, 2 Kamm.
Dc mit Zubeh. per 1. Juli od. ſpäter
in der Nähe der Eſchollbrückerſtr. geſucht.
Off. u. Eſchollbrücken: an d. Exp. (9627

Feſucht eine Wohnung von 5 bis 6
Zimmern. - Offerten mit Preisang
unter A. 3 an die Exped. d. Bl. (896.
Hine Wohnung von 4-5 Zimmer nebſt
E Stallung ſür 2-3 Pferde, Roßwärter=
Zimmer, Heuboden und Raum für zwei
Bierrollen ſofort geſucht. Baldige Offerten
unter E. F. 20 an die Exp. d. Bl.
Fin penſ. Unterbeamter mit guter Hand=
Gſchrift übernimmt bei geringen An=
ſprüchen
Büreaubeschäftigung.
1976
Näheres Expedition.

Fin anſtändiger Herr oder Fräulein
findet gute Schlafſtelle mit Kaffe.
[9629
Liebfrauenſtraße 44.

1

[ ][  ][ ]

9000000000000n0000000000000,
ſvang. Arboitor. u. Handworker.Verein.
Abmarſch zum Fackelzuge

Samstag den 25. v. Mts, präcis S Uhr, vom
Vereinslokal, Alexanderſtr. 18, aus.
Die Vereinsabzeichen bitte anzulegen.
Der Vorstand. (9766

othaor Jobonsvorsicherungsban

Vom 1. Juli 1892 ab befindet ſich das Geſchäftszimmer
Paldſtraße 34, 2 Treppen hoch.
LL. EAeherazI,
9767
Kaſſaſtunden von 9 bis 1 Uhr.

976.) Ein Mädchen von 18 Jahren
ſucht Stelle zu Kindern oder in einen
kleinen Haushalt. Näheres Grafenſtr. 17.
2 Treppen, Vorderhaus.

5769 Junger Bautechniker
ſucht Stelle uf einem Büreau. - Off

beliebe man urter G. W. 30 an die
Expedition d. Bl. zu richten.

Fin igr. Mann empfiehlt ſich im Aus=
Etragen u. Einkaſſiren von Rech=
nungen
, Geſchäftsempfehlungen und der=
gleichen
gegen mäßiges Honorar.
Näheres Hochſtraße 24.
[9770

9771) Brave zuverläſſige Frau ſucht
beſſ. Laufdienſt, Hochſtraße 12 Seitenb.

9666) Ein junger, kräftiger Mann,
verheirathet, kinderlos, mit guten Zeugn.
ſucht Stelle als Kutſcher. Näh. Exped.

u
W

u. 5,00.

FunrLuuria
bei allen Deutſchen Voſtanſtalten.

G 500.

Berliner Reueſte Nachrichten
Unparteiiſche Zeitung.

2mal täglich (auch Hontags).

Eedaktion und Expodition: Borlin Sll-Eöniggrätzor Strasse A.

Schnelle ausführliche und un=
parteiiſche
politiſche Berichterſtattung.
Wiedergabe intereſſirender Mei=
nungsäußerungen
der Parteiblätter
aller Richtungen. Ausführliche
Parlaments=Berichte. Treffliche
militäriſche Aufſätze. - Intereſſante
Lokal=, Theater= u. Gerichts= Nach=
richten
. Eingehendſte Na hrichten
über Muſik, Kunſt und Wiſſenſchaft.
Ausführlicher Handelstheil.-
Vollſtändigſtes Coursblatt. Lot=
terie
=Liſten. - Perſonal= Verände=
rungen
in der Armee, Marine und
Civil=Verwallung ſofort und voll=
ſtändig
.
Feuilletons. Romane und Novellen
der hervorragendſten Autoren.

8 (Gralis-) Beiblätter:
1. Deutscher Haustreund'
illuſtr. Ziſchr. v. 16 Drucſ. wöchentl.
2.- Hllustrirts Hodenzeilung
8ſeitig mit Schnittmuſter; monatlich.
3.Anmoristisches Echo',
wöchentlich.
4.Verloosungs-Blatté,
zehntägig.
5. Landwirthsch. Zeilung.
vierzehntägig.
1
6., Die Hanstrau, vierzehnt.
7.,Produkten- und Waaren-
Harkt=Vericht'wöchentl.
8. Deutscher Rechisspiegel!
Samml. neuer Geſetze und
Reichsg.=Entſch. nach Bedarf.

Neu hinzutretenden Abonnenten wird der Anfang des vor Schluß des alten
Quartals begonnenin Nomans auf uns mitgetheilten Wunſch gratis nach=
geliefert
.
(3930
Anzeigen in denBerliner Henesten Hachrichten
haben vortreffliche Wirkuug! Preis für die 6geſpaltene Zeile 40 Pfg.

Auf Wunſch Probe=Rummern gratis und franko

9148) In einem ſeinen Confections=
Geſchäft finden tüchtige
Arbeiterinnen
dauernde Beſchäftigung. Daſelbſt koͤnnen
Mädchen das Kleidermachen unentgeld=
lich
erlernen. Näheres Expedition.

Reinliche Mädchen
geſucht. A. Girmscheid, Rudelfabrik.

9679) Es wird ein zuverläſſ. Müd=
chen
oder Frau ſür den ganzen Tag ge=
ſucht
. Zu erfr. Bleichſtr. 13 im Laden.

84 Cs wid ein
tüchtiges Mädchen
für Küche und Hausarbeit in eine kleine
Familie gegen hohen Lohn geſucht.
Wor ſagt die Expedition d. Bl.
goooooogddeeaaoggeaaoaoo20o

Eine Taillen=Arbeiterin
und ein Lehrmädchen ſucht
9675
Anna Schuchmann,
Damen=Confection Schulſtraße 9.

9772) Brave Mädchen erhalten gute
Stelle. Röſe, Luiſenſtraße 20 part.

9773) Ein älteres, gut empfohlenes
Mädchen für Küche und Haus ſofort
geſucht. Grünerweg 27, 3. Stock.

in Mädchen kann das Rochen
erlernen.
[9774
Restauration yzur Oporé

9676)
Hausburſche,
ſtadtkundig. mit guten Zeugniſſen, ſofort

geſucht. Näheres Expedition.

9775) Junger Burſche vom Lande,
der die Feldarbeit verſteht, geſucht.
Diehurgerſtraße 23.

[ ][  ][ ]

2086

Nr. 146

Mittheilung.

Auf die an uns gerichteten Anfragen wegen Butterlieſerung erwiedern
) wic, daß wir ſchon ſeit Jahren der Frma
C.
Wienert.
Filiale dort:
Ernſt=Ludwigsſtraße Nr. 6,
den Alleinverkauf unſerer
Süssrahmbutter
überthagen haben.- Unſere Butter wurde auf der letzten Ausſiellung in
) Hannover mit der ſilbernen Medaille prämiirt.
Verkaufspreis per Pfund Mk. 1. 15.
Hochachtungsvoll
Die Direktion der Molkerei=Genoſſenſchaft Drüber, E. G.
(9776
G. Dehlang.

Luftkurort Neckargemünd,
15 Minuten von Heidelberg per Bahn.
Gnſthof & Nenſion zur Pfulz
mit hübſchem Garten und Veranda, am Neckar und Wald gelegen. Neu und
comſortabel eingerichtete Bäder im Hauſe. Vorzügliche Küche, reine Weine, Bier
vom Faß. Penſion von 3 M. 50 Pf. an.
(8004
Eigenthümer Fr. Bullerdieck.

Dr. Boroherül's allal. arollat.
GAurVauok,
in Auerbach a. d. Bergstr.
Diese belebenden, Stärkenden Gäder sind
wirksam bei folgen der Influenz, Hervo-
sität
, Schlaflosigkeit, Mygräne, Altors-
schwäche
, Frauenleiden, Schwächezu-
Ständen, Glutarmuth, Fettleibigkeit &
Beconvalescenz. Verrl. Klima. Märchen-
haft
schöne Promenaden im Fürsten-
lager
. Vorzügl. Nötels. (5917
Prospekte gratis durch den Kurarat
Dr. Borcherdt.

Lamohim-Toilette-Cream-L-amolim
Vorzüglich zur Pflege der Haut.
zur Reinhaltung und Bedeckung wunder Hautſtellen
Vorzüglich
und Wunden.
zur Erhaltung einer guten Haut, beſondersbei kleinen
Vorzüglich
Kindern.
Zu haben in den meiſten Apotheken und Droquerien.
[350

98ährend meiner Abweſenheit werden

2 die Herren:
Dr. Draudt, Frankfurterſtr. 18,
Dr. Hoffmann, Hügelſtr. 4,
Dr. Lipp, Hölgesſtr. 16,
Dr. Orth I, Heinrichſtr. 61,
Dr. Orth II, Steinſtr. 25.
die Güte haben mich in meiner Praris
zu vertreten.
(9626
Dr. Buxmann.

W

Eiſendreher
für dauernd geſucht.
Gandonbongor oeo Hashinonſahil,
Gg. Göbol.
l9i78
24
LChrIime,
für unſer Kurz=, Woll= und Mode
waaren=Geſchäft en gros und en détail
ſuchen unter günſtigen Bedingingen
Darmſtadt.
[9518
H. Stade & Beer Nachk.

zu verkaufen Löffelgaſſe 9.

Zwei junge Spitzhunde, ſJunge Leule ſinden Wohnung und
197772) Koſt. Obergaſſe 15.

9733

Gutes Schwarzbrod,
4 Pfund zu 54 Pfg.,
empfiehlt
9730
G. Gerbig
Arheilgerſtraße 37.
9325) Ernſt Ludwigsſtr. 20, I.
ſind per Auguſt zwei ineinander=
gehende
, unmöbl. Zimmer zu verm.
Etz
Hin ſchön möblirtes, geräumiges,
G ſeparates Zimmer mi Penſionu
Bedienung, im ſudweſtliben Stadttheile,
zum 1. Juli d. J. geſucht. Offerten
mit Preisangabe an die Expedition d. Bl.
unter J. G. erbeten
(9779
Sicherheits=Fahrrad
mit Luftkiſſenreifen, preiswürdig zu
verkauſen. Wo? ſagt die Exped. (1780
Ein guterhaltener
Anappsloin-Lessel
wegen Vergrößerung der Heizanlage billig
zu verkaufen.
(9781
heinrich Henkel, Hofbouquetlieſerant.
Imzugshalber billig zu verkauſen: ein
1 ſchöner Küchenſchrank und eine
Bettſtelle mit Sprungfedermatratze.
Landwehrſtraße 35. o782
Schiff=bericht. mitgeteilt von dem alleinigen
Agenten der Red Star=Linie Karl Diehm,
Darmſtadt, Louiſenplatz 1.
New York, 16. Juni. Der kgl. belg. Voſt=
dampfer
=Noordland;, Kapitän Niekels, iſt
wohlbehalten von Antwerpen angekommen.

8ik

[ ][  ][ ]

Nr.

Politiſche Ueberſicht.

ſon

genl Deutſches Reich. Der Trinkſpruch des Kaiſers, welchen der=
geü
elbe bei dem Feſtmahl am Dienstag auf das italieniſche Königs=
aar
ausbrachte, hat folgenden Wortlaut: Der Beſuch Eurer
es Najeſtäten hat meine Frau und mich nicht nur mit hoher Freude
rfüllt, ſondern mit uns freut ſich mein geſamtes Volk. Daß Eure
Majeſtäten die Gnade hatten, von Ihrem ſchönen Vaterlande her
ie weite Reiſe nicht zu ſcheuen, um uns bier aufzuſuchen, beglückt
ins und ruft zum Dank auf. Nicht unbekannt iſt Euren Maje
täten die Halle, die Sie hier beehren, ſchon einmal war es dieſem
Hauſe vergönnt, Eure Majeſtäten hier zu ſehen, als Sie meinem
invergeßlichen Herrn Vater die freundliche Pflicht erſüllten bei der
Taufe meiner jüngſten Schweſter und als ſeiner jetzt ſchon ſagen=
imwobene
Geſtalt in der vollſten Fülle ſeine Schönheit und Kraſft
g2) Ihnen entgegenleuchtete
dieſer ſelben jungen Prinzeß, deren Ver=
lobung
am heutigen Tage gerade bei der Anweſenheit ihrer hohen
74) Paten zu verkünden mir eine beſondere Freude iſt. Geſchwunden
iſt jener Held. geblieben jedoch ſind die innigen Beziehungen der
brüderlichen Freundſchaft und Anhänglichkeit zwiſchen unſeren bei=
den
Häuſern und uns beiden. Der Jubel der Bevölkerung, der
29 Euren Majeſtäten entgegenſchlägt und der morgen aus dem Munde
meiner Berliner Ihnen entgegenſchlagen wird, wird es bezeugen,
ir.
wie dankbar das geſamte deutſche Volk es anerkennt, daß Italiens
74 Majeſtäten ſich hier eingefunden haben. Die blonde Schweſter
8½ Germania begrüßt die ſchöne Schweſter Italia und durch meinen
Maho Mund begrüßt ſie die beiden Majeſtäten. Mein Glas gilt Ihrer
Geſundheit und dem Wunſche, daß es Ihnen wohlergehen möge
d,g und daß der Segen Gottes auf Ihnen und Ihrem ſchönen Lande

ruhen möge, welches ſo vielen meiner Unterthanen und meiner
Kameraden zu beſonderer Freude wird, wenn es ſie gaſtlich auf=
l
.
nimmt. Mit einem Hoch auf den König und die Königin in ita=
lieniſcher
Sprache ſchloß der Kaiſer.
Am Mittwoch vormittag um 10 Uhr trafen der Kaiſer und der
König von Italien in Jüterbogk ein. Sie wurden auf dem Bahn=
hofe
von dem kommandierenden General v. Meerſcheidt=Hülleſſem
empfangen und begaben ſich zu Wagen nach dem Schießplatze, wo
6 ſie der Erbprinz von Meiningen, der Erbgroßherzog von Baden
und der Schießplatzkommandeur erwarteten. Um 10¼ Uhr begann
das Schießen. Die Kaiſerin und die kkönigin von Italien machten
2 vormittags, begleitet von einem Gefolge, eine Promenadenfahrt von
3 dem Neuen Palais durch die königlichen Gärten. Sie beſuchten
Sansſouci, Babelsberg, die Orangerie und das Marmorpalais. Nach
ihrer Rückkehr in das Neue Palais fand Dejeuner, ſodann Fahrt
nach Berlin ſtatt. wo die Kaiſerin und die Königin die National=
galerie
, die Ruhmeshalle und andere Sehenswürdigkeiten be=
ſichtigten
.
Mittwoch mittag 2 Uhr 35 Min. trafen die Kaiſerin und die
Königin von Italien auf dem Potsdamer Bahnhofe in Berlin ein.
Die hohen Frauen, beide in hellen Sommerkleidern, betraten vom
4) Bahnſteig aus das Fürſtenzimmer, welches reich geſchmückt war.
Es fand keinerlei Empfang ſtatt. Nach kurzem Aufenthalte be=
ſtiegen
die erlauchten Damen einen vierſpännigen offenen Wagen.
e
8) Lauter Jubel der nach Zehntauſenden zählenden Menge begrüßte
die Majeſtäten, und das Trompetercorps des 1. Garde=Dragoner=
13
Regiments empfing ſie mit der Fürſten=Fanfare. Darauf ſtellte ſich
das Muſkeorps und eine Schwadron Dragoner an die Spitze des
r5
Buges. Dann folgte der Wagen mit den Monarchinnen, dann
J
abermals eine Schwadron Dragoner und das Gefolge in offenen
Wzweiſpännigen Wagen. Um 3 Uhr pünktlich fuhr der Bug in die
Andaltiſche Bahnhofshalle ein, welcher den Kaiſer und ſeinen könig=
lichen
Gaſt führte. An dem reich geſchmückten Eingange zum
Fürſtenzimmer waren zum Empfange anweſend: der Stadtkomman
dant General Graf Schlieffen, der Platzmajor v. Weſternhagen
und der Polizeipräſident v. Richthofen. König Humbert, in
Uniform ſeines preußiſchen Huſaren=Regiments, begrüßte den Grafen
Schlieffen ſehr herzlich. Gleich darauf erſchien der Kaiſer in Ar=
tillerie
-Uniform. Vor der Rampe des Bahnhoſes war das Muſik=
corps
und eine Schwadron des Garde=Küraſſier=Regiments aufge=
ſtellt
. Unter den Klängen des italieniſchen Königsmarſches ſetzte
ſich der Zug in Bewegung. Die Trompeter und eine Schwadron
des Küraſſier=Regiments, ein Stallmeiſter, dann der offene vier=
ſpännige
Wagen, in welchem der Kaiſer zur Linken des Königs
Humbert ſaß, dann wieder eine Schwadron Küraſſiere, dann in
offenen zweiſpännigen Wagen das Gefolge, und in einem derſelben
10
General v. Walderſee neben dem Miniſter des Auswärtigen von
e) Italien, Brin. Unter brauſendem Jubel fuhren die Majeſtäten im
Schritt durch die geſchmückte Feſtſtraße. Am Brandenburger Thor
uf
trat der Bürgermeiſter Zelle in Begleitung des Stadtverordneten=
n

Vorſtehers Dr. Stryck, umgeben von jungen Damen, an den
7 Wagen heran und hielt eine Begrüßungsanſprache an den König.
Der König erwiderte in freundlichſter Weiſe und auch der Kaiſer
1
ſagte dem Bürgermeiſter einige verbindliche Worte. Die Tochter
ſt
des Stadtrats Markgraf überreichte dem König einen prachtvollen
Strauß. Darauf ſetzte der Zug den Weg bis zum Schloß unter
begeiſterten Hochrufen der Kopf an Kopf gedrängten Menge fort.

146
2087
Vom Denkmal Friedrichs des Großen bis zum Schloß bil eten
Infanterie=Regimenter der Berliner Garniſon Spalier. Das Wetter
war inzwiſchen prachtvoll geworden. Abſperrungen fanden nur in
beſchränktem Umfange ſtatt und es iſt kein Unſall vorgekommen.
Am Schloſſe war eine Ehrenkompagnie zum Empfange des Königs
von Italten aufgeſtellt. Das italieniſche Königsvaar empfing um
45 Uhr eine gemiſchte Deputation der italieniſchen Kolonie und des
Hilfsvereins unter Führung des Konſuls Kaibel. Die Königin und
die Kaiſerin beſuchten ſpäter die Ruhmeshalle und das Zeughaus.
Die Königin machte dann eine Ausfahrt im offenen Vierſpänner
mit der Prinzeſſin Leopold: etwas ſpäter fuhr auch König Hum=
bert
mit Walderſee aus. Zur Galaoper, in der Szenen aus Aida
und das Ballet Prometheus; zur Aufführung gelanaten, erſchienen
der Kaiſer und das italieniſche Königspaar um 8½ Uhr. Dec
Kaiſer führte die Königin von Italien, König Humbert die Prin=
zeſſin
Leopold, Caprivi an der Seite Brins. Anweſend waren
ferner verſchiedene Botſchafter, preußiſche Miniſter und der Statt=
halter
von Elſaß Lothringen. Zwiſchen den beiden Teilen der
Aufführung wurden im großen Saale Erfriſchungen eingenommen
und Cercle gehalten. Den Schluß des Balletts bildete eine große
Apotheoſe: Germania und Italia Hand in Hand, darüber der Frie=
densgenius
, links römiſche, rechts teutoniſche alte Krieger. Um
11 Uhr kehrten die Herrſchaften nach Votsdam zurück.
Der Kaiſer verlieh Brin die Brillanten zu dem Großkreuz des
Roten Adlerordens, den dieſer 1889 bei dem Beſuch des Kaiſers
in Italien als Marineminiſter erhielt. Der Geſchäftsträger Marquis
Beccaria erhielt den Roten Adlerorden 2. Klaſſe in Brillanten, der
Privatſekretär Brins. Pavariſii, den Kronenorden 2. Klaſſe; auch
eine Anzahl anderer Verſönlichkeiten aus dem Gefolge des Königs
wurde durch Orden ausgezeichnet. Mittwoch abend 16 Uhr fuhr
König Humbert, begieitet vom General Grafen Walderſee, heim
Reichskanzlerpalais vor und beehrte den Reichskanzler mit einem
längeren Beſuche.
Unterrichteterſeits verlautet über eine am Dienstag ſtattgehabte
Unterredung Brins mit Caprivi und v. Marſchall, daß alle wichtigen
europäiſchen Fragen beſprochen wurden und dabei volle Jdentität
der Auffaſſung über die politiſchen Verhältniſſe konſtatiert wurde.
Die Verſönlichkeit Brins machte überall einen höchſt ſympathiſchen
Eindruck. Derſelbe war trog kurzer Amtsthätigkeit in allen poli=
tiſchen
Fragen gründlich informiert.
Der Kaiſer trifft am Samstag früh zur Teilnahme an der
Regatta in Kiel ein. Am Sonntag reiſt er auf der Hohenzollern
nach Stettin ab, um die Taufe der Aviſos 8 und T7 zu voll=
ziehen
. Von dort erfolgt die Rückreiſe zunächſt nach Kiel, von wo
aus Se. Majeſtät dann am Dienztag die Nordlandsreiſe antritt.
Prinzeſſin Heinrich iſt Dienstag nach Schwerin abgereiſt und wird
in Begleitung des Großherzogs am Freitag nach Kiel zurückkehren.
Der Großherzog nimmt auch an der Regatta teil.
Schweiz. Der Nationalrat beauftragte den Bundesrat, die
Frage zu prufen, wie den Mißbräuchen im Börſenweſen entgegen=
zutreten
ſei.
Frankreich. Gegen den Schwiegerſohn des früheren Präſi=
denten
Greoy. Wilſon, iſt. wie PEclair- meldet, die ſtrafgericht=
liche
Verfolgung wegen Wahlumtrieben anläßlich deſſen Wahl zum
Maire von Loches definitiv beſchloſſen worden.
England. Die Königin iſt nach Windſor zurückgekehrt. Wegen
der bevorſtehenden Auflöſung des Varlaments wurde der Aufenthalt
in Balmoral verkürzt.
Das Oberhaus nahm das iriſche Unterrichtsgeſetz in zweiter
Leſung an.
Bulgarien. Die Anllageſchrift gegen die der Eemordung
des Finanzminiſters Beltſchew angeklagten Perſonen iſt denſelben
zugeſtellt worden. Am Donnerstag fand eine vorbereitende Sitzung
des Gerichtshofes ſtatt, um den Tag für den Beginn des Prozeſſes
feſtzuſtellen.
Griechenland. Das Kabinett Konſtantupulos iſt zurückgetreten
und Trikupis mit der Kabinettsbildung betraut worden. Das neue
Miniſterium beſteht aus: Trikupis, Finanzen: Dragumis, Aus=
wärtiges
; Theotokis. Inneres; Simopulos. Juſtiz; Tſamados, Kriegs=
miniſter
; Kſuludis, Marine; Koſſonakos, Kultus.
Vereinigte Staaten. Der Beſchlußausſchuß der in Chicago
tagenden demokratiſchen Konvention iſt gebildet und Bayaro zum
Präſidenten derſelben gewählt worden. Die vorgeſchlagenen Reſo=
lutionen
ſprechen ſich für eine Reform des Holltarifs und für die
Herabſetzung der Eingangszölle auf eine Höhe, welche zum Schutz
der amerikaniſchen Arbeiter beſtimmter Induſtriezweige erforderlich
iſt, aus. Die Delegierten der Neger verlangen die Aufnahme einer
Klauſel, welche ſich gegen das Lynchgeſetz ausſpricht. Meinungs=
verſchiedenheiten
traten nur bezüglich der Silberfrage zutage.
Nach einer neueren Nichricht aus Rio Grande do Sul beherrſchen
die Anhänger Caſtilhos die Hauptſtadt und die übrigen bedeutenden
Städte. Der von dem abgeſetzten Gouverneur Pelotas zu ſeinem
Nachfolger beſtimmte General Tavares organiſiert in Bags die
Gegenpartei, wo eine proviſoriſche Hauptſtadt errichtet worden iſt.
Bei Lioramento hat ein Kampf ſtattgefunden, wobei 13 Perſonen
getötet wurden; auch an anderen Orten iſt es zu Zuſammenſtößen
zwiſchen den Truppen der beiden Parteien gekommen.

[ ][  ][ ]

208¾

Aus Stadt und Land.

Nr. 126

Darmſtadt, 24. Juni.
Der Darmſt. 3ta. wird aus Schwalbach, 23. Juni, be=
richtet
: Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen heute den
Regierungspräſidenten v. Tepper=Laski von Wiesbaden in Audienz.
Die Erſte Kammer der Stände wird heute und morgen
vormittag 9½ Uhr Sitzungen abhalten.
1. In der geſitrigen Sitzung der Zweiten Kammer
fragten die Abgg. Pfannſtiel und Schröder an, wie weit die von
ihnen geſtellten Anträge wegen Uebernahme der Koſten der Fort=
bildungsſchule
auf den Staat, Salarierung von Tierärzten und
Abänderung des Stempel=u. Taxgeſetzes gediehen ſeien. Abg. Theobald
antwortet, dieſelben ſeien der Regierung zur Aeußerung mit=
geteilt
. Infolge der neuen Handelsverträge, durch welche Wein=
und Traubenzölle herabgeſetzt ſind, haben die Abgg. Oſann,
Schröder und Genoſſen zum Schutze des Weinbaues in Heſſen eine
Interpellation eingebracht und bei der Regierung angefragt, welche
Maßnahmen ſie gegenüber der bedrohten Lage des Weinbaues vor=
zunehmen
und anzuregen gedenke und wie ſie ſich zur der Frage
des Verbots oder doch der beſonderen Beſteuerung der Kunntwein=
ſabrikation
, einer Abänderung des Nahrungsmittelgeſetzes in Be=
treff
des Weins und der Beſeitigung des Deklarationszwangs be=
züglich
des in zuläſſiger Weiſe hergeſtellten Weines verhalte. Auch
die Verbilligung der Eiſenbahnfrachtſätze und die Anregung zur
Bildung von Genoſſenſchaften komme hier möglicherweiſe zur
Förderung des Weinbaues in Betracht. Staatsminiſter Finger
Exz. weiſt in ſeiner Beantwortung darauf hin, daß inzwiſchen von
Reichswegen das Nahrungsmittelgeſetz in Bezug auf Wein erlaſſen
wurde und ſichert alle thunlichen Maßnahmen zur Förderung des
Weinbaues zu, unverkennbar ſei, daß die Herabſetzung des Wein=
und Traubenzolls Nachteile bringen könne. Die Regierung werde
demnächſt die Errichtung einer Weinbauſchule vorſchlagen, der Be=
kämpſung
der Reblausarfahr dauernd Aufmerkamkeit ſchenken und
alles zum Schutz des Weinbaues geignete thun. Die Antragſteller
erklärten ſich mit dieſer Antwort zufrieden.
Nunmehr beantwortete Staatsminiſter Finger die wegen der
offenbaren Mißſtände an der Börſe und im Lörſenverkehr von den
Avgg. Oſann, Schröder und Genoſſen eingereichte Interpellation
dahin, daß die Regierung die Vorſchläge der von ſeiten des Reichs
eingeſetzten Kommiſſion ernſtlich erwägen und ſoweit ſie ſolche als
berechtiat anerkenne, unterſtützen werde. Abg. Schröder beantragt
Beſprechung der Interpellation und wendet ſich alsbald zu der
Statutenänder ung der hieſigen Bank für Handel und Induſtrie,
wonach die ſtaatlichen Kommiſſäre nur ein Aufſichtsrecht beſitzen,
ſoweit es ſich um die Einhaltung der Geſellſchaftsſtatuten handle.
Eine ausgiebige ſtaatliche Aufſicht beſtehe hier nicht, die noch vor=
handene
habe keinen Wert mehr und werde am beſten zurück=
gezogen
. Staatsminiſter Finger erwidert, daß die Regierung bereit
ſei, die Kommiſſion abzuberufen, wenn zuvor die erforderliche Ab=
ä
derung der Statuten ſtattgefunden habe. Abg. Wolfskehl er=
innert
daran, daß er bereits im Jahre 1877 ſich dahin ausgeſprochen
habe, daß die Staatsaufſicht der Bank gegenüber ohne Wert ſei.
Unter keinen Umſtänden ſei dieſelbe geeignet, Verluſte zu verhüten,
wie ſolche inſolge einiger Emiſſionen entſtanden ſeien. Abg. Lheo=
bald
ſpricht in gleichem Sinne. Abg. Metz (Darmſtadt) bezeichnet
die Börſe heutzutage, als unentbehrlich, dieſelbe diene diem
Geſchäftsverkehr, und dürſe, nicht gehemmt werden. Eine
Haftung der Bankinſtitute für fahrläſſige Handlungen ſei
nicht durchführbar, dieſelbe beſtehe zur für argliſtige oder
grobfahrläſſige. Zu erwägen ſei, ob die Ausgabe, kleiner
unkündbarer Renten nicht einzuführen ſei, welche als Anlage=
papiere
für den kleinen Rentner dienen können. Auch müſſe den
Konverſionen ein Ende gemacht werden, welche dem Staate nur
einen geringen Vorteil bieten. Hoffentlich ſfördere die beſtellte Reichs=
kommiſſion
etwas annehmbares zutage. Abg. Oſann hebt hervor,
daß im Publikum von Anfang an die Anſicht beſtand, daß der
Bank dahier und ihren Geſchäften gegenüber eine gewiſſe Staats=
aufſicht
beſtehe. Einigen Einfluß habe dies auch ſicher auf viele
Erwerber vortugieſiſcher Papiere gehabt. Daß die Reichsregierung
zum Schutze der Gläubiger eine energiſche Thätigkeit entfalte, ſei
dankbar anzuerkennen. Durch die Veränderung der Verhältniſſe
empfehle ſich ein Zurückziehen der ſtaatlichen Kommiſſäre bei der
Bank. Was die Börſe angehe, ſo ſei es vielleicht möglich, die ge=
werbsmäßigen
Spekulanten zur Gewerbeſteuer heranzuziehen. Durch
die Spekulation, welche ſich der Börſe bemächtigt habe, würden
willkürlich Kursſchwankungen herbeigeführt und werde viel Schaden
geſtiſtet. Die großen unverhältnismäßigen Gewinne großer Inſtitute
und ihrer Leiter ſeien durchaus ungerechtfertigt. Die Antwort der
Regierung habe ihn befriedigt und er erwarte beſtimmt, daß die
Reichskommiſſion Gutes zuſtande bringe, wenn er auch mit deren
Zuſammenſetzung nicht ganz einverſtanden ſei. Abg. Wolfskehl
betont, daß auch anderwärts, wo gar keine Staatsaufſicht beſtehe,
große Verluſte vorkämen und nicht nur hier mit den Vortugieſen.
Einer Zurückziehung der Regierungskommiſſion werde die Bank ſich
nicht widerſetzen. Hoffentlich komme es in Deutſchland auch noch

dazu, daß man das Geld wie in Frankreich in einheimiſchen Ren
anlege. Die Beſteuerungsvorſchläge des Abg. Oſann ſeien una=
führbar
. Aba. Oſann beſtreitet letzteres, damit treffe man
beſten die Häßlichkeit des Gewinnes, nicht etwa die hohen E
kommen. Abg. Jöſt ſichert geeigneten Vorſchlägen gegen die
beſprochenen Auswüchſe die Unterſtützung ſeiner Vartei zu. A
Schröder iſt ſehr befriedigt darüber, daß in nicht ferner Zeit
Entfernung der ſtaatlichen Kommiſſion zu erwarten ſei. 2.
Beſprechung iſt hiermit zu Ende.
Die Frage des Aba. Ulrich, ob eine Inſtruktion dahin beſte
daß politiſche Reden unter freiem Himmel verboten ſeien, vern=
Staatsminiſter Finger, behält der Regierung jedoch das Recht v
unter gegebenen Verhältniſſen, im voraus und im Verlauf e
Verſammlung ſolche zu verbieten. Abg. Ulrich. Jöſt und
bitten, die Sozialdemokraten geradeſo zu behandeln wie and
Varteien. Abg. Weith tritt für die Bauernverſammlungen ein,
man gewähren laſſen ſolle, damit verſchwinde der Antiſemitisn
am erſten. Staatsminiſter Finger führt aus, daß man revolutionä
Parteien auf die Finger ſehen müſſe, auch die antiſemitiſchen L
ſammlungen, welche Haß ſäen und Bosheit predigen, bedürften
Beaufſichtigung.
Abg. Möhn hat mit Rückſicht auf die großen Klagen der Lo
wirte über die Art der Anwenduna unſerer Geſetze über die
nießbarkeit und Verwertung des Fleiſches perlſüchtiger Tiere,
den Erlaß des preußiſchen Miniſteriums, welcher Fleiſch von
gemäſtetem Vieh für genießbar erklärt, wenn nur in einem oder
wenigen Organen Tuberkeln vorkommen, eine Interpellation
gereicht. Staatsminiſter Finaer antwortet, daß die bisherige Har
habung ſich auf den Art. 318 des Volizeiſtrafgeſetzes ſtütze, ob
deſſen vorterige Abänderung ſei eine andere Handhabung unthu
lich. Eine Verweiſung des Fleiſches auf die Freibank komme ab
verhältnismäßig nicht oft vor, auch ſeien die preußiſchen Beſti=
mungen
noch nicht auf ihre Zweckmäßigkeit geprüft. Daher
die Regierung vorerſt eine Aenderung ablehnen, ſei aber auf Gru=
weiteren
Materials dazu bereit. Abaa. Möhn und Schönber,
bitten wiederholt um Uebernahme der preußiſchen Beſtimmung=
ohne
jedoch von der Regierung eine andere Antwort zu erwirke
Avg. Erk beanſtandet den Unterſchied von genießbar, aber ni
ladtnrein, entweder ſei dasſelbe (enießbar oder ungenießbar. Ab
Pfannſtiel teilt mit, daß das Vieh aus Oberheſſen bereits ſtatt na
Gießen nach Köln und Frankfurt gehe.-
Die Sitzung war hie
mit zu Ende, und das Haus vertagte ſich bis vorausſichtlich z1
2. Juli.
Der Abg. Heinzerling hat nachſtehende Anfrage, die ö.
liche Lage der Großh. Diſtriktseinnehmerei Beſſung
betr., an das Großh. Finanzminiſterium gerichtet: Das Dienſtlol
der Großh. Diſtriktseinnehmerei Beſſungen befindet ſich dermal
in der Schießhausſtraße Nr. 72, das heißt faſt an dem äußerſt.
Ende des ſüdöſtlichen Teils von Beſſungen. Es iſt klar und beda
bei dem großen Umfang. welchen Beſſungen nach und nach gewonn=
hat
, keiner beſonderen Ausführung, daß die Lage für die Bewohne
ſchaft große Unbequemlichkeiten und Zeitverluſte im Gefolge ha
Es gilt dies namentlich für die ungünſtigere Jahreszeit, wo zu d
weiten Entfernung der fraglichen Geſchäftslokalitäten und dem Ze
aufwand noch vielfach ſchnee= und eisbedeckte, oder ſchmutzige, f.
ungangbare Wege kommen. Deshalb mehren ſich täglich die L
ſchwerden über einen ſolchen Zuſtand. Man iſt in Beſſungen allg
mein der Anſicht, daß eine Behörde, wie die Diſtriktseinnehmer
zu welcher jeder Bewohner Beſſungens unausgeſetzt derart
Beziehung ſieht, daß er ſeine Steuern unbedingt in deren Geſchäf=
lokal
und zu ganz beſtimmten Zeiten abliefern muß. möglichſt
dem Mittelpunkt des Erhebungsdiſtrikts ihre Geſchäftslokalitä
haben ſollte. eine Auffaſſung, welche gewiß alle Berechtigung
ſich hat. Ich erlaube mir deshalb an Großh. Finanzminiſteri
die ergebene Anfrage: Iſt dasſelbe geneigt, die Beſeitigung je
Mißſtandes durch entſprechende Maßnahmen herbeizuführen?
L. Die geſtrige Stadtverordneten=Verſammlu
eröffnete der Bürgermeiſter mit der Mitteilung, daß eine Eina
der Herren Sachtleben und Simons, beir. den Kanal in der 2
helmſtraße, vorliege. Stadtverordneter Schödler regt an, die
gierung zu erſuchen, in Zukunft von dem Läuten bei Hinrichtun
Abſtand zu nehmen. Damit, daß die Oeffentlichkeit der F
richtungen weggefallen ſei, ſei dieſe für kranke und nerl
Verſonen höchſt aufregend. Sache nun gegenſtandslos. Der Bür,
meiſter verſichert, daß die Bürgermeiſterei dieſe Anſicht teile 1
bei der Staatsanwaltſchaft Schritte thun werde. Berichterſtal
K. Müller trägt die Rechnung der Volksküche für 1891 vor. 2
ſelbe weiſt eine Einnahme von 36 929 M., eine Ausgabe
36 527 M., mithin einen Reſt von 402 M. auf. Von allen gekauf
Sachen ſei nur ein einziger Poſten von auswärts bezogen. Sta
verortneter Heß rügt, daß außer an Arme und Notdürft ge ge=
Bezahlung auch an andere nach außen verkauft werde. Die R=
nung
wurde genehmigt. - Hinſichtlich der Kaution des Sta
rechners als Rechner für die Saalbaukaſſe wird auf Vorſch.
des Berichterſtatters Jordis von einer Erhöhung der bisheri,
Kaution von 12000 M. abgeſehen. - Der Biehele=Klub

[ ][  ][ ]

Beilage zu Nr. 146 des Darmſtädter Tagblatto vom 24. Juni 1892.

f ſeiner Rennbahn ein, Holzgebäude, als Ankleidehalle
fführen. Berichterſtatter H. Müller empfahl ſolches. worauf es
t geheißen wird. Die Parallelſtraße mit der Weinberg= und
nds kroneſtraße in Beſſungen wird Moosbergſtraße genannt. Die
olksbank iſt darum eingekommen, elektriſches Licht einzuführen.
m dies zu ermöglichen, iſt die Legung eines elektriſchen Kabels
irch die obere Hügelſtraße ꝛc. nötig, was 5300 Mark koſtet. Be=
chterſtatter
Bergſträßer befürworſet die Forderung, welche auch
nnahme findet. Die Entſchädigung des Gärtners Blümlein für
3 von ihm zur Eröffnung der Gervinusſtraße hergegebene Ge=
nde
iſt nach Ausführung des Berichterſtatters Schmeel von dem
rovinzialausſchuß feſtgeſetzt. Die Kommiſſion beantragt, an
eſer Summe feſtzuhalten. Einem Geſuch um Verbreiterung der
orgärten in der Liebigs= und der Victoriaſtraße wird beantragt
thin Folge zu geben, daß die Breite 6 Meter betragen ſolle. Die
ommiſſion ſchlägt weiter vor, daß die Victoriaſtraße von 10 auf
25 Meter verbreitert werde. Die Beſchlußfaſſung über dieſen
egenſtand wird ausgeſetzt und nur die Breite der Vorgärten
uf der Oſtſeite der Liebigsſtraße auf 6 Meter, beſtimmt,
, wo ſich in der Nähe des Friedhofs die Heinrichs=, Wiener= und
lieder=Ramſtädterſtraße kreuzen, ſoll ein Bedürfnishäuschen errichtet
erden. Berichterſtatter Schödler erklärt dies als notwendig und
ittet einen eingelaufenen Proteſt zurückzuweiſen. Stadtverordneter
. Müller erachtet den gewählten Platz für ungeeignet und erſucht
m deſſen Verlegung. Nach längerer Debatte tritt die Verſamm=
1ng dem Berichterſtatter bei. Für Lieferuna von Thon für Legung
er Kanalrohre wird ein Kredit von 650 Mark bewilligt. Zwei
egate, eins von 800, eins von 500 Mark, für Unterhaltung von
rbbearäbuiſſen, werden angenommen, ein drittes dankend abgelehnt.
hiermit iſt die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung erledigt.
Großh. Handelskammer. Oeffentliche Sitzung vom
1. Juni. Ueber eine Denkſchrift der Handelskammer zu Hamburg,
in Check Geſetz für das Deutſche Reich betreffend, übernahm Herr
jerdinand Sander das Referat. Eine Mitteilung des kaiſerlich
eutſchen Generalkonſulats zu Konſtantinopel, die Gründung einer
Ruſter=Ausſtellung von Fabrikaten der deutſchen Induſtrie in
ronſtantinopel betreffend, wurde zur Kenntnis genommen und der
Zekretär der Großh. Handelskammer beauftragt, dieſelbe zur Ein=
ichtnahme
von Intereſſenten offen zu legen.-Ein Teil des Jahres=
erichts
für 1891 wurde verleſen.
nn. Der Ortsgewerbverein Darmſtadt wird am nächſten
Zonntag, den 26. d. M., ſeinen dritten Sommerausflug mit Familie
lach Cronberg, Königſtein und Homburg ausführen. Die Bete liaung
er Mitglieder iſt eine ſehr große, denn ſchon über 130 Per onn
aben ſich zu demſelben gemeldet. Die Main=Neckar=Bahn, ſowie
ie Frankfurt=Homburger Bahn haben entſprechende Fahrpreis=
rmaßigungen
eintreten laſſen. Die Abfahrt erfolgt um 5 Uhr
0 Min. von hier ab Main=Neckar=Bahnhof nach Frankfurt, und
von dort um 7 Uhr 5 Min. nach Cronberg, woſelbſt die Ankunft
1m 7 Uhr 46 Min. erfolgt. Es findet ſodann die Beſichtigung der
Parkanlagen der Cronthaler Mineralquellen, Königſteins, des alten
and neuen Schloſſes u. ſ. w., ſowie vorausſichtlich der dortigen
Gewerbe=Ausſtellung ſtatt. Um 11 Uhr beginnt das Mittageſſen
im Hotel Schützenhof; Perſon 1 M. 50 Pf. Hiernach erfolgt
die Fahrt nach Homburg um 1 Uhr 15 Min. Hier erfolgt die Be=
ſichtigung
der Kuranlagen, des Kurhauſes, der Brunnen und des
Kaiſer Friedrich=Denkmals, ſowie des Saalburg=Muſeums im Kur=
haus
. Von 18 Uhr abends findet zum Schluß des Ausflugs
geſellige Vereinigung in der Aktienbrauerei zur Stadt Friedberg=
ſtatt
und erfolgt die Abfahrt von Homburg um 9 Uhr abends nach
Frankfurt. Auf Fahrpreisermäßigungen können nur diejenigen An=
ſpruch
erheben, welche ſich im Beſiß des vom Vorſtand durch den
Diener Beilſtein ausgegebenen Couponbogens befinden.
Oeffentlicher Bürgermeiſterei=Bekanntmachung zufolge ſind
vom 1. Juli ab fünf weitere Jahresunterſtützungen aus der Diefen=
bachſtiſlung
für Witwen und Waiſen niederer ſtädtiſcher Diener
zu vergeben: jede Unterſtützung beträgt 52 M. und kann für dauernd
verwilligt werden. Wir hören noch weiter, daß nach den Teſtaments=
beſtimmungen
für die erſten 10 Jahre des Beſtehens der Stiftung
nur 8 Unterſtützungen 43 M. vergeben waren. Nachdem dieſe
10 Jahre jetzt verſtrichen, wurden letztere Unterſtützungen beſtim=
mungsgemäß
auf 52 M. erhöht und ſollen 5 weitere im gleichen
Betrage, wie bemerkt, neu vergeben werden, da von nun an eine
Kapitäliſierung überſchülſiger Zinſen nicht mehr ſtattfindet.
C Geſtern vormittag fuhr ein Fuhrmann mit ſeinem beladenen
Wagen die Schloßgaſſe hinauf, an der Obergaſſe ſtieß das Fuhr=
werk
an einen Weißbinderkarren, auf welchem ſich Stangen be=
fanden
. Durch den Anprall wurden die Stangen in Bewegung ge=
ſetzt
und erhielt hierbei ein fünfjähriger Knabe, welcher gerade in
der Nähe auf dem Trottoir ſtand, mit einer Stange derart einen
Stoß in den Mund, daß er ſofort in das Militär Lazarett geſchafft
werden mußte. Der Knabe. welcher ſchwer verletzt iſt, wurde, nachdem
ihm die erſte ärztliche Hilfe zuteil ward, in Begleitung zweier Miltär=
ärzte
alsdann in das ſtädtiſche Krankenhaus verbracht, woſelbſt er
hoffnungslos darniederliegt.

½. Mainz. 22. Juni. Der Voſtdefraudant Windecker
von dem hieſigen Poſtamte, deſſen Verhaftung wir geſtern mitge=
teilt
haben, hat das Geſtändnis abgelegt, daß er außer den zwei bereits
ermittelten Unterſchlagungen, die eine Geſamtſumme von 14900 M.
repräſentieren, noch eine ganze Reihe anderer Poſtſendungen,
darunter auch gewöhnliche Briefe und Poſtkarten, bei Seite ge=
ſchafft
habe. Die Unterſchlagungen der Wertſendungen hat Wind=
ecker
derart bethätiat, daß er Einſchreibebriefe; einer hieſigen
Verſicherungsgeſellſchaft, in denen ſich nach der äußeren Form Geld
vermuten ließ, hinwegnahm und dieſelben mit Couverten mit gleicher
Adreſſe erſetzte, welche er nur mit gewöhnlichen Papierſtücken aus=
füllte
. Auf dieſe Art. ſorgte Windecker dafür, daß die Zahl der
abgehenden Einſchreibebriefe mit den Bucheinträgen übereinſtimmte
und die Defraudationen nicht ſofort entdeckt wurden. Nur das ver=
ſchwenderiſche
Leben, das der erſt 22jährige, monatlich mit nur
75 M. beſoldete Defraudant führte, hat mit dem Erkennen der
Handſchriſt auf den eingeſchriebenen Briefen auf die Spur Wind=
eckers
geführt.
Mainz. 22. Juni. Sekondlieutenant v. Lucius des erſten
heſſiſchen Huſarenregiments Nr. 13 wurde wegen der bekannten
Vorfälle auf der Kaiſerſtraße und in einer Wirtſchaft der Mom=
bacherſtraße
vom Militärgericht zu drei Monaten Feſtung ver=
urteilt
. Herr v. Lucius wird aus dem Militärſtand ausſcheiden
und nach Dresden überſiedeln.
Gießen. 22. Juni. Vrofeſſor Karl Vogt iſt geſtern abend
für mehrere Tage zum Beſuch ſeiner Vaterſtadt hier eingetroffen.
Frankfurt, 23. Juni. Der König von Italien wird
morgen auf der Rückreiſe hier eine Parade über das 13. Huſaren=
Regiment abhalten, die Königin wird inzwiſchen die Kaiſerin
Friedrich in Homburg beſuchen.
Frankfurt, 2. Juni. Die Stadtverordneten beſchloſſen heute,
ein Ortsſtatut über die Sonntagsruhe zu erlaſſen, das die
Arbeitszeit auf die Stunden von 10½ bis 1 Uhr beſchränkt.
Landkichter Liebmann, gegen den der oberſte Disziplinarhof
auf Strafverſetzung erkannt hatte, iſt nach Hagen verſetzt worden.
Homburg, 22. Juni. Heute mittag fand im hieſigen Schloſſe
eine große Feier der offiziellen Verlobung der Prinzeſſin
Margarethe mit dem Prinzen Friedrich Karl von Heſſen ſtatt,
nachdem geſtern die Bewilligung des Kaiſers eingetroffen war, die
Prinz Friedrich Karl perſönlich eingeholt hatte. Der Feier wohnten
die Landgräfin von Heſſen und deren Tochter Marie bei.
Neuwied, 2. Juni. Unter überaus ſtarker Beteiligung fand
geſtern im Hotel Stelting hierſelbſt die ordentliche Generalver=
ammluna
der Landwirtſchaftlichen Central= Dar=
lehenskaſſe
für Deuſchland ſtatt. Aus dem Berichte des
Direktors Herrn Th. Cremer, entnehmen wir, daß der Umſchlag
im verfloſſenen Jahre über 12 Millionen Mark (2 Millionen mehr
als im Vorjahre) betragen hat. Im laufenden Jahre beziffert ſich
derſelbe bereits auf 9 Millonen Mark. Der Zuwachs an Vereinen
war ein ſo bedeutender, wie er bisheran noch nicht ſtattgefunden
hat, nämlich 226. In dieſem Jahre ſind weitere 122 beigetreten,
ſo daß die Geſamtzahl der bis heute der Central=Darlehenskaſſe
angeſchloſſenen Genoſſenſchaften 832 beträgt. Die Verwaltungs=
koſten
waren auch im verfloſſenen Geſchäftsjahre außerordentlich
gering und betrugen noch nicht 1 pro Mille des Umſchlages. Der
Reſervefonds erreichte die Höhe von 120000 M. Das Grundkapital
wurde von 500000 M. auf 5 Millionen Mark erhöht. Herr Direktor
Cremer machte dann noch Mitteiluna von dem Geſchenke Sr. Maje=
ſtät
des Kaiſers in Höhe von 20000 M., indem er dabei betonte,
daß ſchon wiederholt ſeitens des Kaiſerlichen Hauſes der Central=
ſtelle
in Anbetracht ihrer gemeinnützigen Beſtrebungen Gnadenbe=
zeigungen
zu teil geworden ſeien.
München, 22. Juni. Ein endgiltiger Beſcheid des Fürſten
Bismarck iſt hier angelangt, dahin lautend, daß er in der Nacht
von Donnerstag auf Freitag um 1 Uhr 20 Minuten in München
eintrifft. Das Lenbachſche Ehepaar kehrt bereits heute Nacht hierher
zurück. Außer dem Kultusminiſter wird das geſamte Miniſterium,
während Bismarcks Anweſenheit in München bleiben. Die bayeriſche
Poſtverwaltung hat angeordnet, daß auf der Kiſſinger Saline wäh=
rend
Bismarcks Aufenthalt, ebenſo wie zu Zeiten, als der Fürſt noch
Reichskanzler war, ein beſonderes Poſt= und Telearaphenbureau für
ihn eingerichtet wird. Wegen vorausſichtlichen ſtarken Andranges
wurde beſchloſſen, bei der Ankunft Bismarcks den Bahnhof für das
größere Bublikum abzuſperren. Der große Feſtzug findet Samstag
abend 7 Uhr ſtatt. Freitag abend bringen bloß die Studenten ihren
Fackelzug. Manche hieſige klerikale Zeitungen ſchreiben gegen den
Beſuch Bismarcks in noch gröberer Form, als ſie es bei dem letzten
Beſuch des Kaiſers thaten.
Potsdam, 22. Juni. Der Kronprinz hat ſich am Montag
zum erſtenmale in der Lieutenantsuniform des 1. Garderegiments
z. F. photographieren laſſen. Alle bisher in den Handel gebrachten
Bilder, welche den Kronprinzen als jüngſten Lieutenant darſtellen,
ſind nicht nach der Natur aufgenommen. Man hat ſich einfach eine
alte Photographie unſeres Kaiſers, die angefertigt war, nachdem er
313

[ ][  ]

2090
Nr.
im zehnten Lebensjahre in die Armee eingetreten war, verſchafft
und dieſer den Kopf des Kronprinzen eingeſetzt.
Bremen, 22. Juni. Die Bürgerſchaft bewilliate 16 Mil=
lionen
Mark für die Erweiteruna und die Schleuſe des Kaiſer=
hafens
in Bremerhaven, ſowie den Vertrag mit dem Loyd.
Wien, 22. Juni. Fürſt Bismarck hat ſeinen Aufenthalt
hier bis Donnerstag verlängert. Die Gemahlin des deutſchen Bot=
ſchafters
, Prinzeſſin Reuß, ſtattete heute vormittag dem Fürſten
und der Fürſtin Bismarck einen halbſtündigen Beſuch ab. Profeſſor
Lenbach iſt mit ſeiner Gemahlin heute nach München abgereiſt, um
in ſeinem Hauſe, wo Fürſt Bismarck wohnen wird, die nötigen
Vorbereitungen zu treffen. Die Neue Freie Preſſer veröffentlicht
eine Unterreduna mit Profeſſor Schweninger, der ſaate: Der Fürſt
ſchläft wie ein Sack, er hat geſtern von 11 Uhr nachts bis 1 Uhr
früh rubig geſchlafen. Ungeachtet der vielen Strapazen der letzten
Tage iſt ſein Befinden prächtig. Auf die Bemerkung, daß der
Fürſt bei ſeiner Friſche und Elaſtizität noch einmal wieder zu einer
politiſchen Rolle auserſehen werden könnte, ſagte Schweninger: Ich
wünſche nicht daß er wieder in Aktivität trete. Die Emotionen,
die der politiſche Beruf mit ſich bringt, wären auf die Dauer doch
nicht wünſchenswert.
Wien. 22. Juni. Fürſt Bismarck und Gattin waren
mittags zum Dejeuner in Venzing bei Graf Auguſt Zichn. fuhren
dann ins Hotel Metropole zum Beſuch des Grafen Henckel von
Donnersmarck und hierauf ins Valais Palffy.- Fürſt und Fürſtin
Bismarck und Schweninger kamen heute um 11 Uhr nachts von
dem Diner bei dem Grafen Henckel von Donnersmarck in die
Muſikausſtellung, ſie wurden vom Publikum enthuſiaſtiſch bearüßt.
Bismarck hörte beifällig die Wiener Volksſänger an; in der Mün=
chener
Bierhalle ſprach Bismarck beim Abſchied zu dem boch=
rufenden
Publikum: Ich danke für den warmen Empfang. Nach=
dem
mich jetzt auch verwandtſchaftliche Bande mit Wien verbinden
und ich ein freier Mann bin, hoffe ich, Wien bald wiederzuſehen.
Paris. 22. Juni. Prozeß Ravachol.) Der Bruder und
die Schweſter Ravachols ſagen aus, daß er ſtets gut gegen die
Seinigen geweſen ſei, er ſei auch regelmäßig zur Meſſe gegangen.
Der Staatsanwalt ſührt aus, die Angeklagten ſeien gemeine Ver=
brecher
, die ſich nur Anarchiſten nennen, um einen Vorwand zu
haben, zu morden und zu plündern. Wäre Ravachols Kopf in Paris
gefallen, ſo wäre er ein Heros der Anarchie geblieben; auch hätten
ihn die Richter nicht verurteilen ſollen für Komplotte gegen die
Richter. Als Mörder von Frauen und Greiſen könne er jetzt ruhig
zum Tode verurteilt werden. Der Staatsanwalt beantragt die
Todesſtrafe für Ravachol, lätzt mildernde Umſtände für Beala zu
und giebt die Anklage gegen Soubere auf.
JJ. 3tg.)
Montbriſon. 23. Juni. Das Schwurgericht verurteilte Ra=
vachol
dem Antraae des Staatsanwalts gemäß zum Tode.
Beala und die Soubere wurden freigeſprochen.
Dar=es=Salaam, 23. Juni. Die Unteroffiziere Bartel und
Selbit und der verwundete Lazarettgehilſe Wieſt melden, daß am
10. Juni bei Moſchi ein Gefecht mit Maali ſtattfand, wobei der
Chef Bülow, Lieutenant Wolffrum und zwanzig Sudaneſen
gefallen ſind. Die Unteroffiziere Wulzer und Witſtock halten
mit 24 Mann die Kilimandſcharoſtation. Die von hier abgeſandten
180 Mann Verſtärkung ſind heute in Tanga eingetroffen und ſofort
ins Innere dirigiert worden.

146

- In dem Göttinger Stadt=Rechnungsbuch von 1537ſ38 ſteht
am Schluß folgender Vers zu leſen:
Hedden wy all eynen geloven,
Got und gemeine nut vor ogen,
Eyne ellen, mathe und wicht,
Guden Frede und recht gericht,
Eyne munthe und neyn boſe gelt
So ſtunde id woll in aller Welt!
(Hätten wir alle einen Glauben,
Gott und gemeinen Nutzen vor Augen,
Eine Elle, Maß und Gewicht,
Guten Frieden und recht Gericht,
Eine Münze und kein bös Geld,
So ſtünde es wohl in aller Welt!
Dieſe damals unerreichbar erſchienenen Wünſche eines poetiſchen
Stadtſchreibers ſind heute zum großen Teil in Erfüllung gegangen.
Die Verwirklichung der beiden erſten Zeilen wird aber wohl immer
unter die frommen Wünſche gehören.
Bei der Aufſtellung des Schneckenburger=Denkmals in Tutt=
lingen
ſtand unter den Neugierigen, laut Stuttgarter Tagblatt',
auch ein altes Mütterchen und betrachtete ſtaunend die Figur der
Germania. Endlich ſagte ſie kopfſchüttelnd: Den Schneckeburger,
den hob ich gut kennt - aber ſo hot er net ausg'ſchautl=

Litterariſches.

Es iſt ſicherlich ein ſchöner und berechtigter Brauch, wenn
der gewiſſermaßen klaſſiſch gewordene 70. Geburtstag' berühmter
Menſchenkinder die weiteſten Kreiſe zur Feier begeiſtert. Nur ſehr
wenigen von dieſen Lieblingen iſt noch ein weiteres volles Jahr=
zehnt
beſchieden. Tbekla von Gumpert - in welcher mit
Töchtern geſegneten gebildeten Familie fragten wir vergebens nach deren
ſchönen Büchern - erlebt am 28. Juniihren 83. Geburts.
tag. d. h. ſie wird 82 Jahre alt. Schon über ein Durchſchnitts
menſchenalter weit hinaus begann ſie ihr wohl weltbekanntes 1892
zum Ismale erſcheinendes Töchteralbum, deſſen Bände fortſchreitend
prächtiger innen und außen wurden. Der treubewährte Verleger,
mit dem ſie einmal das frohe 25jähriae Buchjubiläum gefeiert, iſt
leider vor Jahresfriſt und eine ganze Reihe verdienter Mitarbeiter
naturgemäß im Laufe der Zeit heimgegangen, über die Bearünderin
ſelber konnte Schreiber dieſes gerade an ihrem 80. Geburtstage;
28.6. 89) ſchreiben: Sie ſchicken mir nicht hergebrachte Glück=
wünſche
, ſondern Segenswünſche; die ja allein Bedeutung haben.
Ich wünſche Ihnen dagegen, Sie mögen an ihrem 80. Geburtstage,
ſo arbeitsluſtig und friſch ſich fühlen, als ich kann durch Gottes;
Gnade! Mik Recht hat Thekla von Gumpert Dank reiner chriſt=
licher
Lebensanſchauungen, wie richtiger Auffaſſung und Darſtellung
der verſchiedenen Familienverhältniſſe reicher Erfolge ſich zu er=7
freuen. Auch der Sultan nahm Veranlaſſung ihrem Wirken Aner=
kennung
zu zollen, was ſie ſelber ihren Leſerinnen Bd. XXXVII,
S. 291-296 in Wort und Bild bekannt giebt. Gelegentlich des Be=
ſuches
unſeres Kaiſers Wilhelm 11. 1889 in Konſtantinopel ſpielte eine é
Tochter des Sultans im Harem der Kaiſerin das preußiſche Volks= Heil dir im Siegerkranz' vor. Dieſe Thatſache veranlaßte;
die gerührte Herausgeberin zur Ueberreichung von 3 Bänden des
Töchteralbums durch den Kaiſerl. Botſchafter. Sie wurde durch den:
türkiſchen Chefakat=Orden überraſcht. Das Verleihungspatent iſt ein
Handſchreiben des Sultans, welches in Ueberſetzung lautet: Im:
Namen Allahs. (In Goldſchrift): Abdul Hamid Chan Sohn Abdulb
Mediids. Durch dieſes erlauchte, ehrwürdige, allerhöchſte Zeichen
und durch dieſe leuchtende, welterobernde, großherrliche Tuphra
- möge Allahs Hilfe ſie ſchützen - wird kund gethan wie folat:
In ſchwarzer Schrift): Die Preußiſche Schriftſtellerin Frau Thekla
von Gumpert hat ſich Meiner Kaiſerlichen Gnade würdig erwieſen.
In Anbetracht deſſen iſt ihr auf Meinen Kaiſerl. Befehl der Che=
fakat
=Orden dritter Klaſſe verliehen und zu Urkund deſſen dieſes
hohe Diplom ausgefertigt worden. Geſchrieben am 1. Ramazan 1307.
In Goldſchrifth: Zu Konſtantinopel, dem wohlbehüteten, wohl=
beſchirmten
.
Ja, das Töchteralbum hat nach dem Selbſtgeſtändnis der 5
dankbaren Herausgeberin während ſeines Lebens viel Glückge=
habt
und weil es auch ebenſo viele Freude in ſeinen Einzel=
exemplaren
bereitete. wünſchen die vielen aufrichtigen Freunde und
Verehrer, es möge ſeine Leiterin uns bis ins neue Jahrhundert
hinein erhalten bleiben!
Ed. R.

Codes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)

Verwandten, Freunden und Bekannten die ſchmerzliche
Mittheilung, daß geſtern Abend ½9 Uhr unſer innigſt=
geliebter
Gatte, Vater, Bruder, Schwager und Onkel
Horr Spoditour Jacob Hegendörter
nach kurzem aber ſchwerem Leiden ſanft verſchieden iſt.
Um ſtille Theilnahme bitten
die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 23. Juni 1892.
Die Beerdigung findet Freitag den 24. d. Mis., Abends
6 Uhr, vom Sterbehauſe (Landwehrſtraße 21) aus ſtatt.

Tageskalender.
Samstag. 25. Juni: Generalverſammlung der Vereins=Dampfmollerei
Darmſtadt im Bahnhofts=Hotel.
Dienstag. 28. Juni: Generalverſammlung der Aktiengeſellſchaft
Mühlenbau Anſtalt, Maſchinenfabrik und Eiſengießerei vormals
Gebrüder Seck.
Mittwoch, 29. Juni: Konzert in der Vereinigten Geſellſchaft.

Unſerer heutigen Nummer liegt ein Proſpekt für Nichtpoſtabonnenten, Gerolſteiner Sprudel betr., bei.
Druck und Verlaa: L. C. Wittichſche Cofbuchdruckerei. verantwortlich für die Redaltion: Carl Wittich. beide in Darmſtadt.