Darmstädter Tagblatt 1889


09. Dezember 1889

[  ][ ]

Extru=Blatt des

Abonnementspreis
Vlerteljährlich 1 Mark 50 Pf. mc.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
Legengenommen zu 1 Mart 5o Pf.
pro Quartal inc. Poſtaufſchlag

152. Jabrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſorate
werdem angrenommen: in Darmſtadt
von der Epedition, Rhelyſtr. Ar 23.
mBeſſungen von Riildr. Büßer,
Schleßhaudſtraße 14 Uwie auswärtt
don allen Annoncen=Epeditlonen.

Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Großh. Kreigamtz, des Großh. Volizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
=-
15 240a.
Montag den 9. Dezember.
1839.

Bekanntmachung.
Die Füllung des neu errichteten Gasbehälters in der Frankfurterſtraße mit
Vaſſer ſoll in den nächſten Tagen Seitens des Waſſerwerks beginnen.
Dieſelbe muß durch die Rohrſtränge der Liebig= und Blumenthalſtraße er=
oͤlgen
und wird circa 15 Tage in Anſpruch nehmen. Während dieſer Zeit wird
ſir dieſen und in den benachbarten Straßen ein geringerer Druck in den Haus=
lätungen
ſich bemerklich machen.
Wir geben dies, um allen Weiterungen vorzubeugen, hiermit bekannt
Darmſtadt, den 3. Dezember 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[4678
Ohlg.

ekanntmuchung.
Die Reinigung der Straßen von Schnee und Eis betreffend.

Diejenigen Haus= und Grundſtückbeſitzer, vor deren Grundſtücken ſich feinere
arottoirbefeſtigungen, alſo namentlich Cement, Asphalt= oder gebrannte Thonplätt=
aͤen
befinden, machen wir wiederholt darauf aufmerkſam, daß das Aufhacken von
ſ(is und Schnee mit Beilen, Stoßeiſen und ähnlichen die Trottoirs beſchädigenden
ſmſtrumenten nicht ſtattfinden darf.
Dagegen empfehlen wir die Anwendung von Geräthſchaften, mit denen
lechnee auch in feſtgetretenem und vereiſtem Zuſtand abgeſchabt werden
krnn.
Darmſtadt, den 2. Dezember 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
114679
Riedlinger, Beigeordneter.
200-
Centitu'a-;iſrhyutuly.
Donnerstag den 12. Dezember 1889, Vorm. 10 Uhr
und Nachmittags 2 Uhr anfangend,
urſteigert der Unterzeichnete unwiderruſlich im Saale der Reſtauration
iur Roſenhöher dahier, Ecke der Mühl= und Nundethurmſtraße, ungefähr
50,000 Cgarrem,
beſtehend in:
Holländer, Brasil=Felles, Sumatra und Brasll.
Darmſtadt, den 7. Dezember 1889.
Mitlich,
Canze
Gerichtsvollzieher im Darmſtadt, Wilhelminenſtr. 3.

ſe zur Konkursmaſſe der Philipp
D Schecker V. Wittwe in Griesheim
gehoͤrigen Mobilien und Waarenvorräthe,
darunter zu Weihnachtsgeſchenken geeig=
nete
Wollwaaren, Kaputzen, Tücher, Cor=
ſetten
, Federn, Spitzen und eine Partie
Strohhüte werden durch unterzeichnetes
Ortsgericht am
Donnerstag den 12. Dezember 1889,
Nachmittags 3 Uhr,
in der Hofraithe der Ph. Schrecker V.
Wittwe oͤffentlich meiſtbietend verſteigert.
Griesheim, den 7. Dezember 1889.
Großherzogliches Ortsgericht
Griesheim.
[14747

Arosse Lotterſs
nu Hainu am Bhein
Ades Bieycle-Onbs von I83.
Aishung am Al. Dez. . J.
Hauptgewinne i. W. vonb
4
COO0 Ine
Prels des Looses 1 H. IL00se 10 G.
Loose sind zu haben in Darm-
48tadt bei
V. Welssmüller, Cigarrenhdlg.,
do.
Geors Colmar,
14689
Chr. Schuchmann,
sonie direct durch d. General-Debit
J. B. Helw 's.
drossh.
Bigarren.
Folloſorant. Maind. import=asch
Priua ſelle dülso
auch geſchächtet, jeden Donnerstag Vor=
mittag
bis Neujahr bei J. Hrauss-
mann
auf dem Markt zu haben. (4201
508

[ ][  ][ ]

3522

Nr. 240a

.
Ml
E.

Chrlatian Kullmann, Louiſenplatz 4, Wilhelminenſtrraße=Ecke.



149

oe He GlOlan,
Ernst-Ludwigsstrasse 11 - gegenüber der Marktpaſſage.
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[4749
Lupus= é; gebrauchsartißeſn.
Reiche Auswahl in Neuheiten. E.

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Lauteſchlägerſtraße 10, nahe dem Herrngarten.

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Anhänger ꝛc.

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1505
Näheres Expeditiion.

[ ][  ][ ]

Hathildenplatz 9.

Nr. 2400
Gartenstrasse 18.

Als ganz bosonders
zu Weihnachtsgeſchenken geeignet
empfehle:

Garnitur mit 4 Seſſeln, braun Ciepe
überpolſt., m. Quaſten u. Franſen M.200.
Garnitur, 2 Seſſel, überpolſtert, in
Peluche, glatt oder gepreßt, M. 150.
Cauſeuſe, 4 Stühle, gepolſtert mit La.
Fantaſieſtoff M. 125.
equeme Seſſel in allen Stoffen M. 32-38.
Divan, la. Fantaſieſtoff M. 58.
Cauſeuſe, Halbbaroque, in feinſtem
Damaſt, M. 58.
desgl., ſeinſt roth Fantaſieſtoff, M. 65.
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Stoffen M. 36-52.
nußb. Schreibſekretär M. 85.
Spiegelſchrank M. 75.
Diplomatenſchreibtiſch M. 75.
l Herrenſchreibtiſch m. Aufſ. M. 32.
M. 45.
Damenſchreibtiſch

AAusziehtiſch m. AEinlg. M. 45.

ophaSteg=u. Antoinettetiſche M. 18-24.
Mähtiſchchen, ſehr fein, M. 14-20.
ußb. Pfeilerſchränkchen M. 24-32.

Lackirte Pfeilerſchränkchen M. 18.
Nußbaum. Verticow M. 32-36, 48.
Lackirter Vertieow M. 22.
Nußb. Waſchkommoden mit Marmor=
platten
M. 45-52.
Nußb. Nachtſchränkchen (mit Marmor=
platten
M. 15-18.
Rohrſeſſel M. 4-10.
Geſchnitzter Klappſeſſel M. 12.
Kleiderſtänder M. 7-12.
Servirtiſche M. 8-15.
Klavierſtuhl, ſchwarz und Gold, M. 5.
Kammerdiener, eckig und rund, M. 4.
Spiegeltoiletten M. 10-12.
Hänge= und Steh=Etagere M. 5-12.
Lack. Waſchkommode, Waſchſchrünke,
Waſchtiſche, Kleiderſchränke, Nacht=
ſchränke
, Stühle, Kinderſtühle.
Sophavorlagen, Bettvorlagen, Stepp.
decken, Tiſchdecken im Ausverkauf.

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Federn, Drell, Barchent.
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Alles nur in neuer prima Waare durch Selbſtanfertigung und Baareinkäufe,
hrvie Erſparung der Ladenmiethe, äußerſt billig und unter Garantie.
H. Recert's Möbelmagazin,
Mathildenplatz 9 und Gartenſtraße 18.
W. Neue Gegenſtände, zu Weihnachts=Geſchenken geeignet,
wch täglich eintreffend.
[1475)

Z u r
Stadtverordneten=Wahl!

Das Wahl=Büreau der vereinigten Parteien befindet ſich
um Wahltage
Dienstag, 10. Dezember, von 9 Uhr Vormittags an
in der
Brauerei Heß, Kirchſtraße 3.
Daſelbſt ſind Stimmzettel zu haben und wird jede gewünſchte
Kuskunft ertheilt.
Hamens dos Wahl-Comités dor voroinigton Partoion:
O. Wolfskehl.
[14752
10 Pfg., mit ſämmtlichen
hier ankommenden und abge=
wver
ModUdt Zuhlplh0t henden Bahnzügen, ſowie dem
vollſtändigen Fahrplan, der
Ckraßenbahnen Darmſtadt-Eberſtadt-Griesheim und Reinheim-Reichelsheim, und
Uhrfahrpläuchen 5 Pfg. zum Einlegen in den Uhrdeckel, ſind in der Expedition
u.ſeres Blattes, ſowie in den verſchiedenen Buchhandlungen zu beziehen.
Expedition des Tayblatts.

14753) Junger Commis ſucht, geſt.
auf gute Ref., unter beſcheid. Anſprüchen
per 1. Jan. Stellg. als Comptoiriſt oder
Verkäufer. Offerten unter K. L. be=
ſorgt
die Expedition d. Bl.

14754) Ein junger Mann, 26 J. alt,
mit guten Zeugniſſen, ſucht Stelle, als
Kutſcher, Diener oder Hausburſche. Zu
erfragen im rothen Löwen, Ochſengaſſe.

4
M1

14755) Unter gülnſtigen Bedingungen
wird ſofort ein braves
Lehrmädchen
in ein feineres Ladengeſchäft geſucht.
WoL ſagt die Expedition.

14743) Für einen Haushalt von zwei
Perſonen wird ein Müdchen, welches
ſelbſtſtändig. kochen kann, gegen guten Lohn
geſucht. Mauerſtraße 14, 1. Stock.

C.
p.

WAlt Gold &am; Silber,
ſowie alle Arten alterthümliche Gegenſtände
kauft zu höchſten Preiſen
J. Simon, Schulſtraße 16.
Beſtellungen erbitte per Poſt. 14613
werden auf 1. Hypothek zu
12000 H. leihen geſucht. - Offerten

unter K. K. 16 an die Exped.

[14744

Hachhilfestunden
in allen Fächern des Realſchulunterrichts,
insbeſondere in der Mathematik, im Fran=
zöſiſchen
und Engliſchen, ſowie Klavier=
ſtunden
werden billig ertheilt. Näheres
Beſſungerſtraße 87.
[13436

Den geehrten Herrſchaften
empfiehlt ſich ins Haus
Schulz, Schneider,
Kiesſtraße 24. 114737

Laſſek

in großartiger Auswahl, roh wie
gebrannt, darunter
ſeinſt candirten Kaffee,
Mk. 160 per ½ Kilo,
[4348
empfiehlt
26
vAr. vvr kLasssl,

[ ][  ][ ]

3624

Nr. 2400

In wenigen Tagen ſind wir beruſen, die Ergänzungswahlen zur Stadt=
verordneten
=Verſammlung zu vollziehen. Es handelt ſich um die Wahl von
16 Mitgliedern in jene wichtige Körperſchaft, welche in erſter Linie berufen iſt, das
Blülhen und Gedeihen unſerer Vaterſtadt zu befördern, die Aufgaben zu löſen, die
heute in größerem Umfange als je zuvor einer ſtädtiſchen Verwaltung auf allen
Gebieten des öffentlichen Lebens geſtellt ſind.
Die Vereinigung der früher ſelbſtſtäͤndigen Nachbargemeinde Beſſungen mit
Darmſtadt hat deſſen räumliche Ausdehnung anſehnlich erweitert, ſeine Bevblterungs=
zahl
erbeblich vergrößert. Die Aufgabe, allen Theilen und Bevölkerungsklaſſen der
Stadt in gleichem Maße gerecht zu werden, die nothwendige Fürſorge ohne Bevor=
zugung
aber auch ohne Zurückſetzung nach allen Seiten hin walten zu laſſen, iſt
eine ſchwierige, ſie erfordert kluges Haushalten, ſorgfältiges Abmeſſen der aufzu=
wendenden
Mittel, um nicht durch allzuſtarke Anſpannung der Steuerkräfte die
Vortheile wieder in Frage zu ſtellen, welche manche an ſich wünſchenswerthe Maß=
regel
gewähren könnte. Sie erfordert das Zuſammenwirken tüchtiger Männer, die
mit praktiſchem Sinn und Uneigennültzigkeit ein offenes Auge für alle wahren
Intereſſen der Bevölkerung verbinden, Männer die ſich dem ehrenvollen Amte eines
Stadtverordneten mit dem unerläßlichen Eifer hinzugeben bereit und geeignet ſind,
ohne vorgefaßte Meinung ihr Urtheil zu bilden und zu begründen.
Eine zahlreiche Verſammlung von Wählern hat auf Grund der Vorſchläge,
welche eine im emgeren Kreiſe vorausgegangene Vorberathung ausgearbeitet hatte,
ſich ſür die Aufſiellung folgender Kandidaten entſchieden, unter denen Männer der
verſchiedenſten politiſchen Parteirichtungen, Angehorige der verſchiedenſten Berufs=
zweige
vertreten ſind, Männer, die zum überwiegenden Theile ſeither ſchon als
Mitglieder der Stadtverordneten=Verſammlung erprobt, nach unſerer beſten Ueber=
zeugung
ſämmtlich durch ihre perſönlichen Eigenſchaften wie durch ihre Erfahrung
die Gewähr bielen, daß ſie das ihnen geſchenkte Vertrauen rechtfertigen werden.
Mitbürger! Ihr Alle, die Ihr es wohl meint mit einer ſtetigen, glücklichen
Weiterentwickelung unſerer Vaterſtadt, vereinigt Euch mit uns zur Wahl dieſer
Männer, laßt Euch nicht durch Meinungsverſchiedenheiten im Einzelnen verleiten, zu
einer Spaltung und Zerſplitterung der Stimmen beizutragen, die unter allen Um=
ſtänden
nachtheilig wirken muß und findet Euch am Wahltage,
Dienstag, den 10. Dezember 1889,
vollſtändig ein zur Wahl folgender Kandidaten:

1) Bergſträßer, A., Buchhändler.
2) Diefenbach, W., Rentner.
3) Ganß, J., Rentner.
4) Harres, L., Ortsgerichts=Vorſteher.
5) Heß, L., Brauereibeſitzer.
6) Jordis, F., Reniner.
7) Lehr, H., Schuhmachermeiſter.
8) Mahr, G., Hof=Zimmermeiſter.

9) Merck, W. Fabrikant.
10) Pitthan, F. P., Oeconom.
11) Rockel, C., Spenglermeiſter.
12) Rückert, Chr., Architekt.
13) Schäfer, Dr., R., Fabrikant.
14) Schneider, Ph., Generalagent.
15) Schödler, E., Rechtsanwalt.
16) Waitz, J., Buchhändler.

Im Namen der Wähler=Verſammlung vom 25. November 1889.
Alter, L., Möbelfabrikant. Appel, Conrad, Rentner. Arnold, Chr.,
Landgerichtsrath. Bellaire, F., Major a. D. Berbenich, L, Kaufmann.
Beſt, B., Sparkaſſe=Direktor. Beſt, K., Maurermſtr. Biedert, Ph. H., Rentner.
Buchner, A., Geh. Oberconſiſtorialrath. Dickel, F., Lehrer. Emmel, H., Hof=
ſchloſſer
. Emmel, W. Gaſtwirth. Gaß, E., Oberlehrer. Gaydoul, F., Kauf=
mann
. Goldmann, Dr., Oberconſiſtorialpräſident. Grünewald, J., Rechtsanwalt.
Hein, Hch., Metzgermeiſter. Hild, Gg., Schreinermſtr. Hillgärtner, J. Ph.,
Weißhinvermeiſter. Hochſtätter, Fr., Fabrikant. Hornmann, C., Kaufmann.
Jacobi, Guſtav, Lohnkutſcher. Kaiſer, Georg, Kaufmann. Kaufmann, Dr.
F., Arzt. Kemmler, C. F., Generalagent. Mayer, Heinr., Reviſor. Michel!,
G. O., Hauptſtaatskaſſe=Direktor. Müller, L. B., Kaufmann. Oſann, Dr. A.,
Rechtsanwalt. Rieger, Dr. M., Rentner. Sander, Ferd., Bankier. Schmidt,
H., Schreinermeiſter. Schmitt, Fr., Fabrikant. Schneiber, Ludw., Kaufmann.
Schroeder, Dr. B., Rentner. Sonne, Ed., Geh. Baurath. Stamm, Th.,
Inſtitutsvorſteher. Weber, Heinrich, Reviſor. Weinmann, A., Kaufmann.
Wittich, Ferdinand, Buchdruckereibeſitzer. Wittmann, Jacob, II., Landwirth.
Wittmann, L. Ph., Zimmermann. Wolfskehl, Otto, Rentner. Wolf=
ſturm
, L., Wagnermeiſter.
[14739

Theater-Peeorationon
für Kindertheater,
Modellirbogen
für Lampenſchirme,
Goldborden,
Farbige Papiere
für Puppenſtuben
in großer Auswahl bei
J. Ph. Bolshard
Schloßgraben 7. (14.

ach Vorschriſt des Universitäts-Profe-
Ld gors Dr. Marless, königl. Gsheim,
Hofrath in Gonn, geſertigte:
580h0
Stollwerch
Brust-Bonbons.
seit 50 lahren bewährt, nehmen unter alle
ähnlichen Hausmitteln den ersten Rung gi-
Als Linderungsmittel gegon Hustor
Heiserkeit und katharrhalische
Affectionen giht es nichts Bossered
Vorräthig in versiegelten Päcketen
40 und 25 Pf9. in den meisten gute;
Rolonialwaaren., Droguen-Geschäften ur.
Conditoreien, sovio in Apotheken, durci
Virmenschilder kenntlich.

Obstböume-
Hochstämme, tadelloſe Waare, grs=
Stämme u. vorz. Wurzeln, als: Aeyl=
Birn, Kirſchen, Zwetſchen, Reineclard.
Mirabellen, Pflaumen u. Pfirſich, 7
erſte Sorten.
Ewergobst, tragbare ſormirte Spick.
Phramiden, Spalier u. Darm. Cord,
mit Fruchtanſatz in großer Auswal
Sachkundige und gewiſſenhafte A.
jührung von Obſtanlagen und 9
gärten jeder Größe, auch außerhalb=
C. Wölker, (3r
Handelsgärtnerei - Hügelſtr.
14756) riechentand - und die Stätten Fiü
klaſſiſchen Altertums - ſind im heuiſ
Herbſte in Deutſchland viel genannt woh
Wohl manchem in unſerem Valer at
dürfte es intereſſant ſein, auch die Er ei
niſſe dieſes ſüdlichſten Königreiches uridh
Erdteiles kennen zun lernen, vor allem
Weine, den Stolz und die Zukunft des
Insbeſondere eignet ſich die
des.
ſorgung des eigenen Hauskellers und
jenigen unſerer Freunde mit einem echt
Naß in der Weihnachtszeit - nach üb."
timmendem Urteil hervorragender Se=
und Weinkenner ſind die Weine Gri s
lands die beſten - die Könige aller Südtxt.
Die Importfirma Friedr. Carl Ork,
Wurzburg, das größle, ausſchließliche St-
Beſchäft für die direkte Einfuhr Grieck-k.
Weine im Abendland, deren treffliche Se
ereits einen großen Verehrer= und Abne-.
kreis in unſerem Vaterlande beſitzen, Ea
Darmſtadt bei Herrn R. V. Wöh,
Rheinſtraße, eine Niederlage und empfies
ſich, deren reichhaltige Preisliſte bei
tattung des Weihnachtstiſches zu Re-
ziehen
.

[ ][  ][ ]

Politiſche Ueberſicht.

Jeutſches Reich. Das von S. M. dem Kaiſer an Emin Paſcha
gerichtete Telegramm hatte folgenden Wortlaut: Bei ihrer endlichen
Kückkehr von dem Poſten, welchen Sie über 11 Jahre mit echt
leutſcher Treue und Pflichterfüllung heldenmütig behauptet haben,
egrüße ich Sie gern mit meinem Glückwunſch und meiner kaiſer=
ſchen
Anerkennung. Es hat mir zur beſonderen Freude gereicht,
daß die Truppe des deutſchen Reichskommiſſars Ihnen den Weo an
5ie Küſte durch unſer Schutzgebiet babnen konnte. Wilhelm, impe-
jator
. rox.
Auf eine von Sr. Majeſtät ergangene Anfrage über das Be=
ſnden
Emin Paſchas iſt am 6. d. Mts. nachſtehendes Telegramm
ves Maiors Wißmann eingetroffen; Emin befindet ſich etwas
eſſer. Er bleibt in Bagamoyo und beauftragt mich, Ew. Majeſtät
zu ſagen, daß ſeines Kaiſers Glückwunſch die beſte Belohnung für
ſeine Arbeit ſei. Er bittet, dafür ſeinen unterthänigſten Dank ab=
ſatten
zu dürfen.
Ein gleichzeitig an Stanley gerichtetes Telegramm des Kaiſers,
ſuf welches die Antwort Stanlehs bereits bekannt iſt, lautet in
eutſcher Ueberſetzung: Dank Ihrer Beharrlichkeit und Ihrem
knerſchütterlichen Mute haben Sie jetzt, nach mehrmaliger Durch=
huerung
des dunklen Ertheils, eine neue lange Reiſe voller ſchreck=
ſicher
Gefahren und faſt unerträglicher Strapazen beendet. Daß Sie
hieſelben alle überwunden und daß Ihr Heimweg Sie durch Län=
der
fübrte, in denen Meine Flagge weht, erfüllt Mich mit großer
Genugthuung und Ich heiße Sie bei Ihrer Rückkehr in civiliſierte und
eſicherte Verhältniſſe herzlich willkommen. Wilhelm, imperator rex.
In der 8. Beratung des Bankgeſetzes im Reichstage am
b. Dezember wurde vom Abgeordneten Graf Mirbach ein neuer An=
rag
eingebracht, dahin lautend, daß die Geſamtdividende der
Anteilzeigner auf 5 ſtatt 6 pCt. feſtzuſetzen ſei. Nach längerer
Debatte wurde der Antrag mit 126 gegen 98 Stimmen abgelehnt.
Die Regierungsvorlage wurde ſodann unverändert mit großer Mehr=
heit
angenommen.
Hierauf folgte die Fortſetzung der 2. Beratung des Reichshaus.
ſaltsetats für 189091. Zur Verhandlung ſteht der Etat der Zölle
ſnd Verbrauchsſteuern. Die Einnahmen aus den Höllen ſind auf
585547110 M. veranſchlagt.
Der Statthalter von Elſaß=Lothringen Fürſt Hohenlohe hat
ſich am 6. über München nach Berlin begeben.
Der Reichsanzeiger' ſtellt feſt, daß die Steigerung der Kohlen=
breiſe
für die deutſchen Eiſenwerke gegen die erſten drei Monate
ieſes Jahres ſich auf 50 bis 60 pCt., diejenige der Coakspreiſe auf
100 vCt. beläuft.
Schweiz. Der Nationalrat bewilligte am 6. für die Herſtellung
von 150 000 Repetiergewehren nach dem Modell Schmid nebſt der
azu gehörigen Munition 17½ Millionen.
Heſterreich.=Angarn. Kaiſer Franz Joſeph ſtattete am 6. dem
Cags vorher mit Gemahlin aus Pardubitz in Wien eingetroffenen
Herzog von Naſſau in deſſen Palaſt einen Beſuch ab. Der Herzog
eiſt am 14. mit Gemahlin nach Königſtein im Taunus.
Eghetertes; das Organ der Unabhängigkeitspartei, erklärt,
letztere habe die Obſtruktion im Parlamente gänzlich fallen gelaſſen.
Engkand. Die portugieſiſche Antwort wurde am 6. nachmittags
dem Auswaͤrtigen Amt überreicht. Sie umfaßt ſechs Seiten, iſt
milde gehalten und betont die Rechte Portugals nördlich und
ſüdlich des Lambeſi, wendet ſich an das Gerechtigkeitsgefühl Eng=
lands
und befürwortet die freundſchaftliche Abgrenzung der beider=
eitigen
Gebiete.
Das engliſche Kanonenboot-Watchful' ſtieß bei Loweſtoft auf
den Grund und gilt für verloren. Die Bemühungen zur Flott=
machung
waren bis jetzt erfolglos.
Retgien. In der Kammer richtete am 6. bei der Fortſetzung
der Oebatte über die Interpellation Bara der Abg. Janſon heftige
Angriffe gegen den Miniſter Devolder. Letzterer nannte Janſon
inen Lügner. Der Präſident verſuchte vergeblich zu vermitteln,
Oevolder hielt ſeine Aeußerung aufrecht. Die Sitzung verlief uner=
hört
ſtürmiſch. Der liberale Abg. Thiriar rief dem klerikalen
Deputierten Eeman, welcher den Redner Janſon fortwährend unter=
brach
, die Worte zu: Schweigen Sie, Sie Circus=Clownl' Das
Bublikum auf der Galerie begann bierauf ein unbeſchreibliches
Gejohle, vermiſcht mit den Rufen: Dummer Auguſt, halt das
Maul! Unter dem größten Tumult wurde die Sitzung geſchloſſen.
Eeman forderte Thiriar zum Zweikampf.
Die Kammer beſchloß am 7. in der Angelegenheit Pourbaiz
mit 76 gegen 34 Stimmen den Uebergang zur Tagesordnung.
Riederkande. Die erſte Kammer genehmigte am 6. mit 81
tegen 18 Stimmen die Reviſion des Primärunterrichtsgeſetzes und
die Subventionierung der konfeſſionellen Schulen.
Italten. In der Adreſſe der Kammer an den König heißt es,
richts habe der Kammer großere Befriedigung verurſachen können
als die Ankündigung der Thronrede, der Friede erſcheine dank den
Ratſchlägen der Großmächte und dank dem Werke des Königs und
einer Alliierten mehr als jemals geſichert. Der Friede bringe
mmer Früchte, und werde Italien entſchädigen für die weiteren

Aus Gtadt und Land.
Darmſtadt, 9. Dezember.
88 Se. Majeſtät der Kaiſer haben nachſtehende Ordensaus=
zeichnungen
verliehen: Herrn Staatsminiſter Finger Exz. die
Brillanten zum Kronenorden 1. Kl., Herrn Oberſtallmeiſter von
Rabenau die Brillanten zum Stern des Kronenordens 2. Kl.,
Herrn Provinzialdirektor v. Marquard und Herrn Geheimerat
Lichthammer den Kronenorden 2. Kl., Herrn Jägermeiſter
Muhl den Kronenorden 8. Kl., den Herren Eiſenbahn= Betriebs=
inſpektor
Dittmar und Stationsvorſteher Reichardt den
Kronenorden 4. Kl., Herrn Polizeirat Morneweg den roten
Adlerorden 4. Kl.
Die Herren Hofmarſchall v. Weſterweller Erz. und Hof=
ceremonienmeiſter
v. Werner erhielten Brillantdoſen.
- Se. Majeſtät der Kaiſer haben Herrn Oberbürgermeiſter Ohly
den Kronenorden 2. Kl., den Herren Beigeordneter Riedlinger
und Baurat B raden den Kronenorden 4. Kl. verliehen. Herr Hof=
theater
=Direktor Wünzer und Herr Hofkapellmeiſter de Haan
wurden durch Verleihung des Königl. Preußiſchen Kronenordens
8. Kl. ausgezeichnet. Rittmeiſterv. Schenk, perſönlicher Adjutant
Sr. Großh. Hoheit des Prinzen Heinrich, wurde zum Major be=
fördert
.
Geſtern Vormittag 9 Uhr war Herr Oberbürgermeiſter Ohly
zu Sr. Majeſtät dem Kaiſer befohlen, welcher wiederholt ſeinen
Dank für die herzliche Aufnahme in unſerer Stadt ausſprach und
ſich gleichzeitig ſehr befriedigend über die ihm gebrachte Serenade
äußerte.
88 Die Abreiſe Sr. Majeſtät des Kaiſers nach Frankfurt iſt auf
heute Mittag ½1 Uhr angeſetzt.
An Se. Majeſtät den Kaiſer iſt nachſtehendes Telegramm
Stanleyz, aufgegeben in Sanſibar, 6. Dezember 1 Uhr 15 Min.
nachmittags, in Kranichſtein eingetroffen:
Imperator Rer, Darmſtadt.
Unſere Expedition hat heute ihr Ende erreicht. Ich habe die
Ehre gehabt durch Major Wißmann und ſeine Offiziere gaſtfreund=
lich
aufgenommen zu werden, ſeitdem ich in Mwapwaangekommen
bin. Unſere Bahnen haben einen erfreulichen Abſchluß gefunden.
Von Bagamajo nach Sanſibar hat uns Sperber' und =Schwalbe
übergeführt mit Erweiſung aller Ehren, gepaart mit großer Liebens=
würdigkeit
. Dankbar erinnere ich mich der Gaſtfreundſchaft und
der fürſtlicken Liebenswürdigkeit, die mir 1888 in Potsdam erzeigt
wurde und jetzt bin ich tiefinnig durchdrungen von Ew. Majeſtät
Herablaſſung, Güte und gnädigem Willkommen bei meiner Rückkehr
aus Afrika. Mit aufrichtigem Herzen rufe ich: Lange lebe der
edle Kaiſer Wilhelm II.
Stanley.
88 Se. Kgl. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen wurde von Sr.
Majeſtät dem Kaiſer la suite des Großh. Feld=Art.=Regts. Nr. 25
GGroßh. Artillerie=Corps) geſtellt.
88 Aus St. Petersburg, Palais Anitſchkoff, ging dem Komman=
deur
des Gr. Feld=Art.=Regts. Nr. 25 das nachſtehende Telegramm
zu: In Erinnerung an das ſchöne Barbarafeſt und die angenehmen
Stunden, die ich die Freude hatte in Ihrer Mitte zu verbringen,

2402
8325
Ausgaben für die Armee und Marine, welche der Schutz der Einig=
keit
und Unabhängigkeit Italiens ſeien.
In der am 6. in der Kammer ſtattgehabten Diskuſſion über
die Antwortadreſſe auf die Thronrede ſprachen die radikalen Abge=
ordneten
Imbriani und Ferrari den Wunſch aus, die guten Be=
ziehungen
zwiſchen Italien und Frankreich nicht nur in kommerzieller,
ſondern auch in politiſcher Hinſicht beſonders betont zu ſehen.
Crispi verſicherte, die politiſchen Beziehungen wären ausgezeichnet,
es beſtaͤnden lediglich Meinungsverſchiedenheiten über ökonomiſche
Fragen. Die italieniſche Regierung habe zuerſt den Wea der Ver=
ſtändigung
betreten. Er hoffe, derſelbe werde zu den beiderſeits
gewünſchten freundnachbarlichen Veraältniſſen führen. Imbriani
und Ferari erklärten ſich zufriedengenellt, worauf die Adreſſe ange=
nommen
wurde.
Vortugal. Der Dampfer=Klagoasu iſt am 7. unter der alten
Flaage Braſiliens mit dem Kaiſerpaar und deſſen Familie und
Gefolge in Liſſabon eingelaufen. Die Reiſenden verließen alsbald
das Schiff.
Herbien. Die ſerbiſche Curat=Geiſtlichkeit hat an die Tiiger
der Tiara, d. h. an den Metropoliten und die Biſchöfe ein Seuo=
ſchreiben
veröffentlicht, welches beſagt: Der Entwurf für die
Reorganiſation der Curat=Geiſtlichkeit kann von uns in keiner
Weiſe angenommen werden, weil derſelbe auf Zuſtände zurückgreift,
wie ſie im 12. Jahrhundert beſtanden, da bedingungsloſe Unter=
thänigkeit
der Geiſtlichen unter die Biſchöfe herrſchte. Wir aber,
Söhne des 19. Jahrhunderts und Bürger eines freien Rechtsſtaates,
verlangen, daß uns ein würdiges. unſere Freiheit nicht beengendes
Daſein gewährleiſtet werde. Wollen die Biſchöfe dieſen Wunſch
nicht erfüllen, ſo erklären wir, daß unſere Wege ſich von den ihrigen
trennen und daß zwiſchen uns und ihnen keine Gemeinſamkeit mehr
beſtehen kann."

[ ][  ][ ]

3526
Nr.
bitte ich Sie und das Offiziercorps Ihres ruhmreichen Regiments
meinen herzlichſten Glückwunſch entgegenzunehmen.
Großfürſt Sergius von Rußland.
Wir bemerken hierzu, daß Großfürſt Seraius im vorigen Jahr
das Barbarafeſt hier mitfeierte, dasſelbe aber in dieſem Jahr wegen
des bevorſtehenden Regiments=Jubiläums nicht beaangen wurde).
- Ordensverleihung. Se. Majeſtät der Kaiſer haben Aller=
anädigſt
geruht, Allerhöchſtihrem Generaladjutanten, General der
Kavallerie und Chef des Generalſtabes der Armee Grafen von
Walderſee die Erlaubnis zur Anlegung des Großkreuzes des
Großh. Heſſ. Ludwigs=Ordens zu erteilen,
Militärdienſtnachricht. Wernigk, Pr.=Lt. vom Großh. Heſſ.
Feld=Art=Regt. Nr. 25, zur Dienſtleiſtung bei der Artillerie= Prüfungs=
kommiſſion
kommandiert.
Heute früh wurde eine Allarmierung der Garniſonen von
Darmſtadt und Mainz erwartet, die beiderſeits gegen Groß=Gerau
vorrücken ſollten
88 Herrn Bahnverwalter Heuß wurde geſtern Nachmittag vor Ab=
gung
des Kaiſerlichen Extrazugs nach Worms durch den Königl.
Preuß. Geſandten Frhrn. v. Thhylmann eine Ordensauszeichnung
überreicht.
Am Samstag fand in der hieſigen Hauptſynagoge zur Feier
der Anweſenheit Sr. Majeſtät des Kaiſers ein feſtlicher Gottes=
dienſt
ſtatt, welcher durch entſprechende Geſänge ausgeſtattet war
und wobei der ſtellvertretende Rabbiner, Herr Dr. Selver, die Feſt=
predigt
hielt. Nachdem derſelbe die Freude geſchildert, mit welcher

die hieſige Bevölkerung Se. Majeſtät den Kaiſer empfangen, führte
der Redner in ausgezeichneter Weiſe aus, wie bei den Religionen

und ſpeziell auch bei der jüdiſchen Religion die Liebe zu Fürſt und
Vaterland feſt begründet ſei. Durch Citate aus der heiligen Schrift

erläuterte er insbeſondere, daß die jüdiſche Religion von ihren
Bekennern fordere, daß ſie ihre ganze Kraft dem Wohle des Staates
und der Gemeinde weihen, denen ſie angehören. Die wohl durch=
dachte
und mit Begeiſterung vorgetragene Predigt machte einen
tiefen Eindruck auf die zahlreich verſammelte Gemeinde.
Die Hüge brachten geſtern wieder eine Menge Fremde, die
ſich die Schmückung der Stadt anſahen.
In ſinniger Weiſe hat Herr Kommerzienrat H. Keller hier=
ſelbſt
ſeiner patriotiſchen Freude über den Kaiſerlichen Beſuch Aus=
druck
gegeben, indem derſelbe aus dieſem Anlaſſe dem Alice=
Hoſpital eine Summe von 200 M. dem Hilfsverein für
verwundete Soldaten im Felde für Heſſen und dem Invaliden= Unter=
ſtützungs
=Verein eine Summe von 300 M. überwies.
Von der Kammer für Strafſachen wurden die wegen eines
Bauunfalls am 28. Auguſt v. J. auf der Bauſtelle der =Stadt
Pfungſtadt: Angeklagten, Architekt H. Döring und Maurermeiſter
V. Wagner von hier und Maurermeiſter J. Dechert von Pfungſtadt,
für nicht ſchuldig erkannt und von Strafe und Loſten freigeſprochen.
Ein höchſt drolliger Zwiſchenfall ereignete ſich am Freitag
morgen vor dem Schmenger'ſchen Laden in der Rheinſtraße, wenige
Minuten ehe der Kaiſer vorbeifuhr. Eine ältere Frau hatte ſich
Um beſſer ſehen zu können, auf ein dort aufgeſtelltes leeres Faß
poſtiert; vermutlich war ſie etwas unruhig, vielleicht ſuchte ſie auch
die kalten Füße durch Treten zu erwärmen - plötzlich brach der
Boden und die Frau verſank in dem Faße. Daß die Umſtehenden
ſich vor Lachen nicht zu halten wußten, war Niemanden übel zu
nehmen. Schließlich gelang es denn doch mit vieler Mühe die Ver=
ſunkene
wieder zu Tage zu fördern und auf feſten Boden zu ſtellen,
worauf ſie ſich raſch entfernte. Ein anderer Unfall ſcheint
bedenklichere Folgen gehabt zu haben. Am Freitag abend rannte
am Markt ein etwas raſch um eine Ecke fahrendes Rollfuhrwerk
eine Chaiſe an, ſo daß dieſelbe umfiel und der Inſaſſe verſchiedene
Verletzungen erlitt.
Die Vertretung der preußiſchen Hagelverſicherungsgeſellſchaft
für das Großherzogtum Baden iſt Herrn Generalagent Karl Gaulé
dahier übertragen worden. Derſelbe vertritt bekanntlich genannte
Geſellſchaft bereits für das Großherzogtum Heſſen und die Regie=
rungsbezirke
Caſſel und Wiesbaden.
0. Erbach i. O., 7. Dez. Geſtern war der bieſige Militär=
und Veteranen=Verein zu den Empfangsfeierlichkeiten zu Ehren
Sr. Majeſtät unſeres Kaiſers mit den ſeitens der Direktion der Heſſ.
Ludwigsbahn eingelegten Extrazügen nach Darmſtadt gefahren.
Sämtliche Mitglieder des Vereins haben beide Male, beim Einzug
ſowohl wie auch zur Fahrt nach der Jagd, Se. Majeſtät ſehr gut
ſehen können, ebenſo auch die prachtvolle Ausſchmückung Darmſtadt's
bewundert.
0. Michelſtadt i. O., 7. Dez. Am Samstag Abend iſt in Ilſen=
burg
die verwitwete Erbaräfin zu Stolberg=Wernigerode,
geborene Gräfin von Erbach=Fürſtenau, geſtorben.
4. Mainz, 8. Dezember. Zu der zu Ehren der Anweſenheit
des deutſchen Kaiſers Samstaa mittag 5 Uhr im Kaiſerſaale des
Großh. Reſidenzſchloſſes zu Darmſtadt ſtattgehabten Galatafel
waren den Spitzen der hieſigen ſtädtiſchen, ſtaatlichen und militäri=
ſchen
Behörden auch Einladungen zugegangen.
Worms, 7. Dezember. Hier iſt eine telegraphiſche Nachricht
eingetroffen, daß der Kaiſer eine Arbeiterdeputation
empfangen werde.

2406
Frankfurt, 7. Dezember. Die Redaktionen der hieſigen Preſe=
klagen
über das geringe Entgegenkommen der mit den Vorbereitung
zum Kaiſerbeſuch betrauten Behörden und verweiſen mit Recht,
auf das in jeder Beziehung entgegenkommende Verhalten der
Darmſtädter Behörden während des Beſuchs des Kaiſers.
Frankfurt, 7. Dezember. Die bewilligten 60000 M. reichen zu
Ausſchmückung der Stadt u. ſ. w. nicht aus, weshalb e
die Stadtverordneten eine Nachforderung gelangen wird. Wie wir=
vernehmen
, wird der Kaiſer auch Sachſenhäuſer Boden betrete
und das Städel'ſche Kunſtinſtitut beſuchen, um die Statue ſeine
Vaters von Profeſſor Kauper in Augenſchein zu nehmen. Drl
Valmengarten iſt für den Tag des Kaiſerbeſuchs für 800 000 A,
bei der Providentia' verſichert, da die Gobelins und ſonſtig
Dekorationsſtücke einen großen Wert beſitzen. Abends iſt außer dm
geplanten bengaliſchen Beleuchtung ſämtlicher Gärten und Vill e
der Bockenheimer Landſtraße nunmehr auch eine Beleuchtung dn
ganzen Anlagen des Valmengartens ſowohl bei der Ankunft al
bei der Abfahrt des Kaiſers in Ausſicht genommen. Auch deh
Opernhaus ſoll nach Beendigung der Vorſtellung bei der Abfahn
des Kaiſers in bengaliſchem Lichte erſtrahlen, dem ſich dann die
Gärten vom Bockenheimerthor bis zum Taunusthor anſchließ e
werden. Ein großartiges Schauſpiel für unſere Stadt, welches 3½
gleich den Schluß der ganzen Veranſtaltungen bezeichnet, dürfte Oi=
ebenfalls
noch in Ausſicht genommene bengaliſche Beleuchturg
des Pfarrturmes ſein, welcher in einem Feuermeer von farbige
Licht während der Abfahrt des kaiſerlichen Zuges, nachdem derſelt=
den
Bahnhof verlaſſen, erſtrahlen ſoll.
Eſſen a. d. Ruhr, 6. Dezember. In der geſtern ſtattgehabt.
zahlreich beſuchten Verſammlung der Delegierten der Beraarbeit.
des Bochumer, Gelſenkirchener und Dortmunder Reviex
wurde nach längerer Beratung beſchloſſen, durch Wiederaufnahrh.
des Streiks die Aufhebung der Arbeiterſperre zu erzwingen un
dieſen Beſchluß der am Sonntag ſtattfindenden Bergarbeiter= Ve=
ſammlung
als Reſolution vorzulegen.
Eſſen, 6. Dezember. Der =Rh. Weſtf. 8tg.- zufolge machen Liſ=
Landräte der Eſſener Kreiſe bekannt, daß im Revier nur noch
Bergarbeiter ohne Beſchäftigung ſeien, alle übrigen hättn
anderwärts Arbeit gefunden. Von den 154 Delegierten, die in PI.
Mai von den hieſigen Belegſchaften gewählt worden ſeien, ſind üu ½4.
Stadtkreiſe alle, im Landkreiſe 91 auf derſelben Zeche beſchäftict
Eſſen, 7. Dezember. Im Verlauf der Vorſtandsſitzung a=
Bergbaulichen Vereins erſchienen die Oberpräſidenten d=
Provinzen Rheinland und Weſtfalen, der Berghauptmann des Obw
bergamtsbezirks, ſowie die Präſidenten der Regierung zu Düſſeldu.
und Arnsberg. Oberpräſident Freiherr v. Berlepſch erklärte ne
Kenntnisnahme von den Beſchlüſſen des Vorſtandes: Nachdem O.
Vorſtand beſchloſſen, den Zechen die Aufhebung der Sperre angl
raten, und die Vertreter der Eſſener Zechen gemäß der Erkläru
des Direktors Krabler mit dieſem Beſchluſſe ſich einverſtanduf
erklärt haben, werde ich den Vertretern der Bergarbeiter Fiſchr
Margraf., Bollmann noch heute Abend oder morgen früh von Ol
Beſchlüſſen Kenntnis geben und ihnen dabei eröffnen, daß, wen
die Bergleute des Eſſener Reviers trotz der Erklärung den Strei.
beſchließen, ſie ſich jeder Sympathie von Seiten der Regierungs
behörden begeben würden. Der Oberpräſident von Weſtfalen ſchlſ
eine gleiche Erklärung bezüglich der Bergleute Weſtfalens an.
Bochum, 7. Dezember. Der Redakteur Becker, vom Blat
Schlegel und Eiſen; wurde wegen Beleidigung von 50 Zechen
verwaltungen zu drei Wochen Gefängnis und Tragung ſämtlick=l
Koſten verurteilt. Der Prozeß giebt eine glänzende Rechtferäl
gung der Zechenverwaltungen.
Verlin, 6. Dezbr. Der Reichstags=Abgeordnete Hammach
hat Schritte gethan, um eine Verſtändigung zwiſchen den wet
fäliſchen Gruben=Direktoren und den dortigen Arbet
nehmern herbeizuführen. Auf Seite der Regierung wird ä
größte Wert darauf gelegt, daß ein Streik unterbleibt. Die arn
lichen Nachrichten über die Stimmung im Kohlenrevier ſollen k
65
ganz unbedenkliches Bild ergeben.
Berlin, 7. Dezember. Die hier eingelaufenen Nachrichten Af
Cannes über das Befinden des Großherzogs von Meckle
burg=Schwerin ſind in keiner Weiſe zufriedenſtellend. Der H
ſtand des hohen Patienten flößt ernſte Beſorgniſſe ein.
Paris, 7. Dezember. Wie hieſige Blätter melden, hat der Fich
von Monaco ſeiner Gemahlin, bekanntlich eine verwitwete Herzo.i.
von Richelieu und geborene Heine, das Verſprechen gegeben,
Spielhölle von Monte Carlo nach dem erſten Selbſtmof
der wieder ſtattfinde, zu ſchließen. Die neue Fürſtin iſt ſehr rec
und ſoll ſehr fromm ſein; weshalb aber nach den vielen Opf.ſ
noch ein neues gefordert wird, ehe man ſich entſchließt, die Brck
aufzuheben, iſt unverſtändlich.
London, 7. Dez. Die Times' meldet aus Sanſibar: Em;
war 10 Stunden bewußtlos, kann aber wieder ſprechen und hf
in 10 Tagen überzuſiedeln.
London, 6. Dezember. 6000 Arbeiter der South Metropolit-
Gasgeſellſchaft kündigten für nächſten Mittwoch einen Maſſer
ausſtand an, falls die Verwaltung nicht das mit den nic)
unioniſtiſchen Arbeitern getroffene Abkommen rückgängig macht.

[ ][  ][ ]

Kaiſer Witlhelm's II. Beſuch in Darmſtadt.
Dem Bericht über die Jagd am Freitag in Kranichſtein tragen
vir noch nach, daß an derſelben teilnahmen: Se. Maj. der Kaiſer,
S. K. H. der Großherzog, S. P. H. der Erbaroßherzog.
S. G. H. Prinz Heinrich, S. G. H. Prinz Wilhelm und
G. H. Prinz Holſtein. Ferner Se. Exz. General=Lieutenant
Hahnke, S. Exz. General=Lieutenant v. Wittich, Se. Exz. Wirkl.
Geh. Rat v. Lucanus, Hofmarſchall Graf v. Pückler, General Graſ
. Wedel, Major v. Scholl, Major v. Hülſen, Generalarzt Dr.
Leuthold, Erz. Frhr. v. Thielmann, Major Frhr. v. Grancy, Oberſt=
hofmarſchall
v. Weſterweller Exz. und Jägermeiſter Muhl.
Bei der Theater=Vorſtellung am Samstag abend fand
zwiſchen den Scenen aus der 8auberflöte und dem Schlußakte
er Kaiſerstochter; eine halbſtündige Pauſe ſtatt, in welcher die
ſllerhöchſten Herrſchaften im Foher den Thee einnahmen. Während
ſieſer Pauſe nahmen Seine Majeſtät Veranlaſſung, zahlreiche Per=
ſonen
durch längere Unterredungen, ſo auch den hier eingetroffenen
Pöniglich Bayeriſchen Geſandten am Großh. Hofe Grafen v. Tauf=
brchen
, auszuzeichnen.
Samstaglvormittag 9½ Uhr begaben ſich Se. Maj. der Kaiſer,
Se. Königl. Hoheit der Großberzog, Se. Königl. Hoheit der Erb=
roßherzog
, Se. Großh. Hoheit Prinz Heinrich, Se. Hoheit
Prinz Holſtein zur Jagd in den Groß=Gerauer Wildpark. Ferner
nahmen an derſelben teil: Exz. Generallieutenant v. Hahnke, Exz.
Generallieutenant v. Wittich, Exc. Generallieutenant v. Grolman,
Erz. Wirkl. Geheimerat v. Lucanus, General Graf v. Wedel, Hof=
narſchall
Graf v. Pückler, Major v. Scholl, Major v. Hülſen,
Generalarzt Dr. Leuthold, Exz. Freiherr v. Thielmann, Exz. Oberſt=
hofmarſchall
v. Weſterweller, Hofſtallmeiſter Freiherr v. Riedeſel
und Jägermeiſter Muhl.
Bei der Ankunft in Groß=Gerau wurden Se. Majeſtät
vn der zahlreich berbeigeſtrömten Landbevölkerung mit großem
Fubel empfangen. Auf dem feſtlich geſchmückten Bahnhof hatten
de Kriegervereine des Bezirks, die Schulen und die Behörden Auf=
ſellung
genommen. Brauſender Jubel begrüßte den Kaiſer, der
nach allen Seiten dankte und dem Kreisrat v. Löw, ſowie dem
Pürgermeiſter Schadt die Hand ſchüttelte. Er erinnerte dabei an
ſäne Anweſenheit vor 5 Jahren. Darauf fuhren die Herrſchaften
drch die glänzend geſchmückte Hauptſtraße zum Park. Se. Königl.
Hoheit der Großherzog, an deſſen Seite Se. Großh. Hoheit
Prinz Heinrich ſaß, lenkte den prächtigen fünfſpännigen Jagd=
hagen
, in welchem S. M. der Kaiſer mit Sr. Kal. Hoh. dem
Erbgroßherzog Platz genommen hatten. Das Jagdfrühſtück
ſind im Park ſtatt. Zur Strecke gebracht wurden 26 Stück Wild.
Die Rückkehr von der Jagd erfolgte um 14 Uhr und
nurde Seine Majeſtät bei der Fahrt nach dem Schloſſe von der
zhlreich in den Straßen ſich bewegenden Menge lebhaft begrüßt.
Samstag abend um 5 Uhr fand in dem Kaiſerſaal des Großh.
Keſidenzſchloſſes große Galatafel mit 114 Gedecken ſtatt. Die
Finladungskarte zu derſelben trug in der linken oberen Ecke auf
nndem Schild den heſſiſchen Löwen und darum den Wahlſpruch:
Jony soit, qui mal y pense. Unter dem Text der Einladung zeigt
ſich in lichtem Rot das Bild des Großh. Reſidenzſchloſſes von dem
beughausplatz aus. Die Tafel war in Hufeiſenform aufgeſtellt
und war aufs reichſte mit prächtigen ſilbernen Aufſätzen, welche
Clumenarrangements, meiſtens von Chrhſanthemum, Maiblumen,
und roten Tulpen, trugen, koſtbaren ſilbernen Candelabern, mäch=
ſigen
ſilbernen Humpen und Blumenkörben aus feinſtem Vorzellan,
eauf die Länge der Tafel hinziehenden ſilbernen Plateaus ſtanden,
grſchmückt. Vor dem Gedeck Sr. Majeſtät des Kaiſers ſtand ein
ſroßartiger hoher ſilberner Tafelaufſatz, den Großherzog Ludwig III.
grlegentlich ſeines 25jährigen Regierungsjubiläums vom Land er=
halten
hatte. Um den Fuß des Auſſatzes lagen auf dem Damaſt=
hfeltuch
Orchideen= und Camelienblüten. Von Gedeck zu Gedeck
zg ſich um die ganze Tafel herum eine Blumenguirlande, außer=
dem
war bei jedem Couvert ein kleines Sträußchen. Das Tafel=
ſuevice
beſtand meiſt aus Silber, doch wurden auch Teller von koſt=
brrem
Porzellan geſtellt.
Zur Rechten Sr. Majeſtät des Kaiſers ſaß Ihre Kal. Hoh.
die Prinzeſſin Heinrich während Hochdemſelben zur Linken Se.
Agl. Hoh. der Großherzog. Platz genommen hatten. Weiter
ur Rechten und Linken Sr. Majeſtät ſaßen Se. Königl. Hoheit der
Erbgroßherzog, Ihre Großh. Hoheit die Prinzeſſin Alix,
Are Großh. Hoheiten die Prinzen Heinrich und Wilhelm,
ſtwie Se. Hoheit Prinz Albert Victor von Schleswig=
bolſtein
. Zur Teilnahme an der Tafel waren ferner J. J. Durchl.
Lurchl. die Fürſten zu Solms=Braunfels, zu Pſenburg=Büdingen,
u. Solms=Hohenſolms=Lich, zu Pſenburg=Birſtein, J. J. Erl. Erl.
de Grafen zu Pſenburg=Meerholz, zu Solms=Rödelheim, zu Solms=
Laubach, zu Erbach=Erbach, zu Stolberg=Roßla und Graf von
chlitz genannt von Görtz erſchienen. An die Spitzen der Civil=
und Militärbehörden und die Hofſtaaten waren ebenfalls Einlad=
ungen
ergangen.
Während der Tafel brachte Se. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
folgenden begeiſtert aufgenommenen Toaſt auf Se. Maj
m Kaiſer aus:=Geſtatten Ew. Majeſtät meinen Dank und meine

Nr. 240a

3627

Freude auszuſprechen, Sie hier begrüßzen zu können, wo Sie ſo oft
als lieber Verwandter in meiner Familie geweilt haben. Mein
ganzes Heſſenland teilt dieſe Freude und iſt glücklich, daß ihm Ge=
legenheit
geboten wird, ſeinen Gefühlen der=Treue und Anhäng=
lichkeit
an Kaiſer und Reich Ausdruck zu geben. Wenn es auch
draußen kalt iſt, ſo ſchlagen doch unſere Herzen warm, in dem
Wunſche, daß es Ew. Majeſtät vergönnt ſei, Deutſchland lange und
mit Segen zu regieren, daß es ſich im Frieden nach Innen und
Außen entwickele. Laſſen Sie unſerer Liebe und Verehrung Aus=
druck
geben in dem Rufe Se. Majeſtät der Kaiſer lebe hoch!
Se. Majeſtät der Kaiſer dankte für den ſchönen Empfang in
Darmſtadt und gedachten Allerhöchſtihres früheren Aufenthalts
hierſelbſt. da Er in der Familie des Großherzogs nicht wie ein
Verwandter, ſondern wie ein Sohn aufgenommen worden ſei. Er
gedachte ferner des ruhmreichen Anteils, welcher Sr. Königl. Hoheit
dem Großherzog und ſeinen tapferen Heſſen an der Erringung von
Deutſchlands Größe und Einheit gebühre, und ſprach die Hoffnung
aus, daß. wenn es wieder einmal nötig werden ſollte, für die
nationalen Güter in den Kampf zu gehen, ſich die Heſſen wieder
ebenſo tüchtig bewähren würden. Das Hoch Se. Majeſtät galt dem
Heſſiſchen Volke, ſeinem Herrſcher und Höchſtdeſſen Haus. Die Ver=
ſammelten
ſtimmten in das Hoch begeiſtert ein.
Das Menu, blau und rot auf große Karten, die in ſilbernem
Grund den heſſiſchen Löwen trugen, gedruckt, lautet wie folgt:
Tafel
am 7. Dezember 1889
im Großherzoglichen Schloſſe zu Darmſtadt
Auſtern
Chablis
Roſſolnick=Suppe
Sherry und Madeira
Römiſche Paſtetchen
Bachforellen mit Kräuterbutter
Champagner Roederer
Roaſtbeef
Gansleberſchnitten
Friſchlingskopf mit Orangenſauce
1862 Chäteau Laroſe
Kaiſer Punſch
Faſanenbraten mit Kreſſen
1868 Rüdesheimer
Cardonen mit Ochſenmark
Maraſchino=Creme
Portwein
Pfirſich= und Vanille=Eis
Tokayer.
Für die Tafel=Muſik, ausgeführt von der Kapelle des
1. Großh. Heſſ. Inf.=(Leibgarde=Regts. Nr. 115 war folgendes
Programm aufgeſtellt:
1) (M.M.) Marſch, komponiert von Sr. Maj. Friedrich dem Großen
lmit Fanfaren von J. Koſteck, ausgeführt mit Heroldtrompeten).
2) (Str.=M.) Entrakt aus =Mignon von A. Thomas.
3) M.M.) Lichtertanz der Bräute von Kaſchmir, aus Feramors
von A. Rubinſtein.
4) M.M.) Tonbilder aus Die Walkürer von R. Wagner.
5) (Str.=M.) Czärdas aus Der Geiſt der Wojewoden
6) M.M.) Armee=Marſch Nr. 7. 1. Bataillon Garde (1806) mit
Heroldtrompeten.
7) (Str.=M.) a. Frühling und Liebe', b. Seligkeit', Lieder von
Oskar v. Cheluus.
8) M.=M.) Zigenner=Ständchen von W. Nehl.
9) (Str.=M) Marſch des Kaiſ. Ruſſ. Leibgarde=Regiments Seme=
nowsky
(1826). Armeemarſch Nr. 62 (Regiments=Kolonne)
mit Heroldtrompeten.
10) M.=M.) Heſiſcher Leib=Garde=Marſch von W. Hilge.
Der Fackelzug am Samstag Abend, mit welchem eine
Serenade der hieſigen Geſangvereine verbunden
war, geſtaltete ſich zu einem der impoſanteſten, welchen die Reſidenz
wohl je geſehen. An 60 Korporationen waren vertreten, die zum
Teil vollzählig erſchienen; über 3000 Fackeln, meiſtens ruhig und
gleichmäßig brennende Wachsfackeln, ſchlängelten ſich durch die
Hauptſtraßen - wir haben ſie ſchon genannt, ebenſo wie die
Namen der teilnehmenden Vereine und Innungen - und gewährten
in der That ein überaus ſchönes Bild. Einzelne Korporationen,
wie die Metzger ꝛc. waren nach altem guten Brauche in ihr er
Handwerkertracht und bekundeten dadurch den Charakter der ganzen
Ovation als einer echt volkstümlichen. Entgegen früherer Beſtim=
mung
wurde der Zug erſt um 9 Uhr aufgeſtellt und erfolgte der
Abmarſch von der Soderſtraße aus um 94 Uhr. Zur ſelben Zeit
als die Theatervorſtellung beendet war, langte der Zug durch die
Zeughausſtraße auf dem Paradeplatz an und zog nun auf in=
zwiſchen
geäußerten Allerhöchſten Wunſch von der Rheinſtraße aus
in den Glockenhof des Schloſſes, wo unter den Fenſtern Seiner
Majeſtät des Kaiſers der weit über eine halbe Stunde lange
Fackelzug vorbeidefilierte und durch den Kirchenhof nach dem
Theater zu das Schloß wieder verließ. Se. Majeſtät und die

[ ][  ]

Mitalieder der Großh. Familie waren während der ganzen Ovation
am Fenſter ſichtbar und dankte der Kaiſer wiederholt durch Neigen
des Hauptes für die lebhaft dargebrachten Huldigungen. Nach Vorbei=
marſch
des Zuges nahmen die Sänger unter den Fenſtern Seiner
Majeſtät des Kaiſers Aufſtellung und trugen unter Leitung des
Herrn Muſikdirektor Senff drei Lieder: Gott grüße dichBrüder
reicht die Hand zum Bunde= und das Deutſche Lied= in ganz
vorzüglicher Weiſe vor. Zum Schluß der Ovation brachte Herr
Muſikdirektor Senff ein begeiſtert aufgenommenes Hoch auf Seine
Majeſtät aus. Zum Kaiſer befohlen, drückte Allerhöchſtderſelbe
ſeine Anerkennung über die dargebrachte Ovation aus; die Leiſtung
ſei um ſo vorzüglicher, meinte Se. Majeſtät, als ihm auf ſeine Frage:
ob die Geſänge von Einem Vereine ausgegangen? Herr Senſf er=
wiederte
, daß ſich zu dieſem Behufe eine ganze Anzahl Geſang=
vereine
zum erſtenmale vereinigt hätten. Se. Majeſtät äußerte,
daß ihm das Deutſche Lied= beſonders gefallen habe, wohl des=
halb
, weil er es ſchon oft gehört habe und bat wiederholt, allen
Mitwirkenden ſeinen beſten Dank zu ſagen.
Es war 10 Min. nach 11 Uhr als die Sänger das Schloß
verließen, um ſich nach allen Richtungen hin zu zerſtreuen; eine
allgemeine Luſammenkunft im Saalbau konnte der vor=
gerückten
Nachtſtunde halber nicht wie verabredet geweſen, zuſtande
kommen, doch fanden ſich daſelbſt gegen 12 Uhr immer noch circa
200 Sänger zuſammen. Herr Oberlehrer Backes brachte dabei noch=
mals
ein Hoch auf Se. Maj. den Kaiſer und auf Se. Königl.
Hoheit den Großherzog aus, ſpäter auch auf den Dirigenten der
Serenade Herrn R. Senff. Dazwiſchen ertönten Chöre des
Mozart=Vereins', des =Liederzweiges; und des Vereins=Frohſinnv.
Auch Solovorträge (Deklamation und Geſana) wurden geboten und
geſtaltete ſich das Ganze zu einem recht ſchönen und geſelligen
Zuſammenſein.
Die Studierenden der techniſchen Hochſchule
vereinigten ſich unter Teilnahme der Geſamtheit der Profeſſoren
im feſtlich dekorierten Saal des Rummelbräu. Stud. Teichmüller,
zur Zeit Vorſitzender des Studentenäusſchuſſes, eröffnete etwa um
12 Uhr nachts den Kommers mit einer entſprechenden Rede, in der
er mitteilte, daß Kaiſer Wilhelm Allerböchſt ſeinen herzlichſten Dank
für den prachtvollen Fackelzug zum Ausdruck gebracht habe,
worauf nach der bekannten Melodie Vom hohen Olymp herab
ward uns die Freude; das erſte Lied:
Ein Tag des Jubels, übergroßer Freude
Brach an in ſonnger Strahlenpracht;
Ein Tag. wo jeber ſich im Feierkleide
Zum Grußdes Kaiſers aufgemacht."
ꝛc. ꝛc. zum Vortrag kam. Stud. Proſch vom Akademiſchen
Verein, welcher bald darauf das Wort erhielt, wies darauf hin,
wie in der ganzen Stadt, beſonders auch bei der akademiſchen
Bürgerſchaft, ein Jubelruf erklungen ſei, als es bekannt
wurde, daß der Kaiſer kömmen werde. Die Studentenſchaft Darm=
ſtadts
preiſe ſich glücklich, ibre Geſinnung durch einen Salamander
auf das ewige Heil des Deutſchen Reiches und des Deutſchen
Kaiſers bethätigen zu können. Stud. Roos toaſtete auf Se. Königl.
Hoheit den Großherzog als Beſchützer der Kunſt und Wiſſen=
ſchaft
und als Mitbegründer des geeinigten deutſchen Vaterlandes.
Studentiſch=patriotiſche Lieder wechſelten mit zahlreichen Anſprachen,
unter denen wir diejenigen des Stud. Mohat auf die Profeſſoren,
des Direktors der Hochſchule, Profeſſors Landsberg, auf die ſtudie=
rende
Jugend, des Gtüdl. Henſing auf die Gäſte, des Stud. Zim=
mermann
auf die Stadt Darmſtadt, des Stadtverordneten Rückert,
der mehrfach ebenſo wie andere Redner durch ſtürmiſche Beifalls=
ſalven
unterbrochen wurde, auf die techniſche Hochſchule (den Stolz
der Stadt Darmſtadt), wobei der Wunſch eines innigen Zuſammen=
gehens
der Bürgerſchaft der Reſidenz mit der Studentenſchaft zu
beredtem, jubelnd begrüßtem Ausdruck kam, erwähnen. Prof. Weiß
und Stud. Röſchen feierten als Antwort auf einen der ſtudierenden
Jugend gewidmeten Salamander die Studentenſchaft und Stud.
Mann in ſehr wirkungsvoller Rede die deutſchen Frauen und Jung=
frauen
, Ihre Majeſtät die Kaiſerin als Vorbild einer deutſchen
Frau begeiſternd feiernd. Nach den Klängen des herrlichen Bür=
ſchenliedes
72 alte Burſchenherxlichkeit' wurde bald darauf der
offizielle Teil des Kommerſes geſchloſſen, jedoch blieb man bei
gutem Bier, fröhlichem Sang und Gläſerklingen noch lange in bei=
terer
Weiſe zuſammen.
Sonntag Vormittag fuhren Se. Majeſtät der Kaiſer nach dem
Mauſoleum auf der Roſenhöhe und von da zum Gottesdienſt in
die Stadtkirche, wo Herr Superintendent Dr. Sell die Predigt
hielt. Der Kirchengeſangverein wirkte bei dem Gottesdienſt mit.
Die Kirche war überfüllt. - Die vielfach verbreitete Mitteilung,
Se. Majeſtät werde zum Frühſtück in das Offizierscaſino des Großh.
Feld=Art.=Regts. Nr. 25 kommen, entbehrte der Begründung.-
Nachmittags 3 Uhr erfolgte mittelſt Extrazugs die Abfahrt nach
Worms, von wo die Rückkehr um ½8 Uhr erfolgte. Mit Sr.

Majeſtät dem Kaiſer begaben ſich dorthin Se. Königl. Hoheit !
Großherzog, Se. Königl.Hoheit der Erbgroßherzog, JJ. GG.
die Prinzen Heinrich und Wilhelm. Bei der Anfahrt zum Lu
wiasbahnhof wurde der Kaiſer von der zahlreich verſammelten
völkerung wieder lebhaft begrüßt.
Großherzogkiches Hoftheater.
Samstag den 7. Dezember.
Kriegim Frieden von Moſer und Schönthan.
Zu Ehren Sr. Majeſtät des Kaiſers trugen auch heute
Haus und die Zuhörerſchaft ein feſtliches Gewand. Im Glar=
des
elektriſchen Lichtes ſah man überall helle, heitere Dam=
toiletten
, Juwelen= und Blumenſchmuck, blitzende Uniformen
zahlreiche zum Teil ganz neu aufgegangene Ordensſterne. Nachh=
das
Orcheſter zur Einleitung der Vorſtellung zwei Muſikſtücke
pielt, erſchienen etwa um 8 Uhr Se. Majeſtät der Kaiſer, Se. K.
Hoheit der Großherzog, Se. Kgl. Hoheit der Erbgroßherzog, Je
Kal. Hoheit Prinzeſſin Heinrich von Preußen, Ihre Großh. Hoht
Prinzeſſin Aliz, Seine Großherzogliche Hoheit Prinz Heinh
mit Allerhöchſtihrem Gefolge. Die Allerhöchſten Herrſchaften n=
men
diesmal in den großen Proſceniumslogen rechts und links
Bühne Platz, das Gefolge in der großen Mittelloge und den anda
Logen vor der Scene. Der Kaiſer welcher Huſarenuniform 1r.,
ſaß links von ſeinem erlauchten Wirte, rechts von dieſem die!
anmutiger Schönbeit ſtrahlende Prinzeſſin Irene. Eine
ſondere Begrüßung des Allerhöchſten Gaſtes durch das Publin
erfolgte fwöhl auf Wunſch) diesmal nicht. Doch bedeuteten die it
ſowie in den Zwiſchenakten ſich immer und immer wieder auf di
richtenden Blicke ſicher ebenſoviel von Herzen kommende Huch,
ungen. Wenige Sekunden vor dem Eintritt der hohen Herrſchafn;
hatte ſich der Vorhang gehoben. Wie wir hörten, ſoll das füre
zweite Feſtvorſtellung gewählte Stück dies dem Umſtande verdauk,
daß Seine Majeſtät noch nicht Gelegenheit hatte, dasſelbe zu ſch.
Es war unſerm vortrefflichen Schauſpielperſonal hiermit eine di=
bare
Aufgabe geworden. Die hohe Ehre, vor den Augen des
habenen Fürſten Zeugnis von ihrem künſtleriſchen Können ch=
legen
, eiferte alle Mitwirkenden an ihr Beſtes zu geben und ſe
Vorſtellung verlief denn auch in flotteſter Weiſe. Seine Majikz
folgte mit ſichtlichem Intereſſe den heiteren und komiſchen Scin,
des Stückes und gaben in lebhafter Weiſe Ihren Beifall zu
kennen. Seitens des Publikums wurden die Künſtler ebenſe
durch reichen Beifall und wiederholten Hervorruf für ihre Leiſtuſ
belohnt.

Allen Verwandten, Freunden und Bekannten hierm
die traurige Nachricht, daß es Gott dem Allmächtigel
gefallen hat, unſern Onkel und Vetter
Herrn Wilhelm Wagner,
Fuhrmann,
nach kurzem aber ſchwerem Leiden zu ſich zu rufen.
Um ſtille Theilnahme bittet
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Hess.
Darmſtadt, den 8. Dezember 1889.
Die Beerdigung findet Dienstag Nachmittag um 2 U
vom Leichenhauſe aus ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe innigſter Theilnahme bei u
Hinſcheiden meiner lieben unvergeßlichen Mutter
Ottilie Wüst
ſage Allen meinen aufrichtigſten herzlichſten Dank.
Marie Wüfi.
Darmſtadt, 7. Dezember 1889.
Tageskalender.
Montag. 9. Dezember: Konzert der Großh. Hofmuſik zum Ben
des Witwen= und Waiſenfonds im Saalbau.

Hierzu eine Beilage für Nichtpoſtabonnenten=Proſpekt, betr. Bachem's Novellen=Sammlung, ſowie eine weit=
Beilage Kaffee=Empfehlung von B. J. Willms in Cölnz.
Drmk und Verlag: L. C. Wittichſche Hatbuchdmderai.
VBerantwortlich fir die Redaſion= Carl Wilſch.